THE UNIVERSITY OF ILLINOIS LIBRARY Sao Diei® Nat: else Digitized by the Internet Archive ° in 2010 with funding from University of Illinois Urbana-Champaign http://www.archive.org/details/bildungsgeschich00m!| ä ZPM Er u u 200, 2 BILDUNGSGES CHICHTE GENITALIEN aus anatomischen Untersuchungen an Embryonen des Menschen und der Thiere, nebst einem Anhang über die.chirurgische Behandlung der Hypospadia,. Von Dr. JOHANNES MÜLLER, Professor der Mediein an der Friedrich- Wilhelms- Universität zu Bonn, praktischem Arzt und Operateur , Mitglied der Kaiserl. Leopold. Carol. ne der Naturforscher , cet. f Mit 4 Kupfertafeln. / % En: SR!” 3. VEREIN... BEBRNC. > BESBEEE Düsseldorf, bei Arnz. n a” BIP ie 1 8 3 O0. Natural + > y" N Vacha. r Es ist nicht genug, Kebat an beredt die Erfahrung zu preisen, sondan, die e Bi REF, an und die unermüdete Beobachtung ist nöthig. Meinem hochgeehrten Freund dem Herrn Dr. HEINRICH RATHKE, Hofrath jund Professor der Physiologie und Pathologie an der Universität zu Dorpat. ve [> b NK: ; win Keil N. } , k en a a 7 + Pa ; x N j " 3 r ” > . 2 a ” u e rn un & \ R “ . p’ ei we Indem ich mir erlaube, einige Worte zuerst an Sie, verehrte. ster Freund zu richten, drücke ich das Verhältniss aus, in wel- chem diese Untersuchungen zu den Arbeiten meines Vorgän- ger stehen. Denn fürs erste betreffen meine Untersuchungen einen Gegenstand, der durch Sie zuerst in die Wissenschaft und zwar mit den herrlichsten Beobachtungen ausgestattet, ein- geführt worden. Ihren Schriften verdanke ich die Anregung zu diesen Arbeiten, und indem ich in den Jahren 1828 und 1829 die Entwickelung der Genitalien bei Amphibien, Vögeln und Säugelhieren unausgeseizt und fast täglich in der Natur verfolge, sind zugleich die Beiträge zur Geschichte der Thier- welt nicht aus meinen Händen gekommen. Im Jahre 1828 brachten einige Zeichnungen von mir, und die Relation meiner bisherigen Beobachtungen unsern Gegenstand in der zoologischen Section der Versammlung der Naturforscher in Berlin zur Sprache und Verhandlung. Sie und Herr von Baer ‚waren zugegen. Diess ist genug um anzudeuten, wie anre- gend und wie nützlich diese Verhandlung für mich war. Bald und noch in demselben Winter konnte ich Ihnen die noch an aufbewahrten Embryonen und Larven von Fröschen gemachte Entdeckung der Wolff'schen Körper mittheilen, ich brachte manches neue Bedenken vor, über das ich fernere Be- obachtungen anstellen wollte. Sie bestätigten jene Beobachiung und waren so gütig hinwiederum mich mit Ihren neuen Be- obachtungen bekannt zu machen, wofür ich Ihnen meinen herz- lichsten Dank sage. Sie forderten mich zu neuen Untersuchun- gen und neuen Mitiheilungen auf. Das darauf folgende Jahr widmete ich unausgeselzt diesem Geschäft. Nachdem ich nun zu einem vorläufigen Abschluss meiner Beobachtungen gekom- men bin, geschieht, wozu sie mich berechtigten, und man weiss nun, mit welchem Recht, verehrtester Freund, ich Ihnen diese Mitiheilungen ganz ergebenst widme. Bonn, am 1. Februar 1830. Mit aufrichtigster Hochachtung Ihr Joh. Müller, # Vorrede Wenn mich eine Erfahrung, oder Entdeckung, oder ein glück- licher Gedanke eines Andern weiter bringt, so freue ich mich herzlich und pflege nicht zu fragen, zu wem der Verfasser es hält und woher er kömmt. Allein es ist einmal Mode gewor- sen, in einer Vorrede zu einer naturwissenschaftlichen Schrift zu sagen, mit wem man es halte, und ob man mit Vernunft oder Verstand oder mit den Sinnen vorzugsweise ihätig gewe- sen und in dieser Art sich habe irren können. Weil die Vor- rede eines Buchs der einzige Ort ist, an welchem der Person des Schriftstellers zu erscheinen erlaubt ist, sey auch mir diessmal die Gelegenheit willkommen, zu bekennen, welche . Methode ich befolge, und welche namentlich in diesen Un- tersuchungen nothwendig geworden. Besonders wünschte ich diess auf eine elwas ‚bestimmiere und für mich selbst befrie- digendere Art zu ihun, als diess früher bei einer andern Ge- legenheit von mir geschehen ist. Diess kann nun am besten von dem Gesichtspunkte gegenwärtiger Schrift aus geschehen. Die Entwickelung des Geschlechtes in dem Embryo ist einer von den Punkten, worüber die Physiologie zwar mehrere theo- relische und hypothetische Versuche aufzuweisen hat, wozu aber noch wenig thatsächliches und keine hinlängliche erfah- rungsmässige Basis, welche doch jede weitere Untersuchung so gut wie ihren Stoff haben muss, vorhanden ist. ‘Was können uns alle Vermuthungen über die Ursachen des Geschlechts- Un- terschiedes nützen, wenn wir nicht mit unbestrittenen Erfah- rungen wissen, wie die Genitalien, und aus welchen Theilen sie zuerst entstehen, und wie sie sich von Schritt zu Schritt ausbilden, wenn wir hierüber nicht vollständige Beobachtungen von mehreren Thieren und vom Menschen mit gleicher Ge- nauigkeit besitzen. Gelegenheit, Neigung, Uebung in microscopischen Arbeiten haben mich dazu geführt, eine auf blosse Beobachtung und anatomische Empirie gegründete Untersuchung dieser Art bei Embryonen der Amphibien, Vögel, Säugethiere und des Men- schen seit den letzten Jahren zu verfolgen. Der Gegenstand mag es entschuldigen, wenn ich nur meine Erfahrungen und Beobachtungen, ohne weitere Reflexion zusammenstelle. Ich bin zwar immer ein Freund von einer mit Methode angestellten, gedankenvollen, durchdachten, oder, was dasselbe ist, philosophischen Behandlung eines Gegenstandes, Denn phi- losophische Einsicht ist mir überhaupt mit vernünfliger Ein-. sicht gleichbedeutend. Ich meine aber damit nicht eine Art, welche ohne hinlängliche erfahrungsmässige Begründung zu ei- nem Resultat kommen kann, oder die sogenannte naturphilo- sophische Manier, die ich bereits früher zu charakterisiren gesucht habe, indem ich sie falsche Naturphilosophie nannte, die ED eh so verführerisch für das verflossene Zeitalter geworden ist, und die uns in die Zeiten der Jonischen Philosophie zurückversetzte. Ich tadele damit nicht eine mehr poetische und begeisterte Be- trachtung der Natur, welche über der zuneh menden Zersplitte_ rung die Liebe an der ganzen lebenden Natur erhält; allein diese kann, wie die Poesie nie zur Methode oder Manier wer- den, ohne in widerwärtige Afterproductionen auszuarten. Diese willkührliche, in einigen Analogien glückliche, im ganzen aber fehlerhafte Dogmatik, die man mit Recht verlassen hat, soll mich aber auch nicht (wie so manchen Andern) hindern, die Wahrheit überall anzuerkennen, wo ich sie finde. Aber was ich philosophische Methode nenne, hat nichts mit jener Dogmatik gemein. Ich fordere zuerst, dass man un- ermüdet sei im Beobachten und Erfahren, und diess ist die “erste Anforderung, die ich an mich selbst mache und unaus- gesetzt zu erfüllen strebe. Vielleicht wird man es meinen bis- herigen Bestrebungen glauben, dass es mit dieser Versicherung redlicher Ernst ist; und ich werde mich sehr freuen, wenn man gegenwärtige Schrift für ein gutes Zeugniss davon hält. . Dann fordere ich, dass man die Erfahrungen, wenn sie die hinlängliche Breite und 'grösste Genauigkeit erlangt haben , nicht bloss zusammenstoppele, sondern dass man, wie die liebe Natur bei der Entwickelung und Erhaltung der organischen W esen verfährt, aus dem Ganzen in die Theile strebe, voraus- geseizt, dass man auf analytischem Wege das Einzelne erkannt und zum Begriff des Ganzen gelangt ist. Bei jeder auch nur entfernten Einsicht in den Bau des Organismus erkennen wir, wie diese Organe nicht anders ge- bildet seyn können, als integrirende Theile des Ganzen, wir ) bewundern die höchste Vernunft in dem Bau des Auges, wie in jedem 'Theil des Knochengerüstes; in dem Muskelbau jedes Gliede.. Wir sehen die Entwickelung des Embryo aus dem Keim, wie ein Fortschreiten des Allgemeinen und Ganzen in seine integrirenden Theile. Diess ist in den physicalischen Ge- setzen nicht der Fall. In der Physiologie der Pflanzen und Thiere ist dem Begreifen ein grösseres Feld geöffnet, es ist nothwen- dig, dass man die vernünftigen Gesetze der Bildung bewusst werde, dass man auch im Begreifen aus dem Ganzen in die Theile strebe, wenn man zum Begriff des Ganzen gelangt ist, so wie die Natur bei den Organismen verfährt. Aber That- sachen, Beobachtungen müssen an unsern Sinren, an unserm Geiste vorübergehen, um dann erstnach den Gesetzen unseres Gei- stes das Wesentliche in jeder Veränderung von dem Zufälligen zu unterscheiden, das Wesentliche, aus dem das einzelne her- nach zu begreifen ist. Hierin hat uns Casp. Friedr. Wolff, Goethe’s Vorgän- ger, das rechte und unzweideutige Beispiel gegeben. Was gleicht wohl auch der philosophischen Methode, wie sie in der Genera- tionslehre von Wolff vor uns liegt, mit so viel strenger Er- fahrung, gediegener, sich immer mehr bewährender Beobach- tung gepaart? Die Kritik der Hypothesen über die Zeugung, womit die deutsche Ausgabe seiner berühmten’ Schrift be- ginnt, bleibt ein ewiges Muster philosophischer Schärfe, sie ist eben so merkwürdig durch die in der Hälfte des vorigen Jahrhunderts ganz seltene und einzige Vollendung der Darstel- lung und des Stils. In neuerer Zeit hat Andreas Sniadetzki in dem leider sehr unbekannten herrlichen Werke: Theorie der organischen Wesen. Aus dem polnischen übers. Nürn- berg 1821. dieselbe Bahn betreten. Diese mit philosophi- scher Tiefe und mathematischer Methode geführte Untersuch- ung zeigt, wie die Elemente der Medicin gelegt werden müssen, sie ist nach meiner Meinung die erste physiologische Grundlage eines wissenschaftlichen Systems der Medicin. Endlich sei mir auch erlaubt, ein Werk zu nennen, das mit philosophi- scher Schärfe und Klarheit, wie empirischer Gediegenheit und Wahrheitsliebe über die ganze organische Physik sich verbrei- ie. Man wird es wohl erraihen, dass G. R. Treviranus Biologie, diese Quelle der gediegensten Belehrung gemeint sei. Aber unendich ist der Geist dieser Männer von der willkühr- lichen naturphilosophischen Dogmatik der verflossenen Jahr- zehnde verschieden , diedurch Uebertriebenheit, Willkühr und Bequemheit unter Vielen eine Geringschätzung aller philosophi- schen Bestrebung herbeigeführt hat. Nannte doch ein berühmter nunmehr verstorbener Arzt und Professor jeden Irrihum seiner Schüler eine Philosophie. Aus keinem andern Grunde nannte ich jenegrossenBeispiele, als um mich vor jedem Missverständniss zu schützen, um dasjenige, was ich philosophische Methode nenne, von allem zweideutigen abzusondern. Sonst weissich wohl, dass die Feier und Bewunderung eines noch um gar nichts weiter bringt. grossen Musters mich selbst. Dass nun aber die Erfahrungen zu einer solchen durch- dachten Behandlung und Zusammenstellung geeignet seyen, ist es nölhig, dass sie wirklich gut und genau erfahren sind. Heut zu Tage wird zwar viel mehr als je erfahren ‚und experimen- üirt, aber wie sind auch oft diese Erfahrungen, wie verwir- rend, wie ungründlich so oft für jeden genauern Beobachter , so dass in der That bei manchem physiologischem Experiment — >. 1; DE — zwar wohl Hände und Augen, aber nicht Kritik und Logik gewesen sind. Durch leichtsinnige Erfahrungen und Experi- mente kann man nicht zum Galilai der Medicin und Physiologie werden. Glücklicherweise ist aber der Weg des erhabenen Galilai unter uns längstbezeichnet; Harvey, Mal- pighi, Wolff, Haller sind ihn gewandelt, und die Methode ist so gut bezeichnet, dass jedes, auch das beschränktere Talent, und die bescheidenste Fähigkeit für den Fortschritt des Gan- zen das grösste Verdienst sich erwerben kann, was ja über- haupt die Vortheile einer guten Methode und des Schülers sind. Wie ist nun die gute Erfahrung, das gute Experiment be- schaffen? Vor allen Dingen es muss sich bestätigen. Denn wenn sich die Experimente nicht mehr zu bestätigen brauchen, so würde ich vorschlagen, lieber solche Experimente zu machen, wie einst ein berühmter Arzt, der das Rückenmark eines Thie- res durch ein Amalgam von Metallen ersetzte, und die Kühn- heit hatte zu erzählen, wie das Thier noch einige Momente seine Orts- Bewegungen fortgeseizt hätte. Ich wünsche Erfah- rung, die sich in allen Fällen wiederhohlen lässt, die immer dieselben Resultate gibt, wie man es von jedem guten physica- lischen Experimente zu fordern gewohnt ist. Jeder Unpar- theiische und Unbefangene wird mir zugestehen, dass man diess von sehr vielen, ja den meisten der beliebten physiologischen Experimente nicht sagen kann. Ich fordere ferner, dass man in jeder Erfahrung das M’e- sentliche vom Zufälligen unterscheide. Dem Physiker, der uns in ein Gebiet der Physik, in die Lehre von der Statik, von der Electricität einführen will, ist nicht jeder Versuch hierzu gleich recht, es handelt sich um ein Experiment, um ein Phae- nomen, aus dem alle anderen ableitbar sind. Goethe sagt: „Was würden wir von dem Architekten sagen, der durch eine Seitenthüre in einen Pallast gekommen wäre, und nun bei Be- schreibung und Darstellung eines solchen Gebäudes, alles auf die erste untergeordnete Seite beziehen. wollte.” Jene Art der Erfahrung, welche das Wesentliche von dem Zufälligen unterscheidet, ist die wahre Beobachtung, wovon die Aerzte immer mit Recht sagten, dass sie so selten sey, weil nämlich Verstand und Sinn dabei gleich thätig sind, dieser zu erfahren, jener zu unterscheiden, wasausder Erfahrung folgt und nicht folgt, was wesentlich und zufällig ist, beide zu beobachten. Wären alle medicinischen Erfahrungen wahre Beohachtungen, wären die practischen Aerzte, welche den Weg der reinen Er- fahrung und nur der Erfahrung zu wandeln glauben, nicht häufig zugleich voll eigener sonderbarer Theorien, sondern wahre Beobachter, so würde es auch um die practische Me- diein besser stehen. Beständen alle unsere Erfahrungen aus sol- chen Beobachtungen, so wäre alles weitere Theoretisiren unnö- thig, und die Theorie wäre eine schlichte Erzählung der That- sachen, von denen eine die Consequenz der andern ist. Da nun aber die wenigsten Erfahrungen von dieser Art sind, so ist heben beständiger Selbstbeobachtung alle Schärfe der Kri- tik nothwendig, und die Schärfe der Gedanken wird eben so nothwendig wie die Schärfe der Sinne. Es sollte kaum bemerkt werden dürfen, dass es Pflicht des Gelehrten ist, sich alles des zu bemächtigen, was unter allen Nationen für seine Wissenschaft geschieht. Diess ist jetzt möglich und ist bei dem europäischen Fortschreiten der Wis- senschaften unerlässig. Eine deutsche, französische, englische ‚Schule für eine medicinische Wissenschaft ist Barbarei. Doch kann in Deutschland von diesem Uebel kaum die Rede seyn, und bei uns scheint die Idee einer isolirten englischen oder französischen Naturgeschichte, Physiologie, Medicin eben so barbarisch als die Idee einer preussischen, bairischen, öster- reichischen Physiologie und Medicin. Ehe ich diesen Gegenstand ganz verlasse, muss ich noch einer nicht seltenen Unredlichkeit in der Benutzung der Lite- ratur gedenken. Man hat oft die beliebte Art gerügt, Schrift- steller anzuführen, Citate zu häufen, ohne sie zu lesen; noch schlimmer scheint mir aber, wenn man mit scheinbarer gros- ser Gelehrsamkeit eine Menge von Literatur einem Gegen- stande vorausschickt, während man sie doch nicht im gering- sten benutzt hat, ja das in jenen Schriften widerlegte Triviale nur mittheilt. Man würde viel besser seine Kenntniss der Li- teratur verraihen, wenn man aus einer Menge von Schriften mit Urtheil nur die Wenigen hervorhebt, die bewährt und allein des Gedächtnisses werth sind. Es kömmt auch nicht auf die Reihe der Titel an, wie sie in den Bibliotheken zu finden sind. Denn zu oft ist das Lesenswertheste über einen Gegen- stand in Schriften eines ganz andern Titels aufbewahrt. Doch ich habe schon zu lange die Aufmerksamkeit des geneigten Lesers von dem Gegenstand gegenwärliger Schrift abgezogen. Wendet man, was ich über Beobachtung und Methode bemerkt habe, auf unsere Kenntniss von. der Ent- wickelung des Geschlechtsunterschiedes in den Embryonen an, so wird man gestehen müssen, dass es zu einer solchen Un- tersuchung nicht allein an einer hinlänglichen Masse richtiger Beobachtungen, sondern noch sehr an Erfahrungen überhaupt gebricht. Denn vor Allem ist die genauste Kenntniss von der Entwickelung der Geschlechtsorgane nöthig. Die gegenwärtige Schrift hat bloss zur Aufgabe, diese Erfahrungen bei mehreren Thierclassen vollständiger und ge- nauer zu geben, als wir sie bis jetzt besassen. Der Verfasser enthält sich aller Reflexion in einer so schwierigen Sache, er erzählt bloss, was er gesehen, unterwirft jede Erfahrung selbst der eigenen Kritik, um zu erkennen, was aus der Beob- achtung folgt und nicht folgt. Diese Erfahrungen müssen mit aller Schärfe, Genauigkeit und Ausführlichkeit vorhanden seyn, ehe an weitere Combination, Induction u. s. w. gedacht wer- den kann. ö Ich muss daher sehnlichst wünschen , dass diese Erfahrun- gen nicht allein wiederhohlt, sondern auch über eine noch grössere Anzahl von 'Thieren ausgedehnt werden. Die Frühlings- und Sommerzeit ist für den Beobachter kostbar, aber man kann nicht auf alles zugleich seine Auf merksamkeit richten. Zu Beobachtungen über die Entwicke- lung der Batrachier, nämlich der Frösche, Kröten und Sala- mander bieten unsere stehenden Gewässer in der Frühlings- zeit die schönste Gelegenheit, wobei man keinen Tag zu ver- säumen hat. Dann kann man sich in ‘der Frühlings- und Sommerzeit theils durch Brütversuche, theils vom Lande her aus Wäldern und, Feldern, wenn man hierzu Aufträge giebt, eine grosse Menge Vogelembryonen täglich zur Untersuchung verschaffen. Man hat ferner in jeder Stadt im Herbst und Winter Gelegenheit, fort und fort Embryonen von Schafen zu erhalten. Dagegen fehlte es mir ganz an Embryonen der Fi- sche; und wenn ich in Hinsicht der Entwickelung der Ge- —— MU schlechistheile beim menschlichen Embryo mich bescheiden muss, hinter der Ausführlichkeit zu bleiben, die ich in den übrigen Abschnitten erzielte, so möge man den besten Wil- len nicht verkennen, und billig bedenken, wie selbst Vorsteher öffentlicher Sammlungen den Mangel an Embryonen bedauern, dass ich aber nicht Vorsteher einer öffentliehen Sammlung bin, und dass ich in dieser Hinsicht nur durc h dieEmbryonen, welche ich in meiner Priyatcollection aufbewahre und die ich, wie vieles andere, nicht ohne den grössten Kostenaufwand acquirirt habe, unterstützi war. Um so vollständiger sind da- gegen meine Beobachtungen aus der Classe der Säugethiere. Der geneigte Leser möge daher nicht unterlassen, bei dem Abschnitt über den Menschen, durchgängige Rücksicht auf die Beobachtungen an den Säugelhieren zu nehmen. Und so seien die Naturforscher, denen eine reichlichere Gelegenheit vergönnt ist, zur Erweiterung und strengen Prüfung der Be- obachtungen auf demselben Wege der Erfahrung aufgefordert. Endlich ersuche ich den geneigten Leser, die Prolegomena ja nicht zu übersehen, sie sind zum Verständniss aller weitern Mittheilungen nöthig, überhaupt bitte ich die ganze Schrift mit Musse zu würdigen, weil die Anordnung eine beständige Beziehung auf das Vorhergehende enthält. EIN HF A’ DT Prolegomena. I. Abschnitt. Beobachtungen über die Entwickelung derGenitalien bei Jen Amphibien. $.1.— ı6. I. Batrachier. $. 1.— ıa, a. Entwickelungsgeschichte der W olff'schen Körper. $.1. — 6. b, Entwickelungsgeschichie der Eierstöcke und Hoden bis zum Verschwinden der W olff’schen Körper. 8. 6.— ı2. II. Eidechsen. $. ı2.— ı5. III. Schlangen. $, 15. — ı6. II. Abschnitt. Ueber die Entwickelung der Genitalien bei den Vögeln. 8. 16. — 50. l. Entwickelungsgeschichte der W olff’schen Körper. $. 16 — 26. Il. Bau der Wolff’schen Körper. $. 26. — 30. III. Entwickelung der keimbereitenden Geschlechtstheile. $. 30.— 35. IV. Weitere Entwickelung der männlichen Genitalien. 8. 35. — 40. V. Weitere Entwickelung der weiblichen Genitalien. $. 40. — 44. VI. Letzte Veränderungen der Genitalien nach dem Auskriechen. $. 44. — 50. IU. Abschnitt. Beobachtungen über die Entwickelung der Genitalien bei den Säugelhieren. $. 50. — 90. I. Entwickelungsgeschichte der Wolff’schen Körper. $.51. — 68. II. Innerer Bau der Wolff’schen Körper. $.68.— 71. III. Weitere Entwickelungsgeschichte der männlichen und weiblichen innern Genitalien. $71.— 77- IV. Entwickelungsgeschichte des Nebenhodens bis zum Verschwinden des Wolff’schen Körpers. $. 77. — 84. V. Weitere Entwickelungsgeschichte der weiblichen innern Genitalien bis zum Verschwin- den der Wolf£f’schen Körper. $. 84.— 86. XVII VI. Entwickelung des unpaarigen Geschlechtsganges. 8.86. — 89. VII. Entwickelungsgeschichte der äussern Geschlechtstheile. $. 89. — 90. {VE Abschnitt. Beobachtungen über die Entwickelung der Genitalien beim Menschen. $.90.— 1135. I. Entwickelungsgeschichte der Wolff’schen Körper bis zur letzten Ausbildung der Ge- nitalien. $.90. — 103. II. Ueber die Entwickelung des Uterus. $. 103.— 105. Ill. Ausbildung der Samenbläschen. $. 105. — 106. IV. Entwickelungsgeschichte der äussern Geschlechtstheile. $. 106.— 110, V. Veränderungen in der Lage der Geschlechtstheile. Descensus testiculorum. $. 110. — 113, V. Abschnitt. Schlussätze aus den vorhergehenden Beobachtungen über die Entwickelung der Genitalien beim Menschen und bei den Thieren. &.1135.— 131. VI. Abschnitt. Schlussätze aus den vorhergehenden Beobachtungen über die Bedeutung der Wolff’schen Körper. $.131. — ı43. VII. An Kritik der vorausgesetzten Analogie der männlichen und weiblichen Geschlechtstheile. S E04 — 149. 4 VII. Abschnitt. Kritik der Lehre vom Hermaphroditismus. $.149.— 161. Anhang über die chirurgische Behandlung der Hypospadia. S. 161. — 176. Erklärung der Kupfertafeln. I.— IV. PROLEGOMENA. SM De: Entwickelungszeschichte der Thiere ist durch den Reichthum der Beobachtungen und ihrer. Resultate bereits so characierisäsch für den heuiisen Zustand der Physiologie geworden , wie Bıcmars unsterblicher Name und die durch seinen Genius insLeben gerufene allgemeine Anatomie für die zunächst: verilossene Zeit bezeichnend sind. Was leiztere für die Physiologie leisten konnte, isi grössieniheils geschehen; was die allgemeine Anatomie der Pathologie ist, am sich schon ruhmwärdig genug, ist von vielen der bessern Aerzie unter uns kaum gekannt. Denn die Arzneikunde, in welcher das Alierthum geheiligier und ehbrwüärdiger ist, als in den raschen Forischriiien der verwandien Naiurwissenschafien, hat den bele- benden Einfluss jener grossartigen Richiurg noch zu wenig empfunden, welchen einsi Pır. vox \yarruzr in jener so oft bewunderien Darstellung des Bıcn.ar'schen Systoms verkindigie. Unierdessen hat die Entwickelunssgeschichte der Embryonen, zum zweiten- mal nach jenem ausserordentlichen Beobachter Caspar Frieprıcn Worfrr, ihre rei- ehen Aufschüsse eröiinet und Räthsel beaniwortet, die man über unnützen Hypothesen nicht fragend geahndei hatte Ein in micröscopischen Unter- suchunger geübies gute Auge, umfassende Kenntnisse, unermüdete Beob- achtung sind nmöibig, den geheimnissvollen Process der Bildung aller Organe aus dem Keime des Ganzen aufzuschliessen. Zwei Gegenstände haben mich in diesem grossen Gebiete, worin ver- dienstwvolle Männer den grössten Ruhm begründet, besonders angezogen, die Entwiekelung der Drüsen und der Genitalien. Was mich die Entwicke- lungsgeschichte der Drüsen auf dem Wege der Beobachtung gelehrt hat, ist in. dem grössern, über kurz erscheinenden Werk: über den innern Pau der Drüsen enthalten. Hier sei mir vergönnt, was ich über die erste En:stehung und Ausbildung der Genitalien, namentlich‘ der innern Geschlechisiheile beobachtet habe, mitzutheilen, — 1 ja Man wird im Verfolg dieser historischen Einleitung sehen, dass ich nur sehr wenige Vorgänger, ja in Hinsicht, der Entwickelungsgeschichte der innern Genitalien fast nur einen Vorgänger hatte. Da indessen Raruke’s Beobachtungen in dieser Hinsicht sehr reichhaltig sind, namentlich bei Vögeln wenig zu wünschen übrig lassen, so blieb mir nur das Verdienst, die E:fahrungen dieses Vorgängers einer genauen Prüfung zu unterwerfen, sie theils zu bestätigen, theils zu erweitern, über mehrere Klassen, nament- lich den Menschen auszudehnen, und in mehreren wichtigen Punkten zu berichtigen , ‚endlich die übriggelassenen Zweiiel und Fragen vielleicht glücklich zu entscheiden. Allein Alles betraf einen Gegenstand, der an sich von der grössten Wichtigkeit, im l’elde empirischer Untersuchung fast noch neu, bald die allgemeine Aufmerksamkeit der Anatomen und Physio- logen erregen dürfte. Denn ist es nicht die erste Entstehung der innern Genitalien, die man kennen muss, ehe man, wie neuerlich geschehen, über die Ursachen der verschiedenen Geschlechtsentwickelung bei den Embryonen nachforscht? Wie verkehrt es aber ist, bei letzterer Untersuchung mit den Eltern anzufangen, hätte die einzige Thatsache jedem Unterrichteten zeigen kön- nen, dass nämlich dıe, ausser den Weibchen, in Masse befruchteten Eier der Batrachier und Fische, zum Theil Männchen, zum Theil Weibchen ausbilden. Dass ferner die in neuerer Zeit geäusserten Ideen über die anfängliche Gleichheit der Genitalien bei beiden Geschlechtern, wenn auch richtig, doch fast nur auf Kenntniss der äussern Geschlechtstheile beruhten, in Hinsicht der innern Genitalien aber nur allgemeinere Vorstellungen waren, bewiesen eben schon die Beobachtungen des Herrn Dr. Rıruxe, um deren Bestätigung, Prüfung, Erweiterung es sich in einem grossen Theil dieser Schrift handelt, S.3. In derThat, was man vor Ratuke über die erste Entstehung der Geschlechts- theile wusste, beschränkt sich fast bloss auf die allerdings vollständige Kenntniss der Entwickelung der äussern Geschlechtstheile, aus welcher ACKERMANN *), AuTenRıetm %%), Tiedemann %°%), Mecket +) folgerten, dass *) Infantis Androgyni historia. Ienae ı805. p. 53. Da man sich so oft auf Ackenwann in dieser Bezie- hung berufen hat, so ist es der Mühe werth, das einzige, was Aczensasx bloss hypothetisch und — 3 — die Geschlechtstheile ursprünglich bei beiden Geschlechtern gleich seien, und welche Tıroemann zu dem Schlusse bewog, dass alle Embryonen ur- sprünglich eine weibliche Bildung zeigten. Man hat ausführliche und sehr genaue Untersuchungen über den descensus testiculorum von Hunter, Scarpa, BRUGNoNE, Logstein, SEILER, LANGENBECK u. A. I. Fr. Mecker hat die Ausbildung des Uterus beim menschlichen Embryo vorireffllich erläutert. TIEDEMANN hat eine sehr schätzbare und vollständige Untersuchung über die Entwickelung der äussern Genitalien in seinem Werk: Anatomie der kopflosen Missgeburten Landshut. 1813 mitgetheilt, und hat bei dieser Gelegenheit eine besondere Schrift über die Biidungsgeschichte derZeugungsorgane versprochen, die indessen nicht erschienen ist. S 4 Ueber die Entstehung der innern Genitalien hatte man fast nur Vermu- ihungen. Denn was man davon wusste, reducirt sich auf eine unvollkom- mene Beobachtung von C. Fr. Worrr, auf einige Beobachtungen von OKEN aus früher Zeit der Entwickelung, bei Säugethieren, und auf einige sehr schätzbare Beobachtungen von J. Fr. Mercxer. beim menschlichen Embryo. Man muss es offen gestehen, die genauesten Beobachtungen aus frühester Zeit sind die von OkeEn, in einer erfolgreichen Arbeit mitgetheilt, zu einer Zeit, als dieser Naturforscher noch nicht die Grenzen empirischer Untersu- chung allzufrei verlies. Oxen und Kırser’s Beiträge zur vergleichenden Zoologie, Anatomie und Physiologie gehören zu den vorzüglichsten ohne Beobachtungen aussagt, anzuführen. »Embryo primus a formatione et inchoatae vilae mo- mentis peculiari sexu donatus non est, sed genitalium utriusque sexus rudimentis instructus est, et a virium physicarum, quae vitam et partium organicarum evolutionem moderantur, quantitale et directione dependet, an mas, an vero femina prodeat, id est, an utriusque sexus genitalia evol- vantur, an, quae mari, an illae, quae feminae propriae sunt, eflormantur.« Reın’s und Autenniere’s Archiv für die Physiologie B, 7. »Bemeirkungen über die Verschiedenheit der Geschlechter und ihrer Zeugungsorgane , als Beitrag zu einer Theorie der Anatomie,« Dieser Aufsatz ist zu einer Zeit geschrieben, als man von der Chemie für die Medicin die übertrieben- sten Erwartungen hegte , und von ihr einen willkührlichen bypothetischen Gebrauch machte und nimmt nur eine geringere Stelle unter den ausserordentlichen Verdiensten jenes allverehrten glück- lichen Beobachters ein. ***) Anatomie der kopflosen Missgeburten. Landshut. 1813. p. 8o, +) Beiträge zur vergleichenden Anatomie ; und Handbuch der menschlichen Anatomie, T. IV. p: 584. a) en Arbeiten über die Anatomie des Embryo. Auf‘ \Vorrrs und Oxry’s Beob- achtungen hatte Auserrt Mecrer eine Ilypothese über die Entwickelung der Genitalien gegründet. Diese Ilypoiliese des werdiensivollen Anatomen ist die einzige detaillirte Vorstellung, welche über die ersie Bildung der innern Genitalien vorgebracht worden. Ausert Mecrer sayt: »Von den Seiten des’ Rücksraihes entstehen zwei Streifen von .einer gekörnien polypenarügzen Masse, welche sich zu einer Platie vereinigen, die sich krümmt und endlich zu einer Röhre schliesst Die Canile sind anfangs an beiden Enden oflen und hleiben es bei den Weibchen, als Tuben; sch'iesea sich aber als ducius deferentes bei den Männchen.« *) Diese Ansicht, ohne eizene Uaiersuchung, bloss auf die missverstandenen Beobachtungen von \Vorrr und Oxrx ge;ründet, ist erstens wie der Verfasser selbs£ gesteht, eine blosse Ilypeiliese, sie ist zweitens un- richtig. Ni his kann hievon verschiedener seyn als die wirkliche Eatstehung S. 5. Hesınrıcı Ramee **) war der ersic, der hier lichtete und uns der Geniialien. eine grosse Reihe wirklicher Beobachiungen über die Enatsiebung der innern Genitalien bei Fischen, Amphibien, Vögeln und Säugeihieren, mit Ausschluss des Menschen , mitiheilte. Rarnke's Deobachtungen waren schr genau, besonders bei den Vögeln. Wären sie es nicht, so würde er mir eine grössere Ausbeuie an neuen Thatsachen und Berich- tigungen, aber auch eine grössere Veranlassung zu eigner Irrung übrig gelassen haben. Die folgenden Untersuchungen haben nun zur Aufgabe, insbesondere die von Rarıme gewonnenen Resultate darch neue Be- obachiungen zu prüfen, die zweifelhaften Puncte zu entscheiden, zu berich- tigen, die Lücken auszufüllen, wo uns besonders für die Classen der Amphibien und Säugethiere vieles übrig blieb, und endlich diese Unter- suchungen auf den menschlichen Embryo auszudehnen, an dem in Hinsicht der ersien Eutsiehung der innern Genitalien überhaupt Niemaud Beobach- tungen angesiellt hat. — *) Ausenr Necker in I, Tr. Mecxer’s Beiträgen zur vergl. Anat, If,B. a2. H. p. ı6. *) Ueber die Euttickelung der Geschlechtstheile (in Raruxe’s Beiträgen zur Geschichte der Thierwelt. 3. Abth. Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu Danzig. IV. Heft. Halle. 1825.) # ne 8.06. Insofern ich einem genauen Beobachter Schritt vor Schritt zu folgen und über jeden Punkt, der sich als zweifelhaft ergab, abermals eine ganze Reihe neuer Untersuchungen anzustellen halie, dann aber die grossen Unierschiede, welche sich bei Amphibien, Vögeln, Säugethieren und na- menilich beim Menschen, ausser den allgemeinen Verhältnissen gleicher Entiwickelung, zeigen, aufzuhellen hatte, war diese Arbeit wohl einigermas- sen undanlbar, und die Mühe grösser als die Hoffnung eigenen Gewinnes anfänglich erschien. Doch hat der Trieb nach Wahrheit in einer so wich- tigen Sache mir den Eifer, die Geduld und Ausdauer verliehen, welche sonst in der Verfolgung einer neuen Entdeckung so angenehm und süss werden. Wenn ich nun über alle Puncie neue und vollsiändigere Deob- achiungen mitiheile, bleibt mir der \Vunsch, dass, meine Untersuchungen eine elen so sorgfältige und genaue Kriük von fleissigen Beobachiern eriah- ren mügen, als die zıeiner Vorgänger durch die gegenwärüge Arbeit. Sr Den allgemeinen Gesichispunct unserer Aufgabe für alle Classen habe ich schon früher mit wenigen Worten eniwickelt.“) Durch Caspar Fr:eprıch Worrr haben wir zuersi zwei höchste merkwürdige embryonische Gebilde bei dem Hühnchen kennen gelernt, welche schon am vierten Tage der De- brütung als haupisächlichsie Eingeweide des Rumpfes innerhalb der Carina zu beiden Seiten der Aorta liegen und nicht bloss den grössten Theil des Unierleibes, sondern selbst einen Theil der Brust bis zum Ilerzen ausfüllen; welche sich jedoch späier mehr nach dem Unierleibe zurückziehen. "Theoria generalionis auctore Caspıro Frivrrıco \Vorrr. Edit. nov. Wal. 1774. S. 229. Tab. I. fig. 15. ı6. 17. Diese Gebilde besiehen aus queren, blinddarm- 'förmigen Röhrchen, an deren äusserer hinterer Seite ein ausführendes Gefäss herabgeht. Hrinrıca Rarure hat das schöne Verdienst, diese. wich- tigen Organe zuerst sehr genau untersucht zu haben. Fast Alles, was wir bis jetzt über diese Organe wussten, verdanken wir diesem treuen Beob- achter; er hat sie die /Voırr’schen Körper genannt, und erwiesen, dass *) Dr. Jonanses Mütter , über die Worrr’schen Körper bei den Embryonen der Frösche und Kıöten. Meczer’s Archiv für Anatomie und Plıysiologie, 1829. H, ı und 2. p. 65, we m, sie nicht die Nieren sind, womit sie oft verwechselt worden, und im Anfang so leicht verwechselt werden können, dass vielmehr die Nieren erst später binter und an der Seite dieser Körper ‚entstehen, dass aber die Worrr'schen Körper im weitern Verlauf des Embryolebens immer kleiner werden, und zur Zeit des Auskriechens bis auf geringe Spu- ren verschwunden sind. Rarnke hielt diese Organe für den gemein- samen Boden, aus welchem die Nieren und Geschlechtstheile entspros- sen, was seine Beobachtungen für die Nieren nicht erweisen und was von diesen nach meinen Beobachtungen bei Amphibien, Vögeln und Säugethieren nicht der Fall ist. Rurte beobachtete aber, dass beim Hühnchen von ihnen aus die Bildung des Eierstocks und des Hodens erfolgt, was im Allge- mieinen noch zweifelhaft, nach unsern Beobachtungen bei den Batrachiern sicher nicht der Fall ist. Rurnke glaubte damals auch gesehen zu haben, dass sie bei den Thieren, welche einen Nebenboden besitzen, ‘zuletzt zum Nebenhoden werden, bei dem weihlichen Geschlecht dagegen verkümmern. Indessen lässt sich jetzt beweisen, dass sie bei den Männchen ebenso gut wie bei den Weibchen verschwinden, und dass der Nebenhoden eine ‘ganz un- "abhängige und selbstständige Enistehung hat. 8. 8. 3 Bei den Säugethieren kommen dieselben Organe im Foetuszustande vor. Ihre erste Kenntniss bei den Weibchen verdanken wir WerısserG *) und RosenmüLzer %*); Dzonnı ****) hat sie gesehen und gut beschrieben , aber wie Kunrzemann früher, sie für die Nieren gehalten; Oxex +) beschrieb sie genauer aus einer Zeit der Entwickelung, wo das Geschlecht noch nicht zu unterscheiden war, OkREN zeigte, dass sie von den Nieren verschieden sind und vermuthete, dass sie eine nähere Beziehung zur Ausbildung der Genitalien haben, was endlich Rırnke auch hier mit einer Reihe von Beobachtungen aus späterer Zeit der Entwickelung nachwiess. Uebrigens mochten unsere Organe, die auch bei den Säugethieren aus den artigsten Röhrchen oder Blinddärmchen bestehen, wohl eben so oft zur Verwechselung mit den Ne- *) Wnıspens Cormmentat. medici, physiologici, anatomici et obstetricii argamenti. Gotting. 1800. 