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Berliner
Entomologische Zeitschrift
(1875—1880: Deutsche Entomologische Zeitschrift).
Herausgegeben
von dem
Berliner Eutomologischen Verein
gegründet i856, %. "V.,
unter Redaktion von
H. Stichel.
Zweiundfünfzlgster (52 ) Band (1907).
Mit 1 Tafel und 28 Figuren im Text.
(Ausgäbet! aten iiiuseitig).
Berlin 1908. ZZ^a^^
In Kommission bei R. Friedländer & Sohn.
Kaiistrasse 11.
Ausgabedaten.
Heft I: Seile I, 1—82, Tafel I: Mitte September 1907.
„ II: „ II— III, Mitglieder- Verzeichnis 1 — 16, Sitzungsberichte
(1-33), 83-125: Anfang Mcärz 1908.
,, III: „ IV, 127-190: Anfang Mai 1908.
,, IV: * 191-234: Ende August 1908.
Für den Inhalt der Abhandlungen, Mitteilungen und Sitzungsberichte sind
die Herren Autoreu bez. Referenten allein verantwortlich.
Inhalt des zweiundfünfzigsten (52.) Bandes der Berliner
Entomologischen Zeitschrift.
Seite
Vereinsangelegenheiten I, II, III 1— IV
Verzeichnis der Mitglieder des ßerl. Ent, Vereins ... 1-16
Sitzungsberichte für 1906 (l)-(33)
Abhandlungen.
Aigner-Abafi, L. v. Epinephele jurtina ab. semialba Brd. 218-219
Bastelberger, Dr. Neue exotische Geometiiden . . . 53—62
Burr, Malcolm Ueber Dermapteren aus Deutsch-Ost-
Afrika 201-207
Grüuberg, Dr. K. Neue afrikanische Heteroceren nebst
einigen synonymischen Bemerkungen.
Mit 6 Abbildungen 63-75
Karny, II. Die Orthopterenfauna des Küstengebietes von
Oesterreich-Ungarn. Mit 7 Abbildungen . . 17 — 52
Kleine, R. Die Entwicklung von Dipteren in den Brut-
gängen von Myelophilus piniperda L. . . . lOÜ — 113
— — Myelophilus piniperda L. und sein Parasit
Plectiscus spilotus Förster 150—156
Laisiepen, G. Einiges über die Zucht von Attacus
(Rothschildia Grote) joruUa Westw. . . 216—217
Lenz, Fr. Epicnaptera hybr. tremulifolia Hbn. cf X
ilicifolia L. Q' 107—108
Lindinger L. Nomenklaturbetrachtungen 83—95
— — Coccidenstudien 96 — 106
Linstow, Dr. v. Zur Systematik der Macrolepidoptera.
Mit 4 Abbildungen 191-200
Meissner, Ottto Bemerkenswerte entomologische Er-
eignisse des Jahres 1907 in Potsdam . . 157 — 159
Niepelt, Wilh. Neue südamerikanische Papilionen.
Mit 2 Abbildungen 208-210
— — Seltene und bisher unbekannte 9 Q
südamerikanischer Papilionen. Mit
1 Abbildung 210—212
— — Zwei neue Formen der Gattung Heli-
conius. (MitNachtrag von H.Stichel) 213—214
Speiser, P. Dipteren aus Deutschlands afrikanischen
Kolonieen. Mit 8 Abbildungen .... 127—149
Stichel, H. Brassoliden-Studien 160—179
— — Nachtrag zum Artikel W. Niepelt: Zwei
neue Formen der Gattung Heliconius . . 214 — 215
Thieme, Prof. Dr. 0. Familiae Lemoniidarum supple-
menta cum notis (Lepid. Rhopal.)
Cum tabula I ] - 16
Wanach, Prof. B. Beobachtungen an Ameisen . . . 220 — 228
Ziegler, F. Professor Dr. Otto Thieme f (Nekrolog) . 114-116
Kleine Mitteilungen.
A. Schmetterlinge.
Abnorme Eiablage bei Papilio demoleus L. Referat
nach Prof. Dr. Vosseier 180
Cleogene lutearia F. Von Robert Seiler 180—181
Anerzogene Idiosynkrasie gegen Schädigung durch Pro-
zessionsraupen. Von Dr. C. Bischoff 230 — 231
Gemischte Gesellschaft an gedecktem Tische. Von Fritz
Hoffmann 231
B. Verschiedene Insekten.
Naturselbsthilfe bei Massenentwicklung von Waldschädigern
Von Dr. C. Bisch off 229—230
C. Technische Hilfsmittel.
Lichtfang. Referat nach F. Harmuth 181
Kreosot als Desinfektionsmittel. Referat nach G, W. Bock 181
Tetrachlorkohlenstoff als Mittel gegen Schimmelpilze.
Von Heinrich 181-182
Schimmelbildung im Weichkasten. Von H. Stichel . . 182
Wohlfeiler Puppen-Treib-Behälter. Von H. Rangnovv . 182
Doppelnadel (Grütznersche) zum Feststecken der Insekten.
Von H. Stichel 182—183
Literatur.
Bisch off, Dr. C. , Gowans's nature books No. 4 . . . 76 — 77
— — Schmiedeknecht, Hymenopteren Mittel-
europas 119—120
— — Taschenberg, Die Insekten nach ihrem
Schaden und Nutzen 121
— — Melichar, Monographie der Issiden . 122
— — K. Lohrenz, Nützliche und schädliche
Insekten im Walde 123
— — R. Tümpel, Die Geradflügler Mittel-
europas 124-125
Kolbe, Prof., C. G. Calwers Käferbuch 232—233
Stichel, H., Lampert, Gross-Schmetterlinge u. Raupen
Mitteleuropas 78, 187—188
" — — Seitz, Gross-Schmetterlinge der
Erde III, 78—80, 184—187
— — Verity, Rhopalocera Palaearcticalll, 80— 81, 188— 189
— — Bachmetjew, Experimentelle Eutomologische
Studien II, 81—82
— — Möbius, Aesthetik der Tierwelt .... 189—190
— — K. Mühl, Raupen und Schmetterlinge . . 234
Wanacli, Prof., 0. Krancher, Entomologisches Jahr-
buch. 17. Jahrgang 117
— — G. Fuchs, Fortpflanzungsverhältnisse der
rindenbrütenden Borkenkäfer .... 118 — 119
(^.v^
Berliner
Entomologisehe Zeitschrift
(1875—1880: J)eiitsclie Entoniologische Zeitschrift).
Herausgegeben
von dem
Berliner Entomologischen Verein
gegründet i856, "G. H^.,
uuter Redaktion von
H. Stichel.
Zwelundfünfzigstep Band (1907).
Erstes Heft: Seite I, 1—81.
Mit 1 Tafel und 13 Fig^iren im Text.
Ausgegehen: Mitte September 1907.
Preis für N i c Ii t m i t "■ 1 i e d e r 5 M a r k.
Berlin 1907.
In Commission bei R. Friedländer & Sohn.
Karlstrasse 11.
All« rl.-r. yr-Ifo^U-iff V.nf,. PvJofo „.irl T\To,.„o1.-,M-,^fr, A Tl^^Lc
Den Vereinsmitgliedern stehen zu Anzeigen über Kauf und Tausch 5 Zeilen gratis
zur Verfügung, soweit es der Raum gestattet.
Inhalt des 1. Heftes des zweiundfünfzigsten Bandes der
Berliner Entomologischen Zeitschrift.
Seite
Bastelbe rger, Dr. Neue exotische Geometriden . . . 53—62
Grünberg. Dr. K., Neue afrikanische Heteroceren nebst
einigen synonymischen Bemerlvungen. Mit 6 Figuren 63—75
Karny, Die Orthopterenfauna des Küstengebietes von Oester-
reich-Ungarn mit 7 Textabbildungen 17—52
Thieme, Professor Dr. 0. (f). Familiae Lemoniidarum sub-
lementa cum notis (Lepid. Rhopal.) Cum tabula I . 1 — 16
Literatur.
Bischoff, Dr. C. Gowans's nature books No. 4. Butterflies
und moths at home 76
Stichel, H. Lampert, Gross-Schmetterlinge und Raupen
Mitteleuropas 78
— Seitz, Gross-Schmetterlinge der Erde 78—80
— Verity, Rhopalocera Palaearctica 80 — 81
— Bachmetjew, Experimentelle Entomolog. Studien, II . 81—82
Adressen der Vorstandsmitglieder des Berliner
Entomologischen Vereins
Vorsitzender: Herr F. Ziegler, Geh. Justizrat a. D., W. Berlin
Culmbacherstr. 12.
Stellvertreter: „ F. Wichgraf, Portraitmaler, W. Berlin,
Motzstr. 73.
Schriftführer: „ Heinrich, Rechnungsrat, Charlottenburg
bei Berlin, Windscheidtstr. 32.
Kassierer: ., A. Huwe, Geh. Rechnungsrat, Zehlendorf
bei Berlin, Wannseebahn, Parkstr. 16.
Bibliothekar: ,, L. Quedenfeld, Lehrer, Gr. Lichterfelde
bei Berlin, Ringstr. 54.
i „ E.Blume, Fabrikant, BerlinNW.,Birkenstr.32.
Beisitzer: ] ,, F. Zobel, Postassistent, Berlin N., Schön-
r hauser Allee 21.
Redakteur der Zeitschrift: H. Stichel, Schöneberg -Berliiii
Neue Culmstr. 3.
Vereinslokal: S.W. Berlin, Königgrätzerstr. 111, Königgrätzer
Garten.
Sitzungen: Donnerstags Abend 81/2 Uhr. Gäste willkommen.
Statuten-Auszug auf der 3. Seite des Umschlages.
Vereinsnachrichten I.
Seit Erscheinen des letzten Heftes der Zeitschrift sind folgende
Veränderungen eingetreten :
Ausgetreten sind
Herr Geheimer Rechnnngsrat Preuss zu Potsdam.
„ Lehrer J. Schilsky, Berlin,
„ Ad. Anders zu Bacos-Ramleh in Egypten.
Durch Tod verlor der Verein das Ehrenmitglied
Herrn Professor Dr. Otto Thieme Berlin und
die Mitglieder
Herrn Kaiserl. Kanzleirat A. Grunack Berlin.
„ Maschinenbauer Ch. Fincke Berlin.
R. Heinrich.
II
Vereinsnachrichten IL
Seit Erscheinen des letzten Heftes der Zeitschrift sind folgende
Veränderungen eingetreten:
Als Mitglieder wurden aufgenommen:
1907. Herr Hans Storch, Kaufmann zu Zehlendorf bei Berlin,
Ahornstrasse 20,
, „ Erich Ernst Bachmann, cand. rer. nat., Jena,
Lutherstrasse 77^^.
„ „ Richard Kleine, Maschinenmeister zu Halle
a. d. Saale, Spitze 22.
„ „ Dr. Goncalves Cruz, z. Zt. auf Reisen (Paris,
später Rio de Janeiro).
„ „ Dr. Max Nasssauer zu Frankfurt a. M., Erlen-
strasse 18.
1908. „ E. Ger Wien zu Pr. Holland in Ostpreussen.
„ Hugo Skala, K. K, Steueramtsadjunkt zu Nikolsburg
in Mähren.
Zum EhrenmitgHede wurde ernannt:
1908. Herr F. Ziegler, Geheimer Justizrat, Berlin. Mitglied
seit 1887.
Zum korrespondierenden Mitgliede wurde ernannt:
1 907. Herr Hans Stichel, Königl. Eisenbahnsekretär, Schöneberg
bei Berlin, Neue Culmstrasse .3. Mitglied seit 1887.
Ausgetreten sind:
Herr Oberpostassistent Cohrs zu Oederau in Sachsen.
„ M. Göttler, cand. ehem., München.
„ P. Rohrbach, Kaufmann, Zehlendorf bei Berlin.
„ Direktor Carl Schneider, Berlin.
„ C. Ribbe. Naturalienhändler zu Radebeul bei Dresden.
Durch den Tod verlor der Verein die Mitglieder:
Herrn Dr. H. Gloxin, prakt. Arzt und Stabsarzt a. D. zu Berlin,
„ C. Bernard, Landgerichtsrat a. D. zu Ratibor.
„ Dr. phil. G. Stier lein zu Schaffhausen in der Schweiz.
„ Viktor Filippief, Kais. Wirkl. Staatsrat und Professor
zu St. Petersburg.
- P. Köchlin-Kern zu Basel.
111
Für das verstorbene Ehrenmitglied, Herrn Thieme wurde gewählt
in den Seliriftleituiigsausschuss : Herr Professor Wanach,
in den Ausschuss zur Ernennung von Ehrenmitgliedern:
der Vorsitzende, Herr Ziegler.
Sonstiges :
Herrn Bildhauer A. Gaul, Grunewald b. Berlin, ist der Charakter
als Professor verliehen.
Unter Vereinen und Instituten, welche die Zeitschrift
gratis erhalten, kommt in Zugang:
Zürich: Concilium bibliographicum.
Es kommt leider bei Versendung jeder Nummer der Zeitschrift
vor, dass Sendungen als unbestellbar zurückkommen, weil die
Adressaten infolge Wohnungsänderung nicht aufzufinden sind. In
ihrem eigenen Interesse werden daher die Mitglieder ersucht,
von jeder Wohnungsänderung unverzüglich dem Schriftführer Mit-
teilung zu machen, damit die Aenderung unter den Vereinsnaohrichten
veröffentlicht und die Versendeliste berichtigt werden kann.
Literatur.
Die Gross- Schmetterlinge der Erde
von Dr. Adalbert Seitz, Verlag Fritz Lehmann, Stuttgart.
Von dem mehrfach erwühnten Monumentalwerk (Beschreibung und
Abbildung sämtlicher rezenter Schnietterlingsarten) erschien seit der
letzten Bespreclmni;' programmmiissig :
1. Vol. Fauna Palaearcticn Lieferung- 15-22: Pieriden (Ruber)
Sati/riden (Seitz) und etliche Nymphaliden-Tafeln.
2. Vol. Fauna Americana Lieferung 5, 6: Fapilio (Jordan),
Parnassius (Stichel) mit Tafeln gleicher Materie.
— — Fauna Indo-Australica Lieferung 1 — 7: Zygaeniden und
Verwandte (.lordan) mit Tafeln ebenderselben, Einleit. z. II. Abtlg.
(Seitz) und Tafeln Ornithopte ra.
Bhopalocera Palaearctica, Iconogr. et Descr. des Papillons diurnes
d. 1. Reg. Palearctique, Par Roger Verity, Florenz:
Lieferung 9 — 12, Schluss Parnassius und Nachtrag, Anfang Pieris.
Tafeln: Colias.
Clross-Schmetterlinge und Raupen Mitteleuropas von Prof. Dr.
Kurt Lampert. Esslingen u. München." I. F. Schreiber. Wien: Rob.
Mohr (Komplett in 30 liieferuegen ä 0,75 Mk.).
Lieferung 18 — 21: Noctuidae mit zugehörigen Tafeln und solchen aus
Einleitung und vorhergehendem Text in unverändert befriedigender
Ausführung.
Auf Einzelheiten dieser drei Werke einzugehen, behalten wir uns für
kommende Gelegenlieit vor. St.
IV
Vereinsangelegenheiten III.
Als Mitglieder wurden aufgenommen:
1907. Herr Oberrealschullehrer H. Grützner, Beuthen (Ober-
schlesien).
1908. „ Dr. K. v. Studt, Exzellenz, Staatsminister a. D.,
Berlin W. 50, Kurfürstendamm 242.
„ „ Architekt G. Eberhard, Friedenau bei Berlin,
Beckerstr. 1.
„ „ stud. rer. nat. Hans Bischoff, Berlin N. W. 52,
Werftstr. 20.
„ „ stud. rer. nat. Günter Quiel, Gross - Lichterfelde
bei Berlin, Sternstrasse 2.
„ „ Paul Hoff man, Guben, Pförtnerstr. 3.
„ „ A. W. Kisswetter, Paris, 9 rue du Sommerad.
„ „ Paul Ringler, Halle a. Saale, Victoriaplatz.
In die Mitgliederliste wieder aufgenommen ist:
1888. Herr Dr. Fred. Ducane G od man, London S. W., 45
Pont Street.
In der Generalversammlung am 27. Februar 1908 wurden
gewählt :
Zum Schriftführer: Herr Professor B. Wanach (an Stelle
des von seinem Amt zurücktretenden Herr Rechnungs-
rat R. Heinrichs), und
zum zweiten Beisitzer: Herr Rechnungsrat R. Heinrich
(an Stelle des nach Ostpreussen versetzten Herrn
Ober-Postassistent E. Zobel).
Im übrigen blieb die Zusammensetzung des Vorstandes
und der Ausschüsse unverändert.
In der Vorstandssitzung vom 26. März 1908 wurde ein
Arbeitsausschuss zur Organisation von Vorträgen ernannt,
bestehend aus den Herrn:
Bischoff, Dadd, Stichel, Walter, Wanach,
W i c h g r a f .
In der Sitzung am 2. April 1908 wurde zum Hilfs-
bibliothekar ernannt :
Herr stud. H. Bischoff.
Ausgetreten ist: Herr Dr. P. Obst, Berlin.
Sonstiges: Herren Dr. A. Seitz, Frankfurt a. M. und
A. Jan et (Paris) ist der Titel Professor
verliehen worden.
Herr E. Zobel wohnt jetzt in Osterode (Ost-
preussen).
Verzeichnis
der
Witglieder des Berliner Entoiiiologischen Vereins,
gegr. 1856, E. V.
Dezember 1907. 1)
Vorstand.
Vorsitzender Herr Geb. Justizrat F. Ziegrler.
Stellvertretender Vorsitzender ... - Porträtmaler P. Wichgraf.
Schriftführer - Rechuungsrat ß. Heinrich.
Rechnungsführer - Geh. Rechnungsrat A. Huwe.
Bücherwart - Lehrer L. Quedenfeld.
Erster Beisitzer - Fabrikant E. Blume.
Zweiter Beisitzer - Postassistent E. Zobel.
Schriftleiter.
Herr Eisenbahnsekretär H. Stichel.
Schrift leitungs-Ausschuss.
Herr Dr. Bischoff
- Professor Eolbe.
Hans Stichel.
Professor Wauach.
- Geh. Justizrat Ziegler.
Ausschuss zur Ernennung von
Ehrenmitgliedern.
Herr Dr. Bischoflf.
Professor Eolbe.
Oberstleutnant a. D. Riesen.
Hans Stichel.
- Geh. Jastizrat Ziegler.
Ehren mitglleder.
Beitrittäj.
1884. Seine Kaiserl. Hoheit der Grossfiirst Nicolai Michailoiritsch von
Russland in St. Petersburg (Lep.), (Ehrenmitglied seit 1886.)
1) Die geehrten Herren Mitglieder werden ersucht, etwaige Ungenauigkeiten
dieses Verzeichnisses oder eintretende Veränderungen dem Schriftführer baldigst
mitteilen zu wollen, damit die Berichtigungen in der Zeitschrift veröffentlicht
werden können. Besonders sind genaue Angaben der Adresse, etwaige Adressen-
veränderungen sowie auch Mitteilungen darüber erwünscht, mit welchen Insekten-
Ordnungen die Herren sich vorzugsweise beschäftigen.
2 Mitglieder - Verzeichnis.
BeitrlUsJ. , ^ , , .,
19U0. Herr Standfass, M., Dr. phil. Professor am eidgen. Polyteclinikmii,
Zürich.
1903. Prinzessin Tlierese von Bayern, Königl. Hoheit, Dr. phil. hon. c,
München, Königl. Residenz.
1887. Herr Dönitz, W , Professor Dr. med., Geh. Medizinalrat, Steglitz
bei Berlin, Lindenstrasse 27. (Col. Lep.)
1906. - von Rothschild, Walter, Baron, Tring Hertfordshire, England.
1887. - Ziegler, F., Geh. Justizrat, W. 50, Culmbacherstr. 12. (Ehren-
mitglied seit 1908.)
Berliner Mitglieder.
1899. - Belliug, Hermann, Postrat, Berlin C, Spandauerstrasse 19
bis 23, (Wohnung: Pankow, Wollankstrasse 4.) (Lep.)
1905. - Bischoff, Karl, Dr., vereideter Gerichtschemiker, Berlin N.W. 52,
Weiftstrasse 20. (Ins. omn. gen.)
1906. - BInme, E., Fabrikant, Berlin N.W. 5, Birkenstrasse 32. (Lep.)
1890. - Böttcher, Ernst, Kaufmann, C. 2, Brüderstr. 15. (Ins. omn. gen.)
190G. - Brauer, Prof. Dr., Direktor der zoologischen Sammlungen
des Königl. Zoologischen Museums, N. 4, Invalidenstr. 43.
1900. - Dadd, Edward M,, Direktor, Zehlendorf bei Berlin, Annastr 6.
(Lep.)
1881. - Esselbach, Max, Kaufmann, S.W. 29, Gneisenaustr. 94. (Lep.)
1900. - Gaul, Aug., Bildhauer, Grunewald bei Berlin, Hundekehleslr. 27.
(Lep.)
1892. - Günther, Ernst, N. 65, Nazarethkirchstr. 47 IL (Ins. omn. gen.)
1869. - Hache, Bernhard, Kaufmann, Hoflieferant, W. 8, Charlotten-
strasse 37/38. (Lep.)
Mitglieder -Verzeichnis. 3
Beitrittsj.
1906. Herr Häuel, Paul, Oberingenieur, Steglitz, Berlinickestr. 3. (Lep.)
1906. - Heinrich, Rudolf, Rechnungsrat, Charlottenburg, Windscheid-
strasse 32. (Lep.)
1892. - Huwe, Adolf, Geh. Rechnungsrat, Zehlendorf bei Berlin, Park-
strasse 16. (Lep.)
1885. - Janack, Otto, Oberlehrer, N. 37, Weissenburgerstr. 22. (Lep.)
1903. - Kransse, A. H., Dr., Entomologe, Charlottenburg, Schiller-
strasse 106. (Ins, omn. gen.)
1895. - Ereilingr, Philipp, Chemiker, N. 65., Autonstr. 3.
1898 - Krüger, George, Zoologe, z Z. auf Reisen.
1890. - Kühl, W. H., Buchhändler, W. 8, Jägerstr. 73.
1906 - Müller, Erich, Fabrikant, N, Greifenhagenerstr. 18.
1882. - Neubauer, Carl, Buebdruckereibes., C.2, Neue Friedrichstr. 47.
1886. - von Oertzen, Eberhard, Charlottenburg, Krumraestr. 35. (Col.)
1906. - Obst, P. Dr., Assistent am Königl. Zoologischen Museum,
W. 30, Winterfeldstr. 12.
1899 - Petersdorf, Emil, Kaufmann, N , Weissenburgerstr. 76. (Lep.)
1891. ■ Quedenfeld, Ludwig, Lehrer, Gross-Lichterfelde bei Berlin»
Ringstr. 54. (Lep.)
1903. - Biesen, A., Oberstleutnant a. D., Schöneberg bei Berlin»
Hauptstr. 144. (Ins. omn. gen.)
4 Mitglieder -Verzeichnis.
Beitrittsj.
1903. Herr Schaposchuikow, Chatschatur, Dr., N. 39, Scharnhorststr. 4/5.
z. Z. Maicop im Kaukasus.
1907. - Scliniack, Alfred, Kaufmann, W. 30, Gleditschstr. 16. (Lep.)
1903. - Spatzler, W., Dr. phil., Haiensee, Lützenstr. 9. z. Z. üaschowitz
bei Lissek 0. Schi.
1881. - Stöckenins, 0. Dr. pbil., Prof., Oberlehrer, Charlottenbur^,
Kaiser Friedrichstr. 93. (Ins. omn. gen.)
1907. - Storch, Hans, Kaufmann, Zehlendorf bei Berlin, Ahoruscr. 20
(Lep.)
1894. - Stiller, H., Baumeister, W.Sö, Derfflingerstr. 26111. (Col.)
1906. - Ulbrich, Edwin, Architekt, W. 37, Göbenstr. 10.
1907. - Walter, Paul, Schriftsteller, Kixdorf, Hertzbergstr. 1.
(Papiliones.)
1907. - Wainach, Bernhard, Prof., Observator am Königl. geodätischen
Institut, Potsdam, Saarmunderstr. 15. (Ins. omn. gen.)
1902 - Wichgraf, F., Porträtmaler, W., Motzstr. 73. (Lep. Afrikas.)
1903, - Zobel, Ernst, Ober-Postassistent, N. 37, Schönhauser Allee 21.
Vom 1. Februar 1908 ab in Osterode (Ostpr.) (Lep.)
1898. - Zobrys, Paul 0., Charlottenburg, Kaiser Friedrichstr. 37 a.
(Lep.)
Auswärtige Mitglieder.
1907. Herr Bachmaun, Erich Ernst, cand. rer. nat., Jena, Lutherstr. 77 ".
Mitglieder -Verzeichnis. 5
Beitrittsj.
J8by. Herr Bartels. C. 0., Kgl. Staatsanwalt, Magdeburg, Köuiggrätzer-
strasse 16. (Col.)
1883. - Becker, Th., Stadtbaurat a. D., Liegnitz, Weissenburger-
strasse 311. (Hyra. Dipt.)
1901. - Bcugtsson, Simon, Dr., Lund, Schweden.
1889. - Bercio, Hans, Dr. jur., Staatsanwalt, Insterburg, Linden-
strasse 5. (Col.)
1902 - Biel, Emilio, Oporto, Portugal. (Lep. europ.)
1884. - von Bock, Hans, Freiherr, Hauptmann, Posen, Naumann-
strasse 3.
1904. - Bollow, Christoph, Buchhändl., New York, City 311 W. 141. Str.
1887. - Borneinann, Gustav, Gross-Kaufmann, Magdeburg, Grosse
.Junkerst. 1. (Lep. eur. et exot.)
1899. - Brasch, H., Königl. Obergärtner, Brühl (Kheinl )
1907. - Cruz, Goncalves, Kio de Janeiro, (per Adr. Oskar Rothacker,
Buchhandlung, Berlin N. Friedrichstr. 105 B.).
1894. - Danb, Martin, Architekt, Karlsruhe, Beiertheimer Allee 7.
1902. - Dennhardt, Alb. Hugo, Milwaukee, Wisc, U.S. A, 1215-1219.
Fourth Street.
1905. - Uieroff, Richard, Zwötzeu a. d. Elster.
1834. - Elwes, H. J, Gutsbesitzer, Colesborne Andoversford. R. S. 0.
Gloucestershire, England. (Lep. eur. et exot.)
1900. - Enderleib, G., Dr., Kustos am Dohrn'schen Museum, Stettin.
6 Mitglieder -Verzeichnis.
Beitrittsj.
liK)0. Herr Erhardt, R., Hüttendirektor, München, Kleestr. 6 a.
1899. - Ficke, H , Dr., Stadtrat, Freiburg i. B.
1895. - Fiedler, Carl, Dr. med., pract Arzt, Suhl, Thüringen,
1905. - Fischer, Felix M., Rittergutsbesitzer, Rittergut Freienhagen,
Post Niederzwehren, Reg.-Bez. Cassel.
1903 - GiHuier, M., Dozent, Cöthen, Anhalt, Scblossplatz 2.
1895. - Harnssowitz, Otto, Buchhändler, Leipzig.
1897. - Hermauu, Prof. Dr, Erlangen, Ratebergerstr. 10.
1881. - Hetschko, Alfred, Prof. a d. Lehrerbildungsanstalt Teschen,
Oesterr. Schles.
1895. - Hilger, Const., Dr. phil, Custos am Grossherzogl. Naturalieu-
Kabinet, Karlsruhe, Baden.
1895. - Honig, D., Rittmeister a. D., Hasserode a, H., Friedrichstr. 58.
1882. - von Uojningen - Huene, Fr , Freiherr, (iut Lechts, Stat.
Lechts a. d. Balt. Eisenbahn, Esthlaud.
1900. - Janet, Armand, Paris XV, 29. Rue des Volontaires.
1882. - Klieil, Napoleon, M., Prof, Handelsschuldirektor, Prag,
Ferdinandstr. 38. (Lep. exot.)
1891 - Kieffer, J., Prof., Bitsch, Lothringen. (Cecid.)
1907. - Kleine, Richard, Maschinenmeister, Halle a d. Saale, Spitze 22-
Mitglieder- Verzeichnis. 7
Beitrittsj.
1890. Herr Kranclier, 0., Dr. phil , Direktor, Leipzig, Lindenstr. 2 111.
1895. - Kronberger, Dr. med., Geraeindearzt, Schörfling, Ober-
üesterreich. (Col. Dipt.)
1892. - Kroulikowsky, L., ürschum, Gouv. Wiatka, Russland. (Lep.)
1892. - Lenz, H , Dr. phil,, Lübeck, Naturhistor. Museum.
1889. - Martin, L., Dr. med , Hofrat, Diessen am Ammersee, Ober-
bayern. (Lep.)
1899. - Meyer«Darci8, G., Wolilen, Aargau, Schweiz. (Col.)
1899. - Hanganast, K. K. Postkontrolor, Linz a. d. Donau. (Col.)
1907. - Nassauer, Max, Dr., Frankfurt a. Main, Erlenstr 18.
1903. ' - Ney, Felix, i. F. Peter Ncy, Aachen. (Lep. Papil.)
1896. - Niepelt, W., Fabrikant, Zirlau i. Schi. (Lep.)
1891. - Nonfried, A. F., Entomologe, Rakonitz in Böhmen.
1879. - Oberthür, Rene, Rennes in Frankreich, Ille et Vilaine. (Col.)
1905. - Paravicini, L., per Adr. Herren Speyer & Co., Basel.
1888. - van de Poll, Nervoort, J. R. H., Entomolog, [Rijssenburg,
Provinz Utrecht, Holland.
1895. - Reater, Enzio, Dr. phil., Helsingfors, Finnland, Fredriks-
gatan 45.
1903. - Köber, J., Dresden, Wittenbergerstr. 76.
8 Mitglieder- Verzeichnis.
Beltrittsj.
1Ö90. - 8cbaufus8, Camillo, Director des Museums Ludwig Salvator,
Meissen, Sachsen.
1884. - Schaus jr. Wilhelm, Hannover, Ellernstr. 4, per Adr. Herrn
Major Köhler. (Lep.)
1899. - Schliewiensky, Arthur, Tslntau, Kiautschou-Bay, China.
1874. - Schnabl, Joh., Dr. med., pract, Arzt, Warschau, Krakauer
Vorstadt 59-63. (Dipt.)
1891. - Scholz, Albert, Busch bei Dahl, Kreis Faderborn. (Hym.)
1903. - Seifert, Otto, New York, 0. S. 230 Westend Street, Mount
Vernon.
1866. - Sharp, David, Hawthorudene, Hills Koad, Cambridge, Eng-
land. (Col.)
1861. - Simon, Eugene, Paris, Avenue du Bois de Boulogne 56, Villa
Said. 16. (Arachn.)
1900. - Speiser, P., Dr., Kommiss. Kreisässistenzarzt, Sierakowitz
Kr. Karthaus, Westpr.
1898. - Taschenberg, 0., Prof., Halle a. Saale. Ulestr. 17.
1900. - Thier, Gustav, Gutsbesitzer, Haus Grevinghof bei Beelen (Kr.
Warendorf) Westfalen,
1907. - Vogler, Dr., Präsident des Naturhistorischen Museums, Scbaft-
hausen, Schweiz.
1869. - Wachtl, Frdr., A, Prof a. d. K. K. Hochschule f. Boden-
kultur, Wien, Hochschulstr. 16. (Lep. Hym.)
1900. Herr Waiuwright, Colbran Jos., Birmingham. 2, Handsworth
Wood ßoad.
Mitglieder- Verzeichnis. 9
Beitrittsj.
löyo. Herr Walsingham, The Kight Hon. Lord, Merton Hall, Thetford,
Norfolk, England. (Lep)
1899. - Weidinger, Th , Kiew, Schelanskaja 120-1.
1894. - Weiss, Julius, Weingutsbesitzer, Deidesheira, Rheinpfalz.
(Lep. Col.)
1882 - Weymer, Gustav, Rechnungsrat, Elberfeld, Sadowastr. 21 a.
(Lep.)
1899. - Wimuier, Alb., Fürstl. Liechtenst. Maler, Maria-Enzersdorf bei
Mödling, Oesterreich, Helferstorferstr. 24. (Lep. Col.)
1891. - Windrath, Walther, Zürich. Seeslr. 82.
Korrespondierende Mitglieder.
Ernennungsj.
1871. Herr Frey-Gessner, Ku&tos am Zool. Museum Genf. Aux grands
philosophes 5. Mitglied seit 1860.
1886. - von Ibering, Hermann, Dr. phil , Direktor des Museo Paulista,
Sao Paulo, Caixa do Correio Nr. 500, Brasilien.
1903. - Kolbe. H., Prof, Kustos am Kgl. Zool. Museum Berlin, Gr.
Lichterfelde b. Berlin, Steinäckerstr. 12.
1870. - Krüper, Dr., Kustos am Zool. Museum Athen, Mitglied seit
1859.
1901. - Püngeler, R, Amtsgerichtsrat a. D., Aachen, Bismarckstr. 99.
(Lep.)
*
1901. - Seitz, A., Prof. Dr., Director des Zool. Gartens Frankfurt a./M.
(Lep.)
1901. - Spiiler, A., Dr. phil. et med, A. o. Prof. an der Universität
Erlangen. (Lep.)
■10 Mitglieder- Verzeichnis.
ErnennuDgsj.
1907. Herr Stichel, Hany, Königl. Eisenbahn-Sekretär, Schöneberg bei
Berlin, Neue CulmstrasseS. (Ins. oran. gen.) Mitglied seit 1887.
1864. - Ulke, Henry, Washington, Distr. of Columbia. (Col.) Mitglied
seit 1860.
Korporative Mitglieder.
(Vereine und Institute, welche die Zeitschrift ira
Abonnement erhalten).
Basel: Universitäts-Bibliothek.
Berlin: Bibliothek des Königl. Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen
und Forsten, W. 9, Leipziger Platz 8.
Breslau: Schlesischer Verein für Schmetterlingskunde.
Budapest: Königl. Ungar. National - Museum, Zoologische Abteilung,
pr. Adresse: Dr. K. von Kertesz.
BnenoS'Aires: Museo nationale, Casilla do Correo 470.
Traukfurt a. M, : Lepidopteren- Verein, Prof. Dr. Seitz, Zoolog. Garten.
Göttingeu: Königl. Universitäts-Bibliothek.
Greifswald: Königl. Universitäts-Bibliothek (Prof. Gilbert).
Hamburg: Naturhistorisches Museum der Freien Stadt Hamburg.
Heidelberg: Grossherzogl. Badische Universitäts-Bibliothek.
Leipzig: Königl. Universitäts-Bibliothek.
München: Zoologisch-zootomische Sammlung der Universität (Prof. Dr,
E. Herwig)
Mitglieder - Verzeichnis. 1 1
Miinclien: Königl. Bayer. Hof- und Staats-Bibliothek.
Neapel: Zoologische Station. (Dr. J. Schöbel).
Prag: Entomologische Sektion der Physiokratiscbeu Gesellschaft (Dr, 0.
Nickerl, Wenzelplatz 16).
Strassbnr^ i. E. : Kaiserl. Universitäts- und Landes-Bibliothek.
Stattgart: Entomologischer Verein. (Schriftführer Ad. Bubeck, Stuttgart,
Charlottenstr. 22).
Tharandt: Königl. Sächsische Forst - Akademie. (Zusendungen an die
Akademie-Buchhandlung Job. Rieh. Stettner, Tharandt).
Tübingen: König]. Universitäts-Bibliothek.
Zagreb in Kroatien: Zoologisches National-Museum.
Zürich: Entomologisches Museum des Eidgenössischen Polytechnikums
(Professor Dr. Standfuss).
Vereine und Institute, welche die Zeitschritt
gratis erhalten.
Berlin: Akademische Lesehalle, N. W. 7, Dorotbeenstr. 97.
— Königliche Bibliothek, C. 2, Opernhausplatz.
— Bibliothek des Königl. Zoologischen Museums, N. 4, Invalidenstr. 43.
— Friedrich Werdersche Ober-Kealschule, C. 19, Niederwallstr. 12.
— Universitäts Bibliothek, N. W. 7, Dorotbeenstr. 9.
Breglan: Universitäts-Bibliothek.
Graz: Deutscher Leseverein.
12 Mitglieder- Verzeichnis,
Vereine und Institute, mit denen ein
Schriftenaustausch besteht. ^)
Aman! (Deutschostafrika): Biologisch - Landwirtschaft!. Institut. (Hafen
Tanga).
Berlin: Deutsches Entomologisches National-Museum, N. W. 52, Thomasius-
strasse 21.
— Gesellschaft der naturforschenden Freunde, N. 4, Invalidenstr. 43.
Bern: Schweizer. Entomologische Gesellschaft, Dr. Th. Steck, Natur-
historisches Museum).
Boston (U. S. A.): Society of natural history, Massachusetts, Berkeley
coruer of Boylston Street.
Breslau: Verein für schlesische Insektenkunde. (Lehrer Nagel, Humboldt-
strasse 711).
BrUnu : Naturforschender Verein.
Brüssel: Societe entomologique de Belgique. (Rue de Namur 89. Secret.
E. Seeldrayers}.
Budapest: Königl. Ungar. Naturwissenschaftliche Gesellschaft. VIII Ester-
hazy-utcza 16.
— Rovartani Lapok, Entomologische Monatsschrift, ßedact. L.
V. Abafi-Aigner, Budapest III, ßökkgasse 32.
Calcutta: Asiatische Gesellschaft in Bengalen (Park Street 57).
Cambridge (U. S. A): American Naturalist.
I) Ein Scbriftenaustauscli wird in der Regel nur mit denjenigen Qesellsohafteu
eingeleitet, deren Schriften ganz oder vorzugsweise entomologischen Inhalts sind.
Mitglieder - Verzeichnis. 1 3
Camerino: ßivista Coleotterologica Italiana. ßedact. Dott. Antonio Porta,
Professore all' Universita de Camerino. Italien.
Cape Towu: South African Museum.
Christiauia: Kongelige Norske Universited.
Dresden: Entomologische Gesellschaft Iris (H. Reichelt, Dresden,
Theresienstr. 1.)
Florenz : Redia, giornale di Entomologia agraria, (Prof. A. Berlese
Via Komana 19).
Societä Entomologica Italiana (Dr. M. Angelo Senna, Via Ro-
mana 19, R Museo di Storia Naturale)
Frankfurt a. M.: Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft.
Genua: Museo civico di storia naturale (Dr. Oestro).
Gray (Haute Saöne: Ernest Andre, Rue des Promenades 17. (Spezies
des Hymenopteres).
Guelpli (Canada): Entomological Society of Ontario.
Halle a. S.: Kaiserl. Leopoldinisch- Carolinische Deutsche Akademie der
Naturforscher (Wilhelmstr. 37).
Hamburg': Verein für naturwissenschaftliche Unterhaltung. (M. Beylc,
Patriotisches Gebäude).
Hermannstadt (Ungarn): Siebenbürgiscber Verein für Naturwissenschaften.
Kopenhagen: EntomologiskeMeddelelser, Entomologisk Forening (A. Klöcker,
Trekroner Valby).
14 Mitglieder - Verzeichnis.
Leipzig: Entomologisches Wochenblatt (Insekten -Börse), Langestr. 14.
London: City of London Entomological and Natural History Society.
The London Institution Finsburg Circus London E. C. (Erhält
als Gegenlieferung nur Sitzungsberichte und Separata von Pu-
blikationen über europäische Insekten).
— Entomological Society, W. 11 Chandos Street, Cavendish Square.
The Entomologist: Richard South, 96, Drakefield Road. Upper
Tooting, London S. W.
The Entomologist's Record and Journal of Variation. (J. Herb.
Tutt 119 Westcombe Hill, Blackheath, S. E.)
Luxemburg: Fauna, Verein Luxemburger Naturfreunde. (Dr. med.
E. Bricher).
Madison (Wisconsin U. S. A.): Wisconsin Academy of Sciences, Arts and
Letters.
Madrid: Real Sociedad Espanola di Historia Naturale, (Calle de
Alfonso XII, 74).
Manchester: Literary and Philosophical Society. 36. George Str.
Manila: Department of the Interior, Bureau of Governement Laboratories.
Milwaaliee (Wisconsin U. S A.): Public Museum of thc City of Milwaukee.
Moskau: Societe imperiale des Naturalistes (Prof. Dr. E. Leist).
Narbonne^ (Aude): Miscellanea entomologica. Prof. E. Barthe, Rue de la
Sous-Prefocture 19.
Mitglieder^ Verzeichnis. 15
New York: N. Y. Academy of Sciences, Oity, 77 th street, Central Park
West.
Entomological Society, C. Schäffer, Museum of the Brooklyn
Inst., Eastern Parkway, Brooklyn. N. Y.
Palermo: 11 Naturalista Siciliano. (Enrico Ragusa, Albergatore, via
Stabile 103).
Parä, (Brasilien): Museu Paraense de Historia Naturale e Ethnographia,
(Museu Goeldi, 399 Caixa Postal, Para-Brazil).
Paris: Societe entomologique de France (28 Rue Serpente).
— Feuille des Jeunes Naturalistes (35 Rue Pierre-Cbarron).
Petersburg: Societe entomologique de Russe, St. Petersburg, Palais du
Ministere d'Agriculture et des Domaines.
Philadelphia: Academy of Natural sciences. Piiiladelphia, Logansquare
— American Entomological Society. P. 0. Box 248.
Prag: Lese- und Redehalle der deutschen Studenten, Krakauergasse 14.
Rotterdam: Neederlandsche entomolog. Vereeniging (D. v. der Hop,
Scheepstimraerraanslaan 7).
S. Fiel (Portugal): Broteria, Revista de Sciencias Naturaes. Prof. .T. S-
Tavares.
Sao Paulo: Museu Paulista (Dr. H. von Jtjering, Sao Paulo, Brazil, Caixa g)
Schöneberg bei Berlin: Zeitschrift für wissenschaftliche Insektenbiologie
(Dr. Chr. Schröder, Schwäbischestr. 19)
Springfleld: The Springfleld Museum of Natural History, Springfield,
Massachusetts. U. S. A.
Stettin: Entomologischer Verein, Lindenstr. 22.
Stockholm: Königl Schwedische Akademie der Wissenschaften. (Adr.:
Bibliotheque de l'Academie Royale des Sciences).
— Schwedische Entomologische Gesellschaft (Prof. Dr. Chr.
Aurivillius.
16 Mitglieder- Verzeichnis.
Stuttgart: Württembergischer Verein für Vaterländische Naturkunde.
(Kustos J. Eichler, Stuttgart, Kgl. Naturalien-Kabinett).
Sydney, N. S. W. : Linnean Society of New South Wales (Elizabeth Bay,
Sydney, Austral.).
— The Australian Museum (Records). (Adr. The librarian, Austr.
Mus.)
Teschendorf b. Stargard i, Mecklb,: Fr. W. Konow, Zeitschrift für
systematische Hymenopterologie und Dipterologie.
Trencsiii (Ungarn): Naturwissenschaftlicher Verein des Trencsiner
(Jomitates.
Troiusö (Norwegen): Tromsö-Museum.
Washington D. C. : Smithonian Institution.
— U. S. Department of Agriculture. Div. of Entomologie.
— Entomological Society of Washington, Gare of U. S. De-
partment of Agriculture.
— U. S. National-Museum.
Wien: K. K. Akademie der Wissenschaften (Wien I, Universitätsplatz 2).
— K. K. Naturhistor. Hof-Museum (Burgring).
— Verein zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse.
Wien IV, K. K. Techn. Hochschule.
— Wiener Entomolog. Verein, J. Prinz, Wien III, Seidigasse 34.
— Wiener I^ntomolog. Zeitung, p. A.: H. Edmund Reitter, Kaiserl.
Rat, Paskau i. Mähren.
— Zoologisch-Botanische Gesellschaft, Wien I, Wollzeile 12.
Wiesbaden: Verein für Naturkunde im Herzogtum Nassau (Geh. Sanitäts-
rat Dr. A. Pagenstecher).
Zürich'Hottingeu: Societas Entomologica (M. Rühl).
Auszug aus den Sitzungsberichten für 1906.
Sitzung vom 18. Januar.
Herr Thiele legt ein Stück der interessanten Brahmaea japonica
Btl. vor. Die Zeichnung ist eine eigentümlich guillochierte, dabei auf
beiden Flügeln ungleich, indem in einem grossen Fleck am Hinter-
rande der Vorderflügel auf einer Seite nur ein schwarzer Punkt, auf
der anderen deren mehrere sich zeigen. Der Binterrand der Vorder-
flügel ist derart ausgebuchtet, dass der Anschein eines Defekts erweckt
wird, besitzt aber ganz intakte Fransen.
Sitzung vom 25. Januar.
Herr Komposch als Gast spricht über die Höhlenfauna der
Krainer Höhlen. Er hat einen grossen Teil der Krainer Höhlen er-
forscht und unterscheidet die Bewohner derselben danach, ob sie nur
während des Sclilafes bzw. Winterschlafes oder durch ihr ganzes Leben
den Höhlen angehören. Zu den ersteren Tieren gehören im wesent-
lichen die Fledermäuse und Tauben, welche zum Schlafen usw. in un-
geheuren Massen die Höhlen aufsuchen und sie zur Futteraufnahme wieder
verlassen. Zur zweiten Kategorie gehören hauptsächlich Insekten,
namentlich zahlreiche Coleopteren, doch sind auch Neuropteren, Spinnen,
selbst zwei Lepidopteren, vertreten
Die Anzahl der bis jetzt bekannten Insektenarten beträgt 47, dar-
unter 37 Coleopteren. Uebrigens gibt es eine Menge Art- und Varie-
tätennamen, welche aus Handelsinteressen aufgestellt worden sind,
deren Träger nichts weiter sind, als verschiedene Lebeusstadien bekannter
Tiere. Auch sind die Fundorfsangaben der in den Sammlungen befind-
lichen von Händlern gekauften Stücke oft falsch.
Von den Höhlentieren, die niemals das Tageslicht erblicken, sind
die meisten augenlos, nur einzelne Arten haben wirkliche Augen.
Doch sind die augenlosen Tiere auch gegen das Licht sämtlich empfindlich,
wie Versuche mit wechselnder Beleuchtung dargetan haben, z. B. stutzt
ein Tier bei plötzlicher Beleuchtung und bleibt während derselben
ruhig sitzen, ist aber sehr schnell verschwunden, wenn man das Licht
kurze Zeit abblendet und dann wieder auf dieselbe Stelle richtet.
Merkwürdig erscheint, dass das gesamte Insektenleben erst bei Ein-
bruch der Nacht beginnt, ohne dass bis jetzt festgestellt werden konnte,
wie in der absoluten Dunkelheit der Höhlen den Tieren die einbrechende
Nacht zur Erkenntnis kommt.
Der Wechsel der Jahreszeiten bleibt bei der Entwicklung ohne
Einfluss, so dass die verschiedenen Lebensstadien ein und derselben
a
(2) Sitznnffsherichte des Berliner Entomologischen Vereins
Art in jeder Jahreszeit glticlizeitig gefniulen werden können, doch sind
von vielen Arten einzelne Stadien, namentlich die Jugendstadien noch
unbekannt. So kennt man von Spinnen z. B. die eben aus dem Ei
gesclilüpffen und alte Tiere, die Zwischenformen dagegen nicht.
Die Lebensfähigkeit bei Coleopteren hat sich bei Versuchen als
ausserordentlich gross erwiesen ; so hat z. B. ein Käfer in der Gefangen-
schaft 3 Jahre ohne Nahrung gelebt und bei solchen Versuchen hat
man die verschiedensten Färbungen ein und desselben Tieres im Laufe
seines Lebens kennen gelernt, welche Veranlassung zu besonderer Namen-
gebung boten. Bei einem solchen Versuch soll sich sogar im Laufe
der Zeit die Körperform geändert haben. Ein Kasten mit Höhlenkäfern
wird vorgezeigt.
Sitzung vom 1. Februar.
Herr Thiele zeigt einen Zwitter von Aryynnis paphia. Die
linke Seite ist weiblich, die rechte männlich, und zwar ergeben sich
Fühler, Vorderbeine, Abdomen, Flügel scharf getrennt nach cf und $.
Die rechte Seite ist normal ü', die linke Seite neigt etwas zu ab.
valesina, auch lassen sich auf beiden linken Flügeln Andeutungen
der männlichen Zeichnungen erkennen. Das Stück ist bei Berlin gefangen.
Herr Rey zeigt aus Fidji einige Tiere: eine grosse Wasserwanze,
eine Belostoma, wohl die grösste Art, die es gibt; ferner einige Heu-
schrecken der Gattung Phyllium (vk-andelndes Blatt), darunter eine Art
mit eigentümlich kleinen Vorderbeinen, eine Regeneration infolge von
Verstümmelungen. Besitzer der Tiere ist Herr Thiele-
Weiter teilt Herr R ey mit, dass vor etwa 4 Wochen im Walde
eine hohle Eiche gefällt wurde, welche in ihrem Innern eine grosse
Anzahl von Ceramhyx heros beherbergte und zwar waren nur fertige
Käfer und Larven, aber keine Puppen vorhanden. Es scheint dem-
nach, dass ein Teil der Larven sich schon im Herbst verpuppt und
dass der Käfer in diesem Fall schon im Herbst fertig ist, alle übrigen
Larven sich dagegen erst im Frühjahr verpuppen und keine Puppe als
solche überwintert.
Sitzung vom 8. Februar.
Herr Ziegler zeigt eine Anzahl AvQ. paphia !>. vor, darunter
cf u. Q der Form anargyra Stgr. ohne Silberbinden auf der Unter-
seite, vom Taurus, ferner einen d" mit verdunkelten Flecken am Aussen-
rande der Vorderflügel der Oberseite, ferner aus der Jungfernheide
einen d' auf der Oberseite zum Teil mit weiblichen Einsprengungen, na-
mentlich auf dem linken Hintcrflügel ; auf der Unterseite ist die Spitze
des rechten Vorderflügels weiblich und die des linken Vorderflügels
männlich, beide Hinterflügel sind weiblich gefärbt. Derselbe zeigte
ferner von paphia ein Q. aus dem Oetztal in Tirol von rötlicher
Grundfarbe, auf der Unterseite der Hinterflügel statt mit silbernen
mit schmäleren violetten Streifen, ein Q aus der Gegend von Stolberg
im Harz mit sehr breiter schwarzer Mitlelbinde der Vorderflügel der
Oberseite und ein Q. vom Gollenberge bei Köslin, dessen beide Flecken-
reihen der Oberseite und Saumstreifen statt schwarz silbergrau gefärbt sind.
Herr Petersdorf hat eine Farbenzusammstellung von Arctia
hebe mitgebracht. Ein Stück ist auf dem rechten Vorderflügel teil-
weise geschwärzt.
für das Jahr 1906. (3)
Herr Huwe zeigt Parnassius discobolus f. romanovi Gr. Gr.
vor in stark variierenden Stücken, desgl. Pam. delphius Ev. in Ueber-
gängen von illustris Gr. Gr. bis infernalis Stgr. (v. transiens Stdgr.).
Sitzung vom 15. Februar.
Herr Heineck jr. zeigt Käfer vor: Orina alpestris Schummel,
zerfällt in zwei Formen, in die mehr östlich (Sudeten) lebende typische
Form alpestris und in die westlich lebende Subspecies jfo/?/«?orpArt. Kr.
(Thüringen, Harz). Die Subspec. polymorpha unterscheidet sich von
der östlichen Form durch kurzen, gedrungenen Bau, weitläufig punk-
tierte, nur wenig gerunzelte F'lügeldecken und durch eine Längsbinde
auf jeder Flügeldecke.
Von der typischen Form waren als Farbenaberrationen vorhanden :
forma rivularis Ws., f. frontinalis Ws., f. olivacea Ws., f. moesta
Ws., f. bicolora Ws.., und f. hanatica SufFr.
Die Subspecies polymorpha war in allen Farben von hellgrün,
messingfarbig, goldgelb, brennend goldigrot bis kupfrigviolett in Anzahl
vertreten ; ausserdem die Form umbrosa Ws. aus dem Schwarzwald
und dem Riesengebirge.
Sitzung vom 1. März.
Herr Key zeigt zwei mimetische^) Falter aus ganz verschiedenen
Familien: eine Uranide: Nyctalemon liris und Papilio laglaizei Dep.,
letzterer eine hohe Seltenheit. Beide fliegen zu gleicher Zeit in Neu-
Guinea und gleichen sich in ungeahnter Weise, sowohl in der Form
und Zeichnung, als auch in der Farbe.
Herr Th lerne zeigt im Anschluss an das Vorstehende o Falter
aus verschiedenen Familien aus Ecuador, eine Nymphalide, eine
Neotropide und eine Erycinide, welche sich ebenfalls zum Ver-
wechseln ähnlich sind.
Herr Thiele hat eine Anzahl Falter mitgebracht und macht
darauf aufmerksam, dass sich darunter die sehr seltene Spintherops
hirsuta Stgr. befindet, welche in den Sammlungen nur in wenigen
Stücken vorhanden ist. Das Tier kommt in Wallis, Tirol, aber auch
in Ostasien vor. Der Thorax ist dicht wollig behaart und die Vorder-
flügel sind mit langen feinen Haaren bedeckt.
Herr Huwe weist ein Pärchen eines seltenen Schwärmers aus
Arizona (N. -Amerika) vor: Dictyosonia (früher Sphinx) elsa Strecker,
ein Tier vom Habitus des ligustri, aber in der Zeichnnng nur schwarz
und weiss. Ausserdem zeigt Herr Huwe die Subspec. Parn. apoUo
Sibiriens Nordm., uralensis Oberth., graslini Oberth. ö" Q. Die
letzteren beiden Formen werden als Synonyme zu Sibiriens Nordm.
gezogen, obschon namentlich die letztere durch besonders grosse
Ocellen und sonstige Zeichnungsunterschiede, auch durch die Flügel-
form von jener Form abweichen. Interessant ist besonders das sehr
tief dunkle Q. mit kräftig ockergelber Grundfarbe und riesigen roten
Ocellen, vom Altai.
J) Als sogenanntes mimetisches Modell zu Pap. laglaizei wird von
anderer Seite Nyctalemon (Alcidis) metaurus Hopft'. bezeichnet. — Stichel.
(4) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
Sitzung vom 15. März.
Herr Rey zeigt eine Anzahl von cf d" von Lymantria dispar,
welche auf einem oder mehreren Flügeln eingesprengte weisse Stellen
haben. Die mikroskopische Untersuchung hat ergeben, dass die ein-
gesprengten hellfarbigen Flügelschuppen von weiblicher Struktur sind.
Herr Ziegler legte aus seiner Sammlung eine Anzahl albinistisch
gefärbter Falter vor und zwar Pieris rapae v. leucotera Stefanelli,
Colias phicomone Esp , Colias erate ab. pallida Sigr,, Col. edusa
ab. helice Hbn., Epinephele jurtina ab. pnllens Th. Mieg, die er
zum grosi^en Teil auf einem Gelände mit Kalkboden bei Sondershausen
gefangen hat, ferner Lycaena coridon v. albicans H. S., Lye.
hylas V, nivescens Kef , Pygaera anaslomosis I. , Acronicta
leporina ab. bimaculosa Maassen., Bryophila perla F., Acontia
lucida ab. albicollis F., Plusia jota L., Diacrisia sanio v. pallida
Stgr., Coscinia cribrum ab. Candida. Cyrilli, Zygaena occitanica
ab. albicans Stgr., Epliyra punctaria Hb. ohne rote Zeichnung,
Larentia verberata fast zeichnungslos, ausserdem einige Faller mit
hellen Flecken, die anscheinend durch Einfluss der Witterung während
der Puppenruhe entstanden sind, nämlich: Chrysophanns virgaureae
L., Argynnis ino Rott., Epiniphele jurtina ab. albedine infecta^)
Esp. und Geometra papilionaria L.
Sitzung vom 22. März.
Herr Gaul teilt seine Erlebnisse auf einer mehrtägigen Gebirgs-
reise von Rom nach dem Gran Sasso mit und zeigt eine Anzahl der
bei dieser Gelegenheit erbeuteten Falter vor.
Sitzung vom 29. März.
Herr Ziegler zeigte Tephroclystia sinuosaria Ev. cf vor mit dem
Bermerken, dass diese Spannerart früher nur in Russland gefunden
wurde, vor kurzem aber in Ostpreussen wiederholt erbeutet worden ist.
Herr Spat zier legt ein Pärchen eines von Heyer kürzlich als
neu beschriebenen ostafrikanischen Falters vor: Deilemera fatua,
welcher in einem Stück im Museum vorhanden ist.
Herr Wichgraf hat eine Anzahl afrikanischer Falter mitgebraclit,
sämtlich Zwerge (Hungerformen). Zufälligerweise sind alle Stücke QQ.
Sitzung vom 5. April.
Herr Riesen berichtet über Hybernia leucophaearia Schiff.,
dass er in diesem Jahr unter den o cf mehrere Stücke mit durch-
gängiger Verdunkelung auf Vorder- und Hinterflügel gefunden hat,
welche er für die Form merxdaria hält.
Herr Spatzier bemerkt dazu, dass er auch von hell bis schwarz
variierende Q Q. dieses Spanners gefunden habe.
Herr Wichgraf hat einen Teracolus achine Cr. cf mitgebracht,
den er für einen Zwitter hält. Das Stück hat auf dem sonst durchaus
männlichen linken V^orderflügel mehrere schwarze Flecke und einen
breiten schwarzen Rand, wie es bei (f cf sonst nicht vorkommt.
1) Nomen vanum ! - St.
für das Jahr 1906. (5)
Herr Stichel u. a. halten das Tier nicht für einen Zwitter sondern
für ein auf dem linken Vorderflügel verkümmertes cf, dessen Puppe
an betreffender Stelle irgend eine Entwicklungshemmung erlitten
habe, was öfter vorkommt.
Sitzung vom 12. April.
Herr Stichel hat zwei unsymmetrisch gezeichnete Tiere mit-
gebracht: Papilio erithalion Bsd. {^ pyrochles Dh\.) aus Columbien,
bei welchem der auf dem linken Vorderpflügel typisch graugrüne F'leck
auf dem rechten Vorderflügel wie abgewischt und nicht vollrandig
erscheint; dann Parnassius apollo rubidus Frühst. (Eisacktal), bei
welchem die mittleren rundlichen schwarzen Flecke der Vorderflügel
auf der einen Seite herzförmig verzerrt sind.
Von Archon apoUirms Hbst. zeigt Herr Stichel einige cf cf
aus Smyrna (e. I.) vor^ deren Hinferflügel milchweis wie bei allen
frischen Stücken sind, während man gewöhnlich Stücke mit gelblich
gewordenen Hinterflügeln erhält.
Ein Stück von Zeuzera pyrina L. aus Hagen i. W., wo diese Tiere
im vorigen Jahre recht häufig an Ulmen vorkamen, zeigt die Grösse
und Zahl der stahlblauen Flecke sehr vermindert. Auf den Hinter-
flügeln fehlen sie fast ganz und am Rande der Vorderflügel befinden
sich nur wenige kleine Flecke.
Ein Lymantria dispar cf aus Nieder-Oesterreich ist sehr klein
(1(3 mm Vdflgl, - Länge) und hat nur verschwommene, vcrblasstc
Zeichnung,
Sitzung vom 19. April.
Herr Wichgraf legt 2 neue afrikanische Heterocercn aus dem
Hinlerlande von Delagoabay vor: Eine der Antheraea zambesina
verwandte, in der zackigen Zeichnung aber der tyrrhea nahestehende
Form, die er dem Züchter zu Ehren Nitdaurelia Ringleri n. sp. und
eine Lasiocampide, die er nach dem Maputu-Flusse Gastroplokaeis
maputvana benennt. Die Beschreibung ist inzwischen in der Ins. Börse
von 1906, p. 82 erschienen.
Herr Esselbach zeigt eine Apatura V. clytie $, die er in
Nord-Iialicn gezogen hat. Das Stück ist ganz hellgelb, wie es hier
nicht vorkommt ; ferner ein $ von ilia., in Württemberg gezogen, eine
merkwürdige Aberration, die wohl einen Uebergang zu benannten
Varietäten vorstellt.
Sitzung vom 26. April.
Herr Ziegler zeigte folgende Falter mit verschiedener Zeichnung
der Flügelseiten vor: Parnassius apollo L. Q, auf dessen rechtem
Hinterflügel der obere Ocellus keinen weissen Kern, der des linken
einen solchen hat und dessen linker Analfleck einen roten Strich führt,
während der rechte ohne solchen ist. Erehia ligea, var. adyte Hbn.
cf aus Bergün, dessen zweites Auge auf dem rechten Vorderflügel
nicht gerade unter dem ersten, sondern weit rechts davon steht.
Aphantopus hyperanthus L. $ mit zwei Augen auf dem linken und
drei Augen auf dem rechten Vorderflügel. Coenonympha pamphilus
fG) Sitzimgsberichte des Berliner l^ntomologischen Verei)is
L. cf, dessen linker Vorderflügel zwei Augen, während der rechte ein
Auge hat. Abraxas grossulariata L, P, dessen linker Vorderflügel
normal ist, dessen rechter dagegen eine von breiten horizontalen
schwarzen Strichen durchschnittene Mittelbinde hat. Arctia caja L. Q,
dessen linker Vorderflügel nur vier weisse Vorderrandflecke, während
der rechte deren fünf hat. Weiter legte Herr Ziegler eine Vanessa
antiopa L. Q vor, dessen Randflecke violett statt blau sind.
Sitzung vom 3. Mai.
Herr Anders hat aus Aegypten Gespinste eines Falters her-
gesandt und um Bestimmung gebeten. Er beschreibt das Männchen,
aber nicht erkennbar. Die übersandten Gespinste sind weiblich und
ergeben ein Tier, das etwa unserer Org. antiqua nahe steht.
Herr Stichel zeigt Vertreter, der südamerikanischen Tagfalter-
gattungen Colaenis Hb. und Dione Hb., welche im Verein mit den
nächstverwandten Metamorpha Hb. und Cethosia Fab. von ver-
schiedenen Autoren (F. Müller, Haase, Reuter etc.) vermöge über-
einstimmender biologischer Verhältnisse zu den Heliconiiden gestellt
woi'den sind, nach ihrer Morphologie indessen in die Nymphalidae ein-
gereiht werden müssen, wie es jetzt fast allgemein geschieht. Sie bilden
also nach natürlicher Auffassung einen Uebergang zwischen beiden
Familien oder Subfamilien, und es erscheint zweckmässig und begründet,
sie zu einer besonderen Einheit zu erheben, die als Subfamilie Dioninae
der Familie Nymphalidae entsprechend zu bezeichnen ist. Vorgelegt
werden Dione moneta Geyer in einer der Abbildung bei Hübner, Exot.
Schmett. entsprechenden, oberseits ziemlich braun gefärbten Form aus
Bolivien und zwei Lokalformen aus Ecuador und Texas, die etwa dem
Bilde Tafel 22 in „Doubleday, Westwood und Hewitson, Genera of diurn.
Lep." entsprechen; D glycera Feld., typisch aus Venezuela und eine
hierzu gehörige Lokalrasse aus Coiumbien. Diese Art wird häufig mit
D. moneta verwechselt, hat jedoch ganz spezifische Unterschiede gegen
letztere. Ferner D. vanillae L. in Exemplaren aus verschiedenen
Teilen Süd- und Zentralamerikas, die unter sich nicht unwesentlich
variieren, deren Unterschiede aber nicht an die Lokalität gebunden
sind, sodass Rassenbildung nur in einem Falle (für Süd-Porn) an-
genommen werden kann. Weiter Dione jimo Cramer in der typischen
Unterart verschiedener Herkunft, und D juno Incina Feld, aus
Ecuador. Endlich Colaenis euchroia Doubl, aus Coiumbien und eine
sehr auffällige Rasse C. e. mellosa Stichel aus Ecuador, bei welcher
die Grundfarbe statt braun fast honiggelb und der Mittelstreif der
Hinterflügel proximal weisslich verfärbt ist.
Sitzung vom 6. September.
Herr Stichel hat mehrere Parnassius mitgebracht und berichtet,
es habe sich ergeben, dass P. rhodius Honr. nichts anderes ist, als
eine Varietät von jacquemontii Bsd. Unter den vorgezeigten Stücken
sind einige, welche eigene Namen bekommen sollen (vgl. Berl. Ent.
Zeitschr. Vol. 51, p. 81, 1906).
Sitzung vom 13. September.
Herr Thiele zeigt ein ausgezeichnetes Stück von Arg. paphia. L.
vor. Die Oberseile der P^lügel ist sehr stark verdunkelt, sodass die
für das Jahr WOI). (7)
gi'lbe Färbung nahezu verloren gvgangcii ist. Ein Block auf den
Vorderflügeln nahe der Wurzel ist ganz schwarz. Auf der Unterseite
verschwinden die Silberstreifen fast gänzlich. Das Tier ist in der
Nähe von Berlin gefangen.
Sitzung vom 27. September.
Herr Stichel hat eine neue Brassolis aus Südamerika mit-
gebracht. Bisher waren von BrassoUs 5 Arten bekannt, die vorliegende
Art ist daher die sechste, sie wird besonders beschrieben werden. Das
Tier stammt angeblich aus Para.^)
Sitzung vom 4. Oktober.
Herr Stichel legt einen Kasten Falter der Gattung Perisama
Dbl. aus den südamerikanischen Nymphaliden vor und macht auf-
merksam auf 2 Stücke einer seltenen Art, eminens Oberth. aus Nord-
Peru, die noch wenig in den Sammlungen vertreten ist. Die Tiere
unterscheiden sich im wesentlichen von den anderen Arten der Gattung
durch eine gelbe Randbinde auf der Oberseite der Hinterflügel, während
alle übrigen Arten durchweg schwarze, graue oder graublaue Hinter-
flügel haben. Die Arten der Gattung sind auf der Oberseite schwer
zu unterscheiden, die hauptsächlichen Kennzeichen ergibt die Unterseite,
die sehr verschieden gefärbt und gezeichnet ist. Das Vaterland der
Gattung ist der tropische Gürtel von Süd-Amerika, hauptsächlich der
westliche Teil, eine Art reicht bis Mexiko.
Herr Thiele zeigt die sehr seltene Ornithoptera goliath aus
Neu-Guinea vor.
Fest-Sitzung aus Anlass des 50 jährigen Jubiläums
am 9. Oktober.
Unter zahlreicher Beteiligung von Angehörigen der Berliner und
auswärtiger Fach-Vereine und Gesellschaften feierte der B. E. V. in
diesem Jahre das fünfzigjährige Bestehen. Erschienen waren u. a. vom
Königlichen Zoologischen Museum die Herren Direktor Professor Dr.
Brauer, Professor Kolbe, Professor Heymons, vom Entomolog. Verein
zu Potsdam die Herren Geheimrat Professor Vogel und Professor Biehl,
vom Naturwisseiischaftl. Verein zu Hamburg Herr Dr. Timm, sowie von
der Deutschen und von der Berliner Entomolog. Gesellschaft die Herren
Vorsitzenden und eine Anzahl Mitglieder, Nach Eröffnung der Sitzung
ergriff Herr
Geheimrat Professor Dr. Dönitz,
Ehrenmitglied des Vereins, das Wort zu nachfolgendem Vortrage:
Kurzer Rückblick auf die Vereinstätigkeit und die Fort-
schritte der Entomologie in den letzten 50 Jahren.
Das heutige Jubiläum, das wir lieber mit einem guten deutschen
Worte als Gedenktag bezeichnen wollen, lassen Sie mich zu einem
Rückblick auf die 50 Jahre des Bestehens unseres Vereins benutzen
1) Vgl. Entomol. Zeitschr. Guben, Vol. 20 (1906) p. 209: Brnssolis
Ornamentalis Stichel.
(8) Silzunjjsherichte des Berliner' Entomologisdwn Vereins
Rei der Fülle des Stoffes kann ich nur einiges hervorheben, was mir
besonders beachtenswert erschien. In unserem Vereine haben viele
Männer gewirkt, die man als ganze und eigenartige Charaktere be-
zeichnen muss, sodass es eine Freude ist, die älteren Kollegen von
ihnen erzählen zu hören. Aber Sie werden mir verzeihen, wenn ich sie
und die Vorsitzenden nicht alle namhaft mache und der Reihe nach
aufzähle, wie in einem Geschichtswerk die Fürsten mit Angabe ihrer
Regierungszeit.
Unser erstes Wort gebührt dem Gründer des Vereins, Herrn Dr.
Kraatz, der im Gefühle seiner jungendlichen Kraft auf seinem Arbeits-
felde, der Col eopter ol ogie, ein sehr streitbarer Kämpe war. Seinem
Unternehmungsgeist und seiner unverwüstlichen Arbeitskraft verdanken
wir, dass aus geselligen Zusammenkünften von Freunden der Entomologie
ein nach festen Statuten geleiteter Verein hervorging, der eine
wissenschaftliche Zeitschrift herausgibt und eine umfangreiche Bibliothek
besitzt. Wie gross die dabei zu überwindenden Schwierigkeiten gewesen
sein mögen, können diejenigen wohl ermessen, denen später zeitweilig
die Leitung des Vereins anvertraut war, denn es ist wiederholt an sie
sogar die Sorge um das Fortbestehen des Vereins herangetreten.
Nicht zum geringsten Teil hat dazu beigetragen, dass der Gründer des
Vereins sich bewogen fühlte, ein Konkurrenzunternehmen gegen seine
eigene Schöpfung ins Leben zu rufen. Dass ihm dies gelang, und dass
er diesen zweiten, ausschliesslich coleopterologischen Verein dauernd
lebensfähig erhielt, ist ein schönes Zeichen seines Selbstvertrauens und
seiner Kraft; aber man kann nicht umhin zu bedauern, dass dadurch
die Arbeitskräfte zersplittert und die von den Freunden der Entomologie
aufgebrachten Mittel zur Veröflfentlichung wissenschaftlicher Arbeiten
auf zwei Zeitschriften verteilt werden. Diese Zersplitterung ist um so
mehr zu beklagen, als wir, die wir den damaligen Ereignissen ferner
stehen, keinen sachlichen Grund der Trennung zu erkennen vermögen,
sondern sie auf persönliches Empfinden zurückführen müssen.
