Nee N (9. Rt (% BR, MUST; YET We | N By ala SINE AIR A : vun VUN My JM U E® MUT UU UMTS WU MAN iyag v N v w Ei BUNDES En e S SERIE DIE gi Mo yyrg N MUSYnB®® uw Yv° Ü LINES Vi ey y ION DR MRS ANORG; a ANWAARAR AT\AA/ NVNATN AARA, 2 a A ARRBARSSEAGARAR TR SEEN ST RS Keen RAN, Ar „Ana ARF / A AAAAK; An AAN AN 3. 5coRRhRABARRARAA Ann RAR - Y % AR AAnAnnnann AMAAAMA an AR en ya TARA A RINORAR, An Aalaaaaaa YA 2 2 Vasen a RE A) NAAR AAN A 5 N ARURTAEERE AAAER ash A A ANARA ARAAAi S A AA AA T, AM ARAr AR Aia ' AAAAZ AR A a am A A AI. RSERAN EN Te ROW RRRARR N a WAT OL LERANSBRNAN NUN BARRIERE PARAT ARAA | Kan ANA AA TAARR ANAAMAANR REN ANN h ARAPRRRBRANMN An AAAMUAn ya An Aa AAMAARAAARA,. N) Aria nm N REN MR NOMER MARRIR AR ARALAyAAA NV Annan ö ARE? RAR ARENA Ann R We fr zum aan Ep BE ARAAN AR Saas AN „ TONGA a ee DUB RT BRENNER An Aan,nnN NE A AL Au LU LAN, AnAMARANR MAANARER N Im \ AA A NW ARAANANNN Ann aan, ma AR MARMAANı A RN Mi N nn SEN un ae rta A Ne N WAR Tr an am a a Fr A ME aaa Vf NS AR aan D A - Sw Ya a2 Ber. u Pr AARD Fr d, MAaaR >>) } DB > >) en 3 3 Ey) >> DB >) 3» NANG AA Am >> > >5 2 > S PD 3» "5 E>>2 >; 2 =: >> >2 a: >> >‘ > > >» >: > 2 > ; > > >> » >> » »> 3 SARA AAARMRANIARFRTTT ANA ANARARD ee ARM hr MORAL N RER AN BERRSARUNN N ann ) AANANAA 2 ANA AA Asa AR% pre Ban ya An PETER Tan Daran, Ban. uam EM nanannnaan N AAAR IE a PNA Avon nen Zr Ar BRIRDERDRN an OR RER AR, nö ggegae 7 PR AR aRaa ranann? m z ER aa a Aä AR: A 5 $ Pr | \AAAnAAAARR, RT pn 2 nA N am Lars RANARN ANAn AAAAr rr LITER N men MONI ARERREN FRONT WANEGOTR DAN n ARARAAN nndan AA nm MERRRSMAAAR RAAT % ET =. MRBBBR AN En Da ann A RER | "teen EEE RT Ä AAN RESTE AN ARRAMN a N AAARr ARNANAr . | K EN nr a Nasa nn N ee Am NAnNnt „nnai ARAMAAAANTN N m m. en AORR AA N aa AAN N? a züh In a AM N Ya MN an AAN aM N AYW Anl N DE „n TI NARFLAFR DRAG, AAA N AAN AR AARAR x RR i % TR AN MnARaAAAAANA Ma N ri nA Aueh N A MA Ay un a FA Mu, aueh a AAN BARCEST: ANA» AR es Aü KBARHA Aa BEroon RN a Sal 225 PN: BERICHTE ÜBER DIE MITTHEILUNGEN VON FREUNDEN DER NATURWISSENSCHAFTEN | in Wien; gesammell und herausgegeben von WILHELM HAIDINGER. IH. Band. Nr. 1—6. Juli, August, September, October, November, December 1847. Sc RQagSI>-- WIEN 1843, Bei Braumüller und Seidel, k. k. Hofhuchhändler. E Te Nie ermüdet stille steh’n, x Gedruckt bei Anton Benko. - Schiller. E n “ Vorwort zum dritten Bande. jr Die hochverehrten Theilnehmer an der Subscription zur Herausgabe der „Naturwissenschaftlichen Abhandlungen“ empfingen für den eingezahlten Betrag von 20 fl. C.M. den ]. Band dieses Werkes, im Preise von 15 fl., und die Bände I und Il der gegen- wärtigen Berichte im Preise von 5 fl., für das erste Subseriptionsjahr vom 1. Juli 1846 bis 1. Juli 1847. Denselben ist für das laufende Subscriptionsjahr, für welches nun der III. Band der Berichte als er- stes Halbjahr ausgegeben wird, eine weit beträchtli- chere Betheilung zugedacht. Der II. Band der Abhand- lungen mit theilsschon gedruckten, theils druckfertigen oder freundlichst zugesagten Beiträgen der Herren Reuss, Petzval, Czjzek,Hammerschmidt, Bar- rande, Riedl v.Leuenstern,Reissacher, Aren- stein, v.Morlot, v. Hauer, Neumann, Lipold, Heger, und mehr als dreissig Tafeln, wird allein den Werth von ungefähr 20 fl., der IH. und IV. Band Berichte, zusammen einen Werth von 6 bis 7 fl. erhalten. Dazu sind zweihundert Exemplare der schönen geogsnostischen Karte der Umgebungen Wiens von Hrn. J. Czäjzek, deren Verkaufspreis 5 fl. beträgt, den ersten zweihundert Subscribenten bestimmt. Bei diesem Fortschreiten, während schon selbst der Druck des III. Bandes der Abhandlungen mit Hrn. Professor Kner’s Galizischen Kreidefossilien beginnt, erscheint nun die eifrige ausdauernde Hilfe der glücklich gewonnenen Freunde des Unternehmens unentbehrlich, ja es ist höchst wünschenswerth, den Kreis derselben noch erweitert zu sehen, namentlich auch viele mächtige Gönner zu gewinnen, denen der Ernst der Arbeit , und der bereits gesicherte Erfolg als hinlängliche Bürgschaft erscheinen, um auch grössere Summen dem Fortschritte der Naturwissenschaften zn weihen. An alleFreunde der Naturwissenschaften er- geht daher hier die ergebenste Einladung , dem schönen Zwecke ihre freundliche Beihilfe angedeihen zu lassen. Subscriptionen und Erklärungen zum Beitrag grösse- rer Beträge, empfangen wie bisher, die k. k. Hof- buchhandlung der Herren Braumüller nnd Seidel und der Unterzeichneie. Wien, den 29, Jänner 1848. W. Haidinger. > - Hr. » » » » » » » Inhalt. 1. Juli 1847. I. Speeielle Mittheilungen. Karl Göttmann. Geoguostisch - bergmännische Verhältnisse der Avaser Landschaft F. Poppelack. Verzeichnisse tertiärer Petrofäkten von vier und zwanzig Fundorten des Wienerbeckens 2 Dr. Peche. Neue Methode zur Auflösung algebraischer Glei- chungen des vierten Grades A. Favre. Bemerkungen über die Sahlgyischen Karen von England . z - : - . II. Versammlungs - Berichte, 1. Versammlung, am 2. Juli. V. Streffleur. Scheda’s geognostische Karte der österreichi- schen Monarchie e - s - £ . Dr. S. Reissek. Mannaregen . : a D. Hainmerschmidt — 7 = . 3% Hepialis Redienbacheri Amtlicher Bericht der zehnten era. lung deutscher Land- und Forstwirthe . Bärnen; Soolbad zu Neusalzwerk = Si v. Hauer. Zweite Generalversamnmlung des ERBETEN montanistischen Vereins von Innerösterreich Subscriptions-Druckschriften für das Jahr vom 1. Juli 1846 bis 1. Juli 1847 * Eingegangene Druckschriften >] . Versammlune, am 9. Juli. »» Dr. Hämmerschmidt. Redtenbacher’s Fauna austriaca m Vorlage von Druckschrifteun , : A. Patera. Analyse des Arvaer Metevreisens . . - Seite 19 29 62 4. 5. hei apwm» DENE RS TOTER. TO HE Hr. » » » » » Rikli. Entzündung von Schiesspulver unter Wasser . Fr. R. v. Hauer. Zeuschner, Nummulitenschichten von Ober- weiss b : . . En Eingegangene Berekschriften 3. Versammlung, am 16. Juli. Fr. R. v. Hauer. Geologische Beschaffenheit von Hörnstein W, Haidinger, Patera, Schreibersit an Jordan’s Alaunkrystalle . 5 v. Weissenbach, Struktur der Gänge sn Blum, Pseudomorphosen des Mineralreichs ns v. Rosthorn, "geologische Excursion in Istrien 55 Tunner’s Jahrbuch . 7 . : - . Hammerschmidt.} ‚Fitch’s Vrlersuuninigen der den Ge- treide schädlichen Fliegen . . & Münchner Verein gegen Thierquälerei . Ernst Sedlaczek. Rechenschieber . B Ö 5 : Feldmarschall Freih. v. Augustin. Struktur des Eisens in alten Gewehrläufen . > e > Subscription & - : - 2 i : - 4. Versammlung, am 23. Juli. Dr. Hörnes. Geognoslische Verhältnisse von Seelowitz . L. Zeuschner, Karpathen- und Wienersandstein . . . Prof. Ragsky. Analyse des Wassers vom artesischen Brun- nen des Hrn. Rüd!mann bei der Mariahilfer Linie Dr. Hammerschmidt. Unschädlichkeit der Aethereinathmung W. Haidinger. „ ” Chevalier n Silber - und Goldbergwerke der neuen Welt. > . e Brief von A. v. Morlot über önlogikee Verhält- nisse in Oberstejer Cölestin von Skotschau . R ; & B:ief von L. Hohenegger über EoalOnlsone Ver- hältnisse von Teschen . £ 3: ; } Stand der Subscription . 5. Versammlung, am 30. Juli. Dr. Hörnes. Versteinerungen von Piestiug Prof. L. Zeuschner. Terebratula diphya Dr. Hammerschmidt. Redtenbacher’s Fauna austriaca . £ v. Hauer. Geologische Untersuchungen in Krain . . W, Haidinger, Spodumen von Passeyer $ : R . ak a Eh I . Hr. » » » W. Haidinger. Kalktropfsteine aus den Casemattengewölben der Dominikanerbastey - . . e Göppert, Versuche zur Darstellung von Braun- und Steinkohlen . : 2 Fr. R. v. Hauer. Fossile Fische aus Mähren . A B Eingegangene Druckschriften Nr. 2. August 1847. I. Specielle Mittheilungen. Dr. Hammerschmidt. Statistische Nachweisung über die Zweckmässigkeit ‚und Unschädlichkeit der Aetherein- athmung . " 3 b : E ’ ; L. Zeuschner. Ueber das Alter des Karpathensandsteines und seiner Glieder . R 2 . - . Hohenegger. Notizen aus der Umgebung von Teschen E. Sedlaezek. Der englische Rechenschieber . II. Versammlungs- Berichte. I. Versammlung, am 6. August. Sir R. I. Murchison. Uebergabe mehrerer Drackschrilten Dr. Hörnes. Leistungen des Tyroler geologischen Vereines » Psephophoras pol!ygorzs von Neudörfl - ns Dinotheriam von Nikolsburg . r i - » Fossile Zähne aus der Sandzrube nächst dem Belvedere 3 A P R : e Ad. Heinrich. Verbreitung nicht einheimischer Pflanzen W. Haidinger. Stand der Subseription . 2. Versammlung, am 13. August. J. Crjzek. -Geognostische Karte der Umgebungen von Wien Dr. K. Wed!. Mruskelapparat der Iris und Choroidea W.Haidinger. Vertheiling des ersten Bındes der Natur- wissenschaftlichen Abbandlungen ? Cl. Freih. v. Hügel. Richtung der Naturwissenschaften in neuerer Zeit . 2 ä E a E . 3. Versammlung am 20. Angust. Dr. Hammerschmidt. VII Versammlung der ungarischen Naturforscher und Aerzte . B hl . - - Seite 179 2. o Om Kae ri > 14: nenn = VI Ze Hr. Dr. J. v. Koväts. Verhandlungen der zoologisch - botani- » » » » schen Section der VIH. Versammlung ungarischer Na- turforscher und Aerzte . : i Fr. v. Hauer. Va der Section für Minenlngie, Chemie u. s, w. bei der genannten Versammlung - Olto Freih. v. ee Geogmoslische Karte des Znai- mer - Kreises 4. Versammlung, am 27. August. Prof. v. Peltko. Erliebungskrater bei Schemnitz . - Dr. K. Kanka. Die VII. Versammlung ungarischer Natur- forscher und Aerzte zu Kaschau und Eperis. . -» Nr. 3. Seplember 1847. I. Specielle Mittheilungen. D. H. Heinrich. Zwei Fälle der Verbreitung nicht einhei- mischer Pflanzen 5 . . . . A, v. Morlot. Gliederung (der azoischen Abtheilung des Uebergangsgebirges im Murthale - II. Versammlungs - Berichte. 1. Versammlung, am 3. September. Fr. v. Hauer. Duenbostel’s Handspritze . Ss Fr. Leschtina, Riedl von Leuenstern’s Mondglobus Dr. S. Reissek. Fieloria regia ae; N, B Dr. Hammerschmidt. €. Schönbüchlers Rechenvorrichtung Prof, Fuss, Flora von Siebenbürgen 5, » Drei neue Käferarten . v. Morlot. Brief an Haidinger über ein Erabeben am \ 30. August . . . . - W. Haidinger. Eingegangene Dineksshöiten.. 3 R. Kner. Versteinerungen aus deın Kreidemergel von Eu berg . E. v. Friedenfels. sl heieig: die oranikalterun von Felsö- Lapugy . - 2 » » > Neugeboren , Fischzähne von Portsesd 2. Versammlung, am 10. September W. Haidinger. Brief von A. v. Morlot über die azoische Abtheilung des Uebergangsgebirges im Murthale Seite 233 236 2483 245 2143 214 214 248 249 250 254 256 260 26 " Fr. v. Hauer. Barrande’s Cephalopoden aus den silurischen Schichten von Mittelböhmen a: g : : 264 J. v. Pettko. Alter der Schemnitzer Gänge. . A einla Prof. Dr. Nendtvich. Bergtheer aa 5 nr. A 3. Versammlung, am 17. September. Prof. J. v. Pettko. Tubicaulis von Ilia bei Schemnitz . .- 274 Dr. €. Hammerschmidt. Schmetterlingslarve in Prunus laurocerasus . - . 276 te » Friedrich Stein’s vergleichende Anatomie und Physiologie der Insekten . r h : 278 Du 5 Preisschrift des Vereines gegen Misshandlung der Thiere . 278 Clemens Freih. v. Hügel. Gräber von Hallstatt . . ._ 279 W. Haidinger. Museum Francisco Carolinum . Ä . 280 » 33 v. Leonhard. Lehrbuch der Geognosie und Geologie . . . ’ 2 ... 28 > > Schreibersit und Shepardit - . . 283 4. Versammlung, am 24. September. Dr. Hammerschmidt. Blumen und Obstausstellung in Wien 283 W. Haidinger. Tunner’s Jahrbuch für den österreichischen Berg- und Hüttenmann £ s „284 > u Thierfährten im Wiener und Karpatheu- sandstein . . ; ® < F ee 38 Nr. 4. October 1847. I. Versammlungs - Berichte, 1. Versammlun«, am 1. October. 3) Dr. K. Kanka. Der rothe Schnee im Pusterthale - ...289 Dr. J. Arenstein. Monographie der imaginären Grössen . 292 Dr. Hammerschmidt., Jahresberichte über die Fortschritte der Naturwissenschaften. . 296 > » Roemer Synopsis monographica . 297 J. Tkalecz. Natürlicher Schwefel als Absatz der Quellen von Warasdin - Töplitz . - ee W. Haidinger. Briefe von ‚den Herren v. Hauer und v. Morlot aus Venedig h MR ln » » » » » » 2. Versammlung, am 8. October. . W. Haidinger. Meteoreisen von Braunau 6 Dr, M. Hörnes. Mastodon von den Sandgruben .der St a xer-Linie . . » . E W. Haidinger. Sir R. Mar chikon s ehseichtckane von Bukland Sir R. Murchison’s Brief über die geologische Uebersichtskarte der österr. Monarchie = » Eingegangene Druckschriften - . - . » » 3. Versammlung, am 15. October. Franz v. Hauer, Arbeiten der mineralogisch-geognostischen Section des italienischen Gelehrten - Congresses zu Ve- nedig .. . 2 - . = 5 a x Dr. S. Reissek. Neue Eifinzen aus Mexiko . - . . Fr. v. Hauer. Dionys Stur geognostische Untersuchungen in der Gegend von Pressburg und Modern . . UM. Dr. Hammerschmidt. Koch’s Hydrarchos . » » Bedtenbacher’s Fauna austriaca s 4. Versammlung, am 22. October. J. Heckel. Die fossilen Fische des österreichischen Kai- serslaates . 2 . . $ . . . J. v. Kovats. Neue Pflanzen der Flora von Wien x 5 Dr. S. Reissek. Paö Pereiro aus Brasilien und die Berbe- rurinde aus Guyana . . e s Re pe V. Streffleur. Lagerungsverhältnisse des Kalk - und Sand- steines im Wienerwald . Ä } x 2 : - Boue. Murchison’s Uebersichiskarte des europäischen a land . a E A ? 2 2 P 5. Versammlung, am 29. October. W. Haidinger. A. v. Morlot. Formationsreihe in den Alpen A. Boue. Meteorologie von Vöslau - . Eee Te ee Feldmarschallieutenant Freih. v. Augustin. Fischer’s Erfindim- gen hinsichtlich der Schmelzbarkeit des Schmiedeeisens Dr. Fr. Carrara, Werk über Dalmatien . E . i . Dr. Hammerschmidt. Von Hrn. Senoner als Geschenk eingegangene Fossilien - . . S E . . . Cl. Freih, v. Hügel. Joseph Müller , Petrefakten der Ach- ner-Kreideformation . f e 4 f : 3 > Aug. Graf v. Marschall. Aufforderung zu Steraschnuppen- beobachtungen . . e . . . . - . Eingegangene Geschenke . . . . = Seite 302 305 305 306 310 sl 319 320 322 326 317 330 33 332 334 en 11, vw. Nr. 5. November 1817. I. Speeielle Mittheilung. " 'W, Haidinger. Geologische Beobachtungen in den östlichen Alpen : SER} ö . Pi ig . . Dr IT. Versammlungs - Berichte. 1. Versammlung, am 5. November. Fr. v. Hauer. Nordmann’s Entdeckung fossiler Knochen bei Odessa . 5 - 2 . R @ . S . Major Streffleur, Bildliche Darstellung statistischer Verhält- nisse. . . s , - - £ B e . Dr. Hörnes. Tertiärversteinerungen von Ritziog . W. Haidinger.. Angebliches Platin in Böhmen . h e n » Meteoreisen von Braunau . - Santeum von Keltschau in Mähren 2. Versammlung, am 12. November. A. v. Morlot. Trebichgrotte am Karst . . . . Dr. A. Boue. Septaria in der Nummnlitenformation von Bayonne . . - . - De 5 die Thermalquelle von Vöslau - A. v. Hubert. Analyse des Kobaltglanzes ‘von Orawitza W. Haidinger, Mittheilung von Oellacher über den Meteor- staub aus Tirol R . J . b x . . . Dr. Hörnes. Tertiärversteinerungen von Loibersdorf . M. Zibermayr. Vorrichtung um astronomische Erscheinun- gen anschaulich zu machen . . . . - - Dir. Hoffer. Das Phänomen der Sternschnuppen . Riedl v. Leuenstern. Das vergleichende Maass der Körper- winkel . W. Haidinger, Mittheilung von Prof Studer über die geo- logische Uebersichtskarte der österreichi- schen Monarchie . . - . 5 > Eingegangene Druckschriften . 3. Versammlung, am 19. November. Ried! v. Leuenstern. Sternschnuppenbeobachtungen A. v. Hubert. Analyse des Wismuthglanzes von Orawitza Custos Martin. Sammlung von Photographien ai N + Otto Freih. v. Hingenan. Dinotkerium gi- Seite 317 369 374 377 378 378 379 380 382 382 389 390 393 394 394 395 395 398 400 401 401 © w an 0 — Pown 29 Do » » » — Ra -, A, v, Morlot. Geologische Verhältnisse von Istrien €. Sedlaezek. Der englische BRechenschieber . Dir. Hoffer. Aufforderung zu Sternschnuppen - Beobach- tungen . . . . . > e ; - 5 4. Versammlung, am 26. November. Dr. A. Boue, Mineralogische Topographie, Lagerung und Zusammenvorkommen von Mineralien s . . Prof. Nendtvich. Steinkohlen des Brennberges bei Oeden- burg » » Molnar’s Ehen von Gediegen Ei- sen und Platin im Sande von Olähpian v. Morlot. Brief von €. Brunner über die Temperatur der Seen, Dolomitbildung, Nummuliten- formation . : - Belegstücke zur lehren aus der Schweiz mitgebracht von Hrn, v. Werd- » » » müller - . ° Fr. v. Hauer. Dr. Reuss. Die rinerinen ala Wiäyerfeäkens Dr Boue. Bemerkung . . W. Haidinger. Die ersten Berichte über die Sitzungen der ungarischen Naturforschergesellschaft iv der Pesther - Zeitung R S Eingegangene Druckschriften . Nr. 6. December 1847. 1, Specielle Mittheilungen. Ernest Sedlaczek, Der englische Rechenschieber (sdding rule . ® . = - Joseph Oellacher. Der rothe Schnee im Pusterthal vom 31. März 1847 3 B II. Versammlungs - Berichte, 1. Versammlung, am 3. December. Jacob Pöschl. Die Wanderheuschrecke . Prof. Ragsky. Das Chloroform . A. Patera. Sand von Olahpian. Pacisohin A Nendtvich. Bemerkung . Weisz. Quantitative Bestimmung des Eisens in Blute = v.Morlot. Degousde, Die artesischen Brunnen in Venedig €. Rumler. Edge’s Gasmesser 113 416 417 419 119 420 aensurowm hai oO». > Bd an 10 2. Versammlung, am 10. December. . Dr. A. Boue. Ueber die Nummuliten-Ablagerungen »» » Bibliographie Dir. Hoffer. Meteoriten in Schlesien > „ Akumeler . . Prof. Nendtvich. Molnar über “ur Plähplarier- Sand E. Sedlaczek. Aufsichtsverein für Kostkinder 2 A. v. Morlot. Das tertiäre Conglomerat von Kaisersberg Fr. v. Hauer. Cephalopoden vom Rossfeld W, Haidinger. Vorlage von Druckschriften . 2 - » 3 Kais. Akademie der Wissenschaften. Mit- theilungen der Herren Professoren Hyrtl und Schrötter . Bde 5 = E . 3. Versammlung, am 17. December. Prof. Ragsky. Reaction auf das Chloroform » . . . Clemens Freiherr v. Hügel. Siebenbürgische Thongefässe Brongrögis Traite des arts » » » » ceramigues W, Haidinger, Die Steinkohlenkugeln von Fünfkirchen N ee Vorlage von Druckschriften . : . 4. Versammlung, am 31. December. Franz v. Hauer. W. Haidinger. Meteorstaub in Salzburg , gesammelt von den Herren Werkstätter und Reissacher A. v. Morlot. Backenzahn des Dinolherium giganteum vom Hungelbrunn . - . . s . 5 - Fr. v. Hauer. Prof. Fischer in Breslau, Ueber das Braun- auer-Eisen. Mitgetheilt von Hrn. Prof. Göppert an W. Haidinger . . .- W. Haidinger. Eisensteinvorkommen vom Eibelkogel bei Turnau in Steiermark . Dir. Hoffer, Sternschnuppen-Phänomen vom 13. December » » » —soelSlseos— 489 491 493 434 495 Seite Zeile Druckfehler. Statt Band. eigenen unermündlichen Yorkdale Band Il. gerügten zur weitern 1379 52° Podrom 1824 EB Keferstein Band Il. Strotian Fr. Cyprioniden Nieder Cardlum, Diluvium Helias Suleimanich die die die deren die Die in St. Petersburg Lies einigen unermüdlichen Joredale gemässen zu einer weilen 1360 52° Prodrom 1834 Kersten Strontian Joh. Cyprinoiden Nord Cardium simulaus Hellas Suleimanieh zu löschen zu löschen den dessen zu löschen Der im St. Petersberg. Juli. Re. 1. 1847. Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Natur- wissenschaften in Wien. Gesammelt und herausgegeben von W. Haidinger. I. Spezielle Mittheilungen. 1. Geognostisch-bergmännische Verhältnisse der Avaser Land- schaft in Ungarn. Von Karl G öttmann, k. Distrikts-Markscheider in Nagy- banya. Mitgetheilt am 11. Juni 1847. 1. Geognostische Uebjersic ht. Das in Untersuchung genommene Gebirgsterrain theilt sich für denBergmann wie für den Geognosten in zwei we- sentlich von einander verschiedene Formationen, von denen die eine das gangreiche Porphyrgebirge, die andere das Kohlengebirge begreift. Die Salzformation liegt im Nord- osten vor. Das die Gränze des Marmaroser mit den Szathmärer und Ugocser Comitaten bildende ziemlich hohe Gebirge zieht sich von Südost in allmählig abnehmender Höhe nach Nordwest, und zeichnet sich nicht nur durch die malerische Pracht sei- ner a Gestaltungen aus, sondern auch durch sein fast plötzliches pralliges Hervortreten aus der grossen westlichen Ebene. Schon aus der Ferne lässt sich theilweise die Begrän- zung des massigen Porphyrs mit den ihn gleichsam umflies- senden geschichteten jüngern Gebilden auffınden, denn er- sterer liegt gleich einer hohen Landzunge in das sanfte Hügelland des letzteren hinausgeschoben, und ist von die- sem ohne Zweifel zum grossen Theil bedeckt, wie dies schon aus den einzelnen ganz isolirten, mitunter sehr hohen Por- phyrgebirgsgruppen erhellt, die sich wie Inseln in einer fast Freunde der Naturwissenschaften in Wien. I, Nr. 4, 1 @Huszih SN ig fe SINN z @ Zi 7 N Moss falı %,S mE Ka 5 SC UN sensDiefro NEE 2 Di Millzg, N "> er CS IE Sul —ugs$ RI 7 = al! . .. worttatll! 77 a = = (nu nunennnr Allnım AGUIEN N NN ZZ, Korneszöly goshefs B; Fey Moba X 7 2 Meilen. 3 P. Porphyr. A. Alluvium, «... Sandsteingänge. T. Trachyt = Metallgänge, M. Molasse mit Kohle. FE geraden Linie von Szinyer-Värallja bis Nagy-Szöllös ver- folgen lassen , und von denen die letzte nördlichste Porphyr- parthie — bei Nagy-Szöllös— nach dem Pietrosz die grösste Höhe in diesem Gebirge erreicht. Der Masse nach unterscheidet sich dieses, den mannigfal- tigsten Varietäten angehörige Porphyrgebirge kaum von jenem des Bergwerksbezirks von Nagybänya. Entfernt von den Gän- gen ist der Porphyr meist fest und aphanitartig, wie bei Komor- zan oder in der Nähe des Dorfes Turez, während ihn die Nähe von Metallgängen meist mild und mehr oder weniger auf- gelöst, oder doch grobkörniger macht. Vorzüglich reich an Porphyrvaiietäten scheint die Gegend von Felsöfalu zu seyn, wo auch ein ziemlich ausgezeichneter Pechstein - Por- phyr, und zwar, wie es heisst, in der unmittelbaren Nähe eines ungemein mächtigen Erzganges auftritt, den ich jedoch nur aus Handstücken kenne. Trachyt findet sich nur an einem einzigen Puncte, und zwar südlich von Tomäs Värallja, eine isolirte Gebirgs- gruppe bildend , deren Masse ungemein fest und grobkör- nig ist, und ziemlich reichlich grosse Krystalle von glasigem Feldspath enthält. In kleinen Parthien, meist als hervorra- gende Kuppen, scheint er nicht selten zu seyn. Ich traf ihn bei Jos Ujfalu, und zwar ziemlich ausgezeichnet; ferner et- was oberhalb Nagy Tarna gleich oberhalb des’Turezer Berg- baues; diese Varietät zu Mühlsteinen ganz vorzüglich geeig- net; dann in geringer Entfernung gegen Morgen auf einer einzelnen Kuppe; und endlich in zwei isolirten sehr steil an- steigenden spitzen Kuppen oberhalb Komorzan, also über- haupt noch auf 5 andern Puncten. Der 'Trachyt geht überall in Porphyr über, ist ihm offenbar innig verwandt, oder mehr nur als ein Glied desselben zu betrachten. Von ganz besonderem Interesse für diese Gebirgsgegend erscheint ein durch seine Beziehung auf die erzführenden Gänge, so wie durch sein gangartiges Vorkommen ausge- zeichnetes Sandsteingebilde, welches gegen das Por- phyrgebirge dieser Gegend ungefähr dieselbe Stellung ein- zunehmen scheint, welchein dem benachbarten Siebenbürgen die Porphyrgänge gegen den in seiner Erzführung so unge- mein reichen Karpathen-Sandstein behaupten. Dieser Sand- 1 ; — Mi stein findet sich meist nur in Gangform von 1 bis 3 Klaftero Mächtigkeit, behält ein regelmässiges Streichen und Fallen bei, nach Stunde 7 oder nach Stunde 10 mit nordöstlichem Fallen, ist der stete Begleiter der erzführenden Gänge, durchsetzt und verwirft sie, und äussert überhaupt einen wesentlichen Einfluss auf dieselben. Dem Aeussern nach gleicht er ganz der Molasse, ist stets deutlich und in dünnen Lagen geschichtet und aus kleinen Quarzkörnern von meist zerreib- licher Consistenz zusammengesetzt, so bei Turcz, Tarna und Visk, und nur ausnahmsweise erscheint er fest und grobkör- nig, wie bei Komorzan. Bei Turez nimmt er auch kleine Feldspath-Krystalle auf, die jedoch aus dem Porphyr entlehnt zu seyn scheinen. Von organischen Resten war in denselben gar nichts aufzufinden; und da er seinen Lagerungsverhält- nissen nach kaum der Molasse angehören kann, der ausge- dehnte Karpathen Sandstein übrigens in nicht zu grosser Entfernung angetroffen wird, so wurden bei dem gänzlichen Mangel an Anhaltspuneten für seine Altersbestimmung, auf der beigeschlossenen Karte alle diese vielen schmalen Sand- steingänge als Karpathen-Sandstein bezeichnet. Die jüngste Braunkohlenformation (Molasse) nimmt das gesammte Hügelland und selbst einen Theil der Fläche ein, und obgleich deren Terrain nur noch äusserst wenig unter- sucht ist, so erkennt man dennoch schon einen grossen Kohlenreicehthum in ihr, der einst bei einem fühlbar werdenden Holzmangel und bei einer besseren Strassenver- bindung eine Quelle des Wohlstandes für diese Gegend wer- den dürfte. Schon aus dem grossen Wechsel von festem und aufge- löstem Porphyr durch den ganzen Gebirgszug, kann mit Recht auf die Metallführung sämmtlicher Theile desselben geschlossen werden. Dennoch haben in der neuesten Zeit verhältnissmässig nur sehr wenige Puncte die Aufmerksam- keit des Bergmanzs erregi, nämlich die Gebirge bei 'Turez, Batärcs und Nagy-Tarna im Ugocser und Visk im Marma- roser Comitat, wo auch bereits Bergbaue in Betrieb stehen. Kleinere Unternehmungen wurden ganz neuerlich im Szath- marer Comitat gemacht, und zwar am Fuss des Pietrosz, wo ein mächtiger Gang gemuthet wurde, und in dem Ava- N — me ser Gebirge oberhalb Felsöfalu, so wie bei Vämfalu — wo auf schmalen Bleiglanz, und Kupferkies führenden Klüften gebaut wird. Bei Räksa und in der Gegend von Morcsfalu, "sieht man als Merkmale des früheren grossartigen Ausbaues noch die weit ausgedehnten offenen Verhaue der alten, reichen sogenannten Räkoczischen Silbergruben. Auch in dem isolirten nicht besonders hohen Porphyr- zug nördlich von Tomäs Värallja, der aus einem festen schwarzen Porphyr mit kleinen weissen Feldspathkrystallen besteht, findet man auf dessen Rücken eine grosse Menge Eisenschlacken, zum Theil von mehr als einem Kubikfuss Inhalt, jedoch nirgends eine Spur von einem Eingang in das feste Gebirge, der übrigens leicht durch die gegen- wärtige Cultur des Weinbaues unkenntlich gemacht seyn könnte. Auf dem isolirten, ungemein hohen Porphyrberg bei Nagy Szöllös am Jenseitigen Theissufer finden sich in sei- ner oberen Hälfte bis nahe an die Kuppe eine Menge alter, verbrochener Stollen, Schächte und Pingen, wie denn über- haupt die Gebirge jenseits der Theiss als besonders reich an Eisenstein, und an mit diesem in Verbindung stehenden mächtigen Quarzgängen geschildert werden. 2. Turczer Bergbau. Veranlasst durch das Vorkommen alter Schurfpingen wurde dieser Bau zuerst wieder vor eiwa 40 Jahren von der Baron Perenyischen Familie neuerdings angegriffen , jedoch schon nach einigen Jahren wieder aufgelassen, ob- gleich mitunter ziemlich reiche Erze vorkamen, später neuerdings gemuthet und wieder aufgelassen, bis endlich in neuester Zeit von der gegenwärtigen Gewerkschaft auf diese Grube etwas mehr Kraft als bisher verwendet wurde. Das in drei Feldern Semuthete Terrain schliesst vorzüg- lich zwei ansehnliche und ausserdem noch einige unbedeu- tendere Erzgänge in sich, und zwar: 1. Den Emmerich sang durch den am Raksa Patak angeschlagenen Emerichstollen in etwa 60 Klafter über- fahren, als dieser zur Unterteufung des Dreifaltigkeitsgan- ses betrieben wurde. Sein Streichen ist nach ungefähr St. 12.5 ee £ mit 70° westlichem Einfallen gerichtet, er hatte im Erkren- zungspunct bei3 Schuh Mächtigkeit, die sich jedoch in der wei- teren mittägigen Ausrichtung bis auf 1 Klafter und darüber verstärkte, und war vom Erkreuzungspunete angefangen stets von 2 bis 6 Zoll starken Bleierzen mit 1z bis 2 Loth Silberhalt begleitet. | Die Gangmasse dieses ansehnlichen Ganges, der bei einer zweckmässigen Gewinnung einen nicht unbedeuten- den Ertrag zu geben im Siande ist, besteht zum Theil aus gänzlich aufgelöstem Porphyr, in welchem Quarz mit reich- lichem derben Schwefelkies und eingesprengtem Bleiglanz und Blende von ungefähr 3— 3 Loth Silbergehalt überwie- gend erscheint. Hier und da tritt anch Steinmark in mehr als 1 Schuh Mächtigkeit auf unmittelbar an das Bleiglanz- trum anschliessend. Häufig enthält es Schwefelkies, zu- weilen auch Allophan. Der Turezer Emerichgang hat nie besonders reiche Erze gegeben, dagegen scheint hier die Erzführnng ziem- lich anhaltend zu seyn, und gegen das ansteigende Gebirge zu mächtiger werden zu wollen; denn weiter thalaufwärts vom Emerichstollen etwa 90 Klafter entfernt, waren ehedem durch den Antoni-Tagschacht auf der Fortsetzung des Eme- richganges bleiische Pochgänge nebst Bleierzen mit einem bedeutenden Mühlgoldhalt gewonnen worden. Der Gang, auf dem hier ein namhafter Ausbau statt gefunden haben soll, ist in viele Trümmer getheilt, die sich bis zum Isten segies (Gott helfe) Stollen, auf welchem gegenwärtig bleii- sche Pochgänge gewonnen werden, fortziehen, so zwar, dass hier der Emerichgang beinahe 10 Klafter Mächtig- keit gewinnt. Die kostspielige Wasserhebung hat auch diesen Abbau, der sich auf 5-6 Klafter niederwärts er- streckt haben soll, zum Erliegen gebracht. 2. Der Dreifaltigkeitsgang. Sein Streichen ist zwischen St. 20 und 21, und sein Verflächen ebenfalls bei 70°, jedoch wiedersinnisch gegen den Emerichgang, nämlich gegen Mitternacht-Morgen. Die beiden auf diesem Gange angeschlagenen Stollen sind verbrochen. Ein Abteufen im untern Dreifaltigkeitsstollen und ein Tagverhau von dem Stollen Mundloch niederwärts, wurden beide durch die hier a un pufzenweise angebrochenen reichen Rothgilligerze veran- lasst. Die Halden sind nur mitltelmässig gross. 3. Der Stephangan g, dessen Streichen — durch einen kleinen Stolln verfolgt — nach St. 2,5° mit 70° NW. Fall sich zeigt und der Mariahilfgang, dessen Richtung uns durch einige Pingen und eine Stollnrösche nach St. 4.9° angedeu- tet ist, sind kaum verritzt. Letzterer scheint ein ziemlich mächtiger Quarzgang zu seyn. In der Nähe der Turezer Metallgänge zeigen sich zwei der erwähnten Sandsteingänge; der erste von mehreren Klaftern Mächtigkeit ist etwa eine Viertel Wegstunde un- terhalb der Emerichgrube, der zweite von ungefähr 1 Klaf- ter Mächtigkeit streicht gerade im Stollenmundloch nach St. 10.5° mit 30° N. Fall. Der Sandstein ist milder, ziem- lich feinkörnig, voll Zerklüftungen und ist durch seinen zu- nehmenden Feldspathgehalt vun dem an der Scheidung unge- mein aufgelösten Porphyr beinahe nicht zu unterscheiden. Ziemlich tief unterhalb der Grube findet man — schon in der Nähe des Dorfes — an der mittägigen Gebirgslehne (Hulme-Tyeuluj) eine Menge Eisenschlacken und auch einen verbrochenen Stolln, Vielleicht wurden hier mittelst Frischfeuern die ärmlichen Brauneisenstein-Ausscheidungen verschmolzen, die in der Braunkoblenformation dieser Ge- gend häufig vorkommen, und vorzüglich ausgezeichnet bei Kirva hervortreten. und bei der Darsteilung des dortigen Kohlenvorkommens näher erwähnt werden sollen. 5. Bergbau bei Nagy Tärna. Der Gang von Nagy Tärna streicht nach St. 3, und fällt unter 49° gegen Mitternacht-Abend. Seine Mächtigkeit beträgt ungefähr 1; Klafter; er besteht am Hangenden aus einem leitigen, ganz aufgelösten, etwas kiesigen Porphyr. Die eigentliche Erzführung aus Bleiglanz, Blende und Kies im Quarz eingesprengt, hält sich stets an das Liegende. Eine lange Reihe von Schurfpingen lauft auf diesem Gange fort. Er hat ein ungemein gestaltiges Aussehen und sein Lie- gendes scheint noch nicht ganz überbrochen zu seyn. Er ist auf seiner SW. Erstreckung fast bis an den Tag verhaut, aber die Verhaue sind verbrochen. Gegen NO. zu ist er durch ——- 8 den am Stollenmundloch angedeuteten Sandsteingang ganz zertrümmert, und etwa um eine Klafter in das Hangende ge- schoben. Diese Verwerfung scheint übrigens den Gang in seinen weiteren NW. Streichen nur veredelt zu haben, denn es sollen hier noch in der neuesten Zeit besonders einige Klafter tiefer recht schöne Bleierze gewonnen worden seyn, und ein von mir daselbst am Liegenden abgestuftes Stück zeigte auch Strahlenblende. Die weit an einander gereihten Tagpingen zeugen von einer bedeutenden Ausdehnung des Ganges. Wenn einesolche Annahme nicht 'zu sanguinisch ist — so gehören auch noch die auf der Porzhegyer Kuppe zwischen Turezi-Patak und dem Nagy Tarnaer Pänyipatak vorhande- nen grossen Schurfpingen ebenfalls diesem Gange an, we- nigstens liegen sie in dieser Richtung und gehören jedenfalls zu demselben Gangsystem. Zwischen der Tärnaer Grube und dem Dorfe Nagy-Tär- na, und zwar näher bei diesem liegen ebenfalls mehrere ver- brochene Stollen, die auf schmalen Bleiglanztrümmern an- geschlagen, keinen bedeutenden Bergbaubetrieb zur Folge gehabt haben. In der Nähe der Tärnaer Gänge wurden 2 Sandstein- gänge bemerkt, der schon erwähnte nahe am Stollenmund- loch von etwa 1 Klafter Mächtigkeit, und ein zweiter von grösserer Stärke, etwas oberhalb des Szocska-Berges, in welchem die zuletzt erwähnten Bleiglanztrümmer einbre- chen. Ersterer streicht nach St. 10, 2’ und fällt ziemlich steil gegen Ost. 4, Batäarcser Gruben. Für den Metallreichthum der Batäreser Gebirge, die fast sämmtlich aus einem sehr aufgelösten, grobkörnigen Por- phyr zusammengesetzt sind, bürgt ein mehrfach verzweig- ter Pingenzug, der sich auf dem ungefähr nach St. 2 fort- laufenden Rücken des westlich von Viski-Batak (Batärcser Hauptthal) gelegenen Gebirgsrückens Gropa hegy in unun- terbrochener Reihe fortzieht, und zwar sind diese viel bedeu- tender als blosse Schurfpingeu zu seyn pflegen. Der Hauptzug dieser Pingen läuft gleich dem Gebirgsrücken zwischen St. 1 u und St. 2 fort; letztere haben mitunter einen Durchmesser bis zu 8 Klafter mit verhältnissmässiger Tiefe, sind aber ganz verfallen, und als Zeugen ihres hohen Alters trifft man in denselben mitunter riesige Baumstämme emporgewachsen. Als Nebenzweige dieses Hauptganges sieht man von diesen auslaufend, mehrere kleinere Züge meist nach St. 4 gerich- tet. In allen findet man Quarzstücke als Gangmasse, und als Beweis, dass die Gangmächtigkeit hier noch bedeutend grös- ser als der Durchmesser selbst der grössten dieser Pingen seyn muss, dient der Umstand, dass ich ungeachtet alles Suchens in mehreren der grössten Pingen nie ein Porphyr- stück, sondern: stets nur quarzige Gangstücke auffinden konnte, dass demnach diese grossen Pingen nur in der Gang- mächtigkeit niedergeteuft worden seyn müssen. Der Sage nach sollen hier vor nicht langer Zeit gegen das Südende des Gebirgsrückens zu, durch einen 23 Klafter tiefen Schacht, dessen Gezimmer noch zu sehen ist, reiche Silbererze aus diesem Gang ausgebeutet worden seyn. Ein in dieser Gegend etwa 30 bis 40 Klafter tiefer, nach unge- fähr St. 4 ungemein gekrümmt angeschlagener und mit Schlä- selund Eisen auf etwa 30 Klafter weit fortgeführter Stollen hat anfänglich einen festen Grünsteinporphyr durchfahren, der weiterhin mild wird, und einige ganz schmale, etwaskie- sige Quarztrümmchen überbrochen; gegen dasFeldort zu aber (die letzten 2 Klafter sind in neuerer Zeit mit Sprengarbeit ausgeschlagen) wird der Porphyr wieder fest, grobkörnig und dunkelgrün, und gerade im Feldort ist ein einzölliges, etwas Kupferkies führendes quarziges Kalkspathklüftchen erreicht. Es ist sehr zu bedauern, dass dieser Stollen, so ungemein gekrümmt und niedrig er auch ist — nicht bis ans Ziel, d.h. bis auf den Hauptgang fortgeführt wurde, und dass er durch seine Richtung bestimmt war, diesen so spitz- winklig zu schneiden. Noch mehr gegen Mittag, ziemlich tief unten, etwa 70—80 Klafter unterhalb des Horizonts der Pingen ist eine grosse Halde mit diehtem Waldwuchs bedeckt zu sehen, die ihrer Grösse nach auf einen weiten Bau schliessen lässt; vom Stollenmundloch ist jedoch nichts wahrzunehmen, da Alles in diehter Wald und die Oberfläche von der Zeit gleich ge- macht ist. 5. Bergbau bei Visk. In den Visker Gebirgen gibt es eine grössere Zahl al- ter Bergbaue , jedoch ohne grosse Pingenzüge, und ohne irgend einen ausgedehnten Bau. Ich habe nur eine ein- zige in neuester Zeit wieder aufgenommene Grube, in Bänya-Patak gelegen, besichtigt. Ganz in der Nähe die- ser bei 2 Wegstunden von Visk entfernten Grube streicht in einem grobkörnigen festen Porphyr wieder ein mehrere Klafter mächtiger Sandsteingang nach St. 7.7° mit unge- fähr 60° N. Fall, während der aufwärts des Baches noch bei 20 Klafter entfernte 13 Schuh mächtige bleiische Quarz- gang nach St. 35° mit 80° S.O. Fall streicht; es kreuzen sich demnach beide Gänge in nicht grosser Entfernung in der südwestlichen Erstreckung des letztern. Leider sind ge- genwärtig beide Stollen, durch die dieser Gang aufgeschlos- sen worden, nur wenige Klafter zugänglich und daher das Zusammentreffen der beiden Gänge nicht sichtbar; doch lässt sich aus den auf der Halde vorhandenen Gangstücken folgern, dass ein solches Zusammentreffen wirklich Statt fand und auch nicht wirkungslos blieb, indem dieselben in ihrer aus Gangporphyr mit eingeschlossenem Kalkspath, Bleiglanz und Blende nebst Eisen und Kupferkies zusam- mengesetzten Masse eine Menge kleiner Sandsteintrümmer breccienartig einschliesst, während die Hauptmasse des Gan- ges aus einem drusigen Quarz mit den früher erwähnten metallischen Einschlüssen und in weit geringerer Menge Porphyr besteht. In einzelnen Stücken zeigt dieHalde auch einen porösen, von Wad ganz durchdrungenen Quarz, der wahrscheinlich dem Gangausbeissen in einem höhern Punct oder einem andern nahen Gang angehört. Auch die übrigen Visker Gruben, zum Theil höher oben gelegen, grösstentheils aber in den weiter südöstlich gelegenen Gebirgen, in der Nähe des Bades befindlich, zei- gen angeblich die gleichen Verhältnisse, insbesondere über- all Sandsteinparthien, mitunter von grösserer Ausdehnung. — 6. Allgemeine Uebersicht derBergwerks-Ver- hältnisse. Fasst man alle diese Bergbau-Versuche zusammen, 80 zeigen sich die letzteren (bei Visk) durch die sehr geringe Mächtigkeit der Gänge, bei dem besonders geringen Gold- halt, der leider dieser ganzen Gebirgsgegend zur Last fällt, so wie durch die unbedeutenden Vorarbeiten der Alten nur wenig Hoffnung gebend,, während die Mächtigkeit und das sichtbare Anhalten der Erzgänge bei Turez, Tärna und vor- züglich bei Batärcs jedenfalls zu einer Bergbauunterneh- mung einladet und aufmuntert. Die dem Bergbau zu Gebote stehende Wassermenge ist zwar in dieser ganzen Gebirgsgegend, besonders in der heissen Jahreszeit nur sehr gering, ein guter Haushalt je- doch, und das bedeutende Gefälle der Thäler kann auch diess Wenige nutzbringend machen. Die in der ganzen Ausdehnung der Molasse-Ablage- rung aufgeschürften Braunkohlenlager dagegen ersetzen die bereits stark gelichteten Wälder in den Turezer Gebirgen , während die Wohlfeilheit der dortigen Gegend, die leichte Zugänglichkeit der Gebirge, ihr plötzliches steiles Anstei- gen und endlich das dort im Werden begriffene Strassen- netz für einen in dieser Gegend zu beginnenden Berg- bau wichtige Hilfsquellen und Vortheile sind, die wenige Bergwerks-Gegenden in gleichem Maasse aufzuweisen haben. 7. Braunkohlenformation. Bezüglich der Braunkohlenlager hat in neuester Zeit vorzüglich Kirva an der Theiss und zwar mit Recht besondere Aufmerksamkeit erregt. Man sieht daselbst, zu Tage ausgehend, etwa 30 his 40 Klafter über dem Spiegel der Theiss folgenden Durchschnitt von Kohlenflötzen in den Molassenschichten: 1. Molassensandstein. 2. Kohle 6 Fuss 3. Sandstein 2 4. Kohle Br Pe 00 5. Sandstein 3 Fuss 6. Kohle ge 7. Sandstein 2, 8. Kohle 3 u 9. Sandstein unbekannt. Die reine Kohle beträgt durch Summirung aller durch einzelne Zwischenlagen von Sandstein von einander ge- trennter Flötze eine Gesammtmächtigkeit von 33 Klafter. Diese Flötze liegen schwebend mit etwa 13° südlichem Fall in einem grobkörnigen, oft in eine förmliche Breccie übergehenden, milden, ganz aus kleinen Bruchstücken der verschiedenartigsten Porphyre zusammengesetzten Sand- stein (Molasse). Die Kohle besitzt Holzstruktur, brennt schr gut und hinterlässt einen verhältnissmässig nicht sehr bedeutenden Aschenrückstand. Sie ist noch ausserdem durch den gänzlichen Mangel an Eisenkies ausgezeichnet. Ein zweites Kohlenflötz von ungefähr 15 Klafter Mäch- tigkeit ist über dem vorhergehenden Flötzsystem um etwa 10 Klafter höher gelegen und zwar von ganz gleicher Beschaf- fenheit. Ausserdem gibt es noch einige ganz schmale Kohlen- flötze, deren Masse mitunter zwar mehr mineralisirt, aber von weit geringerer Güte ist Zunächst den Kohlenflötzen ist der dazwischen gelagerte Sandstein , meist horn- oder pechsteinartig. Mit dieser Si- likat- Ausscheidung ist offenbar die Bildung desjenigen Brauneisensteins im Zusammenhange, der sich in Nieren und dünnen Schalen unmittelbar im Hornstein, oder als äussere Rinde der Hornsteinlager ausgeschieden hat. Es gibt Stücke, wo dieser Hornstein noch mit kohligen Schiefe- rungsflächen verbunden ist. Diese Eisensteinbildung ist in der Kirvaer Gegend in so weiter Ausdehnung verbrei- tet, das die daselbst in grosser Menge als Gerölle liegen- den Eisensteinstücke, in der Meinung, dass dieselbe einem mächtigen Eisensteinlager angehören, vor einigen Jahren von Seiten des k. Kobola-Pojaner Eisenwerkes eine Prob- nahme auf ihren Eisengehalt veranlassten, die auch in die- ser Beziehung günstig ausfiel, allein durch die zu grosse Entfernung von benanntem Eisenwerk von keiner weiteren Folge war. ‘ — 13 — Die als Begleiter des Brauneisensteins zu betrachten- den Hornsteinlager sind nicht blos als Zwischenlagen und vorzüglich als Decke der zwei erwähnten mächtigen Koh- lenflötze, sondern in dem ganzes Mittel vom untern Flötz bis hinauf an den Porphyr zu finden; sie sind auch stets die Begleiter von Kohlenflöützen, wenn auch mitunter nur von solchen, die kaum eine einzöllige Mächtigkeit besitzen. Betrachtet man die grosse Ausdehnung dieser jüngsten Braunkohlenformation, die begreiflieh noch unterhalb des Alluviums ins ungewisse Weite fortlauft, so verspricht sie in dieser Gegend einen Reichthum an unterirdischem Brenn- Materiale der für den künftigen Betrieb von Hüttenwerken vollkommen beruhigend ist, und wenn auch in andern Orten nicht leicht ein so ungemein günstiger Angriffspunct, als der bei Kirva, unmittelbar an der Theiss, und bei dem steilen Gebirgsgehänge, 30—40 Klafter über dieser erhoben, angetroffen wird, so ist doch mit Recht zu erwarten, dass mit etwas mehr Mühe auch auf anderen Puncten dieses Sedi- ment-Gebildes äbnliche Reichthümer sich auffinden lassen wer- den. Das Ausgehende von Kohlen ist übrigens schon an vielen Puncten bekannt, so bei Huszt, Velejte und in der Avaser Landschaft ausser vielen andern, besonders bei Tartocz, wo die 4 Schuh mächtige Braunkohle von beson- derer Güte unter einer kaum 1 Klafter starken Decke sich weithin ausdehnt. 2. Verzeichnisse tertiärer Petrefacten von 24 Fundorten in der nördlichen Abtheilung des Wiener Beckens. Von F. Poppelack in Feldsberg. Mitgetheilt am 11. Juni 1847. In Oesterreich V. U. M. B. 1. Steinabrunn, westlich von Feldsberg. Conus Haueri. Partsch, Conus Brocchii. Bronn, — ponderosus. Brocchi. — Mercati. Broe. — Aldrovandi, Brocchi, — vindobonensis. Partsch. Conus fuscoeingulatus. Bronn. Oliva Dufresnei. Basterot. Ancillaria infata. Bast. obsoleta. Broc. eoceinella. Lam. annularia. Brongn, Marginella auriculata. Menard. cypraeola. Broc, Mitra Dufresnei. Bast. fusiformis. Broc. scrobiculata. Broc. plicatula. Broc. obtusangula. Partsch. buceinula. Partsch. elegans. Partsch. pulchella. Partsch, candidula. Partsch. Terebra pertusa. Bast. Buceinum reticulatum. Linne. Tritonium. Partsch. prismatieum Broc. costulatum Ren. columbelloides Bast. mutabile. Lin. minutissimum Partsch. Purpura exilis. Partsch. Strombus Bonelli. Brong. Rostellaria pes pelecani. Lam. Tritonium. corrugatum. Lam. appenninicum Sassi. Murex tubifer. Lam. tripteroides Lam. trunculus. Linn. distinetus. Jan. plicatus. Broce. sublavatus. Bast. Ranella marginata. Sowerby. Pyrula reticulata. Lam. Fusus Stützii Partsch. Zahlbruckneri Partsch. Hössii. Partsch. gracilis. Partsch. pentagonus. Bronn. corneus. Broce. vulpeculus. Brocc. rostratus. Defr. Fasciolaria fimbriata, Broc. Cypraea — — 14 — Cancellaria buceinula. Lam. acutangularis. Lam. ampullacea. Broc. varicosa. Broc. pustulata. Partsch. Pleurotoma tubereulosa. Bast. ; granulato-eineta Mün- ster. dubia. Jan. Basteroti. Partseh. pustulata. Broe. confinium. Partsch. scalaris. Partsch. Haueri. Partsch. rudis. Partsch. nana. Partsch. sigmoidea. Bronn. contribulis. Partsch. Juliana. Partsch. eheilutoma. Bast. var. cancellata. Parisch. Cerithium vulgatum. Brug. minatum. Serr. lima. Brug. pietum. Basterot. inconstans. Bast. Bronnii. Partsch. Jignitarum. Eichw. Turritella Archimedis Brong. acutangula. Broc. Riepelii. Partsch. vermicularis Brocc. vindobonensis.Partsch. Phasianella turbinoides. Lam. Turbo rugosus. Lin. Monodonta Araonis Bast. Trochus patulus. Broce. Basterotii. Partsch. turgidulas. Broce. Buchii. du Bois. Scalaria pseudoscalis. Broce. Vermetus gigas. Bivona. Natica glaucina. Lam. compressa. Bast. millepunetata. Lam, Rissoa cochlearella. Bast. cimex. Bast. — — — — — — — — —— — — — Rissoa Lachesis. Bast. — anomala. Eichw. Melania distorta Defr. — obsoleta. Partsch. Niso terebellata. Bronn. Bulla eylindroides. Desh. Bullina Lajonkairiana. Bast. Crepidula unguiformis. Lam. Pileopsis hungarica. Lam. Fissurella 'italica Defr. Dentalium elephantinum. Broc, —_ Bouei. Desh. —” ineurvum. Ren. — entalis. Broc. Teredina personata. Lam, Panopaea Faujasii. Men. Corbula rugosa. Lam. — revoluta. Broc. Psammobia Labordei Bast. Tellina obtusa Sow. Lucina scopulorum, Brong. — columbella. Lam. — dentata. Bast. — anomala. Partsch. Cytherea rugosa. Bronn., — tigerina. Lam. — _ apicalis Phil. Venus Brongniarti. Payr. — moravica. Partsch. 2 Garschenthal, 15 — Venericardia intermedia. Broc. —_ tumida. Partsch. u Jouanneti, Bast. —_ scalaris, Sow. Cardium Deshayesii. Payr. — Ferdinandeum, Partsch. Cardita trapezia. Brug. Arca diluvii Lam.. — nodulosa. Broc, Pectunculus polyodonta. Bronn. —_ obtusatus. Partsch. Nueula striata. Lam. — margaritacea. Lam. Chama gryphina. Lam, Pinna. — _ Pecten flabelliformis. Broc. — sarmenticius. Goldf. — opereularis. Lam. — incrassatus. Partsch. — varius. Lam. Plicatula erassidentata Bronn. Spondylus erassicosta. Lam. Ostrea longirostris. Lam. — ceymbularis. Münster. — digitalina. Eichw. Anomia costata. Broce. Serpula intorta. Lam. Cidarites. Clypeaster grandiflorus. Lam. zwischen Steinabrunn und Feldsberg. Panopaea Faujasii. Men. Östrea. Pectuneulus polyodonta, Bronn, Hybodontes. Mytilus 3. Feldsberg. Zähne von Equus fossilis Herm. Melanopsis Martiniana. Fer. v. Meyer und Acerotherium in- eisivum Kaup (Rhinoceros ine, Cuv.). — Dufourii. Fer. Ostrea digitalina. Eichw. 4. Bischofswart, nördlich von Feldsberg. Cerithium inconstans. Bast, Helix nemoralis. Lin. Maectra inflata. Bronn. Ostrea eymbularis. Münster. — digitalina, Eichw. 16 — 5. Katzelsdorf, südöstlich von Feldsberg. Unio atavus. Partsch. Congeria triangularis. Partsch. 6. Reinthal, südöstlich von Feldsberg, östlich von Katzelsdorf. Unio atavus. Partsch. Congeria subglobosa. Partsch. 7. Rabensburg, an der Eisenbahn nördlich von Ho- henau. Stoaszähne von Elephas iprimigenius Blumenb. Fossile Hirschgeweihe und Zähne. 8. Lichtenwart, südlich von Feldsberg, westlich von Rabensburg. Venus gregaria. Partsch. 9. Höflein, südlich von Feldsberg, östlich von Böh- mischkrut; und 10. Hauskirchen, südlich von Höflein, südöstlich von Böhmischkrut. Buceinum baccatum. Bast. Murex sublavatus. Bast. Cerithium pietum. Bast. _ inconstans. Bast. —_ plicatum. Lam. Trochus Bouei. Partsch. — coniformis. Eichw. — Poppelackii. Partsch. Natica. Neritina fluviatilis. Lam. Rissoa anomala. Eichw, Helix nemoralis. Lin. Bullina Lajonkairiana. Bast. Solen vagina. Lin. Mactra inflata. Bronn. Crassatella dissita Eichw. Lueina dentata. Bast. Donax Broechii. Defr. Venus gregaria. Partsch. Cardium plicatum. Eichw. — vindobonense. Parisch. Modiola. 11. St. Ulrich, östlich von Hauskirchen. Rostellaria pes pelecani. Lam. Cerithium pietum. Bast. _ lignitarum. Eichw, Turritella Archimedis. Brong. — acutangula. Broc. Turitella vindobonensis. Partsch. Vermetus gigas. Bivona. Melanopsis Martiniana. Fer. Venus gregaria. Partsch. 12. Neusidl und Palterndorf, südlich von St. Ulrich. Buceinum bacceatnm. Bast. Cerithium inconstans. Bast, z— Salmo. Bast. Dentalium elephantinum, Brocc. Arca diluvii. Lam. 17 13. Austränk. westlich von W ülfersdorf. Maetra inllata. 14, Kettlasbrunnund Hebersdorf, südlich von W ül- fers Cerithium pietum. Bast. inconstans. Bast. plicatum. Lam. dorf. Zähne von Dinotherium gigan- teum. Kaup, 15. Pullendorf, nordöstlich von W ülfersd or f: Buceinum baccatum. Bast, Cerithium pietum. Bast. inconstans. Bast. Helix nemoralis Linn. Solen vagina, Linn. Mactra inflata. Bronn. Donax Brocchii. Defr. Venus gregaria. Partsch. Cardium simulans. Partsch. plieatum. Eichw. vindobonense. Partsch. — 16. Poisdorf, südwestlich von Feldsberg. Östrea longirostris. Jam. In Mähren. 17. Nikolsburg. Conus ponderosus. Broc, Broechii. Bronn. vindobonensis. Partsch. Oliva Dufresnei. Bast. plicaria. Lam. Aneillaria inflata. Bast. Cypraea annularia. Brong. Marginella ovulata Lam. cypreola. Broc. Mitra fusiformis. Broc. buceinula. Partsch. elegans. Partsch. Bueeinum reticulatum. Lin. Tritonibum. Partsch. Rosthorni, Partsch, columbelloides. Bast. Purpura exilis. Partsch. Cassis plicata. Broc. Rostellaria pes pelecani. Lam, Murex trunenlus. Linn. sublavatus. Bast. lavatus. Partsch. — _— Freunde der Naturwissenschaften in Pyrula melongena. Lam. Fusus Stützii Partsch. Zahlbruckneri. Partsch. Hössii. Partsch. gracilis. Partsch. eorneus. Broc. Fasciolaria fimbriata. Broe. Pleurotoma tubereulosa. Bast. pustulata. Broc. eonfinium. Partsch. Cerithium vulgatum Brug, minutum, Serr. lima. Brug, Bronnii Partsch. lignitarum. Eichw. Turritella Archimedis. Brone. Riepelii. Partsch. vermieularis. Broc, vindobonensis. Partsch. — Turbo rugosus. Linn. Trochus patulus. Broce. Wien. III, Nr. 1. 3 Trochus Basterotii. Partsch. — turgidulus. Broce. Natica millepunctata. Lam. Corbula complanata. Sow. Lueina scopulorum. Brong. — columbella. Lam. — dentata. Bast. — anomala. Partsch. Venus Brongniarti. Payr. — moravica. Partsch. Venericardia tumida. Partsch. — Jouanneti. Bast. = scalaris. Sow. 18 — Arca diluvii. Lam. Pectunculus polyodonta. Bronn. — obtusatus. Partsch. Chama gryphina. Lam. Pinna subquadrivalvis. Lam. Perna maxillata. Lam. Pecten Nabelliformis. Broce. -— opereularis. Lam. — latieostatus. Lam. Plicatula erassidentata. Bronn. Spondylus crassicosta. Lam, Ostrea eymbularis. Münster. Serpula protensa- Linn. 18. Eisgrub, östlich von Nikolsburg, nördlich von Feldsberg. Murex sublavatus. Bast. Venericardia Jouaneti. Bast. Zähne vom Dinotherium gigan- teum. Kaup. 19. Kostel, nordöstlich von Eisgrab. Murex sublavatas. Bast. — plicatus. Broc. Cerithium inconstans. Bast. Natica glaucinoides. Sow. Solen vagina. Lin. Mactra inflata. Bronn. Ostrea digitalina. Eichw. 20. Bilowitz, nordöstlich von Kostel. Buceinum baceatum. Rast. Cerithium minutum. Serr. _ pietum. Bast. _ inconstans. Bast. au plicatum. L.am. Trochus Bouci. Partsch. — Poppelackii. Partsch. Bullina Lajonkairiana. Bast. Solen vagina. L.n. Mactra inflata. Bronn. Crassatella dissita. Eichw. Donax Broecchii. Defr. Venus gregaria Partsch. Cardium plicatum. Eichw. — vindobonense. Partsch, Stosszähne von Elephas primi- genius. Blumenbach. 21. Czeikowitz, nordöstlich von Bilowitz. Congeria subglobosa. 22. Czeitsch, nordöstlich von Czeik owitz. Trochus Bouei. Partsch — Poppelackii. Partsch. Melanopsis Martiniana. Fir. —. Dufonrii. Fer. er Bouei. Fer. Psammobia Labordei. Rast. = wa 23. Gaja, nördlich von Göding. Cerithium pietum. Bast. Cardium conjungens. Partsch. Rissoa tenuis. Partsch. Congeria spathulata Partsch. Melanopsis Martiniana. ‚Fer. — triangularis, Partsch, — Bouei. Fer. 2+ Bisenz, nordöstlich von Göding. Neritina Auviatilis. Lam. _ Bouei. Fer. Paludina acuta. Drap. Congeria spathulata. Partsch. Melanopsis Martiniana. Fer. 3. Eine neue Methode zur Auflösung algebraischer Gleichungen des vierten Grades. Von Dr. Peche. Mitgetheilt am 4. Juni 1847. Der allgemeine Ausdruck der Gleichungen vierten Grads B,y++B,y’>+B,y:+B,y+B,=0 kann durch das Ein- führen zweier Hilfsbögen 9, %,, auf die Form B,y'+B,y°—2(/ B.B,cos29 + VB, B,cosy)y’ + r B,y 5 B, = 0 gebracht werden, wofern nur zwischen B, , y, und y,, die Relation B, = —2VB,B,cos29—2V B,B,cosg, statuirt wird. In dieser Voraussetzung ist p, irgend eine Function des Bogens », und dieser Bogen durch B, und die übrigen Coeficienten bestimmt. Der Ausdruck Boy'+B,y®—2(VB,B,cos29+VB,B; cos y,)y° +B;y+B, =0 ist die Summe der beiden "Theile Boy4—2V B.B,cos2y,y? +B* und y[B,B®—2VB,B,cosy,y+B;]. Der erste Theil ergibt durch Zerfällen in seine Wurzel- factoren, wenn V—1 durch i vorgestellt wird, wie leicht zu ersehen 9%* a wu: B,y'—2VB.R, RR = VRe]b-VRe "]]r+ +Vac] [pr Re" und der zweite analog y(B,y’—2VBB, c0sg,y+B;,) = = 9, -YEer][p-VEe"] Es ist somit Boy'+B.y’ — VB, b! c082 y + VB, B; coSp,)y” + +B,y+B, = -.p-VReTp-VRe"]fs+ te] + Yac]+ ep VRe“]p- VE Weil p, als beliebige Funetion von g gewählt werden kann, so sei : B, B; in gi an—3 ee ner 7% 2 Bı (wo das Symbol A den natürlichen Logarithmus bezeichnet), oder für VAR. NBERER el Bo BL yet. Durch diese Substitution geht der obige Ausdruck über in 4 a 4 3. Va] b-VRe let +Vae] Ip +VReı"]+ +B »[ es V2e'*] I» Er Kemer] ie. « B, B, und nach der Bedeutung von « in == Va Vee bt +Vae]b+Vac +37 Veer] Veen] Nach der früheren Voraussetzung ist B, = (VB, B!cos? o+VB,B;c0s(g +) und für den Fall, dass «=0 wäre, ist cos durch eine quadratische Gleichung gegeben, für x nicht = 0, ist diese Gleichung vom vierten Grad. Ist nun eine Gleichung C,x:+C,2?+C,x°?+C;x+C, = 0 gegeben, und man setzt x=y-+p, wodurch nach der Sub- stitution, wenn Kürze halber, .=D 4C,p+C, == D, 6C,p°+3C,p+C, =D, 4C,p? +3C,p°+2C,p+t, =D, Cop +C,p?+C,p?+C;,p+C, =D, gesetzt wird, die Gleichung in D,y’+D,y”’+D,y”’ +D;y+D, = übergeht: so kann immer p aus einer Gleichung des dritten Grads so bestimmt werden, dass die Relation A = (6) stattfinde, wodurch zugleich die Gieichung D.y"+D,y’+D,y’+D;y+D, = die Eigenschaft erlangt, dass in ihr « = ist. Diese Bedingung =) BD, - .(.D3\? =) gibt Gp+GP+CpP+Gp+E — (UP +3CP+2%p+C;\? Co FT 4 p+C, )- und diesen Ausdruck entwickelnd, erhält man 2 160, p° +80. C, |p° ir 14ER: P+|p + +166.C, 8C,C,| sC,C, 16C,C,} 16C0,C, CC; RE ken T, Co = 16C} p® 1240, C, p°’+ + a a Rt ea 3 d. i., für p folgende Gleichung dritten Grads E —_40,0,+48C, C,]p° + ss 130.0,1 +16C, c,—4C;] p?+ [i&4 SC, C,—46,C,]p T (ER 2 + C, —C,=®. Wird also in der gegebenen Gleichung By +B,yP’+B. 7? +B,y+B,= 0; y=p+t2 ee, und p so gewählt, dass e der Gleichung B —4B alas :192B,B;, + +16B,B,—4B2]p2 + BER} 9D,D,— an, B,|p+ +: —B3 — 0 genügt; so ist durch diese Substitution die Gleichung in D,z’+D,2?+D,2?+D,z2+D, = 0 übergegangen und zugleich sind die Wurzeln letzterer Glei- chung, da die Relation besteht 4 D, D; D, VE= Dips ohn=e=0 durch folgende Gleichung gegeben »k-Vre]b-Vre]b+ + VE] -Vne]+ +D..p-Veer]p-ye]=o. ur Du Somit sind . D i 2 D i u: aa AP u 2. Zu V;;° A V5° (0) 2 Wurzeln der letzten Gleichung und daher 2 Werthe von y bekannt Es 4 D, yi D, -— pi u=r+Yze „=p+V5c ’ Die andern 2 Werthe von z ergeben sich aus der noch übri- gen quadratischen Gleichung, die man erhält, wenn die Glei- chung durch die bereits bekannten Wurzelfactoren getheilt wird. Man erhält nach Weglassung dieser Factoren D D, (2 + Ye) (2 + Ve") +D,2—0 4 ter Do2® +(@V DED. cos, +D,)2+ Y D.D, = 0 4 D D Zu a VYEoss+,;) 4 ı D, D BR RReAn, Y ? D D,\2 D u! se: a au, —. => Ei eV: sp+,) ıV 5 und somit die 2 andern Wurzeln der gegebenen Gleichung 4 D D, Y=P- (2 Boos; +5.) 4 x D, D,\2 D, Hl eVener) Vz —; (eng cosp+, 1 Es wäre somit bloss der Werth von » als Function der Coef- ficienten zu bestimmen. Dieser Werth ergibt sich aus einer Gleichung zweiten Grads, somit sind der Werthe von y, 2, und daher die Werthe von z, 8. Man kann sich nehmlich durch wirkliche Substitution überzeugen, dass sowohl die z für den einen Werth von 9 als für den andern der Gleichung D,2’+D,z2’+D,2z?+D,2+D, = 0 genügen. Der Werth von p, ist aus der Gleichung 2VD,D,c0s25+2VD,D,cosyg = —D zu en d. i. aus 4VD,D,cos® a +2VD, D,csg +D,—2VYD,D, = und ist s9——i vgl rt, BE DED D,D, 7 DoD, YD.D, Seien die Werthe von z für den ersten Werth von cos y = cosp, durch kleine und die für den zweiten Werth cos p = cosyp, durch grosse Buchstaben hezeichnet; so sind wenn zur Abkürzung gesetzt wird + “ » Ve = = 4 „= Ve 23 — — ar + 3% z, = —-Ir+tu. 4 Wurzein der Gleichung: und die = ze Wurzeln genügen den nöthigen Bedingungen: es ist — (a4, +2, +2:+2,) = D, D, D, D, = — 605g 21/ — cos En :V; 05%, + V: 9 Tip; D, 2,2, +2,2; +2,23, +2.2; +2,.2, +2; 2, '= 4 = +Vaanrtmer # v. AR—1W)E En 4 . VEHrt+meT“ Bon-wert4+Vg= = —,.@YD.D,c0s24.,+2V’D, D,c0sg,) = — (2,2, 2; +2, 2,2, + 2, 2324 + Z. 23 2,) = -[VEe-H+W D, a IA TER — a +5 ) 4 D, Do Aber auch die Wurzeln Z, , Z,, Z,, Z, genügen der Glei- chung, denn es ist, da sich die vorigen Reductionen ohne Substitution des Werthes von y ergaben, analog Ia4242 40. =5 2,2.42,2,12,2.42.2, +, 472,% = > —_ (2,2,.2, +2, 2,2.42,2,2,432.2,2, = = 2,2,2,2, = Diess lässt vermuthen, dass die 4 letztern Werthe von Z mit denen von z identisch sind, und wirklich lässt sich er- weisen, dass Zı Il 3 22 4 23 — ı Z 2 in u, Es ist i B D Mr V 5:00 9, +8ing,i) = E = V5Ca-) + VI ZaH+D) Dimt 7 DD DD ,„@-2V DD) nm. 1° DBrt® , Fam 2, = - (@y?: at +) + D D,\? D +3 (? satt) VG. für das obige a und b ist aber, wie man durch die Substitu- tion ersieht Z, = z, und eben so erfolgen die andern Glei- . ee chungen, denn es ist, wie man sich durch Substituiren über- zeugt Vaima-n-iwizar ir % eyYBcatn4y®) NV Ver) ve Verrat +iV/ 1— (a —b)?] = Van + Ve) u U eremdra 12 [-a+b)—-iVI-@_b] = Es sind somit die 4 Wurzeln der Gleichung Bay’ +B,y?+B,y?+B,y+B, = 0 Du Payı: D, _iarc cos D,D jyı = + Ye ” her D,D D;, — D, 1094 Aufn ( DD‘ c(D,_ev DD a Do D, V DD, D, ‚2 y. = + Ye 4 iarc cos ferne r Du. . cn a I, D; (D—2/7 DoD,). D,D, —4 YD,D, IV amt iarc cos pH ve. 0 D, D,D; (D—-2V DD) 1? ge 2,D,7 & DD, zz — I arc cos Jı = pP +Ve D,D; (D,—: DD c(D.-evVmD) Do D,) ’ 2,0, 78” ZB i und darin ist p durch die Gleichung: (B-4B.B, +8B.B,)p’ r [0] He +[4 +28, B,+16B,B, —aB; pt + + (5 u: — BB.) p + +-n-—B; = 0% und die D durch folgende Ausdrücke gegeben: B, =D, 4B,p+B, =E D, 6B,p®+3B,p+B. =D, 4B,p?+3B,p®+2B,p+B; =D, B,pP+B,p°+ B.p +B,p+B, = 0 ‘ Der Vortheil dieser Auflösungsmethode besteht darin, dass man die Zeichen der Coeffieienten nicht zu kennen braucht, um alsogleich die Wurzeln der Gleiehung zu be- stimmen, welches bei den andern Methoden nicht der Fall ist, wo sich z.B die Wahl bestimmter Gruppen von Wur- zeln nach dem Zeichen eines Coefficienten einer transformir- ten Gleichung richtet. Ein anderer wesentlicher Vortheil wäre die mögliche Bestimmung der Bedingungsgleichungen zwischen den Coef- fieienten, wenn die Wurzeln der Gleichung gewisse Bedin- gungen erfüllen sollen; z.B. dass je 2 einander gleich seien oder bloss durch das Zeichen differiren u. s. f. Diese Bedingungsgleichungen der Coeffieienten, die sich hier auf einem sehr bequemen Weg ergeben, will ich in einem spätern Blatte mittheilen. 4. Bemerkungen über die geologischen Karten von England, Von Herrn Professor A. Favre. Aus’der Bibliotheque universelle de Geneve, IV. Serie, Fre. Annce. Tome 3. Suppl. p. 314. Es sind nunmehr etwas mehr als 120 Jahre (1720) seit Fontenelle, der Verfasser der Geschichte der Academie der Wissenschaften, bei Besprechung der Vermuthungen, welche Reaumur über die Art, wie die Fossilien der Provinz Touraine abgelagert wurden, anführte: „Um über diesen Gegenstand mit Bestimmtheit sprechen zu können, müsste man eine Gattung Landkarten haben, wel- che nach allen Arten der in der Erde gelagerten Muschel- schalen entworfen wären — Welche Menge von Beobach- tungen wäre da erforderlich, und welch’ ein Zeitaufwand, um dieselben zu bekommen. Wer weiss jedoch, ob nicht die Wissenschaft einst bis dahin fortschreiten wird, wenigstens zum Theil ?*‘*) Diese Karten, deren Ausführung Fontenelle voraus- gesehen hatte, sind nunmehr für ganz Europa mit grösserer oder geringerer Genauigkeit angefertigt. Einige derselben werden noch mannigfache Veränderungen bestehen müssen, aber es gibt unter denselben Andere, welche wahrscheinlich ungeachtet der Fortschritte der Wissenschaften nur wenig mehr verändert werden dürften. Zu Letzteren gehören die Karten, welche so eben auf Befehl der englischen Regierung *) Geschichte der königlichen Academie der Wissenschaften, 1720, Seite 9, u Se ee veröffentlicht wurden. Würden die geologischen Karten nnr die Fundorte der Muscheln angeben, so wären sie von geringem Belange. Doch alle, welche bisher veröffent- licht worden sind, knüpfen sich an eine grossartigere Idee, und sind das Ergebniss von Forschungen, welche von einem höheren Gesichtspunkte ausgehen. In der That bezeichnet man auf denselben nicht alle Ablagerungen von Fossilien, aber sie stellen das Altersverhältniss der Ge- steine zu einander dar. Seit dem Streite der Anhänger Huttons und Wer- ners hat die Geologie eine rasche Entwicklung erfahren, welche ihren Anfang in England genommen. Als Beweis dieser Thatsache kann man die häufigen Vergleichungen anführen, welche alle Geologen mit den Gebirgsbildungen Englands anstellen, insbesondere, was das Erforschen der geschichteten Gebirge betrifft. Diese Entwicklung ist in verschiedenen Ursachen be- sründet: in dem Eifer, der durch den Triumph der Edinburger Schule über die sächsische Schule hervorge- rufen wurde: in dem Forschungsgeiste der englischen Na- tion; in dem Antheile, welchen oder hohe Adel im Allge- meinen den Wissenschaften widmet; in dem Reichthnme des Landes; in der Leichtigkeit der Verbindungsmittel; in dem Ueberflusse und der guten Erhaltung organischer Reste, und endlich vielleicht mehr als in irgend einem an- dern Grunde, in der Gestalt von Englands Boden. Eng- land ist eine Insel, welche in drei Viertheilen ihres Um- fanges von Felsenabhängen begrenzt ist, welche hinrei- chende Höhe besitzen, um vertikale Durchschnitte darzu- stellen, auf welchen sich die Gesteinschichten, aus denen der Boden des Landes besteht, darstellen. Alle Schichten lau- fen somit in Uferabhängen aus, und es ist leicht, die Be- ziehungen, welche unter ihnen bestehen , zu erforschen. Frankreich war jedoch früher als England im Besitze geologischer Karten. Es war im Jahre 1644 als Coulon eine mineralogi- sche Karte Frankreichs verfertigte, indem er mittelst ge- wisser Zeichen die Gesteine und Mineralien, welche man in diesem Lande aufgefunden hatte, anmerkte. — Unter — 31 — den Karten, welche Guettard in einer uns schon näher liegenden Epoche veröffentlichte, sind jene zwei, welche er im Jahre 1751 herausgab, die bemerkenswerthesten. Sie hatten zum Zwecke, die Verbindung darzustellen, die zwischen den Ablagerungen im nördlichen Frankreich und jenen im südlichen Egland besteht. Später lieferten Mon- net, Palassou, Desmarest, die Herren d’Omalius d’Halloy und Coquebert de Monbret Arbeiten, die sich auf Frankreichs Geologie beziehen. Endlich zeichne- ten die Herren Elie de Beaumont und Dufrenoy eine grosse geologische Karte Frankreichs und einiger Länder jenseits seiner Grenze; eine herrliche Arbeit! *) Erst im Jahre 1815 gelangte England in den Besitz einer allgemeinen geologischen Karte. — Doch widmen wir einige Aufmerksamkeit den ältern Karten. In England schreibt man allgemein die erste Idee einer geologischen Karte dem Martin Lister zu: An ingenious proposul for a new sort of maps of counlies (ein sinnreicher Vorschlag zu einer neuen Gattung von Landkarten) in den Philosophischen Abhandlungen für das Jahr 1684; doch er führte diese Idee niemals aus. Es scheint, er habe den Nutzen, welchen man aus einer sol- chen Arbeit schöpfen könnte, vorausgesehen, und er gab einige Andeutungen über die Art der Ausführung solcher - Karten. — Uebrigens sind seine Eintheilungen sehr ungenan und mehr minerelogisch als geologisch. Später (1712) beschrieb Stuckeley, ein berühmter Alterthumsforscher, auf eine bemerkenswerthe Weise die Schichten von Englands Boden, so wie auch die Steinar- ten und Fossilien verschiedener Gegenden. — Es ist wahr- scheinlich eine Anspielung auf Listers Vorschlag, wenn er einige Andeutungen über eine englische Terrain - Karte gibt (Memoirs towards a British map of soils). — Seine Ansichten über die Fossilien sind richtiger als jene seine Vorgänger aber jene über den Bau der Erde sind sehr sonderbar. *) Auszug aus: Coup d’oeil sur les Cartes geologiques etc. par Mr. A. Riviere, Annales des Sciences geologiques. 1842. I. Band, Seite 39. —_— 32 — Ungefähr fünfzig Jahre nach Listers Vorschlag ver- öffentlichte Christoph Packe eine neue philosophisch- chorographische Karte von Ost-Kent (A new philosophi- cal chorographical Chart of Easl Kent), welche man in der Geschichte der physikalischen Geographie von Eng- jand für eine wichtige Arbeit hält. Packe war stolz auf sein Werk ; mit Recht behauptete er: zwischen seiner und einer gewöhnlichen Landkarte herrsche ein so grosser Unterschied, als zwischen dem Gerüste eines Hauses und einem vollendeten und eingerichteten Gebäude. Diese Karte ist in einem Massstabe von mehr als ein und einem halben Zoll auf die Meile gezeichnet. Sie ent- hält die Umgebungen von Canterbury. Das Hauptaugenmerk des Verfassers ist, die 'Thäler und ihre Verzweigungen darzustellen, indem er sie mit den Adern im menschlichen Körper vergleicht. Die Eintheilungen, welche er auf sei- ner Karte anbrachte, entsprechen ziemlich gut einigen von jenen, welche noch gegenwärtig in der Geologie an- genommen sind. Der Ackerban-Rath (.‚Conseil d’agricullure‘*‘) ver- öffentlichte im Jahre 1794 Karten der Grafschaften,, unter welchen jedoch nur fünf die Bestandtheile der Bodenfläche vom Gesichtspuncte des Ackerbaues aus darstellen; und die von Devonshire ist die einzige, welche einige geolo- gische Andeutungen enthält, indem sie die Kalkstein - La- ger darstellt. In dem historischen Atlas von England, welcher im Jahre 1797 Andrews herausgab, findet man zwei kleine Karten, welche den Namen geologische Karten führen. — Die Eine stellt die Thäler, Flüsse etc. dar; die Andere soll die Höhen der Gebirgszüge darstellen, während sich die Wässer der Sündfluth verliefen. Sie sind schlecht aus- geführt, und verdienen den Namen geologischer Karten nicht. Es gab somit keine wahrhaft geologische Karte in England vor jener des emsigen William Smith. Der Zeitpunet, wann diese Karte angefertig wurde, ist schwer genau zu bestimmen ; sie wurde erst nach zwanzigjähriger Arbeit im Jahre 1515 herausgegeben und —_— 33 — dem Sir Joseph Banks dedicirt. Es scheint jedoch, sie sey schon im Jahre 1801 vollendet gewesen; und es ist ein Manuseript von einer Karte vorhanden, welche Smith im Jahre 1800 kolorirt hat, welche eine Vergleichung des nördlichen Englands mit dem südwestlichen zum Zwecke hat. Es scheint jedoch, Smith habe sich wegen Veröffent- lichung seiner Forschungen und Beobachtungen in grosser Verlegenheit befunden, Er kannte die Arbeiten seiner Vor- gänger nicht; er stand allein, ja er war sogar wenig auf- gemuntert, und er vollendete ganz allein diese riesenhafte Aufgabe *). Diese Karte, welche ganz England und einen Theil von Schottland umfasst, besteht aus fünfzehn Blättern (sammt einer Uebersichtskarte). Sie ist im Massstabe von 1 E . # . - 00000 gezeichnet. Sie enthält dreiundzwanzig Farben zur Bezeichnung von dreiundzwanzig Gesteinarten, welche Smith zu unterscheiden wusste ; die Kupfer-, Blei- und Zinngruben sind darauf durch besondere Zeichen angege- ben. Die Grenzen der Gesteine sind an den Orten, wo er sie erkennen konnte, genau bezeichnet, während die Far- ben in einander verwaschen sind, wo ein Gestein ın ein anderes überzugehen scheint. Bisweilen fehlt die Grenze ganz, ein weisser Raum sondert zwei Farben von einan- der ab. Man sieht, der Verfasser zog es vor, lieber gar keine als eine falsche Grenze anzugeben. Die Topogra- phie der Gebirge fehlt gänzlich, obschon die Namen der Gebirgszüge und Hügelreihen angegeben sind; die Flüsse *) In Bezug auf das Leben und Wirken William Smith’s siehe die Abhandlungen der Herren Sedgwick: Proceedings of the Geolo- gical Society of London. Ater Band, pag. 270; Fitton, London and Edinburgh Philos. Magaz, 1832. iler Band, Seite 148; — Buckland, Proceedings af Geolog. Sociely of London. S3ter Band, Seite 248. — Die Andeutungeu, welche ich in diesen ausge- zeichneten Abhandlungen fand, waren mir für Abfassung dieser Notiz vom grössten Nutzen. In Bezug auf die Aufzählung der geulogi- schen Lokalkarten und die Zusammenstellung der Generalkarten Englands siehe Boue Guide du Geologue voyageur 1. p. 477. Freunde der Naturwissenschaften in Wien. III. Nr. 1, = = JE scheinen gut gezeichnet. Diese Arbeit ist begleitet von einer Durchschnittskarte, welche die WVebereinanderlage- rungen der Gesteinsarten und das Maximum der Höhe, zu welcher sich jede derselben über das Meer erhebt, dar- stellt. Smith, den man den Vater der englischen Geologie genannt hat, war in Churchill (Grafschaft Oxford) in ‚dem berühmten Jahre von 1769 geboren. Dieses Jahr sollte eine neue Aera in der Geologie bezeichnen: Nicht nur sah es unsern Smith zur Welt kommen, sondern auch einen Cuvier, von Humboldt und von Buch, welche einen so grossen Einfluss auf die Geologie in Frankreich und Deutschland, so wie auf den allgemeinen Fortschritt der Wissenschaft hatten. Churchill liegt in der Mitte eines an Fossilien reichen Gebietes, und es scheint, dieselben hatten Einfluss auf Smith's Geschmack und Geist. Zum Feldmesskünstler bestimmt, war er gezwungen, sich mit dem Studium der Gesteine zu befassen. Mit seinen Entdeckungen ging es wie mit seiner Karte, das heisst: er veröffentlichte sie erst lange, nach- dem er sie gemacht hatte. Im Jahre 1799 entwarf er eine bemerkenswerthe Arbeit über die Umgebungen von Bath, und er colorirte geologisch eine kleine Karte von den Umgebungen dieser Stadt, in welcher er die kleinen Un- terabtheilungen der Jurabildungen anzeigte. Diese Karte wird bei der geologischen Gesellschaft in London aufbe- wahrt. Er colorirte gleichzeitig eine alte Karte von So- mersetshire, welche im Massstabe von einem Zoll auf die Meile gezeichnet war. Schon im Jahre 1793 hatte er eine Darstellung der verschiedenen Erdschichten entworfen, welche die Grund- lage der schönen Beobachtungen war, die er später an- stellte.e Er hatte beobachtet, dass fast alle Erdschichten sich in den Uferabhängen in England gleichsam abzeich- neten, und dass sie eine allgemeine Richtung von Süd- west nach Nordost hatten. Er bemerkte auch mit vielem Scharfsinn die abweichende Lagerung des Lias auf der Steinkohlen-Formation, und man weiss, dass er noch vor dem Jahr 1803 die Entdeckung gemacht hatte, dass die — ne Fossilien nicht ohne eine gewisse Ordnung in den Erd- schichten vertheilt sind, und dass er mit Hilfe der Ueberreste dieser organischen Wesen im Stande war, die verschiede- nen Lager zu charakterisiren. Widmen wir einige Worte diesem Gegenstande, wel- cher so zeitlich von Smith aufgefasst worden zu seyn scheint. Dieser merkwürdige Mann hatte gefunden, dass jede Formation ihre besonderen Fossilien habe. Dieses staunenswerthe Gesetz, welches uns einen Plan in der Schöpfung und die Ordnung, die bei den Umwälzungen des Erdkörpers stattfand, enthüllt, entwickelt sich schon aus dem Titel seines Werkes selbst: ,„Sirala idenlified by or- ganized Fossils ;‘“ London Juni 1816. (Die Gebirgsschich- ten durch die organischen Fossilien in Uebereinstimmung gebracht.) Ueberdiess sagt er in seiner Einleitung: „Die fossilen Organismen (welche man die Alterthümer der Na- tur nennen könnte), so wie ihre Lage können von Jeder- mann, selbst von ganz ungebildeten Leuten verstanden werden, denn sie haben eine so fest bestimmte Stellung in der Erde, dass keine Verwechslung, noch irgend ein Miss- griff möglich ist, und sie können eben so leicht in jede der Erdschichten, welche sie enthalten, als in die Kabi- nete der Sammler eingereiht werden“*). — Und weiter sagt er: er sey zur Entdeckung von jeder Schichte eigen- thümlichen Fossilien geführt worden. (.....to the dis- covery of organic remains peculiar lo each slratum.) William Smith starb zu Northampton im Jahre 1839. Vier Jahre nach Veröffentlichung von Smiths Karte gab Greenough im Jahre 1819 die erste Auflage einer allgemeinen geologischen Karte Englands heraus. Diese Karte wurde weniger wichtig, seitdem eine zweite Ausgabe derselben von grösserer Vollkommenheit erschienen ist. Ueberdiess ist sie mir nicht bekannt. *) The organized fossils (which might be called the antiquities of nature) and their localities also, may be understood by all, even the most illiterate: for they are so fixed in the earth as not to be mistaken or misplaced; and may be as readily referred to in any part of the course of the stratum which contains them, as in the cabinets of the curious. g* = es Im Jahre 1821 veröffentlichte W. Phillips, Mitarbei- ter des Hrn. Conybeare, in einem ausgezeichneten geo- logischen Werke: (Outlines of the Geology of Kng- land and Wales) an der Spitze dieses Werkes eine sehr kleine Karte, in welcher die Hauptzüge der geolo- gischen Bestandtheile des Landes angegeben sind, und welche genau die Verbindung der Schichten darstellt, welche zwischen den beiden Küsten des Kanals „La Manche‘ Statt findet. Während der Jahre 1831 bis 1838 arbeitete Sir R. J. Murchison an einer Karte, welche einen Theil seines Silurian-Systems bildet. Sie begreift fast das ganze Land von Wales und den Theil Englands westlich von dem Meridian von Birmingham. Es ist somit keine General- karte; dech mussten wir sie hier erwähnen, weil sie viel beitrug Englands Geologie anschaulich zu machen, und weil sie zu einem Werke gehört, welches die Ansichten der Wissenschaft, in dem Zweige, womit es sich befasst, um- gewandelt hat. Diese Karte enthält keine topographische Darstellung der Gebirge. Ihr Massstab ist en 3 Die zweite Ausgabe von Hın. Greenough’s Karte wurde im Jahre 1839 von der geologischen Gesell- schaft in London herausgegeben. Wir können mit vollkom- mener Beruhigung sagen, es ist ein ausgezeichnetes Werk. Obschon sie unzweifelhaft in jeder Beziehung weit voll- kommener ist als die Karte Smith’s und mehrere Irrthü- mer und Auslassungen derselben berichtiget, so erhöht sie doch noch den Werth der Arbeit des kenntnissreichen In- genieurs, indem sie zeigt, wie ein einzelner Mann ohne Hilfsquellen im Allgemeinen ganz richtige Ideen über die verschiedenen Formationen von Englands Boden und ihre bezüglichen Grenzen erlangen konnte. Die Hauptverbesserungen der zweiten Auflage von GreenoughsKarte beziehen sich auf die Topographie von Wales, auf einige Grenzen und auf einige Unterabtheilnngen des Grünsaudes, des Wälderthons, des Lias, des neuen rothen Sandsteins, und hauptsächlich auf die älteren Flötz- gesteine von Devonshire, von Cornwall und von Wales. u 7 GE Diese Ausgabe benützte die Veränderungen, welche die Karte des Silurian-Systems hervorbrachte, und die schönen Arbeiten der Herren Prof. Sedgwick und Sir R. 1. Murchison. Der Verfasser hat daselbst eine grosse Anzahl entsprechender Zeichen und werthvoller Nachweisungen an- gebracht. Sie ist von einer kleinen Abhandlung begleitet, in welcher alle Hügel und Berge von jeder Grafschaft und ihre absoluten Höhen erwähnt sind. Ihr Massstab ist m: Die topographische Ausstattung ist schön; 44 verschiedene Gesteine und Erdarten sind daselbst durch verschiedene Farben dargestellt. Da aber einige dieser zahlreichen Far- ben Aehnlichkeit mit einander haben, so bedauern wir, dass man nicht auf jede eine Ziffer gesetzt hat, wodurch man im Stande gewesen wäre, sie mit grösster Genauigkeit zu unterscheiden, besonders wenn die Zeit einige derselben verändern sollte. Hr. Professor John Philipps hat eine geologische Karte in einem Blatte veröffentlicht, im Masstabe von u » . 3 q & ismo.soo: Sie hat kein Datum. Es ist eine Zusammenzie- hung jener Karten, welche zur Zeit ihrer Erscheinung ver- öffentlicht waren; sie ist interessant, nicht weil sie wie die vorgehenden Karten die kleinsten Details und die genaue- sten Begrenzungen uns zeigt, sondern weil sie das Gerippe von Englands Boden und die Beziehungen enthält, welche zwischen den Schichten der Nordwestküste Frankreichs und deren von England, Schottland und Irland bestehen; denn sie enthält die Geologie aller dieser verschiedenen Länder. Sir R. I. Murchison hat im Jahre 1843 eine kleine geologische Karte bloss von England entworfen, welche dem Atlas eingereiht wurde, welchen die Gesellschaft zur Verbreitung nützlicher Kenntnisse herausgab. Diese Karte enthält viele Details für ihre Grösse (eine Seite in Folie); sie enthält ausser den durch die Farben gelieferten Anga- ben noch eine grosse Anzahl anderer Andeutungen. Eine sehr schöne geologische Karte Irlands wurde ım Jahre 1839 von Hrn. Griffith herausgegeben. Die "Schichten, welche den Boden Schottlands bilden, wurden - Bi auf eine geologische Karte in vier Blättern von dem Dr. Mac Culloch gezeichnet. Beides sind schöne Werke. Wir kommen nun zu den grossen geologischen Arbei- ten, welche in England auf Befehl der Regierung durch das Ordnance Geological Survey ausgeführt werden *). Ihre Einrichtung fing in einem kleinen Massstabe an, und vergrössert sich von Tag zu Tag. Im Jahre 1835 brachte es der Gelehrte Sir Henry de la Beche, nachdem er grösstentheils auf eigene Kosten die geologische Karte von Devonshire hatte aufnehmen lassen, bei der Regierung dahin, dass der Boden von ganz Eng- land vom geognostischen Standpuncte aus von einer Ge- sellschaft von Geologen geprüft werde, welche Gesellschaft den Namen Ordnance Geological Survey annehmen und beauftragt werden sollte, die Karten, welche das Ordnance Trigonometrical Survey entwerfen würde, vom geologi- schen Standpuncte aus zu coloriren. Diese topographischen Karten sind sehr schön ausgeführt ; sie dienen für den Ka- taster, und man betrachtete sie als solche, welche die Fortschritte der Geologie beförden könnten *). Es wurde beschlossen, dass die Arbeiten des Geological Survey (der geologischen Landesaufnahme) mit Cornwall beginnen sollten. Als Grund hiefür wurde die Nähe dieser Grafschaft an De- vonshire und das Interesse, welches sie in Bezug auf die Geologie und die Bergwerke darbietet, angegeben. Es wurden schon früher einige Versuche gemacht, die Karten des Ordnance geologisch zu coloriren. Unter diesen Karten muss man jene, welche im Jahre 1827 von Hrn. Lonsdale in England, und von Hrn. Pringle in Irland gemacht wurden, herausheben. Aber eine solche *) Sir Henry de la Beche und Hr. J. L. Prevost waren so gü- tig, mir werthvolle Belehrungen zukommeu zu lassen. Ich bitte dieselben, meinen aufrichtigen Dank zu genehmigen. **) Die topographischen Karten des Ordnance (Feldzeugamt) sind für den Norden Englands, für Schottland und Irland im Massstabe von sechs Zoll auf die Meile gerechnet. In Irland bedienen sich die Geologen dieser Karten bei ihren Arbeiten; aber die geologischen Karten werden im Massstabe von einem Zolle auf die Meile heraus- gegeben werden, Arbeit konnte nur mit einer geregelten Einrichtung zum gewünschten Ziele geführt werden; somit verdankt England der Ausdauer, dem Eifer und Talenten des uner- müdlichen Sir Henry de la Beche, so berühmt in den Wissenschaften durch seine sowohl allgemeinen als besonde- ren Arbeiten eine der schönsten geologischen Unterneh- mungen, welche je gemacht wurden, und die Art und Weise, in der dieselben gesenwärtig fortgeführt werden. Sir Henry de la Beche hat unter sich zwei Directo- ren; der eine für Grossbritannien ist Hrn. Ramsay; der andere für Irland ist Professor Oldham. Hr. Warrington Smith ist mit Erforschung der Bergwerke beauftragt. Professor John Phillips ist insbesondere für den Norden Englands bestimmt. Capitän Ibbet- son ist beauftragt, die Erdeinschnitte, welche durch den Bau der Eisenbahnen veranlasst werden, in geologischer Beziehung zu erforschen. Professor E. Forbes ist der Paläontologe, beauftragt, alle fossilen Thiere, welche die Geologen gesammelt haben, zu untersuchen, und Dr. Hooker beschäftigt sich mit der Botanik und den fossilen Vegetabilien. Unter den Befehlen eines jeden der Lokal-Directoren stehen mehrere Geologen, Beamte und Gehilfen. Das Gesammte dieser Einrichtungen wurde von dem Ordnance im Jahre 1845 getrennt und jener Abtheilung der Regierung beigeordnet, welche das Departement der Forste und der öffentlichen Arbeiten heisst. Gleichzeitig fasste man den Entschluss, die geologischen Forschungen auch auf Irland auszudehnen, und Sir Henry de la Beche wurde zum General-Director des @Geological Survey der vereinigten Königreiche ernannt. Dieser Verwaltungszweig kostet jährlich 5500 Pfund Sterling. Die geologischen Karten, welche unter der obersten Leitung des Sir Henry de la Beche herausgegeben wur- den, sind, wie wir bereits gesagt haben, die Karten des Katasters, und sie sind gegenwärtig für England vollen- det. Sie werden in dem Bureaux des Geological Survey gemahlt, und zwar von den Geologen selbst. Man setzt einen Stämpel darauf, um die Versicherung zu geben, Be 7,8 dass sie von diesem Amte colorirt wurden, denn Jeder- mann kann sich die Karten des Ordnance kaufen und sie - 4 1 3 5 4 coloriren. Ihr Massstab ist En oder ein Zoll auf die Meile. Die Gesammtkarte Englands allein besteht aus 110 Blättern; doch sind bisher nicht mehr als 24 dem Publi- kum übergeben worden. Sie enthalten die Grafschaften Somerset, Deyon, Cornwall, einen Theil von Glo- cestershire und den Süden von Wales. Vier und zwanzig sind in der Vollendung begriffen; sie werden folgende Grafschaften enthalten, den nördlichen Theil von Wales, Shropshire, Herefordshire, Cheshire, Derbyshire, Lan- cashire und einen Theil von Dorsetshire; für die übrigen Grafschaften sind die Arbeiten noch nicht begounen: So- bald diese Karten vollendet seyn werden, wird man Schott- land und Irland in Angriff nehmen, so zwar, dass die drei vereinigten Königreiche einer nach einem gleichförmigen Systeme angestellten Untersuchung, unterworfen werden. Die angenommenen Eintheilungen sind zahlreich: ihre Anzahl beträgt dreiundvierzig für die geschichteten Ge- birge und zehn fur die plutonischen oder metamorphi- schen *); die Gold-, Silber-, Zinn-, Braunstein-, Eisen- *) Es sind folgende, indem wir in Bezug auf das Terrain mit den oberen Schichten beeinnen: Treibsand, Alluvium, frisch aufgetauch- tes Muschellager oder Meeresgrund, Kies ete., oderältere Anschwem- mungen, welche die unter ihnen liegenden Gesteine verdecken, so dass man dieselben nicht erkennen kann. Das Tertiärgebiet ist eingetheilt in die Braunkohle von Bovey und plastischen Thon. — Das-Kreidegebiet zerfällt in die obere Kreide, in die untere Kreide, den oberen Grünsand oder die chloritische Kreide, den Gault und den untern Grünsand oder Neocomien. — Zwischen den Kreide- und Jurabildungen findet man die Schichten des Purbeck - Kalksteines. — Hierauf kommt das Juragebiet und wird getheilt wie folgt: Portland-Oolith, Port- land - Sand, Kimmeridge - Thon, Coralrag oder Oolith von Oxford, Oxford- Thon, Cornbrash, Forestmarble, grosser Oolith oder Volith von Bath, Walkererde, steinige Walkererde, unterer Dolith, Sand des untern Ooliths , oberer Lias, Lias-Mergel und unterer Lias. — Die Gruppe des neuen rothen Sandsteins, dessen drei erstere Unterabtheilungen das Trias-Gebiet bilden, theilt sich - di und Zinkgruben sind daselbst bezeichnet, eben so auch die Söhligkeit, das Streichen und Fallen, die Biegungen, die antielinischen und synelinischen Linien der Schich- ten. Die Verwerfungen (fuilles) sind daselbst durch weisse Linien bezeichnet; die Erzgänge durch Gold- linien, und zinnhaltige Sandablagerungen durch Gold- puncete. Die Farben sind nicht zu dick, und stören die topographischen Bemerkungen nicht; aber diese zahlreichen Farbentöne lassen sich nicht immer leicht yon einander unterscheiden, und wir müssen hier dieselbe Be- merkung machen, die wir in Bezug auf die Karte des Hrn. Greenough angeführt haben: es ist unangenehm, dass man ausser den Farben keine Nummer in jede Abtheilung gesetzt hat *). Diese Karten sind von bewunderungswürdiger Ge- nauigkeit. Ich hatte das Vergnügen, Ausflüge in die Um- gebungen von Wotton under Edge mit den Geologen zu machen, welche mit deren Aufnahme beschäftigt waren, und ich konnte mich von der Genauigkeit, mit welcher sie die Grenzen der Gesteine zeichneten, überzeugen. Ueber- dies haben diese Karten die Bewunderung aller Männer in bunten Mergel (Keuper-Mergel), in Sandstein und Thon, in den rothen Mergel, in bunten Sandstein, in rothes Conglomerat, Mag- nesia-Kalkstein und Conglomerat. — Die paläozoischen Gesteine werden eingetheilt wie folgt: Das Steinkohlen-Terrain, Millstone- grit, Kalkstein des Steinkohlengebirgs und des Millstonegrits, Koh- lenkalkstein, unterer Kohlenkalkstein, alter rother Sandstein, Kalk- stein (genannt Cornstone) im alten rothen Sandstein, das devoni- sche Gebiet, obere silurische und untere silurische oder cambrische Gesteine, Kalkstein der devonischen und silurischen Formation. — Für die plutonischen oder metamorphischen Bildungen ist die Ein- theilung folgende: Amphibol-Gestein, Cloritschiefer, Glimmerschie- fer und Gneiss, Syenit und Trapp, Hypersthenfels, Gabbro (Diallag- Gestein), Eurit-Porphyr, Feldspath-Gestein im Trapp, Trapp-Gestein im neuen rothen Sandstein von Devonshire, Serpentin, Granit. *) Der Gyps, ein Gestein, das eben so nützlich für die Industrie. und den Ackerbau als interessant für die Forschungen des theoretischen Geologen ist, ist nicht dargestellt, Eif Gleiches gilt von den Mi- neralquellen. — ee erregt, welche in dieser Gattung Arbeit die ausgebreitet- sten Kenntnisse haben.: Es ist zum Beispiele unmöglich, eine schönere Karte zu sehen als jene, welche durch die Vereinigung der Blätter von Devonshire und Cornwall gebildet wird. Die kleinen Granitinseln des Dartmoor, des Bodmin-moor und der Ocrinischen Berge, die Grenze von Trapp und von Feldspath, die Massen von Gabb- ro und Serpentin am Cap Lizard, und die zahlreichen Systeme von Verwerfungen und Erzgängen brin- gen den herrlichsten Effeet hervor. Man vergisst sich selbst, wenn man diese Karten betrachtet, und nach eini- ger Zeit glaubt man die Natur im verkleinerten Massstabe oder vielmehr die Erdrinde ihrer Vegetation beraubt zu erblicken. Da Karten nur die Oberfläche des Erdkörpers darstel- len können, so hat das Ordnance Geological Survey, weiche die Natur des Landes von England, Schottland und Irland auf das Genaueste darstellen wollte, auch zwei Gattungen geologischer Durchschnitte veröffentlicht. Die ersteren bestehen aus siebzehn Blättern horizontaler Durchschnitte, welche nicht besonders tief unter die Ober- fläche des Bodens reichen. Es sind neunzig Abtheilungen, welche mit vieler Sorgfalt gezeichnet und colorirt sind. Sie stellen im Ganzen eine Länge von ungefähr 520 Mei- len in der Natur dar. Ihr Massstab ist für die Länge und für die Höhe derselbe, nämlich sechs Zoll für eine Meile. Einer der wichtigsten Puncte, welcher sich durch diese Durchschnitte herausgestellt hat, ist das Vorhandenseyn ehe- maliger Gebirge oder Hügel, von denen man gegenwärtig keine Spur findet. Die Oberfläche der Gegend, wo sie sich einst erhoben, ist vollkommen horizontal; nur eine aufmerksame Prüfung des Bodens kann ihre ehemalige Existenz erken- nen lassen, und beweisen, dass diese Gebirge zerstört wurden, und dass die Ueberreste weithin zerstreut, die Elemente der jüngeren Formationen geliefert haben. Die zweite Gattung stellt vertikale Durchschnitte dar, . welche sehr tief hinabreichen; somit kann man sagen, dass der Boden Englands, in seinen drei Dimensionen bildlich dargestellt wurde. Diese letzteren Durchschnitte sind nicht —. eolorirt; sie sind in dem ungeheuren Masstabe von einem Zoll auf- vierzig Fuss dargestellt. Dieser Massstab er- laubte, zahlreiche Details darauf anzubringen. Sechs Zoll dicke Steinkohlenlager sind darauf gezeichnet. Diese Durch- schnitte, welche grösstentheils ın Schächten aufgenommen worden sind, würden, legte man die einen über die an- dern, eine Erdschichte von ungefähr 120,000 Fuss in der Dicke darstellen. Diese vierundzwanzig Karten, siebzehn Blätter hori- zontaler und fünfzehn vertikaler Durchschnitte, bilden so zu sagen die erste Lieferung dieses grossen Werkes. Die englische Regierung hat durch die gefällige und wirksame Vermittlung des General-Directors Sir Henry de la Beche mit dieser ersten Lieferung unserer Akademie ein Geschenk gemacht. Diese wissenschaftliche Gesell- schaft erkannte hierin das alte Wohlwollen, woran Eng- land Genf gewöhnt hat. Es fühlte den Werth dieses Geschenkes um so viel mehr, als bei dieser Gelegenheit dieselbe Gunstbezeugung sich nur auf drei oder vier der grössten Städte Europas ausdehnte. Es sey uns erlaubt, hier den aufrichtigen Dank der hohen Verwaltung, welche an der Spitze des Geological Survey steht, und dem Hrn. General-Direktor auszudrücken. Mögen sie den herzlichen Ausdruck unserer Dankbarkeit wohlwollend genehmigen. Diese Karten sind nicht das einzige Resultat des Geo- logical Survey. Unrecht wäre es gewesen, nicht alle Be- sultate, alle Forschungen, alle von dem wandernden Geo- logen gesammelten Musterstücke im natürlichen Zustande aufzubewahren: Sir Henry de la Beche sah dies wohl ein, somit stellte er im Jahre 1835 dem Schatzkanzler vor, wie nützlich es wäre, Sammlungen anzulegen, welche ge- eignet wären, die nützliche Anwendung der Geologie auf die Bedürfnisse des Lebens zu zeigen, und Englands Reich- thum an Mineralien darzustellen. Dieser Vorschlag wurde angenommen, und ihr verdankt das Museum der öko- nomischen Geologie (Museum of Economic Geo- logy) seinen Ursprung, welches gegenwärtig mit dem Geolo- gical Surveyin Verbindung steht, und gleichfalls dem Departe- ment des Forstwesens und der öffentlichen Arbeiten unter — MU der obersten Leitung Sir Henry’s de la Beche zugewie- sen ist. Dieses Museum kostet jährlich ungefähr 3000 Pfund Sterling *). Es war einstweilen in einem provisorischen Lokale untergebracht in Craig’s court Chaurring cross; bald wird es in einem eigens zu diesem Zwecke errichte- ten Gebäude in Piceadilly untergebracht seyn **). Man sieht daselbst reiche Sammlungen von Fossilien, Erz- stufen, Architeetur - Marmor, Bausteine, Granite, Dachschiefer, Thon, Mergel und Mineralien jeglicher Art. Man findet daselbst folglich alle Materialien des englischen Bodens, eben sowohl jene, welche einen soge- nannten innern Werth, als auch die, welche nur nütz- liche Anwendung haben. Alle Kunst- und Industriepro- ducete, welehe von diesen verschiedenen Materialien abhän- gen, bilden gleichfalls einen Theil dieser ungeheuren Sammlungen, in deren Anordnungen man eine Pracht ent- wiekelt hat, welche ihrer Grösse entspricht. So gibt es daselbst eine Mustersammlung, welche alle verschiedenen Gattungen Glas vorstellen; und als Muster eines modernen Email hat man bei Hrn. Constantin, einem berühmten Genfer Mahler, eine Copie von dem Portraite des berühm- ten Saussure anfertigen lassen, eine Copie, welche sehr bewundert wird, und ihrem Verfertiger grosse ‚Ehre macht. Es befinden sich daselbst auch viele andere Emails aus verschiedenen Epochen. Man findet in diesem Museum eine sehr reiche Sammlung von Modellen jener Maschinen, welche sowohl in den englischen als auswärtigen Berg- werken angewendet werden. Die Chemie, welche so viele herrliche praktische Beleh- rungen liefert, ist in dieser Anstalt nicht vergessen. Es befindet sich daselbst ein sehr grosses Laboratorium, wo unter der einsichtsvollen Leitung der Herren R. Phillips *) So zwar, dass das Geologieal-Survey und das Museum der öko- nomischen Geologie 9000 Pfund Sterling Kosten. **) Dieses Gebäude wird 170° lang, 80° breit und 80° hoch aufgeführt werden. u A und Lyon Playfair Zöglinge arbeiten, welche alle Stoffe, welche man ihnen vorlegt, analysiren müssen. Eine der Abtheilungen dieses Museums ist insbesondere dem Ackerbau bestimmt; der Einfluss der Gesteine oder des Untergrundes auf den Ackerboden ist eine wohl erkannte Sache in England; und da im Ganzen betrachtet die Erd- schichten England von einer Küste zur andern mit fast un- unterbrochenem gleichen Charakter durchziehen (dies ist eine der Beobachtungen W. Smith's), so folgt daraus, dass ihr Ausgehendes in Englands Boden lange und schmale Striche bildet, welche mehr oder minder fruchtbar oder unfruchtbar sind, und für deren jede eine besondere Verbesserung einzutreten hat. Die Sammlungen des Museums stellen die Beziehungen des Ackerbaues zur Geologie dar. Sie enthalten Proben von allen Erd- und Steinarten, deren Zersetzung zur Bildung des Humus beiträgt. Man wen- det sich an das Laboratorium, um die Analysen der Erdar- ten und nützliche Belehrungen zu deren Verbesserungen zu erlangen. Versuche, welche von Ländereibesitzern und Pächtern unter der Direction einer geologischen Commission angestellt werden, die gleichfalls zu chemischen Analysen ihre Zuflucht nimmt, liefern die glücklichsten Resultate in Bezug auf diesen Gegenstand. Endlich bildet noch ein dritter und ausgedehnter Ge- schäftszweig einen Theil des ökonomischen Museums. Es ist ein Bureau, welches unter der Leitung des Hrn. Robert Hunt, Archivs-Directors, beauftragt ıst, zur Aufbewah- rung aller Gattungen Documente, welche auf die Bergwerke des britischen Reiches Bezug haben. Dies sind: Durchschnitte, Karten, Pläne etc. von allen Arbeiten, die in jeder Grube ausgeführt wurden. Dieser wichtige Verwaltungszweig wurde nach dem Wunsche, welchen eine Commission der britischen Gesellschaft, gebildet auf den Antrag des Hrn. Sopwith im Jahre 1834 in Newcastle, ausgedrückt hat, eingeführt. Eine solche Anstalt, wie wir sie so eben beschrieben haben, zeigt uns gleichsam mit dem Finger den grossen und erfolgreichen Einfluss der Wissenschaft auf die Künste = 46 > und Industrie, und kann selbst jene Personen überzeugen, die am wenigsten an einen solchen Einfluss glauben. Irland besitzt ebenfalls ein Museum der ökonomischen Geologie, dessen Director Sir Robert Kane ist. Die verschiedenen Untersuchungen, welche alle bei diesen Anstalten beschäftigten Personen vornehmen, liefern einen herrlichen Stoff zu Veröffentlichungen. Das erste Werk, welches sich an diese Einrichtungen anknüpft, ıst der wich- tige Bericht, welchen Sir Henry de la Beche über die Geologie von Devonshire und Cornwall im Jahr 1839 ver- öffentlicht hat. Er beschreibt nicht blos die Geologie dieser beiden Grafschaften, sondern stellt auch statistische Unter- suchungen über die Ausbeute der englischen Bergwerke an. Man sieht daraus, dass die jährliche Ausbeute der Bergwer- ke des Reiches in den dieser Veröffentlichung vorangegan- genen Jahren sich auf zwanzig Millionen Pfund Ster- ling belaufen, von welchen 1,340,000 Pfund Sterling von Cornwall und Devonshire geliefert wurden; und von der Totalsumme kommen acht Millionen Pfund Sterling auf den Gewinn von Eisen, und neun Millionen auf jenen von Koh- len. Der Bericht, an welchem gegenwärtig Sir Henry de la Beche über die Tg Monmouth und den südli- chen Theil von Wales afbeitet, wird ohne Zweifel sehr wichtige Ergebnisse liefern. Es sind nun einige Jahre, dass auf Befehl der Regie- rung ein grosser Bericht über die englischen Bausteine veröffentlicht wurde. Sie sind daselbst alle in Bezug auf ihre Eigenschaften und Dauerhaftigkeit geprüft, mit Aus- nahme derjenigen, die zu schwer zu behauen sind, als: der Granit und Porphyr etc. Die Farbe, die Zähigkeit, die Grösse, der Werth, die chemischen Bestandtheile, ihre Co- häsion, ihre Eigenschaft, das Wasser einzusaugen etc. sind hier für jede Gattung angegeben. Unter den Baumateria- jien, welche zur Aufführung der alten Gebäude Englands dienten, werden diejenigen, welche von gewissen Magnesia- Kalkbänken gewonnen werden, als die besten unter allen betrachtet. Je mehr dieser Stein krystallinisch ist, desto dauerhafter ist er. Das Geological Survey fährt unterdessen — mit den Untersuchungen fort, welche die Commission, von der dieser Bericht erstattet wurde, begonnen hatte. Ein anderer interessanter Bericht wurde über die Graf- schaft Londonderry von Hrn. Portlock herausgegeben. Jeder Geologe kennt auch die schönen Untersuchungen über die Fossilien der paläozeischen Schichten des Hın. Professors J. Phillips. Es sind dies die Früchte seiner Forschungen in den Grafschaften Cornwail, Devon und Somerset. Endlich erschien unter dem Titel: „Memoirs of Ihe Geological Survey of Great Britain“ so eben ein schö- ner Band (in Royal-Octav) mit Holzschnitten und neun co- lorirten Tafeln *). Somit sieht man, dass bei dieser Ein- richtung alle verschiedenen Wissenschaften, welche zur Kenntniss des englischen Bodens beitragen, eine rasche Entwicklung nehmen. Man erforscht diesen Boden in allen seinen Richtungen. Die Resultate hievon sind in Karten und Durchsehnitten dargestellt. Man sammelt eine unge- *) Dieser Band enthält folgende Abhandlungen: 1. On the Formation of the Rocks of South - Wales and South England, by sir H. T. De la Beche. 2. On the Denudation of South-Wales and the adjacent Counties of England, by A. €. Ramsay, F.G. S. 3. On the Connexion between the Distribution of the existing Fauna and Flora of the British Isles, and the Geological Chan- ges which have affected their Area, especially during the Epoch of the Northern Drift, by E. Forbes, F.R.S.LS.€ Ss. 4. Remarks on the Influence of Magnetism and Völtaic Electri- eitly, on Crystallisation, and other Conditions of Matter, by Robert Hunt. 5. On the Gases evolved during the Formation of Coal, by Dr, L. Playfair. 6. Note on the Gogofau, or Ogofau - Mine, near Pumpsant, Caermarthenshire, by W. W. Smyth. M.A.F.G.S. 7. An Account of the Mining Academies of Saxony and Hungary, by W.W. Smyth M. A. F. 6. S. 8. A Notice of the Mining Establishment of France. 9. An Account of the Coal and Lignite raised, and of the Iron and Steel manufactured in France, > 10. A Notice of the Copper and Tin raised in Cornwall, by Robert Hunt. ee heure Anzahl von Materialien jeder Art, welche in einem ausgedehnten Museum vereinigt werden, wo die Einen wis- senschaftlich, die Andeın in Reihen geordnet werden, wel- che bei den Rohprodueten beginnen, und mit den herrlich- sten Erzeugnissen der Industrie schliessen. Proben von allen werden untersucht, verglichen, analysirt: alle Resul- tate werden in den Archiven aufbewahrt, und sie liefern Belehrungen für den Bergmann und für den Ackerbauer. Die verschiedenen Arbeiten werden dem Publikum theils durch besondere Werke, theils durch officielle Be- riehte, theils auch durch die neue Reihenfolge der Ab- handlungen, wovon der erste Band so eben erschienen ist, bekannt gegeben. Dieser Plan ist ungeheuer, seine Ausführung wird einen grossen Einfluss auf die Künste und Wissenschaften äussern. Er ist Englands, dessen vorherrschender Charak- ter darin besteht, grosse und nützliche Unternehmungen zu lieben, und wo die Männer der Wissenschaft nach Ver- dienst geschätzt und geehrt werden, vollkommen würdig. Doch dieser Plan ist schwer auszuführen; daher hat man aber auch die höchste Garantie für sein guies Gelingen in der Thätigkeit, den Talenten und den gründlichen Kenntnissen derjenigen Männer gesucht, welchen die Lei- tung desselben vertraut worden ist. II. Versammlungs- Berichte. 1. Versammlung, am 2. Juli, Oesterr. Blätter für Literatur und Kunst vom 10. Juli 1847. Hr. Major Streffleur legte den Anwesenden die von dem Sectionschef im k. k. militärisch - geographischen In- stitute Hrn. Scheda angefertigte geognostische Karte des österreichischen Kaiserstaates vor, und bemerkte hierbei Folgendes: Die Arbeiten Scheda’s in A zeichnen sich überhanpt durch grosse Genauigkeit, Schön- heit und eine verständige Quellenbenützung aus, ausserdem ist er besonders glücklich in der Wahl der Massstäbe. Die von ihm heransgegebene Karte von Europa in 25 Blättern entspricht gewiss allen Anforderungen, die an gute General- karten gemacht werden können. Zusammengestossen zu einem Wandtablean, von nahe an 64 Quadratfuss, übersieht man alle Länder in ihrer Verbindung im gleichen Massstabe gezeichnet, was bei Atlassen nie erreicht werden kann. Die Detail- Ausführung ist so sorgfältig und vollständig, dass die einzelnen Blätter als Ueversichtskarten der einzelnen Länder benützt werden können, und gewiss jede derartige andere Karte entbehrlich machen, da man dieKarteScheda’s bei den durch den Farbendruck deutlich geschiedenen reichhal- tigen Einzeinheiten, sowohl orographische als hydrographische, wie auch politische, Strassen-, Eisenbahn- oder Schif- fahrtskarten nennen könnte. Auch findet man alle leeren Räume der Karte, wo nämlich grössere Meerestheile hin- fallen, in splendider Weise ausgefüllt, unter welchen Dar- stellungen die geognostische Karte des österreichischen Kaiserstaates als schr gelungen, besondere Erwähnung verdient. Sie ist hauptsächlich nach der grossen, von dem um die Erweiterung der Naturwissenschaften so hochver- dienten Hrn. Bergrath Haidinger zusammengestellten geognostischen Karte des österreichischen Kaiserstaates beärbeitet, und enthält eisen Massstab, der einerseits alle Details der grossen Karte (durch 23 Farben dargestellt) auf- zunehmen erlaubt, andererseits aber auch die weiten, im Einzelnen noch undurcehforschten Räume, z. B. in den Kar- pathen, in Siebenbürgen etc. in minderer Monotonie vor Augen stellt. Die Ausführung der geognostischen Verhält- nisse reicht von den Vogesen bis in die Moldau, und vom Harz bis jenseits von Rom, so dass ein grosser Theil von Deutschland und Italien mitbegriffen ist. Schon bei der Zusammenstellung der grossen geogno- stischen Karte des österreichischen Kaiserstaates und bei vielen andern Anlässen hat sich das Bedürfuiss gezeigt, eine Generalkarte der gesammten österreichischen Monar- Freunde der Naturwissenschaften in Wien. IH. Nr. 4. 4 Pa, er chie in ziemlich grossem Massstabe zu besitzen. Diesem Mangel abzuhelfen, hat sich nun Hr. Scheda entschlos- sen, die Vorarbeiten hierzu vorzunehmen, welche so weit gediehen sind, dass er schon im Monat Jänner 1848 das erste Blatt und sofort jeden Monat ein anderes erscheinen lassen kann. Die ganze Karte wird 36 Blätter enthalten, und im Massstabe von 8000 Wiener Klaftern auf den Wie- ner Zoll oder 1/576,000 der Natur ausgeführt, ein Mass, welches, mit Benützung des Farbendruckes, das nöthige Detail in übersichtlicher Darstellung und Deutlichkeit anf- zunehmen gestattet. Der gute Ruf, den Hr. Scheda bei seiner General- karte von Europa sich gegründet, lässt uns hoffen, dass auch die letztere Unternehmung mit gleicher Gründlichkeit und Verdienstlichkeit durchgeführt werden wird. Hr. Dr. S. Reissek machte einige Bemerkungen über die in der letzten Zeit von verschiedenen Orten her berich- teten Mannaregen. Dieselben sind in einer schon seit lange bekannten Erscheinung begründet, wir würden die- selbe auch hier nicht weiter berühren, wenn es überhaupt nicht geschähe, um grundlose, abergläubische Gerüchte zu widerlegen, die hierüber leider noch häufig genug vorkom- men. Das sogenannte Manna stammt von Ficaria ranun- culoides , einer Pflanze aus der Familie der Ranunculaceen, deren Wurzelknollen, von dem Regen und bei Ueber- schwemmungen ausgeschwemmt, von letzteren mitunter auch an entfernte Orte getragen und abgesetzt werden — und mit den von freien Stücken abfallenden Knöllchen des Stengels, wenn man sie am Boden zerstreut findet, als Ergebniss eines wirklich stattgehabten Regens dieser Sub- stanz angesehen werden, und oft schon angesehen worden sind. Die Knollen enthalten vie! Amylum, aber auch etwas von dem allen Ranunculaceen eigenthümlichen, scharfen in der Gegenwart eines Alcaloides begründeten Stoffes. Wenn es gelänge diesen Stoff durch einen einfachen leicht aus- führbaren Process, etwa wie bei der Mandiocca durch Wa- schen zu entfernen, so ist kaum zu zweifeln, dass dadurch ein tangliches Nahrungsmittel gewonnen werden dürfte, — a welches besonders in theuren Zeiten ein nicht uner- wünschtes Surrogat der amylumhaltigen Nahrungsmittel bilden müsste. Es wären Versuche zur Entfernung dieses scharfen Stoffes, welchen die Knollen enthalten, zu empfehlen. Ueberdies wurde vom Obgenannten eine eigenthümliche, aus dem k. k. Schlesien eingesandte Substanz vorgezeigt , welche im Teschner Kreise in der Gegend von Riegersdorf herabgefallen seyn sollte, und für eine Art Manna gehalten wurde. Nachträglich stellte es sich heraus, dass dieselbe nach der Ueberschwemmung eines Baches am Ufer zurück- blieb. Diese Substanz kam in haselnuss- und wallnuss- grossen Stücken vor, welche das Ansehen eines ausgetrock- neten weissen Mergels hatten, und einen mehligen , nach- träglich einen scharfen Geschmack darboten. Die mikrosko- pische Untersuchung ergab, dass sie ganz aus Fragmenten eines Fadenpilzes beständen, dessen Art jedoch aus gänz- lichem Mangel an vollkommen erhaltenen Individuen nicht bestimmt werden konnte. Ohne Zweifel stammte die Sub- stanz aus faulem Holze, in welchem die Pilze gewachsen und nach völliger Zerstörung des Holzes Klumpen von dem obenbeschriebenen Ansehen gebildet hatten, welche nach der Verwitterung endlich nur aus Fragmenten der Pflanze bestanden. Hr. Dr. Hammerschmidt bemerkte anschliessend au das was eben Hr. Dr. Reissek bezüglich des Manna-Begens mittheilte, dass ihm eben durch den k. k. Hrn. Regierungs- rath Hassenbauer derlei Wurzelknollen der Ficaria ra- nunculoides übergeben wurden, welche Letzterer aus Kö- niggrätz eingesendet erhielt und welche den Anwesenden zur Ansicht vorgezeigt wurden. Eben so wurde über die- sen Gegenstand von Dr. Hammerschmidt ein ihm durch Hrn. Hofrath Baron von Hügel mitgetheiltes Schreiben des Hrn. Simony vorgelesen, worin derselbe die in der ' letzteren Zeit als Kartoffel - und Getreide-Regen gesam- melten Pflanzenknollen ebenfalls als von einer Ranuncu- lacee herstammend übereinstimmend mit Dr. Reissek er- klärt. Auch bemerkte Dr. Hammerschmidt bei dieser A * a Gelegenheit, dass ihm durch die Redaction der Wiener Zeitung in Bezug auf das in der Gegend von Kommerau, einem, eine halbe Stunde von Troppau entfernten Orte, in grosser Menge gefallene Manna folgende briefliche Mitthei- lung des Hrn. Figdor gegeben wurde: „Die Regengüsse haben sich heute Nachts (19. Juni) erneuert, es war aber gestern Abends sehr schwül. In dieser Gegend ist gestern zahlreiches Manna in Kommerau eine halbe Stunde von Troppau gefallen, welches ich sah, und heute fielen drei Finger hoch, Beeren wie Johannis - Brotkörner, womit die ganze Erde weit bedeckt war — die beigelegenen zwei angeblich gefallenen Beeren scheinen aber durchaus nichts anderes als Samen der Johannis-Brutfrucht zu seyn, wo- mit sie verglichen vullkommene Aehnlichkeit haben. So lange nicht bestimmtere Mittheilungen über diesen Gegen- stand uns zukommen, dürfte die Richtigkeit dieser Beobach- tung vor der Hand in Zweifel zu ziehen seyn. Hr. Dr. Hammerschmidt bemerkte mit Beziehung auf die in der Zusammenkunft am 17. August v. J. lebend vorgewiesenen von ihm in einer mexikanischen Agave ent- deckten Insektenlarven, dass sich eine derselben am 29. Juni d. J., also nach 10 Monaten 12 Tagen nach dem Funde zum Schmetterlinge entwickelt hatte; da die Pflanze selbst meh- rere Monate von Mexiko aus hieher unterwegs war, so hatte die Verwandlung dieses Insektes läuger als ein Jahr gedauert, was wohl zum Theil durch die störenden und un- günstigen klimatischen Verhältnisse, unter denen das Thier lebte, seine Erklärung findet, obschon im Allgemeinen die Larven ähnlicher hieher gehörigen Schwetterlingsgattungen wie Cossus uud Hepiulis ebenfalls einen längeren Entwicke- lungszeitraum benöthigen. Hr. Dr. Hammerschmidt wies eine Abbildung der Larven und eingetrocknete Larven, die Puppe, den noch lebenden Schmetterling aus der Familie der Bombyeiden. der Gattung Cossus nahe stehend, dann die Eier vor, welche das Weibchen legte, er machte auf die eigenthümliche netzartige Zeichnung an den Eiern auf- merksam, gab einige mikroskopische Andeutungen über die Schuppenform des Schmetterlings und bemerkt, dass er diesen Schmetterling zu Ehren seines Freundes des um die — 93 — Entomologie hochverdienten Dr. Redtenbacher benannt habe und eine umständliche Beschreibung nebst Abbildung dieses in Wien zur Entwicklung gelangten Mexikaners für die naturwissenschaftlichen Abhandlungen liefern werde. Dr. Hammerschmidt legte ferner den ihm eingesen- deten amtlichen Bericht über die 10. Versammlung deutscher Land - und Forstwirthe zu Gratz vom September 1846 vor und machte insbesonders auf den Bericht über die naturwis- senschaftliche Section aufmerksam, welche nach der Bestim- mung desHrn. Dr. Hlubek und Gintlaus den Stenogra- phen - Protokollen veröffentlicht wurden. Hr. Dr. Hörnes theilte einen Auszug aus der von C. von Oeynhausen abgefassten Einleitung zu der Schrift: „Das königl. Soolbad zu Neusalzwerk unweit Preussisch Minden u. s. w.