HARVARD, UNIVERSITY: LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY. 48009 Bug bla an a ae Blätter ---.---::: für Aquarien- und Terrarien - Kunde. Ilustriertee Wochenschrift für die Interessen der Aquarien- und Terrarienkunde 0 00< Heraussiegeben von Walter Köhler Oberlehrer in Tegel b. Berlin. | mm aaa u DD ha aa > a XVII. Jahrgang. * 1907. Mit 2 Tafeln in Tondruck und über 240 Abbildungen nach Photographien und Zeichnungen. : x x : Magdeburg. Creutz’sche Verlagsbuchhandlung (M. Kretschmann). Er a, SR ur AR Mn ae N Be Üe KA Be Inhalt des XVII. Jahrganges. * bedeutet: illustriert. 1. Reptilien und Amphibien. *Nilwaran, Eine Jagd auf den N. am Senegal. Von Josef Scherer, München. ... . il *Herpetologische Beobachtungen am Kap Verde. Von Josef Scherer, Monchene 41 *Riesenschlangen, Beobachtungen an R. in Ge- fangenschaft. Von Dr. F. Werner, Wien . 53. 61 *Sandottern im Terrarium. Von F. W. Oelze . 96 *Geburtshelferkröten,Zuchtversuchemit@. Von Dr. P.Kammerer, Wien 104. 113. 125. 136. 146. 156 *Aoamiden, Australische A. Von D. P. Kretft 1212133 Siedleragame, Die S. Von Otto Tofohr, Hambure . : 995. 237 * Triton montändoni Blgr., Beiträge zur Kennt- nis von T. I. Von W. Köhler . . 241. 256 *Axolotl. Von F. W. Oelze, Hannover ; 281 #\Moloch, Der M. Von F. W. Oelze, Hannover. 293 Er dmolche, Über den Kopulationsakt der E. (Sala- mandra Laur.) Von Dr. Paul Kammerer, Wien... . 375 *Hornviper, DieH. "Von OR, Scherer, "München 381 *Reptilienzucht aus Eiern. Von Otto "Tofohr, Ian us sera r40l *Atlasagame, Die A. Von Jos. Scherer, München ; ee AT Atlasagame, Die An im Terrarium. Von Th. Schmidt, Darmstadt . . 470 —_ *Chamaeleone. Von Otto Tofohr, ‚ Hamburg 501. 513 3. Fische. *ÖOphiocephalidae (Schlangenkopffische), Bei- träge zur Biologie der OÖ. Von W. Köhler. 13. 21 Panchax-Varietäten,DieneuenP.VonW.Köhler 16 *Goldfischabarten, Die G@. und ihre Zucht. Von W. Köhler. RE ae 2.020. 2.088 Gambusenweibchen, Gescheckte G. Von ER. Herold ER 36 *Neuheiten, Weitere N. des erganesnen Import- jahres. Von Bernhard Wichand und Walter Köhler ee : 62. 81. 93. 101. 181. 221 *Sterlett, Der S. rene, ruthenus Linne). Von Dr. Paul Kammerer, Wien. 173 *Barilius neglectus Stieler, eine neue Cypri- niden-Art aus Japan. Von W. Köhler 321 *Schleierschwänze und Teleskopen, Meine Erfahrungen bei der Zucht von S. Von Johs. Ludwig, Bonn . . ee: 00 *Hundsfische. Von W. "Köhler . 453. 461. 476 *COharaciniden, Zwei neu importierte ©. Von W. Köhler . RE le . 466. 475. 481 3. Wirbellose Tiere. *Netz- und Trugnvetzflügierlarven, Pflege und Aufzucht der N. Von "Alois Uzepa nz 4 | *Süßwasserschwämme. Über S. Von Bernh. Wiehand... ln 88 =PFlußkrebs, Der F. " (Astacus Fabr.) Von Alois Czepa 5 161 *Trichopterenpuppe, Die T. Von Alois Ozepa 100, Alf "Seeigel, Der $. und seine Pflege im as Vongeand’zchems PaSchmalz . 7. 283 *Physa acute Drap., Eine in Deutschland ein- wandernde Wasserschnecke. Von Dr. V. Franz, Helgoland . 546. 8355 | #Wiedererweekung kleiner Tiere *Mückenlarven, Von cand. phil. Alois Üzepa 425. 435, *Krebse im Seewasseraquarium. Von cand. phil, Alois Özepa. 115033 4. Pflanzen. Zelle, Aus dem Leben der Z. Von R. H. Franeö * Algen, Der Befruchtungsvorgang bei den A. Von R.H. France. \ Aquarienpflanzen, Einheimische wintergrüne IN Von J. Oscar Braun. . 498. 5. Seewasseraquarien. "Seewasseraquarien, Meine Erfahrungen bei der Pilege von S. Von cand. chem. P. Sehmalz, Leipzig . . . 5 . 143. *Seeigel, Der S. "und seine Pilege im Aquarium. Von cand. chem. P. Schmalz *Krebse in ee) Alois Ozepa. Von cand. phil. .. 508. 6. Behälter, Hilfsmittel usw. Von Dr. F. Stein- *Terrarium, Ein einfaches T. heil N Le rer ve EI *Terrarien, Große im Freien stehende T. (sog. Freiluftterrarien). Von Ph. Schmidt, Darmstadt *Universaldurchlüftungseinrichtung, Eine ÜUszMonswWe Kohlerserssur less rg: Tropenterrarien. Von Dr. P. Krefft . 876. Schmeißfliegenzucht. Von Otto Tofohr. *Aquarieneinrichtung, Über eine A. am Wohn- zimmerfenster. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich 7. Verschiedenes. *Biologische Rundschau. Von Dr. P. Kam- MORE a0. IA BL "Wasserblüte, Die „goldige“ W. unserer Aquarien. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich o Al 5%; ik Heilmittel zur Be- Von Dr. Salmiakbad, Über das 8. kämpfung. der Gyrodactylusseuche. med. Wilhelm Roth, Zürich Karl von Linne. Von Dr W.R. | *Kleinigkeiten, Allerhand K. aus dem Aquarium. Von Dr. med. Wilhelm Roth, Zürich 214. 253. 261. 295. 306. 315. 323. 333. 393. Die Bedeutung der F. für die Vaanatimg Von W. Köhler. und Bienen Flöße, der Wasserpflanzen. aus getrocknetem Schlamm. Von Dr. Paul Kammerer, Wien .227. 235. 243. Schlangengift. Von Alois Czepa . . 248. 259. Kitehener-Insel, Ein Tag auf der K. Von Dr. F. Werner, Wien... Rs . 267. | Sehmarotzertum, Über die rosBliche Ent- stehung des S. in der Tierwelt. Von Prof. Dr. L. von Graff. een *Sehorgane, Die S. der Tiere. Von Dr.. W. Klingelhöffer, Offenburg 301. 313. 322. 337. *Sinnesorgane, Zwei merkwürdige S. ‘Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich . . „Nestbauende Fische, Hochzeitskleider und Dar- win.“ Eine Entgegnung. Von W.Köhler . | *Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Un- bilden des Klimas. Von W. Köhler 383. 395. 416. 44] 514 18% Schmeißfliegenzucht. Von Otto Tofohr Befruchtung, Das Wesen der B. Von Dr. Paul Kammerer, Wien : 5 . 407. 8. Kleine Mitteilungen. *Zu unseren Bildern (Knoblauchskröte, Parati- lapia multicolor). Von Köhler { Salamandra maculosa Laur., Etwas os S. Von Dr. F. Urban . Endivien als Winterfutter für Sub yassersohn cken Von eand. med. Georg Flebbe . : *Industrielle Ne neiten auf dem Gebiete Ale Aquarienkunde Von Köhler. *Hochflossige Mollienisia ne Lesueur. Von Köhler Fütterungsmethode, Fine neue F. ne Molnenieia und verwandte Arten. Von Fr. Rauch, Wies- baden { RS TTT En *Süßwasserfische, Einsehe einheimischen S. Von Köhler, Ba take Dr. Kammerer u.a. . 130. 206. 228. 269. 368. 418. 445. 482. Hauptkatalog, Der neue H. der Firma Heinrich Henkel. Non Köhler Riesenschlangen, Freßlust und N Nahrungsquantum von R. Von Di F, Urban Riesendeekelschnecke, Eine R. aus Seeramieh, Von Köhler Barilius neglectus nov. „spec. "Ven P. Stieler. Deutsche mikrologische en Zur Gründung. einer Dim. Ce Der blutende See. Von Dr. W.Roth ER *"Nordamerikanische Barsche, Die sog. N. B. Von Köhler ER RE ae ER Zur a des Aales. Gen: d. Naturw.“) . Meeresver schleim ung, “Über die M. im Golf v B Triest während des Sommers 1905 (,„Jahrb. Naturw.“) .. Far benanpassung bei Einwirkung. der 'Spektral- farben auf Algen. (Referat) } ; Schwarzer Schnee. Von Dr. W. Roth. cr *Zu unserer Tafel (Prachtbarbe). Von Köhler. Salamandra maculosa, Zur Fortpflanzung von 3 Von DrARkaUlrnbrenge Ausstellung des „Lotus“ in Wien. Kuda = Seetiere, Über die Fütterung ve von s. mit Piseidin. Von S. Müllegger Einige Kleinigkeiten. Fischfauna des Nils, Von Geor & Von Köhler Beiträge zur Kenntnis der Er 2 V.onoK. Zuchtvon Tetr agonopterus ulreyi Bler.: > Von Köhler Ka Doppelte Regeneration. ‚eines s Fühlers bei. einer Tellerschnecke. Von Dr. W. Roth . . Kannibalismus bei Fischen erblich? Von u Schulze .. *Einfachste Behälter für "Sumpfpflanzenkultur und Kleintierzucht. Von Köhler : "Injektionsdurchlüfter, Ein einfacher J. VOR cand. med. Georg Flebbe Zum Reinigen der Aquarienscheiben. "Von eand. med. Georg Flebbe E 516 Der „Henkel- Garten“ ‚auf der Toben: stellung in Mannheim 1907. Von K. i *Kranke Fische I (Mikrosporidien). Von Köhler Weitere Kleinigkeiten. Von Köhler. . 397. Der größte Frosch. Von K. ER Ausstellung des Vereins für Aquarien- und Terrarienkunde zu Krefeld. Von Hans Welke Jubiläumsausstellung des Vereins nn in Graz.. Von F.X. Meuth. : Panchromatische Blitzliehtaufn: anen Sohn: bunter Fische. Von Köhler... Von KR *Fressende Giftschlangen. B Verbreitungsgebiet Süßbwassergarneelen, Das der. S. Von Köhler : Konservieren, Etwas über das K. von ‚Fischen. Von Köhler : 88.0410: 398 415 Inhalts- Verzeichnis. Der Reicheltsche Riesenfrosch (Leptodaetylus pentadactylus). Von Dr. F. Werner. . . 588 Wasserfrosch, Der W. dennoch ein Fischfeind? Von Köhler 2: 408 Die Einrichtung von Schulaquarien. "Von Köhler 5 431 *Planktonnetz, Ein Sinfaches) P. Son Köhler 431 Zahnkarpfen, Über den Kopulationsakt der lebendgebärenden Z. Von Köhler . 481 Planktonstudien. Von Köhler 457 Polypenplage. Von Dr. W.R. En 448 Zur Vernichtung der Süßwasserpolypen in Brutaquarien. Von Köhler Se 449 Ausschuß der Aquarien- und Terrarienvereine zu Berlin. Von H.. ö 456 *Riesenfrösche, Zwei R. "Von F. w. Odize . 472 Malaria, Die Bekämpfung des M. durch Fische („Therapeut. Monatsberichte“) . 478 *Paludina, Die P. des Gardasees. Nebst einigen Bemerkungen über das Photographieren von Schneckenschalen. Von Dr. Wilhelm Roth 484 Mauereidechse, Die M. in Baden. Von Dr. med. MWLK lingelhöffer a 486 Ausströmkörper, Ein billiger neuer A. für Preß- luft. Von Köhler : 486 *Reptilienzucht aus Eiern. "Von S. Müllegger 497 Riesenschlangen in der Gefangenschaft aus- gsebrütet!, “Vion. Ru und Ku ne 2707498 Reptilienschicksale im Terrarium. Von Dr. F. Werner ee ED) 9. Sprechsaal. Heimat der Sandotter. (Dr. F..Werner) . 111 Natürliches oder künstliches Seewasser? (Rud. Flarschütz, Paris) er ll Physignathus lesueuri. .(Prof. Dr..R. Semon).. 187 Natürliches oder künstliches Seewasser? (R. Flurschütz, Paris) el er NA DE 80 Über den Einfluß der Schwerkraft auf die Eintwieklung bei Wassertieren. (Dr. phil. & med. L. Kathariner) . 251 Natürliches oder künstliches Seewasser? (P. Schmalz) ER : i 270 Brutpflege von Ranatra. (Dr. Enslin, Köhler) 308 Physaracuta-Drap. Köhler). a ar. 2022869 Bothriocephalus und Taenia. (Dr. Easlin) 487 10. Fragekasten. 10 (Geschlechtsunterschiede bei Schlangenkopffischen), öl, 49 (Heizapparate), 69 (Rotlauf der Goldfischabarten), _ 78 (Geschlechtsunterschiede bei Barbus ticto, heimische Wasserpflanzen), 111 (Schneckenzucht, Seesalz, Aquarien- kitt), 118 (Fadenwürmer, Fettschicht, Saprolegnien), 131, 169 (Literatur für Wasserpflanzen, Zucht von Barbus conchonius, Haplochilus panchax), 178, 187 (Aquarien - liebhaberei in den Tropen, Scheibenbelag), 198 (Trocknen von Futtertieren), 230 (Grünfärbung des Aquarienwassers, Fütterung der Würfel- und Askulapnatter), 239 (Fütte- rung der kaspischen Sumpfschildkröte), 271, 278 (Zink- und Eisenblech im Aquarium), 290 (Erkältung der Schwimmblase), 299 (Zucht des Scheibenbarsches), 308 . (Zucht des Kletterfisches, Anstrich von Metallaquarien), 318 (Darmatmung, Aulopyge huegelii, Import von Fischen, Öseillatorien im Aquarium), 329 (Vertilgung der Algen, Daphnienzucht), 339, 359 (Laubfrösche an Mehlwürmer zu gewöhnen, eine Art Schuppensträubung bei Labyrinth- fischen), 370, 399, 409, 432 (beschwerliches Häuten bei Feuersalamandern), 437, 456 (Daphnien aus Fischteichen als Futter), 472 (Geschlechtsunterschiede bei Badis badıs), 487, 510 (Unterscheidnng der Sonnenfischarten). 11. Bücher- u. Zeitschriftenschau. Vom Nebelfleck zum Menschen. Von Dr. L. Reinhardt .. a ON EH a0) „Die Umschau“ . AR ß 19. 132. 291. 389 Kalender für rende und Tierzüchter. 1907 3 Inhalts- Verzeichnis. V Das neue preußische Kinkommensteuer- SOSOUZ =. Bo 0 8 Deo Erhaltet unserer Heimat die Vogelwelt! Von Dr. K. Günther . Der Mensch und die Natur. Von Moritz Kaehın Meyers Kleines Konversationslexikon. Streifzügeim Wassertropfen. VonR.H. France Naturgeschichte des Tierreiches. Von Richard Winkler . 5 Die erfolgreiche Reklamation gegen zu hohe Steuerveranlagung ak Eh Die Natur. Von Dr. W. Schoenichen Das Stereoskop und seine Anwendungen. Von Prof. Th. Hartwig . Die@roßschmetterlingeund RaupenMittel- europas. Von Prof. Dr. K. Lampert 178. 199. 240. 252. 370. Das Aquarium. Von Johs. Peter . . PR: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Von Dr. @. Hegi. 188. 271. 370. „Kosmos“, Handweiser Kr Naturfreunde . . . . Die moderne Biologie und die Entwicklungs- lehre. Von Erich Wasmann, So de. 0.0 Das Leben der Pflanze. Von R. H. France Jahrbuch der Naturwissenschaften 1906/07 . Das Buch der Nymphaeaceen oder Seerosen- gewächse. Von F. Henkel, F. Rehnelt und L. Dittmann . Meeresforschung und Meeresleben. OÖ. Janson . Schmeil’s wissenschaftliche usw. Von Otto Junge . Neue vollständige Gewerbeordnung 3 Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich „Zoologischer Beobachter“ Die Pflanzen und Fische des Süßwasser- aquariums. Von Fr. Henkel, H. Baum und K. Stansch . Eirnst Haeckel. Won Wilhelm Bölsche : Das Schmarotzertum im Tierreich. Von Prof. Dr. L. von Graff. - Befruchtung und Ver erbungi im Pflanzenreiche. Von Prof. Dr. K. Giesenhagen . . Das Süßwasserplankton. VonDr. Otto Zacharias Jahrbuch für Aquarien- und Terrarien- freunde De EEE. De Leitfaden für Aquarien- und Terrarien- freunde. Von Dr. E. Zernecke . Straußenpolitik. Von Dr. Th. Zell. : Bakterien und ihre Bedeutung im praktischen Leben. -Von Dr. H. Miehe . . . Zeugung und Fortpflanzung. Von Dr. Ernst Teichmann . Mitteilungen der Meichwirtschaftl. Versuchsstation in Frauenberg, Böhmen . Die Fischfeinde aus der niederen Mierwelt. VoneDıSElSReuberg Das Zimmeraquarium. Von Dr. E. Bade Streifzüge durch Wald, Heide und Moor. vion B. Tümler . ; Das Süßwasser- Aquarium. Knauer . Die neue preußische Jagdordnung . 0 Die Geradflügler Mitteleuropas. Von Dr. Tümpel . ; : Das Süßwasser. Von "Karl Knauthe ; ; Bastardierung von Flußbarsch (Perca Auviatilis L.) und Kaulbarsch (Acerina cernua L.) Von ... Dr. P. Kammerer Uber unsere Sinheimischen Kriechtiere und Lurche. Von Dr. P. Kammerer 2 Eine öffentliche Süßwasserstation ine ihre Bedeutung für den biologischen Unterricht. Von Dr. F. Urban Schulaquarien und Sehulererelafrsionen "Von Drakslinban.2‘.. Zur Biologie der Eorellenbrut. Hein “ Von Dr. Beleuchtung on De, Fenieh 1 Won Dr w. 69. Das Terrarium. Von Dr. P. Krefft 88. 178. 252. 310. 5 . 240. 271. 291. . 410. anäge zur Altersbestimmung der Fische. 31 |.. Von Hermann Nicolaus Maier . 410 | Uber die sog. Kauplatte der ÜÖ yprinoiden 31 | Von Oskar Haempel . a le) 58 „Spermatophoren“ bei Fischen. Von Dr. 310 ı E. Philippi a al) 520 | Praxis der Agquanienkunde. yon Dr. E. Bade 456 111 Praxis der Terrarienkunde. Von Dr. E. Bade 478 „Natur und Haus“ ER 479 112 Fischerei-Zeitung Er. A | Bubi’s erste Kindheit. Von Ernst und Gertrud 1312) Scupin 488 178 Das Plankton als Gegenstand der naturkundlichen | Unterweisung. Von Dr. Otto Zacharias . 499 178 | Das Leben der Binnengewässer. Von Prof. Di Ko lamperu u WB 2.5510 210. |Das Seewasseraquarium. Von Dr. E. Bade . 5ll 488 |Naturgeschichtliche Tafeln. Von Dr. 188 W. Raschke . ER 0 SPESEN) Was war der erste Mensch? Von Dr. W. 488 Einfeldt 5 Seh nel 20 199 | Die Perdlationetheocie, yon tod H. Simroth ; ee 0) 209 Grundzüge der Pflanzenkunde. Von Prof. Dr. 209 K. Smalian EN) 210 Grundzüge der Tierkunde. "Von Brot: KeE Smallanenınır 520 Anatomische Physiologie der Pf: anzen und des 259 Menschen. Von Prof. Dr. K. Smalian. . . 520 Vom Nebelfleck zum Menschen. II. Band. 240 Von Dr. Ludwig Reinhardt . 520 Der Mensch zur Eiszeit in Eu aD "Von Dr. 240 Ludwig Reinhardt . . . en a0, 240 Der Wert der Wissenschaft. "Vion R. H. France 520 240 0 12. Vereinsnachrichten. Augsburg: „Wasserstern“, Verein für biologische 951 Aquarien- und Terrarienkunde 39. 50. 79. 90. 140. 971 150. 189. 217. 339. 389. 399. 449. 491. Berlin: „Hertha“, Vereinigung für Aquarien- und o91 Terrarienkunde 72. 80. 92. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarien- 291 kunde 19. 58. 89. 98. 118. 139. 171. 179. 212. 231. 9299 260. 280. 311. 412. 432. 488. 480. 512. Verband deutscher Aquarien- und Terra- 309 rienfreunde 252. 260. | Bünde i. W.: Vereinigung von Aquarienfreunden 310 320. 310 ‚Halle a. $.: „Daphnia“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde 379. 370 Hamburg: „Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde 71. 100. 152. 370 „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Terra- rienfreunde 382. 71. 119. 152. 199. 232. 300. 340. 371 371. 411. 420. 458. 489. Verein fürvolkstümliehe Naturkunde 372. 371 ' Krefeld: Verein für Aquarien- und Terrarien- 379 | kunde 90. 220. 352. Leipzig: „Nymphaea“, Verein für Aquarien- und 388 | Terrarienkunde 12. 20. 59. 112. Magdeburg: „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und 388 | Terrarienkunde 32. 72. 99. 132. 219. 280. 350. 389 | 892. 472. ' |München: „Isis“, Gesellschaft für biologische Aqua- 410 rien- und Terrarienkunde 11. 38. 70. 79. 90. 99. 410 11921709:1802.1898721022712 2797 311,330, 33 439. 457. 488, Nürnberg: Abteilung für Aquarien- und Terra- 410 Yienkunde der Naturhistorischen Gesellschaft 32. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- 410 und Terrarienkunde 11. 51. 100. 140. 179. 191. 331. 438. 479. 490. 500. |Wien: „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarien- at) | kunde 72. 91. 120. 191. 232. 291. 299. 360. 379. 439. 452. 460. 410 Fragekasten des „Triton. 520 192.. 220. 272. 292. 812. 332. 352 380. 400. —— Register. * bedeutet: illustriert. A. Aal, I Landwanderungen? (V. „Heros“) . : Neues vom Aal (Anguilla anguilla (L.). (Unsere einheimischen Süßwasserfische V.) Von Köhler Zur Fortpflanzung des A. BL ahrbuch der Natur- wissenschaften“) \ Auch kleine A. sehen ans Land. Kr. „Wasser- stern“) 6 : Die Laichplätze unserer EN Von Köhler. Landwanderung der A. Von Köhler oe appe, Die A. (Lota lota (L.)). (Unsere ein- heimischen Süßwasserfische VIII.) Von Köhler *Abramis, Brachsen oder Bleie (A. brama (L.)). (Unsere einheimischen - Süßwasserfische IV.) Von Köhler : BER Abwehr! Ein Wort der Iy Von Bi, Matte. ; Acetylengas zur Aquarienheizung (V. „Salvinia“) . * A cipenser, Der Sterlett (A. ruthenus Linne). Von Dr. Paul Kammerer, Wien. *Agama bibroni, Die Atlasagame. "Scher er, München ; en u ) im Neem Von Pr Schmidt Agame, Die Siedler--A. Von Otto Tofohr, Hamburg . . anleon *Agamiden, Australische A. VonDr. P.Kr efft 121. *Aland (Idus melanotus Heck.) und Orfe (I. m. var. orfus (L.)). (Unsere einheimischen Süß- wasserfische VIL) Von Köhler... "Algen, Der Befruchtungsvorgang bei den a Von RB, H. Fr ance. ,„ Farbenanpassung bei Finwirkung der Spektral- farben auf A. (Referat) Altwasser für Zucht- und Aufzuehtaquarien. „Wasserstern“ — — — (V. „Nymphaea“) — — =—;(V. „Vallisneria“) *Alytes Ohslerienns Laur., Zeche bei Ge burtshelferkröten. Von Dr. Paul Kammerer, Wien . Apus eaneriformis bei Magdeburg. neria“) : *Aquariene inrichtung, Über eine A. im Wohn- zimmerfenster. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich 5 Aquarie ngestelle, Schmiedeeiserne A. ohne Nieten. Von Kohler... Aquarienkitt (V. „Salvinia®) . ac A in den Tropen kasten) . RE OH RE Aquarienpflanzen, "Einheimische wintergrüne A. Von J. Oscar Braun Ele : 4953. *Aquarienwasser, Das Gipsen, Salzen und Düngen des A. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich . R 306. 315. "Aquarium, Allerhand Kleinigkeiten aus dem A. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. 213. 233. 053. 261. 295. 306. 315. 323. 333. 398. ‚„ Die anfängliche Trübung des Wassers im neu ee A. Von Dr. Wilhelm Roth, ... Zürich } Askul apnatter, Fütterung - vonse. natter (Fragekasten) Von Josef Syn (V. „Vallis- n (Frage- ad Var V. = Vereinsbericht. | *Astacus, Fabr.,. Der Flußkrebs A.F. Von Alois Czepa SEN ERTREDER Re ON ojl! *Atlasagame, Die A. (Agama bibroni). Von Joseph Scherer, München . 421 —, Die A. (Agama bibroni.) im Terrarium. Sen Ph. Schmidt : 470 Ausschuß, Der A. der Aquarien- und Derrarien- vereine zu Berlin. Von H... 456 Ausstellung, Die A. des Vereins ou in ER, Von Georg Ruda 277 —, Die A. des Vereins für Aquarien- und esenien. kunde zu Krefeld. Von Hans. Welke . 328 —, Die Jubiläums-A. des Vereins Dun in Graz. Von F. X. Meuth : 348 Ausströmkörper, Ein billiger neuer A. für Preß- luft. Von Köhler..... 486 „Automat, „Natura@-Lampe A. ‚Von Köhler 115 FARO lol. Von J. W. Oelze, Hannover . RES B. Badis badis, Unterscheidungsmerkmale der Ge- schlechter bei B. (Ham.-Buch.). Ca 472 Barbus conchonius. Von Köhler. . . 169 — — Ham.-Buch. Prachtbarbe. Von Köhler. 269 Bar bus tieto, Die Geschlechtsunterschiede bei B. (Fragekasten). . A 78 Barilius negleetus sp. n. Von P. Stieler. . 169 *_—_ — Stieler, eine en, a aus N Von W. Köhler . 821 *Barsche, Nena B. En Köhler 205 Befruchtung, Das Wesen der B. Von Dr. Paul Kammerer, Wien . 0.407, 418 *=Befruchtungsvorgang, Der IB bei den Algen. Von R. H. France h 203 | *Beggiatoa alba Trevisan. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich . : 295 *Beobachtungen an Riesenschlaügen iı in Gefangen- schaft. Von Dr. F. Werner, Wien : . 58. 61 —, Herpetologische B. am Kap Verde. Von Jos. "Scherer, München . : 41 *Biologie, Beiträge zur B. der Ophiocephalidae (Scehlangenkopffische). Von W. Köhler. . . 13. 21 *Biologische Rundschau. Von Dr. Paul Kammerer. .7..106.. 114. 157. 195.357. A927 *Biologische Stationen, Neue b. 8. in Öster- reich. (Biologische Rundschau 1.) Von Dr. Paul Kammerer. *Brachsen oderBleie (Abramis brama ab. )). (Unsere einheimischen Süßwasserfische IV.) VonKöhler 228 Branchipus, Jahre hindurch im Freilandbehälter weitergezüchtet. (V. „Triton“) . 231 nG: Gapocta vertilgt Tubifex. (V. „Triton“) . 412 *Oentrarchidae. Von Köhler. 0. 205 Centrarchiden (Unterscheidung der Arten an nJung- fischen). (Fragekasten) . 510 "Öhamäleone. Von Otto Mokohr, "Hamburg 501. 513 *Characinidae ‚ Weitere Neuheiten desvergangenen Importjahres. III. Die Familie der ©. (Salmler). Von W. Köhler.. een 02, Eerte *Charaeiniden, Zwei neu \ importierte C. Von W, Köhler. . 466. 473. 481 Chironomus-Larven nee): Von Köhler 0 327 Chydorus sphaericus (Kleinigkeiten). Von Klar 827 *Qichliden, Afrikanische Ö. Von W. Köhler. Sal =Ciliophrys infusiondum Cienkowski. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich . 0.0 253 Cinelidotus fontinaloides var. lorentzianus (seltenes Wassermoos) in der Rhön. (V. „Heros“) . nl Clemmys caspica, kaspische Sumpfschildkröte (Ü. e), Fütterung. (Fragekasten) 239 Coluber leopardinus, Pflegeim Merrdnum. (v. „Isis‘ ) 279 Corethra plumicornis, Larve als Futter für kleine Fische bedenklich. (V. „Triton“) . ; 139 "Oottus gobio L., Die Flußgroppe(Kaulkopf, Koppen, Kotzen) (Unsere einheimischen Süßwasser- fische IX). Von Köhler 482 Culex-Larven (fressen junge Fische). Von Köhler 369 D: Danio rerio erträgt sehr es Temparaturen. (V. „Salvinia“) > 33 Daphnien und Cyelops aus "größeren Fischteichen, als Futter bedenklich? ‘ (Fragekasten) 5 456 Darwin, „Nestbauende Fische, Hochzeitskleider und D.“ Von W. Köhler. ! 364 Dixippus morosus (Stabheuschrecke). @W. Triton“) 280 =Döbel, Der D. (Squalius cephalus (L.)). (Unsere einheimischen Süßwasserfische Ill.) VonKöhler 206 *Donauwels, Der D. (Waller, Schaiden; Silurus elanis L.). (Unserer einheimischen Süßwasser- fische X.) Von Dr. P. Kammerer . ; 496 Drosera rotundifolia, Kultur. (V. "Salvinia&),. 490 Düngen, Das Gipsen, Salzen und D. des Aquarien- wassers. Von Dr. Wilhelm Roth . 306. 315. 323 Dytisciden (Schw ne in Aquarien. (V. „Salvinia“) . Fi RT Ba 71 | E. Eientwieklung, Einfluß der Schwerkraft auf Eier und E. (Biologische Rundschau.) Von Dr. Paul Kammerer-Wien. . 195 Eier, Einfluß der Schwerkraft uk RB. "und Pient- wicklung. (Biologische Rundschau.) Von Dr. Paul Kammerer, Wien . 195 *Einheimische Süßwasserfische, Unseree.S. Von Köhler, Poenicke, D. P. Kammerer u.a. 109. 130. 206. 228. 269. 368. 418. 445. 482. 496. Einstellapparat von J. Sauer. (Fragekasten) 49 Eisenblech als Heizboden. (Fragekasten) . 278 Endivien als Winterfutter für Subaasserschnecken! Von cand. med. Georg Flebbe, Würzburg . 69 Erbsenmuscheln setzen sich an den Gliedmaßen der Lurche fest. (V. „Salvinia“) 6 Seal Erdmolche, Über den Kopulationsakt der E. (Salamandra (Laur. )). Von Dr. Paul Kammerer, Wien . . . 575 Erkältung der Schwimmplase " Fragekasten) . 291 Erzschleiche (Seps a im Terrarium. (V. „Salvinia“) ; 300 Esox lueius (L.), Der Hecht, (Unsere Omheitmschen Süßwasserfische VI.) Von Köhler 368 u Fadenwürmer (Nematoden). (Fragekasten) . 118 Farbenanpassung bei Einwirkung der le farben auf Algen. (Referat) . 217 Fauna, Gefährdung der Fauna durch die Aquarien- und Terrarienkunde? Ve IrisS) 0 el *Feßlerkröte (Alytes obstetricans Laurenti), Zucht- versuche mit Geburtshelferkröten. Von Dr. Paul Kammerer . 104 | „ettschieht.“ (Fragekasten) . 118 —, Über die sog. F.-, Staub- oder Sehanlmschtahk "Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich 393. 405 Fischfauna des Nils. Von Köhler 290 *Fische, Kranke F.L. Von Köhler. 326 Register. | | | Hauptkatalog. Fische, „Nestbauende F,, Hochzeitskleider und Darwin.“ Von W. Köhler h Flöße, Die Bedeutung der F. für die Verbreitung der Wasserpflanzen. Von W. Köhl ; *Flußgroppe, Die F. (Kaulkopf, ReEen. Kotzen, Cottus gobio L.). (Unsere einheimischen Süß- wasserfische IX.) Von Dr. Paul Kammerer. *F]ußkrebs, Der F. (Astacus ee Von Alois Ozepa .. en. Flußkrebse im Freilandbeeken. (Ver tonW)r. Fortpflanzung, Zur F. des Aales. („Jahrbuch der Naturwissenschaften.“) Freiluftterrarien, Große Terrarien (sog. F.). („Hottonia“), Darmstadt . .. Eir/oisichynDerfgroßter fr Vloneken Futtertierchen, Wie trocknet man F.? kasten.) . eahende Schmidt im Freien Von Ph. (Krage- G. Gescheckte G. Von E. Gambusenweibchen, Elenolldeere Au sn, Gas, Vorsicht bei Gasheizung körper. Von Köhler 5 Gasterosteus aculeatus verträgt plötzliche Über- führung aus Süßwasser in Seewasser. (Verslsisz) *"Geburtshelferkröten, Zuchtversuche mit G. Von Dr. Paul Kammerer, kupferner Heiz. 136. 146. Gelbrandkäfer (Einige Kleinigkeiten.) Von Köhler *Giftschlangen, Fressende G. Von Köhler. Gipsen, Das G., Salzen und Düngen des Aquarien- wassers. Von Dr. Girardinus (Poeeilia) reticulatus erträgt niedrige Temperaturen. (V. „Salvinia“) z — — — wirft einen höheren Prozentsatz ge- scheekter Junge im ungeheizten Behälter. (V. „Wasserstern‘) . Goldaal. Von Köhler... *Goldfischabarten, Die G. und ihre Zucht. v on W. Köhler. Gyriniden und ihre Larven. or ‚Salviniae) . Gyrodactylusseuche, Über das Salmiakbad als Mittel zur Bekämpfung der 6. Von Dr. med. Wilhelm Roth. Zürich . ARE sehr H. Haplochilus panchax, Zucht. (Fragekasten) . *Harnischwelse a Von W. Köhler Hecht, Der H. (Bsox- Tucius BD). unsre eine heimischen Süßwasserfische VL.) Von Köhler Heizapparat, „Lipsia“ und „Fortschritt“. (Frage- kasten) - i Sana” Heizlampe „Natura“. Yon K.. 5 #=Herpetologische Beobachtungen am Kap Verde. Von Jos. Scherer, München *Heuaufguß als Fischbrutnahrung. Wilhelm Roth, Zürich . Hochzeitskleider, "Nestbauende Fische, EN und Darwin“. Von W. Köhler ! *Holophrya, Über einen nahen Verwandten des Ichthyophthirius (Holophrya discolor Ehrbg.). Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. . . *Hornviper, DieH. Von Jos. Scherer, München *Hundsfische. Von’ W. Köhler . Hylen, Exotische H. im Terrarium Su stern“) vorn Dr. „Wasser- I. *]Jchthyophthirius, Über einen nahen Verwand- ten des I. (Holophrya discolor Ehrbg.). Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich . | *Idus melanotus Heck., Aland und OLE, dus ea notus Heck. var. orfus (L.)) (Unsere ein- heimischen Süßwasserfische vr ) Von Köhler *Industrielle Neuheiten auf dem Gebiet der Aquarienkunde. Von Köhler. 88. 110. Wien 104. 113. Wilhelm Roth . 306. 315. i ..269. 3 . 453. 461. 369 125. 156 289 377 VIu K. Kannibalismus bei Fischen erblich? Von Louis Schulze . *Kaulkopf, Die Flußgröppe K. “ Koppen, Kotzen, Cottus gobio L.). (Unsere einheimischen Süß- wasserfische IX.) Von Dr. PB. Kammerer. . Kaulquappen als Futter für Seetiere bedenklich. (V. „Lotus“) DEN ER Kitehener-Insel, Ein Tag auf der K. F. Werner, Wien . i Kitt für Aquarien. Ve; Salviniae) . *Kleinigkeiten, Allerhand K. aus dem Aquarium. Von Dr. Wilhelm Roth, Von De — Binieer K, Von Kohleruni.n . > — Weitere K. Von Köhler ; Kletterfische, Zucht des K. in kleinem Behälter. (Fragekasten) EBENE: er =Knoblauchskr öte, Die 2 Pelobates fuseus Mann. (Zu unseren Bildern.) Von Köhler Konservieren von Aquarien- und Merrarientieren. (V. „Nymphaea“) e — von Fischen. Von Köhler 5 Be *Koppen, Die Flußgroppe (Kaulkopf, 18, Kotzen, Gottus gobio L.). (Unsere einheimischen Süß- wasserfische IX.) Von Dr. P. Kammerer. Kopulationsakt der lebendgebärenden Zahn- .karpfen. Von Köhler. . — Über den K. der Erdmolche (Salamandra Lau): Von Dr. Paul Kammerer, Wien. *Kotzen, Die Flußgroppe (Kauikopf, Koppen, K Cottus geobio L.). (Unsere einheimischen Süß- wasserfische IX.) Von Dr. P. Kammerer Krallenfrosch ee) im . Terrarium. (V. „ Wasserstern“) Ant Krebse im Freilandbecken, #®— jm Seewasseraquarium. ev Triton“), ; Von phil. Alois Özepa 503. Kreuzotter, Gefährlichkeit des Bisses. (V. „Wasser- sternö) 7. Kupfersulfat zur „Driton®).;, ; — — (V. „Isis“ ) — zur Vertile ung der Algen. . Beseitigung von Algen. (v. ( (Fragekasten) E Lacerta agilis, Brutplätze. (V. „Isis“) . . — ocellata im Terrarium. (V. „Wasserstern“ ) Lachesis wagleri im Terrarium. (V. „Isis“). . . Laichplätze, Die L. unserer Aale. Von Köhler Lampe, „Natura“-L. „Automat“. Von K. 5 Landwanderung der Aale. Von Köhler . *Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Un- bilden des Klimas. Laubfrösche, Wie man L. an Mehlwurmfütterung cewöhnt. (Er agekasten) ; Leopardennatter, Pflege im Terrarium. (v. „Isis‘ )) Leueiseus, Rotauge (Li. rutilus L.) und Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus (L.)). (Unsere einheimischen Süßwasserfische 1) Von Köhler Linne, Karl von L. Von Dr. W.R.... „Lipsia“, Heizapparat L. (Fragekasten) { Litorina. litörea Strandschnecke. (Sprechsaal.) . ®Loricariidae, Harnischwelse. Von W. Köhler Lotalota (L.), Aalquappe (Aalraupe, Rutte, Trüsche) (Unsere einheimischen SüßwasserfischeV Ill.) Von Köhler 2 Sin M. Malaria, Die Bekämpfung der M. durch Fische. („Therapeutische Monatsberichte“) . „Marinol.: (Fragekasten) . . . Mauereidechse, Die M. in Baden. W.Klingelhöffer ... *Maulbrüter, Buntfarbiger M., color Schoeller (Zu Köhler Won, Dr ran, Paratilapia multi- unseren Bildern). Von .. 267. Zürich 213. 233. 253. 295. 306. 315.:323:.333. 398: 289. Von W. Köhler 383. 395. Register. 298 Mäuse, Warnung vor grauen Hausmäusen als Futter für. Derrarientiere. - (V. „„Isis@)....... 20029. 211 Meeresversehleimung, Über die M. im Golf von Triest. („Jahrbuch der Naturwissenschaften*) 209 Mesogonistius chaetodon verlangt niedere Tem- peratur. (V. „Wasserstern“) { See! *Mikrosporidien, Durch M. erregte Krankheiten. Von Köhler \ 326 Mollienisia, Eine neue Fütterungsmethode für M. und verwandte Arten. Von Fr. Rauch, Wies- baden 108 Hochflossige M. ‚latipimna Tesueur. Von Köhler 108 *Moloch. Der M. Von F. W. Oelze, Hannover 293 *Mückenlarven. Von cand. phil. Alois Üzepa 425 435. 441 Myriophyllum laxum. (Kleiniekeiten.) VonKöhler 327 N. „Natura“- Heizlampe 88 — -Lampe „Automat“ . 115 Nematoden, Fadenwürmer. (Fragekasten.) . 118 *Netzflüglerlarven, Pflege und Aufzucht der Netz- und Trugnetzflüglerlarven. Von Alois Czepa: - Mau ee ee Se *Neuheiten, Einige industrielle N. auf dem Gebiet der Aquarienkunde. Von W. Köhler 88. 110. 115 * —, Weitere N. des vergangenen Importjahres. Von Bernh. Wichand und W. Köhler 62. 81. 39. 101. 181, 221 *Nilwaran, Eine Jagd auf den N. am Senegal. Von Jos. Scherer, München. . 1 Nymphaea pygmaea blüht im Aquarium. (v. „Isis“) 70 ®: *Ophiocephalidae, Beiträge zur Biologie der O. (Schlangenkopffische.) Von W. Köhler „13. 21 "Orfe (Idus melanotus Heck. var. orfus (L.)) und Alund (Idus melanotus Heck.). (Unsere ein- heimischen Süßwasserfische VIlL.) Von Köhler 418 OÖsphromenus trichopterus var. cantoris erstmalig im Aquarium gezüchtet. (Kleinigkeiten.) Von Köhler RR RL neo 309 P. *Paludina, Die P. des Gardasees. Nebst einigen Bemerkungen über das Photographieren von Schneckenschalen. Von Dr. Wilhelm Roth 482 Panchax-, Die neuen P.- Varietäten. VonW.Köhler 16 ——- — — Ein Wort der Abwehr! Von W. Köhler 76 — — — Nochmals die neuen P.-V. Von Paul Arnold Nee ne Be Re *Paratilapia multicolor” Schoeller, Buntfarbiger Maulbrüter. (Zu unseren Bildern.) Von Köhler 51 *Pelobates fuscus Laur., Knoblauchskröte. DB unseren Bildern.) Von Köhler 30 Perleidechsen im Terrarium (V. „Wasserstern‘) . 392 Pflanzen im Seewasseraquarium (V. „Lotus“) . 192 Pflanzenkästen aus roter Nogesenenee: Von Köhler . 30 *Pflanzenschale, Die Tnepıleche P. 116 Physignathus lesueuri. (Sprechsaal.) Bo 186 *=Physa acuta (Dan) 2 Von Dr. V. Franz, Helgo- land... \ 2.846. 8355 _— — (Spreehsaal.). 5 369 Piseidin, Über die Fütterung. von Ben mit P. Von 8. Müllegger ; 289 Pisidien setzen sich an den Gliedmaßen der Jiuzche,test. 7 (V. ,Isis@)e 22. ae OS, Planarien, Lebensweise, Kortpilanzung, # "ang: (V. „Salvinia“) oe ee wa *Planktonnetz, Ein einfaches. P.. "Von Köhler 431 Planktonstudien. Von Köhler 437 Poeecilia amazonica und (Girardinus) reticulata verlangen niedrige Temparaturen. (V. „Salvinia“) 883 Polypenplage. Von Dr. W. Roth. . 448 *“Prachtbarbe, (Barbus conchonius Ham- "Buch)). (Zu unserer Tafel.) Von Köhler. 268 Präparieren von Aquarien- und Ter rärientieren w. „Nymphaea“) 112 R. Rana agilis im Alztale südlich von Burghausen (V. „Isis“) 5.76 — — ım Niederbayern (V. Net‘) . Ranatra, Brutpflege von R.? (Sprechsaal.) 5 Regeneration, Doppelte R. eines Fühlers bei einer Tellerschnecke. Von Dr. W. Roth. —, ein Beispiel für die R. im Dienste der unge- schlechtlichen Fortpflanzung. Von Dr. Wilhelm Roth Zunchegr. Regulationserscheinungen bei Reptilien, Am. “phibien und Fischen. (Biologische Rundschau III.) Von Dr. Paul Kammerer, Wien a im Terrarium. Von Dr. FE. Werner .. *Reptilienzucht aus Biern. Hamburg . . : *_ aus Eiern. Von S. Nullen, Auesbure 5 Riesendeckelschnecke, Eine R. aus Steiermark. Yon Otto Dofohr, Von Köhler... Riesenfrosch, Der Rerelelleche RS “Von Dr. F. Werner. Er RER ®Riesenfrösche, Zwei R. Von F. W. Oelze, Hannover . 6 *Riesenschlangen, "Beobachtungen AR in’ Ge fangenschaft. Von Dr. F. Werner, Wien . 53. — in der Gefangenschaft ausgebrütet! VonF.u.K. Ringelnatter, Fleisch der R. eßbar. (V. „Isis“) Rivulus spec. (fälschlich zuerst als R. micropus angesprochen, vgl. „Bl.“ 1906), Gebahren und Fortpflanzung im Aquarium. (V. „Wasserstern“) Rotauge (Leueiscus .rutilus L.) und Rotfeder (Seardinius erythrophthalmus (L.)). (Unsere ein- heimischen Süßwasserfische L) Von Köhler. Rotfeder, Rotauge (Leuciseus rutilus L.) und R. (Seardinius erythrophthalmus (L.)). (Unsere ein- heimischen Süßwasserfische Er Von Köhler . Rotlauf (Fragekasten) . : o S: Salamandra maculosa, Etwas über S. maculosa Laur. Von Dr. F. Urban RR —, Zur Fortpflanzung von 8. maculosa. "Yon Dr. F. Urban — (Laur), Über den Kopalanonsakı der Erdmolche (S.). Von Dr. Paul Kammerer, Wien... Salmiakbad, Über das S. als Mittel zur Be- kämpfung der Gyrodactylusseuche. Von Dr. med. Wilhelm Roth, Zürich *Salmler, Weitere Neuheiten des vergangenen Im- portjahres. III. Die Familie der Charaeinidae (S.) Von W. Köhler 26281593: Salmoniden im Aquarium. (v. „Wasserstern‘) . Salzen, Das Gipsen, S. und Düngen des A onaren? wassers. Von Dr. Wilhelm Roth. . 306. 315. Salzwasser, Süßwasserfische in S. und anderen abnormalen Wasserzusammensetzungen. (Bio- logische Rundschau. V.) Von Dr. Paul Kammerer, Wien. . Sandotter, Heimat der S. (Vipera ummodytes) (Sprechsaal.) Von: Dr Ran\Wvecner Ban: *Sandottern im Terrarium. Von F. W. Oelze. . Saprolegnia, Verpilzung wunder Stellen an Fischen durch 8. ferax. (Fragekasten) . Saprolegnien-Erkrankungen im Aquarium. „Wasserstern“) . Scardinius, Rotauge (Leueiscus Eo und (Rot- feder m erythrophthalmus (L.)). (Unsere ein- heimischen Süßwasserfische I.) Von Köhler Schaiden, Der Donauwels (Waller, S. (Silurus glanis Li). (Unsere einheimischen Süßwasser- fische X.) Von Dr. P. Kammerer... Scheibenbarsch, Zucht des S. (Hragekasten) . Seheibenbarsch (Mesogonistius chaetodon) ver- 0, langtniedere Temperaturen. (V. „Wassersteru“) 80. *Schlamm, Wiedererweckung kleiner Tiere und Pflanzen aus getrocknetem S. Von Dr. Paul Kammerer, Wien. 227. 235. 243. Register. 150 110 110 69 69 277 373 195 101 50 823 357 all 96 118 390 110 496 299 151 258 Schlangengift. Von Alois Özepa . . 248. 259. a Geschlechtsunterschiede bei S. (Fragekasten) —, Beiträge zur Biologie der Ophioceph: alidae (S.). MonsWieRfonhlleruee: nl *Schleierschwänze, Meine Erfahrungen bei der Zucht von 8. und Teleskopen. Von Joh. Ludwig, Bonn .... RE HT in Schmarotzertum, Über die mutmaßliche Ent- stehung des S. in der Tierwelt. Von Prof. Dr. IEvonstrateer : Schmeißfliegenzucht, Von Otto Tofohr “‘Schmutzschicht, Über die sog. Fett-, Staub oder 8. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich 898. "Schneckenschalen „Bemerkungen über das Photo- graphieren von S. Von Dr. "Wilhelm Roth Schnee, Schwarzer S. Von Dr. W. Roth. Schulaquarien, Einrichtung von 5. Von Köhler Schuppensträubung Eine Art S, bei Labyrinth- fischen (Fragekasten) . Sk: Schwerkraft, Einfluß der 8. auf Eier und Bient- wicklung. (Biologische Rundschau.) Von Dr. Paul Kammerer, Wienese.s. —, Über den Einfinß der S. auf die ellang bei Wassertieren. (Sprechsaal.) Von Dr. phil. & med. Kathariner : Schwimmblase, Erkältung der 8. Von Beer Schwimmkäfer Da, im Sana nr Pr vamlas) : See, Der blutende 8. Von W. Roche *Seeigel, Der $. und seine Pflege im Aquarium. Von cand. chem. P. Schmalz Seetiere, Behandlung der Seetiere im Seewasser- aquarium (V. „Wasserstern“) . RER 50: ee (VaveeIsisz und „Lotus“) , Über die Fütterung von 8. mit Piseidin. Von S. Müllegger 5 Seesalz, käufliches S. zur x Herstellung von , Meer- wasser. (Fragekasten) oe Seewasser? Natürliches oder künstliehes S. (Sprechsaal) Von Rud. Flurschütz, Paris. , Natürliches oder künstliches S. (Sprechsaal.) Von R. Elursehütz, Paris. . ‚ Natürliches oder künstliches 8. (Sprechsaal.) Von P. Schmalz, Leipzig . . *Seewasseraquäri ien, Meine Erfahrungen bei der Pflege von S. Von "cand. chem. Schmalz 143. *—, Krebse im S. Von phil. Alois Czepa . 503. Sehorgane, Die S. der Tiere. Von Dr. W. Klingelhöffer, Augenarzt, Offenburg. 301. R 322. 337. Seps chaleides im Terrarium. (V. „Salvinia“) Siedleragame, Die S. Von Otto 'Tofohr, Ham- burger: 1200225: Sılurus glanis Ib, Der Donauwels, Waller, Schaiden (S.). (Unsere "einheimischen Süßwasserfische X.) Von Dr. P. Kammerer.. "Sinnesorgane, Zwei merkwürdige S. "Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich . . 6 Sonnentau, Kultur. (V. „Salvinia‘) . *Spiralmund, Der S. (Spirostomum biecum Ehrbge.) Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich . Squalius, Der Döbel (S. cephalus (L.)). (Unsere einheimischen Süßwasserfische Ill.) Von Köhler Stabheuschrecken und ihre Zucht. (V, „Triton“) "Stationen, Neue biologische S. in Österreich. (Biologische Rundschau IL) Von Dr. Paul Komm ana oe oo 0 e n.0.0 sa *Staubschicht, Uber die sog. Fett-, S. oder Schmutzschicht. Von Dr. Wilhelm Roth, Zurich 2» Dane. 398. =Stenostoma langi Keller. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. . . #Sterlett, Der 8. (Acipenser ruthenus Linn6). "Von Dr. Paul Kammerer, Wien . Stichling. Etwas vom neunstacheligen S. (Gaste- rosteus puneitius. (Unsere heimischen Süß- wasserfische II.) Von Kurt Poenicke, Halle MoiSb 0 8 Stran dschnecke (Litorina litorea).. (Sprochs aa) Von Rud. Flursehütz, Paris ; IX 266 10 21 361 285 398 405 X Strudelwürm er, Lebensweise, Fortpflanzung, Fang. (V. „Salvinia“) SUDR Ra RE RA RN, Sumpfschildkröte, kaspische S. (Clemmys ca- Register. 232 —— Tafelverzeichnis. V. *“Universaldurchlüftungseinrichtung, Eine U. Von W. Köhler V. Verpilzung wunder Stellen an Fischen. (Frage- kasten) . AR ee ao. Te Vipera ammodytes, "Heimat der Sandotter (V. spica). (Fütterung.) (Fragekasten) 239 Süßwasserfische in Salzwasser und anderen ab- normalen Wasserzusammensetzungen. (Biolo- gische Rundschau V.) Von Dr. Paul Kam- merer, Wien. 357 *Süßwasserfische, Unsere einheimischen S. "Von Köhler, Poenicke, Dr. Kammerer u. a. . 109 130. 206. 298. 269. 868. 418. 345. 482. 496 Süßwassergarneelen, N, der 8. Von Köhler REES Süßwasserpolypen, Vom S. (Biologische Rund- schau 11.) Von Dr. Paul Kammerer,Wien 106. 114 —, Vernichtung der S. in a Von Köhler 5 449 Süßwasser schnecken, Endivien "als Winterfutter für S. Von cand. med. Georg Flebbe, Würzburg . 69 *Süßwasserschwämme, Über 8. "Von Bernh. Wichand ul. 88 T. Taumelkäfer und ihre Larven. (V. „Salvinia“) . 340 Teleskopen, Meine Erfahrungen bei der Zucht von Schleierschwänzen und T. Von Johs. Ludwig, Bonn... 361 Tellerschnecke, Doppelte "Rogenerätion eines Fühlers bei einer T. Von Dr. W. Roth 298 *Terrarien, Große im Freien stehende T. (sog. Freiluftterrarien).. Von Ph. Schmidt („Hot- tonia“), Darmstadt . . . Al *Terrarium, Ein einfaches T. Von Dr. E. Stein- heil, München : 106 Tetr agonopterus, Zueht von T. ulreyi Blgr. ? Von Köhler 5 298 Trapa natans hat im Aquarium "Früchte "gebracht. (V. „Salvinia“) 12,83: 1192 420 *Trichopterenpuppe; Die T. Von Alois Czepa . 166. 177 *Triton montandoni Bier, Beiträge zur Kenntnis von’ T. I "VonilW. "Köhler | ...02.241. 256 Tropenterrarien. Von Dr. med. P. Krefft 376. 386 *Trübung, Die anfängliche T. des Wassers in neu eingerichteten Aquarien. Von. Dr. Wilhelm Roth, Zürich . SR RE DON *Tyrugnetzflüglerlarven. Pflege und Aufzucht der Netz- und Trugnetzflüglerlarven. Von Alois Czepa . SAN 4 ammodytes).. (Sprechsaal.) Von Dr. F. Werner Vipera berus, Gefährlichkeit des Bisses. (V. „Wasserstern®) 3 EL Vivipara penthica bei "Hamburg. er. „Salvinia“) W. Warnung. Von Köhler *Wasser] blüte, Über die goldige W.. unserer r Aqua- rien. Von Köhler CH AR LE Wassernuß, Trapa natans, hat im Aquarium Früchte gebr acht. (V. „Salvinia“) Wasserpflanzen, Die Bedeutung. der. Flöße für die Verbreitung der W. Von W. Köhler =Wasserschnecke, Eine in Deutschland ein- wanderndeW. VonDr.V.Franz, Helgoland 346, Wassertiere, Über den Einfluß der Schwerkraft auf die Entwicklung bei W. (Sprechsaal.) Von Dr. phil. & med. L. Kathariner ! Wiedererweekung kleiner Tiere und Pflanzen aus getrocknetem Schlamm. Von Dr. Paul Kammerer, Wien ... Würfel- und mes, oe a kasten) X. Xenopusim Terrarium. (V. „Wasserstern“) . 76 Zählebigkeit eines Hechtes. (Kleinigkeiten.) Von Köhler : Zahnkarpfen, Kopulationsakt der Iebendgebüren- den 2... Von Köhler... £ Zauneidechse, Brutplätze der Z. (V. leise ) Zelle, Aus dem Leben der Z. Von R. H. Franee. Zinkblech, Schadet Z. unbedingt Pflanzen und Tieren im Aquarium? (Fragekasten) . *Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. Dr. Von Paul Kammerer, Wien 104. 113. 125. 146. Tafelverzeichnis. Tafel 1. Willy Moralt, München Nilwaran (Varanus niloticus). De von Gegenüber dem Titel. Tafel 2. Pärchen der Prachtbarbe (Barbus bonchonii Original aufnahme nach dem Leben . Gegenüber Seite 261. en Be Von DI med. Wilhelm Roth . 45. 55. Wasserfrosch, Der W. dennoch ein Fischfeind? 33. 119. 227. 235. 243. 372 350 65 408 420 216 855 250 258 250 450 289 Men 979 95 278 156. 156 -Zıngspsew “SPunyusneno] pun ‘(uewmyosppıy "W) JunjpweyyangssenoA\ 2y9s,zmeıg -uoLıenby any aoyelg "uayaunw ‘IIEIOW ÄIIEA UHOA USg9T wap yoeu Zunuyplazeut3lio (sSHINOJIU snueseA) UBJBEMJIN "U YPH “IIIAX Zuediyef “ nt . ee 8 > * B “ - u Ey en u FRE “ R Jahrgang XVII. EAN BHLÄG Mi Brend’amour, 5.8Co Ilustrierte Wochen-Schrift für die Interessen der Aquarien- und Terrarienkunde. Eine Jagd auf den Nilwaran am Senegal. Von Jos. Scherer, cand. med., München. (Mit 1 Tondrucktafel nach Originalzeichnung von Willy Moralt-München.) it welch großen Entbehrungen und Stra- AZ, pazen, nicht selten auch Gefahren der Fang von Reptilien bisweilen verknüpft ist, kann nur derjenige richtig beurteilen, der ein- mal selbst in tropischen Gegenden einer solchen nichtsdestoweniger anziehenden Jagd obgelegen hat. Weder der sammelnde Entomologe noch der Botaniker kann in diesem Punkte mit dem Herpetologen verglichen werden, der, wenn er einigermaßen Erfolg haben will, fast in jedem Falle seine Beute im Schweiße seines Angesichtes erringen muß. Um Käfer und Schmetterlinge zu sammeln, genügt es — ja es ist oft vorteil- hafter — sich in der Nähe bewohnter Plätze aufzuhalten oder gar nur abends die Laterne aus dem Fenster zu hängen; Pflanzen aber, die allerdings auch aus den unwirtlichsten Gegen- den geholt werden müssen, sind bei jeder Tages- zeit aufzufinden und ohne besondere Schwierig- keit ihrem Elemente zu entreißen. Ganz anders steht es mit den Kriechtieren. Abgesehen davon, daß sie meistenteils nur in der glühenden Sonnen- hitze ihre Verstecke verlassen, muß man die gewandten Kletterer, Läufer und Schwimmer auf den steilsten Felsschroffen, in den dichtesten Dornhecken, in den gefährlichsten Sümpfen, oder anderen schwer zugänglichen Orten aufsuchen. Mit gemischten Gefühlen erinnere ich mich des Fanges der Agama bibroni in den glühenden Felsschluchten des Atlasses, der halsbreche- rischen Klettertouren beim Angeln der Mossor- eidechse in den steilwandigen Dolinen des Karstes, der erschöpfenden Wettläufe mit diversen Acanthodactylus-Arten in der Halfa- steppe Orans, des blutigen Versteckspieles mit der pfeilschnellen Psammophis sibilans in den Dornhecken Deutsch-Ostafrikas, mit gemischten Gefühlen endlich auch der unfreiwilligen Kriech- und Schwimmübungen, die mir meine vorjährige Waranjagd am Senegal auferlegte. Gerade der Fang der letztgenannten wehrhaften Riesen- eidechse soll uns in folgenden Zeilen beschäftigen; ist doch er am meisten geeignet die Leiden und Freuden eines sammelnden Herpetologen zu illustrieren. Ermüdet von den Anstrengungen des vorher- gehenden Tages lag ich noch fest in Morpheus Armen, als mich mein unvergeßlicher Usamba pflichteifrigst bei Sonnenaufgang, wenn auch etwas energisch, weckte, indem er mich förmlich aus dem Schlafsacke schüttelte. Trotzdem war mir diese Ruhestörung nicht unerwünscht, denn bei meiner kurz bemessenen Zeit mußte ich jeden Augenblick ausnützen, zumal ich für diesen Tag einen Pürschgang auf Nilwarane geplant hatte, von deren Vorkommen ich mich tagszuvor gelegentlich einer Kanoefahrt auf dem nahen Seitenarme des Senegalflusses überzeugt hatte. Nachdem schnell afrikanische Toilette gemacht und das von der Hand meines schwarzen Koches zubereitete Frühstück eingenommen war, brachen wir, ausgerüstet mit Käscher, Büchse und Ruck- sack nach dem Flusse auf. Die kaum am Steppenrande aufgetauchte Morgensonne wußte ihren sengenden Strahlen schon eine solche Intensität zu verleihen, daß ich nach kurzem Wandern in dem schattenlosen Gelände förmlich zu schmoren anfing und selbst mein schwarzer Begleiter den von mir stolz verschmähten Sonnen- schirm mit überlegenem Lächeln aufspannte. Auch der nur spärlich mit Gras bewachsene. helle Sandboden spielte seine Rolle als Reflektor vortrefllicher als uns lieb war und veranlaßte mich, die vorsichtshalber mitgeführten blauen 9 Jos. Scherer: Eine Jagd auf den Nilwaran am Senegal. Schutzbrillen hervorzuholen. In Flußnähe ge- kommen, gestaltete sich die Vegetation zwar etwas rejchhaltiger, bestand aber größtenteils aus diehtem Dorngestrüpp, durch das wir uns mühsam hindurchwinden mußten, um plötzlich auf eine schwankende Decke dicht verfilzter Wasserpflanzen / Pistia stratiotes) zu stoßen. Auf solchem Trugboden, der den Fluß beiderseits einsäumte und nach der Wasserseite zu immer dünner wurde, noch weiter vorzudringen, wäre nicht ratsam gewesen, weshalb wir wohl oder übel wieder unseren Weg durchs Buschwerk nehmen und so den Fluß entlang pürschen mußten. Da ich jedes Geräusch tunlichst vermeiden wollte, unterließen wir das sonst übliche Bahnen des Weges durch Abhauen der Äste und be- nützten jede Lücke im wildverrankten Dickicht zu unserem mühseligen Fortkommen. Auf diese Weise verflossen zwei Stunden ohne dab wir außer einigen Wasservögeln irgend ein Tier zu (sesicht bekommen hätten. Ich wollte gerade kurze Rast machen um meine dornengespickte Haut von ihren Peinigern zu befreien und die größten Defekte meiner Kleidung auszubessern, als ich in geringer Entfernung ein lautes Ge- raschel vernahm. Da aber der Fernblick auf einen Umkreis von höchstens 6 m beschränkt war, blieb mir, falls ich den Urheber des Ge- räusches entdecken wollte, nichts anderes übrig als mich wieder ins Gebüsch zu schlagen. Der Ton kam von der Richtung des Flusses her und wiederholte sich in kurzen Abständen, während er gleichzeitig immer schwächer hörbar wurde. Das Tier, in dem ich sofort einen Nilwaran ver- mutete, mubte also geradewegs dem Flusse zu laufen. Auf allen Vieren kroch ieh unter den dichten Buschkronen am Boden dahin, woselbst mir das lichtere Geäst einen relativ großen Ausblick gewährte. Das Geräusch verstummte jedoch kurz bevor ich die vermutliche Stelle seines Ursprungs erreicht hatte und obwohl ich noch ein gutes Stück äußerst vorsichtig vor- drang, konnte ich von dem Flüchtling keine Spur entdecken und glaubte schon fest er müsse in eine der zahlreich vorhandenen, großen Boden- löcher geschlüpft sein. Bevor ich aber unver- richteter Sache zurückkehren wollte, beschloß ich, mich noch einige Momente ruhig auf die Lauer zu legen. (Geraume Zeit verbrachte ich in dieser /wangslage, bis endlich leise schwankende Be- wegungen der Halme eines ca. 2 m von mir entfernten Grasbusches mich auf die Spur des Flüchtlings brachten, den ich auch gleich darauf in Gestalt eines halbwüchsigen Nilwarans ent- dem deckte. Das schön gefärbte Tier hatte sich nach . Straußenart mit dem Kopfe und einem Teile des Vorderkörpers in das hohe und dichte Steppengras eingebohrt und sich dank. seiner mimischen Farbenanpassung meinem doch ziem- lich geübten Blicke so lange zu entziehen ge- wußdt. Obwohl es sich in der günstigsten Fang- stellung befand, war es doch bei meiner ver- hältnismäßig großen Entfernung ziemlich schwierig, die Verhaftung vorzunehmen. Da ich die Echse, ehe sie meine Absicht wahrnahm, mit festem Griffe fassen wollte, mußte ich mich ihr noch mindestens um einen Meter nähern und zwar unter Vermeidung des geringsten Ge- räusches. Sachte erhob ich mich und kroch atemlos, so weit vorwärts bis mein Arm sie er- reichen konnte; noch hielt sie stille, als ich meine Hand siegesbewußt zum schnellen Griffe ausholte, um dann noch im letzten Momente sich durch einen verblüffend raschen Satz ins nahe Diekicht zu retten. Dort schien sie sich ihrer Situation erst völlig bewußt zu werden, denn indem sie ihren langen Körper hoch auf die Fübe stellte, den wuchtigen Schwanz zum Hiebe bereit legte und zornfunkelnden Auges den selbstbewußt erhobenen Kopf mir zuwendete, hatte sie offenbar den kühnen Entschluß gefaßt, dem ihr nachfolgenden Feinde energische Gegen- wehr zu leisten. Freilich ließ mir das dornen- gepanzerte Gestrüpp, hinter welchem das schlaue Reptil Deckung suchte, das Mißlingen einer Attacke von vornherein wahrscheinlich er- scheinen; aber trotzdem konnte ich mir in meinem ‚Jagdfieber eine solche nicht ganz ver- sagen und stürzte mich mit dem ganzen Ge- wicht meines Körpers auf das niedere Gestrüpp. Zwar sah ich den Waran einen Augenblick unter mir, glaubte auch schon seine Schwanz- spitze in Händen zu haben, konnte mich aber einer Verwünschung nicht enthalten, als ich ihn, der offenbar das Gefühl gehabt hatte als bräche der Himmel zusammen, gekühlten Mutes sein Heil in schleunigster Flucht suchen sah. Schnell war ich wieder auf den Beinen und setzte, obgleich mich die bei dieser Gelegenheit neu erhaltenen Rißwunden empfindlich schmerzten, die schwierige Verfolgung fort. Zu meinem größten Entsetzen war der Flüchtling jetzt an oben erwähnten schwankenden Uferboden angelangt und rannte auf die Strömung zu. Mit Todesverachtung folgte ich ihm jedoch auch dahin nach, wenngleich mich schon nach wenigen Schritten das glücklicherweise nicht kalte Nab bis zur Hüfthöhe umfing. Teils schwimmend, teils Jos. Scherer: Eine Jagd auf den Nilwaran am Senegal. laufend arbeitete ich mich in dem schlammigen Sumpfe vorwärts, wobei ich mehrmals mit den Füßen in dem dieken Morast des Bodens zu versinken drohte. Ich hoffte auf diese Weise das ziemlich ermüdet scheinende Tier in die Enge zu treiben und zu neuem Widerstande, die mir nun eine günstige Fanggelegenheit bieten konnte, zu veranlassen. Ich sollte mich aber in meiner Spekulation gründlich getäuscht haben, denn der Verfolgte zog es vor plötzlich unterzutauchen um sofort wieder in nächster Ufernähe den Kopf aus dem Wasserpflanzen- gewirr hervorzustrecken. Wieder ließ er mich so nahe herankommen, dab ich zu seinem Er- greifen kein Hindernis mehr wähnte, verschwand aber auch ebenso pünktlich wieder unter der schützenden Decke. Mit beiden Armen zugleich wühlte ich mich jetzt unter Anstrengung aller Kräfte förmlich in die dicke Masse ein und atmete erleichtert auf, als ich die wutzischende Eidechse, die drohend den Rachen aufriß und heftig mit dem Schwanze peitschte, in meinen umfassenden Händen fühlte. Bei all ihrem Sträuben und Wehren war sie doch ohnmächtig, da ich sie fest am Nacken und an der Schwanz- wurzel gefaßt hielt. Mein Träger und Begleiter, der nicht ohne Interesse diese lange Hetzjagd verfolgt hatte, hielt jubelnd schon den Sack bereit, in dem die Gefangene jetzt mehrere Wochen lang ein beschauliches Dasein führen sollte. Angeregt durch das erfolgreiche Jagdaben- teuer, vergaß ich völlig meines herunter- sekommenen physischen Zustandes und lagerte mich mit meinem Usamba zum gemeinsamen Mahle. Letzteres bestand, den Umständen ent- sprechend, aus einigen Büchsen Ölsardinen, hartem Zwieback, sowie einem Fläschchen Kognak und fand beiderseits den größten Zu- spruch. Die Sonne neigte sich schon stark gegen Westen, als wir, nach bester Möglichkeit äußerlich und innerlich restauriert, und bereichert um die mühsam erworbene, wertvolle Jagd- trophäe den Rückmarsch antraten. Ein zufällig flußabwärts steuerndes Kanoe, das schwer- beladen dahinschwankte, setzte uns nicht ohne Lebensgefahr auf die jenseitige Uferseite über. Dort war das Ufer wohl auch sumpfig, aber doch genug stabil, um uns ein Versinken nicht befürchten zu lassen. Hier gab es weder Busch noch Baum, sondern alles verriet den Charakter ausgeprägter Savyanne; ein Umstand, der mir eine große Übersicht über das Terrain gewährte. Aus einem ausgedehnten Teiche, den wir in uw großem Bogen umgehen mußten, holte ich mir vier mächtige Raniden (A. oceipitalis) von Ochsenfroschgröße, welche das Gewicht meines Rucksackes merklich erhöhten. Am Ende des (sewässers angelangt, rannte fast unmittelbar vor mir ein riesiger Nilwaran über den Pfad. Anfangs ziemlich gelassen, dann aber in immer rascherem Tempo lief er spornstreichs dem Flusse zu, in dessen Fluten er verschwand. Trotz langen Nachforschens konnte ich keine Spur mehr von der Eidechse finden, die meiner Schätzung nach 2 m gemessen haben mochte. Die resultatlose Verfolgung hatte mich wieder viel Zeit gekostet und wenn ich das Negerdorf Maghana vor Eintritt der Dunkelheit erreichen wollte, so mußte ich jetzt meine Schritte be- schleunigen. Schon dem Ziele nahe, sollte aber meine Beute noch einen schönen Zuwachs er- fahren. Ich war nämlich gerade daran, wieder einen der vielen, durch Hochwasser entstandenen Teiche zu durchwaten, als mein Blick zufällig eine der genannten Riesenechsen entdeckte, die auf der überhängenden Uferböschung lag und sich behaglich von den letzten Strahlen der scheidenden Sonne bescheinen ließ. Da ich das prächtig gefärbte Tier, das sich von meinem Erscheinen nicht im geringsten beunruhigen lieb, bei der reichlich vorhandenen Flucht- und Ver- steckgelegenheit voraussichtlich lebend kaum erbeuten konnte, auch nicht mehr Lust hatte aufs Ungewisse eine ähnliche, aufreibende Hetz- jagd wie zuvor zu unternehmen, trotzdem aber wenigstens ein schönes Präparat besitzen wollte, nahm ich, wenn auch nur ungern, die Büchse zur Hand und sicherte mir die schöne Beute durch einen Schrotschußb. Wenige Minuten später befand ich mich in meinem trauten Zeltlager zu Maghana, umringt von einer auserlesenen Schar neugierig gaffen- der, pechschwarzer Woloff, die sich über den Zweck dieser nach ihrer naiven Meinung min- destens wertlosen Jagdbeute die Köpfe zerbrachen und mich mit endlosen Fragen überhäuften. Während die einen mein Leibgericht darin er- blieken wollten, behaupteten andere, dab diese Tiere dem Zwecke geheimnisvoller Zauber- und Heilkünste dienen müßten; einige mochten so- gar an''meinem gesunden Verstande zweifeln. Auch als ich ihnen, soweit es meine geringen Kenntnisse gestatteten, auf ihre Muttersprache, noch mehr aber durch Zeichen bedeutete, dab ich das lebende Tier in meine ferne Heimat mitzunehmen beabsichtige, um es dort zu pflegen und meinen weißen Vettern vorzuführen, das 4 Alois UÜzepa; Pflege und Aufzucht der Netz- und Truenetzflüglerlarven. tote aber, das ich in ihrer Gegenwart mit Al- kohol injizierte und verpackte, mir zum stän- digen Andenken aufbewahren wolle, zogen sie nur unter Kopfschütteln ab. Bei solch schwierigen Fangverhältnissen, die nicht sowohl durch die nur schwer zugäng- lichen Aufenthaltsorte als auch die Wehrhaftig- keit und Gewandtheit dieser Riesen begründet sind, nimmt es nicht Wunder, wenn Nilwarane relativ selten lebend nach Europa gelangen. Selbst die Eingeborenen lassen sich nur ungern zu deren Fang herbei, sei es aus begründeter oder abergläubischer Furcht; denn in manchen Gegenden, so z. B. in Ägypten, gilt der Nil- waran als Vertilger der Krokodilbrut für heilig und wird seine Verfolgung als Frevel betrachtet. In der Ge- fangenschaft sind namentlich junge Exem- plare allerlieb- y fürchtet. Wenn ich es im folgenden dennoch unternehme, über die Pflege und Aufzucht der Netz- und Trugnetzilüglerlarven einige Worte zu verlieren, so tue ich es nur aus dem Grunde, weil ich weiß, daß unter den Liebhabern doch auch Freunde der einheimischen Tierwelt zu finden sind und daß diese auch den genannten Larven ein wenig Aufmerksamkeit schenken werden, und weil auch der Wissenschaft ein grober Gefallen erwiesen wird, wenn sich einige mit diesen Tierchen beschäftigen. Denn so un- glaublich es auch klingen mag, so wahr ist es leider, daß die Lebensweise der Larven noch nicht genügend bekannt ist und daß auch die Merkmale der einzelnen Arten in der Larven- form noch lange nicht festgelegt sind. Ich möchte deshalb jeden, der ein wenig Zeit, Raum und end- lich auch Liebe die nicht nur (wenn man von einer solchen in 7 y / / y 3 % ste Geschöpfe, |; 7 V / v zu den ausdau- diesem Falle erndsten undan- Yılz===] =] ES) m zZ \ sprechen darf) spruchslosesten VL77ZZZZZNDIIAHDIDATTZDPCZ IIHUAMUNLATEIEN | für die Larven Terrarienbe- el erübrigen kann, wohnern zählen, Anordnung von Insektenaquarien mit Zu- und Abfluß. bitten, sich mit sondern auch diesen zu be- ihrem Pfleger durch ihr selbstbewußtes, drolliges schäftigen. Denn wie schon bei vielen Ge- (sebahren eine unerschöpfliche Quelle von Unter- haltung bieten. Pflege und Aufzucht der Netz- und Trugnetzflüglerlarven.’) (Mit 1 Skizze.) Von Alois Özepa. 's ist immer ein gewagtes Unternehmen, AU Aquarienliebhabern gegenüber, die sich A der Pflege und Zucht von Fischen oder Molchen befassen, den wirbellosen Tieren unserer (sewässer das Wort reden zu wollen, und noch dazu solchen Insektenlarven, die jeder Fisch- züchter oder Besitzer von sogenannten Gesell- Schalen dunnien wie die Pest (sit venia verbo) in) Obwohl die. neuere Systematik längst nicht mehr die alte Einteilung in Neuroptera, Netzflügler, und Pseudo- neuroptera, Trugnetzflügler, gelten läßt, habe ich sie hier doch gewählt, um besser zusammenfassen zu können, Auch ist diese Einteilung für den Liebhaber von größerem Werte, da sie ihm gleieh zeigt, welche Larven sich ver- Nichtsdestoweniger will ich puppen und welche nicht. legenheiten muß auch hier die Geschicklich- keit des Aquarienliebhabers der Wissenschaft zu Hilfe kommen. Hat die moderne Aquarien- praxis, die man früher nicht beachtete und als wissenschaftlich verwendbar nicht anerkennen wollte, schon in so manches Dunkel Licht ge- bracht, so manche Rätsel gelöst, die Kenntnis fremdländischer Fische in hohem Grade gefördert, so wird sie nicht zurückstehen, wenn es sich um die Erforschung unserer einheimischen Tier- welt handelt. Bevor wir aber mit der Pflege beginnen, werden wir uns erst klar zu werden versuchen, um was für Larven es sich im folgenden eigentlich handelt. Wenn wir mit den Neuropteren be- sinnen, so haben wir neben der großen Unter- hier noch die Systematik angeben, wie sie im neueren Lehrbuche der Zoologie von Grobben gebraucht wird, Die beiden früheren Ordnungen sind aufgelöst und dafür folgende eingesetzt: Odonata (Libellen), Plecoptera (Perliden), Ephemeridea (Eintagsfliegen), Neuroptera (Sialis, Osmylus, Sisyra), - Trichoptera (Köcherfliegen). Er 2 Alois UÜzepa: Pflege und Aufzucht der Netz- und Trugnetzflüglerlarven. 5 ordnung der Trichoptera, deren Larven fast ausnahmslos im Wasser leben, die nur in wenigen Gattungen und Arten vertretene Unterordnung der Planipennia. Von den letzteren finden wir im Wasser nur die Larven der Gattung Sialis Latr., die von Osmylus chrysops L. (Wasser- ameisenlöwe) und von Sisyra fuscata Fabr. Die Sialiden leben im Schlamme von Tümpeln und sind wie alle Insektenlarven große Raub- tiere. Zur Verpuppung gehen sie ans Land. Die Larve von Osmylus lebt in raschfließenden Bächen, die von Sisyra als Parasit in Süßwasser- schwämmen. Von den Trichopteren finden sich nur die Phryganiden in Deutschland; ihre Larven sind allgemein bekannt, da sie durch ihre Ge- wohnheit aus dem verschiedensten Materiale Gehäuse zu bauen jedermann auffallen. Die Systematik unterscheidet sieben Familien, Phry- ganidae, deren Larven in Tümpeln oder kleinen Weihern mit reinen Wasser leben, Limnophi- lidae (Larven in kleinen Gebirgsbächen), Seri- costomatidae (Larven in Bächen und Quellen), Leptoceridae (Larvenin Teichen), Hydropsychidae (Larven in raschfließenden Bächen und Quellen von Gebirgsgegenden) und Aydroptilidae (in Teichen und Seen). Auf die Unterschiede der Imagines und der Larven hier einzugehen, ist wegen Raummangels nicht möglich. Ich empfehle allen Freunden dieser Insektengruppe die treffliche Arbeit Klepoleks: „Die Metamorphose der Triehopteren“. Von den Pseudoneuropteren wären vor allem die Odonaten (Libellen), zu er- wähnen, deren Larven in Tümpeln und Teichen leben, mit Ausnahme der Larven der Gattung Calopteryx, die wir in Bächen und kleinen Flüssen suchen müssen. Ferner gehören hierher die Zphemeridae, Eintagsfliegen, deren Larven ebenfalls ausschließlich Wasserbewohner sind und, die Gattung Olo& ausgenommen, in Bächen und Flüßchen leben. Als letzte Gruppe wären zu nennen die Perliden (Frühlingsfliegen), die ebenfalls als Larven in raschfließenden Bächen vorkommen. Nachdem wir uns so eine kurze Über- sicht über die in Frage kommenden Larven entworfen haben, schreiten wir zur Besprechung der Pflege. Die erste Frage, die uns dabei entgegentritt, ist die nach dem Behälter. Da sämtliche Larven, die Phryganiden etwa aus- genommen, große Raubtiere sind, müssen wir jeder einen eigenen Behälter anweisen. Selbst- verständlich gibt man nur Larven gleicher Art in ein und dasselbe Gefäß. Größere Larven hält man am besten abgesondert in einem eigenen Behälter. Am besten eignen sich hierzu kleine und kleinste Einsiedegläser, deren einzige Einrichtung in einem Stengel #lodea besteht und in die man für Schlammbewohner wie für Sialıs, Libellula depressa eine Schicht Schlamm, nicht Sand, einbringt. Auf jeden Fall sind so getrennt zu halten die Larven der Odonaten, der Sialiden, Perliden und der Ephemeriden. Übrigens wird dem Liebhaber, der darauf aus- geht die den einzelnen Arten zugehörigen Larven- formen festzustellen, nichts anderes als Einzel- haltung auch bei den übrigen Larven übrig bleiben. Bei den Phryganiden, bei denen die sanftere Natur der Larven eine solche Haltung nicht nötig machte, wird man ebenfalls die Tiere einzeln halten müssen, da gerade bei ihnen die Artmerkmale so unbekannt sind. Außerdem müssen wir bei der Haltung der Larven darauf Rücksicht nehmen, daß sie teils fließenden, teils stehenden Gewässern entstammen. Die Formen, die in der Natur in Tümpeln, Weihern, Teichen und Seen leben, bringen wir ganz einfach in ein kleines, mit Wasserpest ver- sehenes Glas und lassen sie ruhig stehen. Man glaube ja nicht den Larven durch öfteren Wasserwechsel eine Wohltat zu erweisen. Alle Larven der Familien und Gattungen Sialıs, Phryganidae, Leptoceridae, Odonata und Cloe lasse man am besten ungestört. Sie gedeihen so bedeutend besser, als wenn man sie des öfteren stört. Nur wenn durch Nahrungsreste und Exkremente das Wasser schlecht geworden, ersetze man es durch frisches. Anders bei den Bewohnern der Bäche, Flüsse und Quellen. Wenn wir diese Larven am Leben erhalten und zur Verwandlung bringen wollen, müssen wir ihnen auch in der Gefangenschaft das fließende Wasser gewähren. Daß dieses so schnell fließt wie im Bache ist natürlich nicht nötig, denn der eigentliche Zweck ist ja der, daß das Wasser stets frisch ist. Es ist deshalb ein Wechseln des Wassers bedeutend besser als ein Durchlüften. Da wir aber mehrere Gefäbe zu gleicher Zeit werden mit frischem Wasser zu ver- sorgen haben, so möchte ich jedem die Einrich- tung, die ich benutze und mit der ich eine ganze Menge Gläser zu gleicher Zeit mit wenig Wasser durchlüfte, empfehlen. Es ist hierbei noch der Vorteil, daß das Wasser ein wenig bewegt, das Glas durchströmt wird, weshalb ein solches Durchlüften dem natürlichen . Wasser- wechsel im Bache am frühesten gleichkommt. Die Einrichtung dieser Durchströmungsanlage ist äußerst einfach. Die zu durchlüftenden 6 Alois Özepa: Pflege und Aufzucht der Netz- und Trugnetzflüglerlarven. Gläser stehen auf einem Tische, oder etwas anderem, und sind durch ]1 förmige Röhren, die mit Wasser gefüllt sind und mit jedem Schenkel in das Wasser hineinragen, verbunden. Dadurch wird bewirkt, daß in allen Gläsern, die natürlich dieselbe Größe haben sollen, der Wasserstand gleich hoch ist. In das erste Glas fließt durch den Injektionsdurchlüfter stets frisches Wasser zu; da aber die Gläser durch die Röhren miteinander verbunden sind und deshalb stets denselben Wasserstand haben, tritt aus dem ersten Glase durch das Rohr soviel Wasser in das zweite Gefäß, als durch den Zu- fluß zuströmt. Derselbe Vorgang spielt sich im zweiten Gefäße ab, und das geht so fort, bis das Wasser im letzten Gefäße angelangt ist. Hier fließt es nun durch den selbsttätigen Ablaufheber der auf die Wasserhöhe der Gläser eingestellt ist, aus. So werden sämtliche Gläser vom Wasser durchströmt. Wir werden natürlich gut tun, mehrere solcher Reihen, die aus beliebig viel Gläsern bestehen können, einzurichten, um Behälter zu haben, in denen das Wasser wenig, ziemlich und stark strömt. Wir werden so auch die heikelsten Larven nicht nur naturgemäß pflegen, sondern auch sicher zur Verpuppung resp. Verwandlung bringen können. Wir werden also in Gläsern ohne Durch- strömung halten: Sialis, Phryganidae, Lepto- ceridae, Odonata und Cloe, mit schwacher Durchströmung: Limnophi- hıdae, Sericostomatidae, Hydroptilidae, Calopteryx, Ephemera, Palıngemia, Potamanthus, Hepta- gema, mit starker Durchströmung: Osmylus, Hydro- psychrdae, Ryacophilidae, Perlidae. Was die Nahrung der Larven anbelangt, so ist diese leicht zu beschaffen. Die kleineren Formen füttert man am besten mit kleinen Larven des Süßwassers, wie Mückenlarven, ferner mit Daphnien, Cyelops, kleinen Würmern usw. Solche kleine Tiere, die man in großer Zahl durch einen einzigen Zug mit dem Netz erbeutet, setzt man zu den Larven ins Glas. Zu Phryganiden- larven setze man statt der Tiere weiche Pflanzen und auf den Boden Sandkörner, kleine Muschel- und Schneckenschalen usw. als Material zum Gehäusebau. Größere Larven, die schon ge- sondert in einem Gefäße untergebracht sind, füttert man mit kleinen Stückchen Würmern, nackten Raupen usw. Ein ausgezeichnetes Futter für Libellenlarven sind Stubenfliegen, die man auf die Oberfläche des Wassers wirft. Die Larven bemerken sie sofort und holen sie mit einem Stoß der Fangmaske herunter. Hat erst die Larve gelernt, das Futter von der Ober- fläche zu holen (was schon in einer Woche er- reicht ist), so braucht man keine Fliegen mehr; sie nehmen dann alles Genießbare aus der Hand des Pflegers, ja sie scheuen sich nicht, den hin- gehaltenen Finger anzugreifen. Fine größere Larve vermag so 6—8 Fliegen „auf einem Sitz“ zu verzehren, kann aber dafür auch lange un- geschädigt fasten. Einige Tage vor der Häutung nehmen die Larven keine Nahrung zu sich. Ist die Larve ausgewachsen, so verpuppt sie sich oder sprengt ihre Hülle, um als fertiges geflügeltes Insekt zu entfliehen. Zu dieser Zeit bedürfen die Larven einer besonderen Wartung. Den Phryganidae, Perlidae, Odonata, stelle man einen Weidenzweie in das Gefäb und störe sie, sobald sie aufgehört haben, Nahrung zu sich zu nehmen, in keiner Weise. Die Stalis-Larven bringe man in einen Behälter, der nach Art eines Aquaterrariums eingerichtet ist, da sich die Larven im Moose verpuppen. Die Gefäße mit Eintagsfliegenlarven bedecke man mit einem Aufsatz aus Drahtgaze oder Tüll; denn sie schlüpfen auf der Oberfläche aus der Larven- haut aus. Die Phryganiden verpuppen sich in den Gehäusen, in denen sie auch als Larven leben. Natürlich muß der ernste Liebhaber genaues Buch führen über die einzelnen Larven, Zeit und Art des Fanges, Häutungen, Verpuppungen, Metamorphose usw. Sehr gut ist es, wenn er durch genauen Vergleich von Larven heraus- findet, ob sie sich und wie sie sich unterscheiden und dann neben einem Exemplar der Larve in Spiritus das fertige Insekt aufbewahrt. Ich möchte hier auch noch die Aufzucht aus dem Ei anführen. Die Insekten zur Eiablage zu bringen, dürfte wohl nur schwer möglich sein. Viel leichter und einfacher ist es, die Eier im Freien aufzusuchen. Es ist dies viel leichter als es für den ersten Moment scheint. Es ge- hört nicht viel mehr dazu als aufmerksames Beobachten im Freien und ein wenig Geduld. Am leichtesten werden wir zu den Eiern kommen, wenn wir die Insekten beim Eierlegen überraschen. Dies können wir aber nur bei den Eintagsfliegen und den Libellen erreichen. Bekanntlich legen die Ephemeriden ihre Eier während oder kurz nach dem Hochzeitsfluge ab, oder besser gesagt, lassen sie ins Wasser fallen. Ist es uns nun möglich, bei einem Eintagstliegen- schwarme zugegen zu sein und ‚einige dieser Dr. Paul Kammerer: Biologische Rundschau. m Tiere mit dem Netze zu fangen, so werden wir sicher Weibchen treffen, die am unteren Ende des Hinterleibes das Eierpaket tragen. Dieses behufs Aufbewahrung loszulösen, bereitet keine Schwierigkeit, es fällt im Gegenteil von selbst sehr leicht ab. In einem mitgebrachten Fläsch- chen mit Wasser bringen wir vorderhand unseren Fang unter, zu Hause setzen wir ihn in ein durchströmtes Glas. Ebenso leicht können wir uns Libelleneier verschaffen. Wenn wir im Sommer uns die Mühe nehmen wollten, einige vor uns am Rande des Teiches (Tümpels) spielende Libellen der Gattung Lestes zu beob- achten, würden wir bald bemerken, wie sich aus der Zahl der Einzelflieger ein Pärchen nach dem anderen bildet, die alle den Binsenhalmen zufliegen. Folgen wir einem Pärchen nach, so sehen wir, daß beide Tiere langsam am Halme hinuntersteigen und dabei eigenartig wippende Bewegungen ausführen. Sehen wir genauer zu, ‚so bemerken wir, daß die Libellen der Kiablage obliegen. Sobald nun diese beendet ist, nehmen wir den Binsenstengel, womöglich mit den Wurzeln, nach Hause mit und setzen ihn zu Hause in ein genügend grobes Gefäß, um das Ausschlüpfen der Jungen zu beobachten. Haben wir erst einmal gesehen, wie Libelleneier aus- sehen, so werden wir sie bei einigem Suchen überall finden können. Besonders häufig sind die Blätter der Seerosen mit Libelleneiern be- glückt, aber auch Grashalme am Ufer tragen die gallertartigen Eierklumpen mancher Genera. Wenn wir Glück haben, fangen wir vielleicht auch einmal ein Perliden-Weibchen, das ein Eierpaket bringt. Doch ist hier die Hoffnung nicht so groß, da die Perliden eine versteckte Lebensweise führen. Viel häufiger finden wir an aus dem Wasser emporragenden Pflanzen- blättern — oder — Stengeln, besonders am Schilf die schwärzlichen Eier von Sialis. Auch nach den Eiern der Phryganiden werden wir nicht vergeblich suchen. Sie sind entweder an Blättern befestigt oder direkt ins Wasser abgelegt. Da ihre gallertartige Umhüllung durch Wasserauf- nahme sehr stark aufquillt, nimmt das Paket einen ziemlichen Umfang an. Ich bin nun am Ende meiner Ausführungen angelangt. Es ist zwar nur wenig, was ich dem Liebhaber bieten konnte, aber, wie ich glaube, doch genug, um ihn über die ersten Schwierig- keiten wegzuhelfen. Schön sind die Tiere, die ich ihm hier angeraten, nicht, auch nicht selten oder ungewöhnlich. Wir können an ihnen keinen Nestbau beobachten, uns nicht ergötzen an dem Familienleben, uns nicht an Liebes- und Kampf- spielen derselben erfreuen; unsere Beobachtungen sind hier ganz anderer Natur. Sie lehren uns eine Fülle von Tatsachen und Einzelheiten und ermöglichen es uns, tiefer in die Erkenntnis der Natur einzudringen. L3 Biologische Rundschau. Von Dr. Paul Kammerer-Wien. I. Neue biologische Stationen in Österreich. (Mit einer Ansicht und einem Plan.) In einem Zeitraume von nur 4 Jahren ist es bereits das zweite Mal, daß in Österreich durch private Mittel eine neue Arbeitsstätte für rein biologische Forschungen begründet wird. Am 1. Januar 1903 öffneten sich die Pforten des ehemaligen Wiener Vivariums als „Biologi- sche Versuchsanstalt“, durch die vereinten Kräfte dreier Gelehrten, des Zoologen Dr. Hans Przibram und der Botaniker Dr. Wilhelm Figdor und Leopold Ritt. v. Portheim ins Leben gerufen !, 2) —- und schon im Sommer 1906 bereitete das Herrn Dr. Karl Kupel- wieser gehörige Schloß Seehof bei Lunz (südliches Niederösterreich; an der landschaftlich berühmten Ybbstal- bahn gelegen) den Jüngern der Naturkunde Aufnahme. gastliche Die beiden Gründungen, welche in raschen Aufeinanderfolge, nebenbei bemerkt, eine Be- stätigeung des Gesetzes von der Duplizität der Fälle liefern, muten beinahe „amerikanisch“ an, indem sie an die seiner ihrer Zeit aufsehenerregenden Universitätsgründungen von seiten amerikanischer Millionäre erinnern, und legen jedenfalls ein günstiges Zeugnis ab für die opferbereite Gesinnung, von der die junge Naturforscher-Generation Österreichs zum Besten der Wissenschaft beherrscht wird. Nachfolgende Zeilen wollen sich hauptsächlich mit der neueren Gründung, der „Biologischen Station in Lunz (N.-Ö.)“ beschäftigen, wobei ich einerseits dem offiziellen Berichte des dermaligen Leiters, Herrn Prof. R. Woltereek von der Universität in Leipzig, folge °) anderseits die Eindrücke eines Besuches zu Hilfe nehme, den ich der Station am 12. August dieses Jahres ab- gestattet habe. Lunz liegt in herrlicher Gebirgslandschaft, im Bereich des Dürrensteinstocks, der dem nördlichen Zuge der Kalk- hochalpen angehört. wird bestimmt durch das Vorherrschen des Dachstein- kalkes. Die Höhen bilden karstartige Plateaus mit zahl- reichen Dolinen (Trichtern) und kleinen Wasserbecken. die Woltereek im September von dichtester „Wasser- blüte“ (Algen) erfüllt fand, die aber im übrigen noch Jedoch nicht jene kleinen Tümpel eigentliche Forschungsgebiet der Station, Die Physiognomie der Umgebung nicht untersucht sind. bilden das sondern die drei Lunzer Seen, der Obersee (1177 m Seehöhe), der Mittersee (767 m) und der Untersee (617 m) an dessen Ufer das Schloß liegt. Obwohl diese Seen von ein- und demselben Bache durchströmt werden und somit inbezug auf ihre Entstehung und Geographie eine Einheit bilden, sind sie doch inbezug auf ihre Pflanzen- nnd Tier- welt von sehr verschiedenem Gepräge: so enthält der Obersee Gattungen, welche den anderen Seen fehlen (z. B. den zu den Blattfußkrebsen gehörigen Polyphemus); so treten ferner die nämlichen Arten in den verschiedenen S Dr. Paul Kammerer: Biologische Rundschau. Seen als verschiedene Abarten auf (z. B. der lang- schwänzige Wasserfloh, Daphnia longispina, das Räder- tier, Anuraea aculeata, und der Saibling, Salmo salwelinus); und’so finden sich vikariierende (d. h. einander aus- schließende, sich wechselseitig vertretende) Arten, von denen die einen in diesem, die anderen in jenem See vor- kommen (z. B. der Ruderfußkrebs Diaptomus gracilis im Untersee, Diaptomus denticornis im Obersee). Selbst- redend finden diese Unterschiede ihre natürliche Erklärung in den physikalischen Bedingungen der Wohngewässer; welcher Art im einzelnen Falle jene Einflüsse sind, bleibt der Lunzer Station zu untersuchen vorbehalten, und dies ist einer der Hauptpunkte ihres vielseitigen Arbeits- programms, welches die gesamte Biologie der dortigen Gewässer (Abhängigkeit der Lebewesen untereinander, Öst-Ansicht des Lunzer Untersees und einiger von den Versuchsteichen.”) Vorn der Seehof mit dem Stationsflügel (vgl. Übersichtsplan). Man sieht nur die Vorberge; die Hochgebirgslandschaft liegt im Rücken des Beschauers. Stoffkreislauf u. del.) umfaßt und noch mehr das Gebiet der Formbildung und Vererbung (Anpassung, Bastardie- rung, Rassen- und Artbildung) zu pflegen gedenkt. Die biologische Station in ihrem jetzigen. sehr er- nimmt den südwestlichen Die Arbeitsräume weiterungsfähigen Umfange Flügel des Schlosses Seehof ein. liegen im Erdgeschosse, die Aquarienräume im Keller darunter, die Wohnräume Leiter, Assistenten, ständige Mitarbeiter und Gäste der Station im Stock- werk darüber. Die Aquarien sind aber keineswegs auf die — übrigens sehr lichten — Kellerräumliehkeiten beschränkt; außer- dem sind an sechs Fenstern der geräumigen Arbeits- zimmer abnehmbare Eisenträger (je drei, parallel dem Fensterbrett) angebracht, auf denen zahlreiche kleine Aquarien Platz gefunden haben, die mit Vorrichtungen zum Ab- und Zufluß, Durehlüftung und Heizung versehen sind. Die Heizung geschieht einst- weilen durch kleine Spirituslampen, bis eine befriedigende elektrische Heizung gefunden Die ganze für zur sein wird. Warmwasser-Aquarienanlage, welche zur Zucht von Zahn- karpfen und anderen sich schnell vermehrenden Tropen- fischen bestimmt ist, wurde von dem rühmlichst be- kannten Zierfischzüchter Joh. Thumm hergestellt. Die eigentlichen Aquarienräume jedoch, die, wie er- wähnt, im Keller liegen, sind folgendermaßen disponiert: ein kleinerer, nur einfensteriger Raum enthält zahlreiche Glaswannen verschiedener Größe, die teils vor dem Fenster, teils an den Wänden auf mehreren Regalen über- einanderstehen. Sie können sämtlich durchströmt und durchlüftet werden sind vorzugsweise für die kleinere Fauna und Flora bestimmt. In einem daneben befindlichen, großen, vierfensterigen Raum ist unter einem Süd- und einem Westfenster je ein großes Zementaquarium mit Glastafeln (für Fische) erbaut; ein und weiteres geräumiges Zement- becken befindet sich in der Mitte dieses Raumes auf dem Fußboden (für Grund- fauna); über ihm ist auf Eisenträgern ein großes viereckiges Glasaquarium errichtet (für Schwebe- fauna). An den Aquarienkeller schließt sich eine geräumige Fischbrutanstalt mit zahlreichen Bruttrögen an, welche den Zwecken der biologischen Station dienst- bar gemacht werden können, soweit sie nicht im Winter und Frühjahr für die Brut der Saiblinge, Seeforellen und Loch-Levenforellen ge- braucht werden. Die wichtigsten Hilfs- mittel, über welche die Station verfügt, sind aber die natür- lichen und künstlichen Was- serbecken und Wasserläufe im Freien, die Zement- becken, Teiche, Kanäle, Uferaquarien der Seen, end- lich diese selbst. „An zementierten Freilandbeeken“, berichtet Woltereck?°) weiter, „sind unweit der Station zunächst 13 in verschiedener Größe und Tiefe hergestellt. Sie sind durch vertiefte Zementgänge getrennt, so daß der Wasserspiegel in Brusthöhe des Beschauers zu liegen kommt. Sie können mit durchströmendem und mit stehendem Wasser (z. B. mit verändertem Kalkgehalt) gebraucht und jederzeit, da die Station über geübte Zementarbeiter ständig verfügt, nach Bedarf vermehrt werden. Die Teiche, von denen der beigefügte Plan eine Anzahl zeigt, sind in manniefachster Form, Größe, Tiefe. Bewachsung, Durchströmung usw. vorhanden. Einige sind speziell für Experimente adaptiert worden, und wenn es für bestimmte Fragen sich als nötig erweist, so ist die Herstellung neuer Teiche in kurzer Frist möglich. Das gleiche gilt für die Wasserläufe, von denen eine große Anzahl, nach Tiefe, Gefäll usw. sehr verschieden, vorhan- den ist; weitere können nach Bedarf hergestellt werden.“ *) Die Klischees wurden uns von der Leitung der Biologischen Station zu Lunz freundlichst zur Verfügung gestellt. Dr. Paul Kammerer: Biologische Rundschau. 9 Ein weiteres Hilfsmittel für Anpassungsversuche sind die Uferaquarien, die an geeigneten Stellen der Seen und des Seebaches aus Bohlen und Gittern hergestellt wurden. Die Untersuehungen am Obersee, der einige Geh- stunden vom Stationsgebäude entfernt ist, werden dureh eine mit Chemikalien, Glassachen, Netzen und einem Mikroskop ausgestattete Jagdhütte erleichtert. „Man kann dort oben auch — in vollkommenster Einsamkeit — wohnen und übernachten. Am ÖOber- und Mittersee stehen je ein Boot und Floß, am Uvtersee mehrere Ruderboote sowie ein großes, für Untersuchungen an Ort und Stelle adaptiertes Floß zur Verfügung.“ Dies wäre in kurzem das Wichtigste über Einrich- tung und Aufgaben der Lunzer Station. Was nun die Frauenberg“ die Rede. Sie ist zunächst auch noch ein Unternehmen in privaten Händen, wird aber wahr- scheinlich vom Staate übernommen, weiter ausgestaltet und betrieben werden. Bis jetzt bewegt sie sich in be- scheidenen Anfängen: die Anregung dazu ist von der k. k. österreichischen Fischerei-Gesellschaft®) ausgegangen, das Terrain für vorläufig sechs je 10 Ar große Versuchs- teiche und die Arbeitskräfte zu ihrer Errichtung und Bespannung: (d. i. Füllung mit Wasser) ist der Frei- gebigkeit und fortschrittlichen Gesinnung des Fürsten Johann Adolf zu Schwarzenberg zu danken; die Leitung dieser Arbeiten und die Überwachung und Be- wirtschaftung der Versuchsteiche hat Herr Verwalter Wenzel Susta übernommen. Schließlich ist mir von seiten der k. k. öst. Fischerei-Gesellschaft der ehrende Auftrag zu teil geworden, alle rein biologischen Unter- \ A U \ N Übersichtsplan der hauptsächlichsten Versuchs- und Zuchtteiche zwischen Lunzer Station und Ostufer des Untersees. (Nach einer Aufnahme von Herrn Güterinspektor Liemberger.) ©. B. Anlage der zementierten Versuchsbecken; daneben kleine Versuchsteiche und -Gräben (nicht eingezeichnet), desgl. in dem Raum zwischen Teich 6 und 10. ältere wissenschaftliche Gründung, die seit etwa 4 Jahren im Gange befindliche, seit 3 Jahren der allgemeinen Benützung übergebene Biologische Versuchsanstalt in Wien anbelangt, so will ich heute nur ganz kurz darauf hinweisen, daß von ihr in dieser Zeitschrift ge- legentlich meiner verschiedenen Aufsätze schon wieder- holt die Rede gewesen), und daß ich mir vorbehalte, gelegentlich einen ausführlichen, illustrierten Artikel über diese Stätte meiner eigenen Wirksamkeit zu bringen. Endlich gilt es aber, noch von einer dritten Gründung zu sprechen, welche zwar nicht zu rein wissen-" schaftlichen, sondern hauptsächlich zu wirtschaftlichen Zwecken betrieben wird, ihrer ganzen Natur nach aber doch mit einem biologischen Institut viel Verwandtes aufweisen muß. Es ist von der im Werden begriffenen „Teichwirtschaftlichen Versuchsanstalt in B.H. Bootshaus. suchungen vorzunehmen, welchen Auftrag ich durch wiederholte kürzere Inspektionsreisen (Sammel- und Beobachtungsexkursionen) erfülle. — während sich Herr Dr. J. Wittmaun von der k. k. landwirtschaftlich- chemischen Versuchsstation in Wien den chemischen Arbeiten (Analysen des Bodens, Wassers, der Futter- und Dungmittel, des Körpers der Versuchsfische) unter- zogen hat. Das Um und Auf der neuen teichwirtschaftlichen Station sind bis jetzt die schon erwähnten 6 Versuchs- teiche, welche westlich von Frauenberg in Südböhmen, auf einer vollkommen gleichmäßigen, sanft gegen Norden abfallenden Wiese, deren Boden in der oberen Schicht aus sandigem Lehm, im Untergrunde aus kies- und sand- gemischtem Ton besteht, angelegt wurden. Jeder Teich besitzt genau die gleiche Form (Rechteck) und genau 10 Fragekasten. — Bücherschau. die gleichen Dimensionen; auch alle anderen Bedingungen wurden mit peinlichster Sorgfalt ausgeglichen, weil dies Experimentalergebnisse grund- Gelegentlich einer die heurige warme den gewesenen Probebevölkerung von je 50 einsömmerigen Karpfen hat sich denn auch gezeigt, daß die natürliche Produktionskraft der Teiche eine sehr gleichartige ge- nannt werden darf, denn die Fische sind am 24. Oktober für einwandfreie von legender Wichtigkeit ist. Jahreszeit hindurch in Teichen vorhanden in annähernd gleichem Maß- und Gewichtszustande ab- gefangen worden. Da die Frauenberger Station zur Zeit noch kein eigenes Stationsgebäude besitzt, muß der an ihrer Ausgestaltung Arbeitende entweder in einem Gasthofe zu Frauenberg Unterkunft nehmen, was sich aber der großen Entfernung von den Teichen wegen und auch deshalb nicht empfiehlt, weil es kaum möglich ist, ein Hotelzimmer für die Zwecke des Naturforschers zu adaptieren, ohne mit den Hausleuten in mehr oder weniger ernsten Wider- spruch zu geraten: Ich erlebte diesbezüglich gerade in Frauenberg Unangenehmes. Deshalb zog ich es bei einem zweiten Aufenthalt vor, im Hause des „BaStyr“ (Teich- heger) im Dorfe Divcie, fast unmittelbar am Rande der Teiche zu wohnen, wo ich vortreftlich untergebracht war. Der nächste Schritt, der Station ihr eigenes Heim zu geben, wird wahrscheinlich darin bestehen, daß ein Zimmer des fürstlich Verwaltungs- gebäudes in Frauenberg für die Zwecke der Station ein- Schwarzenberg’schen gerichtet wird, — bis endlich mit dem Bau des selbst- ständigen Stationshauses begonnen werden kann. Soviel für heute über all die neuen, kräftig empor- sprießenden Bestrebungen. Wenn ich hinzufüge, daß die mit großen und kleinen Teichen und Wasserläufen reich gesegnete Umgebung Frauenbergs ein Eldorado ist für den Naturforscher wie den Aquarienfreund, so glaube ich damit genug gesagt zu haben, um das Unternehmen den verehrten Lesern sympathisch zu machen. Literatur: 1. Przibram, Hans, „Die neue Anstalt für experimen- telle Biologie in Wien“, Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in Karlsbad 1902, pp. „152 ?bis :155. 2. „Österreichische botanische Zeitschrift“, No. 2 und „Zoologischer Anzeiger“, Band XX VI, 1903, No. 696 (mit Plan und Ansicht der Vorderfront). 3. Woltereek, R., Mitteilungen aus der Biologischen Station in Lunz (N.-Ö. („Biologisches Zentralblatt“, Band XXVI, No. 13, 14, 15, 1. Juli 1906, pp. 463 bis 480), 4. Z. B. in der „Biologischen Rundschau“. „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“ 1906, No. 26, 38; ferner „Blätter“ 1906, Seite 63, 1905, S. 96, 257, 321 ff., 344, 354; 1904, S. 295. 5. Vgl. „Österreichische Fischerei-Zeitung“, ILL, Jahr- gang, S. 238; IV. Jahrg. S. 69 bis 71 (Vorbericht von W. Susta), 8. 85 bis 87 in No. 6. und die folgenden, im Erscheinen begriffenen Nummern („Sieben Tage an den Versuchsteichen bei Frauenberg“, von P. Kammerer). ea T'rasekasten. A. M. inL. 1. Frage: Wie unterscheidet man die Geschlechter bei Schlangenkopffischen ? Antwort: Der Kopf der Männchen ist, wenigstens beim punktierten Schlangenkopffisch (Ophiocephahıs punctatus Bloch) bedeutend spitzer und langgestreckter als beim Weibehen,. Die Körperform ist beim Männchen schlank, zylindrisch, beim Weibehen mehr aufgetrieben, von vorn nach hinten konisch. Die Farbe der unpaaren Flossen ist beim Männchen dunkler und viel intensiver als beim Weibehen. Ein untrügliches Unterscheidungs- merkmal der Geschlechter bei allen mir bekannten Schlangenkopffischarten bietet die Sehwanzflosse, die bei den Männchen in gespreiztem Zustande sehr groß und völlig kreisrund ist (die mittelsten Strahlen unter Um- ständen noch etwas verlängert, z. B. bei Ophiocephalus africanus Steind.), bei den Weibchen dagegen niemals kreisförmig, sondern nach außen konvex abgestumpft. K. % Bücherschau. Vom Nebelfleeck zum Menschen. Eine gemein- verständliche Entwicklungsgeschichte des Naturganzen nach den neuesten Forschungsergebnissen von Dr. Ludwig Reinhardt. — Die Geschichte der Erde. Mit gegen 200 Abbildungen im Text, 17 Volltafeln und 3 geologischen Profiltafeln, nebst farbigem Titelbild von A. Marcks. München 1907. Verlag von Ernst Reinhardt. Preis elegant geb. 8.50 Mk. Nicht, daß es an gemeinverständlichen Werken über das so allgemein interessante Wissensgebiet fehlte — ich erinnere nur an Oarus Sternes Werden und Vergehen, in der Neubearbeitung von Wilhelm Bölsche — es fehlte aber an einem nicht bloß dem Verständnis, sondern auch dem Geldbeutel des Minderbemittelten zugänglichen Buche, das auch dem Laien einen Überblick über die Entstehung des Weltganzen ermöglicht, und ein solches ist das vorliegende Buch Dr. L. Reinhardts. Inhaltlich und in der Ausstattung gleich gediegen, kann es nur em- pfohlen werden, wenn gleich nicht verschwiegen werden darf, daß auch in diesem Buche wie in allen populär wissenschaftlichen Schriften über Entwicklungsgeschichte positive Ergebnisse der Forschung und Hypothesen nicht überall streng und dem Leser ersichtlich auseinander- gehalten werden. Die populäre Darstellungsweise ver- führt eben zu einer Vermischung dieser beiden so grund- verschiedenen Elemente der Erkenntnis. Sie ermöglicht dadurch dem Leser ein bequemeres Verstehen und Be- halten, unterdrückt aber in ihm die kritische Urteilskraft, die eher geweckt und gefördert werden sollte. In dem ersten Teile des Buches (die Kapitel astronomischen bez. kosmogonischen Inhalts) sind übrigens nicht überall die neuesten Forschungsergebnisse und vor allen nicht immer die neuesten Theorien berücksichtigt, z. B. die Geschichte von dem „kosmischen Staub“ auf dem Polareise (S. 121), die Annahme eines Entstehens der Fauna erst lange nach dem der Flora (S. 143), die Fabel von der Eigestalt des Mondes (S. 149), auch das alte nicht auszurottende Märchen — noch in allen Atlanten! — von einer wellen- linienartigen Mondbahn im Raume (S. 147) und manches andere. Aber das sind Kleinigkeiten, die den (resamt- wert des Buches nicht herabsetzen können. Die Illustra- tionen sind sämtlich gut und instruktiv, manche sogar hervorragend schön (die prächtigen Alpenszenerien, z. T. mit Wolkentypen). Der Preis des Buches ist bei der Gediegenheit der Ausstattung und dem Umfange als sehr mäßig zu bezeichnen. Wir wünschen dem Buche die gebührende Beachtung seitens des deutschen Volkes. K. Vereins-Nachrichten. 11 VEREINS-& | ACHRICHTEN 2 Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schrittleitung jede Verantw vrtung ab. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hötel Roth, Neuturmstr. 5. Donnerstag, den 16. August 1906. . — Zufolge der eingetretenen Urlaube war der Besuch der Versammlung in unserem neuen Vereinslokale Savoy- Hotel Roth, Neuturmstraße 5/0, etwas schwach. Nach Eröffnung der Sitzung schritt der I. Vorsitzende zur Be- kanntgabe des Kinlaufs. Als solcher ist zu verzeichnen: Eine Grußkarte unseres Kassierers Herrn Feichtinger aus Sterzing, Südtirol, sowie eine solche von Herrn Rembold. In einer Karte aus Burghausen berichtet Herr Dr. Bruner über das Vorkommen von RBana agilis in größerer Zahl in allen Alterstufen im Alztale südlich von Burghausen. Herr Halbreiter dankt für die Übersendung von Photo- graphien unserer verflossenen Ausstellung. Offerte an Petroleumheizanlagen für Aquarien von der Firma Max Otto iu Dresden. Kostenrechnung des Magistrates über 15,10 Mk. für Abgabe von Dekorationsgegenständen zu unserer Ausstellung. An Zeitschriften liegen auf und werden besprochen „Blätter“ No. 25 mit 29 und „Wochen- schrift“ No. 383. Aus den ersteren und zwar No. 25 interessiert besonders eine Bemerkung des Vereins „Wasserstern“-Augsbürg über das Vorkommen von Lacerta muralis bei Friedberg (Oberbayern). Herr Lankes drückt die Vermutung aus, daß hier wohl eine Ver- wechselung mit Lac. vivipara vorliegen dürfte. Die No. 26 der „Blätter“ bringt einen hübschen Aufsatz über einen reizenden Batrachier (Phyllomedusa hypochondrialis Cope) aus der Feder des Herrn Mußhoff. In „Wochen- schrift“ Heft ‚33 interessiert besonders der Aufsatz Dr. Kammerers „Uber die angeblichen Ausnahmen von der Regenerationsfähigkeit bei den Amphibien“, sowie im Bericht des „Proteus“-Breslau die Mitteilungen bezüglich einer beabsichtigten Ausstellung. Die Kugelabstimmung über Herrn Robert Hendschel, Kunstmaler und Photo- graph in Planegg, Bahnhofstraße 63, ergibt Aufnahme. Herr Lankes zeigte eine hübsch gezeichnete Callula pulehra aus Indien vor. Im Anschlusse hieran berichtet der Genannte über eine von ihm mit Herrn Damböck unter- nommene Exkursion nach Weichering bei Ingolstadt. Besonders sei erwähnenswert, daß Berichterstatter dort auf einer keineswegs großen Waldwiese die 4 deutschen Ranidenarten feststellen konnte. Neben einem alten Wassergraben häufig Rana esculenta, in großer Anzahl Rana arvalis, einige Bana fusca und nur wenige Rana agilis. Derartige Fleckehen dürften in Bayern nicht allzuhäufig sein. Vier von Herrn Lankes demonstrierte Rana arvalis, verschieden in Färbung und Zeichnung geben den anwesenden Terrarianern Gelegenheit, ihre Sattelfestigkeit in der Kenntnis der heimischen Raniden zu erproben. K. Lankes, I. Vors. „Heros“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg. (E. V. Vereinslokal: „Walhalla“, Hefnersplatz 71. Briefadresse: Fritz Fischer, Martin Richterstr. 12. Sitzung: Jeden 1. und 3. Dienstag im Monat. Ordentliche Sitzung vom 30. Oktober 1906. Protokollverlesen. Im Einlauf befindet sich die Mit- teilung über Domizilwechsel unseres Herrn Regierungs- Bauführer A. Rettig von Bromberg nach Allenstein (Ostpr.); Herr F. W. Kammerzell-Wien wünscht Probe- nummer der „Wochenschrift“, welche zugesandt wurde; Herr Schupp-Wiesbaden ersucht um die Satzungen; Zeit- schriften. — Zur Aufnahme als ordentliches Mitglied meldet sich Herr Kaufmann Ohr. Meier. — Unser Herr Apotheker Brunhüber übersendet eine sehr seltene, bis jetzt nur in der Rhön vorgefundene Quellmoos-Art, näm- lich COinelidotus fontinaloides var. Lorentzianus, des- gleichen zeigt Herr Kalb eine unbestimmte Pflanze vor, scheinbar eine Myriophyllum-Art. Erfreulicherweise ist es ihm gelungen, dieselbe weiterzukultivieren. Die Waltersche Heizlampe wird durch Herrn Jäger im Be- trieb vorgezeigt unter Bekanntgabe der damit gemachten Erfahrungen. Dieselben lassen sich dahin zusammen- fassen, daß wohl der Heizeffekt ein sehr guter ist, jedoch die Betriebskosten etwas hoch kommen. — Eine höchst lehrreiche Abhandlung, betitelt: „hätsel der Meeres- . tiefe“, verliest Herr Fahrenholtz aus einer Zeitschrift. — Dem folgte der angekündigte Vortrag des Herrn Kalb: „Über Barscharten, mit besonderer Berücksichtigung des Diamantbarsches, seiner Zucht und Pflege“. Von der Einrichtung eines Barschaquariums, zu dem ein großer Behälter nötig sei, ausgehend, macht uns Redner im Ver- laufe des Vortrages mit sämtlichen Barscharten bekannt; die Schilderung über die Zucht und Pflege des Diamant- barsches bot besonders viel des Interessanten. Während des Vortrages wurde der größte Teil der Barsche lebend vorgezeigt und nur die seltensten waren durch Präparate ersetzt. Großer Beifall lohnte den Redner für seine genauen Ausführungen. — Verschiedene einschlägige Artikel werden aus den vorliegenden Zeitschriften be- kannt gegeben. In No. 42 der „Blätter“ interessiert die Abhandlung über „Drei merkwürdige Fische von der Nigermündung“, desgl. der Artikel über „Die Geburts- helferkröte usw.“; die prächtige Arbeit von Herrn R. H. France „Aus den Tiefen der Gewässer“ wird mit Spannung verfolgt. Die Pflege einer Anzahl Badis badis im hiesigen Verein veranlaßt die Bekanntgabe des Artikels über „Neuere Fische, ihre Pflege und Zucht“ in No. 44 der „Wochenschrift“. — Als Geschenk über- gibt Herr Oberingenieur Längenfelder zwei große Terra- rien und zwei Glasaquarien, Herr Fahrenholtz überweist den Betrag von 1 Mk. zu Gunsten des „Baufonds“. Die Verwaltung. Ordentliche Sitzung vom 6. November 1906. Der Bekanntgabe des letzten Protokolles schließt sich der Einlauf an. Derselbe enthält das „Monats- blatt“ des „Wasserstern“-Augsburg; Herr Dr. Lüdecke- Remscheid ersucht um die Vereinspapiere; Austritts- erklärung des Herrn Saar; Zeitschriften. — Aufgenommen wurden als ördentliche Mitglieder die Herren Zeichner Georg Pistor und Teigwarenfabrikant Ulrich Seibold- Nürnberg; desgleichen als außerordentliches Mitglied Herr Lithograph Hans Fassold-Nürnberg. — Aus den aufliegenden Zeitschriften kommen die für uns inter- essantesten Abhandlungen zur Verlesung und Besprechung: „Blätter“: Neueinführungen „Cyprinodon dispar“ ; „Wochenschrift“: „Ameise und Blindschleiche“; „Natur und Haus“: „Der Regenwurm als Aquariengast“; „Aus der Heimat“: „Aufstellen von Aquarien in den Schulen“. Dieser letztere Artikel veranlaßt eine rege Debatte, aus der die allgemeine Klage hervorgeht, daß es trotz aller Mühe nicht gelingt, mit den hiesigen Herren Lehrern in geeignete Verbindung zu treten, um das Aquarium end- lich in den Schulen einzubürgern. — Herr Fahrenholtz hatte hierauf die Güte, uns wieder mit einem seiner an- erkannt vorzüglichen Vorträge zu erfreuen und zwar wurden wir diesmal mit der Sumpfpflanze Aponogeton distachyus, der zweiährigen Wasserähre bekannt ge- macht. Eine zur Demonstration dienende prächtig ent- wickelte Pflanze mit Blüte wurde zum Vereins-Herbarium überlassen. — Unser Gast, Herr Hertlein, zeigt. einen von ihm konstruierten Durchlüftungsapparat vor, welcher zur Durchlüftung einer beliebig großen Anzahl Aqua- rien verwendet werden kann. Da die genaue Be- schreibung in No. 7 der „Blätter“ enthalten ist, er- übrigt es sich, an dieser Stelle näher darauf einzu- gehen. — Herr Fischer führt hierauf die Einrichtung 12 Vereins-Nachrichten. eines elektrischen Signalapparates am Aquarium praktisch vor. Diese Vorrichtung hat den Zweck, bei Aquarien mit Wasserzufluß die eventuellen Störungen des Ab- laufes durch Auslösung einer elektrischen Glocke an- zuzeigen. Seit 2 Jahren in Betrieb hat sich erwähnter Apparat mehrfach glänzend bewährt. Der mit viel Humor gewürzte Vortrag wurde sehr beifällig auf- genommen und gab verschiedenen Mitgliedern Anlaß zum Austausch ihrer Erfahrungen in diesem Punkte. — Zum Schluß wurden die Vorbereitungen zum Stiftungs- fest vom Vorsitzenden bekannt gegeben und um rege Beteiligung gebeten. — Durch Vermittlung unseres Herrn Kalb erwarb der Verein 3 Terrarien, davon 2 Stück in einer Größe 105><115><80 zum Gesamt- preise von 43 Mk. Herrn Kalb wird für sein un- eigennütziges Eintgegenkommen wärmster Dank aus- gesprochen. Die Verwaltung. Ordentliche Sitzung von 20. November 1906. Protokollverlesen. Einlauf: Brief des I. Vorsitzenden des Vereins „Roßmäßler“- Aachen, enthaltend an- erkennende Worte für die exakt ausgeführten Fisch- sendungen. Grußkarte unseres Herrn Dr. Wendler, Mühldorf (Ian); der „Wochenschrift“-Verlag teilt die Erhöhung um 40 Pfg. pro Jahr und Exemplar mit. — Liebig Dresden sendet Prospekte über Pflanzenschalen, dieselben werden an Interessenten verteilt. — Bestellungen auf Metallwolle laufen in großer Anzahl ein; dieselben werden der Reihe nach erledigt. — Zeitschriften. — Der 1. Vorsitzende schildert sodann den schönen Verlauf des am 17. November abgehaltenen Stiltungsfestes und spricht besonders für die zar Ausstattung des Glückshafen wieder in so reichem Mabe eingelieferten Gegenstände herzlichsten Dank aus. Die im ganzen sich auf 108 Stück beziffernden herrlichen Gewinne (durchwegs Spenden) ergaben eine solch stattliche Einnahme, daß nach Abzug der Kosten für Saal, Musik, humoristische und gesang- liche Vorträge usw. noch ein Betrag von 54 Mk. an dıe Kasse abgeführt werden konnte. Es sei hierfür auch an dieser Stelle nochmals bester Dank ausgesprochen. — Aus der vorliegenden Literatur gelangen eine Anzahl einschlägiger Artikel zur Verlesung bezw. Besprechung. „Natur und Haus“ bringt in No. 4 eine Abhandlung über: „Die Libellensammlung“, in welcher hauptsächlich die Präparation der betr. Tiere sehr gut geschildert wird. „Wochenschrift“ 46 und 47 bringen: „Die westeuropäischen Vivipara-Arten“ und „Rückblick auf die Ausstellung der Gesellschaft „Isis“-München ferner „Selbsttätige Fliegen- versorgung eines Froschhauses“, ein etwas seltsames Experiment, das wohl nicht viel Nachahmer finden dürfte. Die „Blätter“ No.: 45 enthalten: „Die einheimischen Drosera-Arten“, No. 46 den Schluß zu „Gefangenleben der Aalquappe“. Auf der Schlußseite der „Wochenschrift“ No. 47 befindet sieh unter einer großen Anzahl Aquarien- Heizutensilien auch ein kleines Petroleumlämpcehen „The little wonder“ angepriesen, dessen probeweise Beschaffung Anklang findet. — Herr Fischer gibt aus dem Vereins- b:rieht des „Wasserstern“ den Passus bekannt, nach welchem ein Kärpfling an Süßwasser gewöhnt wurde. Dem Wunsche diesbezüglicher Proben auch im hiesigen Verein vorzunehmen, erklärten sich bereitwilligst mehrere Mitglieder nachzukommen. — Herr Fahrenholtz verliest aus einer Zeitschrift eine Mitteilung über das Vor- kommen einer lebenden Schildkröte mit zwei Köpfen; die beigefügte Abbildung macht einen recht originellen Eindruck. Die in dıesem ‚Jahre gesammelten einheimischen und fremden Sumpf- und Wasserpflanzen legt Herr Fischer in einer reichen Auswahl herrlicher Herbarienblätter vor. Die einzelnen Pflanzen erklärend und eine kurze An- weisung zum Fertigen solcher Blätter gebend, beweist Redner wieder aufs neue seine unermüdliche Schaffens- kraft und sein eifriges Bestreben, die Interessen des Vereins in jeder Weise zu heben und zu vervollkommnen. In Anbetracht dieser Überzeugung ergreift auch Herr Knauer das Wort, um die erwähnten Verdienste des I. Vorsitzenden zu verherrlichen und demselben in warmen Worten den Dank des Vereins auszusprechen. — Herr Fischer dankt für die ihm gezollte Anerkennung und ersucht sodann alle Anwesenden, den am 18. Dezember stattfindenden. „Gäste-Abend“, die letzte Sitzung dieses Jahres. recht zahlreich zu besuchen und auch Gäste, die sich für unser Streben interessieren, in großer Anzahl mitzubringen. Die Verwaltung. „Nymphaea‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Leipzig. Versammlung: Jeden Dienstag. Vereinslokal: Hotel „Herzog Ernst“, Georgenstraße 1. Briefadresse: Ernst Winzer, I. Vors., Leipzig-Reudnitz, Teubnerstraße 5. (675). Versammlung am 20. November 1906. Nach vorangegangener Vorstands- uud Komitesitzung wurde der Versammlung der in der Hauptsache fertig gestellte Arbeitsplan für 1907 vorgelegt, durchgesprochen und genehmigt. — Ein Herr Brettschneider offeriert ein Aquarium, Herr Ritter einen Muhlertschen Heizapparat. — Herr Wichand hat das Buch: Freshwater Fishes (Süß- wasserfische) der Sammlung: „Gowans’s Nature Books“, (London) zur Ansicht mitgebracht, welches sehr gute Ab- bildungen enthält und auch dem nicht englisch sprechen- den Liebhaber empfohlen werden kann (Preis 80 Pfg.). Herr Spitzner stiftet eine Ampullaria gigas zu Gunsten des Ermunterungsfonds; Auktionsergebnis 80 Pfg. — (676.) Versammlung am 27. November 1906. Die gut besuchte Versammlung nahm Herrn Brandt als Mitglied auf. — Herr Wichand stiftet für die Bibliothek eine „Festschrift zum 100 jährigen Geburtstag Roß- mäßlers“. — Der Arbeitsplan für 1907 wird vervoll- ständigt. — Herr Reichelt verliest aus dem „Leipziger Tageblatt“: „Eine biologische Entdeckung“, die sich mit den Untersuchungen der Gräfin Maria v. Linden, Privat- dozentin an der Universität Bonn, beschäftigt und die wir im Auszug hier wiedergeben. Der genannten Dame ist es nämlich gelungen, nachzuweisen, daß auch tierische Organismen, ganz wie Pflanzen, die Fähigkeit besitzen, die in der Atmosphäre enthaltene Kohlensäure in sich aufzunehmen, ihr den Kohlenstoff zu entreißen und diesen in organische Substanz überzuführen. Das Verhalten der Pflanzen, im allgemeinen nur bei Tag zu assimilieren, ist darin begründet, daß die Spaltung der Kohlensäure in Kohlenstoff und Sauerstoff nur bei einer entsprechenden Euergiezufuhr, dem Sonnenlicht, erfolgt. Daneben gibt es allerdings pflanzliche Organismen, die in ihrem Innern über Kraftquellen verfügen, also auf das Sonnenlicht ver- zichten. Diese KEnergiespender sind kleine Purpur- bakterien, die sowohl im Licht als im Dunkeln Kohlen- säure zu spalten imstande sind. Die Untersuchungen oben genannter Dame haben jedoch, entgegen der bis- herigen Meinung, dab die Fähigkeit der Kohlensäure- assimilation ein ausgesprochenes Reservatrecht der Pflanze sei, ergeben, daß es auch hochorganisierte tierische Lebe- wesen gibt, die Kohlensäure absorbieren, sie wie die Pflanze in ihre Elemente zerlegen, den Kohlenstoff zum Aufbau organischer Substanzen verwerten und den über- flüssigen Sauerstoff wieder an die Luft abgeben. Tiere mit solehen Fähigkeiten sind die Puppen sehr bekannter Schmetterlinge (Segelfalter, Wolfmilehschwärmer, Brenn- nesselwicklers, Tannenglucke, Admiral, kleiner Fuchs). Die Vorgänge geschehen wie bei der Pflanze, der Insekten- organismus bedient sich gleichfalls der Lichtenergie, um den Reduktionsprozeß auszuführen, auch bei ihm be- schleunigen die roten Strahlen die Assimilation, während die blauen die Atmung begünstigen. Die braunen Schmetterlingspuppenhüllen sind also eine sehr zweck- mäßige Einriehtung. Die Folge dieser Kohlenstoff- assimilation ist eine nicht unbedeutende Steigerung des Körpergewichts der Schmetterlingspuppe. Letztere ist aber auch befähigt, den Stickstoff zum Aufbau stickstoff- haltiger Substanzen direkt aus der Luft zu entnehmen, also in Zeiten mangelnder Nahrungszufuhr in seiner elementaren Form. aufzunehmen. Die Assimilations- intensivität der Pflanze ist im allgemeinen größer als die von Schmetterlingen, aber größeren Schwankungen unter- worfen als bei den letzteren. — Am Schluß der Ver- sammlung wird noch bekannt gegeben, daß am Sonntag den 17, Februar 1907 ein Gesellschaftsabend (in der früheren Form) stattfindet. E. Winzer, I. Vors. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Magdeburg, Am Weinhof 8/9; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Crentz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b. M Jahrgang XVIM. Heft 2. T BUN Daı Se Brend' amour S. Beiträge zur Biologie der Ophiocephalidae (Schlangenkopffische). Von W, Köhler. or einigen Jahren wurde in den Lieb- & haberzeitschriften wiederholt in Frage- kastennotizen von dem Ankauf und der Pflege von Schlangenkopffischen abgeraten, da diese zu groß würden, zu gefräßig seien und was sonst noch mehr. Ich will dem gegenüber von vorn herein (Mit 1 Originalaufnahme und 2 Skizzen.) messen, und gleichwohl werden letztere Fische gern in Aquarien gehalten. Freilich — in Aquarien für sich allein, oder höchstens mit gleichbedenklichen Gesellen vereint; aber das ist kein Grund, überhaupt von der Haltung der Fische abzuraten. Makropoden hält man ja auch betonen, allein; ja, daß ich seit ein fortge- 3 Jahren schrittener mit größter Aquarien- Befriedi- liebhaber sung und wird jede Freude Art für sich Schlangen- allein hal- kopffische ten, weil er halte und erst auf auch zur diese Weise Zucht ge- einen tiefe- Bu iblabe, Originalaufnahme nach dem Punktierter Schlangenkopffisch (Ophiocephalus ne N er und dab UN Se „Platter: punctatus Bloch). Weibchen. (Etwas verkleinert.) blick in das neben den intimere eigentlichen Labyrinthfischen (Osphromeniden) Leben seiner Pfleglinge erhalten kann. Das Ge- und den Kärpflingen (Poeciliiden) gerade die Ophiocephaliden meine ausgesprochenen Lieblinge sewordensind. Es ist wahr, einige Arten, nament- lich indische, der gestreifte Schlangenkopf- fisch oder Waral (Ophiocephalus striatus Bloch) und der augenfleckige Schlangenkopf (Ophiocephalus marulius Ham. Buch.), erreichen eine für Aquarienfische respektable Größe und erfordern dementsprechend recht große Behälter. Andernteils gibt es aber Arten, die auch in der Freiheit nicht größer wie ein Chanchito (Heros facetus Jen.) werden, und von dessen Pflege dürfte doch schwerlich jemand abraten. Und was Gefräßigkeit anbelangt, kann sich keine Schlangenkopfart mit Hecht und Forellenbarsch sellschaftsaquarium ist oder sollte doch nur eine Staffel in dem Entwickelungsgang des Aquarien- liebhabers sein. Es erweckt das Interesse in dem- jenigen, der noch nicht Aquarienbesitzer ist, es ge- währtihm Freude an der schönen Sache und weckt in ihm das Begehren nach Mehr. So ist es mir gegangen und so wird es hundert anderen ge- gangen sein und noch gehen. Ein Gesellschafts- aquarium mit Uckeleis, Moderlieschen und Karauschen — ich glaube, es waren auch ein paar Stichlinge mit drunter — war der An- fang meiner Aquarierlaufbahn; ein kleineres Bassin mit einem Pärchen Bitterlinge folgte, dann ein noch kleineres mit Girardınus — bis so im Verlaufe von fünf, sechs Jahren die 14 W. Köhler: Beiträge zur Biologie der Ophiocephalidae (Schlangenkopffische). gegenwärtige kleine biologische Versuchsanstalt von rund 50 Aquarien, Büchsen, „Töppen“ und anderen Gefäßen, die ich jetzt mein eigen nenne, sich herausbildete. Ich denke noch mit Freuden daran, als ich vor fünf Jahren vom Unterricht nach Hause kam und die Stube voll Menschen fand, andächtig um eine kleine Emailleschüssel geschart, worin ein Gwrardinus-Weibchen eben damit beschäftigt war, ihr edles Geschlecht fortzupflanzen, und meine Frau infolge des freudigen Ereignisses gar nicht daran gedacht hatte, das Mittagsessen zu bereiten. den Liebhaber in mir nur noch die Zucht seltener, schwer zu züchtender Arten, und zu denen rechnete ich, bevor mir die erstmalige Zucht im Aquarium gelang, die Schlangenkopf- fische. Es sind nunmehr 4 Jahre her, seit ich durch Vermittelung des Vereins „Salvinia“ vier im- portierte Schlangenkopffische ohne weitere Art- bezeichnung erwarb, von meinen treuen „Nym- phaeanern“, wie schon manches Mal, ob meiner eigenartigen Liebhaberei mit bedauerndem Kopf- schütteln betrachtet. Der Name „Schlangen- kopffisch“ allein rief in so manchem ergrauten Aquarienfreund ein leichtes Gruseln hervor, weil man eben bisher nichts Gutes von diesen Fischen in den Liebhaberzeitschriften gelesen hatte. Aus eigener Erfahrung kannte niemand die Tiere — die früheren Importe dürften nur in vereinzelten Stücken über das Weichbild Berlins und Hamburgs herausgekommen sein — und so wußte man eben nicht mehr von diesen Ungeheuern, als daß sie sehr wärmebedürftig seien, einen unersättlichen Appetit hätten, kein prächtiges Farbenkleid ihr eigen nannten und mächtig groß würden. An eine Vermehrung im Aquarium dachte kein Mensch. Farbenprächtig waren die Fische, als ich sie erhielt, wirklich nicht; farbenprächtig wur- den sie auch zunächst nicht. Es waren ein etwa 8 cm und 3 etwa 10 cm lange Fische, der erstere mit schief regenerierter Schwanz- flosse. Auf der langen Seereise von Indien nach Hamburg war er offenbar von seinen Genossen um Schwanzeslänge gekürzt worden und zwar so unglücklich, daß der Schwanz nur teilweise und verkrüppelt nachwachsen konnte. Die Be- stimmung ergab mit Leichtigkeit, daß alle vier Fische der Art Ophiocephalus punctatus Bloch angehörten und ein Nachschlagen der einschlägigen Literatur, daß diese Fische eine Maximallänge von einem Fuß (= etwa 30 cm) erreichen. Von Geschlechtsunterschieden war Jetzt reizt natürlich nichts zu sehen, was auch nicht Wun- der nehmen kann, da die Fische offenkundig noch junge, vielleicht erst einsömmerige Exem- plare waren. Gleich vorweg bemerken möchte ich hier, daß der einzige überlebende der vier Fische, mein Zuchtweibchen, trotz ständiger Pflege in sehr großem Behälter und reichlicher Nahrung die Maximallänge nicht annähernd er- reicht hat, sondern gegenwärtig höchstens 18 cm lang ist. Die Fische wachsen, wie auch die Beobachtungen an der Brut ergaben, auf welche ich später zurückkommen werde, in den ersten zwei Jahren überraschend schnell, während dann das Wachstum kaum merklich fortschreitet, so daß ich annehme, daß die Schlangenkopffische ein sehr hohes Alter erreichen, etwa wie unsere Karpfen. Die gleiche Erfahrung betreffs des Wachstums machte ich später an zwei afrika- nischen Arten, O. africanus Steind. und ©. obscurus Günther. Meine Ophiocephalus punctatus Bloch, die punktierten Schlangenkopffische, zeigten auf schmutzig bleigrauem, nach der Unterseite zu aufhellendem Grunde bandförmige Häufchen kleiner schwarzer Punkte, die bei flüchtiger Betrachtung oder aus größerer Entfernung den Eindruck breiter verwaschener Querstreifen hervorriefen. Die Flossen waren farblos durch- sichtig, bis auf einige wenige pechschwarze Fleckenzeichnungen unregelmäßiger Gestalt, die vom Körper auf die Brustflossen übergingen und die bei allen Individuen verschiedene Form und Ausdehnung zeigten. Die Natur dieser eigentümlichen Scheckung, die übrigens schon Neunzig auf seinem Bilde dieses Fisches in Dürigens „Fremdländische Zierfische“ wiedergibt, ist mir noch rätselhaft; sie erinnert mich, seit ich sie zuerst beobachten konnte, noch immer an die Schwarzscheckung der Gambusenmänn- chen. Wie bei diesen macht sie den Eindruck mäßig dick aufgetragener schwarzer Ölfarbe. Anfangs hielt ich die Fische im ungeheizten Bassin — es war im Sommer 1903 — mit Kletterfischen und Kiemensackwelsen zusammen. . Kaulquappen, Regenwürmer und rohes Rind- fleisch reichte ich als Futter. Die Fische ge- diehen prächtig dabei. Im folgenden Jahre setzte ich die Fische getrennt an, da ich die stille Hoffnung hegte, sie zur Fortpflanzung zu bringen: ohne Erfolg. Vielleicht war der Um- stand schuld, daß ich alle 4 Fische in einem doch immerhin nicht allzugroßen Bassin (etwa 150 I) unterbringen mußte, da ich ja die Ge- schlechter noch immer nieht unterscheiden konnte. W. Köhler: Beiträge zur Biologie der Ophiocephalidae (Schlangenkopffische). Im Herbste des Jahres 1904 siedelte ich nach Magdeburg über. Bei der Gelegenheit büßte ich das größte und schönste Exemplar meiner Schlangenkopffische ein. Ich hatte die 4 Tiere in einem großen Eimer provisorisch bei einem Freunde untergestellt und den Eimer mit Zei- tungspapier und Pappe gut abdecken lassen, da ich schon aus Erfahrung die Vorliebe der Schlangenköpfe für Ex- kursionen zu Lande ken- nen gelernt hatte. Durch fortgesetztes Empor- springen müssen es die Fische indes doch fertig gebracht haben, die Decke zu lockern und zu verschieben kurz einer und zwar .der größte hatte sich em- pfohlen. Sein Fehlen merkte ich erst in Mag- deburg beim Durchzäh- len meiner Fische, und auf ein Schreiben nach Leipzig erhielt ich bald darauf die Antwort, dab der Ausreißer sich im äußersten Winkel unter dem Sofa, ganz in Staub gehüllt und vertrocknet, gefunden habe. Ich be- richte das zur Warnung für Liebhaber, welche sich mit der Pflege von Schlangenkopffischen befassen wollen; die Bassins dieser Fische sind stets mit Glasscheiben bedeckt zu halten, da die Tiere ohne Ansatz B.Bı.—B.B..: Kiemenbögen. 0.H.: Mundhöhle. Akzessorisches Atmungsorgan eines Schlangenkopf- fisches nach Bridge. P.Z.: Schlundzähne. 15 Schlangenkopffischen ein Leichtes, bei einiger- maßen feuchter Atmosphäre 12 Stunden und länger auf dem Trocknen auszuhalten. gilt für die Kletterfische, deren etwas abweichend gebautes Atmungsorgan (Atmungslabyrinth) ich zum Vergleiche mit abgebildet habe. Da aber in bewohnten Zimmern Staub nie ganz zu vermeiden ist, führen solche Überlandexkursionen der Schlangenkopf- und Kletterfische im Zimmer meist zu einer Verkle- bung der Kiemen mit nachfolgender Entzün- dung, die nicht immer glücklich abläuft, trotz der eminenten Zählebig- keit dieser Fische. Das Jahr 1905 brachte die Ausstellung der „Val- lisneria“ zu Magdeburg. Da versuchte ich denn alles, um durch Vorfüh- rung eines neuen Aqua- rienzuchterfolges den Besuchern dieser Aus- stellung etwas besonde- reszu bieten. Ich brachte im schönsten, dichtbe- pflanzten, seit Jahresfrist alt eingerichteten Aqua- Dasselbe S.H.: Superbranchialhöhle. oes.: Speiseröhre. rium von etwa 100 | Inhalt meine letzten beiden großen Schlangen- kopffische unter — der dritte verkrüppelte war im Wachstum stetig zurückgeblieben und zu den Kletterfischen ins Reservebassin gesetzt worden. Eingedenk der mehr als '/, Meter hoch Berichte Francis Day’s emporspringen. Es ist mir über das Vorkommen und wiederholt passiert, dab Zn arung die Lebensweise der Schlan- Schlangenkopffische und genkopffische in Indien Kletterfische, wenn beim setzte ich mit der Heizung Säubern der Deckscheiben ein. Ich begann mit 25°C. diese etwas verschoben | Kamm ' und steigerte die Tempe- worden waren, mir ver- en | ratur im Verlaufe von genügt entgegenspaziert SEELE, - 14 Tagen immer mehr kamen, als ich ins Zimmer Akzessorisches Atmungsorgan des Kletterfisches und mehr, bis sie sich trat. Ist das Zimmer staub- frei, dann ist eine solche kleine Exkursion nicht weiter gefährlich, auch wenn man den Ausreißer erst am folgenden Tage entdeckt. Vermöge des akzessorischen Atmungsorgans, das in einer kleinen Höhlung oberhalb der Kiemenbögen besteht (vgl. Ab- bildung) (Superbranchialorgan) ist es den (Anabas scandens). Nach der Natur gezeichnet von Hans Honigmann. auf zwei oder drei Tage konstant auf ein Maximum von 37° C. einstellte. Dabei bemerkte ich, wie die Schlangenkopffische immer sattere Farben anlegten und namentlich das Männchen auf sämtlichen unpaaren Flossen ein sattes Schieferblau zeigte, das bei der Schwanzflosse fast in Schwarz überging, Die gestreckte 16 W. Köhler: Die neuen Panchax-Varietäten. Körperform des einen, die aufgebläht, von vorn nach hinten mehr konisch verlaufende des an- deren Fisches, die grellen Farbenunterschiede beider Tiere ließen auf den ersten Blick keinen Zweifel mehr, daß ich ein Pärchen vor mir hatte. Aber auch die gestrecktere, spitzere Kopfform unterschied das Männchen deutlich vom Weibchen, ferner die volle kreisförmige Schwanzflosse, während die des Weibchens ab- gestumpft, nicht annähernd kreisförmig erschien. In den ersten Tagen des Juli — bei schönem sonnigen Wetter — begann das Treiben der Fische; das Männchen verfolgte mit einer Heftigkeit, wie ich sie bisher bei keinem an- deren Fische beobachten konnte, das Weibchen, es fortgesetzt mit Püffen und Bissen traktierend. Am 3. Juli mittags war das Treiben dermaßen ungestüm, daß das fortgesetzte Anstoßen der Tiere an die Deckscheibe in kaum halbminuten- langen Intervallen ertönte und etwa an fernes Artilleriefeuer erinnerte. Das Weibchen war ganz zerfetzt und zum Teil blutig zerschunden; aber auch das Männchen war infolge der fort- gesetzten Anpralle an die Aquariumscheiben und vielleicht auch der gelegenflichen Abwehrbisse des Weibchens nicht mehr ganz unversehrt. Meine Frau, die das Treiben schon den ganzen Vormittag über beobachtet hatte, riet mir noch, gleich die Tiere zu trennen; denn momentan waren sie für mich in der Tat unersetzlich. Wie schwer die Beschaffung geeigneten Zucht- materials dieser Fische — wohl infolge der geringen Nachfrage — ist, möge beiläufig die Tatsache illustrieren, daß mir auf eine Anzeige in den „Blättern“ hin ein einziger Fisch, und zwar in liebenswürdiger Weise gratis, angeboten wurde. Es war aber ein im Wachstum total zurückgebliebenes Exemplar von Ophiocephalus strıatus Bloch, das ich meiner Sammlung ein- einverleibt habe. Die Bestimmung des doch sonst so leicht kenntlichen Fisches war mir erst nach erfolgter Abtötung in Alkohol möglich. Doch zurück zu meinen punktierten Schlangen- köpfen! Ich befolgte den Rat meiner Frau nicht, heizte vielmehr weiter kräftig an und sagte noch scherzhaft: „Entweder haben wir morgen Laich oder Leichen!