8. p- 285. **) Rosenmürten de ovariis embryonum et foetuum humanorum. Lips. 1802. ... ) Dzoxoı Suppl. ad anat. et physiol, comparat, Lips. 1806, aa 0. p. 74 — 7 — bennieren Veranlassung gegeben haben, welche bei dem menschlichen Foe- tus früher zwar auch ausserordentlich gross, bei den Säugethieren niemals grösser als die Nieren sind. S. 9. Rırnre hat diese Woırr’schen Körper oder falschen Nieren hei den Batrachiern und Fischen nicht gefunden, wohl aber bei den Embryonen der Eidechsen, Schlangen und Schildkröten *). Wegen der Aehnlichkeit der äus- *sern und innern Bildung der Worrrschen Körper mit den wahren Nieren der Batrachier und Fische hielt Raruke beide für analog, nämlich die Worrrschen Körper für niedere Formen der Nieren, und vermuthete ein ähnliches Verhältniss der falschen Nieren zu den wahren Nieren, wie zWi- schen Kiemer und Lungen, die bei einem und demselben Thiere nach einander auftretsn können. Rarnke vermuthete auch eine gewisse Beziehung zwischen den falschen Nieren zu der Allantois, und ebenso auch zum Amnion, insofern die falschen Nieren bei den Thieren ohne Amnion und Allantois, nämlich bei den Batrachiern und Fischen zu fehlen schienen. Diess ist die gedrängte Uebersicht der allgemeinen Resultate aus Rarukr's Beobachtungen. Rıruxe's weitere Mittheilungen über die Entwickelung der einzelnen Geschlechisorgane findet man mit einer lichtvollen (Uebersicht aller bieher gehörigen Beobachtungen von andern Naturforschern im H. Bande von Burnacn's Physiologie als Erfahrungswissenschaft zusammen- gestellt **). S. 10. | Seither ist es mir gelungen, die Worrr'schen Körper auch bei den Fröschen und Kröten zu entdecken, wo sie nach Rırıke fehlen sollten, hierüher habe ich bereits eine vorläufige Notiz in Mecker’s Archiv 1829 mitgetheilt. Ich fand sie darauf auch bei den Larven der Salamander. Äus dieser einzigen neuen Tbatsache folgte, dass die Worrr'schen Körper in keiner nothwendigen Beziehung zum Amnion und zur Allantois stehen, indem sie auch ohne diese Organe vorkommen, es folgte hieraus ferner, dass weder die Nieren noch die Keimbereitenden Genitalien nothwendig aus *) =. arl@n2 135.136. **) Die Physiologie als Erfahrungswissenschaft. II. Band. Bearbeitet von C, Fr. Burnpaca, mit Beiträe gen von C,E. von Bier, H. Rırnze u. E. Meyen, Leipz, 1828. N u den Worrr'schen Körpern ihren Ursprug nehmen: Denn die Worrr’schen Körper der Frösche, Kröten und Salamander liegen entfernt vom den Nieren und Genitalien und siehen in keinem orzanischen Zesammenhange _ weder mit den Nieren noch mit den Iloden ..oder Eierstöcken.. Sr Im Früblung und Sommer 1829 untersuchie ich das Verhältniss unserer Organe zu den Fetikörperchen dieser Thiere; ich untersuchte sie ferner bei Einbryonea: der Eidechsen und Schlangen. Seit zwei Jahren haite ich Ruarure's Beobachtungen an: Vögeln wieder- hohlt; hierzu diente im Frühling undSommer ı82$.und ı829 fortwährend eine grosse Menge Vogeleier, die mir aus \Vald und Feld beigebracht wurden; ich stellie überdiess. wiederhohlie Brütversuche an, um die erste Entstehung festzustellen. Ich hatie endlich Herrn von Bsrr’s neuere Mitthei- lungen über die Worrrschen Körper bei den Vogelembryonen in seiner reichen und. höchst schätzbarea Schrift über Batwickelunzs ‚eschichie der Tbiere I. Königsberg 1828 zu beachiew. Ich enideckte hierbei und über- zeuste mich, nachdem icle mich: über die Geschichte dieser wunderbaren Organe in jedem Puncte vollkommen belehri hatte, dass sie absondern, dass ihre Blinddärmehen entschieden hohle Röhrchen sind. Endlich untersuchte ich die Eniwickelung der Worrrschen Körper und der Genitalien bei einer grossen Menge von Embryonen der Säuge- ihiere des verschiedensten Alters, besonders von Schafen, wozu man im Uerbst in jeder Siadt die reichsie Gelegenheit hat, ich: fand: endlich unsere: Organe bei den jüngsien Embryonen des Menschen wieder und, verfolgte auch bier in einer Reihe Beobachiuagen die Entwickelung der äussern und innern Genitalien:. Alle diese Untersuchungen werden eine vollständige Bildungsgeschichte‘ der Genitalien bei den Amphibien, Vögeln, Säugeihieren und beim Men- schen: liefern, eine Reihe, in welcher nur die Fische fehlen, deren Embry- onen zu untersuchen ich keine Gelegenheit hatte.. Erster Abschnitt. Beobachtungen über die Entwickelung der Genitalien bei den Amphibien. Tab. 1. I. Batrachier. a. Entwickelungsgeschichte der Wolffschen Körper. Se le hirer Weise liegen die Wolff’schen Körper bei den Embryonen der Frösche, Kröten und Salamander am obersten Theile des Rumpfes, während sie bei den übrigen Thieren zu Anfang fast die ganze Rumpfhöhle einnehmen und später mehr in den tiefern und mittilern Theil des Unter- leibs sich zurückziehen. Diese Verschiedenheit der Lage ist auch wohl der Grund, warum diese Organe nicht schon von Rathke kei den Batrachiern gefunden worden sind. Zur Zeit, wo die Embryonen der Frösche und Kröten das Ei verlassen, sind die Wolff’schen Körper oder falschen Nieren sehr deutlich; ich habe selbst an in Weingeist aufbewahrten Em- bryonen ihre innere Bildung wieder erkennen können. Lässt man diese Embryonen frisch nur die kürzeste Zeit in einem Gefässe mit Wasser oder in schwachem Weingeist liegen, so fällt die schwarze Haut als eine schlei- mige Masse von selbst ab, und der Embryo ist mit seinen innern Theilen deutlichst erkennbar. Noch mehr eignen sich zu dieser Untersuchung, wie zur Beobachtung der ganzen Entwickelungsgeschichte, die Embryonen einer besondern Krötenart, Bufo obstetricans, deren Eier in der Erde ausgebrütet werden , und deren zarte Embryonen, wie die der Wassersalamander fast ganz farblos sind. Bekanntlich ist der Darmkanal bei allen diesen Thieren 2 — 10 — von Anfang ein einfacher sackförmiger Schlauch, identisch mit dem Dotter- sack, der aus dem Wachsthum des Keimes oder der Keimhaut entstanden ist. Ueber diesen zuerst sackförmigen Darm wölbt sich das Rückgrath herüber. Die Einschnürung und Längenausbildung des Darms entsteht später, indem die Einschnürung oben und unten beginnt und der mittlere Theil aus einem Sack allmählig in einen länglichen Schlauch sich umwandelt. S. 2. Ehe diese Veränderungen geschehen, und ehe eine Spur der Leber er- scheint, sind die Wolff’schen Körper bereits sehr ausgebildet. Zu beiden Seiten des Rückgraths und des Darmschlauchs, am obersten Theile dessel- ben, unter den Kiemen, sieht man immer eine ovale Erhabenheit, von der man schon mit blossen Augen einen Faden an den Seiten des Rückgraths nach abwärts verfolgen kann. Bei microscopischer Untersuchung erscheint jene Erhabenheit aus einer geringen Zahl kurzer röhriger Blinddärmehen zusammengesetzt, welche nach allen Richtungen auseinanderfahren, nach abwärts aber sich zu einem kaum dickern Ausführungsgang verbinden, welcher sehr deutlich in etwas wellenförmigem Verlaufe an dem Rückgrath herab, auf jeder Seite bis zur Aftergegend sich fortsetzt. Am deutlichsten sieht man diese Organe, wenn man den ganzen Darmsack von dem Rück- grathe vorsichtig. ablöst, worauf dann die genannten Theile ohne alle Verletzung mit dem Rückgrathe verbunden bleiben. Fig. ı. Tab. I. stellt einen Froschfoetus von vorn, Fig. 2. von der Seite dar. a. Die falschen Nieren oder W olff’schen Körper. b. Der Ausführungsgang derselben. Fig. 3. ist eine Ansicht des Foetus von hinten, nachdem der Darmsack weggenommen worden. Die Bezeichnung ist dieselbe. Fig. 4. Derselbe Foetus von vorn. Es war mir zunächst daran gelegen, dass Herr Dr. Rathke selbst diese Beobachtung wiederhohle; ich schickte daher einen jener Embryonen mei- nem hochverehrten Freunde, der mir untern ı8 Febr. ı829 erwiederte, dass er die Wolff’schen Körper ganz deutlich und vollkommen, wie ich es beschrieben, an meinem Praeparat erkannt habe. S. 3. Bei der weitern Entwickelung behalten jene Körper und ihre Blind- därmchen ihre Gestalt und Lage, während der Darmsack sich nun zu den ersten Schlingen des Darms ausbildet. Zu dieser Zeit ist der Ausführungs- gang noch sehr deutlich. Auch bei ältern Larven der Frösche, Kröten und Salamander sah ich jene Körper, sowohl als ihre Ausführungsgänge, bei neuern Untersuchungen immer, was mir früher bei Fröschen und Krö- “ten nicht gelungen war. Selbst bei Froschlarven mit schon entwickelten Extremitäten, welche anfiengen den Schwanz zu verlieren, und bei Sala- manderlarven von ı5 Lin. Länge sah ich die Spuren jener Körper und ihre Ausführungsgänge. Uebrigens verhalten sich die Wolff’schen Körper so- wohl in Gestalt als Lage bei Fröschen, Kröten und Salamiandern vollkom- men gleich. Man wird später sehen, dass sie bei allen übrigen Amphi- bien, welche nicht, wie die Frösche, Kröten, Salamander und Fische, des Amnions und der Allantois ermangeln, ein ganz anderes Verhalten zeigen, und dass auch hierin, wie in allen innern Verhältnissen die Salamander ausserordentlich von den Eidechsen verschieden sind. 54 Für die Deutung dieser Theile ist es von grosser Wichtigkeit, dass die eigentlichen Nieren der Batrachier bei den Larven erst sehr spät sich aus bilden, wenn die Thiere schon lange Zeit ausser dem Ei gelebt haben. Die ersten Spuren der Nieren sieht man bei den Larven der Frösche und Kröten als einen feinen Saum von Substanz, der aus gestielten Körperchen oder Bläschen besteht, zu einer Zeit, wo der Darmkanal seine vollkomme- nen Windungen bereits erlangt hat, wo sie durch eine seitliche Kiemen- öffnung Wasser athmen und die erste Spur der Lunge jederseits als ein ganz kleines längliches Luftbläschen erkennbar ist. Bei den Salamandern, die als Larven noch viel länger in einem embryonischen Zustand der Or- gane verharren, sind die Nieren noch so einfach, wenn die Thierchen be- reits eine Länge von ı5 — 20 Lin. erlangt haben. ‘Noch viel später ent- wickeln sich bekanntlich erst die Genitalien der Batrachier. Es folgt aus der ganz verschiedenen Entstehurg der Wolff’schen Körper und der Nieren an verschiedenen Orten, dass die letzteren nicht aus den ersteren hervorgehen. Die Wolff’schen Körper liegen im obersten Theile der — 12 — Bauchhöhle unter dem Kiemen, sie sind von den Nieren immer durch ei- nen Zwischenraum getrennt. Zur Zeit, wenn sich die Nieren bereits entwickelt haben, haben die Theile das Verhältniss der Lage, wie ich es in fig. 5. Tab. I. von einer Y'roschlarve dargestellt habe. a. a. Die Nieren, deren Harnleiter an der äussern Seite entsteht. b. b. Die Wolff’schen Körper. c, €. Die Ausführungsgänge derselben, welche, indem sie sich von oben nach abwärts etwas nach innen wenden, das obere Ende der Nieren erreichen und unter denselben herabgehen. Dies sind die Fäden, welche immer an dem Nierenende hängen bleiben, wenn man Jie Nieren bei Larven der Frösche und Salamander ablöst, die man selbst bei erwachse- nen Thieren oft noch antrifft als eine fadenförmige Fortsetzung der obern Spitze der Nieren. g S. 5. Bei Froschlarven, die noch keine Extremitäten entwickelt haben, sah ich immer an der innern Seite der Wolff’schen Körper ein ganz kleines Häufchen graulich weisslicher körniger Substanz liegen, das man im An- fang für das erste Rudiment der Hoden oder Eierstöcke irrthümlich halten kann, wenn man bei Vögeln und Säugethieren den Ursprung der Hoden und Eierstöcke an der innern Seite der Wollf’schen Körper bereits gesehen hat. Siehe jenes Körperchen in fig. 5. A. Tab. I. und besonders in Fig. 5. B. abgebildet. Im letzterer Figur bezeichnet a. die Blinddärm- chen des Wolff’schen Körpers, 5. das genannte Häufchen graulich weisslicher Substanz, c. den Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers. b. Entwickelung der Hoden und Eierstöcke bis zum Verschwinden der Wolffschen Körper. $. 6. Ob an den Wolff’schen Körpern bei den Batrachiern, ebenso wie nach Rathkes Beobachtungen bei den Vögeln, die keimbereitenden Ge- schlechtstheile, nämlich Hoden und Eierstöcke, sich‘ entwickeln, konnte ich in meiner frühern Abhandlung aus Beobachtungen nicht entscheiden. Viel- leicht, ‘vermuthete ich damals, sind die bekannten. gelappten Fettkörper, die an den Hoden und Eierstöcken bei den Batrachiern im erwachsenen Zustande anhängen, jene räthselhaften Fettkörperchen, nur die letzten Ru- dimenie der eben so räthselhaften W olff’schen Körper. der Embryonen und Larven. Dies ist indessen durchaus nicht der Fall; meine neuern Beobachtun- gen widerlegen dies vollkommen, und ich habe mich überzeugt, dass die Fetikörper eine ganz andere Entstehung nehmen. In dieser Hinsicht war Rathke’s frühere Bemerkung allerdings richtig, wenn er sagte, die Fett- ablagerung bildet sich erst zu Anfang des Sommers, wenn die Larve schon die beiden Hinterbeine erhalten hat *). "Wie Rathke richtig erwähnt, zeigt sich zuerst eine zarte weisse Linie an dem innern Rande der Niere, die meist vorne etwas angeschwollen ist, und bald in einzelne zerbröckelte Fettklümpchen sich sondert. Die erste Spur der keimbereitenden Geschlechtstheile fand ich, über- einstimmend mit Ratihke *), wenn die Larve ihre 4 Extremitäten bereits erhalten hatte und der Schwanz ‚sich zu verkürzen anfängt. Dies war in der Hälfte, des Juni. Der keimbereitende Geschlechtstheil, Hode oder Ei- erstock entsteht an dem Fettkörperchen. selbst, also ebenfalls am innern Rande und an der vorderen Fläche der Niere, als ein weisses körniges Klümpchen, dass sich bald von den ober und unter ihm liegenden Fett- iheilchen unterscheidet. Siehe fig. 7. Tab. I. a. Hoden, Fettkörper- chen. Vergl. fig. 8. aus etwas späterer Zeit, und fig. g., wo das Fettkör- perchen bereits in 5 Franzen sich zu iheilen angefangen hatte, der Hoden aber aus starken Körnchen oder kurzen Cylinderchen zu bestehen schien und nach abwärts etwas ausgeschweift ‘war. a. Niere, b. Hoden. c. Fett- körperchen. $. 7. Die wichtigste Frage ist nun, woraus entspringt Eierstock oder Hoden ? Aus dem Wolff’schen Körper entspringt er nicht; es ist anders als bei den Vögeln und Säugethieren, wo derHode an dem innern Rande des W o1ff’- *) a a.0.p. ıg. **) Ebend. p. 24. — 14 _— schen Körpers zuerst erscheint. Beide liegen hier entfernt von einander. Nur der Ausführungsgang des W olff’schen Körpers führt von oben nach abwärts und etwas nach einwärts gegen die Spitze der Niere. Siehe fig. 6. Tab. I. von einer Froschlarve, die bereits 4 Extremitäten besass und den Schwanz noch nicht verloren hatte, aus der Mitte Juni. a. Nieren. b. Keimbereitende Gsschlechtstheile, Hoden oder Eierstöcke. c. Wolff’che Körper, unter den Kiemen liegend. d. Ausführungsgänge derselben, wohl zu unterscheiden von den bei- den Bogen der Aorta, die sich über den Nieren zur einfachen Aorta abdominalis vereinigen. S. 8. Es wäre möglich, dass Hoden und Eierstock bei ihrer Enistehung eine innige Beziehung zum Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers hätten, und dass aus letzterem derSamengang würde, wie es bei den Vögeln sicher der Fall ist. Bei den erwachsenen Fröschen, Kröten und Salaman- dern geht der Samenleiter hoch über den Hoden hinaus, als ein Faden, bis in den obersten Theil der Unterleibshöhle, wo er sich nach aussen wendend verliert. Dieser Faden stimmt ganz mit dem frühern Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers überein, nur dass er bei den erwachsenen Batrachi- ern an dem äussern Rande der Nieren hergeht. Dieser Faden ist bei den Fröschen ‘und Urodelen, wie Rathke') gezeigt hat, nur in seinem un- tern Theile hohl, bis in die Gegend, welche dem obern Ende des Hodens entspricht. Der obere fadenförmige Theil wird bier sogleich sehr dünn und Rathke konnte keine Höhle in ihm darstellen. Bei den Molchen findet sich nach Rathke auch eine Verschiedenheit. der Farbe zwischen dem obern und untern Theile des Samenleiters, indem ersterer bei allen Molchenarten ‚gleich einem Silberdrathe weiss, letzterer aber beim Salaman- der schwarzbraun ist. *) a. ar O. p. 40., und in dem Buche über die Urodelen p. 72. / S. 9. "Was 'nun die Verbindungsgänge zwischen dem Samenleiter und dem Hoden betrifft, so ist es äusserst schwierig, den unmittelbaren Uebergang quecrer Gefässe in den Samenleiter darzustellen. Schon Swammerdam sah solche Gänge oder wasa efferentia aus dem Hoden gegen die innere Seite treten und bald wieder zum äussern Rande der Niere sich begeben, um in den ductus deferens überzugehen; allein Swammerdam glaubte irrigerweise, dass auch der Urin in den ductus deferens ausgeleert werde, und kannte den Harnleiter, welcher ebenfalls am äusseren Rande der "Niere verläuft, nicht *). Bei den Vogelemhbryonen gehen die vasa efferentia des Hodens durch den Wolff’schen Körper in den Ausführungsgang des letzteren über, der, an der äussern Seite des Wolff’schen Körpers verlaufend, auch weiter aufwärts geht, als der Hoden reicht, und selbst bei jungen Vögeln noch als ein blindes vom sogenannten Nebenhoden ab gegen die Nebenniere auf- wärtslaufendes blindes Gefäss zu verfolgen ist. Diese Verbindung des Ho- dens und des Ausführungsganges des Wolff’schen Korpers durch vasa efferentia bleibt sodann, aus dieser Verbindung entwickelt sich ein Anschein von Nebenhoden bei den Vögeln, während die Substanz des W olff’schen Körpers selbst nach und nach bei jungen Vögeln verkümmert und ver- schwindet. So viel über den problematischen Zusammenhang des Hodens und des Ausführungsganges som Wollf’schen Körper bei den Batrachiern. Man bedenke wohl, dass ich diesen Zusammenhang nicht gesehen und nicht bewiesen habe, dass er nur aus gewissen Gründen einigermassen *) Ex interno testiculorum latere nonnulla pullulant vascula seminalia majuscula, alia simplicia, alia in ramos partita, quae semen per tolidem quasi riyulos e testiculis evehunt, prout facile conspici potest, modo testiculos quis tantillum comprimat, tum enim pallido illa atque albes- cente spermate replentur, Seminalia haecce vascula, sive parastalae naturaliter divisae, paulla- tim adversus renes, quibus testiculi incumbunt , progrediuntur et tunicam renum investientem perforantes, tandem in deferens vas sese inserunt. Vasa autem isthaec deferentia externam re- num oram occupant, ibique cum vasculis seminalibus modo memoratis conjunguntur. Hic vero probe animadvertendum est, quod renes suum quoque lotium per istud idem deferens vas, per quod testiculi in coitu semen suum excernant, eliam semen alque urina eyacuantnar. Bibl. nat. T..1I. p. 795. — 16 — &: wahrscheinlich ist; wie es denn überhaupt bei der Zartheit des Hodens zu dieser Zeit unmöglich ist, etwas sicheres zu ermitteln. Es könnte wohl seyn, dass der obere fadenförmige Theil des ductus deferens allerdings der Rest vom Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers ist, der ductus deferens aber, so weit er hohl ist, ein neues vonjenem Faden unabhängiges Gebilde ist. Ebenso weiss ich‘ auch nicht, welches Verhältniss der Ausführungs- gang des Wollff’schen Körpers zum Kierleiter hat, ob der Eierleiter neben diesem Ausführungsgang besonders entsteht, wie bei den Vögeln dies entschieden der Fall ist. Ich habe mir vergebens alle Mühe gegeben, diese so schwierige Frage zu lösen; ich muss sogar bezweifeln, dass ein Anderer glücklicher seyn wird. Denn was die Sache noch schwieriger macht, ist die Unterscheidung des Geschlechtes bei ganz jungen Fröschen. Bei den Vögeln ist dies bald sehr leicht und sicher, weil bei den weibli- chen in der Regel der eine Eierstock und Eierleiter sehr bald verküm- mert und eingeht, so dass man allein hieran schon künftige Männchen und Weibchen vollkommen sicher erkennen und unterscheiden kann, eine Erleichterung, die bei den Säugethieren wieder ganz wegfällt *). $. 10. Dass die Wolff’schen Körper nicht in der nothwendigen Beziehung zum Amnion und zur Allantois stehen, welche Rathke früher vermuthete, ist nun erwiesen , nachdem diese Organe von Fröschen, Kröten und Sala- mandern, überhaupt von den Batrachiern bekannt geworden, welche in Hinsicht der Eihüllen sich von allen übrigen Amphibien auf eine so merk- würdige Weise unterscheiden und mit den Fischen übereinkommen, indem sie weder ein Amnion, noch eine Allantois besitzen, während die Eidechsen, Schildkröten, Schlangen mit den Vögeln und Säugethieren durch das Vor- handensein des Amnion und der Allantois übereinkommen. &. ı1. Dass die Wolff’schen Körper auch den Fischen zukommen, ist we- gen der Batrachier sehr wahrscheinlich. Vielleicht liegen sie auch hier *) Ueber die Zeitverhältnisse und die allmähligen Veränderungen der Samenleiter und Eierleiter, so wie der Eierstöcke und Hoden findet man viele interessante Beobachtungen bei Rathke in seiner Abhandlung über die Entwickelung der Geschlechtstheile bei den Amphibien und in der Schrift über die Urodelen. u 4 . ebenso hoch in der Rumpfhöhle. Ich bedaure sehr, dass ich noch keine Fischembryonen in dieser Hinsicht untersuchen konnte. Herr Dr.Rathke hat mir hierzu Hoffnung gemacht, indem er mir Embryonen von Blennius wiviparus zu diesem Zwecke versprach. Vielleicht wird er uns selbst hier- über Aufschluss geben, was ebenso willkommen ist. Ich habe bis jetzt nur einen Rochenfoetus und mehrere ganz entwickelte Embryonen von Haien, welche letztere ich selbst besitze, untersuchen können ; doch ohne Erfolg. Bei jenem ganz jungen Rochenembryo, der vom Kopf bis zum Schwanzende 3 Zoll mass und noch äussere fadenföürmige Foetus-Kiemen hatte, lagen in der 7ı/2 Lin. langen Unterleibshöhle, zu den Seiten des Rückgraths herab 2 weisse, oben dünnere, unten breitere, platte Körper, die aus lauter klei- nen Blinddärmchen bestanden. Auf dem untern Theil der vordern Fläche dieser Körper lag ein anderer kleinerer und schmalerer Körper von ähnli- cher Form, der ebenfalls aus lauter, noch sehr viel dünnern und kleinern Blinddärmchen bestand. Welcher ist die Niere, ist vielleicht einer W olff’- scher Körper? In meinem Werk über den innern Bau der Drüsen habe ich von diesen Organen eine Abbildung gegeben, Tab. XH. fig. r. _ I. Eidechsen. S. 7% Dass die Eidechsen, Schlangen und Schildkröten jene räthselhaften Or- gane im Foetuszustande besitzen, hat Rathke aus seinen weitern Unter- suchungen vorläufig angezeigt. Beiträge zur Geschichte der Thierwelt. 4. H. p. 155. 156. Rathke glaubte auch hier bemerkt zu haben, dass diese Organe bei den Weibchen ganz verschwinden, bei den Männchen aber zum Nebenhoden werden. Dies ist indessen so wenig hier, als bei den Vögeln und Säugethieren möglich; denn der knäuelförmige Anfang des vas deferens, was man bei diesen Thieren Nebenhoden nennt, ist ein zusammenhängen- der Canal und hat keine Aehnlichkeit mit dem Bau des W olff’schen Körpers. Allerdings ist bei jungen Eidechsen und Schlangen noch ein Rest 3 — 13 — des Wolff’schen Körpers vorhanden; allein dieser verschwindet allmählig ganz und die älteren Tbiere zeigen keine Spur davon. Ri 13. Bei den Eidechsen verhalten sich die Wolff’schen Körper nach mei- nen Untersuchungen im Anfang ganz so wie bei den Vögeln. Sie bilden nämlich nicht, wie bei den Batrachiern, ein rundes Häufchen von Blind- därmchen, sondere die Blinddärmchen entstehen parallel entlang der gan- zen Wirbelsäule auf beiden Seiten, vom Herzen an bis zum Schwanz; sie erscheinen zuerst als Cylinderchen, die am Ende dicker sind, oder als ge- stielte Bläschen und scheinen an der hintern Fläche verbunden; alle liegen im Anfang queer und ‚ganz parallel. Hieher gehört unsere erste Beobach- tung von einem Embryo der LZacerta viridis aus frühester Zeit der Ent- g. Siehe fie. ı0. Tab. I. Dies sind offenbar dieselben Organe, welche Emmert und Hoch- wickelun stetter in ihrem Aufsatz über die Entwickelung der Eidechsen (Reil’s Archiv für Physiologie T. 10. p. 94) aus einer schon spätern Zeit als schwam- mige röthliche Organe zu beiden Seiten der Bauchhöhle andeuten und die sie fälschlich für die Rudimente der Nieren hielten. S. 14. Bei fast ausgebildeten Eidechsenembryonen reichten die Wolff’schen Körper noch durch 2/3 der Bauchhöhle nach aufwärts, zu den Seiten der Wirbelsäule gelegen. Sie waren oben breiter, unten allmählig schmäler, übrigens platt. Man hätte sie immer noch für Nieren halten können, aber diese waren auch vorhanden und lagen ganz im untersten Theile der Baucbhöhle, von den untern Enden der Wolff’schen Körper an der innern Seite bedeckt. Die Eierstöcke odeg Hoden Jagen an der innern Seite des obera breitern Theiles der Wolff’schen Körper als hirsenkorn- äbnliche weisse Körperchen, die überdiess einen braungelben Hof um sich hatten. Von drei gleichalten Embryonen waren 2 männlich, einer weiblich. Bei letzterem lagen die sehr starken Eierleiter ganz frei , und ohne Verbin- Jung mit den Wolff’schen Körpern an der äussern Seite derselben; oben. weichen sie mehr von einander nach aussen und reichen bedeutend höher pen 19 — als die Wolff’schen Körper, ihre Enden sind stumpf und breit. Sie sind selbstständig hervorgewachsene Röhren, die gar kein Verhältniss zu den Wolff’schen Körpern haben. Siehe fig. 11. Tab. 1. a. Nieren. b. Wolff’sche Körper. c. Eierstöcke. d. Eierleiter. Bei den männlichen Embryonen zeigte sich gar nichts, was man mit den Eierleitern vergleichen konnte. Nur an der äussern Seite des Wolff- schen Körpers verlief wie bei dem weiblichen Embryo ein Ausführungsgang herab, der diesem Körper eigen ist. Es scheint daher dasselbe Verhältniss wie bei den Vögeln obzuwalten, wo der ductus deferens aus dem Ausfüh- rung‘gıng des Wolff’schen Körpers gebildet wird, bei den Weibchen aber neben diesem Ausführungsgang ein eigenthümlicher selbstständiger Eier leiter vorhanden ist. Il. Schlangen. S. ı5. Bei schon sehr entwickelten Embryonen einer Boa, die ich der Güte des. Herrn Obermedicinalrath von Froriep verdanke, fand ich die Wolff- schen Körper gerade so wie bei der zweiten Beobachtung an Eidechsen. Ich kann nicht umhin, hier einer brieflichen Mittheilung des Herrn Dr. Rathke vom ı8 Febr. 1829 zu erwähnen, weil sie eine Ergänzung der früher öffentlich mitgetheilten Bemerkungen enthält. Es heisst darin: „Bei Schweinen, Schafen und Hühnern habe ich, so deutlich es nur seyn kann, wahrgenommen, dass ein Theil der falschen Nieren, während der andere Theil verschwindet, zu dem Nebenhoden sich umwandelt. Bei den Schlan- gen dagegen war es mir ganz unmöglich auszumitteln, ob auch bei ihnen derselbe Fall statt findet, obschon ich eine grosse Zahl junger Schlangen untersuchte. Denn bei allen war die letzte Spur der falschen Nieren so zart, dass es mir nicht gelingen wollte außufinden, ob die eigenthümlichen —- 20 — Gefässe dieses Ueberresteg mit’ den Samengefässen der Hoden in Verbindung stehen oder nicht.” Möge mein verehrter Freund verzeihen, wenn ich auch hier abermals an einer solchen Verbindung, an die ich früher selbst glaubte, ‘zweifele. Ich untersuchte mit meinem hochgeschätzten Collegsen M. Weber, der uns mit einer sehr genauen Arbeit über die Geschlechtstheile der Schlangen bereichern wird, die Hoden bei vielen Schlangen, auch besonders bei ganz frischen Subjeeten. Hier fand ich nun niemals eine Spur der ‚eigenthüm- lichen Blinddärmchen des Wolff’schen Körpers, dagegen einen kleinen Neben- hoden, welcher nur aus deutlichen Windungen des Samenganges bestand. Wahrscheinlich verschwinden die leizten Reste des Wolff£’schen Körpers bei jungen Schlangen, so wie bei den jungen Vögeln. Zweiter Abschnitt Beobachtungen über die Entwickelung der Genitalien bei den Embryonen der Vögel. Tab. I. I Entwickelung der Wolff’schen Körper. S. 16. Be den Vögeln liegen die Wolff’schen Körper, wie Rathke zuerst genauer angab, am vierten Tag der Bebrütung, innerhalb der Carina als eine schmale dünne Schichte zarter, aus Querplatien bestehender Substanz durch den grössten Theil des Rumpfes. “Ich sah sie vom Herzen bis zum untern Ende oder besser bis zu der noch als Bläschen erscheinenden Al- lantois oder Chorionsblase. Rathke sagt mit Wolff, dass sich diese Sub- stanz bald in 2 Seitentheile spalte; ich habe sie aber nie ungespalten gesehen; denn hei ilırem ersten Erscheinen geht der Hauptgefässstamm zwischen ihnen herab. Auch voa Baer bestreitet jene ursprüngliche Ein- beit entschieden *). Ich muss hier auch bemerken, dass mir diese Sub- stanz, gleich von Anfang an, als ein Aggregat von queerliegenden Cylin- derchen oder gestielten Bläschen zu bestehen schien, so zwar, dass die Stiele nur kaum "dünner als die runden Enden waren; diese Elementar- theilchen lagen überdiess in einem noch zartern Bildungssiofl: Siehe fig. ». Tab. IH. das untere Rumpfstück eines Hühnerembryo vom 4- Tag. *) C. von Baer über Entwickelungsgeschichte der Thiere. I. B. p. 63. —. 292 — Sk 7a Sehr bald werden diese Körperchen dichter zusammengereiht, und der Wolff’sche Körper jeder Seite wird oben spitzer, in der Mitte und un- ten breiter, fast spindelförmig, wie ich in fig. 2. Tab. II. von einem Hüh- nerembryo vergrössert abgebildet habe. Nach Rathke haben die Wolff- schen Körper bereits am 5ten Tag jenes spindelförmige Ansehen; doch ist unsere Abbildung von einem älteren Embryo. S. 18. Untersucht man um diese Zeit. die Wolff’schen Körper sehr genaw microscopisch, so sieht man an der hintern Fläche des Wolf£f’schen Kör- pers einen fadenförmigen Ausführungsgang angeheftet, der von der Spitze des Körpers beginnt, die gestielten Bläschen oder Kölbchen sehr re- gelmässig nach einander aufnimmt, und nach abwärts geht. Diesen Aus- führungsgang sah Rathke schon am 5. Tag zum Ende des Darmkanals gehen. Hr. von Baer”) hat die Ansicht vorgetragen, als wenn sich die Wolff’schen Körper aus einem Blutgefäss zu bilden schienen, insofern die Elemente derselben im Anfange nicht nur blutig erscheinen, sondern auch ein in der Mitte des W olff’schen Körpers verlaufendes Gefäss bluthaltig sey. Wenn ich auch aus eigener Erfahrung weiss, wie sebr genau H.von Baer's 5 Beobachtungen über die Entwickelung des Hühnchens sind, so glaube ich 5 doch jene Angabe bestimmt besireiten zu müssen; ich sah in Anfang nur die Zwischenräume der gestielten Körperchen oder Cylinderchen blu- tig; den an der äussern hintern Seite jedes Wolff’schen Körpers verlau- fenden Ausführungsgang habe ich auch zu keiner Zeit blutig gesehen; die- ser Gang ist in der That ausführend, wie ich später beweisen werde, er führt in der Folge Secret. Herr von Baer ist aber auch nicht über das Daseyn dieses Ganges, sondern über sein erstes Auftreten zweifelhaft, wie ich aus brieflicher Mittheilung von meinem hochverehrten Freunde neuer- dings erfahre. Und da gestehe ich gern, dass uns das erste Auftreten dieses Ganges, wie überhaupt die Art der ersten Entstehung .der Wolff’schen Körper noch ganz dunkel ist. *) a. a 0. p. 63. vergl, 71. 8ı, 98. $. 19. Um das Verhältniss der bläschenförmigen gestielten Körpershen zu ihrem gemeinsamen Gang und zu dem zarten Keimstoff, in welchem sie liegen, darzustellen, habe ich die fig. 5. Tab. II. wiedergegebene microsco- pische Abbildung eines Wolff’schen Körpers aus einem fast ı Zoll langen Embryo entworfen. ‚Später werden die gestielten Bläschen zahlreicher, länger, besonders im untern Theil des Körpers, und indem ihr kolbiges Bade dünner wird, werden sie Blinddärmehen oder Röhrchen von überall gleicher Dicke und blindem stumpfem Ende. Sie liegen dann parallel ‚aneinander und queer, noch fast gestreckt; und indem der Ausführungs- gang, zwar an der hintern Fläche, aber fast am äussern Rande des W olff’- schen Körpers herabgeht, liegen die Blioddärmchen auf der vordern Fläche meist queer von aussen nach innen, und ihre blinden Enden er» strecken sich grösstentheils bis zur innern Seite. $. 20: Liegen die Blinddärmchen anfangs queer und gestreckt, fast parallel, so werden sie durch ihre Zunahme bald etwas geschlängelt, sie winden sich durcheinander, ohne sich mit einander zu verbinden oder Aeste ab- zugeben. Keines dieser &öhrchen ist weder jetzt, noch jemals später ver- zweigt, alle sind überall gleich dick, bis an ihr blindes Ende. Zu dieser Zeit hat daher der Wolff’sche Körper eine grosse Aehnlichkeit mit den Nieren der Batrachier, welche ebenfalls aus queer liegenden geschängelten, am Ende blinden Röhrchen von überall gleicher Dicke bestehen. In fig. 4. Tab. II. sieht man eine microscopische Ansicht von dem wunderschönen Bau des Organes. Nach micrometrischen Messungen des Durchmessers dieser Blinddärm- chen an zwei Embryonen betrug derselbe in dem einen Fall 0,00577 , in dem andern Fall 0,00500 eines Pariser Zolles. G..21. Dass man diese Organe mit den Nieren verwechselte zu einer Zeit; ehe die Nieren Sande sind, war schr leicht. Dies war Dee Wolff beim Hühnchen, so wie mehreren andern Beobachtern bei den Säugethieren geschehen. Doch hat Rathke ihre Differenz zuerst ermittelt “und nach dem 6. Tag der Bebrütung können überhaupt beide Organe nicht wohl mehr mit einander verwechselt werden, S.: 22. Rathke behauptet, dass die Nieren, welche am 6. Tag erscheinen, aus dem Wolff’schen Körper hervorgehen. Die Nieren erscheinen nach meinen Beobachtungen zuerst als eine scheinbar wurmförmige, in vielen schr kleinen Läppchen durcheinander liegende gallertige graue Substanz, welche hinter den Wolff’schen Körpern und an ihrer äussern Seite her- vorkeimt und sich ausbreitet. Gleich beim ersten Erscheinen ist der Keim- stoff der Nieren durchaus von der Bildung des Wolff’schen Körpers ver- schieden; denn er ist graulich gallertig, und ein Häufchen von Substanz, welches auf der Oberfläche lauter wurmförmige Windungen von kleinen Läppchen, nicht von Blinddärmchen zeigt. Die Wolff’schen Körper be- stehen dagegen aus überaus deutlichen, locker verbundenen, weisslichen oder weissgelben Blinddärmchen. Dass aber die Nieren aus den Wolff- schen Körpern ausgesondert worden sind, oder dass der Keimstoff der Nie- ren von jenen ausgeschieden und hervorgewachsen ist, hat Rathke nicht erwiesen. Die Gründe, die er als hinlänglich zu dieser Annahme ansieht, dass nämlich, wenn er am 6. oder 7. Tag die Wolff’schen Körper von der Carina löste, die Nieren jenen, nicht dieser verbunden bleiben und sich mit dem Messer nur schwer von ihrem WW olff’schen Körper lostren- nen liessen, sind keineswegs zureichend. Beide hängen zwar unter einan- der zusammen, aber beide Organe erhalten bis zu der Stelle ihrer äussern lockern Anheftung ganz ihre eigenthümliche Bildung und es findet sicher- fo >) o lich durchaus kein Uebergang der Blinddärmehen des Wolf£f’schen Körpers in die Substanz der Niere statt, die sich allmählig in Harn- kanäle von ganz verschiedener Bildung organisirt. So ähnlich die Nie- ren der Batrachier und die Wolff’schen Körper der Vögel sind, so unähnlich sind die Harncanäle der Vögel denen der Batrachier, wie ich in meinem anatomischen Werk über den innern Bau der Drüsen ge- zeigt habe. Was endlich entscheidet, ist, dass bei den Fröschen, Kröten und Sala- mandern, dıe Nieren und Wolff’schen Körper jederzeit weit auseinander- Mb liegen und gar keine Berührung haben, dass die Wolff’schen Körper bei den Säugetbieren in durchaus keiner Verbindung mit den Nieren stehen, und dass in frühester Zeit der Entwickelung bei menshlichen Embryonen zwischen den Nieren und Wolff’schen Körpern die ungeheuren Neben- nieren liegen. $. 23. Es muss hier auch bemerkt werden, dass die W oIflf’schen Körper zu den Nebennieren, welche‘ über den Nieren liegen und entstehen, und bald mit den Wolff’schen Körpern zugleich vorhanden sind, in gar keinem Verhältniss stehen. $. 24. Die keimbereitenden Geschlechtstheile, Hoden oder Eierstöcke erschei- nen zur Zeit der vollkommensten Entwickelung der Wolff’schen Kör- per an der innern Seite und vordern Fläche derselben, als schmale, weisse Substanzstreifen, ohne deutliche Organisation und kürzer als die Wolff’- schen Körper. Sie sind noch blosser Keimstoff (blastema), der hier abgesetzt worden und sich erst viel später im Innern nach den ihm einwohnenden Kräften organisirt. Allerdings hängt dieser Keimstofl innig an den Wolff’ schen Körpern an und man könnte mit Rathke annehmen, dass der Keimstoff der Hoden und Eierstöcke von den Wolff’schen Körper selbst abgelagert würde, besonders, wenn man auch bei den Säugethieren die ur- sprüngliche Entstehung der Hoden und Eierstöcke an der innern Seite der Wolff’schen Körper gesehen hat. Allein bei den Batrachiern hat dies Verhältniss durchaus nicht statt. Die Hoden und Eierstöcke entstehen bei diesen, wie wir gesehen haben, weit tiefer, und sind von allem An- fang an ganz von ihnen getrennt, entstehen vielmehr an der innern Seite der Nieren. Rathke glaubte auch bei den Vögeln gesehen zu haben, dass die Gefässe des W ol ff’schen Körpers oder seine Blinddärmchen in die keimberei- tenden Organe, welche an ihrer innern Seite liegen, eindringen; allein dies habe ich nicht bestätigt gefunden, weder bei den Vögeln, noch bei den Säugethieren ; jene ükeraus artigen und deutlichen weissen Blinddärmchen haben hier, wie sonst, ihre blinden Enden, und das Verhältniss der Ho- den und Eierstöcke zu den Wolff’schen Körpern ist anfangs blosse Juxta- 4 — 206 — " position, nur ein zarter sie verbindender Bildungsstoff ist ihnen gemeinsam. Mag es immerhin seyn, dass die Substanz jener Organe bei den Vögeln und Säugethieren von den Wolff’schen Körpern aus abgesetzt wird; es lässt sich wenigstens dies nicht streng beweisen , dagegen ist es uns gewiss geworden , dass die Bestandtheile des Wolff’schen Körpers, nämlich jene Blinddärmchen keineswegs an der Stelle, wo die Keime-der Hoden nnd Ei- erstöcke liegen, irgend eine Veränderung erleiden. I. Innerer Bau der Wolff’schen Körper. G. 25. „5 Die äussere Bildung der Blinddärmehen oder weissen geschlängelten Cylinderchen, aus welchen die Wolff’schen Körper bestehen, habe ich schon hinlänglich erläutert. Ich werde nun aber ene sehr wichtige neuere Beobachtung hervorheben, welche die innere Beschaffenheit dieser Cylın- derchen ins Licht setzt, ich werde beweisen, dass sie hohl sind, dass ihre Höhle mit der Höhle ihres Jusführungsganges zusammenhängt, und dass sie in der That absondern. Ich babe nämlich bei sehr vielen Embryonen männlichen und weib- lichen Geschlechtes in der spätern Zeit ein weissgelbes breiiges Secret in den Blinddärmehen und in dem Ausführungsgang des Wolff’schen Kör- pers beobachtet. Diese Materie, welche durch ihre hochgelbe oder weiss- gelbliche Farbe sehr gegen die matten Wände der Blinddärmchen abstach, honnte ich unter dem Microscop durch Druck sehr leicht weiter bewegen, ich sah sie sehr oft auf diese Art aus den Blinddärmehen in den Ausfüh- rungsgang übergehen, und oft sah ich den ganzen Ausführungsgang von oben bis. unten an die Cloake voll von dieser sonderbaren Materie. Mit Hülfe einer Nadel konnte ich diese Materie unter dem Microscop, hierhin und dorthin in der Höhlung der Blinddärmehen und des Ausführungsganges weiter bewegen. Auf diese Art habe ich mich überzeugt , dass alle diese Blinddärmchen hohl sind, dass sie in den Ausführungsgang ausmünden, Ich habe diese von mir zuerst beobachtete Thatsache schon in der zoolo* gischen Section der Versammlung der Naturforscher zu Berlin erwähnt; aber seitdem habe ich im Frühling und Sommer ı829 oft täglich Gelegen- heit gehabt, diese Beobachtung zu wiederhoblen. Ich habe mich auch be- — 27 —— . stimmitest überzeugt, dass dies noch derFall ist, wenn die Geschlechter schon deutlich sich erkennen lassen, dass es bei beiden Geschlechtern ohne Un- terschied vorkömmt, und ich würde mich hierüber ‚nicht so sicher aus- drücken können, wenn man nicht in dem frühzeitigen Verschwinden des rechten Eierstocks ein so zuverlässiges Mittel Zur sichern Erkenntniss des Geschlechtes bei jedem Embryo besässe. Jene Materie zeigt sich gerade in der spätern Zeit am deutlichsten, wenn man über den Unterschied des Geschlechtes nicht mehr im Zweifel seyn kann. Jene Materie habe ich bei frischen Säugeihierembryonen nicht in den Blinddärmchen der Wolff- schen Körper wiedergefunden; aber bei diesen lassen sich die lumina der hohlen Röhrchen überaus deutlich schon bei einem blossen Durchschnitt des ganzen Organes mit dem Microscope oder der Loupe erkennen. $. 26. Eine zweite sehr merkwürdige Analogie der falschen Nieren, oder der Wolff’schen Körper mit den wahren Nieren besteht in. dem Verhalten der feinsten Arterien. Die feinsten Arterien bilden in den Nieren der Frösche, Schildkröten, Vögel, Säugethiere und des Menschen kleine Ge- fässknäuel, glomeruli, welche aus mehreren Schlingen bestehen und im in- jJieirten Zustande runde Körperchen darstellen, Corpora Malpighiana. Herr von Baer bemerkt bereits, dass sich in den Wolff’schen Körpern viele Blutströpfchen befinden; diese Blutströpfchen oder rothen Stellen sind nicht in den Blinddärmehen der Wolff’schen Körper selbst ent- halten, sondern, wie ich mich immer überzeugte, nur zwischen den voll- kommen weissen blinden Röhrchen, in ihren Zwischenräumen. Die Wolff- schen Körper sehen durch diesen Blutreichthum dem nackten Auge oft ganz blutig aus; untersucht man aber diese Organe mit dem Microscop oder mit der Loupe, so sieht man sogleich, dass nur die Zwischenräume blutig sind. Rathke hat in neuerer Zeit zuerst das wahre Verhalten dieser blutigen Stellen aufgedeckt, und sich in seiner an mich unterm ı8. Febr. 1829. erlassenen brieflichen Mittheilung folgendermaassen aus- gedrückt. «Die eigenthümlichen Blutgefässknäuel, über deren Daseyn in den falschen Nieren der Vögel, Schlangen, Eidechsen und Säugethiere ich ge- gen Sie in Berlin eine Muthmassung äusserte, habe ich jetzt bei Schweinen —— 9. — und Schafen, nach gemachten Einspritzungen in die Aorta, mit Besimmt- heit als solche, nämlich als eine sehr schön geformte Anhäufung von Ar- terien-Enden erkannt.” $. 27. Hier kann ich hinzufügen, dass die runden blutigen Stellen zwischen den Blinddärmchen der Wolff’schen Körper vollkommen das Ansehen haben, wie die Blutgefässknäuel oder Corpora Malpighiana in den Nieren bei denjenigen Thieren, wo ich sie gesehen habe, nämlich bei Fröschen, Schildkröten, Vögeln, Säugethieren und beim Menschen, Gefässknäuel, wel- ‚che von den Arterien aus injicirt, auch zwischen den Harncanälchen liegen, ohne irgend eine Verbindung mit ihnen einzugehen. i G. 28, Wohin das Secret der Wolff’schen Körper, welches ich im vollkom- mensten Zustand ihrer Ausbildung sowohl in den Blinddärmchen als in den Ausführungsgängen gesehen habe, gelangt, kann ich nicht sicher angeben. Es gelangt wohl zuerst in die Cloake; da aber von dieser die Allantois oder Chorionsblase ausgeht, so könnte es sich vielleicht der Flüs- sigkeit dieser Blase beimischen. S. 29. In diese Blase gelangt in späterer Zeit auch das Secret der Nieren. Jacobson hat in der Allantois selbst der jüngern Vogelembryonen aus 'den ersten Tagen wirklich Harnsäure gefunden. Demzufolge könnte der harn- saure Inhalt der Allantois in früherer Zeit von den Wolff’schen Körpern, nicht aber von den erst spät sich ausbildenden Nieren herrühren. Die in den Blinddärmchen enthaltene Materie hat allerdings dem äussern Ansehen nach Aehnlichkeit mit der weissen Materie, diesich später in der Allantoisanbäuft, und mit dem weissgelben Vogelharn, den man gegen Ende des Embryolebens erst ın den oberflächlichen Harnkanälchen der wahren Nieren bemerkt. Doch bedürfte es hier einer chemischen Untersuchung, um über die Iden- tität und Differenz zu urtheilen, und es genüge uns bewiesen zu haben, dass die W olff’schen Körper sehr frühzeitige Absonderungsorgane sind. _ II. Weitere Entwickelung der Hoden und Eierstöcke. $. 