“ von Dr. F. W. v. Moeller, Berlin 1847 mit. Das Bohrloch bei Neusalzwerk, weiches vor etwa zwei Jahren zur Anlage eines bereits in grossem Rufe stehenden Soolbades Gelegenheit gegeben hat, ist 223,03 Wiener Fuss über dem Nullpunct des Amsterdamer Pegels angesetzt und hat zur Zeit eine Tiefe von 2201,64 Wiener Fuss erreicht, ist mithin 1978.61 Wiener Fuss unter das Niveau des Meeres gelangt, wahrscheinlich die grösste Tiefe , zu welcher bis jetzt unter dem Meeresspiegel einge- drungen worden ist. „Denn, die absolut tiefsten Arbei- ten‘ — sagt der berühmte Verfasser des Kosmos (Bd. 1. S. 416) — „welche die Menschen unternommen haben, sind meistens in so hohen Gebirgsebenen oder so ho- hen 'Thalboden angesetzt worden, dass dieselben entweder gar nicht das Niveau des Meeres erreicht haben oder zu einer sehr geringen Tiefe unter dieses Niveau gelangt sind. So hatte einst der jetzt unfahrbare Eselsschacht zu Kut- tenberg in Böhmen die ungeheure absolute Tiefe von 3545 Fuss. Auch zu St. Daniel und beim Geist am Röhrerbühel (Landgericht Kitzbüchel in Tirol) waren im 16. Jahrhundert die Baue 2916 Fuss tief. — Die absoluten Tiefen der Berg- werke im sächsischen Erzgebirge bei Freiberg sind im Thurm- hofer Zuge 1824 Fuss, die relative Tiefe erreicht aber nur 626 Fuss, wenn man, um die Höhe der Hängebänke jedes —— Schachtes über dem Meere zu finden, die Höhe von Freiberg‘ nach Reich's neuer Bestimmung zu 1191 Fuss annimmt. Die absolute’Tiefe derauch durch ehemaligen Reichthum bekannten Grabenbaue zu Joachimsthal in Böhmen (Verkreuzung des Junghäuer Zechen und des Andreasganges) hat volle 1989 Fuss erreicht, so dass, wenn die Hängebank, nach Hrn. von Dechens Messungen ungefähr 2250 Fuss über dem Meere liegt, die Grube:baue dort noch nicht einmal den Mee- resspiegel erreicht haben. Am Harz wird auf der Grube Sanıson zu Andreasberg in 2062 Fuss absoluter Tiefe ge- baut. In dem ehemals spanischen Amerika kenne ich keine tiefere Grube als die Valenziana bei Guanaxuato (Mexiko), wo ich die absolute Tiefe der Planes de San Bernardo 1582 Fuss gefunden habe. Es fehlen aber den Planes noch 5592 Fuss, um den Meeresspiegel zu erreichen.‘* Die mittlere Bodentemperatur bei Neusalzwerk zu $’ BR. angenommen, beträgt die Wärmezunahme in dem 2201,64 Wr. Fuss tiefen Bohrloch 18°,5 B. oder 1’R. auf 119 Wr. F. = 115,9 Par. Fuss, übereinstimmend mit andern Beobach- tungen; für 1° R. Temperatur - Zunahme ergeben nämlich die Bohrversuche zu Pregey bei Genf 114,8 Par. Fuss — Rückersdorf, in Cornwall, am Ural u. s. w. 115 Par. Fuss, Grenelle bei Paris 117—118 Par. Fuss, Mondorf (2066 Fuss tief) 113.9 Par. Fuss. Ueber die Resultate dieser Bohrarbeit wurde Folgendes bemerkt. Unter 15 Fuss Dammerde, Lelım und Geschieben wur- den zunächst Liasschiefer angetroffen und mehrere hundert Fuss darin gebohrt; dann wurde die Keuper-Formation voll- ständig durchbohrt und gegenwärtig ist das Bohrloch bereits mehrere hundert Fuss tief in den Muschelkalk eingedrungen; aber weder die Grenze zwischen Keuper und Lias, noch die des Muschelkalkes liess sich aus dem Bohrmehl bestimmen. Man kann annehmen, dass etwa von 500 bis 1700 Fuss im Keuper gebohrt, und diese Formation wenigstens 1200 Fuss rhein. mächtig durchteuft worden ist. Wenn nun mit 1700 Fuss der Muschelkalk begonnen hat, was nach der Beschaffenheit des Bohrloches wahrscheinlieh ist, so steht nun bereits das Bohrloch 520 Fuss tief im Muschelkalk , des- u Su sen Mächtigkeit bis auf die in oder unter ihm befindliche Gypseinlagerung, welche die wahrscheinliche Lagerstätte des Steinsalzes bildet, zu wenigstens 800 Fuss anzuseh- men ist. Mit 206 Fuss Tiefe wurden die ersten bis zu Tage stei- genden Wässer erbohrt; es waren süsse Wässer, die je- doch nur in geringer Menge etwa 0,25 Kubikfuss per Minute abflossen. Bei 574 Fuss stellte sich 1s/,prozentige Soole ein; dieselbe enthielt jedoch nur wenig Kochsalz und lie- ferte per Minute 0,66 Kubikfuss. Von da ab vermehrte sich mit der Tiefe die Quantität des Ausflusses, die Temperatur und der Gehalt desselben so zwar, dass gegenwärtig in je- der Minute 5% Kubikfuss Soole von 4'/, Prozent Salzgehalt und 26,5° Reaumur Temperatur gewonnen werden. Hr. Franz von Hauer theilte nach den von Hrn. Prof, Dr. Aichhorn darüber erhaltenen Nachrichten die Ergeb- nisse der zweiten Generalversammlung. des geognostisch-montanistischen Vereines von In- nerösterreich und dem Lande ob der Enns mit. Diese Versammlung fand unter dem Vorsitze seiner k.k. Hoheit des durchlauchtigsten Erzherzogs Johann und in Gegeuwart Sr. Excellenz des Hrn. Landesgouverneurs Gra- fenvon Wickenburg alsk.k. Commissärs am 19. Julil. J.in der steiermärk. ständ. Landstube statt. Sie wurde durch einen Vortrag des Vereinsreferenten Hrn. Prof. Dr. Aichhorn, der die bisherigen Ergebnisse der Arbeiten betraf, eröffnet. Es wurden die vom Vereinskommissär Hrn. A. v. Morlot in den Wintermonaten in Wien an k.k. montanistischen Mu- seum vorgenommenen Arbeiten zur Sprache gebracht, und Exemplare der von demselben herausgegebenen Uebersichts- karte der östlichen Alpen, nebst den dazu gehörigen Erläu- terungen vorgezeigt. Wir entnehmen nach dem Berichte des Hrn. Prof. Aichhorn, dass der Verein am 18. Juni 311 wirkliche Mitglieder zählte. Die Versammlung ernannte hierauf an die Stelle des ausgetretenen Prof. Dr. Unger zum wirklichen Sekretär der Gesellschaft Hrn. Prof. Dr. Sigmund Aichhorn. Fer- = IE ner als Rechnungsrevidenten, die Ausschussmitglieder Hrn. J. C. Pittoni Ritter von Dannenfeldt und Hrn. Joseph Atzl. Endlich wurden die HH. H. G. Bronn, Elie de Beaumont, Sir R. J. Murchison und A. Graf Key- serling zu Ehrenmitgliedern des Vereines ernannt. Ein von dem Hrn. k. k. Gubernialrath und Präses des Magistrates von Triest J. M. Tomasini schriftlich ge- stellter Antrag, das Gebiet von Triest und das Küstenland dem Vereine anzuschliessen, wurde mit ungetheiltem Bei- falle angenommen ; 74 neue Mitglieder von daselbst schlos- sen sich dem Vereine an. Hierauf zeigte Hr. Prof. Aichhorn an, dass Se. k. k. Hoheit der darchlauchtigste Erzherzog Johann dem Ver- eine ein grossmüthiges Geschenk mit 400 uncolorirten Exem- plaren der Morlot’schen Karte zugewendet habe, und dass Hr. Ritter von Fridau die für die Colorirung und die An- schaffung von 400 Exemplaren der dazu gehörigen Erlän- terungen nöthigen 700 Gulden ©. M. gegen ratenweise Ab- zahlung vorgestreckt habe, so dass alle Mitglieder mit die- sen wichtigen Publicationen unentgeltlich versehen werden können. Hr. Vereinscommissär von Morlot machte hierauf die Anwesenden mit dem Plane, den er bei Ausarbeitung der Karte und der Erläuterungen befolgt hatte, bekannt. Da dieser in unserem Kreise bereits besprochen wurde, so brau- chen wir hier nicht weiter darauf einzugehen. Noch wurde nach längerer Besprechung beschlossen, dass der Hr. Vereinscommissär in diesem Jahre in den Mo- naten Juli und August die Gegend nördlich und westlich von Gratz bis zum Lavantthale und dem Mur- und Mürz- thal begehen, im September und October dagegen eine Recognoszirungsreise durch Kärnthen und Krain bis nach Triest und dem Küstenlande vornehmen sollte. Schliesslich bemerkten Se. k. k. Hoheit, dass es nun an der Zeit sey, die hohen Stände der verschiedenen Provinzen des Vereinsgebietes zu einer Nachahmung des srossmüthigen Beispieles aufzufordern, welches die ho- hen Herren Stände Steiermarks durch die Unterstüz- zung, die sie jährlich dem Vereine zufliessen lassen, gege- ben haben, und erklärten hierauf die diesjährige Versanm- lung für geschlossen. Hr. v. Hauer berichtete ferner über den Stand der durch die Subsceriptionen der Freunde der Naturwissenschaf- ten ins Werk gesetzten Publieationen. Hinsichtlich der Berichte hielt es Hr. Bergrath Haidin- ger für angemessen den zweiten Band derselben mit Ende Juni zu schliessen. Dieser zweite Band wird daher aus- nahmsweise aus 8 Heften, November bis Juni, bestehen. Diese Anordnung schien besonders wünschenswerth, um die Berichte künftig mit der Periode der Abhandlungen in Ein- klang zu bringen. Die noch fehlenden zwei Hefte dürften hoffentlich im Verlaufe von 14 Tagen vollendet sein. Die Abhandlungen, deren Herausgabe für den 1. Juli festgesetzt war, sind zwar noch nicht vollendet, doch befin- det sich schon die letzte Abhandlung unter der Presse; die Anzahl derselben beläuft sich auf 24, nämlich: 1.Haidin ger: Pleochroismus des Amethysts; 2.Rossi: Arachniden; 3. v. Hauer: ÜCephalopoden von Bleiberg; 4. Reissek: Endophyten der Pflanzenzellen; 5.v. Lobar- zewski: Laubmoose von Galizien; 6. Haidinger: Stein- salzpseudomorphosen; 7.Haidinger: Aspasiolith ; 8.Göth: Hagelstürme; 9. Haidinger: Hauerit; 10. Patera: Ana- lyse des Hauerits; 11.v.Hauer:Caprina Partschü; 12.Streff- leur: Ebbe und Fluth: 13. Haidinger: Schillern der Kry- stalllächen; 1%. Kner: Cephalaspis; 15. Prüfer: Lazu- lith; 16. Petzval: Integration der linearen Differenzial- gleichungen; 17. v. Hauer: Cephalopoden von Aussee; 18. Hammerschmidt: Oxyuris; 19. v. Petko: Kremnitz; 20. v.Morlot:künstliche Darstellung des Dolomits;21.Sim ony: meteorologische Beobachtungen auf dem Dachsteingebirge; 22. Löwe: Gersdorffit; 23.v. Hauer: Fossilien von Korod ; 24. Barrande: silurische Brachiopoden ven Böhmen. Mit Sicherheit darf die Herausgabe dieses 1. Bandes bis zur Mitte August erwartet werden, also etwa 6 Wochen später, als es ursprünglich veranschlagt worden war. Diese ‚bei den grossen Schwierigkeiten aller Art, mit denen ein neues Unternehmen stets zu kämpfen hat, gewiss leicht er- 2 klärliche Verzögerung dürfte um so eher Entschuldigung finden, wenn man bedenkt, dass am 1. Juli des vorigen Jahres noch keine einzige Abhandlung vorräthig war, und daher ein fortgesetzter Druck erst im Spätherbste eingelei- tet werden konnte, während jetzt für den zweiten Band schon manche mit dem Imprimatur versehen vorräthig lie- gen, und unmittelbar nach der Vollendung des ersten Ban- des in Angriff genommen werden können. Es mögen dar- unter nur die Arbeiten von Üzjzek Reissacher, Reuss, die alle in den Versammlungen bereits vorgelegt wurden, erwähnt werden. Andere Abhandlungen sind bereits vor- bereitetvon Heger, Prof. Petzvalu. a., kurz es: ist alle Hoffnung vorhanden, den zweiten Band sicher bis zum ur- sprünglich festgesetzten Termin zu vollenden. Am Schlusse legte Hr. v. Hauer mehrere theils als Geschenk, theils im Tausch gegen unsere Druckschriften eingelaufene Schriften vor, als: vonDr. Michelettiin Tu- rin dessen Infroduzione allo Studio della Geologia positiva; von Karsten in Berlin den 22. Band des Archives für Mineralogie, Geognosie etc.; von der k. k. Landwirthschaftsgesellschaft in Wien das erste Heft des vierten Bandes ihrer Verhandlungen. 2, Versammlung, am 9. Juli, Oesterr. Blätter für Literatur u. Kunst vom 16. Juli 1817, Hr. Dr. Hammerschmidt legte das erste Heft von Dr. Ludwig Redtenbachers: „Fauna auslriaca, die Käfernachder analytischen Methode bearbei- tet,“ Wien bei Gerold 1847, Bogen 1—16, vor. Dr. Hammerschmidt bemerkte darüber: Der Verfasser durch seine entomologischen Leistungen bereits rühmlich bekannt, übergibt hier nenerlich dem entomologischea Publikum eine sehr schätzbare und dankenswerthe Arbeit. Dieses Werk setzt den Freund der Entomologie in den Stand, die im Erzherzogthum Oesterreich vorkommenden 3500-4000 Arten von Käfern auf eine wenig zeitraubende und sichere Weise zu bestimmen. Der Verf. hat, angeregt durch Curie’s „Anleitung, "die im mittleren und nördlichen Deutschland wachsenden Pflanzen auf eine leichte und sichere Weise durch eigene Untersuchung zu bestimmen.“ hier die analytische Methode mit sehr vielem Geschicke zur Selbstbestimmung der Familien, Gattungen und Arten der Käfer angewandt. Das erste Heft enthält eine Tabelle zur Bestimmung der Fa- milien, eine zweite zur Bestimmung der Gattungen, die dritte Tabelle enthält die analogisch geordneten Diagnosen der Arten bis zur XIV. Familie. Das ganze Werk wird in 4 Lieferungen vor dem Schlusse des Jahres 1847 voll- endei seyn. Sämmtlichen Gattungen ist eine umfassende Charakteristik und den analytisch geordneten Diagnosen der Arten nebst Angaben des Vorkommens noch die nöthige Synonymie , Hinweisungen auf den Autor, welcher die Art zuerst benannte, auf weitläufigere Beschreibungen und gute Abbildungen beigefügt. Die im übrigen Deutschland vor- kommenden bis jetzt in Oesterreich noch nicht beobachte- ten Arten sind, um das Werk auch für das grössere deut- sche Publiecum brauchbar zu machen, dem analytischen Theile der Arten als Anhang beigefügt. Dem Ganzen wird ein sy-. stematisches oder alphabetisches Verzeichniss nebst zwei terminologischen Kupfertafeln und eine kurze Einleitung bei- gefügt werden. Der Werth, welchen dieses Werk sowohl für den ange- henden als auch selbst für den bewanderten Entomologen hat, wird nieht überschätzt, wenn man es als das erste und werthvollste Handbuch zur Selbstbestimmung der Käfer nach dem jetzigen Standpuncte der Wissenschaft bezeichnet, dass es dem Entomologen nicht nur eine Menge anderer Bücher erspart, sondern ihn auch durch die besonders für Anfänger höchst lehrreiche analytische Methode, durch Schöpfung der eigenen Anschauung und richtigen Auffassung der Unter- schiede praktisch dahin führt, ein gründlicher Forscher und Beobachter zu werden. Die Bearbeitung und Darstellung ist höchst praktisch und leicht fasslich, nur wäre zu wünschen gewesen, dass der Verfasser die in den spätern Lieferungen versprochene Einleitung und rücksichtlich Gebrauchsanwei- sung der Tabellen schon der ersten Lieferung beigefügt hätte, weil es ohne eine erklärende Gebrauchs- Anweisung dem An- fänger oder Jenem ,„ welchem das frühere Werk des Verfas- — 69 —- sers: „die Gattungen der deutschen Käfer „Fauna“ nicht vorliegt — doch etwas beschwerlich seyn dürfte, das erste Heft sogleich zu benützen. Einige einleitende Worte auf dem Umschlage oder eine beispielweise Darstellung der den Dia- gnosen beigefügten Berufungszahlen hätte genügt, um den praktischen Nutzen dieses Werkes sogleich Jedermann au- genfällig zu machen. In dem frühern Werke: „‚die Gatiung der deutschen Käfer“ hat der Verfasser auf S. 42 eine deut- liche Gebrauchsanweisung geliefert, auf die hier verwiesen wird. Es würde die praktische Brauchbarkeit dieses Werkes wesentlich fördern , wenn diese der nächsten Lieferung vor- gedruckt würde. Die Methode von den vorliegenden Tabel- len Gebrauch zu machen besteht wesentlich in Folgendem : Die erste-Tabelle gibt die analytischen Bestimmungen von 62 Familien, die zweite jene von 748 Gattungen, die dritte jene der Arten. Will man nun einen Käfer bestimmen, von dem die Fa- milie unbekannt ist, wollte man beispielsweise ein Insekt bestimmen, welches zur Familie der Carabi gehört, so wird man in der I. Tabelle den ersten Absatz der links mit 1 be- zeichneten Diagnose nicht passend finden, wohl aber den zweiten Absatz, und hier am Schlusse rechts auf die Zahl 2 gedeutet. Der erste Absatz der links mit 2 bezeichneten Dia- gnose weiset auf 4 und die mit A links bezeichnete passend auf 9; ebenso passt von der Diagnose 9 der zweite Absatz und weiset auf 10, und von der Diagnose 10 der zweite Ab- satz auf die Familie Carabi. So wie man bei Bestimmung der Familien vorgeht, ebenso findet man analog die Gattungen und Arten. Man fängt immer bei der ersten Nummer der be- treffenden Tabelle an, untersucht, welche der beiden Gegen- sätze oder Abtheilungen auf den zu bestimmenden Käfer passt, die diesem Satze rechts angehängte Zahl weiset auf die Nummer kin, zu der man sodann übergehen muss, um auf gleiche Art zu der folgenden Nummer hin- und manch- mal auch zu einer frühern zurückgewiesen zu werden, bis man endlich an den Satz kömmt, welchem der Familien-, Gattungs- oder Artnamen angehängt ist. Im Vergleich zu einem früheren Werke des Hrn. Ver- fassers „der Gattungen der deutschen Käfer-Fauna‘‘ bemer- — 61 — ken wir eine bedeutende und sehr entsprechende Umarbei- tung der Tabellen zur Bestimmung der Familien und Gattun- gen, während die eben so werthvollen Tabellen für die Art- bestimmung ganz neu sind. Der Verfasser liess in den Fa- wilientafeln eine sehr zweckmässige Vereinfachung eintreten, wodurch die Bestimmung sehr erleichtert wird — die in den früheren Familientafeln vorkommenden 71 Familien wurden auf 62 reduzirt — die früheren Familien: Lucanus, Geolru- pes, Coprides, Aphodü, Trogides, Orycies , Melolonthue, Celoniae wurden entsprechend der alten schen von Linne aufgestellten Gattung Scarabaeus unter die Familie Scara- baei vereinigt; ähnlich wurden die frühern Familien: ALenm- nae, Hispae, Cussides, Gullerucae, Chrysomelae, unter die Familie der Chrysomelae vereinigt — die frühere Fami- lie der Eingides wurde unter Nitidulae und Cryptophagi ; — die Lumpyrides unter Telephori ; — die Erotyli unter Pha- lacri und CUryplophagi; — die Synchitae unter Colydii und Lathridü ; — die Rhizophagi und Trogositae ‚unter Nitidulae eingetheilt. Als neue Familien wurden in die Fauna auslriaca angenommen die der Sphueriü, Piilü, Phalacri, Colydi, Cryplophagi, Mycetophugi, Trosci, Scarabaei, Chrysomelae. Eine Beurtheilung der Gattung und Art—Diagnosen und der des Systemes selbst kann man sich erst bei geschlosse- nem Werke erlauben. Dr. Hammerschmidt legte ferner zur Einsicht vor das ihm zur Begutachtung eingesendete ‚‚Taschenbuch der Flora Deutschlands ‚‘‘ nach dem Linne&ischen Systeme ge- ordnet von Dr. M.B. Kittel, Nürnberg bei Schrag, 1547. Ein nach dem Linneischen Systeme zur Selbstbestimmung geeignetes Taschenbuch. — Ebenso legte Dr. Hammer- schmidt die durch Hrn. Medizinalrath von Froriep ein- gesendete Synopsis Monographica von M. I. Römer, Weimar, Landesindustrie-Comptoir Fase. I. II. II. vor, die Familie der Hesperides, Peponiferen und Rosifloren enthal- tend „ und vertheilte zum Schlusse den ihm für die Freunde der Naturwissenschaften durch Dr. Rudolf Mettler, Redac- teur der allgemeinen deutschen Blumenzeitung zu Hamburg, eingesendeten Pflanzenkatalog des Wandsbecker Schlossgar- tens zu Hamburg. zn Hr. Adolf Patera legte die Resultate der chemischen Analyse des Arvaer Meteoreisens vor, welche derselbe im Laboratorium des k.k. General-, Land- und Haupt-Münz-Probirers A. Löwe vollendet hatte. Die Be- schreibung des Fundortes und des Eisens selbst waren schon in der Wiener Zeitung vom 17. April 1844 und März 1845 gegeben worden. Die bei der Analyse angewandten Stücke reinen Eisens.hatten ein spezifisches Gewicht von 7.814. Das reine Eisen enthielt nach der qualitativen Untersuchung : Eisen, Nickel und ausser einer Spur Kobalt noch eine äus- serst geringe Menge Kupfer; die oxydirte Oberfläche enthielt ausserdem noch : Schwefel, Kohle, Kiesel, Phosphor und Kalium wahrscheinlich als unwesentliche Bestandtheile. Die Resultate dreier Analysen waren: Eisen s DIR, 0EIRINTNIE ET ENIENTR Nickel . . > > 5. 5.94 5.43 Kiesel und kohlenhältigen Rückstand . \ 2 1.41 99.44 99.07 99.55 Hr. General- Land- und Haupt-Münz-Probirer A. Löwe hatte die Güte auch die Resultate zweier von ihm gemachten quantitativen Analysen desselben Eisens mitzutheilen. Er fand: > ı = Eisen , , . 90.471 91.361 Nickel . x s 7.321 1.32& Kobalt Rückstand ) Na 0.938 Kohle E : , Kieselsäure 99.169 99.2 Spuren von Schwefel. Hr. Rudolf Rikli von Seebach legte eine bisher noch nicht angewendete Methode vor, das Schiesspul- *) Der Rückstand besteht aus metallschen Flittern von gel ber Farbe, deren Zusammensetzung noch nicht untersucht is t. = Es — ver unter dem Wasser ohne Anwendung von Feuer zu entzünden; diese Methode beruht auf der Entzündung des Kaliums durch Berührung mit Wasser, und kann um so leichter praktisch angewendet werden, als die betreffende Vorrichtung höchst einfach ist. Eine metallene oder gläserne Büchse, deren Oeffnung mit einem Korkstöpsel Iuftdicht verschlossen werden kann, wird mit Schiesspulver angefüllt; ein gläsernes Röhrchen von 2 Durchmesser und mehreren Zoll-Länge wird was- serdicht in den Stöpsel eingepasst und mit einem Baum- wollendocht durchzogen; die Länge dieser Zündröhre ist abhängig von dem Zeitraume, der bis zur Explosion statt finden soll; an dem innern Ende derselben wird ein Stück- chen Kalium von ungefähr 1 Kubiklinie so angebracht , dass die eine Seite den Wolldocht, die andere aber das Schiesspulver selbst berührt; wird nun diese Granate ins Wasser versenkt, so dringt dasselbe vermöge der Kapilla- rıtät des Dochtes durch die kleineRöhre hindurch und kommt mit dem Kalium-Küzgelehen in Berührung, welches sich so- gleich entzündet und das Feuer dem Schiesspulver mittheilt; durch die stattfindende Explosion, wobei wenig Pulverkraft verloren geht, wird eine bedeutende Wassermasse in die Höhe geschleudert. — Dieses Experiment kann zu stabilen Feuerlöschanstalten angewendet werden, so dass die Wir- kung mehrerer Feuerspritzen und vieler Menschenhände durch eine einzige Person ersetzt wird. In der Nähe eines Gebäudes, welches der Feuersge- fahr ausgesetzt ist, werden mehrere stark gebundene Fäs- ser in den Boden gegraben und mit Steinen fest einge- mauert; durch ein fliessendes Bächlein werden dieselben mit Wasser angefüllt; soll nun das Wasserbombardement beginnen, so wird in jedes Fass eine Granate versenkt, wobei die ganze Wassermasse hinausgeschleudert wird. Ist die ganze Batterie entladen, so kann die Beschiessung von neuem begonnen werden, da sich die Wassermörser durch das fliessende Bächlein von selbst wieder geladen haben. Beizweckmässiger Construktion der Wassermörser reicht Ba ein Pfund Pulver hin, um 10 Kubikfuss Wasser auf das höchste Dach zu schleudern. Zur Sprengung von Felsen in grössern Wassertiefen dürfte die Wassergranate vielleicht auch Anwendung finden; dieser Versuch ist bisher noch nicht ausgeführt worden... Um die Wassergranate längere Zeit in Vorrath aufzu- bewahren, ist es nothwendig, die beiden Enden der gläser- nen Zündröhre leicht zuzuschmelzen, damit das Kalium vor der Oxydation gesichert bleibt; bei sofortiger Anwendung derselben ist es hinreichend, das äussere Ende der Zünd- röhre abzuklemmen, indem das Innere durch das Kalium selbst zersprengt wird. Hr. Franz Ritter v. Hauer theilte den Inhalt eines von Hrn. Prof. Zeuschner aus Ischl an Hrn. Bergrath Haidinger gerichteten Schreibens mit, worin derselbe einige nähere Anfschlüsse über die Tertiärbildungen von Oberweiss bei Gmunden, von welchen Hr. A. v. Morlot ın der Versammlung. vom 5. März 1847 die ersten Nachrichten gegeben hatte, bespricht. „Eine Stunde nördlich von Gmunden bei Oberweiss dicht an der Traun bei dem sogenannten Gütelbauer befindet sich unter dem losen Kalkgerölle eine ältere Ablagerung, die aus thonigem Mergel, der zuweilen in Sandstein übergeht , be- steht, und durch eine grosse Anzahl von tertiären Verstei- nerungen charakterisirt ist. Am häufigsten darunter sind Nummuliten, dünne sowohl als dicke, mit oder ohne einen inneren ungekammerten Körper, eine Menge von Spezies, die noch nicht näher unterschieden sind.“ „Weun die Nummuliten hier nicht entscheiden, so sind es verschiedene Echinodermen, die einen tertiären Charak- ter haben und an Kressenberg erinnern; selbst der grüne erdige Chlorit ist vielfach eingesprengt. Eine glatte Tere- bratel ist ungemein häufig mit einer‘grossen Oecflnung, die sehr lebhaft an 7. grandis aus den Subapenninen erinnert, es ist dies eine höcht variable Form und man könnte eine Menge von verschiedenen Spezies daraus bilden, die selbst verschiedenen Abtheilungen angehören könnten, und doch nur Modificationen von einem Grundty- pus sind. Serpeln oder Spirulinen sind ebenfalls sehr häu- fig, weit seltener dagegen Fischzähne und Austern. Das Merkwürdigste unter den thierischen Ueberresten sind krab- benartige Krebse mit schön erhaltenen Schildern und Schee- ren. Von allen diesen ist Einiges gesammelt, was ich vor- zuzeigen das Vergnügen haben werde.“ „Sowohl diese tertiäre Ablagerung als die Nagelfluhe sind horizontal gelagert und stossen an den Wiener Sand- stein, der einen südlichen steilen Einfallswinkel zeigt. Leb- haft erinnert dieser Durchschnitt an die Karpathen bei Kra- kau, wo nur die Nagelflahe mangelt, und ein ähnliches Ge- setz fand statt bei der Bildung der Alpen, so wie der Kar- pathen.“‘ Noch übergab Hr. v. Hauer ein Exemplar der von Hrn. v. Morlot herausgegebenen ‚Erläuterungen zur geologi- schen Uebersichtskarte der östlichen Alpen,‘* welches der geognostisch - montanistische Verein für Innerösterreich etc. für die Freunde der Naturwissenschaften eingesendet hatte 3. Versammlung, am 16. Juli. Oesterr. Blätter für Literatur u. Kunst vom 23, Juli 1847. Hr. Franz Ritter v. Hauer gab einige Nachrichten über die geognostische Beschaffenheit der Um- sebungen von Hörnstein und das daselbst zu vermuthende Salzlager. Dieser Ort, eine Stunde nordwestlich von Piesting und etwa 3 Stunden nordwestlich von Wienerisch - Neustadt ge- legen, ist den Freunden der Natur durch seine malerische Lage am Fusse eines steilen schroffen, doch wenig hohen Felsens, auf dessen Spitze die Ruinen eines alten Schlos- ses befindlich sind, wohlbekannt; weniger Beachtung hat er bisher bei den Geognosten gefunden. Bone in seinen Memoires geologigues el palEontologigues I. pag. 229 erwähnt, dass sich nach den Beobachtungen von Partsch in der Gegend von Hörnstein Mergel finden, die als eine Fortsez- Freunde der Naturwissenschaften in Wien. II. Nr. 1. 5) = Vi zung der Gosaumergel der neuen Welt betrachtet werden können. Ihr Streichen ist daselbst mit Stunde 6, ihr Fallen unter 50 Grad nach Nord angegeben. Vor einigen Jahren wurden am Felsen von Hörnstein mehrere Stücke Monolis salinaria Bronn aufgefunden. Ein Stück davon erhielt das k. k. montanistische Museum von Sr. k. k. Hoheit dem durchlauchtigsten Erzherzog Rai- ner als Besitzer der Herrschaft Hörnstein. (8. I. pag. 160.) Das häufige Vorkommen dieser Muschel in allen salz- führenden Gegenden der östlichen Alpen, dann die grosse Menge anderer Versteinerungen die durch dieselbe charak- terisirten Schichten in Hallstatt, Aussee, Hallein u. s. w. geliefert hatten, mussten für die Gegend, in der sie nun neu aufgefunden worden war, ebenfalls eine Fülle interes- santer Beobachtungen erwarten Jassen. Die Herren Czj- zek, Dr. Hammerschmidt, Dr. Hörnes und der Be- richterstatter entschlossen sich daher eine genauere Uuter- suchung derselben vorzunehmen, deren Resultate in Folgen- dem enthalten sind. — Am Wege von Felixdorf gegen Hörnstein zu überschreitet man am Steinfeld bei der soge- nannten Heidmühle die Piesting. Eine halbe Stunde west- lich von dieser erheben sich die waldbedeckten Hügel zwi- schen Lindabrunn und Piesting, die hier durchaus aus dem tertiären Leithakalkconglomerate bestehen. Diese ist bei- nahe überall von Dammerde und einer üppigen Vegetazion bedeckt, nur an den wenigsten Stellen trifft man anstehen- des Gestein. Erst auf der Höhe, eine Viertelstunde vor Hörnstein, öffnet sich plötzlich der Wald und man geniesst eine-reizende Aussicht auf das mit üppigen Feldern und Wiesen geschmückte Thal. An dem Abhange, den man nun hinabschreitet, finden sich Mergel. Schon im Dorfe Hörn- stein selbst fand man den Abdruck eines gerippien, leider nicht mehr näher bestimmbaren Ammoniten. In dem Schlosse Hörnstein theilte der Hr. Director Mar- tin Berger, dessen freundliche Gefälligkeit nicht dankbar genug anerkannt werden kann, einige geognostische Stücke mit, die bei einer Ausgrabung bei Gelegenheit eines Baues am Schlosshofe aufgefunden worden waren, 2 #0: Es erregte mehr Freude alsj Erstaunen, unter diesen Stücken ein rothgefärbtes Steinsalz, mit an beiden Sei- ten noch anhängendem Salzthone zu erblicken, welches un- gekannt von den Entdeckern unter den übrigen Stücken lag, Selbst abgesehen von der Aussage des Hrn. Director Berger, der sich mit Bestimmtheit zu erinnern versicherte, . dass das gedachte Stück bei der Ausgrabung aufgefunden worden sei, musste es am folgenden Tage, als es nach und nach gelang, alle Gesteine der alpinischen Salzforma- tion mit ihren bezeichnenden Versteinerungen in der näch- sten Umgebung von Hörnstein aufzufinden, sehr wahr- scheinlich werden, dass das Steinsalz nicht etwa zufällig unter die anderen Stücke gekommen sei, sondern wirklich aus der Gegend von Hörnstein stamme. Der steile Felsen hinter dem Schlosse besteht aus einem dichten grau gefärbten Kalksteine, in welchem erst nach längerem aufmerksamen Suchen Spuren von Ammoniten A. galealus? Hau. dann Monolis salinaria Bronn aufgefunden werden konnten. Eine um so grössere Ausbeute gewährten die Gestein- trümmer, aus welchen die Ruinen des altem Schlosses an der Spitze bestehen. Man findet hier gleichsam eine Mu- sterkarte aller in der Umgebung vorkommenden Felsmas- sen. Rother Marmor mit unzähligen Crinoiden-Stielgliedern, mit sehr schön erhaltenen Terebrateln und äusserst zahl- reichen Belemniten, grauer Marmor mit Durchschnitten von Ammoniten, Conglomerate, in welchen man Rollstücke von Gyps u. s. w. erkennt; sind bunt untereinander gehäuft. Be- sonders die rotıen Marmorarten boten eine reiche Ausbeute schöner Petrefacten. Es möge davon nur noch ein sehr schön erhaltener Pecten, einer neuen Art angehörig mit einer Oberflächenzeichnung, ganz analog der Monotis salinaria angeführt werden. Im Schlossgarten selbst findet man von diesem rothen Marmor eine anstehende Partie, woselbst wohl früher die zum Baue nüthigen Steine theilweise gebrochen wurden; in weit grösserer Ausdehnung findet man ihn aber westlich und nördlich vom alten Schloss, wo er die Bergücken der Gegend ‚.im Buch‘ und den Hühnerkogel zusammensetzt. — 5* a Die Farbe des Gesteines ist theilweise auch grau, überall aber wird es durch die Belemniten und Crinoiden - Stielglie- der, aus denen allein es an manchen Stellen zu bestehen scheint, charakterisirt. Bruchstücke eines grossen Ammo- niten einer noch unbeschriebenen Spezies wurden. hier häu- fig aufgefunden. An einigen Stellen konnte man die Schich- ten dieser Gesteine erkennen, sie streichen nach Stunde A—5 und fallen senkrecht, hin und wieder zeigte sich ein steiles Fallen nach Süd. Am Wege von Hörnstein nach Neusiedl, etwa eine halbe Stunde von ersterem Orte entfernt, kommt man wieder in das Gebiet des gewöhnlichen grauen, versteinerungsleeren und ungeschichteten Alpenkalkes, doch war es ungeachtet der eifrigsten Nachsuchungen unmöglich über die gegen- seitigen Verhältnisse dieser zwei Formationen einen Auf- schluss zu erlangen, da die Grenze zwischen beiden auf eine beträchtliche Strecke mit Humus bedeckt ist. Nord- westlich von Hörnstein findet man in dem bier grau gefärb- ten Kalkstein häufig Hornsteinknollen, und nördlich von Hörnstein und Buch und gegen Aigen zu ist die Grenze be- zeichnet durch grosse Blöcke von Quarzconglomerat, wel- che im Walde umherliegen. Anstehend sieht man diesel- ben aber nicht, obschon sie in grosser Anzahl und in Stük- ken von den verschiedensten Dimensionen den Boden be- decken. Oestlich von Hörnstein finden sich ausserhalb des Schlossgartens noch zwei hervorragende Felspartien, deren die erste besonders zahlreiche Versteinerungen darbietet. In dem grauen Marmor, der auch petrographisch die grösste Aehnlichkeit mit dem Marmor des Steinbergkogels bei Hall- statt darbietet, erkannte man: Ammoniles tornalus Bronn. A. Ranısaueri Quenst., A. amoenus Hau., Monotis salina- ria Bronn, Ortlhoceras sp.? dann zahlreiche Terebrateln. Am Wege von Hörnstein nach Aigen trifft man wieder auf Mergel, die ein nördöstliches Streichen und ein Fallen nach NW. haben. In Aigen selbst aber, so wie weiterhin. gegen Lindabrunn treten wieder die tertiären Leithakalk- Conglomerate auf. — 69 = Bei den wenigen Beobachtungen, die über die Schich- tungsverhältnisse möglich waren, ist nicht mit Sicherheit anzugeben, ob die rothen Enkriniten und Belemniten füh- renden Kalksteine mit den grauen, die Ammoniten und Mo- notis enthalten, wechsellagern, oder ob eines dieser Ge- steine älter ist als das andere. Das eine wie das andere fin- det sich mit genau der gleichen Beschaffenheit auf dem Salzberge bei Hallstatt und an anderen Salzlocalitäten in den Alpen Noch muss angeführt werden, dass nach einer Mitthei- lung des Hrn, Directors Berger im Hofe des Schlosses von Hörnstein ein 30 Klafter tiefes Bohrloch eröffoet wurde, um eine Springquelle zu erreichen. Man war dabei nur auf Thon gestossen, hatte aber verschiedener Hindernisse we- gen das Unternehmen später wieder aufgegeben. Aus den angeführten Thatsachen ergibt sich, dass die Gesteine der alpinen Salzformation in weit grösserer Nähe von Wien auftreten, als man dies bisher vermuthet hatte, und dass sogar „aller Wahrscheinlichkeit nach ein Salzla- ger selbst in der Gegend von Hörnstein entdeckt werden könnte.‘ Wenn gleich bei der leider noch immer so weit zurückgebliebenen Kenntniss der Schichtenverhältnisse in den östlichen Alpen, 'man daselbst nicht mit eben so gros- ser Sicherheit bergmännische Unternehmungen auf den Fund einiger Petrefacten basiren kann, wie dies in den un- verhältnissmässig besser bekannten Gebirgen von England, Frankreich, Deutschland, Russland u. s. w. der Fall ist, so können doch auch hier schon wissenschaftlich - geologi- sche Untersuchungen einzig und allein den richtigen An- haltspunet für Schürfungsarbeiten des praktischen Berg- mannes geben. ] Hr. Franz von Hauer legte den Anwesenden eine Reihe von Mittheilungen des k. k. Bergrathes W. Haidin- ger vor. Die erste derselben betrifft die in der letzten Versammlung vor acht Tagen mitgetheilte chemische Unter- suchung des Meteoreisens von Arva durch Herrn Adolph Patera. Ein Theil der erlangten Resultate war damals noch zurückgeblieben,, und da Hr. Patera seitdem Zr einen erhaltenen Urlaub zu einer Excursion in mehrere in- teressante geologische Localitäten Niederungarns benützt hat, so freuet er sich, diesen 'l'heil auch heute vorlegen zu lassen. Bekanntlich hat Berzelius in dem Meteoreisen von Bohumilitz eine eigene metallische Verbindung in hell- stahlgrauen Blättchen und Körnern aufgefunden, die aus Eisen, Nickel und Phosphor zusammengesetzt ist. In dem Meteoreisen von Arva findet sich etwas ganz Aehnliches. Es gelang Hrn. Patera nach und nach so viel davon zu- sammen zu bringen, dass er drei ziemlich zusammenstim- mende Analysen machen konnte. Die erwähnten Blättchen sind biegsam und üben cine starke Wirkung auf den Magnet; ihre Härte beträgt 6.5, ihr Gewicht 7.01—7.22. Das Mittel aus den drei Analysen ergab Phosphor 7.26 Eisen 87.20 Nickel 4.24 98.70 und etwas Kohle, die aber nicht näher bestimmt werden konnte. Eine kürzlich erhaltene grössere Quantität des Minera- les wird es erlauben, noch einmal die Mischungsverhältnisse zu revidiren, so wie auch das ähnliche Vorkommen in dem Meteoreisen von Lenarto zu vergleichen ; einstweilen glaubte Bergrath Haidinger in Uebereinstimmung mit Hrn. Pa- tera, die Beschreibung und Analyse nicht zurückhalten zu sollen, vorzüglich um die Gelegenheit nicht zu versäumen, durch den Vorschlag des spezifischen Namens Schreiber- sit die Selbstständigkeit des untersuchten Körpers in deu Mineralsystemen festzuhalten. Berzelius hat die Ver- bindung nicht besonders benannt, jeder mineralogische Sy- stematiker hätte seitdem Veranlassung gehabt, bei der Auf- zählung der bekannten Spezies den Mangel zu ergänzen. Bei den mit Individuen derselben Spezies neu angestellten Arbeiten hat nun Patera eine Veranlassung dazu gefun- den, und Bergrath Haidinger freut sich in der Wahl des Namens übereinstimmend mit Hrn. Patera eine Erin- nerung ausdrücken zu können, die von der Geschichte der Entwicklung unserer Kenntniss der meteorischen Massen ae unzertrennlich ist. Wer kennt nicht die reichste Sammlung der Welt an solchen Gegenständen, in dem k. k. Hofmine- ralienkabinet? Bei dem Meteorsteinfall von Stannern im Jahre 1508 waren es die Herren Direcetoren v. Schrei- bers und von Widmannstätten, welchen wir die Erhebungen an Ort und Stelle verdanken. Längst sind die durch Aetzen oder Anlaufen polirter Flächen des Me- teoreisens sichtbaren Zeichnungen Widmannstätt’- . sche Figuren genannt worden: ein später Nachtrag zur Erinnerung an wahres Verdienst ist der Name Schrei- bersit, den die Mineralogen gewiss gern anerkennen werden, indem sie das durch Berzelius Eutdeckung dem Systeme gewonnene, hier durch Patera in einem Meteor- “ eisen von verschiedener Localität wiedergefundene und be- nannte Mineral als eigene Spezies fortan aufführen werden. Es wurde ferner eine Reihe von Alaunkrystallen vorgezeigt, die Hrn. Bergrath Haidinger von Hrn. Dr. Hermann Jordan in Saarbrücken, in Folge einer frü- hern Besprechung auf seiner Durchreise durch Wien, freund- lichst übersandt worden waren. Sie dienen als Erläuterung einer Abhandlung in Müller’s Archiv für Anatomie und Phy- siologie, 1842, pag.47, überdenWiederersatzverstüm- melter Krystalle, als Beitrag zur nähern Kenntniss dieser Individuen und zu ihrer Vergleichung mit denen der organischen Natur. Treflich ausgebildete Oktaeder von weissem Kalialaun und von kolombinrothen Chromalaun, ei- gentlicheinem Gemenge von Chromalaun mit Thonerdealaun; ferner Krystalle, Oktader, die halb hinweggeschnitten, und dann wieder in die Auflösung gehangen waren; endlich halbe Oktaeder, von einer Würfelfläche (einem pyramidalen Schnitte), begrenzt, von Chromalaun , durch späteren An- wuchs von Thonerdealaun wieder zu einem vollständigen Oktaeder ergänzt. Die Krystalle sind sehr schön gelungen, und allerdings ist es auf den ersten Anblick höchst überraschend zu sehen, wie auf einem halben Krystalle, während des Fortwachens sich wieder eine vollständige, regelmässige, oktaedrische = Form bildet. Hr. Dr. Jordan verglich in jener Abhand- lung den unorganischen Krystall mit organischen Körpern. Während er von der Aristotelischen Definition von „Seele“ ausgeht, nach welcher sie „das erste Thätige des Natur- körpers sey, der nach Möglichkeit Leben hat, reiht sich allerdings unter einem sehr weiten Begriffe das unorgani- sche Individuum an das organische. Indessen hat schon Liebig in der Cotta’schen Vierteljahrsschrift, 1846, 3. Heft, S. 191, und ’Thierchemie, 3. Aufl., S. 168, auf die Unterschiede aufmerksam gemacht , welche sich auch für die Erklärung von Ergänzung nach Jordan’s Versuchen aus den allgemein angenommenen Gesetzen der Anziehung der kleinsten Krystalltheilchen herleiten lassen. In Bezug auf diese Bemerkungen Liebig’s machte Dr. Jordan neue Versuche. Namentlich wurde ein halbes Alaun - Oktaeder so in eine Lösung gehangen, dass die Spitze zu unterst, der der Würfelfläche parallele Schnitt durch den Mittelpunct zu oberst lag. Die Ergänzung durch den Fortschritt der Krystallisation gab nichtsdestoweniger ein vollkommenes Oktaeder, dessen Mittelpunct in dem vorgewiesenen Kry- stalle mit dem Mittelpunet der Verstümmlungsfläche über- einstimmt. Der Gegenstand der Untersuchung ist an sich sehr wich- tig, daher es Bergrath Haidinger wünschenswerth scheint, auch diese Erscheinung auf die gewöhnlichen Vor- stellungen des Vorgangs bei der Krystallisation zurückzu- führen. Er macht darauf aufmerksam, dass, wenn die Auf- lösung Oktaeder gibt, sie nothwendig ganz anders auf der schon gebildeten Oktaederfläche, als auf der durch Hinweg- schneiden künstlich gebildeten Würfellläche Krystallschich- ten ablegen müssen. Auf den Oktaederflächen legt sich die Schichte mit einer gewissen Dicke senkrecht auf die Fläche in der Richtung der rhomboedrischen Axe ab, auf der Hexaederfläche aber wächst der Krystall in Durch- schnitte gezeichnet zugleich nach zwei schiefen auf der Fläche stehenden Richtungen, die in einer mittlern Rich- tung, der pyramidalen Axe entsprechend, zusammenschlies- sen. Die rhomboedrische und pyramidale Axe verhalten sich aber wie 1 zu V3, es muss daher auch die Ergänzung in dem gleichen Verhältnisse viel rascher geschehen, als der Anwachs auf der schon fertigen Oktaederlläche, selbst wenn die obere Schichte der Auflösung weniger gesättiget wäre als die untere, wenn sie nur überhaupt so reich ist, dass sie Krystalltheilchen absetzen kann. Bergrath Haidinger bemerkte zum Schlusse, dass er nicht gezaudert habe, auf die freundliche Uebersendung der Krystalle, die er Hrn. Dr. Jordan verdankt, doch seine Ansicht, obwohl sie der des verehrten Gebers entgegenge- setzt ist, auszusprechen , wohl überzeugt, dass die Wahr- heit es ist, die wir am Ende alle bei redlicher Naturfor- schung suchen, und dass Hr. Dr. Jordan in der beabsich- tigten Fortsetzung seiner krystallogenetischen Arbeiten, die ihm in den übersandten Beispielen so trefflich gelungen sind, noch gewiss manche werthvolle Erfahrung uns mitzu- theilen Veranlassung finden wird. In einer ferneren Mittheilung erinnerte Hr. Bergrath Haidinger die Geologen und Montanistiker an die schöne Arbeit des verewigten v. Weissenbach über die Structur von Gängen in seinen 1836 erschienenen „Ab- bildungen merkwürdiger Gangverhältnisse.* Zu früh den Freunden nnd der Wissenschaft entrissen, besitzen wir doch von ihm eine höchst schätzbare nun allgemeine Be- trachtung der „Gangformationen vorzugsweise Sachsens,“ welche so eben in den ‚„‚Gangstudien u. s. w.,'* herausge- geben von B. Cotta in Freiberg, bekannt gemacht wor- den ist. Bergrath Haidinger verdankt ein Exemplar davon der hochverehrten Witwe als Erinnerung früherer freundschaftlichen Beziehungen mit dem Verewigten, den er vorlängst in Freiberg gekannt und hochgeschätzt. Der Inhalt desselben ist in mehreren Hinsichten so wichtig, dass er glaubt, die Aufmerksamkeit der Versammlung auf das Werk selbst richten zu sollen. Die Gangstudien selbst bilden das erste Heft einer Reihe von „Beiträgen zur Kenntniss der Erzgänge.“* Sie sind bestimmt unter andern die Resultate wirklicher Un- tersuchungen der sächsischen, insbesondere der Freiberger Erzgänge, und vorzüglich ihrer Veredlungs- und Verun- edlungsursachen bekannt zu machen, für welche das Ober- bergamt in Freiberg eine eigene Commission, bestehend aus den Herren Prof. Cotta, Prof. Reich, Viceberg- meister Haupt, Obereinfahrer v. Warnsdorff, Ober- markscheider Leschner, bestimmt hat. Zunächst sind die sorgfältigsten Forschungen dem Bergwerkscandidaten Müller anvertraut. Bei der ungeheuren Menge von 800 nur ın dem Freiberger Reviere bekannten Erzgängen ist dies eine gewiss höchst zeitgemässe Arbeit, bei der wir übrigens den Einfluss nicht verkennen dürfen, den der ge- genwärtige Chef, Berghauptmann v. Beust, der selbst in der Frage so Wichtiges geleistet, ausgeübt. Cotta nennt die Publication „Gangstudien.“ Man muss erkennen, dass, nachdem Werner im Jahr 1791 eine „neue Theorie der Gänge‘ gab, und die Kenntnis des Ge- genstandes von vielen Seiten mehr vorgeschritten ist, wir nun doch an dem Puncte angekommen zu seyn glauben können, dass man erst Studien beginne. Das ist der erste Schritt zur wahren Einsicht. Es ist der Gang des menschlichen Geistes. Man kann nur durch Beobachtung natürlicher Verhältnisse den wahren Grund der Kenntniss gewinnen, aber man versteht die Beobachtungen nicht, ohne die theoretischen Ansichten gebildet zu haben. Bei- des soll hier vereinigt werden, und es ist zu wünschen, dass nicht nur in Freiberg, sondern auch anderwärts die hier neuerdings gegebene Anregung reichliche Früchte bringe. Hr. v. Weissenbach hatte in seiner Uebersieht den wahren wissenschaftlich - geologischen Standpunet genom- men, während Werner und Herder die bergmännischen, Freiesleben die oryktographischen Fragen mehr ins Auge fassten. Sie ist ein wichtiger Schritt als Vorarbeit zu der Betrachtung der Gänge in der grossen Geschichte der Gebirgsmetamorphose, in der man für jede einzelne Erscheinung auf jedem Gange, in jedem Gangrevier und in jeder Gangformation Ursache und Wirkung bis in die klein- sten Einzelnheiten nachzuweisen im Stande seyn muss. Nach der Art der Entstehung unterschied von Weissen- bach fünf Gangklassen, 1. Sedimentärgänge (durch ae mechanische Einführung von oben in offene Spalten ent- standene gangartige Bildungen); 2. Contritionsgange, d. h. solche, welche aus Producten der Zerreibung oder anderer mechanischer Zerstörungen ihres Nebengesteins bestehen; 3. stalaktitische oder Infiltrationsgän- ge, d. h. durch Incrustation aus infiltrirten Wässern, wel- che an chemisch aufgelösten Stoffen reich waren, entstan- dene Spaltenausfüllungen; 4 plutonische oder Ge- birgsmassengänge, eruptive Gangbildungen aller der- jenigen Gesteinsmassen, die als epochenmässig aufeinan- dergefolgte plutonische Gebirgsformationen überhaupt vor- kommen; 5. Ausscheidungsgänge, durch Stofaus- scheidungen oder Zusammenziehungen aus dem Nebenge- stein enthaltene Trümmer, Geoden- und gingartige Bildun- gen im Innern der Gebirgsgesteine. Eine 6te Classe bilde- ten die Erzgänge. Cotta bemerkt in einem Zusatze zu v. Weissenbach’s Eintheilung, dass diese Gänge Spu- ren einer combinirten Entstehung an sich tragen, und schlägt deswegen für die Benennung polygene Gänge vor, was übrigens bei manchen erzfreien Mineral- und Ge- steingängen ebenfalls Statt finde. Cotta erinnert ferner noch an die Sublimations- gänge, und diejenige Abtheilung von Infiltrationsgängen, wo die Spaltenüberrindung aus aufsteigenden Mineral- quellen geschah. Neben v. Weissenbach's Gangschema gibt Cotta noch drei andere: nach der Natur der Ausfüllung, nach der Form und Stellung und nach der Textur der Ausfüllung. Doch gehen sie, wie auch Cotta bemerkt, sämmtlich in einander über, so dass ein einzelner Gang durch Ausschei- dung und Infiltration gebildet, zum Theil ein Erz-, zum Theil ein blosser Mineralgang u. s. w. seyn kann. Bergrath Haidinger beabsichtigt hier nicht eine Analyse der Mittheilung zu geben, sie wird immer einen Vergleichungspunct für spätere Arbeiten bezeichnen; er wolle nur auf ihre Wichtigkeit hingewiesen haben, auf das was geleistet ist sowohl, als auf das was nun in Angriff genommen werden soll, und fordert alle diejenigen Herren auf, welche auch in unsern Ländern Gelegenheit haben, Pre Ganggebilde zu studiren, die durch v. Weissenbach und Cotta neuerdings gegebene Anregung ja zu benützen, neue Beobachtungen anzustellen und ihre Erfahrungen mit- zutheilen. Nur eines kann er nicht umhin in Bezug auf Theorien der Gangbildung hinzuzufügen. Es scheint ihm, man müsse für jede Erscheinung die Grundlage der allgemein anerkann- ten Naturgesetze aufsuchen. Er ist durch das Studium der Pseudomorphosen nach und nach dahin geführt worden, schon vor einiger Zeit gewisse allgemeine Ansichten über Gesteinmetamorphose zusammenzustellen, die er nächstens mitzutheilen beabsichtigt. Dabei erscheinen sämmtliche Arten von Gangbildungen als nothwendig bedingt durch die Veränderung der Gesteine selbst in den verschiedenen Zu- ständen ihres Bestehens. Gewaltsame Vorgänge der m e- chanischen Einwirkung und Ortsveränderung fester Massen, und die langsame chemische durch die überall vorhandene Gebirgsfeuchtigkeit vermittelte Ortsveränderung der einfachen Stoffe sind es, auf die alle Erscheinungen sich zurückführen lassen müssen, wenn es uns gelingen soll, von dem zu Beobachtenden Rechenschaft zu geben. Das letztere bildet die Grundlage und den Prüfstein jeder Theorie. Die sorgfältigsten , genauesten Beobachtungen können daher nur dazu dienen, die wahren Gesetze zu erkennen, und zur Be- gründung, Bestätigung eder Berichtigung und Erweiterung der Theorien die nothwendigen Daten zu liefern. Eine fernere Mittheilung des Hrn. Bergrath Haidin- ger bezieht sich, wie er sich ausdrückt, auf das Studium der Körper selbst, auf die mineralogischen Individuen, wäh- rend jenes der Gänge die allgemeine Form der Erscheinung betrifft; nämlich auf die Pseudomorphosen, und zwar in dem ihm so eben durch den hochverehrten Autor, Hrn. Profes- sor Blum in Heidelberg übersandten Nachtrage zu den Pseudomorphosen des Mineralreiches. Jeder Mineraloge kennt die werthvolle Zusammenstellung nebst den reichen selbstständigen Beobachtungen des eifrigen For- schers, hier ist nur eine Fortsetzung des Neuern gegeben, was seit dem Erscheinen des Grundwerkes, theils an eige- nen Beobachtungen des Verfassers, theils durch die Litera- A ee tur zugewachsen war. Die Eintheilung der Pseudomorpho- sen, nach dem elektro-chemischen Gegensatze der ursprüng- lichen und der ersetzenden Spezies in anogene und kato- gene freue er sich, ausführlich begründet, mitgetheilt zu se- hen, denn er glaube, dass sie sehr wichtig in der Anwen- dung des Studiums dieser Körper sey. Die Eintheilung der Pseudomorphosen von Dana durch Infiltration, Incrustation, Ersetzung, Veränderung und Allomorphismus stimmen im Grunde in den wichtigsten Abtheilungen der 3. und 4. mit den beiden Blum’schen der Verdrängung und Umwandlung überein. Blum befolgte als einfachen Nachtrag die früheren Eintheilungen. Er verfolgte das Erscheinen unorganischer Spezies in Versteinerungsgestalten aus den organischen Rei- chen im Zusammenhang mit den Pseudomorphosen, wie es auch bereits Landgrebe gethan, wie dies auch in jeder guten mineralogischen Terminologie geschehen muss. „Die Entwicklung allgemeiner Ansichten‘ verschob Blum auf eine andere Gelegenheit. Die einzelnen Beobach- tungen sind auch in der letzten Zeit so reieh angewachsen, sie beginnen so sehr sich an diejenigen Forschungen anzu- schliessen, welche von der geologischen Seite her unternom- men wurden, dass es dringend nothwendig wird, eben diese Verbindung hervorzubringen. Von speziellen Daten erwähnte Bergrath Haidinger nur den Abschnitt über den Cordierit, dessen Pseudo- morphosen Blum auch den Pyrargillit und Aspasiolith zuzählt, - den letzteren gegen Scheerer's Ansicht übereinstimmend mit Naumann und mit den von ihm selbst in einer der frü- hern Versammlungen gegebenen Mittheilungen. Blum er- wähnt dieser nicht, da sie ihm noch nicht zugekommen wa- ren. Sie befinden sich erst in den eben in der Vollendung be- griffenen Bänden, dem ersten der „naturwissenschaftlichen Abhandlungen“ und dem zweiten der „Berichte über die Versammlungen.‘* Diese Uebereinstimmung mit dem genauen Kenner und Monographen der Pseudomorphosen ist gewiss sehr schätzenswerth. Aus einem Briefe des Hrn. Franz von Rosthorn.an Hın. Bergrath Haidinger über eine so eben zurückge- © > legte geologische Exeursion durch Istrien wurden ferner mehrere interessante Daten mitgetheilt. Pola ist über- all von harter Kreide umgeben , mit wenig Spuren von Hip- puriten und gezackten Ostreen. Die römischen Steinbrüche sind sehr schön gearbeitet und Knochenbreceien finden sich in denselben. Die berühmten Monumente, die Arena, die Porta Aurea, der Tempel des August u. a. sind nicht von Sandstein, wie die Beschreibungen sagen, sondern von Kreidekalk erbaut. Das Gestein der Säulen an dem Tempel des August ist nicht Kunstprodukt, wie die Reisenden glau- ben, welche nicht Naturforscher sind, sondern Dolomitcen- glomerat, eckige Stücke härteren Dolomits liegen in weiche- rer gleichfärbiger Dolomitmasse. Dieser Dolomit findet sich südlich von Fianona bis gegen Monte maggiore und noch. weiter nördlich von selbem in der Tschitscherei. Der Meeres- sand von Pola führt viele Foraminiferen. Hippuriten finden sich am meisten in der Gegend von Marzana. Das Land ist ohne Wasser, voll Dolinen (Kessel), aus Wasserauswaschun- gen entstanden. Bei den kleinern derselben sind die Schich- ten gar nicht gestört, bei den grossen aber ist dies in Folge von Einstürzen der Fall. Hr. von Rosthorn hat im Ganzen über 1000 Dolinen untersucht. Nur höchst selten bilden sie Cisternen, gewöhnlich sınd sie ganz trockene verfallene Trichter, häufig mit humusreichem fruchtbarem Grunde und vor Wind geschützt. Dolinen finden sich in der Kreide, im Dolomit, im Nummulitenkalk, selbst in dem schwarzen Kalke des Karstes, so wie bis zu dem Kalke des Terglou-Stockes; selbst der St. Cantianerkalk, die Petzen, Villacheralpe u.s. w. haben sie. Der Orsa-Kanal, Pisino, Visinade sind die nördlichen Endpuncte der Kreide, dann folgt grauer Sandstein, vollkommen den Gosaumergeln ähnlich , nicht Wienersandstein. Er ist gewöhnlich sehr mergelig, wenig sandig. Er reicht von Albona gegen N. W.über Montona bis Buja. Seine nördliche Begrenzung erstreckt sich von der Westseite des Monte maggiore bis Triest. Er ist deutlich auf den Hippuritenkalk, Dolomit und Nummulitenkalk auf- gelagert. Auf dem Sandstein liegt dann wieder Nummuliten- kalk, eigentlich sind es Nummulitenriffe, da ihre ganze Masse blos aus Nummuliten besteht. Steinwüsten ohne alle Vegeta- Gi tion , zerklüftet, voll Dolinen mit häufigen Kaaren und oft an zehn Klafter hohen senkrechten Wänden. Die grösste Ent- wicklung dieses obern Nummulitenkalks nach Rost- horn ist auf der Westseite des Monte maggiore bis Vragne. Ein zweiter wichtiger Sandsteinzug geht von Görz bis Buccari. Hrn. von Rosthorns grosses Profil der Alpen- schichten von Enns bis Pola durchschneidet ihn bei Feistritz. Erliegtaufden Kalksteinen auf, unterteuft aber die nördlich liegenden Kalke des Nanos u. s. w. — Hr. von Rosthorn hat dies an zehn Orten beobachtet. Der Sandstein ist in jeder Beziehung dem Istrianer oder Triestiner ähnlich. Der unmittelbar auf dem Sandstein lie- gende Kalkstein führt Terebrateln. Von jurassischen Bildungen ist in Istrien selbst nirgends eine Spur. Der untere Nummulitenkalk enthält die Nummu- liten nur einzeln durch die Masse zerstreut, zugleich führt er auch Alveolinen. Die in Istrien vorgefundenen Kalksteine; welche zu Lithographien versucht wurden, stehen in Korn, Grösse der Platten und Zähigkeit weit hinter denen von So- lenhofen zurück. Hr. von Rosthorn beabsichtigt die Resultate langjäh- riger Forschungen zum Behufe der Mittheilung im kommen- den Monate October selbst mit nach Wien zu bringen. Nebst dem vorerwähnten Alpenprofile und dem Resul- tate der neuesten Untersuchungen ist er gegenwärtig mit der Vollendung der geologischen Karte der südöstlichen Alpen weit vorgeschritten. Sehr viele Erscheinungen fin- den sich unter andern in den Kappler Gebirgen, die nur durch Metamorphosen erklärt werden können. Auch da sind die Gosau-Gesteine nicht zu verkennen, selbst mit allen organischen Resten; man hat sie von den Ter- tiärschichten bis in die Grauwacke versetzt. Der ver- schiedenen Gebirgsarten wird die Karte sehr viele ent- halten. Durch einen eigenen Zeichner lässt Hr. v. Rost- horn die zur deutlicheren Darstellung nothwendigen An- sichten entwerfen. Hr. Bergrath Haidinger legte durch Hrn. v. Hauer den so eben erschienenen Band von Professor Tunners BERN 0. - Jahrbuch für den österreichischen Berg- und Hüttenmann vor, welcher die Jahrgänge 3, 4, 5 und 6 der steiermär- kisch-ständischen montanistischen Lehranstalt zu Vordern- berg begreift. Es ist der Anwendung der Wissenschaf- ten auf die Bedürfnisse vorzüglich des mit der Eisenindu- strie beschäftigten Theils der Bewohner der schönen inner- österreichischen Alpenländer gewidmet, aber eben die Wissenschaften, welche dort angewendet werden, sind es ja,. die in ihrer Erweiterung den Gegenstand unserer Forschungen ausmachen, und daher erscheint für die vielen aufgesammelten Daten das Werk auch in geologischer Be- ziehung höchst wichtig. Bergrath Haidinger bemerkte, dass es ihm eine wahre Freude sey, von der Fortsetzung dieses schätzbaren Jahrbuches Nachricht zu geben. Die Herausgabe war durch vier Jahre unterbrochen worden, zum Theil durch Professor Tunner's Werk über die Er- zeugung von Stabeisen und Stahl in Frischherden, zum Theil, weil er eine nahe bevorstehende Herausgabe eines „‚Montanistischen Jahrbuches, Archives oder einer derar- tigen Zeitschrift‘ in Wien, zu der „gegründete Hoffnung vorhanden‘ war, erwartete. Iudessen die Arbeit fehlte hier, und so freuen wir uns, dass dort der Kern erhalten war, an den sich Werthvolles anschloss. Auch hier beab- sichtigte Bergrath Haidinger nicht eine vollständige Uebersicht zu geben, über die Geschichte der Lehranstalt in den vier Jahren , über die Reiseberichte mit ihren spe- ziellen Daten, über die werthvolle Abhandlung des k. k. Hrn. Gubernialraths Franz Ritter von Ferro über die k. k. Innernberger Hauptgewerkschaft, über die einzelnen Notizen, darunter besonders eine interessante Zusammen- stellung über die geognostischen Verhältnisse des Spath- eisensteinzuges der nördlichen Alpen. Aber er glaube, man werde gerne ein Wort der Anerkennung für den ver- dienstvollen Herausgeber entgegen nehmen. Die Lehran- stalt ist erst seit wenigen Jahren in das Leben getreten. Man kann in gewisser Beziehung sagen: Tunner ist die Anstalt. Als Se. k. k. Hoheit der durchlauchtigste Erz- herzog Johann und die Stände von Steiermark den Plan fassten, eine Schule zur Heranbildung praktisch und theo- — wa retisch tüchtiger. Eisenwerksbeamter zu gründen, war es Tunner, der für die Stelle eines Lehrers eigens heran- gebildet wurde. Nicht auf dem gewöhnlichen Wege wäre es möglich gewesen, alle wünschenswerthen Bedingnisse zu erfüllen. Durch den Vater, einen tüchtigen Berg-, Hüt- ten- und Forstmann, selbst früher Besitzer des Eisenwer- kes in der Salla, war er zeitlich mit dem Praktischen}der Beschäftigungen vertraut geworden. Als die Lehrstelle in Vordernberg bewilligt war, hatten die Stände bereits ein Kapital zw dem Zwecke der Gründung erspart. Einstwei- len in dem theoretischen Studium herangebildet, erhielt Tunner auf einer dreijährigen Reise die Gelegenheit, auch dasjenige zu sehen, was anderwärts an Erfahrungen in dem Fache gewonnen worden ist. Er hat sie auf das Beste benützt, der Erfolg hat die Erwartungen vollständig gerechtfertigt, ja er hat sie übertroffen, denn die That ist dasjenige, was bleibt und ferner hin wirkt. Die Lehran- stalt in Vordernberg ist ein sehr wichtiger Beitrag in un- serer gegenwärtigen Nationalentwicklung. Auf Arbeit gegründet, trägt sie die schönsten Früchte. Auch das Jahr- buch ist dadurch gewonnen, dass wirkliche Arbeit vorliegt, die nun eine Quelle bildet, wie wir sıe sonst über so man- che von unsern neueren montanistischen Revieren und Ver- hältnissen beinahe nur aus ansländischen periodischen Wer- gen, den Annules des mines, Karsten’s Archiv und anderen zu sammeln beschränkt waren. Zum Schlusse empfahl Bergrath Haidinger das Tunner'sche Jahrbuch der 'Theilnahme aller Freunde der Lagerstätten-Geognosie,, der Bergbau - und Hütten- kunde. Hr. Dr. Hammerschmidt legte zwei Abhandlungen zur Einsicht vor, welche ihm von Dr. Asa Fitch aus Sa- lem in New-York durch Vermittlung des Mr. William Stiles, Geschäftsträgers der vereinigten nordamerikani- schen Staaten zugekommen waren. An Essay upon the Wheat-Fly and some species allied to it. By Asa Filch Albany 1846, und The Hessian Fly, ils history, charac- ler, Iransformalions and habits by Asa Fitch. Al- Freunde der Naturwissenschaften in Wien. III, Nr. 1, 6 Be Nice: buny 1846. Beide enthalten die Beschreibungen, Abbil- dungen und die Naturgeschichte verschiedener dem Getreide schädlicher Fliegengattungen Cecidomyia Triliei, cerea- lis. thoracica, lergala , culiptera und der Ceeidomyia de- strucior, in welch letzterer Beziehung in dem vorgelegten Werkchen auf die von Dr. Kollar und Dr. Hammer- schmidt schon im Jahre 1834 über diesen Gegenstand veröffentlichten Mittheilungen benützt worden, Endlich vertheilte Dr. Hammerschmidt von Seite des Münchner Vereines gegen Thierquälerei 50 Exemplare von folgenden drei Broschüren an die Anwesenden: Jah- resbericht des Münchner Vereins gegen Thierquälerei — und über den Genuss des Pferdefleisches von Hrn. Hofrath Dr. Perner, dann Pflichten gegen die Thiere von Seb. Egger. Hr. Ernst Sedlaczek sprach über den Gebrauch des englischen Rechenschiebers, indem er die allge- meinen Leistungen desselben durch eine synoptische Con- junetinr zu folgern versuchte. (Siehe spec. Mitth.) Se. Excellenz Hr. Feldmarschalllieutenant Frei- berr von Augustin zeigte mehrere abgebrochene Gewehrläufe ver, welche durch längere Zeit im Ge- brauche gewesen waren und deren Eisen dadurch eine ganz krystallinische Natur angenommen hatte. Insbeson- dere ein Stück derselben zeigt im Bruche ungemein schön hervorragende Hexaeder flächen. Er erinnerte, dass man ähnliche Erfahrungen auch an den Axen der Eisenbahnwä- gen u. dgl. m. gemacht habe, dass es noch als zweifelhaft betrachtet werden müsse, ob die Erschütterung allein oder die mit denselben zugleich wirkende Erwärmung diese Ver- änderung des Aggregationszustandes hervorbringe, und ob endlich jedes Eisen dieselben zu erleiden geeignet sey. Hr. Gabriel Graf von Serenyi theilte nun ebenfalls verschiedene auf diesen Gegenstand bezügliche Erfahrungen mit, ‘die man besonders bei bergmänuischen Arbeiten ge- macht hatte. — Hu Unter den für die Subscription zur Herausgabe der „Naturwissenschaftlichen Abhandlungen‘ günstigsten Er- eignissen,, die seit einiger Zeit vorkamen , wurde schliess- lich der ermunternde Beitritt Sr. k.k. Hoheit des durch- lauchtigsten Erzherzogs Rainer und Sr. k.k. Hoheitdesdurchlauchtigsten Erzherzogs Lud- wig mitgetheilt, welchen Höchstdieselben gnädigst zu be- schliessen geruhten. N Die Annahme zum Austausch der gleichzeitigen Publi- eationen, sowie ebenfalls eine Subscription für die Abhand- lungen lief von der .‚k. k. mährisch - schlesischen Gesell- schaft für Ackerbau-, Natur- und Landeskunde in Brünn“ ein. 4. Versamminng, am 23. Juli Oesterr. Blätter für Literatur und Kunst vom 2. August 1847. Hr. Dr. Hörnes zeigte mehrere Versteiserungen und Gebirgsarten der Umgebung von Seelowitz in Mähren vor, und theilte mit, dass er im September verflossenen Jahres vom Hrn. Hofrath Ritter v. Kleyle den Auftrag erhalten habe, sich nach Seelowitz zu begeben, um die Ursache der den Ackerbau so sehr beeinträchtigenden nassen Stel- len (Slaniska) in der Nähe des auf dieser Herrschaft gele- genen Wirthschaftshofes: Neuhof aufzufinden. Diese so- genannten Slaniska (Nassgallen) sind Stellen von 2 bis 30 Quadratklafter Ausdehnung mitten im fruchtbaren Ackerboden, welche jeder Bearbeitung trotzen. Im Früh- jahre befindet sich an diesen Puncten eine 3 Fuss mächtige Schlammschichte von schwärzlich grauer Farbe, und wenn auch im Verlauf des Sommers einige dieser Stellen aus- trocknen, so können dieselben doch durchaus nicht zur Kultur verwendet werden. Es ist einleuchtend, dass der- lei Stellen, besonders wenn sie sich sehr häufig mitten im fruchtbarsien Boden finden, die Kultur eines solchen Ackerlandes sehr erschweren, daher die Fruchtbarma- chung dieser Stellen, insbesondere in der Nähe des 6* Wirthschaftshofes sehr wünschenswerth schien. Zur genauen Erforschung des Untergrundes wurden zwei 9 Schnh tiefe Schächte an einer solchen schädlichen und an einer frucht- baren Stelle abgeteuft. Es zeigte sich eine 1 Schuh mäch- tige leberbraune Ackerkrume, hierauf folgte eine 3 Schuh mächtige Schichte einer durch Manganexyd ganz schwarz, gefärbten ziemlich plastischen Erde, welche getrocknet eine schwärzlich graue Farbe annimmt, hierauf folgte eine 4 Schuh mächtige gelbe Lehmschichte, welche auf nicht durchsunkenem blauen Tegel lag. Bei dem zweiten Ver- suchsschachte auf gutem Grunde zeigte sich eine zwei Schuh mächtige Ackerkrume und keine schwarze Erde. Zugleich wurden auch die nächst dem Karlshofe bei Grabung eines Brunnens zu Tage geförderten Erdmassen untersucht. Es fanden sich blauer Tegei, Mergel mit un- bestimmbaren Fragmenten von Versteinerungen und ein mehr oder minder verwitterter Klebschiefer, den Glocker unter dem Namen Saugschiefer von dem nahe gelege- nen Nikolschitz ın seiner Mineralogie pag. 541 aufführt. Schon Dr. Ami Boue erwähnt in seinem geognosti- schen Gemälde von Deutschland pag. 459 dieses Schiefers mit folgenden Worten: .‚Ueber glimmerigem Thone ruht, im Grunde eines gegen Norden offenen kleinen Thales bei Nikolschitz eine Ablagerung von ungefähr 30 Fuss Mäch- tigkeit, die bis zu einer Höhe von 90 bis 100 Fuss über den Thalboden emporsteigt, wie dies einzelne Streifen des- selben andeuten, welche in schildförmiger Lagerung auf dem Thone sich zeigen. — Der glimmerige Schiefer ist aus- gezeichnet durch Nieren und Krystalle von Gyps, sowie durch grauen und gelblichen Mergel. Er scheint hier auf grauem oder gelblichem Töpferthon zu ruhen. Oberhalb dieser thonigen Lagen sieht man schwärzlichen oder blau- lichen blätterigen Mergel. Darüber folgen graulichweisse, im höheren oder geringeren Grade erhärtete, kalkige Mer- gel; auf diesen sieht man grauen schiefrigen Mergel, braun- lichen kalkigen Mergel, zuweilen von Kieselsubstanz durch- drungen oder kieselige Kerne umschliessend, ähnlich den Meniliten von St. Quen bei Paris. Sodann erscheinen braun- liche sehr blätterige Mergel, dem Dysodil Cordier's nahe — SS) — stehend, mit Lagen von bräunlichem und schwärzlichem Halbopal, schwärzlichen und bituminösen Schiefern, und mergelige, ziemlich dichte Kalksteine mit zumal in gewis- sen Schichten überaus häufigen Insecten-Ueberresten von den Abtheilungen der Dipteren, Koleopteren und Hymenop- teren. Der dem Menilit nahe verwandte Halbopal enthält solche seltener. Brauner, sehr blätteriger Mergel, mit Re- sten von Fischen und hornigen Insectentheilen überdecken das Ganze, auf ihnen zeigt sich kein anderes Gebilde. Zwei Bäche fliessen durch diese Ablagerung, die bei Ni- kolschitz nur eine Viertelstunde Länge und 6 Minuten Breite hat und wieder bei Kreppitz erscheint. Ferner wird ange- geben, dass die Ablagerung von Kreppitz von Hrn. Custos Partsch aufgefunden worden sey. In neuester Zeit wurde dieser Saugschiefer bei Gele- genheit der Eröffnung eines Steinbruches in einer Entfer- nung von 900 Klaftern in nordöstlicher Richtung vom Neu- hofe in ganz frischem Zustande aufgefunden. Hr. Verwal- ter Pellar hatte dem k. k. Mineralien-Kabinete den wohl erhaltenen Mitteltheil des Skelettes von Anenchelum lep- tospondylum Heckel eingesendet, welcher nebst mehreren Fischwirbeln und Schuppen von Chaloessus longimanus He- ckel vorgezeigt wurden. Hr. Heckel, von dem obigen Bestimmungen herrühren, ist mit einer wissenschaftlichen Untersuchung der Fischreste dieser Formation, welche sich nach den neuesten Einsendungen bis Inwald bei Wadowic& erstrecken, beschäftiget, und bereitet die Bekanntmachung derselben vor. Schon Glocker hat in seinem Vortrag über die Me- nilitformation in Mähren (‚Bericht über die Versammlung deutscher Naturforscher in Gratz 1843, pag. 139) die Erstre- ckung derselben bis Weisskirchen nachgewiesen. Nach dem- selben umfasst die Menilitregion daselbst auf dem linken Ufer der Betschwa ein Dreieck, welches durch die Puncte Bistrzitz, Unter-Tieschitz und Weisskirchen gebildet wird und dessen längste Seite vom Bistrzitzer Thiergarten unter einem kleinen Bogen über den L’Hotter Hof, dannüber Ra- kow und Parschowitz bis dicht an die Betschwa bei Weiss- kirchen geht und nahe zwei geographische Meilen beträgt. = Se Aber auch die Menilitformation von Nikolschitz hat eine grös- sere Ausdehnung als gewöhnlich angegeben wird, denn dieselbe bildet nicht nur die Unterlagen der Höhen von Ni- kolschitz und Kreppitz, sondern erstreckt sich in nördlicher und nordöstlicher Richtung weit über Mautnitz und Schütt- borschitz aus. Auch der Berg Barkowan oberhalb Tieschan bei Klobouk östlich von Nikolschitz besteht aus Menilit. Ja Boue führt selbst Stücke von Butschowitz an. Verbindet man die Puncte Nikolschitz, Butschowitz und Weisskirchen durch eine Linie , so zeigt dieselbe in gerader Richtung das nordöstliche Streichen des Karpathenzuges an und es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese Kieselablagerung längs dem westlichen Abfalle der Karpathen fortsetzt und theil- weise so, wie bei Kreppitz und Nikolschitz von mächtigen gelblichem Lehm- und Sandschichten bedeckt sey, wodurch sie dem Auge des Geognosten entgeht, wenn sie nicht durch tiefe Schluchten wie eben zu Nikolschitz entblösst ist. Eine fernere interessante Thatsache wurde bei dieser geognostischen Begehung aufgefunden, nämlich das geolo- gische Verhältniss dieser Menilitformation zum Leithakalke. Bekanntlich besteht der Berg zwischen Seelowitz, Nusslau und Bautschitz aus Leithakalk,, welcher auf einem grobkör- nigen Conglomerat, das ihm angehört, und welches an vie- len Puncten im Wiener Becken seine Stelle vertritt, liegt. Dieses Conglomerat nun enthält Geschiebe von Menilith, ein Beweis, dass der Leithakalk sammt dem angehörigen Con- glomerat jüngerer Bildung sey. Belegstücke wurden vorge- zeigt nebst einer grossen Anzahl von Leithalkversteinerun- gen, welche Ar.Dr Hörnes vonHrn. Matthäus Beyl, Pfar- rer in Mautnitz, erhalten hatte und worunter sich eine neue Art Pecten in Beziehung der guten Erhaltung auszeichnet. Dieser Saugschiefer nun dürfte in seinen verschiedenen Verwitterungsstadien die Ursache obenerwähnter Nassgallen seyn. Welche Ansicht durch die chemische Untersuchung der Probestücke im Laboratorio des k. k. General-Land- und Haupt - Münzprobierers Löwe an Wahrscheinlichkeit ge- wann, da in allen übergebenen Probemustern sich keine Spur von Bittererde zeigte, welcher früher die Ursache der Unfruchtbarkeit dieser Stellen zugeschrieben worden war, u In der ganzen Umgebung findet sich nämlich kein trinkbares Wasser, dasselbe muss von Weiten zugeführt werden. Der Grund liegt in dem Bittererde- und Natron- gehalt der unterliegenden Mergel. Um triokbares: Wasser zu erhalten, wurden tiefere Brunnen gegraben, jedoch ohne Erfolg. Hr. Dr. Redtenbacher, gegenwärtig Professor der Chemie an der k. k. Universität zu Prag, analysirte im Jahre 1836 das an das chemische Laboratorium der k.k- Universität zu Wien eingesendete, von einer ähnlichen Branngrabung, nächst dem Galthofe, gewonnene Wasser und fand Folgendes: Das Wasser so wie es aus den Krü- gen herausgeleert wurde, war vollkommen klar und un- gefärbt, einige Tage in einem verschlossenen Gefässe der Ruhe ausgesetzt zeigte es keine Veränderung beim Veff- nen des Gefässes, keine Luftentwicklung noch Trübung. Der Geschmack ist deutlich salzig bitterlich, Geruch war gar keiner wahrzunehmen. Sein eigenthümliches Gewicht mit einem Meissnerischen Aräometer für Flüssigkeiten, die schwerer als Wasser sind, gemessen, zeigte sich = 1,0145 auf die Normaltemperatur von 14’ R. reducirt. Dasselbe besteht in 1000 Theilen aus: Schwefelsaurer Bittererde (Bittersalz) . 18,532 Schwefelsaurer Kalkerde (Gyps) . . 2,424 Chlornatrium (Kochsalz) . . » . 2.1012 Kieselsäure »ohinıkrraurält :, su el 2200 organische Substanzen . . 2 2...2...008L. Miassernt._, less oft an buo AH IR BAB zusammen 1000Theile, darin aber 22,352 fixe Bestandtheile. Auch über die Anwendung dieses Bitterwassers wurde Folgendes erwähnt: Der Hauptbestandtheil dieses Wassers ist das Bittersalz, das auf ein Medieinalpfund über zwei Drachmen beträgt, die übrigen Bestandtheile spielen nur eine Nebenrolle, theils wegen der Art derselben, theils wegen der geringen Menge, in der selbe vorhanden. Das Wasser wird daher mit allem Rechte den Bitterwässern zugezählt. " Der Stärke nach gehört selbes zu den mittleren, denn es ist schwächer als das Saidschützer, aber stärker u A als das Sedlitzer, von denen das erstere auf ein Me- dizinalpfund über drei Drachmen, das letzte eine Drachme enthält. Von dem Püllnaer Wasser unterscheidet es sich vorzüglich durch den Mangel an Glaubersalz, wovon jenes eine gehörige Menge enthält. Denn dass in unserm Wasser kein Glaubersatz enthalten, auch keine salzsaure Bittererde, ergab sich daraus, dass, als der fixe Rückstand nach dem Abdampfen einer grösseren Menge Wassers an der Luft stehen gelassen wurde, selber weder verwitterte noch zerfloss, was doch hätte geschehen müssen, wenn ersieres als ein verwitterndes, letzteres als ein zerfliessendes Salz enthalten gewesen wäre. Unser Wasser wird daher eine ähnliche Wirkung wie das Saidschützer in Böhmen haben, nur eine etwas schwä- chere und so wie alle Bitterwässer in geringer Gabe ein auflösendes, ein abführendes in stärkerer Gabe seyn und bei Anwendung desselben noch den Vorzug haben, dass es den Darmkanal nicht so sehr geschwächt zurücklässt. In Krankheiten des Unterleibes überhanpt, insbesondere bei krankhaft gesteigerter Schleimabsonderung, bei sin- kender Kraft der Absorptionsorgane und den daher stam- menden Unreinigkeiten des Magens und Darmkanals, bei hartnäckiger Verstopfung des letzteren; bei trägem Laufe des Blutes durch das Pfortadersystem und den dort wurzelnden Uebeln der Leber, der Milz, Hämorrhoiden, unter der Form von Kachexien sowohl als Nevrosen, der Gelbsucht, der Gicht, der Hypochondrie, der Melancholie, der verschiede- nen Nachkrankheiten wird daher dieses Wasser stets vor- trefflich für die dortigen Bewohner sowohl als die ferne- ren Kranken höchst erwünscht seyn. Um blos eine leicht auflösende Wirkung zu bezwe- cken, wäre von diesem Wasser Morgens und Abends ein Becher von einem halben Seitel zu trinken, bei schwäch- licheren mit weniger anzufangen, bei stärkeren Individuen auf höhere Grade zu steigen; um aber eine schnellere Stuhl- entleerung hervorzubringen, müsste schon auf einmal ein Seitel getrunken werden, und nach Umständen, die dem Arzte zu bemessen bleiben, diese Gabe in kürzerer oder längerer Zeit wiederholt werden. Ausserdem könnte die- = wi ses Wasser noch zur Bereitung der Magnesia (kohlensau- ren Bittererde) benützt werden und verspräche eine ganz gute Ausbeute, nur dürfte diese Magnesia nicht zur Be- reitung der gebrannten Magnesia benützt werden, da der in dem Wasser enthaltene Gyps in kohlensaure und diese durch Brennen in ätzende Kalkerde verwandelt werden würde. Besser aber liesse sich dieses Wasser durch blosses Abdampfen und Krystallisiren zur Bereitung des Bittersal- zes benützen, was überdiess noch vom Glaubersalze frei, daher nicht verwitternd wäre, wie es das böhmische Bitter- salz häufig ist. Hr. General - Land- und Haupt - Münzprobirer A. Löwe untersuchte ferner das Wasser eines neuen in der Nähe des Galthofes gegrabenen fünf Klafter tiefen Brun- nens und theilte hierüber Folgendes mit: Das Wasser ist klar, gelblich gefärbt, und besitzt einen salzig-bittern Geschmack. Es reagirt weder sauer noch alkalisch, und bleibt beim Kochen vollkommen klar. Das spezifische Gewicht desselben wurde = 1,018 bei 15° R. gefunden. In 1000 Theilen Wasser sind enthalten: Schwefelsaures Natron » . „9,85 Schwefelsaure Kalkerde . . . 2,84 Schwefelsaure Bittererde . . . 555 Chloroatrium . : =. mund Wasser, Organische Substanz 981,47 Zusammen 1000,00 'Theile. Aus diesen beiden hier angeführten Analysen geht her- vor, dass die daselbst befindlichen Mergel wie bei Püllna in Böhmen eine bedeutende Quantität Salztheile führen, deren Gewinnung und Benützung wünschenswerth wäre. Hr. Prof. Ludwig Zeuschner aus Krakau theilte seine „Ansichten über die Karpathen- und Wiener - Sand- steingebilde‘‘ mit, wie sie sich als Resultat seiner langjäh- rigen Forschungen in diesen Gebirgen ergeben haben. Hauptsächlich gestützt auf paläontologische Merkmale sprach er die Ansicht aus, der Wiener- und Karpathensand- stein sammt den ihm eingelagerten Kalksteine sey dem Neo- — DE ceomien zuzuzählen, obschon er auch eine nicht unbeträcht- liche Anzahl Liasversteinerungen enthält. Weberdies ent- wickelte er die Sonderung der ganzen Formation in ein- zelne Glieder, vorzüglich nach den Beobachtungen in den Karpathen, welche ihrer regelmässigeren minder gestörten Schichten wegen seiner Angabe zufolge auch als Aus- gangspunet für die Entwirrung der Geologie der Alpen be- trachtet werden müssen. Eine ausführlichere Mittheilung über diesen Gegenstand ist in diesen ‚‚Berichten‘* enthalten. Hr. Prof. Ragsky sprach über die Analyse des Was- sers aus dem artesischen Brunnen des Hrn. J. Rüdlimann nächst der Mariahilfer-Lirie. Das Wasser hat sich im Pu- blicum den Ruf eines Mineralwassers erworben und mehrere Aerzte wenden dasselbe versuchsweise bei Kranken an. Durch die k. k. Gesellschaft der Aerzte wurde Hr. Dr. Ragsky veranlasst, die Analyse des Wassers vorzuneh- men. Seiner Untersuchung zu Folge ist das Wasser klar, hat einen erfrischenden Geschmack, ein speeifisches Gewicht von 1.0015 und enthält in 16 Unzen (32 Lothen) folgende Bestandtheile im wasserfreien Zustande berechnet: Kohlensauren Kalk . . . 2.2800 Kohlensaure Magnesia . . : . 0.694 Schwefelsauren Kalk . .. . . 1.979 Chlorcaleium . . ..2........0.09 Chlormagnesium » 2 ....... 1553 Salpetersaure Magnesia . . . 1.155 Salpetersaures Natron mit etwas salpetersaurem Kalı . . . . 0,977 Kohlensaures Eisenoxydul . . 0.010 Kiesslerdenae . VE mar Sie rsrR Extraktivstoff, Spuren von Thon- erde nebst Verlust . . . . 0446 Summa 9.547 Wr. Grane. Ferner enthält es in 26 Unzen 2.18 Gran freier Kohlen- säure oder 4.44 Cubiczoll. Berechnet man den trockenen Rückstand auf 100 Theile, so sind die Salze feraer in folgendem Verhältnisse enthalten: ie. u Kohlensaurer Kalk . . 2.2. %29.334 Kohlensaure Magnesia . . .» . 7.270 Schwefelsaurer Kalk . . . . 20.731 Chlovealiioihstn aualean ay% 7a1.0838 Chlormagnesium . . 2 2... 16.270 Salpetersaure Magnesia . . . 12.100 Salpetersaures Natron mit alas salpetersaurem Kali . . . . 10.235 Kohlensaures Bisenoxydul. . . 0.104 Kieselerdessrst ml niiadsan ur ua, Extraktivstoff, etwas Thonerde nebst Verlust . 2... 0.141.537 100.000 Vergleicht man mit diesem Ergebnisse die Analyse des festen Rückstandes, wie sie Hr. Apotheker Dr. Girtler geliefert hat: Kohlensaurer Kalk. . . 2 .....727 Kohlensaure Magnesia . - . .- 2.18 Schwefelsaurer Kalk . . ». . . 0.78 Chiorealeium 2. 1% 1 tan Hunt 2E5R Chlormagnesium . » 2 2 .....88:33 Chlörkalium:. sr: tu ar rk Schwefelsaure Magnesia . . . 18.87 Schwefelsaures Natron . . » . 6.14 Kieselerde .- . - -» 5201 Extractivstoff nebst Verlust! 5'000 100.00 so findet man, dass die meisten quantitativen Bestimmungen im hohen Grade unrichtig sind (denn Dr. Girtler fand um 13 pCt. zu wenig Kalk, um 10 pCt. zu viel Magnesia, und 32 pCt. zu viel Chlor und 15 pCt. Salpetersäure nebst Eisen fand er gar nicht). Es ist zu verwundern, dass Hr. Dr. Girtler in dem Wasser Salze (Chlorcaleium neben schwe- felsaurem Natron und schwefelsaurer Maguesia) annimmt; die chemisch neben einander nicht bestehen können, denn bekanntlich verwandelt sich Chlorcaleium in Berührung mit schwefelsaurem Natron und schwefelsaurer Magnesia so- gleich in schwefelsauren Kalk und Chlornatriam oder Chlor- magnesium. ‘ Bemerkenswerth ist das Wasser durch seinen u GE es Gehalt an Magnesiasalzen und salpetersauren Salzen, wel- che letztere in Mineralwässern sonst fehlen. Da das Was- ser mehrfach von Aerzten in Anwendung gebracht wird, so werden wir über den wahren Werth desselben als Heil- mittel nicht lange im Zweifel seyn. Hr. Dr. C. Hammerschmidt gab eine „statistische Nachweisung in Bezug auf die Zweckmässigkeit und Un- schädlichkeit der Aethereinathmung.“ Er bemerkte, dass das hohe Interesse in wissenschaft- licher und praktischer Hinsicht, das der gedachte Gegen- stand darbiete, ihn selbst zu einer grossen Reihe von Ver- suchen darüber veranlasst habe, und dass er überdies un- terstützt durch die zuvorkommende Gefälligkeit des Hrn. Zahnarztes Weiger Gelegenheit gehabt habe, eine un- gewöhnlich grosse Zahl von während der Betäubung mit Aether vorgenommenen Operationen zu beobachten, so dass erhoffen dürfe in einem bereits in Arbeit begriffenen Werke „Ueber den Nutzen und den Werth der Aether- einathmung als Resultat eigener Beobachtun- gen in physiologischer und psychologischer Beziehung‘ manches neue Ergebniss zur Förderung des Wissens mittheilen zu können. Hr. Dr. Hammerschmidt hat über 300 Aetherisi- rungsversuche an sich selbst vorgenommen, er hat mehr als 600 an gesunden Menschen angestellt, ferner wohnte er 200 Versnehen bei Thieren und mehr als 1600 Aetheri- sirungen an Menschen zum Behufe von darauf folgenden Zahnoperationen bei. Bei den Letzteren wurde ein eige- nes Protokoll aufgenommen, in welchem die Operirten nach der Operation ihre Empfindungen schilderten, und worin überdies alle übrigen bemerkenswerihen Umstände bei je- der einzelnen Operation eingetragen wurden. Als Haupt- resultat ergab sich: a) Dass unter 1100 Operationen nur bei 10 Fällen die Operation wirklich hindernde Zufälle eintraten, oder von den Operirten wirkliche, wenn auch gelindere Schmerzen wie sonst gefühlt wurden. b) Dass bei der erwähuten Anzahl von Fällen 62 Per- -— 9393 — sonen ihr Bewusstseyn beibehielten, jedoch kein Schmerz- gefühl empfanden. c) Dass 40 Personen unangenehme und 402 Personen wirklich angenehme Träume hatten. In Bezug auf die Unschädlichkeit ergibt sich, dass un- ter 1650 Operationsfällen bisher nicht eine wirkliche oder andauernde Schädlichkeit nachgewiesen werden kann. Das von 634 Personen 51 sich in längeren oder kürze- ren Zwischenräumen wiederholt der Aethereinathmung Be- hufs der Zahnoperationen unterzogen haben. Dass endlich einige Operirte 10—30 Mal ohne nachthei- lige Folgen Aether eingeathmet haben. Noch ist dem Protokolle zu entnehmen, dass die Zahl der verhältnissmässig ungünstigen Fälle sich bei den späte- ren Operationen, wo die Operirenden bereits umfassende Erfahrungen gesammelt hatten, immer geringer wurden. Hr. Bergrath Haidinger iegte die im Anfange d. J. in der „„Revue des deux mondes‘‘ erschienene Abhand- lung Michel Chevalier's über die Silber- und Goldbergwerke der neuen Welt vor, die ihm von dem k. k. Hın. Hofrathe Freiherrn von Deresenyi zu diesem Zwecke so eben freundlichst mitgetheilt worden war. Wenn auch der unmittelbare Zweck der Abhandlung lung ein rein staatswirthschaftlicher sey, so beziehen sich so viele Abtheilungen derselben auf naturwissenschaftliche Gegenstände, dass er gewiss überzeugt sey, jedem Freunde der Naturwissenschaften würde die lichtvolle Zusammen- setzung des ausgezeichneten Verfassers einen wahren Ge- nuss gewähren; man könne nicht aufhören fort zu lesen, wenn man erst einmal damit angefangen habe. Bergrath Haidinger könne unmöglich beabsichtigen einen auch nur einigermassen genügenden Auszug einer so werthvollen Arbeit zu geben, er wolle nur sie der Aufmerksamkeit eines Jeden empfehlen, der, sey es an der Austheilung des Vorkommens der edlen Metalle auf der bekannten Erde überhaupt, sey es an der Geschichte ihrer Gewinnung, oder ihrer gegenseitigen Werthverhältnisse eines gegen das andere oder gegen den Werth der Arbeit, sowie der durch =. Arbeit gewonnenen uothwendigsten Artıkel des Lebens, An- theil nimmt. Die Gold- und Silbervorkommen der neuen Welt, vornehmlich die von Mexiko und Peru bilden die Hauptbasis der Betrachtungen. Hr. Michel Chevalier hatte einen Theil derselben schon im Jahre 1835 besichtigt, aber vorzüglich sind es Hrn. v. Humboldt's klassische Werke über Nen- Spanien, und das neuere mit so vielem Beifall aufgenommene Werk des Hrn. Säint-Clair Du- port Sur la produelion des Metaux precieux.-au Mexi- que, welche ihm den grössten Theil der nothwendigen Daten lieferten. Eine Masse Kenntniss aus diesen und an- deren neueren staatswirthschaftlichen Werken, aus Reisen, die Reisenotizen des trefflichen Autors selbst, sind in dem Masse gehäuft, dass jede Seite die wichtigsten Mittheilungen enthält. Die Natur von Erzvorkommen selbst, die Gänge in den verschiedenartigsten Gebirgen aufsetzend in Thon- schiefern, Sandsteinen und Porphyren; endlich bis in die Kalksteine der Kreideperiode, wie zu Hualgayoc in Peru. Die ungeheure Silberformation der Andern mit ihrem un- erschöpflichen Reichthum, wenn auch der Gehalt «röss- tentheils nur sehr gering ist, mit ihren silberhaltigen Qunarz- gängen von gigantischer Mächtigkeit, wie die Vela Madre zu Guanaxuato, von 24 bis 150 Fuss, und die Ausdehnung des Vorkommens der Gänge in der ganzen Andenkette, nördlich und südlich vom Isithmus von Panama, in einer solchen Häufigkeit, dass nach Duport’s Bemerkung, in der Gegend zwischen der mexikanischen Hauptkette und dem Meerbusen von Californien, ganze Netze von Ausge- henden derselben auf eine unermessliche Erstreckung sicht- bar sind, genug um erwarten zu dürfen, dass die bisher seit drei Jahrhunderten ausgebeuteten Lagerstätten nichts sind gegen die noch zu erschürfenden. Diese Zukunft fasst Chevalier besonders ins Auge. Unaufhaltsam ist der Fortschritt der anglo-amerikanischen Bevölkerung, weil ihre Existenz auf Arbeit beruht; das spanische Amerika ist ihr auf die Länge eben so gut verfallen, als die Län- der der Rothhäute; sie werden alle Verbesserungen der Neuzeit auf die Gewinnung und Verarbeitung der Erze an- wenden. Eine ungeheure Vermehrung der Silberproduction a muss die Folge seyn, die, wenn auch nicht einen so plötz- lichen und gewaltthätigen, doch einen wahrscheinlich eben so mächtigen Einfluss auf die Verhältnisse ausüben wird, als die Ansbeutung der in der Mitte des 16. Jahrhunderts (1556) entdeckten Lagerstätte von Potosi. durch weiche auf ein- mal so grosse Massen edien Metalles in die durch Mangel an Arbeit, Unsicherheit, Abnützung erschöpften Länder der alten Welt geworfen wurden. Chevalier stellt die Tabellen der Production an edlen Metallen, am Anfange dieses Jahrhunderts 1) und gegen- wärtig 2) auf wie folgt: Silber Gold. ; Kilogramme. 1) Amerika 795.581 14.115 Europa 25.670 1.300 Asiatische Türkei 11.245 E= Nordasien 21.709 650 Sunda-Archipel —_ 4.700 Afrika = 4.000 - 181.205 24.768. Amerika gab 91 Procent des sämmtlichen Silbers und 57 Procent des Goldes. Auf 1 Kilogramm Gold kamen 36 Kilo- grammen Silber, oder im Werthe auf 1 Frank Gold 2 Fran- ken und 33 Centimen Silber. Silber Gold Totalwerth Kilogr. Werth in Fr. Kilogr. Werth in Fr. in Franken. 2) Amerika: 614.641. 136.480.000 14.934 51.434.000 187.914.000 Europa: 120.000 26.667.000 1.300 4.478.000 31.145.000 Russland: 20.720 4.606.000 22.564 77.020.000 82.324.000 Afrika: _ ee 4.000 13.778.000 13.778.000 Sunda - Archipel: _ _ 4.700 16.189.000 16.189.000 Verschiedene: 20.000 4.444.000 1.000 3.444.000 7.888.000 775.361 172.195.000 48.498 167.043.000 339.238.000 = de Gegenwärtig kommt 1 Kilogramın Gold auf 16 Kilo- grammen Sılber, im Werth 1 Frank Gold gegen I Fran- ken und 3 Centimen Silber. Dies ist eine ganz neue Erschei- nung, die man vor 30 Jahren noch nicht ahnen konnte, und die seit der Mitte des 16. Jahrhunderts nicht statt fand. Amerika gibt 79 Procent des Silbers, Russland 47 Procent des Goldes. Dieses ausserordentliche Ereigniss verfolgt Chevalier mehr in das Einzelne in Bezug auf die unge- heure Ausdehnung der goldhaltigen Alluvionen in Ural Al- tai, die er in einer raschen Uebersicht vorführt mit einer ihm durch den offiziellen russischen Handelsagenten in Paris, Hrn. von Butowsky mitgetheilten Tabelle der stei- genden Erzeugung: Waschgold in Kilogrammen. Aus Kronbergw. Aus Privatbergw. Zusammen. Tr N Tr en Ural Sibirien Ural Sibirien. 1836: 2.108 333 2.600 1.384 6.320 1837: 2.146 427 2.924 1.751 1.248 1838: 2.160 458 2.757 2.706 8.081 1839: 2.294 359 2.780 2.612 8.075 1840: 2.197 938 2.691 3.584 8.974 1841: 2.154 417 2.703 3.263 10.597 1842: 2.134 620 2.655 9.469 14.878 1843: 2.251 693 2.391 14.504 20.339 1844: 2.226 195 2.841 19.088 20.910 1845: 2.121 562 3.227 19.147 21.367 Chevalier gibt, nach dem Vorgange von Hum- boldts und Anderer, mancherlei Berechnungen der Masse der ganzen Metallmenge, in dem Auge sprechenden Abmessungen, oder im Gegensatze zu andern Verhältnissen. So wird der Totalwerth der in Amerika seit der Entdeckung gewonnenen edlen Metalle auf die Summe von 36.614 Mil- lionen Franken berechnet. — ‚‚Das ist schön,‘‘ ruft er, „das ist wunderbar!“ Aber er vergleicht dieses Resultat von drei Jahrhunderten mit dem Ertrag der Kohlenberg- werke in England und dem Werthe der darauf gegründe- ten Arbeit, und findet, dass die Arbeit dort in vier bis fünf Jahren einen gleichen Werth zu erzeugen vermag. „DieArbeitist der vorzüglichste Reichthum,sie ist der Reichthum selbst.‘ — Bergrath Haidinger konnte sich nicht versagen, einen Augenblick auf dieser Ueber- einstimmnng des staatswirthschaftlichen GrundsatzesC he va- lier's mit den Ansichten, die uns stets bei unsern gesell- schaftlieben Arbeiten geleitet, zu verweilen. Auch in der Naturwissenschaft gewinnt die Arbeit den Tag; was die Arbeit fördert, ist gut, was sie hindert, übel, sie ist das einzige Mittel den Platz würdig zu behaupten. Hr. Bergrath Haidinger theilte den Inhalt des nach- folgenden Briefes mit, des ersten einer Reihe von Mittheilungen über einzelne interessante geologische Erscheinungen von Steiermark, die er nun nach und nach von dem thätigen und kenntnissreichen Theilnehmer unse- rer «esellschaftlichen Arbeiten im verflossenen Winter, Hrn. v. Morlot erwartet, der nun für den geologischen Verein von Innerösterreich unsere schönen Alpenländer untersucht. Es sind neue Vorkommen, die Rauchwacke von Kapfenberg, der Serpentinstock vonBruck, die Tertiärformation zwischen St. Michael und Kaisersberg im Murthal, die noch nirgend in geologischen Mittheilungen erwähnt werden. Auch viele der älteren sind, wenn auch zum Theil den Bewoh- nern des Landes bekannt, doch noch lange nicht Gemein- gut der Wissenschaften, und das ist es, was wir nun durch die neuen Untersuchungen des Hrn. v. Morlot er- langen werden. A. v. Morlotan W. Haidinger. Kaisersberg, am 16. Juli 1847. Erlauben sie mir, hochverehrter Herr Bergrath,, Sie auf einige geologische Merkwürdigkeiten von Obersteier auf- merksam zu machen. — Der Bergrücken westlich von Ka- pfenberg, zwischen der Ausmündung des Thörlbaches und der Mürz, der sogenannte Emberg, besteht aus Thon und Grauwackenschiefer, in welchem man ziemlich in der Höhe, am Nordabhang unterhalb Niederberg, etwa drei Viertelstunden voa Kapfenberg entfernt, einen grossen Stein- bruch auf ein Gestein angelegt hat, das die Leute Tufstein Freunde der Naturwissenschaften in Wien, II, Nr. 1. 7 = Din nennen, das aber nichts anderes als wahre Rauchwacke ist. Sie bildet, wie man es deutlich beobachten kann, eine etwa 30° mächtige Einlagerung im Schiefer, der mit geringer Neigung in Süd fällt, und sie beisst damit ganz conform , am Südabhang des Berges, in einer geringeren Höhe wie- der aus, wie es in einem kleinen Steinbruche gegenüber Dimlach zu sehen ist. Der grosse Steinbruch oberhalb Nie- derberg ist höchst interessant und liefert den vollständig- sten umständlichsten Beweis zu der von Ihnen ausgespro- chenen Ansicht: die Rauchwacke sey das Product der Um- wandlung von Dolomit zu Kalkstein. Man kann hier alle Zwischenstufen beobachten, vom dichten graulichen , kaum etwas |klüftigen Dolomit, in die fertige Rauchwacke, und man kann im gut aufgeschlossenen Gestein seine Umwand- lungsgeschichte lesen, wie der Ontolog in einer Reihe von Embryonen die Entwicklung des organischen Wesens stu- dirt. — Der Dolomit wird von Sprüngen nach allen Rich- tungen durchsetzt, in diesen scheidet sich kohlensaurer Kalk aus, die so gebildeten Kalkspathadern erweitern sich auf Kosten der dazwischen liegenden Dolomitbrocken, die also immer kleiner werden und weiter auseinanderrücken , bis sie zuletzt ganz verschwinden, bäufig eine eckige, durch die sich durchkreuzenden Kalkspathadern gebildete Zelle als Denkmal ihres früheren Daseyns zurücklassend , so dass nichts übrig bleibt, als das verdickte, oft ziemlich dicht gewordene Gewebe der Kalkspathadern. Aber die Dolomitbrocken werden nicht nur concentrisch von Aussen nach Innen angegriffen, umgeändert und zerstört, sondern es wird gleichzeitig ihr innerer Zusammenhang aufgehoben und sie werden durch und durch in eine ganz pulverige, leicht zerfallende Masse verwandelt, welche die Zellen er- füllt. Schlägt man ein solches Gestein auf, so fälit eine Menge Pulver und Sand heraus, daher die Zellen an der Oberfläche von schon länger frei liegenden Blöcken ge- wöhnlich leer sind, während sie meistens, ehe sie geöffnet wurden, Dolomitsand enthielten. Um lehrreiche Stücke für die Sammlung zu erhalten, darf man daher solche Varietä- ten nicht in loco formatisiren , sondern muss ganze Blöcke mitnehmen. um sie erst zu Hause sorgfältig in die gehörige 99 Grösse zu zerschlagen, beim Transport würde sich der In- halt der aufgebrochenen Zellen verlieren, so dass man sich über verunreinigenden Sand und Staub zu beklagen hätte, statt sich über eine bedeutungsvolle Erscheinung zu er- freuen. — Dass durch einen solchen Umbildungsprocess Jede Spur von Schichtung und Schieferung im Gestein ver- schwindet, ist natürlich genug, das Ganze nimmt nun eine mehr breccienartige, rauhe Struktur an, man sieht nichts als ganz unregelmässige Ablösungen und unförmig sich los- trennende Blöcke, die voller Poren, Löcher und unregel- mässiger Blasen sind, fast wie einige eruptive Gesteine, Dabei ist die Struktur höchst veränderlich. An einem Punet sieht man eine fast schwammartige Masse, weil die die Zellwände bildenden Adern noch ganz dünn geblieben sind, an einem anderen Punct findet man einen fast compacten Kalkstein. Das Joanneum wird ein Handstück erhalten, was auf einer Seite fast unveränderter Dolomit, auf der anderen fertige Rauchwacke ist. Die Farbe des Gesteins ‚ist nur ausnahmsweise grau, wie der unveränderte Dolomit, uud zwar, wie es scheint, nur bei den schwammigen Va- rietäten, wo die Zellwände noch dünn, also die einge- schlossenen,, oder besser gesagt, die durch Trennung ent- standenen Dolomitstücke noch gross, und wenig durch die parasitische Zellwandbildung auseinander gerückt sind Im Allgemeinen ist diese Rauchwacke gelblich-röthlich , ent- hält also ihr verunreinigendes Eisen als Oxydhydrat. Und zwar ist diese Färbung nicht etwa eine spätere durch Oxy- dation von Aussen nach Innen entstandene, denn nirgends zeigt sich, wie etwa bei dem Spatheisenstein und in vielen anderen Fällen eine concentrische Vertheilung derselben nach dem Umfang der Blöcke. Ihre Färbung ist ganz un- abhängig von ihrer äusseren Form, und durchdringt sie gleichförmig, sie musste daher zur selben Zeit hervorge- bracht worden, als die Masse aus dem früher bestehenden grauen Dolomit, in die jetzt vorhandenen Rauchwacken überging. Aber die Färbung durch Eisenoxydhydrat ist ein eminent anogener Prozess, der nur in der Nähe der Erdoberfläche vor sich gehen kann, also musste der gleich- zeitige Prozess der Verwandlung des Dolomits zu — 100 — Kalkstein auch ein anogener seyn, — was nicht nur mit der bekanuten chemischen Thatsache (dass Dolomit durch Gyps- lösung zu kohlensaurem Kalk und Bittersalz zersetzt wird) übereinstimmt — sondern auch mit den anderen integriren- den Theilen Ihrer Inductionen über Metamorphismus in schönster, vollkommener Harmonie steht. — Wohl darf man sich freuen, hochverehrter Herr Bergrath, dass Ihre Forschungen den gewöhnlich für trivial gehaltenen Cha- 'akter der Färbung der Gesteine so bedeutungsvoll er- scheinen lässt, und ein neues Mittel an die Hand geben, um der Natur ihre Geheimnisse zu entlocken. Einige hundert Schritte vom Stationshof zu Bruck, thalaufwärts an der Mürz steht ein isolirter Fels mit einer kleinen Kapelle gekrönt, die sogenannte Elisenruhe. Es wurde von dem daranstossenden aus Thonschiefer beste- henden Thalgehänge durch die Ausgrabung getrennt, durch welche nun die Eisenbahn dieht an ihm vorüberfährt. Die- ser kleine, freistehende, schroffe Felsen ist ein ausgezeich- neter Serpentinstock. Seine durch die Eisenbahnarbeit ent- blösste Oberfläche ist sehr sonderbar wellenförmig abgerun- det, glänzend und glatt durch eine Menge von ausgechie- denem Talk und Asbest, und scheint die ursprüngliche Be- erenzung der Masse zu seyn. Der der Mürz zugekehrte in dieselbe hinreichende, senkrechte, rauhe Absturz zeigt, dass der Serpentin von dieser Seite mechanisch angegrif- fen, zerstört und weggeführt wurde. Es finden sich auch wirklich Geschiebe davon im älteren Diluvium noch unter- halb Uebelstein, etwa eine Stunde weit von Bruck. Man hat also hier einen Serpentinstock auf der einen Seite mit der unversehrten ursprünglichen Oberfläche, auf der andern Seite senkrecht bis auf die Spitze an- und weggeschnitten, gewiss die schönste Gelegenheit zur Beobachtung. Jam- merschade, dass zur Zeit der Eisenbahnabgrabung über die Contactverhältnisse mit dem Thonschiefer nichts erhoben wurde. Dass dieser Serpentin nicht immer Serpentin war, deutet schon der ausgeschiedene Talk an, der wohl früher zu seiner chemischen Zusammensetzung gehörte, auch fand sich in einem Geschiebe etwas, das zerstörtem, verändertem Augit, dem Basaltmineral par excellence, ähnlich sah. — 101 — Eine gründliche Untersuchung wird wohl ein Mehreres dar- über lehren. Mit dem Serpentin von Traföss hat derjenige von Bruck wenig Aehnlichkeit, jener ist dunkler, weicher, etwas schiefrig und scheint dem Hornblendgestein eingela- gert zu seyn, dieser ist leichter, härter, dichter, ganz massig ohne Schieferung im Innern und stellt einen erupti- ven Stock dar, der die wenig geneigten Thonschiefer- schichten quer durchbricht. Zwischen St. Michael und Kaisersberg befindet sich am linken Thalgehänge eine Tertiärformation, die sich gegen 400° hoch über der Mur am Uebergangsgebirge hinaufzieht. Braunkohlen und Schieferthon scheinen zu fehlen und man findet nur ein Conglomerat, welches aber nicht wie bei Leoben, bei Trofayach, Fohnsdorf und andern Orten nur ‘aus den Gesteinen der nächsten Umgebung besteht, son- dern in welchem neben den nicht einmal vorwaltenden Ge- schieben von angrenzendem Thonschiefer, Graphitschiefer, körnigem Kalk, Quarz und Gneiss folgende Gesteine in reichlicher Menge vorkommen: dunkler, bituminöser Alpen- kalk; röthlicher und gelblicher, geaderter Marmor, dem- jenigen von Röthelstein ähnlich ; rother, dichter Sandstein oder Quarzit und Sandschiefer; feinkörniger gelber Sand- stein, dem petrographischen Charakter nach ausgezeichne- ter, lichtgelber, muschligbrüchiger Jurakalk, wovon ein eingesammeltes Stück eine bestimmbare Koralle enthält, und endlich Geschiebe des minder groben, tertiären Con- glomerats oder Sandsteins selbst mit seltenen Ueberresten von Vegetabilien. Im Winkel, den das Pölsthal mit dem Murthale bildet, bei einer Ziegelei oberhalb der Kirche zu Waldpurgen ist ein Steinbruch angelegt, der eine recht günstige Gelegenheit zur Beobachtung darbietet. Dieser Punct ist besonders interessant, denn nicht nur sieht ınan deutlich das Conglomerat auf den gegen das Thal geneig- ten Schichten eines gelben Molassesandsteins liegend, sondern es finden sich Kalkgeschiebe, in welche andere daranliegende Geschiebe mehrere Linien tief hineingedrückt worden sind, wie man es schon in der Nagelflue der Schweiz beobachtet hat, und wie es Cotta in seinem vortrefflichen Lehrbuche anführt und abbildet — und was — 102 — noch merkwürdiger ist, es enthält das Conglomerat auch viele hohle Kalkgeschiebe, denen des Leithakalkes bei Lo- retto ähnlich. Es ist recht deutlich, dass die Zerstörung und Umwandlung nicht an der Oberfläche, sondern im Kern des Rollsteines angefangen hat, und sich dann erst nach aussen fortgesetzt hat. Meistens bleibt noch der äusserste Theil übrig, eine dickere oder dünnere Schale bildend, welche einen bei der Zerstörung des Kernes hin- terlassenen, dem Kalksteine mechanisch beigemengten, verurreinigenden Quarzsand enthält. Andere Geschiebe sind ganz verschwunden. Man findet alle möglichen Ueber- gänge zwischen den unversehrten Kalkgeschieben und den ganz zerstörten, also alle möglichen Zwischenstufen des Umwandlungsprocesses, alle Momente der Entwicklungs- geschichte. Die Mannigfaltigkeit in der Zusammensetzung des Conglomerats verleiht seiner Metamorphose ein erhöh- tes Interesse, indem man beobachten kann, wie die ver- schiedenartigen Gesteine sich unter denselben Einflüssen verhalten haben. Dass übrigens diese Umwandlung mit jener von Dolomit zu Kalkstein nichts gemein hat als den anogenen Charakter, versteht sich wohl von selbst. Es wurde hier wahrscheinlich ganz einfach der Kalk durch kohlensäurehältiges Wasser aufgelöst, und zum Bindemit- tel des Conglomerats selbst verwendet, doch verdient be- merkt zu werden, dass die reineren, körmigen Kalke dem Zerstörungsprocess widerstanden haben, Auch hier thut man wohl daran, Blöcke mitzunehmen, um sie erst in der Sammlung zu formatisiren, da beim Zerschlagen das Lehrreichste leicht verloren geht. Von meinen Beobachtungen über die Verbreitung der Gebirgsarten theile ich Ihnen, hochverehrter Hr. Bergrath, vor der Hand noch nichts mit, da es dazu einer gemalten Karte bedarf, und blosse Worte gar zu ungenügend sind; blos soviel sey beiläufig erwähnt, dass die Gebirgsmasse der Kleinalpe zwischen dem Murthale von Knittelfeld nach Bruck und von Bruck nach Gratz neben kleineren Partien von Uebergangskalk und Uebergangsthonschiefer aus kry- stallinischen Gesteinen besteht, in welchen der Feldspath durchgehends, mit äuserst geringfügigen Ausnahmen fehlt, — 109 — und die Hornblende neben Quarz und Glimmer vorwaltend ist. In der meist krystallinischen Gebirgsmasse des Zin- kenkogels zwischen dem Murthal und dem Pölsthal hinge- gen herrscht gerade das umgekehrte Verhältniss. Das Mur- ihal bildet übrigens die scharfe Grenze zwischen diesen zwei Gesteinregionen, sie greifen schief herüber. Hr. Bergrath Haidinger hatte schon im vorigen Frühjahre von Hrn. L. Hohenegger, Direktor der Eisen- werke Sr. k. k. Hoheit des durchlauchtigsten Erzherzogs Albrecht zu Teschen, ein Stück Cölestin aus einer neuen Localität, nämlich von Skotschau in Schlesien erhalten. Der Entdecker desselben, Hr. Postmeister Ha- bel daselbst, übergab nun auf Hrn. Hoheneggers Ver- anlassung einige Stücke desselben sammt dem Gesteine, in welchem er vorkommt, und Nachrichten darüber an das k. k. montanistische Museum. Der Kalkstein, in welchem sich der Cölestin findet, ist ein Aggregat von Korallenfragmenten, voll mehr und weniger kenntlichen Bruchstücken und Resten von Östreen, Ammoniten u. s. w. Er enthält gössere Höhlungen, oft mehrere Zoll im Durchmesser, von Kalkspath ausgefüllt. Eine derselben enthält eine Masse von weissem, grad- schaligen Cölestin, ganz ähnlich der unter analogen Ver- hältnissen in Korallenresten vorkommenden Varietät aus dem Kalksteine der Seisseralpe. Hr. Habel erkannte auch kohlensauren Strontian als Begleiter; in der That enthält eines der erhaltenen Stücke kleine Gruppen von divergirenden Strontianfasern zwischen den grösseren tafel- artigen Individuen des Cölestins. An einem andern Stücke sind aber die letzteren ihrer Substanz nach gänzlich ver- schwunden, die schalige Form der Zusammensestungs- stücke ist geblieben, aber das Ganze besteht aus feinen, von beiden Wänden der letztern ausgehenden Krystallen von Strontian. Es ist eine wahre Pseudomorphose von Strontian nach Cölestin, ohne Zweifel durch gegensei- tige Zerlegung von Cölestin und Kalkstein zu Strontian und Gyps gebildet, von welchem der elektronegative Gyps auf- gelöst und weggeführt wurde. — 104 — Hr. Habel ladet alle Freunde der Geologie ein, die dorti- gen interessanten Verhältnisse, insbesondere die aus dem Thonschiefer hervorragenden zehn Dioritkegel zu besuchen. Veranlasst durch diese Auffindung einer neuen Locali- tät von Cölestin erinnerte Bergrath Haidinger an die vielen anderen wenn auch sparsamen Quellen derselben Species, die zerstreut den Alpen und Karpathen entlang bisher bekannt gemacht wurden und die den verschieden- sten Altersklassen angehören. — Der schweizerischen Lo- ealitäten von Bex, Weissenstein bei Solothurn, Baden, Aarau nicht zu gedenken, erscheinen vollkommen theil- bare grosse Individuen im Gemenge mit dem Spargelstein, Dolomit und grünem Talk des Greiners im Zillerthal (ein schönes Stück dieser Art erhielt das k. k. montanistische Pluseum von Hrn. Hofrath Stadler in Hall. Vor vielen Jahren hatte Bergraih Haidinger bereits ein Stück ven Hrn. Ritter v. Pittoni erhalten); die blauen krystalli- sirten Varietäten, zugleich mit zollgrossen Krystallen von gelblichem Strotian zu Leogang in Salzburg ; eine ausge- zeichnete schöne Varietät in gelblichen Krystallen wurde an einem Stücke Salz von Hallstatt im k. k. Hof-Minera- lienkabinete entdeckt ; diehter Cölestin und in feinen Kry- stallen ähnlich dem Pariser, in dem tertiären Tegel des Wienerbeckens zu Hetzendorf bei Wıen, jenseits von Skotschan am Nordabhange der Karpathen noch, ebenfalls in cıiner tertiären Ablagerung, auf schmalen Gängen im Sandstein, in der Gegend von Bochnia. Am Südabhange der Karpathen, gerade herüber von Skotschau, sind die schören Krystalle der Kalkspathgänge im 'Thonschiefer von Herrengrund. Südlich von den Centralalpen in Tirol, die den Skotschauern ganz ähnlichen Varietäten vom Tschipit an der Seiseralpe, noch weiter gerade südlich, die eben- falls in Korallenkalk, zum Theil in den Versteinerungsräu- men liegenden schaligen Massen und schönen tafelartigen Krystalle von Monte Viale, die schönen blauen reinen Kry- stalle endlich von Montecchio maggiore, zwischen Vicenza und Verona. — Noch sind übrigens auf grossen Strecken keine Cölestine gefunden worden. Bergrath Haidinger glaubte aber, dass bei der Seltenheit der Species selbst — 105 — schon diese Uebersicht zum Theil neuer Fundorte nicht ohne Interesse seyn wiirde. Hr. Bergrath Haidinger theilte hierauf den Inhalt eines Briefes für die „Berichte‘‘ bestimmt, von Hrn. Direc- tor Hohenegger mit, der sich auf mehrere wichtige mi- neralogisch-geologische Verhältnisse in der Umgegend von Teschen bezieht, namentlich den Sphärosiderit von Ka- meschnitza, der gebrannt dem stänglichen 'Thoneisensteine ähnlich wird, den Cölestin von Skotschau, die Steinkohlen und Glimmerschieferbreecien im Karpathenschiefer von Lubno, und den Duttenkalk von mehreren Orten der nörd- lichen Karpathen. Die darauf bezüglichen an das k. k. montanistische Museum eingesandten Stücke wurden vor- gezeigt. Ueber die Sphärosideritvorkom men äussertHr. Hohenegger noch Folgendes: „Der Sphärosiderit zieht sich in zahllosen Flötzen an den Karpathen hin, und wie- derholt sich vielmal in allen Untergliedern seiner Forma- tion , ist aber vorzugsweise nur in einigen Gliedern zu bil- liger und reicherer Gewinnung geeignet. Bis jetzt wurde planlos nach diesem Erz herumgebrochen, da wo man es gerade fand, und die schönsten Flötze wurden bald ver- lassen, weil eine kleine Verwerfung zu der Ansicht hinreich- te, dass das Flötz taub geworden sey. Durch planmässige auf Geognosie gegründete Verfolgung ist es uns bereits ge- lungen, vielfach in neuen Revieren Erze aufzuschürfen, oder die alten verlassenen wieder zu finden, und mit dem Taub- werden ist es so ziemlich am Ende.