Es wird wohl niemand überraschen, wenn ich hier ausspreche, dass
die Hauptschwierigkeit in der Leitung des Vereins in den Finanz-
verhältnissen lagen. Die Gründer des Vereins halten richtig erkannt,
dass ihre Schöpfung sich auf die Dauer nur würde halten können, wenn
sie auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt würde, die auch nach
aussen hin Anerkennung beanspruchte, und die.se Grundlage
fanden sie in der Herausgabe einer wissenschaftlichen Zeit-
schrift. Das aber war ein kostspieliges Unternehmen, denn eine
naturwissenschaftliche Zeitschrift ohne erläuternde Tafeln ist heutzutage
kaum mehr dankbar, und Tafeln kosten Geld, viel Geld; anfänglich
war für unsere Zwecke nur Lithographie und Kupferstich anwendbar.
Der zuerst festgesetzte Jahresbeitrag von 6 Mark, dessen damaligem
Werte heute etwa 10 Mark entsprechen würden, genügte denn auch
nicht zur Deckung der Unkosten. Aber es fanden sich begeisterte
Mitglieder, welche Zeichnungen und Tafeln für die Zeitschrift stifteten.
Schon am ersten Jahrgange beteiligten sich in dieser Weise die
Herren Fischer, Habelmann und W a ge n seh i e be r, und ich
glaube besonders betonen zu sollen, dass alle diese Herren durchaus
nicht mit Glücksgütern gesegnet waren, sondern wirkliche Opfer
brachten. So gelang es denn Herrn Dr. Kraatz, die Zeilschrift
für das Jahr 1906. (9)
würdig auszustatten und sogar die Grundlage eines kleinen Vcrcins-
vermögens zusammenzubringen, das später manchmal zum Retter in
der Not wurde.
Nun, das gute Beispiel, welches die genannten ersten Wohltäter
gaben, hat fortzeugend Gutes gewirkt, und es haben manche Mit-
glieder ihre ganzen VeröfFentlichungen oder wenigstens die Tafeln
aus eigenen Mitteln bestritten. Ich weiss nicht, ob ich in dieser Hin-
sicht die Namen zweier bewährter Dipterologen verraten darf;
es sind die Herren von Osten-Sacken und Baurat Becker. Ihnen
allen, auch den Ungenannten, sei hiermit noch einmal gedankt. Mögen
sich recht zahlreiche Mitglieder ein Beispiel an ihnen nehmen.
Nicht nur durch die Veröffentlichungen, sondern auch durch Vor-
träge wurden die wissenschaftliciien Bestrebungen gefördert; doch bevor
ich davon spreche, sei des Verkehrs der Mitglieder untereinander
gedacht, der durchweg ein sehr freundlicher war. Jeder neu Auf-
genommene wurde bestens unterstützt, dem Anfänger wurden die
Erfahrungen der gewiegten Sammler niemals vorenthalten, und seine
Sammlungen wurden durch unverbindliche Ueberlassung wohl be-
stimmter, oft Sehr wertvoller Tiere bereichert. In dieser Beziehung
muss ich besonders eines Mannes gedenken, der alljährlich wenn er
seine auf Reisen gesammelte Ausbeute präpariert hatte, mit vollen
Händen austeilte Es war der Stadtrat Adolf Streckfuss, der sich
noch dadurch einen Namen gemacht hat, dass er die deutsche
Lcp idop t er e n f a u n a um manchen Aufsehen machenden Fund
bereicherte, wie durch die Auffindung der Satiimia caecigena in
Krain, der früher nur aus Asien bekannten Catocala liipina in
Steiermark, und durch die Entdeckung der neuen Notodonta
(Drymonia) vittata, mit deren Beschreibung ihm Dr. Staudinger
um einen Monat zuvorkam; sonst würde sie Notodonta strevkfussi
Honr. heissen. In der Debatte war Streckfuss auf Grund eines
liefwurzelnden Rechtlichkeitsgefühls ausserordentlich scharf und ein
sehr unbequemer Gegner. Das verspürten wir besonders, als der
Jahresbeitrag auf 10 Mark erhöht werden musste; eine durch den
immer grösser werdenden Aufwand für die Zeitschrift bedingte Mass-
regel, der sich Streckfuss, der sonst so bewährte Berater, auf das
heftigste widersetzte. Köstlich aber war sein Spott, wenn einmal ein
Mitglied auf Abwege geriet und z. B. dem Verein eine Zygaenc nn't
gekämmten Fühlern vorlegte und behauptete, dieses Monstrum,
so wie es da war, im Finkenkrug lebend erbeutet zu haben.
Soleher Männer, die mit Leib und Seele am Vereine hingen, mit
ihrer ganzen Persönlichkeit für ihn eintraten und selten eine Sitzung
versäumten, hat der Verein viele zu den Seinen gezählt.
Dass auch einige der Vorsitzenden dem Vereine ein besonderes
Gepräge aufdrückten, ist daher wohl zu verstehen. Ich nenne in dieser
Beziehung den Geh. Sanitätsrat Meyer, der mit Vorliebe ver-
krüppelte und abnorme Schmetterlinge sammelte, und ferner
Honrat h, der als Inhaber einer Kunsthandlung, in welcher die
schönsten moderneu Gemälde zur Schau gestellt waren, eine so aus-
geprägte Freude an der Farbe hatte, dass ihm unsere paläarktische
Lepidopterenfauna nicht genügte. Er sammelte vorzugsweise die farben-
prächtigen exotischen Tagfalter und wusste durch häufiges Vorzeigen
(10) SHzungsherichtc des Berliner Entomologisehen Vereins
und Besprechen seiner glänzenden Sammlungskästen den ganzen Verein
bei unseren Zusammenkünften dafür zu interessieren, und manchen
jungen Sammler hat er angeregt, selber hinauszuziehen in die tropische
Ferne.
Doch — ich spreche hier immer von Lepidopterologen, sodass es
scheinen möchte, als wäre den anderen Gebieten der Entomologie
weniger Aufmerksamkeit geschenkt worden. Das ist aber nicht
der Fall.
Als Co leo ptero 1 ogen von Bedeutung, die ich selber noch kennen
gelernt habe, niuss ich die beiden v. Quedenfeld, Vater und Sohn,
erwähnen, von denen der jüngere ein sehr findiger Sammler war und
z. B, den fast verschollenen Citrahus coarctatus in Menge aus Madeira
mitbrachte.
Es lässt sich aber nicht leugnen, dass die Käfersammler im Vor-
zeigen von interessanten Teilen ihrer Sammlung schüchterner waren
als die Schmctterlingssammler. —
Die Dipteren, Hy menop teren, Ileni ipteren usw. hab en auch
ihre I.iebhaber gefunden, doch sind diese, wie wohl überall, in der Minder-
zahl geblieben, wenngleich ihre Veröffentlichungen in der Vereins-
zeitschrift ein rühmliches Zeugnis für ihren Fleiss ablegen. Sie haben
sich damit ein besseres Denkmal gesetzt, als wenn ich sie hier in langer
Reihe aufzählen wollte.
Es sind ihrer gar zu viele, denen wir Belehrung verdanken, indem
sie uns von eigenen Erfahrungen oder von den neuesten Erscheinurtgen
auf ihrem speziellen Arbeitsgebiet berichteten.
Das Arbeitsfeld der Entomologie ist aber auch un-
erschöpflich, und gerade in den letzten 50 Jahren hat man erst
eine Ahnung von seiner wissenschaftlichen Bedeutung bekommen. In
diese Zeit fällt das Auftreten Darwins, der erst Leben in die ganze
Zoologie gebracht hat, die vor ihm fast gänzlich in knöcherner
Systematik aufging, nachdem die Konstanz der Arten als Dogma an-
genommen war. Gerade die En tomologie war geeignet, zur Lösung
vieler Fragen herangezogen zu werden, weil sie nicht nur durch den
grossen Reichtum an leicht zugänglichen Arten die ausgedehntesten
Untersuchungen ermöglichte, sondern sich auch ganz besonders zum
Experimentieren eignete. So sind die Variabilität, der
Einfluss von Kälte und Wärme, die Bastardierung, die
Spermatogenese, die Vererbung usw. der exakten Forschung
zugänglich gewesen. Doch gibt es hier noch viel zu tun, und ich
möchte auf einiges hinweisen, indem ich die Lepidopteren herausgreife,
bei denen ich mich auf eigene Untersuchungen stützen kann. Die
Reinheit der Art wird bei den Schmetterlingen in sehr einfacher
Weise aufrecht erhalten. Die Copulationsorgane sind nämlich
in beiden Geschlechtern mit Anhangsgebilden versehen, die genau
aufeinander passen, und die bei verwandten Arten so verschieden aus-
fallen, dass eine Bastardierung gewöhnlich unmöglich ist. Bei manchen
Microlepidopteren findet man sie merkwürdigerweise grossartig
entwickelt. Bei solchen Genera aber, bei denen in der freien Natur
häufiger Bastarde vorkommen, und bei denen wir auch aus anderen
Gründen annehmen, dass die Umgrenzung der Art noch keine feste ist,
z. B. bei den Zygaenen, z. T. auch bei Colins, sind die Copulations-
für das Jahr 190h'. (11)
Organe Husscrordentlich einfach und übereinstimmend gebaut. Mit
ihnen sollte man experimentieren. Man sollte aber weiter gelien und
bei widerspenstigen Arten die Co pnl a t ion s o rga ne ganz aus-
schalten. Ich sehe keinen Grund, warum es nicht gelingen sollte,
Schmetterlingen die legereifen Eier und reifen Samen zu entnehmen
und ausserhalb des Körpers die Befruchtung zu bewirken In den
meisten Fällen werden allerdings mikroskopische Einrichtungen am Ei,
die Gestalt der Micropyle, das Eindringen des Samenkörperchcns
verhindern, doch in anderen Fällen muss die Befruchtung gelingen. —
Doch das ist Zukunftsmusik. Mag sich jeder die zu erwartenden
Erzeugnisse einer solchen willkürlichen Bastardierung seibor
ausmalen, ich kehre wieder in den Schoss unseres Vereins zurück, wo
die durch Darwin in Fluss gebrachten Fragen, die sich alle zu
Streitfragen auswachsen, in Vorträgen und in freiem Meinungs-
austausch behandelt wurden. Man konnte dabei die Beobachtung
machen, dass manches, was die Gelehrtenwelt schon für erwiesen er-
achtete, von den praktischen Sammlern und Züchtern mit sehr miss-
Iranischen Augen angesehen wurde.
So hat der weitgehende Einfluss, welcher der Anpassung in
Form und Farbe auf die Erhaltung der Art zugeschrieben wurde,
bei ihnen nie rechten Anklang gefunden, weil man immer wieder die
Beobachtung machte, dass diejenigen Feinde der Insekten, welche ihre
Beule mit den Augen suchen, die Zahl unserer Lieblinge nicht zu
dezimieren vermögen. Verhängnisvoll für das Fortbestehen der Art
können nur diejenigen werden, welche mit anderen Sinnen suchen;
sagen wir kurz welche sie wittern und dann ihre Eier an ihnen ab-
legen, wie die Schlupfwespen, und unter den Fliegen die Cono-
piden und Tachinarien.
Fast eben so schlimm, doch hauptsächlich nur in künstlichen Zuchten
vorkommend, sind gewisse Pilzkrankheiten; ich erwähne nur die
Muscardine, deren Pilz, Botrytis bassiana, seinerzeit die Seiden-
zucht in Europa brach gelegt hat; und es sei darauf hingewiesen,
dass schon im 2. Bande unserer Zeitschrift der Kliniker Professor
Lebert in Zürich eine mit 6 lithographischen Tafeln gezierte Arbeit
über Pilzkrankheiten des Insektes der beide veröffentlicht hat. Nun
durch Einführung gesunder Stämme der Bomhyx mori, und früh-
zeitige Ausmerzung erkrankter Raupen und Eier ist es gelungen, die
Seidenzucht wieder in die Höhe zu bringen und aus den Seiden-
Schmetterlingen einen Nutzen zu ziehen, der sich in Zahlen
kaum ausdrücken läset.
Neuerdings aber haben Insekten noch ganz andere Bedeutung
für das Menschengeschlecht gewonnen, indem sie sich als Ver-
breiter mörderischer Krankheiten entpuppten. Der einfachste
Fall ist der, dass Krankheitskeime mechanisch von Insekten verschleppt
werden. Nehmen Sie an, dAss die Ausleerungen eines Typhuskranken
nicht sofort unschädlich gemacht werden (z. B. durch Uesinfektions-
mittel), so setzen sich Fliegen darauf, an denen es ja nirgends mangelt,
beschmutzen ihre Füsse und verschleppen die krankmachenden Bakterien
auf Gebrauchsgegenstände und Esswaren, und so kann_^die Krankheit
auf Personen übertragen werden, die selber vielleicht gar nicht mit dem
Kranken in Berührung gekommen sind. Dasselbe gilt von der Tuber-
(12) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
kulose. Wie oft kanu man Fliegen auf dem Auswurf von Schwind-
süchtigen sehen ! Die Folgen kann sich jeder denkende Mensch klar
machen, und doch wird in den Familien merkwürdig wenig zur Un-
schädlichmachung des Auswurfs getan. Man hat deswegen neuerdings
in Frankreich den Stubenfliegen den Krieg erklärt und sollte auch bei
uns diese Bestrebungen aufnehmen, für Aufklärung des Volkes in Be-
treff der Lebensweise der Fliegen sorgen und auf Abwehrmittel
gegen die Fliegenplage sinnen.
Verwickelter sind die Verhältnisse, wenn die Krankheitskeimc im
Körper der Arthropoden erst eine En t wie kel ung durchmachen müssen
bevor sie auf andere Menschen übertragen werden können. Das ist z.
B. der Fall beim VVe c h s e 1 fi eher, wo sich die Sache folgender-
massen abspielt. Eine Mücke, ein Anopheles, saugt Blut an einem
Wechselfieberkranken und nimmt damit die in dem Blute lebenden
Parasiten auf, welche das Wechselfieber erzeugten. Es ist das ein
tierischer Organismus, welcher ziemlich auf der niedrigsten Stufe der
zoologischen Entwickelungsreihe steht. Diese Parasiten werden im
Magen der Anoplieles gcschlechtsreif, und nach der Befruchtung
verwandeln sich die Weibchen in eine Kapsel, deren Inhalt in tausen-
de von Keimen zerfällt, die schliesslich in die Giftdrüse der Mücke
hineingelangen. Wenn dann die Mücke einen gesunden Menschen
sticht, so impft sie ihm mit dem starken Juckreiz erzeugenden Gift zu-
gleich eine Anzahl der erwähnten Krankheitskeime ein, die sieh dann
im Blute vermehren und endlich das Wechselfieber zum Ausbruch
bringen. Diese Krankheit wird jetzt gewöhnlich Malaria genannt,
aber ich vermeide dieses Wort absichtlich, denn es bedeutet „schlechte
Luft", und mit schlechter Luft hat das Wechselfieber ganz und gar
nichts zu tun; aber die betreffenden Blutparasiten und Anophe-
les sind dazu nötig.
Um diese so einfache Tatsache herauszubringen, hat es grosser
Anstrengungen bedurft, und die Entomologie ist in nicht geringem
Masse daran beteiligt gewesen. Als die ganze Frage in Fluss kam,
wusste man nicht einmal, ob die Mücken nur ein- oder mehrere Male
stechen, und es musste erst durch geeignete Experimente festgestellt
werden, dass die Mückenwcibclien jedesmal, wenn sie Eier abgelegt
haben, Blut saugen, das ihnen die nüiige Nahrung zuführt, um von
neuem eine Anzahl Eier zur Keife zu bringen.
Eine andere Frage war die, ob alle Mückenarten geeignet sind,
den Wechselfieberparasiten zu verbreiten. Jetzt weiss man, dass es nur die
Anopheles sind, und es scheint sogar, dass alle Arten dieses
Genus imstande sind, den Fieberparasiten in ihrem Körper zur Reife
kommen zu lassen; aber merkwürdigerweise scheinen sich manche, noch
dazu sehr häufige Arten an diesem hinterlistigen Treiben nicht zu be-
teiligen, obgleich auch sie in die menschlichen Behausungen kommen
und somit nächtlicherweile genug Gelegenheit haben, sich selber an-
zustecken und dann die Krankheit weiter zu tragen. Hier ist eben
noch manches Rätsel zu lösen.
Naturgemäss fragte man auch nach der Lebensweise der Ano-
phelesmücken, weil man hoffte, dass sie in irgend einem Stadium
ihrer Entwickelung Gelegenheit bieten würden, sie in grossem Massstabe
zu vernichten. Man hat dann auch versucht, ihre Brut in Teichen und
für das Jahr 1906. (13)
sonstigen Wasseransummlungen zu töten, doch nicht mit durchschlagen-
dem Erfolge. Welche Schwierigkeiten sich dem Menschenfreunde dabei
entgegenstellen, mögen Sie aus folgendem Beispiel entnehmen, das von
Lutz migeteilt wurde.
Bei einem Eisenbahnbau in den Bergen Br asiliens kam man vor
einigen Jahren in einen Urwald, der völlig unbewohnt war. Trotzdem
erkrankten bald viele Arbeiter an Wechselfieber, und diese rätselhafte
Tatsache klärte sich bald in folgender sehr einfacher Weise auf.
Einerseits waren Anopheles dort vorhanden, und andrerseits brachten
einige der von der Küste heraufgekommenen Arbeiter, welche an chro-
nischem Wechselfieber litten, die Fieberparasiten in ihrem Blute mit.
An ihnen steckten sich zuerst die Mücken an, und wenn sie dann
später einmal Gesunde stachen, so impften sie ihnen das Fieber ein.
Die Anopheles aber zu vertilgen, erwies sich bald als unmöglich. Der
Bergwald zeigte nämlich bei einer sehr gleichmässigen Abschüssigkeit
nirgends auch nur die geringste Wasseransammlung, aber die Anopheles
legten ihre Eier in das wenige Regenwasser, das sich in den Blatt-
bcheiden von Pflanzen erhielt, die hoch oben auf den Bäumen schma-
rotzten. So wfiren nho die Brutplätze für den Menschen unzugänglich.
Sie werden verstehen, meine Herren, dass bei all diesen Unter-
suchungen auch die zoologische Systematik nicht zu kurz kam,
denn man musste doch vor allen Dingen die Arten der Mücken kennen
lernen, mit denen man zu tun hatte. Doch das war gar nicht leicht,
denn die älteren Beschreibungen, selbst die eines Low, der ja ein
sehr reges Mitglied unseres Vereines war, genügten in keiner Weise,
um die Arten wieder zu erkennen, und dazu wurden viel mehr neue
Arten aufgefunden, als schon beschrieben waren. Sie entsinnen sich
vielleicht, dass ich in einem Vortrage, den ich vor einigen Jahren im
Vereine hielt, eine ganze Anzahl neuer asiatischer und afrikanischer
Arten aus Fiebergegenden aufstellen konnte. Viel interessanter aber
erscheint mir eine andere Tatsache, die ich bei Gelegenheit dieser
Untersuchungen ermittelte.
Die Südsecinseln und viele kleine Inseln, welche sich den gros-
sen Inseln Neu-Guineas vorlagern, sind frei von Anopheles, und
demgemäss auch frei von W echs el fie ber; selbst in C e leb 'es war
früher diese Krankheit nicht bekannt. Jetzt aber werden durch den
sehr regen Schiffsverkehr die Anopheles immer mehr verbreitet, und
da in den Tropen überall hin auch chronisch wechselfieberkranke
Menschen kommen, so ist diese Krankheit auch schon auf der Ein-
wanderung in diese Inseln begriffen und wird diese kleinen Paradiese
bald zur Hölle machen.
Kurz möchte ich noch anführen, dass an dem mit Recht so ge-
fürchteten gelben Fieber eine Culexart Stegomyiafasciata beteiligt
ist. Glücklicherweise ist diese Krankheit bis jetzt noch auf die West-
küste Afrikas und die Ostküstc Amerikas beschränkt, und das
hat seinen Grund darin, dass ihre Ausbreitung über grosse Gebiete
durch folgende Eigentümlichkeiten behindert wird. Die Mücke wird
erst zwölf Tage, nachdem sie an einem Gelbfieberkranken Blut gesaugt
hat, ansteckungsfähig und bleibt es nur kurze Zeit. Sie nimmt aber
nur dann die Krankheitskeime in sich auf, wenn sie den Kranken
innerhalb der ersten drei Tage der Krankheit sticht. Vom vierten
(14) Sitsimgsberic/ite des Berliner Entomologischen Vereins
Tage an steckt sich eine Stegomyia nicht mehr an einem solchen
Menschen an, und eine chronische Erkrankung gibt es nicht wie bei
tier Malaria, so dass sich auch später keine Mücken mehr au ihm an-
stecken können. Damit stehen natürlich der schnellen und weiten
Ausbreitung der Krankheit grosse Hindernisse entgegen. Nebenbei
bemerkt, kennen wir den Parasiten des gelben Fiebers noch nicht.
Nun möchte ich Ihre Aufmerksamkeit noch auf eine andere Gruppe
von Arthropoden lenken, welche tief in das Wohl und Wehe des
Menschen eingreift. Es sind die Zecken, die Ixodiden.
Schon seit mehr als hundert Jahren ist im Orient die sogenannte
persische Wanze gefürchtet, weil sie Stiche hinterlässt, die sich
heftig entzünden und oft den Tod zur Folge haben. Diese persische
Wanze ist gar kein sechsbeiniges Insekt, sondern eine achtbeinige
Zecke, Argas persieus. Vor zwei oder drei Jahren hat man gefunden
dass eine ihrer Verwandten, nämlich Ornithodorus moitbata, in
Afrika durch ihren Stich den Erreger des oft tötlichen Rückfall-
fiebers verbreitet. Argas miniatus erzeugt eine ähnliche Krankheit
bei dem Zuchtgeflügel in Amerika. Wieder andere Zeckenarten ver-
ursachen gefährliche Krankheiten bei Rindern, Pferden, Schafen, Hunden
usw. Am gefürchtetsten ist das Texasfieber der Rinder, das
augenscheinlich durch Viehtransporte über alle wärmeren Länder ver-
breitet wurde und beispielsweise in den Vereinigten Staaten von
Amerika jährlich ungefähr 60 000 000 Dollar Verluste an National-
vermögen bedingt. So ungeheuerlich auf den ersten Blick diese Zahl
erscheint, so wird sie doch verständlich, wenn man weiss, dass in den
befallenen Rinderherden gegen 90 "^/o der Kopfzahl der Seuche zum
Opfer fallen, und dass die überlebenden Rinder minderwertig sind.
Auch in Deutschland haben wir eine ähnliche Krankheit, das
Blutharnen der Kinder, das aber nicht so mörderisch auftritt.
Hier ist es der Holzbock, Ixodes ricinus, welcher den Parasiten
beherbergt.
Alle diese durch Zecken übertragenen Krankheiten zeigen die
überraschende Erscheinung, dass die Parasiten sich auf die
Nachkommenschaft der Zecken vererben und dass also die
junge Brut es ist, welche die Krankheit verbreitet. Da nun ein Zecken-
weibchen tausende von Eiern legt, von denen sich ein bedeutender
Prozentsatz infiziert erweist, und da andrerseits die Zuchttiere in Zecken-
gegenden mit hunderten und tausenden von Zecken bedeckt sind, so
kann man ermessen, welche Verheerungen angerichtet werden müssen,
wenn auch nur ein einziges krankes Rind unter eine gesunde Herde
gerät.
Als lieber träger des Texas fiebers ist der kosmopolitische
Boophilus annulatus und der afrikanische B. decoloratus durch die
Untersuchungen des hoch geachteten amerikanischen Gelehrten Theo-
bai d Smith und unseres Robert Koch erkannt worden, doch ist
noch nicht entschieden, ob nicht noch andere Zeckenarten in Frage
kommen. Ausserdem gibt es noch eine ganze Reihe ähnlicher Krank-
heiten, bei welchen allen die Uebertragung durch Zecken geschieht.
Demgemäss sind auch auf diesem Gebiete der Entomologie ganz neue
Fragen aufgetaucht, doch würde es zu weit führen, hier darauf ein-
zugehen. Vielleicht entsinnen Sie sich, dass ich in diesem Frühjahr
Jür das Jahr 1906. (15)
versucht habe, Sie mit der immerhin noch etwas verwickelten Sachlage
bekannt zu machen. Dass auch dieser noch recht junge Zweien der
Wissenschaft zur Entdeckung zahlreicher neuer Arten gefuhrt hat, i^t
selbstverständlicli, wird aber den Sammler erfreuen.
Hiermit sind die Fälle, wo die Entomologie dem Mediziner
zu Hilfe kommen muss, noch bei weitem nicht erschöpft, aber ich will
nur noch einen herausgreifen, nämlich die in Zentral- und Westafrika
grausig wütende Schlafkrankheit, der jetzt auch schon Europäer
zum Opfer gefallen sind. Auch diese Krankheit wird durch tierische
Blutparasiten, die Trypanosomen, bedingt, und die Einimpfung
besorgt eine Fliege, die Glossina palpalis. Aehnliche Parasiten
übertragen andere Glossina-Arten auf Rinder und andere Haustiere
und veranlassen dadurch sehr empfindliche Verluste und verhindern
die Nutzbarmachung ausgedehnten Weidelandes in unseren
Schutzgebieten. Man denke nur an die hierher gehörige Tsetse-
krankheit der Rinder, die verwandt ist mit der in Indien heimischen
Sil rra - Kran kh eit, welche alle Arten von Haustieren, selbst, den
Angaben englischer Forscher zufolge, den Elefanten befällt. Dabei ist
zu beachten, dass die Glossinen ein rein afrikanisches Genus
sind. Ks müssen also die Try p an o so me n der Surra durch andere
Vermittler übertragen werden, vermutlich auch durch Stechfliegen. Die
auch bei uns heimische Stomoocys calcitrans scheint dabei nicht
beteiligt zu sein, und nun gilt es, den wahren Uebeltäler ausfindig zu
machen und Abwehrmassregeln zu finden.
Indem ich Ihnen, meine Herren, an wenigen Beispielen gezeigt
habe, ein wie grosses Arbeitsfeld die Entomologie vor sich liegen hat,
und nach welcher Richtung hin sich ein Teil der Arbeiten demnächst be-
wegen wird, konnte ich unserem Rückblick eine Ausschau in die
Zukunft hinzufügen. Darüber lassen sie uns aber die Gegenwart
nicht vergessen. Wir wollen dankbar der Lebenden gedenken,
welchen das Wohl des Vereins am Herzen liegt, mögen sie durch Vor-
träge und Vorzeigen von Sammlungssfücken wirken, durch Aufstellen
kühner Behauptungen einen gehaltvollen Meinungsaustausch anregen,
oder die Lasten der Vereinsleitung tragen.
Hierauf behandelte Herr H. Stichel, Redakteur der Zeitschrift
des Vereins, das nachfolgende Thema:
Die Lepidopteren-Gattun g Parnassius Latreille mit
besonderer Berücksichtigung der historischen, morpho-
logischen und biologischen Verhältnisse.
Wenn ich die Gattung PamassiuS als Thema für meine heutige
Besprechung wähle, so geschieht dies einerseits deswegen, weil ich mich
gerade jetzt für meine literarischen Beiträge zu ,,Seitz, Gross-
Schmetterlinge der Erde" und ,,Wytsman, Genera Insectorum" mit deren
speziellem Studium beschäftigt habe, andrerseits aber deswegen, weil
sich die Parnassier bei Schmetterlingssammlern fast durchweg einer
besonderen Bevorzugung erfreuen. Ich darf deswegen wohl hoffen,
dass dieses Thema nicht ohne gevi'isses Interesse sein wird.
Die Vertreter der Galtung «ind hauptsächlicli Bewohner der ge-
mässigten Erdzone oder des sogenannten paläarktischcn Gürtels. Die
(16) Sitziin(jsherichte des Berliner Entomologisrhen Vereins
Südgrenze dos Verbreitungsgebietes bildet das Nord- Gestade des Mittel-
meeres, zieht an der Südküste Kleinasiens gegen das Kaspische Meer,
durch Afghanistan nach dem Nordwestteile des Himalaya, auf dessen
Rücken entlang bis zu seinem östlichen Ende, wendet sich dann im
Zuge des Jünling in schräger Richtung nach Norden gen Peking und
springt unter Einschluss von Korea und der japanischen Insel Nipon
über den grossen Ozean nach Nordamerika über. Der neue Erdteil
wird etwa in den Südausläufern der kalifornischen Sierra Nevada
getroffen, die Linie durchquert dann Arizona und Kolorado bis
zum Felsengebirge, welches die Ostgrenze des Verbreitungsbezirkes
darstellt ; dem Hauptgebirgszuge folgend erreicht diese die Halbinsel
Alaska, durchschneidet diese nahe dem nördlichen Polarkreis, um sich
als Nordgrenze nach Ueberschreitung der Behrings-Strasse in Sibirien
fortzusetzen. Hier scheint sich die Grenzlinie im Zuge des Stanowoi-
Gebirges etwas südwärts zu wenden, schlägt aber im Lena-Gebiet einen
über den Polarkreis, bis etwa zum 70. Grad nördlicher Breite, reichenden
Haken, um dann wiederum bis zu dem Wiljui- Gebirge zurückzutreten
und in massigem Abstände von dem Polarkreis den Ural zu über-
schreiten. Die russischen Ostseeprovinzen verbleiben grösserenteils
innerhalb der Fortsetzung der Grenze, diese umfasst sodann Skandinavien
bis etwa zum 62" nördlicher Breite, zieht darauf nach Süden bis ins Herz
Deutschlands und vereinigt sich unter Einschluss Frankreichs und der
Pyrenäen-Halbinsel an deren Westseite mit der Südgrenze.
Europa kommt eigentlich nur mit drei Arten in Betracht, denen
sich im Kaukasus eine vierte anschliesst. Mit fortschreitender Richtung
nach Osten vermehrt sich die Zahl stark, bei weitem die grösste
Formenmenge ist im Herzen Asiens, im russisch-chinesischen Turkestan,
Kaschmir und Tibet vereinigt; nach Norden und Osten verringert sich
die Zahl wiederum, in ^Nordamerika sind nur drei mit Sicherheit als
gute Arien erkennbare Parnassier in etwa 10 — 12 Formen bekannt,
im ganzen gibt es etwa 200 benannte Formen.
Die Geschichte der Gattung ist ziemlich einfach. Von Linne,
Systema Naturae Ed, 10 (1758), welches als Grundlage für die
heutige Nomenklatur gilt, ausgehend, finden wir darin die ersten
Aufzeichnungen über Parnassier in den beiden Arten apollo und
mnemosyne als Papiliones Heliconii. Diese Einheitsbezeichnungen
auf heutige Verhältnisse angewendet, würden in der Singularendung
als Genus (Papilio) und Subgenus (Heliconius) anzusehen sein.
Heliconius ist dann 1805 von Latreille auf einen anderen Art-
Typus (/?. nielpomene) angewendet und gleichzeitig für apollo
die Gattung Parnassius eingeführt worden. Zwei Jahre darauf erfolgte
durch Illiger der Abdruck des Systema Glossatorum von
Fabricius, worin für apollo und mnemosyne das Genus I?orilis vor-
geschlagen wird. In der Annahme, dass mnemosyne generisch von
apollo nicht verschieden ist, muss Doritis als unbedingtes Synonym
von Parnassius verworfen werden und darf nachträglich auch nicht,
wie es jetzt üblich, auf eine andere als ursprünglich in ihrem Zusammen-
hang aufgeführte Art übertragen werden. Für die Species apolliniis
ist daher, uebenläufig bemerkt, künftig Archon (Hübnerl als Gattungs-
name anzuwenden.
Parnassius wird von den meisten älteren und auch von neueren
für das Jahr 1906. (17)
Autoren, erwähnt seien Leach 1815, Latreille, Godart 1819,
Roisduval 1836, Westwood 1840, Blanchard 1845, Gray 1852
und in jüngster Zeit: Staudinger, Hofmanu, Spu 1er als integrieren-
der Bestandteil der Familie Papilionidae oder Subfamilie Papilioninae
aufgefasst. Hübner (1805) wendet in ähnlichem Sinne die Einheits-
bezeichnung Nobiles, später (1816) Sapientes an und Herrich-
Schäffer (1843) bezeichnet sie als JEquiies, ein Ausdruck, der aus
Linn^s System a Naturäe übernommen, also prioritätsberechtigt
ist und von Kirby in seinen jüngeren grösseren Publikationen (Hand-
book of Lepidoptera 1896), sowie Text zu Hübner und Geyer,
(Neue Ausgabe, 1901) unter Anwendung der durch die Nomenklatur-
regeln vorgeschriebenen Wortbildung als Equitidae Anwendung findet
— allerdings nur für die Papilionidae im engeren Sinne,
Bereits 1840 machte sich das Bedürfnis zur Elimination der
Parnassier aus den Papilionen geltend und werden sie von Swainson
in „History oflnsects" selbstständig &\s Parnassinae bezeichnet.
Dieser durchaus begründete Modus der Klassifikation fand aber erst
in neuerer Zeit, namentlich bei englischen und amerikanischen
Systeniatiki'rn Aufnahme, so von Elwes 1886, Doherty, Scudder
1889, Kirby — wie schon angedeutet — 1896, Jordan 1898, Dyar,
Moore 1902. Nach dem heutigen Standpunkt der Systematik müssen
wir die Etablierung der Parnassiinae als geschehene Tatsache ansehen,
nicht allein aus praktischen Gründen, sondern auch weil biologische und
morphologische Verhältnisse diese Sonderstellung unumgänglich er-
scheinen lassen.
Nicht unerwähnt mag schliesslich noch der zum Teil verunglückte
Versuch von Hoi'sfield und Moore (1857), vorher schon von Horsfield
allein (1828), bleiben: das System der Tagfalter nach der Form der
Raupen, in dem die Gattung Parnassius ihren Platz bei der Stirps mit
Ch ilognathiform- oder Juliform-Larven erhält, die Raupen also
mit Diplopoden (Tausendfüssler) und Asseln verglichen werden. Eine
ähnliche Leistung ist auch diejenige von Doherty in seinem System
nach der Form des Eies. Er bezeichnet die in Frage kommenden
Einheiten als Hesperiformes, vereinigt Papilioniden, Hesperiiden
und Eryciniden und betrachtet diese als ursprünglichste Formen und
Vorläufer der übrigen Gruppen.
Die Parnassiinae im heutigen Sinne enthalten ausser der Gattung
Parnassius noch die paläarktischen recenten Genera Archon (Hübn.)
"= Doritis Fab. und Hypermnestra. Heyd, — Ismene Nick. Die
von Kirby ferner eingerechneten Gattungen Eliryades Feld. (Süd-
Amerika) und Cressida Swains. ^^ Euryades Bsd. (Austral.) vermag
ich trotz der den Q Q. derselben eigentümlichen Legetasche als
Parnassier nicht zu erkennen, sie sind auch von Spuler in seiner
Stammesgeschichte der Papilioniden als Ausläufer des sogen.
Randaugenzweiges in eine der Gattung Parnassius sehr entfernte
Verwandtschaft gebracht und auch von R a d c 1. G r o t e in seiner
Spezialisa tion des Schmetterlingsflügels als Gruppe der
Papilioninae s. str. behandelt. Hinzu tritt dann aber noch ein
fossiles Genus : Doritites Rebel, mit der in der Miocaenformation von
Gabbro bei Pisa aufgefundenen D. bosniaskii Reb.
Zu dem vorher erwähnten Gattungsnamen Cressida sei nachrichtlich
b
(18) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
noch erwähnt, dass demselben seither die Anerkennung versagt wurde,
weil er mit dem vorher aufgestellten, aber mit einem praeoccupierten
Gattungsnamen verbundenen Artnamen cressida wörtlich überein-
stimmte. Man nennt dies Tautonoraie. Diese ist nach den bestellenden
Nomenklaturregeln kein Grund zur Verwerfung eines Namens und
Cressida muss als Genusbezeichnung wieder hergestellt werden.
Analoge Fälle gibt es mehrfach in der Zoologie, ich erinnere an
Cossus cossus, Trotta trotta, Apus apus usw.
Die Gattung Pamassiiis selbst hat ihren Namen von Anfang an
mit wenigen Ausnahmefällen behauptet. Etliche Autoren, wie Herrich-
Schäffer, Eversmann, v. Nordmann und Röder glaubten dem
Fabriciiisschen Namen Dorites den Vorzug geben zu müssen. Schrank
(F'auna boica, 180i) verweist apollo zur Gattung Pieris und
Billberg (Enume ratio insectorum in museo B.) bildet sich
eine eigene Genusbezeichnung Therius.
In neuerer Zeit hat F. Moore (Lep. ind. Vol. 5, 1902) den
Versuch gemacht, die Gattung in 5 selbstständige Genera zu zerlegen,
nämlich in :
Parnassius s. str. mit dem Typus apollo.
Tadumia mit dem T3'pus acco.
Kailasius mit dem Typus charltonius.
Koramins mit dem Typus delphius.
Doritis mit dem Typus innemosyne.
Zur Begründung der Spalteinheilen sind in den Diagnosen benutzt:
a) der allgemeine Habitus,
b) Geäder-Eigentümlichkeiten,
c) als Hauptsache: Morphologie der Abdominaltasche der Q. Q .
Ich glaube von der Beleuchtung des Punktes a, allgemeiner Habitus,
absehen zu dürfen Im allgemeinen ist solcher zur Aufstellung oder
Begründung von Gattungen nicht als wirksames Motiv anzusehen,
kann vielmehr höchstens als Hilfsmittel beim Vorhandensein anderer
Trennungscharaktere Anwendung finden, und ausserdem ist er hier
im Einzelfalle recht unbedeutend divergierend.
Die Geäder-Charaktere will ich zuletzt behandeln, und erst die
Abdominal- oder Legetasche der Q. P näher betrachten. Dieses eigen-
artige Gebilde war mehrfach Gegenstand der Untersuchung. Schon
lange wusste man, dass diese Tasche den frisch aus der Puppe ge-
schlüpften Tieren fehlte und sich erst bei begatteten Weibchen vor-
fand. Man nahm an, dass dieselbe irgend eine Rolle bei der Eiablage
spielte, und dass sie ein Produkt oder Organ des weiblichen Abdomen
sei. Der erste, welcher sich mit der Lösung der Frage nach dem
Wesen der Tasche näher beschäftigte, war v. Siebold (1850). Er
scbloss aus seinen Beobachtungen wie folgt:
Während der Copulation, d. h. während der innigen Vereinigung
der beiderseitigen Geschlechtsorgane des männlichen und weiblichen
Falters, tritt aus dem Leibesende des einen oder anderen ein klebriges,
schnell gerinnendes Sekret aus, welches, erhärtend, eine feste und lange
dauernde Verbindung beider Tiere bezweckt. Nach Beendigung des
Befruchtungsaktes und nach gewaltsamer Trennung der Geschlechter
bleibt die geronnene Substanz in einer Art von Abdruck der hinteren
Abdomialteile des (/ in der Gegend der weiblichen Geschlechts-
für das Jahr 1906. (19)
Öffnung haften, als Zeugnis für erfolgte Befruchtung. Den Beweis,
dass dieses Produkt nicht mit einem chitinösen Organ gleichwertig- ist,
führt Siebold damit, dass es in Kalilauge zu einer braunen öligen
Flüssigkeit löslich ist, die, mit mineralischer Säure versetzt, keinen
Niederschlag liefert. Hieraus ist zu schliessen, dass die ursprünglich
gelöste Substanz völlig zerstört wird und von ganz anderer chemischer
Zusammensetzur)g sein muss als der Chitinüberzng des Insekfenkörpers.
Bei weiterer Verfolgung seiner Beobachtungen schliesst Siebold unter
spezieller Berücksichtigung des männlichen Geschlechtsapparates von
Parn. apotlo, dass die schnell erstarrende Substanz aus der Gegend
unter den beiden lateralen Valven ausgeschieden wird und durch die
In oder Aneinanderpassung der Copulationsorgane, die ja bekanntlich
bei Schmetterlingen höchst mannigfaltig und formenreich sind, seine
charakteristische Form erhält.
Diese Beobachtungen und Schlüsse werden teilweise bestätigt
durch die Resultate von Versuchen, welche der Engländer Thomson
im Insektarium des Londoner Zoologischen Gartens im Jahre 1868
angestellt hat, und die von Elwes veröffentlicht worden sind. Ein
näheres Referat über die eingehenden Beobachtungen würde hier zn
weit führen, sie sind niedergelegt in den Proceedings of the Zoological
Society of London, ich lasse ein Separatum der Arbeit zirkulieren.
Auf den Tafeln sind die verschiedenen Taschen und die männlichen
Copulationsapparate etlicher Arten abgebildet.
Thomson erwähnt nun schliesslich als Erzeuger und als formen-
wirkenden Faktor bei der Taschenbildung eines membranösen, dem
männlichen Abdomen anhaftenden häutigen Organs, welches eine
grünliche Flüssigkeit, eben den Stoff' zu iler Tasche, absondert und
dieser — von aussend wirkend — die Form gibt. Dem Wesen jenes
Organs hat Scudder (1892) weitere Aufmerksamkeit durch Unter-
suchungen an lebenden nordamerikanischen Parnassiern geschenkt, er
erklärt es als ein von den eigentlichen Geschlechtsteilen unabhängiges
Gebilde, das eine Art „falscher" Analklappen vorstelle und einen Teil
des Geschlechtsapparates umfasse. Zwischen ihm und den eigentlichen
Valven oder Harpen befinde sich bei dem lebenden Tier eine Drüse, die
einen schnell erhärtenden Stoff absondere, welcher nach mikroskopischer
Untersuchung von derselben Beschaffenheit sei, wie die fertige Tasche
und mit Hilfe des erwähnten Organes in bestimmte Formen gebracht
würde. Dieses Organ nennt Scudder „Peraplast". Es sei bei den
verschiedenen Arten von ungleicher Gestalt und daraus erkläre sich die
Verschiedenheit der Taschenform. Als Fabrikant des merkwürdigen
Gebildes entpuppt sich hiernach das Männchen und diese Tatsache
wird durch eine Beobachtung in der Natur bestätigt: Der russische
Lepidopterologe Grum-Grschimailo fand nämlich im Thianschan ein Q.
von Parn. cliarltonius princeps Honr., welches über zwei Lege-
taschen verfügte, von denen die eine in normaler Ausbildung und
Stellung, die andere in Querlage vor dieser angeheftet war. Daraus
folgt, dass eine doppelte Copula oder wenigstens der Versuch einer
zweiten Begattung stattgefunden hat, und dass der Produzent der
Taschen, wenigstens aber der zweiten, abnorm sitzenden, ein cf gewesen
sein mnss. Ferner fand Grum 2 cf (f derselben Art mit Legetaschen,
wenn auch unvollkommen ausgebildet. Auch hier hat der Versuch
b*
(20) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
einer Copula mit Passivität eines (f stattgefunden, und das in der
Geschmacksrichtung verirrte aktive c/ hat seine Kunstfertigkeit in der
Anheftung der Tasche nur teilweise produzieren können.
Wenn hiernach die Abdominaltasche auch nicht als ein tertiäres
Geschlechtskennzeichen in analoger Weise wie Duftorgane oder
ahnliche Gebilde anzusehen ist, so kann man ihr jedenfalls keinen
wichtigeren Rang für systematische Zwecke zuweisen als diesen; sie ist
als ein sehr nützliches Mittel zur Gliederung der Arten zu betrachten
und kann, soweit sie sich bei mehreren Species in einer gewissen
Analogie zu erkennen gibt, als Mittel zur Aufstellung von Gruppen
oder Schalteinheiten, keineswegs aber als Gattungscharakter benutzt
werden. Im Gegenteil, ich bin der Ansicht, dass gerade die einheitliche
Ursache ihres Entstehens ein Beweis für die enge und unteilbare
Verwandtschaft aller in Betracht kommender Formen ist. Anders ist
es — wie gesagt — bei der Aufstellung von Schalteinheiten oder
Gruppen, wie sie von Austaut und Elwes erfolgt ist. Austaut bildet
nach der Struktur der Taschen 5 Gruppen :
Cornuti, Tasche gerollt, z. B. charltonius,
Cincti, Tasche ringförmig, z. B. delphius,
Carinati, Tasche flach mit Kiel, z. B. apoUo,
JLimbati, Tasche gross, unregelmässig, z. B. tenedius,
Ventricosi, Tasche beutel- oder blasen förmig, z. B. mnemosi/ne.
Elwes stellt deren neun auf. Seine Einteilung ist deswegen nicht
annehmbar, wenigstens nicht im Sinne von Sectionen, weil die Grenzen
zu eng gezogen sind, und es wiederholt vorkommt, dass in einer Section
nur eine einzige Collectiv-Art Platz findet.
Wenn hiernach in den Mooreschen Gattungsdiagnosen diese
Trennungsraerkmale nicht schon a priori auszuscheiden sind, so würde
deren Wert auch deswegen zu beanstanden sein, weil der Autor Arten
zu einem Genus vereinigt, welche nichts weniger als Uebereinstimmung
in diesen Anhängseln zeigen. So stellt er z. B. -P. Orleans und
szechenyi, deren Q Q beuteiförmige, blasige Taschen haben, in die
Parnassius, deren Merkzeichen eine kleine, spitze, gekielte und
hornige Legelasche ist.
Was nun endlich die Hauptsache, die Geäder-Charaktere betrifft,
so ist man anfangs geneigt, denselben eine grössere Wichtigkeit bei-
zumessen. Ein näheres Studium des Adersystems führt aber zu der
Ueberzeugung, dass auch dieser Teil der Diagnosen nicht einwandfrei
ist; weil das Geäder nicht nur bei den verschiedenen Gruppen-Gemein-
schaften, sondern sogar bei ein und derselben Art nicht unbedeutenden
Schwankungen unterworfen ist, und man daher bei der Charakterisierung
von Gattungen weitere Grenzen annehmen muss, als dies geschehen.
Die angeführten Charaktere, soweit sie überhaupt Unterschiede dar-
stellen, betreffen namentlich die Stellung der Subcostal- und Radial-
äste — des Systems II und III nach Spul er.
Ich muss hier einige Worte über die Terminologie einschalten und
auf einige sprachliche Missgriffe aufmerksam machen. Im allgemeinen
sollte man von der Anwendung von Ziffern bei der Beschreibung
der Lage von Körper- oder Flügelteilen nach Möglichkeit absehen,
es sei denn, dass man die Stellung einer Mehrzahl gleicher BegriflPe
vorher definiert hat und dann die einzelnen Teile numeriert. Statt
für das Jahr 1906. (21)
dessen wähle man Ausdrücke bezüglich des Flügels, welche der Be-
zeichnung der Lage der Punkte auf einer Fläche entsprechen. Als
solche muss man sich doch den Flügel vorstellen, und zwar als eine
horizontale Fläche. Alsdann ist es von vornherein ausgeschlossen,
die Ausdrücke ,,aussen'' und ,, innen" zu gebrauchen, Ausdrücke,
die ihrem eigentlichen Sinne nach nur auf den Begriff der umgrenzten
Fläche oder eines Körpers anzuwenden sind und als ., aussen" das
vorstellen, was ausserhalb dieser Grenze liegt. Ebenso ist es unpassend,
in Ansehung eben dieser horizontalen Fläche von einer Lage „oben"
und ,, unten'' zu sprechen, denn unter „oben" versteht man das, was
auf oder über der Fläche liegt, unter ,, unten" stellt man sich das vor,
was sich unterhalb derselben befindet. Als fach- und sachgemässe Aus-
drücke möge man daher die Bezeichnungen ,, proximal" {= das, was dem
Körper nahe liegt) und ,, distal" {-^ das, was ihm entfernt liegt) und für
,,oben'' und „unten" die klaren Worte ,,vorn" und ,, hinten" substituieren,
dies letztere auch im besonderen Gegensatz von Ober- und Unterseite.
(Folgt Demonstration an einem aus Papier in Vergrösserung her-
gestelltem Schmetterlingsflügel). Unter Anwendung dieser Ausdrücke
ist es dann leicht, die Lage der Adern, die in der Regel in der 2- oder
3-Zahl angeordnet sind, als vorderen und hinteren oder vorderen,
mittleren, hinteren Ast in verständlicher Weise zu bezeichnen. Nur
die mehrfach verästelte Subcostalader macht eine Ausnahme und
möge man sich hier mit Zahlen helfen, die von der Wurzel aus gerechnet
mit 1 anfangen. Ich folge jetzt in der Bezeichnung der verschiedenen
Adersysterae der Einteilung von Schatz, wenngleich wir durch
ontogenetische Untersuchungen Günther Enderleins (Zool. Jahrb.
1902: Eine einseitige Hemmungsbildung bei Telea poly-
phemus) wissen, dass diese Einteilung nicht einwandfrei ist. Auf
dem alten Standpunkt vorläufig zu beharren, halte ich aus praktischen
Gründen für entschuldbar, zumal ihn auch die Generalredaktion des
,, Tierreich" in dieser Form genehmigt hat. (Folgt Demonstration
an Geäder - Präparaten verschiedener Parnassius-Arten im Sinne der
Abhandlung des Vortragenden: „Beitrag zur Kenntnis der
Lepidopteren -Gattung Parnassiiis'^' in Heft 1 der Berliner
Entomol. Zeitschrift 1906). — Wenn wir nunmehr die schwankenden
Eigentümlichkeiten in der Stellung der Radialadern, damit zusammen-
hängend die Ausbildung der Discocellulares und in weiterer Folge die
Lage des 1. Subcostalastes ausschalten, so bleibt nur die Verschmelzung
der Subcostaläste 1 und 2, die bei den beiden Mooreschen Gattungen
Kailasius und Tadumia charakteristisch ist, als objektives Trennungs-
mittel übrig. Die nähere Betrachtung dieses Faktors ergibt aber auch
keinen befriedigenden Abschluss, weil die vorhandene Verschiedenheit
in der Länge der verwachsenen Strecke der beiden Aderäste einen
sicheren Schluss darauf zu ziehen erlaubt, dass auch hier Abweichungen
vorkommen und Exemplare mit frei verlaufenden Adern vorhanden
sind. Dies wird bestätigt dadurch, dass wir bei gewissen Formen {P,
Orleans, hardwichii) ein deutliches Uebergangsstadium bemerken;
bei diesen sind zwar die betreffenden Adern nicht verwachsen, aber
hart aneinanderliegend, ihre Trennungslinie ist mitunter nur mit dem
Vergrösserungsglas zu erkennen. Die Spaltung der Gattung würde
also auch auf diesem Wege eine gewaltsame und bedingte sein, und
(22) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
dürfte damit der Nachweis erbracht sein, dass die Aufteilung der
Gattung unhaltbar, zum mindesten aber entbehrlich ist.
Die letzervvähnten Charaktere indessen lassen es ratsam erscheinen,
zwei Schalteinheiten einzuführen, die ich in dem vorliegenden Heft unserer
Zeitschrift mit
Sectio I: Apotacti: SC^ und - des Vorderflügels verlaufen
frei, und
Sectio II: Symplecti: SC uud - des Vorderflügels verwachsen,
kennzeichnete.
Innerhalb dieser Sectionen verteilen sich dann die Arten und
Formen gruppenweise, ähnlich wie die von Austaut aufgestellten
Sectionen, nur in anderer Reihenfolge, wobei ich dem Grundsatz
huldige, vom Einfachen auszugehen und die reicher von der Natur
ausgestatteten Formen stufenweise anzureihen. In der AVahl dieser
Skala folge ich einerseits einem Versuche Grum-Grschimailos, anderer-
seits der Anregung meines Freundes Adolf Huwe, der seine
Sammlung schon in ähnlicher Weise arrangiert hat. Eine Nachprüfung
dieser künstlichen Einteilung hat ergeben, dass sie auch eine natürliche
ist. denn die verschiedene Kombination der Stellung und An-
^ Ordnung der Radial- und Discocellularadern lässt sich hierbei in schritt-
weisen Uebergängen von einem zum anderen Extrem verfolgen. Ich
lasse zwei Kasten mit charakteristischen Vertretern der verschiedenen
Gruppen herumgehen Das Material gehört zum grösseren Teil Herrn
Huwe, es befinden sich aber auch etliche Stücke der Sammlung des
Kgl. Zoologischen Museums darunter, welche mir der Direktor, Herr
Professor Dr. Brauer in zuvorkommender Weise für Studien -
zwecke zur Verfügung gestellt hat. Die Gruppen sind durch ein-
gesteckte Fähnchen kenntlich gemacht und folgendermassen kurz
charakterisiert :
Sectio I: Apotacti, hierzu
Cohors 1. Mnemosynef armes : Beide Flügel (d. h. Vorder-
und Hinterflügel) ohne Rot. Legetasche des 2 einfach, länglich,
düten-, trichter , oder rinnenförmig, den Leib lateral etwas umfassend,
unten mit Längsfurche. — Enthält einen Teil der Ventricosi Aust.
Cohors 2, Clariif armes . Hinterflügel mit roten Augenflecken.
Legetasche des Q einfach, länglich, ähnlich wie bei der vorigen Gruppe,
unten mit Furche oder Kiel, — Enthält den Rest der Ventricosi
Aust. und zerfällt in 2 Reihen:
a) Hinterflügel auf der Unterseite in der Regel mit roten
Wurzelflecken,
b) Hinterflügel unten ohne Wurzelflecke.
Cohors 3. ApoUiniformes. Hinterflügel in der Regel mit roten
Augenflecken, unten meist mit roten Wurzelflecken. Legetasche des Q.
klein, blattähnlich, distal mit spitzem Zipfel, an der ventralen Seite des
Abdomen angeheftet. — Gruppe deckt sich mit den Carinati Aust.,
enthält die meisten Formen und zerfällt in 2 Reihen:
a) Legetasche mit Längskiel,
b) Legetasche ohne Kiel.
Hierin die europäischen Vertreter der Gattung: davon P. apallo
und P. phoebus sacerdas m. (= delius Esp.) in 14 Lokalrassen
(Subspecies) mit insgesamt 19 benannten Aberrationen oder Zustands-
für das Jahr 1906. (23)
formen. Der deutsche Apollo ist heute sicher nur aus Bayern,
Schwaben, Hessen und der Rheingegend (Moseltal, Eifel) bekannt,
früher war er in Schlesien eine gewöhnliche Erscheinung, soll auch am
KyflPhäuser heimisch gewesen sein. Der Pfarrer Standfuss berichtet
in der Stettin er En t omo logischen Zeitung 1846, dass er am
3. August 1840, also ziemlich spät im Jahre, bei Liebau am Rabenfels
in kurzer Zeit 46 Stück apollo erbeutet habe, weitere 100 brachten
ihm 4 Knaben in ihren Mützen herbei. Auch P. mnemosyne flog
früher bei Charlottenbrunn in Menge, er und ein Freund fingen am
5. Juni 1841 in einem Nachmittage je etwa 100 Stück. ^)
Cohors 4 HardwicMif armes. Hinterflügel in der Regel mit
roten Augen und runden bläulichen oder schwarzen Submarginalflecken.
Hierin zwei Reihen :
a) Legetasche des Q. muldenförmig, ventral mit Längsfurche,
b) Legetasche das Hinterleibsende ringartig umschliessend,
distal in zwei Zipfel ausgezogen.
Enthält die Cincti Austauts und eine Anzahl anderer, damals un-
bekannter oder exotischer Formen.
Sectio II; Symplecti
ist geringer an Artenzahl und enthält
Cohors 1. Acconiformes. Hinterflügel ohne blaue Distalflecke.
Zerfällt in zwei Reihen :
a) Legetasche des Q sack- oder schlauchförmig, höher als
lang, unten verjüngt.
b) Legetasche schnabelförmig gespalten (hierzu nur eine Art:
P. tenedius).
Diese Gruppe liegt ausserhalb der Uebersicht Austauts, weil nur
Exoten oder s. Zt. unbekannte Arten enthaltend.
Cohors 2. Charltoniiformes. Hinterflügel mit bläulichen Distal-
flecken, Legetasche des Q- flach, das Leibesende umschliessend, hierin
zwei Reihen :
a) Legetaschc schlittenförmig, zweifach geflügelt.
b) Legetasche schneckenförmig.
Enthält ausser den Cornuti Aust. etliche andere exotische
Vertreter.
Von morphologischen Charakteren der Gattung seien im Anschluss
hieran noch kurz erwähnt Palpen und Antennen. Die Palpen sind
kurz, ventral lang und struppig behaart und tragen, wie diejenigen
aller Schmetterlinge am Grunde des Basalgliedes an der Innenseite
einen unbeschuppten Chitinfleck, der teilweise etwas erhöht und mit
feinen, aufrecht stehenden Spitzen oder Zähnchen in parallelen Reihen
dicht besetzt ist. Die Struktur dieses Fleckes ist bekanntlich von
Reuter in Acta Societatis Scientiarium Fennicae (Helsing-
fors) 1896 benutzt worden zur Aufstellung eines Systems der Tagfalter.
Ich bin nach wiederholter Prüfung der Verhältnisse der Ansicht, dass
1) P. mnemosyne ist übrigens in Mittel- und Norddeutscliland im
Harz heimisch und aus Ostpreussen (Memel, Labiau, Rominton, Elbing)
gemeldet: Speiser, Beitr. z. Naturk. Preussens, herausg. Phys.-Oekon.
Gesellsch. Königsberg No. 9 (1903). - Stichel.
(24) Sitziingsherichte des Berliner Entomologischen Vereins
die Merkmale so diffiziler Natur sind, dass mit ihrer Hilfe allein
ein System nicht zustande kommen könnte, sie vielmehr nur in
grösseren Zügen etwa das bestätigen, was in dem bestehenden System
bereits in detaillierter Weise fixiert ist. Auch hier kann das Resultat
der Untersuchung nur als ein Glied in der Kette der vergleichenden
und bezeichnenden Charaktere angesehen werden. — Anders verhält
es sich etwas mit den Fühlern ; deren Struktur lässt tatsächlich mit
Leichtigkeit die Grenzen der grossen Familien der Tagschmetterlinge
erkennen, versagt aber schon bezüglich der Unterscheidung der
Gattungen in den meisten Fällen, während die Artunterschiede hier und
da wieder bessere sind. Eingehendere Untersuchungen hierüber sind
von Jordan in Novitates Zoologicae, dem Organ des Tring-
Museuras des Barons W. v. Rothschild, im Jahre 1898 publiziert. —
Die allgemeine Form des Parnassius - Fühlers ist bei den einzelnen
Gruppen etwas verschieden bezüglich der Art der distalen Verdickung.
Die Segmente des Schaftes sind schwach abgesetzt, an der Keule stark
ineinander gepresst. Während bei der Familie der Nymphalidae
ventral zwei voneinander durch gekerbte Längsgrade geschiedene und
begrenzte Furchen vorhanden sind, treten bei den Papilionidae und
Parnassiidae nur mitunter an der Basis der Segmente unregelmässige,
mit feinen Härchen bewachsene Gruben auf. Im übrigen sind die
Antennen mehr oder weniger stark beschuppt. Diese Schuppen verleihen
dem Fühler, der eigentlich schwarz ist, die weisse Farbe, sind ver-
gänglich, leiden namentlich durch Feuchtigkeit und Reibung und
schwinden manchmal ganz oder stellenweise, dies namentlich an den
vortretenden Rändern der Segmente. Dies scheint mir der Grund zu
sein, dass hin und wieder Exemplare von Arten, die sonst weisse
Fühler haben, mit schwarzen oder schwarz und weiss geringten
Antennen auftreten. Dieser Umstand wurde dann dahin ausgelegt, dass
eine Hybridisation von Arten mit geringelten und solchen mit weissen
Fühlern stattgefunden hat, namentlich wenn dann das betreff"ende
Exemplar irgend welche nach den Kennzeichen einer anderen Art hin-
weisende Eigentümlichkeiten erkennen liess. Wenn ich nun auch die
Hybridisation nahe verwandter Parnassius-Arten nicht für ausgeschlossen
halte, so kann es sich hierbei doch nur um ganz vereinzelte Fälle
handeln, und ich kann nicht einsehen, wie man bei der im allgemeinen
so ausserordentlich weitgehenden Variabilität der einzelnen Arten,
solche nicht seltenen Abweichungen vom Normalzustande mit so entfernt
liegenden Ursachen der Bastardierung begründen will. Hier im Falle
der Fühlhörner erscheint die Erklärung natürlicher.
Das Thema wäre nun bezüglich der aufi'älligeren morphologischen
Charaktere erschöpft, mit den biologischen Verhältnissen will ich mich
kurz fassen.
Ueber die Entwickelungsgeschichte herrscht selbst bei unseren
einheimischen Arten, noch keine volle Klarheit. Während man bisher
annahm, dass bei P. apollo die jungen Raupen überwintern, führte
jüngst Nap. Kheil (Prag) den Nachweis, dass das Ei den Winter
überdauert (Gubener Zeitschr. 1905). Die Versuchstiere stammten aus
Süd-Frankreich, Kheil erhielt von einem eingedüteten Q. eine Anzahl
Eier, deren Zucht im allgemeinen glückte. Die Eier entwickelten sich
zeitig im Frühjahre und wurden mit Sedum album gross gezogen.
für das Jahr 1906. (25)
Von den Raupen weiss man, dass sie ungemein die Wärme lieben und
nur bei brennenden Sonnenstrahlen fressen. Sie verpuppen sich in einem
losen Gespinnst an der Erde und liefern nach etwa 14 Tagen den
Schmetterling. Die Raupe der Parnassier ist walzenförmifj, kurz behaart,
meist schwarz mit roten oder gelben Flecken und besitzt im Nacken
eine ausstülpbare gabelförmige Drüse. Von einigen Arten ist bekannt,
dass sie im Gegensatz zu P. apollo und Verwandten bei Tage verborgen
leben und nur des Nachts fressen. In dem gemässigten Gürtel erscheint
der Falter nur in einer Generation, allerdings je nach den Witterungs-
verhältnissen in einer verhältnismässig langen Flugzeit, die P. apollo-
Rasse der Schweiz beispielsweise von Juni bis September. .Man kann
zu gewissen Zeiten das Tier in allen Entwickelungsstadien zugleich
antreffen. Die zeitlichen Grenzen des Falterstadiums sind aber nach
beiden Seiten dehnbar. Im Himalaya sind bei P. hardwiekii
englischerseits zwei Brüten beobachtet, eine ,, d ry - s easo n -form"
(= Trockenzeitform) mit hell gehaltenen Charakteren und eine wet-
season-form ( = Regenzeitforni) mit dunklen Tönen. Die Formen
sind aber nicht streng geschieden, sondern gehen ineinander über und
F. Moore unterscheidet bei der Trockenzeilform noch eine dry-hot-
seasoo- und eine dry - cold-seas on -form , also zu deutsch eine
Form der heissen und eine Form der kalten Trockenzeit.
Wie schon angedeutet, ist die Variabilität aber auch bei den nur
in einer Brut auftretenden Arten eine ganz ausserordentliche und hat
zur Aufstellung einer Menge von ,, Arten" geführt, die zumeist in den
Rang von Lokalrassen (Subspecies) oder Aberrationen verwiesen werden
müssen.
Der Geschlechtstrieb der Parnassier ist hochgradig entwickelt;
nicht nur ist es die Regel, dass die Copula sofort nach dem Ausschlüpfen
des 2 erfolgt, ich habe solche ^jt>o//o-Paare, bei denen das Q. noch
schlaffe und feuchte Flügel hatte, zu wiederholten Malen angetroffen,
sondern es ist auch, wie bereits vorher erwähnt, die wiederholte Copula
eines Q. mit mehreren cfcf vorgekommen, wenigstens bewiesen, dass
der Versuch hierzu gemacht worden.
Ich bin hiermit am Schlüsse meines Themas angelangt, ich habe
Ihnen, meine Herren, wenn auch nicht viel Neues, so doch eine ge-
drängte Uebersicht desjenigen Stoffes aus der Fülle des Bekannten
dargeboten, welcher Beachtung und Interesse verdient und hoffe, dass
ich Ihre Aufmerksamkeit nicht über Gebühr in Anspruch genommen habe.
An dem sich an diese Vorträge anschliessenden Festmahle hob
der Vorsitzende des Vereins, Herr Geheimer Justizrat Ziegler, in
einer würzigen Rede die Vorzüge des Studiums der Entomologie her-
vor, sprach über die Entwickelung und das Leben des Schmetterlings,
über deren Farben- und Formenpracht, die den Sammler und Lieb-
haber, nicht minder auch den Künstler und Laien zu immer neuer
Begeisterung und Bewunderung anregen und schloss mit einem Hoch
auf die Gäste, deren Bedeutung und Zahl dem Verein einen schätz-
baren Beweis für die ihm entgegengebrachten Sympathien lieferte. Von
auswärtigen Vereinen und einzelnen Entomologen lagen zahlreiche
Glückwunsch-Telegramme vor, so insbesondere aus Königsberg i. Pr.,
(26) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
Dresden, Magdeburg:, Breslau, Nürnberg, Frankfurt a. M. u. a. Der
Vorsitzende gab alsdann bekannt, dass Herr Professor Dr. Thieme
Berlin, und Baron Walter von Kothschild wegen Förderung der
Interessen des Vereins bezw. wogen ihrer Verdienste um die Entomologie
zu Ehrenmitgliedern ernannt seien. Während der Pausen des Fest-
mahles war für Unterhaltung der Gäste durch Herumzeigen interessanter
Insekten, namentlich paläarktischer und exotischer Schmetterlinge, aus-
giebig gesorgt: Seltenheiten, Neuheiten, Zusammenstellungen von
sexuellem Dimorphismus, Kollektion auffälliger Aehnlichkeiten ver-
schiedener Gattungsvertreter (Mimikry), Produkte aus Temperatur-
Experimenten, zum Nachtisch in der Fidelitas auch einige scherzhafte
mit launigen Bestimmungszettcln versehene April -Kunststückchen. 50
Bände der Berliner Entomologischen Zeitschrift im Prachtband und die
wichtigeren Neu-Erscheinungen der entomologischen Literatur lagen zur
Ansicht aus.
In harmonischer Stimmung war die Tafelrunde, aus deren Kreise
dem Verein Glückwünsche und warme Worte der Anteilnahme in Ueber-
fluss gespendet wurden, bis in die späten Abendstunden vereint. Noch
lange wird der B. E. V. von der Erinnerung an dieses wohlgelungene,
bedeutsame Fest zehren, möge sie auch bei den anderen Teilnehmern
nur Gefühle der Sympathie und der Befriedigung erwecken.
Sitzung vom 18. Oktober.
Herr Rey zeigt einen tadellosen Zwitter von Argynnis paphia
vor, rechts völlig cf, links Q .
Herr G. L. Schulz spricht über den diesjährigen Schmetterlings-
fang und berichtet, dass von allen Sammlern in den Alpen über
geringe Ausbeute geklagt wurde. Sodann spricht Berichterstatter über
das Vorkommen der seltenen Notodonta dictaeoides leonis Stich, bei
Zermatt, sowie über Sammeln und Zucht von Tephroclystia thalictrata
in derselben Gegend.
Sitzung vom 25. Oktober.
Herr Hensel legt einige abweichende F'alter vor und zwar
Lycaena euphemus Hbn. mit Binde auf einem Flügel, Pol.
virgaureae B. (f niit einem schwarzen Vorderflügelfleck wie bei rutilus
und mit breiterem schwarzen Rande, Parn. delius Q mit schwarzer
Binde durch die Mitte der Vorderflügel und einen (f derselben Art
mit schwarzem Fleck gegen den Hinterrand der Vorderflügel wie bei
P. delius Q und P. apollo.
Herr Stichel bemerkt dazu, dass das virgaureae -^Xvnik die
gewöhnliche Alpenform, zermattensis Fall., ist, und dass gerade die
typische Form von delius cf einen schwarzen Fleck gegen den Hinter-
rand der Vorderflügel habe, der aber kleiner sei als beim vorgezeigten
Stück. Die flecklose Form ist ab. casta Stich., und das vorgezeigte
delius Q ist als ab. herrichii Oberth. benannt, der Name der alpinen
Unterart muss aus Prioritätsrücksichten Parnassius phoehus sacerdos
Stich. ( delius Esp., auct. cet.) heissen.
Sitzung vom 1. November.
Herr Thieme zeigt eine interessante, bisher noch nicht be-
für das Jahr 1906. (27)
schiiebene Pieride des Genus Catasticta Btl. aus den Cordillercn
Bolivias, Herr Spatzier ein besonders kleines und helles, in diesem
Spätsommer von ihm gezogenes Stück von Deilephila euphorbiae vor.
Herr Gaul bringt 36 voneinander vielfach abweichende Stücke
der Frühjahrs- und Sommergeneration von Melitaea didyma O. aus Rom
und den Sabinerbergen zur Anschauung. Die Tiere der letzteren
Fundstelle sind schön hellrot, einige der Alpenform sehr ähnlich. Die
cfcf der zweiten Generation zeigen sehr wenig Zeichnung.
Sitzung vom 8. November.
Herr Blume zeigt eine kleine Sammlung amerikanischer Falter,
Cikaden, Käfer usw. vor, darunter Limenitis misippus F. mit einer
dunkelbraunen Aberration, Col. philodice God., Pap. asterias Cr.,
Catocalen und eine grosse VVasserwanze, sämtlich aus New- Orleans.
Herr Grunack hat einen Kasten seltener paläarktischer Colias-
arlen mitgebracht, darunter ronianovi, stand inff er i, pamira. regia,
arida, heda u. f. sutitelma (boothi), heldreichi, libanotica,
myrmidone, balcanica, aurora in beiden Geschlechtern.
Herr Petersdorff zeigt eine Farbenzusammenstellung von
Orrhodia vaccinn L. vor von hellrotbraun bis schwarz.