50. Die ersten Keime der Hoden und Eierstöcke, welche an der innern Seite der Wolff’schen Körper und auf ihrer vordern Fläche erscheinen, sind sich vollkommen gleich, in allen Embryonen sind sie länglich und platt, und ausserordentlich klein gegen die grosse Masse der Wolff’schen Körper. Bald jedoch zeigt sich eine wichtige Veränderung, je nachdem diese weissen Körperchen sich entweder zu Hoden oder zu Eierstöcken entwik- keln. DieseVerschiedenheit bat Rathke vortrefllich dargestellt. Rathke sagt: «Am 7. Tage zeigen die keimbereitenden Gebilde noch bei allen Individuen aieleibe Form und denselben gallertartigen Bau. . Am 9. Tage aber sind sie bei einigen Individuen bohnenförmig oder cylinderförmig (hirsenkornähnlich M.) geworden, bei andern dagegen haben sie die platte Gestalt beibehalten. Die ersteren sind die Hoden, die welche Tafeln dar- stellen, aber die Eierstöcke, welche zu dieser Zeit noch doppelt vorhanden sind. Bald nach dem Erscheinen der Nieren fängt der linke Eierstock‘ aber weit stärker sich zu vergrössern an, als der rechte, so dass jener mit- unter am 9. Tage doppelt so lang und so breit als dieser gefunden wird. Der rechte Eierstock dagegen wächst nicht weiter , behält seine Grösse bis zur Geburt und wird nach derselben endlich aufgesogen.” S. 31. Ich führe diese zuerst von Rathke erwiesene Thatsache mit dessen eigenen Worten an, weil meine eigenen Untersuchungen mir fast durch- gängig nur Bestätigungen dieser Beobachtung geliefert haben. Da ich aber nicht nur Hühnereier, sondern bebrütete Eier von vielerlei andern kleinen und grossen Vögeln, die mir vom Lande aus Wald und Feld beigebracht wur- den, untersuchte, so fand ich die Zeit, in welcher der rechte Eierstock kleiner wird und verkümmert, nicht so beständig in Hinsicht der gleich- zeitigen Entwickelung der EBD Organe und des ganzen l'oetus. Bei mehreren Vögeln scheint diese Verkiiiserni des einen Eierstocks erst sehr spät einzutreten, viel später als am neunten Tag der Bebrütung; ja ich konnte in den fast ausgebildeten Embryonen grosser Raubvögel nur einen selır geringen Unterschied der beiden Ovarien bemerken. Genauere Angaben in Hinsicht der Vogelgattungen und Arten kann ich bier nicht geben, da ich leider manche Eier nicht sicher kannte. Ich sah übrigens bei dieser Gelegenheit ein, wie nützlich und oft unentbehrlich dem Na- turforscher die minutiösesten Kenntnisse werden. Wiıe sehr hätte ich es zu schätzen gewusst, wenn ich den Vogei jedesmal an seinem Ei erkannt hätte. S. 32. Soviel ist indessen gewiss, dass hei den meisten Vögeln von der Hälfte der Bebrütungszeit an der rechte Eierstock und, wie wir sehen werden, auch der rechte Eierleiter verkümmert, dass dagegen bei fast vollkommen ausgebrüteten Raubvögeln der rechte Eierstock noch sehr wenig kleiner als der linke und ebenso der rechte Eierleiter noch wenig verkleinert ist. Hieran reiht sich die Beobachtung von Emmert, Meyer, Wolf, dass die Raubvögel mit zwei Ovarien versehen sind, von denen das rechte nur kleiner ist. Diese letztere Beobachtung führt bereits J. Fr. Meckel *) an, doch ist die hierbei geäusserte Vermuthung unrichtig, dass bei den übri- gen Vögeln beide Ovarien verschmelzen sollen. S. 33. Bei den Männchen giebt es nur etwas Aehnliches in der Thatsache, dass der rechte Hode gewöhnlich etwas kleiner, besonders kürzer als der linke bei erwachsenen Vögeln ist, was Tannenberg bei seinen Untersu- chungen immer bestätigt fand. S. Tannenberg, über die männlichen Zeugungstheile der Vögel, übersetzt von Schönberg und Spangenberg. Götiing. 1810. ” pP -23.19.,8. S. 34. Die Ausfuhrungsgänge der Wolff’schen Körper sind bei beiden Ge- schlechtern durch das ganze Embryoleben vorhanden, bleiben aber nur bei dem *) Beiträge zur vergleichenden Anatomie. 2, B. 2. H. pz.156. männlichen Geschlechte, indem sie zu Samengängen werden, nachdem der Wolff'sche Körper allmählig sich an der Seite des Hodens verkleinert hat, bis er, nach dem Auskriechen noch im Rest vorhanden, allmählig bei jangen Vögeln verschwindet. Bei den weiblichen Individuen dagegen sind die Ausführungsgänge der Wolff’schen Körper zwar bis zum Auskriechen ‚noch vorhanden, allein es hat sich ausser ihnen und ünabhängig von den Wolff’schen Körpern ein Eierleiter gebildet. Die Körper seibst verküm- mern immer mehr mit der vollkommenen Ausbildung des Foeius und ver- schwinden zuletzt ganz. Dies ist es, was wir in den folgenden Capiteln, als das Resultat aller unserer Untersuchungen beweisen werden. IV. Weitere Entwickelungsgeschichte der männlichen Genitalien. S. 35, Rathke, von dessen Darstellung ich hier abweiche, drückt sich über das Verhältniss der ausführenden Gänge der Wolff’schen Körper zu den Samenleitern etwas unbestimmt aus. Seite 56. a. a. O. sagt er, der Faden oder Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers werde bei den männlichen Individuen sehr frühe aufgesogen, schon am 9. Tage der Be- brütung sei derselbe schwer zu finden, am ıo. aber gänzlich verschwunden, eı fügt indessen hinzu, dass ihm bei seinen Untersuchungen über das Hühnchen nichis schwerer gefallen sei, als sich zu überzeugen von dem Daseyn und von dem frühen Verschwinden jenes Fadens beim männlichen Geschlechte.e Raithke beschreibt die Entstehung der ausführenden Ge- schlechtstheile so fort besonders, als von den Ausführungsgängen der Wolff’schen Körper getrennt. Bei den Weibchen sind sie beide in der That verschieden, wie sehr leicht ist, sich zu überzeugen. Der sehr an- sehnliche Einleiter ist neben dem Ausführungsgang des Wolff’schen Kör- pers vorhanden. Allein Rathke hat an keiner Stelle eine Beobachtung, dass er den Samenleiter und Ausführungsgang desW o l£ff’schen Körpers wirklich bestimmtes nebeneinander gesehen habe. Rathke neigt sich vielmehr Seite 68. a. a. ©. dahin, dass bei den "männlichen Individuen Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers und Samenleiter eins werden und in der That nur eins und dasselbe sind, weil der Samenleiter später — 53) —_— mit dem Ende des Wolff’schen Körpers gerade so verbunden erscheint, wie früher der Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers. Diese letztere Behauptung von Rathke ist nach meinen Untersuchungen vollkommen richtig, sie verträgt sich aber nicht mit seiner frühern Aeusserung, dass der Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers schon gegen den neunten Tag verschwinden soll, was gewiss unrichtig seyn muss. Auch von Baer, der vom 6. — 7. Tage in Hinsicht der Wolff’ schen Körper Rathke's Darstellung folgt *), behauptet, dass der Aus- führungsgang des Wolff’schen Körpers gegen Ende des zehnten Tages unkenntlich werde und schwinde **). Jedoch es giebt zu keiner Zeit andere Ausführungsgänge der männlichen Geschlechtsiheile als die Aus- führungsgänge der Wolff’schen Körper. S. 36. Ich habe mich den ganzen Frühling und Sommer ı829 fast täglich mit Untersuchung bebrüteter Vogeleier beschäftigt, um nachdem mir das Frühere klar geworden, diesen wichtigsten Punkt zur Evidenz zu bringen, nämlich zu unterscheiden, ob es einen eigenen Samengang neben d em Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers giebt, so wie der Eierleiter und dieser Gang bei den Weibchen wirklich verschieden sind, oder ob bei den Männchen der Ausführungsgang des W olff’schen Körpers selbst zum Samengang wird, nachdem der Wolff’sche Körper an der Seite des Hoden immer mehr sich verkleinert hat und zuletzt schwindet. Hätte ich einen bei den Vögeln zweifelhaft gewordenen Punct nach meinen Be- obachtungen in einer andern Classe, nämlich bei den Säugethieren, zu ent- scheiden gehabt, so hätten mir allerdings starke Gründe zu Gebote gestan- den, auch bei den Vögeln einen eigenthümlichen Samenleiter mit Rathke anzunehmen, denn bei den Säugethieren sind sich die Gänge, welche bei den Männchen zu Samenleitern, beim Weibchen zu Trompeten werden, sehr ähnlich, oder vielmehr bei beiden Geschlechtern giebt es anfangs ei- nen ähnlichen Gang auf jeder Seite, welcher nicht der Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers ist, und bei den Weibchen sich zur Trompete, beim Männchen zum Schwanz des Nebenhodens umwandelt. *) a. a. O. p. 97. **) Ebend. p. 113. = 3 — Allein meine Absicht war bei einer so - schwierigen und wichtigen Sache, in jeder Thierclasse. eine vollständige und selbstständige Reihe von Beobac! tungen zu liefern; und wenn diese Beobachtungen, mit der gröss- ten Genauigkeit und Ausdauer von Stufe zu Stufe und an einer grossen Anzahl von Embryonen der Vögel angestellt, ein etwas verschiedenes Ver- bältniss als bei den Säugethieren zeigten, so muss dies vielmehr das Ver- trauen in die Richtigkeit meiner Beobachtungen vermehren. In der That macht auch die eigenthümliche Bildungsart eines neuen Organes, wie des Nebenhodens,. bei den Säugethieren jene Abweichung erklärlich. 8. 37- Meine sehr zahlre'clen und lange Zeit täglich angestellten Beobach- tungen liefern eine vol'ständige Reihe, in welchen ich bei Männchen im- mer: nur den Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers bis zur Zeit des Auskriechens, bis in die erste Woche nach dem Auskriechen, als den ein- zigen Gang fand, der vom Wolff’schen Körper und mittelbar vom Hoden selbst herabgiesg. Je kleiner dieser Körper wird, um so enger werden je- ner Gang und der Hoden durch vasa efferentia des Hodens verbunden, während die Blinddärmchen- des Wolff’schen Körpers selbst nach und nach immer mehr verkümmern und bei jungen Vögel der ganze Rest des W olff’schen Körpers schwindet, worauf nur die Verbindung des Hodens mit dem frühern Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers übrig bleibt, eine Verbindung dw,ch neue und eigenthümliche Gefässe, die beim erwach- senen Vogel einen sehr schwachen Anschein von Nebenhoden bilden Ich habe nie einen männlichen Embryo untersucht, in welchem ich nicht die Identität des spätern Samenleiters mit dem frühern Ausführungs- sang des Wolff’schen Körpers erkannt hätte. Selbst bei männlichen in bryonen, welche dem Auskriechen nahe waren, sah ich noch dasselbe Verhältniss der Blinddärmehen des W.olff’schen Körpers zu dem Ausfüh- rungsgang, wie früher, ich sah auch diesen Gang von der Spitze des Körpers entspringen, ich: sah die Blinddäfmchen in FR ganzen Länge des Körpers seitlich in diesen Gang einmünden, ich konnte sogar bei männli- chen 'so gut als bei weiblichen Embryonen ein weissgelbes Secret aus ein- zelnen Blinddärmchen in den Ausführungsgang unter dem ! Microscop fort- hewegen. v 10) _- 34.— S. 38. In dieser Hinsicht muss ich meinem verehrten Freunde Rathke be- stimmt widersprechen, wenn er behauptet, allmählig werde der vordere Theil des Ausführungsganges des Wolff’schen Körpers, der früher über die ganze Länge desselben verlaufe, aufgesogen, und verschwinde endlich, so dass er vom ı2. — ı4. Tage an aus dem hintern Ende des Wolff’schen Körpers allein entspringe. Dieser Canal läuft bis zur Zeit des Auskriechens allerdings noch an der ganzen Länge des Körpers hin und das Verhältniss ist ganz wie früher. ’ In fig. 5: Tab. IL ist dieses Verhältniss des Hodens zu dem Wolff- schen Körper und seinem Ausführungsgang mit den Nieren erläutert. a. Nieren. b. Harnleiter. c. Wolff’sche Körper. d. Ausführungsgänge derselben, später Samenleiter. e. Hoden. . Nebennieren. Hier sind die Wolff’schen Körper noch viel grösser als die Hoden, sie sind es im ganzen T'oetusleben, selbst bei einem ausgekrochenen Falken sind die Wolff’schen Körper noch grösser als die Hoden selbst. . Siehe fig. ı. Tab. IV. ” x S. 39. Ich habe mir sehr viele Mühe gegeben, den eigentlichen Zusammen- hang des Hodens und des Wolff’schen Körpers zu ermitteln. Folgendes hat mich die häufg wiederhohlte microscopische Beobachtung _ gelehrt, - Von dem obern Ende des Hodens und von der Seite, mit welcher er dem Wolff’schen Körper aufliegt, gehen mehrere graulich weisse Fäden oder vasa ellerentia aus dem Hoden in den Wolff’schen Körper. Fünf solcher Verbindungsgefässe habe ich deutlich gesehen, sie sind von ungemeiner Zartheit, aber doch dehnbar, däs oberste ist das stärkste. Sie scheinen im Anfang nicht hohl zu seya, so wie auch der Hoden zu dieser Zeit noch keine Samenkanäle enthält. Diese Verbindungsgefässe sind wohl von den Blinddärmchen des Wolff’schen Körpers zu unterscheiden, letztere sind stärker, weiss und sehr deutlich, erstere ganz matt graulich und gehen nicht in jene Blinddärmchen über, sondern in die Zwischenräume ..dersel- ben und ins Innere des Wolff’schen Körpers ein. Später, wenn der Wolff’sche Körper sich ausserordentlich verkleinert hat, z. B. beim neu- gebornen Falken, sieht man den Zusammenhang des am Hoden vorbei und nach aufwärts laufenden Ausführungsganges und des Hodens durch Quer- gefässe deutlich. Früher aber kann man den wirklichen Uebergang der beschriebenen vasa eflerentia in den Ausführungsgang nicht sehen, weil diese Gefässe in das Innere des noch ansehnlichen Wolff’schen Körpers eindringen. Was man mit dem Microscop erkennen kann, ist in fig. 6. Tab. II. vergrössert dargestellt. "Diese vasa efferentia vom Hoden zum Wolff’sschen Körper sind übri- gens bereits zu einer Zeit bemerkbar, in welcher der Hoden hirsenkorn- ähnlich noch aus graulichem gallertigem Stoff besteht. Denn so frühe die Blinddärmehen des Wolff’schen Körpers sichtbar und deutlich sind, so spät treten die unendlich- feineren Samengefässe in dem Hoden auf. Erst gegen das Ende des Embryolebens erkennt man eine Spur der letztern. Dies scheint uns sehr wichtig zu bemerken. Niemals dringen die Blind- därmchen des Wolff’schen Körpers im den Hoden ein, wie Rathke zu glauben geneigt ist, der Hoden entsteht nicht aus einer Fortseizung und Metamorphose jener Blinddärmchen, weder bei den Vögeln, noch bei den 'Säugethieren, sondern tritt nur in Wechselwirkung mit dem Wolff’schen Körper durch die beschriebenen neuen Verbindungsgefässe: Fig. 6. Tab. I. ’ - 4. Wolff’scher Körper. B. Hoden. C. Nebenniere. a) Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers, vom obern Eude ent- springend,. und die Blinddärmchen aufnehmend. 5) unterer freier Theil desselben , später Samengang. c) vasa efferentia des Hodens, welche sich zwischen den Blinddärmchen in den obern Theil des Wolf£’schen Körpers einsenken. mu 56 V. Weitere Entwickelungsgeschichte der weiblichen Genitalien. S. 40. Der Eierleiter ist keine Metamorphose des Ausführungsganges vom W olff’schen Körper, sondern er ist. deutlich neben diesem Ausführungs- gange zu sehen, als eine ziemlich dicke, anfangs oben blinde, später weit offene Röhre, welche an der äussern Seite des Wolff’schen Körpers her- geht und mit ihrem bald deutlichen Trichter üher dieses Organ hinauf- reicht, überhaupt aber in gar keinem Zusammenhange mit demselben steht. Diese Organe erscheinen als weisse Cylinder zuerst in ihrer ganzen Länge auf beiden Seiten; sie wachsen nicht von unten herauf, sondern sind in ihrer ganzen Länge vom ersten Anfang an vorhanden; sie entstehen auch nicht durch Zusammenrollen eines Blattes, wie es sich Albert Mecke] gedacht hatte, sondern im Anfange solid, werden sie allmählig in ihrem Innern ausgehöhlt zu Röhren, so entsteht also auch die Oellnung des Trichters in die Bauchhöhle. Herr von Baer *) hat die Entstehung der Eierleiter sehr richtig und wohl am genauesten beschrieben, indem er treffend hinzusetzt, dass sie bei dem ersten Erscheinen den Canälen entsprechen, welche aus der Bauch- höhle mehrerer Fische in die Geschlechtsöffnung führen. Allein vonBaer glaubt, dass sich auch die Samenleiter der Männchen aus solchen Gängen bilden. Jene Cylinder oder Röhren habe ich nur bei den weiblichen Embryo- nen neben den Ausführungsgängen der Wolff’schen Körper finden können. S. A. Ursprünglich entstehen bei allen Vögeln 2 Eierleiter, welche beide, von unten herauf getrennt, über die Wolff’schen Körper hinaufreichen, anusehnliche Röhren, welche man sogleich erkennt und die bald oben eine schiefe Oeffnung haben. Fig. 7. Tab. Vi. stellt unsere Organe von einem weiblichen Foetus dar, aus einer Zeit, wo noch zwei Eierleiter in der Anlage vorhanden sind. *).a. a. 0.p. 79. Nieren. W olff’sche Körper. Eierstöcke. Nebennieren. Harnleiter. Ausführungsgänge der Wolff’schen Körper. Eierleiter. RM USMR S. 4a. | So wie aber bei den meisten Vögeln der rechte Eierstock abnimmt und verkümmert, um ganz zu verschwinden, so verliert sich auch der rechte Eierleiter allmählig schon beim Foetus, indem er von oben herab aufgesogen wird und immer kürzer erscheint. Siehe fig. 8. Tab. II., a. Nieren. b. Wolff’sche Körper. c. Rechter kleinerer, liuker grösserer Eierstock. d. Nebennieren. e. Harnleiter. 4. Ausführungsgänge der W olff’schen Körper. g. Rechter kürzerer, linker längerer Eierleiter mit seiner Abdominal- ölfnung, dem Trichter. Dies Verhältniss hat Rathke zuerst entdeckt und durch schöne Ab- bildungen bis zum Verschwinden des rechten Eierleiters dargestellt. S. 43. Bei den Weibchen verkümmern die Wolff’schen Körper viel früher, als bei den Männchen; sie verschwinden bis auf einen kleinen Rest bis zum ‚Auskriechen, während bei den Männchen ein ansehnlicher Rest noch lange nach dem Auskriechen als ein falscher Anschein von Nebenhoden erkenn- bar is. Die Wolff’schen Körper der rechten und linken Seite nehmen keinen entsprechenden Antheil an der verschiedenen Metamorphose des rechten und linken Eierstocks. Der rechte W olf£’sche Körper wird zwar etwas früher kleiner als der linke, aber bei weitem nicht in dem Masse, als der rechte Eierstock an dessen oberer Fläche kleiner wird. Zu einer * — 5353 — Zeit, wo der rechte Eierstock nur hoch in einer kleinen Spur erkennbar ist, ist der rechte Wolff’sche Körper kaum kleiner als der linke * VI. Letzte Veränderungen in den Genitalien nach dem Auskriechen. 5: 44. i Untersucht man die Vögel einige Zeit nach dem Auskriechen, so fin- det man bei Weibchen nur mehr den linken Eierstock und £infachen Eierleiter; man erkennt noch eine Spur des Wolff’schen Körpers rechıis auf der obern Abtheilung der Niere, als ein längliches Körperchen; links ebenso unter dem Eierstock; man sieht auch noch eine sehr geringe Spur der beiden Ausführungsgänge der Wolff’schen Körper, die indess bald verschwindet. Aus dieser Zeit hat Rathke eine schöne und sehr genaue Abbildung a. a. O. Tab. III. fig. ı2. gegeben. S. 48. Kurze Zeit nach dem Auskriechen findet man bei den Männchen die Wolff’schen Körper auch verkleinert, besonders sehr verdünnt, aber noch länger als die Hoden, obgleich schmäler. Auf den ersten Blick imponiren sie nun für Nebenhoden und man würde sie gewiss dafür halten und mit Rathke einen Uebergang des Wolff’schen Körpers in den Nebenhoden annehmen, wenn man die weitere Metamorphose dieser Organe und ihr endliches vollkommenes Verschwinden bei jungen Vögeln nicht weiter ver- folgt. Bei einem jungen Falken, der sich noch kaum auf den Füssen hal-. ten konnte, erkannte ich die vasa eflerentia, welche vom Hoden zum Rest des Wolff’schen Körpers oder zum scheinbaren Nebenhoden herübergehen und sich in den frühern Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers schief abwärts tretend einsenken- Der W olff’sche Körper, durch einen kleinen Zwischenraum vom Hoden getrennt, lässt noch die Blinddärmchen,, die ihm früherso eigenthümlich waren, erkennen, sein Gefüge unterscheidet sich von dem des Hodens dadurch, dass es jetzt schmutzig gelblich ist, wäh- rend die Samenkanälchen des Hodens und der ganze Hode überhaupt weiss sind. Der Gang, welcher aus dem Wolff’schen Körper nach abwärts führt, - 59 — entspringt von;der ganzen Länge dieses Körpers und liegt immer noch an der äussern, «dem Hoden entgegengesetzten Seite. Dieser Gang reicht also -mit der Spitze des Wolff’schen Körpers höher als der Hoden selbst, gegen die Nebenniere. Es ist noch derselbe Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers , den wir früher beschrieben haben, und es ist dieser Gang, wel- cher am untern Theile des Wolff’schen Körpers ‚die vasa efferentia des Hodens zugleich aufnimmt. Der Ausführungsgang, jetzt ductus deferens begleitet den Harnleiter und liegt zum Theil auf demselben. Siehe fig. ı. Tab. IV. a. Obere Abtheilung der rechten Niere. b. Rechte Nebenniere. c. Rechter Hoden. d. Rechter Wolff’scher Körper. | e. Vasa efferentia vom Hoden zum Ausführungsgang. J: Ductus deferens, von der ganzen Länge des Wolffschen Körpers entspringend, früher Ausführungsgang der Blinddärmchen des W olff’schen Körpers. e g. Harnleiter. $: 46 Da der Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers selbst bei jungen Vögeln noch hoch von der Spitze des verdünnten und verkümmerten Wolff’schen Körpers entspringt, so konnte die Angabe entstehen, dass ein blindes Gefäss vom Nebenhoden zur Nebenniere hinaufgehe. Dieses blinde Gefäss, was aberrans, ist von Morgagni, Valsalva, Scorzone, und von Tannenberg *) erwähnt. Alle diese Angaben passen aber nur auf junge Vögel. Denn bei erwachsenen Vögeln fand ich keine Spur jenes blinden Gefässes. Auch was Tannenberg von dem Nebenhoden der Vö- gel sagt, passt nur auf junge Vögel, wo ein Rest des Wolff’schen Körpers noch vorhanden ist. Tanaenberg **) sagt: „Die innere Structur des Nebenhoden kaun man deutlich schon bei mit Quecksilber eingespritziem Testikel schen; aus diesem erhellet nämlich, dass derselbe nur aus geraden Gän- gen besteht, welche aus dem Testikel hervortretend in verschiedenen Win- *) Ueber die männlichen Geschlechtstheile der Vögel. Götting. ı8ıo. *) 2.2.0. 20. — 40 — dungen schräg herablaufen und den abführenden Gang bilden.” Tan= nenberg fährt. fort: «Ein anderer enger Canal setzt sich aber nach oben bis in die Mitte der Nebennieren fort und endigt sich daselbst stumpf. e Dies ist derselbe Canal, den Morgagni bis zu seinem obern blinden En- de mit Quecksilber füllte und von dem man oft fälschlich eine Beziehung der Nebennieren zu den Geschlechtstheilen ableitete. Alle diese Angaben, 'so erklärlich sie sind, wenn mfan die Beschaffenheit der Theile von einem jungen Vogel vor sich sieht, sind ganz räthselbaft, sobald man sie auf er- wachsene Vögel anwenden will und sind daher auch höchst wahrschein- lich durch Untersuchung junger Vögel entstanden. S. Ar. Nämlich jener Rest des Wolff’schen Körpers wird immer kleiner und ist zuletzt nur noch als ein vom Hoden abstechendes Zellgewebe erkennbar, in welchem die vasa eflerentia in den ductus deferens übergehen. Je mehr nun die beim Foetus zwischen dem Ausführungsgang und dem Hoden lie- gende Substanz des Wolff’schen Körpers verschwindet, um so inniger rückt das Bündel der vasa elferentia an den Hoden heran. Ist endlich alle Spur des frühern Organes verschwunden, so bilden die vasa eflerenlia vom Hoden zum ductus deferens eine ganz dünne platte Anschwellung, welche ganz fest auf dem Hoden an- liegt, und an welcher alle Spur des frühern merkwürdigen Organes ver- schwunden ist, den Nebenlhoden der Vögel. aus den Windungen dieser Gefässe besteht, $. 48. Rathke behauptete früher, dass der Wolff’sche Körper bei den weiblichen Einbryonen verschwinde, bei den männlichen aber zum Neben- hoden werde. Diese Behauptung hat er später zurückgenommen, nachdem er sich vorzüglich bei Säugethierembryonen überzeugt hatte, dass der Ne- benhode nicht aus den Blinddärmchen des W olff’schen Körpers, sondern nur aus den Verknäuelungen des ductus deferens und der vasa efferentia entsteht *). Indessen ist seine letzte Ansicht nach brieflicher Mittheilung *) Burdach’s Pliysiologie als: Erfalirungswissensohaft mit Beiträgen von C. von Baer, Ra thke und Meyec. T. LV. p. 592. A gemäss Untersuchung an Eidechsen-, Vögel- und Schweineembryonen, dass ein Theil der Wolff’schen Körper verschwinde, ein anderer aber auf die Bildung des Nebenhodens verwandt werde. Auch dies kann ich nicht zu- gehen; nach meinen Beobachtungen verschwindet alle Spur der Wolff’- schen Körper sowohl bei männlichen als weiblichen Embryonen, und der Nebenhode bildet sich auf ganz selbstständige Art, wie ich eben von den Vögeln gezeigt habe und bei den Säugethieren von Schritt zu Schritt au- genscheinlich machen werde. Säugethiere und Vögel unterscheiden sich, dass bei diesen auch nach der Zeit des Auskriechens noch Reste der Wolff- schen Körper vorhanden sind und sehr allmählig verschwinden ; dass dage- gen bei den Säugethieren schon früher und am frühesten bei menschlichen Embryonen die letzte Spur des Wolff’schen Körpers vergeht, ohne weder zum Nebenhoden, noch zu irgend einem Theile verwandt zu werden. S. 49: Hiermit glaube ich nun auch die Frage entschieden zu haben, ob die Vögel einen Nebenhoden besitzen oder nicht, worüber man oft enige- gengesetzte Aeusserungen von Beobachtern gehört hat. In dem Sinne wie bei Säugethieren haben die Vögel kaum eine Spur von Nebenhoden; denn die vasa efferentia gehen ohne viele Krümmungen zum ductus deferens über, und bilden bei erwachsenen Vögeln eine äusserst dünne, fest auf der albuginea aufliegende, ovale Platte, welche nach unten wie in einen Stiel und sofort sogleich in den ductus deferens ausläuft, Aber hei jungen Vögelä, besonders kurz nach dem Auskriechen, wird diese Stelle durch die Reste des Wolff’schen Körpers sehr vergrössert. Bei den neugebornen -Säugethieren dagegen ist kein Rest des Wolff’schen Kör- pers mehr übrig, es ist ein aus gewundenen Kanälen bestehender sehr an- sehnlicher Nebenhoden vorhanden, der keine Metamorphose der Blind- därmchen des Wolff’schen Körpers ist, wie wir zur Genüge erweisen werden. i Dritter Absehnitk& Beobachtungen über die Entwicekelung der Genitalienan Embryonen der Säugethiere $. 50: Einzelne Notizen .oder grössere Mittheilungen über die Wolff’schen Kör- per der Säugethiere haben folgende Schrifisteller gegeben. ı. Kuhlemann, observationes quaedam circa negotium generationis in ovibus factae. Lips. 1754: 4. hat die Wolff’schen Körper von einem jungen Schafembryo abgebildet, aber mit den Nieren verwechselt. Tab. H.. fig. 8. 2. Wrisberg, commentat. medicei, physiologici, anatomici et obstetri- eii argumenti. Gotting. 1800. 8. hat Beobachtungen über die Wolff’ schen Körper bei weiblichen Schweineembryonen, vergleicht dies Organ mit Jem Nebenhoden, verwechselt aber leider die blinddarmförmigen Röhrchen des Organes mit den Blutgefässen und nennt es corpus pampiniforme; dieser Name ist indessen unpassend, weil das Geflecht der Samenvenen im funicu- lus spermaticus und in der Nähe der Eierstöcke den Namen plexus pampi- niformis hat, ein Geflecht blosser Blutgefässe, womit die Blinddärmchen des Wolff’schen Körpers durchaus keine Aehnlichkeit haben: 5. Dzondi, Suppl. ad anat. et physiol. comparat: Lips. ı806., hat diese Organe von sehr jungen Thieremb#yonen gut beschrieben und abge- bildet, aber fälschlich für Nieren gehalten: 4. Oken in seinen und Kieser’s Beiträgen zur vergleichenden Zoolo- gie, Anatomie und Physiologie. Bamberg und Würzburg ı806. H. ı. p- 74: # =» = giebt zuerst genauere Beobachtungen über diese Organe, unterscheidet sie von den Nieren und keimbereitenden Geschlechistheilen; seine Beobachtun- gen sind an sehr jungen Schweine-, Hunde- und Ziegenembryonen angestellt. 5. J. Er. Meckel, in der unter seinem Vorsitz erschienenen Disser- tation von J. Christoph Müller de (mammalium) genitalium evolutione Halae ı8ı5. In dieser Schrift, die ich mir nicht verschaffen konnte, soll der Uebergang der Wollf’schen Körper in die Nebenhoden kurz angege- ben seyn. Vergl. Meckel in Guviers vergl. Anatomie. Leipz. T. IV. P- 550. ferner Meckel’s Beiträge zur vergl. Anat. B. II. H. II. p. 181. H. Rathke hat in der angeführten Schrift die meisten Beobachtungen, doch vorzüglich nur aus späterer Zeit der Entwickelung. Er nennt jene Organe bei den Säugelhierembryonen Oken’sche Körper, weil Oken sie zuerst genauer beschrieben bat. Ich habe die Benennung Oken’sche Kör- per aus dem Grunde nicht beibehalten, weil es auf eine gemeinsame und bleibende Benennung eines Organes ankommt, welches allen Wirbelthieren zukömmt und die doppelte Benennung desselben bei den Vögeln und Säuge- ihieren nur Verwirrung bringen kann. Ich bleibe daher bei dem von Rathke eingeführten Namen Wolff’sche Körper für alle Klassen. Rathke glaubte übrigens früher auch bei den Säugethieren gesehen zu haben, dass der Wolff’sche Körper bei den Weibchen verschwindet, bei den Männchen zum Nebenhoden wird. Seine spätern Beobachtungen, welche dies wieder zweifelhaft machen, sind im II. Bande von Burdach’s Physio- logie enthalten. Ich werde zeigen können, dass sowohl bei den Männchen als bei den Weibchen jene Organe ganz verschwinden. I. Entwickelungsgeschichte der Wolff’schen Körper. 1. 51. Ich war so glücklich die Wolff’schen Körper auch bei Säugethier- embryonen der allerfrühesten Zeit untersuchen zu können. Durch die Güte des Herrn Professor Weber, meines verehrten Collegen und Freun- des, konnte ich mehrere ganz Meine Eierchen aus ‘dem Uterus einer Maus untersuchen. Leider hatten die Theile schon über einen Tag in Weingeist gelegen, sonst würde ich auch über die Beschaffenheit der Foe- tushüllen bei einem noch ausserordentlich kleinen Embryo berichten können. Die Eiercben waren 3 ıf2 Linien gross und oval. Der Embryo, desser Nabelstrang breit und äusserst kurz war, mass 3 Linien in der Krümmung. Das Amunion lag dicht auf dem Embryo, wie in so früher Zeit auch beim Hühnchen. Der untere Theil des Y'oetus war von der linken zur rechten Seite herübergekrümmt, so dass das Schwanzende, welches überdiess dicht vor dem Ende eine zweite leichte spirale Drehung erlitt, gegen die rechte Kopfseite gewandt war. Die Extremitäten erschienen als kurze blattförmige Stümpfe, die obern waren etwas weiter entwickelt und der blattlörmige Stumpf zeigte, obne Spur von Fingerabtheilung, nur eine ganz kleine seichte mittlere Längenfurche. Von Rathke’s Kiemenspalten war nur eine mehr deutlich zu sehen. Von den Augen war noch keine Spur zu schen. Die Oellaung in den Rachen war überaus weit *), der Vorderkopf an der Stelle des spätern Oberkiefers und Unterkiefers durch eine tiefe Bucht in der Mitte eingeschnitten, gleichsam eine noch natürliche obere und untere Ha- senscharte. Ich habe den Embryo mit grosser Sorgfalt unter dem Microscop gezeichnet, weil genauere Beobachtungen aus so früher Zeit sehr selten und schätzbar sind, Siehe fig. ı. Tab. III. A. v a. Mundspalte oder vielmehr Eingang in den Rachen, b. Unterkiefer. c. Obere linke Extremität. d. Untere linke Extremität. e. Heız. f. Nabelstrangscheide. Als ich den Unterleib näher untersuchte, fand ich im hintern Theile desselben, in der ganzen Länge bis zum Anfange des Schwan- zes, zu beiden Seiten der Wirbelsäule, die Wolff’schen Körper gerade so wie beim Hühnchen in frühester Zeit. Sie waren fast überall gleich breit, endigten oben in gleicher Höhe mit stumpfer Spitze. Ihre untere Endigung ist mir nicht recht deutlich geworden. Beide Körper sind in ko) der Mitte getrennt, stehen auch ziemlich weit von einander ab, indem *) Gemeinhin nimmt man an, dass die Mundhöhle anfangs gesehlossen sei; diess ist aber sicher nie'it der Fall, Im Anfang ist der Rachen zwar hinten geschlossen, aber vorn weit offen, sowohl beım menschlicheu als als beim Säugethierembryo , wie bei den eierlegenden Thieren. Erst später, wenn sich die äussere Ha-ıt ausbildet, geht diese als ein zartes Häutchen über die ausserordentlich breite Spalte zwischen Oberkiefer und Unterkiefer weg, und wird darauf in der Mitte durchbrochen. PER sie an den Seiten der Wirbelsäule aufzusitzen scheinen, durch die Platten des Mesenteriums aber gleichsam getheilt werden. Man sieht sie daher auch sogleich, nachdem man die Seitenwand des Leibes, die von der Wirbelsäule seitlich ausgeht, weggenommen hat. Von welchen Tbeilen sie ursprüng- lich ausgehen, weiss ich nicht und konnte es hier auch nicht bestimmt ermitteln. Es ware möglich, dass sie auch aus dem innern Blatte der Keim- baut entstehen, welches den Darmschlauch bildet und dessen Blätter zwi- schen den Wolff’schen Körpern zur Bildung des Mesenteriums sich zu- sammenlegen; oder dass sie in dem hintern dreieckigen Zwischenraume dieser Blätter hervorkeimen. Die innere Bildung des Wolff’schen Körpers schien ganz wie beim Hühnchen zu dieser Zeit zu seyn, so viel sich bei den in Weingeist auf- bewahrten Embryonen mit dem Microscop erkennen lies. Deutlich näm- lich sah ich die queren Einkerbungen zwischen den Tbeilen, die später als Blinddärmchen erscheinen. Siehe fig.ı. B. den untern Theil des Rump- fes desselben Foetus, der in fig. ı. A. abgebildet ist, a. Wirbelsäule. b. Untere Extremität der linken Seite. ce. c. Wolff’sche Körper. d. Falte zwischen den Wolff’schen Körpern, an welcher der ein- fache Darmschlauch befestigt war, Mesenterium. 852 An diese meine Beobachtung aus der allerfrühesten Zeit schliessen sich nun die Beobachtungen von Dzondi an Thierembryonen von 6-8 Lin. Länge an, obgleich Dzondi die von ihm richtig beschriebenen Or- gane fälchlich für Nieren hielt. Dzondi sagt *): Observationes, quas de primis renum originibus in brutis institui, me docuerunt, renes in numero earum foetus‘ ‚partium esse, quas nalura a pri- mo statim initio formet, et cum corde, hepate, et cerebro fere simul ad- esse. In iis enim embryonibus, quos incidi, tum cum vix sex et octo line- m <——u HE *) Dzondi Supplementa ad anatomiam et physiolegiam polisimum comparatam. Cum 3, tab.. Lipr. 1806. 4. Ps bo —: 62. rum essent, inlegumenta totius ventris et thoracis tam pellucida reperi, ut cor et hepar abdomen totum replens oplime distinguerentur; remoto hepate, renes apparebant a diaphragmate ad pelvim usque sese extendentes; intestinorum nulla aderant vestigia (?), ita ut cerebrum, cor, hepar et renes tanquam prima nalurae instrumenla.considerari possint, quorum ope to- tum organismum conficere atque aedificare sole. Cum primos inciderem ejusmodi foetus, tanto renum volumine deceptus, eos pro praeternäturali lusu naturae habui; at cum plures examinarem, de rei veritate cerlior fa- etus sum. Neque etiam capsulas renales, quae in foetu humano majores sunt, eas esse, examen saepius repetitum ostendit; illae enim perexiguae in brutis sunt. Sunt vero renes primo illo lempore forma prorsus singu- ları, atque ab ılla, quam postea in adultis non modo, verum eliam em- bryonibus habent, plane diversa.. Neque enim conglobati sunt, ut in adul- tis, atque hilo praediti, neque pluribus lobulis constant, uti im foetu paulo magis perfecto, sed massa sunt granulosa, intestinulorum minimorum instar convoluta, non secus ac gyri cerebri, in quibus permulta vasa, sanguinea praesertim in cortice, aut potius in ambitu conspicua sunt; figu- ra quoque externa a naturali renum plane differt; elliptica enim est, irre- gularis, superiore parte magis acuminala, inferiore magis rotunda, diffieile verbis describenda. Die Abbildungen, welche Dzondi gegeben hat, zeigen unsere Organe theils in dem frühen Zustande, wo noch keine Spur von keimbereitenden Geschlechtstheilen zu erkennen ist, 1. e. Tab. Til. fig. III. TV. V. Vl., theils in dem spätern Zustand, wo die keimbereitenden Genitalien, vorn am in- nern Rande der Orgäne erkennbar sind. Tab. III. fig. VIL VII. S. 53. Auf diese Beobachtungen folgen, der Zeit der Entwickelung nach, die von Oken an 5 Schweineembryonen und 5 Hundefoetus. Bei vierwöchentlichen Schweineembryonen beschreibt Oken jene wun- derbaren Organe folgendermassen : «Hinter der Leber, zu beiden Seiten der Lenden, liegen 2 ungeheure eylindrische Organe, die beim Anfange der Harnröhre entspringen, über die Stelle, wo. sonst die Nieren liegen, heraufsteigen, und hoch unter dem Zwergfell, wie erst in der Brusthöhle, sich enden, welcher Schein daher kommt, dass das Zwergfell am Rückgrath sehr hoch in die Brusthöhle hin- aufreicht und mit der Wirbelsäule nach unten einen sehr spitzen Winkel macht, in den diese Organe aufsteigen #*).” Oken hielt diese Organe an- fangs für die Nebennieren, indem er Sich auf die Angabe der Anatomen stützte, dass die Nebennieren anfangs grösser seien, als die Nieren. Bei den übrigen Schweineembryonen desselben Alters beschreibt Oken diese Organe nochmals: «Sie sind wenigstens halb so Jang als der ganze Leib, den Kopf mit- gerechnet, also über einen halben Zoll, und länger als die Leber, betragen auch wohl in dem Volumen eben so viel als diese. Sie sind durchgängig über eine Linie dick, enden sich oben unter dem Zwergfell stumpf zuge- spilzt, aber so, dass die beiden Enden sich beinahe berühren; ihr unteres Ende verengert sich gleichfalls schnell, giebt aber einen Faden ab, der dem äussern Ansehen nach ein wahrer Canal ist, und hinter den Urachus läuft, gerade dahin, wo die Harnblase einst hinkommen soll, hier vereinigen sie sich so dicht an dem Urachus, dass man nicht unterscheiden kann, ob sie hinter ihm !zusammenlaufen oder in ihn eintreten; aber statt in die Mitte der Concavität dieser Körper zu laufen, wie es bei den Nieren seyn müsste, inseriren sie sich bestimmt in ihr unteres Ende **).” Was Oken ferner über den Bau dieser merkwürdigen Organe sagt, ist ungenau und unrichtig; diese Organe sind nie im Innern hohl, sondern bestehen zu jeder Zeit aus denselben Theilen, welche Dzondi richtig beschrieben hat, aus den artigsten Blinddärmchen oder blind endigenden Röhrchen, die meist queer und wenig geschlängelt liegen, übrigens so lok- ker miteinander ‚verbunden sind, dass alles Zellgewebe zwischen ihnen zu fehlen scheint. S 54. Alle bis jetzt beschriebenen Embryonen zeigten noch nichts von Nieren und Genitalien. Die Nieren erscheinen mit den fast eben so grossen Ne- bennieren zuerst ganz klein hinter den Wolff’schen Körpern, ungefähr “) Oken und Kieser’s Beiträge zur vergl. Zoologie, Anatomie und Physiologie. Bamberg und Würzberg 1806, I. p. 74. | *) p gı. — 18 — in der Mitte ihrer Länge; die Hoden und Eierstöcke aber erscheinen an dem innern Rande der Wolff’schen Körper als kleine weisse Körnchen, die wenigstens 2omal kleiner als die Wolff’schen Körper sind. Die erste Beobachtung aus einer Zeit, wo zuerst die keimbereitenden Gesehlechtsthei- le sichtbar sind, ist von mir. Sie betrifft einen Kuhfoetus von ı Zoll Rhein. Länge vom Kopfe bis zum After, ı Zoll 2 Lin. bis zu dem Ende der untera Extremitäten. Fig 2. A. Tab. IH. Die Beine waren noch überaus kurz; Die Lungen bestanden noch, aus einem Häufchen von kleinen am Ende bläschenförmigen Cylinderchen. ö Die Wolff’schen Körper reichen auch jetzt noch bis ans Zwergfell, nach unten sind sie einander genähert, oben weichen sie auseinander; sie sind etwas gebogen, aussen convex, innen concav, sonst aber fast walzeu- förmig mit oben stumpfer Spitze und unterm rundlichem Ende. Ihr Ge- füge besteht aus lauter sehr arligen, überall gleich dicken Röhrchen von mässiger Länge, welche weniggekrümmt, meistens’quer übereinander liegen. In der Mitte der concaven Seite jedes W olff’schen Körpers liegt auf seiner vordern Fläche ein hirsenkornähnliches weisses Körperchen, "Hoden oder Eierstock, eng mit seinem Wolff’schen Körper verbunden, ohne dass aber die Blinddärmchen an der Verbindungsstelle eine Veränderung erleiden. Aus dem untern stumpfen Ende jedes Wolff’schen Körpers gelit eim sehr kurzer starker Gang nach innen und abwärts zum Urachus. Beide Ausführungsgänge treten nicht zusammen, ehe sie in den Urachus über- gehen, sondern jeder Gang mündet gesondert ein. S 55. Merkwürdig ist ein über den äussern convexen Theil des Wolff- schen Körpers verlaufender Faden, welcher sehr viel dünner ist, als der aus dem untern Ende des Körpers ausführende starke Gang. Dieser Faden nimmt, ehe der ausführende Gang in das untere Ende des Wolff’schen Körpers tritt, von diesem ausführenden Gang seinen Ursprung, verlässt aber an dem untern Ende des Körpers diesen Gang‘ und verläuft als eine ganz dünne fadenförmige Leiste über die convexe äussere Seite des Wolff- schen Kö:pers, ganz oberflächlich, bis an das obere Ende des Organes, wo er olıne feiner zu werden endigt. Unter dem Wolff’schen Körper sind dieser Faden und der stärkere Ausführungsgang noch verbunden , aber so wie sie an das untere Ende des Körpers treten, senkt sich der stärkere Gang ins Innere des Körpers ein, um sich mit dem Blinddärmchen des Wolff’schen Körpers zu verbinden, während der feine Faden nur ober- flächlich über die queerliegenden Blinddärmchen hinläuft,. ohne‘ die ge- . ringste Verbindung mit ihnen einzugehen. Ich habe mich vollkommen mit Hülfe des Microscops überzeugt,. dass in so früher Zeit der starke aus- führende Gang und der noch sehr kleine oberflächliche Faden zwei ganz verschie- dene Dinge sind, sie hängen nur unten zusammen oder liegen hier aneinander; Jedenfalls ist ihr Ursprung gemeinsam aus dem hintern Ende des Urachus oder dem: Sinus urogenitalis, der ehe eine Spur der Harnblase sichtbar ist, von vorn den Urachus aufnimmt, und abwärts in die noch gemeinschaft- liche äussere fissura urogenitalis führt. Jener über den Wolff’schen Kör- per verlaufende Faden, welcher später sehr zunimmt, ist die erste Spur des ductus deferens bei den: Männchen oder der Trompete bei den Weibchen, 56; Zieht man das zarte Häütchen, welches den Wolff’schen Körper ein- schliesst, vorsichtig ab, so bleibt jener Faden mit dem Häutchen verbun- den. Man sieh« dann die überaus schönen Blinddärmchen' des Wolff - schen Körpers queer über einander liegen und überzeugt sich, dass jener Faden durchaus keine Verbindung mit den Blinddärmchen hat. Jene äus- sere Oberhaut des. Wolff’ schen Körpers ist, wie sich später ergiebt, eine Fortsetzung des Bauchfelles, das sich vom Wolffschen Körper in.einer noch: zarten Falte zum Hoden oder Eierstock herüberschlägt. Der duetus deferens: und die Trompete entstehen also aus dem unter- sten Stück des Ausführungsganges vom Wolff’schen Körper, sie 'sind aber vom Hoden oder Eierstock durch die ganze Breite und Dicke des Wolff’- schen Körpers getrennt und bleiben: es auch in der Folge, bis dieser Körper allmählig zwischen beiderlei Organen verkümmert; sie liegen an der äussern . convexen Seite dieser Körper, während Hode oder Eierstock an der innern concaven Seite liegen, sie reiehen endlich bis ans Ende der Wolff’ schen Körper hinauf, während die Hoden oder Eierstöcke nur die Mitte der in- nern Seite dieser Körper einnehmen. Die Nieren liegen als. ar En ET 3 | I ganz kleine Körperchen, nicht grösser als die keimbereitenden Geschlechistheile, mit den fast. eben so grossen Nebennieren 5 Be. 90, Te hinter den Wolff’schen Körpern. Der Harnleiter ist bereits sehr deutlich und geht jederseits hinter dem Wolff’schen Körper herab, um sich mit dem hintern Ende des Urachus ebenfalls zu verbinden. Zu dieser Zeit ist der Ureter noch dünner als der Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers. . Siehe die Abbildungen des ganzen Foetus und der einzelnen Theile fig. 2.5. Tab. IH. Fig. 2. A. Kuhfoetus in natürlicher Grösse. Brust- und Bauchhöhle ‚ind geöffnet. a. Das Herz. b. Die aus Cylinderchen bestehenden Lungen. c. Wolff’ sche Körper mit den an ihrer innern Seite liegenden Hoden oder Eierstöcken. Fig. 2. B. Tab. II. Wolff’sche Körper mit den Genitalien von dem- selben Foetus. a. Wolf£f’sche Körper aus quer liegenden Blinddärmchen oder Röhr- chen bestehend. b. Ausführungsgänge derselben. c. Faden, an der äussern Seite jedes Wolff’schen Körpers, später Schwanz des Nebenhoden oder. Trompete. d. Hoden oder Eierstöcke. $. 