“ Hr. Hohenegger hat bereit vor einem Jahre den An- fang zu einer ganz speziellen geognostischen Karte des Kreises Teschen gemacht. Die nächste Tendenz war die Erleichterung des Bergbaues durch Einzeichen aller aufge- fundenen älteren und neueren Sphärosideritflötze sammt Strei- chen und Fallen. Petrographisch werden vorerst die zu Tage ersichtlichen Gesteine durch besondere Farben un- terschieden, und die Richtung des Streichens und Fallens angegeben. Die jüngeren Bergeleven und Steiger durch po- puläre Vorträge über Mineralogie und Geologie von Hın. — 106 — Hohenegger selbst dazu vorbereitet, machen die ersten Aufnahmen. Sie geschieht nach Gemeinden auf die Blätter des Katasters, um sodann nach der Vollendung diese in ei- nem kleinen Masstabe zur Uebersicht zu vereinigen. Wäh- rend der Zeit sollen auch die Petrefakten vollständig studirt werden, wozu insbesondere auch die Hilfsmittel in Wien, am k. k. montanistischen Museum, am k. k. Hof-Mineralien- kabinet, u. s. w. ihre Anwendung finden werden. Hr. Ho- henegger ladet hierzu vorzüglich Hrn. v. Hauer zur Mitwirkung ein. Als Nachtrag zu den vielen „Manna-, Getreide- und Erdäpfelregen“ zeigte Hr. Bergrath Haidinger an, dass er auch von Hrn. Postmeister Hab el in Skotschau derglei- chen und zwar von den beiderlei Sorten erhalten, den Knol- len der Ficaria und den schwammartigen Fragmenten. Fer- ner auch von einem ähnlichen Funde von Knollen zu Maria- zellnach den heftigen Regengüssen am 28. Juni durch Hrn. Werdmüller von Elgg in Pitten, dem die Nachricht von dem hochw. Hrn. Superior Fortunat Herunth, bereits mit der Bestimmung als Ficaria-Knollen durch den dortigen Wundarzt und Botaniker Hölz] zugekommen war. Sie waren nur auf den moosigen Wiesen, nicht aber in dem anstossenden Garten des Superiors gefunden worden. Hr. Bergrath Haidinger bemerkte, dass es zwar ei- nen grossen Contrast bilden müsse, wenn er nach Hrn. Mi- chel Chevalier’s Milliarden auf die bescheidenen Sum- men komme , welche den Geschäftsverkehr der Herausga- be der Abhandlungen und Berichte für das Subseriptions- jahr vom 1. Juli 1846 bis zum 1. Juli 1847 darstellen, dass aber nichts desto weniger diese für uns sehr wichtig seyen, und dass gewiss nicht leicht eine ähnliche Summe so nütz- lich und zwevkmässig angewendet worden sey. Es seyen bis zum heutigen Tage 151 Subseriptionen ge- wonnen, die zu 20 fl. den Betrag von 3020 fl. ausmachen. — Davon seyen 2240 fl. eingezahlt, 39 Beiträge mit 780 fl. seyen noch ausständig, theils durch Abwesenheit der Theil- nehmer von Wien, theils wegen noch immer fortdauernder — 17 — Beitrittserklärung neuer. Dagegen verdanke er hohen und verehrten Gönnern des Unternehmens ein Mehr von 40 fl.; 3fl. 42 kr. seyen durch die fruchtbringende Anlage der aller- ersten Einzahlungen gewonnen worden, so dass die dispo- nible Summe für das Unternehmen im ersten Jahre bereits 3063 fl. 42 kr. betrage. Die zu verausgebende Summe sey aber , so weit es sich nun vorläufig ermitteln lasse, wie dies noch speziell erörtert wurde, 4009 fl. 53 kr., also bleiben noch 946 fl. 11 kr. nicht gedeckt. Da aber 600 Bände „Abhandlungen‘‘ und 750 Bände des ersten Jahrganges der „Berichte gewonnen wurden, so sey schon dies ein recht erfreuliches Resultat, wenn sich auch mit Recht erwarten lasse , dass sich bis zur Vollendung des Bandes und dem Druck der Subseriptionsliste und des Ab- schlusses Alles sich noch günstiger stellen wird. Zur Einsicht. und Prüfung der nähern einzelnen Rech- nungsabschnitte erbat sich Hr. Bergrath Haidinger die freundliche Beihilfe des k. k. Hrn. Montan-Hofbuchhaltungs- Rechnungsoffizials Fr. Czjzek. Bergrath Haidinger fügte noch hinzu, dass in diesem ersten Jahre die ins Werk gesetzten Unternehmungen noth- wendig eine gewisse Ausdehnung haben mussten, die nicht durch Beiträge erreicht sey, dass er aber auch für spätere Zeiten hoffe, dass wir immer mehr Arbeit zu unternehmen wissen werden, und dass uns auch die Kraft dazu nicht mangeln wird. Das Bedürfniss der Arbeit ist aber so gross, dass wir gewiss nie an Capitalisirung von Beiträgen denken werden, um, wie man es auszudrücken pflege , den Unter- nehmungen eine unabhängige Stellung zu verschaffen. Dies - sey recht gut für Private, für ihre alten Tage, er hoffe, wir würden bei unserer Unternehmung niemals alte Tage erleben, die Arbeit sey ewig frisch und jung. Was man ihm zur Arbeit anvertraut habe, das sey schnell und redlich auch für Arbeit verwendet worden. — 108 — 5. Versammlung, am 30. Juli. Oesterr. Blätter für Literatur u. Kunst vom 9. August 1847, Hr. Dr. Hörnes zeigte mehrere Versteinerungen des sogenannten Alpenkalkes und der Gosauformation aus der Umgebung der Ruine Stahremberg bei Piesting vor. Diesel- ben hatten die Herren Czjzek, Dr. Hammerschmidt, v. Hauer und der Berichterstatter bei einer erst kürzlich unternommenen geognostischen Excursion dort selbst ge- sammelt. Er erwähnte, dass man jetzt die mächtige Kalkzone der Alpen, welche man bisher unter dem ziemlich allgemeinen Namen „‚Alpenkalk‘“ begriffen hatte, in mehrere Zonen zu trennen beginne, welche sich durch ihren petrographischen Charakter und durch die in denselben eingeschlossenen Pe- trefakte wesentlich unterscheiden lassen. Wichtige Thatsa- chen haben insbesondere die östlichen Ausläufer dieser Kalk- zone südlich von Wien bis Gloggnitz geliefert. Hier sind die Puncte, die uns über die Lagerungsverhältnisse dieser Kalke Aufklärung versprechen, denn in dem einst für so ver- steinerungsarm gehaltenen Alpenkalke finden sich bei ge- nauerer Untersuchung zahllose Versteinerungen. Ein klassi- scher Ort für diese Untersuchungen ist der Kalkfelsen, wor- auf die Ruine Stahremberg sich befindet. Ringsum frei und von tiefen Thälern begrenzt, bildet dieser Kalk einen schrof- fea Felsen und scheint ein Auslaufer der Wand zu seyn, in deren Richtung er liegt. Beim ersten Anblicke vermuthet man den Alpenkalk wie gewöhnlich versteinerungsleer, bei genauerer Ansicht jedoch fanden sich nicht nur schöne Exem- plare der sogenannten Dachsteinbivalve (Isocardia), wel- che den unteren Alpenkalk charakterisirt, sondern es wur- den auch Terebrateln (Terebratula inconsituns Sow.T. sub- striala v. Schloth,, biplicata Sow.), Cidaritenstacheln und zahlreiche Hippuriten (Hippurites costulatus Goldf. Sphae- ruliles ventricosa. Radiolitles turbinala) aufgefunden. — Sie kommen in einer ochergelben Mergelschichte , die auf demältern Alpenkaik (einem festen dichten Kalke) liegt, he re a a Dr nn a ar nad an a — 109 — vor. Merkwürdigerweise kommen dieselben Terebrateln auch zu Nikolsburg vor und charakterisiren daselbst den Co- ral - rag. Südlich von der Ruine von Stahremberg nächst der Gyps- mühle wurde von Hrn. Werdmüller vonElgg ein Stollen in die Gosauformation eingetrieben. Die Schichten streichen daselbst von Ost nach West (also im rechten Winkel gegen die der „Neuen Welt,“ welche von Nord nach Süd strei- chen), und verflächen widersinnig gegen Süd mit einer Nei- gung von ungefähr 55 Gr. bis 60 Gr. Auf der Halde fanden sich eine Menge von Pflanzenabdrücken auf Mergelschiefer von Pecopteris, Pierophyllum und von mehreren Dikoty- ledonen vor. - Gleich ausserhalb der Gypsmühle auf dem Wege zur Wand lagen eine ungeheure Anzahl von Nerine« bicincta Bronn, welche daselbst in einem gelben Lehm stecken. Durchschnittene Stücke, an welchen man die Structur der- selben sehr gut wahrnahm, wurden vorgezeigt; ferner auch Abdrücke und Reste von Unionen auf Kohlenschiefer, wel- che auf den Halden der gleich ausserhalb dieses Fundortes gelegenen jetzt bereits verlassenen Kohlengruben aufgefun- den worden waren. In Verfolgung des Weges zum soge- nannten Schneckengarten lagen eine grosse Anzahl Torna- tellen (Tornutella gigantea Sorw.) aufden Feldern zerstreut, jedoch nur wenig Nerineen. Im k.k. Mineralien-Kabinet fin- den sich auch Hippuritenreste und Spuren von Terebratela vom Gahnsbauer bei Prüglitz nördlich von Gloggnitz, eine Localität, welche ein Seitenstück zum Stahremberger Kogel geben dürfte, und deren genaue Untersuchung und For- schungen bald das Dunkel enthüllen werden, was noch über die geognostischen Verhältnisse der östlichen Alpen schwebt. Hr. Professor Ludwig Zeuschner machte eine Mit- theilung über die systematische Stellung der Tere- bratula diphya und der ihr verwandten Arten. Die Terebratula diphya wird von L. v. Buch in die Abtheilung der Cincten gerechnet, deren Rippen reifenartig sich auf der Schale erheben. Dies kann bei einzelnen Exem- plaren wohl angedeutet seyn, aber wenn man grössere Rei- — 110 — hen von Individuen beobachtet, so kann man eigentliche Rippen nicht wahrnehmen, es sind blasenartige Anschwel- lungen, die gedeutet seyn können, je nach den theoreti- sehen Ansichten , die man hat. Betrachtet man aber diese Terebratel genauer, so findet sich am Schnabel ein sehr constanter Charakter, nämlich auf der oberen Schale zwi- schen dem Schnabel und dem Loche, welches die Schalen durchbohrt,, ist eine Wulst, die zwei wenig entwickelte Si- nus von beiden Seiten von der übrigen Schale trennt; auf der untern Schale, gegenüber der Wulst, liegt eine Vertie- fung oder ein Sinus. Obgleich dieser Theil der Terebratel den kleinsten Theil ausmacht. ist er dennoch sehr konstant und gibt den Charakter zur Bildung der Gruppen; die bei- den herabfallenden Lappen aber sind verschieden und nach ihrer Gestaltung können sie verschiedene Spezies bedingen. Die Terebratula diphya und die an dieselbe sich anreihen- den Spezies gehören, nach diesem Merkmal den Carinaten an, wosich ein Kiel vom Schnabel zur Stirn zieht mit dem Unterschiede, dass in der dihpyenartigen Abtheilung dieser am Loche sich endet. Einen schönen Beweis dafür gibt die 7. Iriangulus Lamk., die kein Loch in der Mitte, wohl aber die allge- meine Physiognomie der diphyenartigen Terebrateln hat. Auf dem Rücken der Oberschale zieht sich entlang der gan- zen Schale ein undeutlicher Kiel, während sich ein ganz deutlicher Sinus auf der Unterschale befindet, der besonders an der Stirn entwickelt wird. Mit der Terebratula diphya schr verwandt ist Terebra- lula Bouei aus Rogoznik, die v. Buch und Pusch als Te- rebralula resupinata bestimmt haben. Es sind dies aber zwei wesentlich verschiedene Spezies. Terebralula resupi- nata Sow. ist länglich, rhomboidalisch; die Form aus der Tatra aber breit, mit deutlich ausgebildeten Flügeln, die sich in die Breite ausdehnen und welche der englischen Terebratel ganz fehlen, ja von ihr nicht einmal angedeutet sind. Dieses wird hinreichen,, die Terebratel aus der Tatra als eine neue Form zu betrachten ; sie ist mit der diphya sehr verwandt, nur statt dass die Flüge! herabfallen, brei- ten sie sich aus und sind unterhalb des Loches nicht ver- — 11ll — bunden, Wulst und Sinus haben aber vollkommen dieselbe Lage, was wohl die Richtigkeit der neu vorgeschlagenen Stellung für Terebratula diphya und die mit ihr verwand- ten Formen, die mit Teerebratula Bouei einer und derselben Familie angehören, beweiset. D’Hombre Firmas zieht in eine Spezies 7. diphya, T. antinomia; Catullo: T. del- toidea, Lank. und 7. Iriangulus ; von der letztern unter- scheiden sich aber die drei ersten nicht nur durch das Loch, sondern auch dadurch, däss sich neben diesem stets ein Kiel auf der obern Schale und ein Sinus auf der untern zeigt , die der /riangulus stets fehlen und gar nicht ange- deutet sind, nur der Sinus befindet sich an der Stirn. Die S. Iriangulus ist gleichsam ein vergrösserter Theil der di- phya, der zwischen Loch und Schnabel sich befindet. Die T. diphya, antinomia und delloidea sind aber genau un- terschieden im Baue der Stirn, und da ich deren Charakter in verschiedenem Alter und Abstufungen beobachtet, so glaube ich, dass junge Individuen nicht unterschieden wer- den können, da die Terebratelnbrut bei glatten Arten fast gleich ist. Der Hauptunterschied dieser drei Spezies liegt, wie es oben bemerkt war , in dem herabfallenden Lappen, der diesen Terebrateln eine dreieckige Form gibt; 7. di- phya hat an der Basis abgerundete Ecken, 7. anlinomia stets sehr scharf ausgebildete, 7. delloidea aber hinaufge- schlagene Ecken und eine fast halbkreisförmige Gestalt der Stirn. Besonders häufig ist T. diphya in Rogoznik , seltener ist daselbst die 7. deltoidea , sehr häufig bei Trient ist 7". anlinomia,. seltener delloidea, ausnahmsweise erscheint diphya; in den Euganeen und in Frankreich ist die 7. diphya gemein. Hr. Dr. Hammerschmidt legte das zweite Heft von Dr. Ludwig Redtenbachers Fauna auslriaca vor. Mit Bezug auf die hierortige Mittheilung vom 16. Juli ist in diesem Hefte die als wünschenwerth bemerkte Anlei- tung zur Benützung der analytischen Tabellen anf dem Um- schlage bereits geliefert. — Das zweite Heft umfasst die Arten der Familien der Nitidulue , Colydii, Cucuji, Ury- ptophagi, Lathrydiü, Mycelophagi, Dermeslae, Georyssi, — 112 — Trosci, Hystri, Scarabuei, Buprestes, Klaleres.. Cyphores und zum Theil die Telephoni. Hr. Franz v. Hauer berichtete über neuere geologi- sche Untersuchungen in Krain , über welche der Hr. Custos Freyer in Laibach und der k. k. Hr. Oberstwachtmeister Kohl v. Kohlenegg in verschiedenen Briefen an Herrn Bergrath Haidinger Nachricht gegeben hatten. Der Gegenstaud, der Hrn. Freyer’s Aufmerksamkeit fortwährend aufs Höchste in Anspruch nimmt, sind die litho- graphischen Steine der Gegend von Laak, von welchen in unseren Versammlungen schon mehrfach die Rede war. Die neueren Untersuchungen darüber, insbesondere auch jene, welche Hr. Gustav Rösler, k. k. Oberbergamts-Assessor in Idria unternahm , vervollständigen nicht allein die schon früher gegebenen geologischen Notizen, sondern sie geben auch schon eher Mittel an die Hand, ein begründetes Ur- theil über den technischen Werth des Fundes sich zu bilden. Die Schichten, in welchen die zur Lithographie von Hrn. Ritter Kohl v. Kohlenegg als tauglich erkannten Steine gebrochen wurden, gehören einer eigenthümlichen Formation an, welche im Becken von Krainburg ziemlich verbreitet vorzukommen scheint. ‘Ihre oberen Schichten be- stehen in der Regel aus gröberen Conglomeraten, weiter hinab werden dieselben feiner und wechseln mit Mergeln ab, welche mitunter durch Gleichheit und Feine des Kornes, sowie durch eine entsprechende Härte als Lithographiesteine verwendbar sind. Die ganze Formation erreicht überall, wo sie bisher si- cher aufgeschlossen ist, nur eine geringe Mächtigkeit und ruht in horizontaler, oder an den Rändern des Beckens sanft geneigter Lage, in abweichender Schichtung auf älteren Gesteinen, die denen aus der Umgebung vonIdria analog sind. Einige in neuerer Zeit aufgefundene Fossilien sind zwar zu einer verlässlichen Bestimmung zu unvollständig erhalten, doch geben sie Anhaltspuncte zur Beurtheilung der Stellung, die der gedachten Formation anzuweisen wäre. Es sind zahlreiche Blätter und Früchte von Dikoty- ledonen, die, wenn auch nicht ausschliesslich, doch zum grössten Theil und am häufigsten in Tertiärbildungen vor- — 113 — kommen und es daher höchst wahrscheinlich machen , dass auch die Laaker Formation dieser Epoche anzureihen ist. — Ueberdies wurde nach Hrn. Freyer’s Mittheilung auch der Abdruck eines Fisches aufgefunden, der aller Wahr- scheinlichkeit nach sichere Anhaltspuncte zur Bestimmung geben wird. Jedenfalls dürfte aus den mitgetheilten Nachrichten ge- folgert werden können, dass die Laaker Schichten durchaus mit den berühmten Solenhofer Schichten geologisch nicht in Parallele gestellt werden können, sondern bedeutend jün- ger sind, doch erlaubt dieser Umstand nicht an ihrer voll- kommenen Verwendbarkeit zur Lithographie, die durch Ver- suche in Laibach , Wien und Triest erprobt wurden, zu zwei- feln. Misslicher dagegen ercheint der Umstand, dass die ganze Formation von Laak, wo man sie bisher vollständig kennen gelernt hat, nur eine geringe Mächtigkeit besitzt, und dass darin die zur Lithographie tauglichen Platten selbst nur in geringer Mächtigkeit in untergeordneten La- gern, und auch nur in regelmässigen Tafeln brechend vor- kommen. An eine wirkliche Concurrenz mit Solenhofen ist daher nicht zu denken, doch wird es gewiss bei den hohen Preisen, welche die Lithographiesteine von Baiern erhalten haben, im allgemeinen Interesse liegen die Laa- ker Formation, wenn auch nur in kleinerem Massstabe, ans- zubeuten. Hr. Custos Freyer ist ferner fortwährend mit Unter- ‚suchungen über Foraminiferen beschäftigt und hat auch in dieser Hinsicht manche interessante Funde gemacht: Am wichtigsten darunter scheinen zahlreiche grössere Alveolinen in den auf unseren geologischan Karten als Al- penkalk bezeichneten Kalksteinen von Krain und Istrien. So findet man eine Art, deren grosse Individuen eine Länge von nahe 3 und eine Dicke von mehr als 2 Linien erreichen, in den Kalksteinen, die am Wiesenrand der Ganzarol’schen Mühle an der Poik bei Adelsberg herumliegen. Sie stecken so häufig in dem Gesteine, dass sie einen wahren Meloni- tenkalkstein bilden. Auf eineu Umgang kommen bei dem grössten übersendeten Individuum 9 Kammern. In demsel- ben Gesteine findet man auch Nummuliten ; die Herren Freunde der Naturwissenschaften in Wien. IH. Nr. 1. 8 — 1i4 — Haasfield, Kreis- Ingenieur, und Dr. Vessel theilten davon Hrn. Freyer mit. In einem der Stücke, welches das k. k. montanistische Museum erhielt, erkennt man neben den Nummuliten auch Krinoidenstielglieder. Ein anderes Stückchen eines vollkommen gleichen Kalksteines mit derselben Alveolina von dem Hügel Kanmje- Reber bei Samanja im Bezirke St. Daniel im Görzerkreise erhielt Hr. Freyer von Hrn. Vertouz. Dieser Fundort befindet sich gerade westlich vom erstgenannten. Endlich sendete Hr. Freyer dieselbe Alveolinain einem etwas dichteren Kalksteine von Ponikvah bei Slivje am Kar- ste unweit Korine, auch hier kömmt sie äusserst zahlreich im Gesteine vor ; von dem Funde an diesem letzten Orte gab Hr. Kustos Freyer schon in Hohenwart's Beiträgen (1. Heft, pag. 25) Nachricht. Auch in Istrien hat Hr. Freyer, als er in Begleitung des Hrn. Franz v. Rosthorn im Laufe des diesjährigen Sommers geognostische Untersuchungen daselbst anstelite, zahlreiche Lokalitäten entdeekt, an welehen ihm Kalkstein- Alveolinen vorkamen. Am merkwürdigsten darunter sind die von Visignano, die durch ihre ungewöhnliche Länge auf- fallen. Sie gleichen sehr viel der von Hın. Czjzek in seiner Abhandlung über neue Foraminiferen des Wiener Tertiärbeckens (Berichte über die Mittheilungen u. s. w. I. pag. 311.) beschriebenen: A. longa vom Waschberge bei Siockerau. Dieselbe Art findet sich auch am Monte maggiore in Istrien. Hr. Franz v. Hauer theilte den Inhalt einiger von Hrn. Bergrath Haidinger übergebenen Nachrichten mit. Durch den k.k. Hrn. Hofrath Stadler in Hall wurden von dem sogenanten Spodumen von Passeyer kürzlich an das k- k. montanische Museum einige Stücke eingesandt. Die Untersuchuugen der Eigenschaften derselben wiesen ihnen unmittelbar ihren Platz in der Spezies des Zoisits an. Es wurde eine Varietät vorgezeigt, die ganz neuerlich Herr Moriz Richter in dem Laboratorio des k. k. Professors Freiherrn v. Pasqualati analysirt hatte, Das Ergebniss der Untersuchung war ; — 115 — Kieselsäure . » . . . 4057 Sauerstoff 20.939 o. 2.99 Thonerde . . 2» 22 %832.67 15.233 2.17 Kalkerde . . . 2 2..2%0.818 Eisenoxydul . . . » . 4.602 u DR En Wasser und Glühverlust 1.220 99.88 Dieses entspricht ebenfalls genau der Zoisitformel Ca S+2Äı Si, wobei etwas Kalkerde durch Eisenoxydul ersetzt ist. In dieser blass grünlich-grauen Zoisitvarietät kommt ein graulich-leberbrauner Epidot in nahe paralleler Lage ein- gewachsen vor; doch sind die beiden stets scharf von ein- ander getrennt, so wie dies schon bei mehreren andern Va- rietäten beobachtet worden ist. Der Zoisit ist noch mit Albit, berggrünem kleinkörni- gen Talk und Kalkspath, gemenzt. Der Albit ist im Innern zerfressen und voll Höhlungen, der Kalkspath vorzüglich in diesen abgesetzt. Auch erscheint etwas (Quarz. In ganz kleiner Menge ist noch gelber Sphen vorhanden, so wie in einem Stücke ein ganz kleiner Zirkonkrystall, ganz ähnlich dem Vorkommen von der Saualpe, wo der Zirkon auch in den Zoisit eingewachsen ist. Die von dem verehrten Theilnehmer an unseren gesell- schaftlichen Arbeiten Hrn. Convents-Archivar P. Vinzenz Totter in einem Casemattengewölbe der Dominikanerba- stei, die so eben abgetragen wird, aufgefundenen Kalk- tropfsteine (in einer der letzten Numern der „Gegen- wart‘‘ erwähnt) wurden vorgezeigt. Sie sind weder kry- stallinisch noch durchaus von fester kalkspathartiger Be- schaffenheit, wie die Tropfsteine der Kalkhöhlen, sondern bestehen aus zarten Häutchen von kohlensaurem Kalke, die Oeffnungen zwischen sich lassen. Ihre Bildung lässt daher auf einen von der Bildung der Höhlentropfsteine verschiede- nen Vorgang schliessen, der insbesondere auf dem Um- stande beruhen muss, dass der Kalk im Mörtel im ätzen- den Zustande vorhanden war, durch Wasser aus’ demselben ausgezogen wurde, und dass sich auf dem durchschwitzen- den Tropfen die Häutehen dureh Hinzutritt der Kohlensäure s * — 116 — niederschlugen. Bei der Bildung der Kalktropfsteine in Höhlen hat man dagegen Ursache, anzunehmen, dass koh- lensaurer Kalk in kohlensäurehaltigem Wasser vor dem Ab- satze aufgelöst war. Durch Hrn. Prof. Göppert als Secretär war die Nach- richt eingegangen, dass die Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur den Austausch der gleichzeitigen Schriften freundlichst angenommen habe. Von Hrn. Prof. Göppert hatte zugleich Hr. Bergrath Haidinger eine vorläufig bekannt gemachte Anzeige (nicht die Nachricht, welche eben in den Zeitungen die Runde macht) über einige von ihm angestellte Versuche erhalten, die er in der Sitzung vom 16. Juni der natur- wissenschaftichen Section der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur in Breslau mitgetheilt hatte. Sie be- ziehen sich auf die künstliche Darstellung von Braunkoh- len und Steinkohlen. Schon seit langer Zeit hat sich Hr. Prof. Göppert die Aufgabe gestellt, die Natur vege- tabilischer Ueberreste, wie sie in den Gebirgsschichten ge- funden werden, zu ergründen. Auf der Naturforscherver- sammlung in Prag hat Hr. Prof. Göppert bereits schöne Resultate bekannt gemacht; auch hatten schon damals die Arbeiten begonnen, die ihm nun nach mancherlei Abänderun- gen, aus Vegetabilien erzeugte Braunkohlen und Steinkoh- len ähnliche Massen gaben. Die Methode, deren sich Hr. Prof. Göppert bediente, ist die, dass er die vegetabilischen Körper längere Zeit hin- durch bei sewöhnlichem Luftzutritt unter Wasser hält, des- sen Temperatur bei Tage 80°’ R. (Siedhitze), des Nachts etwa 50 bis 60° R. beträgt. Von manchen Pflanzen wurde schon nacheinem Jahre, von andern erstnach zwei Jahren ein Prodüct erzielt, welches in seiner äussern Be- schaffenheit von Braunkohle nicht mehrzu unterscheiden war. Durch einen Zusatz von einer ganz kleinen Quantität von schwefelsaurem Eisen, von etwa ’/,, Prozent entsteht eine schwarze glänzende, der Steinkohle ähnliche Be- schaffenheit der Masse. Hr. Prof. Göppert wolle nicht gerade eine so hohe Temperatur während der Kohlenbildung — 1117 — annehmen, doch empfiehlt er das Verfahren mehr um die Zeit, die wir in unsern Laboratorien anwenden können, für Lösung geologischer Fragen abzukürzen: endlich schliesst er daraus, dass die Kohlenbildung selbst nicht immer des von den Geologen gewöhnlich angenommenen unendlich lan- sen Zeitraumes bedurfte. Auch die Bildung fossiler Harze anschaulich zu machen, diene die Methode recht gut. Venetianischer Terpentin, mit Zweigen von Pinus larix veränderte unter diesen Umständen seinen specifischen Geruch, und hatte nach Jahresfrist schon fast die Fähigkeit verloren, sich in Weingeist aufzulösen, welches bekanntlich auch eine Eigenschaft des Bernsteins ist. Es dürfte nach Hrn. Prof. Göppert gelingen, mehrere solche Harze, wie Re- tinasphalt, Bernstein u. s. w. einst künstlich darzu- stellen. Hr. Bergrath Haidinger sieht der Bekanntmachung der nähern Untersuchungen mit grosser Theilnahme entge- gen, besonders in Bezug auf den Umstand, ob sich wirk- lich bituminöse Stoffe in dendenBraun- und Steinkoh- len ähnlichen Massen gebildethaben In den Halden von Her- rengrund findet man gelblichbraunes, lignitähnliches Holz , mit einem glänzenden, muschligen Querbruch; der ver- ewigte Bergdirector Tunner in Turrach fand daselbst in einer über anderthalb Jahrhunderte unter Wasser gestande- nen Strecke des dortigen Eisensteinbergbaues die Holzre- ste von Stempeln zu einer dunkel-schwärzlichbraunen Masse verändert, mit vollkommen muschligem Bruche, ähnlich den schönsten Leobner Braunkohlen. Aber beide enthalten kein Bitumen, an der Kerzenflamme entzündet, entwi- ckelt sich nur Holzbrandgeruch und es bleibt Asche, der Holzasche ähnlich, zurück. Anders verhalten sich wirk- liche fossile Braunkohlen und Steinkohlen. Jedenfalls ist das Göppert’sche Verfahren geeignet, den Weg des Ex- periments immer mehr für das Studium der Bildung der Erdschichten zu empfehlen. Hrn. von Morlot’s vollkom- men gelungener Versuch, Dolomit und Gyps aus Kalkstein und Bittersalz darzustellen, lässt noch viele günstige Er- gebnisse erwarten. Nur ist es immer wünschenswerth, die Natur so genau als möglich nachzuahmen. Gewiss war — 118 — die Temperatur, wenn ‚auch, wie Göppert schr richtig bemerkt, nicht bis zur Siedhitze, doch während der Koh- lenbildung häufig höher als gegenwärtig an der Erdober- fläche. Aber die Pressung der darüber liegenden Schich- ten darf nicht vernachlässigt werden, so wie die Natur der umgebenden und überall gegenwärtigen Gebirgsfeuchtigkeit. Die Einführung der kleinen Menge von schwefelsaurem Eisen ist gewiss sehr naturgemäss, aber bei Luftzutritt dürfte wohl bald das Eisenoxyd als Hydrat ausgeschieden werden, während bei der unterirdischen Kohlenbildung das schwefelsaure Eisenoxydul noch durch die organische Ma- terie, unter Bildung von Kohlensäure zu Schwefelkies re- duzirt wird. Die Bildung von Braunkohle und Schwarz- kohle ist ein unzweifelhaft. katogener reductiver. Prozess, nichts der Verbrennung oder Oxydation analoges. Hrn. Professor Göppert’s unablässige Bestrebungen in diesem wichtigen Gegenstande haben bereits manchen schönen Auf- schluss gegeben, aber sie versprechen auch noch eine reiche Ernte für die Zukunft. ’ Hr. Fr. v. Hauer zeigte ferner eine Reihe sehr in- teressanter fossiler Fische vor, die Hr. Professor Heinrich in Brünn eingesendet und Hr. Heckel be- stimmt hatte. Sie stammen aus der Gegend von Krakowika bei Inwald unweit Wadowize, und liefern den Beweis, dass die Menilitformation der Gegend von Nikolschitz, über welche Hr. Dr. Hörnes in der letzten Versammlung Nachrichten mitgetheilt hatte, bis nach Wadowize sich er- streckt. Es sind folgende Arten: Amphysile; Heinrichi, Heckel , Chatoessus longimanus Heckel, Lepidopus lepto- spondylus , Heckel. Von Hrn. Höninghaus in Crefeld war die lithogra- phirte Abbildung und Beschreibung einer neuen sehr eigen- thümlichen Trilobitenform, von der Eifel, der derselbe den Namen Harpes reflexus gab, eingegangen. Sie wurde den Anwesenden vorgezeigt. Der Verein für Naturkunde im Herzogthume Nassau, die fürstliich Jablonewskische Gesellschaft in Leipzig ; — 19 — und der mecklenburgische patriotische Verein haben laut ein- gelaufenen Briefen, die vorgelegt wurden, den Austausch der „Berichte und Abhandlungen“ gegen die von ihnen ver- öffentlichten Druckschriften freundlichst angenommen. Am Schlusse wurden das Mai- und Juni-Heft der Berichte, womit der zweite Band derselben vollendet ist, vertheilt. — Oo August, Nr. 2 1847. Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Natur- wissenschaften in Wien. Gesammelt und herausgegeben von W. Maidinger. I. Spezielle Mittheilungen. 1. Statistische Nachweisung über die Zweckmässigkeit und Unschädlichkeit der Aether - Einathmung. Von Dr. K. E. Hammerschmidt. Mitgetheilt am 23. Juli 1847. Vergleiche Allg, Oest. Zeitschr. für den Landwirth ete. XIX. Jahrg. 1847, p. 8, 17 — 29. Das wissenschaftliche Interesse, welches Jackson’s Entdeckung bezüglich der eigenthümlichen und ausseror- dentlichen Erscheinung der Aether - Einwirkung auf den menschlichen Organismus in physiologischer und psycholo- gischer Beziehung zur Erforschung gewisser Richtungen des menschlichen Geistes und der menschlichen Lebensthä- tigkeit darbietet, bestimmte mich, diesem Gegenstande eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Es gelang mir aus einer Masse von Versuchen, die ich an mir selbst und an gesunden Individuen anstellte, eine Reihe nicht uninteressanter Versuche zu gewinnen, wovon ich bereits in der hierortigen Zusammenkunft am 19. Febr. die Erstlings-Resultate mitgetheilt habe. Es lag mir daran, die damals nur erst aus einer gerin- gen Anzahl von Beobachtungen gewonnener Ergebnisse zu prüfen, und durch eine genügende Anzahl von Beobachtun- gen an den verschiedensten Individualitäten und namentlich auch im Verlaufe von Operationen die Richtigkeit meiner Ansicht ausser Zweifel zu setzen. Der zuvorkommenden humanen Bereitwilligkeit des Hrn. Zahnarztes Weiger verdanke ich die Gelegenheit binnen kurzer Zeit eine grössere Anzahl von Aether - Operationen Freunde der Naturwissenschaften in Wien. III, Nr. 2, 9 e BT beobachten zu können, und die bisher veröffentlichten Hauptresultate über die psychologisch-physiologischen Er- seheinungen der Aether-Einwirkung näher prüfen und aus tausendfältigen Beobachtungen und Thatsachen manches neue Ergebniss zur Förderung des Wissens zu gewinnen. Die Resultate dieser Beobachtungen sollen in einem nm- fassenderen bereits in der Bearbeitung begriffenen Werke „Ueber den Nutzen und den Werth der Aether- Anwendung als Besultat eigener Beobachtun- gen in physiologisch-psychologischer Bezie- hung‘* ehestens der Oeffentlichkeit übergeben werden. Dei dieser Arbeit sind gegen 300 Aetherisirungs-V ersu- che, die der Verfasser an sich selbst machte, mehr als 600, die an verschiedenen gesunden Individuen ohne darauf fol- gende Operation, über 200 Versuche an Thieren, und über 1600 Aetherisirungen, die beim Zahnarzt Weiger mit daranf folgenden Zahnoperationen gemacht wurden, benützt. Ob- schon gleich Anfangs Sachverständige die Anwen- dung des Aethers bei Zahnoperationen als überflüssig oder als unpraktisch erklärten, so mehrte sich die Anzahl der bei Weiger unter Anwendung von Aether, Hilfe suchen- den Patienten so sehr, dass von Ende Jänner bis 11. April gegen 600 Operationen mit Aether vollführt wurden. Es verdient hervorgehoben zu werden, dass die Aether - An- wendung bei diesen Zahnoperationen, denen ich grössten- theils beigewohnt hatte, für meine physiologisch - psycholo- gischen Beobachtungen um so erwünschter waren, da diese Operationen in der Regel an sonst gesunden Individuen, an einer grossen Anzahl von individualitäten mithin in grös- serer Anzahl vorgenommen wurden, die Nachwirkungen der Operation nicht so eingreifend auf den Organismus sind, daher man auch die abgeschlossene Aether-Wirkung richtiger beobachten und andererseits den Grad der Empfin- dungslosigkeit und die äussern Einflüsse auf die Traumrich- tung, besser würdigen konnte, als bei blossen Versuchs- Einathmungen. Da die Erfahrung aus der so grossen An- zahl von Beobachtungsfällen für die leidende Menschheit, für die ärztliche Praxis und die Wissenschaft gleich wich- tig erscheint, so beschloss ich, den Hrn. Zahnarzt W ei- — ERE ger zur Einführung eines förmlichen Protocolles über die unter Aether-Anwendung bei ihm vorgenommenen Zahn- operationen zu bestimmen, in welchem Protocolle seit 11. April 1847 nebst Tag, Nummer und Gegenstand der Ope- ration, des angewandten Apparates, die Dauer der Einath- mung, Dauer des Aether-Schlafes und der Nachwirkung, Geschlecht, Alter, Leibesbeschaffenheit und näherer An- gabe der Individualität des Operirten, dann ausführlich die vor, während und nach der Einathmung beobachteten Er- scheinungen, Empfindungen und Träume u. dergl. eingetra- gen, und diese Angaben und Beobachtungen durch die eigenhändige Mitfertigung der bei der Operation anwesen- deu Zeugen und der Operirten selbst bestätiget wurden. Als Resultat dieses Protocolles ergibt sich nun im All- gemeinen: A. Die Zahl der unter Anwendung des Aethers vorge- nommenen Operationen übersteigt im Verhältniss die sonst durchschnittlich vorkommenden Operationen wesentlich. Es stellt sich nämlich heraus: a) Dass seit Ende Jänner 1847, wo Weiger unter Anwendung von Aether zu operiren begann, bis zur Einführung .des oben bemerkten Protocolls, d. i. bis 11. April gegen 600 Operationen vollführt wurden, also mindestens . . - 550 Operationen b) Vom 11. April bis 31. Mai dk das Protocoll Nr. I. . . . . 547 er c) Vom 1. Juni bis 17. 2 HERR das Protocoll Nr. I. . . . - 553 Er Im Ganzen 1650 Operationen. Es ergibt sich also, dass binnen 5:/, Monaten 1650 Ope- rationen vorgenommen wurden, worunter nicht Ein Fall von wirklich unmittelbarer oder bleibender Gesundheitsschädlich- keit, ja nicht einmal von gegründeter Besorglichkeit beob- achtet werden konnte; dass die überwiegende Mehrzahl dieser Operationen zur vollen Befriedigung der betreffenden Personen ausfielen, und selbst bei einzelnen nicht vollstän-: dig eingetretenen sogenannten Narkosen noch immer eine so bedeutende Milderung der Schmerzen stattfand, dass 9 * — 124 — die Operirten dies ausdrücklich anerkannten, dass endlich derlei üble Zufälle durchaus nicht in der Mangelhaftigkeit oder Unsicherheit der Aether-Anwendung ihren Grund ha- ben, sondern in einer übergrossen Furcht einzelner Indivi- duen, und zugleich in einer mangelhaften Behandlung des Aetherisirenden zu suchen seien, wie wir in Nr. 17— 32 unserer Allgem. Oesterr. Zeitschrift thatsächlich nachzuwei- sen uns bemühten. Folgende statistische Details sind aus dem Protocoll Nr. I im Zeitraume vom 11. April bis 31. Mai entnommen: Es wurden binnen 50 Tagen an 293 Personen in 305 Sitzungen im Ganzen 547 Operationen vorgenommen, und laut Protocoll Nr. II seit 1. Juni bis 17. Juli, also binnen 47 Tagen an 341 Personen in 3439 Sitzungen im Ganzen 553 Operationen und zwar: Protocoll Nr.I. Einfache Operationen 203 Operationen in 205 Sitzungen i 2 124 62 ein EN an S A . 24 „ ” 6 „ = o ’ 25 „ „ 5 ” 2 6 „ 2A ” ” 4 „ Ss fi „ 14 ” „ 2 Eh © 8 ” 24 ’ ” 3 ” -_ 9 „ 9 ” „ 1 „ = 10 „ 10 „ ” 1 „ = 12 Pr 12 „ „ 1 „ Er) 13 ne 13 „ ” 1 „ FU RUHE Zi ag 547 Operationen in 305 Sitzungen. Protocoll Nr. 1. Einfache Operationen 235 Operationen in 235 Sitzungen 2 & 158 » „ 79 ” © 3 „ 48 „ 16 „ R= 4 99 24 y er) 6 ) o& 5 10 2 E „ „ „ „ = R 6 FL) 36 „ „ 6 ” =, 7 „ = ” „41 ” = ; 8 „ 16 „ „ 2 „ 2 9 „ I „ „ 1 E)) 10 6L) 10 ’ „ 1 . b 5553 Operationen in 349 Sitzungen. - 125 — Unter den Operirten befanden sich: PiRe® : männliche 145 291 Personen laut Protoeoll Nr. I. weibliche 148 männliche 162 weibliche 179 Unter diesen befanden sich Kinder zwischen 5 bis 12 Jahren, laut Prot. I 19, laut Prot. II 33. Personen über 50 Jahre, laut Prot. I 5, laut Prot. II 8. Personen, welche dem äussern Ansehen nach als beson- ders schwächlich und nervös bezeichnet werden mussten, laut Prot. I 43, laut Prot. JI S%. Personen von ausgesprochenem apoplektischen Habitus, laut Prot. I S, laut Prot. II 10. Frauen während der Schwangerschaft oder mit Säug- lingen, laut Prot. I 5, laut Prot. II 3. 340 Personen laut Protocoll Nr. 11. B. Ungünstige Umstände sind bei obigen 547 und 553 Operationen folgende Ereignisse zu bezeichnen: laut Prot. laut Prot. Ne.I. Nr. a) Fälle, wo die Operirten nicht vollstän- dig empfindungslos wurden, weil sie durch die übergrosse Furcht oder Unruhe den nor- malen Einfluss des Aethers hinderten, oder wo aus Mangel der nöthigen Erfahrung in der ersteren Zeit die Einathmung nicht hin- länglich lange fortgesetzt wurde. . . ». 6 0 wobei aber immer noch dessenungeachtet obi- ge 6 Individuen erklärten, dass sie im Ver- gleich zu sonstigen Zahnoperationen gegen- wärtig bedeutend weniger Schmerzen fühlten. b) Fälle, wo die Person, nachdem sie bereits einige Zeit eingeathmet hatte, fort- zuathmen sich weigerte, den Apparat mit Ge- walt wegriss, die Operation, ohne die Per- son mit Gewalt zu halten, nicht hätte vor- genommen werden können, daher die Opera- tion ganz’unterhblieb 2 Tania. re nl 0 — 136 — laut Prot.. c) Fälle, wo die Personen gleich im Be- ginn der Einathmung die Fortsetzung aus- drücklich und mit Bestimmtheit verweiger- ten und dieselben auch durch Zureden nicht weiter bestimmt werden konnten, sich der Wiederholung der Einathmung zu unter- ZAShENE na a d n un, a fh hasfafie Nr. 1. 3 laut Prot. Nr. 1. 0 Es ergeben sich hieraus laut Prot. I. unter 547 Fällen gegen 537 günstige imGanzen nur 10 ungünstige ‚ und laut Prot. II. unter 553 Operationen nicht Ein ungünsti- xer die Vornahme der Operation selbst hindender Um- stand. C. Zufällige unangenehme aber die Wohlthat einer schmerzlosen Operation nicht störende Ereignisse, unter 547 Fällen laut Prot. I. und 553 Fällen laut Prot. I. laut, Prot. laut Prot. a) Fälle, wo die Personen Anfangs so unruhig und furchtsam waren, dass sie auf- sprangen oder den Apparat wegrisssen, aber durch Zureden sich beschwichtigen liessen, so dass entweder vor der Operation eine versuchsweise Einathmung vorgenommen wurde, oder die Operation während der un- mittelbar darauf folgenden zweiten Einath- mung schmerzlos vollführt wurde . . - . b) Fälle, wo sich bei den Operirten während der Einathmung eine anfallende Unruhe aussprach, die aber leicht beschwich- ME SunEde. © un 42 a nee name c) Fälle, wo die Operirten vor der Ein- athmung eine besondere Furcht zeigten oder eingestanden ysaldigih. 1aleh Arena d) Fälle; wo die Operation nicht wäh- Nr. 1. Nr. II. 2 laut Prot, laut Prot, Na La..Nr.ll, rend der ersten Narkose vorgenommen wer- den konnte, sondern die Aether-Einathmung wegen Unruhe des Operirten oder behufs der während einer Sitzung vorzunehmenden schwierigen oder mehreren Operationen wie- BBEBOlGSwerden musste)’ uiggnger- 01:04 mitzerı a. 9 e) Fälle, wo die Operirten unangeneh- Die Träume hatten . 4 si ie 12 f) Fälle, wo nach der Operation ein, Brechreitz eintrat, entweder weil die Ope- rirten bei vorgenommenen mehreren Opera- tionen Blut geschluckt, oder weil sie Ae- therdampf statt zu athmen verschluckten , oder weil die Einathmung kurz nach dem ee ee Er ee rn 1; 17 g) Fälle, wo die Nachwirkung bei be- sonders nervösen und sensiblen Personen durch längere Zeit andauerte (wo eine Mat- tigkeit, Schläfrigkeit oder Eingenommen- heit des Kopfes durch einige Stunden WERriEy open ya 6 10 b) Fälle, wo starker Hustreiz eingetre- ten war, während der Einathmung . .. 2 2 i) Fall, wo Brennen im Halse eintrat (bei einem Kinde, welches sagte, es brenne ihn der Aether im Halse . : . 2... 1 0 D. Günstige Erfolge. laut Prot. laut Prot. Nr. Nr. Hl a) Vollkommene Schmerzlosigkeit während der Operation, ohngeachtet die Operirten theilweise noch Bewusst- seyn hatten und nicht in einem voll- — 128 — laut Prot, laut Prot. j Nr. I, Nr. II. kommenen Aether-Schlafe sich befan- den bei 25 Personen . . . . . » 500p. 12 Prs. 12 Op. b) Vollkommene Schmerz- losigkeit während vollkomme- nen Aether-Schlafs, worin die Operirten gar keine Träume gehabt zu haben angaben 7SP.\ı . . . 89 €) — — mit angenehmen Empfindungen im Allgenei- nen während des Schlafes, aber ohne bestimmte Erinne- rung an den Gegenstand des ‚m. 487 Op. 541 Op. Fesnes Ba BU r aa e e |. d) — — mit seele. an- genehmen Träumen . . . 110,8 . . . 1% e) — — mit unangeneh- men Träumen Ver 1 a RR er 239 P. m. 537 Op. 341 P. 553 Op. Es stellt sich also heraus: a. Dass die überwiegende Mehrzahl der Operationen nämlich laut Nr. I. 537 gegen 10 vollkommen günstig, schmerzlos und unschädlich ausgeführt wurden, und dass das Protocol! Nr. II. ein noch viel günstigeres Resultat lie- fert, indem unter 553 Operationen nicht. eine Einzige mit einem die Operation wirklich hindernden oder für den Ope- rirten schmerzlichen Zufalle begleitet war. ß. Dass in der Mehrzahl die Aether-Narkosen bis zur vollen Unempfindlichkeit gebracht wurden, nämlich laut Prot. I. 487 gegen 50 und laut Prot. II. 541 gegen 12, bei denen Be- wusstseyn aber kein Schmerzgefühl vorhanden war. y. Dass auch nur eine geringe Anzahl von Operirten durch unangenehme Träume belästiget wurde, nämlich laut Prot. II. unter 341 Personen nur 12, während entgegen die Mehrzahl wirklich angenehme Träume hatte, nämlich laut Protocoll I. unter 293 Personen 162, und laut Protocoll Nr. 11. unter 341 Personen 240. — 129 — In Bezug auf die thatsächliche Unschädlichkeit er- gibt sich: a) Dass unter 1650 Operationsfällen, welche fast eben so vielen Einathmungen entsprachen, bisher nicht eine wirk- liche oder andauernde Schädlichkeit für die menschliche Ge- sundheit nachgewiesen werden kann. b) Dass unter obigen laut Protocoll I. und II. operirten 634 Personen sich 51 Personen in längeren oder kürzeren Zwischenräumen wiederholt;der Aether-Einathmung behufs der Zahnoperationen unterzogen haben, und dieselben in diesem Protocolle ausdrücklich bestättigen, dass sie keine gesundheitsschädliche oder überhaupt keine unangenehme oder besorgliche Nachwirkung an sich beobachtet haben. c) Dass überdiess einige Operirte 10—30 Mahl und der Verfasser selbst bereits über 300 Mal sich den Aether-Ein- athmungen ausgesetzt haben, ohne eine besorgliche Nach- wirkung empfunden zu haben. 2. Ueber das Alter des Karpathensandsteins und seiner Glieder. Von Ludwig Zeuschner. Mitgetheilt am 23, Juli 1847. Die sedimentären Gebirgsarten der Karpathen, der Al- pen und des ganzen südlichen Europa lassen sich nicht in die bekannte Schichtenordnung mit derselben Schärfe ein- reihen, wie diess mit den geschichteten Gebirgsarten von England, Frankreich und Deutschland geschehen ist. So- wohl petrographische als palaeontologische Charaktere sind ihnen eigenthümlich und unterscheiden sie von allen Gliedern der bekannten Formationen. In den Karpathen sind vorzüg- lich Sandsteine entwickelt, Kalksteine sind sehr untergeord- net; in den Alpen im Gegensatze sind die ersten untergeord- net und bilden einen schmalen Saum am nördlichen Ab- hange, die Kalksteine aber sind ungemein mächtig entwi- ckelt. Man betrachtet allgemein die festen, weissen oder — 130 — grauen Alpenkalke als Glieder des Jura, die lockeren aber am südlichen Abhange der venetianischen und vicentini- schen Alpen, die Scaglia der Italiener, als Kreideschichten. Viel unbestimmter sınd die Ansichten über das relative Alter des Sandsteines mit Fukoiden, und der ihnen untergesräneten Lager; jaman hat sich selbst noch nicht entschlossen, einen all- gemeinen Namen für denselben anzunehmen; in den Alpen wird er Wiener Sandstein, Sandstein von Högl, in der Schweiz Fiysch, in Italien Macigno, in den Karpathen Karpathen- sandstein genannt. Ueber sein Alter herrschten die verschie- densten Ansichten. Es sind kaum 25 Jahre verflossen, dass man ihn noch als Grauwacke betrachtete, jetzt will man ihn mit unteren tertiären Absätzen parallelisiren, und was das auffallendste ist, eben so schwache Gründe werden bei der gegenwärtigen Altersbestimmung angeführt, wie es frü- her geschah, als man ihn mit den ältesten Sandsteinen iden- tifieirte. Die Bestimmung derkarpathischen und alpinen geschich- teten Formationen gehört zu den interessantesten Fragen der Geologie; ich werde versuchen, diese Verwirrung zu lösen nach. den Beobachtungen, die ich Gelegenheit hatte in den Karpathen und vorzüglich am Fusse des Tatragebirges zu machen. Ehe ich dies entwickeln werde, will ich kurz die Ansich- ten, die man über das Alter der Karpathensandsteine hat- te, würdigen. Im Anfange der wissenschaftlichen Geogno- sie wurde über das Alter dieser Sandsteine aus mineralogischen Charakteren geurtheilt, später wurden die paläontologischen Merkmale zu Rathe gezogen. Staszyc,Oeynhausen be- trachteten den Karpathensandstein als Grauwacke, weil er auf dem Alpenkalke der Tatra ruht, der als eigentlicher Uebergangskalk gegolten hatte; seine krystallinische Struc- tur und graue Farbe hat nicht wenig dazu beigetragen; Beudant trennt die Kalksteine und die Salzablagerung vom Sandsteine, und jeder Theil soll einer besonderen Formation angehören ; der Sandstein der alten Kohlenformation wegen der vielen undeutlichen Pflanzenabdrücke und der schmalen Lager von Steinkohle; die Kalksteine sollen dem Jura an- gehören und die Steinsalzablagerung der tertiären Zeit. Ver- — 131 — steinerungen mit einer jugendlichen Physiognomie und die mürben Sandsteine habeu den französischen Geologen zu dieser Bestimmung bewogen. Aber in der nächsten Umgebung von Wieliezka sind Sandsteine mit Belemniten und Aptychus, welche das Unsi- chere der Beudantischen Bestimmungen beweisen. Boue&,; Pusch ziehen die Steinsalzlager zum Karpathensand- stein und betrachteten das ganze Gebilde als bunten Sand- stein. Seitdem aber Lill beiläufig vor 20 Jahren bei Ortawa im Trentschiner Comitat ein grossesLager von Gryphaea fand, die Pusch fäschlich als @ryphaea arcuala bestimmte, wurde der Karpathensandstein als Liassandstein betrachtet. Aber bald bewiesen Boue und Keferstein, dass diese @ry- phaea nicht jurassisch , sondern die bekannte @ryphaea co- lumba ist, und in Folge dessen wurde der ganze Sandstein der Karpathen als mit dem Greensand identisch betrachtet. Die- ser Ansicht war jedoch Vieles entgegen. Sein mineralogi- scher Charakter ist ganz verschieden von dem stark ent- wickelten Kreidesandstein in Deutschland und England ; seine genaue Verbindung mit dem Ammonitenkalk, mit dem er wechsellagert, und der Juraversteinerungen enthält, wie Am. Murchisonae, Birchi, Conybeari, triplex, haben mich bewogen, ihn als ein Glied des mittleren Jura anzusehen. In den neuesten Zeiten trat Hr. Beyrich mit einer ver- schiedenen Ansicht hervor und bestimmte wie früher Sedg- wick und Murchison und später Pilla, den Macigno der Alpen und Apenninen als tertiär, betrachtet ihn also als eins der jüngsten Sedimente der Erdoberfläche. Nur ein kleiner Theil, der die genannte Gryphaea enthält, wird von ihm getrennt und dem Kreidesandsteine zugetheilt. Der Ammonitenkalk wird von Beyrich gewaltsam getrennt und mit dem weissen Krakauer Coralrag parallelisirt, mit dem er nicht die mindeste petrographische Aehnlichkeit hat, während auch beide eine ganz verschiedene Fauna enthal- ten *). Der jurassische Ammonitenkalk soll den tertiären Sandstein durchbrechen. Diese Behauptung gründet sich *) Ueber die Entwicklung des Flötzgebirges in Schlesien. Karsten’s Archiv für Mineralogie, Geognosie. Band XVII, 18144. — 132 — auf keine Beobachtung und istnur eine Erklärung nach einer vorgefassten Meinung. Sehr auffallend ist der Umstand, dass der Ammonitenkalk ein sehr langes Band der ganzen karpathischen Kette entlang bildet, und weder zerrüttete Schichten noch Rutschflächen zeigt. Durchbrüche auf mehr als hundert Meilen von geschichteten Felsarten sind weder denkbar noch irgendwo beobachtet. Aber der Ammoniten- kalk ist am genauesten mit dem Karpathensandstein ver- bunden, wechsellagert mit ihm, wird von diesem Sandsteine in gleichförmiger Lagerung bedeckt und ruht theilweise auch mit parallelen Schichten auf ihm. Die schönen Durchschnitte von Üzorsztyn, Szaflary, Schloss Arva lassen darüber nicht die mindesten Zweifel. Endlich enthalten die Kar- pathensandsteine wie die Ammonitenkalke eine Reihe von Versteinerungen des Neocomien. Ebenso verhält es sich mit dem Nummulitendolomit, den Hr. Beirich Kalkstein seyn lässt, obgleich dieses Gestein ein ausgezeichnet krystallinisches Gefüge hat, das öfters dem aus demVal di Fassa ganz ähnlich ist. DiesesLager amTatragebirge und in den parallelen Hebungen wechsellagert mit dem Kar- pathensandstein und befindet sich in gleichförmiger Lagerung mit dem liasinischen Alpenkalke, was so deutlich in dem höchst instructiven Durchschnitte von Szent Ivany in der Liptauer Gespannschaft zu beobachten ist. Die Lagerungsverhält- nisse lassen keinen Zweifel, dass die Nummulitenschichten mit dem Karpathensandstein innig verbunden sind. Die ab- solute Unkenntniss, die Nummuliten specifisch zu unterschei- den, berechtigt wohl nicht alle Nummuliten als tertiär zu be- trachten, wie es Beirich that. Wäre aber auch die Iden- tität der Nummuliten - Species aus der Tatra bewiesen , was nicht geschah, so wäre noch kein Beweis, dass die Num- muliten- Dolomite der Tatra ein so junges Alter haben, da Ehrenberg in verschiedenen Formationen gleiche Spe- cies von Polythalamien fand. Mit den Nummuliten sind ver- schiedene Zweischaler und Radiarien vergesellschaftet, von denen aber keine Species sich fand, die über das Al- ter dieser Schicht entscheiden würde. Die Ansichten des berühmten Geologen Sir Rode- — 133 — trick Murchison*) über den Karpathensandstein und den Ammonitenkalk kann ich ebenfalls nicht theilen. Dieser treflliche Beobachter konnte den Karpathensandstein weder als terliär betrachten, wie es Beirich that, noch den Ammonitenkalk für identisch mit dem Krakauer Coralrag hal- ten. Nach Murchison soll der Sandstein Grünsand seyn, mit einer eigenthümlichen Physiognomie; der Ammoniten- kalk aber Liaskalk der Tatra, der weiter nördlich von der Hauptkette hervortaucht. Dieser Ansicht aber widerspre- chen die mineralogischen und palaeontologischen Charaktere; wie auch die Lagerungsverhältnisse. Der Alpenkalk der Tatra enthält nur Liasversteinerungen, der Ammonitenkalk verschiedene Juraformen mit überwiegender Anzahl aus dem Neocomien ; die verschiedenen Kalksteine des Ammoniten- kalks befinden sich niemals im Tatrakalksteine, und die letzten stehen in keiner Verbindung mit dem Karpathensand- stein; der Ammonitenkalk aber wechsellagert mit ihm und bildet ein untergeordnetes Lager darin. Nachdem ich eine bedeutendere Anzahl von Petrefacten in der neuesten Zeiten sowohl im Karpathensandstein selbst als auch im Ammönitenkalk entdeckte, so sehe ich mich befugt, meine Ansicht über das Alter dieser Sandsteine zu ändern. Die vortreffliche Puleontologie frangaise von Alc. D’Orbigny, dasHauptwerk für alpine Paläontologie, war mir zur Identificirung der Versteinerungen aus den Karpatben wesentlich behilflich. Eine grosse Anzahl von Species aus dem Karpathensandsteine hat sich identisch mit dem Neocomien gezeigt, andere tragen den Habitus der Formen des Neocomien, obgleich sie specifisch verschieden sind, mit diesen mengen sich Juraspecies aus den 3 Eta- gen dieser Formation; niemals kommen hier Kreidespecies vor. Aus diesem paläontologischen Charakter kann entwe- der geschlossen werden, dass der Karpathensandstein mit seinen untergeordneten Gliedern dem Neocomien entspricht, in dem die Juraspecies sich fortgepflanzt haben, oder dass er ein besonderes eigenthümliches aus einem grossen Becken zur Zeitider Jura und unteren Kreideperiode abgesetztes Ge- bilde ist. *) The Geology of Russia in Europe T. I. —. 1 Der Karpathensanstein zerfälit nach den Petrefacten, die er enthält, in zwei Abtheilungen; die Untere characte- terisiren Neocomien und Juraformen nebst Fucoiden, die obere eigentliche Grünsandversteinerungen. Als untergeord- nete Glieder der ersten Abiheilung erscheint der Ammoniten- kalk und Nummulitendolomit ; die obere Abtheilung hat auch eigenthümliche Kalksteine von brauner Farbe mit Myen und Dentalien (Odoryn bei Iglo in der Zips). In einigen Zügen will ich die vorzüglichen Charaktere dieser Sedimente angeben. Erste Unter -Abtheilung. Eigentlicher Karpathensandstein, hat gewöhnlich eine graue Farbe und eine mehr oder weniger ausgesprochene schie- frige Structur, die Sandkörner verbindet ein eisenhältiger Dolomit gemengt mit Thon. Dieses Bindemittel unterscheidet ihn von allen bekannten Sandsteinen. Selten zeigen sich darin untergeordnete Schiehten von Cunglomerat. Auf den Absonderungsflächen zeigen sich häufig Fucoiden , unter denen die häufigsten F. Targionii und F'. intricalus sind. Im Sandsteine selbst am Fusse der Bieskiden,, eine Meile von Krakau finden sich sehr häufige Versteinerungen, und hier findet die sonderbare Mengung von Neocomien und Juraformen Statt. Folgende Spezies sind bestimmt : Belemnites bipartitus, Blainville, d’Orb. Paleont. fran- gaise, T. eretace. T. I. Tab. 3 Fig. 6—12, ausgezeichnet häu- fig, stets kleiner als die französischen Exemplare in al- len Varietäten. Berg Garbatki bei Kossozize und Babiny. B. pistilliformis, Blain. d’Orb. T. Vi. Fig. 1—4 Kos- Ssozize. B. dilatatus. Blainv. d’Orb. T. I. B. Orbignyanus, Duval. Belem. de Castellane. Tab. VII. Fig. 4—9. Kossozize. Am. fimbrialus. Sow. Tab. 164, ziemlich häufig aber nicht vollkommen erhalten im Conglemerate von Libiertow. Aptychus lamellosus, Bronn Lethaea Tak. XV. Fig. 16, ziemlich häufig, Libiertow,, Kossozize. Terebrulula coneinna, Sow. Libiertow. T. substriata, Schloth. Ziethen. Verst. Württemb. Tab. 42. Fig. 2. Libiertow. — 135 — Thecidea hieroglyphica ? Defrance, Goldf. Tab. 161, fig. 5, sehr ähnlich. Kossozize. Pentacriniles basalliformis. Miller, Goldf. Tab. 52, fig. 2. Libiertow. Eugeniacrinites nulans. Goldf. Tab. 50, fig.4. Kossozize. Ausserdem finden sich viele neue Species von Exogyra, Osirea, sehr verschiedene Cidariten-Stacheln, viele Cerio- poren und selten Fischzähne. Der Ammonitenkalk zieht sich bandartis continuirlich im Karparthensandstein, entlang den ganzen Karpathen von Siebenbürgen bis in die Gegend von Trentschin fort; ein- zelne Kuppen tauchen aus dem Karpartensandstein in Lattein bei Brünn, St. Veit bei Wien hervor. Dieser Kalkstein bildet ein System von verschiedenen Kalksteinen, Mergel, Thon und Sandstein, die in einem merkwürdigen Verhältnisse zum Karpathensandstein stehen, und ein untergeordnetes Lager darin bilden. Diese Kalksteine erscheinen in den Salzburger-. Vicentiner- und Tiroleralpen, und darum will ich sie etwas näher beschreiben: a) Körnige Kalksteine voll Encriniten bilden die Unter- lage, und ruhen auf Sandstein gleichförmig gelagert bei Czorsztyn. Sie sind roth oder weiss; selten enthalten sie die T. Bouei. Diese Schicht ist selten mehr als 100 Fuss mächtig; ganz ähnlich ist sie in der Gegend des Hallstät- ter Sees mit Encriniten und mit vielen Terebrateln, unter denen sich 7. Bouei und T'helys finden. Bei Lattein un- fern Brünn, zwischen Poligny und Dijon, und bei Viltaux in Frankreich. b) Derber homogener Kalkstein oder eigentlicher Ammo- nitenkalkstein von rother und weisser Farbe, öfters schön rosaroth, seltener gelb, gewöhnlich sehr rein, dicht, und darum wird er öfters als Marmor geschliffen; durch den Hinzutritt von Mergel erhält er eine eigenthümliche Struc- tur: Kalknieren von verschiedener Grösse, von rother Farbe, verkittet ein etwas dunklerer Mergelkalkstein. Er gab das Material zu den schönen Marmorn, welche die Kirchen von Oberitalien schmücken, von Venedig, Padua, Verona ete. Es ist der Calcare Ammonitifero und Bian- cone der italienischen Geognosten, und ist auch in — 136 — den Karpathen die Lagerstätte vieler Versteinerungen, insbesondere vieler Ammoniten und der T. diphya. Es ist der rothe Marmor der Euganeen, von Val d’agno bei Recoaro; von Rovereto und Trient im südlichen Tirol. Ebenfalls entspricht er in allen petrographischen Kenn- zeichen dem weissen und rothen Marmor der Salzburger Alpen, und zwar des Hohen Piassen am Hallstätter Salz- berge, im Thale von Gosau-Mühl bei Gosau, dem Gosauer Donnerkogel, dem rothen Kalkstein am Ausseer Salzberge, dem weissen und rothen Kalkstein von Eisenau am Gmund- ner See, dem rothen Kalkstein am Dürrenberg bei Hallein. c) Mergeliger Kalkstein von blaulich-grauer Farbe, öf- ters mit dunkeln Flecken. Er enthält Fucoiden, öfters un- terscheidet man gut den F\. Targioni. Er führt eingesprengten Schwefelkies und viele Ammoniten, und zwar: Am. Mur- chisonae, Conybeari, Birchi. Aehuliche Kalksteine kom- men am Dürrenberg mit Apl. lamellosus vor. d) Schiefriger Mergel von rother, selten blauer Farbe. e) Schwarzer Thon in eckige Stücke abgesondert, mit Nieren von Sphärosiderit und seltenen Versteinerungen. f) Kalkstein mit Hornstein von hellgrauer, gelber, sel- tener rother Farbe ; gewöhnlich in dickeren Schichten abge- sondert, selten schiefrig, gewöhnlich sehr fest, geht in lockere erdige Abänderungen über, und erinnert an die Scaglia der Italiener. Die Hornsteine finden sich mitten in den Schichten eingeschlossen. Ganz ähnliche Gesteine sind in der Nähe des Hallstätter Sees an der Pötschen. g) Sandstein, feinkörnig, grau, mit vielen Körnern von erdigem Chlorit, gewöhnlich mürbe. Obgleich der Ammonitenkalk ein Lager im Karpathensand- stein bildet, welches 2 — 3000‘ mächtig ist, so zeigen die beschriebenen Glieder eine auffallende Beständigkeit in ihrer Aufeinanderfolge. Stets in gleichförmiger Lagerung liegt auf dem Karpathensandstein der Krinoideenkalkstein, darauf folgt Mergelschiefer und derber rother oder weisser Ammo- nitenkalk, daun folgt schwarzer Thon mit Sphäresiderit und der mergelige Kalkstein mit liasinischen Versteinerungen, auf den sich die Krinoidenschicht wiederholt: graue Sand- steine pflegen die hornartigen und kreideartigen Kalksteine — 137 — zu trennen, auf denen wieder in gleichförmiger Lagerung Karparthensandstein ruht. An manchen Puncten sind in unendlicher Anzahl Ver- steinerungen angehäuft, folgende wurden bestimmt: «) Juraformen*). * Am. Murchisonae, Sow. Tab. 50, sehr häufig. Sza- flary, Schloss Arva. * A. Conybeari, Sow. Tab. 131. Schloss Arva. A. annularis. Rogoznik. A. biplex, Zieth. Verst. Württemb. Tab. VII, fig. 2. Rogoznik. A. polyplocus, BReinecke fig. 13. Rogoznik, Czorsztyn. Aptychus lamellosus, Bronn, Lethaea Tab. 15, fig. 16. Rogoznik, sehr häufig. Apt. lalus, v.Meyer, Bronn. Tab. 15, fig.15. Rogozoik, selten. * Avicula inaequivalvis, Sow. Tab. 244, fig. 2. Schloss Arva. Pentacriniles subteres, Goldf. Tab. 52, fig.2. Czorsztyn, Szaflary, Rogoznik, Tersztena. P. basalliformis, Miller, Goldf. Tab. 52, fig. 2. Sza- flary. ß) Neocomien. Am. simplus, d’Orb. Paleont. frangaise, T. cretace. Tab. 60, fig. 1—3. Rogoznik, sehr- häufig. A. Morellianus, d'Orb. Tab. 5%, fig. 1—3. Rogoznik, häufig. A. diphyllus, d’Orb. Tab. 55, fig. 1—3. Rogoznik. A. picturalus, d’Orb. Tab. 5%, fig. 4—6. Rogoznik. Etwas verschieden, hat einen kleinen Nabel, der bei der französischen Varietät verdeckt ist, sonst sind die Loben ganz ähnlich getheilt, die Sättel ungemein tief eingeschnitten. A. subfimbriatus, d’Orb. Tab. 29. Rogoznik. A. fascicularis, d’Orb. Tab. 29, fig. 1-2. Rogoznik. * Scaphiles Ivanü, Puzos, d’Orb. Tab. 128. fig. 1—3. Rogoznik. *) Die mit dem Sterne bezeichneten Species stammen aus dem grauen Kalkstein, die andern aus dem rothen. Freunde der Naturwissenschaften in Wien. IIl. Nr. 2. 10 — 138 — Terebratula diphya Colonna, Z. Neue Species der Tatra. Tab. 1, fig. 1-6. Rogoznik. y) Karpathische Species, die sich an die aus dem Neocomien am genauesten an- schliessen. A. carachlheis, Z. N. Sp. der Tatra. Tab. A. fig. 1. Ro- goznik, sehr ähnlich dem Am. Grasseanus d’Orb., dem je- doch die Kerben auf dem Rücken fehlen. Sehr häufig. * A. Arvensis, Z. Tab. V, fig. 4—6. Schloss Arva. A. Andrzejowskü, Z. Tab. V, fig. 1-3. Rogoznik. A. rogoznicensis, Z. Tab. IV, fig. 4. Rogoznik. A. Staszycü, Z. Tab. IV, fig. 3. Häufig. * A. acanthicus, Z. Tab. V, fig. 10, 11. Szaflary. * A. Nerei, Z. Tab. V, fig. 7—9. Terebratula sima, Z. Tab. 1, fig. 18, 19. Rogoznik. T. diphoros, Z. Tab. 1, fig. 9-13. Rogoznik. T. axine, Z. Tab. II, fig. 8, 9. Rogoznik. T. expansa, Z. Tab. Tl, fig. 11, 12. Rogoznik. T. Staszyeü, Z. Tab. 2, fig. 4—7. Rogoznik. T. planulala, Z. Tab. 2, fig. 13—17. Maruszyna. T. Agassizü, Z. Tab. 2, fig. 21—25. Rogoznik. T. tutrica, Z. Tab.2, fig. 18—20. Rogoznik. T. Bouei, Z. Tab. 3, fig. 1. Rogoznik. Biala Woda bei Szlachtewa. Aus der angeführten Liste ergibt sich, dass der Ammo- nitenkalk keinem der Glieder der eigentlichen Juraformation entspricht und dass er ein Sammelplatz ist, an welchem Jura und Neocomienarten zusammen vorkommen. Die grosse Anzahl von Species des N&ocomien, oder solehen die ihnen am näch- sten verwandt sind, beweist, dass es ein eigenthümlicher Kalkstein ist, und ein untergeordnetes Glied des Karpa- thensandsteins bildet. Die Ansicht, dass der Ammoniten- kalk dem Coralrag mit einem südlichen Character oder dem alpinen Lias entspreche, ist sowohl durch die Versteine- rungen, wie durch Lagerungsverhältnisse widerlegt. 4. Nummuliten-Dolomit. Die Lagerungsverhältnisse die- ses Gliedes sind ganz ähnlich denen des Ammonitenkalkes, nur bildet es stets eine untere Abtheilung, während der — 139 — Ammonitenkalkstein stets ein mittleres Glied repräsentirt. Der Nummnliten -Dolomit wechsellagert mit dem Karpathen- sandstein, und ist auf dem liasinischen Alpenkalke gleich- förmig aufgelagert. Dieses untere Glied erscheint nur da, wo die Hebungen bedeutender sind, als am nördlichen Ab- hange des Tatra Gebirges und der Liptauer Kalkapen; am nördlichen Abhange der 'Thurotzer Alpen ist er nur auf kleinen Strecken bekannt; dann entlang des Gebirges Ni- zue Tatry; im dritten parallelen Zuge iet er sehr wenig entwickelt an der Gran bei Lipeza Stawianska in der Nähe von Neusohl, Als Beudant Ungarn bereiste, glaubte er, dass die Nummuliten von Lipeza, welche auf den Aeckern gesam- melt werden, der tertiären Periode angehören ; ohne die Lagerungsverhältnisse genauer zu untersuchen. Später be- trachteten Lill und Pusch die Nummulitenschicht als obe- res Glied des alpinen Lias, weil der mineralogische Cha- racter ganz dem der unteren Kalksteine entspricht, und beide Gesteine gleichförmig gelagert sind. In der neuesten Zeit hat Beyrich wieder die Beudant’sche Ansicht auf- genommen, und betrachtet den Nummuliten-Dolomit als tertiär. Es kommen in den Alpen jüngere Nummulitenab- sätze, wie in Oberweiss bei Gmunden, am Kressenberg und auf dem südlichen Abhange der Alpen bei Verona, Val d’agno vor; aber diese Schichten stehen in keinem Zusam- menhange, weder mit dem Wiener Sandsteine, noch mit dem Alpenkalke. Die karpathischen Nummulitenschichten entsprechen sehr genau denen von Obezyna bei Triest, und vom Thuner See in der Schweiz. Der Nummuliten - Dolomit ist zusammengezetzt aus grauem feinkörnigem Dolomit, der theilweise in Dolomit- Conglomerat, theilweise in Sandstein übergeht. Selten er- scheint er als weisser comglomeratartiger Kalkstein, wie bei Tyerhawa, in der Arvaer Gespannschaft, stets trennt sie schiefriger Sandstein vom liasinischen Alpenkalk: Der Nummuliten-Dolomit hat hauptsächlich Nummnliten, linsen- förmige sowohl als kugelrunde; dann finden sich Pecten, Ostreen, glatte Terebrateln, die an liasinische Arten erin- nern. 10 * — 1410 — Die genaue Verbindung des Nummuliten-Dolomits mit dem Karpathensandsteine beweist, dass diese Schichten ein unteres Glied des Karpathensandsteins bilden. Wie sich Nummuliten - Dolomit zum: Ammonitenkalk verhält, ist weniger klar ; es scheint, dass der letztere ein mittleres Glied des Karpathensandsteins bildet. Die Nummuliten-Dolomite ruhen in gleichförmiger La- gerung auf grauem Alpenkalke mit mächtigen Schichten von körnigem Dolomit; selten zeigt sich der Kalkstein roth und ist dann gewöhnlich die Lagerstätte von Versteinerun- sen, die alle zu bekannten Liasspecies gehören, wie Am. Bucklandi, planicosta, Walcolli, helerophyllus, ser- penlinus, Nautilus aralus, Avicula inaequivalvis, Spirifer roslratus, Walcotli. Der liasinische Alpenkalk des Tatra, Nizne Tatry , des Tatra Gebirges entspricht in den feinsten Charakteren dem Schweizer Alpenkalk von Interlacken, dem nördlich von Inspruck gelegenen Kalkstein, dem des Traunstein u. s. w. In gleichförmiger Lagerung ruht der liasinische Al- penkalk der Tatra, Nizne Tatry, auf rothem petrefacten- leeren Sandstein, den krystallinische Gebirgsarten gehoben haben. II. Oberer Karpathensandstein oder Greensand. Un- merklich geht der untere Karpathensandstein in den oberen über; Gränzen zwischen beiden kann man nicht ziehen, und wenn Versteinerungen fehlen kann über ihre Abthei- lung nicht entschieden werden. Bei Podhrad und Ortowa, wo Gryphea columba vorkommt, ist er ganz ähnlich der unteren Abtheilung; mehr merglig ist er in der Zips zwi- schen Iglo und Gross Sarosch, und hat viele Aehnlichkeit mit gewöhnlichen Sandsteinen. Hie und da zeigen sich schmale Flöize von schöner Steinkohle (Kluknawa, Kes- mark). Diese Sandsteine sind sehr reich an Versteinerur- gen; zwischen Ortawa und Podhrad bildet Gryphea co- lumba ein mächtiges Lager eine Stunde lang mit wenigen anderen Gattungen wie Cardium hillanum, Pecten, Pinna, Spatangus ; bis Iglo ist Pholadomya Esmarkii ziemlich häufig, mit ihr findet man viele unbestimmbare Steinkerne; bei Klukpawa nahe am Steinkohlenflötz sind viele Blätter — 141 — gefunden worden, die Hr. Göppert als echte Greensand- species bestimmte, als Salicites crassifolius , Pelzholdtii, Alniles striclus. (?) Als untergeordnetes Lager des Greensandes darf die Kalksteinkuppe von Odoryn bei Iglo, die rings von diesem Sandstein umschlossen ist, betrachtet werden. Dieser derbe, braune, sehr bituminöse Kalkstein enthält Mya und Den- talium. Die Sandsteine und Kalksteine der jungen Karpathen- sandsteine zeigen eine auffallende Aehnlichkeit mit den Ge- steinen der Gosauformation bis mit den Schleifsteinen von Gosau und den braunen Kalksteinen. Die Versteinerungen bestätigen ganz diese Ansicht. Das Steinkohlenlager in der Eisenau bei Gmunden ist in seinem ganzen Verhalten dem von Kluknawa ähnlich; die schwarze, glänzende Kohle durchziehen unendlich viele Adern von weissem Kalkspath, wie das feinste Papier. Die tertiiren Sedimente haben sich am nördlichen und südlichen Abhange der karpathischen Kette mächtig ent- wickelt. Am südlichsten Fusse bei Gömör stossen die ho- rizontal geschichteten Mergel an die gehobenen Lias-Al- penkalke; seltener ziehen sie in die Thäler hinein, wie bei Potomka und Zawadka an der Gran. Am nördlichen Ab- hange entwickeltensich die mächtigen Steinsalz- und Schwe- felablagerungen und berühren von einer Seite die älteren Karpathensandsteine mit Bel. biparlitus bei Kossozize und Libiertow und den Coralrag von Podgorze, den der Pläner- kalk bedeckt. Die Karpathensandsteine, die der bekannten Lagerungsfolge nach den Platz zwischen dem oberen Jura und der Kreide einnehmen dürften, erscheinen niemals zwischen beiden und stehen in keinem Zusammenhang, obgleich die Coralrag-Hügel von Skotnelli kaum 600 Fuss von dem Kar- pathensandstein von Libiertow entfernt sind. Essind durchaus verschiedene Sedimente, von welchen je- ne einen nord-, diese einen südeuropäischen Charakter zeigen. — 142 — 3, Notizen aus der Umgebung von Teschen. Briefliche Mittheilung von Hrn. Director L. Hohenegger an W. Haidinger. Teschen, den 14. Juli 1847. I. Anliegend erlaube ich mir zunächst einige Stuffen von geröstetem Sphärosiderit aus dem erzherzoglichen Bergbau bei Kamesznica an der Sola in Galizien (2 Stun- den oberhalb Saybusch) vorzulegen. Dieser Sphärosiderit zeigt merkwürdiger Weise nach der Röstung ganz dieselbe Structurund Aussehen, wie man diese im k. k. Hof-Mineralien- Kabinet an einem unter dem Namen rother Thoneisenstein aus der Gegend von Schlackenwerth in Böhmen aufbewahrten Stü- cke sieht, wornach auch durch den Versuch bewiesen ausser Zweifel hervorgeht, dass jener stängliche rothe Eisenstein aus Böhmen nichts anders als gebrannter Sphärosiderit ist. Ich habe zur gründlichen Vergleichung auch Stücke von demselben Sphärosiderit im rohen Zustande vor der Rö- stung beigegeben. — Es ist dies übrigens auch beim hiesi- gen Sphärosiderit eine seltene Erseheinung, und nur we- nige Flötze in jener Gegend, welche in einem Mergelschie- fer zwischen Karpathensandstein brechen, haben diese Ei- genschaft. — II. Bessere Stücke von dem schon voriges Jahr zuge- schiekten und von Euer Wohlgeboren als Coelestin er- kannten Minerale werden Ihnen durch den eigentlichen Finder, Hrn. Postmeister Habel in Skotschau nebst dem begleitenden Muttergestein zugekommen seyn. Das Mutter- gestein scheint ein wirklicher Korallenkalk zu seyn und bildet eine Bank auf einer Anhöhe, '/, Stunde nördlich von der Stadt Skotschau, welche mit den unterliegenden Schich- ten von Schiefer und Kalkstein sich unmittelbar an den in grossen Massen hervorbrechenden Divrit anzulehnen scheint. Das ganz gleiche Vorkommen einer Korallenbank habe ich bei Kotzobendy, 1'/, Stunde nordwestlich von Teschen, eben so an Diorit angelehnt oder von demselben durchbro- — 143 — chen gefunden, was noch näher zu untersuchen ist. — Auch sind bereits Spuren eines ähnlichen Vorkommens ’/, Stunde östlich von Teschen gefunden, welche jedoch wegen der starken Bedeckung mit Dammerde noch nicht näher verfolgt werden konnten. Zahlreiche in diesen Bänken gefundene Zoophyten mit wenigen Ammoniten und andern Muscheln werden bereits eine genauere Bestimmung des Alters zuläs- sig machen, bis wohin ich mich eines bestimmten Urtheils enthalte. III. Ich habe bereits vor 2 Jahren im Ostrowizer Thale, am Fusse der beinahe 4000’ hohen Lissa hora oberhalb Frie- dek bei Lubno, Schichten im Karpathenschiefer entdeckt, welche zahlreiche scharfkantige Breccien von älterer Stein- kohle enthielten, welche dem Aussehen nach keinesfalls jünger als Lias seyn dürfte, wenn selbe nicht etwa der eigentlichen Steinkohlenformation selbst angehört. Diese Steinkohlenbreccien wiederholen sich durch mehrere Schie- fer Kalk- und Sandsteinschichten, und einige dieser Schich- ten enthalten ausserdem zahlreiche Brocken eines grünlichen Glimmerschiefers. Ich fand aus dem verwitterten Schiefer ausgewaschene Stücke von Glimmerschiefer über Kopfgrösse und immer ganz scharfkantig. Ja es fand sich eine Schicht von etwa 6 Stärke, welche fast ausschliesslich aus unordent- lich zusammengehäuften Glimmerschieferstücken besteht. — Heuer fand ich ganz ähnliche Schichten bei Gutty am rech- ten Olsaufer zwischen Teschen und Jablunkau auch amFusse eines hohen Gebirges und ungefähr in der Streichungslinie der in Lubno gefundenen obwohl circa 6 Stunden entfernten Schichten. Die Steinkohlen-Breccien sind eben so zahlreich und von demselben Ansehen wie in Lubno. Der grüne Glim- ınerschiefer ist jedoch viel sparsamer und in kleineren Stü- eken, aber sonst ganz ähnlich dem im Ostrowizer Thale. — Ausserdem fand sich hier aber zwischen den kohlehaltigen Schichten eine Sandsteinschicht voll grüner Puncie von er- digem Aussehen, welche verwitterter Glimmer - oder Chlo- ritschiefer zu seyn scheinen. Weiter nach Osten be: Bistriz und weiter hin am Fusse der Czantorie wurde dieses grüngefleckte Conglomerat be- reits auch gefunden, und namentlich erhielt ich jetzt aus — 144 — der Nähe von Bistriz ein Stück , welches zahlreiche Num- muliten enthält. Ein naher Kalkstein zeigt auch Nummuli- ten zugleich mit Kohlenbreccien. Dagegen sind die Glimmer- schiefer-Breccien nicht zu sehen. Ich glaube, dass die weitere Verfolgung dieser Verhält- nisse einen wichtigen Aufschluss über die Geschichte der Karpathen geben dürfte. Bis jetzt ist Glimmerschiefer so wie Gneus und Granit nur in denjsüdlichen ungarischen Karpa- then bekannt, und von der in Frage stehenden Gebirgskette des Teschner Kreises 24 Stunden entfernt. Der Glimmerschiefer an der Lissa hora musste so wie die Steinkohle aus der nächsten Nähe kommen, und hat fast ohne Zweifel seinen Sitz im Centrum dieses Gebirgsstockes selbst. Die Nummuliten von Bistritz lassen vermuthen, dass die Zerstörung des Glimmerschiefers sammt einer aufliegen- den Steinkohlenformation und die Einsenkung dieser Gebilde unter die Meeresfläche in die Periode der untern Kreidege- bilde, vielleicht des Neocomien fallen; dahin spräche noch der Umstand, dass jetzt nicht weit von Lubno (‘/, Stunde südlich) auf Sphärosideritflözen in Mallenowiz ein Hamit und eine ammonitenartige Schale gefunden wurde, welche jedoch der eingerollte abgebrochene Theil eines Scaphiten zu seyn scheint. — Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass auch die Steinkohlen-Breccien von einem Ausgehen- den an dem ehemaligen Glimmerschiefergebirge herrühren , welches mit der grossen Kohlenmulde von Ostrau in Ver- bindung stand, die jetzt bis auf S Stunden durch die Jura- und Kreidegebilde überdeckt und getrennt erscheint. Doch will ich mich vorerst aller bestimmten Schlüsse enthalten und nur Vermuthungen aussprechen, bis der Zu- sammenhang dieser interessanten Erscheinungen noch bes- ser ausgeforscht und insbesondere auch die Versteinerungen ordentlich untersucht seyn werden. IV. Einer vorläufigen Notiz ist es wohl auch werth, dass ich jetzt in den nördlichen Karpathen schon an meh- reren Orten den Württemberger sogenannten Dutten- und Nagelkalk aufgefunden habe, und zwar: 1. in Woykowiz unweit der Strasse zwischen Friedek und Teschen; — 145 — 2. in Oberlischna, südöstlich von Teschen am Fusse des Ostriberges. 3. bei Kamesznica in Gallizien an der schlesischen Gränze ; 4. bei Kalvaria in Gallizien. Auch soll derselbe bei Löschna unweit Meseritsch in Mähren gefunden worden seyn. — Die meisten dieser Funde bestehen jedoch erst in Bruchstücken,, deren Anstehendes noch näher zu verfolgen ist. 4, Der englische Rechenschieber (Sliding -rule) *). I. Section. Von Ernest Sedlaczek. Bezüglich unserer letzten Mittheilung in der Versamm- lung vom 16. April, welche die logarithmisch getheilten Rechenstäbe betraf, erlauben wir uns den ersten Theil ei- ner Anleitung zum Gebrauche des englischen Rechenschie- bers zu übergeben, in welchem wir die allgemeinen Leistun- gen desselben durch eine in nachstehenden Puncten gege- bene synoptische Conjunctur zu folgern versuchten. 1. Die Theilung ist mit einer besonderen Aufmerksamkeit gearbeitet und besteht aus auf die Länge des Instrumentes lothrecht stehenden schwarzen Strichen; sie ist das We- sentliche desselben. Die Erkenntniss des Werthes der Theilstriche ist dem, der nur einen oberflächlichen Begriff einer 'Theilung hat, ohnehin bekannt und für jeden Andern höchst einfach. Wir finden gewisse Theilstriche, welche bedeu- *) Unseres Wissens kann man die hier vom Mechaniker Werner er- zeugten Rechenschieber durch die P.E. Rohrmann’sche Hofbuch- handlung (Wallnerstrasse Nr. 265) in Wien; die in Paris von Le- noir erzeugten Instrumente aber durchHrn. Dörffel (unter den Linden Nr. 46) in Berlin beziehen. Das erstere enthält an der Kehrseite zu stereometrischen Rechnungen gehörige Coeffizienten für Wiener-; das letztere hingegen für metrisches Mass und Gewicht, E. S. — 146 — tend grösser als alle anderen und durch solche Zahlen be- zeichnet sind, welche uns die Werthe derselben angeben. Der Raum zwischen je zwei so!chen Theilstrichen ist in zehn logarithmische Theile getheilt , die durch grössere Theilstri- che, deren mittlerer rare En bemerkt sind, Der n te dieser Theilstriche wird, wenn wir m, den Werth des unmittelbar vorausgehenden durch eine Zahl bezeichne- ten Theilstriches als ganze Zahl /betrachten, durch m + n ausgedrückt. Die Räume zwischen je zwei solchen Theil- strichen sind manchmal wieder in 2, 5, wohl auch in 10 logarithmische Theile getheilt. Der Werth des r. Theilstri- ches en, letzten Knserahlheitons u i ersten dieser Fälle m-+;, ne 0.05, im zweiten m, pe ‚„ endlich im letzten = m+_ at Keineswegs sind mit der Werthbestimmung der A unseren Rechenschiebern vorkommenden Theilstriche alle Werthe unserer logarithmischen Linie erschöpft, da wir im Einschalten anderer Theilstriche durch nichts als durch den Raum gehindert sind. Für unser Auge würde dieses Heer von Strichen äusserst unangenehm und zu anstrengend seyn. Man musste daher die graphische Verzeichnung sol- cher Theilstriche meiden und begnügt sich durch einfaches Abschätzen eines gewissen Punctes im Raume von einem Theilstriche bis zum folgenden den Werth desselben zu be- stimmen, was wohl für den Anfänger einige Schwierigkeit haben mag, da ihm die logarithmische Theilung, obschon sie bei so kleinen Distanzen wenig austrägt, neu ist; der Geübtere aber findet darin auch nicht den geringsten An- stand. 2. Die log. Linien an der Vorderseite sind mit A, B, C und D, also ganz unbestimmt bezeichnet, alle haben eine gleiche Länge (sie beträgt nahe 11 Wiener Zoll); endlich sind sogar A, B und C identisch, und alle drei von D ver- schieden. Auf A, B und © fängt die Bezeichnung mit 1 an, wird durch 2, 3, 4, 5, 6, 7,8, 9, 10, 20, 30, 40, 50, 60, 70, 80, 90 fortgesetzt und endet mit 100, es wiederholt sich die Länge des Theilungsraumes von 1 bis 10, wie die eines jeden anderen untergeordneten Theilungsraumes periodisch —_ 147 — und identisch; auf D aber fängt sie mit 1 an, setzt sich mit 2,3, 4,5, 6,7,8, 9 fort und endet mit 10; im Uebrigen ist D nach demselben Gesetze, wie die früher erwähnten Linien getheilt. Jeder einzelne Theilungsraum auf A, B und C kommt auf D doppelt so gross vor. Diese Wahrnehmungen, auf die fortwährend weniger beschleunigte Abnahme der ein- zelnen 'Theilungsräume gleicher Ordnung gestützt, führen uns darauf, dass die Theilung eine logarithmische ist, und zwar, weil blos bei den gemeinen Logarithmen die Mantissen einer jeden Zahl für jede Potenz von 10 dieselben bleiben, dass durch sie die gemeinen Logarithmen aus- gedrückt werden. 3. Die auf der Kehrseite des Schiebers befindliche Thei- lung ist von der auf der Vorderseite befindlichen auffallend verschieden, sie ist in2 Linien enthalten, deren obere mit SINUS und die untere mit TANGENT bezeichnet ist, — es scheint also, dass beide zu trigonometrischen Berechnungen eingerichtet sind; dieses zu glauben werden wir noch des- halb aufgemuntert, weil die Theilstriche 90 bei Sinus und 45 bei Tangens vollkommen zusammentreffen, da doch sin 90°’=tang 45°. Untersuchen wir nun, ob diese Linien wirklich die trigonometrischen Logarithmen enthalten, das heisst: vergleichen wir die Werthe der übereinstinmenden Theilstriche auf der Sinus- und Tangentenlinie, su werden wir uns bald von der Richtigkeit unserer Vermuthung über- zeugt wissen. So z. B. stimmen die Theilungen von SINUS und TANGENT am Rechenschieber bis 3 Grade vollkommen zusammen; ebensoin Tafeln die Logarithmen der Sinusse und Tangenten in 3 Dezimalstellen. Bei log. sin4’ und log.tang 4” weicht die 3. Dezimale in Tafeln ab; allein auch am Schie- ber finden wir eine Declination — und so können wir Proben von 1° bis 90° bei Sinus und bis 45° bei 'Tangens anstellen und werden gewiss das Ausgesprochene stets bestätiget fin- den ; wir werden auch immer finden, dass der Theilstrich von sin p° genau ober dem von tang a” steht, sobald sin 9" und tang co’ in 3 Dezimalstelien gerechnet, dieselben Werthe haben. Wir sehen also zugleich, dass beide Linien die Lo- garithmen der Sinusse und Tangenten in einer Genauigkeit von 3 Dezimalstellen enthalten und gelangen zur Vermu- — Ms — thung, dass auch die Theilung der Vorderseite auf eine gleiche Genauigkeit Anspruch macht. 4. Wenn nun schon die Vorderseite die gemeinen Lo- garithmen enthält, so ist natürlich, dass dasselbe auch auf der Kehrseite des Schiebers der Fall ist, wovon wir uns sehr leicht überzeugen können. 5. Auf den Kanten des Instrumentes finden wir gewisse Arten natürlicher Theilungen, deren Zweck aber sehr leicht aus ihrer Bezeichnung ersichtlich ist. Sie dienen «ar eEoxuv zum Messen, und sind durch „Wiener Zoll, Londoner Zoll, Metre‘‘ u. s. w bezeichnet, dem nicht selten eine genauere Bezeichnung über die Einrichtung der Theilung selbst, wie 17= 100°, 36=1' u. s. w. beigefügt ist. 6. An der Kehrseite des Instrumentes befindet sich rechts gerade dort eine Facette, wo sich der Schieber schiebt; es muss also die Kehrseite des Schiebers derart in Anspruch genommen werden, dass man die Theilung an besagter Kante genau einzustellen oder abzulesen hat. Daraus geht hervor, dass die Anwendung der Sinus- und Tangentenlinie auf das Präsens der Theilung an der Vor- derseite beschränkt ist, ein Beleg für die letzten Bemer- kungen in 3 und 4. Es ist nun unsere Aufgabe, die Leistungen der einzel- nen Linien allgemein zu betrachten, und zwar auf eine dop- pelte Weise: wir wollen zuerst eine einzige logarithmische Linie betrachten, und dann diese mit andern compariren. Die Logarithmen sind zu ihren Massausdrücken gerade proportionirt, und deshalb können wir auch von einer loga- rithmischen Scala die Logarithmen ablesen. Hierzu wird uns eine zweite Linie eigener Construction, welche gleiche Länge mit der Scala hat, behilflich seyn. 'Theilen wir diese zweite Linie in zehn gleiche Theile, und machen die Schnittpunete darch lothrecht aufgesetzte Linien besonders bemerkbar, so erhalten wir eilf Theilstriche, von denen wir den ersten Theilstrich mit 9, den zweiten mit 8 u. s. f., allge- mein den nten mit 10—n, den eilften aber gar nicht be- zeichnen. Den Theilungsraum von 0 bis zum nicht bezeich- neten T'heilstrich theilen wir wieder in zehn gleiche Theile, und bezeichnen den nach 0 folgenden untergeordneten Theil- — 149 — strich mit 1, den darauf folgenden mit 2 u. s. f., endlich den bisher unbezeichneten Haupttheilstrich, der nun als Nebentheilstrich betrachtet wird, mit 10, und zwar wählen wir zur bequemeren Uebersicht die Ziffer der Haupttheil- striche grösser als die der Nebentheilstriche, so haben wir ein bequemes Hilfsmittel, dreistellige Mantissen zu finden. Wollten wir auf diese Weise die Mantisse irgend einer Zahl finden, so haben wir, wenn wir die Operation des Messens mittelst eines Zirkels vornehmen wollten, den- selben von bis zu derjenigen Stelle unserer logarithmischen Scala zu öffnen, die uns die Grenze des Logarithmus der gesuchten Zahl vorstellt. Alsdann setzen wir dieselbe Zir- kelöffnung in denjenigen Haupttheilstrich unserer Rilfslinie ein, der so weit von der kleinen Unterabtheilung derselben entfernt ist, dass die andere Zirkelspitze in dieselbe reicht. Es gibt uns dann die Ziffer des Haupttheilstriches, wo sich die eine Zirkelspitze befindet, die erste, und die Ziffer des untergeordneten Theilstriches innerhalb der Zirkelöffnung bei der andern Zirkelspitze die zweite Mantissenstelle an; die dritte Stelle hat man, wenn keine weitere Einrichtung getroffen ist, durch Abschätzen zu bestimmen. (Da es in den meisten Fällen unbequem seyn wird, jeden der uuter- geordneten zwischen 0 und dem nicht bezeichneten Haupt- theilstriche befindlichen Theilungsräume ebenfalls in zehn gleiche Theile zu theilen, so dürfte zweckmässig seyn, eine kurze Leiste an diesen untergeordneten Theilungsräu- men zu verschieben, welche nach Möglichkeit einen sol- chen Theilraum in zehn oder in fünf gleiche Theile getheilt enthält, deren näheren Gebrauch sehr leicht die Praxis gibt.) Aus dem bereits Gesagten geht auch eine Methode hervor, wie man im Stande ist, Linien von jeder be- liebigen Länge iin vollständige Radien zu ver- wandeln. Es sey beispielweise log. z=« 10""+g 107? -+y 107° die dreistellige graphisch darzustellende Mantisse, wobei wir natürlich die vierte Decimalstelle corrigirten. Wir setzen den Zirkel im Theilstriche « der grössten Thei- lung ein, eröffnen ihn bis & der nächsten Unterabtheilung und der Einrichtung unserer natürlich getheilen Linie ge- — 150 — mäss auch bis zum Werthe y. Dieses Mass tragen wir auf die zu construirende Linie von einem in ihr notirten Puncte (Anfangspunct) auf, und erkennen den durch die Zirkel- öffnung entstandenen Schnittpunet in derselben als den Werth des Theilstriches £, und den Theilraum vom An- fangspuncete bis zu diesem Theilstrich als ‚den wahren Werth log £. Um dann die logarithmische Linie zu vervoll- ständigen, verzeichnet man sich auch alle übrigen Loga- rithmen von demselben Anfangspuncte aus in so weit, als es Platz und Zweckmässigkeit erlaubt. Bei Construction der nach gemeinen Logarithmen ge- theilten Linien hat sich gezeigt, dass man in einer Sca!a von durchschnittlich fünf Wiener Zoll Länge zwischen 1 und 2 stets um 0:02, zwischen 2 und A stets um 0:05, end- lich zwischen A und 10 stets um 0'1 bequem fortschreiten kann, ohne ein das Auge beleidigendes Missverhältniss der einzelnen Theilstriche hervorzubringen. Für ‚eine Scala von durchschnittlich 10 Wiener Zoll Länge.kann man zwi- schen 1 und 2 stets um 0°01, zwischen 2 und 4 stets um 0:02, endlich zwischen 4 und 10 stets um 0:95 bequem fortschreiten. Um die Logarithmen der Sinusse graphisch darzustel- len, hätten wir dieselben mittelst unserer bekannten Hilfs- linie aufzutragen. Da aber die Logarithmen der Sinusse lauter negative Charakteristiken haben, so werden wir die- selben bevor noch mit ihren Mantissen reduciren. Wir er- halten dann: log sin 1° = —1'758, log sin 2?’ = — 1'457, log sin 3? = — 1281, log sin 4 = — 1'156, log sin 5° = — 1'060, log sin 6°= - 0'981, log sin 7= — 0'914, log sin S=—0856, log sin 9 = — 0'806, log sin 10° = —0'760, log sin 20°’= — 0'466, log sin 30’= — 0'301, log sin 40° = - 0'192, log sin 50’ = — 0'116, log sin 60° = —0:062, log sin 70’= — 0'027, log sin 80° = — 0:007, log sin 90°= 0 als dreistellige Werthe, wobei wir blos die nothwendigsten Grade bemerkten, welche erforderlich sind, um sich einen Begriff von der Gestalt dieser Theilung zu verschaffen. Zugleich aber bemerken wir auch, dass bis inclusive log sin 5° der Mantisse eine Einheit vorgeht, welche wir mittelst unserer Hiılfslinie aufzutragen nicht so leicht im Stande wären. Wir suchen deshalb diese Ein- — 151 — heit auf eine passende Weise ausser Betrachtung zu zie- hen, und halten es für zweckmässig, sämmtliche reducirte Sinuslogarithmen durch 2 zu theilen, und dafür eine Linie, welche die doppelte Länge der festgesetzten Scala beträgt, genau so, wie unsere bekannte Hilfslinie zu betrachten. Die Bedeutung des Negativseyns der Sinuslogarithmen kann keine andere seyn, als dass wir die entsprechenden Längenmasse sämmtlich von Einem fixen Puncte in einer geraden Linie, auf der die Sinuslogarithmen verzeichnet werden sollen, nach rückwärts auftragen. Auf diese Weise sind wir also im Stande, unbeschadet der Richtigkeit nach einer einfachen Methode die Logarithmen der Sinusse durch Längenmasse ausgedrückt zu verzeichnen. Ganz auf dieselbe Weise können wir auch die Loga- rithmen der Tangenten oder jeder andern Function construi- ren, welche wir, da sie am Rechenschieber nicht vorkom- men, auch hier nicht beachten werden. Für die Tangente wird aber bemerkt, dass wir alle Logarıthmen derselben von Einem Puncte, der tang 45° ist, aufzutragen haben, was deshalb seyn muss, weil die reducirten Logarithmen der Tangenten bis 44° negativ, von da an aber positiv werden. h Die Lösung der entgegengesetzien Aufgaben kann man aus Diesem sehr leicht folgern. — Für log. Linien in Be- zug auf Sinus und Tangente wird bemerkt, dass man, um bei Constructionen jedem Missverhältnisse auszuweichen und in gewisser Beziehung das practische Bedürfniss nicht zu übertreiben bei beiden Linien bis 10° jeden Grad in 6, und bis 20°, jeden Grad in 3 Functionstheile theilen kann; auf der Sinuslinie bleiben ferner von 20° bis 60° blos die Grade, von 60° bis 70° blos je zwei Grade, von 70° bis 80° blos je fünf Grade und von 80° bis 90° alle zehn Grade zusammen besonders bemerkt; auf der Tangentenlinie aber wird von 20° bis 30° jeder Grad in zwei Theile getheilt; endlich bleibt von 30° bis 45° jeder einzelne Grad für sich. Eine zweite Betrachtungsweise, wo wir es blos mit Einer logarithmischen Linie zu thun haben, geht aus der Anwen- dung der vier bekannten logarithmischen Sätze: — 152% — 1) Log.pq=log.p-+log.q; 2) log. = log. p— log. q; 0. log. 3) logp"=m log. p; 4) log. Ya = = hervor, deren Erläuterung in Folgendem liegen mag. 1. Haben wir das Product pq (z.B.3X 4) zu bilden, so haben wir die Länge von 1 bis p oder 1 bis q (1 bis 3 oder 1 bis 4) zu messen und dieses dem Werthe dieser Grösse p oder q (3 oder 4) entsprechende Längenmass von q oder p (4 oder 3) weiter nach vorwärts aufzutragen, wo wir dann den Theilstrich pqg 8XA==12) erreichen, der uns das Product beider Factoren angibt. 2. Es wäre der Quotient 4 (z.B. >) zu bestimmen. Wir messen die Länge von 1 bisq (1 bis 2), und tragen dieselbe vom Theilstriche p (14) zurück auf, so erreichen : a : 14 wir den reducirten Quotienten von a (Z ——ı 7). 3. Wäre p" (z. B. 3°, A) zu bestimmen, so tragen wir die Länge von p (3, 4) m-mal (2? m, #3 m, d.i. von dem dreimal aufgetragenen Stück die Hälfte genommen) gegen vorwärts auf, und finden p" (9, 8). n 3 3 4. Es wird um Vg (z.B. V1728,V33) gefragt. Wir theilen die Länge von 1 bisq (1 bis 1728, 1 bis 3) (entwe- der durch Zeichnung oder mit Hilfe eines natürlich getheil- ten Masstabes) in n (3, 3) gleiche Theile, und tragen einen derselben von 1 nach vorwärts auf, wo wir dann einen Theilungspunet V'q (12, 2:08) als wahre Wurzel finden. Da die neben einander bequem verschiebbaren Linien A und B vollkommen gleich getheilt sind, so werden wir es vor- ziehen, das Abmessen durch ein Verschieben der Lirien zu ersetzen. Wir wollen nun zur vergleichenden Betrachtung aller vier Linien der Vorderseite unseres Rechenschiebers über- gehen. Es sey ganz allgemein die folgende erste Darstellung irgend eine Schieberstellung, von welcher die Relation der darauf vorkommenden Grössen angegeben werden soll. A a C ı I I 1 B b d Darst. 1. C b d } 1} D e f Bezüglich der Linien A und B haben wir log. e — log. a= = log. d— log. b, woraus n — ” folgt, das heisst: die Linie A bildet mit der Linie B in jeder Schie- berstellung eine richtige Proportion. Da unter a auf A nur immer e auf D, ferner unter c auf A immer nur f auf D vorkommen kann, weil A und D zu einander vollkommen unbeweglich sind, da ferner log. a=?2log.e und log. c=2 log. f, weil die Länge der loga- rithmischen Scala auf D die doppelte der auf A vorkommen- den ist, so ist a=e*’ und c=f?, das heisst: unter jeder Zahl auf A finden wir unmittelbar ihre Quadrat- wurzelaufD. | Desshalb ist auch obige Darstellung ganz identisch mit folgender C ı I d Darst. 2. d ABI» --= 7--» —— \ Di ke Ve in welcher wir durch - — = — die Relation der allgemein- sten Schieberstellung Rei Wenn wir nun die Logarithmen der Linie D bezüglich C in Betrachtung ziehen, so haben wir: log. d— log.b= = log. Ve —log. Va, woraus —- = nn oder b° _ > ‘ ver ware a e eine Abhängigkeit der auf C und D vorkommmenden Grös- sen hervorgeht. Auf dieselbe Weise lassen sich auch die log. trigon. Linien mit den logarithmischen vergleichen. Freunde der Naturwissenschaften in Wien, III, Nr, 2. 11 — 154 — IH. Versammlungs- Berichte. 1. Versamminng, am 6. August, Oesterr. Blätter für Literatur und Kunst vom 16. August 18147. Sir R. Impey Murchison, Präsident der Londoner geo- graphischen Gesellschaft und der British Association for the Advancement of Science, Vicepräsident der geologischen Gesellschaft u.s. w., überreichte den Anwesenden eine Reihe von Abhandlungen, die er in der letzteren Zeit Dann: hatte, nämlich : Address delivered at the anniversary Meeting of the Geological Society of London 1842, 1843 , 1845. Address to Ihe anniversary Meeling of Ihe Royal Geo- graphical Sociely 1845. Address lo the British Association for Ihe Avancement of Science 1846. First Sketch of some of the resulis of a second Geo- logieal Survey of Russia. On the geological Structure of Ihe Central and Sou- Ihern Regions of Russia in Europe and of the Ural Moun- lains. On Ihe Cambrian System and ils Identily wilh Ihe lo- war Silurian syslem. O: the Discivery of Silurian rocks on Cornwall. On the Superficial Delrilus of Sweden. Diese freundliche Aufmerksamkeit des hochberühmten englischen Geologen, der von hier aus abermals die österrei- chischen Alpen bereiset, deren geologische Kenntniss durch seine Arbeiten so wesentlich gefördert wurde, erregte allge- mein die freudigste Dankbarkeit. Hr. Dr. Hörnes legte den Bericht über die am 15. Mai 1847 abgehaltene neunte Generalversammlung des ‚‚Vereimes zur geognostisch-montanistischen Durchforschung des Lan- des Tirol und Vorarlberg‘ vor, und gab eine Uebersicht über die Leistungen dieses Vereines seit dessen Begründung. Durch die am 10. November 1833 erfolgte allerhöchste Be- — 155 — stätigung wurde in Tirol ein Verein gegründet, der die Ab- sicht hatte, den Bergbau, der ehemals eine so reiche Quelle des Wohlstandes dieses Landes war, wieder zu heben. Sein Zweck war aber nicht selbst Bergbau zu treiben oder auf- gelassene Bergwerke wieder in Aufnahme zu bringen, son- dern allenthalben bauwürdige Objecte in Tirol und Vorarlberg aufzusuchen, und die aufgefundenen seinen Mitgliedern oder Andern zum Betrieb zu überlassen. Der Verein war ganz in den eigenthümlichen Verhältnissen des Landes gegründet; denn ein Land, das in seinen grösseren Theile keine bedeu- tende Industrie und keine grossen Flächen für den Landbau hat (denn die kahlen Gebirge, wodurch seine Thalebenen begrenzt sind, lassen sich nicht fruchtbar machen), das aber einst soreich durch Bergbau war, soll das nicht wieder diese Quellen aufsuchen , wodurch es sich ehemals eines so gros- sen Wohlstandes freute, und worauf es die Natur so deutlich angewiesen zu haben scheint? — Gleich anfangs erkannte man jedoch, dass die Angabe jener Puncte, wo sich mit bergmännischer Wahrscheinlichkeit eines guten Erfolgs Hoff- nungsbaue unternehmen liessen , die Aufgabe einer gründli- chen geognostischen Durchforschung sey. Nur auf diese ge- stützt kann aus der Combination der Lagerungsverhältnisse in einer durch den Bergbau bereits aufgeschlossenen Gegend mit ähnlichen in andern Gegenden eines und desselben, oder eines doch derselben Formation angehörigen Gebirgszuges auf das Vorhandenseyn ähnlicher Erzniederlagen geschlossen werden. Diese Durchforschung ist für den praktischen Berg- bau von grösster Wichtigkeit, , sie muss ihm vorangehen, wenn derselbe nicht blos aufs blinde Glück geführt werden soll. Die Hauptaufgabe des Vereins war also eine genaue geognostische Karte im grösseren Massstabe zu entwerfen, und dieselbe sammt dem erklärenden Texte zu veröffentlichen. Wie und in wie weit der Verein diese Aufgabe gelöst hat, wurde in Folgendem mitgetheilt. Bei der ersten Generalversamm- lung im Jahre 1839 ward beschlossen Vorarlberg, das öst- liche Pusterthal, und einige Theile des Oberinnthales und Vintschgaues geognostisch zu untersuchen; ferner trug Se. Excellenz der Hr. Appellationsgerichts - Präsident Johann Ritter von Jenull, dessen patriotischer Eifer und I hg — 156 — energische 'Thätigkeit die Hauptstütze des Vereines war, darauf an, dass derselbe dafür sorgen solle, dass zur Ver- breitung geognostischer Kenntnisse wo möglich ausseror- dentliche Vorlesungen über Geognosie auf der Hochschule zu Innsbruck gegeben werden. Bei der zweiten General- versammlung im Jahre 1840 wurde bereits eine geognosti- sche Uebersichtskarte eines Theils von Vorarlberg vonHrn. Richard Schmidt sammt Text vorgelegt und unter die Mitglieder vertheilt. Ferner wurden auch die Resultate der geognostischen Untersuchungen des Hrn. Wilhelm v. Sen- ger über Oberinnthal und Vintschgau und des Hrn. Sig- mund v. Helmreichen über Pusterthal mitgetheilt. Bei der dritten Generalversammlung im Jahre 1841 wurde eine geognostische Karte eines Theiles des Oberinnthaler Krei- ses (welcher den Kalkgebirgszug begreift, der im Norden ven Tirol an der Grenze Baierns ven Osten nach Westen streicht, im Osten mit den Gebirgen Baierns und Salzburgs zusammenhängt und im Westen an Vorarlberg anschliesst) von K. Sander, ferner die Resultate der zweiten ge- ognostischen Bereisung des Kreises Vorarlberg durch Hrn. A. R. Schmidt vorgelegt. Bei der vierten Generalversamwlung im Jahre 1842 wurde eine geognostische Karte, welche eine Fortsetzung der im verflossenen Jahre begonnenen Begehung des Öber- innthaler Kreises und zwar in südnördlicher-Richtung von Prad bis Vils, in ostwestlicher von der Grenze Vorarlbergs bis in die Gegend von Bieberwier, dargestellt von K. San- der, ferner der Bericht über die Schlussbegehung des Lan- des Vorarlberg, endlich eine vortrefllich gearbeitete geo- gnostische Karte des Landes Vorarlberg von Hın. R. Schmidt in Manuscript vorgelegt. Bei der fünften Generalversammlung im Jahre 1843 wurde eine geognostische Karte jenes 'Theiles des Oberinn- thales, welcher in den frühern Jahren noch nicht untersucht worden war, von Fr. Klingler und K. Trinker vorge- legt. Die Aufgabe in diesem Jahre war die geognostische Begehung des Oberinnthales dort fortzusetzen, wo sie im verflossenen Jahre abgebrochen worden war, weshalb sie in der Gegend von Ried und Serfaus ihren Anfang nahm — 157 — und sich über das Kaunerthal, beide Gehänge des Innthales von Ried bis Landeck, das rechte Innufer von Landeck bis Imst, das Pitzthal, das rechte Innufer zwischen Imst und Ropen, das ganze Oetzthal, und endlich über den noch übri- gen 'l'heil des Oberinnthales bis herab an die Melach, am Eingange ins Sellrainerthal erstreckte , so dass auf diese Weise die Begehung des Oberinnthaler Kreises gänzlich vollendet wurde. Bei der sechsten Generalversammlung im Jahre 1844 wurde eine geognostische Karte, welche sich über den gan- zen westlichen Theil des Unterinnthales, von Brixlegg bis an die Grenze von Oberinnthal, und über die zum letztern Kreisbezirke gehörige Gegend östlich von Scharnitz er- streckt, von Hrn. Klingler vorgelegt. Das durchforschte Terrain schliesst somit mehr als zwei Dritttheile des Un- terinnthaler Kreises in sich, und umfasst den ganzen nörd- lichen Abhang der Central- Gebirgskette vom Alpbacher- thale bis an die Öberinnthalergrenze mit dem vielverzweig- ten Zillerthale, dem nicht minder ausgedehnten Wippthale und Selrain, welche sämmtlich gegen das Innthal münden; ferner am linken Innufer die nördliche Grenzgebirgskette, vom Brandenbergerthale bis an die über Seefeld nach Baiern führende Poststrasse, mit dem Isarthale, der Riss, dem Pfans- und Achenthale, welche gegen Baiern sich öffnen, und die westliche Seite des Brandenbergerthales, das gegen Süden abfällt. Bei der siebenten Generalversammlung im Jahre 1846 wurden die Resultate einer ausgedehnteren geognostischen Begehung durch einen grossen Theil des Landes, welche Hr. K. Trinker auf Vorschlag des Hrn. Russegger unternommen hatte, mitgetheilt. Die Begehung dehnte sich aus von Kufstein über Kitzbüchel, den Pass Thurn nach Mittersill in Pinzgau. Von da über Mühlbach, Kriml und den Krimler Tauern in das Ahrnthal. Durch das Ahrn- und Taufererthal nach Bruneck , von Bruneck durch Enneberg, Livinallongo bis nach Agordo und zurück über Buchenstein und dem Pardoijoche ins Fassa- und Fleimserthal bis Pre- dazzo. Von da über das Sadolejoch durch Canal di St. Bo- vo, Vai di Tessino nach Strigno in Valsugana, von Strigno Be St _- % über Grigno, Primolano, Carpene in die Sette Communi nach Asiago, und wieder zurück in das Valsugana nach Levico. Von hier über Pergine, "Trient, Botzen nach Klausen, wei- ter über das Fortschelljoch ins Sarnthal und nach Trient zu- rück. Von Trient über Roveredo, Ala, den Monte Baldo nach Mori und Riva, dann durch das Val di Ledro, Giudi- caria über Pinzolo, und das Joch Ginaure nach Male, nach Cles und wieder zurück in das Val di Rabbi. Hierauf über das Joch beim Lago di Corvo in das Ultenthal nach Meran, und endlich durchs Vintschgau und Oberinnthal zurück. Es ergab sich, dass die Lagerungsverhältnisse in Süd- tirol zwar wesentlich von jenen in Nordtirol unterschieden sind, jedoch eine Regelmässigkeit beobachten, welche seibst bei der berüchtigten Verwirrung der Gesteinsschichte in En- neberg, Fassa und Fleims sich constant erhält. Bei der achten Generalversammlang im Jahre 1846 wur- den die Resultate der vorjährigen Begehungen, welche einen grossen Theil des südöstlichen Theiles von Tirol begriffen , nebst drei Gebirgsdurchschnitten, nämlich erstens vom Kal- sertauern über Mittenwald bis St. Sephan in Comelico, zwei- tens von Casenove über Borgo Cavria bis in die Gegend von Primör, und endlich drittens von Lavis über Vigolo, Folga- ria di Monte, Pasubio bis Schio von Hrn. Karl Trinker vorgelegt. In einem Zeitraume von drei Monaten wurde das linke Etschufer von Borghetto bis Trient mit Val Ronchi, dem Val Arsa und Terragnolo , der Gegend von Folgaria, und ferner das Valsugana auf dem rechtseitigen Brentaufer bis an die venetianische Grenze weiter, dann die Gegend von Primör , die östlichen im vorigen Jahre nicht besuchten Thäler von Fassa und Fleims, dann dieGegend von Ampezzo begangen , und dabei an den tauglichsteu Puncten die nöthi- gen Gebirgsverquerungen bis an die venetianischen Niede- rungen, 7. B. Verona, Schio, Bassano, Feltre u. s. w. vor- genommen. Dann durchkreuzte man Buchenstein und ver- folgte von Ampezz0 aus die Untersuchung des östlichen Pu- sterthales und des vielverzweigten Quellengebietes der Drau und Lienz von der Toblacherhöhe einerseits bis an die kärnt- nerische, salzburgische und venetianische Grenze, anderer- seits bis an das Tauferer- und Emnebergerthal bei Bruneck. — 159 — Bei der heurigen neunten Generalversammlung endlich warden die Resultate der vorjährigen geognostischen Bege- hung der drei südlichen Kreise von Hrn. Karl Trinker mitgetheilt, wobei man zuerst die T'häler des Mittelgebirges am linken Ufer der Etsch und Eisack bis zum Villnöserthal an der Grenze des Pusterthaler Kreises der genauen Unter- suchung unterzogen hatte, dann nach Begehung des Vintsch- gaues in das Val di Non und Val di Sol vorrückte, und end- lich die drei Landgerichte ia Judicarien mit dem Val di Le- dro, und dem zwischen der Sarka und der Etsch liegenden Gebirgstheile bis ins möglichste Detail durchforschte. Auch wurden drei Gebirgsdurchsehnitte, welche ziemlich parallel das Land von Westen nach Osten durchschneiden, nämlich erstens von der Landesgrenze im Val di Sorino über dem Monte Giove und Monte Stivo bei Arco bis Roveredo, zwei- tens von der Landesgrenze an der Vedretta di Lavis, über Stenico dem Lago Toblino und bis Trient, endlich drittens von der Landgrenze am Tonale über den Pellerspitz nach Pejo im Nonsberg bei Neumarkt vorgelegt. Gegenwärtig ist der Hr. Secretär Dr. Stotter, von dessen gründlichen Kenntnissen, patriotischem Eifer und un- ermüdeter Thätigkeit das: Beste zu erwarten steht, mit der Zusammenstellung aller dieser Daten beschäftigt, um die- selbe in eine grosse, aus neun grossen Folioblättern beste- hende Karte einzutragen. Diese Karte nun, welche im Far- bendruck ausgeführt werden soll und nach einem mit Hrn. Minsingen in München abgeschlossenen Kontrakt 4000 fl. C. M. kosten wird, hofft der Verein auf eigene Ko- sten herzustellen, wozu das Stammkapital von 5315 fl. 53 kr., welches der Verein besitzt, nicht würdiger und zweckmäs- siger verwendet werden könnte. Es wird also die nächste Generalversammlung im Jahre 1848 die letzte seyn, da der Verein seine Aufgabe, eine genaue geognostische Karte her- zustellen, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln gelöst hat, und das Land Tirol kann sich rühmen, unter den Provinzen der österreichischen Monarchie, die erste geognostische Spe- zialkarte zu besitzen. Hr. Dr. Hörnes zeigte ferner mehrere Panzerfrag- mente eines Gürtelthieres Psephophorus polygonus Herm. — 160 — v. Meyer vor, welche das k. k. Mineralienkabinet durch Hrn. Prof. Romer aus Presburg erhalten hatte. Die Stücke wurden am Sandberge bei Neudorf an der March nächst Presburg aufgefunden. Auch wurde eine durch Hrn. C. Rumler veranstaltete Lithographie eines grössern Panzer- stückes, welches von Hrn. Leonhard Hütter aufgefunden worden war, vorgezeigt. Hr. Herrmann v. Meyer, dem diese Lithographie nebst andern Zeichnungen zur Ansicht und Bestimmung zugesendet worden war, theilte hierüber Folgendes mit: ‚Es ist dies das merkwürdigste Stück von allen. Ein von Hautknochen zusammengesetztes Panzer- fragment eines Thieres, das ich sonach nur denen der Fa- milie der Dasypodiden vergleichen kann, die bisher lebend und fossil nur in Amerika bekannt waren. Einzelne Plat- ten der Art kannte ich bereits durch Hrn. Geheimrath v. Hauer. Das Thier ist jedenfalls neu. Ich bringe dafür den Namen Psephophorus polygonus in Vorschlag. Es wäre sehr zu wünschen, dass Fragmente, welche den Pan- zer ergänzen, so wie Skelett-Theile gefunden würden.