Herr Dadd legt eine Anzahl von Tagfaltern vor, die er teils
selbst erbeutet, teils in England erworben hat, darunter Erebia
neoridas aus Südfrankreich, Erebia zapateri Oberth. aus Asturien
und einen vermutlichen Hybriden Pieris napi X vapae.
Herr Huwe unterbreitet der Versammlung drei frische mannliche
Exemplare des seltenen Hybriden Celerio epilobii Boisd., der Kreuzung
zwischen C. euphorbiae (vermutlich cf) und C vespertilio Esp. ($),
über welchen in Rühl-Heyne ,,Gr osssch m e tter li n g e'' durch
Bartel ausführlich berichtet ist. Die Stücke sind aus Raupen gezogen,
die im Sommer d. J. bei Wien auf Epilobium angustifolium gefunden
worden sind, sie zeigen in prägnanter Weise die kombinierten Charaktere
beider Eltern. Ausserdem legt Herr Huwe noch mehrere aus Freiland-
Raupen in Zehlendorf bei Berlin ohne jede gewaltsame oder künstliche
Behandlung von ihm gezogene aberrierende Exemplare von Cel,
euphorbiae L. vor und teilt mit, da&s die dort gefundenen Raupen
überwiegend die ab. rubescens Garb. ergeben haben.
Herr Stichel berichtet, dass ihm von Herrn Professor Blachier,
Genf, eine Mitteilung zugegangen sei, wonach dieser ein sehr
charakteristisch ausgeprägtes Exemplar des seltenen Parn. apollo ab.
novarae Oberth. besitze, welches vermutlich aus der Umgegend Genfs
stamme. Eine der Mitteilung beigefügte Skizze der Aberration wird
in Umlauf gesetzt, es sind nunmehr 10 Exemplare dieser Form in der
Literatur verzeichnet.
Herr Dadd erwähnt, dass er auf seinem letzten Besuch in England
eine ganz auflfälligo Aberration von Arctia caja L. gesehen habe, bei
welcher die weissen Streifen des Vorderflügels violett verfärbt und die
braunen Stellen mit schwärzlichen Schuppen stark durchsetzt waren.
Im Anschluss hieran werden von verschiedenen Seiten andere Aberrationen
dieser variabelen Art aufgeführt, so insbesondere von Herrn Grunack
eine Form, welche stark an Rhyparioides metelkana Ld. erinnert.
(28) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
Sitzung vom 15. November.
Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles setzt Herr Hu we einen
Kasten mit Arten der Sphingiden-Gattung Celerio Oken (=- Deilephila
Lasp. p. parte) in Umlauf, nämlich C. mauretanica Sigi: und deserticola
Rühl-Bartel in mehreren Exemplaren. Bei C. mauretanica sind die
charakteristischen Merkmale, insbesondere die Weissfärbung der Median-
adern im distalen Teil des Vorderflügels und die Verdunkelung im
!)iscus unbeständig, auch sind die Tiere in der Grösse schwankend
und die kleineren, fahler gefärbten bilden Uebergänge zu deserticola^
so dass diese nur als Zustandsform (aberratio) jene, mauretanica selbst,
aber nur als Subspecies von C. euphorhiae aufzufassen ist. Roth-
schild und Jordan behandeln mauretanica und deserticola in ihrer
,, Revision of the lepidoptero u s family Sphingidae (1903)"
sogar als synonym. Zwei Stücke der maiiretanica-Re'ihe entbehren
der weissen Adern gänzlich und eines erinnert stark an Zygophylli 0.,
während zwei andere wiederum der Form rohertsi Btl. ( = pepUdes
Chr.) ähneln. Der vorgezeigte Kasten enthält ausserdem eine Anzahl
C euphorhiae L., welche Referent aus erwachsenen Raupen der
Gegend um Zehlendorf b. Berlin gezogen hat. Merkwürdigerweise
lieferten die meisten derselben rötlich verfärbte Falter, von denen
einige sogar noch intensiver rot getönt sind als ab. rubescens Garb.
(nicht identisch mit paralias Nick). Es entspinnt sich im Anschluss
an den Hinweis des Vortragenden, dass durch die erwähnte Revision
der Sphingiden in der Nomenklatur derselben mannigfache Aenderungen
gebräuchlicher Namen (Prioritätsgesetz) stattgefunden haben, ein
Meinungsaustausch über den Wert und die Wichtigkeit der inter-
nationalen Nomenklaturregeln. Während hierbei Herr Thieme die
.Ansicht vertritt, dass diese „Regeln" nur das Erzeugnis einzelner,
zufällig im Vordergrunde der Bestrebungen der internationalen Zoologen-
kongresse stehenden Personen, nicht aber ein Resultat der Vereinbarung
der gesamten zoologischen, hier speziell der entomologischen Gemeinde
seinen, hemmend auf die Entfaltung des geistigen und individuellen
Empfindens der einzelnen wirken und demgemäs keine besondere
Beachtung verdienten, äussert sich Herr Stichel, wie schon bei
ähnlichen Gelegenheiten, dahin, dass die Form (nur um solche handelt
CS sich), in welche die Erzeugnisse der Intelligenz gekleidet würden,
ganz unabhängig von dem Wesen derselben sei. Es wäre eine zwingende
Notwendigkeit, einheitliche Grundsätze in der zoologischen Nomenklatur
zu schaffen, und diese müssten ohne Rücksicht auf etwa widerstrebende
Gefühle subjektiver Natur so weit durchgeführt werden, als ihnen eine
zeitliche Grenze in der Vergangenheit gesetzt sei. Die Grenze ist der
Zeitpunkt der Ausgabe Linnös Systema naturae ed. X, Anfang
1758. Werden diese Grundsätze garnicht oder nur nach Gutdünken
beachtet, so setze sich der betreffende Autor der Eventualität aus, dass
seine Publikationen ignoriert werden, oder aber, er erschwert seinen
Nachfolgern die Weiterarbeit oder Nachprüfung in unnötiger Weise.
Sitzung vom 22. November.
Herr Ziegler zeigt abweichende und seltene Formen von Deil.
celeriOi Herr Petersdorff eine Reihe sehr voneinander abweichender
für das Jahr 1906. (29)
Stücke von Arctia hebe, Herr Heinrich einige Stücke fher seltenen
baltischen Noctuide DasypoUa templi Thbg. vor.
Sitzung vom 29. November.
Aus Wiegmans Archiv für Naturgeschichte 1840 lässt Herr Ziegler
ein Separatum zirkulieren, enthaltend die Beschreibung von Celerio
(olim Deilephila) phileuphorbia durch den verstorbenen Maler
Mützell. Im Jahre 1838 ivurden erstmalig drei Raupen dieses Schwärmers
gefunden, welche im allgemeinen den Raupen von C. gallii Rott.
glichen, aber auf Euphorbia cyparissias lebten. Mützel war der
Ansicht, dass es sich um eine gute Art handele, weil die Raupen dann
in Zukunft wiederholt zu gleicher Jahreszeit an derselben Pflanzen-
art auftraten. Hieraus sei auf eine regelrechte Fortpflanzung zu
schliessen, die bei Bastarden, die hier noch in Frage kämen, nicht
anzunehmen sei. Von anderer Seite (cf. auch Staudinger - Rebel
Katalog p. 102) wird vermutet, dass es sich um Hybridisation zwischen
C gallii Q und C. euphorhiae cf handelt.
Herr Grunack zeigt eine Auswahl seltener Parnassius - Formen
aus Zentral-Asien und dem westlichen China, insbesondere eine Anzahl
Varietäten von P. albuhis Honr., ferner P. poeta Oberth., tibetamiS
Rühl. imperator Oberth.; von letzterem ein noch nicht copuliertes Q
ohne Legetasche.
Hierzu bemerkt Herr Stichel: Die vorliegenden Stücke von
P. tibetanns entsprechen nicht ganz dem Typus und scheinen der von
Verit}' vor kurzem als P. jacquemontii var. taisienluica benannten
Form anzugehören. [Jeher die Zugehörigkeit dieser Varietät zu
jacquemontii Bsd., wozu übrigens auch tibetamis als Lokalrasse
(Subspecies) zu rechnen ist, ist sich der Autor nicht ganz sicher, weil
dem einen zur Verfügung stehenden P- Original die Legetasche fehlt,
und dies als anscheinend einzig sicheres Unterscheidungsmerkmal
zwischen Formen der jacquemontii- und epaphus-Re\he dient. Die
Beschreibung der var. taisienluica passt auch auf eine als var. ober-
thüri Aust. eingeführte Form von P. poeta Oberth., die wiederum
dem Formenkreis von P. epaphus Oberth. angehört. Nach dem
Material des Herrn Grunack scheint allerdings Verity das Richtige
getroffen zu haben und wir können tatsienluica als Zustandsform
(aberr.) von tibetanus annehmen. Der Name würde dann unter An-
wendung der giltigen Nomenklaturregeln heissen : Parn. jacquemontii
tibetanus forma tatsienluica (Ta-tsien lu, Ortschaft in Sze-tschwan.
Kennzeichen: Hellerer Charakter, die grauglasige Saurabinde des Hinter-
flügels durch weisse Flecke in den Aderzwischenräumen unterbrochen.
Zu dieser Ausführung legt Herr St. die neu erschienenen Lieferungen
5 und 6 ,, Verity, Rhopalocera Palaearctica" vor.
Von Herrn Thieme ist eine Kollektion verwandter Pieriden aus
verschiedenen Gegenden ausgestellt, die alle mehr oder weniger an
Pier, callidice Esp. und P. napi bryoniae 0. erinnern. Hervor-
zuheben ist P. ccanthodice Luc, Peru, battana Frühst., Celebes,
theodice Bsd., Chile, autodice Hbn , Chile, orthodice Weym.,
Columbien, achamantis Berg, Argentinien. Die Aehnlicbkeit dieser
Formen untereinander lässt auf gleiche Faktoren bei der Entstehung
und Vererbung ihrer Eigentümlichkeiten schliessen. Je näher ihre
(30) Sitzungsberichte des Berliner Entomologischen Vereins
Heimat dem Aequator liegt, desto höher steigt ihr Aufenthalt im
Gebirge. Battana, welche nach dem Bericht des Autors und
Entdeckers etwa 8000' im Hochgebirge von Celebes gefangen worden
ist, weicht etwas mehr vom Gesarateindruck der übrigen ab, es sollen
auch im Geäder gewisse Figentümlichkeiten vorhanden sein, die ihre
Absonderung zu einer andern Gattung begründen können: sie ist als
Delias battana beschrieben.
Sitzung von 6. Dezember,
Herr Ziegler legt ein Separatum aus „The Entomologists Record
and Journal of Variation" Vol. 18 No. 7, 1906, vor, weches eine
Uebersicht der Nachforschungen des fortschreitenden Melanismus bei
Schmetterlingen behandelt. Der Autor L. Doncaster hat hierüber
statistische Aufzeichnungen gesammelt und s. Z. die praktischen Sammler
und entomologischen Vereine des Festlandes für seine Zwecke zu
interessieren versucht. Etliche Angaben basieren deshalb auch auf
Mitteilungen des Berliner Entomologischen Vereins und seiner Mit-
glieder. Besonders sind melanotische Bildungen bei gewissen Geometriden,
bei einigen Noctuen und bei der Geometride Amphldasis betidaria
aufgezählt. Von allen Angaben stammt die überwiegende Zahl
aus England selbst; einige der dunklen Formen erwiesen sich dort als
charakteristisch für gewisse Gegenden. Der Umstand, dass auch in
Deutschland in Gegenden mit lebhaftem Industriebetrieb (mit zahl-
reichen und grossen Fabrikanlagen, z. B. die Umgegend von Crefeld,
welche als ,,black country of Germany" bezeichnet wird), besonders
häufig Fälle von Melanismus auftreten, lässt Autor die Vermutung aus-
sprechen, dass hier die Ursache der Erscheinung zu suchen sei. Von
Hemerophila abruptaria Thbg. werden die Resultate der Kreuzung
zwischen dunklen und hellen (normalen) Exemplaren mitgeteilt, die
Zahlen schwanken, indessen ist der durch fortgesetzte Vererbung (Inzucht)
erzielte Prozentsatz dunkler Nachkommen im Durchschnitt ein höherer
als derjenige des Rückschlages. Auch bei Copula eines normalen
Pärchens ergab sich bei der Aufzucht der Eier bei 19 ausgekommenen
Schmetterlingen ein dunkles Exemplar. — Von Amphidasis betidaria
L. werden dunkle Stücke vom Festland von Crefeld, Loreley- Gegend
und Berlin (Klooss) sowie aus Belgien erwähnt, sonst ist unter den
Angaben nur Boarmia rhomboidaria Hb. (geminaria Brahm)
(Klooss, Berlin) und Miana strigilis ('\. (B. E V. Berlin) vom Fest-
lande erwähnt. Diese spärlichen Notizen zeugen davon, dass einmal
die Bemühungen, Material durch den s. Z. erfolgten Aufruf des Autors
zu sammeln, recht bescheidenen Erfolg gehabt haben, dann aber auch,
dass die deutsche enfomologische Literatur nicht genügende
Berücksichtigung gefunden hat, sonst würden wenigstens für A.
betidaria ab. doubledayaria Mill. leicht einige weitere Angaben aus
der „Iris"- Dresden Vol. 9, p. 134 und Berl. Ent. Z., Vol. 46, Sitz.-
Ber. p. 18, 19, und Vol. 49 (1904) Sitz.-Ber. p. 12 zu entnehmen
gewesen sein (Stichel).
Bei einer anschliessenden Diskussion äussert sich Herr Stichel
dahin, dass es nicht für unmöglich angesehen werden dürfte, wenn die
Ursache der melanotischen Richtung der Einwirkung der in der Nähe
grosser Fabrikanlagen verursachten Schwängerung der Atmosphäre mit
für das Jahr 1906. (31)
ßauch und Russ gedacht sei. AuflPällig sei der von Doncaster erwähnte
Umstand jedenfalls und möchte er aus eigener Erfahrung von seinem
Aufenthalt in Hagen i W. her, wo A. hetularia ab. doxihledayaria
ebenfalls ständig aufzutreten scheint, hervorheben, dass in solchen
Industriegegenden selbst auf grössere Entfernungen von den Fabriken
der ganze Baum- und Pflanzenbestand von einer feinen Russ- und
Staubschicht überzogen sei, die zwar nicht in die Äugen falle, aber
dann höchst unangenehm bemerkbar wird, wenn man an einem tau-
frischen Morgen mit hellen Kleidungsstücken und weisser Wäsche durch
das Gebüsch oder Gras geht oder mit der Hand durchstreift. Diese
Russ- oder Kohlenteilchen, die von Pflanze und Tier als Beimengung
der Nahrung aufgenommen werden müssen, können vielleicht zur Um-
wandlung des Pigments auf direktem oder indirektem chemischen Wege
beitragen.
Herr Zobel erwähnt im weiteren Anscliluss hieran, dass gewisse
Arten von Heteroceren für England überhaupt konstante Charaktere
haben, welche von denen der Festland-Formen abweichen, z. B. Agrotis
comes curtisii Newm., A. suhrosea Stph., Pachnohia rubricosa
rufa Hew., Hep'ialus hlimidi thideus Crotch. Derselbe zeigt einige
Polyomtnatas dispar rutilus Wernb. aus Finkenkrug (b. Berlin),
unter denen sich ein Q befindet, welches nach den Beschreibungen der
für England charakteristischen, jetzt ausgestorbenen Hauptform gleicht.
Er ist der Ansicht, dass diesem Stück der Name P. dispar Hew.
zukomme.
Hierzu äussert sich Herr Stichel wie folgt: Die grosse Aehnlich-
keit dieses einzelnen, oder vielleicht auch einiger vereinzelter anderer
Exemplare der bei Berlin heimischen Form rutilus mit der englischen
Form dispar., beweise nur, dass wir es hier mit zwei Subspecies
(Rassen, Lokalvarietäten) ein und derselben Kollektiv-Art (P. dispar)
zu tun haben. In allen Fällen der Spaltung einer Art in Unterarten
findet man in einer begrenzten Gegend Einzelindividuen, die nicht
genau in die Reihe der generell charakterisierten Subspecies passen
und zu den Eigentümlichkeiten eines anderen lokalisierten Formen-
kreises neigen, ja sogar gänzlich ihre nach der Lokalität bestimmte
Zugehörigkeit verleugnen. Das sind Ausnahmen, die nicht dazu
berechtigen, dass vom allgemeinen Habitus des geschlossenen Kreises
oder der lokalisierten Gemeinschaft von Individuen, die wir Subspecies
nennen, abweichende Tier schlechtweg mit dem Namen einer anderen
Subspecies zu belegen oder damit zu identifizieren. Es bleibt dies nur
eine Annäherung, ein Fortschritt oder Rückschlag, zur genetisch jüngeren
oder älteren Spalteinheit. Zur Illustrierung des Gesagten setzt Herr Stichel
eine grössere Reihe Parnassius mnemosyne hartmanni Stdfss. aus
Ober-Bayern in Umlauf, die man, dem unmassgeblichen Vorbilde in
Staudingers Handlungskalalog folgend, mit der von Honrath be-
schriebenen melanotischen Aberration melaina fälschlich für identisch
hält und als eine auf das Q beschränkte Zustandsform oder einen Uebcr-
gang zu dieser anzusehen pflegt. Wie die Demoustrationsobjekte zeigen,
handelt es sich um eine ganz ausgezeichnete Lokalrasse der Bayrischen
Alpen, die stark an P. Mnemosyne nubilosus Chr. erinnert, aber
doch bei cf und Q eigene Charaktere, so namentlich die Neigung zur
Bildung einer dunklen marginalen Staubbinde des Hinterflügels, er-
(32) Sitzungsberichte des Bertiner Entomologischen Vereins
kennen lässt, welche ihren Rang als Subspecies begründen. Ab. melaina
Honr. stellt eine fast einfarbig glasig schwarze Form vor, die, un-
abhängig von der Lokalität, im ganzen Fluggebiet der Art, also auch
in Ober-Bayern unter der Subspecies hartmanni, als melanotische
Zustandsform, gefunden wird.
Herr Esselbach zeigt ein gezogenes, selten schönes Q von
Parn. apollo ab. pseudonomion Christ, aus dem Wallis (Saas-F(5).
Die Fleckzeichnung des Vorderflügels ist sehr stark entwickelt, etwa
so, wie bei Stücken ans den Karpathen. Beide Vorderrandflecke
jenseits der Zelle und der Hinterrandfleck des Vorderflügels sind grell
rot gekernt. Derselbe berichtet sodann über massenhaftes Auftreten
von Parnassius delius Esp. (sacerdos Stich.) in Adelboden, Berner
Oberland, wo die Falter auf kleinen Inseln im Laufe des sogenannten
„ängstlichen Wasserfalles" gerade in der Entwicklung begriffen waren
und fortwährend frische Tiere gleichsam aus dem Erdboden zu wachsen
schienen.
Sitzung vom 13. Dezember.
Herr Bischoff erklärt in Anknüpfung an die Verhandlungen in
der vergangenen Sitzung betr. etwaige Ursachen des Melanismus bei
Schmetterlingen, dass der in der Nähe grösserer Fabriken usw. sich
auf den Futterflanzen der Raupen ablagernde Kohlenstaub nicht die
Ursache der Verfärbung sein kann, weil Kohle nicht chemisch
assimilierbar sei und bei der Verdauung des Nährstoffes in unveränderter
Gestalt ausgeschieden werden würde.
Herr Riesen teilt unter Demonstration der zugehörigen Objekte
einige biologische und andere Beobachtungen an gewöhnlichen ein-
heimischen Schmetterlingsarten mit und zwar: Eiablage des P von
Orgyia antiqua L. auf dem eben verlassenen Gespinst. Das Objekt
zeigt das Gelege in der Art, dass ein Ei neben dem anderen angeheftet
ist, auf ihnen das verendete Q; man findet hier den seltenen Fall, dass
sich auf dem beschränkten Platz des Gespinstes die ganze Meta-
morphose des Insekts abwickelt. Als Futterpflanze müssen ausser den
in den Handbüchern angeführten {Wollweide, Obstbäume), auch Laub-
bäume anderer Art, so jedenfalls auch Eiche, angenommen werden.
Ferner: Referent fand am 24. November ein cf derselben Art lebend
an einer Mauer und zwar das Abdomen innerhalb eines Puppen-
geiäpinsfes in copula mit dem darin befindlichen Q. Hieraus folgt:
Die Flugzeit der Art dauert bis Dezember, die Begattung des Q hat
stattgefunden, bevor dasselbe das Gespinst verlassen konnte, und der
cf hat die Witterung des Q bereits im Puppenzustande desselben
gehabt. Endlich: bei Cheimatobia boreata Hbn. läuft über den
Vorderflügel der gewöhnlichen Form eine graue Binde, die bei näherer
Betrachtung beiderseits mit einer schwarzen Linie eingefasst ist.
Manchmal schwindet die graue Farbe und nur die beiden Einfassungs-
linien bleiben stehen, so dass sich das Aussehen des Tieres gänzlich
ändert. Solche Stücke sind selten, Referent fand eines vor drei Jahren
und ein ähnliches kürzlich.
Herr Müller legt einige Aberrationen von Arctia caja L. vor,
nämlich: 1 Stück aus dem Grunewald: Im Vorderflügel nur Spuren der
weissen Bindenzeichnung vorhanden und im Hinterflügel die schwarz-
für das Jahr 1906 . (33)
blauen Flecke bindenförmig verflossen. 1 Stück vom Ostseestrand :
Vorderflügel vorwiegend weiss mit nur spärlichen, unregelmässig ver-
teilten braunen Rinnen und Fleckchen, Hinterflügel orangefarben mit
reduziex'ten schwarzen Flecken. 1 Stück der zweiten Generation, das
Weiss der Vorderflügel asymmetrisch rauchbraun übergössen, auf der
einen Seite auch der Hinterflügel etwas überschattet.
Herr Petersdorf referiert aus der Zeitschrift „Aus der Natur"
über einen Artikel von Dr. Stäger, Bern, betreffend die an Pflanzen,
namentlich au der Unterseite von Lindenblättern, lebenden Acariden
und ihre Wechselbeziehungen zur Wohnpflanze.
Herr Bisch off erwähnt im Ansehluss hieran, dass an Früchten,
namentlich Aepfeln, Milben (Glyciphagus) leben, welche sich in
menschlichen Wohnungen verbreiten können, als Aufenthalt Werg
lieben, sich in Polstermöbeln usw. einnisten und so stark vermehren
können, dass sie zu einer förmlichen Hausplage werden. Als Radikal-
mittel sei Schwefelkohlenstoff (Vorsicht, feuergefährlich!) anzuwenden.
Herr B. berichtet ferner über lange Lebensdauer bei Insekten, so habe
er einst einen Cyhister roeselii 3 Jahre und einen Lucanus cervus
etwa gleich lange lebend in der Gefangenschaft gehabt.
[Berl. Entom. Zeitschrift, Band LH, Jahrgang 1907].
Famliae Lemoniidarum supplementa cum notis.
(Lepidoptera Rhopalocera.)
Scripsit Professor Dr. Otto Thieme.
Cum tabula I.
Novissime cum catalogum Mengeli, qui est de Erycinidis, sive,
ut rectius dici plerique volunt, de Lemoniidis, legendo percensereni,
non solum errorum sat magnum numerum deprehendere dabatur,
sed, quod jueundius repertu est, videbam etiam meam ipsius collec-
tionem, quantulacunque est (exhibet de fainilia species inter sexcen-
tas et septingentas), continere aliquot typos eosque nonnunquam in-
signes, qui editi in lucem hucusque a nemine esse viderentur. Inde
consilium mihi publicandi, quae in armariorum abdito aliquotiens per
annorum longitudinem quieverant. Diagnoses breves esse potuerunt,
quando picturis bonis adjuvantur. Occasione data breviter dis-
serui etiam de eis, quae ante me publicata sunt, cum aut errata
emendare aut parum nota in lucem protrahere opus esset. Sic pin-
gere voluimus etiam species aliquas, quae descriptae jam ab aliis
essent, quarum publicatio tamen intra sola verba se contineret.
Gerte video fragmentaria esse, quae scripsi, et quae lineas per-
angustas non excedant. Pro initio sunto, quod, si vita et otium sup-
petet, ampliora studia sequentur.
Restat, ut addam de nomenclatura. Nolim enim mirari quem-
quam me, inimicissimum nuper nomenclaturae juniorum, recens
transfugara in castra adversariorum transiisse. Non quasi sententia
Stare noluerimus. Non sectam mutavimus, sed precibus amicorum
exorati aliquantulum de via cedere voluimus, hoc jure quodam suo
exigentium, ne porro committamus, ut sit dissonus inter se et parum
sibi constans horum annalium contextus.
I. Genus Eurybia Hübn.
1. Eurybia jerairaa*) Hew. Equat. Lep. p. 45 No. 79. 1869.
(Taf. I. tig. 1.)
Species rara et quae in plerisque collectionibus desit. Nee
mentionem ejus fieri in literis usquam video praeter locum Hewit-
*) Vox certe barbara et quae nee significet quidquam et de qua ne
sciri quidem possit, quo pacto recte pronuntietur. Sic saepe, quae perfecta
pulchritudine rerum natura procreavit, norainum foeditate dehonestantur.
1
2 Otto Thieme:
sonianum, quem dixi: nee pictam uUo loco reperies. Itaque non
ab re alienum fuerit imaginem ejus publicasse. Hewitsonius marem
descripsit; figura nostra feminam repraesentat, a mare vix diversam,
nisi quod magnitudine paullo supra est et quod picturae alarum
omnium in feinina nitidius clarescunt.
Tres cf(f, una Q meae collectionis, advenae e regione Santa
Lucia in republica Equatoriensi (Hänsch.)
2. Eurybia leucoloplia n. sp. mihi.
Eurybia Eurybiae sinnaces Druce (Proc. Zool. Sog. L. 482 pl.
33 fig. 4 1904) simillima, forma et magnitudine par, diversa tamen
bis notis:
Cuspide antennarum Incide nivea (quae sunt in specie sinnaces
Druce unicoloriter obscurae.)
Supra colore fundali alarum omnium saturatius brunneo, pic-
turis earum rufis, non pallescenti-rufis; binis maculis subcosta-
libus anticarum clarissime niveis. Oculo cellulari anticarum non
spinöse quadrato, ut in specie sinnaces Druce, scd subrotundo et
minore, pupilla ejus non simpliciter atra, sed caeruleo-corusca.
Oculis submarginalibus posticarum quatuor (quinto sub apice aut
nullo aut valde obsoleto.)
Subtus tota pallidior, lamiae Gramer quam sinnaci Druce
similior, pupillis oculorum celiularium et anticarum et posticarum
non obtuse atris, sed caeruleo-coruscis.
2 cfcf meae collectionis e regione Coca in republica Equatori-
ensi Orientali (Hänsch.)
Ambigi de nova specie non debet, tanto minus, quanto collectio
mea tria quoque specimina Eurybiae sinnaces Druce (e Peruvia
montana) complectitur, quibus comparatis omnem dubitationem de
novitate speciei cedere necesse est.
Quae in genere errrata video, haec sunt:
a. Nomina patrona Weymer et persona Staudinger ad unam
eandemque speciem pertinere, adverterunt autores Biologiae
Centrali-Americanae. Mengel contra in catalogo Erycinidarum
duas species esse mavult. Aperte falso.
b. Quam Eurybiam Weeks*) nomine Hari publicavit (Can. Ent.
*) Jam ab initio hoc raonitum velim Weeksium in omnis generis
erroribus paene natare videri ; simili modo ([iio etiam figui-ae ejus, sicubi
vel praecipui erroris manifestus est, solitariae in luediis paginis natant.
Enimvero non de caelo doctrina cadit, id quod in pluviis tieri videmus,
quas promiscua Bei beniguitas super dignos et indi^nos pariter cffundit:
sed oleo multo et multa lucubratione opus est, ut m numero doctoruui
esse possis.
hemoniidarum supplementa. 3
XXXIII 268 1901) et cujus sat speciosam imaginem dedit anno
post in Ent. News XIII No. 7 pl. 12 (1902), alter sexus est
Euryhiae turna Dognin (Lep. Loja 80 pl. 7 fig. 7 1894), Id
quod exemplaria meae collectionis contestantur.
c. Eurybia caerulescens Druce (Proc. Zool. Sog. L. 482 pal.
33 fig. 2 1904) a lamia Gramer, Numae paene temporibus
publicata, nuUa in re differt. Druce soli lyciscae Doubl.
Hew. comparat, manifestus de lamia ne fando quidem accepisse.
d. De Eurybia unxia Godm. Salv. (Biol. Centr. Am. 1 377
1885) dubitare licet; etsi rectum videre difficile est, imagine
descriptioni non addita nee facta mihi speciminum copia, qua
data judicari possit.
II. Genus Cremna westw.
1. Cremna meriila n. sp. mihi
(Taf. I fig. 12).
Magnitudine fere eucharilae Bates aut supra, forma anticarnm
pari, posticis tamen dilatatis, ut fere in Cremna cenetis Hew.
Supra fusco — nigra obscura, sed sub obliquis lucis radiis
splendore chalybaeo — caesio tota pulcherrima. Punctis sive minu-
tis maculis albis parti costali, item parti apicali, item parti externo-
marginali anticarum injectis. Striga submarginali posticarum spadi-
cea, sed hac obsoletissima nee in omni specimiue conspicua.
Subtus brunnea, splendore nuUo-Anticarum punctis (sive maculis
minutis) pluribus quam supra et discum quoque opplentibus; his in
partibus proximalibus spadiceis, in distalibus albis.
Posticarum strigis macularibus concentribus, margini externo
parallelis, non admodum sibi constantibus, sex sive septem; his Omni-
bus spadiceis.
3 cfcf meae collectionis ex Ecuador. (Balzabamba. Hänsch.)
2. Cremna calitra Hew. Equat. Lep. 45 No. 80 1869.
(Tafel L fig. 16)
Hewitsonius marem descripsit e republica equatoriensi nee pin-
xit. Tabula nostra unicam femellam meae collectionis repraesentat,
oriundam indidem, ex Ecuador (Santa Inez. Hänsch.)
III. Genus Necyria westw.
1. Necyria incendiaria*) n. sp. mihi.
Taf. I fig. 2 (Oberseite) und fig. 24 (Unterseite).
Supra nigra, fascia lata anticarum per aream distalem a costa
ad extremam partem marginis interni, item limbo latissimo postica-
*) Utrum species nova sit an pertineat ad aliquem marem e numero
eorum, qui publicati sunt, nescio. 1*
4 Otto Thieme:
rum splendide caesiis (viridi-caeruleis) ; hac fascia et hoc limbo venis
nigris permeantibus in singulos loculos disjiinctis. Linea rubra non
admodum sibi constante, sub costa atque in fine anali incrassata
per medium discum posticarum a media costa ad inferiorem partem.
marginis interni.
Subtus nitore perexiguo, parte proximali alarum omnium atra,
parte distali colore inter cinereum et caeruleo-viridem, hac venis
nigris loculata ; inter utramque partem fascia lata discali laetissime
rubra per alas omnes.
Haec species subtus simili adspectu est, quem Necyria Lindigi
Felder imanco Saund. $) supra praebet; modo quod fasciae in hac
flavae, in incendiaria mihi rubrae sunt.
2 Q Q meae collectionis e montium jugis Colombiae orientalis.
Feminam esse, quam pinxi, video; ad quem marem pertineat,
non Video. Habeat ergo nomen suuni; meliora viderint, qui post nos
erunt.
2. Necyria Juturna Hew. c/, (Taf. I fig. 9)
Hew. Ex. Buttfl. IV. Eryc. et. Necyr. tab. I, fig. 7. 1870. 9.
Feminam hujus speciei Hewitsonius pinxit; maris in literis
mentionem factam non video. Esse autem hunc, quem nos pinxi-
nius, marem ad Jidurnam P pertinentem securissimi sumus ideo,
quia ante hos annos ex una eademque regione Equatoriensi (Santa
Inez. Hänsch) plus viginti specimina mascula speciei cujusdam ad
genus Necyria pertinentis accepimus una cum sex femellis, quae
femellae cum imagine Hewitsoniana plane conformes sunt. Altera
vero de genere species eisdem in locis, quantum equidem scio, non
reperitur.
Necyria Jidurna Hew. o^Q ex Ecuador ad Necyriam Saundersi
Hew. (fQe Colombia adeo prope accedit, ut altera alteram mutatis
quibusdam numeris et notis paene iterare videatur. Etenim etiam
Necyria Satmdersi feminam habet Jtdurnae Q sat similem, scili-
cet eam, quam nomine Necyria Hewitsonii tanquam separatam
speciem Saunders descripsit et pinxit Trans. Ent. Soc. V 106 tab.
10 fig. 9. 10 1859.
Necyria Jidurna cf autem a Necyria Saundersi cf differt bis
notis :
Aliquanto major quam Saundersi, alis omnibus longioribus, im-
primis costa anticarum longiore, margine externo anticarum recto,
posticis in regione anguli analis aliquanto productioribus.
Supra maculis rubris aliquanto majoribus, colore laetissimis, fas-
ciis cyaneo-viridibus splendidissimis. His faciis et quidem et dis-
tal anticarum et submarginali posticarum, angustioribus quam in
Lemoniidarum supplementa. 5
Saundersi; illa, quae est in anticis, praeterea evidentius quam in
Saundersi venis permeantibus in singulas maculas loculata, aliter
etiam sinuata et ab angulo externo alae tenuissimo tantum intervallo
disjuncta.
Subtus anticarum disco non toto splendide cyaneo-viridi, sed
coloris nigri sat lato balteo discum transversim permeante; hoc
balteo utrinsecus spinoso.
Quae praeterea in genere monenda video, haec sunt:
a. Necyriam Lindigi Felder feniinam esse ad Necyriam manco
Saund. pertinentem securus sum. Raro spectatur species Lin-
digi Felder in collectionibus; certe autem specimina omnia,
quae hucusquae vidimus, etiam meae collectionis, femellae sunt.
b. Necyriam Hewitsonii Saund. feminam esse ad Necyriam
Saundersi Hew. pertinentem supra diximus.
c. De specic Duellona Westw. (Gen. Diurn. Lep. 432 No. 2 note
1851) ambigo. Certe ea, quae de hac specie disseruit Stau-
dinger Exot. Schm. p. 247 1888, irrita sunt, Westwood enim
1. c. de macula sanguinea subcostali in superna parte postica-
rum apertis verbis loquitur, id quod ego in nulla specie de
genere video, nisi in specie zaneta Hew. (quae tarnen macula
posticarum in imagine Hewitsoniana superductis aus anticis
obtegitur. Ex. Butterfl. V Eryc. fig. 1 1875.) Verumtamen
Westwood suam Diiellonam gereutem facit supra in anticis
pone medium fasciam transversam e maculis conoideis com-
positam, id quod de zaneta Hew. dici vixet ne vix quidem potest.
d. Quid intersit inter Necyriam Gerhardt Mengel (Ent. New.
Xni. 177 pl. 8 1902) et Necyriam Saundersi Hew. dei vide-
rint; ego videre non possum. Quacum Mengel ne comparat
quidem.
IV. Genus Lyropteryx westw.
1. Lyropteryx Terpsichore Westw. Gen. Diurn. Lep. p. 433
No. 2 note (1851); Men. Cat. Mus. Petr. Lep. L p. 89 Tab. 3 fig. 2
(1855.)
Westwood speciem descripsit nee pinxit; maris tarnen imaginem
videmus in Men. Cat. Mus. Petr. Lep. I 89 tab. 3 fig. 2. 1855. Femi-
nae nusquam in literis mentionem factam video. Atqui non in mea
solum collectione, sed etiam in Museo regio Berolinensi singulae
hujus speciei femellae exstant, vix uUa nota a mare separabiles, nisi
quod magnitudine superant et quod vitta transversa, quae est in
6 Otto Thieme:
distali parte anticarum, ex albis strigis longitudinalibus composita,
in femina quam in mare latior adparet.
Ita hujus generis duplex prosapia est, altera earum specierum
quarum uxoribus eodem, quo mariti, vestitu uti satis est, altera
earum, quarum uxores impendioso vestium ornatu maritis suis illu-
dunt.
Menetriesius speciem Terpsichore deseripsit e Brasilia. Indidem
oriundam femellam video in Museo regio Berolinensi Mea contra
coUectio marem tenet Bolivianum, feminam Colombianam. Ita haec
species, cum sit rarissima, plus uno tamen loco reperitur.
In catalogis Staudingerianis speciem Terpsichore Westw. per
hosomnesannos novissimos prostare vidimus nomine zygaena Stand, i. 1.
quem errorem. tanto magis admiror, quanto Staudingerum ipsum de
specie Terpsichore Exot. Schm. 247 1888 disserentem legimus.
V. Genus Cartea Kirby.
1. Cartea ueayala n. sp. mihi, cf
(Tab. I. % 14.)
Cartea forma et magnitudine Carteae tapajona Bates, cognata
huic, diversa tamen bis notis:
Supra aterrima, figuris rufis utriusqne alae perinde longis quidem
atque in tapajona, sed impendio angustioribus, bis non miniatis, ut
in tapajona, sed saturate rufo-spadiceis. Macula distali anticarum
ab apice reductiore; hac lactea prius quam gilva.
Subtus ut supra, colore rufo-spadiceo aliquatenus dilutiore.
Imago facta est secundum unicum marem meae collectionis, ori-
undum e Brasilia (flumen Ucayali.)
VI. Genus Panara westw.
1. Panara triaiigularis n. sp. mihi.
(Tab. I. flg. 19).
Panara Panarae Sicara Hew. magnitudinem vix excedens, sed
forma diversa, anticis protractis, costa earum porrecta, margine in-
terno brevi, posticis versus angulum analem triangulariter attenuatis.
Supra atro-fusca, taenia obliqua imprimis lata rubro-aurantiaca
a media costa ad inferiorem partem marginis externi (angulum exter-
num ipsum interno suo licio contingente.)
Subtus ut supra, sed coloribus dilutioribus.
2 cfcf meae collectionis e Colombia occidentali (Rio San Juan.)
2. Panara Phereclus lemniscata n. subsp. mihi,
Differt a Phereclo typico Linnaei his notis :
L/emonii darum supplernenta. 7
Fascia transversa anticarum pauUo angustiore; hac non auranti-
aca, sed albescente. Limitibus hujus fasciae ad amussim parallelis.
cf. Fascia anticarum neque costam neque marginem externum
contingente; hac alba, extremis tantum limbis ejus subtilissime au-
rantiacis.
Q. Fascia anticarum costam contingente, marginem externum
non contingente; hac albescenti-gilva tota.
cfQ meae coUectionis e Tarapoto (Cuzco. Peruvia)
VII. Genus Ithomels Bates.
Errata in genere video haec :
a. Ithomeis mimica Bates.
Descripsit nee pinxit Bates Trans. Linn. Soc. XXIII 542 No. 4
1862. Imaginem dedit hoc nomine Gr. Smith Rhop. Exot. III 6 pl.
2 fig. 7. 8. 1902.
Eandem pinxerat ante Smithium Staudinger Exot. Schm. 249
pl. 90 d" 1888, sed novo et falso nomine Corinna. Erravit ergo
Staudinger, speciem novam necdum descriptam arbitratus, quae dudum
descripta esset ; peccavit autem Smithius quoque, quod de Staudingero
ne verbo quidem dicit.
b. Ithomeis Wanda Staud. i. 1. e Bolivia, quod nomen
per omnes hos annos in catalogis Staudingerianis legere consuevimus,
eadem species est quae aerella Gr. Sm. Rhop. Exot. III, 8 pl. 2
fig. 11. 12. 1902.
VIII. Genus Barbicornis Latr.
1. Barbicornis tucumana n. sp. mihi.
(Tab. I. fig. 21.)
Acroleucae Berg (melaleuca Staud. i. 1.) Ann. Mus. Buen
Aires V,I 1896 e Paruguay (et Bolivia) maxime similis, sed dimidio
paene minor, alis brevibus, antennis non aequaliter filiformibus,
potius subclavatis.
Supra dilutius atra, venis canescenti-albis, per omnem partem
alarum clare conspicuis. Parte apicis anticarum nivea minore quam
in acroleuca Berg, ciliis posticarum omnibus concoloriter atris.
Subtus fere ut supra.
(/ meae coUectionis e statione Tucuman in monte Aconquija in
septentrionali parte reipublicae Argentinae.
2. Barbicornis ephippium n. sp. mihi.
(Tab. I fig. 8.)
Minor quam melanops Butl. Supra nigra, fascia anticarum lata
a Costa ad marginem externum aurantiäca; hac fascia introrsus am-
8 Otto Thieme:
pliata in latam laciniam, dimidium fera superius cellae opplentem.
Venis posticarum nee non ejus partis anticarum, quae est margini
interno propinquior, canentibus et ideo conspicuis; et hoc quideni in
femella magis quam in mare.
c/Q meae coUectionis e Brasilia (Provincia Rio Grande do Sul.)
IX. Genus Limnas Boisd.
1. Limnas quadriplaga n. sp. mihi.
(Tab. I fig. 15.)
Supra aterrima, ciliis concoloribus, sola mica minutissima earum
in apice anticarum alba. Anticarum fascia obliqua a media cpsta ad
inferiorem partem marginis externi, neque costam neque marginem
contingente, niveo-alba; singulis maculis prope basin et anticarum
et posticarum sanguineis, solito majoribus; eis, quae in posticis, a
basi aliquanto remotioribus.
Subtus ut supra, venis tamen canentibus.
Maculis sanguineis aliquibus ab utraque parte abdominis.
(/ meae coUectionis e Bolivia (la Paz.)
2. Limnas aurolimbata n. sp. mihi.
(Tab. I. fig. 13.)
Ad similitudinem Smithiae Doul)l. u. Hew. proxime accedens, ali-
quanto tamen minor, alis brevioribus, apicali parte anticarum magis
rotunda. Limbo aurantiaco anticarum multo angustiore et, excepta
parte apicali, quae est dilatata, per omnem marginem externum te-
nui et maculari, membris ejus semicircularibus ipsius marginis lineae
adhaerentibus. Puncto basali anticarum rubro minuto, posticarum
nuUo.
Subtus ut supra, punctis tamen rubris basalibus omnino sex, bi-
nis posticarum additis.
(/ meae coUectionis e Bolivia (la Paz.)
3. Limnas prasiuata n. sp. mihi.
(Tab. I. fig. 4.)
Limnas parva, supra atro-fusca, limbo alarum omnium prasino;
et hoc in posticis quidem latiusculo, distincto, venis permeantibus
loculato ; in anticis vero indistincto, colore prasino radiiformiter in
medias alas inducto et cum colore fundali confuso.
Subtus colore quidem dilutior, sed partibus distalibus omnibus
evidentius prasinis, lineolis fuscis plurimis radialiter e parte proxi-
mal! ad marginem externum escendentibus.
Inferiore parte abdominis, excepto ano, ochracea.
cf meae coUectionis e Colombia occidentali.
(Rio Juan.)
Lemoniidarum supplementa. 9
Esse potest, ut verum viderit Berg (Ann. del Museo nacional
de Buenos Aires V p. 2 1896) quod speciem suam Itictus, quam 1
c. addita in textu figura describit, non cum genere Limnas Boisd.
sed cum genere Riodina Westw. conjungere voluit, exemplum Bur-
meisteri in hac re secutus, qui ante eum (Descript, ph.ys, de la Rep.
Argent. V p. 221 Atlas pl. VIII fig. 7 1878-79) Lysistrahim quoque
suum, speciem speciei Bergianae, quam diximus, simillimam, huc contu-
lerat. Qui viri si verum viderunt, eodem etiam, i. e, in genus Rio-
dina, tres illae formae relegendae erunt, quas uno eodemque nomine
Limnas Lycisca (Boisd.) Hewitsonius complectitur Ex. Bultfl. I.
Limn. tab. 2 fig. 7—9 1852. Video praeterea in Museo regio Bero-
linensi in genere Limnas aliquot formas huc pertinentes necdum
descriptas.
Quod est ad speciem luclus Berg, cujus unum solum exemplar
Museum Bonariense anno 1896 possidebat, tenet coUectio niea amplam
copiam speciminum e Nova Germania in partibus septentrionalibus
reipublicae Paraguensis.
Theodora autem et albofasciata, quas Godman et ipsas generi
Riodina addere voluit (Trans. Ent. Soc. 1903) pertinere ad genus
nullo modo possunt; nee caussam video, cur non potius ad genus
Apodemia pertinentes fecerit.
X. Genus Esthemopheles Röber.
1. Esthemopheles lainproleiiis Röber Stett. Ent. Zeitschr,
LXIV 344. 1903.
(Taf. I. fig. 5 cf, fig. 6 Q)
(Non „lamprotenis" ut bis legitur apud Mengel).
Röber hanc speciem possidebat e sola Colombia. Tabula nostra
de mea coUectione marem Colombianum et feminam e republica
Equatoriensi orientali repraesentat. (Coca. Hänscb.) Memini Staudin-
gerum hanc speciem sat insignem olim vendere de Colombia nomine
Esthemopsis rrt^ia^a Godm. Salv., quacum confundebat. Radiata
vero pertinet ad Americam centralem.
XI. Genus Esthemopsis Felder.
1. Esthemopsis zamuro n. sp. mihi.
(Taf. I. fig. 11.)
Magnitudine fere radiatae Godm. Salv., sed alis brevioribus,
latiusculis, subrotundis; apice anticarum subrotundo. Antennis lon-
gis, filiformibus, sub cuspide non incrassatis. Ciliis anticarum juxta
solum angulum externum, posticarum mixtim albis.
10 Otto Thieme:
Siipra atro-brunnea; anticarum macula grandi, a costa ad me-
diaiiani primam pertinente magnamque partem omnis areae distalis
occupante, item binis striis minutis longitudinalibus prope marginem
internum albis, semitranslucidis; item posticarum ordine macularum
submarginalium acutissime conoidearum, radialiter positarum, septem
sive octo; bis et ipsis albis, semitranslucidis.
Subtus figuris fere eisdem, quibus supra, colore tarnen caeruleo-
glauco omni parti alarum leniter inducto.
Dodonae Godm. Salv. sive etiam strigosae Stand. Q non ab-
similis, sed major, alis latioribus.
cf meae coUectionis e republica Equatoriensi occidentali (Archi-
dona. Hänsch.)
XII Genus Drepanula Röber.
1. Drepanula gerres n. sp. mihi.
(Taf. I. fig. 20.)
Forma Drepanulae calvus Stand., parvitate pari ant infra.
Supra venis colore fusco non salintis. Anticis brunneolis, posticis
semicinereis, lineolis brunneis transversis crispantibus in omni area
alarum; item punctis aliquibus in parte adbasali posticarum.
Subtus colore albescenti-cano ut in specie calvus Staud., punc-
tis tarnen et lineolis obscuris minutis omni parte proximali injectis
(locomucularumplusminusveindistinctarum,quae suntin specie calvus.)
(f meae coUectionis e Colombia (Muzo. Krackow.)
XIII. Genus Siseme westw.
1. Siseme Atrytone n. sp. mihi.
(Taf. I. fig. 17.)
Siseme speciei Siseme ocanthogramma Bates simillima, paullo
major.
Caeteris notis fere omnibas eisdem, supra tamen macula anali
posticarum laetissime aurantiaca, sex admodum partibus majore
quam (juae est in specie ocanthogramma Bates. Hac macula cum
fascia distali in unum et continuum lemniscum conjuncta; hoc lem-
niscum conjuncta; hoc lemnisco angulato.
3 cfcf meae coUectionis e Bolivia.
In catalogis Staudingerianis haec species per omnes hos annos
novissimos nomine Athene Staud. i. 1. prostitit; quo nomine uti
nolui, non repetenda esse arbitratus nomina nimio usu trita.
2. Siseme Hellotis n. sp. mihi.
(Tab. I. fig. 10)
Siseme magnitudine fere antecedentis, sed forma dispar, alis
brevioribus, posticarum parte anali dilalata, subquadrata.
Lemoniidarum supplementa. 11
Supra atro-fusca, venis non separatim coloratis. Fascia discali
anticaruni perpetua, posticarum abbreviata coloris helvi; hac fascia
sub Costa anticarum omnino non angustata. Praeterea linea anti-
carum per aream distalem evanescenter cana; posticarum subcaesia.
Binis maculis minutis rubris inter se non cohaerentibus in
posticarum parte anali.
Subtus fere ut supra, linea tarnen distali anticarum evidentius
conspicua et partibus adbasalibus alarum omnium, item partibus
margini interno posticarum adjacentibus caesiis.
2 ^^(f collectionis meae e Peruvia septentrionali (Huancabamba.)
3. Siseme tantilla n. sp. mihi.
(Tab. I. flg. 23.)
Siseme parva, omnium, quas novimus de genere, minima. Aliquo
modo comparabilis cum specie JLucUia Hpffr., sed alis brevioribus,
subrotundis. Differt a Liicilia Hpffr. area alba, quae est omnibus
alis communis, angustissima, coarctata in formam tenuis scidae sive
penicilli.
(f maeae collectionis e Colombia (Muzo.)
4. Siseme Sprucei saturatti n. subsp. mihi.
Magnitudine et forma eadem, (^ua forma typica Batesiana. Supra
tarnen tota colore saturatior, paene nigrescens; striga subpallida distali
anticarum duplo latiore quam quae est in forma typica, macula anali
posticarum laetissime rubra, multis partibus majore quam quae est
in forma typica, una praeterea nee bifariam dirempta.
Subtus striga distali (submarginali) et anticarum et posticarum
multo latioribus quam quae sunt in forma typica, partibus proxi-
malibus alarum omnium non caesio-canis, sed injecto colore fusco
obscuratis, macula rubra anali posticarum magna et una, sicut supra.
Duodecim specimina mascula meae collectionis, oriunda e diversis
locis Cordillerae equatoriensis orientalis. {Siseme Sprucei typica
contra obtinet loca, quae sunt inter summa montium juga istius
terrae et Oceanum. („Valleys west of Chimborazo Alt. 3000 ft."
Bates in Journ. Linn. Soc. Zool. IX p. 384. 1868.) Tenet tarnen
collectio mea specimina etiam aliqua Spucei typicae e provincia
Cauca in Colombia.)
Comparationem facere potuimus, data ampla copia speciminum
utriusque formae. Formas intermedias vidimus nullas.
5. Siseme pedias Godm. 9.
(Taf. I. fig. 22.)
Marem pinxit ante hos quatuor annos Godman ; femellam ne
12 Otto Thieme:
novit (luidem. Quam publicare non inutile visum est, altero sexu
majorem, alis latioribus, magis rotundis, fascia alba proximali et
anticarum et posticarum latiore, partis distalis anticarum area cano-
albescente magna, venis permeantibus loculata, colore iantbino
nullo aut fere nullo.
cf Q meae collectionis e Bolivia (Marcapata.)
Quae praeterea in genere video notatu digna, haec sunt:
a. Siseme nigrescens Mengel*) (Ent. News 1899 p. 168 pl. 5)
a specie Sprucei typica Bates, ante hos quadraginta annos descripta
nulla in re diflert. Jure nostro miramur, Mengelum, magnificum
catalogi scriptorem, hanc notissimam speciem et ne raram quidem
non novisse, quam hodie in qualibet vel mediori collectione admirari
possumus.
b. Siseme caiidalis Bates (Journ. Linn. Soc. Zool. IX 1868 p.
384) eadem species est, quam Felder septem annis ante nomine
neurodes latinis verbis descripserat (Wien. Ent. Mon. V 1861 p. 98
ISlo. 54). Cum autem sermo latinus ab eis, qui a Musis alieni sunt,
parum intelligatur, nomen Batesianum pro bella ista specie in literis
et collectionibus obtinuit, nomen neurodes in occulto jacuit. Gerte
autem habet nomen neurodes Felder prioritatem.
c. Siseme pendiaris e Drucio novissime e Peruvia descripta et
picta est. (Proc. Zool. Soc. Lond. 1904 p. 487 pl. 34 fig. 9.) Fe-
mellam pinxisse videtur Druce, etsi de sexu tacet. Collectio mea
marem tenet (ex Huancabamba), a femella aliquatenus diversum.
Supra colore saturatius brunneo, macula alba anticarum non incurva
(hamiformi), sed recta (sacciformi.)
XIV. Genus Amarynthis Hubn.
a. Amarynthis meneria Cram. Miror in literis a nemine adhuc
satis probatum esse, quanta esset hujus speciei variabilitas. Et
Gramer quidem marem figurat e Surinam, fasciis rubris submargina-
libus perangustis, lineiformibus; feminam pingit fasciis rubris sub-
marginalibus latissimis, quam, parum perspecta unitate, novo nomine
micaliam vocat. Atqui et mares saepe reperiuntur fasciis latissi-
mis (vide figuras in Gen. Diurn. Lep. Tab. 70 fig. 7 et Stand. Exot.
Schm. Tab. 90) et feminae perangustis ; etsi non omnes omnibus
locis. In collectione meae, cujus hujus speciei larga copia est, ea
*) Errare aliquotiens, hoc quasi jure quodam nostro omnes utimur
quia homines sumus. Cavendum tamen puto, ne hoc jure nostro abutamur.
Lemoniidarnm supplementa. 13
specimina rubro colore vel maxime abundant, sanguine paene nia-
dentia, quae c Colombia et Peruvia accepi, nullo hac in re inter
mares et feinellas discrimine; contra tenet collectio niea alteram
seriem speciminum utriusque sexus e regione Santa Inez in Ecuador
quorum est fascia submarginalis alarum omnium angustissima, sub-
tilis lineae instar, praeterea etiani non fervide rubra, sed colore mul-
to dilutior. In his speciminibus et puncta alba pleraque omnia
minus perspicue visuntur et maculae rubrae in cella anticaruin sunt
exiguae, nonnunquam paene nullae.
Malim ergo in catalogis porro duas istas formas extremas
suis et separatis nominibus nuncupari in hunc modum .-
1. Amai\ meneria (typica) Gramer.
(Taeniis angustis, rufescenti-luridis.)
2. Amar. meneria micalia Gramer.
(Taeniis latis, laetissime rubris.)
a. Am. hocclioris Hew.
Speciem ad genus pertinere non posse prinio statim adspectu
docemur.
b. Am. Maecenas F. üe specie quam in insula Guadeloupe
reperiri Fabricius dicit, dubitatur. Esse potest, ut in genus
Charis Hb. relegenda sit.
c. Am. muscolor*) Weeks (e Bolivia) in genere Exoplisia Godm.
u. Salv. ponenda est. Differt a specie hypochalybe Felder
subtus alarum omnium parte distali unicolore, picturis et line-
amentis soll parti proximali injectis, his autem cum specie
hypochalybe plane conformibus. Caeterae notae omnes et
supra et subtus ab hypochalybe Felder adeo non discedunt,
ut mirer Weeksium comparationem cum hypochalybe facere
supersedisse.
XV. Genus Imelda Hew.
Unam speciem generis Hewitsonius novit, cujus marem pingit.
Cum hoc mare conjugio sociabimus Nymphidium mycea Hew. Ex.
Buttfl. HL Nymph. Tab. .3 fig. 19. 1865.
Marem Hewitsonius acceperat e republica equatoriensi, feminam
e Golombia. Feminam pinxit anno 1865, marem 1870.
Atqui dift'erunt inter se specimina equatoriensia et colombiana et
quidem in utroque sexu. Quae omnia si computaveris, in catalogis
abhinc sie scribi oportebit :
*) Murinum dicere dehebat. Atque utinani muricolorem saltem dixe-
rit! Quanquam declinat liiigua latina hanc i'ormationeni, ne de moeui-
bus cogitemus, cum de gliribus sermo est.
14 Otto Thieme:
Genus Imelda iiew.
Flew. Equat. Lep. 5G. 1870.
Staud. u. Schatz Ex. Schm. IL 251. 1892.
1. Imelda mycea (typica) Hew.
Hew. Ex. Butterfl. III. Nymph. Tab. III. fig. 19 1865.
(Nymphidium mycea) 9
c/ Thieme Berl. Ent. Zeitschr. LH p. 14, 1907.
Colombia.
2. Imelda mycea glaucosmia Hew.
Hew. Equat. Lep. 56 No 108 1870 c/
Hew. Exot. Butterfl. IV Erycin. tab. 1 fig. 5. 1870 ?^nai^esina, Cattaro, Gabella, Mostar (c. in.).
Variiert in gelb, grau, braun und grün, mit gefleckten oder ein-
farbigen Elytren.
Oi'do: Cri'essoria.
Farn. Bacillidae.
Genns: Bacillus Latr.
130. Bacillus Rosshis iFab. 1793). (sie! = Rossii Latr. nee
Fab.). Mediterran.
Cornisa (Galvagni); Lissa, Meleda (Karny); Triest, Pola (Kr.);
Lesina (Novak); Fiume, Cirkvenica. Novi, Senj, Sv. Juraj, Jablanac,
Starigrad (Padew.^; Buccari (Pungur).
Novi (c. m.).
Variat colore fusco (= Redtenhacheri Padcw.).
Or7/thrum salicaria und
Centaurea scabiosa) (c. m ).
Genus: Dendrothrips Uz.
*]52. Dendrothrips florum m. n. sp. Fig. 3. Seite 21.
Kopf, Thorax und Vorderhälfte des Abdomens graugelb. Letz-
teres in der Mitte mit weisser Querbinde, sodann graubraun, an der
Spitze schwarz. Kopf etwa IV2 mal so breit als lang. Fühler etwa
doppelt so lang als der Kopf. Die ersten 5 Fühlerglieder sind hell
graugelblich, am distalen Ende stärker getrübt. Das G. Glied ist
das längste von allen, in der basalen Hälfte hell gefärbt, in der
apikalen dunkel, doch ohne deutliche Querwand. Stylus dunkel, sein
erstes Glied kürzer und dicker als das zweite. Prothorax wenig
breiter als der Kopf, ungefähr so lang als breit, an seinen Hinter-
ecken mit je einer Borste. Pterothorax bedeutend länger und breiter
als der Prothorax. Beine graugelb, kaum getrübt. Oberflügel ohne
Querbinden, gelblich getrübt, an der Basis hell; ihre Hauptader hat
in der distalen Hälfte 3 Borsten von denen die beiden letzten von
der ersten auffallend weit entfernt sind. Hinterflügel hell.
Die neue Art steht der saltatrix am nächsten, unterscheidet
sich jedoch von ihr durch die Färbung des Abdomens, das Fehlen
einer Zeichnung am Prothorax, durch das helle 5. Fühlerglied und
die helleren Beine und Vorderflügel. Von allen Dendrothrips- Arten
weicht sie durch ihr Vorkommen in Blüten ab.
Pola (G. VIII. 1905. In Blüten von Centaurea solstitialis) (c. m.).
J *Genu8: Parathrips m. n.
Körper ohne netzförmige Struktur; Abdomen nicht länger als
Pro- und Pterothorax zusammen. Fühler 7-gliedrig. Flügel vor-
handen, ohne schwarze Binden. Ende der Vordertibien wehrlos.
Blütenbewohner.
Die neue Gattung erinnert im Habitus am meisten an Dendro-
thrips, weicht aber von dieser durch die 7-gliedrigen Fühler ab.
Sie dürfte dem Genus Thrips am nächsten stehen und ist von
diesem leicht an der Körperform zu unterscheiden. Ob Thrips
dilatata hierher gehört, kann ich nicht entscheiden, da ich diese
Art nur nach Uzels Beschreibung kenne. Sollte sie in dieses Genus
zu stellen sein, so ist sie dennoch von meiner neuen Art bestimmt
verschieden und schon an der Färbung leicht zu unterscheiden.
48 B. Karny: Die Orthopterenfauna
v/ *]53. Parathrips Uzeli m. n. sp. Fig. 4. S. 21.
Hell graugelblich. Fühler 7-gliedrig, etwa doppelt so lang als
die Kopfbreite; ihr 1. Glied kürzer als das 2.. dieses etwas breiter
und kürzer als das 3. Das 4. Glied ungefähr so lang wie das vorher-
gehende, das 5. etwas kürzer. 6. Glied sehr lang, länger als das 3.
Stylus ziemlich dick, eingliedrig. Die ersten 5 Glieder hell, nur am
distalen Ende etwas dunkler. G. Glied dunkel, nur an der Basis
etwas heller, Stylus dunkel. Pterothorax bedeutend grösser als der
Prothorax. Abdomen hell, mit sehr undeutlichen dunkleren Quer-
ringeln. Beine gelb, kaum getrübt. Flügel hell.
Ich erlaube mir, die neue Art nach Herrn Dr. J. Uzel, den
hervorragenden Monographen dieser Ordnung, zu benennen.
Cättaro (19. YHI. 1905. In Blüten von Lythrimn salicaria)
(c. m.).
Genus: Thrips L.
154. Thrips physapus L. 1761.
Cattaro (S\\\. 1905; in Blüten von Scolymus hispänicus, Pälenis
spinosa, Centaurea scabiosa, Lythrum salicaria, Trifolium pratense,
Centaurea solstitiälis, Cirsium sp.), Njegusi (22. VIH. 1905; in
Blüten von Echinops Neumayeri), Zara (24. VH. 1905; in Blüten von
Centaurea calcitrapä), (Pola VHI. 1905; in Blüten von Scolymus his-
pänicus und Centaurea solstitiälis) (c. m ). Sehr häufig.
Bei einem Exemplare meiner Ausbeute ist der linke Fühler
regeneriert. Die beiden proximalen Glieder des Regenerätes haben
die normale Form. Das darauf folgende Glied zeigt die Form eines
der 3 nächsten Glieder, die beim normalen Fühler einander sehr
ähnlich sind. Das nun folgende Glied des Regenerätes ist nach
seiner Form unzweifelhaft als 6. Glied anzusehen. Es ist zugleich
das letzte; ein Stylus ist nicht zu bemerken. Wie mir Dr. Przibram
mitteilt, sind ähnliche Formen von Regeneraten bei Poduriden von
Lubbock beschrieben worden.
Forma nov. annulata m.
Abdomen hell und dunkel geringelt. Vorderflügel heller als bei
der Hauptart.
Cattaro (20. VHI. 1905: in Blüten von Scolymus hispänicus und
Pallenis spinosa), Pola (6. VHI. 1905; in Blüten von Centaurea
solstitiälis) (c. m.).
155. Thrips meledensis Karny 1907.
Prozura (in Blüten von Viburnum Tinus) (Karny 1. c).
des Küstengebietes von O esterreich- Ungarn 49
*156. Thrips hicolor m. n. sp. Fig. 5, Seite 21.
Körperffirbe schwarz, nur Kopf und Prothorax bräunlichgelb.
Kopf mehr breit als lang, mit gewölbten Wangen, nach hinten nicht
verengt. 1. Fühlerglied etwas kürzer und schmäler als das zweite;
das 3. und 4. etwas länger und schmäler als das 2. 5. Glied kürzer
als das 4., legt sich mit breiter Fläche an das 6. an; dieses länger
als das 3. Stylus verhältnismässig lang. Fühlerfärbung: hellgrau,
3. — 5. Glied am Ende getrübt, 6. im basalen Drittel hell, sodann
getrübt, Stylus dunkel. Beine braungelb.
Die neue Art dürfte der Thrips cominunis am nächsten stehen,
ist von derselben jedoch schon durch die Färbung leicht zu unter-
scheiden: Wenn co»*w«mJs dunkel wird, so geschieht dies von beiden
Enden aus und der Pterothorax bleibt am längsten hell {vav. pulla)\
bei bicolor ist dagegen der Pterothorax schon schwarz, Kopf und
Prothorax dagegen noch gelb. Diese Färbung ist mir von keiner
andern Thrips-Art bekannt. Ein weiteres charakteristisches Merk-
mal bietet die Form des 5. Fühlergliedes.
Cattaro (21. VIII. 1905; in Blüten von Lythrum salicaria) (c. m.)
^ 157. Thrips comimmis Uz. 1895.
Fiume (Uzel 1. c).
Cattaro (VIII. 1905; in Blüten von Centaurea scabiosa, Lythrum
salicaria, Pallenis spinosa, Sambucus sp . Cirsium sp.); Njegusi
(22. VIII. 1905; in Blüten von Echinops Neumeyeri) (c. m.). Sehr
häufig.
Forma annulicornis Uz.
Cattaro (19. VIII. 1905; in Blüten von Lythrum salicaria) (c. m.).
Forma pulla Uz.
Zara (24. VII. 1905; in Blüten von Scolymus hispanicus), Cattaro
(VIII. 1905; in Blüten von Pallenis spinosa, Lythrum salicaria, Sam-
bucus sp., Cirsium sp.) (c. m.).
^ *158. Thrips pallida m. n. sp.
Körper gelb, mit schwärzlichen Borsten. Kopf deutlich mehr
breit als lang, nach hinten nicht verengt. Fühler, lang, schmal.
5. Glied mit Ausnahme der beiden ersten, das breiteste im ganzen
Fühler, legt sich mit breiter Fläche an das 6. an. Dieses ist an der
Basis am breitesten und geht ganz alllmählig in den langen, schmalen
Stylus über. Fühlerfärbung gelblich, nirgends auffallend dunkler.
Vorderflügel an der Hauptader der ganzen Länge nach gleichmässig
mii Borsten besetzt! Beine gelb. Q.
Die neue Art dürfte der Thrips minutissima am nächsten
stehen, unterscheidet sich von derselben jedoch durch die dunkleren
Borsten des Körpers, die längeren und schmäleren Fühler und deren
hellere Färbung. 4
50 //. Karny. Die Orthopterenfauna
Cattaro (20. VIII. 1905; in Blüten von Trifolium pratense) (c. m.).
Subordo : Phloeothripoidea.
Farn. Phloeothripidae.
(Jenus: Authothrips Uz.
y *159. Anthothrips acnleata (Fab. 180.3).
Durch die viel schlankere Gestalt und namentlich durch die
Form des Prothorax, dessen Seiten nach hinten viel weniger diver-
gieren, von statices leicht zu unterscheiden.
Njegusi (22. VIII. 1905; in Blüten von Echinops Neumayeri),
Cattaro (VIII. 1905; in Blüten von Centaurea scabiosa, C. solstitialis,
Dipsacus silvestris, Scolymus hispanicus. Cirsium sp.), Zara (24. VII.
1905 in Blüten von Centaurea calcitrapa), Pola (6. VIII, 1905; in
Blüten von Centaurea solstitialis) (c. m. ).
*160. Anthothrips crassa m. n. sp.
Körperfarbe dunkelbraun. Körper so stark wie bei Anthothrips
statices: Seitenränder des Prothorax nach hinten stark divergierend.
Fühler kurz, gedrungen, das 3. Glied ist das längste. Fühlerfärbung:
die beiden ersten Glieder dunkelbraun, fast schwarz. 3.-6. Glied
gelblich, am Ende (mit Ausnahme des 3.) bräunlich getrübt. 7. und
8. Glied schwärzlich. Vorderschenkel verdickt; Beine dunkel, nur
die Vordertarsen und die Vordertibicn am Ende gelblich getrübt.
Tubus ziemlich kurz und dick.
Die neue Art gehört zwischen acnleata und statices-, mit ersterer
stimmt sie im Habitus, mit letzterer in der Form des Tubus und in
der Färbung überein.
Pola (6. VIII. 1905; in Blüten von Centaurea solstitialis) (c. m.).
16I. Anthothrips statices (Hai. 1836).
Seitenränder des Pronotums nach hinten stark divergierend.
Cattaro (20. VIII. 1905; in Blüten von Cirsium sp.), Zara (24.
VII. 1905; in Blüten von Scolymus hispanicus und Centaurea calci-
trapa) (c. m.).
*162. Anthothrips minor m. n. sp Fig. 6, Seite 21.
Schwarzbraun. Körper noch gedrungener als bei statices^ aber
auch kleiner. Kopf kurz und breit. Fühler nicht ganz zweimal so
lang als der Kopf. Fühlerform und -Färbung wie bei statices.
Vorderschenkel bedeutend erweitert, Vordertarsen beim cf mit einem
kräftigen Zahn bewaftnet. Beine schwärzlich nur die Vordertibicn
und -Tarsen gelblich. Flügel graubraun getrübt. Das letzte Abdominal-
segment vor dem Tubus bedeutend schmäler als das vorhergehende,
beim 9 am Grunde jederseits mit einer anliegenden Schuppe.
des Küstengebietes von Österreich- Ungarin. 51
Die neue Art steht der Anthothrips statices sehr nahe, ist jedoch
durch ihre geringere Grösse und die auffallende Form des Abdominal-
endes leicht zu unterscheiden.
Pola und Zara (in Blüten von Scolymus hispanicus und Centaurea
calcitrapa), Karlopago (in Blüten von Gnaphalium).
Genus: Aiitliemothrips m. n.
Kopf nicht viel mehr lang als breit. Fühler nicht ganz zweimal
so lang wie der Kopf. Pronotum wenig kürzer als der Kopf, nach
hinten stark verbreitert; an seinen Hinterecken jederseits mit einer
nach vorn gerichteten Borste. Abdomen ohne seitliche Anhänge.
Flügel vorhanden, in der Mitte stark verengt, sohlenförmig. Vorder-
schenkel etwas verdickt. An den Vordertarsen ist kein Zahn
bemerkbar. Tubus ziemlich lang, am Endo mit einigen starken
Borsten, am Grunde jederseits mit einer anliegenden Schuppe (wahr-
scheinlich cf).
Die neue Gattung gehört zwischen Anthothrips und Megalothrips.
Von ersterer Gattung unterscheidet sie sich namentlich durch das
Vorhandensein der anliegenden Schuppe am Grunde des Tubus und
durch die unbewaffneten Vordertarsen, von letzterer durch den
kürzeren Kopf und das Fehlen seitlicher Abdominalanhänge (cf),
sowie durch den Aufenthalt in Blüten.
*163. Anthemothrips Renteri m. n. sp. Fig. 7, Seite 21.
Schwarz ; Augen im auffallenden Lichte orangegelb. Körper
stark, gedrungen. Fühlerglieder kurz, dick, das 4. stark gerundet,
das stärkste und längste von allen. Fühlerfärbung: 1. und 2. Glied
schwarz, 3.-6. braun, und zwar das 3. am lichtesten und von da
an allmählig dunkler werdend. 7. und 8. Glied wieder ganz dunkel.