58. Ich habe noch mehrere Schafembryonen, die kaum älter waren, in Bezug auf jene Organe genau zergliedert und von älteren eine grosse An- zahl untersucht. So deutlich und verschieden nun auch in späterer Zeit die männlichen. und weiblichen Genitalien werden, so konnte ich doch bei Einbryonen, die nicht viel grösser als ı Zoll waren, durchaus nicht den geringsten "Unterschied der inneren Geschlechtstheile bemerken, alle hatten dieselben weissen hirsenkornähnlichen kleinen Körperchen an der innern, dieselben Fäden an der äussern Seite der Wolff’schen Körper. Wir heben nur noch eine Beobachtung im Detail hervor, weil sie in Hinsicht des Alters der Embryonen den Uebergang zu den später zu erwähnenden Beobachtun- von Oken bildet, $. 59. Bei einem Schaffoetus von ı Zoll, 6 Lin. Länge, den man wegen der Entwickelung des äusseren gespaltenen Geschlechtsgliedes für männlich - 5 - halten konnte, waren die Nieren schon mehr vergrössert, die; :Wolff' schen Körper ungefähr 4mal so gross als die hinter ihnen liegenden Nieren; die keimbereitenden Genitalien lagen, wie früher, klein an der innern Seite der grossen Wolff’schen Körper. Siehe fig, 5 A. Tab. III. @. Wolff’sche Körper. 5b. Die bekannten Fäden. c. Ausführungsgänge der W olff’schen Körper. d. Keimbereitende Geschlechistheile, Hoden oder Eierstöcke: Die Nieren, hinter den Wolff’schen Körpern , ungefähr in Ki Mitte ihrer Länge gelegen, bestehen aus getrennten aachen die durch das Nierenbecken verbunden sind: Der Harnleiter ist sehr stark und jetzt fast stärker als der Ausführungs- h gang des Wolff’schen Körpers und geht hinter dem letztern herahı Fig.- 3. B. Tab. IL Wolff’scher Körper und Niere der rechten Seite, der Wol f£’sche Körper ist nach der linken Seite herübergeschlagen, dass man die hinter ihm liegende Niere und den Harnleiter sieht. a. Wolff’scher Körper. b. Ausführungsgang desselben. c. Niere. ’ d. Harnleiter. S. 60. Was nun weiter unsere Aufmerksamkeit bei Embryonen dieses und eines wenig spätern Alters auf sich zieht, ist die immer grössere Erhebung und Entwickelung jener anfangs so zarten Fäden, welche über die Wolff- schen Körper bis zu deren oberem Ende hinlaufen, dagegen das Unschein- barwerden .der kurzen früher dickern Ausführungsgänge dieser Körper selbst. Früher ist der oberflächliche Faden der feinste, der Ausführungs- gang aus dem untern Ende des Wolff’schen Körpers ungemein viel stär- ker; später ist es der oberflächliche Faden, der überall von gleicher Dicke über das ganze Organ hinläuft, und unten in gleicher Dicke vom Organ abgeht, wo früher der relativ viel dickere Ausführungsgang des Wolff’- schen Körpers in den Urachus übergieng. So sahen wir es schon bei ei- nem Schafembryo von ı Zoll 7 Lin.; es wird aber bei ältern Embryonen noch viel auffallender. a — 2 D — Je mehr sich jener Faden entwickelt, in gleichem Masse wird der zwischen dem Faden und dem Hoden oder Eierstock liegende Wolff’- sche Körper kleiner, wodurch die Lage der Nieren Ike den Wolff- schen Körpern relativ immer höher Hickt immer aber sind die Wolff'- schen Körper noch ausserordentlich viel grösser als die Nieren, Nebennie- ren und die Hoden oder Eierstöcke. Ich könnte hier noch eine Reihe von Abbildungen !iefern, sie würden indessen kaum einige Unterschiede als die der relativen Grösse, aber noch keine innern Geschlechtsunterschiede zeigen. Fhe ich aber das Detail der weilern eigenen Untersuchungen mittheile, wıll auz erst einige Beobach- tungen von Oken aus dieser Zeit anführen. 3. 61, Die Hundeembyonen, welche Oken untersuchte, und deren Alter wohl unrichtig auf 20 Tage angegeben ist, mässen ı ı fa Zoll von der Stirn bis zum After. Oken’s Behrebeis ist folgende *): «Wird die braune Leber mit ihrer Nabelvene aufgehoben, so erschei- nen dieselben zwei.Organe, welche ich bei den Schweinen wurmförmig genannt habe, auf derselben Stelle und mit derselben länglichtrunden Form, aber sie sind hier kürzer geworden, steigen nicht che so hoch unter das Zwergfell hinauf, das aber selbst ae die Verlängerung der Brusthöhle mehr herabgerückt’ ist, und stehen mit ihrem obern N Ende weiter aseinsheter) doch aber immer so, dass sie halbmondförmig einwärts gebogen erscheinen; aus den untern Enden geht ein Canal zu den Seiten des Urachus an die Stelle, wo die Ureteren sich in die Harnblase begeben; denn diese ist auch hier noch nicht gebildet. Wenn es bei den Schweinchen für das blose Auge zweifelhaft geblieben, ob die Verbindungs- canäle sich etwa in den weiblichen hinter dem Urachus vereinigen, um als Mutterhörner den Uterus zu bilden, so ist hier die Insertion dieser Canäle in den Urachus so täuschend, dass man sie geradezu für Ureteren halten möchte. ” )a a. O0. H. II. p. ı7. _— 5 - Oken sah auch die Keime der Hoden’ oder Eierstöcke als weisse Körn- chen an der innern Seite der 'W olff’schen Körper, welche ‚von den halb- mondförmigen, überaus grossen, wunderbaren Organen gleichsam umfasst wurden. Oken fährt nun weiter fort: «Ich theilte diese Untersuchung wieder Herrn Hofrath Himly mit. Er versuchte nun mittelst einer Anelschen Spritze durch das Genitale Fer- nambuctinctur zu injiciren, und was unser einziger Wunsch war, wurde befriedigt, die Tinctur drang nämlich in den linken F erbindungscanal,, aus diesem in das wurmförmige Organ und färbte das untere Ende dessel- ben, eine Linie hoch, wie auch selbst der: Canal ganz roth an., Die offene Verbindung des Genitale mit diesen Organen ist daher aufs strengsie be- wiesen, aber dennoch nichts für die Natur dieser Organe entschieden, da sie gemäss dieses .Versuchs noch immer Nieren oder Geschlechtsorgane seyn können. ? .. In einem andern Embı no ir on ich die Tinctur durch das Genitale in beide Verbindungscanäle, in den untern Rand des linken Organes und auf dem Rücken eines jeden Organes in einen engen Canal, der gerade, ohne alle Ferzweigung, bis zum obersten Ende der Organe fortläuft; ‚auf der linken Seite war er nur bis zur Mitte, auf der rechten bis zur "Spitze schön roth angefüllt. Zugleich färbte sich der Urachus roth, aber wieder. nur ‚etwas über. die Hälfte.” 8. 62. Oken untersuchte die Wolff’schen Körper auch bei 5 achtwochenal- ten Ziegenembryonen und fand auch die Nieren und Nebennieren endlich hinter den W olff’schen Körpern. «Die Niere nämlich, eine Linie breit und etwas länger, 'hat ihr Becken, aus dem ein böchst feiner Harnleiter, ganz verschieden von den Canälen aus ‘den langen Organeh, gebogen zum “ Urachus herabsteigt. Oben" am 'vordern Rande lag. die ’Nierendrüse (Neben- "niere) ganz in’ derselben Form, Grösse und Lage, wie beim reifen Foetus, “nämlich wenigstens drei bis viermal kleiner als die Niere, und noch’ ein- mal'so lang als breit.” Oken schliesst nun, dass es ganz falsch sei, wenn man behauptet, dass die Nebenniere zu irgend einer Zeit grösser als die Niere sei, und noch falscher, dass sie die Niere wie eine Kapsel umfasse, dass man daher immer, wenn man von einer grössern Nierencapsel redete, das wurmförmigeOrgan verstanden, dass man von den wahren Nebennieren nichts gewusst babe, ausser bei einer Epoche, wo das grosse Organ ver- schwunden war und man dann die Nebennieren immer kleiner als die Nie- ren gefunden. Far $63. Dieses Raisonnement ist, wie mam aus meinen übereinstimmenden Be- obachtungen ersieht, für die Classe der Säugethiere allerdings wabr, aber nur für die Säugethiere, nicht für den Menschen. Nie habe ich die Ne- bennieren bei Säugethieren grösser als die Nieren gefunden. Ich habe Embryonen jedes Alters von Schafen untersucht; in den jüngsten wie in den ältesten , sind die Nebennieren nie grösser als die Nieren, zu keiner Zeit werden die Nieren von ihnen umfasst, immer liegen sie über densel- ben, und hsi Säugethieren mag man wohl die verschiedensten Theile ver- wechselt haben. Kuhlemann *) bildet den Wolff’schen Körper ab und nennt ihn Niere, und Haller, welcher die Sectionen zu Kuhlemann’s Schrift machte, redet an dieser Stelle von Nieren und Nebennieren **). . Allein beim Menschen hat Oken Unrecht und &s ist, wie ich später beweisen werde, vollkomn ea richtig, wenn die Anatomen von den ausser- ordentlich: grossen Nebenniesen sprechen. Bei sehr jungen‘ menschlichen - Embryonen von 8 Lin. bis ı Zoll Länge sind die Wolff’schen Körper schon sehr verkleinert, dagegen die Nebennieren ganz ausserordentlich gross und bedecken die kleinen Nieren vollkommen. 8 64. Oken hält die Wolff’schen Körper für die Anfänge der Ductus de- ferentes' und der Cornua uteri. Dies ist nun freilich ganz unrichtig. Däese Organe bestewen noch im Rudiment, wenn über die Ductus deferentes und Trompeten kein Zweifel mehr übrig sey& kann, wenn Hoden oder Eierstöcke, Ductus deferentes oder Trompeten, Nieren und Nebennieren ausser den Wolff'schen Körpern zugleich vorhanden sind. Sie bleiben bei der Vertheilung der Organe. rein übrig und sind gauz eigenthümliche Y)1,cT. Il. fg 8. ") Haller op. mio, T. II. 4%o, er — jr = 55 — Organe, welche, wie wir bereits gesehen haben, .in .allerfrühester Zeit einen starken Ausführungsgang haben, späterhin zwischen ‚dem Schwanz des NDenhoden und dem Hoden, oder zwischen der Trompete und dem 'Eierstöck liegen und in dieser Lage bis auf ihren letzten Rest bei beiden Geschlechtern verkümmern. 2 8.65. Was nun die. weitern Veränderungen der relativen Grösse und 2 zwischen Nieren, Nebennieren, Hoden oder Eierstöcken betrifft, so habe ich darüber folgerdes beobachtet. Bisher lagen die noch kleinen Nieren mit ihren Nebennieren ganz hin- ter den sehr grossen Wolff’schen Körpern, und reichten über die Mitte der Länge dieser Körper hinau®* Die Lage der Nieren und Nebennieren erscheint aber nun immer höher, je weiter der Embryo sich ausbildet, sie. werden bald am “bern Ende der Wolff’schen Körper sichtbar, werden immer weniger von dem obern Theile dieser Körper bedeckt und erschei- nen endlich ganz frei über den Wolff’schen Körpern und etwas mehr nach einwärts gelegen. Die Ursachen dieser Veränderungen sind ß ı. Die allmählige Verkleinerung der Wolff’schen Körper, so zwar dass sie von einem gewissen Zeitpunct an absclut nicht mehr wachsen, und selbst kleiner als früher ‘werden. 2. Das allmählige Auseinanderweichen der obern Enden der Wolff'- schen Körper, we!che früher fast serkrecht standen, aber immer mehr - schief and geneigt nach aussen zu liegen kommen, je weiter sich der Em- bryo entwickelt. Hierdurch müssen ebenfalls die früher bedeckten Nieren an der innern Seite der Wolff’schen Körper, über den Hoden oder Eier- ken zum Vorschein kommen und immer weiter hinaufrücken. 5. Das allmählige Grösserwerden der Nieren ‚selbst. 3 Man vergleiche über die relative Lage der Organe mit den frühern Abbildungen besonders fig. 4. und 5. Tab. III. Fig. 4. Wolff’sche Körper , Hoden oder Eierstöcke, Nieren und Ne- bennieren von einem ı Zoll 7. Lin. langen Schaffoetus (vergrössert). a. Wol£f’sche Körper. sin b. Ausführende Geschlechtstheile. & = 56 — c. Hoden oder Eierstöcke. d. Nieren mit den Ureteren. ' 'e. Nebennieren. . ; er Fig. 5.’Dieselben Theile bei einem noch ältern Schaffoetus. Rechte Seite. (Vergrössert). N a. Wolff’scher Körper mit dem nelshsendeir Geschlechistheil. b. Hoden oder Eierstock. Mwah, & c. Niere mit dem Ureter. * ‚d. Nebenniere. 5 Bei noch ältern Embryonen haben nun die Nieren so zugenommen, die Wolff’schen Körper dagegen sich so sehr verkleinert, dass letztere mit den an ihnen befestigten ee oder Eierstöcken durch einen immer grös- sern Zwischenraum von, den Nieren getremmt werden, und die Nieren ab- solut viel grösser als die Wolff’schen Körper werden, diese auch im Ver- hältniss zu den an ihrer innern. Seite liegenden Hoden oder Eierstöcken allmählıg abnehmen, Man vergleiche die ae aus späterer Zeit “ der Entwickelung. . S. 66. Nachdem die Theile sich "mehr und mehr von einander abgesondert. haben, hängen sie nur durch Falten des Bauchfells zusammen, welches vor ihnen hergeht und die Hoden oder Eierstöcke mit den Wolf£f’schen Kör- pern selbst umfast. Indem das Bauchfell vor den Nieren berabgeht und das obere Ende des Wolff’schen Körpers erreicht, um dieses Organ ein- zuschliessen ‚. entsteht eine Falte zwischen den Nieren und dem obern Ende dieser Körper. Die Hoden oder Eierstöcke sind durch eine Querfalte an die innere Seite der Wolff’schen Körper befestigt, und von letztern reicht eine ähnliche Falte nach abwärts, da wo das Peritoneum, welches ibnen einen Ueberzug giebt, von ihnen herabsteigt. S. 67. ’ Während diese Veränderungen in der relativen Lage und Grösse der Organe sich vorbereiten, fängt et der A leed an deutli- len zu werden. Diese Des welche bei wiederkäuenden Thieren ziemlich frühe äusserlich , später aber innerlich erkennbar -ist ,’ zeigt Re ari den innern Theilen zu einer Zeit, wo der Wolff’sche Körper seine vollkommenste Entwickelung erreicht hat und bereits anfängt, merk- lich sich zu verkleinern. Ehe wir jedoch diese verschiedene Entwickelung der männlichen und weiblichen Genitalien weiter verfolgen, müssen wir erst den innern Bau des Wolff’schen Körpers näher ins Auge fassen, da- mit wir auf die richtige Würdigung der weitern Metamorphose vorbereitet sind. U. Innerer Bau des Wolff’schen Körpers, S. 68. Zieht man den Ueberzug, welchen der Wolff’scheKörper vom Bauch- fell erhält, ab, was ausserordentlich leicht und ohne alle Verletzung der innern Theile geschiekt, so bleibt der über die Oberfläche des Körpers ver- laufende Gang mit diesem Ueberzug verbunden. Die. darunter liegenden Röhrchen oder Blinddärmchen sind überall von gleicher Dicke bis an ihr stumpfes rundes blindes Ende, sie liegen meist quer und wenig ge- krümmt oder geschlängelt und seheinen mit ihren Ursprüngen aus dem Innern des Körpers zu kommen, wenigstens sieht man äusserlich nirgends eine ‚Verbindung dieser Röhrchen, alle sind unverzweigt, alle von gleicher Dicke. Sie liegen ganz lose aneinander und scheinen kaum durch Binde- stoff aneinander geheftet, was unter der Loupe oder dem Microscop ein überaus schönes Ansehen gewährt. Siehe Fig. 6. Tab. III. den von seiner Oberhaut entblösten Wolff’schen Körper eines Schaffoetus, mässig ver- grössert. Die innere Verbindung lässt sich nicht mehr enträthseln, ich habe aber früher gezeigt, dass der frühere Ausführungsgang dieses Körpers am untern Ende mit den Blinddärmchen zusammenhängt, & 69: Dies bitte ich aber festzuhalten, worüber ich vollkommene Gewissheit erlangt habe, dass der über den Rücken des Organes verlaufende Faden in durchaus keiner Verbindung mit den Blinddärmchen. selbst steht. Dieser Faden ist anfangs ausserordentlich fein und viel dünner als die Blinddärm- chen, später, nachdem er sich allmählig entwickelt, viel stärker; Oken und Himly haben diesen Faden in seiner ganzen Länge vom Genitale 8 _ 58 — aus eingespritzt, ohne dass etwas aus ihm über das Organ sich verbreitete; endlich habe ich den Mangel alles organischen Zusammenhanges in allen Fällen unter dem Microscop erwiesen, und ich .werde zeigen, dass diese ausführenden Geschlechtstheile eben so wenig später durch die Blinddärm- chen des Wolff’schen Körpers in organischen Zusammenhang mit den Hoden oder Eierstöcken gesetzt werden, sondern dass dieser Gang selbststän- dig bei den Männchen sich verbindet. Haben sich nun jene Gänge, welche über den convexen Theil der Wolff’schen Körper verlaufen, etwas weiter entwickelt, so sind sie selbst vom: Wolff’schen Körper durch eine feine Leiste erhaben, welche von einer ganz schmalen Falte des Bauchfells entsteht, das, indem es den Wolff’schen Körper überzieht, diesen Gang in eine saumförmige Falte mit aufnimmt. Zu dieser Zeit fällt der Mangel des Zusammenhangs selbst bei oberflächlicher Untersuchung in die Augen, und man bemerkt zwischen dem deutlich ausgehöhlten Gang und dem Wolff’schen Körper selbst ei- nen Zwischenraum, der eben durch jenes Fältchen ausgefüllt ist: Dann reicht der Gang auch oben etwas weiter als die Spitze des Wolff’schen Körpers hinauf, zeigt sich hier alsieiwas selbstständiges und endigt mit einer kegelförmigen Anschwellung. Siehe fig. 7. Tab. IM. S- 70. Dass die Blinddärmchen des Wolff’schen Körpers wirklich hohl sind, davon kann man sich leicht überzeugen, wenn man den Wolff’schen Körper der Länge nach mit einer feinen Schere durchschneidet, und unter das Microscop bringt; man sieht dann die Lumina aller durchschnittenen ‘Röhrchen höchst deutlich, wie in fig. 8. Tab. III. microscopisch abgebildet ist. Der Wolff’sche Körper ist ausserordentlich reich an Blutgefässen und enthält in den Zwischenräumen der Blinddärmchen bei frischen Embryo- nen ein rothfleckiges Wesen, über dessen Bedeutung wir bereits Rathke's schöne Beobachtung früher angeführt haben. Es sind nämlich feine Blut- “gefässknäuel, welche Rath ke bei Schweinen und Schafen durch Einspriz- zungen in die Aorta mit Bestimmtheit also solche nachwiess, nämlich als eine sehr schön geformte Anhäufung der feinsten Arterien. : Vergl. $. 26. dieser Abhandlung. Endlich! scheint: mir noch :bemeikenswerth, dass die äussere Haut des Wol£ff’schen: Körpers zwar. ‚ganz lose. auf. den‘ Blinddärmchen aufliegt, aber doch von den unter ihr liegenden Biegungen der Röhrchen leichte Eindrücke erhält. Man sieht daher an.der innern! Fläche. der abgezogenen Oberhaut lauter wurmf£förmige seichte Vertiefungen. pl u Il. Weitere Entwickelungsgeschichte der männlichen und weiblichen innern Genitalien. S. 7i. Bisher: waren die männlichen und weiblichen 'innern Genitalien nicht zu unterscheiden ;' alle Embryonen haben entlang dem Wolff’schen Kör- per einen Gang, den man für Ductus deferens eben sowohl als für Trom- pete halten La: an der entgegengesetzien innern Seite ein keimberei- tendes Genitale, das man eben so gut für Hoden als für Eierstock anzu- sehen berechtigt ist. Von der Gegend des Bauchringes erhebt sich eine Falte des Peritoneums nach ‚aufwärts zum untern Ende des Wolff’schen Körpers und zu dem über diesen Körper verlaufenden Gang. , Diese Falte enthält ein Bündel Fasern ; noch ist die Insertionsstelle dieses Bandes, welches bei männlichen Embryonen später zum Gubernaculum Hunteri, bei weiblichen zum Liga- mentum uteri rotundum wird, bei allen Embryonen gleich; es inserirt sich nämlich an den ausführenden Gang seiner eh: am untern Ende des Wolff’schen ‚Körpers. Man kann indessen bald: die männlichen und weiblichen Embryonen schon äusserlich unterscheiden. Haben auch alle Embryonen im Anfang ein unten gespaltenes äusseres, ziemlich langes Geschiechtsglied, so unter- scheiden sich doch die Männchen bald durch: die Länge dieses Gliedes, und die Stelle, wo der Hodensack aus Hautfalten entsteht, liegt viel weiter nach vorn als bei dem Weibchen: die Schamlippen; dies. wenigstens bei wie- derkäuenden Thieren. e $..72 N Bald unterseheiden sich auch die innern Genitalien. r. Bei den männlichen’ Embryonen sieht man ‘den über den äussern 3 “r - (0 — Theil desW olff’schen Körpers verlaufenden Gang, nach einer Anschwellung am obern Ende dieses Körpers, einen weissen granulösen Fortsatz an der innern Seite des Wolff’schen Körpers gegen den Hoden und an dem Hoden entlang herakschicken. Vom ebern Ende des Hodens geht auch ein weisser, noch dickerer Fortsatz, allmählig dünner gegen die innere‘ "Seite des Wolff’schen Körpers herab. Diese beiden Fortsätze, nämlich der vom obern Ende des genannten Ganges herabsteigende, und der vom Hoden gleichfalls herabsteigende, und unten mit ersterem vereinigte Fortsatz deuten das erste Rudiment des Kopfes vom Nebenhoden an. Diese Fortsätze fehlen bei den Weibchen, sowohl am ausführenden Gang, als an dem Eierstock. Letzterer hängt immer noch mit seinem Wolff’schen Körper durch eine einfache Falte zusammen. Das obere Ende des Ganges, der über den Wolff’schen Körper aufsteigt, reicht et- was über diesen Körper hinauf und endigt hier mit einer kegelförmizgen Anschwellung, welche später eine Oeffnung erhält. Bei den Männchen entsteht daher eine neue Verbindung zwischen dem genannten Gang und dem Hoden, ohne Yermittelung des Wolffschen Körpers, sondern durch neue Substanzentwickelung; bei den Weibehen fehlt diese Wechselwirkung zwischen jenem Gang und dem Eierstock, 5. 73. 2. Ein zweiter Unterschied besteht darin, dass der über den Wolff'- schen Körper verlaufende Theil des Ganges bei den Männchen nicht beson- ders dick wird, dagegen mit der Verkleinerung des Wolff’schen Körpers sich in derselben Lage, welche er früher gerade eingenommen, zu kräu- seln anfängt, was man mit Hülfe des Microscops sehr wohl unterscheiden kann; dass dagegen der über den Wolff’schen Körper verlaufende Theil . des Ganges bei den Weibchen gerade bleibt, aber viel weiter wird. Aus demselben Theil des Ganges, soweit er über den Wolff'’schen Körper weggeht, entsteht daher mit zunehmender Verkleinerung des leiztern, der Schwanz des Nebenhoden bei den Männchen, die Trompete bei den Weib- chen. Der untere freie Theil des Ganges, nachdem er den Wolf£f’schen Körper verlassen hat, wird bei dem Männchen zum ductus deferens, indem — 61 _— er sich mehr und mehr verlängert ; derselbe Theil wird bei den Weibchen zum untern Theil der Trompete oder zum Horn des Uterus, $- 74 3. Nachdem der über den Wolff’schen Körper verlaufende Theil des Ganges durch Kräuselung zum Schwanz des Nebenhodens geworden, der Wolff’sche Körper aber sich ganz verkürzt hat, ist die Insertionsstelle des Gubernaculum Hunteri nur scheinbar verändert worden. Dieses Band setzt sich jetzt an den Schwanz des Nebenhodens an, aber es ist noch dieselbe Stelle wie früher, mit dem Unterschied, dass der über der Insertionsstelle gelegene Theil des Ganges früher noch gerade und lang war, wie die Trom- pete bei den Weibchen, jetzt verkürzt und geschlängelt ist, Man sieht hieraus, dass das Ligamentum uteri rotundum wund das Gubernaculum Hunteri ursprünglich ganz dieselben Dinge sind. Allein das Ligamentum uteri rotundum bleibt dem Horn des Uterus verbunden, wenn der untere Theil des ausführenden Ganges jeder Seite sich zum Horn des Uterus er- weitert hat. Beim Menschen werden selbst diese Hörner zum Fundus des Uterus umgewandelt, und die Insertion des Ligamentum ist zuletzt am Uterus selbst. Su. HB: 4. Der vierte Unterschied zeigt sich in der veränderten Einmündungs- stelle der beiden Gänge in den gemeinschaftlichen Sinus urogenitalis, der vorn und abwärts zum Genitale externum, nach aufwärts und vorwärts zum Urachus übergeht. Im Anfang münden beide Gänge getrennt in die- sen Sinus oder in den hintersten Theil des Urachus; bei den männlichen Embryonen bleiben die untern Theile der Gänge auch getrennt, sie liegen nur dicht aneinander, können aber leicht und ohne Verletzung von einan- dergelöst werden. Bei den Weibchen dagegen verbinden sie sich unten wirklich zu einem unpaaren Stück, welches durch eine Verlängerung aus, jenem Sinus oder aus dem hintersten Theile jenes Schlauches hervorzuwach- sen scheint, welcher Urachus, Meatus genitalis externus und die inseriren- den Gänge verbindet. Das unpaarige Stück ist schmal, kaum weiter als die. paaren Gänge selbst und anfangs sehr kurz, verlängert sich später = Ge mehr und mehr und erscheint als Mittelstück des Uterus, nachdem die Harnblase aus einer Erweiterung im untern Theile des Urachus entstan- den ist. S. 76. 5. Endlich unterscheiden sich später auch die keimbereitenden Ge- schlechtstheile durch ihre Beschaffenheit; dieEierstöcke früher den Hoden voll- kommen gleich, werden uneben und gleichen mehr einem unregelmässigen länglichen Läppchen,‘ die Hoden dagegen bleiben oval und zeigen den schon genannten Fortsatz, welcher: das Bündel der im Nebenhoden sich entwickelnden vasa efferentia enthält. Dies sind die allgemeinen Resultate unserer Untersuchungen, die wir nun im Einzelnen: durch Mittheilung des Details der Beobachtungen erhärten werden. IV. Entwickelungsgeschichte des Nebenhodens bis zum Verschwinden des Wolffschen Körpers. S- 77- Der wichtigste Punkt der Untersuchung wird nun die Entscheidung der Frage, ob bei den Männchen der spätere Nebenhode nur ein Rest des frühern W olff’schen Körpers,“ oder ob der Nebenhode der Säugethiere ein eigenthümliches und neues Gebilde ist, und der Wolff’sche Körper ebenso wie bei den Weibchen verschwindet. Rathke hatte aus seinen frühern Beobachtungen das Resultat gezogen, dass der Wolff’sche Körpeir bei den Säugelhierembryonen, wie überhaupt bei den Thieren, welche ei- nen Nebenhoden besitzen, ganz zum Nebenhoden werde. Diese Metamor- phose war schwer zu begreifen; denn der Wolff’sche Körper besteht, so lange er zu erkennen ist, wie von Anfang, aus sehr vielen kurzen wenig geschlän- gelten, am Ende blinden Röhrchen... Der Nebenhoden aber besteht aus den Knäueln der sehr wenigen, ungemein langen vasa efferentia des Ho- dens, welche im Kopf des Nebenhodens die coni vasculosi bilden, nirgends blinde Enden zeigen, sondern in den einfachen, vielfach gewundenen Canal übergehen, welcher den Schwanz des Nebenhodens bildet, — 65 — Indessen hat Rathke jene Ansicht nach neuern Untersuchungen zu- rückgenommen. In seinen Beiträgen zum. UI. Bande von Burdach’s Physio- logie als Erfahrungswissenschaft p.592. änderte Rathke seine frühere Ansicht dahin, dass der Nebenhode sich nicht aus dem Wolff’schen Körper, son- dern aus den Windungen des Samenleiters selbst bilde. In einer noch neuern brieflichen Mittheilung vom ı8. Febr. 1829 war mein verehrter Freund so gütig, was er neuerdings durch Beobachtung hierüber ausmitteln konnte, mir zu eröffnen, dass er nämlich bei Schweinen und Hühnern deutlichst wahrgenommen, wie ein Theil des Wolff’schen Körpers, wäh- rend der andere schwindet, zum Nebenhoden sich umwandelt. S. 78. Da dieser 'Gegenstand von der grössten Wichtigkeit ist, und meine ältern Beobachtungen nur aus. der frühern Zeit der Foetusentwickelung genaue und genügende Resultate geliefert hatten, so beschloss ich, über diesen Punkt eine Reihe neuer Untersuchungen anzustellen, um ihn zur ‚Entscheidung zu bringen. Diese Beobachtungen wurden an vielen Schaf- ‚embryonen angestellt, die man sich im October, November und December in Menge in jeder Stadt verschaffen kann. Ich kann nunmehr beweisen , dass die Blinddärmchen des Wolfi’schen Körpers sich nicht in die coni vasculosi des Nebenhoden umwandeln. Es giebt eine Zeit, wo die WoJff- schen Körper mit ihren gelblichweiss ‚gewordenen Blinddärmchen im Rudi- ment noch vorhanden sind, und wo zugleich ein diesen Blinddärmchen ‚ganz fremder Nebenhoden aus Knäueln starker weisser Canäle vorhanden ist, der dem Wolff’schen Körper nur anliegt und bei frischen Embryo- nen auf das bestimmteste sich schon durch die Farbe von den gelben Blind- -därmehen des Wolff’schen Körpers mit Hülfe der Loupe unterscheiden lässt. Ich kann ferner beweisen, dass der über den Wolff’schen Körper verlaufende Gang, in dieser ganzen Länge zum Schwanz des Nebenhodens wird, in dem Masse, als sich der Wolff’scke Körper verkürzt und der über ihn verlaufende Gang sich kräuselt und Windungen bildet. S. 79. Im Anfang, so frühe jener Fortsatz des Hodens bemerkbar ist, welcher vom obern Ende des Hodens umbiegend an die innere Seite des Wolff’- E schen Körpers herabgeht, sieht man noch keine deutliche Verbindung zwi- schen diesem Fortsatz und dem an der andern Seite des Wolff’schen Kör- pers aufsteigenden Gang. Siehe fig. 9. Tab. III. von einem Schaffoetus. a. Gelappte.Nieren. ; Ureteren. c. Hoden. d. Der beschriebene Fortsatz, welcher die vasa efferentia enthält. e. Wolff’sche Körper, sehr verschmälert. f. Der über dieselben an der äussern Seite verlaufende Gang. = S. 80. Wenn man aber etwas später den innern Rand des Wolff’schen Körpers mit dem Microscop untersucht, so sieht man, dass jener sch weifförmige Fortsatz des Hodens, vom obern Ende des Hodens herabgehend, an der innern Seite des Wolff’schen Körpers abwärts nicht aufhört, sondern hier umbiegt, als ein ganz dünner weisser Saum, der an der innern Sejte des Wolff’schen Körpers zurück nach aufwärts läuft, bis an die Spitze dieses Körpers, und dass dieser weisse Saum an der Spitze mit dem an- geschwollenen Ende desjenigen Ganges verbunden ist, welcher an der entgegengesetzten oder- äussern Seite des Wolff’schen Körpers aufsteigt. Jener Gang und der Hoden stehen dann miteinander in Verbindung und zwar durch eine umgekehrt S-förmige Schlinge vom obern Ende des Ganges bis zum obern Ende des Hodens. Siebe fig. 2. Tab. IV. den Hoden, Nebenhoden und Wolff’schen Körper linker Seite von einem fast 5 Zoll langen Schafembryo, von der Vorderseite vergrössert abgebildet. In der natürlichen Lage ist der Hoden an der äussern Seite von dem Wolff’schen Körper halb bedeckt und da- durch die Verbindung zwischen Hoden und dem über den Wolff’schen Körper verlaufenden Gang unsichtbar. Siehe fig. 2. A. Tab. IV. Zieht man aber Hoden und Wolff’schen Körper etwas von einander, so sieht man sogleich den absteigenden Fortsatz vom obern Theile des Hoden. Siehe fig. 2. B.; und hält man die genannten Theile noch mehr auseinander, um sie microscopisch zu untersuchen, so sieht man die ganze Verbindung zwi- schen dem Hoden und dem obern Ende des, an der entgegengesetzten Seite des Wolff’schen Körpers aufsteigenden, Ganges. Siehe fig. 2. C. a a Hoden. b. Wolff’scher Körper. c. Der ausführende Geschlechtstheil an der äussern Seite des Wolff'- schen Körpers. d. Absteigender Fortsatz des Hoden, an der innern Seite des Wolff’- schen Körpers. e. Die granulöse Verbindung zwischen diesem Fortsatz. und dem aus- führenden Geschlechtstheil. : Alle diese Theile sind darum leicht mit dem Microscop von einander zu unterscheiden, weil der nebenhodenartige Saum ganz weiss, der Wolff- sche Körper und seine Blinddärmchen aber gelblich erscheinen. S. 87. Da der Hoden in der Mitte der Länge des Wolff’schen Körpers liegt, der ausführende Gang aber bis an die Spitze des Wolff’schen Körpers an der entgegengesetzten Seite hinaufgeht, um von da aus erst die Verbindung mit dem Hoden einzugehen, so reicht der Nebenhoden anfangs viel höher als der Hoden aufwärts. Jemehr sich aber der W olff’sche Körper verklei- nert, um so mehr verkürzt sich auch der Nebenhoden, und um so mehr kräuselt sich der über dem Wolff’schen Körper gelegene Theil des aus- führenden Geschlechistheils; aus diesem gekräuselten Theil des Ganges ent- steht der Schwanz des Nebenhodens. Bei einem Schaffoetus von 5Zoll3 Lin. Länge bis zum Afier ist die Verkürzung und Verkleinerung des Wolff- schen Körpers schon so bedeutend geworden, dass er nicht länger als der ansehnliche Hoden ist und zwischen dem Kopf und Schwanz des Nebenho- dens wie von einer Schlinge umfasst ist. Die Canäle des Nebenhodens sind weiss und stark; die ganz verkümmerten Blinddärmchen des Wolff’schen Körpers aber schmutzig gelblich. Sıehe fig. 3. A. Tab. IV. a. Hoden. b. Der vom Hoden oben abgehende Anfang des Nebenhodens. ce. Die nach oben zurückkehrende Fortsetzung des Nebenhodens; beide zusammen bilden später den Kopf des Nebenliodens. d. Schwanz des Nebenhodens, der gekräuselte Canal, welcher früher 9 ne ee über die ganze Länge des Wolff’schen Körpers verlief, nun gleichzeitig mit diesem Körper verkürzt. e. Ductus deferens. f. Rest des Wolff’schen Körpers. Fig. 5. B. Tab. IV. Dieselben Theile von der Rückseite Die Be- zeichnung ist dieselbe. Der Schwanz des Nebenhodens ist von dem Hoden verdeckt und unsichtbar. S. 82. x Bei einem Hirschfoetus von 5 Zoll Länge bis zum After, den ich aus derSammlung von Dr. Heinrich Meyer inBerlin erstanden habe, fand ich keine Spur des Wolff’schen Körpers mehr, den Nebenhoden dagegen schon viel mehr ausgebildet. Der Kopf des Nebenhodens reicht noch sehr tief herab, vom obern bis zum untern Ende des Hodens und bildet eine zuerst herab, dann wieder aufsteigende breite Schlinge, welche oben in den Schwanz des Nebenhodens umwendet. Dieser Schwanz des Nebenhodens besteht nur aus wenigen Windungen eines einfachen Canals, desselben Ca- nals, der früher über die ganze Länge des Wolff’schen Körpers aufsteigt. Fig. 4. Tab. IV. Hoden. Schlingenförmiger Kopf des Nebenhodens. Schwanz des Nebenhodens. Ductus deferens. uam S. 33. Während auf diese Art die Wolff’schen Körper bis auf die letzte Spur verschwinden, der Nebenhoden aber sich ausbildet, sinken die Hoden an ihrem Gubernaculum immer tiefer gegen den Bauchring herab; der Ductus deferens, die Fortsetzung des Schwanzes vom Nebenhoden verlängert sich mehr, und früher aufsteigend zum Hoden, liegt er nun mehr hori- zontal mit dem gesunkenen Hoden, um seinen Verlauf bald noch mehr zu verändern, indem der Hoden durch den Bauchring tritt. Der Ductus defe- rens steigt dann bis zum untern Ende des Nebenhodens herab, und indem er dasselbe Verhältniss zum Nebenhoden behält, wendet er sich zum un- tern Ende des Nebenhodenschwanzes. Bei einem Schaffoetus von 8 Zoll Länge vom Scheitel bis zum After fand ich den Hoden durch den Bauchring getreten, aber noch nicht in der Tiefe des Hodensacks, sondern im obern Theile der grossen Höhle, welche noch mit der Bauchhöhle durch den weiten Bauchring zusammenbängt, und sich später zum Sack der Tunica vaginalis testiculi von oben abschliesst. Der Kopf des Nebenhodens, welcher früher vom obern bis zum untern Ende des Hodens reichte, hat sich jetzt schon aufgerichtet, liegt am obern Theil des Hodens und zeigt noch eineSpur der langen Schlinge, aus welcher er früher bestand, der Schwanz des Nebenhodens besteht immer noch aus einem rechts’ und links abwechselnd sich biegenden Canal, der unter dem: Hoden zum Ductus deferens umwendet. Siehe fig. 5. Tab. IV. A. Höhle des processus vaginalis peritonei. B. Hoden von dem Bauchfell überzogen, welches durch den Bauchring‘ sich fortsetzt und diese Höhle auskleidet. a. Kopf des Nebenhodens. b. Die frühere lange Schlinge, dasselbe was b. in fig. 4. Tab. IV. c. Schwanz des Nebenhodens. d. Ductus deferens. Junge Kälber zeigen noch am Kopf des Nebenhodens eine Spur jener Schlinge, in einer zuerst abwärts, dann wieder aufwärts sich wendenden Biegung, welche dann durch eine umgekehrte Biegung in den Schwanz des Nebenhodens übergeht. Letzterer besteht dann aus viel zahlreichern Win- dungen eines einfachen Canals. Die Samenvenen bilden einen ausserordent- lieh. starken plexus pampiniformis über dem oberen Ende des Hodens im Samienstrang. V. Weitere Entwickelung der weiblichen inneren Ge- schlechtstheile bis zum Verschwinden der Wolff’schen Körper. be u Ich babe schon bemerkt, dass bei: den weiblichen Embryonen die über die W olff’schen Körper verlaufenden: Gänge, statt an ihrem obern Ende in Wechselwirkung mit den an der innern Seite der Wolff’ schen: Körper x liegenden Eierstöcken zu treten, mit ihrem oberen Ende vielmehr frei her- vorragen und eine kegelförmige Anschwellung. bilden, welche sich später öflnet, und dass der über den Wolff’schen Körper verlaufende Theil des Ganges, statt wie bei den Männchen mit der Verkürzung des W olff’schen Körpers sich zu kräuseln und zu winden, vielmehr gerade bleibt und sich erweitert. In diesem Zustande ist die Trompete unverkennbar, welche bo- senförmig den verkleinerten Wolff’schen Körper von aussen umfasst, oben mit der Oeffnung über ihn heraus ragt, unten aber mit einem kurzen freien Theile sich mit.der Trompeie der andern Seite zu einem unpaaren Schlau- che verbindet. Diese Gänge haben noch überall dieselbe Vyeite bis zu ibrer Verbindung miteinander. Eine Abtheilung des Ganges im Uterusborn und engere Trompete ist noch durchaus Re vorhanden und die Stelle dieser spätern Abtheilung wird nur durch den Ansatz des Ligamentum uteri ro- tundum angedeutet. Zwischen Trompete und Eierstock liegt der verklei- nerte Wolff’sche Körper von schmutzig gelblicher Farbe, den Eierstock gleichsam umfassend. Doch bewirken die Blinddärmcehen dieses Körpers durchaus keine Verbindung zwischen den Trompeten und den Eierstöcken, die Trompete liegt nur dem Wolff’schen Körper an und ist’ selbst durch eine kleine saumförmige Falte des Peritoneums von diesem Körper getrennt, Alle Theile, früher aufrecht, haben sich sehr gesenkt. Siehe fig. ı0, Tah, III. von einem Schafloetus. Vergrössert, a. Nieren. b. ÜUreteren. c. Eierstöcke. d. Wolff’ sche Körper. e. Trompeten und Hörner des Uterus. F- Ende der Trompeten mit den Franzen. g. Mittelstück des Uterus. Pr) g. 8. Bei älteren weiblichen Embryonen sind die Trompeten dicker und etwas wellenförmig, die Wolff’schen Körper sehr verkleinert und ihre Spuren nur in einerVerdoppelung desPeritoneums zwischen Eierstock und Trompete ent- halten. Die Eierstöcke selbst sind verhältnissmässig sehr gross und uneben. Der untere Theil der Trompeten erweitert sich und die; Abtheilung zwi- u schen Trompete und Horn des Uterus ist ausgebildet, obgleich die Trom- pete verhältnissmässig bis an das Abdominalende noch sehr weit und nicht gewunden, wie bei erwachsenen Schafen, sondern nur wellenförmig ist. Ritzt man dann die Verdoppelung des Bauchfells zwischen Eierstock und Trompete an der Rückseite auf und nimmt man das Peritoneum zwi- schen’dem Ende der Trompete und dem Eierstock weg, so sieht man mit Hülfe des Microscops noch ein fast kegelförmiges Häufchen der weissgelben Blinddärmchen des Wolff’schen Körpers. Diese weissgelben noch überall gleich dicken Gefässe sind viel dünner geworden und liegen in einem schlei- migen. Stoff verborgen. : Diesen Zustand habe ich durch eine Abbildung an einem 5 Zoll gros- sen Hirchfoetus erläutert, den ich mit dem bei fig. 6. T. IV. beschriebe- nen männlichen Hirschfoetus gleicher Grösse aus Dr.HeinrichMeyer's eh- maliger Sammlung habe. Fig. 6. Tab. IV. Innere Geschlechistheile von der Rückseite. a. Uterus. b. Hörner desselben. c. Trompeten. d. Eierstöcke. e. Wolff’scher Körper. Rathke *) sah noch eine geringe Spur jener Körper bei einem neu- gebornen Lamm. VI. Besondere Entwickelung des unpaarigen Geschlechts- £ ganzes. S. 86. Dass bei den Säugethierembryonen die Allantoide ursprünglich nicht vom Endstück des Darmkanals getrennt ist, sondern, wie bei den Vögeln, in dieses einmündet, ist eine Beobachtung von Rathke *). Die Säugethiere besitzen also, wie die Vögel, ursprünglich eine Cloake, deren äussere Oeffnung, wie *) Beiträge zur Geschichte der Thierwelt III. p. 82. *) Burdach’s Physiologie T. II, p. 575. auch Tiedemann beim menschlichen Embryo beobachtet hat, den Damm einnimmtund dem Darmkanal, den Genitalien und Harnwerkzeugen gemein- schaftlich ist. Nach Rathke nähern sich die Seitenwände der Cloake ein- ander und es treten zwei Längenfalten hervor, welche späterhin mit einan- der verfliessen und eine Scheidewand zu Wege bringen, die den After und den andern Theil des Schlauches von einander abscheidet”). Eine Hemmungs- bildung ist also die Communication des Afters und der Harnwerkzeuge. $. 