‘ Hr. Dr. Hörnes theilte ferner mit, dass er von Hrn. Pop- pelack in Feldsberg die Anzeige erhalten habe, dass in der Sandgrube südlich von Nikolsburg zwischen Maiden- berg und Fünfkirchen die rechte Unterkieferhälfte des Di- nolherium giganfeum Kaup mit dem wohlerhaltenen, nach abwärts gebogenen Stosszahn aufgefunden worden sey. Bereits im vorigen Jahre wurden eben auch in derselben Sandgrube die "beiden obern Kiefer des Dinotheriums mit Knochen, die zum Oberkiefer, vielleicht auch zur Hirn- schale gehörten, gefunden; da sich aber diese an das Gau- menbein anschliessen, so waren sie mit unendlich vielen, durch Scheidewände von einander abgesonderten Zellen und diese grösstentheils mit Tegel angefüllt, und schon in der Erde liegend von der Verwesung stark ergriffen, zerbro- chen und sehr zerstört. Eine eingesendete Zeichnung die- ses merkwürdigen Fundes wurde vorgelegt. Bekanntlich hat Kaup in seiner „Deser iplion d’Ossements fossiles des Manmiferes‘“ den nach abwärts gebogenen Stosszahn nach aufwärts gestellt; in seiner spätern Beschreibung des Dino- — 161 — Iherium giganleum wurde jedoch dieser Irrthum berichtigt. Dieser neue Fund ist eine abermalige Bestätigung der Rich- tigkeit der neueren Ansicht desHrn. Kaup. Auch ist die Hoff- nung vorhanden, dass in dieser reichen Fundgrube, in welcher binnen kurzer Zeit Zähne und Knochenreste von zwölf Säugethierarten aufgefunden worden sind, welche alle in dem Troppauer Museum aufbewahrt sind, bald auch Theile des Skelettes dieses Thieres aufgefunden werden, wodurch endlich der Streit, der gegenwärtig noch unter den Paläon- tologen über die Stellung dieses Thieres im Systeme herrscht , entschieden werden könnte. Hr. Dr. Hörnes zeigte schliesslich den wohlerhaltenen linken letzten und den linken vierten Zahn des Unterkie- fers von Hippolherium gracile Kaup, den rechten untern Schneidezahn des Acerolherium ineisivum Kaup und end- lich Geweihfragmente von Cervus priscus Kaup vor, wel- che in das k.k. Mineralienkabinet gebracht wurden. Sämmt- liche fossilen Reste stammen aus der Sandgrube nächst der St. Marxer-Linie des Hrn. Johann Furchheimer und wurden wenige Klafter östlich von jener Stelle aufgefun- den, wo der Oberschenkelknochen (Femur) eines Masto- don gefunden worden war, über den Hr. Franz v. Hauer bereits am 18. Juni Bericht erstattet hat. Hr. Dr. Adalbert Heinrich sprach über die Verbreitung zweier nicht einheimischer Pflanzen. Xanthium spinosum L., zuerst am westlichen Abhange des Spielberges bei Brünn ent- deckt, fand später Hr. Gubernialrath Tkany auch um Eiben- schütz und andern Orten und Hr. Kamprad bei Nentit- schein, ‚Alles Orte, in welchen 'Tuchweber häufig sind. Weitere Nachforschungen haben ergeben, dass sich die Pflanze gerade an jenen Stellen gezeigt habe, welche zur Ablagerung des Schuttes und der Abfälle der gewerbtrei- benden’ Klasse dienten, und über Nachfragen ergab sich, dass die Wollweber bei Reinigung der Wolle unter dem Namem „Mispeln‘ Sawenkapseln dieser Pflanze entfernen, und unter die Abfälle werfen. Da diese 'Tuchweber ihre Wolle aus Ungarın beziehen, so hegt der Schluss nahe, — 16? — dass durch die Wolle der Schafe die Samen dieser Pflanze im Wege des Verkehres an den bezeichneten Ort gelangt sind. Vor dem Stubenthore in Wien, wo sich ebenfalls W ollmaga- zine befanden, zeigt sich heuer dieselbe Pflanze kurz nach- dem diese Magazine abgerissen wurden. Inula Helenium L. fand sich bei Stramberg in der Ge- gend von Neutitschein in der Nähe eines Schweinstalles und die näheren Nachforschungen ergaben, dass der Besi- tzer die Bewohner dieses Stalles aus dem südlichen Ungarn erhalten hatte, und diese anschnliche Pflanze erst nach An- wesenheit dieser Thiere in der Nähe der Behausung empor- sproste. Die krausige Gestalt der Borsten der sogenann- ten Bakonier Säue, und die mit Widerhäkchen versehene aarkrone der Achenen dieser Pflanze machen es daher höchst wahrscheinlich, dass das 'Thier dieselben bis dorthin eingeschleppt habe. Hr. Bergrath Haidinger benachrichtigte durch Hrn. Franz v. Hauer die anwesenden Theilnehmer an der Sub- scription zur Herausgabe der „‚naturwissenschaftlichen Ab- handlungen ‚* dass der Druck des Vorberichtes zu dem ersten Bande bereits im Gange begriffen sey, und dieser daher ehestens werde abgeliefert werden können. Es habe sich dabei die Subseriptionsliste wieder ver- gvössert, und zwar haben insbesondere Se. k.k. Hoheit der durchlauchtigste Erzherzog Franz Karl Höchstihre Theilnahme an der Subscription gnädigst zu erklären ge- ruht. Aber so wie in einer frühern Versammlung der Bei- tritt zweier durchlauchtigster k. k. Prinzen und Erz- herzoge, Rainer und Lud wig, gemeldet werden konnte, eben so sey auch diesmal noch eine Mittheilung zu machen. Einen schönern Namen würde Bergrath Haidin- ger nicht mehr nennen können, als den Seiner Majestät des Kaisers, welche allergnädigst geruhten, für fünf Exemplare die Subseription zu genehmigen, und zwar mit der Widmung für folgende Bibliotheken: il. Der k. k. Hofbibliothek, 2. der Allerhöchsten Privatbibliothek, — 163 — 3. der Bibliothek der k. k. Hof-Naturalienkabinete. 4. der Bibliothek derk.k. Gesellschaft der Aerzte in Wien, 5. der k. k. Universitätsbibliothek in Wien. Es sey dies die Krone der Ereignisse in der Geschichte des Unternehmens der Herausgabe, gleich erhebend für die Gegenwart, wie anregend und ermuthigend für die fortge- setzte Thätigkeit in der Zukunft. >, Versammlung, am 13. August. Oesterr. Blätter für Literatur u. Kunst vom 13. Bugust 1847. Hr. J. Czjzek zeigte die von ihm selbst verfasste und von dem k. k. militärisch - geographischen Institute mit be- sonderer Genauigkeit ausgeführte geognostischeKarte der Umgebungen Wiens vor, die er, versehen mit einer Erklärung, herauszugeben im Begriffe steht. Die Karte umfasst einen Flächenraum von 51 Quadrat- MAL ORL 1 j meilen in einem Massstabe von a oder 3 Zoll = 1 Meile. Obwohl wir mehrere geognostische Karten über dieselbe Gegend besitzen, und zwar besonders in neuerer Zeit durch die vortreffliche geognostische Karte des Beckens von Wien vom Hrn. Custos des k.k. Hof-Mineralienkabiuets Paul Partsch und durch die von Hrn. Bergratı Wilhelm Hai- dinger ins Leben gerufene geognostische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie mit einer anschaulichen Dar- stellung der geoguostischen Verhältnisse unseres Landes bereichert wurden, so war doch für Oesterreich beson- ders für die Umgebungen der Hauptstadt ein genaues De- tail der einzelnen Schichten noch von Niemanden so ersicht- lich dargesteilt, wie sie der viel grössere Massstab der ge- genwärtige Karte ausführbar machten. Da eine solche Karte sowohl für die Interessen der Wis- senschaft als auch für die Zwecke der Oekonomie, Wald- wirthschaft und für andere in das praktische Leben eingrei- fende Benützung der verschiedenen Erd- und Gesteinslagen anwendbar seyn dürfte, so hat Hr, C2jzeck, angeeifert — 164 — durch manche sehr detaillirt ausgeführte geognostische Karten auswärtiger Staaten, die den praktischen Werth solcher Karten begriffen und aus staatsökonomischen Zwe- cken ausführen liessen, schon vor mehreren Jahren begon- nen seine Mussestunden geognostischen Beobachtungen in der Umgegend Wiens zu widmen. Ausführliche Studien zu machen, gaben ihm Gelegenheit, die ehrenden Aufträge zu geognostischen und montanistischen Aufnahmen und Be- gehungen für das k. k. Oberst- Hof- und Landjägermeister- amt, für das hohe Montan-Aerar, für die k. k. priv. Do- nau - Dampfschifffahrts-Gesellschaft, für mehrere hohe Herr- schaften und für Private. Ueberdies veranlasste ihn dies Bedürfniss einer genauen und detaillirt ausgeführten geog- nostischen Karte aus eigenem Antriebe die gemachten Er- fahrungen zu vervollständigen, und ein geschlossenes Bild der geognostischen Verhältnisse der Umgebungen Wiens zu liefern, das er hiermit zur allgemeinen Benützung und zur Vervollständigung der Oeffentlichkeit übergibt. Dass hierin eine mehrjährige Arbeit liegt, wird jeder Sachkundige einsehen, der die Kräfte eines Einzelnen er- wägt, und der weiss, dass hierzu keine Vorarbeiten und früheren detaillirten Aufnahmen, die Hr. Czjzek hätte be- nützen können, bekannt waren. Der ganze auf der Karte vorliegende Terrain besteht theils aus niederem Hügellande, theils aus steiler aufstei- genden gebirgigen 'Theilen. Letztere unter dem Namen Wiener Wald bekannt, sind die nördlichsten Ausläufer der norischen Alpen; im Bereiche der Karte erhebt sich jedoch kein Punct derselben über 3000 Fuss absoluter Höhe. Die grössten Erhebungen dieses Theils bildet der Alpenkalk, nicht so hoch steigt der Wiener Sandstein an, der in den nördlichen Theilen von der Donau durchbrochen, jenseits derselben noch in zwei getrennten Bergreihen, im Rohr- walde und Bisamberge in nordöstlicher Richtung fortsetzt. Südöstlich von diesem Gebirgszuge, jedoch schon ausser- halb der Grenzen der Karte erhebt sich die nicht zusammen- hängende Bergreihe des Rosaliengebirges, des Leithagebir- ges und der isolirten Hainburger Berge, dann jenseits der Donau das Marchgebirge oder die kleinen Karpathen. Das — 165 — Grundgestein dieses Zuges bildet grossentheils Gneis und Glimmerschiefer,, theilweise auch Grauwackenkalkstein, in der Nähe Presburgs aber ist der Kern Granit. Zur Ueber- sicht der eben bezeichneten Gebirge wurde die geognosti- sche Karte des Beckens von Wien von Hrn. Kustos Partsch vorgezeigt, welche die ganze Ausdehnung des grossen einst mit Meer gefüllten Beckens anschaulich macht. Zwischen den genannten höheren Gebirgen haben sich die jüngeren Gebilde, welche gegenwärtig die weiten Ebenen und das niedere Hügelland bilden, aus den Strömungen der weitläufi- gen Meere und in den späteren kleineren Seen abgesetzt. Alle diese Gewässer sind nach Durchbrechung der sie be- grenzenden Dämme abgeflossen, und der ehemalige Meeres- grund bildet nun ein Land, das allein noch von den der Donau zueilenden Bächen bewässert wird, und je nach den erfolgten Meeresabsätzen mehr eder weniger fruchtbar ist. Kleine Veränderungen dieses Terrains sehen wir noch unter unseren Augen vorgehen, und diese Veränderungen der Jetztperiode sind es, welche uns die Erscheinungen der Vergangenheit erklären, daher auch die nähere Beschrei- bung der Schichten von den jüngsten beginnt und zu den älteren übergeht. Wir sehen die Bildungen des gegenwärtigen Alluviums durch fliessende süsse Wässer hervorgebracht, darunter zei- gen sich oft sehr mächtige Anhäufungen, die ebenfalls noch in süssen Wässern entstanden, aber mit bedeutenden Zer- störungen verbunden seyn mussten, der neueren Meinung der Naturforscher zufolge wäre das eine sehr kalte Periode gewesen, in der ungeheure Gletscher alle höheren Gebirge bedekten, theils grosse Blöcke und Schotter aus den Ge- birgen trugen, theils durch Abreibung des Grundgebirges bei ihrer Fortbewegung grosse Massen eines sandigen Lehms erzeugten, der in unserer Gegend grosse Flächen bedeckt. Auch kleinere Süsswasserseen haben zu dieser Zeit eine grosse Menge Schotter aus den nächsten Gebirgen auf ihrem Grunde abgesetzt. Dies ist das Diluvium. Unter diesen Schichten finden sich Ablagerungen, die nach ihrem Inhalte an thierischen und Pilanzenresten auf eine wärmere Periode als dıe jetzige schliessen lassen. Es sind — Hi mächtige Massen von Meeresabsätzen, worin sich nicht sel- ten auch Reste von riesigen Landthieren finden. Dies sind Tertiärschichten. Unter diese mehr als 600 Fuss tief rei- chende Massen ist man noch nicht gedrungen, aber an den Abhängen des Rosaliengebirges sieht man Schichten aus der Tiefe steigen, welche die Vermuthung begründen, dass auch in der Tiefe des Beckens mächtige Schotter- und Sand- lagen abgesetzt waren, die in süssen Wässern entstanden. Das hierauf zu unterst folgende Grundgebirge, der Wiener Sandstein und der Alpenkalk, welche ein viel hö- heres Alter als die Tertiärschichten behaupten, sind offen- bar Meeresproducte, da sie nur allein Reste von längst ausgestorbenen Meeresgeschöpfen enthalten. I. Das Alluvium hat in der Karte zwei Bezeichnungen. 1. Die Anschwemmungen der Gewässer sind weiss ge- lassen, und 2. die Kalktuffe mit grünen Ringelchen bezeichnet. Beide entstehen und verändern sich unter unseren Au- sen. Die Flüsse setzen abgerissene und abgeschwemmte Erdtheile auf tieferen Theilen wieder ab, und so entstehen die sich mannigfach verändernden Inseln der Donau, wel- che bald von Vegetation überwuchert werden. Der Schlamm der Donau reicht auf offenen Stellen weit über ihre Ufer und bildet ein fruchibares Land. Der Kalktuff entsteht fortwährend noch an vielen Stellen des gebirgigen Theils aus dem Kalkgehalte von Kohlensäure führenden Quellen. IH. Das Diluvium ist auf der Karte mit drei Farben bezeichnet. 1. Die Erratischen Blöcke bezeichnen Karmin-Punete. 2. Die Diluvialgerölle und Geschiebe sind grau und 3. der Löss ist lichtbraun gehalten. Erratische Granitblöcke finden sich vorzüglich auf den nordwestlichen Abhängen des Wiener Waldes und seiner Fortsetzung jenseits der Donau, nämlich des Rohr- waldes vor. Vorzüglich in der Nähe von Stockerau liegen oft mehrere tausend Zentner schwere Blöcke umher , die aus der sie umgebenden Dammerde oft kaum herausragen. Der Granit enthält meistens viel röthlichen Feldspath. Diese — 1617 — Granite hält A. v. Morlot für erratische Granitblöcke, die im Wiener Sandsteine eingelagert sind. Nördlich von Stockerau aber liegen sie sämmtlich auf tertiärem Boden, während sich im Wiener Sandstein hievon keine Spur zeigt. Das Diluvialgerölle findet sich vorzüglich am Steinfelde in der Ebene bei Wiener - Neustadt, wo es mit wenig: Dammerde bedekt einen sterilen Boden bildet. Es besteht aus ziemlich abgerundeten, theilweise conglutinir- ten Geschieben von Alpenkalk und Wiener Sandstein, die sich auf dem Grunde eines kleineren Süsswassersees in bedeutender Mächtigkeit sammelten. Mit ähnlichen, jedoch weniger abgerollien, meist aus Wiener Sandstein bestehenden Geschieben ist auf einigen flachen Erhebungen des Tertiärbodens der Löss in geringer Mächtigkeit bedeckt. Der Löss, ein lichtgelber etwas sandiger feiner Lehm, bedeckt oft in dünnen Lagen grosse Strecken der älteren Schichten, hat sich aber auch in bedeutender Mächtigkeit in den nördlicheren T'heilen des dargestellten Terrains ab- gesetzt, wo er sich durch tiefe Einrisse und steile Wände bemerkbar macht. Er ist von einer unglaublichen Zahl von Süsswasserschnecken erfüllt, die Suceinea oblonga Drap. und Helix sericea Müller begleiten ihn durchgehends. Häufig finden sich darin Knochenreste von Klephus pri- migenius Blum. in den mächigen Lösslagen bei Krems. Neuere Ansichten bezeichnen den Löss als Reibungs - Pro- duct der Gletscher. II. Die Tertiärschichten sind mit acht Farben be- zeichnet. 1. Süsswasserkalk hochgelb. 2. Schotter und Sandlagen lichtbraungrün. 3. Conglomerate dunkelgrün. 4. Leithakalk schwarzgrün. 5. Sand mit Tegellagen lichtgelbgrün. 6. Sandstein und‘ Cerithienkalk dunkelbraungrün. 7. Tegel lichtblaugrün. 8. Braunkohlenspuren braun. Der Süsswasserkalk steht nur in kleinen Partien zu Tage, am mächtigsten zeigt er sich auf der Spitze des_ — 168 — Eichkogels bei Mödling. Die unteren Theile sind fast stets Kieselkalk. Ueber dem Schotter findet man oft kleine Con- cretionen hievon, aber fast nirgends fehlt die ihn charak- terisirende Helix nemoralis Linne. Der Schotter aus Geschieben von Urgesteinen und Quarz wechselt mit Sandlagen ab, und enthält oft ganz conglutinirte Schichten. Er enthält sehr selten Muschel- reste, dagegen liefert die tiefe Schottergrube nächst dem Belvedere zu Wien. nächst anderen Knochenresten häufig auch solche des Acerotherium ineisivum Kaup. Die Kno- chenreste finden sich auch in älteren Schichten, daher Hr. Dr. Moriz Hörnes daraus für verschiedenartige ein glei- ches Alter oder sogenannte Aequivalente der Schichten im Wiener Becken abgeleitet hat. Conglomerate meist aus Geschieben des Alpenkal- kes bestehend mit einem kalkigen Cemente fest vereint nehmen an den Rändern des ehemaligen Beckens meist die obersten Stellen ein. Sie scheinen durch den Wellenschlag gebildet, und finden sich theils im Leithakalke selbst, theils sind dem Leithakalke verwandte Concretionen darin be- merkbar. Ostreen erweisen diese Conglomerate als Producte eines salzigen Meeres. Der Leithakalk, eine mächtige Küstenbildung vor- züglich am Leithakalke ausgebreitet, besteht aus Anhäu- fungen von Korallen, wo diese auch gelebt haben müssen und diese Corallenbänke bildeten. Er ist von verschieden- artiger Consistenz und liefert die trefflichsten ‚Werksteine. Die Schichtung oft mit Thonlagen wechselnd, an mehreren Puncten des Leithagebirges bei 30 Grad abfallend, macht die Hebung des Grundgebirges wahrscheinlich. So wie alle Korallenbildungen nur eine gewisse Tiefe des Wassers er- reichen können, so zeigen auch unsere mächtigen Ablage- rungen dieses Korallenkalkes eine allmälige Zunahme der Gewässer oder ein allmäliges Sinken des Grundgebirges, daher der Leithakalk eine gleichzeitige Bildung mit den älteren Schichten seyn mag, so dass, während die Korallen am Rande ihre Felsen bauten, in der Mitte des Beckens der Teget durch allmäligen Absatz sich bildete. Der Leithakalk — 169 — enthält nebst vielen Meeresresten auch häufig Bez von Landthieren. Der Sand, ein feiner Quarzsand mit untergeordneten Tegellagen und Geröllschichten, ist eine theilweise mit dem darunter liegenden Tegel selbst identische Schichte, denn die darin oft in grosser Menge vorkommenden Fossilien lassen auf ein verschiedenes Alter desselben schliessen. Eine der obersten Schichten ist wohl der bei Pötzleinsdorf vorkommende Sand, der so viele wohlerhaltene Pracht- exemplare lieferte von Cylherea Chione Lum., Lucina co- lumbella und divaricata Lam., Tellina complanata Linne etc. Aeltere sind die Sandschichten bei Sievering, Hernals, Trivitzberg , Ulrichskirchen. Eine im Sande vorkommende Lehmschichte eines gelben fetten, sehr kalkhältigen Tho- nes enthält oft reiche Fossilienanhäufungen, die eine Aehn- lichkeit mit den Schichten des darunter liegenden Tegels zeigen. Im Sande sind häufig mächtige Lagen eines geschich- teten Sandsteines anstehend, der wegen seinem als Zement dienenden Kalkgehalt feste Bänke bildet. Die darin angehäuften Muschelfragmente mögen die Cementirung die- ses Gesteines befördert haben. Vorzüglich häufig kommt Cerithium inconstans Bast. vor und fehlt in keinem dieser Kalke, daher denselben Hr. Cz2zjzek auch Cerithienkalk nannte, um den Namen Grobkalk zu vermeiden. Ueberdies ist er angefüllt mit einer grossen Menge von oft kaum kenn- baren Muscheltrümmern; die balrkesen darunter sind Ve- nus, Cardien und Trochusarten, wie sie auch in den Te- gelschichten vorkommen. Der Tegel hat eine ungemeine Mächtigkeit und fast durchaus einen grossen Reichthum an Fossilien. Die in Wien gebohrten artesischen Brunnen am Getreidemarkte und nächst dem Bahnhofe der Gloggnitzer Eisenbahn geben einen Begriff von der Mächtigkeit dieser Schichte, da er- sterer Bohrbrunnen 579 Schuh, letzterer 652 Schuh tief, die Tegelschichte noch nicht vollständig durchsunken hat. Die einzelnen Schichten des Tegels hat Hr. Franz Ritter v. Hauer untersucht und darin 4 Abtheilungen, die durch ihren Gehalt an Fossilien-Resten sich dem Alter nach un- Freunde der Naturwissenschaften in Wien. III, Nr. 2, 12 ? nn u 8 terscheiden, aufgefunden. Die oberste Schichte auf % Klafter Tiefe reichend, ist charakterisirt durch Melanopsis Martiniana, Congeria subglobosa und spalulata. Die zweite Schicht reicht bis zu eirer Tiefe von etwa 60 Klafter und enthält nur wenige Petrefakten, darunter einige Cardien und zwei Arten Foraminiferen aus der Fami- lie Rotalina und Rosalina nebst einigen Citherinen. Die ‘dritte Abtheilung bis zu 80 Klafter Tiefe ist un- gemein reich an verschiedenen Fossilien, darunter ist bezeichnend Cerilhium inconstans, Venus gregaria, Bul- lina Okeni. } Die vierte und unterste Schichte charakterisirt vorzüg- lich nebst vielen Arten von Foraminiferen eine Rissoa und Puiudina, die man bisher an der Oberfläche des Tegels noch nirgends auffand. - Tiefere Schiehten konnten in den Becken selbst noch nirgends erreicht werden, doch ist es sehr wahrscheinlich » dass, so wıe auf den Abhängen des Rosaliengebirges be- merkbar ist, unter dem Tegel mächtige Gerölle und Sand- lagen verflächen und auf dem Grunde des Beckens wahr- scheinlich sich noch mächtiger ausbreiten werden. In den Tertiärschichten finden sich als besondere La- gerstätten vom bituminösen Ho!ze und Braunkohle. Das bituminöse Holz, aus Dikotyledonen - Hölzern be- stehend, findet sich nur in den oberen Schichten der ter- tiären Ablagerungen und ist nur von Sand, regenerirtem Thone und Gerölle bedeckt. Häufiger finden sich diese La- gen an den östlichen Grenzen des Beckens. — Die ältere Braunkohle, wahrsckeinlish aus Torflagen gebildet, findet sich an den bereits aufsteigenden Rändern des Beckens in dem Sande der untersten Schichten und oft auf das Grund- gestein selbst aufgelagert. Der Boden, worauf dieses Tertiärbecken abgelagert wurde, ist ohne Zweifel aus denselben Gesteinen gebildet, wie die angrenzenden höher aufsteigenden Gebirge; in der Gegend Wiens ist es der Wiener Sandstein und südlicher der Alpenkalk. IV. Die secundären Gebirge sind auf der Karte mit fünf Farben bezeichnet. . Der Wiener Sandstein lichtgelb. . Der Alpenkalk blau. Der Gyps zinnoberroth. . Hornsteinausscheidungen dunkelblau. . Schwarzkohlenspuren schwarz. Der Wiener Sandstein und Alpenkalk enthalten in unserer Gegend schr wenige Fossilien, die auf das re- lative Alter dieser Gesteine schliessen lassen. Beide sind aber so weit verbreitet, dass es sicher Stellen geben wird, welche einen vollständigen. Aufschluss gewähren werden. Nach West läuft der Wiener Sandstein am nördlichen Rande der Alpen bis nach Frankreich und taucht selbst in den süd- lichen Pyrenäen wieder auf. Nordöstlich setzt er in die Kar- pathen fort und verläuft sich nach mehreren Puncten Sieben- bürgens. Es ist zu hoffen, dass besonders die Karpathen durch den Forschungseifer der Professoren Zeuschner und Kner Aufschlüsse geben werden, denn in der Gegend Wiens geben die häufig vorkommenden Fucoiden keinen An- haltspunct. Aus jener Region, wo bereits der Kalk mit dem Wiener Sandsteine alternirt, hat Professor Unger Pflan- zenabdrücke aus dem Liassandsteine gefunden nnd be- schrieben. Der Wiener Sandstein zeigt fast durchgehends ein Strei- chen von Ost nach West mit südlichem Verflächen von gros- ser Steilheit. An dein südlichen Rande dieses Sandsteinzu- ges alternirt der Kalk in mehreren Lagen, bis endlich mäch- tige Kalkpartien den Sandstein ganz überdecken. Der Alpenkalk wird wegen seinem reicheren aber auch noch wenig erforschten Inhalt von Fossilien mehr Auf- schluss geben, vorzüglich werden jene Länder dazu geeig- net seyn, wo der Kalk in steileren Gehängen ansteht und natürliche Durchschnitte die Auf- und Uecberlagerungen er- sichtlich machen. Von den in Tirol bei den geognostischen Begehungen aufgefundenen vier deutlich unterscheidbaren Unterabthei- lungen des Kalkes finden sich bei Wien mehre Glieder. Zu der untersten Abtheilung des bituminösen regelmässig ge- schichteten Kalkes gehört die kleine Kuppe im k. k. Thier- garten nächst dem Teichhause, die voller Enkrinitenreste ist. 197 mu. a — 172 — Der dolomitische Kalk, als die nächst höhere Lage, ist in unserer Gegend am meisten verbreitet. Auch von der höchsten horssteinführenden Lage mit Ammoniten und Nau- tiliten kommen ähnliche Lagen in geringer Ausdehnung hei St. Veit nächst Wien und in den Kalkpartien nördlich von Altenmark vor. Gypse, nach Bergrath Haidinger während der Dolo- mitisation der Kalke entstanden, finden sich in einer fast fort- laufenden Reihe, theils auf dem Wiener Sandsteine, theils auf dem Kalke aufgelagert, oft enthalten sie Spuren von Steinsalz, wie dies bei dem Gypsstocke in der Brühl vorzüg- lich der Fall ist. Die Horusteinausscheidungen zeigen sich theils im Wiener Sandstein, ja derselbe geht selbst in eine horn- steinartige quarzige Masse über, theils führen Kalkpartien solche Ausscheidungen. Besonders mächtig steht der Horn- stein am Feuersteinberge bei Pressbaum und bei St. Veit nächst Wien an. Das Vorkommen der Schwarz kohle im Wiener Sand- stein lässt auf ein verschiedenes Alter derselben und auf einen verschiedenartigen Ursprung derse!ben schliessen. Im Wiener Sandsteine, stellenweise in Körnern und kleinen Stücken mit Thon und Sand gemengt, ist ein häufiges Vor- kommen, regelmässige Kohlenflötze sind seltener und stets sehr verworfen. In der Nähe des Kalkes aber, wo er mit Sandstein alternirt, fanden sich im Liegenden des Kalkes oft anhaltende und schöne Flötze dieser Kohle. Hr. Dr. K. Wedl sprach über den Muskelappa- rat der Regenbogenhaut (lris) und Gefässhaut (Choroideu). „Erst in neuester Zeit stimmen die meisten Anato- men darin überein, dass der menschlichen Iris organische Muskelfasern zukommen. Die Darstellung derselben unter- liegt manchen Schwierigkeiten, mir wollte es wenigstens nie gelingen, an frischen oder macerirten Augen zu einer genauen Ansicht derselben zu gelangen, ich benützte daher die verdünnte Chromsäure , welche die Muskelfasern sprö- der macht. und die Darstellung um Vieles erleichtert. — 173 — Ich liess zu dem Behufe Augen einige Wochen bis Monate lang in sehr verdünnter Chromsäure liegen (nach Hann o- ver’s Angabe) ; ich bemerkte sodann, dass sich das locker anklebende Pigment der menschlichen Iris leicht wegscha- ben lässt und man zur Ansicht eines wulstigen Ringes an dem Pupillenrande der hintern Fläche kömmt, welchen Ar- nold als verdichtetes Zellgewebe beschreibt. Diese wul- stige Erhabenheit ist ungefähr ein Viertel Wiener Linie breit, deutlich abgegrenzt. Mittelst des Mikroskopes kann man sich auf das Genaueste überzeugen, dass die Wul- stung zum Theil von Fasern gebildet wird, welche den Pupillarrand der Iris umkreisen; sie sind bündelweise an- einander gereiht, und haben einen mehr geraden, gestreck- ten Verlauf. Der Durchmesser der Elementarfaser beträgt 0,00001 Wiener Zoll. Sie unterscheiden sich wesentlich von den Zellgewebsfasern, welche einzeln und unregelmässig vertheilt sind, und von den Bindegewebsfasern, welche zwar in einer Richtung nebeneinander geordnet ziehen, je- doch sind ihre Bündel nicht so symmetrisch geordnet , wie bei den organischen Muskelfasern, auch erhalten sie nicht durch verdünnte Chromsäure die Rigidität dieser und beob- achten einen oft wellenartigen Verlauf mit grossen und seichten Ausbeugungen. Es kommen daher jenen Kreisfa- sern der Iris, deren Existenz zuerst Valentin und Lauth genauer erwiesen, alle Attribute der organischen Muskel- faser zu und man dürfte daher den wulstigen Ring am Pu- pillarrande der Iris wirklich als einen Schliessmuskel dersel- ben betrachten. Zuweilen gelingt es mittelst einer feinen Pincette diesen kleinen Muskel abzutragen, wo sodann die nach vorne gelagerten Longitudinalfasern zurückbleiben, welche vom Pupillar- zum Ciliarrande der Iris ziehen und sich daher mit den Kreisfasern unter einem rechten Winkel kreuzen. Bie Verengerung der Pupille wird ohne Zweifel durch die Zusammenziehung dieser Kreisfasern bewirkt.‘ „Ernst Brücke führt in seinem gediegenen Aufsatze über den Musculus Cromptonianus und den Spannmuskel der Choroidea (Müller’s Archiv 1846, Heft IV) an, dass der letztgenannte Muskel dem Menschen und den Säuge- thieren auch nicht fehle und sehr leicht zu finden sey, denn —_ 174 — er ist nichts anderes als der hellgraue Ring, welchen man auf der äussern Fläche des vorderen Theiles der Choroide«a nach Ablösung der Sclerolica findet, und der bis jetzt unter dem Namen Ligamenlum ciliare, Orbiculus ciliaris, Plexus ciliaris, Gunglion ciliare u. s. w. eine so traurige Rolle gespielt hat. Ferners sagt er, dass seine von vorne nach hinten verlaufenden Fasern einerseits mit einem starken fibrösen Fasernetz, das beim Menschen die innere Wand des canalis Schlemmüi bilden hilft, an der Grenze zwischen der Sclerolica und Cornea befestigt seyen, andererseits inse- riren sie sich innerhalb einer ziemlich breiten Zone an dem vorderen Theile der Choroidea, so dass man über die Wir- kungsweise des Muskels, die Choroidea nämlich zu span- nen, eben so wenig in Zweifel seyn kann, wie bei den übrigen Thierklassen. Meinen Untersuchungen zu Folge finden sich nebst den Längsfasern auch solche vor, die sich mit diesen unter einem rechten Winkel kreuzen, und beide der Art verlaufende und bei dem Menschen der organischen Muskelfaser gleich beschaffene Fasern bilden die äussere Schichte des sogenannten Ligamentum ciliare, während die unterliegende Schichte Zellgewebsfasern enthält. Sie inseriren sich nicht innerhalb einer breiten Zone an dem vordern Theile der Choroidea, sondern sie umziehen den ganzen äussern Umfang dieser Haut. Die Darstellung die- ser organischen Muskelhaut der Choroidea gelang mir an den mit verdünnter Chromsäure behandelten menschlichen Augen, seltener durch Abziehen der äussersten Schichte der Choroidea mittelst einer Pincette, da man gewöhnlich ein ganzes Stück der Gefässhaut einreisst, auch bleibt in den meisten Fällen die Muskelschichte beim Lostrennen der Choroidea an der Sclerotica hängen. Man schabt sie da- her am besten von letzterer mittelst eines Messers ab oder trägt mit einer Pincette die noch anhängenden Fasern ab. Bei den Wiederkäuern gleichen dieselben mehr den Binde- sewebsfibrillen , ihre Darstellung gelingt sehr leicht, ins- besondere kann man sich bei jenen von der rechtwinkeligen Durchkreuzung der Fasern überzeugen. Wie weit sich die Wirksamkeit derselben erstrecke, ob blos auf die unterlie- sende Gefässschichte, oder etwa gar auf die in dem Glas- —- 175 — körper befindliche Flüssigkeit, lässt sich vor der Hand noch nicht bestimmen.“ „Schliesslich muss ich noch eines Zuges von Fasern er- wähnen, welche erst zum Vorschein kommen, wenn man die Iris sammt der anliegenden Choroidea abgezogen hat, und zwar ebenfalls bei mit verdünnter Chromsäure behan- delten menschlichen Augen. Diese Fasern befinden sich gerade an der Vereinigungsstelle zwischen Cornea und Sclerotica, bilden einen flachen wulstigen Ring, der kaum ein Drittel Wiener Zoll misst, und lassen sich im Halb- kreise mittelst einer Pincette abtragen;; sie verlaufen daher im Kreise an der innern Fläche der Cornea. Unter dem Mikroscop betrachtet gleichen sie eher den Bindegewehs-, als den organischen Muskelfasern.“ Hr. Bergrath Haidinger Ind die anwesenden Theil- nehmer an der Subscription zur Herausgabe der „Natur- wissenschaftlichen Abhandlungen“ ein, den ErstenBand derselben für das Subseriptionsjahr vom 1. Juli 1846 bis 1. Juli 1847 in Empfang zu nehmen. Der schöne gehaltrei- che Quartband enthält 60 Bogen Druck und 22 trefflich aus- geführte lithographirte Tafeln. Ein Vorbericht ist vor- angestellt, der Alles enthält, was die aufeinanderfolgenden Verhältnisse der Entstehung desselben bezeichnet, Vor- wort zum Bande, Vorwort zu dem im vorigen Herbst aus- gegebenen Probehefte, endlich die Ankündigung des Unter- nehmens mit dem Datum des 28. Mai 1846. Wahrhaft gross- artig werden die Namen in der Subscriptionsliste eröffnet. Se. Majestät der Kaiser und fünfk.k. Prinzen und Erzherzoegean der Spitze. Bereits sind 165 Subsceriptionen gewonnen, darunter kürzlich noch die Geolo- gen Sir Roderiek Murchison und de Verneuil. — Bergrath Haidinger sandte ein einziges Exemplar als Ehrengabe aus , und zwar an den deutschen Forscher Alex- ander v. Humboldt. Mit Tauschanerbieten wurden die Abhandlungen und Berichte an 149 naturwissenschaftliche Institute, Gesellschaften und Redactionen versendet. Der Rechnungsabschluss weist eingegangene Ausgabs- verbindlichkeiten von 4253 fl. EC. M. nach. Sie sind zum —_— 176 — Theil durch die erhaltenen Beträge mit 2323 Il. 42 kr. ausge- glichen und durch rückständige Einzahlungen von 920 fl. ge- deckt. Für die übrigen 909 fl. 18 kr. endlich fehlt die unmit- telbare Deckung. Dagegen wurden an Druckwerken, Ab- handlungen und Berichten 12750 fl. Werth hervorgebracht, von denselben bereits für 6670 fl. vertheilt, so dass noch 6080 fl. Werth zur Deckung jenes- Betrages übrig ist. Als eigentlicher Aktivstand bleibt demnach die Summe von 5170 fl. 42 kr. Indessen hofft Bergrath Haidinger, dass auch für das erste Jahr noch nachträgliche Subseriptionen eingehen werden, und das Unternehmen überhaupt immer- fort wachsen wird, nun um so rascher, als unsere gediegene Leistung zur allgemeinen Ansicht in den Händen der Theil- nehmer und in der k.k. Hofbuchhandlung der Herren Brau- müller und Seidel zur Einsicht vorliegt. An diese Darstellung schloss Bergrath Haidinger die Einladung an die verehrten 'Theilnehmer, sowohl die noch rückständigen als auch die für das zweite Subseriptionsjahr vom 1. Juli 1847 bis 1. Juli 1848 bestimmten Beiträge freund- lichst ihrer Bestimmung zuführen zu wollen. Der Inhalt des Bandes wurde bereits in einer frühern Versammlung am 2 Juli aufgezählt, hier wurde insbeson- dere noch die vortreffliche Ausführung der reichen lithogra- phischen Tafeln, vorzüglich die von Pöschl und Har- tinger hervorgehoben, die sich dem Besten gleichstellen, was irgendwo in dieser Art geleistet wird. Es liegen da- durch die praktischen Beweise vor, dass man nicht ander- wärts oder gar im Auslande suchen dürfe, um dieses Be- dürfniss zu befriedigen. Sehr erfreut würden die Empfän- ger des Bandes auch seyn durch Simony’s Darstellung des Karls-Eisfeldes in Tondruck. Hrn. v. Hauer ist Bergrath Haidinger als Heraus- geber vorzüglich verpflichtet, indem er nicht nur die stete Aufsicht über die Vollendung der lithographischen Tafeln führte, sondern die Arbeiten der Herausgabe für die letzte Abtheilung des Bandes ganz allein besorgte. Bergrath Haidin ger schloss mit derBitte an alle ge- senwärtigen und abwesenden T'heilnehmer an den Subscrip- tionen sowohl als an den Arbeiten in den nun für das erste - Jahr abgeschlossenen „Abhandlungen‘‘ und ‚‚Berichten ‚“ seinen innigen tiefgefühlten Dank für das in ihn gesetzte Zu- trauen freundlichst aufnehmen zu wollen. Er verglich den Fortgang einem Strome, der aus schwachen Quellen entsprun- gen, nun schon gross und prächtig dahinfliesst. Der erste Entschluss zur That kann freiwillig genannt werden, aber was darauf folgt, istes nicht mehr, die Ereignisse nehmen uns mit sich hinweg. Beharrlichkeit allein kann uns dann si- cher leiten. Hr. Clemens Freiherr von Hügel sprach einige Worte der Erinnerung an den Aufenthalt Sir Roderick Murchison’s in Wien, welches derselbe vorige Woche verliess, nicht ohne den Freunden der Naturwissenschaften einige seiner kleineren Schriften hinterlassen zu haben. Von einer derselben — einer vonMurchisongehaltenen Rede — nahm Freiherr von Hügel Veranlassung die wesentlich ver- schiedene Richtung zu erörtern, die unser Jahrhundert in Bezug auf Wissenschaft im Vergleich mit dem vorigen ein- hält — welches durch Berechnung und Analyse sich hervor- that, während unser freier Blick auf die Thatsachen gerich- tet, durch deren Combination sich zu charakterisiren scheint. Unter Hindeutung auf das Wirken in Deutschland, nament- lich durch Leibnitz — und in England durch Newton im vorigen Jahrhundert, wurde auf den Triumph hingewiesen, der erst vor kurzem bei Entdeckung des jüngsten Planeten von der Wissenschaft gefeiert worden, gegen welchen die vorübergehenden Animositäten der Prioritätsstreite versch win- den. ImEinklange mit Murchison's Broschüre wurde an- geführt wie die bisher für die Schifffahrt allein als nützlich erachtete berechnete Himmelskunde — in ihrem Fortschritte zur Meteorologie praktisch auf das Materielle einwirkte, ın welchem die Witterung und selbst deren Verschieden- heiten auf Tag und Stunde eine so hochwichtige Rolle spielt. Sie ist es auch, welche in unserer Zeit — wo das Wissen aus den Grenzen von Stadt, Saal und Schule ins Volk trat — wo Thatsachen in Menge und durch vereinigte Beobach- tung gesammelt und combinirt werden, einen Mitanstoss zur Errichtung meteorologischer Stationen in allen Welttheilen — 118 — gab, wie deren auf Murchison’s Antrieb nun auch von der russischen Regierung an den Grenzen ihrer Reiche er- richtet werden, gegeben — so dass jetzt durch das Sehen vieler Augen, durch das Herbeischaffen vieler Thatsachen eben so sehr eine mikroskopische Steigerung der In- telligenz erzielt wird — als andererseits die Leichtigkeit der Communikation, das geistige und leibliche Schauen in ferne Regionen — geistig teleskopisch erleichtert. In die- ser praktischen Richtung der Naturforschung liegt — das was der Engländer — ganz im Gegensatze unserer unprak- tischen deutschen ideologischen Philosophie seine Naturphi- losophie (Nafural philosophy) nennt — bei denen, die sich damit begnügen neue Systeme zu bauen und Thatsachen aus- zuschliessen, weil sie in dieselbe nicht passen wollen — sondern vielmehr die Aufgabe darin erkannt wird, eine Me- thode zu schaffen, vermittelstderenjede neue Thatsache alsMaterial wissenschaftlicher Combination erobert wird. Diese praktische Richtung machte es erklärlich, warum Männer wie Sir Roderick Mlurchison nicht nur in ihrem Vater- lande Geltung haben — sondern selbst vom Auslande ge- sucht werden wie der genannte Forscher, der das im Norden des Welttheiles liegende Russland, wo die nördlich strömen- den Flüsse in Erstarrung enden, so eben durchforschte, im merkwürdigen Gegensatze mit de Verneuil in Nordame- rika, wo sich das entgegengesetzte Phänomen südlich strö- mender Wasser findet — längst denen Leben und Weben der Natur immer üppiger fortwuchert. Diese von Murchi- son in Rede und That geäusserte Richtung und deren Nu- tzen und Einfluss sey auch, bemerkte Freiherr v. Hügel zum Schlusse,, eine freudige Ermunterung unsers vereinten jungen Strebens, dessen erstes bedeutendes Resultat eben heute in die Welt getreten frisch und jung, lebenskräftig und hoffaungsvoll, wie der vorliegende I. Jahrgang der Ab- handlungen. _. Bi — 3, Versammlung, am 20. August. Hr. Dr. K. Hammerschmidt gab folgenden Bericht über die diesjährige VIII. Versammlung ungarischer Natur- forscher und Aerzte in Oedenburg. „Vorüber sind die schönen Tage von Aranjuez für Oedenburg! Die Versammlung der ungarischen Aerzte am 11. August eröffnet, wurde vorgestern den 18. geschlos- sen und gestern zerstreuten sich die Mitglieder desselben nach allen Richtungen hin. Mehr als 480, grösstentheils fremde Theilnehmer und Mitglieder der Gesellschaft und die an die Versammlung sich anknüpfenden Festlichkeiten brachten ein reges Leben und frohe Beweglichkeit in das einfache Leben der Oedenburger. Dankbar müssen die Fremden die Gastfreundlichkeit der Bewohner Oedenburgs, die sorgliche Umsicht der Leiter und Vorsteher der ver- schiedenen Anstalten des Administrators von Rohonczy, des Stadthauptmanns Pfeiffer, des Bürgermeisters Mar- tiny, die unermüdliche 'Thätigkeit des Vorstandes der Ge- sellschaft des Vicepräses, k. Rathes von Kubinyi und der Sekretäre Hr. Dr. Töpler und Török anerkennen, insbesonders aber die Anerkennung, welche durch den hoch- gebildeten Fürsten Paul Eszterhäzy der Wissenschaft hier zu Theil wurde, gewiss manchen Funken entzünden, zu erhöhter Geistesthätigkeit und in der nächsten Zukunft nachhaltigere Früchte bringen. Wir bezeichnen diese VIII. Versammlung ungarischer Aerzte nnd Naturforscher in je- der Hinsicht als eine der besuchtesten und interessantesten ; unter den fremden Notabilitäten bemerken wir den durch seine zoologischen Forschungen weltbekannten Prinzen Karl Bonaparte von Canino ausRom; den k. Leibarzt Hus aus Schweden; den Sekretär der mineralogischen Gesellschaft aus Petersburg v. Pott; der Alterthumsfor- scher geh. Hofrath Neigebauer aus Breslau. Die nach- barlich - brüderliche geistige Einigung zwischen Oesterreich ond Ungarn fand durch eine zahlreiche Repräsentation von Oesterreichern, insbesondere von Wienern, Statt, wel- — 180 — che diese Versammlung besuchten, wir bezeichnen diess- falls die Herren Bilinek, Dr. Braun, Dr. Czikanek, Freiherr Doblhoff-Dier, Dr. v.Eisenstein, Fladunsg, Dr. Goldmark, Dr. Granichstädten, Dr. Hammer- schmidt, Ritter v. Hauer, Dr. Hayne, Custos He- ckel, Hocheder, Dr. Hörnes, Dr Kanka, Dr. Kollar, A. Miesbach, Dr. Mojisisowich, Dr. Natterer, Dr. Stessel, Skofitz, Dr. Sterz sen., Dr. Viszanik, Dr. Voigt, Professor v. Wattmann sen. und jun. , Zahnarzt Weiger, Dr. Wenzel, v. Zepha- rowich und andere. Die meisten derselben betheiligten sich durch Vorträge an den Arbeiten der Gesellschaft und fan- den eine ehrende Anerkennung in der Aufmerksamkeit und der Theilnahme, welche von Seite der Ungarn den deut- schen Vorträgen zu Theil wurde. Aus Siebenbürgen wa- ren anwesend der k. k. Akademiker Graf Kemeny, Prof- Fuss, Prof. Müller und v. Friedenfels; wir begeg- nen den gefeierten Namen unseres Nestors der ungarischen Aerzte, dem Stifter der Versammlung Dr. Bene sen. aus Pest, Dr. Bene jun., Prof. Aranyi, Dr. Balogh, Brassay, Brüneck, Fridwalsky, Gebhardt, Graf Gyulay, Gross, Halatz, Hänak, Kiss, Ku- binyi, den hochverehrten Vicepräses und dessen Bruder Ferencz,.einem Koväts, Sebesten und Julo, Dr. Jedlik, Lutzenbacher, Nendtvich, Baron Ocz- kai, Peterffy, Petenyi aus Pest, v. Pettko aus Schem- nitz, Popier, Rohonczy, Dr. Sandorffy, Schmidt aus Laibach, Dr. Töpler, Toth, Török, Dr. Wagner aus Pest, Zipser aus Neusohl u. a. m. Es wurden vier allgemeine Sitzungen abgehalten und zwar am 11., 14. und 17. zu Oedenburg und am 15. zu Ei- senstadt; bei der Eröffnung, dann zu Eisenstadt und bei der Schlusssitzung präsidirte Se. Durchlaucht Fürst Paul Eszterhäzy — ausserdem fanden täglich noch die Sectionssitzungen für Medicin, Physiologie, Zoologie, Botanik, Mineralogie, Geologie, Chemie, Physik , Geogra- phie, Geschichte, Alterthumskunde, Technologie und Land- wirthschaft Statt, wozu als Sektions-Präsidenten die Herren Dr. Sandorffy, Prinz Bonaparte und Baron Oczkay, — 181 — Kubinyi Ferenez, Graf Kemeny, Jedlik, Ro- honezy und Kiss; zu Sekretären die. Herren Koväts Sebastian, Hanak, Töth, Wenzel, Havas, Simon, Peterffy, Mayer, erwählt wurder. Die erste allgemeine Sitzung wurde am 11. durch Se. Durchlaucht Fürsten v. Eszterhäzy mit einer Begrüs- sungsrede eröffnet, woraufHr. Aug.v.Kubinyi als Viceprä- sesund Dr. Töplerals Sekretär dieAnwesenden bewillkomm- ten und zur Vorlesung der Statuten, zur Vorstellung der De- putationen und zur Mittheilung der eingelangten Schreiben geschritten wurde. Unter den abgehaltenen Vorträgen müs- sen wir jenen desDr. Töpler als den interessantesten be- zeichnen; er gab eine Geschichte von Oedenburg, von ih- rer Gründung bis zum 16. Jahrhundert. Es ist zu hoffen, dass diese höchst werthvolle Arbeit, welche wir bei dem Verfasser auch im deutschen Manuseript zu sehen Gele- genheit hatten, ehestens dem deutschen Publicum zugäng- lich werden dürfte. Hierauf forderte Prof. Zipser die Anwesenden auf zur Gründung eines geognostischen Ver- eines für Ungarn, indem er die Wichtigkeit einer wissen- schaftlichen Durchforschung des Landes hervorhob und auf die in Steiermark und Tirol diessfalls durch derlei Vereine gewonnene Resultate hinwies. Es wurde demnach eine Subscription zu 5 fl. für den Theilnehmer eröffnet , wobei sich Fürst Eszterhäzy mit 400 fl. C.M. betheiligte. End- lich machte Dr. Mojisisowich den Antrag zur Aus- schreibung eines Preises für die beste Beschreibung eines ungarischen Badeortes. In der zweiten allgemeinen Sitzung am 1%. August wurde der grösste "Theil der Zeit mit Vorlesung der Sec- tions- Protocolle zugebracht. Es ist dies eine unnöthige nicht zu rechtfertigende Zeitversplitterung, wovon man bei den deutschen Versammlungen schon längst abgegan- gen ist. Vielzweckmässiger erscheint es, damit alle Mitglieder an den Sections-Verhandlungen möglichst theilnehmen kön- nen, die Anzeige der Hauptgegenstände, welche in jeder Section am nächsten Tag verhandelt werden früher anmel- den zu lassen, durch einen schriftlichen Anschlag in dem — 182 — gemeinschaftlicheu Versammiungsorte bekannt zu machen, und dann eine sehr gedrängte Anzeige des wirklich Verhan- delten als Protocollsauszug in dem gedruckten Tageblatt des nächsten Tages erscheinen zu lassen. Auf diese Art weiss man voraus, was man in den Scetionps-Sitzungen zu erwar- ten hat; man kann in vorhinein bestimmen, welcher Section man beiwohnen will und viel sicherer über das wirklich Verhandelte nachträglich noch Auskunft verlangen, während bei den in aller Eile und oft höchst unvollständig und unverständlich abgelesenen Protocollen ein grosser Theil des Verhandelten und selbst die Nahmen der Vortragenden meistens gar nicht verstanden werden. Der Zweck, den die Vorlesung der Sections-Protocolle erreichen soll, wurde hier schlechterdings nicht erfüllt , ein grosser Theil des Verhan- delten mnsste wegen Mangel an Zeit doch übergangen wer- den, vieles wurde in der Eile ganz undeutlich und unver- ständlich und die Geduld der Zuhörer so ermüdet, dass bei den nachfolgenden Vorträgen schon der grösste Theil der Zuhörer sich verloren hatte. Es ist dies ein Uebelstand, der bei unsern deutschen Versammlungen durch Einführung der Tageblätter und dadurch vermieden ist, dass erst in der letzten allgemeinen Sitzung ein sehr gedrängter Auszug der wichtigsten Sections - Verhandlungen mitgetheilt wird. Es wurde beschlossen, dass eine diesfällige Abänderung in der nächsten Versammlung statt finden solle. Hr. Vicepräsidentv. Kubınyischlug hierauf vor, ausder Mitte der gegenwärtigen Versammlung eine Deputation zu der im nächsten Monate statt findenden Versammlung der italieni- schen. Naturforscher zu Venedig und zur Versammlung der deutschen Naturforscherund Aerzte zu Aachen zu senden. Da- gegen erhob sich eineStimme, welche bemerkte, dass die unga- rische Versammlung zum Besuche der deutschen und italieni- schen Versammlung keine besondere Einladung erhalten habe, es daher unangenehm wäre, wenn eine hiesige Deputation dort als ungeladene Gäste empfangen würde. Dagegen er- innerte Dr. Hammerschmidt, dass er mit seinen anwe- senden Freunden Kubinyi Ferencz und Prof. Zipser mehrere deutsche Naturforscher - Versammlungen besucht habe , sich daher auf deren Zeugniss berufen könne, dass es see re ee $5i — 183 — den Statuten der deutschen Versammlungen entgegen sey, bei Privaten oder Körperschaften eine besondere "Einladung zu machen, dass jedoch Jedermann dem es um Förderung der Wissenschaften zu thun ist, brüderlich aufgenommen werde, er erinnert dass namentlich bei der Versammlung zu Breslau, den als Repräsentanten der ungarischen Nation anwesenden Ungarn v. Kubinyiund Prof. Zipser auch ohne vorausgegangene Einladung die grössten Auszeich- nungen erwiesen worden seyn. Auch Dr. Mojisisowich wie’s darauf hin, dass die Wissenschaft keine Grenze, keine Nationalität kenne, daher nicht erst eine Aufforderung ab- gewartet zu werden brauche, um zur Förderung der ge- meinsamen Wissenschaft das Seinige beizutragen. Es wurde in die Beschickung der nächsten italienischen und deut- schen Naturforcher- Versammlung zu Venedig und Aachen, durch eine Deputation beschlossen. Hr. Brüneck hielt hierauf einen Vortrag über Robot- Ablösung, weicher zu einigen Debatten Veranlassung gab, in Folge dessen beschlossen wurde dass die Besprechung von derlei in das Gebiet der Politik einschlage, die An- gelegenheiten nicht ın den Bereich der Verhandlungen einer naturforschenden Gesellschaft gehöre. Hr. Prof. Zipser rügte sehin in einem humoristi- schen Vortrage die Tendenz gewisser Tageblätter, wel- che den Hauptzweck der Naturforcher- Versammlung nur im Essen und Trinken darzustellen suchen und sich dar- über lustig machen, wenn die Naturforscher bei Gelegen- heit ihres Zusammenseyns auch essen und trinken. Aner- kannt ist Essen urd Trinken ein unabweisliches Lebens- bedürfniss, welches Jedermann betrifft. Wir können uns bei dieser Gelegenheit die Bemerkung nicht versa- gen, dass die denischen und ungarischen Versammlungen in Bezug auf das dabei von den Anwesenden beobachtete Benehmen sich wesentlich unterscheiden. So berührte uns der Lärm, welcher bei den Vorträgen die Thätigkeit und Mittheilung nur stört, höchst unangenehm. Ist ein Ge- genstand interessant und wichtig, so gibt sich die An- erkennung durch die Stille zu erkennen, welche man auch ohne lärmender und zeitraubender Aufforderung freiwillig eintreten lässt, und womit man der Mittheilung folgt, es Fi _ GBA darf der „Hajuk‘“‘ oder „Hört, hört,‘“ nieht um sich Gehör oder Anerkennung zu verschaffen, und wir müssen es wenigstens als eine sehr lästige und unschiekliche Gewohnheit bezeich- nen, wenn der endlos lärmende Ruf nach Ruhe den Reden- den selbst nicht zu Wort kommen lässt, so wie ein immer- währendes, auf die unbedeutendste Mittheilung folgendes „Eljen“ (Bravo), als Anerkennung werthlos wird. Zum Schlusse machte Kubinyi Ferenczeine Mittheilung über vaterländische Alterthümer und Dr. Viszanik hielt einen Vortrag über die Errichtung von Irrenanstalten in, Ungarn. Am 15. August wurde der Gesellschaft die Auszeich- nung zu Theil, von ihrem hohen Präses Fürsten Eszter- häzy nach Eisenstadt geladen zu werden. Die Reise ging in einem endlosen Zug von Wägen, von Oedenburg ae Kroisbach, Mörbisch nach Rust. An den Ufern des Fertö Tava (Neusiedler See) wurden die Ankommenden von den Ein- wohnern Rust’s mit einem Frühstücke zwischen festlich mit Laub und Reisig geschmückten Laubgängen bewirthet, wäh- rend man früher auf dem Wege dahin Gelegenheit fand den günstigen Stand der hiesigen Weincultur und die Frucht- barkeit der Rebe zu bewundern, so gab sich hier Gelegen- heit auch die Güte der Seeweise zu beurtheilen, andere suchten im erfrischenden Seebade Erhohlung , worauf die Reise über Margarethen, bekannt durch den grossartigen Steinbruch, welcher seit Jahrhunderten bereits Bausteine, Fenster und Thürgewänder und Gesimse nach Wien liefert, und eine jährliche Rente von 12.000 fl. Conv. Mze. dem Fürsten Eszterhazy abwerfen soll, nach Eisenstadt. Es wurde daselbst die 3. allgemeine Sitzung unter dem Vor- sitze des Fürsten abgehalten. Bei derselben machte Ku- binyi Ferencz eine Mittheilung über eine von ihm in Be- remend in Ungarn aufgefundene höchst interessante Kno- chenbreccie, die aus mehr als 20 verschiedenen Thierkno- chenresten zusammen gesetzt ist. Dr. Bene jun. aus Pesth hielt hierauf einen höchst wichtigen Vortrag psychia- trischen Inhaltes in Bezug auf eine humanere Behandlung der Irren, welche zu Debatten Veranlassung gab, an denen Hr. Dr. Mojisisowich, Viszanik, Wattmann, Hor- vath, Rohonezy, v. Kubinyi, Török, Halacz Theil — 185 — nahmen und zu dem Beschlusse führte, dass die Errichtung von permanenten Anstalten für die Ueberwachung der Sa- nitätsverhältnisse Ungarns auf dem Landtage veranlasst werden möchte. Zum Schlusse sprach Hr. Dr. Hammerschmidt aus Wien über die Richtigstellung und Vereinfachung der einheimischen Mass- und Gewichtsverhältnisse und deren wünschenswerthe Einigung mit den Nachbarstaa- ten. Nachdem derselbe im Allgemeinen die noch bestehende und zwecklose Vervielfältigung, insbesondere in Bezug auf Mass- und Gewichtsverhältnisse in Deutschland und in Un- garn angedeutet, sokin die nationalöconomische Wichtigkeit ‚den Einfluss einer Vereinfachung auf die Veränderung ® internationalen Verkehrs und den Welthandel hervor- gehoben hatte, schloss er mit den Worten: „Wenn wir die Schwierigkeiten erkennend die Erfüllung unserer Hoffaun- gen noch nicht von der nächsten Gegenwart erwarten, so dürfte aber wenigstens schon jetzt an der Zeit, als zweck- mässig und leicht ausführbar erscheinen, dass von jedem Staate, die in seinem Bereiche üblichen Münzen, Masse und Gewichte durch Sachverständige, wobei insbesondere die Landwirthschafts- oder Gelehrten-Gesellschaften Ein- fluss nehmen könnten, erhoben ; ihre Werthe im Ver- gleiche irgend einer andern Wertheinheit mathematisch genau bestimmt, sohin hierüber unter Autorität der Staats- verwaltung richtige und verlässliche Münz-, Mass- und Gewichts-Tabellen verfasst und veröffentlicht werden, dass endlich die gesetzlich bestimmten Normal- Masse in mehreren Duplieaten bei verschiedenen Anstalten (z. B. den polytechnischen Institute, Zimmentirungs-Aemtern, Cen- tralbehörden), hinterlegt werden, die wirkliche Handhabung der gesetzlich bestimmten Masse aber von bestimmten Be- hörden, wo es etwa noch nicht geschieht, gehörig überwacht werden. Ist einmahl die Richtigstellung, die genaue Werth- bestimmung erfolgt, so wäre ein Schritt vorwärts für die Vereinfachung und Einigung in Aufstellung eines einver- ständlich mit den Nachbarstaaten zu bestimmenden mög- lichst gieichförmigen und einfachen Münz-, Mass- und Ge- wichtssystems vorbereitet und nicht mehr unmöglich, jeden- Freunde der Naturwissensehaften in Wien, III, Nr, 2. 13 — 186 — falls aber wenigstens für die Richtigstellung der einheimi- chen Münz- Mass- und Gewichtsverhältnisse viel gewon- nen. Nur Mangel an innerer Kraft erschöpft sich in Klagen wo Nutzen und Zweck anerkannt und eine Aenderung mög- lich ist. Die Institutionen Ungarns sind von der Art, dass bei einer dieser hochherzigen Nation inne wohnenden That- kraft guter Wille die Ausführung ermöglicht. Möchte es mir gelingen, schloss der Redner seinen Vortrag, welcher von allen Seiten die volleste Anerkennung erhielt: Sie meine Herren, als Vertreter der Intelligenz und der prak- tischen Wirksamkeit eines durch seine Institutionen geseg- neten Landes, wo der rege Sinn für das Gute mit der Kraft der Ausführung sich paart, in der angedeuteten Art anzu- regen, eine Rechnung und Werth-Einheit im eigenen Lande und zugleich ein nachahmungswürdiges Vorbild für ganz Deutschland aufzustellen! Um 43 Uhr verkündete Kano- nendonner die Beendigung der Sitzungen, worauf man sich zur gemeinschaftlichen Tafel im Fürsten - Saal vereinigte. Ueber 500 Theilnehmer der Gesellschaft wurden hier an drei Haupt- und einigen Neben-Tafeln von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Eszterhäzy auf das glänzendste bewirthet. Das Mahl welches der Fürst durch seine Anwesenheit verherrlichte, wurde von der heitersten Laune belebt, der Saal wieder- hallte von Hajek’s. Toasten, Eljen’s, Kanonendonner, Gläser- geklirr und der geräuschvollen Musikproduction eines dop- pelten Musikchores. Nach der Tafel führte der Fürst einen Theil seiner ‚Gäste durch die grossartigen Gartenanlagen und bewies bei dieser Gelegenheit wieder, wie sehr der- jenige, welcher selbst hochgebildet ist, wahre Bildung zu würdigen verstehe. Die Rückerinnerung an so freundlich herzliche Anerkennung geistigen Strebens wird stets wie- derhallen in den Herzen der Betheiligten, und zu neuen Be- strebungen anregen. Nachdem die Gesellschaft in’s Schloss zurückgekehrt war, hielt noch Prof. Aranyıaus Pest einen Vortrag über die anatomische Struktur des Menschenher- zens und demonstrirte denselben an einem aus Gulta- Percha gemachten Praeparate. Die Rückfahrt nach Oeden- burg wurde vom herrlichsten Wetter begünstigt. Die Schluss - Sitzung fand am 17. August statt, nach Besichtigung der Viehausstellung. Nachdem die Sections- _ we Protocolle verlesen waren, hielt Prof. Lutzenbacher einen Vortrag über aufgefundene Alterthümer, Dr. Balogh sprach über Einführung von Medicinal-Collegien und der Nothwendigkeit in medieinischgerichtlichen Fällen die Stimme der Aerzte einzunehmen und Hr Sekretär von Tö- rök wies die ausgezeichnet günstigen statistischen Ver- hältnisse des Oedenburger Comitates in einer gewählten Rede nach. Man schritt hierauf zur Wahl des nächsten Versammlungsortes, wozu Pest bestimmt wurde, da von an- dern Orten keine Einladungen dazu erfolgten. Zum Präsi- denten wurde der Gründer dieser Versammlung, der anwe- sende Dr. Bene aus Pest, zum Vicepräses Hr. Baron Joseph Eötvös, zum Sekretär Hr. Prof. Aranyi aus Pest und Hr. Dr. Kovätz derzeit in Wien ernannt, die Zeit der Eröffnung auf den 8. — 10. August, der Sitzungen auf den 11. — 17. August 1848 festgesetzt. Der xgefeierte Fürst sprach hierauf einige herzliche Worte des Abschiedes, welche von dem Hr. Vicepräsiden- ten v. Kubinyi mit dem gefühltesten Danke erwiedert wur- den. Die dem Fürsten vom k. Rathev.Kubinyi zum Beweis der Verehrung überreichte Denkmünze, die wohlgetroffene Büste des hochverehrten Fürsten darstellend , überraschte ihn sichtlich recht angenehm. Hr.Dr. Töpler hielt hierauf noch eine Abschiedsrede, worin er dem durchlauchtigsten Fürsten für die Uebernahme des Präsidiums und seiner Theilnahme, dem Vicepräsidenten, den Mitgliedern der vor- bereiteten Commissionen, den Bewohnern Oedenburgs für ihre Mitwirkung und Aufopferung seinen Dark darbrachte, und heraushob, wie ehrend wissenschaftliche Bestrebungen seyen, schloss er mit dem Wunsche: ‚Mögen diese glän- zenden Beispiele nicht ohne Wirkung bleiben, möge die Kunde von dieser Achtung, welche Huldigung der Wissen- schaft zu Theil geworden, von einem Ende des Vaterlandes zum andern laut erschallen, und die Jugend unserer durch die herrlichen Thaten ihrer Ahnen weltberühmten Geschlech- ter aneifern, dass auch sie den Werth der Wissenschaft erkennen.“ Wir müssen den Oedenburgern die Anerkennung zol- len, dass ihnen die Bestrebungen der Fremden, den Aufenthalt 13 * — 188 — möglichst interessant und in wissenschaftlicher oder natio- nalökonomischer Beziehung instructiv, anderseits durch ge- müthliche Festlichkeiten möglichst angenehm zu machen, vollkommen gelungen sey. Gewiss wird jeder in der Erin- nerung an die in Oedenburg durchlebten Tage manche freu- dige Rückerinnerung noch Jahre lang, vielleicht für die Le- benszeit bewahren, mancher hat dort theure Freunde gefun- den oder gewonnen, gewiss jeder in seinem Fache wenig- stens Etwas gesehen oder gehört was ihn interessirt, man- ches Neue erfahren was ihn zu neuer Geistesthätigkeit, zu Beobachtungen oder Versuchen anzuregen geeignet ist. Jeder der offene Augen und ein offenes Herz mit en brachte, und Sinn für Auffassung‘ des Gemeinnützigen und für die Verbreitung des Wissenswürdigen hat, wird nicht unbefriedigt sich entfernt haben. Die Oedenburger hatten durch Zusammenstellung ihrer naturwissenschaftlichen Pri- vat-Sammlungen, durch eine Blumen und Früchten-, dann durch eine Industrie- und Viehausstellung redlich gesorgt, den Fremden eine befriedigende Anschauung der einheimi- schen Natur- und Industrie-Producte zu verschaffen, die naturwissenschaftlichen Sammlungen so wie eine Sammlung von Alterthümern war durch die Bereitwilligkeit der Herren Baron Oczkay, v. Kubinyi, Zipser, Miesbach, Gallus im Theatergebäude ziemlich reichhaltig ausgestellt und erhielt besonders in Bezug auf Petrefacten matches Werthvolle, auch die Blumenausstellung zeichnete sich durch die von Peter Hoffer aus Oedenburg zur Anschauung ge- brachte Blumenflor vortheilhaft aus. Wir waren wirklich überrascht, so vieles Neue und hier so, wie in dessen aus- gezeichnet schönem Garten, manche Prachtexemplare zu finden, welche eine geregelte Cultur und die wissenschaft- lichen Kenntnisse ihres Pflegers beweisen. Besonders aus- gezeichnet war die Gbstausstellung, sie gab ein schönes Bild von der grossen Mannigfaltigkeit und re hohem Cul- {urstande der hiesigen Obstbaumzucht. Bekannt ist's dass die Oedenburger Gegend von jeher durch ihren Obstreich- thum sich vortheilhaft auszeichnete, das gedörrte Obst wird von hier aus weit hin verschickt und dieser unter dem Namen Oedenburger Obst bekannte Handelsartikel ist — 189 — ebenso berähmt geworden, als es der Öedenburger Wein und Ausbruch ist. In der nächsten Umgebung finden wir bereits — characteristisch — die echte Kastanie, als Reprä- sentation der südlicheren Vegetation; wir fanden eine Aus- wahl der herrlichsten, edelsten Obstsorten an Pfirsicnen , Aprikosen, Melonen, Pflaumen, Reineclauden, Weintrau- ben, Aepfeln, Birnen, Kirschen der Umgebung und Cedras und Orangen ven ausgezeichneter Grösse aus dem fürstli- chen Garten zu Eisenstadt. Instructiv war insbesonders eine Sammlung von Weinreben in Töpfen, worin die wich- tigsten Rebensorten der Umgebung von Oedenburg ausge- stellt wurden. Hr. Carl Fürst, ein practischer Oenolog aus Oedenburg, hatte 16 Arten aus Dedenburg, I.G. Schrei- ner 5 Sorten aus Rust und Hr. Födisch, Hofgärtner aus Eisenstadt, 12 Arten von dort ausgestellt. Unter den in der Industrie-Ausstellung exponirten fertigen Weinen zeich- neten sich jene der Herren Flandorffer, Hoffer und Braun aus Oedenburg vorzugsweise aus. Die ausgestell- ten lJandwirthschaftlichen Rohproducte gaben einen schönen Beweis von dem Fleisse der Bewohner und der Fruchtbar- keit dieses Landstriches. Einer der ausgezeichnetsien Ex- ponenten war Hr. Preyss, Pächter der städtischen Puste nächst Oedenburg, welcher einen gänzlich unfruchtbaren Flächenraum von 400 Jochen (eine sogenannte Pusta) in den fruchtbarsten Grund verwandelt hatte. Eine eigene Com- mission, welche von der Versammlung zur Untersuchung des Culturstaudes bestimmt wurde, äusserte sich höchst günstig über dessen ausgezeichnete Bewirthschaftung; eine ausführliche Beschreibung werden die Gesellschaftsverhand- lungen liefern. Auch die Maulbeer-Baumzucht und die Seidenzucht, die in Oedenburg betrieben wird, ist erwähnenswerth. In Oedenburg selbst befinden sich zwei Actien-Gesellschaften, eine ältere und eine jüngere, welche gegenwärtig die sämut- lichen nieht unbedeutenden Maulbeer -Plantagen in Pacht hat und heuer gegen 12 Centner Coccons erzeugte. Die in der Industrie- Ausstellung ausgelegte Rohseide war von aus- gezeichneter Qualität. Man kann die Bestrebungen der Di- rection und des Inspectors Gallus nur rühmend anerken- — 190 — nen. Die klimatischen Verhältnisse sind der vorliegenden ausgezeichreten Rohseide nach, so wie in Bezug auf den Culturstand der in den Plantagen vorkommenden Maulbeer- Baumsorten für die Seidenzucht vollkommen entsprechend, und fordern daher von selbst auf, diesen für Oedenburg so hochwichtigen Zweig der Urproduction und der Industrie ge- hörig auszubeuten. Auch von mehreren Privaten wird die Seidenzucht zu Oedenburg betrieben, von einzelnen bis zu 1 Centner erzeugt, eben so wird auch im Grosszinkendorf, Egyed, Piunyn Rötök, Szerdahely Seidenzucht getrieben. Eine grossartige Excursion brachte die Gesellschaft am 13. August Nachmittags in das Brennberger Steinkohlen- bergwerk, welches Hr. Alois Miesbach in Pacht hat. Meh- rere hundert Personen fuhren unter dem „Glück au f“der festlich geschmückten Bergknappen, deren Zahl wohl 200 überstiegen, in die mit Grubenlichtern und Lampen erleuch- tete Grube ein. Die Mächtigkeit des Kohlenlagers be- trägt zwischen 5 bis 6 Klafter. Die Kohle, der älteren Braunkohlenformation angehörig, ist glänzend schwarz, von muschlichen Bruch, brennt mit hellerlichter Flamme und lässt beim Verbrennen 10—12°/, Rückstand; jährlich werden ge- gen 300.000 Centner Kohlen und Gries gewonnen, und zum Gebrauche der Stadt Oedenburg und für die Ziegelöfen am Wiener-Neustädter Canal verwendet. Der Preis ist loco Brennberg 15 kr. €. M., die Kleinkohle 7 kr. €. M. der Centner. — Der Abbau besteht in einer Art Firstenbau, mit welchen in den von oben nach unten von 2 zu 2 Klafter geführten Etagen, die mittelst der Haupt- und Querstrecken aufgeschlossenen Pfeilen abgebaut werden. Behufs einer gleichförmigen Förderung wurden neuerer Zeit durch den Pächter Hrn. A. Miesbach drei grosse Schächte angelegt und die ganze Grube mit Eisenbahnen durchzo- sen, über zwei dieser Schächte sind Pferdegöppel erbaut, über den dritten Schacht aber eine Dampfmaschine aufge- stellt, welche die zusetzenden Wässer bewältiget, und zum Wasserheben und zur Kohlenförderung benützt wird. Der Abend des 14. August wurde durch einen Ball, den die Naturforscher zu Ehren der Oedenburger im Casino saben, verherrlichet, wobei man Gelegenheit fand, die — 191 — Schönheiten Oedenburgs zu bewundern. Der Nachmittag und der Abend 16. August aber wurde durch ein Fest im Neuhof erheitert. "Tausende der Bewohner Oedenburgs aus allen Ständen wogten in den reich erleuchteten Anlagen des Neuhofgartens auf und ab, oder schaarten sich um Gruppen vor Landleuten, die in ihren festlichsten National- Trachten, Nationaltänze aufführten, was ein recht interes- santes, harmloses, durch kein unangenehmes Ereigniss ge- trübtes Volksfest bildete. Die am 17. August Statt gefundene Viehausstellung war nur von geringer Bedeutung und konnte mit Rücksicht auf die im Lande befindliche Schaf-, Pferde- und Rindvieh- zucht nicht genügen. Da diese Ausstellung die erste der . Art war, so scheint der Antheil der Viehzüchter daran noch zu gering gewesen zu seyn; ausser einigen Mastschweinen fanden wir Nichts von Bedeutung. — Nachdem die Ver- sammlung am 17. feierlich geschlossen war, wurde den Mitgliedern noch zum Andenken an diese Versammlung eine vom Medailleur Böhm aus Wien trefflich ausgeführte Denk- münze ausgehändigt; dieselbe drückt symbolisch die Vereini- gung der Aerzte und Naturforscher über dem Stadtwappen Oedenburgs und durch eine Inschrift, umgeben van einem Kranze aus Feld-Obstfrüchten und Blumen, die Widmung aus. Am 18. August machte ein Theil der noch in Oedenburg anwesenden Mitglieder eine Excursion nach Forchtenstein. Fürst Eszterhäzy hatte die Vorsorge getroffen, dass die Angekommenen, nachdem sie das Schloss und die Schatzkammer besucht hatten, auf's Herrlichste bewir- thet wurden. Besonders dankenswerth war die durch Hrn. v. Camesina geleitete, höchst zweckmässige Auf- stellung der Schätze jener weltberühmten Schatzkammer in den Sälen des Schlosses, wodurch die Beschauung den An- wesenden sehr erleichtert wurde. Bei der Tafel fehlte es nicht an Trinksprüchen, es wurde der brüderlichen Einig- keit der beiden Nachbarländer manches Lebehoch und Eiljen dargebracht. Möge sich dieser Wunsch durch die That ver- wirklichen, der biedere Oesterreicher wird mit dem edlen Ungar Hand in Hand gerne auf der Bahr des Fortschrittes vorwärtsschreiten ; beide werden, ohne ihre Nationalität auf- — 192 — geben zu müssen, auf diesem Wege in Einigkeit erstärken und das gegenseitig gewünschte Ziel um so sicherer errei- chen. Gegenseitiges tbatkräftiges Streben nach Vervollkomm- nung wird gegenseitige Achtung vor der Wissenschaft und ihren Anhängern erzeugen, und aus diesem Wettkampf ein edlerer Sieg hervorgehen, als Schwert und Lanze je zu er- kämpfen im Stande waren. Am Schlusse sprach Dr. Ham- merschmidt im Namen der Fremden einige Worte des Dankes an den verehrten Vicepräses Kubinyi und über- reichte ihm eine von den anwesenden fremden Naturforschern gefertigte Dankadresse, worin Kubinyi ersucht wurde; der Dollmetsch der Empfindungen des Dankes zu seyn bei Sr. Durchlaucht dem Fürsten Eszterhäzy für seine erhe- bend-herzliche Begegnung, womit er die Gesellschaft aus- zeichnete, — bei den Vorstehern des Comitates und der Stadt für ihre Umsicht,, bei den Leitern der Anstalten, na- mentlich dem Sekretär Dr. Töpler und Török für ihre Aufopferung — bei den lieben Bewohnern Oedenburgs für ihre Gastfreundlichkeit. Ein Theil der Gesellschaft bestieg nach der Tafel das Rosalien-Gebirg und ergötzte sich an der herrlichen Fern- sicht. Auf der Höhe unter Gottes blauem Himmelszelte er- schloss sich noch manches Freundesherz in geistiger Eini- gung, als um 4 Uhr die Abschiedsstunde schlug. Manche, welche die kurze Zeit des Zusammenseyns zu Freunden ge- macht, trennten sich hier vielleicht für das ganze Leben, für immer — gewiss wird aber Viele die nächste Versamm- lung wieder vereinen, und dann werden auch die Abwe- senden in ihrem Gedächtnisse leben! — Möge der Geist der Einigung , der sich erkennbar machte, fortan sich in immer grössern Kreisen verbreiten. Eintracht und Einigung in der Wissenschaft wie im Leben werden bei den edlen Nach- barländern den stärksten Schutzwall nach Aussen, eine unerschütterliche Grundfeste der gegenseitigen heimathli- chen Interesse gewähren. Hr. Dr. J. v. Koväts berichtete über die Verhandlungen der zoologisch-botanischen Sektion der VIH. Versammlung der ungarischen Naturforscher und Aerzte in —- 193 — ÖOedenburg. Dieselbe constituirte sicham 11. August Abends in der Wohnung des Hın. Baron Ocskay, wobei Baron Ocskay zum ordentlichen und der Prinz von Caniıno zum Ehrenpräsidenten der Section gewählt worden, Secretär wurde Hr. Professor Hanäk, zugleich wurde beschlossen, den Prinzen von Canino mittelst einer Deputation zur morgigen ersten Sitzung einzuladen. I. Sitzung den 12. August. Nachdem Hr. Petenyi, Custos- Adjunet des uugari- schen National- Museums, den Prinzen von Canino und die beiden Wiener Zoologen, Kollar und Heckel, in einer Rede begrüsst hatte, las der Prinz von Canino fran- zösisch: 1. Ueber den Didus ineptus, welcher bisher zu den straussartigen Vögeln gerechnet wurde, nun aber wegen des vorgefundenen Loches im Zarsus von ihm zu den tau- benartigen gezogen wird, zugleich zeigte er Gypsmodelle des Schädels und des Fusses dieses schon ausgestorbenen Vogels vor. 2. Ueber die Numenclatur der Silta europaea wobei er bewies, dass Silla europaea Linne = 8. uralen- sis sey, und für 8. europauea Auctor. der Name 8. caesia beizubehalten sey. 3. Derselbe äusserte seine Ansicht über Lepidosiren paradoxzus und dessen Stellung im Systeme, er bewies aus der anatomischsn Structur des Herzens und der Wirbelknochen, so wie an noch andern Merkmalen, dass das fragliche Thier ein Fisch und kein Saurier sey, und zwar zwischen den Knochenfisehen und den Knorpelfischen in der Mitte, und gewissermassen über beide Ordnungen stehe. 4. Ueberreichte derselbe für die Abhandlungen der Gesellschaft eine neue von ihm verfasste Eintheilung der Cetaceen. 5. Ferdinand G. Schmidt las über Profeus an- guinus nebst Vorzeigung lebender Exemplare, er theilte mehrere Beobachtungeu über dieses höchst interessante Thier mit, und ist der Meinung, da er unter so vielen Exem- plaren nie ein befruchtetes Weibchen fand, dass der Pro- teus anguinus das noch nicht vollkommen entwickelte Thier sey, und dieses sich nur in den unzugänglicheren tieferen Höhlen befinden möge und desshalb uns noch gänzlich un- bekannt sey. 6. Derselbe vertheilte seine Brochure: „„Land- — 194 — und Süsswasser-Conchylien in Krain.“ 7. Custos Jac. Hec- kel las über die Fische Ungarns: Es sind ihm bis jetzt 65 Arten als in Ungarn einheimisch bekannt, die er selbst ge- sehen hat, wozu noch drei Spezies, nämlich der Aal, der Lachs und der Maifisch gerechnet werden können. Summa 68. Von den obigen 65 gehören zu den Percoiden 6, Cottoi- den 3, worunter 2 neue, Cyprinoiden 40, wovon 15 neue, Esocinen 2 schun bekannte aber sehr seltene, Salmonen 9, Siluroide 1, Gadoide 1, Accipenseres 7, wovon 2 neue, und zu den Cyclostomen 2. Aus diesen 65 Arten sind 19 ganz neu oder aus Ungarn früher nicht bekannt, und zwar fol- gende: Cotlus poecilopus Heckel aus dem Tatragebirge und den Thuroezer Voralpen; Cotltus microstomus Heckel, Ta- tragebirg; Cyprinus hungaricus Heckel aus der Theiss, Neu- siedlersee, Balaton; Cypr. angulalus Heckel, Neusiedlersee; Cypr. thermalis Heckel, Hevir bei Keszthely; Carpio Kol- larii Heckel, Neusiedlersee; Carassius bucephalus Heckel, Hevir bei Keszthely; Barbus Petenyü Heckel, ın der Ma- ros, Szamos, Czerna; Gobio uranoscopus Agassiz, Uzerna bei Mehadia; Abramis vetula Heckel, Neusiedlersee; Abr. Schreibersii Heckel, Donau; Abr. Leuckarlü, Kronstadt ; Leueiscus lividus Heckel, Balaton; Cobilis pannonica Heckel, Neusiedlersee; Balaton; Alburnus aculus Heckel, Neusiedlersee; Alb. obiusus Heckel, Neusiedlersee; Ac- eipenser Schypa Güldenst., Donau; Accipenser Gme- lini Heckel, Pest; von diesen 19 Arten sind 5 in Un- garn ganz eigenthümlich und bis jetzt noch sonst nirgends aufgefunden; namentlich: Collus poecilopus, Cyprinus thermalis, angulalus, Carassius elliplicus, Barbus Pele- nyü, Leuciscus lividus et Cobilis pannonica. Ferner theilte er seine Beobachtungen über die Nahrung des Accipenser Ruthenus, welcher sich von Würmern und Insektenlarven nährt, ein anderer Accipenser aber, der sich nicht mehr ge- nau bestimmen liess, entweder Schypa Güldenstädts, oder Glaber war, hatte den Magen ganz voller Fische. Schliess- lich zeigte er Abbildungen der fossilen Fische des Leithage- birges, es sind 7 Species: Scomber anliquus H., die Gat- tung Scomber war früher nicht fossil bekannt, Pygaeus Jemeikae H., Clupea Haidingerii H., Labrus Agassizü H., Labrus parvulus H., Lates Partschü H. und Rhombus — 195 — Filzingerü H. Von Rhombus war bisher eine einzige Art, in einem einzigen Indididuum bekannt. 8. Hr. Franz von Kubinyi zeigte sehr interessante Knochen aus der dieses Jahr bei Beremend in Ungarn entdeckten Knochenbreccie, er unterscheidet darin 16 bis jetzt unbekannte Thiere, die er als Nichtzoolog Andern zur Bestimmung überlässt; auch finden sich in dieser Knochenbreccie Vögelknochen. 9. Hr. Custos K ollar zeigte Exemplare und Abbildungen von einer höchst schädlichen Motte, die er Tinea (Gelechis) pyro- phagella nennt, deren Larve das Amylum des Fruchtkornes verzehrt, ohne dass es von aussen sichtbar würde; als ein- ziges Gegenmitiel empfiehlt er schnelles Ausdreschen und Vermabhlen. 10. J. von Koväts legt die sechste Centurie der „Flora exsiccala Vindobonensis“ und den 3. Fasc. der Plantae rariores Imperit Austriaci vor, wobei er über die in diesen Sammlungen enthaltenen Arten Beobachtungen und kritische Bemerkuugen mittheilt. 11. Derselbe entwi- ckelte den Plan einer von ihm herauszugebenden ‚Flora von Ungarn und dessen Nebenländern‘“ in getrockneten Exemplaren sammt Diagnosen und erschöpfenden Beschrei- bungen, und fordert zur Subscription auf. — Hierauf wurde der Vorschlag gemacht das Bild des Prinzen von Canino in die Abhandlungen aufzunehmen , dann wurde eine Depu- tation zur Besichtigung der Blumenausstellung, und eine an- dere zur Besichtigung der aufgestellten zoologischen Samm- lungen ernannt; zuletzt vom königl. Rath von Kubinyi eine Abschiedsrede an den Prinzen von Canino gehalten. 1. Sitzung den 13. August. Nachdem das Protocoll der vorigen Section vorgelesen war, zeigte 1. Hr. Dr. Hammerschmidt ein in Farben- druck ausgeführtes Heft des Paradisus Vindobonensis.2. Der- selbe legte Dr. Redtenbacher's Fauna austriaca, Heft 1, vor. 3. las Hr. Custos-Adjunct Petenyi eine sehr de- taillirte Abhandlung über Sammler und Sammlungen. 4. Hr. Skofitz forderte zum Pflanzentausch auf. IH. Sitzung den 14. August. Nach Vorlesung des gestrigen Protocolls 1. sprach Domherr Szenczy über die Wanderung des Xauthium spino- — 196 — sum L. 2. Baron Ocskay über die von ihm bei Fiume entdeckte Heuschrecke: Barbilisies Ocskayi Charp. ; wo- bei er sowohl diese Art als auch andere von ihm früher entdeckte und benannte Barbitistes-Arten vorzeige. 3. Hr. Custos-Adjunet Friwaldszky legte eine „Monographie der Land - und Süsswasser-Conchylien Ungarns‘ vor, woraus er mehreres vorlas, und die interessanten Spezies auch vor- zeigte; hierauf 4. verlas Prof. Brassay den Bericht der zur Besichtigung der Blumenausstellung ausgesandten De- putation, und das Gutachten derselben über die Vertheilung der ausgesetzten Prämien. 5. Hr. Custes Kollar zeigte Exemplare des von Kotschy mitgebrachten Aleuches Ae- gyptiorum mit. 6. Derselbe sprach über die Entstehung der Knopper durch Cynips calyeis ; er fand, dass sie in Un- garn ausschliesslich auf Quercus pedunculala Ehrh. (Stiel- Eiche) vorkomme, und dass das Thier sein Ei zwischen die Cupula und die Eichel lege, ferner dass, wenn dasselbe Thier seine Eier auf andere Theile der Eiche, z. B. Blatt, Knospe etc. lege, statt der Knopper ganz andere Gebilde entstünden, welche er vorzeigte. 7. Derselbe zeigte Abbil- dungen mehrerer parasitischer Crustaceen. 8. Peteny legte das 25. Heft des „Termeszeliajz‘“ von Prof. Hanäk vor. 9. Hr. Bilimek vertheilte Annoncen seines entomologischen Tauschverkehrs. - V. Sitzung den 16. August. Nach Verlesung des Protocolls 1. sprach Hr. Franz Schmidt über mehrere Höhleninsekten nebst Vorzeigung von Exemplaren, namentlich von Anophthalmus Schmidti, Leptodirus Hohenwartü Schm., Catops troglodytes Schm. Prisionychus elegans und Chelifer troglodytes. 2. J. v.Ko- väts sprach über den sogenannten Trentschiner Mannare- gen nebst Vorweisung dieses vermeintlichen Manna, es sind abermals Wurzeln von Ranunculus Ficaria, wobei er be- merkte, dass es viel wahrscheinlicher ist, dass diese Wur- zeln während des Regens durch die ausgetretenen Bäche, an deren Ufern die Pflanze gern wächst, zusammen getra- gen worden seien, wie etwa Stroh, Schilf ete. und an ge- eignete Plätze abgelagert, wo sie dann haufenweise gefun- — 197 — den werden konnten, als anzunehmen, dass selbe durch Winde in die Luft geführt worden und mit dem Regen her- abgefallen seien. 3. J. v Koväts erstattete Bericht über seine in Folge der Aufforderung der die VIII. Versamm- lung der ungarischen Aerzte und Naturforscher vorbereiten- den Deputation unternommenen botanischen Ausflüge im Oedenburger Comitate. Er theilte das Comitat in botani- scher Hinsicht in drei Gebiete. Das erste Gebiet umfasst die Berge, welche die letzten Ausläufer der Alpen bilden, deren höchster Punct die Rosalienkapelle ist: das zweite Gebiet umfasst das Leithagebirg, das dritte die Umgebun- gen des Sees; unter diesen Gebieten ist das Seegebiet das interessanteste und weist die meisten eigenthümlichen Ar- ten auf. Im Ganzen ist die Flora des Oedenburger Comita- tes nicht viel verschieden von der Flora Wiens, und wenn man die Alpenpflanzen ausschliesst, fast eben so reich; die meisten Arten, die der Wiener Flora abgehen, finden sich im Seegebiete; er zählte dann die interessantesten Arten dieser Flora auf und bemerkte, dass der Catalog der Pha- närogamen der Oedenburger Flora durch die unermüdlichen Forschungen des P. Albach, Dr. Jemelka, Dr. Hähnel, Fied- ler, Uhl, die ihm gefällige und werthvolle Mittheilungen machten, und seine eigenen schon weit über 1200 Arten enthalten. A. Custos-Adjunkt Petenyi sprach über das Sammeln und Aufbewahren der Vögeleier und Vorzeigung interessenter und seltener Vögeleier und Nester. 5. Hr.Dr. Hammerschmidt legte vor die Abhandlungen der na- turforschenden Freunde in Wien; ferner zeigte er einige Data über die früher in Ungarn hausenden, jetzt aber aus- gestorbenen oder dem Aussterben nahe 'Thiere; endlich legte er die Zeichnung der im Schnee lebenden Chionea araneoides vor. 6. Derselbe las die Preisfragen des nieder- österreichischen Thierschutzbundes vor und forderte zum Coneurriren auf. 7. Prof. Fuss legte den IV. Band von Baumgarten's Enumerulio Stirpium Magno Transsyl- vaniae Principalui praeprimis indigenarum vor. 8. Hr. Petenyi sprach Einiges über die Lebensweise des Maul- wurfes. — 198 — Hr. Franz vonHauer berichtete über die in der Sec- tion für Mineralogie, Geognosie, Chemie und Pharmacie vorgekommenen Gegenstände. In der ersten Sitzung am 12 August wurden Hr. Franz von Kubinyi zum Präsidenten und der k. k. Oberlieute- nant Hr. August Toth zum Secretär derselben durch allge- meinen Zuruf erwählt. Hr. von Hauer legte hierauf Haidinger's geog- nostische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie vor und gab einige Mittheilungen über die Geschichte ihrer Entstehung, so wie einen Ueberblick der durch dieselbe zur Anschauung gebrachten geognostischen Verhältnisse des österreichischen Kaiserstaates. Am Schlusse seines Vortrages übergab er das vorge- zeigte Exemplar im Auftrage des k. k. Bergrathes Hrn. Wilhelm Haidinger dem zweiten Präsidenten der Ver- sammlung Hra. August von Kubinyi. Für das k. ungarische Nationalmuseum in Pest wurde hereits ein Exemplar unmit- telbar von dem Präsidio der k. k. Hofkammer im Münz- und Bergwesen übersandt. Auf die Einladung des Präsidenten Hrn. v. Kubi- nyi verfügte man sich hierauf in den Versammlungssaal der Section für Zoologie u. s. w. um den Vortrag des Prin- zen €. L. Buonaparte über die systematische Stellung des Didus ineplus (siehe den Bericht des Hrn. Dr. Koväts) mitanzuhören. Jn den Sitzungssaal zurückgekehrt beschloss die Ver- sammlung eine Commission zur Berichterstattung über die im Casinogebäude zur Ausstellung gebrachten geognosti- schen Sammlungen zu erwählen, und es wurden zum Präsi- denten derselben Dr. Zipser, als Mitglieder die Herren Ober- lieutenant Töth,Dr.Hörnes,und Franz vonHauergewählt. In der zweiten Versammlung am 13. theilte Hr. Pfarrer Tatay in einem ausführlichen Vortrage die Geschichte der angeblichen Adrolithen von St. Ivan östlich von Güns mit. Hr. Dr. Hörnes zeigte ein Exemplar der von Hrn. Czjzek verfassten sehönen geologischen Karte der näch- sten Umgebungen von Wien vor. Fr machte auf die vielen interessanten Details, die dieselbe enthält, aufmerksam, und - MB = berührte auch mit Anerkenung die herrliche Ausführung in Farbendruck durch das k. k. militärisch-geographische Institut. Das vorgelegte Exemplar übergab Dr. Hörnes dem Präsidenten der Section für das k. ungarische Nationalmu- seum in Pest. Hr. Dr-Zipser aus Neusohl zeigte eine Suite der interessanten Mineralvorkommen aus der Gegend von Ka- linka bei Altsohl vor und theilte eine Uebersicht der geo- gnostischen Verhältnisse mit. Er selbst hatte vor eiwa 40 Jahren daselbst einen Bergbau auf Schwefel zu betreiben begonnen, denselben aber späterhin aus der Besorgniss vor der Concurrenz mit den reichhaltigen Gruben von Radoboj, deren Ausbeutung eben damals mit grosser Energie betrie- ben wurde, wieder aufgegeben. Seit der Wiedereröffnung, der Grube wurden etwa 1400 Centner Stangenschwefel gewonnen, von welchen jedoch bei 1000 Centner in einem einzigen, nunmehr abgebauten Quarzstocke befindlich waren; seither hat die Ausbeute be- trächtlich abgenommen und dem ganzen Baue ist nach Hrn. Dr. Zipser’s Ansicht keine grosse Nachhaltigkeit zu ver- sprechen. Weit wichtiger erscheint ihm die Localität als Fundort des von Hrn. Haidinger so benannten Hauerits, von welchem Minerale er ebenfalls sehr schöne Stücke vorzeigte. Hr. Professor v. Pettko aus Schemnitz hielt einen Vortrag über die geognostischen Verhältnisse derUmgebung von Schemnitz und Kremnitz. Er berührte die Merkwür- digkeiten dieses Ortes in paläontologischer, geologischer und mineralogischer Hinsicht, erstlich die interessanten Fossilien des Süsswasserquarzes , in welchem jedoch seit der Auffindung des schönen Säugethierkopfes (Berichte Tl. pag. 170) nur Pflanzenreste vorgefunden wurden. Sehr in- teressant scheint die Auffindung eines Stammes, der viel Aehnlichkeit mit dem Geschlechte Tubicaulis besitzt, indem hier wie dort die Gefässbündel divergiren und eine C-för- mige Gestalt besitzen. In geognostischer Hinsicht glaubt v. Pettko in Schemnitz einen ausserordentlich grossen vulkanischen Krater erkannt zu haben, dessen Ränder durch — 200 — das Trachyt- und Dioritgebirge mit den Bergen Sitina, Klack ete., das Centrum jedoch von Bimssteinen , Perlstei- nen und Feldsteinporphyren gebildet wird. Endlich wies er auf die mineralogischen Seltenheiten hin, welche die Gegend von Schemnitz enthält, Hr. Alois Miesbach forderte die Anwesenden auf, seine Steinkohlengrube am Brennberg nächst Oedenburg in Augenschein zu nehmen. Seine Einladung wurde mit Freude angenommen und eine Commission, bestehend aus den Herren v. Friedenfels, v. Hauer, Dr. Hörnes und v. Pettko, niedergesetzt, um über die geognostischen Ver- hältnisse der dortigen Gegend Bericht zu erstatten. Der Se- eretär Hr. Oberlieutenant Toth verlas den Bericht der in der vorhergehenden Versammlung gewählten Commission über die im Casinogebäude aufgestellten geognostischen Sammlungen. Am interessantesten unter den ausgestellten Gegenstän- den sind verschiedene Fischabdrücke aus dem Leithakalke, zum Theil von Hrn. Heckei bereits bestimmt. Besonders merkwürdig darunter ist das Skelett eines Fisches aus der Abtheilung der Squaloiden, welche Hrn. Heck el zur ge- nauen Untersuchung zugemittelt werden wird. In einer dem Hrn. Baron v. Oczkay gehörigen Saınm- Jung befinden sich viele interessante Versteinerungen aus Rietzing bei Neckenmarkt südlich von Oedenburg. An 34 verschiedene Arten wurden erkannt. Sie zeigen besonders Analogie mit den Fossilien von Pötzleinsdorf u. s. w. Es wurde beschlossen einen Ausflug nach dieser Gegend zu unternehmen, um die Verhältnisse des Vorkommens besser beurtheilen zu können. Eine interessante Suite geognostischer Stücke vom Brenn- berg war von Seite der dortigen Bergverwaltung aufgestellt. Endlich hatten die Herren Fr. v. Kubinyi und Dı. Zipser eine Sammlung geogsostischer Stücke der Umge- bungvon Oedenburg aufgestellt, die für das Nationalınuseum in Pest bestimmt ist. Hr. Fr. v. Kubinyi zeigte eine Partie fossiler Kno- chen aus den Kalksteinbrüchen von Beremend, südlich von Fünfkirchen. Dieser ausserordentlich wichtige Fundort wurde — 201 — im Laufe dieses Sommers entdeckt. Hr. v. Kubinyi be- suchte denselben zu wiederholten Malen; er erwähnte, dass sich bei Beremend in einem dichten Kalksteine, der dem Ansehen nach dem Jurakalk ähnlich ist, zwei Steinbrüche befinden, die schon seit längerer Zeit betrieben werden. Einzelne grössere Risse oder Spalten in diesem Kalke sind theils mit Tropfsteinen, theils mit krystallisirtem Kalkspathe, theils endlich mit Löss ausgefüllt. Im oberen Bruche traf man aber auf eine ähnliche Spalte, die mit einer Knochen- hreccie ausgefüllt war, in der die merkwürdigsten thieri- schen Ueberreste in ausserordentlicher Menge vorkommen. Alle bisher aufgefundenen Theile deuten auf sehr kleine Thiere; die grössten Kinnladen etc. mochten einer Species, die jedenfalls nicht grösser als ein Hase war, angehören; die meisten scheinen von ganz kleinen Nagern und Insecten- fressern herzurühren. In grosser Menge sind ferner Vögel- knochen vorhanden; was nach genauer Besichtigung sowohl der Prinz vonCanino als Hr. Heckel bestätigten. Endlich scheinen auch Wirbel und Rippen von Schlangen sich unter den aufgefundenen Gegenständen zu befinden. Hr. v. Kubinyi beabsichtigt sämmtliche bisher aufge- fundene Gegenstände zur Untersuchung an Hrn. Hermann v. Meyer zu senden. Es wurde hierauf zu einer Berathung von Aufgaben, deren Lösung als besonders wünschenswerth bis zur näch- sten Naturforscherversammlung schienen, geschritten. Die Fragen des vorhergehenden Jahres: 1. eine Ausein- andersetzung der in Ungarn vorkommenden Nickelerze, und 2. die geognostische Beschreibung der Umgebung von Ofen und Pest wurden beibehalten und die folgenden neuen Auf- gaben gestellt: 1. Die Schiehten und Petrefacten des grossen ungari- schen Tertiärbeckens mit denen des nahe gelegenen und schon besser bekannten Wienerbeckens zu vergleichen. 2. Eine möglichst grosse Anzahl von Cephalopoden aus den rothen Kalksteinen der ungarischen Gebirge u. s. w. zu sammeln, um ihre genaue Bestimmung und Vergleichung mit den Cephalopoden der Alpen möglich zu machen. Freunde der Naturwissenschaften in Wien. II. Nr. 2. 14 _— 202 — 3. Eine detaillirte Untersuchung der: Gangverhältnisse irgend eines ungarischen Bergbezirkes zu verfassen. Hr. Eugen von Friedenfels theilte im Auftrage des Hrn. Custos Neugeborn in Hermannstadt cin vollständi- ges Verzeichniss der bisher in Porezesd aufgefundenen Fisch- zähne mit; ferner legte er Zeichnungen neuer Formen von Foraminiferen von Felsö-Lapugy vor, die derselbe Forscher entworfen hatte. Besonders durch die Mittheilungen des Hrn. Pfarrers Ackner in Heltau, der sich um die Auf- sammlung der organischen Reste in Siebenbürgen so grosse Verdienste erworben hat, sah er sich in den Stand gesetzt in dieser Richtung seiner Untersuchungen weiter auszu- dehnen. Hr. Pfarrer Czeresneys sprach über den Eisenge- halt des Weines von Somlyo, der, seiner Ansicht zufolge, von dem Eisengehalte der basaltischen Gesteine, auf wel- chen die Weinpflanzungen sich befinden , herrührt. Hr. Dr. Zipser sprach über die angeblichen Hunnen- sräber aus der Gegend von Sukoro im Stuhlweissenburger Comitat. Auf dem dortigen flachhügeligen Lande sieht man auf weite Erstreckungen hin eine Unzahl von grösseren und kleineren Granitblöcken frei umherliegen, die ihrer eigen- thümlichen Formen und ihrer Vertheilung wegen als von Menschenhand an ihre Stelle gebracht, betrachtet und als Hunnengräber erklärt worden waren. Nach Hrn. ‚Dr. Zipser’s Untersuchung sind jedoch diese Blöcke nicht durch Kunst an ihre Stelle gebracht, sie gehören dem dortigen Boden, der aus demselben Ge- steine besteht, an. Zur Erläuterung seiner Mittheilung zeigte Hr. Dr. Zipser eine landschaftliche Zeichnung die- ser Gegend vor, bei deren Besichtigung man unwillkürlich an die Phänomene der erratischen Blöcke erinnert wird. Hr. Oberlieutenant Toth verlas zwei Berichte über die Sieinkohlengruben von Brennverg, den einen von Hrn. Bergverwalter Regner, der hauptsächlich die geognosti- schen Verhältnisse dieser Gegend berührt, den audern von Hrn. Drasche, in welchem ausserdem noch besonders die Art des Abbaues u. s. w. geschildert ist. — 203 — Beide Abhandlungen wurden der Commission, der die Aufgabe gestellt war, über die dortige Gegend nach vor- genommener Grubenbefahrung zu berichten, übergeben und hierauf die Sitzung geschlossen. In der Sitzung am 14. August hielt Hr. Dr. G old- mark einen Vortrag über die Darstellung von rothem und schwarzem Phosphor. Er beabsichtigt über diesen Gegen- stand eine ausführlichere Mittheilung bekannt zu machen. Hr. v. Petenyi theilte ein von Hın. Sadler entwor- fenes Verzeichniss der bisher in Ungarn vorgekommenen tertiären Conchylien mit, welches über 200 Arten auswei- set. Es wurde beschlossen, Hrn. Sadler auch um die nachträgliche Bezeichnung der einzelnen Fundorte, an wel- chen die erwähnten Fossilien bisher angetroffen worden wa- ren, zu ersuchen und seine so vervoilständigte Arbeit in den diesjährigen Berichten abdrucken zu lassen. Hr. Fr. v. Hauer besprach anknüpfend an den in der ersten Generalversammlung vorgelesenen Brief des Hrn. Bergrathes W. Haidinger an den Hrn. Präsidenten A. v. Kubinyi die das Gebiet der Section betreffenden Mittheilungen in den ‚‚Naturwissenschaftlichen Abhandlun- gen‘ und forderte die Anwesenden auf nach Thunlichkeit dies neue Unternehmen zu unterstützen. Hr. Apotheker Wagner aus Pest sprach über die Dar- stellung; künstlicher Mineralwässer. Er ist der Ansicht, dass man trotz mannigfaltiger Schwierigkeiten jede Mineralquelle, deren chemische Zusammensetzung genau bekannt ist, durch künstliche Mischung ersetzen könne. Schliesslich theilte er die Resultate einer Analyse der Mineralquelle von Tazmanns- dorf westlich von Güns mit; dieselbe ist der Quelle von Glei- chenberg am meisten ähnlich, und gehört in die Classe der alkalischen Jod-Säuerlinge. Hr. Dr. Goldmark machte die Versammlung mit einer von Hın. Dr. Weiss in Anwendung gebrachten Methode zur Bestimmung der Blutmenge im thierischen Körper be- kannt. Alle bisher bekannten waren unzureichend zur Lö- sung dieser für die practische Medicin ungemein wichtigen Aufgabe. Dr. Weiss bestimmt nun uerst den Procenten- gehalt des Eisenoxyds im Blute, äschert hierauf das zu un- 14 * — 204 — tersuchende Thier gänzlich ein und berechnet aus der Menge des Eisenoxyds in der Asche die gesammte Blutmenge. In der Sitzung am 16. August verlas Hr. J. v. Pettk o den Bericht der Commission zur Ermittlung der geognosti- schen Verhältnisse von Brennberg. Es ergibt sich daraus, dass die Kohlenflötze von Brennberg in einer kleinen Mulde mitten im Urgebirge liegen, welches letztere in seinen obe- ren 'Theilen häufig auf einem glänzend weissen Talkschiefer, sonst aber aus Glimmerschiefer besteht. Zunächst darüber findet man eine Schichte glimmerreichen Sandes, auf diesen folgt die Kohle, von welcher zwei durch ein taubes Zwi- schenmittel von Schieferthon getrennte Flötze vorhanden sind. Ueber diesen folgt wieder Schieferthon und dann blauer und gelber Thon. Besonders auch in bergmännischer Hinsicht bieten die Brennbergergruben viel Interessantes dar, das ganze Flötz wird etagenweise ganz rein abgebaut, und die Versatzmasse dabei immer nachgezogen. Eine Dampfmaschine von 16 Pfer- dekräften, die erste zu einem derartigen Zweck in Ungarn , hebt die Grubenwässer und besorgt auch die Förderung u. Ss. w. Hr. Prof. Dr. Nendtvich aus Pest theilte einiges von Resultaten seiner Untersuchungen der ungarischen Stein- und Braunkohlen mit (siehe Berichte II, p. 180), und setzte dann die Resultate einer Analyse der Brennberger Koh- len speciell auseinander. Eine zweite Mittheilung des Hın. Prof. Nest betrifft die Darsteilung von Indigo aus Polygonum linclorium. Auf der erzherzoglichen Herrschaft Bellye in Ungarn wird diese Pflanze seit einiger Zeit in grösserem Massstabe cul- tivirt, die Darstellung des Indigo selbst aber war bisher im- mer mit bedeutenden Schwierigkeiten verbunden gewesen. Prof. Nendtvich wurde aufgefordert, Versuche in etwas grösserem Massstabe anzustellen, die zwar noch nicht been- dist sind, jedoch schon jetzt manch wichtiges Resultat er- kennen lassen. Die Zeit der Ernte, Beschaffenheit der Witte- rung, Alter derBlätterhaben alle einen bedeutenden Einfluss auf die Menge des zu erhaltenden Indigs. — Nicht minder ist aber bei der Darstellung selbst grosse Vorsicht nöthig. Das —_— 205 — zum Auslaugen bestimmte Wasser muss eine Temperatur zwischen 40° und 50° haben u. s. w. Nach Verschiedenheit der Umstände erhält man aus den Blättern */, — 1 Procent Indigo. Im Durchschnitt bei verschiednen Versuchen wurde »/, Procent gewonnen. Derselbe ist jedoch durch Indigbraun, Indigroth u. s. w. weit mehr verunreinigt als der echte Indig und wird daher, wenn es nicht gelingt diese Verunreinigun- gen zu entfernen, nicht den gleichen Werth erlangen können wie dieser. Hr. Franz v. Kubinyi zeigte mehrere interessante Ver- steinerungen aus der Umgebung von Ofen und Pest. In der Gegend bei Ofen bemerkt man nach seiner Mittheilung von unten angefangen die Schichten wie folgt: 1. Tegel mit Fischschuppen, die Heckel als seiner neuen Art Cutloessus longimanus angehörig erkannte. 2. Schiefriger Nummuliten-Kalk mit Pentakriniten-Stiel- gliedern. Man hat also hier abermals ein Beispiel des Vor- kommens der Pentakriniten in tertiärenGebilden; Hr. Neu- geboren fand dieselben bei Porcsesd. (Siehe Berichte Bd. II. pag. 49.) 3. Nummuliten-Kalk. 4. Süsswasserkalk mit Paludina. Am Blocksberge bei Ofen findet man zu unterst einen dolomitischen Kalkstein, ähnlich dem Klippenkalk. Darüber Hornsteinbreccie mit Echiniten als Spantangus u. s. w., und über diesen abermals den Süsswasserkalk. Noch zeigte Hr. v. Kubinyi Schuppen von Caloessus longimanus aus dem Leithakalke von Margarethen; end- lich Panzerfragmente des Psephophorus polygonus Hr. v. Meyer. (Siehe Vers. d. Freunde der Naturw. in Wien am 6. August.) Hr. Dr. M. Hörnes erstattete Bericht über die Ex- cursion zur Erforschung der geognostischen Verhältnisse von Rietzing bei Neckenmarkt. (Er wird selbst in einer späteren Versammlung ausführlichere Nachrichten über die- selben mittheilen.) Hr. Oberlieutenaut Töth gab eine Schilderung der ge- ogaostischen Verhältnisse und der 'Terrainbeschaffenheit der — 206 — Umgebung von Peterwardein. Die Festung selbst ist auf Ser- pentin erbaut, auf diesem liegt blauer Tegel und darüber Lehm; der blaue Tegel ist die Ursache der hänfigen Ge- birgsrutschungen, die man in diesen Gegenden beobachtet. Hr. Fr. v. Kubinyi knüpfte daran die Schilderung der Gebirgs- Abrutschungen von Paks im 'Tolnaer Comitat, wo eine etwa drei Klafter mächtige Lage über eine grosse Strecke hinabrutschte. Hr. Apotheker Murmann aus Oedenburg theilte die Resultate einer Analyse des Oedenburger Weines mit. Hr. Fr. von Hauer sprach über das Meteoreisen von Arva, dessen Analyse durch Hrn. A. Patera und die Aufstellung der in derselben befindlichen neuen Mineralspe- cies des Schreibersits. Hr. von Hauer bemerkte, er könne diesen Bericht über die in der mineralogisch-chemischen Section vorgetra ge- nen Gegenstände nicht schliessen, ohne mit wärmster Dank- barkeit "des: Eifers und der Aufopferung zu gedenken, mit welchem der ur derselben, Hr. Fr. von Kubinsi und der Sekretär Hr. Oberlieutenant Töth, die mühevolle Geschäftsleitung ker Er sey überzeugt, seine Gefühle in dieser Hinsicht wür- den ebensowohl von den Einheimischen, die sich durch die genannten Herren so würdig vertreten sahen, als auch von den Fremden, die allenthalben mit der wärmsten Theilnahme aufgenommen wurden; getheilt. Hr. Otio Freiherr v. Hingenau zeigte den Anwesenden den ‚Brouillon einer geognostischen Karte des Znaimer Kreises in Mähren vor, den ernach mehrwochentlichem durch drei Jahre wiederholten Aufenthalt in jener Gegend ent- worfen und mit Benützung und Vergleichung der Haidin- ger’schen geognostischen Karte der Monarchie, der Karte des Custos Partsch über das Wiener Becken und der in Wolny’s Topographie von Mähren von Prof. Albin Hein- rich gegebenen geognostischen Daten theilweise durch eigene "Begehungen _ verifizirt und modifizirt hat. Er knüpfte ddrah allgemeine Bemerkungen über geognostische Spezial- = a — Darstellungen und Lokalbeobachtungen und ging dann auf die Details des von ihm dargestellten Terrains über.- In die- sem wies er vorerst die durch Prof. Albin Heinrich sehr richtig angegebenen Grenzen der grossen Partie krystal- linischer Schiefer (Gneiss, granitartigen und syenit- arligen, so wie mit Uebergang in Glimmerschiefer und Weissstein) nach, welche den bei weitem grössten Theil des Znaimer Kreises, nämlich seine Mitte und den ganzen westlichen Theil einnehmen, und in ihrem Vorkömmen zahl- lose Variationen und Uebergänge bilden, bei denen er mit dem Bemerken verweilte, dass Veränderungen dieser mas- sigen Gesteine noch als fortdauernd beobachtet werden können, namentlich in den Erscheinungen der Verwitterung und Ausscheidung, als deren Producte nicht nur der Lehm- boden der Gegend und feldspathige (Kaolin-) Massen, oder einzelne Quarzstücke, sondern selhst wesentliche Ueber- gänge in der Structur und Zusammensetzung angesehen werden können. Ferner stellte er die granitartigen Gneisse im Zentrum dieser Partie als selche Uebergänge vor, und wiederholte seine schon in der Versammlung vom 10. August vorigen Jahres ausgesprochene Ansicht, dass selbe nicht für Granitgänge, sondern für eigentliche Gneissbildungen zu halten seyn dürften. An dieses Hauptgestein schliesst sich im Norden nach des Berichterstatters eigenen Beobachtung eine Gabbropartie, welche längst der Iglava zwischen Hrubschitz und Tempelstein innig mit einem mächtigen Ser- pentinauftreten zusammenhängt, welches zwar schon sammt dem darin verkommenden Meerschaum von Hüt- tenverwalter Teubner aus Blansko in Keferstein’s Deutschland Band (VI. oder Il.) vom Jahre 1822 pag. 60 umständlich und richtig beschrieben worden ist, aber auf den Karten von Bergrath Haidinger und Partsch kei- ‚nen Platz gefunden hat und daher einer Spezialkarte vorbe- halten bleiben musste. Nördlich davon in der sogenannten Grafschaft Namiescht liegt zwischen dem erwähnten Ge- bilde und dem Glimmerschiefer, der mit dem Brünner Kreise zusammenhängt, eine Partie Weissstein, der von daher Namieschterstein genannt wird. Gleichfalls aus dem Brünner Kreise hereinragend wurde der die Kohlenlager —_— 208 — von Rossitz und Oslavan bedeckende rothe Sandstein dar- gestellt, dessen Platz auf den vorerwähnten Karten richtig und genau angegeben ist. Grössere Arbeit dürfte nach des Freiherrın von Hingenau Ansicht die genaue geognosti- sche Bestimmung der östlichen Vorkommnisse bilden, die zwar in obigen Karten als Grauwacke, dann Sandstein und Syenit angezeigt sind, jedoch sowohl bezüglich der Gren- zen nicht übereinstimmen, als auch bei der minder genauen Besichtigung , die dem Berichterstatter in jenen Partien bis jetzt möglich war, nicht stets dort gefunden wurden, wo sie angeblich seyn sollen. Er bezeichnet daher diesen öst- lichen Theil als ein fruchtbares Feld fernerer eigener oder fremder Beobachtungen und glaubt mit Zuversicht manches Neue als Lohn einer detaillirteren Durchforschung dieser Partie versprechen zu können! 4, Versammlung, am 27. August. Oesterr. Blätter für Literatur u. Kunst vom 6. September 1847. Hr. Prof. v.Pettko suchte zu beweisen, wie er es auch bei der letzten ungarischen Naturforscher-Versammlung in Oedenburg bereits gethan, dass sich das ganze trachytische Gebilde von Schemnitz und Kremnitz als ein einziger gross- artiger Erhebungskrater betrachten lasse. Es war ihm schon beim Entwurf der geognostischen Karte der Gegend von Kremnitz (Naturwissenschaftliche Abhandlungen, 1. Band S. 292) aufgefallen, dass dort mehrere Felsarten dasselbe räumliche Vorkommen besitzen, mit gänzlichem Ausschluss aller übrigen, welche sich ihrer- seits wieder zu andern räumlichen Gruppen (Felsgebieten) verbinden, deren er nur vier unterschieden hatte, nämlich: das Gebiet des Granites, des Trachytes, des Sphärulit-Por- phyres (weniger richtig auch das Gebiet des Tuffes genannt) und der tertiären Sandsteine. Das erste liegt ausserhalb des Erhebungskraters, und braucht hier nieht weiter be- rücksichtigt zu werden. Die beiden Gebiete des Sphärulit- porphyres und der tertiären Sandsteine hingegen müssen mit — 209 — einander zu einem einzigen werden, weil ihre räumliche Trennung wegen der hie und da zu beobachtenden Wech- sellagerung der vulkanischen Tuffe mit Braunkohlen führen- den Sandsteinen nicht durchzuführen ist. Die zwei übrigbleibenden und Anfangs nur für die nächste Umgebung von Kremnitz aufgestellten Felsgebiete haben sich nun bei fortgesetzten Untersuchungen in der gan- zen trachytischen Gruppe vollkommen bewährt, und zwar in der Art, dass das Gebiet des Sphärulitporphyres, eine einzige nicht unterbrochene Ellipse bildend, die Mitte ein- nimmt, während das Gebiet des Trachytes ein durch seine Höhe den centralen Theil im Allgemeinen beherrschendes in sich-selbst zurückkehrendes Ringgebirge bildet, welches nur wegen des grossen Durchmessers von 5—6 Meilen, und wegen der bergigen Beschaffenheit auch des centralen Theiles nicht alsogleich in die Augen fällt; der Szitna bei Schemnitz, die Skalka und der Klak bei Kremnitz, der Sattelberg bei Königsberg sind Glieder desselben, zu de- ren Höhe sich die Porphyre nirgends erheben. Wer erkennt hier den Erhebungskrater nicht? Die Bergstädte Schemnitz, Kremnitz und Königsberg liegen an den inneren Abhängen desselben ; das mit so vielem Recht berühmt gewordene Hlinnik liegt beiläufig in der Mitte; die beiden grossen von Erzgängen durchzogenen Diorit-Partien bei Schemnitz und Kremnitz sind einander nahe diametral entgegenge- setzt. Der Gneiss- und Syenitzug, welcher sich von Glas- hütten quer durch das Eisenbacherthal bis nach Unterham- mer erstreckt, und von Quarzfels, grauwackenähnlichen Sandsteinen und dichten Kalksteinen begleitet wird, nimmt seine Stelle zwischen dem centralen und peripherischen Theile ein, und gehört auch nach der bedeutenden Höhe dem letz- tern an. Für das peripherische Gebiet des Trachytes ıst Trachyt und Diorit nebst Trachyttrümmerfels, für das Gebit des Sphärulitporphyres hingegen dieser selbst mit Inbegriff des Mühlsteinporphyres dann Perlstein und Süsswasserquarz vollkommen charakteristisch: die drei letzten sind entschie- den auf das Innere des Kraters beschränkt, und es ist im ganzen Umfange des ringförmigen Trachytgebietes keine — 210 — einzige Stelle bekannt, wo sie zu finden wären, so wie im Gegentheil der Trachyt und Diorit aus dem Innern vollkom- men ausgeschlossen ist. Die Analogie mit dem von Abich so trefflich beschriebenen Erhebungskrater der Rocca-Mon- fina in ktalien ist kaum zu verkennen, nur dass dort die Porphyre des Centrums, hier hingegen die umgebenden Tra- chyte die grösseren Höhen erreichen. Der so ausgedehnte Süsswasserquarz muss als eine spätere Bildung mächtiger heisser Quellen im Innern des Kraters betrachtet werden, als deren schwache Ueberreste die warmen Quellen von Glashütten und Eisenbach zu betrachten sind. Die Gran war genöthigt, sich durch den Erhebungs- krater selbst einen Weg zu bahnen; sie brach in denselben oberhalb des Dorfes Jalna hinein, bildete daselbst wahr- scheinlich durch lange Zeiten einen See, in welchem sich die Braunkohlen führenden Sandsteine abgesetzt haben, bis sie bei Königsberg wieder einen Ausweg fand. Sie theilt den Krater auch in zwei Hälften, was gleichfalls eine Ur- sache seyn mag, weshalb es so schwer war, ihn als sol- chen zu erkennen. Bemerkenswerth ist es noch, dass die von Beudant für die Lagerung der trachytischen Felsarten aufgestellten Gesetze mit dieser neuen Ansicht in vollkommenem Einklange stehen. Er sagt, dass die Trachyte überall die grössten Höhen erreichen und gleichsam den Kern bilden, an wel- chen sich mit stufenweise abnehmender Höhe Porphyre, Perlsteine und Mühlsteine anlagern ; est ist klar, dass er die einzelnen hervorragenden Glieder des Trachytringes als eben so viele Mittelpunete betrachtet, von welchen er nach dem Innern des Kraters bis zur Gran herabstieg; eine Symmetrie der Anlagerung ergab sich aus dem Vorkommen der vulkanischen Tuffe auf beiden Seiten des Trachytes, welche in der That sowohl im Innern des Kraters als auch an den äussern Abhängen desselben bedeutende Räume ein- nehmen. Hr. Dr. Karl Kanka theilte den Inhalt und einige Auszüge der interessantesten Abhandlangen des in unga- rischer Sprache erschienenen Berichtes über die vorjährige Be, pe siebente Versammlung ungarischer Aerzte und Naturforscher zu Kaschau und Eperies mit. Inhalt. Vorwort des Redacteurs Dr. Haläsz, I. Abtheilung. A) Vorarbeiten, Beschlüsse und Geschichte der sieben- ten Versammlung der ungarischen Naturforscher und Aerzte. I. 1. Vorarbeiten: Programme der im Jahre 1846 zu Ka- sau und Eperies zu haltenden Versammlung ungarischer Na- turforscher und Aerzte. 2. Aufforderung zur Theilnahme an dieser Versammluug, theils mittelst specieller Einladung, theils mittelst öffentlicher Bekanntmachung durch .die Zei- tung von Seite des Präsidenten Grafen Andrässy und des Vicepräsidenten F. v. Pulszky. 3. Namensverzeichniss der bei dieser Versammlung gegenwärtig gewesenen Mit- glieder. 4. Bericht über die, von den beiden Städten Epe- ries und Kaschau zur Erinnerung an die daselbst stattge- habte Versammlung geschlagene Denkmünze. II. 1. Beschlüsse und Ausführung derselben. Berichte des Präsidenten Andrässy darüber. 2. Ankündigung der von der Versammlung zu Kaschau und Eperies für die nächste achte Versammlung zu Oedenburg zur Besprechung und Verhandlung vorzüglich bestimmten Fragen und Gegen- stände, so wie der aufgestellten Preisfragen. 3. Statuten der Versammlung. B) Proioccoll der zu Eperies und Kaschau gehaltenen allgemeinen Versammlungen. C) Vorträge, die in den allgemeinen Sitzungen gehal- ten wurden. In Kaschau 1. Eröffnungsrede des Präsidenten. 