Flügel vollkommen ausgebildet, fast die Hinterleibsspitze erreichend,
sohlenförmig, getrübt. Tubus am Grunde jederseits mit einer an-
liegenden Schuppe.
Ich erlaube mir, die neue Art zu Ehren des grossen Thysa-
nopterologen Herrn 0. M. Reuter, zu benennen.
Karlopago (2G. VlI. 1905; in Blüten von Knautia sp.) (c, m.)
Genus: Phloeothrips Hai.
164. Plioeothrips hrunnea Jord. 1888.
Stalak (C. Modrus-Eiume; (Jablonowski).
Nach Uzel ist diese Art zu ignorieren, da es nicht möglich ist,
ihre Identität festzustellen.
Ich habe im vorstehenden Verzeichnis alle Orthopteren (s. 1.)
angeführt, welche bisher aus Dalmatien und den angrenzenden
4*
52 H. Karny: Die Orthopterenf. d. Knstengeh. v. Österr.- Ung.
Gebieten bekannt sind; doch dürfte durch weitere Forschungen
namentlich die Zahl der Thysanopteren noch sehr wesentlich ver-
mehrt werden. Zugleich muss ich betonen, dass es mir nicht
möglich war, bei den einzelnen Physapoden-Arten ihre Zugehörigkeit
zu einem bestimmten Faunengebiete festzusetzen; hierzu werden noch
weitere eingehende Studien erforderlich sein.
Ich habe jene Arten, die bisher aus dem Gebiete oder wenigstens
aus Dalmatien noch nicht bekannt waren, mit einem * bezeichnet;
ihre Zahl beträgt IG (5 Saltatoria, 11 Thysanoptera). Von diesen
sind 11 Arten ganz neu. Von Gattungen wurden nur 2 neue
beschrieben (Parathrips m. und Anthemothrips m.).
Verzeichnis der wichtigsten Literatur.
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Padewieth, M. Orthoptera genuina des kroat. Litor. u. d. Umgeb.
Fiumes. Hrvatsko Naravoslovno Drustvo. 1900.
Pungur, J. Orthoptera. In: A Magyar Birodalom A'llatviläga.
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Saga, insbesondere in Europa. Mitt. naturwisssch. Ver
Univ. Wien 1905.
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Jablonowsky, J. Thysanoptera. In: Fauna regni Hungariae.
Budapest 1899.'
[Reuter, 0 M. Thysanoptera tria mediterranea Ofv. Finska Forh.
XLIIL pp. 214-216. 1901.]
Uzel, J. Monographie der Ordnung Thysanoptera. Königgrätz 1895.
[Berl. Entom. Zeitschr., Band LH, Jahrgang 1907]. 53
Neue exotische Geometriden.
Vou Dr. Bastelberger, Würzburg.
1. Hypolepis (?) junctifascia spec. nov. •
Sehr charakteristisch gezeichnetes Tierchen.
Grundfarbe beider Flügel reinweiss.
Vorder flügel: Längs der Costa ein olivgelbgrüner Streifen von
der Wurzel bis ' ;., dann nach kurzer Unterbrechung durch die
weisse Grundfarbe noch ein gleicher Streifen bis zu -U\ kurz vor
dem Apex ein kleines gleichfarbiges Fleckchen; am Anfang des
zweiten Costaistreifens beginnt eine dünne schwärzliche Linie, die
zuerst oben einen Bogen in distaler Richtung macht und dann
wieder schräg proximalwärts und nach hinten ziehend, in zwei Wellen
zum Hinterrand geht, wo sie an '/;i von der Wurzel entfernt endet.
Eine zweite ähnliche Linie beginnt am äusseren (distalen) Ende des
zweiten Costaistreifens, wendet sich zuerst wurzelwärts, nimmt hier
den schwarzen länglichen schrägstehenden Zellfleck in sich auf und
läuft auch gewellt zum Hinterrand des Vorderflügels, wo sie etwas
nach aussen (distal) von der ersten proximalen (inneren) Linie
endet. Der Zwischenraum zwischen diesen beiden Linien ist
olivgrün ausgefüllt und bildet so eine farbige Mittelbinde. In der
Mitte dieser Binde geht ein gleichfarbiger Streifen gerade distalwärts
und verbindet sich mit einer kleinen halbmondförmigen an der pro-
ximalen Seite konvexen olivfarbenen Binde, die vorn an -/:; des Distalrandes
beginnend, im Bogen nach dem Hinterwinkel zieht und in ihrer
distalen Konkavität einen ovalen Fleck weisser Grundfarbe ein-
schliesst. — Auf den Hinterflügeln sind die oben beschriebenen
2 Mittellinien auch sichtbar, die von der Costa zum Hinterrand
ziehen und nur am Hinterrand mit oliver Farbe ausgefüllt sind,
während der Costalteil weiss bleibt; am Distalrand ist noch vor
dem Hinterwinkel ein kleiner hakenförmiger olivgrüner Flecksichtbar.
Unterseite schmutzig weiss, grau bestäubt, namenilich längs
der Costa und hinter dem Apex.
Der langgestreckte schräge Zellfleck «sowie die beiden Mittellinien
sind auf den Vorderflügeln sichtbar, letztere ebenso auf den Hinter-
flügeln; hier kommt noch ein deutlicher kleiner runder Mittelfleck
54 Bastelberger:
hinzu; ausserdem ist hier auf beiden Flügeln eine dritte vor dem
Distalrand laufende etwas undeutlich angegebene Linie zu erkennen.
Randlinie oben und unten deutlich fein schwarz.
Fransen oben reinweiss, am Apex und bis in die Vorderflügel-
mitte weiss und dunkelgrau gescheckt; unten schmutzig grauweiss.
Bruststück oben reinweiss, unten schmutzigweiss; Stirn oliv;
Schei tel reinweiss; Hai skragen oliv. Beine gelblichweiss, schwarz-
braun gefleckt.
Hinterleib, Fühler und Palpen fehlen.
1 Q 18 mm Flügelspannung.
Jalapa, Mexiko.
In meiner Sammlung.
2. Tephrociystia fulviplagiata spec. nov.
Die Grundfarbe ist ein ins Ziegelrote ziehendes Ockergelb.
V Order flügel mit einer grossen Anzahl schwarzbrauner, vom
Vorderrand zum Hinterrand ziehender, unter sich parallel laufender
gewellter Linien bedeckt, die im distalen Flügelfeld enger stehen und
dünner, im Wurzelfeld dagegen dicker aber weniger zahlreich
sind. Am Vorderrande eine Anzahl dunkler Flecke, von denen
diese Linien ihren Anfang nehmen. Die an distaler Seite liegende
Linie verläuft ca. 1 mm entfernt vom Flügelrand. Der Streifen
zwischen ihr und dem Distalrand ist im vorderen und hinteren Drittel
durch feine schwärzliche Querlinien verdunkelt, während das mittlere
Drittel davon frei ist, so dass die rötlich-ockergelbe Grundfarbe hier
einen ganz charakteristischen viereckigen Fleck bildet.
Bei 2 5 Q ist noch gegen den Apex der Anfang einer ocker-
gelben Wellenlinie zu sehen, die, nach hinten ziehend, in den eckigen
Fleck ausläuft. Bei dem cf kann ich sie nicht finden. Zwischen
den Wellenlinien sieht überall die Grundfarbe durch. Am Vordcr-
und Hinterflügel ein deutlicher kleiner schwarzer Mittelpunkt. —
Der Hinterflügel zeigt nur 2 KMeingewellte parallel zum Distalrand
verlaufende dunkle Linien, eine Wurzellinie in ca. '/i und eine
jenseits der Mitte auf ca. ''I?, stehend. Der Raum zwischen diesen
Linien ist mit Andeutungen weiterer Querlinien bedeckt, die
überall die Grundfarbe stark durchleuchten lassen, so dass der
Hinterflügel erheblich heller erscheint als der Vorderflügel. Zwischen
der Mittellinie und dem Distalrand ist der Raum mit einer rötlich-
ockergelben Färbung bedeckt, die am Hinterwinkel am stärksten ist,
gegen die Costa zu allmählich verblasst. Diese stark ins Auge
fallende Binde ist sehr charakteristisch für die Art.
Neue exotische Geomeiriden 55
Distalrandlinie fein schwarz, an den Rippen gelb durchbrochen.
Fransen ockergelb und schwärzlich gescheckt. — Unterseite
schmutzig gelblichweiss mit bräunlich-schwarzen Binden, die an
Flecken beginnen, welche an der gelblichen Costa stehen, dann im
Bogen in distaler Richtung ziehen und weiter, schräg wurzelwärts
verlaufend, zum Hinterrand gehen. Auf Vorder- und Hinterflügel
sind je 2 solcher Linien deutlich zu sehen.
Mittelpunkte deutlich. Der oben rötlich gelbe Fleck in der
Mitte des Distalrandes ist auch auf der Unterseite deutlich, hier
aber mehr schmutzig gelbweiss. — Randlinie ziemlich dick schwarz,
von den gelblichen Rippen durchbrochen.
Palpen klein, nur eben über den Kopf vorstehend, grauweiss.
Stirn bräunlich, Scheitel schmutzig weiss. Fühler weisslich,
feinst braun geringelt. Halskragen und Schulterdecken rötlich-
ockergelb. Thorax bräunlich. — Hinterleib beim cf schmutzig
ziegelrot angeflogen, bei den Q Q mehr grau und nur an der
Wurzel und der Spitze rötlich ockergelb. — Beine und Unterseite
des Thorax und Hinterleibes schmutzig grauweiss.
l cf (16 mm) 2 Q Q (17 mm) Jalapa, Mexiko, in meiner
Sammlung.
Die Art hit Ähnlichkeit mit Tephr. westonariaV^ ?iYVQx\^ Proc.
U. S. Nat. Mus. XXX pag. 492, weicht aber in vielen Punkten ab,
wie aus der Beschreibung ersichtlich ist.
3. Tephroclystia muscula spec. nov.
Steht der Tephroclystia latitans Warren, Novit Zool. Xll
340 und der Tephr. muscistrigata Warr., Proc. U. S. Nat. Mus.
XXX p. 485 im Gesamteindruck etwas nahe, ist aber sicher von
beiden verschieden.
Grundfarbe dunkel graubraun mit ockergelb untermischt.
Vorderflügel: Costa ockergelb mit vier deutlichen schwarzen
Flecken, von denen dunkle den ganzen Flügel durchziehende Linien
ausgehen.
Der erste Costalfleck sitzt nahe der Wurzel, von ihm geht
eine kleine scharf schwarze zackige Linie aus, die, parallel zum
Distalrand verlaufend, zum Hinterrand zieht und ein etwas heller
gefärbtes Wurzelfeld abschliesst. Vom zweiten und dritten
Fleck, ersterer etwas proximal, letzterer etwas distal von der Flügelmitte
gelegen, geht ebenfalls je eine solche etwas undeutlichere Linie aus,
welche die Grenzen eines kaum merklich helleren Mittelfeldes bilden.
Am vierten Fleck, der nahe dem Apex steht, ist nur ganz
undeutlich eine hier beginnende verschwommene ähnliche Linie zu
56 Bastelherger:
bemerken. Zwischen diesen grösseren Costalflecken sind noch mehrere
kleine verschwommene Pünktchen zu sehen, von denen ebenfalls
undeutliche feinste Parallellinien ihren Anfang nehmen. Zwischen
dem vierten Costalfleck und dem Apex läuft eine feinzackige dünne
ockergelbe deutlich konturierte Wellenlinie, die nach hinten
zu sich in einzeln stehende Pünktchen auflöst; zwischen Rippe 4 und
3 sowie 2 und 1 steht je ein runder deutlicher Punkt, namentlich
der letztere ist relativ gross und charakteristisch hervortretend. —
Die Hinterflügel sind ähnlich gezeichnet, auf der dunkelgrau-
braunen Grundfarbe sieht man mehrere, den ganzen Flügel bedeckende,
mit dem Distalrand gleichlaufende dunkle etwas wellenförmige schmale
Binden, zwischen denen einzelne hellere, mehr gelbliche Linien
verlaufen. Der Wellenlinie der Vorderflügel entspricht hier eine Reihe
nahe dem Distalrand stehender kleinster ockergelberPünktchcn; zwischen
Rippe 1 — 2 und 2— 3 steht je ein etwas grösserer, ins Auge fallender
ockergelber Punkt. Durch diese Randpunkte und durch die Wellen-
linie und Randpunkte der Vorderflügel erinnert die Art etwas an
unsere einheimische albipunctata Hw., früheren tripiinctaria H.-S.
Randlinie fein schwarz. Vor dem' Distalrand sind die Enden der
Rippen ockergelb. — Unterseite heller olivbräunlich. Die Zeich-
nung ähnlich der auf der Oberseite, nur sind die kleinen
Binden mehr durch hellere Zwischenfarbe getrennt und dadurch
deutlicher; auch ist in der Mitte der Vorderflügel hier deutlich
ein Zellfleck zu sehen. Die Fransen sind beiderseits bräunlich
und ockergelblich gescheckt. Palpen, Stirn und Scheitel, Hals-
kragen und Schulterdecken ockergelb. Fühler bräunlich. Die
Palpen sind gerade vorgestreckt, sehr lang, 2 mal so lang wie
der Durchmesser der Augen, dicht beschuppt. — Thorax
schmutzig graugelb. — Hinterleib: Erstes Segment oben einen deut-
lichen gelblichen Ring bildend, die mittleren Segmente sind bräunlich
die letzten und die Spitze wieder ockergelb. Beine einfarbig gelblich
2 9 9 18 mm Flügelspannung.
Jalapa, Mexico, in meiner Sammlung.
4. Polyphasia ilavidula. spec. nov.
Vorderflügel aschgrau. Im Mittelfeld eine weissliclic Binde,
die vom Vorderrand zum Hinterrand reicht. Diese Mittelbinde ist
vvurzclwärts von einer gewellten schwärzlichen Linie begrenzt, die
an ca. V:i der Costa beginnt und fast gerade nach hinten zu V:! fies
Hinterrandes zieht. Gegen den Distalrand zu springt die an -^ der
Neue eocotische Geometriden. 57
Costa beginnende schwarze distale Begrenzungslinie der Mittelbinde
von der Costa aus halbmondförmig nach hinten und distal vor, biegt
dann zwischen Rippe 5 und G in proximaler Richtung um und endet,
in einer Zickzacklinie nach hinten ziehend, an ca. 73 des Hinterrandes.
Das helle Mittelfeld selbst ist von einer nahe der proximalen
Begrenzungslinie beginnenden und mehr gerade nach hinten ver-
laufenden dünnen Linie in zwei ungleiche Teile geteilt. Die distale
Begrenzungslinie des Mittelfeldes ist weiter in ihrem vorderen halb-
mondförmigen Teil distal von einem weissen Strich begleitet, dem
noch ein breiter gelbroter Strich folgt. Der vordere distale Teil
der Mittelbinde und der Raum zwischen diesem gelbrotcn Strich und
dem Distalrand sind dunkelgrau. Am Hinterrand steht ausserhalb der
distalen Begrenzungslinie des Mittelfeldes ein kleiner weisser Fleck. —
Hinterflügel einfarbig schmutzig gelbrot, Wurzelfeld grau-
schwarz.
Unterseite: Vorder- und Hinterflügel schmutzig gelbrot, etwas
heller wie oben. Auf den Vordorflügeln von der Wurzel bis über
die Mitte hinaus rauchgrau angeflogen; bei -/u ein schräg distalwcärts
und nach hinten laufender Strich bis ca. Rippe 4, der wurzelwärts
dunkel schwarzgrau und andererseits weisslich angelegt ist. Der
Raum am Apex schwarzgrau. Alle 4 Flügel mit kleinen schwarzen
Mittelpunkten. Hinterflügel sonst zeichnungslos.
Randlinie einfarbig schwarz.
Fransen: Vorderflügcl schwarzgrau un d gelblich gescheckt, Hinter-
flügcl einfarbig gelbrot.
Kopf, Thorax, Hinterleib braungrau, — Fühler ab-
gebrochen. — Beine braun, gelblich gefleckt.
1 Q 34 mm Flügelspannung.
10400 Fuss; 4. YHI. 04 Kaschmir Hochgebirge, in meiner
Sammlung.
5. Pyrinia aeutipeiinis spec. nov.
Oberseite rotbraun mit einem Stich ins Violette.
Vorder flügel: Apex auffallend stark vorgezogen. — Zwei
gerade vom Vorder- zum Hinterrand verlaufende dunkelbraune Linien,
die erste an Va des Flügels verlaufend, die zweite von 7;) an der
Costa entspringend, dann in einem scharfen Winkel in distaler
Richtung biegend, bis Rippe 6, von wo aus sie dann schräg wurzel-
wärts an 7:i des Hinterrandes endet. Längs des Distalrandes läuft
eine breite dunkle Binde. — Im Mittelfelde ein kleiner schwärzlicher
Mittelpunkt. — Hinterflügel in der Mitte mit einer Linie,
parallel zum Distalrand, vom Hinterrand bis Rippe 7 laufend. Costa
58 B astelberger:
heller, Distalrand dunkler gefärbt. — Beide Flügel mit feinen dunklen
Pünktchen dünn bestreut.
Unterseite heller, mehr orangefarben. Die Zeichnung wie auf
der Oberseite, nur sind die Flügel mehr mit feinen, stellenweise
dicht stehenden Längsstrichelchen bestreut.
Palpen aufwärts gebogen, bis an die Stirn reichend; zweites
Glied gross, stark behaart, drittes Glied sokr klein, spitz zugehend;
orangerot gefärbt. — Stirn, Scheitel, Thorax, Abdomen und
Beine gleichfalls orangerot, ohne Zeichnung. — Fühler: Spitzen
abgebrochen.
1 9: 20 mm Flügelspannung.
Merida, Venezuela, in meiner Sammlung.
6. Psilaspilates bistrigata spec. (an ab.?) nov.
In meiner Sammlung befindet sich ein cf aus Punta Arcnas,
Chile, welches in der Flügelform und dem sonstigen Bau mit Ps.
catilla Felder übereinstimmt, in der Zeichnung aber erheblich ab-
weicht. Ob es sich um eine eigene Art oder um eine Aberration
von catilla Felder handelt, kann ich bei dem mir vorliegenden
geringen Material nicht genügend entscheiden.
Grundfarbe weisslioh gelb.
V 0 r d e r f 1 ü g e 1 etwas dunkler getont, in der Mitte der Zelle bräun-
lich angeflogen. — Hinter der Medianader zieht, in kurzer Entfernung von
der Wurzel beginnend, ein braunschwarzer Strich her, der beim Abgangs-
punkt der Rippe 2 sich nach vorn wendet und bis etwas über die
Rippe 4 hinausläuft, hier allmählich heller werdend. Die Rippen
2—4 durchbrechen, hellgelb bleibend, diesen Strich. Vor demselben
gerade vor dem Abgangspunkt von Rippe 5, aus der Querader
beginnend, steht ein zweiter solcher braunschwarzer Strich, der von
hier aus gegen den Apex zu zieht, aber diesen nicht erreicht, sondern
nahe dem Distalrand hinter der Rippe 7 endet. Auch dieser Strich
ist von Rippe 6 hell durchbrochen.
Randlinien hellgelb; zwischen den Rippen stehen schwarze
Punkte; ausserdem ist der Vorder- und Hinterflügel mit feinsten
schwarzen Pünktchen spärlich bestreut.
Unterseite etwas dunkler, namentlich der Vorderflügel ist stark
braun-schwarz bestäubt und zeigt die 2 Striche der Oberseite
undeutlich.
Kopf, Thorax, Abdomen, Beine, Palpen, Stirn, Scheitel
und Fühler gelblichweiss. — Der Halskragen ockergelb angeflogen.
Fransen wie die Grundfarbe.
Neue exotische Geometriden. 59
1 9 : 31 mm Flügelspannung.
Punta Arenas Chile, in meiner Sammlung.
7. Psilaspilates catilla Felder.
Das von Felder in seiner „Reise der Novara p. 129 tig. 3"
gegebene Bild ist nicht ganz gut ausgefallen. Die Figur ist viel zu
rnndflügelig gezeichnet, während die Art, soweit ich aus meiner
Sammlung beurteilen kann, mehr schmale, in die Länge gezogene
Vorder- und Hinterflügel hat; auch scheint mir der Ton der Grund-
farbe mehr graugelb zu sein, als sie Felder angibt. Auf den
Vorderflügeln sehe ich am Ende der Mittelzelle einen deutlichen runden
schwarzgrauen Mittelpunkt, kann dagegen den in der Figur angege-
benen von der Mitte des Hinterrandes der Vorderflügel nach 'u der
Costa verlaufenden dunklen Strich nicht finden, vielmelir verläuft hier
der vom Apex ausgehende Mittelstrich, nachdem er etwa in der Höhe
des halben Hinterrandes wurzelwärts umgebogen ist, von da aus
gerade gegen die Wurzel hin. Die Art scheint stärker zu variieren.
8. Dicliromades subflava spec. nov.
Vorderflügel weisslich veilgrau mit einer dunkleren Mittel-
binde, dunklerem Wurzelfcld und dunklerer Saumbindc am Distalrande.
Das weniger deutliche Wurzelfeld ist durch eine unscharf ausgebildete,
aus schwarzen Atomen bestehende Linie begrenzt, die ziemlich gerade
vom Vorder- zum Hinterrand zieht.
Die Mittelbinde ist proximal abgegrenzt durch eine nahe der P'lügel-
mitte stehende, etwas bogig verlaufende breite schwarze l^inieund distal
durch eine gleich hinter der Costa, in der Flügelniittc und am
Hinterrand winklig vorspringende schwarze Linie. Mittelbinde nach
vorn aufgehellt. — Distalbinde schwarz, undeutlich gewellt, in ihrem
vorderen Teil eine gezackte helle Wellenlinie enthaltend.
Randlinie aus schwarzen kleinen Bogen bestehend.
Hinterflügel goldgelb ohne Zeichnung mit schwärzlicher Rand-
binde.
Unterseite: Vorderflügel goldgelb mit schwarzer Distal- und
Costalbinde, in welcher auf ca. - -i ein schmutzig gelber Fleck steht.
Hinterflügcl schwarzbraun, gegen den Hinterrand und die Wurzel
zu iiis Gelbliche übergehend.
Fransen schwarzgrau und hellgrau gescheckt.
Kopf, Brust, Fühler und Beine schwarzgrau. - Hinter-
leib etwas heller grau, an der Spitze gelblich.
2 Q Q , 20 mm Flügelspannung.
60 Bastelberger:
Katoomba, Australien, in meiner Sammlung.
Die Art zeigt Ähnlichkeit mit Dichromodes dwergentaria Guen.
Phal. I. p. 321 No. 505, die das Q. zu D. ainaria Gu. ist, er-
scheint aber durch geringere Grösse und veränderte Zeichnung
verschieden.
9. Dichromodes uniformis spec. nov.
Grösse u. Schnitt wie ainaria Guenee, Phal. I. pag. 321pl. 3. Hg. 5.
Nordcrflügel einfarbig schwarzgrau mit etwas rötlichem
Schimmer, ohne deutliche Zeichnung. Man kann nur an der Costa
einige ganz undeutliche dunklere Flecke, Andeutung eines schwärzlichen
Mittelflecks und Spuren unregelmässig über den Flügel verteilter
dunklerer Linien wahrnehmen. — Hinterflügel schmutzig rotgelb
mit einer schwarzgrauen Randbinde am Distal- und Hinterrand,
Randlinie mit schwarzen Pünktchen besetzt. Fransen schwarz-
grau mit dunklerer Teilungslinie.
Unterseite einfarbig schwarzgrau mit diffus über die ganze
Fläche zerstreuten gelblichen Schuppen, die sich auf den Rippen
etwas anhäufen und diesen dadurch ein gelb und grau gestricheltes
Aussehen geben.
Palpen, Kopf, Fühler Thorax und Beine grauschwarz.
Hinterleib grauschwarz mit gelb gesprenkelt. Spitze und
Afterbusch gelblich.
1 (/ 28 mm Flügelspannung; Katoomba, Australien.
In meiner Sammlung.
10. Craspedosis uiverupta spec. nov.
Grundfarbe hell schiefergrau.
Vorderflügel ander Wurzel mit zwei schwarzen Flecken, einer
an der Costa und einer in der Flügelmitte. An 'As der Costa
beginnend eine ziemlich breite schwarze Linie, die stark schräg
wurzelwärts und nach hinten zieht und den Hinterrand des Flügels
fast an der Wurzel erreicht; eine zweite ähnliche Linie an der Costa
etwas distal von der ersten beginnend, zieht quer durch die Flügel-
mitte und endet, sich nach hinten in zwei Arme spaltend, noch vor
der Hinterrandsmitte. Sie schliesst einen grossen schwarzen Mittel-
punkt ein. Distal von dieser Binde, in der Mitte zwischen Vorder-
und Hinterrand steht ein rundlicher, reinweisser Fleck, der,
nicht bis zum Distalrand reichend, nach hinten bis zur Rippe 2 geht
und nach vorn sich etwas über die Rippe 5 hinaus erstreckt. Der
Raum distal von diesem Fleck ist vom Apex bis zum Hinterwinkel
Neue exotische Geometriden. 61
dunkel braungrau. Längs des Hinterrandes, nach vorn bis zur Rippe
2 reichend, ist die helle schiefergraue Grundfarbe, die zwischen den
schwarzen Schräglinien steht, durch eine ockergelbe Färbung ersetzt.
Hinterflügel mit 5 samnitschwarzen von Costa zum Hinterrand
ziehenden Querlinien. Die erste, (von der Wurzel aus) an Vs des
Hinterrandes endend, ganz schwach angedeutet; die zweite an
-/-, ist etwas gebogen, in lier Mitte dicker; die dritte, etwa in
der Flügelmitte stehend, ist die stärkste und breiteste; die vierte
bei V,-., hängt nach vorn mit der dritten durch ein kurzes Querstück
zusammen und ist wellig ausgebaucht, während die fünfte am Distal-
rand steht und den Hinterwinkel nicht erreicht.
Randlinie undeutlich, schwarz. Fransen dunkel schiefergrau.
Unterseite einfarbig rauchschwarz. Der weisse Fleck der Ober-
seite auch unten deutlich. — Beine, Palpen und Thorax dunkel-
schiefergrau, Hinterleib an Wurzel und Spitze grau, in der Mitte
ockergelb; oben wie unten. Fühler schwarzgrau, gelblicli gefleckt.
1 Q 37 mm Flügelspannung.
Bismarck Archipel, in meiner Sammlung.
11. Semiothisa praegrandis spec. nov.
Grund färbung: Rotbraun mit schmutzig violetter Beimengung.
Vorderflügel mit drei Linien, beginnend zu V4, V2 und V4 an
der Costa und am Hinterrand in ebensolchen Abständen endend.
Wurzellinie dünn, wenig deutlich ausgebildet, läuft in einem
grösseren vorderen und kleineren hinteren distal konvexen Bogen von
vorn nach hinten. Mittellinie stärker angegeben, verläuft in
mehreren Zacken. Auf diesen folgt distal ein strichförmiger, schräg
gestellter schwärzlicher Mittelfleck. Distallinie doppelt, dazwischen
dunkel braunviolett ausgefüllt, so dass eine ziemlich breite Binde
entsteht, deren proximale Begrenzungslinie in einem sanften wurzel-
wärts konkaven Bogen zum Hinterrand zieht, während die distale
Begrenzungslinie gleich hinter der Costa einen scharfen Winkel gegen
den hinter dem Apex befindlichen Einschnitt des Distalrandes macht,
ohne diesen aber zu erreichen. — Gegen den Hinterrand zu, etwa
von Rippe 2 ab, sind beide Linien etwas verdickt und intensiv schwarz.
Fransen gelblich rotbraun; am Einschnitt schwarz gefleckt.
Hinter flügel mit einer dunkel braunroten Mittellinie, die zackig
von der Costa zum Hinterrand verläuft; distal neben ihr ein grosser
intensiv schwarzer Mittelpunkt. Vor dem Distalrand eine ähnliche
Binde wie auf den Vorderflügeln, nur breiter und verwaschener.
Die Flügelfläche gegen den Distalrand zu ist dunkler, mehr ins Braun-
violette ziehend, gehalten.
62 Bastelher g er:
Über beide Flügel viele gelbrote Schuppen verstreut.
Unterseite orangegelb. Die Zeichnung wie auf der Oberseite.
Binden, ausser der wenig deutlichen Wurzelbinde der Vorderflügel,
dick braunrot angegeben. Mittelpunkt schwarz, wie oben.
Am Apex der Vorderflügel und am Hinterflügel zwischen Rippe
3 und 4 am Distalrand je ein Fleck von der Grundfarbe. Die ganzen
Flügel mit braunroten kleinen Strichelchen überstreut.
Thorax und Leib oben gelblich-braun unten orange. Palpen
Scheitel, Beine und Fühler gelblich.
1 9, 30 mm Flügelspannung.
Costa Rica, in meiner Sammlung.
12. Semiothisa stramiiiea spec. nov.
Einfarbig schmutzig strohgelb mit wenig Zeichnung.
Vor der flu gel: An der Wurzel stehen drei kleine schwarze
Punkte, einer auf der Submedianader der mittlere auf der Medianader
und der vorderste auf der Subcostalader; sie vertreten so die
übliche Wurzellinie, von der man auch Spuren sieht. In der Flügel-
mitte läuft eine äusserst feine schwarze Zickzacklinie vom Vorderrand
zum Hinterrand; weiter distal dann eine dünne dritte Linie. Diese
entspringt bei ca. 7:; der Costa, läuft schräg nach hinten, macht i)ei
Rippe (i einen Winkel und zieht dann parallel dem Distalrand zum
Hinterwinkel; sie ist durch feine schwärzliche Punkte auf den
Rippen verstärkt.
Zwischen Rippe 3 — 4, 6 — 7 und 7—8 stehen distal von der
dritten Linie und nahe derselben schwarze Flecke, von denen der
hintere gross und rund ist, während die beiden vorderen kleiner und
verwaschener sind. An der Stelle des hinteren Fleckes ist die
dritte Linie zu einem dicken schwarzen Strich erweitert.
Randlinie fein schwarz, gelblich unterbrochen.
Anf den Hinterflügeln ist nur die Fortsetzung der dritten
(distalen) Vorderflügellinie zu sehen, die auf Rippe 3 und 4 kleine
schwarze Punkte zeigt.
Beide Flügel mit feinsten dunklen Pünktchen und Strichelchen
bestreut.
Unterseite wie oben, nur ist der Grundton satter gelb, die
Zeichnung deutlicher und die aufgesetzten Streifen und Punkte dicker
und zahlreicher.
Kopf, Palpen, Fühler, Thorax und Beine sind strohgelb
wie die Grundfarbe. Der Hin terleib von etwas dunklerer Färbung
scheint angeklebt zu sein.
1 9 Tibet, 24 mm Flügelspannung, in meiner Sammlung.
[Berl. Entom. Zeitschrift, Band LH, Jahrgang 1907]. G3
Neue afrikanische Heteroceren
nebst einigen synonymischen Bemerkungen.
Von Dr. K. Grünberg.
Assistent am zoologischen Museum zu Berlin.
Farn. Geometridae.
Petovia patris-aloysii nov. spec. (Fig. 1).
cf. Kopf, Taster, Fühler nnd Beine einfarbig schwarz; Fühler
doppelt und ziemlich lang gekämmt. Thorax schwarz mit gelbem
Halskragen und gelbem Rande der Patagia, auch über den Flügel-
wurzeln und am Hinterrande mit gelben Schuppen. Abdomen oberseits
schwarz mit gelben Querbinden, die beiden hinteren breiter als die
übrigen und mit gelber Spitze, in der Seitenlinie gelb mit schwarzen
Flecken, unterseits ganz schwarz.
Vorderflügel: Oberseite graugelblich bis hell ockerfarben
mit schwarzem Distalrand, der schwarze Saum vorn sehr stark er-
weitert, an der Flügelsj)itze fast ein Drittel des Vorderrandes ein-
nehmend, nach hinten allmählich verschmälert; Vorderrand und alle
Adern schwai'z gesäumt, am Zellenende ein grosser nicht sehr
dichter schwarzer Fleck von unregelmässiger Form, aus den ver-
schmelzenden schwarzen Adersäumen gebildet. Unterseite lebhaft
ockergelb, Vorder- und Distalrand schwarz. Der Saum des letzteren
etwas schmäler als oben; von den Adern sind nur die dem Rande
zunächstliegenden Stücke schmal schwarz gesäumt; die Striche zwischen
dem schwarzen Vorderrandsaume und Subcostalis graugelb beschuppt.
Hinterflügel: Oberseite lebhaft ockergelb mit schwarzem
Distalranii, von dem auf den Adern kurze schwarze Striche gegen
das Flügelinnere ausstrahlen. Unterseite graugelb wie die Oberseite
des Vorderfliigels, an der Basis und am Hinterrand ockergelb,
Distalrand schwarz wie oben.
9 . Kopf und Beine wie beim Mann, Fühler ganz kurz gekämmt,
fast geisseiförmig erscheinend, Thorax ausgedehnter gelb als beim cf.
Hinterleib oben gelb mit schwarzen Querbinden, seitlich gelb mit
schwarzen Flecken, unten schwarz. Flügel oberseits wie beim c/,
unterseits auch die Hinterflügel lebhaft ockergelb.
64 K. Grilnherg :
Lcänge der Vorderflügel: 18,5—22,5 mm.
Flügelspannung: 35 — 40 mm.
Fundort: N. Nyassa-See, Massewe-Rivira Fl., 25. Nov. (GoetzeS.;
Neuwied im Ukerewe-See (Pater Aloysius S.\
Die schwarzen Säume des Distalrandes variieren im Vorder-
wie im Hinterflügel etwas in der Breite.
Von P. dichroaria (H-Sch.) ist die Art durch das Felden
der schwarzen Adersäume im Hinterflügel leicht zu unterscheiden. —
Das Verbreitungsgebiet der kleinen und sehr charakteristischen
Gattung Petovia beschränkt sich nach unsern bisherigen Kenntnissen
auf Ost- und Südostafrika. Die typische Art P. dichroaria wurde
bereits von Herr ich-Schäf f er (Samml. neuer oder wenig bek.
aussereurop. Schmetterl. t. 63 f. 689) als Geowetra beschrieben.
Für diese Art stellte Guenee(1857, Hist. nat. Ins. Uran etPhalen., v.
2, p. 167) die Gattung Nenrophana auf, unter welchem Namen sie
auch seitdem geführt wurde. Bereits 1854 hatte jedoch Walker
(List. Lep. Brit. Mus., v. 2, p. 559) als Lithosiide eine Petovia
marginata beschrieben, die er selbst bald darauf (1856, 1, c.
V. 7, p. 1885) für synonym mit Geometra dichroraria H.-Sch.
erklärte, die er aber trotzdem bei den Lithosiiden stehen Hess. Mit
dieser Gruppe ist Petovia dann auch im Kirbys Heteroceren-
Catalog übergegangen, wo entgegen Walkers eigner Angabe,
dichroaria H. Seh. und marginata Walk, wieder als getrennte Arten
figurieren. Die systmatisch unrichtige Stellung der Gattung Petovia
ist wohl die Ursache gewesen, dass man ihre Identität mit Neiiro-
phana bisher übersehen hat. Allerdings wäre auch die Identität
beider Gattungen aus den unvollkommenen Diagnosen Walkers
und Guenees nicht leicht zu eruieren, wenn nicht Walker selbst
schon (1. c.) seine P. marginata als synonym mit Geom. dichroaria
H. Seh. erkannt hätte. Übrigens scheinen Walker bei Abfassung
seiner Orginaldiagnose zwei Arten vorgelegen zu haben, ein (f mit
hellen Adern und ein (zweifelhaftes) Q mit geschwärzten Adern.
Das Geäder von welchem noch keine genaue Beschreibung exis-
tiert, ist aus Fig. 1. ersichtlich. Vorderflügel: 2 am Beginn des
letzten Zellendrittels. 3 näher 4 als 2, 5 viel näher 6 als 4, untere
D C von mindestens dreifacher Länge der mittleren, in der oberen Partie
einen abgerundeten rechten Winkel beschreibend, obere fehlend:
6 mit 7 + 8 + 9 ganz kurz gestielt, 8 in den Vorderrand; 10 mit 11
lang gestielt, der Stiel eine kurze Strecke mit 12 verschmolzen.
Hinterflügel: 2 kurz vor dem letzen Zellendrittel, 3 näher 4 als
2, 5 bedeutend näher 6 als 4, untere D C von mindestens vierfacher
Neue afrikanische Heteroceren.
65
Fig. 1. Petovia patris-aloi/sii nov. spec. Geiider.
Länge des mittleren, im oberen Teil mit einer scharfen rechtwinkligen
Knickung; 6 mit 7 ziemlich lang gestielt.
Nach dem Verhalten der 5 Längsadern (im Hinterflügel deutlich
ausgebildet und näher in G als an 4) gehört Petovia zur Unter-
familie der Geometrinen.
Ausser der oben beschriebenen sind von Petovia bisher folgende
drei Arten bekannt von denen zwei synonym sein dürften:
Petovia dichroariaHevrich-Schäfier. Sammml. aussereurop.
Schmetterl. t. 63, f. 689. (Geometra);
1854, Walker, List. Lep. Brit. Mus., v. 2, p. 559 (P. mar-
ginata);
1856, — i. c, V. 7. p. 1685;
1857, Gue nee, Hist. nat. Ins., Uran et Phalen., v. 2, p. 167,
no. 1193 (Neurophana) ;
1892, Kirby, Syn. Cat. Lep. Het , p. 380;
1892, — 1. c. (P. marginata);
Petovia incertaria^ 1857, Guenee, Hist. nat. Ins., Uran et
Phalen, v. 2, p. 167, no. 1194, t. 20, p. 10
{Neurophana) ;
Petovia amatonga, 1892, Vuillot, Ann. Soc. ent. Fr., Bull-
p. 194 (Neurophana);
1895, Mabille u. Vuillot, Novit, Lep. Fase. 12, p. 160
t. 22, p. 6 (Neurophana).
5
66 K. Grünher g\
Die letzte Art fällt, besonders nach der Abbildung zu urteilen^
jedenfalls mit dichroaria zusammen, welche in der Färbung und
Zeichnung ziemlich variabel ist; die gleichmässigc Färbung der Ober-
seite in den Vorder- und Hinterflügeln kann abändern, ebenso die
Ausdehnung des schwarzen Mittelfleckes und besonders die Breite
der Saumbinden.
Farn. Syntomididae.
Coreura alavia Hampson [1898, Lep. Phal., v. 1 (Syntom.), p. 454,
f. 244, no. 1006) ist synonym zu Calodesma fida Hbn. (1816, Zuträge
f. 445 u. 446.
Farn. Arctiidae.
Amphicollia piceosignata Barte) (1903, Iris, p. 211) ist synonym
zu Amph. (IJypercompa) zehra Rogenh. (1891 in Bau mann,
Usambara u. seine Nachbargebiete, p. 332). A. zehra ist eine gute
und höchst charakteristische Art und nicht synonym zu A. thelwalli
Druce (1882, Proc. zool. Soc. London, p. 779, t. 61, f. 1) wie Sharp
Zool. Rec. 1894 Lep.) und Aurivillius (1899, Ent. Tidskr., p. 238)
angeben. —
Rhanidophora agrippa Druce (1899, Ann. Nat. Hist., ser. 7,
V. 3, p. 470) ist von Hampson (1902, Ann. S. Afr. Mus., v. 2,
Part. 10, p. 370) unter den Noctuinen nochmals beschrieben als
Bk. ridens. —
Seirarctia transluceiis nov. spec. cf.
Fühler schwarzbraun, nur mit kurzen Borsten, die 4 basalen Glieder
oberseits liellbraun beschuppt: Taster schwarz, unten auch mit einigen
roten und zahlreichen hellbraunen Haaren. Stirn, Scheitel und Thorax
dichter hellbraun behaart, Spitze der Patagia weisslich. Unterer
und hinterer Augenrand mit einem Kranz lobhaft zinnoberroter Haare.
Hinterleib an der Basis mit hellbraun und rot gemischter Behaarung,
sonst oberseits lebhaft ockergelb mit breiten schwarzen Querbinden,
unterseits hellbraun wie die Unterseite des Thorax, mit etwas dunkleren
Einschnitten. Basis der Beine, Schenkel und Schienen hellbraun,
Schenkel oberseits zinnoberrot und mit schwarzen Spitzenflecken_
Tarsen schwarz mit weisslichen Gliedspitzen, hinterer Metatarsus
nur an der Basis schwarz.
Vorderflügel: Oberseits weiss beschuppt mit zahlreichen ziem-
lich gleichmässig verteilten hellbraunen Schuppen; die weisse Färbung
wird alteriert durch die lebhaft rote der LTnterseite, welche durch-
scheint und der Oberseite einen leichten rosaroten Hauch giebt;
Oberseite ferner mit drei hellbraunen nach aussen winkelig gebogenen
Neue afrikanische Heteroceren. Ö7
Querbinden, antemedial, medial und postmedial; die mittlere ziemlich
breit, die proximale und die distale schmal. Mittlere Discocellularis
mit einem kleinen schwarzbraunen Fleck. Saumschuppen hellbraun.
Unterseite lebhaft zinnoberrot, nur die distale Hälfte des Vorderrandes,
Spitze und Distalrand bis zur Ader 2 hellbraun. Auf der mittleren
Discocellularis und eine Strecke ausserhalb derselben ein schwarzer
Fleck.
Hinterflügel: Ober- und Unterseite gleichmässig ockergelb mit
5 schwarzen Flecken, einer auf der Discocellularis, die 4 übrigen
nahe am Distalrande zwischen 5 und 6, zwischen 1 und 2 unter und
über der Falte und unmittelbar hinter 1.
Länge des Vorderflügels: 18,5 mm. Flügelspannung: 39 mm.
Fundort: Ostafrika. Bumbuli.
Spilosoma steudeH Bartel Q.
1903, Bartel, Iris, v. 16, p. 184 (c/).
9. Fühlerbasis (Geissei abgebrochen), Taster, Färbung der Ober-
seite von Thorax und Hinterleib und Beinfärbung wie beim cf.
Unterseite des Thorax und Hinterleibs von demselben satten Dunkel-
braun wie die Beinfärbung (beim cf heller und mehr grau). Die
Längsreihe schwarzer Dorsalpunkte auf dem Hinterleib weniger aus-
geprägt als beim cf", nur 4 Punkte deutlich erkennbar, dagegen die
schwarzen Punkte in der Seitenlinie sehr deutlich.
Vorderflügel lebhaft ockergelb wie beim cf, auch mit demselben
schwarzen Punkt am Ursprung von Ader 4. Hinterflügel ebenso
lebhaft ockergelb, nicht weisslich wie beim cf. Unterseite beider
Flügelpaare genau wie die Oberseite, nicht heller.
Maasse wesentlich grösser als beim cf; Länge des Vorderflügels :
17,5 mm (13,5 (/), Flügelspannung: 36 mm (27,5 cf).
Fundort: Deutsch-Ostafrika, Tanga.
Farn. Lymantriidae.
Leucoma vosseleri nov. spec. (Fig. 2.)
(f Beschuppung des Körpers ganz einförmig graubraun, die
Fühler etwas dunkler, mehr schwarzbraun, Taster hellbraun; Beschup-
pung und Behaarung der Beine schwarzbraun und grau vermischt;
Hinterschienen mit vier Spornen.
Vorderflügel: Oberseite vorwiegend graubraun, vor der
Mitte und an der Spitze dunkler durch zahlreiche schwarzbraune
Schuppen; an der Basalhälfte des Vorderrandes und vor der Mitte
ferner eine Anzahl schwarzer Schuppen ; auf der Flügelmitte in
der Gegend des Zellenendes ein breiter schräg gerichteter weiss-
K. Grünher g:
Leucoma vosseleri nov. spec. cf.
lieber Querfleck. Unterseite wesentlich wie die Oberseite, aber die
graubraune Färbung gleichmässiger, der weissliche Mittelflcck breiter
und schärfer.
Hinter flügel: Ober- und Unterseite gleich gefärbt; Vorder-
rand an der Basis graubraun, an der Spitze breit schwarzbraun,
Hinterrand breit graubraun; auf der Mitte ein grosser, annähernd
pfeilspitzenartig geformter weisser Fleck, dessen Mitte die Zeile
einnimmt; er beginnt nahe der Basis, ist am Zellenende am brei-
testen und reicht mit der Spitze bis zur Mündung der 4 Längsader.
Länge des VorderHügels: 22,5 mm, Flügelspannung: •42,5 mm.
Amani (Deutsch-Ostafrika). Juni 1905, von Herrn Prof. Dr.
Vosseier.
Die Art gehört zu Leucoma im Sinne von Aurivillius (1904
Ark. f. Zool. p. 03.) —
Leucoma tavetensis Holland (1895, Proc. U. S. Nat. Mus. v.
18. p. 250) wird von Aurivillius (1904. Ark. f. Zool., v. 2, no.
4, p. 67 Fussnote 2) zu Crorema Walk., Olapa Walk.) gestellt, ob-
wohl sie nur 2 Hinterschienensporen hat, Olapa dagegen 4.
Von 8 vorliegenden Exemplaren haben 3 in beiden Vorderflügeln
eine Areola, zwei vor der Gabelung in 8 und 9, eines an bezw.
hinter der Gabelzelle, bei den übrigen fünf fehlt die Areola ganz
und 10 verläuft vollständig frei von Zelle zum Vorderrand. Da in
der Uebersichtstabelle bei Aurivillius (1. c. p. 62) das Vorhanden-
sein der Areola als Einteilungsprinzip benutzt ist, so gehört L.
tavetensis nach der ersten Abteilung zu Sapelia Svinh. zum Teil
in die zweite Abteilung (mit Areola). Der Fall zeigt, wie wenig
sich die Areola zum Grupponmerkmal eignet. Für die Entscheidung
der Frage, zu welcher Gattung L. tavetensis zu ziehen ist, kommen
Sapelia Svinh. (1903, Trans, ent. Soc. London, p. 389) und Pteredoa
Hampson (1905, Ann. S. Afr. Mus., v. 3, Part 9, p. 411) in Betracht,
die wahrscheinlich synonym sein dürften. Gemeinsame Charaktere
sind : die auffallend kleinen Taster, das Vorhandensein von nur zwei
Neue afrikanische Ileteroceren. 69
Hinterschienensporne [für Sapelia von Aurivilius (1. c. p. 62) an-
gegeben], das Fehlen der Areola (soweit dies aus den Diagnosen zu
entnehmen ist), die lange Stielung von 6 und 7 im Hinterflügel.
Falls beide Gattungen sich decken sollten, was sich durch einen
Vergleich der Londoner Typen leicht festeilen Hesse, wäre also
Leucoma cavetensis HoU. zu Sapelia Svinh. zu ziehen.
Stracena pellucida nov. spec Q.
Taster dicht braungelb behaart, 1. u. 2. Glied aussen mit einer
schwarzen Haarflocke, drittes Glied schwarz. Fühler tief schwarz-
braun, sehr lang gekämmt, am Schaft einzelne weissliche Schuppen.
Kopf, Thorax und Abdomen mit gleichmässig ockerbräunlicher grau-
weissjuntermischter Behaarung. Basis der Beine und Schenkel bräunlich-
gelb, letztere oberseits mit schwarzem Strich und schwarzer Spitze,
Schienen schwarzbraun mit bräunlichgelben Haarfahnen, Tarsen
schwarz, nur die Metatarsen an der Aussenseite mit bräunlichgelbem
Strich. Flügel dünn beschuppt, durchsichtig.
Vorderflügel: Oberseite: Basis und Umrandung ockerbräunlich,
P'läche dunkelbraun beschuppt mit Ausnahme einiger ockerfarbener
Flecke, eines grösseren hinter der Flügelmitte vom Vorderrand bis
zur Ader 5 reichenden und dreier sehr undeutlicher kleiner Flecke
zwischen den Wurzeln der Adern 2-5; die dunkle Beschuppung der Fläche
geht ganz allmählich in die helle der Umrandung über. Unterseite gleich
massig ockerbräunlich beschuppt, der helle Fleck jenseits der Zelle
scheint von der Oberseite undeutlich durch. Ober- und Unterseite
der H in terflügel gleichmässig ockerbräunlich beschuppt und behaart,
nur am Innenrand vorwiegend grauweiss beschuppt.
Länge der Vorderflügel: 30 mm, Flügelspannung; 54 mm.
Fundort: Dar es Salaam und Mohorro.
Pirga lutea nov. spec, Q.
Fühler lang gekämmt, schwarz. Taster, Kopf Thorax, Abdomen
einfarbig ockergelb. Basis der Beine und Schenkel ockergelb, Dis-
talhälfte der Schienen und Tarsen schwarzbraun.
Beschuppung der Flügel ziemlich dünn. Vorderflügel. Ober-
seite lebhaft ockergelb beschuppt, auf der äusseren Hälfte schwarz-
braun untermischt. Adern auf der äusseren Flügelhälfte mit Aus-
nahme von 10 und 11 schwarzbraun beschuppt. Gleich hinter der
Flügelmitte eine schmale scliwarzbraune durchgehende Querbinde,
deren mittlerer Teil vom Vorderrand der Zelle bis zur Ader 2 stark
nach aussen geschwungen ist. Unterseite wie die Oberseite, die dunkle
Beschuppung der Adern und die Querbinde weniger deutlich. Hinter-
'70 K. Gr ü n b erg :
figS.
Fig. 3 Palasea manvitzi nov spec. Q.
flügel oben und unten gleichmä,ssig lebhaft ockergelb beschuppt.
Länge des Vorderflügels : 26—28 mm, Flügelspannung: 46 - 48 mm.
P'undort: Dar es Salaam.
Palasea inarwitzi nov. spec. (Fig. 3).
Nahe verwandt mit P. alhimacida Wallgr.
Kopf und Vorderteil des, Thorax bis zur Wurzel der Vorder-
flügel zinnoberrot behaart. Fühler tief schwarzbraun, Taster rötlich
mit schwarzbrauner Spitze. Patagia braun, hinterer Thoraxteil hell-
braun, auf der Mitte rötlich, Unterseite ebenfalls hellbraun, zwischen
den Beinen rötlich behaart. Schenkel und Schienen hellbraun, Tarsen
schwarzbraun. Hinterleib mit bräunlichgelber Behaarung und
Beschuppung.
Vorderflügel: Oberseite graubraun, Wurzelhälfte bis jenseits
der Zelle dunkler als der distale Teil, in dem nur die Adern dunkler
beschuppt sind; auf der Flügelniitte eine weisse aus fünf einzelnen
Flecken gebildete Querbinde; die Flecke stehen in einem stumpfen
Winkel, dessen nach aussen gerichtete Spitze ein ganz kleiner Fleck
zwischen der 3. und 4. Ader bildet; der erste Fleck zwischen Vorder-
rand und Zelle, die ganze Breite des Raumes einnehmend, der zweite
hinter ihm in der Zelle. Der vierte Fleck unter der Wurzel von 3,
bedeutend kleiner als die vorigen. Der fünfte zwischen 1 und 2, so
gross wie die beiden ersten; der dritte Fleck an der schon genannten
Stelle, sehr klein, fast punktförmig. Unterseite einfarbig graubraun
mit gelblicher Behaarung und Beschuppung; die hellen Flecke der
Oberseite scheinen durch; Saumschuppen graubraun.
Hinterflügel: Ober- und Unterseite einfarbig hell bräunlichgelb
mit ebensolchen Saumschuppen.
Länge des Vorderflügels 22 mm, Flügelspannung 41 mm.
Deutsch -Ostafrika, Lindi Hinterland, von Herrn Hauptmann
v. d. Ma rwitz.
Neue afrikanische Heteroceren. 71
Porthesia dewitzi nov. spec. cf.
1881, De Witz, Nov. Act. Leop.-Carol. Ak. Naturf. v. 42, p. 88
(no. 2, p. 28) (Euproctis adspersa).
Dewitz zitiert (1. c.) eine noch unbeschriebene Porthesia
irrtümlich als Euproctis adspersa H.-Sch.
Fühler, Taster, Beine, Thorax und Hinterleib einfarbig hell
bräunlichgelb. Hinterleibsspitze mit dichtem bräunlichen Haarpinsel.
Vorderflügel: Oberseite hell Chromgelb, auf der äusseren Hälfte
zwischen dem Hinterrand und 2, 3 und 4, 6 und 7 mit einer Anzahl
schwarzer Schuppen, die eine dem Distalrand parallele, sehr lockere
und doppelt unterbrochene Querbinde bilden; nahe der Flügelbasis
unter der Ader 1 ebenfalls einige schwarze Schuppen; unter den
schwarzen Schuppen stehen ausserdem vereinzelte hellbraune. Flügel-
saum etwas heller als die Fläche. Unterseite einfarbig weigslichgelbi
seidenartig glänzend. Hinterflügel oben und unten einfarbig weisslich-
gelb.
Länge der Vorderflügel: 15 mm, Flügelspannung: 29 mm.
Fundort: Chinchoxo. —
Das Berliner zoologische Museum besitzt ein Pärchen der echten
Laelia adspersa H.-Sch. aus Deutsch Ostafrika (Nord-Usambara
bezw. N. Nyassa). Die schwärzlichen Flecke im Vorderflügel sind
sehr undeutlich, zeigen aber dieselbe Zahl und Anordnung wie auf
Herrich-Schäff ers Abbildung (Aussereurop. Schmetterl. t. 48,
f. 109); das cf ist dunkler und bedeutend kleiner als das Q (Vorder-
flügel c/ 16, Q 24 mm\ welches bei einfarbig grauweisser Färbung
nur im Vorderflügel einen gelblichen Anflug zeigt. Die Fühler des 9
sind nur massig lang gekämmt. Bei dem (f Exemplar ist die Areola
im linken Vorderflügel unvollständig, es fehlt die Verbindung des
Basalstückes von 8 + 9 und 7, sodass 8 + 9 aus 10 entspringt und
7 vollständig isoliert ist. lieber die Gattungszugehörigkeit der Art
gehen die Ansichten der Autoren sehr auseinander. Walker stellt
sie (1855, List Lep. Brit. Mus. v. 4, p. 793) zu Aroa, Kirby (1892,
Syn. Cat. Lep. Het., p. 460) nach Wallengren zu Creagra, Swinhoe
führt sie (1903, Trans, ent. Soc. London, p. 391) unter Cropera Walk,
auf, während sie nach Aurivillius Tabelle (1904, Ark. f. Zool, v. 2,
no. 4, p. 62) zu Crorema Walk, gehört. Ilampson (1905, Ann.
South. Afr. Mus., v. 3, Part 9, p. 395) führt sie wieder als Laelia
auf, wozu sie schon Herrich -Schaff er gestellt hatte. —
Euproctis producta Walk. (1863, Proc. zool. Soc. London p. 168)i
bei Kirby (1892, Syn. Cat. Lep. Het., p, 446) unter Leucoma, ist
eine echte Porthesia Steph., denn im Hinterflügel fehlt die Ader 5
Nach Moore (1882-1888, Lep. Ceyl., v. 2, p. 88 u. 89) unterscheidet
K. Grünher (]:
Trisula (?) clathrata nov. spec. Q.
sich Porthesia Steph. von Euproctis Hbn. ausser durch die mehr
dreieckige Form ihrer Vorderflügel eben durch das Fehlen von
5 im Hinterflügel. Saalmüller hält zwar (1884, Lep. Madag., v. 1,
p. 183) Porthesia Steph. (1829) für synonym zu Evprocüs Hbn.
(1816), was jedoch Moore (1. c.) nur teilweise gelten lässt. Uebrigens
zählt bereits Swinhoe (1903, Trans, ent. Soc. London, p. 394) die
Art unter Porthesia auf, aber ohne nähere Begründung. Die Stücke
der Berliner Sammlung stammen aus Madagaskar und aus Bagamoyo. —
Procanthia argentea Hampson [1900, Ann. S. Afr. Mus., v. 2,
p. 59 und 1901, Lep. Phal., v. 3 (Arctiidae), p. 455] ist synonym zu
Lacipa distanti Dewitz (1881, Verh. Leop. Carol. Ak,, v. 42, p. 68,
t. 3, f. 7), welche Kirby (1892, Syn. Cat. Lep. Het., p. 463) unter
Lopera aufführt. —
Lepasta africana Holland (1893, Ent. News, v. 4, p. 343) ist
keine Notodontide, sondern Lymantriide und gehört zu Mardara^&Xk.
(1865, List. Lep. Ins., v. 37, p. 402).
Farn. Noctuidae.
Trisula (?) clathrata nov. spec. (Fig. 4).
$. Scheitel und Stirn schwarzbraun beschuppt. Taster dunkel-
braun, zweites Glied unten und an der Spitze mit hellen Schuppen,
Endglied mit heller Spitze. Fühler tief schwarzbraun. Tegulae schwarz-
braun, Patagia und der übrige Thorax hellbraun, ebenso das
ganze Abdomen. Vorderbeine schwarbraun, Mittel- und Hinterbeine
heller, besonders die Schenkel, an den Schienen helle und dunkle
Schuppen vermischt; Tarsenglieder aller Beine schwarzbraun mit
hellbraunen Spitzen.
Vorderflügel. Oberseite: hell graubraun, auf der Fläche mit zahl-
reichen dunkelbraunen Linien und Flecken auf weisslichem Grunde;
Vorderrand mit Ausnahme des letzten Drittels weisslich, mit vier
Neue afrikanische Heteroceren. 73
kleinen, breit getrennten schwarzbraunen Flecken; vor der Spitze
am Vorderrand ein grosser dreieckiger, schwarzbrauner, weiss umran-
deter Fleck, mit der Spitze bis zur 7. Längsader reichend; die dem Distal-
rand zugekehrte Seite ist proximal geschweift. Am Vorderrande der
Zelle und an der 6. Längsader beginnt ein System von dunkelbrau-
nen Streifen und Flecken auf weisslichem Grunde bis in die Nähe
des Distalrandes und fast unmittelbar bis zum Hinterrand reichend;
in der Zelle sind die Streifen schräg wurzelwärts zum Vorderrand
geneigt, ausserhalb der Zelle verlaufen sie in der Richtung der Adern,
auf und zwischen denselben; der distale Teil jedes Streifens ist in
mehrere Flecke und kürzere Stücke aufgelöst; den äusseren Abschluss
bildet eine von der weissen Einfassung des grossen Vorderand
fleckes ausgehende weisse Schlangenlienie. Hinter der Ader 1 nahe
der Flügelwurzel zwei scharf geknickte dunkelbraune Linien, welche
ineinander steckende, mit der Spitze auswärts gerichtete spitze
Winkel bilden ; weiter nach aussen zwei von Ader 1 schräg zum
Innenrand ziehende dunkelbraune Linien. Am Distalrand stehen
zwischen den Adern halbmondförmige dunkelbraune Marginalflecke.
Saumschuppen graubraun. LTnterseite : graubraun wie die Oberseite,
in der Mitte des Vorderrandes ein unscharfer schwarzbrauner Flecki
zwischen Zelle und Distalrand eine breite, vom Vorderrand bis nahe
zum Hinterrand reichende, verwaschene dunkelbraune Querbinde,
mehrfach von helleren Flecken durchbrochen; Marginalflecke wie
auf der Oberseite, aber undeutlicher und schmäler.
Hinterflügel: Oberseite dunkelbraun mit hellerer graubrauner
Basis, die dunkle Färbung vor dem Distalrand sehr undeutlich
bindenartig; unscharfe, dunkelbraune halbmondförmige Marginalflecke
zwischen den Adern, Saumschuppen graubraun. Unterseite graubraun
mit zahlreichen, vielfach fleckenartig angehauchten dunkelbraunen
Schuppen, die zwischen der Zelle und dem Distalrand zwei sehr
undeutliche Querbinden bilden. Saumflecke wie auf der Oberseite.
Länge des Vorderflügels 27 mm, Flügelspannung 37 mm.
Süd -Kamerun, Lobomündung, von Herrn Leutnant Jacob
gesammelt.
Tiiiolius Walk. (Fig. 5 u. G).
1855, Walker, List. Lep. Het. ßrit. Mus., v. 3, p. 621.
1884-87, Moore, Lep. Ceyl., v. 3, p. 178.
1894, Hampson, Faun. Brit. Ind , Moths, v. 2, p. 578.
Zwei sehr nahe verwandte, vorläufig leider nur durch je ein
Q. Exemplar (ein drittes Exemplar befindet sich im Stockholmer
Museum) vertretene Arten aus Centralafrika gehören zweifellos zu
•74 K. Grünberg :
Fig. 5. Tinolms aethiops nov. spec. Q. Geäder.
Fig. 6. Tinolms aethiops nov. spec.
2. Taster.
dieser Gattung, die bisher nur aus dem indischen Faunengebiet
bekannt ist, obwohl beide im Tasterbau und in einigen Punkten
des Geäders von den indischen Arten abweichen. Hinsichtlich des
Geäders stimmt übrigens auch Moores Diagnose nicht] vollkommen
mit der von Hampson gegebenen Abbildung überein.
Die Taster sind im Vergleich zu denen der indischen Arten
auffallend lang (Fig. 6 ), von mehr als doppelter Kopflänge. Das
Basalglied überragt bereits den Scheitel, ist dick, gegen die Basis
etwas verjüngt, das 2. Glied ist ebensolang wie das 1., dünn und
stabförmig, das Endglied bildet einen kurzen Stummel.
Trotz dieser sehr bedeutenden Unterschiede liegt wohl keine
Veranlassung vor, für die Arten eine neue Gattung zu schaffen, da
sich z. B. bei der Gattung Rhamdophora ganz dieselben Verhält-
nisse wiederholen.
Die Abweichungen im Flügelgeäder (P'ig, 5 ) sind folgende :
der Vorderflügel erscheint etwas gestreckter als bei T. ehnrneigutta
nach der Abbildung bei Hampson; 7 im Vorderflügel entspringt
nicht wie auf der genannten Zeichnung zusammen mit 8 -{- 9 + 10 aus
der Spitze der Areola, sondern ist ebensfalls mit diesen Adern
gestielt (7 + 8 -|- 9 -}- 10); nach Moore legt sich 7 eine Strecke
weit dicht an 8 -[- 9 + 10, ohne jedoch zu verschmelzen, 6 und 7
Neue afrikanische Heteröceren. 75
im Hinterflügel sind gestielt, nach Harn p so ns Zeichnung entspringen
sie gemeinsam aus der Zelle, was auch Moore in seiner Diagnose
angibt. Ferner sind auch 3 und 4 im Hintcrflügel kurz gestielt,
während sie bei H ampso n und Moore aus einem Punkte entspringen.
Tinolius aethiops nov. spec. $.
Fühler und Taster graubraun, letztere mit heller Basis; Thorax
bräunlichgelb beschuppt, Patagia zum Teil weiss. Hinterleib oben
zinnoberrot, unten braun, an der Spitze gelb beschuppt. Beine
graubraun, Vorderschenkel gelb.
Vorderflügel; Oberseite graubraun mit drei scharfen kreis-
runden weissen Flecken, einer im Basalteil der Zelle, die beiden
anderen übereinander am Zellenrande, an den Endpunkten der
Discocellularis, der vordere Fleck etwas kleiner als der hintere; die
drei Flecke bilden einen rechten Winkel mit dem hinteren distalen
Fleck als Scheitelpunkt. An der Basis der Mediana und auf der
zwischen Mediana und Submediana verlaufenden undeutlichen Falte
je ein undeutlicher kleiner weisser Fleck. Zwei weitere ebenfalls
sehr undeutliche weisse Flecke am Hinterrand. Unterseite einfarbig
hell graubraun. Hinterflügel: Ober- und Unterseite gleichmässig
hellgraubraun, das basale Drittel leicht rosa gefärbt.
Länge des Vorderflügels: 29 mm, Spannweite: 57 mm.
Fundort: Centralafrika, 6". s. Br. 22— 26o ö. L.
TinoHus lutatus nov. spec. $.
Von der eben beschriebenen Art nur in einigen Punkten abwei-
chend. An Stelle des Rot auf den Hinterleib und auf den Basalteil
der Hinterflügel tritt ein bräunliches Gelb; die drei weissen Flecke
auf dem Vorderflüge] bilden nicht einen rechten, sondern einen
spitzen Winkel, der Fleck am vorderen Ende der Discocellularis
ist bedeutend kleiner als die beiden andern, während bei der
vorigen Art der Unterschied nicht sehr auffällt; die beiden Flecke
am Innenrand der Vorderflügel sind deutlich; die Grundfarbe der
Flügel ist dieselbe wie bei der vorigen Art.
Länge des Vorderflügels: 28 mm, Spannweite: 54 mm.
Fundort : Centralafrika, Mukenge.
76 [Beii. Entom. Zeitschrift, Band LH, Jahrgang 1907.]
Literatur.
Hanfstaengel Fine art, Reproducer
Butterflies and Moths at liome. — Gowans's nature
Books No 4. — Preis 0,80 Mk.
Gowans & Gray. Ltd, London — Glasgow.
Die englische Verlagsbuchhändlerfirma : Gowans & Gray Ltd,
London & Glasgow hat sich die Aufgabe gestellt, in einer fortfüh-
renden Sammlung von kleinen Heften in Taschenformat Serien von
pliotographischcn Reproduktionen herauszugeben, welche von geeigneten
Naturobjekten verschiedenster Art zur Aufnahme gelangen. Nach
den kurzen einführenden Bemerkungen soll der Zweck dieser Büch-
lein sein, die Liebe zur Natur und den Wunsch nach eigenen Be-
obachtungen anzuregen. Jedes kleine Heft enthält 60 Reproduktionen
von Photographieen nach der Natur. Die Leipziger Verlagsbuch-
handlung: Wilhelm Weicher. Leipzig, Windmühlenwcg 1 gibt
den Preis des Heftchens zu 0,80 Mk. an.
Gowans's nature books sind bereits in 4 Heften erschienen;
ein fünftes ist in Vorbereitung. Von den 4 der Oeflfentlichkeit über-
gegebenen ist das erste betitelt : No. 1 Wild birds at home, die
nächsten No. 2 und 3 Wild flowers at home. Das Heft No. 4:
Butterflies & moths at home, das insbesondere die Interessen
der Freunde der Insektcnwelt berührt, liegt, von der Leipziger
Verlagsbuchhandlung Wilhelm Weicher eingesandt, zur Beurtei-
lung vor.
Die guten Bestrebungen der Herausgeberin dieser Serien werden
von jedem Naturfreund anerkannt werden. Ob jedoch photographi-
sche Reproduktionen grade für Aufgaben, wie sie hier erfüllt werden
sollen, das richtige Mittel sind, darf mindestens zum Teil fraglich
erscheinen. — Die Photographie gibt das objektive Bild der Form
nach, gute Apparate vorausgesetzt, korrekt wieder. Gegenüber der
unendlichen Mannigfaltigkeit der Farben ist die Anwendung von
orthochromatischen Platten mindestens erforderlich, und doch nur
begrenzt erfolgreich, um ein nur in Hell und Dunkel abgetöntes,
sonst strukturrichtiges Abbild zu gewinnen Ganz besonders bei
Aufgaben, in welchen in erster Linie das Sehen der Farben selbst
mitspricht . . . Darstellungen von sog. Mimikryerscheinungen, Schutz-
färbungen etc muss die photographische Platte im wesent-
lichen versagen Es stellt sich auch der geschickteste Photograph
hier Aufgaben, die er durch Licht und Schatten ohne Farbe allein
Literatur. 77
nicht leisten kann. Der Naturkenner wird zu derartigen Darstellun-
gen nur sagen, dass das in der Natur selbst Beobachtete einen
anderen Eindruck macht. Das Leben der Vogelwelt, die Wieder-
gabe der Pflanzengestalt in freier Entwickelung und viele andere
Aufgaben aus der lebendigen Natur mögen sich besser für diese
Art der Darstellung eignen. Die Hefte 1 bis 3 habe ich nicht
gesehen. Auch rein auf die Entwickelungsgeschichte bezügliche
Darstellungen aus der schönen Schmetterlingswelt sind in mehreren
dieser Photographieen recht ansprechend wiedergegeben und geeignet,
sachgemäss den Eindruck zu gewähren, den der Beschauer empfan-
gen soll. Manche Tafel ist allerdings nur für den verständlich, der
bereits in biologischen Fragen kundiger ist, und kaum recht geeignet,
dem Zweck zu entsprechen, welchen, soweit das Insektenleben in
Frage kommt, sich der Herausgeber nach den einleitenden Bemer-
kungen zu diesen Heftchen stellt. Das nature book No. 4 bietet
unter anderen die Entwickelung von Lirnenitis sibylla ab ovo ad
imaginem in 6 Photographieen. Ähnliches zur Entwickelungs-
geschichte von Gonopteryx rhamni, Zygaena filipendulac% Macro-
glossa fuciformis^ Sphinx ligustri^ Saturnia carpini, genossen-
schaftlich lebende Raupen, Schutzfärbungen und sog. Mimikry-Er-
scheinungen von Spannerraupen und mehreren Noctuen {Amphipyra
pyramidea, Brotolomia meticidosa) u. a.
So gern allen Unternehmungen Erfolg gewünscht werden mag,
welche mit den heutigen Mitteln der Darstellungsmöglichkeit in
Bild und Wort, — letzteres ist hier nur zu knapp bemessen, — den
Zweck verfolgen, Liebe zur Naturbeobachtung anzuregen, so ist
es doch auch zweckmässig, die Herrn Unternehmer darauf
hinzuweisen, dass es bestimmte Grenzen giebt, bei denen das ge-
wählte Darstellungsmittel im Interesse der Veranschaulichung von
Naturvorgängen mehr oder weniger versagt. Seiir sachkundige Bera-
tung ist daher von vornherein notwendig zur Entscheidung der Vor-
frage, was sich darzubieten eignet. Nach dieser Richtung lässt
sich bei der geplanten Fortsetzung dieser Werkchen vielleich man-
ches Gewollte von vornherein ausschalten, und manches als geeignet
Erachtete noch klarer gestalten, als es zum Teil in der hier als
erste Serie gebotenen Reihe von photographischen Reproduktionen
vorliegt. Allzu niedrig bemessen kann man übrigens den Preis nicht
f^rade nennen, da man heute bei Benutzung photographischer Re-
produktionen als belehrendes Darstellungsmittel in der Preisnormie-
rung recht verwöhnt ist.