“ Das erstere war der Fall. Den Nachmittag und Abend des 3. Juli über dauerte das Treiben weiter; die Nacht hatte ich nicht Zeit, mich um die Tiere zu kümmern, und als ich früh ans Bassin trete, ist die Wasser- fläche wie mit lauter Öltröpfehen dicht bedeckt, etwa an den Anblick eines Fliegenauges unter der Lupe erinnernd. Schon beim Eintritt ins Zimmer fiel mir das ungewohnt ruhige Verhalten der Zuchtfische auf. Als ich die Deckscheibe vom Bassin herunternahm, strömte mir ein eigen- tümlicher Duft nach gebrühtem Spinat entgegen: sämtliche Pflanzen außer Myriophyllum af- finis elatinoides (2), das rötliche dicht- buschige, das letzthin fälschlich als M. hete- rophyllum Mehx. bestimmt worden ist, und Vallisneria spiralis L.hatten sich zu einem schmutzig grünen Brei aufgelöst, allen voran Elodea densa Casp. deren einzelne Blattquirle lose und im Zerfall begriffen im Wasser herum- trieben — aber ich hatte doch wenigstens Laich im Aquarium; das war die Hauptsache. Ein Nest war nirgends zu sehen; die grieskorngroßen Eier von schwach gelblich durchsichtiger Farbe bedeckten als unregelmäßige Fläche von etwa 1 qdm den Wasserspiegel wie eine feine Mosaik. In den Beriehten über die Lebensweise der Schlangenkopffische in der Freiheit wird ge- wöhnlich von einer wütenden Verteidigung des Laiches und der Jungen durch die Elternfische gesprochen. Ich warnte daher meine Frau, zu nahe an das Bassin heranzutreten, wenn die Deckscheibe abgenommen war; denn die Frau eines mir befreundeten Herrn war einmal furcht- bar erschrocken und infolge des Schrecks auch ernstlich erkrankt, als ein brutpflegendes Chan- chitoweibehen etwa '/; m hoch aus dem Aqua- rium ihr direkt ins Gesicht sprang. (Schluß folgt.) Die neuen Panchax-Varietäten. Erste und letzte Entgegnung an Herrn Paul Arnold, Hamburg.?) Von. W. Köhler. ie ungern ich mich auf eine Polemik ein- K lasse, in dem vorliegenden Falle er- scheint mir ein Eingehen auf die zitierte Arbeit im Interesse der Liebhaberei, im Inter- esse der Importeure und Händler, wie auch im eigenen Interesse unumgänglich. Dabei will ich mich möglichster Kürze befleißigen, um den Leser nicht zu ermüden, denn das, was ich hier nochmals auszuführen gezwungen bin, ist ihm !) Paul Arnold, Über den Ursprung der neuen Haplochilus panchax-Varietäten. „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“ 1906, S. 685. W. Köhler: Die neuen Panchax-Varietäten. 17 zum weitaus erößten Teil schon aus meiner Arbeit über „Neue Farbenvarietäten der Pan- chax-Gruppe“ °) bekannt. Ich gehe zunächst kurz auf den Inhalt der drei Druckseiten langen Abhandlung kritisch ein. Da beschreibt uns der Verfasser (S. 636) zwei Männchen aus Ceylon, deren erstes (vom Verfasser später als „weiße“ Panchax bezeichnet) offenkundig identisch mit dem von mir früher?) beschriebenen 7. panchax var. lutescens mihr ist, während beim zweiten die Identität mit dem von mir zuerst beschriebenen H. panchax var. mattei mihi nicht absolut sicher, aber wahrscheinlich ist. Hätte der Autor statt „orangegelb“ bei der Beschreibung von Schwanz- und Rückenflosse „orangerot“ ge- schrieben, so würde kein Mensch an der Sicher- heit der Identität mit meiner Varietät mattei zweifeln. Die Richtigkeit aller seiner Angaben, namentlich auch die der Angabe über die Heimat der Fische, vorausgesetzt, hätte der Verfasser der Arbeit also nichts weiter gezeigt, als dab Männchen der beiden von mir beschriebenen Varietäten des indischen Zahnkarpfens bez. einer der einen meiner Varietäten sehr nahestehenden Transform auch südlicher, als ich angegeben, vorkommen, nämlich auf der Insel Ceylon. Ja, daß gerade dort Übergangsformen zwischen den einzelnen Farbenvarietäten zu suchen wären, habe ich in meiner Arbeit schon klar genug zum Ausdruck gebracht, und daß es Übergangs- formen tatsächlich gibt, habe ich in meiner Arbeit bereits nachgewiesen. Ich habe aber mehr über diese eigenartigen Farbenspielarten des Aaplochilus panchax schon ein paar Monate vor der Publikation Arnolds mitteilen können. Ich habe außerdem die echten zur Varietät mattei gehörigen Weibchen beschrieben und die Konstanz dieser Varietät erweisen können, nunmehr schon bis ins dritte Glied! Von hunderten von Fischen des Matte’schen Importpaares, die aus bei mir abgesetztem Laich ausgekommen sind, weicht nicht ein einziger auch nur um das Geringste von den prächtigen Elternfischen in Form und Färbung ab. Und von einem jungen Paar, das Herr Matte zu wissenschaftlicher Beobachtung mir zu stiften die Güte hatte, des- gleichen von einem jungen Paar, welches sich im Besitze des Herrn Schneising in Magdeburg befindet, ist bereits wieder ausnahmslos genau ?) „Blätter für Aquarien- und Terrarien-Kunde“ -1906, S. 387. den Eltern und Großeltern Nachzucht vorhanden. Die Zusammen- gehörigkeit der von mir genau beschriebenen beiden Geschlechter des Fisches und die Konstanz der Farbenvarietät ist also zur Evidenz er- wiesen. Aber mehr noch! Ich habe gezeigt, daß Herr Matte, der meines Wissens nur ein Weibehen zu den Männchen der anderen Varietät (lutescens) besitzt, kein echtes Weibchen dieser Varietät besitzt, und daß dieses Weibchen, das ich nicht mehr genau in der Erinnerung habe und auch nicht photographieren konnte, offenbar den von mir anderweit er- haltenen Ceylontypen ähneln bez. gar gleichen müsse, was ich aus zwei in Färbung und Zeich- nung von einander erheblich abweichenden Nach- zuchtmännchen, die mir Herr Matte freundlichst übersandte, schloß. Dieselben zeigten beide trotz ihrer sonstigen Färbungsunterschiede die weder der var. mattei noch der var. lutescens eigene, feine, schwarze Säumung der Afterflosse, die die Ceylontypen in beiden Geschlechtern aufweisen und die Herrn Arnold augenscheinlich gänzlich ent- gangen ist. Nach der Beschreibung der drei Ceylonweibchen Arnolds (S. 637) ist es schwer zu entscheiden, zu welcher der drei nunmehr in unserem Besitze befindlichen Panchax-Varie- täten sie gehören. Doch eins steht fest: ein Weibchen der var. mattei befindet sich nicht darunter! Am ehesten passen die Be- schreibungen auf die typische, im Handel, wie ich schon in meiner Arbeit konstatiert habe, fälschlich als Aaplochilus dayi Stein- dachner bezeichnete Üeylonform des Haplochilus panchax, für die ich, um das Charakteristikum, die Schwarzsäumung von After- und Schwanztlosse bei beiden Ge- schlechtern, hervorzuheben, den Namen A. panchazx var. margimatus vorschlage; freilich muß ich dann, wie schon angedeutet, annehmen, daß die bei den Weibchen äußerst feine, wenn auch im auffallenden Lichte ziemlich intensive schwarze Einfassungslinie der Anale und Kau- dale der Beobachtung Arnolds entgangen ist. Die Männchen dieser Varietät gleichen bis auf den etwas gedrungenen Körperbau und die feine schwarze Saumlinie der Afterflosse in Zeichnung und Färbung (auch der Flossen) völlig den Männchen der typischen Calcutta- Exemplare von Haplochilus panchax. Die Weibchen der var. lutescens kenne ich nicht, wie ich auch gewissenhaft bereits in meiner Arbeit mit- geteilt habe. gleichende 18 W. Köhler: Die neuen Panchax-Varietäten. Herr Arnold hat nun auf gut Glück Männ- chen und Weibchen gepaart, ohne überhaupt zu wissen, ob eines der Weibchen zu einer der Farbenvarietäten seiner Männchen gehört. Er hat außerdem einem Männchen zwei Weibchen beigesellt, deren Identität nicht einwandfrei festgestellt ist. Unter der Annahme, daß das zweite Männchen wirklich die typische var. mattei gewesen wäre, was aber nicht absolut feststeht, hätte Herr A. also unter Umstän- den zwei verschiedene Weibchen, von denen nicht eins der var. mattei zuge- hörte, mit diesem Männchen gepaart und wundert sich schließlich darüber, daß er alle möglichen Farbenabstufungen zwischen Rot und Gelb in der Flossenfärbung der Jungen erhält. Und was den ersten Fall, die Paarung eines Männchens der Varietät lutesceens mit einem Geylon-Weibchen betrifft, so hat er eben das- selbe Resultat erzielt, das auch Herr Matte erzielt hat und das ich deutlich genug vor Herrn A. beschrieben habe. Dasselbe Resultat mache ich mich anheischig zu erzielen, wenn ich ein Zutescens-Männchen mit einem typischen Panchax-Weibchen paare, oder ein typisches Panchax-Männchen mit einem Mattei-Weibchen. Herr A. hat uns also in seiner Arbeit nichts Neues gebracht; er hat nur wiederholt und — ohne es zu wollen — bestätigt, was ich bereits monatelang vor ihm bekannt gegeben habe; er hat meine Theorie experimentell bestätigen helfen, wofür ich ihm zu aufrichtigem Danke verpflichtet bin. Im übrigen ist er aber sehr bescheiden, wie ich zu seinen Gunsten an- nehmen will, indem er sich der Deutung seiner experimentell erhaltenen Ergebnisse völlig ent- hält. So weit wir — Herr Matte und ich — die gleichen Versuche angestellt haben, habe ich die Deutung und Bedeutung unserer Ergebnisse bereits vor Herrn As Publikation gegeben. Insoweit ist die Arbeit des Herrn A. be- scheiden — wenn man nicht annehmen will, daß er mit den Ergebnissen seiner Versuche nichts anzufangen gewußt hat — jetzt kommt aber der unbescheidene Teil, und in diesem gipfelt die ganze Arbeit, so daß eine gebührende Abfertigung des Autors unerläßlich bleibt. Herr A. behauptet nämlich, daß außer den von Herrn Stüve importierten Fischen, die er (A.) sämtlich erworben hat, kein solcher Fisch wieder importiert worden ist, und daß demnach alle als Importfische ausgegebenen Farbenspielarten von H. panchax Nachzucht- fische seien, die aus Hamburg (das heißt: aus dem Zuchtaquarium des Herrn A.!), aber nicht aus Indien importiert seien! Gesetzt den Fall, Herr Arnold hätte recht; dann würde eine ganze Reihe unserer hervorragendsten Züchter und Importeure sich des Be- truges schuldig gemacht haben. Denn dann hätten entweder die Importeure von Herrn A. bezogene Nachzucht wider besseres Wissen den Züchtern als Importe verkauft, oder die Züchter hätten gekaufte Nachzuchtfische wider besseres Wissen als Importfische ausgegeben. Die Herren Importeure und Züchter mögen sich selbst ihrer Haut wehren; jedenfalls harrt die gesamte Liebhaberwelt sehnlich einer klaren, bündigen Erklärung. Für unser gutes Geld können wir verlangen, reell bedient zu werden. Die Herren Importeure und Züchter müssen jetzt reden, soll der von ihnen seine Fische be- ziehende Liebhaber nicht das Vertrauen zu ihnen verlieren. Qui tacet, consentire videtur (wer schweigt, gesteht!) sagt ein altes Sprich- wort. Für streng sachliche Erklärungen stellen wir die „Blätter“ bereitwilligst zur Ver- fügung. Die andere, mir am plausibelsten er- scheinende Möglichkeit ist die, daß Herr A. den Mund etwas voll genommen hat mit seiner Be- hauptung, daß ihm nichts entginge, was nach Hamburg importiert wird, und daß eben Farben- varietäten von Haplochilus panchax auch ohne die Kenntnis und Genehmigung des Herrn A. nach Hamburg gelangt und an unsere größten Züchtereien direkt verkauft worden sind. Es mag vielleicht sein, daß Herr Stüve aus persönlicher Freundschaft vor weiterem Angebot zunächst alles Herrn A. zeigt und ihn. aus- wählen läßt; ich kann mir aber nicht denken, daß die zahlreichen anderen deutschen Import- firmen, Privatimporteure und importierenden Vereine Herrn A.s Kontrolle sich willig unter- ordneten und ihm womöglich auch das Vor- recht der ersten Auswahl einräumten. Wer Behauptungen aufstellt, die, falls sie zutreffen, geeignet sind, die Standes- ehre eines Menschen herabzusetzen, hat den Wahrheitsbeweis für seine Behaup- tungen anzutreten, und nicht umgekehrt, wie Herr A. das fordert (8. 637). Wir erwarten also diesen Beweis, und falls ihn Herr A. uns schuldig bleibt, behaup- ten wir, daß Herr A. anständige Men- schen grundlos in ebrverletzender Weise verdächtigt hat. Zeitschriftenschau. — Was mich persönlich anbelangt, so ver- zichte ich auf eine Auseinandersetzung mit Herrn A. Es ist mir herzlich gleichgültig, ob Herr A. mir wissenschaftliche Kompetenz in systematischen Fragen auf dem Gebiete der Ichthyologie zuerkennt oder abspricht. Tatsache ist, daß ich die Varietäten H. pamchax war. mattei und lutescens zuerst beschrieben und benannt habe und daß diese Varietäten trotz Herrn A. in der Wissenschaft, sogar im neuen Catalogue des British Museum, diesen Namen führen werden. Ich bedaure lebhaft, erst so spät von den Verdiensten des Herrn Arnold um die „Lichtung des Dunkels“ über den Ursprung der Haplochilus panchax- Varietäten erfahren zu haben, sonst würde ich vielleicht bei ihm um die Erlaubnis eingekommen sein, eine der Farbenvarietäten nach ihm be- nennen zu dürfen. Eine nachträgliche Ände- rung der Namen machen die geltenden Nomen- klaturbestimmungen leider unmöglich. Vereins-Nachrichten. 19 ® ® - Zeitschriftenschau. Zehn Jahre „Umschau“, Be- stehen kann zur Jahreswende die treffliche Wochenschrift „Die Umschau“ (Frankfurt a. M.) zurückblicken, sich in dieser Zeit zum angesehensten Organ für all- Darstellung der Fortschritte in Wissenschaft und Technik, sowie deren Beziehungen zu Auf ein zehnjähriges welche gemeinverständliche Literatur und Kunst emporgeschwungen hat. — In No. 1 des neuen Jahrganges gibt der Begründer und Heraus- geber Dr. Bechhold einen Überblick über die Ent- wicklung der Zeitschrift; der Direktor am Berliner Völkermuseum, Prof. Dr. von Luschan, macht an der Hand ganz neu gefundener Zeichnungen und Skulpturen auf die Kunst der Buschmänner aufmerksam, die, trotz ihrer überaus niedrigen Kulturstufe, den Japanern in der Kunst nahestehen. Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Eulenburg veröffentlicht einen höchst interessanten Aufsatz über „Geschlechtsleben system“. Prof. Dr. Dessau erklärt allgemeinverständ- lich die epochemachende Erfindung Poulson’s über die Erzeugung ungedämpfter elektrischer Wellen (Telegraphie ohne Draht), für die fast unglaubliche Summen bezahlt worden sein sollen. Zum Schluß eine der niedlichen Aphorismen Fritz Mauthner’s über das Urheber- recht. Wir wünschen der „Umschau“, die eine so hervor- ragende Rolle im geistigen Leben Deutschlands spielt, ein herzliches „Glück auf“ für das neue Jahrzehnt. und Nerven- DR € Ts >? ! Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin (E. V.). Vereinslokal: Restaurant „Oertler“, Karlstr. 27. Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag im Monat. Briefadresse: Bericht über die 12. ordentliche Sitzung am Freitag, den 14. Dezember 1906. Da unsere beiden Vorsitzenden durch Krankheit am Erscheinen leider verhindert sind, übernimmt Herr Herold die Leitung der heutigen Sitzung und begrüßt mehrere als Gäste erschienene Freunde des „Triton“. Zuerst er- folgt die einstimmige Wahl des Herrn Julius Reichelt zum ordentlichen Mitgliede.e Herr Reichelt, welcher mit zu den Gründern des „Triton“ gehört, hätte eigentlich schon lange Anspruch auf die ordentliche Mitgliedschaft, da der Paragraph unserer Satzungen, welcher Tierhändler hiervon ausschließt, längst entfernt worden ist. Wir freuen uns, dieses treue Mitglied, welches stets auf das Wohl des „Triton“ bedacht ist, nunmehr in unseren engeren Verband aufgenommen zu haben. — Herr Herold berichtet nun über die Geschäftslage der Versandabteilung. Es hat sich im Laufe des verflossenen Sommers heraus- gestellt, daß die Arbeitslast eine zu große ist, wenn sie, wie das unsere damalige Einrichtung mit sich brachte, einzig und allein auf einer Person ruht. Es sind daraus eben mancherlei Mißstände erwachsen, bezüglich deren wir noch nachträglich um Entschuldigung bitten. Wir haben daher neuerdings eine Arbeitsteilung in der Weise vorgenommen, daß der kaufmännische Teil der Versand- abteilung in den Händen unserer Geschäftsstelle ruht, während der Versand selbst durch Herrn Mazatis erledigt wird. Wir werden, sobald die Witterung einem Versand günstig sein wird, wieder Offerten an bekannter Stelle in F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2, den „Blättern“ erscheinen lassen und diese in regelmäßigen Zwischenräumen das ganze Jahr hindurch erneuern, Alle Bestellungen und Geldsendungen in dieser Angelegenheit sind an unsere Geschäftsstelle z. H. des Herrn Lentz-S.O. 26, Reichenbergerstr. 85 zu richten, und bitten wir unsere Mitglieder, recht fleißig von dieser Einrichtung Gebrauch zu machen. — Herr Herold als der Schriftführer des „Festausschusses für die Roßmäßler-Feier“ berichtet über das weitere Schicksal dieses Ausschusses, welcher immer noch seiner Auflösung harrte, da der Wirt des damaligen Festlokals eine For- derung geltend gemacht hatte, über welche eine Einigung bisher nicht hatte erfolgen können. Da diese Schwierig- keit nunmehr beseitigt worden ist, konnte der Festausschuß nach einer geringen Repartition unter die beteiligten Vereine die Angelegenheit für beendet erklären. Der Festausschuß mußte schließlich noch Stellung nehmen zu dem Referat über eine Extrasitzung des Vereins „Elodea“- Moabit vom 27. März d. J. (ef. „Blätter“ Heft 22), worin es heißt, „daß die Mitglieder ihre Entrüstung äußern über die etwas leichtfertige Art und Weise, in welcher der Festausschuß mit den von den Berliner Vereinen ge- spendeten Beiträgen umgeht“. Die „Elodea“ war in keiner Weise berechtigt, dem Festausschuß eine derartige Rüge zu erteilen, da ihre eigenen Vertreter den be- anstandeten Ausgaben zugestimmt haben. Die Anwesenden haben über diese Veröffentlichung der „Elodea“ ihr Be- dauern ausgedrückt und der Hoffnung Raum gegeben, daß dergleichen Entgleisungen bei den Berliner Vereinen in Zukunft unmöglich sein werden. Hiernach hat sich der Festausschuß aufgelöst. Eine Stunde später sind die Anwesenden zu einer neuen Beratung zusammengetreten, es war dies im „Gasthaus zur grünen Linde“ in Lankwitz woselbst sie der Zuchtanstalt des Herrn Matte einen Be- such abgestattet hatten und freundlich von ihm empfangen 20 Vereins-Nachrichten. worden waren. Der einstige Verfasser einer „Geschichte der Aquarien- und Terrarienkunde“ wird von diesem Er- eignis Kenntnis nehmen müssen. Die anwesenden Ver- treter der Vereine „Triton“, „Nymphaea alba“, „Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde“. „Hertha“ und „Lrianea“ haben das Bedürfnis eines Zusammenschlusses der Berliner Vereine anerkannt und sind am 25. November 1906 zu einem Vertreter-Ausschuß der Berliner Aquarien- und Terrarien-Vereine zusammen- getreten. Der Zweck dieses Ausschusses ist: Förderung gemeinsamer Interessen durch gemeinsame Tätigkeit. Wie dieser Zweck am fruchtbringendsten zu erreichen sein wird, soll späteren Erwägungen vor- behalten bleiben. Jeder Verein soll durch zwei Be- vollmächtigte in diesem „Ausschuß“ vertreten sein, und wir hoffen, alle Vereine von Groß-Berlin so um eine Fahne zu scharen. Der Vorstand besteht aus den Herren Diewitz (Vorsitzender), Herold (Schriftführer) und Stehr (Kassenführer) und soll bis zum Ende des Jahres 1907 amtsberechtigt sein. Sämtliche hier angeführten Beschlüsse sind unter Vorbehalt geschehen, da sie erst noch der Genehmigung sämtlicher beteiligten Vereine bedürfen. Auch der „Triton“ wird, der Wichtig- keit des Gegenstandes entsprechend, eine Beratung dieser Angelegenheit herbeiführen und diesen Punkt auf die Tagesordnung zur ersten oder zweiten Januarsitzung bringen. Etwaige Meinungsäußerungen bitten wir daher rechtzeitig einzureichen. — Hierauf nimmt Herr Herold das Wort zu einigen „Bemerkungen und Erläuterungen über Fischkrankheiten“. Der Vortragende geht von der Artikelserie aus, welche soeben in den „Blättern“ zu er- scheinen begonnen hat: „Die häufigsten parasitären Erkrankungen unserer Aquarienfische“ von W. Köhler. Er macht lebhaft auf die hochinteressante Arbeit auf- merksam, vermag jedoch den Standpunkt des Schriftleiters nicht zu teilen, welcher sieh in einer Fußnote veranlaßt sieht, diese Arbeit als nur für Anfänger bestimmt be- sonders zu charakterisieren. Herr Herold glaubt, daß diese Ausführungen das Interesse auch des fortgeschrittensten Liebhabers finden müssen, ja daß sogar dem Anfänger, dessen Bestreben auf die hervorragendsten Lebens- bedürfnisse der Fische gerichtet sein muß, das Ver- ständnis für diese zum Teil recht komplizierten Vorgänge am Fischkörper naturgemäß noch sehr mangeln dürfte. Was er an dem vorliegenden Teil der Arbeit vermißt, das sind die Erläuterungen des Gebotenen durch Illustrationen, und diesem Mangel soll der heutige Vortrag einigermaßen abhelfen, wodurch ein volles Verständnis der Materie zu erreichen sein dürfte. Der Vortragende beschäftigt sich nun eingehend mit der Ichthyophthiriasis sowie mit der Costien-Krankheit, welch letztere, wie auch jene, durch den Protozoen zugehörige Lebewesen verursacht wird. Als Krankheitserreger der Costien-Krankheit galten.früher zwei verschiedene Infusorien: Bodo Necator und Tetra- mitus Nitschei, letzterer von Weltner beobachtet und getauft; heute hat man beide Arten als gleich erkannt und nennt dieses Geiselinfusorium: Costia necatrix. Im Tritonarchiv befinden sich zwei von Dr. Weltner selbst prachtvoll ausgeführte Tafeln in Riesendimensionen, welche den lIehthyophthirius und die Costia darstellen, und an der Hand derselben erfolgt die Demonstration des Baues und der Lebensweise der interessanten Wesen. — Die gespannte Aufmerksamkeit und der lebhafte Bei- fall beweisen das Interesse, welches der Gegenstand in der Versammlung gefunden hat, und wir möchten im Anschluß daran Herrn Köhler die Mahnung nahe legen, den Wünschen und Anfragen der „Anfänger“ öfter ein- mal entgegenzukommen; den „Blättern“ dürfte es, unserer Meinung nach, nicht zum Schaden gereichen! — Herr Kopsch klagt darüber, daß er nach der öfter empfohlenen Methode mit Salatblätter- und Wasserpflanzenpulver keine Infusorienbildung beobachten kann. Es wird darauf hin- gewiesen, daß die weitaus meisten Keime dazu von der Luft hineingetragen werden müssen, und daß jetzt diese Vorbedingung bei der Aufstellung in geheizten und doch meist geschlossenen Räumen von selbst fortfällt. Ein Standort auf dem Balkon dürfte hierin Wandel schaffen. — Im Verlage von Gustav Wenzel & Sohn-Braunschweig ist das dritte Heftehen der „Bibliothek für Aquarien- und Terrarienkunde“ erschienen: „Die Barbe und die den Barben verwandten Arten“ von K. Stansch. Das Werk- chen ist flott und ansprechend geschrieben, die Ab- bildungen sind wohlbekannt; der Liebhaber wird darin über alles unterrichtet, was er von den Barben wissen muB oder wissen möchte. Wenn wir dem Verfasser einen Wunsch äußern dürfen, so ist es der, in späteren Heften eine Erklärung über Nomenklatur zu versuchen und eine kurze Notiz über die Autornamen zu bringen. Woher soll beispielsweise der Liebhaber wissen, daß Ham.- Buch. Hamilton-Buchanan heißen soll? Vielleicht aber würde er sich gern dem Gedächtnis die Notiz ein- prägen, daß es ein Naturforscher gewesen ist, welcher dem Studium der Fische und Pflanzen in Ostindien besondere Aufmerksamkeit geschenkt hat. Das Heft reiht sich den bereits erschienenen beiden würdig an, und wir können es zur Anschaffung dringend empfehlen. Unsern Mitgliedern liefern wir dasselbe ausschließlich Porto für 30 Pfg. (liadenpreis 40 Pfe.). — Herr Kopsch stiftet der Bücherei des „Triton“ einen Jahrgang „Aus der Natur“ und stellt weitere Zuwendungen in Aussicht. Wir danken ihm bestens und empfehlen sein Beispiel zu eifriger Nachahmung. Der Vorstand. „Nymphaea“‘, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Leipzig. Versammlung: Jeden Dienstag. Vereinslokal: Hotel „Herzog Ernst“, Georgenstraße 1. Briefadresse: Ernst Winzer, I. Vors., Leipzig-Reudnitz, Teubnerstraße 5. (678.) Versammlung am 11. Dezember 1906. Eingegangen ist ein Schreiben des Vereins „Salvinia“ in Hamburg und „Kosmos“ Heft 11. Aus dem letzteren wird der Artikel „Zoolog. Rundschau“ im Auszug, soweit er das Thema „Wie die Fische schlafen“ behandelt, ver- lesen. „Aus der Natur“ Heft 17 enthält u. a. einen kleinen Artikel „Eigentümliche Sinnesorgane an den Fühlern einiger Chionomidenlarven“ mit Abbildungen, der gleich- falls verlesen wird. — Herr Böttger hat sich gelegentlich seines Aufenthalts in Prerow mit den auch dort vor- kommenden Wasserschmetterlingen beschäftigt, deren Raupen ein Wasserleben führen; derselbe macht hierzu einige interessante Mitteilungen und verliest aus Lamperts „Großschmetterlinge Europas“ einiges. Die zur Familie der Arctiiden gehörige Gattung Palustra nimmt sich die Atemluft in einem Haarkleid mit hinab, die Gattung Nymphala hat erst Hautatmung, dann umgibt sie den Körper durch Höckerbildung mit einer Lufthülle, Cata- clysta und Acentropus-Raupen leben in Gehäusen und Paraponyx-Larven atmen durch Tracheenkiemen. Lite- ratur darüber von Ritsema, Lampert. Ulmer, Haupt, Rebel, siehe auch „Wochenschrift“ No. 30, S. 355 über Acentropus von H. Haupt, Halle a. S. Herr Wichand hat gelegentlich solche Wasserraupen im letzten Sommer erbeutet; leider wurde das Glas, worin sie sich zwecks näherer Feststellung befanden, versehentlich ausgeräumt. — Herr Ecehost berichtet, daß sein 5 von Trichogaster lalius defekte Flossenstrahlen habe und schreibt das scheinbare Unbehagen desselben diesem Umstande zu. Herr Wichand bezweifelt das und vermutet andere Ur- sachen, u. a. 'Temperaturschwankungen, da hiergegen dieser Fisch wohl am meisten empfindlich sei (diese scheinen auch tatsächlich vorzuliegen); am zuträglichsten sei ihm eine gleichmäßige Wasserwärme von + 233° 0. — Der Verein „Isis“-München übersandte dem I. Vor- sitzenden auf seine Bitte ein Exemplar seines Ausstellungs- plakats und einen Katalog, beide liegen zur Ansicht auf. Herr Kunstmaler Müller-Mainz hat die Zeichnung zu dem Plakat mit der ihm eigenen, schon oft mit Recht ge- rühmten Virtuosität geliefert; nach unserer bescheidenen Meinung dürfte das Plakat indes für Fernwirkung weniger geeignet sein. — Diejenigen Mitglieder, welche Bibliotheksbücher in Händen haben, werden gebeten, dieselben umgehend dem Bibliothekar zwecks Inventur zurückzugeben! Ernst Winzer, I. Vors. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Magdeburg, Am Weinhof 8/0; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. \ ZZ ı \ D Brend amour, 5.8C9 Ilustrierte Wochen-Schrift für Beiträge zur Biologie der Ophiocephalidae (Schlangenkopffische). Von W. Köhler. (Mit 1 Originalaufnahme und 2 Skizzen.) T: konnte indes nichts von alledem bei meinen Schlangenkopffischen beobachten. Gelassen stand das Männchen dicht unter der Eiermosaik und wedelte ständig mit den Brust- (Schluß.) im Laufe des 4. Juli auf etwa 30° ©. zurück- gehen ließ, hatten die Jungen am folgenden Tage früh 7 Uhr bereits die Hülle gesprengt. Leider habe ich das Laichgeschäft selbst nicht flossen, ohne auch nur zu versuchen, nach dem beobachten können -— auch das zweitemal ging ihm hingehaltenen Finger zu schnappen. Mag es in meiner Abwesenheit vor sich —, bestimmt sein, daß die Tiere durch die jahrelange Ge- kann ich nur behaupten, daß es vor 8 Uhr abends fangen- am 3. Juli schaft be- nicht statt- reits völlig gefunden an mich ge- habenkann; wöhnt | denn bis zu waren und dieser Stun- mich sozu- de reichen sagen per- meineBeob- sönlich achtungen, kannten — ferner daß anderhohen es vor 8 Uhr geistigen morgensam Befähigung 4. Juli be- der Schlan- endet war. genkopf- Es dürfte fische kann. also wohl ich nach in den frü- allen mei- hesten Mor- nen Beob- genstunden achtungen — von5Uhr auch nicht an wurde den leise- rg A a 2 das Bassin sten Zweite] ne em Pelobates fuscus (Knoblauchkröte). (Natürl. Größe.) onladen hegen —; Morgen- leider habe ich versäumt, den Versuch von fremden Personen wiederholen zu lassen. Da- gegen stürzten Männchen und Weibchen erregt nach der dem Zimmer zugekehrten Scheibe des Behälters, wenn man sich diesem näherte. Ganz erstaunlich schnell erfolgte die Zeiti- gung der Eier. Trotzdem ich die Temperatur sonne beschienen — erfolgt sein. Unter der An- nahme dieser Stunde als mittlere Zeit des Laich- geschäfts hätten also die Eier zur Zeitigung bei durchschnittlich 300 C. nur 24 Stunden gebraucht. Die Entwicklung des Embryos habe ich in keinem Falle vorher — Panzerwelse nicht aus- genommen — so genau verfolgen können, wie 22 W. Köhler: Beiträge zur Biologie der bei diesen Fischen. Die nach der Ablage etwa 1 mm im Durchmesser haltenden Eier zeigten sich unter der Lupe bereits in den späten Nach- mittagsstunden deutlich polarisiert; die Furchung war prächtig erkennbar, ebenso 11 Uhr abends der Embryo in seinen primitivsten Organen. Nur wenige Eier verpilzten im Verlaufe des 4. Juli; sie waren offenbar unbefruchtet ge- blieben. Ich folge im weiteren meinen damaligen Auf- zeichnungen im Wortlaut: „5. Juli, früh 7 Uhr: Die Jungen zappeln lebhaft an der Oberfläche des ganzen Bassins herum. Die Eihülle ist ge- platzt, der Dottersack deutlich gefurcht, das Auge angedeutet, aber nicht schwarz gefärbt. — 1 Uhr mittags: Die Augenpunkte sind deutlich schwarz sichtbar. — 11 Uhr abends: Die Jungen schwärmen an der Oberfläche nicht mehr dicht zusammengedrängt, sondern in un- gleichmäßigen Abständen bunt durcheinander, aber immer dicht an der Oberfläche. — 6. Juli, mittags 1 Uhr: Der Dottersack ist größtenteils aufgezehrt; die Fische schwärmen an der Ober- fläche umher und suchen nach Nahrung. — Abends: Die Jungen schwirren auch unter der Oberfläche hin. Das Männchen kommt sofort nach der Vorderscheibe, wenn man: sich dem Bassin nähert. Es nimmt Junge mit dem Maul auf und speit sie wieder aus, wie die Makro- poden. — 8. Juli vormittags: Die Jungen ziehen im ganzen Bassin herum, bunt durch- einander. Manchmal schwimmt zufällig eins dem Vater oder der Mutter ins Maul, wird aber von diesen sofort wieder ausgespieen. Die Jungen sind prächtig gezeichnet, etwa 7 mm lang, hell, weißlich, fast silberglänzend, auf dem Rücken und längs der Seiten etwas unterhalb der Mitte je ein schwarzer Längsstreif, keine Quer- streifung, ein silberweißer Strich mit darauf folgendem eben solchem Punkt auf dem Nacken. Die Iris leuchtet hellgoldig. Es ergibt sich, daß die nach dem Laich auf kaum 500 ge- schätzte Brut mindestens 1500 Stück beträgt; denn „vier Suppenlöffel voll“ wurden sukzessive in ein zweites größeres Aufzuchtbassin über- geführt, wobei die Auszählung des Inhalts eines Löffels über 200 Stück ergab. Eine merkliche Verringerung der Zahl im Laichbassin ist auch danach kaum zu konstatieren. — —“ Noch am 11. Juli, also eine Woche nach er- folgtem Ablaichen, hat sich die Zahl der Jungen kaum verringert. Die silberne Längsstreifung geht allmählich in gelblich und zuletzt goldgelb über; die sammetschwarzen Streifen, die mit Ophiocephalidae (Schlangenkopffische). diesen goldigen alternieren, kontrastieren präch- tig dazu. Ich habe mich noch niemals in meiner ganzen Aquarienpraxis so sehr als Liebhaber gefühlt, als in den Stunden, die ich vor meinen Schlangenkopfbassins verbrachte, um- die dichten Schwärme vieler Hunderter der prächtigen über zentimetergrobßen Fischehen die Scheiben entlang ziehend zu bewundern. Der Anblick, an dem ich mich nicht satt sehen konnte, erinnerte mich lebhaft an einen Blick, den ich vor Jahren einmal auf ein Zementbassin der Schämeschen Züchterei in Dresden, worin sich Hunderte von (Gambusenmännchen tummelten, werfen konnte. Wer mir in diesen Stunden noch von der Haltung von Schlangenkopffischen als einer Torheit ab- geraten hätte, hätte mich beleidigt. Einige Schwierigkeiten bereitete die Aufzucht der Jungen. Lebendes Futter, Daphnien, Uyclops, Mückenlarven, war in allen Sorten und Größen reichlich zur Verfügung; gleichwohl wurden der Jungen sehr bald weniger und weniger. Zu- nächst wollte ich die Schuld den mit dem Futter durch Unvorsichtigekeit ins Aufzuchtbassin ein- geschleppten Polypen geben, und in der Tat habe ich wiederholt gesehen, wie diese mehr als zentimeterlange Brutfischechen packten und ver- zehrten. Damit war aber die rapide Abnahme nicht zu erklären, zumal sie auch im Zucht- bassin, das polypenfrei geblieben war und worin ich,-um das weitere Verhalten der Eltern den Jungen gegenüber zu beobachten, ein paar hundert Stück Junge belassen hatte, zu be- merken war. Da beobachteten wir, meine Frau und ich, gleichzeitig an den beiden verschiedenen Bassins, wie fast gleichgroße junge Schlangen- köpfe sich gegenseitig packten, bis einer des anderen Herr: geworden war und den Besiegten unbarmherzig verspeiste. Zuweilen endeten solche Kämpfe auch mit dem Tode beider Gegner. Hier zeigte sich mir erstmalig die Unver- träglichkeit der Schlangenkopffische untereinander, die ich später an älteren Exemplaren der beiden afrikanischen Arten, die sich in meinem Besitze befinden, bestätigt fand. Man kann hier nur Abhilfe schaffen, indem man die Brut in möglichst gleichgroßen Exemplaren stets zu etwa 100 Stück auf verschiedene grobe dichtbepflanzte Aufzuchtbehälter verteilt und auch dann immer fleißig auf vorangewachsene Individuen Ausschau hält; denn werden diese nicht schleunigst entfernt, so werden sie trotz allen leckeren Futters in kurzer Zeit das ganze Bassin ausgeräubert haben. Die Elternfische tun den Jungen nichts zu leide; mit „Kleinig- W. Köhler: Beiträge zur Biologie der Ophiocephalidae (Schlangenkopffische). 23 keiten“ geben sie sich nicht ab. Das bewies mir auch ein anderer Versuch: Ich warf einen meiner Meinung nach unrettbar verlorenen kranken Haplochilus panchax von etwa 3 cm Länge in das Bassin zu den Schlangenkopffischen (NB. bevor diese gelaicht hatten); nach 14 Tagen konnte ich das Tierchen völlig gesund wieder herausfangen und zu seinesgleichen setzen. Gleichwohl würde ich zu solchem immerhin ge- fährlichen Experiment niemand raten. Auch jeder Fisch hat seinen individuellen Charakter, und wenn. meine zwei Schlangenkopffische nicht täglich 40—50 g Schabefleisch als Ration zu ver- konsumieren gehabt hätten, würde es vielleicht dem armen Panchax schlecht ergangen sein. Als ich mich davon überzeugt hatte, daß meinen jungen Schlangenkopffischen von dem gesamten ihnen zugänglichen Menu Schlangen- kopffleisch am besten zusagte, ließ ich sie ruhig gewähren. Zum Verkaufe züchte ich nicht; deshalb kam es mir auf ein paar hundert Fische nicht an. Die Hauptsache war mir, dab ich kräftige, zur Zucht später wieder brauch- bare Nachzucht erhielt. Und das habe ich denn auch glücklich erreicht. Von etwa 300 übrig gebliebenen prächtigen 1'/, bis 2 cm langen Fischen der ersten Brut wurden mir durch die Unachtsamkeit der Transporteure, die das Auf- zuchtbassin fallen ließen, über 200 Stück un- mittelbar vor dem Ausstellungslokale der „Vallis- neria“, den Grusongewächshäusern, vernichtet. Glücklicherweise hatte ich noch etwa 100 Stück zu Hause zurückbehalten, so daß ich auf der Ausstellung trotz dieses unglücklichen Zufalls den Besuchern beide Zuchten, die zweite am 6. August ausgekommen, also etwa 14 Tage alt, vorführen konnte. Davon habe ich dann einen großen Teil ver- schenkt und gegen andere Fische vertauscht — die zweite Brut wurde ein Opfer der Ausstel- lung; sie war eben noch nicht widerstandsfähig genug — so dab ich heute, nachdem von dem Reste in diesem Jahre die größeren Ophiocephalus africanus, die ich vertrauensselig in dasselbe Bassin eingebracht hatte, ihren Tribut gefordert haben, noch 5 Stück besitze, die dem Zucht- weibchen an Größe nur wenig nachstehen. Mein Zuchtmännchen ist mir einmal während einer mehrtägigen Abwesenheit verunglückt — der Pfleger hatte es mit dem Füttern zu gut gemeint —; ich hoffe aber doch, daß ein Männ- chen unter den fünfen sich finden wird, das ich im Notfalle mit der Mutter paaren kann. Falls ich auch im neuen Jahre weder neue Import- fische noch etwa in Privathand befindliche frühere Importexemplare sollte auftreiben können, bleibt mir ja nichts anderes als diese Blut- schande übrig. Da ich außerdem über genügen- des Zuchtmaterial an Ophiocephalus africanus Steind. verfüge und begründete Aussicht habe, Zuchtmaterial von Ophiocephalus marulius Ham. Buch. zu erhalten, der sich schon seit Jahren in Deutschland befindet, aber selbst in Züchte- reien sich bisher nicht vermehrt hat, wird es mir wohl diesmal gelingen, das Laichgeschäft bei einer oder der anderen Art selbst beob- achten zu können, ferner Kontrollversuche zu den mit einem Paare erhaltenen mit mehreren anderen Paaren anzustellen, und schließlich eine oder mehrere Entwicklungsserien zu erlangen, die uns vielleicht u. a. Aufschluß über die Ent- wicklung des akzessorischen Atmungsorgans geben werden. Zum Schluß will ich noch einige geschicht- liche Notizen über bisherige Einführungen und Zuchterfolge mit Schlangenkopffischen in Züch- tereien geben. Denn im Aquarium ist meines Wissens bisher keine Art nachgezüchtet worden bis auf den im Jahre 1905 von mir erzielten Zuchterfolg. Im Frühjahr 1893 importierte Dr. Schad, Treptow-Berlin, die ersten Schlangenkopffische. 25 Stück waren abgesandt worden, 24 trafen wohlbehalten ein; von dem letzten Exemplar fehlte jede Spur. Da ein Entweichen aus dem Behälter so gut wie ausgeschlossen ist, liegt die Annahme nahe, daß einer oder mehrere der Überlebenden gemeinsam sich den vielleicht etwas schwächeren Genossen zu Gemüte geführt haben, eine Annahme, die nach alle dem, was wir im Vorstehenden über die Fische gehört haben, nur zu wahrscheinlich ist. Im März 1896 führte Paul Matte, Lankwitz, zwei Arten aus Kalkutta ein, und im Januar des Jahres 1897 wiederum 40 Stück von Ophiocephalus punetatus Bloch. Nach den Beschreibungen der Tiere, die mir Herr Matte mündlich gab, handelt es sich zweifellos um die beiden Arten Ophrocephalus punetatus Bloch und O. striatus Bloch. Auch J. F. G. Umlauff, Hamburg, hat im Sommer und Herbst 1896 indische Schlangenkopffische importiert. Von dem ersten Matte’schen Import ging ein Teil infolge einsetzender kalter Witterung zu Grunde.*) Seit 1903 sind bei- *) O0. punctatus ist übrigens nicht besonders em- pfindlich und hat bei mir wochenlang Temperaturen bis zu 13° C. herab ohne jede Schädigung überstanden. Die afrikanischen Arten sind darin empfindlicher. 94 W. Köhler: Beiträge zur Biologie der Ophiocephalidae (Schlangenkopffische). Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. nahe in jedem Frühjahr Ophiocephalus-Arten, namentlich O0. punctatus Bloch, eingeführt worden u. a. von Köppe & Siggelkow, Hamburg. Auch der von Wertheim, Berlin, importierte von Dr. Bade in den „Blättern“ seinerzeit als ©. spec.? beschriebene und ab- gebildete Schlangenkopffisch scheint O. punctatus Bloch oder eine Varietät dieses Fisches zu sein. Dürigen schreibt nun in seinem Buch: „Fremdländische Zierfische“, S. 154, Paul Matte habe O. punctatus in seiner Zuchtanstalt zur Fortpflanzung gebracht; Herr Matte behauptet, beide Arten gezüchtet zu haben; er habe silbern und goldig gestreifte Junge gehabt. Es wird wohl in beiden Fällen ein Irrtum vorliegen; denn wie wir gesehen haben, wechselt, bei O. punctatus wenigstens sicher, die Färbung all- mählich von Silber in Gold, und da nach Dürigens Beschreibung Herr Matte eine ganze Anzahl 13—15 cm großer Fische im Zuchtbassin gehabt hat, ist es sehr wohl möglich, daß ver- schieden alte, daher verschieden gefärbte Junge derselben Art vorgelegen haben. Ich glaube aber auch nicht, daß es sich um Ophüocephalus punctatus Bloch gehandelt hat, wie Dürigen angibt. Erstens gibt mir der Satz Dürigens Anlaß zu Zweifel: „Man hat dabei zunächst die überraschende Beobachtung gemacht, daß diese Fische, die eine Länge von einem halben Meter Rechts Männchen, links Weibehen mit den Jungen im Maul, Paratilapia multicolor Schoeller (Buntfarbiger Maulbrüter). (Natürl. Größe.) und mehr erreichen, schon als kaum handgroße (13—15 cm lange) Tiere laichreif werden.“ O. punctatus erreicht nicht einmal ein drittel Meter Länge. Ferner der Umstand, daß aus einem allerdings sehr geräumigen Zementbecken 1400 Junge von 3—5 cm Länge abgefischt wurden, was mir trotz der Dimensionen des Zucht- behälters nach meinen Erfahrungen -über den Kannibalismus der Jungen dieser Art als ein Ding der Unmöglichkeit erscheint. Drittens, daß der mir auf meine Anfrage in den „Blättern“ übersandte, vom Verein „Triton“ be- zogene, also wohl von P. Matte stammende Fisch ein Ophiocephalus striatus Bloch war und schlieb- lich, daß Gebrüder Harster in Speyer, deren Zuchtfische wohl ebenfalls von P. Matte stammten und von diesen Herren, weil die Fische nach einer nur zu reichlichen Vermehrung in meter- langen Sätzen von einem Zementbecken ins andere voltigierten und alles auszuräubern drohten, zuletzt mit dem Flobert-Gewehr ab- geschossen werden mußten (auf andere Weise war den Fischen nicht beizukommen),*) zweifellos Ophiocephalus striatus Bloch vor sich gehabt haben. So sind denn mit meinem zu, *) Das kann ich Dee Ich hielt in einem etwa 400 1 fassenden Behälter über Winter 8 Kletterfische, 3 Saccobranchus fossilis und 2 Schlangenkopffische zu- sammen. Bei der sich mehrmals nötig machenden Ab- R. H. Franee: Aus dem Leben der Zelle. 95 höchstwahrscheinlich bereits zwei Arten Schlan- senkopffische in Deutschland gezüchtet worden, nämlich 0. striatus Bloch und O. punetatus Bloch. Hoffentlich tragen diese Zeilen dazu bei, zu weiteren Zuchtversuchen mit Ophio- cephaliden anzuregen. Die Zucht dieser Fische ist hochinteressant und nicht schwierig und — was nicht unwesentlich ist — das Zuchtmaterial, wenn vorhanden, nicht teuer. Pr — Aus dem Leben der Zelle.”) Von R. H. Franee. N. ei im deutschen Kulturkreise viele N Tausende von Naturfreunden, denen die Betrachtung der Blütepflanzen unerschöpflichen fisehung mit großem Netze waren die Schlangenköpfe stets die letzten, die ich erwischte, einmal erst, nachdem ich das Bassin bis auf 5 cm Wasserstand geleert hatte, Die Fische hatten sich im Sandboden eingewühlt und schnellten erst hervor, als ich mit gespreizten Fingern den Sand durchwühlte. *) Wir entnehmen mit gütiger Erlaubnis der Verlags- handlung („Kosmos“-Verlag, Stuttgart) diesen Aufsatz dem von uns wiederholt empfohlenen Prachtwerke „Das Leben der Pflanze“ als Textprobe aus dem III. Halbband (Preis 6,50 Mk. pro Halbband). Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter.“ Genuß gewährt. Es gibt aber fast gar niemand, der als Amateur sich in den Fluren der un- sichtbaren Welt ergeht. Noch vor hundert Jahren war das anders bei uns. Das Mikro- skop war damals ein Modeartikel und allent- halben, von Danzig bis Regensburg, fanden sich Männer, die in ihren Mußestunden sich den mikro- skopischen „Gemüts- und Augenergötzungen“, wie man es nannte, hingaben und damit die Wissenschaft von der Kleinwelt um ein Be- trächtliches förderten. Die ersten Namen der „Mikrologie* waren alle keine Naturforscher von Beruf. ©. F. Müller war Justizrat, Eich- horn war Konsistorialrat, Ledermüller, Goeze waren Pastoren, Paula v. Schrank Professor der Theologie, der erste Kenner der Algen, Traugott Fr. Kützing, war Apotheker zu Nordhausen. Warum kann das heute nicht mehr sein? Warum erreichen wir nicht die Zustände Englands, wo seit den Tagen des „Unsichtbaren Kollegs“ bis heute unter Kaufleuten, Juristen, Beamten und Ärzten das regste Interesse für die Wunder der mikroskopischen Welt erhalten blieb; wo große Liebhaberklubs zur Förderung mikroskopischer Kenntnisse bestehen und mancher Rechtsanwalt als berühmter Kenner der Kiesel- algen und Desmidiaceen gilt und von da aus auch sonst treftliche biologische Kenntnisse er- Paratilapia multicolor Schoeller (Buntfarbiger Maulbrüter). Weibchen, die Jungen bei drohender Gefahr ins Maul aufnehmend. (Nat. Gr.) 26 R. H. Frane6: Aus dem Leben der Zelle. warb — was ihm in seinem Berufe merk- würdigerweise gar nicht schadet. Man glaube ja nicht, daß zu dieser Art von „Gemütsergötzung“ das ganze kostspielige Labo- ratorium eines botanischen Instituts nötig sei — ein mäßig gutes Mikroskop, wie es jetzt schon zu sehr bescheidenen Preisen erhältlich ist, eine wenig kostspielige, kleine Batterie von Chemi- kalien, einige Bestimmungswerke*) und die all- gemeinen botanischen Kenntnisse, welche dieses Werk vermittelt, genügen schon, um dauernd in einer Welt Genuß zu haben, die an Merk- würdigkeit und Schönheit den Wäldern und Fluren in nichts nachsteht. Diese Augenergötzung gibt uns auch die besten Belehrungen über das Leben der Zelle. Wenn man als Mikrologe seine Aufmerksam- keit auf Ausflügen nicht so sehr auf die Rand- vegetation der Tümpel und Gräben, sondern auf das Wasser selbst richtet, so wird man in den meisten Gegenden Deutschlands gar bald Be- kanntschaft machen mit der interessantesten Pflanze, die es in der Natur nur gibt. In dem kristallklaren Wasser eines solchen pflanzen- reichen Tümpels ist immer eine seltsame Gesell- schaft versammelt. Rote kleine Wasserflöhe hüpfen mit neckischen Gebärden umher, weiße Hüpferlinge, an denen die dunkelgrauen Eier- säckchen wie komische lange Ohren zu beiden Seiten abstehen, eilen in mächtigen Sprüngen durch das Wasser, Borstenwürmer schlängeln rastlos, manch grünes oder hellrotes Strudel- würmcehen zieht stolz wie ein Schwan dahin — da auf einmal erblicken wir ein linsengroßes, grünes Kügelchen, das gelassen umherrollt wie ein Billardball ...... da noch eines, da wieder eines, und in einem stillen Winkel ist das ganze Wasser bis zum Grunde erfüllt von dieser maje- stätischen Wellenlinie des Lebens. Tausend grüne Kugeln rollen durcheinander, verschlingen und entwirren sich im gefälligsten Tanze, steigen auf und nieder, und die Natur verbirgt hier gleichsam in einem anmutigen Lächeln ihr tiefstes Geheimnis: das Lebensrätsel. Denn unter dem Vergrößerungsglas starrt uns dieses Kugeltierchen — Volvox globator nennt es die Botanik — fremd und unbegreif- lich entgegen. (Siehe die Farbentafel) Das ”) Als beste, erste Einleitung in den Formenreich- tum der mikroskopischen Liebewesen sich OÖ. Kirchner und E. Bloehmann „Die mikroskopischen Organismen des Süßwassers“ (2 Bde.) und E. Eyferth „Die kleinsten Lebensformen“ (Braunschweig, 1902). empfehlen soll eine Pflanze sein? Eine ungeheure Kugel, in der noch einige kleinere umherrollen, zu- sammengesetzt aus einem Netzwerk grünlicher Fäden, die regelmäßig zu Knoten verknüpft sind. Am Rande dieses mysteriösen Erdballs aber gibt es ein rätselhaftes Fließen und Strömen; das Wasser wallt ihm entlang, jedes Körnchen, das seine Wellen herantragen, wird jJäh umhergewirbelt und dann wieder fortge- schleudert. Und sehen wir genau zu, so ent- decken wir, daß dieses grüne Schiff tausend haarfeine Fädchen herausstreckt und mit ihnen eifrigst das Wasser peitscht. Was soll das alles bedeuten? Warum verfiel die Natur auf den phantastischen Gedanken des Xerxes, das Wasser züchtigen zu lassen? Anhaltende Beobachtung löst die eine und wirft hundert andere Fragen auf. Das Kugeltierchen ist kein Tier — es ist aber so lebendig, daß wir es den Älteren nicht verübeln können, wenn sie es für ein Tier halten wollten. Die Knotenpunkte seines Netzes sind Einzelwesen, die sich nur gegenseitig die Arme entgegenstrecken und sich daran festhalten. Das ganze ist eine Zellenkolonie und das lehr- reichste Beispiel, um den Bau aller Pflanzen zu verstehen. Denn durch eine Art Volvox- stadium gehen alle hindurch — auch alle Tiere und Menschen. In derselben Hand voll Wasser, mit der wir hundert Volvoxkugeln schöpfen können, schwim- men gewöhnlich auch alle Vorstadien dieser seltsamen Genossenschaft herum. Eine Viertel- stunde mikroskopischen Schauens läßt sie alle kennen. Da gibt es kleine Kugeln, deren Be- wohner darauf verzichten, so mit verschränkten Armen wie die Inwohner der Volvoxfahrzeuge durchs Leben zu pilgern, dann erblicken wir einen flotten Tänzer, der überaus drollig ein winziges Scheibehen mit tausend zitternden Rucken durchs Wasser wälzt. Stets vereinigen sich dazu zwei oder vier, acht oder sechzehn Paare, aber niemals mehr. Sie stellen sich sorglich in eine Reihe, die nächste Kolonne schließt an, bis ein regelmäßiges Viereck formiert ist, dann geht die Quadrille los. Die kleinen Peitschehen schlagen immerfort wie unser Herz, und wenn sie stille stehen, sind die kleinen Tänzer tot. Sie setzen sich auch dicht neben- einander um einen Mittelpunkt herum. Oder sie wollen nichts mehr voneinander wissen; die Kinder verlassen das Elternhaus und schwärmen allein auf gut Glück in der Welt des Wasser- tropfens herum. Ich habe einige dieser schon R. H. Franeö: Aus dem Leben der Zelle, 27 durch ihre Lebensweise so anziehenden Wesen auf unserer ersten Farbentafel abbilden lassen. Die einzelnlebenden nennen die Botaniker Chlamydomonas, die zu Trauben vereinigten Pandorina, das lustige Täfelchen heißt Gonium, und die Bewohner der kleinen Kugeln Eudorina. Eine Chlamydomonas-Zelle gewährt Ein- blick in eine überaus artige Hauswirtschaft. Bei so kleinen Abmessungen (denn so ein Zell- chen ist bestenfalls nur den 50. Teil eines Milli- meters lang) wird der ganze Körper so ziemlich durchsichtig — diese Wesen könnten wirklich dem Nachbarn bis ins Herz schauen. Schon das gewährt einen großen Genuß, wenn das Leben vor einem so kristallen und durchsichtig ausgebreitet ist. Man erblickt in diesem lebenden Kristall allerlei sonderbare Sachen. Vor allem eine prachtvoll goldgrüne Scheibe, die dem Zellchen wie eine Decke um den Leib geschlungen ist. Und in diesen Smaragd ist wieder ein Rubin eingefügt, ein hellrot blitzendes Körnchen. Auch Perlen einzusetzen vergaß nicht der Juwelier, der diese Kunststücke der Natur. formte. Ober- halb des Rubins sind zwei mattleuchtende Perlen nebeneinander. Aber indem wir sie genauer betrachten, sind sie verschwunden. Doch einen Augenblick später sind sie wieder da; zuerst ganz winzig, aber durch eine unsichtbare Macht fortwährend wachsend. Vor unsern Augen ver- größern sie sich, bleiben einen Moment still, dann stürzen sie jäh in sich zusammen, und das Spiel beginnt von neuem. Doch noch bestürzt ob dieser unbegreiflichen Sache, entdeckt unser, in der Welt der kleinsten Dimensionen nun langsam heimisch werdendes Auge schon wieder etwas noch Sonderbareres. Vor der kleinen Kugel, die diese Dinge in sich birgt, kriecht etwas herum, schlängelnd wie ein unendlich feines Würmchen. Daneben noch eines und beide sind an der Kugel angewachsen. Da auf einmal strecken sie sich weit in kühnem Bogen Wie ein Luftballon, der losgelassen wurde, und nun erschauernd, zitternd um einen Ruck höher steigt, sich dabei dreht, so beginnt unser geheimnisvoller Globus sich zu regen. Fortwährend zitternd, um seine Achse rotierend, wälzt er sich erst unbeholfen, alsbald flink und graziös durch den Wassertropfen und ent- schwindet nach einigen Sekunden unserm Auge. Folgen wir ihm, so belehrt er uns, dab er Gesellschaft sucht. Die Ohlamydomonas-Kugel steuert unbeirrt nach einem gewissen Teile des Wassers. Auf dem Wege begegnet sie Gleich- gesinnten. Von allen Seiten strömen die grünen Bälle herbei. Weil man ihr Bewegungsorgan wegen der Schnelligkeit seiner Wirbel nicht erkennen kann, sieht es ganz gespenstisch aus wie sie dahinschießen und in breitem Strome gemeinsam wallen wie eine Pilgerschar. Man begreift wohl, daß Leeuwenhoek, der die Chlamydomonas auch schon kannte, sie für belebte Atome der Materie halten konnte. Aber schon wird der Platz zu eng für die in rätsel- haftem Drange sich Versammelnden. Man gerät in Aufregung über das Durcheinander. Wie da alles schiebt und drängt, welch Gewimmel, welche Hast, wie viel Bewegung! Das Auge ermüdet ob der Unruhe in diesem Chaos. Wer das zum erstenmal sieht, dem wird unbehaglich zu Mute, und ein heimlicher Schauer macht ihn ernst und still. Die Majestät des Lebens schlägt uns in ihren Bann. Denn man bekommt Ehrfurcht vor der Größe einer Weltenkraft, die in einen arm- seligen Wassertropfen so viel Bedeutung, Ge- heimnis und Wunder legen kann. ... Aber indem unser Blick den Wassertropfen streift, an dessen unsichtbaren Bewohnern wir uns ergötzen, sehen wir, daß auch er sich ver- ändert hat. Ein feiner, grüner Saum umgibt ihn auf der einen Seite, und ein Vergleich mit dem vergrößerten Bilde zeigt, daß er die Ver- sammlung der grünen Kugeln ist, die da auch dem unbewaffneten Auge sichtbar wird. Jetzt verstehen wir, was die grünen Pfützen im Früh- ling bedeuten, was der grüne Schaum ist, den man so oft in Regenfässern und Gräben sah — das alles ist milliardenfaches Leben und ein Ausdruck dessen, daß die Vermehrungskraft der „Lebensatome“ so ungeheuerlich anschwoll, dab sie trotz ihrer Kleinheit aus ihrer Verborgen- heit heraustraten. Aber die Erkenntnisse überstürzen sich, wenn man einmal anfängt, diese Seite der Natur zu beachten. Rasch hat, man erkannt, welch stummes Gesetz den Wasserflug der grünen Ballons lenkt. Sie versammeln sich immer an der belichteten Seite des Tropfens. Sie sind empfindlich für das Licht. Daß dies für die Zelle sehr großen Wert hat, erkennen wir bald, wenn wir dem grünen Mantel, der ihr Inneres umhüllt, Aufmerksamkeit zuwenden. Dieses grüne Blättchen kehrt in allen Pflanzen wieder, die uns durch grüne Blätter erfreuen — ja, ich will es gleich vorwegnehmen: es ist so eigent- lich die Wurzel aller Unterschiede zwischen Pflanze und Tier. Man muß es daher genau 28 R. H. Franee: Aus dem Leben der Zelle. kennen lernen, will man der Pflanze Wesen verstehen. Und mit einigen Versuchen hat man auch rasch Verständnis für seine Wirkungen erlangt. Wenn man irgendwelche Wasserpflanzen dem Sonnenlicht aussetzt, so sieht man sie bald mit feinen Luftperlen besetzt. Und fängt man diese mittels eines Trichters, den man oben versperren kann, auf, so ist der Beweis leicht zu erbringen, daß es nicht Luft ist, was die Pflanze ausschied, sondern reiner Sauerstoff. Öffnen wir den Hahn und bringen wir ihm ein brennendes Zündhölzchen nahe, so sehen wir, dab sich das ausströmende Gas selbst nicht entzünden läßt (wie etwa Wasserstoff), wohl aber, daß das Zündhölzchen, sowie es davon getroffen wird, blendend hell aufflammt, und wenn es nach dem Auslöschen nur noch glimmt, in dem Gasstrom sich von selbst wieder ent- zündet. An diesen charakteristischen Zeichen erkennt man den Sauerstoff. Die grünen Scheib- chen, die in den Zellen saßen, sind die Fabri- kanten gewesen. Aber warum erweist uns die Pflanze den Liebesdienst, die Luft zu verbessern? Weil sie selbst den größten Nutzen davon hat. Sie hat nämlich ein Kunststück gelernt, nach dem wir vergeblich ringen und streben: Sie kann aus Luft Brot machen. Weil sie ein ganz auber- ordentlicher Chemiker ist. Sie ergreift gerade das, wodurch wir die Luft verschlechtern, die uns tödliche Kohlensäure, und aus ihr stellt sie im Handumdrehen Dinge her, die wir mit allen Retorten unserer Laboratorien nicht nachmachen können. Die Pflanze braucht dazu von auben nur noch ein wenig Wasser und zersetzt dann die Kohlensäure zu einer ganzen Reihe von Stoffen, die sie alle in besonderer Weise an ihrem Orte zur. Ernährung und als Baumaterial zu verwenden weiß. Nur für einen Stoff hat sie keine Verwendung. Das ist der bei diesen Zersetzungen freiwerdende Sauerstoff. Darum stößt sie ihn aus. Freilich atmet sie ihn dann wieder ein. Aber damit das alles funktioniert, muß ihre kleine Fabrik wohlbeleuchtet sein. Von der Allmutter Sonne borgt das Gewächs die Energie, um ihren Betrieb aufrecht zu er- halten. Weiß man die eine Tatsache, versteht man hundert andere. Die ganze Sehnsucht aller grünen Pflanzen nach dem Licht ist nun erklär- lich. Alles, was in einem solch unbeholfenen Geschöpf sich nur regen kann, wird in Be- wegung gesetzt, um dieses erste Bedürfnis des Pflanzenlebens zu befriedigen. Und so setzen sich die kleinen Kugeln der Chlamydomonaden, die Täfelchen der Gonien und die großen Staats- barken des Volvox mit ihren 22000 Ruderern in Bewegung und rollen sich nach dem köst- lichen Licht, sonst würden ja alle Insassen ver- hungern. Was produzieren nun diese Pflanzenfabriken? Auch darüber kann uns der Chemiker Aufschlub geben. Er rät uns folgendes kleine Experiment: Man lege über ein Pflanzenblatt einen Streifen dunkles Papier. Den Rest setzt man der Sonne aus. Ein paar Minuten genügen. Dann tauche man das Blatt in Alkohol. Der zerstört näm- lich das Pflanzengrün, deshalb Chlorophyll genannt, weil wir als Nachkommen des lateini- sierenden Mittelalters uns in der Wissenschaft zur Hälfte in toten Sprachen ausdrücken müssen. Er löst es auf. Als Zeichen dessen wird das Blatt bald leichenfahl, der Alkohol aber saftig grün. Wenn das Blatt ausgelaugt ist, dann bringe man es in eine Jodlösung. Und auf ein- mal erscheint da auf ihm die Photographie des Papierstreifens. Das Blatt wird überall blau- violett, mit Ausnahme des früher verdunkelten Streifens. Der bleibt blaß und fahl, und das besagt dem Chemiker sehr viele Denn nur die Stärke wird durch Jod blau gefärbt — mithin ist bewiesen, daß sich im Sonnenschein durch das Chlorophyll Stärke bildet. Es ist in den letzten 50 Jahren ein beson- derer Wissenszweig emporgewachsen, als sicht- bares Zeichen, welch wertvolle Früchte es trägt, wenn die Gelehrten das beschränkte Spezialisten- tum aufgeben und als Vermittler zwischen den einzelnen Erfahrungskreisen wirken. Ich meine da jene Chemiker, die auch botanische Kennt- nisse sammelten und die Pflanze und ihr Leben einmal in Hinsicht auf ihre Zusammensetzung und die chemischen Prozesse untersuchten. ‚Jene einfache Art der Belehrung durch Selbst- schauen und eigenes Experiment, deren wir uns bisher bedienten, muß den Resultaten dieser Mikrochemiker gegenüber freilich aufgegeben werden — denn nicht ein Band, sondern sogar viele Bände würden nicht genügen, um diese Forscher auf allen ihren Schleichwegen zu ver- folgen. Aber es ist auch gar nicht nötig. Ja, es führt sogar rascher zur Klarheit, wenn man die bisher erkannten physikalisch-chemischen Vorgänge im Pflanzenleben nur von einer Art höherer Warte aus übersieht, wo sich zwar mancher Einzelzug verwischt, dafür aber die allgemeinen Charaktere um so klarer hervor- treten. R. H. Franee: Aus dem Leben der Zelle. 29 Die Mikrochemiker versichern uns, daß die Pflanzenzelle die Fähigkeit hat, durch den ein- fachen Prozeß der Assimilation — denn so nennt man die Aufarbeitung der Kohlensäure — eine ganze Reihe der verschiedensten Stoffe her- zustellen. Und zwar — was für den Begriff der lebendigen Kräfte besonders kennzeichnend ist, — je nach Bedarf am richtigen Ort, zur richtigen Zeit. Die Zelle ist eben nicht nur Stoff, sondern in erster Linie ein Kraftzentrum, eine Energide. Sagen wir es nur ruhig heraus: Alles, was uns am Menschen unverständlich er- scheint, die unbegreifliche Schöpferkraft, aus sich heraus, ohne äußeren Anstoß zu wirken und Sinnvolles zu schaffen, das ist auch schon in der ersten Zelle da. Nur ist es da unendlich einfacher, überall auf die ersten Ansätze be- schränkt, darum auch leichter durchschaubar. Deshalb sollten diese für die meisten Menschen verschlossenen Dinge weit und allgemein be- kannt sein. Das beste, was wir in bezug auf uns selbst wissen können, lernten wir von diesem feinen weichen Körnchen, das einstmals auf der Erde erschien, um die Welt zu erobern. Darum gehören solche Kenntnisse auch unbedingt zu dem Wichtigsten an Bildung und sind inbegriffen in dem „Erkenne dich selbst“ der alten Griechen, das an die Pforten all unserer Kulturtempel geschrieben — sein sollte. Der Gewinn an Stoffen, der. durch die Assi- milation erlangt wird, ist ziemlich verschieden. Nur in einem Punkte gleichen sich alle „Assi- milate“. Sie sind Kohlehydrate. Das besagt dem Chemiker, daß eine tiefinnere Verwandt- schaft zwischen unseren wichtigsten Baustoffen und denen der Pflanze besteht. Denn Milch und Blut, diese zwei sonderbarsten Säfte des Menschen, enthalten auch reichlich Kohle- hydrate; in ihnen birgt sich das Geheimnis der animalischen Wärme, denn als Zucker und Stärke aufgenommen, verbrennen sie im Blute und werden in Fett verändert in einem Kreis- laufe abenteuerlicher Verwandlungen. Diese proteischen Fähigkeiten büßen die Kohlehydrate aber auch im Pflanzenkörper nicht ein. Zuerst eine zuckerartige Verbindung, gruppieren sich ihre Atome alsbald so, daß sie aus dem Unsichtbaren in sichtbare Formen treten. Ein feines Häutchen erstarrt an der Oberfläche der assimilierenden Zelle. Analysiert man es, so erweist sich, dab es aus 6 Atomen Kohlenstoff, 10 Atomen Wasserstoff und 5 Atomen Sauerstoff besteht. Eine solche Verbindung nennt man Zellulose. Sie ist der Baustoff, aus dem die lebende Substanz ihre Kunstwerke formt. Eine elegante, zierliche und fabelhaft verwickelte Architektur wird von ihr aus diesem plastischesten aller Baumaterialien errichtet, ein Gerüst aus feinsten Wänden, mit winzigen Trag- balken und Stützpfeilern, tausendfach gekammert und allen Bedürfnissen angepaßt. Und darin sitzt ein Klumpen Protoplasma, der ununter- biochen neuen Baustoff zubereitet, sein Gehäuse vergrößert, alle Schäden ausbessert, der das ganze Gebäude in Stand hält und es sich darin in einer Weise wohnlich macht, die unserer Einrichtungen vielfach spottet. Diese Gehäuse aber, wie ein Pünktchen so klein bei einem Pilz, wie ein Turm so hoch bei einem Baum, nennen wir Pflanze und konnten es die längste Zeit nicht fassen, daß es uns ebenbürtige lebende Geschöpfe sind, Doppelwesen wie eine Schnecke, die ihr Haus mit sich herumtragen. Aber weil sie es nur in den allerseltensten Fällen ver- lassen, hielt man das Haus für die Pflanze selbst. Aus Zellulose baut sich jede Zelle ihre Wand. Die Chlamydomonade hat sich daraus ein feines Häutchen gemacht, so zart, daß man es nur mit einiger Mühe entdecken kann. Aber es ist damit nicht abgeschlossen. Denn je nach be- sonderen Umständen wird die Zellulose in andere chemische Verbindungen übergeführt. Da sie weich und biegsam ist und aus solch feinem, papierartigen Stoff keine Häuser gebaut werden können, so wird sie an passendem Orte ver- stärkt, hart und undurchdringlich gemacht. Die Pflanzenteile, die sich aus solchen dick- und derbwandigen Zellen zusammensetzen, sind jeder- mann bekannt, denn sie heißen Holz. Oder die Zellulose wird noch weicher gemacht; die Pflanze führt sie in jene seltsame Form halber Lösung über, die man Schleim nennt. Z. B. gerade die Chlamydomonas findet es für gut, sich in einen so überaus elastischen Mantel zu hüllen, daß er alle Zusammenstöße unschädlich macht. Darum sehen wir jede ihrer Zellen mit einem lichten Heiligenschein umgeben, der aber, un- poetisch genug, nur aus Schleim besteht. Auch das Gonium-Täfelchen ist in solche ver- schleimte Zellulose eingebettet, und untersuchen wir unsern ersten mikroskopischen Bekannten, den Volvox, genau, so werden wir inne, dab jede Zelle in einer mächtigen Schleimschale sitzt, die sie besser als jede noch so wehrhafte Rüstung schützt. Aber die Pflanze läßt es auch dabei nicht bewenden. Die ersten Assimilate zerfallen nur nach außen hin in Zellulose. Im Innern des 30 Kleine Mitteilungen. Chlorophylimantels produziert sie damit gleich- zeitig einen andern Stoff: die Granulose. Die beiden mengen sich auf das innigste und scheiden sich aus dem Plasma aus. Wir hatten viel Interesse daran, diesen Vorgang zu erforschen, denn er ernährt uns. Er bereitet das „tägliche Brot“. Und weil die Pflanze diese Fähigkeit besitzt, stellen sich Millionen Menschen in ihren Dienst, trachten der Natur vorzueilen, graben mit unsäglicher Mühe den Boden auf, suchen der Pflanze jeden Wunsch abzulauschen, schaffen inr von weither alle ihre gewünschten Lecker- bissen herbei, betreuen sie, hegen sie, zittern bei jeder vorbeiziehenden Hagelwolke und beten inbrünstig um Sonne und Regen, damit es der Pflanze wohlergehe auf Erden — alles das, nur damit sie sich herbeiläßt, in ihren Millionen Kämmerchen Zellulose und Granulose zu mischen. Aber wenn sie es in genügender Menge getan hat und die Ernte vorbei ist, dann brüstet sich diese Dienerschar der Pflanzen: sie sei der Herr auf Erden. .... Man wird unter anderm auch etwas bescheidener, wenn man das Leben der Pflanze kennt. Die Zellulose- und Granulosemischung heißt Stärke. Vielleicht deshalb, weil in letzter Hinsicht alle Stärke im eigentlichen Sinne des Wortes von ihr abhängt. Sie ist der Haupt- bestandteil des Mehls. Die Stärke ist eine der merkwürdigsten Substanzen, die es auf Erden gibt. Sie verwirklicht das, was unsere Techniker schon so lange mit brennendem Kopfe suchen: sie ist stets verwertbare, gespeicherte Kraft. Die Pflanze braucht die Stärke nur in gewissen Momenten des Lebens, aber unter dem Zwange einer seltsamen Weisheit bereitet sie während der Assimilation stets eine bestimmte Menge davon und trägt sie als überflüssiges Kapital in die Sparkasse Sie erbaut sich Reserve- kammern, die mit dem kostbarsten Stoff an- gefüllt werden. Wie ein liebevoller und um- sichtiger Vater sein Leben lang spart, damit er seinem Sohne, wenn er ins Leben tritt, ein kleines Anfangskapital mitgeben kann, so ver- sorgt auch die Pflanze mit Vorliebe ihre Kinder: die Samen, mit einer gewissen Mitgift. Weil diese nicht unmittelbar nach der Geburt selbst assimilieren können, bekommen sie etwas von den fertigen Assimilaten mit. Das ist das ganze (seheimnis des Getreidekorns. Das Getreide ist ein Pflanzenembryo, der mit etwas Stärkevorrat auf die Lebensreise geschickt wird. Erwacht er im wohlig-feuchtwarmen Boden zum Leben, so zehrt er davon. Die Stärke wird wieder flüssig, sie gerät in den Rohzustand, und der Keimling kann ihr seinen wichtigsten Baustoff, die Zellulose, entnehmen. Aber nicht nur im Hinblick auf das kommende Geschlecht ist die Stärke der Pflanze von Nutzen. Sie entspricht in der Ökonomie des Haushaltes etwa dem, was für die Säugetiere der Fettansatz bedeutet. Sie ist ein Reservestoff, zu dem man in den Tagen der Not greift, dem also in den künftigen Be- trachtungen noch oftmals Aufmerksamkeit ge- schenkt werden mub. ” Kleine Mitteilungen. Zu unseren Bildern. — Die Knoblauchskröte (Felobates fuscus Laur.) ist eine von denjenigen ein- heimischen Froschlurchen, die dem auf Fang ausgehenden Terrarienliebhaber am seltensten begegnen. Dabei kann das Tier in Wirklichkeit durchaus nicht selten sein; denn mancherorts finden sich im zeitigen Sommer die mäch- tigen Larven dieser Art in großer Menge. Daß wir der Knoblauchskröte im ausgewachsenen Zustande so selten habhaft werden, liegt vielmehr an ihrer versteckten Lebensweise. Das Tier ist außerordentlich scheu; während man an trüben, regnerischen Tagen die ebenfalls ziemlich versteckt lebende Kreuzkröte (Bufo calamita Laur.) immerhin nieht allzu selten einmal beobachten kann, ist mir eine Beobachtung einer erwachsenen Knoblauchs- kröte in der Freiheit noch nie gelungen. Ich war daher hocherfreut, als mir im vergangenen Sommer eine Semina- ristin einen hübschen bunten „Frosch“ brachte, den sie beim Umgraben eines Beetes 4, m unter der Erde ge- funden hatte; natürlich brachte sie das Tier in einem Laubfroschglase mit reinem Wasser und Gras. Über die Beobachtungsgabe der jungen Dame habe ich mich auf- richtig gefreut; die Bezeichnung mit „Frosch“ brachte richtig zum Ausdruck, daß die äußere Form unserer Knoblauchskröte sieh weit mehr der eines Frosches als der einer Kröte nähert. Der Name „Knoblauchskröte“ ist denn auch wie so manche deutsche Tierbezeichnung recht unglücklich gewählt. Das Tier gehört weder zu den echten Fröschen (Ranidae), noch zu den echten Kröten (Bufonidae), sondern bildet eine Familie für sich, die Pelobatidae, für welche vielleicht der geeignetste deutsche Name Krötenfrösche wäre. Das Tierchen, welches ich erhielt, rechtfertigte seinen Artnamen fusceus (ein fahles Braun) ganz und gar nieht. Es war vielmehr auf hellem, stellenweise fast weißem Grunde prächtig olivgrün marmoriert wie die grüne oder Wechselkröte (Bufo viridis Laur.) abweichend von dieser aber über und über mit ungleich- mäßig verteilten und verschieden großen zinnoberroten Punkten übersät. Was die Photographie von dieser schönen bunten Zeichnung wenigstens an Schattierungs- abstufungen wiederzugeben vermag, hoffe ich, hat die zu unserer Photographie (Blitzlichtaufnahme im Zimmer) verwendete, pauchromatische Platte geleistet. Solche farbenbunte Objekte farbenrichtig wiederzugeben, gehört mit zu den schwierigsten Aufgaben der Blitzlichtphoto- Fragekasten. — Bücherschau. 31 graphie. welche namentlich, wenn viel Rot vorhanden ist, ohne Zuhilfenahme besonderer rote Strahlen er- zeugender Salze zu lösen ganz unmöglich ist. Durch ge- eignete Wahl und Belichtung des künstlich zusammen- gestellten Hintergrundes (eine Brombeerranke) glaube ich zugleich die versteckte nächtliche Lebensweise des Tier- -chens genügend gekennzeichnet zu haben. Ich weise ‚auf diese technischen Fragen der Tierphotographie be- ‚sonders hin, weil ich noch immer nur recht selten und ‚dann gewöhnlich von einem hervorragenden Meister auf ‚diesem Gebiete, wie es unser Mußhoff ist, wirklich ‚charakteristische Aufnahmen von Terrarientieren erhalte. Ich würde sehr gern öfter Illustrationen von Terrarien- tieren und entsprechende Aufsätze bringen, wenn mich meine verehrten Leser darin nur etwas mehr unterstützen wollten. Und die Sache ist wirklich nicht so schwer. Mit einiger Übung und Geduld ist namentlich die Blitz- liehtphotographie eine der leichtesten Sachen von der Welt. Das sollen auch die beiden folgenden Aufnahmen vorliegender Nummer zeigen, mit deren Veröffentlichung ich zugleich ein vor Jahren gegebenes Versprechen löse. Damals hatte ich an einer Zeichnung des buntfarbigen Maulbrüters getadelt, daß der Kehlsack falsch ge- ‚zeichnet wäre und sich viel zu weit nach hinten erstreckte, und zugleich in Aussicht gestellt, meine Behauptung durch die Photographie beweisen zu wollen. In diesem Sommer ist es mir nun nicht nur gelungen, durch die erste (der beiden hier veröffentlichten Aufnahinen, Paratilapia mwulticolor Schoeller, Pärchen, das Weibehen mit den Jungen im Kehlsack, den schlagendsten Beweis für meine damalige Behauptung zu erbringen, sondern mehr noch: eine Aufnahme des Weibchens dieser Fische zu erhalten in dem Momente, als es gerade durch Klopfen an die Aquariumscheibe beunruhigt, die Jungen ins Maul aufnimmt. Es ist höchst bedauerlich, daß zur Zeit noch kein mechanisches Reproduktionsverfahren imstande ist, die Feinheiten einer solchen Aufnahme winzig kleiner Objekte erschöpfend wiederzugeben, wenn man wie ich darauf verzichtet, zur Erhöhung der Kontraste Retusche zu verwenden. Ich erwähne nur, daß auf der Original- platte der ersten Aufnahme die Augenringe der ‚Jungen haarscharf durch den Kehlsack des Weibchens hindurch- schimmern und bei der Mehrzahl der ca. 50 jungen Fischehen, welehe sich auf der zweiten Platte abgebildet befinden, sämtliche Flossenstrahlen scharf erkennbar sind. Nebenbei will ich bemerken, daß mich die zweite Auf- nahme 3 Tage (!) geduldigen Wartens und zweimaliges Versäumen des Mittagessens (es war während der Sommer- ferien) gekostet hat, ehe es mir gelang, das Weibchen beim Aufsammeln der Jungen dicht an der Vorder- scheibe des Photographierbehälters durch eine kom- binierte Tages- und Blitzlichtaufnahme zu überraschen. Bekanntlich übergibt das Weibchen dieser Art die Jungen überhaupt nur am Tage ihrem heimischen Element und behält sie vom Einbruch der Dämmerung an die ganze Nacht über im Maul. Vielleicht erwecken die beiden vorliegenden Aufnahmen in anderen photographierenden Aquarienfreunden den Wunsch, sich einmal in der Lösung einer ähnlichen Aufnahme zu versuchen. An Objekten zum Photographieren fehlt es ja wahrlich nicht: Nest- bauende oder laichende Makropoden, zwei kämpfende Kampffischmännchen, Chanchitomutter, ihre führend, Girardinusweibehen beim Geburtsakt, Girardinus- Pärchen im Moment der Kopulation und was sonst noch alles. Köhler. Jungen Trasekasten. Fr. L., Lehrer, Luxheim, Kreis Düren. Ja, Verein „Alisma“, Aachen. Briefadresse ist mir nicht bekannt, erfahren Sie aber aus dem neuen „Jahrbuch für Aquarien- und Terrarienfreunde“, das demnächst erscheinen wird. A. M. in L. Ihre übrigen Fragen dürften sich durch die inzwischen erfolgte Veröffentlichung des Artikels über Schlangenkopffische erledigt haben. K. oo Bücherschau. Kalender für Tierfreunde und Tierzüchter 1907. Im Auftrage des Reichsbundes der österreichischen Tier- freunde herausgegeben von Guido Findeis. 128 Seiten. Preis 30 Heller, bei Frankozusendung durch den Heraus- geber, Wien I, Wollzeile 25. Bei Abnahme von 25 Ex- emplaren ermäßigt sich der Preis auf 10 Heller pro Exemplar. Das Buch trägt allgemein tierfreundlichen Be- strebungen Rechnung und berührt Aquarien- und Terra- rienliebhaberei nur nebenbei. Wenn diese Liebhaberei in Österreich erst annähernd die Verbreitung erlangt haben wird, die sie gegenwärtig in Deutschland hat, wird das wohl anders werden. Nachahmenswert ist der billige Preis, zu welchem ein so wichtigen Bestrebungen dienendes Buch in unserem Nachbarlande jedermann zugänglich gemacht wird. K. Das neue preußische Einkommensteuergesetz vom 19. Juni 1906 zu der vom Steuerjahr 1907 ab in Kraft tretenden neuen Fassung. Preis 1.20 Mk. Erhaltet unserer Heimat die Vogelwelt! Von Dr. Konrad Guenther , Privatdozent an der Universität Freiburg i. Br. Mit einem Anhang: Empfehlenswerte Stubentiere. Gewidmet allen Tierfreunden, Tierschutz- und Verschönerungsvereinen, Verwaltungen usw. Verlag von Friedrich Ernst Feßenfeld, Freiburg i. Br. Preis broschiert 50 Pfe. Wir lernen im angenehmen Plaudertone kennen, wie wichtig die Vogelwelt für die Schönheit der Natur, für die Kultur unseres Landes und für die Bildung und Veredelung unseres Volkes ist. Es wird dann weiter ausführlich begründet, daß die stetig fortschreitende Kultivierung des Landes an der Verminderung der Vögel hauptsächlich schuld sei, und es werden beherzigenswerte Fingerzeige gegeben, wie dem abzuhelfen sei. Schon wegen dieses einen Kapitels über „Vogel- schutz“, das eine große Menge leicht zu befolgender Rat- schläge enthält, verdiente das Buch die weiteste Verbreitung. Aber nur der wird die Vögel schützen und auf ihre Zunahme bedacht sein, der die rechte Liebe zur Natur hat. Es ist darum die erste und größte Aufgabe, so führt der Verfasser aus, in unserem Volke diese Liebe zu er- wecken. Die diesbezüglichen Anregungen des Verfassers sind beherzigenswert. Das Buch selbst aber, daß von glühender Liebe zur Natur diktiert ist, wird, glaube ich, manchen Leser für die Natur gewinnen. — Die Dar- stellungsweise ist äußerst fesselnd; wohltuend wirkt auch allenthalben der vorurteilsfreie Blick und die großzügige Anschauungsweise bez. des Haltens von Vögeln usw. in Käfigen. i Das herrliche und zudem recht billige Buch sei allen Naturfreunden und solehen, die es werden wollen, wärm- stens empfohlen! Bernh. Wichand, Leipzig. 32 Vereins-Nachrichten. VEREINS=#* NACHRICHTEN Betas 8% u Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. Abteilung für Aquarien- und Terrarienkunde der Naturhistorischen Gesellschaft zu Nürnberg. Die Abteilung wurde in der letzten Sitzung, welche am 8. Dez. 1906 stattfand, ins Leben ge- rufen und ist die Wahl der Oberleitung auf nachstehende Herren gefallen: 1. Obmann: H. Adam, Ingenieur, 29. Obmann: K. Saar, Expeditor, 1. Sehriftführer: A. Schmid, Lehrer, Schriftführer: Strobel, Refer., Kassierer: M. Gerstner, Graveur. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Magdeburg. Vereinslokal: „Tivoli“, Kaiserstraße. Sitzungen: Jeden 2. und 4. Dienstag im Monat. Briefadresse: W. Jürgens, Königgrätzerstraße 17p. Bericht über die General- Versammlung vom 8. Januar 1907. In der heutigen Generalversammlung wurden in den Vorstand gewählt: W. Jürgens, I. Vorsitzender, W. Kuhn, stellvertr. Vorsitzender, A. Kelm, Kassierer, Fr. Schneising, Schriftführer, F. Schönfeld, Bibliothekar, G. Hartkopf, Präparatenverwalter. Es wurde beschlossen die Vereinsberichte in den „Blättern“ und in der „Wochenschrift“ wieder regel- mäßig zu veröffentlichen, was im letzten Vereinsjahr nicht geschehen ist. Am Schluß der Sitzung Gratis- verlosung von 10 Stück dem Verein gestifteten Mollienisia formosa. Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg. (E. V.) Vereinslokal: Börsenhotel, Mönkedamm 7. Briefadresse: Dr. Franck, Hamburg 6, Schröderstiftstr. 7/9 I. Versammlung vom 15. November 1906. Der Unterzeichnete macht die Mitteilung, daß die letzte Versammlung der früheren Mitglieder der alten „Salvinia“ vor einigen Tagen stattgefunden hat, und daß die Liquidationskommission den früheren Mitgliedern in allernächster, Zeit die Schlußabrechnung zugehen lassen wird. Der Überschuß ist zur Überweisung an Roßmäßler bestimmt. Der Fragebogen für das Mandeesche Jahr- buch ist in der beschlossenen Weise ausgefüllt und ab- geschickt worden. Herr H. Lohmann hat die „Wochen- schrift“ von 1905 auf seine Kosten einbinden lassen und übergibt sie für die Bibliothek des Vereins. Wir sagen Herrn Lohmann auch an dieser Stelle unseren besten Dank. Herr Tofohr zeigte eine wohlgelungene Photo- graphie von Iguana tuberculata vor, die unser aus- wärtiges Mitglied Herr Mincke-Halle freundlichst für ihn angefertigt hatte. Der Unterzeichnete machte auf den Aufsatz unseres Herrn Müller über die einheimischen Drosera-Arten in Nr. 45 der „Blätter“ aufmerksam. Be- sonderes Interesse erregten die Ausführungen von Herrn „Salvinia“, Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, V erlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. GH opfer, Dr. Kammerer in Nr. 45 und 46 der „Blätter“ über das Gefangenleben von Lota lota. Dr. Bades Angaben, daß. die Aalquappe eine Länge von 90 cm und ein Gewicht. von 15 kg erreichen könne, möchten wir nicht unbedingt für Druckfehler halten; es kann sehr wohl sein, daß irgend wann einmal ein so ungewöhnlich großes Exem- plar gefangen worden ist. Uns selbst sind allerdings auch noch niemals Exemplare von mehr als 8 kg Ge- wicht vor Augen gekommen. Durch Herrn Dr. Kam- merers Bericht wird ferner die Frage angeregt, ob die Quappen unter Umständen lebendige Jungen zur Welt bringen. Es ist das eine Frage, die das allergrößte Interesse verdient, müßte dann doch irgend eine Art von innerer Begattung vorausgegangen sein. Herr Schülke teilte mit, daß beiihm Trapa natansim Aquarium drei wohl ausgebildete Früchte geliefert hat. Auch hatte er Alisma Plantago in diesem Jahre im Sumpfaqua- rium zu selten schöner Entwicklung gebracht; die Blüten- stände waren 2 m hoch. Herr Tofohr wies darauf hin, daß Alo& arborea nach seinen Erfahrungen für trockene Terrarien eine sehr geeignete Pflanze sei. Ferner teilte er mit, daß er seine bekannte Petrolzum - Terrarien- heizung in eine Gasheizung umgebaut hat. Im An- schluß daran schilderte Herr Lohmann seine Aquarien- heizung mit Acetylengas, die sich sehr gut bewährt hat. Im Vereinsaquarium, das Herr Lohmann im Forst- haus Langenfelde unterhält, war die Temperatur bis auf 5° ©. heruntergegangen. Das Aquarium enthielt unter anderen Fischen auch Danio rerio, Poecilia retieulata und amazonica und Gambusen. Beim Anheizen haben sich alle Fische wieder erholt, ohne daß sie weiteren Schaden genommen hätten. Kürzlich konnte Herr Lohmann beob- bachten, daß diese Fische auch bei 8° C. noch -lebhaft fraßen. Herr Lohmann hat es sich zum Ziel gesetzt, die Fische möglichst abzuhärten; so waren diese Tiere schon zuvor allmählich an verhältnismäßig niedrige Tem- peraturen gewöhnt worden, was sehr wesentlich sein dürfte. Im Vereinsbericht des Hydrophilus-Brandenburg a. H. vom 2. November teilt Herr Dr. Zimmermann Erfahrungen mit, die gleichfalls dafür sprechen, daß viele Fische, von denen man es nicht erwartet, recht tiefe Temperaturen ohne Schaden ertragen können, wenn sie systematisch daran gewöhnt werden. Es wäre zu wünschen, daß in Bezug darauf recht viele Versuche mit genauen Tem- peraturmessungen vorgenommen werden. Was in der Richtung der Gewöhnung an andere Verhältnisse bei vielen Tieren möglich ist, dafür kann man im neuen Hagenbeckschen Tierpark in Stellingen wunderbare Bei- spiele kennen lernen. Dort hatte man schon jm vorigen Winter afrikanischen Straußen Gelegenheit gegeben, nach Belieben ins Freie zu laufen. Sie haben davon Gebrauch gemacht und haben sich lustig im Schnee gewälzt, und es hat ihnen nichts geschadet. Diese Erfahrungen haben Hagenbeck auf die Idee gebracht, hier bei Hamburg eine Straußenfarm anzulegen; der Plan wird ganz ernsthaft. erwogen. Bei diesen lebhaften Erörterungen war es so spät geworden, daß mit allgemeiner Zustimmung der angekündigte Vortrag auf eine spätere Sitzung verschoben wurde. Herr H. Lohmann machte dann noch auf den in „Natur und Haus“ erschienenen Aufsatz „Der Regen- wurm als Aquariengast“ von Dr. Roth aufmerksam, durch den die Ausführungen in unserem Vereinsbericht vom. 6. September in allen wesentlichen Punkten bestätigt werden. Daß Regenwürmer, die sich im Aquarium aus. dem Ei entwickelt haben, sich sogar völlig an ein Leben im Wasser gewöhnen können, auch darin wird Herr Dr. Roth sicher Recht haben. Dr. Franck. Magdeburg, Am Weinhof 8/9; für den Anzeigenteil: © reutz’sche. Buuss b.M. Jahrgang XVIL. Heft 4. Brendiamour, S. &Co « Mlustrierte Wochen-Schrift für die Interessen der Aquarien- und Terrarienkunde. Die Goldfischabarten und ihre Zucht. Von W. Köhler. & er Goldfisch (Carassius carassius (L.) var. NY, auratus (L.)) selbst ist bereits ein Fisch, der seine Existenz der bewußten Zuchtwahl des Menschen verdankt. Viele Karpfenfische, zu denen ja der Goldfisch gehört, neigen zu par- tiellem Albinismus, d. h. zur Rückbildung eines Teiles der Farb- stoffzellen (Chromato- phoren)und somit zur Aufhellung . Ihrer Körper- farbe. _ Die Natur merzt durch „natür- liche Aus- lese“ (natural selection, Darwin) im Kampfe ums Dasein die hellergefärb- ten und da- her auffälli- geren Indivi- duen immer wieder aus; der Mensch dagegen, dem die heller gefärbten Exemplare selbstverständlich auch auffielen, fand an ihnen Gefallen, wählte sie aus und züchtete mit ihnen weiter („künstliche Zuchtwahl“). Durch die Domestikation begünstigt wird der „Gold- fisch“ ab und zu besonders goldige Individuen vereinzelt unter Tausenden erzeugt haben (Sprungvarianten nach De Vries), die bei Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. (Mit 1 Photographie und 2 Skizzen.) sorgsamer Auswahl und womöglich Inzucht die plötzlich (spontane) erworbene Rotgoldfärbung in ausgeprägtem Maße auf die größte Mehrzahl ihrer Nachkommen vererbten, bis eben die neue Varietät, „unser Goldfisch“, fertig war. Unsere bisherigen Vorstellungen über die Länge der Männchen in Brunst. Dunkelroter Komet. Zeit, die zur Erzeugung einer vom Typus so abweichenden, ziemlich konstanten Varietät nötig war, dürften entschieden verkehrt sein, wenn wir das, was De Vries durch zielbewußte Ver- suche mit Pflanzen demonstriert hat, ohne weiteres auf das Tier übertragen dürfen. Und die neuesten mit Tieren bereits angestellten Versuche lassen das als durchaus gerechtfertigt 34 W. Köhler: Die Goldfischabarten und ihre Zucht. erscheinen.) Wenige hundert Jahre dürften völlig ausreichend zur Züchtung des Goldfisches und seiner sämtlichen bekannten Abarten ge- wesen sein.”) Schneider bezeichnet in dem schon erwähnten Werk die Teleskopfische direkt als Sprungvarianten unseres Goldfisches. Zahlreiche Rückschläge in die Stammform (Atavismus). ja sogar in die ursprüngliche Stammform der gemeinen Karausche (ohne Goldfärbung) deuten darauf hin, daß die Goldfischabarten noch sehr jungen Datums sind. Das zur Geschichte des Goldfisches und seiner Abarten. Als Produkt künstlicher Züchtung, als „Haustier“ ist der Goldfisch und vollends erst der weit unbeholfenere Schleierschwanz, der klotzäugige Teleskop und das arme, hilflose Himmelsauge so der Natur entfremdet, daß es ganz und gar von der Gunst seines Erzeugers, des Menschen abhängig geworden ist. Über den Geschmack des Liebhabers läßt sich nicht streiten; vom Standpunkte des Naturkundigen betrachtet sind die Goldfischabarten ebenso arm- selige Krüppel wie etwa der Dachshund oder der Mops. Und wie Dachshunde und Möpse Liebhaber finden, so auch Schleierschwanz, Teleskopfisch und Himmelsauge. Pflege und Zucht der Goldfischvarietäten ist nicht ganz leicht und dem Anfänger keinesfalls zu empfehlen. Spielen doch erfahrungsgemäß in den meisten Fällen die ersten Fische, die der angehende Aquarienliebhaber in Pflege nimmt, mehr oder weniger die Rolle von „Versuchs- kaninchen“, und dazu eignen sich nun einmal die Goldfischrassen leider ganz und gar nicht. Erstens wären es ziemlich kostspielige Versuchs- objekte und zweitens vertragen sie langes Probieren nicht. Als degenerierte Wesen sind sie sehr sauerstoffbedürftig, in weit höherem Mabe als der Goldfisch und die gemeine Karausche; schon ein vorübergehender Sauer- stoffimangel im Wasser hat Unzuträglichkeiten, wenn nicht gar ernstere Erkrankungen im Ge- folge (s. Einleitung zu „Die Fische des Süß- wasseraquariums“). Desgleichen wirkt jeder nur einigermaßen schroffe Temperaturwechsel viel verhängnisvoller auf den Schleierschwanz als auf irgend einen anderen Fisch (Blasenkrankheit). Gelangen auf irgend einer Weise Parasiten ins Aquarium, so kann man beinahe Gift darauf ı) K. Camillo Schneider, Einführung in die Deszendenztheorie. Jena 1906. ?) Ed. Riepe, Das Alter der Goldfische und deren Abarten, in „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarien- Kunde 1906, S. 347. nehmen, daß der teuerste Schleierschwanz oder Teleskopfisch sie am ehesten aufliest. Und hat man wirklich ohne weiteren Schaden den Laich im Aquarium drin und die Fische draußen, dann ist immer noch die Frage, wie viel von dem Laich auskommt — ein großer Teil, und zwar nicht bloß unbefruchtete Eier, verpilzt — und wie viel von der ausgeschlüpften Brut später einmal wirklich auf die Bezeichnung „Schleier- schwanz, Teleskopfisch, Himmelsauge“ Anspruch erheben können. Doch, haben uns da unsere gewiß nicht hoch gespannten Erwartungen nicht schon zu weit geführt? können nicht noch mit Futter eingeschleppte Polypen, Larven der Büschelmücke (Oorethra plumicornis), ja selbst eine unseren Blicken entgangene Schnecke mit vereinten Kräften gerade unter den „schönsten“, weil unbeholfensten Fischen gewaltig auf- räumen? Wir sehen, auf manche Enttäuschung muß sich der Schleierschwanzzüchter gefaßt machen; aber andererseits übt wieder jeder sauer zu erreichende Erfolg einen besonderen Reiz. Wer Goldfischvarietäten züchten will, rüste sich also mit einem guten Stück Geduld und Pessimismus, und fange dann mit der noch am leichtesten zu züchtenden Rasse, dem Schleier- schwanz an. Man wähle ausgesucht schöne Zuchttiere mit tadellosem Behang und hochroter Färbung und lasse sich nicht durch den aller- dings sehr hohen Preis, der dafür gefordert wird, abschrecken. Man achte auch darauf, daß man wirklich Männchen und Weibchen erhält, was bei diesem Fische festzustellen nicht schwer ist. Das Männchen trägt eine Anzahl kleiner weißer Wärzchen, die sich rauh wie feine Sandkörnchen anfühlen, auf den Kiemendeckeln und dem ersten (verkhöcherten) Brustflossenstrahl. Das Weibchen zeigt diese Erscheinung nicht. Man wähle das größte, schönste, bestbepflanzte Aqua- rium am ÖOst- oder Südostfenster für die Fische aus und setze die Zuchttiere, am besten 2 Männ- chen und 1 Weibchen, allein hinein. Und dann passe man in den letzten Tagen des März und den ersten Tagen des April sorgfältig auf, wenn die ersten Frühlingssonnenstrahlen das (natürlich im geheizten Zimmer aufgestellte) Aquarium treffen. In die plump und träge umherschwim- menden Fische wird mit einem Male Leben kommen. Erregt jagen die Männchen das „Weibchen, die Schnauze dicht an den After desselben gedrückt, im Aquarium umher: die Fische „treiben“. Der erste Erfolg, der das Herz des glücklichen Züchters in spe höher schlagen läßt. Nun heißt es aber aufpassen! N W. Köhler: Die Goldfischabarten und ihre Zucht. 35 Sobald das „Treiben“ aufgehört hat, geht nämlich ggausgesetzt, stehen und nehmen dann, ohne das „Fressen“ los. Und jedes Laichkörnchen muß sorgfältig behütet werden; könnte es doch gerade in sich die Anlage zum prächtigsten Schleierschwanz tragen. Wir nehmen also die Elternfische schleunigst heraus und bringen sie in ein gleichfalls sauber vorgerichtetes Reserve- bassin unter. Dort bewirten wir sie mit einem für uns weniger wertvollen Ge- richt als Schleierschwanzkaviar. — Vielleicht bereiten sie uns dann gar noch die Freude, das „Trei- ben“ noch einmal aufzunehmen. Wir lassen sie natürlich gern gewähren und bringen sie, nach- dem sie ermattet innegehalten, in einem Eimer mit abgestande- nem Wasser, in einem Schaft oder sonst einem größeren Ge- Fig. 1. Se Q e R h 1. Brustflossen. fäße unter, bis wir ein drittes >. Bauchflossen. 2 R 3. Vorafterfalte. Aquarium abgefischt und für «. After. < c 5. Afterflosse. sie bezugfertig gemacht haben. s. Schwanzilosse. Denn auf soviel Segen waren wir von vornherein kaum gefaßt. Nun setzen wir die Durchlüftungseinrichtung in Betrieb, vor allem in den Laichaquarien, um das Wasser tüchtig mit Sauerstoff anzureichern, achten auch sorgfältig bei dieser Gelegenheit auf jedes Kleine Schneckchen, das sich etwa noch im Laichbehälter sehen läßt und nicht übel Lust zeigt, sich an den kostbaren Eiern gütlich zu tun. Nach 3 bis 4 Tagen, wenn das Wetter einigermaßen schön und die Zimmertemperatur nicht zu tief war, schlimmstenfalls nach 6—7 Tagen schwirrt es im Bassin von winzig kleinen nadelförmigen Tierchen, die einem Fische, vollends aber einem plumpen Schleierschwanz, in keiner Hinsicht ähnlich sind. 2 Tage nach dem Ausschlüpfen der Jungen ist der Dottersack aufgezehrt; dann beginnt der Schmaus unter den Infusorien im Aquarium. Die werden bei der Menge der Brut auch nur 2, 3 Tage vorhalten. Also rasch Heu- aufguß (Einleitung zu „Die Fische“ usw.) her- gestellt. Da wir vorsichtigerweise nur totes Mischfutter in den jetzt von der Brut besetzten Aquarien verabreicht hatten, sind sie polypen- frei geblieben. Wir wollen uns daher doppelt vorsehen, wenn erst die Fütterung der hungrigen Brut mit sog. lebendem Futter erfolgt! Wir sieben das Futter, indem wir es mit dem Wasser durch feinmaschige Drahtgaze gehen lassen; lassen das gesiebte Futter erst einige Stunden in einer großen emaillierten Abwaschschüssel, dem Lichte (es braucht nicht Sonne zu sein) Ränder und Boden des Gefäßes zu berühren, mit ganz langsamen Netzzügen nur aus der Mitte desselben das Futter heraus. Die etwa vor- handenen Polypen werden sich sicher an den hellsten Stellen der Wände festgesetzt haben, wo sich einige in den Futterbehälter eingesetzte große Spitzschlammschnecken (Limnaea stag- nalıs L.) schon daran delektieren werden, und wir sind wenigstens beinahe sicher vor der Einwanderung solcher ungebetener Gäste ins Aquarium. Es wäre verkehrt, aus Furcht vor Polypen der Brut nur feingestoßenes totes (Misch-)Futter verabreichen zu wollen und so ihr die natürlichste Nahrung vorzuenthalten. — Wir werden sehr bald zu unserer Freude bemerken, wie die Fischehen gedeihen; manche sind sogar ganz auffallend gewachsen. Wir sehen sie erwartungs- voll genauer an: die erste Enttäuschung! Einer wie der andere — „Kometen“! So nennt der Züchter einfachschwänzige Schleierschwanzbrut (Fig. 1), die übrigens zum größten Teil in 2 bis 3 Jahren einen durchaus nicht unschönen An- blick bieten würde (man vergleiche die Photo- graphie!) mit ihren langen, schleierartig wallen- den Schwänzen; aber wir haben uns eben auf Doppelschwänze kapriziert. Wir fangen also ärgerlich die „Fresser* heraus und bringen sie gesondert unter. Und das war unbewußt das Klügste, was wir tun konnten. Die zurück- gebliebenen Schwächlinge haben jetzt das Futter für sich allein; die Kräftigeren, 'behenderen Einfachschwänze können es ihnen nicht mehr vorm Maule wegstibitzen. Die scheinbaren „Kümmerer“ wachsen jetzt auch heran, und siehe: ein Doppel- schwanz, noch einer, wieder Fig. 2. einer usw.! (Fig. 2). Wenn Zahlenbezeichnung auch mancher, ja der größte wie bei Fig. 1. Teil der Brut keine tadellos doppelschwänzigen Exemplare ergibt, so werden sich doch wohl unter den Hunderten einige wenige ihrer guten Herkunft entrinnen und das Beispiel ihrer Eltern nachahmen. Bei den anderen Goldfischrassen Können wir uns kurz fassen. Ihre Zucht ist noch etwas heikler als die des Schleierschwanzes und man erhält noch mehr „Ausschuß“ als bei diesem, weil zu der Ebenmäßigkeit und Schönheit der Flossen noch die Forderung gleich- mäßiger schöner und großer Augen, beim 96 'E. Herold: Gescheckte Gambusenweibchen. Himmelsauge zudem‘ noch die Bedingung, daß ‚die Augen nach oben gerichtet sein müssen, kommt. Man halte die Zuchttiere nötigenfalls. im ‘Winter getrennt, Männchen und Weibchen für sich in besonderen Behältern, und setze sie erst am ersten sonnigen Frühlingstage zusammen. Dann wird das „Treiben“ sofort losgehen. Auf „künstliche Befruchtung“ (Abstreichen von Laich und Milch), wie sie der routinierte Schleier- schwanzzüchter wohl öfters übt, lasse sich der Anfänger nicht ein! Eine Ungeschicklichkeit könnte ihm seine Fische kosten. Schließlich als letzte Regel: Man verteile die Brut, sobald sie heranwächst, immer in möglichst gleichgroßen Exemplaren auf mehrere Aquarien! Das muß man mindestens mit allen den Brutfischen tun, deren Äußeres einen tadellosen Fisch erhoffen läßt. Man rechne auf jeden Brutfisch von dieser Primasorte ruhig 1 1 Aquarienwasser, damit er sich ordentlich ausschwimmen und auswachsen kann. Bei nur einigermaßen beschränkten Ver- hältnissen helfe man mit der sonst ganz gut zu entbehrenden künstlichen Durchlüftung nach. Gescheckte Gambusenweibchen. Von E. Herold, „Triton“-Berlin. Ds ist nicht zu leugnen, daß das Kapitel NA, von den Gambusen uns nach mancher Richtung hin Rätsel aufgibt, die bis heute noch ihrer Lösung harren; es verdient daher meiner "Ansicht nach eine jede Beobachtung, welche zur ' Klärung einer dieser Fragen etwas beiträgt, Beachtung; und von diesem rein sachlichen Standpunkte aus möchte ich die folgenden Aus- führungen aufgefaßt wissen. Indem wir Liebhaber heute im allgemeinen wohl der Ansicht sind, daß wir in den durch Größe und Farbe verschiedenen Geschlechtern bei Gambusia affınis die zusammengehörenden Tiere vor uns sehen (was übrigens’ noch keines- wegs einwandfrei bewiesen ist) gibt uns nament- lich der auffallende Farbenunterschied mancherlei zu denken, und in der Tat fehlt uns bisher immer noch eine überzeugende Erklärung dafür. Bereits vor zwei Jahren hat Herr W. Köhler in der „Wochenschrift“ (No. 3 und 4 des II. Jahr- gangs) eine sehr eingehende Abhandlung über die Gambusenfrage niedergelegt und er kommt darin zu der Ansicht, daß die unscheinbare ‘Färbung des Weibchens die ursprünglich bei beiden Geschlechtern gleiche darstellt, während die Schwanzscheckung des Männchens eine. Er- rungenschaft der neueren Zeit darstellt und eine Schutzfärbung für das Weibchen zur Er- haltung der Art bedeutet. Herr Köhler schreibt dort: „Das viel gewandtere Männchen — es ist auch stets kleiner als das Weibchen, lenkt durch seine grellere Zeichnung etwaige Feinde von dem die Brut in sich tragenden und daher un- beholfenen Weibchen auf sich ab, ein Kunstgriff, der durchaus nicht vereinzelt (Vögel!) in der Natur angewandt wird. —“ Wenn auch nicht geleugnet werden kann, daß diese Theorie in überraschend einfacher Weise eines der uns beschäftigenden Rätsel zu lösen scheint, so muß doch die Frage gestellt werden; wodurch sucht Herr Köhler dieselbe zu stützen? Wenn er zu Gunsten seiner Annahme die Beobachtung anführt, daß die Geschlechter ganz gleichgefärbt zur Welt kommen und die Farben- differenz erst mit nahender Geschlechtsreife, oft erst nach Eintritt derselben sich bemerkbar macht, womit zugleich das junge Datum der Neuerwerbung bewiesen werden soll, so kann dem entgegengehalten werden, daß eine Aus- färbung, eine oft wohl bedeutende Farben- veränderung erst bei vorgeschrittener Entwick- lung bei so vielen Fischen zu beobachten ist, daß sie gerade bei den Gambusen nicht be- sonders auffällig erscheint, wenn auch zugegeben werden muß, daß sie hier oft sehr spät eintritt. Es muß dabei immer noch dahingestellt bleiben, ob diese Farbenentwicklung in der Freiheit nicht vielleicht ganz anders vor sich geht. Einen weiteren Beweis für seine Ansicht sieht Herr Köhler darin, daß nach Beobachtungen von Jordan und Evermann in der Freiheit, wo sie also viel unter feindlichen Verfolgungen zu leiden haben, die Männchen sehr selten sind; bei einem Fischzug im Polomae sollen unter 69 gefangenen Gambusen 68 Weibchen und nur 1 Männchen gewesen sein. Ja, aber können wir denn eine Schutzfärbung als zweckmäßig betrachten, welche ein so ausgesprochenes Miß- verhältnis in der Individuenzahl beider Ge- schlechter nach sich zieht? Möchte nicht bei fortschreitender Vernichtung der Männchen im gleichen Maßstabe schließlich statt der Erhaltung der Art der Untergang derselben die Folge sein? Ein schwerwiegender indirekter Beweis scheint nun darin zu liegen, daß es nie hat ge- lingen wollen, in Liebhaberkreisen gescheckte E. Herold: Gescheckte Gambusenweibchen. 87 Weibchen nachzuweisen, alle Weibchen schienen eben einfarbig zu sein. — Eine Erschütterung seiner Theorie mußte Herr Köhler daher darin erblicken, daß ihm im Sommer des letzten Jahres durch ‘Herrn Zeller, Mitglied. der „Vallisneria“ in Magdeburg ein schwarzgeschecktes Weib- chen überbracht wurde. Er hat dieses Weib- ‚ chen photographiert und in Heft 30 der „Blätter“ 1906 abgebildet. Es schien kein Zweifel möglich, es war ein trächtiges Weibchen und offenbar voll von Eiern. Das Weibchen ist kurz nach der photographischen Aufnahme gestorben und war nun der anatomischen Untersuchung zu- gänglich — und was ergab diese? — Das scheinbar zweifellose Weibchen ent- puppte sich als ein ausgesprochener Zwitter! Vorn zwischen den ÖOvarien, den Eibehältern, lagen die kleinen aber deutlich ent- wickelten Hoden! Da erzählt in No. 44 der „Wochenschrift“ der durch seine aufmerksamen Tierbeobachtun- gen rühmlichst bekannte Zahnarzt Hartmaun (Münster i. W.) allerlei Erlebtes aus seinem Freilandbecken. Er erwähnt dabei auch seine Gambusen und schreibt: „— Jedenfalls haben sich in unserm Freilandbecken zu Sudmühle ge- zogene weibliche Jungfische ebenso schön ge- färbt, wie die Männchen.“ — Darauf große Be- geisterung bei den. Gambusenfreunden!: Es regnet Briefe und Karten bei Herrn Hartmann, jeder will gefleckte Weibchen haben und der Ichthyo- logischen Gesellschaft in Dresden gelingt es, drei Stück derselben in ihren Besitz zu bringen. — Aber was geschieht? — Nach wenigen Tagen hat er die Tiere wieder — es waren nämlich Männchen! Der Kopulationsstachel war schlecht entwickelt und daher schwer zu erkennen ge- wesen. Wieder also bleibt die Köhler’sche An- sicht unwiderlegt: Es gibt keine gescheckten Gambusenweibchen! In der „Triton“-Sitzung vom 28. September des vergangenen Jahres brachte Herr Julius Reichelt zwei Stück Gambusia affinis zur Vor- zeigung, welche durch einen Matrosen nach Europa gekommen waren. Dieselben waren dunkelgescheckt und unterschieden sich in der Färbung durchaus nicht von Männchen, die Größe und Körperform wies aber entschieden auf Weibchen hin. Das eine der Tiere war bereits in festen Händen, das andere ist bald darauf eingegangen und gelangte zum Zwecke einer anatomischen Untersuchung in meinen Besitz. Zur Ausführung derselben wandte ich mich an Herrn Dr. Pappenheim, Assistent am Kgl. ‚Zoologischen Museum hier. In liebens- würdigster Weise hat sich Herr Dr. Pappenheim hierzu ‚bereit erklärt und in Gemeinschaft mit Herrn cand. phil. Philippi, der soeben eine in dies Gebiet einschlagende größere rein anatomi- sche Arbeit abschließt, die sehr zeitraubende und umständliche, wissenschaftlich einwandsfreie mikroskopische Untersuchung vorgenommen. Das Resultat war: ein untadelhaftes, normales, geschecktes Weibchen! Dem mir vorliegenden Prüfungsbefunde des Herrn cand. Philippi ist zu entnehmen, daß das Tier weder in Form noch Stellung der Anale Anklänge an die Ausbildung dieser Flosse beim Männchen zeigte; auch der herauspräparierte Ovar zeigte bei Lupenbetrachtung nichts Ab- normes. Das letztere wurde in Schnitte zerlegt, gefärbt, und Schnitt für Schnitt mikroskopisch untersucht. — Das Ovar enthielt keinerlei männliche Geschlechtsprodukte, weder fertige, noch im Entstehen begriffene. Das Tier wär also nicht zwitterig. — Außer den großen, wohlausgebildeten dicht vor der Befruchtung stehenden, bereits dem bloßen Auge sichtbaren und dem Ovar seine gelbe Farbe gebenden Eiern enthielt das Ovar noch zahlreiche mikro- skopische Jungen für spätere Bruten. Das Tier war also noch nicht am Ende seiner Eiproduk- tion angelangt. Es liegt kein Grund vor, es als unfruchtbar anzusehen. Mit dieser, wie ich glaube, einwandsfreien Beobachtung, deren Beweiskraft doch in keiner Weise bestritten werden kann, dürfte sich die Köhler’sche Theorie schwer vereinen lassen. — Es sei mir ferner noch gestattet, darauf hinzuweisen, daß. bei den zahlreichen übrigen bekannten Cyprinodontiden mit gleicher Lebensweise wie Gambusıa eine solche Verschiedenheit in der Färbung nicht vorhanden ist, obwohl sie, wenn sie eine Schutzfärbung darstellt, doch ihnen den gleichen Vorteil zur Erhaltung der Art bringen müßte, wie den Gambusen. — Auch hat man im Freileben zahlreiche Männchen beobachtet von gleicher unscheinbarer Färbung wie die Weibchen. — Endlich heißt es bei Jordan & Evermann in der Beschreibung von Gambusia affinis: „Diese Farbenunterschiede sind wahr- scheinlich von geringerem Werte.“ — Das zweite der beiden Rei: heltschen Gam- busen befindet sich in den Händen eines „Triton“- Mitgliedes; es ist noch am Leben und vergnügt und munter. Auch dieses scheint ein normales, gesundes, trächtiges Weibchen zu sein, und sein Besitzer erhofft von ihm Nachzucht und viel- leicht mancherlei Auskunft über streitige „Gam- busenfragen“. Sollte sich auch dieses Tier tat- sächlich als ein Weibchen erweisen, so wäre damit einem etwaigen Einwande, daß bei unserem Weibchen nur ein Ausnahmefall, eine Arrhenoidie vorgelegen habe, die Spitze abgebrochen. „Wie es bärtige Weiber gibt —“ sagt darüber Herr Köhler auf S. 297 der „Blätter“ — „wenn auch Gott sei Dank selten, so kann es auch Fische geben, bei denen einzelne Weibchen die sekun- dären Geschlechtscharaktere der Männchen, bei ——T VEREINS:* NACHRICHTEN 38 Vereins-Nachrichten. den Gambusen also Schwarzscheckung, zeigen.“ — Diesen Ausnahmefall gleich zweimal hinter- einander anzunehmen, wäre dann doch wohl nicht angängig. Hoffen wir also von der Zu- kunft das Beste! Es ist aber wohl anzunehmen, daß diese beiden Exemplare nicht die einzigen bleiben, daß sich hie und da bald andere hinzufinden werden; und dann wird man es nicht mehr ver- messen finden, wenn ich behaupte: Es gibt doch gescheckte Gambusenweibchen. er a! a Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hötel Roth, Neuturmstr. 5. Donnerstag, den 23. August 1906. Nach Eröffnung der Sitzung durch den I. Vorsitzenden und Verlesung des Protokolls der letzten Wochen- versammlung gibt Herr Lankes bekannt, daß wie ihm Herr Riedel vom Verein „Wasserstern“-Augsburg in einem Briefe mitteilt, eine bei Friedberg, Oberbayern anfänglich als Lacerta muralis angesprochene Echse sich bei näherer Untersuchung als Lacerta vivipara entpuppte. Herr Lankes rekapituliert hierauf nochmals den Kassen- bericht bezüglich unserer Ausstellung. Wir geben den- selben hiermit unseren verehrlichen Mitgliedern an Stelle eines besonderen Ausweises bekannt und glauben, daß einige Ziffern auch bei anderen Vereinen Interesse finden werden: Einnahmen: Eintrittsgebühren (30, 20 und 10 Pfg.) und für Kataloge (20 Pfg.) 4422,50 Mk. Losverkauf (20 Pfg.) . . . 1634,00 „ Garderobegebühr (5 Pfg.) . 319,187; Summa: 6375,68 Mk. Ausgaben: Spängler Mean ehe 70,80 Mk. Schreiner 299,18, Maler . 60,00 „ Tapezierer . 394,26 „ Kunstgärtner . 500,00 „ Großes Plakat, Druck und "Anschlag . m ,229925,20. 8, Kleine Plakate, Drucksachen (Katalog) ; 594,35... Lossteuer ner 230000 Personalkosten für Garderobe, "Kasse, Los- verkauf, Kontrolle, Wache 399,802 5, Ankauf für Aquarien und Terrarien usw. zur Verlosung . 3 471,00 ,„ Ankauf von Pflanzen . 106,50 „ Ankauf von Literatur . ; 73,00 „ Transport der Behälter zur und von der Ausstellung . A80.908, Insertionskosten 93,00 , Lokal-Reinigung und Verschiedenes . 52,84 Summa: 4123,53 IK. Abgleichung: Einnahmen . 6375.68 Mk. Ausgaben 4123,53, 7; Reineinnahme: 2252,15 Mk. An Geschenken gingen ferner 105,12 Mk. ein, für welche wir auch an dieser Stelle herzlich danken. Desgleichen danken wir den vielen Mitgliedern, welche durch Zeich- nung eines Garantiefonds unsere Sache unterstützten. Ausgegeben wurden über 10000 Billetts für Erwachsene zu 30 Pfg., ca. 3200 Billett für einzelne Kinder ä 20 Pfg. und für 90 Schulklassen, die Klasse zu 40 Kinder durch- schnittlich gerechnet 3600 Billetts & 10 Pfg. Zum Ver- kauf gelangten rund 3600 Kataloge a 20 Pfg. Im Ein- lauf: Offerte der Tierhandlung K. Wolf-Hamburg, Karte des Herrn Mußhoff-Patschkau, und drei launig gehaltene Grußkarten von Herrn Rembold aus Münster i. Westf., Wiesbaden und Mainz. An Zeitschriften liegen im Ein- lauf: „Blätter“ Heft 30, 31, 32 und 33. Über einige uns besonders interessierende Artikel referiert Herr Lankes. Die No. 31 der „Blätter“ bringt einen Bericht über unsere Ausstellung. Wir geben der Genugtuung Ausdruck, Berichterstatter für die Ausstellung gefunden zu häben, die bislang zu unserer Gesellschaft in keinen besonderen Beziehungen standen. „Natur u. Haus“, Heft 18 bis 22. Eine Reihe einschlägiger Aufsätze aus diesen Heften wird bekannt gegeben. Eine sehr interessante Schilderung über die Brutpflege einer neu importierten Characiniden- Art, die im Habitus am ehesten mit einer Haplochilus- Art zu vergleichen wäre, bringt die Wochenschrift Heft 34. Das Pärchen heftet seinen Laich ca. 4—5 em über dem Wasserspiegel an die Glaswand des Aquariums an, worauf das. Männchen denselben durch fortwährendes Benetzen mit Wasser vor dem Vertrocknen schützt. Als eine weitere Neuheit wird in der gleichen Nummer Tetra- gonopterus ulrey Boul. beschrieben. Ein mit „Gefährdung der Tierwelt“ benannter Artikel urteilt entschieden zu scharf. Den ersten von Dr. Wolterstorff erwähnten und weiterhin zitierten Absatz der Lohn’schen Arbeit unterschreiben wir gerne. Wir geben auch zu, daß die Händler in der Umgegend der großen Städte (aber auch pur hier) der heimischen Kriechtiere und Lurchwelt unter Umständen zusetzen können, wir verurteilen Fang und Pflege der Kriechtiere und Lurche durch die Kinder und bedauern den allerdings bedeutungslosen Verlust, den die Dinge zu wenig ernsthaft nehmende Dilettanten ver- ursachen. Aber, daß es trauriger noch, als mit unserer Vogelwelt mit den Kriechtieren und Lurchen steht und daß unsere unschädlichen Schlangen, die glatte Natter und die Ringelnatter über kurz oder lang bei uns aus- sterben werden, wie Löns meint, ist eben eine Behauptung, die vollständig wertlos ist, wertlos deshalb schon, weil sie nicht bewiesen werden kann Zugleich aber erinnert sie daran, daß vom Zimmer aus oder vom Sehaufenster eines Händlers in der Großstadt weg, sich solche Sachen nicht beurteilen lassen. Derjenige aber, der jahraus Jahrein die weite Natur durchstreift, gelangt zu wesentlich anderen Anschauungen. Wenn Löns dann sagt, daß die Aquarien- und Terrarienhändler gründlich für Ausrottung unserer Schlangen und Echsen sorgen, so ist und bleibt das eine große Übertreibung und wenn er weiter bemerkt, Vereins-Nachrichten. 39 daß der Aquarien- und Terrariensport zum großen Teil nichts wie eine sinnlose Faunenausräuberung ist, so fehlt ihm eben für diesen Zweig der Naturbeobachtung ent- weder jegliches Verständnis, oder er hat im Leben noch keine richtigen Aquarier oder Terrarier gesehen und ge- sprochen. Die Aquarien- und Terrariensache ist, das möchten wir hier einmal aussprechen, für einen großen Teil der Reptilien, Amphibien und Fische usw., das was der Zoologische Garten für die großen Säugetiere und Vögel ist, ja in vielen Fällen sogar noch etwas weit besseres und vollständigeres. Die Aquarien- und Terrarien- sache, die sich übrigens gegenwärtig schon in nur einem Bruchteil der Vertreter mit der heimischen Reptilien- und Amphibienfauna befaßt, wird nie Ursache, daß nur ein einziges Reptil oder Amphibium bei uns auf das Aus- sterbeetat kommt, ebensowenig oder noch weniger als die Vogelpflege und Zucht Ursache wurde, daß eine Vogel- art ausgestorben wäre. Selbst wenn es Zweck und Auf- gabe der Terrarier wäre, sie könnten Ringelnatter, oder glatte Natter und Blindschleiche so wenig ausrotten, als man es bis heute trotz allen Hasses und vieler Prämien bezüglich der Kreuzotter fertig gebracht hat, es nie fertig bringen wird und wenn die bisher zwecklos verausgabten Prämien verdoppelt und verdreifacht werden sollten. Totgeschlagen werden Ringelnatter und Glattnatter seit Jahrhunderten, längst schon als es noch lange keine Terrarienfreunde gab. Es wird auch noch jetzt und wahr- scheinlich auch später noch manche dieser Nattern unter den Stockschlägen eines erschreckten und unkundigen Menschenkindes enden, aber heute schon ist ein Vergleich dahin zulässig, daß die Aufklärung mancher Vereine auf diesem Gebiete das rettet, was wenig ernsthafte Dilet- tanten zu schaden vermögen. Eine Ausrottung unserer Tiere wird nur dann möglich, wenn das Land zu einer einzigen Stadt wird; nur die Entwicklung der Großstadt, die Ausdehnung der menschlichen Wohnorte vernichtet fast alles Tierleben. Was will beispielsweise die Zahl der in unseren Terrarien befindlichen Ranidenarten, die einem frühen Tod entgegen gehen, bedeuten gegen die Tausende von Stücken, die der Angler verbraucht, was diese gegen die vielen Hunderttausenden von Fröschen, (die alljährlich ihre Schenkel lassen müssen, um die Gaumen ‚fast nur gebildeter Menschen zu kitze!n und was bedeuten diese Hunderttausende von Fröschen schließlich gegen den Verlust der Millionen Eier die alljährlich ohne zur Entwicklung zu kommen infolge verschiedener un- günstiger Verhältnisse zugrunde gehen. Einfach nichts. Unser Laubfrosch sollte noch ausgerottet werden können. Wie viele deutsche Terrarier mag es geben, die noch heimische Laubfrösche pflegen? Seit Jahren sind minde- stens die Hälfte aller auf dem Markte erscheinenden Laubfrösche Griechen und Italiener, da die kleinere Form dieses Frosches der unsrigen vorgezogen wird. Der Laub- frosch kann und wird nur zur Laichzeit in größerer Zahl erbeutet werden; — der Fang außer dieser Zeit ist nicht zu erwähnen — er hat dann vielfach schon abgelaicht. Ein einziger größerer Sumpf in dem Hyla arborea laicht und der aus irgend einem Grunde zum Abfließen und Austrocknen kommt, bringt mehr Laubfröschen den vor- zeitigen Tod als sämtliche deutsche Laubfroschpfleger es in Jahren zu tun vermögen. Unsere Echsen und der Salamander sollen seltener werden und vielleicht bald _ verschwinden. Durch die Händler und den Terrarien- freund? Die Leute, die noch nach diesen Tieren fahnden, sind nicht so zahlreich und werden immer weniger, da die Nachfrage längst stark gesunken und der Sinn der Pfleger nach neuen Formen steht. Heute sind die heimi- schen Echsen wenig mehr als Futtertiere für fremd- ländische große Echsen und Schlangen und letztere, und heimische Raub- und rabenartige Vögel fressen jährlich unmessbar mehr auf, als was in Terrarien deutscher Lieb- haber allenfalls vorzeitig verhungern könnte. Und Sala- mandra maculosa. Sie weiß sich zu schützen und ist - geschützt und wer glauben möchte, die Terrariensache könnte diesen Lurch ausrotten, hat sich noch nicht bemüht, ihn in langen Jahren zu suchen und endlich und nur gelegentlich zu finden, trotzdem sein Vorkommen ein . massenhaftes ist. Was bleibt? Die Wassermolche. Gewiß hier gehen sagen wir viele Hunderte oder auch Tausende zu Grunde, leider. Aber das beweist nicht, dab "sie je zum Aussterben kommen, sondern daß sie in un- -glied Herrn Kunstmaler Hendschel. endlicher Zahl in Teichen, Sümpfen, Gräben usw. ge- funden und von Händlern leicht zu Hunderten gefangen werden können. Auch die allgemeine Nachfrage nach diesen Tieren ist im entschiedenen Rückgange begriffen, überholt von dem Wunsche nach den zum Teil schöneren Formen südlicher Länder. Aber selbst die vielen Hunderte von Tierchen, die in den Händen von Kindern und Mode- tierfreunden zu Tode gepflegt werden sollten, könnten nicht in Betracht kommen gegen die Zahl derjenigen, die durch Anlage von Villenvierteln außerhalb der Groß- stadt, die Gewinnung eines Moores, der Trockenlegung von Sümpfen und Gräben alljährlich tatsächlich gefährdet werden. Das wird Jeder zugeben müssen. Also an eine Faunenausräuberung durch den Terrarienfreund glauben wir nicht, und nimmer, auch nicht daran, daß die Terrarien- sache das eine oder andere in deutschen Landen nur inselartig auftretende Reptil oder Amphibium jemals ge- fährdet hätte oder dieses weiterhin zu tun vermöchte. Die nicht zu zahlreichen Pfleger heimischer Kriechtiere und Lurche mögen unbeirrt ihre Arbeit weiter verrichten; wir brauchen sie notwendig. Die vom Verein „Proteus“- Breslau gebrachte Mitteilung, daß entgegen der Angabe des Herrn Öberlehrer W. Köhler Gasterosteus aculeatus in den meisten Fällen sogar plötzlichen Wechsel zwischen Meerwasser und Süßwasser gut verträgt, wird von Herrn Haimerl aus eigener Erfahrung bestätigt. Es zirkuliert noch „Zoologischer Garten“ Heft No. 3. Vorgezeigt wird durch Herrn Kaiser eine neue, noch unbestimmte Grundelart aus Westafrika in zwei Exemplaren. Leider zeigten die zierlich gebauten Fischehen infolge zu kühler Temperatur nicht die schöne Farben, die sie sonst im gut geheizten Aquarium zieren. Dagegen ließen die Fische eine von Herrn Kaiser erwähnte Eigentümlichkeit sich in der Ruhelage auf ihre ausgespreizten Bauchflossen zu stützen, sehr deutlich erkennen. Schließlich demon- striertt Herr Dr. Bruner zwei reizende Exemplare von Tarentola delalandi von den Canarischen Inseln. Wochenversammlung, Donnerstag, 30. August 1906. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung. Der Vorsitzende begrüßt das neue Mit- Einlauf: Karte des Herrn’ Hauptlehrers Großmann vom Bürgstein (Böhmen), der Herren Stiegele und Boleslawsky vom Tegernsee. Herr Franz Ebener, Lehrer, bietet drei Höllennattern an. Herr Angele-Linz übersendet einen Aufsatz über die Muskelkraft der Askulapnatter, dessen Veröffentlichung in den „Blättern“ wünschenswert erscheint. Durch Herrn Rembold werden für das Dr. Krefft’sche Terrarienwerk Photographien von Bufo regularis übermittelt. Herr Seifers hat nun auch Aufnahmen der auf unserer Aus- stellung ausgestellten Aquarien des Vereins „Wasserstern“- Augsburg angefertigt. Offerte der neuen Firma H. Vol- brecht, Dresden 21, Lauensteinerstraße 10/I. In der „Wochenschrift“ No. 35 ist ein neuer hübscher Fisch: Eleotris lebretonis Stnd. beschrieben. In der gleichen Nummer spricht Herr Dr. Roth sich gegen die Einsetzung des Sonnenbarsches (Eupomotis aureus) und des Zwerg- welses (Amiurus nebulosus) in unseren heimischen Ge- wässern aus: Wir schließen uns seinen Ausführungen durchweg an. Durch Herrn SchulZ’gelangt eine Anzahl Wasserpflanzen zur Verteilung. Herr Zwengauer zeigt vor: einen jungen Ochsenfrosch Rana catesbiana. Herr Dr. Bruner eine große Chrysemys pieta von Nordamerika und einen bei Surheim (Burghausen) gefangenen Spring- frosch (Rana agilis). Herr Müller demonstriert: Lacerta muralis var. calbia von der Pointe du Van. (Bretagne). K, Lankes, I. Vors. „Wasserstern“, Verein für Aquarien- u. 'Terrarienkunde zu Augsburg. Vereinslokal: Hötel „Kaiserhof“, Eingang Halderstraße. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Samstag des Monats Briefadresse: K. Riedel Haunstetterstr. 