2. Ueber die grosse Anzahl armer heilbarer Augenkranken in Ungarn; Vorschlag zur Errichtung mehrer Heilanstalten zum Behufe der Herstellung dieser Krauken. Von Dr. Fr. Gross. 3. Ueber den edlen Opal zu Vörös -Väjäs. Von Fr. v. Pulszky. In Eperies 4. Eröffnungsrede des Vicepräsidenten Fr. v. Pulszky. 5. Bewillkommnungsrede der von Seite der — 212 — Stadt Eperies gesendeten Deputation. 6. Ueber die Schwie- rigkeiten der landwirthschaftlichen Gesetzgebung. Von Ed. v. Bujanovich. 7. Ueber die Nothwendigkeit der Eröff- nung menschlicher Leichname. Von Ant. v. Kisz. 8. Ueber den kleinen Fliegenfänger. Von S. v. Petenyi. 9. Schluss- rede des Präsidenten. 10. Abschiedsrede des H. A. v. Ku- binyi. I. Abtheilung. Protocolle und Vorträge der einzelnen Sectionen. 1. Medizinisch-chirurgische Section. 1. Protocoll. 2. Vorträge. 1. Medizinische Topographie der Stadt Kaschau. Von Dr. Veitzenberger. 3. Ueber die Sehnendurchschneidung. Von Dr.Doleschall. A. Ueber die Heilung der Ankylose des Kniegelenkes mittelst der Sehnendurchschneidung und gewaltsamen Ausdehnung. Von Dr. Kisz. 5. Ueber die Folgen des giftigen Bisses von Pelias berus, ehemals Coluber berus. Von Dr. Tarsöczky. 6. Ueber den Exophlhalmus. Von Dr. Rozsa. 7. Ueber die Untersuchung des Harns, vom practischen Standpuncte. Von Prof. Aranyi. 8. Ueber die flechtenartigen Haut- krankheiten. Von Dr. Hunyady. 9. Ueber die Heilquellen zu Bartfeld. Von Dr. Horväth. 2. Section für Physik, Geographie, Astronomie und Archäologie. Protocoll. Aufforderung zu gemeinschaftlichen meteo- rologischen Beobachtungen in Ungarn. Von Prof. Molnär. 3. Section für Mineralogie, Geognosie, Chemie und Pharmazie. Protocoll. 1. Ueber die Abrutschung des Berges Havra- nek im Liptauer Comitat. Von F. v. Kubinyi. 2. Ueber die Darstellung des Grünspans nach der französischen Me- thode. Von Dr. Nendtwich. 3. Ueber die schlagenden Wetter ia der Büttnergründelgrube bei Felsö-Slowinka in Zipsen. Von Schneider. 4. Geographisch - geoguostische Beobachtungen auf einer Reise durch die südlichen Comitate Ungarus und eines Theiles von Serbien. Von Dr. Barra. —- 213 — 5. Ueber die Trachytbildungen. Von Hencz. 6. Ueber die Verhältnisse des im Karpathensandsteine vorkommenden Jurakalks. Von Prof. Glocker. 7. Verzeichnis der aus- gestellten Mineralien des Säroser Comitats. 4. Section für Physiologie, Zoologie und Botanik. 1. Ueber den gemeinen Maulwurf und eine besondere Eigenthümlichkeit desselben. Von S. v. Petenyi. 2. Ueber die Nothwendigkeit einer genauern Beschreibung der ver- schiedenen in Ungarn vorkommenden Weinrebensorten. Von Czabo. 3. Aufforderung bezüglich des in Ungarn bereits gänzlich ausgestorbenen Auerochsen (Bos urus), und des einem gleichen Schicksale entgegensehenden Bibers (Cas- tor Fiber). Von Petenyi. 4. Verzeichniss der im Saro- ser Comitat vorkommenden Pflanzen. Von Hazslinsky. 5. Verzeichniss der in Eperies zur Besichtigung ausgestell- ten zoologischen Sammlung. Von Petenyi. 5. Bekonomische Section. 1. Ueber die Landwirthschaft im Abaujvarer Comitat. Von Farkassänyi. 2. Ueber die Weinveredlung und den Weinhandel der Hegyallja. Von Szabö. 3. Ueber den An- bau einiger technologischen Pflanzen zur Erzeugung rother Farbstoffe: der Rubia tinct.. Rhamnus calharticus, der Asperula lincloria etc., blauer Farbstoffe: Isulis linc- toria, gelber: Genisla lincloria, Reseda luleola, Ser- ralula lincloria ete. Von Virnau. 4. Ueber die Mittel zur Beseitigung der die Landwirthschaft drückenden Uebel- stände. Von Jänik. Auszüge 1. Ueber den edlen Opal von Vörös väjas. Hr. von Pulszky gibt zuerst einen geschichtlichen Ueberblick der Opalgewinnung. Dass die Alten den edlen Opal schon kannten und schätzten, geht ausPlinius hervor. Dieser gibt ihm zwar ein ganz anderes Vaterland als die Ausläufer der Karpathen, welchen sich die römischen Le- gionen nur von weitem näherten; die werthvollen, aus — 214 — Bronze gefertigten römischen Alterthümer jedoch, die man in einigen Gegenden des Säroser Comitates aufgefunden hat, machen es wahrscheinlich, dass diese Gegenstände auf dem Wege des Handels und des Tausches dahin gelangt sind. Es ist kaum anzunehmen, dass schon in jenen Zei- ten wirklicher Bergbau daselbst getrieben worden wäre, in- dem blos das, was zufällig unter der Oberfläche der Erde gefunden, oder durch das Wasser ausgewaschen wurde, in den Handel kam; denn in dem ganzen Gebiete findet man keine so alten Gruben, deren Bau; wie z. B. jene von Ab- rudbänya in Siebenbürgen, die Merkmale des bekannten römi- schen Bergbaues an sich trügen. Die ältesten Opalgruben sind wahrscheinlich die sogenannten fünfzig Gräber (pede- sat dolki), die unzählige alte Schächte in einem Thale von Czerwenitza darstellen, wo gegenwärtig der Opal nicht mehr gesucht wird; der Sage nach sollen dies Quecksil- bergruben gewesen seyn. Da diese Schächte nicht gerei- nigt wurden, so ist deren ursprünglicher Zweck bis jetzt noch unbekannt. Im Mittelalter war das Gebiet der Opal- gruben im Besitze der Familie Keczer, die sich aber, wie es scheint, nicht viel damit abgab; später wurde dasselbe sammt den übrigen Gütern der Familie, wegen deren 'Theilnahme an hochverrätherischen Plänen, vom k. Fiscus eingezogen und ist seitdem im Besitze der k. Hofkammer geblieben. Uebrigens wurde der Opalbau nie unter die berggerichtliche Verwal- tung genommen, sondern stets als den grundherrlichen Rechten gehörig betrachtet und daher von der Kammer auf verschiedene Weise administrirt. In den ältern Zeiten (selbst noch unter Kaiser Joseph) stand es Jedermann frei gegen Erlag von 5 fl. Eine aber nicht mehr Gruben zu bauen und darin Opale aufzusuchen. Später, zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts, wurde das Pachtsystem ein- geführt. Die ersten Pächter waren Neumanyi und Ko- letsch, welche gegen jährliche 300 fl. in damaligem Pa- piergelde den Pacht auf sechs Jahre übernahmen. Diesen folgte Rum pler, dann wieder Neumänyi und Marcus Szentivänyi. — Hierauf folgte ein mehrjähriger Still- stand, bis endlich im Jahre 1817 wieder Marcus Szenti- vanyı die Pachtung für 1000 Stück Dukaten übernahm, — 215 — dieselbe jedoch dem Baron Brudern und Gabriel von Fejer- väry überliess. Nachdem später auch diese Pachtung aufge- hört hatte, fand sich durch sieben Jahre keinUnternehmen. End- lich imJahre 1830 übernahm Georgv. Fejerväry die Sache auf 15 Jahre gegen einenPachtschilling von 10250. SeinNachfolger war Hr. Goldschmidt, der gegenwärtige Pächter, welcher die Opalgruhen auf 25 Jahre gegen jährliche 10,600 fl. in Pacht nahm. — Das Verpachtungssystem wurde von der Kammer vorzüglich aus dem Grunde gewählt, weil die nothwendige Controlle für die Kammer mit unüberwindli- chen Schwierigkeiten verbunden war. — Bis in die neuere Zeit wurde die Aufsuchung des Opals ohne alle wissen- schaftliche Prinzipien, ja selbst ohne die gewöhnlichen bergmännisch-technischen Kenntnisse betrieben; man grub eben nach Gutdünken bald hier, bald dort, und ohne eine gehörige Zimmerung, so dass man an dem Weiterbau durch das Einstürzen der Grube gehindert wurde. Hr. von Fejer- väry hat das Verdienst, zuerst den Betrieb der Opalge- winnung auf wissenschaftliche Grundlagen reduzirt und dar- nach geordnet zu haben. Er liess die Gruben nach den Re- geln der Markscheidekunst aufnehmen und vermessen, führte den gehörigen technischen Betrieb, namentlich einen geregelten First- und Sohlenabbau ein und machte dadurch die Erforschung der geognostischen Verhältnisse des edlen Opales möglich. Jene Bergkette, in welcher die Opalgruben sich befin- den, gehört zu den höchst wichtigen und noch nicht hin- reichend untersuchten Trachytgebilden, welche Ungarn durchziehen. Gleich im Beginne durchbricht diese Trachyt- kette das grosse Steinsalzlager von Sövär, dessen Fort- setzung auf der Zempliner Seite in den Sokuter Salzquel- len sich zeigt; im sogenannten finstern Wald (slawisch ezemnyi Iyesz) durchziehen blei-, silber- und goldhältige Gänge das Trachytgebilde. In der Nähe des Czerwenitzaer Gebietes kommen Spuren von Quecksilber vor; endlich an der Grenze des Saroser Comitates, in unmittelbarer Nähe des höchten Berges daselbst, des Simonka, befindet sich die Lagerstätte des edlen Opales. Man hatte an mehreren Bergspitzen und Anhöhungen nach dem Opal gesucht, und -— Be die vielfach vorfindigen eingestürzten Gruben und Schächte bezeugen die an vielen Stellen wiederholten Versuche, die aber alle erfolglos geblieben sind, weil bisher nur zwei Berge die Mühen der Opalsucher belohnten, nämlich der Simonka und der Libanka. In der Simonkaergrube wird der Bau wissenschaftlich geregelt betrieben. Die durch die Spitze des Berges geführte, jetzt eingestürzte grosse Rö- sche zeigt die Art des früheren Beiriebes, wornach das Graben, als die Opalspuren an der westlichen Seite des Berges in die Tiefe führten, so lange fortgesetzt wurde, bis die ohne alle Stütze und Zimmerung dastehende Berg- feste einstürzte. Dies geschah im ersten Jahrzehend unse- res Jahrhunderts, und in ÜCzerwenitza, ungarisch: WVörös väjas, leben auch jetzt noch Bergleute, die um jene Zeit dort arbeiteten. Um die eingestürzte Grube wieder frei zu machen, wurde der Bau des achtzig und einige Klafter langen sogenannten Gabrielistollen unternommen; derselbe dient auch gegenwärtig als Förderungsstollen der Grube. So wie die Arbeiter bei der Fortsetzung dieses Stollen auf Opale kamen, drangen sie von da weiter nach Nordosten und zugleich unter einem Neigungswinkel von 42 — 45 Grade nach aufwärts bis gegen die Spitze des Berges vor, nach abwärts aber, so weit es die eindringenden Wässer gestatteten, bis auf vierzig bis fünfzig Klafter, wobei zu- gleich der schon durchforschte Theil gehörig ausgebaut und nur ein Schacht zur Beförderung der freien Lufteirculation übrig gelassen wurde, in jener Gegend, wo aus dem Gabrielistollen die Durchbohrung in die alte eingestürzte Grube geschah, und von wo aus das Wasser abfloss und der Schutt hinausgefördert wurde. Diese Durchbohrung gab den ersten richtigen Begriff über das Vorkommen ; denn so wie nach Beseitigung des Schuttes die obere Grube gerei- nigt war, und ein bedeutender Theil des Berges aufge- schlossen dastand, konnte man bemerken, dass in den Tra- chytfelsen mehrlei Gänge sich befinden, und unter diesen trat besonders ein regelmässiger Thongang hervor, dessen Streichen zwischen der 18. und 20. Stunde wechselte und dessen Fallen in der Regel 45 Grad, stellenweise auch mehr, in der Tiefe sogar 90 Grad betrug. _— a = „ Als man diese Thonschichte mit Aufmerksamkeit unter- suchte, wurde man bald gewahr, dass die Opalnester immer in den Höhlungen jenes Trachytganges sich vorfinden, der unmittelbar über der besprochenen Thonschichte sich befindet, dass mithin letztere die Grenze des opalführenden Trachyts im Liegenden sey, welcher gleiches Streichen und Fallen zeigt. Diese einfache Beobachtung war von dem grössten Einfluss auf den Abbau, regelte alle weiteren Arbeiten und ersparte dem Unternehmer sehr viele unnöthige Ausgaben , die früher, wo man den Opal im ganzen Berge zerstreut glaubte, nothwendig waren. Dies lieferte den Fingerzeig , wenn selbst die letzten Spuren und Zeichen des Opals ver- schwunden waren, weil nach den bekannten Gesetzen des Fallens und Streichens ein gänzliches Verlieren der Ader unmöglich war. Nachdem auf diese Weise das Salband im Liegenden aufgefunden war, wurde auch das Hangende Ge- genstand vielfacher Untersuchungen ; hier jedoch war die Grenze nicht so deutlich ausgesprochen, obwohl auch hier der opalführende Trachyt von dem nebenliegenden tauben , dem Perlstein-Porphyr-artigen Trachyt sehr verschieden ist, ohne jedoch überall scharf von demselben getrennt zu seyn. Es war mithin das geologische Gesetz für den Opal gefun- den: „dass nämlich der opalführende Trachyt in der Regel unter einem Streichen von 18 Stunden und einem Fallen von 45 Gr. auf 'Thonporphyr liegend, im Hangenden von Perlstein-Porphyr begrenzt in regelmässigen Gängen vor- kömmt, und dass der edle Opal theils verwachsen mit die- sem Trachyt, theils in dessen Aushöhlungen lose, nester- weise zu finden ist. Bis zu welcher Tiefe übrigens der edle Opal mit dem opalführenden Trachyt sich erstrecke, ist bis jetzt unbekannt; so viel ist gewiss, dass die Nester des edlen Opals bis jetzt nur in der Gegend der Mitte des Ber- ges in der Ausdehnung von 40-50 Klafter gefunden wur- den. An den beiden Seiten, wo der opalführende Trachyt zu Tage kommt (ausbeisst), wurde er immer leer und nur Halbopal enthaltend gefunden. In dieser Grube waren wäh- rend Fejerväry's Pachtung in der Regel 30-35 Arbeiter beschäftigt. Freunde der Naturwissenschaften in Wien. Ill, Nr. 2, 15 —_— 218 — An der südöstlichen Seite des kleinen Simonka wurden das Wohnhaus und die Wirthschaftsgebäude errichtet, und zwar an jener Stelle, die von dem in der Nähe sich erhe- benden, mit Eichen bewachsenen Hügel den Namen Dub- nyik erhielt. Einige Schritte unter dem Pulverthurm trifft man wieder auf eine verlassene Grube, wovon ein Theil ge- genwärtig als Keller benützt wird. Hier wurde einstens sehr viel nach Opalen gesucht, indem daselbst der weisse Opal, abweichend von den übrigen Opalarten, im Trachyt eine Ader bildet, die, obwohl stellenweise sich sehr verkleinernd, doch nie ganz aufhört ; dieser weisse Opal ist hier brüchiger als anderwärts, edlen Opal findet man jedoch darin nur sel- ten und auch da höchstens von der Grösse eines Stecknadel- kopfes. Deshalb wurde auch diese Grube von jedem Pächter nach kurzer Nachgrabung wieder verlassen. Ueber den steilen Abhang des Dubnyiker-Hügels gelangt man in ein enges Thal, durch welches ein Bach fliesst, we man das zweite Lager des edlen Opals, den Berg Libanka, vor sich sieht. Gleich in der Nähe des Baches bemerkt man eine alte verlassene Grube, die sogenannte Vorgrube (Pred- banya), die einst von Tag aus bearbeitet ward. Hier fand man die sogenannte Opalmutter, Trachyt mit vielen feurigen, meist grünen Opalflecken, welcher zu Zierrathen u. dgl. verwendet wurde. So wie aber die Opalader in die Tiefe ging und man mittelst Schächten den Betrieb fortzusetzen begann, drang das Wasser mit grosser Gewalt in die Grube, welche, da man dieses nicht zu beseitigen im Stande war, verlassen werden musste. Hier wurden auch jene zweischwar- zen Opale gefunden, die gegenwärtig in Fejerväry’s Be- sitz und einzig in ihrer Art sind. Diese Grube würde sehr viel versprechen, wenn man das Wasser aus derselben gänzlich beseitigen könnte. Die Richtung des opalführen- den Trachyts wurde hier noch nicht erforscht, obwohl an der Oberfläche des Berges mehrere Kreuzschurfe angelegt wurden ; diese waren jedoch nicht tief genug; sehr wahr- scheinlich ist es jedoch, dass die Opalader daselbst in Ver- bindung steht mit der an der Spitze des Berges eröffneten, der sogenannten Lescsina, welche Grube Fejerväry zuerst entdeckte und seit dem Beginne mittelst Schacht- - = und Stollenbau betrieb, jedoch keinen hinreichenden Nutzen davon zog, obwohl edler Opal auch dort getroffen wurde. Viel wichtiger ist die zweite oder sogenannte Hauptader, die vom Thal gegen die Bergesspitze hinanfführt und in ihrer ganzen Ausdehnung bearbeitet wird, was mittelst 5 Grnben geschieht, nämlich der untern und obern Ludwigs-, dann der Apolloniagrube, endlich dem Carlsstollen und Carls- schacht. An dieser Ader werden ähnliche Verhältnisse beob- achtet wie im Simonkaerberge, obwohl dieselbe bezüglich des Streichens und Fallens nicht so regelmässig erscheint. Der opalführende Trachyt behält auch hier das Streichen von 18—20 h., im Liegenden wird auch hier die 'Thonader bemerkt, aber die Streichung ist beinahe vertikal, und die Ader zerfällt bald in kleinere Zweige, bald breitet sie sich sogar bis auf 10—12 Klafter aus, und nimmt auf diese Art mehr den Charakter einer horizontalen Ablagerung an. Alles dies, noch mehr aber die früheren , schlecht geleite- ten Tagesarbeiten erschweren den regelmässigen Betrieb ungemein, der nur dann ausführbar wäre, wenn zuerst die Sohle durch einen gezimmerten Stollen gesichert, der First dagegen ganz zerstört, und von hier aus die durch eine gehörige Zimmerung gesicherte Arbeit nach allen Richtun- gen verfolgt würde. Gegenwärtig ist die unterirdische Ar- beit in diesen Gruben seltener; ihr Aussehen ist romanti- scher als jenes der Simonkaer Gruben, indem sich daselbst grosse Aushöhlungen von 10—25 Klafter Tiefe und Breite befinden, wovon einige für den Besucher ziemlich gefähr- lich sind , vorzüglich dort, wo der im Liegenden vorhan- dene Thonsteinporphyr verwittert ist und eine gebrechliche, sehr leicht in dıe Tiefe stürzende Thonmaner bilden, wie dies vorzüglich in der grossen Höhle der Carlsgrube statt- findet. Die Bearbeitung dieser Ader im Libankaberge ist un- streitig die älteste; vorher stand jedoch eine gegenwärtig schon ganz erschöpfte Verzweigung des opalführenden Tra- chyts im Betriebe, welche gegenwärtig mit dem Namen die „‚alten Gräben‘ bezeichnet wird. Später wurde die auch jetzt noch benützte Ader ın Angriff genommen, allein auch hier geschah es häufig, dass die Arbeiter eben dort, 15 * a wo am meisten Hoffnung edlen Opal zu finden, vorhanden war, auf alte, kleine, schlecht gebaute Stollen trafen, de- renSgefahrdrohender Einsturz die Arbeit schr erschwert. Wenn man vom Thale aus bis zum Carlsschacht gedrungen ist, so gelangt man über demselben noch in drei verlassene Gruben, die sogenannten drei Butschinagruben , die jedoch nie mit besonderem Fleisse betrieben wurden, weil es sehr schwierig war, dem von der flachen Bergesspitze in die Gruben eindringenden Wasser einen Abfluss zu geben. Diese Gruben sind höchst wahrscheinlich , die oberste der- selben aber ganz gewiss, Fortsetzungen derselben Ader, welche von der Ludwigsgrube nach aufwärts führt. Die mittlere und die untere Bucsina könnte indessen auch mit der Josephsgrube in Verbindung stehen, welche von dem letzten Pächter eröffnet wurde, und deren Richtung noch unbekannt ist. Da diese Grube jedoch keinen Nutzen ab- warf, wurde sie bald verlassen, obwohl edler Opal daselbst gefunden wurde. Am jenseitigen Abhang des Libanka ge- gen Üzerwenitza wurde, so viel bekannt, niemals edler Opal gefunden. Dass der opalführende Trachyt dieGesetze des Streiehens und Fallens befolge und daher den Character einer gan gartigen und nicht einer horizonta- len Ablagerung an sich trage, ist mithin das Resultat von Fejervaäry’s 15jährigen Bemühungen ; dennoch wa- ven die bisherigen Untersuchungen nicht hinreichend zur Ermittelung jener Gesetze ‚nach welchen der edle Opal im Trachytgange selbst vorkömmt. Dass die Opalmasse, und zwar sowohl die des edlen als des unedlen, ursprünglich in flüssigem Zustande die Höhlungen der 'Trachytader aus- füllte, kann nicht bezweifelt werden, wenn man die im Opal selbst vorfindigen horizontalen Linien- und Schich- tungsflächen beobachtet, die als Zeichen der allmäligen Ablagerung auftreten; noch mehr bestätigt wird diese An- sicht durch die allerdings seltenere Erscheinung , die sich dann darbietet, wenn die Trachythöhle so gross war, dass sie von der Opalmasse nicht ganz ausgefüllt werden konnte; hier findet man die Oberfläche immer horizontal. Der edle Opal ist ferner zerbrechlicher als der gemeine, mit welchem —_— 221 — er in Verbindung vorkommt; sein specifisches Gewicht ist dasselbe, daher wird er bald über, bald unter dem Milchopal gefunden, meistens durch eine horizontale Linie von demselben getrennt, manchmal unregelmässig eingela- gert. Der ‘Hyalith wird häufig in Begleitung des Opales gefunden, und zwar an manchen Stellen, namentlich in der Carlsgrube, am Ende des Opalgesteins, anderwärts aber in kleineren Säulen das Opalgestein durchbrechend. Mit dem Trachyt ist der Opal in der Regel fest verbunden, dass er nur mit ziemlicher Gewalt von demselben getrennt werden kann; manchmal jedoch tritt er auch lose in den Trachythöhlen auf und ist dann weniger zerbrechlich als sonst. Der Opal ist oft schon bei seiner Auffindung mit Sprüngen versehen oder bekömmt solche nach einigen Ta- gen, vorzüglich wenn dessen Grundfarbe nicht milchweiss, sondern glasartig durchscheinend ist. In der Apollonia- grube, wo das Wasser im Trachyt durch Eisenvitriol braun gefärbt ist, findet man den Opal nicht selten im verwitter- ten Zustande. In der Josephsgrube endlich sieht ınan Spiessglanzkıystalle in Sternform in der Mitte des Opals liegend. Erwähnenswerth sind noch die in der Apollonia- grube vorfindigen Opale, welche an der Luft austrocknen, für immer ihr Feuer verlieren und erblassen, endlich die Hydrophane, welche im Wasser durchsichtig werden. Der Hydrophan ist, so wie der übrige Opal, bald ein edler, bald ohne Feuer, da jener aber nur in der Feuchtigkeit sein Feuer erhält, so ist er mehr zu den Seltenheiten als zu den Edelsteinen zu rechnen. Manchmal wird auch eine weiche, mit Opalfaser verschene Masse in den Gruben gefunden; diese erbleicht jedoch späterhin,, und ist vielleicht auch nichts anderes als verwitteter Opal. Der grösste Opal, der bisher gefunden wurde, befindet sich imk.k. Hofmineralienkabinete zu Wien; seinGewicht be- trägt 1 Pfund 2 Loth, sein Feuer ist wunderschön, doch hat er an mehreren Stellen Sprünge. Es wird demselben, insofern dergleichen unbezahlbare und als Schmuck nicht verwend- bare Edelsteine geschätzt werden können, der Werth von 2 Millionen beigelegt. Wann er gefunden worden sey, weiss man nicht; er befand sich zur Zeit Kaiser Josephs 11. be- — reits in der Sammiung. Es scheint, dass er nahe unter der Oberfläche der Erde und nicht im Innern des Felsengestei- nes gefunden wurde, weil er allenthalben von einer gelben Kruste umgeben ist, welche jene Opale characterisirt, die in der Erde oder dem Trachyt gefunden werden. Gegen- wärtig jedoch, wo die Erde allenthalben in der Richtung der Adern aufgegraben ist, findet sich dergleichen selten mehr. Der Preis der Opale ist verschieden; zur Bestimmung desselben tragen das Feuer, die Grösse und dieForm gleich- viel bei, das Gewicht wird nicht in Anschlag gebracht. Die besten Verkaufsplätze sind bis jetzt Paris und London, in Wien liebt man sie nicht, in Ungarn werden sie nicht hin- reichend bezahlt. In älteren Zeiten gingen viele Opale nach Persien, wo man diesen Stein sehr achtet. Auch Napo- leons Familie hatte eine besondere Vorliebe für diesen Stein, und die Gemalin Murat’s, die ehemalige Königin von Neapel, besass zu ihrer Zeit den schönsten Opalschmuck. Bezüglich der Grubenarbeiter ist zu bemerken, dass Fejerväry in der Regel 100—150 täglich beschäftigte. Die Arbeit wurde im Winter und Sommer von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang fortgesetzt, im Sommer mit zwei, im Winter mit einer Raststunde Unterbrechung. Der Taglohn betrug25 —36 Kreuzer W. W. Die Arbeiter sind grösstentheils Bewohner der nahen Ortschaften Czerwenitza und Huvisz. Eigentliche Bergknappentreten hier nie ein, weil sie dann nicht mehr unter der Berggerichts-Jurisdietion stünden, an welche sie bereits gewohnt sind. Auch würden sie bezüglich der Eutwendung weniger Sicherheit für die Pächter geben als die dortigen Einwohner. Die Gewohnheit und ein Beschluss des Säroser Comitates hat jedoch die beständigen Arbeiter vom Militärdienste befreit, und dieselben in dieser Bezie- hung auf eine Linie mit den Bergknappen gestellt. — Ob- wohl übrigens der Bezirk der Opalgruben nicht durch das Gesetz von dem Bergrechte ausgenommen ist, so ist dies doch factisch der Fall; insofern daselbst der Bau auf Erze verboten ist; denn unter diesem Vorwande haben sich seit jeher verschiedene Abenteurer in die Nähe der Opalgruben geschlichen, um mit den Arbeitern in Verbindung zu kom- men und dieselben zum Diebstahl zu verleiten. 223 — 2. Ueber eine am 6. Jänner im Liptauer Comitate am Berge Havränek stattgefundenen Abrut- schung. Von Franz v. Kubinyi. Dieser Berg befindet sich beinahe in der Mitte des Co- mitates am rechten Ufer des Wagflusses, und besteht aus gelben Thon, Sand und schwarzer Erde; an mehreren Stellen des Bergrückens findet sich geschichteter Thonstein, dessen Lagerung es wahrscheinlich macht, dass der Berg einer Erhebung, d. h. einer in der Tiefe vor sich gegange- nen Umwälzung seine Entstehung verdanke. Am Fusse dieses Berges, und zwar gegen Süden, liegt die Ortschaft Kis-Olaszi, gegen Südosten aber St. Maria. — Im Jahre 1813 hatte sich zur Zeit der grossen Ueberschwemmungen beinahe in der Mitte des genannten Berges ober Kis-Olaszi eine grosse Wassersäule gebildet, wodurch eine so grosse Verheerung angerichtet wurde, dass viele Häuser der un- ten liegenden Ortschaft zu Grunde gingen. Die südliche Seite dieses Berges stürzte zugleich herab und bildete eine kesselförmige Vertiefung, aus welcher noch gegenwärtig Wasser zum Vorscheine kömmt. In den späteren Jahren rutschte die herabgestürzte Masse immer tiefer hinab, und gab daher Veranlassung, dass der nach und nach aus sei- nem Bette verdrängte Wagfluss die in der Nähe geführte Landstrasse wegriss. — Am 6. Jänner 1846 endlich ge- schah es, dass die jenseits der erwähnten Abrutschung befindliche Partie des Berges, die über der Strasse nach St. Maria liegt, plötzlich mit heftigem Getöse, in einer Ausdehnung von 170 Schritten (die Breite unten gerechnet), herabstürzte und die Strasse verschüttete, so dass die Communication durch längere Zeit unterbrochen blieb. Aus- ser diesem Sturz sah man noch mehrere Abrutschungen in der Gegend der Ortschaft Kis-Olaszi. Die herabgestürzte Schnttmasse zeigt breite, lange Sprünge, dann zahlreiche Quellen, die an der Oberfläche mit einer weissen Kruste überzogen sind, und dazwischen :unregelmässig zer- streute Tnonsteiublöcke, die mit einer weisslichen Eflo- reszenz überzogen sind, welche aus kohlensaurem und schwefelsaurem Kalk bestehen soll. Hr. v. Kubinyi bec- — 224 — merkt, das diese Bergabrutschung ihren Grund in nichts anderem habe, als in der durch Regengüsse erfolgten all- mäligen Auflockerung der den Berg constituirenden Masse, welche um so leichter war, als diese ohnehin ihrer Zusam- mensetzung eine geringe Consistenz darbietet, das Wasser begierig aufsaugt, und dann noch der wichtige einfluss- reiche Umstand hinzukam, dass in der letzten Zeit der früher mit dichtem Nadelholz bewachsene Berg dieses Schmuckes beraubt wurde, und in dessen Folge die obigen Einflüsse desto schnellere Varänderungen hervorbringen konnten. Hr. v. Kubinyi meint, dass auch eine gleich- zeitige unterirdische Gasentwicklung mitgewirkt haben möge. — Hr. v. Kubinyi hat nicht die Musse gehabt, eine genaue wissenschaftliche Untersuchung über alle bei der hier stattgefundenen Abrutschung obwaltenden Um- stände vorzunehmen, und beabsichtigt blos, die Aufmerk- samkeit auf diese sowohl im Liptauer Comitat als in ande- ren Gegenden Ungarns nicht seltene Erscheinung hinzulen- ken. Er hält dies für um so nothwendiger, als die Sache auch in staatsökonomischer Hinscht von der grössten Wich- tigkeit, indem durch dergleichen Bergstürze der Lauf von Flüssen verändert und dadurch die grössten Verwäüstungen kultivirter Länderstrecken veranlasst werden können, wie dies namentlich bei dem Wagflusse häufig der Fall ist. , 3. Ueber das Vorkommen von schlagenden Wet- tern in der Mathias Büttnergründel-Grube bei Felsö-Slovinka in Zipsen. Von Fr. Schneider. Durch diese von dem Verfasser in ihren näheren Um- ständen geschilderte am 26. Juni 1846 erfolgte Explosion der schlagenden Wetter in der bezeichneten Grube sind vier Arbeiter verunglückt, wovon einer starb, drei noch am Leben erhalten wurden. Besonders wichtig ist in diesem Falle der Umstand, dass hier die schlagenden Wetter in einer Grube sich zeigten, welche erzführend ist, und wo früher nie eine Spur derselben beobachtet wurde, während bekanntlich dergleichen grösstentheils nur in Kohlenberg- werken vorzukommen pflegen. Hr. Schneider leitet die Ansammlung der explosirenden Gase von dem Umstande _ 225 — ab, dass in Folge des Einsturzes eines Stollens die Luft- eireulation in jener Grube aufgehoben und dadurch die Er- zeugang der Anhäufung der schädlichen Luftarten begün- stigt wurde. Letztere bildeten sich wahrscheinlich durch Zersetzung des Grubenwassers des faulen Zimmerholzes und vielleicht auch des daselbst vorkommenden Schwefelkieses. 4. Ueber die Verhältnisse des im Karpathen- sandstein vorkommenden oberen Jurakalkes. Von Prof. Glocker. Dieser Jurakalk begleitet in abgesonderten ungeschich- teten Massen und kleinen Hügelpartien die geschichteten Sandsteinbildungen der Karpathen in Ungarn, Mähren, Gali- zien und dem Herzogthum Teschen. Besonders ausgezeichnet und reich an Versteinerungen sind die Jurakalkmassen neben der Weichsel, in der Gegend von Krakau, bei Skotschau unweit Teschen, bei Tichau, Stramberg, Jasenitz, nicht weit von wallachisch Meseritsch und an andern Orten Mäh- rens, an der ungarisch-galizischen Grenze bei Altendorf u. s. w. In Mähren erstreckt sich diese Jurakalkbildung viel weiter, als man bisher geglaubt hat, und zwar bis Gaya, wo eine lange niedere Bergkette von tertiärer Bildung sich erhebt, und der Jurakalk an mehreren Stellen in vereinzel- ten Partien und eben so charakteristisch wie anderwärts zu Tage liegt. Zu den besonders zu erwähnenden Versteine- rungen dieses Kalksteines, die auch im Jurakalk anderer Länder vorkommen, gehören unter andern Ammoniles bi- plex, Terebralula lacunosa, subsimilis, biplicata, pere- valis, insignis, viele Korallen, besonders Astraea cristala, Lithodendron etc. Da diese Massen von Jurakalk in der ganzen Ausdehnung des Karpathensandsteines so vereinzelt auftraten, so entstand die Frage, in welchem Verhältnisse sie zu den Thonstein- und Mergelschieferschichten stehen, aus welchen sie sich erheben. Nach den Beobachtungen, welche Prof. Glocker an einigen Puneten zu machen Ge- legenheit hatte, liegen die zerstreuten Bildungen dieses Jurakalks in der Mergelschichte der Karpathen-Sandsteinbil- duug. Es ist wohl wahr, dass sie aus derselben, so wie aus manchen Thonsteinschichten oft so steil sich erheben, dass —_— 226 — es scheint, als ob sie diese Schichten durchbrochen hätten; allein im Allgemeinen ist dies nicht so, denn man sieht sie deutlich (z. B. auf dem Tichauer Berge, unweit Frankstadt in Mähren) auf den ziemlich senkrecht einfallenden Mer- gelschieferschichten liegen, während die höheren Mergel- schichten, ohne dass sie irgend eine Störung erlitten hät- ten, um dieselben gelagert sind. Die ganze Masse des Jurakalks erscheint hier in Form eines ungemein grossen Ellipsoids zwischen den geneigten Mergelschieferschichten. Solche aus Jurakalk bestehende Ellipsoide oder Sphäroide, manchmal von riesiger Ausdehnung, manchmal auch viel kleiner, sah Prof. Glocker noch an vielen anderen Stel- len in Mähren, z. B. bei Stip, unweit Freistadt im Pre- rauer Kreise, wo man denselben gleichfalls zum Bauen benutzt, so dass er oft auf viele Jahre den Bedürfnissen entspricht. Dieser Jurakalk scheint hiernach eben so wie der thonhaltige Sphärosiderit im Kleinen vorzukommen, nämlich in Sphäroiden- und Ellipsoidenmassen, welche zwi- schen den Schichten des Mergelschiefers sich befinden. Wo diese Massen allenthalben von Mergelschiefer umgeben sind, dort haben sie ihre Form noch ganz beibehalten, wo aber über denselben kein Mergelschiefer sich mehr befin- det, und daher die Oberfläche des Kalksteins frei daliegt, erscheinen sie häufig zerrissen, verwittert oder in Form steiler Felsen. Endlich bemerkt noch Prof. Glocker, dass im Karpa- thensandstein überhaupt Kugelbildungen auch bei andern Massen häufig vorkommen, z. B. grössere oder kleinere Mer- gelkugeln, selbst Sandsteinkugeln. Unter den letzteren ist besonders zu erwähnen eine sphäroidale Sandsteinbildung von kolossaler Grösse, welche Prof. Glocker auf dem mährisch-ungarischen Grenzberge über Czeladna vor mweh- reren Jahren zwischen Mergelschieferschichten entdeckte. — Hr. v. Kubinyi fügte diesem die Bemerkung bei, dass auch in Siebenbürgen der Sandstein in kleineren oder grös- seren Kugelbildungen vorkomme. = me 5. UVeber das bisher unbekannte Vorkommen des Bernsteinsim Grünsande. Von Professor Glocker Schon vor mehreren Jahren hatte Prof.Glocker diesen Beinstein inden demSandstein untergeordneten Steinkohlenla- gern bei Uttigsdorf und Langenlutsch unweit Trübau in Mäh- ren, ferner bei Walchow und Öbora nächst Boscowitz und bei Havirna nächst Lettowitz im Brünnerkreise gefunden. Die- ses Vorkommen beweist, dass das Bernsteinholz, welches das Bernsteinharz lieferte, nicht ausschliesslich zu den Ter- tiärbildungen. gehört, wie bisher geglaubt wurde, sondern dass es schon in einer viel frühern Periode, nämlich jener der Kreide und des Grünsandes auf der Erde gegenwätig war. Unter den Uttigsdorfer Bernsteinen entdeckte Prof. Glocker auch einen trichromatischen, der in verschiede- nen Richtungen verschiedene Farben zeigt, eine bei rellec- tirtem, zwei bei durchgelassenem Lichte, von den beiden letzten ist eine hyazinthroth. Schliesslich machte Prof. Glocker noch die Mitthei- lung, dass er in den an Rhombenkies und Schwefelkies reichen Steinkohlenlagern des Walchower grünen Sand- steins bei Boscowitz gelben und weissen Honigstein gefunden habe, weiche beide sich von dem gewöhnlichen Honigstein durch einen grösseren Thongehalt, durch eine geringere Menge von Wasser und Honigsteinsäure und endlich durch den geringen Antheil voa Kieselerde unter- scheiden, während sie in ihren äusseren Eigenschaften mit einander übereinstimmen. Hiernach, glaubt Prof. Glocker, müsse man zwei Arten des Honigsteins unterscheiden, näm- lich den gewöhnlichen und den mährischen. 6. Ueber den kleinenFliegenfänger, Husciecapa parva Bechst., von 8. v. Petenyi. Hr. v. Petenyi macht die für Ornithologen höchst wichtige Mitiheilung, dass es ihm gelungen sey, von die- ser äusserst seltsamen und selbst in den grössten Samm- lungen Europas fellenden Species der Muscicapa mehrere Exemplare zu erhalten, und selbst deren bisher noch von _— 228 — Niemanden gefundene Nester und Bier und zwar in der Nähe von Eperies zu entdecken. 7. Ueber eine besondere Eigenthümlichkeit des gemeinen Maulwurfes. Von 8. v. Petenyi. Hr. v. Petenyi erörtert die Frage: wie es komme, dass, während bei dem Austreten von Flüssen alle Säuge- thiere, die dem Wasser zu entrinnen nicht vermögen, zu Grunde gehen, nur der Maulwurf allein sein Leben zu er- halten im Stande ist, wie dies die unmittelbar nach dem Zurücktreten der Wässer von ihm entwickelte Thätigkeit beweist. Es kann dies, wie Hr. v. Petenyi bemerkt, auf viererlei Weise erklärt werden: 1. Entweder es schützt sich der Maulwurf, indem er auf das Trockene sich begibt; oder 2. er steigt auf Bäume und andere höher gelegene Orte, wo er den Abgang der Wässer abwartet; oder. 3. er verkriecht sich so tief in das Innere der Erde, dass er vor dem Ein- dringen des Wassers geschützt den Abfluss der Wässer ruhig abwartet; oder endlich 4. er gräbt unter dem Wasser eine Art Tunnel in der Richtung gegen das trockene Land, entgeht auf diese Weise der Ueberschwemmung und kehrt auf demselben Wege zurück. Hr. v. Petenyi weist nach, dass keine einzige dieser Annahmen stichhältig ist, indem sie theils der Organisation und den übrigen Eigenschaften des Thieres, theils der Erfahrung widersprechen. Die be- sprochene Eigenthümlichkeit des Maulwurfes ist daher in ihren Bedingungen noch so gut als ganz unerklärt; Hr. v. Petenyi fordert daher die Zoologen auf, Beobachtungen darüber anzustellen. S. Aufforderung in Betreff desin Ungarn bereits gänzlich ausgestorbenen Auerochsen, so wie des einem gleichen Schicksale entgegengehen- den Bibers. Von Fr. v. Petenyi. Hr. v. Petenyi bemerkt, dass der, mit Ausnahme Litthauens, in Europa ausgerottete Auerochs einstens in mehreren Gegenden Ungarns in bedeutender Anzahl vorhan- den gewesen seyn muss, wie aus einigen, selbst schrift- lichen Daten zu schliessen ist. — Er fordert daher auf, es —_ 229 — inöchten diejenigen, welche Gelegenheit haben, darauf Be- zügliches zu sammeln, dies zu thun nicht versäumen, da- mit über das ehemalige Vorkommen, die Lebensart, die Jagd, die Ausrottung dieses interessanten Thieres in Ungarn Nä- heres bekannt werde. Ebenso fordert er auf zur Ermitte- lung genauerer Daten über den nur noch in einigen Gegen- den an der Donau selten und vereinzelt vorkommenden Bi- ber, dessen gänzliches Aussterben auch in technischer Hin- sicht zu bedauern wäre. Hr. Dr. Kauka bemerkte am Schlusse dieser Mit- theilung, er glaube seine patriotischen Gefühle als Ungar keineswegs zu verletzen, wenn er beifüge, dass trotz der gewiss sehr werthvollen Beiträge, die hier gelie- fert wurden, es dennoch zu wünschen wäre, dass der eigentlich wissenschaftliche Inhalt dieser Jahrbücher eine reichhaltigere Ausbeute liefern möchte. Die ausführ- liche Mittheilung sämmtlicher Protocolle, ferner der ge- gehaltenen Reden, kurz alles dessen, was mehr die äusse- ren Formen und Ereignisse der Gesellschaft betrifft, seyen entbehrlich, da die Geschichte der einzelnen Jahresver- sammlung theils in ihrem eigenen Protocolle, theils in den zahlreichen Journalen niedergelegt ist. Es wäre daher im Interesse der Wissenschaften zu wünschen, dass den wis- senschaftlichen Abhandlungen und Vorträgen mehr Raum gegönnt werde, und dass diese eine grössere Ausdehnung gewännen. Freilich ist dazu wieder nothwendig, dass die Zahl der wissenschaftlichen Arbeiten vermehrt werde. Das ist es, was Ungarn vor AllemNoth thut. Hr.Dr. Kauka glaube sich nicht zu täuschen, wenn er behaupte, dass zur Errei- chung dieses Zweckes die jährlichen Versammlungen we- sentlich beitragen. Allerdings entspricht der Name dieser Versammlung nicht mehr ihrer ursprünglichen Zusammense- tzung, indem mehrere den Naturwissenschaften theils ent- fernter stehende Zweige (Landwirthschaft und Technik), theils ihnen ganz fremde Wissenschaften (Archäologie und Geschichte) mit aufgenommen werden. Sie gleichen daher in dieser Beziehung mehr dem wissenschaftlichen Congress der italienischen und französischea Gelehrten. Durch die- sen Umstand ist allerdings der Character dieser Versamm- —_ 230 — lung auf eine eigentliche Weise bestimmt und modifieirt worden. Es sind slinht mehr blos Aerzte und Naturforscher, die daran Theil nehmen, es kommen auch Landwirthe, Gutsbesitzer und Industrielle, es kommen Staatsbeamte der verschiedensten Kategorien, es kommt endlich eine bedeu- tende Anzahl von Repräsentanten des geistlichen Standes hinzu , die theils als Lehrer für einzelne » Naturwissenschaf- ten, theils als grosse Güterbesitzer sich für die Landwirth- schaft interessiren, so dass es kaum irgend eine Beschäfti- gung der gebildeten Stände gibt, die nicht ıhr Contingent lieferte. Wenn nun allerdings zugegeben werden muss, dass dadurch eine gewisse bunte Mannigfaltigkeit erzeugt, die Einheit und Strenge der wissenschaftlichen Forschungen etwas beeinträchtigt wird, so ist doch wieder andererseits nicht zu läugnen, dass gerade in Folge dieser wechselseiti- gen Durchdringung den! verschiedenen Stände der Sinn für Natarwissenschaften im Allgemeinen und auch bei Jenen, die ihnen sonst ferner stehen, geweckt und angeregt, die gegenseitige Unterstützung und das wechselseitige Ver- ständniss, theils der Individuen, theils der einzelnen wissen- schaftlichen und socialen Abtheilungen gefördert und so das Zusammenwirken eines grossen Theiles der Nation zu ge- meinschaftlichen wissenschaftlichen Zwecken wesentlich ge- steigert wird. Wer aber wird läugnen, dass eben darin das schönste Resultat dieser Versammlungen ruht, von denen, vermöge ihrer wandelbaren Natur, hhon wechselnden Zu- sammenkünfte und vorzüglich des Umstandes, dass sie nur über sehr geringe oder fast gar keine materiellen Hilfsmittel zu gebieten hat, die Lösung zahlreich wissenschaftlicher Probleme nicht erwartet werden kann. — Wer von diesem Standpuncte mit einigem Billigkeitsgefühle diese Versamm- lung betrachtet, wird weder als Optimist ihre Leistun- gen überschätzen, noch als Pessimist ihre einflussreiche Be- deutung verkennen. Eines Umstandes wünscht Hr. Dr. Kauka noch erwähnen, der gewiss von grosser Wichtig- keit ist und dessen Bedentung besonders bei der heurigen Versammlung in Oedenburg mehr als irgend einer der frühern hervortrat. Es ist de Theilnahme der deutschen, na- mentlich der österreichisehenNaturforscherandie- —_ 231 — sen Versammlungen. Es ist nurzu wünschen, dass diese Thei- nahme sich immer mehr steigere, dass dieselbe durch gegen- seitige Verbindung und Verfolgung gemeinschaftlicher wis- senschaftlicher Zwecke gefördert, und so wie auf dem wis- senschaftlichen Gebiete, so endlich auch in den übrigen Zweigen des socialen Lebens jene Verbrüderung des deu t- schen und des ungarischen Elementes erzielt werde, die gewiss für beide Theile die schönsten Früchte tragen wird. ansisasen.unohie che 3) em EXIBVEH 27T h ur BRRenLTT Te, P ana za er en as nen bee Di Sana eh 1 Se, | Be an nenn 2 ANUEn ; Le RauTumnttH , "aß: a a LEN ana: nl zei if er EUR 10% Rameeer N yeliiai ei a: ten aan. et FL ww; gun ; BIRmeN“ wi do: Kindt Re. v | I; ENT LEHREN ER NEN ER ia täug ik [+2,40 geräl in He | ze ix ehren der, yorsel Beer 8 ERIR a RAUFEEMÜITL. kupeht u Ä For a rin ee“ j ir: iHRt ”% er y1 x EIRS EL; BERTER u. 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Zwei Fälle der Verbreitung nicht einheimischer Pflanzen, Von Dr. Adalbert Julius Heinrich. Mitgetheilt am 6. August 18147. Es bleibt gewiss eine merkwürdige Erscheinung, dass man oft Pflanzen aufsprossen sieht, deren eigentliche Hei- math meist einer südlicheren Gegend angehöret. Wenn solche plötzlich auftauchende Pflanzen sich endlich immer mehr und mehr verbreiten, sich acclimatisiren und frei und verwildert wachsend an vielen Stellen aufgefunden wer- den, so dass in späteren Zeiten es kaum in die Augen fal- len dürfte, dass dieselben als nicht einheimisch zu betrach- ten sind; so muss es wohl jedem Naturfreunde von: Inte- vesse seyn, Her Art und Weise nachzuforschen, in welcher das plötzliche Erscheinen und Einschmuggeln dieser Ge- wächse erfolgt ist. Es ist zwar nicht ungewöhnlich , dass namentlich in der Nähe. von Gärten sich oft Blumen von selbst anpflanzen, deren ileimaih nicht selten in überseei- schen Ländern gesucht werden muss; allein derlei Flücht- linge der Gartenkultur können uns hier nicht beschäftigen , da einestheils die Art ihres Selbstanbaues viel zu augenfäl- lig ist, um ein besonderes Interesse zu erwecken, andern- theils aber auch solche Sprösslinge-den Winter nicht über- dauern, sondern im nächsten Jahre verschwinden und da- her nicht heimisch werden. Anders verhält sich dies mit Pflanzen, die ihre Verbreitung keineswegs der Gartenkul- tur zu verdanken haben, sondern oft räthselhaft genug im Lande erscheinen und sich allmälig ausbreiten. Freunde der Naturwissenschaften in Wien, IH. Nr. 3. 16 — 234 — Das Xanthium spinosum L .ist eine von diesen Pflanzen , von der behauptet werden kann, dass sie durchaus nicht als den Gärten entsprungen betrachtet werden darf, weil sie in Gärten nicht angebaut wird, und vermöge ihrer dornigen und schmucklosen Beschaffenheit wohl nie auf einen Platz darin Anspruch machen darf. Zuerst ward Xanthium an dem westlichen Abhange des Spielberges bei Brünn entdeckt, und zwar erstnach Erscheinen der von Rohrer und Mayer herausgegebenen Flora von Mähren und Schlesien, da sie darin nicht aufgezählt wird. Man hat damals das plötzliche Erscheinen derselben den Sträflingen zugeschrieben, wel- che aus Italien auf die Festung versetzt wurden ; allein diese Vermuthung wurde sogleich entkräftet, als sich die Pflanze auch an andern Orten fand, wo ein gleicher Grund ihrer Verschleppung nicht im entferntesten obwalten konnte. So entdeckte sie Hr. Gubernialrath Wilhelm Tkany, dem die Flora Mährens manchen neuen Bürger verdankt, um Eiben- schütz und an mehreren anderen Orten, und verflossenes Jahr fand sie Hr. Kamprad auch um Neutischein. Nun wurden mehrere Fundorte bekannt, die alie unter Städte und Orte gehören , in welchen insbesondere viele Tuch- und Wollen- zeugweber sich befinden. Nähere Nachforschungen haben auch wirklich herausgestellt, dass die Weber bei Sortirung und Reinigung ihrer Wolle fremde Körperchen, welche sie mit dem Namen „Mispeln“ belegen, entfernen und mit andern Ab- fällen auf Schutthaufen ausserhalb der Wohnorte ausleeren. An solchen Schutthaufen nun fand sich eben die Pflanze , was übrigens nicht verwundern kann, da dies ihr natürli- cher Standort ist. Diese sogenannten Mispeln, von denen ich ein Exemplar vorzuzeigen die Ehre habe, sind aber nichts anderes als die Samen (drupa) des Xanth. spinosum. Nach der Synopsis von Koch und Reichenbach’ Flora german. excursoria ist diese Pflanze nur im südlich- sten Gebiete von Deutschlands Fiora, nämlich in Ungarn und dem Littorale, einheimisch, nach Kittel auch im südlichen Krain. Erkundigungen über den Ursprung der Wolle, in de- nen sich diese Samen vorfanden, haben auch wirklich ge- zeigt, dass sämmtliche Weber ihren Stoff! aus Süd-Ungarn beziehen, und es kann sonach keinem Zweifel unterliegen, u dass diese Pflanze im Wege der Industrie sich in Mähren angebaut habe. Wenn man bedenkt, dass dieses Xanlhium in Ungarn sehr gemein ist und auch an Wegen und auf Aeckern vorkömmt, wo die Schafe die für sie geeignete kurze Waide finden, und die stachelige Structur der Samen- behälter in Betracht ziehet, so wird es leicht erklärlich, wie diese letzteren von der Wolle der Schafe festgehalten und auf diese Art mit ihr versendet werden konnten. Inula Helenium L. ist ebenfalls nach den bereits bezo- genen Floren, eine südliche Pflanze. Man findet dieselbe zwar auch in Gebirgsgegenden und namentlich im mährisch » schlesischen Gesenke; jedoch nur angebaut in den Grasgär- ten der Gebirgsbewohner, welche sie unter dem Namen Alant als ein heilkräftiges Kraut verpflanzen: In der Ebene oder den Ausläufern dieser Gebirgsstrecken wird sie aber nicht ge- baut, und verwildert fand siesich an solchen Orten noch nicht. Ebenfallsim verflossenen Jahre erschien diese grosse ansehnli- che Blume zur Ueberraschung der Bewohner des Städtchens in der Nähe eines Schweinstalles bei Neutitschein, und zwar erst den Sommer, nachdem der Besitzer eine kleine Partie der so- genannten Bakonyer Säue angekauft hatte. Die Thiere kamen ebenfalls aus dem südlichen Ungarn, und die Pflanze wächst dort an feuchten Stellen und Lacken häufig. Da die Achenen dieses Syngenesisten mit einer wie- derhackigen Haarkrone versehen sind, so muss angenom- men werden, dass die genannten Thiere, indem sie ihrer Gewohnheit, sich in Lacken zu wälzen, nachgekommen wa- ren, die Samen in ihr Haar aufgenommen und auf diese Art weiter verschleppt haben. Diese Annahme gewinnt um so mehr an Wahrscheinlichkeit, wenn man die krausige Be- schaffenheit der Haare (Borsten) dieser Race in Betracht zieht, und bedenket, dass auf einem langen ermüdenden Marsch die 'TThiere keineswegs mit gleicher Behaglichkeit sich in Schlamme bewegt haben dürften, als dies nach der Hand, als sie andem Orte ihrer Bestimmung angelangt waren, geschehen seyn mag. Auf diese Art ist es erklärlich, dass wenigsiens ein Theil festgehaltener Samen nicht bereits un- ter Weges abgestreift worden ist, und dies erst am gedach- ten Orte geschehen konnte. En a eur. 2er — 236 .— | 2, Ueber die Gliederung der azoischen Abtheilung des Uebergangsgebirges im Murthal. Von A. v. Morlot. Mitgetheilt in der Versammlung vom 10. September 1847. In der Gegend von Kaisersberg über Leoben nach Bruck durchschneidet das Murthal ziemlich schief das ältere Uebergangsgebirge, und bringt Schichtenstörungen und Unterbrechungen des natürlichen Zusammenhanges hervor, welche das Studium der Formation an und für sich schon durch die reichliche Bedeckung von Schutt und Vegetation bedeutend erschwert, nicht wenig verwickeln. Doch fühlt man bald, dass eine gewisse Ordnung in der Verbreitung ihrer Unterabtheilungen herrsche, deren Reihenfolge durch das natürliche Profil von St. Michael über dem östlichen oder linken Thalgehänge nach 'Traboch am vortheilhaftesten sich darzustellen scheint. Wald und Schutt bedecken zwar auch hier einen gros- sen Theil des Grundes, allein die Durchsuchung des paral- lelen Jassinggrabens (auf der Generalstabskarte Lassing), der nur eine halbe Stunde weiter westlich als St. Michael in die Mur ausmündet, weiter nach Nord über die Höhe beim Wolfgruber, daın hinunter fortgesetzt, liefert genug ergänzende Beobachtungen, um das Profil mit hinreichender Genauigkeit zusammenzustellen. . Gneiss. 5. Oberer Thonschiefer. 1 2. Quarzschiefer, 6. Oberer körniger Kalk. 3. Unterer Thonschiefer. 7. Chloritische Schiefer. 4. Unterer körniger Kalk. 8. Aelteres Diluvium. T. Traboch. M. Madstein. S.M. St. Michael. t. Tradersberg. Z. Zechnerbauer. m. Mur. — 237 — Das Liegende des ganzen Gebildes bildet hier der Gneiss (Nr. 1), der sich von der Gebirgsmasse des Zin- kenkogels oberhalb Sekkau über die Ruine von Kaisersberg bis hieher zieht, wo er seine äusserste Grenze erreicht, da er weiter östlich durch die feldspathfreien, meistens horn- blendehältigen Schiefer der Kleinalpgebirgsmasse vollstän- dig verdrängt und ersetzt wird. Er fällt, wie auch weiter westlich, in Nord, also im Allgemeinen widersinnig ins Gebirge hinein. Ganz an der Landstrasse bei der Ausmün- dung des Jassinggrabens zeigt dieser Gneiss in frisch ge- sprengten Felsen kleinere Partien, in denen die Schiefe- rung verschwindet, der Feldspath in schön fleischfarbigen bis einen Zoll grossen Krystallen auftritt, grünliche Theile eingesprengt erscheinen, und das Gestein als ein schöner grünlicher und röthlicher Granit sich darstellt, der aber. mehr für ausgeschieden als für eigentlich eruptiv gehalten werden dürfte. Auf den Gneiss folgt unmittelbar ein ausgezeichneter Quarzschie[er (Nr. 2), weiss, nicht flaserig, sondern recht parallel und mathematisch ebenflächig schieferig , der Glimmer in kleinen, weissen Schuppen auf den Schiefe- rungsflächen. Im Jassinggraben verdeckt ihn Vegetation und Schutt, und man findet nur die Brocken und Geschiebe, welche ein kleiner Seitengraben vom lınken Gehänge herun- terbringt, hingegen lässt er sich etwas nördlich von St. Michael, unweit der dortigen Schiessstatt sehr schön an- stehend beobachten, und fällt hier mit beiläufig 30° ın NNW. Dieser Quarzschiefer lässt sich nach Westen wie nach Osten mit mehr oder weniger Unterbrechung ziemlich weit verfolgen. Man findet ihn in der Nähe von Bruck, im Utschgraben bei der Weigelmühle, südlich von Leoben auf dem Gangsteig von der Bellevue gegen die Mugel hinauf. Im Jassinggraben erscheint er zum erstenmal auf dem lin- ken Murufer, er zeigt sich im Pressnitzgraben, bei Kaisers- berg und südlich von Mautern, immer von genau demsel- ben Charakter, und immer an der Grenze des Thonschie- fers und des krystallinischen Schiefergebirges. Bei Kaisers- berg und Mautern enthält er Lager von sehr reinem, weis- sen, krystallinischem Quarz, welcher zu technischen Zwecken —_— 238 — verwendet wird. Da er bei St. Michael und weiter west- lich auf dem Gneiss, in seinem östlichern Auftreten hinge- gen auf den eigenthümlichen Hornblendgesteinen der Klein- alpgebirgsmasse liegt, so kann man ihn füglich weder zu dem einen noch zu dem andern dieser Gesteinsysteme zäh- len, und wird ihn daher zum Uebergangsgebirg rechnen, dessen unterstes Glied und Begränzungshorizont er also bilden würde, um so mehr, da die conforme Lagerung mit dem darauffolgenden Thonschiefer im Allgemeinen deutli- cher hervortritt, als mit den darunter liegenden. kry- stallinischen Schiefern. Seine mittlere Mächtigkeit kann auf 50° geschätzt werden. Auf den Quarzschiefer folgt unmittelbar, im Jassing- graben deutlich zu beobachten, die untere Masse des Thonschiefers (Nr. 3), mürbschieferig, seidenglänzend, mitunter fein gefältelt, zuweilen grünlich, aber vorwaltend sehr thonig und dunkel, und häufig graphitisch und abfär- bend. Beim Zechnerbauer nördlich von St. Michael zeigt er eine sehr untergeordnete Einlagerung eines dunklen, körnigen, unreinen Kalkes, der hier zu schlechtem Stras- senschotter gebrochen wird, uud der beim Zerschlagen einen so üblen Geruch von Bitumen und wahrscheinlich von Schwefelwasserstoff verbreitet, dass die Arbeiter oft Kopf- schmerz davon tragen. Im Jassinggraben enthält er eine kleine Partie eines Gesteines, welches aus einem Gemenge von Strahlstein und weissem Quarz besteht. Dieser untern Thonschiefermasse gehört das Graphitla- ger von Kaisersberg an, welches eigentlich nichts anders ist als sehr graphitischer Thonschiefer se!bst. Das Gleiche wiederholt sich an andern Puncten, z. B. bei Mautern, im Brandgraben, östlich von Leoben, und bei Bruck, wo, wie bei Kaisersberg, der graphitische Schiefer zur Fabrikation von feuerfesten Ziegeln und dergleichen gewonnen wird. Bei Kaisersberg ist er schon nicht besonders gut, allein bei Bruck ist er noch schlechter. Diese graphitischen La- ger erreichen eine Mächtigkeit von 1 — 3‘, enthalten häufig Partien und Knollen von weissem Quarz, mit welchen bei Kaisersberg schöner, weisser, recht feinfaseriger und bieg- samer Asbest vorkommt. Die Mächtigkeit dieses untern — 239 — Thonschiefergebildes ist nicht leicht zu schätzen, sie mag 200, vielleicht auch 400 Fuss betragen. Seine Schichten fallen, wie die des Quarzschiefers und wie alle nun folgen- den unter etwa 30° mit nur geringen, nicht zu beachten- den Abweichungen in Nord. — Ziemlich dasselbe Fallen beobachtet ınan beiBruck, bei Leoben, bei Kaisersberg und bei Mautern. Man sieht also, wie das Uebergangsgebirge sich hinzieht, ohne sich weder um die Richtung der Ge- birgsrücken und sogar der untergeordneten Gebirgsketten noch um diejenige der Hauptthäler zu kümmern. Nun kommt eine untere mächtige Masse von weissem körnigem Kalk (Nr. 4), deutlich geschichtet, hin und wieder glimmerig, aber im Allgemeinen ziemlich rein. Ihre Mächtigkeit mag 100° betragen. Auf diese untere Kalk- masse folgt die obere Masse des Thonschiefers (Nr. 5), nicht viel von der untern verschieden, doch im Allgemeinen etwas weniger thonig und weniger seiden- glänzend, auch heller und unreiner, zuweilen undentlich glimmerig und häufig gefältelt. Die leichte Zerstörbarkeit dieser Gesteine macht, dass ihre Oberfläche gewöhnlich nur mit üppiger Vegetation bedeckte Schuttmassen bildet, wel- che wenig Gelegenheit zur Beobachtung bieten. Ihre Mäch- tigkeit mag vielleicht 200’ betragen. Jetzt erst kommt eine obere Masse von weissem, körnigem Kalk (Nr. 6), in allem der untern ähnlich, vielleicht etwas weniger mächtig und freier von Glımmer, hingegen um so ausgezeichneter deutlich geschichtet, und zum Theil in Zoll dicke Lagen sich theilend. — Diese beiden mächtigen Kalklager lassen sich mit gros- ser Bestimmtheit verfolgen. Auf der untern steht z. B. die Calvarienkirche von Bruck und diejenige von Göss bei Leo- ben, eben so die romantische Bellevue bei Leoben, auf der obern steht die alte Schlossruine von Leoben und ihr wird wohl das merkwürdige Lager von Rauchwacke im Emberg bei Kapfenberg angehören. Lässt sich dies durch Lage- rungsverhältnisse fest begründen, so liegt es auf der Hand, dass die Masse, welche jetzt Rauchwacke ist, deren Entste- hung durch Umwandlung aus Dolomit so deutlich nach- — 240 - gewiesen ist”), und die also früher Dolomit seyn musste, noch früher geschichteter Kalkstein war, und man hätte hier das Beispiel einer Gebirgsmasse, welche nach einan- der zweimal umgewandelt worden wäre, und auf deren ur- sprünglichen, nun so gänzlich verwischten Charakter man doch durch Induetion hinweisen könnte. Gewiss ein inter- essantes geologisches Problem, welches einer genaueren Prüfung wohl würdig ist. — Man sieht die zwei Kalklager sehr deutlich an beiden Gehängen des Lisingthales zwi- schen St. Michael und Traboch, besonders am linken, wo sie als schroffere Felsmassen ein wenig aus dem monotonen Gebirgsoberflächengrundton herortreten, und sich sehr deut- lich als schief nach Nord fallende Lager zeigen. Nun folgen bei Traboch Schiefer, welche man mitunter glimmerigen, und undeutlichen Thonschiefer nennen möchte, die aber im Allgemeinen grünlich und chloritisch sich zum grossen Theil mehr als Chloritschiefer darstellen. Sie müs- sen viele hundert Fuss mächtig seyn, 'Traboch selbst steht darauf, und ihnen gehört wohl das Lager von sehr reinem Talk (Federweiss) an, welches bei Mautern ausgebeutet wird. Sie scheinen in den Alpen bedeutend verbreitet zu seyn. — Damit würde sich die azoische Gruppe des Uebergangs- gebirges schliessen, es besitzt wohl eine Gesammtmäch- tigkeit von über 1009 Fuss, und hat noch keine bestimmt nachweisbare Spur eines eingeschlossenen organischen Körpers geliefert. Einmal zeigte sich in der obern Kalk- masse bei Kaisersberg etwas einem rhomboedrisch - krystal- linischen Crinoideenstielglied Achnliches. Dass der Graphit einer organischen Kohle seinen Ursprung verdanke, lässt sich wohl vermuthen, und dass das Ganze ein Absatz aus dem Wasser sey, unterliegt kaum einem Zweifel. — Erst über diesem mächtigen Gebilde kämen die Grauwacken- schiefer und nicht körnigen Uebergangskalke mit dem nörd- lichen Haupteisensteinzug, welche sehr arm, aber wie be- kannt, nicht absolut leer an Versteinerungen sind, und *) Siehe Seite 97 u. ff. dieses Bandes. — 241 — welche nach oben durch die rothen Schiefer von Werfen begrenzt werden. Den wenigen vorhandenen Daten und Beobachtungen zu Folge scheint sich die Gliederung des Uebergangsgebirges, wie sie sich im Murthal zeigt, auch viel weiter im Strei- chen des Alpensystems im Salzburgischen und sogar in Ti- rol zu wiederholen, und es wäre daher sehr wichtig für die nähere Kenntniss der Alpen, diesem Umstande nach- zuforschen. Dazu gehört aber ein fester Vergleichungs- punet, der als Schlüssel dienen kann, denn um leicht und schnell zu finden, muss man schon wissen, was man su- chen soll. Desswegen wurde das gegebene Profil so um- ständlich erörtert. Es ist nur nach längerem Herumtappen und mühsamen Herumsteigen zusammengestellt worden und hat dann auch sogleich gute Dienste geleistet und zur Orien- tirung bei den weiteren Untersuchungen wesentlich beige- tragen. Am Südabhang der Gebirgsmasse der Kleinalpe und Stubalpe, in der Gegend nördlich und westlich von Graz herrschen Verhältnisse vor, die sich noch nicht auf die oben entwickelten zurückführen lassen. Es zeigt sich hier von oben nach unten, besonders deutlich nördlich von Kainach: Erstens der graue, nicht körnige, mit vielen weis- sen Kalkspathadern durchzogene, wohl gegen 1000° mäch- tige Uebergangskalk, der sehr selten Versteinerungen ent- hält. Die Korallen auf dem Rücken des Plawutsch und des Buchkogels sind bekannt und Graf Keyserling hat in den Steinbrüchen am Fusse des Berges bei dem Dorf Pla- wutsch ein deutliches Crinoideenglied gefunden. Hier geht aber derKalk durch sandige und mergelige Schichten schon in ein Gebilde von grünlichen und graulichen, zum Theil auch kalkigenThonschiefern über, in welchen an vielen Puncten auf silberhältigen Bleiglanz mitunter bedeutender Bergbau getrieben worden ist. — Dann folgen, immer nach unten, ein etwa 100° mächtiges Lager von weissem, körnigen Kalk, den schon die Römer als weissen Marmor bearbeiteten, dann eigentlicher Glimmerschiefer, der hin und wieder stockförmige Partien eines grobkörnigen Gemenges von Feldspath, Quarz, Glimmer und dunklem Turmalin enthält, — 242 — dann ein geringeres Lager von weissem, körnigem, ge- schichtetem Kalk, dann wieder Glimmerschiefer und endlich ein drittes noch schwächeres Lager von weissem, geschich- tetem, körnigem Kalk, worauf die monotone Hornblende- schieferregion anfängt, welche keine Kalklager mehr ent- hält. — Sehr merkwürdig ist es, dass diese im eigentlichen Glimmerschiefer eingelagerten Massen von körnigem Kalk, sogar das unterste, häufig beim Zerschlagen schwach aber deutlich bituminös riechen, was doch wohl als eine letzte Spur von einst eingeschlossener organischer Substanz zu betrachten ist. In der Gegend von Judenburg und Weisskirchen gibt es auch bedeutende Massen von weissem, geschichtetem, körnigem Kalk, häufig mit grossblättrigem weissem Glimmer verunreinigt, zum Theil schwach bituminös und auch im Glim- merschiefer eingelagert; ihr Zusammenhang mit denjenigen von Kainach war aber nicht zu ermitteln. — Sollten nun die körnigen Kalklager von Kainach denjenigen des Mur- thales entsprechen, was nicht unmöglich wäre, da die kry- stallinischen Schiefer sich sonst in diesen Gegenden kalk- frei zeigen, so müssten die dazwischenliegenden echten Glimmerschiefer den ebenso echten Thonschiefern von Kai- sersberg entsprechen * Hat ja auch schon Professor Tun- ner durch andere Analogien geleitet, die Vermuthung aus- sesprochen, es möchte der Glimmerschiefer von Turrach, der Stangalpe und der ganze Strich bis Friesach mit dem südlichen Haupteisensteinzug dem Uebergangsgebirge an- gehören. *) Bei Besprechung aller dieser Gebilde ist von Kieselschie- fer keine Rede gewesen, auch ist es bekannt, dass er in der Schweiz nirgends ansteht, obschon er als Geschiebe im Poudingue de Valorsine (dessen Bindemittel beiläufig zum Theil sehr fester Gneiss ist) häufig vorkommt. In den österreichischen Alpen, den nördlichen wenigstens, weiss man eben so wenig von seinem Vorkommen, und doch ent- halten ihn z. B. die Conglomerate bei Kainach, die wohl dem Wienersandsteine beizuzählen sind und deutlich dem *) Vordernberger Jahrbuch. 1842. S. 111. — 243 — grauen, nicht körnigen Uebergangskalk anfgelagert erschei- nen. Um so interessanter dürfte daher die Nachricht seyn, dass bei Mixnitz im Murthal, ziemlich auf der Höhe, auf dem dirfectesten Fussweg nach Passail, unter der Röthel- steinerwand echter Kieselschiefer wirklich anstehend vor- kommt und zwar in den dortigen Thon- und Grauwacken- schiefern eingelagert, welche den Uebergangskalk unter- teufen. I. Versammlungs- Berichte. 1. Versammlung, am 3. September. Oesterr. Blätter für Literatur und Kunst vom 13. September 1847. Hr. Franz v. Hauer forderte die Anwesenden auf eine von Hrn. Mechaniker Duenbostel verfertigte Hand- spritze in Augenschein zu nehmen, und den am folgenden Tage mit derselben anzustellenden Versuchen beizuwohnen. Dieselbe wird durch eine Kurbel in Thätigkeit gesetzt. Sie schöpft sich selbst das nöthige Wasser aus einem Brunnen, dessen Tiefe bis 30 Fuss betragen darf, und erzeugt einen eontinuirlichen Wasserstrahl, der bis 60 Fuss Höhe erreicht. Dieselbe Vorrichtung könnte nach Angabe des Hrn. Duen- bostel auch als Luftpumpe angewendet werden. Hr. Franz Leschtina zeigte Segmente zur Her- stellung eines Mondgiobus, die Hr. Riedl von Leuen- stern mit Zugrundelegung der genauen Mädlerischen Mondkarten entworfen hatte, vor. Dieselben sollen ehe- stens durch den Druck veröffentlicht werden. Hr. Dr. S. Reissek, k. k. Custos- Adjunet, zeigte der Versammlung getrocknete Exemplare der Vicloria regia vor, welche das k. k. botanische Museum kürzlich mit einer Sammlung südamerikanischer Pflanzen erhielt, und knüpfte hieran einige Bemerkungen über den Bau, den Wachsthum, _ 244 — das Vorkommen und die Geschichte dieser ausgezeichneten Pflanze, welche man mit Recht die Königin der Wasser- pflanzen nennen darf. In einer Monographie Prof. Lind- ley’s, welcher diese zuerst von den Reisenden d’Or- bignyund Pöppig entdeckte Pflanze zu Ehren der Königin Vietoria benannte, und im henrigenJahrgange des Bolanical Magazine findet man die ausführliche Beschreibung derselben. Hr. Dr. Hammerschmidt legte der Versammlung eine neue von Hrn. Car! Schönbüchler in Pressburg erfundene Rechnungsvorrichtung vor, um damit Additionen und Subtractionen vorzunehmen. Hr Schönbüchler hatte schon früher eine Multiplicationsmaschine, welche auf eine ähnliche Art, nämlich aus Papierstreifen verfertigt ist, bei Kunsthändler Müller in Wien zur Ansicht aufgestellt. — Die gegenwärtige Vorrichtung, welche dem Berichterstat- ter von dem Erfinder kürzlich mitgetheilt wurde, ist eben- falls höchst einfach, so dass sie von Jedermann selbst leicht verfertist werden kann. Sie besteht aus Papierstreifen, die mit bestimmten Zahlenreihen bezeichnet sind, und mit Be- zug auf die auf eine dritte Zahl hinweisenden Striche die gewünschte Summe oder den verlangten Rest geben. Jene, welche diese von dem Erfinder „Additions- und Subtractions - Register‘* benannte Vorrichtung interessiren sollte, wurden eingeladen, solche bei dem Berichterstatter einzusehen. Hr. Professor Fuss aus Hermannstadt sprach über die neuesten Unternehmungen zur Kenntniss der Flora von Siebenbürgen in folgender Weise: Hochverehrte Versammlung! Bekanntlich hat der vor wenigen Jahren als Kreis- Physikus in Schässburg in Siebenbürgen verstorbene Br. Baumgarten in seinem noch im Jahre 1816 in drei Bän- den erschienenen Werke: „Enumeralio slirpium magno Transilvaniae prineipalui indigenarum“ die Flora der phane- rogamischen Gewächse Siebenbürgens zur Kenutniss des gelehrten Publicums gebracht. = BE In der Vorrede des letzten Bandes des genannten Werks versprach derselbe in einem vierten Bande auch eine Auf- zählung der von ihm in Siebenbürgen gesammelten und beobachteten Kryptogamen folgen zu lassen. Inzwischen sind 30 Jahre verflossen und es haben in der frühern Zeit äussere Hindernisse, in den spätern Jahren aber natürliche Schwäche eines sehr hoch vorgerückten Alters und endlich der Tod den gelehrten Verfasser gehindert, sein damals gegebenes Versprechen selbst zu lösen. In seinem hand- schriftlichen Nachlasse jedoch fand sich ein grosser Theil der Kryptogamenflora Siebenbürgens vollständig für den Druck bearbeitet, welches Manuseript von den Erben be- reitwillig dem unterdessen entstandenen Verein für sieben- bürgische Landeskunde überlassen wurde, und auch von diesem auf seine Kosten als vierter Band des genannten Werkes in Hermannstadt durch die Hochmeister’sche Offizin in Druck gelegt worden ist. In der Hoffnung, dass es Ihnen, meine hochverehrten Herren, vielleicht nicht ohne Interesse seyn dürfte, etwas Näheres von diesem vierten Bande zu erfahren, so nehme ich mir die Freiheit, densel- ben hier zur Ansicht vorzulegen, und eine kurze Inhalts- anzeige davon zu geben Der Band zerfällt in drei Sectionen, von denen die erste die Familien: Rhizospermae, Equiseteae, Lycopo- dieae, Ophioglosseae, Osmundaceae und Filices verae; der zweite: Musci frondosi und der dritte: Musci hepatiei umfasst; es fehlen demnach, wie ersichtlich , gänzlich Al- gae, Fuci, Lichenes und Fungi. Was die Ausarbeitung des Bandes betrifft, so ist sie von der der frühern Bände in soweit verschieden, dass hier immer eine kurze Hervor- hebung der Speciescharaktere vorausgestellt ist, und dann eine bald längere bald kürzere Beschreibung der Pflanze nachfolgt. Beschrieben sind aber in dem Werke 78 Genera mit 342 Species, welche auf die einzelnen angeführten Fa- milien folgendermassen sich vertheilen: Rhizospermae 4 Ge- nera mit 4 Species; nämlich : Salvinia mit 1 Species; Mar- silia mit 1 Sp.; Pilularia mit 1 Sp. ; Isoelfes mit 1 Sp. Equiseleue: das eine Genus Egquiselum mit 9 Sp. — 246 — Liycopodiceae: das einzige Genus Lycopodium mit 10 Sp. Ophioglosseae: 2 Genera mit 3 Sp. nämlich: Ophioglos- sum mit 1 Sp., Bolrychium mit 2 Sp. Osmundaceue: das eine Genus Osmunda mit 1 Sp. Filices verae: 12 Genera mit 36 Sp. nämlich: G@ymno- gramma mit 1 Sp.; Polypodium mit 1 Sp.; Aspidium mit 13 Sp.; Alhyrium mit 5 Sp.; Cyalhea mit 4 Sp.; Siru- Ihiopleris mit der einen Sp. germanica Wild.; wobei ich mir jedoch zu bemerken erlaube, dass der Verfasser nach der Beschreibung, welche er gibt, und nach den Synoymen, welche er eitirt, diese Pflanze mit Blechnum boreale ver- wechseit hat; 87. germanica kommt jedoch in Siebenbür- gen ebenfalls vor, z. B. fand ich die Pflanze bei Michels- berg nächst Hermannstadt; ferner Scolopendrium mit 1 Sp-; Pleris mit 1 Sp.; Allosurus mit 1 Sp.; Asplenium mit 6 Sp. ; Adianthum mit 1 Sp. und Cheilanthes mit 1 Sp. Musci frondosi: 52 Genera mit 263 Sp., nämlich: Phascum mit 10 Sp.; Sphagnum mit 4 Sp; Anoeclangium mit 1 Sp.; Gymnosiomum mit 9 Sp.; Harrisonia mit 1 Sp.: Hymenoslomum mit 1 Sp.; Diphyscium mit 1 Sp.; Zeira- phis mit 1 Sp.; Splachnum mit 2 Sp.; Enncalypta mitASp.; Grimmia mit 3 Sp.; Dryptodon mit 4 Sp.; Racomitrium mit 6 Sp.; Cinelidotus mit 1 Sp., Weissia mit 7 Sp.; Cos- cinodon mit 1 Sp.; Tremalodon mit 1 Sp.; Dicornum mit 14 Sp.; Fissidens mit 3 Sp. ; Oncophorus mit 6 Sp.; Cam- pylopus mit 1 Sp.; Ceralodon mit 1 Sp.; Trichoslomum mit 2 Sp.; Leucodon mit 1 Sp.; Desmatodon mit 1 Sp.; Synirichia mit 3 Sp.; Burbula mit 9 Sp.; Didymodon mit 5 Sp.; Calharinea mit 3 Sp.; Pogonatum mit 6 Sp.; Poly- Irichum mit 10 Sp.; Ortlholrichum mit 5 Sp.; Ulota mit 1 3p.; Neckera mit 3 Sp.; Antülrichia mit 1 Sp.; Fontina- lis mit 1 Sp.; Cinclidium mit 1 Sp.; Siohlia mit 1.Sp.; Leskea mit9 Sp.; Barlramia mit 6 Sp.; Meesia mit 1 Sp.; Climaecium mit 1 Sp.; Diplocomium mitt Sp.; Zimmia. mit 2 Sp.; Isolhecium mit 2 Sp.; Hypnum. mit 50 Sp.; Webera mit 6 Sp. ; Bryum mit S Sp.; Mnium mit 9 Sp.; Aulocam- nium mit 3 Sp.; Funaria mit 1 Sp.; Buxcbaumia mit 1 Sp. _— 47 — Musei hepalici 5 Genera mit 42Sp., nämlich: Andreaea mit 1 Sp. ; Jungermannia mit 34 Sp.; wobei allerdings zu bedauern ist, dass der Verfasser, alles neueren literarischen Apparates entbehrend, nicht im Stande war, die neueren Forschungen zu berücksichtigen und die neuere Nomencla- tur bei diesem vielumfassenden Geschlecht zu benützen ; Marchantia mit 3 Sp.; Anthoceros mit 1 Sp.; Riccia mit 4 Sp. Dieses , meine Herren, wäre in kurzer Darstellung der Inhalt des in dem Werkchen dargebotenen Stoffes, und ob- gleich ich der festen Ueberzeugurg bin, dass bei einer ge- naueren Durchforschung des Landes mit reichlicheren Hilfs- quellen als sie dem anf seine eigene Privatbibliothek be- schränkten Baumgarten zu Gebote standen, die Anzahl der in dem Werkchen aufgeführten Arten sich beträchtlich vermehren werde; so werden Sie doch vielleicht aus der gegebenen Uebersicht entnehmen können, dass Siebenbür- gen, dessen phanerogamische Flora an Reichthum , Mannig- faltigkeit und Seltenheit der einzelnen Arten sich wohl mit Recht vielen andern an die Seite stellen lässt, auch in Bezichung auf seine kryptogamischen Gewächse hinter sei- nem wohlerworbenen Ruhme nicht zurückbleibt. Freilich sind nun noch die Gruppen der Algen, Flechten und Pilze als völlige terra incognita zurück; ob aber überhaupt, und wann auch für unser Land ein Agardh oderFries erstehen werde, der mit gelehrter Hand den dunkeln Schleier auch von diesem Theile des botanischen Bildes Siebenbürgens lüften wird — das, meine Herren, muss die Zukunft lehren. So viel über den vorliegenden Band; erlauben Sie mir, Ihnen noch ferner bekannt zu geben, dass der Verein für siebenbürgische Landeskunde, als er mir die Beaufsichti- gung des Druckes dieses Bandes übertrug, zugleich den Auftrag gab, die seit dem Erscheinen der drei früheren Bände in Siebenbürgen entdeckten Phanerogamen zu sam- meln, und als Nachtrag zum ganzen Werke zum Druck zu befördern. Auch hiezu fanden sich von der Hand Baum- gartens in seinem Nachlasse schätzenswerthe Beiträge, das Uebrige suchte ich aus hieher einschlagenden Schrift- — 248 — werken und aus meinen eigenen Beobachtungen zusammen, und es sind bereits unter dem Titel Mantissa ad Baumgar- teniü floram Transilvaniae einige Bogen gedruckt; leider kamen mir jedoch, was-ich mit Schmerz aussprechen muss, meines gelehrten Freundes Julius v. Koväcs Beobachtun- gen zu spät zur Hand, als jene Bogen bereits unter der Presse sich befanden. Auch habe ich ebenfalls im Auftrage des Vereins für siebenbürgische Landeskunde einen mög- lichst vollständigen Index generum, specierum el synony- morum zum Baumgarten’schen Werke verfasst, derselbe ist bis auf etwa zwei Bogen gedruckt, so dass er in kur- zer Zeit wird in den Buchhandel kommen können. Ich erwähne dieses nur, meine Herren, um Ihnen den Beweis zu liefern, dass auch wir Siebenbürger und vor- züglich der Verein für siebenbürgische Landeskunde, wenn auch entfernt von dem grossen Markte literarischer Thätig- keit und gediegenen literarischen Wirkens, dennoch nach Kräften bemüht sind, unser Schärflein auf dem heiligen Altar der Wissenschaft niederzulegen. Ist auch, was wir leisten können , allerdings pur Weniges und Kleines, so hoffen wir doch bei jedem billig Denkenden Entschuldigung und Anerkennung zu finden, und dies um so mehr, wenn man bedenkt, wie weit ausgedehnt und umfassend das Ge- biet beides des naturhistorischen und des geschichtlichen Wissens ist, das wir zu erforschen haben, wie gross die Hindernisse, die sich uns besonders unter unsern Ver- hältnissen in den Weg stellen, und wie klein die geistigen und mehr noch die materiellen Kräfte, über welche wir ge- bieten können. Sie, meine Herren, sind uns in dieser Hin- sicht schon häufig mit preiswürdiger Humanität helfend, ra- thend und belehrend an die Hand gegangen; indem ich mir die Freiheit nehme , Ihnen hierfür meinen innigsten Dauk darzubringen, erlaube ich mir zugleich auch die Bitte auszu- sprechen: Vergessen Sie unser auch ferner nicht , unser, die wir da wohnen entfernt in dem «llima Thule europäi- scher Kunst und Wissenschaft. Hr. Professor Fuss zeigte drei neue, in der „jüngst verflossenen Zeit in Siebenbürgen entdeckte Käferarten vor: _— 249 — 1. Carabus planicollis C. Fuss, er findet sich auf der südli- chen Gebirgskette Siebenbürgens, an der Grenze der Nadel- und Laubholzwaldungen und steigt auch einzeln bis in die Gebirgsthäler herab. Er fand sich bis jetzt auf dem Duscher Pass, auf den Prascher-, Pitschone Burkuluy- und den Ker- tzeschoarer Gebirgen. 2. Sienostoma tiliae Küsler, ent- deckt 1846 im Mai auf Linden an Waldrändern bei Gross- Schauern nächst Hermannstadt. 3. Olyorhynchus Bielzü C. Fuss. findet sich auf Heracleum palmaltum Baumg. und andern Pflanzen auf den Alpen bei Kertzeschoare. Hr. Franz v. Hauer las folgendeMittheilung des Hrn. A. v. Morlot an Hın. Bergrath Haidinger vor. Da der Vesuv gegenwärtig in Thätigkeit ist, so dürfte eine genaue Beobachtung auch der geringsten Erderzitte- rung nicht ohne Interesse seyn und ich bin daher so frei, Ihnen. hochverehrter Herr Bergrath, Folgendes mitzu- theilen: Montag den 30. August um halb drei Uhr Nachmittags verspürte man in derGegend von Gratz ein schwaches Erd- beben. Ich war gerade beschäftigt, auf der Halde eines auf- gelassenen Braunkohlenbaues jm tertiären Becken von Rein eine reiche Ernte von fossilen Schnecken einzusammeln und schreibe es dem unbequemen, gebückten Herumkriechen auf dem lockern, unebenen Boden zu, dass ich nichts merk- te, mein Führer hingegen, ein gewisser Fischer von Kaisersberg, der mich seit mehreren Wochen begleitete, und schon öftere Beweise einer ungewöhnlich scharfen Beobach- tungsgabe lieferte, sass ruhig auf einem liegenden Baum- stamm , bemerkte sehr deutlich die rüttelnde Bewegung seines Sitzes und rief sogleich aus: .„,„Ein Erdbeben !“* Gleich- zeitig hörte ich deutlich ein schwaches Rollen, wıe von einem fernen Donner und fragte daher den Mann: ob es nicht blos der Donner gewesen sey? Er antwortete: diess sey unmöglich, denn es habe ihn ordentlich gerüttelt und den Donner habe man ja kaum gehört. Die Luft war ru- hig, die Sonne schien und es war ziemlich schwül, ob- schen nicht gerade sehr heiss. Gegen Norden war die Luft getrübt und man sah hie und da vereinzelte, entfernte Freunde der Naturwissenschaften in Wien, III, Nr, 3. 17 — 2350 — Gewitterwolken, sonst war kein Anzeichen eines wirklichen Gewitters in dieser Himmelsgegend sichtbar und das Rollen wiederholte sich nicht. Zur selbigen Stunde bemerkte der Cabinetsdiener, dem die meteorologischen Beobachtungen ın Gratz, (im dritten Stocke des Priesterhauses) überwiesen sind, ein deutliches Rütteln des Gebäudes, traute sich aber erst nieht die Erscheinung als ein wirkliches Erdbeben zu no- iiren, da zu jener Zeit Arbeiter mit Reparaturen im Hause beschäftigt waren. Er ging jedoch zu den magnetischen Ap- paraten hin und bemerkte allerdings, dass die Nadeln etwas unruhiger waren wie gewöhnlich. Am 26. August zog sich über die Gegend westlich von Graiz um S Uhr in der Früh ein ziemlich starker Sturm mit heftigem Regen und Donner und Blitz, wie es schien, in der Richtung von Süd nach Nord. In einer Stunde war Alles vorbei und das Wetter wieder schön, allein von dem Augen- blicke an ist das characteristische Herbstwetter eingetreten. Ueber den Erdstoss von Montag den 30. August sind später noch folgende Nachrichten eingesammelt worden. In Vordernberg ist er deutlich verspürt worden; ebenso ist er nach gefälliger Mittheilung des k. k. Oberingenieurs der Ei- senbahn längs der ganzen Linieven Mürzzuschlag nach Gratz um dieselbe Zeit, 3°/, Uhr Nachmittags bemerkt worden. Am stärksten soll der Stoss in Mürzzuschlag gewesen seyn, woman auch das unterirdischeRollen wahrnahm. Dort wurde die Richtung des Stosses als von Bruck kommend bezeich- net. Am selben Tage um 2 Uhr in der Frühe wurde, aber nur in Mürzzuschlag, auch ein Erdstoss bemerkt. Hr. Bergrath Haidinger legte durch Hrn. Franz v. Hauer mehrere an ihn eingegangene Schreiben von natur- wissenschaftlichen Gesellschaften vor, welche sieh auf die Annahme des angebotenen Tausches der gleichzeitig her- auszugebenden Schriften gegen unsere Abhandlungen und Berichte beziehen, und die zum Theil von Einsendungen begleitet waren. Es sind folgende, nach der Zeit des Em- pfanges: 1. Die kaiserlich Leopoldinisch-Carolinische Akademie der Naturforscher in Breslau. Präsident Nees v.Esenbeck. _— 25 — 2. Die naturforschende Gesellschaft in Solothurn. Prof. Franz Lang, Actuar. 3. Der zoologisch-mineralogische Verein in Regensburg. Dr. R. A. Schuh, Sekretär. Correspondenzblatt Nr. 4, 5, 6, Fortsetzung. 4. Die königl. ungarische Naturforscher-Gesellschaft in Pesth. Dr. Andreas v. Koväts Sebesteny, Secretär. Jahrbuch T. Heft (1841 — 1845) und Gesellschaftsschematismus. (A- Kir. Magyar Termeszettudomänyi Iärsalat Evkönyvei. I. Kötet, und Ak. M.J. J.Nevkönyve es Naplara 1847-re.) 5. Die königl. böhmische Gesellschaft der Wissenschaf- ten zu Prag. Prof. Christian Doppler, derzeit Director und Seecretärs-Stellvertreter. Fünfte Folge, IV. Band (1845 und 1846). 6. Die physikalische Gesellschaft in Berlin. Dr. A. Krö- nig, stellvertretender Schriftführer. Die Fortschritte der Physik im Jahre 1845. I. Jahrgang, Redaction von Dr. G. Karsten. Erste und zweite Abtheilung. 7. Die zoologische Gesellschaft inLondon. Dr. W. Mit- chell, Seceretär. Jahres- und Sitzungsberichte für 1846 (Beporis und Proceedings of the Zoologica! Sociely of London, for 1846). Sitzungsberichte von 1847, 7 Nummern. 8. Die königl. baierische Akademie der Wissenschaften in München. Vorstand, Freiherr von Freyberg-Ei- senberg. Gelehrte Anzeigen, 24. Band, Jänner bis Juni 1847. Bergrath Haidinger bemerkte, dass das Interesse, welches sich billig an Publicationen dieser Art anknüpft, die für gleichzeitig übersendete Schriften erhalten wurden, ganz eigenthümlich ist, und dass man die Verbindung, welche auf solehe Art sich herstellt, wirklich als eine für zu leistende Arbeiten ungemein anregende betrachten kann. Die acht vorbenannten Gesellschaften zeigen die man- nigfaltigsten Verhältnisse von der uralten kaiserlich Le o- poldinisch-CarolinischenAkademie der Natur- forsceher, gegenwärtig in Breslau, bis zu denen, deren erste Bände sich unter den eingesandten finden. Die erste derselben ist für uns Bewohner Wiens ein Gegenstand besonderer Theilnahme , denn sie wurde in Wien 3 _ 2523 — gegründet, nahe gleichzeitig mit der Pariser Akademie und der Royal Sociely in London; aber durch die Ungunst der Zeiten und Verhältnisse verloren wir sie, und mit ihr eine mächtige Anregung zu gesellschaftlicher Arbeit. In einer neueren Zusammenstellung der Entwicklung gesellschaft- lich-wissenschaftlichen Strebens, die ungemein Merkwürdi- ges aus den ältesten Zeiten enthält, in Hrn. Dr. L. A. Frankl's werthvollen Sonntagsblättern, Nr. 24 vom 13. Juni 1847, fehlt die Geschichte der ersten Gründung ünd der ersten Periode des Bestandes dieser Gesellschaft. Bergrath Haidinger fühlte das grösste Vergnügen, in- dem er die Annahme dieses ausgezeichneten und ehrwürdi- gen Institutes erhielt. Von den bereits eingesendeten Artikeln, die oben ver- zeichnet sind, schien es doch auch wünschenswerth ein Wort noch beizufügen. Der schöne Band der Abhandlun- sen der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften enthält auch von ihm einige Beiträge über den Cordierit, rothen Glaskopf, Eisenstein von Pitten, Löweit, so wie treffliche Abhandlungen unserer Freunde Doppler, Fritsch, Kreil, Petrina, K. Presl, Zippe. Sämmtliche AbhandInngen dieses IV. Bandes sind naturwissenschaftlichen Inhaltes, bis auf eine einzige von dem gelehrten Bibliothekar W. Hanka. Bergrath Haidinger bemerkte, dass ihn selbst die Gesellschaft schon seit so langer Zeit derEhre gewürdigt, ihr als aus- wärtiges Mitglied anzugehören, dass er nun beinahe, nur den Stäatsrath Freiherın von Freiberg-Eisenberg in München ausgenommen, als Senior dieser Abtheilung dastehe. Der königlich böhmischen Gesellschaft der Wissen- schaften gebührt die Anerkennung, dass sie durch lange Jahre, seit ihrer Gründung in dem letzten Viertel des vo- rigen Jahrhunderts, ganz allein in dem Umfange des gröss- ten Theiles unserer Länder, das gesellschaftlich - wissen- schäftliche Streben vertreten hat. Durch sie allein und unsern Kreil sind die Länder der Monarchie in einige Ver- bindung mit der neueren Bewegung für Erdmagnetismus gekommen, die anderwärts mit so grossen Anstrengungen ins Leben gegriffen haben. Die Gesellschaft leitete auf ihre Kosten die Bereisung Böhmens zur Erforschung der Ver- — 253 — theilung des Erdmagnetismus in diesem Lande ein, eine Arbeit, die später zu der grösseren Unternehmung »Veran- lassung gab, für welche Hr. Kreil eben gegenwärtig auch die übrigen 'Theile.der Monarchie durchreist. Aber das Bedürfniss konnte nicht immer unbefriedigt bleiben. So haben wir nun die ungarische Naturfor- scher-Gesellschaft in Pesth, deren erste Arbeiten vorliegen, und über deren Inhalt Bergrath Haidinger einige der anwesenden Herren, die der Sprache kundig sind, um eine spätere kürzere Mittheilung bitten möchte. Zu den neuesten Gesellschaften, aber durch die grosse Anzahl junger, kenntnissreicher Forscher mit einer bedeu- tenden Lebenskraft auftretend gehört die physikali- ‚sche Gesellschaft in Berlin, deren erster Jahrgang eines Berichtes über die Fortschritte in dieser Wissenschaft vorliegt. Nach der Mittheilung in dem Vorbericht des ersteu Bandes war es der ausgezeichnete Physiker Hr. Professor Gustav Magnus, der zuerst Veranlassung zur näheren Bekanntschaft vieler der Theilnehmer gab, indem er sie zur Besprechung der neueren physikalischen Untersuchungen um sich versammelte. Die Folge davon war die Bildung der Gesellschaft. Man kann ihr, als Gesellschaft, und für die Leistungen, der durch eine solche Anregung immer rege gehaltenen Mitglieder das glänzendste Prognostikon für die Zukunft stellen. Die zoologische Gesellschaft in London ist es, die in jener ungeheuren Weltstadt, in dem Zoologieaul Gur- der die berühmte Sammlung lebendiger 'Thiere vereinigt. Nebst den Beiträgen der Mitglieder gründet sich ihr Ein- kommen zum Theil auf den Besuch dieser Menagerie und der dazu gehörigen Gärten. Die gegenwärtigen: Freunde der Zoologie würden auf das Höchste durch die Darleguug der Gesellschaftsverhältnisse in.dem eingesandten 18. Jahresbe- richt interessirt seyn, von denen Bergrath Haidinger nur summarisch anführen wolle, dass die disponible Geldkraft im Jahre 1846 nicht weniger als 8843 Pfund Sterling, über 88,000 Gulden C. M., betragen. Dabei erhält die Menage- rie, das Museum, die Bibliothek fortwährend die werthvoll- sten Geschenke. Auch gibt es da immer Neues aus allen _ 254 — T'heilen der Welt, Bereicherung an neuen Species und an senauerer Beschreibung schon früher gekannter, aus allen Classen des Thierreichs. Da ist Kraft, Bewegung, Erfolg, alles im nützlichen Zusammenhange, mit einem Worte Arbeit. Mehrere einzelne Daten würden gewiss in einer künftigen Versammlung durch einen unserer eigenen Zoolo- gen mitgetheilt, sehr wünschenswerth seyn. Die freundlichen Aeusserungen mehrerer ausgezeichne- ter Mitglieder der bairischen Akademie der Wissen- schaften in einer früheren Versammlung mitgetheilt, sind uns noch frisch im Gedächtnisse. Dama!s waren die von bier aus eingesandten Berichte noch nicht in München einge- langt. Heute sey nun der erste der als Erwiederung ange- kommenen Bände der Gelehrten-Anzeigen vorzulegen, auch aus einer langen Reihe von Arbeiten, aus denen dieser Band mit unsern ersten Leistungen gleichzeitig ist. Hr. Prof. B. Kner aus Lemberg überreichte seine Ab- handlung über die Versteinerungen desKrei- demergels von Lemberg und dessen Umgebung, die mit den dazu gehörigen Abbildungen der neuen Arten für den zweiten Band der naturwissenschaftlichen Abhand- Jungen bestimmt ist Das Kreidelager, aus welchem die daselbst beschriebenen Petrefacten stammen , entspricht aufs Genaueste der Kreide in Westphalen um Lemförde und Haldem; schon Prof. Bronn, dem Kner im J. 1845 eine teine Snite aus Nagorzany einsandte, äusserte diese An- sicht, die denn durch Zusendungen von Hrn. Kner an das k. k. Hof-Mineralienkabinet und das k. k. montanistische Museum aufs vollkommenste bestätigt wurde. Nur wenige Arten entsprechen der Kreide von Böhmen und jener von Norddeutschland und eben so finden sich im Ganzen nur wenige Uebereinstimmungen mit der französischen Kreide. Die Mehrzahl der in dieser Abhandlung angeführten Petrefacten stammt aus den Steinbrüchen bei Nagorzany, einem Dorfe, beiläufig 2 Meilen südlich von Lemberg, viele auch , jedoch meist in kleineren und schlechter erhaltenen Exemplaren aus dem Kreidemergel um Lemberg selbst, der, wie ein artesischer Bohrversuch zeigte, daselbst eine Mäch- — 255 — tigkeit von mehr als 60 Klaftern besitzt, von tertiären Ge- bilden überlagert wird und über einen grossen Theil von Ostgalizien ausgedehnt ist. Im Zolkiewer Kreise findet er sich noch an der russischen Grenze bei Stojanow und im Stryer Kreise bis zum Dniester vor; vielleicht steht er auch mit der Kreide des Zioczower, Brzezaner und Stanislauer Kreises in unmittelbarem Zusammenhange (was jedoch bis- her nickt nachgewiesen ist) und würde sodann einen Flä- chenranm von wenigstens 350 Quadratmeilen einnehmen. Als bestimmt können bisher ans diesem Kreidemergel folgende Gattungen und Arten angeführt werden. Aus Jder Klasse der Mollusken, welcher die bei weitem zahlreichsten Petrefacten dieses Kreidelagers ange- hören, ist die Ordnung der Cephalopoden durch zahl- reiche und mitunter auffallend grosse Arten vertreten, un- ter denen sich verhältnissmässig viele neue befinden. Mit Sicherheit können angeführt werden: A) Aus der Ordnung der Cephalopoden. 1 Speeies Belemnites, * Nautilus, darunter 2 nov. sp., 3 Ammonites, darunter 1 nov. sp., 1 Crioceras, 7 Scaphi- tes, darunter 3 nov. sp., 1 Baculites, zusammen 17 Spe- cies Cephalopoden. B) Aus der Ordnung der Gasteropoden. 2 Species Turritella, darunter 1 nov. sp., 1 Scalaria, I Aclaeonella, 1 Avellana, 2 Natica, # Trochus, 2 Turbo, beide neue Species, 1 Phorus nov. spec., 4 Pleurolomuria, darunter 1 nov. sp., 5 Roslellaria, darunter 1 nov. sp., 3 Fusus, darunter 1 nov. sp., 1 Pleuroloma, 2 Pyrula, daranter 1 nov. sp., 1 Emarginula, 1 Cerithium, 1 Denta- lium, nov. spec. Mithin 31 Species 15 Gattungen an- gehörend. EC) Aus der Ordnung der Acephalen. 2 Species Pholadomya, 1 Analina, nov. spec., 1 Cor- bula, 2 Cardium , darunter I nov. sp., 1 Aslarle, 1 Cras- salella, 1 Cardila, nov. sp. (2), 1 Nucula, 2 Arca, 3 Inoceramus, 4 Pecten, 2 Lima, 1 Spondylus, 2. Ostrea, I Gryphea, 1 Anomie. Mithin 26 Arten aus 16 Gattungen. _ 356 — D) Aus der Ordnung der Brachiopoden. 4 Arten Terebralula, 1 Lingula, 1 Orthis, nov. spec., folglich 6 Arten aus 3 Gattungen. E) Aus der Classe der Radiaten. 3 Arten Cidaris, Stacheln, 1 Anuanchytes, 1 Spalan- gus, Mithin b) Kılkn aus 3 Gattungen. F') Classe der Crustaceen. 1 Art Pollieipes. @G) Classe der Anneliden. 4 Arten Serpula, darunter I nov. spec. H‘) Classe der Polyparien. 1 Art Turbinalia nov. spec., 1 Cyathina, 1 Escha- rina, 1 Tubipora, 1 Fiavosiles. Mithin 5 Arten aus eben so vielen Gattungen. Endlich Schuppen von Cyeloiden und Cienoiden, Zähne von Olodus; und von Pflanzenresten, Abdrücke von Dicoty- ledonenblättern und einem Zweige von Bergeria. Im Ganzen sind daher blos aus der Abtheilung der wir- "bellosen Thiere 96 Arten angeführt, darunter 19 bisher un- beschriebene. Dieser Reichthum an Arten erscheint um so bedeutender, als sie nur aus einem kleinen Theile dieses grossen Kreidelagers stammen, alle zweifelhaften Arten von jener Zahl ausgeschlossen sind, und als namentlich die zahlreichen und meist sehr gut erhaltenen Arten der eigentlichen weissen, Feuersteine führenden Kreide in die- ser Arbeit unberücksichtigt blieben, indem diese den Ge- genstand der 'nächstfolgenden Abhandlung bilden werden. Hr. Eugen v. Friedenfels theilte folgenden Bericht desHerrn Johann Neugeboren in Hermannstadt über die aus einigen Bröckchen Tegel von Felsö-Lapugy in Sieben- bürgen gewonnene Alsbeute an Foraminiferen mit: Seit‘ der durch die „‚Transsilvania‘‘ vor'sechs Monaten (26. Nov. 1846) mitgetheilten wissenschaftlichen Nachricht über von mir in einigen Bröckchen Tegelthön von “Felsö- a Lapugy aufgefundene Foraminiferen habe ich, soweit es mir dienstliche Verhältnisse und sonstige Umstände gestat- teten, die Untersuchungen über diese mikroskopischen Thier- gehäuse fortgesetzt. Die Resultate sind zwar nicht so gross, als dieselben gewesen seyn würden, wäre meine Zeit nicht auch anderweitig stark in Anspruch genommen und wären die Untersuchungen überhaupt für das Auge nicht zu sehr anstrengend, wenn dieselben unausgesetzt getrieben werden — diese Resultate sind aber doch immer so gross, dass sie überraschen müssen. Ohne dass der Vorrath des in den von Herrn Reehts- candidaten Bielz erhaltenen Thonklümpehen Aufgefunde- nen erschöpft zu nennen ist, bemerke ich, «dass die Fora- miniferen, welche von den in dem Wiener Becken durch Herrn Vice -Präsidenten v. Hauer aufgefundenen abwei- chen, jetzt schon sehr zahlreich zu nennen 'shid , zahlrei- cher als ich es je vermuthete, und dass sie, wie es sich herausstellen wird, die mit den Wienern .übereinstimnen- den um mehr als das Doppelte übersteigen. Ich erlaube mir im Nachstehenden eine Uebersicht daven zu geben, in wie weit Uebereinstimmung und Abweichung zwischen dem Wiener Becken und den Thonklümpchen statt finden, die ich zu erhalten Gelegenheit hatte. J. Felsö-Lapugy hat mit dem|I. Felsö-Lapugy hat von dem Wiener Becken übereinstim- | Wiener Becken abweichend. mend. Orbulina universa. . . . |keine Art. Glandulina keine Art. . . [eine Art. Nodosaria longiscala. . . |neunundzwanzig von den » irregularis. . . Wienern und untereinander 23 baeillum . . . so sehr verschiedene Fer- men, dass ich glaube, sie als eben so viele Arten: betrach- ten zu dürfen. Dentalina Badensis . . . |fünfundzwanzig'ärten. »» pauperala. - . er Adolphina. . - 5 eeganE!n MENT. | a“ m | Dentalina Boueane . . . |fünfundzwanzig Arten|| EN inornala .» .. Frondicularia keine Art. . |zwei Arten. Cristellaria simplexe . . . |eine Art. Robulina cullvrata . . . . |keine Art. H: caleam?s #, I, 25% =R inornala. 2... > imperatoria . . . Nonionina Soldani . . . eine Art. Polystomella crispa . . . |keine Art. Alveolina Hauerü . . . . eine Art. Rotalina Hauerü . . . . |zwölf Arten. x Dutemplei . . . 4 Boueana . . . . A Partschiana . . » . Haidingerü. . . u complanala . . . Globigerina bulloides . . |eine Art, die ich nach Analo- Ar quadrilobatu . gie von quadrilobata und „ bilobala.. . . bilobata Irilobala nen- nen möchte. zwei Arten. zwei Arten. keine Art. keine Art. Anomalina keine Art. . . Rosalina viennensis . . . Bulimina Buchiana . . . „ Uvigerina semiornala. . . „ pPigmaeca. ... Aslerigerina planorbis . . Hetzrosiegina simplex . . Dimorphina obliqua . . . “r nodosaria . . Globulina keine Art . . . Polymorplina digitalis . . Bigenerina keine Art . . . Bolivinu antiqua . .... Biloculina keiue Art. . . |zehn Arten. Spiroloculina keine Art . . |z weı Arten. Triloculina abba ©. och |fünf Arten. Artieulina gibbulosa . .. . keine Art. keine Art. keine Art. zweı Arten. eine Art. keine Art. eine Art. eine Art. 239 — QuinqueloculinaRudolphina | sieben Arten. r Josephina . Adelosina pulchela . . . |vier Arten. 35 laevigala . . Dieser Uebersicht nach habe ich bis jetzt in den Klümpchen 'Thon von Herrm Bielz 43 Arten gefunden, die mit den Arten des Wiener Beckeus übereinstimmen, während 110 von den Wiener Arten abweichen. Wollte man annehmen, dass etwa 24 nur als Varietäten entweder von Wiener Arten oder von Lapngyer Arten zu betrachten wären, so bliebe noch immer die Anzahl der abweichenden Arten das Doppelte. Ich hoffe, dass in kurzer Zeit manche Lücke durch auf- gefundene neue Arten ausgefüllt seyn werde. Sollte man aber nicht schon durch diese Resultate zu dem Schluss be- rechtigt seyn, dass auf dem kleinen Terrain von Felsö- Lapugy eine viel grössere Mannigfaltigkeit von Feramini- ferenformen vorhanden seyn werde, als das Wiener Be- cken darbietet? Ich bemerke ferner, dass die vier Arten von Globigerina am häufigsten vorkommen, und dass unter den Gattungen Nodosaria, Dentalina, Rotalina, Bilocu- lina, Triloculina, Quinqueloculina und Adelosina die grösste Varietät in den Arten sich darbietet und ihre Arten die zahlreichsten sind. Die in der gegebenen Uebersicht von den Wienern abweichenden Arten sind durch mich grösstentheils auch schon abgezeichnet und beschrieben worden. Unlängst erhielt ich auch durch die Güte des Hrn. Pfar- rers Ackner ein wenig Lapugyer Thon; derselbe war nach Farbe und Masse von dem durch Hrn. Bielz erhal- tenen verschieden; die erste Durchforschung der ge- schlemmten Masse hat mich schon belehrt, dass dieselbe sehr viele Arten von gewissen Gattungen enthält, wäh- rend andere Gattungen wenigere Arten darbieten, als es der Fall in jenem Thone war, den ich durch Hrn. Bielz erhalten hatte. Die Gattungen Biloculina , Triloculina und Quinqueloculina sind durch eine grosse Varietät in den Ar- ten sehr entwickelt; Globigerina sind nur wenige. vorhan- — 260 — den; Nodosaria und Dentalina bieten nicht jene Mannig- faltigkeit dar. In den letzten Tagen habe ich auch Tegelthon von Ribitza im Zarander Comitate auf Foraminiferen geprüft und manches Schöne, wenn auch nicht Vieles darin gefun- den. Die darin enthaltenen Arten dürften wohl über 50 seyn, und es zeigt sich grössere Uebereinstimmung mit den Wienern, als bei den Lapugyern wahrgenommen wird. Schliesslich theilteHr. Eugen v. Friedenfels noch eine von Hrn. Joh. Ludwig Neugeboren verfasste Uebersicht der bis jetzt bei dem Dorfe Portsesd am Alt- flusse unweit Talmats aufgefundenen vorweltlichen Fisch- zähne mit. Bei Portsesd, das am Fusse des Hochgebirges liegt, wird eine tertiäre Grobkalkablagerung mit vielen Meer- conchylien angetroffen, welche mit dem Leithakalk in glei- che Kathegorie zu setzen ist. Zu dem vielen Interessau- ten, was dieser Grobkalk einschliesst, gehören auch die vorweltlichen Fischzähne, welche, so weit sie bis jetzt bekannt sind, theils von Körnschuppern (Placoiden), theils von Glanz- oder Eckschuppen (Ganoiden) herrühren. I. Körnschupper (Placoiden). a) Squaliden. Notidanus. Cuv. N. primigenius. A gassiz. N. microdon. A gass. Corax. Agass. Eine neue Species. Galeocerdo. Müller et Henle. G. lulidens. A gass. G. minor. A gass. Sphyrna. Raffin. (Zygaena. Cuv). Sph. prisca. Agass. Carcharodon. Smith. C. produclus. Agass. ©. suleidens. A gass. €. unguslidens. Agass. C. semiserralus. A gass. —_— 3% — C. lanceolalus. A gass. ©. loliapieus (?) A gass. ©. helerodon. Agass. C. leplodon. Agass. ©. disauris. Agass. Ueberdies fünf bis sechs neue, noch nicht beschriebene und abgebildete Arten. Olodus. Agass. Ol. appendiculalus. Agass. Ot. obliquus. Agass. Ot. trigonalus. Agass. Ueberdies wenigstens eine neue Species. Oxyrhina. A gass. Ox. haslalis. Agass. Ox. zyphodon. Agass. Ox. leplodon. Agass. Ox. Desoriü (?) Agass. Ueberdies wenigstens vier bis fünf neue Species. Lamna. A gass. L. elegans. Agass. L. denticulala. Agass. L. crassidens. Agass. L. Hopei. Agass. L. aculissima. A gass. L. contorlidens. Agass. I. dubia. Agass. L. plicatilis. Beuss. Ueberdies sechs bis acht neue Arten. b) Rochen. Mitiobales. Dumeril. Eine noch nicht hinlänglich constatirte Art, doch wahr- scheinlich M. loliapieus. I. Glanz- oder Eckschupper (@anoiden). a) Pycenodonten. Placodus. Agass. Eine noch nicht bestimmte Art. Pycnodus. A gass. P. toliapieus. Agass. P. erelaceus. Ag. (Capilodus Imıncatus. Münst.) — 262? — Phyllodus. Agass. Phyli. Hauerü. Münster. Phyli. toliapieus. Agass. Sphuerodus (?) Agass. Noch nicht hinlänglich untersucht. In Bezug auf die Fortschritte der finanziellen Verhält- nisse hatte Hr. Bergrath Haidin ger einen wichtigen Bei- tritt mitzutheilen, und zwar den Sr. Excellenz des k.k.Hrn. Hofkammerpräsidenten Freiherrn v. Kübeck. In vielfa- cher Beziehung müsse uns dies förderlich seyn. Von sei- nem eigenen hohen Chef ausgehend, bezeichnet diese That- sache ein günstiges Urtheil, welches Hr. Bergrath Haidin- ger seit dem Beginne unserer gesellschaftlichen Arbeiten zu gewinnen gestrebt hat. ER 2, Versammlung, am 10, September. Oesterr. Blätter für Literatur u. Kunst vom 22. September 1817. Hr. Bergrath Haidinger theilte den Inhalt einer Uebersicht mit, welche Hr. v. Morlot über die Gliede- rung der azoischen Abtheilung des Ueber- gangsgebirges im Murthale im Laufe dieses Som- mers gewonnen, und nun für die „Berichte‘‘ an ihn ge- sandt hatte. Der Durchschnitt der Schichten, welcher die genügend- sten Aufschlüsse gab, war der, welchen Hr. v. Morlot im Fassinggraben, der eine halbe Stunde von St. Michael in das Murthal ausmündet, untersnchte mit der Fortsetzung nördlich über die Höhe beim Wolfgruber, dann hinunter iv ein kleines Längenthal, und über den Tradersberg nach Traboch. Obwohl an vielen Orten das anstehende Gestein verdeckt ist, so ergaben sich doch auf diesem Durch- schnitte und Hauptthale genug einander gegenseitig ergän- zende Beobachtungen, um folgende Schichtenfolge in dem - 9 Profile sicher zu stellen, welche in der angegebenen Rich- tung von St. Michael bis Traboch von unten nach oben fol- gen, wie es hier angeführt ist: 1. Gneiss, 2. Quarzschie- fer, 3. unterer 'Thonschiefer, 4. unterer körniger Kalkstein, 5. oberer Thonschiefer, 6. oberer körniger Kalkstein, 7. chlo- ritischer Schiefer. Mit diesem Durchschnitte, der freilich selbst erst das Resultat von vielen vergleichenden Untersuchungen, nach vielfältigem Herumsteigen seyn konnte, liessen sich später mehrere weiter östlich und westlich liegende Fortsetzungen der Formation mit ziemlicher Sicherheit vergleichen. An- dere, durch grössere Zwischenräume unterbrochen, gaben bisher noch keine genaue Parallelisirung, so die von Ju- denburg und der Kainach, Hr. v. Morlot bemerkte an gewissen in eigentlichem Glimmerschiefer eingelagerten körnigen Kalksteinen, dass ‚sogar das unterste häufig beim Zerschlagen schwach aber deutlich bituminös riecht, was doch wohl als eine letzte Spur von einst eingeschlossener organischer Substanz zu betrachten ist.** Der Graphit von Kaisersberg, eigentlich fast mehr graphitischer Thonschie- fer zu nennen, gehört der untern 'Thonschiefergruppe an. Die Rauchwacke des Emberges bei Kapfenberg, von Hr. v. Morlot früher beschrieben, scheint dem obern Kalklager anzugehören. Bergrath Haidinger freute sich, in dieser Mitthei- lung den eigentlichen Anfang, aber auch schon ein damit gewonnenes grosses Resultat in der Kenntniss eines der schwierigsten Theile unseres Alpengebirges zu sehen. Es sey dies eine der scheinbar am wenigsten dankbaren Ar- beiten, wenig characteristisch ausgebildete Individuen der Mineralspecies, keine Fossilien, daher Gneiss, azeischer Thonschiefer wahrer Gegenstand des Hasses mancher Geo- logen. Auch findet man nur mit grosser Anstrengung nach und nach einen Halt, der weiter orientirt. Man erinnere sich der achtjährigen unausgesetzten Studien Murchison’s in den silurischen Schichten von England, in welchen er zuerst in dem sogenannten Uebergangsgebirge Regeln der Aufeinanderfolge entdeckte. Dagegen wieder die Schwie- riskeiten durch die Veränderung des Anschens der Gesteine — 264 — durch Metamorphose, die aber nicht als bekannt vorausge- setzt, sondern eben durch die genaueste Untersuchung des Einzelnen für die dortigen Schichten erst begründet werden soll. Aber es bildet eben die Aufgabe der Untersuchung, und es reiht sich das Weitere um so leichter an, wenn erst das Schwierige vollendet ist. Hr. Franz v. Hauer zeigte den Anwesenden eine Reihe von Cephalopoden aus den silurischen Schichten von Mittelböhmen vor, die ihm Hr. Bar- rande nach Wien gesandt hatte, um sie abbilden zu las- sen, und theilte über die Charactere und das Vorkommen derselben einige Nachrichten, die von dem genannten For- scher zur Veröffentlichung in unsern Versammlungen be- stimmt wurden, mit. keiner der paläozoischen Distriete von Europa hat bis- her einen Reichthum von Cephalopoden geliefert, der sich mit dem vergleichen liesse, was Hr. Barrande in Böhmen entdeckt hat, denn seine Sammlung besitzt 180 —200 ver- schiedene Arten. In Nordamerika enthalten die silurischen Schichten ebenfalls eine sehr gresse Anzahl von fossilen Resten aus dieser Familie, doch lässt sich die Zahl der Arten noch nicht genau bestimmen. In der von J. Hall her- ausgegebenen Paläontologie von New-York, von welcher Hr. Barrande eine Abtheilung bereits vergleichen konnte, sind 62 Arten aus dem unteren silurischen Systeme aufge- führt, die neun verschiedenen Geschlechtern angehören. Es scheint, dass in dieser Gegend die Cephalopoden am häufig- sten in dem unteren silurischen Systeme auftreten, und ein Gleiches hat man in Russland und Schweden beobachtet, wogegen Hr. Barrande in Böhmen dieselben an der Basis des oberen silurischen Systemes weitaus am zahlreichsten fand. Derselbe glaubt die Ursache der Seltenheit derselben in den unteren silurischen Schichten, in dem Mangel an Kalk, welchen diese Schichten in Böhmen darbieten, suchen zu müssen. Von zehn Geschlechtern, welche Barrande in seinem Terrain auffand, sind drei auch in Nordamerika beobachtet worden, nämlich Orihoceras, COyrloceras und Lifuiles. Dieselben drei und noch weitere fünf, nämlich Gonialites, Nautilus, Gyroceras, Gomphoceras, Phragmoceras, wurden schon in anderen paläozoischen Distrieten von Europa beob- achtet, zwei sind völlig neu und wurden von Barrande Ascoceras und Trochoceras benannt. Folgende Tabelle zeigt die Vertheilung der silurischen Cephalopoden aus Böhmen nach Geschlechtern und Arten: Ammonilidae 1. Gonialiles (Haan) ungefähr 2 Arten Nautilidae 2. Nautilus (Breyn) u Er 3. Lifuiles (Breyn) r ee 4. Gyroceras(H.v.Meyer) „, rn 5. Trochoceras (Barrande) ‚,, 9. 6. Cyrloceras (Goldfuss) „ 35 7. Orthocerus (Breyn) en Br... 8. Gomphoceras(Sowerby) ,„ 18. 03 9. Phragmoceras (Broderip) Dan sı 10. Ascoceras (Barrande) „, Zar Guns Einige Worte über jedes dieser Geschlechter mögen der Uebersicht wegen hier einen Platz finden. 1. Goniatites(Haan). Die Arten sind sehr selten. Der Rü- ckenlobus, obwohl an allen Exemplaren deutlich sichtbar, doch im Vergleich mit den meisten Goniatiten aus den devoni- schen uud Kohlenschichten nur wenig entwickelt. Sie finden sich in Böhmen in den obersten Schichten der mittleren Ab- theilung des oberen silurischen Systemes, d. i. in dem tief- sten geologischen Horizont, in dem man bisher dieses Ge- schlecht beobachtet hat, und sind dabei die einzigen Beprä- sentanten der Familie der Ammonitiden in den silurischen Schichten von Böhmen. 2. Nautilus (Breyn). Von diesem Geschlechte entdeckte Hr.Barrande einigeArten an derBasis des oberen silurischen Systemes, eine geologische Tiefe, in welcher dasselbe nach dem Ausspruche der Herren de Verneuil, Murchison und Graf Keyserling zum ersten Male beobachtet wurde. Andre Arten finden sich in der mittleren und oberen Etage des oberen silurischen Systemes. — Alle Arten sind mehr oder weniger diskoid, dech sind die Arten aus den tiefsten Schichten sehr wenig umfassend. Freunde der Naturwissenschaften in Wien. II. Nr. 3. 18 -— %66 — 3. Lituites(Breyn). Die Arten ausBöhmen sind alle durch dieKürze des letzten gerade gestreckten Umganges ausge- zeichnet. Doch ist dieser Theil der Schale bei allen deutlich zu erkennen. Beinahe alle Arten gehören der unteren Etage des oberen silurischen Systemes an. 4. Gyroceras (H. v. Meyer). Mit de Koningk be- greift Barrande unter diesem Namen spiralförmig einge- rollte Schalen, deren Windungen sich nicht berühren, und deren Sipho sich am Rücken befindet, durch welch letzte- res Merkmal sie von der Spirula, deren Sipho sich am Bauche befindet, sich unterscheiden. — Das Geschlecht @yro- ceras aus der Familie der Nautilidae entspricht demnach dem Geschlechte Crioceras aus der Familie der Ammoniti- dae. In Böhmen fand Barrande nur zwei Arten, deren eine der mittleren, die andere der oberen Etage des oberen silurischen Systemes angehört. 5. Trochoceras (Barrande). Durch die Art der Ein- rollung der Schale charakterisirt. Die Umgänge sind näm- lich in einer Schraubenlinie aneinandergelegt, so dass die Schale selbst nicht symmetrisch ist. Trochoceras ent- spricht demnach dem Geschlechte Turrilites aus der Fami- lie der Ammonitidae. Alle Arten, die Barrande auffand, gehören der unteren Abtheilung des oberen silurischen Systemes an. 6. Cyrloceras (Goldf.). So wie deKoningk, begreift Barrande unter diesem Namen jene gekrümmten Schalen, die nie einen vollständigen Umgang bilden. Ihr Sipho ist bald randlich am Rücken oder am Bauche, bald auch in der Mitte. Das Geschlecht entspricht dem Geschlecht Toxoce- ras unter den Ammonitiden. Alle drei Etagen des oberen silurischen Systemes haben Arten dieses Geschlechtes ge- - liefert. Die Mehrzahl derselben gehört jedoch der unteren Etage an. Die Arten sind sehr zahlreich, und unterschei- den sich durch ihre Dimensionen, so wie auch durch die Verzierungen der Oberfläche von einander. 