Dr. C. Bischoff.
78 Literatur.
Gross - Schmetterlinge und [Raupen Mitteleuropas mit
besonderer Berücksichtigung der biologischen Verhältnisse von
Professor Dr. Kurt Lampert, — Esslingen u. München; J. F.
Schreiber, Wien: Rob. Mohr. In 30 Lieferungen zu je 75 Pf.
Es liegen uns vor Lieferung 13 — 17, enthaltend die Fort-
setzung des systematischen Teiles des Werkes : Lycaenidae, Sphin-
gidae, Notodontidae, Lymantriidae, Lasiocampidae, die übrigen Spin-
ner-Familien und Anfang der Noctuidae, in jedem Heft 3 farbige
Tafeln, welche sich in der Güte der Ausführung und zweckmässigen
Wahl der reproduzierten Objekte (Schmetterlinge, Raupen an der
Naiirpflanze), den voraufgehenden gleichwertig anschliessen. Der
beschreibende Text wird auch ferner durch schwarze Illustrationen
ergänzt, welche dem Leser in natürlicher und anschaulicher Weise
die ganze Entwickelungsgeschichte etlicher Arten, insbesondere der
Schädlinge, vom Ei bis zur Imago vor Augen führen. Die Beschrei-
bungen sind knapp und klar, so dass man in wenigen Worten unter
Zuhilfenahme der Bilder einen guten Begriff von dem Wesen, den
P]rkennungsmerkmalen der Falter und Raupen erhält und vermöge
Angaben der nötigen Daten über Flug- und Erscheinungszeit sich
zur praktischen Sammeltätigkeit vorbereiten oder bereits eingetrage-
nes Material sachgemäss sichten und bestimmen kann. Abgesehen
von den grösseren, weitere geographische Gebiete umfassenden Schmet-
terlingswerken, gibt es jetzt kein zweites Buch, welches — zumal in
Rücksicht auf den billigen Preis — dem Lampertschen zur Seite gestellt
werden kann, und wir vermögen nur von neuem allen Naturfreunden
zu empfehlen, im Bedarfsfalle hierauf zurückzugreifen. Namentlich
auch erscheint es uns als ein nützliches und anregendes Geschenk
für die reife Jugend gebildeter Stände zu sein, welche in dem Werk
einen treuen und verlässlichen Ratgeber finden wird, sei es, um die
bereits erwachte Neigung zur Sammeltätigkeit zu festigen, und ihr
einen ernsten Hinterhalt zu geben, sei es, um ein allgemein ideales
Interesse an der Natur in bestimmte Bahnen zu lenken und durch,
eine praktische Tätigkeit vor vorzeitiger Erschlaffung zu wahren. —
Die Verlagsbuchhandlung versendet bereitwilligst Prospekte und
Probelieferungen. — St.
Die Gross-Schmetterlinge der Erde von Dr. Adalbert Seitz.
Verlag Fritz Lehmann, Stuttgart. — I. Vol. Fauna palaearctica, vollst,
in ca. 100 Lieferungen zu je 1 M, — Prospekte kostenlos.
Seit der ersten Besprechung in Heft 2—3 des Jahrganges 1906
dieser Zeitschrift sind 9 Lieferungen (No. 7 — 14) erschienen. Liefe-
rung 9 u. 11 enthält aus Band 2 den beschreibenden Text der schon
vorher begonnenen Syntoniden (Jordan) und die Gattung Zygaena
LiUratur. 79
(Seitz). Mit Lieferung 8 beginnt der 3. Band, Eulenartige Nachtfal-
ter, die in Lieferung 9 mit den Agaristidae (tagfliegende Noctuidae)
(Jordan) den Anfang machen, in Lieferung 10, 12, 13 behandelt J.
Röber die Pieridae, so dass jetzt 3 Bände des 1. Teiles dieses im-
posanten Werkes nebeneinanderherlaufen. In der 13. Lieferung
gibt Seitz nachträglich eine Einleitung, in welcher er mit bekannter
Präzision aber ohne pedantischen Doktrinarismus (eine Gabe, die
nicht zum mindesten zu dem p]rfolge seiner Unternehmung beiträgt)
allgemein wichtige und wissenswürdige Themata behandelt. Es
sind dies: das erste Erscheinen der Schmetterlinge auf der Erde,
Stammbaum und System sowie Verbreitung der Schmetterlinge auf der
Erde. Was den „Stammbaum" betrifft, so weist Autor im besonde-
ren darauf hin, dass dieser weniger einen durch wissenschaftliche
Feststellungen erwiesenen genetischen Zusammenhang der einzelnen
P'amilien und Gruppen, sondern vielmehr ein Bild darstellen soll,
in welcher geeigneten Weise die Reihenfolge der Hauptgruppen in
dem Werke erfolgen wird. Auf die 9 Lieferungen sind 19 Cbromo-
tafeln verteilt, unter denen namenlich die Pieridae so vorzüglich
gelungen sind, dass sie den bisher bekannten besten Reproduktionen
zur Seite gestellt werden können. Etwas massiger sind die Tafeln
mit den Zygaenen ausgefallen, auch Tafel 32 Zophoessa - Melanitis
(Satyridae) entbehrt der Schärfe der Darstellung, die grade bei diesen
Gattungen sehr wichtig ist. Der beschreibende Text ist dem Wesen
des Werkes, dessen Seele ja die Bilder sind, entsprechend, auf die
nötigsten Charakteristica beschränkt, bringt aber eingestreut Notizen
über Lebensweise und die Entwickelungsgeschichte, soweit solche
bekannt ist. Ganz zaghaft sucht sich schon der Begriff der Subspecies
Eingang zu verschaffen, wir finden im Text von Röber zu den
Pieriden mehrfach „subsp. nov." angewendet, während an anderen
Stellen folgerichtig für neu benannte individuelle Aberrationen .form,
nov." in Anwendung kommt; nur müsste bei dieser modernen
Auffassung der systematischen Einheiten der Begriff der Collectivart
sicherer fixiert und der ganz unglückliche Ausdruck „Stammform"
gänzlich ausgeschaltet werden, wie es Jordan durchführt als Bear-
beiter der Papilionldae im :
II. Vol. Fauna Exotica. Vollständig in ca. 300 Lieferungen
zu je 1,50 M.
Ausgegeben wurden hiervon bisher 3 Lieferungen des V. Bandes
im Geamtwerk : Die Gross - Schmetterlinge des Amerikanischen
Faunengebietes. In der Einleitung (1. Liefg.) entwickelt Seitz seinen
Standpunkt bezüglich der örtlichen Verhältnisse (Zoogeographie). Entge-
gen früherem Gebrauch wird Nord- und Südamerika in einem gemein-
samen Faunengebiet behandelt und dies damit begründet, dass sich
80 Literatur.
zwischen dem bisherigen nearktischen und dem neotropischen Gebiet
ebensowenig eine Grenze ziehen lasse wie zwischen dem indischen
und australischen. Seitz ergeht sich sodann in anregenden Betrach-
tungen über die Pracht und verschwenderische Ausstattung der
tropischen Schmetterlingsarten, über die sogenannte Mimikry, den
Polymorphismus etc. und gibt kurz allgemeine Notizen über Verbrei-
tung, relative Häufigkeit und charakteristische Eigentümlichkeiten
der verschiedenen amerikanischen Familien. In der 2. Liefrg. beginnt
K. Jordan mit der Synopsis der Gattung Papilio in bekannter
mustergiltiger Weise und in Anlehnung an die kürzlich erschienene
„Revision" der amerikan. Papilios von Rothschild u. Jordan, Die
Anwendung des Begriffs der in Unterarten aufgeteilten CoUectiv-Art
erwähnten wir oben und wenn auch von der formellen Anwendung
der trinominalen Nomenklatur abgesehen wurde, so ergibt sich diese
für den modernen Systematiker aus der Art der Darstellung von
selbst. Viel Neues und Ungewohntes wird den Sammlern amerika-
nischer Papilionen geboten und mit konsequenter Gründlichkeit sind
die teilweise schon von Alters her durchgeschleppten oder durch
unsichere Händler-Bestimmungen eingebürgerten Irrtümer ausgemerzt-
Zur Orientierung in diesem sachlich einwandfreien Text dienen
tadellose Tafeln, bislang deren 6. mit vielen charakteristischen Art-
und Gruppenvertretern, von denen dem sammelnden Publikum bisher
nur wenige Abbildungen ohne besondere Umstände für seine Zwecke
zu Gebote standen.
Die Fortführung des Werkes in ungeschwächter gediegener Weise,
ja in einer Ausführung der Tafeln, welche die Anfänge in der Güte
teilweise noch übersteigt, beweist uns, dass das Unternehmen auf
einer gesunden Basis errichtet ist, welche für e^n weiteres ungeschmä-
lertes Gedeihen bürgt. Der „Seitz" stellt in seiner Eigenart und in
seinem Umfange alles in den Schatten, was bisher Aehnliches auf
diesem Gebiet in Bruchstücken geleistet worden ist, sein Weltruf ist
jetzt schon gesichert und das Werk muss bei fortschreitendem
Ausbau weitere ungeahnte Erfolge erzielen; Seitz und sein Stab
der Mitarbeiter, nicht zum mindestens auch der tatkräftige und um-
sichtige Verleger, haben sich hiermit um die populäre Lepidoptero-
logie ein unsterbliches Verdienst geschaffen ! — St.
Rhopolocera Palaearctica, Iconographie et Description des
Papillons diurnes de la Region Palaearctique. Par Roger Verity,
Florenz. In ca 30 Lieferungen ä 3,75 frcs.
Im Laufe Februar bis Juni d. J. erschienen Livr. 7 — 10, mit den
Tafeln 10, 14, 16, 17, 18, 20, 22, ausschliesslich die Gattung Par-
nassius behandelnd, welcher der Autor vermöge seiner durch langes
Literatur. 81
Studium derselben erworbenen detaillierten Kenntnisse eine ganz
besondere Sorgfalt angedeihen Kässt. Da Verity sich indessen noch
nicht mit der modernen Richtung der Systematik und den neueren
Erfahrungen auf dem Gebiete der Zoogeographie befreundet hat (wir
können deswegen auch nicht auf die Einzelheiten eingehen), liegt der
Wert des Werkes hauptsächlich in den mit grosser Sorgfalt ausgeführten
Abbildungen. Allerdings ist die angewendete Technik in mehreren
Punkten anscheijiend noch nicht ganz ausgereift, so stört der vielen
Figuren eigene grünliche Ton, der in der Natur nicht im mindesten
vorhanden ist, auch berührt irgend ein den Kopf einzelner Tiere
zu einen unförmlichen Klumpen verunstaltendes Hindernis den
Beschauer nicht angenehm. Die Menge der gebotenen Abbildungen
zeugt anderseits von der Gewissenhaftigkeit des Autors, dem In-
teressenten möglichst alles vor Augen zu führen, was immer an
gewöhnlichen, seltenen und seltensten Objekten aus den ihm zu
Gebote stehenden Specialsammlungen erreichbar war. Die Tafeln
bilden ein vorzügliches Compendium zu denen des Seitz'schen Werkes
und erscheint es als eine nutzbringende und dankenswerte Aufgabe,
hieraus an der Hand der Sticheischen Synopsis in „Seitz" und der vom
modern - wissenschaftlichen Standpunkt verfassten synonymischen
Aufzählung der bekannten Parnassier in Wytsmans „Genera Insec-
torum" ein sachliches textliches Resume zu ziehen.
In ganzer Anerkennung der erfolgreichen Bemühungen des Autors, in
seinem Werke den Zwecken der Sammler von Parnassius-Formen,
jener Favoriten unter den palaearktischen Tagfaltern, in ausgiebig-
ster Weise bezüglich der Identifizierung ihrer Schätze zu dienen,
können wir den Wert seiner Arbeit gewiss nur hoch einschätzen und
wiederholt empfehlend in Erinnerung bringen. — St.
Experimentelle Entomologische Studien vom Physikalisch-
Chemischen Standpunkt aus, von P. Bachmetjew, Professor
der Physik an der Universität zu Sophia. Zweiter Band, Ei nfluss
der äusseren Faktoren auf Insekten, mit 25 Tafeln,
Preis 20 M; Sophia 1907, zu beziehen durch H. Stichel,
Schöneberg b. Berlin, Neue Culmstr. 3.
Der vor sechs Jahren erschienene erste Band der „Experi-
mentellen entomologischen Studien" (Temperaturverhältnisse
bei Insekten), welcher von der kaiserl. russ. Akademie der Wissen-
schaften mit der von K. M. Bär ausgesetzten Prämie ausgezeichnet
worden ist, wurde seitens der Entomologen allgemein sehr gut auf-
genommen. Jetzt liegt der zweite Band dieser „Studien" vor uns.
Im „tatsächlichen Teil" sind fast alle bis jetzt bekannt gewordenen
Experimente und Beobachtungen über den Einfluss der äusseren
6
82 Literatur.
Faktoren auf Insekten chronologisch im Auszuge anfjeführt. Besondere
Aufmerksamkeit ist, ebenso wie im ersten Bande, der russisclien
Literatur zugewendet, und werden dadurch auch die der russischen
Sprache nicht mächtigen Forscher zufriedengestellt.
Im „theoretischen Teil" sind die Anschauungen verschiedener
Forscher bezüglich der im „tatsächlichen Teil" beschriebenen Er-
scheinungen angeführt und vom Standpunkte des Bewegungszustandes
des Protoplasmas aus beleuchtet.
Der vorliegende Band soll in erster Linie als Handbuch für
diejenigen Forscher dienen, welche sich mit der experimentellen
Entomologie beschäftigen wollen, denn sie finden darin mit geringen
Ausnahmen alles, was auf diesem Gebiete bis 1907 bekannt geworden ist.
Der Inhalt setzt sich folgenderm.assen zusammen:
Tatsächlicher Teil. I. Kapitel, die Eutwickelungsgeschwindigkeit
der Insekten. 11. Kapitel, die Grösse und die Gestalt der Insekten.
III. Kapitel, die Färbung und Zeichnung der Insekten. Nachträge
zum tatsächlichen Teil.
Theoretischer Teil. I. Kapitel, Verallgemeinerungen und Theorien
über den Einfluss der äusseren Faktoren auf die Entwickelungs-
geschwindigkeit der Insekten. II. Kapitel, Verallgemeinerungen und
Theorien über den Einfluss der äusseren Faktoren auf die Grösse
und die Gestalt der Insekten. III. Kapitel. Verallgemeinerungen und
Theorien über den Einfluss der äusseren Faktoren auf die Färbung
und Zeichnung der Insekten. IV. Kapitel, Ueber die Ursachen des
Entstehens von aberrativen Formen in der Natur. Nachträge zum
theoretishen Teil, Literatur- Verzeichniss, Autoren-Register, Verzeich-
nis der Gattungen.
Am Verfassen dieses Werkes beteiligten sich mit Rat und Tat
über 60 bekannte europäische Gelehrte und wissenschaftliche Anstalten
resp. Vereine.
Alle Zeichnungen, welche diesem Bande beigefügt sind, wurden
vom Verfasser auf Grund der Zahlenangaben der entsprechenden
Forscher zusammengestellt.
Das sorgfältig zusammengestellte Literatur -Verzeichnis enthält
über 1200 und das Autoren-Register 877 Nummern. Die Anzahl
der in diesem Werke erwähnten Insekten-Species resp. Varietäten
und Aberrationen beträgt über 1200.
Der 938 Seiten starke Band (excl. Register etc.) birgt eine
erstaunliche Fülle von Lehrstoff, welche der geistvolle und rastlos
tätige Forscher aufgespeichert, in klarer, übersichtlicher Weise
geordnet und wissenschaftlich behandelt hat. Das Buch wird sich als ein
unentbehrliches Handbuch des entom. Experimentators, des Biologen,
des Bibliographen und des Systematikers erweisen, denen sein Besitz
eine ganze Bibliothek zu ersetzen imstande ist. — St.
Auszug aus den Statuten des
Berliner Entomologischen Vereins, E. V.
Der Berliner Entomol. Verein hat den Zweck, die Kenntnis der
Entomologie zu fördern.
Diesen Zweck sucht er zu erreichen : a) durch regelmässige Zu-
sammenkünfte der Mitglieder, in welchen eigene und fremde Beobach-
tungen und Arbeiten mitgeteilt und besprochen werden, auch durch
gemeinsame ontomologische Ausflüge; b) durch Unterhaltung einer
Bücherei der entomologischen Fachschriften; c) durch Herausgabe
einer entomologischen Zeitschrift.
Aufnahme Berliner Mitglieder (Wohnsitz Berlin oder Umgebung)
erfolgt nach einmaliger Teilnahme an einer ordentlichen Versammlung
in den Monatssitzungen. Bei Auswärtigen, welche dem Verein beitreten
wollen, wird von dem Besuch einer Versammlung abgesehen.
Der Mitgliedsbeitrag beträgt 10 Mk. jährlich. Lebenslängliche Mit-
gliedschaft wird durch einmaligen Beitrag von 150 Mk. erworben.
Die umfangreiche Bibliothek des Vereins befindet sich unter der
Verwaltuntr des Herrn L. Quedenfeld, Gr. Lichterfelde, Ringstr. 54.
Das Verzeichnis der Bücher vom Jahre 1884, nebst Nachtrag
von 1902 und Bedingungen zur Benutzung der Bücherei, zusammen 85
Druckseiten, ist gegen Einsendung von 55 Pf. von dem Bibliothekar
oder Kassierer (siehe 2. Seite des Umschlages), zu beziehen.
Aeltere Jahrgänge der Berliner Entomol. Zeitschrift, von 1857
an, werden den Mitgliedern zu besonders erinässigten Preisen
überlassen.
Von den auf Seite 3 des Umschlages der Zeitschrift Jahrg. 1902
verzeichneten, verkäuflichen Separaten etc. ist noch Vorrat vor-
handen; ferner ist abzugeben :
Brenske, E. Die Serica-Arlen der Erde, vollständiges Exemplar.
Berlin 1897—1902. 626 Seiten. 1 Tafel 10,—
V. Hoynin gen-Huene, Freiherr F. Aberrationen einiger est-
ländischer Eulen und Spanner. 10 Seiten. 1901. 1 Tafel. 1, —
Kolbe, H., Prof. Neue Lagriiden aus Afrika. 15 Seiten. 1901. — ,75
Schulz, W. A. Biologische, zoogeographische und synonymische
Notizen aus der Käferfauna des unteren Amazonenstroms.
17 Seiten. 1901 —,75
Therese, Prinzessin von Bayern, Kgl. Hoheit. Auf einer
Reise in Südamerika gesammelte Insekten.
L Hymenopteren, (a. Forel, b. Kriechbaumer.) 14 Seiten.
1899—1900. 1 Tafel ■ . . . . 1,50
II. Orthopteren, 15 Seiten 1899. 1 Tafel .... 1,50
III. Lepidopteren, 73 Seiten. 1901. 2 col. Tafeln. . 3,50
IV. Coleopteren, 23 Seiten. 1901. 1 col. Tafel . . 2,—
V. Dipteren, Rhynchoten, 37 Seiten. 1902. 2 col. Tafeln 2,50
Vollständiges Stück Abteilung I — V .... 10, —
Püngeler, R. Deilephila siehei, 3 Seiten. 1902. 1 col. Tafel 1,—
Schultz, O. Varietäten und Aberrationen von Papilio podalirius.
14 Seiten. 1902. 1 Tafel 1,50
Speiser, P. Lepidopterologische Notizen, 8 Seiten. 1902 . . — ,50
Rebel, H. Lepidopteren aus Morea, 5 Textfiguren. 27 Seiten. 1802 1, —
Werner, F. Beiträge zur Kenntnis der Orthopterenfauna Grie-
chenlandü, 2 Textfiguren. 7 Seiten — ,50
Separata der Sitzungsberichte für 1899. 62 Seiten 2 Fig. 1, —
für 1900. 30 „ . . —,50
für 1901. 28 ., 4 Fig. —50
Inhaltsverzeichnisse Bd. 1—6, 7—12, 13—18 je .... —,25
desgl. chronolog. und aiphabet. Index der Arten etc, Bd. l — 24 — ,40
desgl. desgl. Bd. 25—35 —,50
Verlag von R. Friedländer & Sohn in Berlin NW. 6.
Anleitung zum Sammeln, Konservieren und Verpacken
von Tieren für das Zoolof];ische Museum in Berlin.
2. verni. Aufl. 1902. 119 Seiten, 8^, m. 25 Fig. M. 2.
Liste der Autoren Zoologischer Art- und Gattungs-Namen.
Zusammengestellt von den Zoologen des Museums für Naturkunde
2u Berlin.
2. vcrin. Aufl. 189ß. 68 Seiten. 8'». M. 1.
Prof. P. Krotschmer
Sprachregeln für die Bildung und Betonung zoologischer
und botanischer Namen.
1898. 39 Seiten, gr. 8^. M. 2.
C. Bnmner von Wattenwyl
Betrachtungen über die Farbenpracht der Insekten.
1897. Folio mit 9 Ivolor. Tafeln. Statt 30 M. ei-niässigter Preis 24 M.
Prof. N. Cholodkovsky
Die Coniferen-Länse Cheriiies.
Feinde der Nadelhölzer.
1907. 48 Seiten gr. 8«, mit G Tafeln (1 farbig) il. 3.
Prof. J. W. Folsom
Entomology with special reference to its biological
and economic aspects.
Philadelphia 1906. 491 Seiten, gr. 8«, mit 5 Tafeln (1 farbig) u. 300
Texttiguren. In Leinenb d. M. 15.
Prof. Dr. L. Glaser
Catalogus etymologicus Coieopterorum et Lepidopterorum.
Erklärendes und verdeutschendes Namenverzeichnis der Käfer
und Schmetterlinge für Liebhaber und wissenschaftliche
Sammler systematisch und alphabetisch zusammengestellt.
1887. 396 Seiten S^>, brosch. M.4.80, elegant in Leinewand geb. M. 5.60.
Leitfaden für das Studium der Insel(ten
und
Entomologische ünterrichtstafeln.
Von Prof. Dr. 0. Rörig.
Vorsteher der Biologischen Abteilung- am Kaiserl. Gesundheitsamt zu Berlin.
1894. 43 Seiten, gr. 80, mit 8 lithogr. Tafeln (90 Abbildungen) M. 3.-.
0. Taschenberg
Welche Tiere aus der Insektenwelt sind dem Schutze
der Forstleute, Landwirte und Gärtner, sowie der allgemeinen
Berücksichtigung zu empfehlen, und warum?
1896. 33 Seiten gr. 8 o. mit 28 Fig. M. 0.60. /
Carl Fromliolz Buchdruckerei, Berlin C, Neue Friodricli.<;t.. 47
Berliner
Entoinologische Zeitschrift
(1875—1880: Deutsche Entomolo^ische Zeitschrift).
Herausgegeben von dem
Berliner Entomologischen Verein
gegründet iSsS, 'ß. '^., unter 'Redaktion von
H. Stichel.
Zweiundfünfzigster Band (1907).
Zweites Heft: Seite H— HI, (1)— (33), 83— 1-25.
Anlagen: Bibliotheks-Zugänge, Mitglieder- Verzeichnis S. 1 — 16,
Kauf- und Tausch- Anzeiger, Inserate.
Ausgegeben Anfang März J9fM.
Preis f n r Nicht m i t g 1 i e d e r 4,50 Mark.
Berlin 1908.
In Commission bei R. Friedländer & Sohn.
Karlistrnsse 11.
Allo Aio y.oitcpVirift hpf.r Rripfp Mnniitikrintfl Ulld Anzftifffin sind iin
Inhalt des 2. Heftes des zweiundfünfzigsten Bandes der
lieiiiner Entomoloßischen Zeitschrift.
Vereins-Nachiicliten 11
Mitgliedorvci-zeiclinis
Sitzungsberichte für 19ÜG
Kleine, R., Die Entwicklung von Dipteren in den Brut-
gcängen von Myelophilus piniperda L. . . .
Lenz, Fr., Epicnaptera hybr. tremulifolia Ubn. d X
ilicifolia L. Q
Lindinger, L., Nomenklaturbctraclitungen
— — Coccidenstudien
Ziegler. F.. Professor Dr. Otto Tliieme f (Nekrolog) .
Literatur:
Neue Lieferungswerke
Bischoff, C, Referate
Wanach, B., dsgl
Seite
II-III
1-16
(1)~(16)
109—113
107—108
83-95
96—106
114-116
III
119-125
117-119
Vorstand des Berliner Entomolog. Vereins.
Vorsitzender Herr Geb. Justizrat F. Ziegler.
. . - Porträtmaler F. Wichgrnf.
. . - Professor B. Wauacli.
. . - Geh. Rechnungsrat A. Uuwe.
. . - Lehrer L. Quedenfeld.
. . - Fabrikant E. Blume.
. . - Rechnungsrat R. Heinrlcb.
(Gewählt am 27. Februar 1908. Adressen s. im Mitglieder-Verzeichnis
1). i-lG).
Stellvertretender Vorsitzender
Schriftführer
Rechnungsführer
Bücherwart
Erster Beisitzer
Zweiter Beisitzer
Heyiie-Tasolieiibei'g,"
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Der Bezug kann auch 14tägig in 27 Lieferungen zu
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c4C. 5. — , erfolgen durch jede Buchhandlung oder
durch den Verlag.
G. REVSt'tJE. Leipzig. Königstrasse.
[Berl. Entom. Zeitschrift, Band LH, Jahrgang 1907]. 83
Nomenklaturbetrachtungen.
Von
Leonhard Lindinge r.
Vor längerer Zeit habe ich im Entomologischen Wochenblatt'
einige Betrachtungen über die Coccidennomenkiatur veröffentlicht.
Der Artikel behandelte keine Prioritätsfragen, sondern war der
Schreibweise von Gattungs- und Artnamen gewidmet, berichtigte
Falschbildungen, soweit dies durch die „Internationalen Regeln der
Zoologischen Nomenklatur"- zulässig war, und machte auf geschmack-
lose Namenbildungen aufmerksam, um deren Vermeidung in Zukunft
zu erleichtern.
Die konsequente Durchführung der genannten Nomenklatur-
regeln'', — auch rückwirkend zu betätigen, wenn völlige Einheitlich-
keit zu erreichen beabsichtigt ist, — hat jedoch durchaus keinen
allgemeinen Beifall gefunden. Die Unzufriedenheit macht sich in
manchen Aufsätzen über die Nomenklatur von Spezialgebieten Luft
und richtet sich, angeblich im Namen der lateinischen Grammatik
und des lateinischen Sprachgebrauchs, besonders gegen Art. 13, 14
und 20 der Intern. Regeln. Zur Unterstützung dieser gegenteiligen
Ansichten werden einzelne Beispiele von Wortbildungen angeführt,
welche zugestandenermassen unlateinisch sind. Da nun gerade in
der Entomologie viele wertvolle Kräfte tätig sind, die durch anders-
artige Vorbildung genötigt sind, das Urteil von Kennern der
lateinischen Sprache über diese Fragen ohne eigene Prüfung hinzu-
nehmen, so besteht die nicht zu unterschätzende Gefahr, dass der in
den Intern. Regeln enthaltene Fortschritt als Irrtum betrachtet und
eine dementsprechende Aenderung durchgesetzt wird; sicher werden
viele von der Aufnahme der Regeln abgehalten. Dem entgegen zu
arbeiten ist die Bestimmung der folgenden Betrachtungen.
1 (Insektenbörse) 24. Jahrg., 1907, Nr. 5 u. 6.
^ Vergl. Züol. Anzeiger, Bd. XXVJII, 1905, p. 573 ff.
•^ Der Einfachheit halber werde ich sie stets als „Intern. Regeln"
anführen.
7
84 Leonhard Lindinger:
Die befehdeten Artikel der Intern. Regeln, soweit sie für meine
Ausführungen in Betracht kommen, lauten wörtlich:
— Art. 13: „Als Hauptwörter angewandte Artnamen, die von
Personennamen abgeleitet sind, können mit grossem Anfangs-
buchstaben geschrieben werden, alle andern Artnamen sind mit
kleinem Anfangsbuchstaben zu schreiben."
— Art. 14 [zum Teil]: „Wird eine Art einer Person gewidmet,
die einen neuzeitlichen Namen besitzt, so ist der Genitiv stets durch
Anfügung eines i, wenn die Person ein Mann, oder eines ae, wenn
die Person eine Frau ist, an den richtigen und vollständigen
Personennamen zu bilden, und zwar selbst dann, wenn dieser eine
lateinische Form besitzt; die entsprechende Genitivform der Mehr-
zahl ist anzuwenden, wenn sich die Widmung auf mehrere Personen
desselben Namens bezieht. Beispiele: Cuvieri, Möbiusi, Nufiezi,
Merianae, Sarr asinorum, Bosi (nicht Bovis;, Salmoni (nicht
Salmonis). "
— Art. 20: „Bei der Bildung von Namen aus Wörtern, die
solchen Sprachen entlehnt sind, welche das lateinische Alphabet
gebrauchen, ist die ursprüngliche Rechtschreibung einschliesslich der
Lautzeichen beizubehalten."
Wenn diese Regeln und Ratschläge „veraltet und nicht
empfehlenswert" genannt werden i, so ist das eine Auffassung,
welche man nicht zu teilen braucht, der aber in einwandfreier Form
Ausdruck gegeben ist. Von einer anderen Aeusserung zum gleichen
Gegenstand kann das nicht behauptet werden, man muss sie im
Gegenteil zum mindesten recht sonderbar finden. Ein Herr
Dr. Hilbert lässt sich nämlich also vernehmen-: „Als ich aber . . .
das Wort „Möbiusi" (aber auch nöch mit kleinem m) las,
überlief mich kalter Graus. Da muss man doch unwillkürlich fragen:
Wo hat dieser Autor seine Schulbildung genossen? Ob sich ein
Sextaner ein solches Wortungetüm leisten würde? Meiner Meinung
nach müssten die Herausgeber der wissenschaftlichen Journale der-
artige Gebilde ohne weiteres corrigieren und dem betreffenden Autor
mitteilen, dass sie die richtige Form, also z. B. Möbii, gewählt
hätten."
Der Hinweis auf den Sextaner wird wohl keinen Autor abhalten,
die Nomenklaturregeln zu befolgen. Auch kann ich nicht glauben,
1 H. V. Ihering. Zur Eegelung der malacozoologiscben Nomen-
klatur. Nachrichtsbl. d. deutsch, malacozool. Ges., 38. Jalirg. . 1906. p. 11.
-• Ebenda, 30. Jahrg., 1907, p. 47 f.
Nomenklahirhetrachtungen. 85
dass der Zweifel an der Schulbildung der Autoren, welche die Intern.
Regeln anwenden, der richtige Weg ist, eine Aenderung der Regeln
herbeizuführen.
Wenn wir nun auf einige ernst zu nehmende, wissenschaftliche
Stimmen hören — natürlich ist es unmöglich, alle Aeusserungen zum
vorliegenden Gegenstand zu berücksichtigen — , welche sich gegen
die aufgeführten Artikel der Intern. Regeln erheben, so vernehmen
wir vor allem, dass diese Artikel grobe Verstösse gegen Grammatik ^
und Sprachgebrauch- des Lateins enthalten sollen. Die Rundschau
vom Entomologischen Wochenblatt schreibt'*: „Wir
präzisieren die Forderung in die Form: »Die wissenschaftlichen
Namen der Tiere sind lateinische Worte [Wörter, Verf.] oder gelten
als solche (Regeln d, Nomenkl, V, Int. Zool, Kongr, § 2), deshalb
sind sie unter allen Umständen den Regeln der lateinischen Sprache
anzupassen; grammatikalisch oder orthographisch falschgebildete
Namen sind zu emendieren, wobei der Name des ursprünglichen
Autors beibehalten bleibt,« Wir wollen bei der Gelegenheit nicht
die Erklärung unterlassen, das wir vor Veröffentlichung des im
überwiegenden Teile richtigen Lindingerschen Aufsatzes (Nr, 5 dieses
Jahrganges) dem Verfasser gegenüber unsere Bedenken gegen einige
Vorschläge der Aenderung richtig gebildeter Formen in falsche
geäussert haben, nämlich der Deklination der auf a auslautenden
Personennamen in ai statt ae (z. B. Herrerai statt Herrerae). Wir
erinnern an männliche auf a auslaufende lateinische Worte [Wörter.
Verf.] , z. B. incola, agricola, an den Römer Agrippa, um zu be-
weisen, dass kein Grund für die Genitivbildung ai vorliegt."
Bevor man für oder wider eine Sache spricht, sollte man sich
erst mit der Sache selbst bekannt gemacht haben. In der Miss-
achtung dieser selbstverständlichen Forderung sind alle Einwände
gegen die missliebigen Artikel der Iniern. Regeln begründet und
1 Nachrichtsbl. d. deutsch, malacozool. Ges., 39. .Jahrg., 1907,
p. 47, Fussnote der Redaktion.
- Insektenbürse, 23. Jahrg., 1906, p. 184, Briefkasteuuotiz: „ . . . .
alle Artnamen klein zu schreiben ohne Rücksicht auf den lateinischen
Sprachgebrauch."
3 24. Jahrg., 1907, p. 34.
7*
86 Leonliard Lindinger:
ihre Stärke ist umgekehrt proportional dem Grad der Missachtung.
Was ist eigentlich „Nomenklatur"? P^ine Wissenschaft? Eine
Sprache? Keines von beiden, sondern einfach ein Werkzeug. Wie
die Mathematik mit Zahlen arbeitet, wie die Chemie die Körper
ihrer Disziplin mit Buchstaben und Zahlen bezeichnet, so be nützt
die Zoologie [und die Botanik] zur Bezeichnung der
organischen Gebilde ihres Arbeitsgebietes Wörter,
Teile einer Sprache; dass es Teile des Lateins sind, hat seinen
Grund in der historischen und geogratischen Entwicklung der beiden
Disziplinen und nicht in einem organischen Zusammenhang der
Zoologie oder der Botanik mit dem Lateinischen. Bestände ein
solcher zwischen ihnen mit einer Sprache, so müsste diese eher das
Griechische sein. Die Nomenklatur eine Sprache zu nennen ist
ungefähr dasselbe, wie ein Farbenverzeichnis die Ijehre etwa von
der Farbenwirkung zu heissen.
„Nomenklatur" ist demnach die Bezeichnungsweise der zoologi-
schen bezw. botanischen Einzelwesen, sowohl jedes einzelnen, d. h.
der Arten, wie der Gattungen, Familien u. s. vv. Die lateinische
Sprache hat keine dementsprechende Verwendung ihrer Wörter auf-
zuweisen, da die Unterscheidung der Formen aus den genannten
Disziplinen etwas durchaus Modernes ist. Nachdem nun die Nomen-
klatur nicht nur nicht gleich der lateinischen Sprache ist, sondern
vom Latein überhaupt nicht gekannt wird, stellt sie etwas vor, was
nicht so entstanden ist wie eine Sprache. Diese ist nach der Ansicht
vieler Philologen etwas Organisches, da sie behaupten, eine Sprache
könne nicht künstlich geschaffen werden. Die Nomenklatur ist aber
künstlich geschaffen und hat dadurch das Vorrecht vor einer Sprache,
Anspruch auf Folgerichtigkeit zu erheben.
Die Bezeichnung der Naturgegenstände zoologischer [und
botanischer] Art geschieht so, dass jede grössere Gesamtheit von der
Untergattung aufwärts durch ein Wort festgelegt wird, Beispiele:
Coccidae, Diaspinae, Parlatoreae, Leucaspis, Salicicola.
Diese Wörter werden „Namen" genannt, Leucaspis z. B. ist
Gattungsnamen, und sollen hauptsächlich dem Wortschatz der
lateinischen Sprache entnommen werden. Vom Gattungsnamen unter-
scheidet sich der Artnamen dadurch, dass er aus zwei Wörtern
besteht, aus dem Gattungsnamen selbst und dem Artwort, das in
Verbindung mit dem jeweils in Frage kommenden Gattungsnamen
die Art festlegt und stets ein Eigenschaftswort sein sollte. Ist es
ein solches, so hat es sich im Geschlecht nach dem Gattungsnamen
zu richten, wenn die lateinische Sprache mehrere nach dem
Nomenklatarhetrachtungen, 87
Geschlecht verschiedene Formen des betr. Eigenschaftswortes
Kennt, also Aspidiotus perniciosus, Chionaspis furfurea,
Lecanium sericeum.
Ueber die Schreibweise der Namen vom Uutergattungsnamen
aufwärts sind wohl die meisten Autoren zu der Ansicht gekommen,
dass man grosse Anfangsbuchstaben anwenden solle. Diese Namen
stellen ja etwas in sich Geschlossenes und für sich allein Selbst-
ständiges dar, lassen sich also am besten mit den Eigennamen der
lateinischen Sprache vergleichen. Doch muss nochmals betont werden,
dass diese Gleichstellung hinsichtlich der Schreibweise willkürlich
und rein aus praktischen Gründen aescliieht, denn an der lateinischen
Sprache findet sie keinen Rückhalt: die im Lateinischen vorhandenen
Namen der Tiere und Pflanzen werden dort klein geschrieben.
Damit ist auch die Gepflogenheit mancher Autoren als unbegründet
abgetan, Artwörter, welche Genitive von lateinischen und wissenschaft-
lichen Pflanzennamen darstellen, mit grossem Anfangsbuchstaben zu
schreiben.
Sind nun auch die Artwörter mit kleinem Anfangsbuchstaben zu
schreiben, welche von einem Personcnnamen abgeleitet sind? Gewiss,
und aus folgenden Gründen.
Wie wir gesehen haben, besteht der im Latein nicht nachweis-
bare Artnamen aus zwei Wörtern, dem Gattungsnamen und dem
Artwort. Das Artwort an sich ist nicit im Stand, für sich die Art
zu kennzeichnen, es ist etwas durchaus Unselbstständiges, daher
stets auf einen Gattungsnamen angewiesen. Da auch das Artwort
im Latein nicht vorhanden ist, lässt sich für die Schreibweise keine
Vorschrift aus dieser Sprache herleiten. Dass d i e Artwörter klein
geschrieben werden, welche lateinische Eigenschaftswörter sind, wird
gegenwärtig von allen Autoren gebilligt, obwohl man mit dem gleichen
Recht grosse Anfangsbuchstaben nehmen könnte. Wenn aber das
Artwort von einem Personennamen abgeleitet ist, dann verlangen
viele, man solle es ebenso wie den Personennamen an sich mit
grossem Anfangsbuchstaben schreiben. Es ist nicht ersichtlich, aus
welchem zwingenden Grund. Denn das Artwort ist nichts Selbst-
ständiges, hat für sich allein keine Bedeutung. Der Personennamen
ist das Gegenteil davon, er bedeutet auch im Genitiv etwas in sich
Geschlossenes. Demnach kann ein Personennamen niemals ein Art-
wort sein. Wir müssen uns eben damit abfinden, dass das Artvvort
als solches nichts mit der lateinischen Sprache zu tun hat. Daher
sind wir auch berechtigt, im Gegensatz zu einer „organisch
88 Leonhard Lindirifier:
gewachsenen" Sprache^ logisch vorzugehen und alle Artwörter mit
kleinem Anfangsbuchstaben zu schreiben.
Einen Teil der Schuld, dass als Artwörter gebrauchte Personen-
namen anders geschrieben wurden und noch werden, hat die
Gepflogenheit vieler Autoren, das Artwort ebenfalls als „Namen"
zu bezeichnen. Vergl. auch Art. 2 der Intern. Regeln: „Die
wissenschaftliche Benennung der Tiere ist für die Untergattung und
alle übergeordneten Gruppen uninominal, für die Art binominal, für
die Unterart trinominal." Dieser ungenauen Bezeichnung ist
neuerdings ein Botaniker, H. Hallier, im Anschluss an ältere
Autoren entgegen getreten-. Auch H. betont, dass das Artwort an
und für sich etwas Unselbstständiges ist und erst durch die
Verbindung mit einem Gattungsnamen nomenklatorische Bedeutung
erhält.
Nachdem die lateinische Sprache das Artwort nicht kennt,
infolgedessen auch über die Schreibweise des Artwortes keine
Auskunft erteilen kann, nachdem also das Artwort etwas Künstliches
ist, ist das Verlangen, alle Artwörter mit kleinem Anfangsbuchstaben
zu schreiben, eine Forderung der Logik und kein Gigerltum, wie
sich eine entomologische Zeitschrift ausdrückte*'.
Jetzt zum zweiten Punkt. Die Intern. Regeln wollen den Genitiv
— d. h. eine Form ähnlich dem Genitiv von Wörtern des Lateins —
bei der Verwendung moderner Personennamen durch Anhängen
eines i bezw. ae an den unveränderten Namen gebildet wissen, auch
wenn diese Namen eine lateinische Form — d. h. Endung —
besitzen. Gegen diesen Teil des Art. 14. c richtet sich die
besondere Entrüstung derjenigen, welche auf die lateinische Grammatik
und auf den „lateinischen Sprachgebrauch" pochen. Besonders die
Fälle, in denen ein Namen mit latinisirender Endung derart zur
1 Im letzten Grund hat übrigens die Schreibweise der Anfangs-
buchstaben der Wörter einer Sprache mit der Sprache selbst nichts zu
tun und ist immer etwas Willkürliches, auch wenn es sich um eine nur
noch geschriebene „Sprache" handelt. Spricht man ein „M" anders aus
als ein ,.ra". Dass man dennoch verschieden schreibt, geschieht nur aus
praktischen Gründen. Im vorliegenden Fall ist es jedoch praktischer,
einheitlich kloin zu schreiben.
- H. Hallier, Neue Vorschläge zur botanischen Nomenklatur. Jahrb.
d. Hamb. AViss. Anst. XXII, 1904, 3. Beih., 1905, p. 31 ff.
3 Insektenbörse, 23. Jahrg., 190H, p. 184, Briefkastennotiz (z. T.).
Nomenklaturhelrachtimgen. 89
Bildung eines Artworts verwandt worden ist, fordern den Zorn der
Zoologiephilologen heraus, also z. B. das Artwort „möbiusi (aber
auch noch mit kleinem m)."
Nun, die lateinische Grammatik kenne ich einigermassen, ich
muss leider gestchen, dass ich in ihr keine Anleitung über die
Latinisirung moderner fremdsprachiger Familiennamen gefunden
habe, die aus der Zeit herrührte, in welcher das Latein eine lebende
Sprache war. Und was den „lateinischen Sprachgebrauch" betrift't,
so ist darunter der Gebrauch, oft Missbrauch, zu verstehen, den der
Ausgang des Mittelalters und der Beginn der Neuzeit in vorwiegend
germanischen Ländern von dem als Nationalsprache schon erloschenen
Latein gemacht hat. Man hat sich später gewöhnt, durch Anhängen
von ins an den Personennamen eine „lateinische" Form zu bilden
und diese dann in den Genitiv zu setzen; offenbar in Erinnerung an
die meist zur Zeit der Humanisten erfolgte Umänderung von Familien-
namen. So findet man derartige Genitive in den Artnamen: Chion-
aspisplanchonii, Ceroplastesduges-ii, Tessarobelusgue-
rinii. Falls nun der zu verwendende Personennamen die gewünschte
Form schon besass oder wenigstens zu besitzen schien, brauchte man
ja keine Aenderung zu treffen. Ein Beispiel dafür bietet der Art-
namen Diaspis gennadii.
Gegen dieses Verfahren ist zunächst einzuwenden, dass es zum
mindestens nicht besser ist als der von den Intern. Regeln vor-
gezeichnete Weg einer genitivartigen Bildung durch Anhängen eines
i bezw. ae an den unveränderten Personennamen, denn das Latein
der Römer kennt nicht das Eine und nicht das Andere. Zudem ist
bei dem soeben gestreiften Verfahren der Vorteil einer einheitlichen
Behandlung der verwendeten Personennamen schon durch zwei
Regeln i verloren gegangen. Damit nicht genug, kann man eine dritte
Regel feststellen, nach der einsilbige Personennamen noch zwei i
erhielten, mehrsilbige aber nur mehr eines, Beispiele: Aulacaspis
crawii, Kermes kingii, Hemichionaspis marchali,
Phoenicococcus marlatti. In neuer Zeit kamen dann die
Bildungen mit einem i in allen Fällen dazu, z. B. Ceroplastes
bergi. Wenn man sich dann noch auf den Standpunkt stellt, dass
eine nachträgliche Aenderung von Artnamen im Sinn des Art. 14. c
der Intern. Regeln unstatthaft sei, kann man über Mangel au
Abwechslung wirklich nicht klagen. Im Fern aidschen Cocciden-
Katalog sind diese verschiedenen Formen ohne Aenderung neben-
1 1. Aenderung, 2. Beibehaltung der ursprünglichen Form.
90 Leonhard hindin(jer:
einander beibehalten; ich gebe daraus nachstehend eine kleine Aus-
lese von Namen, welche aus verschiedenen Ursachen von Interesse
sein dürfte:
1. Einsilbiger Namen, ein i Antonina crawi Ckll.;
2. „ „ , zwei i Aulacaspis crawii Ckll.;
3. Mehrsilbiger „ , ein i T e s s ar o b e 1 u s ch am pion i
(Ckll.);
4. „ „ , zwei i Ripersia blanchardi King
et Ckll.;
5. Mit Veränderung des Personen- Pseudophilippiaquaintancii
namens iQuaintance) Ckll.;
6. Mit Beibehaltung des Personen- Phenacoccus pergandei Ckll.;
namens (Pergande)
7. Mit Veränderung des Personen- Parlatorea pergandii Comst.
namens (Pergande)
Personennamen mit End-a wurden in der Weise zu Artwörtern
umgewandelt, dass man unter Beziehung auf entsprechende lateinische
Namen das a in ae umwandelte.- Neolecanium herrerae. Ich
muss gestehen, dass ich mitunter nicht weiss, wie der Namen dann
ursprünglich lautete; leitet sich Ripersia cockerellae vom Namen
eines Herrn Cockerella oder einer Frau Cockerell ab? Doch wozu
Klarheit, wenn nur der „lateinische Sprachgebrauch" gerettet ist.
Schön, wenn man schon etwas tut, muss man es ganz tun: auf
unsere Angelegenheit bezogen heisst das, behandelt man auf ins und
a auslautende moderne Personennamen wie entsprechende lateinische,
und zwar unter Berufung auf die lateinische Grammatik, so muss
man das Gleiche allen andern modernen Personennamen widerfahren
lassen, welche eine Endung besitzen, die das Gegenstück zu
solcher von lateinischen Personennamen bildet. Ich habe eine Reihe
dieser Namen zusammengestellt und dabei die freudige Ueberraschung
erlebt, dass man eine ziemliche Freiheit in der Wahl der „Genitiv-
form" besitzt, so dass auch ausgesprochene Eigenbrödler auf ihre
Kosten kommen:
Man müsste ändern:
Eulecanium douglasi in F. douglae
(vom Namen Douglas) (Beispiel Barcas)
oder in E. douglatis
(B. Maecenas);
Nomenklaturbetrachhmcjen. 91
Ceroplastes dugesi in C. dugi
(v. N. Duges) (B. Themistocles)
oder in C. dugis
(B. Themistocles)
oder in C. dugae
(B. Zetes)
oder in C. dugetis
(B. Pheres);
Chionaspis colemani in Ch. coleinanis (B. Pan)
(v. N. Coleman) oder in Ch. colemanos (B. Pan);
Lichtensia catoni in L. eatonis (B. Solon)
(V. N. Eaton) oder in L. eatontis (B. Phaethon);
Diaspisboisduvali in D. boisduvalis (B. Hannibal);
(v. N. ßoisduval)
Trionyinus perrisi in T. perritis (B, Dis);
(v. N. Perris)
u. s. w. u. s. \v.
Allenfalls (d. h. nach dem erwähnten Gebrauch) könnten die
schon bestehenden Bildungen unverändert bleiben; kommende aber
müssten unter unerbittlicher Berücksichtigung der lateinischen
Grammatik erfolgen.
Die Anhänger der Formen wie „Möbii" sind aufgefordert, zu
beweisen, dass Gcnitivbildungen wie die soeben aufgezählten nach
ihrem Schema unberechtigt sind.
Auch der lateinische Sprachgebrauch soll zu seinem Recht
kommen. Ich weiss nicht genau, welchen Gebrauch die betr. Autoren
im Sinn haben, doch will ich annehmen, es sei der schon früher
erwähnte. Mit Latein haben „latinisirte" moderne Personennamen
allerdings häufig verzweifelte Aehnlichkeit, aber nicht mit dem
klassischen, sondern mit dem makkaronischen. Die Artnamen
Leucaspis .Sulcii (von Sulcius), Aulacaspis Crawii (von
Crawius) zeigen das. Doch könnte man alle diese Bildungen noch
als Latein betrachten, denn man weiss ja nicht, wie sich die alten
Römer zur deutschen, tschechischen, japanischen etc. Sprache gestellt
hätten, man könnte auch unbeachtet lassen, dass wohl eine lebende
Sprache von einer toten beeinflusst wird, aber schwerlich das
Umgekehrte stattfindet; was für ein lateinischer Sprachgebrauch ist
aber der, der Wörter latinisirt, welche einem Abkömmling des
Latein angehören? Könnte man sich also noch einen Kingius (vergl.
Kermes kingii Ckll.) denken, so ist doch ganz ausgeschlossen,
dass Namen wie Boisduvalius (vergl. Diaspis boisduvalii)
und Delavauxius (vergl. Orthezia delavauxii) gebildet worden
92 Leonhard Lindin.) .1., Blattimterseite. Teneriffa, Faganaua, Cumbre, 900 m
ü. M. (VI. 1900. leg. Bornmnller). - Das 2. Stadium ist einem
Chrysompbahis so ähnlich, dass ich das Tier zu dieser Gattung stelle.
Ausführliche Beschreibung mit Abbildungen erfolgt a. and. 0.
1 F. de Paula Schrank, Enumeratio insectornm Austriae iudigenorum.
Augsburg 1781, p. 296. Inzwischen habe ich diese Eindrücke selbst
beobachten können Auf der gegenüberliegenden Seite des Viscum-Blattes
findet sich eine entsprechende .Auswölbung. Die an Viscum-Aesten
sitzenden J-äuse rufen Ringswülste ähnlich den durch Asterolecanium
quercicola au Eiche verursachten hervor.
- Ew. H. Rübsaamen, Ueber australische Zoocecidien und deren
Erzeuger. Berl. Entomol. Zeitschr., Bd. XXXIX, 1894, p. 200.
^ L. Lindinger, Hestimmungstafel der deutschen Diaspinen.
Entomol. Blätter, Scbwabach, 3. Jahrg., 1907, p. (5.
Coccidenstudien . 103
Plattendrüsen 1 bei Leucaspis, Parlatorea, Diaspis (z. B. D.
hoisduvali). Für die Aspidioti ist zur Zeit ein sicherer Zusammenhang
mit den anderen Gruppen nicht nachzuweisen, vielleicht führt ein
solcher über die Gattungen Chrysomphalus, Furcaspis, Pseudaonidia
zu Parlatorea.
Von sehr unsicherer Stellung in der Gruppe Aspidioti scheint
mir die Gattung Tarqionia zu sein; sie dürfte sich wohl überhaupt
als nichts Einheitliches herausstellen. Ebenso ist für die Gattung
Aonidia- ein innerer Zusammenhang noch zweifelhaft und auch
Chrysomphalus scheint zum mindesten zweierlei Elemente zu
beherbergen, einerseits Formen wie Gh. dictyospermi, zweitens den
Verwandtschaftskreis von Ch. perseae.
Hamburg, 15. Oktober 1007.
II. Kritische Notizen.
1. In einer Veröffentlichung über Gallbildungen beschreibt
Küstenmacher eine Galle an Quercus pedunculata-^. Als Verursacher
nennt er Aspidiofus sp. Nachdem die Beschreibung in einer rein
botanischen Zeitschrift erfolgt ist, wiederhole ich sie wörtlich, um
sie den Zoologen leichter zugänglich zu machen:
„Aspidiotiis sp. (Alium) (Tafel IX, Fig. 38).
Die weibliche Schildlaus verursacht durch das Ablegen ihrer
Eier, welche sie nach ihrem Absterben noch mit dem gelblichen
Schilde (Taf. IX, Fig. 38 A) deckt, eine Galle an jüngeren und
älteren Zweigen von Quercus pedunculata.
Eine Verletzung der schon verkorkten Rinde fand ich mehrmals
nur im Grunde des Bruibechers.
Ringsherum erhebt sich die Rinde als Ringwall und trägt über
der schüsseiförmigen Vertiefung den Schild des weiblichen Thieres.
1 Siehe ;,Die Schildlausgattuug Leucaspis", p. 37.
- So ist die von Leonardi (Redia, 1905, Vol. III, läse. 1) auf-
gestellte Aonidia picea wohl sicher nichts anderes als Gi/)nnaspis nechmeae
und ihre Nährpflanze (nach schriftl. Mitt. von Herrn Dr. V. Guillen-
Valencia) nicht Billartia, sondern Billbergia.
3 M. Küstenmacher, Beiträge zur Kenntnis der Gallenbildungen
mit Berücksichtigung des Gerbstoffes. Pringsh. Jahrli. f. wiss. Bot.,
Bd. XXVI, 1894, p. |115 u.] 164 f., Tafel IX, Fig. 38, und Erlanger Diss.,
p. [34 u.l 83 f.
104 Leonhard Lindinger:
li) dem darunter liegenden Phloem und Xylem hat sich nichts
verändert, während das chlorophyllhaltigfl Rindenparenchym eine
bedeutende Streckung der Zellen in peripherischer Richtung der
concentrischen Kreise, welche die abgelegten Eier als Mittelpunkt
haben, zeigt.
Dieses Parenchym ist getüpfelt, enthält fast keinen Gerbstoff,
aber Stärke, während das Parenchym, aus welchem es besteht, starke
Gerbstoffreaktionen besitzt.
Der Ringwall ist, wie die andere Rinde, gleichniässig mit der
Korkschicht bedeckt.
Um Berlin stellenweise
Es treten die Gallen häufig so massenhaft auf, dass ganze
Zweige absterben."
Von gallbildenden, d. h. in diesem Fall: krankhafte Ver-
änderungen des lebenden Rindengewebes hervorrufenden AspidiotuS'
Arten kommt an Eiche nur Aspidiotus zonatus Frauenf. in Betracht'.
Aus der Regelmässigkeit der beschriebenen Galle jedoch und vor
allem aus der Bemerkung von dem gelblichen Schild, der die Eier
nach dem Tod des Tieres deckt, folgt mit Sicherheit, dass
K ü slenmacher keinen Aspidiotus vorsieh gehabt hat, sondern
Asterolecanium quercicola (Bouche) Sign.
2. In der Illustrierten W^ochenschrift für Entomologie- gibt
Schröder an, dass er die Buchenwollaus, Cryptococcus /"a^i (Bär.)
Dougl. „massenhaft an Fichten-Stämmen" der Forstbaumschule im
Düsternbrooker Gehölz an der Kieler Föhrde gefunden habe. Das
ist ein Irrtum, die genannte Coccide kommt niemals an Kiefern
vor. Dagegen bilden C/i^rm^s-Arten bekanntlich an Koniferen-
stämmen ebensolche krustenförmige Besetzungen wie Cryptococcus
an Buchenstämmen. Sind die als „Fichten" bezeichneten Bäume
des genannten Ortes auch wirklich Fichten, Picea excelsa?
3. Coccus Fol. [ii] quercus Sulzer^ ist von Fernald unter
die „species without description or not recognizable" ^ aufgenommen
worden. Nach der von Sulz er gegebenen Beschreibung und Ab-
bildung [Tafel XI, Figur 10] lässt sich aber wohl erkennen, dass
das betreffende Tier keine Coccide ist. Wahrscheinlich handelt es sich
um eine Psyllide.
1 Bntoniol. Blätter Schwabacb, 3. Jahrg., 1907, p. fi.
^ Bd. II, 1897, p. 688.
•^ Sulz er. Abgekürzte Geschichte der Insekten. Wiutertbur 1776.
p. 112.
■i M. B. Fernald, A catalogue of tlie Coccidae of the world.
Hatch Exp. St. Mass. Coli. Bull. 88, 1903, p. 326.
Coccidenstudun. 105
4. Die von dem gleiclien Autor (Sulzer) gegebene Abbildung
einer Coccide auf einem Zweig der Hagbuche [Carpinus betulus],
auf Tafel XI, Fig. 11, stellt Lecanium eapreae (L.) Sign., Dougl. dar.
5. Fernald identifizirt Crocidocysta frogf/atti Rübs. mit
Cylindrococcus ampUor Mask. • Nun bildet Rübsaamen auf
Tafel XV seiner Untersuchung über australische Zoocecidien- in
Fig. 19 ein Tier ab, das er als reifes Weibchen von Crocidocysta
froggalti bezeichnet. An dem Tier ist von einer Aehnlichkeit mit
einer Coccide nichts zu bemerken, auch wenn man die sonderbarsten
der sonderbaren australischen Formen zum Vergleich heranzieht-
Wohl aber sind die Anlagen von zwei Flügelpaaren unverkennbar.
Rübsaamen versucht zwar, Beine darin zu sehen, ist sich aber
selbst nicht völlig im Reinen darüber; in einer Fussnote sagt er
wörtlich: „Es ist in der That bei diesen Cocciden schwer, aus der
Form dieser Organe zu schliessen, ob man es mit einem ßein oder
einem Fühler zu thun hat, besonders, wenn diese Organe wie hier
eine so gegen alle Regel verstossende Lage haben. Welches Beinpaar
hier fehlt, oder ob die beiden Seitenlappen verbildete Beine sind,
vermag ich nicht zu unterscheiden; auch besitze ich nur 3 Exemplare
dieser Art."
Wenn wir den Fall setzen, dass dem Beobachter tatsächlich
eine Missgeburt vorgelegen, welche eine so sonderbare Einfügung
der Beine besass, so lässt es sich nicht denken, dass sich das gleich
bei drei Exemplaren wiederholt. Liegt schon hierin ein Moment
der Unmöglichkeit, so ist es noch unmöglicher, in den von
Rübsaamen für Beine gehaltenen Organen Beine zu sehen. Beine
hat das für ein erwachsenes Coccidenweibchen erklärte Insekt [in
der Abbildung] überhaupt nicht, sondern, wie schon gesagt, die gegen
keine Regel verstossenden Anlagen zweier Flügelpaare; es handelt sich
allem Anschein nach um ein Entwicklungsstadium einer Psyllide,
aber sicher nicht um eine Coccide, Crocidocysta froggatti Rübs.
ist demgemäss aus der Reihe der Cocciden zu streichen.
Auch die auf derselben Tafel [XV] in Fig. 6 abgebildete Larve
dürfte zu keiner Coccide gehören.
6. Nachdem Green die Gleichheit von Aspidiotus cydoniae Comst.
und A. lataniae Sign, nachgewiesen hat ', und die Art den Namen
A. lataniae Sign,, Green erhalten muss, hat sich die Notwendigkeit
1 1. c. p. 84.
^ Berlin. Entomol. Zeitschr.. Bd. XXXIX, 1894, p. 219.
^ E. E. Green, Observations on Aspidiotus lataniae, Sign. ?]ntoniol.
Monthl. Mao-., See. sei-., Vol. X, 1899, p. 181 ff.
106 Lindinger, Coccülenstudien.
herausgestellt, den von Green in seinem Werk über die Cocciden
von Cej'lon abgebildeten Aspidiotas lataniae^ umzubenennen. Wenn
man auch der Beschreibung nach daran denken könnte, dass Green
die von Leonardi unter A. lataniae- aufgeführte Art vorgehabt
habe, welche in Wirklichkeit mit Aspidiotus destructor Sign, identisch
ist, so lässt doch Greens Abbildung keinen Zweifel darüber, dass
seine Art davon verschieden ist. Nachdem nun Green für sie
schon 1890 den Namen Aspidiotus transparens geschaffen hat^,
ist diese Bezeichnung wiederherzustellen und der von
F e r na 1 d gebrauchte Namen A. simillimus translucens Ckll.^ zu
verwerfen. Die von Green gegebene Beschreibung bezieht sich
allerdings auf A. destructor, man vergl. auch Green and Mann,
The Coccidae attacking the tea plant in India and Ceylon (Mem. of
the Dep. of Agric. in India, Entomol. Ser., Vol. I, No. 5, July 1907^
p. 344). Ich habe A. transparens aus Deutsch -Ostafrika erhalten
und konnte feststellen, dass sie einmal mit der von Green gegebenen
Abbildung! vollständig übereinstimmt — die Mittellappen sind länger
als die Seitenlappen, der Schild ist eigenartig radialstreifig und am
erwachsenen Tier mehrfach grösser, auch derber als bei A. destructor
— , dann aber von A. destructor gut unterschieden ist.
Hamburg, 9. November 1907.
o?^^QQQ®^-c-
1 B. E. Green, The Coccidae of Ceylon, J, 1896. Tafel VIII.
^ Riv. di pat. veg. Vol. VII, 1899, p. 69 f.
a E. E. Green, Insect pests of the Tea plant, 1890, p. 22.
4 M. E. Fernald, A catalogue etc.. p. 278.
[Berl. Entom. Zeitschrift. Band LIT, Jahrgang 1907]. 107
Epicnaptera hybr. tremulifolia Hbn. cf
X ilicifolia L. 9.
Von Fr. Lenz, Pflugrade b. Schönhagen (Pommern).
Als Grundlage für die Beschreibung dieser Hybride, die weniger
durch ihr Aussehen als durch einige biologische Eigentümlichkeiten
bemerkenswert ist, liegen mir vier sterile weibliche Exemplare vor.
Die Tiere sind reichlich so gross wie Q Q der beiden Stammformen,
enthalten aber, dem dünnen Leib nach zu urteilen, keine Eier.
Das ist ein Beweis, iJass eine echte Hybride vorliegt, d. h. ein
Kreuzungsprodukt zweier physiologisch getrennter Tierformen. Dem
Gesamteindruck nach stehen alle vier P^xemplare recht nahe der
tremulifolia. Es scheint also auch hier die Vererbung von der
väterlichen Seite stärker zu sein. Die Voderflügel sind oberseits
von tremulifolia nur durch den dunkler grauen Apicalteil verschieden;
zwei Stücke zeigten den grauen Distalsaum (Aussenrand) und den
Mittelfleck von ilicifolia angedeutet. Die Hinterflügel haben mehr
von dem Grau der mütterlichen Art und sind etwas dunkler als die
beider Stammeltern. Insbesondere ist die schmale helle Binde von
ilicifolia hier gut ausgeprägt. Trenudifolia hat an der gleichen
Stelle meist eine breite verwaschene Aufhellung Die Unterseite
steht in Farbenton und Zeichnung fast näher der ilicifolia. Deren
dunkelbraune Binden sind annähernd in voller Stärke ausgeprägt.
— Soviel ich weiss, ist diese Hybride anderweitig noch nicht be-
schrieben worden, und ich schlage deshalb dafür den Namen
Epicnjiptera hybr. veris
vor, da ich die Zucht durchführte während der Monate Mai und
Juni 1907.
Zur Erreichung der Copula musste ich ziemlich viel Material
aufwenden, ehe ich Erfolg hatte. Die umgekehrte Kreuzung gelang
mir leider nicht, da. cf cf von ilicifolia wenig paarungslustig sind.
Das mit tremulifolia cf copulierte Q von ilicifolia. legte 128 Eier,
die von gewöhnlichen ilicifolia-K\Qvv\ natürlich nicht verschieden
waren Die Hälfte davon wurde im Freien an Salix vitellina
gebunden. Aus den 64 Eiern, die ich zur Zimmerzucht zurück-
108 Ir. Lenz.
beliielt, schlüpften 31 Räupchen, o3 trockneten ein. Merkwürdig ist
hierbei, dass sich 31 zu 33 fast genau verhält wie 100 zu lOfi;
welches bekanntlich dem natürlichen Geschlechtsverhältnis sehr nalie
kommt. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die Zucht im
Gegensatz zu den meisten andern Hybriden bisher nur 9 9 lieferte
und auch die noch nicht geschlüpften Puppen weiblich zu sein
scheinen, liegt der Schluss nahe, dass überhaupt nur die weiblichen
Eier in diesem Falle lebensfähig sind. Immerhin bedarf diese
Hypothese natürlich der Nachprüfung, Von den Räupchen nahmen
nur 15 das Futter an. Ich reichte Salix babylonica und
cinerea unter einem umgestülpten Glashafen. Vaccinium
myrtillus, Salix fragilis und caprea wurden auch später
nicht angenommen. Die kleinen Räupchen unterscheiden sich nicht
von ilicifoUa. Vor der letzten Häutung waren die Raupen 3' 2 cm
lang, dunkel blaugrau mit zwei gelbroten Rückenlinien, auf jedem
Segment mit zwei grossen und mehreren kleinen dunkeln Punkten
Die beiden Prachtflecke waren orange, seitlich schwarz begrenzt.
Die erwachsenen Raupen waren öV^ bis 6 cm lang und der Färbung
nach in zwei Gruppen geteilt. Die Mehrzahl war hell schiefergrau
zerstreut orange untermischt, mit rötlichen Haaren, im Gesamt-
eiiidruck hell rotbraun. Von diesen waren die übrigen auffallend
verschieden, nämlich dunkel schiefergrau mit sehr geringer rötlicher
Einmischung, an manchen Segmenten mit hellgrauen Flecken und
dunkelgrauen Haaren, sodass der Gesamteindruck dunkel graublau
wurde. Beide Raupenformen waren sehr rindenähnlich Die letzte
Häutung wurde von fünf Raupen überstanden. Davon erhielt ich
vier kräftige Puppen, von denen eine oben in einer Kastenecke ganz
nach Art von nenstria eingesponnen war, die übrigen im Moos.
Die Zucht hatte vom Schlüpfen der Räupchen bis zur Anfertigung
des Cocons 39 bis 45 Tage gedauert. Im Freien an der Dotterweide
waren G Raupen zur Verpuppung gelangt. Ende Juli. d. h. 5 bis
6 Wochen nach der Verpuppung erschienen schon 2 Falter; der
dritte ganz unerwartet am 3. September, der vierte am 10.
Oktober. Merkwürdig ist hierbei, dass die Tiere um so
ähnlicher der mütterlichen ilicifolia ausfielen, je später
der Zeitpunkt des Sclüpfens fiel. Vielleicht ist dies vor-
zeitige Schlüpfen ohne Ueberwinterung als Atavismus aufzufassen,
da die nächsten Verwandten der Gattung Epicnaptera sich alle so
verhalten; vielleicht aber ist die Ursache davon nur in der ausser-
gewöhnlich frühzeitig beendeten Zucht zu suchen.
[Berl. P:ntüm. Zeitschrift, Band VII, Jahrgang 1007]. 109
Die Entwicklung von Dipteren in den Brutgängen
von Myelophilus piniperda L.
Von R. Kleine, Halle a. S.
Der Parasitismus ist im ganzen Reiche der Organismen weit
verbreitet und die Schmarotzerlehre eine der interessantesten
Disziplinen welche die Naturwissenschaft überhaupt aufweist. Zwar
ist der Parasitismus keinesfalls immer ein fest ausgeprägter, sondern
es sind die Grenzlinien zwischen wirklichen Parasiten, Feinden,
Mitbewohnern u. s. w. oft so verschwommen und voller Uebergänge,
dass es schwer ist, sich klar für eine Kategorie zu entscheiden. So
geht es mir auch mit den drei Dipterenarten die ich hier zum
Gegenstand meiner Betrachtung gemacht und die ich als Gelegenheits-
oder Wohnparasiten in den Brutgängen eines Borkenkäfers gefunden
habe. Es sind dies: Medeierns ohscurus Zett., Sciara analis Kgger
und Lonchaca vaginalis Fall.
Die Zahl der in Borkenkäferbratgängen vorkommenden Wohn-
parasiten ist keine kleine; die meisten Insektenordnungen sind
darunter vertreten, die Zahl der darunter befindlichen und beobachteten
Dipteren ist aber nur sehr klein. Das hat seinen Grund: Die
mangelhafte Beobachtung ist Schuld daran und dies umsomehr, da
keine eigentlichen Schädlinge darunter sind und deshalb den Forst-
entomologen, ob praktischen oder theoretischen, kein Interesse ab-
genötigt haben.
Der Kreis meiner Beobachtungen ist ja bis jetzt noch ein sehr
kleiner. Die nachbeschriebenen Arten leben in Brutgängen von
Myelophilus piniperda L. Dieser Käfer ist an Pinus silvestris, der
gemeinen Kiefer sehr häufig, wo er an unterdrückten und kranken
Stämmen zwischen Borke und Splint lebt. Reisst man von einem
geschlagenen, aber noch mit Borke versehenen Stamm ein Stück
derselben ab, so bietet sich dem Auge des erstaunten Beobachters
ein reiches Leben dar und die Zalil der als echte Schmarotzer,
Wohn- oder Gelegenheitsparasiten lebenden Insektenarten übertrifft
die der Wirtskäfer oft um ein Beträchtliches.
Im Nachfolgenden möchte ich nun meine Beobachtungen näher
ausführen.
110 K. Kleine:
Medeterus obscurus Egger.