87. In Hinsicht der nunmehr folgenden Periode der Ausbildung folge ich meinen eigenen Beobachtungen. Der vom Endstück des Darms abgetrennte Schlauch ist mehreren Theilen gemeinschaftlich, in ıhn münden die Ure- teren, die ausführenden Gänge der Genitalien von! hinten, von vorn der Urachus, nach abwärts führt er in die gemeinschaftliche Uro - Ge- nitalspalte. Noch zeigt sich keine Abtheilung dieses Schlauches für die ver- schiedenen genannten Theile, er ist überall gleich weit, und gefärbte Flüs- sigkeit, in!die Fissura uro-genitalis eingesprützt, füllt diesen Schlauch, füllt, wieschonOken undHimly gezeigt haken, die ausführenden Gänge der Ge- schlechtstheile, und den Urachus zu gleicher Zeit ($. 61.). Ich werde diesen jetzt noch gemeinschaftlichen Schlauch Sinus uro- genitalis, die äussere Oell- nung forthin Fissura uro- genitalis nennen. . 88. Dieser. gemeinschaftliche Sinus erleidet nun wieder eine weitere Ah- theilung. Bei den weiblichen Embryonen erhebt sich aus dem hintersten Theil des Sinus uro-genitalis ein Mittelstück, auf welchem die Trompeten auf- sitzen, der unpaarige Theil des Uterus; indem diese Abtheilung zwischen der pars genitalis und urinaria nach abwärts vorschreitet, wird der nach abwärts führende Gang bei den weiblichen zur Scheide. Der Urachus schnürt ‚sich ebenfalls, mit demjenigen Stück des Sinus urogenitalis, in welches die Ureteren treten, von dem gemeinschaftlichen Sinus 5 ab, und indem der unterste Theil desselben sich verengt, der mittlere aber er- *) Ebend. I 71 — weitert, entstehen die weibliche Harnröhre und die Blase. Allein die Blase selbst ist Jange Zeit nur eine längliche Erweiterung des Urachus, die erst spät unten und oben sich mehr begrenzt und zuletzt in den fadenförmig gewordenen Urachus übergeht Bei den männlichen Embryonen bleibt der meatus urinarius der Haupt- canal, in welchen die ausführenden Gänge der Geschlechtstheile sich einsen- ken, dessen gemeinschaftlicher Theil doch immer besser Canalis urogenitalis als urethra genannt werden könnte; bei den weiblichen Thieren wird der Ca- nalis genitalis derHauptcanal als Scheide, und die Absonderung beider Wege schreitet allmählig bis an den Ausgang der Scheide vor Bei mehreren Thie- ren kömmt es sogar zur äussern vollkommnen Abtheilung der Harnröhre von dem Ausgang der Geschlechtstbheile. VI. Entwickelungsgeschichte der äussern Geschlechts- theile. S. 89. Da bei dem Menschen bekanntlich die äussern Geschlechtstheile bei allen Embryonen in früherZeit gleich sind, indem beide Geschlechter fast als hypospadiaei erscheinen, so schien es mir sehr interessant, die äussern Ge- schlechtstheile bei denjenigen Thieren im embryonischen Zustande zu un- tersuchen, deren Genitalien im erwachsenen Zustande die [meisten Ver- schiedenheiten darbieten, bei denen sich zum Beispiel die Scheide des Pe- nis dicht hinter dem Nabel öffnet. Ich hoffte bei den wiederkäuenden Thie- ren einen sehr frühzeitigen Unterschied der männlichen und weiblichen äussern Genitalien zu finden; allein bei allen Embryonen von Schafen, welche nicht über ı ZollGrösse haben, lassen sich durchaus weder äusserliche noch innerliche Unterschiede der Geschlechter erkennen. Alle Embryonen haben ein verhältnissmässig langes, gekrümmtes, unten gespaltenes Glied, dessen Spalte bei Embryonen von ı Zoll bis dicht vor den After durch den Damm sich fortsetzt, und dessen Spalte vorn sich theilt, um eine gabelförmige Furche um die deutliche Eichel zu bilden. Siehe fig. 2. C. Tab. III. die vergrösserten Genitalien von einem Embryo von ı Zoll Länge vom Scheitel bis zum After, demselben Embryo, dessen innere Genitalien in fig. 2. A. B. Tab. III. abgebildet sind. ne Bei ältern männlichen Embryonen wird dieses Glied länger, bei weib- lichen verkürzt es sich, indem die Säume des unten gespaltenen Gliedes die Nymphen der Scham bilden. Siehe fig. 11. Tab. IV. von einem weiblichen Schaffoetus von 4 Zoll Länge, fig. ı2. Tab. IV. von einem Hirschfoetus von 5 Zoll Läge bis zum: After. Bei den Männchen wird das Glied zugleich durch Verwachsen der Penis- Scheide an die Bauchwand angeheftet, was früher nicht der Fall war, so dass die um das geschlossene Glied gebildete Scheide bald dicht hinter dem Nabel sich öffnet. Diese Scheide wird abermals um so länger, je mehr der anfangs sehr tief stehende Nabel gegen die Mitte des Bauches rückt. Der Hodensack erscheint wie bei dem Menschen zuerst als eine doppel- te leere Hautfalte, zwischen welcher sich die Spalte des Dammes fortsetzt, auch diese Falten rücken allmählich mehr nach vorwärts. Vierter Abschnitt Beobachtungen über die Entwickelung der Genitalien bei dem Embryo des Menschen. Il. Entwickelungsgeschichte der Wolff’schen Körper bis zur letzen Ausbildung der Genitalien. S. 90. ehngen über die W olff’schen Körper an menschlichen Embryo- “ nen der allerfrühesten Zeit fehlen mir. Ich besitze zwar einen wunder- schönen menschlichen Embryo von 51/4 Lin. Länge, in der Krümmung ge- messen, mit Janggestieltem Nabelbläschen und Spuren der Halsspalten, den ich anderswo beschreiben werde. Allein ich wollte diesen mir höchst merk- würdigen, etwa vierwöchentlichen Embryo nicht für die Untersuchung der inneren Theile opfern, besonders weil ich einen Säugethierembryo aus eben so früher Zeit der Entwickelung bereits zergliedert hatte. Siehe $. 5ı. Wahrscheinlich würde ich Fe der Daten Eine gefunden haben, was I. Fr.Meckel von einem menschlichen Embryo von mehreren Linien Länge beschreibt und was fast ganz mit unserm Resultat von der Section des win- zigen Mäuseembryo übereinstimmt. Meckel sagt (Beiträge zur vergl. Anat. L,B.1I.H. p. yu 72): «Zu beiden Seiten des Körpers, in der Mitte Bene (), liegt längs der ganzen Wirbelsäule his zum Kopfe hinauf, eine länglige Masse, u der ich zwar bie und da der Länge nach verlaufende Einschnitte be- merkte, die sich aber nicht deutlich in bestimmte Organe schied und end- lich in den Nabelstrang auslief.” Meckel fragt, war es die gemeinschaft- liche Masse, aus welcher sich nachber Lungen, Leber., Nieren , Nebennie- 20 ren und Geschlechtstheile absondern? Dass dies nun die erstea Anfänge der Wolff’schen Körper warenz leidet keinen Zweifel, wenn man die mit- getheilten frühzeitigen Beobachtungen über die Wolff’schen Körper bei Säugethier - Vogel - und Eidechsenembryonen vergleichen will. Lungen,. Leber, Nieren, Nebennieren und Genitalien nehmen ohne hin eine ganz andere Entstehung. S. gt. Die hieran sich schliessende nächste Beobachtung ist von mir, und be- trifft einen menschlichen Foetus von 8 Lin. Länge, der in natürlicher Grösse in Fig. ı1. Tab. II. abgebildet ist. Dieser Embryo steht in der Mitte zwischen denen der IV. und V.Figur von Soemmerring *), die er beide auf 7 Wochen schätzt. An unserm Foetus waren die Exgremitäten noch ganz kurz und stumpfartig, aber es zeigte sich schon ein Anfang der Ab- theilung des Stumpfendes in Finger. Der Kopf betrug ı/5 der Länge der ganzen Gestalt. Nach Eröffnung des Unterleibs fand ich hinter der ungeheuern kugligen Leber, zu den Seiten der Wirbelsäule, auf jeder Seite 5 Organe. Zunächst fielen die ungeheuren Nebennieren in die Augen, welche am höchsten reichten; diese waren oval, an ihrem obern Ende von einander abstehend, ıınten einander genährt, so dass sie hier zusammenzufliessen schienen, was aber nicht der Fall war. Hinter den Nebennieren lagen die viel kleineren Nieren, welche nur ı/4 des Flächenraums und wohl ı/8 des Volums der Nebennieren ausmachten. Die Nieren, an denen ich den Ureter entdeckte, waren also ganz von den Nebennieren bedeckt, wie in der Beobachtung von I. Fr. Meckel (Beiträge zur vergl. Anat T. I. H. I. p. 99. Tab. V. fig. aı. »2), so zwar, dass die Nebennieren nur wenig tiefer, aber viel höher und weiter in die Breite reichten. Siehe die vergrösserte Abbildung fig. 11. 2. Tab. III. a. Nebenniere der rechte Seite, 5. Niere der linken Seite, nach weggenommener Nebenniere. $. 92. Unter der Nebenniere lag jederseits ein längliches walzenförmiges Or- gan, schief in der Richtung von oben und aussen, nach unten und innen; *) ITcones embryonum humanorum Francof. 1799. fol. —, 5 — etwas weiter nach aussen lag in derselben Richtung, fast parallel, ein Ausführungs- gang, der in den ($. 87. beschriebenen) Sinus uro - genitalis communis überging. Zwischen diesem Gang und dem walzenförmigen Organ lag ein langes plat- ‚tes Organ, das an jenem Gang wie eine Federfahne an ihrem Kiel seitlich anhing. DiesesOrgan war länger als der an seiner innern Seite gelegene wal- zenförmige Körper, viel dünner; aber ebenso breit, und reichte oben so weit als der an seiner äussern Seite gelegene Gang, unten aber bis fast zur Einsenkung des Ganges in den Sinus uro -genitalis communis. Nachdem ich die Wol ff’schen Körper bei so vielen Embryonen von Säugethieren- unter- sucht hatte, konnte ich keinen Augenblick zweifeln, dass dieses Organ der Wolff’sche Körper, das an seiner innern Seite angeheftete, mit ihm pa- rallel laufende walzenförmige Organ Hoden oder Eierstock, der an seiner äussern Seite hinlaufende Gang der ausführende Geschlechistheil sei. Siehe Fig. ı1. 3. Tab. III. die vergrösserte Abbildung jener Organe. a. Nebenniere der rechten Seite, welche die hinter ihr liegende Niere ganz bedeckt. b. Niere der linken Seite, Ne die linke Nebenniere weggenom- men worden. c. Keimbereitendes Organ, Hoden oder Eierstock rechter Seite. d. Wolff’scher Körper der rechten Seite. d. Wolff’scher Körper der linken Seite, der Hoden oderEierstock ist auf der linken Seite weggenommen. e. e. Ausführender Geschlechistheil, Ductus deferens oder Trompete. S. 93. Worüber ich mich nun sehr zu verwündern hatte, war die zwar all- gemeine Uebereinstimmung mit den Säugethieren, aber die grossen Unier- schiede in der relativen Grösse der einzelnen Organe. 1. Für die ausserordentliche Kleinheit des Embryo w war der Wolff- che Körper schon sehr verkleinert, und wenn auch etwas länger als der an seiner innern Seite liegende Hoden oder Eierstock, aber viel dünner oder platter als dieser, so dass der W olff’sche Körper bei diesem Embryo, wenn er länger gelebt hätte, gewiss über kurz fast verschwunden seyn würde. Gleichwohl sind die W olff’schen Körper bei 5 Zoll gross.n Thier- embryonen, namentlich Schaffoetus, noch so gross, wie hier bei einem 8 Linien grossen menschlichen Embryo. Von diesem baldigen Verschwin- den des Wolff’schen Körpers überzeugte ich mich denn auch bei dem zu- nächst zu beschreibenden, nicht viel ältern menschlichen Embryo. 2. Eigenthümlich ist die walzenförmige Form des keimbereitenden Ge- schlechtstheils, während es bei den Thierembryonen anfangs nur hirsen- kornähnlich ist und lange bleibt, und sehr spät bei den weiblichen Em- bryonen nur länglicher wird. 5. Eben so merkwürdig ist die ausserordentliche Grösse der Nebennie- ren, welche bei Säugethierembryonen niemals, auch in der frühesten Zeit nicht grösser als die Nieren sind, und die Nieren niemals in der ganzen Länge bedecken. i S- 94- Der zweiteEmbryo, den ich zergliederte, betrug ı ZollLänge. Dieser steht in der Mitte zwischen den in der VI. und VII. Figur von Sömmerring, welche v. Sömmerringauf 8 und 9 Wochen schätzte. Die Extremitäten waren hier schon länger, die Zehen und Finger abgeiheilt. Siehe fig. ı2. 4. Tab. Il. unsere Abbildung in natürlicher Grösse. Ich erkannte sogleich wieder die sehr grossen Nebennieren, welche die Nieren mit ihrem untern Theil ganz deckten und noch viel grösser als letz- tere waren. Unter den Nebennieren lagen die länglichen keimbereitenden Organe, Hoden joder Eierstöcke, aber schon viel mehr auseinander gedrängt und mehr geneigt. An der äussern ‘Seite derselben waren die ausführenden Gänge sehr deutlich. Zuerst schien alle Spur der Wolff’schen Körper zwischen den Gängen und den keimbereitenden Organen zu fehlen. Bei microscopischer Untersuchung erkannte ich aber noch eine selır schmale, aber lange Spur derselbez in diesem Zwischenraum. Fig. ı2. A. Tab. III. a. Nebenniere der rechten Seite. b. Niere der linken Seite, ven der über ihr liegenden Nebenniere befreit. c. €. Hoden oder Eierstöcke. e d..d. Ausführungsgänge der Genitalien. Fig. ı2. 2. Tab. II. vergrösserte Abbildung. a. Nebenniere der rechten Seite. b. Niere der linken Seite, e. c. Hoden oder Eierstöcke, d. d. Ausführungsgänge der Genitalien. .-e. &. Die zwischen diesen Gängen und den keimbereitenden Organen liegenden schwachen Spuren der Wolff’schen Körper, S. 95. Aus diesen Beobachtungen konnte ich mir nun erklären, warum ich früher einmal bei einem wenig ältern, nämlich ı0 wöchentlichen Embryo den Ausführungsgang dicht an dem keimbereitenden Organ anliegen sah und bei unbewaffnetem Auge keine Spur des Wolff’schen Körpers auflin- den konnte. Damals glaubte ich, das die Wolff’schen Körper, so gross und ungeheuer bei den Thieren, vielleicht dem menschlichen Embryo fehlen möchten. Ich hatte diese Organe noch nicht bei ältern Embryonen mit Hülfe des Microscops auflinden gelernt, ich wusste noch nicht, dass Rosen- müller schon im Jahr ı801 eire Spur dieser Körper bei einem ältern weiblichen Menschenfoeius gefunden hatte, Organe, die er freilich von Thieren nicht kannte und die er fälschlich für nebenhodenartige Theile der weiblichen Embryonen hielt. ich wusste nicht, dass diese Organe so ausserordentlich frühe bei dem menschlichen Embryo verkümmern, und dass sie deswegen fast allen Zergliedern menschlicher Embryonen entgan- gen sind. Worin liegt nun die Ursache dieses schnellen Verschwindens? Sollte dies mit dem frühzeitigen Verschwinden oder Mangel der Allantois bei dem menschlichen Embryo in Verbindung stehen? Man wird die weitere Ausbildung der Verhältnisse, die beim Erwachse- nen statt finden, an dem in fig. ı35. Tab. III. abgebildeten ı0 wöchentlichen Embryo leicht übersehen und vergleichen können. a. Nebennieren, b. Nieren. c. Eierstöcke. d. Trompeten, Hier kann über das Geschlecht schon kein Zweifel mehr übrig seyn, und die Nebennieren, noch ebenso gross als die Nieren, und wohl noch etwas grösser, haben sich indessen so verkürzt, dass sie fast ober den Nieren liegen. _ 78 — S- 96. Ehe wir nun weiter in der Entwickelungsgeschichte und in der Ver- gleichung der Beobachtungen fortschreiten, müssen wir einige Bemerkungen über das Verhältniss zwischen den Nieren und Nebennieren machen. Oken *), nachdem er die Wolff’schen Körper als eigenthümliche Organe bei den Säugethieren erkannt hatte, schloss, dass es ganz falsch sei, wenn man behaupte, die Nebennieren seien zu irgend einer Epoche grösser als die Nieren, die Nieren seien von den Nebennieren capselförmig umfasst, und glaubte, dass man immer jene wunderbaren Organe, fälschlich für die Nebennieren genommen habe. In der That war von Seite derjenigen, welche Säugethierembryonen zergliederten, die Verwechselung mit den Nie- ren und Nebennieren nicht selten. Kuhlemann *“) und Dzondi *) hielten die Wolff’schen Körper für Nieren, und Haller spricht be Kuhlemann’s Beobachtung von Nieren und Nebennieren f). Allein Oken hat vollkommen Unrecht, wenn er diese Verwechselung auch bei den Zergliederern menschlicher Embryonen annimmt. Niemand ausser I. Fr. Meckel hatte bisher einen menschlichen Embryo aus so früher Zeit zergliedert, wo dasWolff’scheOrgan noch sehr deutlich war. I.Fr.Meckel hatte es nicht verwechselt, denn er hielt es für die ge- meinsame Masse, woraus die Unterleibsorgane hervorgehen und rügt zu-‘ gleich Oken’s Bemerkung #). Bei Embryonen von 8 Lin. ist unser Or- gan noch deutlich, bei Embryonen von ı Zoll Länge ist es, wie ich gezeigt habe, schon schwer aufzufinden. Die Nebennieren sind dagegen jetzt und früher ausserordentlich gross, umschliesen und bedecken wirklich dieNieren von vorne ganz, wie Gapseln, und daher sind die Angaben der Anatomen, welche Oken anführt und tadelt, namentlich von Haller, Wrisberg, Bidloo, Droysen, Morgagni, Röslein, Cassebohm, Danz voll- kommen richtig. *) A. a. O. Heft. 2. p: ı9i A200 TR 5 9 ZER)EA., 2 OL +) Op: min. T. IT. p: 440: +2 Beiträge zur vergl: Anat, BI. H. 1. p. 108 a Die genauesten bisherigen Angaben: über die Nebennieren der mensch- lichen Embryonen sind die von I. Fr. Meckel. Meckel’s erste Beobach- tung von einem ; Linien grossen Embryo stimmt ganz mit meiner ersten Beobachtung von einem Embryo von 8 Linien. Auch hier waren die klei- nen Nieren von den 2 Lin. grossen Nebennieren bedeckt. ”) Bei einem an- dern, ı Zoll grossen Embryo ***) fand Meckel die Nebennieren 5 Linien lang, die Nieren lagen hinter ihnen und waren nicht völlig halb so volu- minös. Meckel bemerkt auch, dass die Nebennieren unten verwachsen waren und eine Masse bildeten. Dies war aber wohl nur scheinbar, wie an dem von mir heschriebenen ı Zoll grossen Embryo. Nach Meckel ändert sich dieses Verhältniss erst in die Gleichheit der Grösse beider Organe bei 10 — ı2 wöchentlichen Embryonen ***), Hie- mit stimmen auch meine Beobachtungen. Man sehe fig. 8. von einem 10 wöchentlichen Embryo. Ich habe bei einem weiblichen. Embryo von 31/2 Zoll Länge bis zum After, 5 Zoll Länge bis zu den Fussspitzen , noch kein Missverhältniss zwischen Nieren und Nebennieren beobachtet; letztere sind vielmehr noch breiter, wenn auch platter als die deutlich gelappten Nieren. Siehe fig. 9. Tab.. IV. die Abbildung, S. 98. Nach dieser nothwendigen Episode über‘ das Verhältniss der Nebennie- ren und Nieren zu den Wolff’schen Körpern, wodurch wir Oken’s Be- merkung und Missverständniss zu berichtigen hatten, kehren wir zu unsern Organen zurück, um diejenigen Beobachtungen aufzuführen, in welchen noch später Spuren des Wolff’schen Körpers aufgefunden wurden. Bei einem: weiblichen Embryo meiner Sammlung von 31/2 Zoll Länge vom: Scheitel bis zum After, den ich der Güte des Herra Dr. Wolf in Bonn. verdanke, waren die Wolff’schen Körper, dreieckig, indem der *) Ebend. p. 8ı,. **) Ebend. p..gg. Tab. V. fig: a1; a2. ***) Abhandlungen ats der menschlichen und‘ vergleichenden Anatomie und Physiologie Halle: 1806. 8. p- 285 — 300. Leider habe ich diese Schrift nicht- selbst zur Hand gehabt, — 8 = dickere Theil zwischen dem Abdominalende der Trompete und dem Eier- stock, der dünne spitzere Theil zwischen Eierstoek und Trompeten gegen dea Uterus hin gerichtet war. Der Wolff’sche Körper war noch fast so lang als der Eierstock, sehr deutlich uod dessen Blinddärmchen mit der Loupe sehr erkenntlich. Der Uterus war noch zweihörnig. _ Siehe fig. 9. B. a. Der noch zweihörnige Uterus. b. Ligamenia uteri rotunda. e. Trompeten. . Eierstöcke. e. Wolff’sche Körper. S. 99. Bei einem weiblichen menschlichen Embryo meiner Sammlung, der vom Scheitel bis zum After 4 ıf2 Zoll, bis zu den Füssen 6 Zoll ı0 Linien misst, und also vom Ende des 4ten Monats seyn mag, waren die Eierstöcke sehr gross, uneben und unregelmässig und Teiche we Abdominalende der wellenförmigen Trompete bis fast zum Uterus. Das Abdominalende der Trompete > weit geöffnet und schön gefranzt; in der Bauchfellverdop- pelung zwischen dem Abdominalende der Trompete und dem Eierstock be- merkte ich an der Rückseite, nachdem ich das Baüchfell an dieser Stelle weggenommen hatte, eine grauliche Substanz, in welcher mit Hülfe des Fre gewundene, weisse, gleichförmigdicke Canälchen oder Blinddärm- chen sehr deutlich zu en waren, meist queer von der Trompete zum EFierstock sich wendetan. Dies ist der. Rest des Wolff’schen Körpers, eines früher so grossen und wichtigen Organes. n Siehe fig. 7. Tab. IV. innere weibliche Genitalien jenes menschlichen Foetus, von der Rückseite vergrössert abgebildet. a. Uterus. b. Trompete. c. Abdominalende mit den Franzen. d. Eierstock. e. Blinddärmchen oder blinde weisse Gefässe, Reste des Wolff’schen Körpers. — 51 — 8. 100. Bei einem menschlichen Embryo meiner Sammlung, der vom Scheitel bis zum Alier 61/2 Zoll, bis zu den Füssen ıo Zoll Rh. misst, und also aus dem 5. Monai ist, ir ich dieselben microscopischen weissen Blindge- fässe wieder, in der Verdoppelung dies Bauchfelles zwischen dem Abdomi- nalende der Trompete und dem Eierstock, n nachdem ich an der Rückseite das Bauchfell vorsichtig abpräparirt hatte. Siehe fig 10. Tab. IV. die ver- grösserte Abbildung. Die Bezeichnung ist dieselbe wie in der vorigen Figur. S ı01ı. Hieran schliessen sich Rosenmüllers Beobachtungen über diese Or- gane bei neugebornen weiblichen Kindern. Rosenmüller beschreibt das Organ bei einem zwölfwöchentlichen Kinde folgendermassen. Das merkwürdige Organ zwischen Eierstock und Trompete, in einer Verdoppelung des Banchfells gelegen, war schr ansehnlich und aus einer Menge von kleinen Canälen zusammengesetzt, die vielfach gewunden, an ihrem untern Ende viel weiter als an ihrem obern schienen, wo sie sich einander näherten und allmählich verschwanden. Solcher Canäle fanden sich ohngefähr zwanzig. Die Spitze des ganzen Körpers war an das Ovarıum gehefiet. Rosenmüller nennt das Organ Corpus conicum, eine Benennung dic nur auf seine jelzt verkümmerte Gestalt passt”). I. Fr. Meckel führt diese Stelle in seiner deutschen Ausgabe von Cu- vier’s Vorlesungen über vergleichende Anatomie im 4. Bande p. 550. au und erinnert Liebe an die ursprüngliche Uniformität der Genitalien bei beiden Geschlekhtern. . In seinen Beiträgen zur vergleichenden Anatomie, II. B. >. MH. Leipzig 1812. p. 181. bemerkt Meckel, nachdem er dieselben Beobachtungen von Rosenmüller angeführt hat, dass er diese Beobachtung bei allen weıblı- chen Foetus, die er anatomirt habe, jedesmal genau bestätigt gefunden. Er fügt hinzu: »Wenn es mir gleich nie gelang, weder durch Injection von Quecksilber, noch von andern Massen, vom Ovarıum oder von der Tron- “*) Rosenmüller de oyariis embryonum et foetum humauorum Lips: 1802. cum tab. aen. 4. 4 ; ı1 f = ii pete aus diese Gefässe, oder unter ersterer Bedingung durch sie die Trom- peten, unter letzterer dasOvarium anzufüllen, so ist doch wohl keinem Zwei- fe] unterworfen, dass, wie Rosenmüller sehr sinnreich vermuthet, dieser Körper dem männlichen Nebenhoden entsprieht.« Dass indessen diese Ver- muthung von Rosenmüller unrichtig ist, ist früher bei den Säugethieren erwiesen worden. Die Wolff’schen Körper der männlichen Embryonen verschwinden: ganz, der Nebenhoden ist dagegem ein neues Gebäde. $: 102. Man sieht übrigens aus allen diesen. Beobachtungen, dass die Entwicke- lung der Wolff’schen Körper und der innern Genitalien sich ebenso ver- halten muss, wie bei den Säugethieren, mit dem Unterschied, dass die Wolff’schen Körper bei menschlichen: Embryonen ausserordentlich frühe verkümmern, und schon bei ı Zoll grossen Embryonen unscheinbar werden. Wenn nun meine Beobachtungen beim Menschen an Vollständigkeit noch vieles zu wünschen übrig lassen, was nur von meiner isolirten Stellung herrührt, so werden sie durch meine zahlreichen Beobachtungen an Säuge- thieren vollständig ergänzt. II. Ueber die Entwickelwng des Uterus. $. 103. Dass in frühester Zeit, wenn die Anlage zu den Trompeten schon vor- handen ist, das’ verbindende unpaare Mittelstück, als etwas selbstständiges noch nicht vorhanden ist, habe ich beim menschlichen Embryo zwar nicht gesehen, aber bei den Säugethieren gezeigt, und dasselbe hatte Rathke von Säugethierembryonen: beobachtet. Jene beiden Gänge’ münden vieimehr getrennt in den gemeinschaftlichen Sinus urogenitalis (S. $. 87.), wel- cher nach unten in die Fissura urogenitalis, nach vorn und oben in den Urachus führt. Der mittlere unpaare Theil entsteht erst, indem das zwischen u den Insertionsstellen der beiden Gänge gelegene Stück jenes gemeinschaft- "lichen Schlauches allmählig ausgezogen wird und sich zum Grundstück der beiden Canäle selbstständig verlängert. Dieses unpaare, im Anfang kurze, später längere Stück ist aber nicht allein das Rudiment des Uterus, son- ‘dern der Fundus des Uterus bildet sich zum Theil aus dem untern Theil der Seitengänge oder Trompeten, wie J.Fr.Meckel sehr schön gezeigt_hat. S. 104. Bei einem ı Zoll langen Embryo fand Meckel ‘) noch keine uterus- ähnliche Anschwellung an der Stelle, wo sich die beiden Trompeten zu ei- nem dünnen unpaarigen, kaum merklich weitern Theil verbanden, ebenso wenig einen Unterschied zwischen Uterus und Scheide. Von jenem kurzen unpaarigen Stück an, waren die beiden Gänge oder Trompeten noch ganz gleich in ihrer ganzen Länge. Die Grenze zwischen Uterus und Trompete war nur durch die Insertionsstelle des Ligamentum uteri rotundum an- gedeutet, welches sich unter der untern Extremität des Ovariums, an den Gang ansetzte, der in dem untern Theil Uterushorn, in dem obern Trompete wird. Der untere Theil dieses Ganges war kürzer als der obere. Meckel schliesst hieraus mit Recht, dass der Uterus des Menschen im An- fang ebenfalls zweihörnig ist, weil die spätere Insertionsstelle des runden Mutterbandes nicht die Trompete mehr, sondern der obere Theil des Sei- tenrandes der Gebärmutter selbst ist. Gegen diesen Beweis lässt sich nichts einwenden, und es lässt sich aus der Annäherung der Insertionsstelle des runden Mutterbandes auf die gleichmässige Verkleinerung der Hörner bis zum vollkommenen Verschwinden derselben in den Fundus des Uterus schliessen. Meckel fand auch die Hörner des Uterus desto länger und unter einem desto spitzern. Winkel verbunden, je jünger der Embryo ist und fand die Gebärmutter bis zum Ende des dritten Monats zweigehörnt. Erst um das Ende des vierten Monais erweitert sie sich an ihrem obern Ende, indem die anfänglich vorhandenen Hörner verschwinden und eine einfache Höhle darstellen Er), *) Beiträge zur vergl. Anat, I. p. 100. “) Meckel, Handbuch der menschlichen Anatomie T. IV. p. 5gı- In der That sele ich an einem menschlichen Foetus, den ich vor mir habe, und welcher 3 ı/2. Zoll vom Scheitel bis zum After misst, den nahen Uebergang der schon sehr verkürzten Hörner in einen einfachen Fundus des Uterus. Der Fundus des Uterus zeigt in der Mitte eine seichte Furche, von welcher jederseits eine hornähnliche Erweiterung ausgeht, an deren Ende das Ligamentum teres sich anseizt. Siehe fig. 9. B. Tab. IV. a. Uterus bicornis. b. Ligamenta uteri rotunda, c. Trompeten. d. Eierstöcke. e. Wolff’sche Körper. II. Ausbildung der Samenbläschen. S. 105. Ueber die Ausbildung der Samenbläschen beim Menschen habe ith keine Beobachtungen. Imdessen hat Rathke bei den Säugethieren aus Beobachtung wahrscheinlich gemacht, dass sie zuerst als ein gemeinsamer unpaariger Vorsprung an der Insertionsstelle der Ductus deferentes erschei- nen, ein Vorsprung, der sich später erst in der Mitte theilen soll, und zuletzt erst auf jeder Seite in die einzelnen Loculi sich abtheilt. BeiSchwei- neembryonen von 2 Zoll 10 1.—35 Zoll 2 L. flossen beide Samenleiter zu- sammen und gmgen in einen kurzen und kleinen, fast kegelförmigen Kör- per über, dessen Grundfläche mit der Harnröhre verwachsen war *). Bei einem 6“ grossen Schweineembryo waren die Samenblasen paarig, aber noch nicht lappig **). Wenn dem so ist, so hätten die Samenbläschen eine analoge Entstehungsart wie der Uterus, uud es müsste bei einer Hem- mungsbildung die ursprüngliche Einfachheit des Schlauches bleiben. So scheint es bei dem bekannten Ackermann’schen Hypospadiacus. Alle in- nern Organe sind männlich, die Hoden mit ihren Nebenhoden versehen, sind nicht in den Hodensack herabgetreten, liegen aber in der Leistenge- *) Beiträge cet. III. p. 77. 78. **) Ebend. p. 79. So. u JOB en gend. Hinter der Urinblase liegt aber ein runder hohler Körper, zu des- sen Seiten die Ductus deferentes verlaufen, um auf einem Vorsprunge in die Harnröhre auszumünden. Sie münden nicht in jenen Schlauch, sondern verlaufen in den Wänden desselben. Dieser hohble Körper war wahr- scheinlich ein Rudiment der Prostata oder der Samenbläschen im verbilde- ten Zustande. Ackermann hielt ihn ohne Grund für einen Uterus, der ohne Eierstöcke und Trompeten vorhanden seyn sollte, wozu viel Glauben gehört, Allein Ackermann war von den Vorurtheilen über hermaphrodi- tische Bildungen befangen und dies hat ihn verleitet, in einer einfachen Verknäuelung der Ductus deferentes die Samenbläschen zu suchen, eine Win- dung, die auf jeder Seite den Verlauf der Ductus deferentes weit von der Inserlion zu unterbrechen schien, und von der er doch selhst sagt, dass sie sich in einen einfachen Canal habe auseinander ziehen lassen. Diese Be- merkungen als ein Beitrag zur richtigern Erklärung sogenannter hermaphro- ditischer Bildungen. Samenbläschen und Uterus entstehen wahrscheinlich . zuerst auf eine analoge Art, soviel sich nämlich aus Rathke’s Beobach- tungen ergiebt; kein Wunder, wenn eine Bildungshemmung der ersiern für einen Uterus imponirt. IV. Entwickelungsgeschichte der äussern Genitalien. S. 106. Dass die äussern Genitalien hei den menschlichen Embryonen ursprüng- lich keinen Unterschied des Geschlechtes zeigen, dass die männlichen Em- bryonen im Anfang durch die Spaltung des Hodensacks, dessen Falten noch leer sind und Schaamlippen ähneln, den weiblichen Embryonen mit penis- ähnlicher Clitoris gleichen, ist eine allgemein anerkannte, vorzüglich durch Meckel und Tiedemann genau bewährte Thatsache, woraus sich die blos scheinbare vorzugsweise Häufigkeit der Misbildungen bei chein- bar weiblichen Embryonen erklärt. Ich habe schon erwähnt, dass man hieraus fälschlich auch auf einen ursprünglich weiblichen Typus der in- “ nern Genitalien bei allen Embryonen geschlossen hat. Die ursprüngliche Bildung der innern Genitalien ist weder vorzugsweise männlich, noch, weib- lich, sondern es existirt eine bisher unbeachtete Form, aus, welcher sich sowohl das männliche als weibliche Geschlecht durch auf beiden Seiten eigenthüm- liche Veränderung entwickelt. Dieselben merkwürdigen Organe zwischen — — g6 Eierstöcken oder Hoden und den ausführenden Gängen. Aber diese Gänge sind bei allen Embryonen anfangs blind; nur bei den Weibchen werden sie in die Bauchhöhle geöffnet, nur bei den männlichen kräuseln sie sich zum Schwanz des Nebenhodens und treten in Wechselwirkung mit den vasa ellerentia des Hodens. Ist das Geschlecht entschieden, die Genitalien vollkommen entwickelt, so sind die früher beiden Geschlechtern gemein- schaftlichen Organe, die Wolff’schen Körper verschwunden. S.:107. Was nun die Bildungsgeschichte der äussern Geschlechtstheile -bei den menschlichen Embryonen betrilft, so haben wir darüber so vollständige und vortreflliche Beobachtungen von Tiedemann, dass neue Untersu- chungen hierüber überflüssig und ohne Hoffnung neuen Gewinnes sind. Ich muss mich daher begnügen die Resultate von Tiedemann’s Beob- achtungen an ı9Embryonen von frühester Zeit bis zur 20. Woche anzuführen. Tiedemann zieht aus ihnen die Schlussfolge: - Dass der Embryo des Menschen in der frühern Zeit bis in die fünfte Woche gar keine äussern Genitalien hat, so wie ihm auch dann noch in der Regel die Mündung des Afters, des Mundes *), der Nase und der Oh- ren fehle. - «Gegen das Ende der fünften oder zu Anfang der sechsten Woche bildet sich eine gemeinschaftliche Oeffnung für den After und die Genitalien, und es erhebt sich ein kleiner Wulst vor dieser Grube. Gegen die 7. oder 8. Woche gestaltet sich der Wulst zu einem vorsprin- genden Körper, der Clitoris ähnlich, an deren unterer Fläche eine Furche oder Spalte von der Aftergrube aus verläuft: Gegen die neunte Woche ist die Clitoris mehr ausgebildet, sie hat eine knopfähnliche Eichel, bis zu welcher die Spalte der Genitalien verläuft, und es ist der Anfang der grossen Schamlippen vorhanden, in Gestalt kleiner länglicher Hautfal- ten. Gegen die ı0. oder ıı. Woche scheidet sich die Oelfnung des Afters von der Spalte der Genitalien durch die Bildung eines Querhautstückes, dem aufangenden Damm, die grossen Schaamlippen sind grösser geworden ®) Vom Munde ist dies nicht statthaft. Die Mundöffnung ist um so grösser, je jünger der Embryo ist, und anfıngs ein sehr weiter Eingang in den hinten noch geschlossenen Rachen, über den. noch kaum vorspringenden Leisten des Unterkiefers. und die angeschwollenen Ränder der bis zur untern Fläche der Clitoris ver- laufenden Spalte sind den kleinen Schamlippen oder Nymphen analog. Erst gegen die vierzehnte Woche verwächst in mehreren Embryonen die Spalte der Genitalien vom After aus zu einer vorspringenden Nath, der Raphe, welche auch die grossen Schamlippen zum Hodensack verbindet, der jedoch noch keine Hoden enthält; an der untern Fläche befindet sich noch eine längliche Spalte, die sich bis zur Eichel erstreckt. Gegen die fünfzehnte bis sechszehnte Woche verbindet die Raphe in den männlichen Embryonen die grossen Schamlippen nicht nur zum Hodensack , sondern sie verbindet auch die angeschwollenen Ränder der Spalte an der untern Fläche der Clitoris his zur Eichel, oder die. kleineren Schamlippen, die Nymphen vereinigen und schliessen sich zur Harnröhre, und. die Raphe erstreckt sich bis an die untere Fläche der nun zum männlichen Glied ge- wordenen Clitori. Das männliche Glied ist jetzt perforirt und hat eine kleine Vorhaut. Auf die eben beschriebene Art verhalten sich nun die äusseren Genitalien bei allen männlichen Embryonen; sie bilden sich mehr aus und gegen den 8. Monat senken sich auch die Hoden in den Hoden- sack herab. Die. äussern weiblichen Genitalien bleiben gespalten und bil- den sich der Masse nach mehr aus, ohne sich der Form nach wesentlich zu verändern *)” So weit Tiedemann. | S. 108. Die Beobachtungen, welche dieser Darstellung zu Grunde liegen und wel- che wirin jener classischen Schrift selbst zu vergleichen bitten, sind höchst schätz- bar und genau, die Darstellung der Resultate selbst lichtwoll und überzeugend, und dennoch scheint uns letztere noch einer Ergänzung in Hinsicht der weib- lichen Embryonen bedürftig. Auch die äussern Geschlechistheile sind im Anfänge nicht bei allen Embryonen ausschliesslich weiblich, die männ- lichen Genitalien entstehen nicht blos durch Fortschreiten eines Processes, der bei den weiblichen Embryonen stehen bleibt, wie Tiedemann hier dargestellt hat. Vielmehr scheint uns auch bei den äussern ’Genitalien im Anfang ein Typus obzuwalten, der sich sowohl bei den Männchen als bei , *) Tiedemann, Anatomie der kopflosen Missgeburten. Landshut ı813. p. 84. den Weibchen auf besondere und ausschliessliche Art verändert. Warum haben die weiblichen Säugethiere und Menschen anfangs eine so sehr lange, unten gefurchte Clitoris, wenn dieser Theil von einer gewissenZeit an nur stehen bleiben und nicht sich umbilden soll? Bei einem menschlichen Embryo von 3 ıf2 Zoll Länge Fig. 6. Tab. IV., dessen innere weibliche Geschlechts- theile vollkommen ausgebildet sind, finde ich die Clitoris überaus lang, vollkommer Penis-ähnlich, mit deutlicher Eichel versehen, nur fein gespal- ten oder gefurcht; allein noch führt die Scham nicht zwischen den langen Säumen dieser Furche in die Scheide, sondern ganz am hintersten Theile der seichten Furche; die ganz runde Oeffnung in die Scheide ist sehr klein; nothwendig muss dieSchamöffnung sich auf Kosten der langen Clitoris immer ausdehnen, nothwendig müssen die Lippen der langen herüberhängenden Clitoris durch das Wachsthum des Vorhofs von unten aufwärts immer mehr auseinander weichen, diese zugleich sich verkürzen, die Schamlippen ihre kurze Gestalt verlieren und langausgezogen die Clitoris überwachsen , wenn aus einem so langen Gliede die spätere so kurze Clitoris, aus den grösstentheils dicht aneinander liegenden, nur ganz hinten auseinander wei- chenden Lippen oderSäumen derQlitoris die spätern Nymphen werden sollen. Die Clitoris verkleinert sich daher nicht allein, sondern dieSchamöffnung dehnt sich mehr und mehr zwischen den früher vielmehr verbundenen Lippen der Cli- toris aus, bis zuletzt blos das vorderste Stück dieseLippen verbindet und fast nur die Eichel übrig bleibt. Alles dies wird aus der Abbildung der äus- sern Geschlechistheile des genannten weiblichen Foetus klarer werden. In fig. 9. A. Tab. IV. sieht man die innern Genitalien desselben Foetus von dem in F ig. ıı. Tab. IV. die äussern vergrössert dargestellt sind. ’ Nebennieren. Die noch gelappten Nieren. Die Eierstöcke. Die Trompeten. Der noch gehörnte Uterus mit den runden Mutterbändern. Das untere Darmstück. Die Clitoris. Fig. ı0. Tab. IV. Vergrösserte Ansicht der äussern weiblichen Ge- schlechtstheile dieses Foetus. a. Die noch kurzen Schamlippen. mn ns m b. Die Seitenstücke der Clitorisfurche, welche durch Spaltung von unten nach aufwärts und Ausdehnung der Schamöflnung zu innern Scham- lippen oder Nymphen werden. c. Die Eichel. d. Der noch kleine Eingang am untersten Theil der Clitorisfurche. “Die Furche am Kitzler ist ein förmlicher Halbcanal, der hinten in die Oeffnung führt. In der Mitte der ganzen Länge dieses Canals sah ich ei- nen feinen häutigen Vorsprung, der in jene Oeffnung sich hineinzieht. Diesen Vorsprung bemerkt aber schon Meckel Handb. der Anat. IV. p. 598. und zwar im dritten Monat. Vom Hymen sah ich keine Spur. Wir schliessen aus allem diesem wohl mit Recht, dass auch die äussern Genitalien anfangs nicht ausschliesslich weiblich gebildet sind, dass sie ebenso viel männliches als weibliches enthalten, dass bei den Männchen die Theilung sich einigt, dass sie umgekehrt bei den Weibchen vorschreitet. S. 109. Ein Umstand, den sowohl Tiedemann’s als Meckel’s classische Un- tersuchungen nicht aufgehellt haben, ist die Ausbildung des spätern Ver- hältnisses der Harnwerkzeuge und Genitalien, Das Verhältniss der Er- wachsenen, dass sich über dem Aditusjvaginae die Harnröhre öfinet, hat bei jungen Embryonen noch nicht statt, und zwar solchen, bei denen doch Harnröhre und Scheide schon vollkommen ausgebildet sind. Bei dem genannten Embryo von 5 ıfa Zoll vom Scheitel bis zum After, von dem in fig. 9, A. B. die innern, fig. ı0. Tab. IV. die äussern Genitalien abge- bildet sind, sind der Anfang der Scheide und der Harnröhre noch zu ei- nem gemeinsamen Schlauch verbunden, der etwa ı Lin.Länge, ıf2L. Breite be- trägt und etwas weniges weiterals dieScheide selbst ist. Die genannte Oellnung ginae, sondern noch aditus urogenitalis. Von dem gemeinschaftlichen Stück gehen nun 2 Wege aus, der vordere ist die noch sehr weite Harnröhre, der hintere die Scheide; noch ist die Harnröhre kaum enger als die Scheide. Die Urinblase ist schmal und ver- bältnissmässig sehr lang und geht ganz unmerklich in die Harnröhre über, ist daher nicht der spätere aditus va so dass die Urinblase nur wie der weitere Theil des Ganges zwischen Ura- chus und Harnröhre aussieht. Auch zeigt sich noch keine deutliche Grenz? zwischen dem Uterus und der verhältnissmässig schr langen Scheide. 