7. Orthoceras (Breyn). Dieses Geschlecht zeigt bei seinen anscheinend monotonen Formen, bei genauerer Betrachtung doch die meisten Verschiedenheiten; die wichtigsten Merk- male zur Unterscheidung der Species bieten dar: der Win- — 2367 — kel an der Spitze, er wechselt an den böhmischen Orthoce- ren von 2° bis 70°, die Stellung des Sipho, die Form des Querschnittes, die Entfernung der Kammern und die Ver- zierungen der Oberfläche. Die Arten, welche den grössten Winkel haben, besitzen gewöhnlich einen kleinen randli- chen Sipho, ähnlich wie die Belemniten - Alveolen. Diese Merkmale bilden gerade den Gegensatz von dem, was man in dem untern silurischen Systeme von Skandinavien, Russ- land und Amerika beobachtet. Dort ist der Sipho der Orthoceren, wenn er am Rande steht, sehr gross, und die Gestalt der Schale nähert sich einem Cylinder. — Bekanntlich entspricht das Genus Or/hoceras dem Genus Baculiles unter den Ammonitiden; durch eine Mittheilung von Hrn. E. de -Verneuil erfuhr aber Hr. Barrande, dass Hr. Leo- pold v. Buch unter den Fossilien der Eifel ein Fragment einer geradlinigen Cephalopodenschale auffand, die Gonia- titen-Loben zeigt. Das Geschlecht Orthoceras tritt in Böhmen in ‚den obersten Schichten des unteren silurischen Systemes zum ersten Male auf. Es ist am häufigsten in den unteren Schichten des oberen silurischen Systemes, wurde aber auch in den jüngsten Schichten desselben noch beobachtet. S. Gomphoceras(Sowerby). Dieses Geschlecht und das folgende unterscheiden sich von allen anderen Nautiliden durch die sehr verengte Oeffaung der Wohnkammer. Von der Schale selbst treten nämlich zwei Lippen hervor, wel- che sich nach einwärts krümmen, und so nahe zusammen treten, dass nur eine enge Spalte oder Rinne zwischen ihnen offen bleibt. An jedem Ende dieser Rinne befin- det sich eine etwas grössere , verschieden geformte Aus- weitung, deren kleinere, gegen den Rand der Schale gelegene, Barrande die Röhre nennt, während er die grössere, die öfter gegen die Mitte zu, bisweilen aber auch in der Nähe des entgegengesetzten Randes steht, mit dem Na- men Hauptöffnung bezeichnet. Die ganze Mundöffnung besteht also aus drei Theilen: der Röhre (Tube), der Rinne (Fente) und der Hauptöffnung (Orifice principale), deren Formen und Grössenverhältnisse bei den einzelnen Arten viele Verschiedenheiten zeigen. 13;* _— si > Alle @omphoceras sind geradlinig, aber sie sind nicht immer vollkommen symmetrisch gegen einen Längsschnitt, weleher der Länge der Mundöffnung nach geführt wird. Alle Arten gehören der unteren Etage des oberen silu- rischen Systemes an. 9. Phragmoceras (Brod.). Hat ebenfalls eine verengte Veffnung wie Gomphoceras. Die Schale ist jedoch gekrümmt, ohne übrigens einen ganzen Umgang zu bilden. In dieser Hin- sicht sind sie demnach dem Geschlechte Cyrioceras analog. Sie kommen in denselben Schichten wie Gomphoceras vor. 10. Ascoceras (Barr.). Dieses neue Geschlecht ist durch die eigenthümliche Stellung seiner Kammern eharakterisirt. Diese stehen nicht senkrecht auf die Axe der Schale, son- dern ihr beinahe parallel, und der gekammerte Theil der Schale umfasst theilweise den nicht gekammerten Theil. Analog diesem Geschlechte ist P/ychoceras aus der Abthei- lung der Ammonilidae, doch umfasst dort der gekammerte Theil nicht den ungekammerten. Auch die Arten dieses Geschlechtes gehören der unte- ren Etage des oberen silurischen ®ystemes an. In einer früheren Mittheilung (Notice preliminaire sur le Systeme silurien el les Trilobiles de la Boheme) hatte Barrande dieses Geschlecht unter dem Namen Cryploce- ras aufgeführt, glaubt jedoch den Namen ändern zu sollen wegen zu grosser Aehnlichkeit mit dem Insektengeschlechte Cyplocerus. Von den hier aufgezählten Geschlechtern hat Bar- rande die Gomphoceras und Phragmoceras, die in dem von ihm zu veröffentlichenden Werke neun Tafeln geben werden, eingesendet. Die höchst merkwürdigen, prachtvoll erhaltenen Exemplare geben Zeugniss von dem rastlosen Fleisse, mit welchem der eifrige Forscher, dessen Ver- dienste um die geognostische Kenntniss der silurischen Schichten von Böhmen nicht dankbar genug anerkannt werden können, seine Nachsuchungen betrieb. Mit aufrichti- ger Freude sehen wir, und gewiss Alle, denen es redlich um den Fortschritt der Wissenschaften zu thun ist, der weiteren Vollendung seiner gediegenen Arbeiten, die schon so viele neue Resultate geliefert haben, enigegen. — 269 — Noch möge hie; ein Verzeichniss der einzelnen Arten der genannten zwei Geschlechter, wie sie von Barrande eingesendet warden, folgen: I. Gomphocerus. 1. @. Imperiale Barr.; 2. @. Hallü Barr.; 3. G. mu- mia Barr.; 4 @. bohemicum Barr.; 5. @. cylindricum Barr.; 6. @. Conradi Barr.; 7. @. Agassizii Barr.; 8. @. exienualum Barr.; 9. @. porrectum Barr.;10. @. rigidum Barr.; 11. @. sulcalum Barr.; 12. @. ovum B arı.: 13.@. amphora Barr., 14. @. amygdalu Barr.; 15. @. clava Barr.; 16. @. velus Barr.; 17. @. gralum Barr.; 18. @. infauslum Barr. U. Phragmoceras. 1. Ph. longum Barr.: 2. Ph. Broderipi Barr.; 3. Ph. Panderi Barr.; 4. Ph. Forbesii Bar r.; 5. Ph. laeveBarr.; 6. Ph. pusillum Barr.; 7. Ph. imbricatum Bar sn: labiosum Barr.; 9. Ph. callistoma Barr. Hr. Prof. v. Petiko theilte seine Ansichten über das geologische Alter der Schemnitzer Gänge mit. Es gibt vorzüglich drei Umstände, aus welchen sich dieses ziemlich klar herausstellt, nämlich: die Epoche jener Hebung, weiche die Spaltenbildung veranlasst haben mag, dann die von den Gängen durchsetzten und endlich die von denselben nicht durchsetzten Felsarten. 1. Die Schemnitzer Gänge sind unter sich so ziemlich parallel, zugleich aber parallel dem hohen Gneissrücken, welcher sich vom Glashüttner Thale quer durch das Eisen- bacher Thal bis ins Hodritscher Thal hinzieht, und sich gerade am innersten Rande des trachytischen Binggebirges befindet. Es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass dieHebung dieses Zuges auch die Spaltenbildung veranlasst haben wird. Auf dem Gneisse liegt, nebst untergeordnetem Quarzfels, Thonschiefer und Sandstein, in grösserer Ausdehnung und Mächtigkeit dichter Kalkstein, welcher seinerseits wieder von einem Kalksteinkonglomerat überlagert wird; im letz- tern finden sich bei Eisenbach Blöcke, welche beinahe nur aus Nummnliten bestehen, und auch einzelne in sandigkalki- —_— 270 — gem Bindemittel zerstreute Nummuliten. Diese werden zwar nicht mehr allgemein für. tertiäre Fossilien gehalten , aber sie befinden sich hier auf secundärer Lagerstätte, welche selbst dann noch tertiär seyn dürfte, wenn die Nummuliten in der jüngern secundären Epoche gelebt haben sollten. Diese Schichten sind nun ebenfalls gehoben und es folgt daraus von selbst, dass die Hebung, folglich auch die Spaltenbil- dung erst nach dem Absatze des tertiären Conglomerats statt fand, also jedenfalls frühestens in die tertiäre Periode, und vielleicht in die mittlere Abtheilung derselben hinein- fällt. — Dieser Umstand dürfte sogar für das Alter des grossen Erhebungskraters selbst massgebend seyn. 2. Die Felsarten, welche von den Schemnitzer Erzgän- gen durchsetzt werden , sind Grünstein und Grünsteintuff. Es spricht nichts dafür, dass der Grünstein dieser Gegend älter sey als der verwandte Trachyt,, während die gegen- seitigen Uebergänge beider Felsarten sowohl als auch die gleiche Lagerung derselben, indem beide zusammen genom- men ein grossesRinggebirge bilden, entschieden eine gleich- zeitige Entstehung beider vermuthen lassen. Nimmt mannun mit den meisten Geologen an, der Trachyt sey eine der ter- tiären Periode angehörende Gebirgsart, so wird der Schem- nitzer Grünstein ebenfalls tertiär seyn müssen; die Gänge aber, welche jenen durchsetzen, sind natürlicherweise noch jünger und fallen wahrscheinlich in die mittlere tertiäre Pe- riode, wenn der Grünstein der ältern angehören sollte. Den östlichen Fuss der Grünsteinberge bekleidet mit ungemessener Mächtigkeit ein breccienartiger Tuff, welcher ganz allmälig in wirklichen Grünstein übergeht und am schick- lichsten Grünsteintuff genannt werden könnte; er enthält, wo er sandig wird, häufig Abdrücke von Dicotyledonen Blät- tern und auch Braunkohle, welche in der Nähe der Gänge in kieselreichen Anthrazit umgewandelt wurde. Dieser Tuff wird nun von den östlich liegenden Gängen unzweifelhaft durchsetzt, und da er nicht älter seyn kann als der Grünstein selbst, so müssen die darchsetzenden Gänge ebenfalls we- nigstens in der mittleren tertiären Periode gebildet worden se)n. _ 271 — 3. Der Basalt ist bei Schemnitz entschieden jünger als der Trachyt, indem er den letztern bei Kieshübel sehr deut- lich durchsetzt und zahlreiche Bruchstücke von demselben einschliesst ; er scheint aber, als sich die Schemnitzer Gang- spalten bildeten , bereits vorhanden gewesen zu seyn, denn er setzt ihrer weitern Bildung gegen Osten hin eine Grenze. — Wenn man nämlich vom hohen Gneissrücken ost- wärts geht, so verquert man die ihm parallel laufenden Gän- ge; der vorletzte derselben findet sich unmittelbar vor dem Basalt, der letzte und östlichste, der sogenannte grüne Gang aber sollte schon, seiner Richtung nach, entweder den Basalt durchsetzen oder von diesem selbst durchsetzt werden. — Es findet keines von beiden statt: der Gang ver- liert sich schon in bedeutender Entfernung vom Basalt, ohne ihn zu erreichen, zum Beweise, dass eine Tendenz, nach Osten hin noch mehrere Spalten zu bilden, wirklich vorhan- den war, dass aber der feste Basalt ihr ein unüberwindliches Hinderniss in den Weg setzte und folglich bereits vorhan- dsen seyn musste. — Die Spaltenbildung würde diesem- nach wiederum mindestens in der mittleren tertiären Periode statt gefunden haben. Ein jeder von den aufgestellten Gründen für sich allein betrachtet würde kaum hinreichend seyn, um die verhält- nissmässig grosse Jugend der Schemnitzer Gänge zu er- weisen, denn ein jeder derselben stützt sich auf eine etwas hypothetische Basis; fasst man sie aber alle zusammen und sieht, dass alle vollkommen übereinstimmend für ein und dasselbe Alter sprechen, während nichts vorhanden ist, was entgegengesetzt ein höheres Alter vermuthen liesse, so wird auch eine blosse Vermuthung zur Ueberzeugung, so gross auch die Anomalie seyn mag, welche dadurch, im Vergleich mit den meisten anderen Gäugen zum Vor- schein kommt. * Hr. Prof. Dr. Nendtvich aus Pesth sprach über den Bergtheer ın folgender Weise: Hochverehrte Versammlung! Ich nehme mir die Freiheit Ihnen die Resultate einer zum Theil noch nicht heendigten Untersuchung eines inte- — 272 — ressanten Bergtheeres aus Muraköz unweit Usäktornya im Szalader Comitat als Fortsetzung einer Abhandlung mitzu- theilen, welche sich in den Gratzer Verhandlungen der deut- schen Naturforscher und Aerzte befindet. Wie dort angegeben, kömmt dieser Bergiheer von Mu- raköz in zwei Formen vor, nämlich in einer festeren, mehr oder weniger plastischen, von verschiedenen organischen oder nicht organischen Stoffen durchdrungen und in einer flüssigen , öhligen Modifikation, von der gewöhnlichen Con- sistenz des Wagentheeres oder Syrupes. Bekanntlich wurde von Boussingault der Bergtheer von Bechelbronn einer genauern chemischen Untersuchung unterworfen, undihm verdanken wir überhaupt die genauere Kenntniss, die wir über Bergtheer und Asphalte haben. Boussingault gründete auf die Resultate seiner Unter- suchung eine Theorie, nach welcher jeder Bergtheer für eine Auflösung des Asphaltens in Petrolen anzusehen wäre, Das Petrolen gewann er aus dem Bechelhronner Berg- theer, indem er diesen bei einer Temperatur von + 240 — 280°’ C. einer Destillation unterwarf. Ohne dass der Bergtheer dabei ins Kochen geräth, scheidet sich ein lichtgelbes ei- genthümlich riechendes Oehl ab, welches jedoch ausser der Zusammensetzung keine Eigenschaft mit dem eigentlichen Steinöhl (Peiroleum, Naphiha Petrolei) gemein hat. Er fand dieses Oehl bloss aus Kohlen- und Wasserstoff zusam- mengesetzt und zwar vollkommen isomer mit dem Wachhol- deröhl, Copaivabalsamöhl, Citronenöhl etc. und nannte es Petrolen. Da nun Boussingault im Bechelbronner Bergtheer Sauerstoff gefunden zu haben angibt , so hält er jeden Berg- theer, wie bereits angedeutet, für eine Auflösung des As- phalten (eines sauerstoffhaltigen Bestandtheiles des Asphal- tes) in Petrolen und behauptet, dass durch Aufnahme von Sauerstoff? das Petrolen sich in Asphalten umwandle, in Folge dessen jeder Bergtheer am Ende in wahren Asphalt über- gehe. Da der flüssige Bergtheer von Muraköz in allen seinen Eigenschaften mit dem Bechelbronner übereinstimmt, da er, einer höheren Temperatur ausgesetzt, Petrolen von derselben _— 273 — Beschaffenheit und derselben chemischen Zusammensetzung gibt, wie der von Bechelbronn, so zweifelte ich keinen Augenblick, dass er nach Boussingault’s Theorie auch Sauerstoff enthalten müsse. Um nun das quantitative Ver- hältniss seiner Bestandtheile auszumitteln, welches nach der Natur des Bergtheeres und nach dem Grade der Oxy- dation bei den verschiedenen Bergtheeren verschieden seyn müsste, unterwarf ich ihn einer Analyse. Ich war jedoch nicht wenig überrascht, als ich unter seinen Bestandtheilen nicht nur keinen Sauerstoff entdeckte, sondern ihn genau so zu- sammengesetzt fand, wie das daraus durchDestillation gewon- nene Petrolen. Es ist demnach der Bergtheer von Muraköz nicht allein mit dem Petrolen, sondern auch mit dem Wach- . holderöhl , Copaivabalsamöhl, Citronenöhl etc. isomer. Hieraus ergibt sich, dass die Boussinganult'sche Ansicht wenigstens auf den Muraközer Bergtheer nicht an- wendbar sey, obwohl er ganz dunkelschwarz und nur in sehr dünnen Schichten gelbbraun erscheint; ferner dass er der atmosphärischen Luft wie immer ausgesetzt, keine Ver- änderung erleidet. Ich erlaube mir gelegentlich noch darauf aufmerksam zu machen, dass man meiner Meinung nach im grossen Irr- thume begriffen ist, wenn man unter dem Namen Pelroleum, Naphiha petrolei u. s. w. in den Mineralogien nicht allein das eigentliche Steinöhl, sondern auch die flüssigen Berg- tıeere begreift. Denn es sind meiner Meinung nach Stein- öhl und Bergtheer zwei sehr verschiedene Species und un- terscheiden sich so wesentlich von einander, wie sich die ätherischen Oehle von den fetten unterscheiden. Während sich das Steinöhl, obwohl bei veränderlicher und mit der Dauer der Destillation steigender Temperatur, destilliren lässt, ohne eine Zersetzung in seinen elementaren Bestand- theilen zu erleiden, ist der Bergtheer durchaus nicht zum Kochen zu bringen, ohne in Producte von verschiedener Zusammensetzung, vorzüglich in gasförmige Kohlenwasser- stoffe zu zerfallen. Indessen ist es möglich und wahrschein- lich auch sehr oft der Fall, dass dem Steinöhl bald grös- sere, bald geringere Mengen Bergtheer beigemengt und davon aufgelöst sind. Daher mag nun zum Theil der stets _ 274 — steigende Siedepunct des Steinöhls bei fortgesetzier De- stillation, so wie jener dunkle consistentere und öhlige Rückstand herzuleiten seyn, welcher sich nicht weiter de- stilliren lässt, ohne eine totale Zersetzung in anderweitige Producte zu erleiden. Ich hoffe eine vollständige Constatirung dieser Ansich- ten, gegründet auf die Resultate einer gewissenhaften Un- tersuchung, dem wissenschaftlichen Publicum mit nächstem vorlegen zu können. Die mir ganz unvorhergesehen und zufällig dargebotene Gelegenheit veranlasste die Mitthei- lung dessen, was in dem Vorliegenden in sehr unbestimm- ten Umrissen enthalten ist. 3. Versammlung, am 17. September. Oesterr. Blätter für Literatur u. Kunst vom 27, September 1817, Prof. Pettko zeigte eine neue Art von dem höchst seltenen, in den Wiener öffentlichen Sammlungen noch nicht vorhandenen Geschlechte Tubicaulis vor, welche beim Dorfe Ilia unweit Schemnitz in Ungarn gefunden wurde, und fol- genderweise gebaut ist. Im Querschnitte sieht man in der Mitte den centralen 3-4 Linien dicken und runden Stamm ; er besteht von aus- sen nach innen aus der Rinde, dem äussern Marke, den zahl- reichen ringförmig gestellten Gefässbündeln, die mit einer eigenen gemeinschaftlichen sehr zarten Zellgewebshülle um- geben sind , und endlich dem innern Marke, welches mit dem äussern durch Markstreifen zusammenhängt. Die Kreis- form des centralen Theiles wird übrigens durch die austre- tenden Aeste etwas modifizirt und ins zugerundet sternför- mige verwandelt. — Rund herum sind die zahlreichen ovalen Querschnitte der Aeste oder der Wedelstiele scheinbar ohne eine bestimmte Ordnung gestellt, und einige erscheinen schon im centralen Theile zwischen dem Gefässbündel-Kreise und der Rinde. In ihrem Innern sind zwei parallele, gleichsam = ae in einander liegende Gefässbündel von der Form eines gegen den centralen Stamm geöffneten C zu sehen ; auch sie haben eine zarte Hülle, die sogenannte Scheide, worauf denn nach aussen das Mark und die Rinde folgt. Ausserdem finden sich sowohl zwischen den Aesten als auch im Innern des centralen Theiles ganz ohne Ordnung liegende Gefässbündel, von Mark und Rinde umgeben, die letztere mit deutlicher Epidermis. Sie mögen Luftwurzeln entsprechen. Aus einem darch die Mitte des Stammes geführten Län- genschnitte hingegen, dem ersten der bei dieser Familie bis jetzt gemacht wurde, wird es deutlich, wie die centralen Gefässbündel von einander nicht getrennt sind, sondern einen stetigen mit offenen Maschen versehenen Holzcylinder bil- den, wie die oben erwähnten Markstreifen diesen Maschen entsprechen, wie sich vom Holzcylinder allseitig einzelve Gefässbündel trennen, und nach aufwärts und auswärts lau- fen, um die Aeste oder Wedel zu bilden, wie sie von der eigenen Gefässhülle (der Scheide) und von der Rinde des centralen Theiles begleitet werden u. s. w. — Der Stamm erreicht nur 5—6 Zoll Höhe. Unter dem Mikroskope erkennt man die Form und Be- schaffenheit der Zellen und Gefässe sehr deutlich. Die Zel- len der Rinde sind dickwandig und langgestreckt, die des Markes dünnwandig und eckig, jene der eigenen Scheide sehr zart und langgestreckt. — Die Gefässe des centralen Stammes, so wie jene des äussern Bündels in den Aesten haben ein sehr weites Lumen und sind treppenförmig, wäh- rend die meisten des innern Bündels so diekwandig sind, dass die Oeffnung nur als ein Punct erscheint. Die bis jetzt bekannt gewordenen seltenen Tubicaulis- Arten, aus welchen Corda die Geschlechter: Aslero- chlaena, Zygopteris und Selenochlaena gemacht hat, haben in den Aesten nur ein einziges Gefässbündel, und das von Corda zu derselben Phtlheropterides genannten Familie gerechnete Geschlecht Tempskya hat deren drei, die neue Species aber wird durch zwei C-förmige Gefässbündel in den Aesten vollkommen charakterisirt. Ihr Habitus ist jenem von Asterochlaena (Tubicaulis ramosus Colla) am ähnlichsten, _ 2176 — ihre Benennung wird aber bis zur Mittheilung einer detaillir- ten mikroskopischen Untersuchung aufgeschoben. Das geognostische Vorkommen ist nicht weniger merk- würdig. Alle bis jetzt bekannt gewordenen Arten sind im ro- then Todtliegenden gefunden worden. Unsere Species hin- gegen wird verkieseit in einem Süsswasserqnarz gefunden, welcher sehr viele Pflanzenreste enthält, und in einem Raume von wenigen hundert Quadratklaftern in Blöcken umherliegt. Das anstehende Gestein ist nirgends zu sehen. Da aber die ganze Umgebung des Fundortes (beim Dorfe llia) aus Trachyt-Conglomeraten und Braunkohlen führen- den Sandsteinen besteht, und ausserdem zwischen diesem Süsswasserquarze und dem entschieden tertiären von Hlinnik die grösste Analogie herrscht, so dürfte auch er als eine terliäre erst nach vollendetem Absatze der trachytischen Conglomerate gebildete locale Ablagerung aus einer heissen Quelle mit Recht betrachtet werden. Hr. Dr. Hammerschmidt machte eine Mittheilung über eine in Prunus laurocerasus-Bäumen vorkommende Schmetterlingslarve. Derselbe hat an einem ziemlich dick- stämmigen Laurocerasus- Baum schon seit einigen Jahren bemerkt, dass stellenweise die Rinde durchlöchert war, er fand dort Excremenie von Insecten und feine mit einem Gewebe zusammenhängende Holzspäne. Erst vor einigen Tagen entdeckte er das Insect, welches die Ursache dieser Beschädigungen ist. Es ist eine ziemlich lebhafte, 1—3 Linien lange graue Schmetterlingslarve, welche der Familie der sacktragenden Larven angehört, die unter der Rinde dieses Baumes wohnt, wo sie sich Gänge macht, die Rinde nach aussen durchlöchert, und sich als Puppe nebst dem Sacke, in dem sie lebt, durch diese Oeffnung nach aussen schiebt, um dann als Schmetterling wieder die Eier in die Ritzen der Rinde zu legen. Die Säcke, welche bei vollkommener Entwicklung der Larve eine Grösse bis vier Linien erreichen. bestehen aus einem mit feinen braunen Holzspänen und Excrementen vermengten Gewebe, diese hängen in ziemlicher Anzahl aus den Ritzen der Rinde und der durchbohrten Oeffaungen heraus und verrathen das —_— 2717 — Vorhandenseyn dieses Insectes. Der an diesen Stellen vor- kommende Gummifluss dürfte wohl auch diesen Beschädi- gungen und dem dadurch herbeigeführten krankhaften Zu- stande der Bäume zuzuschreiben seyn. Des Schmetterlin- ges selbst, welcher den Microlepidopieren anzugehören scheint, konnte Dr. Hammerschmidt noch nicht habhaft werden. Es wurden lebende Exemplare der Larve und die vorkommenden zurückbleibenden Säcke und Puppenhälter, so wie Zeichnungen der Larve vorgezeigt. Auf die Verwandlungen der Insecten überhaupt über- gehend, legte Dr. Hammerschmidt eine kleine Samm- lung, die Verwandlungsgeschichte der Insecten aus ver- schiedenen Ordnungen darstellend, vor. Es ist dies ein klei- ner Theil seiner reichhaltigen Sammlung über die verschie- denen Entwicklungszustände der Inseceten,, worin aus allen Ordnungen, mit Ausnahme der Schmetterlinge, die Thiere in den verschiedenen Entwicklungsstadien, nämlich als Larve, Puppe, Puppenhülle und als vollkommenes Insect, nebst der Pflanze, auf der oder in der sie vorkommen, oder an denen sie Auswüchse verursachen, im natürlichen Zu- stande zusammengestellt sind. Da er hier besonders für Dipteren, Hymenopteren und Coleopleren ein reichhalti- ges Material für die naturwissenschaftlichen Beschreibun- gen der ersten Stände dieser Thiere gesammelt hat, durch seine anderweitigen Berufsgeschäfte jedoch derzeit an der Veröffentlichung von derlei Arbeiten gehindert ist, unter den Freunden der Naturwissenschaften Wiens jedoch manche Kräfte sich befinden dürften, welche Zeit und Mühe diesem Unternehmen widmen könnten, so forderte Dr. Hamm er- schmidt jene Herren Entomologen, welche sich mit die- sem Gegenstande zu befassen gesonnen wären, und sich be- sonders der Bearbeitung der ersten Stände von Dipleren und Hymenopieren unterziehen möchten auf, diese seine Sammlung und seine über die Verwandlungs- und Naturge- schichte dieser Thiere gesammelten schriftlichen Beobach- tungen zu benützen. Diese dürften im Ganzen über 1000 verschiedene Verwandlungsgeschichten enthalten, er sey be- reit, selbe zum Behufe der Veröffentlichung der wissen- schaftliehen Benützung zu überlassen. _ 278 — Dr. Hammerschmidt zeigte ferner das Erscheinen eines ausgezeichneten Werkes über die Anatomie der In- secten an. Es ist diess die eben in Berlin bei Dunker erschienene Monographie. der weiblichen Organe der Käfer unter dem Titel: „Vergleichende Anatomie und Physiologie der Insecten; in Monographien bearbeitet von Dr. Fried- rich Stein.‘ Gross Quart, 138 Bogen, 139 Seiten mit 9 Kupfertafeln. Der Verfasser hat bier Alles benützt, was von den ausgezeichneten Entomologen und vergleichenden Anatomen in dieser Beziehung bereits bekannt gemacht wurde, und viele eigene Beobachtungen und Untersuchun gen beigefügt, welche obiges Werk als das werthvollste und vollständigste erscheinen lassen, welches über diesen spe- ciellen Theil der Insecten- Anatomie bisher erschienen ist. Zum Schlusse machte Dr. Hammerschmidt auf eine Preisfrage aufmerksam, welche für Jene, die sich mit der Naturgeschichte der Thiere befassen, von einigem Interesse seyn dürfte. Der niederösterr. Verein gegen Misshandlung der Thiere hat nämlich einen Preis von zwanzig Stück Dukaten und einen Accessitpreis von zehn Stück Dukaten für die Verfassung eines Werkes bestimmt, worin das Verhältniss der Thierwelt- zum Menschen und zur übrigen Natur auf eine zgemeinfassliche Weise dargestellt werden soll. Diese Schrift soll der Jugend oder dem minder Gebildeten eine richtige Kenntniss über die Natur und Wesenheit der 'Thiere, über ihr Seelenleben, über ihre geistigen Entwick- lungsfähigkeiten vor Augen legen, um dadurch zunächst die Ueberzeugung zu schaffen, dass das 'Thier als ein empfin- dendes selbstbewusstes Wesen, nicht als blosse Maschine zu betrachten sey, dass also Misshandlungen der Thiere eines moralisch gebildeten Menschen unwürdig seyen. Es soll durch die Erkenntniss des richtigen Verhältnisses und der wahren Stellung des Thieres im Weltleben richtiges Gefühl und Mitleid gegen Thiere geweckt, und durch Hin- weisung auf die Rechtswidrigkeit der Misshandlung von Thieren den Misshandlungen und der Grausamkeit gegen Thiere gesteuert werden. Ohne der Bearbeitung vorzugrei- fen, glaubt man auf Dr. Schmarda’s „Andeutungen aus dem | Seelenleben der Thiere“ aufmerksam zu machen, worin sich eine Masse von Materialien für die gewünschte gemeinfass- liche Bearbeitung der ausgeschriebenen Preisfrage findet. Der Umfang der Preisschrift soll fünf Druckbogen nicht überschreiten, und längstens bis Ende August 1848 an die Direction des Vereines gegen Misshandlung der Thiere ein- gesendet werden. Die Bewerbungsschriften sind in deut- scher Sprache abzufassen, mit einem beliebigen Wahlspruch zu versehen, und ein versiegelter Zettel beizuschliessen, welcher statt der Adresse den gewählten Wahlspruch und als Inhalt Namen, Stand und Wohnort des Verfassers ent- hält. Die mit dem Preise betheilten Arbeiten bleiben Eigen- thum des Vereines und werden auf Kosten des Vereines ver- ‚öffentlicht werden. Die Zuerkennung des Preises geschieht über Vorschlag eines von der Direction zur Prüfung der eingelaufenen Bewerbungsschriften gewählten Comites von drei Mitgliedern, von der Direction des Vereines vor Ende December 1848. Hr. Clemens Freiherr v. Hügel berichtete über die in neuester Zeit bei Hallstatt aufgefundenen Gräber, und zeigte auch zwei bei dieser Gelegenheit aufgefundene Waf- fenstücke vor, nämlich eine Bronce- und eine Steinwaffe, nebst trefflichen Abbildungen, von vielen ebendaselbst auf- gefundenen Alterthumsgegenständen, welche Hr. Fried- rich Simony vollendete, und sammt den obenerwähnten Waffenstücken an Se. Durchlaucht den Fürsten Metter- nich einsandte. Freiherr v. Hügel machte einige Be- merkungen über den hohen wissenschaftlichen Werth der Gräber der Alten. So wie uns das Studium der organi- schen Reste den Schlüssel zu dem gebe, was man früher für Fabel hielt, so gab der Mensch ein Zeugniss von sei- ner Existenz durch die Gräber. In den Gräbern finden wir auch Artefacte, wenn auch oft nur den Topf und die Waffe, als die dem Menschen unentbehrlichsten Gegenstände. Der Ruinen, die zu Tage stehen, sind wenige, der Ueberreste, die wir neben den 'Todten täglich finden, sind unendlich viele. Alle Völker haben zu allen Zeiten grosse Elırfurcht vor den Todten gehabt, sie haben nicht die Leiche beer- — 250 — digst, sondern sie haben den Menschen, der mit ihnen ge- lebt, bestattet. Man gab den 'Todten Geld und andere Gegenstände mit, und so sind die Gräber ‘die unerschöpf- liche Quelle für Numismatik. Ihnen danken wir ganze Reihenfoigen von Regenten und bedeutenden Menschen. Ein Mittel, auf die Cultur der Völker zu schliessen, ist die Bearbeitung der verschiedenen Metalle; auch hier geben die Gräber den wichtigsten Anhaltspunct. Hr. Bergrath Haidinger legte die von dem Verwal- tungsausschusse des Museums Francisco-Carolinum in Linz als Austausch gegen die Berichte und Abhandlungen einge- sandten Druckschriften vor, nämlich den zweiten und dritten „Bericht über die Leistungen des vaterländischen Vereines zur Bildung eines Museums für das Erzherzogthum Oester- reich ob der Enns und das Herzogthum Salzburg ‚‘“ und den vierten bis neunten „Bericht über das Museum Fran- cisco - Carolinum ,““ nebst der ersten bis fünften Lieferung der „Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns und Salzburg.“ Nahe gleichzeitig hatte schon früher durch Hrn. Profes- sor Columbus das Museum an der Subseriptionsliste Theil genommen, während der erste Band der Berichte mit dem Anerbieten des Austausches der Schriften an die Redaction des Musealblattes in Linz versandt wurde. Allein seitdem hatte das Musealblatt aufgehört, und daher fehlt das Insti- tut in dem Verzeichniss des ersten Bandes der Abhand- lungen. Sehr erfreulich war die Ankunft der beginnenden Reihe der Druckschriften des Vereines in Linz, da er Bürge für die Fortdauer dieser werthvollen Leistungen ist. Wenn auch grösstentheils geschichtlichen Forschungen gewidmet, trifft doch auch der Freund der Naturwissenschaften dort werthvolle Beiträge der Herren Marian Koller von Kremsmünster, Stern von St. Florian, Fitzinger von Wien, und des verewigten verdienstvollen Pomologen Schmidbergerin St. Florian. Ein doppeltes Band knüpft uns also nun an jenes Mu- seum und den Verein, der seit den dreizehn Jahren seines —_— 2931 — Bestehens schon so manches zur Kenntniss des Landes bei- getragen. Für die weitere Entwicklung erwarten wir vor- nehmlich die geologischen Mittheilungen des Museal-Custos Ehrlich und anderer Forscher des schönen Landes ob der Enns. Schon im vorigen Herbste hatte der Herr geheime Rath v. Leonhard bei einem freundlichen Besuche in Wien die erste Lieferung der neuen Auflage seines trefflichen „Lehr- buches der Geognosie und der Geologie“ Hrn. Bergrath Haidinger übergeben. Seitdem wurde auch die zweite hier vorgelegte übersandt, die dritte ist bereits ganz fertig, die vierte unter der Presse und nahe vollendet. Es sollte hier keine Inhaltübersicht des Werkes gegeben werden, aber Bergratli Haidinger glaubte, es würde die Freunde der Wissenschaft freuen, zu hören, dass die zweite Auf- lage durch die gänzliche Erschöpfung der ersten, 6000 Exemplare starken, nothwendig geworden sey. Es ist dies ein Zeichen des grossen Antheils, den man jetzt an dem Fortschritt der geologischen Kenntnisse in Deutschland nimmt. Der Verfasser selbst hat an dieser Entwicklung seit so langer Zeit den lebhaftesten Antheil genommen, indem er mit nachahmungswärdigem Fleisse und fester Consequenz in Heidelberg durch Wort und Schrift selbst die Lehre verbreitete und Gelegenheit sab, dass so viele Andere ihre Beobachtungen und Ansichten mitzutheilen Veranlassung fanden. Erst das Taschenbuch, später in Verbindung mit Bronn das treffliche Jahrbuch bildet ge- genwärtig einen höchst werthvollen Mittelpunct der Bekannt- machung für die Bewegung geologischer Wissenschaft in Deutschland. Aber auch der vielen Freunde und Schüler dürfte gedacht werden, unter den letzteren hier nur noch sei- nes Sohnes Gustav Leonhardzu erwähnen, dessen unge- meinem Fleiss und Eifer das mineralogische und geologische deutsche Publicum schon so viele werthvolle Bekanntma- chungen verdankt, sey es durch eigenes wissenschaftliches Studium, sey es durch Ucbertragung aus fremden Sprachen. So haben wir nächstens von ihm die Bearbeitung von Mur- chison's Russland zu erwarten, so wie das Werk über Freunde der Naturwissenschaften in Wien. III, Nr. 3, 19 —_ 282 — die Porphyrgebilde, für welche er in Gesellschaft seines Vaters im verflossenen Herbst unsere Länder besuchte. s Hr. Bergrath Haidinger erinnerte, dass in der Versammlung vom 16. Juli die in dem Arvaer Meteoreisen vorkommenden metallischen weissen Blättchen und Kör- ner, von Hrn. Patera analysirt, und übereinstimmend mit früheren Arbeiten von Berzelius an andern Fund- orten, aus Eisen , Nickel und Phosphor zusammengesetzt gefunden, vonihm selbst gemeinschaftlich mit Hrn. Patera durch den Namen Schreibersit bezeichnet, vorgezeigt worden seyen. Indessen hat der amerikanische Mineraloge und Chemiker Shepard ') bereits am 2. September 1846 bei der Versammlung amerikanischer Naturforscher in New- York, in einer sehr interessanten Arbeit über Meteoriten, diesen Namen einem Minerale gegeben, das ebenfalls me- teorischen Ursprungs sich in kleinen, braunen, gestreiften Pris- menin dem Meteorstein von Bishopville, Süd-Carolina findet, der im März 1843 gefallen, 13 Pfund schwer, von She- pard beschrieben wurde. Es scheint nach vorläufigen Ver- suchen von Shepard aus Chrom und Schwefel zu beste- hen. — Unzweifelhaft hat dieser letztere Name die Priorität, indessen ist die Priorität nur eine Regel der Uebereinkunft , die in einzelnen Fällen anders geordnet werden kann. — Bergrath Haidinger möchte daher gerne vorschlagen, die Arvaer Species forlän Schreibersit zu nennen; sie hat auch in Shepard’s Verzeichniss keinen Namen , ist vielleicht unter der Benennung Nickeliferous steel Nr. 33 begriffen (der jedoch keinen Phosphor enthält). Für Shepard's neue Species möchte er hingegen den Namen Shepardit vor- schlagen, der zufällig, nach der letzten Ausgabe mineralo- gischer en „ noch nicht angewendet wurde, andder gewiss auf die zweckmässigste Art die Erinnerung der ame- rikanischen Species an den amerikanischen Forscher knüpfen würde, während es doch uns, wenn auch verspätet, gelingen würde, in einer vaterländischen Species unserem würdigen vaterläudischen Forscher der Meieoreisenmassen unsere Hochachtung BERONIBERN: *) Silliman’s Journal I. S. Nr, 6. Nov. 1846. pag. 383. — 283 — 4, Versammlung, am 24, September, Oesterr. Blätter für Literatur und Kunst vom 4, October 1817. Hr. Dr. Hammerschmidt machte die Anwesenden auf die eben damals beginnende und den 25. bis 27. Septem- ber andauernde Blumen- und Obstausstellung der Wiener Gartenbau-Gesellschaft in der Haltergasse aufmerk- sam und forderte zum Besuche derselben auf, da sich diese Ausstellung von den seit einer Reihe von Jahren bestan- denen Herbstausstellungen in Bezug auf ausgestelltes Obst vortheilhaft auszeichnet. Besonders interessant seyen dies- falls die von der k. k. Landwirthschaftsgesellschaft ausge- legten Acpfel- und Birnsorten in mehr als 100 Arten; eine Abtheilung von 60 Arten umfasst die ausgezeichnetsten Ta- felsorten, ausserdem wurden als ganz neu eingeführte, hierorts noch nie zur Ausstellung gebrachte Arten vorge- legt: aus Deutschland, Frankreich , Belgien und England, zusammen über 40 Arten. Auch die Gartenbaugesellschaft hatte eine Suite von mehr als 20 Aepfel- und 11 ausge- zeichneten Birnenarten und eine Sammlung von derlei Obst- bäumchen mit Früchten in Töpfen gezogen von 25 Arten ausgestellt. Ebepso verdient eine Traubensendung von 60 Arten aus Marburg, ausgezeichnete Ananasse und die durch Hrn. Beer eingesendeten Knollen, Dioscorea piela (dis- color), eine Knolle, von der man bekanntlich einen Ersatz für die Kartoffel anhofft (obschon dies kaum ganz gegründet seyn dürfte), eine besondere Beachtung. Wenn es nun schon einerseits sehr erfreulich sey, dass wenigstens in einigen Obstsorten eine grössere Suite ausgezeichneter Arten vor- liegt, so müsse er doch bedauern, dass die Theilnahme für diese Ausstellung keine grössere sey , indem doch im Ver- hältniss gegen die Obstkultur , welehe in Oesterreich mög- lich wäre, nur so wenige Aussteller an dieser Obstausstel- lung sich betheiligten. Ganz anders sey dies anderwärts, wo derlei Ausstellungen mit Volksfesten in Verbindung ste- hen, in welcher Beziehung er:auf die grossartigen würt- tembergischen Obstausstellungen bei den landwirthschaftli- 194 _ 284 — chen Festen hinweise. Was die Blumenaussteilung betrifft, so weiset dieselbe wie gewöhnlich den hohen Stand der österreichischen Blumenkultur nach, und brachte Ausge- zeichnetes aus den Gärten des Freiherrn v. Hügel, der Herren Beer, Mühlbeck und Abel und Anderer zur Ausstellung, worüber ein ausführlicher Bericht in der allg. österr. Zeitschrift für den Landwirth erscheinen wird. Als einen Beweis einer immer ausgedehnteren Würdi- gung der Nützlichkeit der Anwendung einer der Abtheilun- gen der naturwissenschaftlichen Forschungen freute es Hrn. Bergrath Haidinger die Einladung zu Subscriptionen auf ein Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann des österreichischen Kaiserstaates zu dem Zwecke der Vorlage in der Versammlung erhalten zu haben. Schon längst wurde das Bedürfniss einer solchen Un- ternehmung in dem Mittelpuncte der österreichischen Mo- narchie gefühlt, in einem Staate, der so alte, ausgedehnte, werthvolle montanistische Werke enthält, wie der österrei- chische. Mancherlei Vorarbeiten, die verschiedenartigsten Formen derHerausgabe wurden bereits vor längerer Zeit be- sprochen. Endlich erscheint hier der Plan, die periodische Schrift in der Gestalt eines „Jahrbuches“ zu beginnen, festgehalten. Der Herausgeber selbst, Hr. J. B. Kraus, k. k. Münz- und Bergwesens-Hofbuchhaltungsoffizial , hat längst bewie- sen, dass er den Erfordernissen einer solchen Herausgabe gewachsen ist, indem er seit zehn Jahren den allgemei- nen montanistischen Schematismus, für 1848 unter dem Na- men eines „Handbuches über den montanistischen Staats- beamten-, Gewerken- und gewerkschaftlichen Beamtenstand des Kaiserthums Oesterreich‘‘ herausgegeben hat, dessen Brauchbarkeit immer mehr Anerkennung findet. Bergrath Haidinger erwartet auch für das neue Un- ternehmen eine gleiche Ausdehnung in seiner eigenthüuli- chen nützlichen Auffassung. Hr. Bergraih Haidinger zeigte mehrere Thierfähr- ten aus dem Wiener- oder Karpathensand- _ 285 — steine von verschiedenen Fundorten vor, die indem k.k. montanistischen Museo aufbewahrt werden. Er hatte diejenigen, welche in der Gegend von Bajutz oder Olahlaposbänya in Siebenbürgen gefunden worden waren, vor einigen Jahren in Leonhard und Bronn’s „‚„Jahr- buch‘ beschrieben und abgebildet. Sie waren von Hrn. Gra- fen Breunner zur Uebersendung nach Wien bestimmt, und durch den Werksvorsteher von Olählaposbänya, Hrn. v. Szak- märy, eingesandt worden. — Durch mancherlei Verglei- chungen hatte sie damals Bergratliı Haidin ger sehr gros- sen Individuen eines Cheloniers zugeschrieben, ähnlich etwa der gewöhnlichen essbaren Seeschildkröte Chelonia Mydas, deren Bau nahe mit dieser Voraussetzung zusammenstimmt, "indem sie einen bis zwei grössere Nägel an ihren übrigens mit Schwimmhant überzogenen Füssen besitzt. Auch ihre Lebensart lässt Fährten erwarten, da sie zum Eierlegen an dem sandigen Strande einsamer Inseln oder Küstenstrecken oft weite Meere durchschwimmt. Es verdient hier bemerkt zu werden, dass die Fährten, welche man gegenwärtig an- trifft, wahrscheinlich diejenigen sind, welche nicht gerade auf der über das Wasser herausragenden Oberfläche des Landes eingedrückt wurden, sondern vorzüglich diejenigen, welche unter einer Bedeckung von Wasser abgeformt wor- den sind, indem sich der nasse Fuss besser selbst von einem etwas schlammigen Untergrunde ablöst und daher eine gnte deutliche Spur zurücklässt, als ausser dem Wasser, wo sich der Schlamm an den Gegenstand anhängen würde. Hr. v. Szakmäry hatte später, im Jahre 1841, noch mehrere Stücke eingesandt, welche vorgezeigt wurden. Eines derselben, siehe den Holzschnitt Fig. 1 auf der näch- sten Seite, zeigt den mit einem Nagel unter drei hinter- einanderliegenden Hautwülsten versehenen Fusstheil, über zwölf Zoll lang, mit unbestimmter Breite, das Stück ist in derselben Richtung 12:/,“ lang und 16” breit. Bei zweien der Hautwülste bemerkt man deutlich, wie sie durch zweimali- ges, aber nur kurz abgesetztes Eindrücken in den Boden- schlamm eingepresst wurden. Die Eindrücke von zwei ande- ren, ebenfalls von Olählaposbänya eingesandten, lassen sich nicht so leicht orientiren. Es wurden zwei Zeichnungen vor- Olahlaposbänya. Waidhofen an der Ips. Grösse der beiden Zeichnungen ; /s der Natur. gezeigt, welche Sandsteinflächen von 10 Fuss Breite und 10 Fuss Länge vorstellen und von Hrn. v. Szakmäry da- mals an Ort und Stelle an den zusammengeseizten Fragmen- ten des Sandsteines entworfen wurden. Einen Theil dersel- ben bildeten die grossen vorgezeigten Stücke. Aber auch aus den grossen Zeichnungen liess sich kein Schluss ziehen. Offenbar waren die Individuen so gigantisch, dass man kaum erwarten kann, die vier zusammengehörigen Fussfährten auf einem Raume von weniger als zwölf bis sechzehn Fuss Breite und Länge zu finden, dabei der Körper so schwer, dass ein Eindruck alsogleich durch einen andern wieder aus- gelöscht, verdrückt und unkenntlich gemacht wird. Ein anderes Stück, Fig. 2, wurde vorgezeigt, welches Berg- rathHaidinger im Jahre 1842 von Waidhofen an der Ips mit- gebracht hatte. Es ist dem früher erwähnten Eindrucke eines einzigen grossen Nagels so ähnlich als möglich, obwohl die Entfernung der Fundorte wohl hundert Meilen beträgt. Auch hier erscheinen Doppeleindrücke , aber besonders merkwür- dig ist die offenbar durch die Bauchschild- oder harte Haut- bekleidung des 'Thieres beinahe eben gedrückte abgeformte Thon- oder Schlammfläche, von welcher der Eindruck des = 2% — Nagels umgeben ist. Der Nagel ist mit zwei nahe stehenden und einem entfernten Wulste 9 Zoll lang, das Stück hat das Verhältniss von 12 Zoll und 16 Zoll. Diese Platte fand sich nebst mehreren anderen in einem eben neu aufgedeck- ten Schleifsteinbrache des Syndikus Hrn. Hallauska in Waidhofen. In den seit uralten Zeiten unterirdisch betrie- benen Schleifsteinbrüchen in dem Wiener Sandsteine öst- lieh von diesem Orte hatte man noch keine ähnlichen Ein- drücke bemerkt. Die Sandsteinbrüche von Weidlingau, 1:/, Meile west- lich von Wien, geben gleichfalls deutliche Beispiele von Fährten, aber es war nicht gelungen, sie mit irgend wel- chen bekannten Eindrücken in Uebereinstimmung zu bringen. Es sind paarweise nebeneinanderliegende, aber halb der Länge nach verschobene Wülste, jeder drei Zoll lang und einen halben Zoll breit. Bergrath Haidinger besuchte die Brüche dreimal, ohne mehr als die vorgezeigten we- nige Zoll grossen Fragmente anzutreffen. Weniger sicher, vielleicht sämmtlich anderen Arten von Eindrücken zuzuschreiben sind die zahlreichen wulstförmi- gen Erhöhungen, die man auf den Sandsteinplatten des Durchschnittes am Fuss des Leopoldsberges gegen Kloster- neuburg und am Bisamberge, nördlich von Wien, bei Un- ter-Olberndorf, U. M. B., drei Meilen nordöstlich von Bi- samberge in dem nämlichen Gebirgszuge, findet. Berg- rath Haidinger hat mehrere Fundorte besucht, von einigen verdankt das k. k. montanistische Museum interes- sante Stücke Hrn. J. Czjzek. Bei vielen liegt es näher Formen von Fucoiden zu vergleichen; für einfache Aus- waschungen von fliessendem Wasser sind sie viel zu regel- mässig. Von der Herrschaft Hochwald in Mähren wurden Ab- formungen von Eindrücken vorgezeigt, welche sehr nahe Vogelfährten darstellen, etwa von der Grösse der Fähr- ten eines Rebhnhns. Auch von Hall in Tirol ist ein zwar nur wenig deutli- ches Stück in der Sammlung, das aher doch zu weiteren Nachforschungen auffordert. —_ 23588 — Es wurden ferner die sonderbaren Formen aus den Ein- sendungen der Herren Hohenegger und Lipold vorge- zeigt, so wie die Nachricht des letztern erwähnt, der in Hrn. Direetor Hohenegger’s Sammlung einen den Waid- hofener und Olählaposbänyer Chelonierfährten ganz ähnli- chen Eindruck sah. Ueberhaupt bieten die Auflagerungsflächen des Wiener “"Sandsteines viele höchst sonderbare Erscheinungen, werth recht genau erforscht zu werden. Bergrath Haidinger habe in der nächsten Zukunft wenig Aussicht sich damit beschäftigen zu können, er wünschte aber durch die heu- tige Mitiheilung wieder einige Anregung zu geben, indem er die von ihm vor längerer Zeit gemachten Beobachtungen abschliesse, wenn auch nur, indem sie ganz kurz erwähnt werden. Von den deutlich durch Wellenschlag gefurchten Oberflächen bis zu den wirklichen Fährten gibt es man- cherlei Gestaltungen der Oberfläche. Alle aber sind sie auch insbesondere darum wichtig, weil män;an ihnen un- zweifelhaft erkennen kann, in welcher Lage der Absatz aus dem Wasser und der Eindruck geschah. An den Schichten selbst folgt auf zu un- terst liegenden gröbern Sandstein. feinerer, dann folgen die Mergelschichten, zu oberst liegt der feinste Kalk- schlamm , oft zu Ruinenmarmor erhärtet. Dieser fehlt jedoch sehr oft. Nun sind aber die Eindrücke auf dem Mergel geschehen, das heisst zu der Zeit,‘.wo er noch nicht Mergel war. Sie wurden bald wieder von den grös- seren sandartigen Theilchen ausgefüllt, die später zu Sand- stein erhärteten, und die jetzt auf ihrer untern Seite die Gestalt der Oberfläche in erhabenen Wülsten zeigen. Man hat so oft von überstürzten Sandsteinschichten in den Al- pen gesprochen, um die sonderbare Lage des Einfallens derselben gegen die Centralaxe zu erklären, da sie doch als neuer als der Kalkstein angenommen wurden. Aber bei Waidhofen zum Beispiel, wo dieses Einfallen ebenfalls Statt findet, trifft man die Wülste auf der unteren Seite. Der Sandstein ist also dort gewiss nieht überstürzt. October, Nr. A.. 1847. Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Natur- wissenschaften in Wien. L Gesammelt und herausgegeben von W, HMaidinger. I. Versammlungs- Berichte. 1. Versammlung, am 1. October, Oesterr. Blätter für Literatur u. Kunst vom 13. October 1847, ‚Hr. Dr. Karl Kanka sprach über den im März d. J. im Pusterthale Tirols beobachteten rothen Schnee, und zeigte eine von Hın. Dr. Heinisch in Bruneck einge- schickte Probe des Staubes vor, welcher jene Färbung veranlasst hatte. Nach den Mittheilungen des Hrn. Dr. Heinisch fand jene Erscheinung am 31. März d. J. in mehreren nördlichen Seitenthälern des Pusterthales statt, namentlich in Lappach, Mühlwald, Ahrn, Rein und Deffer- eggen. In der Nacht vor dem 31. März war der Schnee, wie ämtliche Erhebungen bestätigen, so weiss wie ge- wöhnlich gefallen, und erst am Morgen, nachdem am Fir- mament eine bedeutende Röthe sich gezeigt hatte, wurde derselbe mit einer dünnen Schichte ziegelfärbigen Pulvers überzogen, und zwar zuerst in den mehr westlich gelege- nen Thälern Lappach, nämlich um acht Uhr Morgens, um ein geringes später in dem anstossenden Mühlwaldthale. noch später, gegen neun Uhr, in dem östlicher gele- genen Reinthale und in dem am meisten östlich gele- genen Deffereggen zu St. Jakob erst zwischen zehn und eilf Uhr Vormittags. Hr. Oellacher hat in seiner, aus dem Boten für Tirol und Vorarlberg in die Wiener Zeitung vom 2. Juni d.J. aufgenommenen Abhand- lung die Ansicht ausgesprochen, dass der genannte Staub von afrikanischem Wüstensande herrühre, welcher durch den Scirocco dahin geweht worden sey. Als Beweis für Freunde der Naturwissenschaften in Wien, III, Nr. 4. 20 — 290 — diese Behauptung stellte er eine von ihm vorgenommene chemische Analyse dieses Staubes und des afrikanischen Wüstensandes auf, aus welcher die völlig gleiche qualita- tive und beinahe auch quantitative Zusammensetzung her- vorgehen soll. Allein bei näherer Betrachtung dieser Ana- Iysen ergibt sich, dass sie durchaus das nicht beweisen, was sie beweisen sollen, nämlich die gleiche chemische Beschaffenheit des Wüstensandes und des Schneestaubes. Es ist nämlich besonders auffallend, dass Hr. Oellacher vom Schneestaube 47.3 Prec., vom Wüstensande aber 88.1 Proc. als unverwitterte, weiter nicht untersuchte Bestand- theile angibt, als ob die unverwitterten Bestandtheile nicht auch chemisch untersucht !(aufgeschlossen) werden soll- ten. Hr. Oellacher hat mithin vom Schneestaub beinahe die Hälfte, vom Wüstensande aber neun Zehntel des Procentengehaltes chemisch gar nicht bestimmt, und behauptet, es gehe aus seiner Analyse die vollkom- mene Gleichheit beider Substanzen in qualitativer und beinahe auch in quantıtativer Beziehung hervor. Uebri- gens ist zu bemerken, dass selbst vorausgesetzt, es hätte die chemische Analyse die gleiche Zusammensetzung des Schneestaubes und des Wüstensardes mit Bestimmtheit nachgewiesen, dennoch der Schluss, dass jener von die- scm abstamme, noch keineswegs gerechtfertigt wäre. Denn aus der gleichen Zusammensetzung zweier Substanzen folgt noch nicht, dass sie denselben Ursprung haben, dass sie aus einer Gegend abstammen. Bei der Erklärung einer Erscheinung, wie die in Rede stehende, kömmt es vorzüg- lich auf die näheren physikalischen und geognostischen Um- stände an, unter welchen dieselbe stattfand. Man hat sieh vor Allem andern in der Nähe umzusehen, ob sich nicht da ein hinreichender Erklärungsgrund für dieselbe auffin- den lasse, bevor man diesen in anderen Welttheilen auf- sucht. Und in der That findet sich ein solcher, nach der Mittheilung von Dr. Heinisch, in dem bezeichneten Falle vor. Es ist nämlich höchst wahrscheinlich, dass der be- sprochene Staub von den an das Thal Lappach grenzenden Gebirgen herstamme, von welchen er durch starke Winde verführt werde. Die Gründe dafür sind folgende: 1. Die —. Ze — nördlichen Gegenden des Pusterthales werden sehr häufig von heftigen Stürmen durchzogen, die besonders im Früh- Jahr oft Schneelawinen veranlassen. An demselben Tage, an welchem der rothe Schnee beobachtet wurde, löste sich auf dem Gebirge von Lappach eine grosse Schneeiawine, die in ihrer ganzen Ausdehnung mit jenem röthlichen Staube bedeckt erschien, während oberhalb jenes Punctes, von wo die Lawine ausging, der Schnee ganz weiss und nicht röthlich war, wie allenthaiben weiter gegen Osten. Bs scheint, dass dieser Staub von der herabstürzenden Lawine aufgewühlt und hinabgerissen, und von dem gleichzeitigen heftigen Nordwestwind weiter gegen Osten fortgetrie- ben und abgelagert wurde. — 2. Dafür spricht auch die -Thatsache, dass diese Erscheinung zuerst in dem am meisten gegen Nordwest gelegenen Thale Lappach, später in den östlicheren Thälern Rein und Deffereggen beobachtet wurde, wie auch der Umstand, dass der Staub in jenen 'Thälern minder zart und fein als in diesen sich vorfand. — 3. Be- stätigend dafür ist ferner die geognostische Beschaffenheit der dortigen Gebirge, welche aus Quarz, Gneiss und Kalk be- stehen, in welchen als Muttergesteinen Schwefelkies, Eisen- glimmer, Eisentitanerz vorkommen; Eisenocher liegt in nicht unhbedeutender Menge zu Tage, und namhafte Strecken, selbst in der Thalsohle, sind mit einem röthlichen Staube bedeckt, der von jenen verwitterten Gebirgsarten herrührt. Hr. Dr. Heinisch hat Proben von solchem Staube einge- schickt, der sich allenthalben im Thale Lappach, auf den angrenzenden Gebirgen bis zum Növisferner vorfindet. Der- selbe hat schon auf den ersten Blick die grösste Aehn- lichkeit mit dem Schneestaube, nur dass er etwas gröbere Bestandtheile und grössere Glimmerblättchen ent- hält. Vergleicht man den Schneestaub mit diesen verwitter- ten Erdarien und mit dem afrikanischen Wüstensande, so findet sich eine auffallend grössere Uebereinstimmung mit jenem als mit diesem. Der Wüstensand ist reiner Quarz- sand, erscheint durchaus körnig und hat eine lichtere, mehr gelbliche Farbe, während jene Erdarten und der Schnee- staub eine dunklere Farbe besitzen, und unter dem Mikro- skop zwar auch Quarzkörner, aber nebstdem noch zahlreiche 20 * —_— 292 — Glimmerblättchen und eine Masse kleiner, staubartiger Par- tikelchen [zeigten. Hr. Oellacher gibt zwar noch an, im Schneestaube Stückchen von Pappus ähnlich dem der Centaurea benedicla gefunden zu haben. Aller- dings finden sich Pflanzenreste (Fasern, Härchen) darin, allein diese sind von der Art, wie sie eben fast in jedem Staube vorkommeu. Doch konnten in dem von Hrn. Dr. Heinisch eingeschickten Staube keine bestimm- ten Formen erkannt werden. — 4. Als bestätigerd, wenn auch nicht entscheidend, ist noch die chemische Analyse anzusehen, welcher Hr. Adolph Patera sowohl den Schneestaub als die verwitterten Gebirgsarten unterzogen hat, und wornach deren Bestandtheile in quali- tativer Hinsicht dieselben sind, nämlich: Kieselerde, Kalk- erde, 'Thonerde, Bittererde und Eisenoxyd. — 5. Endlich ist noch zu bemerken, dass glaubwürdigen Angaben zu Folge die rothe Färbung des Schnees in jenen Thälern schon öfters beobachtet wurde. Warum sollte also gerade das Pusterthal immer vom afrikanischen Wüstensande heim- gesucht werden? In diesem Falle müsste doch gleichzeitig auch in anderen, namentlich südlicheren Gegenden eine ähnliche Erscheinung stattgefunden haben, wovon jedoch nichts bekannt geworden ist. Hr. Dr. Joseph Arenstein, Professor an der techni- schen Lehranstalt in Pesth, theilte einen Auszug seiner Monographie der imaginären Grössen mit. — Gegenstand mathemathischer Untersuchungen können nur wirkliche Grössen seyn, doch ist es wunderbar, wie die Mathematik diese überall, wo sie nur vorkommen, in ihren Bereich ziehe. Erinnern wir uns der Netze, mit welchen die Wissenschaft sowohl die Himmelskugel, als auch den Erdball umsponnen hat, des Systemes von Linien, die sich auf geographische Breiten und Längen beziehen, und aller jener logarithmischen und trigonometrischen Functionen, die als eben so viele Mittel bereit liegen, um angewendet zu werden. — Obwohl es uns nun eben so wenig beikomme, wirkliche Dreiecke auf der Himmelskugel zu ziehen, wie es einem Mechaniker nicht einfällt, den Moment der Träg- .— 293 — heit auf der Decimalwage zu bestimmen, d. h., obwohl diese Grössen nicht wirklich existiren, so brauchen wir sie doch — sie sind die Springstöcke der Mathematik und die imaginären Grössen spielen eine der ersten Rollen unter diesen. Aus dem Umstand, dass in der Mathematik die Erwei- ternng der ersten Grundbegriffe in geradem Verhältniss stehe zur Ausdehnung ihres Wirkungskreises, folgt, dass, wenn neue Elemente, z. B. die imaginären Grössen, in die Wissenschaft eingeführt werden, diese sich den vor ihnen bestandenen Regeln anschmiegen müssen — solche Metho- den aber, die nach der Einbürgerung der neuen Elemente entdeckt würden, können ent. früher allgemein acceptirt werden, als bis ihre Giltigkeit auch in Hinsicht der neuen Elemente bewiesen ist. — Dies gibt den Weg der Unter- suchung. Zum Begriff der imaginären Grössen in ihrer lateralen geometrischen Bedeutung kann man auf dem von Gauss zuerst betretenen Weg ‚‚a@ priori‘“ gelangen; aber auch die analytische Erfahrung hat lange vorher auf unzähligen Wegen zu denselben geführt: Hr. Prof. Arenstein zeigte nun einen dieser Wege; der sich ‘durch seine ungezwun- gene Eleganz besonders auszeichnet. Wenn man ae . Reihen: e=1+; + rettet rar >, x3 x> x1 er 123 Has Tesase7 tt: 2) x xt x6 Be at Tas dass Te 9 vergleiche, und in 2) und 3) von dem Zeichenwechsel abs- trahire, so finden sich alle Glieder_von der ersten Reihe in den beiden andern. Dax in 1) willkürlich ist, kann man statt dessen setzen ix and —ix; substrahire man nun die so entstandenen Reihen, indem man mit 2i dividire, oder addire sie, indem man mit 2 dividire, so findet man r x* x’ „= g- 2.3 6u5 — 6 e ie ıtx m X Ga en oo 4 PR ad de rer 4) IX — ix y e te i? x? it xt re 5) — 294 — will man nun, dass 4) und 5) mit 2) und 3) identisch werde, so hat man blos zu setzen: v’=—1 woraus: i=V -1 Hr. Professor Arensteingingnun auf die Eigenschaften der imaginären Grössen über, und zeigte, dass man mit ihrer Hülfe die Zahl 2 und alle Primzahlen von der Form An—+1 in zwei Factoren zerlegen kann, z. B. 9=5+2V/ -1) 65-21 - =} —-(2V -ı)° während dies für die Primzahlen von der Form 4n—+3 unmög- lich ist. Die Eigenschaft, 2 Gleichungen in einer zusammen zu fassen, theilen die imaginären Grössen mit allen jenen, die sich durch einander nicht ausdrücken lassen, z. B. 1, Ya YW3,WV35, VI u. s.-w., so dass wern man nGleichungen hat, man nur n solcheFac- toren zu wählen und mit ihnen zu multiplieiren hat, um eine Gleichung, zu bekommen. Vorausgesetzt dass der gewählte Multiplicator nicht schon in der zu multiplieirenden Gleichung enthalten sey. Mit den Exponentiellen und Logarithmen theilen die Ima- ginären die Eigenschaft, die Operationen zu vereinfachen. Eine besondere und ausschliessliche Eigenschaft der imaginären Grössen ist, dass sie die Brücke bilden, welche Functionen von verschiedener Natur miteinander verbindet, was durch die Formeln geschieht; xV —1ı i e =cosx+V —1sınx log (ab V-1)=; log (+ b’) HVY —Larc tang" Aus einer oder der andern dieser Gleichungen ausge- hend kommt man auf den Umstand, dass, obwohl YV—1 durch keine reele Zahl ausdrückbar ist, die imaginären Po- tenzen davon doch reele bestimmte Werthe haben, z. B. 1 (v1 7'=41809... want leer, —- 295 — Ferner stelltsich heraus, dass die gebräuchlichsten Func- tionsforımen, wie sin, cos u.8.w., wenn siedasSymbol V—1 aufnehmend imaginär werden, genau dieselbe analytische Behandlung wie die ihnen entsprechenden reelen Functionen vertragen und nur log x, arc sin x, arc CoSxX besondere Berücksichtigung erfordern, indem diese Func- tionen auf Reihen beruhen, die nur unter gewissen Bedin- gungen convergiren. — Weder bei den Differentialformeln noch bei den allge- meinen Integralen werden die imaginären Grössen berück- sichtigt; sie gelten hier, wenn es sich nicht etwa um Diffe- renciale allgemeiner Ordnungszahl handelt, als constante Coefficienten. Anders ist es bei den bestimmten Integralen. Hier beruhen die meisten Methoden auf einem Uebergange vom Reelen zum Imaginären, und dieser Uebergang, muss streng begründet werden, wenn nicht jedes einzelne Resultat durch einen Giltiskeitsbeweis gestützt werden soll. — Die Unter- suchung: welchen Einfluss die Imaginären haben, wenn sie in den Grenzen der bestimmten Integrale vorkommen, füh- ren zu einem neuen Integral. — Lässt man nämlich in dem Laplace’schen Integral a übergehen in V’—1, so bleibt die Formel richtig, wiewohl sie alsogleich unrichtig wird, wenn gesetzt wird a=—1. Ferner ging Prof. Arenstein auf die Eigenschaften imaginärer Grössen über, und wies nach, dass die Imagi- nären drei Bigeschaften mit anderen Grössen gemein haben, nämlich 1. dass sie zwei Gleichungen zu einer verbinden, 2. dass sie die Operationen vereinfachen, und 3. dass sie Telegraphen der Unmöglichkeit sind, wo sich das Wort Unmöglichkeit immer auf die physische Natur, nicht auch auf die Analysis bezieht, indem letztere weder unmögliche Grössennoch unmögliche Aufgaben kenne. Eigenschaften aber, die den Imaginären ausschliesslich zukommen, sind, 1. dass sie — 296 — die obigen Eigenschaften im Ensemble besitzen, 2. dass sie Uebergänge bilden von einer Funetion zur andern, was ein sehr nothwendiger passe-par-loul der Integrationsme- thode ist, und endlich 3. dass nur durch sie sowohl die Theorie der Zahlen ihre jetzige Allgemeinheit erreichen, als auch die glänzenden Resultate in der Lehre vom Licht, Wärme etc. erhalten werden konnten. — (Siehe naturwis- senschaftliche Abhandlungen, gesammelt von Bergrath Haidinger. 2. Band.) Hr. Dr. Hammerschmidt machte auf die Wichtigkeit von Jahresberichten über die Fortschritte in den verschiedenen Zweigen der Naturwissen- schaften aufmerksam, er bemerkte, dass derlei Berichte aber gegenwärtig nicht immer dasjenige leisten, was man von ihnen erwartet, insbesondere erscheinen sie oft erst nach mehreren Jahren, so dass sie wohl als eine Geschichte der Vergangenheit, nicht aber als eine Anzeige des Neue- sten und Wissenswürdigsten der Gegenwart zu betrachten sind. Für den Fachmann aber sowohl als für denjenigen, welcher sich allgemeine Kenntnisse erwerben will, sey es von Wichtigkeit und Interesse, wöglichst schnell in die Kenntniss der neuesten Fortschritte des wirklich mit Er- folg geleisteten, des allgemein Interessanten und Nützli- chen zu gelangen, durch vertheilte und hinlängliche An- zahl von Arbeitskräften sey aber nicht nur die Verfassung solcher entsprechender Berichte, sondern auch eine schnel- lere Publikation derselben ‘schon mit dem Abschluss eines Halbjahrs oder wenigstens mit Jahresschluss möglich. Durch die von‘ Hra. Bergrath-Haidinger thatkräftig ins Leben gerufene Herausgabe der Abhandlungen und Be- richte von Freunden der Naturwissenschaften in Wien, durch den in Folge dessen eingeleiteten Schriftenaustausch mit mehr als. 150 Akademien, gelehrten Gesellschaften und BRedactionen, durch die bereits erfolgte und immer mehr zu gewärtigende Einsendung und Besprechung der neuesten Geistesproducte sind bereits die materiellen Mittel, durch die rüstigen Arbeitskräfte so vieler emsiger und thätiger Natürforscher, deren Zusammenwirken bereits höchst An- - 297 — erkennungswürdiges zu Tage förderte, seyen aber auch die geistigen Mittel für ein solches Unternehmen gesichert. Nur durch eine grosse Anzahl von Mitwirkenden könne ein solches literarisches Unternehmen seinem Zweck entpre- ehen, nur durch eine entsprechende Theilung der Arbeits- kräfte sey es möglich die Masse des zu Leistenden zu ge- wältigen. Es sey nicht zu verkennen, dass die Bearbeitung solcher Berichte, besonders wenn sie nicht hinter der Zeit zurückbleiben sollen, eine grossartige und schwierige Auf- gabe gebe, allein er habe die volle Ueberzeugung, dass sie nicht unmöglich und durch die bereits vorhandenen Kräfte und höhere Unterstützung auch gesichert werden können- In diesem vollen Vertrauen forderte er sohin die Anwesen- den zur gemeinsamen Mitwirkung zum Behufe der Zusam- menstellung von derlei periodischen Berichten auf. Hr. Dr. Hammerschmidt entwickelte hierauf mit der Bemerkung, dass er die Anregung hierzu einem verehrten Freunde verdanke, und bereits seit Jahren mit ihm die Ver- wirklichung dieser Idee im Auge gehabt habe, in allgemei- nen Umrissen den Plan zu einem solchen literarischen Un- ternehmen. Auch sey er bereit, seine geringen Kräfte demselben zu widmen, und die ihm durch Austausch zu Ge- bote stehenden mehr als 100 wissenschaftiichen Zeitschrif- ten und periodischen Gesellschaftsverbandlungen so wie alle eingesendeten Werke zu diesem Zwecke der Benützung zu überlassen, wenn in diesem Sinne Jeder der Freunde der Naturwissenschaften nach einem plangemässen Vor- gange in seinem Kreise und in seinem Fache nach Möglich- keit einen Theil der Arbeit auf sich nimmt, könne das Ge- lingen dieses Unternehmens kaum in Zweifel gezogen wer- den, jedenfalls aber werde dadurch zu literarischer Thätig- keit und zum Studium angeregt, und wenigstens das Vor- handene so viel als möglich ausgebeutet. Für den Fall, als sein Antrag Anklang fände, bemerkte schliesslich Dr. Hammerschwmidt, sey er bereit, die näheren Details dieses Planes vorzutragen. Hr. Dr. Hammerschmidt legte am Schlusse das ihm zur Besprechung eingesendete Werk: „Sy nopsismonogra- phieae M. J. Roemer. Fasc. IV.,“ die Monographie der — 298 — Pflanzenfamilie der Ensaten enthaltend, vor, und übergab der Versammlung die ihm durch Hrn. Dr. Töpler, Secre- tär der VIIT. ungarischen Versammlung der Aerzte und Naturforscher zu Oedenburs für die Freunde der Natur- wissenschaften, eingesendete erste ungarische Ueber- setzung der Aphorismen des Hippokrates (Hip- pocrafes Aphorismusai), so wie eine Broschüre des Hrn. Car! Fürst, Versuch über den Weinbau und Weinhandel der Oedenburger Gespanschaft. Hr. Graf v. Marschall änsserte beifällig, dass er versichert sey, eine solche Folge von Berichten, wie sie Hr. Dr. Hammerschmidt vorschlug, würde insbeson- dere für die inländischen Freunde der Naturwissenschaften sehr nützlich seyn, indem auch auf ihre Arbeiten mehr Rücksicht genommen werden könnte, und empfahl den Vorschlag zur allgemeinen Beachtung. Er forderte Hrn. Dr. Hammerschmidt auf, eine ausführliche Darlegung seines Planes mitzutheilen. Hr. Bergrath Haidinger bemerkte, dass zwar ein solches Unternehmen mit sehr grossen Schwierigkeiten ver- bunden sey, aber allerdings verdiene, nach allen Seiten reiflich überdacht und besprochen zu werden. Hr. Jakob Tkalecz überreichte eine schöne Druse von natürlichem Schwefel, wie er sich aus den schwefelwasserstoffhaltigen Wassern der Quellen von W a- rasdin-Töpliz in Kroatien in den Leitungen absetzt. Er selbst hat sie im Laufe des Herbstes gesammelt, und Stücke davon dem k. k. Hofmineralienkabinet, der Univer- sitätssammlung u. s. w. übergeben. Er bemerkte, dass dieser Badeort bereits im vierten Jahrhundert unbezweifelt benützt wurde, wie dies aus vie- len römischen Alterthümern, besonders Münzen, die dort sefunden werden, hervorgeht. Unter andern wurden die Gebäude durch Kaiser Constantin nach eiver Zerstörung durch Fener wieder hergestellt. Das Wasser quillt mit beständigem Blasenwerfen auf, besitzt A6°/,? R. Wärme, den Geruch und Geschmack von Schwefelwasserstoff, und ein specifisches Gewicht von 1.0015. — a — Hr. Tkalecz versprach nächstens eine Analyse desselben mitzutheilen, und bemerkte dabei, dass Kroatien nicht we- niger als fünf Badeorte enthalte, die aber noch viel zu we- nig bekannt und gewürdigt, noch auch mit den nothwen- digen Erfordernissen versehen seyen, um ihnen denjenigen Rang unter den 'Thermal-Heilanstalten zu verschaffen, der in ihren natürlichen Verhältnissen gegründet ist. Indessen sey das Land, in welchem Radoboj, Samobor, Krapina liegen, voll der wichtigsten und interessantesten Gegen- stände für den Naturforscher, und daher werth, genauer untersucht und gekannt zu werden. Hr. Bergrath Haidinger theilte im Auszuge den In- ‚halt zweier Briefe von den Herren v. Hauer und v. Mor- lot mit, beide vom 20. September datirt, der erste in Venedig, der andere auf dem Dampfschiffe zwischen Ro- vigno und Triest geschrieben. Ort und Gegenstand bringen sie in nahen Zusammenhang. Unter den bedeutendsten Mitgliedern der geologischen Section bei der Versammlung in Venedig nennt Hr. v. Hauer L. v. Buch, Sir R. Murchison, de Verneuil, Marchese Pareto, Pasini, deZigno, Catullo, Ewald, Römer, Parolini, Erbreich, Pentland, Chartres. Ber Muschelkalk und der Macigno waren die Hauptgegenstän- de der Verhandlungen. Zu den ersteren werden übereinstim- mend mit vielen bisherigen Ansichten St. Cassian in Tirol gezählt, welches die Herren v. Buch, Murchison und de Verneuil erst kürzlich besucht und ersterer da- selbst einen neuen Enkriniten. gefunden, der auch im schlesischen Muschelkalke vorkommt. Die von Murchison beobachtete Ueberlagerung der Schichten von Adneth durch die Schichten von Hallstatt, und das von Hrn. v. Hauer nachgewiesene Vorkommen gleicher Arten in St. Cassian, Hallstatt und Aussee veranlasste den Letzteren, in einem eigenen Vortrage auf die Schwierigkeiten aufmerksam zu machen, die der Annahme sämmtliehen Cassianerschichten als Muschelkalk entgegenstehen, während sich mit Grund ihre Identität behaupten lasse. Den Macigno (Wienersandstein) erklärte man allge- mein für tertiär und den Nummulitensandstein bedeckend, — 300 — während die in unserer nächsten Umgebung so vielfältig zu beobachtende Thatsache, dass der Fucoidensandstein von mächtigen Alpenkalkschichten bedeckt wird, wenig Gönner fand. Bekanntlich bildete die Geologie des Nummulitenkalkes eine Preisaufgabe vom vorjährigen zum diesjährigen italie- nischen Gelehrtencongress. Aber die Resultate, welche Hr. v. Morlot auf seiner eben zurückgelegten Recognos- cirungsreise in Istrien fand, so wie eine treflliche Beobach- tung von Hrn. Friedrich Kaiser in Triest, der im vori- sen Winter so vielen Antheil an unseren Versammlungen nahm, und welche er in der Nähe von Pirano zu machen Gelegenheit hatte, weisen den Nummulitenschichten ihre Stelle unzweifelhaft über dem Macigno an, wenn auch nach Kaiser mit einer einmaligen Abwechslung. Hr. v. Mor- lot schreibt in dieser Beziehung: „Die Lagerungsverhält- nisse von Macigno und Nummnulitenkalk sind leicht zu ver- wechseln, und der Schein betrog mich auch erst; ein glücklicher Umstand erregte Zweifel, diese hielt ich fest, bis ich mich durch die handgreifliche 'Thatsache versi- cherte, indem ich auf dem Macigno stehend, den Nummulitenkalk über mir hatte. Dies Gesetz richtig aufgefasst und fest angewendet führte dann zu an- deren Aufschlüssen.“ Es scheint daher, dass der geologische Horizont des Nummulitenkalkes. noch immer nicht vollständig durchge- führt ist. Es scheint hier der Ort zu seyn, um mit diesen neubeobachteten Verhältnissen, mit Leymerie’s allgemei- ner Betrachtung, dass der Nummulitenkalk des südlichen Europas, des Orients, von Aegypten u. s. w. jünger als Kreide sey, die Ansicht Zeuschner’s zu vergleichen, der erst kürzlich in der Versammlung vom 23. Juli den Num- mulitenkalk von Optschina bei Triest dem Nummulitendolo- mit der Karpathen gleich stellte, welcher nach ihm noch unter dem Ammonitenkalk vorkommt, welchem er das Al- ter der Neocomienschichten beilegt. Aber auch der Num- mulitenkalk der Karpathen wird z. B. von Beyrich für tertiär genommen. Man sieht, die Frage ist noch lange nicht geschlossen. ' Vieles wird wohl ‘durch eine genaue tgfe — 301 — Untersuchung und Bestimmung der Nummuliten selbst er- leichtert werden. In gewissen Schichten des obern Macigno in Istrien hat Hr. v. Morlot nach einer an Hrn. Czjzek mitgetheilten Nachricht eine grosse Menge von Foraminiferen gefunden. Diehe Schichten selbst sind vorwaltend thonig oder merge- lig, abbröckelnd, grünlichgrau, schieirig. Sie enthalten mehr quarzige Zwischenschichten von Sandstein. Auf dem Querbruch dieses Sandsteines sieht man durchaus nichts Auffallendes, aber auf der recht rein ab- oder ausgewit- terten Oberfläche der Schichten findet man bei genauer Be- trachtnng mit der Loupe deutliche Foraminiferen, an denen man sogar die Kammern unterscheidet. Nugla bei Pinguente, woher das montanistische Museum ein Paar Versteinerungen besitzt, nennt Hr. v. Morlot eine prächtige Fundgrube von Kressenberger Fossilien, durch Clypeaster conoideus, Krabben u. s. w. characterisirt. Nach einem spätern Briefe war auch Hr. v. Morlot in Venedig angekommen, mit den Exemplaren des ersten Bandes der „naturwissenschaftlichen Abhandlungen“ und der „Berichte,‘* so wie der .„.geognostischen Uebersichts- karte der österreickischen Monarchie,‘* um sie den versam- melten Naturforschern vorzulegen, welches er freundlichst ins Werk zu setzen übernommen hatte. Bergrath Haidinger freute sich, diese Nachrichten der Versammlung mitzutheilen, welche gewiss gleichfalls vielen Antheil daran nehmen wird, indem wir diese zwei ausgezeichne- ten Forscher als unsere Repräsentanten bei jener wissenschaft- lichen Vereinigung betrachten können. Jetzt schon brachten sie neue wichtige Daten zur Kenntniss, ein Pfand der werth- vollen Leistungen, die wir noch von ihnen erwarten. Ferner theilte Hr. v. Hauer wit, dass unser verehrter Freund Hr. Heckel während seines Aufenthaltes in Ve- nedig eine neue Species von Aceipenser und zwar anf dem Fischmarkte entdeckt hat. Er zeigte ihn in einer der zoologischen Sitzungen den versammelten Ichthyologen vor. —_— 302 — 2, Versammlung, am 8, October, Oeslerr. Blätter für Literatur u. Kunst vom 18. Ociober 1847. Durch die freundliche Güte der Herren Hofrath Ritter v. Schreibers und Custos Partsch, welcher letztere zelbst dieses Stück in die Versammlung gebracht hatie, war Hr. Bergrath Haidinger in die angenehme Lage gesetzt, das Meteoreisen von Braunau vorzeigen zu können, welches Hr. Joh. Nep. Rotter, Abt des Bene- dietinerstiftes von Braunau, alsGeschenk an das k.k. Hof- Mineraliencabinet gesandt hatte. Hr. Apotheker Beinert zu Charlottenbrunn in Schlesien hat bereits in Poggen- dorff’s Annalen 1847, Heft 9, p. 170 eine ausführliche Nachricht über den Meteoreisenfall vom 14. Juli selbst, die ireffliche Beobachtung des Herganges durch den k.k. Ober- förster Pollak, so wie Abbildungen der Massen bekannt gemacht. Aus der Mittheilung des hochwürdigen Hrn. Prä- laten selbst möge noch hier eine Ergänzung beigefügt wer- den. Es waren zwei Massen, die eine wog 42 Pfund 6 Loth, die zweite 30 Pfund 16 Loth. Die grössere wurde in Bres- lau in Gegenwart mehrerer Universitäts - Professoren und Naturforscher in mehrere Stücke getheilt und den Univer- sitäten von Berlin und Breslau, so wie einigen anderen In- stituten und Gelehrien kleine Stückchen verehrt. Das grösste von diesen, etwa 4 Pfund, erhielt das k. k. Hof- Mineraliencabinet in Wien. Noch sind Stücke bestimmt für das k. böhm. vaterländische Museum in Prag, das Johan- neum in Graz und einige andere inländische Institute. — Vor dem Zerschneiden wurde ein Gypsmodell gemacht, so wie-auch von dem kleineren Stücke. Dieses letztere Stück wollte Hr. Prälat Rotter dem Stifte als Andenken erhal- ten. Indessen wurden ihm bereits 6000 Gulden C. M. dafür geboten. Der würdige Prälat fasste aus diesem Anlasse den menschenfreundlichen Entschluss, den gewiss Jeder- mann gerne in seinen eigenen Worten hören wird: „Ich habe mich aus Liebe zur leidenden Menschheit und meiner Landsleute dahin entschlossen ,„ diesen Meteoriten um den — 303 — höchsten Anbot zu veräussern, das erhaltene Geld als eine Himmelsgabe hypothekarisch sicher zu elociren,, und damit den Grund zur Stiftung eines Krankenhauses für die Brau- nauer Herrschaft zu legen,“ und „eine gute That ist ein reelleres Andenken als Erz und Steine.“ Ein weiterer Be- weggrund war, dass der Wissenschaft mehr gedient würde, wenn der Meteorit in einer grossen Stadt in einer öffentli- chen Sammlung, oder dem. Cabinet eines hohen Mäcens der Naturwissenschaften den Gelehrten leichter zugänglich ist, als in dem entfernten Stifte. Möge sich eir grossmü- thiger Käufer finden. Es hat wohl nie eine meteorische Masse eine bessere, des Menschen und Christen würdige Verwendung gefunden als diese, welche die Vorsehung in die Hand des trefflichen Prälaten gab. Aber die natürliche Beschaffenheit ist die ausserordent- lichste, die man sich denken kann. Eisen , vollkommen ho- mogen, dabei theilbar mit vollkommenen Theilungsflächen , parallel den drei Richtungen des Würfels, von der Zähigkeit des Eisens abstrabirt, fast so leicht wie Bleiglanz! Das ganze 4 Pfund schwere Stück schein- bar ein einziges Individuum. Ganz gewiss ist dies der Fall bei einem Theile des Stückes mit respectiven drei Dimensionen des Würfels, von dem es einen Theil bildet, von 4 Zoll, 3 Zoll und 2 Zoll. Die Schnittfläche und die Oberfläche lassen die Theilbarkeit nicht erkennen, aber von der Haupt-Schnittfläche aus ist ein Bruch von 3°/, Zoll Länge und 1'/, Zoll Breite entblösst. Diese vollkommen durch und durch krystallinische Struc- tur unterscheidet das Braunauer Meteoreisen von allen bis- her bekannt gewordenen, wenn diese auch deutlich kry- stallinische Structur, vorzüglich in dn Widmannstät- ten’schen Figuren, selbst in grösseren Irdividuen zeigen. Die dem Oktaeder entsprechenden Trennungsflächen dersel- ben haben aber mehr den Charakter von Krystallschalen als von wirklichen Theilungsflächen. Das Arvaer Eisen in ein Paar Stücken im k. k. Hof-Mineraliencabinete erscheint in nahe oktaedrischen und tetraedischen Fragmenten. Nur bei der Braunauer Masse ist der Charakter von Theilungs- flächen unverkennbar. —_— 304 — Was lässt sich aber nach der Vollkommenheit der Bil- dung aus Analogien schliessen. Nicht ein tumultuari- sches Zusammenstürzen aus der von Hrn. Pollak so treff- lich beobachteten scheinbar unbeweglichen schwarzen Wol- ke; im Gegentheil, lange Perioden innerer Kıystallisations- thätigkeit, wodurch sich die Theilchen nach und nach in die wunderbare Regelmässigkeit fügen konnten, die uns jetzt in der vollkommenen Theilbarkeit überrascht. Es wurden hier die in einer frühern Versammlung, am 16. Juli, von Sr. Excellenz Hrn. Feldmarschall-Lieute- nant Freiherrn v. Augustin vorgezeigten Stücke von Gewehrläufen erwähnt und auch wieder vorgezeigt, von welchen einesin einem vierseitigen Prisma von beinahe einem halben Zoll Seite (dem Schwandschraubenstück angehörig) im Bruche einen von Theilungsflächen begrenzten Würfel von 1'/, Linien in jeder Richtung zeigt. Abwechselnd vibri- rende Bewegung und wechselnde Temperatur bedingen diese neue Anordnung der Theilchen der Materie, ähnlich etwa dem von W ollaston beobachteten Vorgange bei der Bil- dung grösserer Krystalle in Salzlösungen, wobei nach und nach die kleineren wieder aufgelöst werden. Aber wie verschwindet die Grösse in der Vergleichung mit dem Meteoriten. Dieser bewegt sich aus dem Himmelsraum ge- gen die Erde, weicht oben, unten, mehr noch rechts und links in der Beobachtung, oscillirend vonder geraden Falllinie gegen die Erde ab, wird an der Öberfläche glühend — die Wolke er- glüht — die Bahn erscheint als mannigfach sich durchkreu- zende Blitze, endlich erfolgt der Fall. Nicht geschmolzen kam der Körper auf die Erde; er krystallisirte nicht bei der Abkühlung, er besass die krystallinische Structur , bevor er in unsere Atmosphäre gelangte. Aber ‚welche unendliche Länge von Zeit muss man voraussetzen, während dieser Meteorit schon in festem Zustande, ein wahrer unabhän- giger Himmelskörper sich in dem Raume bewegte! Ver- gleicht man die Vollkommenheit der Bildung der Krystalle unserer ältesten Gesteinformationen, so drängt sich der Ge- danke an eine annähernde Zeit zu den ältesten derselben auf. Und dann vollends die Länge des durchlaufenen Rau- mes. Worte genügen nicht mehr, den Begriff z.u fumschrei- — 305 — ben. Aber Betrachtungen dieser Art schliessen sich wagend an die Aussprüche der Astronomen an, an die numerischen DateninMädler’s Berechnung unserer Centralsonne, an die zwei Millionen Jahre, welche nach Herschel, dem Vater, das Licht von den fernsten Lichtnebeln braucht, um zu uns zu gelangen. (v. Humboldt Kosmos 1. p. 131.) Hr. Dr. Hörnes zeigte zwei Backenzähne des linken Unterkiefers von Maslodon anguslidens Cuv. vor, welche kürzlich von den Arbeitern der Sandgruben nächst der St. Marxerlinie daselbst ausgegraben und in das k. k. Hof- Mineraliencabinet gebracht worden waren. Beide Zähne, von denen der eine stark abgenützt ist, während der andere die charakteristischen Spitzen (Zitzen k#7r05) unversehrt besitzt, scheinen einem und demselben und zwar einem sehr jungen Thiere angehört zu haben, da dieselben fast nur halb so gross sind wie die am k. k. Cabinet aufgestellten. Be- merkenswerth ist noch, dass diese Zähne an jener Stelle aufgefunden wurden, wo vor Kurzem jener Oberschenkel- knochen (Femur) ausgegraben worden war, über welchen Hr. v. Hauer am 18. Juni d. J. in unserer Versammlung Bericht erstattet hat. Höchst wahrscheinlich gehören beide Reste einer und derselben Species an; diese Zähne wur- den in Gemeinschaft mehrerer Knochen gefunden, welche jedoch bald zerfielen, und es erhält durch diesen Fund Hrn. von Hau er’sBestimmung noch mehr Bekräftigung. Hr. Bergrath Haidingerlegte Sir Roderick Mur chi- son’s schöne geologische Uebersichtskarte von England vor, welche der hochverehrte Verfasser von Venedig aus durch Hrn. v. Hauer für die Freunde der Naturwissen- schaften eingesandt hatte. Sie wurde für die Gesellschaft zur Verbreitung nützlicher Kenntnisse in London im Jahre 1843 aufgelegt und enthält in diesem neuen Abdruck alle Verbesserungen bis zum J. 1847. Auf einem kleinen Blatte von 14°/, Zoll Höhe und 113/, ZollBreite sind so viele Da- ten ersichtlich , dass eine solche Karte als ein wundervol- ler Beweis gigantischer Anstrengung erscheint. Die neun Gebirgssysteme, das Cambrische, Silurische , Devonische Freunde der Naturwissenschaften in Wien, III, Nr, 4. 21 — 306 — System, das Steinkohlergebirge, das Permische System , die Trias, der Oolith (dazwischen der Wealden), die Kreide, das tertiäre System sind in 18 Farben ausgedrückt, dazu noch Granit und Trapp, ferner: das Fallen der Schichten, die Eisenbahnen , Kanäle, schiffbaren Stellen der Flüsse , und noch eine Menge anderer Kenntnisse. Eine Karte von dieser Grösse mit dieser Genauigkeit wird uns noch lange für unsere Monarchie unerreichbar seyn. Diese dankerswerthe Gabe soll uns um so mehr anspornen, dasEinzelne der Vor- kommen des Landes immer mehr und mehr zu ergründen. Hr. Bergrath Haidinger hatte an die Versammlun- gen der ungarischen Naturforscher in Oedenburg, der ita- lienischen in Venedig, der deutschen in Aachen, Exemplare der „‚naturwissenschaftlichen Abhandlungen‘ und der „Be- richte“ sowohl als auch von‘ der unter seiner Leitung am k. k. montanistischen Museo zusammergestellten „geogno- stischen Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie“ zur Vorlage gesendet. In Bezug auf die letztere erhielt er kürzlich einen Brief von dem grossen englischen Geologen Sir Roderick Murchison, den er glaubte der Versamm- lung in der ausführlichen Uebersetzung vorlegen zu sollen, indem er einen der wichtigsten Puncte der Alpengeologie , das Alter und die Lagerungsverhältnisse des Wiener Sand- steins betrifft und eine neue Veranlassung gikt, ein Wort über die Aufgabe zu sagen, die uns, die wir zwischen den Alpen und Karpathen leben, den räumlichen Verhältnissen nach so nahe liegt, und deren Lösung doch noch ziemlich fern zu seyn scheint: „Als ich meine Ansicht über die Strukturverhältnisse der östlichen Alpen entwickelte, musste ich die Ergebnisse meiner früheren Erfahrungen vertheidigen, und ich sehe auch jetzt noch keinen Grund, sie in Bezug auf das Alter der grossen Masse des Wiener Sandsteins aufzugeben. Derjenige Theil dieses Gesteines, welcher unter der srossen Nummulitenzone liegt, muss, denke ich, als dem Alter der Kreide entsprechend betrachtet werden, d. h. gleichzeitig mit den Gosanschichten, welche ich gegenwär- —- 307 — tig als die Petrefacten führende Entwicklung der Formation (series) des untern Flysch oder Wiener Sandsteines halte.“ „Wäre der Wiener Sandstein wirklich Keuper (wie Sie wegen gewisser Pflanzen annehmen, die an ein paar Orten vorkommen), so würde er gewiss am Fuss der Ab- stürze von Lias und Juragesteinen (Alpenkalk) zu sehen seyn, aber an seiner Statt hat man dort den wahren Keu- per, Muschelkalk und bunten Sandstein oder die Trias. Die Durchschnitte von dem Mittelpuncte gegen die Seiten sind in den östlichen Alpen so symmetrisch in der geogra- phischen Aufeinanderfolge der Massen in aufsteigender Ordnung, dass, wie immer die Schichten geneigt seyn mögen . (und diesesFallen ist von geringem oder gar keinem Werth als Kriterium des Alters in Gebirgszügen), ich niemals glauben kann, dass die Hauptmasse des erwähnten Wiener Sandsieines die Trias repräsentire, so wie er zwischen den wohlbekannten secundären und tertiären Schichtengrup- pen in den östlichen Alpen liegt.‘ „Es mag wohl örtliche Erscheinungen geben, wo die Trias unter dem Alpenkalk herauskommt. Da ich aber diese Localitäten nicht sah, so wird es mir wohl erlaubt seyn zu bezweifeln, dass die Schlüsse aus denselben auf den grössern Theil der Gesteine anwendbar seyen, welche Sie gelb gemalt haben.“ „Ich weiss, dass Ihre Erläuterung den Gegenstand auf- zuklären sucht. Aber verzeihen Sie, wenn ich sage, dass Ihre Farbentabelle, welche jene gelbe Farbe unter den Al- penkalk setzi, zu Missdeutungen führen muss.“ „Man muss in der Geologie Schlüsse aus den Massen und nicht aus den Ausnahmen ziehen.‘ „Dies war der einzige Grund, um dessen Willen ich die Einwürfe berührte, ‘welche die Geologen über diesen Theil Ihrer treflichen Karte machen würden.“ „Auch hätte ich wünschen können, dass die ‚„Gosau“ als eine besondere Gesteinart eingeklammert (brackelled) worden wäre, anstatt sie gleichsam unter die Steinkohlen zu setzen. Verzeihen Sie die Freiheit dieser Gedanken, aber ich muss meine Ueberzeugung redlich aussprechen. Ihr u. s. w. R.1.M.“ 21 * — 308 — „Seit ich Obiges schrieb, war es mir sehr unangenehm zu sehen, wie mein französischer Vortrag in dem Diario erscheint *). Ich habe mit dem Präsidenten gesprochen, um es wenigstens in dem Berichte über die Versammlung richtig zu haben.‘ Bergrath Haidinger hielt es im Interesse der Wis- senschaft nothwendig einige Bemerkungen beizufügen. Als die Karte aus den bereits bekannt gemachten Beobachtungen zusammengetragen werden sollte, war eigentlich das Aus- sprechen einer Meinung über die Altersfolge gleichgiltig. In Murchison’s früherer kleiner Uebersichtskarte, wie in dieser neuen ist nur eine Farbe angewendet. Die Zusammen- stellung und Colorirung der |letztern war vor drei Jahren vollendet. In dem Bericht sind die verschiedenen herrschen - den Ansichten aller Forscher wenn auch nicht durchgreifend gewürdigt, doch ihrem Wesen nach erwähnt. Für die Folge der Farben in der Erklärungstafel musste aber doch auch entweder der unbestimmte, noch nicht in Kreide, Juraschich- ten und selbst Muschelkalk gesonderte Alpenkalk , oder der gleichfalls in seinen verschiedenen Lokalitäten verschieden gelagerie Wiener Sandstein oben, der andere darunter auf- geführt werden. Es blieb aber nach mehreren Beobachtun- gen, die Bergrath Haidinger an dem Rande der Kalk- und Sandsteinvorkommen zwischen Wien und Gmunden ge- macht hatte, insbesondere an dem schönen Durchschnitte von Lilienfeld, aber auch bei Kaumberg, am Wienerbrückel, zwischen Türnitz und Schwarzenbach, bei St. Anton, östlich von Scheibbs, am Hinterholz bei Ipsitz, am Königsberg zwischen Gössling und Hollenstein, an mehreren Orten in der Gegend von Lunz, im Pechgraben, beim Weiss im Sonn- berg in der Laussa unweit Altenmarkt bei St. Gallen, öst- lich von Edelbach und Windischgarsten, bei Scharnstein und an anderen Orten; nach allen diesen und noch mehreren anderen Beobachtungen blieb keine Wahl übrig, und der Sandstein musste unter den Kalk gesetzt werden, so sehr es auch Bergrath Haidinger bedauern musste, sich auf *) Es heisst daselbst, inHaidingers Karte seyen die bezüglichen Formationen : erroneamenle confuse. — 309 -- diese Art mit mehreren der gewichtigsten Autoritäten im Widerspruche zu sehen. Indessen fanden sich auch mehrere übereinstimmende Beobachtungen anderer Forscher, und Haidinger erwähnte, dass es ihn insbesondere sehr tröst- lich war, als er das Resultat der gleichzeitigen zanz unab- hängigen Untersuchungen von Hrn. Johann Czjzek in dem an Wien zunächst gelegenen Theile des Wiener Waldes ansichtig ward, der dort fast jeden Stein umgewendet, und der daraus die nämliche Folge entwickelte. Bergrath Haidinger ist weit entfernt zu glauben, dass allersogenannte Wiener Sandstein dem Keuper gleichgestellt werden müsse, überhaupt ist wohl eine durchgeführte Paralleli- sirung noch nicht möglich. Kein lebender Geologe würde in ‘ diesem Augenblicke im Stande seyn, Leopold von Buch und SirRoderick Murchison mit inbegriffen, ein jedes einzelne Vorkommen von Kalkstein und Sandstein nach den bisher bekannt gewordenen Bestimmungen mit völliger Sicherheit in einer geologischen Karte einzuzeichnen. Noch ist die Untersuchung derselben nicht vollendet. Bergrath Hai- dinger freut sich, in den Arbeiten mehrerer der gegen- wärtigen Freunde der Naturwissenschaften werthvolle Bei- träge zu den dahin gehörigen Forschungen zu sehen. Za ferneren Arbeiten eine Anregung zu geben, habe er auch hier Sir R. Murchison’s Ansichten mitgetheilt. Der Zweck der Uebersichtskarte sey übrigens um so besser und sicherer erreicht, je mehr ihre Verbesserung Antheil gewinnt, sie sey ja selbst nur ein Schritt zum Bessern. Die oben erwähnten Beobachtungen sind das Resultat einer geologischen Excursion im Jahre 1842. Bergrath Haidinger beabsichtigte späterhin ausgedehntere Studien damit in Zusammenhang zu hringen, was jedoch nicht mög- lich war. Eine kurze Uebersicht der Beobachtungen in der Form eines Tagebuches wurde vorgelegt, die er nun, wenn auch eigentlich verspätet, den ‚Berichten‘ bestimmt, da sie doch immerhin noch als Vergleichungspunct dienen kön- nen, und als Belege, die ihn vermochten, einen grossen Theil des zunächst westlich von Wien befiadlichen Sand- — 310 — steingebirges als unter die Kalksteinschichten einfallend zu betrachten. Schon im vorigen Jahre erschienen Se. k.k. Hoheit der durchlauchtigste Erzherzog Stephan und Hr. Alois Miesbach durch Mehrbeträge über die Sub- scriptionsquote als besondere grossmüthige Gönner des Unter- nehmens. Hr. Bergrath Haidinger zeigte den gegenwärti- gen Theilnehmern® an der Subscription für die Herausgabe der Ahkaniimieke an, dass der k.k. Hr. Hofrath Graf Breun- ner für das laufende Jahr nicht nur seine beiden Söhne, die jungen Grafen August und Joseph Breunner als neue Theilnehmer zugebracht, sondern dass er ausserdem noch seinen eigenen Beitrag auf 100 fl. ©. M. jährlich erhöht habe. Bergrath Haidinger freute sich, von seinem langjähri- gen Freunde und Gönner diesen nenen Beweis wahrer Theilnahme an dem Fortschritte der Wissenschaft und der dahin gehörigen Arbeiten melden zu können, dem er in seinem Leben schon so vielfältig für die wichtigste Bei- hülfe verpflichtet ist. Aber für das Unternehmen wird die- ses schöne Beispiel einer so namhaften jährlichen Summe gewiss auch Nacheiferung erwecken, und uns Arbeits- kraft aus so vielen noch uneröffneten Quellen zuströmen machen. Hr. Bergrath Haidinger legte die einstweilen zum Tausch gegen die Abhandlungen und Berichte eingegange- nen Artikel vor: 1. Von unserem verehrten Freunde Hrn. Prof. Tun- ner in Vordernberg das „Jahrbuch für den innerösterrei- chischen Berg- und Hüttenmann, I. bis VI. Jahrgang, und sein „wohlunterrichteter Hammermeister.* 2. Die „Isis‘“von Ok en,.Jahr 1847, Heft I. bis VI. Darin unter andern die monographische Uebersicht der Genera der Falconidae von J.J. Kaup, ein Vorläufer eines grossen Wer- kes über diesen Gegenstand, für den bis jetzt die Museen von Frankfurt, Leyden und London, so wie die Privat- sammlung des Hrn. Gould verglichen wurde, und für wel- chen Kaup noch die sämmtlichen Museen Europas zu durch- forschen beabsichtigt. Bergratı Haidinger erinnerte, — 31l — dass es der Herausgeber dieser werthvollen Zeitschrift war, dem wir in Deutschland die Einführung der Naturforscher- versammlungen verdanken. 3. Von der naturforschenden Gesellschaft des Osterlan- des zu Altenburg in Sachsen, durch den Director Julius Zinkeisen daselbst, die Mittheilungen aus dem Oster- lande, II. Band 1835 bis zum 3. Heft des IX. Bandes 1847. Die Gesellschaft wurde im Jahre 1817 gegründet. An der Herausgabe der Schriften nehmen noch der Kunst- und Handwerksverein, die pomologische Gesellschaft und der landwirthschaftliche Verein Theil. 4. Von dem trefflichen Forscher und Präsidenten der natur- forschenden Gesellschaft zu Basel!, Hrn. Peter Merian, . die Berichte VI. und VII. über die Verhandlungen dieser Gesellschaft von 1842 bis 1846. 5. Durch Hra. Präpositus und Pastor Hrn. L. J. Kar- sten, Hauptsecretär, die landwirthschaftlichen Annalen des mecklenburgischen patriotischen Vereins zu Rostock. I. Band 1546, IL. Band 1.—3. Heft 1847. Fernere brieflliche Anzeigen der Annahme und Absen- dung von Schriften: 1. Durch den Vorstand Hrn. Wilhelm Grafen von Württemberg für die Gesellschaft für vaterländische Naturkunde in Württemberg. 2. Durch Hrn. Dr. @. Zadelaer, Secretär für die physikalisch-ökonomische Geseilschaft zu Königsberg. 3. Versammlung, am 15. October. Oesterr. Blätter für Literatur u. Kunst vom 23. October 18147. ‘ Hr. Franz v. Hauer theilte die Ergebnisse der Arbei- ten der mineralogisch-geologischen Section des italieni- schen Gelehrten-Congresses zu Venedig, dem er beigewohnt haite, mit. — 312 — Diese Arbeiten zerfallen in zwei Abtheilungen. Die Vor- träge in den Sitzungen und die Ausflüge zur Besichtigung der geologischen Sammlungen in Padua, so wie zur Un- tersuchung der nahe gelegenen Gebirgspartien. Er erwähn- te, es würde hier nicht am Orte seyn, die ganze Reihe der ein- zelnen Vorträge, die gehalten wurden, durchzugehen, er glaube sich darauf beschränken zu sollen, nur die wichtig- sten derselben aufzuführen , und er wolle dabei ohne Rück- sicht auf die Reihenfolge, in der sie zur Sprache gebracht wurden, sondern geordnet nach den Gegenständen selbst , die Hauptresultate in ein übersichtliches Bild zu bringen versuchen. Die Verhältnisse der Gesteine an dem südlichen Abfälle der östlichen Alpen gaben einen Hanptgegenstand der Be- sprechung ab. Folgende Gesteine wurden dabei vorzugsweise berührt: 1. Sogenannte Molasse, der Miocenperiode angehörend findet sich, wie die Sammlungen in Padua beweisen, in den Gegenden von Verona, Belluno nicht selten vor C/ypeaster grandiflorus scheint diese Formation vorzugsweise zu cha- racterisiren. 2. Macigno oder Fucoiden-Sandstein liegt im Vicentini- schen und Veronesischen ganz so wie im südlichen Frank- reich und an mehreren anderen Orten über dem Nummuliten- kalk oder derletztere istin dem ersteren eingelagert. Ewald ist daher geneigt, die beiden Gebilde als verschiedene Fa- cies einer und derselben Formation zu betrachten. Die sich weiter ergebenden Fragen über die Fucoiden-Sandsteine im Allgemeinen führten zu langen Erörterungen, deren bereits in der vorigen Versammlung Hr. Bergrath Haidinger Er- wähnung machte. 3. Nummulitenkalk. Nach Ewald’s höchst interessanten Untersuchungen hat man 3 verschiedene Zonen von Nummu- liten zu unterscheiden. Die erste, älteste enthält Nummuli- ten von ganz eigenthümlicher Form, dieselben sind fast ku- gelförmig aufgeschwollen , zeigen jedoch, so weit die vor- läufigen Untersuchungen reichen , dieselbe Struktur wie die gewöhnlichen Nummuliten. Demnach wird es wohl gerathen seya, dieselben ihrer so sehr abweichenden Form wegen —- 313 — durch einen besonderen Gennsnamen zu bezeichnen. Diese Nummuliten finden 'sich in Begleitung von Hippuriten zu Gap im südlichen Frankreich und gehören der Kreideforma- tion an. Die zweite oder Haupt-Nummuliten-Formation enthält Nummuliten von linsenförmiger Gestalt, in deren Gesell- schaft ausserordentlich zahlreiche Versteinerungen aufgefun- den werden, welche die ganze Bildung als entschieden der Eo- cenformation zugehörig erkennen lassen. Dieselbe liegt nach de Zigno im Vicentinischen stets auf der Scaglia auf und ist von Macigno bedeckt ; sie erstreckt sich nach den Mit- theilungen der Herren v. Buch, de Zigno, Rwald, Catullo über sehr weite Räume in den nördlichen und süd- lichen Alpeu. Ihr gehören die Schichten der Umgebung von Bayonne, die des Col di Tenda, die von Verona, die von Guttaring in Kärnten ebensowohl an, als die bekannten Schichten bei Sonthofen und Kressenberg in Baiern. Zu den bezeichnendsten - Fossilien dieser interessanten Gebirgsbil- dung gehören Naufilus lingulatus v. Buch, und Penta- criniles didaclylus dWOrbigny. Eine dritte Nummulitenetage endlich liegt über dem Ma- eigno und dürfte als miocen zu betrachten seyn. 4. Die Scaglia enthält Inoceramus Lamarckiü und andere Fossilien, welche beweisen, dass sie der weissen Kreide zu parallelisiren ist. 5. Der Biancoxe enthält Crioceras-Arten, er entspricht dem Neocomien. 6. Der rothe Kalkstein der Seite communi enthält ent- schiedene Jurapetrefacte; denen jedoch auch einige Liasfor- men beigemengt zu seyn scheinen. Die scharfe Sonderung und richtige Deutung der letzten drei Formationen ist vor- züglich den Arbeiten de Zigno’s zu verdanken. Nach Catullo’s Untersuchungen sollten nämlich im Vicentini- schen die Kreide- und Jura-Ammoniten in ein und derselben Schichte mit einander gemengt vorkommen, de Zigno wies aber mit Gründlichkeit das Irrige dieser Behaup- tung nach. 7. Muschelkalk. Zahlreich wurden neue Beweise dafür geliefert, dass dieses Gestein in den südlichen Alpen in —_ 314 — grosser Verbreitung zu finden sey. NachL. v. Buch tritt er in den Thälern von Fassa, Fleims, Gröden und bei Recoaro auf; nach deZigno zeigt er sich im Becken der Trenta und im Val Sugana. Auch St. Cassian gehört nach L. v. Buch dieser Formation an. Er fand neuerdings Fossilien daselbst, die mit solchen aus dem oberschlesischen Muschelkalke iden- tisch sind; darunter besonders eine neue Krinoidenart, die v. Buch Enerinites gracilis nannte. Eine Schwierigkeit, die sich jedoch ergibt, besteht darin, dass die Gebirgsschichten von Aussee und Halistadt, sowie der Muschelmarmor von Bleiberg in Kärnten dieselben Fossilien einschliessen, wie die Schichten von St. Cassian, dabei aber nach Murchi- son’s Beobachtungen auf den Schichten von Adneth auflie- gen, in welchen entschiedene Liasformen auftreten. Man hatte bisher immer geglaubt, in Cassian könnten verschie- dene Formationen unter einander gemengt seyn, und in der That trennt Quenstedt den eigentlichen Muschelkalk mit Ceralites Cussianus von den Thonoolithen mit Ammoniles Aon u.s. w. NachL. v. Buch wären aber auch die letz- teren, die sich durchaus nicht weiter in einzelne Formatio- nen sondern lassen, Muschelkalk, und so muss auch dieser Gegenstand noch weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben. | 8. Aus dem Vicentinischen zeigte Hr. Pasini eigen- thümliche sehr glimmerreiche Thonschiefer mit undeutlichen Muschelabdrücken, Auf den ersten Blick musste jeder, der in den nördlichen Alpen bekannt ist, erkennen, dass diese Gesteine und Fossilien identisch sind mit jenen vom Leopold- steinersee bei Eisenerz, doch lässt die uuvollkommene Er- haltung der Fossilien leider keine nähere Bestimmung zu. Auch eigenthümliche augitische Gesteine, die mit dem ei- gentlichen Sedimentgesteine der Gegend von Belluno in re- gelmässiger Schichtung verbunden sind, zeigte Pasini vor. Murchison erklärte sie für das Product submariner Vulkane. Von weiteren Mittheilungen über die Geoguosie von Italien ist noch hervorzuheben eine Abhandlung des Mar- chese Pareto über die Berge von Corfino in Garfagnana. Seine Beobachtungen sind eine Fortsetzung der schon am — 315 — Congress in Neapel über diesen Gegenstand milgetheilten Nachrichten. Er betrachtete dieses Gebirge als eine aus dem Macigno hervorragende Jurainsel. Diese Abhandlung wird in den Acten des Congresses in ganzer Ausführlichkeit mit- getheilt werden, Collegno sendete eine Abhandlung ein, aus wel- cher hervorgeht, dass die bekannten ammonitenführenden Schichten von La Spezzia der Juraformation angehören, und wohl mit den Schichten der Sette Communi parallelisirt werden können. Meneghini zeigte Kohlen von Ravea mit einigen die- selben begleitenden Gesteinen. Er glaubt dieselben dürften einer ältern Formation, der Triasperiode oder gar der Stein- kohlenformation angehören. In Begleitung dieser Kohlen er- scheint eine mächtige Kalksteinbildung, es scheint jedoch nicht sicher ermittelt, ob die Kohlen in diesem Kalksteine oder unter demselben liegen. Hr. Meneghini hatte in dem Kalksteine den Steinkern einer Bivalve gefunden, der in der That sehr grosse Aehnlichkeit mit Monolis salinari« von Hallstadt zeigt, und von den anwesenden Geologen ohne weiteres dafür angesehen wurde. Bei dem Umstande, dass dieser Steinkern nicht einmal vollständig erhalten war, und dass er ganz allein trotz sorgfältigen Suchens aufge- funden werden konnte, möchte es jedoch etwas gewagt scheinen, auf diesen Fund weitere Schlüsse zu bauen. Auf die Anregung von Vacani wurden Besprechungen gehalten über die Herausgabe einer geologischen Karte von Italien. Derselbe wünschte zu wissen, welcher Massstab für dieselbe am geeignetsten sey. Man war mit seiner An- sicht ziemlich einverstanden , dass der Massstab von Elıie de Beaumont’s und Dufrenoy’s schöner Karte von Frankreich am besten dem Zwecke entsprechen möchte; doch dürften noch sehr viele neue Beobachtungen erforder- lich seyn, um- mit dem, was man bereits erforscht hat, jene Details zu erlangen, die ein so grosser Massstab erheischt. Mannigfaltige Erörterungen veranlassten die artesischen Brunnen. Cargiano hatte ein Memoire über den artesischen Brun- nen von Neapel eingesendet, welches vorgelesen wurde. — 316 — General v. Vacani erläuterte die Verhältnisse des arte- sischen Brunnens bei Wien. Endlich theilte Degousee die Ergebnisse seiner nicht nur wissenschaftlich interessanten, sondern auch practisch ungemein wichtigen Arbeiten, de zum Zwecke haben, sanz Venedig mit frischen Springquellen zu versehen, mit. Durch zusammenhängende geologische Untersuchungen hatte er sich überzeugt, dass das Becken der Brenta mit einer gegen das Meer zu stets an Mächtig- keit zunehmenden Alluvialformation ausgefüllt sey, welche bei Venedig selbst eine Mächtigkeit von mehreren hundert Metern erreicht, und deren Schichten sich, wenn auch sehr allmälig, gegen Venedig zu senken. Nachdem er sich von diesen Verhältnissen genügende Ueberzeugung verschafft hatte, ging er mit solcher Zuversicht an seine Unterneh- mung, dass er in den Contracten das ganze Risico dessel- ben übernimmt. Er stellt auf eigene Kosten die Brunnen her und behält sich auf 40 Jahre von dem Tage angefan- zen, wo das Wasser erbohrt wurde, das Eigenthumsrecht desselben vor. Nach dieser Zeit gehen dieselben in den Besitz der Stadt über. An vier Stellen der Stadt wurde vor 13 Monaten zugleich zu bohren angefangen und bereits geben drei Brunnen, die bis zu einer Tiefe von 60 Metern fortgeführt wurden, süsses Wasser in reichlicher Menge; drei weitere Brunnen wurden in Arbeit genommen, und in einem derselben bereits eine Tiefe von 150 Meter erreicht. Von welcher Wichtigkeit diese Unternehmung für Venedig sey, wo das nöthige süsse Wasser theils von Mestre her- beigeschafft, theils in Cisternen aufgefangen werden muss, bedarf wohl keiner Auseinandersetzung, doch sey es er- Jaubt darauf hinzuweisen, dass wieder eine gründlich wis- senschaftlich geognostische Untersuchung es war, die dies schöne Resultat herbeiführte. Das erbohrte Wasser hatte im ersten Anfange eines ziemlich grossen Eisengehaltes wegen einen nicht angenehmen Geschmack; die Untersu- chungen der Facultät von Padua wiesen jedoch nach, dass dasselbe der Gesundheit nicht nachtheilig sey, und auch seinen Geschmack vollkommen verliere, wenn man es einige Zeit in Behältnissen stehen lässt, wobei sein Gehalt an fe- Sten Salzen zu Boden fällt. Dasselbe war anfangs von aus- _ 317 — strömenden brennbaren Gasen begleitet, wie dies schon öfter bei artesischen Brunnen beobachtet wurde. Noch möge hier der Fauvelle’schen Methode zur Bohrung der artesischen Brunnen, die hier im Grossen ver- sucht wurde, gedacht werden. Die Stadt Venedig hatte eine beträchtliche Summe dem Congresse zur Verfügung gestellt, um damit wissenschaftliche Untersuchungen anzu- stellen. Der grösste Theil derselben wurde verwendet, um diese Versuche auszuführen. Fauvelle’s Methode besteht darin, dass man das Gestänge des Bohrers hohl macht, al- so statt der gewöhnlichen Eisenstangen, die den Bohrer tragen, ein System von Rühren aneinander schraubt. Durch diese Röhren wird, während man bohrt, beständig fort Wasser in das Bohrloch gepumpt, welches durch die Röh- ren hinabdringt bis zur Stelle, wo sich der Bohrer selbst befindet, hier nimmt es den sämmtlichen Sand, Schlamm u. s. f. auf und steigt in dem Raume zwischen der Röhre, in der es hinabgekommen war, und der innern Wand der äussern weitern Röhre, die das Bohrloch auskleiden, wie- der hinaus. Durch diese sinnreiche Vorrichtung wird das Heransheben des Bohrers und Ausschöpfen des Bohrmehles mit dem Löffel, eine im höchsten Grade zeitraubende und er- müdende Arbeit, gänzlich beseitigt. Die angestellten Versuche hatten den glänzendsten Er- folg. In zwei Tagen reinigte man das eine Bohrloch, wel- ches 56 Meter tief war und brachte es um 15 Meter tiefer, eine Arbeit, zu der sonst 12—14 Tage kaum hingereicht hät- ten. Nicht allein das Ausräumen des Bohrloches wird erspart, auch das Nachsenken der Auskleidungsröhren wird durch das Waschen des Wassers erleichtert, und man wird beitie- fen Brunnen eine geringere Anzahl von Röhrentouren be- dürfen. Auch beim Brunnen von St. Stefano, so wie bei jenem bei den St. Apostoli, hatte die neue Methode einen gleich günstigen Erfolg. Natürlich ist dieselbe übrigens wohl nur in weicheren Erdschichten mit besonderem Vortheil anwendbar. Ein weiterer Gegenstand, der besonders das Lokalinte- resse von Venedig erregt. wurde von Cav. Paleocapa zur Sprache gebracht. Es ist die Beschaffenheit der Lagu- — 318 — nen. Derselbe gab eine Uebersicht der seit den ältesten Zei- ten durch Einwirkung der sich hier in dasMeer ergiessenden Flüsse, so wie durch die menschlichen Arbeiten hervorge- rufenen Veränderungen derselben. Ins Detail seiner höchst interessanten Mittheilung einzugehen, ist ohne Zeichnungen und Plänen wohl nicht möglich. Es genüge hier anzuführen, dass er am Schlusse seines Vortrages verspricht, Venedig werde durch die letzten vorgenomenen Arbeiten am Hafen von Malamocco einen sicheren Landungsplaiz für seine Schiffe gewinnen, der an Tiefe und Geräumigkeit nichts zu wünschen übrig lassen wird, und überdies durch die Ein- wirkung der Flüsse mehr und mehr vertieft und verbessert wird. Noch wurden endlich andere Gegenstände von mehr all- gemeinem geologischen Interesse berührt; so sendete Col- legno eine Mittheilung über die Aenderungen im Niveau des Meeres, Chartres sprach über Metamorphosen in den vicentinischen Gebirgen, Meneghini zeigte im Auf- trage von R. Brown seltene fossile Pflanzen vor, Mur- chison sprach über die Entdeckungen unseres vortreffli- chen Heckel im Gebiete der Kenntniss der fossilen Fi- sche , wobei er als besonders wichtig die Bestimmung von Fischen aus den Kalksteinen des Karst, die auf Jurafor- mation hinweisen, hervorhob. Doch verschwindet die den mehr allgemeinen Fragen gewidmete Zeit im Vergleich mit jener, welche der Erörterung von Lokalverhältnissen der italienischen Gebirge zugewendet wurde. Endlich wurden der Section eine grosse Menge von Druckwerken vorgelegt. Eine zweite Abtheilung der Arbeiten der geologischen Section waren die Excursionen. — Der Berichterstatter war nicht in der Lage alle mitmachen zu können, und ist dem- nach genöthigt, sich hier kurz zu fassen. Eine Excursion ward nach Padua gemacht, um die dor- tigen geologischen Sammlungen zu sehen. Man findet hier die Sammlung des Podestä de Zigno, ferner die vom Abbe Caregnato im Seminar anfgestellte Sammlung, endlich die Sammlung der Universität, in welcher die von Maraschini, Castellini und Catullo aufgesammel- ten Gegenstände sich befinden. Die letzte ist die reichhal- —- 319 — tigste, und schon beim Eintritt fällt die grosse Menge prachtvoll erhaltener fossiler Fische vom Monte Bolca in die Augen. Aber auch von den Fossilien der vicentinischen und veronesischen geschichteten Gebirge enthält sie aus- serordentlich reichhaltige Suiten, die ganz geeignet sind, schon im Zimmer den Kenner über die Verhältnisse dieser Gebirge zu orientiren. Ueberdies befinden sich in derselben Sammlung geognostische und mineralogische Stücke, doch sind dieselben von geringerer Bedeutung. Ein anderer Aus- flug ward mit dem Dampfboote nach Chioggia unternom- men, um die dortigen Dammbauten gegen das Andringen des Meeres, so wie auch die Einwirkungen der sturmbe- wegten See auf diese Dämme kennen zu lernen. Vor die regelmässig behauenen und mit Romancement zu einer Mauer, die eine gegen das Meer zu abhängige Terrasse besitzt, vereinigten Steine werden zum ersten Schutz un- regelmässige, möglichst grosse Steine versenkt, und so ein Steinhaufen bis zur Höhe des eigentlichen Dammes herauf gebildet. Bei stärkeren Stürmen werden diese losen Steine von den Fluten hin- und hergewälzt, und runden sich mit der Zeit zu wahrem Gerölle ab, aus Blöcken von vielen Kubikfuss Grösse werden endlich faustgrosse Geschiebe. Der auf diese Art stattfindende Abgang wird stets durch neue Steine ersetzt und so der eigentliche Damm ge- schützt. Noch wurden Ausflüge ın die Monti Berici, wo dieNum- mulitenformation von vielen Basaltgängen und Kuppen durch- setzt wird, dann in die vicentinischen Gebirge unternommen. Am Schlusse seiner Mittheilung zeigte Hr.v. Hauer das Prachtwerk Venezia el le sue Lagune, welches eine Schil- derung dieser Stadt in historischer, topographischer und na- turhistorischer Hinsicht enthält, und welches sämmtliche Mit- glieder des Congresses zum Geschenke erhalten hatten, vor. Hr. Dr. S. Reissek, k. k. Custos-Adjunet,, zeigte der Versammlung eine Anzahl neuer noch unbeschriebener Ar- ten aus den Gattungen Salvia, Solanum, Stachys, Bidens in lebenden Exemplaren vor. Selbe wurden nebst vielen anderen zum grossen Theile schon bekannten, zum Theil —- 320 — aber ebenfalls noch unbeschriebenen Arten aus verschiede- nen Familien durch Hrn. Heller in Mexiko gesammelt und in Samen oder erwachsenem Zustande nach Wien gesen- det, wo sie im Garten der k. k. Gartenbaugesellschaft und in mehreren Privatgärten eultivirt werden. Unter den vorge- wiesenen Pflanzen zeichnete sich besonders ein Solanum , welches dem 8. /uberosum nahe verwandt ist, aber keine Knollen besitzt, aus. Ferner wurde von Hrn. Dr.S. Reissek eine Schilderung des anatomischen Baues des Knollens von Apios luberosa gegeben und die Unterschiede desselben von jenen der Kar- toffel hervorgehoben. Hr. Franz v. Hauer theilte die Resultate einiger geo- gnostischen Untersuchungen mit, die Hr. Dionys Stur ausModern inder Gegend von Pressburg und vonModern unternommen hatte. Erstlich untersuchte dersel- be alle Entblössungen an der Eisenbahn von Pressburg nach Neudorf; zu welcher Unternehmung der k. k. Hr. Hofbau- rath Sprenger freundlichst die nöthigen Vollmachten aus- gestellt hatte. Von Pressburg weg sind anfänglich nur krystallinische und Schiefergesteine zu schen als Granit, Glimmerschiefer, Talkschiefer u. s. w. Bei dem Dorfe Pflaumenau sind diese Gesteine von einer wenig mächtigen Tegellage bedeckt. Eine Viertelstunde hinter Pflaumenau findet man ein Ge- rölle, bestehend aus 1 Schuh bis 1 Klafter im Durchmesser haltenden fast kugelrunden Granitgeschieben; noch weiter trifft man versteinerungsleeren Sand und schon ganz nahe bei Pressburg einen breccienartigen Kalkstein, in dessen Klüfte von oben Sand eingeführt wurde, und nun Gänge darin zu bilden scheint. Die interessanteste Beobachtung machte Hr. Stur bei Neudorf selbst. Die bekannten Sandlager mit zahlreichen organischen Ueberresten finden sich auf der Spitze des Ber- ges südöstlich von Neudorf. Sie enthalten die Fossilien in einzelnen untergeordneten Schichten; Hr. Stur erkannte vorzüglich grosse Pectunculus-Schalen darunter. Ueberdies enthält dieser Sand viele Concretionen. Unter diesen Sand- lagern, die tieferen Theile des Berges bildend, liegen wie- —- 32711 — der die älteren, zertrümmerten Kalksteine. Hr. Stur traf nun an einer Ausgrabung im Thale östlich von Neudörfl, da, wo die Strasse und Eisenbahn sich kreuzen, genau diesel- ben Sandschichten mit Peclunculus und Concretionen, wie er sie auf der Höhe des Neudörflerberges beobachtet hatte. Er glaubt sich daher zu dem Schlusse berechtigt, die He- bung dieses Berges sey erst nach dem Absatze dieser mio- cenen Sandschichten erfolgt und eine Partie derselben sey mit dem unterliegenden Gestein in die Höhe gebracht worden. Hr. Stur entdeckte ferner bei dem Dorfe Königsberg (Kralowa‘) nordöstlich von Modern ein reiches Lager von Tertiärpetrefacten. Bei einer Brunnengrabung in dieser Ge- gend war ein Theil des herausgehobenen Erdreiches liegen geblieben , in welchem Hr. Stur zahlreiche Fossilien be- merkte. Aufgefordert durch Hrn. Bergrath Haidinger veranstaltete er nun daselbst mit Erlaubniss des löblichen Magistrates der k. Freistadt Modern auf städtischem Grunde in der Nähe des erwähnten Brunnen eine Nachgrabung. Er liess zuerst einen 4 Klafter tiefen Schacht abteufen, mit welchem man unter dem Alluvium auf einen Lehm kam, der in Modern als Töpferthon verbraucht wird, aber keine Spur von Versteinerungen enthält; unter diesem Lehm fand sich ein ebenfalls versteinerungsleeres Sandlager , welches sieh im Tegel auskeilte. Der Tegel unter diesem Sandlager ent- hält in zahlreicher Menge eine sehr schön gezeichnete Ne- rilina, die sich auch zu Ebersdorf, Niederkrenzstetten, Rie- tzing und an anderen Orten des grossen Wiener Beckens findet und sehr grosse Aehnlichkeit mit N. piela Fer. hat. Partsch hat ihr den Namen N. Pachii beigelegt. Die darunter liegenden 'Tegel- und Sandschichten ent- hielten in grosser Anzahl Versteinerungen, die im Allge- meinen denen von Pötzleinsdorf verglichen werden können, doch sind auch manche Formen dabei, die im Wiener Be- cken bisher fehlten. Mit Berücksichtigung des Öberflächenverhältnisses wurde, nachdem der Schacht zur Tiefe von 4° niederge- bracht war, ein 3 Klafter langes Auslängen betrieben und am Ende desselben wieder 1'/, Klafter abgeteuft. Man er- reichte hier wirklich unter einer 6 Schuh mächtigen Tegel- Freunde der Naturwissenschaften in Wien. III. Nr. 4. 