Im Frühjahr 190G kam mir die Puppe dieser Art zu Gesiclit
die ich, auf Borkenkäferichneumonen pürschend, für eine solche
hielt. Meine Beobachtungen von damals waren von einigem Erfolg
gekrönt, denn ich konnte die Art der Verpuppung und die Erscheinungs-
zeit feststellen. Die Borkenkäfer waren gerade geschlüpft, einige
verspätete Jungkäfer noch in den Gängen. In der ersten Hälfte des
Juli ist die zweite Generation des Käfers zum Schlüpfen; wer
beschreibt mein Erstaunen, als ich auch bei der zweiten Generation
unter ganz gleichen Umständen wie bei der ersten die Medeterus-
puppen in den Käferbrutgängen vorfand. Der Gegenstand begann
mein Interesse zu erwecken und ich habe nun, nachdem ich nochmals
zwei Generationen beobachtet habe, folgendes gefunden: Die Larven
sind mit einem deutlichen Kopf versehen, sie besitzen Augen, Fühler
und Mund Werkzeuge. Das sind Eigenschaften welche jenem grossen
Teil der der Fliegenlarven, die wir gemeinhin als Maden bezeichnen,
fehlen. Die Medeteruslarve ist auch nicht fusslos sondern mit
sogenannten pedes spurii, unechten Füssen, versehen. Ferner sind
die Larven amphipneumatisch, das heisst, die äusseren Atmungs-
organe sind nur auf dem ersten und letzten Ringe vorhanden, im
Gegensatz zu den peripneumatischen, welche diese Organe auch auf
den mittleren Ringen besitzen.
In den Larvengängen der Käfer, da, wo seine Puppenwiege sein
sollte, sehen wir an ihrer Stelle die Fliegenpuppe liegen. Es ist
eine Mumienpuppe, d. h. eine Puppe, die alle späteren äusseren
Organe des Insektes schon zeigt, im Gegensatz zu den, bei Fliegen
häufig vorkommenden Tonnenpuppen. Sie ist von sehr gedungener
Gestalt, viel kleiner als die Fliege, von vveisslichgelber Farbe, nur
der Kopf zeigt die schwarzen Augenpunkte. Die Puppe liegt auf
dem Rücken, Kopf und Hinterleibsende sind etwas nach oben
gebogen und die Flügelscheiden auf einen spitz nach oben aus-
gehenden Kiel zusammengelegt. Das Merkwürdigste ist aber, dass
die Puppe keineswegs frei liegt, sondern mit einer feinen, weissen
pergamentäiinlichen Schutzhaut überdeckt ist, die den nach oben
zeigenden offenen Teil der Puppenwiege fest verschliesst. Die Puppe
ist von ausserordentlicher Lebendigkeit und reagiert auf die kleinste
Störung. Ist die Zeit zum Schlüpfen, so sprengt das schlüpfende
Insekt die Puppenhülle in einer T förmigen Oeffnung auf dem Rücken,
nagt in die Schutzhaut ein kleines Loch und schiebt sich nun mit
der ganzen Puppenhülle bis zu den Hinterleibsringen aus der Wiege
heraus, alsdann erfolgt erst das Schlüpfen. Die Fliege folgt nun
Die Entwicklung von Dipteren. 111
dem gefressenen Larvengang des Käfers und verlässt das ganze
Frassbild, indem sie aus dem Einbohrloch des Mutterkäfers heraustritt.
Die Fliege ist eine gewandte Räuberin wie ihre Faniilien-
genossen alle; während diese aber alles sehr schlanke metallisch
gold- und grünglänzende Arten sind, ist Medeterus obscurus fast
einfarbig grau. Wir können die kleine kaum 5 mm lange Fliege
mit ihren langen Beinen an der Unterseite der Blätter hängen sehen
wobei ihre etwas bucklige Gestalt einen komischen Anblick gewährt,
Hier lauert sie hinterlistig auf Beute, die in Insekten besteht. Alles
was nur einigermassen zu bezwingen ist fällt diesem kühnen Räuber
zum Opfer.
Es fragt sich nun: steht die Entwicklung der Fliege irgendwie
mit der des Käfers im Zusammenhang. Zweierlei ist mir sehr
merkwürdig, nämlich erstens: dass die Entwicklungszeiten der beiden
Insektenarten in einander fallen und zweitens, dass die Fliege bei
keinem anderen Borkenkäfer zu finden war und es sind doch immer-
hin ein gutes Putzend die an der Kiefer vorkommen. Es ist ferner
auffällig, dass in den Larvengängen in welcher eine Fliegenpuppe
lag, kein Käfer zur Entwicklung gekommen war, dabei war aber das,
von dem Käfer ausgestossene Frassmehl noch in den Gängen.
Daraus ergibt sich, dass die Käferlarve fast ihre vollständige Grösse
erreicht haben muss und dann erst zu Grunde ging. Es wäre also
die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, dass die Medeterus-
larve vom Raube lebt und die Käferlarve so zusetzt, dass sie kurz
vor der Verpuppung an Entkräftung eingeht. Unsere Kenntnisse
über die Biologie der kleinen Dipteren ist leider noch eine sehr
geringe, von der vorliegenden Art sagt Schiner'): Metamorphose
unbekannt; übrigens hatte er in diese Angabe auch alle Gattungs-
genossen mit einbezogen.
Sciara analis Zett.
Ein wesentlich anderes biologisches Bild gewährt diese zweite
von mir beobachtete Art. Hier ist jeder, auch nur der geringste
wirkliche Parasitismus ausgeschlossen und höchstens von einem Mit-
bewohner zu sprechen. Auch diese Art habe ich bis jetzt nur in
den M. joim'p^rofa-Gängen beobachtet.
Die Larve ähnelt der von Medeterus: ist aber schlanker und
von schmutziggraubrauner Farbe. Sie ist nach Scbiner's-) Angaben
1) Schiner, Dipt. austr. I. 23()
-j a. a. 0. II. 418.
112 R. Kleine:
wie alle Gattungsgenossen phytophag. d. h sie lebt ausschliesslich
von Pflanzenstoffen; von welchen, werden wir noch sehen.
Einen interessanten Anblick gewähren die Larven auf ihrem
Wo! nplatz. Man wird sie nie wie die erstbeschriebene Art in den
Frassgängen des Käfers selbst finden, sondern stets in der Nähe
des mütterlichen Brutganges wo sie sich an solchen Stellen an-
siedeln, die nicht von den Käferlarven zerfressen sind. Nun ist es
eine allen Forstentomologen bekannte Tatsache, duss sich in den
Käfergängen sehr häufig ausgedehnte Pilzkolonien finden, die
entweder spontan vom Eingang des mütterlichen Brutganges aus
entstehen oder aber von den Käfern selbst angelegt werden. Die
Kolonien nehmen oft eine grosse Fläche ein und gewähren in ihren
cisblumenförmigen und oft farbenprächtigen Wucherungen einen
prächtigen Anblick; diese Pilzwuchorungen nun sind es die den
Anziehungspunkt für die analis-h^we bilden. Wir können dieselben
dann zu 10 — 12 in einer sternförmigen Anordnung die Köpfe nach
aussen, auf diesen Kolonien sitzen sehen und, das ist das
Wichtigste, beim Fressen derselben beobachten. Die Larven verlassen
den einmal gewählten Wohnplatz nicht, da die Pilzfäden stets nach-
wachsen. So kann man denn genau sehen wo eine solche Larven-
niederlassung wahrend ihrer ^'anzen Lebenszeit gesessen hat. Ob
sich die Larven häuten kann ich nicht sagen; Hautrestewaren nicht
sichtbar.
Die Vcipui)pung erfolgt nicht an dem Ort ihres Larvenlebens,
sondern die Larven wandern in den Brutgang des Mutterkäfers wo
sie sich zu 2 — 3 neben — und zu mehreren Schichten übereinander,
immer die obere Schicht mit dem Leibesende an das Kopfende der
unteren, verpuppen. Die Mumienpuppe ist von sehr schlankem Bau,
von zitronengelber Farbe und mit schwarzen Augenpunkten. Eine
Schutzhülle wird nicht angelegt; die Puppen liegen locker bei-
einander.
Die Fliege die zur Familie der MycetophUiden gehört erscheint
Anfang Mai in, soviel ich beobachten konnte, einer Generation. Sie
ist wie alle ihre Gattungsgenossen von schwarzer Farbe, nur der
Hinterleib ist dunkelgelb. Grösse 6—7 mm. Als bemerkenswert
ist mir die Tatsache erschienen, dass die Entwicklung niemals in
solchen Frassgängen statthat in welchen noch Käfer leben. Ich
glaube wohl, darin eine Stütze für meine Ansicht, dass es in erster
Linie auf die Pilzkolonie und erst in zweiter auf die Wohn-
gelegenheit ankommt, zu finden. Aus diesem Grunde ist es leicht
erklärlich, dass die Entwicklung auch in solchen Bäumen stattfindet
Die Entwicklung von Dipteren. 113
die schon gänzlich trocken sind, wo aber das Pilzmycel dnrch die
äussere Feuchtigkeit noch üppig fortwuchert.
Das Ausschlüpfen erfolgt auch bei dieser Art durch das Ein-
bohrloch des Mutterkäfers.
Lonchaea vaginalis Fall.
Genaue biologische Beobachtungen über diese Art sind mir noch
nicht bekannt geworden. Einige Arten dieser Gattung leben in den
Stengeln von Krautpflanzen; von anderen sagt Bouche, dass sie sich
unter der Borke von Weidenbäumen entwickeln.
Mitte Mai d. J. fand ich die Puppe unter dünner, sogenannter
Spiegelrinde wo sie, es ist eine Tonnenpuppc, frei in den von Frass-
mehl cntblössten Gängen lag. Ich habe die Larve noch nicht unter
der Borke gefunden, Bouche sagt aber ausdrücklich auch die Larve
habe darunter gelebt. Da aber jeder direkte Zusammenhang mit
dem Borkenkäfer von der Hand zu weisen ist, so ist es mir noch
unklar wovon dieselbe gelebt haben könnte: pflanzliche Cirkulations-
stotfe kommen nicht in Betracht, da die Bäume gefällt und völlig
trocken waren.
Ich erwähne deshalb auch diese Art nur gelegentlicli als unter
der Kiefernborke bei Borkenkäfern gefunden. Die Fliegen schlüpfen
Mitte bis Ende Mai und sind dann auf Blüten zu finden; später im
Jahre habe ich keine mehr beobachtet, sie scheint also nur eine
Generation zu haben, was ich übrigens für diese Art wenigstens,
auch für ungarische Stücke sagen kann.
Auffallend ist die kleine schlanke Tonnenpuppe im Verhältnis
zu der breiten und plumpen F'liege. Diese gehört zur Gruppe der
Gemeinfliegen in die Familie der Sapromi/zidae, ist von dunkel-
stahlblauer Farbe und mit der vielleicht identischen J.. chorea so
übereinstimmend, dass Verwechselungen fast unvermeidlich sind.
Die Weibchen zeichnen sich durch eine lange Legeröhre aus. Es
ist also wohl möglich, dass mit Hilfe derselben die Eier in Schlüpf-
löcher der Borkenkäfer befördert worden sind und damit die Larven
sofort an den Ort ihrer Ausbildung gelangen Jedenfalls deutet diese
Ausrüstung aber darauf hin, dass die Entwicklung dieser Arten alle
im Innern der Nalirungspflanzen stattfindet.
114 [Berl. Entom. Zeitschrift, Band LIT, Jahrgang 1907.]
Professor Dr. Otto Tliieme f.
Durch den Tod des Herrn Professor Dr. Otto Thiemehat der
Berliner Kntomologische Verein einen schmerzlichen Verlust erlitten.
Am 1. .Juli 1907 hat er die klaren Augen, die ihn befähigten die
Insekten nicht nur zu erspähen, sondern auch neue Arten zu beschreiben
und zu bestimmen, auf immer geschlossen. Am 24. Januar 1857 in
Oldisleben im Grossherzogtum Sachsen-Weimar geboren, verlebte er
dort im Hause seines Vaters, eines Landpredigers, seine Jugendzeit
und erhielt von ihm den ersten Unterricht. Schon damals beschäftigte
er sich in seinen Mussestunden mit dem Sammeln von Insekten,
namentlich Schmetterlingen. Mit welchem Verständnis für Farben
und Formen er schon als Knabe die Tiere betrachtete, hat er durch
die von ihm selbst gemalten Abbildungen von Schmetterlingen be-
wiesen, die er noch im Laufe seines letzten Lebensjahres dem Vereine
vorzeigte. Auch während er das Gymnasium jn Eisleben besuchte
und, nach bestandener Maturitätsprüfung, in den Universitäten Jena
und Leipzig studierte, fand er Mussestunden, um seiner entomolo-
giscben Lieblingsbeschäftigung obzuliegen. Durch eine mehrjährige
Tätigkeit als Lehrer in Wiborg in Finnland lernte er die besonderen
Formen der nordischen Fauna kennen. Hierauf widmete er sich
dem höheren Schulfache und hat bis an sein Lebensende als Ober-
lehrer und Professor dem Sophieen-Real-Gymnasium zu Berlin , hoch-
geschätzt von seinen Berufsgenosssen und Schülern, ai.oohört,
Während einer wissenschaftliehen Forschungsreise durch Südamerika
in der er die Tropenwälder am Amazonenstrom durchwanderte und
die Höhen der Cordilleren erstieg, konnte er sich ganz dem Sammeln
von Schmetterlingen und Käfern widmen. Nachdem seine umfang-
reiche Käfersammlung in den Besitz des Königl. Museums für Natur-
kunde übergegangen war, beschränkte er seine entomologischen Studien
auf die Lepidopteren und zwar auf die Rhopaloceren der ganzen
Erde. — Dem Berliner entomologischen Vereine gehörte er als
Mitglied seit dem Jahre 1868, also beinahe vierzig Jahre, an. In
N ekr olog. 115
den Vereinssitzungen beteiligte er sich mit grosser Lebhaftigkeit an
den Diskussionen und betonte bei zweifelhaften Fragen seinen Stand-
punkt mit einer gewissen Schärfe, die er oft durch eine humoristische
Wendung zu mildern verstand. Wie oft erfreute er den Verein
durch Vorzeigung seltener und neuer Arten aus den Schätzen seiner
musterhaft gehaltenen Sammlung, einer der bedeutendsten Berlins.
Zu diesem Zwecke brachte er oft trotz seines vorgerückten Alters,
ohne die Mühe des Transportes zu scheuen, grosse Kasten nach dem
Vereine. Diese Vorzeigungen erhielten dadurch einen besonderen Reiz,
dass er namentlich bei südamerikanischen Faltern die Fundorte und
Lebensweise derselben aus eigener, auf seinen Reisen gewonnener
Anschauung zu schildern verstand. Auch aus seinen neueren Reisen
nach Macunjaga am Monte Rosa und nach Pontresina brachte er
durch besondere Färbungen und Zeichnungen ausgezeichnete Stücke,
namentlich Melitaeen, Lycaeniden, Erebien und Satyriden mit. Ge-
stützt auf seine gründliche Kenntnisse der lateinischen und griechischen
Sprache verurteilte er mit Entschiedenheit die in neuerer Zeit vor-
gekommenen unwissenschaftlichen Aufstellungen neuer Artennamen.
Ein begeisterter Anhänger Linnes hielt er an der binominalen Nomen-
klatur fest. Aus seiner schriftstellerischen Tätigkeit leuchtet seine
grosse Gründlichkeit, seine Klarheit im Ausdruck und seine Kürze
und Schärfe der Diagnose hervor. Für die Zeitschrift des Vereins
ist er bis an sein Lebensende in hervorragender Weise tätig gewesen
und zwar durch folgende Arbeiten :
Neue Coleopteren aus Ost- und Mittelasien.- Bd. 25. Seite 97.
Fragmentarisches über Analogie im Habitus zwischen Colopteren-
Species verschiedener Gattungen und Familien. Bd. 28 S. 191.
Eine neue Ixias von Nias Bd. 41, S. 408.
Zwei neue Satyriden aus der Cordillere von Süd-Amerika. Bd.
47 S. 281.
Eine neue Tithorea vom Chanchamayo. Bd. 47 S. 282.
Neue Tagschmetterlinge aus der Südamerikanischen Cordillere.
B.' 40 S. 190,
Zwei neue weisse Lymanypoda. Bd. 49. S. 161.
Zwei unbeschriebene Euploeen der Lisel Nias. Bd. 49 S. 163.
Eine neue Alaena aus Deutsch-Ost-Afrika. Bd. 49 S. 164.
Monographie der Gattung Pedaliodes. Bd. 50 S. 43.
Monographische Bearbeitung der Gattungen Lasiophila, Daedalma,
Catargynnis, Oxeoschistus, Pronophila, Gerades. Bd 51. p. 99.
Familiae Lemoniidarum supplementa cum notis (Lepidoptera
Rhopalocera) Bd. 52 S. 1—16, in lateinischer Sprache (nach dem
Tode des Verfassers als dessen letztes Werk erschienen.)
9
116
Nekrolog.
Die hervorragenden Leistungen auf dem Gebiete der Entomolo-
gie und seine Verdienste für den Berliner Entomologischen Verein
haben denselben bestimmt, den Professor Thieme am Jubiälumstage
des fünfzigjährigen Bestehens des Vereins, am 9. Oktober 1906, /u
seinem Ehrenmitgliede zu ernennen und bestimmen den Verein jetzt
nadi seinem Scheiden ihm schmerzlich bewegt nachzurufen :
Ehre seinem Andenken!
F. Ziegler.
[Berl. Eiitomol. Zeilschr., Hand LH, Jahrg 1007.] 117
Literatur.
Entoinologisclics Jalirl)ueli. 17. Jahrgang. Kalender für
Insektensammler auf das Jahr 1908. Herausgegeben von Dr. 0.
Kraneher, Leipzig. Verlag von Frankenstein u. Wagner. 1908.
Preis: M 1.60.
Der neue Jahrgang des bekannten Taschenbuches schliesst sich
würdig seinen Vorgängern an und ist nicht nur allen Entomophilen,
die dem Sammeln von Insekten mehr als Sport huldigen, aufs Wärmste
zu empfehlen, da diese Jahrbücher durchaus geeignet sind, zu ernst-
hafterer wissenschaftlicher Arbeit anzuregen, die dem Sammler eine
viel tiefer gehende Befriedigung gewähren wird, als das blosse Sam-
meln von Insekten etwa in der Art wie man Briefmarken sammelt-
Aber auch der erfahrene Entomologe wird mancherlei Nützliches in
dem Büchlein finden.
Besonders erfreulich ist es, dass die monatlichen Sammelanwei-
sungen diesmal den leider bisher so sehr vernachkässigten Mikro-
lepidopteren gewidmet sind, und zwar speziell den Pyraliden Mittel-
europas, die in dem bekannten Spezialisten Dr. A. Meixner den
vorzüglichsten Bearbeiter gefunden haben.
Aus dem übrigen reichen Inhalt seien besonders hervorgehoben die
Aufsätze von H. Gaue kl er über Xylomyges conspicillaris L, von
M. Gillmer über Gortyna ochracea Hb, von Fr. Harmuth über
Deilephila hybi'. epilobii Boisd., von Fr. Ho ff mann (Krieglach) über
Nachtfang, F. Kuhnt über Wasserkäfer, R. Heine mann über
Borkenkäfer (hier hätten nur einige Druckfehler vermieden werden
können; auf S. 150 sind mir o falsche Käfernamen aufgefallen, auf
S. 154 ausser dem 3mal wiederholten Scolytes noch 3 andere falsche
Endungen), A. Reichert über aberrative Coccinelliden, K. Dorn
über Steatoderus ferrugiueus Latr., Dr. F. Speiser über die Gat-
tung Volucella usw. Ganz besonders beherzigenswert ist die Mitteilung
von Frof. Dr. Rudow über seine biologischen Sammlungen; nur
die Einleitung hätte wohl etwas weniger gehässig gegen die Syste-
matiker gehalten werden können. Oder ist etwa auch Ganglbauer
zu den Leuten zu rechnen, „die eine Sammlung zusammengekauft
118 Literatur.
hatten, um dann auf Grund dieser Tätigkeit epochemachend auf-
zutreten" '?
Immerhin, wenn auch Witzblattanekdoten, wie auf S 115, in
unmittelbarer Nachbarschaft ernsthafter wissenschaftlicher Aufsätze
nicht nach Jedermannes Geschmack sein dürften, so bietet doch das
Jahrbuch so viel Wertvolles für den billigen Preis, dass seine An-
schaffung durchaus jedem Entomologen zu empfehlen ist.
Prof. B. Wanach.
Dr. Gilbert Fuchs, Ueber die Fortpflanzungsverhältnisse der
rindenbrütenden Borkenkäfer verbunden mit einer geschichtlichen
und kritischen Darstellung der bisherigen Literatur. München 1007,
(Ernst Reinhardt, Verl)
In dieser ungemein fleissigen Arbeit teilt Verf. die Resultate
seiner Zuchtversuche und Beobachtungen im Walde an Kärntner
Borkenkäfern mit und verbindet damit eine eingehende Kritik der
bisherigen Arbeiten über die Biologie dieser Schädlinge und einiger
Curculioniden. Nach einer kurzen Einleitung, in der der Nutzen
auch irrtümlich gedeuteter Beobachtungen hervorgehoben wird,
bespricht Verf. den „Nachfrass der Jungkäfer", d. h. das Fressen
der aus der Puppe geschlüpften Käfer bis zum Erhärten des Chitin-
panzers und zur Erlangung der Geschlechtsreife, und kommt zu dem
Resultat, dass alle Ipini (Tomicini) Nachfrass üben, die Arten der
Gattung Eccoptogaster dagegen nicht, und dass die Hylesinini sich
sehr verschieden verhalten, indem einige ohne Nachfrass ausschwärmen
und sofort biüten, andere ohne Nachfrass ausschwärmen, dann erst
an neuer Stelle iiachfressen und erst hierauf brüten, und endlich
solche, die gleich an der Geburtsstätte nachfresseu. Dann wird der
„Regenerationsfrass der alten Käfer" besprochen, durch den die
Mutterkäfer nach erfolgter Eiablage dafür sorgen, dass die Geschlechts-
organe wieder aktionsfähig werden; solches Verhalten beobachtete
Verf. namentlich bei Hylesinus fraxini Panz., Ips (Tomicus) typogra-
l)hus L., der bis 20 Monate alt werden kann, bei Pityogenes bistri-
dontatus Eichh. und pilidens Reitt.; bei mehreren anderen Arten ist
ein gleiches Verhalten mindestens sehr wahrscheinlich. In einem
weiteren Abschnitt wird gezeigt, dass die Arten der Gattung Eccop-
togaster, die sich durch kurze Lebensdauer der Käfer auszeichnet,
in der Regel zwei Generationen im Jahre ergeben, dass die Ipini bei
günstigen äusseren Verhältnissen zwei, bei ungünstigen nur eine
Generation erzeugen, und dass Myelophilus minor Hartig und pini-
perda L., Dendroctonus micans Kug. und andere stets nur in einer
Literatur. 119
Generation auftreten. In der nun folgenden historischen Darstellung
der P^ntwicklung unserer biologischen Kenntnis der Ipidae (und im
Zusammenhang damit einiger Pissodesarten etc.) ist es sehr inter-
essant zu sehen, wie frühere Spezialforscher (Ratzeburg, Eichhoff u. a.)
auf Grund der ihnen vorliegenden, unstreitig schon sehr eingehenden
Beobachtungs- und Zuchtresultate zu ganz falschen Ansichten über
die Biologie der Borkenkäfer gelangen mussten, weil das Tatsachen-
material noch nicht ausreichte, um gewisse Lücken in der Erkenntnis
richtig auszufüllen. Bekannt war schon lange, dass Schwärmperioden
vom Beginn des Frühlings bis tief in den Herbst hinein vorkommen,
und dass das Larvenstadium nur kurze Zeit dauert; unter der sehr
entschuldbaren Voraussetzung, dass die geschlechtsreifen Käfer
keine lange Lebensdauer haben und sich nur einmal fortpflanzen,
musste man demnach zur Ansicht kommen, dass vielfach selbst mehr
als zwei Generationen im Jahre auftreten. Die Tatsache, dass viele
Borkenkäferarten sehr lange leben und dass die Weibchen keines-
wegs immer gleich nach der t^iablage sterben, sondern oft, vielleicht
sogar in der Regel, zum zweiten Mal befruchtet werden und Eier
legen, war zwar schon einigen Schriftstellern am Ende des 18. Jahr-
hunderts bekannt gewesen, geriet aber im 19. Jahrhundert in
Vergessenheit, bis erst neuere Beobachtungen zu dieser das ganze Ent-
wicklungsbild vollständig umgestaltenden Erkenntnis führten. Die
Lebensverhältnisse der Borkenkäfer sind eben durch die je nach den
äusseren Verhältnissen innerhalb weiter Grenzen schwankende, meist
aber kurze Dauer des Larvenstadiums, die langsame Entwicklung des
Käfers zur Geschlechtsreife, die Abhängigkeit des Schwärmens von
der Witterung, besonders von der Temperatur, durch die Langlebig-
keit und wiederholte FortpHanzungsfähigkeit so ungemein wechselnd,
dass es keineswegs verwunderlich ist, wie sich so viele Irrtümer so
lange haben halten können. Besonders hervorgehoben wird das
Verdienst von K n o c h e , dessen Untersuchungen über die unentwickelten,
reifen und abgebrunfteten Genitalorgane erst die Möglichkeit schufen,
die Frage der wiederholten, nach dem Regenerationfrass erfolgenden
Fortpflanzung zu entscheiden. Den Schluss bildet eine kurze Besprech-
ung der Zuchtmethoden und forstwirtschaflichen Bekämpfungsmass-
nahmen, und endlich lU Tafeln mit vorzüglicher Wiedergabe von
Frassbildern nebst erläuterndem Text.
B . W a n a c h
Die Hymeuopteren Mitteleuropas von Prof. Dr. Otto
Schmiedekiiecht, nach ihren Gattungen und zum grossen
Teil auch nach ihren Arten analytisch bearbeitet. Jena 1907. Verlag
von Gustav Fischer. — Hochoktav. — 804 pag. — Preis Mk. 20,00.
120 Literatur.
Ein gewaltiges Stück von Lebensarbeit liegt in diesem hervor-
ragenden Werk dieses Meisters im Gebiet der Hymenopterologie
vor. In den Jahren 1882 bis 1884 beschenkte Schmiede kn echt
die entomologische Literatur mit dem klassischen Werk: Apidae
Europacae. Die Opuscida Ichneumonologica desselben Verfassers
fuhren seit dem Jahre 1902 in vierteljährlich erscheinenden Heften
(15 Hefte ä o Mk. sind bisher erschienen) in das hochinteressante
und schwielige Gebiet der Ichneumoninen, Cryptinen und Pimplinen
etc. ein.
Seit jener Zeit sind umfassendere Handbücher im Gebiet der
Hjmenopterenkunde nicht erschienen. Es sind wohl auch nur wenige
Forscher in der Lage, sich aus eigenem Wissen und selbständigen
Forschungen grade auf diesem schwierigen und gewaltig umfangreichen
Gebiet zu einer zusammenfassenden Darstellung aufschwingen zu
können. Schätzen wird daher die Bereicherung der entomologischen
Literatur durch das schöne Werk um so höher.
Das vorliegende Handbuch berichtet zunächst über sämtliche in
Mitteleuropa vorkommende Familien und Gattungen der Hymenopteren.
In den Bestimmungstabellen ist das Gebiet zum Teil auf ganz Europa
erweitert. Die sog. aculeaten Hymenopteren, insbesondere die
Bienen und Grahwespen sind sämtlich auch nach ihren Arten be-
handelt. Das Gebiet Mitteleuropas ist hier recht weit ausgedehnt.
Selbst die Arten der Südschweiz und von Südtirol, der Mittelmeer-
fauna zugehörig, desgleichen die Steppenformen Ungarns sind voll-
ständig berücksichtigt. Auch die Unterfamilie der eigentlichen
Ichneumoninen und einzelne Gattungen der Tenthrediniden und der
epiaceu, capite, thoracis dimidio anteriore, antennis pedibusciuc
flavobnnmeis, trochanteribus puncto nigerrinio signatis et spiculo siiigiilo
niunitis, valva inferiore feminae obtusa.
8^0 mm lang. Schwarzbraun, der Kopf, die vordere Hälfte des
Thorax und die Gliedmassen heller, gelbbraun. Stirn breit, mehr
als ein Drittel der Kopfbreite einnehmend, gleichmässig gewölbt, Rüssel
kurz, dick, Taster ziemlich dick mit schlankem Endglied. Antennen
hellgelb, mit cylindrischem Grundglied, das zweite kuglig, die
eigentliche Geissei mit allmählich an Länge abnehmenden, schlank
cylindrischen Gliedern, die auf der Mitte einen unregelmässigen
ßorstenwirtel tragen. Vom dritten Gliede an ist diese borstentragende
Mitte leicht schwärzlich gefärbt, wodurch eine Ringelung entsteht,
die mit jedem folgenden Gliede deutlicher ausgesprochen wird, am
letzten Gliede aber nicht die Mitte, sondern die Endhälfte einnimmt.
Prothorax ganz gelbbraun. Am Mesothorax ist der vordere Abschnitt
des Scutum (Stückes vor der Naht) und eine breite Strieme nach
der Flügel Wurzel hin ebenso gefärbt, der Rest nebst Pleuren ur.d
Metonotum schwarzbraun. Die schwarzbraune Färbung setzt sich
aus den drei gewöhnlichen Striemen zusammen, die aber hier ganz
eng zusammenhängen, auch an der Naht nur ganz wenig durch helle
Färbung in der Mitte unterbrochen sind, die mittlere dieser Striemen
reicht also ziemlich weit nach vorne. Das Scutellum ist gelbbraun.
Dieselbe Farbe haben die Hüften und Beine. Die sämtlichen
Trochanteren sind dadurch ganz auffallend, dass sie dicht vor ihrem
Gelenk mit den Schenkeln einen tief schwarzen Punkt und dahinter
am Gelenkrande einen kurzen starren Dorn tragen. Fleck und Dorn
sitzen bei den Vordertrochanteren am Hinterrande, bei Mittel- und
Hintertrochanteren am Vorderrande. Von den Beinen ist nur noch
ein einziges in Verbindung mit dem Körper, das linke Hinterbein,
drei andere lose erhalten, anscheinend ist kein Vorderbein dabei.
1) Vgl. K. Grünberg., Eine neue Tipulidengattung Idiophlebia nov.
gen., von den Karolinen., im Zool. Auz. v. 26., p. 524—528, 15. VI. 19013.
Dipteren aus Deutschlands afrikanischen Kolonieen. 135
Bei den erhaltenen Beinen ist allemal die Spitze des Schenkels und
die der Tibien schwarzbraun, die Hinterbeine sind sehr lang, sowohl
der Schenkel als die gleichlange Tibia erreicht fast Körperlänge;
die Tarsen, die fast alle fehlen, scheinen ebenso am Gliedende dunkel
zu sein. Die Flügel sind graulich tingiert, in der vorderen
Submarginalzelie intensiver, das Geäder weist keine nennenswerten
Abweichungen auf gegenüber der Abbildung desjenigen von D. sobrina
0. S. bei Osten-Sacken (1. c. Tab. l f. 8). Die Schwinger sind
graugelb mit gelblichem Stiel, der auffallend bewimpert ist. Der
Hinterleib ist dunkel schwarzbraun, die dünne Haut zwischen Tergiten
und Sterniten heller, die Legeröhre gelbbraun. Die ventralen Klappen
sind gedrungen, kurz und breit abgestutzt, dorsal ragt zwischen sie
ein fleischig biegsames rüsselförmiges Glied hinein, das an seinem
Ende die vogelschnabelartig gestaltete eigentliche Legeröhre trägt;
deren ventrale Klappe ist gerade, die dorsale, schlankere, hat eine
concave Oberkante, ihre Unterkante aber ist parallel der ventralen.
Mongoina exornata Bergr.
Von dieser eigenartigen, schönen Mücke, die bisher aus Caffraiia
und von der Delagoa-Bai bekannt war, hat Herr Dr. Chr. Schröder
1 cj' am 18. XL 1905 bei Amani gefangen.
Nach dem Exemplar kann ich noch eine wichtige Ergänzung
zu Bergroths Beschreibung i) geben. Bergroth sagt fast nichts
über die Taster. Diese sitzen auf einem kleinen Höcker der Mund-
teile auf, das erste Glied ist schlank und in der Mitte sogar etwas
eingeschnürt, das zweite etwas dicker, aber etwas kürzer als das
erste, das dritte ist von seiner Basis an keilförmig verbreitert, jedoch
so, dass die Verbreiterung ventral gerichtet ist, wenig mehr als halb
so lang als das erste, das Endglied ist dann ganz schlank, fast länger
als das erste, und in seiner Endhälfte leicht spindelförmig auf-
getrieben, — Auch die Flügelzeichnung muss etwas genauer geschildert
werden. Es ist nämlich die Bräunung um den Ursprung der zweiten
Längsader her direkt halbbindenartig zu nennen. Sie füllt in der
Breite vom Ursprung der genannten Ader bis zur Mündung der
Hilfsader schon die Randzelle aus und reicht als ziemlich gleichmässig
dunkle Binde bis hinter die zweite Längsader. Leider kann auch ich
über die Vorderschenkel keinen Aufschluss geben, da meinem
Exemplar alle Beine fehlen.
Moiigoma curtipeunis nov. spec.
1 P aus dem Stockholmer Museum, von Herrn Professor
Sjöstedt in Kamerun gefangen.
1) in: Ent. Tidskrilt, vol. 9 p. 135 mit tig. 3 p. 131.
136 P. Speiser:
Ferntginea, siibtus lutea, marginibus segiueutoi-um abdoniinis bninueis;
alis abbreviatis, hyalinis cellula submarginali secunrta lutescenti,
pseadostigniate luteo; cellula discoidali aperta, ccllulis posterioribus
magiualibus tribus. Pedibus gracillimis alboluteis.
Länge des Körpers 6,5 mm, der Flügel 4,75 mm. Rostgelb, mit
hellerer Bauchseite, die Abdomiiialsegmente ganz schmal braun ein-
gesäumt. Kopf rundlich, die Augen stossen auf der Stirn fast
zusammen, die Fühler sind fast ganz abgebrochen, die Taster sind
dünn, das dritte Glied nur halb so lang als die andern, welche unter
sich ziemlich gleich sind. Die Gestaltung des Thorax ohne Ab-
weichung von den anderen Arten, die Beine sehr dünn und lang, die
Tarsen weisslich gelb. Auf der Oberseite der Vordersciienkel steht
dort, wo bei 31. fragUlima Westw. zwei aufrechte Borsten stehen,
eine längere Reihe solcher, und zwar auf dem einzigen vorhandenen
Schenkel 4 in gleichen Abständen, und dann noch zwei in je dem
doppelten Abstände, in diesen grösseren Zwischenräumen mitten inue
aber je ein dünnes Haar, sodass also wohl die Norm eine Reihe von
circa 8 steif aufrechten Borsten ist. Die Flügel sind glashell bis
auf dem Spitzenanteil, der von einem ziemlich grossen braun
gelblichen Pseudostigma aus in den vorderen zwei Dritteln gelblich
gefärbt ist, was in der zweiten Submarginalzelle besonders hervor-
tritt. Das Geäder weicht von dem bei M. fragillima Westw.
wesentlich ab, indem die Discoidalzelle offen und die sonst ihre
hintere Begrenzung bildende Ader einfach ist; das Geäder entspricht
also ganz genau dem der M. exornata Bergr. Die Flügel sind
überdies auffallend kurz Der Hinterleib schlank, streifenförmig, die
Legeröhre kurz, gedrungen, die ventralen Klappen zipfelartig, dorsal
ist ein hakenartig gekrümmtes Gebilde dazwischen gelegt.
Anmerkung: Gleich hier sei die Möglichkeit betont, dass
diese neue „Art" doch vielleicht nur das weibliche Geschlecht zu
M. fragillima Westw. sein mag. Von dieser Westwoodschen
Art war ein cf in demselben Glas asserviert, und mir ist nichts
über eine besondere Beschreibung des Geschlechts bei Westwood
bekannt. Die verkürzten Flügel und damit im Zusammenhang die
andere Gestaltung der Zellen kann sehr wohl als Sexualdimorphismus
vorkommen, wie sie bei anderen Limnobiiden (z. B. Idioptera-
Molophilus) vorkommt, auch die Bedornung der Schenkel spricht
nicht ohne weiteres dagegen. Andererseits sind die Merkmale so
charakteristisch, dass es sehr wohl und sogar wahrscheinlich eine
bona species für sich sein kann.
Limnophila allosoma nov. spec.
1 9, von Herrn Dr. Chr. Schröder 1905/06 am Kilimandscharo
gefangen.
Dipteren aus Deutschlands afrikanischen Kolonieen. 137
Flava, laete brumieo signata: thonice lineis tribus solifcis in geiiere
PacbjTbina, media longitiulinaliter divisa, ventre lineis latis mediana et
lateralibiis bninneis: alis tali nervatura: cellulis marginalibus posteri(jril)us
quatuor, vena secunda longo ante dimidium alae ex prima Oriente, vena
transversali ordinaria paullum post orientem tertiam longitudiiialem cum
ista coninncta.
Länge mit Legeröhre 15,75, ohne dieselbe 13 mm.
Allgemeintarbung honiggelb bis ockergelb, mit schwarzbraunen
Zeichnungen. Kopf einfarbig honiggelb. Stirn über der Antennen-
wurzel etwas blasig gewölbt, mit schwarzen Härchen undicht besetzt.
Jene blasige Wölbung ist vorne in der Mitte leicht gefurcht und
trägt jederseils noch zwei übereinanderliegende kleine flache Knötchen.
Der Rüssel ist schwarzbraun, mit schwarzen Härchen besetzt. Die
Taster haben ein gelbes, schlankes Grundglied, das so lang ist wie
die beiden folgenden zusammen, das zweite ist bräunlich gelb, die
beiden Endglieder schwarzbraun, alles schwarz behaart. Die Antennen
sind bis auf die beiden Grundglieder abgebrochen, diese sind honig-
gelb. Der Thorax erinnert in seiner Zeichnung sehr an eine
Pachyrhina, hat 3 braune Striemen, die seitlichen wie gewöhnlich
vorne, die mittlere, welche durch eine deutliche gelbe Linie geteilt
ist, hinten abgekürzt. Ein ebenso dunkelbrauner Strich zieht von
der Flügelwurzel nach vorne, ein hellerer, gelbbrauner Dreiecksfleck
liegt auf der Pleura unter der Flügelwurzel. Auch jederseits auf
dem Prothorax liegt ein solcher gelbbrauner Fleck. Scutellum und
Metanotum honiggelb, die Seiten des letzteren mehr graugelb. Die
Beine sind gelb mit dunkelbraunem Finde der Schenkel und Tibien
und dunkelbraunen Tarsen. Die Flügel sind etwas milchweisslich,
die Adern sämtlich mit Ausnahme der Discoidalzelle und der davon
ausstrahlenden Adern durch braune Säumung dick erscheinend,
wurzelwärts an die Marginalquerader anschliessend, ein schwärzlicher
Fleck in der Submarginalzelle, die Marginalzelle etwas gelblich. Die
zweite Längsader entspringt schon vor der Flügelmitte aus der
ersten, entsendet genau mitten zwischen dem Abgang der dritten
und dem Rande den hinteren Gabelast und ganz genau auf dieser
Gabelung steht die Marginalquerader, die um ihre eigene Länge vom
Rande entfernt in die erste Längsader mündet. Die kleine Querader
trifft die dritte Längsader um weniger als ihre Länge hinter deren
Ursprung. Die vierte Längsader ist am Ende nicht gegabelt, d. h.
es sind nur 4 Hinterrandzellen vorhanden. Schwinger braun. Der
Hinterleib ist gelb, dorsal mit feinen braunen Hinterrandssäumen
der einzelnen Segmente. An den Seiten verläuft eine breite gerade
dunkelbraune Strieme jederseits (die weiche Haut zwischen Tergit
und Sternit ist so dunkel gefärbt, nicht erst beim Trocknen, das
138 P. Speiser:
Exemplar war in Alkohol conserviert!). In der Mitte des Bauches
verläuft eine schmälere, ebenfalls zusammenhängende Strieme, die
allemal am Hinterrande eines Segmentes etwas verbreitert ist und
sich auch auf die ventrale Klappe des Legeröhrensegments fortsetzt.
Die Legeröhre selbst sehr schlank und spitz, am Ende etwas aufwärts
gebogen. Das ganze Abdomen ist weitläufig mit feinen gelben
Härchen besetzt.
Die Art ist von L. frugi Bergr. aus Caffaria, bisher der
einzigen aethiopischen LimnophUa, durch die geringere Zahl der
Hinterrandzellen und die lebhafte Zeichnung aufs leichteste zu unter-
scheiden.
Tipulidae.
Pacliyrhina ectypa nov. spec
1 Q, von Herrn Dr. Chr. Schröder bei Mkulumusi gefangen, am
22. XL 1905.
Prope P. anfennatani Wied. locauda, ciii similis. Lutea, nigro siguata,
capite immacnlata lutea, palpis nigris cxcepto articiilo basali, autennarum
duabus articulis basalibus luteis, ceteris nigris; prothorace luteo, meso-
thorace superne niaculis tribus nigris, magna trilobata in praescuto,
duabus minoribus divergeutibus in seuto, puncto piceo supra coxas
medias, macula subtriangnlari sub alae articulatioue, quae linea
piceonigra contiguit cum pictura nietanoti praeter maculäm centralem
inarginemqiic anteriorem luteas totum metanotinn occupante: Scutello
lutoo; abdomine luteo, variis vittis maculisque medialibns piceouigris
signato terebra luteorubra; Pedibus obscure lirunneis, metatarsis sat
elougatis, alis subcinereis stigmate minimo parum obvio.
Mit der Legeröhre fast 2 cm lang. Grundfarbe ockergelb mit
pechschwarzen Zeichnungen. Der Kopf ganz und gar ockergelb,
ohne Spur eines dunkleren Scheitelfleckes, auch das Grundglied der
Taster ist ockergelb, die eigentliche Geissei schwarz, die Glieder
länglich, mit spärlichen VVirtelhaaren. Der Prothorax (Collare) ist
ganz einfarbig ockergelb. Der übrige Thorax hat dieselbe Grund-
farbe, 'aber auf dem Mesonotum, den Pleuren und Metanotum braun-
schwarze Zeichnungen, das Scutellum ist einfarbig gelb. Die
Zeichnung des Mesonotum mag ja aus den gewöhnlichen drei Längs-
binden hervorgegangen sein, vielleicht variiert die Art auch bierin
wie manche ihrer Verwandten, auch von den Afrikanern. Bei
meinem Exemplar stehen aber auf dem Scutum mesonoti, dem Anteil
hinter der Naht, nur zwei ovale Flecke, die mit ihren Längsachsen
nach vorn aussen divergieren, die Naht ist ganz gelb und trennt
ganz von diesen Flecken die einheitliche, zusammenhängende Zeichnung
des Praescutum ab. Diese ist nach vorne zu dreilappig, der mediane
Dipteren aus Deutschlands afrikanischen Kolonieen. 139
Lappen reicht bis an den Vorderrand heran, die beiden seitlichen
sind halb so lang. Das Metanotum ist am Vorderrande schmal
ockergelb, ein runder Centralfleck von derselben Farbe wird um-
geben von der sonst ganz schwarzbraunen Färbung, von der aus ein
Strich von der vorderen Oberecke über der buckligen Ausfüllung
der Halterengrube nach vorne zieht, bis zu einem abgerundet drei-
eckigen Flecken unter der Flügelwurzel, lieber den Mittelhüften
steht ein einzelner schwarzbrauner Punkt. Die Beine sind sonst
schwarzbraun, die Hüften aber ockergelb, und das Wurzeldrittel
aller Schenkel auch von dieser Farbe, die erst allmählich in das
braune übergeht. Die Metatarsen sind an allen Beinen stark ver-
längert, sehr dünn und je etwa 1 1 2 mal so lang als die Tibien, die
ihrerseits die Schenkel nur wenig an Länge übertreffen. Die zweiten
Tarsenglieder sind dann noch fast doppelt so lang als die drei letzten
zusammen, etwa ^5 der Metatarsuslänge; die letzten wie gewöhnlich.
Die P'lügel sind ganz leicht graulich gefärbt, kaum in der Randzelle
etwas gelblich, das Randmal sehr klein und undeutlich, braun. Aus
der Discoidalzelle strahlen nur 2 Adern aus, deren erste gegabelt
ist (also wie bei P. petiolata Macq.), die fünfte Hinterrandzelle
stösst mit ihrer Vorderecke gerade an die Discoidalzelle an, dazwischen
ist keine Querader. Schwinger gelb mit schwarzbraunem Knopf.
Hinterleib gelb mit schwarzbraunen Zeichnungen auf dem Rücken,
am Bauche sind nur die Hinterränder der Segmente etwas gebräunt,
am 6. die hintere Hälfte, am 7. die hinteren zwei Drittel schwarz-
braun. Die Legeröhre rotgelb, am Ende etwas gekrümmt. Die
schwarze Zeichnung des Hinterleibsrückens ist folgendermassen an-
geordnet: Am Ende des kurzen ersten Segments ein brauner Ring,
je ein ebensolcher auf der Mitte und am Ende des zweiten, am
Grunde und Ende des dritten und vierten und am Ende des fünften
Segmentes. Auf dem zweiten bis vierten Segmert geht dann noch
median von diesem Endring eine breite vorn abgerundete Strieme
nach vorne, die den weiter vorne liegenden Ring nicht ganz erreicht.
Segment VI und VH sind fast ganz schwarzbraun, sie haben nur
einen feinen gelben Ring am Ende des ersten Drittels, und einen
fein gelben Hinterrand.
Anmerkung: Die Art hat zwar mit manchen andern
afrikanischen gewisse Berührungspunkte, ist aber sicher verschieden:
ich werde eine Tabelle sämtlicher bisher beschriebener aethiopischen
Pachyrhina-Arten in meiner Bearbeitung der von Herrn Professor
Dr. Y. Sjöstedt aus dem Kilimandjaro - Gebiet mitgebrachten
Diptera nematocera bringen, die in dem von der Schwedischen
Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Reiseberichtswerk
in nicht zu langer Zeit erscheinen wird.
140 P. Speis 67^:
Stratiomyidae.
Ptecticus polyxaiithus nov. spec.
1 (f, von Herrn Dr. Chr. Schröder am 19. XI. ]\)05 bei Bomole
in Deutsch-Ostafrika gefangen.
Ferriigineo testaceiis, fronte nigra, verti e et vesica super antennas
ferrngineis, segmentis quarto et quinto supra maciila angulari lirunnea
signatis, tarsoriim lütimis articiilis tribiis in unticis atquo iiiediis peilihiis
nigris.
1 cm lang, ganz gelbbraun, mit einzelnen helleren Teilen und
geringer dunkler Zeichnung. Die Stirn ist in der Mitte schwarz,
fast glänzend, aber teilweise mit feinen gelben Härchen besetzt; der
Scheitel ist braungelb, ein blasenartiger Knopf über den Fühlern
ist hell honiggelb. Hellgelb sind auch die Mundteile samt Taster,
die Antennen gelb mit schwarzer, am etwas verdickten Grunde
gelber Borste. Thorax an den Sternopleuren heller. Die ganzen
Beine sind auch rostgelb, nur an den Vorder- und Mittelbeinen die
drei letzten und das Ende des zweiten Tarsengliedes schwarz. Flügel
etwas graulich, ohne gelblichen Ton, das Geäder schwarzbraun, der
Raum zwischen Subcosta und Radius rostbraun ausgefüllt. Der
Vorderast der dritten Längsader halbiert das Costalis-Stück zwischen
Radius und dem Hauptaste. Die erste Discoidalader ist, nachdem
sie zunächst etwas nach dem Vorderrande zu geschwungen war, in
gleichmässigem Bogen nach hinten geschwungen und läuft nur im
letzten Drittel gerade auf den Hinterrand zu, den sie ebensoweit
unter der Flügelspitze erreicht, als die Cubitalis über derselben
mündet. Dritte Discoidalader erreicht den Flügelrand nicht. Anal-
zelle geschlossen und kurz gestielt. Schwinger hell bräunlichgelb.
Abdomen sonst einfarbig, der vierte Bauchring ist (nur bei meinem
Exemplar?) heller gelbbraun, auf dem vierten Rückensegment liegt
ein quer rautenförmiger schattenhaft brauner Fleck in den vorderen
zwei Dritteln, auf dem fünften ein viel dunklerer, grösserer, von
gleicher Gestalt, aber seitlich abgestutzt. Die Genitalorgane sind
durchwegs gelb, auffallend durch ihre Grösse.
Hoplodonta compar nov. spec.
1 Q von Herrn Dr. Chr. Schröder im Dezember 1905 in
Mkulumusi gefangen, in meiner Sammlung.
Capite melleo, opistomate paullo producto, orbitis in niedio tubercu-
latis, thorace nigro anrichalceo-tomentoso, alis celliila (iiscoichüi deticionte,
abdomine unicolore cremen (verosimiliter in vivo: aeniginoso). - Long.
5,5 mm.
Die Art erinnert in ihrer Färbung lebhaft an die var. ieiuna
Schrank der palaearktisch - mediterranen H. viridnla F. sowie
Dipteren aus Deutschlands afrikanischen Kolonieen. 141
die indisch -javanische H. ruhrithorax Macq., unterscheidet sich
aber sofort von diesen sowolil als den beiden andern afrikanischen
Arten, H. dispar Macq. und H. inipar Bezzi, durch das völlige
Fehlen einer Discoidalzelle.
Der Kopf ist — bei dem aus Alkohol heraus trocken präparierten
Stück — honiggelb mit einer schmalen dunkelbraunen, gerade über
den Mundrand hinwegziehenden Horizontalbinde, einem tiefschwarzen
Rautenfleck, in dem die Ocellen stehen, sowie jederseits dicht am
Augenrande zwei schwarzen Punkten. Der obere dieser Punkte
jederseits liegt auf dem oberen Abhang eines knopfartigen Höckers.
Eine feine Mittelfurche der Stirn ist vorhanden, jedoch keinerlei
Andeutungen von Seitenfurchen wie bei //. impar Bezzi. Das
üntergesicht springt über den Mundrand etwas höckrig vor. wie bei
IJ. dispar Macq. Die beiden ersten Fühlerglieder sind gleich lang,
zusammen etwa halb so lang wie das dritte, welches drei Ringel, je
einen am Ende des zweiten, dritten und vierten Fünftels, sowie
einen kleinen knopfartigen Endgriffel trägt (dessen zweites, das End-
glied, fehlt!). Das erste Fühlerglied ist schwarzbräun, glänzend, das
zweite gelbbraun, mit Ausnahme der Spitze ebenfalls glänzend, das
dritte matt, gelbgrau mit schwärzlicher Spitze, bedeckt mit Poren,
die offenbar in Riechgrübchen führen.
Grundfarbe des Thorax überall, auch an den Seiten und dem
ganzen Scutellum, schwarz; Schildchendornen gelb. Der ganze Thorax
ist mit feinen anliegenden messinggelben, bei gewisser Beleuchtung
aber grau seidenglänzenden Haaren besetzt. Man kann auf seinem
vorderen Abschnitt (Praescutum mesonoti) ausser einer feinen dunklen
Mittellinie in der hellglänzenden Behaarung noch ein Paar innere
breite und ein Paar äussere schmale und undeutliche dunkle Striemen
erkennen.
Sämtliche Hüften sind schwarz, ebenso die Schenkel der beiden
vorderen Beinpaare mit Ausnahme der gelben Spitze. Sonst sind
die Beine gelb, nur an den Vorderbeinen die drei, an den Mittel-
beinen die beiden und an den Hinterbeinen das eine letzte Tarsen-
glied schwarzbraun, jeweils das letzte vorhergehende schon etwas
gebräunt. Flügel völlig glashell, mit grösstenteils sehr zarten Adern.
Das vordere Adersystem wie es für die Gattung typisch ist. Die
Discoidalzelle fehlt. Aus der entsprechenden Adernstelle strahlen
jedoch, bei Betrachtung unterm Mikroskop, doch 4 Adern zum Flügel-
rande aus, deren erste und dritte indessen nur wie ein Hauch, kaum
wie Falten, sichtbar sind; kräftiger ist nur die vierte. Schwingel'
weissgelb, Wurzel des Stiels dunkler. — Abdomen dorsal wie ventral
einfarbig (grünlich -Vi gelb.
142 P. Speiser:
Ptilocera quadrilineata F. var. melecta nov. var.
Ein Pärchen von Herrn Dr. Schröder am 27. Januar 1906 bei
Aniani gefangen, ein cf ferner bei Pande am 28. November 1905.
Variat a type stylo ultimo antenuafiini tote albo pedibus magis nigris.
abdominis vittis dorsalibus deficientibns. marginalibus in iiiaculas dissolutis.
Die beiden Exemplare stimmen mit Löws genauer Beschreibung
der Art in der „Dipterenfauna Südafrikas" soweit völlig überein,
gewisse kleine Abweichungen aber lassen es untunlich erscheinen,
diese ostafrikanischen Exemplare ohne weiteres denen aus Caffraria
und Natal (sowie Guinea und Sierra LeoneV) an die Seite zu stellen.
Ich glaube den natürlichen Verhältnissen am besten gerecht zu
werden, wenn ich sie als besondere (locale?) Varietät durch einen
eigenen Namen hervorhebe, den ich der Zeichnung des Hinterleibs
entnehme, der in dieser Zeichnung und seiner ganzen Configuration
an die ßienengattung Melecta auffallend erinnert.
Abweichend ist also, dass der achte Abschnitt des dritten Fühler-
gliedes ganz weiss, und nicht an seiner Basis noch schwarz ist. dass
die Mittelschenkel mit Ausnahme der Spitze und die Hinterschenkel
ganz schwarz sind, sowie dass von den beiden mittleren Thorax-
binden des Abdomens nur auf dem fünften Segment ein Paar breite
Flecken, davor auf dem vierten ein Paar kaum sichtbarer Pünktchen
übrig geblieben sind. Die Flecke des Seitenrandes sind auf dreieckige
an den Vorderrand des zweiten bis vierten Segmentes sich anlegende,
nach hinten spitze Flecke reduziert
Diplephippium nov. gen.
Inter Stratiomyidas geniis Pacliygastrinanim prope Fhyllophoram
Macquarti, a quo discedit spinis validis ante radices alavum positis et
singulari armatura scutelli, cuius Spinae terminales sursuiii oioctae ot
coniitatae sunt binis minoribus anuni versus directis.
Die neue Gattung stellt sich in Brauers Tabelle der Notacenthen
neben Phi/Uophora Macq. Der Kopf ist halbkugelig, die Antennen
etwa in der Mitte seiner Wölbung eingelenkt. Ihr erstes Glied
doppelt so lang als das zweite; das dritte Glied bildet einen
cylindrischen Complex von 5 undeutlich von einander abgegrenzten
Gliedern, von dem sich ein flachgedrückt spindelförmiger, stumpfer,
dreigliedriger Endgriffel mit massiger Deutlichkeit abgrenzt. Der
Thorax ist länglich elliptisch, etwa 1 ^ 2 mal so lang als breit,
rundlich gewölbt und hat jederseits vor der Flügelwurzel, welche
erst am Beginn des hintersten Viertels liegt, einen recht starken
seit- und aufwärts gerichteten Dorn ähnlich Clitellaria Meig-
{^ Potamida Meig. ol., Ephippiomyia Bezzi). Das Scutellum
ist ganz charakteristisch. Es ist aufgewippt ähnlich wie bei der
Dipteren aus Deutschlands afrikanischen Kolonieen. 143
Drosophilinengattung Hypselothyrea de Meij., steht zu dem sanft
abfallenden hinteren Anteil des Thoraxrückens direkt senkrecht und
trägt an seinem nach oben weisenden Hinterrande ein Paar schlanker
spitzer Dornen, die etwas länger sind als das Scutellum. Hinter
diesen Dornen stehen auf der infolge der Aufrichtung des Ganzen
nach hinten sehenden Unterseite des Scutellum noch ein Paar kurze
spitze Dörnchen, die mit den anderen etwa einen Winkel von 75 •*
bilden. Beine einfach. Aus der Discoidalzelle laufen nur 3 Adern
zum Rande. Abdomen rundlich, kürzer aber etwas breiter als der
Thorax.
Dilephippium amphicentrium nov. spec.
1 cf von Herrn Dr. Chr. Schröder am 27. Januar 190G bei Amani
(Deutsch-Ostafrika) gefangen.
Thorace brunneo punctiira nigra scutello castaneo uitido, pedibus
nigro albidoque variis, alis albis binis inaculis nigris, abdomine nigro
maculis paucis tomeutosis.
Kopf schwarzbraun, die Augenränder weiss bereift. Da die
kahlen Augen zwichen dem hoch bucklig hervortretenden Ocellenfleck
und der Fühlerwurzel nahe zusammentreten, ist dieser Raum ganz
weissgrau bereift; das nach unten weisende breite Untergesicht also
braun mit zwei breiten weissen Streifen. Erstes Antennenglied braun,
der Rest schwarz, die Unterseite des dritten graulich. Thorax hell
braun, aber dicht bedeckt mit tief eingestochenen schwarzen Punkten
(etwa wie die Stirn bei Tetanops), die nur die Schulterbeulen und
zwei den Vorderrand drittelnde Stellen, die wie Anfänge von Striemen
aussehen, frei lassen; diese Stellen erscheinen dadurch heller. Auch
Pleuren und Sternum weisen diese Punkte auf, der Thorax ist sonst
kahl, nur vor den Nähten des Sternum leichte Behaarung. Die
Seitendornen sowie die Gestaltung des Scutellum wurde bereits in
der Gattungsbeschreibung erwähnt. Das ganze Scutellum ist glatt,
glänzend, kastanienbraun, nur die hinteren kleinen Dörnchen sind
weissgelb. Die Hüften sind schwarzbraun, die Beine weissgelb mit
schwarzen Tibien und folgendermassen gelegenen schwarzbraunen
Schenkelringen. Am Vorderschenkel ist fast die ganze distale Hälfte
schwarz, nur die Spitze wieder gelb, am Mittelschenkel fast ebenso,
aber der helle Basalteil doch breiter, am Hinterschenkel nur das
letzte Drittel ausser der Spitze schwarz. Die Flügel sind weisslich
hyalin mit 2 schwarzen Flecken. Der eine, recht russschwarze,
bildet ein Stigma und umfasst, als dreieckig nach der Flügelbasis
zu ausgezogener Fleck in der Basalzelle noch die proximale Be-
grenzung der Discoidalzelle; auch die dritte Längsader ist aus-
gesprochen russschwarz. Der zweite Fleck bildet eine Subapical-
11
144 P. Speiser:
binde, die um ihre eigene Breite sowohl vom Stigma als der Flügel-
spitze entfernt bleibt und bis zur zweiten Discoidalader nach hinten
reicht. Die Flügelspitze selbst ist leicht gebräunt. — Schwinger
weissgelb. — Abdomen schwarz, an der äussersten Wurzel braun.
Es ist undicht (bei dem aus Alkohol entnommen Stück) mit einem
grüngelblichen Toment bedeckt, das in der Mitte der beiden letzten
Segmente und an den Seiten des vorletzten fleckenartig auftritt.
(Gut erhaltene Exemplare mögen eine deutliche Fleckung in drei
Reihen aufweisen). Die Segmentränder am Bauche sind fein hell-
braun gesäumt.
Bombyllidae.
Exoprosopa venus Kar seh.
Herr Dr. Chr. Schröder hat von dieser schönen Art, die 1887
nach drei übereinstimmenden Exemplaren beschrieben wurde, zwei
Exemplare mitgebracht, deren eines bei Amboni am 27. XL 1905
(9) das andere bei Gonja am 11. I. 1906 (c/) gefangen wurde. Nach
beiden muss zu der kurzen Originalbeschreibung noch einiges ergänzend
bemerkt werden.
"Weder in der Beschreibung noch in der Abbildung tritt hervor,
dass die Hinterbeine stark befiedert sind. Die Schenkel und Tibien
tragen sowohl auf der Aussen- als Innenkante, und die Tarsen auf
der Aussenkante eine dichte Reihe von Fiederschuppen, wodurch die
Beine sehr breit erscheinen. Die Schuppen sind an Tibien und
Tarsen besonders bei dem Q. sehr stark. Dieses Q, das übrigens
ganz besonders gut erhalten ist, stimmt in der Flügelzeichnung mit
der Orginalabbildung gut überein, aber hinsichtlich der Körperfärbung
ist einiges nachzutragen : Zunächst ist die ganze Unterseite mit Aus-
nahme der beiden letzten Bauchsegmente und der Seitenbehaarung
in der Hinterhälfte des Abdomens schön silberweis behaart. Die
braunrote Behaarung des Thorax beschränkt sich nicht auf den
Vorderrand, ebenso gefärbte kräftige Büschel stehen auch hinter der
riügelwurzel am Seitenrande des Thorax, und sowohl vor dem
Scutellum als auch über der Flügelwurzel am Seitenrande entlang
sind Spuren einer kurzen gelbroten Behaarung vorhanden. Am
Hinterleibe sind nicht nur die beiden letzten Segmente des Rückens
goldschimraernd behaart, ebenso auch der Rücken des zweiten und
die Seiten der Rückenfläche des dritten Segments. In der braun-
roten Stirnbehaarung verläuft beim Q eine schwarze Mittelstrieme. —
Das cf andererseits weist einige Abweichungen in der Flügelzeichnung
auf, die sich darauf beschränken, dass ausser den breiten dunklen
Binden noch einige Adern und der Flügelrand selber schmal rauch-
Dipteren aus Deutschlands afrikanischen Kolonieen. 145
braun gesäumt sind. oVon dieser Säumung frei bleiben nur der
Spitzenrand von der Mündung der Radialis bis zur Mündung der
ersten Hinterrandzelle, der obere Gabelast der Cubitalis, der kurz
vor der Spitze mündet, die beiden die Discoidalzelle oben und unten
begrenzenden Adern, soweit sie nicht innerhalb der beiden Flügel-
binden liegen, und das mittelste Stück der Axillarader.
Empidae.
Hemerodromia (Microdroraia) gonatopus nov. spec.
5 Q, von Herrn Dr. Chr. Schröder am 3. Februar 1906 bei
Karasangivo, Deutsch-Ostafrika gefangen, davon 4 bis auf gewisse
Schwankungen im Flügelgeäder übereinstimmend, eines dunkler und
grösser.
Obscure bruiinea, pectore, collo et semiannulo in primo abdominis
Segmente castaneis, antennis rostro palpis pedibus cum coxis et ventre
albidolutescentibus, pleuris prothoracis binis punctis nigris; antennis
brevibus, tibiis posticis in dorso apicis dilatatis ibique penicillo setularum
arm ata.
Länge 3, des einen Exemplares 3,2 mm. Schwarzbraun mit
kastanienbraunen Thoraxteilen. Kopf fast doppelt so lang als hoch,
die Augen um die Antennen ausgebuchtet, bald oberhalb der Antennen
beginnen die Ränder zu divergieren und lassen eine ziemlich breite
schwarze Stirn frei. Antennen hell strohgelb, drittes Glied kegel-
förmig, das Ende etwas knopfig verdickt, der Endgriffel cylindrisch,
mit einem dünnen borstenartigen Endviertel. Rüssel und Taster hell
strohgelb. Thorax dorsal schwarzbraun, der etwas aufgebogene und
abgeschnürte Halsanteil, die beiden seitlichen Drittel der Vorder-
hälfte des Mesonotum, die Pro- und Mesopleuren und der ganze
Sternalteil kastanienbraun, an den Schulterecken ein schwarzer, fast
strichförmiger Fleck, ein dunkelbrauner runder dicht hinter den
Vorderhüften, ein schwarzer mitten am Sternum etwas hinter den
Vorderhüften. Die Metapleuren sind schwarzbraun. Die Coxen und
sämtliche Beine hellgelb, die dicken Vorderschenkel etwas satter,
mehr bräunlichgelb, mit schwarzen Dornen auf der Unterseite. Diese
Dörnchen bilden zwei nach der Spitze des Schenkels zu convergierende
Reihen ; nach aussen von ihnen stehen dann noch in je einer Reihe
eine Anzahl starrer langer Borsten, etwa je 6 Stück, deren wurzel-
wärtigste die weitaus längste ist. Die Tibien der Vorderbeine
gekrümmt, mit mächtiger Endsporn-Borste, auf der ganzen Unterseite
mit unregelmässig zweireihig stehenden Dornbörstchen. Mittel- und
Hinterbeine lang und schlank, die Tibien an ihrer Wurzel ein ganz
klein wenig geknickt, diejenigen der Hinterbeine am Ende dorsal
11*
146 P. Speiser:
verbreitert und auf dieser Verbreiterung mit einer kleinen Bürste
versehen^). Die Flügel glashell, mit dem für Microdromia Big
typischen Geäder, also ohne abgeschlosse Discoidal- und Analzelle.
Es weist Variationen auf, und zwar hinsichtlich der gegenseitigen
Stellung der Gabelungen der Radialis und Discoidalis. Wenn man
die Gabehingsstelle der Radialis auf den oberen Gabelast der
Discoidalis projiciert, so teilt diese Projektion den Gabelast teils wie
1 : 3, teils etwa wie 2 : 5, bei dem grössten Exemplar auch wie 1 : 2.
Der obere Gabelast der Radialis ist auch teils fast ganz j gerade,
teils leicht S-förmig geschwungen. Diese Differenzen muss ich aber
für absolut in die Grenzen der Variabilität fallend halten, da sich
sonst keinerlei Anhaltspunkte für Trennung der 5 zusammen gefangenen
Tiere in etwa zwei „Arten" ergeben haben. Die Schwinger sind
hell strohgelb. Der Hinterleib lang und schlank, obenauf braun-
schwarz, nur das erste Sement am Ende mit einer durchgehenden,
aber in der Mitte schmäleren braunen Binde, der ganze Bauch ein-
farbig gelbweiss ausser an den letzten beiden Segmenten, wo er in
der Mitte breit schwarzbraun gefleckt ist.
Phoridae.
Phora cochlearipalpis nov. spec.
Herr Dr. Schröder hat ein Q im Dezember 1905 bei Amani
mit Fleisch geködert.
Intra species maiores geueris, brunuea, alis subluteis, antennis palpis-
que luteis, fronte paucis macrochaetis, antennarum articulo ultimo ovali,
seta longa pubescente, palpis extus et siipra ad formam coclilearis
excavatis, in summo apice trinis setis validis, tibiis auterioribus extus
Serie setarum, intermediis seta unica prope basin et uuica praeapicali,
extus in dimidio inferiore setulis minimis seriatim positis munitis, posticis
extus in latere anteriore serie setarum.
Länge des stark vollgesogenen $ .3-/.) mm. Dunkelbraun, die
Kopfanhänge und Vorderbeine, sowie das Ende der Mitteltibien heller,
gelb. Flügel bräunlich gelb. Kopf klein, mit geringer Beborstung,
die Borsten am Mundrande sind nur schwach entwickelt, die unterste
Querreihe ist nur durch die Borsten an den Orbiten vertreten, die
obere Querreihe gerade, aus vier Borsten bestehend. Am unteren
Augenrand jederseits ein Paar Macrochaeten. Die Augen sind etwas
über die Stirnfläche erhaben, ähnlich wie bei Asiliden. Der Rüssel
ist ziemlich lang, fast so lang als der Kopf, die Palpen von ganz
charakteristischer löftelartiger Gestalt, wie bei Spinnen-c/, am Ende
1) ungefähr so wie Becker es in Mitt. Zool. Mus. Berlin, v.
tab. 4i^ \. 13 für Macroptilum nudum sib. zeichnet.
Dipteren aus Deutschlands afrikanischen Kolonieen. 147
nur mit einer terminalen recht langen und zwei etwas kürzeren Borsten
(Fig. 6). Das dritte Fühlerji;Iied ist eiförmig, mit langer, bis über den
Vorderrand des Thorax reichender, pubescenter Borste. Der Thorax
ist gleichmässig gewölbt, fein schwarz behaart, mit den gewöhnlichen
Macrochaeten, Schildchen mit 4 Borsten. Beine einfach, die Tibien
alle gegen das Ende leicht verdickt, am wenigsten die Mitteltibien.
Die Vordertibien aussen vorne mit einer gleichmässig verteilten Reihe
von etwa 8 Borsten. Die Mitteltibien (Fig. 5) äusserst charakteristisch,
ausser der Praeapicalis mit einer starken Borste aussen dicht unter-
halb des Kniegelenks; die distale Hälfte ist nicht so beborstet, wie
8
die proximale, da stehen vielmehr kleine haarförmige Börstchen in
8 parallelen Reihen, die nicht ganz senkrecht zur Längsaclise der
Tibien, vielmehr etwas schräg laufen, je etwa 7 — 10 Börstchen in
jeder Reihe. Die Hintertibien wieder einfach, mit 3 Borsten auf der
Vorderseite. Die Metatarsen der Mittel- und Hinterbeine sehr
charakteristisch. Auf denen der Mittelbeine stehen auf der Hinter-
148 P. Speiser:
Seite 8 ähnliche Querreihen von Borsten wie auf den Tibien, die
Borsten sind aber wesentlich kräftiger (Fig. 7); diejenigen der Hinter-
beine haben vorne, hinten und dorsal je eine ganz dichte Reihe kurzer
schwarzer Borsten, die insgesamt wie drei Linien aussehen, deren
dorsale sich auch noch über das nächste Tarsenglied fortsetzt.
Flügel bräunlich gelb, dem Vorderrande zu intensiver, im Geäder
etwa wie Ph. strobli Becker oder Ph. midipalpis Becker.
Hinterleib ohne Besonderheiten.
Aphiochaeta xanthiiia nov. spec.
Ein Pärchen von Herrn Professor Sjöstedt in Kamerun
gesammelt und mir freundlichst zur Beschreibung überlassen; Eigen-
tum des Naturhistorisk Riksmuseum in Stockholm.
Die einzige bisher aus der aethiopischen Region bekannte Art
dieser Gattung und damit der nicht aberranten Phoriden überhaupt
war A. ßraunsi Brues 1907^).
Similis A. luteae Maig.. diöert tibiis posticis serie setarum conspicua,
margine inferioi'i oculorum magis setoso.