12 = 9 = Siehe Fig. 9. C, Tab. IV. die von der Seite blos gelegten Genitalien des Embryo, a. Urinblase. b. Harnröhre. c. Uterus bicornis. d. Vagina. e. Vorderes noch gemeinschaftliches Stück der Harnröhre und Vagina. Noch gemeinschaftlicher adıtus urogenitalıs. g. Clitoris. Ih. Grosse Schamlippen. Eine blosse Vergleicbung dieser Abbildung mit dem Zustand des Er- wachsenen zeigt, dass eine vollkommene Absonderung der Uzinwege von dem Fruchtgang in früherer Zeit. nicht existirt, dass die Trennung durch Abschnürung vor hinten und oben, nach unten und vorn vorschreilet; bis die Oeffnung der Harnröhre auch äusserlich von dem aditus vaginae ge- irennt ıst. Ich erinnere hier an das, was ich bei den Säugethieren entwickelt habe. In frübester Zeit nämlich zeigt sich so wenig ein Unterschied von Harnröhre, Urinblase, Uterus, Scheide, dass vielmehr Alles noch in einem gemeinschaftllichen Sinus, Sinus uro-genitalis verbunden ist, der nach ab- wärts.in die gemeinschafilicheFissura urogenitalis, nach vorwärts und auf- wärts in den Urachus führ&“YIn noch früherer Zeit ist selbst der After noch mit der Fissura urogenitalis, der Mastdarm noch mit jenem Sinus verbunden. Die Art, wie die Abtheilung des Harnweges von dem Fruchtgange ge- schieht, ist nach meinen Beobachtungen an Säugethieren bloss eine von oben nach abwärts vorschreitende Abschnürung. Die gegenwärtige Beob- 5 achtung am Menschen bestätigt dies, nicht aber ganz die Art, wieRathke*) diese Abtheilung dargestellt hat, dass nämlich die rechte und linke Wan- dung der Röhre sich einander in der Mittellinie nähern, theils von der Mittellinie zwei kleine Längenfalten in die Höhle der gemeinschaftlichen Röhre sich erheben und zuletzt an ihren freien, einander zugekehrten Rän- dern mit einander verwachsen. Auch darin kann ich Rathke nicht bei- pflienten, dass er den Fruchtgang als einen von der weiten Harnröhre sich *) Burdach’s Physiologie als Eıfahrungswissenschaft. T. II. p. 59°. u 91 — abschnürenden' Theil betrachte. Man kann den ursprünglichen Schlauch weder Harnröhre noch Fruchigang nennen, er ist gemeinschaftlich, wie ich mich bei Säugethieren überzeugt habe, im Anfange ohne alle Spur der Trennung, und wird mit Recht Sinus urogenitalis genannt. In ihn führen vor der Entstehung der Urinblase der Urachus, die Ureteren, vor der Ent- stehung des Uterus die Trompeten und sein Ausgang ist noch gemeinschaft- liche Fissura urogenitalis. Selbst wenn die Absonderung des Harnweges von dem Fruchtgang ım Innern schon vorgeschritten ist, ist der Eingang noch gemeinschaftlich Aditus urogenitalis, und führt in einen kurzen ge- meinschaftlichen Schlauch Düctus urogenitalis, der mit fast gleich weiten Oeffaungen in die Harnröhre und die Fortsetzung des Fruchtganges über- geht. Erst allmählig rückt die Abtheilung vor, indem sich zugleich durch Auseinanderweichen der Clitorisspalte der Vorhof ausbildet, und das End- resultat ist der Zustand des Erwachsenen, wo Aditus vaginae und Orificium Urethrae in den äussern Genitalien vorliegen. In Hinsicht der spätern Veränderungen der Genitalien verweise ich auf unseres hochverdienten Meckel’s genaue Angaben *). V. Veränderungen in der Lage der Geschlechtstheile. Descensus testiculorum.- Se kLd, Hoden. und. Eierstöcke sind) in. der ‚Bauchhöhle von dem. Bauchfell bis auf. eine Stelle! ihrer) hintern ‚Fläche, ‚überzogen, wo. die Blutgefässe zu ihnen treten. Dieser Ueberzug schliesst früherhin auch den grossen Wolff’schen Körper ein und bildet später an der Stelle, wo er in das übrige Bauchfell übergeht, eine Art Gekröse, welches Seiler Mesorchium nennt. Fin an- derer Fortsatz des Bauchfells vertieft. sich beutellörmig in den Leisteukanal; bei. den weiblichen, Embryonen haben Paletta, Bruguone und Nuck hierauf zuerst aufmerksam. gemacht, wieBurdach aufülırt; bei den männ- lichen Embryonen wird dieser Forisatz zum processus vaginalis, in welchen der Hoden sich senkt. _Mesonchium und ‚processus, vaginalis peritonei sind *) Handbuch der Anatomie desMenschen. T. IV. p)5g97 — ga. . — 92 — durch eine T'alte verbunden, in welcher ein rundlicher Strang von Muskel- und Sehnenfasern liegt.. Bei den Weibchen ist dies das Ligamentum uteri rotundum, bei den Männchen. das Gubernaculum Hunteri. Es ist früher gezeigt worden, dass die Ausführungsgänge der Geschlechtstheile durch die- ses Band bei den beiden Geschlechtern auf ganz gleiche Weise an den Bauchring befestigt sind, so lange nämlich die 'Ausführungsgänge noch wenig verschieden sind. Allein durch die Metamorphose des Uterushornes in den ;Fundus des Uterus rückt das Ligamentum rotundum zuletzt an Jen Körper des Uterus selbst an; das Gubernaculum Hunteri, früher auch mit dem noch geraden Ausführungsgange , am untern Ende des Wolff'- schen Körpers, verbunden, bleibt in dieser Verbindung mit dem Gange, dessen oberer Theil, so weit er über den Wolff’schen Körper geht, zum Schwanz des Nebenhodens sich kräuselt, iuserirt: sich also späteıhin an derselben Stelle, nämlich’. am Schwanz des Nebenbodens. $ 11m Was nun das Senken der Genitalien betrifft, so ist es anfangs gleich. Hoden und Eierstöcke senken sich allmählig von den Nieren abwärts in das grosse Becken, die Lage ‘der Ausführungsgänge wird dadurch mehr horizontal, und sie selbst mehr auseinander gerückt.. Die Hoden, welche bei vielen Säugethieren für immer in der Bauchhöhle bleiben, bei andern abwechselnd in den processus vaginalis aus der Bauchhöhle herabsteigen und wieder zurücktreten, steigen bei einer andern Abtheilung der Säugethiere und beim Menschen für immer in'den beutelförmigen processus vaginalis durch den Bauchring herab. Dies geschieht beim Menschen gewöhnlich ım 8. Monat, S 112. Ueber das Hevrabsteigen der Hoden werde ich mich nicht weiter ver- breiten, da meine Aufgabe nur die Bildungsgeschichte der Genitalien ist, auch hierüber nur bekanntes zu wiederhöohlen wäre. Ich verweise desshalb auf die Werke von Hunter, Scarpa, Paletta, Brugnone, Wrisberg, Lobstein, Seiler, Langenbeck und Andern. Seiler scheint über diesen Gegenstand am meisten Klarheit gebracht zu haben. Seiler zeigt, „dass der Hoden sich nicht auf das obere Ende des Scheidenfortsatzes oder Gekröses ur des. Hodens (Mesorchium) stelle und dasselbe nicht wie den Finger eines Handschuhes umstülpe; sondern dass die Bildung des Scheidenfortsatzes an dem Bauchringe schon anfange, ehe der Hoden auf demselben liegt, und dass das Leitband zugleich mit herausgebildet, nicht durch das Einsenken des Hoden umgestülpt werde. Die kleine Stelle des Bauchfelles, mit dessen äusserer Seite der Neberhoden auf die Art, wie der Blinddarm an der in- nern Scite des Bauchfelles verbunden ist, wird mit dem durch den Leisten- canal herabsieigenden Hoden sackförmig herabgezogen, gelangt hinter dem Nebenhoden bis in den Hodensack und bildet so den Scheidencanal, der sich in der Folge schliesst *).” ' Eine lichtvolle Zusammenstellung aller bisherigen Untersuchungen über den Descensus testiculorum hat Burdach im zweiten Theil seiner Physio- logie als Erfahrungswissenschaft. p. 584. folg. gegeben. *) Scarpa neue Abhandlung über die Schenkel- und Mittelfleischbrüche cet. nach der zweiten Aufl. des Originals bearbeitet, mit einer Anleitung zur Zergliederung der Leistengegend und einer Erläuterung der Entwickelungsgeschichte der Hoden vermehrt von Dr. B. W. Seiler. Leipz. 1822. Leider kenne ich letztere Abhandlung nur ausBurdach’s Darstellung und aus der Salzb, med. Zeit. 1824. ı42., woraus obige, Stelle entnommen ist, Seiler obsery, de testiculorum descensu et partium genitalium anomaliis. Lips. 1817, Fünfter Abschnitt. Schlussätze aus den vorhergehenden Beobach- tungen über die Entwickelung der Genitalien beim Menschen und bei den Thieren. $- 113. I. Bei allen Thieren, welche ich untersucht habe, nämlich Batrachiern, Eidechsen, Schlangen, Vögeln, Säugethieren und beim Menschen kommen im embryonischen Zustande 2 merkwürdige Organe vor, welche vor den Nieren und Genitalien entstehen, zuerst ausserordentlich gross sind, aus Blind- därmchen und einem Ausführungsgang bestehen, der an die Stelle führt, wo später auch die Ureteren einmünden, nämlich entweder in die Cloake oder in den Sinus urogenitalis communis, dessen Fortsetzung der Urachus ist. Ss 1 14- II. Diese Organe, die W olff’schen Körper stehen bei den Batrachiern in keiner Verbindung mit den später entstehenden keimbereitenden Genitalien, erstere liegen weit entfernt und höher als die Keime der Nieren, Eierstöcke und Hoden. Bei den Batrachiern bestehen die Wolff’schen Körper am längsten von allen Thieren, sie finden sich noch mit ihren Ausführungsgängen durch den ganzen Larvenzustand vor, zu welcher Zeit sich erst die Nieren und später noch an der Seite der letztern die Genitalien bilden. Diese Organe verschwinden bei der Metamorphose, gehen nicht in die sogenannten Fettkörperchen dieser Thiere über. ai S3aD. III. Bei allen übrigen Thieren, nämlich bei den Eidechsen, Schlangen, Vögeln, Säugethieren und beim Menschen nehmen diese Organe in der frü- hesten Zeit der Entwickelung des Embryo den grössten Theil des Rumpfes ein, zu beiden Seiten der Wirbelsäule, von unten bis zum Herzen gelegen, und ziehen sich allmählig mehr in den mittlerna und untern Theil des Unterleibes zurück. Bei allen diesen entstehen die Hoden nnd Eierstöcke an der innern Seite dieser Körper, nachdem letztere ihre vollkommene Ausbil- dung erreicht haben. Dass aber der Keimstoff der Hoden oder Eierstöcke von den Wolff’schen Körpern selbst ausgesondert werde, wie Rathke annimmt, ist durch keine Beobachtung erwiesen. Die Blinddärmchen des Wolff’schen Körpers können diese Ausscheidung nicht bewirken, sie sind sämmtlich am Ende blind und sie sondern zwar aus, aber in ihren gemein- schaftlichen Ausführungsgang. Ueberdiess stehen die Hoden und Fierstöcke bei den Batrachiern in gar keiner Verbindung mit den Wolff’schen Kör- pern, liegen weit entfernt von ihnen, und vielmehr an der innern Seite der Nieren, von denen sie eben so wenig ausgesondert sind. S. 116. IV. Bei den Vögeln verkümmern die Wolff’schen Körper sehr spät, aber nieht so spät als bei den Batrachiern. Man findet bei ihnen, wie bei Schlangen und Eidechsen, immer noch Spuren derselben nach dem Auskrie- chen und eine Zeitlang bei jungen Vögeln. Bei den männlichen Embryonen der Vögel entsteht neben dem Ausfüh- rungsgang des Wolff’schen Körpers kein neuer Samenleiter, sondern dieser Gang wird selbst zum Samenleiter ($. 37 -39), indem die vasa eflerentia _ des Hodens sich innig mit dem obern Theil dieses Ganges verbinden. Auf diese Art scheint der Wolff’sche Körper zum Nehenhoden zu werden; diess ist aber doch besuimmt nicht der Fall: er verkümmert vielmehr gäuz- lich mehr und mehr, und dasjenige, was man bei erwachsenen Vögeln Nebenhoden nennt, besteht nicht aus den frühern Blinddärmchen des Wolff’schen Körpers, sondern aus wenigen Verschlingungen der vasa efferentia. Bei den weiblichen Embryonen der Vögel entsteht dagegen neben dem Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers, ganz von diesem getrennt, ein neues Gebilde, der Eierleiter. Wolff’scher Körper und sein Ausführungs- gang verschwinden gänzlich. ($. 40 - 44). Alle Vögel haben früher 2 Eierstöcke und Eierleiter; bei den meisten verschwinden beide auf der rechten Seite vor dem Auskriechen ($. 41.): Der unpaare Eierstock und EFierleiter der Vögel entsteht daher nicht durch Verwachsung, wieein grosser Anatom annahm, sondern ist der linke desFoetus. Say7. V. Bei den Säugethieren verkümmern die Wolff’schen Körper viel früher als bei den Vögeln, sie verschwinden schon im embryonischen Zu- stande gänzlich. Zur Zeit der vollkommensten Ausbildung dieser Körper liegt an ihrer innern Seite der Keim des Hodens oder Eierstocks, an ihrer äussern Seite bis an ihr Ende hoch hinauf ein Gang, der mit dem Wolff'- schen Körper nicht zusammenhängt, aber aus dem früher vorhandenen, viel stärkern kurzen Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers entsprungen scheint. (8. 54-53). Bei den weiblichen Embryonen wird dieser Gang, so weit er über dem W olff’schen Körper liegt, zur Trompete, indem er sich oben öffnet, und mit der Verkleinerung des W olff’schen Körpers gerade bleibt und sich erweitert (|. 72-75). Bei den männlichen Embryonen verbindet sich das obere Ende jenes Ganges mit den vasa eflerentia des viel tiefer liegenden Hodens. Indem sich aber der Wolff’sche Körper mehr und mehr verkleinert, nähert sich das obere Ende jenes Ganges dem früher tiefer liegenden Hoden im- mer mehr, die zwischen beiden liegende Gefässverbindung zeigt immer stär- kere Schlingen oder Knäuel und ist der Kopf des Nebenhodens. Der Schwanz des Nebenhodens entsteht dadurch, das der über den Wolff’schen Körper verlaufende Gang, statt wie bei den Weibchen gerade zu bleiben und sich zu erweitern, mit der Verkleinerung des Wolff’schen Körpers sich kräuselt und schlängelt. Die grosse Strecke des Ganges, so weit er auf dem grossen Wolff’schen Körper früher auflag, wird bei den Weibchen ganz zur Trompete, bei den Männchen ganz zum Schwanz des Nebenhodens ($- 73. 77-84.). Nur der untere freie Theil dieses Ganges verlängert sich bei den Männchen zum Samenleiter, verkürzt sich aber vielmehr bei den Weibchen, indem aus dem untern Stück das Horn des Uterus sich ER — bildet, die Hörner aber wieder zuletzt beim Menschen in dem Körper des Uterus verschmelzen ($. 84. 104.). S. 118. VI. Der Wolf£f’sche Körper trägt nicht zur Bildung des Nebenhodens bei, letzterer bildet eine Schlinge um den Wolff’schen Körper, in welcher Schlinge dieses Organ immer kurzer und schmäler wird bis zum allmähli- gen Verschwinden ($. 77 - 84): 8. 194 VII. Auch bei den Weibchen verschwindet der Wolff’sche Körper ebenso und gleichzeitig wie bei den Männchen ($. 89- 103). Dies Organ ist daher kein Analogon des Nebenhodens bei den weiblichen Embryonen, wie Rosenmüller, Meckel und Tiedemann*) vermutheien. Aueh rührt die Trennung des Eierstocks von der Trompete nicht von dem Ver- schwinden früher vorhandener verbindender Gefässe her. Denn die Blind- därmchen ‘des Wolff’schen Körpers verbinden den Eierstock nicht orga- nisch mit der Trompete, auch ist der ductus deferens früher, ebenso wie die Trompete, von seinem Hoden getrennt und die Vermittelung hat dann wie bei den Weibchen bloss durch die W ol£ff’schen Körper statt. $. 120. VIII. Beim Menschen verschwinden die Wolff’schen Körper am frühe- sten von allen Thierer, sie sind schon bei Embryonen von ı Zoll Grösse sehr klein und unkenntlich. Su Lat. IX. Die Nebennieren sind bei dem Menschen nicht mit diesen Orga- nen verwechselt worden. Bei den Säugöthierembryonen sind die Nebennie- ren niemals grösser als die Nieren, bei den menschlichen Embryonen aber Anfangs ausserordentsich gross , bedecken die Nieren ganz, sind aber wohl von den Wolff’schen Körpern zu unterscheiden ($. 96 - 98). Bei keinem *) Anatomie der kopflosen Missgeburten. 15 Thiere stehen die Wolff’schen Körper mit den Nebennieren in irgend einem engen Verbhältniss. G.. 129. X. Die Nieren entstehen bei den Batrachiern weit unter den Wolff’- schen Körpern, bei den Vögeln, Säugethieren, aber mit den Nebennieren hinter den Wolff’schen Körpern. Sie liegen bei den letziern Thieren und auch beim Menschen später um so höher, je mehr sich die Wolff’schen Körper verkürzen und oben auseinander weichen. Sie bestehen, so wenig als die W olff’schen Körper, jemals aus einer gemeinsamen zuerst unpaaren Masse. Wolff hat sich hierbei auf eine doppelte Weise geirrt, zuerst, dass er die W olff’schen Körper für die Nieren hielt, dann, dass er einen gemeinsamen in der Mitte verbundenen Ursprung dieser Organe beschrieb. Meckel, gestützt auf Wolff’s Beschreibung, welche durch seine Fig. ı5- Tab. II. noch mehr befestigt wurde, hatte ebenfalls angenommen, dass die Nieren zuerst eine Masse bilden, und hieraus die angeborne Verwachsung der Nieren als Hemmungsbildung erklärt, was nach unsern Beobachtungen unstatthaft ist. Eine ausführliche Entwickelungsgeschichte der Nieren und ihrer Harncanälchen bei allen Thierclassen ist in meiner zweiten Schrift: über den innern Bau der Drüsen enthalten, worauf ich hier verweise, S. 123. XI. Die ursprüngliche Form der männlichen und weiblichen innern Genitalien ist vollkommen gleich, aber nicht in der Art, wie man diess sich gedacht hatte. Bei den männlichen Embryonen der Vögel wird der Aus- führungsgang des Wolff’schen Körpers zum Samenleiter, bei den weibli- chen verschwindet dieser Ausführungsgang und der Eierleiter‘ ist ein neues Gebilde. Bei den Säugethieren im Anfang dieselben Wolff’schen Körper mit ihren kurzen Ausführungsgängen, später bei allen Embryonen jederseils ein neuer Gang an der äussern Seite des Wolff’schen Körpers, ohne Gemein- schaft mit diesem, an der innern Seite der Keim des Hodens oder Eier- stocks. Diese Gänge sind anfangs bei allen Embryonen oben blind; nur bei den weiblichen werden sie in die Bauchhöhle geöffnet, und bleiben gerade und erweitern sich, nur bei den männlichen kräuseln ‚sie sich mit 8 der Verkleinerung des Wolff’schen Körpers zum Schwanz des Nebenhodens und treten in Wechselwirkung mit den vasa eflerentia des 'keimbereitenden Organes oder Hodens. Ist das Geschlecht entschieden, so sind die früher beiden Geschlechtern gemeinschaftlichen Organe verschwunden. Es ist da- her unrichug, wenn man im Anfang, bei beiden Geschlechtern eine vor- zugsweise männliche, oder eine vorzugsweise weibliche Bildung voraussetzt. & S. 124- XI. Auch die äussern Geschlechtstheile sind anfangs nicht vorzugs- weise weiblich ($. 108-109). Die Clitoris ist ein langer, unten nicht gespal- iener, sondern nur canalförmig seicht gefurchter, Körper, die Schamöffnung ist klein und nimmt den hintersten Theil dieser Furcheein. Beiden Weibchen erweitert sie sich nach oben und vorn in jene Furche der langen Clitoris hinein, und die Säume der frühern Furche werden, je kürzer die Clitoris wird, zu Spaltlippen oder innern Schamlippen. $. 125. XI. Es entsteht die Frage, aus welchem Theil des Embryo zuerst alle jene merkwürdigen Organe entstehen, welche zum Systema urinarium et genitale gehören, lich Wolff’sche Körper, Hoden und Eierstöcke, Nieren, Nebennieren, Harnleiter, Ausführungsgänge der W olff’schen Kör- per und der Geschlechtstheile? Die Drüsen, welche ihr Secret in den Darmkanal ergiessen, entstehen auch aus der ersten Anlage des Darmschlau- ches, wie von Baer zuerst so schön von der Leber gezeigt hat und ich in meinem Drüsenwerk durch mehrere Beobachtungen Bestätigt habe. Diese Drüsen entstehen also aus: demjenigen Theil der Keimhaut, welche sich von der Carina des Embryo aus zum Darmschlauch abschliest. Jene Organe des Systema urinarium et genitale münden nun in die Cloake oder in den Sinus urogenitalis bei Säugethieren aus. Es könnte daher jemand vermuthen, dass jene Organe mit ihren Ausführungsgängen zuerst ebenfalls aus dem End- stück des Darms, oder aus dem: Urachus bei den Säugthieren hervorkeimen. Diess ist aber gewiss nicht der Fall. Keines dieser Organe wächst von un- ten herauf. Die Wolff’schen Körper sind im Anfang gerade am allerläng- sten, sie erscheinen bei den Vögeln zuerst zu derselben Zeit, wo man die erste Spur der Allantois oder Chorion:blase als eine ganz kleine bläschen- förmige Hervortreibung des untersten Theiles von dem geraden einfachen Darmschlauche sieht. Die Eierleiter wachsen nicht von unten herauf, sie erscheinen bei den Vögeln zuerst in ihrer ganzen Länge als solide Cylinder, die in ihrem Innern schmelzen und sofort eine Höhlung erhalten. Die Nieren wachsen nicht von unten herauf, sie entstehen nicht aus den Harn- leitern, jedes Organ entsteht an dem ihm angewiesenen Ort. Wenn man nun ferner bedenkt, dass hier in einem gemeinsamen gewissermassen von dem Systema chylopoeticum, abgeschlossenen Raum, Hoden und Eierstöcke, Nieren und Nebennieren, Wolff’sche Körper und mehrere Ausführungsgänge entstehen, so muss mam' den Gedanken ganz aufgeben, dass diese Organe eine gewisse Beziehung zu den ursprünglichen Blättern der Keimhaut haben sollen, man muss vielmehr annehmen, dass der Keimstolf zu diesen Organen in einer gewissen Zeit von den Blutgefässen abgesetzt wird, wo diese Ausscheidung in dem Entwickelungsprocess der einzelnen Theile aus dem Keim des Ganzen noth- wendig wird, dass:dieser bei jedem Organ eigenthümliche und virtuell verschie- dene Keimstoff (blastema) sodann wieder in die dem Organ eigenthümliche Bi!- dung aus sich selbst organisirt wird, ungefähr so wie es bereitsCaspar Frie- drich Wolffsich gedacht hat. Bei der Leber, beim Pancreas ist es allerdings etwas anders Hier quillt der Keimstoff der Drüse aus der aufschwellenden Schicht des ursprünglichen Darmschlauchs selbst hervor, und mehr und mehr sondern sich Drüse und Darmcanal durch den länger ausgezogenen Ausführupgsgang yon einander ab, 8. 126. Cloake, Allantois, Urachus stehen allerdings in nächster Beziehung zu jenen Organen des Systema uropoeticum et genitale, allein es scheint mir jetzt mit der Beobachtung ganz unverträglich anzunehmen, dass jene Schläuche das Bildungorgan der Theile seien, die in sie einführen. Die Allantois und der Urachus sind überdiess keine beständige Erscheinungen. Alle Batrachier und Fische haben keine Spur des einen noch des andern, Bei den Vögeln aber. entsteht die erste Spur der Chorionsblase vollkommen gleichzeitig mit den Wolff’schen Körpern. Eierleiter, Hoden, Tierstöcke, Nieren entstehen nicht aus jenem Organe, wenn sie auch zu einer Zeit, auftreten, wo Chorionsblase, Cloake sich längst ausgebildet haben. XIV. Nur der Schlauch, in welchem ursprünglich die Ausführungs- gänge der Genitalien, der Wolff’schen Körper, der Nieren und selbst das Endstück des Darms zusammenkommen, theilt sich später in besondere Abtheilungen, wenigstens bei Säugethieren. Dass bei diesen im Anfang die Allantois ebenso wie bei den Vögeln yom Endstück des Darms hervorkeime, macht eine höchst schätzbare Beob- achtung von C. v. Baer*) wahrscheinlich, indem er die erste „Spur des Al- BE hläschens so wie bei den Vögeln sah. Rathke beschreibt den frü- hen Zusammenhang der Allantois nd des Endstücks vom Darmkanal nach seinen PT chungen ® =). Dass die Fissura urogenitalis, so frühe ei- ne Spalte sich‘ zeigt, mit der Afierölfnung zusammenhänge, hat Tiede- 5 mann Fe) beim menschlichen Embryo gezeigt. So wie nun äusserlich eine Commissur zwischen Genital- und Afterspalte eintritt, so muss sich auch das Endstück des Darms, Mastdarm von dem ee fihohen Sinus ab- sondern, in weichen die Ausführungsgänge der Genitalien und Harnwerk- zeuge einmünden. Dieser Sinus uro-genitalis zeigt sich uns dann von hin- ten geschlossen und hier jene Ausführungsgänge aufnehmend, nach unten in’ die Uro-genital-spalte, nach vorn und oben in den Urachus übergehend, wie alle Säugethier- und menschliche Embryonen zeigen, die ich aus frü- hester Zeit untersucht habe. Der gemeinschaftliche Sinus erleidet nun wieder eine weitere Abtheilung. Bei den weiblichen Embryonen erhebt sich aus dem hin'ersten Theil ein Mittelstück, auf welchem nur die Trompeten aufsitzen, der Uterus, der nach abwärts führende Theil wird Scheide. Der Urachus mit demjenigen Stück, in welches die Ureteren einmün- den, schnürt sich ebenfalls mehr und mehr von dem gemeinschaftlichen Sınus ab und zwar rückt seine sich verengernde Insertionsstelle immer mehr *) De ovi mammalinm et hominis En Lips. 1827. p. 5. Fig. VII, 2. ) Burdach’s Physiologie T. 11. ÜB: 2) a.a. O. — 102 u nach vorwärts, und indem der unterste Theil des abgeschnürten Stücks sich verengt, der mittlere aber erweitert, entstehen weibliche Harnröhre und Blase. Allein die Blase sieht lange Zeit nur wie eine längliche Erweiterung des Urachus aus, die erst spät unten und oben sich mehr begränzt und zuletzt in den fadenförmig gewordenen Theil des Urachus übergeht. Bei den männlichen Embryonen bleibt der Gang zwischen Urinblase und Orificium urogenitale der Hauptcanal, in welchen die ausführenden Gänge der Geschlechtstheile sich einsenken, kei den Weibchen schnüren sich der Haraweg und der Fruchtgang allmählig ganz ab. ($. 87—89. 109.) $.. 128- XV. Alle ausführenden Canäle, die der Nieren und Genitalien, und die der andern Drüsen, bilden sich niemals aus einem Blatte, das sich zur Röhre umlegt. Die Entwickelungsgeschichte aller grössern Drüsen beweist dies vollkommen; diese Gänge erscheinen entweder als hohle Ke- gel, welche sich verlängern, wie zuerst von Baer von der Leber gezeigt hat, oder sind gleich anfangs in ihrer ganzen Länge vorhanden, und er- scheinen dann als Cylinder, im welchen sich erst später eine innere Höh- lung zeigt, die durch Schmelzung des Kernes zu entstehen scheint. Die ausführenden Geschlechtstheile insbesondere sind Zu Anfang in ihrer gan- zen Länge vorhanden und vollkommen fadea- oder cylinderförmig, nach den übereinstimmenden Beobachtungen von Rathke, v. Baer und mir; die Eierleiter sind erst solid, dann im Innern ausgehöhlt und oben ge- schlitzt. Bei keinem Thiere findet die vorausgesetzte Krümmung eines ur- sprünglichen Blattes, welche Albert Meckel *) blos hypothetisch an- aahm,, statt. $. 129. XVI. Auch die Urinblase bildet sich nicht durch Umlegen eines Blat- tes, sondern „ wie sich. bei den Säugethieren Schritt vor Schritt beobachten. *) In J. Fr. Meckel’s Beitr: zur vergl. Anat. T.. I. H, II. p. ı6. _- 13 — lässt, durch allmählige Erweiterung desmit dem Urachus vom S. urogenitalis sich abschnürenden Schlauches; der Urachus selbst aber bildet sich eben so wenig durch Umlegen eines Blattes, sondern isteben nur derHalseiner Blase, der Allan- tois, welche von Anfangan alsBläschen aus dem Endstück des Darmkanals hervor- wächst. Es folgt aus allem diesem, dass der bekannte angeborneBildungsfehler, der.angeborne Mangel der vordernW and der Urinblase mit entsprechendem Man- gel der Bauchdecken, mit oder ohne Epispadia, oder die sogenannte inyersio wesicae* urinariae keine Hemmungsbildung seyn kann, wofür sie öfter ange- sehen worden *). Dieser Mangel der vordern Wand in einem Schlauche, der von Anfang an vollständig ist, ist auf doppelte Weise möglich. ı. Da- durch, dass die Spalte, welche anfangs in den Sinus urogenitalıs führt, zu weit sich nach vorn und zwar bis an den anfangs noch tiefstehenden Nabel verlängert, so dass der Theil, aus dem sich Harnröhre und Blase bildeı, selbst bis an den noch tiefen Nabel gespalten wird. Diese Erklärung wür- de uns befriedigen, wenn nicht manche Umstände für den >. Fall, für eine secundäre Ruptur sprächen. Die secundäre Zerstörung oder Ruptur der vordern Wand müsste eintreten zu einer Zeit, wo die Bauchdecken noch ganz unvollkommen ausgebildet sind. Eine solche Ruptur der Blase kann möglichweise nur durch Ausdehnung von Flüssigkeit herrühren. Diese Erklärung, welche übrigens nicht reu ist, wird wahrscheinlicher, wenn man bedenkt, dass von Bonn und andern, welche solche Fälle genau un- tersucht haben, immer Verstopfung oder Verschliessung der Harnröhre vor- gefunden. worden ist, dass häufig a!le Spur derselben fehlt. Man könnte sich daher die Entstehung jener Misbildung so denken: Der Mangel der Harnröhre oder ihre Verschliessung bedingt Anhäufung von Flüssigkeit in der Blase und im Urachus und Ausdehnung derselben. Diese ist die Ursache einer Ruptur dieses Schlauches in seinem vordern Theil zu einer Zeit, wo die Bauchdecken noch nicht vollkommen ausgebildet sind. Es entsteht eine Oefluung zwischen Nabel und Schamgegend, der erste Grad davon ist Epispadia, Abfluss des Harns über dem Penis oder ober der Scham, der zweite Grad Vorfall der hintern Blasenwand durch eine grössere Oclinung zwischen Schambeinen und Nabel. *) Meckel’s pathol. Anatomie T. J. p- 734. — 104 — In dieser zweiten Erklärung ist nicht erwiesen die Voraussetzung, dass bei Verschliessung oder Mangel der Harnröhre sich frühzeitig der Urachus oder später die Harnblase mit Flüssigkeit fülle oder ausdehne. Aber auch die Ausdehnung der Urinblase ist erwiesen in den Fällen, wo die Harn- ‚röhre verschlossen, die Blase aber ganz ungeheuer ausgedehnt gefunden wurde ®). Derselbe Fail in einer frühern Zeit der Entwickelang, wo die Bauchdecken noch nicht vollkommen ausgebildet waren und keinen hia- reichenden: Widerstand leisten konnten, musste prolapsus vesicae urinariae ruptae bedingen. ‚Bei den Säugethieren , welche eine Allantois besitzen, die in Verbia- dung mit dem Urachus bleibt, sind alle diese Bedingungen nicht wohl möglich, eine Anhäufung von Flüssigkeit ım Urachus ist fast unmöglich. Daber denn auch die höchst merkwürdige Thatsache erklärbar wäre, wel- ehe Rudolphi zuerst bemerkt hat, dass die inversio vesicae urinariae bei den Säugelhieren gar nicht vorkommt, bei denen doch alle übrigen angebornen Misbildungen so sehr häufig sind. Nur dem Menschen ist jene Misbildung eigen und könnte sie nach der letzten Erklärung eigen seyn, weil die Allantois selbst frühzeitig nicht mehr vorhanden scheint, und der ‚Urachus mit seiner blinden Endigung im Nabelstrang den geringen Um- fang eines Gebildes bezeichnet, das bei den Säugethieren blasenartig aus dem Nabelstrang vortritt und von ungeheurer Ausdehnung das Et zwischen Amnion und Chorion umgiebt. S. 150. XVI. Dies sind die Consequenzen, zu welchen wir aus den vorherge- henden Beobachtungen berechtigt sind. Sie gelten blos für die Classe der Wirbelthiere und den Menschen, aber für die Wirbelthiere mit Ausschluss der Fische, worüber ich keine Beobachtungen aus dem embryonisehen Zu- stande habe. Dass bei den Fischen schon grössere Verschiedenheiten ein- treten, wird aus dem VII. Abschnitt dieser Schrift schon wahrscheinlich; dass noch grössere bei den Wirbellosen Thieren eintreten, ist noch waln- scheinlicher. Doch möchten wohl be: allen Thieren die Geschlechtsorgane *) Meckel's Archiv für Physiologie. T. VII. 1822, p. ı. p ı7. p, awi —- 10 — anfänglich gleich verhalten. Herold *) hat zwar bei den Raupen ge- zeigt, dass sie bereits verschiedene Keime, die einen männlicher, die an- deren weiblicher Genitalien enthalten; aber dies gilt nur von den bereits aus dem Ei ausgekrochenen Thieren; aus noch früherer Zeit besitzen wir keine Beobachtungen. Bei dem Flusskrebs sind nach Rathke's classischem Werk die Genitalien anfangs ganz gleich gebildet **). *) Entwickelungsgeschichte der Schmetterlinge, Kassel und Marburg 1815. 4 **) Ueber die Entwickelung des Flusskrebses. Leipzig ı329. Fol. Sye'c hister, A pssıch nat Schlusssätze aus den vorhergehenden Beobach- tungen über die Bedeutung der Wolff’schen Körper. SS 131 Nachfelgende Bemerkungen bitte ich recht sehr von den Beobachtungen, welche ihnen zu Grunde liegen, zu trennen. Denn letztere werden immer ihren Werth behalten, so viel neue Erfahrungen ihnen auch folgen könn- ten, die Schlussätze aber können durch noch glücklichere Forschungen bald überflüssig werden. Diess allein muss uns schon bestimmen, nur das hervorzuheben, was wir,mit Gründen oder Gegengründen beweisen kön- nen. Wie freuen uns, dass wir es endlich mit den Organen zu thun ha- ben, von denen aus die wirkliche ofganische Differenz der Geschlechter auf eine, unsern Sinnen so oflenbare und unserm Begreifen so fern liegen- de Weise vor sich gebt. Aber man kann die Entscheidung dieser Frage ‘auf dem Wege der Einsicht nur vorbereiten, wenn man mit aller Strenge der Logik nur das hervorhebt, was aus den Beobachtungen folgt, und was nicht folgt. S. 38, I. So lange man die Wolff’schen Körper der Frösche, Kröten und Salamander nicht kannte, Thiere, welche wie die Fische keine Spur von Amnion und Allantois besitzen, so lange konnte man vermuthen, dass der angebliche Mangel der Wolff’schen Körper bei den Batrachiern und Fi- schen mit dem Mangel des Amnions und der Allantois in Verbindung ste= — 107 — he. Diess vermuthete auch Rathke; allein diese Vermuthung fällt nun weg, nachdem diese Organe bei den Batrachiern beschrieben worden sind. S. 153. I. Rathke glaubte ferner, dass die Wolff’schen Körper die ge- meinschaftliche Grundlage für die Ausbildung der Harnwerkzeuge und Ge- nitalien bilden. Allein die Wolff’schen Körper haben ihre besondern Ausführungsgänge neben der Harnwerkzeugen und bilden sich bei den Fröschen, Kröten und Salamandern an ganz andern Stellen als die Nieren und Genitalien. Auch bei den übrigen Thieren bilden sich die Nieren zwar hinter den Wolff’schen Körpern, aber ganz selbstständig nach mei- nen Beobachtungen an Vögeln, Säugethieren und am Menschen. S. 134. II. Rathke deutete aber ferner an, dass zwischen den Wolff- schen Körpern und dem wahren Nieren vielleicht dasselbe Verhältniss obwalte, wie zwischen Kiemen und Lungen, welche nacheinander bei ei- nem 'Thiere auftreten können, wie bei den Batrachiern. Vielleicht sind die Wolff’schen Körper eigenthümliche und nothwendige Absonderungs- organe des Foetus, da sie so frühzeitig vor den Nieren, ja selbst vor der Leber entstehen, da sie im Bau so sehr mit den Nieren der niedern Wirbelthiere, nämlich der Fische und Batrachier übereinkommen, indem sie, wie Nieren der Frösche, aus Blinddärmchen oder blind geendigten Röhrchen von überall gleichem Durchmesser bestehen. Diese Vermuthung, welche zuerst Rathke ausgesprochen und welche neuerlich auch v. Baer theilt, erhält eine grosse Wahrscheinlichkeit, ja Bestätigung, durch unsere neuere Beobachtung, dass die Wolff’schen Körper bei den Vögeln wirk- lich absondern, ja in spätererZeit in ihren Blinddärmchen und ihrem Aus- führungsgang eine Materie enthalten , welche weissgelblich wie der Harn der Vögel ist. Wir dürfen uns aber hier einen Einwurf nicht verschwei- gen. Der weisse Stoff in denBlinddärmchen und in dem Ausführungsgang, den man him und her bewegen und aus den Blinddärmchen in den ge- meinsckaftlichen Ausführungsgang; fortrücken kann, beweist noch nicht ab- solut, dass jene Organe Absonderungsorgane sind. Denn jene weisse Materie könnte dadurch entstehen, dass die Blinddärmchen und der Ausführungs- —- 18 — gang früher solid, durch Colliquation ihres Kernes, Röhrchen und hohl werden. Dennoch ist uns von keiner Drüse des Vogelfoetus bekannt, dass ihre Canäle bei der Colliquation ihres Kernes eine so eigenthümliche weiss- gelbe dichte, Vogelharn-ähnliche Materie enthielten. Dasselbe findet sicher auch nicht an den Lungen statt, wenn ihre cylindrischen Blinddärmchen im Innern colliquesciren und hohl werden. G. 155. Aber vorausgesetzt, dass jene Materie blos das Hohlwerden dieser Röhr- chen bezeichnete, wozu jene hohlen, am Ende blinden, in einem hohlen Ausführungsgang vereinigten Röhrchen, welche so sehr den Harncanälchen der Frösche gleichen, wenn sie nicht absondern sollen? Wozu ein Ausfüh- rungsgang in die Cloake, welcher später (wenigstens bei den Weibchen der Vögel) ganz abstirbi? Wozu diese Beziehung des ÖOrganes zur ZZ einem Organ, welches nur Secreta und Excereta aufnimmt? $. 