22 322 — lage Sand mit sehr vielen Versteinerungen, unter welchen sich Pectunculus und Pectenarten durch Häufigkeit auszeich- neten; mit diesem Sandlager war man aber auch auf sehr viel Wasser gekommen , welches in der Grube empordrang und bald jeder weitern Arbeit ein Ziel setzte. Als eine besondere Erscheinung verdient hervorgehoben zu werden, dass die Schichten mit N. Pachi hier über den Schichten mit den zahlreichen Meermuscheln liegt, während in Niederkreuzstetten und in Rietzing ein umgekehrtes Ver- hältniss zu beobachten ist. Die Sandlagen mit den zahllosen Conchylien , die diese Fundorte enthalten, ruhen auf einem Tegel, in welchem man die gedachte Neritina findet. Nachstehendes ist das Verzeichniss der aufgefundenen Fossilien. 1. Turritella Brocchii Bronn. 2. Natica compressa Bast. mutabile var. L. Rosthorni Pa. en BB. EI millepunctata Lam. |24. Tierebra fuscata var. Brn. 4. „ hemiclausa Sow. |25.. Cerithiumlignitar. Eichw. Be Josephinia Bronn. |2%6. “ piectum ? var. Ba. 6. Trochus patulus Brocchi. 7. Aneillaria inflata Basti. 8. Chenopus pes pelecanıLam. 9. Conus acutangulus Desh. 10. 3 fuscocingulatus Bronn. 11. Mitra obtusangula. Partsch. Pr is sp. ? . Calyptraea muricata Broc. . Dentalium elephantinum „, . Solen vagina L. . Corbula crassa Bronn. 2. Venus Brocchi Br. 83. . plicatä Gmel. 12. Cancellaria varicosa Brocc. | 3%. r Brongnarti. 13. Murex polymorphus ,„, 35. Cytherea Chione. Lam. 14. ,, decussatus. 36. 5 erycinoides. 15. Pleurotoma ramosa Bast. |37. Cardium Deshayesii Peyr. 16. „ granulatocinc- |38. Lucina scopulorum Mesn. ta® Goldf.|39. Pectunculus insubricus Br. 17. I Revei Bellardi. |40. Arca diluvii Lam. 18. . JouanettiDesm. |41. „ sp.? 13, | pustulata? Br. |42. Pecten solarium Lam. var. 20. Fusus sp. 43. Ostrea. 21. Buceinum baccatum var. B. |44. Anomia porrecta. Partsch. Er. Dr. Hammerschmidt legte der Versammlung vor die „Resultate geologischer, anatomischer _- 323 — und zoologischer Untersuchungen“ über das unter dem Namen Hydrarchos von Dr. A. C. Koch zuerst nach Europa gebrachte und ın Dresden aufgestellte grosse fos- sile Skelett, von Dr. C. G. Carus in Verbindung mit den Herren Dr. Geinitz, Dr. Günther und Hofrath Dr. Reichenbach beschrieben und herausgegeben. Dresden und Leipzig, Arnold’sche Buchhandlung, 1847, gross Folio. Dieses mit 7 lithographischen Tafeln gezierte Werk enthält eine werthvolle Zusammenstellung und Beschreibung dieses interessanten vorweltlichen Thierskelettes. Den ge- schichtlichen Theil über die Auffindung von Ueberresten des Basiloraurus oder Zyglodon im Allgemein en, und die des Basilosaurus oder Hydrarchos von Koch im Besonderen lieferte hierzu Dr. Geinitz. Es ergibt sich daraus, dass Dr. Koch dieses Skelett im Frühjahre 1845 unweit des so- genannten Sintabouge-River, eines dem Tombeckbe Flus- ses westlich gelegenen Flusses im südlichen Alabama fand (ungefähr 33 englische Meilen entfernt von dem Orte, wo schon früher auf der Pflanzung des Richters Creagh ein ähnliches vonB uckley imJahre 1843 in Silliman’s Jour- nal beschriebenes Skelett aufgefunden wurde). Es war in einem weisslichen dort anstehenden Kalksteine eingehüllt und im Halbkreis gekrümmt. Dieser Kalkstein enthielt nebst Zähnen der Haifischgattungen Carcharodon Smith und Lamna, den Nautilus Zigzag So w.(von Morton als Nau- lilus Alabumensis beschrieben), und dann verschiedene Ar- ten von.Trochus, Pleurotomaria , Turrilella, Conus, Mo- diola, Peclen, Spondylus, Ostrea, Seeigeln und Korallen, in den oberen Schichten zahliose Nummuliten. In Bezug auf das relative Alter des Kalksteines, in welchem der Basilosaurus Harlani gefunden wurde, zieht Dr. Geinitz aus den aufgefundenen Versteinerungen das Resultat, dass von 53 Arten von Meerconchylien, welche auf 32 noch in der Jetztwelt lebende Gattnngen vertheilt sind, 25 Arten mit tertiären europäischen Formen übereinstimmen, dass von diesen 25 Arten 21 dem unteren Vertiärgebirge, als dem Pariser Grobkalk und unteren Meersande, dem Londonthone Englands u. s. w. angehören, 20 Arten mitteltertiären Schichten, als dem obern Meersande von Frankreich, Bel- | 22 7 —_ 324 — gien und anderen Ländern, dass 4 aus dem oberen Tertiär- gebirge bekannt sind, und 3 Arten vielleicht in den jetzi- gen Meeren noch leben. Die meisten der übrigen Arten stehen den europäischen Formen aus dem Grobkalk, London- thone und dem oberen Meersande wenigstens selır nahe — „es wären sohin die Alabamer Schichten, in welchen der Hydrarchos gefunden wurde, der unteren und mittleren Tertiärepoche beizugesellen;'* der Basilosaurus-Kalk aber, welcher darüber liegt, sey jünger als diese Schichten und dürfte nicht zur Kreide gezählt werden, er wird von Thon, Kies und Sand bedeckt. Die aufgefundenen Versteinerun- gen werden nach Arten mit ihren kurzen Beschreibungen aufgezählt. Die anatomischen Untersuchungen über die einzelnen Theile des Skelettes sind durch VII Tafeln erläutert , den Schädelbau beschrieb Dr. Carus, das Rumpfskelett Dr. A. F. Günther. — Als Hauptresultat der Untersuchung er- gibt sich, dass bei diesem 'Thiere entschieden nur der Ty- pus des Amphibienkopfes und der des Säugethierkopfes in Frage kommen könne. — Das Letztere glaubte Carus aber aus folgenden Gründen nicht anzunehmen: 1. ist es dem Ty- pus des Säugethierkopfes durchaus fremd, ein Zwischen- kieferbein darzubieten , welches in einem mittieren, die Na- senöffnungen durch starke Knochenwand theilenden Aeste eine Bildung darstellte, wie dies am Hydrarchoskopfe der Fall ist; 2. ist die Kleinheit und Niedrigkeit des Stirnbeins mit dem Character des Säugethierschädels und der in dieser Klasse schon so bedeutend entwickelten grossen Hemisphä- ren unvereinbar ; 3. ist das Vorkommen von Gaumenzähnen dem Säugethiercharacter entgegen. Da nun im Gegentheile im Vergleiche zu dem Kopfe des Krokodills alle diese Ei- genthümlichkeiten dem der Amphibien und namentlich der Saurier zukommen, und nur der Umstand der robbenartigen Zahnbildung als Besonderheit der Säugethiere anzusehen wäre, da übrigens auch die eigenthümliche Form der Nasen- löcher und Thränenbeine, sowie die des Unterkiefers und der Gaumenbeine vollkommen an ähnliche Formen bei den Sauriern erinnern, so folgerte Carus daraus, dass als Pro- totyp des Schädelbaues dieses Skelettes das der Suu- _— 325 — rier weit mehr als das der Säugethiere anzunehmen sey. Uebrigens bleibe nach der Ansicht von Carus noch immer die Möglichkeit übrig. ob nach dem Vorliegenden der Hy- drarchos nicht einer ganz besonderen Classe oder minde- stens Ordnung angehört habe, welche zwischen Amphibien, Land- und Säugethieren ebenso in der Mitte stand , wie un- gefähr die Cetaceen zwischen Fischen und Landsäugethie- ren. — Die Wirbelsäule besteht nach Günther aus 14 Hals-, 28 rippentragenden , 19 nicht rippentragenden, 2 fraglichen Kreuzbein-, 24 natürlichen und 9 künstlichen Schwanzwirbeln — also zusammen aus 96 Wirbeln. Als End- resultat ergibt sich, dass der Kopf von 5 Fuss Länge gegen ‚das 100 Fuss lange Rumpfskelett im Verhältniss als klein er- scheine, dass der Kopf auf einer Halswirbelsäule von be- deutender Länge (15 Halswirbeln, welche nach dem Kopfe zu an Grösse abnehmen) ruhte — was zusammen an die Ver- hältnisse des Plesiosaurus erinnert. — Hr. Dr. Günther reiht seinen anatomischen Beschreibungen des Rumpfskelet- tes einige interessante mikroskopische Beobachtungen an, über die Knorpel, Knochensubstanz, Zahngewebe und den Inhalt der Blutgefässe, worin Biutkörperchen erkennbar sind. Den Schluss dieses Abschnittes machte eine chemische Analyse eines Rippenstückes und des Muttergesteins von Professor Lehmann. Den systematischen Theil lieferte Hofrath Reichenbach; es wird diesfalls eine vollstän- dige Literatur und die Diagnose der Gattung Basilosaurus (Echsenkönig) mitgetheilt. Ob die Art von Basilosaurus Har- lani als Basilosaurus Kochi verschieden sey, bleibt nach Reichenbach noch unentschieden. Was die Familie und Ordnung anbelangt, so glaubt Reichenbach dieses Thier der Zahnbildung wegen den Säugethieren einreihen zu sol- len. Derselbe bemerkt deshalb insbesondere, dass der erste Eindruck, den die Ansicht des Skelettes auf ihn machte, den Gedanken in ihm erweckte: „‚das Thier war ein Riesen- manati.‘‘ — Wenn man eingesehen hat, dass die ganze Stellung der Herbivoren als Schlussstein der Celaceen wi- dernatürlich ist, ja wenn selbst Cuvier’s Hippopotamus medius und dubius zu einer Seekuh, dem Metaxytherium — 326 — Cuvieri geworden sind , so dürfte es der Natur gewiss bes- ser entsprechen, wenn man jene Sirenia oder Manatia als Anfangspunet der Ungulaten aufstellte, weil bei ihnen die Hufe zuerst beginnen — hieran würde sich die Familie der Zygodenta anreihen lassen, welche auf dieser Stufe das Gebiss der Robben schon andeutend, zwischen jene Sirenia und zwischen Dinolherium nebst Tapirus und Hippopota- mus eintreten könnte. Es wäre das Auftreten einer so offen- baren Saurierform ungefähr so zu beurtheilen wie das Auf- treten des Ornithorhynchus mit seinen Vogelcharacteren unter den Oligodonten; endlich könnte vielleicht auch der Amphibiencharacter und die Aehnlichkeit mit Plesiosaurus noch dadurch an seiner Bedeutenheit verlieren, wenn man noch mehrere Skelette auffände, an denen sich etwa ein grösseres Hinterhaupt fände und die Zahl der Halswirbel re- dueirt würde. Für die Möglichkeit einer Zahnbildung auf der Stufe der Ungnlaten, wie sie Basilosaurus nachweiset und für die Möglichkeit von Gaumenzähnen bringt Rei- chenbach mehrere gewichtige Analogien in Betrachtung. Derselbe hebt insbesonders hervor, dass man den Basilo- saurus seiner spitzen Haltzähne, des verlängerten Kiefers und langen Halses nach schwerlich für grasfressend halten dürfte, sondern mit Grund anzunehmen, dass er von Fischen gelebt habe. Er würde demnach nur als Repräsentant der Robben unter den grasfressenden Ungulaten eintreten kön- nen. Die Stellung dürfte sich um so mehr rechtfertigen, wenn die vorhandene Phalanx wirklich zu ihm gehörig eine vollendete Ausbildung von Brustgliedern nachweisen würde. Am Schlusse bemerkte Dr. Hammerschmidt, dass er bereits in der Versammlung vom 18. Juni auf die von Müller in den Berichten der k. preuss. Akademie der Wis- senschaften zu Berlin über dieses 'Thierskelett vorkommenden Untersuchungen aufmerksam gemacht habe und auf die dort mitgetheilten Resultate Müller’s verweise. Hr. Dr. Hammerschmidt legte auch das eben er- schienene dritte Heft von Dr. Redtenbacher's Fauna auslriaca, die Käfer nach der analytischen Methode, Wien bei Gerold 1847, Bogen 21—30, vor. Dieses Heft enthält — 3917 — die analytische Beschreibung der Familien der Telephori, Malachü , Cleri, Plini, Anobii, Lymezxilones , Bostrichi , Hylesini, Curculiones und den Anfang der Cerambyces. 4, Versammlung, am 22. October, Oesterr. Blätter für Literatur und Kunst vom 3, November 1847. Hr. J. Heckel benachrichtigte die An wesenden von dem Stande seiner Untersuchungen üb er die fossilen Fische des österreichischen Kaiserstaates. Er erwähnte, dass er sich schon früher öfter gelegent- lich mit der Untersuchung fossiler Fische beschäftigt habe, eine zusammenhängende Arbeit über dieselben habe er jedoch erst begonnen, als vor zwei Jahren zur Zeit der ersten Zu- sammenkünfte der Freunde der Naturwissenschaften in Wien Hr. Bergrath Haidinger ıhn aufgefordert habe, die im k. k. montanistischen Museum befindlichen Fische zu bestim- men. Dem vielen Neuen, was sich daselbst aus dem öster- reichischen Kaiserthum befand, reihten sich bald noch zahl- reiche Einsendungen aus Nahe und Ferne an, und Hr. He- ckel konnte bald daran denken, die Herausgabe einer Be- schreibung der fossilen Fische dieses Staates vorzubereiten. Man wird dieser Arbeit mit um so grösserer Theilnahme ent- gegensehen, wenn ınan bedenkt, dass in dem grossen Werke von A gassiz die fossilen Fische von Oesterreich mit Aus- nahme derer des M. Bolca und einiger weniger ande- rer Lokalitäten beinahe gänzlich fehlen, ‘da demselben nicht nur von vielen damals schon bekannten Lokalitäten keine Materialien zu Gebote standen, sondern auch manche der wichtigsten Fundorte erst nach dem Erscheinen dieses Werkes aufgefunden wurden. Bisher hat Heckel folgende Arten, deren Abbildungen vorgezeigt wurden, als neu erkannt und characterisirt. 1. Von Krakowitza bei Inwald im Wadowitzer Kreise in Galizien (tertiär) Lepidopus leplospondylum Heckel. Diese —_— 328 — mit Anenchelum nahe verwandte Gattung war bisher noch nicht fossil beobachtet worden. — Chaloessus longimanus He- - ckel. Durch die eigenthümliche Zeichnung der Schuppen characterisirt. Eine in den Schuppen sehr nahe verwandte Art dieses Geschlechtes Chaloessus Thrissa lebt in Nord- amerika. — Amphisyle Heinrichiü Heckel. Nach dem Entde- cker dieser und der beiden vorhergehenden Arten Hrn. Cu- stos Albin Heinrich in Brünn so benannt. Eine einzige Art dieses Geschlechtes war bisher fossil gefunden worden. Das einzige Exemplar derselben vom Monte Bolca, wel- ches sich in der Iltiologia Veronese abgebildet findet, ging später wieder verloren. Die Art von Krakowitza ist von jener vom Monte Bolca verschieden. Auch bei Nikolschitz in Mäh- ren finden sich Lepidopus leplospondylum Heckel und Cha- toessus -longimanus Heckel. Im k. k. Hof- Mineralienca- binete. 2. Von Wieliezka in Galizien (tertiär). Collus horridus Heckel. Im k. k. montanistischen Museum. 3. Von Eibiswald iu Untersteiermark (tertiär). Scurdi- nius homospondylus Heckel. Der äusserst schöne Abdruck eines Cyprioniden, Hrn. Professor Unger in Graz gehörig. 4. Von Raibl in Kärnten. Pholidophorus parvus Heckel. Im Besitze des Hrn. Fr. v. Rosthorn. — Pholidophorus loricalus Heckel. Im k. k. montanistischen Museum und in der Sammlung des Hrn. v. Rosthorn. — Lepidolus sul- calus Heckel. Sammlung des Hın. v. Rosthorn. — Ein aus- gezeichnetes neues Genus aus der Ordnung der Ganoiden im Laibacher Museum. 5. Von Radoboj in Kroatien (tertiär). Mugil? Im Be-. sitze des Hrn. Grafen von Breunner. — Trachinus Dracun- culus Heckel. Im Laibacher Museum. Eine bisher noch nicht im fossilen Zustande beobachtete Gattung. — Capros? Im Laibacher Museum. 6. Von der Insel Meleda. Microdon n. sp. Im k.k. montanistischen Museum. 7. Von der Insel Lesina. Thrissops n. sp. Im k. k.Mi- neraliencabinet. — Acarus? Im k.k. Mineraliencabinet. Diese auf den dalmatinischen Inseln beobachteten G@anoiden — 329 — scheinen „ da unter ihnen ein Acanthopterygier auftritt, auf eine Formation. nicht älter als Kreide, hinzuweisen. S. Von Comen im Karstgebirge. Thrissops n. sp. Im Laibacher Museum. — Pycnodus n. sp. Im Laibacher Mu- seum. 9. Vom Monte Bolca. Ein neues Geschlecht aus der Ordnung der Scomberoiden. In der Sammlung der PP. Me- chitaristen. — Thynnus n. sp. Sammlung der PP. Mechita- risten. — Platax quadrula Heckel. Im k. k. Hof-Minera- liencabinet. — Hycca macroptera Heckel. Ein ueues Ge- schlecht aus der Ordnung der Ganoiden. 10. Von Perledo. Pulaeoniscus. Im Besitze des Hrn. Giulio Curioni aus Mailand. Die Gattung Palueoniscus zur Abtheilung der Helerocerques Ag. gehörig, wurde bis- her nur in den Schichten von der Trias an abwärts gefun- den. Sie deutet demnach auf ein höheres Alter als Lias, welchem Curioni die Gebilde von Perledo znweiset. 11. Von Margarethen im Leitharebirge (Leithakalk). Rhombus Fitzingeri Heckel. Aufgefunden von Hrn. Em- merich. — Scomber anliquus Heckel. Im evangelischen Ly- zeum in Oedenburg und in der Sammlung des Baron Oc s- kay. Aehnliche Formen wurden bisher unter dem Namen Cybium aufgezählt. — Labrus parvulus Heckel. In der Sammlung des Hın. Baron Oceskay inOedenburg. — Labrus Agussizü Heckel. Im k. k. Hofmineraliencabinete. Von Hrn. Grafen von Münster fälschlich dem Geschlechte Nolaeus zugezählt. Eine Art dieses Geschlechtes wurde bereits am Monte Bolca, eine zweite in der Schweizer Molasse gefun- den. Bemerkenswerth ist, dass mehrere Geschlechter von Margarethen mit jenen des Monte Bolca übereinstimmen und zwar gerade solche, Jie daselbst zu den seltensten Vor- kommen gehören. — Pygaeus Jemelka Heckel. Im Besitze des Hın.Dr. Jemelka in Oedenburg. — Lates Purtschii Heckel. Im k.k. Hofmineraliencabinete. — Clupea Haidingeri Heckel. Im k. k. montanistischen Museum und in der Sammlung des Hrn. Dr. Jemelka. Noch zeigte Hr. Heckel Abbildungen einiger fossilen Fische vom Libanon. Die Originalstücke hatte Hr. Guber- — 330 — nialrath Russeg ger gesammelt und dem k. k. montanisti- schen Museum übergeben. Hr. Dr. J. vonKovaäts hielt einen Vortrag über diejenigen Pflanzen, die seit dem Erscheinen von Neilreich’s ausgezeichneter Flora von Wien von ihm im Umkreise dieses Florengebietes aufgefunden worden sind, sich deshalb in benanntem Werke noch nicht vorfinden, und für die Flora Wiens neu sind, nebst Vorlegung von Exem- plaren. Die Pflanzen sind folgende: Cuscula monogyna Vahl. Auf Gesträuchen bei Mödling. Vicia grandiflora Scop. Lanzendurf. Polamogelon Hornemanni Mey. In Gesell- schaft des Hrn. Neilreich gefunden bei Moosbrunn. Oro- banche Scabiosae Koch. Auf Carduus defloratus L. bei Baden. Orobanche Teucriü F. W. Schullz. Sowohl auf Teucrium monlanum L. als auch auf T. Chamaedrys L. bei Mödling. Orobanche stigmaltodes Win. Auf Cenlaurea Sca- biosa L. auf: der Türkenschanze. Ranunculus arvenis L. ß luberculatus. Auf Aeckern in der hintern Brühl, Giesshü- bel u. s.w. Ferner zeigte er Exemplare von Aslragalus ex- scapus L. bei Deutsch-Altenburg von ihm gesammelt als eine für Unterösterreich neue Species, endlich den Orobus Nissolia Döll, welcher von ihm diesen Sommer bei Neu- waldegg auf Bergwiesen gefunden wurde, und somit dessen zwar seltenes doch sicheres Vorkommen in der Wiener Flora neuerdings bestätigt wurde. Die hier genannten Ar- ten sind in seiner Flora exsiccala Vindobonensis in der V. und VI. Centurie theils schon erschienen, theils werden selbe in der VII. und VIII. ausgegeben. Hr. Dr.v.Kovaäts legte ferner getrocknete Exemplare von Cauculis daucoides Bischoff und C. muricala L. vor, und sprach seine Meinung dahin aus, dass die zweite nur eine Abart der ersten seyn dürfte. Er sah und untersuchte in Kroatien und Ungarn, wo beide Pflanzen wachsen, so wie auch bei Wien, wo er Caucalis muricala mit C. daucoides vermischt seit zwei Jahren sehr häufig fand, viele tausend Exemplare beider, fand aber ausser den hackig-stacheligen und weitstachligen Nebenriefen die Pflanzen in jeder Hin- sicht einander so ähnlich, wie ein Ei dem andern, weshalb — 331 — er auch Caucalis muricala Bischoff, in der VI. Centurie seiner Flora Exsiccala Vindobonensis als Caucalis dau- coides g muricala ausgab, mit der Bemerkung, dass sie von der C. daucoides und hamalta. (Flor. exs. Vindob. Nr. 243) nicht anders verschieden sey, als Ranunculus arvensis L. g luberculatus von arvensis und spinosus. Hr. Dr. S. Reissek, k. k. Custos-Adjunct, legte die Rinden zweier, in Südamerika einheimischer, in Europa noch wenig geschener Medicinalpflanzen der Ver- sammlung zur Ansicht vor, und gab einige Erläuterungen über die Mutterpflanzen derselben. Die erste derselben Pao Pereiro, Uba-assu, Canudo amargoso und noch einige andere Namen führend, stammt von einem, im Süden Brasiliens einheimischen Waldbaum aus der Familie der Apocyneen. Sie wird als tonisches, antifebriles Heilmittel von den brasilianischen Aerzten hoch- geschätzt, und obwohl in Europa seit längerer Zeit be- kannt und von Martius, Göppert, Flottow, Nees von Esenbeck, Simoni, Correados Santos, Goos, Fischer und anderen mehr beschrieben und untersucht, blieb doch die Mutterpflanze zweifelhaft, indem die einzige bekannte Abbildung Vellozo’s in der Flora fluminensis zu mittelmässig und unvollständig ist und indem keine Be- schreibung beigegeben wurde, über die wahre Stellung und Verwandtschaft der Pflanze nicht das gehörige Licht ver- breitet wurde. Vellozo nannte sie Tabernauemonlana laevis. Hr. Hofrath v. Martius führt sie in seinem Systema maleriae medicae brasiliensis als Valleziae sp ? auf. Durch den österreichischen Reisenden von Helmreichen erhielt das k. k. Hofnaturalien - Cabinet zuerst vor etwa drei Jahren vollständige Blütenexemplare dieser Pflanze, aus denen sich herausstellte, dass sie einer nenen Gattung angehöre. Etwas später beschrieb sie Freire Allemäo in seiner Abhandlung ‚Plantlas novas do Brasil‘ als Geissospermum Vellosii nov. gen. Sie bildet einen gros- sen Baum mit tiefrissiger, nur an den jüngsten Zwei- gen milchender Rinde. Ihr Stand ist in Urwäldern. die Blütezeit im August. — Getrocknete Blüthenexemplare, — 332 — welche von Helmreichen gesandt hatte, wurden vor- gelegt. Die zweite Rinde, Beeberurinde, stammt von einer Nec- tandra, welche die Urwälder Guiana’s bewohnt. Sie bildet das Hauptingrediens der bekannten Warbur g’schen Fieber- tinetur. Nebst der Rinde wurden auch Früchte dieser Pflanze zur Ansicht vorgelegt, deren Samen sich durch Grösse und Dicke der Cotyledonen sehr auszeichnen. Hr. Major Streffleur theilte der Gesellschaft über seine neuen Beobachtungen der Lagerungsver- hältnisse des Sandsteines und Kalkes im Wie- nerwald-Gebirge Folgendes mit: „Die vortreffliche geognostische Karte der Umgegend von Wien des Hrn. Czjzek gibt die Hauptverhältnisse der. Gesteinslagerungen, dem Massstabe der Zeichnung (nahe = der Natur) entsprechend, mit voller Bestimmt- heit zu erkennen. Als Hauptsache stellt sich dabei heraus, dass der Kalk über dem Sandsteine liegt. Zur Bestäti- gung dieses vonManchen noch in Zweifel gezogenen wich- tigen Satzes nahm ich mir vor, einen Theil des Wiener- waldes an der Zusammenstosslinie der Sandstein - und Kalkformation speziell zu untersuchen. Ich hatte Gele- genheit meine Arbeiten in der Umgebung von Alland vor- zunehmen, und wählte für meine Aufnahme einen sechs- mal, und für einzelne Partien einen sogar sechzehnmal grösseren Massstab als jenen in C2jzek’s Karte, um die Sachverhältnisse, sowohl der Oberflächengestaltung als der materiellen Beschaffenheit der Gebirgsmassen , bis in das kleinste Detail anführen zu können. Ein geognostisch co- lorirtes Relief, mit dessen Anfertigung ich eben beschäf- tigt bin, soll die Aufnahme versinnlichen. Da die Vollen- dung derselben aber noch einige Monate Zeit erfordert, so erlaube ich mir, der verehrten Gesellschaft meine Haupt- beobachtungen indessen mündlich bekannt zu geben. Die Kalksteine des Wienerwaldes fangen bei dem Dorfe Mauer an, und übersetzen alle Querthäler, wie den Liesing- und Mödlingbach, die Schwechat etc. in fast senkrechter Richtung. — Es lassen sich zwei Kalklinien nachweisen. = MR Die höhere östliche beginnt mit dem Anninger, südlich von Mödling, und zieht über den kalten Berg gegen den Schneeberg. Die zweite, dem Sandsteine näher liegend, lauft am Geisberge bei Perchtholdsdorf über den Sulzer- und den Höcherberg gegen Klein-Mariazell. In dieser letz- ten Linie zeigen sich unverkennbare Spuren, dass der Kalk auf dem Sandsteine liegt. Oftmals ist der ganze Rücken aus Kalk zusammengesetzt , und der Fuss, sowohl nördlich als südlich des Kalkrückens, ‚besteht aus Sand, wie am Hausruckberg, Höcherberg u. s. w. Ist der Rücken bei Ein- sattlungen eingesenkt oder durchfurcht, so trifft man an die- sen Stellen wieder auf Sandstein; so z. B. zwischen dem Geis- und Sulzerberg, südlich von Kaltenleutgeben, was deutlich darauf hinweist, dass der Kalk, nicht mehr mäch- tig, nur einen darunter wegziehenden Sandsteinrücken be- deckt. An mehreren Puneten wird die Formationsgrenze vom jetzigen Süsswasser senkrecht durchschnitten; wie z. B. die Schwechat zwischen Klausen und Alland aus dem Sande in den Kalk übertritt. An solchen Puncten liegt das Profil an den Thalwänden bloss, und man sieht deutlich den Sand unterdenKalkeinfallen. Am deutlichsten ist dies am Hirschenstein zu sehen, einem Bergrücken, der bei Alland zwischen dem Pöllabache und der Schwechat endet. Bei vielen Schluchten und Rissen in den Abhängen sieht man Quellen aus dem Sandstein kommen, während der Kalk auf den Abhängen viel weiter nach abwärts reicht u. s. w. Aus Allem scheint hervorzugehen, dass die Sandsteinrücken unter den Kalksteinrücken fortziehen, oder vielmehr, dass die Kalksteinrücken vom Kalke nur überkrustet sind. An den meisten Kalkrücken ist an den der Nordwestseite zu- gekehrten Abhängen der Kalk theilweise weggeschwemmt, so dass Sandflächen bloss liegen; an den Süd- und Östab- hängen aber ist die Kalkkruste noch erhalten ; der Kalk be- deckt da den ganzen Abhang, von dem Rücken bis nahe am Fusse, wo wieder der Sandstein hervortritt. Auch unter den hohen Kalkmassen in der östlichen Linie ist man bei Nachgrabungen im Innern immer wieder auf den Sandstein gekommen. Von einem Alterniren mächtiger Schichten von Sandsteinen und Kalk ist nirgends eine Wahrnehmung zu — 334 — machen. In den weiter nördlich liegenden Sandsteinrücken beobachtet man aber, dass nicht alle Sandsteinschichten ge- gen die Alpen einfallen. Es sind Achsen, in der Strei- chungslinie des Wienerwaldes bemerkbar , von welchen auch die Sandsteinschichten rechts und links abfallen, nämlich zu und von den Alpen. Wahrscheinlich ziehen hier Dammlinien älterer Gesteine von den Karpathen zu den Alpen unter dem Wienerwalde, welche Züge vom Sandsteine ganz bedeckt sind. Eben so bedeckt der Kalk an der Formationsgrenze und weiter hinein die Sandsteinrücken, ohne dass deshalb zu folgern wäre, der Sandstein falle gänzlich unter die Hauptmassen des Alpenkalkes. Am Nordabhange der norischen Alpen fallen die älteren Gesteinschichten ge- gen Norden; der Sandstein kann unter dem Kalke ihnen ebenfalls noch aufgelagert seyn, und der Kalk überlagert nur die mit den Alpen parallel streichenden älteren Dämme (niedere Vorketten), sowohl jene des Sandsteines, als die der noch älteren Gesteine. So wenigstens die Möglichkeit bei der bestätigten Beobachtung, dass es Sandsteinrücken gibt, die auf den Rückenlinien, wie an den Abhängen gänzlich vom Kalke bedeckt, aber nicht mit mechanisch gebildeten Bodensätzen,, sondern mit krystallinischen Nie- derschlägen gleichsam überkrustet sind. Hr. Dr. A. Boue hatte die neueste Ausgabe der geolo- gischen Uebersichtskarte des europäischen Russland, die er von dem Autor, Hrn. R. I. Murchison, erhalten hatte, zum Geschenke für die Freunde der Naturwissenschaften be- stimmt. Sie wurde am Schlusse vorgelegt. 5. Versammlung, am 29. October, Oesterr. Blätter für Literatur u. Kunst vom 10. November 1847. Hr. Bergrath Haidinger hatte vor wenigen Stunden eine Nachricht von Hrn. v. Morlot aus Gratz erhalten, welche sich auf einen der allerwichtigsten Puncte - 335 — der Alpengeologie, dieFormationsreihein den Alpen, insbesondere die Stellung des Wiener Sand- steins bezieht. „Die grössten Verlegenheiten und Widersprüche bei der Classification der alpinischen Sedimentbildungen hat bisher der sogenannte Wiener Sandstein verursacht. Verfolgt man ihn aber von Istrien aus, wo er so schön entwickelt ist, durch den Görzer Kreis in’s Innere der Alpen, so sieht man im herrlichen natürlichen Profil, welches das linke Thalgehänge von Raibl darbietet, wie er hier seine Stelle zwischen dem obern und untern Alpenkalk einnimmt. Hier treten aber endlich bestimmbare organische Reste in ihm auf, die liassisch seyn sollen. Damit übereinstimmend ist das Vorkommen von Pflanzen aus dem unteren Lias oder oberen Keuper (denn die beiden Formationen sind nicht immer scharf zu trennen) im Wiener Sandstein am Nordrand der Alpen, — undes stellt sich demnach heraus, dass der sogenannte Wiener Sandstein petrographisch wie paläontologisch den Lias und Keuper vorstellen würde , während glückliche und sorgfältige Beobachtungen im Kü- stenland es befriedigend erklären, wie die Abwechslung und mehrfache Wiederholung von Wiener Sandstein mit älteren oder jüngeren kalkigen Gebilden, wovon Pilla und Andere sprechen, oder gar die Ueberlagerung des Num- mulitenkalkes durch den Wiener Sandstein, die Studer und Escher annehmen, nur auf dem äusserst täuschenden Schein beruhen, welchen vielfach wiederholte, grosse Ver- werfungen und wunderbare, häufig mit Ueberstürzungen verbundene Schichtenstörungen hervorbringen. So wird die Annahme von verschiedenen, aber ähnlichen Wiener Sand- steinformationen ganz überflüssig, die früheren Widersprü- che klären sich von selbst auf, und man bekommt gerade am Wiener Sandstein einen kostbaren Horizont, durch des- sen Feststellung der darunter liegende untere Alpenkalk als Muschelkalk (der z. B. im Venetianischen paläonto- logisch schon lange nachgewiesen ist) oder allgemein als Trias bezeichnet würde, so dass demnach die Trias- gruppe am Nord- wie am Südabhange der Alpen sehr mächtig und regelmässig entwickelt wäre. — Aus der Ver- - 336 — gleichung der Lagerungsverhältnisse in Bleiberg *), wo der Wiener Sandstein als segenannter Deckenschiefer er- scheint, mit denen von Raibl ergibt sich ferner, dass die Muschelmarmorschichte, welche nach Hrn. v. Hauer's schönen Arbeiten dem Hallstätter rothen Ammonitenmarmor und der berühmten Cassianer Fossilienschichte entspricht , an der Grenze des Wiener Sandsteins mit dem Muschelkalk auftritt und also auch in die Triasgruppe hineingehört. Man erhielte demnach folgende Formationsreihe, die nicht nur für die östlichen, sondern vielleicht auch für die Schweizer-Alpen gelten dürfte: 1. Recente Formalionen. 2. Erralisches Diluvium. Blöcke, Moränen, Löss, Höh- len- und Knochenlehm. 3. Aelteres Diluvium. 4. Jüngere Tertiärformationen. Pliocen. Miocen. Mo- lasse, Leithakalk , Conglomerat, Sand, Echte Braunkohlen. 5 Alllertiäre Formationen. Eocen. Numwulitenkalk. — Diablerets. Sonthofen. Kressenberg. Althofen. Karst und Istrien. Vicenza. Ronca. Monte Bolca. — Kohlen mit brau- nem Strich, aber häufig backend. 6. Kreide und Grünsand. Hippuritenkalk. Gosauforma- tion. Schrattenkalk u. s. w. Zum Theil auch zum oberen Alpenkalk gerechnet. 7. Jura. Oberer Alpenkalk, oberer Alpendolomit. Wahr- scheinlich der obere l.ias auch dabei. | 8. Lias mit dem Keuper oder obere Triasgruppe. Wie- ner Sandstein. Karpathensandstein. Höglsandstein. Fucoi- densandstein. Flysch. Gurnigelsandstein. Niesensandstein. Macigno. Tassello, und wie man ihn sonst noch nennen mag **). Exotische Blöcke. Halistätter Cephalopoden oder Ammonitenmarmor. Bleiberger Muschelmarmor. St. Cassian. 9. Untere Triasgruppe und vornehmlich Muschelkalk. Unterer Alpenkalk. Gewöhnlich dolomitisch; aber alsdann *) Siehe das Profil in den Zrläuterungen zur geologischen Ueber- sichtskarte der österreichischen Alpen, S. 121. **) Mit Vorbehalt der Ausnahme möglicherweise vorkommender localer Verwechslungen mit Grünsandschichten. — _- 337 — massiger und nicht so deutlich geschichtet wie der obere Al- pendolomit. Blei- und Galmeierze führend und die isokardia- artige Muschel, die sogenannte Dachsteinbivalve enthaltend. 10. Rothliegendes. Rother Sandstein und Schiefer. Paläontologisch noch nicht streng nachgewiesen, aber durch alle anderen geologischen Umstände wohl ausser Zweifel gesetzt. 11. Kohlengebilde. Schiefer der Tarentaise und von Fouilly. Stangalpe. Nach der vorläufigen Meinung einiger Paläontologen auch die versteinerungsreichen wie Grauwacke aussehenden Schichten bei Bleiberg. 12. Obere oder puläozoische@ruppe des Vebergangsge- birges. Grauwackenkalke, häufig dolomitisch, und Grauwacke selbst mit Schiefer. Mächtig und regelmässig in den östlichen Alpen entwickelt. Versteinerungen, wahrscheinlich siluri- sche bei Dienten, auch am Plawutsch. Der Erzberg bei Vor- dernberg. — Spatheisensteinlager. 13. Azoische Gruppe des Uebergangsgebirges. Chloriti- sche Schiefer und Thonschiefer mit Lagern von körnigem Kalk. Mächtig und regelmässig in den östlichen Alpen ent- wickelt und viele Lagerstätten von Blei, Silber, Kupfer, Eisen und anderen Erzen enthaltend. 14. Krystallinisches Schiefergebirge Nach dieser Betrachtungsweise, deren umständlichere Auseinandersetzung in gegenwärtiger vorläufiger Notiz nicht gegeben werden kann, würden die Alpen im Allgemeinen dieselbe paläontologische und petrographische Formations- reihe darbieten, wie die angrenzenden europäischen Länder, nur dass die Versteinerungen seltener, die Schichtenstörun- gen jedeutender und die Metamorphosen, besonders die Do- lomitisation häufiger sind als anderswo. Diess hat hauptsäch- lich die Schwierigkeiten verursacht, über die man hoffen darf, bald wegzukommen, um vielleicht auf eine sehr ein- fache Weise das grosse geologische Problem der Zerglie- derung des Alpensystems zu lösen. Bergrath Haidinger fügte noch hinzu, dass man es gewiss als den Beweis eines in grosser geistiger und kör- Freunde der Naturwissenschaften in Wien, III, Nr.4, 23 — 338 — perlicher Anstrengung zugebrachten Sommers ansehen müsse, ein so durchgeführtes Schema für die fernere Un- tersuchung gewonnen zu haben. Die Frage der Stellung des Wiener Sandsteins ist ohne Zweifel eine sehr schwie- rige, vielleicht auch hier noch nicht für alles Vorkommen ehne Widerspruch oder Berichtigung erörtert; aber es ist doch ein Schritt weiter in der Forschung. Es lässt sich nicht läugnen, dass wir uns mit Allem, was im Laufe des letzten Jahres geschah, als in unserer Kenntniss gefördert ansehen dürfen, wenn auch noch keine Abschlüsse gemacht werden können. Dabei ıst aber die Aussicht vorhanden, dass das nächste Jahr uns wieder weiter bringen wird, in- dem die Fragen sich immer bestimmter und lebhafter zu stel- len beginnen. : Hr. Dr. Boue gab nachstehende Mittheilung über die meteorologische Beschaffenheit von Vöslau: Die ziemlich hohe Lage von Vöslau über der Wiener Ebene, circa SO bis 100 Fuss für den bewohnten Theil, ist sehr günstig, um sowohl meteorologische Beobachtungen zu machen, als auch im Voraus Witterungsveränderungen im Wiener Becken zu ahnen. Die Nähe des Schneeberges und der steirischen Alpen hat in jener Gegend einen noch entschiedeneren Einfluss als in Wien auf die tägliche Tem- peratur, so wie auf die raschen Temperaturwechsel, die manchmal 10 Grade und selbst mehr in 24 Stunden ausma- chen. Auf der andern Seite ist dieser frische Gebirgsluft- zug die Ursache der gesunden, stärkenden Luft, die man in Vöslau geniesst, und die für so manchen Kranken diese kLocalität viel angenehmer als Baden und vorzüglich Wien macht. Wie überall im Wiener Becken erquickt diese Fri- sche der Gebirgsluft sehr oft in den Abenden der heissen Sommertage. Die herrschenden Winde sind in Vöslau der nordwest- liche, westliche und südwestliche , aber der erste ist der entschieden prädeminirende, wie es auch die schiefe Lage aller unserer Bäume hinlänglich beweist. Südwestliche starke Winde sind nicht häufig und südliche sehr warme eine Sel- “tenheit, da diese Winde nur einigemal im Jahre auf kurze — 339 — Zeit vorzüglich im Sommer und späten Herbst blasen. Ganz östliche Winde sind auch sehr selten, häufiger sind nordöst- liche, vorzüglich in gewissen Jahreszeiten und bei gewissen Gewittern, die auch seltener vom östlichen Winde hergetrie- ben werden. Die Lage von Vöslau auf einem Plateau unterhalb eines gegen Westen gelegenen Berges, die erste Stufe nach grösseren Anhöhen, ist die Hauptursache, dass diese Lo- ealität entschieden viel weniger Regen als Wien hat, ob- gleich die Entfernung von grossen Flüssen auch das Ihrige dazu beitragen kann. Herbst- und Winternebel sind auch darum weniger häufig, als man nach der Nähe der Berge zu urtheilen es glauben würde. Nebel und Regen bleiben im Gebirge; sehr oft regnet und schauert es auf dem eisernen Thor, und in Vöslau hört man nur das Geräusch des Regen- falles oder fühlt den Wind der Gewittersäule, die sich im Walde westlich entladet. Ober-Vöslau mit seinem trockenen steinigen Boden leidet immer an Dürre und eignet sich dar- um vorzüglich für die Weinrebe. Deräusserst merkwürdigeGang der Gewittersäulen in dem Wiener Becken und um dasselbeherum hat mich oft von Vöslau aussehr beschäftigt. Hat der Schneeberg seine Wolkenkappe des Morgens aufgesetzt undkommen des Nachmittags einige Gewitter- oder Regensäulen von jenen Alpen herüber , so ist der häufigste Fall, dass sie sich östlich über Wiener-Neu- stadt nach dem Rosaliengebirge wenden, und sie kommen höchstens zum ersten grossen, südlich von Gainfahrn gele- genen "Thale oder bis Leobersdorf. Dann schreiten sie SO. weiter nach Ungarn oder verfolgen ganz oder nur theilweise das Leithagebirg, um sich in den Karpathen unseren Augen zu entziehen. Ziemlich oft geschieht es auch, dass sie von da wieder durch den Wiener Wald zu uns zurückkommen. Dieses Um- kreisen des Wiener Beckens kann keinen Zweifel über die Anziehungskraft der Gebirge für elektrische Wassersäulen lassen. Eine Anziehung, die auch mit dem Wechseln der Winde in gewissen Verhältnissen stehen wird. Seltener kommen die Gewitter und Regen aus dem SW. Gebirge ge- rade nach Vöslau, und viel seltener aus Ungarn. — Darum 23 * —- 340 — heisst es allgemein in Vöslau, dass der Schneeberger und Badner Himmel die zwei Gegenden sind, woher starkes Ge- witter und anhaltender Regen zu uns kommen, indem im Gegentheil ein heiterer Himmel] in jenen Richtungen schönes Wetter verspricht. Wie anderwärts erweckt frischer Schnee auf den Alp'n oder ein kühler Nordwind dieselbe Hoffnung. Die optischen Lufterscheinungen haben mich auch in Vös- lau sehr angezogen. Erstens die Betrachtung verschiedener Theile des Wiener Beckens gegen den Abend, oft gerade wenn die Sonne untergeht und noch vor diesem Verschwin- den ihr Licht durch einzelne Thäler senden kann. Die Landschaft erscheint dann theilweise in einer unbeschreib- lich schönen goldgelben Färbung. Die Fenster der Schlösser und Fabriksgebäude leuchten so stark, dass man an Feuer denken könnte. Manchmal, wenn nächsten Tages starker Wind oder Frost eintreten soll, erscheinen manche Wolken in prachtvollem Hochroth, Was Wolken, Farben und For- men anbetrifft, so habe ich oft der Bildung und Auflösung kleiner kugelförmiger weisser Wolken gefolgt, welche die Vorzeichen der Gewitter sind. Dieses Jahr habe ich einmal sehr deutlich bemerkt, wie nach und nach eine Reihe sol- cher Wolken sich in den Ebenen in Regensäulen aufgelöst haben. Ein kurzer und nicht diehter Regen ohne Wolken im Himmel ist mir auch dieses Jahr vorgekommen. Die Regenbogenbeobachtungen in Vöslan. waren sehr zahlreich seit den letzten 7 Jahren, vorzüglich schön wa- ren sie 1842 und 43. Die ausgezeichnetsten sind diejeni- gen , die sich mit dem dunklen und hohen Rosaliengebirge im Hintergrunde bilden. Ausser den häufigen doppelten Regenbogen habe ich manchmal drei, und einmal vier auf einmal gesehen. Ein vorzüglich schöner in 1843 bildete auf dem Rosaliengebirge keinen Bogen, sondern nur eine kurze Säule, die breiter als die gewöhnlichen Regenbogen war, und die auch viel stärkere und grellere Farben hatte. Zweimal hat mich auch eine sonderbare Erscheinung gegen Osten über das Leithagebirg in Erstaunen gesetzt. Das erste Mal 1846 liess es sich östlich sehen und dieses Jahr in der Mitte August mehr nordöstlich. Zu beiden nn. 9 ee Zeiten war der untere Himmel gegen Ungarn schwach mit graulichem Wolkendampfe bedeckt. Das erste Mal glaubte ich jenseits des Leithagebirges eine grosse Wasserfläche zu sehen, und das zweite Mal sah ich nicht nur eine See- fläche, sondern auch ordentlich Etwas wie ein Dorf, und das Sonderbarste dabei war weiter gegen Norden ein ne- beliger spitziger Berg, der Aehnlichkeit mit einer in den südwestlichen Karpathen sehr bekannten konischen Spitze hatte. Vöslau ist sehr gesund und selbst das untere Vöslau scheint von Fiebern nicht besonders zu leiden, obgleich der ganze untere Tegelboden so voll Wasser ist, dass man keinen trockenen Keller bauen kann und der Graf Fries seine Stallungen auf Bürsten hat bauen müssen. Aber in Unter-Gainfahren ist es anders. Dieses Dorf liegt in einem W-0. laufenden Thal, viele Quellen entspringen aus dem Fusse der Kalk- und Conglomeratfelsen und bilden da aus Mangel an Neigung des Terrains kleine Kressigteiche und Pfützen, so dass Herbst und Frühjahr kalte Fieber re- gieren, und der Typhus, wenn er einmal um sich greift, tödtlich wird. Ueberhaupt ist das ganze Thal nur der schwarze Boden eines ausgetrockneten Morastes, der wahr- scheinlich im Mittelalter, nach der Anlegung der alten Strassen zu urtheilen, noch theilweise vorhanden war. Nach starkem Regen sehen wir von Vöslau sehr deutlich viele Wasserpfützen, und verstehen nun wohl, warum Kot- tingbrunn so heisst. Am Fusse der petrefactenreiehen südli- chen Gainfahrner Hügelkette wird der Boden nach dem Re- gen ganz grundlos. Im oberen:Vöslau gibt es des Abends im Sommer keine Nebel oder Dämpfe, aber in diesem Thale sieht man sie liegen. Ja 1842 ist selbst der Fall vorge- kommen, dass solche dem Weinstocke in der Blüthezeit schädliche Ausdünstungen, die Weinberge im Thale theil- weis unfruchtbar gemacht haben, indessen nur einige Klaf- ter höher die unserigen verschont blieben. Ein merkwürdiger Umstand in Gainfahrn ist auch das ziemlich häufige Vorkommen der Kröpfe, vorzüglich bei Frauen, und es gibt da selbst einige Cretins. Doch ist das Thal terliär und alluvial, aber gegen Norden geschützt, ob- — 342 — gleich gegen W. und ©. offen. Das muss doch vielleicht mit den Wässern zusammenhängen, die da’ einen tiefen oder doch unerschöpflichen Brunnen bilden; sanz das Ge- gentheil mit denjenigen von Vöslau, wo die Quellen nur sehr tief, 6—20 Klafter, unter dem tertiären Conglomerat über dem Tegel zu finden sind. Diese Wässer sind alle mehr oder weniger eisenhaltig, aber das Schlechte ist, dass sie einiges Schwefelwasserstoffgas enthalten , weil diese Brunnen durch Theile des Conglomerats gegraben sind, die Putzen oder kurze Lager von mergligem Tegel mit Schwefelkieskörnern enthalten, Se. Excellenz Hr. Feldmarschalllieutenant Frei- herrv. Augustin sprach über die Erfindungen des Hrn. Oberstlieutenant v. Fischer in Betreff der Schmelz- barkeit des Schmiedeeisens. Es soll demselben gelungen seyn, durch eine eigenthümliche Construction der Oefen den nöthigen Temperaturgrad hervorzubringen, aus- serdem aber eine (euerfeste Masse zur Anfertigung der Tie- gel zu entdecken, welche die nöthige Beständigkeit gegen die Einwirkung der Hitze besitzt. Um seine Erfindung in Anwendung zu bringen, machte er Reisen nach England und Wien. Freiherr von Augustin bemerkte, dass man in der hiesigen Aerarial- Gewehrfabrik, so wie in der v. Brevillier’schen Schraubenfabrik seit mehreren Jah- ren kleinere Gegenstände aus Gusseisen in streckbares Ei- sen zu verwandeln verstehe, und somit wenigstens für klei- nere Gegenstände die Vortheile, die die Erfindung Fi- scher’s darbiete, besitze. Aus den von Hrn. Oberstlieutenant v. Fischer ge- machten Reisemittheilungen hob Freiherr v. Augustin fernerhin hervor, mit welcher Leichtigkeit in England das grössere Publicum sich physikalische und andere wissen- schaftliche Kenntnisse practisch aneignen könne. Während einerseits nicht zu läugnen sey, dass auch theoretische oft wenig begründete Speculationen vielfach selbst den Ge- lehrten beschäftigen, so sey z. B. in England die Ansicht ziemlich verbreitet, dass unsere Metalle als zusammenge- setzte Körper zu betrachten seyen, so fehle es andererseits — 343 — nicht an Anstalten, wo selbst der minder Gebildete sich Belehrung und Aufklärung über naturwissenschaftliche Ge- genstände, über neuere Erfindungen und Entdeckungen mit Leichtigkeit verschaffen könne. Er erwähnte hier der Polylechnical Institution, mit ihren grossartigen physika- lischen Experimenten; die Taucherglocke, die Darstellung der Nebelbilder, die eleetrischen Telegraphen, Entwicklung der Eleetrieität durch Wasserdämpfe u. s. w. werden hier den Schaulustigen gegen 1 Schilling Entree vorgeführt, und eigens aufgestellte Personen müssen jedem, der sich darum erkundigt, die detaillirtesten Erklärungen geben. Unter diesen Verhältnissen kommen dann auch neue Erfin- dungen schnell ins grosse Publicum und werden gemeinnü- tzig gemacht. So ist z.B. photographisches Papier bei Wil- lot Cheapside Nr. 93 in den verschiedensten Qualitäten und Preisen zu haben und wird bereits vielfältig verwen- det u. s. w. Am Schlusse seiner Mittheilung lud Freiherr v. A u- gustin die Anwesenden ein, die Gewehrfabrik in der Al- servorstadt in Augenschein zu nehmen, wozu er von Sr. k.k. Hoheit dem durchlaucehtigsten Erzherzog Ludwig gnädigst die Erlaubniss erhalten hatte, und ver- sprach die Darstellung des hämmerbaren Gusseisens vor den Ausen der Besuchenden vornehmen zu lassen. Hr. Professor Dr. Franceseo Carrara aus Spalato legte die bis jetzt erschienenen Hefte seines Werkes über Dalmatien (La Dalmazia deseritla dal Prof. Dr. F. Cur- rara con 43 Tav. miniale etc.) zur Ansicht vor und ent- wickelte in einem in italienischer Sprache abgefassten Vor- trage den Plan dieses wichtigen Werkes. Er hat sich zur Aufgabe gesetzt, durch eine vollständige Beschreibung die- ses so interessant und dabei so wenig gekannten Landes in geographischer, ethnographischer und statistischer Hin- sicht eine grössere Aufmerksamkeit und Theilnahme für dasselbe zu erwecken, als es bisher durch die oberllächli- chen Reisebeschreibungen flüchtiger Touristen möglich war. Sein Werk zerfällt dieser Absicht gemäss in drei Theile, die physikalische Geographie und Naturgeschichte, die Be- —_— 344 — schreibung der politischen und socialen Verhältnisse „ end- lich die Topographie des Landes. Die erste dieser Abthei- lungen, die nunmehr als dem Zwecke unserer Versamm- Jungen näher liegend, ausführlicher besprochen wurde, er- hielt durch die freundliche Mitwirkung der Wiener Gelehr- ten Partsch, Kollar, Heckel, Endlicher, Fi- tzinger, Rossi, welche die Bearbeitung derselben über- nommen hatten, eine grosse Voliständigkeit. Am Schlusse seines Vortrages empfahl Hr. Professor Carrara das Land, dessen nähere Kenntniss zu befördern die Absicht seines Werkes ist, dringendst der Aufmerksam- keit aller Naturforscher Wiens. Dieser Stadt verdanke er seine Erziehung, an sie knüpfen sich die schönsten Erinne- rungen seines Lebens, hier habe er an Freiherrn Clemens von Hügel einen Mann gefunden. dessen Rath und Un- terstützung allein ihm die Ausführung seiner Unternehmung möglich machte. Hr. Dr. Hammerschmidt legte der Versammlung zur Ansicht vor: Die Insecten-Fauna der Tertiärgebilde von Oeningen und von Radoboj von Dr. Oswald Heer. Erster Theil, die Käfer enthaltend. Leipzig 1847, mit 8 Kupfertafeln. Dr. Hammerschmidt übergab ferner der Versamm- lung folgende durch Hrn. Senoner aus Hadersdorf für die Freunde der Naturwissenschaften übersendete Gegen- stände mit nachstehenden über den Fundort derselben von Hrn. Senoner beigefügten Bemerkungen: 1. Ein Geweih ? — gefunden bei Grabung eines Kellers in den Hügeln, welche sich an der Poststrasse von Krems nach Langenlois hinziehen. Diese Hügel mit Weinreben bepflanzt, bestehen aus Löss, in der Tiefe von 4—5 Klaf- tern wechselt dieser mit Schichten von feinem Sand ab. Dieses Stück wurde in der Sandschicht ee gegraben mit mehreren anderen , welche aber zertrümmert , von den Ar- beitern verworfen worden und nicht mehr gefunden werden konnten. 2, Ein Röhrenknochen — er wurde in jenem Keller ge- funden , in welchem die im März übersandten Stücke gegra- ben wurden, nämlich in den Hügeln, welche sich von Kam- mern gegen Strass hinziehen. Der Grund ist feinschot- terig, in der Tiefe von 3— Klafter findet sich der Löss rein und in diesem wurde der Knochen ausgegraben ; es fanden sich auch hier noch andere Knochen, sie wurden aber von den Arbeitern zertrümmert und verworfen. Obschon Hr. Seno.ner den Arbeitern gute Belohnung versprach, war es doch nicht möglich, von denselben bei der Arbeit mehr Geduld und Achtsamkeit zu erhalten. 3. Amethyst, ein grosser Krystall, schön gefärbt, mit pseudomorphosen-ähnlicher Structur, mit weissem Quarz überzogen; findet sich auf den Aeckern am Mannhartsberg, eine Viertelstunde ausser Meissau, rechts von der Post- strasse, die nach Horn führt. In der Nähe ein Conglomerat mit unzähligen Resten von Pecten flabelliformis. Hr. Clemens Freiherr von Hügel legte ein Exemplar des von Dr. Jos. Müller publicirten Werkes über die Pe- trefacten der Aachener Kreideformation vor. Dasselbe war von dem Verfasser in Folge einer Aufforderung des Hrn. Alex. v. Humboldt an Se. Durchlaucht den Fürsten von Metternich eingesendet worden. Hr. August Graf von Marschall forderte zu Beob- achtungen über die Sternschnuppen bei der nun bald ein- tretenden Periode. in welcher diese Meteore in grösserer Anzahl erscheinen, auf. Mehrere der Anwesenden erklärten sich hierzu bereit und versprachen die Resultate ihrer Wahr- nehmungen in einer spätern Versammlung mitzutheilen. Am Schlusse wurde ein Exemplar vonHrn.Dr. A. Boue's geognostischer Karte der Erde, welches der Hr. Verfasser für die Freunde der Naturwissenschaften bestimmt hatte, übergeben und das Augustheft der Berichte denan- wesenden Subscribenten vertheilt. F 26 tie orten! log MORE: dei; # 2 Yori a a TR en inddakkiuie > 2 gun. Fa Nahji OR ER ker Nah er 3 IE. 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Mehreres stimmte nicht mit den Resultaten über- ein, die man gerne als Regel angenommen hätte. Aber durch nichts gedrängt, das Abweichende zu veröffentlichen, bildete ich mir vielmehr den Plan aus, mehrere Jahre dem Studium so gigantischer Verhältnisse zu weihen, die ich hier erst in den allgemeinsten Umrissen betrachtet hatte. Aber die Ausführung des Planes scheiterte an späteren un- günstigen Verhältnissen. Man muss dazu, wie Murchison, nebst dem Willen auch die Mittel haben, wenn man darauf Rechnung machen soll, wie er es gethan, einen Faden in das Labyrinth noch unenträthselter Gesteinschichten zu bringen. Jüngere Kräfte sind nun auf dem Schauplatze thätig, aber es scheint mir als eine Art von Begründung wün- schenswerth, dasjenige hier in den Worten der früheren Aufschreibung wiederzugeben, was ich seitdem so oft münd- lich zu wiederholen Gelegenheit fand. Nur Weniges durch spätere Vergleichung berichtigt, ist in den Bestimmungen zugesetzt. Hr. v. Hauer hat freundlichst die Listen der später verglichenen Fossilreste beigefügt. Nr. 5. — 3418 — 23. August 1842. Von Neunkirchen bis Wirflach fährt man über theils lose, theils zusammengebackene Geschiebe des äl- teren Diluviums. In letzteren ist das Schwarzabett einge- schnitten. Von Wirflach aufwärts am Bach dringt man durch die Klaus, ein enges Thal zwischen Kalksteinfelsen. Bei Ro- senthal, gegen Grünbach zu, tritt unter dem Kalkstein grü- ner und rother talkiger Schiefer vor, mit h. 5. Streichen und südlichem Einfallen. Ganz nahe bei Rosenthal beobachtet man über diesem Schiefer ein etwa drei Schuh mächtiges Flötz von grauem Kalkstein mit weissen Kalkspathadern, darüber sehr löchri- gen krystallinischen Kalkstein (Rauchwacke), worauf die lo- ckern sandigen Mergel sich anlegen, welche dann weiter gegenGrünbach an das Kohlengebirg sich anschliessen. Im Dorfe Grünbach die Gosaumergel mit Inoceramus u. S. w. Ich beabsichtigte vorzüglich Adrigang zu sehen, um die Beobachtungen Murchison’s von 1829 und 1830 zu verificiren. Seit dieser Zeit wurde so viel zur Auffindung von Kohlen gearbeitet, dass seine Ansicht, die Flö- tze stehen senkrecht, und ihre Decke dehne sich nach und nach gegen das Thal zu flacher aus, nicht mehr als richtig angesehen werden darf. Im Gegentheil fallen die Schichten durchgängig widersinnig in das Gebirge hinein. Das Lie- gende in der Regel Sandstein, über den Kohlenflötzen Schieferthon, worauf denn endlich sich der Kalkstein der Wand anlegt. Ein Durchschnitt bis zum Kalkstein liegt nicht unmittelbar offen. Höchst merkwürdig ist an einem verlassenen Schacht bei Adrigang die Bedeckung des Koh- lenflötzes durch eine Schicht mit kleinen Hippuriten und einer dicerasartigen Bivalve*), währendim Liegenden sich die Tornatella gigantea findet, nach Angabe der Bergleute. *) Caprina paradoxa sp. Maiheron. Capr. Partschü Hauer, Naturwissenschaftl. Abh. I. p. 109. Plagioptychus paradoxus und Pl. Toucasianus Matheron. Hippurites costulatus Goldfuss. 5 R. SP. Nach den angeführten Caprinen zu schliessen, können die Schichten von Adrigang mit der oberen Kreideformation des süd- westlichen Theiles der Provence, die übrigens nach Matherons - 349 — Sidlich vom Wege nach Sierning tritt beim Gruber Bauern eine reiche Gypslocalität hervor, gegenwärtig nicht benützt. Zahlreiche Vertiefungen der Oberfläche deuten auf ziemlich bedeutende Ausdehnung. Die Kalkschiehten im Sierningthal fallen nördlich mit östlicher und westlicher Abweichung. Gegen St. Johann tritt die Grauwacke darunter hervor, die sich um den Fuss des Kettenloiz- (oder Kettenlust) Berges herumzieht bis Wirflach. Die Brunnen am Fusse der Kalkberge geben die Schiefer zu erkennen. 24. Aug. Auf der Höhe des Semmering, über den grünen und rothen Grauwackenschiefern und dem schwarzen Kalk- stein häufige drusige Rauchwacke. (Damals für Dolomit ge- halten, später als pseudomorph nach demselben gebildet er- kannt.) Bei-MürzzuschlagGrauwacke mit nördlichem Einfallen, beiKapellen und gegen Neuberg zu von Kalkstein überdeckt. 25. Aug. Beim Hochofen, westlich vom Neuberg an der Strasse, steht ein Sandstein an mit nördlichem Einfallen, der viele Versteinerungen der Gosauschichten führt. So besonders die Caryophytliten,auch Ammoniten, Fucoidenstengel u.s. w.*) Unweit von demselben gegen Norden zu, aber mit südli- chem Einfallen, die grauen, glimmerigen Schiefer, ähnlich denen von Eisenerz, welche unvollkommene Spuren von Mu- schönen Untersuchungen (Catalogue des Corps organises fossiles du Dep. des Bouches du Rhone, (Repert. des travaux de la soec. stat, de Marseille tom FT. 4842.)), nicht mit der obern Kreide des nördlichen Europas zusammengestellt werden darf, sondern wohl eine etwas tiefere Etage in der Reihe der Formationen reprä- sentirt, parallelisirt werden, *) Hamites Hampeanus Hau, v. Hauer, Berichte über die Mittheilun- gen von Freuuden der Naturwissenschaften in Wien. II. 75. Ammonites sp. ? Da keine Species dieser Schichten mit einer an anderen Orten vorfindlichen Art identifizirt werden konnte, so bleibt die genaue Bestimmung der Formation unmöglich ; doch wird man nicht feh- len, wenn man sie als eine der Etagen der Kreideformation,, und zwar als der tieferen ansieht. —- 350 — scheln enthalten, vielleicht dem Myacites fassaensis. Oest- lich von Neuberg im Raxenthal findet sich eindem beim Hoch- ofen ähnlicher Sandstein, auch wurden Kohlenfindlinge an- getroffen. In der Freyn, nördlich von Mürzsteg, zwei Localitäten von Gyps, eine südwestlich von der Kirche überden Bach hinüber, die andere unter der Proteswand, nach Angabe von Hrn. BergrathHam pe. Nun legt sich westlich vollkommener stark zerklüfteter Dolomit an. Westlich von Mürzsteg die rothen und grünen Grauwackenschiefer unter dem Kalksteine. Bis auf die Höhe von Niederalpel Kalkstein, zum Theil dünn ge- schichtet mit nördlichen Einfallen. Die Nijederalpler Gruben , westlich von der Wasserscheide in der Grauwacke enthalten die merkwürdigen Spatheisensteine, an denen die Zusam- mensetzungsflächen (Krystallschalen) nach dem flachern Rhomboeder so sehr überhand nehmen, dass man Formen wie am Sphen, auch in der Farbe ähnlich, daraus brechen kann. Als Begleiter des Spatheisensteins, Kupferkies und etwas Fahlerz. In der Nähe des Gusswerkes Dolomit. Die Gestellsteine werden aus einem quarzigen Sandsteine gear- beitet, der sich östlich von dort im Fallensteiner Graben findet. An dem Mariazeller Berge eine Ablagerung von grossen Geschieben des älteren Diluviums, aus den Gebirgsthälern bei ihrer Bildung herausgeschwemmt. 26. Aug. An der neuen Strasse nördlich von Mitterbach, südlich von Josephsberg, treten die demGypsgebirge angehöri- gen rothen und grünen Schiefer unter den geschichtetenKalk- steinen hervor. Letztere bestehen hier grösstentheils aus Stinkstein. In derGegend von Wienerbrückel tritt der Wiener Sand- stein mit einer grösseren Oberfläche zu Tage. Noch am Las- singfall ganz unter demselben liegt Gyps unmittelbar unter dem Kalkstein, der dort ein östliches Einfallen hat. St. h. 12. Nördlich gegen das höhere Kalkgebirge zu bei der Toni- bauer Alpe liegt ein Kohlenschurf, Hrn. Fischer in St. — 351 — Egidy gehörig. Das Kohlenflötz von zwei Fuss Dicke ist von einer etwa SO bis 100 Klafter mächtigen Lage von Sandstein und Mergelschichten bedeckt, Str. h. 8., Einfallen südlich , worauf wieder Kalkstein Högt. Hier kommen viele Wöhl- erhaltene Calamiten , Cy cadeen und Farren vor *). Nordöstlich von Annaberg tritt Gyps unter dem Kalk- steine vor mit westlichen Einfallen. Auch bei Türnitz im Thale. Hier sind nun die Kohlenschürfe schon häufiger. Auf dem Wege nach Schwarzenbach zeist sich der Wie- ner Bailkiein öfters unter dem Kalk. Schwarkenhäch SEHE hat ein wenige Lachter über der Thalsohle liegendes Vor- kommen der Steiikdhle am Zusammenflusse zweier Bäche. Der Stolln von einer Seite hineingetrieben, geht zur an- *) Ich hatte bald darauf Gelegenheit, die Fossilien dieser neu aufgefun- denen Localilät mit denen des württembergischen Keupers zu verglei- chen, und es konnte nicht fehlen, dass ihre Uebereinstimmung mir sehr in. die Augen fiel. Ich theilte später, 1843, Mehreres Hrn. Pro- fessor Göppert zur näheren Untersuchung und Bestimmung mit, W.H. Equisetites columnaris Sternb. Göppert. Ueber fossile Cycadeen, Uebersicht der Arb, und Veränderungen der schles. Ges. für vaterländ Kultur 1843. p. 131, Taeniopteris Haidingeriana Goepp. Göpperta.a ©.p, 131. Pecopteris sp? Plerophyllum longifolium Brongn. Göpperta.a ©. p. 131. Unger, Synopsis Planta- rum fossilium p. 155. Cycadeern Fruchtschuppen. Göpperta.a. ©. p. 128. Taxodites pectinatus Goepp, Göpperta.a. ©. p. 131. Nach diesen Pflanzenresten zu urtheilen gehören die Kohlen- schichten der Tonibauer-Alpe, so wie auch die weiter unten ange- führten Schichten mit den Kohlenflötzen von Gaming, Grossau, Hinterholz, Pechgraben, in denen sich dieselben Pffanzenarten vor- finden, dem unteren Lias oder dem oberen Keuper, welche Forma- tionen ohnedies wenig scharf getrennt sind, an, wie dies bereits in den Arbeiten von Göppert, Unger u. s. w.sich angeführt findet, - BR > dern wieder hinaus. Die Kohle schiesst sammt den beglei- tenden Schiefern unter den Kalkstein ein. Die zwischen Türnitz und Schwarzenbach im Schwar- zenber ggelegenen alten Bleibergwerke sind neuerdings Gegenstand einer Unternehmung geworden. Diese ehemals ärarialische Grube ist eiwa zwanzig Jahre auflässig, so wie das ganze Annaberger Revier schon seit längerer Zeit. Es scheint , dass mehr Verschiedenheiten in den Ansichten als wirkliche Erschöpfung zunächst Anlass zum Erliegen ge- wesen sind. Der Bleiglanz bricht in dem geschichteten Kalkstein in Massen, welche sich nicht ganz, der Lagerung conform, späterhin in derselben zusammengezogen haben. Sie erscheinen zunächst in der Gestalt von Gängen, doch sind es nicht eigentlich solche in der Bedeutung, wie man dies von Gängen in Schiefergebirgen zu nehmen gewohnt ist. Alte Grubenkarten finden sich nicht. Kein Schmelzwerk ist nun in der Gegend; man muss daher so lange Erz ge- winnen, bis es möglich ist, aus dem Werthe Oefen zu bauen. 29. Aug. Von Mariazell gegen das Grünauthalzu die Kalk- steine häufig bituminös. Am Zellerrain, der Wasserscheide, schöner Delomit, vieler nicht zerklüftet, so dass sich erwarten liesse, in geringer Tiefe schätzbare Massen zu architekto- nischem Gebrauch von diesem unverwüstlichen Steine zu finden. Hier beginnt eine Abtheilung des Kalkgebirges mit einem Streichen von Mittag gegen Mitternacht, und westli- chem Einfallen, weiches den Oetscher, den Scheiblingstein, die Hackermauer u. s. w. umfasst. Bei Neuhaus finden sich im Stinkstein, der dazu gehört, Korallen und Enkrinitenre- ste. Im Lackenhofgraben, am westlichen Fusse des Oet- schers, Gyps. Auch von Thoneisenstein hat man mehrere Schürfe in dem Kalksteine eröffnet. 30. Aug. Westlich vom Eipflusse des Lackenbaches in die Ips oder Oiss beginnt eine andere Abtheilung des Kalkgebirges mit Streichen grösstentheils St. 8, weiter nördlich 6 und 7, und südlichen Einfallen. Dieses hält gegen Norden mit ge- geringen Abweichungen über Gaming bis nach Gresten, — 353 — Scheibbs und St. Anton an. Man kann nicht leicht einen lehrreicheren Durchschnitt des Sandsteins mit der Kohle und dem Kalksteine beobachten, als auf einem Besuche der Miesbach'schen Grube bei St. Anton, südöstlich von Scheibbs. Von dem Töpper’schen Werke bei Neubruck an, bemerkt man im Bette des Baches die Aufeinanderfolge der südlich einfallenden Sandsteinschichten mit ein Paar einge- schlossenen Kalklagern. Bei dem Bergwerke selbst endlich ist die Folge durch den Bau vollständig eröffnet, von oben nieder 1. Kalkstein, 2. Schiefer, 3. Kohle, 4. Sandstein , alles mit einem Streichen von h. 6. Die Kohle ist 3 Schuh mächtig. Einfallen 30°. Auf eine Tiefe von 15 Lachter unter dem Stolln flach abgeteuft. Der Kalkstein ist sehr bituminös. An einer Stelle öst- lich von Gaming, sammelt sich Steinöhl auf einer Quelle. Auch das Miesbach’sche Werk in der Gaming Rott, südlich von Gaming, Kohle 2 Schuh mächtig, fällt südlich ein. Hier finden sich wohlerhaltene Calamiten und Cycadeen, ähn- lich denen vom Wienerbrückel *). Das Erlafthal unterhalb Gaming ist von Geröllschichten erfüllt, die zum Theil fest zusammengesintert sind. 31. Aug. Der Stolln des herrschaftlichen Versuches auf dem Zürnerberg ist in der Richtung von h. 10 angesessen mit südlichem Eiufallen der Schichten; hat Kalkstein vorlie- gen, und ein Ausbeissen. Mit 40 Klafter ist das Flötz noch nicht überfahren. In Gresten liegen die Kohlen so tief im Grunde, dass man mit Stolln nichts mehr ausrichtet. Ueberall liegt der Kalkstein vor. — Eines der Flötze in den Miesbach- *) Equiselites columnaris Sternb. Unger Synopsis p. 27, Calamites sp.? Taeniopteris vittata Brongn. Unger Syn. p. 37. Pecopteris Stultgartiensis Brongn. Nach Hrn. Prof. Unger’s Bestimmung der Stücke im K. k. Hofmineraliencabinet. Pterophyllum longifolium Brongn. _ Unger Syn. p. 155. Freunde der Naturwissenschaften in Wien, III, Nr, 5. tS er —_ 354 — schen Werken wird insbesondere von einer sehr versteine- rungsreichen Kalksteinschicht mit Terebrateln überdeckt *). In Gresten, aber auch in Gaming ist Kohlenwasserstoffgas als Beweis der in dem Process der Veränderungen befind- lichen Koblen, nicht selten. Man muss sorgfälug die Bil- dung der schlagenden Wetter durch regelmässigen Berg- bau zu verhüten suchen ‘und überhaupt in dieser Bezie- hung viele Vorsicht anwenden. Der Weg nach Ipsitz geht im Liegenden der Kohlenflötze, ganz auf dem Sandstein. 1. Sept. Nördlich von Ipsitz hat sich ein kleiner Serpen- tinberg, durch den Sandstein Bahn gebrochen. Die Schichten des letzteren fallen von demselben in südlicher, ın nördli- cher und in nordöstlicher Richtung weg. An dem noch weiter östlich gelegenen Marmorbruche sind aber ‘die Schichten wieder südlich. Man findet Ammoniten und Belemniten da- selbst. Noch weiter östlich, am Thor, ist nach der Angabe der Bewohner gleichfalls ein kleiner Serpentinberg. In der Gegend Hinterholz , ein Name, der auf keiner Karte sich findet, ist das N euber'sche Steinkohlenwerk. Es liegt westlich an Ipsitz; in dem Thale, welches bei der Steinmühle in das Ipsbachthal ausmündet am linken Thal- gehänge. Die Schichten fallen mit Streichen von h. 6 süd- lich ein. Auch hier findet sich Kalkstein, und die Kalkmas- sen an dem der Steinmühle über den Ipsbach hin gegen- überliegenden Thalwänden fallen gleichfalls südlich. Auch hier also bewährt sich die allgemeine Lage. Das Kohlenflötz ist hier bis drei Klaftern mächtig, hat sich besonders in den obern Teufen sehr absätzig gezeigt, hält aber in der Tiefe besser an. Ein Stück wurde bereits auf 60 Lachter Länge aufgeschlossen. Auch hier kommen Calamiten,, Cycadeen und Farren vor **), *) Modiola plicata Sow. Pecten textorius Sow. Osirea sp. ? Terebratula decorata Schloth. Diese Fossilien deuten auf die Oolithformation. *+) Equisetites Hoeflianus Sternb. Unger Synopsis plantarum fossilium p, 27. _- 355 — 3. Sept. Südlich von Ipsitz hält ein nördlich ein- fallender Kalkstein eine kurze Weile an, dann wird die Neigung südlich. Auf lange Strecken findet man nur eine wahre Stinksteinbreceie , eine krystallinische Grund- masse mit eingeschlossenen eckigen Fragmenten von mehr erdiger Consistenz, beide mit sehr starkem bituminösen Geruch. Der nördliche Fuss des Königsberges zwischen St. Geor- gen im Reith und Gössling ist insbesondere für die Lage der Kohlen zwischen dem Sandstein und dem darüber liegenden Kalkstein sehrlehrreich. Mehrere Schürfe sind bereits eröffnet. In dem Fürst’schen Schurfe in Hifelreith liegen an einer Stelle die Kohlen, ohne Zwischenlage von Sandstein oder Mer- gel auf Gyps auf. Sie sind an mehreren Orten bis 4 Schuh mächtig. An diesem östlichen Abhang des Berges ist die Neigung der Schichten östlich , weiter westlich fallen auch diese bei den andern Schürfen gegen West; ziemlich in der Mitte des Berges, auf der Höhe fallen sie gegen Mittag, nach der Beobachtung des Hrn. Weineck in Weyer. Auf dem Rieserlehen findet sich Sphärosiderit in flachen Nieren mit den Kohlen. Hier ist das Kohlenflötz von einer Kalk- schicht mit Ostreen und andern Bivalven bedeckt. Gerade südlich von St. Georgen in Reith liegt der W erner’sche Bau, etwa dreissig Mann; das Einfallen der Schichten un- ter dem Kalkstein westlich, nach den Angaben der An- wohner. Eyuisetites columnaris Sternb. v.Ferstl. Berichte über dieMittheil. von Freunden der Naturw iss, in Wien. II, p. 335. Odontopteris eycadea Brongn. Ungera.a. 0, p. 52. Alethopteris dentata Goepp. Unger.a.a0.p. 82. Polypodites heracleifolius Goepp. Unger aa ©.p, 94, Zamiltes lanceolatus Morris. Ungera.a ©.p. 151. Plerophyllum longifolium Brongn. Ungera. a 0. p. 151. — 356 — Auf der Strasse zwischen Gössling und Lunz sieht man von der Brücke in der Richtung gegen Nord einen schönen Durchschnitt der Schichten, welche gegen Norden unter den Kalkstein einfallen. An der Südseite der Strasse hat man deutlich geschichteten Sandstein. Bei Gössling sind noch zwei Gypsbrüche eröffnet, der eine in Weidenau, fast nur grüner Mergel mit wenigen Pro- centen Gyps, der aber doch als Dünger viel benützt wird, bildet einen Wendepunct für die darüber liegenden Kalk- schichten, welche nördlich davon gegen West, südlich ge- gen Südwest einfallen. Der Bruch südlich vom Orte Gössling ist durch die pseudomorphen Gypse in der Form von Stein- salzkrystallen merkwürdig. Hexaeder von Steinsalz, ur- sprünglich in Thon eingewachsen, wurden während der Er- härtung der Letzteren zu Mergel in ihrer Masse durch Gyps ersetzt, die kleineren ganz durchscheinend von einzelnen In- dividuen, die grösseren von körnig zusammengesetzten Va- rietäten. Ein Bruchstück des Mergels mit den Gyps- pseudomorphosen um und um von der dem Haselgebirg ähn- lichen breccienartigen Masse eingeschlossen, war an der Oberfläche des Bruches sichtbar. Ein anderes Gypsvorkommen ist in einem Seitenthale gegen den Hetzkogel zu, zwei Stunden südlich von der Strasse, aufgemacht. Ich habe es nicht besucht. In der- selben Gegend am Grosskopf sind Vorkommen von Rothei- senstein, zum Theil als Thoneisenstein in Kalk. Nördlich und nordwestlich von Lunz wurden gleichfalls Kohlenschürfe eröffnet, in einem Seitenthale der Ips oder Oiss, die südlicheren mit südöstlichem, die nördlichen mit nordwestlichem Einfallen der Schichten unter den Kalkstein, im Liegenden stets von Sandstein begleitet. Die Kohlen im Durchschnitt zwei Schuh mächtig. In der Richtung gegen Gaming wechselt die Lage der Schichten desKalksteins viel- fältig. Sie fallen erst nach Südost, dann nach Nordost, end- lich nach Nordwest. Die Lage derselben am Lunzer See ist höchst auffallend. Sie sind fast senkrecht, streichen von Morgen gegen Abend und bilden so eine starke natürliche Wehre gegen das hierdurch aufgestaute Wasser des Sees. An der Nordseite ist dieser von Sandstein begleitet, in wel- chem man Kohlenspuren aufgefunden hat. Nach der Mitthei- —- 357 — lung des Hrn. v. Ammon in Lunz trifft man höher oben im Seebachthale zwischen dem Scheiblingstein und Hetzkogel in der Gegend des Mittersees die von Lunz bekannten Roll- stücke von Kalkstein mit Tornulella giganlea. 6. Sept. Das Finssbett der Ips, wie sie von der Vereini- gung der Oiss mit dem Ipsbach heisst, ist von ihrem Austritt aus dem Kalkgebirge an von einer mächtigen Bildung desältern Diluviums begleitet, deren Gerölllagen zum Theil, besonders die obersten, so zusammengebacken sind, dass sie wirkli- che Schichten bilden. Auch die Grösse der Geschiebe ist häufig lagenweise sortirt, wodurch augenscheinlich die Ab- lagerung nicht einem einzigen gewaltsamen Act zugeschrie- ben werden kann. Die nicht gleichmässige Ausfüllung des Flussbettes ist durch den Fluss zum Theil wieder wegge- waschen, so dass im Flussbette die ältera Sandsteinschich- ten, mit ihrem eigenthümlichen Streichen nach h.6 und Ver- flächen gegen Süden zum Vorschein kommen. Auch die Kalksteinschichten an der Strasse, wo diese in den östli- chen Fuss des Buchenberges einschneidet, haben eine glei- che Stellung. Wir haben hier also eine vollkommene Ueber- einstimmung der Lage in den Vorkommen von Sandstein, Kalkstein und den Kohlenvorkonmen von Hinterholz’ und von der Grossau, westlich von Waidhofen und westlich auch von St. Nicolaus oder Konradsheim. Die Schichtenstellung in diesem Miesbach’schen Werke ist wohl nicht in allen Theilen gleich, indem die Lage von einer Gegend zur an- dern wechselt, doch ist hier die des wichtigsten der er- öffueten Flötzsysteme gemeint. Man baut auf 6 Flötzen zwischen 3 und 4 Schuh mächtig. Mehrere schwächere wurden gleichfalls überfahren. Das Einfallen ist beinahe senkrecht, und der bedeckende Kalkstein entifernter von den Schichten als an andern Orten, ob er gleich nicht fehlt, und sogar eines von den Flötzen unmittelbar von einer ver- steinerungsreichen, insbesondere gestreifte 'Terebrateln füh- rende Kalkschicht überdeckt ist, ähnlich denen in Gresten, und einer, die im Pechgraben bei Grossraming vorkommt. In der Grossau kommen an mehreren Stellen Spharösiderit- kugeln vor. Die nen eröffaeten Schürfe im Azberg, öst- — 358 — lich von Waidhofen gegen Hinterholz zu, obwohl auf einem Ausbiss von drei Klaftern angelegt, haben noch die eigent- lichen Flötze nicht entblösst. Der Ausbiss scheint samnıt dem begleitenden Schiefer von seiner ursprünglichen Stelle durch Abrutschen entfernt. Gerade südlich von dem Schurf, nordwestlich von der Steinmühle, liegt ein kleiner Serpen- tinberg. Der Serpentin wurde früher zu den gewöhnlichen Waaren verarbeitet, doch aus Mangel an Nachfrage ist der Bruch verfallen, Am Sonntagberge kommt Ruinenmarmor vor, doch nicht in einem Bruche, sondern in losen auf dem Felde herum- liegenden Stücken. Höchst merkwürdig ist die Entdeckung der Schildkrö- tenfährten, ganz ähnlich denen von Olählaposbänya, in einem neu eröffneten Sandsteinbruche, dem Syndicus zu Waidho- fen, Hrn. Hallauska, gehörig. In den ältern unterir- disch bearbeiteten Schleifsteinbrüchen hatte sich bisher nichts gefunden. Die in jenem neuen, nördlich von Waidhofen gelegenen Bruche vorkommenden Steine enthalten zwar bei einer Läuge von 4 Fuss und Breite von 2 Fuss. schon ziemlich grosse Theile derselben; um aber alle 4 Eindrücke eines so grossen Thieres, wie einer Schildkröte von wenig- stens 6 Fuss Schildlänge,, zu zeigen, müssten die Platten wenigstens zwölf Schuh im Quadrat enthalten. Die Abdrücke kommen bis jetzt nur auf einer Schicht vor. Dies ist bisher die westlichste Beobachtung dieser Art der Eindrücke in dem Wiener Sandstein, während im Osten Olählaposbänya eine Länge von mindestens hundert Meilen davon entfernt ist. 7. Sept. Die ungeheuren Diluvial-Geröllablagerungen zwi- schen Klein-Hollenstein und Weyer bilden alle Hügel, an der Wasserscheide zwischen der Ips und Enns, so dass es das Ansehen hat, als ob die.Ips vor der Ablagerung derselben in einer früheren Zeit, vor der Bildung der Thalspalte über Oppenitz, sich über die Gegend von Wayer mit der Enns vereinigt hätte. Die Hügelgestalt spricht für ein mehr plötz- liches Absetzen als das der Ausfüllung der Thäler, wenn — 359 — auch die Periode der Bildung überhaupt dieselbe gewe- sen ist. 8. Sept. Der Weg von Waidhofen bis Kematen zeigt Wie- ner Sandstein aufden Höhen und das ältere Diluvinm im Thale. Letzteres verbreitet sich immer weiter. Bei Aschbach kom- men Lehmhügel vor, bei Seitenstetten zieht sich der Sand- stein wieder weit nördlich heraus, so dass alles mit Frag- menten davon bedeckt ist. Gegen Steyer zu viele Ge- schiebe harter Steine auf der Oberfläche des Lehms, endlich das ältere Diinvium der Enns und Steyer selbst, vorwaltend Kalkstein, mit einigem Sandstein und Ursebitzsgeschleban aus dem oberen Ennsthal. 9. Sept. An der Steyer hinauf erreicht man den Sandstein erst gegen Steinbach zu. Das Thal-Diluvium bedeckt die Ober- fläche. Der neu eröffnete Sandstein zu Unter-Grünburg St. h. 6 fällt südlich ein. Er, enthält zwischen seinen Schichten eine sechs Zoll dicke Lage von sehr schönem Ruinenmar- mor. Auch das Verhältniss des Vorkommens ist merkwür- dig, nämlich erst eine Schicht von der Dicke eines Schuhes Sandstein, dann drei Zoll Letten, oder wie er dort heisst, Schlier, endlich sechs Zoll Marmor. Dieser ‘ist in unregel- mässige etwa einen Quadratfuss grosse Stücke zersprungen, und hat einen gleichfärbigen grauen Kern, während die Bildung der braunen ruinenartigen Zeichnungen von der Oberfläche beginnt. 10. Sept. Das rechte Ennsufer länft grösstentheils hart an Sandsteinen, während links das Diluvium sich ausbreitet, schon von Losenstein hinab. Hier beginnen die Kalksteine, Lo- senstein, die alte Schlossruine,, selbst auf einem solchen ge- legen. Westlich von dieser Gegend ein vereinzelter Stein- kohlenschurf, gerade nördlich unter dem Schobermauer Berg beim Klausriegler, den ich jedoch nicht besuchte. Im Trattenbach, der dahin führt, wurde ein Bruch von rothem Marmor vor zwei Jahren eröffnet. Reichraming vorbei bis Grossraming dauern die Kalksteine fort, hier verbindet sich der Aschagraben von Norden her mit dem Ennsthal. Eines der Seitenthäler desselben ist der Pechgraben, in dem die — 360 — hauptgewerkschaftlichen und Miesbach’schen Schürfe lie- gen. Auch hier ist deutlich die Folge der Schichten zu se- hen, von unten Sandstein, dann die Kohle, höchstens zwei Schuh mächtig, hierauf Schiefer, endlich Kalkstein. In dem hauptgewerkschaftlichen Zubau, mit welchem das Flötz vom Liegenden aus, überfahren werden soll, zeigt sich viel Koh- lenwasserstoffgas, man erwartet daher einen baldigen Durch- schlag. Einstweilen muss. das Gas stets beim Anfahren erst abgebrannt werden, welches durch einen Arbeiter ge- schieht,, der voran hineinkriecht. Unter den merkwürdigsten Thatsachen in der geogno- stischen Zusammensetzung des Pechgrabens nehmen einige Blöcke von Granit die erste Stelle ein. Diezwei grössten ste- hen als unregelmässige dreiseitige Pyramiden aus der Grasflä- che im Grunde desselben hervor, der eine mit drei Seiten von 2'/,, 2'/, und 4 Klafter Länge und? Klafter Höhe, der andere mit den drei Seiten von 5, 6 und 8 Klafter Länge und 4 Klaf- ter Höhe, nach ungefährer Schätzung. Noch sind einige! und zwanzig kleinere in der Nähe zerstreut. Auch an kleineren und dann mehr abgerundeten Bruchstücken und Geschieben von Chloritschiefer ist vieles zu sehen. Ich fand ein etwa faust- grosses Stück von rothem Porphyr. Man hat bisher diese Ge- steine weit und breit nicht anstehend gefunden. Das obere Eunsthal enthält viele Chloritschiefer, aber schon in sehr grosser Entfernung; die granitartigen Gesteine mit röthli- chem Feldspath sind aber dem granitähnlichen Gneisse mit grauem Feldspath wenig ähnlich. Für den Porphyr ist mir keine Localität im Ennsthale bekannt. Zu den erratischen Blöcken glaube ich jedoch in jedem Falle jene Massen zäh- len zu müssen. Ihre Erklärung bleibt eine höchst wichtige und interessante Anfgabe für künftige Besucher und Unter- sucher einer Gegend, von welcher ich nur die allgemeinsten Umrisse nehmen konnte *). Die Localität ist da, wo sich der vom Spadenberg herabkommende Graben mit dem Pechgra- *) Hr. v. Morlot nannte sie exotische Granite, dem Gebiete des Wiener Sandsteins angehörig und von gleicher Art mit denen vom Bolgen u. s. w,, in den Erläuterungen zur geologischen Uebersichts- karte der, nord-östlichen Alpen, S. 92. W, H. — 361 — ben vereinigt, an dem Abhange gegenüber dem letzteren. Unweit davon am rechten Ufer des aus dem Pechgraben herabfliessenden Baches ist eine sehr speciesreiche Locali- tät von Terebratula decorala und andern Oolith- und Lias- fossilien *) 11. Sept. Dastief eingerissene Bett der Enns zwischen den hohen Kalksteinbergenist bei Klein-Reifliug und in der Foken- au unmittelbar von dem darunter hervorkommenden Sandstein eingeschlossen, auch das ältere Diluvium dauert fort; süd- lich von Altenmarkt, bei dem Zusammenflusse mehrerer Bä- che, ist eine ansehnliche Fläche damit bedeckt. Unter dem nun wieder gegen St. Gallen ansteigenden Kalkstein sind an der Enns von Weissenbach bis in die Laussa, mehrere Puncte entblösst, wo Gyps ansteht. Ein vorzüglich merkwürdiger ist der hauptgewerkschaftliche Gypsbruch am Weissenbach, östlich von der Strasse. Die Hauptmasse ist %*) Pholadomya ambigua Sow. = nodosa? Goldf. Die Rippen etwas schmäler , sonst gut übereinstimmend. Lutraria unionoides Goldf. Unio liasinus Zielh. Thalassites concinna. Unio concinna Sow. Modiola plicata Sow. S= scalprum? Sow. „ sp.? Pecten sp.? Terebratula decorata Schloth. Ueberdies noch viele vorläufig nicht näher bestimmbare Gaste- ropoden und Bivalven. Diese Fossilien, identisch mit jenen von Gresten, gehören theils dem unteren Oolith, theils dem Lias an, Wiederholte Untersuchun- gen an Ort und Stelle müssten zeigen, ob sich zwischen diesen beiden Formationen etwa noch eine Grenze finden liesse. Da man übrigens bereits so viele Fossilien kennt, die dem Unter-Oolith und Lias gemeinschaftlich zukommen, so kann es nicht befremden, die Zahl derselben durch eine oder die andere Art vermehrt zu sehen. Pholadomya ambigua findet sich nach Stücken, welche im k, K, montanistischen Museum aufbewahrt werden, auch zu Grossau. — 362 — eigentlich nicht Gyps, sondern Anhydrit mit etwas Steinsalz gemengt. Durch Verwitterung und Aufnahme von Wasser wird das Steinsalz aufgelöst und der Anhydrit inGyps verwandelt. In grösserer Tiefe bricht daselbst ein sehr reines durchsichti- ges Steinsalz, das Gegenstand der Gewinnung werden könnte, wenn es sich darım handelte, neue Puncte des An- griffs für diesen Artikel aufzusuchen. 12. Sept. Der k. k. Hr. Hammerverweser Leobner theilte zur Auswahl für das k. k. montanistische Museum freundlichst eine grosse Menge Hippuriten mit, die er und Se. Hochwürden Ar. Stiftscapitular P. Engelbert Prang- ner von Admont in der Nähe des Bauerngutes Weiss in Sonnberg gewonnen. Ich besuchte dann mit P. Engelbert, dessen erste freundliche Begegnung ich diesem classischen Anlasse ver- danke, das kürzlich entdeckte Skelet eines grossen Sauriers bei Reifling. Schon auf dem Wege hıtte mir der k.k. Prac- tikant Hr. Weineck einen Wırbelknochen gezeigt und Nachricht von dem Funde gegeben. Die Strasse nördlich von Reifling, durch Herabstürzen einer Felswand gesperrt, er- forderte Ausbesserung. Der Maurermeister, welcher diese übernahm, untersuchte, um Steine zu gewinnen, einen al- ten Bruch, aus dem insbesondere im 16. Jahrhundert der grosse über 300 Klafter lange Rechen daselbst gebaut wor- den war, und fand da an der ®berfläche die noch deutlich erhaltenen Theile des Skeletes, welches vielleicht 100, oder 150 Jahre entblösst gewesen seyn mag. Die regelmässigen Schichten des Kalksteins sind unter 53° geneigt. Der Kopf des Thieres ist drei Fuss lang, einen Fuss und eilf Zoll breit, die jedoch unterbrochene iReihe der Wirbelknochen sammt dem Kopf misst 15 Fuss, se dass das Thier wohl 30 Fuss lang gewesen seyn mag. Diess ist das erste Vor- kommen eines Sauriers in denKalkalpen der österreichischen Monarchie. Um dieses seltene Stück der Wissenschaft zu er- halten, hatte P. Engelbert sich bereitsan den Hrn. Präla- ten Benno Kreil gewendet, da sich der Steinbruch auf dem Grunde des Stiftes befindet. In Erwartung der Antwort, da der Hr, Prälat nicht in Admont war, lag nunder wichtige Fund ım — 363 — Bruche. Ich ersuchte also den k. k. Hrn. Rechenverwalter Richter in Reilling, sogleich die Anstalten zur Gewinnung und Bergung einzuleiten, um im Falle das Skelet nicht für das Stift gewonnen werden sollte, die hohe Bewilligung einzuholen, um dasselbe für unsere Sammlung vorzurichten. Was nun geschehen mag, so ist dasselbe für die Wissen- schaft erhalten. P. Engelbert wird die ausführliche Be- schreibung liefern. *) 13. Sept. Der Grund des Laussathales ist grösstentheils Sandstein,auch dieHöhe der Wasserscheide gegen den Schwar- zabach, der sich durch das Weisswasser mit dem Reich-Ra- mingbach vereinigt. Inder Nähe des Weissin Sonnberg fällt der Sandstein nördlich unter den auf allen Höhen anzutreffenden Kalkstein ein. Er enthält zum Theil die characteristischen Fu- eoiden, wie die Varietäten des eigentlichen Wiener Sandsteins, mit dem erin jeder Beziehung gleiche Stelle einnimmt. Die Hippuriten kommen in einzelnen Kalkklippen vor, die sich stellenweise über dem Sandstein in dem grossen Kalkstein vertheilt finden; zwischen beiden liegen bituminöse Schiefer mit Gasteropoden, darunter besonders Rostellarien. Gegen die Blaberger Alpe zu ist ein höchst interessantes Vorkom- men von Thoneisenstein, der in Klippen zu Tage steht. Zahlreiche Schurfhalden an der Oberfläche zeigen, dass man dieses Vorkommen in früherer Zeit sorgfältig untersucht hat. Der Eisenstein wird nun nicht verschmolzen, da die Hiämmer das Brennmaterial in der Gegend benöthigen. Gegen Alten- markt zu auf dem sogenannten Platz kommt über dem Gypse ein schwarzer Kalkstein vor mit weissen Kalkspathadern und dunkelviolblauen Fluss in Würfeln krystallisirt. Zerschlagen gibt dieser Kalkstein einen ziemlich starken Schwefelwasser- stoffgeruch, 15. Sept. Westlich von St. Gallen, gerade unter der Anhöhe, im Spitzenberger Graben ist durch Hrn. Lech- *) Das Skelet ist seitdem in dem Stifte Admont aufgestellt worden. P. Engelbert gab Nachricht davon bei der Naturforscher-Ver- sammlung in Gratz. Es ist von Hermann v. Meyer als dem /ch- thyosaurus platyodon augehörig, erkaunt worden. (v. Leonh. u. Bronn. 1817. S. 190.) — 364 — ner ein Steinkohlenvorkommen eröffnet worden. Das Ein- fallen derselben sammt dem wenigen Schiefer , der sie be- gleitet, unter die Kalksteinschichten, ist sehr deutlich zu beobachten. Die zwei Schuh Steinkohlen enthalten jedoch einen tauben Keil von etwa einem Schuh. Das Vorkommen ist ganz nahe an der Thalsohle. An der gesenüberliegenden Wand kommt ein vorzügli- cher hydraulischer Kalk vor. Man bemerkte diese Eigenschaft zufällig dadurch , dass der wie gewöhnlich gebrannte und gelöschte Kalk in der Masse fest wurde, ehe ihn die Mau- rer zu Mörtel vermischen konnten. Auch in der Richtung nach Admont kommt hin und wieder Gyps hervor, so insbesondere nördlich von Weng. Im Hallthal nördlich von Admont waren be- kanntlich vor Alters Salzpfannen im Gange. Die nördlichen , südlichen und östlichen Alpen sämmtlich Kalkstein. Der grosse Buchstein südlich von St. Gallen zeigt ein Streichen der Schichten von h. 7 mit südlichem Einfallen. 17. Sept. Westlich ven Admont erreicht man erst den sogenannten älteren Sandstein der Alpen, von Vie- len zur Grauwacke gezählt, bei Ardning, Lietzen bedeckt vom Kalkstein des Pyhrn. Nördlich davon bis Windisch- garsten breitet sich der weichere Sandstein aus, mit Schich- ten von Mergel und vielen Fossilien der Gosauformation , insbesondere unzählbare Individuen von Tornatellen und Nerineen. Die Versuche auf Kohlen sind wenig lohnend gewesen. Sie liegen südwestlich von Windischgarsten. Oestlich von Windischgarsten und Edelbach ein kaltes, sehr reichhaltiges Schwefelwasser, welches Schwefelschlamm absetzt, doch selbst nur in geringer Menge zufliesst. Deut- lich fliesst das Wasser unter einer Thonschicht in Sand- stein, der selbst unter den benachbarten Kalkstein einfällt. Murchison’s Beschreibung an Ort und Stelle gelesen, gab mir kein klares Bild der Verhältnisse, für die er ent- gegengesetzte Schlüsse zieht. Nordwestlich von Windisch- garsten steht ein Kalkfelsen mit Terebrateln an, die ganz denen vom Hilariberg bei Brixlegg und von Achenrain in Tirol ähu- lich sind *). An der Steyer hinab füllen das Thal hohe Dilu- #) Terebratula concinna Sow, — 365 — vialschichten, zum Theil zusammengekittet, auf deren Ober- fläche sich meistens die Strasse hält, wo sie nicht durch Seitenbäche weggerissen sind. Nördlich von Klaus hebt sich der Sandstein, ist aber bald wieder von Kalkstein be- deckt. Dieser bildet weiter hinab senkrechte Felswände, welche nur dem Flusse einen Durchgang gestatten. End- lich verbreitet sich das ältere Diluvium wieder in der Ge- gend von Leonstein. Die Kohlenversuche auf der Feuchtenauer Alpe, süd- lich vom Langen Fürst und im Welchauer Graben, beides südöstlich von Leonstein und Molln, hatten blos schwarzen Schiefer mit Kohlenstreifen zum Gegenstand. An beiden Orten liegt der Beschreibung nach Kalkstein deutlich dar- über hinweg. 15. Sept. Oestlich von Georgenberg an der Krems (süd- lich von Kirchdorf) erscheint Dolomit mit südlichem Ein- fallen der Schichten. Bei Kirchdorf, dann nördlich bei Schlierbach der Wiener Sandstein. Der Weg nach Krems- münster führt stets weiter weg von der Alpenkette, in. die Diluvialbildungen, erst Gerölle, dann mehr zusammenge- backen. 19. Sept. Die Fahrt über Scharnstein und Grünau an den Almsee bietet eine der reizendsten Excursionen in den Terebratula antiplecta v. Buch. er Rn. sp. Zunächst verwandt mit Terebr. spinosa und T. senticosa, un- terscheidet sich von der ersten durch geringere Dicke, von der zweiten durch die Länge, die geringer ist, als die Breite, von bei- den durch die viel zahlreicheren dichotomen Falten, deren man am Rande gegen hundert zählt. T. n. sp. mit: ausserordentlich aufgeblähter Schale, wie 7. dul- Zata, doch von ihr verschieden. T. n. sp. mit 4 starken Falten auf der Donsalschale und 3 mit ihnen alternirenden auf der} Bauchscbale. Offenbar ist das Conglomerat von Terebrateln von Windisch- garsten identisch mit jenem angeblich aus dem Thal von Caprun in Salzburg, dessen L. v. Buch nach den Stücken der gräfl. Mün- ster’schen Sammlung Erwähnung macht. Es gehört, nach 7. con- einna zu schliessen, dem mittleren Oolith an. — 366 — oberösterreichishen Gebirgen. Bei Burgstall betritt man das Gebiet des Sandsteins. Das alte Schloss Scharnstein liegt auf einer Kante des überlagernden, gegen Süden einschies- senden Kalksteins. Auch an dem Grünberg, der sich dem Hochsalm anschliesst kann man schon aus der Ferne das- selbe Verhältniss beobachten. Tiefer in das Gebirg hinein; besonders zwischen Grünau und dem Almsee heben sich die Kalk - (meistens Stinkstein-) Schichten langsam wie- der. Die Bäche führen zum Theil Geschiebe von Dolomit. Die Strassen von kleinbröckligem Stinkstein- und Dolomit- schutt sind von ausgezeichneter Vollendung. Nach der An- gabe des hochwürdigen Hın. Professors P. Basılius Schön- berger in Kremsmünster, der im Verlanf des letzten Som- mers durch drei Wochen von Grünau aus die Gegend un- tersuchte,, findet sich schöner Gyps am Weissenbach, west-. lich vom Almsee, ferner noch weiter westlich, nördlich vom Nieder Rienerkogel. Von Mühldorf über St. Conrad fährt man gegen Gmun- den zu zwischen Wiener-Sandsteinbergen durch, doch er- reicht man bald darauf die Gerölle, welche bis Gmunden annalten und allein den Damm gegen die Seegewässer zu bilden scheinen. Nördlich vom Traunstein ist alles Sand- stein, wenigstens am Fusse der Berge. Das Hocheck ist noch Kalkstein. 21. Sept. Von Gmunden nach Kremsmünster, von da nach Stadt Steyer, die Geröll-Ablagerungen. Bei Hall Salz- quellen, die ihren Sitz unter denselben in der Steinsalz führende Gyps- und Mergelformation haben müssen. 22. Sept. Zunächst dem Donauufer bei Wallsee irfft man ein höchst merkwürdiges Gestein‘, genau ähnlich dem von Perg am linken Donauufer,, und das ebenfalls zu sehr scharfen Mühlsieinen gewonnen wird. Es besteht aus Geschieben von Feldspath und etwas Quarz. zusammengebacken durch Kalkspath, an dem man ziemlich bedeutende, oft über einen Quadratzoll grosse Theilungsfächen wahrnimmt. Die eingeschlossenen Hai- fischzähne weisen ihm deutlich ein tertiäres Alter an. Un- _— 3617 — mittelbar über diesem Gesteine hat man fossile Tannzapfen angetroffen; dann kommt Lehm und Geröll. 23. Sept. Die Chelorierfährten in Waidhofen waren noch nicht hinlänglich aufgedeckt, um Resultate zu gewähren, ich erwarte nun nachträgliche Nachrichten darüber. 24. Sept. Von Amstetten nach Wieselburg die Allu- vionen der Ips, dann Lehm. Nördlich von Amstetten bei Seiseneck u. s. w. beginnen die krystallinischen Schiefer, Gneisse,, Granite, die sich an die Donau hinziehen, und sich sodann an das Gebirgssystem des Böhmerwaldes und des böhmiseh-mährischen Gebirges anschliessen. Bei Seisen- eck ein porphyrartiger Granit, wie der vonElbogen. Bei Pei- tenstein, nördlich von Hainstetten, liegt innerhalb des Gebie- tes dieser Granite eine Braunkohlenmulde mit Alaupschiefer. Die Ausdehnung ist nicht bedeutend. Auch die Qualität der Kohlen ist weniger gut. Bei dem Schloss Rotbenhaus, südöstlich von Wieselburg, auch östlich davon, nahe an der Strasse nach St. Leonhard, finden sich krystallinische Gesteine, besonders feldspathrei- che, so bei Vöking ein schöner Weissstein mit Granit und Kyanit. Westlich von St. Leonhard tertiärer Sand , ähnlich dem von der Türkenschanze. 25. Sept. Südöstlich von Külb verlässt man den Sand und Lehm. Der Sandstein fängt an sich zu erheben, zum Theil mit dünnen Kalksteinschichten und südlichem Einfal- len. Die Ruine; von Rabenstein steht auf eınem Felsen von Kalkstein, nicht von Porphyr, wie dies in den Beschreibun- gen hin und wieder angegeben wird. Der Kalkstein liegt gerade dort auf Sandstein auf, den man in dem ganzen nörd- lich gelegenen Theile des Pielachthales mit süd!ichem Ein- fallen beobachtet. Auch südlich von Rabenstein, nachdem sich die Kalkschichten wieder erhoben, durchschneidet man den Mergel der Wiener Sandsteinformation. Im Tradigistgra- ben gegen Lilienfeld zu ist Kalkstein auf denHöhen ; hin und wieder im Thale erhebt sich etwas Sandstein , darin fast auf der Höhe ein schmaler Kohlenausbiss. In das Trasenthal — 368 — gelangt dieser Verbindungsweg gegenüber dem Stegwirths- haus unweit dem Carlstollen. 26. Sept. Die Lage dieser Steinkohlengruben ist sehr lehrreich. Der Stolln ist unter h. 6 angesessen und von Osten gegen Westen in einen Hügel eingetrieben, an dessen Ober- fläche man durch den hervorstehenden Felsenkamm bereits die Lage des Kalksteins erkennt. Acht Lachter durch den Kalkstein traf man im Liegenden Schieferihon, dann ein h. 5 übersetzendes schwaches Steinkohlenflötz. Nach einem Fortgehen von 70 Lachter, mit einigen Abweichungen in das Hangende und Liegende, kam endlich unter h. 7 dasselbe Flötz wieder herein, und zwar mit bauwürdiger Mächtig- keit. Eshat abwechselnd zwischen vier und sechs Fuss, und ist nun schon auf etwa 60 Lachter Länge und 70 Lachter Tiefe aufgeschlossen. Das Fallen gegen Mittag ist meistens eiwa 70°, doch nicht ganz gleichförmig. Der Weg von Lilienfeld nördlich durchschneidet den Kalk- stein bis Trasen, östlich läuft er dann auf dem Sandstein fort, zum Theil auf den Alluvionen, welche von den süd- lich gelegenen Gebirgshöhen herabkommen und häufig Ge- schiebe der dort anstehenden Kalksteine bringen. In der Ge- gend der Wasserscheide zwischen Hainfeld und Kaumberg wechselt Streichen und Fallen öfters unregelmässig. Bei Gerstbach, östlich von Hainfeld, ist das Fallen gerade nörd- lich, bei Kaumberg wieder erst Südwest, dann gerade süd- lich unter den nahen Kalkstein hinein. Bei Kaumberg ent- hält der Sandstein Fucoiden. Auch im Triestingthal wech- selt die Lage der Schichten öfters. Südöstlich von Alten- markt ist das Fallen erst vördlich, dann südlich, nachher östlich. Auch hier wurden in der Nähe von Neuhaus uud Weissenbach Kohlen erschürft. — 369 — ° II. Versammlungs- Berichte. 1. Versammlung, am 5. November, Oesierr. Blätter für Literalur u. Kunst vom 13. November 1847. Hr. Franz v. Hauer theilte die folgende Uebersetzung einer im „Jöurnal d’Odessa‘‘ 1847 Nr. 26 erschienenen Nachricht über die an fossilen Knochen überaus reichen Ablagerungenin der Nähe von Odessa mit. — Hr. Professor Nordmann, der Entdecker dieser interessanten Ablagerungen , hatte einen Separatabdruck dieser Nachricht an Hrn. Heckel nach Wien gesendet, um ihm eine grössere Publicität zu verschaffen, und der Letztere hatte ihn zur Bekanntmachung in einer Versamm- lung der Freunde der Naturwissenschaften Hrn. v. Hauer übergeben. „Ohne Zweifel ist die Entdeckung einer beträchtlichen Anzahl antediluvianischer Thierknochen bei Odessa ein un- gemein wichtiges und merkwürdiges Ereigniss, welches nicht ermangeln wird, die besondere Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich zu ziehen. Die Untersuchung dieser merkwürdigen Fossilreste führt zur Erkenntniss der Exi- sienz einer ehemaligen Fauna, welche einst die heuzutage nackten, einförmigen und jeden Waldwuchses beraubten Steppen von Neurussland belebte, und im höchsten Grade das Interesse und die Neugierde des Beobachters in An- spruch nimmt. Plötzlich enthüllt sich unsern Augen eine Anzahl von grossen und kleinen Säugethieren, die entwe- der durch die Wirkungen von gewaltigen Umwälzungen gänzlich von der Oberfläche der Erde verschwunden sind, oder deren Analoga doch nur mehr unter anderen Breite- graden und in heisseren Erdstrichen leben. Zuerst fand Hr. Nordmann in einer Schlucht, dem sogenannten Hohlweg der Quarantaine, unter einer mäch- tigen Schichte von Odessakalk *) eine Menge Knochen in *) Old caspian deposit. Murchison. Freunde der Naturwissenschaften in Wien, III, Nr, 5. 25 30 — gelbem angeschwemmten Thon. Die Localität (in Odessa selbst) gestattete für den Augenblick keine Nachgrabungen in grösserem Massstabe, da sich an dieser Stelle eine Mauer befindet; obwohl man daher nur 40—48 Kubikmeter aufgra- ben konnte, wurde doch schon die Arbeit mit dem schön- sten Erfolge gekrönt. Dank sey es den gefälligen Bemü- hungen des Hın. Militär-Gouverneurs von Odessa, welcher Leute sandte, um die überlagerten Kalkschiehten wegzu- räumen, so wie dem Eifer und der Einsicht des Hrn. Ar- chitecten Dallacqua, der die dortigen Arbeiten zur Was- serableitung beaufsichtigt. Im Mai 1846 wurden ausgegraben einzelne Theile der Skelete von 2Elephanten, 1 Rhinozeros, 1 Lophiodon (einer dem Tapir verwandten Art). ven 2 Gattungen Büffel, 3 Gattungen Rirschen, von 14 oder 15 Bären, 3 Hyänen, einigen anderen fleischfressenden Thieren, einem dem Biber ähnlichen Thiere (ZTrogontherium) und endlich von einigen Vögeln Aller Wahrscheinlichkeit nach bildet diese knochen- hältige Ablagerung den Eingang zu einer Höhle oder zu einigen natürlichen Stollen, welche mit Diluvium und Fos- silien erfüllt, sich bis unter dienaheliegenden Gebäude aus- dehnen. Im Sommer desselben Jahres durchforschte Hr. Nordmann die Umgebungen von Odessa und entdeckte 12 Werste von der Stadt und 1 Werst von dem Dorfe Nie- roubai ein anderes Fossilienlager , in jeder Beziehung rei- cher als das vorige. Auch hier sind die Knochen in gelber, angeschwemmter 'Thonerde eingeschlossen, 2—4 Meter un- ter der Erdoberfläche ; sie sind theils mit Odessakalk bedeckt, theils finden sie sich unter einem Detritus, über welchem eine Schichte von Dammerde liegt ( Tehernozem Murchison). Die Knochen sind an diesem Orte besser erhalten, und oft liegen alle Theile des Skeletes ungetrennt beisammen. Diese Ablagerung erreicht, wie es scheint, eine bedeutende Aus- dehnung, und da go viele der sonst leicht zerreiblichen Kno- chen vollkommen wohl erhalten sind, wie z. B. die Schul- terblätter derBären, so kann man schliessen, dass die Sirö- mungen, welche diese Masse von Thieren in ihrem Bette be- Sruben,, an einigen Stellen minder heftig waren, und dass dort die Ablagerung der Knochen mit Ruhe vor sich gehen — »1 —- konnte. Auch an diesem Orte untersuchte Hr. Nordmann mehr als 64—80 Kubikmeter des Terrains an drei verschiede- nen Puncten. Obwohl keine genaue Bestimmung der aufgefundenen Arten möglich ist, ohne früher eine vergleichende Untersu- chung der Exemplare in den zoologischen Cabineten von München, Darmstadt und Paris angestellt zu haben, kann man doch folgende Uebersicht der in beiden Localitäten vor- kommenden Fossilien geben. Pachydermen. Elephanten 5, nämlich: 8 Mahlzähne und eine Menge Knochen von 5 verschiedenen Individuen. Unter den Zähnen sind A von ausserordentlieher Kleinheit (56 Millimeter lang und 35 breit, also nur 4 Milimeter mehr als die letzten obern Backenzähne der fossilen Bären). Den- noch dürften sie kaum einem jungen Individuum angehören , da die Kauflächen schon abgenützt sind, sondern rühren wahrscheinlich von einer besondern zwerghaften Art her. Mastodon 1 gefunden zu Nieroubai, Rhinoceros 2 zu Odessa und Nieroubai, Lophiodon ? 1zu Odessa, Pferde 7 zu Odessa und Nieroubai, Zebra (Hipparion) 1 zu Nie- rubai. Wiederkäuer. Büffel und Ochsen A, von 3 Arten sefunden zu Odessa und Nierubai. Eine Art, die zwischen dem Ochsen und Hirschen in der Mitte liegt, gefunden zu Odessa; Hirsche 6, von verschiedenen Arten, Odessa und Nieroubai; Schaf 1, Nieroubai; Antilope 1, Nierubai. Fleischfressende Thiere. Hyänen 6, Odessa und Nierubai. An letzterem Orte wurde unter andern eine voll- vollkommen erhaltene untere Kinnlade dieses Thieres mit al- len Zähnen gefunden. Vom Hundegeschlechte 3, von der Grösse einesausgewachsenen Wolfes, nur in Odessa, Füchse 3, in Odessa. Vom Katzengeschlechte 2, eine besondere Art, welche in der Grösse dem jetzt lebenden Löwen gleicht, sich aber im Uebrigen davon unterscheidet, in Odessa. Andere kleine fleischfressende Thiere, den Gattungen der Dachse und Mar- der angehörend, 14, inOdessa und Nierubai. In grosser An- zahl wurden Bärenknochen gefunden von Individuen jedes Alters, ferner viele Fragmente von Schädeln, 59 Kinnladen 25 * _- #12 — und 1200 losgebrochene Zähne, welche von wenigstens 72 verschiedenen Individuen herrühren. Der zu Odessa ausge- grabene Bär dürfte, nach der Bildung des Schädels zu schliessen, nicht zu den Höhlenbären des Occidentes (Ursus spelaeus) gehören, sondern wahrscheinlich eine eigene Gat- tung bilden. Er übertrifft an Grösse alle ähnlichen bis jetzt aufgefundenen Arten. Nager. Hasen 2, in Nieroubai. Ein dem Biber ähnli- ches Thier 1 (Trogontherium) in Odessa. Ratten und Feld- mäuse 3 (Spalax fossilis, gefunden zu Nieroubai 1847). Einige Vögel. Im Ganzen wurden 4560 Knochen, 82 Kinnladen und 1830 Zähne , weiche mehr als 107 Individuen von 24 ver- schiedenen Arten angehören, ausgegraben. Es ist nicht mög- lich, die unzählige Menge von vorweltlichen Thieren , wel- che in der Umgebung von Nieroubai vergraben liegen, selbst nur beiläufig anzugeben. Ein bemerkenswerther Umstand ist, dass bei Gelegen- heit dieser Nachforschungen auch in der Masse des Odessa- kalkes Reste von Landsäugethieren gefunden wurden, wel- che nicht dem Alluvium, sondern einer ältern Formation an- gehören. Währen desselben Jahres liess Hr. Nordmann auch in den Steinbrüchen beiKischiniow Nachforschungen anstel- len ,„ welche , obwohl sie keine so überaus günstigen Re- sultate lieferten , doch auch sehr befriedigend waren. Die an dieser Stelle im Kalke entdeckten Knochen gehören ebenfalls nicht dem Alluvium, sondern einer viel ältern Formation (Miocen-Periode) an. Sie unterscheiden sich von den bei Odessa und Nieroubai gefundenen dadurch, dass sie vollkommen versteinert sind, so zwar, dass sie, an harte Körper angeschlagen, einen Ton geben; ferner dadurch, dass sie Eisentheilchen enthalten, und endlich dass sie ganz anderen Thiergatiungen angehören, z. B. 2 Arten von Ichneumon ? 2 oder 3 den Phoken ähnlichen Thie- ren, 1 Wallross und 2 delphinartige 'Thiere. Die Knochen von 2% dieser Arten fand man in so grosser Anzahl, dass man beinahe die ganzen Skelete hätte herstellen können. - 373 — Noch nirgends in unserm weiten Vaterlande wurde eine so ungeheure Anzahl von verschiedenen Thieren einer unter- gegangenen Schöpfung entdeckt. Indem wir unsere Blicke auf diese 'Thierwelt werfen, welche vor undenklichen Zeiten den Süden Russlands bevöl- kerte, und dann durch eine plötzliche Katastrophe von der Oberfläche der Erde verschwand, drängen sich uns unter andern folgende Fragen auf: 1. Sind diese Thiere wesentlich von jenen unterschieden, welche im westlichen Europa ausgegraben wurden? 