Die Art steht zu A. lutea Meig. ungefähr in dem Verhältnis,
wie A. atlantica Brues zu A. flava Fall., und mit diesen drei
Arten gehört sie aufs Engste zusammen. Das vorliegende d" ist 1,3,
das 2 2 mm lang, die Grundfarbe des gesamten Körpers ist gelb,
und zwar am Kopf, dem Thoraxrücken, den Tergitplatten des
Abdomens ein dunkleres, ockergelb, an den Antennen, Tastern,
Mundteilen, der ganzen Unterseite samt den Beinen mehr hellgelb.
Die Configuration des Kopfes, namentlich die Stirnbeborstung ist
ganz so wie sie für A. atlantica Brues beschrieben und abgebildet
ist2). Am unteren Augenrand entlang steht eine ganze Reihe von
Borsten, am untersten Winkel nur eine etwas grössere, auffallendere.
Die ganze Stirn ist mit feinen schwarzen Härchen zwischen den
Macrochaeten dicht bedeckt, ebenso der Thorax, der in seinem
grösseren Anteil keine Macrochaeten trägt. Das Schildchen hat ein
Paar, davor steht ein Paar Dorsocentralen, vor den Flügeln stehen
einige grössere Borsten und dann zwei Gruppen von je 3—4 kurzen
Borsten an den Schulterecken und ventral am Prothorax. Die Vorder-
und Mittelhüften sind ziemlich lang bewimpert, die Beine sonst
normal gestaltet, das Ende der leicht verdickten Hinterschenkel ist
etwas dunkler gelb. An den Hintertibien fällt auch bei dieser Art
1) in: Ent. News Philad. p. 391.
-) A Moiiogiaph of the North American Phoridae, in : Tr. Americ.
Bntom. Sog. v. 29 p. 381-404 m. 5 Taf. (p. 362 f. 7 l 30). 1903.
Dipteren aus Deutschlands afrikanischen Kolonieen. 149
der dunkle Dorsalstreif auf, welcher in den Beschreibungen der
drei genannten Specien auch erwähnt ist; derselbe ist weiter nichts,
als die durch die dünne Chitindecke hindurchschimmernde, allerdings
auffallend dunkle Trachee, die sich bis ins letzte Tarsenglied verfolgen
lässt. Die Dorsalseite der Hintertibien trägt beim (f in der terminalen
Hälfte, beim Q. der ganzen Länge nach eine Reihe von Borsten, die
besonders beim Q. garnicht unansehnlich sind. Die Flügel sind
glashell, die Randader reicht beim cf knapp bis zur Mitte des Flügels,
beim Q etwas darüber hinaus, ist ziemlich langborstig, die erste
Längsader trifft sie in zwei Drittel ihrer Länge, sonst ist das Geäder
wie bei A. lutea Meig. Das Abdomen bietet keinerlei Besonderheiten.
150 [Berl. Entom. Zeitschrift, Band LH, Jahrgang 1907].
Myelophilus piniperda L. und sein Parasit
Plectiscus spilotus Förster.
Von R. Kleine, Halle a. S.
Ende des vierten bis Anfang des fünften Jahrzehntes des vorigen
Jahrhunderts hat Ratzeburg seine Ichneumonen der Forst-
insekten erscheinen lassen. Im Verein mit einem ansehnlichen Stab
seiner Mitarbeiter hat er 10 Centurien Ichneumonen der Forstinsekten
beschrieben, davon eine ansehnliche Zahl neu. Heute ist das drei-
bändige Werk inbezug auf Systematik völlig antik geworden und hat
nur noch für Züchter seinen hohen Wert behalten. So sind
Ratzeburg und seine Ichneumonen fast völlig vergessen und doch,
mit Unrecht. In neuester Zeit beginnt man diesem ehrwürdigen,
gewissenhaften Forscher wieder mehr Interesse zuzuwenden und so
wäre es denn eine dankbare Aufgabe sich auch der Ichneumonen
der Forstinsekten wieder anzunehmen um dieselben in ihrer Biologie
näher kennen zu lernen. Das wäre eine wertvolle Ergänzung zu
Ratzeburgs Bemühen und würde auch schliesslich einen praktischen
Zweck haben. Im Nachfolgenden habe ich den Versuch gemacht den
von mir mehrere Jahre beobachteten Plectiscus spilotus Forst, in
seinem Verhältnis zu Myelophilus piniperda etwas näher zu kenn-
zeichnen.
Eine Beschreibung der Imago halte ich für unnötig möchte aber
zur Larve und Puppe einige kurze Bemerkungen machen.
Die Larve ist 5—6 mm lang und 2 mm dick, köpf- und fusslos;
beinfarbig, nur oben auf den mittleren Ringen leicht bräunlich gefärbt.
12 ringig, die einzelnen Ringe eingeschnürt, deutlich abgesetzt. Jeder
Ring seitlich mit deutlichem schwarzem Stigma versehen. Der Ober-
kiefer lippenförmig, hellbraun, dunkelgerandet. Schlussring sehr kurz
mit einem kaum ' 3 so breitem Afterfortsatz. Haut stark punktiert,
chagrinartig erscheinend, allenthalben mit verhältnismässig starken
Borsten besetzt. Auf jedem Ring seitlich ein nach oben sich fort-
setzender und dann verlaufender starkrunzeliger Quereindruck. Die
Ringe zum Teil oben mit je 2 Fleischwarzen.
Cocon 5 — 6 mm, rundlich, walzig, nach den Seiten gleichmässig
abgestutzt, meist plattgedrückt erscheinend, von schmutziggelber bis
Myelophilus piniperda L. und sein Parasit. 151
hellbrauner Farbe und mit langen feinen Härchen seidenartig bedeckt.
Innenseite weisslich, glänzend.
Erscheinungszeit und (Jenerationsfrage.
Will man sich von der Erscheinungszeit und der Generations-
frage ein einigermassen klares Bild machen, so ist es nötig, sich die
gleichen Verhältnisse beim Wirtstier vor Augen zu halten. Gehen
diese biologischen Handlungen bei beiden Tieren in gleicher Weise
vor sich, so ist damit die Sachlage ohne weiteres erklärt, wenn aber
nicht, wenn auf der einen Seite nur eine Generation gebildet wird,
auf der anderen aber deren zwei, oder die Erscheinungszeiten nicht
ineinanderfallen, so ist es nötig hier den Massstab einer kritischen
Untersuchung anzulegen.
Nun ist aber zu bedenken, dass die Generationsfrage bei
Myelophilus piniperda noch keine einwandfreie Erklärung gefunden
hat, obwohl man, wie es scheint, jetzt einen solchen entgegengeht.
Die Sache liegt eben nicht so einfach. Der alte Ratzeburg i) war
der Ansicht, dass nur eine Generation statthat. Mit dem Auftreten
Eichhoffs-) ändert sich das Bild vollständig. Er glaubte auf Grund
seiner langjährigen und scharfsinnigen Beobachtungen schliessen zu
müssen, dass nicht nur eine, sondern zwei bis drei Generationen
stattfinden. Diese Behauptungen Eichhoffs sind bis vor wenigen
Jahren ein Evangelium der Forstmänner gewesen; erst in den Jahren
1900 — 04 hat Knoche^) nach Beobachtungen in der freien Natur,
nach Zuchtversuchen und anatomischen Untersuchungen festgestellt,
dass in der Tat nur eine Generation gebildet wird.
Mitte April fängt piniperda zu schwärmen an, begattet sich
und legt das Brutbild an. Ist das Brutgeschäft vollendet und das
Weib abgebrunftet, dann verendet es nicht etwa, sondern bohrt sich
in die vorjährigen Triebe der Kiefer ein und frisst hier einen hohlen
Gang und zwar ausschliesslich zur Ernährung, die zu dem
Zwecke erfolgt, die Geschlechtsorgane zu regenerieren. Im
receptaculum seminis ist noch eine ansehnliche Menge Sperma zurück-
geblieben und so kann das piniperda-W eihchen, auch ohne eine
nochmalige Begattung erfahren zu haben, dennoch eine zweite Brut
absetzen. Es ist also in Wirklichkeit keine zweite Generation, denn
es ist noch das erste Weibchen, aber doch eine zweite Brut, die eine
Generation vortäuschen und unter Umständen auch die Folgen einer
zweiten Generation nach sich ziehen kann. Taschen berg hat
1) Ratzeburg, Die Forstinsekten.
-) Eichhoff, Die europäischen Borkenkäfer. 1884.
3) Knoche, Forstvv'issenschaftliches Zeutralblatt. 1904.
IIa
152 -R. Kleine:
beobachtet, dass solche Einbohrungen bereits im Mai stattgefunden
haben und da ich Mitte bis Ausgangs Juli schon wieder neue Brut
bemerkte, so decken sich die Beobachtungen.
Wie liegen nun die Verhältnisse bei der Wespe?
Es ist eine, auch bei anderen Schlupfwespen (stets im weiteren
Sinne gebraucht) beobachtete Tatsache, dass sie ihren Wirt brut-
bereit erwarten, daraus folgert, dass ihre Erscheinungszeit der des
Wirtstieres voraufgehen muss. Und in der Tat ist dem auch so,
denn schon Ende März schlüpfen die Wespen bereits aus und zwar
beide Geschlechter gleichzeitig; die Weiber etwas in der Ueberzahl.
Die Lebensdauer war ungleich lang, die Männer starben schon nach
Verlauf von cirka 6 Wochen (immerhin eine ansehnliche Zeit),
während die Weiber noch auf längere Zeit funktionsfähig blieben.
Es ist also keine Frage, dass die Erscheinungszeiten beider Tiere
zusammenfallen und es folgt nun die Beantwortung der schwierigen
Frage wie man sich die Wespe und ihr Verhalten zur ßegenerations-
brut vorzustellen hat.
Die Untersuchungen über diesen Punkt sind für den Nicht-
forstmann meist sehr schwierig, da diejenigen Stämme die zum
Abtrieb kommen, erst im November— Dezember geschlagen werden,
zu einer Zeit, wo sich kein Larvenleben mehr abspielt. Da kam
ein günstiger Umstand zu Hilfe. Ein orkanartiger Wirbelsturm hatte
Ende Juni eine grosse Anzahl meist natürlich kranker Stämme
geworfen und nun konnte ich die Untersuchung dieser Frage
ernstlicher nähertreten. Es zeigte sich, dass die Regenerationsbrut
nicht befallen war, sondern andere parasitische Hymenopteren, meist
Chalcidier vorhanden waren, dass sich also die Wespe auf die
erste reguläre Brut beschränkte und dass im Hochsommer schon an
Stelle der Käferbrut Cocons der Wespe lagen.
Das ist jedenfalls sehr merkwürdig und interessant. Mir will
es erscheinen, als ob die Regenerationsbildung nicht unter allen
Umständen stattfinden müsste, dass sie bei ungünstigen Verhältnissen
auch ausbleiben oder doch nur sehr schwach sein kann und dass der
Parasit der vielleicht auch noch bedeutend nördlicher vorkommt, an
anderen Lokalitäten eben nur auf diese erste Brut rechnen kann.
Sagt doch Knoche') selbst, dass der Einfluss der Temperatur auf
die erste Brut, die doch die zweite in allen ihren Phasen bedingt,
ein sehr grosser inbezug auf Zeit und Dauer ist. Es kann wie z. B.
1907 das Einbohren erst sehr spät erfolgen, dann finden sich selbst
im Dezember noch Larven des Käfers in den Gängen, eine Zeit, die
1) Knoche a. a. 0.
Myelophüus pinlperda L. und sein Parasit. 153
jedenfalls für die Entwicklung der Wespenlarven nicht günstig ist
und die Schlupfwespen wohl meistenteils als Puppe oder Image
überwintern.
Die Ueberwinterung der hier besprochenen Art geschieht wie
schon gesagt im Cocon, aber nicht als Puppe ; öffnet man den Cocon
so zeigt sich, dass die Larve zwar stark kontrahiert, aber noch völlig
in ursprünglicher Form vorhanden ist und eine lebhafte Beweglichkeit
besitzt. So liegt die Larve fast den ganzen Winter hindurch; die
Puppenruhe dauert in Ansehung der Länge des Larvenlebens eine
ganz ausserordentlich kurze Zeit, vielleicht 2—3 Wochen.
Auf Grund dieses Befundes also Hesse sich sagen.- Erscheinungs-
zeit Ende März bis Ende Mai wenigstens; Larvenzeit schon in
günstigen Fällen von Anfang bis Mitte Mai bis in den März des
nächsten Jahres, davon September bis März als Larve im Cocon.
Puppenruhe März. Daraus ergibt sich, dass die Art mit nur einer
Generation auftritt.
Der Parasit und sein Wirt.
Schon Ratzeburg 1) hat auf die Tatsache hingewiesen, dass
diejenigen Schlupfwespen, die bei phytophagen oder xylophagen
Wirten die im Innern ihrer Nahrungspflanze leben und von einem
schützenden Medium umgeben sind, vorkommen, Ektoparasiten sind.
Das ist also auch im vorliegenden Falle zu erwarten und in der Tat
wenn man sich die Organisation des ersten (Kopf-) Ringes der Larve
beträchtet, so deutet dieselbe ohne weiteres auf eine solche Lebens-
weise hin. Auf einen wesentlichen Unterschied aber möchte ich doch
gegenüber den Angaben Ratzeburgs-) und auch Schmidtss)
machen. Diese beiden Forscher haben gefunden, dass fast immer
mehrere Parasiten, oft 5 — 6 an einem Wirtstier zu finden waren,
was im vorliegenden Falle aber nicht so ist; hier finden sich viel-
mehr stets nur ein Parasit an der Wirtslarve vor. Das ist ja auch
nicht verwunderlich, denn wenn man bedenkt, dass der Schmarotzer
zuletzt fast ebenso gross ist als der Wirt selbst, so ist die schwache
Besetzung sofort klar.
Es lagen keine Anzeichen dafür vor, dass die Wespe ihre Eier
mit Hilfe des Legerohres durch die Borke hindurch in den Brutgaug
des Wirtstieres gebracht hätte, es muss eine andere einwandfreie
Erklärung für diesen Vorgang gegeben werden. Gegen eine Belegung
durch die Borke sprechen folgende Gründe: Es sind am Schluss der
1) Ratzeburg: Ichneumouen der Forstiusekten.
-) Derselbe a. a. 0.
3) Schmidt, Zeitschritt fiu- Forst- und Naturkunde Prag 1877.
154 R. Kleine:
Entwicklung die Cocons der Wespe meist an den Enden der
einzelnen Käferlarvengänge zu finden, es müsste also auch jede
einzelne Larve mit dem Parasiten versehen sein und die Belegung
müsste schon in der Nähe des mütterlichen Brutganges stattgefunden
haben, da hier die Wahrscheinlichkeit die Wirtslarve zu treffen am
grössten wäre. Andernfalls müsste die Wespe sonst jede einzelne
Larve aufspüren, was bei der Kleinheit der Wirtslarven und der
Stärke der Borke aber ausgeschlossen ist. Ferner müssten sich die
Spuren einer so dichten Besetzung an der Borke mit Hilfe von Lupe
oder Mikroskop nachweisen lassen, das ist aber nicht der Fall. Ich
bin vielmehr auf Grund meiner Beobachtungen zu folgendem Resultat
gelangt: Die Wespe dringt durch das Einbohrloch der Elternkäfer
in den Brutraum und bringt mit Hilfe des Legebohrers ihr Ei an die
Wirtslarve direkt heran oder doch in dessen nächste Nähe und, da
fast alle Wirtslarven zu Grunde gehen, so muss sich die Wespe eine
Eigrube nach der andern vornehmen. Sind dennoch WirtslarVen
verschont, so sind es diejenigen, die zuletzt abgesetzt sind, also in
die Schlussphase des Eierlegens gehören. Der Mutterkäfer braucht
längere Zeit um sich gänzlich seiner Eier zu entledigen, er muss für
jedes Ei eine besondere Eigrube fressen und so lange scheint
die Wespe ihre Eiablage nicht auszudehnen. So kommt es, dass die
ganze Brut nur sehr selten zerstört wird, wenn nämlich der
Mutterkäfer mit der Eiablage fertig war oder was mir noch viel
wahrscheinlicher erscheint, wenn eine zweimalige Besetzung durch den
Parasiten stattgefunden hat, denn gegen die erste Möglichkeit
sprechen gewichtige Gründe, die ich hier nicht näher erörtern kann.
Die Wirtslarve scheint zunächst den Schmarotzer wenig zu
merken, da sie ungehindert fortwächst; am Ende der Frasszeit aber
wächst auch der Parasit rapide, bald muss die Wirtslarve, die selbst
noch den Versuch macht die Puppenwiege zu nagen, vor Erschöpfung
zu Grunde gehen. An ihrer Stelle findet sich der Cocon der Wespe,
in der Regel oben plattgedrückt, nach unten und den Seiten den
ganzen Raum des Larvenganges an seinem Ende einnehmend. Ja
es kommt vor, dass die Wirtslarve noch soviel Kraft hat eine
reguläre Puppenwiege zu nagen und, da dieselbe bei piniperda in
der Borke, oft nahe der Aussenseite angelegt wird, so findet man
alsdann den Cocon in der Puppenwiege des Käfers, wo er aber nicht
abgeplattet ist, sondern eine gleichmässig rundlich-walzige Gestalt
annimmt.
Einzuwenden wäre vielleicht noch, dass die Wespe evtl. ihre
Eier nicht in die nächste Nähe bringen könnte und die parasitischen
Larven dann, weil sie fusslose Maden sind, nicht an den Wirt
MyelophUus piniperda L. und sein Parasit. 155
herankommen könnten. Aber es ist wohl zu bedenken, dass die
Larven mit Hilfe der auf dem Rücken befindlichen Fleischwarzen
sehr wohl aktive Bewegungen ausführen können, wovon ich mich
selbst wiederholt überzeugte.
Wo sind nun die Parasitenpuppen zu suchen?
Die Käferlarve, so lange sie noch frisst, baut auch den Larven-
gang der ihr charakteristisch ist, in ganz normaler Weise aus. Es
wäre also zu erwarten, dass der Wespencocon auch da zu finden
wäre, wo die Käferlarve verendet ist, denn verenden muss sie, das
ist sine dubio. Nun habe ich aber schon vorher bemerkt, dass die
Käferlarve noch eine ansehnliche Grösse erlangt und in seltenen
Fällen sogar noch die Puppenwiege anlegt; man müsste also die
Cocons an den äussersten Enden der MyelophUus -Yra.'&i^^nv finden.
Ist dem nun aber so? Nein, wenigstens nicht immer. Ein ansehnlicher
Prozentsatz der Parasiten bleibt allerdings gleich am Orte; dass sie
keine Ortsveränderungen vorgenommen haben ist leicht zu beweisen,
denn es findet sich am Kopfende des Cocons ein kleines, rundes,
glänzendes Etwas, das einen Harzklümpchen ähnlich sieht. Betrachtet
man es durch eine gute Steinheillupe bei 30 — 40facher Vergrösserung,
oder durch ein schwaches Mikroskop, so zeigt es sich, dass es in
seiner Gesamtheit die traurigen Reste der verendeten Käferlarve
repräsentiert. Die Leibesringe sind fernrohrartig ineinander ge-
schrumpft und nur ein Teil des chitinstarken Kopfes ist übrig
geblieben. Am Kopfende des Parasiten liegt der Hinterleibsteil der
Käferlarve; Parasit und Beutetier friedlich beieinander wie sie den
Kampfplatz verlassen.
Indessen kommt auch sehr oft Abwanderung aus dem letzten
Aufenthaltsort vor, dann finden sich aber keine Reste der Käfer-
larve vor. So wandern die Wespenlarven öfters in die Nähe einer
verlassenen Puppenwiege von MyelophUus, wo sie oft in Gruppen von
3 — 4 rings um dieselbe herumliegen. Das ist eine Beobachtung, die
auch schon Ratzeburg^) und Nitzsche-) bei anderen Arten
gemacht haben. Der Grund, diesen Ort aufzusuchen, ist ohne
weiteres klar. Aber auch mitten im Brutbilde finden sich die
Wespencocons unter ganz analogen Verhältnissen wie soeben ge-
geschildert ; auch hier hat eine Abwanderung stattgefunden und, dass
eine solche selbst auf so weite Strecken möglich ist, ist nach dem
Bau der Larve zu schliessen nicht nur möglich, sie muss überhaupt
in dieser Weise stattgefunden haben, da schon der Augenschein
lehrt, dass an den Orten an denen man unter solchen Verhältnissen
die Cocons findet, das Wirtstier nicht verlassen ist.
1) Ratzeburg: Ichneumonen der Forstiusekten.
2) Nitzsche: Judeich-Nitzsche. Mitteleuropäische Forstinsektenkunde-
156 B. Kleine. Myelophilus piniperda L. und sein Parasit.
Auch die Lage der Puppe im Cocon ist von Wichtigkeit für die
Art des Ausschlüpfens. Ich habe gefunden, dass die Puppe im Frass-
gange auf dem Rücken liegt, also mit dem Gesicht dem Baume zu-
gewandt. Nach dieser Seite wird auch das Schlüpfloch in den Cocon
gefressen, nie nach der Borkenseite, gewiss ein wichtiges Zeugnis
dafür, dass die Wespe nicht die Borke durchbohrt um so das
Schlüpfen zu bewerkstelligen. Lag der Cocon in der Nähe einer
piniperda-Wiege. dann gestaltet sich die Sache ziemlich einfach,
liegt er aber im Larvengange, so muss sich die Wespe erst den Weg
durch das Labyrinth von Larvengängen zu einem ähnlichen Ausgang
bahnen oder aber sie sucht vom mütterlichen Brutgang aus das
Einbohrloch oder die Durchlüftung zu gewinnen, um so in die goldene
Freiheit zu gelangen.
Das Stadium dieser kleinen Schmarotzerwespen ist so überaus
interessant, möchte es sich viele Freunde erwerben und dies um-
soraehr, da viele andere eine ganz ähnliche Lebensweise führen. Da
sich übrigens bei solch schwierigen Beobachtungen leicht Fehler ein-
schleichen, so ist eine fortgesetzte Aufmerksamkeit nötig. So wäre
es z. B. sehr leicht möglich, dass auch ein Befall der Regenerations-
brut stattfinden könnte, wenn die Frühbrut so zeitig angelegt wäre,
dass die Wespe auch die zweite Brut noch erreichte, was nicht
undenkbar wäre, wenn man auf Tasche nbergs^) Angaben
Bezug nimmt.
1) ch-. Seite 153.
[Berl. Entom. Zeitschrift, Band LH, Jahrgang 1907] 157
Bemerkenswerte entomologische Ereignisse
des Jahres 1907 in Potsdam.
Von Otto Meissner, Potsdam.
In klimatologischer Beziehung war das Jahr 1907 in der Mark
Brandenburg ziemlich abnorm. Einem strengen Winter folgte ein
sonniger, aber kühler und trockener April ; im Mai trat nach einigen
heissen Tagen (zufällig gerade an den Kalenderdaten der sogn.
„Eisheiligen", IL — 13.) ein ungewöhnlich scharfer Kälterückfall ein.
Reif wurde noch bis Ende Juni beobachtet. Der Juli war um volle
3 Grad zu kühl, seine Regenmenge betrug etwa das Dreifache der
normalen. Ende September besserte sich das Wetter, und der sehr
heitere und trockene Oktober war um über 4 Grad zu warm, in
Berlin der wärmste einer Beobachtuugsreihe von nahezu 150 Jahren!
Der November war etwas zu kalt, der Dezember zu wärm, sodass
vor Weihnachten eine Forsythie im Freien zu blühen begann.
Welche Wirkungen hat nun dieses extreme Wetter auf die
Insektenwelt ausgeübt? Eine, freilich nichts weniger als erschöpfende,
Antwort möchte ich an der Hand meines entomologischen Tage-
buches geben, in chronologischer Folge.
Im Februar flog an frostfreien Tagen Hibernia leucophaearia
(Lep.); ich fand eine dunkle Aberration davon.
Mitte März begann Exochomus 4-pustulatus L. (Col.) zu
fliegen, später auch andere Coccinelliden wie Coccinella 4-punctata
Pont, und Adalia hipunctata L. An einem der warmen Tage Ende
März (Max. 17 ^ C.) sah ich fliegen bezw. kriechen von Coleopteren,
kleine Carabidenarten, Elateriden und Geotrupesarten sowie zahlreiche
Coccinelliden, meist Chilocorini; von Lepidopteren die über-
winternden Tagfalter wie Oonopteryx rhamni L., aber noch nicht
die Weisslinge; dann Bienen, Hummeln und Raupenfliegen (Tachinen) ;
auch Ameisen und Feuerwanzen {Pyrrhocoris apterus L.) waren
in Tätigkeit; bei letztgenannten beschränkt sich die Tätigkeit freilich
meist nur auf das Sich-Sonnen.
Am 21. April begannen die kleinen (im Herbst 1906 geboren),
etwa 8 Tage später die 1 Jahr älteren Ameisenlöven (Larven von
Myrmeleon formicarius und formicalynx [Neur.]) ihre Sänd-
trichter zu bauen.
158 Otto Meissner:
Vom 10. Mai ab zeigte sich massenhaft die sogn. Märzhaarmücke
(Bibio marci h.) im entwickelten Zustande. Der Grünwickler
Tortrix viridella [Lep.]) war, gleichfalls als Imago, häufig, doch
lange nicht so zahlreich wie 1906. — Beide Melolontha-Arten waren
dies Jahr selten.
Im Juni deuteten die häufiger als sonst über den Weg kriechenden
Raupen der Nonne (Psilura monacha L. [Lep.]) darauf, dass 1907
ein gutes Jahr für sie werden würde.
Im Juli fiel mir im Tiergarten in Berlin die grosse Menge am
Boden liegender Spinner {Porthesia aurißua, chrysorrhoea u. a.)
auf, die auch in Potsdam in Laubwaldbeständen nicht selten waren.
Von Ende Juli ab bis weit in den September erstreckte sich die
Flugzeit von Psilura monacha L. Herr Auel berichtete darüber
näheres an anderer Stelle. Die Nonne war in gemischten und reinen
Laubwaldbeständen nicht seltener als im Nadel-(Kiefern-)walde. Auch
die Fichtenglucke {Dendroiinius pini L. [Lep.]) war ziemlich häufig.
Die Flugzeit des Bocks Leptura testacea L. (Col.) erstreckte
sich bis in den Oktober, die von Spondylis huprestoides L. (Col.)
bis Ende September, also beidemale weit über das gewöhnlich
angegebene Datum hinaus.
Asselraupen von Cochlidion limacodes (Lep.) und Larven der
Birkenknopfhornwespe [Cimhex betulae Z. [Hym.] ), die sonst auf
dem Telegraphenberge bei Potsdam häufig im Herbste zu finden sind,
wenn sie in der Erde einen Ort zur Verpuppung suchen, fand ich
diesmal sehr wenig, wohl infolge des ungünstigen Sommers.
Auch gab es in dem so schönen Oktober auffallend wenig
Altweibersommer, während ich im März und April infolge
(eifriger Beobachtung das Vorkommen des viel selteneren „Mädchen-
sommers" verschiedentlich feststellen konnte.
Einen Massenanflug zur Ueberwinteruiig geneigter Goccinelliden
(Col.) konnte ich im Spätherbst 1907 nicht konstatieren. Auch
wenig Florfliegen [Chrysopiden) fanden sich zur Ueberwinterung
ein. Desto mehr aber Mücken! Und zwar Cidex pipiens L. und
annulatus L., ja letztere fast noch in grösserer Anzahl als pipiens.
Bis Mitte Dezember waren sie auch noch stechlustig, wobei
wieder die bekannte Beobachtung gemacht werden konnte, dass das
Blutsaugen der Mückenweibchen im Herbste — ganz anders als im
Sommer — eine Vermehrung des Fettkörpers bewirkt, was man z B.
beim Totschlagen mittelst eines Pappdeckels deutlich an dem hinter-
lassenen Fettfleck sehen konnte.
Der in Potsdam häufigste Frostspanner, Cheimatobia
boreata L. [Lep.], flog den ganzen November hindurch, war auch
Entomologische Ereignisse in Potsdam 1907. 159
bei — 2t> noch beweglich und flatterfähig und erschien in den
wärmeren Tagen des Dezember in ziemlicher Anzahl, wiewohl
merklich seltener als 1906. Erst Mitte Dezember flaute der Flug
rasch ab.
Zusammenfassend kann man etwa bemerken: Der kalte Winter
1906,07 hat den als Imagines überwinternden Insekten garnicht, den
andern kaum merklich geschadet. Der kühle Sommer war für viele
Lepidopteren und andere, als Larven auf Pflanzennahrung angewiesene
Insekten nachteilig, für die Stechmücken dagegen sehr vorteilhaft;
auch konnte er die starke Vermehrung der Nonne nicht hindern.
Der warme Oktober war relativ wenig wirksam ; der milde Dezember
hatte eine Verlängerung der Flugzeit der Frostspanner zur Folge.
Potsdam, 20. Januar 1908.
12
160 [Berl. Entom. Zeitschrift, Band LH, Jahrgang 1907].
Brassoliden-Studien.
Von H. Stichel.
l. Kritische und synonymische Bemerkungen.
In einer umfangreichen Arbeit: „Verzeichnis der von Herrn
Dr. Theodor Koch-Grünberg am oberen Waupes 1903 bis
1905 gesammelten Rhopaloceren pp.", Stett. Ent. Zeit.
1907, Seite 117 u. f. hat H. Fruhstorfer, neben der Aufzählung
der Reiseausbeute, mit Geschick und Erfolg eine aufklärende
Sichtung der teilweise recht verworrenen und verschleierten Nomen-
klatur einer namhaften Anzahl neotropischer Tagfaltergruppen nach
moderner Auffassung der Verwandtschaftsgrade vorgenommen. Diese
Arbeit ist zweifellos verdienstvoll, nur erscheint die Einsetzung alter
und namentlich die Einführung neuer Namen für systematische
Einheiten von subspecifischen Wert eine allzu ausgiebige. Das
Verfahren, den Begriff der Art in lokalisierte Unterarten zu zerlegen,
ist eine nicht nur nützliche, sondern auch wissenschaftlich begründete
Masnahme. Wegen der Ausdehnung der Nutzbarkeit der unter-
schiedlichen Charaktere, welche zur Spaltung der Kollektivart dienen
können, ist natürlich die Vorschreibung oder Einhaltung einer be-
stimmten Grenze nicht möglich. Vielfach werden die Charaktere nur
geringer, in anderen Fällen beträchtlicher sein. Bedingung allein
ist, dass dieselben konstant oder wenigstens so wenig veränderlich sind,
dass Abweichungen zu den Ausnahmefällen zählen, damit es möglich
ist, die Art analytisch zu zergliedern, und aus der
Diagnose die Form zu erkennen.
Im indo-malayischen Inselgebiet erweist sich die Gliederung
solcher Subspecies oder Lokalrassen als besonders „ertragreich" und
einwandfreier deswegen, weil die Rassenbildung auf den einzelnen
isolierten Inseln eine natürliche Folge der verschiedenen Lebens-
bedingungen und Lebensgewohnheiten ist, und weil keine oder wenig
Ursache vorliegt, dass Rückschläge durch Vermischung mit Nachbar-
formen erfolgen. Ganz anders verhält sich dies auf dem Festlande und
im einzelnen in den ebenen oder nur wenig gebirgigen Teilen desselben.
Hier zeigt sich zwar auch stellenweise Neigung zur Rassenspaltung,
aber sie ist von zu geringer Energie, um sich zu konsolidieren, die
Formspaltung ist unbeständig, in dem als Grenzzone anzusehenden
BraSsoliden- Studien. 161
Giebiet ganz unklar und selbst an räumlich voneinander weit ge-
trennten Lokalitäten häufig noch nicht genügend erkennbar, um als
Charakter einer systematischen Einheit verwendet werden zu können.
Deshalb müssen die Kreise weiter gezogen und der individuellen
Variabilität der Art, die häufig auch vom Saisonwechsel oder von
der Witterung abhängig sein wird, grössere Zugeständnisse gemacht
werden, als es von Herrn Fruhstorfer geschehen ist und gewünscht wird.
Betrachten wir die in erwähntem Artikel vorkommenden Neu-
beschreibungen innerhalb der Subfamilie Brassolinae (1. c. p. 128 u. f.)
von diesen Gesichtspunkten aus, so gelangen wir zu folgenden
Schlüssen:
1. Caligo idomeneiis euphorbus (Feld.) Frühst. (1. c. p. 128)
= C. idomeneiis idomeiieus forma individ. euphorbus (Feld.) Stich.
Fruhstorfer überträgt den Namen euphorbus einzig und allein
aus lokalen Rücksichten auf die vermeintliche Rasse vom oberen
Rio Negro, von wo Felders Type (1 cf) stammt. Es wird nicht an-
gegeben, wieviel Stücke diesem Modus als Grundlage dienten, an-
scheinend nur ein einziges („der Riese der Ausbeute"). Es fehlt
also der Nachweis, dass die Art in dieser Form in besagter Gegend
überwiegend beständig ist. Dagegen steht es fest, dass die
gleiche Form nicht selten in den verschiedensten Gegenden des Flug-
gebietes der Art auftritt. Das mir zugängliche ßelagsmaterial verteilt
sich wie folgt: Iquitos (Ober-Amazonas): 1 (/, 1 Q, l cf Extrem-
form [menoetius Stgr,); — Surinam (Bersaba): 1 cf', 1 Q und 1 cf
Extremform; — Peru (Chanchamayo»: 1 c/; — Rio Maues:
1 cf (Extremform); — Manaos: l p. Sämtlich i. c. Staudinger. —
Surinam: 1 , 1 Q i. coli. Stichel (No. 1953, 1954, leg. A. Michaelis).
Nach diesem Befunde ist euphorbus Feld, nur als Zustands-
form (individuelle Aberration) von C. idomeneiis L. haltbar. Das
Original Felders (jetzt i. Mus. Rothschild), welches ich s. Zt. in
Händen gehabt habe, zeigt noch einen schwach aufgehellten Streif
anstelle der weisslichen Vorderflügel-Binde der typischen Form, es
kommen aber auch extreme Exemplare derselben Variationsrichtung
vor, die keine Spur der Binde zeigen und die als C menoetius Stgr-
beschrieben sind. Eine besondere Benennung dieser Extremform ist
entbehrlich. (Vgl. Insekt. Börse Vol. 21 (1904), p. 210). Eigen-
tümlich ist die Wiederholung der Form in Peru neben einer gut
ausgebildeten Lokalrasse {superbus Stgr.).
2. Caligo teucer phoroneus Frühst. (1. c. p. 129)
— Caligo teucer zuzanna (Deyr.).
Beschreibung nach 3 (/, 2 $Q. Die Zahl könnte genügen,
12*
162 H. Stichel:
Rassencliaraktere zu begründen. Diese decken sich aber vollkommen
mit denen von Pavonia ziizanna Deyrolle aus Columbien, wie ein
Vergleich mit der Abbildung ohne Schwierigkeit erkennen und wie
sich dies ja auch schon aus lokalen Rücksichten vermuten lässt.
Autor vergleicht mit C. teiicer teucer L. und C. teucer ohidonus
Frühst, (auch ein entbehrlicher Name), nicht aber mit der nächst-
stehenden zuzanna, die als „dunkel", wogegen phoroneus als „ver-
dunkelt" bezeichnet wird. Greifbare Unterschiede im Grade der
„Dunkelheit" fehlen, die Subspecies tritt in gleicher Form in Peru
Marcapata, Cuzco (No. 2020 i. c. mea), Cuchuras (coli. Staudgr.), sowie
in Bolivien (Rio Songo, i. c. Staudgr.) auf und dringt nördlich bis
Britisch -Guayana vor, wie ein Q meiner Sammlung (No. 472) aus
Bartica (leg. R. Haensch) dartut. Bei diesem ist die an der hinteren
Zellecke entlang laufende schmale Querbinde recht scharf abgesetzt,
nächst dem Distalsaum erscheint eine zweite, wellige, etwas ver-
waschene Binde, das Charakteristicum der Q Q. der Art überhaupt.
H. Caligo teucer nubilus Frühst.
" C. teucer zuzaima forma indiv. nubila.
Wie vorher erwähnt, gehört ein Q aus gleicher Quelle wie das
als nubihts beschriebene (f von Fruhstorfer zur „dunklen"
Subspecies zuzanna Deyr. Nubihis sinkt zu einer Individual-
Aberration herab und bildet, wie schon F. erwähnt, eine interessante
Analogie zu euphorbus Feld, im Vergleich mit idomeneus L.
Nebenbemerkung: Fruhstorfer erwähnt (1. c. p. 130) bei
dem Versuch der Ergänzung meiner Tabelle der bekannten Formen in
„Genera Insectorum Fase. 20," dass C. alias Ruber von mir über-
sehen ist: — Irrtum! Es lag nur eine Kaniensverwechslung mit C.
phorbas vor (1. c. p. 36 No. 3 b), die ich schon 1905 im 31. Fascicule,
p. 16 berichtigt habe. Ich habe damals diese Ecuadorform beim "Ver-
gleich mit Felders Original mit C. prometheus epimetheus Feld.
identifiziert. Der Name atlas kann nur mit Mühe als Subspecies 0.
prometheus atlas ^) erhalten bleiben, wie überhaupt eine Rassenspaltung
von Schmetterlingen aus Columbien und Ecuador und dem Gebiet
im oberen Amazonas häufig problematisch bleibt. So ist z. B. auch
Caligo micans Ruber, den Fruhstorfer als Subspecies zu C. placidianus
Stgr. auffasst (p. 133 1. c.) vöUig iifeutisch mit diesem (cf. Soc.
Entom. 1907 p. 100).
* , *
*
Unvermittelt schliesst sich an diese vom Dr. Koch gesammelten
Caligonen nun in bunter Reihe eine Anzahl Beschreibungen „neuer"
1) In Soc. Entom. vol. 2t (1907) p. 100 habe ich irrtümlich Caliyo
epimetheus atlas geschrieben.
Brassoliden- Studien. 163
Opsiphanes an, deren eingehende Nachprüfung notwendig ist, weil
ich die Bearbeitung der Brassoliden für das „Tierreich" über-
nommen und auch schon vor etwa 3 Jahren beendet habe, jetzt also
in die Zwangslage gebracht bin, die Fruhstorferschen Namen vor
dem demnächst bevorstehenden Druck der Arbeit an passender Stelle
einzureihen. Vorweg mag betont werden, dass das Material, welches
F. zur Verfügung steht, für die vollzogenen Aufteilungen viel zu
gering ist. Ein Studium des Inhalts der mir jetzt im hiesigen Zool.
Museum zugänglichen Sammlung Staudingers ist hierfür ein un-
anfechtbarer Beweis.
4. Opsiphanes invirae relucens Frühst. (1. c. p. 130).
Beschrieben nach einem (!) c/ aus Honduras (S. Pedro Sula).
Den angeführten Charakteren nach von der Panama-Form (Chiriqui)
und auch von columbischen Stücken erkenntlich verschieden, aber
ohne Nächweis für die lokale Beständigkeit. Bis zur etwaigen Wider-
legung verbleibt dem Namen der zweifelhafte Rang einer Subspecies.
Vergleichsmaterial fehlt, auch enthält Staudingers Sammlung nichts
aus dieser Gegend.
5. Opsiphanes invirae remoliatus Frühst. (1. c. p. 131)
= 0. invirae amplificatus Stich, forma indiv. remoliata.
Die Form ist in ihrer extremen Ausbildung leidlich charakterisiert,
wiederholt sich aber in dieser Gestalt an ganz verschiedenen Orten.
So würden bei einem objektiven Urteil folgende Individuen ohne
Kenntnis der Fanglokalität unbedenklich zusammenzufassen sein:
2 cf' 1 Q Rio Grande do Sul, 1 (f Casa Branca (Sao Paulo), 1 c/
Rio de Janeiro, 1 P Corvico (Boliv.), 1 cf Rio Yuntas (Bolivien). 1
cf San Antonio, 2 Q. Amazon, sup. (sämtlich i. c. Staudgr.), ferner
1 (f Paraguay, 1 (f Sta Catharina (No. 735 u. 736 i. coli. mea).
Auf der anderen Seite passt wiederum 1 c/ der Sammlung Staudingers
aus Rio genau auf amplificatus Stich, und 1 Q aus Sta Catharina
(No. 738 i. c. Stich.) und cf Q. ebendaher aus d. Sammlung Staudingers
sind ganz abweichend von remoliatus. (vgl. Int, Ent. Zeit. Vol. I,
p. 342). Wenn nun auch Rio Grande do Sul aus dem Vcrgleichs-
material numerisch die meisten Vertreter der Form stellt, so erscheint
es nach diesem Befunde unzulässig, dieselbe als systematische Einheit
im Sinne einer lokalisierten Subspecies aufzufassen. Die Farbe der
Apicalflecke ist bedeutungslos.
N eben bem erkling: Es ist richtig, dass ich ein Piirclien dieser
Form der Fruhstorferschen Sainniliing als 0. quiteria meridionalis
bezeichnet habe. Dies geschah aber zu einer Zeit als ich mir über
die specifische Trennung von quiteria Cr. und invirae Hbn. noch nicht
klar war. Man vergl. Berl. Ent. Zeit. Vol. 46 (1901) p. 511
164 -ö. Stichel:
unter 9/?: „Einzelne Stücke aus Paraguay sind nahezu ganz-
randig . . . etc." Diese Stücke, zu denen remoliatus Frühst, zu
zählen ist, habe ich später (Genera Insect.) als Form von invirae
erkannt und als Ops. invirae amplificntus behandelt.
6. Opsiphanes invirae agasthenes Frühst.
= 0. invirae amplificatus Stich, forma indiv. agasthenes.
Die Tatsachen liegen hier für die Anerkennung einer Subspecies
ähnlich wie im vorigen Fall. Wir haben ein Problem zu behandeln,
dessen Lösung eigentlich ein Streit um des Kaisers Bart ist. Zur
Zeit der Abfassung meiner ßrassoliden-Revision (nicht Monographie
wie F. schmeichelhafter Weise sagt) in „Genera Insectorum"
kannte ich allerdings noch keine Peru-Form der Art. Später erhielt
ich ein cf aus Pozuzo durch W. Hoffmanns, welches ich ohne
Bedenken unter O. invirae amplificatus Stich, einreihte. Eine
wiederholte aufmerksame Betrachtung bringt mir keine andere Wahl,
jedenfalls passt dieses Individuum nicht auf Fruhstorfers agasthenes
laut Beschreibung und Vergleichsstück. Das Stück ist etwas grösser,
als brasilianische Tiere, sonst liegen aber die Charaktere desselben,
wenngleich minimal abweichend, innerhalb der Variationsgrenzen
von amplificatus. Zwei Tiere der Sammlung Staudingers vom
Chanchamayo und aus Iquitos (Peru) lassen sich bei einigem guten
Willen mit agasthenes vereinigen, neigen aber ebenso stark zu der
columbischen Rasse, die 1906 von Röber als O. sticheli beschrieben
ist (Soc. Entom. vol. 21, p. 20). Ferner: Von Fruhstorfers 3 Tieren
aus Pozuzo weicht eins so weit von dem Typus ab, dass Autor die
Einführung eines eignen Namens [rectifasciata nobis!) für angebracht
hält. Unter 6 zum Vergleich stehenden Peru-Stücken sind also 3
so weit divergierend, dass für jedes derselben ein anderer Name
Geltung haben kann, und von den übrigbleibenden drei sind zwei
weitere nur mit Nachsicht dem Typus agasthenes anzureihen. Darf
man hier von einer Subspecies, d. h. einer systematischen Einheit
mit beständigen Charakteren reden?
7. Opsiphanes invirae pseudophilon Frühst. (1. c, p. 135) und
Opsiphanes invirae isagoras P'ruhst. (1. c, p. 138).
= Opsiphanes invirae amplificatus Stich.
Wegen der Uebereinstimmung zwischen pseudophilon und ampli-
ficatus beziehe ich mich auf meine Publikation in „Intern. Eut. Zeit.
Guben" I, 1907, p. 142.
Was isagoras betrifft, so bezieht sich Autor auf eine Form
namens androsthenes, deren Spur ich nicht entdecken kann, er meint
wohl die vorher behandelte agasthenes. Während bei gewissen
Stücken aus Peru wenigstens noch in der eigenartigen Verschmälerung
Brassoliden- Studien. 165
der Hinterflügelbiude ein halbwegs greifbarer Unterschied gegen
amplificatus zu konstatieren ist, hört die Objektivität in der
Abtrennung der Bolivia-Stücke nach der Beschreibung auf. Die etwas
allgemein gehaltene Schilderung ist ohne Zweifel auch auf Individuen
aus Paraguay und Peru (ex parte) anzuwenden, und nach dem Grund-
satz: „Wenn zwei Grössen einer dritten gleich sind, so sind sie unter-
einander gleich", fallen beide Namen und können nicht einmal als
Zustandsformen erhalten werden, denn die Charaktere liegen innerhalb
der Variationsfähigkeit von ampUficatvs ohne Möglichkeit der
Fixierung.
Nebenbemerkung: Die Annahme (p. 132), 0. quiteria holi-
vianus Stich, könnte identisch mit isagoras Frühst, sein, ist nicht
zutreffend. Bolivianus ist eine ausgesprochene quitcria-F ovm.
Ebenso ist es unzutreffend, 0. quiteria quirinalis Stgr. als
partielles Synonym von isagoras (r. amplificatus) zu behandeln. Bei
der Bezettelung eines der Originale Standiugers mit „Chiriqiii" ist
zweifellos ein Irrtum unterlaufen. Beide Typen der Sammlung
Staudingers sind jedenfalls aus Peru und stimmen in den allgemeinen
Charakteren mit zwei Stücken meiner Sammlung (No. 709, 710) über-
ein. Hierzu besitze ich eiu Q. (No. 711), ebendaher, vom allgemeinen
Eindruck des Q von 0. quiteria quirinus Godm.-Salv., aber mit rein
weisser Vorderflügelbinde und mit nur ganz schwach rostbraunem
Anflug im Analtoil des Hinterflügels. Die Grundfarbe der ganzen
Flügelfläche überdies dunkler. — Vergl. Soc. Entom. 1907, p. 341.
Wenn wir nun ein Uebriges tun und die Fruhstorferschen Namen,
soweit möglich, als Zustandsformen erhalten wollen, so teilt sich
0. invirae amplifieatus Stich.
— 0. invirae pseudophilon + isagoras Frühst,
wie folgt:
a. Forma principalis: Breite ockerfarbene Binden; diejenige
des Vorderflügels ein wenig zackig begrenzt,
hinten verschmälert. Hiuterflügelbinde annähernd
gleich breit, vorn heller als hinten und dort
rötlich.
b. — remoliata: Vorflügelbinde gleichmässiger breit,
hinten weniger verschmälert. Hinterflügelbiude
breiter, vorn verschm.älert, hinten stärker rostrot.
c. — agasthenes: Vorderflügelbinde hinter der Zelle
besonders stark zahnartig gezackt, Hinterflügel-
binde ziemlich schmal, hinten stark verbreitert,
dort rostrot.
166 H. Stichel:
d. Forma rectif asciata: Vorderflügelbinde schmaler, dunkler
ockergelb, beiderseits fast gleichmässig, ohne
Einbuchtung verlaufend, etwa wie bei remoliata,
aber schmäler.
Sämtliche anderen für die Begründung der Spalteinheiten auf-
gestellten Merkmale sind in der Weise variabel, dass sie in den ver-
schiedensten Kombinationen miteinander und mit den obigen Charakteren
auftreten, sie müssen deshalb ausscheiden, xiber selbst die ver-
bleibenden Unterschiede sind so minimal und ineinander übergreifend,
dass auch diese Namen entbehrlich gewesen sein dürften, i)
8. Opsiphanes quiteria mylasa Frühst. (1. c. p. 133)
= 0. quiteria quaestor Stich.
Die Beschreibung der Form (nach 1 cfl) passt Punkt für Punkt
auf quaestor. Am Schluss wird zwar gesagt, dass die Vorderflügel-
binde schmaler wie bei quaestor, aber doch breiter als bei anderen
quiteria -Formen ist. Eine nur oberflächliche Erfahrung in der
Variationsfähigkeit der Art muss es ermöglichen zu erkennen, dass
dies allein keine genügende Begründung einer systematischen Einheit
ist. Die Subspecies quaestor dringt demnach vom Ostabhang der
Ecuador-Anden östlich bis in das Gebiet des oberen Amazonen-
stromes und Rio negro vor und vermischt sich nach Süden, wie aus
dem reichen Material der Sammlung Staudingers aus Pebas, Iquitos
und Bolivien zu urteilen, mit holivuinus Stichel, bei dem die Grund-
farbe fahler, die Vorderflügelbinde etwas schmaler, die Hinterflügel-
binde aber vollständiger ist. Auch diese Form ist nicht ganz
konstant, Tiere aus Pebas und Iquitos neigen aber mehr zu holivianus
als zu quaestor, so macht sich auch bei einigen, namentlich Q $, die
Tendenz eines rostroten Anfluges im Analfelde des Hinterflügels be-
merkbar. Diese Tiere erinnern schon an meridionalis Staudgr.
Ein Stück meiner Sammlung (No. 702) aus Columbien, (Cauca,
1) Gelegentlich der Determination eines grösseren Teiles der Vorräte
an Brassoliden der Natiu'alieri-Handlung von H. Rolle, Berlin (Naturhist.
Institut, Kosmos) hatte ich nachträglich wiederum Gelegenheit, die
Unhaltbarkeit der Annahme von Rassenbildung au 0. invirae in Peru
und Bolivien bestätigt zu sehen. Es war uuniögiich, die in mehreren
Reihen vorhandenen Individuen mit den gegebenen Kennzeichen nach
den Oertlichkeiten zu trennen, die Merkmale waren vielmehr derart in-
einander verwirkt, dass es sogar Schwierigkeiten machte, einzelne
Exemplare als Vertreter der Zustandsform auszusondern. Dies gab mir
auch Veranlassung meine vorläutige Ansicht von der Haltbarkeit einer
peruvianischen Unterart (vgl. Intern. Ent. Zeitschr. Guben I, p. 142) zu
ändern.
Brassotiden -Studien. 167
H. Ribbe leg) ist im allgemeinen Habitus mit holivianus überein-
stimmend.
9. Opsiphaues quiteria obidonus Frühst. (1. c. p. 134)
0. quiteria quiteria (Cr.)
Etliche Stücke der Sammlung Staudingers vom unteren Amazonas-
gebiet (Massauary, Itaituba) haben Neigung zur Verschärfung der
Hiuterflügelbinde (Anklänge an holivianus und meridionalis), lassen
sich aber von Surinam-Stücken nicht trennen, weil auch bei diesen
Exemplare mit mehr oder weniger reichlicher Fleck- bezw. Binden-
bildung im Hinterflügel vorkommen. Ich besitze ein Paar aus Obidos
(No. 694, 695, s, Zt. von H. Rolle gekauft). Das o" trägt auf dem
Vorderflügel eine Binde, welche breiter ist als bei 3 (f cf meiner
Sammlung aus Surinam, auf dem Hinterflügel aber nur zwei ver-
loschenene Subapicalfleckchen, also gerade gegenteilige Charaktere
wie das cf von Fruhstorfer [ohidonus); das 2 ist von 3 Stücken
meiner Sammlung aus Surinam nicht zu trennen. Damit ist wohl
der Beweis erbracht, dass die von F. zur Begründung seiner Sub-
species ohidonus verwendeten Merkmale (p. 134) individuell sind
und sich in den Rahm.en der Variabilität der typischen Unterart
einfügen lassen.
10. Opsiphaues quiteria pliiloii Frühst. (1. c. p. 134)
--= 0. qiiiteria meridionalis Stgr.
Hier kann ich mich auf die Feststellung in „Intern. Ent. Zeit. Guben,"
I, 1907, p. 342 beziehen. Beschreibung und Abbildungen decken
sich mit den Originalen Staudingers, der Vergleich mit Fruhstorfers
„Typen" beseitigte jeden Zweifel.
11. Opsiphanes cassiae (L.) mit den neu eingeführten Formen
pudicus, deceiitius und luculhis Frühst.
Fruhstorfer schliesst sich meiner Definition der Art, in der
ich Aurivillius folgte, an, d. h. als cassiae ist diejenige der
strittigen Arten anzunehmen, welche eine iingegabelte Vorderflügel-
binde trägt, wie sie Gramer, Pap. Exot. II t. 105, f. A. B. und
Hübner, Exot. Schmett. t. 74 f. 1, 2 ((/) und t. 75 f. 1, 2 (Q)
abbilden. Wenn Fruhstorfer 1. c. p. 135 schreibt, diese Autoren
bilden einen Opsiphanes mit gegabelter Binde als cassiae ab, so ist
dies anscheinend ein Druckfehler, weil es der Tatsache nicht
entspricht, auch mit dem Sinn des Vorhergehenden in Widerspruch
stünde. F. meint nun weiter, es wäre unrichtig, dass ich neben
cassiae dessen klassische (?) Heimat Surinam ist, eine Subspecies
cassicidus einführe. Hierbei fehlt der Nachweis, dass Linnes Type
aus Surinam stammt. Linnes Heimaisnachweis lautet: „Habitat
168 H. Stichel:
in Cassiis Anierices". Die Cassien sind aber nicht auf Surinam
beschränkt und es stand mir in sinngemässer Anwendung des Artikels
29 und 31 der internationalen Nomenklaturregeln von 1905 frei, bei
Aufteilung der Art den Typus zu bestimmen. Ich habe ihm Brasilien
als Heimat angewiesen deswegen, weil Exemplare dortiger Herkunft
besser mit Clercks Abbildung übereinstimmen als meine kleine
cassiculns-Yovm aus Surinam. Dass neben dieser kleinen Form
der Trockenzeit auch grosse Exemplare der Regenzeit dort vor-
kommen, bleibt zu fixieren, ändert an dieser Tatsache aber nichts. Wenn
also die grosse (Regenzeit-) Form von Surinam in ihrer Gesamtheit
von der brasilianischen, d. h. von den Individuen-Reihen am Amazonen-
strom und südwärts, überhaupt als verschieden anerkannt wird, so
verbliebe ihr der Name cassicidus m. als nomeuklatorischer Typus.
Ich zweifle aber hieran, wenigstens kann ich aus dem mir zugänglichen
Material keine greifbare Handhabe einer objektiven Trennung finden,
die Art ist so einfach gezeichnet, dass eine geringe individuelle
Variabilität kaum nennenswerte Abweichungen hervorruft. Ich stelle
deswegen
0. cassiae lucullus Frühst,
als Synonym zu 0. cassiae cassiae (L.) — Der Name lucullus ist
nach 2 (/, 3 Q 5 aus Espiritu Santo und Rio de Janeiro aufgestellt,
ein (f aus Esp, Santo dedizierte mir Herr F. liebenswürdiger Weise
kürzlich (No, 1798 i. c. m.) und bin ich mit dessen Hilfe und meinem
eigenen Material in der Lage, meine Ansicht bestätigt zu finden.
Damit verbleiben die im weiteren aufgestellten Namen für cassiae-
Formen brasilianischer Herkunft solche für aberrative Zustands-
formen (V Zeitformen) und wir haben :
0. cassiae cassiae Guayana bis Süd-Brasilien und Paraguay.
= O. cassiae lucullus Frühst.
a. Forma cassiculus Stich. O. cassiae cassiculus Stich.
Kleine Trockenzeitform aus Guayana.
b. — pudica Frühst. Vorderflügelbinde hell ockergelb,
bis zum Ende fast gleich breit, ßahia.
c. — decentius Frühst, wie vor, aber dunkelorange
gefärbt. Minas Geraes.
11. Opsiphaiies cassiae strophios Frühst. (1. c. p. 137).
Nach der Beschreibung (1. c. p. 137) besteht der einzige Unter-
schied gegen O. c. ruhigatus Stich, darin, dass der Analwinkel des
Hiuterflügels beim (f lebhaft rostrot angeflogen ist, bei ruhigatus
ist nur ein schwacher Anflug vorhanden. Dieser Charakter ist, wie
ich aus dem Material der Staudingerschen Sammlung konstatierte,
Brassoliden- Studien. 169
individuell, der rote Belag ist zwar in der Mehrzahl der bolivianischen
Stücke kräftig vorhanden, bei einem Exemplar . der Sammlung
Staudingers aber (Boliv. centr., Torochito) und bei einem zweiten
(f meiner eigenen Sammlung (No. 1798, Bolivia, La Paz) fehlt er
ganz. Unter diesem Gesichtspunkt müssten die beiden Namen un-
weigerlich zusammengezogen werden, aber es kommt hier ein anderer
Umstand in Frage, der schwerer wiegt. Fast bei allen Bolivia-
Stücken ist nämlich die Randbesäumung des Hinterflügels ungemein
reich entwickelt, mitunter so, dass sich im hinteren Teil des Distal-
randes eine Doppelreihe von zusammenhängenden Bogen bildet,
ähnlich wie manchmal bei den 2 Q der typischen Unterart. Dies
erwähnt F. nicht und meint, dass die Hinterflügelbinde bis M 3
(vorderer Medianast V) gelblich bleibt, aber viel schmaler als bei
lucxdhis ist. Hier liegt anscheinend wieder ein Setzfehler oder
Missverständnis vor, denn bei lucuUus {cassiae typ.) sollte ja diese
Binde nur sehr gering entwickelt sein und nur aus 2 — 3 „diffusen"
Makeln bestehen. Doch sei dem, wie es wolle, der angeführte
Charakter, verbunden mit der beträchtlichen Durchschnittsgrösse und
endlich mit der im Analwinkel auffällig spitz vortretenden Form des
Hinterflügels der Bolivia-Stücke lassen es zu, den Namen für die-
selben zu erhalten und mag die Fruhstorfersche etwas knappe
Diagnose in dieser Erweiterung Giltigkeit geniessen. Die Subspecies
dürfte sich im Zuge der Anden nach Norden in annähernd gleicher
Beschaffenheit erhalten, wenigstens besitze ich ein Tier {(f) aus
Columbien (No. G64, Rio Magdalena sup.), welches sich gut hier
anschliessen lässt, wenngleich ein anderes (No. G65, in Wien gekauft,
angeblich Columbien) vermöge seiner stark reduzierten und ver-
kürzten Vorderflügelbinde erheblich abweicht. Dieser Fall mag aber
idividuell sein und ich nehme als Verbreitungsgebiet von O. cassiae
strophios an: Bolivien — Columbien, dort in Uebergängen zu der sehr
charakteristischen subsp. castaneus, von der in der Stgr. -Sammlung 3 cf
von Chiriqui und 1 9 ebendaher mit 56 mm Vorderflügellänge stecken.
Nebenhemerkung: In der auf Seite 139 von Fruhstorfer ge-
gebenen Tabelle, welche durch die vorhergehenden Schildenuigen
wesentlich dezimiert wird, ist unzutreffend: Heiiiiatsangabe Columbien
für 0. invirae cuspidatus Stich. Diese ganz auffällig abgesonderte
Rasse scheint auf eine kleine Lokalität am Vulkan Chiriqui beschränkt
zu sein, während die als 0. sticheli Röb. (= 0. invirae sticheli} be-
schriebene Form aus Columbien nur unwesentliche Differenzen von
der typischen Unterart aufweist.
12. Opsiphaues tamarindi xiphos Frühst, (1 c. p. 140)
= 0. tamarindi tamarindi forma indiv. xiphos.
Nach einem (!) cf aus Venezuela aufgestellt. Anscheinend eine
170 U. Stichel:
Analogie zu forma spadix Stich, von O. tamarindi corrosus Stich.
Bis zum Beweise des Gegenteils stelle ich dieses vereinzelte Individuum
als Zustandsform mit bräunlich verfärbter Vorderflügelbiude zur
typischen Unterart.
13. Opsiphanes tamarindi pseudocassiae Frühst (1. c. p. 140)
= 0. cassiae cassiae forma cassiculus Stich.
Der Vergleich mit O. cassiae decentius, d. i. dunkelockerfarbene
Vorderflügelbinde, verbunden mit der Eigenschaft der Kleinheit, passt
so treftlich auf meine cassicidus, dass ich keinen Augenblick im
Zweifel bin, hier liegt Identität vor.
Entgegen sonstiger zuvorkommender Bereitwilligkeit versagte mir
Herr F. diesmal die Vorlage der Tjpe (1 cf\), ich muss mich daher in
diesem Falle bei den unverkennbar übereinstimmenden Merkmalen
auf einen subjektiven Schluss beschränken, zumal das Original von
pseudocassiae aus dem Fluggebiet der typischen Unterart von cassiae,
d. i. Manaos am mittleren Lauf des Amazonenstromes, stammt!
Im übrigen erhielt ich durch H. Rolle, Berlin, kürzlich ein ebenfalls
hierher gehöriges Stück von 37 mm Vorderflügellänge aus Parä
(e. c. Riffarth, A. Schulz leg. 12. V. 94) als weiteres Bclagstück
meiner Identifizierung.
14 a. Opsiphanes batea beata Frühst.
b, — — subsericea Frühst.
c. — — praegrandis Frühst.
In diesen Kapiteln hat Herr Fruhstorfer eine reichliche Ver-
wirrung geschaffen. Die Rasse beata von batea aus Sta Chatharina,
welche Autor p. 140 seiner Arbeit erwähnt, und die er mit Blepolenis
didymaon panormus Röber vergleicht, ist weiter nichts als O.
didymaon Feld., dessen Typus ich s. Zt. rekognosziert habe (vgl.
Insekt. Börse v. 21, p. 197). Didymaon ist von Felder aus
Südbrasilien angegeben und im allgemeinen etwas kleiner als batea
Hbn,, panormus Röber ist damit identisch, während O. catharinae
Stich., welcher des tertiären Geschlechtsmerkmales, d. i. des Haar-
pinsels in der Hinterflügelzelle, entbehrt, trotz allgemeiner habitueller
Aehnlichkeit vorerst specifisch getrennt gehalten werden muss. Dieses
Merkmal ist nicht etwa eine vereinzelte Erscheinung, sondern wieder-
holt sich beständig, ßelagstücke: 1 c/ ßlumenau, 2 Q. Sta Catharina
und Blumenau in coli. Staudinger, 3 cf 1 Q in der Stamm-Sammlung
des Berliner Zool. Museums, 2 c/ 1 5 aus Sta Catharina i. coli.
Röber.
Ich nehme an, dass Herr Fruhstorfer meine diesbezüglichen
Feststellungen in der Ins. Börse übersehen hat, sonst wäre es mir
unbegreiflich, wie er didymaon (Hbn.) Stich. (1. c. p. 142) zu batea
(1. c. p.
140),
(1. c. p.
141),
(1. c. p.
142),
Brassoliden- Studien. 171
stellen konnte. Ich besitze diese Form aus Paraguay in einem
sclilechterhaltenen Exemplar, welches aber genügte um die Identität
mit der Type Felders von didymaon festzustellen. Da sich indessen
ausser den Grössenverhältnissen einige andere, allerdings minimale
Unterschiede gegen Exemplare aus Brasilien erkennen lassen (gleich-
massigere Grundfarbe, schmalerer Hinterflügel -Saum), so mag der
Name praegrandis als Bezeichnung einer Unterart erhalten bleiben.
Etwas Bedenken habe ich in der Unterbringung von Blepolenis
hatea ah. dubia Röb. gehabt, ich konnte aber kein besseres Urteil
fällen, als den cf der Form für eine individuelle Varietät von
didymaon zu halten, zumal das Q (Original liegt vor) zweifellos zu
didymaon gehört. Ich gebe die Möglichkeit zu, dass didymaon
mit batea specifisch zusammenhängt. Die Untersuchung der Copulations-
apparate erlaubte hier leider keinen objektiven Schluss und da, wie
auch Felder schreibt (Reis. Novara II 2 p. 453), beide „Arten"
nebeneinander vorzukommen scheinen, halte ich vorläufig an der
Trennung fest. Im übrigen verweise ich auf die bereits in Soc.
Entom. XXII, 1907, p. 98 deswegen gegebene nähere Sach-
darstellung.
Ueber O. batea suhsericea Frühst, kann ich mir kein Urteil
erlauben, weil die Originale nicht zugänglich waren und Vergleichs-
material aus Rio Grande do Sul fehlt. Ich war anfangs geneigt an-
zunehmen, dass es sich ebenfalls schlechtweg um didymaon handelt,
die Form soll aber einen sehr schmalen, proximal unmerklich ge-
wellten Flügelsaum haben, was nicht auf den Typus genannter Art passt.
Hiernach ergibt sich folgende synonymische Uebersicht in Ab-
änderung der Fruhstorferschen Tabelle (1. c. p. 143):
a. Opsiphanes batea (Hbn.). Stich.
a, O. batea batea (Hbn.).
a, — — suhsericea Frühst, (subsp. dubia.)
b. Opsiphanes didymaon Feld.
b, O. didymaon didymaon Feld.
= Blepolenis didymaon var. panormus Röb.
= Opsiphanes hatea beata Frühst.
«. Forma dubia Röber
(Blep. batea ab. dubia Röb. c/ nee Q).
b, O. didymaon praegrandis Frühst.
c. Opsiphanes catharinae Stich.
== O. didymaon Frühst.
= Blepol. catharinae var. wilhelminae Röb.
N e b e n b e ni 6 r k u n g : Ups. luteipe^mis Btl. verbleibt trotz
Fruhstorfers Einwand (1. c. p. 144) (er betrachtet ihn als Subspecies)
172 B. Stichel:
nur eine Individual - Aberration von 0. hassus Feld., weil sich die
Form unabhängig von der Lokalität wiederholt. Belagstücke: 2 (f
aus Lages, 2 (f aus Sta Catharina in coli. Staudinger; 1 cf in der
Stamm-Sammlung des Berl. Museums e. c. Maassen ohne nähere
Angabe. Als einziges unterschiedliches Merkmal von der Gesamt-
heit der Art ist die Fleckbildung im dunklen Saume des Hinterflügels
zu betrachten.
15. Opoptera slotsu litura Frühst.
= 0. aorsa aorsa forma individ. litura.
Ich besitze 2 cfcf, 1 Q der Art aus Espir. Santo, die ich s. Zt.
von Herrn Fruhstorfer erworben habe. Von diesen dreien passt nur
1 (f auf die Beschreibung von litura, das zweite cf zeigt eine, wenn
auch nicht sehr scharfe, so doch deutliche, gelbliche Submarginal-
binde auf dem Hinterflügel und bei dem Q ist diese Binde ganz
klar. Es erübrigt nur, litura als Zustandsform zu betrachten, zumal
bei der Vaterlandsangabe Godarts „du Bresil" kein Nachweis erbracht
werden kann, dass die Originale aus einer südlicheren Gegend
stammen.
16. Catoblepia berecynthia unditaenia Frühst. (1. c. p. 144)
= C. b. adjecta Stich. (Ent. Zeit. Gub. XX, p. 211, 1906).
\ Die Herkunft der Originale Fruhstorfers von Rio de Janeiro
ist nicht sicher (1. c. p. 146), aber gut möglich, da die Form in einem
charakteristischen Stück aus Casa Branca (Sao Paulo) in der Sammlung
Staudingers vertreten ist und auch in La Paz, Bolivien, einer Gegend,
die etwa in gleicher Breitenzone liegt, vorkommt. In Staudingers
reicher Sammlung stecken ferner 2 Stücke von La Paz und vom Rio
Songo (ßoliv.), sonst sind hierzu etliche Stücke in Uebergängen zu
berecynthia und der typischen Unterart aus Alto-Amazonas vorhanden.
Die Rassenspaltung beginnt also schon am Oberlauf des Amazonen -
Stromes und ist in Bolivien und, hiermit übereinstimmend, im östlich
anschliessenden Gebiet Brasiliens vollendet. Die von Fruhstorfer an-
geführten Charaktere passen, abgesehen von den tertiären Geschlechts-
merkmalen, bei denen mir eine besonders veränderte Ausbildung nicht
aufgefallen ist, so trefflich auf adjecta m., dass nicht der gelindeste
Zweifel an der Zusammengehörigkeit mit unditaenia Frühst, besteht.
Das Stück der Sammlung Staudingers aus Sao Paulo schliesst sich
gleichwertig an und lässt, wenn auch kaum stärkere Ausbildung der
Duftorgane, so doch dunklere Färbung des Haarpinsels in der
Hinterflügelzelle erkennen.
Die Binde des Vorderflügels der Art ist im übrigen ausser-
ordentlich variabel in Gestalt und Breite, namentlich bei QQ. So
enthält die Sammlung Staudingers ein Q von Pebas, bei dem die
Brassoliden- Studien. 173
Binde proximalwärts so verbreitert ist, dass sie fast das ganze distale
Viertel der Zelle einnimmt und auf diese Weise stark an 0. h.
luoooriosa Stich, oder sogar an O. generosa Stich, erinnert, doch
ist u. a. die Hiuterflügelbinde, welche sehr stark entwickelt ist, für
die Anreihung an O. h. berecynthina massgebend. - Ein (/ meiner
Sammlung aus Brit. Guayana (No. 805, leg. R. Haensch) stellt ein
würdiges Pendant zu oben erwähntem Stücke aus Casa Branca dar.
Auch bei ihm ist die verbreiterte, dunkler getönte und ohne schärfere
Wiukelung gekrümmte Binde recht auffällig.
Ncbenbemerku ng: 0. xanthus Bönninghausen (Verb. Verein
Hanibui'g 1896) wird kaum mit unditaenia Frühst, indentisch sein,
sondern sich mit C. amphirhoe decken, die auch Burmeister in
Descr. pbys. Rep. Argent. anscheinend als xanthus bezeichnet bat.
C. herecynthia velata ist, wie F. richtig festseilt, nur als Zustands-
form von C. herecynthia herecynthia zu behandeln. Es gibt Ueber-
gäiige zur Hauptform, wozu latitaenia Frühst, gehört.
17. Catoblepia cyparissa Frühst.
= C. xanthicles cyparissa.
Wegen der Feststellung verweise ich auf „Internat. Entomol.
Zeitschr. " 1 907, p. 342. Die mir bei der Aufzählung der bekannten Formen
in Genera Insect. unterlaufene Verwechselung von C. xanthicles
und C. versitincia., hätte Herr F. allerdings merken müssen, wenn
er Beschreibung und Abbildung letzterer Art verglichen hätte. Dort
ist der Haarpinsel in der Zelle erwähnt, hier deutlich zu sehen.