21/I. Sitzungsbericht vom 1. Dezember 1906. Genehmigung des Protokolls der letzten außer- ordentlichen Generalversammlung der Vorstandssitzung vom 21. November. Im Einlauf: Satzungen des Vereins 40 Vereins-Nachrichten. BE der Naturfreunde in Freiburg i. Br., wofür wir bestens danken. Aufgenommen die Herren; Rothenkolber, Knoll, Woerle, Bull und. Siebenhorn. Antrag. zur Aufnahme steilt: ilerr- K. Rehm, Kaufmann hier. - Ausgetreten: Herr Hothum. Ausgeschlossen wırd nach $ 12 Absatz e unserer Statuten Herr Joachim. Aufliegend: „Blätter“ und „Wocheusehrift“ No. 46 und 47. „Natur’u. Haus“ No. 5. Die schon. einige Nummnern der „Wochenschrift“ durchlaufenden Ausiührungen von Herrn Mülter-Mainz „Bin Rückblick auf die Ausstellung der „Isis“-München“ geben erst ein richtiges Bıld von der außergewöhnlichen Reichhaltigkeit dieses Arrangements. Man muß un- verholen sagen, daß diese Arbeit das Gebotene erst so recht zum Bewußtsein bringt und dem einzelnen erst ein richtiges Urteil gestattet. In No. 47 der „Wocheuschrift“ wird ın eınem Berieht über dıe Ausstellung zu Göppingen der Scheibenbarsch als äußerst empfindliches Tier be- zeichnet. Ks hat dies wohl Bezug auf die Nahrungs- aufnahme dieses Fısches, der nur schwer an totes Futter zu gewöhnen ıst. Was dıe Temperaturverhältnisse an- lauzt, ıst jedoch der Scheibenbarseh auch nieht empfind- hıener als seine nordamerikauischen Vettern. Jedenfalls ist eine Heızuug des Behälters nieht notwendig. Gleich dem (ulico-Barsch ist dieser Fisch ein sehr wählerischer Bursche, der nur lebende, sich bewegende Nahrung auf- nimmt. Doch lohnt sich die Pflege dieser Fische ihrer wunderbaren Farbenpracht wegen in reichem Maße. Zweekmäßig ist, diese beiden Bursche getrennt von ihren robusteren Vettern in einem eigenen Behälter zu pflegen. Im Gesellschaftsaquarium mit anderen ihrer Art wie Forellen-,Schwarz- und Steinbarsch, Sonnenfische gehalten, gehen sie über kurz oder lang an den Angriffen (Flossen- zerfetzungen, Verwundungen) dieser ungestümen Gesellen zu Grunde. Calico-. Diamant- und Scheibenbarsch lassen sich dagegen gut zusammenhalten. Sämtliche nord- amerikanischen Barscharten sind prächtige dauerhafte Bewohner unserer Behälter, die leider nur zu wenig mehr gepflegt werden und doch wäre es nicht gerade sclıwer, eine Sammlung sämtlicher eingeführten Vertreter dieser Gattung zusammenzubringen. Der neueingeführte Pfauen- augenbarsch, den ich kurze Zeit beobachten konnte — leider hatte er durch Kälte auf dem Transport so ge- litten, daß er einging —, stellt sich, was Farbenpracht anlangt, würdig in die Reihe seiner Verwandten. Ein lebhafter prächtiger Barsch, dessen hübscher auf den letzten Strahlen der Afterflosse befindlicher Pfauenaugen- schmuck prächtig absticht von dem Perlmutterblau des Körpers. Herr Müllegger hält seinen angekündigten Vortrag: „Die lebenden Blumen des Meeres“. Zuerst den Bau und die Eigentümlichkeiten der skelettbildenden und skelettlosen Polypen besprechend, erläutert hierdurch Vortragender den Unterschied zwischen Korallenskelett, Schneckengehäuse, bespricht in ausführlicher Weise die Fangapparate und die eingelagerten Nesselbatterien, welche, aus zahlreichen Nesselorganen zusammenstehen und auch zusammenwirken, gebildet werden. Jedes Nesselorgan besteht aus einer einzelnen von einer festen Haut umgebenen Ektodermzelle, deren innerer Hohlraum eine giftige Flüssigkeit enthält, in welcher ein spiralig aufrollbarer, am freien Ende mit Widerhaken versehener Faden schwimmt, der bei entsprechender Reizung (Be- rührung, Beute) durch Zusammenziehen der Nesselzelle hervorgestülpt wird und in das berührte Opfer dringt. Die Wirkungen des hierdurch eingeführten Giftes lassen sich reeht anschaulich im Seewasser an einem Wurm beobachten, der sich krampfhaft zusammenzieht und an dessen verzweifelten Windungen das intensive Schmerz- empfinden zu beobachten ist. An der Hand einer großen farbigen Tafel, der Prof. Schmeil’schen Wandtafel: „Korallenpolypen“ und verschiedener Prachttafeln aus Werken wie: Brehm. Häckel, Kuckuck führt Redner die bekanntester Vertreter dieser Tierklasse vor Augen. Eine Menge herrliche Korallenskelette, hervorragend schöne für Museum geeignete Stücke werden demonstriert. So: einen Stock der Kdelkoralle (Corallium nobile), ver- schiedene Arten von Gorgoniden (Venusfächer), Stöcke der prächtig roten Hembrichs Orgelkoralle (Tubipora hemprichii) aus dem roten Meere; verschiedene Madre- poren-Arten, wie Madrepora verrucosa, die warzige Loch- koralle in kollossalen Stöcken, Pilzkorallen, Kreisel- korallen, Hirnkorallen (Fungia Siderastraeae, heliastraeae). Die Seeanemonen (Actiniaria) wurden ebenfalls eingehend besprochen, auf Tafeln die einzelnen Spezies vorgezeigt' und auf besondere Eigentümlichkeiten: einzelner ‘Arten (Beisp. auf das symbiose Verhältnis der Mantelaktinie (Adamia palliata) zum Einsiedlerkrebs (Pagurus bern- hardus) hingewiesen. Zum Schluß zeigt Vortragender ein chemisches Experiment, die Darstellung der Kohlen- säure aus dem Skelett der Korallen, dem 'kohlensauren Kalk mittels verdünnter Salzsäure. Der Vorsitzende dankt im Namen der Versammlung für die äußerst lehr- reichen, interessanten Auslührungen des Herrn Müllegger und hebt die große Mühe, die sich genannter Herr mit: Herbeischaflung der Demonstrationsobjekte gemacht hat, besonders hervor. Allgemeiner Beifall entlohnt Vor- tragenden einigermaßen für seine fleißige Arbeit. Unter- zeichneter stiltet den Erlös zweier Transportkannen für die Verlosungskasse, Herr Müllegger die Prof. Schmeil’sche Wandtafel.e Den Spendern wird gedankt, insbesondere sind wir Herrn Müllegger für diese reiche Gabe zu großem Dank verpflichtet. Über die auf bez. Wandtafel ab- gebildete Oylinderrose (Ceranthus) entspinunt sich eine kurze Debatte, in welcher Unterzeichneter nach seinen Beobachtungen die Abbildung dieser Rose insofern für nicht richtig erklärt, als die aus Schleim und Schlamm - von der Kose gefertigte Röhre ein gauz beträchliches Stück über der Bodenfläche hervorragt. Wenn sich die Ceranthus wirklich prächtig entfaltet, streckt sie den nackten Körper weit aus der Hülle hervor, doch wird die Röhre selbst niemals in einer derartigen Weise, wie sie das Bild zeigt, emporgehoben. Herr Kathmann glaubt das Gegenteil an seinen Cylinderrosen beobachtet zu haben, doch wäre in diesem Falle möglich, daß sich das Tier vielleicht nieht vollständig entfaltet hat, nach den Beobachtungen des Unterzeichneten wäre es unmöglich, daß wie gesagt die Rose ihre Hülle vielleicht 10 em und mehr, wie es das Bild zeigt, über die Oberfläche erhebt. Sitzung vom 15. Dezember 1906. Anwesend: 42 Mitglieder, 4 Gäste. Aufgenommen: Herr Karl Rehm. Angemeldet die Herren: Schneider, Heinzelmann, Holl, Schwarzkopf und Weidmann. Auf- liegen: „Blätter“ und „Wochenschrift“ No. 48 und 49 und „Naturalisches Kabinett“. In No. 48 beginnt Herr 'Stausch einen uns sehr interessanten Artikel „Neuere Fische, ihre Zucht und Pflege“. In dem Aufsatz von Herrn Thumm „Uber die Zucht von Aquariumfischen“ werden ganz neuc Gesichtspunkte besprochen. Uns fällt besonders die abweichende Ansicht des Verfassers in- betreff der Brauchbarkeit alten Aquariumwassers auf. Tatsächlich ist diese Ansicht sehr weit verbreitet und ‚auch wir sind von der Richtigkeit des Grundsatzes — altes infusorienreiches Wasser ist zur Aufzucht von Jung- fischen zu verwenden — durchdrungen. Wir können an eine derartige Gefährlichkeit der Abscheidungsprodukte nicht glauben. Wir haben mit altem Wasser, das wir zur Aufzucht unserer Jungfische verwendeten, keine schlechten Erfahrungen gemacht und doch wäre der Or- ganismus der aus dem geschlüpften Jungfischen wohl am aller empfindlicehsten gegen derartige zerstörende Einwirkungen. Alle unsere Züchter haben zur Aufzucht ihrer Junetiere nur altes Wasser verwendet. Herr Kath- mann züchtete Haplochilus panchax, Scheibenbarsche, Labyrinthfische. Herr Friedrich in riesigen Massen (hunderteweis) viele Zahnkarpfenarten, darunter die neuesten Importe, Unterzeichneter Labyrinthfische, Schleierschwänze, Stichlinge usw. immer mit dem besten Erfolg ohne Verluste. Jungfische, die bei frischem Wasser oder in Beeken mit Durchlüftung aufgezogen werden, sind ganz unverhältnismäßig empfindlicher und gehen, wenn sie in andere Hände geraten und in andere Verhältnisse kommen, viel leichter ein. Diese Tatsache ist auch natürlich. Fische, die an großem Sauerstoffreich- tum von Jugend auf gewöhnt, sterben eben, wenn ihnen die gleichen Bedingungen nicht wieder geboten werden, wogegen Jungtiere, die unter natürlichen Verhältnissen aufgezogen werden, sich ganz unverhältnismäßig dauer- hafter erweisen. (Fortsetzung in nächster Nummer ) Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Magdeburg, Am Weinhof 8/9; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVIL. Heft 5. N ae Ze, II 7 DI/SONN 1% erend’amour 5.8Co IMlustrierte Wochen-Schrift für Herpetologische Beobachtungen am Kap Verde. Von Jos. Scherer, München. (Mit 1 Originalzeichnung von Lorenz Müller-Mainz.) ra a 6 : Spin Vergleich mit den anderen höheren Wirbeltierklassen scheinen gerade die Kriechtiere weitaus die entwickeltste Fähigkeit zu besitzen, sich den klimatischen und geographi- schen Schwankungen ihrer jeweiligen Wohn- gebiete anzupassen; ein Umstand, die diese kalt- blütigen Geschöpfe nicht nur in früheren Erd- perioden zu den „Herren der Erde“ erhöhte, sondern sie auch heute noch, namentlich in tropischen Ländern, ebenso art- wie zahlreich umherwimmeln läßt. Sie leben an der Schnee- grenze der Alpen wie am Meeresstrande, im kühlen Talgrunde wie im heißen Wüstensande, in den üppigen Urwäldern der Tropen wie in Sibiriens Steppen, im Meere endlich wie in den Binnengewässern. Die seltsamsten Anpassungs- formen befähigen sie zum Klettern, Springen, Kriechen, Wühlen, Laufen, Schwimmen, ja sogar zum Fliegen. So waren es auch fast ausschließlich Reptilien und Amphibien, die gelegentlich meiner vor- jährigen Streifzüge am Kap Verde dortselbst die Fauna in fast aufdringlicher Weise repräsen- tierten. Schon der Landschaftscharakter, der hier durch mehr oder minder baumbestandene Savanne bestimmt wird, läßt Tiere vermuten, die an ein trockenes, heißes Klima angepaßt sind. Der aufmerksame Beobachter, der die rot- sandigen Straßen der Hafenstadt Dakar durch- wandert, wird kaum jene kleinen, zierlichen Eidechsen übersehen, die, ihrer fabelhaften Schnelligkeit vertrauend, sorglos in der Straben- rinne der Jagd auf lästiges Ungeziefer obliegen. Es sind Angehörige der vorzüglich Savannen und Steppenwüsten bewohnenden Gattung der Fransenfinger (Acanthodactylus seutellatus), lang- geschwänzte Eidechsen von der Farbe des Wüstensandes. Die geringste Gefahr veranlabt die vorsichtigen Tierchen, in pfeilschnellen Stößen .über den Sand dahinzujagen; in solchem Falle hat selbst ein gewandter Fänger Mühe, den Flüchtling im Auge zu behalten, geschweige denn einzuholen; zumal das schlaue Tierchen es vortreitlich versteht, seinen Verfolger durch wohl- überlegte Kreuz- und Quersprünge solange zu foppen, bis es, ermüdet, schließlich von seiner trefflichen Schutzfärbung Gebrauch macht und sich auf den Boden hinplattet. Die Deckung aber ist eine so großartige, daß sie in den meisten Fällen die Rettung garantiert. Noch leichter als die eben beschriebene Form ist die durch ihr prachtvolles Paarungskleid renommierte Siedleragame (Agama colonorum) aufzufinden, die sich ebenso auf den Stroh- dächern der Negerhütten wie auf den alten Brotfruchtbäumen in der einsamen Savanne tummelt. Wie die meisten ihrer Gattungs- verwandten trägt sie ein stachliges Schuppen- kleid und einen ebenso bewehrten, langen Schwanz. Die kräftigen Kiefer des stark be- schuppten Kopfes starren von winzigen, aber sehr spitzen Zähnchen. Die lebhaft glänzenden Augen zeugen von der Intelligenz dieser hoch- stehenden Eidechsen. Nur während der Paarung strahlt das Männchen im Farbenschmuck. Der Kopf zeigt dann purpurrote, der Rücken stahl- blaue, Kehle und Leibesunterseite hellgelbe Färbung. In der übrigen Zeit ist die Farbe beim Männchen wie beim Weibchen die gleiche: ein schmutziges Grau oder Gelbbraun, das höch- stens durch die hellere Kehle Abwechslung findet. Die Siedleragamen leben meist in größerer Gesellschaft zusammen; ein alter Baobab be- herbergt nicht selten ca. 20 Stück solcher Reptile. Schon die ersten Strahlen der sengenden Morgensonne locken die wärmeliebenden Echsen 49 Jos. Scherer:,Herpetologische Beobachtungen am Kap Verde. aus ihren gemeinsamen Nachtquartieren, welche die zahlreichen Falten und Runzeln dieser Baum- riesen bilden. Sobald sie genügend durchwärmt sind, beginnt ihr lebhaftes Tagewerk, ein wechsel- volles Schauspiel aufregender Eifersuchtsszenen, neidischer Mißgunst wie harmloser Scherze. Mit graziöser Kunstfertigkeit überbieten sie sich gegenseitig in der Ausführung halsbrecherischer Klettertouren. Selbst wenn sie einmal einen Sprung allzu kurz bemessen haben und ein Sturz auf den Boden unvermeidlich scheint, gelingt es ihnen in den meisten Fällen noch, sich irgendwo, sei es auch nur mit Hilfe einer einzigen Zahn- kralle, festzuhalten. Diese gymnastische Gewandtheit der Siedler- agamen ist in erster Linie mit ihrer, vielfach aus fliegenden Insekten bestehenden Nahrung ursachlich verknüpft. Wehe der leichtsinnigen Zikade oder dem ahnungslosen Käfer, die sich in das Jagdrevier dieser Räuber wagen. Alle ihre Fluchtversuche werden durch den über- legenen Feind vereitelt, für den es selbst eine Kleinigkeit bedeutet, einen vorüberfliegenden Falter mit zielsicherem Sprunge zu erhaschen. Nahe verwandt dem Fransenfinger, sowohl im Körperbau als auch in der Lebensweise, ist die Latastia longieaudata. Diese hübsch ge- zeichnete, graziöse Eidechse, deren Vorkommen bislang nur von Ostafrika bekannt war, durch mich aber nunmehr auch für das Senegalgebiet festgestellt wurde, gibt an Größe unserer süd- europäischen Smaragdeidechse nicht viel nach. Ich fand sie in nur einem Exemplar unweit Dakar, dann wieder in 2 Stücken nächst dem am mittleren Senegal belegenen Orte Dagana. Charakteristisch ist besonders ihr außerordentlich langer Schwanz, der die Rumpfgröße um das dreifache übertrifft. Die rötlichbraune Grund- farbe des Rückens wird von dunklen Linien, die vom Nacken bis zur Schwanzwurzel laufen, unterbrochen. An den Flanken ist sie mit schwarzen; gelben, blauen und grünen Flecken oder Querbinden geziert. Die Bauchseite glänzt gleich weißem Porzellan. Ihr Aufenthaltsort sind öde mit niederen Dorngestrüpp bewachsene Sandflächen, die sie in flüchtigen Sätzen durch- - rasen. Zum Klettern scheint Latastia wenig Vorliebe zu besitzen, wie auch ihre Zehen- beschaffenheit lediglich einer Lebensweise auf ebenem Terrain entspricht. An Schnelligkeit dürfte sie sogar den Fransenfinger noch über- treffen; wenigstens kostete mir der Fang einer einzigen Eidechse dieser Art eine fast zwei- stündige, erschöpfende Hetzjagd. Eine groteske Form der Eidechsenfamilie repräsentiert das durch seine unübertroffene Mimikry hinlänglich bekannte Chamäleon, und zwar hier am Kap Verde die Lokal-Spezies Chamaeleon senegalensis. Auf den ersten Blick gleicht diese Art dem gemeinen Oh. vulgaris, weiches sogar in Südspanien vorkommt, unter- scheidet sich aber bei näherer Betrachtung von diesem durch das Fehlen des Helmes der hohen Rücken-Krista sowie einzelner Färbungsmerk- male. Es prangt in ungereiztem Zustande meistens in zeichnungslosem, hell leuchtendem Blattgrün, wenn auch bei manchen Exemplaren noch eine seitliche Reihe weiber Punkte, die zu einer Linie verschmolzen sein können, zu er- kennen ist. Im übrigen richtet sich die Färbung auch beim Senegal-Öhamäleon nach der Um- gebung oder seinem Gemütszustande. Bei Zorn wird es dunkelbraun, in der Angst und im Tode hellgelb. Das größte von mir eingefangene Exemplar mißt 30, das kleinste 7 cm. Sie führen im schattigen Dickicht der Dorn- hecken ein sehr verborgenes Leben und pflegen gewöhnlich eine Bodenhöhe von 2 m nicht zu überschreiten. Stunden-, ja tagelang sitzen sie unbeweglich auf den einmal eingenommenen Platz, von wo aus sie unablässig mit ihren gestielten Augen die Umgebung nach Insekten abforschen. Anders als die Mehrzahl der übrigen Eidechsen pflegen die Chamäleons ihre Beute zu erhaschen. Während diese gewöhnlich die Rolle des offenen Verfolgers spielen, erscheinen die letzteren, die sich vermöge ihrer trefflichen Mimikry zu ver- bergen wissen und gleich einem Geschosse aus. dem Hinterhalte ihre Zunge schleudern, als tückische Nachsteller. Diese Fangmethode, bei der sie keines ihrer Extremitäten zu bewegen brauchen, ist eine so bewährte, daß sie ihr Ziel nur in den allerseltensten Fällen verfehlen. Das hochentwickelte Vermögen, durch Um- lagerung der Farbstoffzellen die Farbe der Um- gebung beliebig nachzuahmen, dient den Chamä- leonen aber auch umgekehrt als Schutzwaffe gegen seine zahlreichen Verfolger, und liegt die Annahme sehr nahe, daß das sonst relativ wehr- lose Geschöpf gerade dieser Einrichtung seine heutige Fortexistenz verdankt. Wie schwer aber eine solche Eidechse von ihrer Umgebung wegzukennen ist, mag folgende Tatsache er- hellen: Ich war gerade damit beschäftigt, einige reife Kaktusfeigen abzupflücken, als ich unweit von mir im Blätterdickicht zufällig ein Senegal- Chamäleon gewahrte; schon wollte ich nach der Stelle, auf der ich es sitzen sah, durchdringen, Jos. Scherer: Herpetologische Originalzeichnung f. d. „Blätter“ (Chamaeleon senegalensis. von Lorenz Müller-Mainz. (Natürliche Größe.) als ich es plötzlich aus den Augen verlor, und trotz gründlichen Suchens gelang es mir erst nach langer Zeit, das Tierchen, das noch am nämlichen Platze saß, wieder aufzufinden. Beobachtungen am Kap Verde. 43 Da, wo niederes, mit Schlingpflanzen dicht durchwobenes Buschwerk die Graswüste ab- wechselt, ist das Dorado kleiner, aalglatt be- schuppter Eidechsen aus der Gattung Mabuia. Diese beweglichen Tierchen sind von lang- gestreckter Körperform und besitzen sehr kleine Füßchen, eine Körperbeschaffenheit, die für ihre schleichende und schlüpfende Fort- bewegungsart spricht. Teils kriechend, teils laufend durchfurchen sie den mehlfeinen Sand, teils kletternd, teils schlüpfend bohren sie sich durch das Gewirr der Schlingpflanzen. Ihre Färbung besteht aus einem mehr oder minder dunklem Braun, das am Rücken von helleren Längsstreifen durchschnitten wird. Soviel ich beobachten konnte, nähren sie sich von Ameisen, Blattkäfern und ähnlichen Kerfen. Nicht einmal zur Nachtzeit ruht das Repti- lienleben in der Savanne. Wieder ist es der Steppenvater Baobab, in dessen Falten und Ritzen mit Eintritt der Dunkelheit reges Leben und Treiben beginnt. Es sind große Geckonen, vorwiegend lichtscheue Klettereidechsen, die den größten Teil des Tages in dunklen Ritzen und Spalten zubringen und erst nach Sonnenunter- gang recht mobil werden. Nebst der auf den Kap Verdischen Inseln heimischen Tarentola gigantea zählt diese Art Tarentola ephippiata zu den Riesenformen ihrer Gattung. Sie be- 44 Jos. Scherer: Herpetologische Beobachtungen am Kap Verde. sitzen morphologisch zwar sehr viel Ähnlichkeit mit dem gemeinen Mauergecko, der in keiner südeuropäischen Hafenstadt fehlt, unterscheiden sich jedoch von diesen auffällig durch ihre Größe und Zeichnung. Sie erreichen eine Länge von 18 cm, jedoch scheint 15 das Durchschnitts- maximum zu sein. Wie die meisten ihrer Ver- wandten besitzen sie die Fähigkeit, die Grund- farbe in verschiedene Nuancen abzustufen, ohne daß dabei die hellere Rückenzeichnung, welche aus 3—4 tief nach vorne ausgebuchteten @Querbinden besteht, mit beeinträchtigt würde. Letztere könne jedoch auch gänzlich fehlen, wie zahlreiche von mir in der Gegend von Dagana sefangene Exemplare beweisen. Vermittels ihres grobartigen Kletterappa- rates, nämlich der zu Adhäsionsscheiben aus- gebildeten Zehen, haften sie ebenso sicher an der Unterseite eines horizontalen Astes wie an der glatten Rinde eines Baumstammes. Amüsant und drollig ist es zu sehen, wie sich die aben- teuerlich geformten Echsen, sei es im Scherze oder im Eınste gegenseitig verfolgen und be- kämpfen, wobei sie bisweilen ihrer Gemüts- stimmung durch einen grell quiekenden Ton „beredten Ausdruck“ verleihen. Ihre wichtigste Beschäftigung, der man sie auch gelegentlich bei Tage nachgehen sieht, ist die Jagd auf Insekten der verschiedensten Art. In auffallend geringem Prozentsatz zu dem Artenreichtum der Eidechsenfauna stehen die in der Savanne lebenden Schlangen. Wohl zu den häufigsten gehört eine, wahr- scheinlich der Gattung Psammophis nahestehende Art, die auf Dornsträuchern lebt, und die der oberflächliche Reisende wegen ihrer Schnellig- keit kaum zu Gesicht bekommt. Sie hat einen langen, peitschenförmigen Körper und ist von sraugrüner Farbe. Vereinzelt, an vielen Orten aber zahlreich, soll nach Angabe der Eingeborenen im hohen (Grase die Brillenschlange (Naja Haje) hausen, von der ich während meiner ganzen Reise nur ein einziges Exemplar von allerdings fast 2 m Länge antraf. Das wehrhafte Reptil, das ich auf einem abendlichen Spaziergange in nächster Nähe des Negerdorfes Maghana aufscheuchte, nahm, sobald es mich gewahrte, eine aggressive Stellung an, indem es sich zu '/, seiner Körper- länge steif aufrichtete und in bekannter Weise drohend die Halsrippen ausbreitete. Da bei der Größe der Giftschlange und den ungünstigen Terrainverhältnissen an einen lebenden Fang nicht zu denken war, machte ich sie durch einen Schrotschuß unschädlich. Die unscheinbar ge- färbte Schlange war oben schmutzigbraun und unten gelblichweiß. Der geöffnete Magen des Tieres wies’ Reste jener oben beschriebenen Sandläufer-Eidechsen (Acanthodactylus scutel- latus) auf. Welch weitgehender Anpassung an das trocken-heiße Klima sogar die Amphibien fähig sind, dokumentieren mehrere Frösche und Kröten, welche die Graswüsten am Kap Verde bewohnen. Wo die Banane in Europäergärten unter der sorgsamen Pflege des Pflanzers auf dem .heißen Boden ihre spärlichen, trichterförmigen Blatt- knospen aufrollt, da fehlt gewiß auch ein winzig kleines Fröschlein von gelblichweißer Farbe nicht, das im Gesamthabitus sehr an unsere jungen Laub- frösche erinnert. Diese zarten Lurche wissen sich vor der sengenden Sonnenglut dadurch aufs beste zu schützen, daß sie sich in eben diese Triehterröhren der Bananen flüchten, woselbst sie immer eine kühlere Temperatur und das zur ihrer Existenz unbedingt erforderliche Feuchtig- keitsquantum vorfinden. Hier stellen sie kleinen Mücken und Fliegen nach, die das gleiche Be- dürfnis in diese Falle lockt. Aufgeschreckt springen sie gleich Heuschrecken in groben Sätzen nach der nächsten Pflanze oder an einen anderen schattigen Ort. Gelingt es ihnen aber nicht, sofort einen solchen zu erreichen, so liegt die Gefahr sehr nahe, daß sie binnen kürzester Zeit durch Vertrocknen im heißem Sande auf jämmer- liche Weise zu Grunde gehen. Die artliche Bestimmung dieses Zwergfröschchens ist bislang noch nicht gelungen, obwohl ich sogar lebendes Material mit nach Deutschland brachte. Kaum leichter fällt die Determination eines vermutlich zur Gattung Aylambates gehörigen, gleichfalls winzigen Frosches, der sich in den Astlöchern der Affenbrotbäume aufhält. Er zeigt am Rücken aschgraue, am Bauch weiße und auf der Innenseite der Hinterschenkel grellrote Färbung. Seine Verbreitung scheint eine sehr beschränkte zu sein; da ich ihn nur einmal in der Nähe von Dakar, später aber nie wieder auffinden konnte. Zum Schlusse sei noch einer Kröte gedacht, die fast jeder kennt, der irgendwo in Afrika einmal einen nächtlichen Streifzug unternommen hat, nämlich der obligaten Bufo regularıs. Im Felsgebirge wie im Urwald, in der Wüste wie in der Savanne, nirgends fehlt sie; überall er- götzt sie das Auge des Beobachters. In ihrer komischen Fortbewegungsart, die mehr eine laufende als hüpfende ist, sowie in vielen anderen Dr. med. Wilhelm Roth: Über die „goldige Wasserblüte“ unserer Aquarien. 45 biologischen Eigentümlichkeiten hat sie manche Ähnlichkeit mit unserer Kreuzkröte. Auf dem grau- bis grünlichgelben Rücken hebt sich eine dunklere Fleckenzeichnung geschmackvoll ab. Ein besonderes Merkmal der am Kap Verde be- heimateten Form scheinen die prächtigen karmin- roten Punkte zu sein, welche die innere Schenkel- seite erwachsener Männchen schmücken. Über die „goldige Wasserblüte“ unserer Aquarien. Von Dr. med. Wilhelm Roth, Zürich. (Mit 15 Originalzeichnungen vom Verfasser.) a % ei, wie das zauberisch glänzt und gleißt. s Als ob flüssiges Gold über dem Wasser- spiegel ausgegossen wäre, leuchtet es dem ent- zückten Auge entgegen, das sich nur schwer von dem prächtigen Anblick loszureißen vermag. Doch ist es nicht der harte, blendende Glanz des klingenden Metalls, der den Blick des Be- obachters immer wieder anzieht, sondern ein sammetweiches, aber leuchtendes Strahlen, das ihn namentlich im abendlichen Dämmerlicht un- widerstehlich gefangen nimmt. Dem nach diesem Golde Haschenden zerfließt die zarte Goldhaut in der habgierigen Hand wie eine Seifenblase; aber auch der Naturfreund, der mit bewaffnetem Auge diese herrliche Natur- erscheinung: zu enträtseln sucht, wird anfänglich einer großen Enttäuschung nicht entgehen. Die ungezählten Wunder des Mikroskopes, welche uns selbst in dem unscheinbaren Kreide- stäubchen oft ein wunderbar geformtes Natur- sebilde erkennen lassen, lassen uns in der magisch leuchtenden „goldigen Weasserblüte“, die schon das unbewaiinete Auge entzückt, eigentlich von vorneherein Lebewesen von strahlender Pracht vermuten. - Wie arg sind wir aber enttäuscht, wenn wir unter dem Mikroskope einen Tropfen von dem flüssigen Wassergolde betrachten. Luftblasen, zahllos zwar und von verschiedener Größe und Gestalt, unverkennbar durch ihren schwarzen, scharfabgesetzten Rand und den starken Licht- reflex, das ist alles, was wir sehen, wenn wir etwa ein paar Infusorien ausnehmen, die da und dort in diesem Irrgarten von spielenden Luft- kugeln herumtummeln. Von dem prächtigen Goldelanze ist unter dem Mikroskope nichts mehr zu sehen, doch wird der suchende Blick bald auf die Spur eines Lebewesens gelenkt, daß wir mit der Entstehung der rätselhaften Naturerscheinung in Zusammen- hang bringen müssen. Wenn wir nämlich die Linse des Mikroskopes tiefer auf die Luftblasen einstellen, so tritt ein schwacher, gelblicher Farbenton aus ihrem Innern hervor, der bei scharfer Einstellung und stärkerer Vergrößerung in regelmäßiger Weite in bienenwabenförmige, gegen den Rand der Blase hin in optischer Beziehung etwas ver- zerrte Felder eingeteilt erscheint (Fig. 1). Dieser Befund drängt uns die Vermutung auf, dab das, was wir suchen, offenbar in diesen Luftblasen versteckt liegt, und legt uns gleichzeitig den Gedanken nahe, daß die gelbe, wohl von irgend einem pflanzlichen oder tie- rischen Lebewesen herrührende Farbe, viel- leicht durch die glänzenden Luftkugeln in so intensiver Weise reflektiert wird, daß ein gelber Metallglanz entsteht und somit der leuchtende Goldton unserer Aquarienwasser- blüte einfach auf einen optischen Knalleffekt hinausläuft. Daß die Sache indessen nicht so einfach liegt, wird die nachstehende Schilderung des zwar unscheinbaren, aber höchst merkwürdigen Lebewesens zeigen, dessen Lebenslauf noch in mehr denn einer Beziehung in geheimnisvolles Dunkel gehüllt ist. Um die im den Luftbläschen infolge der Strahlenbrechung in für die genauere Beob- achtung störender Weise verborgenen, kleinen Lebewesen deutlicher zur Ansicht zu bringen, legen wir eines jener als Deckgläschen benannten dünnen Glasplättchen auf den Wassertropfen. Im Nu sind die zahllosen Luftbläschen völlig verschwunden oder haben sich zu größeren Luft- inseln vereinigt, und nun ist das Bild ein ganz anderes. Die wabenförmige Zelleinteilung ist mit den Luftblasen ebenfalls in die Brüche ge- gangen (eine gelegentlich unter günstigen Be- dingungen vorkommende Ausnahme zeigt die weiter unten genauer beschriebene Figur 3); dafür sehen wir nun aber im Gesichtsfelde zahl- lose gelbgefärbte, äußerst kleine Kügelchen, die wir der Größe nach ungefähr dem Umfange von roten Blutkörperchen gleichstellen und die, wie die nachträglich vorgenommene Messung ergibt, in der Tat höchstens 6—-8 Mikromillimeter ') im Durchmesser betragen. 1) — Tausendstelmillimeter. 46 Dr. med. Wilhelm Roth: Über die „goldige Wasserblüte“ unserer Aquarien. Nach wenigen Augenblicken kommt Leben in die Gesellschaft. Als ob sie sich erst an die Freiheit ge- wöhnen müb- ten, fangen die aus ihrem Luftgefäng- nis entwiche- nen Küpgel- chen an, sich langsam um sich selbst zu drehen, wo- bei sie nach kurzer ' Zeit zitternde und hüpfende Beweeun- sen ausfüh- ren; und wie wir mit einer starken Vergrößerung leicht wahr- nehmen können, tritt gleichzeitig auch eine er- hebliche Gestaltverän- derung auf. Diese letztere, sowie auch die verschiedenen, Fig. 1. In Luftblasen eingeschlossene Kolonien der „goldigen Wasserblüte“, sich abspielenden Vorgang zu skizzieren ver- sucht (Fig. 3 a—h). Die in a dargestellte, soeben von der um- hüllenden Luftblase befreite Kolonie zeigt nach wenigen Augenblicken insofern eine Gestalts- veränderung, als sie durch Aufquellen einer vorher nicht sichtbaren, die einzelnen, dicht an- ‚einander liegenden Kügelchen umhüllenden Haut beträchtlich an Umfang zunimmt, während die letzteren sich bereits langsam zu drehen be- ginnen (b). Während dann die Schleimhülle noch stärker aufquillt und die wabenartige Ein- teilung rasch verschwindet, sehen wir das eine oder andere Tierchen hüpfende Bewegungen ausführen, und es hat den Anschein, als ob es bemüht sei, sich von der klebrigen Masse los- zulösen bezw. die Freiheit zu gewinnen. Gleich- zeitig streckt sich das kleine Wesen in die Länge (c), und wir bemerken alsdann ‚deutlich, dab es aus zweierlei Substanzen besteht, einer selbgefärbten, augenscheinlich derberen und einer fast durchsichtigen, welche öfters sog. amoeboide,') d. h. krie- chende, fast einem Zer- fließen ähnliche Bewegun- gen zeigt (d). Nach höch- stens 2—3 Minuten haben von den einzelnen Kügel- chen ausgeführten Be- wegungen, können wir namentlich dann gut stu- dieren, wenn es uns etwa gelingt, bei äußerst vorsichtigem Auflegen des Deckgläschens eine, ursprünglich den Inhalt einer größeren Luftblase bildende Kolonie?) intakt zu erhalten. Dies ist mir beispielsweise in dem, in Figur 3 abgebildeten Falle in vorzüglicher Weise ge- lungen. Die ziemlich rasch verlaufenden, verschiedenen Stadien der Gestaltsver- änderung und der Bewegung der ganzen Kolonie sowie der einzelnen Individuen derselben ° häbe ich ° mit Hilfe der Camera lueida?) während dem innerhalb wenigen Minuten ?) Fig. 2 zeigt eine derartige, von einer Luftblase eingeschlossene, sieben sich gegenseitig wabenförmig ab- plattende Individuen enthaltende Kolonie in schema- tischer, seitlicher Darstellung. 3) — Zeichenprisma, das auf dem Mikroskope be- festigt wird. Fig. 2. Schematische Darstellung von in Luftblasen eingeschlossenen Kolonien (in seitlicher Ansicht). sich sämtliche Individuen der Kolonie in der be- schriebenen Weise ver- ändert (e, f), und dann schlüpft bereits das erste (g, h) aus dem sich immer mehr verflüssigenden Fig. 3. Auflösung einer Kolonie nach Entfernung der Luftblase (vergl. Text!). Schleimklümpchen heraus, um im Nu aus dem (resichtsfelde zu verschwinden, ein Vorgang, den ihm die anderen nach kurzer Zeit nach- machen. #, Von Amoebe — Wechseltierchen, wegen der fort- während sich verändernden Gestalt; amoeboid — wechsel- tierähnlich. Dr. med. Wilhelm Roth: Über die „goldige Wasserblüte“ unserer Aquarien. 47 Fig. 4. Geißelschwärmer der „goldigen Wasserblüte“. schwimmt (f), zeigt wie bereits oben an- gedeutet schon bei schwacher Vereröße- rung in der vorderen Hälfte eine gelb- gefärbte, scharf abgegrenzte Stelle, wäh- rend der übrige Körper farblos und am hintern Ende vollständig durchsichtig er- scheint. In der eigentlichen Körpersub- stanz ist unter günstigen Bedingungen ein kleiner, runder, etwas dunkler sefärbter Zellkern (zk) und eine mehr oder minder große, helle, Kontraktile Vakuole (cv) sicht- bar, ferner eine Anzahl kleiner, stark licht- breehender Körnchen (Nahrungskörper- chen?) (nk). Die am vordern Körperende sitzende, etwa die Länge des ganzen Körpers erreichende Geißel ist äußerst fein und gegen die Ansatzstelle hin nicht an Dicke zunehmend. Unser besonderes Interesse nimmt der in die Körpersubstanz eingelagerte gelbe Körper in Anspruch, der immer der äuber- a.—d. — verschiedene Formen derselben. e. — in Teilung (Vermehrung) sten Schicht derselben anliegt und jbei den begriffene Schwärmer. f. = kugelförmiger Schwärmer. g. = ruhender - BILE ER ARR: fall L Schwärmer. ch. — Chromatophor. nk. = Nahrungskörperchen. verschiedenen Individuen auffallend ver- zk. = Zellkern. cv. — kontraktile Vakuole. sh. = Schleimhülle. schiedene Gestalt und Größe besitzt. Meist Die große Beweglichkeit, mit der sich die kleinen Durchbrenner aus dem Staube machen, deutet darauf hin, dab sie offenbar mit einem besonderen Bewegungsapparat ausgerüstet sind, und in der Tat entdecken wir bei günstigen Be- leuchtungsverhältnissen und starker Vergrößerung am vordern?) Ende des mit Jodlösung ab- getöteten Schwärmers eine, während der !Be- wegung absolut unsichtbar gebliebene, feine Geißel. Es handelt sich demnach bei unserm kleinen Lebewesen offenbar um ein Geibeltierchen oder Flagellat,‘) dessen besonders charakteri- stische Eigenschaften wir unter Zuhilfenahme von stärksten Vergrößerungen und durch Ver- . gleichung von lebenden und abgetöteten Indi- viduen im nachstehenden näher beschreiben wollen. Das meist länglich oval bis birnförmig ge- staltete Tierchen (Fig. 4a, b, c), das gelegentlich aber auch in völlige kugeliger Form herum- 5) Bei fast allen Geißeltierchen entspringt die Geißel — es können deren auch mehrere sein — am vorderen Körperende. Das Tierchen bewegt sich durch peitschen- ähnliche Sehwingungen derselben vorwärts. Der Un- kundige ist leicht dazu geneigt, die Geißel als am hintern Körperende sitzendes Schwänzchen anzusehen, was zu Mißdeutungen bezüglich der Bewegungsrichtung Ver- anlassung geben kann (vgl. Fig. 5, Pfeil). 6) Von flagellum — Geißel. stellt er eine seitlich liegende, ziemlich dicke Platte dar (Fig. 4a), die bei stärkerer Entwicklung das ganze Vorderende schalen- ee Darstellung der positiven Phototaxis Ried. der Geißelschwärmer und deren Ansiedelung am Rande einer Luftblase. L = Luftblase. F = Fenster. $>—> — Bewegungsrichtung der Schwärmer. förmig umfaßt (Fig. 4b) und oft lappenartig eingeschnitten ist (Fig. 4d). Diese Farb- stofiplatte, dieman auch als Chromatophor’”) ) = Farbstoffträger. 48 Dr. med. Wilhelm Roth: Über die „goldige Wasserblüte“ unserer Aquarien. bezeichnet, ist nun mit Bezug auf die Bestimmung bezw. systematische Stellung unseres Geißel- tierchens von großer Bedeutung. Sie weist uns daraufhin, daß wir es mit einem Vertreter der Chrysomonadinen°) zu tun haben, die sich alle durch das Vorhandensein von derartigen, meist gelben Farbstoffplatten — fast ausnahms- los sind es allerdings ihrer mehrere — aus- zeichnen. Auf eine Bestimmung der Art werde ich in- dessen erst weiter unten näher eintreten, und möchte hier vorerst eine überraschende Er- scheinung, die sich dem Beobachter dieses inter- essanten Geißeltierchens schon bei der ersten Untersuchung wohl oder übel bemerkbar macht, erwähnen. Nach wenigen Minuten verschwinden nämlich die zahllosen Schwärmer spurlos aus dem Ge- sichtsfelde, und beim Verschieben der als Objekt- träger dienenden Gasplatte gelingt es uns oft nur in weitem Umkreise einige vereinzelte Indi- viduen zu entdecken. Erst wenn wir das ganze Präparat mit einem schwach vergrößernden Objektiv absuchen, machen wir die interessante Beobachtung, daß unsere Flagellaten fast samt und sonders bis an den äußersten Rand des Deckgläschens der Fensterseite, d. h. dem Lichte zugestrebt sind. Sie zeigen also in aus- gesprochenem Maße das, was man mit dem tech- nischen Ausdrucke positive Phototaxis’) bezeichnet. Aber nicht nur das Licht übt eine intensive Anziehungskraft auf die kleinen Lebewesen aus, sondern sie suchen auch gleichzeitig die Luft zu erreichen, was man am besten bei den unter einem Deckgläschen eingeschlossenen Tierchen sieht. Daß sie mit Begierde die Luft aufsuchen, ergibt sich nicht so sehr daraus, daß sich die Schwärmer am äußersten Rande des Deck- gläschens, wo das Wasser direkt die Luft be- rührt, anhäufen, denn dort ist es eben ja auch am hellsten, sondern aus dem Umstande, dab sich zahlreiche Individuen auf ihrem Wander- zuge nach Luft und Licht am Rande der da 5) Von chrysos = Gold und monas = Einheit, Monade. Diese Bezeichnung hat mit dem Goldglanze unserer Wasserblüte nichts zu tun, sondern deutet ein- fach auf die gelben Chromatophoren hin. ?) Von phos, photos = Licht und taxis = Stellung. Phototaxis = Abhängigkeit der Stellung tierischer und pflanzlicher Organismen zum Licht. Positiv photo- taktisch, wenn vom Lichte angezogen, negativ photo- taktisch, wenn das Licht fliehend, also die Dunkelheit aufsuchend. und dort im Präparate eingeschlossenen Luft- inseln ansiedeln. Bemerkenswerterweise ge- schieht dies immer nur auf derjenigen Seite, auf welche sie auf ihrem Zuge nach der Lichtquelle stoben und welche nach dieser hinweist (Fig. 5). Nur selten und vorübergehend sieht man ein Geißeltierchen auf der dem Lichte zwar näher gelegenen, aber von ihm abgewandten Seite Station machen. Es ist ein äußerst reizendes Schauspiel, die kleinen Dinger sich gegenseitig die hellsten und luftigsten Plätzchen am Rande der durch das Deckgläschen plattgedrückten Luftblase streitig machen zu sehen, während, wie bereits erwähnt, die gegenüberliegende Seite desselben, die ihnen, wenn sie gleichzeitig mit ihrem vordern Ende mit der Luft in Berührung sein wollen, nicht erlaubt, nach dem Lichte hinzublicken (wenn ich mich so ausdrücken darf), unbesetzt bleibt. Nach einiger Zeit tritt nun unter den reihen- weise neben- und übereinander angeordneten (reißeltierchen, welchen es gelang, dauernd Posto zu fassen, ein völliger Ruhestand ein, wobei sie allmählich die Form einer Kugel annehmen, wie wir sie übrigens, wie bereits oben erwähnt, hie und da auch beim schwimmenden HFlagellat vorkommen sehen, nur mit dem Unterschied, daß beim ruhenden Tierchen die Geißel ver- loren geht, dafür aber eine kaum sichtbare Schleimschicht abgesondert wird (Fig. 42). Dann aber geschieht mit den schlummernden kleinen Wesen etwas gar Wundersames. An der Grenze des Jenseits wie traumverloren einer schönern Zukunft harrend, würde der Poet sagen, gleiten sie, wie sich die Seele vom Körper löst, in ein neues, lichtvolles Dasein hin- üben as. ; — Wie sich die Sache in Prosa macht, das hat vor mir und viel genauer — ich ver- weise den geneigten Leser auf Späteres — ein anderer beobachtet und geschildert. Ich möchte nicht versäumen, an dieser Stelle darauf hinzudeuten, dab der rätselhafte, goldige (Glanz unserer Wasserblüte wohl offenbar mit dem bei unserer Chrysomonade beobachteten Drang nach Licht und Luft in einem kausalen Zusammenhang steht, und zum bessern Ver- ständnis des weiter unten Angeführten die Er- örterung einiger besonders auffallenden Eigen- tümlichkeiten der merkwürdigen, optischen Er- scheinung vorwegnehmen. Was mir schon vor Jahren beim Betrachten der „goldigen Wasserblüte“ aufgefallen ist, und was sich jedem Beschauer, dem ich dieselbe Fragekasten. 49 zeige, bald bemerkbar macht, ist der Umstand, daß der herrliche Goldglanz nur dann sichtbar ist, wenn wir das Aquarium von der Fenster- seite aus überblicken, und zwar tritt er um so leuchtender hervor, je schiefer wir über den Wasserspiegel hinblicken, d. h. je mehr wir uns der Horizontalen nähern. Von der Senkrechten her gesehen, ebenso von der entgegengesetzten, d. h. dem Fenster abgewandten Seite, macht sich - unsere Wasserblüte — mit dem Unterschiede, daß sie einen bräunlichen Farbenton zeigt — kaum anders bemerkbar als die bekannte Staub- schicht unbedeckter Aquarien. Auch von -den beiden andern Seiten des Aquariums her gesehen, ist kaum etwas von dem Goldtone zu sehen. Es spielt also offenbar beim Entstehen des Goldglanzes die Lichtbrechung eine große Rolle, wobei sie aber die höchst bemerkenswerte Eigen- tümlichkeit zeigt, daß die reflektierten Strahlen auf die gleiche Seite, von der sie auf den Wasserspiegel treffen, zurückgeworfen werden. Wenn wir unter gewöhnlichen Verhältnissen das von der Wasseroberfläche reflektierte Licht, mit andern Worten gesagt die Spiegelung derselben dem Auge sichtbar machen wollen, so haben wir uns auf der der Lichtquelle (dem Fenster) gegenüberliegenden Seite aufzustellen, da die Lichtstrahlen ja in entgegengesetzter Richtung, und zwar unter gleichem Winkel von dem glatten Wasserspiegel zurückgeworfen werden. Mit dem vergeblichen Bemühen, die merk- würdige Erscheinung zu erklären, habe ich unter der Annahme, daß vielleicht durch entsprechende Anordnung von kleinsten Metallteilchen das Licht in gleicher Richtung reflektiert werde, Versuche mit Goldbronze gemacht. Schüttet man eine kleine Messerspitze voll von dem Metallstaube auf ein mit Wasser ge- fülltes Becken, so gelingt es durch klopfende Erschütterungen sehr leicht, eine zusammen- hängende, dünne Goldschicht auf dem Wasser- spiegel zu erzielen. Diese zeigt aber durchaus normale optische Verhältnisse, d. h. sie verhält sich umgekehrt wie die goldige Wasserblüte. Von der Fensterseite aus gesehen, macht sie sich nur als matte, in dünnen Schichten bräunlich durchschimmernde Goldhaut geltend, während sie von der Zimmerseite aus ihren vollen Glanz zeigt. In noch größeres Erstaunen als das erwähnte optische Verhalten unserer Wasserblüte, das ich vorläufig noch als ungelöstes Rätsel stehen lassen will, hat mich seinerzeit aber eine andere merk- würdige Beobachtung versetzt. Das Aquarium, in welchem bei mir zum ersten Male die goldige Wasserblüte aufgetreten ist, ist so gestellt, daß es von zwei Seiten Licht erhält. Einmal von einem nahegelegenen Fenster aus einer Ent- fernung von 1 m und dann von einem seitlich gelegenen, ca. 2', m entfernten. Man sollte nun meinen, der Goldglanz sei von beiden Richtungen aus, wenn auch vielleicht verschieden stark, sichtbar gewesen. Dem war nun aber nicht so. Der goldige Glanz machte sich nur von dem näher gelegenen Fenster aus geltend; selbst als ich dieses zur Abblendung des Lichtes mit dem Laden verschlossen hatte, ließ sich aus der Richtung des entfernteren Fensters, durch das nun allein Licht einströmte, anfänglich keine Spur von dem Goldglanze wahrnehmen, wunder- barerweise aber, wie ich ganz zufällig entdeckte, nach Verlauf von einigen Stunden und zwar in ziemlich intensiver Weise Als ich dann den Laden des näher gelegenen Fensters wieder ge- öffnet hatte, war ich, obschon bereits auf Über- raschungen gefaßt, doch sehr erstaunt, nun von dieser Seite aus kaum eine Spur des Goldglanzes wahrzunehmen. Erst gegen Abend stellte sich wieder das frühere optische Verhalten her, d.h. der Goldglanz war wieder von dem näher ge- legenen Fenster in voller Pracht sichtbar. Diese, zum Teil ganz zufällig gemachten Beobachtungen ergeben die merkwürdige Tat- sache, daß der Goldglanz unserer Wasserblüte nicht momentan durch einfache Reflexion des Lichtes entsteht, sondern daß er sich erst nach längerer Einwirkung der Lichtquelle entwickelt. (Fortsetzung folgt.) R: Trasekasten. A. P. in Chemnitz. Ihrer Beschreibung nach handelt es sich doch um Gyrodactylus elegans v. Nordm. Ver- fahren Sie, wie in „Blätter“ 1904, S. 353 und 1906, S. 280 angegeben. K. Fr. P. in L. Der Einstellapparat von J. Sauer in Karlsruhe ist gut, hat aber die Unannehmlichkeit, daß er bei jeder Bedienung (Neuauffüllen der Lampe, Ent- fernung des Kondenswassers) aus dem Aquarium ge- nommen werden muß. Diese Unannehmlichkeit ersparen Sie bei dem Heizapparat „Lipsia“ von A, Mühlner in Leipzig, dem besten Finstellapparat, den ich kenne, Alle Einstellheizapparate sind natürlich nur Notbehelfe. Besser ist ein gleich von Anfang an heizbar eingerichtetes Aquarium. Den Heizapparat „Fortschritt“ von Hens- mann kann ich nieht beurteilen, da der Verfertiger auf mein Ersuchen um Übersendung eines Exemplars zur Prüfung und Besprechung in. den „Blättern“ ablehnend 50 Vereins-Nachrichten. geantwortet hat. Und daß ich mir durch Kauf aller möglicher Heizapparate bloß zur Besprechung urd Be- urteilung im Interesse der Liebhaber und -—— Fabrikanten auch noch eine kleine Rumpelkammer voll solcher Uten- N EREINS-@"S ACHRI silien anlege, werden unsere Leser wohl nicht von mir verlangen. Vielleicht weiß aber jemand aus dem Leser- kreise auch über den letztgenannten Heizapparat Aus- kunft zu geben. ke aeg ©,» | CHIEF Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. Verein für Aquarien- u. lerrarienkunde zu Augsburg. Vereinslokal: Hötel „Kaiserhof“, Eingang Halderstraße. Sitzungen: Jeden I. und 3. Samstag des Monats Briefadresse: K. Riedel Haunstetterstr. 21/I. (Forts. a. vor. No.) Und was wäre nun mit unseren Seewasseraquarien anzufangen, wo eine Wassererneuerung (bei echtem Wasser, wie Unterzeichneter es verwendet) so kostspielig ist, und die Verschlechterung des Wassers durch die Ausscheidung der Exkremente unverhältnis- mäßig mehr Tiere im gleichen Raume viel mehr zu fürchten wäre? Unterzeichneter entfernt der Infusorien- bildung wegen nicht einmal die Schlammteile. Auch alte abfallende Stücke der an der Glasscheibe wachsenden Algen werden nicht entfernt. Die verlassenen Schlamn- röhren der Zylinderrosen bleiben liegen und die Abfall- stoffe durch Ausscheidung und Häutung der Rosen bleiben ebenfalls im Becken. In diesem Aquarium, das 2 hl faßt, befinden sich zirka 60 Tiere, die sich alle schon über ein Jahr vorzüglich halten: darunter 6 Zy- linderrosen, 3 Fadenrosen, 8 Röhrenwürmer, die prächtig stehen, ein Stock Kalkröhrenwürmer, Wollkrabbe, Strand- krabbe, Dreieckkrabbe, Brassen, Garneelen, ein Seeigel, der fleißig die veralgten Scheiben abweidet, grüner und roter Seestern, die beide von Abfallstoffen leben. Der Igel hat seine Stacheln abgeworfen, die er nun wieder ersetzt. Eine Krabbe hat sich bereits 7mal gehäutet und ist von einem ganz kleinen Tierchen zu einem prächtigen Exemplar herangewachsen. Eine kleine grün und weiß gesprenkelte Schnecke, die den Sand (feinen Seesand) durchwühlt, dabei ihre Atemröhre über die Oberfläche erhebend, lebt nun dreiviertel Jahre in diesem Behälter und nährt sich anscheinend von feinstem or- ganischen Verwesungsstoff. Viele dieser Tiere würden bei peinlichster Reinhaltung wahrscheinlich nicht exi- stieren können. Im Berichte des „Proteus“ - Breslau interessiert uns die Diskussion über unserer Salmoniden. Niemand wird bezweifeln, daß es nichts schwereres gibt, als diese Fische an das stag- nierende Wasser unserer Becken zu gewöhnen, ich möchte nach meinen Erfahrungen sogar sagen, es ist zum Teil unmöglich. Grundbedingung ist jedenfalls ein Becken, dessen Standort am zweckmäßigsten an der Nordseite ist, der Kühlerhaltung des Wassers wegen, nicht weil eventuell Forellen nicht auch höhere Temperaturen ver- tragen könnten, sondern weil warmes Wasser viel sauer- stoffärmer ist. Bei Durehlüftune darf das Wasser’ schon höhere Wärmegrade erreichen ohne Schaden für die Be- wohner, weil eben für genügenden Sauerstoff gesorgt ist. Unterzeichneter hat wiederholt Versuche vorgenommen, deren Resultate nicht besonders günstige zu nennen sind. Ein wohl zu berücksichtigender Faktor ist der, nie mehrere Salmoniden in einem Becken zusammenzuhalten. Wenn die Lebensbedingungen günstige, das heißt, keine Erstiekungsgefahr vorhanden ist, wird bei der Räuber- natur dieser Fische immer als Hauptmerkmal der tyran- nische Oharakter des Stärkeren zur Geltung kommen. Der Schwächere unterliegt bald den Verwundungen. Ist für Schlupfwinkel hinter Pflanzenbüscheln, großen Steinen usw. reichlich gesorgt, dann ist die Gefahr ja weniger groß, doch wird der Schwächere im Wachstum zurückbleiben, weil der Futterneid des größeren ihn nicht zum Fressen kommen läßt. Diese Erfahrungen wurden an zirka 10 em großen Tieren gemacht. Jungtiere, viel- „,Wasserstern‘, Eingewöhnung leicht in der Länge bis zu 5 em, sind schon eher zu- sammenzuhalten. So erzog ich in einem zirka 20 1 fassenden Becken 2 Bachforellen, 3 Saiblinge und 3 Regenbogenforellen vom Ei weg bis zu einer Größe von £ cm gemeinsam. Diese Fischchen gingen in den wärmeren Monaten nach und nach ein. Die ersten, die abstarben, waren die Bachforellen, hernach die. Saiblinge und zuletzt die Regenbogenforellen, mit Ausnahme einer einzigen der letzteren Art, von der ich weiter unten noch mitteilen werde. Alle gingen an den gleichen Er- scheinungen ein. Unzählige weiße Punkte bildeten sich, die derartig überhand nahmen, daß die Tiere keine Nahrung mehr annahmen, abmageıten und bald ver- endeten. An diesen Fischehen wurden die in einem früheren Sitzungsbericht mitgeteilten Versuche mit See- wasser vorgenommen. Der weiße Überzug fiel wohl ab, doch bildete sich derselbe an den Tieren, ins Aquarium zurückversetzt, aufs neue und um so heltiger. Größere Tiere sind also zweckmäßig gesondert zu pflegen. Ich hielt in einem Becken «durchlüftet) einen nordameri- kanischen Saibling mit einer Seeforelle vereint, in einem anderen eine zweite Seeforelle mit einer Bachforelle zusammen. Beide Becken fassen ungelähr 50 1 Wasser. Im ersten Becken waren der Saibling, im andern die See- forelle.die Stärkeren. Beide kleineren Tiere erlagen den Anfeindungen ihrer krältigeren Vettern. Die ziem- lich große Seeforelle wurde in erbärmlicher Weise zu- gerichtet. Die Flossen waren teilweise bis auf die Wurzel abgerissen, ganze Fetzen aus der Seite herausgebissen. Trotz dieser Verletzungen fraß das Tier nach Isolierung vorzüglich, ein Beweis der ungeheuren Gefräßigkeit dieses Fisches; doch erlag dasselbe, seinen Verletzungen. Schwächere Salmoniden, wie Aschen mit kräftigeren ihrer Art zusammenzuhalten wäre unmöglich. Ich habe versucht, aus bereits bis zum Ausschlüpfen entwickelten Eiern Salmoniden an das Aquarium zu gewöhnen. Es ist mir nur bei einer Regenbogenforelle gelungen. Das Tierehen überdauerte in einem Becken von 100 |, das in 4 Abteile geteilt, lediglich mit Sagittarien und zwar nur an der Rückwand bepflanzt, so daß ein bedeutender Raum von Pflanzen vollständig frei ist, die heißen Monate Juli, August vorzüglich, ohne Durchlüftung oder Wasser- wechsel und hat bis jetzt 8 em erreicht. Eingewöhnungs- versuche vorzunehmen wäre erfolgversprechend am ersten noch bei der Regenbogenforelle. So pflege ich zwei weitere dieser Gattung in einem Abteil des bez. Beckens, die ich bereits 10 em groß im September des vorigen Jahres in das Aquarium versetzte. In diesem Becken leben zurzeit noch ein Kaulbarsch mit 10 aus dem Ei gezogenen Hechten von 12 em Länge zusammen, in einem weiteren Abteil des Behälters 4 Strömer der Isar, äußerst empfindliche Fische, die sehr schwer im Aquarium zu halten sind, bereits seit einem Jahre, zwei zirka 10 em große Huchen (Donaulachs), durch ihre schwarz und graue Bänderung prächtig erscheinende Fischehen, die sich anscheinend ebenfalls verhältnismäßig leicht an stehendes Wasser gewöhnen lassen. Seeforelle und Bach- saibling halte ich in durchlüfteten Becken, die lediglich mit mehreren kleinen und einigen großen Kieselsteinen eingerichtet sind und die als Bepflanzung Elodea canadensis in großen zusammengebundenen am Boden verankerten Büscheln aufweisen. Beide Tiere halten sich in geheiztem Zimmer bei mitunter ziemlich hohen Temperaturen recht gut, besonders ist der Saibling ein wunderbar hübsch Vereins-Nachrichten, gezeichnetes Tier. Während nun die Bachforelle im Aquarium meist hinter Steinen oder Pflanzen versteckt auf Beute lauert, blitzschnell auf diese hervorschießend, stehen die Seeforelle, Huchen und Saibling meist mitten im Wasser, alles in blitzartigen Wendungen erhaschend, was ihnen zugeworfen wird. Die Ernährung der Salmo- niden ist nicht schwierig. Sie gehen alle gerne an Wurm, bevorzugen aber Gammarus pulex. Rohe und gekochte Fleischstücke nimmt anstandslos nur der Bachsaibling, dessen Wachstum aber auch dementsprechend fort- schreitet. Bei Fütterung von Fleisch usw. ist nicht genug zu empfehlen, Futterreste sofort aus dem Becken zu entfernen, denn alle Salmoniden sind gegen schlechtes Wasser ungeheuer empfindlich; hier hilft die beste Durch- lüftung nichts mehr. Ganz interessant ist die Beobachtung, daß bei Fütterung mit Gammarus pulex meine Forellen sowohl, wie die Hechte usw. vollständig rot und krebs- artig exkrementieren. Es dürfte wohl die Rotfärbung des Fleisches unserer Forellen lediglich auf die Er- nährung zurückzuführen sein. Der rote Farbstoff dieser Krebstierchen teilt sich dem Fleische mit. Ich habe versucht den Tiefseesaibling zu halten, doch nabmen die Tiere vom ersten Tage an im Aquarium kein Futter zu sich, trotz der günstigen Bedingungen (Durchlüftung). Beide Tiere gingen nach zwei Monaten an Entkräftung zugrunde. Sollte die geringe Tiefe unserer Behälter der Lebensweise unseres Fisches in den Tiefen der Alpen- seen nicht entsprechen? Benötigen dieselben einen be- deutenderen Wasserdruck? Die Asche ist empfindlich und zart. Junge, kurz aus dem Ei geschlüpfte Tierchen stehen meist mit dem Kopte schräg aufwärts im Aquarium, ständig in vibrierender Bewegung. Die charakteristische Querstreifung aller Forellen im Jugendstadium tritt bei diesen zarten elfenartigen Geschöpfen erst in der dritten Lebenswoche zutage. Bei höheren Temperaturen sterben die zarten Tierchen rasch ab. In genügend durchlüftetem Aquarium sind sie äußerst munter und sehr gefräßig, doch unendlich empfindlich gegen Sauerstoffmangel. Wenn der Durchlüfter ein einziges Mal nur einige Stunden aussetzt, sind sie alle tot. Diesen Fisch mit anderen Forellen zusammenzuhalten ist unmöglich, die kräftigeren Vettern richten die Tierchen bald derart zu, daß sie an den Verletzungen eingehen. Man be- obachtet dann des weiteren eines der Tiere gekrümmt am Boden liegen; doch noch lebhaft mit den Kiemen arbeitend, hierbei fällt auf, daß das Tierchen von hinten abzusterben beginnt; die hintere Hälfte des Körpers ist fahl und unbeweglich geworden, während der vordere Teil noch die dunkle, gesunde Färbung des normalen Tieres zeigt. ‚Jeder Versuch zur Wiederherstellung ist in diesem Falle vergebliche Mühe. Der Fisch kann noch Stunden so leben, bis er endlich eingeht. Die Be- obachtung des Herrn Seupin, daß genannter Saibling in einer Postkanne längere Zeit ohne Schaden ausdauerte, konnte ich auch an einer frischgefangenen Groppe machen, die sich bei seichtem Wasserstand in einer Kanne vorzüglich hielt. Erstickungserscheinungen konnte ich hier nicht beobachten, wogegen sich solche nach Unterbringung in einem Aquarium sofort einstellten. In seichtem Wasser bei ganz wenig Pflauzen hält sich der empfindlichste Fisch. Ich habe in einer großen Schüssel, die ich vor das Fenster stellte, um eine ständige Ober- flächendurchlüftung mit frischer Luft zu ermöglichen, Aschen lange Zeit erhalten. Zu der im Fragekasten der „Blätter“, No.49: Betreff Wassertrübung im Gesellschafts- aquarium (Fragesteller Wien) gegebenen Antwort, möchten wir glauben, daß die Trübung des Wassers auch durch Tubi- fex verursacht werden könnte. Die Zahl der Pflanzen 60100 bei einem Becken von 28] erscheint uns zu viel. Bezüglich Pflege und Zucht an Girardinus jJanuarius var. reticulatus möchten wir zur Diskussion erwähnen, daß unser Herr Friedrich von diesen Fischen im ungeheitzten Behälter drei Zuchten durchweg gefleckte Tiere er- halten hat. Ferner gelangt aus der „Wochenschrift“ der Artikel: „Ein neues Aquariumtier“ zur Besprechung. Unser Herr Müllegger hat diese hübsche Unke lange Zeit im starkbepflanzten Becken gehalten. Sie ist darin sehr ausdauernd und anspruchslos und leicht mit Würmern usw. . zu füttern. Genannter Herr besaß lange Zeit einen Bombi- nator pachypus, die Fliegen und Regenwürmer ohne Scheu aus der Hand nahm. Es dürfte also die Haltung 51 dieses Tieres im Aquarium doch nicht so neu sein. Der heutige Abend wird durch unsere alljährlich in der letzten Sitzung des Jahres stattfindende große Gratisverlosung ausgefüllt. Zwei Tische wurden von den zu diesem Zwecke angeschafften und durch gütige Spenden vieler unserer Mitglieder vermehrten Verlosungsgegenstände, wie Heizapparat, Aquarien, Zier- und Eßfische, Bücher usw. bedeckt. Verschiedene Herren stiften ihre Gewinne zur Verlosung zugunsten der Kasse, wofür 6,10 M. erzielt werden. Herr Dermühl stiftet 10 Pf. für die Verlosungs- kasse. Die Dekoration des Saales hat unser Mitglied Herr Schreiber gratis ausgeführt, wofür wir herzlich danken. Allen Herren, die durch Gaben zur Gratisver- losung und durch ihre freundliche Mithilfe wie Herr Flurl und Herr Müllegger zum Gelingen des Abends beigetragen haben, sagen wir auch an dieser Stelle unsern Dank. Riedel. „Heros“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg. (E. V.) Vereinslokal: „Walhalla“, Hefnersplatz 71. Briefadresse: Fritz Fischer, Martin Richterstr. 12. Sitzung: Jeden 1. und 3. Dienstag im Monat. Ordentliche Sitzung vom 4. Dezember 1906. Protokollverlesen. Aufgenommen wurde als ordent- liches Mitglied Herr Kaufmann Christoph Meier- Nürnberg. — Anmeldung zur ordentlichen Mitgliedschaft ging ferner ein von den Herren Kaufmann Adolf Benediet-Nürnberg und Kaufmann Hugo Schupp-Wiesbaden. Außerdem wurden als außerordentliche Mitglieder aufgenommen: Herr Kaufmann Oarl Borneff-Koburg, Herr Metallwaren- fabrikant Hans Landgraf, und Herr Kaufmann Fr. Rhein- Nürnberg. — Einlauf: Austrittserklärung der Herren J. Gaertner-Ansbach und J. Scholz-Nürnberg. Herr G. Schalupka-Rumburg ersucht um Mitteilungen über Einrichtung von Seewasseraquarien. — Der „Verein für volkstümliche Naturkunde“ in Freiburg (Breisgau) über- sendet seine Satzungen. Es wird beschlossen, demselben als korporatives Mitglied beizutreten. — Vom Turnverein- Nürnberg wurde unser Ansuchen um Überlassung der Turnhalle für unsere Ausstellung abschlägig beschieden. — Der I. Vorsitzende gibt ferner ein Schreiben unseres Mitgliedes Herrn Expeditor Saar bekannt, laut welchem derselbe ersterem Herrn um eine sofortige Unterredung, eine Fusion mit der „Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg“ betr., ersucht. Herr Fischer erwiderte, daß er sich auf keinen Fall in eine Fusion einlasse, in der der Verein seinen Namen, seine Rechte und seine in zehnjähriger mühevoller Arbeit und großer Opferwilligkeit erworbenen Inventarien, Bücherei und Samnilungen ver- lieren müßte. Diese Mitteilung hatte zur Folge, daß uns Herr Saar den Rücken kehrte, d. h. seinen Austritt aus dem „Heros“ erklärte. — Herr Fischer entledigte sich sodann seines angekündigten Vortrages über: „Die Präparation von Tieren und Pflanzen“ in bekannt treff- licher Weise. Als Einleitung wurde zuerst der Wert der Präparation im allgemeinen und dann jede einzelne Methode eingehend besprochen. Die Präparation bezw. nasse Konservierung der Fische wurde bis in alle Einzel- heiten erläutert und durch Vorzeigung von Hilfsmitteln und fertigen Präparaten verständlich gemacht. Hierauf folgten die wichtigsten Anweisungen, welche bei der Konservierung von Amphibien und Reptilien zu beachten sind. Das Präparieren von Wasserkäfern und Insekten als nicht besonders schwierig streifend, besprach dann Redner wieder eingehend die Fertigung der Libellen- präparate, von welchen wieder verschiedene Arten vor- gezeigt und erklärt wurden. Den Schluß des äußerst lehrreichen Vortrages bildete die Schilderung der nassen Konservierung von Aquariumpflanzen. Lebhafter Beifall wurde den interessanten Ausführungen des Redners gezollt. — Herr Lehrer Gruber fragt, was wohl die Ursache sei, daß zeitweise Schnecken aus den Behältern herauskriechen, Sauerstoffmangel könne doch wohl kaum die Ursache sein. In der sich entspinnenden lebhaften Debatte werden wohl verschiedene Meinungen geäußert, jedoch eine genügende Aufklärung konnte nicht gegeben werden. — Vorgezeigt wurde die in No. 47 der „Wochenschrift“ empfohlene Heizlampe „The little wonder“ durch Herrn Jaeger. Nach den bis jetzt gesammelten Erfahrungen 59 Vereins-Nachrichten. ist diese Lampe sehr zu empfehlen, da nicht der ge- ringste Geruch wahrzunehmen ist und der Petroleum- verbrauch sich nur auf 10 Pfg. für 100 Stunden beläuft. Die bestellten 6 Stück, welche zur Heizung von Spiralen verwendet werden, waren sofort vergriffen; eine Nach- bestellung von weiteren 20 Stück wurde entgegen- genommen. — Den Schluß der Sitzung bildete die Gratisverlosung von 10 Stück Trichogaster lalius und die Abgabe verschiedener gespendeter Wasserpflanzen. Die Verwaltung. Gäste-Abend am 18. Dezember 1906. Die von Mitgliedern und Gästen -—- darunter 9 Damen — zahlreich besuchte Sitzung eröffnend, begrüßt der I. Vorsitzende ganz besonders Herrn Landsiedel, Mitglied der „Nymphaea“-Leipzig und spricht dann in längerer Ausführung über den Zweck des heutigen Abends, der als Schlußsitzung des Jahres Ernstes und Heiteres bringen sollte. Es soll damit den Gästen ein Bild gegeben werden, aus dem das Bestreben des Vereins zu entnehmen ist, einerseits die Liebe zur Natur und unserer schönen Sache gewissenhaft zu pflegen und zu verbreiten, anderseits aber auch das gesellschaftliche Zusammenwirken zu ermöglichen und mit dem Ganzen in harmonischen Einklang zu bringen. — Der Einlauf enthält die Anmeldung der Herren Malermeister Erh. Grieshammer als ordentliches und Magistrats-Offiziant Karl Steiringer als außerordentl. Mitglied. Die Oreutz’sche Verlagsbuchhandlung offeriert Einbanddecken zu den „Blättern“ 1906; der Verein „Wasserstern“- Augsburg ladet zum 'Karpfenessen ein; der „Verein für volkstümliche Naturkunde“ Freiburg (Breisgau) geht mit dem „Heros“ die gegenseitige Mitgliedschaft ein; der Stadtmagistrat Nürnberg stellt uns in einer Zuschrift das „Herkules- Velodrom“ für unsere Ausstellung 8 Tage kostenlos zur Verfügung. Dieses Anerbieten wird freundlichst begrüßt. — Aus den Zeitschriften werden verschiedene Artikel verlesen. In erster Linie interessiert die Arbeit des Herrn Thumm-Dresden (, Wochenschrift“ 48 — 52), durch welche besonders das bisher so hoch eingeschätzte Alt- wasser verworfen wird. Aus der sich hierüber ent- spinnenden Debatte geht hervor, daß wohl eine zeitweise, langsame Erneuerung des Altwassers notwendig sei, jedoch nicht im dem Maße, wie dies Herr Thumm für notwendig erachtet. Im übrigen werden wir in einer der nächsten Sitzungen diese Frage speziell zur Diskussion stellen. — Von Herrn Weidemann wird die im „Kosmos“ bestimmt aufgestellte Behauptung, daß Aale ans Land und speziell in Erbsenfelder gehen, angezweifelt. Herr Stiller verneint direkt diese Behauptung und gibt eine Anzahl Beweise aus seinen Erfahrungen als Fischwasser- pächter bekannt, ebenso Herr Kalb, der auf verschiedene über den Aal, sein Leben und seine Wanderungen gehaltene Vorträge des Herrn Schlachthofdirektors Rogner, I. Vors. des Fischerei Vereins, und Herrn Roegner hinweist. Daß immer und immer wieder auftretende Märchen von dem Gang der Aale in die Erbsenfelder läßt sich u. E. nur dahin erklären, daß Aale durch Wiesenwässerungen usw. zur Nachtzeit auf die Wiesen oder in die dieselben durch- ziehenden Gräben gelangen und beim Abstellen der Wässerung, der Not gehorchend, gezwungen sind, über die Wiesen zum Flusse zu wandern. — Unser Ehren- mitglied Herr Ober-Ingenieur Längenfelder macht uns hierauf mit dem Mikroskop und dessen Bedeutung für unsere Liebhaberei bekannt. Zwei tadellose Instrumente standen mit den entsprechenden Präparaten zur Verfügung; letztere erregten besonders bei den Gästen große Be- wunderung. — Herr Fischer hielt sodann einen kurzen, aber inhaltsreichen Vortrag über: „Die Natur im Hause“. Herrliche Worte, dem Zweck des Abends angepaßt, waren es, die wir zu Gehör bekamen; mit reichem Beifall wurden dieselben belohnt. — Zum Schluß des 1. Teiles wurden unsere neuesten Herbarienblätter ausgelegt, welche die Beschauer durch ihre tadellose Ausführung in Staunen versetzten. — Unser Gast Herr Otto Landsiedel meldet sich als ordentliches Mitglied an. — Der 2., d. i. unterhaltende Teil wurde von Herrn Knauer mit einer Ansprache an unseren I, Vorsitzenden eröffnet. In der- selben hob der Redner die Verdienste des Herrn Fischer um den Werdegang des Vereins hervor, speziell betonend, daß wir unsere gesamte Präparaten-, Libellen- und Her- barien-Sammlung einzig und allein ihm zu verdanken haben. Kr sei beauftragt. Herrn Fischer als Zeichen des Dankes einige Geschenke zu überreichen, und zwar zu der im Jahre 1902 gewidmeten goldenen Uhr eine goldene Kette, an Frau Fischer als Entschädigung dafür, daß ihr Herr Gemahl durch die Vereinsleitung viel der Familie entzogen sei, einen Gaslüster. Der II. Vors. schloß sich diesem Danke an und übergab als persönliches‘ Geschenk ein prächtiges Opernglas, während weitere 6 Mitglieder ihre Anerkennung um die Bemühungen des Herrn ‚Fischer in der Seewasseraquarien - Liebhaberei durch UÜberreichung eines prächtigen Bierkruges aus Zinn, mit den Symbolen unserer Liebhaberei ausgestattet, zum Ausdruck brachten. Herr Fischer dankte für die große Aufmerksamkeit zugleich im Namen seiner Gattin. — Unser Mitglied Herr Ganb setzte hierauf mit seinem unverwüstlichen Humor ein und unterhielt die Anwesenden aufs beste bis gegen 2 Uhr. Die Verwaltung. Ordentliche Sitzung vom 8. Januar 1907. Der I. Vors. beglückwünscht die zahlreich erschiene- nen Mitglieder aufs herzlichste zum neuen Jahre und gibt dann eine Anzahl Glückwünsche bekannt, die zum Jahreswechsel eingelaufen sind. Aufgenommen wurden als ordentliche Mitglieder die Herren Kaufmann Adolf Benediect-Nürnberg, Kaufmann Hugo Schupp- Wiesbaden und Malermeister Erh. Grieshammer-Nürnberg; dergl. als außerordentliche Mitglieder Herr Mag.-Offiziant Karl Stei- ringer, Herr Architekt Eduard Krauß, Herr Privatier Alb. Neubauer u. Herr Bildhauer Georg Then. Anmeldungen liegen vor von Herrn Konr. Brunhübner, Elektr. Anstalt, als ordentliches und Herrn Paul Toussaint, Öhemigraph, als außerordentliches Mitglied. — Herr Dr. Höfer-Coburg, Mitglied des „Heros“, teilt uns mit, daß es ihm gelungen sei, in den dortigen Schulen eine Anzahl Aquarien auf- zustellen, und zwar in den Knabenschulen zehn, in den Mädehenschulen zwei Stück, darunter Behälter bis zu 100 Liter. Wir begrüßen den Erfolg aufs freudigste und werden uns gleichfalls bemühen, diesem guten Beispiel zu folgen, obgleich hier keine recht günstigen Aus- sichten vorhanden sind. — Aus den Zeitschriften kommen verschiedene einschlägige Artikel zur Besprechung. No.1 der „Wochenschrift“ bringt uns u. a. die Mitteilung, daß sich hier der „Naturhistorischen Gesellschaft“ eine Ab- teilung für Aquarien- und Terrarienkunde angeschlossen hat. Die Leitung derselben besteht zum großen Teil aus Personen, welehe bis Ende des Jahres dem „Heros“ an- gehört haben. Wir wünschen dem jungen Unternehmen eine recht erfreuliche Entwicklung und Lebensdauer. — Eine recht unerfreuliche Wahrnehmung machen wir am Schlusse unseres Vereinsberichtes vom 20. November in gleicher Nummer. Es wurden hier einfach ungefähr 10 Zeilen weggelassen und dafür eigenmächtig ein Schluß- satz gesetzt. der nie im Protokoll gestanden hat und der höchst widersinnig ist; denn derselbe besagt, daß der I. Vors. einen Vortrag gehalten und sich selbst am Schlusse desselben herzlichen Dank ausgesprochen hat. Wir möchten uns vor solchen Eingriffen in unsere Vereins- protokolle ganz energisch verwahren und müßten in Zu- kunft die am Kopfe der Vereinsnachrichten stehende Be- merkung „Unter Verantwortlichkeit der Einsender“ ab- lehnen. Unsere Berichte zu beschneiden hat niemand das Recht, denn sie sind stets nur sachlich gehalten und gehen keineswegs über ein gewisses Größenverhältnis hinaus. — Einer weiteren Besprechung werden noch die Artikel der „Wochenschrift“: „Das Freilandterrarium“ und „Beobachtungen bei der Aufzucht des Chanchito (Heros facetus)“ unterzogen. „Natur u. Haus“ bringt einen Aufsatz über den „Geruch- und Geschmackssinn der Fische“ von Brüning. — Verschiedene Mitteilungen aus der Liebhaberei werden noch bekannt gegeben. Nach Besprechung einer internen Vereinsangelegenheit machte der l. Vors. auf die am 22. Januar stattfindende Mit- gliederversammlung aufmerksam und ersuchte um Auf- stellung von 3 Kassen-Revisoren, welches Amt die Herren Frank, Stibor und Gruber übernehmen. Die Verwaltung. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Magdeburg, Am Weinhof 8/9; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Oreutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Beobachtungen an Riesenschlangen in Gefangenschaft. Von Dr. F, Werner-Wien. s sind nun schon mehr als 20 Jahre her, NA seit ich die erste Vertreterin des Riesen- schlangengeschlechts in Gestalt einer Sand- schlange (Eryx jJaculus) lebend in meinen Be- sitz brachte, und seither hat es wohl keinen noch so kleinen Zeitraum gegeben, in dem diese durch ihr hohes erdgeschichtliches Alter ehrwürdige Schlangengruppe (die Boiden sind die ältesten Originalaufnahme nach dem Leben für die, Blätter“ von Dr. E. Bade. der heute lebenden Schlangen und wahrschein- lich das Ahnengeschlecht der meisten übrigen Schlangenfamilien) in meinen Terrarien nicht wenigstens durch eine Art vertreten war. In verschiedenen Mitteilungen!) habe ich schon über das Leben und Treiben meiner gefangenen Pfleglinge berichtet, und gegenwärtig bin ich wieder im Besitze von 8 prächtigen, 8 ver- schiedenen Arten angehörigen Exemplaren, von welchen 5 (Python reticulatus, spilotes, 1) „Zoolog. Garten“ XLI. p. 233, 274, XLIV. p. 297; „Natur u. Haus“ XII. p. 183—135, usw. (Mit 3 Originalaufnahmen nach dem Leben.) sebae, regius, Boa constrictor) jugendlichen Alters und von geringem Körpergewichte (657 bis 1246 g), die übrigen 3 (Python molurus, Boa madagascariensis, Eunectes notaeus) über 2 m lang und über 6 kg schwer sind. Es ist nun merkwürdig, wie leicht die von Jugend an aufgezogenen Boiden sich an niedere Temperaturen und an mancherlei Unzukömmlich- Python sebae. keiten des Gefangenlebens gewöhnen und wie sie in allen ihren Lebensäußerungen von alt- gefangenen Tieren derselben Art abweichen. Was die Gewöhnung an Temperaturherab- minderung anbelangt, so ist sie wohl bei allen Riesenschlangen, die gerne ins Wasser gehen, auch im erwachsenen Zustand zu bemerken, und ich habe bereits früher mitgeteilt, dab meine Paraguay -Anakonda (Eunectes mnotaeus) ohne Bedenken im eiskalten Wasser fischte und tagelang ohne Schaden im Wasser von 15° ©. und darunter badete; nicht viel empfindlicher 54 Dr. F. Werner: Beobachtungen an Riesenschlangen in Gefangenschaft. sind auch die Python-Arten. Meine jungen Boiden aber drängen sich ins Badewasser von etwa 15° und verlassen es nicht eher, als bis das Gefäß völlig „ausgebadet“ ist, d. h. nur mehr ihre Exkremente enthält. Daß dieselben Exem- plare auch bei derartigen Temperaturen (meine Terrarien haben nur dann über 20° C., wenn die Außentemperatur höher steigt) auch brav fressen, beweist die Tatsache, daß Python retieulatus v. 1. März 1906 bis 13. Januar 1907 von 350 auf 1246 g, Python sebae v. 30. August 1906 bis 13. Januar 1907 von 539 auf 866 @, Boa constrictor v. 30. August 1906 bis 13. Januar 1907 von 362 auf 657 & an Körpergewicht herangewachsen ist. Obwohl ich es nicht dahin bringen werde (und auch nicht versuchen will), diese Schlangen etwa bei gewöhnlicher Zimmertemperatur zu überwintern, so beweisen doch meine Erfahrungen, daß auch Tropenreptilien eher herabgesetzte, als abnorm gesteigerte Temperatur auf die Dauer (und zwar gut) vertragen. Ähnliche Erfahrungen habe ich mit Krokodilen, Schnecken (Ampullaria gigas), Skorpionen (Buthus australis, oceitanus und guwinquestriatus) gemacht; Wüstenrepti- lien aber brauchen im allgemeinen wenigstens einmal am Tag länger andauernde, ausgiebige ‘rwärmung; keine Abkühlung vertragen Chamä- leons und Leguane. Zu den Eigentümlichkeiten namentlich von Jugend auf in Gefangenschaft gehaltener Boiden gehört die rasche und vollkommene Orientierung im Käfig und die baldige Erkennung der Be- deutung der Objekte und Hantierungen in dem- selben. Sie erkennen ihr (undurchsichtiges, aus Porzellan, bezw. Steingut bestehendes) Wasser- gefäß genau als solches und kommen sofort zum Trinken oder Baden, wenn es nach erfolgter Reinigung und Füllung wieder in den Käfig gestellt wird — aber auch dann, wenn es leer ist, was beweist, daß sie nicht durch den Geruch des Wassers allein, sondern auch durch die Färbung und Form des Gefäßes herbeigelockt werden. Bestimmte Winkel werden stets von bestimmten Exemplaren aufgesucht; der von mir zuletzt erworbene Python spilotes muß sich dort zusammenrollen, wo Platz ist — weder im Bad, noch im dunkelsten Winkel hat er sich bis jetzt einen Platz erobern können, weil da die kompakte Masse der Erbgesessenen liegt. Der Geruchssinn scheint ganz ausgezeichnet entwickelt zu sein. Es ist mir niemals gelungen, meinen schon oft erwähnten Python reticeu- latus, der als unermüdlicher Fresser ganz leicht die Ration sämtlicher Käfiggenossen vertilgen könnte, auf irgendwelche Weise von der Auf- suchung einer Maus oder Ratte, die von einer kleineren und schwächeren Kollegin erwürgt wurde und verschlungen werden sollte, auf die Dauer abzuhalten; sie reagiert auf keinerlei Ablenkungsversuche, seien sie optischer oder mechanischer Natur und kommt immer noch zu- recht, um der Kollegin die Beute aus der Um- schlingung, ja aus dem Rachen zu reißen, trotz der heftigsten Gegenwehr der Überfallenen. Die Brunst der männlichen Pythonen äußert sich in intensivem Moschusgeruch, namentlich nach warmem Bad, oder im gereizten Zustande; ferner in Aufrichtung der Aftersporne (Rudi- mente der Hintergliedmaßen) mit welchem gehende Bewegungen ausgeführt werden. Paa- rungsversuche werden an jeder Riesenschlange von annähernd ähnlicher Größe ausgeführt; wie auch bei Nattern sind Exemplare, die noch bei weitem nicht ausgewachsen sind, bereits fort- pflanzungsfähig; jüngere Weibchen bringen eben weniger Eier, bezw. Junge zur Welt. Der Eintritt der Geschlechtsreife schon in relativ früher Zeit hängt damit zusammen, daß bei den Schlangen im allgemeinen eine Maximalgröße nicht zu beobachten ist; das Wachstum vielmehr das ganze Leben hindurch währt; während bei verwandten Tiergruppen, z.B. bei vielen kleineren Eidechsenarten der Eintritt der Geschlechtsreife im wesentlichen mit dem Ende des Wachstums zusammenfällt, ja mitunter sogar vom Lebens- ende nicht weit entfernt ist. Die vollkommene Gewöhnung von jung aufgezogenen Boiden an die Gefangenschaft äußert sich auch in der auffallenden Dreistig- keit und Furchtlosigkeit dem Pfleger gegenüber. Während große Exemplare oft so scheu sind, daß sie bei Anwesenheit eines Menschen während der Fütterung absolut nicht fressen wollen, ja sogar schon früher ergriffene Beute wieder frei- lassen und nicht mehr beachten, kümmern sich die „Kleinen“ nicht im mindesten um ein Halb- dutzend Zuschauer, nehmen in der Regel ihrer- seits das Futter aus der Hand, lassen es sich aber andererseits durchaus nicht ohne weiteres entreißen, sondern wehren sich bis zum äußersten. Ich habe mehr als einmal den ganzen Klumpen aus dem Terrarium genommen und meiner Frau auf den Nähtisch gelegt, ohne daß sich die Schlange bewogen gefühlt hätte, von ihrer Beute abzulassen, ja man muß, wenn es darauf aus irgend einem Grunde ankommt (wenn z. B. statt Dr. med. Wilhelm Roth: Über die „goldige Wasserblüte“ unserer Aquarien. 55 einer Ratte irrtümlich etwas anderes, z. B. ein Krokodil gefaßt wird”) die Räuberin Schlinge für Schlinge aufwickeln und ihr zum Schluß ein paar kräftige Klapse auf den Kopf geben, um sie zum Loslassen zu bewegen. Daß kommt bei großen, alt eingefangenen Schlangen nur sehr selten vor. (Sehluß folgt.) Über die „goldige Wasserblüte“ unserer Aquarien. Von Dr. med. Wilhelm Roth, Zürich. (Fortsetzung.) (Mit 15 Originalzeichnungen vom Verfasser.) ine erwähnenswerte, weil das Vorstehende ergänzende Beobachtung besteht ferner darin, daß unsere Aquarienwasserblüte nicht zu allen Tageszeiten gleich stark goldie leuchtet, und es ist dies bis zu einem gewissen Grade un- abhängig von der Intensität der Beleuchtung. Früh morgens, auch wenn es ganz hell ist, macht sich der Goldglanz weniger bemerklich als einige Stunden später, um uns am Abend selbst nach Einbruch der Dämmerung wahrhaft zauberisch entgegenzuleuchten. Noch rätselhafter für mich wurde die Ge- schichte, als ich einst das Aquarium so gestellt hatte, daß es direkt von der Sonne beschienen wurde — mit der naheliegenden Voraussetzung, daß der Goldglanz im direkten Sonnenlicht nun besonders brillant würde. Ich hatte mich arg getäuscht: der Goldglanz verschwand binnen kurzer Zeit vollständig, um einem unschönen, grauen Farbenton Platz zu machen. Nach Ent- fernung der direkten Bestrahlung dauerte es einige Zeit, bis der erstere wieder zum Vor- schein kam. Endlich machte ich noch einen, für die Er- klärung der merkwürdigen Naturerscheinung und für das Verständnis von später zu Er- örterndem insofern sehr bezeichnenden Versuch, als ich eine Schale mit der vorsichtig aus dem Aquarium geschöpften Wasserblüte ins freie stelltee Nach wenigen Stunden war der Gold- glanz dauernd verschwunden, und nur noch ein leichter, bräunlicher Anflug auf dem Wasser- spiegel deutete auf die Anwesenheit unserer 2) Ein junges Crocodilus americanus bewohnt auch die Riesenschlangen-Kinderstube; ein einziges Mal wurde es irrtümlich von Python reticulatus erschnappt und umschlungen. Wasserblüte hin. Wie zu erwarten, kam auf der in das Zimmer Schale nach geraumer Zeit der Goldglanz wieder zum Vorschein. Aus den vorstehenden Beobachtungen geht somit vorläufig die bemerkenswerte Tatsache hervor, daß es sich beim Goldglanze der Aqua- riumwasserblüte um eine nur unter gewissen Bedingungen in unseren Zimmeraquarien und — wie ich beiläufig erwähnen möchte — gelegent- lich in, ähnliche Verhältnisse bietenden Gewächs- häusern zu Tage tritt. Da auch der Nichtfachmann bei der Bear- beitung eines naturwissenschaftlichen Themas aus naheliegenden Gründen verpflichtet ist, alles was in der einschlägigen Literatur über das- selbe publiziert worden ist, in Berücksichtigung zu ziehen, auch wenn er seine Arbeit in einer nichtwissenschaftlichen Zeitschrift niederlegt, so dürfte es angezeigt sein, den geneigten Leser über die dasselbe betreffenden, in unserm Falle allerdings sehr spärlichen Veröffentlichungen zu orientieren. Ich gestehe offen, daß ich eigentlich während einer Reihe von Jahren in der zoologischen und botanischen Literatur, soweit sie mir als Nicht- fachmann zur Verfügung gestanden hat, gar nichts über den, der vorliegenden "Arbeit zu Grunde liegenden Stoff habe finden können. Obschon es sich offenbar um eine typische Erscheinung unserer Zimmeraquarien handelt, suchen wir vergebens in unsern Handbüchern über Aquarien- kunde irgendwelche Angaben über die wunder- same Naturerscheinung, welche ich als „goldige Wasserblüte“ bezeichnet habe, und bei welcher es sich augenscheinlich um eine jener Vege- tationen von niedern Wasserpflanzen handelt, die sich auf der Oberfläche des Wassers ent- wickeln und die man gemeinhin „Wasserblüten“ nennt. Auch in Kurt Lamperts „Das Leben der Binnengewässer“, das eine hübsche Schilde- rung über die „Wasserblüte“ nebst einer Auf- zählung aller derjenigen Lebewesen, welche eine solche zustande bringen können, enthält, fehlt gerade die Erwähnung der prächtigsten aller „Wasserblüten“. Dagegen fand ich nunmehr zufällig in dem großangelegten und vorzüglichen Werke von Prof. A. Engler, „Die natürlichen Pflanzen- familien“, 1900, S. 153, Fig. 107 ein Flagellat, dessen auffallende Ähnlichkeit mit dem oben als Erzeuger der „goldigen Wasserblüte“ be- schriebenen Lebewesen unverkennbar ist. Abeı auch in diesem Werke fand ich über den in zurückversetzten 56 Dr. med. Wilhelm Roth: Über die „goldige Wasserblüte“ unserer Aquarien. seiner Art einzig dastehenden Goldglanz nichts erwähnt. Auch in der vorzüglichen und ausführlichen Originalarbeit von M. Woronin,'®) in welcher der Verfasser einen „höchst eigentümlichen Organismus* als Chromophyton'') rosanoffii!?) eingehend beschrieben hat, vermissen wir jegliche Fig. 6. Über das Wasserniveau emporsteigende Ohromophytonzelle. Schematische Darstellung nach Woronin. Angabe über optische Er- scheinung. Woronin hat das von ihm entdeckte'?) Geißeltierchen im Jahre 1876 in der Nähe von Wiborg gefunden und gibt des nähern an, dab „an warmen, hellen, sonnigen Tagen die glatte, ruhige Wasseroberfläche vieler Moortümpel und Pfützen mit einem leichten gelben oder etwas bräunlichen Staubanflug bedeckt“ gewesen sei. Dab der Autor den Goldglanz an Ort und Stelle nieht wahrnehmen konnte, ergibt sich leicht unter Hinweis auf die von mir weiter oben beschriebene, mit der „goldigen Wasser- blüte“* im Freien gemachten Beobachtung; dab er aber auch im Zimmer in einer am Fenster aufgestellten Schale den Anflug wohl viel schärfer wahrnahm, namentlich wenn er die Wasseroberfläche nicht von oben, sondern etwas schräg von der Seite (!) betrachtete, hingegen den herrlichen Goldglanz nicht bemerkte, rührt sehr wahrscheinlich daher, daß er bei der am Fenster aufgestellten Schale nicht in der Lage war, die Wasseroberfläche von der Fenster- seite aus zu übersehen. Die „Staubkörper*, wie Woronin die Flagellatenkolonien nennt, unterscheiden sich von den meinigen, wie eine große Anzahl von Abbildungen ergeben, durch auffallend unregel- mäßige Formen — er bezeichnet sie als bis- kuit-, — wurmperlschnurförmig usw. —, abge- die augenfällige, 10) Botanische Zeitung, 1880, No. 37 und 38. 11) Von chroma = Farbe; phyton = Pflanze. 12) Nach dem verstorbenen S. Rosanoff benannt. 13) Rosanoff hat schon früher auf dem Viktoria- bassin in St. Petersburg einen ähnlichen Anflug gefunden und Woronin unter dem Mikroskop die Schwärmzellen gezeigt. russischen Botaniker sehen von ihrer, auf einer viel größeren Anzahl von Schwärmzellen beruhenden, beträchtlicheren Größe. Dieser Umstand läßt sich vielleicht da- durch erklären, daß sich Woronins Staubkörper nicht im völlig „windstillen“ Aquarium, sondern im Freien entwickelt haben, wo möglicherweise durch leichte Luftbewegungen kleinere Kolonien zu größern vereinigt worden sind. Daß die einzelnen Kolonien in Luftblasen, die bei meinen Kulturen nicht zu verkennen sind, eingebettet liegen, gibt der Autor nicht an, hebt aber, allerdings mehr beiläufig, her- vor, dab „die kleinern Staub- körper Öltröpfehen oder im Wasser suspendierten Luftbläschen sehr ähnlich sehen“. Die Vergleichung mit Öltröpfehen ergibt, daß Woronin jedenfalls nicht an das wirkliche Vorhandensein von Luftblasen dachte, und es ist auch sehr gut denkbar, daß seine durchschnittlich viel größern Kolonien mög- licherweise eben wegen ihrem beträchtlichern Umfange von einer so dünnen Luftschicht um- hüllt waren, daß dieselbe nicht mehr das optische Bild von Luftblasen ergab. Von auberordentlichem interesse ist nun, worauf ich bereits oben hingedeutet habe, das, was Woronin an den dicht an der Wasser- oberfläche anliegenden, in den Ruhezustand über- gehenden Geibelschwärmern beobachtet hat. I | Mi ı | | | | | | | Fig. 7. Schematische Darstellung der Luftblasenbildung bei einer emporsteigenden Uhromophytonzelle. un Bevor wir näher darauf eingehen, möchte ich an dieser Stelle einschalten, daß mir öfters an den an einer Luftblase zur Ruhe gelangten, mit dem Deckglas gegen die Wasseroberfläche abgeschlossenen Geißeltierchen ein kleiner in die Luftblase hineinragender, dunkelumrandeter, kugeliger Fortsatz aufgefallen ist, welcher meiner damaligen Ansicht nach dazu diente, die ruhende Schwärmzelle am Wasserspiegel zu fixieren. Denn wenn ich nämlich durch Anlegen eines kleinen, das Wasser ansaugenden Filtrier- Dr. med. Wilhelm Roth: Über die „goldige Wasserblüte“ unserer Aquarien. 57 papierstreifenseine Wasserbewegung im Präparat erzeugte, bewegten sich die Zellen mit dem die Oberfläche des Wassers überragenden Köpfchen, gleichwie an einer Rolle hangend, an der Luft- insel hin, ohne weggeschwemmt zu werden. Woronin, dem es geglückt ist, den Vorgang weiter zu beobachten, beschreibt ihn in der nachstehenden, anschaulichen Weise: „Die Schwärmzelle rückt bis unter die Wasseroberfläche, an welche sie sich unmittel- I I i II z]l | i" N A | | ni || I) IN | I n le Si ig. 8. Schematische Darstellung der Luftblasenbildung bei einer emporsteigenden Chromophytonzelle. II. bar anlegt, kommt hier zur Ruhe, rundet sich dabei ab und fängt darauf an, durch die Wasser- oberfläche, als ob die letztere eine feste Membran wäre, sich empor zu bohren. An der Berührungs- stelle mit der Wasseroberfläche treibt sie einen kleinen, dunkelscharf konturierten, stecknadel- förmigen Fortsatz, der über die Wasserober- fläche emporragt. Indem nun dieser sich all- mählich vergrößert, verringert sich gleichzeitig und in gleichem Maße der unter dem Wasser liegende Teil der Schwärmzelle, bis endlich diese letztere aus dem Wasser vollständig in die Luft übergewandert ist“ (Fig. 6). Hier möchte ich die Bemerkung einflechten, daß dieses Durchbohren der Wasseroberfläche als ob sie eine feste Haut wäre und das Durchtreten der Zelle, wie durch ein Bohrloch eigentlich eine recht komische Geschichte ist, bezw. in physikalischer ‚Beziehung ein so unglaublicher Vorgang, daß eine Erklärung desselben von einigem Interesse sein dürfte. Wenn das Tierchen befähigt ist, aus dem Wasser an die Luft zuschlüpfen, so ist eigentlich nicht so recht einzusehen, weshalb dies gleichsam wie durch eineenge Öffnung im Wasserspiegel geschehen muß. Nach dem physikalischen Gesetze der Ad- häsion'*) ist es überhaupt unbegreiflich, daß 14) Von adhaereo — anhangen. Die Eigenschaft :gewisser Körper, an andern festzuhaften. Fig. 9. das kleine Lebewesen, dessen Oberfläche allseitig benetzt ist, — gleichsam trockenen Fußes, wenn ich so sagen darf — ohne durch die gewaltige Adhäsionskraft des Wassers zurückgehalten zu werden, auf die Oberfläche .des Wassers zu treten vermag. Die Chromophytonzelle muß demnach über die merkwürdige Eigenschaft ver- fügen, die Adhäsion zum Wasser vollständig aufheben zu können, und dies können wir uns wohl nur mit der Annahme erklären, daß das Tierchen an dem Punkte, wo es dem Wasser- spiegel anliegt, eine Substanz absondert, welche die Adhäsion zum Wasser an dieser Stelle auf- hebt bezw. dieselbe unbenetzbar macht. Dieses ist nun der Fall, wenn die betreffende Substanz eine öl-, wachs- oder harzartige Beschaffenheit besitzt. Unter dieser Voraussetzung ist es denn physikalisch leicht erklärlich, warum an der Durchtrittstelle bezw. an der Übergangsstelle zwischen dem benetzten und unbenetzbaren Teil eine Einschnürung entsteht, indem die Adhäsions- kraft des Wassers den Zellkörper allseitig zurück- zuhalten bestrebt ist, während der Zellinhalt oder das Protoplasma allmählich in den außer- halb des Wassers befindlichen, mit einer wachs- ähnlichen, immer dünner werdenden Schicht überzogenen Teil der Zelle überfließt, etwa ähn- lich wie wir es bei den Bewegungen einer Monade oder eines Urtierchens sehen. Nach den Ausführungen Woronins würde nun aber die zur Ruhe gekommene Schwärm- zelle vollständig frei auf dem Wasserspiegel an der Luft liegen, während wir mit absoluter Sicherheit!?) konstatiert haben, daß sie kolonien- weise in den den Wasserspiegel zum Teil über- ragenden Luftblasen eingebettet sind. Ich bin dem geneigten Leser deshalb noch eine plausible Schematische Darstellung der Luftblasenbildung bei einer auf den Wasserspiegel emporsteigeuden Chromophytonzelle. Erklärung für die Entstenung der das Chromo- phyton bezw. dessen Kolonien einschließenden 15) Läßt man Chromophytonkolonien auf einem Ob- jektträger langsam eintrocknen, so gelingt es mit dem Mikroskop sehr leicht, am Austroeknungsrand des Wasser- tropfens das plötzliche Verschwinden (Platzen) der die Schwärmerkolonien umhüllenden Luftblasen zu sehen. 58 Bücherschau. Luftblasen schuldig; sie läßt sich vielleicht in nachstehender Weise geben. Stellen wir uns fürs erste vor, daß beim Bestreben des Wassers, den unterhalb der Ober- fläche liegenden benetzten Teil der Zelle (als Ausdruck der Adhäsionskraft) im Wasser zurück- zuhalten, während es anderseits durch das un- benetzbare, dem Wasserspiegel aufliegende, steck- nadelkopfförmige Knöpfchen allseitig abgestoßen wird, eine trichterförmige Vertiefung im Wasser- spiegel, in deren Grund das letztere liegt, zu- stande kommt (Fig. 7). Wir können diesen Vorgang sehr leicht durch einen Versuch nachahmen, indem wir ein auf ein gebogenes Stück feinen Draht gestecktes Wachskügelchen vorsichtig unter den Wasser- spiegel ziehen, wobei sich eine ziemlich tiefe trichterförmige Einziehung in demselben bildet. Im weitern ist dann die Möglichkeit gegeben, daß beim Bestreben des Wasserspiegels, sich wieder auszugleichen bezw. die Lücke zu schließen, das Wasser über dem Köpfchen der Zelle zusammenschlägt und hierbei ein dasselbe umhüllendes Luftbläschen mit einschließt (Fig. 8 und 9). Auch dieser Vorgang läßt sich durch das Experiment künstlich darstellen. Wenn wir das Wachsköpfichen bis zu einem gewissen Punkte unter die Oberfläche gezogen haben, so schlägt das Wasser über ihm zusammen, und gleichzeitig wird mit ihm häufig auch ein Luft- bläschen eingeschlossen. (Schluß folgt.) VEREINS:®#" NACHRICHTEN — Vereins-Nachrichten. oo Bücherschau. Der Mensch und die Natur. Von Moritz Kaehrn. München 1906. Verlag von Ernst Reinhardt. Preis broschiert 1.— Mk. Wohl jeden Gebildeten, der nicht gerade ein- gefleischter Spezialist auf dem oder jenem Gebiete der Naturwissenschaften ist, interessiert mehr als die einzelne mühsam dem Experiment abgelauschte Gesetzmäßigkeit das große Gesetz, welches alle Einzelgesetzmäßigkeiten erst bedingt, dem sich in letzter Linie jede Einzel- erscheinung unterordnet. Dieses große, eherne, ewige Gesetz — mögen wir es nun Gesetz, Gott oder sonst- wie nenne kenntnis ringenden Menschen. Wir fühlen dieses Gesetz, wir ahnen es, wir wissen auch, daß dieses Gesetz ein einfaches Gesetz sein muß — aber es in seinem ganzen Umfange, seiner ganzen erhabenen Größe und Einfach- heit zu erkennen vermögen wir schwachen Menchen nicht. uns überall dieses große Gesetz fühlen läßt, genügen und auch das bloße Gefühl des: In ihm leben, gewährt uns große Befriedigung, So müssen wir uns in dem Genusse der Natur, die lassen; weben und sind wir, macht uns das Leben an sich lebenswert, ohne Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Tode, ohne Furcht vor Vergeltung und Strafe für ein unwürdig gelebtes Erden- leben im Jenseits, Der Pantheismus verhilft uns dazu, nicht nur das Leben zu genießen und unseres Lebens uns zu freuen, er macht uns auch zu sittlich guten Menschen. Das ist im wesentlichen der Gedankengang des vor- liegenden Büchleins, natürlich im einzelnen ausgeführt und von wahrer, überzeugter Begeisterung für die darin verfochtene Weltanschauung getragen. Das Buch ist Philosophie im poetischen Gewande; die Sprache, in der sich der Autor an uns wendet, ist von einer wundervollen poetischen Schönheit. Jedem Gebildeten muß dies Buch empfohlen werden; jedem Gebildeten wird es ein paar Stunden wahrer Gemütserhebung und lauterer Freude am Dasein bereiten, wofür wir in unserer noch immer vom Materialismus angekränkelten Zeit nur dankbar sein können. K. Ir see PN |! Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin (E. V.). Vereinslokal: Restaurant „Oertler“, Karlstr. 27. Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2. Bericht über die 13. Ordentliche Sitzung am Freitag, den 28. Dezember 1906. Die Weihnachtssitzung des heutigen Abends, welche durch einen bunten Damenflor zu einer besonders fest- lichen gestaltet erscheint, wird durch Herrn Diewitz in gewohnter Weise eröffnet. Nach Erledigung der wenigen geschäftlichen Angelegenheiten muß für dieses Mal der Ernst der Wissenschaft und der Liebhaberei einer un- gezwungenen Fröhlichkeit weichen. Die Weihnachts- kommission hat es in Gemeinschaft mit Herrn Schmädicke verstanden, uns eine schöne und würdige Feier des Weihnachtsabends zu schaffen und nicht zum mindesten gebührt unser Dank den Herren Prokop, Schepeler und Schippold, welche, obwohl als Gäste anwesend, dennoch in unermüdlichem Eifer ihre musikalische Kunst uns zur Verfügung gestellt hatten. Allen Mitwirkenden sei hier- durch unser wärmster Dank ausgesprochen. Bericht über die 14. ordentliche Sitzung am Freitag, den 11. Januar 1907. Die Sitzung wird durch den I. Vorsitzenden Herrn Diewitz eröffnet. Herr Herold bringt uns in einem interessanten Vortrage einen „Beitrag zur Gambusen- frage“. Er bemüht sich darin, einen klaren Überblick zu liefern über das hauptsächlichste, was über die Fär- bung der beiden Geschlechter von Gambusia affinis bisher ins Feld geführt wurde. Da ‚seine Ausführungen in Heft 4 der „Blätter“ unter der Überschrift: „Gescheckte Gambusenweibehen“ bereits gedruckt vorliegen, können wir auf eine Wiedergabe derselben an dieser Stelle ver- zichten. Nur so viel sei wiederholt, daß er glaubt, darin den Beweis geliefert zu haben für seine Behauptung: Vereins-Nachrichten. 59 Es gibt gescheckte Gambusen-Weibehen. Herr Stieler bemerkt im Anschluß hieran, daß er vor längerer Zeit schwarzgefärbte Gambusen-Männchen mit orange- farbenen Flecken hatte. — Herr Dıewitz berichtet über seine „Molchkinderstube“, welche er in einer früheren Sitzung zur Vorzeigung und Besprechung gebracht hat. Die von ihm gezogenen jungen Molche befinden sich darin wohl und munter; Verluste waren bisher nicht zu beklagen. Von der strengen Kälte dieses Winters hatten sie eines Tages wohl etwas gelitten, sie schienen erstarrt und leblos. Ins warme Zimmer gebracht, erholten sie sich aber bald wieder und sind heute wohlauf. Auch über diesen interessanten Gegenstand werden wir wohl bald durch Herrn Diewitz ausführlicheres zu lesen bekommen. — Zur Vorzeigung gelangen eine Anzahl Fischegel teils tot, teils noch lebend und in lebhafter Bewegung be- findlich, welche durch ein Mitglied des „Triton“ von lebenden „Weihnachtskarpfen“ abgenommen waren. Der Fischegel, Piscicola geometra, gehört zu den Ringel- würmern und ist in Körperform und Lebensweise von den übrigen Egeln nicht wesentlich verschieden. Er er- nährt sich nur von dem Blute lebender Fische, haupt- sächlich der Karpfenarten; einen ihnen angebotenen toten Fisch sowie rohes Rindfleisch verschmähten sie und sind schließlich nach völliger Abmageruug an Entkräftung eingegangen. In wenigen Exemplaren dürften sie einem größeren Karpfen wohl nicht besonders lästig werden, auch gelingt es dem Fische schließlich, die Quälgeister an einem Steine abzustreifen. Wenn freilich, wie es ein Präparat der „Triton“-Sammlung zeigt, an einem Noor- karpfen von 5 em Länge nicht weniger als 16 dieser Parasiten sitzen, wobei der Fisch, als er vor Jahren in einer Sitzung vorgezeigt wurde, noch am Leben war, so hätte dies natürlich in kurzem seinen Tod bedeutet. — ; Interesse erregt die wenn auch etwas verspätete Kenntnis- gabe des in vorigem Herbst in der „Gartenlaube“ er- schienenen Artikels von M. Hessdörfer: „Das Zimmer- aquarium sonst und jetzt,“ In den trefflichen Illustrationen von W. Schröder erkennen wir alle unsere Freunde aus Conradshöhe wieder, den Tetrodon fluviatilis, den Hemi- ramphus flwviatilis, den Gobius xanthozona und die Rasbora heteromorpha. Bezüglich der letzten interessiert uns die Mitteilung, daß davon endlich Nachzucht erzielt worden sein soll e Wir würden uns freuen, wenn dieses unverbürgte Gerücht auf Wahrheit beruhen sollte. Kin kleiner Irrtum des betr. Artikels sei bei dieser Gelegenheit berichtigt. Die Reise des dort angeführten „Berliner Züchters“ erstreckte sich nieht nach Malaga in Spanien, sondern nach Malakka, der schmalen Halbinsel Hinter- - indiens. — Endlich gelangen noch etliche Heizlampen „Ihe little wonder“ zum Verkauf, welche wir in größerer Menge aus Leipzig haben kommen lassen und dadurch unseren Mitgliedern zu ermäßigtem Preise ablassen können. Wir hoffen, daß in nächster Sitzung so zahl- reiche Beobachtungen über den Wert dieser Lampe vor- liegen werden, daß wir ein maßgebendes Urteil über ihre Brauchbarkeit werden abgeben können. Der Vorstand. „Nymphaea‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Leipzig. \ Versammlung: Jeden Dienstag. Vereinslokal: Hotel „Herzog Ernst“, Georgenstraße 1. Briefadresse: Bernhard Wichand, I. Vorsitzender, Bayerschestraße 82. (680.) Generalversammlung am 8. Januar 1907. Anwesend 24 Mitglieder; die Herren Drescher und Dr. Schulze fehlen entschuldigt. — Der I. Vors. Herr Winzer eröffnet die 1. Sitzung im neuen Jahre mit heız- lichen Glückwünschen für die Mitglieder und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß die Vereinstätigkeit auch im Geschäftsjahre 1907 eine recht ersprießliche werde. Eingänge: 1. Schreiben des Herrn Landsiedel-Nürnberg. 2. Austrittserklärung des Herrn Busch. — Das Arbeits- programm für das Jahr 1907 wird umständehalber in einer der nächsten Sitzungen ausgegeben. — Der I. Vors. erstattet nun den statutarisch vorgeschriebenen Jahres- bericht, dem wir mit Genugtuung entnehmen, daß das Geschäftsjahr 1906 ein Jahr frohen Schaffens und reicher Tätigkeit gewesen ist. Es folgen nun die Berichte der verschiedenen Verwaltungsstellen.‘ Darnach wird dem Vorstande Decharge erteilt. Vor der Neuwahl gibt Herr Winzer die Erklärung ab, daß er diesmal aus privaten Gründen eine ev. Wiederwahl zum I, Vors. definitiv ab- lehnen müsse. — Ergebnis der Neuwahl: I. Vor- sitzender Herr Bernh. Wichand (an dessen obige Adresse sämtliche unseren Verein betreffenden Sendungen zu richten sind), II. Vors. Herr Klemenz, Kassierer Herr Max Beyer, Schriftführer Herr Böttger, Bibliothekar Herr Spitzner, Sammlungsverwalter Herr Walther. — Zu Punkt 6 der Tagesordnung: „Statutenberatung“ waren 2 Anträge des Herrn Wichand eingegangen. Dazu beschließt der Verein: „Auch auswärts wohnende, für den Verein Interesse bekundende Personen können die Mitgliedschaft erwerben“ (Eintritt 1 Mk., Beitrag 6 Mk.) und „In den Vorstand ist künftig auch ein II. Schriftführer zu wählen“. Die Wahl fällt auf Herrn Echost. — Nach erledigter Tages- ordnung gibt der Vorsitzende Herrn Winzer bekannt, daß er wegen seiner Verdienste um den Verein zum Ehrenmitglied ernannt worden sei (lt. Beschluß vom 4. Dezember 1906.) Es wird ihm ein künstlerisch aus- geführtes Diplom überreicht. Herr Winzer dankt für diese ihn völlig überraschende Ehrung. — Da das unserem Herrn Winzer überreichte Ehren-Diplom wegen seiner hervorragenden Ausführung allgemeine Bewunderung hervorrief, so erklären wir uns bereit, anderen Vereinen im Bedarfsfalle dienen zu wollen. Man wende sich dann an unser Mitglied Herrn Echost, L.-Lindenau, Flemmingstraße 14 — Literaturbericht: In No. 47 der „Wochenschrift“ findet sich ein Aufsatz von Hans Geyer-Regensburg über „Selbsttätige Fliegen- versorgung eines Laubfroschhauses.“ Mit dem Vorschlage können wir uns nicht befreunden. Man hält doch zunächst nicht Terrarientiere um der Tiere willen, sondern zur Beobachtung; wenn man aber an ein Terra- rium nur mit dem Wattebausch in der Nase treten kann, dann fängt man eben die Futterinsekten mit der Draht- fliegenfalle oder mit dem Winzerschen Insektenfangapparat, welch beide Apparate sich bisher vorzüglich bewährt haben. — Im Vereinsbericht der „Ludwigia“-Hamburg sind bei der Aufzählung von Fischen recht derbe Fehler zu finden, von denen einige wohl kaum Druckfehler sein dürften. — Der Aufsatz über: „Zuchtversuche mit Danio rerio“ von Th. Liebig ist uns insofern be- sonders interessant“ gewesen, als wir die gleichen Er- fahrungen bei der Zucht dieses Fisches gemacht kaben. Günstige Resultate erzielten wir erst dann, als wir den Boden des Zuchtaguariums mit Zweigen von Myriophyllum scabratum dicht belegten und diese hier und da durch Steine beschwerten. — Die No. 49 der „Wochenschrift“ bringt von Johs. Thumm die Fortsetzung des Aufsatzes: „Über die Zucht von Aquarienfischen.“ Darin spricht sich der Verfasser gegen die Verwendung alten Wassers aus; die Benutzung alten Wassers sei so ziemlich das dümmste, was man tun könne. In dieser allgemeinen Fassung ist der Satz unbedingt zu verwerfen; Wasser- wechsel wird sich von Zeit zu Zeit nur nötig machen in Aquarien, die übervölkert sind, in denen also mehr Abfallstoffe gebildet werden, als die Wasserpflanzen assimilieren können. In Aquarien aber, in denen Fische und Pflanzen in richtigem Verhältnis stehen, ist Wasser- wechsel nieht nur nicht nötig, sondern sogar verwerflich; dies gilt besonders für die Aquarien, die reinen Sandboden aufweisen, und diesen empfiehlt ja Johs. Thumm für Zuchtaquarien. Durch den Wasserwechsel werden den Pflanzen eine Menge Nährstoffe (tierische und pflanzliche Abfallsprodukte) genommen, die sie (namentlich wenn sie in reinem Sandboden sich befinden) zum fröhlichen Ge- deihen unbedingt benötigen. Ein Überhandnehmen der für Fische schädlichen Salze kann darum in nicht über- völkerten Aquarien gar nicht erfolgen und ein Wasser- wechsel in solehen ist: daher für dıe Fische nutzlos, für die Pflanzen aber jedenfalls höchst bedenklich. Was Th. hinsichtlich der bei der Fischzucht zu beobachtenden „Wasserwärme“ sagt, unterschreiben wir Wort für Wort. Bezüglich des „Dampfzüchtens“ und des „Fütterns mit Theorien“ aber halten wir Herrn Th. die Worte vor, die er in Jahrgang I der „Wochenschrift“ unter der Überschrift „Zur Abwehr“. geschrieben hat: „Die ver- steekten Seitenhiebe, welche er (hier Herr Th.) austeilt, richten sich gegen einen Namen, welcher in Bezug auf seine Tätigkeit in unserer Liebhaberei bisher nur mit Hochachtung genannt und behandelt worden ist.“ — 60 Vereins-Nachrichten. Die No. 50 der „Wochenschrift“ bringt aus der Feder des Herrn Dr. Roth-Zürich: „Beiträge zur Biolo- gie und Chemie des Süßwasseraquariums“, und zwar. l.: „Uber die Oberflächen®ssimilation der Wasserpflanzen“. Die Ausführungen, fußend auf zahlreichen diesbezüglichen Versuchen des Verfassers, sind äußerst interessant und bestätigen das, was wir bezüglich des Wasserwechsels bei Aquarien gesagt haben. — Der Aufsatz von Uhr. Brüning über „Allgemeine, durch Bakterien verursachte Infektionskrankheiten der Fische“ ist ebenfalls sehr lesenswert; er enthält eine Menge Anregungen. — Was Johs. Thumm in derselben No, der Zeitschrift über „Durchlüftung der Aqua- rien“ schreibt, das vertreten auch wir, also: „Wenn ein Aquarium gut bepflanzt ist, es auch eine genügend große Oberfläche besitzt, welche mit der atmosphärischen Luft in Berührung steht, ist bei mäßiger, in richtigem Ver- hältnis dazu stehender Besetzung mit Fischen die natür- liche Durchlüftung eine genügende, um den Fischen ein gutes GFedeihen zu gewährleisten.“ Alle diese Bedingungen werden aber wohl von den meisten Liebhabern erfüllt, eine Durchlüftung ist also dann überflüssig. „Ist aber ein Aquarium mit zu viel oder sehr sauerstoffbedürftigen Fischen besetzt, dann muß eine künstliche Durchlüftung geschaffen werden.“ Ersteres wird jeder vernünftige Fischpfleger (auf die Dauer wenigstens) zu verhüten suchen (bei Händlern wird es indes oft nicht zu umgehen sein); was aber die sauerstoffbedürftigen Fische betrifft, so sind auch wir der Ansicht, dab für sie eine Durch- lüftung unerläßlich ist. Die Kritik des „Roßmäßler“ („Wochenschrift* No. 5l) zu den Ausführungen unseres Mitgliedes Wichand bezüglich der zu benötigenden Temperaturgrade für Fitzroyia (Jenynsia) lineata sind doch ganz unbegründet; wo sind in dem betr. Artikel Tem- peraturen über 25° 0. empfohlen? 20—25° ©. ist nach unseren Erfahrungen (es pflegen diesen Fisch in unserem Verein 5 Mitglieder, einzelne davon in vielen Exem- plaren!) die geeignetste Temperatur für diesen Fisch, und diese Temperatur hat W. auch in seinem Artikel („Blätter“ No. 48) empfohlen. Die Nahrungsaufnahme, das schnelle Wachstum, die Zuchterlolge, sowie das ganze Wesen des Fisches ließen (trotz der von Köppe nnd Siggelkow ab- weiehend empfohlenen Behandlung!) deutlich erkennen, daß eine Wassertemperatur von 20—25° C. dem Fische wohl zuträglich ist, und was drüber und drunter ist, das ist in den meisten Fällen entschieden vom Ubel. — In der „Allgemeinen Fischereizeitung“ No. 20—23 interessiert besonders ein Artikel des Herrn Dr. Reuß über „Die Fischfeinde aus der niederen Tier- welt“. Derselbe wird im Auszuge bekannt gegeben. (681.) Versammlung am 15. Januar 1907. Anwesend als Gäste die Herren Möbius, Frühauf, Angermann und Kunze. — Der I. Vorsitzende, Herr Wiehand, verliest das Protokoll der letzten (General-) Versammlung, welches debattelos genehmigt wird. Eingänge: 1. Offerte über Glas-Aquarien der Sächs. Glawserke A.-G. Kühn, Deuben-Dresden; 2, Preis- liste der Aquarien- und Terrarienfabrik Michael Dam- böck-München. — Zur Aufnahme als auswärtiges Mit- glied hat sich angemeldet Herr Lehrer Gessinger-Ölsnitz i. V. Derselbe wird einstimmig aufgenommen. — Eine Anzahl von Herrn Wichand vorgezeigter Mikrophoto- graphien werden mit größtem Interesse betrachtet; u.a. sehen wir auch die bekannte „Fettschieht“ in 1000facher Vergrößerung; sie besteht aus ganzen Kolonien von Stäbehen-Bakterien. — Unser Arbeitsplan für das Jahr 1907, welcher jedenfalls bereits in nächster Versammlung zur Verteilung kommt, weist als 1. Punkt einen Vortrag des Herrn Wichand auf über: „Wärmebedürftigkeit exotischer Fische und Heizapparate.“ Herr W. führt ungefähr folgendes aus: Wenn wir die Wärme- bedürftigkeit exotischer Fische zifternmäßig (durch Tempe- raturgrade) bestimmen wollen, so müssen wir uns über die Heimat derselben klar geworden sein und womöglich auch über die Beschaffenheit der betr. Wohngewässer, tiefe, stehende oder fließende (langsam oder schnell?) Gewässer. Danach kann man im allgemeinen 3 Gruppen exotischer Fische unterscheiden: 1. tropische. 2. sub- tropische und 3. solche Fische, die keiner der beiden Zonen angehören. Das Wort „exotisch“ wird leider nur zu oft mit „tropisch“ identifiziert, und daher werden die Exoten im allgemeinen zu warm gehalten; das ist wieder die Ursache, daß diese für Temperaturschwankungen äußerst empfindlich werden und zu Erkältungen neigen, die oft zum Tode führen. Der T'ropengürtel reicht bis an die Wendekreise. Die Wassertemperatur bewegt sich in diesem Gebiete im allgemeinen zwischen 25° u. 35°C. (Hier spielen Winde (Passate und Monsune), Entfernung des Landes vom Meere (Land- und Seeklima) eine große Rolle.) Über die Beschaffenheit der Wohngewässer, die die Temperatur auch beeinflußt, müßten die Impor- teure genaue Auskunft geben. Aus der Beschaffenheit des Wohngewässers können wir dann auch schließen auf die Sauerstoffbedürftigkeit der betr. Fische. Wir werden beispielsweise dann tropischen Fischen, die in schnell- fließenden Gewässern vorkommen, außer der niedrigsten Temperatur (25°C.) auch noch zweckentsprechend eine Durchlüftung geben. (So z. B. bei Gir. jan. var. reti- culatus!) Gut wird es auch sein, wenn wir des Nachts die Temperatur um ca. 3°C. erniedrigen, da sich auch die Gewässer der Tropen, namentlich die vom Meere entfernt liegenden, während der Nacht um einige Grade abkühlen. Der Vortragende gibt nun die Namen aller echt tropischen Fische, die sich bei uns in Pflege be- finden, bekannt und zeigt auf 2 Planigloben deren Heimat. Diese Fische, natürlich Importe und solehe Nachzucht- fische, die nicht schon zu sehr an niedrige Temperatur gewöhnt sind, hält man also bei einer Temperatur von 25—80°C., die während der Nacht um etwa 3°C. her- untergeschraubt werden kann. — Nun kommt Herr W. auf die subtropische Zone zu sprechen. Im allgemeinen herrschen hier Wassertemperaturen von 200-2500. Es werden auch die Fische dieser Zone, soweit wir sie kennen, namhaft gemacht und deren Heimatländer ge- zeigt. Nachdem noch einige Fische genannt waren, die sowohl in der tropischen als auch in der subtropischen Zone vorkommen, werden die Exoten namhaft gemacht, die weder der einen noch der anderen Zone angehören und die bei einer Durchschnittstemperatur von 17°C. zu halten sind. Im 2. Teil des Vortrages werden von den bekanntesten Heizapparaten die bewährtesten und billigsten einer Besprechung gewürdigt. — Der Vortrag wurde bei- fällig aufgenommen. — In der dem Vortrage folgenden Diskussion wird das lästige Schwitzwasser erwähnt, das sich namentlich in solchen Fällen als wahre Plage er- weist, wo der Zugang frischer Luft zur Heizfläche all- zusehr behindert ist. Das Stellen der Lampe auf Filz, der das Schwitzwasser aufsaugt, hilft auch über diesen Übelstand hinweg. — Die namentlich in den Winter- monaten häufig zu beobachtende milchige Trübung des Aquarienwassers glaubt unser Gast, Herr Lehrer Kunze, in einem von ihm beobachteten Falle den durch die Spirituslamme eines Einstell-Heizapparates erzeugten Verbrennungsgasen, welche sich eventuell dem Wasser mitteilen. zuschreiben zu dürfen, während Herr Eehost diese Trübung in zwei nebeneinander auf einem Fenster- brett stehenden Aquarien beobachtet hat, von denen das eine gar nicht, das andre aber zeitweise (bei niederer Außentemperatur) durch einen „Lipsia“-Heizapparat (Spiritusflamme!) geheizt wurde. Mehrmaliger Wasser- wechsel nützte nicht viel, die Trübung stellte sich immer sehr bald wieder ein, erst bei fortgesetzter Durchlüftung verlor sich diese Trübung in dem ungeheizten, zum Teil bedeckten Aquarium fast gänzlich, während das andere, nur zeitweise geheizte und unbedeckte Aquarium trotz kräftiger Durchlüftung die Trübung nicht verlor. Auch nachdem die Fische daraus entfernt, die Heizung ein- gestellt, die Durchlüftung aber belassen worden ist, be- steht die Trübung weiter. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß allerdings die Belichtung der beiden Aquarien im Winter eine wenig günstige ist. — Nach- dem noch einige interne Angelegenheiten erledigt worden waren, wurde die Versammlung geschlossen. — Tagesordnung für die Versammlung am 29. Jan. 1907: 1. Vereins-Exkursionen. 2. Referat des Herrn Gärtner: „Rezepte für Aquarienkitt.* — Referat des Herrn Echost: „Sogenannte Hilfsmittel für die Aquarienpflege.“ 3. Diskussion. 4. Ver- schiedenes. — Gäste willkommen! — Zahlreichen Besuch erbittet Der Vorstand. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Magdeburg, Am Weinhof 8/9; für den Anzeigenteil: Creutz ’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVIH. Beobachtungen an Riesenschlangen in Gefangenschaft. Von Dr. F, Werner-Wien. om ästhetischen Standpunkte ist es sehr Q /% zu bedauern, daß die Riesenschlangen eine Bepflanzung ihres Terrariums nur ganz ausnalhms- weise zulassen. Nur bei sehr phlegmatischen Exemplaren von geringer Größe gelingt es, irgend welche Blattpflanzen längere Zeit im Terrarium zu erhalten. Eine größere Ratten- hatz, an welcher sämtliche Terrarienbewohner teilnehmen, wirkt wie ein tropischer Zyklon im kleinen Maßstab; man müßte große unverhältnis- mäßig starke Bäume einsetzen, um seine Vege- tation zu erhalten und hätte dafür den ziemlich zweifelhaften Ersatz, daß die Schlangen in den notwendigerweise bedeutend größeren Terrarien bedeutend schlechter ans Fressen gehen als in kleineren, eine Erfahrung, die ich sehr oft ge- macht habe. Jedoch soll ein Terrarium nie mehr als höchstens 5 Exemplare enthalten und die Separation einzelner gestatten. Ich habe mir die Sache so eingerichtet, daß ich zuerst Python reticulatus satt füttere und nach er- folgter Verdauung separiere, dann folgt Boa constrictor-Fütterung, darauf Separation, bezw. Unterbringung bei P. retieulatus, dann P. sebae- Fütterung, dann zu den vorigen; zum Schluß bleibt nur P. regius und spilotes übrig, die mit den Ratten längere Zeit friedlich beisammen leben, bis diese verschlungen werden; ist dies der Fall, erfolgt die Wiedervereinigung der ganzen (sesellschaft, hierauf meist Häutung und dann beginnt die Fütterung von neuem. Ganz so gehe ich bei den großen Exemplaren vor. Mitunter wird zwischen zwei Häutungen keine Nahrung angenommen, erweist sich die Schlange gesund, so hat es nichts auf sich; wiederholt es sich, so wird die Sache bedenklich; nach Hunger- perioden von über 8 Monaten kann man ent- weder baldige Nahrungsannahme oder endgültiges (Mit 3 Originalaufnahmen nach dem Leben.) (Schluß.) Zutodehungern erwarten. Exemplare, die über ein Jahr gehungert haben, sind meist zu schwach, um vollständig zu verdauen, wenn sie auch dann Nahrung aufnehmen. Geht bei Aufnahme einer größeren Anzahl von Tieren die Gasentwicklung im Innern derselben stärker und schneller vor sich, als die Verdauung (was übrigens relativ selten ist), so werden die verschlungenen Tiere alle oder zum größten Teil wieder ausgeworfen. So geschah es dem P. reticulatus mit vier großen Ratten, welche den Körper der Schlange binnen 36 Stunden auf den vierfachen Umfang ausdehnten, so daß sie fast Armdicke erreichte und vorn und hinten kaum mehr als 15 cm weit den normalen Umfang hatte; die Bewegungs- fähigkeit war sehr verringert. Von den vier Ratten wurden drei fast unverdaut unter enormer Anstrengung wieder ausgewürgt, die vierte an- standslos verdaut. Von allen meinen Boiden sind Zumectes notaeus, Python reticulatus und sptlotes diejenigen, welche am aufmerksamsten auf alles achten, was im Käfig geschieht, und namentlich die beiden ersten versäumen es selten, bei Öff- nung desselben heranzukommen und die Hand ihres Herrn und Gebieters zu bezüngeln. Von den jetzt in meinem Besitz befindlichen 8 Schlan- gen hat jede der drei großen einen einzigen Beißversuch gemacht; die beiden vorerwähnten Pythonen und Boa constrietor niemals; dagegen sind die beiden afrikanischen Pythonen, nament- lich P. sebae, außerordentlich bösartig. Als konstant beißunlustige Boiden kenne ich jetzt nur mehr Python spilotes, Ungaha, Uha- nua, Eryx; Eunectes murinus, die nörd- liche Anakonda dagegen ist außerordentlich bissig und ihre Muskelkraft bedeutend größer als die ihrer südlichen Verwandten. Leider ist 62 Bernhard Wichand und W. Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. es aber schwer, sie in Gefangenschaft zur Nahrungsaufnahme zu bewegen. Es ist merkwürdig, wie verschieden sich auch verschiedene Formen derselben Art in Bezug auf die Nahrungsaufnahme verhalten; so geht nach meinen langjährigen Erfahrungen die Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. dunkle „Varietät“ spilotes von Python spt- lotes (dessen „Varietät* varıegata zweifellos die Stammform vorstellt) nach geeigneter Unter- bringung, Tränkung und Erwärmung gewöhnlich sofort ans Futter, varıegata läßt sich oft eine Woche und noch mehr Zeit dazu; die helle Varietät von Python molurus vom indischen Festland (var. ocellata Werner) versagt in dieser Beziehung niemals, die dunkle von Java (var, sondairca Wern. — schlanker, Seiten mit großen dunklen Flecken ohne Mittelflecken, Kopf mit dunklem Dreieckflecken wie P. sebae) zeigt sich dagegen oft sehr hartnäckig unter ganz den gleichen Bedingungen. Da ich nicht weniger als 70 Riesenschlangen im Laufe der Jahre ge- halten und auch über die des „verflossenen“ ' Vivariums in Wien genügende Aufzeichnungen gemacht habe, scheinen mir diese Divergenzen doch nicht rein zufälliger Natur, sondern im Naturell begründet zu sein. Paraguay-Anakonda (Kunectes notaeus). . Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres.‘) Von Bernh. Wichand und Walter Köhler. Il. Die Familie der Characinidae (Salmler). Von W. Köhler. | Zpschst Australien dürfte Südamerika der » faunistisch am eigenartigsten charakteri- sierte Erdteil!) sein. Das liegt an seiner Ab- *) Fortsetzung der Serie „Diesjährige Neu- heiten in Wort und Bild“, Jahrgang XVII (1906). 1!) Ich gebrauche hier das Wort etwas abweichend vom gewöhnlichen Sinne, als Teil der Erde; das ganze Amerika bezeichne ich wie die gesamte zusammenhängende „alte“ Welt als Kontinent. Bernhard Wichand und W. Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. 63 geschlossenheit von anderen Erdteilen. Wenn Südamerika auch nicht völlig meerumschlungen ist, wie Australien, was einen völligen Abschluß namentlich für die höher organisierten Tiere von jeder Kommunikation mit der Tierwelt eines anderen Erdteiles gewährleistet, so ist doch nur eine schmale Brücke zwischen der südlichen und nördlichen Hälfte des amerikanischen Konti- nentes vorhanden, eine schmale Landenge durch- aus vulkanischen Charakters, die, wenn sie auch nicht erst in jüngster Zeit aus dem Meere auf- getaucht sein sollte, doch infolge ihres engen Raumes nur einen beschränkten faunistischen Austausch gestattete, infolge ihrer Hochgebirgs- natur für manche Arten sogar ein direktes Aus- breitungshindernis bildete Es fällt außerhalb des Rahmens dieser Arbeit, auf faunistische Analogien zwischen den genannten beiden Erdteilen einzugehen. Was die ichthyologi- sche Fauna von Südamerika an- belangt, interessiert an ihr beson- ders das absolute Fehlen von den in Nordamerika ungemein verbrei- teten Üypriniden (Karpfenarten, Weißfische) und Salmoniden (Lachse, Forellen); für die letzteren bildete der Tropengürtel, für die ersteren das zerklüftete Hoch- gebirge der beide Erdteile ver- knüpfenden Landenge ein unüber- windliches Hindernis. Dagegen fehlen in ganz Nordamerika die Loricariidae (Harnischwelse) und Characi- nidae (Salmler) vollständig. Letztere Familie ist ja bis zum südlichen Mexiko in vereinzelten Arten bereits vorgedrungen, erstere dagegen ist ausschließlich südamerikanisch. Diese beiden Familien sind offenbar in Südamerika autoch- thon?); ihrem Bestreben, ihr Verbreitungsgebiet auszudehnen, steht eben der Isthmus von Mittel- amerika hindernd entgegen. Auf die Lorica- riidae werde ich in einer späteren Arbeit ausführlicher zurückkommen, da wir von dieser Familie vergangenes Jahr auch eine ganze An- zahl Vertreter für unsere Aquarien erhalten haben. In dem vorliegenden Aufsatz will ich mich mit den Characiniden etwas eingehender befassen. Die Familie der Characiniden bietet eins der wenigen interessanten Beispiele dafür, dab eine Familie in zwei räumlich weit entfernten Erd- teilen zur Entwicklung gelangt ist. Sowohl 2) greh. — eingesessen, eingeboren. Python molurus var. ocellata. Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Südamerika als Afrika beherbergt Arten dieser merkwürdigen Fische, über deren Unterbringung im System man sich lange den Kopf zerbrochen hat. Aber die afrikanischen Arten sind ana- tomisch wie morphologisch scharf von den süd- amerikanischen unterschieden. Keine Gattung kommt in beiden Erdteilen zugleich vor, noch viel weniger eine Art, ein Beweis, daß auch die afrikanischen Arten autochthon sind. Im vergangenen Jahr haben wir eine grobe Anzahl Arten ausschließlich aus Südamerika er- halten, so daß wir uns hier auf die Charakteri- sierung der südamerikanischen Gattungen be- schränken können. Die Schwierigkeit der Art- bestimmung ist infolge mangelhafter und zer- streuter Literatur und namentlich infolge des Mangels eines einheitlichen Deter- _ minationsprinzips so groß, daß es mir beim besten Willen trotz nun- mehr fast halbjähriger Arbeit nicht möglich war, alle eingeführten Arten zu bestimmen. Für einige der importierten Arten wurde ich dieser Mühe überhoben, indem G. A. Boulenger, R.E.Leonhardt und Dr. P. Pappenheim die Bestim- mung durchgeführt haben. Nach- bestimmt habe ich zwei Arten, die am längsten bekannte seinerzeit von Dr. E. Bade als vermutlich Tetragonopterus rutilus Je- nyns bezeichnete und Pseudo- corynopoma doriae (Perugia), letztere nicht aus Mißtrauen gegen die vorliegende Bestimmung, sondern weil ich die größere Hälfte der Arbeit bereits geleistet hatte, als mir die Be- . stimmung durch Dr. P. Pappenheim aus der Be- schreibung E. E. Leonhardts?) bekannt wurde. Nicht zugänglich war mir bisher zur Bestimmung die von F. Henkel importierte Tetragonop- terus-Spezies aus Mittelamerika. Doch hoffe ich, das Versäumte in Kürze nachholen zu können. Dies zum voraus, damit der Leser von dieser kleinen Arbeit nicht etwa zu viel erwartet und womöglich auf ein vollständiges, zuverlässiges Register aller bisher importierten südamerikani- schen Characiniden hofft. Bevor ich auf eine detaillierte Schilderung der einzelnen Arten eingehe, möge, wie bei allen Aufsätzen dieser im vorigen Jahre begonnenen Artikelserie, eine allgemeine Charakteristik der wichtigsten Gattungen folgen. Die artenreichste von allen, gegenwärtig auch die in unseren 3) „Natur und Haus“, XV, S. 46. 