2. Lebten die Thiere an dem Orte, wo wir ihre verstei- nerten Reste finden, oder wurden sie durch Wasserströme aus weiter gelegenen Gegenden hierhergeführt ? 3. Warum fand man keine Ueberbleibsel von Wäldern, da unter den Thierresten Skelette vorkommen, welche au- genscheinlich in Wäldern lebenden Thierarten angehören ? Fernere Untersuchungen wurden angestelt in der Umge- gend von Odessa in Kischiniow, inKertsch und auf der Halb- insel Tomaue, Orte, an denen bekanntlich Säugethierreste vorkommen. Wir werden nicht ermangeln, unseren Lesern seiner Zeit die Resultate dieser interessanten Forschungen mitzutheilen. : Die reichen Entdeckungen, welche bis jetzt gemacht wurden, lieferten Hrn. Nordmann schon die werthvoll- sten Daten zu einem interessanten Werke über die Paläon- tologie des südlichen Russlands, welches gewissermassen eine Ergänzung seines Werkes über die Fauna ponlica seyn wird , und einen Theil der wissenschaftlichen Beisen im Süden Russlands, herausgegeben von Hrn. v. Demidoff, bilden soll.‘ In einem dieser Nachricht beigeschlossenen Briefe be- nachrichtigt Hr. Prof. Nordmann ferner Hrn. Heckel» dass er in einer Schichte, die unter der Knochenablagerung von Nieroubai liegt, und die sehr viele Conchylienschalen enthält, nach und nach einige hundert verschiedene Fisch- zähne entdeckt habe. Einige wenige derselben, die mit ein_ geschickt. wurden, erkannte Hr. Heckel als den Geschlech- tern Scardinius aus der Familie der Cyprinoiden und Pyc- nodus an gehörig. _ 374 — Hr. Major Streffleur machte der Gesellschaft fol- gende Mittheilung über die bildliche Darstel- lung statistischer Verhältnisse. Der hohe practische Werth der Statistik kommt in neuerer Zeit immer mehr zur verdienten Würdigung. Durch sie lernt man am schnellsten die Kräfte der Länder kennen und erhält den Fingerzeig, wo, sowohl in materiellen als moralischen Beziehungen ein Verbessern der Zustände ein- zuleiten wäre. Um aber bei der Vergleichung und bei der Nachfor- schung der Ursachen dieser Zustände das Viel und Wenig, wie es hier und dort vorkommt, schnell überblieken zu können, ist es von hoher Wichtigkeit, die Thatsachen, die stets nur zerstückelt und vereinzelt erhoben werden, als Gesammtbilder zur leichtfasslichen Anschauung zu bringen. Die Mittel hierfür waren bis jetzt meist Zahlen und Ta- bellen , die wohl die grösste Schärfe, aber wenig Ueber- sicht geben. Borbstedt, in der Ueberzeugung, dass das, was durch das Auge in die Seele geht, einen weit bleibenderen Eindruck hervorruft, hat es in neuerer Zeit versucht, die Zahlen mit graphischen Darstellungen zu ver- binden, indem er geometrische Figuren, nämlich Dreiecke oder Vierecke entwirft, die, im genauen Verhältnisse mit den Zahlenwerthen, nach ihrer verschiedenen Höhe oder Ausdehnung einen schnellern Vergleich als die Zahlen al- lein zulassen. Aber auch dieser Art der Darstellung fehlt ein Haupt- factor statistischer Nachweisungen,, nämlich jener des Or- tes — das Wo. Es genügt nicht allein, die Natur und das Mass eines Dinges, so wie die Zeit seiner Erschei- nung zu kennen, man verlangt auch von dem Orte des Vor- kommens eine übersichtliche Nachweisung. Eine tabella- rische Aufzählung der Orte genügt kaum für die Wenigen, welche alle Distrikte und Kreise der europäischen Länder nach ihrer Lage genau im Gedächtnisse haben, da, bei der tabellarischen Ordnung der Zahlen vom grössten bis zum kleinsten Werthe, die Orte des Vorkommens verworfen und aus ihrem natürlichen Zusammenhange gerissen werden, -— 375 — Erhält man vollends eine bezirksweise Aufzählung von That- sachen aus einem fremden Lande, z. B. aus Amerika, wo man. die gegenseitige Lage der einzelnen Bezirke nicht kennt, so kann man sich von den angegebenen Verhältnis- sen, sey es durch Zahlen oder geometrische Figuren, si- cher keine richtige Vorstellung machen. Diese Mängel erkennend, tauchen jetzt von mehreren Seiten, nämlich von Frankreich, Preussen und Russland Versuche auf, die statistischen Verhältnisse. nach ihrem wirklichen Vorkommen im Raume und nach ihren Zahlen- werthen auf geographische Karten zu übertragen, um da- dureh die Schärfe der Zahlen mit den naturgetreuen Orts- nachweisungen in Verbindung zu bringen. Man geht näm- lich darauf über, die Abstufung der Verhältnisse, z. B. der Volksdichtigkeit in den versehiedenen Bezirken , derart auszudrücken, dass der Bezirk mit der meisten Volksmenge mit der dunkelsten, und so abnehmend der mindest bevöl- kerte mit der lichtesten Tinte bezeichnet wird. Ebenso kann man stufenartig coloriren, in welchem Bezirke mehr oder weniger Getreideban vorkommt, wo mehr oder weni- ger Individuen die Schule besuchen u. s. w., und erhält in jedem dieser Fälle eine sehr markirte und einen schnellen Vergleich zulassende Uebersicht. Freudig können wir nun in der vom Kunsthändler Jo- seph Bermann in Wien herausgegebenen „Bildlichen Sta- tistik oder graphischen Darstellung der wichtigsten stati- stischen Verhältnisse europäischer Staaten ete.“‘ ‚ein vater- ländisches Product begrüssen, in dessen Veröffentlichung für Oesterreich es zum ersten Male versucht ward , bei statistischen Nachweisungen die Schärfe der Zahlen mit einer leichtfasslichen bildlichen Webersicht in Verbindung zu bringen, und bei. welchem der Verleger sich ‚durch die von ihm verlassten genauen Berechnungen und die genaue Darstellung eben s» wie durch die allgemeine Verbreitbar- keit des Werkes selbst (eine grosse Landkarte mit neun Farbentönen kommt nur auf 20 kr. ©. M. zu stehen!) ver- dient gemacht hat. Bisher nämlich stiess man bei Ausführuug. und nament- lich bei Vervielfältigung solcher Karten auf bedeutende tech- - 376 — nische Schwierigkeiten, indem die Schattirung in bestimm- ten Abstufungen durch den Druck nur sehr schwer sich ge- ben lässt, und eine Auflage, wo man 10 bis zu 50 Farben- drucke nöthig hätte, auf einen übermässigen Preis zu ste- hen kommen musste. Zur Behebung dieser Schwierigkeit hat nın der Her- ausgeber eine Idee des um die Wissenschaften so viel- fach verdienten Hrn. Obersten Edlen von Hauslab in Ausführung gebracht, deren Anwendung für geognosti- sche Karten und der für die Verbreitung der Naturwissen- schaften zu erwartende Nutzen mich insbesonders veran- lasste, diese Erleichterung im Farbendruck hier zur Spra- che zu bringen. In der ersten Lieferung jenes Werkes, Tafel 1., findet sich zur Uebersicht der relativen Bevölkerung eine Karte der österreichischen Monarchie , worin mit 3 Tonplatten 9 streng zu unterscheidende Farbenabstufungen ausgedrückt sind, und zwar nicht durch das Ueberdrucken einer ganzen Ton- platte auf die andere, sondern dadurch , dass z. B. gelb als Grundfarbe gewählt ist, die einmal allein erscheint, das zweite Mal mit rothen feinen Strichen, und das dritte Mal mit rothen Kreuzlinien überdeckt wurde. Eben so sind feine blaue Striche und Kreuze auf rothem Grunde gedruckt u. s. w., durch welche Vermischung es nicht nur möglich wird, sehr verschiedene Töne hervorzuhringen , sondern es bleibt jeder Ton durch die conventionelle Strichbezeichnung auch be- stimmt von dem andern unterschieden, und kann so gleich- sam als Vertreter eines bestimmten Zahlenwerthes gebraucht werden. In der erwähnten Karte bedeutet z. B. der gelbe Grund mit einfachen rothen Strichen 2000 bis 2500 Bewohner, der gelbe Grund mit rothen Kreuzstrichen 2500-3000 Be- wohner auf die Quadratmeile u. s. w. Tabellarisch geordnete Zahlen auf dem Rande der Karte geben ausserdem die ge- wünschten genauen Nachweisungen. Wie erwähnt liesse sich eine nützliche Anwendung die- ser Art des Farbendruckes auch für geognostische Karten ma- chen, wo sich ganze Formationen durchgehends mit demsel- ben Grundtone und die einzelnen Glieder der Formationen _— 3717 — durch conventionelle Farbstriche (statt der Zahlen) bezeich- nen liessen. Hr. Dr. Hörnes zeigte eine Partie ausgezeichnet schö- ner Tertiär-Versteinerungen aus der Umgebung von Ritzing, südwestlich von Oedenburg vor. Hr. v. Hauer hatte ın einer der früheren Versammlungen bei Gelegenheit der Berichterstattung über die achte ungarische Naturfor- scherversammlung zu Oedenburg von dem Vorkommen die- ser Fossilien Erwähnung gethan, und auf spätere Mittheilung des Dr. Hörnes verwiesen. Derselbe theilte nun über das Vorkommen dieser Versteinerungen Folgendes mit : Die gröss- tentheils wohlerhaltenen Conchylien kommen in einem feinen gelben Sande, welcher von Gerölllagen durchzogen ist, ganz so wie zu Pötzleinsdorf, nordwestlich von Wien vor; auch stimmen die aufgefundenen 50 Species ganz mit denen über- ein, welche man zu Mattersdorf, Pötzleinsdorf, Niederkreuz- stätten und Ebersdorf gefunden hatte. Offenbar gehören diese Sandschichten den obern Gliedern der Miocenschichtenim Wie- ner und ungarischen Tertiärbecken an. Die Fossilien von Rie- tzing gleichen ganz den Tertiärversteinerungen aus den Fa- luns jaunes von Loignon bei Bordeaux. Sie dürften bald in älle grösseren Petrefactensammlungen übergehen, da sie bei be- hutsamer Nachgrabung in grosser Anzahl und guter Erhaltung gefunden werden. Selbst die Ligamente sind bei den Bival- ven grösstentheils wohlerhalten. Folgende Species wurden bis jetzt aufgefunden: Conus ponderosus. Brocchi. | Strombus Bonelli. Brongn. » Brocchii. Bronn. Rostellaria pes pelecani. Lam. „ fuscoeingulatus. Bronn. | Murex trunculus. Lin. Ancillarıa inflata. Bast. „. trifaseialis. Grateloup. Cypraea annularis. Brongn. |Cancellaria varicosa. Brocc. _ Voluta rarispina. Lam. Pleurotoma tuberculosa. Bast. Mitra obtusangula. Partsch. er vindobonensis. P. Terebra fuscata. Broce. Cerithium lignitarum. Eichw. Buceinum n. sp. ” n. Sp- 7 costulatum. Ren. ® pictum. Bast. N Rosthorni. Partsch. s Bronnii. Partsch. er mutabile. Lam. inconstans. Bast. „ ee n. Sp. Turritella vindobonensis. P. _- 378 — Lucina columbella Lam. „ divaricata. Lam. Trochus magus. Lam. n patulus. Broce. ! [ i {I} I I ! Natica glaucina. Lam. Tellina. n. sp. „ compressa. Bast. 0, eomplanata. Lin. „ millepunctata. Lam. Cytherea. n. sp. „ hemiclausa. Sow. % erycinoides. Lam. Bulla lignaria. Lin. Venus vetula. Bast. Crepidula unguiformis. Lam. | Venericardia tumida. Partsch. Solen vagina. Lin. 'Cardium Deshayesii. Payr. ‚orbula rugosa. Lam. _ 'Arca diluvii. Bam. A revoluta. Broce. : Pectunenlus obtusatus.Partseh. Lueina anodonta. Say. ;Ostrea eymbularis. Münster. Folgende Mittheilungen des Hrn. Bergrath Haidinger wurden am Schlusse von Hrn. Fr. v. Hauer vorgelegt: Die erste betrifft gewisse Artikel in mehreren unserer Wie- ner Tageblätter, in welchen die höchst interessante Nach- richt zu finden ist, dass man in der Gegend von Bergrei- chenstein in Böhmen Platina entdeckt habe. Un- glücklicher Weise ist aber das daselbst aufgefundene und für Platin gehaltene Mineral nichts anders als Rutil der sogenannte Nigrin, zum Theil! mit dem so häufigen Ueberzuge von Ilmenit (dem axotomen Bisenerze Mohs), der einen schwarzen Strich gibt, während der Strich des Ru- tils blass-bräunlich ist. Der Unterschied in der Beschaffen- heit des Rutils und Platins ist übrigens so gross, der Mi- neraluge wird sich ohne Uebertreibung des Wortes unge- heuer bedienen, dass man sich billig wundern muss, wie eine solche Verwechslung statt finden konnte. Hr. Custos Partsch hatte Hrn. Bergrath Haidinger freundlichst eine Platte Meteoreisen von Brau- nau mitgetheilt, um von derseiben Stereotypabdrücke zu machen. Sie ist Eigenthum Seiner Hochwürden des Hrn. Prälaten Rotter, und wurde zu dem Zwecke nach Wien gesandt, um im k. k. Mineraliencabinete geätzt zu werden, welches Hr. Rumler auch treffiich ausführte , und zwar wurde die Aetzung auf einer Fläche der Platte früher unterbrochen, während sie auf den andern tiefer ein- — 379 — greift. Durch die Actzung zeigte sich nun, was in der Mit- theilung vom 8. October vorausgesetzt worden war, dass das ganze Stück Eisen wirklich aus einem einzigen Krystall- Individuum besteht, indem ein einziges System von Wid- manstätten’schen Figuren durch das Ganze hindurchreicht. Da aber an der Platte keine wirklichen Theilungsflächen zu sehen sind, so ist es schwierig, die Lage der einzelnen Li- nien gegen die Würfelgestalt zu orientiren. Es erscheinen ihrer drei, zwei unter nahe rechten Winkeln gekreuzt, eine dritte, welche die beiden vorhergehenden unter ungleichen schiefen Winkeln schneidet. Offenbar ist auch der Würfel selbst in schiefer Richtung geschnitten. Es wurden auch Ab- drücke der Stereotyptafeln vorgezeigt und den Anwesenden vertheilt. An dem hiermit beigefügten Abdruck der schwächer geätz- ten Seite wird man leicht die Lage der Linien erkennen. Die lichteren Gegenden sind durch eingewachsenen Schwefelkies hervorgebracht, welcher durch die Säuren weggeätzt wurde. Hr. Bergrath Hai dinger freute sich, von dem verehr- ‚ten Theilnehmer an unseren Arbeiten, Hrn. Otto Freiherrn von Hingenau, auch von seinem neuen Aufenthaltsorte Brünn, als Beweis seiner fortwährenden Aufmerksamkeit eine — 380 — Mittheilung erhalten zu haben; eineu neuen Fundort, nämlich zu den sich immer vermehrenden des Dinotherium gi- ganleum, besonders in diesem Theile von Mähren. Es ist dies Keltschan bei Gaya im Hradischer Kreise. Der Zahn, einer von denen mit drei Querrippen, war in den die Braunkohlen . (der Klein’schen Gruben) bedeckenden Schichten ange- troffen worden, nach der Angabe des Hrn. Bergmeisters Schwarzer in dem aufgeschwemmten Terrain über den- selben. Die von dem Freiherrn von Hin genau eingesandte Zeichnung wurde gleichfalls vorgezeigt. - 2, Versammlung, am 12, November, Oesterr. Blätter für Literatur und Kunst vom 22, November 1847. Hr. A. v. Morlot berichtete über die Trebich- grotteim Karst unweit Triest. Die Gegend des illyrischen Küstenlandes zeigt wesent- lich nur zwei Gebilde, einen Sandstein und Schiefer, der wohl nichts anderes ist als Wiener Sandstein und mehr in- selartig im ausgedehnten darübergelagerten Kalkgebirge , dem sogenannten Karst, auftritt. Nicht nur ist das Karst- gestein, vorwaltend weisser, ziemlich reiner Kalk, im Klei- nen vielfach ausgewaschen,, eingefurcht und durchlöchert, sondern es ist ebenso das Karstgebirge im Grossen ganz mit Höhlen durchzogen und mit tiefen trichter- und krater- förmigen Schlünden übersäet, so dass man von der bei 1000” mächtigen Gebirgsmasse sagen kann, sie sey porös wie ein Schwamm. So kommt es, dass das Regenwasser sich überall schnell ins Innere des Gebirges verliert und man an der Oberfläche höchstens einzelne Pfützen, aber auch nicht den kleinsten Strom findet. Im Gebiet des Sandsteins und Schiefers hingegen fehlt es nicht an flies- sendem Wasser in Gestalt von Bächen und Flüssen, wo sie aber an das Kalkgebirge herankommen, fliessen sie oft - du — durch höchst romantische pfortenartige Höhlenmündungen in dasselbe hinein, setzen ihren Lauf nunmehr unterirdisch fort und treten wieder an den Tag nur da, wo der Sand- stein wieder erscheint. Bei starkem Regenwetier staut sich das Wasser im Innern des Gebirges auf und steigt be- deutend hoch , die Luft oft mit grosser Gewalt durch die Spalten und communicirenden Höhlen nach oben hinaustrei- bend. Dadurch erhält man ein Anzeichen, um zu wissen , ob die an der Gebirgsoberfläche ausmündenden oft nur en- gen Oeffnungen mit in die Tiefe fortsetzen. Nach Erfor- schung vieler Köhlen und nach bedeutenden unterirdischen Wanderungen, welche in der Absicht unternommen wurden, in der Nähe von Triest einen unterirdischen Strom zu ent- decken, durch dessen Herleitung man vielleicht die Stadt mit Wasser versehen könnte — fand man bei Trebich, eine Stunde rordöstlich von Triest, eines von den häufigen senk- rechten, wenig weiten Löchern, welches man mit grosser Beharrlichkeit in die Tiefe verfolgte. Bald erweiterte sich der Schlauch zu geräumigen Höhlen, bald verengte er sich so, dass nur eine fingerweite Oeffnung blieb und viel Sprengarbeit erforderlich war, um weiter zu kommen, nie- mals aber schloss er sich ganz, es blieb immer ein fortge- setzter, wenn auch oft sehr enger Verbindungskanal offen. Mitunter verzweigte sich der hohle Raum, allein man hielt sich immer an den ausströmenden Luftzug und kam auf diese Weise immer weiter und ziemlich direkt in die Tiefe. Einmal in einer geräumigen Höhle hatte man die Spur ganz, verloren und schon mehrere vergebliche Versuche durch Sprengen gemacht, da hörte der Arbeiter, Anton Arich, ein verständiger Bergmann aus Kärnten, in der Nacht plötzlich ein schauerliches Brausen und Heulen, er schloss daraus , dass das Wasser in der Tiefe durch eingetretenes Regen- wetter in starkem Steigen begriffen, den Wind durch eine enge Oeffnung hinaustreibe, und er entdeckie gegen die Decke der Höhle die Spalte, welche ihm die verlorne Spur wiedergab. Endlich nach eilfmonatlicher harter Arbeit erreichte Arich die 270' hohe, sehr weite und geräumige Grotte, in deren Grund, 1022’ unter der Erdoberfläche und 62‘ über _ 3832 — dem Meeresspiegel man das reichlich fliessende Wasser fand. Dieser unterste Raum steht noch immer im bituminösen Karst- kalk, enthält aber auf einer treppenartigen Erhöhung eine bedeutende Anschwemmung eines Sandes, welcher durch die Zerstörung der Sandsteine und Schiefer entstanden ist, auf denen der Strom in seinem früheren oberirdischen Lauf floss. Das Wasser tritt in die Grotte durch ein niederes Ge- wölbe, fliesst dann zwischen einer Menge von grossen von der Decke heruntergefallenen Blöcken durch, bildet jenseits einen länglichen kleinen See, auf welchem man ein kleines Floss baute, um seinen weitern Lauf zu verfolgen, und ver- liert sich dann unter einem bis unter seine Oberfläche reichenden Gewölbe, welches der weitern Forschung eine Grenze setzte. Bei starkem Regenwetter hat manschon ein Steigen des Wassers von 240' beobachtet, allein nach einer in der höheren Höhle gefundenen Mühlradschaufel kann man schliessen , dass es schon mehr als 300’ über sein ge- wöhnliches Nivean gestiegen sey. Hr. v. Morlot legte ein lithographirtes Blatt vor, auf welchem der Auf- und Grundriss der ganzen Grotte mit ih- rer schlauchartigen Verlängerung bis zur Erdoberfläche, dann ein kleines Kärtchen der Gegend und ein Profil von Triest über dem Gebirge bis zur Grotte, welche nach der genauen Aufnahme des sehr geschickten Bauinspectors Sforzi in Triest dargestellt sind. Hr. Dr. Ami Bo ue machte aufmerksam , dass beinahe gleichzeitig als Hr. Franz v. Hauer eine Seplaria unter den Fossilresten von Porcsesd bei Hermannstadt erkannte, auch Hr. d’Archiae in der Nummulitenformation der Ge- gend von Bayonne dieses Geschlecht im fossilen Zustande entdeckte. Er nannte die Art 8. Zarbelliana und bildete sie in den Memoires de la soc. geol. Serie II. p. 207 ab. Hr. Dr. Ami Boue machte ferner folgende Mittheilung: Da ich bemerkt habe, dass die Art des Gases der Vös- lauer Thermalquelle nicht allgemein anerkannt ist, so nehme ich die Freiheit, meine wenigen Beobachtungen darüber mitzutheilen. —- 383 — Nur zwei chemische Untersuchungen dieses Wassers sind mir bekannt, namentlich die von Professor Reuter in neuerer Zeit, und die eines Italieners, Namens Mar- liani, wenn ich nicht irre, in früheren Zeiten. Aber beide stimmen darin überein, dass dieses geschmack - und gernchlose klare Wasser sehr wenige salzige Theile ent- hält, aber der italienische Chemiker hat allein die Gasart dieses Wassers als Azot bestimmt. Im Jahre 1845 haben Dr. Daubeny aus Oxford und ich die Gasart ordentlich gesammelt und untersucht, keine Spur von kohlensaurem Gas oder Schwefelwasserstoff wurde gefunden, aber die Eigenschaften des Stickstoffgases wurden entdeckt, Diese Gasart scheint mit dem Wasser ziemlich stark gebunden zu seyn, denn sie entweicht daraus nicht nur am Orte, wo das Wasser aus der Erde sprudelt, sondern auch weiter im Laufe ihres Abflusses. Wo das Wasser Hindernisse in seinem Wege findet, da scheint sich die Entbindung des Gases zu beschleunigen, we- nigstens möchte ich mir nur auf diese Art die Menge Gas erklären, die auf dem Grunde des Teiches zwischen und unter dem kleinen Gerölle stecken bleibt. Steht man im Wasser und rüttelt mit den Füssen diese Steinchen , so sieht man eine Menge Gasbläschen aus dem Wasser em- porsteigen und sich an gewissen 'Theilen des menschli- chen Körpers anlegen. Die Stellen, wo dieses am meisten Statt findet, sind natürlicherweise vorzüglich in der Rich- tung der grössten Strömung zum Ablauf des Teiches. Man- che Leute möchten noch dazu eigene Quellen im Teiche selbst annehmen, was in allen Fällen das Phänomen doch nicht so allgemein erklären wird. Was die Entstehung dieses 21° Jauen Wassers betrifft, so habe ich mich schon anderswo darüber geäussert, dass es von beträchtlicher Tiefe aufsteigt, denn sonst würde es einen viel grösseren Einfluss auf die Brunnen in Vöslau aus- üben, was ganz und gar nicht der Fall ist. Der Teich, wenn er voll ist, kann und scheint wirklich einen ‚Einfluss auf einige der näheren Brunnen zu haben, indem ‚ihre Wassermenge dann grösser und weniger zum Vermindern geneigt ist. — 384 — Die Brunnen von Vöslau und Gainfahren,, erstere zwi- schen 2 bis 20 Klafter, die letzteren nur einige Klafter tief, werden von Wasserbehältern gespeist, die wenigstens 800 Fuss unter den Gipfeln der nächsten Berge sich befinden und wahrscheinlich im alpinischen Flötzkalke mehr haarför- mige, oder wenigstens aus sehr engen Spalten bestehende Netze bilden, indem sie im Gegentheile vorzüglich in klei- nen unterirdischen Kanälen in dem obern tertiären Conglo- meratsand und Thonmergel fliessen und ausmünden. Ausser- ordentlich ist selbst die Menge des Wassers, die auf diese Art auf der Oberhöhe des Tegels und unter dem oberen Con- glomerate sich befindet, so dass man im unteren Vöslan, vornehmlich im östlichen Theile im Kellerbaue auf grundlosen schlammigen Wasserboden stiess. So z. B. ist der Graf Fries gezwungen worden, neben unserm obern felsigen Boden seine neueren unteren Stallungen auf Bürsten zu bauen und in den neuern Häusern, gegenüber von der Ba- ronin Pereira , und in dem sogenannten Schweizerhause gibt es Wasser in den Kellern. Doch könnte man da glau- ben, dass der Abfluss des Teichwassers daran allein Schuld sey, wenn man anderswo in demselben Theile von Vöslau und ziemlich weit vom Teiche nicht auf morastige Wiesen stiesse. Wäre der Ursprung des Thermalwassers nahe an der Oberfläche, so müssten die vielen kalten Quellen auf jenem Horizont einen viel bedeutenderen Einfluss auf jenes Wasser ausüben; dass die Hitze dieses letzteren etwas durch Mi- schung mit kaltem Wasser gemindert wird, weiss man durch die Erfahrung, die gewonnen wurde, als Nachgrabungen auf den Ursprung der Quelle stattfanden. Die Schürfungen wurden selbst eingestellt, weil man eine gerechte Furcht bekam, die Mischung des kalten mit dem warmen Wasser auf eine später unverhütbare Art zu vergrössern. Eine andere bezeichnende Eigenschaft der Thermalquelle ist die Beständigkeit der Wassermenge, möge auch das Wetter trocken oder nass seyn. Regnet es sehr lange oder hat es ein sehr starkes Gewitter gegeben, so kann man wohl annehmen , dass etwas mehr kaltes Wasser mit ausfliesst, aber wie gesagt, diese Quantität ist unbedeutend gegen den — 385 — andern warmen Theil. Im Gegentbeil , ist das Wetter lange trocken, , so scheint die Quelle weniger durch fremden Ein- fluss geschwächt. Dieses Verhältniss wird allein genügen, um die von den kalten Quellen unabhängige Stellung, so- wie die Tiefe des Ursprunges unserer Mineralquelle ausser Zweifel zu setzen. Das Vöslauer 'Thermalwasser hängt mit den vielen an- deren ähnlichen Quellen zusammen , die in den österreichi- schen Alpen, sowie in Ungarn vorhanden sind. Wenn man sie auf einer Karte anmerkt und mit einem Blicke übersieht, so fallen Einem folgende Eigenheiten gleich auf, nämlich: 1. Dass sie sich auf gewissen Linien befinden, und dass diese manchmal parallel laufen. 2. Dass sie oft längs den Gebirgszügen in der Ebene oder im Grunde von Gebirgsthälern , kleinen Gebirgsbecken oder steilen Schluchten zum Vorschein kommen. 3. Dass wenigstens in unseren Gebirgen und Gegenden die Thermalwasser vorzüglich in der Nachbarschaft von Flötz-Dolomiten oder breceienartigen, mehr oder weniger Talkerde enthaltenden Kalksteinen vorkommen. Die Nach- barschaft von Gypsstöcken ist seltener. Wie wichtig wäre es darum, im Vorbeigehen gesagt, eine richtige detaillirte Karte aller Dolomite, Kalkbreecien und Gypse der Alpen und Karpathen schon jetzt zu besitzen! Die Folgerungen dieser Eigenheiten sind auch leicht einzusehen, wenn man in der Erklärung der verwickelten Structur der Gebirge auf die mechanischen Kräfte gehörig Rücksicht nimmt, die da wahrscheinlich und selbst mathematisch beweisbar thätig gewesen sind. Auf diese Art wird man in der eigenen Vertheilung der 'Thermalwässer nur die Anzeigen von den- jenigen kleinen und grossen Spalten, Verwerfungen und abnormen Lagerungen sehen, die alle grossen Gebirge aus- zeichnen und ihre Höhe meistens hervorgebracht haben. Möge man dann weiter die Hitze der Thermalwasser vom Innersten der Erde ableiten oder sie, vorzüglich nur mit gewissen chemischen nicht so tief liegenden Prozessen in Verbindung bringen: Thatsache bleibt es doch immer, dass der Ursprung sehr tief unter der Oberfläche der Erde Freunde der Naturwissenschaften in Wien, III, Nr, 5, 26 —_ 386 — liegt, und dass sie zu ihrem Erscheinen diese angedeute- ten Spalten oder Schlünde immer gewählt haben. Nun aber zeigen uns die Vulkane , dass sie, wenn einige Zeit sehr thätig, am Ende oft erlöschen und endlich nichts als eine Schwefelthermal- oder selbst nur eine warme Quelle im ehemaligen Krater oder am Rande der vulkanischen Massen , oder selbst nur auf den durch Erdbeben erzeugten Spalten zurücklassen. Analysirt man vergleichungsweise diese Thermalwässer und unsere, so findet man sehr wenig Unterschied und unseren Wässern Eigenthümliches. Che- mische Beimengungen erklärten sich genügend durch ihren langen Lauf und die wahrscheinliche, lokale, chemische Wirkung einiger Felsarten, durch welche sie fliessen müssen. Keine Thatsache in der neuen Geogenie steht auf diese Weise fester als diese genaue Verbindung und Gleichheit zwischen den echt vulkanischen Thermalquellen und den jetzt weit von thätigen Vulkanen entfernten anderen Ther- malwasser-Zügen. Wie eine mathematische Linie aus zwei Endpuncten mit einer Menge Zwischenräumen besteht, so ist es mit diesen zwei entgegengesetzten geologischen Phä- nomenen, sie bilden nur ein einziges, aufs Innigste verbun- denes Continuum. Als unserm jetzigen Gegenstand nicht ganz fremd, möge man uns noch erlauben beizufügen, dass sehr viele, ja wahrscheinlich die meisten und vorzüglichsten Säuerlinge denselben Ursprung mit den T'hermalquellen theilen, und dass Hr. Liebig mit allen seinen tiefen chemischenKennt- nissen sich nur als ein unerfahrener Geognost beurkundet hat, wenn er so viele Säuerlinge aus den der Oberfläche des Bodens so nahen tertiären Braunkohlen entstehen las- sen konnte. Die ausführlichen Beweise würden mich heute ‘zu weit führen und sind schon von anderen befähigteren Gelehrten gegeben worden, so dass ich mich begnügen kann, nur auf Folgendes aufmerksam zu machen. 1. Die Lage der vorzüglichsten und nicht in der Oberfläche entstandenen Säuerlinge ist mit derjenigen der Thermalwässer, sowohl in thätigen Vulkanen oder vul- - 387 — kanischen Gegenden als in anderen geognostischen Provin- zen der Erdoberfläche, ganz und gar identisch. 2. Thermalwässer und Säuerlinge begleiten und erse- tzen sich gewöhnlich, es kommt ziemlich oft vor, dass beide zusammen aus der Erde als warme salinische Sänerlinge zum Vorschein kommen. Auf der andern Seite alle Säuerlinge, sowie alle Ther- malwässer nur dem Vulkanismus und Plutonismus zuzuschrei- ben, wäre höchst einseitig. Ausser vulkanischen und pluto- nischen Schwefelwässern oder selbst nur gewissen salzigen Quellen zeigt die Natur auch andere vorzüglich kalte Schwe- fel- und salzige Quellen, deren Entstehung selbst oft durch chemische Wirkungen auf der Oberfläche der Erde oder nicht weit unter ihr hervorgebracht wird. «Die Menge der Wäs- ser, die den Erdboden durchkreuzen, muss natürlicherweise darin nicht nur mechanische Wegführungen, sondern auch chemische Auflösungen bewirken. Vorzüglich mit der Hülfe der Bestandtheile der Luft, so wie meistens ihrer Kohlen- säure, müssen bedeutende chemische Prozesse unter unse- ren Füssen vorgehen. Auf diese Art entstehen nicht nur manche Mineralquel- len, sondern alle unsere trinkbaren Quellen und Flusswässer verdanken diesem Chemismus ihre mehr oder weniger frem- den Bestandtheile. Mit diesen Wässern haben die echten vulkanischen und plutonischen Thermalquellen, Säuerlinge und salzigen Wässern nur so weit zu schaffen, dass diese chemische Thätigkeit in der Erdoberfläche die letzteren in et- was verändern kann, wenn ihre Lage oder ihr langer Lauf es zugeben mag. Die Grenze zwischen beiden Arten der Mineralquellen zu ziehen und jeder Thätigkeit seinen rich- tigen Theil zuzuerkennen, das ist eine noch manchmal schwierige und nach unseren jetzigen chemischen Kenntnis- sen nicht immer zu lösende Aufgabe. Diese Bemerkung führt uns natürlicherweise wieder zu der Vöslauer Quelle zurück. Dieses Wasser findet sich in der Nähe so vieler Schwefelthermalquellen , dass es eher wahr- scheinlich scheint, in der Temperatur und dem Ursprung al- ler dieser Wässer eine einzige Ursache als eine doppelte zu erkennen. Das Vöslauer Wasser ist ganz und gar nicht —_ 388 — schwefelig, doch dieser Verlust des Sehwefelwasserstoff- gases liesse sich etwa durch. ihren tiefen und langen Lauf durch spaltenreiche Gebirgsmassen erklären. Was das Azot anbetrifft, so könnte man eine chemische Zerse- izung der gemeinen Luft, eine Desoxygenation derselben nieht weit von der Erdoberfläche annehmen, wenn nicht so viele Thermalwässer diesen Stickstoff auch reichlich enthielten. Diese Schwängerung muss daher tiefer ge- schehen. Obgleich so wenig mineralisirt, hat das Vöslauerwas- ser eine bedeutende Einwirkung auf den menschlichen Kör- per; es verursacht nicht nur, oft gebraucht, an gewissen Theilen des Körpers einen juckenden , leichten, röthlichen Ausschlag, sondern man spürt auch oft an den Brüsten ein eigenes Gefühl, als wenn man in einer starken Lauge ba- dete. Wie gering unsere wirklichen medieinischen Kennt- nisse sind, beweiset die fast völlige Unwissenheit der Aerzte, über die wahren Gründe der Wirkungen dieses Heilwassers , für welche weder die Menge des Azot noch die wenigen Salztheile nach dem jetzigen Standpuncie der Wissenschaft wenigstens genügende Ursachen wären. Einige Aerzte nehmen ihre Zuflucht zu einer Ueberladung von Electricität, aber den wahren Beweis bleiben sie uns schuldig: Endlich müssen wir noch bemerken, dass diese Quelle in dem Grunde einer kraterähnlichen , nur gegen Osten of- fenen Vertiefung herausquillt , so dass ein Ultravulkanist darin noch die letzten Spuren des ehemaligen Daseyns ei- nes vulkanischen Kraters suchen möchte. Dem aber ist nicht so. Der wahre Ursprung des Wassers , möge er nun weit oder nahe unter dem Teiche liegen. ist einmal mit dem tertiären Tegel und Conglomerat in fast horizontalen Lagern bedeckt worden. Später litten diese Gebirgsmassen grosse Abwaschnngen und wahrscheinlich ‚hat die Quelle von ihrer Seite durch Unterminirung des Conglomerats all- mälig diese Art von Bucht hervorgebracht, die später durch einen Steinbruch nördlich erweitert wurde. Dieses gibt wieder ein Beispiel, wie trügerisch einseitige Terrainrelief- Studien seyn können. Diese letzteren, so wichtig sie auch — 389 — für militärische Zwecke seyn mögen, können nur in Verbindung mit der richtigen geognostischen Aufnahme der Gebirgsar- ten und ihrer detaillirten Lagerung für die eigentliche Geo- logie von Wichtigkeit werden. So sehr auch der militäri- sche Nutzen beim Recognoseiren des Terrains einleuchtet, so bleibt doch die Form der äusseren Oberfläche und nicht ihre mineralogische Beschaffenheit die Hauptsache, und nur im Falle, dass man Minen anlegen oder Brunnen graben will, wird es von Wichtigkeit zu erfahren, ob eine Felsart eine andere unterteuft oder überlagert, was der eigentliche Zweck des Bergmannes und Geognosten bleibt, indem die Erklärung des Reliefs der Oberfläche mehr dem Fache des Geolosgen oder theoretischen Erdforschers zufällt. Hr. A. v. Hubert machte eine Mittheilung über die Analyse eines Minerals von Orawitza, welches das k. k. montanistische Museum dem k. k. Hrn. Hofrathe M. Layer verdankt. Das Mineral ist in Salpetersäure mit Hinterlassung von Gold löslich. Die auf bekannte Weise vollendete Analyse ergab: in 100 Theilen Schwefel 0,332 16,60 Arsen 0,744 37,20 Wismuth 0,368 15,40 Kisen 0,097 4,85 Kobalt 0,312 25,60 Gold Spuren 102,65 Nach Abschlag des Wismuths und Berechnung auf 100 ergibt sich: Schwefel 19,750 Arsen 44,128 Eisen 9,198 Kobalt 30,367 99,995 welche Zusammensetzung mit der percentigen Zusammense- tzung des Kobaltglanzes genau übereinstimmt. $ — 390 — Das Wismuth ist als gediegen Wismuth und zwar als nur beigemengt zu betrachten, da nach der Analyse kein Schwefel erübrigt, um Schwefelwismuth zu bilden, und da das Wismuth bei einer sehr geringen Temperatur aussai- gert, bei welcher die Oberfläche des Kobaltglanzes ganz unverändert bleibt. Eben dasselbe wird bewiesen, wenn man ein Stück dieses Minerals anschleift, wo man dann die Körner des gediegenen Wismuths an der röthlichen Farbe erkennen kann. Es gehört somit dieser Kobaltglanz zum hexae- drischen Kobaltkies Mohs; dafür stimmen sonst noch alle übrigen Eigenschaften, wie Farbe, Glanz, Strich, das Verhalten vor dem Löthrohr bis auf das specifische Gewicht, welches bei zwei genauen Wägungen 7,4 und 7,5 gefunden wurde, welches höhere Gewicht theils von dem Wismuth, dessen specifisches Gewicht 9.6 bis 9.8 beträgt, während das des Kobaltglanzes 6.4 ist, theıls von den ab- weichenden Mengen des gediegenen Goldes herrührt. Hr. Adolf Patera hat eine ausgezeichnet strahlige Va- rietät desselben Minerals untersucht und fand nach Abschlag des gediegenen Goldes, der Kieselsäure und des Wismuths folgende Zusammensetzung: Schwefel 19,78 Arsen 43,63 Kobalt 32,02 Eisen 4.56 99,99 somit ganz übereinstimmend mit der von mir ausgeführten Analyse. Hr. Bergrath Haidinger erinnerte die Versammlung an Hero. Dr. Kanka’s interessante Mittheilung vom 1. October über den am 31. März d. J. im Pusterthal ge- fallenen Meteorstaub und die Ansicht, welche der- selbe in Uebereinstimmung und nach den Mittheilungen des Hrn. Dr. Heinisch inBruneck entwickelte, dass der Staub aus der nächsten Umgebung stamme, und zwar insbesondere aus dem westlich gelegenen Hochgebirge, namentlich durch Lawinenfälle veranlasst und durch Nordwestwind weiter öst- — 391 — lich verbreitet worden sey: entgegengesetzt den Ansichten Hrn. Joseph Oellacher's in Innsbruck, der aus den Ana- Iysen der verwitterten Theile dieses Staubes und eines Stau- bes aus der Sahara schloss, dass man es hier mit einem aus grösserer Entfernung durch Südwind herbeigeführten Wü- stensande zu thun habe. Auch im Tiroler Boten, wo Hr. Vellacher seine Untersuchung bekannt machte. gab Hr. Dr. Heinisch seine den Schlüssen desselben entgegen stehenden Ansichten, die Ar. ODellacher wieder in einer späteren Mittheilung vom 13. August ebenfalls in jenem Blatte zu berichtigen suchte. Diese letztere Mittheilung war Hrn. Dr. Kanka unbe- kannt geblieben. Hr. Oellacher sandte sie nebst einem ersten Abdrucke seiner ersten Nachricht und der Abschrift eines späteren Schreibens des hochw. Hrn. Ignaz Villpla- ner, Curaten von St. Jakob in Deffereggen, so wie einiger anderen Nachrichten und Bemerkungen an Hrn. Bergrath Haidinger zu dem Zwecke ein, um in einer nächsten Versammlung von Freunden der Naturwissenschaften mit- getheilt zu werden. Hr. Ignaz Villplaner war es, der am 15. April im Tiroler Boten die erste Nachricht von dem Staubfalle bekannt machte. Er spricht blos von Südwind. Bergrath Haidin- ser bedauerte, dass die eigentlichen Angaben der Erschei- nungen in den Bekanntmachungen nicht hinlänglich genau angegeben worden seyen. An gute sichere Beobachtungen lassen sich immer die Schlüsse besser anreihen, als wenn es an diesen fehlt. So viel scheint sicher, dass die Ablage- rung der Zeit nach von Südwest nach Nordwest fortschritt. Hr. Oellacher leitet dies von dem von Hrn. Dr. Heipisch in Lappach angegebenen Nordwest ab, der mit dem von Hrn. Villplaner zuerst bemerkten Südwind zusammen- traf. Die grössere oder geringere Feinheit rührt nach Hrn. Oellache.r nicht von der mehr östlichen oder westlichen Lage, sondern von der Zeit der Einsammlung her. Der von ihm untersuchte Staub von St. Jakob war am Tage des Falles, den 31. März gesammelt worden. Hr. Oellacher unterwarf' einen von Hrn. Dr. Heinisch eingesendeten Sand ebenfalls einer Analyse, jedoch auch nur die soge- —- 392 — nannten verwitterten oder in Säuren und Alkalien auf nas- sem Wege löslichen Bestandtheile, welche 19.1 Procent be- trugen. Er fand in diesen abweichende quantitative Verhält- nisse, und zwarwie folgt : Imrothen im Wüsten- in der rothen Staub sand Erde vom Pu- Kohlensaure Bittererde sterthal zur kohlens. Kalkerde, wie 12.37 1:48 1:04 Eisenoxydund Alauner- de zur kohlens. Kalk- und Bittererde, wie 1:20 13:24 1:04 Kieselerde zur kohlens. Kalkerde, wie a 122:0 1:08 Auch fand Hr. Oellacher deutlich Chlornatrium in dem rothen Staube, ähnlich wie in dem Wüstensande, aber nur Spuren in der Erde. Jedenfalls gestattet diese Erscheinung noch manche wei - tere Untersuchung und Vergleichung. Hr. Oellacher schreibt, dass er eine Probe des Staubes an Ehrenberg nach Berlin gesandt, in Folge einer Einladung des genann- ten Forschers, der schon so viele Seirocco-Staubarten un- tersucht und darin über 100 amerikanische Formen von Orga- nismen gefunden. Aber Hr. Oellacher gibt auch von ei- nem gleichzeitigen Staubfalle im Böhmerwalde Nachricht, in nordöstlicher Richtung von St. Jakob, und zwar wie ihm Hr. Villplaner nach der Aussage eines Reisenden, Hrn. Martin Tegischer, berichtete, auf den Herrschaften Win- terberg, Sablath, Waltern u.s. w. Auch mehrere Zeitungen enthielten Nachrichten darüber, doch sind keine nähern Um- stände angegeben, noch scheint auch daselbst von dem Staube aufgesammelt worden zu seyn. Bergrath Haidingerlud die Anwesenden ein, Nachrichten, die ihnen zukommen könnten, ja gewiss gütigst mitzutheilen. Hra. Oellacher's letzte Mit- theilung würde in der Wiener Zeitung nach seinem Wun- sche wieder gegeben werden. *) *) Hr. Ehrenberg hat seitdem in der Sitzung der k. preuss. Aka- A demie der Wissensch. vom 42. August eine ausführliche Nachricht ; über diesen Passatstaub gegeben. Wien. Zeit. v. 22. Nov. 1847. ee —- 393 — Hr. Dr. Hörnes zeigte eine Prachtsuite von Tertiärversteinerungen aus der Gegend von Loi- bersdorf, südöstlich von Horn vor. Schon vor mehreren Jahren hatte das k. k. Hof-Mineraliencabinet durch Hrn. Basilius Werner, der sich um die Auffindung neuer Fund- orte von Tertiärpetrefaeten in V. ©. M. B. wesentliche Ver- dienste erworben hat, ganz wohlerhaltene geschlossene Exemplare von Peclunculus polyodonla Bronn von 4 Zoll Durchmesser erhalten. Im heurigen Sommer sendete das k. k. Cabinet den Andreas Kulda, welcher beim Graben dieser sehr zerbrechlichen Conchylien eine ungemeine oft erprobte Fertigkeit besitzt, dahin ab, um weitere Nachgra- bungen daselbst anzustellen. — Kulda’s Bemühungen waren von einem herrlichen Erfolge gekrönt. Eine bei weitem zahl- reichere und kostbarere Suite erhielt jedoch das k. k. mon- tanistische Museum auf Veranlassung des Hrn. Bergrathes Haidinger, welcher Kulda mehrere Male dahin schickte, um in reichlicherem Masse zu sammeln, und diesen Fund- ort in Beziehung auf die Anzahl der Species genauer zu erfor- schen. Folgende 20 Species wurden aufgefunden. Cypraea annularis. Brongn. |Cytherea n. sp. Buceinum nov. Sp. Cyprina islandicoides. Lam. Strombus Bonelli. Brongn. Venericardia Jouaneti. Bast. Turritella cathedralis. Brongn. ; CardiamKübeckii. Hauer. Natica millepunetata. Lam, |Arca dılavii. Lam. Panopaea Faujasii. Men. Pectunculus polyodonta. Br. Lutraria n. sp. Chama gryphina. Lam. Lucina anodonta. Say. Mytilus n. sp. Cytherea n. sp. Pecten solarium. Lam. „ eryeinoides. Lam. |Balanus Holgeri. Geinitz. Die Versteinerungen liegen zwischen Loibersdorf und Harmannsdorf in einem groben, grünlichen Sande und gleichen ganz den Fossilien von Korod, welche Hr. von Hauer in den „Naturwissenschaftlichen Abhandlungen‘* Bd. I. pag. 341 beschrieben uud abgebildet hat. Vorzüglich zeichnet sich nebst dem Pectunculus polyodonla Bronn und dem grossen Peclen solarium Lam. das Cardium Kü- beckii Hauer durch seine Grösse (6 Zoll im Durchmes- —_— 394 — ser) aus, da dasselbe alle bis jetzt bekannten sowohl recenten als fossilen Cardien anGrösse übertrifft. Mehrere wohlerhaltene Exemplare dieser, Species, welche mittelst Wasserglas prä- parirt, zu einer steinartigen Masse erhärtet waren, wur- den vorgezeigt. Loibersdorf selbst liegt im sogenann- ten Horner Becken, einer tertiären Ausfüllung, welche sich südöstlich von Horn ausbreitet. Die Fossilien gehören der Miocenformation an, und sind von denen des Wiener Be- ckens mehr oder weniger verschieden, worauf schon Hr. von Hauer aufmerksam machte, sie gleichen denen, welche zu Ortenburg bei Passau, Alzey, Osnabrück, Kassel, Mag- deburg, Düsseldorf vorkommen. Nicht uninteressant ist die grosse Verbreitung dieser merkwürdigen Conchylien , da dieselben an so entfernten und entgegengesetzten Punc- ten wahrscheinlich eines grossen Binnenmeeres aufgefunden wurden. Hr. Mathias Zibermayr zeigte eine sehr nett gear- beitete Vorrichtung, die zum Zwecke hat, die wichtigeren astronomischen Erscheinungen und Bewegungen ersichtlich und allgemein verständlich zu machen. Besonders die Bewegungen der Erde, ihr Verhältniss zur Sonne, die Schattengrenze an der Oberfläche der Erde, das Entstehen der Jahreszeiten u. s. w. werden durch sinnreiche Bewegungen anschaulich gemacht. Hr. Director Hoffer besprach das Phänomen der Sternschnuppen. Er erwähnte, dass das perio- dische Auftreten derselben zu gewissen Jahreszeiten als durch die Beobachtungen ausser Zweifel gestellt betrachtet werden müsse, doch sey nicht zu verkennen, dass in man- chen Jahren zur bestimmten Zeit das Phänomen viel weni- ger auffallend war oder gar gänzlich ausblieb. Seiner An- sicht zu Folge bietet die Erklärung dieses letzteren. Um- standes keine besondere Schwierigkeit dar; man braucht nur anzunehmen, der Ring, in welchem sich nach der An- nahme der Astronomen die kleinen Körper, deren Eintritt in die Atmosphäre ein Aufglühen hervorbringt, um die Sonne -— 395 — bewegen, sey nicht ganz gleichförmig ausgefüllt, an ein- zelnen Stellen desselben seyen Unterbrechungen, wo sich nur wenige bewegte Körper befänden, so wird man erklär- lich finden, dass dieErde, indem sie den Ring durchschnei- det, bald eine Stelle desselben treffe, in der das Phäno- men höchst ausgezeichnet zu beobachten sey, während zu anderen Zeiten nur wenig davon wahrnehmbar werde. Hr. Director Hoffer benützte die Gelegenheit, um das neu erschienene Lehrbuch der Meteorologie von Hrn. Professor Kunzek der Aufmerksamkeit aller Anwesenden anzuem- pfehlen , dasselbe entspreche in jeder Hinsicht den Anfor- derungen, die man heutzutage an ein gutes Lehrbuch zu stellen berechtiget sey, und werde nicht Weniges zur Ver- breitung dieser interessanten Wissenschaft beitragen. Hr. J. Ried! v. Leuenstern theilte die leitenden Grundsätze über eine Abhandlung mit, die er bereits am 18. Juni Hrn. Bergrath Haidinger für die „Naturwissen- schaftlichen Abhandlungen‘‘ übergeben hatte. Sie betrifft das vergleichende Maass der Körperwinkel, einen Abschnitt der Körperlehre, analog dem vielbearbeite- ten Maasse ebener Winkel, der zur Vervollständigung eines geordneten Lehrgebäudes dieser Abtheilung der Geometrie nothwendig ist. Hr. Bergrath Haidinger machte auf das Gewicht aufmerksam , welches die Stimme grosser Forscher in Be- urtheilung von wissenschaftlichen Unternehmungen besitze. So glaubte er auch, würde, wie früher Sir Roderick Mur- chison’s, heute ein Brief Studer’s der Versammlung grosses Interesse gewähren, der ihn kürzlich in Beziehung auf die geologische Uebersichtskarte der öster- reichischen Monarchie erfreute, ein Urtheil von Studer, dem Verfasser des trefllichen Lehrbuches der physikalischen Geographie und Geologie, dem langjährigen, unermüdeten , genauen Alpenforscher, vorzüglich in der dem Gebiete der Karte westlich anliegenden Region, die nun auch bereits durch ihn selbst und andere Geologen , wie Escher, Merian, Gressly, Favre, Thurmann, — 396 — Lusser u. s. w. bedeutend in der Entwicklung vorge- rückt ist. „Da wir in der Schweiz seit mehreren Jahren mit ei- ner geologischen Darstellung unserer Alpen beschäftigt sind, so sind wir vielleicht besser als viele Andere im Stande, die Bemühung und das grosse Verdienst zu würdigen, das Sie sieh durch Ihre wichtige Arbeit erworben haben. Die Auf- gabe, eine geologische Karte von Frankreich, England oder vom westlichen Deutschland zu liefern, kann gewiss eine leichte genannt werden, wenn man sie mit den Schwierig- keiten vergleicht , die sich ihrer Lösung im Gebiete der Al- pen and der auch topographisch noch so unvollkommen be- kannten Länder des südlichen Europa entgegensetzen, und doch schreitet auch in jenen Gegenden die Arbeit nur lang- sam ihrer Vollendung entgegen. In Berücksichtigung dieser Verhältnisse wird es daher auch Ihrer schönen Karte niemals zum Vorwurfe gereichen, wenn später vielleicht die Dar- steHung einzelner Theile wesentliche Abänderungen erleiden müsste. Einige Modificationen glaube ich allerdings auch für die mir genauer bekannten Theile des westlichen Alpenge- bietes vorhersehen zu müssen. Die Angaben der Karten von Dechen und Schropp, denen Sie vorzugsweise vertraut zu haben scheinen, würden gewiss gegenwärtig auch von ih- rem hochverehrten Urheber nicht mehr als zuverlässig aner- kannt werden. Ohne den Vorwurf der Rechthaberei zu fürchten, glaube ich, dass die Karten, die wir über Grau- bündten und Glarus veröffentlicht haben, die Verhältnisse richtiger darstellen. Ueber die Gegenden von Como, Ber- gamo,, Brescia habe ich in Mailand bei den Herren Villa, Curioni.u.s. w. Karten gesehen, deren Angaben bedeu- tend von den bisher angenommenen abweichen, und nach meiner Kenntniss jener Gebirge richtiger sind. Die Annahme, dass Uebergangskalk, Grauwacke, älterer Thonschiefer, oder überhaupt ein Glied der Uebergangsfolge westlich von Kärnthen in den Alpen vorkommen, beruht auf keiner mir bekannten Thatsache. Auch die Benennung Alpenkalk dürfte wohl besser, als neue Verwirrung bringend, aus unserer Alpengeologie entfernt werden ; da in so vielen älteren Lehr- büchern und Petrographien mit derselben der Zechstein be- — 397. — zeichnet wird. Im ganzen Gebiete der westlichen Alpen, von Tirol bis Nizza sind in dem Kalkstein Petrefacten der Jura- oder Kreideperiode gefunden worden, in einem beträchtlichen Theile dieses Gebirges lassen sich nicht nur die Grenze zwischen Jurakalk und Kreide mit einiger Sicherheit ziehen, sondern auch die Abtheilungen dieser Gruppen bezeichnen, und es möchte daher fast unbillig heissen, dass durch Bei- behaltung der vor mehreren Decennien üblichen Benennung „Alpenkalk‘‘ angedeutet werde, es sey in dieser langen Zeit zur näheren Ausmittlung des Alters unserer Sediment- gebilde kein Fortschritt gemacht worden. Lässt sich die Grenze zwischen Jurakalk und Kreide nicht befriedigend nachweisen, so könnten wohl beide als: „jüngerer Secun- därkalk“ vereinigt, und neben diesem, in den südlichen Al- pen (Buchenstein , Agordo u. s. w.), ein „älterer Secundär- kalk“ unterschieden werden.“ Bergrath Haidinger wollte die „Uebersichtskarte“ nicht mit jenen grossen Werken, welche Hr. Professor St u- der erwähnt, für Frankreich, England, mehrere deutsche Staaten, in eine Parallele stellen; sie ist vielmehr ein An- fang, eine Vorbereitung zu dem, was dort schon so weit gediehen ist. — Daher erscheinen auch die Bemerkungen als eben so viele theilnchmende und willkommene Rath- schläge für die künftige Bearbeitung, die mit unserer eige- nen Ansicht fast vollständig übereinstimmen. So wie Mur- chison vorzüglich den Wiener Sandstein ins Auge fasste, so sind hier die Kalksteine unserer Alpen Gegenstand einer gewünschten Verbesserung. Aber den ‚älteren und jünge- ren Secundärkalk* Studer’s, oder mit anderen Worten den älteren oder jüngeren Alpenkalk, oder den Muschelkalk einerseits und den Jura mit der Kreide andererseits — vielleicht selbst den Nummulitenkalk eingeschlossen auf einer Karte zu trennen, das ist jetzt nech ohne viele weitere Untersuchungen eine gänzlich unlösbare Aufgabe. Sie wird in den nächsten Jahren gelöst werden, auch für unsere österreichischen Alpen. Sehr vieles ist vorbereitet, und Bergrath Haidinger ist überzeugt, dass nebst den Arbeiten einzelner unabhängiger Forscher auch die Bewe- gung in den Untersuchungen, begonnen in dem: Tiroler — 398 — geologischen Verein, fortgesetzt im k.k. montanistischen Mu- seo, in dem innerösterreichischen Vereine, in dem dieses Jahr mit günstigem Anfange gebildeten ungarischen Vereine, nun für die östlichen Alpen nicht mehr unterbrochen werden wird. Grosse Fortschritte, wie sie auch Studer andeu- tet, sind in der Kenntniss des südlichen Abhanges der Alpen in der Lombardie und Venedig gemacht worden, die sich immer genauer anschliessen. Allerdings ist die Sich- tung der Kalksteine nun ein sehr wichtiger practischer Punct, aber, wie vorher bemerkt worden, eben so schwie- rig als er wichtig ist. Von eingesandten Gegenständen wurden unter andern vorgezeigt: Isis von Oken mit ihren werthvollen Berichten , 1847, Heft VII. und VIII. In diesem Hefte ist von dem ersten Bande unserer ‚Berichte‘ die Rede, darin das folgende auf- munternde Urtheil; „Man wird sich gewiss freuen, dass auch in dieser Gegend von Deutschland ein Kreis von’Thä- tigkeiten sich bildet, dem ein reiches Feld zur Bearbeitung zu Gebote steht, wie schon diese ungemein zahlreichen Be- richte beweisen. Es hat diesem Lande bisher nur an einem Organ gefehlt, wodurch die zahlreichen Freunde der Na- turwissenschaften zu der Welt reden konnten. Diese wird daher dieselben wohlwollend begrüssen und mit Dank die Entdeckungen und Belehrungen annehmen.“ Anzeige des Austausches von Professor Jameson's Edinburgh New Philosophical Journal gegen unsere Schrif- ten. Der Herausgeber, bekanntlich gleichzeitiger Schüler Werner's in Freiberg mit unserem verewigten Lehrer Mohs nimmt in dem mitgetheilten Briefe einen warmen An- theil vorzüglich an dem vermehrten Einflusse des Studiums der Metamorphosen der Gebirgsgesteine, auch in unserem näheren Kreise. Er ‚‚freut sich überhaupt der Origin al-Mit- theilungen von einer Seite, die bisher als ungünstig für die Wissenschaft betrachtet wurde.‘ Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg. Herausgegeben von dessen Redactionscom- mission: Prof. Dr. H. v. Mohl in Tübingen ; Prof. Dr. H. — 399 — Plieninger, Prof. Dr. Fehling, Dr. Wolfgang Men- zel, Dr. Ferd. Kraus in Stuttgart. I. Jahrgang 1845, 1. und 2. Heft. II. Jahrgang 1846 1. und 2. Heft. III. Jahr- gang 1847. Diese periodische Schrift wird von einem ganz in dem Geiste der neuesten Zeit gegründeten Verein für Naturfor- schung herausgegeben. Die in der ersten Nummer enthalte- nen Nachrichten über die Veranlassung und Bildung des- selben sind so lesenswerth, dass Bergrath Haidinger wünschte, jeden Freund der Naturwissenschaften darauf aufmerksam zu machen. Nach manchen vorhergegangenen verunglückten Versuchen veranlasste ein „‚Abschiedsmahl , dem werthen Landsmanne Baron von Ludwig gegeben, die Fortsetzung der Zusammenkünfte an gedeckter, wenn auch frugalerer Tafel.‘‘ Das wohlwollende Entgegenkommen Sr. Erlaucht des Hın. Grafen Wilhelm von Württem- berg, des Hın. Staatsrathes Dr. v. Ludwig, und des Hrn. Prof. Dr. v. Rapp in Tübingen zur Besprechung des Planes für eine umfassendere Vereinigung kam der Ausfüh- rung des längst gehegten Wunsches zu Hilfe. Die Con- stituirung des Vereins durch die Wahl der Vorstände und des Ausschusses erfolgte am 26. August 1844. Die Geneh- migung desselben am 12. September. — Der Verein ist rein auf Arbeit gegründet , keine veralteten Bestimmungen tre- ten hindernd entgegen. „Jeder Freund der natürlichen Va- terlandskunde ist zum Beitritt eingeladen. Die Auf- nahme geschieht durch Erklärung des Beitritts und Ein- sendung des Jahresbeitrages.‘“ Se. Erlaucht der Graf W il- helm von Württemberg ist erster Vorstand, Dr. Pro- fessor v. Rapp in Tübingen, zweiter. Die ersten naturwis- senschaftlichen Notabilitäten nehmen Antheil. Aber die Hefte sind auch reich an Mittheilungen , mehreren treffli- chen Lithographien und Holzschnitten, und das Unterneh- men wird gewiss auch anderwärts reichliche Anregung zu Arbeit geben. Dieses Grundprinzip alles wahren Fortschrit- tes in der Welt, freute sich Bergrath Haidinger dort in seiner Reinheit anerkannt zu sehen, es erinnert Vieles an die Verhältnisse, welchen auch unsere Arbeiten zum Grunde —- 400 — liegen, doch mussten sich natürlich nach den eigenthümlich obwaltenden gesellschaftlichen Stellungen doch auch wie- der viele Unterschiede in der Entwicklung finden. 3. Versammlung, am 19. November, Oesterr. Blätter für Literatur u, Kunst vom 30. November 1847. Hr. J.Riedl Edler v.Leuenstern berichtete, dass die von mehreren Freunden der Naturwissenschaften beabsichtig- ten Sternschnuppen-Beobachtungen, des bestän- dig umnebelten Himmels wegen, welcher hier während der Nächte vom 13., 14. und 15. November beinahe durchaus nichts zu erkennen erlaubte, so gut wie resultatlos geblie- ben sind. Blos am 15. November wurden zwischen 9h 40° und 10h 33°, wo sich der Himmel etwas aufgehellt hatte, 10 Sternschnuppen notirt, die keine übereinstimmende Richtung erkennen liessen, und es wahrscheinlich ma- chen, dass zu jener Zeit das Hauptphänomen bereits vor- über war. Die ungefähren Richtungen und Momente der Erschei- nungen waren: „ Andromeda „ Caumelopardus. 10 28 „ # Tauri „ Auriga. 1033 1. Von Ursa min. gegen Lyra. 9h 40° 2. „ Cassiopeja „ Üepheus. 9 45 3... Pollux »„ Lyn«. 9 46 4. » Perseus » Polaris. I 56 Bi, zweifelhaft 9585 6. „, Cassiopeja ,„ Algol. 10 6 7: „» Plejaden » a Arielis. 10 19 5. „ Auriga „» Orion. 10 3 2% vd. — — 401 — Hr. A. v. Hubert theilte die Resultate einer quanti- tativen Analyse eines Wismuthglanzes, der kürz- lich zu Orawitza vorgekommen ist, mit: In 1.5 Gr. der. Substanz fanden sich in 100 Theilen Schwefel 0.292 19466 Wismuth 1118 74550 Kupfer 0.047 3133 Blei 0.034 2.266 Eisen 0006 0°400 Gold 0:008 0533 1505 100:348 Nach Abzug von Kupfer, Blei und Eisen und dem diesen zukommenden Schwefel (um Bleiglanz und Kupferglanz zu bilden) und von Gold ergibt sich Wismuth 74550 Schwefel 17787 92-337 durch Berechnung auf 100 Theile ergibt sich Wismuth 80:735 Schwefel 19265 100.000 dureh Division mit den betreffenden Atomengewichten findet man das Verhältniss 0.606 : 0,959 oder Bi: S=2:3, das _ ist 2 Atome Wismuth gegen 3 Atome Schwefel; es ist demnach das Mineral als eine derbe Varietät des prisma- tischen Wismuthglanzes, gemengt mit etwas Kupfer- glanz und Bleiglanz , anzusehen. Hr. Custos Mrartin zeigte seine höchst sehenswerthe Sammlung von Photographien, in welcher sich so- wohl von ihm selbst gefertigte Bilder aus älterer und neue- rer Zeit als auch Leistungen vieler. auswärtiger Künstler befinden , vor. Er machte vorzüglich auf die Vortheile auf- merksam, die in der neueren Zeit durch die Anwendung des Cyankaliums in dieser interessanten Kunst erzielt wor- den sind. Freunde der Naturwissenschaften in Wien, III, Nr, 5. 27 = 2 Hr.v. Morlot legte ein kurzes Memoire vor, welches er in Triestüber diegeologischen Verhältnisse von Istrilen verfasst und durch Hrn. Dr. Kandler's freundliche Vermittlung in dem italienischen Localblatt „‚Istria,‘* Nr. 61 und 62, October 1847 veröffentlicht hatte. Hr. v. Morlot wollte vor der Hand die Sache nicht näher besprechen, da er in einer ausführlicheren Arbeit darüber begriffen ist, die er später zum Gegenstand eines besonderen Vortrags machen wird, nur so viel glaubte er beiläufig erwähnen zu müssen, dass die Resultate seiner Untersuchungen mit denjenigen Hrn. v. Rosthorn’s, wie sie in seinem 8. 77 des 3. Bandes der Berichte abgedruckten Brief entwickelt sind, nicht ganz, übereinstimmen, und zwar in dem wichtigen Puncte’der La- gerungsverhältnisse des Sandsteins, den Hr. v’Morlot für das tiefste Gebilde in Istrien hält. Auch hat Hr. v. Morlot im ganzen Lande keine Spur von Gosaumergeln erkennen können. Hr. Ernst Sedlaczek sprach über den engli- schen Rechenschieber. Seine Mittheilung bildet die Fortsetzung eines schon in einer früheren Versammlung ge- haltenen Vortrages. Er zeigte wie der Rechenschieber zum Ausziehen der Kubikwurzel, Auffinden der mittleren geome- trischen Propvrtionale , Berechnung der Katheten und Hy- potenusen , ferner bei den Bestimmungen von Volum und Gewicht, so wie bei trigonometrischen Auflösungen in Anwen- dung gebracht werden kann. (Siehe spec. Mitth. im Decem-- berheft.) Hr. Director Hoffer erinnerte, dass auch die Nächte vom 29. November und insbesondere vom 6. December, wie v. Humboldt im „Kosmos“ hervorhebt, sich ofimals durch das häufige Auftreten von Sternsehnuppen be- merklich machen. Er forderte auf, auch an diesen Tagen Beobachtungen anzustellen. Am Schlusse wurde das Septemberheft der ‚‚Berichte“ vertheilt. — 403 - 4, Versammlung, am 26. November, Oesterr, Blätter für Literatur u. Kunst vom 7. December 1817. Hr. Dr. A. Boue hielt folgenden Vortrag über mi- neralogische Topographie, Lagerung und Zu- sammenvorkommen der Mineralien. Wie alle physikalischen Wissenschaften nur durch Er- fahrungen, Experimente und Thatsachen sich nach und nach ausgebildet haben, so ist es mit der Geognosie und Geolo- gie gegangen. Wenn die ersten Aensserungen über For- mationenfolge sich stufenweise zur jetzigen Wissenschaft emporgehoben haben, so waren die ersten Versuche. über mineralogische Topographie, über Lagerung der einzelnen Mineralien, und über ihr gewöhnlichstes Zusammenvorkom- men nur magere und trockene Cataloge, ein für die Zukunft sich aufspeichernder Schatz. Man durchblätterte sie kaum, man las sie noch weniger, und die meisten Gelehrten, ihre Wichtigkeit selbst nicht ahnend, gingen so weit, sie als die Spielereien der wissenschaftlichen Detailmänner. sehr gering zu schätzen oder selbst zu verpönen. Nun aber haben sich diese einzelnen localen 'Thatsa- chen aus allen Ecken der Welt so angehäuft, dass jeder umsichtige Mensch darin, selbst nicht ohne eine gewis- se Verwunderung, eine unversiegbare Quelle, um zur Kenntniss des wahren Ganges der Natur zu gelangen, er- kennen muss. Diese lächerlich gemachten Pedanten , diese auf einem Erdpuncte gleichsam versteinerten Beobachter, diese Menschen wie ein Reuss, ein Freiesleben, ein Glocker u. s. w. vorzüglich Deutsche, die unsere Wis- senschaft scheinbar nur mit dem Vergrösserungsglase betrie- ben, werden die Stützen der schönsten und sichersten Hauptschlüsse für Geognosie so wie für Geogenie. Was die mineralogische Topographie anbetrifft, wie konnte es je Einem einfallen, dass die Verbreitung der Mineralien auf der Erdoberfläche von gewissen tellurischen Gesetzen abhänge, wenn man nicht ungefähr die Geographie jeder Gattung 27° — 404 — kannte. Um unsere Ungewissheit in diesem Fache zu ver- tuschen, war es bequemer zu behaupten, dass es wohl für Pflanzen und Thiere solche geographische Verbreitungsge- setze gebe, aber für Mineralien im Schoosse der Erde konnte es selbst für einen Humb oldt keine geben. Aber das wahre ae denn nicht ?“ blieb immer, dass man davon Nichts wusste! Ein anderes Mal, hochgeehrte Herren! hoffeich Ihnen zeigen zu können, dass man im Irrthum war und dass man jetzt schon da eine Lücke in einem wichtigen Theile unseres Wissens auszufüllen im Stande ist. Ich bin dahin geführt worden durch die weitere Ausführung meiner Schlüsse über die allgemeine Vertheilung der Formationen auf dem gan- zen Erdballe. Sie werden sehen, dass die Mineralogie wie die Botanik und Zoologie ihre Zonen , Reiche und Provinzen schon jetzt zählt, was noch mangelhaft ist, werden künftige Anhäufungen und Detailbeobachtungen ergänzen und endlich wird die Geographie der Mineralogie nur als ein unvermiss- barer Theil der chemischen und physikalischen Eigenschaf- ten und Thätigkeiten unseres Erdballes erscheinen. Einmal wird es selbst möglich werden, genaue Generalkarten der Verbreitung der meisten einzelnen Mineralien auf dem Erd- balle zu verfertigen. — Heute will ich aber einen andern verwandten Gegenstand, nämlich die Lagerung der Mine- ralien in ihren Associationen oder Zusammenvorkommen beleuchten. Dass gewisse Mineralien nur vereinzelt vorkommen, während andere stets in Gesellschaft sind, dass gewisse Gruppen von Mineralien immer zusammen sich finden, während andere nie miteinander zusammentreffen; und viele Mineralien nur gewissen Formationen oder selbst Gebirgsarten eigen sind: dieses sind Thatsachen, die im unorganischen Reiche eben so fest als für Pflanzen und Thiere im organischen ste- hen. Doch wie wenige Geognosten und selbst Mineralogen kennen alle diese vereinzelten Thatsachen oder wenigstens wie wenige haben ihnen eine ihrer würdige Aufmerksam- keit geschenkt! Wo sind die Werke über diesen Gegen- stand? Es gibt leider darüber nur einige gedruckte Seiten. Wie haben vorzüglich die Chemiker dieses reiche Feld der chemischen so wie der geogenischen Entdeckungen vernach- — 405 — lässigt! Ueber allgemeine genetische Ursachen haben man- che Chemiker sich breit gemacht oder besser gesagt zu oft gegrübelt, aber mit den Detailbeobachtungen des Vorkom- mens der Mineralien anzufangen, haben sie versäumt, ob- gleich da die Basis der wahre Anfang des complieirten Ge- bäudes am ersten zu entziffern ist. Da mögen selbst die Che- miker noch manches Neue in ihrem Fache entdecken oder wenigstens durch diese einzelnen Beobachtungen zu anderen Ansichten geleitet werden. Auf der andern Seite, wenn,diese Thatsachen über mi- neralogische Topographie, Lagerung und Zusammenvorkom- men derMineralien so wie über gegenseitiges Zurückstossen gewisser Gattungen, jetzt immer wichtiger werden, so muss man gestehen, dass für diese Detailbeschreibungen viel mehr Genauigkeit, und selbst oft viel mehr gründliches Wissen erfordert wird , als man in dem jetzt vorhandenen Material findet. Unter diesen Schätzen ist auch Vieles nur oberfläch- liche oder ungenaue Beobachtung, manchmal selbst nur ein unbrauchbarer Schwulst von Worten oder wahre Makulatur. Wenn je Pedantismus an seiner Stelle war, so ist er in die- sen Detailbeobachtungen höchst nothwendig, denn Alles muss da mathematisch genan aufgezeichnet und beleuchtet wer- den. Keine einfachen Contourrisse wiein der Geognosie, kein lapsus linguae, kein selbst mikroskopisches Ueberse- hen oder Versehen. Vorzüglich muss man das allein Wich- tige von dem wenig Eigenthümlichen oder nur Zufälligen zu trennen verstehen. Auf diese Weise allein bekommt man einen Vorrath, der wenn er gehörig classifieirt und untersich verglichen wird, in jedem Fache zu den merkwürdigsten Schlüssen führt, so dass man am Ende vor sich nichts anderes als fast den gan- zen Tempel der Natur geöffnet sehen kann. Lassen Sie uns nun heute als schwachesBeispiel das Vorkommen der Metalle, in wenigen Worten in Augenschein nehmen. Alle Metalle kommen nie zusammen vor, mehrere sind oft vermischt oder wenigstens in der Nachbarschaft von ein- ander, indessen andere fast vereinzelt im Schoosse der Erde sich zeigen und noch andere sich zu meiden scheinen oder verschiedenen Gebilden und Zeiträumen angehören. Diese — 406 — anerkannten Eigenheiten hat aber noch Niemand erklärt, obgleich es auf der Hand liegt, dass sie mit gewissen che- ‚mischen Eigenschaften der individuellen Metalle so wie auch manchmal selbst möglicherweise mit ihrer besondern geo- - graphischen oder tellurischen Verbreitung zusammen hängen. Im Allgemeinen bilden die Metalle Legirungen und kommen zusammen oder nicht zusammen vor, weil sie un- ter sich in gewissen Verhältnissen zu gewissen von ihren Eigenschaften stehen. Diese letzteren werden vorzüg- lich durch drei Factoren bedingt, nämlich die Wirkungen .der Wärme, des Oxygen und der Säuren. Den Grad ih- rer Schmelzbarkeit und Verflüchtigung erzeugt die Wärme oder in anderen Worten, die Möglichkeit oder Unmöglich- keit in dieser Hinsicht liegt in den eigenen Verhältnissen der Natur jedes Metalles zur Wärme. Eine mehr oder minder leichte und yerschiedene Oxydation oder selbst Ver- säuerung erzeugt der Sauerstoff und wenig oder sehr ver- schiedene Salze die Säuren. Wahrscheinlich muss man noch dazu die. individuellen electro - magnetischen Eigen- schaften der Metalle hinzusetzen, wenn diese nicht schon durch die Wärme bedingt sind oder mit ihr zusammen- fallen. Natürlicherweise werden und müssen sich diejenigen Metalle zusammen gruppirt haben, die am meisten corre- spondirende Eigenschaften in diesen drei Richtungen: besi- tzen, im Gegentheil müssen sich diejenigen meiden oder können unmöglich bei einander seyn, die durch ganz entge- gengesetzte Eigenschaften sich einzelu auszeichnen. Einige mögen selbst darin gänzlich abgesondert in der Natur erschei- nen. Was aber die in Familien vorkommenden Metalle anbe- trifft, so hängt diese Affinität oder Freundschaft unter ih- nen, wenn ich mich so ausdrücken darf, nicht immer von einer Gleichheit oder einer Annäherung in allen ihren Eigen- schaften, sondern manchmal nur von dem Vorhandenseyn einer allgemeinen Eigenschaft, wenn auch nur zu einem gewissen Grade für alle ab. Nach diesen Voraussetzungen haben die Chemiker die Metalle in gewisse Klassen abgetheilt, die in der Geoge- nie die schönste Anwendung finden. Z. B. die analogen — 407 — Eigenschaften des Eisens, des Mangans, des Zinkes, des Cadmiums und selbst des Zinnes erklären sehr wohl meh- rere von ihren Zusammenvorkommen. Die ziemlich ähnli- che Schmelzbarkeit des Eisens und des Mangans und die Auflösung ihrer kohlensauren Salze in den Mineralwässern erklären das häufige Zusammenseyn dieser beiden Metalle. Ungefähr dasselbe lässt sich vom Zinke und Cadmium sa- gen, aber da das Zink sich verflüchtigt und eine eigene Schmelzbarkeit über die Bothglühhitze besitzt , so hat die- ses Metall allein manchmal ziemlich reine Ablagerungen bilden können, denen nur höchstens etwas Blei oder Eisen beigesellt wurde. Zinn auf der andern Seite ist ein Metall, das sich noch mehr von allen andern trennt wegen seinereigenen Schmelz - barkeit, seiner Nichtverflüchtigungsfähigkeit, und seiner Ei- genschaft, sich nur unter einem hohen Grad von Wärme zu oxydiren, während die Häufigkeit der Ei?enoxyde in der Na- tur durch die leichte Oxydation dieses Metalles selbst unter niedrigen Temperaturen hinlänglich erklärt wird. Das Vorkommen des Quecksilbers allein oder höchstens mit etwas Eisenoxydhydrat oder Schwefelkies , sowohl in gediegen Nlüssigem Zustande als in Verbindung mit Schwe- fel, Jod oder Chlor. Alles dieses hängt mit dem verein- zelten Platze, den dieses Metall unter fast allen anderen einnimmt, zusammen, weil es Sauerstoff nur unter einem gewissen Temperaturgrade und nicht in der Rothglühhitze annimmt, Wasser nicht zersetzt und sich leicht mit Schwe- fel, Selen, Jod und Chlor verbindet. Im Gegentheil, zeigt Quecksilber in der Natur keine phosphorsauren, kohlensau- ren und borsauren Verbindungen, wahrscheinlich weil erstere Verbindung höchst schwierig sich herstellen lässt und die zwei anderen bis jetzt für unausführbar gegolten haben. Gold, Platin, Rhodium, Iridium, Osmium, Palladium u. s. w. kommen oft zusammen vor und finden sich in ge- diegenem Zustande oder als Legirungen, weil diese Me- talle alle mehr oder!weniger schwer oder gar nicht schmelz- bar sind, keinen Sauerstoff annehmen und unter keinem Grad der Hitze Wasser zersetzen. Da das Palladium sich ziemlich leicht mit Schwefel und Selen verbindet, so wird — 408 — man vielleicht geschwefeltes oder selbst schwefelsaures Pal- ladium einmal entdecken, wie es schon der Fall mit dem Selenplatin gewesen ist. Platin und Iridium könnte selbst auch in Verbindung mit einigen Säuren, wenigstens mit Schwefelsäure, später gefunden werden. Ein gewisser all- gemeiner Grad der Unschmelzbarkeit ist die Ursache des gewöhnlichen Zusammenseyns des Platins mit gewissen an- deren Metallen, wie Rhodium, Iridium, Osmium und Pal- ladium, Metalle, die wie Platinschwamm mittelst einer Ausströmung von Wasserstoffgas die atmosphärische Luft zersetizen und Wasserbildung hervorrufen. Silber gehört zu derselben Abtheilung der Metalle wie die letzteren , doch unterscheidet es sich von denselben, weil es sich schon ohne Schwierigkeit mit Schwefel, Selen, Jod und Chlor verbindet und leicht Legirungen mit anderen Metallen bildet. Darum kennt man auch im Mineralreiche so viele reine und zusammengesetzte Schwefel - Silbergat- tungen, so wie auch Selen- und Jodsilber und die Legi- rungen mit Quecksilber, Kupfer, Antimon, Blei u. s. w., obgleich letztere Metalle doch manche andere Eigenschaf- ten als das Silber besitzen. Was die Metalle anbetrifft, die unter den höchsten Temperaturgraden sich mit Sauerstoff verbinden können, so bilden sieben davon Säuren und sind alle sehr schwer schmelzbar oder unschmelzbar. Diese sind Arsenik, Mo- Iybdän, Chrom , Wolfram, Tantal, Antimon' und Tellur. Neun andere können nur Oxyde. bilden, nämlich Uran, Cerium, Lanthan , Kobalt, Titan, Wismuth, Kupfer, Ni- ckel und Blei. Aus diesem sieht man sogleich ein, warum die Metalle der ersten Abtheilung oft zusammen vorkommen, so wie es auch der Fall mit manchen Metallen der andern Art ist, wie z. B. in dem 'Zusammenvorkommen von Kupfer und Blei u. s. w. Arsenik und Molybdän haben noch eine an- dere Ursache ihres öftern Zusammenseyns, weil sie sich beide verflüchtigen ohne zu schmelzen und in ähnliche Ver- bindung mit Schwefel treten. Uran und Molybdän sind in Gesellschaft miteinander, weil sie einige gemeinschaftliche Eigenschaften haben, wie z. B. dass sie heide höchst —- 4109 — strengflüssig sind. Wegen entgegengesetzter Eigenschaf- ten gesellen sich wahrscheinlich zn einander die folgenden Metalle: 'Tellur, Blei, Wismuth und Kupfer. Man findet Cerium und Titan zusammen, weil sie gleich unschmelzbar sind und beim Erhitzen an der Luft zuOxyden verbrennen. Da Chrom mit Säuren in keine Verbindung tritt, so kennt man es auch nur als Oxyd oder als Säure in Verbindung mit Blei oder Eisen. Kobalt und Nickel sind in Gesellschaft wegen eines gewissen Grades von Strengflüssigkeit, ihrer Verbindung mit Schwefel und ihren magnetischen Eigenschaften. Die leichte Verbindung mit Schwefel so wie die Verflüchtigung des Arseniks bei 180° ohne zu schmelzen , wird die wahr- scheinliche Ursache seyn, dass dieses Metall mit den vori- gen zusammen oder vermischt in der Natur erscheint. Da die Verbindungsverhältnisse des Arseniks und Phosphors sich sehr ähnlich sind, so findet man auch diese Körper oft zu- sammen in Verbindung mit gewissen Metallen der zwei- ten Abtheilung wie Blei, Kupfer und auch mit Eisen. Antimon oxydirt sich leicht unter einer hohen Tempe- ratur, darum sind seine Oxyde häufig im Mineralreich. Es verbindet sich ohne Schwierigkeit mit Schwefel, woher die verschiedenen Sehwefelantimone herstammen. Blei tritt leicht in Verbindung mit Schwefel, Phosphor, Selen, Jod und Chlor, darum kennt man ausser der bis jetzt noch nicht gefundenen Jodverbindung alle anderen in der Natur. Auf der andern Seite erleichtert seine Eigen- schaften mit den metallischen Säuren Salze zu bilden, das Vorkommen von arsenik-, chrom-, molybdän-, scheel- und vanadinsaurem Blei. In derselben Weise erklärt sich die Bil- dung der Gatiuugen des phosphorsauren Bleies. Blei und Zink gehören nicht zu derselben Classe von Metallen, aber sie kochen beide in der Weissglühhitze und verbinden sich leicht mit Schwefel, darum erscheinen beide zusammen in der Natur als geschwefelte Erze. Wahr- scheinlich aus demselben Grund gesellt sich noch dazu et- was Kupferkies oder Kupferglanz. Die Verbindungsverhält- nisse des Kupfers, Silbers und Kobalts mit Schwefel ha- ben wahrscheinlich auch in der Hervorbringung des Zusam- menvorkommens dieser Metalle geholfen und dieses mög- — 40 .— lich gemacht, obgleich sie eine sehr verschiedene Schmelz- barkeit besitzen. Sollte man nicht die Ursache der Begleitung des Uran und Wolfram mit dem Zinne vielleicht in den eigenen Ver- hältnissen dieser Metalle zu dem Schwefel und in ihrer Oxydationsfähigkeit suchen. Nickel kommt mit Mangan, Arsenik mit Eisen vor, ob- gleich diese Metalle zu verschiedenen Metallgruppen gehö- ren; die wahrscheinliche Ursache dieses Zusammenseyns für die zwei ersteren möchte ihre schwere Schmelzbarkeit seyn, und für die zwei letzteren ihre gemeinschaftlichen Eigenschaften in Betreff des Schwefels. Auf dieselbe Art kann man sich das Zusammenvorkom- men des Tellur, Antimon, Wismuth und Gold erklären , da man weiss, dass Gold ziemlich schmelzbar ist, während sich die drei anderen Metalle in starker Glühhitze verflüchtigen und das Tellur ausserdem in seinen Verbindungsverhältnis- sen dem Schwefel sehr ähnlich ist. welch letzter Körper mit Gold keine Verbindung eingeht. Unter den Metalloiden verbinden sich vorzüglich Schwe- fel- und Kohlenstoff mit den Metallen der ersten Classe, wie Eisen, Mangan, Zink und selbst Zinn , so wie auch mit Blei; Schwefel allein verbindet sich mit manchen Me- tallen der ietzten Classe, namentlich mit Molybdän, Anti- mon, Wismuth, Kupfer, Nickel und Blei. Wenigere Me- talle in der Natur verbinden sich mit Chlor, wie Blei, Ku- pfer,, Eisen, Quecksilber, Silber, noch weniger mit Selen, wie Kupfer, Silber, Kobalt, Blei, Platin. Brom kennt man bis jetzt nur im Mineralreiche in Verbindung mit Silber und im Salzwasser. Bor und Fluor sind. noch nicht mit Me- tallen in Verbindung gefunden worden, obgleich diese Kör- per als Säuren eine ziemlich wichtige Rolle bei gewissen Metallablagerungen, wie z. B. des Zinnes gespielt haben mögen und in den erdigen Mineralien, die sie begleiten, vor- handen sind. Kiesel verbindet sich in der Natur als Silikat nur mit wenigen Metallen, als: Kupfer, Zink, Eisen, Mangan u. s. w., überhaupt in solchen Gattungen, bei deren Entste- ‘hung Wasser vorzüglich unter einer gewissen Hitze nicht 4 — 411 — ‚im Spiel gewesen zu seyn scheint. Manche Hydrate mögen auch auf diese Art entstanden seyn , wenn auch andere wie 2. B. gewisse Eisenhydrate keine bedentende Hitze für ihre Bildung gebraucht haben. Auf der andern Seite erklären starke Säuerlinge den Niederschlag von gewissen metalli- schen Carbonaten , wie die des Kupfers, des Zinkes, des Mangans, des Eisens u. s. f., was sich auch durch ihre sta- lactitischen, nierförmigen oder botryoidischen Structurformen genügsam bestätigt. Was das Alter der Metalle anbetrifft, so ist man von den alten Ansichten jetzt sehr zurückgekommen. So erkennt man jetzt nur, dass in gewissen geologischen Zeiträumen gewisse Metalle mehr oder weniger häufig auf der Oberflä- che erschienen oder gävnzlich weggeblieben sind. Eisen und Mangan kann man unter verschiedenen For- men von denältesten bis zu den jüngsten Gebilden verfolgen, wahrscheinlich muss das Innere unseres Planeten ziemlich viel von diesen Metallen enthalten. Molybdän und Zinn bleiben allein unter denjenigen Metallen , die nur in ziem- lichälteren Zeiträumen gebildet wurden, während Quecksilber und Galmei fast nur einem grossen Zeitraum des ältern Flötz- und jüngern Primär- oder Uebergangsgebildes ange- hören. Alle andern Metalle sind vorzüglich und meistens in .der Flötzzeit abgesetzt worden, manche sind selbst tertiär, wie gewisse Ablagerungen von Gold, Silber, Blei, Tellur u. Ss. w. Antimon ist häufig in den Gängen der Primärge- birgsarten oder selbst in den krystallinischen Schiefern, und ziemlich vieles Eisenoxyd in denjenigen der Flötzgebilde. Bis jeizt ist es fast unmöglich die Ursachen einzusehen, die diese eigene Verbreitung in den verschiedenen Zeiträu- men bedungen haben, möge man auch die verschiedenen Metalle sich als so viele in einander passende Gehäuse im Innern der Erde denken. Aber selbst diese Annahme wäre höchst unwahrscheinlich, obgleich die Metalle in. einer ge- wissen symmetrischen Vertheilung im Innern des Erdballes liegen können. Am wahrscheinlichsten ist, dass das Her- austreten des einen oder andern Metalles an die Oberfläche mit den verschiedenen Graden der Hitze und des Electro- magnetismus in den verschiedenen geologischen Zeiträumen zusammen hängt. — 4112 — Hr. Professor Dr. Nendtvich hielt einen Vortrag über die Steinkohlen desBrennberges bei Deden- burg in chemisch-technologischer Hinsicht. Er hatte von vier verschiedenen Mustern derselben die Elementaranaly- sen gemacht, ferner den Aschengehalt, Schwefelgehalt , Glühverlust u. s. w. bestimmt. Eine geognostische Schilde- rung der Lagerungsverhältnisse, zusammengestellt durch Hrn. Hartmann, schickte er voraus. Er verglich_ferner die Kohlen von Oedenburg mit denen von andern Localitä- tenaus Ungarn, über die er schon in früherer Zeit mannig- fache Untersuchungen angestellt hatte. Als besonders interes- sant wurde hervorgehoben, dass viele derselben bei genauer Untersuchung einen sehr bedeutenden Schwefelgehalt zeigen, der in einzelnen Fällen sogar den Aschengehalt übersteigt, so zwar, dass hier nicht aller Schwefel , wie man sonst wohl anzunehmen pflegt, mit Eisen zu Schwefel- eisen verbunden seyn kann, sondern theilweise wenig- stens als reiner Schwefel oder mit Kohle zu einem festen Schwefelkohlenstoff verbunden angenommen werden muss ; wenn nicht etwa ein Gehalt von Ammoniakalaun, der einigen Braunkohlen des Graner Comitates eigen ist, Veranlassung zu dem scheinbar übergrossen Schwefelgehalt gegeben. (Siehe spec. Mitth. im Decemberheft.) Hr. ProfessorDr. Nendtvich theilte mit, dassin einer der letzten Versammlungen der ungarischen Naturforscher- gesellschaft in Pesth Hr. Apotheker Molnär die ungemein interessanten Resultate seiner Untersuchungen des Sandes von Olähpian vorlegte. In diesem Sande, der grössten- theils aus Granat, Nigrin, IImenit u. s. f. besteht, und der seines Goldgehaltes wegen auch Behufs der Gewinnung dieses Metalles aufbereitet wird, entdeckteHr. Molnär bei genauer Untersuchung auch gediegenes Eisen und Platin. Er hegte anfangs den Verdacht, das Risen könne durch Abreiben von den Werkzeugen dem Sande beigemischt seyn, wie diess unter ähnlichen Verhältnissen schon mehrfach beobachtet wurde, allein eine sorgfältige Untersuchung zeigte, dass diese Annahme unstatthaft sey. Nicht nur finden sich die Kör- ner von Eisen mit denen von Platin zusammenhängend, son- dern die ersteren enthalten auch Nickel, ja man erkennt an —_ 413 — manchen derselben hellglänzende Flimmern, welche die grösste Aehnlichkeit mit der von Hrn. A. Patera beschrie- benen Mineralspecies dem Schreibersit zeigen. Hr. Professor Nendtvich sprach die Ansicht aus, dass diese Körner im Sande entschieden als tellurisches Ei- sen betrachtet werden müssen , während man bisher ge- wohnt war, den Nickelgehalt als wichtigstes Kennzei- chen des Meteoreisens anzusehen. Seiner Ansicht zufolge könnte man für manche der als Meteoreisen betrachteten Massen nun eben sowohl einen tellurischen Ursprung vor- aussetzen, so insbesondere für das Eisen von Arva, wel- ches, wie er sich bei genauer Vergleichung überzeugte, die grösste Aehnlichkeit mit dem Eisen im Sande von Oläh- pian hat. Hrn. Molnär’s Untersuchungen sind noch nicht beendigt und sollen späterhin ausführlicher bekannt gemacht werden. In den in den Sammlungen verbreiteten Mustern des Olähpianer Sandes kann man übrigens oft den Eisen- und Platingehalt nicht mehr erkennen, weil man da ge- wöhnlich den schon gewaschenen Sand, aus welchem das Gold und mit ihm die anderen schweren Metalle bereits entfernt sind , aufbewahrt. Hr. Fr. v. Hauer zeigte den Anwesenden an, dass der k.k. Hofrath und Director des Hof- Naturaliencabine- tesHr. C. Ritter v. Schreibers inFolge einer an ıhn ge- stellten Bitte freundlichst gestattet habe, dass das Lese- zimmer der Bibliothek der gedachten Anstalt künftighin Sam- stag Abends von den Freunden der Naturwissenschaften zur Durchsehung der neuesten naturwissenschaftlichen Litera- tur besucht werden könne. Hr. v. Morlot las einige Stellen aus einem Briefe vor, den er von Hrn. Carl Brunner, Sohn des bekannten Che- mikers und nun selbst Professor der Physik in Bern, erhal- ten hatte. „Ich habe eine Untersuchung im Werk über das Gesetz, mit welchem die Temperaturunserer Seen mit der Tiefe abnimmt. Wir besitzen darüber nur noch wenige und mangelhafte Angaben, welche schon der Mühe — 414 — werth sind, vervollständigt zu werden. Ich stelle die Ver- suche im Thunersee an, der gegen 500' tief ist, und zwar mit genauen Instrumenten, welche ich alle selbst mit der grössten Sorgfalt graduirt habe. Ich bestimme die Tempera- tur in Tiefen von 10 zu 10°, und wiederhole diese Versuchs- reihen alle Monat, um zugleich den Einfiuss der Jahreszeit kennen zu lernen. — Letzten Herbsthabeich eine geologische Excursion in Oberitalien gemacht; es galt vorzüglich den Dolomiten und Melaphyren. Folgende Resultate glaube ich als begründet aufstellen zu können: Der Porphyr, der Gra- nit und wie man auch jene mannigfaltigen krystallinischen Gebilde der Gegend des San Salvadore und Val Sugana nen- nen möge — haben alle de nämliche geologische Bedeutung. Wenn man vom Monte Generoso dieses Hügelland übersieht, so glanbt man in einen grossen Vul- kanherd zu blicken. Die massigen Gesteine, welche sich alle durch ihre braune Farbe und die eigenthümliche Form ihrer Hügel auszeichnen, haben die Kalksteinkruste durch- brochen und bilden nun einzelne Dämme oder Hügelgrup- pen, von denen nach allen Seiten der Kalkstein abfällt. — Der Habitus dieses Hügellandes und das ganze Auftreten der massigen Gesteine erinnert lebhaft an das Siebengebirge bei Bonn, und so wie hier die einzelnen Hügel bald aus Basalt, bald aus Trachyt bestehen, der an der einen Stelle Horn- blende, an einer andern Feldspathkrystalle einschliesst, so haben wir in den italienischen Gegenden bald Granit, bald Porphyr. Wenn man nun mit vollem Grunde im Siebenge- birge dem Basalt und all den verschiedenen Trachyten die nämliche geologische Bedeutung zuschreibt, warum sollte man dieses nicht auch für die Gruppe des Salvators gelten lassen. Dies sind freilich nur Analogiegründe, aber auch an einzelnen Thatsachen zur Unterstützung dieser Ansicht fehlt es nicht. In der Dolomitfrage glaube ich auch einen Schritt wei- ter gekommen zu seyn. Die frühere Vermuihung, dass das Auftreten des Dolomits unabhängig von dem der massigen Gesteine sey, hat sich bestätigt. In der Nähe des krystal- linischen Dolomits des San Salvadore, aus dem ich schöne Petrefacten erhalten habe, tritt freilich der schwarze Porphyr — 45 — auf, aber am Comersee und am Lago d’Iseo finden sich die nämlichen Petrefacten ebenfalls im Dolomit, ohne dass je- doch hier der schwarze Sündenbock oder irgend ein ande- res analoges Gestein vorkäme. — Dass übrigens die Dolo- mitschichten seit ihrer Bildung Veränderungen erlitten ha- ben, daran kann ich kaum zweifeln, seitdem ich die unge- heuren Dolomitmassen in Graubündten und im italienischen Tirol sah, welche fast wie ein vulkanisches Gestein die darüber liegenden Kalksteinschichten gehoben haben. Der schöne Fächer, welchen die Dolomitschichten bei Lavena gegenüber Ponte-Tressa bilden, spricht für Volumsverände- rungen, .welche das Gestein seit seiner ersten Bildung er- litten hat. Die Reihenfolge der Sedimentgebilde jener Gegenden ist demnach: zu unterst rothes Conglomerat, dann folgt Dolomit, dann Juraschichten mit Ammoniles lalricus, Waul- colli, comensis, coniraclus, Terebralula biplicata u. Ss. W., dann die Fucoiden-, Rudisten- und Nummulitenschichten. Diese Formationsreihe scheint bis nach Tirol die nämliche zu bleiben, so jedoch, dass die einzelnen Glieder in ver- schiedenen Gegenden eine verschiedene Mächtigkeit besitzen. Ich habe mich mit den Petrefacten unserer Flysch- und Nummulitenformation beschäftigt und unter diesen einige neue hübsche Sachen gefunden; wichtiger jedoch scheint mir das Wiederfinden solcher Species, die anderswo in gut characterisirten Schichten vorkommen. Nach solchen Pe- trefacten zu urtheilen, muss unsere Nummulitenformation dem Pariser Grobkalk an die Seite gestellt werden. Von unseren Fucoiden konnte ich durch Vergleichung mit Pe- trefacten, die ich ausItalien mitgebracht habe, einige merk- würdige Vorkommnisse bestimmen, so erkannte ich z. B. den Fucoides brianleus (Villa), welcher bisher nur in der Brianza gefunden wurde, in einem Exemplar von Gurnigel. So wird selbst durch diese Uebereinstimmung in selteneren Vorkommnissen die ionige Verbindung der Flysch-Forma- tion (Wiener Sandstein) der Nordgehänge der Alpen mit dem Macigno Oberitaliens dargethan.“ Hr. v. Morlot machte darauf aufmerksam, wie schön sich die oben angeführten geologischen Studien über die — 416 — westlichen Alpen an diejenigen, welche in Oesterreich im Gange sind, anschliessen, er übergab auch der Gesellschaft einige wissenschaftliche Abhandlungen Hrn. C. Brunner's, der sich durch vorzügliche Experimentaluntersuchungen über das Eis und die Molecularanziehung schon einen Rang un- ter den Physikern erworben hat. Hr. v. Morlot zeigte ferner einige interessante Beleg- stücke zur Gletschertheorie vor, welcheHr.v. Werd- müller so eben aus der Schweiz mitgebracht hat. 1. Ein sehr glatt und fein polirtes und parallel gerief- tes Stück von anstehendem Gneiss auf dem Grimselpass , wo jetzt kein Gletscher zu sehen ist. Das ganze Gebirgs- thal ist dort auf ähnliche Weise auspolirt, eine Wirkung, die sich nur dem vorweltlichen, oder wenn man will, Di- luvial-Aargletscher, der durch Vereinigung der enorm an- schwellenden Ober- und Unteraargletscher entstanden wäre, zuschreiben lässt. 2. Ein Stück von der sehr stark parallel gerieften Oberfläche eines kleineren erratischen Kalkblockes aus der Moräne des Diluvial-Linthgletschers, ganz nahe von Zü- rich, welche Stadt selbst, wie auch Bern, zum Theil auf einer sehr ausgezeichneten Moräne steht. 3. Ein abgerundetes erratisches Kalkgeschiebe auf der einen ziemlich eben geschliffenen Seite mit verschiedenen sich kreuzenden, aber im Allgemeinen in der Richtung der länge- ren Axe des Geschiebes liegenden Systemen von geradlinigen und parallelen deutlichen Riefen. Es stammt aus dem Glet- scherboden des Diluvial-Linthgletschers beim Kloster Fahr, 2 Stunden nördlich von Zürich , also wie das vorige Hand- stück mehr als 15 Stunden von dem nächsten jetzt beste- henden Gletscher entfernt. 4. Ein nicht mehr als faustgrosses, dabei aber höchst scharfkantiges und schroffeckiges erratisches Geschiebe aus der Moräne des Diluvial-Linthgletschers bei Thal- wyl am Zürichsee. Auch die grössten erratischen Blö- cke, worunter der kolossalste in der Gegend von Zürich 300,000 Kubikfuss misst, zeigen dieselbe Scharfkantig- keit und völlige Unversehrtheit, wenigstens wenn sie durch eine Bedeckung von Dammerde vor Anwitterung ge- - 47 — schützt lagen und überhaupt zu der Classe derjenigen ge- hörten, welche auf dem Gletscher transportirt wurden — während eine zweite sehr verschiedene lasse diejenigen er- ratischen Geschiebe und Blöcke umfasst, welche unter den Gletscher zu liegen kommen und durch dessen Bewegung vermittelst des feineren Grusses und Sandes mehr oder we- niger abgerundet und nach verschiedenen Richtungen ge- rieft wurden, wie es die Handstücke 2 und 3 so schön zei- gen: Phänomene , genau wie sie übrigens die jetzigen Glet- scher in ihrem beschränkteren Gebiete hervorbringen. Hr. Franz v. Hauer übergab eine Arbeit über die C y- therinen des Wiener Beckens, welche Hr. Dr. A. E. R euss in Bilin für die Naturwissenschaftlichen Abhandlun- gen ihm eingesendet hatte. Gelegentlich seiner Untersuchungen über die Polypa- rien dieser Gegenden hatte Hr. Dr. Reuss auch eine sehr bedeutende Anzahl von Cytherinenschalen aufgefunden, de- ren genaue Untersuchungen und Beschreibungen ihm um so mehr ein fruchtbares Unternehmen schien, als die fossilen Cytherinen überhaupt bisher so wenig Beachtung gefunden haben. Im Ganzen wurde bisher der Sand von 37 verschiedenen Localitäten der österreichischen Tertiärbecken durchforscht und 21 von diesen gaben eire grössere oder geringere Aus- beute. Manche der Localitäten, welche eine grosse Anzahl von grösseren Fossilien zeigen, enthalten gar keine Cythe- rinen, so z. B. die Sande von Pötzleinsdorf, Niederkreuz- stetten, Widendorf, der Leithakalk von Mattersdorf, der Tegel von Weinsteig, Rohrbach, die Schichten von Gau- nersdorf u. s. w. Sehr häufig dagegen sind sie im unteren Tegel von Baden, Möllersdorf, Meidling, dem artesischen Brunnen in Wien, Brunn. Mcosbrunn, Oedenburg in Un- garn, Gaya in Mähren, im Leithaka!k von Nussdorf, Rust, Kostel in Mähren, im oberen Tegel von Grinzing und Ru- delsdorf in Böhmen, im Sande von Mauer, im Salzthon von Wieliczka und anderen Orten. Im Ganzen fanden sich 79 verschiedene Arten, wäh- rend früher in allen übrigen Tertiärbecken zusammen nur Freunde der Naturwissenschaften in Wien, IH. Nr. 5. 28 - 418 — etwa 36 Arten genauer bekannt geworden waren. Von ih- nen gehören 40 den oberen Schichten des Wiener Beckens, dem Leithakalk und den ihm untergeordneten Tegel- und Sandschichten an, 21 Arten fanden sich ausschliesslich im untern Tegel, 12 sind dem Tegel und Leithakalke gemein- schaftlich. In dem Salzthon von Wieliezka fanden sich 19 Arten, von denen 5 diesem Gebilde eigenthümlich sind, 7 mit Arten aus dem Leithakalk , 2 mit Arten aus dem Te- gel und 6 mit solchen, die dem Tegel und Leithakalke ge- meinschaftlich zukommen , übereinstimmen. Daraus, so wie aus der Beschaffenheit der Arten überhaupt, ergibt sich, dass der Salzthon von Wieliezka mehr Aehnlichkeiten mit den oberen als mit den unteren Schichten des Wiener Be- ckens besitzt. Eine Vergleichung der österreichischen Arten mit de- nen anderer Länder konnte Dr. Reuss um so leichter an- stellen, als Römer und Philippi ihm die Originalexem- plare der von ihnen beschriebenen Arten zur Untersuchung mittheilten. Von den erwähnten 79 Arten fanden sich 5 übereinstim- mend mit Arten aus den Subapenninen-Mergeln von Nord- deutschland, 4 mit Arten aus den Pliocenschichten von Si- cilien, 2 mit solchen aus den Subapenninen - Schichten von Castel-Arquato. Alle diese Arten mit Ausnahme einer ein- zigen gehören dem Leithakalke an und bestätigen demnach abermals die Aehnlichkeit dieses Gebildes mit den Subapen- ninen-Schichten. Eine Art findet sich im Pariser Grobkalk und in der mittleren Kreide von Böhmen. Nach diesen allgemeinen Betrachtungen geht Dr. Reuss zur Aufzählung und Beschreibung der einzelnen Arten über, die mit der an seinen Arbeiten allgemein anerkannten Sorg- falt und Genauigkeit entworfen sind. Alle Cytherinen wer- den in 2 Hauptgruppen getheilt, I. Simplices mit einfachen nicht verdiekten oder gesäumten Rändern und meist wenig verzierter Oberfläche, 35 Arten meist den unteren Schichten, dem Tegel u. s. f. angehörig. Il. Marginalae. Schalen zusam- mengedrückt und mit einem verdickten Saume umgeben. Ober- fläche sehr selten glatt, sondern mit mannigfaltigen Verzie- — 419 — rungen versehen. Arten 44 meistens in den oberen Schichten im Leitbakalke u. s. w. Hr. v. Hauer bemerkte am Schlusse, dass er mit wah- rer Befriedigung die schöne Abhandlung desHrn.Dr. Renss, dıe uns abermals um einen guten Schritt in derKenntniss der Tertiärversteinerungen des Wiener Beckens weiter führt, übergebe. Auch sie dürfen wir als ein Resultat der durch un- sere Vereinigung erreichten Möglichkeit, ähnliche Arbeiten zu veröffentlichen, betrachten. Nach einem seine Mittheilung begleitenden Briefe ist Hr. Dr Reuss gegenwärtig mit der Untersuchung der Fo- raminiferen des Salzthones von Wieliczka beschäftigt. Er hat bisher schon 118 verschiedene Arten aufgefunden , dar- unter 33 neue. Unter diesen neuen befinden sich: 1 Nodo- saria, 1 Dentalina, 1 Flabellina (die erste tertiäre Art), 1 Cyclolina, 2 Rolalina, 1 Rosalina, 2 Truncatulina, 1 Glo- bigerina , 1 Uvigerina , 2 Cassidulina (die ersten fossilen Formen), 1 Gultulina, A Globigerina, 1 Polymorphina , 1 Virgulina,, 3 Textularia, 1 Biloculina , 1 Spiroloculina , 4 Triloculina , 2 Quinqueloculina, 1 Sexloculina? und ein neues Genus. Hr. Dr. A. Boue bemerkte, dass auch Hr. Desnoyers nach Durchsicht seiner Petrefacten aus dem Wiener Becken die Ansicht ausgesprochen habe, es müssten im Wiener Be- cken sowohl Miocen- als Pliocen-Schichten vorkommen. In der Pester Zeitung vom 21. November war der erste gedruckte Bericht über die einzelnen Sitzungen der k. ungarischen Naturforscher-Gesellschaft in Pest erschienen, die seit den mehreren Jahren ihres Beste- hens schon so vielseitig nützlich in der Anregung zu Ar- beiten und der Kenntniss des Landes gewirkt habe. Hr. Bergrath Haidinger nahm Anlass bei diesem der Natur der Sache nach ganz den unserigen ähnlichen Berichte zu bemerken, wie das Fortschreiten des Antheils an der wis- senschaftlichen Entwicklung sich immer ausbreite, erst das Bedürfniss der Forscher, sich gegenseitig mitzutheilen, dann aber als ein grosser Fortschritt durch die Bekanntma- 28 * — 420 — chung der einzelnen Sitzungsberichte,, der dadurch hervor- gebrachte Antheil des Publicums. Es bleibe nur noch die Möglichkeit zu wünschen übrig , auch bei unseren Mitthei- lungen eine grössere Schnelligkeit zu erreichen, wodurch auch dieser Antheil weit lebhafter werden würde. Hr. Bergrath Haidinger legte die als Austausch ein- gegangenen Schriften vor: 1. Flora, Nr. 37 bis 40. 2. Geschichte des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau. Jahrbücher dieses Vereines. Heft 1, 2,3, 1844— 1846. Secretär des Vereins u. s. w. Dr. C. Thoma. 3. Schriften der Gesellschaft zur Beförderung der ge- sammten Naturkunde zu Marburg. I. bis V. Bd. 1823 - 1844, Secretär Prof. Müller. An vielen Orten regt sich das Bedürfniss der Arbeit und des gegenseitigen Austausches. Neue Vereine werden ge- bildet, so auch der zu Wiesbaden erst im Jahre 1829, ältere erhalten neue Einrichtungen und nehmen einen neuen Auf- schwung, um das Ihrige in der Lösung der grossen Aufgabe zu leisten. Hr. Bergrath Haidinger war besonders erfreut, die letzten Hefte VIII, IX nnd X, den Schluss des Werkes von Un ger’s Chloris prologuea vorlegen zu können, die eben heute angelangt sind, ein werthvolles Geschenk, das er dem verdienten Verfasser verdankt. Auch hier sind mehrere Stü- cke aus dem montanistischen Museum abgebildet, Smilaci- tes grandifolia, Plalunus jatrophaefolia ‘u. a., die vorge- zeigt wurden, um die Genauigkeit der Abbildung zu zeigen. Es enthält die wichtigsten Daten über die- fossile Flora von Radoboj, Parschlug u. s. w. Auf dem Umschlage ist be- merkt, dass die C'hloris hierdurch geschlossen sey. Aber Hr. Professor Unger besitzt noch wenigstens eben so viel neues Material, als hier beschrieben wurde. Es scheint, dass bereits vorläufige Besprechungen zur Herausgabe in einer ausländischen Denkschriftensammlung vorliegen. Hr. Bergrath Haidinger hofft aber, dass unsere eigene Akademie der Wissenschaften gerade jetzt bei ihrem Ein- tritte in das Leben, das classische Werk eines ihrer eigenen —- 421 — Mitglieder in würdiger Gestalt der Oeffentlichkeit zu über- geben, gern vermitteln wird. In Bezug auf die k. k. Akademie der Wissenschaften selbst würden gewiss die versammelten Freunde der Natur- wissenschaften einen lebhaften Antheil an der Nachricht neh- men, dass den 25. November die erste Ulassensitzung dersel- ben in der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe statt gefunden habe, also die eigentlichen Arbeiten eröffnet seyen. Allerdings beschränkte sich in dieser Sitzung der Vorgang auf die Vorlage der Einsendungen, welche seit der Grün- dung der Akademie als Geschenke eingegangen waren; mehrere darunter selbst von einem früheren Datum, aber es hat immer solche Sendungen gegeben, da man das Daseyn eines solchen Instituts voraussetzte. Es waren Sendungen aus den verschiedenen Provinzen der Monarchie, namentlich den so cultivirten italienischen, aber auch aus Deutschland und Frankreich, mehrere darunter höchst schätzbar und werthvoll, doch wollte er dem nun bald zu erwartenden er- sten Sitzungsberichte nicht vorgreifen. Jeder Donnerstag ist zu einer Classensitzung bestimmt, deren nächste nun von der wissenschaftlichen Entwicklung dieser wichtigen Anstalt Zeugniss geben werden. Be ‚sb hei Pre ohne. are, ab wein «isn year Fe od ta 2) nis Er ji . Bbaisb yamviansann] I staa ab vadina 1a ‚8 mah. ana „Lohr “ 6.2 naar oda dp eodoilteiloru nein BO - de, te nokta ar ai f BAR BIC T nah BR ih: ala „9 , J andzhah au ve‘ a are ac eh * r ink): UUTEE LEE ’2r Ne Kan * 45] ee 2, Tabea; ash ON: Du me rz Ks ande »i8 Peer ya" een oe Barrel “otninb € . KA 3] 3 BEN ER ae RE TE van. ber Re Re bh, ng br 2 Baal ARNO ea, u Br Aka) gel Fe ae ei Id6 debd kıei te ee he bairnisräiie 1als6ur wlnunsh rar, wi BER peT ei abserihesuee orsah vilan | gehemumetl hob: urlaur u din. dena % nor oiai) Bit anash B. PFLEGT.) BG in» er Re see air a1 gsi! are sd DEReeRee 933 Be Ah Mrd ie nshreeingdgt I | Zi gr br AR lo! ll £ ES von) % et? 5 Lusaen : i Fr R December. Nr. 6: 1847. Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Natur- wissenschaften in Wien. Gesammelt und herausgegeben von W. MHaidinger. I. Spezielle Mittheilungen. 1. Der englische Rechenschleber. (Sliding -rule.) II. Section. Von Ernest Sedlaczek. Mitgetheilt am 19. November 1847. Wir haben bereits in der ersten Section die Relation der allgemeinsten Schieberstellung entwickelt, aus welcher eine Methode hervorgeht, nach der man algebraische For- meln auf den Rechenschieber anwenden kann. Man hat die auf mathematischem Wege erlangten Formeln blosin eine gut geeignete Proportion zu verwandeln, welche man auf die Linien A und B überträgt; kommt aber in dieser Propor- tion ein Quadrat vor, so sucht man die Proportion so zu wenden, dass das Quadrat auf A zu stehen kommt, worauf man statt desselben und der unter ihr stehenden Grösse die diesem Quadrate entsprechende Wurzel lieber auf D und die andere Grösse unverändert ober die Wurzel setzt, wäh- rend das andere Verhältniss ungeändert stehen bleibt; kom- - men aber in allen geraden oder ungeraden Gliedern der Proportion lauter Quadrate vor, so sucht man die Wurzel derselben alle auf die LinieD zu bringen, ober welche man auf C die dazu gehörigen ungeraden oder geraden Glieder der Proportion setzt, wie durch die algebraische Formel angezeigt wurde | So hätten wir z. B. um eine Schieberformel für die Extraction:der Kubikwurzel oder Bestimmung der Nr. 6. — 424 — dritten Potenz einer Zahl zu entwickeln, die Proportion x? 3. h 7 7 5; daher am Rechenschieber: 1 x: x> Darst. 3. 1 1 B 1 x Nun aber finden wir unter jedem auf A vorkommenden Quadrate unmittelbar die entsprechende Wurzel auf D, da- her haben wir auch; A x? x3 I | ' Darst. 4. i > 8 1 x R ! 1 ] D X oder: Bu‘ x ! —_ I Darst. 5. { B r C 1 ( | D X Kehren wir den Schieber um, so haben wir A x’ I ; I Darst. 6. < > X Hd. l .D x eine ganz direete und sehr bequeme Formel zur Auffindung der 3. Wurzel. Weit lieber wendet man in vielen Fällen das Rechnen mit dem verkehrten Schieber, als das mit dem rechten an; es ist nämlich oft mit den verkehrten Formeln eine mehr di- recte Auflösung wie hier möglich und zweitens herrscht darin gar häufig viel mehr Symetrie. Anmerkung. Selbst die beiden Linien C und D sind zur Auflösung der Proportionen geeignet; allein sie geben die Unbekannte a in der Proportion a:b=c:d nicht, wie A und Bin einer, sondern in vier Stellungen: _ 425 — Ü l C 1. = c C 1 7 2. | | I I D b bı cı C | dı E ı 3 2 " bh. ı D & bu€ in denen uns durch die mit den Zeigern bezeichneten Buch- staben blos Hilfsgrössen vorgestellt werden. Die vielseitige Anwendung des Rechenschiebers, bei dem eine dritte Stellenoch recht bequem und von dem Geüb- teren selbst noch eine vierte Ziffer mit grosser Zuverlässig- keit (auf richtigen Instrumenten) bestimmt werden kann, ist wohl für sich einleuchtend. Wir aber wollen hier blos auf die Verwandlung der verschiedenartigen Thermometerscalen, dann auf die Berechnung des Volums und des absoluten Ge- wichtes eines vorgelegten Körpers besonders aufmerksam machen. Zur Verwandlung der Thermometer- und Py- rometerscalen haben wir, wenn die betreffenden An- fangsbuchstaben: R, C, F, L und W die bekannten oder zu suchenden Grade nach Reaumur (0° Eispunct, 80° Sied- punct), Celsius (0° Ep., 100° Sp.), Fahrenheit (32° Ep., 212° Sp.), Lisle (150° Ep., 0° Sp.)und Wedgwood - bedeuten, folgende Gleichungen: BIER 5 C 4 R S R Tre Tre non 5 7596 W F == 1000 + 130:32 W. oder kürzer ren 3, 748 -+W, „2 ....6,,, 25 2,7428 +W. 6520 R RE Sad A Tg (9) 3 150—L 5 74283+W _ 15 F32.7 6° 150 217.77°7630° ; — 426 — Für die Berechnung des Volums eines vorgeleg- : H b2 A ten Körpers bemerken wir, dass V=—- , wobei V das Vo- lumen, H die Höhe, b den Basisdurchmesser für ein qua- dratisches Prisma, oder Cylinder, oder Kugel, oder Kegel oder Pyramide ,„ C aber einen für jeden Fall besonders verwer- theten, daher variablen Coefficienten bedeutet. Diese Glei- chung wird mit vielem Vortheile am Rechenschieber ange- wandt. Es ist ferner das absolute Gewicht eines Körpers P=56'375 SV. wobei S das specifische Gewicht desjenigen Materials, aus dem der Körper erzeugt ist, V das oben ge- gebene Volumen, und 56375 das Gewicht eines Wiener Ku- bikschuhes (reinen) Wassers in Wiener Pfunden vorstellt. Aus beiden Gleichungen folgt durch Elimination des V, wenn ß . \ C die mittleren Glieder Ü und P verwechselt werden — 5 = = 0 50 ist" = 4 , wobeiPhe- ständig in Wiener Pfunden ausgedruckt ist, wie schon aus der correspondirenden Benennung des Gewichtes eines Ku- bikschuhes reinen Wassers hervorgeht. Das C, lässt sich nun für die einzelnen Fälle berechnen und in Tabellen zusam- menstellen. Ist nun einmal €, fürS = (1, 2, 3, 4,5,6,7 C 1 56.375 ° 8 sehr leicht, Coeffieienten von Zusammengesetzterem specifi- schen Gewichte zu erhalten, sobald wir daran denken, dass H b2 : =. . Nennen wir S und 9) berechnet , so ist es uns wegen Ü(, = ur assıt z die Summe mehrerer reciproker Einheiten vorstellen kann ; wir benöthigen dazu weiter nichts als Tabellen, in denen die reciproke Summe reciproker Einheiten angegeben ist. (Es ist evident, dass wir auch die Vielfachen ins Spiel bringen könnten, was wir aber, wenn die Einfachen complet sind , durchaus nicht nöthig haben.) Brauchten wir z.B. einen Coef- ficienten für das speeifische Gewicht 1'395, und fänden wir in unserer Tabelle um nun nn oa 1 = — = — + — 1'894736842105263157 .... 4 6 9° so würden wir gewiss keinen Anstand nehmen, die zu 4, 6 und 9 gehörigen Coefficienten zu addiren, obschon wir die 2 BE u / un a dl 0 U u - M7 — fünfte Ziffer 7 corrigiren und das ganze Heer der folgenden Decimalstellen ausser Betrachtung ziehen müssten, denn er- stens sind wir fast nie von der Richtigkeit unseres speecifi- schen Gewichtes und wenn, doch noch weit seltener, in vier Ziffern vollkommen überzeugt; endlich stellt man die Rech- nung selbst nur an, um einen annähernden Begriff vom Ge- wichte eines vorkommenden Körpers zu erhalten, worauf man ihn erst, will man vollkommen sicher seyn, factisch wiegt. Selbst für den Fall als wir solche Tabellen nicht besäs- sen, wären wir im Stande, die Coefficienten nach diesem Sinne zu berechnen. Da es uns bei der schnellen Berechnung eines Coefficienten für ein Zusammengesetzteres speeifisches Gewicht darum zu thun seyn muss, dasselbe (als Nenner eines Bruches mit dem Zähler 1) in eine Summe mehrerer Brüche zu zerlegen , deren Nenner 1, 2,3, 4, 5,6,7, 8 oder 9 ist (selbst die 10 und 11 fachen wären noch mit Vor- theil anzuwenden), und 1 oder eine andere stets kleinere Ziffer als der betreffende Nenner ist, zum Zähler hat, so ist ersichtlich, dass uns dazu eine Tafel der Tangenten und Co- tangenten und eine andere Tafel von Nutzen ist, in denen die reciproken Werthe der Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, Sund 9, dann solche Vielfache dieser Zahlen gegeben sind, die stets echte Brüche vorstellen. Mittelst obgenannten trigonometri- PER . Air schen Tafeln finden wir, wenn in = zdasS$ ein complieir- tes specifisches Gewicht vorstellt, weil tang» und cotg 9 zu- einander reeiprok sind, den Werth £ in derselben Zeile (sobald diese Tafeln die gewöhnliche Einrichtung haben), von dem wir dann aus der Tafel der reciproken Einheiten die diesem entsprechenden 10” fache Werthe (wobein jede-+ ganze Zahl vorstellt) unter stetem Notiren der entsprechenden reciproken Einheiten so lange abziehen bis £ auf Null reducirt ist. Die notirten reciproken Grössen dienen dann zur unmittelbaren Berechnung unseres Coefficienten. Die mit den trigonometrischen Linien lösbaren Aufgaben sind im Ganzen sehr beschränkt. Beispielsweise bemerken wir, wenna, b, ce die Seiten eines ebenen Dreiecks, die die- sen Seiten gegenüberstehenden Winkel aber «, @, y Sind, wozu wir, um das Anfügen einer Figur ganzizu ersparen, _ 4128 — a ei < Eu EC. LEI CE CCaccıc € IE cu oc Er GEL ra Re CE X cCacE, =“ ce “CO ET EL SEET ETC EIER wen aa cc. 1. u a Er Br Zr LE CC Cu © EEE LP AM Er ar Er IE CU TR 7 —KEE acc PS ESTATE oe EL FE co < Be LAK KALK CAIKL ERTL CA EC cc ac dal En Er Er SE LIE TEE EC ELLE ee a RELU car Rn xx GC SET RT er ORT ELECEIE TE EC cc. TEE CS Air a cc en Lt CCCacı a = re EEE cd au cie ae SE --SFIEDIHHÄT TEL Re RETTET ETETT ER IT ET Te EEE EEE ca (ci cc ER re a SE er TEE TC CE ca ei DE cr Br TE ce c << — LI GÄCL CRE ICE TICKET K CC Can e RL ra SE ec CE IE Tr ET BER T e IE ILS Ro dan RR RR aan a ent RE LE LET E = 74 ie SEE ZEIIEO «were 5 ass CT C« Ri : SE GER E ET CC "EC. & ar: er Ad. c L “Eu [ u << nr << i& ai LE « Z Da nu er Er Ä PP ER “LER Gere c . er ar: be x Xi KCCC cc EIER zz. Tees F- 3 u. ce LT EC a ee ER LI KEG cc NK > € ELSE en Er ° > IE < > T ee car Ran | Ar ae ZU “ 5% Zi ce ECO CT COCEE ac TE GE « ? . cn x SP 2 Bar Cac = - ee. SC .% | SS es nassen ng Er. 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