1356. Bei den Säugethieren, so viele Embryonen derselben vom verschieden- sten Alter ich auch untersuchte, habe ich nie jene weissgelbe Materie, we- der in den Blinddärmchen, noch in den Ausführungsgängen der Wolff- schen Körper gefunden; allein auch der Harn dieser Thiere ist niemals wie bei den Vögeln weiss und consistent. Uebrigens verhalten sich die Wolff- schen Körper in ihrem Bau ganz wie bei a ögeln. Alle diese Röhrchen sind hohl, wie ich gezeigt habe ($. 70.), sie Besen in frühester Zeit ihre hohlen Ausführungsgänge, die von den spätern Ausführungsgängen der Genitalien verschieden sind ($. 55. 55.). Auch bei den Batrachiern, welche keinen weisslichen Harn haben, ent- halten die Blinddärmchen der Wolff’schen Körper niemals eine weisse Materie. $. 137. 4 Die W olff’schen Körper verkümmern in dem Maasse, als sich die Nie- - ren entwickeln, sie sind geraume Zeit vor der Entwickelung der Nieren in ihrer vollkommensten Ausbildung; sie führen bei den Vögeln jene gelbe Materie, während die Nieren erst in den letzten Tagen des Foetuslebens eine Spur der gelben Materie in den Harncanälchen zeigen. Diess Wechselver- hältniss zu den Nieren ist höchst auffallend, und am meisten erwiesen bei den Batrachiern. Die wahren Nieren der Frösche, Kröten und Salamander entstehen erst sehr spät, lange Zeit nach dem Auskriechen, wenn die Larve schon eine geraume Zeit im Wasser frei gelebt und sich selbstständig ge- nährt hat. Bei der jungen Larve ist nicht die entfernteste Spur einer Niere vorhanden. Die Nieren sind ferner, auch wenn sie sich zu bilden angefan- gen haben, fast durch das ganze Larven-Leben in einem rudimentären Zustand. Sie bestehen bei Wassersalamandern von ı5.Lin. Länge noch aus einer Reihe gestielter überaus zarter Bläschen. Nun aber leben alle Larven der Batrachier so wie ausgebildete Thiere, sie nehmen sehr viele Nahrung zu sich, verhältnissmässig viel mehr als im erwachsenen Zustande, beständig geben sie Excremente von sich, ja sie verzehren diese sogar wieder und die Larve ist überaus gefrässig, Da nun bei jungen Larven und eine geraume Zeit noch keine Spur der Nieren vorhanden ist, so müsste man annehmen, diese Thiere seien einer vollkommenen Chylification ohne Ausscheidung von Harn oder zensetzter thierischer Materie fähig, was doch von keinem Wir- belthiere für die kürzeste Zeit gilt. Dagegen besitzen diese Thiere ihre ‚Wolff’schen Körper mit den Ausführungsgängen die lange Zeit des Larven- zustandes ohne Veränderung. Nichts ist wahrscheinlicher, als dass die Nie- ren hier von den Wolff’schen Körpern, wie die Lungen von den Kiemen vertreten werden. Es ist eben so wahrscheinlich, dass dässelbe vicäre Verhältniss im Foetuszustand bis zur Ausbildung der Nieren stattfinde. Denn warum sollte der Foetus nicht auch die Stoffe, welche keiner fernern Belebung fähig, welche durch den Lebensprocess zerseizt worden sind, ausscheiden? Diese Organe sind aber am allerersten von allen Eingeweiden vorhanden. (. 158. Ich schliese aus allen diesen trifiigen Gründen ı) dass die Wolff’- schen Körper Absonderungsorgane sind, 2) dass sie in einem vicären Ver- hältniss zu den Nieren, wie die Kiemen zu den Lungen stehen, 35) dass sie einen ‚dem Harn ähnlichen Excretionsstoff aussondern , der wenigstens für den Foe- u a tus dasselbe, was für den Erwachsenen der Harn ist; womit ich noch nicht behaupte, dass es wirklich Harn sey. Dass das Secret der Wolff’schen Körper in früher Zeit in die Allantois gelange, bei Vögeln und Säugthieren, ist ganz unvermeidlich. Dennoch aber behaupte ich nicht, dass der Liquor Allantoidis nur Secret der W ol ff’schen Körper sei. Zwar stimmt die Grösse der Allantois bei den Säugethieren mit der Grösse der Wolff’schen Körper, und das frühe Verschwinden der Allantois bei dem Menschen stimmt mit dem frühen Verkümmern der Wolffschen Körper. Allein es ist nicht di- rect zu erweisen, dass der Liquor Allantoidis bloss Secret der W olff’schen Körper sei, und nicht zum grössern Theil Secret dieser Membran selbst sei. Soviel ist nach Jacobson gewiss, dass bei den Vögeln der anfangs klare, hernach mit weisser zäher Materie vermischte liquor allantoidis im den ersten Tagen schon Harnsäure enthält , die in der ersten Zeit unmöglich von den Nie- ren kommen kann, da ihre ersten Spuren erst am 6. Tag erscheinen. Siehe Over- sigt over det kongelige Danske Videnskabernes Selskabs Forhandlingar ı3821— 1822. af Prof. Oersted 1822. 4. S. 139. Die Aehnlichkeit mit den Nieren steigt noch, wenn man bedenkt, dass die Verzweigung der feinsten Arterien, nach Rathke’s Entdeckung sich in den Wolff’schen Körpern gerade so wie in den Nieren verhält, indem die Arterienzweige Knäuelchen zwischen den Blinddärmchen der Wolff- schen Körper bilden, gerade so wie die glomeruli sanguineovasculosi_oder Corpora Malpighiana zwischen den Harncanälchen in den Nieren. S. 140. IV. Dass die Wolff’schen Körper in keinem so innigen Verhältniss zu der Entstehung der Genitalien stehen, wie Rathke glaubte, ist, hoffe ich, bewiesen worden. Schom die einzige Thatsache ist beweisend, das diese Organe bei den Batrachiern nicht die geringste Verbindung mit den Genitalien haben. Wenn also eine solche Beziehung zu den Genitalien besteht, so ist es nicht die wichtigste und auch keine beständige. Die That- sachen welche für diese Beziehung sprechen sind folgende: 1. Dass. bei den Vögeln aus dem Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers der Samenleiter wird. >. Dass bei den Säugethieren die ausführenden Gänge der Geschlecbts- theile zwar ganz verschieden’ von den Ausgängen der W olff’schen Körper - 111 — sind, aber doch unten miteinander zusammenhängen und die ausführenden Gänge der Genitalien von dem untern Ende jener Canäle ausgehen, und später bleiben, während diese verschwinden. Diess sind die einzigen Thatsachen, welche jene Beziehung bei 2 Classen erweisen, wovon aber bei der dritten Classe nichts ähnliches vorkommt. Dass eine gewisse Beziehung zwischen den ausführenden Gängen und zwischen den Keimbereitenden Organen der Genitalien herrscht, ist sicher; denn durch ihre Wechselwirkung entsteht bei den Männchen der Nebenho- den; aber es ist bis jeizt ganz unerwiesen, dass die zwischen jenen Gängen und den Hoüen oder Eierstöcken liegenden Wolff’schen Körper diese Be- ziehung vermitteln. Die Organe verschwinden ebenso bei den Weibchen zwischen Eierstock und Trompete, als sie bei den Männchen zwischen Schwanz des Nebenhoden und Hoden verschwinden. Die Lage und Entstehung der Hoden und Eierstöcke an der innern Seite, so wie die der ausführenden Genitalien an der äussern der Wolff’schen Körper scheint auch nichts wesentlicheszu seyn; denn Hoden und Eierstöcke entstehen bei den Batrachiern, ohne allen Zusammenhang mit den Wolff- schen Körpern an der innern Seite der Nieren. Wenn nun endlich bei Vögeln und Säugethieren eine accidentelle Be- ziehung zu den Genitalien in der oben bestimmten Art statt findet, so hat diess nichts widersprechendes mit der wesentlichen Function der Wolff- schen Körper als Absonderungsorgane. Denn die Genitalien und Harnwerk- zeuge sind ja überhaupt accidentell bei den meisten Thieren vor ihrer Aus- mündung verbunden. Auch hat ähnliches bei anderen Organen statt. Das Kiemengerüst der Fische hat die wesentliche Function, "die Athemorgane zu tragen; bei den Batrachiern aber, geht dasselbe Gerüst, nachdem die Kiemen verschwunden sind, zuletzt verkümmernd in den Apparat des Zun- genbeins üher “); wie denn der Apparat des Zungenbeins selbst bei den Ei- dechsen das ganze Leben hindurch noch die grösste Aehnlichkeit mit dem Kiemengerüst beibehält. *) Siehe die schönen Abbildungen über diese Metamorphosein Cuvier’s Ossemens fossiles T. V. p.2. S. 141. V. Es wird für eine künftige Theorie der Geschlechtsentwickelung von der grössten Wichtigkeit seyn, dass man bei den Fischembryonen ermittele, ob die Wolff’schen Körper vorhanden sind. Denn die Fische bieten gerade so höchst merkwürdige Verschiedenheiten in dem Bau der Geschlechis- theile dar, dass schon hierdurch, mit Beachtung der Entwickelungsgeschichte sich ganz neue Aufschlüsse ergeben müssen. Leider habe ich diese Fragen zu lösen gar keine Gelegenheit durch die Entfernung vom Meere; und ich werde mich wohl hier wieder an Herrn Dr. Rathke wenden müssen, der uns wenigstens die Entwickelungsgeschichte des Dlennius viviparus ver- sprochen hat. Ich frage zuerst, sind die W olff’schen Körper bei den Fischen überhaupt vorhanden? wenn sie vorhanden sind, wie verhalten sie sich bei den Fischen mit röhrigem Bau der Hoden? wie bei den wenigen Fi- schen mit durchaus Aörnigem Bau der Hoden, welche keinen Samengang besitzen und wo vielmehr der Samen in die Bauchhöhle austritt und von hier durch eine Oeffnung ausgeführt wird, wie beim Aal und bei der Pricke*)? wie verhalten sich die Wolff’schen Körper bei den Weibchen derjenigen Fische, deren Eierleiter nicht in die Bauchhöble führen, son- dern wirkliche ausführende Gänge der hohlen Eierstöcke sind? wie ver- halten sie sich bei den Fischen, deren Eier von dem Eierstock in die Bauch- höhle fallen und von hier aus durch eine einfache Oeffnung ausgeführt werden? wie verhalten sich endlich die Wolff’schen Körper bei den Rochen und Haien, zuerst bei den Weibchen, welche zum erstenmal vom Eierstock getrennte Eierleiter und zugleich Oellnungen der Bauchhöhle besitzen, wie verhalten sie sich bei den Männchen, welche körnige Ho- den ohne Samengang, Oeflnungen der Bauchhöhle und nebenbei noch eine sehr grosse aus gewundenen Canälen bestehende Genitaldrüse besitzen, die man fälschlich gewöhnlich für einen Nebenhoden ausgiebt *%)? *) Rathke Beiträge zur Geschichte der Thierwelt. IT. Abthl. p. 183. x **) Siehe über diese Drüse meine Schrift über den innern Bau der Drüsen. Sıebenter Abschnitt Kritik der vorausgesetzten Analogie der männlichen und weiblichen Genitalien. S. 142. D:. Vergleichung der männlichen und weiblichen Genitalien in Beziehung auf einen ihnen zu Grunde liegenden gemeinsamen Typus ist ziemlich alt. Schon Galenu shat in einer merkwürdigen von J. Fr. Meckel *) angeführ- ten Stelle diese Analogie sehr umständlich zu erweisen gesucht. Dauben- ton, Haller, Home, Ph. v. Walther, Ackermann, Schubert, Autenrieth, Rosenmüller, Jörg, Tiedemann haben diese Ana- logie mit Gründen zu erweisen gesucht, welche der heutige Zustand der Wissen- schaft darbiete. Am gründlichsten und gelehrtesten haben darüber wohl Meckelund Tiedemann gehandelt. Man kann indess nicht läugnen, dass, so auflallend die Aehnlichkeit gewisser Theile bei ihrer Entstehung ist, so gross ihre spätern Unterschiede werden, und dass zwischen manchen Theilen, deren Analogie man gerühmt hat, die Verschiedenheit grösser als die Aehnlichkeit ist. Man hat bei dieser Vergleichung wohl übersehen, dass die Geschlechtstheile ver- schiedener Thierordnungen nach ganz verschiedenen Typen organisirt sind. Eine nähere Untersuchung dieser Typen und die beständige Rücksicht auf die Entwickelungsgeschichte sollen uns nun die Mittel an die Hand geben, das Wesentliche in dem Verschiedenen und das Zufällige in dem Aehn- lichen genauer zu würdigen. *) Beiträge zur vergl. Anat, 2. B. 2, H. p. 167. ı5 S. 143. Es giebt nämlich 3 ganz verschiedene Typen in dem Baue der Ge- schlechistheile in der gesammten Thierwelt, ausser den hermaphroditischen Tbieren. Der erste ist der Typus der Wirbellosen, 2. Typus gewisser Fische, 5. Typus aller höhern Wirbelthiere. I. Typus in dem Bau der Geschlechitstheile, Bei den Inseeten und: Grüstaceen ist die Analogie der weiblichen und männlichen Geschlechtstheile nicht zu läugnen. Bei den Männchen und Weibchen sind Samenleiter und Eierleiter etwas garz analoges, unmittel- bare Fortsetzungen der röhrigen keimbereitenden Organe, des Hodens und des Eierstocks.. Den Träubchen, Capseln, Blinddärmcehen der Hoden ent- sprechen die vielgestaltigen Röhren, in welchen die Eier keimen undreifen*). Unter den Insecten kommen überdies bei Männchen und Weibchen ähnliche blinddarmförmige oder röhrige Hülfsdrüsen vor, die sich mit den Samenleitern so wie mit den Eierleitern verbinden. Dieser Typus der Geschlechtstheile umfast noch die Mollusken mit ge- irennten Geschlechtern, nämlich die Cephalopoden, ja selbst den grössten Theil der Fische. Bei den meisten Fischen ist der Eierstock ein hohler Schlauch, des- sen Wände nach innen die Eier absondern und sich unmittelbar in den kurzen Eierleiter fortsetzen; auf ähnliche Art, wie der ductus deferens das Secretum der Samenröhrchen sunmittelbar ausführt. Noch giebt es keine vom Eierstock getrennte Trompete. Hier herscht die vollkommenste Analo- die, der einzige Unterschied besteht darin, dass hier Eier in Bläschen, gort Samen in Röhrchen gebildet und ausgeführt werden. 1. Typus in dem Bau der Geschlechtstheile. Der zweite Typus in dem Bau der Genitalien besteht darin, dass Eier- leiter und Samenleiter ganz fehlen, dass weder Hoden noch Eierstock einen *) Siehe über die Formen der Eierstöcke bei den Insecten, meine Abhandlung. Noy,act,nat. cur, T.X11.p. 2 _- 9 — Ausführungsgang haben, so dass Samen, so wie Eier in die Bauchhöhle treten und von hier durch eine einfache oder doppelte Oeffnung am untersten Theile des Bauches abgeführt werden. Dieser Typus ist nur mehreren Fischen eigen. Bei einigen Gräthenfischen, beim Lachs, bei Cobitis taenia beim Aal und unter den Knorpelfischen bei der Pricke fallen die Eier vom Eierstock in die Bauchhöhle, und werden ohne alle Spur eines wahren Eierleiters aus der Bauchhöhle durch eine einfache Oeflnung ausgeführt, wie Rathke”) gezeigt hat. Ganz ähnlich giebt es bei mehreren Fischen weder Samenkanäle im Hoden, noch einen Ductus deferens; sondern die Hoden sind vollkommen körnig und der Samen wird in vollkommen geschlossenen Bläschen abge- sondert:e Von hier aus tritt er, wie die Eier in die Bauchhöhle, indem wahrscheinlich die Bläschen platzen, oder die Samenkörnchen sich ablösen. Aus der Bauchhöhle wird der Samen durch eine einfache oder doppelte Oeffnung ausgeführt. Dass dieser Bau mehreren Fischen, nämlich dem Aal und der Pricke zukommt, wissen wir ebenfalls aus Rathke’s sehr genauen Untersuchungen **). Zweifelhaft aber ist es, wie weit sich dieser Ban un- ter den Fischen ausdehnt. Beim Aal und bei der Pricke ist der Eierstock ganz dem Hoden ähnlich, was auch zu der falschen Behauptung Veranlas- sung gab, dass diese Thiere Zwitter seien, die Eier unterscheiden sich von den Samenkörnern im Zustand der Reife nur durch ihre Grösse: Hier ist also ebenfalls die Analogie der männlichen und weiblichen Genitalien ganz vollkommen. Dass es noch mehr Fische mit körnigem Bau der Hoden gebe, ist’ ganz gewiss. Rathke rechnet hieher den Knurbahn und den Stör. Vom Knurrhahn habe ich keine Beobachtungen; allein bei einem gros- sen Stör fand ich in dem ausserordentlich grossen kuglig gelappten Hoden auch nicht die geringste Spur von Samencanälchen, und eben so wenig konnte ich eine Spur von Samenleiter finden. Die Substanz des Hodens ist solid und besteht aus lauter länglichen microscopischen Theilchen, die wie ganz kleine Reiserchen durcheinander gewirkt sind und dieselbe Richtung “) Rathke Beiträge zur Geschichte der Thierwelt. II. Abth. p. 153. **) Beiträge cet. II. Abth. p. 183, —- 16 — haben, übrigens aber durchaus solid sind. Merkwürdiger Weise besitzt aber der Stör auch jene Oeffnungen der Bauchhöhle. Dass die Hoden der Rochen und Haien nur aus Körnchen bestehen, ist eine von allen Beobachtern gemachte Erfahrung Monro, Cuvier, Treviranus“*) stimmen vollkommen mit den frühern überein; und wenn Treviranus dennoch glaubte, es müsse sich unter günstigen Bedingun- gen vielleicht eine Spur von Samenkanälchen a er so habe ich ER abermals vom Gegentheil und von der Richtigkeit dessen überzeugt, was alle und auch Treviranus selbst gesehen Ba ‘ Der Samen ist in vollkommen geschlossenen Bläschen enthalten, die ich microscopisch unter- sucht habe Was man bisher als Nebenhoden beschrieben hat, jene aus gewundenen Canälen bestehende, mit einem starken Ausführungsgang ver- sehene Drüse, steht in durchaus keinem Zusammenhang mit dem körnigen Hoden, auch hat Niemand bisher einen solchen Zusammenhang beobachtet. Dies ist eine Drüse ganz eigenthümlicher Art, wie ich in einer besondern Abhandlung über die Genitalien der Rochen und Hayen zeigen werde. Wahrscheinlich gehören daher auch die männlichen Rochen unter den zweiten Typus; wahrscheinlich tritt der Samen auch bei den Rochen und Haien zuerst in die Bauchhöhle, und wird von hier durch jene merkwür- digen zwei Oeflnungen abgeführt, die übrigens auch bei den weiblichen Rochen und Haien vorkommen, obgleich diese schon vollkommene Trom- peten zum Ausführen der Eier besitzen, Eierleiter, welche in keiner Ver- bindung mit dem Eiersiock stehen.. Hier haben wir bei Rochen und Haien bereits einen ganz verschiedenen Bau der weiblichen Geschlechistheile und nichts von Analogie. Die männlichen Genitalien der Rochen und Haien gehören dem zweiten, die weiblichen Genitalien dem dritten Typus an. Aber es giebt auch andere Fische, deren männliche Genitalien nach dem zweiten Typus gebildet sind, während die weiblichen ganz dem ersten entsprechen. *) Tiedemann und Treviranus Zeitschrift für Physiologie I. B. u 1 I. Typus in dem Bau der Geschlechtstheile. S. 146. Zu dem dritten Typusgehören alle Amphibien, Vögel, Säugethiere und der Mensch. Männchen und Weibchen entfalten sich hier vom embryoni- schen Zustande an nach ganz verschiedenen Richtungen. Nämlich die Hoden sind niemals körnig *); sondern enthalten immer samenbereitende Canäle. Bei den Männchen ist der ductus deferens immer eine unmittelbare Fortsetzung der vasa efferentia des Hodens oder der Sa- menkanäle, indem. die vasaı eflferentia entweder einfach in den ductus de- ferens übergehen, wie bei den Batrachiern, oder sich mehr oder weniger verschlingen, wodurch ein Anfang von Nebenhoden entsteht, der indessen nur bei den Säugethieren als ein eigenthümliches Gebilde zwischen Hoden und ductus deferens auftritt. Bei den Weibchen giebt es eine vom Eierstock ganz getrennte, nicht in den Eierstock, sondern in die Bauchhöhle führende Trompete. Diese Trompete ist wesentlich Ausführungsgang der Bauchhöhle und ihre Genesis scheint in den einfachen Oeffnungen der Bauchhöhle gegeben zu seyn, durch welche bei mehreren Fischen Samen und Eier aus der Bauchhöhle ausgeführt werden. Dies sieht man, wie Rathke bemerkt, bei der Pricke, wo die Oeffnaung der Bauchhöhle sich bereits in einen kurzen Eierleiter verlängert hat, Trompete und ducius deferens, im entwickelten Zustande betrachtet, haben sehr wenig mit einander gemein, und ihre Verschiedenheit ist eben so gross wie ihre Aehnlichkeit; denn der ductus deferens geht durch ein eigenthümliches Gebilde, den Nebenhoden, in den Hoden selbst und seine Canäle über. Der Eierleiter oder die Trompete führt nur in die Bauch- höhle und hier hat jene bisher ganz unerklärliche Anomalie statt, dass die innere Haut der Trompete oder die Schleimhaut der Genitalien mit der *) Nach Cuvier sollen die Hoden der Frösche auch körnig seyn; allein die scheinbaren Körner sind nur die blinden Enden der strahlig stehenden Samenröhrchen , wie bereits Swammerdam gezeigt hat, = 8 — n serösen Haut des Unterleibs zusammenhängt, und dass beim Weibe der seröse Sack des Peritoneums gegen das Bildungsgesetz aller serösen Häute nicht geschlossen. ist. Diese Anomalie ist selbst da noch vorhanden, wo die Eierstöcke in ei- ner beutelförmigen Fortsetzung des Bauchfells, gleichsam in einer Scheiden- haut liegen. Bei den Hunden sind die Eierstöcke in einem ungeschlosse- nen Beutel des Bauchfells enthalten. Bei der Fischotter, bei Mustela und bei den Phoken ist diese Einschliessung noch enger. Siehe E. H. Weber in Meckels Archiv 1826. p. 105. Treviranus in der Zeitschrift für Phy- siologie. B. I. H. 2. p. ı80. So äbnlich diese Beutel der Scheidenhaut des Hodens beim Menschen und einigen Säugethieren sind, so bleibt doch auch hier der Hauptunterschied, dass die Trompete nur in die äussere Umge- bung, nur in eine mit der Bauchhöhle zusammenhängende oder von ihr ausgehende Höhle führt. Was nun die Vergleichung des Ductus deferens mit der Trompete betrifft, so sind sie bei den Vögeln, selbst bei der er- sten Entstehung ganz verschiedenartige Dinge. Allein bei den Säugethie- ren mit vollkommenem Nebenhoden sind ductüs deferens und Trompete beim ersten Entstehen ganz analog.. Dann besitzt weder der Hoden einen Nebenhoden, noch die Trompete eine Oeffnung; und der Hoden ist von seinem Ductus deferens ebenso gut getrennt, wie der Eierleiter vom Eier- stock. Der Ductus deferens ist aber früher nicht etwa trompetenähnlich; sondern das unterscheidende der Trompete fehlt auch noch, nämlich die Oefinung in die Bauchhöhle. Vollkommen ähnliche Theile entwickeln sich vielmehr nach ganz entgegengesetzten Richtungen und werden verschiede- nes, Ductus deferens und Trompete. , Bei allen Embryonen der Säugethiere giebt es in frühester Zeit der Eutwickelung, ohne Unterschied des Geschlechtes, einen vom Hoden sowohl als vom Eierstock getrennten Gang, der in seinem obern Theile blind ist und höher als Hoden und Eierstock hinaufreicht. Es ist ganz ausser Zwei- fel, dass im Anfang zwischen Hoden und jenem Gang durchaus keine Ver- bindung statt hat und dass beide, entfernt voneinander, an den entgegenge- setzten Seiten eines und desselben Organes, des Wolff’schen Körpers lie- gen. Bis dahin sind die Theile bei beiden Geschlechtern ähnlich oder viel- mehr es existirt noch kein Geschlecht. Sobald aber Zeichen des männli- chen und weiblichen Geschlechtes eintreten, nehmen auch, wie ich gezeigt habe, jene Theile eine ganz verschiedene Ausbildung an. Derselbe Gang wird bei den Weibchen weit, kürzer und gerade und in seinem obern Theile durchbohrt, wodurch eine in die Bauchhöhle ge- öffnete Trompete enisteht. Derselbe Gang kräuselt und verkürzt sich bei den Männchen zum Schwanz des Nebenhodens und, statt in seinem obern Ende durchbohrt zu werden, tritt er in Wechselwirkung mit dem Hoden, je mehr er durch das Schwinden des Wolff’schen Körpers an den Hoden heranrückt, und so entsteht der Kopf des Nebenhodens zwischen dem ge- kräuselten Gange und dem Hoden. Nach dieser Entwickelung sind Eierlei- ter und ductus, deferens die verschiedensten Dinge. S. 147. Das Ligamentum uteri rotundum und das Gubernaculum Hunteri sind’ allerdings anfangs dieselben Dinge. Beide reichen vom Rande des Leisten- canales bis zum untern Ende des Wolff’schen Körpers; später wird die Insertion dieser Theile scheinbar ganz verschieden. Das Ligamentum uteri ro- tundum ist zuerst an den ausführenden Geschlechtstheilgeheftet, da wo dieser den Wolff’schen Körper erreicht, um über ihm aufzusteigen. Was unter dieser Insertionsstelle gelegen ist, wird Horn des Uterus und zuleizt in den Fundus uteri verwandelt. Bei den männlichen Embryonen setzt sich das Gubernaculum Hunteri anfangs auch an das untere Ende des W olff’schen Körpers und an den ausführenden Gang, der über den Wolff’schen Kör- per aufsteigt, an. Dieser Gang, so weit er über den Wolff’schen Körper geht, wird, indem er sich kräuselt, Schwanz des Nebenhodens, und so kömmt es, dass das Gubernaculum Hunteri später an das untere Ende des Schwanzes vom Nebenhoden befestigt ist. S. 148. Auch die übrigen Geschlechtstheile sind nur bei der Enistehung gleich, insofern sie auch einen Typus zeigen, der bei Männchen und Weibchen nach ganz verschiedenen Richtungen sich ausbildet. ı. Samenbläschen und Uterus haben zwar auch beim Erwachsenen Le Bo Yo OL — eine entfernte Aehnlichkeit der Function und des Baues; beide dienen zum Aufenthalt und zur Ausbildung der von den keimbereitenden Organen aus- geschiedenen Theile, beide Organe sind im höchsten Grade irritabel; allein nur beim ersten Auftreten können diese Organe in Hinsicht ihrer Form und des Ortes ihrer Entstehung verglichen werden, wie gezeigt worden ist. Sie wachsen beide zuerst aus demselben Theile des gemeinschaftlichen Schlauches hervor, aber jeder in ganz verschiedener Weise. 2. Nur im Anfang der Entwickelung sind Hodensack und grosse Scham- lippen analog. 5. Nur im Anfang gibt es einen bei beiden Geschlechtern gleichen Canalis urogenitalis. 4. Nur im Anfang ist die Clitoris dem gespaltenen Penis äbnlich, Allein bei den Männchen schliesst sich die Spalte, bei den Weibchen er- weitert sie sich nach aufwärts zwischen den Seitenstücken der sich verkür- zenden Clitoris, welche früher nicht durch eine tiefe Spalte, sondern durch eine Furche getrennt waren, und indem das Endstück der Clitoris übrig bleibt, werden die Seitenstücke der gespaltenen Clitoris zu Nymphen oder Lippen der vergrösserien Spalten, zu innern Schamlippen. Alles dies ist durch die Bildungsgeschichte der Genitalien bei den . Säugethieren und dem Menschen und durch die darüber mitgetheilten vollständigen Beobachtungen erwiesen. Achter Abschnitt Kritik der Lehre vom Hermaphroditismus. S. 149- A nerkannt giebt es keinen Theil der Medicin, worin noch so viele aber- gläubische Vorstellungen herrschen, als in den Ansichten über Hermaphro- diten. Die Beschreibungen der Aeltern sind grossentheils aus diesem Grunde unbrauchbar geworden und in der That sind zuverlässige anatomische Un- tersuchungen von wahren Hermaphroditen so überaus selten, dass mehrere der ausgezeichnetsten Anatomen wie Wrisberg, Haller, Portal die Exi- stenz des wahren Hermaphroditismus ganz läugnen. Wrisberg sagt in seiner denkwürdigen Abhandlung, de singulari genitalium deformitate. Comment. Soc. Reg. sc. Gotting. V. XIH.: Ex mea itaque senientia, quum hanc observationem ad convincendum minime ido- neam et suflicientem credam, totam hermaphroditorum (verorum) classem in animalibus perfectioribus inter figmenta cum Cl. Pietsch, Arnaud et Heyermann refero, et existentiam illorum, sive jam evictam, sı tales historiae praestent, sive-adhuc in posterum evincendam et asserendam tan- tum in rarissimo isto casu admitio, si in monstro bicorporeo utriusque sexus unica modo pelvi instructo, partes generationi in quolibet sexu in- servienies ita junclae et tali modo combinatae inventae sunt, ut nullum primariorum organorum nec careat, nec deforme sit. Gratias cuilibet in cisori et praejudiciis libero habebo observatori, qui casum ejusmodi bene- vole communicaturus erit. a 70) Die Misbildungen, welche man für‘ hermaphroditisch hält, gehören einer dreifachen Gruppe an, die man wohl unterscheiden muss bei den Untersuchungen über ihre ursprüngliche Entstehung und bei ihrer Kritik. ‚Sie sind entweder ı. blos äusserlich unentschiedene Geschlechtsbildung bei innerlich vollkommener Ausbildung entweder männlicher oder weiblicher Theile, oder 2. innere theilweise Duplieität der Genitalien bei äusserer Unenischiedenheit, 3. vollkommener seitlicher Hermaphroditisnuus. $. 150. I. Die Misbildungen der ersten Art sind mit Unrecht für hermaplıro- ditisch gehalten worden; sie sind blosse Hemmungsbildungen. Innerlich sind entweder Hoden oder Eierstöcke vorhanden, aber die Hoden sind durch Hemmungsbildung in der Bauchhöhle zurückgeblieben. Der erste Grad solcher äussern Misbildung bei Männern ist Harnröhren -:Spalte, Hypospa- dia, was bei den männlichen Embryonen in früherer Zeit normal ist, der zweite Grad Fortsetzung der Spalte durch den ‚Hodensack bis gegen den Damm, was in früherer Zeit ebenfalls normal ist. In diesen Fällen können die innern Geschlechtstheile, nämlich die in der Bauchhöhle zurückgeblie- benen Hoden und Samenleiter vollkommen entwickelt seyn. Alles reducirt sich hier auf eine einfache Hemmungsbildung und die fälschlich sogenann- ten Hermaphroditen dieser Art sind in der Regel vollkommen männlich, haben diesen Habitus und auch männliche Triebe, wie allgemein jetzt von den Hypospadiaeen bekannt ist. Fine gehemmte Ausbildung vollkommener Männlichkeit, und noch dazu in den bloss äussern Theilen, ist aber noch gar kein Schritt zur Weiblichkeit; so wenig als eine gehemmte Ausbildung des Weiblichen ein Schritt zur Männlichkeit ist. Ich sehe gar nicht ein, wie man jene Misbildungen nur entfernt her- maphroditisch nennen könnte. Denn was ist die Spalte des Hodensacks, und die Hypospadia an den Geschlechtstheilen anders als die Spina bifida an dem Rückgrath, Hasenscharte, Wolfsrachen an Lippen und Gaumen, Coloboma iridis an der Iris? In der That so wenig die Hasenscharte ein ‘Schritt zur weiblichen Bildung ist, so wenig ist die Hypospadia herma- phroditisch. u a S.1515 Die Firagines mit Hemmung vollkommener Ansbildung des weiblichen Geschlechtscharacters sind ebenso wenig Zwitter. Zu einem Manne ist ein’ für allemal das männliche Secretionsorgan, Hoden, zu einem Weibe Eier- stock nothwendig. Man prüfe aber doch nur jene Zeichen‘, die man für Symptome der Männlichkeit bei den Viragines ansieht, nämlich einen etwas grössern Kitzler, wasin der That eine Hemmungsbildung ist, Engedes Scheiden- einganges, ein ganz unsicheres Merkmal, welches in früherer Zeit normal, und wie ich gezeigt habe, zum Theil von der Grösse des Kitzlers abhängig ist, und ebenso mit der Verkleinerung des Kitzlers abnimmt; Äleinheit der Trompe- ten und der Eierstöcke, die vielleicht nie Bläschen enthalten sollen. Ein Theil dieser Zeichen beruht auf Vermuthungen, die anderen beweisen gar nichis sicheres, höchstens eine unvollkommene Ausbildung des Weiblichen; allein es ist eine blosse Voraussetzung,. dass die unvollkommene Ausbildung des weiblichen etwas männliches enthält Der Durchbruch der Eierstöcke aus der Bauchhöhle durch den Bauchring in die Schamlippen, der von zu- verlässigen Männern beobachtet scheint, dieser Vorfall ist doch wohl ebenso natürlich, als jeder andere angeborne Leistenbruch und ist so wenig ein Beweis für etwas männliches, als jeder andere Vorfall.. Der Unterschied liegt nur in der ausserordentlichen Seltenheit des ersteren: Falles: Selbst wenn ein Weib bei vollkommenen: innern Geschlechtsorganen weiblicher‘ Art eine durch einen Theil des Kitzlers sich fortsetzende Harn- röhre besässe, ein Fall,. der ein einziges mal beobachtet, *) nicht genügend verbürgt ist, so wäre: selbst diess kein: entscheidender Uebergang,. da wie Meckel auch bemerkt und einwirft, bei mehreren: Thieren: diess: normaler Zustand ist, wie bei den Maki’s und Lorr's.. Wie wenig Werth man auf die Beschaffenheit der Brust legen kann, wird jeder einsehen. Oft wird eine starke Fettansammlung an der Brust eines Mannes als etwas: weibliches in den: Museen aufbewahrt, als wenn der Turgor der weiblichen. Brust bloss durch eine Fettanhäufung entstände. Zu einer weiblichen. Brust gehört ein. für allemal eine Milchdrüse.- ”®) Siehe hierüber Meckel’s Patholog. Anatomie. T. II. i.. p. 202: 124 — $. 152. Ich schliesse daher alle Hemmungsbildungen der äussern Geschlechts- theile, bei welchen innerlich ein entschiedener Geschlechtscharakter vor- handen ist, wo entweder Hoden oder Eierstöcke zugegen sind, mit vielen andern Gelehrten, mit Recht von den hermaphroditischen Bildungen aus. Von ihnen kann man höchstens sagen, was Wrisberg von den Firagines und Firi effeminati bemerkt: Haberemus itaque in utroque sexu indiyidua, in quibus, non obstante sexus regula, characteris quidquam, nec adeo parvi momenti in uno alteroque connubium genii, naturae et indolis alte- rius sexus adesse videtur. Licet nemo tam unum quam alterum pro herma- hprodito declaraturus erit. ]. c. $. 2ı. Diese Unentschiedenheit ist in der That, wie gezeigt worden ist, bei Embryonen sowohl innerlich als äusserlich vorhanden ; sie ist Anfangs we- der vorzugsweise männlich, noch weiblich, jede dieser Richtungen bildet sich aus einem Anfangs gleichem Zustande auf ganz verschiedene Weise aus. Warum sollten nicht auf beiden Seiten Hemmungsbildungen entstehen, welche an die ursprüngliche Uniformität, nicht Duplieität erinnern? 8.1935: II. Wir wenden uns nun zur Kritik der zweiten Art sogenannter her- maphroditischer Bildung, wo neben den vollkommen entwickelten Genitalien einer Art noch Spuren der zweiten Art vorhanden seyn sollen. Diess ist nun gerade der Gegenstand, zu dessen Erklärung und Aufbellung ich die früber mitgetheilten Beobachtungen über die Entwickelung der Genitalien bei den Säugethieren mit entschiedenem Erfolg anzuwenden gedenke. $. 154. Es ist durch die vorhergehenden Untersuchungen erwiesen, dass in frü- her Zeit der Entwickelung bei den Säugethierembryonen, sowohl den später weiblichen als männlichen, ohne Unterschied, die keimbereitenden Organe, Hoden oder Eierstöcke von den ausführenden Gängen getrennt sind, dass diese Gänge anfangs blind sind, viel höher als Hoden und Eierstöcke hin- =. 14 — aufreichen, und dass jederseits zwischen diesem Gang und dem Hoden oder Eierstock der Wolff’sche Körper liegt, der in frühester Zeit selbst wie- der einen Ausführungsgang aus seinem untern Ende hat. Man denke sich nun den Fall, der bei allen Organen entstehen kann, bier eintretend, man denke sich den Fall, dass die inneren Geschlechtsorgane eine Hemmungs- bildung erleiden, die hier ja wenigstens eben so leicht eintreten kann, als sie bei den äussern Geschlechtstheilen häufig is. Dann wird der Wolff'- sche Körper bleiben, jener Körper, von dem sich nach Rosenmüller’s Beobachtungen selbst bis zur Geburt ohnehin eine geringe Spur erhält. Je- der ununterricbteie würde einen solchen Fall von Hemmungsbildung, wo ein keimbereitendes Organ mit dem W olff’schen Körper, und zugleich noch ein Trompetenähnlicher Gang auf jeder Seite vorhanden ist, zumal wenn äussere Zeichen von Hemmungsbildung da sind, für die vollkommen- sie Zwitterbildung halten. Keimbereitendes Organ mit sammt dem Wolff’schen Körper könnte für Hoden und Nebenhoden imponiren; hat doch selbst Rosenmüller den W olff’schen Körper der Weibchen fälsch- lich für etwas Nebenhodenartiges angesehen. Der an der Seite des Wolff '- schen Körpers aufsteigende Gang würde für Trompeie gehalten werden, um so mehr dieser Gang bei den Weibchen wirklich zur Trompete wird, Man hätte also einen Schein von Hoden und Nebenhoden nebst einer Trom- pete; wäre der ursprüngliche Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers, der so ausserordentlich frühe verschwindet, noch vorhanden, so hätte man selbst einen falschen Anschein von Samenleiter. Der mit der Bildungsge- schichte nicht sehr genau vertraute würde uns nun leicht einen Zwitter beschreiben, bei dem sich Trompeten, Hoden und Nebenhoden, ja selbst eine Spur von Samengang vorfinden sollen. Auch der Uterus könnte vor- banden seyn, wenn das Individuum wirklich weiblich war und nur der Wolff’sche Körper mit dem Eierstock verbunden geblieben ist. Vorausgesetzt also nur dies eine, dass Hemmungsbildung an den innern Geschlechtstheilen eben so häufig als an den äussern vorkomme, entsteht eben so häufig auch innerlich ein falscher Anschein von Hermaphroditismus. Ich will nicht behaupten, dass es keine Hermaphroditen mit theilweiser Duplicität gebe, diess wäre eine rein dogmatische, von einer künftigen he- weiskräftigen Erfahrung yielleicht zu widerlegende Behauptung; ich habe bloss gezeigt, dass hier die allergrössten Täuschungen leicht und verzeihlich bi A sind, dass wir vorsichtig dadurch werden. müssen und viele Fälle dieser Art zu ihrer Erklärung ganz andere Kenntnisse in der Embryotomie voraus- setzen, als wir bei den ältern Beschreibungen. voraussetzen können, dass sie hingegen eine einfache Erklärung zulassen... $.. 155. Das zweite, worauf ich nun aufmerksam mache, ist, dass mehrere Fälle von Duplicität der Geschlechtsorgane auf beiden Seiten unter den oben bezeichneten Fall zu gehören scheinen. J. F.Meckel’s vortreffliche Arbeiten über die Zwitterbildungen in Reil’s Archiv für die Physiologie T. XE und in seiner pathologischen Anatomie, worin fast alle bisher beobachteten Fälle zusammengestellt sind, können uns bei dieser Revision zur Grundlage die- nen. Bis auf 3 zweifelhafte Ausnahmen, die ich sogleich erwähnen werde, ge- hören alle dort aufgeführten.Fälle zu dieser Form. Man hat eineTrompete, ein keimbereitendes Geschlechtsorgan mit einem nebenhodenartigen Anhang und Ausführungsgang versehen beobachtet. Man vergleiche die von Me’ckel aufgenommenen Fälle von Petit”), Brunn ““), Schneider“**), Ma- ret f), Schrell ff). Niemals hat man mit zureichender Zuverlässig- keit, Hoden und Eierstöcke zugleich beobachtet. Wer bürgt uns nun fer- ner für eine genaue Untersuchung jener Organe in den bisher beschriebe- nen Misbildungen. Wer hat die Samenkanäle in den Hoden gesehen , wer den Nebenhoden untersucht, und wer kounte obne Kenntniss der Wolff- schen Körper hier einer Täuschung entgehen, da die Wolff’schen Körper immer aus geschlängelten Blinddärmchen bestehen? Jedermann weiss über- diess, wie oberflächlich die meisten Fälle dieser Art untersucht worden, wie crass die Vorstellungen der ältern über Hermaphroditen waren, ‚wie leichtferuig oft die Angaben sind, wie z.B. folgende: eine Jrt Hoden, eine Irt Nebenhoden, eine Art Rudiment des Eierstocks, etwas der Trompete, dem. Eierstock ähnliches, wie oft sind Hydatiden für Eierstöcke beschrieben worden, und wie leicht ist man in der Annahme eines Rudimentes von Uterus ohne Trompeten „ wo. alles andere entschieden männlich ist, und ein *) Meckel iin Reil’s Archiv T. XI. p. 3n4. **) Ebend. p. 337. “*) Meckel’s pathol. Anatomie T. Il p. 216. 7) Ebend. p. 218, 7) Ebend. p. 218, unpaariger Schlauch an der Insertion der Samengänge viel passender für eine verbildete Prostata oder verbildete Samenbläschen gehalten werden mussten,,wie in Ackermann’s Fall. J.Fr.Meckel vertheidigt zum Theil die Hermaphroditen gegen manche Zweifel mehrerer Gelehrten, wie Haller, Parson, Osiander, Portal, Voigtel cet. In der That ich baue mit vollkommenstem Vertrauen auf jeden von diesem allverehrten grossen Ana- tomen untersuchten Fall, nicht aber auf die meisten Fälle von Anderen, die Meckel mit seltener Gelehrsamkeit zusammengestellt hat. . S. 156. Hierzu kommt endlich noch, dass bei den Weibchen der wiederkäu- enden Thiere und der Schweine zwei Gänge vorkommen, welche von der Scheide entspringen, und bis über die Hörner des Uterus an der äussern Seite des Uierus zu verfolgen sind, wo sie blind endigen. Diese Gänge sind bei jenen Thieren im normalen Zustand neben den Trompeten vorhanden; sie sind zuerst von Malpighi erwähnt, dann von Gartner ausführlich beschrieben worden. Gartner Anatomisk Beskrivelse over et ved nogle Dyr - Arters Uterus untersögt glandulöst Organ. Besonders abgedr. aus Kongelige Danske Videnkabs Selskabs Skrifter 1822. mit 4 K. Med. Chirurg. Zeit. 1824. II. p. 104. Diese merkwürdigen Kanäle, welche zu zerstreuten Drüsenkörnern führen, habe ich an einem sehr schönen Präparat in der Thierarzneischule zu Berlin gesehen. Es darf kaum erwähnt werden, wie leicht die Gartner’schen Canäle neben den Trompeten bei den Thieren Verwechselungen veranlassen und wie sehr sie die Beobachtungen über Zwitterbildung bei den Thieren unzuverlässig machen müssen. S. ı57. Nun will ich die Requisite einer zuverlässigen Beobachtung über Du- plieität der Genitalien auf beiden Seiten anführen: ı. Es ist nicht hinreichend, dass ein Ausführungsgang neben dem Ei- erleiter beobachtet werde.