64 Bernhard Wichand und W. Kö her: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. Aquarien durch die meisten Arten vertretene, ist die Gattung Tetragonopterus Artedi. Diese (Gattung vertritt in Südamerika die fehlenden Oypriniden. Es ist auffällig, welche Formen- ähnlichkeit sich da zwischen einzelnen Vertretern beider Familien findet, eine Formenähnlichkeit, die sich direkt als Konvergenz ansprechen läßt. Da finden wir Arten, welche unserer Bleie (Brachsen) (Abramis brama) entsprechen (T. abramis, maculatus, orbieularis), andere die an die Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus) bez. Plötze (Leueisceus rutilus) erinnern (T. rutilus und die ihr nahestehende Art 7. rubropietus). Formen von der Schlankheit des Moderlieschens (Leucaspius delineatus) und des Ucklei (Albur- nus alburnus) (zwei noch unbestimmte bez. nicht sicher bestimmte Arten) u. a. Früher suchte man, verführt durch die bei dieser Gattung stets vorhandene Fettflosse, nach Analogien mit Salmoniden (daher auch die deutsche Bezeich- nung Salmler, Salmling). Solche sind aber, trotzdem einzelne Gattungen (Serrasalmo, Myletes u. a.) ebenso ausgeprägte, ja noch gefährlichere Räuber als die Forellen und Lachse sind, schlechterdings nicht vorhanden. Anatomisch stehen die Characiniden am nächsten den Cypri- niden und den Welsen (Siluriden); un- geachtet des Umstandes, daß die echten Welse schuppenlos sind und eine mehr oder weniger aalähnliche Gestalt haben, stehen die Characi- niden diesen Fischen viel näher als den Salmo- niden. Die oben behauptete Analogie zwischen den Vertretern speziell der Gattung Tetragonopterus Artedi und den Weißfischen unserer Gewässer erstreckt sich auch auf die Lebensgewohnheiten dieser Fische. Immer in Bewegung, wodurch das mehr oder weniger metallisch silbern schillernde Schuppenkleid erst recht zur Geltung kommt, die einen im freien Wasser sich tum- melnd, die andern gründelnd, beleben sie das Aquarium, das sie bewohnen. Dabei lieben sie, wie die Weißfische unserer Gewässer, kühles Wasser, womöglich nicht über 18—20° C.; ja einzelne Arten fühlen sich bei 15° ©. erst richtig wohl und zeigen sich dann in prächtigem Farben- kleid. Der Name „Kaltwasserfische aus Argen- tinien“, unter welchem die Importfirma Köppe & Siggelkow (jetzt Karl Siggelkow), Hamburg, die Fische anbot, ist wirklich charakteristisch gewählt. Heizt man ein Aquarium mit Tetra- gonopterus-Arten, etwa auf 25° C. oder noch höher, dann werden sicher bald einzelne Indi- viduen ohne jede Farbenpracht, ohne den ge- wohnten Metallschimmer ihres Schuppenkleides an der Oberfläche des Wassers hängen und Luft schnappen, gerade so, wie es unsere Weißfische bei zu grober Wasserwärme im Sommer tun. Ich möchte aber ausschließlich betonen, daß alle diese Übereinstimmungen zwischen unseren Weißfischen und den Tetragonopterus-Arten lediglich Analogien sind, und daß die letzteren von den anderen anatomisch in vieler Beziehung sich erheblich unterscheiden. In erster Linie ist da auf die Bezahnung hinzuweisen. Den Cypriniden fehlen bekanntlich die Kieferzähne; sie besitzen nur Schlundzähne, die für die Systematik dieser Familie von größter Bedeutung geworden sind. Die Tlretragonop- terinae dagegen haben sämtlich mehr oder weniger reich und scharf bezahnte Kiefer, wo- durch sie als Fleischfresser von vorn herein charakterisiert sind. Bei manchen Arten sind die Zähne dem bloßen Auge auf den ersten Blick sichtbar, z. B. bei Pseudocorynopoma doriae, deutlicher als bei einigen CUhromiden, die auch dem bloßen Auge erkennbare Zähne haben, wie Hemichromis. Infolge dessen trug ich anfangs Bedenken, die gut bewehrten Fische mit anderen kleinen Fischen zu vereinigen, Bedenken, die sich indes später als ungerechtfertigt erwiesen. Gleichwohl würde ich niemand raten, Tetra- gonopterus-Arten mit wesentlich kleineren fried- lichen Fischen, etwa Zahnkarpfen, zu vereinigen. Wenigstens mit wertvolleren Fischen würde ich den Versuch nicht wagen. Dagegen wissen sich die Tetragonopterus-Arten, auch die kleinen, recht gut ihrer Haut zu wehren, anderen, selbst wesent- lich größeren rauflustigen Fischen gegenüber. Ich hatte anfangs bange, als ich in einem großen Aquarium von 15"C. 6 Arten Tetragonopterus, große und kleine, Panzerwelse, einen Pimelodus gracilis, Cichlasoma nigrofasciatum und Heros bimaculatus (Acara bimaculata) unterbringen mußte. Aber selbst die Kleinsten Zeiragonopterus wußten den Angriffen der doppelt so großen Chromiden geschickter zu entgehen, als deren kleinere Artgenossen, und die größeren wehrten sich beim Kampf ums Futter kräftig ihrer Haut. Gegen einander wenden die Tetragonopterus ihr Gebiß nur äußerst selten an. Wenn bei der wilden Jagd im Bassin, die unabhängig bald zwischen diesen, bald zwischen jenen beiden Individuen stattfindet, wirklich einmal der Ver- folger den Verfolgten, eingeholt hat, dann be- schränkt sich der erstere gewöhnlich darauf, seinem Widersacher einen kräftigen Puff mit der Schnauze zu geben. (Fortsetzung folgt.) Dr.med. Wilhelm Roth: Über die „goldige Wasserblüte* unserer Aquarien. 65 Über die „goldige Wasserblüte“ unserer Aquarien. Von Dr. med. Wilhelm Roth, Zürich. (Schluß.) (Mit 15 Originalzeichnungen vom Verfasser.) \ ach dem beendigten Ausschlüpfen aus dem Wasser würde die Schwärmzelle somit vollständig in die Luftblase zu liegen kommen. Das dann die je eine einzelne Zelle enthalten- den Luftblasen bei gegenseitiger Berührung zu- sammenfließen und zu der Entstehung von ganzen Kolonien Veranlassung geben, dürfte der Er- klärung keine Schwierigkeiten bieten. Woronin hat nun im weitern bei dem von ihm beschriebenen Chromophyton mehrere Eigentümlichkeiten angegeben, die dem von mir beobachteten Flagellaten abgehen und die des- halb der Erwähnung bedürfen. So hat er mit Sicherheit nachgewiesen, dab die auf dem Weasserspiegel sich aufhaltende Schwärmzelle „in ein kurzes, feinröhriges, in das Wasser hinabragendes Stielchen übergeht, mittels welches die zur Ruhe gekommene Schwärmzelle auf der Wasseroberfläche sitzt. Dieses Stielchen hat gegen das Wasser hin eine runde Öffnung, durch welche der jetzt ruhen- den Schwärmzelle Wasser zugeführt wird“. „Die größeren, durch Zusammenfließen mehrerer Individuen entstandenen Körper sind nicht mit einem, sondern mit mehreren ins Wasser ragenden Röhrchen versehen; die Zahl der letztern be- zeichnet die Zahl der Individuen. Die Röhrchen werden aber erst dann deutlich wahrgenommen, wenn die von denselben getragenen Körper in das Wasser getaucht werden; sobald dies näm- lich geschieht, quillt die Schleimhülle sogleich bis zum Zerfließen, die kurzen, röhrigen Stielchen erweisen sich allein als ungequollen, demnach viel derberer Konsistenz wie die übrige Hülle und bleiben in Form von sehr feinen, an beiden Enden geöffneten Röhrchen im Wasser liegen“ (Fig. 10). Zu dieser sehr interessanten Beobachtung muß ich bemerken, daß es mir trotz sorgfältiger und wiederholter Nachprüfungen nie gelungen ist, bei meinen Ohromophyten derartige Röhrchen zu konstatieren. Eine weitere hübsche Beobachtung beschreibt Woronin folgendermaßen. „Ist nun die Schwärmzelle auf die. beschriebene Weise einige Zeit ungestört auf der Oberfläche des Wassers geblieben, so fängt sie an, sich durch wieder- holte Zweiteilung zu vermehren. Es bilden sich infolge hiervon Exemplare, in denen zwei, vier oder selbst acht Zellen innerhalb einer gemein- schaftlichen schleimigen Hülle liegen“ (Fig. 11). Trotzdem ich die „goldige Wasserblüte“ zu allen Jahreszeiten wiederholt untersucht habe, ist mir eine derartige Vermehrung bei der ruhen- den Zelle nicht vorgekommen, dagegen habe ich, was Woronin bei seinem Untersuchungs- material offenbar nie bemerkt hat, öfters in Teilung begriifene, im Wasser herumschwimmende seibelschwärmer beobachtet (vgl. Fig. 4e). Mit Bezug auf die Benennung unseres Flagellaten möchte ich noch erwähnen, daß Woronin am Schluß seiner Arbeit mehr bei- läufig bemerkt, daß von L. Cienkowsky ein auf untergetauchten Gegenständen vorkommen- des, nebelartige Massen bildendes Geißeltierchen als Ohromulina nebulosa'‘) beschrieben worden sei, das, wie er beifügt, „dem Ohromophyton . nicht sehr fern zu stehen scheint.“ Der be- kannte Zoologe OÖ. Bütschli hat nun nach- träglich das Chromophyton als zu der von Cienkowsky aufgestellten Gattung Chromu- Iına gehörig bestimmt; das Geißeltierchen hat somit aus Prioritätsgründen Chromulina ro- sanoffii Wor. zu heißen. Mit großer Genugtuung hat mich nun eine zweite, von C. Fisch herrührende Arbeit: „Untersuchungen über einige Flagellaten und verwandte Organismen“!”) erfüllt, indem ich in derselben sämtliche Abweichungen, die ich bei meiner Chromulina gegenüber derjenigen Woronins gefunden hatte, vollständig bestätigt fand. Der genannte Autor, welcher die Chro- mulina auf der Oberfläche des Aquariums im Gewächshaus des Erlanger botanischen Gartens gefunden hat, konnte weder die Röhrchen bei den auf dem Wasser ruhenden Schwärmzellen, noch eine Vermehrung derselben in diesem Zu- stande konstatieren, hebt dagegen ausdrücklich diejenige durch einfache Zweiteilung bei den im Wasser befindlichen Geißeltierchen hervor. Diese auffallenden Verschiedenheiten haben denn auch ©. Fisch dazu bewogen, die von ihm beob- achtete Form als neue Spezies aufzustellen, die er zu Ehren Woronins mit dem Namen Chromulina woroniana n. sp. bezeichnete. Während er ferner die bemerkenswerte Angabe macht, daß die ruhenden Zellen „runde, winzig kleine und von einer dünnen Luftschicht um- hüllte Kugeln darstellen“, vermisse ich dagegen 16) Von chroma = Farbe; die Endigung hat wahr- scheinlich die Bedeutung Verkleinerungsform; nebulösus = neblig. 1?) Zeitschriftfür wissenschaftliche Zoologie Bd. 425.64. einer 66 Dr. med. Wilhelm Roth: Über die „goldige Wasserblüte“ unserer Aquarien. auch bei diesem Autor jeglichen Hinweis auf den doch so außerordentlich sinnenfälligen Gold- glanz, indem er einfach angibt, daß dieser Or- Fig. 10. Darstellung der röhrenförmigen Stielchen bei einer sich auflösenden (Frei nach Woronin vergrößert.) Chromophyton-Kolonie. ganismus „einen gelb- bis grünlich-bräunlichen, staubartigen Anflug“ verursacht. Nach all diesen Erfahrungen würde sich der geneigte Leser wohl kaum darüber ver- wundern, wenn ich schließlich einem Freunde, welcher die Meinung äußerte, der Goldglanz meiner Aquarienwasser- blüte sei wohl nur für Sonntagskinder sichtbar, beigepflichtet hätte. Glücklicherweise wurde ich nun in jüngster Zeit auf eine kleine Arbeit von H. Molisch,'®) „Über den Gold- glanz von Chromophyton rosanoffii Wor.“ aufmerksam gemacht. Auch dieser Autor spricht seine Verwunde- rung darüber aus, dab der eigentümlichen optischen Erscheinung dieses Organismus, trotzdem er von manchem Forscher besprochen, noch nie Beachtung geschenkt worden sei. Freilich hat er sich, obschon auch ihm sofort aufgefallen zu sein scheint, daß „die Schicht, wenn von der Fensterseite aus betrachtet, einen prachtvollen Goldschimmer zeigt“, keine Rechenschaft darüber gegeben, ob vielleicht irgendwelche äußere Gründe — ich verweise hierüber auf früheres — für dieses Nicht- beachten verantwortlich gemacht werden müssen. Wenn er beiläufig erwähnt, Woronin hätten wahrscheinlich nicht so üppige Kul- turen zu Verfügung gestanden, um den Gold- ton zur Geltung bringen zu lassen, so möchte ich dies doch unter Hinweis auf die mächtigen Woroninschen Staubkörper. in Frage stellen. Kig. 11. 18) Sitzungsberichte der K. Akademie der Wissen- sehaften in Wien, 1901. Verschiedene Vermehrungsstadien einer ruhenden Chromophytonzelle. In erster Linie hebt der Autor hervor, daß es sich bei dem Goldglanz der Ohromulina jedenfalls nicht um ein Selbstleuchten, sondern um eine Lichtreflexer- a scheinung “02 handle, wobei er das bekannte, höchst eigentüm- a liche, von N o1l!®) ES genauer unter- suchte Leucht- phänomen der Schistostega osmundacea?°) (Leuchtmoos) zum Vergleiche heranzieht, und das ihn oifenbar von vornherein bezüglich der Entstehung des Goldglanzes auf die richtige Bahn gewiesen hat. Das in Felsspal- ten und engen Klüf- ten vorkommende Leuchtmoos bildet in seinem Entwick- lungsgang einen sog. Vorkeim (Protone- (Nach Woronin.) ma), aus dem erst Fig. 12. Vorkeim des Leuchtmooses (halbschematisch), links von vorn, rechts von der Seite gesehen, Andeutung der Strahlenbrechung. eigentliche blaugrüne Moos- Dieser Vorkeim be- späterhin das pflänzchen herauswächst. 19) „Über das Leuchten der Schistostega os- mundacea, Arbeiten aus dem botanischen Institut in Würzburg, Bd. III, S. 477. Leider stand mir das Werk nicht zur Verfügung und ich gebe deshalb die kurze Schilderung des Leuchtmooses nach den Angaben der allgemeinen Literatur, nach welchen ich auch die Ab- bildung schematisch konstruiert habe. 2) Von schistos = gespalten; stega = Decke; os- mundacea, Ableitung? Dr. med. Wilhelm Roth: Über die „goldige Wasserblüte“ unserer Aquarien. 67 steht aus den Boden überziehenden, aus Zellen schlauchförmigen zusammengesetzten, Fig. 14. Schematische Darstellung einer Chromulina-Zelle, ch. = Chromatopbor, ss. — Lichtstrahlen. stark verzweigten Fäden, von welchen sich zahl- reiche Ästchen erheben. Auf den letzteren sitzen Gruppen von traubenförmig angeordneten, kugeligen, einer stark bikonvexen (dop- pelt gewölbten) Linse sehr ähnlichen Zellen, die stets in einer zu den einfallenden Lichtstrahlen senkrecht ge- stellten Ebene stehen. Die verschiedenen Gruppen sind in der Weise kulissenartig hinter einander angeordnet, daß sie sich gegenseitig möglichst wenig von dem spärlich in die Spalte ein- fallenden Licht rauben. Die völlig durchsichtigen Zellen enthalten eine meist geringe Anzahl von Chloro- phylikörperchen, welche sich ander dem Lichte abgewand- ten Seite der Zellen anhäu- fen, und auf welche die senkrecht auf die linsen- förmige Wölbung der Zellen fallenden, durch Brechung zu einem Lichtkegel gesammelten Strahlen als sehr konzentriertes Licht auffallen. Dieses wird wieder zum Teil zurückgeworfen, und jede Zellen- gruppe erscheint dann als prächtig goldgrün slänzender Punkt. Infolge dieser Einrichtung wird das spär- lich in die düstere Felsspalte dringende Licht so konzentriert auf das lichtbedürftige Chlorophyll geleitet, daß dieses seiner Funktion, aus Kohlen- säure organische Substanz zu bilden wie das- jenige der im freien Tageslicht wachsenden Pflanzen, vorstehen kann. Fig. 14. Kleines Stück eines Torfmoos- blättehens, in welches Ohromulinaschwärmer eingewandert sind, chr = Chromulinaschwärmer, ch = Chlorophyll- .körner in den schmalen Zellen, o = Öffnungen in den großen hellen Zellen. Unter Berücksichtigung dieser Tatsachen war die Entstehung des Goldglanzes bei der Chromulina in theoretischer Beziehung hältnismäßig leicht zu erklären. „Man hätte nur anzunehmen, daß der braun- gelbe Chromatophor sich auf der Rückseite der Zelle, also auf der der Lichtseite abge- wendeten Seite lagert, und daß die kugelige Zelle wie eine bikonvexe Linse wirkt, welche das auffallende Licht konvergieren macht und auf dem Farbstoffträger konzentriert, der es dann wieder zurückwirft“ (Fig. 13). Das dies nun tatsächlich der Fall ist, dafür bringt der Verfasser folgenden hübschen Beweis. Er ließ einen vorsichtig abgeschöpften, Chromulinakolonien enthaltenden Tropfen ein- trocknen und fand dann, daß alle Chromatophoren sich ähnlich einer Mondsichel auf der vom Fenster abge- wandten Seite befanden. Er stellte ferner fest, dab man bei auffallendem Licht unter dem Mikroskop auf der dem Fenster abgekehrten Seite auf dem einzelnen Chroma- tophor einen intensiv gold- selben, glänzenden Punkt sieht, auf welchem eben das Licht in hohem Grade kon- zentriert ist und vom Chro- matophor wie von einer Blendlaterne zurückgeworfen wird. Jede Zelle erscheint unter diesen Umständen wie selbstleuchtend,und zwar eben durch den einem Hohlspiegel gleichenden Farbstoffträger. Ver- Der Verfasser führt weiterhin aus, daß die Fähigkeit der Chromulinazelle, das Licht zu Kkon- zentrieren und auf den Chromatophor zu werfen, sie jeden- falls in den Stand setzt, auch bei geringer Lichtintensität kräftig Kohlensäure zu assimi- lieren, ganz wie bei den Vorkeimzellen des Leuchtmooses. Fig. 15. Chromulina woroniana. Dauerzyste einer 68 Dr. med. Wilhelm Roth: Über die „goldige Wasserblüte“ unserer Aquarien. An dieser Stelle möchte ich hervorheben, daß uns natürlich sofort insofern eine Ver- schiedenheit in dem Verhalten zwischen den Vorkeimzellen der Schistostega und den aut dem Wasserspiegel liegenden Zellen der Ohro- mulına auffällt, als die ersteren ein für alle- mal in flächenhafter, zum einfallenden Licht senkrecht gestellter Ausbreitung fixiert sind, während die letzteren freibeweglich, d. h. leicht drehbar auf der Oberfläche des Wassers liegen. Nun lassen sich natürlich auch die von mir gemachten und oben genauer geschilderten ver- schiedenen Beobachtungen bezüglich des Auf- tretens und der Intensität des Goldglanzes in befriedigender Weise erklären. Einmal war der Goldglanz deshalb nur vom nähergelegenen Fenster aus sichtbar, weil sich eben sämtliche Chromatophoren der intensiveren Lichtquelle zugewandt hatten. Nach dem Zu- schließen des Ladens war der Goldglanz auch aus der Richtung des entfernteren Fensters nicht bemerkbar, weil die Öhromatophoren eine ziemlich beträchtliche Zeit brauchen, bis sie sich dem Lichte zugedreht haben. Früh morgens ist der Goldglanz deshalb nicht so leuchtend, weil wohl eine Menge von Chro- matophoren, die sich während der Nacht wahr- scheinlich nach allen Himmelsrichtungen gedreht haben, noch nicht Zeit fanden, sich genau auf die Lichtquelle einzustellen. Andererseits mag in der abendlichen Dämmerung der Goldton am brillantesten sein, da sämtliche Chromatophoren sozusagen noch möglichst viel von dem schwinden- den Tageslicht profitieren möchten und deshalb die einfallenden Lichtstrahlen sorgsam in Strahlen- bündeln zusammenhalten. Das der Goldglanz im Freien verschwindet, hat wohl darin seinen Grund, daß die Chro- matophoren von allen Seiten genügend Licht erhalten und deshalb in allen möglichen Richtungen durcheinander gestellt sind. Dies dürfte vielleicht auch bei den von ©. Fisch im Erlanger Gewächshaus beobachteten Chro- mulinen der Fall gewesen sein. Für die Begründung, weshalb der Goldglanz im direkten, wenn auch einseitig auffallenden Sonnenlicht vollständig verschwindet, dürften zweierlei Möglichkeiten vorliegen. Einmal ist es denkbar, daß die Wirkungsweise der die Chromatophoren treffenden, zu einem Lichtkegel konzentrierten Sonnenstrahlen mit derjenigen der durch ein Brennglas fallenden identisch ist, und sich deshalb die Farbstoffträger tunlichst aus dem Bereiche des versengenden Lichtkegels entfernen. Dann habe ich ferner den Eindruck gewonnen, dab die die Kolonien umhüllenden Luftblasen durch die Wärmestrahlung der Sonne stark vergrößert und das intensive Licht wohl größtenteils durch die das Wasserniveau stärker überragenden,silberglänzenden Luftblasen zurück- geworfen wird. Jedenfalls ist nicht der leiseste gelbe Schimmer wahrnehmbar, ein Beweis, dab die gelben Chromatophoren von den Lichtstrahlen nicht in intensiver Weise erreicht werden. Als eine, meine Versuche über das ver- schiedenartige Verhalten des (Goldglanzes er- sänzende Beobachtung dürfte das nachstehende von Molisch vorgenommene Experiment Er- wähnung finden. Er drehte eine Schale, auf welcher er COhromulina züchtete, von der Fensterseite aus langsam so stark, bis der Gold- glanz eben verschwand und hat dann gefunden, dab derselbe nach Verfluß von bloß einer Stunde wieder vollständig hergestellt war. Da Molisch es bei seinem Versuchsmaterial jedenfalls mit der Chromulina rosanoffii Wor. zu tun hatte, — er bildet wenigstens in einer schematischen Zeichnung die für dieselbe charakteristischen Röhrchen ab — während meine Wasserblüte aus Chromulina woro- niana Fisch besteht, so ergibt sich, daß beide Arten unter gewissen Bedingungen die optische Erscheinung des G@oldglanzes erzeugen. Zum Schlusse erübrigt mir noch, eine bio- logische, unsere Kenntnisse über den weitern Lebenslauf des merkwürdigen Organismus er- sänzende Eigentümlichkeit des letztern zu er- wähnen. Während die „goldige Wasserblüte“ unter günstigen Bedingungen in Zimmeraquarien und Gewächshäusern ausdauernd sein kann, indem einfach das Schwärmerstadium im Wasser mit dem Ruhestadium auf dem Wasserspiegel ununterbrochen abwechselt, verschwindet sie im Freien sowie auch in kaltgestellten Aquarien im Laufe des Herbstes oft binnen ganz kurzer Zeit. Woronin und nach ihm auch Fisch haben nun die überraschende Entdeckung gemacht, daß die Geißelschwärmer alsdann in die großen, nicht chlorophylihaltigen, mit Öffnungen ver- sehenen Zellen des Torfmooses (öphagnum) eindringen und dort unter Bildung von sog. Dauercysten in ein Dauerstadium übergehen, nachdem sie sich, wie der erstere Forscher beob- achtet hat, oft noch so lebhaft durch Teilung vermehrt haben, daß sie die Wirtzellen voll- ständig anfüllen. Kleine Mitteilungen. — Fragekasten. — Bücherschau, 69 Ich habe mich bisher vergeblich bemüht, nach dem Verschwinden der „Wasserblüte“ in meinen Aquarien Dauersporen in irgend welchen lebenden und abgestorbenen Pflanzenzellen auf- zustöbern. Der Nachweis ist mir wohl deshalb nicht gelungen, da wir eben in unsern Aquarien kein Torfmoos, an welches das Dauercysten- leben der Chromulina gebunden zu sein scheint, zu kultivieren pflegen. Dagegen habe ich öfters, was übrigens auch Woronin gelegentlich beob- achtet hat, da und dort auf dem Boden, sowie in den Blattwinkeln der Wasserpflanzen auf- fallend große, kugelrunde und augenscheinlich mit einer derberen Membran umhüllte Ohromu- linen gefunden, ferner, wenn auch seltner, noch beträchtlich größere Oysten, welche mehrere durch den Chromatophor fast ganz angefüllte, die Cystenwand in zierlicher Weise buckelförmig auftreibende Chromulinen enthielten (Fig. 15). % Kleine Mitteilungen. Etwas über Salamandra maculosa Laur. Ich fing gelegentlich einer Schülerexkursion anfangs Mai v. J. ein ziemlich kräftiges Exemplar von Salamandra maculosa, und ich konstatierte gleich, daß ich ein weibliches Exemplar höchstwahrscheinlich mit Embryonen in Händen habe. Verfügung hatte, setzte ich es in ein kleines selbst- Da ich keinen passenden Behälter zur gefertigtes Terrarium, in dem ich Moose und Farn- prothallien kultiviere. In diesem Behälter befindet sich eine Glasschale von etwa 14 em Durchmesser und 6 cm Höhe lediglich zum Zwecke der Feuchterhaltung des Raumes. Ich fülle daher alle Woche das verdunstende Wasser nach. Salamandra maculosa richtete sich in einer Felsennische häuslich ein, von Zeit zu Zeit warf ich einige Regenwürmer in den Bebälter, im übrigen kümmerte ich mich nicht viel um sie, da die erwarteten Jungen nicht geboren wurden. Die Ferien über war ich abwesend, der Diener fütterte in gleicher Weise. Am 25. November kam mir die Idee, das Wasser des Behälters auf Organis- men zu untersuchen; mein Erstaunen läßt sich nicht be- schreiben, als ich darin 12 etwa 2,5 em lange Salamander fand. Wie lange sie schon in diesem Wasser lebten, weiß ich nicht, wovon sie lebten noch weniger. Ich möchte höchstens beifügen, daß ich etwa Ende Sep- tember Spirogyra und Zygnema sowie diverse Desmidiaceen einsetzte, da der Behälter reichlich Oberlicht erhält. Die Algen hielten sich nicht und gingen zu Grunde. In dem Algendetritus fand ich die Salamandra maculosa. Ich verteilte sie gleich in 3 Aquarien, alle wohl bepflanzt, und füttere in Ermangelung von Krustazeen mit dünnen Fleisch- und Leberfasern mittels eines spitzen Holzstabes, sie fressen und gedeihen; bis jetzt kein Verlust. Dr. F. Urban. Endivien als Winterfutter für Sißwasserschnecken. — Da ich mich erst seit kurzer Zeit mit Schneckenzucht befasse, so hatte ich mich diesen Herbst nicht genügend mit Wasserpflanzen zu Futterzwecken versehen. Bart- mannsches Futter mit Fleischbiskuit (Spratt) fortwährend zu geben, wagte ich nicht, schon wegen des Verschmierens und Beschmutzens der Behälter. Als deshalb der Kopf- salat knapp wurde, kam ich auf den Gedanken, es mit Dieser ist in Süddeutschland aller Orten zu haben, soweit ich mich aber entsinne, in Endiviensalat zu versuchen. Norddeutschland weniger auf dem Markte zu finden; trotz- dem glaube ich, wird ihn auch dort der eine oder andere Gemüsegärtner führen. Der Versuch gelang. Ampullaria gigas nimmt ihn gern und gedeiht vorzüglich. Einheimischen Schnecken ist er scheinbar anfangs zu hart; sie fressen ihn erst, nachdem er einige Tage im Wasser gelegen hat. Dann aber scheint er auch ihnen zu schmecken, da sie bei diesem Futter fortwährend Laich absetzen. Es würde mich sehr freuen, wenn dem einen oder anderen Schnecken- liebhaber durch diese Beobachtung über die Schwierigkeit, im Winter genügend frisches Futter zu beschaffen, hin- weg geholfen würde. Georg Flebbe, cand. med., Würzburg. % | T'rasekasten. Frage: Welches ist der beste Aquarienkitt, wie ist er eventuell zuzubereiten und zu verwenden? Wilh. Kl...., Kiew (Rußland), Schelanskaja No. 120, Ich bitte unsere Aquarienliebhaber, aus dem reichen Schatze ihrer Erfahrungen dem Fragesteller an diesem Orte antworten zu wollen. Die alten Rezepte sind bekannt, aber wohl auch verbesserungsbedürftig; deshalb habe ich, da ich mich mit der Frage praktisch nicht befaßt habe, davon abgesehen, auf Grund dieser alten Rezepte die Antwort selbst zu geben. Köhler. R. in C. Frage: Woher kommt es, daß unter meinen Schleierschwanzfischen einige Exemplare sind, welche seit kurzem stellenweise mit roten Flecken, hauptsächlich an den Kiemen und Flossen, behaftet sind? Beruht das auf einer Krankheit? Die Fische haben die Rückenflosse an- liegen. Bei gesunden Fischen stehen die Flossen aufrecht. Wie sind die Fische zu kurieren? Antwort: Die Ursache der unter dem Namen Rot- lauf in Liebhaberkreisen bekannten Krankheit ist Sauer- stoffmangel. Altes, durch mikroskopische Algen grün- gefärbtes Wasser bei sonniger Aufstellung des Aquariums, auch ohne sonstigen besonders üppigen Pflanzenwuchs, wird binnen wenigen Tagen Heilung bringen. Ist solches Wasser nieht vorhanden, muß kräftig durchlüftet werden. K. ® Bücherschau. Meyers Kleines Konversations-Lexikon. Siebente, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mehr als 130000 Artikel und Nachweise auf über 6000 Seiten Text mit etwa 520 Illustrationstafeln (darunter 56 Farben- drucktafeln und 110 Karten und Pläne) und etwa 100 70 Vereins-Nachrichten. Textbeilagen. 6 Bände in Halbleder gebunden zu je 12Mk. (Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien). Aus Meyers Kleinem Konversations-Lexikon in drei Bänden soll ein respektabler Sechsbänder werden, ein Werk, das nicht etwa ein Auszug aus dem „Großen Meyer“, sondern ein von Grund auf neu- geschaffenes, mit einer Fülle neuer Karten und Bilder- tafeln ausgestattetes Lexikon ist, dem mehr als 150 nam- hafte Mitarbeiter ihre Kräfte widmen. Der soeben er- schienene, vornehm gebundene erste Band zeigt, daß dieses Werk mehr als zwei- oder dreibändige Konver- sations-Lexika geeignet ist, auf alle Fragen des täglichen Lebens, der Kunst und Wissenschaft, der Industrie und Technik eine zuverlässige, jedem verständliche Antwort zu geben. Au erster Stelle verdienen die historischen und geographischen Artikel Erwähnung. Der Umstand, daß vier Erdteile mit dem Buchstaben A beginnen. ist daran schuld, daß sich in diesem Bande die vortrefflich zusammengefaßten und gut stilisierten Artikel „Afrika“, „Amerika“, „Asien“ und „Australien“ mit den zugehörigen Karten, den neugeschaffenen Wirtschaftskärtehen und =N V ERE N 5 et fr ACHRICHTEN den glänzend ausgeführten Bildertafeln vereint finden. Die neuen Tafeln, auf denen die afrikanischen, amerikani- schen, asiatischen, australischen und melanesischen Völker in ihren charakteristischen Vertretern dargestellt sind, beweisen wieder, mit welcher Sorgfalt und mit welchem Geschmack der illustrative Teil des Werkes zusammen- gestellt und ausgeführt worden ist. Neben den vier Erdteilen finden wir noch eine große Zahl geographischer Artikel, die sämtlich durch einen trefflichen historischen Überblick über das betreffende Land vervollständigt sind: so unter anderen „Ägypten“ mit einer neuen Karte Nordostafrika, „Arabien“, „Argentinien“, „Brasilien“ mit der neuen Karte und „Belgien“, oder „Anhalt“, „Brandenburg“, „Braunschweig“, „Bayern“ und „Bremen“. Alle Großstädte Deutschlands und des Aus- lands (Amsterdam, Berlin, Budapest, Breslau) sind mit Östbrasilien, vortrefflichen, bis auf den heutigen Tag vervollständigten Plänen versehen. Jeder, der zu diesem wahrhaft modernen Werke greift, wird volle Befriedigung finden. Der ver- hältnißmäßig geringe Preis wird mit dazu beitragen, daß dieses Werk einen Siegeszug durch alle Länder der deutschen Zunge antreten wird. Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hötel Roth, Neuturmstr. 5. Wochenversammlung, Donnerstag, den 6. September 1906. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung. — Im Einlauf: Karte des Herrn Rembold von Schloß Berg. Monatsblatt des Vereins „Wasserstern“ in Augsburg, welcher u. a. für die Zeit vom 23. Juni bis 1. Juli 1907 in der kunsthistorischen Halle im Stadt- garten zu Augsburg eine Ausstellung ankündigt. Brief des Herrn Conrad Saar in Nürnberg, in dem der Genannte um Zusendung von Myriophyllum sparsiflorum und M. verticillatum ersucht. Karte des Herrn Gladbach in Cöln a. Rh. und Brief. des Herrn Dr. Krefft in Berlin. Ein längerer Brief des Herrn Mußhoff an den Vorsitzen- den. Herr MuBhoff dediziert der Gesellschaft ein weiteres Werk, nämlich: „Herpetologische und iechthyologische Ergebnisse einer Reise nach Südamerika von Dr. Stein- dachner“. Herzlichen Dank. Zeitschriften: „Wochen- schrift“ No. 36 und „Natur u. Haus“ No. 23. Die in erst- genannter Zeitschrift durch Herrn Buschkiel gebrachten Ausführungen hinsichtlich der Ursache der anormalen Flossenbildung bei den verschiedenen Fischarten im Aquarium der Frau Hauptlehrer Großmann, gaben zu einem regen Meinungsaustausch Anlaß. Herr Hauptlehrer Groß- mann will eine Reihe von Versuchen zum Zwecke der Feststellung der Ursachen der absonderliehen Flossen- bildungen in die Wege leiten. — Herr Buschkiel bringt nun bezüglich dieser merkwürdigen Flossenbildungen in vorgedachter Nummer der Wochenschrift einige Be- merkungen. Die eine von ihm wiedergegebene Ansicht, daß das Wasser des Aquariums eine besondere Eigen- schaft haben müsse, welche den Flossenwuchs begünstige, kann der unterzeichnete Referent in Übereinstimmung mit Herrn Buschkiel ebensowenig als jene, daß Bakterien, die an den Flossenrändern schmarotzen und so ein be- sonders starkes Wachstum hervorrufen, als Ursache der absonderlichen Flossenbildung ansehen. Aber auch die von Buschkiel weiterhin erwähnten Vermutungen. welche ihm „einer Prüfung wohl wert“ sind, nämlich, daß die Ursache in der Tätigkeit des Sonnenfisches, der den anderen „über den Kopf gewachsen“ und „zum Tyrann geworden sein soll“ zu suchen ist, und endlich jene, daß die Fische sich an einer flachen stark gerippten Muschel scheuern und dadurch die Flossen zum besonderen Wachs- tum reizen, dürften als Ursache der besonderen Flossen- bildung nach Ansicht des unterfertigten Referenten eben- sowenig oder noch weniger in Frage kommen. Die Mehrzahl unserer Herren ist im Hinblick auf die Busch- kielschen Erörterungen geteilter Anschauung, oder ent- hält sich überhaupt solcher. Referent glaubt indes, die merkwürdigen Erscheinungen im Flossenwuchs auf die einseitigen Ernährungsverhältnisse und die Art des Autent- haltes (relativ kleine Behälter für mehrere Fischchen) zurückführen zu müssen. Ob und inwieweit beide Faktoren zusammen als Ursache in Betracht kommen, oder dem einen oder anderen davon eine größere oder ausschließliche Schuld beigemessen werden kann, dürften sorgfältig angestellte Versuche und genaueste Beobachtung in Zukunft entscheiden. — Auf Antrag der Revisoren, der Herren Sigl und Wolter, wurde dem Kassierer Herrn Feichtinger bezüglich der Kassenführung für die 1. Aus- stellung der Gesellschaft Entlastung erteilt. — Herr Sigl teilt mit, daß bei ihm Nymphaea pygmaea im Aquarium blüht (Öffnungszeit der Blüte von 2—6 Uhr nachmittags). — Im Verlauf des Abends schildert Herr Hauptlehrer Großmann die gelegentlich seiner Ferienreise beim Besuche der Nürnberger Ausstellung, des Dresdener zoologischen Gartens, und der Dresdener Kunstgewerbe- ausstellung gewonnenen Eindrücke und berichtet, daß ihm in der „Ichthyologischen Gesellschaft“ zu Dresden ein überaus liebenswürdiger Empfang zu teil geworden sei. — Durch Herrn Lankes wird vorgezeigt eine prächtige Hyla aurea, die den Beginn einer Hornhautentzündung erkennen läßt. — Herr Schulz verteilt Wasserpflanzen und teilt mit, daß eine seit 8 Jahren durch ihn gepflegte Hyla versicolor vor einigen Tagen eingegangen ist. Wochenversammlung, Donnerstag, den 13. September 1906. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung. — Im Einlauf: Ansichtskarten aus Rom, Capri, Neapel und Sorrent von Herrn Schinabeck, von der Meiler- und Knorrhütte von Herrn Labonte, aus Trient von Herrn Seifers und aus Tann aus dem Manövergelände von Herrn Dr. Kreitner. Ein Herr Julius Schwager hier Vereins-Nachrichten, 71 bietet 1 Aquarium, 1 hl fassend, mit Springbrunnen-Einbau an. Karte des Herrn Angele, in welcher der Genannte aus den hohen Tauern und Ennstaleralpen den Fang einer Coronella austriaca mitteilt. Schreiben des Herrn Mande6-Prag bezüglich des Jahrbuches. Monatsliste No. 9 des Vereins „Heros“ in Nürnberg. Zeitschriften: „Wochen- schrift“ No. 37, enthaltend einen instruktiven Artikel: „Der Goldfisch in Japan“ von E. Leonhardt, und „Blätter“ No. 34—36. Mehrere Aufsätze werden durch den Vor- sitzenden im Auszuge bekannt gegeben. — Herr Haimerl stiftet für die Bibliothek die Broschüre: „Der Makropode“ von Stansch. — Vorgezeigt werden, für das Dr. Krefitsche Terrarienwerk bestimmt: Photographie einer gut funktio- nierenden Fliegenfalle, aufgenommen durch Herrn Rembold, eine von Herrn Müller gemalte Tafel, Rehsen darstellend. Es ist sehr zu bedauern, daß der Verleger — wohl aus finanziellen Erwägungen — die Illustrationen in solch kleinem Format bringen läßt, so daß sie nicht zur ent- sprechenden Geltung kommen können. In einem guten Buche sollte den guten Illustrationen auch eine gute Wirkung ermöglicht sein. —- Herr Lankes zeigt vor: drei von Herrn Lehrer Franz Ebner erbeutete der Ge- sellschaft dedizierte Höllennattern, ferner: Damonia subtrijuga von Java, Herr Dr. Bruner Charina bottae ver- mutlich aus Mexiko und Agama ruderata aus Üoelesyrien, Herr Müller: Lacerta graeca und L. peloponnesiaca, von “ welchem ein Teil Herrn Mußhoff in Patschkau als geringe Gegenleistung für die mehrfachen Zuwendungen von Werken für unsere Bibliothek angeboten werden soll. Gegen Schluß der Sitzung entspann sich auf eine Mit- teilung des Herrn Großmann hin wiederum eine lebhafte Debatte hinsichtlich der mutwaßlichen Gründe der anor- malen Flossenbildung bei Aquarium des Genaünten. K. Lankes, I. Vors. „Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Hamburg. Vereinslokal: Gr. Allee 45, St. Georger Vereinshaus. Sitzung jeden 2. u. 4. Donnerstag im Monat. Briefadresse Hamburg 23, Ottostraße 30. Generalversammlung am 24. Januar 1907. Nach der Aufnahme neuer Mitglieder ging die Ver- sammlung zur Tagesordnung über. Der Vorsitzende Herr Claassen erstattete Bericht über das verflossene Geschäfts- Jahr. Der Verein kann mit Genugtuung auf dasselbe zurückblicken. Unter Zustimmung aller Anwesenden wurde dem Vorstande Entlastung erteilt. Sodann schritt die Versammlung zur Neuwahl des Vorstandes, Es wurden folgende Herren gewählt: Chr. Brüning, 1. Vor- sitzender; Herm. Claassen 2. Vorsitzender; Ad. Sternberg l. Schriftführer; Rud. Witt, 2. Sehriftführer; Ad. Neu- gebauer, Kassierer; H. Christopher, Bibliothekar; Fr. Rohde, Sammlungsverwalter; J. Plett, 1. Beisitzender; H. Springer, 2. Beis.; J. Gottfried Mehler, 1. Revisor; Gustav Kraupner, 2. Revisor. Es scheint mir unerläßlich, einige Worte des Herrn Brüning beim Antritte desneuen Amtes zu erwähnen. Herr Brüning dankte der Versammlung für ihr Vertrauen; er sieht seine Aufgabe in dem weıteren Ausbau des Vereins. Das Fundament, die Hauptsache, ist gegeben dank der kraftvollen Arbeit des bisherigen Vorstandes, der auch in den schlechten Zeiten des Vereins nicht er- müdete und lahm und mutlos wurde. Herr Brüning macht dann die in den Vorstand gewählten Herren darauf aufmerksam,. daß mit der Annahme des anvertrauten Amtes auch die Verpflichtung übernommen ist, in jeder Weise dem Verein zu dienen und ihn zu fördern. Aber auch jedes Mitglied soll daran kraftvoll mitarbeiten. Jedes Mitglied soll geben und nehmen. Geben, indem es sich nicht scheut, seine Beobachtungen zum Ausdruck zu bringen; denn hier liegt die erste Quelle zur Be- reicherung unseres Wissens. Wir sollen nicht alles auf Treu und Glauben hinnehmen; denn auch Gelehrte können irren. Als krasses Beispiel führe ich dafür an aus Forst- meister Rothes Schrift: „Sinne und Seele der Tiere“, in welcher er Dr. Th. Zell kritisiert. Seite 87: „Warum verschlingen manche Wassertiere große Steine? An- geblich um leichter tauchen zu können. Forstmeister Rothe fügt hinzu: „Das ist möglich.“ Also die Fische gehen auf den Grund und verschlingen große Steine, damit sie besser auf den Grund kommen könner. Wie kann so etwas angehen?! Noch ein anderes Beispiel: verschiedenen Fischen im ° Prof. Dr. Otto Lehmann, Direktor des Museums in Altona, sagt in seinem Führer durch den Raum des Altonaer Museums auf der 3. deutschen Kunstgewerbe- Ausstellung: Dresden 1906, von den: Fischen Seite4 „....so ver- mag das Tier durch Schnappen an der Oberfläche die Blase mit Luft zu füllen, andererseits auch leicht die Luft durch den Mund abgegeben. Es ist nun ohne weiteres klar, daß die ausgedehnte Schwimmblase das spezifische Gewicht des Tieres verringert, also das Auf- wärtssteigen erleichtert.“ Demnach füllt der Fisch also an der Wasseroberfläche die Schwimmblase mit Luft, damit er besser an die Oberfläche kommen kann. In der allgemeinen Unterhaltung kam es dann noch zu recht interessanten Bemerkungen. R. Witt. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg. (E. V.) Vereinslokal: Börsenhotel, Mönkedamm 7. Briefadresse: Dr. Franck, Hamburg 6, Schröderstiftstr. 7/9 I. Versammlung vom 3. Dezember 1906. Nachdem das Protokoll der vorigen Sitzung verlesen und genehmigt worden war, machte der Unterzeichnete die Mitteilung, daß er an die Vereine, die mit uns bei Gründung der neuen „Salvinia“ gegenseitige Mitgliedschaft eingegangen waren, geschrieben habe, um festzustellen ob sie auch mit der infolge unserer Statuten statt dessen eingelührten Form des besonderen Freundschaftsbündnisses einverstanden sind. Eingegangen waren Anpreisungen von Liebigs Pflanzenschalen. Es wurde beschlossen, auch bei dem um 0,40 Mk. erhöhten Preis die „Wochenschrift“ als Vereinsorgan beizuhalten. Ferner wurde beschlossen, die beiden Bücher „Das Leben der Binnengewässer“ von Dr. Lampert und „Das Terrarium“ von Dr. Krefft für die Bibliothek anzuschaffen. Auch soll beim „Kosmos“ eine Einbanddecke bestellt werden. — Darauf sprach der Unter- zeichnete über die deutschen Schwimmkäfer, die Dytiseiden. Diese Käfer werden wohl mit vollem Recht als Caraben aufgefaßt, die an das Wasserleben angepaßt sind; so sind z. B. die Mundteile der Schwimmkäfer ganz ähnlich wie die der Laufkäfer gestaltet. Die Käfer werden fast das ganze Jahr hindurch gefunden, sie sind im Herbst am zahlreichsten, da dann noch viele Käfer die Puppe ver- lassen, um als ausgebildetes Insekt zu überwintern. Bei warmem Sonnenschein sind sie in lebhafter Bewegung, während sie sich an trüben Tagen im Schlamm verkriechen. Sie können ihre Wohngewässer fliegend verlassen, wozu sie sich am Tage nur bei Sonnenschein, sonst in der Dämmerung entschließen. Infolge dieser Fähigkeit kann den Tieren ein Austrocknen der Tümpel, in denen sie leben, nicht gefährlich werden. Freilich verfliegen sie sich oft und landen in Dachrinnen oder auf den Fenstern der Gewächshäuser. Manche benutzen ihre Flugfertigkeit, um in ‚Wäldern unter Moos zu überwintern. Die Atem- luft, die sie unter Wasser nötig haben, bringen diese Käfer meist unter den Flügeldecken unter, manche aber auch an dem filzig behaarten Bauch. Die meisten Arten schwimmen mit beiden Hinterbeinen zugleich und erweisen sich damit den Hydrophiliden gegenüber als dieüberlegenen Schwimmer. Wassertreter sind unter den Dytiseiden nur die Haliplini mit den Gattungen Brychius, Haliplus, Onemidotus. Uber die Larven vieler Arten ist man noch nicht zur Genüge orientiert, die Larven vieler Arten gleichen der großen Dytiscus-Larve. Lampert bildet in seinem „Leben der Binnengewässer“ auf S. 100—102 eine Anzahl abweichender Gestalten ab. -- Von Lampert wird auf Seite 97 auch auf die Streifung der Flügeldecken bei den Weibchen ven Dytiscus und Acilius hingewiesen. Die Ansicht, daß diese Streifung ein später erworbenes - Merkmal sei und dem Männchen bei der Begattung das Festhalten an dem Weibchen erleichtern solle, rührt von Darwin her. Nach von Kiesewetter ist die Furchung von den Laufkäfern ererbt, und die glatten Flügeldecken haben sich erst in Anpassung an das Wasserleben heraus- gebildet. Hervorgehoben sei noch, daß der Gelbrand und andere Schwimmkäfer aus dem Vorder- und Hinter- rande des Halsschildes eine milchweiße, übelriechende Flüßigkeit auszuscheiden vermögen. Der Vortragende sprach dann noch näher über das Brutgeschäft von Dytiscus, über die Larven und Puppen und über die Nahrung der Larven und Käfer selbst. — Aus dem 72 Vereins-Nachrichten. 11. Kosmosheft gelangten dann die Ausführungen über den Schlaf der Fische zur Verlesung; sie interessierten uns um so mehr, da wir in früherer Zeit wiederholt darüber debattiert hatten, ob denn die Fische überhaupt schlafen. Herr H. Lohmann sprach dann noch über einen Aquarienkitt, den er aus Glaserkitt mit einem Zusatz von Zinkweiß, Mennige und dem sogenannten Bootlack her- stellt. Die Kittnähte werden mit Mennige und Bootlack bestrichen. Dieser Kitt hat sich bei ihm sehr gut bewährt. — Im Versammlungsbericht des Vereins „Roßmäßler“- Hamburg vom 5. Dezember 1906 finden wir zu unserem größten Erstaunen: „Mit Interesse lesen wir, daß Herr Lohmaon („Salvinia“-Hamburg) Neuheiten importiert hat, darunter auch Poec. amazonica Garm; oder handelt es sich um auch zum Teil bei unserem 1. Vorsitzenden ge- kaufte Fische?“ Wir mußten uns erst besinnen, was denn der „Roßmäßler“ eigentlich meint; denn unseres Wissens war in unseren Vereinsberichten niemals behauptet worden, daß Herr Lohmann selbst Poec. amazonica importiert habe. Schließlich fanden wir in unserem Bericht vom 1. Oktober 1906: „Herr H. Lohmann hat eine Reihe neu importierter Fische zur Ansicht mitgebracht“. Unter den Tieren, die vorgezeigt wurden, befand sich auch Poeeilia amazonica. Diese Stelle meint der „Roßmäßler“ offenbar. Unserer Meinung nach ist nur böser Wille imstande, aus unseren Worten die Behauptung herauszulesen, daß Herr Lohmann diese Fische selbst importiert habe, und uns daraufhin versteckt vorzuwerfen, daß wir ihm damit ein Verdienst zuschreiben wollen, das dem „Roßmäßler“ gebührt. Wir können die Außerung des „Roßmäßler“ nur als einen Angriff bezeichnen, der durch nichts ge- rechtfertigt ist. Dr. Franck. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Vereinsabend jeden 1. und 3. Freitag im Monat in Josef Gruß’ Restaurant, IX, Währingerstraße 67. Ordentliche Generalversammlung am Freitag den 11. Januar 1907. Nach Erledigung des Einlaufes, bestehend aus den üblichen Fachzeitschriften und Briefen, eröffnete unser Herr Obmann Fischer die gut besuchte Generalversammlung. — Erstattung des Jahresberichts: „Meine Herren! Auf ein arbeitsreiches Jahr können wir mit Befriedigung zurück- blicken. Als besonders hervorzuheben sind in diesem Jahre unsere beiden Ausstellungen. Die Kollektivausstellung des Vereins auf der Ausstellung des Fischereivereins und die zweite in der k. k. Gartenbauausstellung. Meine Herren! Sie wissen ja aus Eigenem, wieviel Beifall und Interesse diese Veranstaltungen erweckten, und wenn wir uns auch keines materiellen Nutzens erfreuen können, so können wir doch mit dem ideellen Erfolge sehr zufrieden sein, unter anderem erhöhte sich auch unsere Mitgliederzahl um einige Herren. Hohe Herrschaften zeichneten uns durch ihren Besuch aus und waren sehr entzückt von dem märchenhaften Zauber der Meeresfauna. Was den Seetierimport anbetrifft, konnten wir unseren verehrlichen Mitgliedern und angeschlossenen Vereinen zu äußerst niedrigen Preisen schöne und seltene Seetiere verschaffen. Daß dieses Jahr auch sonst in mancherlei Weise für unsere Liebhaberei in Wien fruchtbar war, zeigt sich in einigem. Zum Schluß danke ich noch allen meinen Kollegen für die tatkräftige Unterstützung in allen Arbeiten herzlichst.“ Hierauf erstattete Herr L. Demuth Kassenbericht und wird selbem auf Antrag der Revisoren Absolution gewährt. Der Kassenbestand beträgt jetzt 2615 Kronen und die Obligationen der Frau Dr. Wehrenfennigstiftung. Die Bibliothek erfreute sich einer lebhaften Beteiligung, und wurde unter anderen Werken von Herrn Dr. Kreisler das Werk Dr. M. Plehn, „Die Fische des Meeres und der Binnengewässer“ der Bibliothek gespendet. welches Beispiel wir den verehrlichen Mitgliedern zur Nacheiferung, zum Nutzen aller, empfehlen. Nach Erledigung einiger interner Angelegenheiten und Anträge, unter anderem bez. Gartenbauausstellung 1907, wo Herr Dr. Ziegeler und Herr Demuth zu Delegierten bei den Vorarbeiten gewählt wurden, wurde zur Neuwahl des Vorstandes geschritten. Unter lebbafter Akklamation wurde auf Antrag des Herrn Dr. Kreisler der ganze Vorstand wieder- gewählt und nur als Schriftführer wurde Unterzeichneter, XIIl/2, Hadikgasse 140, und zum Bibliothekar Herr R. Poltz gewählt. Das Bureau stellt sich wie folgt zu- sammen: I. Vors. Herr J. Fischer; II. Vors. Herr E. Beck; 1. Schriftf. Herr J. Wesely; II. Schriftf. Herr G. Ruda; I. Kass. Herr L. Demuth; II. Kass. Herr J. Deutschinger; Bibliothekar Herr R. Poltz; 1. Beisitz. Herr Dr. J. Kreisler; 11. Beisitz. Herr Prof. J. Hies]; 11I. Beisitz. Herr K. Mosch; IV. Beisitz. Herr F. Neumann. Mit dem Wunsche, daß sich die Sitzungen im neuen Jahre auch so interessant und gemütlich gestalten werden, wie im abgelaufenen Jahre, schloß der I. Vorsitzende die Versammlung. — Nachdem kam auch noch die Lieb- haberei zum Wort, und wurde unter anderem beschlossen, für jeden Abend ein Thema zu wählen, über welches ein Herr das Referat annimmt. Georg Ruda. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Magdeburg. Vereinslokal: „Tivoli“, Kaiserstraße. Sitzungen: Jeden 2. und 4. Dienstag im Monat. Briefadresse: W. Jürgens, Königgrätzerstraße 17p. Sitzung vom 22. Januar 1907. Zur Besprechung gelangte der Artikel von F. Meyer und Dr. Wolterstorff in No. 4 der „Wochenschrift“ über Apus cancriformis bei Magdeburg. Übrigens ist die von, dem Verfasser des vorliegenden Artikels beanstandete „Kleine Mitteilung“ W. Köhlers in „Blätter“ 1906, S. 294 vollständig zutreffend. da Dr. Rabes in „Natur und Kultur“ Jhre. 11T, S. 606, klar und deutlich ge- schrieben hat: „Zu den Zuschriften möchte ich bemerken, daß es sich hier bei Magdeburg nur um A. productus handelt, A. cancriformis dagegen nicht vor- kommt.“ Der beste Fundort für alle drei Arten der hier vorkommenden Kiemenfüße, Apus productus, A. can- criformis und Branchipus sind die Wasserlöcher des Krakauer Angers. Branchipus tıitt vom Frühjahr bis Herbst auf. A. productus erscheint im Frühjahr und ver- schwindet zu Anfang Sommer. A. cancriformis findet man erst im Spätsommer. Der erstere ist häufiger und weiter verbreitet in der Umgegend von Magdeburg als A. cancriformis. Wir haben A. productus wohl jedes Jahr auch im Biederitzer Busch, auf den Herrenkrug- wiesen und auf dem Rotenhorn angetroffen. A. cancri- formis kennen wir dagegen nur vom Krakauer Anger. Während unserer letzten Ausstellung im August 1905 er- regte ein stark mit Branchipus und Apus cancriformis besetztes größeres Aquarium unseres Mitgliedes &. Püschel die Aufmerksamkeit von Kennern und Laien in hohem Maße. Die Herren Kulın und Püschel behaupten, daß die größeren Apusiden über ihre kleineren Artgenossen herfallen und diese teilweise auffressen. Die Mitglieder wurden noch auf zwei sehr seltene Branchipoden, Lim- nadia hermannı und Estheria cycladoides, aufmerksam gemacht. Erstere Art hat man bei Berlin, letztere bei Breslau gefunden. Auf den schönen Aufsatz von Sceupin in No. 45 des vorigen Jahrgangs der „Wochenschrift“ über das Wiederauffinden von Estheria cycladoides bei Breslau wurde hierbei verwiesen. Für den Bibliothek- fonds des Vereins wurden 8 Mark gestiftet. WE „Hertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Berlin. (E. V.) Vereinslokal: Wendts Prachtsäle, Berlin C., Am Königsgraben 14a. Sitzung jeden 2. u. 4. Donnerstag im Monat, abends 9 Uhr. Sitzung vom 11. Oktober 1906. Nach Schluß des geschäftlichen Teiles bespricht Herr Hamann an der Hand des Köhler-Wichandschen Artikels in den Blättern und Demonstrationen an der Wandtafel die Bestimmung der Zahnkärpflinge nach Habitus und Flossenstellung. Hierbei wird auch auf heimische resp. amerikanische Fische hingewiesen, nämlich den Hecht und den Hundsfisch. Herr Heiler besitzt eine Erdkröte, die seit einiger Zeit an Lähmungserscheinungen leidet. Beim Fortbewegen scharrt sie mit den Hinterfüßen und steckt den Kopf in den Sand. Leider ist niemand von uns in der Lage, über die Krankheit Aufschluß zu geben. — Zur Verlosung kommen: ein Präparatglas und ein Gummischlauch. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Magdeburg, Am Weinhof 8/9; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Heft 8. Na, NZ, £ Ei \ NN: Zu \\ Brendamour, 5. 0 Illustrierte Wochen-Schrift für Uber Süßwasserschwämme. Nach einem Vortrage, gehalten in der „Nymphaea“Leipzig von Bernh. Wichand. (Mit 8 Originalaufnahmen u. 1 Zeichnung vom Verfasser, u. 4 Zeichnungen nach Lampert, „Leben der Binnengewässer“.) | @) at sich im Sommer, das Wasser unserer » Seen, Teiche und Flüsse durch anhaltend Sohle, windstilles Wetter genügend geklärt, so gewahrt man nicht selten an den Stengeln von Wasserpflanzen, namentlich des Schilfrohres, lebhaft grün gefärbte, graue oder graubraune Massen von ganz verschiedener Gestalt. Sie erscheinen als dieke Klumpen oder dünne Über- züge, zuweilen sind sie auch gleichartig ver- zweigt und können in dieser Gestalt eine Länge von einigen Metern erreichen. Häufig finden wir diese Gebilde auch am Ufer an Steinen, an Baumwurzeln und an Brückenpfählen wuchernd. Gar mancher wird diese Massen, ohne sie einer näheren Betrachtung zu würdigen, schon ge- sehen haben. Nehmen wir einen so formlosen Klumpen aus seinem Element, so bemerken wir deutlich an der ganzen Oberfläche feine Spitzen, sehr viele winzige Poren und je nach der Größe des Klumpens mehr oder weniger größere Löcher. Diese formlosen Massen, an denen auch der Laie eine gewisse Ähnlichkeit ‘mit unserem Bade- und Tafelschwamm erkennen wird, sind Schwämme. Sie sind im süßen Wasser die einzigen Vertreter dieses in allen Meeren so verbreiteten Tierkreises. Es hat lange gedauert, bis man die wahre Natur dieser merkwürdigen. Gebilde erkannte. Zuerst wurden sie für Pflanzen gehalten; zu dieser Annahme werden wohl die grüne Farbe und die zu gewissen Zeiten am Schlammkörper sich vorfindenden Keimkörper (Gemmulae) geführt haben. Später hielt man sie für Tierpflanzen und dann für Pflanzentiere. Erst durch Grant, der im Jahre 1826 die Organisation von Spongilla friabilis bekannt gab, wurde den Schwämmen tierische Natur zugeschrieben. Man zählt sie in der Zoologie zu den Hohltieren; sie bilden aber einen eigenen Unterkreis derselben, da ihnen Nesselorgane, Muskeln und Nerven vollständig fehlen. Nach Grant lieferte Dujardin (1838) wertvolle Bei- träge zur Kenntnis der Organisation der Süß- wasserschwämme; die größten Verdienste auf diesem Gebiete aber erwarben sich Carter, Lieberkühn und Schulze. Um den inneren Bau unseres Süßwasser- schwammes kennen zu lernen, betten wir ein Stück in Paraffin ein und machen davon mit Hilfe des Mikrotoms einige Schnitte, aus denen wir uns nach vorheriger Entfernung des Paraffins mit Xylol ein mikroskopisches Präparat an- fertigen. Schon bei mäßiger Vergrößerung sehen wir dann ein festes Gerüst von glatten oder bedornten Nadeln (Spiculae), die an beiden Enden zugespitzt sind. Dieses ist das Skelett. Dasselbe ist eingebettet in den Weichteil oder Parenchym des Schwammes, demselben dadurch einen festen Halt gewährend. Das Skelett be- steht aus zweierlei Nadelsträngen, kurzen und langen, die wieder aus mehreren sich aneinander anschließenden Nadelbündeln gebildet werden. Die einzelnen Nadelbündel sind durch eine Kittmasse, Spongiolin genannt, fest miteinander verbunden. Das Spongiolin steht dem Chitin chemisch am nächsten. Das Skelett unseres Badeschwammes besteht nur aus dieser Sub- stanz. Beim Süßwasserschwamm tritt aber das Spongiolin sehr zurück, da es nur als Binde- mittel der einzelnen Nadelbündel dient. Außer- dem befindet sich zwischen Schwamm und Substrat (Steine, Holzteile, Wasserpflanzen usw.) eine Membran aus Spongiolin, auf der die langen Nadelstränge des Skeletts mittels dieser Substanz aufgekittet sind. Nach Noll verdankt diese 14 Bernhard Wichand: Über Süßwasserschwämme. Kittsubstanz ihre Entstehung besonderen Zellen, den Spongoblasten. Die langen Nadelstränge, Haupt- oder Längsfasern genannt, vVer- laufen von der Unterlage aus senkrecht und sind im allge- meinen massi- ver gebaut als die zwischen ihnen liegen- den kurzen Nadelstränge. Letztere, Quer- oder Verbin- dungsfasern genannt, be- stehen aus we- nigen (2—6), oft nur aus einer einzigen Nadel und ha- benden Zweck, den Hauptfa- sern den nöti- Euspongilla lacustris (L) &M Halt zu Originalaufnahme vom Verfasser o )] "für die „Blätter“. Beben. Di Nadeln selbst bestehen bei allen unseren Süßwasserschwämmen aus amorpher wasserhaltiger Kieselsäure und bilden sich in besonderen Zellen; junge Nadeln erkennt man meist an der in der Mitte sich zeigenden kugeligen Verdickung. . , Das Parenchym (Weichteil) des Schwammes besteht aus einer äußeren, sehr dünnen Haut, in der sich mikro- skopisch kleine Poren befinden und einer von vielen Kanälen durchzogenen inneren Masse. Die Haut wird sehr deutlich sichtbar, wenn man einen frischen Schwamm schnell in starkem (96 °/,) Alkohol abtötet und ihn nach einigen Stunden an der Luft trocknet. Hält man einen so präparierten Schwamm gegen das Licht, dann sieht man weiter auch, daß dieses feine Häutchen, das den ganzen Schwamm umspannt, von vielen spitzen Nadeln getragen wird; das sind die Enden der Längsfasern des Skeletts. Zwischen dem porösen Häutchen und Originalaufnahme vom Verfasser für die „Blätter“. der Innenmasse liegt ein Hohlraum (Subdermal- raum), dessen Boden eine große Anzahl größere und kleinere Löcher aufweist. Diese sind die Eingangsöffnungen zu Kanälen, die sich im Schwamminnern reich verzweigen und ein richtiges Kanalsystem bilden. In den Wandungen der Einfuhrkanäle liegen kleine Hohlkugeln, die aus wimpernden Zellen zusammengesetzt sind und darum Wimper- oder Geibelkammern genannt werden. Durch eine Anzahl (3 bis 5) kleiner Poren (Einströmungsporen) öffnen sich diese Geißelkammern in die Kanäle, denen sie seitlich anliegen; manchmal kommunizieren sie durch diese Poren auch mit mehreren be- nachbarten Kanälen. In jeder Geißelkammer befindet sich den Einströmungsporen gegenüber eine große Öffnung (Ausströmungspore), durch welche sie sich in einen Kanal öffnet, der einen größeren Durchmesser hat, als die Einfuhr- kanäle und deren Verzweigungen. Diese grö- ßeren Kanäle vereinigen sich zu noch größeren, und diese münden schließlich in den Gastro- vascularraum, der auch Kloakenhöhle genannt wird. Von dieser Höhle aus führt das Osculum, die Auswurfsöffnung, in das den Schwamm umgebende Wasser. An älteren, größeren Schwämmen sind mehrere solche Auswurfs- öffnungen zu finden, denen also auch mehrere (astrovascularräume entsprechen müssen. In einem älteren Schwamme haben wir nämlich einen Tierstock vor uns, der aus einem Einzel- wesen durch Knospung hervorgegangen ist. Nachdem wir uns über die innere Organisation Spongilla fragilis Leidy. eines Süßwasserschwammes Klarheit verschafft haben, verfolgen wir den Lauf des Wasserstromes im Schwammkörper. — Durch die mikroskopisch Bernhard Wichand: Über Süßwasserschwämme. 75 kleinen Poren des den Schwamm umgebenden Häutchens fließt das Wasser wie durch ein Sieb zunächst in den Subdermalraum. Von hier aus tritt es in die kleineren Poren, die sich im Boden dieses Hohlraumes befinden und gelangt Es fließt nun durch so in die Einfuhrkanäle. Originalaufnahme vom Verfasser für die „Blätter“. die Verzweigungen dieser Kanäle und tritt durch die feinen Poren der Geißelkammern in diese selbst. Bis hierher wurde das Wasser gleichsam gestrudelt durch die Bewegung der Flimmer- härchen oder Geißeln. Die Geißelkammern mit ihren wimpernden Zellen sind es also, in denen wir die treibende Kraft für den beständigen Wasserstrom im Schwamm zu erblicken haben. Von diesen Hohlräumen aus fließt das Wasser durch die großen Ausströmungsporen in weitere Kanäle, die es dann in den Gastrovascularraum führen, aus dem es durch das Osculum wieder abfließt. Das zuführende Kanalsystem reicht also von den Einströmungsporen der Haut bis zu den Geißelkammern, während das abführende bei diesen Kammern beginnt und mit dem Os- culum endigt. Die Geibelkammern markieren also die Grenze zwischen dem zuführenden und abführenden Kanalsystem. Von dem Wasser- strom kann man. sich leicht überzeugen, wenn man einige Farbstofikörnchen zu einem lebenden Schwamme bringt. Kommen diese Körnchen nahe an ein Osculum, so werden sie von dem austretenden Wasserstrom fortgewirbelt. Der Wasserstrom führt dem Schwamm be- ständig neues Atemwasser und zugleich die Nahrung zu, welche wahrscheinlich in zerfallenen organischen Stoffen besteht. Wo aber im Schwamme geatmet und verdaut wird, darüber gehen die Meinungen z. Zt. noch auseinander. Nach den interessanten Fütterungsversuchen, die Ephydatia flwviatilis autt. Lendenfeld anstellte, hat man allerdings die Zellen der Geibelkammern in Verdacht, dab sie die Nahrung aufnehmen; doch hat wiederum Topsent gefunden, dab bei einzelnen mit Karmin gefütterten Schwämmen gerade diese Zellen von diesem Farbstoff frei blieben. Die grüne Färbung, die manche Schwämme besitzen, wird durch eine einzellige, in den Zellen des Schwammkörpers pa- rasitierende Alge (Zoochlorella parasitica Brandt) hervor- gerufen. Die hier und da in der Literatur ausgesprochene An- sicht, daß die dem Lichte aus- gesetzten Spongillen grüne Fär- bung zeigen, während die an dunklen Stellen wachsenden grau oder gelblich aussehen, kann ich nicht bestätigen. Ich habe schön grüngefärbte und farblose (d. h. grau oder gelbliche) Exemplare oft dicht bei einander vorgefun- den, und zwar sowohl an hellen wie auch an dunklen Stellen. — Der Geruch eines lebenden Süßwasserschwammes ist ein ganz eigenartiger, sodaß man wohl sagen kann, er ist für ihn spezifisch. — Recht interessant ist die Fortpflanzung der Süßwasserschwämme; sie geschieht auf ge- schlechtlichem und ungeschlechtlichem Wege. Öriginalaufnahme vom Ver- fasser für die „Blätter“. Ephydatia mülleri Lbk. Die geschlechtliche Fortpflanzung findet nur während der Sommermonate statt. Alle Süb- wasserschwämme sind getrennten Geschlechts. Männchen und Weibchen lassen sich äußerlich nicht unterscheiden; das Geschlecht kann nur mit dem Mikroskop durch Untersuchung der Geschlechtsproduckte festgestellt werden. An- 76 Sprechsaal. geregt durch eine Schrift Kellers!) habe ich eine Anzahl Spongillen auf ihr Geschlecht hin untersucht und übereinstimmend mit dem Autor gefunden, daß die Mehrzahl solcher Schwämme, Fasergerüst und Gemmulae von Euspongilla lacustris (L.). Original-Mikrophotographie vom Verfasser für die „Blätter“. die auf beweglicher Unterlage sich angesiedelt haben, männlichen Geschlechts sind. Freilich sind solche Schwämme nicht allzuhäufig zu finden; ich habe während der Monate Juni bis Mitte August vorigen Jahres nur 13 Spongillen auf beweglichem Substrat finden können, und davon waren allerdings 9 (also 69°/,,”/,) männlichen Geschlechts. Während nun die männlichen Geschlechtsprodukte nur zur Zeit der geschlecht- lichen Fortpflanzung sich vorfinden, zeigen sich die Eier zu jeder Zeit, bei den perennierenden Schwämmen vereinzelt auch im Winter; freilich können sie sich zu dieser Zeit nicht weiter ent- wickeln, da eine Befruchtung nicht erfolgen kann. Während der Sommermonate entwickeln sich aus den befruchteten Eiern im Schwamm- körper bewimperte Larven, die von einem Abfluß- kanal aufgenommen und durch das Osculum nach auben befördert werden. Mittels ihrer Wimpern schwärmt die etwa 1 mm große Schwammlarve 1—2 Tage in ihrem Elemente umher. Dies ge- schieht in langgezogenen Spiraltouren unter stetem Rotieren um ihre Längsachse. Dabei ist der hellere Teil mit dem abgerundeten Ende nach vorn, der dunklere nach hinten gerichtet. !) ©. Keller, Über Spermabildung bei Spongillen. „Zoologischer Anzeiger“ 1878. Die dunklere Färbung des beim Schwimmen nach hinten gerichteten Teiles rührt von den hier bereits reich abgelagerten Kieselnadeln her. (Schluß folgt.) R Sprechsaal. Ein Wort der Abwehr! In No. 52 der „Wochen- sehrift für Aquarien- und Terrarienkunde“* veröffentlicht Herr P. Arnold-Hamburg einen Artikel: „Über den Ur- sprung der neuen Haplochilus panchax-\ arietäten“. Mit den wissenschaftlich oder sachlich sein sollenden, in Wirklichkeit aber nur auf eine persönliche Reklame hinauslaufenden Äußerungen will ich mich nicht be- fassen, und brauche ich mich nicht zu befassen; diese hat schon in Heft 2 der „Blätter für Aquarien- und 'Terrarien- kunde“ Herr Öberlehrer W. Köhler-Magdeburg, gegen welchen Herrn der Arnoldsche Artikel ja speziell ge- richtet war, ins rechte Licht gesetzt; aber gegen einen Punkt des Arnoldschen Aufsatzes muß ich mich wenden, weil damit meiner persönlichen. und geschäftlichen Ehre zu nahe getreten wird. Herr Arnold sagt: „Ich behaupte daher, solange das Gegenteil mir nicht bewiesen wird, daß die sämtlichen in den Händen der Liebhaber, Händler und Züchter sich befindenden Fische dieser neuen Panchax-Varietäten von meinen importierten Paaren abstammen, und wenn ander- weitig von „Importfischen“ die Rede ist, so handelt es sich um Exemplare, die aus Hamburg, nicht aber aus Indien importiert wurden.“ Fasergerüst und Gemmulae von Euspongilla lacustris (L.) var. lieberkühni Noll. Original-Mikrophotographie vom Verfasser für die „Blätter“. Nun weiß ich nieht, ob Herr Arnold jemals selbst Fische irgend woher importiert hat, ich bezweifele dies jedoch, denn sonst würde er mit der Ehre der Importeure nicht so leicht umspringen; aber ich, der ich seit 30 Jahren Sprechsaal. 17 in der Öffentlichkeit stehe und mich im Gegensatz zu Herrn Arnold zu den „Alten“ der Liebhaberei und des Geschäfts zu rechnen befugt bin, sollte erwarten dürfen, daß Herr Arnold mich und meine Importe kennt. Da dies indessen nicht der Fall zu sein scheint, will ich hier ausdrücklich feststellen, daß ich niemals von Spiculae von Euspongilla lacustris (L.). Original-Mikrophotographie vom Verfasser für die „Blätter“. Herrn Arnold oder von Hamburg oder sonstwoher ge- züchtete Fische bezogen und wider besseres Wissen — denn das behauptet doch Herr Arnold — als Import- fische in den Handel gebracht habe. Ich fühle mich nicht veranlaßt, Herrn Arnold meine Bezugsquellen zu verraten, damit er künftig für mich bestimmte Importe mir vor der Nase wegkaufen kann, weil er es näher hat alsieh. Denn das weiß Herr Arnold so gut wie ich, daß beim Einkaufe von Importen immer derjenige den Vogel abschießt, der zuerst mit einer gutgespickten Börse da ist. Ich bedauere die Verzögerung dieser Erwiderung, aber eine schwere Erkrankung hinderte mich daran, zu meiner Rechtfertigung früher das Wort zu ergreifen. Paul Matte-Lankwitz. Nochmals die neuen Panchax-Varietäten. —- Die Entgegnung des Herrn Walter Köhler in Heft 2 der „Blätter“ auf meinen Artikel über den Ursprung der neuen Haplochilus panchax-Varietäten in der „Wochen- schrift“ 1906 S. 635 hat mich veranlaßt, zu versuchen, mich inzwischen auf dem Wege der Korrespondenz mit Herrn Köhler auseinanderzusetzen. Da aber in der Ent- gegnung des Herrn Köhler der Schein erweckt wird, daß ich mit meinen Behauptungen in meiner Arbeit an- ständige Menschen grundlos verdächtigt hätte, bin ich gezwungen, nochmals öffentlich anf die Sache einzugehen und zu erklären, daß es mir absolut fern gelegen hat, irgend jemand nahe zu treten oder gar beleidigen zu wollen, ich hielt vielmehr, im Inter- esse der gesamten Liebhaber, Händler, Im- porteure und Züchter meine derzeitigen Veröffent- lichungen für unbedingt notwendig, um Irrtümern vorzubeugen und Verwechslungen zu vermeiden. Ich resumiere nochmals die Tatsachen zur Begründung meiner damaligen Behauptungen. l, Die orangegelbe Varietät ist zusammen mit der rein weißen, nicht gelb werdenden vVarietät im August 1904 von Stüve zuerst importiert worden, 2. Die orangerote (var. mattei) und die hellgelbe (var. lutescens) Varietät sind aus der orangegelben Varietät von mir zuerst im Frühjahr 1905 heraus- gezüchtet worden. Beweis: hiesige und auswärtige Liebhaber und Züchter haben diese Varietäten schon im Herbst 1905 bei mir gesehen und später von mir erhalten. 3. Die von Herrn Köhler beschriebenen Varietäten sind mit meinen Importfischen nicht identisch, wohl aber stimmen Farben mit den bei Varietäten überein. die Beschreibungen der der Nachzucht erzielten 4. Die 3 Importweibchen zeigten keine schwarze Säumung der Afterflosse, doch trat diese bei einem großen Teil der Nachzucht mehr oder weniger deutlich auf. 5. Haplochilus panchax-Varietäten sind in Hamburg seit ihrer derzeitigen Rinführung nicht wieder importiert worden, wie eine nochmalige Umfrage in den gesamten Kreisen der hiesigen Im- porteure, Händler und Liebhaber ergeben hat. 6. Meine Behauptung, daß ich über die hier an- kommenden Fischsendungen ziemlich genau orientiert sei, werden diejenigen, die mit den Importverhält- nissen vertraut sind, nicht bezweifeln: sie hier zu be- weisen, würde zu weit führen. Diejenigen, die sich für den Fischimport interessieren, mögen die Verhältnisse hier selbst studieren. ich zu den Beweggründen meiner der- zeitigen Veröffentlichung, näm- lieh: „der Ursprung und die Heimat der orangeroten von Herrn Köhler var. mattei und der hellgelben von Herrn Köhler var. Iutescenz benannten Varie- täten.“ Herr Köhler schreibt bei der var. mattei (1906 S. 389): „Bombay. vielleicht bis Neu Goa südlich (nach Angabe des Züchters Paul Matte, nach dem ich die Varietät benannt habe, weil der Name des Sammlers sich nicht fest- stellen lieb.“ und bei der var. lutescens S. 390: „Haplochilus panchax var. Iutescensstammt von Neu Goa und weiter südlich die Westküste Indiens entlang.“ Herr Matte, dessen persönliche Bekanntschaft ich vor ca. 4 Jahren bei Herrn Stüve machte, und der damals, meiner Einladung folgend. mich besuchte, ist Nun komme Gemmulae von Spongilla fragilis auf ihrer Unter- lage. (Natürl. Größe.) ÖOriginalzeichnung vom Ver- fasser für die „Blätter“. einer der hervorragendsten und ältesten Zierfischzüchter, dessen Name jedem Aquarienliebhaber bekannt ist; an der Glaubwürdigkeit seiner Angaben über die Heimat der var. mattei ist nicht zu zweifeln. Da Herr Matte diese Fische aber nicht selbst aus Indien geholt hat, sondern von einem Seemann oder Zwischen- 78 Fragekasten. — Berichtigung. händler gekauft haben muß, so läßt sich die Identität mit „Importfischen“ nieht nachweisen. Gesetzt den Fall, Herr Matte hätte die neue Varietät von einem Seemann mitgebracht erhalten, also selbst importiert, und wollte aus geschäftlichen Rücksichten den Namen des Fängers bezw. des Sammlers nicht nennen, was ich ihm als gewiegten Geschäftsmann nicht verdenken kann, so hätte der betr. Passus in dem Artikel des Herrn Köhler eine andere Fassung erhalten müssen! In jedem Falle ist aber Herr Matte von dem Lieferanten der Haplochilus panchax-Va- rietäten schmählich dupiert worden, ob wissentlich oder wider besseres Wissen des Betreffenden, läßt sich schwer entscheiden. Entweder hat Herr Matte in dem guten Glauben, daß es Importfische seien, Nach- zuchtfische als Importfische erhalten oder, wenn es wirklich Importfische waren, so sind die Angaben des Lieferanten über die Heimat bezw. die Fangorte falsch gemacht worden. Bombay liegt auf einer schmalen langen Insel an der Westküste Vorderindiens. ziemlich weit vom Festlande entfernt. Dauernde Süßwässer gibt es auf der Insel nicht, wie mir von glaubwürdiger Seite berichtet wurde, und muß das Trinkwasser für die Stadt durch eine über 100 km lange Wasserleitung vom Fest- lande herbeigeleitet werden. Der Fang von Süßwasser- fischen in der Nähe Bombays ist also ausgeschlossen und eine lange Bahnfahrt oder Schiffstour zum Fange einiger kleiner Fische zu machen, wird wohl keinem Seemann einfallen. Ebenso völlig ausgeschlossen ist der Import von Haplochilus panchax-Varietäten oder anderen Süß- wasserfischen aus Goa oder südlichen Küstenplätzen, da Neu Goa von den transatlantischen Dampfern überhaupt nicht angelaufen wird. Es wäre wirklich interessant zu erfahren, wo in Indien die orangerote panchax-Verietät mattei und die var. lutescens tatsächlich vorkommen; vielleicht gibt uns Herr Köhler auf Grund seiner Kenntnisse und Studien an den Panchax-Varietäten darüber Aufschlüsse oder der Lieferant der Matteschen Importfische läßt sich auf meine Anregung herbei, uns über die wirklichen Fundorte der schönen Varietäten eine Aufklärung zu geben. Hamburg, 8. Februar 1907. Paul Arnold. Nachschrift der Schriftleitung. Ich hoffe, daß durch die vorliegenden beiden Er- örterungen, namentlich aber durch die sachliche, ruhige Erklärung des Herrn Arnold die Streitfrage bis zu einer endgültigen Nachprüfung des Ursprungs bez. der Heimat der neuen Farbenvarietäten von H. panchax ihre Er- ledigung gefunden hat und verzichte selbst auf weitere Ausführungen in der Angelegenheit. Köhler. % Trasekasten. Fr. P. in L. Die Geschlechtsunterschiede bei Barbus“ ticto sind richtig in dem genannten Buche angegeben, bis auf die kleine Ungenauigkeit, daß beim Männchen alle anderen Flossen außer der Rückenflosse farblos dureh- sichtig seien. Auch bei den Männchen sind Bauch- und Afterflossen, namentlich die ersteren, orangerot gefärbt, nur weit weniger intensiv als bei den Weibehen. Ihre Fische mit den schwarzen, zu den Strahlen parallel ver- laufenden Strichelung der Rückenflosse sind beide Männ- chen. Die Rückenflosse der Weibchen ist schmutzig gelblich gefärbt, ohne jede Strichelung. Auch sind im ausgewachsenen Zustand die Weibehen meist größer als die Männchen. IX, F. S. in Wien. KElodea canadensis und Ceratophyl- lum submersum (wahrscheinlich wird Ihre Pflanze aber wohl die häufigere Art ©. demersum sein) sind wie alle heimischen Unterwasserpflanzen nur dann zu wirklich üppigem, gedrungenem Wuchs zu bringen, wenn man sie nicht zu warm hält und ihnen konsequent jedes Seiten- licht entzieht. Wie prächtig auch Ceratophyllum mit den hellgrünen, langen haarfeinen Blättehen aussieht, wenn wir es einige Monate unter gewöhnlichen Um- ständen im Aquarium kultiviert haben, die robuste Schön- heit der dem freien Gewässer entnommenen Pflanzen hat es nicht. Bei den einheimischen Pflanzen fällt uns das besonders auf, weil wir in der Lage sind, zu ver- gleichen; bei exotischen Pflanzen, welche unter genau demselben Übelstand in unseren Aquarien leiden, bemerkt dies höchstens der Besitzer von Freilandaquarien oder Zementbecken. KElodea densa, Cabomba aquatica, Hete- ranthera zosteraefolıa, alle Myriophyllum-Arten, besonders aber die drei erstgenannten Pflanzen, kennt der Aquarien- besitzer, der sie noch nie einem Freilandbeecken oder (rewächshausbassin direkt entnehmen konnte, in ihrer wahren Schönheit gar nicht. Bei allen diesen Pflanzen sind die Internodien (Zwischenräume zwischen den Blatt- wirteln) im Aquarium infolge der seitlichen Beleuchtung unverhältnismäßig lang geworden, was der Pflanze ein spillriges Aussehen gibt. Dem Übelstand läßt sich am einfachsten durch Bekleben der dem Fenster zugekehrten Scheibe mit undurchsichtigem Papier abhelfen. Man hat dadurch zugleich den Vorteil, daß die Pflanzen ihre Triebe der (nunmehr helleren) Zimmerseite des Aquariums zu- wenden, wodurch die Schönheit des Anblicks außer- ordentlich gewinnt, ferner den Vorteil, dab man alle Aquarienbewohner im auffallenden Lichte betrachtet, wobei sie erst ihre ganze Farbenpracht zur Geltung bringen. — Einpflanzen in Töpfe oder in besonders nahr- haften Bodengrund ist bei allen genannten Pflanzen un- nötig. Sie gedeihen üppiger in einem Mischboden aus Gartenerde (jede andere Erde, außer reiner Lehmerde, die zu schwer ist, verrichtet denselben Zweck) und Sand, als in reinem Sandboden, kommen aber auch in letzterem, wenn der Behälter in richtigem Verhältnis mit Tieren besetzt ist, zu schöner Entwicklung. Für Vallisneria spiralis gilt dasselbe. K. »@ Berichtigung. Die Unterschrift zu der Schlangenabbildung in No. 6 muß Python reticulatus var. ocellata heißen, wie Herr Dr. Fr. Werner mir inzwischen mitgeteilt hat. Die von Dr. E. Bade herrührende Unterschrift P. sebae beruht jedenfalls auf Irrtum. Unter der Abbildung des Kometenschweifes in No. 4 ist versehentlicht bei der Unterschrift weggelassen worden: Originalaufnahme von Dr. E. Bade. % Zur gefälligen Beachtung! Wegen Raummangels mußte die Fortsetzung der Arbeit „Weitere Neuheiten usw.“ für nächste Nummer zurückgestellt werden. Vereins-Nachrichten, 79 VEREINS-STENE& ACHRICHTEN Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hötel Roth, Neuturmstr. 5. Wochenversammlung, Donnerstag, den 20. September 1906. Protokollverlesung und Genehmigung. Im Einlauf: Karten von Herrn Gladbach in Köln, Herrn Buschkiel in Freiburg, Herrn Weimar in Berlin, Herrn Dr. Krefft dortselbst, Schreiben des Vereins „Wasserstern“ in Augsburg, Katalog der Firma Schneising in Magdeburg, Briefe eines Herrn Berthold aus Guttach im Breisgau und des Herrn Mußhoff in Patschkau an den Vorsitzenden, An Zeitschriften waren eingelaufen: „Blätter No. 37, „Natur und Haus“ No. 24, „Wochenschrift“ No. 38 und „Zoologischer Garten“ Heft 9. Die vorgenannte No. der „Blätter“ enthält neben den instruktiven Erörterungen der Herren Köhler und Wichand über „Diesjährige Neuheiten in Wort und Bild“ eine längere interessante Arbeit des Herrn K. Riedel vom Verein „Wasserstern“-Augsburg die Riedel unter der anspruchslosen Überschrift „Etwas über mein Seewasseraquarium“ dem Leser vorführt. In obiger Nummer von „Natur und Haus“ berichtet Herr Jos. Scherer über unsere Ausstellung. In No. 9 des „Zoologischen Gartens“ veröffentlicht Herr Dr. Franz Werner eine ernste Betrachtung unter dem Titel: „Tier- schutz, Tierliebhaberei und Tierkunde.“ Mit einem großen Teil seiner von der Liebe zu den kaltblütigen Geschöpfen diktierten Ausführungen wird der Naturfreund ohne weiteres freudig übereinstimmen, während in einigen anderen unser verehrliches Ehrenmitglied insonderheit dem Referenten etwas zu schwarz sieht. Zugegeben muß werden, daß die Zahl der Reptilien aus den Mittelmeer- gegenden und jene von den nordafrikanischen Küsten, die bisher auf den Markt gelangten, sehr groß gewesen ist und daß auch gegenwärtig alljährlich noch viele Fransenfinger, Agamen und Apothekerskinke aus den Wüsten Afrikas und zahlreiche Echsen und Schlangen der Mittelmeerländer im Tierhanrdel erscheinen, von welchen weitaus die wenigsten sich eines mehrjährigen Lebens im Terrarium erfreuen. Aber so wenig, oder noch weit weniger, als die Terrariensache dahin geführt hat oder führen wird, ein heimisches Reptil oder Amphibium aus- zurotten, was schon wiederholt prophezeit wurde, wird sie dem zum großen Teil in ausgedehnten Länderstrecken in außerordentlicher Häufigkeit auftretenden Reptilien der nordafrikanischen Küsten und den nicht minder zahl- reichen Echsen der Mittelmeerländer auch je nur einmal ernstlich gefährlich werden können. Ein Beispiel hierfür bildet Lacerta muralis (serpa) var. faraglionensis. Seit einem Menschenalter, oder noch länger, als die vielen Terrarienfreunde noch im Schooße der Zukunft schlummer- ten, wird diese Echse fast regelmäßig und in ziemlicher Anzahl zu Markt gebracht. Dabei ist ihr Vorkommen nur auf ein relativ kleines Fleckchen Erde, dem Faragtoni- Felsen beschränkt, sie selbst farbenprächtig und damit schier zu einem Erwerbszweig geworden. Trotz dieser ungünstigen Umstände, ist diese Echse erfreulicherweise immer noch nicht ausgestorben, erscheint vielmehr all- jährlich auf dem Markt, obwohl man kaum zu glauben vermag, woher diese vielen blauen Echsen von dem kleinen Felseneiland immer kommen können. Übrigens ist auch die Vorliebe für nordafrikanische Reptilien und Mittel- meerechsen bei den „zünftigen“ Terrarienfreunden, be- sonders den den Vereinen angehörigen Reptilienfreunden mehr und mehr durch das Verlangen nach überseeischen Reptilien und Amphibien verdrängt worden und sind es vorwiegend nur noch Kinder und Neulinge, die nach den bunten Echsen der Mittelmeergestade und den sand- farbenen Reptilien der nordafrikanischen Wüsten verlangen. Ersteren sollte man nach unserer Ansicht die Pflege von Reptilien entweder verbieten, oder nur unter Aufsicht von erfahrenen erwachsenen Personen gestatten, letztere aber sollten sich erfahrenen Pflegern anschließen. Der Hinweis Dr. Werners auf geeignete Einwirkung der Vereinsleitung auf die jüngeren Mitglieder bezüglich der zu pflegenden Tierformen ist vollständig gerechtfertigt. In der Behandlung solcher Dinge werden wohl die meisten Vereinsleitungen einen Teil ihrer Aufgabe er- blieken. Auch der Fingerzeig bezüglich der erhöhten Pflege der Froschlurche wäre dankbar zu begrüßen. Leider sind nur bisher solche Froschlurche, bei denen Zuchtresultate zu erhoffen wären, noch weit seltener eingeführt worden, als Reptilien, von welchen zum minde- sten bei einer beträchtlichen Anzahl von Eidechsen Zucht- resultate erreicht werden könnten. Herr Hauptlehrer Großmann fragt bezüglich der Behandlung von Nuphar pumilum während der Wintermonate an. Die Behand- lung dürfte von derjenigen der winterharten Nymphaeen nicht abweichen. Vorgezeigt werden durch Herrn Rembold: Hydraspis Geofroyana, eine Schlangenhals- schildkrötenform in einem kleinen reizenden Stück aus Rosario in Argentinien, durch Herrn Dr. Bruner: Hyla carolinensis, 2 Männchen und 1 Weibchen, ferner zwei 1 Jahr alte Salamandra maculosa, darunter ein trotz guter Pflege in der Entwicklung sehr zurückgebliebenes Exemplar, ferner in Spiritus diesjährige Larven von Salamandra maculosa. Herr Schulz zeigt vor Nachzucht von Planorbis corneus rubra und einen neuen Heiz- apparat „Carbono“. Herr Knan berichtet, daß er während seines Urlaubes Nachzucht von Poecilia mexicana er- halten habe. K. Lankes, I. Vors. „Wasserstern‘, Verein für Aquarien- u. lerrarienkunde zu Augsburg. Vereinslokal: Hötel „Kaiserhof“, Eingang Halderstraße. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Samstag des Monats Briefadresse: K. Riedel Haunstetterstr. 21/1. Sitzung vom 5. Januar 1907. Verlesung u. Genehmigung des Protokolls der vorigen Sitzung. Angemeldet: Herr Ernst Riedel, zur Zeit Berlin. Aufgenommen die Herren Heinzelmann, Holl, Schneider, Schwarzkopf, Weidmann. Die für die „Blätter“ be- stimmten Vereinsberichte werden vom Unterzeichneten verlesen. Das in dem Sitzungsbericht vom 1. Dezember 1906 über die Haltung des Scheibenbarsches Gesagte, wird von Herrn Kathmann bezweifelt. Genannter Herr pflegt und züchtet Scheibenbarsche schon seit Jahren. Er rät eine Temperatur von 28° C. und hat beobachtet, daß bei Sinken der Temperatur unter 18° C. sich ein deutlich erkennbares Unbehagen bemerkbar macht. Er warnt dringend davor, Scheibenbarsche unter dieser Temperatur zu halten. Wir haben im bez. Sitzungs- bericht behauptet, daß der Scheibenbarsch auch kältere Temperaturen vertragen kann, und daß er jedenfalls einen geheizten Behälter nicht benötigt. Dafür sprechen die Erfahrungen des Unterzeichneten und die unseres Mit- gliedes Herrn Glaß. Nach Aussagen dieser Herren ver- trägt dieser Fisch sogar sehr niedere Temperaturen; er wird wohl etwas farbloser, wenn eine bedeutende Ab- kühlung eintritt, ist aber sehr mobil und frißt vollständig normal. Unterzeichneter sowohl, wie Herr Glaß haben junge Tiere dieses Fisches in geheiztem Zimmer, ohne besondere Heizung tadellos gehalten, diejenigen des Herrn Glaß sind um ganz beträchtliches gewachsen. Dieser Herr glaubt auch beobachtet zu haben, daß dieser Barsch bei kühleren Temperaturen lieber fresse. Wenn wir uns recht entsinnen, haben wir in den Fachzeitschriften ge- lesen, daß ein Herr den Scheibenbarsch im Freien ge- züchtet, oder zu züchten versucht hat. Es ist uns nicht mehr genau erinnerlich. Jedenfalls ist unser Fisch aus 80 Vereins-Nachrichten. Nord-Amerika, und ich möchte mit den Worten des Herrn Köhler in „Blätter“ No. 52, 1906 sprechen: „Wir dürfen nicht vergessen, daß wir einen Nordamerikaner vor uns haben, und weder Tropen noch Subtropenbewohner. Leider ist es uns zur Gewohnheit geworden, unter „exotisch“ auch zugleich „tropisch“ zu verstehen, und alle exotischen Fische ohne groß nach ihrer Herkunft zu fragen, vorsorglich zu heizen, damit sie ja nicht erfrieren usw.“ Daß auch dieser Fisch zur Zucht höhere Tempe- turen benötigt, möchten wir nicht bezweifeln. Wir glauben auch, daß die Fische unseres Herrn Kathmann bei einer Temperatur von unter 18° 0. Unbehagen zeigen. Tiere, die bei hohen Wärmegraden schon Jahre gehalten wurden, sind natürlich verweichlicht und gegen niedere Tempe- raturen äußerst empfindlich geworden. Die unter solchen Umständen herangewachsenen Jungtiere werden natur- gemäß, wenn sie in andere Hände geraten und nicht so sorgsam warm gehalten werden, eben eingehen. Offenbar sind die von der „Heros“-Nürnberg bezogenen Tiere weniger verwöhnt worden, denn sie hielten bei Unter- zeichnetem und Herrn Glaß vorübergehende Temperaturen bis zu 10° 0. aus, ohne Schaden zu nehmen. Wir sagten ferner, daß dieser Fisch sehr schwer an totes Futter zu gewöhnen sei, was jeder Liebhaber, der sich schon mit der Pflege dieser Fische befaßt hat, bestätigen muß. Herr Glaß brachte mit vieler Mühe seine Tiere zur Annahme von rohem geschabtem Fleisch. Die Tiere des Herrn Kathmann fressen nun auch Piseidin. Es hat jedoch lange gedauert bis sie sich bequemten, dieses Futter anzunehmen, denn Unterzeichneter entsinnt sich noch gut der Zeit, wo diese Fische nur lebendes Futter, Daphnien usw. fraßen. — Im Einlauf: Karte des „Heros“-Nürnberg, der uns zu unserem heute stattfindenden Karpfenessen einen fröh- lichen Verlauf des Abends wünscht. Wir sagen für diese Freundlichkeit auch an dieser Stelle unseren herzlichsten Dank. Ferner liegt auf: Schreiben von Herrn Adam- Nürnberg, Durchlüfter betreffend. Vorerst haben wir keinen Bedarf; wir werden eventuell aut Angebot zurück- greifen. Besten Dank. — Aufliegend: „Blätter“ und „Wochenschrift“ No. 51u.52; „Naturalienkabinett“ No. 24. In „Wochenschrift“ No. 51 lesen wir die Fortsetzung des interessanten Artikels „Uber die Zucht von Aquarien- fischen“ von Herrn Thumm. Bei Labyrinthfischen haben wir eine Durchlüftung des Behälters nie für notwendig befunden und doch haben wir in der Zucht dieser Fische schöne Erfolge zu verzeichnen. Makropoden, Trichogaster lalius und fasciatus, Ctenops vittatus züchteten unsere Mitglieder teilweise in großen Mengen. Die im Sitzungs- bericht des „Roßmäßler“-Hamburg gemachten Erfahrungen über Haltung von Fitzroyia lineata können unsere Herren Friedrich und Griffel bestätigen. Zur Vertilgung der Polypen wurden im Laufe der Zeit viele Mittel augegeben, einfache und äußerst komplizierte, die große Sumpf- schnecke unseres Wissens schon wiederholt. Neu ist die von Herrn Hartmann bezeichnete Wasserassel, die — weil für Pflanzen unschädlich — wohl der Schnecke vorzuziehen wäre. Die einen prächtigen Humor atmenden Briefe des Herrn Hartmann lesen wir mit großem Ver- genügen. Im Sitzungsbericht der „Wasserrose“-Dresden interessiert die Belehrung über die Gewinnung des Tubifex zu Futterzwecken. Die „Ludwigia“-Hamburg hat in ihrem Sitzungsbericht vom 27. November 1906 die von uns gebrachte Beobachtung über die Schwarzfärbung von Gambusenmännchen aufgegriffen. Es wäre sehr zweck- mäßig, wenn der eine oder andere Liebhaber Versuche über die Einwirkung verschiedener Temperaturen auf die Färbung junger Gambusenmännchen anstellen wollte. Bekanntlich macht eine Schwalbe keinen Sommer. Unsere Beobachtungen haben ihre Richtigkeit, doch ist es nicht ausgeschlossen, daß auch andere uns unbekannte Ein- wirkungen dazu kommen können, die wiederum ganz andere Resultate zeitigen: mehr oder weniger sonniger Stand, Futter usw. Wir sagten, daß die bei niederen Temperaturen aufgewachsenen Tiere, die Schwarzfärbung in größeren Flecken zeigten, das Pigment hatte sich mehr zusammengezogen und große, aber weniger Punkte ge- bildet, wogegen bei Tieren, die bei mittleren Temperaturen gehalten wurden, die Färbung in unzähligen, aber kleine- ren über den ganzen Körper zerstreuten Punkten hervor- trat. Wir sagten auch, daß die kalt gehaltenen Tiere im Wachstum bedeutend zurückgeblieben seien, wogegen die bei mittleren Temperaturen ganz unverhältnismäßig kräftiger entwickelt waren. Bei hohen Wärmegraden aber verschwand in mehreren Fällen die Fleckung bei Jungen, die von ganz normalen Eltern stammten, voll- ständig. Diese Tiere blieben ebenfalls kleiner, wie die bei mittleren Temperaturen gehaltenen. Auch wir haben somit die Ansicht vertreten, daß mittlere Grade (15—20) C, wohl am zweckmäßigsten für unsere Gambusen sein dürften. Weiter haben wir gesagt, daß das schwarze Pigment durch die Kälte früher zutage trete, bei mittleren Temperaturen später erscheint usw. Das sind unsere Beobachtungen. Wenn die „Ludwigia“ andere Erfahrun- gen gemacht hat, so schließt das durchaus nicht aus, daß nicht doch kältere Temperaturen die Schwarzfärbung be- günstigen. Wir haben einen Parallelfallja auch bei den neuen durch Herrn Köhler als Girardinus januarius var. reticulatus bestimmten, früher Poecilia retic, genannten Zahnkarpfen, bei dem nach verschiedenen Beobachtungen die Färbung bei niederer Temperatur bedeutend schöner und häufiger zutage tritt, wogegen hohe auch hier ein Zurückweichen des schwarzen Pigments hervorrufen. Drei Männchen der damaligen Zuchten sind noch heute im Besitze des Unterzeichneten und werden in der Sitzung zum Vergleiche nochmals vorgezeigt. In unserer heuer stattfindenden Ausstellung sollen die Tiere als Beleg vor- erwähnter Beobachtungen ausgestellt werden. Die photo- graphischen Aufnahmen der „Blätter“ sind durchweg vor- züglicb. Wir glauben Herrn Köhler gerne, daß es nichts Leichtes gewesen ist, die Maulbrütermutter in dem Momente, als sie ihre Jungen in das schützende Maul aufnimmt, auf die Platte zu bannen. Der „Nymphaea*- Leipzig glauben wir zu dienen, wenn wir eineim „Natu- ralienkabinett“ No. 24 zu lesende Notiz über die Wirkung des Kreuzotterbisses hier mitteilen. „Im Jahre 1904 sind aus 13 Bezirken Pommerns 64 Kreuzotterbisse bekannt geworden. Niemand ist daran gestorben, dagegen richtet das Gift oft schwere allgemeine Störungen, starken Kräfteverfall und Unbesinnlichkeit an.“ Der Artikel sagt weiter, daß bei Hunden der Kreuzotterbiß öfter gefähr- liche Folgen, häufig den Tod nach sich ziehe. Der Hund eines mir bekannten Herrn wurde in den Wertachanlagen in der Nähe Augsburgs gebissen. Auf dem Heimwege zeigte das sonst so lustige Tier Müdigkeit, setzte sich oft nieder und lies den Kopf hängen, torkelte, so daß sein Herr Mühe hatte, ihn nach Hause zu bringen. Erst nach einer Woche verendete der Hund an den Folgen des Bisses. — Die heute sehr zahlreich besuchte Versammlung bringt zum Schlusse unser alljährliches Karpfenessen. Unser Herr Rast und Hofbauer hatten Gäste eingeführt, die durch Gesangs-, Musik- und humoristische Vorträge in reichem Maße zur Geselligkeit und Fröhlichkeit bei- getragen haben. Das Fest nahm einen äußerst fröhlichen Verlauf. Unsern Herren Rast und Hofbauer auch an dieser Stelle unsern Dank. Riedel. „Hertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Berlin. (E. V.) Vereinslokal: Wendts Prachtsäle, Berlin C., Am Königsgraben 14a. Sitzung jeden 2. u. 4. Donnerstag im Monat, abends 9 Uhr. Sitzung vom 25. Oktober 1906. Nach Erledigung einiger interner Angelegenheiten macht Herr Hamann auf das Erscheinen eines neuen Werkes im Buchhandel, nämlich Kreffts Terrarium, aufmerksam. Der Verein beschließt, ein Exemplar in Lieferungen zu beziehen. Herr Wenzel weißt auf seine Versuche, Präparate mit Hausenblase anzukleben, hin. Das Resultat war ein günstiges. Herr Hamann hat Gelatine benutzt und war mit dem Erfolg zufrieden. Allerdings muß der Klebstoff stets frisch zubereitet werden, da er sehr leicht verdirbt. — Um der Molluskenzucht Vorschub zu leisten, wird beschlossen, einige Exemplare der neu im Handel erschienenen weißen Deckelschnecke anzuschaffen. — Zur Verlosung gelangen einige Knollen von Sagittaria japanica und 6 Gambusen. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Magdeburg, Am Weinhof 8/9; für den Anzeigenteil: C reutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. H opfer, Burg b.M. Jahrgang XVIL. erena amour, E73: Eco INlustrierte Wochen-Schrift für Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. Von Bernh. Wichand u. Walter Köhler. ußer den Tetragonopterina, welcher Unter- familie sämtliche importierte Arten bis auf zwei angehören, enthält die Familie der Characinidae noch eine ganze Reihe anderer Unterfamilien, von denen einige wegen ihres fürchterlichen Gebisses geradezu gefürchtet sind. Die „Piranhas“ oder Karibenfische, Ver- treter der Unterfamilie Serrasalmonına'), wurden in den tropischen Gegenden Südamerikas zu einer wahren Landplage, indem sie jedes Lebewesen, ob Mensch oder Tier, das ins Wasser gerät, in Scharen überfallen und mit ihrem furcht- baren Gebiß bei lebendigem Leibe skelettieren. Dadurch werden die Flüsse stellenweise ohne Fahrzeuge unpassierbar und muß selbst beim Tränken der Haustiere große Vorsicht bewahrt werden. Und dabei sind diese gefürchteten Räuber nicht größer, ja oft viel kleiner als ein halbwüchsiger Karpfen! Von ihnen ist bisher noch keine Art eingeführt; ihre Pflege würde jedenfalls dieselbe Vorsicht vom Aquarienfreunde erfordern wie die der Giftschlangen vom Ter- rarienbesitzer. Dagegen haben wir je einen Ver- treter der Unterfamilien Zrythrinina?’) und Hydrocyonina°). Erstere Unterfamilie ist charakterisiert durch das Fehlen der Fettflosse, deren Vorhandensein für alle anderen Unter- familien, auch die der afrikanischen Arten, von denen bisher noch kein Vertreter lebend ein- geführt ist, die Regel ist. Die Erythrinina *) Serrasalmonina — Sägesalmer, wegen des einer Schrotsäge ähnlichen Gebisses. 5) Erythrinina, von einer der zugehörigen Arten, Erythrina (epvdpös, griech.: rot). x: 6) Hydrocyonina Wasserhunde, wegen der Ahn- lichkeit des Gebißes mit dem eines Hundes, Die Familie der Characinidae (Salmler). Von W. Köhler. (Fortsetzung.) haben uns den interessantesten aller Characi- niden geliefert, die allerliebste kleine Pyrrhu- lina’) filamentosa°) (Cuwv. & Val.). Leider kann ich diesen Fisch unseren Lesern noch nicht im Bilde vorführen, trotzdem Herr Matte, der hoifentlich von dieser Art inzwischen Nachzucht erzielt hat, die Liebenswürdigkeit hatte, mir gelegentlich eines Besuches ein Pärchen zum Photographieren mitzubringen. Da es aber eilig ging (ich glaube, es mußten von ',,3 bis "/,6 Uhr nachmittags 8 Aufnahmen fertig gestellt werden), war es nicht zu vermeiden, daß die eine oder andere Aufnahme meinen Wünschen und An- forderungen nicht voll entsprach, und — be- dauerlicherweise — mußte das in diesem Falle gerade diesen hübschen Fisch, den Spritz- salmler, wie ich ihn zu nennen vorschlage, be- treffen. Bei der Kürze der Zeit, die ich die Fischehen beobachten konnte, war es mir natür- lich nicht möglich, irgend etwas auffälliges an ihnen zu konstatieren. Namentlich blieb mir nicht Zeit, mich über die Geschlechtsunterschiede zu informieren. Dagegen habe ich eine ganze Reihe Beobachtungen, die von anderer Seite über den Fisch bereits veröffentlicht waren, be- ?) Pyrrhulina von röppos feuerrot, der Flossenfärbung. 8) filamentosa (lat.), fadentragend. Auf Öuviers Abbildung läuft das untere Gabelende der Schwanzflosse Die Tierchen, die ich gesehen habe, Ich wage nicht zu entscheiden, wegen in einen Faden aus. zeigten davon nichts. ob die fadenförmige Verlängerung der Schwanzflosse auf Cuviers Abbildung eine Täuschung, durch eine zufällige Verletzung der Schwanzflosse hervorgerufen, ist, oder ob die mir zur Verfügung gestellten Fische noch zu jung waren, die fadenförmige Verlängerung der Schwanzflosse also einen sekundär geschlechtlichen Charakter darstellt, 82 stätigen können. Von allen Charaeiniden, die mir bisher lebend zu Gesicht gekommen sind, ist er der bei weitem lebhafteste, und die An- fertigung einer photographischen Aufnahme von ihm, zumal wenn man ein Pärchen auf eine Platte bannen möchte, eine wahre Geduldprobe. Als der Verein „Roßmäßler“-Hamburg, der meines Wissens den Fisch zuerst importiert hat, seiner- zeit die eigentümliche Fortpflanzungsweise des Fisches beschrieb, fand er a priori von fast allen Seiten „denkender“ Aquarier lebhaften Wider- spruch, und ich glaube, mancherorts dürften an dem normalen Geisteszustand des Bericht- erstatters Zweifel gehegt worden sein. Der Mann ist glänzend gerechtfertigt worden. Paul Matte war es, der mich zuerst auf eine Eigen- art der Fische aufmerksam machte, die ich ge- legentlich des Herausfangens eines Pärchens aus dem Zementbassin erstmalig beobachten konnte. Sobald das Netz durch das Wasser gezogen wurde, sprangen die Fischehen an die Wände des Zementbassins über die Wasseroberfläche, wo sie „kleben“ blieben. Sie hafteten mit der Bauchseite richtig fest am Zement, später aber auch an der Glaswand des Akkumulatorenbassins, worin sie untergebracht worden waren. Womit sie eigentlich sich festhafteten, war mir leider nicht möglich festzustellen. Über das Laich- geschäft der Tierchen lasse ich die Herren des Vereins „Roßmäßler“ selbst reden): „Höchst interessant ist es, das Pärchen wäh- rend der Brut- oder Laichzeit zu beobachten. Nachdem ich sie längere Zeit bei ihrem Liebes- spiel belauscht hatte, zog ich es vor, die etwa Originalaufnahme nach dem _ Leben für die „Blätter“. Pseudocorynopoma doriae. auf den Grund fallenden Eier durch ein Draht- geflecht von ca. 2 cm über dem Bodengrund °) H. von der Heyn und M. Strieker, Zwei neue Charaeiniden. „Wochenschrift für Aquarien- und Terra- rien-Kunde“ 1906, 8. 408, Bernhard Wichand und W. Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres, vor ihrer Freßlust zu schützen, und nun wartete ich der Dinge, die da kommen sollten. Zu meiner Verwunderung hielt sich das Pärchen aber mehr Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Psewdocorynopoma doriae. Weibchen. (Nat. Gr.) an der Oberfläche auf. Nach allerlei merk- würdigen Bewegungen, welche ich gar nicht zu deuten wußte, schnellten beide wieauf Kommando aus dem Wasser und klebten nun ca. 4—5 cm über dem Wasserspiegel an der Scheibe; eine große Anzahl Eier an derselben hinter- lassend, fielen beide er- mattet zurück. Trotzdem ich schon vielerlei gezüchtet habe, war mir dieser Vor- gang doch vollständig neu, und machte ich mir allerlei (Gedanken, wie ich die Eier vor dem Vertrocknen schüt- zen könne. Aber auch dafür hatte die Natur gesorgt. Nachdem sich das Weibchen entfernt hatte, hielt sich das Männchen beständig unter den Eiern auf und bespritzte durch Kopf- bewegung von links nach rechts dieselben immer Männchen. (Nat. Gr.) Bernhard Wichand und W. Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. 83 von neuem mit Kleinen Unterbrechungen. Leider war die Scheibe aber zu glatt, und durch das häufige Bespritzen rutschten die Eier daran herunter, und das fürsorgliche Männchen sah sich genötigt, sie zu verzehren.“ Inzwischen ist laut Bericht des Vereins „Wasserrose“-Dresden!?) Pyrrhulina fila- mentosa ©. & V. auch in der Züchterei des Herrn P. Schäme-Dresden zur Fortpflanzung geschritten und hat von diesem ganz eigen- artigen Gebaren nichts gezeigt. Daraus folgt wohl, daß von einer neuartigen, außerordentlich hoch entwickelten Brutpflege bei dem Spritz- salmler nicht die Rede sein kann, sondern daß die Fischehen des Herrn von der Heyn nur in ihrer Erregung zufällig aus dem Wasser ge- sprungen sind und dabei den Laich abgesetzt haben. Ich möchte fast bezweifeln, daß der Laich befruchtet gewesen ist; denn dazu ge- hörte doch, daß Männchen und Weibchen Seite an Seiteander Scheibe hafteten, was der Zufall beim Her- ausspringen der Fischehen wohl ge- legentlich einmal zu Wege bringen kann, aber kaum regelmäßig der Fall sein dürfte. Daß das Männchen aber den Laich herabspritzen will -— sei esnun, um ihn zu verzehren, sei es, um ihn seinem gewiesenen Element zurückzugeben, weist sicher auf eine hohe Befähigung des Fisches hin. Vielleicht zeigt uns Pyrrhulina fılamentosa sogar gerade ein Beispiel dafür, wie die Brutpflege unter gegebenen Um- ständen erworben wird, und insofern wäre uns der Fisch, abgesehen von seinem, wenn auch nicht prächtigen, so doch ganz hübschen Farben- kleide, doppelt interessant. Ersuchen des Vereins „Roßmäßler“ von G. A. Boulenger in London bestimmt worden. Zu den Hydrocyonina gehört der bereits häufig nachgezüchtete Drachenflosser oder Kehlkropfsalmler (Pseudocorynopoma do- rıae Perugia), der gleichfalls vom Verein „Roßmäßler“ in Hamburg zuerst eingeführt worden ist. Im vergangenen Jahre führte ihn die Firma Köppe & Siggelkow in Hamburg in großer Menge ein; auch ist er in allen größeren | Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. 10) „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarien- Kunde“ 1906, S. 629, (Flaggensalmler). Die Art ist auf- Züchtereien mit gutem Erfolge nachgezüchtet, so dab er jetzt zu sehr billigem Preise zu haben ist. Diese Characinidenart dürfte sich ihren Platz in unseren Aquarien namentlich durch ihr eigenartig groteskes Aussehen sichern. Die Flossenentwicklung des Männchens ist geradezu enorm. Was die Ausbildung der Rücken- und Brustflossen anbelangt, dürfte das Männchen des Kehlkropfsalmlersmit den erstklassigsten Schleier- schwänzen den Wettbewerb getrost aufnehmen. Die lange breite Afterflosse ist gleichfalls enorm entwickelt. Dorsale und Caudale sind an den Strahlenenden zimmetfarbig, letztere zudem mit kleiner weißen Spitzen versehen. Die Färbung der Flossen ist bei beiden Geschlechtern ziemlich gleich, beim Männchen zur Laichzeit vielleicht etwas intensiver; dagegen ist das Flossenwerk beim Weibehen nicht annähernd so entwickelt als beim Männchen. Unsere beiden Aufnahmen von Importtieren der Firma Köppe & Siggelkow (jetzt Carl Siggelkow), Hamburg, dürften dies besser als jede eingehende Be- schreibung veran- schaulichen. Bei keiner Characiniden- art sind die Ge- schlechter so leicht auf den ersten Blick”zufunterscheiden, als bei dieser. Beiden Geschlechtern gemein ist die stark konvexe ‚Biegung der Profillinie von der Schnauze nach dem Bauche, die einen kropfartigen Anblick gewährt. Dieser „Kropf“ ist sehr schmal und unterseits scharf gekantet. Er ist übrigens auch anderen Üharacinidenformen (z. B. Gastero- pelecus) eigen und hat sicher weder für die Er- nährung noch für die Fortpflanzung (etwa wie bei Paratilapia multicolor) irgend welche funk- tionelle Bedeutung. Die Bestimmung der Art hat in dankenswerter Weise Herr Dr. P. Pap- penheim in Berlin übernommen. Von allen bisher eingeführten Characiniden zeichnet sich unser Drachenflosser durch das kräf- tig entwickelte, schon dem bloßen Auge am leben- den Fische deutlich sichtbare Gebiß besonders aus. Die Lupe zeigt uns eine Bewaffnung der beiden Kiefer, die, wenn das Fischehen etwa 4—5 mal so groß wäre, als es in Wirklichkeit ist, geradezu furchtbar genannt werden müßte. Trotzdem ist der Drachenflosser ein ziemlich friedfertiges Fischchen, friedfertiger jedenfalls als manche Tetragonopterns ulreyi Natürl. Größe. 84 Bernhard Wichand und W. Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. Tetragonopterus-Arten, die nicht so ent- wickelte Bezahnung haben. Pseudocoryno- poma ist leicht zu halten. Gegen höhere Tem- peraturen empfindlicher als gegen niedere (na- türlich bis zu einer gewissen Grenze!) fühlt er sich Sommer wie Winter im ungeheizten Becken wohl. Er nährt sich ebenso gern von Daphnien, als von Bartmann’schem Futter und geschabtem Rindfleisch. Als ich die Importfische erhielt, wollten sie allerdings anfangs nur lebendes Futter annehmen. Der Hunger belehrte sie indes bald eines Besseren. Es gibt wohl farbenprächtigere Characiniden als den Kehlkropfsalmler — er ist mit Ausnahme der bereits geschilderten Flossen- färbung wie ein schlichter Ucklei gefärbt und vor diesem höchstens durch den metallisch glänzenden blauen Seitenstreif ausgezeichnet — es gibt auch noch härtere, widerstandsfähigere Arten, aber trotzdem dürfte er infolge seiner originellen Körperform und seiner enorm entwickelten Be- flossung ein gern gesehener Gast im Aquarium des- jenigen Liebhabers bleiben, der im Winter nicht gern heizt und im Sommer nicht gern Luft pumpt. Geradezu entzückt war ich von dem Anblick eines kleinen Tetragonopterus, von dem mir gelegentlich eines Besuches in Lankwitz zum Zwecke des Photographierens von Neuheiten Herr Matte unverhofit ein Pärchen in einem kleinen Akkumulatorenglase vor das Gesicht hielt. Mit diesem Fischehen als dem unzweifel- haften Clou der ganzen Sippe wollen wir die Unterfamilie der Tetragonopterina'') beginnen. Tetragonopterus wlreyi BDoulenger — ich möchte für ihn die deutsche Bezeichnung Flaggensalmler vorschlagen — ist im ver-- gangenen Jahre zuerst vom Verein „Roßmäßler“ in Hamburg importiert worden und sicherlich eine der wertvollsten Erwerbungen, die dieser Verein überhaupt gemacht hat. Die Bestimmung des Fisches hat auf Bitten des genannten Vereins Herr G@. A. Boulenger in London selbst vor- genommen. Die zu der Beschreibung in Trans- actions of the Zoologiecal Society of London, XIV, II, pg. 35 gegebene Abbildung ist allerdings ganz und gar fehlerhaft, was bei der sonst an- erkannten Güte der Abbildungen in genannter Zeitschrift sich nur auf ein mangelhaft kon- serviertes und zudem beschädigtes Exemplar zurückführen läßt. Erstens fehlt in der Zeichnung dem Fische die Fettflosse, zweitens ist er im 1!) Tetragonopterus, richtig eigentlich Tetira- gonoptrus, d.h. wie ein Viereck vom Anblick (nicht mit ntepoy, Flügel, Flosse zusammengesetzt!). Die Bezeich- nung Tetragonoptrus wurde zuerst von Klein für‘ diese Gattung einschließlich der Gattung Chaetodon, die be- kanntlich zu einer ganz anderen Ordnung, den Rifffischen (Squamipinnes) gehört, angewendet. Verhältnis zur Länge zu breit und drittens zeigt er statt der dreifachen Längsstreifung nur einen Längsstreifen. Ich hoffe, daß die bei Sonnen- licht auf farbenempfindlicher Platte hergestellte Momentaufnahme eines Pärchens dieser Art eine bessere Vorstellung von dem wirklichen Aus- sehen der Fische geben wird. In der Durchsicht sind die Fischehen fast glashell „efärbt; die Oberseite des Körpers erscheint in der Drauf- sicht silbern mit einem Stich ins Grünliche. Die untere Körperhälfte ist leuchtend silbern, in der Längsrichtung durch ein dreifarbiges Band von der etwas dunkleren oberen abgetrennt. Im Sonnen- schein erglänzt dieses Band in den französischen Landesfarben, blau, weiß, rot. Der obere Längs- strich -ist intensiv blau mit einem Stich ins Violett gefärbt, nicht schwarz, wie die Herren von der Heyn und Strieker in dem bereits zitierten Aufsatze „Zwei neue Characiniden“ ®) schreiben. Dieser Beobachtungsfehler kann aber sehr wohl bei Betrachtung in nicht besonders hellem Licht auftreten. Das Weiß ist ein reines blendendes Weiß, wohl unterschieden von dem Silberglanz des übrigen Körpers. Das Rot ist ein sattes Karmin. Wenn gelegentlich ein oder der andere Längsstreif gepunktet erscheint), so liegt das sicher an der Anordnung und Gestalt der Schuppen. Ich arbeite schon lange an Ver- suchen über farbige Momentaufnahmen von Fischen und habe dieselben nunmehr ziemlich zum Abschluß gebracht: Tetragonopterus ulreyi wird einer der ersten Fische sein, auf den ich die Methode praktisch anwende. Die Farben- reinheit und -Harmonie in der Zeichnung dieses Fischehens fordert zu einer solchen Aufnahme geradezu heraus. Dabei sind die Farben nicht grell und schreiend, etwa wie bei Trichogaster lalius, aber auch nicht düster, wie beim Makro- poden; kurz, wer den Fisch gesehen hat, müßte eben nicht Aquarienfex sein, wenn in ihm nicht sofort der Wunsch rege würde, den Fisch zu besitzen. Leider ist das Tierchen noch nicht .zur Fortpflanzung geschritten und daher vor- läufig noch recht teuer. Die Geschlechter sind bei dieser Art sehr schwer zu unterscheiden; es dürfte kaum ein anderes Unterscheidungs- merkmal als die mehr oder weniger gedrungene Gestalt geben, wenn sich nicht noch ein Unter- schied in der Färbung der Fettflosse, wie ich ihn bei den meisten Tetragonopterus- Arten feststellen konnte, herausstellen sollte. Leider hatte ich die Tierchen nur etwa !/, Stunde vor mir, so daß ich sie nicht so sorgfältig auf alle Einzelheiten hin prüfen konnte, wie ich das gern gewünscht hätte. (Fortsetzung folgt.) Bervhard Wichand: Über Süßwasserschwämme. 85 Über Süßwasserschwämme. Nach einem Vortrage, gehalten in der „Nymphaea“- Leipzig von Bernh. Wichand. (Mit 8 Originalaufnahmen und 1 Zeichnung vom’ Verfasser, und 4 Zeichnungen nach Lampert, „Leben der Binnengewässer“.) (Schluß.) ährend der kurzen Schwärmzeit der Larve 1 schwinden an ‘dem vorderen Pole allmäh- lich die Wimpern, indes zeigen sich nun an der Stück einer Gemmula von Ephydatia flwviatilis autt. mit Amphidisken. (Seitenansicht.) Original-Mikrophotographie für die „Blätter“ vom Verfasser. schleimigen Köpersubstanz Hervorragungen, so- genannte Pseudopodien (Scheinfüße), die ein- gezogen werden können und dadurch dem Tiere, sobald es beim Schwärmen an einen festen Körper stößt, ein Anheften an demselben ermöglichen. Nachdem sich die Larve festgesetzt hat, erfolgt eine Abplattung des Körpers gegen die Unter- lage. In dem Gallertgewebe, das nun im Innern sich ausbildet, entsteht dann das eingangs er- wähnte komplizierte Kanalsystem. Die ungeschlechtliche Fortpflanzung der Süß- wasserschwämme erfolgt durch Dauerkeime oder Gemmulae und erinnert so an die Bildung der Statoblasten bei den Moostieren (Bryozoön) Mit Eintritt der kälteren Jahreszeit zerfällt bei den meisten einheimischen Spongillen der Weich- teil unter Bildung einer sehr großen Anzahl von Gemmulae. Letztere sind Kügelchen von gelb- licher oder brauner Färbung und von der Größe der Heringseier. Sie sitzen bei Spongilla fragılıs dicht beieinander auf der Unterlage, die den Schwammkörper getragen hat, Bei anderen Arten ist der ganze Weichteil von ihnen durchsetzt; durch den Zerfall desselben geraten sie ins Wasser, schwimmen eine Zeitlang auf demselben und setzen sich dann zu Boden, auf dem sie überwintern. Die Gemmulae haben also den Zweck, die Art, die als Schwamm den Winter nicht überstehen würde, zu erhalten. Im Frühlinge, wenn die Lebensbedingungen für den Schwamm wieder vorhanden sind, kommt Leben in den Dauerkeim: der Zellinhalt kriecht aus und siedelt sich als ein winziges Schwämm- chen auf einer Unterlage an. Durch Zufall erhielt ich im vorigen Jahre aus Gemmulae drei junge Schwämme. Eine Anzahl von mir gesammelter Spongillen, bei denen die Gemmulae-Bildung bereits eingesetzt hatte, legte ich zum Trocknen auf die Deckscheibe eines geheizten Aquariums. Viele Gemmulae lösten sich später ab, und bald war die betreffende Glasscheibe von diesen Körn- chen ganz übersät. Ich legte nach ca. 14 Tagen die getrockneten Schwämme in meine Sammlung, kümmerte mich aber um die Keimkörnchen auf der Deckscheibe nicht weiter. Nun kann es leicht geschehen sein. daß ich einmal die Deck- scheibe mit der Kehrseite auf das Aquarium ge- legt habe, und so wird ein großer Teil der (semmulae in das Aquarium-Wasser gefallen sein. Der erste Schwamm zeigte sich als dünner weißer Überzug an dem Grunde eines Vallisnerien- Stück einer Gemmula von Ephydatia mülleri Lbk., von oben gesehen. Original-Mikrophotographie für die „Blätter“ vom Verfasser. blattes. Die beiden nächsten Schwämme zeigten sich etwa 14 Tage später in derselben Gestalt 86 Bernhard Wiehand: Über Süßwasserschwämme. und Farbe auf zwei etwa hühnereigroßen Granit- stücken. Bis zum Beginn der Weihnachtsferien hatten die Schwämme ihr Substrat fast völlig überzogen. Gefüttert habe ich die Spongillen Euspongilla lacustris (L.). A. Fasergerüst mit 2 Gemmulae. B. Skelettnadeln. (Vergr. ca. 35><1.) (Vergr. ca. 140>x1.) Nach Dr. Vosseler. nicht, da das Aquarium viel Detritus enthielt, der von einigen Fischen (Danio rerio) fort- während aufgewirbelt wurde; die zum Gedeihen notwendigen Bedingungen (Wärme, Nahrung) waren also vorhanden. Während meiner Ab- wesenheit in den Weihnachtsferien war das Aquarium ungeheizt und die wärmebedürftigen Fische in einem mit Gas (Thermo-Regulator!) geheizten größeren Aquarium untergebracht worden. Als ich am 8. Januar wieder nach meinen Schwämmen sah, bemerkte ich, daß bei allen dreien die Gemmulae-Bildung eingesetzt hatte; nur der Überzug an den äußersten Spitzen zeigte keinen Zerfall, und diese Schwammteile entwickeln sich jetzt (bei Heizung und Besetzung des Aquariums mit Fischen) fröhlich weiter. Aus dieser Beobachtung dürfen wir schließen, daß Kälte und Nahrungsmangel es sind, die die Gemmulae-Bildung herbeiführen, weiter auch, daß Schwämme, die jahraus jahrein unter den- selben Bedingungen leben, zur Gemmulation nicht mehr zu schreiten brauchen. Daß letzteres in der Tat vorkommt, hat uns Dybowski an den im Baikal-See in ungeheuren Tiefen lebenden Lubomirskien bewiesen. Der Schwammforscher Weltner hat auch an der im Tegeler See lebenden Ephydatia fluviatilis im Herbst und Winter niemals Gemmulae finden können. Jede Gemmula besteht aus einer Hülle, die mit einer oder mehreren Öffnungen versehen ist, und aus einem zelligen Kern. Die Hülle be- steht meist aus zwei Schichten. In der äußeren Schicht (Belegmembran) sitzen die für die einzelnen Spezies charakteristischen Nadeln (Belegnadeln) oder mikroskopische Kiesel- körperchen, die Zwirnrollen sehr ähnlich sehen und Amphidisken heißen. Die Form dieser Amphidisken und Gemmulae-Nadeln ist für die Systematik von größter Wichtigkeit. An ihrer äußeren Gestalt kann man nämlich die einzelnen Spezies der Süßwasserschwämme nicht erkennen, an den Skelettnadeln allein aber auch nicht sicher; man kommt so manchmal in die un- angenehme Lage, einen Süßwasserschwamm, der noch keine Gemmula aufweist, nicht bestimmen zu können. In Deutschland kennen wir vier Gattungen Süßwasserschwämme; nämlich Euspongilla, Spongilla, Trochospongilla und Ephydatva. Wohl am verbreitetsten in Deutschland ist die Gattung Euspongilla, von der ich die Spezies lacustris in der Pleibe bei Leipzig und in meh- reren Teichen des Vogtlandes in ungezählten Exemplaren gefunden habe. In dem großen Ritter- gutsteiche von Unterlosa b. Plauen erbeutete ich auch die Varietät lieberkühni Noll. Bei diesem Schwamm ist das ganze Gewebe dicht mit be- dornten kleinen Nadeln (Fleischnadeln) durch- setzt. Auch die Gemmulae sind damit dicht besetzt, und zwar befinden sie sich in radiärer oder tangentialer Lage auf denselben. Nahe verwandt mit Zuspongilla ist die Gattung Spongilla, die in Deutschland nur durch die Spezies fragilis Leidy vertreten ist. Dieser Trochospongilla erinaceus Ehrenbg. A. Fasergerüst mit Gemmulae. (Vergr. 24x1.) B. Isolierte Nadel. (Vergr. 100>x1.) C. Amphidisken von der Seite und von oben. (Vergr. 310x1.) Nach Dr. Vosseler. Schwamm ist nie verzweigt. Die Gemmulae bilden entweder am Grunde des Schwammes eine Kruste, die nach dem Zerfall des Weich- Bernhard Wichand: Über Süßwasserschwämme. teiles dem Substrate aufsitzend zurückbleibt, oder sie liegen im Innern des Gewebes zu meh- reren (meist zu zweien oder dreien) in be- sonderen Luftkapseln. Ich habe den Schwamm Ephydatia mülleri Lbk. A. Fasergerüst mit Gemmulae. (Vergr. 24><1.) B. Isolierte Nadeln. (Vergr. 100x1.) €. Amphidisk von der Seite und von oben. (Vergr. 3101.) Von Dr. Vosseler. in wenigen Exemplaren, die Gemmulaepflaster aber sehr zahlreich im Teiche des Schlosses zu Voigtsberg bei Ölsnitz i. V. gefunden. Die Gat- tung Ephydatia ist in Deutschland durch zwei Arten vertreten, durch &. fluviatilis auft. und E. mülleri Lieberkühn. Bei beiden Arten sind die Gemmulae mit Amphidisken besetzt. Die- jenigen der Art fluviatilis haben einen langen, dünnen Schaft. Der Rand der Scheiben ist mit zahlreichen, nicht tiefen Einschnitten versehen. Bei der Spezies mülleri ist der Schaft der Amphidisken kurz und dick, und die Endscheiben zeigen weniger, aber tiefere Einschnitte. Beide Ephydatia-Arten habe ich vereinzelt in der Pleiße, in den Rohrbacher Teichen und sehr häufig in dem Unterlosaer Rittergutsteich ge- funden. Letzterer ist übrigens ein wahres Do- rado für Süßwasserschwämme. Außer Spongilla fragilis habe ich hier alle einheimischen Arten in wunderbarer Schönheit angetroffen. Der Teich ist von den Ufern her bis weit nach der Mitte hin mit Steinen ausgesetzt, auf denen die Spon- eillen in mächtigen Exemplaren sitzen. Hier fand ich auch die Trochospongilla erinaceus Ehrenberg. Die Skelettnadeln dieses Schwammes sind sehr stark bedornt. Die Gemmulae sind mit Amphidisken besetzt, die die Form einer 7Zwirnspule haben. Ich fand diesen Schwamm in keinem anderen der vielen von mir unter- 87 suchten Gewässer und darf nehmen, daß er selten ist. Die Gemmulae sind für den Schwamm auch insofern von Bedeutung, als sie zur Verbreitung der Art dienen. Marshall?) hat dies in einer Arbeit eingehend erläutert. Es sei daraus nur hervorgehoben, dab z. B. die Gemmulae von Euspongilla lacustris auf dem Wasser schwim- men und so verbreitet werden, während die von Ephydatia flwviatilis durch den schweren Amphi- diskenbelag zu Boden sinken und hier fort- gerollt werden. An und in den Spongillen habe ich immer eine Anzahl fremder Organismen bemerkt. S fand ich häufig in den größeren Poren die blut- rote Larve der Federmücke (Chironomus plu- mosus L.) und die einer Florfliege (Sısyra fuseata Fabr.). Auf der äußeren Haut fast aller Süßwasserschwämme lebt in großer Anzahl ein kleiner Borstenwurm, Stylarıa lacustris L- Alle diese Tiere benützen den Schwammleib wohl nur als schützende Wohnung und sind daher als Kommensalen der Spongillen zu betrachten. Als echte Parasiten habe ich aber den Flohkrebs (Gammarus) und die Phry- ganeenlarven kennen gelernt; diese Tiere zer- stören den Schwamm, indem sie sich vom Rande her in denselben hineinfressen. Sie nähren sich also von dem Schwammleib. darum wohl all- Ephydatia flwiatilis autt. A. Fasergerüst mit Gemmulae. (Vergr. etwa 241.) B. Isolierte Nadeln. (Vergr. etwa 1001.) C. Amphidisk von der Seite und von vorn. (Verg. etwa 3101.) Nach Dr. Vosseler. In gut bepflanzten, durchlüfteten Aquarien halten sich einige Arten der Süßbwasserschwämme 2) W. Marshall: Einige vorläufige Bemerkungen über die Gemmulae der Süßwasserschwämme. Zoolog. Anzeiger 1883. 88 Kleine Mitteilungen. — Bücherschau. vorzüglich; ganz besonders gilt dies von den beiden Ephydatia-Arten. Zur Beobachtung in Aquarien wähle man kleine bis mittelgroße, tadellose Exemplare. Größere Schwämme sind nur in großen Becken mit ständigem Wasser- durchfluß zu halten. Beim Sammeln bringe man sie schnell aus ihrem Element in das Transport- gefäß; letzteres darf nicht übervölkert werden. Enthält das Aquarium reichlich Detritus und einige Fische, so brauchen die Spongillen nicht besonders gefüttert zu werden, fehlt derselbe, so kann man sich die Nahrung für die Schwämme leicht auf folgende Weise bereiten: In einem Glase mit Wasser läßt man Salatblätter faulen, um Infusorien und Monaden zu erzielen. Diese und die fein zerteilten Blattsubstanzen bilden eine vorzügliche Nahrung für Süßwasserschwämme. Man braucht nun nur von Zeit zu Zeit etwas von dieser Nährflüssigkeit in das Aquarium zu gießen. Will man die Entwicklung des Schwam- mes aus der Gemmula beobachten, so lege man auf den Boden des Aqua- riums dicht nebenein- ander Steine (am besten Granit!) und streue die (Gsemmulae auf die Was- seroberfläche. Nach eini- sen Tagen sind sie zu Xleine Mitteilungen. Einige industrielle Neuheiten auf dem Gebiet der Aquarienkunde. — I. Je mehr die Aquarienliebhaberei sich ausbreitet, desto größerer Hilfsmittel bedarf sie, und so ist auch erklärlich, wenn sie eine wahre Aquarien- industrie erzeugt hat. Zu- und Abfluß, Durchlüftung, Heizung, Scheibenreinigung usw., alles das läßt sich ja mit primitiven Hilfsmitteln, die auch der Ungeschickteste zur Not sich selbst herstellen kann, erreichen, aber das Primitive ist nicht jedermanns Geschmack, und schließlich ist eine. fabrikmäßig betriebene Industrie auch in der Lage, das Elegante billiger zu liefern, als man sich das Primitive selbst herstellen kann. Einige industrielle Neuheiten für den Aquarienliebhaber sollen im folgerden kurz Besprechung finden. Es ist das zunächst die vom Erfinder verbesserte „Natura“-Heizlampe von Carl Walter, Zeuthen. Ich bekam seinerzeit ein Modell zur Prüfung zugesandt, welches ich gelegentlich der Be- sprechung des Aquariums „Natura“ im vorigen Jahrgang der „Blätter“ kurz erwähnt habe. Die Lampe beruht auf dem Prinzip der Spiritusvergasung und lehnt sich an das System Lang an, nach welchem die Zentral-Spiritus- (Gesellschaft schon vor Jahren ihre Spiritusgaskocher konstruierte. Die Lampe heizt gut, aber verbraucht entsprechend dem höheren Heizeffekt pro Zeiteinheit mehr Spiritus als eine ge- wöhnliche Dochtlampe. Der Hauptnachteil war, daß die Heizflämmehen als Stich- flammen seitlich aus dem zylinderförmigen Aufsatz herauskamen und so die Boden gesunken. Eine große Menge der auf die Steine gefallenen Gem- mulae werden sich nun bei genügender Wasserwärme (etwa 20—25° C.) zu Schwämmen entwickeln. Die in den Detritus fallenden ‚Keimkörnchen sind immer verloren; der aus ihnen sich bildende Schwamm kann sich nicht festsetzen und wird vom Schlamme lebendig begraben. Aus diesem Grunde besetze man das Aquarium nicht eher mit Fischen, bis die jungen Schwämme deutlich zu sehen sind. Um einen Schwamm für die Sammlung zu konservieren, verfährt man in folgender Weise. Sobald man ihn aus dem Wasser genommen hat, wird er in 96°/, Alkohol übergeführt, den man nach einigen Stunden wechselt. Nach ungefähr 12 Stunden bringt man ihn in 75°, Alkohol, in dem er aufbewahrt wird. Will man den Schwamm trocken aufbewahren, so tötet man ihn gleich nach dem Entnehmen aus dem Wasser in 96°, Alkohol ab und trocknet ihn nach einigen Stunden an der Luft, en Originalaufnahme für die „Blätter“. Verbesserte „Natura“-Heizlampe Hitze nicht voll ausgenutzt werden konnte. Daran än- E derten auch die beigegebe- mit verstellbarem Konus. nen Reglerhülsen nicht viel; denn benutzte man sie, so erhielt man zwar eine kräftige, nach oben gerichtete Stich- flamme, die Hitze wurde aber dadurch viel zu groß und der Spiritusverbrauch war enorm. Durch die jetzt an Stelle der Reglerhülsen aufzusteckende und beliebig hoch oder tief zu verstellende konische Reglerhaube wird dem abgeholfen. Diese Haube kann man so regulieren, daß keine Stich- flamme erzeugt wird und_die seitlichen Flämmchen an die Innenwand des Konus anschlagen. Der Metallkonus sorgt dafür, daß möglichst wenig Hitze seitlich entweicht und somit fast der volle Heizeffekt der vier kleinen Flämmchen ausgenutzt wird. Vor allem aber schützt er die Flämmchen vor Engluft und gewährleistet, einmal eingestellt, regel- mäßiges Brennen. Wem es aber auf ein paar Pfennige mehr oder weniger nicht ankommt, wenn nur seine Ge- ruchsnerven nicht beleidigt werden, der schaffe sich statt der alten Petroleumlampe die verbesserte „Natura“-Lampe an. Was sie mehr an Spiritus verbraucht als eine Spiritus- dochtlampe, leistet sie auch mehr an Heizkraft. K. (Fortsetzung folgt.) eo Bücherschau. Das Terrarium. Ein Handbuch der künstlichen Reptilien- und Amphibienpflege nebst Anleitung zum Bestimmen der Terrarientiere. Mit Beihilfe hervorragen- Vereins-Nachrichten, 89 der Fachleute herausgegeben von Dr. Paul Krefft. Vollständig in 16—20 Lieferungen ä 0.50 Mk. Einzel- lieferungen werden nicht abgegeben. Pfennigstorff, Berlin. Von dem Krefft’schen Werke liegen nunmehr auch die nächsten beiden Doppellieferungen 3/4 und 5/6 vor. Es erübrigt sich, auf den Inhalt im einzelnen einzugehen. Es mag genügen, wenn ich sage, daß sich diese Liefe- rungen der ersten Doppellieferung 1/2 würdig anreihen. Verlag von Fr. VEREINS-eTET ST ACHRICHTEN Ich kann nur wiederholen, daß ich als Aquarienfreund die Terrarienliebhaber um dieses Nachschlagewerk be- neide, das bei aller Leichtfaßlichkeit der Darstellung wissenschaftliche Exaktheit und gesunde Kritik zu wahren weiß. Wenn die Tafelillustrationen von seiten des Ver- lages nicht etwas zu stiefmütterlich weggekommen wären durch zu starke Verkleinerung der Originale, ließe sich von dem bisher erschienenen Teile des Werkes nur das eine Lob sagen: mustergültie'! | K. 2»r Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin (E. V.). Vereinslokal: Restaurant „Oertler“, Karlstr. 27, Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2. Bericht über die 15. ordentliche Sitzung am Freitag, den 25. Januar 1907. Herr Diewitz eröffnet die Sitzung. Er gibt Kenntnis von demi Jahresbericht der „Isis“-München. Die „Isis“ hat ein Jahr hinter sich, welches von ihren Mitgliedern und besonders von ihrem Vorsitzenden eine Unsumme von Arbeit und Selbstverleugnung gefordert hat. Der Erfolg ihrer Ausstellung in Bayerns Hauptstadt ist hervor- ragend gewesen, möge er ebenso nachhaltig sein. Im Namen unserer Liebhaberei sei ihr für ihr selbstloses Wirken von Herzen gedankt! — Zur Beratung gelangt hiernach der Antrag des Vorstandes: Eintritt des „Triton“ in den Vertreter-Ausschußder Berliner Aquarien- und Terrarienvereine. In der Sache selbst ist unseren Ausführungen im Vereiusberichte über die 12. ordentliche Sitzung vom 14. Dezember v. J. nichts weiter hinzuzufügen. Wir hoffen unserer Liebhaberei einen Dienst zu erweisen, wenn wir zu einem einmütigen Wirken nach gemeinsam erwogenem Plane die Hand bieten. Es darf dabei nicht aus dem Auge gelassen werden, daß dieses gemeinsame Wirken sich immer nur auf einzelne allgemeine Gegenstände beziehen soll; als nächstes Ziel ist beispielsweise nichts weiter als ein gemeinsam zu ver- anstaltender Vortragsabend ins Auge gefaßt. Im be- sonderen wird dadurch der Selbständigkeit und Un- abhängigkeit jedes einzelnen Vereines nicht der geringste Abbruch getan. Der Antrag des Vorstandes gelangt ohne Debatte zur Annahme. — Von mehreren Seiten wird über das kleine Heizlämpcehen „The little wonder“ berichtet; sämtliche Berichte lauten günstig. Wenn da- rauf geachtet wird, daß der Docht weit genug herunter gezogen ist — er muß unterhalb des Glasrandes sich befinden —, brennt die Lampe völlig geruchlos, ruhig und ohne zu flackern oder zu russen. Die Füllung des Petroleumbehälters hält länger als 100 Stunden aus, der Verbrauch an Brennmaterial beträgt während dieser Zeit nur wenige Pfennige, der Heizeffekt ist gut, wenn auch nicht groß. Man muß eben bedenken, daß die Flamme nur sehr klein ist, und wem die Heizwirkung zu gering ist, der muß eben zwei oder drei Lampen in Gebrauch nehmen. Der erste durch den „Triton“ aus Leipzig be- zogene Posten dieser Lämpchen ist bereits abgesetzt; drei in zerbrochenem Zustande eingetroffene Lampen hat die Firma in kulanter Weise kostenlos ersetzt. Wir können diese Neuheit für unsere Zwecke bestens empfehlen. — Von einem außerhalb des Vereins stehenden Liebhaber ist ein Brief eingetroffen, welcher die Leiden und Bedrängnisse eines Naturfreundes wiederspiegelt, dem sachgemäßer Rat bei seiner hübsch gedachten und ganz vernünftig ein- gerichteten Anlage mangelt. Dieser Herr hat sich ein Freilandbecken von 3 m Länge, 2 m Breite und 1 m Tiefe eingerichtet, mit Gartenerde und Sand versehen, mit Nymphaea alba und Elodea canadensis bepflanzt und mit Blei, Forellen, Weißfischen und einigen Dutzend Krebsen besetzt. Den für die Forellen nötigen Sauer- stoff schafft ein Tag und Nacht plätschernder Spring- brunnen, welcher aus einem hochgelegenen, durch eine Dampfpumpe gefüllten Reservoir gespeist wird. Sehr viel zu schaffen macht ihm die Algenplage, die ihn ver- anlaßt, alle 4 Wochen den kleinen Weiher abzulassen und nach Möglichkeit von Algen zu reinigen, eine Arbeit, die ihm die Freude an seiner Anlage recht verleidet. Da das Becken gänzlich frei liegt, nur von Osten durch einen gewaltigen Kastanienbaum beschattet, so dürfte die reich- liche Algenentwicklung in der Hauptsache der un- gemilderten Einwirkung des Sonnenlichtes zuzuschreiben sein; besonders aber verleiht der hohe Eisengehalt des Wassers (es kommt aus einem eisernen Reservoir!) die Vorbedingungen für reichliche Algenbildung. Nymphaea alba hat gutes Blattwerk entwickelt und auch mit der Bildung von Blütenknospen begonnen, aber ehe diese die Wasseroberfläche erreichen, faulen sie und fallen ab. Wir vermuten die Ursache in der Zusammensetzung des Erd- bodens. Gartenerde allein genügt für Sumpfpflanzen nicht; ohne Zusatz von Moorerde und reichlicher Menge Lehm ist ein guter Erfolg kaum zu erhoffen. Als Futter wurden alle Sonntage einige Hände voll Regenwärmer verabreicht die Fische leben noch alle, aber die Krebse sind schrecklich dezimiert. Woran das liegt? Ja, für „einige Dutzend“ Krebse ist das viel zu wenig Futter. Daß die Fische gedeihen, ist erklärlich; außer dem, was Mutter Natur aus der freien Luft ihnen hersendet, dürfte der größte Teil der gefütterten Regenwürmer ihnen zu gute kommen, sodaß den armen Krebsen wohl wenig genug übrig blieb. Alle paar Tage ein Pfund Fleisch oder Pferdeherz würde Wandel schaffen, auch müssen den Krebsen Schlupfwinkel und Verstecke geschaffen werden durch Steine und Bruchstücke von Tonröhren; die letzteren sucht der Krebs gern bei der Häutung auf. Hoffen wir, daß unsere Ratschläge den enttäuschten Naturfreund unserer Liebhaberei erhalten werden. — Die „Bibliothek für Aquarien- und Terrarienkunde“ (Verlag: G. Wenzel & Sohn-Braunschweig) hat ihr 4. Heft er- scheinen lassen: „Die Zahnkarpfen“ von K, Stansch. Das Heftchen enthält nur die lebendgebärenden und zwar die Gattungen! Girardinus, Gambusia, Poecilia, Mollienisia und Jenynsia. Wäre nicht für Jenynsia die aus Prioritätsgründen richtigere Bezeichnung: Fitzroyia am Platze gewesen? (s. „Blätter“ Jahrg. 1906 S. 475). Auf Seite 7 findet sich das Wort „Arrhenodie“ statt „Arrhenoidie“; da es in Kursivschrift gedruckt ist, er- scheint es besonders auffallend, es sei deshalb auf diesen Druckfehler aufmerksam gemacht. Das Heft ist allen Besitzern der drei ersten dringend zu empfehlen und steht unseren Mitgliedern, durch uns bezogen, zum Preise von 80 Pfg. zur Verfügung. — Herr Werkmeister klagt immer noch über die ständig anhaltende, starke Trübung seiner elektrisch geheizten Aquarien. Dieselbe dürfte auf das Vorhandensein des Bodengrundes zurückzuführen sein. Die mikroskopische Prüfung des Wassers, welches sich 90 Vereins-Nachrichten. bei ruhigem Stehen völlig klärte, hat die Anwesenheit einer einzelligen Alge und eines großen Bakterien- reichtums ergeben, die Merkmale eines verdorbenen Wassers. Durch reichliche Durchlüftung muß nach unserer Meinung die Erscheinung zu beheben sein. — Eine Anzahl Kaltwasserfische, von Frau Siber und Herrn Mazatis gestiftet, gelangten teils zur Verlosung teils zur Versteigerung. Den freundlich Gebern herzlichen Dank. Der Vorstand, „Wasserstern‘, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Augsburg. Vereinslokal: Hötel „Kaiserhof“, Eingang Halderstraße. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Samstag des Monats Briefadresse: K. Riedel, Haunstetterstr. 21/I. (Generalversammlung vom 19. Januar 1907. ° Verlesung u. Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung. Im Einlauf: Brief eines Schülers unserer Jugend- Abteilung, Bepflauzung betreffend. Angemeldet Herr Rentamtsoffiziant Ruppert Wertingen. Aufgenommen Herr Ernst Riedel, zur Zeit Berlin. Herr Fischer, der I. Vorsitzende des „Heros“-Nürnberg übersendet unter anderen ein Päckchen Putzwolle. Für die Freundlichkeit unsern Dank. Weiter eingelaufen: Preisliste „Heros“- Nürnberg, Schreiben des Herrn Scupin-Breslau, Offerte der sächs. Glaswerke. Hierauf Genehmigung der Tages- ordnung zur Greneralversammlung. Statutenänderung, Kassabericht, Revisionsbericht, Jahresbericht, Entlastung, Neuwahl. Aus dem Kassabericht entnehmen wir folgendes: Übertrag von 1905 . 390 Mk. 80 Pig. UÜberschuß 1906 . AI EHE IdREE Barvermögen des Vereins 540 Mk. 75 Pfe. Der Bibliothekswert ist auf rund 100 Mk., der Inventar- wert auf 110 Mk. festgesetzt, Präparatensammlung ist nicht berechnet. Gesamtvermögen des Vereins 750 Mk. 75 Pfg. Für die vorzügliche Verwaltung der Kasse wird dem Kassierer, Herrn Rast, der Dank ausgedrückt. Der Jahres- bericht gibt uns ein reiches Bild unseres Vereinslebens. Vorträge, Demonstrationen und Diskussionen, Gratisver- losungen und Versteigerungen wechselten ab, die Abende immer anregend und belehrend gestaltend. Der Verein zählt heute 97 Mitglieder, 5 angeschlossene Vereine, die „Isis“-München, „Heros“-Nürnbere, „Lotus“- Wien, „Hum- boldt“-Hamburg und „Iris“-Frankfurt a. M., mitgezählt. Der im verflossenen ‚Jahre ins Leben gerufenen Jugend- abteilung gehören 24 Schüler der höheren Klassen des St. Stephan-, St. Anna-Realgymnasiums und der Handels- schule an. Der Verein hat mithin auf allen Gebieten einen Fortschritt zu verzeichnen. Nachdem dann unser II. Vorsitzender, Herr Domvikar Streber, noch in warmen Worten der gesamten Vorstandschaft für ihre Arbeits- leistung gedankt, gilt der bisherige Vorstand als entlastet. Die von den Herren Dermühl und Gruber geleiteten Neu- wahlen ergeben folgendes Resultat: I. Vorsitzender Herr Karl Riedel; II. Vorsitzender Herr Max Streber; Schrift- führer Herr Seb. Müllegger; Kassierer Herr Anton Rast; Bibliothekar Herr Anton Glaß; Präparator Herr Karl Schupp; Materialverwalter Herr Jakob Beuttenmüller. Die Herren Unkauf, Wolf und Pabst zu Beisitzern, die Herren Prötzl und Dermühl zu Kassenrevisoren. Sämtliche Herren nehmen die Wahl an. Die Statuten erfuhren zwecks Eintragung des Vereins eingreifende Anderungen. Gleichzeitig wird ein Antrag zur General- versammlung, Namensänderung des Vereins betreffend, beraten und erledigt. Der Verein nennt sich fortan: „Wasserstern“ Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Augsburg. Kingetragener Verein. Riedel. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Krefeld. Mitte Juni vorieen Jahres fanden sich auch hier wie in vielen anderen Städten unseres deutschen Vaterlandes die bisher zerstreuten Liebhaber unserer Stadt zusammen unter dem Namen: „Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Krefeld“. Der Verein zählt zur Zeit 16 Mitglieder. Um nun die bisher noch fernstehenden Liebhaber ebenfalls für unsere Sache zu gewinnen, beabsichtigen wir, Mitte Juni d. Js. eine Ausstellung zu veranstalten. Trotzdem für den jungen Verein die beabsichtigte Ausstellung scheinbar ein gewagtes Unternehmen ist, hoffen wir doch, gestützt auf die reichen Erfahrungen und Kenntnisse verschiedener dem Verein angehörender Liebhaber, etwas Gutes und Schönes zu erreichen und uns den vorauf- gegangenen Ausstellungen von Vereinen anderer Städte würdig anschließen zu können. Etwaige Anfragen werden erbeten an den Schriftführer der Ausstellungs-Kommission Wilh. Nelißen, Krefeld, St. Antonsstr. 201. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hötel Roth, Neuturmstr. 5. Wochenversammlung, Donnerstag, den 27. September 1906. An Stelle des in Urlaub befindlichen I. Vorsitzenden Herrn Lankes führt der II. Vorsitzende Herr Kunstmaler Müller den Vorsitz. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung. Im Einlauf: Karte des Herrn Rembold aus Übersee und Heft 38 der „Blätter“. Zur längeren Besprechung durch Herrn Müller gelangte der interessante Artikel des Herrn Dr. Kammerer über: „Neue Untersuchungen über die Ursache der Färbung bei einigen Tieren und Pflanzen“, hier besonders der Abschnitt über künstlichen Melanismus bei den Bidechsen. Herr Müller teilt mit, daß ein ihm zugeschicktes schwer verletztes Kreuzotter-Weibehen noch 11 Junge geworfen habe. Herr Schulz gibt bekannt, daß bei ihm der neue Brennapparat „Carbono“ in Brand geraten sei und nur durch rechtzeitiges Hinzukommen eine größere Gefahr abgewendet werden konnte. Wochenversammlung, Donnerstag, den 4. Oktober 1906. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung. Einlauf: Karten der Herren.: Lehrer Ebner hier, Reallehrer Gugler in Neuburg a. D., Coelln aus Berlin und des Vereins „Neptun“ in Graz. Ferner Brief und Monatsblatt des Vereins „Wasserstern“ in Augsburg, Separatabdruck der Schrift „Künstlicher Melanismus bei Eidechsen“ von Herrn Dr. Kammerer. Derselbe dediziert für unsere Bibliothek das Werk: „Experimental - Morphologie der. Tiere“ von Dr. H. Pızibram. Auch an dieser Stelle herzlichen Dank. An Zeitschriften waren eingelaufen: Ein Probeheft des neuen Pflanzenwerkes:. „Illustrierte Flora von Mittel-Europa“ von Custos Dr. Gustav Hegi. die „Fischerei-Zeitung“ No. 37 übermittelt von Herrn Otto Preuße, Thalmühle, die „Wochenschrift“ No. 39 und 40 und „Blätter“ No. 39. Herr Sig] legt vor: Heft 3 und 4 der „Malakozoologischen Zeitschrift“. Verschiedene Aufsätze werden im Auszuge bekannt gegeben. In No. 39 der „Wochenschrift“ erwähnt Herr W. Ewald in seinem anziehenden Reiseberichte: „An der Azurküste“, daß die Ebene „la Urau“ bei Arles am Rhonedelta der Tummelplatz von Sand- und Horn- vipern sei. Daß die Hornviper (Cerastes cornutus) in Südfrankreich vorkommt, ist natürlich ein Irrtum. Die Hornviper gehört der Sahara an ostwärts bis Arabien. Der Vorsitzende teilt mit, daß an die Abhaltung von Vereinsvorträgen für einige Wintermonate gedacht werden müsse und ersucht um diesbezügliche Anmeldungen. Zur Vorzeigung gelangen: Durch Herrn Müller 3 Exemplare von Rana latastii, aus der Umgebung von Görz. Rana latastii ist ein brauner Frosch, der in Färbung und Gestalt teils Rana fusca und teils Rana agilis gleicht und durch Schreiber erstmals aus der Umgebung von Görz bekannt wurde. Durch Herrn Lankes wird demonstriert: Rana occipitalis Günther vom Niger, durch Herrn Dr. Kreitner: ein ganz kleines Exemplar von Bufo calamita aus der Umgebung von Lochhausen bei München, 2 junge Flub- barsche und eine junge Ringelnatter. Herr Damböck führt eine von ihm konstruierte explosionssichere Heiz- lampe im Betriebe vor. Herr Sigl verteilt unter die Mitglieder eine Partie Wasserpflanzen. Wochenversammlung, Donnerstag, den 11. Oktober 1906. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung. Einlauf: Ansichtskarte von der Ponale- Straße, Riva am Gardasee von Herrn Dirnagl. „Blätter“ No. 40, „Natur und Haus“ Heft 1, „Wochenschrift“ No. 41, „Zoologischer Garten“ No. 10. Herr Sigl legt mehrere Schneeken-Werke zur Ansicht vor und empfiehlt deren Anschaffung für die Bibliothek. Zahlreiche Artikel kommen im Auszuge zur Bekanntgabe. Vorgezeigt werden: Durch Herrn Lankes eine junge Würfelnatter, welche ein. Vereins-Nachrichten. 9] Herr Rühr, Techniker, in der Umgebung von München zufällig erbeutete. Natürlich handelt es sich nur um ein in Freiheit gesetztes oder entwichenes Tier. Durch Herrn Dr. Kreitner zwei junge Rutten Lota lota. Verteilt werden: Durch Herrn Dr. Steinheil junge Taufrösche und eine Partie Sagittaria isoetiformis. Hierauf entspinnt sich eine andauernde Diskussion über Pflanzen, welche sich am besten für geheizte Terrarien eignen. Wochenversammlung, Donnerstag, den 18. Oktober 1906. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung. Im Einlauf; Ansichtskarte des Herrn Brönner aus Vils in Tyrol, ein aus dem Jahre 1794 stammendes mit farbigen Abbildungen versehenes Repti- lien- und Amphibien-Werk von Gottlieb Tobias Wilhelm IV, Diakon bei den Barfüßern in Augsburg, vorgelegt durch Herrn Seffers, Raubvögel-Tafeln als Beilage des Vogelwerkes „Falco“, vorgezeigt durch Herrn Lankes. Dieser spricht sein Bedauern aus. daß auf dem Gebiete der Aquarien- und Terrarienkunde selten ähnlich große und gute Reproduktionen anzutreffen sind. Zeitschriften, „Wochenschrift“ No. 42, „Blätter“ No. 41. Verschiedene Aufsätze werden im Auszuge bekannt gegeben. Herr Lankes teilt mit, daß seine prächtige Baumschlange (Leptophis?) von der im gleichen Terrarium befindlichen Lachesis wagleri, einer grünen Baumotter, — wohl beim Haschen nach einer Hausmaus — gebissen wurde und starb. Herr Lankes hatte die Baumschlange (Leptophis?2) seit ungefähr 5 Monaten in Pflege. Das wirklich präch- tige, außerordentlich schlanke Tier war innerhalb dieser Zeit von kaum 1,20 m bis auf die Länge von 1,44 m herangewachsen. Es fraß vorzüglich; grüne und braune Raniden bildeten die Nahrung. Seit ungefähr 2 Monaten teilte eine Lachesis wagleri von der Westküste Sumatras den gleichen Behälter mit ihm, ohne daß irgendwie der Friede einmal gestört worden wäre. Die Leptophis ging an ihre Frösche, die Lachesis fraß munter weiße Mäuse. Da wurde eine frisch erbeutete Hausmaus der Leptophis zum Verhängnis. (Eine Warnung für alle Reptilien- freunde. Die Fütterung von Mäusen, namentlich Haus- mäusen sollte immer überwacht werden, da die teuersten und seltensten Tiere stets gefährdet sind.) Die Maus sprang jedenfalls wie wahnsinnig im Behälter umher, versuchte an den Schlangen auch zu nagen, die Lachesis biß nach dem Nager und traf die Leptophis am letzten Drittel des zarten feinen Schwanzes. Als Referent nach 6 Uhr abends heimkam, lag die Baumschlange noch zuckend neben dem Wassergefäß, die Maus ebenfalls gebissen und verendet neben dem Baumast uud die Lachesis anscheinend erregt in einer Ecke des Behälters halb auf der Baum- schlange. Zweifellos hätten die beiden in Gestalt und Lebensweise so verschiedenen Schlangen ohne das Ein- bringen der Hausmaus noch lange Zeit zusammengehalten werden können, ohne daß der Friede irgendwie gestört worden wäre, denn beide Schlangen kümmerten sich kaum umeinander; arglos lag die friedliche Leptophis oft neben und über der giftigen Baumotter. — Herr Schinabeck zeigt vor: einen afrikanischen Skorpion aus Biskra, der- selbe ging in den Besitz des Herrn Lorenz Müller über. Herr Seifers verteilt: Myriophyllum sparsiflorum und Hydrilla verticillata.. Zum Schlusse teilt Herr Lankes mit, daß demnächst Herr Lorenz Müller den Keigen der Vorträge eröffnen wird. Wochenversammlung, Donnerstag, den 25. Oktober 1906. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung. Einlauf und Demonstrations-Objekte fehlen. An Stelle des am Erscheinen verhinderten I. Vor- sitzenden bespriebt Herr Müller den Inhalt der „Blätter“ No. 42 und der letzten Nummer der „Wochenschrift.“ Herr Haimerl plaudert in zwangloser Weise über seine drei Seewasser-Aquarien, in welchen sich bei reinem Wasser Infusorien und Algen prächtig entwickeln. Von den vor über 4 Monaten eingesetzten Seepferdchen lebt noch eins. Nicht uninteressant ist das Verhalten des Seepferdehens inbezug auf Annahme von Futter. Herr Haimerl hat die Beobachtung gemacht, daß das Tier im Eifer nicht nur tote Daphnien, sondern auch Fleischreste von den Pflanzen weg aufschnappt, letztere jedoch unter starkem Würgen wieder ausspeit. Ein Röhrenwurm Sabella pavonia hat seine ganze Krone abgeworfen und wieder vollständig ersetzt. Die Garnele (Leander adspersus) befindet sich sehr wohl und tummelt sich behende um den Felsen; verschiedene Seerosen erstrahlen in voller Pracht. Auf der Behausung des Einsiedlerkrebses (Pugu- rus bernhardus) hat sich eine kleine Erdbeerrose fest- gesetzt. Ferner ist das ganze Gehäuse mit Kalkröhren überzogen, in welchen sich eine Menge Serpula spec. be- finden. Außerordentlich schön erhalten sich die schon bei der Ausstellung viel bewunderten Geröllpflanzen und Algen von der Helgoländer Küste. Herr Haimerl spricht schließlich den Wunsch aus, es möchten sich noch einige Mitglieder für die Haltung von Seewasseraquarien inter- essieren, damit auch dieser Zweig der Tierbeobachtung in der Gesellschaft gefördert werden könne. Im Verlaufe des Abends gründeten die Aquarianer der Gesellschaft — vorerst noch in geringer Anzahl — einen Fonds zur Beschaffung wertvoller fremdländischer Fische. Beitrag pro Mitglied und Woche 25 Pfennig. K. Lankes, I. Vors. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Vereinsabend jeden 1. und 3, Freitag im Monat in Josef Gruß’ Restaurant, IX, Währingerstraße 67. Sitzung vom 18. Januar 1907. Eröffnung der Versammlung durch den II. Vor- sitzenden. Verlesung und Genehmigung des Protokolles der General-Versammlung vom 11. Januar 1907. Im Einlaufe: Entschuldigungsschreiben des I. Vorsitzenden, Herr Universitätsprofessor Hinterberger ersucht um Vereinspapiere und Statuten, Schreiben der Redaktion der „Tierwelt“, Brief der Firma Hirzel, Stuttgart, betr. Durchlüfter, Zeitschriften, „Blätter“ No. 51,52, „Natur und Haus“ No. 3—8, „Wochenschrift“ No. 1—3. „!llu- strierte Flora“ No. 1, „Gartenzeitung“ No. 1, „Oster. Fischereizeitung“ No. 7. Nach Erledigung des Geschäft- lichen hält Herr Dr. Kreisler einen Vortrag: Über Mittel und Wege, um Seetiere, besonders Fische möglichst lange im Zimmeraquarium erhalten zu können.“ Seefische be- anspruchen im allgemeinen ein klares, bakterienfreies und sauerstoffreiches Wasser. Das Wasser wird in ver- hältnismäßig sehr kurzer Zeit durch Exkremente der Fische, besonders aber durch die eingeführten Nahrungs- stoffe verdorben. Regenwürmer sind eine gute Nahrung, trüben aber das Wasser noch während der kurzen Zeit, die sie im Seewasser leben, besonders wenn sie zu lang sind und mehrmals ausgespuckt werden, oder von 2 Fischen zerrissen werden. Der Vortragende verwendet sie daher nur, wenn sie klein sind, und rasch verschluckt werden. Tubifex nehmen die meisten Fische sehr gerne, doch müssen die Reste sehr bald entfernt werden, was nicht so leicht ist, da die Fische dieselben im ganzen Aquarium zerstreuen. Er hält daher die Fische, die sich nicht im Sand vergraben, als: Barsche. Brassen, Lippfische, See- skorpione, usw. ohne Sand, weil er nur da in der Lage ist, täglich die Exkremente und Futterreste zu entfernen. Das beste Futter für Raubfische sind lebende, kleine Süßwasserfische, die das Wasser nicht trüben und sofort gefressen werden; Herz in wurmförmigen Stücken ge- schnitten wird von fast allen Tieren mit Ausnahme der Lippfische genommen, trübt das Wasser nicht und ist auch leicht zu entfernen. Trotzdem muß Vortragender einmal monatlich wenigstens die Fische herausfangen und das Wasser durch frisches aus dem Reserveballon, der im Keller steht, ersetzen, nur muß dabei die Temperatur und Dichte nahezu die gleiche sein. Wenn man das Wasser dabei energisch durchlüftet, der Wasserstand nicht zunimmt, glaubt der Vortragende alle Arten von See- fischen sehr lange am Leben erhalten zu können. Nur solche, die sich im Sande eingraben. wie Ophidium bar- batum (gebärteter Schlangenfiseh, Bartmännchen) die nur des Nachts im Wasser frei umherschwimmen, müssen kleine Sandbehälter haben, die spätam Abend, wenn die Fische aus dem Sand hervorkommen, gegen andere mit frischem Sand gefüllte umgetauscht werden. Solche Tiere können nur bei Nacht am besten mit lebenden Flitter- fischen gefüttert werden. Da die Zeit schon zu weit vorgeschritten war, mußte die angesagte Diskussion über dieses Thema auf den nächsten Abend verschoben werden. Hierauf schloß der ll. Vorsitzende H. E. Beck mit herz- lichstem Dank an den Herrn Vortragenden die sehr inter- essant verlaufene Sitzung. Georg Ruda, Schriftf. 92 „Hertha“, Vereinigung für Aquarien- und Terrarien- kunde zu Berlin. (BE. V.) Vereinslokal: Wendts Prachtsäle, Berlin O., Am Königsgraben 14a. Sitzung vom 8. November 1906. Der heutige Abend ist der Besprechung unserer Fachliteratur gewidmet. — In den „Blättern“ erregt ein Artikel über die Aalquappe lebhaftes Interesse. In- dessen wird sich wohl niemand, der mit dem Raume rechnen muß, den Fisch halten, der seines räuberischen Wesens wegen ein größeres Becken für sich beansprucht. In der Besprechung der Drosera-Arten finden wir eigene Erfahrungen bestätigt. — Aus der „Wochenschrift“ No. 45 wird «ein Artikel über KEstheria cycladordes Joly ver- lesen und erneut darauf hingewiesen, wieviel interessantes Material an niederen Tieren den Aquarienfreunden, ohne daß mit der Anschaffung Kosten verknüpft wären, zur Verfügung steht, und wie wenig die Gelegenheit wahr- genommen wird. — Aus No. 44 der „Wochenschrift“ wird Badisbadis besprochen. Hieran schließt ‚sich eine Mahnung an die Mitglieder, auch einmal an eine Anderung des Programms bezügl. der von uns gehaltenen Exoten zu denken. Badisbadis ist von unserem Herrn West- phal gezüchtet worden, welcher die Angaben der „Wochen- schrift“ bestätigt. Einer Notiz, dab Otenops vittatus am liebsten an Seerosenblätter laicht, stimmt Herr Schulz zu. — In „Natur und Haus“ ist ein Artikel über den Regen- wurm als Aquariengast uns ganz besonders interessant, weil er eine alte Behauptung von uns aufgreift und in weiteehender Weise bestätigt. Natürlich schließt sich an die Verlesung der Abhandlung eine angeregte Debatte. Herr Brettschneider, der Versuche mit ca. 5—6 em langen Würmern gemacht hat in Gläsern, von denen eins nur ınit Wasser, eins außerdem mit einer zolldicken Sand- schicht und ein drittes mit Humusboden, Sand und Wasser gefüllt waren, ist stets zu negativen Resultaten gelangt. Herr Schulz berichtet dagegen, er habe erst kürzlich wieder einen Regenwurm lebend im Aquarium vorge- funaen, der bereits 3 Wochen darin verbracht hatte. Das Tier stammte aus einem feuchten Ühausseegraben mit verwittertem Laub. Dann wird darauf hingewiesen, daß in einem unbepflanzten Glas Hungersnot und Kohlen- säurevergiftung jedenfalls verderbenbringend sind. Am meisten Aufsehen erregt eine Mitteilung des Herrn Westphal, der im Frühjahr einen ca. 10 em langen Regen- wurm mit der Torferde in ein Aquarium verschleppte. Das Tier lebt heute noch im Bodengrunde ganz in der Weise, wie es uns Herr Dr. Roth schildert, obgleich das Wasser eine Temperatur von 21—26° Reaumur aufweist. -— In Heft 42 Seite 418 der „Blätter“ erregt die Be- hauptung, das Weibchen des Cynolebias belotti sei kaum vom Männchen zu unterscheiden, Befremden. Unser Herr Westphal, der s. Zt. ein Zuchtpärchen von Köppe und Siegelkow in Hamburg bezog, teilt mit — und findet bei einigen Mitgliedern, die die Tiere gesehen haben, Zu- stimmung — daß wir in unseren Aquarien kaum einen Fisch halten, bei dem der Unterschied zwischen den Geschlechtern so deutlich hervortritt, wie beim Oynolebias. Das Männchen entspricht ganz der Beschreibung in den Blättern. Das Weibchen dagegen hat im Gegensatz zu dem in der Form lebhaft an den Sonnenbarsch erinnernden Körper des Männchens einen mehr walzenförmigen Leib und kommt in der Gestalt einem Einfleckkärpflingsweibchen am nächsten. Auch hat es nicht die schöne intensiv blaue Färbung wie das Männchen, sondern eine zwischen schmutzig-grau und schmutzig-gelb schwankende Farbe. Beim Laichen liegen die Tiere nicht Kopf an Schwanz, sondern Kopf an Kopf, mit dem Mund im Sande wühlend. Die Laichabgabe erfolgt in einzelnen Körnern. Ein Irrtum seinerseits scheint Herrn Westphal um so mehr ausgeschlossen, als die Tiere des Herrn Masse dieselben Merkmale zeigen. — Aus dem „Kosmos“ wird ein Ar- tikel Jules Fabres über den Biß der Tarantel besprochen und erregt bei den Mitgliedern lebhaftes Interesse. Die Beschreibungen Fabres sind überhaupt geeignet, jene Bestrebungen zu unterstützen, die Terrarienfreunde zum Halten von Insekten veranlassen möchten. — Herr Schulz teilt mit, er habe sich ein oben abgeschrägtes Aquarium gebaut und sei mit dem Erfolg zufrieden. Vereins-Nachrichten. Durch das Fehlen des breiten Blechstreifens, der sich sonst am Einsatzdeckel befindet, wird dem Eindringen des Lichtes kein Einhalt geboten. Sitzung vom 22. November 1906. Herr Hamann teilt mit, es sei beabsichtigt, aus dem Roßmäßlerausschuß in seiner jetzigen oder anderer Zu- sammensetzung eine Ortsvertretung der Berliner Vereine zu schaffen. Der Verein gibt seine Zustimmung und wählt Herrn Hamann und Herrn Neiler wieder als Vertreter. — Aus der „Wochenschrift“ vom 12. Oktober 1906 wird ein Artikel des Herrn Diewitz („Triton“) über die Aufzucht von Molchen verlesen und besprochen. — Weiter interessiert eine Notiz, nach der das Betreten von Forsten, abgesehen von Schonungen durch kein Verbot verhindert werden könne. Die Notiz dürfte soweit richtig sein, als es sich um fiskalisches Gelände handelt, für Privat- grundstücke indessen ohne Belang sein. Natürlich müssen auch auf letzteren Wege, die bereits 30 Jahre bestehen, für das Publikum offen bleiben. — Zur Regenwurmfrage nimmt die „Salvinia“ Hamburg noch einmal das Wort, umihre früheren Behauptungen zu bestätigen. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß unser Herr Schulz seit einiger Zeit junge Regenwürmer, die bei ihm ausge- kommen sind, im Aquarium hat. — Schließlich wird noch der dringende Antrag, auf Vereinskosten einen Tümpel zu mieten, aus dem sich die Mitglieder mit lebendem Futter versorgen könnten, beraten. Die gegen den Plan geltend gemachten Bedenken finden indessen soviel Anhänger, dab der Antrag abgelehnt wird. Sitzung vom 13. Dezember 1906. Nach Eröffnung der Sitzung gibt Herr Hamann folgende Frklärung ab: „Das Protokoll vom 23. August gibt, soweit es sich auf meinen Bericht über die Aus- stellung für Aquarien- und Terrarienkunde des Vereins „Hydrophilus“* in Brandenburg bezieht, meine Kritik in entstellter Fassung wieder und enthält Irrtümer. “Zuerst: hat nicht die Firma Jul. Reichelt in Öonradshöhe, sondern ' E. Reichelt in Berlin ausgestellt: die von letzterem aus- gestellten Fische haben zum Teil auf mich nicht einen ' Jämmerlichen, sondern — wie ich mich ausdrückte, —- einen traurigen Eindruck gemacht. Die Verfassung der Schleierschwänze usw. mag wohl zum großen Teil durch die fehlende Durchlüftung in den zu stark besetzten Becken veranlaßt sein. — Ebenso hat der Schriftführer bei meiner Kritik der ausgestellten Terrarien vergessen, daß ich nur 2 derselben abfällig kritisierte, während ich z. B. betonte, daß an dem von Herrn Roßdorf ausge- stellten Terrarium sofort zu sehen war, daß dieser Be- hälter inkl. seiner Bewohner mit großer Lust und Liebe behandelt wird. — Auch von modernen Begriffen habe ich nicht gesprochen, denn es gibt kaum ein mir weniger sympathisches Schlagwort als dieses — sondern ich zog in Parallele die Anforderungen, die in Berlin oder einer anderen Großstadt auf dem Gebiete gestellt werden. Was ich an jener Ausstellung jedoch besonders tadelte, die durchweg fehlende Durchlüftung, hat Herr Schmidt zu erwähnen vergessen. Durch die heiße Augustsonne wurden den Ausstellern viele Todesfälle verursacht. — Unser Sitzungsbericht vom 23. August enthält somit eine Reihe kränkender Unrichtigkeiten, die ich hiermit fest- gestellt wissen möchte; und bitte ich die Herren Jul. und Emil Reichelt, sowie den Verein „Hydrophilus“ das Vorkommnis zu entschuldigen, Trotz meiner bei der Verlesung des Protokolls erfolgten Einsprache und Bitte, den Bericht vor der Zustellung an die „Blätter“ mir zur Durchsicht einzusenden, was seitens des Vorstandes zu- gesagt wurde, kam durch Verkettung widriger Umstände der Bericht nieht erst in meine Hände. sondern wurde der Redaktion direkt zugestellt.“ — Der Schriftführer gibt einen kurzen Bericht über die Ausstellung des „Wasserstern“-Charlottenburg, aus dem zu entnehmen ist, daß genannter Verein, der erst seit !/; Jahr besteht, für die kurze Zeit, die ihm noch dazu in der ungünstigen Winterzeit (4 Wochen) zur Vorbereitung blieb, eine recht achtbare Leistung zu verzeichnen hat. Die Behälter waren teilweise gutbepflanzt; besonders fielen 2 Glaskästen mit Heteranthera, besetzt mit prächtigen Goldorfen, auf. Die Fische waren in gutem Zustande, hatten nur unter der fehlenden Durchlüftung zu leiden. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Magdeburg, Am Weinhof 8/9; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M, Jahrgang XVIL. D N x > IS 1 FAZ K — Ss: N Illustrierte Wochen-Schrift für die Interessen der Aquarien- und Terrarienkunde. Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. Von Bernh. Wichand u. Walter Köhler. Ill. Die Familie der Characinidae (Salmler). Von W. Köhler. (Fortsetzung.) ährend Tetragonopterus ulreyi Blgr. gen zur Charakterisierung der Art und zu ihrer N zu den kleinsten Arten der Gattung zählt, Unterscheidung von anderen nahestehenden Arten, ist der uns bereits seit mehreren Jahren be- sowie über die Geschlechtsunterschiede bei kannte T. rutilus Jenyns der typische Vertreter dieser Art im besonderen und den Tetragonop- der mittelgroßen Arten. Die größten kommen ja für die Pflege und Zucht im Agquariumüberhaupt nicht in Betracht. Da Tetragonopterus rutilus nicht eigent- lich als Neuheit gel- ten kann — er ist in allen größeren Zuchtanstalten und auch von Liebhabern wiederholt und mit “ bestem Erfolg ge- züchtet worden — begnügen wir uns mit der Abbildung eines mittelgroßen Zuchtpärchens und gehen auf Lebens- weise und Fortpflan- zungsgeschäft nicht besonders ein. Zu- dem findet der Leser dieser Zeitschrift eine recht gute Originalaufnahme nach dem Tetragonopterus rutilus. Schilderung des ee Oben Männchen, unten Weibchen. (Natürl. Größe.) Fisches und seiner Zucht im Aquarium von E. Stehr in einem frühe- terina im allgemeinen mögen hier Platz finden. ren Jahrgange!?) vor. Einige wenige Bemerkun- Von den gleich zu besprechenden nächstver- 12) „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“ XV, wandten Arten T. Fasciatus Cu v. und 48 1904, S. 297. rubropictus Berg unterscheidet sich 7. rutilus 94 Bernhard Wichand und W. Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. Jenyns durch das deutlich konkave Nacken- profil (bei den andern beiden Arten verläuft die Nackenlinie konvex oder gerade, nie konkav), die scharfgeschnittene, gabelige Schwanzflosse, deren Lappen zugestumpft, aber nie völlig abgerundet sind und den in einen schmalen Streifen bis auf die äußersten Enden der mittleren Schwanz- flossenstrahlen sich ausdehnenden, tiefschwarzen metallisch schillernden Kaudalfleck. Bei keiner der beiden anderen Arten ist diese Zeichnung so scharf um- rissen rauten- förmig und deut- lich ausgeprägt. Ich möchte da- her als deutsche Bezeichnung für den Fisch den Namen Rau- tenflecken- salmler vor- schlagen. Auch in der Form und dem Glanz der Schuppen weicht T. rutilus ab von den anderen Arten. Die Schuppen dieser Art erinnern am meisten an die unseres Uckleis; sie fallen auch ebenso leicht ab, wie bei diesem Fische. T. fas- ciatus Cuv. Ist in dieser Bezie- hung robuster; seine Beschup- = pung ist eher der unserer Rotfeder und Plötze zu vergleichen, während 7. rubropictus Berg in Form, Farbe und Beschuppung am meisten an den Bitterling erinnert. Nächst Pseudocorynopoma doriae Perugia dürfte diese Art von allen Characiniden. die bisher ein- geführt sind, am meisten geschlechtlich difie- renziert sein. Das sicherste Unterscheidungs- merkmal speziell bei dieser Art ist ein leuch- tend zinnoberroter Kiemendeckelfleck, den nur das Männchen (in unserer Abbildung oben) aufweist, während er dem Weibchen fehlt. Außerdem ist die Afterflosse bei den beiden Geschlechtern verschieden gestaltet: beim Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Tetragonopterus fasciatus. (Natürl. Größe.) Männchen sind die vorderen Strahlen länger als beim Weibchen, so daß die Flosse beim Männchen eine tief konkave Einbuchtung in ihrem Verlaufe zeigt, während sie beim Weib- chen nur schwach konkav, fast geradlinig be- grenzt ist. Bei 7. fasciatus scheint dasselbe Unterscheidungsmerkmal vorhanden zu sein; der abgebildete 7. fasciatus erwies sich z. B. zweifellos als Weibchen. Außerdem finden wir die für alle Tetragonopterus-Arten eiltigen Ge- schlechtsun- terschiede wieder: die Rückenflosse des Männ- chens ist be- deutend höher und spitzer als die des Weibchens (ein Unterschei- dungsmerkmal, das sich auch bei einigen Gattun- sen der nahe verwandten Welse findet), und die Fett- flosse des Männchensist entweder schmutzig gelblich oder gelbbraun oder, wie bei einer kleinen, später zu be- sprechenden Art, rötlich gefärbt, während die des Weibchens glas- klar durchsichtig ist. Von Brunstwärzchen, wie sie unsere CGypriniden zeigen, habe ich bei keiner Tetragonopterus-Art etwas beobachten können. Tetragonopterusrubropietus berg steht der vorbesprochenen Art sehr nahe, bleibt indes kleiner als der Rautenflecksalmler. Als deutsche Bezeichnung würde ich Rotsalmler vorschlagen. Der Fisch wurde im Vorjahre in größerer Zahl von Köppe & Siggelkow aus Argentinien eingeführt und ist u. a. in der Zucht- anstalt von Paul Schäme, Dresden, zur Fort- pflanzung geschritten. Er ist weit farben- Weibchen. Bernhard Wichand und W. Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. 95 prächtiger als 7. rutilus. Am besten glaube ich seine Färbung beschreiben zu können wenn ich sage, er sieht in der Erregung einem Bitterlingsmännchen im Hochzeitskleid täuschend ähnlich. Dasselbe satte Rot auf Körper und Flossen; derselbe leuchtend stahlblaue Längs- streift; Schnauze, Auge, Schuppen, Flossenform (bis auf die Fettflosse, die eben der Gattung ‚Tetragonopterus eigentümlich ist), Körperumriß — alles erinnert an den Bitterling. Das Weib- chen ist ebenso wie beim Bitterling weniger, farbenprächtig als das Männchen. Der Fisch ist von E. E. Leonhardt in Dresden bestimmt und in seiner Lebensweise eingehender ge- schildert worden.13) Da der Fisch kleiner bleibt als 7. rutilus, dürfte er als Aquarienfisch für diesen bald ein ernster Konkurrent werden, zudem seine Fortpflanzung in den Züchtereien von ihm mit Sicherheit Zuchterfolge im Aquarium erwarten läßt. Aus dem Tetragonopterus-Gewimmel, welches seinerzeit von Köppe & Siggelkow in Hamburg glücklich nach Deutschland importiert worden war und worin sich nahezu alle Tetragonopterus- Arten (T. ulreyi stammt aus dem tropischen Brasilien (Para), ebenso wie Pyrrhulina fila- mentosa), die wir heute in unseren Aquarien pflegen, der längst bekannte 7. rutilus nicht Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Originalaufnahme nach dem ‘ Leben für die „Blätter“. ausgenommen, wiederfanden, ist als letzter Ver- wandter der Rutilus-Gruppe T. fasciatus Cwv. 1?) „Natur und Haus“ XV. 1907, Heft 8. Tetragonopterus maculatus. (Natürl. Größe.) Tetragonopterus rubropietus. (Natürl. Größe.) zu erwähnen. Diese Art wird bereits vor mehreren Jahren im illustrierten Preisverzeichnis von Julius Reichelt, Berlin, jetzt Conradshöhe bei Tegel, angeführt, doch läßt sich daraus bei der damaligen Unsicherheit der Fischbezeichnungen — nur in seltenen Fällen wurde eine exakte wissenschaftliche Be- stimmung vorgenommen — nicht zweifelsfrei auf eine frühere Einführung gerade dieser Art schließen. Der Fisch wird sich kaum je einer besonderen Be- liebtheit als Zuchtfisch erfreuen; er wird noch größer als T.rutilus, von welcher Art er sich durch das konvexe Nackenprofil und die abgerundeten Schwanz- flossenlappen scharf unterschei- det, abgesehen von dem nur in der Erregung gelegentlich hervortretenden offenbar aus dem Humeralfleck!#) entstandenen 1%) Humerus (lat.) = Schulter. 96 | F. W. Oelze: verwaschen stahlblauen Querstreif, dem der Fisch seinen Namen verdankt; außerdem ist er äußerst gefräßig, so daß die anderen mit ihm im Behälter zusammen untergebrachten Arten sich bei der Fütterung ordentlich daranhalten müssen, wenn für sie noch etwas abfallen soll. Von allen Arten, auch 7. rutılus nicht ausge- nommen, variiert diese am meisten, so daß mir ihre Bestimmung nach dem an sich recht brauch- baren Schlüssel der Tetragonopterus-Arten von A. B. Ulrey!?) außergewöhnliche Mühe macht hat. Zu den größeren Arten gehört Tetrogonop- terus maculatus, von dem Herr Paul Matte einige Exemplare besitzt. Über die Herkunft der Fische habe ich mich nicht befragt. Diese Art war beinahe vom bloßen Anblick sicher zu OP- Se erkennen und ihre Bestimmung in wenigen Minuten beendet. Sie ist von den Arten der Rutilus - Gruppe unterschieden durch den robustereun Körperbau, vor allem die größere Körperhöhe, die etwas kleineren, mit schwarzen Punkten gezeichneten Schuppen und den scharf hervortretenden Humeralfleck. Ob schon Nach- zucht von dieser Art vorhanden ist, weiß ich nicht. Für ein Characiniden-Gesellschaftsaqua- rium halte ich die Art der Formenabwechselung wegen für ebenso unentbehrlich wie etwa eine Bleie (Brachsen, Alramis brama) für ein Gesell- schaftsbassin von heimischen Weibfischarten. Zur Zucht werden wohl schon größere Behälter nötig sein, so daß eine allgemeine Verbreitung des Fisches in den Aquarien der deutschen Lieb- haber kaum zu erwarten sein wird. (Schluß folet.) ea Sandottern im Terrarium. Von FE. W. Oelze. (Mit 2 Originalaufnahmen nach dem Leben vom Verfasser.) \iftschlangen werden nur selten in Gefangen- ATI, schaft gehalten, wohl weniger wegen ihrer (sefährlichkeit, als vielmehr wegen ihres bissigen und heimtückischen Wesens. In der Tat sind die meisten Giftschlangen durchaus böswillige Geschöpfe; alle auf sie verwandte Mühe lohnen sie mit Undank. Unsere Kreuzotter ist über- haupt nur sehr selten (in jungen Exemplaren und großen Terrarien) zum Fressen zu bringen, und selbst nach jahrelanger Gefangenschaft versucht sie ihren Pfleger zu beißen, ja der 15) Annals of the New York Academy of Sciences, 1895, VIIL, No. 5. Sandottern im Terrarium. Anblick ihres Ernährers erfüllt sie mit ganz besonderer Wut. Was Wunder also, wenn sich niemand mehr mit solchen Geschöpfen abgeben will! Jedoch möchte ich allen Liebhabern, die schon schlechte Erfahrungen gemacht haben, oder die sich erst mit diesen interessanten Tieren zu beschäftigen wünschen, eine ebenfalls europäische Giftschlange empfehlen: die Sandotter. Diese Schlange hat ihre eigentliche Heimat in Italien, doch kommt sie auch noch vereinzelt in Süd-Bayern vor. Ich habe die Sandotter mit Ringelnattern zusammengehalten und- nie für eine besondere Heizung Sorge getragen, nur im Winter ist ein geheiztes Zimmer nötig. Trockner Sand scheint ihr am meisten zu behagen. Die Färbung der Otter variiert sehr, doch ist der Rücken meistens braun bis weiblich, der Bauch hellbräunlich mit dunklen Pünktchen. Über den Rücken läuft ein Zickzackband von dunkler, fast schwarzer Farbe, das seinen Ursprung in einer Iyraartigen Zeichnung auf dem Kopfe hat (siehe Abbildung 2). Wie prachtvoll dieses Band hervortreten kann zeigt das Männchen in Abbildung 1. Der Kopf der Sandotter ist ausgezeichnet durch einen schuppenartigen Höcker, der sich gerade über der Zungen- öffnung befindet. Dieses „Horn“ im Verein mit den großen Augenschildern (siehe Abbildung 2) seben der Sandotter ein eigenartig drohendes Aussehen. Der Charakter entspricht jedoch diesem drohenden Aussehen nicht; er ist viel- mehr das gerade Gegenteil des der Kreuzotter. Kann man die Kreuzotter als tückisch, reizbar und jähzornig bezeichnen, so ist die Sandviper eutartig, duldsam und fast friedfertig. Gegen schlechte und falsche Behandlung ist sie aller- dings empfindlich, am wenigsten verträgt sie hastiges und schnelles Anfassen. Die Nahrung besteht in Mäusen und Vögeln, die sie sehr listig beschleichen und oft inmitten ihres Gesanges töten soll. Interessant ist die Art und Weise, wie sie sich ihrer Beute - be- mächtigt. Ich fütterte meine drei Sandottern gewöhnlich mit weißen Mäusen. Die Maus läuft harmlos an den Schlangen vorüber, beschnuppert sie, und trippelt wieder fort, ohne die Gefahr im mindesten zu ahnen. Ihr „Instinkt“ erweist sich in diesem Falle als gänzlich unzuverlässig. Die Schlange setzt sich in gleitende Bewegung, um sich ihrem Opfer zu nähern. Dieses sitzt ruhig auf seinen Hinterfüßen, und putzt und leckt sich. Jetzt hat die Schlange die Ahnungs- lose fast erreicht, der Vorderteil reckt sich in F. W. Oelze die Höhe, der Hals wird eingezogen, die Gift- drüsen treten hervor — da läuft der Nager wie von ohngefähr nach einer anderen Stelle des Käfigs, von der Schlange langsam verfolgt. Es Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. hatetwas unsagbar Aufregendes, dieses Schauspiel, etwas, was den Terrarienfreund für alle auf- sewandte Mühe entschädigt: dieser drohend zum Vorschleudern eingezoge- ne Schlangenhals und das sich leckende, ahnungs- lose Mäuslein, das sich putzende Kind des Todes. Wieder hat sich die Maus gesetzt und wieder kommt die Schlange her- beigekrochen, ihr Hals zieht sich zusammen, der Kopf wird vorgeschleu- dert und ist sofort zum neuen Biß bereit. Das Vorschnellen des Kopfes geschieht so schnell, daß das Auge ihm nicht zu folgen vermag. Das Vor- schleudern des Kopfes zum DBisse erfolgt so rasch, daß das Auge nicht zu folgen vermag. Das Tröpflein Schlangen- gift wirkt sehr schnell, nie habe ich bemerkt, Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. daß ein zweiter Biß erfolgt wäre. Der Tod der gebissenen Maus tritt bald ein. Das in Abbildung 1 unten abgebildete Weibchen Pärchen Sandvipern (Vipera ammodyltes), links Q, rechts 9. Sandottern im Terrarium. 97 scheint mir besonders giftig zu sein; denn mehrere Male beobachtete ich, wie die Maus im selben Augenblicke, wo sie den Biß empfing. wie vom Blitz erschlagen umsank, nicht einmal ein Todeszucken oder -Sprung er- folgte. Wenige Minuten nach er- folgtem Tode macht sich die Schlange ans Verzehren ihrer Beute. Ent- gegen der Ansicht (die sich auch im Brehm findet), daß die Sandottern nicht bei Tage fressen, haben meine Sandottern ihre Mäuse gleich stets nach dem Biß (eventuell also am Mittage) verzehrt. Daß die Sand- otter jedoch nicht übermäßig bissig: ist, geht aus folgendem hervor: Ein Bekannter von mir, welcher gleich- falls Sandottern pflegte, verschloß den Käfig mangelhaft, und eine Otter kroch infolgedessen auf dem Fuß- boden umher. Sein Vater, der von der Giftigkeit keine Kenntnis hatte, hob die Schlange, die drei Wochen gefastet hatte, mit beiden Händen auf und legte sie wieder in den Käfig zurück, ohne einen Biß zu erhalten. Beim Verzehren der Maus beginnt die Schlange gewöhnlich beim Kopfe; das Schwanzende guckt (Natürl. Größe.) Sandviper (Vipera ammodytes). &- noch einige Zeit wie ein Fähnchen aus dem Schlangenmaule heraus. Wie hervorragend leicht die Sandotter sich eingewöhnt, beweist, daß sie sich in Gefangen- 98 5 Vereins-Nachrichten. schaft vermehrt. Das schon erwähnte Weibchen beschenkte ihren Pfleger vor 2 Jahren mit 7 Jungen, zwei davon starben gleich nach der Geburt, während die anderen 5 nach und nach wegen unpassenden Futters eingingen. Immer- hin halte ich es für möglich, daß die Aufzucht bei großer Sorgfalt gelingt; die Hauptsache scheint mir in der Beschaffung zusagender Nahrung zu liegen. Größere Mäuse vermochten sie nicht zu töten. Da auf diesem Gebiete — meines Wissens — noch keine Beobachtungen über Aufzucht mitgeteilt wurden, ist man not- VEREINS-TETS NACHRICHTEN gedrungen auf sich selbst angewiesen. Ganz junge Mäuse (je kleiner je besser) würden viel- leicht das Richtige sein. Alles in allem halte ich die Sandotter für eine wirklich brauchbare Terrarien-Giftschlange; speziell für Schulen usw., wo Giftschlangen im biologischen Unterricht demonstriert werden sollen, halte ich sie für die bestgeeignete; aber auch jedem Privat-Terrarienfreund, der sich mit den interessanten Giftschlangen beschäftigen will, kann ich sie aus eigener Erfahrung — die nötige Vorsicht vorausgesetzt — unbedingt empfehlen. NG 1 Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin (E. V.). Vereinslokal: Restaurant „Oertler“, Karlstr. 27, Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2. Berieht über die .16. ordentliche Sitzung am Freitag. den 8. Februar 1907, In Abwesenheit unserer beiden Vorsitzenden eröffnet Herr Herold die Sitzung und begrüßt die zahlreich er- schienenen Gäste, darunter viele Damen. Es gelangen verschiedene geschäf 'tliche Angelegenheiten zur Erledigung. Herr Lentz legt Kassenbericht ab für den Monat Januar. Die „Deutsche Gesellschaft für volkstümliche Natur- kunde“ hat ihren Arbeitsplan für Monat Februar bekannt gegeben. Es wird auf die hochinteressanten Vorträge und Exkursionen aufmerksam gemacht; da der „Triton“ Mit- glied ist, so steht unseren Mitgliedern der Zutritt zu diesen Veranstaltungen frei, und sind Karten zu diesem Zwecke. in unserer Geschäftsstelle, Berlin, Reichenberger- straße 35, zu haben. Ebenda gibt es zu ermäßigten Preisen Eintrittskarten zum Berliner Aquarium und zur „Urania“, was hiermit in gefällige Erinnerung gebracht wird. '— Die Firma Henkel-Darmstadt hat einen Auszug ihrer neuesten Preisliste den „Blättern“ beigelegt. Es sind darin für den Aquarienfreund fünf Neuheiten von besonderem Interesse, deren Versand vom 1. Mai ab stattfinden soll. Herr Mazatis übernimmt es, für die Versandabteilung eine Bestellung auf diese Neuheiten zu machen; Mitglieder, welche sich dieser Sammelbestellung anschließen wollen, bitten wir, sich baldigst an unsere Geschäftstelle wenden zu wollen. Gleichzeitig bemerken wir, daß wir sogleich bei Eintritt milder Witterung mit dem Tier- und Pflanzenversand beginnen und darauf bezügliche Offerten an bekannter Stelle veröffentlichen werden. — Von „Das Terrarium“ von Dr. P. Krefft, welches für die Vereinsbücherei bestellt ist, liegt die Doppellieferung 5/4 vor. Dies vortreffliche „Handbuch für häusliche Reptilien- und Amphibienpflege“ ist von maßgebender Seite bereits so eingehend besprochen worden, daß wir diesem überaus günstigen Urteile nichts weiter hinzuzufügen haben. Das Werk wird durch seine Gediegenheit den ihm gebührenden Platz in unserer Lieb- haberliteratur zu erringen wissen. — Herr Karl Walter- Zeuthen hat seinen neuesten, selbstregulierenden Heiz- apparat zur Aufstellung gebracht. Die kurz bemessene Zeit gestattet kein näheres Eingehen auf diese hoch- interessante Heizvorrichtung; doch soll dieselbe in der nächsten Sitzung eingehend besprochen und in Tätigkeit vorgeführt werden. — Herr Herold kommt auf seinen in Heft 4 der „Blätter“ veröffentlichten Artikel: „Gescheckte - liefern eine zwei- bis dreimalige Ernte im Jahr. Gambusenweibehen“ zurück. Neben mehreren weniger auffallenden Druckfehlern*) (Seite 86 Zeile 3 Schwanz- scheckung statt Schwarzscheckung. Seite 57 Zeile 15 der Ovar statt das Ovar) befindet sich ein recht sinnstörender: Seite 57 Zeile 27 wird im Prüfungsprotokoll des Herrn Cand. Philippi von „Mikroskopischen Jungen“ ge- sprochen. Es muß natürlich heißen: „Mikroskopische Jungeier“, d.h. solche Eier, die noch kein Dotter ent- halten und daher noch so klein sind, daß man sie nur unter dem Mikroskop sichtbar machen kann. Haben sich diese Eier erst soweit entwickelt, daß das Junge darin zu erkennen ist, dann besitzen sie bereits eine solche Größe, daß man sie nieht mehr als mikroskopisch be- zeichnen kann. Wir bitten von dieser Berichtigung Kenntnis nehmen zu wollen. — Hieran schließt sich der Vortrag des früheren Afrikareisenden Herrn Ingenieur Karl Hoffmann: „Meine Reise durch Deutsch-Ost- Afrika von Dar es Salaam bis zum Tanganjikasee.“ Herr Hoffmann, welcher dreimal auf längere Zeit in Afrika gewesen ist und sich dabei die Kenntnis des Arabischen und des Suaheli angeeignet hat, weiß uns durch seine drastische Vortragsweise ein anschauliches Bild des Tropenaufenthaltes zu geben. Er schildert den ersten trostlosen Eindruck, den die langgestreckte öde Küste auf den Ankömmling macht, er läßt uns aber weiter zu der Überzeugung gelangen, daß das bis jetzt nur wenig aufgeschlossene Land einen großen Reichtum in sich birgt, daß das Tropenklima der Pflanzenwelt eine außer- ordentliche Üppigkeit verleiht, und daß sich im Innern des Gebietes auch die Fauna einer großen Reichhaltigkeit erfreut. Die Tierhändler in Dar es Salam befördern eine große Menge Tierfelle nach Europa, beispielsweise hatte einer derselben gerade einen Posten von 20000 Stück langhariger Affenfelle zur Beförderung aufgegeben. Mais, Reis, Zuckerrohr, Kaffee gedeihen in üppigster Fülle und Wasser findet sieh überall in geringer Tiefe, so daß es durch Abessinierbrunnen leicht gehoben werden kann, und das Klima ist, wenn auch sehr heiß, doch erträglich, und dem Europäer wird es nicht schwer, bei rationeller Lebensweise sich demselben anzupassen. Diese kurzen Angaben, ob- wohl sie in keiner Weise eine Inhaltsangabe des Vor- trages darstellen können, müssen genügen, da der be- handelte Gegenstand zu wenig unsere spezielle Lieb- haberei streifte, um an dieser Stelle eine ausführliche Würdigung finden zu können. Wir müssen aber fest- stellen, daß der Vortrag allerseits das lebhafteste Inte- resse erregt hat, und da wir beabsichtigen, Herrn Hoffmann *) Leider enthielt diese Nummer auch in den anderen Arbeiten Druckfehler, was auf das nicht rechtzeitige Eintreffen des Tape matur in der Druckerei zurückzuführen ist. Vereins-Nachrichten. 99 für späterhin noch zu einem zweiten zu gewinnen, so machen wir bereits jetzt unsere Mitglieder darauf auf- merksam. — Zum Schlusse gelangte noch ein Posten Wasserpflanzen zur Versteigerung, welchen unser treues Mitglied Herr Wabnitz-Mühlhausen i. E. zu diesem Zwecke gestiftet hat. Dem freundlichen Spender sei hiermit bestens gedankt. Der Vorstand. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Magdeburg. Vereinslokal: „Tivoli“, Kaiserstraße. Sitzungen: Jeden 2. und 4. Dienstag im Monat. Briefadresse: W. Jürgens, Königgrätzerstraße 17 p. Sitzung vom 12. Februar 1907. Das Thema des Abends bilden die Thumm’schen Auf- sätze über die Zucht von Aquarienfischen. Wir schließen uns den vielen Vereinen an, die das absprechende Urteil über das alte Wasser nicht teilen. Die Annahme Thumms wird durch die exakten Untersuchungen Dr. Roths- in dem Aufsatze: „Beiträge zur Biologie und Chemie des Süßwasseraquariums“ in Heft 5l des vorigen Jahrgangs der „Wochenschrift“ vollständig widerlegt. Die scharfen Worte Thumms auf Seite 594 der „Wochenschrift“ sind daher durchaus nicht angebracht, so dankenswert seine sonstigen Ausführungen auch sind. Da viele Mitglieder unseres Vereins in altem Wasser nur gute Zuchtresultate erzielt haben, so glauben wir, daß altes Wasser für die Fische nicht schädlich ist. Wir bezeichnen es nur deshalb besser als nur wenige Wochen altes Wasser, weil es kristallklar ist, und weil die Wasserpflanzen algenrein bleiben und daher besser gedeihen. Der Vorteil dabei ist für uns, daß das alte Wasser nur auf die Algenflora abtötend einwirkt, nicht aber auf die höher organisierten Wasserpflanzen, die nun, von Algen unbelästigt, um so üppiger wachsen und kräftiger die tierischen Stoffwechsel- produkte assimilieren können. Gänzlich verschwindet der Algenwuchs im alten Wasser keineswegs. W.J. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hötel Roth, Neuturmstr. 5. Wochenversammlung, Donnerstag, den 8. November 1906. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung. Im Einlauf: Anmeldungen zur Aufnahme in die Gesellschaft von den Herren: Eduard Kallert, stud. med. vet., Thierschstraße 3/III, und Eugen Viktor Reverdy, Kaufmann, Goethestraße 41/l. Monatsschrift des Vereins „Wasserstern“-Augsburg vom November 1906. Prospekt der Stuttgarter Verlagsfirma Fritz Lehmann über das Werk: „Die Großschmetterlinge der Erde“ von Dr. Albert Seitz, Karte des Herrn Gladbach in Cöln, Programm des Vereins für Naturkunde über die Vorträge für das Geschäftsjahr 1906/07. Das Programm wird zur Kenntnis der anwesenden Mitglieder gebracht. Probe- doppelheft 1/2 des Dr. Krefft’schen Terrarienwerkes nebst Schreiben des genannten Herrn. Auf das Terrarien- handbuch kommen wir noch zurück. Zunächst warmen Dank für die liebenswürdige Überreichung. An Zeit- schriften liegen auf: Heft 2 und 3 von „Natur u. Haus“, die Hefte 43. und 44 der „Blätter“ und No. 43, 44 und 45 der „Wochenschrift“. In No. 43 u. f. No. der letzt- genannten Zeitschrift gedenkt unser Herr Müller in einem „Rückblick“ noch einmal in ausführlicher Weise unserer Ausstellung. Endlich eine Nummer „Aus der Natur“ mit einem Artikel des Herrn Dr. Krefft, betitelt „Würger der Menschheit im Reiche der Kaltblüter.“ Soweit es die Zeit gestattet, wurde eine größere Anzahl Aufsätze aus den erwähnten Zeitschriften im Auszuge bekannt gegeben. Zur Ansicht liegen auf: Eine Reihe in unser Gebiet ein- schlägiger Werke, übersandt von der Lüneburg’schen Verlagsbuchhandlung. Herr Labonte empfiehlt die An- schaffung des Werkes „Natur-Geschichte der Fische von Lacepede“ aus dem Jahre 1799. Dasselbe wurde für die Bibliothek erworben. Gestiftet werden für die Bib- liothek durch Herrn Labont£6 dessen Artikel „Die seltenen Donaubarsche“, Seperatabdruck aus den „Blättern“ 1905 Heft 45—50, dann Le Buffon de la Jeunesse, Zoologie, demonstr. Naturgeschichte von Dr. Alex. Held, und „Die Fische“ mit besonderer Berücksichtigung der heimischen Arten von A. & S. Ortleb. Durch Herrn Dr. Paul Kammerer in Wien dessen Abhandlung über „Experimen- telle Veränderung der Fortpflanzungsfähigkeit bei der Geburtshelferkröte und dem Laubfrosch“. Vorgezeigt und besprochen werden durch Herrn Müller: Tropidonotus subsp. celit von Sardinien und durch Herrn Dr. Steinheil Coluber guttatus L. als Präparat. Die Abstimmung über eine Anregung des Herrn Knan bezüglich der Abhaltung des Stiftungsfestes als Familienunterhaltung ergab Ab- lehnung der Anregung. Wochenversammlung, Donnerstag, den 15. November 1906, Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung. Die Kugelabstimmung über die Herren: Eduard Kallert, stud. med. vet., Thierschstraße 13/III, und Eugen Viktor Reverdy, Kaufmann, Goethestraße 41/I, er- gab Aufnahme. Zur Aufnahme meldet sich an: Herr Karl Benedikt, Kaufmann, Gewürzmühlenstraße 10/ILI. Im Einlauf: Offerte betr. Liebigs Pflanzenschale für ge- heizte Aquarien. Karte unseres Herrn Karl Seifers aus Potsdam. Ersuchen des Dortmunder Vereines und des Herrn Ernst Winzer von der „Nymphaea“-Leipzig um Zusendung unseres Ausstellungs-Plakates und Kataloges. Beiden Wünschen soll gerne entsprochen werden. „Wochenschrift“ No. 46 und „Blätter“ No. 45. Einige Aufsätze werden verlesen. Desgleichen verliest der Vor- sitzende verschiedene Punkte aus dem Berichte des Ver- eins „Wasserstern“-Augsburg vom 15. September und knüpft einige Ausführungen daran. Vorgelegt wird durch Herrn Dr. Steinheil das illustrierte Werk: „Geschichte der Schlangen und Drachen von Ulysses Aldrovandi vom Jahre 1640“. Herr Knan macht einige Mitteilungen über das Verhalten seines Dyticus latissimus-Pärchen, gegen- einander, dann bei der Nacht und hinsichtlich der Nahrungs- aufnahme. Der Vorsitzende ersucht wiederholt, alles ge- nau zu notieren, um gelegentlich die Veröffentlichung betätigen zu können. Herr Hauptlehrer Großmann kommt ım Hinblicke auf die Ausführungen des Vereins „Wasserstern“-Augsburg noch einmal auf die mutmaß- lichen Gründe der anormalen Flossenbildung bei seinen Fischen zurück. Wochenversammlung, Donnerstag, den 22. November 1906. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung. Jm Einlauf: Anfrage des Herrn Amts- richter Rußwurm in Vilshofen wegen der Aufnahme- Bedingungen. An Zeitschriften: „Natur und Haus“ No. 4, „Wochenschrift“ No. 47 und „Blätter“ No. 46. Bekannt- gabe der Aufsätze im Auszuge. Unser Herr Dr. Bruner berichtet in den „Blättern“ eingehend über Ischnognathus dekayi. Die Kugelabstimmung über Herrn Karl Benedikt, Kaufmann, Gewürzmühlenstraße, ergibt dessen Wieder- aufnahme. Für die Bibliothek wurden beschafft: „Die Süßwasserfische von Mitteleuropa von Ü, Th. E. v. Siebold“ und „Die Süßwasserfische der österreichischen Monarchie“ von Jakob Heckel und Dr. R. Kner. Preis 22,50 M. Zur Anschaffung empfohlen wurde durch Herrn Kaiser das Werk: „Ostasienfahrt“ von Dr. Doflein. Herr Haimerl teilt mit, das sein Seepferdchen, das er über sieben Monate in Pflege gehabt hat, einer Klippenrose zum Opfer fiel. Der Vorsitzende gibt bekannt, daß Herr Lorenz Müller in der nächsten Wochenversammlung einen Vortrag: „Herpetologische Streifzüge auf Mykonos“ halten werde, Wochenversammlung, Donnerstag, den 29. November 1906. Protokollverlesung und Genehmigung. Im Einlauf: Zwei Zeitungsausschnitte aus den „Neuesten Nachrichten“, in welchen über ein großes Fischsterben in der Salzach, verursacht durch Fabrikabwässer, berichtet wird, vorgelegt durch Herrn Rembold. Hierzu fügt Herr Reverdy eine Mitteilung über Fischsterben an, welches in einen Fluß ein- geleitetes heißes Wasser zur Ursache hatte. Herr Buschkiel übersandte die Satzungen des in Freiburg neugegründeten „Vereins für volkstümliche Naturkunde“. Monatsblatt des Vereins „Wasserstern“ in Augsburg, aus dem Ande- rungen in der Vorstandschaft ersichtlich sind. Nun- mehriger I. Vorsitzender Herr K. Riedel. An Zeit- schriften lagen auf: „Blätter“ No. 47 und „Wochenschrift“ No. 48. Letztere Zeitschrift enthält u. a. den Beginn eines interessanten und instruktiven Artikels von Joh. Thumm über die Haltung von Aquarienfischen. Herr Lankes teilt mit, daß seine Lachesis infolge eines Heiz- unfalles (Ausbrennen der Spirituslampe) zu Grunde ging. Herr Schwab stiftet für die Sammlung das Präparat einer 100 mächtigen Rutte (Lota lota L.), welche an einem großen Teichfrosch, den sie nur zum Teil zu verschlingen ver- mochte, erstickt ist. Herr Dr. Klar demonstriert in Spiritus durch ihn in Brasilien und Indien gesammelte Echsen und Schlangen, nämlich eine Amphisbaena-Art, Erythrolamprus aesculapii und Python reticulatus. Hier- auf erteilte der Vorsitzende Herrn L. Müller-Mainz das Wort zu einem Vortrag: „Herpetologische Streifzüge auf Mykonos.“ In anziehender Weise machte uns Herr Müller mit Land und Leuten dieser griechischen Insel im all- gemeinen und dem Reptilienleben dort im besonderen vertraut. Ausführlich gedenkt der Vortragende seiner Jagd- und Sammlungsausflüge, und namentlich sind es seine Beobachtungen über den fast jähen und intensiven Farbenwechsel der Agama stellio, die weitergehendes Inter- esse beanspruchen. Reicher Beifall lohnte den nahezu 3/, stündigen mit vielem Humor gewürzten Ausführungen. K. Lankes, I. Vors. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg. (E. V.) Vereinslokal: „Walhalla“, Hefnersplatz 7/I. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Dienstag des Monats. Briefadresse: Fritz Fischer, Nürnberg, Martin Richterstr. 12. Ordentliche Mitgliederversammlung vom 22. Januar 1907. Die zahlreich erschienenen Mitglieder werden seitens des I. Vorsitzenden freundlichst begrüßt. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. An- gemeldet als ordentliches Mitglied Herr Kaufmann Franz PilstI-Nürnberg. Aufgenommen wurde als ordentliches Mitglied Herr Otto Landsiedel; ferner als außerordentliche Mitglieder die Herren Uhemigraph Paul Toussaint und Mechaniker W. Auer-Nürnberg. Im Einlauf befinden sich ein Schreiben des Vereins für volkstümliche Naturkunde zu Freiburg i. B., betreffs Anerkennung für gegenseitige Mitgliedschaft; Verein „Wasserstern*-Augsburg dankt für übersandtes Kreuzotternbild, sowie Probesendung Metall- wolle; Gesellschaft „Isis“-München teilt die Wiederwahl der Vorstandschaft mit, was wir freudigst begrüßen. — Unter dem Hinweis, daß die heutige ordentliche Mitglieder- versammlung satzungsgemäß einberufen wurde, erstattet der I. Vorsitzende den Jahresbericht für 1906, dem 9. Vereinsjahr. Aus demselben ist zu entnehmen, dab die Mitgliederzahl im vergangenen Jahre um 30 ordent- liche und 21 außerordentliche gestiegen ist, so daß dem Verein 99 ordentliche und 5l außerordentliche Mitglieder bis zum Schlusse des Jahres angehörten. Ausgetreten sind 11 Personen, die Gesamtzahl der ins neue Jahr über- tretenden Mitglieder beträgt somit 140 Personen. Mit 6 Vereinen stehen wir in gegenseitiger Mitgliedschaft, 2 Vereine gehören dem „Heros“ als ordentliche Mit- glieder an. Die Sammlungen haben sich um ein be- deutendes vermehrt; so umfaßt die Bücherei nunmehr 180 Werke, die Präparatensammlung 107 Gegenstände, das Herbarium 49 Blätter, die Libellensammlung 24 einzelne Exemplare und 17 Pärchen, darunter 8 Pärchen mit Eier- ballen; die Wasserkäfer- und Insekten-Sammlung beziffert sich auf 285 einzelne Stücke. Die Vereinstätigkeit er- streckte sich auf 24 ordentliche Sitzungen, 2 Mitelieder- versammlungen und 12 Verwaltungssitzungen. Vorträge fanden insgesamt 11 statt, ferner 12 Gratisverlosungen und die reichen Spenden von Pflanzen, Tieren und Hilfs- gegenständen waren stets mit Veranlassung, daß immer reges Leben in den Sitzungen herrschte. — Den vom Herrn Kassierer Schlenk erstatteten Kassenbericht ist zu entnehmen, daß der Verein im abgelaufenen Vereinsjahre bei 1450.88 Mk. Einnahmen und 1262.87 Mk. Ausgaben einen UÜberschuß von 188.01 Mk. erzielte. Das Bar- vermögen des Vereins beziffert sich im ganzen auf 292.01 Mk. — Herr Stibor zollt dem I. Vorsitzenden, wie auch der Gesamt-Verwaltung für die aufopfernde Tätigkeit Dank und Anerkennung. — Zur Besprechung der Anträge bringt Herr Fischer den Antrag ein, den Vereinstitel abzuändern, und zwar in: „Heros“, Gesell- schaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg (E. V.). Nach eingehender Begründung seitens des Antragstellers gelangt derselbe zur einstimmigen An- Vereins-Nachrichten. nahme. — Ein Antrag der Verwaltung, den bisherigen II. Vorsitzenden Herrn Kaufmann K. G. Seitz, welcher sich hohe Verdienste um die Entwicklung und Kräftigung der Gesellschaft erworben hat, zum Ehrenmitgliede zu ernennen, fand begeisterte, einstimmige Annahme. Gleich- falls wurde auch der dritte Antrag, nach welchem in jeder Sitzung ein Präsenslistenbuch aufzulegen ist, in welches sich jeder Anwesende eigenhändig einzuzeichnen hat, an- genommen. — Die hierauf folgende Wahl der Gesamt- verwaltung hatte folgendes Ergebnis: I. Vorsitzender Herr Fritz Fischer, Il. Vorsitzender Herr Lehrer A. Gruber, I. Schriftführer Herr A. Haubold, II. Schriftführer Herr J. Hailmann, I. Kassierer Herr F. Schlenk, 11. Kassierer Herr J. Schedel, Büchereiverwalter Herr Hans Etterer, Sammlungsverwalter Herr K. Kalb, Materialienverwalter Herr W. Dürmeyer, Beisitzer die Herren G. Fischer und Ad. Benedikt. — Beschlossen wird, die für 1907 geplante Ausstellung auf nächstes Jahr zu verschieben, da die Saalfrage bis jetzt noch kein günstiges Resultat hervor- brachte. — Geschenkt wurde durch einen nicht genannt sein wollenden Herrn 1 neues Adreßbuch der Stadt Nürnberg. — Zur Ansicht aufgestellt und in Betrieb gesetzt wurde ein Durchlüftungskessel von Hirzel-Stutt- gart. Nach weiterer Erprobung desselben durch Herrn Schlenk wird derselbe in einer der nächsten Sitzungen darüber berichten. Die Verwaltung. „Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Hamburg. Vereinslokal: Gr. Allee 45, St. Georger Vereinshaus. Sitzung jeden 2. u. 4. Donnerstag im Monat. Briefadresse Hamburg 23, Ottostraße 30. Sitzung vom 14. Februar 1907. Nach Erledigung einiger interner Vereinsangelegen- heiten ergriff Herr Olaaßben das Wort zu seinem 'T’hema: „Unsere Liebhaberei früher und jetzt“. Der Vortragende bemerkte einleitend, der Verein möge seiner Tradition getreu bleiben. Es käme nicht darauf an, sich mit großer Hast auf alles neue zu stürzen; Forschungen in der ein- heimischen Tierwelt anzustellen, sei eine verdienstvolle Aufgabe für den „Humboldt“. Leider hätten die Importen das Interesse für die heimische Fauna verdrängt. Auf den alten Ausstellungen dominierte das Gesellschafts- und Schauaquarium, in der Neuzeit das größere oder kleinere Zuchtbecken für die Importen. Wir dürfen. uns auch nicht wundern, daß in der Fachliteratur dementsprechend die Artikel über Importfische überwiegen. Das sei ein naturwidriger Zustand. Wir sollen nicht erst auf Um- wegen die einheimische Natur kennen und lieben lernen. Das Studium der einheimischen Fauna sei erforderlich. Herr Brüning wünscht, daß unsere Fachzeitschriften mehr Artikel über die einheimische Tierwelt bringen müssen, da doch auch fortwährend neue Anhänger unserer Lieb- haberei zugeführt werden und diesen durchaus nicht immer eine genügend reichhaltige Bibliothek zur Ver- fügung stehe. Sodann teilt Herr Schulze seine Beob- achtungen mit, die er über Alt- und Neuwasser gemacht hat. Seiner Meinung nach sei die halbschichtige Er- neuerung des Wassers alle paar Wochen seinen Fischen von Vorteil gewesen; sie hätten sich durch Farbenpracht und Freßlust ausgezeichnet. Zu diesen Ausführungen wurde bemerkt, dab sich Jungfische im ersten Jahre im Neuwasser besser entwickelten, aber im zweiten Jahre in der Entwicklung hinter ihren Altersgenossen im Altwasser zurückblieben (Treibhauspflanzen). Herr Brüning ist der Meinung, daß nur exakte Beobachtungen der Liebhaberei und der Wissenschaft dienlich sein können; es müßte bei allen Versuchen ein Tagebuch geführt werden. Obige Versuche über Wirkungen des Alt- und Neuwassers müßten unter gleichen Bedingungen angestellt werden: Fische gleichen Alters, von gleichen Eltern, in gleich großen Aquarien, bei gleichem Stande, mit gleicher Be- pflanzung, mit gleichem Futter, mit gleicher Temperatur usw. Bleistift und Feder müssen jederzeit zur Hand sein. Selbstverständlich müssen sich diese Versuche über einen längeren Zeitraum erstrecken. H. Christopher, Hamburg 23, Papenstr. 100. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Magdeburg, Am Weinhof 8/9; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Oreutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Be Eu ne REDNER INC JA N v ) | \ N \ ! G AUNZEAISSN Brendiamour 5. 8Co Illustrierte Wochen-Schrift für die Interessen der Aquarien- und Terrarienkunde. Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. Von Bernh. Wichand u. Walter Köhler. Ill. Die Familie der Characinidae (Salmler). Von W. Köhler. (Schluß.) 's bleiben uns nun noch zwei Arten, deren Beschreibungen einem der zahlreichen Freunde sichere Bestimmung mir mangels eini- und Gönner unserer Zeitschrift, die als Fach- ger unbedingt erforderlicher Literatur bisher wissenschaftler an Universitäten oder Museen noch nicht möglich war. Ich will beide Arten über die einschlägige Literatur verfügen, möglich. (Natürl. Größe.) die „Blätter“ von Frau Lina Köhler. (Import: Carl Siggelkow, Hamburg.) (Siehe „Kleine Mitteilungen“.) Originalaufnahme nach dem Leben für Pärchen Mollienisia latipinna Lesueur. vorläufig wenigstens abbilden und als Tetra- die Arten festzustellen, bevor ich selbst dazu gonopterus spec.? (2), Flitzsalmler und komme. T. spec.? (II), Zwergsalmler beschreiben, als Tetragonopterus species 1. (Flitzsalmler.) ob es wirklich neue, d. h. noch unbeschriebene D. 10-11, A. 24, T. 1. 332—35, T. tr. 10, Fische wären. Vielleicht ist es nach diesen Auge im Kopf 3—-3!/,, Kopf in Länge (ohne C.) 4, 102 Höhe in Länge (ohne C.) 3°/,. P. erreicht die V. nicht oder kaum, V. erreicht die A.; D. hinter V. Körper seitlich sehr zusammengedrückt, mit kantigem KRückenfirst. Seitenlinie vollstän- dig, in starkem Bogen nach Bauchlinie zu ver- laufend. Unterkiefer mit zahlreichen spitzen Zähn- chen besetzt, Ober- und Zwischenkiefer zahnlos. Farben: Oberseits grün- lich, unterseits silber- glänzend, Schuppen punktförmig pigmentiert. Kein Humeralfleck. Caudalfleck vorhanden und gut ausgeprägt. Rückenflosse mit inten- sivem schwarzen Fleck gegen das Ende der vor- deren 5—6 Strahlen hin, die ersten 5—6 Anal- strahlen gleichfalls schwärzlich, am inten- sivsten nach der Basis zu, desgleichen die Caudal- strahlen mit Ausnahme der mittleren; doch ist die Zeichnung der A. und Ü. lange nicht so ausgeprägt und intensiv als die der D. Eine feine punktierte schwarze Linie die Basis der A. entlang. Die ersten Strahlen der A. verlängert und lappen- förmig über die anderen wegragend, besonders beim S. Intensiv himmelblauer, metallglänzender Seitenstreif, in Alkohol schwarz werdend. Argentinien. Import Köppe & Siggelkow, Ham- burg, 1906. Tetragonopterus species 11. (Zwergsalmler.) D:11, Ar22%.% 35, E 7. IE Ause im Kopf 31/,—3°/,, Kopf in Länge (ohne Ü.) 4, Höhe in Länge (ohne C.) 3'/,. P. erreicht die Ventrale, V. erreicht die A. nicht; D. deutlich hinter V. Körper mäßig seitlich zusammen- gedrückt, Rückenfirst nicht kantig. Seitenlinie unvollständig, sich nur über die ersten 6—7 Schuppenquerreihen erstreckend. Bezahnung nicht untersucht, da kein totes Exemplar vor- Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. handen. Farben: Oberseits olivgrün bis bräun- lich, über die Seiten nach unten in leuchtendes Grünlichblau von metallischem Glanze aufhellend. Leuchtend grünblauer Seitenstreif. Weder Humeral- noch Caudalfleck. Untere ?°/, der Ü. scharlachrot, an der Basis am intensivsten, nach den Strahlenenden hin verblassend, ebenso die Tetragonopterus spec. I. (Flitzsalmler.) Bernhard Wichand und W, Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. ganze A., an der Basis und im vorderen Teil am intensivsten. Die Farbe geht an der Basis auf den Körper über. V. ebenso, aber weniger intensiv scharlach, na- mentlich nach der Basis zu. P. und D. farblos. Fettflosse beim Männ- chen scharlachlasur, beim Weibchen farblos. Die vordersten Strah- len der A. reichlich doppelt so lang als die letzten, daher scharf konkave Ausbuchtung dieser Flosse nach hin- ten zu, besonders beim CS. Farben in Alkohol nicht bekannt. Argen- tinien. Import Köppe & Siggelkow, Hamburg, 1906. Von diesen beiden Fischen ist der zweite — möglicherweise 7. ery- thropterus Holmberg '°) — entschieden die schönste Art nächst 7. ulreyi, vor welch letzterem Fische sie zudem den Vor- zug hat, billig zu sein — oder gewesen zu sein; denn ich weiß nicht, ob die Firma Siggelkow oder andere Zierfischhandlungen noch Exemplare da- von abzugeben haben. Namentlich die Damen, die bei mir die Fische sahen, waren von der Farbenpracht der Tierchen entzückt, und hier habe ich den seltenen Fall erlebt, daß eine Dame, die die Aquarien ihres Mannes zum Teufel wünscht, ihren Gatten selbst darum bat, er möge ihr ein Pärchen solcher Fische kaufen. Der Zwergsalmler wird nicht viel größer als Danio rerıo, etwa 5 cmim Maximum. Die Geschlechter sind sehr schwer zu unterscheiden; in der Er- regung ist bei beiden Geschlechtern, abweichend von anderen Arten, die Farbenintensität gleichgroß oder doch beinahe gleichgroß. Am sichersten er- folgt die Unterscheidung, wie in der Beschreibung angegeben, an der kleinen Fettflosse. Seine volle Farbenpracht entfaltet der Fisch erst im gut- bepflanzten Behälter mit kristallklarem Wasser — Altwasser — bei nicht zu hoher Temperatur. Bei etwa 16° C. gewähren die Ventralen, Anale und Caudale der Fische den Anblick großer Blutstropfen, wenn die Tierchen in lustigem 16) Revista argentinica l, 1891. Die Abhandlung (Natürl. Größe.) _ war mir leider nicht zugänglich. Bernhard Wichand und W. Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. Spiel behend durch den kleinen (ca. 10 Liter fassenden) Behälter schießen. Hoffentlich ge- lingt die .Zucht des Fischchens recht vielen Züchtern und Liebhabern, damit die Art unseren Aquarien erhalten bleibt. Die erste Art, 7. spee.? (I), ist bei weitem die lebhafteste Tetragomopterus-Art, die ich kennen gelernt habe, von einer Quecksilbrigkeit, die selbst die der nimmer ausruhenden Danio rerio übertrifft. Ich habe daher den Namen Flitzsalmler, vielleicht auch kurz Flitzer, in Vorschlag gebracht. Der schlicht wie ein Ucklei oder Moderlieschen gefärbte, letzterem Fische, von der Seite gesehen, auch in den Um- rissen ähnelnde Flitzsalmler wirkt besonders durch die zum hellen Schuppenkleid scharf kon- trastierende schwarze Zeichnung der unpaaren Flossen, unter denen die Rückenflosse ganz be- sonders durch intensive schwarze Zeichnung hervortritt. Von oben gesehen hat der Fisch das scharfkantige Profil einer jungen Bleie. Es erreicht höchstens die Größe unserer Moder- lieschen, also etwa 6, höchstens 8 cm. Die Ge- schlechter sind auch bei dieser Art sehr schwer zu unterscheiden, sicher nur in der Erregung durch die geringere Intensität der Flossenzeich- nung beim Weibchen. Wenn sich die Fischchen nicht recht wohl fühlen, ist eine Unterscheidung 103 ist diese Art fast durchsichtige. Man sieht die ziemlich große Schwimmblase deutlich in der hinteren Hälfte der Leibeshöhle liegen und kann das Rückgrat in seinem ganzen Verlaufe ver- folgen. Soviel ich gehört habe, ist dieser Fisch bereits von P. Schäme in Dresden gezüchtet worden, so daß begründete Aussicht vorhanden ist, ihn für unsere Aquarien dauernd zu erhalten. Fassen wir nun noch einmal kurz zusammen, was uns speziell von der Familie der Characi- niden Südamerika bisher geliefert hat, so ergibt sich zunächst eine ganze Anzahl kleiner und kleinster Bische: (7% ulneya, 7. spec DIT. spec. L, T.rubropictus), die, sei es im Gesell- schaftsaquarium vereint, sei es getrennt zwecks Züchtung gehalten, selbst dem verwöhntesten Aquarienliebhaber Freude bereiten werden durch ihre Farbenpracht und ihre Anspruchslosigkeit. Dazu der allbekannte T. rutilus, der bereits wiederholt von Liebhabern nachgezüchtet worden ist und durch seine Beweglichkeit und sein prächtig metallisch schimmerndes Schuppenkleid sich wohl immer Freunde erhalten wird; schließlich der groteske Drachenflosser ( Pseudo- corynopoma doriae) und der interessante Spritzsalmler (Pyrrhulina filamentosa): mehr kann man doch wohl innerhalb eines Jahres nicht gut erwarten. Und wenn auch der Ge- nicht da- schlechter ran zu selbst für denken ist, den geübten daß die Beobachter Oharaci- kaum mög- niden den lich. Denn oder jenen die gering- echten fügigen Tropen- Unterschie- fisch, der, de in der was Tem- Höhe der peratur kücken- und Pflege flosse und anbelangt. Form der weit an- Afterflosse spruchs- gestatten voller ist, eben nur aus der den Unter- Gunst des schied Aquarien- durch Ver- liebhabers el relnumier Originalaufnahme nach dem Tetragonopterus spec. II. (Zwergsalmler.) an vielen Fi- Leben für die „Blätter“. Rechts Männchen, links Weibehen. (Natürl. Größe) gen wer- schen, nicht den, so die sichere Ermittelung des Geschlechtes am einzelnen Tier. Gegen das Licht betrachtet, sind sie uns doch eine willkommene Abwechs- lung zu den überall verbreiteten Labyrinth- 104 fischen, Zahnkarpfen und Chromiden und ein Gegenstück zu den so rasch eingebürgerten farbenprächtigen tropischen Barbenarten. Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. Von Dr. Paul Kammerer- Wien. (Mit einer Originalzeichnung von Carola N... .) 2% [.): bemerkenswerten Ausführungen des UNI, Herrn Bernh. Wiehand in Leipzig) veranlassen mich, an dieser Stelle im Auszuge wiederzugeben, was ich vor kurzem an anderer Stelle?) über die Fortpflanzung der Geburts- helfer- oder Fesslerkröte (Alytes obstetricans Laurenti) berichtete. Der normale Fortpflanzungsakt dieses Froschlurches, welcher durch seine Brutpflege so merkwürdig ist, vollzieht sich bekanntlich, kurz gesagt, wie folgt: Alytes obstetricans (und die im Innern der Iberischen Halbinsel vor- kommende Alytes Cisternasie Boscd) verbleibt zur Fortpflanzungszeit auf dem Lande Das Männchen umarmt sein Weibchen um die Lenden und preßt ihm die Laichmasse, die nach Heron- Royer aus 22—86 auffallend großen Eiern be- steht, heraus, wobei es mit den Hinterbeinen nachhilft, indem sie in die Laichmasse eintauchen und diese durch abwechselndes Anziehen und Ausstrecken aus der weiblichen Cloake hervor- ziehen. Der Laich bleibt vermöge seiner kleb- rigen Hülle rund um die Schenkel des Männchens haften und wird vom letzteren so lange herum- geschleppt, bis die Embryonen zum Ausschlüpfen bereit sind und alsbald von ihrem Vater in ein stehendes Wasser entleert werden. Hier machen sie gleich andern Froschquappen, nur innerhalb beträchtlich längerer Zeit, den Rest ihrer Ent- wicklung durch. — Nicht so sehr durch den während der Kopulation seitens des Männchens mit Hilfe seiner Hinterbeine geleisteten Akt der Geburtshilfe, als vielmehr durch die Fürsorge, !) „Die Geburtshelferkröte, ihre Pflege und Zucht im Terrarium.“ „Blätter für Aquarien- und Terrarien- kunde“ XVII (1906), S. 420—421 (mit Photogr. eines eiertragenden Männchens) und S. 430-431. °) „Experimentelle Veränderung der Fortpflanzungs- tätigkeit bei Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) und Laubfrosch (Hyla arborea).“ — „Archiv für Entwieklungs- mechanik der Organismen“ XXI. Band, Heft 1, 2, S. 48-140, Tafel V. Dr. Paul Kammerer: Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. welche es hierauf den von ihm besamten Eiern angedeihen läßt, nimmt die Feßler- oder eier- tragende Kröte eine Sonderstellung ein, welche sie einerseits vor sämtlichen übrigen, Europa bewohnenden Froschlurchen auszeichnet, ander- seits gewissen exotischen, brutpflegenden Frosch- lurchen nähert, obschon genau die gleiche Art der Brutpflege noch bei keiner zweiten Anuren- gattung bekannt geworden ist. Hand in Hand mit Ausübung der Brutpflege geht das Un- abhängigwerden vom Wasser, welches sich im Falle von Alytes über die Phasen der Paarung, Begattung, Eiablage und Embryonalentwicklung erstreckt, also bereits bis zu jenem Augenblicke durchgeführt erscheint, in welchem die Larven daß Ei verlassen und ihre Postembryonal- entwicklung beginnen. Diese Fortpflanzungsnorm läßt sich nun im (efangenleben durch künstliche Mittel ein- facher Art leicht beeinflussen, und es läßt sich auf solche Weise erkunden, wie die Brutpflege bei genanntem Amphibium überhaupt zustande gekommen sein mag. 1. Versuch: Zeitigung der Alytes-Eier mit Brutpflege des Vaters, auf trockenem Lande. Die in vorliegender Arbeit geschilderten Zuchtversuche reichen bis 1894 zurück, in welchem Jahre mir ein Sommeraufenthalt zu Weibbad bei Appenzell (Schweiz) zuerst Ge- legenheit gegeben hatte, die Geburtshelferkröte im Freileben kennen zu lernen und durch eigen- händiges Sammeln das Material für meine Unter- suchungen zu gewinnen. Seit dieser Zeit ist der merkwürdige Froschlurch mit ganz geringen Unterbrechungen stets unter meinen verschieden- artigen Pfleglingen vertreten gewesen. Die zur normalen Zeitigung der Eier not- wendigen Männchen, welche ihre Eierballen um die Oberschenkel der Hinterbeine gewickelt tragen, verschafite ich mir auf zweierlei Art, erstens durch den Fang solcher, gerade die Brutpflege ausübender Männchen während der Paarungszeit, zweitens dadurch, daß meine Geburtshelferkröten in Gefangenschaft zur Fortpflanzung schritten, wobei die Männchen sich in naturgemäßer Weise mit Laich beluden. Die Jagd auf eiertragende Männchen Kann, da Alytes ein echtes Nachttier ist, bei Tage lediglich durch Aufstöbern derselben aus ihren Versteckplätzen geschehen. Diese Verstecke befinden sich in der Gegend von Appenzell und St. Gallen (meinen hauptsächlichen Sammel- revieren während der Sommer 1894 und 1903) teils zwischen den Steinen alter Mauern, welche Dr. Paul Kammerer: Zuehtversuche mit Geburtshelferkröten., längs der Chausseen hinlaufen, den. Straßen- böschungen als Stütze dienen und sich folglich auf der einen Seite an das Erdreich anlehnen,. — teils bestehen die Schlupfwinkel aus tiefen, in die Erde gegrabenen Gängen, die zur Fort- pflanzungszeit häufig gegabelt sind, in welchem Falle das Männchen nach vollzogener Paarung stets in dem einen, das Weibchen in dem andern Zweiggang des Baues sitzt. Bei Nacht jedoch streifen die Geburtshelferkröten umher, gehen ihrer Nahrung nach und suchen behufs An- feuchtung ihrer Haut das Wasser auf; hiervon machen in der Regel auch die mit Eiern belasteten Männchen keine Ausnahme; sie sind dann bei Mondschein oder mit Hilfe einer Laterne trotz ihrer hurtigen Sprünge ziemlich leicht zu erhaschen. Es ist nicht schwer, die Feßlerkröte im Gefangenleben zur Fortpflanzung zu bewegen. Ich hielt die Tiere, um sie zu züchten, zuletzt immer in großen Kastenterrarien, wie ich sie in meiner Salamanderarbeit?) beschrieben habe. Doch muß ich einer Vervollkommnung kurz Erwähnung tun, welche seither in betrefi der Bodenentwässerung (Drainage) Platz gegriffen hat. Die Bodenfläche lasse ich nämlich nicht mehr, wie früher, in Form eines flachen Trichters herstellen, wobei das Ablaufrohr sich in der Mitte des Terrariums als tiefster Stelle, befindet; der Behälter kann nämlich in diesem Falle nur auf eine bis zu den Rändern, wo die Peripherie des Terrariums ruht, ausgesägte Tischplatte gestellt werden, durch welche Ein- richtung viel Standfestigkeit verloren geht. Jetzt besitzt der Boden derartiger Zuchtbehälter die Form einer schiefen Ebene, d. h. er senkt sich von der Hinter- zur Vorderwand in einem Winkel von 20 Graden, und um das Terrarium gerade aufstellen zu können, steht es nun selbstredend rückwärts auf höheren, vorn auf ganz niedrigen Füßen. Unter dem Terrarium- boden entsteht auf diese Weise ein von der Vorder- zur Hinterwand schräg im Winkel von 70 Grad an Höhe zunehmender Raum, welcher bei Haltung von sehr wärmebedürftigen Tieren das Einschieben eines Mikrogasbrenners oder einer elektrischen Glühbirne gestattet, eine ein- fache Heizvorrrichtung, welche indessen zu den Zwecken der vorliegenden Arbeit nicht in Betracht kommt. Das Ablaufrohr befindet sich 3) „Beitrag zur Erkenntnis der Verwandtschafts- verhältnisse von Salamandra atra und maculosa.“ — „Arehiv für Entwieklungsmechanik“, XVII (1904), Heft 2, 3. 8. 165 —264, Tafel XII. 105 bei dem verbesserten der rechten vorderen Ecke. Die innere Ausstattung dieser Terrarien, die Bodenfüllung, Bepflanzung usw. ist ganz dieselbe, wie in meiner Salamanderarbeit unter Abschnitt „Technik“ ausführlich angegeben. Zwar will ich nicht behaupten, dab die Kröten ausschließlich in solchen, alle erdenklichen Be- quemlichkeiten bietenden Terrarien gezüchtet werden können. Im Gegensatze zu den viel empfindlicheren Salamandern kann man ge- legentlich auch in weit einfacheren Gefängnissen, wie ich sie in meiner Salamanderarbeit bloß zur Aufbewahrung von Material, das für anatomische Zwecke bestimmt ist, oder für den Transport empfehlen durfte, Erfolge verzeichnen. Indessen bieten in dieser Beziehung doch nur jene Behälter Sicherheit, die eigens zu dem Zuchtzwecke und mit größter Sorgfalt und Kenntnis der natürlichen Bedingungen ein- gerichtet und gepflegt sind. Recht einfach gestaltet sich die Fütterung der Kröten. Wichtig ist es nur, dab für etwas Abwechselung gesorgt wird. Kleine Regen- würmer, kleine Nacktschnecken, sowie ver- schiedene fliegende und kriechende Insekten, als Stubenfliegen, Küchenschaben, Weichkäfer, von denen ab und zu eine Anzahl im Terrarium freigelassen wird, endlich Mehlkäferlarven, die in kleinen, flachen Porzellanschüsselchen (sog: Zuckertassen) im Terrarium aufgestellt werden, genügen ihren bescheidenen Bedürfnissen. Die Methode, welche darin besteht, dab man die Männchen erst in Gefangenschaft sich mit Eiern beladen läßt, weist gegenüber derjenigen, eiertragende Männchen im Freien aufzusuchen, zwei recht schätzenswerte Vorzüge auf: 1. Frisch- gefangene Männchen streifen nämlich häufig, wie auch Vogt, Hartmann und Wichand an- geben, während des Fanges oder Transportes ihre Bürde ab und beachten sie dann nicht weiter. Nur durch Anwendung äußerster Be- hutsamkeit läßt sich jenes vorzeitige Abstreifen vermeiden. Leydig beobachtete allerdings ein eiertragendes Männchen der Geburtshelferkröte, welches sich um seine Brut sehr besorgt zeigte, ängstliche Abwehrbewegungen machte und Klage- laute ausstieß, als man ihm die Anheftungs- fäden seiner Bürde vorsichtig durchschneiden wollte. Ich glaube aber, Leydigs Schilderung dennoch zu entnehmen, daß die Angst des be- treffenden Tieres nicht seiner Nachkommenschaft, sondern der eignen Gefahr galt; speziell gegen Kitzelempfindungen, wie sie wahrscheinlich durch System in 106 das behutsame Berühren mit dem Schneide- instrument ausgelöst wurden, sind die Frosch- lurche sehr empfindlich und reagieren heftig darauf, selbst wenn sie sich sonst von noch so ruhigem Naturell zeigen. Seit ein paar Jahren an die Gefangenschaft gewöhnte und hier zur Fortpflanzung schreitende Männchen sind nun weit weniger empfindlich gegen Störungen, als frischgefangene; vielmehr werden jene so zahm, daß sie ruhig auf der Hand sitzen bleiben, während man die Eier mit der Lupe untersucht, einzelne mittels einer spitzen Schere herauslöst usw., ohne sich zum Abstrampeln der Bürde veranlaßt zu sehen. 2. Der andere Vorteil des Züchtens in Gefangenschaft besteht darin, dab man die Eier vom Moment des Ablegens begonnen den Dr. F. Steinheil: Ein einfaches Terrarium. — Dr. Paul Kammerer: Biologische Rundschau. Als Bodengefäß dient eine emaillierte Photo- graphenschale mit abgerundeten Ecken und stumpfwinklig gestellten Seitenwänden, wie sie in verschiedenen Größen käuflich zu haben sind. Um diese Schale läuft, ihr eng anliegend, ein Mantel von verzinnter engmaschiger Drahtgaze, der durch Vernähen der Schmalseiten eines rechteckigen Drahtgewebestreifens mit feinem Draht geschlossen wird (man achte darauf, daß an der Nahtstelle keine freien Drahtenden nach innen vorstehen!). In diesen Mantel wird ein ca. 4 bis 5 mm starker verzinkter, an der Außenseite flachgefeilter und mit dem Löt- kolben verzinnter Eisendraht a, der sorgfältig nach dem oberen Rand der Schale gebogen und an den Enden zusammengelötet oder genietet wurde, eingelötet gewünschten Ein- und zwar so weit flüssen auszuset- zen vermag, WO- vom unteren Rande des Man- gegen man bei tels entfernt, dab gefangenen Männchen selbst- redend auch vor- dieser das als Unterlage des (sanzen dienende geschrittenere Stadien mit in Kaufnehmenmub. Mit Rücksicht aufLatastesund eigene Beobachtungen an freilebenden wie an ge- fangenen (reburtshelferkröten, welche ungeachtet ihres Brutgeschäftes nicht nur frei umherstreifen, sondern auch regelmäßig das Wasser aufsuchen, stellte ich mir bei Anordnung meines ersten Versuches zunächst die Frage, ob jene häufigen Bäder, die das Männchen gleichzeitig sich selbst und den Eiern zu teil werden läßt, für die Entwicklung der Embryonen notwendig oder doch von Bedeutung sind. &> Ein einfaches Terrarium. Von Dr. F. Steinheil-München. (Mit 1 Originalzeichnung vom Verfasser.) Originalzeichnung vom Ver- fasser für die „Blätter“. (Fortsetzung folgt.) or mehreren Jahren habe ich mir für die © Aufzucht von jungen Feuersalamandern nach ihrer Umwandlung in Landtiere den Typus eines Terrariums hergestellt, welches zwei nach meiner Ansicht für den genannten Zweck wich- tigste Bedingungen zu erfüllen hatte: es sollte erstens die Luft ungehindert Zutritt haben und zweitens der Behälter möglichst leicht zu reinigen sein. Einfaches Terrarium nach Dr. Steinheil. Brett berührt, wenn der Draht- reif dem Schalen- vand fest aufliegt. Jetzt werden die obersten 1—2 cm des Drahtmantels rechtwinklig nach innen umgebogen — an den Ecken natürlich die nötigen Zwickel herausgeschnitten —, dann ein genau nach der Form der Schale aus- geschnittener 4—5 cm breiter Zinkblechkranz, der das Überklettern der Tiere verhindern soll, darauf gelegt und von der Behälterseite her festgelötet. Als Wassergefäß wird ein ent- sprechend großes emailliertes Schälchen in den mit Sand und Moos belegten Bodenteil gestellt. * Biologische Rundschau. Von Dr. ll. Vom Süßwasserpolypen. Paul Kammerer-Wien. Die braunen und die grünen und die grauen Arm- polypen des süßen Wassers sind dem aufmerksamen Aquarienpfleger wohl bekannt. Freud und Leid teilt er gleichsam mit ihnen: Freud, wenn die Polypen sich an den ins Becken gesetzten Krebschen mästen und, bei so guter Nahrung dick und farbensatt geworden, dem staunenden Beobachter all ihre Merkwürdigkeiten bequem vor Augen führen, von ihm dieserhalb gerne geduldet, ja gehegt; Leid, wenn die Polypen sich im Fischzucht- aquarium eingenistet haben und, indem sie auch hier die mühsam beschafften Daphnien und Üyelops umgarnen, Dr. Paul Kammerer der Fischbrut Nahrungskonkurrenz bieten, sich aber außerdem an den Jungfischen selbst vergreifen. Beiden Parteien, Polypenfreunden und Polypenfeinden, wird es vielleicht nicht sein, in folgenden Zeilen zu lesen, was für neue wunderbare Eigenschaften die Naturforscher an dem kleinen unschein- baren Geschöpfe entdeckt haben, denn beide nehmen ja naturgemäß ein lebhaftes Interesse an ihm, welches sich trotz seiner Pflanzenähnlichkeit so eindringlich Geltung zu verschaffen versteht, daß sogar hohe Preise ausgesetzt wurden für ein Verfahren, um es schmerzlos, d. h. ohne dab die übrigen Tiere und die Vegetation des Beckens unwillkommen nach- geschädigt werden, in letzterem zu vernichten. Eugen Schultz!) hat den braunen Armpolypen (Hydra fusca L.), um an ihm Rückbildungen („Re- duktionen“) zu erzielen, hungern lassen. Um die Versuchstiere nicht gegen den Willen des Beobachters mit Nahrung zu versorgen. wurde das Wasser, in dem sie lebten, filtriert und, um die nachträgliche Bildung von Infusorien zu verhindern, täglich erneuert. „Während der ersten Hungertage, ja die ganze erste Woche, läßt sich keine Größenabnahme konstatieren. Im Gegenteil streeken sich die Tiere bedeutend, erreichen oft das Zeehnfache ihrer normalen Länge und bekommen ein sehr charakteristisches Aussehen: der Körper der Hydra zieht sich nämlich zu einem dünnen Faden aus, desgleichen die Tentakel, die in senkrechter Stellung vom Körper weit auseinander gespreizt stehen. Bei Berührung ziehen auch diese Tiere sich zusammen, aber nur äußerst lang- sam und desgleichen beim Schütteln des Aquariums, in welchem sie leben. Die 'Streckung des ganzen Körpers und der Tentakel sehe ich als eine zweckmäßige Keaktion auf den Hunger an, denn durch dieselbe vergrößert Hydra ihre Berührungsfläche mit dem äußeren Medium und damit zu gleicher Zeit die Möglich- Die zum Experiment ruckweise, keit eine Beute zu erhaschen.“ ausersehenen Hydren trugen Knospen, die durch den Hunger zwar nicht, wie Schultz erwartete, (rückgebildet, dem Mutterleib rückeinverleibt wurden und wie es von anderen Beobachtern bei hungernden Hydren zweifellos festgestellt worden ist), welche sich aber im Gegenteile viel früher ablösten, als dies sonst der Fall. Hierin könnte abermals eine zweckmäßige Reaktion erblickt werden, da die leicht fortgeschwemmten, sich überdies selbständig weiterbewegenden Knospen Aussicht haben, in günstigere Nahrungsgebiete zu gelangen. Neue Knospen werden, wenn das Muttertier hungert, bekannt- lich nicht mehr gebildet: „die Knospung ist eben ein Wachstum, das nur bei guter Ernährung von außen möglich ist, zum Unterschiede von der geschlechtlichen Vermehrung, die, wie wir weiter sehen werden, gerade durch Hunger stimuliert wird.* Höchst merkwürdig sind die weiteren äußeren Bilder der fortschreitenden Hunger- rückbildung. Der während der ersten Hungertage herr- schende Streekungszustand hört auf, und es tritt im Gegenteile ein rückläufiges Wachstum ein: lang- wobei die Körperproportionen Dann aber treten sames Kleinerwerden, zunächst völlig eingehalten bleiben. auch hierin Veränderungen ein: die Fangarme werden kurz, diek und ungelenk, ihre Enden schwellen kolben- förmig an; zuletzt sind nur noch kurze Stummel davon zu sehen, die ebenfalls noch in den Rumpf aufgenommen („resorbiert“) werden. Der Polyp besteht also jetzt nur noch aus einem Stamm ohne Fangarme, welcher zuerst keulenförmig aussieht, dann aber birnen- und zuletzt : Biologische Rundschau. 107 Der Mund auch noch, und als Endergebnis haben wir ein niedrig- kugelförmige Gestalt gewinnt. verwächst organisiertes Gebilde vor uns, wie es das Auspanosstadium in der Entwicklung des Polypen bildete, eine sogenannte Planula, d.i. eine von zwei Zellschiehten Außenblatt Innenblatt gekleidete Kugel. Es hat oder Ektoderm und oder Entoderm —- aus- demnach hier infolge des Hungerns (in anderen Versuchen infolge anderer un- günstiger Einflüsse, wie Kälte, Salzmischungen, die un- gefähr dasselbe bewirken) ein Vorgang stattgefunden, wie wenn auf zauberhafte Weise ein erwachsener Mensch allgemach nochmals’ zum Säugling würde, ein der fort- schreitenden Entwicklung oder Evolution entgegengesetzter Prozeß, nämlich eine rückläufige Entwieklung oder Involution. Während, wie aufhört, hervorgerufen. gesagt, die Knospung infolge des Fastens wird eine rege Hodenentwicklung dadurch Steigerung der Ge- schlechtstätigkeit durch Hunger ist im Tierreich nichts seltenes: so fällt die Brunst der meisten Tiere ins Frühjahr, hart nach der Zeit größten Verbrauches an Reservestoffen. Und ebenso besteht zwischen Hunger und Geschlechtsreife, besteht auch ein soleher zwischen Überschuß (Fett) und Ge- schlechtslosigkeit. Mit Hilfe der wicklune hat wie ein Zusammenhang Ent- gewonnen, Meere lebenden beschriebenen rückläufigen unsere Hydra ein Aussehen welches sie einem anderen, aber im kleinen Polypen, den viele Forscher für die Stammform halten, völlig Nur zwischen beiden, indem bei der rückgebildeten Hydra aller Schlauchtiere eleich macht: der Protohydra nämlich. besteht ein Unterschied rege Geschlechtstätigkeit statthat. sich ungeschleehtlich, durch "Teilung. fortpflanzt. Schultz glaubt den Unterschied darin begründet zu sehen, dab wogegen Protohydra seine Hydren eine Hungerreduktion, Protohydra aber wahrscheinlich eine Salzwasserreduktion mitgemacht haben. So schwinden auch bei Süßwasserstrudelwürmern (Planarien) die Geschlechtsorgäne, wenn sie in schwefel- haltigen Bächen leben.. Schultz kommt zu dem Schlusse, daß Protohydra nichts anderes sei, als eine durch un- günstige Lebensbedingungen reduzierte Aydra fusca, und endigt mit dem Ausblick, daß sich mit der Zeit vielleicht noch viele solche Salzwasser- und Aquariumformen auf einen Ursprung von ganz anderen Formen, alten Be- kannten, die nur, wo es ihnen schlecht geht, sich bis zur Unkenntlichkeit verändert haben, werden zurückführen lassen. R. Hertwig?) beschäftigt sich mit Ermittlung der Einflüsse, durch welche man bei den Tieren, und unter anderen bei Hydra, willkürlich männliche oder weibliche Geschlechtsprodukte erzeugen könne — eine der schwie- rigsten und bedeutungsvollsten Fragen der Zoologie. Hertwig nennt die von ihm verwendeten Polypen, wie er sich ausdrückt, „provisorisch“ Hydra fusca L., denn es herrsche in der Speziesbenennung große Unsicherheit, so zwar, daß man beispielsweise Hydren, die als ver- schiedenartig aufgestellt und beschrieben worden sind, durch Einwirkenlassen gleichmäßiger äußerer Faktoren in einander überführen Licht Tiere nahmen in Kältekulturen ein tiefes Kaffeebraun oder ein dem Ziegelrot sich näherndes Rotbraun an und wurden hierdurch der in kalten Hochgebirgsseen lebenden, von Asper als Art aufgestellten Hydra rhaetica gleich. Bei langer Haltung im Zimmer trat zuerst eine Ver- kann. graubraune 108 dunkelung, dann aber wieder eine Aufhellung ins Leder- gelbe ein: somit hat auch die Dauer der Kultur auf die Färbung Einfluß, was Hertwig schon früher an einem Wurzelfüßler, dem Sonnentierchen Actino- sphaerium beobachtet hatte. Außer der Färbung wechselt die Zahl der Fangarme: Hertwie zählte ihrer 5—8, meist aber 6; die Knospen lösen sich oft nur mit 4 Fangarmen Temperatur und Nahrung hatten auf die (Sehluß folgt.) versehen ab. Tentakelzahl keinen Finflub. r Kleine Mitteilungen. Hochflossige Mollienisia latipinna Lesueur. von Lina Köhler.) Der Carl Siggelkow in Hamburg-Eimsbüttel ist ein zweiter (Mit Originalaufnahme Firma Import hochflossiger Mollienisia latipinna Lesueur ge- lungen, von dessen Güte die Orieinalaufnahme eines Pärchens in natürlicher Größe auf der ersten Seite dieser Nummer eine Vorstellung geben mag. Dieser neue Import ist um so mehr zu begrüßen, als die Fische zu einem wirklich billigen Preisı angeboten werden, wohlfeiler, als man degenerierte Nach- zuchtfische mit hoher Rückenflosse bisher erhalten konnte. Wen nach den Fischen gelüstet, dem raten wir, rasch zuzugreifen. Die Nachfrage wird sicher das Angebot übersteigen. Auf die Fische selbst kommen wir in einer Nachtragsarbeit über lebendgebärende Zahnkarpfen, worin noch Gambusia nicaraguensis, Girardinus caucanus, die echte Poecilia mexicana und FPoecilia sprochen werden sollen, zurück. K. amazonica be- Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“ von Frau Lina Köhler. Eine neue Fütterungsmethode für Mollienisia und verwandte Arten. — Im nachstehendem will ich über eine Fütteranesmethode berichten, die ich seit 2 Jahren Rotauge oder Plötze (Leueiscus rutilus), . Kleine Mitteilungen. bei der Pflege und Aufzucht von Mollienisia, Poecilien, Gambusen usw. verwende und bei der ich ganz vor- zügliche Erfolge in Bezug auf gutausgebildete und fort- pflanzungsfähige Tiere erzielt habe. Ich will vorausschieken, daß ich hier in Wiesbaden darauf angewiesen bin, meine Pfleglinge zum größten Teil des Jahres mit künstlichem Futter zu ernähren, da es im weitesten Umkreise von Wiesbaden keinen Platz gibt, an dem Daphnien gefunden werden, und die in besonderen Behältern von mir gehaltenen Daphnien bei weitem nicht ausreichen, die große Anzahl von Fischen richtig zu füttern, und zwar hauptsächlich im Winter. Zur Anwendung nachbeschriebener Methode wurde ich veranlaßt durch meine Beobachtung, daß Mollienisia und Poecilia die Scheiben ihrer Behälter ständig sozusagen benagen, und hauptsächlich Mollienisia von der Natur durch ihre Mund- resp. Lippenbildung dazu bestimmt scheinen. Ich legte mir nun die Frage vor: „In welcher Weise ist es möglich, deinen Pfleglingen die Nahrung in der von der Natnr vorgeschriebenen Art zu reichen“? und gelangte nach einigen mißglückten Versuchen zu folgendem Resultat. Ich ließ mir von meinen Schreiner aus einem leichten kleinporigen Holz — damit dasselbe nicht zu) schnell Wasser saugt und zu Boden sinkt — Stäbchen im Quer- schnitt von 2><8 em schneiden und fertigte daraus kleine Klötzchen von 4—5 cm Länge. Alsdann besorgte ich mir von meinem Metzger ein Stück blutfrische Kalbsmilch ; später verwandte ich auch Kalbshirn, das ebenso gern genommen wird und dabei wesentlich billiger ist. Der Nährwert von beiden wird ziemlich gleich sein. Dieselbe wurde gutgesäubert und von aller Haut befreit, alsdann fein gewiegt, und dann noch durch eine Presse gedrückt, wie man sie bei der Auf- zucht von Vögeln zum Durchdrücken von Eiern benutzt. Diese durch- gedrückte Kalbsmilch gibt eine klebrige Masse, welcheichmitPiseidin 00 und gestoßenen Salat- blättern zu einem Brei vermischte. Zu bemer- ken ist hierbei, daß der- selbe nicht zu trocken sein darf, damit er nicht seine Klebkraft verliert. Dieser Brei wird nun ca. 2 mm dick auf eine Breitseite der Klötzchen gestrichen und in einem Backofen getrocknet, jedoch darf die Masse nicht rösten. Die so zu- bereitetenKlötzchen hal- ten sich sehr lange. Ich benutze nun dieselben ‘abwechselnd mit leben- dem Futter und möchte fast behaupten, daß meine Fischelieber an die Futter-Klötz- chen gehen als andas ihnen gereichte lebende Futter. Es ist interessant zu beobachten, wie die Tiere, sobald das Klötz- Kleine Mitteiluugen. chen ins Wasser kommt, in Scharen herbeikommen und das Klötzchen benagen. Nach ca. 1 Stunde ist das Holz vollständig abgenagt und kann aus dem Wasser entfernt werden. Die Klötzchen werden am besten in heißem Wasser gut ge- reinigt und können dann immer wieder benutzt werden. Sollten die- selben nach einer Stunde noch nicht abgenagt sein, so werden sie trotz- dem entfernt und gleich gut getrocknet, um dann am zweiten Tage vol- lends verfüttert zu wer- den. Besser ist es je- doch schon wenn man sich Klötzchen in ver- schiedener Größe an- fertigt, wodurch man es ganz in der Hand hat, bei einer geringeren Anzahl von Fischen kleinere Quantitäten zu- geben. Fr. Rauch, Wies- baden. Unsere einheimi- schen Süßwasserfische sind noch immer die Stiefkinder der Aquarienliebhaberei. Solange es sich um eine bloße Liebhaberei, eine Art Sport handelte, war dies ja auch begreiflich, Die Sucht nach dem Ungewöhnlichen, Neuen, Farbenprächtigen wurde eben durch die tropischen Fische eher befriedigt als durch die weniger schönen Bewohner unserer heimischen Ge- wässer. Seit aber die Aquarienkunde sich zu einem Zweig der biologischen Forschung aufgeschwungen hat, seit viele Vereine die „biologische Aquarienkunde“ auf ihr Banner geschrieben haben und der Anhänger dieser neuen gründ- licheren — um nicht zu sagen, wissenschaftlicheren — Richtung auf dem Gebiete der Aquarienliebhaberei von Tag zu Tag mehr werden, ist es nur zu berechtigt, wenn in fast allen deutschen Vereinen und in den Fachzeit- schriften öfters einmal ein Wort zu Gunsten unserer heimischen Fauna gesprochen wird. Finige süddeutsche Vereine sind in der Erforschung und Beobachtung der heimischen Fischfauna in geradezu vorbildlicher Weise tätig und ist nur zu wünschen, daß ihr Beispiel auch anderwärts Nacheiferung findet. Um unsererseits das Nötige zur Fördernng der Kenntnis und Pflege heimischer Fische beizutragen, wollen wir in dieser und den folgen- den Nummern der „Blätter“ die bekanntesten deutschen Süßwasserfische in ungezwungener Reihenfolge in Wort und Bild vor Augen führen, unter besonderer Berück- sichtigung derer, welche bereits im Aquarium gezüchtet worden sind und derer, welehe die meiste Aussicht eines Zuchterfolges im Aquarium bieten. Wir bitten alle unsere Leser, uns freundlichst Mitteilung von etwaigen Er- fahrungen mit einheimischen Süßwasserfischen zu machen, die an dieser Stelle zum Abdruck gebracht werden sollen. Genaue Angabe der Arten, Beschreibung eventueller Farbenvarietäten unter genauer Bezeichnung der Fund- orte, nicht nur ihrer geographischen Lage. sondern auch ihrer physischen Beschaffenheit nach (ob Bach, Fluß, Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“ von Frau Lina Köhler. 109 Teich, See; ob pflanzenreich oder pflanzenfrei; ob kalk- haltig, eisenhaltig; Beschaffenheit des Bodengrundes (Sand, Kies, Moor, Ton, Schlamm usw.), ob seicht oder Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus). tief, warm oder kalt (möglichst Temperaturangaben, - natürlich mit Datum!); bei Seen und Teichen, ob Zu- und Abfluß vorhanden oder nicht), ist sehr erwünscht. Beobachtungen über Laichgeschäft und Laichplätze in der Freiheit, sowie über eventuelle besondere Gewohn- heiten im Aquarium — das alles ist zur Erweiterung unserer Kenntnisse der heimischen Fisebfauna von größtem Wert. Als vorbildlich hierin können die Beobachtungen Johs. Thumms über die Lebensweise und das Laich- geschäft von Ellritzen und Schmerlen in der Freiheit („Blätter“ 1906, S. 169) gelten. Diejenigen einheimischen Fische, die wir bereits in den letzten Jahrgängen ab- gebildet und kurz besprochen haben, lassen wir im folgenden vorläufig bei Seite, betonen aber, daß uns auch über diese, wie über jeden heimischen Fisch Mit- teilung auch scheinbar geringfügiger Beobachtungen und namentlich auch guter Abbildungen, besonders von Farben- und Zeichnungsvarietäten jederzeit willkommen sind. Um praktisch zu beweisen, daß solche Abbildungen nieht schwer anzufertigen sind, wenn die von mir in „Blätter“ 1906, S. 223ff. gegebenen Anweisungen genau befolgt werden, habe ich die hier beigegebenen Auf- nahmen von meiner Frau herstellen lassen, die vorher nie einen photographischen Apparat angerührt und nur einige Male mir beim Photographieren von Fischen zugesehen hatte. Es sind ihre ersten photographischen Leistungen überhaupt, und der Leser wird mir zustimmen, wenn ich sage, ich hätte sie nicht besser machen können. Gleich- zeitig sollen diese Zeilen eine kritische Revision der Nomen- klatur unserer einheimischen Fische nach den Beschlüssen des Berliner Zoologenkongresses enthalten, eine Arbeit, die zwar zeitraubend und schwierig war, aber unbedingt nötig erschien, da auch die neuesten Werke über unsere heimi- sche Fischfauna (z. B. Bade, Mitteleuropäische Sübwasser- fische) dieser Frage nicht die nötigeSorgfaltäwidmen, 110 I. Rotauge (Leuciscus rutilus L.) und Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus (L.).!) Zwei Fische, die von Laien, auch in Aquarienlieb- haberkreisen, beständig mit einander verwechselt werden, trotzdem sie spielend leicht zu unterscheiden sind. Die Körperform variiert je nach dem Aufenthaltsort und den Ernährungsbedingungen wie bei den meisten heimischen Karpfenfischen ganz außerordentlich und kann nicht zur Unterscheidung herangezogen werden. Dagegen ist ein untrügliches Unterscheidungsmerkmal: 1. Das Bauch- profil ist von den Bauchflossen bis zur Afterflosse bei dem Rotauge (Plötze) glatt und stumpf, bei der Rotfeder scharf und dachfirstartig gekantet. 2. Die Mundspalte steht bei dem Rotauge fast wagrecht, bei der Rotfeder schräg und steil, fast.senkrecht. 3. Die Iris (Augenring) ist bei dem Rotauge intensiv orangerot, bei der Rotfeder messinggelb. 4. Die Schwanzflosse ist bei dem Rotauge scharf, bei der Rotfeder stumpf ein- gebuchtet. 5. Die Afterflosse ist bei dem Rot- auge lang und deutlich konkaveingebogen, be; der Rotfeder kurz und fast ohne jede KHin- biegung. 6. Bei größeren Exemplaren (von etwa 6 bis 8cman) sind bei dem Rotauge die Bauchflossen fast farblos, höchstens rötlich lasiert, bei der Rotfeder intensiv rot gefärbt. 7. Die Brust. flossen reichen bei dem Rotauge nicht annähernd bis an die Bauchflossen, bei der Rotfeder bis dicht über die Bauchflossen. Von Zuchterfolgen im Aquarium habe ich noch nichts gehört. Im Vorjahre erbeutete ich zufällig beim Sammeln von Myriophyllum verticillatum (Tausendblatt) in den Ziegeleiteichen am Vogelgesang bei Magdeburg Laich von der Rotfeder in größerer Menge, der zum Teil ver- pilzt war, ein Beweis, daß auch im freien Gewässer nicht aller Laich zur Entwicklung kommt. Die Embryonen waren schon ziemlich weit entwickelt, so daß ich leider keine vollständige Entwicklungsserie anfertigen konnte. Über die Anfertigung solcher für die Wissenschaft außer- ordentlich wichtiger Präparate, die auch für den Laien ein Leichtes ist, wird demnächst Kollege Wichand in unserer Zeitschrift ausführliche Anweisung geben. Die jungen Fischehen entschlüpften nach wenigen Tagen dem Ei und habe ich einige davon längere Zeit zur Aufzucht behalten. Auf diese Weise kann der Aquarienliebhaber auch Erfahrungen über die Entwicklung heimischer Fische sammeln; an wasserpflanzenreichen, : seichten Ufern größerer Teiche und Seen wird er fast überall im Früh- jahr Fischlaich finden, den er im Aquarium zur Ent- Wenn die Brut dann 2—-3 cm lang geworden ist, wird es ihm ein leichtes sein, die Art zu ermitteln. Rotauge und Rotfeder laichen bei warmer Witterung bereits im April, wenn der Winter länger an- hält im Mai. Beide Arten sind überwiegend Vegetarier, so daß man in erster Linie für Kultur zarter Wasser- pflanzen (Wasserpest, Laichkraut, Teichlinsen) sorgen muß. Sie sind indes auch Daphnien, Mückenlarven, ja rohem Rindfleisch gegenüber durchaus keine Kostverächter. Mit letzterem Futter habe ich die abgebildeten beiden wicklung bringen kann. ") L. = Linn6; ohne Klammer geschrieben, heißt das: die Art ist von Linn€ aufgestellt und auch der genannten Gattung (Leu- eiscus) zugewiesen worden; in Klammern geschrieben, bedeutet es: die Art ist von Linn@ aufgestellt und beschrieben worden, abereiner anderen Gattung (in unserem Falle ebenfalls Leueiscus) zugeteilt und erst später von einem anderen Forscher der an- gegebenen Gattung überwiesen worden. Kleine Mitteilungen. Fische den ganzen Winter über gefüttert. Sie kamen als etwa 4—5 cm lange Fischehen im vergangenen Früh- jahr in meine Hände. Daß sie nicht Not gelitten haben, wird dem Beschauer der Bilder ohne weiteres klar sein. Rotauge und Rotfeder erreichen noch weit bedeutendere Größenmaße, sind aber in der abgebildeten Größe bereits laichfähig, wie die namentlich auf der Platte und direkten Celloidinkopie haarscharf erkennbaren Brunstwärzchen auf den Kiemendeckeln und Brustflossen des Rotauges — welches dadurch als Männchen charakterisiert ist — beweisen. Köhler. Einige industrielle Neuheiten auf dem Gebiet der Aquarienkunde, II. Pflanzenkästen aus roter Vogesenerde. Eine zweite Neuheit erhielt ich gegen Weihnachten von der bekannten Großgärtnerei Henkelin Darmstadt- Neuwiese: Kästen aus roter Vogesenerde zur Kultur von Wasserpflanzen. Auch diese Neuheit kann ich bedingungslos empfehlen. Seit Neujahr etwa habe ich die Kästen, die teils Würfelform, teils Recht- flachform haben, in Benutzung und kultiviere Vallisnerien, Sagittaria pugioniformis, Sagittaria chilensis, Saururus lucidus, Myriophyllum scabratum und Nuphar kalmianum darin. Letzere Pflanze zeigt begreiflicherweise jetzt noch nicht viel — ich hatte eben bloß das Rhizom einge- setzt —, die anderen dagegen, namentlich aber die Sumpfpflanzen treiben recht gut und zeigen dadurch, daß sie angewachsen sind, trotzdem das Aquarium nur mäßig warm steht. Die Kästen sind in den unteren vier Ecken mit Abzugslöchern versehen, so daß die Erde nicht sauern Sie lassen sich mit Steinstücken und Sand gut maskieren, sehen aber auch unmaskiert durchaus nicht unschön aus. Ich würde sie jeder Art der bisher em- pfohlenen Pflanzentöpfe vorziehen, auch für Aquarien mit Chromiden. Schlimmstenfalls räumen diese eben einen, gewöhnlich einen der größten, Kästen aus und laichen und pflegen ihre Brut darin. Und wo sie solche Wühl- gelegenheit nicht finden — etwa Pflanzengefäßen der früher üblichen Form und grobem Kies mit Bodenbelag, wie sie sich ein Aquarienbesitzer der partout keinen „Dreck“ im Wasser verträgt, zulegen würde — laichen sie eben nicht. Noch eine weitere Neuheit auf industriellem Gebiete ist bei mir eingegangen, nämlich die Liebigsche Pflan- zenschale. Auf diese muß ich aber später zurückkommen, da die Untersuchungen betreffs Heizeffekt, Durchlüftung usw. zeitraubend und auch ziemlich subtiler Natur- sind, so daß ich damit vorläufig noch nicht zu Ende kommen konnte. Köhler. Der neue Hauptkatalog der Firma Heinrich Henkel, Darmstadt ist soeben erschienen und wird auf Verlangen Interessenten unentgeltlich und postfrei zu- Ich kenne kein Verzeichnis einer anderen deut- kann. in Aquarien mit gesandt. schen Großgärtnerei, das sich, speziell was die unsere Liebhaberei angehenden Wasser- und Sumpfpflanzen be- trifft, auch nur annähernd mit dem der Firma Henkel vergleichen könnte. Nebenbei betreibt der Inhaber auch die gewerbsmäßige Züchtung von ausländischen Fischen für Aquarienzwecke. Ein Verzeichnis der abgebbaren Arten ist auch in dem Hauptkatalog enthalten. Hoffentlich erscheint nun endlich auch das seit über Jahresfrist an- gekündigte „Buch der Nymphaeaceen“, von dem es in dem neuen Hauptkatalog wieder heißt: „In Kürze er- scheint — —“. Im eigenen Interesse würde ich Herrn Henkel raten, anstelle des „Herausgegeben von einem: er- ! Sprechsaal. — Fragekasten. — Bücherschau. fahrenen Fachmann“ den Namen dieses Fachmannes zu setzen. Der Erfolg der Subskription würde dann sicherlich größer sein. Denn der Deutsche hat nun einmal nicht die Gewohnheit, die Katze im Sacke zu kaufen, auch wenn er damit schließlich einmal einen gar nicht so üblen Kauf machen würde. Köhler. Sprechsaal. Heimat der Sandotter (Vipera ammodytes). — Ich erlaube mir zu dem Aufsatz von Oelze in Heft 10 der „Blätter“ zu bemerken, daß die Angaben über die Heimat der Sandotter so gut wie vollständig unrichtig sind. Ihre eigentliche Heimat ist nicht Italien, wo sie nur in einem kleinen Teil des äußersten Nordostens (Venetien) vorkommt, und das Vorkommen in Südbayern ist absolut unbeglaubigt und ganz und gar unwahrscheinlich. V. ammodytes bewohnt als eigentliche Heimat die Balkan- halbinsel, von wo sie einerseits über Dalmatien und Istrien bis in die Karst- und südlichen Alpenländer Österreichs, andererseits nach Südungarn, Kleinasien, Syrien und dem Kaukasus vordringt. In der Wertschätzung dieser Schlange als Terrarientier (die nötige Vorsicht immer vorausgesetzt) stimme ich mit dem Verfasser ganz überein. Dr. F. Werner. Trasekasten. W. M. in Th. Frage: „Woran kann es liegen, daß ich von meinen Süßwasserschnecken keine Nachzucht er- ziele? Das. Aquarium ist reichlich bepflanzt, 32><22><20 groß und mit nur einem Paar Makropoden besetzt. Schneckenlaich war öfter vorhanden, aber nur einmal, Ende Januar, bemerkte ich eine junge Posthornschnecke, die inzwischen wieder verschwunden ist. Sind die Makro- poden dafür verantwortlich zu machen? Oder genügt die Ernährung nicht, die ich ab und zu durch etwas Piseidin unterstütze ?“ Antwort: Die Makropoden fressen den Schnecken- laich und die jungen Schnecken. Schnecken muß man in Behältern, wozu übrigens einfache Einmachehäfen ge- nügen, für sich halten, wenn man Zuchterfolge haben will. Futter: Piseidin, Bartmannsches Fischfutter, gemahlenes Fleischbiskuit; Grünzeug zur Abwechslung finden die Schnecken an den Wasserpflanzen des Behälters und dem Algenbelag der Scheiben. Re A. H. in H. Frage: Erlaube mir, an Sie die höf- liche Anfrage zu richten, ob Sie schon das käufliche Seesalz zur Herstellung von Meerwasser benutzt haben; bezw. ob in Ihrem Bekanntenkreise solches schon für diesen Zweck gebraucht ist. Beim Lesen des Buches wasseraquarium“ kam mir nämlich der Gedanke, daß doch auch eventuell das echte Seesalz eine genügende Grund- lage zur Herstellung von Meerwasser sein kann; da es doch dem Meere entnommen ist. Man würde dann ja viel einfacher und sicherer ein einwandfreies Wasser her- stellen können; natürlich ‘müßte eine solche Auflösung durch Filtrieren gereinigt werden. Sie würden mich sehr verpflichten, wenn Sie mir Ihre Ansicht über die Zweckmäßigkeit meiner Annahme mitteilen würden. . Antwort: Von der Verwendung käuflichen See- salzes. zu Seewasser für Aquarienzwecke ist mir bisher nichts’bekannt geworden. Ich möchte Ihnen entschieden „Hoffmann, Das See- 111 davon abraten. Die verschiedenen Salze, die sich im Meerwasser gelöst finden, sind verschieden leicht löslich und kristallisieren demnach auch mit vorschiedener Ge- schwindigkeit aus. Wenn das käufliche Seesalz also nicht direkt durch Eindampfung von Meerwasser gewonnen wird, würde seine prozentuale Zusammensetzung eine andere sein als die der im Meere gelösten Salze. Wäre das Seesalz ohne weiteres anwendbar, so würde man sicherlich nicht auf die zeitraubende Zusammenstellung von Salzen auf Grund chemischer Untersuchungen zu künstlichem Seewasser verfallen sein, sondern sich mit dem billig und bequem erlangbaren natürlichen Seesalz begnügt haben. Wenn Sie die Zusammenstellung nach den bekannten Rezepten scheuen, so beziehen Sie doch „Marinol“ von der Firma Leonhard Schmitt, München. Ich habe verschiedenfach anerkennende Urteile darüber gehört. Ich selbst würde — zumal wenn ich der Meeres- küste so nahe wohnte, wie Sie — unter allen Umständen nur natürliches Seewasser verwenden, wovon Ihnen sicher jeder Fischdampfer gegen geringes Entgelt einige Fässer voll von der hohen See mitbringt. K. K. F. in M. Frage 1: Welches heizbare Aquarium können Sie mir empfehlen ? Antwort 1: Auf Beantwortung soleher Fragen im Fragekasten können wir uns aus naheliegenden Gründen nicht einlassen. Würden wir durch Zufall eine an sich bewährte Ware vergessen, so würde man das uns zu leicht als Parteilichkeit auslegen können. Frage 2: Zu welchen Zierfisch-Arten würden Sie mir als Anfängerzur Zucht raten? (Zwei, höchstens drei Sorten.) Antwort 2: Makropoden, lebendgebärende Zahn- karpfen (Girardinus januarius, @. decemmaculatus, G. reticulatus, Gambusia affinis u. a.), Paratilapia multicolor (Maulbrüter). Herrn W. Kl. in Kiew (Rußland). (Siehe „Blätter“ No. 7.) Auf 1 Pfund Glaserkitt nehme man !