Hierdurch wäre zu Tage gekommen, dass seine cyparissa als schwach
charakterisierte Lokalform an xanthicles anzureihen und nicht als
gute Art zu behandeln war. Mit dieser Subspecies ist ein Pärchen
meiner Sammlung aus Ost - Ecuador (Coca) (No. 796, 797) zu
vereinigen, welches ich bisher mangels Bestätigung der Unterschiede
an reicherem Material als C. xanthicles typ. behandelt und in
„Genera Insect." Fase. 20, p. 26 Note 1 als Uebei-gang zwischen
C. xanthicles typ. und C. xanthicles helisar Stich, bezeichnet habe.
Dieser Uebergang ist nunmehr namentlich gekennzeichnet. Belisar
besitze ich in einem Stück (No. 1788) aus Bolivien (La Paz), in
Staudingers Sammlung stecken mehrere Qf(f von Rio Yuntas, Rio
Songo (Bolivien) und Marcapata (Peru). 2 Q9 von Mapiri (Boliv.)
sind grösser, heller als (f(f und besitzen breitere Binden. Die
Ilinterflügelbinde ist ähnlich wie bei meinem 9 aus Ecuador (No. 797)
im Hinterwinkel rötlich zerflossen.
II. Neubeschreibungen.
Bei der eingehenden Sondierung der Staudinger - Sammlung für
J74 B. Stichel:
vorhergehende Aufklärungszwecke machte sich das Bedürfnis zur
Fixierung einiger weiterer Sonderformen geltend:
1. Dynastor macrosiris pharnaees nov. subsp.
Difert a subspecie columhana (strioß Bates) statura
minore, supra alarum anticarum fascia alba latiore, abbreviafa,
inacula extrema minore; alarum posticarum fascia marginali
albida minuta; subhis lineolis crassioribus transversis, maculis
oculiformibus minus claris.
Kleiner als die Subspecies strix Bates. Die weisse Schrägbinde
der Oberseite des Vorderflügels etwas breiter, schärfer begrenzt
wenngleich an der proximalen Seite etwas zerstäubt, hinten stumpf
vor dem mittleren Medianast endigend und nicht wie bei strix gegen
den Distalrand hin auslaufend. Der hinten anschliessende einzelne Fleck
sehr verkleinert. Hinterflügel mit schmalerer weisser Distal-Besäumung.
Auf der Unterseite die Quer-Strichelung allenthalben gröber; im
Vorderflügel rotbraun, sie verliert sich hinter der Zelle und im
Distalfelde, und im Submedianzwischenraum befindet sich nur eine
undeutliche Schattierung. — In der Zelle des Hinterflügels und hinter
derselben ist die erwähnte Strichelung zu schmalen Streifen ver-
breitert und stellenweise netzartig verzweigt, die Grundfarbe des
Flügels fast rostrot statt gelblich. Der länglich verzerrte Augenfleck
im Costalfelde hell rotbraun, weniger markant, auch die beiden
anderen augenartigen Flecke im Radial- und hinteren Median-
zwischenraum nur undeutlich ausgeprägt. Saum am Distalrande
schmal grünlich.
Typus: 1 (f Bolivien Corvico (Yungas, 2000 ra, leg. Garlepp)
i. c. Staudinger Mus. Berol. — Ein zweites gleiches Belagstück
wurde mir vor etlicher Zeit zur Bestimmung gesandt.
2. Opsiphanes zelotes zelus nov, subsp.
Alarum anticarum Jascia angulata dilatata, pone acuminata,
ceterum subspeciei typicae simillima.
Gestalt wie O. cassiae, aber etwas grösser, der Apex des Vorder-
flügels spitz. Oberseite dunkelbraun, jenseits der Zelle des Vorder-
flügels eine scharf gewinkelte Binde in der Art wie bei der typischen
Unterart, aber breiter, vollrandiger, hinten unweit des Distalrandes
direkt vor der Submediana zugespitzt auslaufend. Diese Binde ist
bei zelotes typ. an der proximalen Seite rechtwinklig, hier nur
stumpf gebogen, ihre eigentümliche Lage aber ein charakteristisches
und unverkennbares Unterscheidungsmerkmal gegen O, cassiae.
Ebenso unverkennbar specifisch verschieden gegen diese Art
ist die Unterseite. Sie zeigt im Vorderflügel ein graubraunes Wurzel-
Brassoliden- Studien. 175
und Zellfeld mit einfachen, welligen, zu eigenartigen Figuren an-
geordneten Querlinien, im Distalfelde vorn eine dreieckige Zone mit
sehr feiner Querstrichelung. Der Hinterflügel besitzt einen starken
violetten Ton und ganz feine Berieselung mit schwärzlichen Wellen-
linien und weisslicher Abtönung. — Duftorgane wie bei O. cassiae.
Typus: ] cf i. coli. Staudinger Mus. Berolin., Panama: Chiriqui.
Ich nehme keinen Anstand, hierauf eine neue Subspecies zu
begründen, weil die Gegend um den Vulkan Chiriqui erfahrungsgemäss
ein ausgesprochenes Insolierungs-Vermögen besitzt und dort fast alle
Tagfalter gut differenzierten Lokalrassen angehören. Die Art scheint
sehr vereinzelt zu leben, von Natur ist sie mir nur in einem Stück
{zalates typ.) aus der Staudingerschen Sammlung bekannt. Dasselbe
trägt die Bezettelung „Bogota", welche als allgemeine Angabe für
Columbien zu betrachten ist, das hiermit im wesentlichen überein-
stimmende Original Hewitsons (nach der Abbildung) stammt aus
Villagomes, Neu-Granada (= Columbien).
3. Opoptera aorsa fuscata nov. subsp.
Minor quam subspecies typica. rf- Alarum anticarum. fascia
ochracea infuscata, alis posticis unicolovihus. — Q. Alis rubiginosis,
anticarum fascia angustissima, non furcata.
Gestalt wie die typische Unterart, aber bedeutend kleiner, Hinter-
flügel mit kürzeren Schwanzzipfeln. — . Ent. Z. 1907
p. 506) und isolda, rnhripicta, adonides, gisela (Niep. 1. c. 1908
p. 505) an H. melpomene aglaope meine Bedenken zu äussern.
Wenn hier nicht die Zustandsformen einer besonderen Kollektivart
vorliegen, so handelt es sich eben um weitere Formen von H. xenoclea
plesseni mit roter Basalfärbung des Vorderflügels und (z. Teil) mit
Strahlenbildung im Hinterflügel, eine Erscheinung, wie sie bei anderen
Unterarten von //. melpomene, deren nomenklatorischer Typus ein-
farbige Hinterflügel und keine rote Wurzelbestäubung des Vorder-
flügels aufweist, in ganz analoger Weise auftritt, und die gleichsam
als sekundärer Charakter der Entwickelungsrichtung anzusehen ist.
Ebenso würde ich beata, eine Form, welche Riffarth (D. Ent.
Z. 1907, p. 5 12) an H. erato estrella angeschlossen hat, nicht dort
sondern an B. microclea notabilis anreihen.
Oder aber, man müsste in beiden Fällen die Variationsfähigkeit
der beiden Kollektivbegriffe //. melpomone bezw. erato noch erweitern
und bis auf oaenoclea bezw. microclea ausdehnen, die dann ihre
Selbständigkeit als gute Arten einbüssen würden. Dies Verfahren
scheint mir aber doch etwas zu weit zu gehen.
15a
216 [Berl. f:ntomol. Zeitschrift, Band LH, Jahrgang 1907.]
Einiges über die Zucht von Attacus
(Rothschildia Grote) jorulla Westw.
Von G. Laisiepen, Solingen.
Im vorigen Sommer erhielt ich aus Süddeutschland .S Dtzd. Eier
von oben genanntem Spinner. Als Futterpflanzen waren angegeben:
Eiche und Gartenkirsche.
Aus den Eiern, die Anfangs Juli eintrafen, schlüpften nach
reichlich 4 Tagen die Räupclien, jedoch nahmen dieselben zu meinem
Leidwesen ausser einem einzigen, welches Eiche wählte, keine der
genannten Futterpflanzen an. Da die Aufzucht der einzelnen Raupe
mir zu mühevoll gewesen wäre, ich auch nicht gern die anderen
eingehen Hess (es waren noch 35 Stück, da alle Eier schlüpften), so
versuchte ich, die Raupen an anderem Futter zum Fressen zu bewegen,
und gab als erstes Götterbaum (Ailanthus glandulosa).
Die Raupen befanden sich in einem kleinen Gazekasten im Zimmer,
so dass ich selbige stets beobachten konnte. Am zweiten Morgen
nach dem Schlüpfen nahm ich zu meiner Freude wahr, dass die Tiere
das Futter, nämlich besagten Götterbaum, benagten. Nunmehr beschloss
ich, die Raupen im Freien in einem geräumigem Gazezylinder auf
der lebenden Futterpflanze weiter zu ziehen und brachte sie zu diesem
Behufe an demselben Tage auf einen in meinem Garten stehenden
Götterbaum. Zwei Tage später, wenn ich nicht irre in der Nacht
vom 19. zum 20. Juli, trat hier stellenweise ein ziemlich starker Reif
ein, infolgedessen von 35 eingebundenen Raupen 24 zu Grunde
gingen (ein Stück war bei dem Aufbinden verloren gegangen). Zwar
hatte der Reif die Raupen nicht direkt getötet, dieselben waren
vielmehr infolge der niedrigen Temperatur so erstarrt, dass sie ausser-
stande waren, sich an den Blättern der Futterpflanze zu halten,
abfielen und verhungerten. Auch einige der Räupchen, die ich im
Zimmer wieder erwärmen wollte, erlangten ihre Munterkeit nicht
wieder, waren den ganzen Tag über nicht imstande, sich mit den
Beinen am Futter festzuhalten und starben bis zum nächsten Morgen.
Um die übrig gebliebenen 1 1 Stück kümmerte icli mich nun weiter
nicht, da sie Futter in Fülle besassen. Nach etwa 4 Wochen (bei
fortwährend kaltem und regnerischem Wetter) sah ich einmal nach
Attacvs joridla Westw. 217
und fand noch alle 11 Raupen lebend, scheinbar unmittelbar nach
der zweiten Häutung. Die Räupchen, die nach dem Schlüpfen aus
dem Ei grosse Aehnlichkeit mit jungen Räupchen von Alt. orizaha
Westw. besassen, waren nunmehr tief-schwarz und mit goldgelben
Warzen bedeckt. Da die Witterungsaussichten immer noch schlechte
waren ~ nahm ich die Raupen wieder ins Zimmer, um dort in wärmerer
Temperatur die Zucht fortzusetzen.
In einem recht grossen Einmacheglas brachte ich alle 1 1 Stück
mit einem frischen Zweig Götterbaum unter. Bei täglicher Erneuerung
des Futters sowie peinlichster Sauberkeit, entwickelten sich die Tiere
zusehends und häuteten sich nach 8 Tagen. Bei dieser Häutung
verwandelte sich die schwarze Grundfarbe in ein schönes Gelbgrün,
die vorher goldgelben Warzen waren blaurot geworden. An den
Seiten traten blau und weisse Schrägstreifen auf, ähnlich wie bei
/i/7?a-Raupen erinnerten,
begannen 8 Stück mit der Verpuppung und ergaben recht kräftige
Puppen. Der Cocon wird, wie von orizaha, zwischen Blättern oder
Zweigen der Futterpflanze angelegt, nachdem vorher der Blattstiel
oder Zweig, an welchem die Befestigung stattfindet, auf einige
Centimeter umsponnen ist. Die Cocons waren nicht ganz so gross,
aber regelmässiger geformt als solche von orizaha, diesem aber in
Farbe und Gestalt ziemlich entsprechend. Die übrigen 3 Raupen
waren nach dem Einbringen ins warme Zimmer nicht mehr gewachsen
und gingen zu der Zeit, während welcher sich die andern verpuppten,
ein, ohne mehr als einige Millimeter grösser geworden zu sein. Der
Grund ist mir nicht recht erklärlich, da sie recht gut frassen.
Vielleicht giebt meine Mitteilung Anlass zu weiteren Zucht-
versuchen dieser Saturniide mit Dianth. glandulosa.
218 [Berl. Entom. Zeitsclirift, Band LH, Jahrgang 1907.]
Epinephele jurtina L. ab. semialba Brd.
Von L. V. Aigner-Abafi, (Budapest).
In der Entomologischen Zeitschrift vom 18. Januar 1908 (XXI.
Jahrg. p. 38) berichtet F. H. Meuth in Graz, dass er Anfang August
1907 ein Q von E. jurtina L. gefangen habe, dessen einer Vorder-
flügel albinotisch verfärbt ist. Ich verweise diesbezüglich auf Rühl,
Grossschmetterlinge S. 602, wo es heisst: „Ab. semialba Bruand.
Unter diesen Namen kann man die bei janira[ (jvrtina) nicht
gerade selten vorkommenden albinistischen Formen zusammenfassen.
Nur selten sind dieselben ganz weiss (Esper bildet ein solches
Exemplar ab. A.), denn meist tritt das Weiss mehr oder weniger
stark fleckenartig auf, bald regelmässig, bald unregelmässig." (Folgt
Angabe der Fundorte).
Diese Form ist in Ungarn keine besondere Seltenheit; in meiner
Sammlung stecken 29 Exemplare aus verschiedenen Gegenden des
Landes. Zwei Exemplare sind fast ganz weiss, bloss gegen die
Wurzel bräunlich, mit stark ausgeprägten Duftflecken; ein Exemplar
ist mehr bräunlich abgeblasst, bei manchen sind auf allen 4 Flügeln
unregelmässige grosse weisse Flecke, bei den weissen aber erstreckt
sich die Verfärbung bloss auf die Vorder- oder Hinterflügel oder auf
einen der Flügel. Ein Exemplar mit fast ganz regelmässigem Fleck
auf jedem Flügel ist in Rovartani Lapok I. 1884. p, 185, abgebildet.
Bei mehreren der erwähnten P'xemplare, die ich aus der Provinz
erhalten, ist das Datum nicht angegeben, einzelne Exemplare habe
ich im Juni (IG. 27.) und Juli (15.), die weissen aber Mitte August
(15. 17.) allerdings verspätet, d. i. teilweise schon stark verflogen, bei
Budapest auf einer Wiese gefangen, die im Sommer häufig temporären,
rasch abfliessenden Ueberschwemmungen ausgesetzt ist.
Ich glaube somit annehmen zu dürfen, dass 0. Hab ich im
Recht ist, wenn er voraussetzt, dass die Entstehung von derlei
albinotischen Erscheinungen durch zu grosse Feuchtigkeit verursacht
wird, welche auf die Puppe einwirkt, wogegen Dr. M. Standfuss
vermutet, dass dies auf das Eintrocknen der Puppen zurückzuführen sei.
1) Jahresbericht d. Wiener Ent. Ver. 1896. VII. p. 29.
Epinephele jurtina L. ab. semialba Brd. 219
Dieser Meinung habe ich auch schon früher Ausdruck verliehen:
„Der partielle Albinismus wird wahrscheinlich durch grosse, die
Puppe unerwartet treffende Feuchtigkeit verursacht". ^)
Auch Standfuss schreibt die Ursache des partiellen Albinismus
der übergrossen Feuchtigkeit zu, bemerkt aber trotzdem, dass Puppen
von E. janira (jurtina), die an heissen Lehnen hängen, albinotische
Formen ergeben. 2)
Hierzu bemerkt die Redaktionsnote, dass „bei der eigentümlichen
beschränkten Ausbreitung des Albinismus die Möglichkeit ins Auge
zu fassen sei, dass es sich um sogenannte Blutung der Flügel
oder um den Erguss eines ätzenden Sekrets aus dem Körper
während des Ausschlüpfens handelt, dessen Wirkung auf einen
bestimmten Flügelteil beschränkt bleibt".
Dieser Auffassung kann ich nicht beitreten; dem widersprechen
die durchaus albinotischen, d. i. ganz weissen Exemplare, sowie die
grosse Zahl (ca. 20) der gleichzeitig, Mitte August, erbeuteten
Exemplare; denn die Blutung könnte meiner Ansicht nach doch nur
in ganz vereinzelten Fällen auftreten, keinesfalls aber so massenhaft,
wie in dem erwähnten Falle.
Anmerkung der Redaktion. Nach Drucklegung dieses Ar-
tikels geht uns Rovartani Lapok XV Heft 5 — 6 zu, in welchem der
Herr Verfasser den gleichen Stoff in anscheinend übereinstimmender
Weise behandelt. Wenn es auch grundsätzlich vermieden wird,
anderen Ortes erschienene Artikel in vorliegender Zeitschrift nach-
zudrucken, so Hess sich dies aus obigem Grunde hier nicht rückgängig
machen, aber es erscheint deswegen weniger bedenklich, weil jener
Original-Artikel in ungarischer Sprache geschrieben ist und daher
den meisten Entomologen unverständlich sein wird.
1) Rovartani Lapok 1899. Vi p. 14.
2) Handbuch d. p. Grossschraetterlinge 2. Aufl. 1896.
220 [Berl. Entom. Zeitschrift, Band LH, Jahrgang 1907].
Beobachtungen an Ameisen.
Von Prof. B. W an ach, Potsdam.
Camponotus ligniperda Latr. Im Sommer 1907 fand ich
am Rande einer Schonung bei Trassenmoor auf der Insel Usedom
ein, wie es schien, rein miniertes Erdnest dieser Art, die sonst meist
in Kicfernsttämmen haust; einige unter einer Moosschicht angelegte
flache Gänge führten zu in die Tiefe gehenden Löchern. Möglich
ist es ja, dass die Gänge etwa zu alten nicht ausgerodeten Wurzel-
stöcken führten, doch konnte ich keinen positiven Anhalt dafür
erlangen. Auffällig war die Feigheit dieser grossen, mit ihren
mächtigen Mandibeln sehr wehrhaft aussehenden Tiere; wo ich sie
auch fand, ergriffen sie stets schleunigst die Flucht, ohne jemals
eine Verteidigungsstellung einzunehmen, wie die meisten jPörmica -Arten-
Gleich bei der ersten Bekanntschaft mit den Tieren fiel mir auf,
dass die kleinen ^^ verhältnismässig viel kleinere Köpfe haben als
die grossen; ob man aber letztere als Soldaten bezeichnen darf, wie
es neuerdings Emery tut (Deutsche Entom. Zeitschr, 1908 S. 182 ff),
erscheint mir einer Diskussion wert. Bei Pkeidole und Colobopsis
sind 1?^ und 2|.2j. streng getrennte Formen ohne Uebergänge, die
sich auch biologisch verschieden verhalten; grossköpfige Arbeiter,
wie sie besonders auch bei der Gattung Atta vorkommen, sind aber
nach Mayr (Die europäischen Formiciden, S. 9) „durchaus nicht als
Soldaten anzusehen, da man, wenn eine grössere Anzahl Individuen
in einem Bau angetroffen wird, leicht die Uebergänge von denjenigen
Individuen, welche ganz kleine Köpfe haben, bis zu jenen verfolgen
kann, welche riesige Köpfe besitzen, wobei auch die Körpergrösse
eine bedeutendere ist, während dies bei Pheidole niemals stattfindet".
Solche Uebergänge sind auch bei (?awjpono^«s vorhanden; wahrscheinlich
haben wir ja bei dieser Gattung den Beginn einer Differenzierung
in 52 p" und 2|-2j. vor uns, aber solange sich zwischen beiden keine
Grenze ziehen lässt, weder morphologisch noch biologisch, scheint
mir das von Mayr befolgte Prinzip, nur bei vollendeter Differenzierung
von Soldaten zu reden, zweckmässiger.
Formica sanguiiiea Latr. Ebenfalls bei Trassenmoor fand
ich in einer Schonung ein reich besetztes Nest dieser Art in einem
morschen Kiefernstumpf ganz ohne Haufenbildung; kleinere Nester,
Beobachtungen an Ameisen. 221
meist mit Haufenbildung, waren zahlreich in der Umgebung verstreut
und meist sklavenlos, während im Hauptnest eine Menge fiisca-'^'^
als Sklaven und tapfere Verteidiger vorhanden waren; auffällig war
nämlich, dass letztere viel lebhafter zum Angriff übergingen als die
Herren, die im Vergleich mit F. rufa einen geradezu feigen Eindruck
machten. Am 28. Juli bemerkte ich ein noch sehr blasses Q, am
80. drang ich tiefer in den Baumstumpf ein und erbeutete zahlreiche
Geschlechtstiere; die näher an der Oberfläche sich aufhaltenden Q Q
waren noch nicht ganz ausgefärbt (die später roten Teile waren +
rötlich bernsteinfarben), unter den erst tief im Innern gefundenen
noch zahlreicheren c/c/ dagegen sah ich kein einziges unausgefärbtes
Stück. In grosser Menge befanden sich in dem Nesl alle Entwicklungs-
stadien von Leptura rubra L., Larven verschiedenster Grösse,
Puppen und Imagincs in allen Ausfärbungsschattierungen. Offenbar
hatten die Ameisen sie durchaus nicht belästigt, bei der Zerstörung
des Nestes aber fielen sie über die Böcke her, als ob sie ihnen die
Störung zuschrieben; sie bissen sich so energisch an den Fühlern
und Beinen fest, dass sie selbst nach dem Tode im Cyankaliumglase
daran hängen blieben. An einem h. rubra-cf, das ich für die
Sammlung präpariert habe, hängen an einem Bein zwei sanguinea-'^'Q,
wovon der eine das Käferbein gepackt hält, der andere aber einen
Fühler seines Kameraden! Merkwürdigerweise wurden nur die
Käfer, und zwar auch die ganz blassen, eben aus der Puppe
geschlüpften angefallen, nicht aber die Larven und Puppen, obwohl
auch diese sich bei der Blosslegung lebhaft bewegten. — Bei Potsdam
habe ich F. sanguinea noch nicht gefunden.
Formica rufa L. Im westlichen Teil der Insel Usedom herrscht
die typische Form mit nur kleinem dunklem Fleck auf dem Prothorax
vor, in der Umgebung Potsdams ist dieser Fleck meist grösser, so
dass ich die hiesigen Tiere grösstenteils zur Zwischenform F. rufo-
pratensis Forel zu rechnen geneigt bin. Die für F. pratensis
de Geer typische Behaarung der Augen habe ich bisher nur bei je
einem Potsdamer Exemplar und einem von Usedom feststellen
können, die ich beide mit nacktäugigen Tieren zusammen gefangen habe.
Bei Trassenmoor fand ich merkwürdigerweise auch einen Kiefernstumpf
ohne jede Haufenbildung, unter der Rinde bewohnt von Lasius
niger, im Innern von F. rufa, die ich wegen dieser Lebensweise
zuerst fälschlich für F. sanguinea hielt; unter den ca. SO mit-
genommenen Tieren erwies sich aber kein einziges als F. sanguinea,
so dass die Annahme, es sei ein Nest dieser Art mit F. rufa als
Sklaven, sehr unwahrscheinlich ist. Die beiden Bewohner des
Stumpfes lebten augenscheinlich in bestem Einvernehmen, fielen aber,
222 B. Wanach:
als ich zum Zweck der Untersuchung Teile der Nester biossiegte,
über einander her, wie in dem oben geschilderten Fall F. sanguinea
über die Böcke. Zu meinem Erstaunen war Lashis niger auf der
ganzen Linie siegreich und F. rufa ergriff, soweit es gelang, die
Flucht; viele Tiere aber blieben, an Fühlern und Beinen von den
Lasms gepackt, liegen und konnten sich nicht fortbewegen.
Eine merkwürdige von F. rufa gebaute Strasse hatte ich schon
im August 1906 bei Carlshagen (Usedom) im Jagen 122 nahe dem
Strande gefunden; von einem in hohem Grase angelegten Haufennest
aus wanderten die Tiere zunächst ca. 4 Meter weit ohne sichtbare
Strasse durch das Gras, dann folgte ein 4 Meter langer Knüppeldamm,
errichtet aus ca. 5 cm langen und 2 — 3 mm dicken Kiefernzweigstücken,
die oben regellos durcheinander lagen, unten ziemlich deutlich
dachziegelartig geschichtet und in der Richtung der Strasse hingelegt
waren. Dieser Bau war ca. 5 cm tief und überbrückte eine sehr
feuchte Moosschicht. Weiter verfolgten die Ameisen ein Stück
eines Fusspfades und zogen dann über trocknes Moos zu einer
ca. 50 Meter vom Nest entfernten Kiefer, an deren Stamm sie
aufstiegen. Den Zweck dieser Wanderung konnte ich nicht feststellen;
mehrere Tage nacheinander fand ich stets die ganze Strasse dicht
belebt, aber die vom Stamm herabkommenden Ameisen trugen
nichts, und auch das Abdomen war nicht merklich voller als bei
den aufsteigenden. Im Juli 1907 war das überbrückte Moospolster
trockner als im Jahre vorher, obwohl sonst in diesem regenreichen
Sommer die ganze Gegend viel feuchter war als im Vorjahre; der
Knüppeldamm bestand noch immer und wurde zwar etwas schwächer
als 1906, aber doch viel mehr als die übrige Umgebung des Nestes
begangen; eine Lücke aber, die ich hineinriss, wurde nicht aus-
gefüllt, sondern nur geebnet, während ein solcher Eingriff 1906
sofortige durchgreifende Reparatur zur Folge gehabt hatte, die in
wenigen Tagen vollendet war.
Einen originellen Nistplatz hat sich F. rufa auf dem Gebiet
der Potsdamer Observatorien ausgesucht; in einem seit einigen
Jahren unbenutzt stehenden hölzernen Beobachtungshäuschen haben
die Tiere in einer Ecke einen reichlich 80 cm hohen Haufen errichtet,
der im Winter nicht niedergerissen wurde, wie das hier sonst im
Freien ausnahmslos geschieht; nur grosse, vermutlich von Spechten
herrührende Löcher hatten das Aussehen des Haufens ein wenig
verändert. Im August, als ich dieses Nest entdeckte, erfuhr ich,
dass die Kolonie 7 Wochen vorher infolge wiederholter Störung aus
ihrem ursprünglichen Nest im Walde hierher übergesiedelt war.
Schon am 7. Mai d. J. bemerkte ich an diesem Nest einige 9 9,
Beobachtungen an Ameisen. 223
am 9. Mai vormittags bedeckten sie in dichtem Gewimmel den ganzen
Dachfirst; einige erhoben sich zum Fluge, fielen aber meist in
nächster Nähe nieder. Nach einem kurzen Gewitter fand ich
nachmittags kein Q mehr, ebensowenig an den folgenden Tagen,
und auch keine cfcf, die vielleicht schon vor dem 7. Mai
ausgeflogen sein mögen. Form, rußbarbis dient in grosser Anzahl
(ca. 20 — 30" o) als Sklave in diesem Nest; in anderen mag sie auch
zuweilen vorkommen und von mir bisher wegen ihrer Aehnlichkeit
mit kleinen Exemplaren von rufa übersehen sein, doch habe ich sie
in letzter Zeit nur noch in einem anderen Nest gefunden, während
die meisten sklavenlos zu sein scheinen. Vermutlich infolge der
geschützten Lage zeichnet sich das besprochene Nest nicht nur durch die
abnorme Ueberwinterung und das frühe Erscheinen der Q. Q aus
(in einem Nest im Walde fand ich eine Woche später nur Puppen
von Geschlechstieren), sondern auch durch eine reiche Einwohner-
schaft an Gästen; im Hauptnest in dem Häuschen fand ich zwar
nichts, nur eine offenbar eben hervorgekrochene Clyira quadri-
punctata L. sass daneben auf einer Wandkonsole; in dem aussen
an den Bretterwänden haldenförmig angeschütteten Nestmaterial
aber erbeutete ich im Laufe der zweiten Maiwoche eine unvergleichlich
grössere Menge von Gästen, als in allen übrigen bisher von mir
untersuchten >-«/a-Nestern zusammen: Emphylus glaber Gyll.,
Monotoma angusticollis Gyll., Myrmetes piceus Payk., Dendro-
philus pygmaeus L. (40 Stück in 2 Nachmittagen), Leptacmus
formicetorum Mark., JCantholinus linearis Ol. und eine Menge
anderer kleiner Staphyliniden, die meist zur Gattung AthetaT homs.
zu gehören scheinen, und endlich auch zwei 3 mm lange graubraune
Aphiden, bis auf die Farbe ähnlich den in />ö(siws-Nestern gemeinen
gelben Wurzelaphiden.
Im Walde fand ich am 31. Mai an dem dicken Wurzelausläufer
einer starken Kiefer ein anscheinend rein miniertes Nest (ohne Spur
von Haufenbildung) von F. rufa und fusca; erstere Art war etwa
doppelt so zahlreich, doch mag sie trotzdem vielleicht als Sklave
der fusca dienen, oder aber es handelt sich um den Beginn der
Anlage eines normalen Nestes von F. rufa.
Fonnica fusca L. kommt hier meist unvermischt in Erdnestern
vor, zuweilen aber finden sich darunter vereinzelte Exemplare von
F. cinerea Mayr, die sich ausser dem viel stärkeren Seidenglanz
durch die am Rande reichlich mit kräftigen Börstchen besetzte
Schuppe unterscheidet. Nur ein einziges von F. cinerea allein
bewohntes Nest fand ich bisher, und zwar ein Erdnest unter einem
grossen flachen Stein am Rande einer jungen Kiefernschonung.
16
224 B. TV an ach:
F. rufiharhis F. habe ich, abgesehen von den Fällen, wo sie als
Sklave dient, stets unvermischt (d. h. ohne fusca oder cinerea) an-
getroffen, meist in Erdnestern an Graswurzeln.
In sumpfigem Waldgebiet bei Carlshagen (Usedom) bewohnte
ein Volk von F. fusca und eins von Myrmica levinodis Nyl. einen
morschen Baumstumpf, einen andern F. fusca mit Arbeitern und
Gesclilechtstieren von Lashis niger L.; in beiden Fällen waren die
Nester nicht deutlich getrennt. Zwar hielt sich das eine Volk mehr
auf der einen, das andere auf der anderen Seite auf, aber dazwischen
wimmelten beide friedlich durcheinander, und die unter der Rinde
ausgenagten Gänge beider Nester gingen unmittelbar in einander
über, so dass ich eine Grenze nicht feststellen konnte.
Lasius fuliginosus Latr. Beide Geschlechter erscheinen stets
gleichzeitig in demselben Nest, die Q Q meist in der Ueberzahl;
nur am 30. Juni fand ich an einer Birke zahlreiche (f(f und nur
wenige Q Q.
Lasius niger L. ist auch im Potsdamer Gebiet viel gemeiner
als L. alienus Forst.; von dieser Rasse fand ich nur einmal ein
Nest mit Geschlechtstieren,
Lasius umbratus Nyl. bewohnt hier fast stets Erdnester unter
Steinen, Blech- oder Kartonstücken und dgl. Im Walde südlich von
Potsdam, an einer ungemein dicht von Nestern dieser Art, sowie
von Myrmica scabrinodis und Tetrarnorium caespiium besiedelten
Stelle (Kunersdorfer Forst, Jagen 25 und 26) fand ich unter einem
Stein von ca. 15 cm Durchmesser L. umbratus und Myrm.
scabrinodis h\Q(3A\ch beisammen; sie flüchteten alle durcheinander in
die Minengänge, schienen also das Nest gemeinschaftlich zu
bewohnen. Ein Volk von L. lunbratus, das einen vermoderten
Baumstumpf am Rande eines Sumpfes bewohnte, zeichnete sich
durch eine so tief ausgerandete Schuppe aus, dass ich anfangs
vermutete, L. bicornis Forst, erbeutet zu haben; vielleicht darf man
diese Tiere als Uebergangsform ansprechen.
Lasius flavus F. Unter einer in hohem Grase erbauten,
reichlich 20 cm hohen Erdkuppe am Moosfenn bei Potsdam erbeutete
ich am 1. Sept. 1907 auch Geschlechtstiere. Aufgefallen ist mir,
dass ich noch in keinem Nest Arbeiter von sehr verschiedener
Grösse zusammen gefunden habe; entweder waren alle sehr klein
(kaum 2 mm) oder unter 4 mm langen nur wenige von immerhin
mindestens 3 mm Länge.
Poiiera contracta Latr. Ein $ dieser von mir bisher noch
nicht gefundenen Art flog am G. August 5 Uhr nachmittags auf
meinen Arbeitstisch.
Beobachtungen an Ameisen. 225
Strongylognathus testaceus Schenck. Als ich eben begonnen
hatte, etwas eingehender auf die Ameisen zu achten, brachte ich am
15. Aug. 1906 von einem Tetramoriumnest in der Nähe des Moos-
fenns bei Potsdam ein halbes Hundert ^^ und ein Dutzend Puppen
nach Hause. Bei der Bestimmung fand ich darunter 2 ^^ und
3 Puppen von Strongylognothus ; die Puppen sind leicht durch die
schon vollkommen ausgebildete Form der Mandibeln zu unterscheiden.
Nachher habe ich wiederholt, zum Teil gemeinsam mit Dr. Ludwig,
die Umgebung jenes Platzes abgesucht, ohne dass es uns gelungen
wäre, wieder einen Strongylognatlms zu finden.
Tetramorium caespitum L. scheint zuweilen, wie Lasius
flavus etc., Wurzelaphiden zu ztichten; besonders zahlreich fand ich
solche in einem Tetramoriumnest in nächster Nähe des eben erwähnten
Fundorts von Strongylognathns. Geschlechtstiere fand ich öfters
im Juli und August, und zwar stets beide Geschlechter gleichzeitig.
In dem schon oben erwähnten Jagen 25 waren am 17. Mai in den
reinen Erdnestern meist ausschliesslich die grossen Larven der
Geschlechtstiere zu finden, ^^-Larven fast nur in den kleinen,
unter Steinen angelegten Nestern. Daselbst lag auch ein morsches
Kiefernstämmchen, unter dessen Rinde der grösste Teil der Bewohner
des darunter liegenden Erdnestes sich aufhielt; auch zahlreiche
^^-Larven lagen unter der Rinde und in den vermutlich von
Käferlarven herrührenden Löchern im Holz.
Leptothorax acervorum F. habe ich ziemlich selten erbeutet,
meist einzelne ^^ beim Abstreifen von Gras. Am 3. Mai fand ich
ein Nest mit Q und einigen Dutzend ^^ unter der Rinde eines
Kiefernscheits auf einem anscheinend schon einige Monate alten
Holzstapel, ein anderes am 21. Juni unter Rinde von Birkenstapel-
holz, und am 22. Juli eins in einem morsehen, von Rinde völlig entblössten
kleinen Baumstumpf, mit zahlreichen cfcf, die beim Aufdecken des
Nestes auffällig schnell fortflogen, so dass ich nur mit Mühe einige
erbeuten konnte; ^^ waren ausserordentlich spärlich zu sehen,
nicht mehr als 2 gleichzeitig beschäftigten sich mit Bergung der
Larven, deren grösster Teil von Myrni. rug'xnodis geraubt wurde.
Auch von L. muscorum Nyl. fand ich ein Nest mit Q unter der
Rinde eines vermoderten Erlenstumpfes; sonst habe ich diese Rasse
nicht weiter angetroffen.
Leptothorax tuberum F. ist hier noch weniger häufig, als
vorige Art; ein Nest der Form nylanderi Forst, fand ich am 3. Mai
in einem morschen Aststück im feuchten Ufersande des Liepnitzsees,
darunter auch ein Q. Ferner erbeutete ich mit dem Streifnetz am
17. Mai ein $, das ich nach Schmiedeknechts „Hymenopteren
226 B. Wanach:
Mitteleuropas" zunächst als Intea Forel bestimmte; da diese Form
aber in der südlichen Schweiz und in Südfrankreich heimisch sein
soll, vermute ich, dass es sich um ein abnormes Exemplar der Form
corticalis Schenck. liandelt: das Mesonotum ist kräftig längsgestreift,
die Färbung dunkelbraun, nur die Fühler, Mandibeln, Beine (auch
die Schenkel), die letzten Hinterleibssegmente und die Seitenränder
des ersten sind rötlich gelb; die Behaarung hellgelb glänzend.
Myrmica rubra L. Zwei schöne Beispiele für die Zusammen-
gehörigkeit der Rassen Levinodis Nyl. und ruginodis Nyl. habe ich
aus Carlshagen; aus einem Nest habe ich vom 22. Juli 1907 einen ^,
der unzweifelhaft zu levinodis gehört, während die übrigen teils die
ausgesprochene Skulptur von ruginodis zeigen, teils Uebergangsformen
darstellen. In einem anderen Nest fand ich am 7. August 1907 ein
ruginodis-cf und zwei levinodis-Q Q , sowie 12 ^ beider Formen
nebst Uebergängen.
Am 19. April fand ich bei Potsdam ein noch ganz mit Rinde
bedecktes, innen aber sehr stark, vermutlich von Käferlarven,
zerfressenes Stück eines Birkenastes, ca. 20 cm lang und 3i,i! cm
dick, in feuchtem abgefallenem Laub, bewohnt von einer ungemein
volkreichen Kolonie (ca. 2000) vou M. r. ruginodis. Die ^^
(QQ fand ich nicht; vielleicht setzte sich das Nest noch in der
Erde fort) waren dicht zusammengedrängt nicht nur unter der Rinde,
sondern auch in den ausgefressenen Gängen und Kammern im Holz;
sie waren bei dem kalten Regenwetter sehr träge, schleppten aber
doch die freigedeckten Larven (Puppen gab es noch nicht) ins
Innere. Ich nahm den Ast mit nach Hause, setzte ihn in eine
Porzellanschale und diese in eine grössere, mit Wasser gefüllte
Schale, um das Nest zu beobachten. Im warmen Zimmer blieben
die Tiere auffällig träge, kamen fast nur zum Vorschein, wenn ich
sie störte, und verkrochen sich sonst stets ins Innere; einige freilich
liefen zuweilen über den Rand der Schale und fielen ins Wasser.
Als sich nach einigen Tagen eine Algenhaut auf dem Wasser
gebildet hatte, war es interessant zu sehen, wie hineingefallene
Ameisen unter Wasser auf dieser Haut wie an einer Glasscheibe
fortspazierten, ganz ordentlich die Beine in derselben Weise setzend,
wie gewöhnlich beim Laufen (gleichzeitig das Vorder- und Hinter-
bein der einen Seite mit dem Mittelbein der anderen vorsetzend).
Als ich nach einer Woche das Nest zerstörte, um etwaige $ Q. und
Gäste zu finden (ohne Erfolg, nur eine Spinne und ein Skolopender
kamen zum Vorschein), wobei ich die Schale am Fenster in die
Sonne stellte, krochen die meisten Arbeiter, zum Teil Larven
mitnehmend, in die schattigste Ecke der Schale, drängten sich dort
Beobachtungen an Ameisen. 227
in mehreren Schichten dicht zusammen, und nur verhältnismässig
wenige liefen umher und fielen meist ins Wasser; die in die Ecke
geflüchteten lülirten sich nicht und schienen trotz ]7^J C. und Sonnen-
schein ihren gestörten Winterschlaf fortsetzen zu wollen, denn nur so
kann ich mir folgendes auffällige Erlebnis erklären. Ein Stück des
Astes, aus dem ich durch Einblasen von Tabaksrauch die meisten
aber nicht alle ^^ vertreiben konnte, steckte ich in ein Cyankalium-
glas, in dem noch wenige Tage vorher eine Hummel fast momentan,
und auch nachher eine Osmia in wenigen Sekunden erstarrte, das
also keineswegs schon verbraucht ist. Nach vollen 24 Stunden
nahm ich den Ast nebst den herausgekrochenen Ameisen heraus,
präparierte einige der letzteren und bemerkte zu meinem grössten
Erstaunen, dass einige, namentlich sehr helle, also wohl noch nicht
ganz ausgefärbte Stücke langsam einzelne Beine und Fühler bewegten;
diese (5) steckte ich in ein Gläschen, in dem 4 schon am nächsten
Tage, das 5te nach 2 Tagen wieder vollständig lebendig wurden.
Aber auch von den mit Gummi auf Karton geklebten übrigen Tieren
hatten sich unterdes 2 losgemacht und in das danebengesteckte
Aststück verkrochen, während 2 andere lebhafte vergebliche Befreiungs-
versuche machten; wieder ins Cyankaliumglas gesteckt, verfielen sie
nach 1^2 Minuten in Starre. Da normalerweise Cyankalium bei
Ameisen sehr viel schneller und definitiv tötlich wirkt (in der Regel
präpariere ich sie gleich wenn ich nach Hause komme), so kann ich
mir den geschilderten Fall nur durch die Annahme erklären, dass
die Atmung noch infolge des Winterschlafs auf ein Minimum herab-
gesetzt war, in der Ruhe vielleicht ganz aussetzte.
Zahlreiche ruginodis-cfcf fand ich am 22. Juli unter auf einem
Waldwege zerstreut umherliegenden Kiefernrindenstücken; ein Nest
fand ich nicht, sah auch nur einen einzigen ^. Vielleicht handelte
es sich, wie im folgenden Fall, um c/c/, die den Hochzeitsflug schon
hinter sich hatten; sie waren aber ebenso munter und lebhaft, wie
solche im Nest vor dem Ausschwärmen.
Myrinica scabrinodis Nyl. Am 23. August 1906 fand ich
mehrere cfcf in einem grossen Haufen feuchter!!) Sägespäne auf
einer sumpfigen Wiese bei Potsdam, ohne dass es mir gelang, das
Nest zu entdecken; ausser verschiedenen Käfern, Wanzen usw. waren
nur noch 5?^ von Lasins niger dabei. Am 1. Sept. 1906 war die
Plattform eines hölzernen Aussichtsturms in Rüdersdorf förmlich
bedeckt mit (fcf und Q. $ ; unter den mitgenommenen Stücken zeigt
ein (f nicht nur keine Längsrunzeln auf dem Scheitel, sondern
sogar deutliche Querrunzeln, jedoch kann es nach der Behaarung
und Grösse der Fühlerglicder nicht zu M. rugulosa Nyl. gehören.
228 B. Wanach:
Andere Potsdamer c/c/, die ich am 20. August 1906 mit ganz
normalen ^^ zusammen fand, zeigen ebenfalls keine deutlichen
Längsrunzeln; die ^^ gehören aber sicher nicht zu rugidosa. Bei
einem am 1, Sept. gefangenen c/, ebenfalls ohne Längsrunzeln, ist
der Fühlerschaft reichlich so lang wie die 4 ersten Geisseiglieder
zusammen; es scheint also einen Uebergang zur var. sahideti Meinert
darzustellen. Ein Nest, das dem oben beschriebenen von M. mhra
völlig entspricht, nur in einem zerfressenen Kiefernstämmchen
angelegt und von M. scahrinodis bewohnt war, fand ich am 17. Mai
in dem schon mehrfach erwähnten Jagen 25. Von M. s. lohicornis
Nyl. habe ich bisher nur 2 ^^ und 1 Q mit dem Streifnetz
erbeutet; ein anderes $ scheint mir eher zu M.s. schencki Em. zu
gehören, da das Profil des ersten Stielchengliedes etwas stumpf-
winkliger und die Fläche zwischen den Dornen spiegelglatt ist; nur
sind die Dornen selbst nicht länger als bei dem lobicornis-^,
merklich kürzer, aber nicht dünner als beim Typus.
Moiiomoriuin pharaonis L. Einen V- dieser „berüchtigten
Hausameise der grossen Städte", wie sie Escherich nennt (Die Ameise,
Braunschw. 1906), die aber von Schmiedeknecht (Die Hymenopteren
Mitteleuropas, Jena 1907) nicht berücksichtigt wird, fing ich in einem
Berliner Restaurant am 16. Jan. 1908 auf einem mir vorgesetzten
leeren Teller. In dieser Zeit war vom Personal nichts von den
Ameisen gemerkt worden, doch waren mehrere Jahre vorher grosse
Mengen kleiner Ameisen in demselben Lokal sehr lästig geworden,
vermutlich wohl dieselbe Art.
Zum Schluss sei noch erwähnt, dass ich ausser den oben
besprochenen Arten im Potsdamer Gebiet bisher nur noch L/ashis
brunneus Latr. gefunden habe, aber noch nie einen Camponotus; was
Herr Meissner in seinen „Hymenopterologischen Bemerkungen" (Int. Ent.
Zeitschr. 1907 No. 32) mit dem Namen Camponotns bezeichnet, ist mir
rätselhaft; da er von einem Camponotus-Uauien spricht, würde ich
annehmen, er meine Formica rufa, um so mehr, da er seine
Ameisenlöwen mit einer „Menge der grossen Waldameisen (Camponotus-
arten)" gefüttert haben will; da er aber in demselben Artikel kurz
vorher von F. rufa gesprochen hat, müsste man annehmen, dass er
diese Art kennt.
Potsdam, 7. August 1908,
[Berl. Entom. Zeitschrift, Band LH, Jahrgang 1907.] 229
Kleine Mitteilungen.
Einen Beitrag zur Naturselbsthülfe bei Massenentwickliiiig
von Waldschädigern bietet eine Beobachtung, welche ich bei Misdroy
gelegentlich obigen Auftretens ungewöhnlicher Mengen des Eichen-
s pinners machen konnte. - Während des Massenfrasses des Spinners
waren in den Hauptgebieten seines Auftretens etwa 1 m lange, ca. ^/a m
breite und bis zu ^2 m tiefe Fallgruben mit senkrechten Wänden
in sehr reichlicher Anzahl aus dem Waldboden ausgestochen worden.
Man nahm wohl an, dass dieselben teils einfallenden Raupen, teils
zum Einspinnen sich anschickenden Raupen zum geigneten Ruheplatz
dienen würden, aus welchem ein Massenfang oder Massenvernichtung
sich ermöglichen werde. Tatsächlich sammelten sich auch recht bald
in diesen Gruben sehr zahlreiche Raupen. Dieselben lockten zugleich
vielfach Käfer an, sodass uns die Fallgruben reichliche Ausbeute an
Carahiden und besonders auch Staphyliniden lieferten. Die Massen-
Zufuhr der Raupen hatte zur Folge, dass sich dieselben beim Ein-
spinnen meist gegenseitig störten. Es Hess sich in den Fallgruben
in der Regel zunächst ein sicher wohl nur unabsichtliches netzartiges
Massengospinst feststellen, an dem Scharen spinnender Raupen beteiligt
gewesen sein mögen. Innerhalb dieser Massengespinste fanden sich
demnächst die Einzelcocons z. T, nur in schwachen Hüllen. Das
dichte Zusammenlagern der Cocons und gleichzeitig Zutritt von Regen
veranlasste in verhältnismässig kurzer Zeit Fäulniserscheinungen.
Der Grubeninhalt nahm Aasgeruch an, und neben den Fäulnis-
organismen traten Schimmelpilze auf, die wir beim Durchsuchen des
Grubeninhaltes als weisse Schleier oder lokale Pilzherde beobachteten.
Mit diesem Eintreten der Naturselbsthülfe erschien es zwecklos,
sich noch im Interesse der Waldkultur besonderer Hiifsmassnahmen
zu bedienen. In kürzester Zeit vervollständigten denn auch spezifische
Aaskäfer das Vernichtungswerk. In grossen Mengen trat insbesonders
die sonst seltene Silpha carinata Herbst in den Gräben auf, die ich
nie wieder so zahlreich beobachtet habe. Nur diese Gattung und
Art will ich erwähnen, weil sie, wenn auch selten, für das Misdroyer
Gebiet ziemlich charakteristisch ist, und in Verbindung mit der
Eichenspinnerplage ein schützendes Massenauftreten zeigte.
Gelegentlich dieser uns selbstverständlich recht in Anspruch
nehmenden Jagd nach den durch die besonderen Verhältnisse
230 Kleine Mitteilungen.
angelockten Käfer und etwaigen Insekten mussten wir auch die
Beobachtung machen, dass das Hantieren in den Gespinsten und
Cocons der Fallgruben auch auf sonst recht wenig empfindliche Haut,
wie speziell die meinige, merkliche Hautreizung nach sich zog.
Dieselbe war zwar nicht so schmerzhaft und lästig, wie bei den
Prozessionsspinnern; vielleicht auch war der Fäulnisvorgang des
Grubeninhaltes nicht ohne Einfluss auf das Zustandekommen von
Entzündungen. Es erscheint mir jedoch an sich nicht unwichtig, auf
diese Wahrnehmung aufmerksam zu machen, da mir bisher in der
Literatur ähnliche Angaben, insbesondere für die Raupen und
Gespinste, nicht bekannnt wurden.
Dr. C. Bischoff.
Einen eigentümlichen Fall anerzogener Idiosynkrasie gegen
Schädigung durch Prozessionsraupen teile ich aus meiner
allernächsten Umgebung mit. Der eine meiner Söhne, ein leiden-
schaftlicher Naturbeobachter, brachte vor mehreren Jahren, in noch
recht jugendlichem Alter von einer Exkursion in den Misdroyer
Wald einen Kiefernzweig mit, der ihm bis dahin unbekannten Raupen,
den Raupen des Kiefernprozessionsspinners, Cnethocampa
pinivora, zum konzentrierten Ruhepunkt diente. Er wünschte die
Raupen weiter zu ziehen etc. etc. Vorsichtig hatte er, was etwa
herunterfiel, wieder aufgehoben und an die Futterpflanze übertragen.
Der Tag war heiss und ein obligates Fortwischen von Stirn- und
Gesichtsschweiss blieb nicht aus.
Kurz und gut meine Befürchtung, dass in kurzem eine sehr
unangenehme und schmerzhafte Hautentzündung auftreten werde,
bewahrheitete sich nach Ablauf wohl kaum einer Stunde. Geeignete
Behandlung schaffte allmählich Besserung und Genesung. Eine
eigentliche Heilung ist jedoch noch nicht einmal bis heute oder nur
indirekt eingetreten. Im Jahr darauf stellten sich, um die gleiche
Zeit, wenn nur von Prozessionsraupen gesprochen wurde, nesselartige
Ausschläge ein mit intensivem Juckreiz. Noch heute ist eine
Hyperästhesie gegen „haarige" Raupen aller Art vorhanden, die
früher nicht bestand. Mein Sohn glaubt, beim Hantieren mit
haarigen Raupen das Gefühl zu haben, dass sich wieder Hautreizungen
einstellen. Selbstverständlich behindert dies trotzdem weder die
Beobachtungslust noch den Sammeleifer, da jeder echte Wissensdrang
sich über jede Möglichkeit körperlichen Ungemaches als ßcgleit-
oder Folgeerscheinung des Forschens hinwegsetzt. — Von ganz
besonderem Interesse ist es mir, das mein Sohn, wenn er in der
Schausammlung des Museums für Naturkunde, die Schauobjekte des
Kleine Mitteilungen. 231
Prozessionsspinners sieht, fast unwillkürlich die seinerzeit am schwersten
betroffenen Hautpartien mit den Händen bearbeitet, da ihn ein
unwiderstehliches Juckgefühl behelligt.
Dr. C. ßischoff.
Gemischte Gesellschaft an gedecktem Tische. Der Abend
des 25. Juni d. J. war für mich ein Ereignis. Ich ködere seit 2 Jahren
fast jeden Abend, ohne bisher einen derartig starken Anflug am
Apfelköder erlebt zu haben, wie an diesem Tage.
Köder: 40 Schnüre mit je 6 — 8 eingebundenen Apfelschnitten,
getaucht in ein Gemisch von Sirup (^AO und Bier (-/:3), am Kamme
einer massigen Erhöhung, meist an Haselbüschen in Brusthöhe
aufgehängt. Schnüre ca. 10 Schritte voneinander entfernt, so dass
die Strecke 40 mal 10 Schritte = 500 m misst (manche Zwischen-
räume sind grösser). Ringsherum sind üppige Wiesen, zur Zeit
bereits gemäht. Barometer im Steigen, von 712 auf 715 mm, warm,
wolkenlos, Neumond, ganz schwacher Ostwind, um 10 Uhr nachts
kommt erst der Tau. (Interessant ist auch, dass um 1 1 Uhr, als es
sehr kühl wurde, absolut nichts zum Acetylenlicht kam). Köderzeit:
Von 9 bis 11 Uhr. Alle 40 Schnüre sind dicht besetzt mit
allerhand Faltern.
Die am meisten besetzte Schnur fasse ich näher ins Auge und
schüttle den Inhalt in den Hut, wo sich die Tiere meist ruhig
verhalten und besehen werden können. Es sind 24 Stück und zwar:
1 Hadena basilinea F. (zerfetzt) Q.
1 Hadena monoglypha Hufn. (rein) (f.
3 Qrommesia trigrammica Hufn. (rein) Q und cf.
2 Grammesia — ab. bilinea Hb. Q Q (rein),
1 Agrotis occulta L. Q (reinj.
2 Rusina umbratica Goeze cfcf (rein).
1 Oonophora derasa L. (rein) Q .
5 Miana strigilis Gl. Q und (/ (rein).
1 Hyppa rectilinea Esp. ^f (rein).
1 Scoliopteryoc libatrix L. (rein) Q.
4 Scoparia dubitalis Hb. (rein) (f und Q.
2 Trachea atriplicis h. Q Q. (zerfetzt).
Ich schätze die Anzahl der an diesem Abend zum Köder
gekommenen Falter auf 400 Stück. (Darunter: Agrotis prasina
F., augur F., primidae Esp., ypsilon Rott., 4 Hyppa rectilinea Esp.,
Hadena adusta Esp., geniina Hb., 7 Stück subluslris Esp.,
lithoocylea F., Leucania impura Hb. etc.).
Krieglach (Steiermark). Fritz Ho ff mann.
^—^ 16a
232 [Berl. Entom. Zeitsclirift, Band LH, Jahrgang 1907.]
Literatur.
C. G. Calwers Käferbueli, Naturgescliichte der Käfer
Europas. Sechste, völlig umgearbeitete Auflage, herausgegeben von
Camillo Schau fuss. Stuttgart, Verlag für Naturkunde, Sprösser
& Nägele. Das Werk erscheint in 22 Lieferungen ä 1 Mk. mit
48 farbigen und 3 schwarzen Tafeln und zahlreichen Textfiguren. —
Bis jetzt liegen 7 Lieferungen vor.
Die neue Auflage des allbekannten Calwerschen Käferbuches
unterscheidet sich wesentlich von den früheren Ausgaben. Der
Inhalt ist wissenschaftlicher ausgearbeitet als die früheren Auflagen,
Ueberall merkt man, dass der Herausgeber, der bekannte und
geschätzte Redakteur des ^Entomologischen Wochenblattes' die
neueren coleopterologischen Kenntnisse verwertet und sich von dem
wissenschaftlichen Zuge der Gegenwart leiten lässt.
Im allgemeinen Teile sind die Morphologie und Systematik der
Insekten (im Rahmen des Tierreichs) auf S. 1 — 6, der Körperbau
(S. 7—13), die Entwickelung (S. 13—18), die Lebensweise (S. 18—39),
Fang und Zucht der Käfer (S. 39—52), Herrichten und Aufbewahren
(S. 52 57), Bestimmen und Ordnen (S. 57-62), Kauf, Tausch und
Versand (S. 62—64) behandelt.
Wir sehen mit Genugtuung, dass der Herr Verfasser dem
Kapitel über die Lebensweise einen breiten Raum gewährt. Dadurch
wird gewiss mancher Käferknndige mehr als bisher dazu geführt
werden, der Bionomie der Coleopteren näher zu treten. Ich habe
selbst oft darauf hingewiesen, dass die Lebensweise nicht nur ein.
dankbares Feld für Beobachtungen und Untersuchungen von Seiten
der Käferfreunde und Käferforscher ist, sondern dass die verschiedene
Art der Lebensweise auch für die Naturgeschichte der Arten wichtig
und interessant ist und Fingerzeige für die unterschiedliche
Charakteristik der verschiedenen Arten bietet. Aber nicht nur die
Lebensverhältnisse an sich, sondern auch die Beschaffenheit des
Ortes, an dem der Käfer lebt, sowie die Jahreszeit, die Beziehungen
der Käferart zur Umgebung u. s. w. sind zu beobachten und fest-
zustellen. In der Zukunft werden die Entomologen sicher allgemein
sich die vereinigten Disziplinen der Bionomie, Morphologie und
Systematik zur Richtschnur nehmen. Die Aufmerksamkeit auf
Literatur. 233
weitere wissenschaftliche Ausblicke ist bereits geweckt. Man
betrachtet nicht mehr das Insekt an sich, sondern das Insekt als Teil
der ganzen Natur,
Auf die bionomischen Verhältnisse geht der Herr Verfasser des
vorliegenden Buches mit Vorliebe ein Es ist dies ein besonderer
Vorzug des Werkes. Diejenigen, welche das Buch benutzen, sollten
es dankbar anerkennen, dass sie auf diese bequeme Weise in die
wissenschaftliche Käferkunde eingeführt werden. Unter „wissen-
schaftlicher Käferkunde" verstehe ich hier nicht die gewohnte blosse
Unterscheidung der Arten und die Peststellung der Merkmale der
Arten, wie sie von der alten Schule der Käferkenner als Grundlage
der Coleopteroiogie geübt wurde und noch wird, sondern ich verstehe
unter „wissenschaftlicher Käferkunde" die Erforschung und Darstellung
der inneren und äusseren Morphologie und deren Beziehung zur
Lebensweise, zum Wohnort, die Ausbreitung der Formen und deren
Ursache und ferner die morphologische Ableitung der Formen
höherer Ordnung von Formen niederer Ordnung.
In dem Kapitel „Lebensweise" behandelt der Herr Verfasser
speziell: das Fortpflanzungsgeschäft, die Ernährung, die Abhängigkeit
vom Klima, die Empfindlichkeit gegen die Temperatur, den Einfluss
der Bodenbeschaffenheit und sonstiger örtlicher Verhältnisse, den
Selbsterhaltungstrieb, das Schutzsuchen vor nachstellenden Feinden,
die geographische Verbreitung, die Lebensgemeinschaften und die
Krankheiten der Käfer.
Alle diese Kapitel sind anschaulich behandelt und in gefälliger
Sprache geschrieben.
Den Hauptinhalt des Werkes bildet naturgemäss die Aufzählung
und Beschreibung der Gattungen und Arten innerhalb jeder Familie.
Eine Schilderung der Morphologie und Biononiie leitet jede Familie
ein. Die Unterfamilien sind, wie die Gattungen und Untergattungen,
dichotomisch auseinandergesetzt. Die Tabellen sind nach leicht
erkennbaren Merkmalen aufgestellt und sehr brauchbar. Die
Charakterisierung aller Gruppen ist mit gebührender Sorgfalt behandelt.
Nicht alle euroiȊischen Arten sind beschrieben; auch fehlen
dichotomische Tabellen der Arten. Das ist vielleicht absichtlich
unterlassen, da sonst das Buch zu umfangreich werden würde. Aber
nach der Beschreibung der wichtigsten, oft der meisten oder aller
Arten, sind die übrigen deutschen und europäischen Arten jeder
Gattung mit Angabe des Fundortes und des bionomischen Vorkommens
aufgeführt. Auch auf Varietäten und Rassen ist Rücksicht genommen.
Däss auch die übrigen paläarktischen Arten erwähnt sind, ist ein
besonderer Vorteil für diejenigen, welche umfangreichere Kenntnisse
234 Literatur.
erstreben. Es ist also ein reiches Material mit Umsicht und weiser
Beschränkung bewältigt. Nicht nur dem Laien und Sammler, dem
Käferfreunde, ist das Buch nützlich, sondern auch der wissenschaftliche
Entomologe wird es gern in die Hand nehmen und die vielerlei
genauen Angaben und die mit Fleiss beigefügten Bemerkungen über
Vorkommen, Lebensweise, Verbreitung und manches andere lesen.
Auch die Verwandlungsstadien sind bei der Schilderung der
einzelnen Gattungen berücksichtigt, was ein weiterer Vorzug des
Werkes ist.
Die Beschreibung der Arten ist bei aller notwendig gebotenen
Knappheit ausführlich und nach leicht auffindbaren Merkmalen
entworfen. Wer das Buch benutzt, kann daher sein Material leicht
bestimmen und nach der gebotenen Anleitung vielseitig wisenschaftlich
verwerten.
Calwers Käferbuch, durch diese neue Auflage völlig umgearbeitet
und neuzeitlich wissenschaftlich ausgestaltet, auch mit zahlreichen
kolorierten Tafeln versehen, steht auf der Höhe der Gegenwart und
gereicht dem Verfasser und dem Veleger zur Ehre.
Leider legt der Herr Verfasser seinem Werke das verfehlte, von
Ganglbauer 1903 veröffentlichte System zugrunde, in dem die
Scarabaeiden die unnatürliche und unvermittelte Stellung am Ende
der ganzen Käferordnung haben.
Kolbe.
Raupeu und Schmetterlinge. — Praktische Anleitung zum
Sammeln, Züchten und Präparieren, sowie zur Anlage entomologisch-
biologischer Sammlungen. Von Karl Mühl, entomol. Präparator.
Mit 6 Tafeln und 25 Textabbildungen, Stuttgart, Verlag von
Strecker & Schröder, geheftet 1 Mk., gebunden 1,40 Mk.
Die Anleitung enthält die langjährigen Erfahrungen des Autors
auf den im Titel angegebenen Gebieten, in übersichtlicher und
präciser Form. Die Illustrationen (in verkleinertem Massstabe)
veranschaulichen Art und Weise der Aufstellung trockener Präparate
aus der Biologie der Schmetterlinge und deren Schmarotzer, sowie
Geräte und teschnische Hilfsmittel zum Fange, Zucht und Herrichtung
der Objekte. Wir können das Werkchen allen praktischen Sammlern
bestens empfehlen, insbesondere erachten wir es wegen seines
umfassenden Inhalts für Anfänger als besonders wertvoll und auch
für fortgeschrittene Sammler als einen zweckmässigen Berater, der neben
diesen Eigenschaften auch noch den Vorzug besonderer Billigkeit hat.
- St.
Bibliotlieks-Ziigänge.
I. B. 40. Dastre, A. The Fight agaiust Yellow Fever.
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Vol. 1-4 (unvollst.), Vol. 5. 6. 7. 10.
50. Annais of tlie New York Academy of Sciences; Vol. 4-8.
51 a. Transactions of the New York Academy of Sciences; Vol. 8-- 15.
81. Wisconsin Academy of Sciences, Arts and Letters;
Transactions Vol. III- XIV, Vol. XV. 1 u. folg.
82. Wisconsin Natural History Society;
Bulletin Vol. 1-IY, Vol. V, 1 u. folg.
82 a.
Occasional Papers, Vol. II — III.
191
Auszug aus den Sfatuten
des Berliner Entomoiogischen Vereins, E. V.
Der Berliner Entomol. Verein hat den Zweck, die Kenntnis der
Entomologie zu fördern.
Diesen Zweck sucht er zu erreichen: a) durch regelmässige Zu-
sammenkünfte der Mitglieder, in welchen eigene und fremde Beobach-
tungen und Arbeiten mitgeteilt und besprochen werden, auch durch
gemeinsame entomologische Ausflüge; b) durch Unterhaltung einer
Bücherei der entomologischen Fachschriften ; c) durch Herausgabe
einer entomologischen Zeitschrift.
Aufnahme Berliner Mitglieder (Wohnsitz Berlin oder Umgebung)
erfolgt nach einmaliger Teilnahme an einer ordentlichen Versammlung
in den Monatssitzungen. Bei Auswärtigen, welche dem Verein beitreten
wollen, wird von dem Besuch einer Versammlung abgesehen.
Der Mitgliedsbeitrag beträgt 10 Mk. jährlich. Lebenslängliche Mit-
gliedschaft wird durch einmaligen Beitrag von 150 Mk. erworben.
Die umfangreiche Bibliothek des Vereins befindet sich unter der
Verwaltung des Herrn L. Quedenfeld, Gr. Lichterfelde, Ringstr. 54.
Das Verzeichnis der Bücher vom Jahre 1884, nebst Nachtrag
von 1902 und Bedingungen zur Benutzung der Bücherei, zusammen 85
Druckseiten, ist gegen Einsendung von 55 Pf. von dem Bibliothekar
der Kassierer (siehe 2. Seite des Umschlages), zu beziehen.
Aeltere Jahrgänge der Berliner Entomol. Zeitschrift, von 1857
an, werden den Mitgliedern zu besonders ermässigten Preisen
überlassen.
Von den auf Seite 3 des Umschlages der Zeitschrift Jahrg. 1902
verzeichneten, verkäuflichen Separaten etc. ist noch Vorrat vor-
handen; ferner ist abzugebtii •"
Brenske, E. Die Serica-Arten der Erde, vollständiges Exemplar.
Berlin 1897—1902. 626 Seiten. 1 Tafel 10,—
V. Hoyningen-H uene, Freiherr F. Aberrationen einiger est-
ländischer Eulen und Spanner. 10 Seiten. 1901. 1 Tafel. 1, —
Kolbe, H., Prof. Neue Lagriiden aus Afrika. 15 Seiten. 1901. —,75
Schulz, W. A. Biologische, zoogeographische und synonymische
Notizen aus der Käferfauna des unteren Amazonenstroms.
17 Seiten. 1901 —,75
Therese, Prinzessin von Bayern, Kgl. Hoheit. Auf einer
Reise in Südamerika gesammelte Insekten.
I. Hymenopteren, (a. Forel, b. Kriechbaumer.) 14 Seiten.
1899—1900. 1 Tafel ■ . . . . 1,50
IL Orthopteren, 15 Seiten 1899. 1 Tafel .... 1,50
IIL Lepidopteren, 73 Seiten. 1901. 2 col. Tafeln. . 3,50
IV. Colcopteren, 23 Seiten. 1901. 1 col. Tafel . . 2,—
V. Dipteren, Rhynchoten, 37 Seiten. 1902. 2 col. Tafeln 2,50
Vollständiges Stück Abteilung I— V .... 10,—
Püngeler, R. Deilephila siehei, 3 Seiten. 1902. 1 col. Tafel 1,—
Schultz, 0. Varietäten und Aberrationen von Papilio podalirius.
14 Seiten. 1902. 1 Tafel 1,50
Speiser, P. Lepidopterologische Notizen, 8 Seiten. 1902 . . — ,50
Rebel, H. Lepidopteren aus Morea, 5 Textfiguren. 27 Seiten. 1902 1, —
Werner, F. Beiträge zur Kenntnis der Orthopterenfauna Grie-
chenlands, 2 Textfiguren. 7 Seiten — ,50
Separata der Sitzungsberichte für 1899. 62 Seiten 2 Fig. 1,—
für 1900. 30 „ . . —,50
für 1901. 28 ., 4 Fig. —,50
Inhaltsverzeichnisse Bd. 1—6, 7— 12, 13—18 je .... —,25
desgl. chronolog. und aiphabet. Index der Arten etc. Bd. 1—24 —,40
desgl. desgl. Bd. 25—35 —,50
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R. FRIEDLAENDER & SOHN in »erliii.
Von den in den Jahren 1882 — 8G erschienenen Werk von
H. L 0. Schmiedeknecht
Apidae Europaeae
per genera, spccies ä varieUle.< disposilae aUjue dcscriplac
Continens genera: Nomada, B unbus, Psithyrus, Andrena, Osmia).
in-8. maj. 38 et 1071 pag. cum 17 tabulis lithogiaphicis,
iiei'erii wir bis auf Weiteres Exemplare z,i dem eniiässi^tea Preise von
24: Mark (anstatt des Ladenpreises von 42 Mark).
Als Fortsetzung liiei'zu erschien in unserem Verlage :
H. Friese
Die Bienen Enropa's
nach ihren Gattungen, Arten und Varietcäten auf vergleichend
morphologisch-biologischer Grundlage bearbeitet.
3 Teile. 1895—97. gross-8.
I. Sclimarotzerbieneu. 1895. 218 Seiten gr. 8. mit 53 Abbildungen.
i Preis 9 Mark. — IL Solitäre Apideii. Genus^Eiiccra. 1896. 216 Seiten,
gr. 8. Preis 8 Mark. - III. Solitäro Apiden. Geiins Todalirins 1897.
320 Seiten, gr. 8. mit 61 Abbildungen. Preis 12 Mark.
Alle 8 Bäiiiie. zusammeu bezogen liet'eru wir zu dem ermüssigten
Preise von 15 M:irk.
Ferner erschien 1893 in unserem Verlage :
Die Bienenfaiina von Deutschland und Ungarn.
Von H. Friese.
80 Seiten in 8. Preis Mark 2,40. i
In diesem Werke unterbreitet der Verfasser den Fachgenossen eine
Reihe von Ergebnissen in Bezug auf die geographische Verbreitung der
Apiden, zu welchen ihn ISjiihriges Beobachten und Sammeln in Deutsch-
land, dem Alpengebiet und Ungarn geführt hat. Der in dem letzten De-
cennium bedeutend angewachsenen Zahl der Hymenoptero!ogen hofft er
hierdurch einen Dienst zu erweisen.
In unserem Verlage ist erschienen:
J. C. F. Klug's
Gesammelte Aufsätze über die Blattwespen,
in einem Bande herausgegeben von Dr. J. Kriechbauiuer, 1884.
Bin Band von 300 Seiten in-4. mit einer kolorierten Doppeltafel.
Preis 16 Mirk.
Die Arbeiten Klug's über die Blattwespen, welche sich in den 9 Bän-
den des „Magazin" und der ,, Verhandlungen der Gesellschaft Natur-
forschender Fi-eunde zu Berlin", in den „Jahrbüchern der Insektenkunde"
etc. zerstreut finden, waren bisher sehr schwer zugängiicli : dieselben sind
noch heute für die Wissenschaft vom höchsten Wert. Ein mit Sorgfalt
ausgeführter Wiederabdruck dieser Fundanientalarbeiten, der sie in einem
Band vereinigt und in liaudlicher Form bietet, dürfte daher den wissen-
schaftlichen Entomologen willkommen sein. (Eingehende Besprechung
auf S, 163 der „Entomologiscben Nachrichten" 1884.)
Die Autlago ist nur klein. i
Carl Fromholz Buclidruckerei, Berlin C, Neue Friedrichsti. 47.
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