- Denn dieser könnte möglicherweise der übrig- gebliebene Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers seyn. 2. Es ist nicht hinreichend, dass neben dem Eierleiter ein hodenarti- ger Körper mit einem nebenhodenartigen Körper verbunden beobachtet —- 1223 — wird; denn dieser scheinbare Nebenhode kann der übriggebliebene W olf£f’- sche Körper, der angebliche Hode aber der an ihm liegende Eierstock seyn. 3. Es muss jedesmal durch genaue Untersuchung ermittelt werden, dass das, was man für Hoden hält, wirklich Hoden ist, nämlich dass er Samenkanäle enthält.. 4- Die Eierstöcke müssen durch die Graaf’schen Bläscher erkennbar und erweisbar seyn. In Fällen, die ich hier und dort gesehen, gehörte eine stärkere Phantasie als ein gutes Gesicht dazu, die Rudimente von ÖOvarien zu erkennen. 5. Nach allem, was bisher vorgetragen worden, gehört zu einem ent- scheidenden Beweis von Hermaphroditismus oder Duplieität der Organe auf beiden Seiten, nothwendig gleichzeitiges Vorhandenseyn der Hauptorgane, des Eierstocks und des Hodens mit seinem Nebenhoden. Alle anderen Fälle, wo das überzählige nicht Eierstock, sondern nur ein trompetenähnlicher Gang oder der Uterus ist, können vielleicht unvollkommen hermaphroditisch seyn, aber sie können nicht streng als hermaphroditisch erwiesen werden, und diese Fälle werden durch die Entwickelungsgeschichte der Genitalien wenigstens sehr unkräftig. 6. Alle Fälle, wo ausser der Duplicität von gewissen Theilen der Ge- nitalien auch Zeichen von Duplicität in äussern Gliedern und Theilen , überzählige Theile von Extremitäten oder ganze Glieder vorkommen , können nicht als Beweise für die Existenz eines wahren Hermaphroditismus angenommen werden, sie gehören den Doppelmissgeburten an. Man misverstehe mich nicht; ich will nicht den Hermaphroditismus überhaupt widerfegen, ich will Kritik, Genauigkeit der Untersuchung, lo- gische Sonderung dessen, was aus den Beobachtungen folgt, und was nicht folgt, und biezu fordere ich ein genaues Studium der Entwickelungsge- schichte. Dies ist allerdings eine hinreichende Reaction gegen eine von der Idee des Hermaphroditismus befangene Phantasie. Ich erwälnte zuvor eines wirklich beobachteten gleichzeitigen Vorkom- mens von Hoden und Eierstock auf derselben Seite. Von allen bisher — ua bekannt gewordenen Fällen gehören nur hieher die Fälle von -Mascagni, Borkhausen, Hunter, welche zum Theil selbst. aber keine strenge Kritik aushalten. Mascagni beobachtete in der That bei einem Stier einen zweihörnigen Schlauch‘ mit Trompeten; an der Stelle der Eierstöcke lagen ‚wahre mit Saamengängen versehene Hoden, welche Mascagni nebst den Nebenhoden mit Age füllte. Hoch oben lag dicht neben dem linken Hoden, ein dünner Körper von der Structur des Eierstocks (?), und im Hodensacke kleine, gleichfalls Eierstock ähnliche Körperchen (2), welche Mascagni wirklich für Eierstocke nahm *)! In dem Fall von Borkhau- sen waren-bei einem Widder normale Hoden vorhanden, ausserdem eine Gebärmutter , verschlossene Trompeten und Eierstöcke, welche voll von Eiern waren (?!) **) Hunter fand bei einem Rinde einen zweihörnigen engen Gang als Fortsetzung der Scheide. Ausser dem Eierstock fand sich auf jeder Seite neben ihm der Hode, der die Gestalt und Grösse einer Muskatnuss hatte; die Samengänge endigten gegen den Hoden blind #%*). Hier frage ich aber- mals nach dem Beweis, dass der angebliche Hode mit seinem Gang wirklich Hode,/und nicht Rudiment des Wolffischen Körpers und seines Ausfüh- rungsganges war. Endlich fand Hunter bei einem Eselszwitier eine zweihörnige Gebär- mutter ohne Trompeten, Ovarien, und Hoden ohne Samengänge }). Serse Diess sind die wenigen Beobachtungen von wirklich angeblich doppel- tem Vorhandenseyu de) Hoden uud Or Sind diese Fälle richtig beobachtet, woran sich nach der zum Theil so sonderbaren Beichreibung immer noch zweifeln lässt, so giebt es allerdings auch Hermaphroditen, welche von unserer Erklärungsart nicht interpretirt werden können. In- ") Siche Meckel’s erwähnte Abhandlung in Keil’s Archiv T. XI. p- 330. “*) Ebend p. 331, **) Ebend. p 331, 332, 7) Ebend: p. 332. 2 —- 150 7 — dessen bedarf es hier abermals neuer und genauerer Beobachtungen, welche. mit Rücksicht auf die Wolff’schen Körper der Embryonen und auf die Gartnerschen Canäle der Thiere($. ı56), unternommen werden müssen; Von einem allgemeinen Gesichtspunkt erscheint eine solche vollkommne Duplicität nicht geradezu unmöglich, da sie bei den niedern Thieren ncr- mal vorkömmt. lIede neue genauc Beobachtung sey willkommen. Wie gerne werde ich mich belehren lassen durch eine Ueberzeugung, die man mit den Augen gewinnt. Sollten nun in der Folge solche von der Kritik unantastbare Fälle von einem unbefangenen Anatomen beschrieben werden, so sind meine Einwürfe gegen die bisherigen Fälle nicht widerlegt, sondern es gechbieht nur, was ich sehnlichst wünsche. Unrein würde aber schon jeder Fall seyn, wo au,ser den Genitalien noch andere Zeichen von Du- plicität an den untern Theilen des Rumpfes oder Zeichen einer Doppelmiss- geburt vorhanden sind. 6. 160. III. Die letzte Reihe hieher gehöriger Missbildungen bilden diejenigen, wo auf einer Seite Hoden, Nebörhddkn und Samengang, auf der andern Eierstock und Trompete befindlich sind. Diess sind die einzigen streng zu erweisenden Fälle von Zwitterbildung, für deren Existenz viele zuverlässige Beobachtungen, besonders von Gen Thieren sprechen. Ueber diesen Gegenstand besitzen wir eine treffliche Arbeit von Rudolphi in den Ab- Kadlndeen der Academie zu Berlin vom Jahre 1825. Bei den Insecten ist diese Art von Zwitterbildung, Hermaphroditismus lateralis, der sich auch in der Zeichnung und Form der Flügel, so wie in der Form der Antennen rechter und linker Seite ausspricht, schon bäufig beobachtet, und ich habe selbst die von Rudolphi berührten Sherrensenilen Praeparate von Inseeten gesehen. Von höbern Thieren sind diese Fälle sehr selten; hieher gehören die ältern noch ziemlieh unzuverlässigen von Sue, | Morrand, Verdier*), a der neue genau untersuchte von Rudolphi, der- um so merkwürdiger als er den Menschen betrifft. Der Hermaphroditismus lateralis lässt übrigens schon eher eine Erklä- rung aus der Entwickelungsgeschichte zu. Denn da in frühester Zeit bei ®) Siehe Meckel a. a, O. p. 3aa. 332. Patholog, Anat. II, B. p. aıg, _- 13 — allen Embryonen dieselben Gänge vorhanden sind, welche bei den Weibchen sich nachher in die Bauchhöhle öffnen, bei den Männchen aber, mit deu Hoden sich verbindend, sich kräuseln und den Schwanz des Nebenhodens bilden, so ist es denkbar, wie eine solche verschiedene Entwickelung auf beiden Seiten desselben Individuums eintreten’ könne. Was aber eine solche Differenz der beiden Seiten verursache, können wir nicht estfernt ahnden. Iene letztern Fälle lasse ich daher unangetastet und begnüge mich gezeigt zu haben, wie auf eine doppelte Art, innerlich und äusserlich ein falscher Schein von Hermaphroditismus entstehen könne. Ä Ay a Be ae über die chirurgische Behandlung der Hypoispadia. 8. 161. | Us den angebornen Missbildungen sind keine häufiger als die Spaltbil- dungen, ich rechne dahin: ı) die Hasenscharte, _ 2) die Gaumenspallie , 3) die Brustspalte mit Ecetopia cordis, 4) die Harnblasenspalte oder Mangel der Bauchdecken zwischen Nabel und Schaamgegend, mit Harnblasenspalte und Vorfall der hintern Wand der Urinblase. Hievon ist die einfache Epispadia der geringste Grad, wo der Harn, bei Spaltung der Schaambeinfuge, durch eine kleinere Oeffnung über den Rücken des Penis abfliesst. 5) Die Hypospadia oder die Spaltung der männlichen Harnröhre bis zum Hodensack, oder mit gleichzeitiger Hodensackspalte. 6) Die Spina bifida oder das gespaltene Rückgrath. 7) Das Auseinanderweichen der Kopfknochen von hydrocephalus congenitus, —_ ı55 — 8) Das Coloboma iridis, oder die Spaltung der Iris an der untern Seite, wo in frühern Zeit bei allen Thieren eine Spaltung der Iris und Choriodea vorkömmt *)' S. 162. Mehrere dieser angebornen Bildungsfehler, wozu man wohl auch 9) das Offenbleiben desUrachus am Nabel rechnen könnte, sind der Chirurgie zugäng- lich. ‚Die Hasenscharte ist es längst, die Gaumenspalte ist es in neuerer Zeit; geworden; man hat überdiess erworbene Spalten und Verluste besser behandeln und durch Ueberpflanzung von Hautstücken zu heilen gelernt; die künstliche Nasen, - Augenlied- und Lippenbildung sind in die Chirur- gie‘ kunstmässig eingeführt und zeigen die Möglichkeit zu noch andern Versuchen. Allein mehrere der genannten Missbildungen sind der Chirur- gie noch ganz unzugänglich geblieben. Noch Niemand ist es gelungen, selbst bei vollkommener Ausbildung der Harnröhre, den offengebliebenen Urachus am Nabel zur Verschliessung zu bringen und den Abfluss des Urins an) dieser Stelle zu verhindern **). ' Die sogenannte inversio vesicae urinariae kann überdiess nie den Ge- danken an irgend eine Behandlung nähren, da es ausgemacht ist, dass nur die hintere Wand der Blase vorhanden ist und mit ihrer innern Fläche vorliegt. Allein es ist zu verwundern, warum man nicht auf den Gedanken verfiel, die Hypospadia oder Harnröhrenspalte, welehe zur Ausübung des fruchtbaren Coitus unfähig macht, auf eine sknkehe Art zu operiren, wie man den gespaltenen Gaumen herzustellen gelernt bat. Ich weiss zwar, N *) Dass dieser von Ph. vy Walther zuerst als Hemmungsbildung beschriebene Bildungsfehler diess wirklich ist, ist nun vollkommen erweisbar. Bei den Vögeln war die Spalte der Iris und der Choriodea in früherer Zeit der Entwickelung längst bekannt, ich habe sie bei Embryonen der Kıöten und Eidechsen gesehen, bei. Fischen bleibt. sie in einem Theil der Chorioidea durchs ganze Leben. Kuhlemann und Haller haben die Irisspalte bei jungen Schaffoetus bemerkt, ‘2° Autenrieth und Meckel beim menschlichen Embryo , ersterer an einem sechs wöchentlichen Embryo, wo die Iıis unten und innen ganz mangelte, letzterer an einem sieben wöchentlichen Embryo, wo an derselben Stelle noch eine theilweise DetE war. Siehe Meck el’sBeiträge zur vergl. Anat. T. ı. H. ı p. 76; *”) Siehe Heyfelder über einige Fälle von Bildungshemmung Noy. Act. Nat. Cur. T. XIV. p 2. p.887 m 134 — dass die Chirurgie schon lange sich mit den 'Fällen beschäftigt hat, wo die Harnröhre entfernt von der Eichelspitze ausmündete, und nur einen Theil des Penis durchlief. Schon Heister verbesserte die barbarischen Vorschläge von Paul Aegineta und Abulcasem, und empfabl ein kuustmässiges Verfahren; Marastin*), Dubois, Ph. v. Walhter““), Dupuytren *“*),versuch- ten die Durbohrung der imperforirten Eichel und zum Theil mit Glück. Allein es giebt Fälle von Hypospadia, wo keine Perforation, sondern nur Vereinigung der schon vorhandenen, mit einer Schleimhaut ausgekleideten Lippen der Spalte zur Verlängerung der Harnröhre nöthig ist. Diese Fälle hat sich die Chirurgie noch nicht angeeignet, und dennoch ist sie gezwun- geu, erworbene Spalten dieser Art von oft noch schlechterer Vorbedeutung, Harnröhrenfisteln, Hypospadia accidentalis,/Blasenscheidenrisse, Dammrisse nicht von sich abzuweisen. S. 165. Der einzige ‚Vorschlag dieser Art, der mir bekannt geworden, kömmt in einer anonymen Recension von Ghelius Chirurgie in der Salzb. med. Zeit. 1824. S. 550 vor, wo es heisst: ”Ueber. den Hypospadiaeus geht der Verf. kurz weg. Rec. kann nicht umhin, zu dessen Heilung ein Verfahren vorzuschlagen, das sich auf die nämlichen Grundsätze stützt, wie die Rhi- noplastik und die Chirurgia Curtorum überhaupt. Man. sollte nämlich suchen die angefrischten Wundränder der Harnröhre mit einer frischen Schenkelwunde per primam reunionem zu vernarben, und sodann das Stück, das hier gleichsam das Schlussstück bildet, aus dem. Schenkel auszu- schneiden und so viel davon wegzunehmen, als nothwendig ist, um die na- türlich runde Form zu erhalten... Dieser Vorschlag ist sehr beherzigens- werth, obgleich ich an dessen Ausführbarkeit zweifle. . $. 164. Vielleicht würde man indess längst die Wiedervereinigung der ange- bornen Harnröhrenspalte unter günstigen Umständen versucht haben, wenn *) Schreger Operationslehre, p. 128, **) Salzb. med. chirurg. Zeit. 1813. e*) Sabatier medecine operaloire nouy, edit. par Sanson et Begin. Vol. 1V p- 435. _ 155 — dieser Operation nicht ein ziemlich allgemeines Vorurtheil im Wege ge- standen hätte, nämlich die Vorstellung, als wenn mit der Hypospadia zugleich Hermaphroditismus oder wenigstens Unentschiedenheit des Ge- schlechtes verbunden wäre, was in der That in der Regel durchaus nicht der Fall ist. Wie viel Aehnliches die Hypospadia mit den angebornen Spalten an andern Theilen habe, ist in dem vorhergehenden Abschnitt gezeigt worden. Die Bildungsgeschichte macht es evident, dass eine blosse Hypospadia so wenig hermaphroditsch ist als eine Hasesscharte und andere Spalten, welche von Hemmungsbildung entstehen. Der wissenschaftliche Zustand der physiologischen und medicinisch-forensischen Ansichten über dieHypo- spadia ist auch der Volksmeinung und dem ärztlichen Aberglauben ganz entgegen. Es ist oft genug erwiesen worden , dass diese Individuen voll- kommen ausgebildete Hoden besitzen, die zuweilen in der Bauchhöhle zu- rückgeblieben, zuweilen selbst durch den Bauchring herabgestiegen sind; es ist bekannt, dass sie einen meist männlichen Habitus besitzen, dass sie einer Erection des männlichen Gliedes vollkommen fähig sind,. obgleich dieses selten so lang als gewöhnlich ist, einer Erection, die auch be: dem von Ackermann in der Jugend untersuchten, der bekannten, noch le- benden, früher für weiblich gehaltenen Anna Maria Dorothea Derrier vor- handen war und wenigstens 3 Zoll betrug. Es ist bekannt, dass diese In-. dividuen Pollutionen haben, dass sie Ergiessung des Samens bei geschlecht- lichen Reizungen erleiden, dass sie zuweilen mit Weihern verheirathet sind, in der Regel ihren Umgang bei männlichem Geschlechistrieb suchen. Ia die medicina forensis nimmt selbst die Möglichkeit der Befruchtung durch einen Hypospadiaeus an. Denn in der That sind sie zur Begattung, aber nicht zur Ejacultation bis in die Tiefe der Scheide fähig. Alles dieses steht fest und ist auch von unterrichteien Aerzten und Anatomen anerkannt. $. 165. Die Unwissenheit, der medicinische und der Volksaberglaube stempeln dagegen diese Individuen fast immer zu Weibern, sie treten meist als solche ‚zuerst in der Gesellschaft auf. Bei der Entwickelung der Pupertät zeigt sich nun ein entschiedener Widerspruch. Ein männlicher Habitus spricht \ — 156 — immer entschiedener sich aus; der Hypospadiacus sucht heimlich den Um- gang mit dem weiblichen ‘Geschlecht und -kann zu Jen sonderbarsten Täuschungen Veranlassung geben. Dennoch ist es schon vorgekommen, dass ein in eher Kleidung erzogener Hypospadiacus, der nach seinen Trie- ben, und wie sich nachher vollkommen auswiess, überhaupt entschieden männlich war, mit einem Manne verheirathet wurde. Siehe den merkwür- digen nachträglich von S. Th. von Sömmerri ng untersuchten Fall in Kopp’s Jahrbüchern für die gerichtliche Medicin X. Jahrg. Iedenfalls sind diese Unglücklichen in der Gesellschaft meist annullirt, sie sind den beständigen Neckereien, ja Verfolgungen des Pöbels ausgesetzt; sie werden gelehrt, sich für Hermaphroditen zu halten, und sie würden über sich selbst vollkommen ungewiss werden, wenn ihre Triebe sich nicht ziemlich bestimmt äusserten. al sind Hypospadiaeen sehr häufig. Fast in jeder grössern Stadt giebt es einen oder mehrere, in einer Nachbarstadt lebt sogar eine Familie E, bei welcher entschieden mehrere sogenannte Töchter Hypospadiaeen mit sehr rohustem Habitus sind *). Warum sollte auch dieser Bildungsfehler sich nicht, wie andere dieser Art,bei Kin- dern derselben Familie wiederhohlen können ? ne Wenn alles dieses richtig ist, so ist es einmal Zeit, die crassen Vor- stellungen von Hermaphroditenbildung fahren zu lassen, diese Unglücklichen dem Einktusee einer populären, mährchenhaften, mit Prätension sich aufdringenden und behauptenden Vorstellung zu entziehen, und die Chi- rurgie IE die Aufgabe, diesen Bildussstenläh® wenn es in einzelnen Fällen möglich ist, so wie die Hasenscharte und die Spalte des Gaumensegels ee Es kömmt auf nichts weniger an, als ein Individuum, das sich durch seine Triebe für männlich halten muss und das wirklich männlich ist; den Folgen einer traurigen Nullität in der’ Gesellschaft su entziehen; wenn fes der Chirurgie möglich wäre, diess zu bewirken, so würde sie in der That *) Zwei derselben, welche früher immer weibliche Kleidung trugen, entgingen den Verfolgungen und beständigen Neckcreien dadurch‘, dass sie unter den Franzosen Kriegsdienste rahnıen. = a einen Act der Gerechtigkeit ausüben, da sie in andern Fällen zur Rettung des Individuums noch öfter die Extirpation des krankhaften Hoden, die Castration vorschlägt und ausübt. S. 167. Vergleicht man diese Operation mit der schon längst ausgeübten Per- foration der Eichel, so ist sie wohl keinesfalls schwieriger als diese, ja viel leichter, wern eine hinlänglich tiefe Spalte und nicht eine blose Furche in ganzer Länge vorhanden ist. Ob die Operation in einzelnen Fällen “möglich ist, ob sie grössere Schwierigkeiten, als die Operation der Gau- ‘menspalte, des Blasenscheidenrisses, des Dammrisses hat, muss die Erfah- rung lehren. Ich zweifle aber an der absoluten Unmöglichkeit, hege viel- mehr schon lange die Ueberzeugung von der Möglichkeit in gewissen näher zu bezeichnenden Fällen. Als ich Herrä Dr Dieffenbach’s glückliche Versuche über so manche andere Operationen dieser Art in seiner ebenso interessanten als nützlichen Schrift: Chirurgische Erfahrungen über die Wiederherstellung zerstörter Theile des menschlichen Körpers. Berlin 1829. kennen lernte, erneuerte sich diese Idee lebhaft in mir und ich machte bereits im Sommer ı829 meinem sehr verehrten Freunde hierüber eine vor- schlagsweise Mittheilung. $. 168. Die Hypospaden bieten mehrere Varietäten dar, die man hierbei wobl unterscheiden muss. ı. Vollkommene Imperforation des Penis ohne alle Reste der gespal- tenen Harnröhre, die sich ganz an der Basis des Penis öffnet. 2. Theilweise Imperforation, Imperforation der Eichel. Dieser Fall war immer ein Gegenstand operativer Behandlung. 3. Eine geringe Spur der Harnröhre an der ‘ganzen untern Fläche des Penis, in Form einer seichten mit Schleimhaut überzogenen Furche. 4. Es giebt aber Fälle von Hypespadia, wo an den Seiten der Penis- ‚spalte ein artiger Saum von Substanz, von der Eichel bis an den Hodensack sich fortsetzt, und wo es nur auf eine künstlich zu bewirkende Raphe an- kömmt. Ein solcher Penis gleicht ganz dem der Schildkröte. 18 —_ 133 — Diese 4 Fälle der Hypospadia reduciren sich in Beziehung auf die operative Behandlung auf 2, nämlich ı. Harnröhrenspalte im ganzen Ver- lauf des Penis. 2. Imperforation des Penis. Wir wollen beide Hauptformen der Hypospadia nunmehr näher in Bezug auf operative Technik betrachten. L Harnröhrenspalte im ganzen Verlauf des Penis. n S. 169. Dieser Fall ist ein Stebenbleiben auf der Bildungsstufe des Foetus, die Imperforation des Penis ist mehr, sie ist erst das Resultat der Ver- wachsung zwischen den Lippex der Penisspalte. Alle Fälle der ersten Art, wo die Harnröhre an der untern Seite des Penis gespalten, die Lippen dieser Spalte erhalten, die Spalte tief genug ist, sind der Operation fähig. Von dieser Art ist der von Ackermann in der bekanuten Infantis androgyni historia beschriebene Fall. Schon die Ansicht der überaus schönen Abbildung erregt den Gedan- ken an eine mögliche Wiedervereinigung lebhaft. Die zu einer Harnröhre nöthige Schleimhautfläche, ohne welche kaum die Entstehung von Fisteln zu vermeiden wäre, ist hier vorhanden; es würde nur auf eine röhrenför- mige Verbindung der starken Lefzen angekommen seyn. Alle andern Ver- hältnisse sind wie bei der Hasenscharte, die Ränder der Lippen wund zu machen und durch Nath zu vereinigen. $. 170. Dass nun ferner die Operation gelänge, ist Abhaltung alles Urinreizes und Enthaltung von Getränk nöthig; die Nath und Vereinigung durch al- bäsive Entzündung wird 'über einem eingelegten und bis zur Heilung in der Blase verweilenden, dem Lumen der neuen Harnröhre entsprechenden elastischen Catheter bewerkstelligt werden müssen. ‘Auch hierbei sind die Schwierigkeiten wie bei. der Operation der Harnröhrenfisteln. und die Be- fürchtung zurückbleibender Diseontinuitäten, die durch den Reiz des Urins zu Fisteln werden, gleich gross. Was endlich die Indicationen für die mögliche Anwendung des Opera- tiven Verfahrens betrifft, so sind alle Fälle ausgeschlossen, wo die Furche des Penis nur oberflächlich ist und wo die Harnröhre ohne Verpflanzung von Hautstücken nicht zu vervollständigen wäre. Denn das Gelingen kann möglicherweise nur darın bedingt seyn, «dass der Urin später über gewohn- te Schleimbautähnliche Flächen hinfliesst, die früher offen, durch die Ope- ration nur an ihren Säumen verbunden worden. Jedes andere Hautstück würde leicht zur Entstehung von Fistein Veranlassung geben. Endlich würde eine Operation nur da gerechtfertigt werden können, wo das Individuum bestimmte Anzeigen männlichen Characters und Ge- ‚schlechtes an sich trägt. Nachdem ich meine Gedanken über diesen Gegenstand in der Haupt sache aufgeseizt hatte, hatte ich Gelegenheit mit Herrn Geheimen Rath von Walther, den ich so glücklich war, meinen Lehrer und Collegen nen- nen zu können, über diesen Gegenstand zu sprechen. Hier erfuhr ich das Detail der von ihm früher ohne vollkommenen Erfolg unternommenen Perforation der Eichel bei einer angebornen Hypospadia. Ich vernahm zu- gleich, dass Hr. von Walther einen Mann. gesehen und anderweitig be- . handelt hat, bei dem in Holland vor lauger Zeit, und noch in der Jugend eine Hypospadia mit Glück operirt worden, so Jass die Flüssigkeiten an der Spitze der Eichel ausflosen Der glückliche Erfolg dieser Operation dauerte nach Versicherung des Mannes ıo volle Jahre, worauf der Harn 5 sich wieder einen Auswes aus der frühern Stelle bahnte. 5 Hr. von Walthe» äusserte hierbei die gewiss sehr glückliche Idee, bei einem Fall, wie der oben von mir detaillirte, wo die Säume und Lip- _ pen der gespalienen Harnröhre noch ganz vollständig vorhanden sind und wo es nur der Vereinigung zu einer Röhre bedarf, keine künstliche Nath anzulegen, sondern die Säume der Haruröhre von hinten an ganz allmäh- lig zur Verwachsung zu bringen, inlem man immer einen ganz kleinen Theil dieser Siume wund macht, ihrer Verwachsung bei gehöriger Ruhe überlässt, und so ganz allmählig mit dem Wundmachen von hinten nach vorn zu vorschreitet. So heilte eine Hypospadia aceidentalis unter von Walthers Behandlung ohne Catheter ganz von selbst. Auf diese Art p- = ı 0 schliesst sich ja auch die Harnröhre bei der Entwickelung des Foetus. Ich enthalte mich über diese höchst glückliche Idee aller weitern Reflexion. $. 172. An der Ausführbarkeit der Bildung einer neuen Harnröhre durch An- heilung des Penis an ein Hautstück des Schenkels zweifle ich. Indessen verdient auch dieser Vorschlag des ungenannten Recensenten, weniger in Beziehung talis alle Beherzigung. Denn, was Dieffenbach in einemFall misslang*), auf Hypospadia congenita, als vielleicht auf Hypospadia acciden- gelang A. Cooper in einem andern, nämlich eine Harnröhrenfistel durch Hautüberpflanzung zu heilen. A. Cooper hat eine halbzollige Abscessöff- nung am hintern Theile des Penis und der Urethra gehoben, indem er auf einem Catheter das Callöse wegnahm, ein Stück der Scrotalhaut löste, iiber die Oeffnung schlug, und mit 4 Heften und Pflasterstreifen an die Wundränder des Penis befestigte, Surg. Ess. b. Cooper a. Travers p. 2. Lond. 1820. I. Fall. Imperforation der Eichel. S. 175. Dass die Bildung einer neuen Harnröhre durch Perforation möglich, beweisen die Fälle von Ph. v. Walther und Dupuytren, die, da die Methode der Operation verschieden war, genauer anzuführen sind. ı. von Walthers Fall. v. Walther perforirte die Eichel und er- hielt den neu angelegten Canal durch elastische Bougien offen; ein Ver- such zur Vereinigung der Oeflnung an der Krone der Eichel durch blu- tige Näthe misslang; wie in einer ähnlichen von Wal ther zu Paris ge- sehenen Operation, welche Dubois unternommen hatte. Der Harn floss nun zur grössern Hälfte durch den neu angelegten Canal ir [der Eichel, zur kleinern Hälfte durch die Oeflnung an der Krone derselben, der Sa- men bei Erectionen aber durch die erste aus. Der Operirte, welchen man Saal! — 141 — vorher zur Ehe nicht zulassen wollte, war nun zur Ausübung eines be- fruchtenden Beischlafes tauglich. v. Walther hält dafür, dass man bei der Imperforation der Eiöllel, wenn die Geschlechtstkeile nur sonst wohl gebildet sind, die Eichel durchbohren, sich aber um die hinter derselben befindliche Oeffaung nicht weiter bekümmern soll. Wenn si ich auch der Strom des Urires und selbst der ejaculirten Samenflüssigkeit (heile, so sei doch weniger, in der gehörigen Richtung ausgespritzter Samen zur Befruch- tung hinreichend. Siehe med, chirurg. ads 1815. p- 188. $. 174» 2. Dupuytren’s Fall. Bei einem Kinde, dessen Harnröhre sich an der Wurzel des Gliedes öffnete, wo also die Imperforation ganz vollständig war, hat Dupuytren die Operation mit Glück gemacht; er bildete mit- telst eines dünnen Troikars einen Canal, den er in seiner ganzen Ausdeh- nung mit dem Glüheisen cauterisirte, und nachdem die heftigen Entzün- dungszufälle vorüber waren, und die Brandschorfe sich abgestossen hatten, mit elastischen Sonden offen erhielt, die Fistel schloss sich. Sabatier, ınedecine operatoire. nouv. Edit. par Sanson et Begin. Vol. IV. p. 455. $. 173. So glücklich das Resultat dieser letziern Operation war, so scheint das Ver- fahren doch nicht nachahmungswürdig. Dagegen scheint mir viel geeigne- ter, die Imperforation des Penis in eine gespaltene Harnröhre zu verwan- deln und in einem zweiten Zeitraum, wo also dieser zweite Fall dein be- schriebenen ersten Fall ganz gleicht, die Lippen der Harnröhrenspalte zu vereinigen. Im ersten Act wäre demnach die Harnröhre zu spalten. Das gehörige Lumen der spätern Harnröhre müsste man durch Cauterisation zu erzielen suchen. Unterdessen können die Wundflüssigkeiten aus der Spalte ge- hörig abfliessen und die Schorfe sich auf demselben Wege abstossen. rst dann, wenn die Wände der Harnröhre gehörig verheilt wären und sich gegen den Reiz der Atmosphäre abgehärtet haben, wären in einem zweiten Act der Operation die Spaltlippen der neuen Harnröhre über einem einzeleg- = 142 — ten elastischen Catheter zu vereinigen. Etwas ähnliches hat man schon angerathen *), nicht aber, was mir durchaus nothwendig scheint, dass die Operation in 2 verschiedene Zeiträume getheilt werden soll. Ohne diese Trennung scheint mir die Bildung einer zweckmässigen Harnröhre und die Verhütung von Fisteln ganz unmöglich. i S.. 176. Uebrigens würden sich für diese Methode alle Fälle von Imperforation eignen, auch diejenigen, wo an der untern Seite des Penis noch ein feiner Saum von Schleimhaut oder Rest der Harnröhre vorhanden ist. Auch hier wäre zuerst die Spaltung, und in späterm Zeitraum die Wiedervereinigung zu versuchen- Diese Methode hat den grossen Vorzug, dass sich das mir mündlich von Herrn von Walther vorgeschlagene Verfahren ebenfalls im zweiten Act zur Anwendung bringen liesse, nämlich die Spalte durelı allmählig fortschreitende Scarification von hinten nach vorn, selbst ihrer Verheilung zu überlassen. \ Möge man diese Bemerkungen so nachsichtig, wie jeden Vorschlag zu einer entfernt liegenden, schwierigen, aber doch wichtigen Sache, auf- nehmen. Sie sind ohne alle Praetension gemacht, und wenn sie sich als unanwendbar erweisen sollten, so mögen sie, wie so viele andern Vor- schläge und als ein fremdartiger Anhang zu einer anatomischen Arbeit ver- ges;en werden. *), Wie Chelius in seinem Handbuch der Chirurgie T. If. p. g2. ohne Citation anführt, ERKLÄRUNG DER KUPFERTAFELN. Erste Tafel Zur Entwickelungsgeschichte der Genitalien bei den Amphibien. Fig. ı. Froschfoetus von vorn. Fig. 2. Derselbe von der Seite. a. Die falschen Nieren oder Wolff’schen Körper. b. Der Ausführungsgang derselben. Fig. 3. Ansicht des Foetus von hinten, nachdem der Darmschlauch weg- genommen worden. Die Bezeichnung ist dieselbe. Fig. 4. Derselbe Foetus von vorne. Fig. 5. #. Froschlarve. Ansicht in den hintern Theil der Rumpfhöhle. a. Nieren. ’ b. Wolff’sche Körper unter den Kiemen. c. Ausführungsgänge derselben. Fig. 5. B. Der Wolff’sche Körper dieser Larve einzeln. a. Blinddärmcehen des Wolff’schen Körpers. b. Häufchen weissgrauer körniger Substanz an der innern Seite des Wolff’schen Körpers | : c. Ausführungsgang des Wolff’schen Körpers. Fig. 6. Nieren, Wolff’sche Körper und Rudimenie der Genitalien von einer Froschlarve, die bereits 4 Extremitäten besitzt, aber den Schwanz noch nicht verloren hat. a. Nieren. b. Keimbereitender Geschlechtstheil, Hoden oder Eierstock. — 144 — c. Wolff’scher Körper, unter den Kiemen liegend. d. Ausführungsgang desselben, wohl zu unterscheidew von den beiden Bogen der Aorta, die sich über den Nieren zur Aorta abdominalis ver einigen. e. Harnleiter, vom äussern Rande der Nieren entspringend. Fig. 7. Nieren, Hoden, Fettkörperchen von einer Froschlarve mit 4 Fxtre- mitäten und bereits verkürztem Schwanze. a. Hoden. i b. Felikörperchen. Fig. 8. Dieselben Theile aus etwas SEE NGEEr Zeit. a. Hoden. b. Fetikörperchen. € Fig. 9. Dieselben Theile aus noch späterer Zeit. a. Niere. Dd. Hoden. c. Gefranztes Fettkörperchen. Fig. 10. Wolffsche Körper zu den Seiten des BE bei einem ganz jungen Foetus der Lacerta viridis. a ‚Herz. b. Doppelter Ärcus aortae. c. Venenstamm. d. Uebergang des Darmschlauchs in den Dottersack. e. Leber, aus einem doppelten Auswuchs des Darmschlauchs bestehend. f- Wolff’sche Körper. g- g. Extremitäten. g. ı1. Wolff’sche Körper, Nieren und Genitalien von einem fast aus- gebildeten weiblichen Eidechsen Embryo. a. Nieren. b. Wolff’sche Körper. c. Eierstöcke. d. Eierleiter. Fi vn 147 a d. Falte zwischen den Wolff’schen Körpern, an welchen der einfache Darmschlauch befestigt war, Mesenterium. Fig. 2. 4. Kuhfoetus von ı Zoll Rh. Länge bis zum After. a. Das Herz. b. Die aus Cylinderchen bestehenden Lungen. c. Wolff’sche Körper mit den an ihrer innern Seite liegenden Hoden oder Eierstöcken. Fig. 2. 3. Wolff’sche Körper mit den Genitalien von demselben Foetus, vergrössert. a. Wolff’sche Körper aus querliegenden Blinddärmchen oder Röhrchen bestehend. b. Ausführungsgänge derselben c. Faden, an der äussern Seite des Wolf£f’schen Körpers, später Schwanz des Nebenhoden bei den Männchen, oder Trompete bei den Weibchen. d. Hoden oder Eierstöcke. Fig, 2. C. Acussere Genitalien desselben Foetus. a. After. b. Gespaltenes Glied. Fig. 5. 4. Wolff’sche Körper, Genitalien von einem Schaflvetus von ı Zoll 5 Lin. Länge. a. Wolff’sche Körper. db. Die bekannten Fäden. c. Ausführungsgänge der Wolff’schen Körper. d. Keimbereitende Geschlechistheile, Hoden oder Eierstöcke. Fig. 5. 2. Wolff’scher Körper und Niere der rechten Seite von demsel- ben Foetus. Der Wolff’sche Körper ist nach der linken Seite her- übergeschlagen, dass man di hinter ihm liegende Niere und den Harnleiter sieht. a. Wolff’scher Körper. b Ausführungsgang desselben. c. Niere. d. Harnleiter. Fig. 4. Wolff’sche Körper, Hoden oder Eierstöcke, Nieren und Neben- nıeren von einem ı Zoll 7 Lin. langen Schafloetus. —_- 48 — a. Wolff’sche Körper. b. Ausführende Geschlechtstheile. c. Hoden oder Eierstöcke. d. Nieren mit den Ureteren. e. Nebennieren. Fig. 5. Dieselben Theile bei einem noch ältern Schaffoetus. Rechte Seite. a. Wolff’scher Körper mit dem ausführenden Geschlechtstheile. b. Hoden oder Eierstock. c. Niere mit dem Ureter. d. Nebenniere. Fig. 6. Wolff’scher Körper eines Schaffoeius, von seiner äussern Haut entblösst. Fig. 7- Wolff’scher Körper eines andern Schaffoetus mit seinem Ueber- zug und dem an seiner Seite liegenden, in einer Falte dieses Ueberzugs befestigten, etwas abstehenden ausführenden Geschlechtstheil. Fig. 8. Durchschnitt des Wolff’schen Körpers eines Schafloetus, micros- copisch- Man sieht die Lumina der durchschnittenen Blinddärmchen. Fig. 9, Harnwerkzeuge und Genitalien von einem männlichen Schafloetus von 5 Zoll 9 Lin. Länge bis zum After. a. Gelappte Nieren, b. ÜUreteren. c. Hoden. d. Fortsatz des Hoden, welcher die Vasa eflerentia enthält. e. Wolff’sche Körper, sehr verschmälert. f. Der über dieselben, an der äussern Seite verlaufende Gang. Fig. ı0. Harnwerkzeuge und Genitalien von einem weiblichen Schaffoetus. a. Nieren. b. Ureteren. c. Eierstöcke, d. Wolffsche Körper. e. Trompeten und Hörner des Uterns. F: Ende der Trompeten mit den Franzen. g. Mittelstück des Uterus. Fre un. #4. Menschlicher Embryo von 8 Lin. Länge. — 149 — Fig. 11. 3. Vergrösserte Abbildung der Harnwerkzeuge und Genitalien dieses Embryo. a. Nebenniere der rechten Seite, welehe die hinter ihr liegende Niere ganz bedeckt. db. Niere der linken Seite, nachdem die linke Nebenniere weggenommen worden. c. Keimbereitendes Organ, Hoden oder Eierstock rechter Seite. d. Wolff’scher Körper der rechten Seite. d‘. Wolff’scher Körper der linken Seite, der Hode oder Eierstock ist auf der linken Seite weggenommen. e. e. Ausführender Geschlechtstheil, ductus deferens oder Trompete. Fig. ı2. 4. Menschlicher Embryo von ı Zoll Länge. a. Nebenniere der rechten Seite. b. Niere der linken Seite, von der über ihr liegenden Nebenniere befreit. c. c. Hoden oder Eierstöcke. d. d. Ausführungsgänge. Biestta. BD. a. Nebenniere der rechten Seite. b. Niere der linken Seite. c. c. Hoden oder Eierstöcke. d. d. Ausführungsgänge der Genitalien. e. e. Die zwischen diesen Gängen und den keimbereitenden Organen liegenden schwachen Spuren der Wolff’schen Körper. Fig. 13. Genitalien und Harnwerkzeuge eines weiblichen ı0 wöchentlichen Menschenfoetus. a. Nebennieren. b. Nieren. c. Eierstöcke. d. Trompeten. IV ı.e.r te Kahe! Zur letzten Entwickelungsgeschichte der Genitalien bei Vögeln, Säugethieren und beim Menschen. Fig. ı. Hoden mit dem letzten Rest des Wolf£f’schen Körpers von einem ganz jungen Falken. Sehr vergrössert. = = a. Obere Abtheilung der rechten Niere. b. Rechte Nebenniere. c. Rechter Hoden. d. Rechter W olff’scher Körper. e. Vasa elferentia vom Hoden zum Ausführungsgang. f: Puctus deferens von der ganzen Länge des Wolff’schen Körpers entspringend, früher Ausführungsgang der Blinddärmehen des Wolff’- schen Körpers. g. Harnleiter. Fig. 2. Hoden, Nebenhoden und Wolff’scher Körper linker Seite von einem fast 3 Zoll langen Schaffoetus, von der Vorderseite vergrössert abgebildet. A. Natürliche Lage. BD. Hoden und Wolff’scher Körper etwas von einander abgezogen, so dass man den absteigenden Fortsatz vom Hoden sieht. C. Dieselben Theile noch mehr auseinander gehalten. a. Hoden. b. Wolff’scher Körper. c. Der ausführende Geschlechtstheil an der äussern Seite des Wolff- schen Körpers. d. Absteigender Fortsatz des Hoden an der innern Seite des W olff’- schen Körpers. e. Die granulöse Verbindung zwischen diesem Fortsatz d., und dem ausführenden Geschlechtstheil c. Die Bezeichnung ist für 4. B. C. dieselbe. Fig. 5. Hoden, Nebenhoden und Rest des Wolff’schen Körpers linker Seite, bei einem Schafloetus von 5. Zoll 5 Lin. bis zum After. Vergrössert. A. Vorderseite. 2. Rückseite. a. Hoden. b. Der vom Hoden oben abgehende Anfang des Nebenhodens. c. Die nach oben zurückkehrende Fortsetzung des Nebenhodens; beide zusammen bilden später den Kopf des Nebenhodens. d. Schwanz des Nebenhodens,„der gekräuselte Canal, welcher früher in gerader Richtung über die ganze Länge des Wolff’schen Körpers ver- lief, nun gleichzeitig mit diesem Körper verkürzt. - 1 — e. Ductus deferens. f. Rest des Wolff’schen Körpers. Fig. 4. Dieselben Theile von einem Hirschfoetus von 5 Zoll Länge bis zum After: a. Hoden. b. Schlingenförmiger Kopf des Nebenhodens. c. Schwanz des Nebenhodens. d. Ductus deferens. Der Wolff’sche Körper ist bereits ganz verschwunden. Fig. & Der Hoden im obern Theile des Scheidencanals, nachdem er durch den Bauchring durchgetreten, von einem Schaffoetus von 8 Zoll Länge bis zum After. A. Höhle der spätern tunica vaginalis testiculi.! B. Hoden von dem Bauchfell überzogen, welches durch den Bauchring sich fortsetzt und diese Höhle auskleidet.' a. Kopf des Nebenhodens. b. Die frühere lange Schlinge, dasselbe was b. in Fig. 4. Tab. IV. c. Schwanz des Nebenhodens. d. Ductus deferens. Fig. 6. Innere weibliche Genitalien eines Hirschfoetus von 5 Zoll Länge bis zum After. Vergrössert. a. Mittelstück des Uterus. b. Hörner desselben. c. Trompeten. d. Eierstöcke. ' e. Rest des Wolff’schen Körpers. Fig. 7. Innere weibliche Genitalien von einem menschlichen Foetus von 4 ıf2 Zoll Länge bis zum After. Von der Rückseite vergrössert abgebildet. a. Üterus- b Trompeten. c. Abdominalende mit den Franzen. d. Eierstöcke. e Blinde weisse Gefässe, Rest des Wolff’schen Körpers. Fig. 8. Dieselben Theile von einem menschlichen Foetus von 6 ıf2 Zoll Länge bis zum After, Die Bezeichnung ist dieselbe wie in Fig. 7- — 12 — ig. 9. 4. Harnwerkzeuge und Genitalien von einem bis zum After Zıfa. Zoll langen menschlichen Foetus. a. Nebennieren. Die noch gelappten Nieren. c. Die Eierstöcke. d. Die Trompeten. Der noch gehörnte Uterus mit den runden Mutterbändern. [a e} e. J. Das untere Darmstück. g. Die Clitoris. Fig. 9. Innere Genitalien desselben Foetus. a. Der noch zweihörnige Uterus. b. Ligamenta uteri rotunda. c. Trompeten. d. Eierstöcke. e. Wolff’sche Körper. Fig. 9. C. Genitalien und Harnwerkzeuge desselben Foetus von der Seite. a. Urinblase. db. Harnröhre. c. Uterus bicornis. d. Vagina. e. Vorderes noch gemeinschaftliches Stück der Harnröhre und Vagina. J. Noch gemeinschaftlicher Aditus urogenitalis. g. Clitoris. h. Grosse Schamlippen. Fig. 10. Vergrösserte Ansicht der äussern weiblichen Genitalien dieses Foetus. a. Die grossen Schamlippen. b. Die Seitenstücke der Clitoris-Furche, welche durch Spaltung von un- ten aufwärts und Erweiterung der Schamöflnung zu innern Schamlip- pen oder Nymphen werden. c. Die Eichel der Clitoris. d. Die noch kleine Schamöffnung am untersten Ende der Clitorisfurche. Fig. ı1. Aeussere weibliche Genitalien von einem Schafloetus von 4 Zoll Länge bis zum After. Fig. ı2. Dieselben von einem weiblichen Hirschfoetns von 5 Zoll Länge. x “ PO za 1% 7. al ee we: Mr OL. % E, Fr I - 4 } 5 ’B f hi iR ie! i N k x IM WIR j Kir ce "rs V Ak r aggı nr I Pe ‘ re) © m ä DIR, D 0 w- we u i a Te, ve ee ah £ Kor U T u k fe I v ee | ZESOWER Bi zo; N NN EB , a Ir u) P7 ) "a . % se) ” : Zr ET N al Br 7 . ” 2 k si Be * RB. L # R ; - ’ ; f: zu 1. y