/; Pfund rote Bleimennige und !/; Pfund Bleiweiß; diese Mischung durchknete man gut, so daß die Masse ganz gleichmäßig wird; damit die Konsistenz erhalten bleibt, gibt man ge- nügend Glyzerin zu, aber nicht zuviel. Glyzerin ver- hindert das Austrocknen. Ich glaube, daß jeder mit diesem Kitt gute Erfahrung machen wird. Bis jetzt sind meine vor einem Jahr: angefertigten Aquarien tadellos im stande und es hat sich bisher noch kein Mangel gezeigt. Von Wichtigkeit ist, daß man zuerst die Langscheiben ein- kittet und dann die Schmalseiten, deren Scheiben am besten nach einer Papierschablone, die genau zwischen die eingekitteten Langscheiben paßt, geschnitten werden; man vermeidet dadurch größere Spalte an den Ecken. Zum Schluß kann man noch die Kittstellen, die kaum einen Millimeter breit werden bei diesem Verfahren, mit einer Schellack- oder Asphaltlacklösung überstreichen, was aber nicht unbedingt nötig ist. Man kann die Aqua- rien gleich nach dem Trocknen der Lackschieht mit Wasser füllen und in Gebrauch nehmen. G. Flebbe, cand. med. .o. Bücherschau. Streifzüge im Wassertropfen. Von R. H. France. Mit vielen Abbildungen und 1 farbigen Tafel nach Original- zeichnungen des Verfassers. In prächtigem Farbendruck- Umschlag 1 Mk., fein gebunden 2 Mk. Verlag des „Kosmos“, Gesellschaft der Naturfreunde (Ge- schäftsstelle: Franekh’sche Verlagshandlung), Stuttgart. 112 Die letzte Neuerscheinung des bekannten „Kosmos“- Verlages, die sich den vorhergehenden würdig anreiht. Leichtfaßliche Darstellung des Inhalts in Verbindung mit reichlicher und guter Illustration werden dem Büchlein bald die Verbreitung sichern, die ihm gebührt. Be- sonders der Aquarienfreund, der, ernsthaft nimmt, ohne mikroskopische Studien nicht aus- kommt, wird in dem Buche eine willkommene Quelle reicher Belehrung finden. Wir verfehlen daher nicht, ihn besonders darauf hinzuweisen. 18 Naturgeschichte des Tierreiches. Unter besonderer Berücksichtigung der Teleologie, Biologie und Tier- psychologie bearbeitet von Richard Winkler, Ver- fasser der „Naturgeschichtlichen Bilder“. 1906. Druck und Verlag der Missionsdruckerei. Steyl, Post Kaldenkirchen (Rheinland). Preis in Leinenband mit Goldpressung 5 Mk. Was mir an Schmeils weltbekannten Lehrbüchern wenn er seine Sache nicht gefällt und tadelnswert erscheint, ist sein gelegent- liches Suchen nach dem Zweck des oder jenes Organs. Vom pädagogischen Standpunkte mag sich das Bestreben, logisch zu verketten, rechtfertigen lasseu, da sich Ideen- reihen leichter behalten und auch dauernd gegenwärtig Vom wissenschaftlichen Standpunkte ist aber jede solche An- knüpfung, die der Wirklichkeit nicht entspricht oder doch nicht voll oder wahrscheinlich nicht entspricht, schlechter- halten lassen als losgerissene einzelne Tatsachen. dings zu verwerfen. Und diese Zwecksucherei, die Schmeil nur gelegentlich als didaktischen Notbehelf, viel- leicht auch als Konzession an herrschende religiöse Vor- Buche Ich weiß nicht, ob man ein solches wenn auch Reichhaltigkeit des Inhaltes und der urtele anwendet, wird in diesem zum Prinzip erhoben! Buch, Illustration anerkannt werden muß, bedingungslos em- pfehlen darf. Ich für Buch Kinde nie in die Hände geben, Man lese: „Der Aal hat die Aufgabe, Schlamme der Gewässer in Schranken zu halten.“ meinen Teil würde ein solches meinem das Tierleben in Wenn Vereins-Nachrichten. Augenblicks entsinnen, den mir vor Jahren in einer unserer Liebhaberzeitschriften einmal ein Liebhaber, der über Zahnkarpfen schrieb, mit dem Satze bereitet hat: „Ich lasse meine Girardinus von meinen größeren Fischen fressen. Das wird wohl auch der Zweck. ihres Daseins in der Freiheit sein.“ Geht es denn nun gar nicht ohne Zweck?! Der Aal hält das Tierleben im Die einfache Tat- „Warum?“ ist die nächste Frage, Nicht, damit dieses Tierleben nicht überhand nimmt; denn wenn es überhand nähme, würde es sich selber in Schranken zu halten wissen durch den Konkurrenzkampf; sondern, weil dieses Tierleben mit dem Aal das Wohngebiet gemeinsam hat, wird es von ihm als dem Stärkeren dezimiert. von Hunderten! Schlamme der Gewässer in Schranken. sache genügt doch! nicht „wozu?“ Dies nur ein Beispiel Und fragt man sich ehrlich nach dem Beweggrund zudieserZwecksucherei, so muß man antworten: Nicht demütige Frömmigkeit und be- scheidene Bewunderung vor dem Schöpfer ist es, sondern eitel Egoismus; jedes Geschöpf wird mit dem Menschen in Parallele gestellt, der Schöpfer muß für alles, was er getan, wie wir armen beschränkten Menschen- kinder a priori einen bestimmten Zweck im Auge gehabt haben. Anmaßung ist es, und nicht Bescheidenheit, als was es immer gepriesen wird, alle Naturerscheinungen teleologisch zu erklären, Anmaßung, indem der schwache Mensch mit seinem Gotte rechtet und ihm zuruft: Du hast deine Sache gut gemacht; ich würde es an deiner Stelle genau so gemacht haben! Es wäre wirklich an der Zeit, dab sich die teleologische Richtung in der Naturwissenschaft — Gott sei Dank, bildet sie heute nur der Gesamtheit aller Naturforscher und Naturphilosophen — über die noch einen verschwindenden Prozentsatz schwere Selbsttäuschung, in die sie sich eingewiegt Und lediglich die Berufung auf didak- tische Vorteile kann auch nicht gelten gelassen werden; hat, klar würde. mit „warum?“ und „weil“ lassen sich ebenso gut Assozia- ’ „ ich so etwas lese, muß ich mich immer des angenehmen tionen bilden wie mit „wozu?“ und „damit“. Köhler. Et RT a < - VEREINS: ee > ar NACHRICHTEN Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Nyımphaea‘‘, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Leipzig. Versammlung: Jeden Dienstag. Vereinslokal: Hotel „Herzog Ernst“, Georgenstraße 1. Briefadresse: Bernhard Wichand, I. Vorsitzender, Bayerschestraße 82. (682.) Versammlung am 22. Januar 1907. Eingänge: Schreiben des Herrn Gerlach-Dresden, An- meldung und Aufnahme des Herrn cand. chem. Schmalz. — Die Vorschläge des Vorstandes, die Sitzungen !/;9 Uhr zu beginnen und den Verein zum Zweck von faunistischen Exkursionen in Interessenkreise zu spalten, sollen später durchgesprochen werden. — Vortrag des Herrn Wichand: Uber das Präparieren von Aquarien- und Terrarientieren. Referent zeigt den Wert solcher Präparate für pathologi- sche und faunistische Studien. Für Fischpräparate empfiehlt er 70° Alkohol oder Formolmischungen und zeigt Vorteile und Nachteile beider. Amphibien- Larven werden, wenn es nicht auf anatomische Feinheiten ankommt, in Formol präpariert oder, da dabei zarte Farb- töne schwinden, besser in 50% Spiritus mit 1—2 Teilen Formol, der Laich in 10% Spiritus, der nach und nach in 80%, übergeführt wird oder auch in Formol. Aus- gebildete Tiere werden nach einer Spiritusinjektion in 70°, Spiritus aufgesetzt. Zu Schauzwecken ‚werden sie in 40—50°/, Spiritus mit 2 Teilen Formol oder in die Wickersheimersche Flüssigkeit aulgesetzt. Reptilien sind reiehlich zu injizieren und am besten in starken 75 —90°/o) Spiritus zu erhalten. Für Örustaceen istimmer 70°, Spiritus geeignet, sonst auch 30—40°/, mit 1 Teil Formol; doch werden die Tiere darin sehr zerbrechlich. Spongillen tötet man in starken (90°) Alkohol ab und bewahrt sie in 70°, auf. — Herr Klemenz dankt im Namen des Vereins. Herr Reichelt ergänzt den Vortrag, indem er zeigt, daß für histologische Untersuchungen Präparation in Stufenalkohol gut sei, daß man die Auf- bewahrungsflüssigkeit am besten nach den ersten 48 Stunden wechselt. Der Vorstand. Für die Schriftleitung verantwortlich: Öberlehrer Walter Köhler, Magdeburg, Am Weinhof 8/9; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII Heft 12. ZN TEN NZ Y\E N [U] | Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. Von Dr. Paul Kammerer- Wien. \ © s ntsprechend dieser Fragestellung entzog ich -also den zum Versuch auserlesenen Männ- chen das Wasserbecken und sorgte, nicht genug an dem, nur durch verhältnismäßig schwaches Be- sprengen für die zur Erhaltung ihres Lebens unumgänglich notwendige Feuchtigkeit. Diese durfte nicht einmal so stark vorhanden sein, dab irgendwo, z. B. an Moos oder Steinen, größere Wassertropfen hängen bleiben und etwa beim Vorüberstreifen der Tiere auf die Eier fallen konnten. Bald überzeugte ich mich, daß die Ent- wicklung trotz Wassermangels von statten ging. Nach 37—42 Tagen, vom Tage der Ablage an gezählt, begann, gleichfalls ohne Wasser, das Ausschlüpfen der Quappen: die hart und spröde gewordenen Eihüllen barsten und zeigten Risse, die von den Quappen mit Hilfe ihrer hornigen Kiefer ausgenagt und so erweitert wurden, bis sie zum Durchschlüpfen hinreichenden Platz boten. Nach weiteren 10—14 Tagen waren alle Eier, soweit sie befruchtet worden waren, leer. Viele von den im Trockenen herausgekrochenen Kaulquappen vermochte ich auf dem Erdboden des Behälters zappelnd vorzufinden, und ich beförderte sie sorgsam in ein Wassergefäß, wo ihre weitere Entwicklung in normaler Weise von statten ging. Gegenüber gleichzeitig kultivierten Kontroll- zuchten, wo die Väter wie in freier Natur Ge- legenheit hatten ins Wasser zu gehen, wies der im soeben beschriebenen Versuch stattgefundene Entwicklungsprozeß folgende Unterschiede auf: 1. Der Zeitpunkt bis zum Beginn des Ausschlüpfens war etwas verzögert. 2.Das Schlüpfen der einzelnen Jungen erfolgte innerhalb längerer Zeitintervalle Im Wasser hingegen vollzieht sich das Schlüpfen (Mit einer Originalzeichnung von Carola N... .) (Fortsetzung..) aller Larven beinahe gleichzeitig, und es kommt dort nur sehr selten vor, daß ein Männchen eines Abends im Bade nur einen Teil seiner Nachkommenschaft los wird und den Rest noch bis zum folgenden, äußersten Falles noch bis zum nächstfolgenden Abend beherbergt. 3. Bei relativer Trockenheit der Umgebung konnten die Männchen ihre Bürde nicht so leicht los werden, sondern trugen sie noch 6—11 Tage nach deren völligem Leerwerden an den Schenkeln. Die schleimige Gallertmasse, welche sowohl die ein- zelnen Eier umhüllt, als auch dieselben unter- einander zu einer Schnur verbindet, geht nämlich an der Luft stark ein, wird beim Trocknen zähe und zunächst noch klebriger als am Anfang, gewinnt aber schließlich eine harte Beschaften- heit, die von Vogt „kautschukähnlich“, von Bruch „lederartig“ genannt wurde. So winden sich die Laichschnüre enge, gleich einer Fessel im wahren Sinne des Wortes, um die Glied- maßen. Bald nach dem Ablegen der Eier und Aufnehmen der Last kann sie noch leicht ab- gestreift werden, später wird dies schwieriger, und je trockener die Umgebung, desto knapper sitzt die Fessel. Scheinbar gewährt das positive Ergebnis des vorstehend beschriebenen Versuches der von de 1’Isle ausgesprochenen Ansicht, welche den Eiern und Embryonen durch Vermittlung des väterlichen Körpers die nötige Feuchtigkeit zu- kommen läßt, eine Stütze. Daß jene Ansicht aber trotzdem nicht zutrifft, soll durch den 3. Versuch bewiesen werden. 2. Versuch: Zeitigung der Alytes-Eier mit Brutpflege des Vaters, im Wasser. — ‚Der nächste Schritt war nun der, die Eier zur ursprünglichen Form der Froschfortpflanzung 114 Dr. Paul Kammerer dadurch zurückzuführen, daß jene wiederum dem ihnen ursprünglich heimischen Element, dem Wasser, übergeben -wurden. Doch wollte ich sie zunächst der Obsorge des Männchens noch nicht entziehen. Deshalb setzte ich die mit Eiern behafteten Männchen in ein Aquarium, das über einer Schicht reingewaschenen Sandes l cm hoch mit Wasser angefüllt war. (Fortsetzung folgt.) ea Biologische Rundschau. Von Dr. Paul Kammerer-Wien. II. Vom Süßwasserpolypen. (Schluß.) Es gibt Hydra-Exemplare, welche nur männliche oder nur weibliche Geschlechtsprodukte enthalten, andere, welche beiderlei in sich tragen. Auch auf dieses Merk- mal hat man Artunterschiede gegründet: so nennt Downing die zwitterige Form Hydra fusca, die getrennt geschlechtliche Hydra dioecia. zwitterige grüne Armpolyp (Hydra viridis L.) von Nußbaum?) bisweilen in rein männlichen Exemplaren angetroffen wurde, so erscheint selbst das letzterwähnte Kennzeichen als ungeeignet Da indessen der meist für Unterscheidung ver- schiedener Arten; umso ungeeigneter, als man anscheinend die Ursachen, ob die Tiere diesen oder jenen geschlecht- lichen Zustand aufweisen, in der Einwirkung bestimmter äußerer Faktoren zu suchen hat. Sicher nachgewiesen ist bisher durch Hertwig die Bildung von Hoden durch Kältewirkung, also einen ungünstigen Faktor, wodurch das Ergebnis in schönstem Einklang steht mit den zuvor wiedergegebenen Wahrnehmungen von Schultz, wonach ungünstige Verhältnisse, auch Hunger, die Hoden- produktion veranlassen. Wertvolle Beobachtungen hat Hertwig ferner über Knospung und Eibildung der Hydren gemacht. Hydra besteht aus einem lichten schlanken Stiel und einem dunkleren, etwas umfangreicheren Körper, der die Magenhöhle, den Urdarm, in sich schließt. Die Knospung beginnt nun stets dort, wo Stiel und Körper aneinander Jede Knospe entsteht einzeln, aber in ganz regelmäßigen Abständen von jeder anderen Knospe, und in rhythmischer Gesetzmäßigkeit. Die erste Knospe wächst, wie gesagt, am Grunde des Magens (natürlich nicht innen, sondern an der entsprechenden Stelle der äußeren Körperwand) als derjenigen Stelle, welche die günstigsten Ernährungsbedingungen darbietet; die nächste Knospe grenzen. etwas höher, und zwar der ersten fast gegenüber; die dritte wiederum der zweiten gegenüber und etwas höher als sie, u. s. f£ Verbinden wir die Fußpunkte der ein- zelnen Knospen, so entsteht eine schraubenförmige Linie. Wurden die Polypen reichlich gefüttert, so ist diese Spirale flach gewunden: die Knospen dürfen dann in verhältnismäßig geringen Höhenintervallen von einander entstehen, ohne sich Nahrungskonkurrenz zu bereiten; eine eng begrenzte Gegend der Magenwand vermag sie alle hinreichend mit Nahrungsstoffen zu versorgen. Indem die Knospen in diesem Falle an der unteren Magenregion ein dichtes Büschel bilden, hat dies den Irrtum ver- anlaßt, als sei die Knospungsfähigkeit überhaupt auf jene : Biologische Rundschau. enge Zone beschränkt. Werden die Polypen knapp ge- füttert, so ändert sich das Bild sofort: wofern überhaupt noch neue Knospen entstehen, ist die ihre Fußpunkte verbindende Spirale folgerichtig steil gewunden. Ganz nach demselben Rhythmus erfolgt nun die Eibildung. Die Übereinstimmung ist eine so große, dab, wo. Hydren von der Knospung zur geschlechtlichen' Fortpflanzung übergehen, das erste Ei gewiß an der Stelle entsteht, wo die nächste Knospe sich gebildet haben würde, also etwas höher und ungefähr gegenüber der letzten Knospe; und umgekehrt, beim Übergange der Geschlechtstätigkeit zur Knospung entsteht die erste Knospe dort, wo man das nächste Ei erwartet haben würde. Knospung und Eibildung haben, wie man schon daraus ersieht, ferner das Gemeinsame, das sie unter günstigen Bedingungen (reichliches Futter und Wärme) statthaben, während die Hodenbildung, wie mehrfach erwähnt, durch die entgegengesetzten ungünstigen Be- dingungen angereizt wird. { Die Untersuchungen, über welche ich bisher be- richtet habe, befassen sich vorwiegend mit dem braunen Armpolypen, Hydra fusca. J. Hadzi?) hat sich hin- gegen bei seinen in der Biologischen Versuchsanstalt in Wien ausgeführten, sehr vielseitigen und überraschenden Versuchen hauptsächlich an Hydra viridis gehalten. Und zwar lenkte er seine Aufmerksamkeit zuerst auf das be- kannte Wechselverhältnis in dem Zusammenleben („Symbiose“) dieser Art mit der Alge Zeochlorella con- ductrix, der sie die grüne Farbe verdankt. Indessen fehlt es auch nicht an widerstreitenden Angaben, wonach das Grün von Hydra viridis einfach ein tierischer Farbstoff sein sol. Hadii stellte also zunächst eine alkoholische Lösung mehrerer Polypen, dann eine solche von Blättern her, und untersuchte die Extrakte spektro- skopisch; sie ergaben genau das gleiche Spektralbild, wonach das Hydra-Grün und das Blattgrün (Chloro- phyll) sich als ein und dieselbe Substanz erweisen. Wie alle grünen Pflanzen, scheidet auch Zoochlorella Sauerstoff aus. Um die Bedeutung desselben für die Hydra zu prüfen, brachte Hadzi grüne und braune Polypen in eine Kohlensäureatmosphäre, wo die ersteren am Leben blieben, während die letzteren, weil sie nicht über die Sauerstoff produzierenden, Kohlensäure fressenden Algen verfügen, zu Grunde gingen. In verdorbenem Wasser hingegen sterben die grünen Polypen rascher als die “braunen, weil erstere an größere Sauerstoffmengen an- gepaßt sind, die ihnen die im Schmutzwasser zu Grunde gehenden Algen dann nicht mehr zu beschaffen ver- mögen. Dies ersieht man auch daraus, daß Hydra viridis im Finstern, wo die Assimilation (Kohlensäureaufnahme, Sauerstoffabgabe) der Grünalge nicht vor sich gehen kann, rasch absterben, wenn nicht mittels Durchlüftung für Sauerstoffzufuhr gesorgt wird. Von einigen Forschern wurde behauptet, daß die Zoochlorellen auch für die Ernährung der Hydren von Wichtigkeit sind. Hadzi zeigt in doppelter Richtung, daß dies ganz und gar nicht der Fall: erstens durch Hungerversuche, denen Hydra viridis nicht länger widersteht als die algenlosen Hydra fusca, zweitens durch Fütterungsversuche mit pflanzlichen Substanzen, wobei sich zeigt, daß Stärkekörner und Kartoffelzellen teils un- verdaut im Magenraum, wohin sie künstlich eingeführt wurden, liegen bleiben, teils wieder ausgestoßen werden; letzteres geschieht sogar mit den Zoochlorellen selbst, wenn sie im hungernden, sich rückbildenden Körper der Hydra Dr. Paul Kammerer: Biologische Rundschau. — Kleine Mitteilungen. (vgl. Schultz) nicht mehr Platz haben, desgleichen werden eingespritzte („injizierte“) Zoochlorellen weder von der Verdauungsflüssigkeit im Magenraum, noch von den die innere Magenwand auskleidenden Nährzellen auf- genommen, wogegen z. B. rote Blutkörperchen einer Kröte alsbald von der Magenflüssigkeit stark angegriffen werden. Der Verdauungsapparat der Hydra besitzt also nieht die Fähigkeit, Pflanzenstoffe zu verdauen. Versuche, die mit Hydra in Symbiose lebenden Algen außerhalb des Polypenkörpers zu kultivieren, schienen anfangs zu gelingen, indem ‘sich die Algen auf einem dünnflüssigen Agar-Agarpräparate, wie es auch als Nähr- boden für Bakterienreinkulturen Verwendung findet, vermehrten; indessen nach 2 bis 3 Wochen schon degene- rierten, nach 6 Wochen zerfielen sie. Ihre Anpassung an das Leben innerhalb der Zellen des Polypenkörpers ist demnach eine so hohe, daß sie auf einem anderen Nährboden nicht fortkommen. Ebensowenig gelingt es, die Zoochlorellen in die algen- freien braunen Polypen hineinzubriugen, diese also mit Zoochlorellen zu infizieren. Hadizi versuchte sowohl, diese in Hydra fusca einzuspritzen, als auch, eine halbe Hydra viridis mit einer halben Hydra fusca zu ver- einigen, Diese „Transplantation“ oder Pfropfung gelingt zwar ganz gut: die beiden Polypenhälften ver- wachsen miteinander; aber die Algen treten aus dem grünen Teil nicht in den braunen über, die eine Hälfte bleibt grün und algenhaltig, die andere braun und algenfrei (ähnliche Unvermischbarkeit der Artcharaktere ist auch von verschiedenartigen Schmetterlingspuppen, Regenwürmern und Froschlarven bekannt geworden). Hingegen sind die Eier und Knospen des grünen Armpolypen schon von Anfang an algenhaltig. Um eine algenreine Hydra wviridis aufzuziehen, hielt Hadzi die Polypen im Finstern: und siehe da, die Algen wanderten hier tatsächlich nicht in die Eier ein. Ebenso unterblieb die Einwanderung in grünen Licht; im roten und gelben Licht wanderten die Algen ebenso wie bei vollem Tageslicht, in blauem und starkem grünen Licht spärlicher in die Eier ein. Die im Finstern algenlos gebliebenen Eier wachsen bis zur Normalgröße, zerfließen aber dann in der Regel ohne Entwieklungsanzeichen. Nur ein Ei unter zwanzig furchte sich, bildete eine Hülle und lieferte eine farblose Hydra „viridis“, die selbst am Licht algenfrei blieb, aber bald einging: ob wegen des Zoochlorellenmangels, bleibt dahingestellt. Es schließen sich Versuche Hadzis an über die Entwieklungsfähigkeit zerschüttelter und zer- schnittener Polypeneier. Bei schon eingekapselten Keimlingen genügt Berührung, noch mehr ein leichtes Schütteln zur Erzielung von Abnormitäten: namentlich zweiköpfiger (in den drei beobachteten Fällen jedesmal mit je sechs Tentakeln versehener), tentakelloser und gegabelte Tentakeln tragender Exemplare. Beschädigungen reifer, aber noch ungefurchter Eier (Nadelstiche, Ab- schneiden kleiner Eiteilchen) lassen die Entwicklung “ganz ungestört. Zerschneidung unreifer Eier durch die Mitte, und zwar samt dem Muttertier, drinsteeken, bald der Quere, bald der Länge nach, ergab meist nur Ergänzung der einen Schnitthälfte, während die andere zu Grunde geht. Vermutlich ist letzteres dann der Fall, wenn sie bei der Durchschnürung gar nichts vom Zellkern (Keimbläschen) mitbekommen hat. aneinandergefügten schwachem in welchem sie 115 Behufs Bastardierung von braunen mit grünen Polypen besamte Hadzi Eier der einen mit Samen der anderen Art; das Ei zeigte zwar Eintwicklungsvorgänge (legte 2—83 Furchen an), zerfiel aber dann. Eier- und Hodenanlagen sind öfters bereits in den Knospen der Polypen zu finden; die Behauptung Kleinenbergs°), daß die durch Knospung entstandenen Exemplare sich stets nur ungeschlechtlich, also wieder durch Knospung, fortzupflanzen vermögen, ist hiernach abzuweisen. Von besonderem Interesse für den Aquarienliebhaber sind zuguterletzt noch jene Versuche Hadzis, in denen er sich mit dem Einfluß der Nahrung auf die Größe der Polypen beschäftigt. Ich überlasse das Wort dem Autor selbst: „Die durchschnittliche Größe der Hydra hängt von der Größe der alltäglichen Nahrungstiere (Futtertiere) ab. Grüne und nichtgrüne Hydren, welche sich von Daphnien ernähren, sind fünfmal so groß, wie diejenigen, welche sich von Noteus (einem Rädertier) ernähren. Wenn man Hydra, die sich von Cypris (einem Muschelkrebs) ernähren, allmählich an größere Nahrung (Daphnien) gewöhnt, so wachsen sie an bis zu einer gewissen Größe und bleiben dann gleich- groß, solange sie dieselbe Nahrung von nun an konstant bekommen. In entgegengesetzter Richtung gelingt es auch, Hydra zu verkleinern.“ Literatur: 1. Eugen Schultz (St. Petersburg), „Über Reduktionen II. Über Hungererscheinungen bei Hydra fusca L.“ — Archiv für Entwieklungsmechanik der Organismen, Band XXI, Seite 703 bis 726, mit Tafeln, Sep- tember 1906. 2. Richard Hertwig (München), „Über Knospung und Geschleehtsentwieklung von Hydra fusca“. — Fest- schrift für J. Rosenthal, Verlag von Georg Thieme in Leipzig, 1906, Seite 13 bis 32. 3. M. Nussbaum, „Die Geschlechtsentwicklung bei Po- lypen“. — Sitzungsberichte der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Bonn. Jahrgang 1892. 4. Jovan Had?i (Wien), „Vorversuche zur Biologie von Hydra.“ — Archiv für Entwicklungsmech. der Organismen, Band XXII, S. 38 bis 47, 7 Figuren im Text, Oktober 1906. 5. N. Kleinenberg, „Hydra. wicklungsgeschichtliche Untersuchung“. Leipzig 18'72 E Kleine Mitteilungen. Einige industrielle Neuheiten auf dem Gebiete der Aquarienkunde, III. Selbsttätig sich regulierende „Natura“- Lampe „Automat“. Einer der unermüdlichsten Arbeiter auf dem Gebiete der Aquarientechnik ist Herr Carl Walter, Zeuthen. Nachdem ich vor kaum vier Wochen seine verbesserte „Natura“-Heizlampe „Ver- besserung“ erhalten, worüber ich bereits referiert habe, Eine anatomisch-ent- geht mir vor einigen Tagen seine neueste Erfindung zur praktischen Prüfung und Besprechung zu, die selbst- tätig sich regulierende „Natura“-Lampe „Auto- mat“. Was man seit langem sehnlich erstrebt hatte, die 116 Möglichkeit, die Temperatur in einem beliebigen Behälter längere Zeit genau gleich hoch zu erhalten, war für Gas- heizung durch die Thermoregulatoren ja praktisch er- reicht, aber konnte nieht Gemeingut der Aquarienlieb- haber werden, da eben nicht allen Gas zur Verfügung steht. Ankündigungen sich selbsttätig regulierender Petroleum- bezw. Spiritusflammen bekam man zwar zu lesen; es blieb indes bei der Ankündigung. Jetzt ist das Problem in geradezu idealer Weise gelöst. Nebenstehende Figur gibt am besten eine Veranschaulichung davon, wie die neue automatische „Natura“-Lampe wirkt. Die ein- fache verbesserte „Natura“-Lampe „Verbesserung“, nur dem neuen Zwecke entsprechend mit größerem Spiritus- behälter (b) versehen, dient zur Heizung eines Aquariums. Die Reglerhaube wird aber jetzt nicht mit der Hand ver- stellt, bis die Flamme die gewünschte Höhe hat, sondern durch eine kleine Gummitrommel unter der Brücke (a) bei f auf- und niedergehoben. Durch einen Schlauch ist die Gummitrommel mit dem verzinnten Metallhohlzylinder e ver- bunden, der ins Aquarium eingehängt wird und durch eingeschlossene Schrotkörner so aequili- briert ist, daß er stets in senkrechter Lage dicht Wasseroberfläche des Aquariums In einer Ecke eines Kastenaquariums untergebracht, wird der Zylinder überhaupt nicht sichtbar. die gewünschte Temperatur, sagen wir 25° C., unter der schwimmt. Man heizt das Aquarium zunächst auf dann verschieben wir die Gummitrommel bei f so lange, bis sich die Reglerhaube bei d eben hebt und somit der Flammenkegel bei e ver- kleinert wird. Man kontrolliert noch einige Male, um nötigen- falls dieGummi- trommel noch etwas weiter zu verschieben, bis die gewünschte Temperatur konstant erhal- ten bleibt. An der Zahl der halbkreisförmi- gen Einschnitte des Brücken- bleches man die heraus- kann gefundene rich- .tige Regulie- rung sich leicht merken. Würde nun das Wasser im Aquarium zu warm werden, so würde sich die im Zylinder (e) eingeschlossene Luft ausdehnen, die Trommel würde sich mit Luft füllen und die Reglerhaube nach oben verschieben, wodurch die Flamme verkleinert wird und so lange niedriger brennt, bis das Wasser im Aquarium sich wieder abzukühlen anfängt. Dann zieht sich die Luft im Zylinder zusammen, die Spannung der Gummitrommel läßt nach und die Haube sinkt wieder tiefer, wodurch die Heizflamme wieder höher brennt. Die Lampe funktioniert tadellos sicher, was ich hiermit überzeugungsgemäß bestätigen Der Spiritus- verbrauch ist natürlich ziemlich bedeutend, dafür aber auch der Heizeffekt. Lampe verlangt, reicht eine Füllung länger als 24 Stunden. kann. Wenn man nicht zu viel von der Selbsttätig sich regulierende „Natura“-Lampe „Automat“. (Erklärung der Buchstaben im Text.) Kleine Mitteilungen. Für den Aquarienliebhaber ist die Erfindung von größter Bedeutung, da es ihm nunmehr beim besten Willen unmöglich wird, seine Fische zu kochen, während ihm solches Malheur früher „im Schlafe“ passieren konnte; mir ist es einmal — Ironie des Schicksals — mit dem Aquarium „Natura“, allerdings mit einer anderen (ge- wöhnlichen Spiritusdocht-)Lampe so gegangen. Ferner aber schützt sie seine Fischbruten vor jähem 'Temperatur- wechsel, wogegen Fischbrut bekanntlich ziemlich em- pfindlich ist. Für den Aquarienbiologen ist die Konstanterhaltung der Temperatur zu zahlenmäßigen Fest- stellungen über Ernährung, Stoffwechsel, Wachstum und andere Fragen bei Fischen wie auch bei niederen Tieren, zur Ermittelung des Temperaturoptimums für verschiedene höhere und niedere Wasserpflanzen usw. von allergrößter Wichtigkeit. Der selbst im Vergleich zu den Kosten einer automatischen Gasheizung (8. die Artikelserie „Zur Heiz- frage“ I, im vorigen Jahrgang der „Blätter“) sehr niedrige Preis dürfte nicht unwesentlich zu einer weien Verbreitung der „Automat“-Lampe bei- tragen. IR. Ä IV. Die Liebig’sche \A Pflanzenschale. Die Hei- \ zung vonGlas- aquarien aus einem Stück hat schon manchem Aquarien- freund Kopf- zerbrechen bereitet. Wir haben im ver- gangenen Jahre einige Möglichkei- ten erörtert und dabei der Überzeugung Ausdruck ge- geben, dab eineidealeLö- sung der Auf- gabe sich kaum ermög- lichen lassen Daran (!/; natürl. Größe.) wird. ändert auch die vorliegende Erfindung, die Liebig’sche Pflanzenschale, nichts; gleichwohl stellt sie aber einen Fortschritt, was die Lösung des Heizproblems für Akku- mulatorengläser betrifft, dar, der nicht stillschweigend übergangen werden darf. Nicht die Heizmethode an sich ist das Neue und Originelle’an der Erfindung — es bleibt bei der alten Bodenheizung — sondern die Anordnung des Bodengrundes mit den Pflanzen, die es ermöglicht, das Aquarium vom Boden her zu heizen, ohne den Boden- grund und die Pflanzenwurzeln direkt zu erwärmen. Die aus gebranntem Ton hergestellte Schale hat einen oberen und einen unteren Hohlraum; zu beiden Hohlräumen führen seitliche Löcher durch die niedrigen begrenzenden Wände (vgl. die schematische Skizze). In Kleine Mitteilungen. — Fragekasten. den zu unterst kommenden Hohlraum ist ein Fenster eingelassen, das den Wasserstand erkennen läßt; denn beim Einsetzen der Schale bleibt der nach oben durch den Boden der Schale abgeschlossene untere Hohlraum bis zu den seitlichen Zuführungslöchern mit Luft gefüllt, wie ein verkehrt ins Wasser gestülptes Trinkglas. Das Wasser drückt die Luft, so weit sie sich nieht in dem . Strom des bei der Heizung zirkulierenden Wassers löst, durch den Überdruck der über dem unteren Hohlraum stehenden Wassersäule allmählich dureh die Poren der Tonmasse hindurch, bis der untere Hohlraum mit Wasser gefüllt ist. Ein gebogenes dünnes Glasröhrchen, das durch einen Ausschnitt an einer der vier unteren Ecken der Schale in den unteren Hohlraum führt, dient dazu» den Luftvorrat darin zu erneuern. In den oberen Hohl- raum der Schale kommt der Bodengrund mit den Pflanzen; die seitlichen Löcher, die durch die Wände in diesen Hohlraum führen, ermöglichen eine Wasserzirkulation auch durch den Bodengrund des Aquariums und be- wahren diesen vor dem Sauern. Die Pflanzenschale ge- währt nun, wie sich bei nüchterner Überlegung voraus- sehen ließ und durch Versuche bestätigt wurde, folgende Vorteile: 1. Das wärmste Wasser — nämlich die unterste Schicht unmittelbar über dem Boden des Aquariums — kommt mit dem Bodengrund und den Pflanzen- wurzeln überhaupt nicht in Berührung, weil zwischen dieser Schicht und dem Bodengrund eine iso- lierende Luftschicht eingezwängt ist. 2. Das warme Wasser zirkuliert am Bodengrund vorbei an den Wandungen des Aquariums entlang nach oben und von der Oberfläche aus mit fortschreitender Abkühlung in der Mitte des Aquariums wieder nach unten. Die Erwärmung findet also nicht von unten, sondern, wie in der freien Natur durch die Sonnenstrahlung, von oben statt. 3. Das warme Wasser wird zu Beginn der Zirku- lation mit der unter Überdruck abgeschlossenen Luft gesättigt und somit das Aquarium mit der Heizung zugleich durchlüftet. 4. Ein Teil der im unteren Hohlraum unter Überdruck abgeschlossenen Luft wird durch die Poren der Bodenfläche in den Bodengrund ge- preßt und somit eine schwache, aber auf das Gedeihen der Pflanzen sehr günstig einwirkende Durchlüftung des Bodengrundes erreicht. Der Erfinder hat also im wesentlichen das- selbe Problem, was ©. Walter-Zeuthen mit seinem Aquarium „Natura“ für Gestellaquarien gelöst hat, für Aquarien aus einem Stück Glas in voll- kommenster Weise gelöst. Da die Schale bis auf das kleine Fenster, das zur Erkennung: des Wasserstandes im unteren Hohlraume dient, vollständig maskiert werden kann (durch Sand und Kies, womit man den Zwischen- raum zwischen den Aquarienwänden und den Wänden der Schale ausfüllt), bleibt der natürliche Anbliek eines gewöhnlich eingerichteten Aquariums durchaus gewahrt. Die einzige Mühe, welche neben der Erneuerung des Heizmaterials in der Heizlampe, die bei jedem heizbaren Aquarium, welehes nieht mit Gas geheizt wird, sich nötig macht, besteht in dem Erneuern der in dem unteren Hohlraum der Schale eingeschlossenen Luft durch Hinein- drücken mit einem Gummiball, einer Fahrradluftpumpe oder auch einfach dureh Hineinblasen mit dem Munde. Natürlich darf man in letzterem Fall nur mit den Backen- 117 muskeln blasen, nicht etwa mit der Lunge, wenn man mit Sauerstoff durchlüften will. Einer Lufterneuerung bedarf es nur nach Verlauf mehrerer Tage. Die Nachteile und Gefahren einer Bodenheizung bei Akkumulatorengläsern werden selbstverständlich durch das Einsetzen der Pflanzenschale ins Aquarium in keiner Weise behoben. Es bleibt also bestehen: 1. Die stän- dige Gefahr des Zerspringens; das Aquarium muß auf einer mit feinem Sand oder einer Aschenschicht be- deckten Metallplatte oder -Form aufgestellt werden, um eine einigermaßen gleichmäßige Erwärmung der Boden- fläche und dadurch eine gewisse Sicherheit vor Gefahr des Zerspringens zu gewährleisten. 2. Der relativ ge- ringe Heizeffekt. habe ich exakte Versuche nicht angestellt; ich glaube aber den Nutzeffekt der Heizflamme mit 10°/, des ge- samten Energieaufwandes schon sehr hoch zu bemessen, Mit gewöhnlichen Glasaquarien wenn ich schätzungsweise mit dem von mir experimentell festgestellten Nutzeffekt speziell für Heizung konstruierter Schematischer Längssehnitt durch die Liebig’sche Pflanzenschale, mit Andeutung der Vorderansicht. Glasaquarien vergleiche. Wer also darauf ausgeht, ein heizbares Aquarium einzurichten, wähle entweder die direkt heizbar eingerichteten Glasaquarien (s. die Artikel- serie „Zur Heizfrage“ im vorigen Jahrgang dieser Zeit- schrift!) oder zum Heizen eingerichtete Kastenaquarien; wer aber bisher Kaltwasserfische in Akkumulatorengläsern gehalten hat und es einmal mit tropischen Fischen ver- suchen möchte, ohne besondere Aquarien dazu an- zuschaffen, dem kann nur die Verwendung der Liebig’schen Pflanzenschale empfohlen werden. K. V. Sehmiedeeiserne Aquariengestelle ohne Nieten. Vor einigen Wochen ging mir von Herrn Louis Schulze, Graveur, Öassel, Mönchebergstr. 33, ein Muster nebst kurzer Beschreibung einer neuen Art von Aquariengestellen zu, die sich sicher bald einbürgen werden. Bei diesen Aquarien sind alle Ecken geschweißt ohne jede Nieten, so daß ein Undichtwerden des Gestells absolut ausgeschlossen ist. Auch der Boden ist an- geschweißt und daher garantiert wasserdicht. Dabei sind die Verbindungsstücke der Ecken nicht übereinander, sondern vor einander geschweißt, so daß die Scheiben auch mit der dünnsten Kittmasse überall glatt aufliegen und die Bruchgefahr durch Druck bedeutend verringert ist. Der Preis für ein solehes Aquariengestell ist nicht höher als der für ein genietetes. Interessenten wollen sich direkt an obige Adresse wenden. K. E TFrasekasten. 0.B. inB. Frage: In meinem großen Becken (ca. 300 Liter), das ich in der Küche überwinterte, weil da am ausgiebigsten geheizt wurde, sind zur Zeit die Scheiben 118 wie übersät von kleinen weißen Würmern, ca. 1 mm lang die meisten, einzelne aber 2—4 mm. Ich vermute, dab sich dieselben in der mitunter sehr dicken „Fettschicht“ so zahlreich entwickelten, die, wohl durch die Dämpfe vom Herde veranlaßt, besonders stark auftrat, und mit- unter sogar eine nur durch intensive Durchlüftung zu entfernende Trübung veranlaßte. — Jetzt ist die Fett- schicht fast verschwunden, aber wie gesagt, jene Würmer zeigen sich zu Tausenden. Da ich denselben Vorgang früher schon mal an einem neu eingerichteten Heizbecken bemerkt habe, nehme ich an, daß jene Würmer auch anderswo häufig auftreten und daß Sie wissen, wie dieselben heißen und ob sie den Fischen schaden also ob es Parasiten sind. Antwort: Ohne mikroskopische Untersuchung läßt sich die Art der Würmer nicht feststellen; jedenfalls ge- hören sie zur Ordnung der Fadenwürmer (Nematoden) und sind für die Fische absolut unschädlich. Mit der „Fett- schieht“, die aus Bakterien besteht, haben die Würmer, nicht das geringste zu tun. Die Würmer oder ihre Eier sind entweder mit dem Bodengrund. oder mit Wasser- pflanzen ins Aquarium gebracht, vielleicht auch mit lebendem Fischfutter und unter den besonders günstigen Umständen (Wärme und Lichtmangel) ebenso wie die „Fettschicht“ besonders üppig gediehen. Lediglich die höhere Temperatur, wahrscheinlich verbunden mit Mangel an Licht, ist die Ursache der besonders starken Ent- wicklung der „Fettschicht“; die Dämpfe des Herdes stehen damit nicht in ursächlichem Zusammenhang. Lassen Sie bei der nächsten Reinigung des Aquariums das Wasser durch ein feines Mullnetz gehen, um es wieder zu ver- wenden. Waschen Sie die Wasserpflanzen vor Wieder- VEREINS-#FET% = "NACHRICHTEN Fragekasten. — Vereins-Nachrichten. benutzung in 2—30higer Kochsalzlösung kurz ab (nicht darin liegen lassen!) und erhitzen Sie den Bodengrund vor Wiederverwendung bis zur völligen Staubtroekne. Das leere Bassin bleibt einige Stunden mit 2—8°/,iger Koch- salzlösung gefüllt stehen. Nach mehrfachem Nachspülen wird wieder neu eingerichtet. Dann sind Sie die zwar unschädlichen, aber einen unschönen Anblick gewährenden Würmer sicher für immer los — bis Sie etwa wieder Dauerkeime mit lebendem Futter einschleppen. K. Postassistent R. in C., C. K. in H. Verpilzung wunder Stellen an Fischen (Saprolegnia ferax u. a., Achlya prolifera, sämtlich der Ordnung der Wasserpiles an- gehörend) läßt sich im Anfangsstadium durch Wärme heilen. Das Wasser des Aquariums wird allmählich auf 25—30° C., bei tropischen Fischen bis 35° ©. geheizt und wochenlang auf dieser Temperatur erhalten. Hat der Pilzrasen schon zu sehr um sich ‘gegriffen, so gibt es keine Rettung mehr. Alle Chemikalien, die ich in Form von Bädern bisher zur Anwendung gebracht habe, haben versagt. Am besten ist es, die Fische möglichst vor Verwundungen zu bewahren, indem man friedfertige nicht mit rauflustigen vereinigt. Es muß ferner bemerkt werden, daß nicht jede Fischkrankheit, die dem Fische das Aussehen gibt, als sei er mit einem Pilzrasen über- zogen, von Wasserpilzen verursacht zu sein braucht. Zur sicheren Diagnose ist eine mikroskopische Untersuchung unerläßlich. Zum eingehenderen Studium der Fischkrank- heiten empfehle ich Ihnen Hofer, Handbuch der Fisch- krankheiten. Dieses Buch setzt Sie wenigstens in die Lage, alle wichtigeren Fischkrankheiten genau fest- zustellen, wenn es auch in der Angabe der Heilmittel nicht mehr ganz auf der Höhe steht. Köhler. D»P ! Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin (ER. V.). Vereinslokal: Restaurant „Oertler‘“, Karlstr. 27. Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2. Bericht über die 17. ordentliche Sitzung am Freitag, den 22. Februar 1907. Herr Diewitz eröffnet die Versammlung und erteilt nach Erledigung des geschäftlichen Teiles Herrn Herold das Wort zu einer Plauderei über Fische und allerlei Wassertiere, in welcher er Ausschnitte aus Zeitungen und verschiedene Notizen zu allgemeiner Kenntnis bringt. Zu ausführlicher Behandlung gelangt eine Anfrage unseres Mitgliedes des Herrn Wabnitz-Mülhausen i/E. Derselbe geht mit dem Gedanken um, ein Seewasseraquarium ein- zurichten, jedoch hat ihn die Lektüre verschiedener ein- schlägiger Werke dermaßen schwankend gemacht, daß er bei uns anfragt, ob tatsächlich so gewichtige Bedenken vorliegen, um von der Einrichtung eines solchen abzuraten. Besondere Schwierigkeiten müsse anscheinend die Tem- peraturfräge bereiten, denn während z. B. Lachmann bei einer Steigerung der Wasserwärme über 12—13° C. ein Einpacken des ganzen Aquariums in nasse wollene Tücher empfehle, rate Hoffmann, entweder mit dem Behälter im Zimmer umherzureisen, um die kühlsten Ecken aufzusuchen, oder die Anwendung des Gefriersalzes. Herr Wabnitz bittet uns nun um eine Meinungsäußerung, ob wir ihm dennoch zur Einrichtung eines Seewasseraquariums raten. Herr Ringel, welcher lange Jahre Besitzer eines Seewasser- aquariums gewesen ist und bekanntlich seine Erfahrungen darüber in einem Aufsatze niedergelegt hat (s. „Natur und Haus“ Jahrg. V, S. 184) darf wohl als kompetent in dieser Frage zu betrachten sein; es mögen daher seine Ausführungen, denen ein allgemeines Interesse nicht ab- gesprochen werden kann, hier ausführlicher wiedergegeben werden. Die von Herrn Wabnitz benutzten Werke müssen heute als veraltet betrachtet werden und können nach verschiedenen Riehtungen hin nicht mehr als maßgebend gelten. Alles was über die Temperaturschwierigkeiten gesagt wird, ist direkt als Unsinn zu bezeichnen; gegen die Temperaturschwankungen, wie sie Jahres- und die Tageszeit mit sich bringt, sind die Seetiere wenig em- pfindlieh, nur plötzliche Temperaturunterschiede, wie sie bei einer Erneuerung des Wassers möglich sind, müssen vermieden werden. Eine kräftige regelmäßige Durch- lüftung ist allerdings unerläßlich, doch kann dieselbe auch einmal einen halben oder einen ganzen Tag ohne Schaden unterbrochen werden. _Als Besetzung kommen für den Anfänger wohl nur Aktinien als die zählebigsten Seetiere in Betracht und von diesen beschaffe er nur eine geringe Anzahl, vielleicht vier Stück, so daß sich dieser geringe Bestand leicht übersehen läßt. Jedes verendete Tier muß sofort entfernt werden, sonst stellt sich binnen kurzem eine Wassertrübung ein. Erscheint eine solche dennoch, so unterlasse man alles Experimentieren damit; man ziehe vielmehr das Wasser ab und ersetze es durch Vereins-Nachrichten. neues, — mar muß eben immer einen Reservevorrat von Seewasser zur Verfügung haben. Das alte trübe Wasser, in einem Ballon der Ruhe überlassen, klärt sich wieder vollkommen und kann nach kurzer Zeit wiederum in Ge- brauch genommen werden. Zur Fütterung der Aktinien, welche ein- oder zweimal in der Woche zu erfolgen hat, benutzt man Schabefleisch, Regenwürmer oder tote Fische. Futterreste sind sorgsam zu entfernen, da sie das Wasser leicht trüben. Herr Werkmeister, welcher ebenfalls Be- sitzer verschiedener Seewasseraquarien ist, kann, da er nicht anwesend ist, leider seine Erfahrungen nicht zur Kenntnis bringen; es wird jedoch von anderer Seite be- richtet, daß dieselben im besten Zustande sich befinden und er mit nennenswerten Schwierigkeiten nicht zukämpfen habe. Wir raten also Herrn Wabnitz, nur guten Mutes an die Einrichtung eines Seewasseraquariums heran- zutreten. — Eine Anfrage, ob der Skell’sche Durch- lüfter empfehlenswert sei, kann nur bejaht werden. Er hat sich bei mehreren Mitgliedern in jahrelangem Betriebe als zuverlässig erwiesen und kann darin auch von neueren Systemen, die schließlich alle auf demselben Prinzipe be- ruhen, nicht übertroffen, vielleicht nicht einmal erreicht ‚werden. Vorausgesetzt muß allerdings ein Wasserdruck von 2!/; Atmosphären werden und dürfte in hoch- gelegenen Stadtteilen oder im 4. Stockwerk der Häuser selbst in Berlin ein solcher Druck oft nicht vorhanden sein; es müßte dann von seiner Anwendung abgesehen werden, da er eben einfach versagen würde. — Unter ge- spannter Aufmerksamkeit der Versammlung führt uns nun unser Mitglied Herr Karl Walter-Zeuthen seine neue „Natura“-Heizlampe-„Automat“ in Tätigkeit vor. Dieser Apparat besteht aus einer durch Spiritus gespeisten Lampe, deren Flamme durch eine auf- und absteigende Reglerhülse vergrößert und verkleinert werden kann, und einem hohlen Metallzylinder, welcher in dem Aquarium schwimmt und durch einen Gummischlauch mit der Lampe verbunden ist. Dehnt sich infolge der Erwärmung des Wassers die Luft in dem Metallzylinder aus, so bläht sie einen kleinen Gummiball, eine „Pipette“, auf und wirkt damit auf einen einfachen Hebelmechanismus, welcher die Reglerhülse höher schiebt und damit die Flamme des Brenners verkleinert. Sinkt nun dementsprechend die Temperatur des Wassers, so zieht sich die Luft in dem Metallzylinder zusammen, die Pipette gibt nach, die Reglerhülse sinkt tiefer und die Flamme vergrößert sich. Eine einfache Vorrichtung ermöglicht ein Einstellen des Apparates auf bestimmte Temperaturen. Der Apparat deckt sich im Prinzip mit dem uns im vorigen Herbst durch Herrn Ingenieur Künzler aus Berlin vorgeführten, bei welchem die Regulierung einer Petroleumflamme durch Verbreiterung resp. Verschmälerung mittels eines auto- matisch bewegten Schiebers erfolgen soll. Der Walter- sche Apparat besitzt aber vor jenem den bemerkenswerten ‚Vorzug, daß er wirklich funktioniert, wovon wir uns durch den Augenschein überzeugen konnten, während uns Herr Künzler diesen Beweis für den seinigen bislang noch schuldig geblieben ist. Der Spiritusverbrauch richtet sich natürlich nach der gewünschten Temperatur und ist dementsprechend größer oder geringer; es sind daher feste Zahlen hierfür nicht aufzustellen. Der Preis von 6 Mark ist in Anbetracht der soliden Konstruktion nicht zu hoch und dürfte sich auch wohl mit steigendem Absatz ermäßigen. Herr Walter hat uns einen Heiz- apparat zu eigener Prüfung freundlichst zur Verfügung gestellt, und wir hoffen demnächst günstiges darüber be- richten zu können. Der Vorstand. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg. (E. V.) Vereinslokal: Börsenhotel, Mönkedamm 7. Briefadresse: Dr. Franck, Hamburg 6, Schröderstiftstr. 7/9 I. Versammlung vom 7. Januar 1907. "Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und genehmigt. Eingegangen war Heft 12 des „Kosmos“. Gegenseitige Mitgliedschaft ist nunmehr mit der „Isis“- München abgeschlossen. Wir freuen uns, daß wir mit diesem angesehenen Verein in ein näheres Freundschafts- 119 verhältnis getreten sind; was an uns liegt, soll dasselbe ein ehrliches und dauerhaftes sein. Mit einer Reihe anderer Vereine sind nach’ unserm Vorschlage besondere Freundschaftsbündnisse abgeschlossen worden; da einige Antworten noch nicht eingegangen sind, so werden wir darüber später berichten. Herr H. Lohmann, der uns einen Vortrag halten wollte, war leider erkrankt. Statt dessen berichtet Herr Tofohr über einige neue Erwer- bungen; es waren das Hemidactylus mabwia, Varanus niloticus, ein Exemplar von nur 33 cm Länge, ein Pärchen von Agama colonorum, ein Kaiman, dessen Be- stimmung noch aussteht. Ebenso wie Herrn Schülke ist es auch Herrn Müller gelungen, Trapa natans im Aqua- rium zur Blüte und zum Fruchtansatz zu bringen. Es scheinen dies die beiden ersten Fälle zu sein, in denen das überhaupt gelungen ist. Herr Müller wird nächstens in einem Vortrage über die Pflege von Trapa natans berichten. Dr. Franck. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hötel Roth, Neuturmstr. 5. Wochenversammlung, Donnerstag, den 6. Dezember 1906. Der Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung folgt die Bekanntgabe des Einlaufs: Der Verein „Nymphaea“ in Leipzig dankt für Übersendung des Ausstellungs-Plakates und Kataloges. Zur Aufnahme in die Gesellschaft meldet sich an: Herr Amtsrichter Franz Rußwurm in Vilshofen, zur Wiederaufnahme Herr Gladbach in Köln. Die „Salvinia“ in Hamburg bietet uns gegenseitige Mitgliedschaft an. Wir freuen uns mit dem von uns hochgeschätzten Verein in ein näheres Freund- schaftsverhältnis zu treten. Herr Oberexpeditor Paukner übersendet eine Beschreibung seiner Spiritus-Aquarien- heizung unter Beilage einer entsprechenden Skizze. Der Vorsitzende gibt bekannt, daß eine Dame Baronin N. Alligatoren abgeben will, da dieselben für ihren Behälter zu groß geworden sind. Es liegen auf Heft 49 der „Wochenschrift“ mit einer Abhandlung über die Ein- führung einer neuen Welsart Bunocephalus sp.? aus “ Amerika von W. Schröder, und die Fortsetzung des Thumm’schen Artikels „Uber die Zucht von Aquarien- fischen* u. A. Ferner liegen auf Heft 48 der „Blätter“ und Heft 5 von „Natur und Haus“ mit verschiedenen interessanten Aufsätzen. Mehrere davon werden im Aus- zuge bekannt gegeben. Für die Bibliothek wurden an- geschafft: „Beiträge zur Kenntnis der Süßwasserfische der Balkanhalbinsel“ von Dr. Franz Steindachner und „Uber das Vorkommen von @asterosteus platygaster im Stromgebiete der Donau“. Demonstriert und besprochen werden durch Herrn Müller, Spelerpes fuscus aus Sardi- nien, durch Herrn Lankes Tarentola ephippiata, ein kräf- tiger und hübscher Gecko vom Senegal, durch Herrn Dr. Bruner Gonatodes concinnatus aus Columbien und zwei Agama stellio aus Syrien. Zum Schlusse gibt der Vorsitzende bekannt, daß am nächsten Donnerstag Herr Dr. Bruner mit seinem Vortrags-Zyklus „Uber die Ent- wicklung unserer Terrarien- und Aquarientiere“ be- ginnen wird. Donnerstag, den 13. Dezember 1906. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. Im Einlauf: Austrittserklärung des Herrn Dr. Ziller, Arzt in Harlaching. Einladung des Vereins „Wasserstern“ in Augsburg zu einem Karpfenessen. Brief des neugewählten I. Vorsitzenden Herrn K. Riedel vom Verein „Wasserstern“ an unseren I. Vorsitzenden. Karte unseres Herrn Andres in Ramleh, enthaltend einige Fragen wegen eines Durchlüfters. Drei Eintrittskarten zu dem Vortrag des Privatdozenten Dr. Richard Trommsdorff, übersandt vom Schneeschuh - Verein München E. V. „Blätter“ No. 40. Nach einem Hinweis auf die instruk- tiven Aufsätze der Herren Wichand und Köhler vorliest der Vorsitzende eine durchaus sachliche, vollauf be- rechtigte Kritik des Plehn’schen Buches „Die Fische des Meeres“ von Bernhard Wichand. Bezüglich der Be- merkung des letztgenannten Herrn „Laube und Uckelei sind als verschiedene Fische aufgeführt worden, sind aber doch in Wirkliehkeit nur eine Art: Alburnus lueidus Heck.“ 120 fügt der Vorsitzende bei, daß sich hier mit Recht ein- wenden ließe: Die Uckelei ist eine Laube, aber die Laube braucht kein Uckelei zu sein. Und augenscheinlich dürfte auch Frl. Plehn mit der Beschreibung des Fisches auf S 164 (Laube S. 164 und Uckelei S. 167, wo geht bei der ungenügenden und oberflächlichen Beschreibung nicht mit absoluter Bestimmtheit hervor, wenigstens deuten die deutschen Bezeichnungen: Weißfisch, Wirting, dann die Beschreibung: „Der Schwanz ist tief eingeschnitten, die Farbe ist auf dem Rücken bläulich usw.“, darauf hin) eine andere Laubenart als den Uckelei, nämlich die Schuß- laube, Aspius bipunctatus (Bl.) gemeint zu haben. Die Angabe der Größe mit 20 cm ist freilich dann falsch, diese Größe dürfte mehr für Aspius alburnus (Uckelei) zutreffen. Die Bemerkung (S. 167) alle 4 Aspius-Arten laichen im April usw. dürfte die Berechtigung der ge- gebenen Annahme stützen. „Wochenschrift“ No. 50 ent- haltend einen Aufsatz über einen reizenden Kärpfling, nämlich Cyprinodon dispar Rüppell. Für die Bibliothek wurden geschenkt von unserem Herrn Schmid, Ingenieur in Füßen „Die künstliche Fischzucht von Dr. Bade“, „Leitfaden für Aquarien- und Terrarienfreunde von Dr. Zernecke*, „Das Süßwasseraquarium von Dr. Bade“ und „Fremdländische Zierfische von Bruno Dürigen“. Besten Dank! Herr Dr. Steinheil läßt zur Ansicht zirkulieren: drei kleine vorzüglich illustrierte Heftchen enthaltend Reproduktionen nach photographischen Vogel-, Fisch- und Pflanzenaufnahmen. Vorgezeigt wird lebend eine durch Herrn Lankes erbeutete Wasserspitzmaus aus der Gegend von Olching. Herr Rembold gibt eine kurze Be- schreibung des Tieres in morphologischer wie biologischer Beziehung und schildert besonders die ungeheuere Ge- fräßigkeit desselben. Die Kugelabstimmung über Herrn Rußwurm, Kgl. Amtsrichter in Vilshofen, ergibt Auf- nahme. Sodann durch Herrn Dr. med. Bruner Eröffnung der Serie der Vorträge über Entwicklung unserer Aqua- rien- und Terrarientiere mit der Schilderung der Ei- und Samenzellen, ihrer wichtigsten chemischen und mikro- skopischen Bestandteile, der Verteilung von Nahrungs- und Bildungsdotter (gleichmäßig, polständig und mittel- ständig) und der hierauf fußenden Einteilung der tieri- schen Eier. Im weiteren die Reifung der Eier unter dem Bild der Kernteilung.. Erläuterung der karyo- kinetischen Figuren, und schließlich die Befruchtung, Bildung des Furchungskernes (Beispiele von Echino- dermen und Würmern). Endlich Entwicklung der Dotter- kerne mit Schilderung der Mikropyle und der Poly- spermie. Erklärung an schematischen Zeichnungen und naturgetreuen Abbildungen aus der einschlägigen Literatur. Die Versammlung dankte dem Vortragenden durch un- geteilte Aufmerksamkeit und lebhaften Beifall. An diesen Vortrag werden sich ca. 5—6 Fortsetzungen anschließen. Donnerstag, den 20. Dezember 1906. Das einschlägige Protokoll wird verlesen und ge- nehmiget. Im Einlauf: Offerte in Schleierschwanz-Fischen des Herrn Friebel hier, Holzstraße 15/IV. Austritts- erklärung des Herrn Apothekers Kölbl in Folge Weg- zuges nach Kelheim. Einladung des Hern Rembold zur Teilnahme an der Gründung einer „Gesellschaft für bio- logische Vogelkunde“. „Zoologischer Garten“ No. 11; „Natur u..Haus“ No.6; „Blätter“ No. 50 und „Wochen- schrift“ No. 5l. Aus den in letzter ‚Zeitschrift ver- öffentlichten Vereinsberichten erhellt, daß Herr Thumm mit seiner Anschauung, daß altes Aquariumwasser den Fischen schädlich sei, verschiedentlich auf Widerspruch stößt; auch wir möchten seiner bezüglichen Darlegung im Hinblicke auf unsere Erfahrungen nicht vorbehaltlos zu- stimmen. Herr Seifers gibt bekannt, daß die durch Herrn Dr. Steinheil in der letzten Sitzung vorgezeigten Heftchen mit Abbildungen von Fischen, Vögeln und Pflanzen von Walford B. Johnson in der Littauer’schen Kunsthandlung hier erworben werden können. Vorgezeigt werden: Prä- parate der Coronella austriaca und Vipera berus über- sandt durch Herrn kgl. Notar Braun in Arnstorf, ferner lebend Bufo regularıs übersandt durch Herrn Andres in Bacos an Herrn Lankes. Zum Schlusse gibt der I. Vor- Vereins-Nachrichten. sitzende bekannt, daß für 10. Januar 1907 die ordentliche Mitgliederversammlung zur Einberufung gelangt. Im Hinblicke auf die nahen Festtage wünscht der Vor- sitzende allen anwesenden Mitgliedern fröhliche Weih- nachtsfeiertage. Donnerstag, den 27. Dezember 1906. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung. Im Einlauf: Offerte von Scholze und Pötzschke in Reptilien und Amphibien, Tauschangebot des Schuhmachers Häberlin in Nürnberg: Mehlwürmer gegen Literatur. „Blätter“ No. 5l und „Wochenschrift“ No. 52. Aus den „Blättern“ bespricht der Vorsitzende die instruktiven Aufsätze: Gambusia affinis var. patruelis von B. Wichand und „Die häufigsten parasitären Krank- heiten unserer Aquarienfische“ von W. Köhler. In seinen interessanten „Beobachtungen an Schlangen, Krokodilen und Taggeckonen“ klagt Herr Dr. Franz Werner über die die Angriffe der Feldmäuse auf seine Schlingnattern; von welchen er jeden Morgen eine tot im Käfig fand. Wir haben mit den Hausmäusen dieselben schlimmen Er- fahrungen gemacht, und nun beweist unser verehrtes Ehrenmitglied, daß auch bei Einsetzung von Feldmäusen zu den Schlangen Vorsicht und Überwachung notwendig ist. Ein weiterer hübscher Aufsatz von Hugo Mußhoff „Anolis in Gefangenschaft“ schließt die inhaltsreiche, auch für den Reptilienfreund wertvolle Nummer der „Blätter“. Herr Lankes gibt bekannt, daß am nächsten Donnerstag Herr Dr. Bruner mit der Fortsetzung seines Vortrages „Über die Entwicklung der Aquarien- und Terrarien- tiere“ beginnen wird, ferner, daß am 10. Januar 1907 die ordentliche -Mitgliederversammlung bestimmt stattfinden werde. Der Vorsitzende schließt die Sitzung mit den besten Glückwünschen zum Jahreswechsel. K. Lankes, I. Vors. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Vereinsabend jeden 1. und 3. Freitag im Monat in Josef Gruß’ Restaurant, IX, Währingerstraße 67. Sitzung vom 1. Februar 1907. Eröffnung der Sitzung durch den I. Vorsitzenden Herrn J. Fischer. Protokollverlesung. Im Einlauf: Fach- zeitschriften. II. Vorsitzender Herr E. Beck fehlt ent- schuldigt. — Hierauf hielt Herr Dr. Kreisler einen weite- ren Vortrag aus seinem Zyklus „Das Seewasseraquarium“, „Die Durchlüftung“. An der Hand von reichlichen ‚Demonstrationsmaterial erläuterte und zeigte der Vor- tragende die Vor- und Nachteile der einzelnen Systeme, - Druckluft-Flügelpumpen, Flaschen und Injektions-Durch- lüfter. Einige neuere Konstruktionen, spez. von Injektions- Durehlüftern eigener Erfindung waren recht bemerkens- wert, da das gleiche Wasser im Aquarium selbst, zum Be- triebe der Injektions-Durchlüfter verwendet wird. Sitzung vom 15. Februar 1907. Herr Fischer eröffnet die sehr gut besuchte Sitzung. Im Einlauf: „Blätter“ No. 5 u. 6; „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“ No. 6 u. 7; „Natur und Haus“ No. 9, „Illustr. Flora“ No. 8. Preislisten der Firma Henkel, die an reflektierende Mitglieder verteilt werden; Einladung der Döblinger Gärtner und Garten- freunde zu Ihrem Kränzehen;; Schreiben des „Wasserstern“- Augsburg und des Mitgliedes Herrn Pallisch-Pitten, betr, Seetiere. Vorbesprechung wegen der heurigen Ausstellung des Vereins in den Blumensälen. — Herr Fischer weist Band XXIII des Jahrbuches für wissenschaftliche Botanik von Prof. Friedr. Altmann, „Uber Kultur und Lebens- bedingungen der Seewasseralgen“ vor. Anschließend daran hält der I. Vorsitzende einen interessanten Vortrag aus dem reichen Schatz seiner Erfahrungen. Es wird beschlossen, daß das Buch unter den sich dafür inter- essierenden Mitgliedern zirkuliert; an einem der nächsten Abende wird dieses Thema zur Diskussion gelangen. Georg Ruda, Schriftführer. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Magdeburg, Am Weinhof 8/9; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A, Hopfer, Burg b..M. Jahrgang XVII. Heft 13. EN D — IN SYSNN Illustrierte Wochen-Schrift für die Interessen der Aquarien- und Terrarienkunde. Zur gefälligen Beachtung! Vom 1. April ds. Js. an sind alle für die Schriftleitung bestimmten Sendungen an meine neue Adresse: Tegel b. Berlin, Schloß-Str. 1, zu richten. Oberlehrer W. Köhler. Australische Agamiden. Von Dr. P. Krefft, \ icht viel und — wie immer — wenig Neuigkeiten hat das verflossene Jahr dem Terraristen an Importen gebracht; doch werden diejenigen, die aus dem letzten, kurz vor Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Toresschluß eingegangenen Importe aus dem fernen Osten ihr Schäflein ins Trockene bringen konnten, mit Recht sagen können: „Ende gut alles gut!“ Da ich zu den also Beglückten zu gehören das Vergnügen habe, so möchte ich mir die Freiheit nehmen, von diesem Glücke etwas auszuplaudern. Kurz vor Weihnachten wurde ich per Post- karte der Firma Scholze & Pötzschke in Berlin Amphibolurus barbatus (Bartagame). durch die ebenso lakonische als vielversprechende Nachricht alarmiert: „Großer australischer Im- port — darunter viele Krausenechsen — glück- lich angekommen! Wir bitten um Ihren werten Besuch“. Zwei Stunden später war ich zur 122 Stelle, mir die Raritäten anzusehen, denen Herr Scholze in eigener Person bis Amsterdam ent- gegengefahren war, um sie durch die winter- lichen Fährlichkeiten der letzten Transport- etappe hindurch glücklich einzubugsieren. Letz- teres war glänzend gelungen; andererseits fand ich meine Vermutung, daß es wieder mal nicht um die — von uns allen seither nur aus der Ferne begehrte — Krausenechse (Chlamydo- saurus kingi), sondern anstatt dessen nur um die Bartagame (Amphibolurus barbatus) sich handeln würde, leider bestätigt. — Dieses „nur“ und „leider“ ist freilich eine Unbescheidenheit zu nennen im Hinblick darauf, daß dieses inter- essante Reptil seit einer Reihe von Jahren nicht mehr auf dem Markte gewesen war; jedenfalls nicht in solcher Menge, daß man in des Reiches Hauptstadt davon gehört hätte. (Die Herren in Hamburg mögen allerdings so manche ver- einzelte Importseltenheit „abfangen“, von der wir Leute im Hinterlande auch nicht den leise- sten Wind, weder vor- noch nachher erhalten.) Da also wollte ein etwa ein halbes Hundert starker Import schon etwas besagen; was aber zum Teil noch erfreulicher als die an Zahl am stärksten vertretene Bartagame erschien, das waren ihre, gleichfalls für unsere Terrarien be- stimmten Reisegefährten: eine kleinere, auch bereits früher, jedoch noch seltener eingeführte Amphibolurus-Art (A. murticatus) und der so- genannte „Wasserleguan“ (Physignathus lesu- eurs) — gleichfalls schon öfter dagewesen, in den letzten Jahren indessen, gleich der vorigen Art, schmerzlich vermißt — ferner ein paar Riesenglattechsen (Tiligua gigas), sowie noch einige jugendliche, im Handel recht seltene Riesenschlangen (Python spilotes, in zwei Farben- spielarten); zu dieser australischen Reisegesell- schaft waren dann in Singapore noch gestoßen: einige Baumottern (Lachesis wagleri, ebenfalls in zwei Farbenspielarten), ein paar Stücke der dort recht gemeinen Krötenart (Dufo melano- stictus) und endlich ein halbes Dutzend der schönen Wasserfroschart Rana erythraea. Nicht lebend hatten ihr Reiseziel erreicht eine größere Kollektion australischer Schlangenhalsschild- kröten (Chelodina longieollis), die einer Un- bedachtsamkeit des Transporteurs zum Opfer gefallen waren. — Im übrigen alle Hochachtung vor diesem Braven, einem Schiffsmaschinisten, der, ohne Liebhaber derartiger Bestien zu sein, Otterngezüchte und Riesenschlangenbrut so lange um der guten Sache willen bei sich beherbergt hatte! — Dr. P. Krefft: Australische Agamiden. Um das Schicksal der Indier, die ich nicht zum Gegenstande meiner Abhandlung machen werde, kurz vorweg zu erwähnen, sei mitgeteilt, daß die Baumottern noch in bedenklicher Apathie eines erfahrenen Pflegers harren, dem es viel- leicht noch gelingt, die prächtig grün und gelb gefärbten Giftwürmer „auf den grünen Zweig“ zu bringen, wohin sie in des Wortes eigentlicher Bedeutung als Baumschlangen ja gehören; die grünen indischen Wasserfrösche — die elegan- teste Rana-Art, die mir je zu Gesicht ge- kommen”) — starben eines kläglichen Todes, da man sie, nichts Böses ahnend, mit den er- wähnten Kröten in einem engen Glase zusammen- gesetzt hatte, während diese weit weniger be- gehrenswerten Unheilstifter noch ihr Dasein fristen. Um nun zu den australischen Echsen — über die ‚Riesenschlangen hat uns bereits Freund Dr. Werner vor kurzem mit berichtet — zurück- zukehren, so sei zunächst erwähnt, daß die drei erstgenannten Arten zu der großen, vorwiegend altweltlichen Echsenfamilie der Agamiden ge- hören, während die Riesenglattechse eine Sein- cide ist. Innerhalb der Agamiden-Familie, deren Rolle als getreues Gegenstück in Amerika und auf einigen Inseln die annähernd ebenso große Echsenfamilie der Iguaniden übernimmt, können wir — gewissermaßen als die vornehmere, „hoch- geborene“ Linie des weitverzweigten Geschlechtes — stattlich und abenteuerlich gebaute, mit stolzem Kamm geschmückte und in teilweise prächtigen Farben prangende Baumbewohner von den im allgemeinen erheblich unscheinbareren Wüsten- und Steppenbewohnern unterscheiden, die am Erdboden haften, wennschon einige Arten auch Kletterpartien auf Bäumen sich nicht abgeneigt zeigen. Zu den Bodenbewohnern nun gehört die Gattung Amphibolurus (von dem griechischen „amphibolos“ —= „nach beiden Seiten werfbar“ und „ura“ — „Schweif“). Die unscheinbare Fär- bung, deren Gesamteindruck auf ein nüchternes Graubraun für gewöhnlich hinausläuft, und die von oben nach unten abgeplattete Körpergestalt lassen das auf den ersten Blick erkennen. *) In einem Teiche in der Sultansresidenzstadt Johore konnte ich im Sommer 1897 diese oberseits schlichtgrüne, mit weißen Flankenstreifen gezierte Froschart massenhaft beobachten; auch habe ich damals einige Stücke längere Zeit in Gefangenschaft gehalten und kann auf Grund meiner Erfahrungen diesen Wasserfrosch nicht angelegent- lich genug für den Import empfehlen. (Vgl. „Zoologi- scher Garten“, Jahrg. 1904, S. 242.) Dr. P. Krefft: Australische Agamiden. Amphibolurus barbatus hat seinen deutschen Namen „Bartagame“ der eigentümlichen Fähig- keit zu verdanken, in der Erregung sich plötzlich sozusagen einen Vollbart stehen lassen zu können, indem er durch Betätigung seines eigenartig und mächtig entwickelten Zungenbeinapparates die Kehl- und Kopfseitenhaut derartig spreizt, daß wirklich ein solcher Eindruck auf den Beob- achter hervorgerufen wird. Das bartartige Aus- sehen dieses Gebildes kommt hauptsächlich mit durch die Gestalt der Schuppen zustande, die am Halse — ebenso wie auch an den Flanken ne ea bis zur Schwanzwurzel hinab — so langspitzig ausgewachsen sind, daß sie, im einzeln betrachtet, etwa einem (abgeplatteten) Rosendorne gleichen, en masse dagegen tatsächlich eine große Ähn- lichkeit mit borstigem Haar gewinnen; am längsten gediehen sind diese monströsen Schuppenbildungen hinter den Ohröffnungen, die als große und tiefe Löcher an den Seiten des stark verbreiterten und abgeplatteten Hinter- kopfes bemerkbar sind. Stark abgeplattet ist auch der Rumpf des sonderbaren Tieres. In der Erregung wird die dann noch erheblich zu- nehmende Abplattung des Rumpfes so übertrieben stark, daß derselbe, von oben gesehen, in die Form einer kurzen Ellipse übergeht und, von 123 der Seite gesehen, jede räumliche Ausdehnung verloren zu haben scheint; der Leib sieht dann geradezu platt gewalzt oder breitgetreten aus — eine Erscheinung die mit der monströsen Abflachung eines erregten oder sich sonnenden Chamäleons große Ähnlichkeit hat, wenn auch mit dem Unterschiede, dab dieselbe hier in der Vertikalebene stattfindet. Der Übergang in diese eigentümliche Körperform wird anscheinend in der Hauptsache durch Tätigkeit der Atem- muskeln bewirkt, d.h. das Tier bläht sich auf; doch sorgen gleichzeitig andere Muskelgruppen Amphibolurus muricatus. dafür, daß die Körperausdehnung eben nur in horizontaler Richtung eıfolet. Das für ge- wöhnlich schlaffe und faltige Aussehen der Körperseiten, das den Eindruck von Abmagerung hervorruft, scheint dadurch eine physiologische Begründung zu finden; auch die bereits erwähnte Verbreiterung des Hinterkopfes läßt den Rumpf der Bartagame wohl stets etwas überschlank erscheinen. Die Beschuppung des Rückens ist erobkörnig und gekielt, die der Schwanzwirtel wahrhaft dornig; irgendwelche Kammzier ist nicht vorhanden. Die Färbung der Bartagame präsentiert sich zumeist auf der ganzen Oberseite als ein un- ansehnliches Steingrau oder Graubraun, in das 124 allenfalls eine mehr oder minder verschwommene, unauffällige Winkelfleckenzeichnung längs der Körpermitte etwas Abwechslung bringt, und der Bauch ist grau mit kleinen länglich-runden Augenflecken. Jedoch kann man manchmal — ohne recht ersichtlichen äußeren Anlaß — einen merkwürdigen Farbenwechsel beobachten: Beine und Schwanz laufen ausgesprochen dunkelgelb an und der gesträubte „Bart“ gewinnt ein fast schwarzes Aussehen. In welchem engeren Sinne die Fähigkeit der Bartagame, bei Erregungen in so eigentümlicher Weise zu posieren, gedeutet werden müsse, läßt sich nicht leicht entscheiden. Daß es sich um ein Kampfmittel handelt, unterliegt keinem Zweifel, zumal da die Bartagame bei der An- nahme der im übrigen bereits gekennzeichneten Pose das sehr respektable Maul fauchend auf- reißt und sich in Bereitschaft setzt, dem An- sreifer mit ihrem dornbewehrten Schwanze einen wohlgezielten Schlag zu versetzen. Dagegen läßt sich schwer sagen, ob die Natur dem Tiere diese Einschüchterungsmittel zum Kampfe gegen seinesgleichen oder gegen andere Feinde ver- liehen hat. Für die erstere Auffassuug spricht der Umstand, daß sich nur die Männchen — und zwar nur von einem gewissen Alter an — so streitbar zu zeigen pflegen — es würde sich demnach möglicherweise nur um einen eigen- artigen „sekundären Geschlechtscharakter” handeln können, der im Kampfe um das Weibchen dem Nebenbuhler gegenüber vor allem zur Anwendung kommt und so stammesgeschicht- lich zur Entwicklung gelangte; dagegen spricht für die Annahme einer ursprünglich gegen fremde Feinde gerichteten „Schreckstellung“ (die aller- dings beim Männchen durch Übung in den Paarungskämpfen zu einer besonderen Aus- bildung gelangt sein mag) einerseits der bei der Bartagame auffällig gering entwickelte Flucht- instinkt, für den ein derartiges Äquivalent im Kampfe ums Dasein allerdings fast als natur- ökonomische Notwendigkeit erscheinen will, und andererseits die Promptheit, mit der die Schreck- pose bei jedem älteren Männchen jederzeit sich auslösen läßt, falls es noch nicht gar zu sehr durch längere Domestikation biologisch entartet ist. Es gelingt unfehlbar, die Tiere direkt aus dem Nachtschlafe heraus ohne langwierige Mani- pulationen „in Harnisch“ zu bringen, während andere Agamiden gleicher Größe, die sich unter- tags durch Schwanzschläge gleichfalls sehr wohl zu wehren wissen, wie z. B. die bekannten Dornschweife (Uromastix), nächtlicherweile aller Dr. P. Krefft: Australische Agamiden. Abwehr vergessen zu haben scheinen. Daß das Aufreißen des Maules bei der Bartagame nichts als eine leere Drohung — wenigstens einem überlegenen Angreifer gegenüber — ist, scheint mir ihr passives Verhalten gegen dicht an das Maul, ja in dasselbe hinein gebrachte Gegen- stände zu beweisen; jedenfalls gelingt es nicht leicht, das Tier zum kräftigen Zubeißen zu bringen. Die Bartagame bewegt sich nicht unbehende, hochbeinig laufend, fort und vermag auch zu springen. Sie benutzt aber, wie schon gesagt, diese Fähigkeiten (den Beobachtungen an unseren Gefangenen nach zu urteilen) nicht zur Flucht — wenigstens gehen bei jeder Behelligung ältere Männchen in die beschriebene Kampfstellung über. Sehr possierlich sieht es aus, wenn sie in derselben kurze Sprünge ausführen, die an die Fortbewegung eines Froschlurches erinnern, da das Tier vor und nach dem Sprunge nach Frosch- art auf den Hinterbeinen sitzt und auch in dieser Weise den Oberkörper auf die Vorderbeine stützt. Daß jedoch die Bartagame, wie von anderer Seite mitgeteilt wird, auch kurze Strecken auf den Hinterbeinen allein laufend zurückzulegen vermag, konnte ich bis jetzt noch nicht beob- achten. Diese eigentümliche Art der Fort- bewegung wird auch der bereits erwähnten Krausenechse (Ohlamydosaurus kingi), die noch im übrigen manches mit unserer Agame gemein hat, und dem später zu besprechenden Physigna- thus zugeschrieben. Ob es sich dabei um ein wirk- liches Laufen (mit abwechselnden Füßen) oder Springen — was den Tieren noch eher zugetraut werden dürfte — handelt, erscheint mir noch zweifelhaft. Tiergeographisch und stammes- geschichtlich nicht ganz uninteressant erscheint mir dabei das Vorkommen dieser außergewöhn- lichen Fortbewegungsart bei drei Echsen Austra- liens — also demjenigen Erdteile, wo dieselbe bekanntlich auch einer ganzen Säugetiersippe, den Känguruhs, zu eigen ist. Die Bartagame erreicht eine beträchtliche Größe; das größte Exemplar unter den etwa fünfzig Stücken des letzten Importes maß 59 cm. Die Tiere waren von den Reisestrapazen augen- scheinlich im allgemeinen stärker mitgenommen als die übrigen importierten Reptilienarten. Eine nicht unbeträchtliche Anzahl starb im Verlaufe einiger Wochen. Die Mehrzahl konnte aber am Leben erhalten werden. Als Futter nehmen die (Gefangenen Mehlwürmer, von denen sie oft sröbere Portionen auf einmal verzehren, oft so srobe, dab sie dieselben hinterher unverdaut Dr. Paul Kammerer: Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. wieder auswürgen. Die Nahrungsaufnahme wird leckend mit einer gewissen Hast vollzogen. Zum Wassernapfe gehen und trinken sieht man die Bartagame sehr selten, was bei einem Be- wohner steinigen und dürren Geländes nicht Wunder nehmen darf. Recht munter und so- zusagen für den Pfleger erst recht genießbar werden die Tiere eigentlich nur bei hellem Sonnenscheine im stark geheizten Behälter; im übrigen sitzen sie oft stundenlang, ohne Notiz von ihrer Umgebung zu nehmen, regungslos da und langweilen somit nicht wenig. In letzterer Hinsicht bietet die kleinere Gattungsverwandte, Amphibolurus murticatus, freilich ein ander Bild! Sie ist im Vergleiche zur Bartagame die verkörperte Munterkeit und Beweglichkeit zu nennen und zwar legt sie diese Eigenschaften unabhängig vom Wetter an den Tag. Daß es sich um zwei wesentlich ver- schiedene Geschöpfe handelt, beweist auch schon die Erscheinung. Amphibolurus muricatus ist weit wohlproportionierter in ihren Körperformen als die Bartagame. Es fehlt ihr die Verbreiterung des Hinterkopfes sowie die rauhe, stellenweise dornige Beschuppung, und es fehlt ihr vor allem „der Bart“ und die Aufblähbarkeit des Leibes A. muricatus vermag also nicht jenes auf Ein- schüchterung des Gegners abzielende Manöver wie ihre größere Gattungsschwester zu machen und sucht daher entweder ihr Heil in schleuniger Flucht oder aber, indem sie durch Aufsperren des Maules zu imponieren sucht. Ich sah sie diese Art der Abwehr — und zwar offenbar ohne Not — z. B. gegenüber einem in ihre Nähe kommenden Leguan anwenden, ohne daß dieser sich irgendwie angriftslustig gezeigt hätte, und ich sah dasselbe Stück auch das Maul einem groben Physignathus gegenüber weit aufreiben, als gälte es, den an Körpermasse wenigstens - zehnmal größeren Verwandten zu verschlingen. Dabei nickte der Amphibolurus auch heraus- fordernd mit dem Kopfe; allem Anscheine nach hatte schon ein Renkontre zwischen den beiden Kämpen stattgefunden, denn Amphibolurus hatte quer über die rechte Flanke verlaufend eine zweifellos auf die Physignathus-Zähne zu be- ziehende Bißspur und zeigte sich seit diesem Zu- sammentreffen weit scheuer als früher gegen seine größeren Käfiggenossen. Von ihrem schwachen Gebisse abgesehen, ist die kleinere Amphibo- lurus-Art völlig wehrlos, da der lange Schwanz weder kräftig noch in geeigneter Weise be- schuppt ist, um wirksame Schläge austeilen zu können. — Zum weiteren Unterschiede von der 125 Bartagame ist der Nacken und die Rückenmitte von 4A. muricatus mit einer allerdings sehr schwach entwickelten und daher wenig ins Auge fallenden Kammleiste versehen, auf die der Art- name (muricatus = zinnenbekrönt) zu beziehen ist. Die Färbung dieser wenig über 30 cm lang werdenden Spezies ist oben ein beim © helleres, beim © dunkleres Braun, von dem sich ein Paar breiter, heller Rückenseiten-Streifen charakte- ristisch abheben. Amphibolurus muricatus ist ein tüchtiger und regsamer Läufer und Springer, der auch gern im Gezweige klettert. Die Nahrung erspäht er auch an minder hellen Tagen von weitem und holt sie sich ohne langes Abwarten; auch er leckt z. B. Mehlwürmer mit großer Eilfertig- keit, wobei die eigentümlich orangefarbene Mundschleimhaut auffällt (bei Amph. barbatus ist diese Schleimhaut grüngelb). Der gemüt- lichste Käfiggenosse scheint diese Agame nicht zu sein. Wenn man auch sein oben erzähltes Verhalten großen Echsen gegenüber als durch Mißtrauen gerechtfertigte Abwehr ihm zugute halten muß, so muß das Schnappen nach kleinen Echsen (z. B., wie ich beobachten konnte, nach einem Anoli), als Anzeichen einer bedenklichen Raublust angesehen werden, die freilich auch bei vielen anderen Agamiden festzustellen ist, z. B. auch wohl der Bartagame nicht völlig ab- gesprochen werden dürfte, wenn sie sich im Besitz ihrer vollen Lebenskraft befindet. (Schluß folgt.) Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. Von Dr. Paul Kammerer-Wien. (Mit einer Original- zeichnung von Carola N....) (Fortsetzung.) lie Eier waren dergestalt meist ganz unter- SI, getaucht, mindestens jedoch fortwährend vom Wasser umspült, während ihre Träger sich infolge des seichten Wasserstandes nirgends zu schwimmen gezwungen sahen, überall festen Grund und Boden fanden und daher am be- quemen Atemholen nicht gehindert wurden. Um sie, denen ein dauernder Wasseraufenthalt ganz ungewohnt ist, möglichst wenig unruhig werden zu lassen, stellte ich ihnen aus Steinen dunkle Höhlen her. 126 Dr. Trotzdem gelang der Versuch nicht: zwar ergaben sich die gleich nach Vollzug ihres (eburtshelferaktes ins Wasser gesetzten Männ- chen bald in ihr Schicksal, bezogen ihre Versteck- plätze und verhielten sich darin leidlich ruhig. Allein die nasse Umgebung ließ kein Antrocknen des Kiüberzuges zustande kommen; dieser blieb beständig weich und elastisch, so dab sämtliche Männchen schon nach 1—2 Tagen ihre Eier- ballen ohne jede krampfhafte oder auch nur absichtlich erscheinende Anstrengung verloren hatten. 3. Versuch: Zeitigung der Alytes-Eier ohne Brutpflege des Vaters, auf dem Lande. — „Die Männchen der Geburtshelfer- kröte“, so schreibt Hartmann, „tragen nicht immer die Eierballen bis zur Entwicklung. Plötzliche Störungen, welche das Tier derart beängstigen, daß es zu schneller Flucht ge- zwungen ist, veranlassen es, die lästige Fessel abzustreifen.“ Aber auch mechanische Ursachen, beispielsweise nach Hartmanns Erfahrungen zu enge Höhlen, gewaltsame Anstrengungen des Feßlers, sich zwischen Steinen und Wurzeln hindurchzuzwängen, bewirken dasselbe. Trotz der Eierlast klettert das Männchen die steilsten Mauern empor, gräbt sich seine Höhle, springt nach der Nahrung, ja leistet gegebenen Falles noch einem oder mehreren weiteren Weibchen Geburtshilfe, so die erste Bürde ver- doppelnd oder vervielfachend. All diese Exzesse lassen es hinreichend erklärlich erscheinen, wenn man zuweilen im Freien ledige Eierballen auffindet. Was geschieht nun mit solch verwaisten Eiern? Sinnreiche Experimente hat Hartmann’) diesbezüglich ausgeführt. Verwaiste Eierballen, die der Genannte in der Natur und in seinem Terrarium vorgefunden hatte, vergrub er in die an der Fundstelle vorhanden gewesene Erdsorte und hielt sie unter gleichen Feuchtigkeits- bedingungen, wie sie draußen im Freien herrschend waren. Auch in feuchtes Moos gehüllte Eier- ballen kamen aus. „Man mache in feuchte — nicht nasse -— Erde ein Loch mit dem Finger, lege den Eierballen hinein und decke ihn mit derselben Erde zu. Ich lege meistens etwas feuchtes Moos über den Ballen, um ihn in bequemer Weise auf seine spätere Entwicklung hin beobachten zu können, ohne ihn berühren zu müssen. ‚Je nachdem mache ich das Moos 4), „Die Geburtshelferkröte“. Natur und Haus VI (1898), S. 281--282. „Geburtshelferkröte (Alytes)“, Ebenda, VIII (1900), S. 251-—-252. .„Alytes obstetricans“. Fbenda, XIII (1905), S. 309-310. Paul Kammerer: Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. nab und wringe es aus.“ — Diese Aufbewahrung des Laiches erleidet eine Veränderung, sobald die Embryonen zum Ausschlüpfen bereit ge- worden. Letzteres Stadium erkennt Hartmann an folgenden Merkzeichen: der Dotter ist, wie mittels einer Lupe leicht feststellbar, fast oder ganz aufgezehrt, der von Leydig beschriebene Dottersack im Resorbiertwerden begriffen; beim Drehen der Eier stellen sich die Embryonen stets so ein, daß die Augen nach oben sehen; auch sonst bewegen sie sich schon bei den zartesten Berührungen, sogar bei starkem An- blasen. Sind also die Eier so weit gediehen, so wird der Ballen in der Mitte eines Zwirn- fadens festgebunden. An beiden Enden des Fadens werden Steine befestigt und die Schnur nunmehr derart über einen Wassernapf gelegt, dab das unterste Ei den Wasserspiegel eben berührt. So bleiben alle Eier feucht, und beim Ausschlüpfen fallen die Larven ins Wasser. Es dauert manchmal 48 Stunden bis zum völligen Entleeren eines so aufgehängten Ballens, wo- gegen die Entleerung sämtlicher Eihüllen eines von einem Lurche getragenen Ballens blitzschnell erfolgt. Einige starke Schwimmstöße des Tieres bewirken, dab die Hüllen platzen und das Völkchen „wie eine gehetzte Hammelherde“ im Aquarium auseinander stiebt. „Hätte ich den Ballen im Wasser stark hin und her bewegt, so wäre es möglich gewesen, dab alle Larven auf einmal ausgekrochen wären. Den richtigen Augenblick kannte ich aber nicht, vermutete jedoch, daß die Larven eingegangen wären, wenn ich den Ballen einfach ins Wasser ge- worfen hätte, da sie ja bei natürlicher Züchtung auch erst ins Wasser kommen, wenn es Zeit ist.“ Später überzeugte sich Hartmann noch, daß es Eiern, welche die oben aufgezählten Reifeanzeichen aufweisen, nichts mehr schadet, wenn sie direkt ins Wasser geworfen werden. Doch davon soll der nächste Versuch handeln, Meine eignen Versuche, Alytes-Eier ohne Bei- hilfe des Männchens, und zwar zunächst noch in ihrem Normalmedium, das ist also auf dem Lande, zu zeitigen, stellen lediglich eine Wieder- holung und Erweiterung der Hartmannschen Versuche in bezug auf verschiedene Licht- und Feuchtigkeitsbedingungen dar. Es kam mir dabei nicht so sehr auf bloße Nachprüfung der referierten Versuche an, als hauptsächlich darauf, die Entwicklungs- geschwindigkeiten miteinander zu vergleichen, welche sich einerseits zwischen den Kulturen mit und ohne männliche Brutpflege, anderseits Dr. Paul Kammerer: Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. bei Kulturen in verschiedenen Feuchtigkeits- und Beleuchtungsgraden ergeben würden. Ganz allgemein ausgedrückt wirken Feuch- tiekeit und Licht, jedes für sich gleich- wie miteinander kombiniert, beschleuni- send, Trockenheit und Finsternis ebenso verzögernd auf die Entwicklung der Embryonen ein. Es macht weiter für die Entwicklungs- geschwindigkeit Keinen Unterschied, ob die Eier vom Männchen getragen werden oder sich selbst überlassen bleiben: konstante Zeitdifferenzen hierfür sind nicht vorhanden. Die frisch ausgekrochenen Larven befanden sich alle, gleichgültig unter welchen äußeren Faktoren die Eier gehalten waren, gleichgültig auch, ob sie die Brutpflege des Männchens ge- nossen hatten oder nicht, auf derselben Ent- wicklungsstufe, d.h. sie waren von gleicher Größe (nämlich ohne konstante Größendifferenzen von der Schnauze bis zur Schwanzspitze 16— 18mm lang) und von gleicher äußerer Gestalt, Die äußeren Kiemen waren überall schon ge- schwunden, wie dies für die Alytes-Quappen überhaupt als Abweichung von denen aller ‚andern europäischen Froschlurche durch ver- schiedene Autoren festgestellt wurde. Durchaus ungleich war jedoch die Färbung der frisch geschlüpften Larven, wobei wiederum Licht und Feuchtigkeit förderlich, Dunkelheit und Trockenheit hinderlich in bezug auf deren Intensität einwirkten. Diejenigen Larven, welche aus hell und feucht gehaltenen, täglich gebadeten Eierballen stammten, waren bei ihrer Geburt tiefschwarz, von welcher Grundfarbe die golden schimmernden Fleckchen sich scharf abhoben. Larven hingegen, welche aus dunkel und relativ trocken kultivierten Eiern auskamen, waren nach ihrem Schlüpfen graubraun, und die metallischen Punkte zeigten sich ungefähr gleich an Zahl und Größe, aber weniger auffallend, von matterem Glanze. Erst im weiteren Verlaufe des Wachs- tums gleichen sich, gleiche Bedingungen voraus- gesetzt, diese ziemlich schroffen Abstände all- mählich aus, und zwar völlig, so dab man, wenn die Larven erst einmal Hinterbeine bekommen haben, die einen von den andern nicht mehr unterscheiden kann. Ehe ich mich zur Beschreibung meines näch- sten Versuches wende, erübrigt es mir noch, einige technische Bemerkungen zu machen, welche zur richtigen Aufbewahrung der für Entwicklung ohne Brutpflege bestimmten Eier anleiten sollen. Ich lege die Eierballen in Glasschalen auf feinen Flußsand, der vor dem Gebrauch peinlich rein- 127 zuwaschen und behufs Vernichtung von Pilz- keimen zu glühen ist. Der Sand wird durch Be- spritzen feucht erhalten, stärker oder schwächer feucht, je nach der Art des Versuches. Zur Haltung in dunstgesättigtem Raume wird die Glasschale mit einer gut passenden Glasplatte verschlossen. Bei Haltung im Finsteren wird der Kierballen mit sterilisiertem Fließpapier be- deckt, in welchem Falle letzteres anstatt des Sandes zu besprengen ist. Moos und Erde, die eigentlich naturgemäßen Medien, vermeide ich, weil ich bei dieser Aufbewahrungsmethode die meisten Eier vom Schimmel angegriffen werden sah. Jene Eierballen, welche tagesperiodische Bäder zu bekommen haben, werden alle 24 Stunden einmal, zu beliebiger Tageszeit (jedoch immer zu der nämlichen, einmal gewählten) mit einem Hornlöffel aus der sandgefüllten Schale heraus- genommen und für die Dauer von 5 Minuten in eine wassergefüllte Schale gelegt. Bei den finster zu haltenden Eiern wird diese Manipulation in der Dunkelkammer vorgenommen. Immerhin aber verliert man, trotz aller Vorkehrungen, stets einen ziemlich bedeutenden Prozentsatz an Eiern, welche einerseits verdorren, anderseits durch Wucherungen von Schimmelpilzen getötet werden, so daß man, um die Versuche nur über- haupt zu Ende führen zu können, mit einem sehr reichlichen Material versehen sein muß. In noch höherem Grade gilt dies vom 4. Ver- such: Zeitigung der Alytes-Eier ohne Brut- pflege des Vaters, im Wasser. — Es galt nun, die Zurückführung der Alytes-Eier in die typi- schen Existenzbedingungen des Anuren-Laiches zu vollenden, indem man sie nicht bloß der väter- lichen Brutpflege entzog, sondern sie außerdem den ganzen Entwicklungsgang von der Be- fruchtung bis zur Metamorphose im Wasser zurücklegen ließ. Zu diesem Behufe wurden die Eierballen gleich, nachdem sie abgelegt und be- samt worden waren, dem Männchen abgenommen und ins Wasser geworfen. Es muß bemerkt werden, dab in dieser hier gewaltsam vorgenommenen Manipulation nicht so bedingungslos ein unnatürlicher Vor- gang gelegen ist, als es den Anschein hat. Ich fand bei Appenzell wiederholt in Straßengräben und Tümpeln lose Eierballen, die von dem be- treffenden Männchen vorzeitig abgestreift worden waren, vielleicht weil es eines Abends etwas länger als gewöhnlich im Wasser geblieben, und die Gallerte bei dieser Gelegenheit weich geworden war, vielleicht auch, weil es auf der Flucht vor einem Feind die ihm hinderliche 128 Dr. Paul Kammerer: Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. Last gewaltsam abgestreift hatte. In solchen unter Wasser verlorenen Eierballen waren manchmal noch alle Embryonen vorhanden und noch keineswegs reif zum sofortigen Ausschlüpfen. Es ist im Anschlusse daran noch folgendes zu erwägen: Wie mag die Brutpflege bei Alytes überhaupt entstanden sein? Wassermangel als primäre Entstehungs- ursache der Brutpflege im speziellen Falle von Alytes ist, soweit unsre derzeitigen Kenntnisse reichen, unbedingt zu verwerfen. Mir scheint ein ganz andrer Faktor dabei die Hauptrolle gespielt zu haben, und der ist folgender: Mit der sonstigen Ruhe, ja Faulheit der meisten Amphibien steht die ängstliche, ja geradezu fieberhafte Sucht nach Wasser, von welcher beide Geschlechter, zuerst die Männchen, dann die Weibchen zur Fortpflanzungszeit erfaßt werden, in krassem Widerspruch. Am meisten eilt dies natürlich von den landlebenden Arten, zu denen ja auch Alytes gehört, unter denen aber die übrigen, so die Knoblauchkröte (Peloba- tes), die echten Kröten ( Bufo),der Feuersalamander (Salamandra maculosa) u. a. in ihrem Fort- pflanzungsakt noch unmittelbar von den (re- wässern abhängig sind. Außerhalb der Brunst- zeit leben sie oft weitab von jeder Wasser- ansammlung; zur Anfeuchtung ihrer Haut genügen Tau und Regen. Sowie sich aber der Geschlechts- trieb in ihnen regt, ist derselbe untrennbar verbunden mit einem fast ebenso heftigen Trieb zum Wasser, falls er zu Nutz und Frommen der Arterhaltung befriedigt werden soll. Und doch kommt es manchmal zum Ver- fehlen des Laichgewässers, zu Verirrungen, die der Erhaltung der Art. nicht günstig sein können. Überdies steht das Ruhebedürfnis der Amphibien in argem Gegensatz zu den unerhörten Anstrengungen der Paarungsperiode -Es ist also sehr begreiflich, wenn den trägen Tieren das Bestreben innewohnt, das strapaziöse Auf- spüren von Teichen und Sümpfen allmählich einzustellen; eine Gegend braucht noch durchaus nicht wasserarm zu sein, um dieses Bestreben zu unterstützen: wenn nur nicht geradezu auf Schritt und Tritt kleine und große Lachen, (Gräben, Tümpel, Brüche u. del. zu finden sind, so daß die Notwendigkeit des Suchens noch nicht vollständig entfällt, so genügt das schon, um den landbewohnenden Arten, welche solch überaus wasserreiche Striche übrigens gern ver- meiden und andern Arten überlassen, einen Wechsel, eine Unterbrechung ihrer im Sommer und Herbst so beschaulichen Lebensgewohnheiten auch im Frühjahrenicht wünschenswerterscheinen zu lassen. Ungefähr auf diesem Wege, hier und da vielleicht durch wirkliche, räumlich (in manchen Fundgebieten) oder zeitlich (in manchen Sommern) akzessorisch hinzutretende Trockenheit nebenbei befördert, denke ich mir das Brutgeschäft von Alytes entstanden. Der vom Augenblicke seiner Besamung ins Wasser gelangte Laich verhielt sich, mochte er nun von den Tieren selbst dort abgelegt, oder von mir dahin gebracht worden sein, in folgender Weise: die nächste Erscheinung, die an ihm zu beobachten war, bestand in einem starken Auf- quellen der Gallerthülle, genau wie dies bei andern Anuren-Eiern der Fall ist, die normaler- weise stets ins Wasser abgelegt werden. Während also die Gallerte der Alytes-Kier, wenn diese an der Luft verbleiben, eingeht, zähe und sehr klebrig wird, um schließlich ganz einzutrocknen und zu erhärten, bleibt sie im Wasser nicht nur ebenso weich, ausdehnbar und elastisch, sondern sie erhält auch durch reichliche Wasseraufnahme einen viel größeren Umfang, als er unmittelbar nach dem Ablegen vorhanden war. Ferner stimmt der Alytes-Laich im Aufbau seiner Gallerthülle aus drei Schichten mit demjenigen andrer Froschlurche überein. Trotz dieses starken Quellens findet nur selten Auftrieb statt: gewöhnlich bleiben die Eier am Boden liegen, selten schweben sie mitten im Wasser, noch seltener schwimmen sie an der Oberfläche. Wenn dies geschieht, so sind immer Luftblasen daran schuld, die sich im hellen Sonnenlichte dadurch bilden, daß der Laich von (Grünalgen, welche Sauerstoff ausscheiden, über- wachsen wird. Schon nach 13 bis 15 Tagen, vom Tage der Besamung an gerechnet, schwärmen aus den im Wasser liegenden Alytes-Eiern die Larven hervor. Mithin geht hier die embryonale Entwicklung weitaus kürzer vor sich, als auf dem Lande, wo sie mindestens 3, oft aber auch bis zu 8 Wochen beansprucht, und nicht mehr viel langsamer als bei andern Froschlurchen, die ihren Laich ins Wasser legen: so z. B. ist der Laich vom Laub- frosch (Ayla arborea) bei gleicher Temperatur — gewöhnliche Zimmerwärme, 17 bis 180 0. — nach 11 bis 12, derjenige von der Knoblauchs- kröte (Pelobates fuscus) nach 6 bis 7, von den Unken (Bombinator) nach 7 bis 9 Tagen aus- schlüpfreif. Die frisch ausgekrochenen Alytes-Larven, welche aus Wasserkulturen hervorgehen, sind ferner entsprechend ihrem raschen Ausschlüpfen Dr. Paul Kammerer: Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. viel weniger weit entwickelt als solche aus Landkulturen. Sie tragen noch langgefranste äußere Kiemen und sind somit andern Frosch- quappen, wenn sich diese im Moment des Aus- schlüpfens befinden, nur wenig voraus! Eine weitere Abweichung besteht in der Art des Ausschlüpfens: die Hornlippen können hier, da noch unentwickelt, nichts zur Befreiung bei- tragen, weshalb diese nur durch die Tätigkeit der Rumpfmuskulatur erfolgt. Die Hülle wird zerrissen, wenn die nach außen strebende Larve sich stark Krümmt und plötzlich wieder in ihre volle Länge zurückschnellt. Der Vor- gang entspricht dann ungefähr demjenigen, wie er bei kana, Hyla und Bombinator zu finden ist. 5. Versuch: Aufzucht der Alytes-Larven im Wasser (im Normalmedium); experimen- telle Verlängerung und Ver-. kürzung des Larvenlebens. — Sobald die Larven der Geburts- helferkröte nach dem Auskriechen aus dem Ei ins Wasser gelangt sind, unterscheidet sich ihre wei- tere Entwicklung in nichts mehr von derjenigen andrer Frosch- quappen. Nur hinsichtlich der Zeitdauer, welche ihre Entwick- lung bis zum Eintritt der Meta- morphose beansprucht, ergibt sich eine Abweichung von der Regel: die übrigen Anuren vollenden ihre ganze larvale Entwicklung im Laufe eines einzigen Frühjahrs und Sommers, Alytes aber braucht dazu meist ein ganzes Jahr, über- wintert also einmal im Quappen- Neotenische Larve der Geburts- helferkröte (Alytes obstetricans). 129 tielle Neotenie bekannt geworden, also zwar ein abnorm langes Beibehalten der Larvenform, aber schließlich doch Eintritt der Metamorphose, noch vor Funktionsreife der Sexualorgane. Unter allen europäischen Anuren neigt die- jenige Gattung, welche, wie bemerkt, auch normalerweise die längste Larvenperiode besitzt, Alytes nämlich, am meisten zur Neotenie. Die Alytes-Quappen erreichen schon normalerweise im Verhältnis zur Größe der Imagines bedeutende Dimensionen, nämlich 40 bis 55 mm, was besonders im Vergleiche zu andern Anuren-Arten von der- selben Größe (Ayla, Bombinator) viel erscheint und in anbetracht der langen Dauer ihres Larven- lebens verständlich ist, denn das Wachstum geht ja deswegen, weil die Metamorphose später statt- findet, mittlerweile nicht lang- samer vor sich, und nur im Winter tritt bezüglich der Größenzunahme ein Stillstand ein. Noch mehr springt die Größe der neotenischen Alytes-Quappen in die Augen. Das Larvenexemplar von Alytes obstetricans, welchesauf dieser Seite abgebildet ist, stellt wohl inner- halb der Anurenordnung den ex- tremsten aller bekannten Neotenie- fälle vor, sowohl absolut, was Dauer der Larvenperiode, als auch relativ (d.h. im Verhältnis zur sonstigen Larvengröße von Alytes), was die im Laufe der Larvenperiode er- reichte Körpergröße anbelangt. Der Entwicklungsgang dieses’) merkwürdigen Exemplars ist fol- gender: Am 16. Mai 1898 erhielt ich zustande. 4 Jahre alt. vom Tierhändler Jul. Reichelt- Geeigneteäußere Faktoren, bis- einzig E . „Blätter Berlin ein Pärchen Geburtshelfer- weilen auch wohl eine gewisse indi- viduelle Veranlagung, können gelegentlich bei allen Amphibienspezies bewirken, daß der Larven- zustand entweder vor der normalen Umwandlungs- zeit durch die Metamorphose sein Ende findet, oder daß er sich anderseits weit über die normale Um- wandlungszeit hinaus erhält. Letztere Erschei- nung, die Verzögerung der Verwandlung, hat Koll- mann „Neotenie“ genannt; während sehr viele Urodelen total neotenisch werden, d. h. lebens- länglich im Larvenzustand verharren und auf dieser Stufe die Geschlechtsreife erlangen können, ist bei Anuren mit Sicherheit bisher nur par- kröten, welches im selben Früh- jahr bei Freiburg im Breisgau gefangen worden war. Am 18. Mai sah ich bereits das Weibchen von seinem Männchen eines aus 33 Eiern be- stehenden Laichsatzes entbunden werden, wel- chen ich diesem zunächst zur Pflege überließ. !) Das hier abgebildete Exemplar ist ein anderes. noch stärker neotenisches, als dasjenige, dessen Lebens- lauf sich in folgenden Zeilen beschrieben, und dessen Porträt mau in der eingangs zitierten Originalabhandlung (Arch. f. Entw.-Mech., Bd. XXII, Taf. V, Fig. 3) findet, Die Entwicklung verläuft aber bei allen neotenischen Larven so typisch, daß mit Ausnahme der Zeitdaten alles von diesem Gesagte auch für jenes Geltung behält. 130 Bevor die Embryonen jedoch zum Aus- schlüpfen reif geworden waren, aufeinem Stadium, welches durch den Besitz stattlicher äußerer Kiemen ausgezeichnet ist, befreite ich jene aus dem Ei, indem ich die Hülle sorgfältig mit Hilfe einer feinen, spitzen und scharfen Schere auf- schnitt und ablöste. Dies geschah am 1. und 2. Juni. Auf diese Weise war dem neotenischen Exemplar, von welchem ich jetzt berichten will und das aus eben diesem Laichsatz stammte, schon von frühester Jugend auf Gelegenheit geboten, sich dem Wasseraufenthalt ganz be- sonders gut anzupassen. Nur 5 von 33 operativ gewonnenen Larven erwiesen sich als lebensfähig, die übrigen gingen zugrunde. Trotzdem die langen, zart verzweigten Kiemen, deren je eine sich an jeder Kopfseite befindet, nur ganz kurze Zeit funktionieren und schon nach wenig Tagen den inneren Kiemen weichen, beobachtete ich eine Umbildung der äußeren Fötalkieme in die äußere Larvalkieme, eine Adaption der ersteren, welche zur Re- spiration innerhalb des Eies dient, für die Atmung im Wasser. . Vom 10. zum 12. Juni verschwanden die äußeren Kiemen wieder, vom 3. bis 14. Oktober waren die Hinterbeine unter Differenzierung in Ober- und Unterschenkel, Fuß und Zehen fertig entwickelt; die Vorderbeine kamen bei vier Larven am 8. und 20. April 1900, bei dem haupt- sächlich in Rede stehenden Exemplar jedoch gar erst am 6. Mai 1902 zum Durchbruch, zu einer Zeit, in der seine Geschwister schon terres- trisch lebende Vollkröten geworden waren; ihre Metamorphose hatte nämlich am 21. und 30. Sep- tember, 12. Oktober und 29. November 1900 stattgefunden, nachdem von ihnen zuvor eine Totallänge von 83 bis 90 mm erlangt worden war: dieser bedeutenden Körpergröße nach — normale Larven erreichen nur 40 bis 55 mm — und ihrer 2'/, bis 2'/, jährigen Larvenperiode wegen, deren Abschluß sich der Norm gegenüber um mindestens 1 Jahr verzögert hat, sind jene vier Larven auch schon unter die neotenischen zu rechnen, bei dem fünften Exemplar jedoch sing die Neotenie viel weiter. Ich nahm an ihm noch mehrmals Messungen vor: am 1. Oktober 1900 hatte das Tier 88, am 1. April 1901 93, am 1. April 1902 104 mm Totallänge erreicht. Von da ab zeigte sich kein weiteres Wachstum, im Gegenteil, ein langsames Kürzerwerden, in- dem der mächtige, am 1. April 1902 59 mm lange, 24 mm breite Ruderschwanz allmählicher tesorption unterlag. Gelegentlich einer Häutung, Kleine Mitteilungen. welche am 17. Mai 1902 stattfand, wurde der hornige Kaulquappenschnabel abgeworfen und machte dem breitgespaltenen Froschmaul Platz. Überraschenderweise aber traten noch immer nicht die Hautdrüsen des ausgebildeten Tieres hervor: die Haut war um diese Zeit überall glatt und schleimig, nur sporadisch bewarzt, wogegen die Haut bei allen neotenischen Amphibien- larven, die ich bisher kennen gelernt hatte, auf vorgerückterem Stadium in Struktur und Farbe die Beschaffenheit der Imaginalhaut annimmt. Die Hautfarbe war hier gleichfalls noch längere Zeit diejenige, wie sie de Bedriaga für ver- wandlungsreife Alytes- Larven beschreibt: ober- seits dunkel aschgrau, mit unregelmäßig zer- streuten dunklen Punkten, unterseits weißlich- grau mit metallisch glänzenden gelblichweißen Sprenkeln, welche gegen die Medianlinie dicht zusammengedrängt erscheinen. (Fortsetzung folgt.) es Kleine Mitteilungen. Unsere heimischen Süßwasserfische. —- II. Etwas neunstacheligen Stichling. Gasterosteus pungitius, der kleine (neunstachelige) Stichling, ein Be- vom wohner unserer Flüsse und der ihnen naheliegenden Gewässer, ist wohl den meisten Lesern ebenso bekannt, wie sein etwas größerer Vetter. Von ihm wird allgemein geschrieben, daß er im April und Mai zur Fortpflanzung schreitet. Diese Angabe bedarf nach Beobachtungen, die ich mit Herrn Ingenieur Wein im vergangenen Jahre Am 10. Juli fielen uns ge- legentlich einer Exkursion eine ganze Menge Männchen der genannten Art auf, die im vollen Schmuck ihres sammetschwarzen Hochzeitskleides prangten, und wir stellten dann auch fest, daß sie mit Eifer der Brutpflege - oblagen. Von den vielen aufgefundenen Nestern hoben wir 6 heraus, 5 davon waren mit frischen Eiern besetzt, und zwar befanden sich «ie untersuchten im Anfange ihrer Entwicklung. Nach ich bei früheren Stiehlingszuchten gesammelt habe, und unter Berücksichtigung der vorangegangenen heißen Tage, schätzte ich ihr Alter auf höchstens 3—4 Tage. Für diese Beobachtung schienen mir drei Erklärungs- Einmal könnten schlechtes Wetter oder ungünstige Ernährungsverhältnisse die Laich- abgabe verzögert haben. Die Witterung im Vorjahre war aber bei uns ganz annehmbar, und der betreffende bei Hochwasser mit der Saale in Verbindung stehende, sonst aber isolierte Graben liegt völlig schattenlos auf weiter Wiesenfläche, wegen seiner westöstlichen Richtung von früh bis spät der Sonne ausgesetzt. Dazu kommt, daß Scharen ca. 1!) em langer Jungfische das Wasser bevölkerten. Und Futter steht hier jahraus, jahrein mehr als genug zur Verfügung, auch in der von Stichlingen so geschätzten Mannigfaltigkeit. Die zweite Möglichkeit, daß schlecht entwickelte Tiere, die sonst 1906 überhaupt nicht zur Brut geschritten machte, der Ergänzung. Erfahrungen, die möglichkeiten zu bestehen. Sprechsaal. — Fragekasten. — Bücher- und Zeitschriltenschau. 131 wären (einjährige Exemplare wurden bei mir laichreif, und das ist wohl auch draußen die Regel), infolge der augenscheinlich günstigen Lebensbedingungen noch nach- träglich laichten, hat auch sehr wenig für sich: Wohl der gesamte Bestand an Männchen lag dem Brutgeschäfte ob. Davon überzeugten wiederholte sorgfältige Beob- achtungen an dem überall leicht zugänglichen und vor- züglich zu übersehenden Gewässer. Nun berichtet ein Beobachter von Gasterosteus aculeatus, dem dreistacheligen Stichlinge, daß ein Männ- chen nacheinander die Eier von 2 Weibchen befruchtet und gepflegt habe. Auch dieser Fall dürfte hier nicht vorliegen. Eine Überzahl von Weibchen ließ sich nämlich durchaus nicht feststellen, ist mir bei der Art auch anderwärts nicht aufgefallen. So spricht alles für die dritte Möglichkeit, nämlich daß die Stichlinge hier 1906 zweimal gelaicht haben. Diese Beobachtung an einem deutschen Fisch scheint ganz neu zu sein; an Exoten machen wir sie ja alljährlich. Es bedarf nicht der Erwähnung, daß ich mich bemühen werde, in den kommenden Monaten weiteres Material zu sammeln. Vielleicht aber haben auch andere Freunde der heimischen Tierwelt ein Auge auf das Fischchen, sei’s draußen, sei’s im Aquarium. (Im letzten Fall wäre auf recht günstige Lebensbedingungen eifrig Bedacht zu nehmen.) Darum diese Zeilen. Über das Vorkommen unseres Tierchens bei Halle noch folgendes: Berichte nennen es häufig, besonders in der Saale; es ist aber immer seltener geworden und galt, wenn auch mit Unrecht, noch vor wenigen Jahren als ‚ausgestorben. Fin Fischermeister, der mir öfter behilflich ist, hat es für Händler früher hier der Saale entnommen, dann aber jahrelang von anderen Orten mühsam herbei- holen müssen. Seit ein paar Jahren läßt sich wieder eine vapide Vermehrung feststellen, sowohl in der Saale, als auch in vielen Gewässern ihres Tales. Eine Ursache für diesen Wandel vermag ich nicht anzugeben. Kurt Poenicke, Halle a/S. »& Sprechsaal. Natürliches oder künstliches Seewasser?! Im An- schluß an die Frage des Herrn A. H. in H. (Heft 11 der „Blätter“) bezügl. der Verwendungsfähigkeit von rohem Seesalz zur Herstellung von Aquariumwasser, möchte ich mitteilen, daß ich vor Jahren, als ich meine ersten Versuche mit Seewasseraquarien machte, es auch einmal mit dem im Handel befindlichen natürlichen Seesalze probierte. Ich hatte die Lösung klar filtriert und mit Hilfe des Halometers auf die richtige Dichtigkeit ge- bracht; indessen war es, abgesehen von Stichlingen und Taschenkrebsen, nicht möglich, Seetiere darin länger als 24 Stunden am Leben zu erhalten. Ich hatte damals allerdings versäumt, gewisse Salze, die ja beim Eindampfen des Seewassers in der Natur lange zurückbleiben und nicht mit kristallisieren, zu ersetzen. Das würde aber wahrscheinlich an der Verwendungsfähigkeit solcherart hergestellten Wassers nicht viel ändern; denn nach meinen Erfahrungen ist das aus chemischen Produkten her- gestellte Seewasser nur ein höchst unvollkommener Not- behelf, in dem kein Seetier gedeihen, sondern höchstens eine Zeitlang dahin vegetieren kann. — Nicht allgemein bekannt scheint es zu sein, daß es ein sicheres Reagens gibt, um natürliches von künstlichem Seewasser zu unterscheiden. Das ist die gemeine Strandschneeke (Littorina litiorea). Bringt man diese in natürliches Seewasser, so kommt das Tier alsbald aus dem Gehäuse hervor und beginnt herumzukriechen; wlemals ist das der Fall, wenn das Seewasser künstlich zusammengestellt wurde, ebensowenig wenn man die Tiere in echtes Seewasser bringt, welches mit künstlichem ver- mischt wurde. In nicht reinem natürlichen Seewasser stirbt diese Schnecke allemal binnen kürzester Frist; wohl der beste Beweis, wie verkehrtesist, wenn die verschiedenen Leitfäden für Aquarien- freunde noch immer das künstliche als gleich- wertig mit natürlichen Seewasser hin- stellen. Rud. Flurschütz, Paris. % Trasekasten. J. L. in Lüxheim. Wenden sie sich brieflich direkt an Herrn Hugo Mußhoff, Breslau VI, Friedrich- Wilhelm- straße 62; er wird Ihnen bereitwilligst Auskunft erteilen. % Zur geneigten Beachtung unserer Vereine! Herr Prof. Dr. Riehard Semon in München beab- sichtigt, in diesem Jahre umfangreiche biologische Ver- suche über Vererbung von Neotenie bei Axolotin anzu- stellen, um statistisches Material für seine Ansicht, daß unter gewissen Umständen auch erworbene, nicht angeborene Eigenschaften vererbt werden, zu sammeln. Durch seine bahnbrechenden Untersuchungen über die Fortpflanzung des australischen Lurchfisches Neoceratodus forsteri. über die erin leichtfaßlicher Weise auch in seinem bekannten Werke „Im australischen Busch und an den Küsten des Korallen- meeres“ berichtet, dürfte er vielen unserer Leser bereits bekannt sein. dem Ich richte nun in seinem Namen an unsere verehrlichen Vereinsvorstände die ergebene Bitte, Herrn Prof. Dr. Semon zur Erlangung des zahlreich zu seinen Versuchen benötigten Materials behilflich zu sein, indem sie diesen Aufruf zur Kenntnis an den Sitzungsabenden bringen und Axolotl züchtende Mitglieder bitten, von ihrem Überfluß an vorjähriger Nachzucht und möglichst auch laichreifen oder tragenden Axolotln — namentlich die gewöhnliche schwarze Stammform — Herrn Prof. Dr. Semon gegen Erstattung der Porto- und Verpackungs- unkosten, eventuell auch gegen eine kleine Entschädigung abzugeben. Da unsere Vereine schon so oft ihre Opfer- freudigkeit, wenn es galt die Wissenschaft zu unterstützen, bewiesen haben, hoffe ich, auch diesmal nicht vergebens an diese Opferfreudigkeit appelliert zu haben. Angebote bitte ich direkt an Herrn Prof. Dr. Richard Semon, München, Karlstraße 1, zu richten. W. Köhler. * Bücher- und Zeitschriftenschau. Die erfolgreiche Reklamation gegen zu hohe Steuerveranlagung. Praktischer Ratgeber für jeden Steuerzahler. Mustergültige Formulare nebst preußischem Juli 1906 und Er- Einkommensteuergesetz vom 19. 132 läuterungen. Von einem Steuersekretär. — 128 Seiten. Preis: Mark 1,30. Verlag: L. Schwarz & Comp. Berlin S. 14, Dresdenerstraße 80. „Die Umschau“ bringt in No. 4 des laufenden Jahr- gangs u, a. einen interessanten Aufsatz des bekannten schwedischen Physikers Svante Arrhenius über: „Die neuere Entwicklung der Panspermie- Lehre“. Diese Lehre nimmt an, daß Sporen organischen Lebens überall im Weltraunie schwirren, von Himmelskörper zu Himmelskörper, und dort wo sie günstige Entwicklungs- bedingungen finden, den Anfang des organischen Lebens bilden. Begründet wurde die Lehre durch Lord Kelvin 1871 und seither von einer ganzen Reihe namhafter Natur- wissenschaftler vertreten, ohne indes die Anhängerzahl der Urzeugungstheorie zu erreichen. Daß diese über- haupt verlassen wurde, läßt sich nun daraus erklären, daß alle bisher angestellten Versuche, eine Urzeugung künstlich zu wege zu bringen, gescheitert sind. Ich möchte dagegen einwenden, daß ein bisheriges Nicht- gelingen derartiger Experimente keinen Beweis für ein künftiges Fehlschlagen oder eine dauernde Erfolglosigkeit derselben in sich schließt. Und daß eine Urzeugung in der Natur heutigen Tages nicht mehr nachgewiesen werden konnte, ist gleichfalls kein Beweis dafür, daß eine solche Urzeugung nie stattgefunden hat. Wenn die Bedingungen, unter denen die ersten Organismen durch Konkurrenz anorganischer Verbindungen zustande kommen konnten, noch heute vorlägen, würde eben noch heute die Ur- zeugung stattfinden und vielleicht jede Weiterentwicklung -der Organismen bis zur heutigen Komplikation der Fort- Schließlich — und dab so hervorragende Gelehrte wie Lord Kelvin -pflänzungsverhältnisse unterblieben sein. N VEREINS | ACHRICHTEN) Vereins-Nachrichten. und Svante Arrhenius, der Verfasser des genannten Aufsatzes in der „Umschau“, dieses Moment übersehen haben, ist mir geradezu ein Rätsel — wo und wie werden denn die durch den „Strahlungsdruck“ von "Weltkörper zu Weltkörper spedierten organischen Keime Produziert? ‘Wo kam der erste solche Keim her? Die Panspermie- Lehre kompliziert nur unnötig, aber vereinfacht nicht. In letzter Linie nimmt sie eben doch eine Urzeugung an, bloß auf irgend einem anderen Weltkörper oder vielleicht in dem Urnebel selbst! Es sprechen aber alle Erfahrungen dafür, daß die Natur überall den einfachsten Weg einschlägt zur Erreichung eines Zieles, und schon diese Tatsache spricht entschieden gegen die Annahme einer Panspermie, ganz abgesehen von den Schwierigkeiten einer exakten ınathematischen Beweisführung nur für die Möglichkeit des Eindringens und Wiederverlassens solcher organischer Sporen, die doch sicher die Größenordnung der Moleküle beträchtlich überschreiten müßten, auf den verschiedenen Weltkörpern. Diese Massenaktraktion würde eben in aller kürzesten Frist bei nicht ständiger Neuerzeugung solcher Keime im Raume selbst den Raum völlig davon säubern. Eine Neuerzeugung im Raume ist aber aus physikalischen und chemischen Erwägungen rein undenkbar, abgesehen davon, daß sie eben wiederum nur durch „Urzeugung“ möglich wäre. — Nichtsdestoweniger trägt es nur zur Erweiterung unserer Kenntnisse bei und regt zu kritischem Nachdenken an, wenn wir gegnerische Meinungen kennen lernen. Gerade weil die „Umschau“ unparteiisch Meinungen für und wider die und jene Theorie zu Worte kommen läßt, möchte ich sie jedem nach Vervollkommnung seines Wissens Strebenden an- gelegentlich empfehlen. K. Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachriehten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Magdeburg. Vereinslokal: „Tivoli“, Kaiserstraße. Sitzungen: ‚Jeden 2. und 4. Dienstag im Monat. Briefadresse: W. Jürgens, Königgrätzerstraße 17p. Sitzung vom 26. Februar 1907. Eingegangen ist- eine Karte von Herrn K. Riedel, I. Vorsitzender des „Wasserstern“ in Augsburg, wodurch er uns unter Bezugnahme auf unsern Sitzungsbericht vom 22. Januar d. Js. mitteilt, daß Estheria cycladoides auch für die Umgebung von Augsburg durch den „Wasser- stern“ nachgewiesen ist. Ferner bittet uns Herr Riedel um Übersendung von Apus zu der im Juni d. Js. statt- findenden Ausstellung des „Wasserstern“. Wir würden uns sehr freuen, wenn wir zur Zeit diesen Wunsch er- füllen können. Vorgezeigt werden runde, schwarze Ge- bilde von der Größe eines Senfkorns, die an ö3—-4 mm langen, haardünnen Stielen an : Wasserpflanzenblättern aufsitzen. Diese Gebilde werden als die Eierkokons von Strudelwürmern (Turbellarien) angesprochen. Hierauf hält Herr Kuhn seinen angekündigten Vortnag „Einiges aus der Insektenwelt“. Der Vortragende sprach sich in seinen einleitenden Worten zunächst dahin aus, daß die Insekten- welt uns eine Menge Stoff biete, nicht nur als Futter- material für Aquarien- und Terrarientiere, sondern auch als Beobachtungsgegenstände im allgemeinen. Darauf gab der Redner eine Übersicht über die zur Zeit gebräuch- liche - Einteilung _der -gesamten Gliedertierwelt, ins- besondere der Klasse der Insekten. Von diesen wurden die Geradflügler einer näheren Betrachtung unterzogen. Die Libellenarten sollen in einem:späteren Vortrage be- sprochen werden. Die abenteuerlichen Formen der Fang- und Gespenstkeuschreeken- wurden. in. ihren Haupt- vertretern, der Gottesanbeterin (Mantis religiosa), der Gespenstheuschrecke (Bacillus rossi), dem wandelnden Blatt (Phyllum siccifolium) in Wort und Bild vorgeführt. Von den Feldheuschrecken waren es die Pflanzenverwüster der Wanderheuschrecken (Pachytylus migratorius), deren Vorkommen im Faunengebiet der Provinz Sachsen, be- sonders der Altmark und der näheren Umgebung Magde- burgs einer eingehenden Betrachtung unterzogen wurde. An diese reihten sich die Laubheuschrecken an; als deren Hauptvertreter die Locusta viridissima.. anzusehen ist. Von den Grabheuschrecken schlossen die Feldgrille (Gryllus campestris) und die Maulwurfsgrille (Gryllotalpa vulgaris) den Reigen. Die vorzüglichen, noch heute mustergültigen Abbildungen des alten, seltenen Werkes von Rösel von Rosenhof „Die Insektenbelustigungen“ und eine Anzahl präparierte Exemplare gaben den Vereins- mitgliedern einen Begriff von der Mannigfaltigkeit dieser Tiere. Wird Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Magdeburg, Am Weinhof 8/9; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Heft 14. ) N ) IDZZUN Brend’amour S. Illustrierte Wochen-Schrift für Australische Agamiden. Von Dr. P. Krefft. is die Krone des australischen f[mportes möchte ich die leider nur spärlichen Phyy- ‚signathus bezeichnen. Edel von Wuchs und Hal- tung und recht ansprechend gefärbt, zudem begabt mit einer für große Echsen in der Gefangenschaft Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“ von Dr. E. Bade. jedenfalls seltenen Regsamkeit, zählt diese statt- liche Agamide zu den begehrenswertesten Pfleg- lingen des Terraristen überhaupt, und es ist daher umso mehr zu bedauern, daß sie so selten zu uns gelangt. Der Körperbau des Physignathus lesueuri kann als das Urbild eines wohlgestalteten Echsen- körpers gelten. Kräftig und doch schlank zu- gleich, befähigt er das Tier zu Leistungen, wie sie vollkommener und vielseitiger von keinem (Schluß.) seiner Verwandtschaft erwartet werden können. Der kantige Kopf mit den großen, kampfesmutig blickenden Augen und den gewaltigen Kiefern *) hat bei großen Exemplaren etwas ungemein Im- ponierendes, zumal er so hoch getragen wird, Ne Physignathus lesueuri (Wasserleguan). wie man es bei anderen großen Echsen sonst kaum findet. Diese eigenartige Kopfhaltung läßt auch die Fähigkeit dieser Agamide, sich auf den Hinterbeinen allein fortzubewegen, be- greiflich erscheinen. Vor allem zwar dürften F7*) Der wissenschaftliche Name, Physignathus”. (von „Physis“ — „Natur“, aber auch — „Naturkraft“, und „Gnathos“ — „Kinnbacke“ scheint hierauf gemünzt zu sein und dürfte demnach durch „Kraftkiefer“ passend ins Deutsche übertragen werden können. 134 die mächtig entwickelten Hinterextremitäten das Tier zu einer solchen paradoxen Gangart befähigen, die ich übrigens noch nicht beobachten konnte. Um so öfter war ich Zeuge, was für gewaltige Sätze Physignathus dank seiner lei- stungsfähigen Hinterbeine auszuführen vermag. Der kräftige, lange Schwanz dient ihm bei weiteren Sprüngen als Steuer, ebenso wie er dem Tiere im Wasser als Ruder dient, wozu ihn seine seitlich zusammengedrückte Gestaltung besonders geeignet macht. Der Kamm des Physi- gnathus ist mäßig hoch und erstreckt sich vom Nacken bis etwa zur zweiten Schwanzhälfte. Die Kehlwamme ist ziemlich schwach entwickelt und in geringem Maße spreizbar. Die Färbung der Oberseite ist im allgemeinen ein düsteres Graubraun, von dem sich horn- farbige Zeichnungen abheben, welche am Rumpfe aus kleinen, hier und da zu Querbinden geord- neten Flecken und am Schwanze aus schlichten Querbinden bestehen. Die Kopfseiten sind hell bläulichgrau und der Oberkopf dunkler grau; außerdem verläuft an den Kopfseiten bis zur Schultergegend ein breites, unterbrochenes, schwarzes Band. Die Bauchseite ist bei älteren Männchen prächtig rot, bei jungen Tieren und bei Weibchen aber unscheinbar bräunlich gefärbt. Das Rot der Männchen ist nach den Flanken hinauf sanft abgetönt und kommt somit auch in der Seitenansicht teilweise zur Geltung. Ungestüme Wildheit bildet den Wesens- grundzug des Physignathus, der eine Länge von 80 cm und wohl noch darüber hinaus erreicht. So kommt es, daß namentlich ältere Importstücke oft erheblich verletzt hier eintreffen, da sie sich in den ihrer Größe nicht angemessenen Trans- portbehältern leicht durch Anspringen gegen die Wände die Schnauzen abstoßen und den langen Schwanz abknicken. Das größte Exemplar des letzten Importes hatte offenbar auf diese Art das letzte Schwanzdrittel ganz eingebüßt und überdies war der Schwanzstumpf noch an zwei Stellen geknickt und die Oberschnauze stark abgewetzt; auch das zweitgrößte Stück hatte einen Schwanzknick und eine starke Schnauzen- verletzung, welche auch an zwei kleinen Stücken festzustellen war. Auch bei rationeller Haltung legt sich die Wildheit und Scheu älterer Stücke nicht so bald. Mein Exemplar ist noch immer sehr scheu; es verbirgt sich z. B. auf den Versuch hin, es nur anzufassen, untertags gegen seine Gewohn- heit, in einem hohlen Baumstamm. Um so merk- würdiger ist seine Gleichgültigkeit gegen Be- rührungen des Nachts, auch wenn es, den geöffneten Dr. P. Krefft: Australische Agamiden. Augen nach zu urteilen, nicht schläft. Es scheint dann für gewöhnlich geradezu in Lethargie ver- fallen, zumal wenn die Heizung ausgesetzt ist, ein Umstand, der die Beweglichkeit des in seinen Wärmeansprüchen recht bescheidenen Reptils am Tage nicht sichtlich stört. Es liegt nachts mit seiner Körperunterseite auf einem Ruheast und läßt oft alle Viere schlaff zu beiden Seiten des- selben herabhängen. Naht man sich mit einem Lichte, so öffnet es wohl die Augen, aber ohne sich sonst zu regen — auch dann nicht, wenn man es streichelt oder zwickt; ja es läßt sich sogar vom Aste herunternehmen, ohne ernst- lichen Widerstand zu leisten. Bei Tage dagegen zeigt sich das starke Tier von scharfem Mib- trauen beseelt. Schon die Annäherung meiner Hand genügt dann, es in tolle Flucht zu treiben. Das Endziel derselben ist bei größter Auf- regung der erwähnte, hohle Zierkorkstamm, sonst aber fast stets das geräumige Wasserbecken. Die Vorliebe des Physignathus für das nasse Element ist in der Biologie des Tieres ent- schieden die auffallendste Erscheinung. Sie geht soweit, dab man dieses Reptil geradezu das Amphib unter den Agamiden nennen könnte. Und wenn gewisse Familienverwandte, wie z. B. die Segelechse (Lephura amboinensis), ihm in dieser Eigentümlichheit vermutlich nichts nach- geben dürften, so steht nicht nur unter den bisher eingeführten Agamiden, sondern unter den bisher überhaupt Gegenstand der Terrarienpflege ge- wesenen Echsen Physignathus wohl einzig da — abgesehen vielleicht von den wasserliebenden Waranarten. Diese Vorliebe für den Wasser- aufenthalt muß bei unserer Agamide um so auf- fälliger erscheinen, als sie im übrigen ihrer Gestalt nach sowohl als auch allen im Freileben und in der Gefangenschaft gemachten Beobach- tungen zufolge ein Baumtier ist. Daß das Wasser solchen Reptilien als Zufluchtstätte bei Gefahr dient, ist allerdings auch bei den uns besser bekannt gewordenen keine vereinzelte Erscheinung. Auch der grüne Leguan (/guana tuberculata) rettet sich bei Gefahr ins Wasser und taucht zur Not auch bis auf den Grund hinab. Wie gering aber im übrigen seine Zu- neigung zum nassen Elemente ist, wird jeder wissen, der Leguane gepflegt hat. Wenn ein solches Tier längere Zeit im Wasser zubringt, so deutet dieses im allgemeinen jedenfalls ebenso wenig Gutes an, als wenn z. B. ein Anoli, eine Lacerta oder ein Hardun ein Dauerbad nimmt. In jedem Falle scheinen es körperliche Störun- gen zu sein, was diese Echsen ins Nasse treibt. Dr. P. Krefft: Australische Agamiden. Ganz anders beim Physignathus: er verbringt einen ansehnlichen Teil seines Tagewerkes im Wasser, ja er schläft darin und — was das wunderbarste ist — sogar mit völlig unter- getauchtem Kopfe. Als ich meinen Pflegling das erste Mal in dieser Situation spät abends antraf, hielt ich ihn für ertrunken und machte mich betrübt daran, die vermeintliche Leiche an dem langen Schwanze aus dem nassen Grabe heraufzuholen. Mein Schreck, als das Tier bei diesem Beginnen plötzlich zu zappeln anfing, war nicht gering, wenn auch freudig! Am über- nächsten Abend fand ich es wieder mit unter- getauchtem Kopfe. Ich postierte mich nun mit einem Lichte vor dem Terrarium und behielt den Kopf scharf im Auge; es dauerte annähernd fünf Minuten, bis Leben in das so lange regungs- los, auch ohne jede sichtliche Atembewegung und mit geschlossenen Augen unter Wasser ver- harrende Tier kam, dessen Schnauze sich zuerst langsam und dann mit einem plötzlichen Ruck über Wasser hob, worauf die Augen geöffnet und einige tiefe Atemzüge getan wurden. Nach einiger Zeit sank die Schnauze wieder bis zum Wasserspiegel herab, wenn auch ohne unter- zutauchen, und die Augen schlossen sich wieder. Ich entfernte mieh darauf für eine halbe Stunde, und konnte danach feststellen, daß der Kopf wieder sich gänzlich unter Wasser befand. Dergleichen nasse Nächte verbringt mein Physignathus häufig und er läßt dabei am Tage, wo ich ihn zwar auch oft im Wasser, aber nie untergetaucht, antreffe. an Munterkeit und Freßlust nichts zu wünschen übrig, so daß ein Krankheitszustand als Ursache dieser Dauerbäder unter keinen Umständen angenommen werden kann. Im übrigen wird die Wasserliebe des Physignathus auch von anderen Beobachtern bestätigt; auch soll sie dem Tiere in seiner Heimat die Be- zeichnung „Wasserleguan“ eingetragen haben. Leider verunreinigt mein Pflegling sein Bad regelmäßig mindestens einmal am Tage mit seinem reichlich abgesetzten Kot. In der Nahrungsaufnahme erweist sich Physignathus nicht heikel. Alle Stücke dieses Importes waren schon unterwegs an Mehlwurm- futter gewöhnt worden, und mein Stück fraß diese teuren „Würmer“ anstandslos zu Dutzenden „auf einem Sitz“. Fleisch verschmähte er bisher, jedoch nimmt er Stücke eines geschälten Apfels, sowie von Bananen und Apfelsinen gern an. Gegen seine -kleineren Käfiggenossen bezeigte er aus eigenem Antriebe bisher keine kannibali- schen Gelüste; jedoch zermalmte er einer 135 Lacerta serpa, die ich ihm mit einer langen Pinzette vorhielt, nach kurzem Zaudern den Kopf und fraß das Tier dann ganz auf. Daß er keinen großen Gefallen an derartigen Mahl- zeiten zu finden scheint, bewies er, als ihm zum zweiten Male eine kleine Eidechse vorgehalten wurde. Er biß ihr zwar den Kopf ab und fraß denselben, war aber nicht zur Annahme des übrigen Körpers zu bewegen. Die Ansichten anderer Beobachter über das Verhalten des Physignathus kleinen Echsen gegenüber sind geteilt, was wohl in erster Linie auf die indivi- duell verschiedene Veranlagung der beobachteten Stücke zurückgeführt werden muß. Dr. Kam- merer z. B. schildert ihn als gutmütigen Insek- ten- und Pflanzenfresser, J. Berg dagegen schuldigt ihn an, unter den Echsenräubern der fürchterlichste zu sein, und führt als Beleg für diese Behauptung an, daß Physignathus Smaragd- eidechsen durchbeißt, „daß das Blut spritzt“. Selbstverständlich wird auch hierbei das Alter des Tieres mit inbetracht kommen, d. h. man wird, je größer und kräftiger das Tier ist, desto weniger Zutrauen auf seine Gutmütigkeit setzen dürfen, wie dies z. B. auch beim grünen Leguan zu beachten ist. Welche gefährliche Kieferkraft große Physignathus zu entwickeln vermögen, lehrte mich folgender Versuch. Ich hielt meinem Pflegling, den ich am späten Abend von seinem Ruheast genommen und ans Licht gebracht hatte, ein Stück Radiergummi (in Stangenform und etwa 1 cm stark) in das alsbald drohend auf- gesperrte Maul; dasselbe schloß sich darauf ganz gemächlich und ohne besonderen Kraft- aufwand und doch fiel die äußere Hälfte des, Gummis herab, als wäre er unter eine Hack- maschine geraten. Ich sah nun ein, wie gut ich daran getan, diese Kieferkraftprobe nicht an meinem Finger vornehmen zu lassen, wie ich erst beabsichtigt hatte. Für demnächst steht das Eintreffen eines neuen australischen Importes in Aussicht; unter anderem wird auch die merkwürdigste bisher bekannt gewordene Agamide, der Moloch (Moloch horridus) darunter von eingeweihter Seite erhofft. Auch dieser Import soll vollzählig auf den Berliner Markt gebracht werden. 136 Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. Von Dr. Paul Kammerer-Wien. (Mit einer Original- zeichnung von Carola N....) (Fortsetzung.) | m 15. Juni fand ich das Kiemenloch (Spira- SAY culum) geschlossen, so daß ich jetzt auf baldige Umwandlung des Tieres in die Vollkröte gefaßt war. Bis gegen Ende Juni hin trat jedoch‘ kein weiteres Anzeichen dafür ein, nur eine Ver- änderung im Benehmen des Tieres, welches, nach Verschluß des Spiraculums auf alleinige Lungen- atmung angewiesen, öfter als bisher zur Ober- fläche des Wassers kam, um Luft zu schnappen- Dabei betätigte es aber zunächst noch durch- aus kein Bestreben, das Wasser überhaupt zu verlassen. Am 24. Juli 1902 begab sich das Tier wider Erwarten ans Land, trotzdem der Schwanz noch eine ansehnliche Länge und breiten Flossensaum besaß; seine weitere Resorption ging aber jetzt schnell von statten: am 30. Juli war nur noch ein kurzer kegelförmiger Stummel davon wahr- zunehmen. Es ist ausdrücklich zu bemerken, dab keinerlei äußere Faktoren angewendet wurden, um bei allen Larven aus dem am 18. Mai 1898 zur Welt gekommenen Laiche Neotenie hervorzurufen. Auch bei jenem be- sonders beschriebenen Exemplar, welches seine Geschwister um etwa 2'/, Jahre in der Larven- form überlebt, seine Artgenosseen hierin um etwa 3 Jahre übertroffen und im ganzen 4 Jahre und 2 Monate als Kaulquappe zugebracht hatte, war dies nicht der Fall gewesen. Man wird die auffällige Erscheinung daher einzig und allein dem Umstand zuschreiben dürfen, dab die Larven, statt bis zu einem verhältnismäßig vorgerückten Stadium zur Nachreife noch im Ei zu bleiben, durch operativen Eingriff schon bedeutend früher ins Wasser gelangten; und um so mehr wird dies die richtige Annahme sein, als meine Er- fahrung sich ja noch auf weitere, vorzeitig aus dem Ei gewonnene Larven aus andern Laich- ballen von andern Eltern erstreckt, welche Larven ebenfalls ausnahmslos partiell neotenisch wurden, wenn auch in keinem ein- zigen Falle mehr in solchem Ausmaß, wie bei dem Exemplar, dessen postembryonale Entwick- lung bis zur Metamorphose ich geschildert habe?). Wenn wir in den Larven nicht dadurch, dab wir sie von einem frühen Stadium an im Wasser ") Seither ist es mir gelungen, bei einem zweiten Exem- plar (siehe die Abbildung) totale Neotenie zu erzielen, Dr.. Paul Kammerer: Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. heranreifen lassen, eine Veranlagung zur Neotenie erwecken, so können sie auch durch einfache äußere Faktoren dazu gezwungen werden, lange Zeit im Larvenzustande zu bleiben. Unter diesen Faktoren lernte ich neuerdings die Dunkelheit als einen der wirksamsten kennen. Sowohl ganz im Finstern gehaltene Larven (es gilt allgemein, nicht bloß von Alytes, nicht bloß von Amphibienlarven), als auch solche, die zwar Oberlicht bekommen, aber in dunkel- wandigen Gefäßen, auf dunklem Grunde gehalten werden, neigen in aubergewöhnlicher Weise zur Verlängerung ihres Quappenlebens. Nebenbei bestätigen sich meine früheren Er- fahrungen an Salamanderlarven nunmehr auch an Alyte, daß nämlich Luftreichtum und niedrige Temperatur des Wassers zur Kon- servierung des Larvenzustandes vieles beitragen. Deshalb empfiehlt sich für die technische Anlage von Neotenieversuchen ein steter Durchflub frischen Leitungswassers nebst gleichzeitiger Durchlüftung. Die Wirkung dieser Mittel, das Wasser kühl und luftgeschwängert zu erhalten, verwandelt sich jedoch, soweit es die Neotenie anlangt, leicht ins Gegenteil, wenn Luft- und Wasserzufuhr so stark werden, daß ein merk- barer Strom, gegen den die Quappen anzukämpfen haben, oder gar ein Wirbel entsteht. Durch dieses dann neu hinzutretende mechanische Agens wird die Metamorphose beschleunigt herbeigeführt, ein Befund, der sich übrigens nicht sowohl auf Amphibienlarven, sondern auch auf Insektenlarven erstreckt. Im Vergleich zu all diesen Faktoren spielt es inbezug auf die Metamorphose gar keine Rolle, ob der Wasserstand hoch oder niedrig, das Ufer flach oder steil ist, und ob die Tiere in weiterer Konsequenz hiervon zur Zeit der Verwandlungsreife leicht aus dem Wasser her- auskönnen oder nicht. Sie verwandeln sich, wenn kein anderer Faktor sie daran verhindert, ohne Rücksicht auf Wassertiefe und Möglichkeit des Entrinnens zur regelrechten Zeit, obschon sie sich nicht ans trockene Land zu begeben vermögen, und sie erleiden dann eben den Tod durch Ertrinken; der Verwandlungstrieb jedoch bleibt ungehemmt. Dies erscheint konträr mit verläßlichen Beobachtungen aus dem Freileben wo neotenische Amphibienlarven besonders häufig in tiefen, steiluferigen Gewässern gefunden werden. Ich bin aber sehr geneigt, nicht die Tiefe und Steiluferigkeit hier als wirklich aus- schlaggebend anzusehen, sondern habe auf der Basis eigner Beobachtungen: triftigen Grund zur Dr. Paul Kammerer: Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. 137 Annahme, dab die experimentell gefundenen Faktoren auch an den natürlichen Aufenthalten neotenischer Larven die in Wahrheit schuld- tragenden Ursachen für die Verzögerung ab- geben: Dunkelheit, gleichmäßig kühle Temperatur fast ohne alle Schwankungen, immerwährend starre Ruhe des Mediums, gleichmäßige Er- nährung, da die übrigen, so gleichmäßigen Be- dingungen die periodischen Veränderungen des Planktons verringern, auch ein Zusammendrängen und darauffolgendes massenhaftes Absterben kleiner Tiere beim Austrocknen nicht vorkommen kann, das sind lauter Eigenschaften, die stellenden Gewässern von bedeutender Tiefe als Charak- teristika zugesprochen werden müssen. Enge Brunnen und Zisternen, nur zeitweise spärlichem Oberlicht zugänglich, wenn Menschenhand den Deckel entfernt, — Waldtümpel mit einem Grund, den vermoderte Blätter u. dgl. verdunkeln, end- lich Sümpfe auf schwarzem Moorboden — sie brauchen durchaus nicht tief zu sein, die Dunkel- heit genügt! — sind daher die sichersten und er- giebigsten Fundstellen neotenischer Amphibien- larven. Hat man es in der Hand, vermittels Dunkel- heit, Kälte und hohen Luftgehalt die Larven- periode beträchtlich zu verlängern, so verstelit es sich beinahe von selbst, daß es auch gelingen muß, sie durch Anwendung der entgegengesetzten ‚Faktoren, nämlich Lieht, Wärme und Luft- armut fast beliebig zu verkürzen. Ferner wirken beschleunigend: reichliche Fütterung (Mästung) im ersten Lebensalter und darauf- folgendes plötzliches Hungernlassen im bereits vierbeinigen Stadium, mehr oder weniger aus- gedehnte Verletzungen, z. B. Amputationen ge- legentlich von Regenerationsversuchen; schließ- lich, wie oben bemerkt, unruhiges Wasser, ein starker Luft- oder Wasserstriom, der eine Art Wirbel erregt. Durch möglichst gesteigertes Zusammen- wirkenlassen aller aufgezählten beschleunigenden Faktoren habe ich Alytes-Larven ihre gesamte postembryonale Entwicklung vom Auskrichen aus dem Ei bis zur Metamorphose in die Voll- kröte, wozu sie doch sonst ein volles Jahr, mindestens aber ein halbes Jahr benötigen, schon innerhalb von sechs Wochen vollenden gesehen! 6. Versuch: Aufzucht der Alytes-Larven außerhalb des Wassers auf feuchtem Boden. — Bei meinem Versuche No. 3. (Zeiti- gung der Eier ohne Brutpflege des Vaters, auf dem Lande) erwähnte ich, wie es auch im Frei- leben mitunter passiert, daß die Männchen ihre Eierballen vorzeitig verlieren. Wir haben das Schicksal der verwaisten Eier bis zum Aus- schlüpfen der Larven verfolgt und gesehen, daß erstens die Embıyonen sich unbeschadet dessen, daß sie von ihren Erzeugern nicht mehr behütet werden, normal entwickeln, zweitens daß sie die Eihüllen zu verlassen vermögen, auch ohne dab letztere vorher im Wasser aufgeweicht wurden. Wie aber ergeht es den an unrechter Stelle, auf dem Trockenen nämlich, ausgeschlüpften Larven? Schon Fischer-Sigwart veröffentlicht dies- bezügliche Erfahrungen: „Am 7. Juni abends fand sich im Behälter der Geburtshelferkröten in einem nur wenig feuchten Teller noch lebend eine weitere Kaulquappe von der letzten Brut, die also hier über 24 Stunden ohne Wasser, fast im Trockenen, zugebracht hatte. Von ihr aus- geführte rasche, wirbelnde Bewegungen, wobei sie ähnlich aussah, wie ein Tropfen Wasser, der beim Leidenfrost’schen Versuche auf der slühenden KEisenplatte herumwirbelt, hatten meine Aufmerksamkeit auf sie gezogen. Es ist hieraus ersichtlich, daß diese Quappen zu ihrer Existenz sehr wenig Wasser brau- chen, dab sie sogar bei zeitweisen gänzlichem Wassermangel nicht so leicht umkommen, so lange wenigstens noch eine Spur von Feuchtigkeit vorhanden ist.“ An diese zufälligen Wahrnehmungen Fischer- Sigwart’s knüpfe ich nun mit Aufstellung planmäßiger Versuche an: Als technische Grundlage dient ein be- liebiges seichtes Gefäß, z. B. eine irdene Keim- schale oder eine Präparierschüssel, welche bis nahe zum oberen Rande mit feuchter Erde an- gefüllt wird. Am besten eignet sich gelbe, lehmige Wiesenerde, die man amı bequemsten von Maulwurfshaufen wegholen kann; sie enthält nicht so viele faulende und schimmelnde Sub- stanzen, entwickelt auch nicht so viel Säure, als schwarze Garten- und Walderde. Die Erde wird im Gefäß festgeknetet, die Oberfläche zu einer flachen, kreisförmigen Mulde gestaltet und sauber ausgeglättet. Die zur Aufzucht in dieser Erdmulde bestimmten Larven gelangen nun ent- weder dadurch hinein, daß man schon die Bier- ballen hinlegt und an Ort und Stelle ausfallen läßt, worauf die leeren Hüllen zu entfernen sind, oder daß man die in andern Zuchten ausgefallenen Larven sorgsam mit Hilfe eines Horn- oder Holzlöffels in die Mitte der Mulde überträgt. Hier werden sie mit einer Moosplatte zugedeckt, 138 Erdboden und Moosdecke sind täglich zweimal, morgens und abends, tüchtig zu besprengen; auch über die Quappen selbst darf der feine Sprühregen des Zerstäubers dann und wann hinwegbrausen, indem man die Moosdecke zu diesem Behufe ein wenig aufhebt. Bei dieser Gelegenheit werden gleich die beiden außerdem noch zu bewerkstelligenden Pflege-Handgriffe erledigt, nämlich erstens die Fütterung und zweitens die Herausnahme etwaiger Kadaver. Die Fütterung bereitete mir anfangs nicht geringe Verlegenheit, da ich sie gemäß dem bei Ernährung der im Wasser befindlichen Larven gehandhabten Prinzip vornehmen zu müssen glaubte; ich legte zeitweise etwas frische, grüne Fadenalgen stehender Süßgewässer (besonders Spirogyra und COladophora), ferner Stückchen roher Leber oder rohen Fleisches, welch letzteres vor Gebrauch gründlich weichzuklopfen ist, zwischen die Quappen. Allein Fleisch und Leber gingen allzu rasch in Fäulnis über, und trotzdem ich nie etwas länger als 24 Stunden: liegen ließ, gelang es doch nicht, alle Überbleibsel so voll- ständig zu entfernen, daß ein übler Geruch und in weiterer Folge solcher Unreinlichkeit ein massenhaftes Absterben der Quappen vermieden worden wäre; die Süßwasseralgen hingegen ver- dorrten allzu rasch, was zwar umgangen wurde, indem ich bei günstiger Gelegenheit die außer- halb des Wassers auf feuchtem Boden gedeihenden Schleimalgen (Nostoc) an ihre Stelle setzte, mit ihnen jedoch nicht auslangte, zumal die Quappen sich mit vegetabilischer Kost allein nicht be- gnügten. Demnach mußte ich ein Kunstfutter ausfindig machen und verfiel auf Oblaten und zu Schaum geschlagenes Eiweiß, welches Nahrungs- mittel, in sparsamen Mengen verabreicht, sich als durchaus befriedigend bewährte. Ob unter den Kaulquappen Tote vorhanden sind, davon überzeugt man sich am ehesten durch den Geruchsinn, indem eingegangene Froschlarven, da sie unverhältnismäßig viel Darminhalt zu beherbergen pflegen und eine sehr wenig konsistente Körperbeschaffenheit haben, sehr schnell in Verwesung übergehen. Das Herausfinden der Toten gelingt, indem man die einzelnen Tierchen, soweit sie gerade regungs- los daliegen, mit einem Stäbchen sachte anstößt, auf welche Berührung die Lebendigen durch lebhaftes Zappeln reagieren. Nach Erlangung einiger Übung erkennt man tote Kaulquappen selbst inmitten eines großen Haufens noch sehr kleiner Geschwister ohne weiteres an der Form- veränderung, welche Hand in Hand mit . der Dr. Paul Kammerer: Zuehtversuche mit Geburtshelferkröten. Auflösung des kleinen weichen Leichnams sehr bald und deutlich ins Auge fällt. Die größte Gefahr, der die außer Wasser aufgezogene Kaulquappenbrut ausgesetzt ist, besteht in folgendem: an denjenigen Körper- partien, welche am meisten mit der Luft in Berührung kommen und die daher am ehesten dem Abtrocknen unterliegen (also namentlich auf der Oberseite), wird die zarte Haut leicht spröde und springt auf. Die geringste Un- reinlichkeit reicht dann hin, um die so entstandene Wunde zu infizieren; bei älteren Larven, in deren Haut bereits Drüsen funktionieren, tritt noch die gegenseitige giftige Einwirkung des reichlich abgesonderten Hautdrüsenschleimes aufdieoffenen Stellen hinzu, so daß eine unaufhaltsame Epidemie um sich greift. Die von ihr befallenen Tiere sterben in kurzer Zeit: in Anbetracht ihrer hin- fälligen Körperbeschaffenheit ist mit Gegenmitteln, wie man sie bei ähnlichen Erkrankungen er- wachsener Lurche erfolgreich anwenden kann, nichts auszurichten. Das beste Verhütungsmittel aber besteht darin, das Ganze stets gleichmäßig feucht zu erhalten, die Erde unter, die Moos- platte über den Tieren. Dadurch, daß sich der ganze Haufen von Kaulquappen immerwährend dicht zusammenhält und eng aneinanderdrängt, bleibt auch zwischen ihnen stets ein ziemlich bedeutender Grad von Feuchtigkeit erhalten. Man erkennt dies am deutlichsten beim Auf- heben der Decke, weil dann der gestörte Kaul- quappenklumpen heftig durcheinander und aus- einander wimmelt und so in die Beschaffenheit seines Zentrums Einblick gewährt. Wird jeder Futterüberrest sorgsam entfernt und die Moos- decke, wenn sie nicht mehr ihre ursprüngliche frischgrüne Färbung bewahrt, gegen eine neue ausgetauscht, so wird man einen zum Gelingen des Versuches hinreichenden Prozentsatz der Larven gewiß groß bekommen. Es ist nun eine Reihe von Entwicklungs- momenten, morphologischen und physiologischen Erscheinungen zu erwähnen, worin sich die außerhalb des Wassers aufgezogenen Alytes- Larven von ihren im Wasser heranwachsenden Art- genossen unterscheiden. Ich will des kürzeren Ausdrucks wegen die ersteren immer als Land- larven, die letzteren als Wasserlarven be- zeichnen. Die Landlarven besitzen stets einen etwas schmäleren Schwanz als die gleichzeitig ge- pflegten Wasserlarven; es entwickelt sich nämlich der beim Rudern so wichtige Flossensaum auf dem Trockenen nicht so breit. (Fortsetzung folgt.) Vereins-Nachrichten. — VEREINS-#* NACHRICHTEN 139 Er] Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachriehten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin (E. V.). Vereinslokal: Restaurant „Oertler“, Karlstr. 27. Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 9. Bericht über die 18. ordentliche Sitzung am Freitag, den 8. März 1907. Unser 2. Vorsitzender, Herr Gehre, eröftnet die Sitzung und erklärt das in der heutigen Tagesordnung vermerkte Ausscheiden des Vereins der Aquarien- und Terrarien- freunde zu Gumbinnen damit, daß dieser Verein in eine zwanglose Vereinigung sich umgewandelt und seine Satzungen infolgedessen geändert habe. Der bisherige Vorsitzende des Vereins, Herr Regierungssekretär Grönig, habe infolgedessen seine persönliche Mitgliedschaft beim „Triton“ beantragt. — Von Herrn Prof. G. Tornier-Berlin, welchem wir zu einer wissenschaftlichen Arbeit allerlei lebendes sowie totes Material aus unserer Sammlung zur Verfügung gestellt haben, ist ein liebenswürdiges Dank- schreiben eingetroffen, welches zur Verlesung gelangt. Herr Prof. Tornier braucht zu dieser Arbeit hauptsächlich Schleierschwanz- und besonders Eierfische mit ver- kümmerter oder verkrüppelter Rückenflosse; wir würden unseren verehrten Mitgliedern dankbar sein, wenn sie uns solche Exemplare lebend oder tot zu diesem Zwecke über- lassen könnten. — Zur Verlesung gelangt ein Artikel aus dem „Weltspiegel“ (Beilage zum Berliner Tageblatt vom 28. Februar 1907), welcher eine Reihe von Versuchen schildert, die an der Ostküste Nordamerikas im freien Meere vorgenommen wurden, um das Gedächtnis des „grauen Barsches“, der dort in großer Menge lebt, zu prüfen. Diese Raubfische wurden von einer Jacht aus mit künstlich bunt gefärbten Sardinen gefüttert, an den blau gefärbten jedoch waren Stücke von „Seenesseln“ befestigt. „Die Barsche schossen gierig auf diese Tiere los, um sie zu verschlingen, wurden jedoch von den „See- nesseln“ gestochen, fuhren erschrocken zurück und hatten nach wenigen Minuten die bei den blauen Sardinen er- regten unangenehmen Eindrücke so gut behalten, daß sie dieselben sorgfältig vermieden und nur die roten und silbernen fraßen. Am nächsten 'Tage jedoch hatten sie ihre Erfahrungen wieder völlig vergessen, stürzten sich auch auf die blauen Sardinen und mußten erst durch die Nesseln an das Vergangene erinnert werden.“ Daß der- artige Versuche, wie sie hier geschildert werden, keine Beweiskraft besitzen können, liegt auf der Hand. Wie kann man im offenen. Meere damit rechnen wollen, dieselben Fische am ersten wie am zweiten Tage vor sich zu haben und dann ohne weiteres solche allgemeinen Schlußfolgerungen ziehen! — Herr Stieler zeigt eine Anzahl junger Haplochilus dayi(?) vor, welche in der Rücken- und Schwanzflosse die verschiedenartigste pracht- vollste Färbung aufweisen. Die Fische, etwa 150 an der Zahl, stammen alle von demselben Zuchtpaar ab, und es liegt keinerlei Vermutung vor, worin die Ursache dieser Variationen zu suchen ist. Jedenfalls aber dürfte diese Erscheinung den Beweis erbringen, wie sehr die Haplo- chilus-Arten zum Variieren neigen und wie große Vorsicht am Platze ist, wenn solche Farbenunterschiede zur Auf- stellung von Varietäten benutzt werden sollen. — Herr Mazatis führt ein neues Fischtransportgefäß vor, welches nach seinen Angaben gefertigt ist. Dasselbe etwa 6 Liter fassend, ist aus Blech gefertigt und vorn mit einer Scheibe versehen, welche beim Zuklappen des Deckels verdeckt wird. Das Ganze macht den Eindruck, eines kleinen Koffers. Dureh Einstellen einer kleinen Öllampe in eine seitliche Einbuchtung ist das Gefäß heizbar; die Hinter- wand wird von einem Behälter gebildet, der durch eine Fahrradluftpumpe mit komprimierter Luft gefüllt wird. So ist eine durch einen kleinen Hahn regulierbare Durch- lüftung geschaffen, welche tadellos funktioniert. Ein Mangel, welcher sich bei der Benutzung des Gefäßes herausgestellt hat, liegt in dem Vorhandensein ver- schiedener scharfer Ecken und Kanten, wodurch Ver- letzungen der Fische beim Transport herbeigeführt werden können. Herr Mazatis hofft in kurzem ein dementsprechend verbessertes Modell vorzeigen zu können. — Herr Herold macht wieder einmal auf die Wunder der mikroskopischen Kleintierwelt im Aquarium aufmerksam. Bisweilen zeigen sich Blätter und Wurzelfasern mit einem äußerst feinen Flaum bedeckt, welcher wie ein zarter grauweißer Über- zug die Blattränder umsäumt. Berührt man das Blatt mit einem Gegenstande, so verschwindet blitzartig der Über zug, das Blatt sieht grün und unscheinbar aus wie gewöhnlich; aber nach wenigen Sekunden ist der zarte Flaum wieder da. Eine wundervolle Überraschung bereitet ein Blick durch das Mikroskop: der zarte Pelz löst sich in eine dichte Kolonie von Vorticellen auf. Auf langem, biegsamen Stiele schwankt das Glockentierchen hin und her, mit den feinen Wimperchen, welche den Mund umgeben, seine Beute heranstrudelnd. Da — ein plötzlicher Schreck — blitzartig ist die ganze Kolonie in sich zusammengesunken, um nach kurzer Zeit sich spiralig entrollend aus der Versenkung wieder aufzutauchen, den Zellkörper zu ent- falten und von neuem das Spiel der Wimpern zu be- ginnen. — Herr Stieler macht darauf aufmerksam, daß die glashelle Mückenlarve von Corethra plumicornis, welche ja mit Recht als ein geschätztes Futter für größere Fische betrachtet wird, bei kleinen Fischen, namentlich solehen mit kleiner Maulöffnung, mit Vorsicht anzuwenden ist. Wie uns ein Blick in das Mikroskop zeigt, besitzt diese Mückenlarve am Vorderende des monströsen Kopfes zwei Antennen, Fanggabeln, welche mit langen, wider- standsfähigen Chitinzähnen bewaffnet sind, die dem räuberischen Tier. das Festhalten der Beute ermöglicher. Wird nun eine Mückenlarve von dem Fisch in ungünstiger Lage erfaßt, so vermögen diese recht gefährlichen Antennen dem Außenrande des Maules Verletzungen zuzufügen, welche nun Saprolegnien zum willkommenen Angriffs- punkte dienen. Der Fisch ist dann oft rings um das Maul herum mit einem dichten Pilzbelag bedeckt und, falls er nicht durch Warmstellen und kräftige Durchlüftung ge- rettet wird, dem sicheren Tode geweiht. — Herr Krafft von der „Nymphaea alba“, welcher als lieber Gast an- wesend ist, hat einen kranken Tetragonopterus mitgebracht und wünscht Aufklärung über dessen Krankheit zu erhalten. Der Fisch zeigt das typische Bild der Ichthyophthiriasis. Auf der Haut zeigen sich kleine weißlichgraue Bläschen, welche das Sehuppenkleid wie mit feiner Grütze bestreut erscheinen lassen. Der Erreger dieser häufig vorkommenden Krankheit, der Ichthyophthirius multifiliis, wird von Herrn Stieler aus dem Schleim des Fisches herauspräpariert und uns unter dem Mikroskop in voller Lebenstätigkeit vor- geführt. In einem Bläschen unter einer Schuppe zeigt sich das Infusorium als eine runde Scheibe, innen mit Protoplasma erfüllt, darin deutlich sichtbar die Vakuole, außen von einem dichten Wimperkranz umgeben und beständig in rotierender Bewegung begriffen. Schließlich sprengt es diese Blase und sinkt auf den Boden des Beckens, wo es durch Teilung schließlich mehrere hundert Individuen hervorbringt, welehe nun umherschwärmen, bis auch sie wieder einen Fischkörper -zum Aufenthalt ge- funden haben. Durch ihre große Anzahl verursachen sie dann einen fortschreitenden Zerfall der Oberhautzellen, welche dem Lebewesen zur Nahrung dienen, und schließlich den Tod des Fisches. Zur Heilung glauben wir mit gutem Gewissen das Roth’sche Verfahren der Salmiakgeist- Bäder empfehlen zu können; so sicher wie es den Gyro- daetylus tötet, dürfte es auch hier am Platze sein. Wir betonen aber ausdrücklich, daß eine stärkere Mischung als 1/2°/oo, d.h. 5 Gramm des in der Apotheke käuflichen 140 Salmiakgeistes (spezif. Gew. 0,960) auf 10 Liter Wasser nicht anwendbar ist; schon eine doppelt so starke Mischung verursacht bei zarteren Fischen unfehlbar den Tod. Diese Bäder, in zweitägigen Zwischenräumen mehrmals wieder- holt, werden den Fisch, wenn das Leiden nicht schon zu weit fortgeschritten ist, retten. Das verscuchte Aquarium desinfiziert sich selbst, wenn man es 14 Tage der Ruhe überläßt; die Schmarotzer, denen die Lebensbedingungen entzogen sind, gehen in wenigen Tagen zu Grunde. — Schließlich: gelangen mehrere Bündel @Quellmoos, von Herrn Stieler freundlichst gestiftet, zur Versteigerung. Der Vorstand. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg. (E. V.) Vereinslokal: „Walhalla“, Hefnersplatz 7/I. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Dienstag des Monats. Briefadresse: Fritz Fischer, Nürnberg, Martin Richterstr. 12. Ordentliche Sitzung vom 5. Februar 1907. Das Protokoll wurde wie verlesen genehmigt. An- gemeldet als ordentliches Mitglied Herr cand. med. Gg. Flebbe-Würzburg und Herr Flaschner Jakob Bau- mann-Nürnberg. Aufgenommen wurde als ordentl. Mit- glied Herr Kaufmann Franz Pilstl-Nürnberg. Der Einlauf enthält u. a. das Ersuchen des Herrn Echost-Leipzig um Übersendung von Metallwolle; Anfrage unseres Herrn Michel-St. Johann betreffs Behandlung kranker Fische; „Kosmos“ sendet Heft 2 nebst dem Werke: „Streifzüge im Wassertropfen“; Herr Zahnarzt Höfer beglückwünscht die Gesellschaft betr. Ausfall der Vorstandswahl; Offerten der Firmen M. Damböck-München und „Sächsische Glas- werke, Dresden“; Zeitschriften. — Über die aufliegende Literatur referieren die Herren Gruber, Kalb und Fischer. Verschiedenes uns interessierendes wird zur Verlesung eebracht und besprochen. Nach kurzer Pause ergreift Herr Lehrer Gruber das Wort zu seinem Vortrage: „Uber Biologie und biologische Betrachtungen von Tieren“. Redner verstand es meisterhalt, das gestellte Thema in kurzen Zügen äußerst interessant zu behandeln und er hat wohl allen Zuhörern aus der Seele gesprochen, wenn er zum Schlusse ausführte, daß es nur zu bedauern ist, daß wohl die allermeisten Menschen von dem wunder- baren Wirken und Weben in der Werkstatt der Mutter Natur teilnahmslos vorübergehen. — Herr Ingenieur Stibor macht die erfreuiiche Mitteilung, daß sich seine Aktinien um 6 Junge vermehrt haben; .über den betr. Geburtsvorgang, sowie noch andere interessante Beob- achtungen im Seewasser-Aquarium gedenkt erwähnter Herr im Mai einen Vortrag zu halten, was freudigst be- grüßt wird. Nachdem unter verschiedenen Mitteilungen aus der Gesamtliebhaberei noch Herr Kalb über Apus- arten und Herr Benz über den Wert der Nährsalze ge- sprochen, beide Herren außerdem die Liebenswürdigkeit hatten, über erwähnte T'hemen Vorträge in Aussicht zu stellen, wurde eine Gratisverlosung von 10 Stück Glas- aqnarien vorgenommen, welche sehr großen Beifall fand. Die Verwaltung. Ordentliche Sitzung vom 19. Februar 1907. Anwesend sind 31 Mitglieder und 1 Gast, welche von dem die Sitzung eröffnenden I. Vorsitzenden begrüßt wurden. Das Protokoll wird wie verlesen genehmigt. — Anecmeldet als ordentliche Mitglieder Herr Lehrer Leonh. Nüßler-Nürnberg; Herr Kaufmann Alb. Meier-Nürnberg und Herr Stadtbauführer Jos. Himmer-Ingolstadt; auf- genommen wurden als außerordentl. Mitglieder Herr Kunstmaler J. ©. Kehr-Nürnberg und Herr Gastwirt Jos. Brohm-Nürnberg-Kleinreuth. — Der Einlauf enthält eine Anzahl Bestellungen auf Metallwolle zum Scheiben- reinigen, ferner Glückwunschschreiben nebst Fisch- bestellung des „Wasserstern“-Augsburg; Firma H. Henkel- Darmstadt sendet eine Anzahl Pflanzenkataloge ein, welche an Interessenten verteilt werden; mehrere aus- wärtige Liebhaber ersuchen um Gesellschaftssatzungen und Probenummern der Zeitschriften; Offerten auf See- tiere von Schmitt-München; Zeitschriften. — Das Referat über die vorliegende Literatur übernehmen wieder die Herren Gruber, Kalb und Fischer, welche sieh auch ferncr- hin dieser Aufgabe widmen werden. Eine Reihe be- achtenswerter Abhandlungen gaben Veranlassung zur Be- sprechung und regen Austausch von Meinungsverschieden- Vereins-Nachrichten. heiten. — Der I. Vorsitzende macht sodann Mitteilung über die erfolgte Schenkung des herrlichen Werkes: „Aus den Tiefen des Weltmeeres“ von Prof. Carl Chun. Dieses wissenschaftlich hochstehende Werk der Gesell- schaftsbücherei einverleibengzu können, verdanken wir dem Wohlwollen unseres Ehrenmitgliedes Herrn Konr. Seitz. Des weiteren wurde für die Bücherei angekauft: Frl. M. Plehn, „Die Fische des Meeres und der Binnen- gewässer“, Dr. P. Krefft, „Das Terrarium, Handbuch der häuslichen Reptilien- und Amphibienpflege“, Dr. Glaser und Dr. Klotz, „Leben und Eigentümlichkeiten in. der niederen Tierwelt“, 2 Bände. Außerdem werden sämt- liche von H. Henkel-Darmstadt offerierten Spezialwerke in Bestellung gegeben. — Die Herren Stibor und Sperber berichten über weitere Zuchterfolge im Seewasser- Aqua- rium, ersterer erhielt 4 Stück Nelken, . letzterer 3 Stück Gürtelrosen. Herr Stibor hat hierbei die Beobachtung gemacht, daß die winzig kleinen Nelken in der ersten Zeit von dem abgesonderten Schleim des Muttertieres lebten. — Die seiner Zeit empfohlene Heizlampe „The little Wonder“ hat sich in hiesigen Kreisen bestens ein- geführt; bereits 4 Dutzend derselben sind verkauft. Da dieselbe vollständig geruchlos brennt und im Verbrauch sehr sparsam ist, findet sie auch im Haushalt gute An- wendung und kann bestens empfohlen werden. — No.3. und 4 der „Bibliothek für Aquarien- und Terrarienkunde“ von Stansch sind in gewünschter Anzahl eingetroffen und befriedigen allgemein infolge ihrer sehr geschickten Zusammenstellung und trefflichen Inhaltes. — Herr Hail- mann brachte das Gebiß eines Haifisches zur Anschauung und gab hierzu recht interessante Erinnerungen aus seiner Scemannslaufbahn bekannt. Einem allseitigen Wunsch, diese Erinnerungen an einem der nächsten Gesellschafts- abende in weitgehendstem Maße zur Kenntnis zu geben, wird seitens des betreffenden Herrn bereitwilligst ent- sprochen. Die Verwaltung. „Wasserstern‘, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Augsburg. Vereinslokal: Hötel „Kaiserhof“, Eingang Halderstraße. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Samstag des Monats Briefadresse: K. Riedel, Haunstetterstr. 21/I. Sitzung vom 2. Februar 1907. Verlesen und Genehmigung des Protokolls der vorigen Sitzung. Einlauf: Brief „Isis“, „Humboldt“, General- versammlung betreffend. Subskriptionseinladung auf das Jahrbuch; Schreiben Hirzel-Stuttgart. Aufgenommen die Herren Ernst Riedel-Berlin und Georg Ruppert-Werlingen. Bekanntgabe der Beschlüsse der Vorstandssitzung durch den I. Vorsitzenden. Verlesen der für die „Blätter“ be- stimmten Vcereinsberichte, Genehmigung derselben durch die Versammlung. Aufliegend „Blätter“ No. 3 und 4, In No. 4 der „Wochenschrift“ interessiert der. Artikel über „Gescheckte Gambusenweibehen“ von. Herold. No. 8 und 4 bringen auch die Fortsetzungen des von Herrn Thumm geschriebenen Aufsatzes über die Zucht von Agnarienfischen. Diesen Ausführungen, folgen wir mit größtem Interesse, wenn wir auch nicht alles nach unseren Beobachtungen unterschreiben können. In „Wochenschrift“ No. 4 bezweifelt in ihrem Sitzungsbericht die „Hottonia“-Darmstadt, die von unserem Herrn Friedrich mitgeteilten Beobachtungen über das Laich- geschäft des fälschlich Rivulus micropus genannten Fisches. Dieser Fisch wurde damals in den „Blättern“. von Herrn Köhler beschrieben und photographiert. Später wurde der Name des Fisches durch genannten Herrn widerrufen, was uns entgangen war, weshalb Herr. Köhler unserm Sitzungsbericht eine Fußnote anfügte, welche besagte, daß der von uns als Rivulus micropus bezeichnete Fisch bis heute noch nicht bestimmt werden konnte. Diesen Umstand hat die „Hottonia“ übersehen, Rivulus micropus war also der von uns beschriebene Fisch folglich nieht. Die von unserem Herrn Friedrich, einem unserer erfolgreichsten Züchter, mitgeteilten Beobachtun- gen über die Brutpflege anzuzweifeln, besteht keine Berechtigung. Wir erkennen die Zweckmäßigkeit der Bekanntgabe gegenteiliger Beobachtungen durch die Vereine in ihren Berichten vollständig an, aber Zweifel in die Glaubwürdigkeit anderer zn setzen, halten wir für nicht angebracht. (Fortsetzung folgt in nächster No.) Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter K öhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz ’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Heft 15. $ 19 | \ N NN N {N AN IQ \DN; UND 1, ANZEN Brendamour, 5.8Co Illustrierte Wochen-Schrift für die Interessen der Aquarien- und Terrarienkunde. Große im Freien stehende Terrarien (sog. Freiluftterrarien). Von Ph. Schmidt, („Hottonia“)-Darmstadt. rößere im Freien stehende Terrarien, welche UL), die Mitte zwischen den Zimmerterrarien und den eigentlichen Freilandterrarien bilden, sind vorzüglich zum Halten unserer einheimischen Reptilien und Lurche geeignet. Auch die meisten südeuropäischen Arten lassen sich, einen recht sonnigen Standort des Behäl- ters voraus- gesetzt, in den Som- mermona- ten wenig- stens sehr wohl im Freien hal- ten. In fol- gendem er- laube ich mir den ge- ehrten Lesern eini- ges über mein schon 15 Jahre im Betrieb be- findliches großesFrei- luftterra- rium zu be- richten. Das Gestell des Terrariums ist ganz aus kieni- gem Kiefernholz hergestellt. Die Größenverhält- nisse sind: Länge 1,50 m, Breite 0,80 m und Höhe, ohne Dach gerechnet, ebenfalls 0,80 m. Die mittlere Höhe mit Dach beträgt 1,20 m. Die beiden Seitenteile bestehen aus Rahmen mit Originalaufnahme für die „Blätter“ vom Verfasser. (Mit einer Originalphotograhie.) kräftiger, etwa 5 mm weiter Drahtgaze, die sich in Nieten, welche in den Eckpfeilern eingelassen sind, bei seitwärts verschobenem Dach, in die Höhe ziehen lassen. Die Rückseite des Behälters besteht ebenfalls aus Drahtgazegeflecht. Die Vorderseite, welche der großen Fläche wegen in Freiluftterrarium. der Mitte geteilt ist, enthält zwei Doppelglas- scheiben, die sich bei rückwärts geschobenem Dach ebenfalls in die Höhe ziehen und eventuell, wie auch die Drahtgazerahmen, ganz heraus- nehmen lassen. Das sargdeckelartige Dach ist ganz von Glas. Um den ganzen unteren Dach- rand läuft eine 5 cm breite Leiste, welche über 142 die Eckpfeiler und den dieselben verbindenden Holzrahmen übergreift, so daß das Dach voll- ständig dicht schließt. Hält man das Dach auf einer Seite in die Höhe, so läßt sich dasselbe auf den oberen Rand des Terrariums nach der (regenseite beliebig weit fortbewegen. Hierdurch wird das oben angeführte Hochziehen der Draht- gazerahmen und der Glasscheiben ermöglicht. Die Glasscheiben der Vorderseite werden nur bei einer Neueinrichtung herausgenommen. Im übrigen kommt man beim Hantieren im Terrarium mit dem Verschieben des einen oder anderen Drahtgazerahmens vollständig aus, da sich die hierdurch hervorgebrachte Öffnung beliebig ver- größern oder verkleinern läßt. Der zur Boden- füllung notwendige 21 cm hohe Raum ist mit Zinkblech bekleidet. Das Terrarium hat bis jetzt jeder Fäulnis getrotzt, was wohl dem öfters er- neuerten inneren und äußeren Ölfarbenanstrich zuzuschreiben ist. Die Drahtgazeteile, die auch öfters mit schwarzer Ölfarbe gestrichen werden, haben jetzt erst nach 15 ‚Jahren eine teilweise Erneuerung notwendig gemacht. In dem Boden sind mehrere Zinkblechröhrchen eingelötet, die das überschüssige Wasser auf den Boden ablaufen lassen. Das Terrarium steht auf einem starken Tischgestell ohne Platte an der Waschküchen- mauer, in meinem nach Süden gelegenen Garten und ist gegen Regen durch ein aus verzinktem Eisenblech hergestelltes Dach geschützt, welches an der Mauer über dem Behälter angebracht ist. Die Sonne bescheint das Terrarium ca. 7 Stunden täglich und trifft schon morgens um sechs Uhr dessen Ostseite. Auch die innere Einrichtung, die aus beigegebener bei Sonnenschein auf- genommener Photographie im großen und ganzen ersichtlich ist, gestatte ich mir ebenfalls kurz zu beschreiben. Der Boden ist erst mit einer 5 cm hohen groben Kiesschicht bedeckt, auf diese kommt dann die aus Gartenerde mit Blumenerde semischte zum direkten Bepflanzen notwendige Erdschicht. Für Pflanzen, die längere Wurzeln haben, kann man diese Erdschicht beliebig stellen- weise erhöhen. In der Mitte des Teerrariums ist in die Erdschicht ein großes aus Zement her- gestelltes Wasserbecken von unregelmäßiger Form eingelassen (Länge. 50 cm, mittlere Breite 25 cm, Höhe 20 cm). Hinter demselben steht ein großer aus kompaktem Tuffstein hergestellter hohler Felsen von ungefähr 50 cm Höhe und 40 cm Breite. Das Wasserbecken ist mit Sumpf- vergißmeinnicht (Myosotis palustris) bepflanzt, welche in einer flacheren 6 cm hohen Schale in den Sandboden des Beckens eingelassen sind. Der Ph. Schmidt: Große im Freien stehende Terrarien (sog. Freiluftterrarien). Felsen ist mit Hauslauch und Mauerpfeffer usw. bepflanzt. In der linken hinteren Ecke befindet sich eine starke ca. 80 cm hohe Aucuba japonica und in der rechten hinteren Ecke ist ein kräftiger aus der Wurzel eines zu Grunde gegangenen Obstbaums hergestellter, 80 em hoher Kletter- baum angebracht. Durch regelloses Verteilen von Felsstücken auf dem übrigen, noch weiter teilweise bepflanzten Boden, der auch hin und wieder mit einer hohen Schicht Moos bedeckt ist, wird das Gesamtbild noch gehoben. Bei schlechter Witterung oder zu greller Hitze können sich die Tiere in in den Boden eingelassene Holzkistchen, die mit Eingangslöchern versehen und mit trockenem Moos ausgepolstert sind, ver- kriechen. Weitere Schlupfwinkel bietet auch der oben genannte Tuffsteinfelsen. In früheren Jahren habe ich mich haupt- sächlich mit der Pflege von Schlangen be- schäftigt, die in dem vorstehend beschriebenen Terrarium teilweise lange Jahre aushielten. In den letzten Jahren habe ich neben Schlangen auch große Echsen wie Smaragdeidechsen (Lacerta viridis) und Lacerta viridis var. major gepflegt und auch lange Zeit am Leben erhalten. An Tiergruppenbildern gibt es wohl nicht viel Interessanteres als den Einblick in ein derartiges grobes gut besetztes Schlangenhaus, in welchem man die verschiedenen Arten in verschiedener Situation, einen Ast erkletternd, oder von einem herabhängend, eben im Begriff, einer Maus nach- zujagen, oder schon im Kampfe mit einer Eidechse, erblickt, während wieder eine andere einen ängstlich quakenden Frosch verschlingt. Unsere einheimischen Ringel- und Schlingnattern, die ich mir in der Umgebung von Darmstadt, wo dieselben ziemlich häufig vorkommen, selbst fing, lebten in diesem Terrarium in mehreren Stücken über fünf Jahre. Ein schönes kupferrotes Männchen der Schlingnatter besaß ich sogar sieben Jahre. Zwei Würfelnattern hielten sich über vier Jahre lang. Eine große Äsculapnatter besaß ich sechs Jahre lang, dieselbe hätte jedenfalls noch länger gelebt, wenn ich sie nicht im Jahre 1899 auf der „Hottonia“-Ausstellung in einem kleineren Terrarium ausgestellt hätte. Sie konnte scheinbar die fortwährende ungewohnte Be- unruhigung durch das die Ausstellung besuchende Publikum nicht ertragen und ging, wie eine ebenfalls ausgestellte Würfelnatter, kurze Zeit, nachdem sie wieder in ihrem gewohnten Käfig untergebracht war, zu Grunde. Die sehr em- pfindliche Leopardennatter hielt ich auch über zwei Jahre am Leben, ebenso die noch hin- Schmalz: Meine Erfahrungen bei der Pfiege von Seewasseraquarien. fälligere Pfeilnatter. In einem derartigen Terra- rium, welches mehrere Stunden des Tages sich selbst überlassen bleibt, behalten die Tiere ihre angeborene Scheu länger bei und werden nie so zahm als in Zimmerterrarien untergebrachte Tiere, die den Menschen weit mehr zu Gesicht bekommen. Dieser und ein weiterer Grund, die intensive Einwirkung des Sonnenlichts, tragen viel zum erhöhten Wohlbefinden der Tiere bei. Alle Schlangen habe ich von ungefähr Mitte Oktober einen ca. 6—7 Monate langen Winter- schlaf in geeigneten Überwinterungskästen halten lassen, und gewöhnlich im April wieder in ihrer alten Wohnung untergebracht. Wenn auch hin und wieder noch einige Nachtfröste eintraten, so schadet ihnen das durchaus nichts, da sie sich genügend tief verkriechen konnten. Die meisten Schlangen begatteten sich wiederholt oder brachten, wie die Schlingnatter, öfters lebende Junge zur Welt. Aus den Eiern schlüpften vielfach die Jungen, ohne daß besondere Vor- kehrungen für die Nachreife getroffen wurden, aus. Auch das Häutungsgeschäft wickelte sich wesentlich glätter ab, als bei in Zimmerterrarien gehaltenen Tieren. In der beigegebenen Photo- graphie lassen sich verschiedene Schlangen, wenn auch verwischt, erkennen. Auf dem großen Felsen liegt eine Ringelnatter, auf dem Kletter- baum befindet sich eine Äsculapnatter, eine gelbstreifige Wassernatter und eine Schling- natter, die weniger gut erkennbar sind, als die Ringelnatter auf dem Felsen. Sollten meine Zeilen der Terrarienliebhaberei, die in den meisten Vereinen, mit wenigen Ausnahmen, sehr stiefmütterlich behandelt wird, etwas mehr Ver- breitung bringen, so würde es mich sehr freuen, denn die Terrarienliebhaberei ist mindestens so interessant als die Aquarienliebhaberei. P — Meine Erfahrungen beider Pflege von Seewasseraquarien. Von eand. ehem. Schmalz, „Nymphaea“- Leipzig. (Mit 5 Originalaufnahmen vom Verfasser und 2 Skizzen.) \ % ‚och immer hat sich das Seewasseraquarium A-W nicht den Platz in der Stube des Natur- freundes erringen können, der ihm wegen der außerordentlichen Mannigfaltigkeit und nicht zum wenigsten wegen der auffallenden Schönheit vieler seiner Bewohner eigentlich zukäme. Die 143 Zahl der Seewasseraquarien ist eineverschwindend kleine gegenüber der der Süßwasseraquarien. Infolgedessen ist die Kenntnis der so unendlicl viel Interessantes bietenden Meeresfauna auch in Kreisen von Naturfreunden eine sehr geringe. Niemals kann ein Süßbwasseraquarium dem Natur- forscher eine solche ungeahnte Fülle von Be- obachtungsmaterial bieten, als ein gut gehaltenes Seewasseraquarium, da hier Vertreter von fast sämtlichen Tierkreisen, Geschöpfe von teilweise sehr merkwürdiger Gestalt, deren Lebensweise vielfach noch ganz unbekannt ist, beobachtet werden können. Während beim Sübwasser- aquarium für uns Liebhaber meist nur Fische in Betracht kommen, da die anderen Tierklassen ziemlich unansehnlich vertreten sind, so daß sie kaum das Interesse eines jeden hervorrufen, kann man ein Seewasseraquarium ganz anders bevölkern. Durch welche außerordentliche Mannigfaltigkeit tritt hier schon ein einziger Tierkreis, der der Hohltiere, hervor! Im Süß- wasser nur durch einige Schwämme und Hydren vertreten, ist er im Meere zu ungeahnter Pracht entwickelt, besonders erfreuen hier die Aktinien durch wahrhaft unendliche Fülle der Farben und Formen das Auge eines jeden für Schönheit empfänglichen Menschen. Sehr merkwürdige Formen bietet uns der Tierkreis der Stachelhäuter. Prächtige Würmer, sonderbare, zum Teil aben- teuerlich gestaltete Krebse erwecken das Interesse eines jeden in hohem Grade. Auch das große Heer der Fische liefert uns eine unerschöpfliche Quelle von Beobachtungsmaterial. Daß sich trotz dieses so hohen Wertes für Aquarienfreunde das Seewasseraquarium immer noch nicht eingebürgert hat, muß naturgemäß seine schwerwiegenden Gründe haben. Mancher hat wohl in dieser Richtung schon Versuche gemacht. aber nach vielen Mißerfolgen und er- heblichen Unkosten die Sache wieder aufgegeben, nicht gerade zur Ermutigung andrer Liebhaber. Zwei Hauptgründe sind es nun, die der An- schaffung und Pflege des Seewasseraquariums immer wieder im Wege stehen: Beschaffung guten Seewassers und eines Durchlüfters. Gutes Seewasser ist Grundbedingung für das Gedeihen der Tiere und Pflanzen. Mangelhafte Durch- lüftung bringt noch lange nicht solchen Schaden wie ungeeignetes Wasser. Schwer ist es, aus gesammelten Erfahrungen richtige Schlüsse zu ziehen: nur zu leicht wird man durch Vorurteile zu falschen Anschauungen geleitet: in folgendem teile ich die meinigen, die ich in vieljähriger Praxis gesammelt habe, mit. 144 Das Seewasser. Der Salzgehalt der Meere ist verschieden. Im allgemeinen wird man jedoch finden, dab das Wasser, je weiter man nach Süden kommt, immer stärker salzhaltig wird, da die Verdunstung in der Wärme eine be- deutendereist. Die Ost- see enthält infolge sroßen Süßwasserzu- flusses durchschnittlich nur 1,7% Salze, wäh- rend die Nordsee einen Salzgehalt von 3,2 bis 3,6% und das Mittel- meer 3,7—3,9% Salze aufweisen. Da man nun die meisten Tiere aus der Nordsee oder dem Mittelmeer erhält, so wäre für Aquarien ein Gehalt von 3,6% Salzen anzustreben. Das Verhältnis der Menge der verschiede- nen Salze zueinander ist jedoch überall dasselbe, und zwar sind folgende Bestandteile vorhanden: Fig. 1. Filter für Seewasser. a Sand. b Holzkohle. ec Sand. d Grober Kies oder Glasperlen. Natrium — 114% Magnesium = 0,14% Kalium — 0,04% Calcium = 0,05% Chlor —42:089, Schwefel = 0,09% Außerdem finden sich noch geringe Mengen Jod und Brom. Dieser Zusammensetzung ent- spricht ungefähr folgender Gehalt an Salzen: Chlornatrium, NaCl — 12:81:05 Chlormagnesium, Mg(l, = 0,32% Chlorkalium, KC1 —= 0,05% Magnesiumsulfat, MgeS0O, = 0,2 % Caleiumsulfat CasO, =30,1595 Bei der Herstellung künstlichen Seewassers hat man jedoch darauf zu achten, daß die käuf- lichen kristallisierten Magnesiumsalze in gut getrocknetem Zustande einen bestimmten Gehalt an Kristallwasser besitzen, der beim Abwiegen berücksichtigt werden muß, da sonst eine zu schwache Lösung entsteht. Das kristallisierte Chlormagnesium entspricht, wie schon angedeutet, nicht der Formel MeCl,, sondern Mg0l, + 6H, 24,41 1.70,9422276.1 (18,02) 95,301 We 3108,19 d. h. beim Kristallisieren vereinigen sich immer Schmalz: Meine Erfahrungen bei der Pflege von Seewasseraquarien. 95,3 Gewichtsteile Chlormagnesium mit 108,12 Gewichtsteilen Wasser zu 203,42 Teilen krystalli- sierten Chlormagnesium; demnach enthält das- selbe 53% chemisch gebundenes Wasser. Aus der Luft zieht das Chlormagnesium jedoch noch bedeutend mehr Wasser an, so daß es schließlich ganz zerfließt und beim Wiegen ganz erhebliche Fehler gemacht werden. Daher kauft man die Salze am besten in verschlossener Glasflasche in einer größeren chemischen Fabrik. Das käufliche Magnesiumsulfat entspricht der Formel MgSO, 4 7H,0 24,4 + 32 + 64 + 7 (18,02) 120,4 5: 7120,14 d. h. es enthält 51% Kristallwasser. Frisch gefülltes Caleiumsulfat entspricht der Formel CaSO, + 2H,0, es enthält demnach 21% Kristallwasser. Nach diesen Angaben kann sich jeder leicht selbst ausrechnen, wieviel von den betreffenden Salzen abzuwiegen ist. Chlornatrium und Chlorcaleium kristallisieren, ohne Kristallwasser zu binden. Sämtliche Chemikalien sind im reinsten Zustande zu be- ziehen. Wasserfreie Salze sind zwar auch erhältlich, aber sehr teuer, weil schwierig her- stellbar. Dagegen ist das künstliche Seewasser nach dem alten, sogenannten „erprobten“ Rezept aus: Hoffmann, Zernecke usw. schlecht brauchbar, erstens wegen mangelnden Kalkgehaltes, der auch im härtesten Brunnenwasser niemals die Höhe erreicht, wie ihn das Seewasser erfordert, zweitens, weil der Kristallwassergehalt der Magnesiumsalze nicht berücksichtigt ist. Mit dem Alter des Wassers wird es aber besser, da es Kalk aus Tufistein und dergleichen auf- nimmt. Genau nach chemischer Analyse, wie oben angegeben, hergestelltes Wasser eignet sich schon besser zum Halten härterer Tiere, wie Aktinien, Krebse, Fische. Allem künstlichen Seewasser ist aber natürliches vorzuziehen. Dieses ist am besten von Helgoland zu beziehen und nicht von der Küste, da hier infolge der vielen Flußmündungen der Salzgehalt zu gering ist. Zum Transport eignet sich am besten ein in Korb und Kiste eingebauter Glasballon oder ein ganz reines, wochenlang mit Salzwasser aus- gewässertes Faß. Frachtkosten Leipzig—Hel- goland und zurück betragen für 30 Liter See- wasser in Ballon und Kiste zirka 11 Mk. Kommt das Wasser trübe an, so ist es, damit es nicht verdirbt, durch einen Sandfilter zu filtrieren. Die Herstellung eines solchen ist einfach. Eine große Glasflasche — 5—10 Liter — wird, nachdem man den Boden abgesprengt, mit dem Schmalz: Meine Erfahrungen bei Hals nach unten in einem passenden Holzgestell befestigt. Am unteren Ende wird die Flasche mit einem durchbohrten Pfropfen, durch welchen man ein Stück Glasrohr steckt, geschlossen. Zur bequemen Handhabung kann man einen (Gummischlauch mit Quetschhahn anschließen. Den Hals der Flasche füllt man, um ein Ver- stopfen des Glasrohres durch Sand zu vermeiden, mit kurzen Glasrohrstücken (Glasperlen) aus. Hierauf kommt ) eine zirka 2 cm SE en ES dicke Schicht ganz N SI groben Quarzsan- .;: A \ o Hu = \ des oder kleine f E \ ! E Glasscherben und | H 44 nun mindestens A: 10 cm hoch ganz feiner, gut ausge- waschener Sand. Um ein Aufwirbeln zu vermeiden, legt man zu oberst noch einige größere Scherben. Nach- stehendeAbbildung wird den Filter gut erläutern. Zum Prüfen der Konzentration des Seewassers ist ein Hydrometer erfor- derlich. Das durch Verdunstung ver-. loren gegangene Wasser ist durch Süßwasser zu er- setzen, da das Salz nicht mit ver- dunstet und das Wasser mit der Zeit zu salzig würde Das Hy- drometer muß ein spezifisches Ge- wicht von 1,026 bis 1027. bei. 150%.€. anzeigen, was einem Salzgehalt von zirka 3,4—3,6% entspricht. Für Wasser von diesem Salzgehalt eignen sich natürlich Bewohner der Ostsee nicht. Man müßte dieselben erst langsam daran gewöhnen. Die Durchlüftung. Eine andere Notwendigkeit, die viele vom Halten des Seewasseraquariums abschreckt, ist Fig. 2. Durchlüftung für Seewasseraquarien. (Vgl. Text.) der Pfleee von Seewasseraquarien. 1-45 die Durchlüftung. Es gibt sehr viel solcher Durchlüftungssysteme, welche meistens darauf beruhen, daß Luft in feiner Verteilung durch das Wasser hindurch getrieben wird. Hierdurch entsteht ein fortwährendes Strömen des Wassers vom Boden nach der Oberfläche, so dab immer neue Wasserteile mit der Luft in Berührung kommen. Je größer die Oberfläche eines Aquariums ist, desto besser kann sich das Wasser mit Sauerstoff sättigen, und desto weniger Durchlüftung ist nötig. Bei ganz flachen Be- hältern mit wenig Tieren, besonders Aktinien, kann man eine Durchlüftung entbehren, hier genügt schon ein kleiner Springbrunnen, der einige Stunden am Tage die. Ober- fläche in ständiger Bewegung erhält; nur ist hier darauf zu achten, dab das Seewassernichtmit Metall in Berüh- rung kommt. Auch werden die Gummischläuche vom See- wasser bald angegriffen; man verwende also soviel wie möglich nur Glas. Da in solchen flachen Behältern eine starke Ver- dunstung eintritt, so achte man sorgfältig auf die Konzentration des Wassers. Für gröbere Aquarien mit vielen Tieren ist jedoch ein Durchlüfter unbedingt notwendig. Wer über die Wasserleitung des Hauses vollständig ge- bietet, kommt am besten mit einem Wasser- strahlgebläse aus, weil man damit ein Dutzend Aquarien und mehr durchlüften kann. Vorsicht ist aber geboten, da manchmal Wasser aus der Leitung in die Aquarien gelangt, was ein Ab- sterben der meisten Tiere zur Folge haben würde. Auch wäre ein Reserveluftkessel für den Fall des Versagens der Wasserleitung durch Bruch oder Frost erforderlich. Am zuverlässigsten arbeiten Apparate, bestehend aus erwähntem Luftkessel mit Manometer, Reduzierventil und ge- wöhnlichem Fahrradrückschlagventil und großer Fußluftpumpe. Leider hält ein solcher Kessel nur 2—3 Jahre, da er von inwendig durch An- sammlung von Schwitzwasser durchrostet. Auch wird das Aufpumpen mit der Zeit sehr lästig. Am einfachsten und für ein Aquarium voll- ständig ausreichend ist der alte Flaschendurch- lüfter. Selbiger besteht aus 2 Flaschen & 10 Liter. Die Wirkung wird ohne weiteres durch die Zeichnung erläutert. Als Stopfen verwendet man doppelt durchbohrte Kautschukstopten. 146 Das Wasser fließt nach Ansaugen aus der oberen Flasche in die untere und drückt dort die Luft heraus ins Aquarium. Ist das untere Gefäb voll Wasser, so wechselt man die Flaschen und steckt das Knierohr a mit dem Luftschlauch allemal durch den Stopfen der unteren Flasche, hierdurch erspart man sich alle Hähne. Das Knierohr a verläuft am besten nach unten zu etwas konisch, was man leicht durch gelindes Ausziehen über einer Flamme erreichen kann. Ein kleiner Schraubenquetschhahn dient zum Regulieren des Luftstromes. Die Höhe der Wassersäule soll nicht unter 1 m betragen, da sonst nicht genügend Druck vorhanden ist, um die Luft durch einen porösen Körper zu pressen. Die Stärke des Luftstromes reguliert man so, daß morgens und abends ein Flaschenwechsel nötig ist. Als Ausströmungskörper verwendet man am besten Seide von einem alten Regen- schirm.*) Man bindet davon ein Stückchen im angefeuchteten Zustande über das untere U förmig umgebogene Ende eines 3—5 mm weiten Glasrohres, so daß die Luft durch dieses Stückchen Seide gepreßt wird und in zahllosen kleinsten Perlen das Wasser durchrieselt. Auch ein Stück Holzkohle, das man in ein Endehen Schlauch festgebunden hat, ist gut zu verwenden, doch erfordert dieselbe einen etwas höheren Luftdruck. (Schluß folgt.) Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. Von Dr. Paul Kammerer- Wien. (Mit einer Original- zeichnung von Oarola N....) (Fortsetzung.) v4 Mi ie Muskelpartie des Schwanzes läßt AU, bei den Landlarven die seitlich zusammen- gedrückte Ruderform weniger zum Ausdrucke kommen, als bei den Wasserlarven. Viel früher als bei den Wasserlarven ge- langen bei den Landlarven die Hautdrüsen zur Entwicklung und zur Ausübung einer leb- haften sekretorischen Tätigkeit. Der Reichtum me) *) Am einfachsten verfährt man bei Herstellung eines Durchlüfters so, daß man ein Stückchen recht schräg (| >) geschnittenes spanisches Rohr am glatt ab- geschnittenen Ende soweit beschneidet, bis es trocken eben in die zu verwendende Glasröhre paßt. Dann läßt man das Rohr im Wasser festquellen, und der Durchlüfter ist fertig. Ob der Druck des Flasehendurchlüfters bei 1 m Höhe ausreicht, kann ich indes nicht sagen, da ich den Durchlüfter so noch nicht verwendet habe. K. Dr. Paul Kammerer: ZAuchtversuche mit Geburtshelferkröten. an Drüsen ist es hauptsächlich, der’ die Land- larven in den Stand setzt, durch reichliche Schleimabsonderung zur Erhaltung der Feuchtig- keit beizutragen. Die Bedeckung der Alytes-Larven ist schon normalerweise etwas dicker als diejenige andrer Anurenlarven; Fischer Sigwart hat diese Tat- sache für die Bauchseite der Larven hervor- gehoben. Bei den Landlarven jedoch erfährt das Epithel der gesamten Oberhaut eine aber- malige Verdickung, wie schon am frischen Ge- webe, an einfach mit dem Rasiermesser durch den ganzen Larvenrumpf geführten Querschnitten unter dem Mikroskop deutlich wahrzunehmen ist- Ferner ist hervorzuheben, daß die Lungen sich bei den Landlarven viel eher anlegen, rascher an Umfang zunehmen und durch ihre wabige Architektur Übereinstimmung mit der Lunge des ausgebildeten Tieres bekommen, als bei den Wasserlarven; doch ist die Kiemenatmung bei den Landlarven keineswegs ganz aufgehoben: ‚es bleibt, um sie neben der noch wichtigeren Hautatmung und vielleicht einer Darmatmung auszuüben, immerhin genug Feuchtigkeit übrig. Unter der Haut, welche die inneren Kiemen bedeckt, sind stets ein paar Wassertropfen vor- handen, welche bei sanftem Druck gegen . das Spiraculum hin herausquellen. Die Kiemen- höhle der Kaulquappen besitzt also, ähnlich derjenigen vieler Krebse und Fische, die Fähig- keit, in Fällen der Not kleine Vorräte an Atemwasser längere Zeit in sich auf- zubewahren. Es war mir möglich, die Larven auf dem Lande bis zu einer Totallänge von 5l mm und bis zum deutlichen Entstehen kleiner Hinterbeine zu ziehen. Über diese Zeit hinaus gelang die Aufzucht nicht, da die große Sterb- lichkeit, welche trotz sorgfältigster Behandlung unter Larven jenes Stadiums herrscht, ein weiteres Belassen derselben auf dem Lande unmöglich macht. Sie müssen, sollen sie am Leben bleiben, spätestens mit Erreichung der angegebenen Ent- wicklungsstufe ins Wasser übergeführt werden. Durch all diese Beobachtungen ist dargetan, daß die Landlarven von Alytes obstetricans sich in außerordentlichem Grade derjenigen Art und Weise der Kaulquappenentwicklung angenähert haben, wie sie von Hensel hinsichtlich eines in Brasilien und Paraguay lebenden Frosches, des Schnurrbartpfeifers (Leptodactylus my- stacınus Burmeister — COystignathus mystaceus Spix) beschrieben wird: „Er geht niemals ins Wasser..., daher laicht er auch nicht Dr. Paul Kammerer: in den Pfützen selbst, sondern macht in ihrer Nähe, aber immer noch innerhalb der Grenzen, bis zu denen das Wasser nach heftigen Regen- eüssen steigen Kann, unter Steinen, faulenden Baumstämmen usw. eine Höhlung ungefähr so groß wie ein gewöhnlicher Tassenkopf. Diese füllt er mit einem weißen zähen Schaume aus, der die größte Ähnlichkeit mit recht festem Schaume aus geschlagenem Eiweiß hat. In der Mitte dieser Schaummasse befinden sich die fahlgelben Eier. Die jungen Larven besitzen zuerst die Farbe der Eier und zeigen äußere Kiemen, werden jedoch bald auf der Oberseite dunkler und später grünlichbraun, unten grauweiß, fast silberweiß, so daß sie in ihrem Habitus den Larven der ARana esculenta nicht un- ähnlich sind, nur scheint bei ihnen dieSchwanz- flosse nicht ganz so stark entwickelt zu sein. Steigt das Wasser der Pfütze bis an das Nest, so begeben sie sich in jene und unter- scheiden sich ferner in der Lebensweise nicht von den Larven andrer Batrachier; nur bemerkt man schon jetzt an ihnen eine reich- lichere Schleimabsonderung und eine wahrscheinlich damit zusammenhängende größere Lebenszähigkeit. Trocknen nämlich die flachen Pfützen infolge eines Regenmangels vollständig aus, so sterben die Larven der übrigen Batrachier, nur die des ©. mystaceus ziehen sich unter schützende Gegen- stände, Bretter, Baumstämme usw. zurück und bleiben klumpenweise zusammen- geballt liegen, um die Rückkehr des Regens abzuwarten. Hebt man den ber- senden Gegenstand in die Höhe, so wim- melt der ganze Haufen durcheinander, und man sieht, daß er sich immer noch eines ziemlichen Grades von Feuchtigkeit zu erfreuen hatte. Je größer die Larven in den Nestern werden, um so mehr schwindet der Schaum, der ihnen zur Nahrung dient Ob sie aber jemals, ohne ins Wasser gelangt zu sein, in ihren Nestern oder später nach Ver- trocknung der Pfützen in ihren Zufluchtsörtern eine vollständige Metamorphose durch- machen können, habe ich nicht beobachtet, doch dürfte es kaum anzunehmen sein, da die jungen Tiere noch bis zu einer nicht unbeträcht- lichen Größe mit den Rudimenten des Schwanzes versehen sind ?).“ 5) Sämtliche im Zitat der Henselschen Arbeit gesperrt gedruckten Stellen sind im Original nicht ge- sperrt gedruckt. Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. 147 An der Hand dieses Zitates vermag der Leser leicht Punkt für Punkt herauszufinden, in- wiefern, laut Versuchsanordnung, die Existenz- bedingungen der Alytes obstetricans-Landlarven von Anbeginn absichtlich denjenigen ähnlich gemacht worden sind, in welche die Leptodactylus mystacinus-Nachkommenschaft seitens ihrer Er- zeuger gebracht wird; ferner, worin die aus jenen Existenzbedingungen resultierenden Ent- wicklungserscheinungen und Lebensäuberungen von Alytes einerseits, Leptodactylus anderseits konvergieren. Wir können aus Hensels Darstellung auf Alytes übertragen: erstens die Ablage der Eier und embryonale Entwicklung außer Wasser in Erdmulden unter einer schützen- den Decke; zweitens die postembryonale Ent- wicklung, welche in Ermangelung von Wasser ebenfalls auf nur feuchtem Grund fortgeführt wird; drittens die infolge Nichtgebrauches schmälere Schwanzflosse; viertens die reichliche Schleimabsonderung; fünftens die motorischen Lebensäußerungen der Larven, ihr erschrockenes Durcheinanderwimmeln bei einer Störung und ih" Zusammenballen in der Ruhe, durch welch letzteres eben in Verbindung mit der Schleim- produktion in der Mitte des lebendigen Haufens so auffallend reichliche Feuchtigkeit bestehen bleiben kann; sechstens endlich die Ernährung aus einem Schaum, welcher im Falle von Zepto- dactylus festgeschlagenem Eiweiß nach Hensels Worten bloß sehr ähnlich ist, im Falle von Alytes aber durch schaumig gemachtes Hühnereiweiß künstlich ersetzt wird. Ich vermute, daß der Schaum, in welchen Eier und Larven von Leptodactylus eingehüllt sind und der ihnen zur Nahrung dient, auch nichts andres ist als Eiweiß, nur natürlich Froscheiweiß, welches vielleicht durch die schlagenden uud stoßenden Bewegungen der Hinterbeine der sich begattenden Tiere (wie auch bei heimischen Arten zu beobachten) jene eigentümliche Beschaffenheit erlangt. Nur für die Haltbarkeit der schaumigen Struktur dürfte noch die Mitwirkung eines im Eileiter oder in der Kloake abgesonderten Drüsen- sekretes anzunehmen sein. Alytes-Larven, die man den beschriebenen Bedingungen aussetzt, nachdem sie schon eine Zeitlang im Wasser zugebracht hatten, sind lange nicht so widerstandsfähig als jene, die gleich vom Ausschlüpfen an zu Landlarven erzogen worden sind. Und je länger sie schon im Wasser gelebt hatten, desto rascher gehen sie bei einer späteren Trockenhaltung zugrunde. Immerhin aber besitzen auch ältere Larven mit 148 starken Hinterbeinen noch die Fähigkeit, auf feuchtem Medium der Wassersnot bis zu vierzehn Tagen Trotz zu bieten. Es galt nun noch, das an Alytes bis zu einem gewissen Grade gelungene Experiment vergleichsweise auf andere Froschlarven aus- zudehnen. Sofort zeigte sich, daß keine einzige mitteleuropäische Art auch nur annähernd die gleiche Fähigkeit, außer Wasser zu existieren, ihr eigen nennt. Die Schwierigkeit beginnt schon damit, daß nur derjenige Laich ent- wicklungsfähig ist, welcher im Wasser abgelegt und besamt worden ist, — von welcher Regel nur noch der Laich des Laubfrosches eine Aus- nahme macht. Hat die Besamung im Wasser stattgefunden, so kann sich allerdings die weitere Embryonalentwicklung — abgesehen vom Laich der Rama esculenta in ihren sämtlichen Formen, bei welchen dies ganz unmöglich ist — auber Wasser vollziehen, vorausgesetzt daß die Eier entweder mehrmals täglich gebadet oder in dunstgesättigtem Raume aufbewahrt werden; so erhielt auch Heron-koyer Larven aus Laich- klumpen von kana temporaria = fusca, die im Freien, in einem Sumpfe gesammelt und hernach ohne Wasser in einen Keller gebracht worden waren. Die aus solchem nur feucht, nicht direkt im Wasser liegenden Laich ausgekrochenen Larven müssen aber nun sehr bald in ihr hei- misches, flüssiges Element gelangen, sonst ver- lieren sie binnen kurzem ihre Lebensfähigkeit. Am schnellsten Krepieren die Larven des See- frosches (Rana esculenta L. subsp. ridibunda Pallas), welche nicht einmal 1 Stunde hindurch aushalten; nicht viel länger, nämlich äußersten Falles 2 Stunden, widerstehen die Larven vom eewöhnlichen Teichfrosch (A. esculenta L., forma typica), etwa 4 Stunden diejenigen vom Latasteschen Frosch (Rana latastii Digr.) und Moorfrosch (R. arvalis Nilss.). Auch nur 4 bis 5 Stunden bleiben die Larven von der rotbauchigen Unke(Dombinator igneus Laur.), bis 6 Stunden die des italienischen Wasser- frosches (R. esculenta L., var. lessonae Blgr.) am Leben: Springfrosch (Rana agılıs Thom.) und Grasfrosch (R. temporaria L.) erzeugen Larven, die das Wasser 7 bis 10 Stunden lang ohne Schaden entbehren können. Bereits 10 bis 14 Stunden harren die Quappen der gemeinen Erdkröte (bufo vulgaris Laur.), 24 bis 48 Stun- den die der Wechselkröte (Dufo viridis Laur.), der Kreuzkröte (BDufo calamıta Laur.). und der gelbbauchigen Unke (Bombinator pachry- pus Bonap.) aus. Die Larven des Laubfrosches Dr. Paul Kammerer: Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. (Ayla arborea L.) sterben zwar auf dem Trocke- nen in der Regel binnen wenig Stunden, erlangen aber unter gewissen Bedingungen eine verhältnis- mäßig bedeutende Widerstandsfähiekeit, welche sie dann die eben genannten Kröten und die gelbbauchige Unke noch übertreffen läßt. Endlich sind es die Quappen der Knoblauchskröte (Pelobates fuscus Laur.), die es nächst Alytes am weitesten bringen, indem sie bis zu 2 Wochen lang auf feuchtem Boden ihr Leben behaupten, und zwar auch noch ältere, zweibeinige Exem- plare. Übrigens verhalten sich sämtliche auf- gezählte Arten auch intra-spezifisch nicht streng übereinstimmend; die Überlebungszeit ist je nach Beschaffenheit der natürlichen Fundorte Schwan- kungen unterworfen. Wer die Lebensweise aller dieser Arten kennt, wird nicht einen Augenblick darüber im Zweifel sein, dab die Fähigkeit des Laiches und der Larven, eine gewisse, beschränkte Zeit auf dem Trocknen zu verbringen, eine Erscheinung funktioneller Anpassung an zeitweises Austrocknen der Laichgewässer darstellt. Jene Fähigkeit ist mehr oder minder aus- gesprochen je nach den Laichgewohnheiten der sich fortpflanzenden Tiere: manche laichen in srößere, wohl niemals oder doch nur in ganz heißen Sommern austrocknende Wasseransamm- lungen, oder zu einer noch sehr kühlen Jahres- zeit; andre laichen in kleine, periodisch ver- schwindende Pfützen oder im Spätfrühling, wenn die Sonne schon ausdörrende Kraft gewonnen hat. Die Larven der letzteren Kategorie haben nun offenkundig großen Vorteil davon, wenn sie wenigstens eine kleine Weile den Unbilden des Wassermangels Trotz bieten können: auf je längere Dauer sie diese Fähigkeit erworben haben, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, daß doch noch rechtzeitig ein erlösender Regen fällt, der die vertrockenden Lachen wiederum füllt. — Von den drei einheimischen Formen des Wasserfrosches leben und laichen zwei, Seefrosch und typischer Teichfrosch, immer an eroben oder doch ständigen Gewässern, besonders der Seefrosch, welcher, wie schon sein Name sagt, die Ufer von Seen und toten Flubarmen bevorzugt; selbst die Meeresküste schreckt ihn nicht. Der typische Teichfrosch bewohnt Gräben, Tümpel und Bäche, von denen ihrem Wasser- reichtum nach fast immer anzunehmen ist, daß sie kaum jemals gänzlich versickern. Hingegen nützt der italienische Wasserfrosch bereits oft kleinste Lachen aus und wird gelegentlich auf weiten Zwangswanderungen über Land betroiten. Dr. Paul Kammerer: Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. Unter den vier braunen Landfröschen kommen Moorfrosch und Latastescher Frosch am wenig- sten in die Lage, kleine Laichgewässer benutzen zu müssen: ersterer hält sich stets in wasser- reichen Sumpfgegenden auf, und auch letzterer entfernt sich, wenigstens in den Gebieten, wo ich ihn angetroffen habe, nicht weit vom Wasser. Viel mehr geschieht dies von seiten des trocken- warme Lagen auswählenden Springfrosches und des das Gebirge bis zu höchsten Regionen be- siedelnden Grasfrosches. Doch laichen alle braunen Landfrösche dafür zu so früher Jahres- zeit, dab sogar die winzigsten Lachen vor dem Versiegen geschützt sind, um so mehr, als sie meist noch durch die Schneeschmelze ausgiebigen Zufluß erhalten. Ferner ist die Entwicklung sämtlicher Aana-Arten eine relativ rasche. — Die echten Kröten, mehr als die Frösche vom Wasseraufenthalt emanzipiert, verfahren oft recht leichtfertig beim Absetzen ihrer Laichschnüre: sie vertrauen sie beliebigen Wasseransammlungen an, die sie auf ihrem Wege finden, gleichgültig, ob jene mit ihrem Flüssigkeitsvorrat bis zur Metamorphose der Larven auszureichen ver- sprechen oder nicht. Nichtsdestoweniger bleiben die Larven der Erdkröte vom Schicksal des ausgedörrtwerdens meist verschont, weil sie ihre Entwicklung schon im Vorfrühling beginnen; um so. häufiger gereicht den Jungen der spät- laichenden Wechsel- und Kreuzkröte der Mangel an Umsicht, mit dem ihre Eltern das Fort- pflanzungsgeschäft besorgten, zum Verderben. Der grüne Laubfrosch laicht zwar meist in aus- reichend große oder tiefe Wasserreservoirs, verfällt aber hier und da in so merkwürdige Abweichungen von seinem sonstigen Verfahren, daß seine Quappen mancherorts sehr wohl in die Gelegenheit kommen können, eine respektable Widerstandskraft zu erwerben. Von den Unken oder Feuerkröten bevölkert die rotbauchige oder Tieflandsunke stets ausgedehntere, vegetations- reiche Teiche und Brüche, die gelbbauchige oder Bergunke dagegen Regenpfützen, stagnierende Stellen in Waldbächen, Jauchegräben in der Nähe von Misthaufen u. dgl., woraus sich der so sehr verschiedene Anpassungsgrad der Unken- larven zur Genüge erklärt. Von der Knoblauchs- kröte aber ist bekannt, daß sie, laut Leydig, „fast regelmäßig gerade solche Laichplätze wählt, welche gegen den Juni hin austrocknen, ehe die Vollendung des Tieres so weit vorgerückt ist, um das Wasser verlassen zu können. Es ist ein trauriger Anblick, wie in den wasserleer werdenden, dann völlig austrocknenden Gräben 149 und Tümpeln die Larven massenhaft zusammen- gedrängt zugrunde gehen.“ Daß die Knoblauchs- kröte schon im März oder in der ersten Hälfte des April ihr Laichgeschäft abhält, zu einer Zeit, wenn in unserm Klima die Gewässer ge- wöhnlich noch nicht einmal ganz vom Eise befreit zu sein pflegen, hilft gerade dieser Art wenig, da ihre Larven eine besonders lange Zeit zur Vollendung ihrer postembryonalen Entwicklung beanspruchen. Enthält dann so ein Wässerlein keine Pflanzen, keinen Schlamm, ja nicht einmal weichen Erd- oder Lehmgrund, so ist es freilich mit den Larven vorbei, sobald der letzte Rest einer den Boden benetzenden Wasserfläche ent- schwunden; ohne Schutz den sengenden Sonnen- strahlen, welche ja immer vorhanden sein müssen, um jenes totale Verdunsten und Versiegen zu bewirken, preisgegeben sein, ist ein Zustand, den kein Amphibium, geschweige denn eine zarte Kaulquappe, zu ertragen vermag. Befinden sich aber recht reichliche schleimige Algen oder ein andrer weicher Bodensatz in dem austrocknenden Becken, dann versinken die Quappen gleichzeitig mit dem Sinken des Wasserspiegels immer tiefer und tiefer in den Schlamm, sie werden allseitig von ihm umschlossen, in dichten Klumpen liegen sie regungslos und wohlgeborgen in ihm ein- gebettet, bis ein Regenguß, der nur nicht gar zu lange auf sich warten lassen darf, sie aus ihrem Trockenschlafe zu neuem Leben erweckt. Was endlich die uns hier am meisten inter- essierende Art, die Geburtshelferkröte, deren erstaunliche Widerstandsfähigkeit im Larven- zustande wir experimentell erprobt haben, an- belangt, so ist einerseits zwar die Neigung der eiertragenden Männchen unverkennbar, ihre Eier- pakete in ständige und tiefere (sewässer (was wegen der Überwinterung, beziehungsweise des Zufrierens nicht ganz bis zum Grund, besonders wichtig ist) abzuschütteln, worin die jener Neigung Erwähnung tuenden Beobachter ein Zeichen anerkennenswerter Umsicht und einen letzten, aber keineswegs belanglosen Akt des ganzen Brutpflege-Vorganges erblicken. Allein anderseits gelangen die Larven doch gar oft in ganz kleine Wasseransammlungen, vielfach wohl nur zufällig, indem sie sich aus dem Ei befreien, wenn ihr Träger gerade ein Bad nimmt. Beides läßt sich sehr schön in der Umgebung von Appenzell, St. Gallen und Bregenz beobachten: Neben den sogenannten „Teichelrosen“, das sind kleine Teiche, die in der Nachbarschaft vieler Bauernhäuser ausgehoben werden, um in Fällen der Feuersgefahr als Löschvorrat zu dienen, und 150 welche in der Regel durch einen Zufluß aus dem Trinkwasserbrunnen des betreffenden Hauses gespeist werden, — neben diesen vollste Sicherheit sewährenden Brutstätten der Alytes-Quappen sind es vielfach auch die schmalsten Straßengräben, in denen ein kaum fingerhohes Wasserfädchen rieselt, ferner Regenlachen, nur vorübergehend S —I Q >N Fa N I Ga se SIE, DE VEREINS-FTERTER NACHRICHTEN Vereins-Nachrichten. nach heftigen Gewittern gefüllte Pfützen in Sandsteinbrüchen, sowie außer Gebrauch gestellte, gelegentlich ein wenig veralgtes Wasser ent- haltende Vieh-Trinktröge, wo die Männchen sich ihrer Eierlasten entledigen, und wo die Larven ihre ganze, mindestens einjährige Entwicklungs- zeit durchlaufen. (Schluß folgt.) Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. »„Wasserstern“, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Augsburg. Vereinslokal: Hötel „Kaiserhof“, Eingang Halderstraße. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Samstag des Monats Briefadresse: K. Riedel, Haunstetterstr. 21/I. (Forts. aus vor. No.) Herr Köhler hat ähnliche Beob- achtungen gemacht, wie unser Herr Friedrich, die im frag]. Artikel über Rivulus micropus niedergelegt sind. Herr Friedrich hält seine Beobachtungen voll und ganz auf- recht. Was die Form der Schwanzflosse anbetrifft — in Spitzen ausgezogen — so hat Unterzeichneter die Tiere selbst besichtigt. Die Schwanzflosse ist tatsächlich in zwei deutliche Spitzen ausgezogen, die sich wieder in drei kleinere spalten. Ein Irrtum ist völlig ausgeschlossen. Zierfetzte Flossen trauen wir uns von normalen unter- scheiden zu können. Es wäre möglich, daß diese Er- scheinung erst bei vollständig ausgewachsenen alten Männchen auftritt. Das Tier ist reichlich 10 em groß. Des weiteren ist das Weibchen tatsächlich ganz bedeutend kleiner, blasser gefärbt; doch beweisen die angedeuteten Farben evident die Zugehörigkeit zum Männchen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß einem ausgewachsenen Männchen durch den Händler vielleicht ein jüngeres Weibchen zugesellt wurde. Ob das Tierchen ausgewachsen ist, wissen wir nicht, doch das wissen wir, daß es laich- reif ist. Unsere Beobachtungen sind an einem einzigen Pärchen gemacht; mehr stehen uns leider nicht zur Ver- fügung; es ist uns deshalb auch unbekannt, ob wesent- liche Abweichungen in Form und Farbe möglich sind. Wir wiederholen, daß wir die in unserem Sitzungsbericht über die Brutpflege sowohl, als auch über Form und Färbung mitgeteilten Beobachtungen Wort für Wort auf- recht erhalten. Die in fragl. Sitzungsbericht genau be- schriebene Färbung ermöglicht der „Hottonia“ fest- zustellen, ob es sich hier um die gleiche Fischspezies handelt. Rivulus micropus ist es, wie erwähnt, nach Köhler nicht. Wir werden gelegentlich die Tiere zu photographieren suchen, um die unberechtigten Zweifel der „Hottonia“ noch weiter zu zerstreuen. Ergänzend berichtet unser Herr Friedrich weiter: Durch das un- gestüme Liebeswerben des kräftigen Männchens wurde das Weibchen dermaßen zugerichtet, daß es notwendig wurde, dasselbe zu separieren. Nun zeigte sich eine eigen- tümliche Erscheinung. Nach einiger Zeit begannen die Lippenwülste der beiden Tiere sich zu zerfetzen, ungefähr so erscheinend, wie wenn wunde Stellen des Körpers von Saprolegnien befallen sind. Herr Friedrich entfernte nun durch gründliches Abwaschen in Salzlösung diese Pilz- wucherung und setzte die Tiere in ihr Becken getrennt zurück. Der Erfolg war sofort sichtbar, die Lippen heilten vollständig, worauf die Tiere wieder zusammen- gebracht wurden. Sofort begannen dieselben ihr Laich- geschäft aufs neue. Nun glaubt Herr Friedrich diese Erscheinung folgendermaßen erklären zu können. Die Lippen der beiden Fische verdieken sieh zur Laichzeit zu festen Wülsten, die das Wühlen im Sande zwecks Abgabe des Laiches erleichtern. Die Tiere mußten nun während des intensivsten Treibens getrennt werden, die vermutete Vorrichtung fand deshalb keine Ausnützung, weshalb die Lippenwülste erweichten und sich zersetzten. Inwieweit diese Vermutung unseres Herrn Friedrich be- rechtigt ist, liegt außer dem Bereiche unseres Wissens, doch dürfte die erwähnte Erscheinung jedenfalls zu denken geben und die Bekanntgabe derselben andere Züchter zu genauer Beobachtung dieses Punktes ver- anlassen. Wir möchten diese Erscheinung eher darauf zurückführen, daß durch das intensive Wühlen im Sande die Lippenränder der Fische durch den im Becken be- findlichen ziemlich grobkörnigen Sand verletzt wurden und sich an den Wundstellen nachträglich Saprolegnien ansetzten, eine Erscheinung, welche nicht selten ist. In „Wochenschrift“ No. 4 spricht der „Verein für volkstüm- liche Naturkunde“ Freiburg (Breisg.) über Anpassung der Fische an ihre Umgebung und sagt, daß die Anpassung der Färbung bei manchen Arten sich schon nach kurzer Zeit (wenigen Tagen) bemerkbar mache. Unsere Beob- achtungen, zur Hauptsache an Seefischen, gehen dahin, daß diese Anpassung häufig ganz unmittelbar erfolgt. Vergleiche Mitteilungen in dem von Unterzeichnetenin den „Blätter“ No. 37, 1906 veröffentlichten Artikel über die Flunder. Neuerdings ist uns durch ein. Exemplar des Seeskorpions Gelegenheit gegeben, den rapiden Wechsel der Farben entsprechend der nächsten Umgebung des Fisches deutlich zu beobachten. Zu unserem heutigen Demonstrationsabend bringt Herr Beuttenmüller ein prächtiges Exemplar unserer Blindschleiche, das genannter Herr nun im achten Jahre pflegt und von einem ganz jungen Tierchen, das er mit rohem wurmähnlich ge- schnittenen Fleisch und kleinen Regenwürmern zu einem prächtigen ausgewachsenen Tier herangezogen hat. Be- merkenswert ist, daß die Schleiche den Winter hindurch stets im geheizten Zimmer gehalten wurde. Ein ganz bescheidenes mit Erde und Moos ausgestattetes Kästchen war ihr Aufenthaltsort. Ein Wassernapf, der unerläßlich ist, vollendete die Ausstattung. Referent bemerkt, dab das Tier den Winter über zwar selten, aber doch hie und da sichtbar wurde und daß es auch mitunter einen Regen- wurm annahm. Doch war die Freßlust selbstverständlich bedeutend herabgemindert. Die jahrelange Haltung gibt Zeugnis von der sorgsamen Pflege, weshalb wir unsern Herrn Beuttenmüller die Anerkennnng nicht versagen können. Hierauf demonstriert Herr Müllegger folgende Trockenpräparate: 1. Einen Alligator lucius (Hecht- alligator) 70 em lang; 2. ein Crocodilus nilotieus (Nil- krokodil) 25 em 'groß. Beide Tiere lebten längere Zeit in den Terrarien unseres Herrn Müllegger. Allgemeines Erstaunen rief die Größe eines ebenfalls von genanntem Herrn vorgezeigtem Hummers aus den nordischen Meeren hervor, der vom Schwanze bis zu den Scherenspitzen 50 cm maß, bei einem Gewichte von 2 Pfund. Ein würdiges Seitenstück hierzu bildete ein 5armiger Riesen- seestern. Außerdem zeigte Herr Müllegger einige Soln- hofer Platten mit versteinerten Fischen und Krebstieren vor, wahre Prachtstücke. Unterzeichneter demonstriert ein Exemplar des australischen Goldlaubfrosches (Hyla aurea), ein großes, prächtiges Tier, das seinen deutschen Namen vollauf verdient. Der ganze Rücken schimmert Vereins-Nachrichten. tatsächlich wie Bronze, untermischt mit saftig maigrünen Flecken. Ferner werden durch genannten Herrn kleine, gerade dem Ei entschlüpfte, noch mit dem Dottersack behaftete Blaufelchen vorgezeigt, zarte elfengleiche Tier- chen, sehr viel an die Jungen unserer Asche erinnernd, jedoch sind die Blaufelehen noch um die Hälfte kleiner als diese. Der Salmonidencharakter läßt sich jedoch beim ersten Blick erkennen. Leider starben die Tierchen trotz Durchlüftung und Kaltstellen des Behälters rasch ab. Aus sachkundigem Munde hören wir, daß eine Aufzucht im Aquarium schon deshalb unmöglich sein dürfte, weil das geeignete Futter (Mikrofauna) fehlt, doch konnte Unterzeiehneter beobachten, daß die Tierchen kleinste Cyelops annahmen. Leider mangelte es an diesem Futter. Ein späterer Versuch zeitigt vielleicht doch bessere Resultate. Hierauf Vorführung des Hirzel’schen Durch- lüftungskessels mit eingebauter Pumpe. Wenn auch das Reduzierventil mangelt, so ist die ganze Ausstattung des Apparats derart zweckmäßig, daß er allgemein befriedigte. Wir haben unterdessen Verhandlungen mit Herrn Hirzel gepflogen und werden den Kessel einführen. Unser Herr Lotze hat sich in anerkennenswerter Weise erboten, diese Apparate auf Lager zu nehmen und dieselben den weniger bemittelten Mitgliedern auf Abschlagszahlung abzugeben. Anschließend Vorbesprechung zu unserer für den Juni heurigen Jahres geplanten Ausstellung. Herr Dallinger erbietet sich, die eventuell notwendig werdenden Spengler- arbeiten gratis zu übernehmen, wofür wir ihm unseren herzlichen Dank aussprechen. Herr Flurl und Herr Pritzl stiften für unsere Bibliothek das Werk „Dürigen, Fremd- ländische Zierfische“, wofür wir ebenfalls bestens danken. Herr Rast verspricht, in einer der nächsten Sitzungen Bitterlinge und Malermuscheln an die Mitglieder zu ver- teilen. Eine große Fisch- und Pflanzenbestellung be- schließt den Abend. Riedel. Sitzung vom 16. Februar 1907. Genehmigung des Protokolls der vorigen Sitzung. Einlauf: 1. Schreiben Hirzel. 2. Ein durch den I. Vor- sitzenden der „Isis“-München an den Unterzeichneten übermitteltes Verzeichnis sämtlicher in Bayern rechts des Rheins vorkommenden Kriechtiere und Lurche. 3. Karte des Herrn Mandee-Prag. 4. Offerte Damboeck, Aquarien- fabrik, München. 5. Monatsblatt „Heros“ - Nürnberg. 6. Karte des Herrn Dr. Kammerer-Wien an den Vor- sitzenden. 7. Karte des Herrn Prof. Hartlaut-Helgoland. Angemeldet Herr Hausmann. Aufliegend: „Wochen- schrift“ und „Blätter“ No.5 und 6. In „Wochenschrift“ No. 5 lesen wir eine kleine Notiz über Geschmacks- verirrung bei einer Schildkröte von Herrn Dr. Wolterstorff. Wir erinnern bei dieser Gelegenheit an eine seinerzeit von Herrn Müllegger in den „Blättern“ veröffentlichte Beobachtung an einem Schmetterlingsfisch im Seewasser- aquarium, wonach dieser mit großem Behagen und ohne für ihn nachteilige Folgen einen Örangeschwamm voll- ständig auffraß. Herr Dr. Wolterstorff gibt eine ein- fache Methode zum Kitten von gesprungenen Glasbecken bekannt. Die Ausführungen des Herrn Wichand in seinem Vortrage über „Wärmebedürftigkeit exotischer Fische“ interessieren uns. Auf die in No. 6 der „Wochenschrift“ von Herrn Buschkiel-Freiburg gebrachte Erwiderung auf unsern Sitzungsbericht vom 15. Oktober 1906 werden wir gelegentlich zurückgreifen. Zu der in unseren letzten Sitzungsberichten aufgeworfenen Diskussion über die Haltung des Scheibenbarsches schreibt dem Unter- zeichneten ein Herr ©. Roeben, Bremen, wie folgt: „Mit großem Interesse habe ich ihren Bericht vom 5. Januar in den „Blättern“ gelesen und wird es vielleicht nicht ohne Interesse für Sie und die verehrlichen Mitglieder Ihres Vereins sein, zu hören, daß ich schon seit Jahren Scheibenbarsche halte und dabei jetzt zu der ganz be- stimmten Überzeugung gekommen bin, daß der Scheiben- barsch sich im ungeheizten Aquarium viel besser hält als im geheizten. Sie werden vielleicht kaum glauben, daß ich z. B. diesen sehr scharfen Winter meine Scheiben- barsche niemals heizte und dieselben nicht einmal aus meinem Aquariumhaus, das im Freien steht und nur durch einen Heizkörper geheizt wird, entfernte. Der Heizkörper konnte bei dem scharfen eisigen Ostwind nicht verhindern, daß während 3 Tagen meine sämtlichen ca. 20 Aquarien zugefroren waren und trotzdem sind die Scheiben- 151 barsche prachtvoll und kerngesund. Jetzt bei 7° R. werden sie schon wieder sehr lebhaft. Früher als ich die Scheibenbarsche noch im geheizten Behälter pflegte, glaubte ich immer einen empfindlichen Fisch vor mir zu haben, der nicht viel vertragen könne und große An- sprüche an seine Haltung stellt; jetzt bin ich ganz anderer Ansicht, glaube sogar, daß der Fisch in geeigneten Teichen mit tiefen Stellen und Schlammboden unseren Winter im Freien überstehen würde.“ So weit interessieren diese freundlichst übermittelten Beobachtungen, weil dieselben die von uns gebrachte Ansicht bekräftigen. Für die Mitteilungen möchten wir Herrn Roeben auch an dieser Stelle danken. Der alljährlich für die jüngeren Mitglieder abzuhaltende Vortrag „Die Einrichtung eines Süß- aquariums mit praktischer Demonstration“ wird heuer vom Unterzeichneten übernommen. Vortragender verweist auf den Wert alt eingepflanzter Becken und rät zu einer Neubepflanzung erst dann, wenn sich eine tatsächliche Rückbildung der Flora bemerkbar macht. Eine frische Lage Sand wird das Ganze verjüngen. Wir fragen uns nun: Was wollen wir pflegen? 1. Nur Pflanzen. 2. Pflanzen und Fische. In letzterem Fall ist die Pflanze Mittel zum Zweck. Welchen Bodengrund verwenden wir bei verschiedenen Pflanzen? Nur Sand oder nähr- kräftigen Boden (Sumpfpflanzenkulturen) usw. Welchen Sand verwenden wir? Ganz feinen, beispielsweise bei Bitterlingszucht, wo derselbe den Schlammboden zu er- setzen hat, zwecks leichteren Eingrabens der Maler- muscheln, grobkörnigeren bei stark wühlenden Fischen. Wir verwenden zweierlei Sand, einen ganz weißen, fein- körnigen und einen rötlichen grobkörnigen. Für Sumpf- pflanzen und Nymphaeen dürfte eine Verstärkung der Erdmischung mit Lehm und Torfmull zweckdienlich sein. Einbringung von Kieselsteinehen, wenigstens an ab- gegrenzten Stellen, dürfte bei Haltung von Flußfischen, Strömer, Streber, Zingel usw. insofern zweckmäßig sein, weil hierdurch die Natur nachgeahmt wird, besser aus- gedrückt, den Bewohnern derartiger Behälter ein ihrem Freileben angemessener Aufenthalt geboten ist. Die Ein- bringung von Muschel- und Schneckenschalen der Meeres- konchylien verwirft Vortragender; ebenso wäre die Ein- bringung eines künstlichen Felsenbaues aus Tuffstein nicht zu empfehlen, einesteils weil derselbe einen nicht mehr rein zu bringenden Schmutzherd abgibt, andererseits aber, weil derselbe bedeutenden Platz verdrängt und Licht wegnimmt. Dagegen kann die Einbringung eines größeren glatten Kiesels, z. B. bei Haltung von Steinbarschen, die sich gerne hinter diesen verstecken, zweckdienlich sein. Eingehend erläutert Vortragender das Wechselverhältnis zwischen Pflanzen und Tieren. Nach längerer theoretischer Auseinandersetzung schreitet Referent zur Vorzeigung der praktischen Einrichtung eines Aquariums, zeigt die Ein- bringung der Bodenschicht, des Sandes, die Einpflanzung des Behälters, empfiehlt insbesondere die sorgsamste Reinigung des Sandes, da durch Nachlässigkeit hierbei die ganze Arbeit in Frage gestellt werden kann, und weil dann bei Besetzung mit lebhaften Fischen ein klares reines Wasser ausgeschlossen ist, wodurch die Freude verloren geht. Nachdem auf die verschiedenen Hilfs- mittel wie Heber, Pflanzenschere, Scheibenreiniger usw. noch kurz hingewiesen wurde, wobei aber Vortragender in erster Linie nur das notwendigste dem Anfänger empfahl, wie ein einfacher leicht selbst herstellbarer Scheibenreiniger (ein Stab mit Stahlwolle umwickelt oder Filz aufgenagelt) und ein längeres Stück nicht zu engen Schlauehes — überflüssige, leicht entbehrliche Hilfsmittel anzukaufen empfiehlt sich für den Anfänger nicht — schließt Vortragender mit dem Wunsche, die Ausführungen möchten für den einzelnen nutzbringend gewesen sein. Eine lebhafte Diskussion förderte manche Beobachtung zutage, die sich die Mitglieder zunutze machen können. So gab Herr Rast die Art und Weise, wie er seine Vallisnerien einpflanzt, bekannt Genannter Herr sticht zuerst mittels eines Bleistiftes ein Loch in den Boden, senkt die Pflanze mit ganz nach unten stehenden Wurzeln in dasselbe und zwar so tief, daß die Wurzeln vollständig im Erdreich stehen. Durch Anbringung eines zweiten Loches unmittelbar neben dem ersten ermöglicht es Herr Rast, die Wurzeln der Pflanze vollständig in das Erdreich zu betten, wodurch er einen ganz hervor- ragenden Erfolg zu verzeichnen hatte. Selbstverständlich 152 spielt hier auch der Bodengrund eine große Rolle. Herr Rast verwendet stark lehmhaltige Erde. Die aufgeworfene Frage, ob die Durchlüftung. nachteilig auf die Pflanzen einwirke,) ‚beantworten die Herren Rast und Friedrich dahin, daß die Durehlüftung nicht den geringsten schäd- lichen Einfluß ausübe. Die durchlüfteten Becken: beider Herren stehen prima, wie sich Unterzeichneter selbst überzeugen konnte. Herr Gruber hat das Erdreich mit verrottetem Taubendünger gesättigt und gute Erfolge zu verzeichnen ‚gehabt. Eine Frage, ob derselbe nicht schädlich auf die Fische eingewirkt habe, wird von ge- nanntem Herrn verneint. Die Nachzucht unserer im Vor- jahre angekauften Vereinsfische kann um den Preis von 70 Pfg. pro Paar an die Mitglieder abgeführt werden. 3 gestiftete Fischkannen ergeben 60 Pfg. für die Ver- losungskasse. Ferner stiftet Unterzeiehneter für unsere Käfersammlung einen Sammelkasten, für welche Zu- wendung gedankt wird. Riedel. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg. (E. V.) Vereinslokal: Börsenhotel, Mönkedamm 7. Briefadresse: Dr. Franck, Hamburg 6, Schröderstiftstr. 7/9 I. Versammlung vom 17. Januar 1907. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der vorigen Sitzung. Eiugegangen ist eine Karte von Herrn Dr. Wolterstorff, worin er uns nähere Angaben über be- sondere Formen von Paludinen verspricht, die bei Ham- burg vorkommen sollen. Der Verein hat sich das Ziel gesteckt, derartiges Material im Jahre 1907 für Herrn Professor Dr. Kobelt zu sammeln. Die Exkursionen des Jahres werden hauptsächlich diesem Zwecke gewidmet sein. ‘Der Unterzeichnete zeigte dann eine kleine Samm- lung von Larven und Puppen von Wasserinsekten vor. Insbesondere machte er auf die Mücke Phalacrocera repli- cata aufmerksam, die auch von Lampert in seinem „Leben der Binnengewässer“ kurz erwähnt wird. Wir fanden Larven des Tieres bei einer Exkursion im Frühjahr des Jahres 1905 in einem Graben in der Nähe der Bille. Sie werden bis 2 em lang und nähren sich von Quellmoos, das in diesem Graben in: diehtem .Gewirr wuchs. Durch ihre grüne Farbe und. die eigenartigen Borsten, die,ihren Körper bedecken, wird bewirkt, daß sich die Larven. wenig von den Stengeln abheben. Wenn sie dadurch sogar. dem Auge ‘des Sammlers. leicht “entgehen, so ist wohl an- zunehmen, daß die. völlig. wehrlosen' Tiere durch diese Anpassung auch vor räuberischen Wasserinsekten geschützt sind. ‘Ein Schutz liegt an und für sich schon in dem. Aufenthalt zwischen den eng verwachsenen Moosstengeln. Aus diesen Larven entsteht eine Puppe, die die beiden charakteristischen Hörner der Mückenpuppen besitzt. Außerdem zeigt sie.an zweien der letzten Hinterleibsringe gegen einander gerichtete Haken, mit deren Hilfe sie sich an Wasserpflanzen festklammern kann. Das Gelenk dieser Zange wird von dem Gelenk zwischen den beiden Leibesringen gebildet. Die Zucht der Mücken ist leicht zu bewerkstelligen. Im Frühjahr 1906 haben wir an derselben Stelle vergebens nach. diesen interessanten Larven gesucht. Die vorgezeigte kleine Sammlung wurde dem Verein als Geschenk übergeben. Darauf berichtete Herr H. Lohmann, wie ein Sprung, der; in ‚einer Scheibe. des im Forsthaus Langenfelde von ihm ausgestellten und unterhaltenen Vereinsaquariums entstanden war, ihn ver- anlaßte, dasselbe in ein heizbares umzubauen. Interessant war an seinen Ausführungen, wie ein geschickter Prak- tiker auch aus einem Unfall noch Nutzen zu ziehen weiß. Herr Lohmann führte an Hand von Photographien und Skizzen etwa folgendes aus: Durch Stoß oder einen son- stigen Umstand war eine der acht, Aquarienscheiben quer zersprungen. Nachdem durch Überkitten eines Glas- streifens von innen eine vorläufige Dichtung erfolgt war, beschloß Vortragender, das Unangenehme mit dem An- genehmen zu verbinden uud anstatt der Erneuerung der Scheibe eine Heizquelle einzufügen, die das Entfernen der unteren Hälfte der Glasscheibe erforderte. Hier wurde der Einbau ins Innere des Aquariums vorgenommen. Vereins-Nachrichten. Das Wasser des Behälters wurde abgelassen und der Bodengrund in der Umgegend der Anlage entfernt, um die: Stelle durch Abdichten mit Kitt trocken zu halten. Gewählt wurde der Raumersparnis halber ein dreieckiger Kasten ‚aus verzinntem Kupferblech, dessen obere Seite einen Zylinder zur, Aufnahme der Flammenhitze trägt. Die Kittung des Kastens. wurde einer Lötung vorgezogen, da erfahrungsgemäß Zink und Kupfer eine schlechte Lötnat ° eibt,. wohl eine‘ Folge. der ‚gälvanischen Kette, die beide Metalle bilden. .Vor.der Heizkammer ist eine schiebbare Glasscheibe angebracht, die als Tür dient. Die Flamme wird mit Acetylengas genährt. Der,Heizeffekt ist sehr gut, nur beklagt Herr Lohmann die starke Rußentwicklung, die leicht ein Verlöschen der Flamme bewirkt. Das- Aquarium ist tadellos dieht und die Ausnutzung der Heiz- quelle sehr befriedigend. Dr. Franck. „Humboldt“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Hamburg. Vereinslokal: Gr. Allee 45, St. Georger Vereinshaus. Sitzung jeden 2. u. 4. Donnerstag im Monat. Ein zahlreiches Auditorium hatte sich am Sonntag, den 24. März 1907, in dem großen Hörsaale des Natur- historischen Museums versammelt, um einem Vortrage des Herrn R. Volk über „Kleine Lebewesen des Wassers“ zu lauschen; doch konnte der Vortrag infolge Erkrankung des Herrn Volk nicht stattfinden. Dafür sprang Herr Brüning ein und hielt einen Vortrag über: „Brutpflege der Wasserbewohner“. Farbige Zeichnungen illustrierten denselben. Der Vortragende wies darauf hin, daß die Brut vielen Gefahren ausgesetzt sei und die Eltern in verschiedener Weise für ihre Nachkommenschaft sorgten. Bei den Lebendgebärenden seien die Jungen am besten aufgehoben. Doch haben nicht alle Lebewesen diese hohe Stufe der Pflege. Brutpflege findet sich aber nicht nur bei Warmblütern, sondern auch: bei sog. Kaltblütern. Sie tritt auf bei den Lürchen. “ Unsere, Frösche suchen ihre Art durch ungeheure Vermehrung zu erhalten. Bei der Geburtshelferkröte ist eine höhere Stufe zu beobachten. Sie wiekelt den Laich um die Hinterbeine. Bei aus- ländischen Lurchen finden wir Nestbau und dergl. Der Streifenmolch legt seine Eier an die Blätter und bedeckt sie mit, einem Zipfel derselben. Der Feuersalamander setzt lebendige Junge ins Wasser ab. Viele Fische, wie die Karpfen, suchen ihre, Art auch durch ungeheure Vermehrung: zu erhalten.. Andere zeigen mehr Sorge für ihre Nachkommenschaft. - Seehase und Grundel be- wachen ihre Eier. Forellen. wandern. stromaufwärts im Bache, wühlen Gruben, legen ihre Eier hinein und wühlen dann Sand darüber.: Unsere beiden Stichlinge, der drei- und neunstachlige, bauen Nester und verteidigen die Eier und Jungen. Die Idee, daß sie den Eiern Sauerstoff zufächeln, hat man aufgegeben. - Feinde suchen sie vom Nest fortzulocken. Eigenartig ist auch das Gegen- seitigkeitsverhältnis von Malermuschel und Bitterling. Das Weibchen des Bitterlings bringt mit Hilfe der langen Legeröhre einige, Eier in die Atemöffnung der Muschel. In den Kiemen entwickeln sich dann die Jungen. Die Muschellarven sind mit Haken versehen, womit sie sich an Bitterlingen, Ellritzen usw. festsetzen und in deren Haut ihre Entwicklung durchmachen.. Das Moderlieschen legt seine Eier zu Zeiten an Stengeln von Wasserpflanzen und verhindert die Pilzbildung durch Stoßen des Stengels. Unsere Seenadeln, und zwar die Männchen, bilden zur Laichzeit eine Bruttasche, in welche die Eier gelegt werden. In den letzten Jahren sind vielfach ausländische Fische eingeführt worden, welche sich durch besondere Brutpflege auszeichnen. Es wurde hingewiesen auf Makro- poden, Geophagus, Ohromis, Paratilapia, Girardinus usw. Auch Weichtiere haben Brutpflege.e Von der Maler- muschel wurde schon gesprochen. Paludina vivipara gebärt lebendige Junge. Limnaea stagnalis und andere umgeben die Eier mit Galler. Von den Wasserinsekten hob der Vortragende den Kolbenwasserkäfer und die Wassernadel hervor. Der erstere fertigt Gespinste für seine Eier an. Die Libelle legt ihre Eier in die Stengel von Wasserpflanzen. " H. Christopher, Hamburg 23, Papenstr. 100. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Oreutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XViLl: 4 cp r 1) IZZUN NN al Brendamour, 5.8C9 Illustrierte Wochen-Schrift für die Interessen der Aquarien- und Terrarienkunde. Meine Erfahrungen bei der Pflege von Seewasseraquarien. Von cand. chem. Schmalz, „Nymphaea“-Leipzig. (Mit 5 Originalaufnahmen vom Verfasser und 2 Skizzen.) Der Behälter. jm bequemsten zu verwenden sind Aquarien ganz aus Glas. Doch sind die Wände hier {3 niemals so glatt, daß die Farben- und Formen- schönheit der Aktinien ganz zur Geltung käme. Wer den höheren Preis nicht scheut, nehme Als Kitt habe deshalb lieber Gestellaquarien. ich eine Mi- (Sehluß.) Phenole und dergleichen, auslaugen. Auf diese Weise kann auch jedes Süßwasseraquarium nach Aufkitten einer Rohglasscheibe auf den Boden für Seewasser geeignet gemacht werden. Innere Einrichtung. Als Bodenbelag wähle man möglichst feinen, rundkörnigen, weißen Sand, da sich in scharfkan- tigem, grob- schung von körnigem Bleimennige Fadenrosen und Firniß nicht einzu- benutzt, ohne graben ver- Zusatz von mögen und Schlemm- Plattfische kreide. Die- sich wund- ser Kitt wird scheuern. Als vom Seewas- Felsaufbau ser nicht zer- verwende stört. Man man lieber verarbeite einige grö- ihn in mög- bere Steine, lichst fester als zuviele Form, da er, kleine. Auch wenn zuviel vergesse man Firniß zuge- nicht, kalk- setzt ist, haltiges Ge- durch seine Originalaufnahme nach dem Tealia crassicornis. (Dickhörnige Seerose.) stein (Tuitf- bedeutende Ta N N stein,Marmor, Schwere von selbst wieder aus den Fugen quillt. Doch ist er ziemlich teuer. Der zer- störende Einfluß des Seewassers macht sich hauptsächlich bei Kitten geltend, die Schlemm- kreide enthalten. Jede Berührung des Wassers mit Metall ist, wie schon erwähnt, zu vermeiden. Die Kittstellen werden am besten noch mit Wachs oder Schusterpech überzogen; man achte aber darauf, dab letzteres keinen Teer enthält, weil aus diesem für Tiere schädliche Stoffe, wie Kalkspat, Gips, Kreide und dergleichen) hinzu- zufügen, da dieselben einer Verminderung des Kalkgehaltes des Wassers vorbeugen. Einige Korallen und Muscheln tragen sehr zum hüb- schen Aussehen des Behälters bei. ‚Aufstellung des Aqguariums. Meiner Ansicht nach ist es vorteilhaft, wenn ein Teil des Aquariums von den direkten Sonnenstrahlen getroffen wird, damit sich Algen- 154 zur Reinhaltung des von den tierischen polster bilden, welche sehr Wassers beitragen, da sie Stoffwechselprodukten, die sich nicht alle als Schlamm zu Boden setzen, sondern im Wasser gelöst bleiben und dasselbe mit der Zeit ver- schlechtern müssen, leben. Aus diesem Grunde wäre auch eine Anpflanzung von Seegras (Zostera marına) zu versuchen. Mit den größeren Algen hat man gewöhnlich Kein Glück. Aktinien und andere festsitzende Tiere vertragen aller- dings das Sonnenlicht schlecht, man setze sie also in den Schatten des Felsens. Die Temperatur des Wassers ist bei gesunden Tieren ziemlich gleichgültig. Es ist dafür zu sorgen, dab Trem- peraturen über 25° C. nieht allzulange anhalten, besonders wenn man Tiere der Nordsee hält. Übrigens wird den Tieren nicht die höhere Temperatur, sondern der Sauerstofimangel ge- fährlich.. Der Sauerstofigehalt des Wassers nimmt mit steigender Temperatur ab, während der Stoffwechsel der Tiere und mithin auch das Sauerstoffbedürfnis zunimmt. Die Durchlüftung muß also bei höherer Temperatur eine reichlichere sein. Seepferdchen, Fadenrosen, Röhrenwürmer und andere Bewohner des Mittelmeeres entfalten gerade im warmen Wasser ihre volle Beweglichkeit und Farbenpracht, und man lasse hier die Tem- peratur nicht unter 12° C. sinken. Um eine Verunreinigung des Wassers durch Staub zu verhüten, ist das Aquarium mit einer Doppel- glasscheibe zu bedecken. Fütterung. Als Nahrung aller Seetiere eignen sich sehr gut Miesmuscheln, doch füttere man vorsichtig, da diese leicht das Wasser trüben. Taschen- krebsen darf man keine Miesmuscheln geben. da sie das weiche, sämige Fleisch derselben derartig zerpflücken, dab das Wasser, um es vor Fäulnis zu behüten, filtriert werden müßte. Überhaupt sind alle Futterreste uud tote Tiere sorgfältig zu entfernen, da sonst eine den meisten Tieren sehr schädliche Wassertrübung oder gar Fäulnis eintritt. Zur Fütterung eignen sich ferner noch gut Flußmuscheln und alle Arten Fische. Regenwürmer und fettfreies ge- schabtes Rindfleisch sind für viele Tiere schon schwer verdaulich. Mückenlarven und -Puppen eignen sich ebenfalls vorzüglich für kleine Aktinien und alle Arten Fische, da sie einige Tage im Seewasser aushalten. Ist das Wasser wirklich einmal trübe geworden, so forsche man genau nach der Ursache; nach Entfernung derselben verschwindet die Trübung bei verstärkter Durch- Schmalz: Meine Erfahrungen bei der Pflege von Seewässeraquarien. lüftung bald von selbst. Hat das Wasser jedoch schon einen fauligen Geruch angenommen, so muß dasselbe unbedingt durch das anfangs er- wähnte Sandfilter filtriert werden. Eine 5 cm dicke Schicht Filtrierkohle, die noch in den Filter hinzugefügt wird, nimmt alle übel- riechenden Gase auf. Pflanzen im Seewasseraquarium. Von Seepflanzen bilden hauptsächlich die Florideen ihrer Zierlichkeit und schönen roten Farbe wegen einen prächtigen Schmuck des Aquariums. Leider ist die Herrlichkeit ge- wöhnlich nicht von langer Dauer, und die ein- gehenden Algen verderben schnell das Wasser, wenn sie nicht bald entfernt werden. Besser halten sich grüne Algen, besonders die Ulven, am ausdauerndsten sind jedoch die Algen, die durch eingeführte Sporen im Aquarium von selbst entstehen. Von höheren Pflanzen erwähnte ich schon das Seegras. Die Tiere des Seewasseraquariums. Die schönsten und dankbarsten Tiere des Seewasseraquariums, die Aktinien, lieben ein mehr gedämpftes Licht, jedoch verhalten sich hierin die einzelnen Exemplare verschieden, je nach der Tiefe und dem Standort, woher sie stammen. Direktes Sonnenlicht ist ihnen allen jedoch schädlich. Am besten bedeckt man das Aquarium mit einer grünen Scheibe. Am vor- teilhaftesten lassen sich die Aktinien in feuchtem Tang versenden. Nur selten hat man so über Verluste zu klagen. Ins Aquarium gebracht, gleichen sie anfangs leblosen Schleimklümpchen, weder- von Form noch Farbe ist etwas zu be- merken. Nach einigen Stunden oder Tagen haben sie sich festgesetzt und breiten bald ihre Tentakeln nach Beute aus. Mit der Fütterung sei man jedoch vorsichtig, man füttere nur alle 8—14 Tage, da die Tiere sonst leicht kränkeln und außerdem das Wasser trübe wird. Zu den schönsten und größten Aktinien gehören die dickförmige Seerose Tealia erassicornis und die Seenelke Actinoloba dianthus. Beide Arten, die ich von Helgoland bezog, sind aber nur in großen Aquarien unterzubringen, da sie be- deutende Dimensionen erreichen. Die Seenelke erreicht eine Höhe bis zu 25 em und ist meist von schön orangeroter oder weißer Farbe. Ebenso groß ist die dickhörnige Seerose; sie ist meist weiß und rot gestreift und ein gefährlicher Räuber; sie darf daher mit Fischen, Krebsen und dergleichen nicht zusammengehalten werden, Mit diesen beiden Arten allein, die man von Sehmalz: Meine Erfahrungen bei der Pflege von Seewasseraquarien. Helgoland bekommt, läßt sich ein größerer Be- hälter ganz prachtvoll ausstatten, so daß man nicht genötigt ist, sich teure Mittelmeertiere anzuschaffen. Von Aktinien des Mittelmeeres, zu beziehen von L. Sehmitt-München, habe ich folgende Arten ge- halten: die Gürtelrose Actimia zo- nata, von schöner grüner Fär- bung, die Edelstein- rose Duno- des gemma- ceus, weiß bis braun gefärbt, eine schöne Art mit schlanken Fühlern, welche in meinem Aquarium oft Junge hervorgebracht hat. Actimia eqwina, von grüner, brauner bis schön purpurroter Farbe, vermehrt sich ebenfalls leicht im Aquarium. Eine sehr hübsche kleine Art ist außerdem das Seemannsliebchen Sagartia belhis. Sehr dekorativ wirken die Fadenrosen mit langen dünnen Fangarmen; ihr unteres Ende haftet nicht wie bei anderen Aktinien auf festen Gegenständen, sondern ist tief im Sande oder Schlamme vergraben. Aktinien hält man am besten gesondert oder nur mit anderen fest- sitzenden Tieren zusammen, da sie alle sehr gefräßig und kräftig sind, so daß sie es fertig bringen, andere Tiere, die so groß sind als sie selbst, herunterzuwürgen. Korallen und Quallen kommen nicht in Betracht. Nicht ganz so zähe wie Aktinien sind die Stachelhäuter, aber auch sie sind in gut gehaltenen Aquarien längere Zeit am Leben zu erhalten. Am leichtesten sind noch folgende Arten zu erlangen: Seesterne in vielen Arten, Schlangensterne, Seeigel. See- walzen sind in jeder Gesellschaft harmlose Tiere, da sie sich ihre Nahrung im Schlamm, den sie in sich aufnehmen, suchen. Sterne füttert man mit Fleisch und Regenwürmern; auf kurze Strecken sind auch sie in feuchtem Tang ver- sendbar. Krinoideen sind fürs Aquarium nicht zu verwenden. Die zahlreichen Mollusken des Meeres sind für Aquarien weniger geeignet, da Actinoloba dianthus (Seenelke). Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. 155 sie sich teils nur kürzere Zeit halten, teils auch zu wenig Beobachtenswertes Einige Nacktschnecken jedoch haben in meinem Aquarium wiederholt gelaicht. Über das Gefangenleben interessanter Kopffüßler fehlt mir die Erfahrung: doch dürften Versuche in dieser Richtung, be- sonders durch Zucht aus Eiern, wohl sehr lohnend sein. Die Würmer, besonders nahe Verwandte des im Süßwasseraquarium so sehr gehaßten Tubifez, sind ebenfalls gut geeignete und zierliche Aquarienbewohner. Besonders hervorzuheben . wären hier Serpula contortuplicata in mit Deckel verschließbaren weißen Kalkröhren und mit prächtig roten Kiemen und Sabella ventilabrum in biegsamer, grrauer, langer Röhre, aus welcher die braunen, schwarz und weiß geringelten Kiemen hervorschauen. Der Kreis der Glieder- füßer, der auf dem Lande und im Süßwasser durch das zahllose Heer der Insekten, die im Meere fast ganz fehlen, vertreten ist, bietet uns durch die zum Teil sehr sonderbar ge- stalteten zahlreichen Arten der Krebse lang- lebige und harte Bewohner für das Seewasser- aquarium. Am besten halten sich die Taschen- krebse, in vielen Arten aus der Nordsee erhältlich und in Tang zu versenden. Sie müssen aber gesondert gehalten werden, da sie große Räuber bieten. Asterias rubens (Gemeiner Seestern). An zwei Ärmen sind die Kletterfüßchen zum Teil ausgestreckt. Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. sind, die sich an allem vergreifen. Einsiedler- krebse sind ziemlich weichlich, einige Wochen 156 sind jedoch auch sie am Leben zu erhalten. Garneelen in verschiedenerlei Arten gehören zu den anziehendsten und ausdauerndsten Tieren. Mit kleineren Fischen sind sie jedoch nicht zusammenzuhalten, da sie öfters beim Verzehren von solchen angetroffen worden sind. Dagegen können sie im Aktinienbecken untergebracht werden, wenn man keine Tealıa erassicornis Careinus maenas (Taschenkrebs). Oben Spirorbis carinatus, ein kleiner Röhrenwurm, auf Sägetang. Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. hält. Beständig durchstöbern sie alle Winkel nach Futterresten, sind sehr gefräßig und häuten sich deshalb oft. Zu erwähnen wäre noch das große Heer der Fische, die für uns viele brauch- bare und interessante Aquarienbewohner abgeben. Besonders beliebt sind Seepferdchen und kleine Flundern. Erstere hält man am besten gesondert, da sie sehr zarte Tiere sind. Gefüttert werden sie mit Daphnien und Mückenlarven. Im Winter ist Sorge zu tragen, daß die Wasser- temperatur nicht unter 12° C. sinkt. Bei guter Pflege sind sie lange am Leben zu erhalten. Es ist unmöglich, alle im Seewasseraquarium zu haltenden Tiere hier anzuführen. Die hier beschriebenen Tiere sind alle von mir selbst gepflegt worden, und ich kann dieselben allen Aquarienfreunden empfehlen. Wer sich ein- gehender mit der Fauna des Meeres beschäftigen will, muß schon zu Spezialwerken greifen. Dort wird er noch tausende mehr oder weniger für Aquarien geeignete Arten finden. Für Besucher unserer Nordseebäder sei besonders empfohlen das Werk: „Der Strandwanderer“ von Dr. P. Kuckuck, Kustos an der Kel. Biol. Station Dr. Paul Kammerer: Zuchtversuche mit @Geburtshelferkröten. auf Helgoland. Selbstgefangene Tiere machen doch die meiste Freude. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, dem See- wasseraquarium neue Freunde zu gewinnen, manche Vorurteile zu beseitigen und haupt- sächlich auch den Anfänger vor entmutigenden Verlusten zu bewahren. ea Zuchtversuche mit Geburtshelferkröten. Von Dr. Paul Kammerer-Wien. (Mit einer Original- zeichnung von Carola N....) (Schluß.) ie es in solch kleinen Wässern, die doch MAN, jedenfalls bis zum Grunde gefrieren, mit der Überwinterung bestellt sein mag, habe ich nicht miterleben, sondern bloß durch den Ver- such feststellen können, dab die Quappen das Einfrieren ihres ganzen Körpers im Maximum 4 Tage lang, ohne zugrunde zu gehen, ertragen; wie die Larven aber dem Vertrocknen Stand halten, habe ich des öftern gesehen: es spielt sich immer derselbe Vorgang des Versinkens in Schlammgrund und Sommerschlaf ab, wie er vorhin für die Knoblauchskröte detaillierter dar- gestellt wurde, aber auch für die andern in gleiche Lage kommenden Batrachier, ja für alle eine Trockenperiode durchmachenden Wassertiere überhaupt Gültigkeit besitzt. Die Wahrscheinlich- keit, daß gerade den Alytes-Quappen mitunter ein Versiegen ihres Wohngewässers zustößt, ist natürlich in Anbetracht ihrer langen Larvenzeit eine sehr gesteigerte; in manchen besonders heißen Sommern ereignet es sich, daß auch die umfangreichsten Teiche, durch Zufluß be- reicherten Tümpel und selbst die langsam fließenden Gräben und Bäche bis zum letzten Tropfen versiegen. Und dann gibt es ja bei dem auf dem Lande laichenden Alytes noch eine ganz andre Even- tualität, die Larven zu vorübergehendem Land- aufenthalt zu zwingen: nämlich in jenen Fällen, wo das Männchen vorzeitig seine Bürde, und zwar auf dem Trockenen, verliert. Geschah der Verlust in einer Erdmulde oder sonstigen Vertiefung, so kann es in glücklichen Fällen zustande kommen, daß jene beim nächsten Regen- guß, der ja im Gebirge niemals lange auf sich warten zu lassen pflegt, gefüllt wird und dann hinreichende Zeit gefüllt bleibt, zumal Alytes gerade solchen Erd- und Gesteinsarten den Vor- zug gibt, die für Wasser nur wenig‘ durchlässig sind, wie z. B. Lehm und Mergel. Aber auch Dr. Paul Kammerer in scheinbar noch schwierigeren Situationen kann die verwaiste Brut noch gerettet werden, wenn die Möglichkeit geboten ist, daß ein Regenguß sie in ein nahes Wasser hineinschwemmt, welche Möglichkeit durch die außerordentliche Beweg- lichkeit der Alytes-Quappen, namentlich ihr Ge- schick, sich auf trockenem Lande weit fort- zuschnellen, wesentlich verstärkt wird. Dieser Regsamkeit mag es zu danken sein, daß es an Fundstellen. wie ich sie sogleich beschreiben will, des hilfreichen Regens vielleicht nicht einmal immer bedarf. In Appenzell überzeugte ich mich von dem tatsächlichen Vorkommen des Gesagten durch direkte Beobachtung: die eiertragenden Kröten bewohnen dort namentlich die Mauern, welche längs der Chausseen verlaufen und die Straßenböschungen zu stützen bestimmt sind, sich daher auf der einen, der Chaussee ab- gekehrten Seite unmittelbar an das Erdreich anlehnen. Längs dieser Mauern nun ziehen sich auf lange Strecken kleine, Wasser führende Gräben hin. Zuweilen findet man zwischen den mit Humus durchsetzten, moosgepolsterten Mauer- spalten ledige Eierballen oder ein dieht zusammen- gepferchtes Häuflein bereits ausgekrochener Larven liegen. Ich bezeichnete mir genau die betreffenden Plätze, vergewisserte mich beim Nahen eines Gewitters, daß die Brut noch vor- handen sei; nach dem Gewitter abermals revi- dierend, fand ich das „Nest“ leer, dafür aber schwammen in dem unterhalb der Gesteinsspalte befindlichen Straßengraben mehrere Quappen, die vorher noch nicht dort gewesen waren. Fin- mal sah ich sogar, wie ganz junge Quappen während eines wolkenbruchartigen Regens die glatten, naßglänzenden Steine einer hohen Mauer entlang herab- und wohlbehalten in den Graben glitten, wo sie sich sogleich im Schlamm ver- bargen. Dieses Herunterrutschen ist von be- sonderem Interesse, da es, bei Alytes gegen- wärtig wohl nur in seltenen Ausnahmefällen geübt, bei den Larven des südamerikanischen Schmalfrosches (HAylodes abbreviatus Stein- dachner — jetzt Borborocoetes miliarıs SpPix) habituell geworden ist und zur Differenzie- rung einer Art Saugscheibe auf dem Bauche geführt hat. A Biologische Rundschau. Von Dr. Paul’ Kammerer-Wien. III. Regulationserscheinungen bei Reptilien, Amphibien und Fischen. Wohl das bekannteste Beispiel für die Ersatzfähig- keit verlorener Körperteile bildet der Eidechsen- : Biologische Rundschau. 157 [ei] schwanz, der an eigens dazu vorbereiteten Stellen (den „präformierten Bruchstellen“), die mitten zwischen je einem Wirbel gelegen sind, überaus leicht abbricht und in kurzer Zeit nachwächst, bis er ungefähr sein ur- sprüngliches hat. Er scheidet sich aber von dem normalen, abgesehen von der meist geringeren Länge, bedeutenderen Dieke und un- scheinbareren Färbung in seinem Äußeren durch ab- weichende Beschuppung. Diese ist durch Werner schon vor elf Jahren einer systematisch-statistischen Be- arbeitung unterworfen worden!). An Stelle der großen Wirtel- oder Höckerschuppen sind viel kleinere, einfach gebaute Schuppen getreten, manchmal (z. B. bei Geckonen) sogar ganz (Granula- schuppen), wie sie als Grund- und Urform der Saurier- schuppen angenommen werden. Derregenerierte Eidechsen- schwanz wiederholt somit in seiner Beschuppung einen stammesgeschichtlich Zustand. In Innern enthält der nachgewachsene Schwanz kein ge- Aussehen wiedererlangt unter- kleine Körnchenschuppen älteren seinem gliedertes Knochenskelstt mehr, sondern nur einen un- gegliederten Knorpelstab; damit sind auch die vor- bereiteten Bruchstellen in Wegfall gekommen, mangelt dem neuen Schwanze die Fähigkeit der Selbst- also verstümmelung („Autotomie“), und er ist nun viel haltbarer geworden. Die Beine, welehe bei den älteren Molehen noch ohne weiteres nachwachsen, sind bei den höher organisierten Eidechsen schon nicht mehr ersatzfähig. Nicht einmal abgeschnittene Zehen bilden Also der an der Längsachse des Körpers ge- legene, zum eigentlichen Körperstamme gehörige Schwanz behält seine Regenerationsfähigkeit noch bei, wenn die Körperanhänge jene Fähigkeit bereits ver- loren haben. Es lag diesem Tatbestande gegenüber nahe, zu erproben, ob nicht außer dem Schwanz noch andere stammesgeschichtlich sich neu. Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Pagurus bernhardus (Bernhardskrebs, Einsiedler). an der Längsachse gelegene Teile des Körperstammes bei den Eidechsen regenerieren. Wirklich fand sich, daß beide Kiefer mindestens ebenso gut einer neuerlichen Bildung fähig sind als der Schwanz, J. Werber?) hat von der Zauneidechse 158 (Lacerta agilis L.) sowie von zwei Haftzeherspezies, dem gemeinen Mauergecko (Tarentola mauretanica L.) und dem ägyptischen Ringgecko (Tarentola annularis Geoffr.) Regenerate des amputierten Ober- und Unterkiefers zu erzielen vermocht. Diese Regenerate haben in ihren äußeren und inneren Merkmalen manches prinzipiell Ge- meinsame mit den Schwanzregeneraten. Wo die ursprüng- lichen Kiefer mit wenigen. aber großen Schildern (z. B. Lippenschildern, Nasen- und Kinnschild) bedeckt waren, sind bei den nachgewachsenen Kiefern kleinere, aber mehr Schildehen vorhanden, oder sogar nur die ganz kleinen Körnerschuppen, womit wir abermals den Urtypus einer Schuppe vor uns haben, mindestens aber einfachere, wahrscheinlich ältere Formen derselben. .Im Innern be- sitzen die neuen Kiefer keine Knochenbestandteile, sondern nur eine bindegewebige Vorstufe des Knorpels, welche vermutlich mit der Zeit zu wirklichem Knorpel und möglicherweise zum Knochen erhärten dürfte. Für den Terrarienpfleger Methode, mit deren Hilfe die an den Kiefern operierten Tiere, die ja vor deren Ersatz nicht selber fressen konnten, künstlich gefüttert wurden. indem Werber Mehlwürmern den Kopf abschnitt und sie dann der Eidechse vorhielt, welche gierig den heraus- quellenden Saft leckte und dabei das Maul so weit öffnete, daß man das Futter — allerdings sehr vorsichtig, weil bemerkenswert ist die Dies wurde vollzogen, sonst das Tier ersticken konnte — mittels Pinzette hinein- zuschieben vermochte. Ein Verfahren, wie ich es schon früher bei zuwenden empfohlen habe („Natur und Haus“, 8. Band, S. 228). Der Molch kann, wie gesagt, abgeschnittene oder nahrungsverweigernden Terrarientieren an- ihm von seinesgleichen abgebissene und abgedrehte Beine ersetzen, und infolgedessen selbstverständlich Schwanz und Kiefer. Auch die junge Froschquappe kann dies alles. Vom fertig ausgebildeten Frosch hin- gegen ist es bekannt, dab er die ihm leider zu kulinarischen Zwecken. oft abgeschnittenen Beine nicht neu zu bilden auch vermag; einen Schwanz besitzt er nicht; also mußte der bisherige Stand unserer Kenntnis dahin lauten, daß die Froschlurche nach ihrer Metamorphose überhaupt nicht mehr regenerationsfähig seien. Wir haben jedoch vorhin schon erwähnt, daß Organe, die an der Längsachse des Körpers liegen, noch zu regenerieren vermögen, wenn die Gliedmaßen diesen Dienst Da nun aber die Frösche („schwanzlosen Lurche“) keinen Schwanz haben, auf den ein Regenerationsvermögen sich beschränkt haben könnte, so bleiben von Bestandteilen des Körperstammes, die an bereits versagen. der Längsachse liegen und einer Untersuchung zugänglich sind, abermals die Kiefer übrig. Und in der Tat fand sich, daß jüngere Frösche jene nach Verlust mit ziemlicher Leichtigkeit ersetzen (beobachtet beim Teichfrosch, Ran« esculenta L., und beim Laubfrosch. Hyla arborea L.). Bei großen Grasfröschen (Rana temporaria L.) wurde folgende interessante Erscheinung beobachtet: Werber entfernte hier nur die Oberkieferspitze bis zu den Nasenlöchern, der Unterkiefer blieb unversehrt. Da die Tiere aber zu alt waren, wurde für den Verlust am ver- letzten Körperteil selbst kein Ersatz geleistet. Dafür aber begann der Unterkiefer auszuwachsen und füllte die Wundlücke des ÖOberkiefers dergestalt aus, daß die Hebungen an jenem in die Senkungen an diesem ein- griffen. Eine derartige Erscheinung, welche sich noch anderweitig bei Regulationen im Tier- und Pflanzenreiche Dr. Paul Kammerer: Biologische Rundschau. vorfindet (vgl. „Biologische Rundschau“ im vorigen Jahr- gange dieser Zeitschrift, Seite 69, 2. Spalte), führt den Namen „Kompensatorisehe Hypertrophie“, was so viel wie „Ausgleichende übermäßige Ernährung“, „Aus- gleichsweises Überwachstum“ bedeutet. Seit langem ist bekannt, daß die Fische ihre ver- schiedenen Flossen zu regenerieren vermögen, und zwar sowohl nach gänzlichem Verluste zu ersetzen, als auch kleinere Beschädigungen komplizierter Art auszubessern. Wissenschaftlich ist diese Fähigkeit aber immer noch wenig ausgewertet, d. h. man kennt zwar die bloße Tat- sache, aber nur wenige der dabei mitauftretenden Probleme sind gelöst: Eines dieser Probleme besteht in dem Wiederentstehen, bezw. Ausbleiben bestimmter Flossen- zeichnungen am Regenerat. Morgan’) hat diesbezüg- liche Versuche am Goldfisch (Carassius auratus L.) und an einem Zahnkarpfen (Fundulus majalis Walb.) ausgeführt. Das schwarze Querband, welches bei vielen, namentlich jungen Goldfischen und anderen Uypriniden die Schwanz- wurzel umgibt, sah Morgan an der regenerierten Schwanz- flosse wiederkehren, nicht hingegen den schwarzen Fleck an der Rückenflosse des männlichen Fundulus. Dies ist- beachtenswert, wenn wir bedenken, daß jener Fleck bei Fundulus einen sekundären &eschlechtsunterschied darstellt, hingegen das schwarze Band am Schwanzgrunde der Karpfenfische beiden Geschlechtern gleichermaßen zukommt. Im selben Sinne hat Bogackit) Versuche, die freilich nichts weniger als fleißig ausgeführt wurden, an europäi- schen Fischen unternommen, und zwar an Flußbarsch (Perca fluviatilis L.), Flußgroppe (Cottus gobio L.), Gründ- ling (Gobio fluwviatilis Cuv.), Bartgrundel (Nemachilus barbatulus Günth.), Steinbeißer (Cobitis taenia L.), Schlammbeißer (Misgurnus fossilis L.), und Hecht (Esox lıeius L.). Keiner unter diesen Fischen hat eine besondere, das Männchen auszeichnende Flossenfärbung, wohl aber der Barsch eine sehr charakteristische Zeichnung: der ersten Rückenflosse, welche Männchen und Weibchen Diese Zeichnung besteht bekanntlich aus einem schwarzen Saum und einem blauschwarzen Augenfleck am Hinterende der vorderen Rückenflosse. Beide Zeichnungsbestandteile sind im Verlaufe der Regene- ration wiedergekommen, und zwar ließen sich diesbezüglich drei Stufen unterscheiden: 1. Anfang des Wiederwachstums ohne jedwede Zeichnung, 2. Auftreten des schwarzen Saumes, 5. schließlich bei vollkommener Regeration auch gemeinsam tragen. Auftreten des schwarzen Fleckes. Ein anderes Ergebnis, daß sich nicht nur beim Fluß- barsch, sondern auch bei den übrigen aufgezählten Fischen einstellte, lautet dahin, daß die regenerative Fähig- keit in der Längsachse des Körpers am größten ist: die Schwanzflosse regeneriert besser als Brust- und Bauchflossen. Dieses Resultat ist dadurch wertvoll, daß es sich mit den in anderen Tierklassen gefundenen Tat- sachen deckt: so regenerieren, wie heute schon besprochen, auch bei Reptilien und Amphibien Schwanz und Kiefer, wenn die Gliedmaßen bereits unersetzlich geworden sind. Das entwieklungsmechanische Museum der Biologi- schen Versuchsanstalt in Wien besitzt mehrere eigen- tümliche Mißbildungen Dornhaien (Acanthias vulgaris Risso), deren Beschreibung und Deutung dahin führt, sie ebenfalls größtenteils als Folgen von Rege- nerationen des Embryos aufzufassen. „Während die ältesten Naturaliensammler gerade Abnormitäten am eifrigsten suchten, ist später das von Dr. Paul Kammerer: Biologische Rundschau. Sammeln soleher Objekte in Mißkredit gekommen, da dieselben für die systematischen Museen nicht von Wert 'waren und auch selten phylogenetisches (d. h. stammes- geschichtliches — Ref.) Interesse zu bieten schienen. Erst als wieder die Entwicklungsmechanik ihr Augenmerk auf die Ursachen der Entwicklung gerichtet hatte, und es durch Experimente gelang, viele Mißbildungen nach Belieben zu erzeugen, begann auch der Anwert der in der Natur gefundenen Abnormitäten, dieser Produkte von Naturexperimenten, zu steigen“ (Przibram und Grosser). So findet sich bei einem halb ausgewachsenen Exem- plar auf dem Kopfe, mitten zwischen den Spritzlöchern, eine unpaare, quergestellte Flosse. Ihre genaue anatomische Untersuchung und Analogieschlüsse aus dem Vergleich mit ähnlichen, experimentell erhärteten Fällen scheinen auf folgendes Zustandekommen dieser höchst auffallenden Mißbildung hinzuweisen: der Hai muß, so- lange er noch als ein Embryo im Ei ruhte, von einem Unfall betroffen worden sein, vermöge welches ein Teil des in ersten Anfängen begriffenen Keimmateriales, das die paarigen Flossen, Brust- oder Bauchflossen, zu liefern bestimmt war, in den Kopfbereich verschoben wurde. Während dann einerseits die nachmaligen paarigen Flossen ihren Verlust an Keimmaterial nicht verspürten und sich ungestört entwickelten, ist anderseits auch das versprengte Bruchstück auf dem Scheitel regenerativ zu einer voll- kommenen Flosse ausgewachsen. Warum aber, möchte man fragen, ist denn der an unrechte Stelle geratene Keimstoff nicht zu einem Teile des betreffenden Körper- teiles, hier des Schädels, verarbeitet worden? An dieser naheliegenden Lösung hindert die weitgehende Vorher- bestimmung aller kleinsten Teile des Embryo: ein be- liebiger Zellenhaufen, der in all seinen Elementen ganz gleichartig erscheint und gar keine gesonderte Anlage erkennen läßt, entwickelt sich dennoch einzig und allein zu demjenigen Gewebe oder Organ, welches aus dem be- treffenden Zellhaufen („Keimbezirk“) hervorzugehen schon auf früher Stufe der Eientwicklung eindeutig be- stimmt war. Diese Vorherbestimmung embryonaler Teile, auch „Selbstdifferenzierung“ des Keimlings genannt, haben wir im Verlaufe unserer Streifzüge auf biologisches Gebiet schon einmal kennen gelernt: in der Rundschau auf Seite 261 vorigen Jahrganges berichtete ich über Versuche von Braus, der bei jungen Kaulquappen Hinterbeinanlagen am Vorderkörper einsetzte („implan- tierte), woselbst sie sich weiterentwickelten, aber nicht der Körpergegend entsprechend zu Vorderbeinen, sondern ihrer ursprünglichen Bestimmung entsprechend zu Hinter- beinen. Ein anderer junger Hai besitzt eine auffallende Miß- bildung ebenfalls am Kopfe: unmittelbar hinter den Augen ist der Kopf stark eingezogen, wodurch die Augen stark vorquellen. Die Mundöffnung ist durch eine breite Verbindungsbrücke zwischen Ober- und Unterkiefer in zwei Abschnitte zerlegt, so daß eigentlich zwei Mund- öffnungen vorhanden sind, die aber hinter der erwähnten Gewebsbrücke doch in einen gemeinsamen Rachen führen. Der merkwürdigste Befund aber an diesem Objekt ist die Ausbildung von Kiemen längs des Oberkiefers an Stelle der Zähne. Erwägt man einerseits, daß die Kieferbögen der Wirbeltiere nichts anderes sind als zum System der Kiemenbögen gehörige Skelettspangen, mit anderen Worten, daß die Kiefer aus dem Kiemen- skelette ihren Ursprung genommen haben, — erwägt man 159 andererseits, daß bei Regenerationsvorgängen so oft, wie bei Beschuppung des Eidechsenschwanzes, das in Verlust geratene Organ durch eine stammesgeschichtlich ältere Form desselben ersetzt wird, so ergibt sich als schwer- wiegende Deutung jener auf den ersten Blick vollkommen rätselhaften Mißbildung die Möglichkeit einer früheren Vernichtung der Zahnanlage, wofür dann beim Wieder- wachstum die ursprünglichere Kiemenanlage eingesprun- gen wäre. Ein drittes Hinterende: zweite Rückenflosse und Schwanzflosse fehlen, und der Schwanz ist ein nahezu drehrundes, gegen die Spitze allmählich verschmälertes Gebilde, das etwas jenseits seiner Mitte gegen die Rückenseite um- gebogen und an seiner Spitze eingerollt ist. Auch hier könnte man an eine Regeneration denken, welche durch Hemmungen unbekannter Art (wahrscheinlich durch ein- fachen Platzmangel) vor der Vollendung stehen geblieben Haijunge hat ein mißgebildetes und deformiert worden ist. Zwei weitere junge Dornhaie bildungen des vorderen Körperendes auf: sie be- sitzen je zwei normal ausgebildete Köpfe und Kiemen- körbe. Die Gebilde der Bauchseite sind vom Dotter- sack an nicht mehr verdoppelt: es sind also nur zwei Extremitätenpaare, sowie eine unpaare bauchständige Hälfte der Schwanzflosse vorhanden. Die Gebilde der Rückenseite hingegen sind verdoppelt: es sind also zwei vordere und zwei hintere Rückenflossen und zwei rücken- ständige Schwanzflossenlappen vorhanden. Solehe Doppel- köpfigkeit ist nicht selten und beispielsweise auch schon bei Schlangen, Schildkröten, Knochenfischen, Hummern und Ringelwürmern beobachtet worden. Es liegen zwei Erklärungsmöglichkeiten vor: entweder zwei Embryonen, die sich zuerst selbständig und getrennt von einander ent- wickelten, sind später mit den Hinterenden verschmolzen, oder nur ein Embryo entwickelte sich zuerst, der am Vorderkörper eine Spaltung erfuhr, wonach die beiden Hälften, statt einfach wieder zusammenzuwachsen, je den ihnen fehlenden Teil regenerativ zum Ersatze brachten. Wir haben die Regenerationsfähigkeit der Knochen- fische betrachtet und sind dann im Stammbaume von ihnen zu den Knorpelfischen herabgestiegen; so liegt es denn auf der Hand, auch noch das Regenerationsvermögen der niedrigsten fischähnlichen Tiere, ja der niedersten Wirbel- tiere überhaupt, der Röhrenherzen (Leptocardii) zu unter- suchen. Erstaunlicherweise schien das zu ihnen gehörige Lanzettfischehen (Amphioaus lanceolatus Pall.) nach Versuchen von Nusbaum®) keinerlei Regenerations- fähigkeit sein eigen zu nennen, also dem sonst überall geltenden Gesetze, daß ein Tier desto besser regeneriert, je stammesgeschichtlich älter es ist, zu widersprechen. Wie Biberhofer’) neuestens gezeigt hat, liegen aber die Gründe für jene scheinbare Regenerationsunfähig- keit in leichter Infizierbarkeit der operierten Tiere, die dann eben sterben, ehe der Prozeß des Wiederwachstums vor sich gehen konnte. Auch Biberhofer erlitt viele Verluste, trotz häufigen Waschens des schlickigen See- sandes, aus welehem der Bodengrund in den mit Amphioxus besetzten Glaswannen besteht und dessen Vorhandensein für das Wohlbefinden des gerne wühlenden Lanzett- fischehens als unbedingt notwendig sich erwies. Die Seuche, der die Danzettfischehen erliegen, äußert sich deutlich dadurch, daß die befallenen Tiere, welche nor- weisen Doppel- . malerweise gelblichweiß gefärbt sind, einen rosenroten Anflug bekommen. 160 Dennoch ist schließlich (nach 25 Wochen) an einem kleinen Bruchteil der operierten Exemplare, die alle möglichst jung (noch wachstumsfähig) ausgewählt worden waren, Regeneration des Vorderendes zustande gekommen. Daß auch das Hinterende regeneriert, ist schon früher bekannt geworden ®). Somit war für Amphi- oxus eine Regenerationsfähigkeit festgestellt, welche die- jenige der eigentlichen Fische in bezug auf ihre qualitative Leistung bei weitem übertrifft. Das es gelang, Amphioxus in Gefangenschaft so lange am Leben zu erhalten, wie es schon aus der vorhin an- gegebenen Versuchsdauer hervorgeht, beweist eine gute Eignung des in mehrfacher Beziehung interessanten, wenn auch hinsichtlich seiner Lebensäußerungen langweiligen Tierchens für die Aquarienpflege überhaupt. Einiges über Fang und Lebensweise, sowie ein Konterfei des Amphioxus findet sich bereits im 13. Jahrgange (1902) vorliegender Zeitschrift). So gut Amphioxus heutzutage in morpho- logischer Beziehung studiert ist, soviel bleibt noch in biologischer Beziehung zu tun übrig, beispielsweise was die Ernährung und Verwendung seiner äußerlich sicht- baren Organe anbelangt. Die aus Helgoland stammenden Exemplare haben in der Biologischen Versuchsanstalt drei Jahre lang gelebt und vermehrten sich sogar. Sie wurden, wie teilweise schon bemerkt, in Glaswannen untergebracht, deren Boden handhoch mit Meeressand (dem schlickigen Sand der Helgoländer Küste, also von ihrer eigentlichsten Fundstelle hergeholt) bedeckt war. Zur Füllung der Glaswannen wurde anfangs Nordseewasser verwendet, doch zeigte sich bald, daß sie in dem für uns bequemer erreichbaren Adriawasser ebensogut gediehen, Sie führten eine unterirdische Lebensweise, und wenn einzelne dauernd aus dem Sande hervorkamen, so war das immer schon ein bedenkliches Zeichen für ihre Gesundheit, Für gewöhnlich guckte höchstens das Kopfende — von einem wirklichen Kopf kann bekanntlich nieht gesprochen werden —- aus dem Sande hervor, und nur in der Nacht schwimmen die Tiere manchmal freiwillig in schlängelnder Bewegung durchs Wasser, um bald wieder auf den Boden zu sinken und auszuruher:. Eine Weile bleiben sie dann flach, also in Seitenlage, auf dem Sande liegen, es dauert aber nicht lange, so wühlen sie sich ein und verschwinden nun für den ganzen kommenden Tag. Wovon so viele Exemplare. wie wir sie ohne irgendwelche Fütterung in den kleinen Glaswannen hielten, sich so lange erfolgreich ernährt haben konnten, ist mir noch nicht recht klar geworden. Literatur. 1. Werner, Franz, „Über die Schuppenbekleidung des regenerierten Schwanzes bei Eidechsen“. — Sitzungs- berichte der Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien, 105. Band, 1896, Seite 123, 2 Taf. 2. Werber, Isaak Ernst, „Regeneration der Kiefer bei Reptilien und Amphibien“. — Archiv für Ent- wicklungsmechanik, 22. Band, Leipzig 1906, S. 1—14, 2 Tafeln. 3. Morgan, T. H., „Notes on Regeneration“. — Biolo- gical Bulletin, Vol. VI, No. 4, March 1904, S. 159. 4. Bogacki, Kamil, „Experimentelle Flossenregenera- tion bei europäischen Süßwasserfisehen“. — Archiv f. Entwicklungsmech., 22. Band, Leipzig 1906, S. 18 bis 20, mit 1. Tate). Kleine Mitteilungen. 5. Grosser, Otto und Pzribram, Hans, „Einige Miß- bildangen beim Dornhai (Acanthias vulgaris Risso)“. — Arch. f. Entwieklungsmech., 22. Band, S. 21 bis 37, mit 1 Tafel und 3 Textfig. 6. Nusbaum, Josef, „Vergleichende Regenerations- studien.“ Leipzig 1905, S. 297 ff. 7. Biberhofer, Raoul, „Über Regeneration bei Amphi- oxus lanceolatus“. — Arch. f. Entwicklungsmech;, 22. Band, S. 15 bis 17. Mit 2 Fig. 8. Przibram, Hans, „Regeneration“. ‚Wiesbaden 1902, separat aus „Ergebnisse der Physiologie“, I. Jahrgang. — Seite 100, oben, nach mündlicher Mitteilung von Hamann. 9. Bade, Ernst, „Auf Helgoland.“ — Blätter f. Aqua- rien- und Terrarienkunde, 13. Jahrg., Magdeburg 1902, besonders S. 221 und 222. 1. Figur. Xleine Mitteilungen. Freßlust und Nahrungsquantum von Riesen- schlangen. — W. Hartmann beobachtete, wie er im „Zoologischen Anzeiger“ (1907, Heft 9/10) berichtet, gelegentlich eines Besuches des neuen Hagenbeck’schen Tiergartens ein hochinteressantes Schauspiel. In einem großen Behälter lagen drei große 25—26 Fuß lange Exemplare von. Python reticulatus (Riesennetzschlange), von denen eine innerhalb zweier Tage zwei Rehböcke von 28 und 39 Pfund verschlungen hatte. Da eine ihrer Gefährtinnen seit längerer Zeit nichts gefressen, ließ Hagenbeck eine verendete 7 Pfund schwere Steinziege in den Käfig werfen, um sie zum Fressen zu reizen. Zum größten Erstaunen aber machte sich die erstgenannte daran, auch diesen Bissen zu verschlingen. Die Mahlzeit begann um 8,5 Uhr Abends, unbeschreiblicher Auseinanderzerrung der Kieferknochen verschwand die Ziege langsam aber sicher, wobei die Schlange sich von Zeit durch Zusammenziehung der Körpermuskeln den Bissen „etwas mundgerechter* machte. Während der Schlingprozedur gab sie merkwürdige stöhnende und gurgelnde Laute von sich. Um 10!) wareu nur noch die Hinterbeine sichtbar. Jetzt ließ Hagenbeck eine Blitzlichtaufnahme machen. — Kaum war diese vorbei, als die Schlange die fast ver- zehrte Ziege binnen einer halben Minute wieder ausspie; „ob nun das grelle Licht, das die anderen Schlangen sichtlich erschreckte, oder etwas anderes die Ursache der unterbrochenen Mahlzeit gewesen ist, blieb unaufgeklärt“. Die Sektion der Steinziege ergab, „daß deren Genick gebrochen und aus den Gelenken gezogen war, ebenso waren Schulterblätter und sämtliche Rippen aus ihren Gelenkverbindungen gerissen, desgleichen die Schenkel- knochen aus den Gelenkverbindungen des Beckens“. Es werden übrigens im Hagenbeckschen Parkplanum Experimente zur Feststellung des für Riesenschlangen nötigen Nahrungsquantums ausgeführt, über deren Resul- tate W. Sokolewsky, Assistent bei Hagenbeck, in dem gleichen Heft des „Zool. Anz.“ berichtet. Sie haben vor allem bewiesen, daß diese Reptilien ohne weiteres bereits getötete Tiere annehmen; das Opfer wird im Sprunge am Kopfe gepackt. Als größte Freßleistung wurde das Verschlingen einer 84 Pfund schweren Ziege konstatiert, Der Freßakt dauert vielfach nur "/; Stunde, die Verdauung z. B. einer 47 Pfund schweren Steinziege währte 19, in anderen Fällen bloß 9 Tage. Dr. F. Urban. unter Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M Jahrgang XVIIL. za V NV NY, ln M - > Ih Don 7 3 EZ DE. TEA Der Flußkrebs ( Astacus Fabr.). Von Alois Czepa. (Mit ‘r ist schon recht selten geworden, zumal U in Deutschland, und die Zeiten, in denen man ihn in jedem Wässerlein, das ihm nur irgendwie zusagte, in großer Zahl treifen konnte, sind lange vorüber. Und doch ist der Flußkrebs allgemein bekannt, den Leuten auf dem Lande wie den Bewohnern der Großstadt, von denen man fast versucht wäre, zu behaupten, daß sie ihn noch besser kennen, da sie öfter die Gelegenheit haben, ihn in Schaufenstern der Fischhandlungen zu sehen. Es ist daher sicher nicht überflüssig, wenn wir uns den scheerentragenden Gesellen ein wenig näher betrachten und uns seinen Bau zu erklären versuchen, umsomehr, da die Freunde unserer Süßwasserfauna sicherlich schon einmal den Krebs im Aquarium gehalten oder es mit dem Halten wenigstens versucht haben. Bei der oberflächlichen Betrachtung eines Krebses bemerken wir, daß der Körper aus zwei deutlich getrennten Teilen, einem großen, ein- heitlichen vorderen, von einem einzigen Schilde be- deckten, dem Kopfbruststück, und einem hinteren, deutlich gegliederten, dem Hinterleib, besteht. Alle Teile des Körpers sind von einer harten Hülle bedeckt, die, wie ja bei allen Glieder- füßern, aus Chitin besteht, aber durch Ein- lagerungen von Kalk eine große Härte und Festigkeit annimmt. So nützlich und angenehm ein solcher Panzer für das Tier sein mag, da es ja vor den Angriffen vieler Tiere dadurch geschützt ist, so unangenehm kann er auch für dieses werden. Es ist ja leicht verständlich, dab die starre Haut jedes Wachstum ausschließt. Der Krebs muß also, wenn die alte Hülle ihm zu klein geworden ist, sie abwerfen, regelrecht aus der Haut fahren, ein Vorgang, der allgemein mit Häutung bezeichnet wird und in den ersten Lebensjahren des Krebses öfter, später nur Q [97 schematischen Zeichnungen.) einmal im Jahre eintritt. Dabei spaltet sich der Panzer des Kopfbrustschildes der Länge nach auf dem Rücken und der Krebs arbeitet sich unter großen Anstrengungen, die ihm nicht selten das Leben kosten, aus der alten Haut heraus. Ist dies glücklich geschehen, so verbirgt er sich in einem Versteck, da er infolge seiner noch weichen, der Kalkeinlagerungen entbehren- den Haut, vollständig ungeschützt und wehrlos ist (Butterkrebs), und wartet hier, bis die Haut erhärtet. Er müßte aber lange warten, wenn ihm nur der Kalk zu Gebote stünde, den er zu dieser Zeit dem Wasser entnehmen kann, und er nicht schon früher für diesen Zweck in seinem Magen einen kleinen Vorrat von kohlen- saurem Kalk in der Form von Halbkugeln an- gehäuft hätte, der während der Häutung auf- gelöst, ins Blut aufgenommen und in der Haut abgelagert wird. Mit Hilfe dieser gewöhnlich in der Zweizahl vorhandenen Kalkablagerungen, die den schönen Namen Krebsaugen führen, erlangt die Haut schon innerhalb 8—10 Tagen ihre volle Härte und läßt aus dem weichen, ängstlich sich verkriechenden Tiere den großen Räuber hervorgehen. Denn ein grober Räuber ist er wirklich. An tote Tiere geht er nicht gerne; Aas fribt er überhaupt nicht. Seine gewöhnliche Nahrung besteht aus Insektenlarven, kleinen Fischen, Schnecken, Würmern, kleinen Fröschen, ja auch seine Artgenossen verschont er nicht. Daß er für dieses Räuberhandwerk besonderer Aus- rüstung bedarf, ist leicht einzusehen, umsomehr, da er nieht zu den schnellsten Tieren gehört. Meist sitzt der Krebs in Löchern oder unter Steinen, mit dem Vorderteile der Öffnung zu- gekehrt, immer lauernd, ob sich nicht ein Feind nahe oder ob nicht irgend ein genießbares Tier 162 vorüberschwimme. Hierbei kommen ihm die beiden langen Fühler, die im beständigen Spiele ‚aus der Höhle hervorragen und ihm sofort von den Vorgängen vor: dem Verstecke Kunde geben, sehr zu statten. Auberdem trägt er noch ein kleines Paar von Fühlern, in deren Grundgliede eine kleine Blase sich befindet, die nach der Meinung einiger Gehörsempfindungen vermittelt, höchstwahr- scheinlich aber ein Gleichge- wichtsorgan vorstellt. Hat der Krebsnun mit seinen Füh- lern oder mit seinen Augen, die auf Kielen stehen und sehr beweg- lich sind, eine Beute wahr- Senommen, SO stößt er rasch die Scheeren vor, und noch ehe das Opfer sich versieht, ist es von den gewaltigen Zangen, die ein Entrinnen unmöglich machen, fest- gehalten. Das nächste wäre nun ein Ver- schlingen des gefangenen Tieres. Doch hat es damit seine Schwierigkeit. Der Mund des Krebses liegt auf der Unterseite, wohin die ‘großen Scheeren nicht reichen können. Außerdem ist er wegen des Panzers nicht erweite- rungsfähig. Es müssen also Organe vorhanden sein, welche die Nahrung zerkleinern und dem Munde zuführen. Diese Arbeit übernehmen das zweite und dritte Beinpaar, das hierzu am Ende eine kleine Scheere trägt. Während die großen Scheeren des ersten Beinpaares die Beute fest- halten, reißen die kleinen Stücke herunter und führen sie zum Munde, wo sie von den Mundwerk- zeugen in Empfang genommen werden. I S SS ee \ N RT RS> — ISBN » seem een en Fig. 1. 1 die inneren Fühler, 2 bildend. Männchen und Weibchen des Flußkrebses von der Bauchseite. die äußeren Fühler, 5 zweites Unterkieferpaar mit der schwingenden Platte, 6—8 die 3 5 Beinpaare, 14—18 die Hinterleibsfüße (14 und 15 beim Q' zum Kopulationsorgan umgebildet). K Kiemenhöhle, t Endplatten, S letzter Hinterleibsfuß, mit der Endplatte den Schwanz (Etwas verkleinert.) Alois Özepa: Der Flußkrebs (Astacus Fabr.). Von den sechs Paaren von Mundwerkzeugen dient aber nur der Oberkiefer, der starke Kau- platten aus Chitin trägt, zum wirklichen Kauen, während die beiden Unterkieferpaare, sowie die 3 folgenden, mehr beinartig entwickelten Mund- teile, die den Namen Kiemenfüße tragen, zum Weitergeben der gekauten Nahrung an die Mund- öffnung, sowie zum Schutze gegen ein Fortspülen im raschflie- benden Was- ser dienen. 3 Ist die Nah- rung glück- lich in die Mundöffnung befördert, so gelangt sie durch eine kurze Speise- röhre in den Magen, der außer den schon ge- nannten Krebsaugen noch vor- springande ° - Rauten und Spitzen aus Chitin ent- hält, die ein weiteres Zer- kleinern der Speisen be- wirken. Im Mitteldarme treffen sie dann auf das Sekret der Leber, die in zwei groben Lappen die Brust erfüllt und in ihrer Wirkung unserer Leber und Bauchspeicheldrüse gleich- kommt. Der Darm, der in geradem Zuge durch den Körper verläuft, mündet auf der Unterseite des letzten Segmentes, dem Telson. Geht der Krebs auf Raub aus, so steigt er auf seinen fünf Beinpaaren, von denen er aber das erste, das ja die großen Scheeren trägt, stets in die Höhe hält, zum Gehen also nicht benutzt, langsam und gravitätisch einher. Dab er nach rückwärts geht, ist eine Fabel. Hat er ein Hindernis zu überwinden oder zu klettern, so nimmt er wohl auch das erste Beinpaar zu erstes Unterkieferpaar, Kieferfüße, 9—13 die 3 Oberkieferpaar, 4 Alois Özepa: Der Flußkrebs (Astacus Fabr.). Hilfe. Naht sich ihm aber ein Feind, so sucht er so schnell als möglich zu entfliehen und, da er im Gehen kein großer Meister ist, greift er lieber zum Schwimmen und fährt mit raschen kräftigen Schlägen des Hinterleibes dahin. Da er aber den Hinterleib wegen der Panzerringe nur nach innen einrollen kann, die Schläge des Schwanzes also nach vorn gerichtet sind, so muß notwendig die Richtung des Schwimmens eine entgegengesetzte sein: er schwimmt zurück. Dieses Rückwärts- schwimmen dürfte die Fabel vom Rückwärts- gehen des Krebses ver- anlaßt haben. Auch kann man einen Krebs, den man auf einen Tisch gelegt hat, durch plötz- liches leichtes Anfassen zum Rückwärtsgehen oder, richtiger gesagt, Rückwärtsschnellen bringen. Der Krebs, dessen schnellste und bei Gefahren stets an- gewandte Bewegung das Vorstoßen des Hin- terleibes ist, wendet diese natürlicherweise auch dann an, wenn sie ihm nichts nützen kann. Daß der Schlag sehr wirksam wird, dafür sorgen die großen Mus- keln, die den ganzen Hinterleib erfüllen, so wie die platte Gestalt des Hinterleibes selbst. Sehr unterstützt wird die Wirkung aber durch die schaufelförmige Ausbildung des Schwanzes, der aus dem letzten Segmente, dem Telson, und dem letzten Beinpaar der Hinterleibsfüße gebildet wird. Denn der Krebs trägt auch noch auf der Unterseite des Hinterleibes kleine, stummelförmige Füße, beim Männchen in der Fünf-, beim Weibchen in der Vierzahl, die für ihn weiter keine besondere Be- deutung haben. Beim Weibchen dienen sie zum Befestigen der Eier, beim Männchen aber sind die beiden ersten zu Begattungsorganen umgestaltet. zweites Bein. 163 Die Atmung erfolgt beim Krebs wie bei den meisten Wassertieren durch Kiemen, die zu beiden Seiten des Kopfbruststückes in der Kiemenhöhle, die sich schon äußerlich durch ihre stärkere Wölbung kenntlich macht, liegen. Die Kiemen, die aus sehr zarten Blättchen und Fäden bestehen, in denen die farblose Blut- flüssigkeit zirkuliert, sind Anhänge der beiden letzten Kieferfüße und der vier ersten Bein- paare, wie wir uns leicht überzeugen kön- nen, wenn wir mit einer kleinen Scheere den Panzer zu beiden Seiten der Brust abtragen. Da die Kiemen wegen ihrer Zartheit gegen Schlamm- und Schmutz- teilchen geschützt wer- den müssen, ist die Öff- nung, dieih den Kiemen- raum führt, nur ein schmaler Spalt, der über dies noch mit Borsten und Haaren, die wie eine Reuse jedes Teil- ?° chen aufhalten, besetzt ist. Dadurch ist aber auch derWasserwechsel sehr erschwert und der Krebs muß dafür sor- gen, daß auf irgend eine Weise Wasser durch die Kiemenhöhle ge- _;o trieben wird, wenn er nicht an Sauerstoif- mangel zuGrundegehen will. Erträgt deshalb amzweitenUnterkiefer- paar eine Platte, die in ständiger Bewegung ist und Wasser durch den Kiemenraum treibt, so das die Kiemen stets von frischem, sauerstoil- reichem Wasser umspült werden. Außerdem sorgt der Krebs noch insofern für die Atmung, daß er nur Gewässer mit klarem, frischem Wasser aufsucht. Der Haarbesatz an der Spalte der Kiemen- höhle befähigt den Krebs aber auch längere Zeit außerhalb des Wassers zu leben und atmosphärische Euft zu atmen, was kiemen- tragende Wassertiere für gewöhnlich nicht ver- Fie. 2. Die ersten zehn Gliedmaßen der rechten Seite des Flußkrebses. 1 erster, 2 zweiter Fühler; 3 Oberkiefer; 4 und 5 erster und zweiter Unterkiefer; 6, 7, 8 die drei Kieferfüße; 9, 10 erstes und (Natürliche Größe). 164 mögen. Der Erstickungstod, an dem die meisten Wassertiere bei ihrer Entfernung aus dem ge- wohnten Element zu Grunde gehen, ist stets eine Folge der Vertrocknung der Kiemen, die infolge- dessen außer Funktion treten. Beim Krebs macht aber die große gewölbte Kiemenhöhle, die schmale Öffnung und der Haarbesatz ein Vertrocknen beinahe unmöglich; dazu kommt noch, daß an den Haaren eine dünne Schleim- schicht abgesondert wird, welche der trockenen Luft den Eintritt wehrt, diese vielmehr nur in geringer Menge und im feuchten Zustande ein- treten läßt. Diese Schutzeinrichtung kann aber seinen Tod herbeiführen, wenn er plötzlich nach längerem Verweilen auf dem Trockenen ins Wasser geworfen wird. Die Schleimschicht löst sich nicht so rasch auf, hindert den Zutritt des Wassers und der Krebs muß elend ersticken. Es ist daher ratsam, Krebse, die man längere Zeit im Trockenen gehalten hat, erst in ganz seichtes Wasser zu setzen, ehe man sie in tieferes bringt. Häufig werden wir im Winter und Frühjahr Krebse zu sehen bekommen, die auf der Unter- seite ihres Hinterleibes ein Eierpaket befestigt haben. Es sind die Weibchen, die die Eier mit einer Kittsubstanz an den Borsten der Hinter- leibsfübe angeklebt haben und sie solange mit sich herumtragen, bis die Jungen ausgeschlüpft sind. Die Zahl der Eier ist nicht groß, ja sie ist im Verhältnis zu der der meisten Fische verschwindend klein zu nennen. Doch ist dies leicht erklärlich und hat seinen Grund in der Brutpflege des Weibchens. Durch die Bewegung der Afterfüße wird den Eiern stets frisches Wasser und hiermit Sauerstoff zugeführt, und da das Wasser jedes einzelne der nicht fest zusammengeballten, sondern nur lose befestigten Eier umspülen kann, werden diese vor dem Absterben bewahrt. Auch gegen die zahlreichen Feinde sind sie unter dem Schwanze der sorg- samen Mutter sehr gut geschützt. So kommt es, dab fast alle zur Entwicklung kommen. Die jungen Krebse, die den alten bis auf die Schwanzflosse sehr ähnlich sehen, bleiben noch einige Zeit bei der Mutter, indem sie sich mit ihren Scheeren an den Borsten der Hinter- leibsfüße festhalten, verlassen sie aber bald, um sich auf eigene Faust ihre Nahrung zu suchen. In der ersten Zeit wachsen sie nach Angaben einiger sehr langsam und erreichen erst in 5—7 Jahren das geringe Gewicht von 20—30 g, nach den Angaben anderer aber wachsen sie innerhalb 2 Jahren bis zu 150 g& heran. Auf Alois Özepa: Der Flußkrebs (Astacus Fabr.). jeden Fall ist das Alter des Krebses ein sehr hohes. Erst im 4. Jahre wird er geschlechtsreif und sein natürlicher Tod erfolgt erst über 20. Wenn wir uns noch ein wenig in der Systematik umschauen wollen, so werden wir erfahren, daß in Deutschland drei Arten, oder nach manchen nur Varietäten vorkommen, nämlich der Edel- krebs Astacus fluviatilis Fabr., der Steinkrebs A. torrentium Schrank und der nur im südlichen Teile vorkommende Dohlenkrebs A. pallipes Lare- bullet, dessen eigentliche Heimat das südliche Europa ist. Zu diesen gesellt sich noch der in Südrußland, Galizien und Ungarn heimische A. leptodactylus Eschscholtz. Während sich die drei erstgenannten Arten besonders nur in biologischen Eigentümlichkeiten unterscheiden, in Farbe und Gestalt keine deutlichen Unter- schiede besitzen, ist A. leptodactylus leicht an seinen schmäleren und längeren Scheeren und seiner lichtbraunen Farbe zu erkennen. Überhaupt ist die Farbe der Krebse keine konstante, variiert vielmehr sehr nach der Be- schaffenheit des Untergrundes der von ihnen bewohnten Gewässer. Im allgemeinen ist es ein (semisch von Braun und Grün in verschiedenen Ab- stufungen. Die Krebse der meisten schwedischen und finnischen Seen sind schön grün, die des Tertaksees in Polen beinahe weiß, die der meisten deutschen Flüsse braun. Häufig finden sich auch rote und blaue Varietäten. Die Farbe hat ihren Grund in der Übereinanderlagerung von mehreren Pigment-(farb-)schichten, die durch verschiedene Mittel zerstört werden können. So ist es ja bekannt, daß die Krebse beim Kochen rot werden, da alle Farbstoffe mit Ausnahme des roten zerstört werden. Während der Edelkrebs, welcher der größte und auch verbreitetste von den drei genannten ist, gleich dem Dohlenkrebs Gewässer mit schlammigem Grund und steilen Ufern, in denen er mit Hilfe seiner Scheeren Löcher gräbt, wenn er solche nicht schon fertig vorfindet, bevorzugt, lebt der Steinkrebs, der dem subalpinen Gebiete zukommt, in raschfließenden Gewässern mit steinigem Grund und in Gebirgsseen. Aus den Eiern des Edelkrebses schlüpfen erst im Juni und Juli die Jungen, die des Stein- und Dohlen- krebses verlassen aber die Eihüllen schon im Mai. Auch in der Farbe der Eier ist ein Unter- schied zu bemerken. Die Eier des Edelkrebses sind rotbraun, die des Steinkrebses zeigen eine hellgraue Färbung, während die Eier des Dohlenkrebses ein Braun bis Schwarz erkennen lassen. Alois Czepa: Der Flußkrebs (Astacus Fabr.). Für die Fischerei kommt wohl nur der Edel- krebs in Frage, da das Fleisch der beiden andern nicht besonders wohlschmeckend, daher auch nicht geschätzt ist. Der Krebsverbrauch war früher ein sehr bedeutender und wir können uns von ihm eine schwache Vorstellung machen, wenn wir die Angaben Carbonniers lesen, der sagt, daß in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Stadt Paris jährlich 6 Millionen Krebse im Werte von 400000 Franken kon- sumierte, welche Masse nur aus den französischen Bächen gewonnen wurde. Die späteren Jahre wurde allerdings der Bezugskreis auch auf die deutschen Flüsse ausgedehnt, doch auch hier wurde durch das unvernünftige schonungslose Fischen dem Krebsbestande bald ein Ende gemacht. Den letz- ten Schlag verübte aber die Krebspest, diedenKrebsbestand von fast ganz Europa vernichtet hat. Durch diese unge- heure Seuche, die zuerst im Jahre 1876 in Frankreich auf- trat und sich rasch nach Osten und Nordosten verbrei- tete, wurden die Krebse eines Flusses in wenigen Tagen zu Tausenden hin- gerafft, so dab die einst so reich be- völkerten Gewässer jetzt leer und arm sind. Was die Ursache der Pest gewesen, ist noch nicht außer Zweifel gesetzt. Während einige Saprolegnien annahmen, machen andere wieder einen Spaltpilz dafür verantwortlich. Höchst wahrscheinlich hat man damals mehrere Krankheiten unter dem Namen Krebspest zu- sammen geworfen. Erfreulicherweise kann die Krankheit heute als erloschen betrachtet werden, doch sind deren Nachwirkungen noch lange nicht überwunden. Heute ist die Krebsfischerei ein wichtiger Bestandteil des modernen Fischereiwesens, und man versucht heute durch rationelle Pflege und Zucht in eigens angelegten Zuchtteichen wieder gutzumachen, was man früher durch Raubfischen sowie Verpesten des Wassers durch eingeleitete Fabrikwässer verbrochen hat. Heute hat der Fig. 3. I. Astacus torrentium Schrank. 165 Krebs wie der Fisch seine Schonzeit, und zwar vom 1. November bis zum 31. Mai, obwohl es wohl richtiger wäre, wenn man die Schonzeit der Männchen bis zum 31. Juni ausdehnen, das Fangen der Weibchen aber überhaupt verbieten wollte. Auch ein bestimmtes Mindestmaß von 10 em hindert ein Abfangen der jungen Tiere. Man hat auch versucht, den Astacus lepto- dactylus in unseren Gewässern einzubürgern, doch hat man dieses Vorhaben bald aufgegeben, da er weniger schmackhaft ist als der Edelkrebs, außerdem aber die schlechte Eigenschaft besitzt, überall den Edelkrebs zu verdrängen. Auch mit der Eingewöhnung der nordamerikanischen Gattung Cambarus, die gegen die Krebspest gefeit sein soll, hat man einzelne Versuche angestellt. Kopfbruststück der 3 deutschen Flußkrebse. II. Astacus fluviatilis Fabr. III. Astacus pallipes Larebullet. Zum Schlusse werfen wir noch einen Blick auf die Verbreitung des Flußkrebses auf unserer Erde. Wir finden ihn in ganz Europa bis hinauf nach Schweden und dem südlichen Norwegen, wir treffen ihn im Osten in den Flüssen des Schwarzen und Kaspischen Meeres, in der Dwina, dann auf Japan und Korea. In großer Zahl beherbergt ihn Nordamerika neben der schon genannten, ihm sehr ähnelnden Gattung Cam- barus; hier finden wir auch folgende überraschende Tatsache, daß die Krebse östlich vom Felsen- gebirge zu der Gattung Cambarus, die westlich zu Astacus gehören. Ferner findet er sich im südlichen Teile Südamerikas, in Australien und Neuseeland. Wir vermissen unseren Bekannten nur in ganz Afrika, doch kommt er in Madagaskar vor, dann in einer Zone in Südamerika, in 166 Persien, Syrien und im südöstlichen Teile Asiens, in Vorder- und Hinterindien und dem ost- indischen Archipel. RP — Die Trichopterenpuppe. Von Alois Czepa. (Mit 12 schematischen Zeichnungen nach Thienemann.) rn den zahlreichen so verschiedenen Be- ‚ wohnern unserer Gewässer fallen auch dem fHüchtigsten Beobachter die Köcherfliegen- larven auf, deren grobe Namenzahl, mit denen sie vom Volke beglückt wurden, auf ihr all- gemeines Bekanntsein hinweist. Diese Hülsen- würmer, Sprockwürmer, Sprocken, Wasserraupen oder wie sie sonst noch heiben mögen, kennt auch der Aquarienliebhaber. Doch hat er mit den gehäusetragenden Larven wenig Freude erlebt; er hat sie sicher als sehr fade Tiere befunden, denen er mit dem besten Willen nichts ab- gewinnen konnte. Es wird ihm daher ganz un- verständlich erscheinen, daß man über die Puppe schreiben kann, wenn schon die lebenden Larven so wenig des Interessanten bieten. Daß aber gerade die Puppe eine Fülle von interressanten biologischen Verhältnissen aufzuweisen hat, die allerdings nicht sehr auffallend, sondern sehr feiner Natur sind, willich im folgenden zu zeigen versuchen. Betrachten wir einmal eine Trichopterenpuppe, z. B. die vom Stenophylax piscicornis, einer Limnophilide, die den allgemeinen Habitus einer Puppe recht deutlich erkennen läßt. Da bei ihr die einzelnen Glieder wie Fübe, Fühler, Flügel- ansätze nicht wie bei den Schmetterlingen mit dem Körper fest verkittet sind, sondern wie bei den Käfern frei beweglich sind, so haben wir eine freie oder gemeiselte Puppe vor uns. Sie ähnelt daher schon sehr dem vollkommenen Insekt, der Imago. Deutlich können wir Kopf, Brust, Hinterleib, Fühler, Flügel, Beine, kurz alle Teile der Imago erkennen. Doch finden wir an ihr auch Gebilde, die dem vollkommenen Insekte fehlen. Wir sehen auf der Oberlippe verschiedene Borsten und Haare, die am Ende ein Häkchen tragen, finden starke Oberkiefer (Mandibeln), nach denen wir beim Insekt ver- seblich suchen würden, bemerken am Hinterleib kleine, dünnhäutige Schläuche, die Kiemen, an den Seiten der letzten Segmente einen Haar- besatz, die Seitenlinie, auf dem Rücken sog. Alois Özepa: Die Trichopterenpuppe. Chitinplättchen mit Häkchen und Spitzen und am letzten Segment zwei Stäbchen, die sog. Analstäbchen. Alle diese Gebilde und Organe, die der Imago völlig fehlen und auch den Larven zum Teile nicht eigen sind, müssen für die Puppe einen bestimmten biologischen Wert haben und als Anpassung an ganz besondere Verhältnisse entstanden sein. Wie bekannt, bauen die Larven, auch die, welche sonst frei leben, zur Zeit der Ver- puppung ein eigenes Puppengehäuse, gestalten resp. das Larvengehäuse entsprechend um. Das Gehäuse, das nur den Zweck hat, die schwache, wehrlose, weiche, daher allen Angriffen ausgesetzte Puppe zu schützen, mub von allen Seiten ge- schlossen sein. Da aber die Puppe zu ihrem Fortbestehen neben Schutz nicht minder not- wendig den Sauerstoff braucht, so darf der Ver- schluß des Gehäuses kein hermetischer sein. Aus der Konkurrenz beider Bedürfnisse hat sich die spezifische Bauart der Gehäuse entwickelt. Dem Wasser Zutritt zu gewähren, waren oder besser gesagt sind zwei Möglichkeiten vorhanden. Ent- weder ist die Gehäusewand aus dünnem Spinnstoff und für Wasser durchlässig oder aber es sind kleine Öffnungen in der Wandung vorhanden. Beide Fälle sehen wir bei den Puppen -ver- wirklicht. Die Aydroftihidae und Ryacophilidae bauen ein allseitig geschlossenes Gehäuse aus Spinnstoff. Da aber das Wechseln des Wassers auf osmotischem Wege nicht rasch vor sich geht so muß das Sauerstoffbedürfnis der Larven gering, der Sauerstoffgehalt des Wassers aber hoch sein. Auch dieses trifft zu. Die genannten Puppen leben in Gebirgsbächen, deren sauerstoffreiches, aber kaltes Wasser den Stoffwechsel sehr herab- setzt und das Sauerstoffbedürfnis sehr beschränkt. Die Leptoceridae, Sericostomatidae, Limnophilidae und Phryganeidae — die Hydropsychidae nehmen eine Mittelstellung ein —, die in langsam fließenden oder stehenden Gewässern leben, bauen nach der zweiten Art. Sie verschließen ihr köcher- förmiges Gehäuse mit durchlochten Membranen, um dem Wasser Zutritt zu ermöglichen, und unterhalten durch Bewegungen mit dem Hinter- leib einen Wasserstrom im Gehäuse. Mit dieser köchertragenden Gruppe werden wir uns nun zu beschäftigen haben. Denn nur bei ihnen hat sich die interessante Puppenorganisation aus- gebildet, während die Aryacophilidae und Aydrop- tilidae vuhig in ihrem Gehäuse liegen. Ist das Gehäuse ordnungsgemäß befestigt und verschlossen, so ruht die Larve eine Zeit- Alois Özepa: Die Triehopterenpuppe. 167 lang aus und wirft nach ca. 2 Tagen die Larven- haut, die man in den meisten Fällen im hinteren Teile des Köchers auffinden kann, ab und hat damit auch ihr eigenartiges Puppenleben be- gonnen. Puppenleben, nicht Puppen- ruhe! Wenn man bei Käfern oder Schmetterlingen, deren Puppen in der Erde, im Baummulm oder sonst wo ruhig eingesponnen regungslos liegen, von Puppenruhe spricht, so mag diese Bezeichnung ihre Berechtigung haben. Bei den Trichopteren trifft dies aber gewiß nicht zu, da zu dem inneren Leben Einschmelzen der Larven- organe und Umbildung zu den Ima- sinalorganen, welche Prozesse ja auch bei den Käfern und Schmetterlingen vorhanden sind, noch reges äuberes Leben hinzutritt. Wie schon erwähnt, muß die Puppe eine Wasserströmung, die den Wasserwechsel im Gehäuse fördert, erzeugen und führt diese Bewegun- gen, Atembewegungen genannt, mit dem Hinterleib aus, indem sie ihn in - der Richtung von oben nach unten schwingt. Die ziemlich starke Be- wegung erfolgt natürlich nicht immer gleich schnell, sondern hängt viel- mehr von der Temperatur des Wassers und dem dadurch bedingten Sauer- stoffgehalte und Sauerstoffbedürfnisse ab. Wenn wir uns um den Angelpunkt des Hinterleibes bei seinen Schwingungen Rechen- schaft geben wollten, so werden wir ihn nicht an der Grenze von Brust und Hinterleib, wo wir ihn zu suchen von vornherein geneigt wären, Stenophylax piscicornis, Puppe von oben. I Kiemen, II Seitenlinie, III Analstäbchen, IV Bewegungsapparate. N Segmentes erhaben und trägt zwei durch einen Sattel getrennte Warzen. Mit diesem Fortsatze stützt sich die Puppe an die Gehäusewand und schwingt den Hinterleib. Durch die Schwingungen wird nun Wasser durch das Gehäuse ge- trieben und zwar strömt es in den meisten Fällen von vorn nach hinten. Je kräftiger und schneller natürlich die Schwingungen sein werden, desto mehr Wasser wird das Gehäuse durchströmen, desto mehr Sauerstoff steht der Puppe zur Verfügung. Es ist andererseits aber auch klar, daß die Bewegungen umso wirkungsvoller sein werden, je größer die schwingende Fläche ist. Deshalb also, um die Fläche des Hinterleibes größer zu machen, tragen die Puppen die Seiten- linie, den Haarbesatz an den Seiten der hinteren Segmente. Den Sauerstoff entnimmt die Puppe dem Wasser mit Hilfe der schlauch- förmigen Kiemen, die zu beiden Seiten des Hinterleibes sitzen. Die Zahl der Kiemenfäden ist sehr schwankend, sogar bei den Individuen derselben Spezies oft wechselnd. Interessant ist es, daß die Puppe bei der Ver- wandlung zur Imago die Kiemen die doch dem Insekte zu nichts nütze sind, nicht abwirft, sondern häutet. Wenn wir die leeren Häute aus- geschlüpfter Puppen besehen, so finden wir die Kiemen stets leer. Und haben wir Gelegenheit, eine frisch ausgeschlüpfte Imago untersuchen zu können, so werden wir an ihr deutlich dort, h A ei RE en. Fig. 3. Fortsatz am ersten Hinterleibs- segment von Stenophylax. finden. Er liegt vielmehr an dem ersten Hinter- leibssegmente. Dieses trägt auf dem Rücken einen Fortsatz, der zwar bei den verschiedenen Familien und Gattungen, ja selbst Arten ver- schieden gebaut ist, im großen und ganzen aber überall gleich ist. Bei unserer Stenophylax ist ‚der hintere Teil der Rückenfläche des ersten D. T. Fig. 4. Putzapparate von Stenophylax und Silo. wo die Kiemen der Puppe standen, Höcker wahr- nehmen können, die allerdings baldvergehen und bei älteren Insekten nicht mehr zu erkennen sind. Mit dem Wasserstrome werden sicher häufig, da das Gehäuse ja an Steinen oder zwischen Wasserpflanzen befestigt ist, Schlammteilchen mitgeerissen werden, die die Öffnungen der Mem- 168 branen, die doch wegen der kleinen Räuber, wie der Chironomidenlarven eine gewisse Größe nicht Und überschreiten dürfen, verstopfen mübten. N Fig. 4—6. von Stenophylax (20:1). doch finden wir die Löcher stets, wenn auch immer wir sie untersuchen werden, sauber und rein. Es muß also auf irgend eine Weise eine Verstopfung der Öffnungen vermieden oder be- Alois Özepa: Die Triehopterenpuppe. Gestalt der Öffnungen in den Membranen. Bei Stenophylax stehen die Borsten senkrecht auf der Lippe, da die Vordermembran auf der ganzen Der Reihe nach: Kopf von Stenophylax piseicornis (20:1). Vordermembran des Puppenkörpers Kopf von Silo pallipes (20:1). Fläche von Löchern durchsetzt ist. Bei Silo pallipes stehen die Borsten in der Richtung der Lippe, also nach abwärts gerichtet, da die Löcher am unteren Rande liegen, Micrasema trägt so 156 IE r Fig. 7—9. Der Reihe nach: Vordermembran des Puppenkörpers von Silo pallipes. — Kopf von Micrasema (20:1). — I. Vordermembran, 1I. Hintermembran des Puppenkörpers von Micrasema (20:1). seitigt werden. Obwohl‘ man nun schon lange die große Variabilität der Verschlüsse, sowie die verschiedene Ausbildung der Borsten und Häkchen auf der Oberlippe und der Analstäbchen kennt, kam erst vor zwei Jahren Thienemann da- rauf, daß die Puppe mit den Borsten und den Analstäb- chen die Löcher putzt, wes- halb er auch diese Gebilde mit dem Namen Putzapparate bezeichnete. Das Putzen erfolgt durch Vorstoßen und Zurückziehen der Borsten oder durch pen- delnde Bewegungen. Die Öffnungen der hinteren Mem- bran werden durch die Anal- stäbchen, die bei den Schwingungen des Hinter- leibes am Rande der Öffnung gleiten, sauber ge- halten, die der vorderen aber putzt die Puppe nach Bedarf. Die Putzapparate sind nun bei den einzel- nen Gattungen und Arten verschieden ausgebildet, entsprechen aber immer der Anordnung und der Fig. 10. Hinterende von Micrasema. (100: 1.) wie Stenophylax die Borsten horizontal, doch fehlen ihr die Häkchen. Bei Odontocerum albicorne dagegen fehlen Borsten und Häkchen überhaupt und ihre Stelle nehmen die Oberkiefer ein, die hakenförmig nach unten ge- krümmt sind, da die Öffnung ein länelicher Spalt am un- teren Rande ist. Ebenso wie mit Vordermembran und Lip- penborsten verhält es sich auch mit der Hintermembran und den Analstäbchen. Die Dauer des Puppen- lebens, d. i. auch gleichzeitig die Zeit der Ausbildung des Insekts in der Puppenhülle, variert sehr stark, dürfte aber im Mittel ca. 2 Wochen betragen. Ist diePuppe endlich ausgereift und sieht das vollkommene Insekt in allen seinen Formen und Farben durch die heere, glashelle Puppenhaut, die nur noch als leblose Hülle den Körper umgibt, durch, so muß sie das Gehäuse verlassen. Um dies aber tun zu können, muß sie die Vordermembran. Kleine Miteilungen. — Fragekasten. zerreiben, eine, wie sich jeder selbst überzeugen kann, nicht leichte Arbeit, zu deren Ausführung kräftige Kiefer und Muskeln gehören. Nun trägt zwar die Puppe, wie wir bei Stenophylax sahen, _ kräftige Mandibeln, die messerförmig gestaltet sicher zum Zerschneiden der Vordermembran dienen. Doch sind diese Mandibeln — was von den meisten Forschern die längste Zeit außer acht gelassen wurde — zur Zeit der Reife der Puppe, also zu der Zeit, wo sie in Aktion treten sollten, schon leer, da sie ja der Imago fehlen. Wir sehen nur an den noch in der Puppenhülle liegenden Insekten — auch an frisch aus- geschlüpften können wir es beobachten — kleine, die Puppenmandibeln nicht zum geringsten aus- füllende Höcker, die im späteren Leben ganz verschwinden. Die leere Puppenmandibel ohne Muskel kann aber keine Arbeit und vollends keine solche ausführen. (Schluß folgt.) Kleine Mitteilungen. Eine Riesendeckelschnecke aus Steiermark, wohl eine Varietät unserer Vivipara contecta Mill. (= V. vera v. Frauenf.), ist in größerer Zahl bei Emil Reichelt, Berlin, eingetroffen. In der Form des Gehäuses, der stark gewölbten Windungen und dem tiefen Nabel gleicht die Schnecke völlig der genannten Art, nur ist die Höhe des Gehäuses beinahe die doppelte der größten Exemplare von V. contecta meiner Sammlung. Das Gewicht des einen der beiden Tiere, die ich mir mitgenommen, beträgt 22 go. Die Schale ist bräunlichgrün, ziemlich hell, bei manchen Exemplaren mit dunkler Bänderung, der Körper teils dunkel wie bei unseren beiden deutschen Vivipara- Arten, teils orangegelb wie bei der Hamburger Contecta- Varietät. Beide Exemplare, die ich besitze, sind weib- lichen Geschlechts und haben bereits Junge zur Welt gebracht, deren Gehäuse abweichend von denen der Jungen unserer deutschen Arten, bis auf einige Körnchen in der Nähe der Mündung unbewehrt sind. Die Windungen sind wie bei den Jungen unserer Arten scharf gekantet, die Gehäuse auf blaß horngelbem Grunde dunkelbraun bis schwarz gebändert. Der Durchmesser der Gehäuse beträgt 8 mm. Mit den Riesendeckelschnecken zugleich, aber leider nur in einem Exemplar, ist eine Riesen- Planorbis eingetroffen, die sich gegenwärtig in einem meiner Aquarien an Beckmann’schem Fischfutter delek- tiert. “Größter Schalendurchmesser 355 mm, Höhe der Mündung 17 mm, Gewicht 10 g. Das Gehäuse ist hell blaugrau gefärbt. Bis auf die sehr rasch an Durchmesser zunehmenden Windungen gleicht das Tier im Außeren völlig unserer Planorbis corneus L. Köhler. Barilius neglectus sp. n. Mit einem japanischen Dampfer traf vor kurzem eine Fischsendung ein, die unter anderem eine Anzahl kleiner, unseren sogen. Flittern ähn- . licher Fische brachte. — Dieselben stellten sich als eine seither noch nicht beschriebene Art der Gattung Bari- lius dar: Barilius neglectus sp. n. D 3/7, A 2/9, L1 33, Schlundzähne 5:4 (oder 3): 3, Barteln fehlen. Barilius neglectus ist den Spezies Bar. interruptus, Bar. nigrofasciatus und Bar. barnoides ziemlich nahe- stehend. — Heimat wahrscheinlich: Japan. Paul Stieler, Berlin. Trasekasten. C. F. inP. Frage: Womit füttert man am besten Aktinien und in welehen Intervallen? Antwort: Derin den vorigen Nummern der „Blätter“ erschienene Artikel gibt Ihnen in erschöpfender Weise Auskunft. 0. D. in Linz. Testudo campanulata werden Sie lebend schwerlich auftreiben können. Wenden Sie sich an Herrn Dr. P. Krefft, jetzt Braunschweig, Bruchtorwall 13. Vielleicht vermag Ihnen dieser Herr eine Bezugsquelle zu nennen. Dr. O0. H. in M. Eine größere Arbeit über Pflege und Zucht der Flohkrebse ist in unserer Literatur nicht erschienen. Kleinere Aufsätze finden Sie in „Blätter“ 1906, S. 122, „Wochenschrift für Aquar.- u. Terr.-Kde.“ 1905, S. 33, „Natur u. Haus“ XIV. (1905/06), S. 104. Ein Werk zur Bestimmung unserer einheimischen Wasser- Sie werden also wohl schon eins der größeren Florenwerke zu Rate ziehen müssen. Vielleicht entspricht das im Erscheinen begriffene Werk von Hegi, Illustrierte Flora von Mitteleuropa (Referat in „Blätter“ 1906, S. 479) am ehesten Ihren Wünschen. Die häufigsten Wasser- und Sumpfpflanzen Mitteleuropas sind in den letzterschienenen Lieferungen, auf die ich unter „Bücherschau“ noch zurückkommen werde, vor- züglich abgebildet und beschrieben. Gute Anhaltspunkte geben, ohne indes vollständig und absolut zuverlässig zu pflanzen ist mir unbekannt. sein, die Werke von Mönkemeyer (Wasser- und Sumpf- pflanzen und Aquarienpflanzen). häufigsten nord- und mitteldeutschen Arten genügt wohl schon _Kraepelin, Nord- Mitteldeutschland, bez. die neuere Exkursionsflora von Schmeil-Fitschen. B. S. in Chenmitz. Barbus conchonius werden im ungeheizten Behälter von etwa 15 1 Inhalt an gehalten und mit Leichtigkeit zur Fortpflanzung gebracht. Dichte Bepflanzung mit Myriophyllum-Arten, sonniger Stand, reichliches, womöglich auch lebendes Futter sind die Die Jungen schöpft Zur Bestimmung der Exkursionsflora von und einzigen Vorbedingungen zur Zucht. man am besten mit einem Glas oder einem großen Suppen- löffel heraus und bringt sie in einem besonderen altbeptflanz- ten Behälter unter. Wenn Sie das Laichgeschäft selbst beobachtet haben, können Sie auch die Zuchtfische un- danach herausfischen und gesondert unter- bringen. Ernährung der Brut in den ersten 8 Tagen durch die Infusorien im Bassin, also nicht füttern! Da- nach Zusatz von einigen EBßlöffeln Infusorienwasser (Heu- aufguß!) täglich; von 14 Tagen an bei genügendem Wachstum der Jungfische feingesiebte Cyelops (Hüpfer- linge). — Haplochilus panchax müssen zur Zucht etwas warm gehalten werden (25° ©., ev. noch mehr). Im Hochsommer genügt Aufstellung des mit Glasscheibe be- deckten Behälters an sonnigem Ort dicht am Fenster; Die ziemlich mittelbar gegenwärtig müßte man etwas heizen. großen Eier werden einzeln an Schwimmpflanzen, vor- nehmlich Riccia fluitans abgesetzt und von den heraus- genommenen Pflanzenpolstern durch Befühlen. heraus- gelesen, in Büchsen (Einmachegläsern) untergebracht und mit diesen ins Bassin eingehängt. Zeit bis. zum Aus- schlüpfen der Jungen 8—14 Tage. Ernährung der Jungen wie bei Barbus conchonius,; nur ist mit Verabreichung feingesiebter Cyelops früher zu beginnen, weil die Brut größer ist, als bei Barbus conchonius. K. 170 Vereins-Nachrichten. Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hotel Roth, Neuturmstr. Donnerstag, den 3. Januar 1907. Das Protokoll der 48. Wochenversammlung konnte wegen Abwesenheit des Protokollführers Herrn Knan nicht verlesen werden. Im Einlauf: Glückwunschschreiben zum Jahreswechsel von Herrn Dr. Kreitner, zur Zeit in Schwarzenfeld b. Schwandorf i. Opf., von Herrn Dr. Krefft in Berlin, Herrn Oberexpeditor Paukner-Landshut, ferner von der Familie Gerlach-Dresden, Herrn Oberlehrer Walter Köhler-Magdeburg, Herrn v. Coelln und endlich von der „Iehthyologischen Gesellschaft“ in Dresden. Der „Verein für Aquarienfreunde in Görlitz“ bittet um Über- sendung des Plakates und Kataloges unserer Ausstellung, welchem Ansuchen gerne entsprochen wird. In einem Schreiben unseres Mitgliedes Herrn Dr. Krefft berichtet derselbe über verschiedene Neuerwerbungen an inter- essanten Terrarientieren. Der Verein „Wasserstern“- Augsburg übersendet sein Monatsblatt No. 1 für das Jahr 1907. ‚Weiter liegt vor: Schreiben des Herrn Seifers betr. die bevorstehende ordentliche Mitglieder- versammlung. Herr Seifers wird seine Stelle als Biblio- thekar niederlegen. Herr Oberexpeditor Paukner in Landshut berichtet in einem Schreiben über die Erfolge mit seinem neuen Spirituslämpchen. An Literatur ge- langte zur näheren Besprechung durch den Vorsitzenden das Schlußheft No. 52 der „Blätter“, die unter anderem einen anregenden Aufsatz von Dr. Werner über „Beob- achtungen an Schlangen, Krokodilen und Taggeekonen“ bringen. — Bezüglich des den „Blättern“ anhängenden Inhaltsverzeichnisses erinnert der Vorsitzende an die mühevolle Arbeit des Schriftleiters der „Blätter“, Herrn Oberlehrer Köhler, mit Anerkennung und Dank. Herr Lankes legt Heft 3 und 4 des Krefft’schen Terrarien- werkes, einem nach seiner bisherigen Ausführung außer- ordentlich eingehenden und instruktiven Handbuche, zur Ansicht auf, desgleichen zwei Hefte der prächtig illu- strierten ornithologischen Zeitschrift „Berajah“, während durch Herrn Rembold die „Naturgeschichte der deutschen Vögel“ von Friedrich, ein schön illustriertes Werk, vor- gezeigt wird. Nunmehr erhält Herr Dr. Bruner das Wort zur For tsetzung seines Vortrages über die „Entwicklung unserer Aquarien- und Terrarientiere“. In diesem IH. Vortrag kam zur Besprechung der Vorgang der Fur chung in ihren verschiedenen Formen bei holo- blastischen (Eehinodermen, Amphioxus, Cycelostomen, Amphibien und als Übergangsform Ganoiden) und mero- blastischen Eiern (Selachier, Teleostier, Reptilien); Verhalten des Bildungs, und Nahrungsdotters hierbei, speziell der Merozyten, bes. in Rücksicht auf die Blut- bildung. Entwicklung der dureh die Furchung ent- standenen Morula und Blastula (Keimblase, bezw. Keimscheibe bei meroblastischen Eiern). Erklärung des Prinzips des ungleichmäßigen Wachstums und der mor- phologischen Differenzierung, zunächst der Falten- bildung durch Ein- oder Ausstülpung und ein Anschluß hieran die Umformung der Keimblase zur Gastrula und Urmundbildung (bei Amphioxus). Reicher Beifall lohnte den Vortragenden. Donnerstag, den 10. Januar 1907. Der ordentlichen Mitgliederversammlung vom 10. Jan. 1907 ging eine kurze Wochenversammlung, die letzte des Geschäftsjahres 1906, voraus. Die Protokolle der Ver- sammlungen vom 27. Dezember 1906 und 3. Januar 1907 werden verlesen und genehmigt. Im Einlauf: Programm über die Vorträge des Polytechnischen Vereins im Monat Januar 1907, vorgelegt durch Herrn Hauptlehrer Groß- mann. Herr Dr. Wolterstorff sandte einen Sonderabdruck aus dem Verwaltungsberichte 1905/06 des Museums für Natur- und Heimatkunde der Stadt Magdeburg. Den Austritt aus der Gesellschaft zeigt schriftlich an Herr Karl Deschler. An Zeitschriften liegen auf: „Blätter“ No. 1 und „Natur und Haus“ No. 6 u. 7, deren Inhalt, soweit es die Zeit erlaubte, besprochen wurde. Hierauf wird nach einer kurzen Pause in die ordentliche Mit- gliederversammlung eingetreten. Der Vorsitzende, Herr Lankes, erstattet kurzen Jahresbericht. Mit der stattgehabten I. Ausstellung der Gesellschaft habe diese nach jeder Richtung hin einen Erfolg zu verzeichnen. Außerordentlich günstig sei besonders auch das finanzielle Ergebnis gewesen. Der gegenwärtige Mitgliederstand ist: 4 Ehrenmitglieder, 58 hiesige und 24 auswärtge Mit- glieder. Mit 9 Vereinen bestehe das gegenseitige Mit- gliedschaftsverhältnis. In letzter Zeit sei zu unserer Freude dieses Verhältnis auch mit der „Salvinia“-Ham- burg entstanden. Mit unserem Gesellschaftsorgan sind wir sehr wohl zufrieden. Es müsse anerkannt werden, daß der gegenwärtige Schriftleiter, Her Oberlehrer Köhler, keine Mühe scheue, die „Blätter“ immermehr auszubauen und zu heben. Unser Organ im Ausbau zu unterstützen, erachte der Vorsitzende auch als Aufgabe der Gesell- schaft, und wenn dieses im abgelaufenen Jahre im Hin- blick auf die Ausstellung und andere Arbeiten weniger geschehen sei, so sei zu wünschen, daß es in der Zukunft wieder häufiger der Fall sein werde. Stattgefunden haben 49 Versammlungen. Der Besuch ist ein guter zu nennen. Für die Bibliothek wurde eine größere Anzahl von Werken angeschafft. Für die Sammlung ist im abgelaufenen Jahre wenig geschehen. Es sei manches nachzuholen. Exkursionen haben zahlreiche stattgefunden. Das Ver- hältnis zu allen übrigen Vereinen ist ein gutes. Zucht- resultate von fremdländischen Fischen wurden bei einigen Arten erreicht. In dieser Hinsicht dürfte mehr geschehen und es sei wünschenswert, daß ein eingebrachter Antrag eine Wandlung bringe. Zum Schlusse seines Berichtes dankt der Vorsitzende den Vorstandsmitgliedern für die treue Mitarbeit. Hierauf erstattete Herr Kassierer Feich- tinger den Kassenbericht. Der Aktivrest aus dem Jahre 1906 beträgt 170,82 Mk. Klierzu; 31/0 Pfandbriefe der bayr. Hypothek- und BEWechselbank mit : 0.5500 Die im Jahre 1907 fälligen Zinsen hieraus : 129, 0: Beitrag der Jubiläumsstiftung 42,— , An rückständigen Beiträgen 40,— ,„ Vermögen 3875,82 IK. Bibliothek, Sammlung und Inventar sind gesondert zu bewerten. — Es waren 3 Anträge eingelaufen: Antrag I des Herrn Oberexpeditors Friedrich Paukner-Landshut, betr. die Besorgung von Tieren und Pflanzen wird in der Fassung genehmigt, daß zur entsprechenden Zeit jährlich ein- oder zweimal der Versand an Aquarienpflanzen be- sonders an auswärtige Mitglieder auf Wunsch zu be- tätigen ist. Die Besorgung von Tieren wird im Hinblick auf die Schwierigkeiten abgelehnt. Antrag II des Herrn Kaiser, betr. die Anlage eines Herbariums. Nach längerer Debatte wird unter Zustimmung des Antragstellers der Vorschlag des Vorsitzenden, einschlägige Literatur mit, soweit erhältlich, vorzüglichen Pflanzenabbildungen zu beschaffen, angenommen. Antrag III, betr. die Genehmi- gung eines Zuschusses von 80 Mk. an eine Gruppe Aqua- .rianer der Gesellschaft, die bereits ebenfalls 80 Mk. zum Ankauf von seltenerem Fischmaterial erspart haben. Diesem Antrag wird wiederum nach längerer Debatte auf Vorschlag des Vorsitzenden mit der Bestimmung statt- gegeben, daß den Herren Gesuchstellern die Hebung der Aquarieusache zur Aufgabe gemacht wird und sie nament- lich gehalten sind, die Hälfte der etwa zu erzielenden Nachzucht an weitere Interessenten der Gesellschaft ab- zugeben. Die übliche Aufstellung des Jahresaufwandes Vereins-Nachrichten. wird nach dem Antrage des Vorsitzenden genehmigt und dem Gesamtvorstande dann Entlastung erteilt. Gewählt wurden zum I. Vorsitzenden Herr K. Lankes, Dollmann- straße 19/3 (zugleich Adresse für sämtliche Schriftstücke, Sendungen, Anfragen usw.); zum II. Vorsitzenden Herr L. Müller; Schriftführer: Herr J. Haimerl; Protokoll- führer: Herr J. Knan; Kassierer: Herr L. Feichtinger, Dachauerstraße 15/3 (zugleich Adresse für alle Geld- sendungen), Sammlungsverwalter: Herr Dr. K. Bruner; Bibliothekar: Herr H. Labonte. Zu Reyisoren wurden die Herren Molter und Schinabeck gewählt. Nachdem die sämtlichen Punkte der Tagesordnung erledigt waren, schloß der I. Vorsitzende die ordentliche Mitglieder- versammlung. K. Lankes. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin (BR. V.). Vereinslokal: Restaurant „Ortler“, Karlstr. 27, Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2. Bericht über die 18. ordentliche Sitzung am Freitag, den 22. März 1907. Herr Diewitz eröffnet die Versammlung mit ver- schiedenen geschäftlichen Mitteilungen. Von der „Isis“- München ist ein Schreiben eingetroffen, worin sich die- selbe bereit erklärt einen, südamerikanischen T'ierimport zu versuchen, den wir in Vorschlag gebracht hatten. Wir wissen wohl, daß der Import speziell südamerikanischer Reptilien mit mannigfachen Schwierigkeiten verknüpft ist und wünschen daher im Interesse der Terrarienliebhaberei der „Isis“ einen recht guten Erfolg. — Von Krefft, „Das Terrarium“ liegen Lieferungen 7/8 vor. — Hierauf erfolgt die Wahl der Herren O. Andersen und G. Magdolf zu ordentlichen Mitgliedern; wir heißen die beiden Herren als ordentliche Mitglieder herzlich willkommen! — Nun- mehr legt der Vorstand, welcher ein Jahr lang dem „Lriton“ seine Tätigkeit gewidmet hat, hierüber Bericht ab. Der I. Vorsitzende gibt in allgemeinen Umrissen ein Bild des Vereinslebens, woraus sich das Gesamtresultat ergibt, daß es dem „Triton“ gelungen ist, mancherlei Klippen, die sich im Laufe der Jahre auftürmten, glücklich zu-umsegeln, und das wir berechtigt sind, der kommenden Zeit guten Mutes entgegenzusehen. Die Veröffentlichung des Jahresberichtes erfolgt an besonderer Stelle. — Herr Lentz legt den Kassenbericht ab, welchen wir gleichfalls zur allgemeinen Kenntnis bringen ‚werden. Herr Marx berichtet über den Stand der Bücherei, welche sich durch Neuanschaffungen und wertvolle Zuwendungen seitens verschiedener Mitglieder wiederum vermehrt hat. Den freundlichen Spendern stattet er bei dieser Gelegenheit den besten Dank des Vereins ab. Die Benutzung der Bücherei fand in sehr erfreulicher Weise statt; auch von auswärtigen Mitgliedern ist sie trotz der damit verbundenen Unbequemlichkeiten stark in Anspruch genommen worden. — Herr Mazatis berichtet über die Vereinssammlung, die sich unter seiner Aufsicht befinde. Wenn auch von Zu- wendungen irgend welcher Art nichts zu -vermelden ist, so muß doch hervorgehoben werden, daß wir durch Verleihen einzelner Stücke und Abgabe von Dubletten an verschiedene Freunde des Vereins der Wissenschaft einen Dienst zu erweisen vermochten. Ausführlicheres weiß Herr Mazatis von der Versandabteilung zu berichten, deren Leitung sich gleichfalls in seinen Händen befindet. — Die zur Versandabteilung gehörenden 50 Aquarien sind alle in gutem Zustande, reich mit Pflanzen und Fischen besetzt und verbürgen gute Aussichten für das kommende Jahr. Sämtliche Aquarien befinden sich in der Wohnung des Herrn Mazatis und stehen den Vereins- mitgliedern gern zur Ansicht. Kann auch der Kassen- bericht für das verflossene Jahr noch keine erheblichen Gewinnziffern aufweisen, so dürfte sich das folgende um so günstiger gestalten. Alle unsere verehrten Mitglieder seien daher auf diese Einrichtung dringend hingewiesen; durch unsere Veröffentlichungen in den „Blättern“ werden sie stets von unserem jeweiligen Stande an Tieren und Pflanzen in Kenntnis gesetzt werden. — Nachdem nun Herr Gottschlag über den tadellosen Ausfall der Kassen- revision berichtet hat, erfolgt zuerst die Entlastung des Kassenführerss und danach eine solche des Gesamt- vorstandes, dessen Mitglieder hiernach ihre Amter nieder- legen. — Unter Leitung des Herrn Ringel, welcher sich 71 die Herren Gottschlag und. Kopsch zu Beisitzern erwählt hat, erfolgt nunmehr die Wahl des neuen Vorstandes. Nachdem Herr Diewitz, dessen Arbeitskraft durch seinen Beruf zu sehr in Anspruch genommen wird, um für die Tätigkeit eines ersten Vorsitzenden noch genügend Zeit zu erübrigen, gebeten hatte, von seiner Wiederwahl zum 1. Vorsitzenden Abstand zu nehmen, ergibt die Vorstands- wahl folgendes Resultat: I. Vorsitzender: E. Herold, Apotheker, Berlin SW, 29, Friesenstr. 19; IL. Vorsitzender: E. Diewitz, Kgl. Ober-Bahnassistent, Berlin NW. 40, Haidestr. 33; 1. Schriftführer: F. Gehre, prakt. Zahn- arzt, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2; II. Schriftführer: A. Zscheyge, Ingenieur, Pankow b. Berlin, Schulzestr. 41; Kassenführer: R. Lentz, Kaufmann, Berlin SO. 26, Reichenbergerstr. 35; Bücherwart: E. Marx, Kaufmann, Friedenau b. Berlin, Rotdornstr. 1; Sammlungswart: F. Mazatis, Ober- Postassistent, Berlin N. 65, Seestr. 681. Die Geschäftsstelle befindet sich bei Herrn Lentz, Berlin SO. 26, Reichenbergerstr. 85. Zu Kassenrevisoren und zu deren Ersatzmann werden die Herren Gottschlag, Kretschmann und Ringel gewählt. Sämtliche Herren erklären, die Wahl annehmen zu wollen. Der Vorstand. Jahresbericht über das Geschäftsjahr 1906/07. Sehr geehrte Herren! Wir eröffneten das neue Geschäftsjahr mit einem Bestande von 262 Mitgliedern. Neu hinzugetreten sind im Laufe desselben 45, Austritt meldeten 50.an und 14 wurden von der Miteliederliste gestrichen. Ein Mitglied, Herr E. Heidemann-Friedenau, wurde uns durch den Tod entrissen; ich darf Sie wohl bitten, zum Gedenken des Entschlafenen sieh nochmals von den Sitzen zu erheben. (Geschieht.) Ich danke Ihnen, meine Herren. Leider befanden wir uns auch in der Zwangslage, gegen einige Mitglieder, welche ihren Verpflichtungen gegen den Verein durchaus nicht nach- kommen wollten, den Klageweg zu beschreiten. 1 General- versammlung, 18 ordentliche sowie 18 Vorstandssitzungen wurden abgehalten. Die im verflossenen Jahre be- schlossene Beitragserhöhung von 12 auf 15 Mark gelangte in diesern Jahre zur Ausführung. Nur ungern sind wir zu dieser Erhöhung geschritten, jedoch ließ sich eine andere Lösung nicht ermöglichen, da einerseits fast die Hälfte der Mitglieder auf „Natur und Haus“ nicht ver- zichten wollte, andererseits aber die „Blätter“ als Vereins- organ gewünscht wurden, weil „Natur und Haus“, dem Charakter des Blattes entsprechend, für die Aquarien- und Terrarienkunde nur verhältnismäßig wenig bieten konnte. Die Abmeldungen lassen sich zum .großen Teil auf diese Beitragserhöhung zurückführen. Auch die aufstrebende, jetzt schon recht beachtenswerte „Wochenschrift“ wird zu dem ermäßigten Preise von 3,40 Mk. pro Jahr an den „Triton“ geliefert. Die im Verlage der „Wochenschrift“ neuerdings erschienene Bibliothek behandelt unsere Zier- fische in Einzelheften und erfreut sich eines regen Zu- spruches seitens der Mitglieder; ebenso wird eine bis jetzt recht fühlbare Lücke auf dem Gebiete der Terrarienkunde ausgeglichen durch das jetzt erscheinende Werk des in unserer Fachliteratur rühmlichst bekannten Herrn Dr. Krefft. In den ordentlichen Sitzungen wurden Vorträge gehalten von den Herren Dr. Schnee: Bilder aus meinem Terra- rium, Amphibien und Reptilien Nord-Amerikas (mit Demonstrationen); Mazatis: Einrichtung eines Aquariums (mit: Demonstrationen); Dr. Schnee: 14 Tage auf einem Hochseefischdampfer (Erinnerungen an meine letzte Reise nach Island); Dr. Krefft: Vorzeigung und Besprechung einer Neuheit auf dem Gebiete der Terrarienheizung (Petroleumblaubrenner); Herold: Alexander von Humboldt, sein Leben und Wirken und seine Bedeutung für die volkstümliche Naturkunde; Diewitz: Meine Erfahrungen und Versuche auf dem Gebiete der Molchaufzucht (mit Demonstrationen); Dr. Schnee: Wanderungen und Wandlungen eines Wassertropfens (mit Lichtbildern); Herold: Beitrag zur Gambusenfrage; Herold: Allerlei über Fische und andere Wassertiere; Walter: Die Natura-Heizlampe „Automat“; Hoffmann: Meine Reise durch Deutsch-Ost-Afrika von Dar-es-Salam zum Tangan- jikasee (mit Lichtbildern). Der Bücherei sind wiederum wertvolle Zuwendungen gemacht worden; ich nenne die Namen: Gehre, Herold, Kopsch, Lentz, Dr. Schnee. Meine Herren! Ich verfehle nicht, nochmals an dieser 172 Stelle allen Herren, die unsere Bücherei mit Geschenken bedacht sowie unsere Sitzungen durch ihre Vorträge lehrreich und interessant gestaltet haben, meinen wärmsten Dank auszusprechen. Gleichzeitig aber möchte ich auch noch ein Mahnwort an die verehrlichen Mitglieder richten, dem vielbeschäftigten Vorstand doch nicht allein dies Feld zu überlassen — von den Mitgliedern hatte uns nur Herr Walter durch einen Vortrag erfreut —, sondern auch ihrerseits die gesammelten Erfahrungen auf dem Gebiete der. Aquarien- und Terrarienkunde in ‚Gestalt eines Vor- trages den anderen Mitgliedern nutzbar zu machen. Be- sonders für neueingetretene Herren ist ein wechselseitiger Austausch von Erfahrungen auf den verschiedensten Ge- bieten der Vivarienpflege von unschätzbarem Werte. In Anerkennung der Verdienste, welche sich Herr Dr. Schnee durch seine allseitig bekannte schriftstellerische Tätigkeit um die Naturwissenschaften im allgemeinen, durch seine stete Bereitwilligkeit im Austeilen seiner Wissensschätze um den „Triton“ im besonderen erworben hat, wurde dem- selben auf Antrag des Vorstandes die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Um unseren auswärtigen Mitgliedern Gelegenheit zu geben, Fische in tadellosem Zustande, vor allen Dingen aber gesund und lebensfähig zu billigen Preisen erwerben zu können, hatte der Leiter der Versandabteilung Herr Mazatis in dankenswerter Weise in seiner Wohnung eine Reihe von größeren und kleineren Vereinsaquarien für die verschiedensten Fische aufgestellt. Die Arbeitslast war jedoch für einen Herrn zu groß, wir haben daher im Interesse unserer Mitglieder die Einrichtung getroffen, daß sämtliche Bestellungen sowie die Geldbeträge an unsere Geschäftsstelle Reichenbergerstr. 35 gerichtet werden; diese übermittelt die Aufträge an den Leiter der Versandabteilung, welcher die gewünschten Fische, soweit vorrätig oder anderweit erhältlich, zur Versendung bringt. Jetzt sind die Klagen über späte Lieferung verstummt und Anerkennungsschreiben über billige Preise bei prompter Erledigung liegen vor. Aus unserer reichhaltigen Sammlung konnten wir den Herren Prof. Tornier-Berlin, Dr. Kammerer- Wien, Dr. Schnee-Gr. - Lichterfelde und Dr. Wolterstorff-Magdeburg, Präparate überweisen, welche von den genannten Herren zu wissenschaftlichen Unter- suchungen benötigt wurden. Auch der Roßmäßler-Feier muß ich nochmals gedenken. Wir begingen dieselbe zu- sammen mit sämtlichen Berliner Vereinen in den Sophien- sälen; es war eine in jeder Beziehung gelungene Feier, welche alle Teilnehmer vollauf befriedigt hat. Meine Erwartung, daß diese Feier noch andere Früchte zeitigen würde, scheint sich erfüllen zu wollen. Sämtliche Vereine äußerten den Wunsch, miteinander in enger Fühlung zu bleiben, und so entwickelte sich aus dem Roßmäßler- Ausschuß ein Vertreter-Ausschuß der Berliner Vereine. Meine Herren, Einigkeit macht stark! Ich begrüße daher dieses einmütige Zusammengehen mit Freuden und will daran die weitere Hoffnung knüpfen, daß die Zeit nicht mehr allzu fern sein möge, wo wir von einem geeinigten Groß-Berlin sprechen können. Dann würden sich die Hauptaufgaben der Vereine: belehrend auf die Jugend einzuwirken, Liebe zur Natur zu erwecken, der so überaus nützlichen niederen Tierwelt Schutz zu verschaffen, in immer weitere Kreise Eingang verschaffen. Die Sommer- ausflüge, welche wir mit unseren Damen des öfteren in die Umgend Berlins unternahmen, haben allseitig einen solchen Beifall gefunden, daß der Wunsch laut wurde, eine Fortsetzung derselben im kommenden Sommer ein- treten zu lassen. Das Hauptverdienst hierfür gebührt wohl Herrn Herold, der auch hierbei ein seltenes Örganisationstalent bekundete. Das Weihnachtsfest, dessen Leitung in den Händen der Herren Herold, Schmädicke, Zscheyge sowie des Unterzeichneten lag, brachte allen Teilnehmern frohe und genußreiche Stunden; der gute Knecht Ruprecht hatte seine helle Freude an den feucht- fröhlichen Tritonen. Meine Herren, ich schließe hiermit das alte Vereinsjahr. Ich danke zum Schluß nochmals all den Herren, die mich bei der Leitung der Geschäfte im verflossenen Jahre in irgend einer Weise unterstützt haben, in Sonderheit meinen Kollegen vom Vorstande. — Gleichzeitig spreche ich die Bitte aus, bei der Neuwahl das Amt des I. Vorsitzenden in andere Hände legen zu wollen, mein Beruf nimmt mich leider seit Jahresfrist Vereins-Nachrichten. bereits dermaßen in Anspruch, daß mir die Arbeitslast zu groß wird. Der „Triton“ aber möge auch im neuen Vereinsjahre räastlos vorwärts streben, denn Stillstand ist Rückstand. Emil Diewitz, I. Vorsitzender. Kassenbericht des „Triton“ pro 1906/07. Debet. 1506 |. #\5| # | l. [An Saldo “| |: 880/65 April | „ Debitoren-Konto Einschreibgelder 180 — Beiträge 346080 Zinsen 1565 Versteigerungen 8/70 div. Verkäufe 23/05 Schenkungen 1/04|5689| 24 „ Gutschrifts-Konto zur Gutschrift eingegangene Beträge 48125 „ Unkosten-Konto ersetzte Porti 4985 „ Bibliothek-Konto Schenkung — 50 "„ Versand-Konto durch Überschüsse usw. 13011 „ Garantie-Fond-Konto | Einzahlungen | 154/85 | | 4953145 Kredit. Per Kreditoren-Konto sd H 9 f. d. Bezug v. „Natur u. Haus“ [1247/65 BR „.d. „Blätter f. Aquar.-u. Terrarienkunde“ 1435/50 » „ Roßmäßlerfeier 967 » » Weihnachtsfest 34/5012727132 Per Gutschrifts-Konto Sea vom Guthaben der Einzahler gezahlt 1/40 » Unkosten-Konto Porto u. Schreibegebühren | 456,61 Gratifikation a. Gülle 20 — Feuer- Versicherung 420 Schreibwaren 15,30 Tiere f. d. Behälter i. Zoolog. Garten 25115 Beiträge für Vereine 2650 Leihgebühr f. 1 Projektions- | apparat 1350 Rechtsanwalt u. Gerichtsk.| 1365 1 Kranz 7 — Vortrag des Herrn Ingenieur Hoffmann 12)—| 593191 ‘„ Drucksachen-Konto 168.70 „ Bibliothek-Konto | 20, -— „ Versand-Konto 292144 „ Saldo | 1220,68 | 1195335 Vermögens-Aufstellung des „Triton“. Aktiva: Mb ) Kassa-Konto 1220 68 Bibliothek-K.onto 702 06 Sammlungs-Konto 291 | 50 Mobiliar-Konto 547 |:40 Utensilien-Konto 76 | 30 Versand-Konto 5l6 | 79 Garantiefonds-Konto 395 | 15 3749 88 Passiva: Gutschrifts- Konto Zi 40 | 3672 | 48 Berlin, den 18. März 1907. Rudolf Lentz. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVIL. Heft 18. Brendamour, Ss &Co ; IMustrierte Wochen-Schrift für Der Sterlett (Acipenser ruthenus Linne). Von Dr. Paul Kammerer-Wien. (Mit einer Originalaufnahme nach dem Leben von A. Öerny.) eit Beginn des Jahres 1904 lebt in einem unserer großen „Dunkelgangaquarien“ (nur Öberlicht, der Beobachtung von einem dunklen Gang aus zugänglich; 3 m lang; 7 m breit; Im tief) ein Rudel Sterlette. Am 12. und 28. Januar wurde uns je ein Pärchen 30 bis 40 cm langer Exemplare, am 11. Februar ein Pärchen von 45, bezw. 50 em Länge gebracht. Am 24. Februar genannten Jahres kamen hierzu zwei allerliebste kleine, nur ca. 15 cm lange Fische der bezeichneten Art, endlich 2 Jahre darauf, am 12. Januar 1906, noch sechs mittelgroße, 25 bis 30 emlangeExem- plare. Alle waren von einem uns regelmäßig mit Material versor- genden Fischer in der Donau bei Tulln (Nieder- österreich) gefan- gen und uns um den Stückpreis | . von 3 Mark 50 Pf. Originalaufnahme nach dem Leben für (diekleinen),5Mk. die „Blätter“ von Ad. Cerny-Wien. (die mittleren) und 7 Mark (die größten) ge- liefert worden. An diesen 14 Sterletten habe ich die Be- obachtungen angestellt, welche ich in folgenden Zeilen wiedergebe. Da ein großer Teil der Fische nun schon seit mehr als drei Jahren in demselben Becken gehalten wird und dabei stets den gleich guten Gesundheitszustand bewahrt hat, so dürfte schon daraus hervorgehen, daß die für einen Aquarien- fisch notwendigste Eigenschaft, die Ausdauer, dem Sterlett entgegen einer Angabe in Bades „Süßwasseraquarium“ |[1]*) — nicht mangelt. Auch eine zweite, nicht minder wertvolle Eigenschaft, die Anspruchslosigkeit, ist ihm zuzuerkennen. Dies wird am besten aus der Einfachheit hervorgehen, mit welcher Einrichtung des Wohnbeckens und Ernährung gehandhabt werden. Das Becken ist, wie all unsere Dunkelgang- becken, von drei Seiten gemauert, mit schwach vorspringenden, natürlich aussehenden Fels- formationen; an der dritten, dem Beobachter zuge- kehrten Seite ver- glast. DerZement- boden ist mit rei- nem Sand bedeckt und mit größeren Steinblöcken be- streut, die zu Gruppen beisam- menstehen und in sich die Blumen- töpfe verstecken, aus denen Was- serpflanzen (Fon- tinalis, Ceratophyllum, Myriophyllum, unter- getauchte Formen von Sagittaria, Hippuris, Lysimachia) emporwachsen. Eine im Boden wurzelnde, nicht frei- schwimmende Bepflanzung ist aber im Sterlett- aquarium nur dann ausführbar, wenn man die Gewächse durch besondere Maßregeln davor schützt, von den Fischen ausgehoben zu werden. Acipenser ruthenus L. (Sterlett). *) Die in eckiger Klammer stehenden Ziffern weisen auf eine Literaturzusammenstellung am Ende des Auf- satzes! 174 Die Sterlette wühlen nämlich mit ihren langen Nasen im Grund, wo immer sie dazu Gelegenheit haben; und da ihnen anscheinend zu diesem Behufe Erde lieber ist als Sand, wahrscheinlich weil sie dort eher als hier Nahrungsbestandteile vermuten, so sind die Kulturtöpfe mit den darin eingesetzten Pflanzen das erste, was ihnen zum Opfer fällt, ja worauf sie mit einer gewissen Leidenschaft losarbeiten; es ist betrübend, wenn man schon nach einer halben Stunde, nachdem man eben die Pflanzen sorgfältig eingesetzt oder gar alteingewurzelte Gewächse ins Becken ge- bracht hat, die ganze Bescherung an der Ober- fläche treiben und das Wasser von der empor- sewühlten Erde bis zur Undurchsichtigkeit getrübt findet. Eine Pflanzenkultur frei im Bodengrund, außerhalb der Töpfe, ist demgemäß erst recht auszuschließen. Ich half mir schließlich, indem ich jeden Kulturtopf mit einem fest aufsitzenden, mit 2 bis 3 Lücken versehenen Deckel versah. Als solchen verwandte ich wiederum Kulturgefäße, nur etwas kleinere und flache, sogenannte Keim- schälen, welche sich knapp dem Innenrand des srößeren Topfes anlegen und unter sich noch genügend Raum für Erde übrig ließen. Durch die Abzuglöcher dieser als Verschluß benützten Keimschale wurden dann die Pflanzenstengel durchgezogen; war ihnen auch dadurch die Möglichkeit weiterer Ausbreitungdurch vegetative Vermehrung benommen, so waren sie doch wenig- stens vor gänzlicher Vernichtung geschützt und taten bei fettem Nährboden vermöge reichlicher Laubentfaltung alle Dienste, dieman von Aquarien- pflanzen, wo sie Mittel zum Zwecke sind, ver- langen darf. Um die Beschreibung der Beckeneinrichtung zu vervollständigen, bleibt noch zu erwähnen übrig, daß es mit Wasser von 7—10° C. Winter-, 14—16° ©. Sommertemperatur aus der Wiener Hochquellenleitung gefüllt (aber nicht ständig gespeist) und von den Zentral-Preßluft- kesseln der Anstalt aus kräftig durchlüftet wurde Doch ist von einem so eminenten Sauerstoffbedürfnis, wieesSolotnitzky |2,S.407] dem Sterlette zuschreibt, keine Rede. Die Nahrung der Sterlette besteht aus Regenwürmern. Kleinere, wasserbewohnende Borstenwürmer, namentlich den bekannten Bach- röhrenwurm (Tubifex), fressen sie zwar auch mit Vorliebe, vertilgen aber davon so grosse Mengen, dab diese Fütterung auf die Dauer zu kostspielig wäre, und umsomehr überflüssig, als unsere Regenwurmbeete uns Sommer und Winter Dr. Paul Kammerer: Der Sterlett (Acipenser ruthenus Linne). mit einem genügenden Vorrat dieses vielseitig nutzbaren Futtertieres, des Regenwurmes nämlich, versorgen. Andere Ernährungsversuche schlugen immer fehl: rohes Fleisch, welches Solotnitzky als Lieblingsfutter der von ihm beobachteten Sterlette erklärt, trockenes Mischfutter, Blut-- mehl, kleine Fische (auch Grundfische wie Schmerlen und Steinbeißer) und Schnecken wurden verschmäht, von Wasserinsekten wurden nur rote Mückenlarven (Chironomus) gerne, andere Mückenlarven, Libellen-, Schwimm- und Wasser- käferlarven nur etliche Male und nicht besonders gerne angenommen, Wasserwanzen, kleine Schwimm- und Wasserkäfer (die fertig ausge- bildeten Käfer) hartnäckig zurückgewiesen. Jetzt wird nur noch, und zwar täglich, mit Regen- würmern gefüttert, von welchen die Sterlette ansehnliche Exemplare und bedeutende Quanti- täten vertilgen und wobei sie vorzüglich aus- sehen. Dabei nehmen sie aber jede Nahrung, auch bei großem Hunger, nur vom Boden auf, so daß sie sehr beeinträchtigt werden, wenn andere Fische im Becken leben, die das Futter auf halbem Wege im freien Wasser auffangen (vgl. meinen Aufsatzzyklus „Donaubarsche“ [3, S. 354]). Kin Emporsteigen an die Oberfläche und Aufschnappen von hineingefallenen, an der Oberfläche treibenden Insekten, wie es Solotnitzky |2, S. 405] beschreibt, habe ich nie, auch nächtlicherweile nicht, wahrnehmen können; damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß die Angaben des genannten Beobachters nicht stichhaltig seien; bin ich doch so oft schon Zeuge eines gegenteiligen Verhaltens bei Individuen ein und derselben Tierart gewesen. Am liebsten ist es aber den Sterletten jedenfalls, wenn sich ihre Beute sogar schon im Boden verkrochen hat und erst mit Hilfe der vier langen, vor dem Munde in einer Querreihe an- geordneten Bartfäden aufgespürt und dann mit Hilfe der Spatelschnauze herausgeworfen werden muß: solch ein in harter Arbeit erworbener Bissen schmeckt eben doppelt süß! Wir haben bis jetzt die zwei vorteilhaften Eigenschaften leichter Haltbarkeit und großer Anspruchslosigkeit an Umgebung und Futter bei unseren Fischen festgestellt und fragen nun nach sonstigen Charakterzügen, dieder Aquarienbesitzer sich von seinen Pfleglingen wünscht. Wie steht es beispielsweise mit der Beweglichkeit? Die Antwort kann nur günstig lauten. Ich habe die in Rede stehenden Knorpelfische über- haupt nur ganz ausnahmsweise in Ruhe gesehen. Ihre Bewegungen sind zwar nicht die schnellen, Dr. Paul Kammerer: Der Sterlett (Aeipenser ruthenus Linn6). oft unsteten der meisten Knochenfische; jede besondere Hast, jeder plötzliche Ruck, jede un- motivierte Wendung ist den Sterletten vollständig fremd. Doch darf man ihre Fortbewegung des- wegen nicht, wie Brehm [4] es tut, ein Kriechen nennen. In ruhiger, gelassener, aber unendlich ausdauernder Art durchziehen sie das Becken stets nahe seinem Grunde Dabei hat dies gravitätische Schwimmen etwas ungemein Vor- nehmes, Würdiges und Anmutsvolles: alles er- scheint ausgeglichen und abgerundet. Ein rudelweises Zusammenhalten, wie bei anderen, selbst artverschiedenen Fischen unter- einander sonst oft zu bemerken, habe ich beim Sterlett nie gesehen: doch gewinnt man den Eindruck, als ob dies nicht aus Mangel an Geselligkeit unterbliebe, sondern nur deshalb, weil die einzelnen Individuen einer Gesellschaft keine in gleicher, gemeinsamer Richtung sich bewegenden Schwärme bilden. Dies ist kein schlechtes Zeugnis für die Intelligenz der Sterlette, und es braucht, um die intellektuelle Überlegenheit tierischer Gesellschaften, in denen das Einzeltier seine Selbständigkeit bewahrt, gegenüber solchen, wo blindlings eines dem anderen folgt, an Beispielen zu erläutern, nur auf das Benehmen eines Affentrupps und anderer- seits das einer Schafherde, auf dasjenige einer marschierenden Ameisenkolonne und andererseits den Zug der Prozessionsraupen hingewiesen zu werden. Jedwedes Individuum zieht auch beim Sterlett, trotz aufrechterhaltener Beziehungen zu den Genossen, selbständig seiner Wege und macht in der Regel nur Halt, wenn es auf oder in dem Sande etwas Freßbares wittert. Es ist dann höchst sonderbar, zuzusehen, wie zuerst die Tastfäden, dann die Schnauze, dann das auf der Kopfunterseite quergestellte Maul in Aktion treten; letzteres wird weit vorgestülpt und voll- führt lebhafte Kaubewegungen. Der ganze Vor- gang kann trotz der wenig zugänglichen Lage der Mundöffnung öfters ganz gut beobachtet werden, weil der Sterlett sich bei Bewältigung größerer Bissen gern ein wenig zur Seite oder sogar nach Art der Haie mit dem Bauche nach oben kehrt. Forschen wir nach weiteren, empfehlenden Attributen, so ist in erster Linie die so eigen- artige Gestalt (nicht bloß des Sterletts, son- dern aller Störe) hervorzuheben, eine Gestalt, die mit den bizarrsten Fischformen fremder Gestade getrost wetteifern kann. Unsere Ab- bildung rechtfertigt dieses Urteil; sie ist meines Wissens die einzige, nach einem lebenden 175 Exemplare aufgenommene Photographie, ‘denn der Sterlett gehört zu den wenigen Fischen, derer Bade für sein Fischwerk [5] nicht in lebendigem Zustand habhaft werden konnte und die er daher als Kadaver photographiert hat, und die Aufnahme bei Marshall [6] ist offen- sichtlich nach einem Alkoholexemplar, noch dazu nach einem schlecht konservierten,verschrumpften, angefertigt. Andere mir bekannte Abbildungen des Sterletts aber sind Zeichnungen. „Im Aquarium sind junge Sterletts aus- nehmend hübsch,“ sagt Solotnitzky [2,S. 406]. „Sie sehen wie aus Elfenbein geschnitzte Fisch- chen aus, und ich bin überzeugt, wenn der Sterlett kein europäischer Fisch wäre, würden Liebhaber für denselben kolossale Summen zahlen.“ In der Tat weiß man nicht, soll man der in einen langen spitzen Spatel ausgezogenen Schnauze, dem darunter liegenden, unheimlich beweglichen Quermaul mit den vier parallelen Barteln davor, oder soll man den fünf Reihen weißlich gefärbter Knochenplatten, die den warmbraunen Rücken entlang ziehen, oder der ungleichzinkigen Schwanzflosse mit hochragen- dem, spitzem Oberlappen den Preis zuerkennen bei Erzeugung des fremdartigen Eindrucks, an welchem doch wohl alle Eigentümlichkeiten, solche des Körpers wie des Wesens, zusammen- arbeiten? Man träumt sich in graue Vorzeit hinein, wenn jene phantastischen Vertreter längst verschwundener Epochen im Dämmerlicht des Wassers geräuschlos hinter einer Felsgruppe hervorgleiten, langsam und stetig ihre Kreise ziehen und ebenso geräuschlos wiederum ent- schweben. .. Alles, was wir bisher vom Sterlett zu sagen gewußt, lautet demnach hervorragend günstig für seine Qualifizierbarkeit als Aquariumtier, etwa abgesehen von einer Unart, im Boden zu wühlen und die Pflanzen zu entwurzeln, eine Unart, die der Sterlett übrigens mit ver- schiedenen gerne gesehenen Aquarienfischen teilt und vor deren Folgen man sich auf an- gegebene Weise, sowie durch Beschränkung auf Schwimmpflanzen leicht schützen kann. Nun aber ist zweier Eigenschaften Erwäh- nung zu tun, die leider des Sterlettes vorteil- hafte Seiten zum Teil aufheben. Die erste da- von ist, wie der Leser schon herausgefunden haben wird, die bedeutende Gröbe unseres Knoıpelfisches, die ihn nur für Monstre-Aquarien möglich macht, zumal kleine Exemplare sehr schwer zu bekommen sind. Dazu trifft noch der Umstand, daß der Sterlett ziemlich viel Be- 176 wegungsraum verlangt, welch letzterer noch über das Verhältnis seiner Körpergröße hinaus- geht. In einem Becken, wo man bequem mehrere Aale von Meterlänge halten kann, stößt sich ein Sterlett von nur ein Drittel dieser Länge die em- pfindliche Schnauze wund, die alsbald von töten- dem Wasserschimmel (Saprolegnia) bedeckt ist. Eher vermag man bisweilen, wenn auch selten, aus Fischzüchtereien künstlich befruch- teten Sterlettlaich zu beziehen und aus diesem ziemlich leicht junge Fischehen heran- züchten, die recht langsam wachsen und folglich mehrere Jahre im Becken bleiben dürfen, ehe man gezwungen ist, sie wegzugeben. Anleitung zu dieser Aufzucht des Sterletts aus dem Ei findet sich in der wiederholt zitierten Arbeit von Solotnitzky [2, S. 407, 408). ‚Jedoch ist es nicht möglich oder doch bisher nicht gelungen, die Sterlette im Aquarium, und sei es noch so riesigen Umfanges, zur Fort- pflanzung zu bewegen. Dies kann nicht Wunder nehmen, wenn wir erfahren, daß die Sterlette nur in tiefem und dabei schnell- strömenden Wasser Jlaichen, und zwar hier wiederum nur an Stellen, wo Kiesschutt sich zu steinigen Erhöhungen angeschwemmt hat; an diesen Laichbedingungen hält der sonst so anspruchslose Fisch so strenge fest, daß er selbst in Seen, wo man ihn einbürgern wollte, sich nicht vermehrte. Hierin erblicke ich die zweite unvorteilhafte Eigenschaft des gefangen lebenden Sterlettes. So sicher ich nach alledem bin, daß jeder, der einen Sterlett pflegt und ihn eine wenn auch nur kurze Zeit am Leben erhält, diesen edlen Fisch liebgewinnen und ihm manche Stunde genußreichen Schauens verdanken wird, so muß ich mich trotzdessen leider der Ansicht zuneigen, dab der Sterlett sich ungeachtet seiner sroßen Vorzüge keine allgemeine Verbreitung in der Aquarienpflege wird erobern können. Immerhin habe ich sein Wesen und Treiben für hinreichend fesselnd gefunden, um ihm vor- liegende Darstellung zu widmen, deren Aus- führlichkeit, die gegenüber einem Tier ohne aquarische Zukunft als Verschwendung erscheint, der Leser gütigst verzeihen wolle. Auf jeden Fall kann ich aussagen, daß neben Barschen, (Groppen, Quappen, Aalen und Hundsfischen die Sterlette es sind, welche sich unter allen ein- heimischen Fischen zu meinen bevorzugtesten Lieblingen emporzuschwingen verstanden. Zu wissenschaftlichen Versuchen haben die Sterlette im Laufe ihres Aufenthaltes in unserer Dr. Paul Kam merer: Der Sterlett (Acipenser ruthenus Linus). Anstalt nur einmal gedient: nämlich zu Ver- suchen über die Anpassung von Süßwasser- fischen an Salzwasser [7]. Herr Dr. A.Neudörfer, der diese Versuche ausführte, kam zu dem Resultate, daß die dazu verwendeten, in der Donau gefangenen Sterlette einer vollständigen Anpassung an Meerwasser nicht fähig, ihre Kiemen für Salze durchlässig seien. In einem (Gemisch aus einer Hälfte Meerwasser und einer Hälfte Süßwasser befanden sie sich noch voll- kommen wohl, ja sie vertrugen einen plötzlichen Übergang aus Süßwasser in diese Lösung ebenso- gut als allmähliche Gewöhnung. Jede noch so geringe weitere Erhöhung der Salzkonzen- tration aber bewirkte Atemnot, binnen wenigen Stunden Mattigkeitund Vergiftungserscheinungen, binnen 24 Stunden den Tod. DBrachte man Sterlette, welche schon gar keine Bewegungen mehr ausführten und auf dem Rücken lagen, in Flußwasser zurück, so erholten sie sich aus- nahmslos im Laufe von einigen Tagen voll- kommen. Dieses Ergebnis, die Unfähigkeit einer An- passung an Meerwasser, muß befremden, da der Sterlett in den meisten Naturgeschichten als Meeresfisch aufgefaßt wird, der nur um zu laichen in die Flüsse emporsteigt, also alljährlich zweimal den Wechsel von Salzwasser und Süb- wasser durchmacht. Nach Heincke [8] und Bade |5] indessen ist Aecipenser ruthenus in den Flüssen auch Standfisch, d. h. manche der im Meere heimisch gewesenen Sterlette haben sich auf ihren Wanderungen im fließenden Wasser so wohl befunden, daß sie zurückblieben, mit ihren Kameraden nicht mehr ins Meer zurückkehrten, desgleichen ihre Nach- kommen; und es mag aus diesen Ansiedlern allmählich ein reiner, stationärer Süßwasserstamm der nämlichen Art geworden sein, von welcher andere Individuen dem Meere und der üblichen Wanderschaft treu blieben. Jene Flußbewohner aber haben dafür im Laufe fortgesetzter Generationen ihre Fähigkeit eingebüßt, dem Salzgehalt des Ozeans Trotz zu bieten und haben dieses Unvermögen in ihren Epigonen von heutzutage auf dem Wege der Vererbung schon derart festgelegt, daß es ohne weiteres nicht mehr möglich erscheint, den Rückschritt wiederum aufzuheben. Höchstwahrscheinlich verdanken wir dem letzteren die gute Haltbarkeit unser Süßwassersterlette Der gemeine Stör (Aeipenser sturio L.), ein echter Wander- fisch, über welchen mir persönliche Erfahrungen nicht vorliegen, soll bedeutend hinfälliger sein, Alois Özepa: Die Triehopterenpuppe. und es dürfte somit zwischen den beiden Arten ein gleiches Verhältnis bestehen wie das von mir betonte [9, S. 265] zwischen Bach- und Flußneunauge (Petromyzon planeri Bloch und ?. fluviatilis L.), wo ebenfalls jenes, ein Standtier, im Aquarium ausdauert, dieses, ein regelmäßig ins Meer ziehendes Wandertier, im engen Gewahrsam rasch zu Grunde geht. Literatur: 1. Bade, E., „Das Süßwasseraquarium“. 1898, S. 411. 2. Solotnitzky, N. v., „Der Sterlett in Freiheit und im Aquarium“. Natur und Haus, IX, Berlin 1901, Heft 12, S. 405 bis 408, mit Zeichnung. 3. Kammerer, P., „Donaubarsche“. Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde, X VI, Magdeburg 1905, Nr. 53 bis 37. 4. Brehm, A. E. „Tierleben“. S. 429. Abbildung S. 428. 5. Bade, E., „Die mitteleuropäischen Süßwasserfische“. Berlin 1902, II. Band, S. 96 bis 99, 3 Fig. im Text und Tafel gegenüber S. 97. 6. Marshall, W., „Die Tiere der Erde“. S. 249. 7. Neudörfer. A., „Versuche über die Anpassung von Süßwasserfischen an Salzwasser“. Archiv für Ent- wieklungsmechanik, XXIII, Leipzig 1907, 4. Heft. 8. Heincke, F, in Martins „Illustrierter Natur- geschichte der Tiere“, II. Bd., 1. Abt., S. 527. 9. Kammerer, P., „Das Bachneunauge (Petromyzon Planeri, Bloch). Wochenschrift für Aqu.- und Terr.- Kunde, II, Braunschweig 1905, Nr. 28, S. 263 bis 265. 2 ib, Die Trichopterenpuppe. Von Alois Özepa. (Schluß.) (Mit 12 schematischen Zeichnungen nach Thienemann.) VIII Bd., 3. Auflage III. Ba., & s steckt in dieser Frage noch ein Problem und wenn wir uns eine Erklärung geben wollen so müssen wir sie auf und aus Mut- maßungen aufbauen. Wenn wir leere L Puppenhüllen be- sehen, so finden wir in jeder Mandibel zwei Sehnen aus Chitin, die gegen das Ende zu gefasert sind, was so viel be- deutet, als daß sich an dieser Stelle Mus- keln angesetzt ha- ben. Diese Sehnen würden den Muskeln der Mandibeln entsprechen und es wäre möglich, daß zur Zeit, zu welcher 2 Kopf von Odontocorum. (20: 1.) 177 die Puppe das Gehäuse verläßt, die Muskeln noch mit den Sehnen in Verbindung sind und die Arbeit des Zerreißbens der Membran besorgen und sich erst hernach, während die Puppe im Wasser schwimmt, von den Sehnen loslösen. Dann müßte man aber an dem frisch ausgeschlüpf- ten Insekt noch die beiden Löcher, durch die die Sehnen gegangen sind, oder wenigstens deren Spuren am Kopfe bemerken. Hat die Puppe nun das Gehäuse geöffnet, so verläßt sie es nicht mit Hilfe der Beine, die sie wegen ihrer Länge in dem engen Köcher nicht ge- brauchen könnte, sondern mit den Häkchen und or Spitzen, die sie auf dem Rücken des Abdomens Durehsehnitt durch das Gehäuse von Odonto- cerum. (20:1.) trägt und die wir bei ge- nauer Betrachtung auch an einem eben ausge- schlüpften Insekt bemerken können. Im Wasser schwimmt sie nun mit den Beinen, von denen das zweite Paar einen dichteren Belag von Schwimmhaaren trägt, wie eine Ruderwanze; aber ebenso häufig dürfte sie wohl mit dem Rücken nach oben schwimmen. Hat sie die Oberfläche des Wassers erreicht, so schwimmt sie (bei den größeren Formen ist dies der Fall) dem Lande zu oder klettert mit ihren Krallen an Pflanzen empor. Die kleineren Formen schlüpfen gleich auf der Oberfläche des Wassers aus. Es bildet sich wie ja bei allen diesen Fällen ein Spalt in der Puppenhaut, der sich bis zum Kopf ausdehnt, und aus dem dann zuerst Kopf und Brust und unter kräftigen Be- wegungen auch der Hinterleib herausgezogen wird, ein Vorgang, der unglaublich schnell von statten geht. „Ein geflügeltes Insekt aus einem Wasserwurm, das sich eben aus seiner letzten Haut entwickelt, und als neugeborenes Tier in einer neuen Welt einige Minuten lang auf die Abtrocknung und Steifigkeit seiner Glieder gewartet hat, empfindet nun sogleich die innere Kraft seiner Flügel und die Regungen seiner Natur zu deren Gebrauch: Es fliegt in völliger Zuversicht und Festigkeit in ein nie versuchtes Element.“!') 1!) Reimarus, Kunsttriebe der Tiere (1773). 178 Trasekasten. Verein der Aquarien- und Terrarienfreunde zu Forst (Lausitz). Wegen Errichtung von Freilandaqua- rien wenden Sie sich unter Beifügung von Rückporto am besten an Herrn Zahnarzt Hartmann in Münster in W- mit der Bitte um Rat. Dieser Herr hat in der Einrich- tung und Pflege von Freilandaquarien Hervorragendes geleistet und dürfte gern bereit sein, Sie von seiner reichen Erfahrung profitieren zu lassen. K. 2 oo Bücherschau. Die Natur. Eine Sammlung naturwissenschaftlicher Monographien. Herausgegeben von Dr. W. Schoenichen. Verlag von A. W. Zickfeldt, Osterwieck (Harz). Erster Band: Aus der Wiege des Lebens. Eine Ein- führung in die Biologie der niederen Meerestiere. Von Dr. Walter Schoenichen. Mit Sfarbigen und 1 schwarzen Tafel, sowie zahlreichen Textabbildungen. 130 S. Preis elegant gebunden 2 Mk. Zweiter Band: Aus der Chemie des Ungreif- baren. Ein Blick in die Werkstätten moderner Forschung Von Dr. P. Köthner. Tafeln, sowie 8 Textabbildungen. geb. 1.80 Mk. Was Ausstattung (Farbentafeln, Textabbildungen, Druck und Einband) anbelangt, dürfte diese Sammlung bei gleich niedrigen Preisen kaum von einer anderen Sammlung populär-wissenschaftlicher Schriften übertroffen Ich habe selten so naturgetreue Farbengebung Mit 5 farbigen und 3 schwarzen 147 S. Preis eleg. werden. gerade bei den so schwierig zu erfassenden Farben- abtönungen der Meerestiere angetroffen wie die der Tafeln des ersten Bandes. Hier haben sich Meisterschaft des Künstlers — wer die Originale von Flanderky im Berliner Aquarium gesehen hat, wird keinen Augenblick anstehen, seine hervorragende Künstlerschaft anzuerkennen — und Meisterschaft des Reproduktionstechnikers in seltener Harmonie vereint zu wahrhaft großer Leistung. Dazu die meisterhafte Darstellungsgabe Schoenichens, die es versteht, den Leser von der ersten Zeile an zu fesseln und mit sich fortzureißen — das alles gestaltet den ersten Band zu einem Werk, das man jedem Naturfreund mit vollster Überzeugung nur empfehlen kann. Einige Kleinig- keiten (wie die falsche lateinische Bezeichnung des Süß- wasserschwamms mit Spongilla fluviatilis auf S. 3 und die falsche Unterschrift unter Abbildung 53 — muß heißen: Der gemeine Stichling (Gasterosteus aculeatus) — richtiger wäre wohl, statt dessen wirklich den Seestichling ab- zubilden, ferner der offenkundige Druckfehler 8. 42: Schaumflöckchen statt Schaumflößchen) können Gesamtwerte des Buches nicht Abbruch tun werden zweifellos in der zweiten Auflage, die wir dem dem und Buche von Herzen recht bald wünschen, verbessert werden. Hoffentlich fügt in dieser kommenden Auflage der Ver- fasser den lateinischen Autorenbezeichnungen hinzu. Dann würde das Buch auch dem angehenden Fachwissenschaftler cine wertvolle Ein- führung in das Studium der Meeresbiologie werden. Wir empfehlen das Buch namentlich denen, welche ein See- wasseraquarium besitzen. Sie werden die kleine Ausgabe nicht bereuen. Namen auch noch überall die Fragekasten — Bücherschau. Ebenso flüssig liest sich der zweite Band „Aus der Chemie des Ungreifbaren“, der auf knappem Raum eine Fülle des interessanten Stoffes zusammenbringt. Die neuesten Errungenschaften menschlicher Erkenntnis über die Zusammensetzung des Weltalls aus seinen kleinsten Bausteinen (Atome, Elektronen) werden uns hier in Wort und Bild vorgeführt, und wenn der Stoff unserem Leser- kreis vielleicht auch etwas ferner liegt, so zweifeln wir nicht, daß sich auch mancher Aquarien- und Terrarien- freund einmal ganz gern über so allgemeine interessante Fragen wie die nach der Urmaterie orientieren wird. Zu diesem Zwecke können wir ihm den zweiten Band der „Natur“ ganz besonders empfehlen. K. Das Terrarium. Ein Handbuch der künstlichen Reptilien- und Amphibienpflege nebst Anleitung zum Bestimmen der Teerrarientiere. Mit Beihilfe hervorragen- der Fachleute herausgegeben von Dr. Paul Krefft. Vollständig in 16—20 Lieferungen & 0.50 Mk. Einzel- lieferungen werden nicht abgegeben. Pfennigstorff, Berlin. Von dem Krefft’schen Terrarienwerk ist Lieferung 7/8 eingegangen, die ebenso befriedigt, wie die vorhergehenden. Wir gestatten uns, nach Erscheinen noch einiger weiterer Verlag von Fr. Lieferungen einmal eingehender darauf zurückzukommen. K. Das Stereoskop und seine Anwendungen. Von Professor Th. Hartwig. Mit 40 Abbildungen und 19 stereoskopischen Tafeln. („Aus Natur und Geistes- welt“. Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständlicher Darstellungen aus allen Gebieten des Wissens. 135. Bänd- chen.) Verlag von B. G@. Teubner in Leipzig. 8. Geh. Mk. 1.—, geschmackvoll geb. Mk. 1.25. Das kleine billige Buch nennt alle die Vorzüge, welche wir an den übrigen Erscheinungen der Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt“ konstatieren können, sein eigen: Klarheit und Leichtverständlichkeit des Textes, Reichtum und Vorzüglichkeit der Illustration im Verein mit vornehmer buchhändlerischer Ausstattung. Besonders soll auf den Anhang: 19 Stereoskopbilder in Mappe hin- gewiesen werden, die jeden, der über ein Stereoskop ver- fügt, allein für die geringe Ausgabe, die ihm die Er- werbung des Buches abverlangt, reichlich entschädigt. Nicht nur eine reiche Quelle der Unterhaltung, sondern auch der Belehrung bieten diese Stereos, da selbst die neuesten Fortschritte auf dem Gebiete der Stereotechnik bei der Auswahl der Bilder berücksichtigt sind. K. Die @roßschmetterlinge und Raupen Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der biologischen Ver- hältnisse. Ein Bestimmungswerk und Handbuch für Sammler, Schulen, Museen und alle Naturfreunde. Heraus- gegeben von Prof. Dr. Kurt Lampert, Oberstudienrat, Vorstand des K. Naturalienkabinetts, Stuttgart. Mit 95 Tafeln in feinstem Farbendruck mit Darstellung von über 2000 Formen und über 200 Seiten Text mit 65 Ab- bildungen. — Lexikon-Format. 30 Lieferungen ä 75 Pfg. — Kompl. geb. Mk. 24.— Von einer entzückenden Schönheit der Farbengebung, und dabei streng naturgetreu, ohne jede Übertreibung, wozu unsere modernen Künstler bei Herstellung wissen- schaftlicher Tafeln leider oft neigen, ist gleich die erste Tafel der zweiten Lieferung: „Einfluß der Temperatur auf Schmetterlinge“, je drei verschiedene Färbungs- und Zeichnungsvariationen des großen Fuchses und des Trauer- mantels darstellend. Es folgt eine Tafel „Eulen“, während Vereins-Nachrichten. die letzte dieser Lieferung beigegebene Farbentafel Schädigungen an Blättern durch den Fraß der Raupen sog. Kleinschmetterlinge veranschaulicht. Lieferung 3 bringt wieder zwei Tafeln „Eulen“, ferner eine Tafel „Bläulinge“, Lieferung 4 eine Tafel „Eulen“, eine Tafel „Bläulinge“*, eine Tafel „Tagfalter“ und eine Tafel „Schwärmer“, von denen namentlich die letzte durch ihre prächtige naturwahre Farbengebung künstlerisch sich Dasselbe gilt von der zweiten Tafel „Einfluß der: Temperatnr auf Schmetterlinge“ in Lieferung 5, je auszeichnet. GG ——VEREINS-#1 ACHRICHTEN 179 4 Variationen des Tagpfauenauges und des kleinen Fuchses darstellend. Außerdem enthält diese Lieferung noch zwei Tafeln Bläulinge und Tagfalter. Wir nur erneut auf das gelegentlich des Erscheinens der ersten weitere können Illustration und Text in dem Werke sind gleich gediegen und versprechen uns, nach dem bisher Prachtwerk, das über die Kreise spezieller Schmetterlings- sammler und -Freunde hinaus Beachtung und Verbreitung verdient. Ke Lieferung Gesagte zurückverweisen. vorliegenden Teile zu urteilen, ein Für den sachlichen Inbalt der Vereinsrachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin (E. V.). Vereinslokal: Restaurant „Örtler“, Karlstr. 27. Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2. Bericht über die 1. ordentliche Sitzung am Freitag, den 12. April 1907. Das neue Vereinsjahr wird durch unseren neuen I. Vors. Herrn Herold eröffnet, welcher die Mitglieder und mehrere werte Gäste willkommen heißt. Zuerst er- greift Herr Diewitz das Wort, um einen kurzen Rückblick zu werfen auf die Tätigkeit des „Triton“ während der letzten Jahre seit dem Hinscheiden unseres unvergeßlichen Nitsche. Nachdem er selbst zwei Jahre lang dieses arbeitsreiche Amt innegehabt habe, lege er es freudig und vertrauensvoll in die Hände eines Jüngeren und glaube auch der neuen Ara ein günstiges Prognostikon stellen zu dürfen. Herr Herold dankt für die herzlichen warm empfundenen Worte, spricht ihm den Dank des Vereins aus für seine Tätigkeit, deren allerseits ausgleichendes Wirken nur segensreiche Früchte getragen habe, und verspricht dem „Triton“, mit Fleiß und Ausdauer an die Erfüllung der Aufgaben heranzutreten, die der Verein ihm anvertraut habe. Eine dringende Bitte aber richtet er an alle Mitglieder, Berliner sowohl wie auswärtige, ihn in seinem ernsten Streben zu unterstützen durch Bei- träge und durch Anregungen, welcher Art sie auch seien. Gewissenhaft sollte alles geprüft und erwogen werden, und kein Körnlein falle auf unfruchtbares Land, — vorausgesetzt, daB es überhaupt auch gestreut werde! Vom Fischerei-Verein für die Provinz Brandenburg ist eine Aufforderung zur Beteilung an einer internationalen Sportausstellung eingetroffen, welche vom 20. April bis 10. Mai in Berlin stattfinden soll. In Anbetracht der kurzen Spanne Zeit, welche uns bis zum Beginn der Aus- stellung bleiben würde, sowie in Berücksichtigung des Umstandes, daß die Aufforderung zur Teilnahme wohl nur stattgefunden hat, weil, wie es in dem betreffenden Schreiben heißt, „die hierfür eingelaufenen Meldungen etwas spärlich sind“, wird von einer Beteiligung Abstand genommen. — Ein Lehrer in Posen bittet um Auskunft und Unterstützung bei der Anlage von Schulaquarien; dieselben werden ihm, wie es den Grundsätzen des „Triton“ entspricht, in ausgiebigem Maße zugesagt. — Besondere Sorgfalt gedenkt in Zukunft der Vorstand dem Frage- kasten des „Triton“ zu widmen. In dankenswerter Weise hat sich auch „Natur und Haus“ bereit erklärt, demselben einen Platz zu gewähren, so daß der Behandlung allgemein interessierender Fragen eine größere Verbreitung gesichert wird. Wir bitten um rege Benutzung des Frage- kastens und erklären uns auch zu Antworten an Nicht- mitgliedern gern bereit. — Die in Aussicht genommene Frühlingsfahrt des „Triton“ wird bis zum Eintritt besseren Frühlingswetters verschoben. — Ein Frühlingsbote hat sich jedoch eingestellt und bevölkert in großer Menge diesmal Weiher und Tümpel: Branchipus stagnalis. Herr Stieler hat die Krebschen in großer Anzahl mit- gebracht, und in graziösen Bewegungen ı undin wimmelndem Durcheinander entzücken sie den Beobachter. Der erste Vorsitzende erklärt die Lebensweise und den anatomischen Bau des mit Recht so beliebten Tierchens und unterstüzt seine Ausführungen durch eine instruktiv wirkende Zeich- nung. In Berlins Umgebung ist Branchipus nicht selten; nach Lampert wird hier außer B stagnalis auch der weit größere B. grubii (Dybowski) gefunden, doch dürfte der letztere selten sein. Deutlich durch die Färbung unter- schieden sind Weibchen und Männchen; die ersteren sind mit einem großen Eierpaket beladen. Die Lebensdauer der Tiere ist eine kurze; nachdem die Weibchen die reifen Eier in den Schlamm abgelegt haben, gehen sie zu Grunde und wenige Wochen später ist kein Branchipus mehr zu entdecken. Kine Aufzucht des Branchipus aus dem Ei ist bis jetzt nur selten gelungen; dieselbe dürfte nur möglich sein unter ganz genauer Nachahmung der Verhältnisse in der Natur. Man lasse das Becken, in welchem sich die Eiablagerung befindet, in der Sonnen- wärme eintrocknen, jedoch ‘nicht bis zur Staubtrocken- heit, sondern sorge, daß noch immer etwas Feuchtigkeit vorhanden ist. Im Winter lasse man es kräftig durch- frieren und versuche im nächsten Frühjahr sein Glück; wenn alle diese Voraussetzungen erfüllt sind. zaubern die ersten Sonnenstrahlen vielleicht ein wimmelndes Leben aus dem alten Schlamm. — Herr Julius Reichelt bringt zwei neu importierte Schildkröten Homopus areo- ‚ latus und Testudo angulata zur Vorzeigung und stiftet die letztere zur Versteigerung. Frau Lentz schenkt ein mächtiges Bündel Chara, welch zierliche Alge sie durch gute Pflege zu üppiger Entwicklung gebracht hat. Die Versandabteilung stellt mehrere Fische: Haplochtlus pan- chax, Diamantbarsche, Panzerwelse usw., Herr Aulert rote Posthornschnecken zur Verfügung. Sämtlichen freundlichen Gebern sei herzlich gedankt. Der Vorstand. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg. (E. V.) Vereinslokal: „Walhalla“, Hefnersplatz 7/I. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Dienstag des Monats. Briefadresse: Fritz Fischer, Nürnberg, Martin Richterstr. 12. Ordentliche Sitzung vom 5. März 1907. Anwesend sind 37 Mitglieder und 6 Gäste, welche von dem die Sıtzung eröffnenden I. Vorsitzenden herz- lichst begrüßt wurden. Als ordentliche Mitglieder wurden aufgenommen Herr cand. med. Gg. Flebbe- Würzburg, Herr Stadtbauführer Jos. Himmer- Ingolstadt, Herr Flaschner Jakob Baumann, Herr Lehrer Bernh. Nüßler 180 und Herr Kaufmann Albert Meier, sämtlich von Nürnberg. — Im Einlauf befindet sich eine größere Bestellung auf „Metallwolle“ seitens des Vereins „Hottonia“-Darmstadt; (Gesuche von auswärtigen Liebhabern um Zusendung unserer Satzungen; Offerte über Seetiere von Schmitt- München; Monatsblatt des „Wasserstern*-Augsburg und Schreiben des Verlegers der „Wochenschrift“, die Ver- stümmelung unserer Berichte in dieser Zeitschrift be- treffend; Zeitschriften. — Auf der Tagesordnung stand u.a. auch Diskussion über die Thumm’schen Mitteilungen in der „Wochenschrift“. Uber den ersten Teil derselben referierte Herr Lehrer Gruber. Das Ergebnis der Be- sprechung, an welcher sich die Anwesenden eifrigst be- teiligten, ergab in Kürze das Resultat, daß Gestellaquarien wohl praktischer sind, da sie nicht so leicht zerbrechen und dann vollständig verloren gehen. dagegen aber wieder Glasaquarien billiger zu stehen kommen. Daß ferner die Größe der Fische und die Anzahl derselben zur Größe der Behälter im richtigen Verhältnis stehen muß, halten wir für ebenso selbstverständlich, wie auch, daß die Behälter mit einer Glasscheibe oder mindestens einem Drahtgeflecht zugedeckt sein müssen, um eine Staub- ablagerung auf der Wasseroberfläche zu vermeiden oder um ein Herausschnellen der Insassen zu verhüten. Pflanzen im reinen Sand oder im Bodengrund zu kulti- vieren bleibt jedenfalls Geschmacksache des einzelnen. Daß Wasserpflanzen im Sandboden gedeihen, ist erprobt, doch muß dies Experiment jedes Jahr mit neuen, kräf- tigen Pflanzen vorgenommen werden. Dankbarer sind Pflanzenkulturen, die einige Jabre in gutem Bodengrund stehen, und wer üppig stehende und reich blühende Pflanzen besitzen will, oder wer besonderer Pflanzenfreund ist, wird immer den nährenden Bodengrund beibehalten, Das altbewährte Altwasser vollständig zu verwerfen, können wir nicht begutachten, wohl aber sind wir auch dafür, daß bei einzetmen Fischen, wie Schleierschwänzen usw. das Wasser von Zeit zu Zeit erneuert wird, bei Labyrinthfischen usw. halten wir eine öftere Wasser- erneuerung für nicht besonders ratsam, in gewissen Zeiten sogar für direkt schädlich. Daß die Fische ferner ihrer Heimat entsprechend richtig gepflegt, d. h. in den rich- tigen Wärmeverhältnissen gehalten werden müssen, ist wieder selbstverständlich, desgleichen findet auch das über die Bepflanzung gesagte unsere Zustimmung. Aqua- rien zu durchlüften, in denen sauerstoffbedürftige Tiere sind, halten wir für sehr erforderlich, doch ist dies keine feststehende Bedingnis, man- kann, wenn kein Durchlüfter zu beschaffen ist, auch durch Bepflanzung, Belichtung und möglichst geringe Besetzung der Aquarien denselben ent- behren, d. h. etwaigen Übelständen vorbeugen. Unbedingt zu verwerfen ist aber Durchlüftung von Zuchtbehältern, ganz besonders bei Labyrinthfischen. Bei Fütterung em- pfehlen wir gleichfalls reiche Abwechslung, ganz be- sonders aber Vorsicht mit der Verwendung von Trocken- futter. immer das Bartmann’sche Fischfutter, auch O. Preußes Spezial wird gerne genommen. — Den II. Teil hatte sich Herr Kalb zum Referate erkoren. Derselbe schilderte die Züchtung und Pflege der meisten bisher neu eingeführten Fische und besprach damit zugleich die von Herrn Thumm gemachten Beobachtungen. Eine Anzahl dieser Neulinge wurden vorgezeigt, darunter auch Hemichromis auratus und Acara coeruleo- punctata var. latifrons. — Herr Fischer hatte hierauf die Güte, seinen angekündigten Vortrag über: „Wie richtet man ein Aquarium natur- gemäß ein?“ zu halten. Sowohl die Anfänger in der Liebhaberei, wie auch die anwesenden Gäste konnten von den treffliehen Ausführungen des Vortragenden nur befriedigt sein. Auch ältere Liebhaber lernten manch Neues, so z. B. die Einfüllung des Aquariums auf die ein- fache Weise, daß ein reiner großer Schwamm auf den Sand gelegt und auf diesen dann das Wasser in beliebiger Menge gegossen wird. Der Schwamm nimmt das Wasser auf und verteilt es im Aquarium, ohne auch nur ein Sand- korn zu bewegen. Das während des Vortrages ein- gerichtete Aquarium gelangte unter die Anwesenden zur kostenfreien Verlosung, desgleichen eine von Herrn Prell zur Verfügung gestellte Spende von 5 Sonnenfischen, 2 Steinbarschen, 2 Rohrbarschen, 2 Hundsfischen, 2 Rot- Das Erprobt-Beste ist nach unseren Erfahrungen. Vereins-Nachrichten. federn, 2 Bitterlingen und 1 Goldfisch, nebst einer größeren Anzahl Wasserpflanzen. — Einem in letzter Sitzung ge- äußerten Wunsche, eine Liste aufzulegen, welche solche Bücher enthält, die sich zur Anschaffung für die Bücherei eignen, wurde seitens des Büchereiverwalters Herrn Hans Eitterer entsprochen. Es erklärten sich hierauf folgende Mitglieder zur Schenkung nachgenannter Werke bereit: Herr A. Gruber: „Eine Naturforscherfahrt durch Agypten und den Sudan“ von Dr. P. Kammerer; Herr H. Eitterer: „Spaziergänge eines Naturfreundes“ von C. Brüning; Herr A. Stibor: „Der Mensch im Spiegel der Natur“ von E. A. Roßmäßler; Herr Fischer: „Der Lachs und seine Wanderungen“ von Dr. F. Zschokke; Herr A. Bonnenberger: „Das Zimmeraquarium“ von Dr. E. Bade; Herr Pistor: „Jahrbuch der Sumpf- und Wasser- pflanzen“ und die Herren Fr. Schlenck, W. Jaeger und Gg. Koch: die ersten drei Bände der Zeitschrift „Aus der Heimat“ von E. A. Roßmäßler. Allen werten Spendern herzlichen Dank. Die Verwaltung. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hotel Roth, Neuturmstr. 5. Donnerstag, den 17. Januar 1907. Nach Eröffnung der Versammlung durch den I. Vor- sitzenden gibt derselbe eine kurze Übersicht derin Aussicht stehenden wichtigsten Arbeiten bekannt. Insbesondere sollen in erster Linie die Berichte der Gesellschaft nach- geholt und die Präparate und Sammlung ergänzt und vervollständigt werden. Soweit es angängig, wären Pflanzenpräparate anzufertigen. Der Vorsitzende weist ferner auf die in der Akademie stattfindenden biologischen Abende hin und drückt hierbei den Wunsch aus, unser Il. Vorsitzender Herr Müller möchte im Interesse unserer Sache Mitteilungen aus den stattgehabten Erörterungen bringen, auch bezüglich des Eingangs von neuen Präpa- raten aus dem Auslande möchte gelegentlich, soweit uns interessierend, Mitteilung gemacht werden. Der Biblio- thek sollen möglichst bald die zur Anschaffung in Aus- sicht genommenen neuen Werke über heimische Pflanzen usw. zugeführt werden. Ein weiterer Wunsch des I. Vor- sitzenden ist die Ergänzung unserer vorhandenen Karten, wobei den Herren die vergessenen Fundbögen wieder in Erinnerung gebracht werden. Bezüglich des Verbreitungs- gebietes der heimischen Tiere erübrige noch außer- ordentlich Vieles zu tun. Vorsitzender kommt in weiterer Erörterung auf einzelne Punkte zurück. Der I. Vor- sitzende schlägt sodann vor, die Generalstabskarte der Umgebung Münchens 1:50000, welche 12 Mark kostet, für die Gesellschaft anzuschaffen. Im Einlauf: Bekannt- machung des Vereins „Heros“-Nürnberg. — Frau Beck erklärt den Austritt ibres Mannes, da letzterer fast das ganze Jahr abwesend sei. Ofterte der sächsischen Glas- werke Deuben-Dresden über Glasaquarien. Antrag der „Salvinia“-Hamburg betr. gegenseitige Mitgliedschaft. Wir freuen uns, mit der „Salvinia“-Hamburg in ein näheres freundschaftliches Verhältnis treten zu können. Brief unseres Mitgliedes, Herrn Amtsrichter Rußwurm, in Vilshofen. Brief eines Herrn Hollweck, welcher um Aus- kunft über das Halten der Laubfrösche bittet. Herr Hollweck klagt darüber, daß ihm seine Laubfrösche über Winter stets eingehen. Hier dürfte wohl die Schuld daran liegen, daß der Aufenthaltsort der Hylen der nötigen Feuchtigkeit entbehrte. Der I. Vorsitzende wird Herrn Hollweck entsprechende Mitteilung machen. Schreiben des Herrn Remboldt betr. Wahl des Protokollführers „Wochenschrift“ No. 3 (die Hefte No. 1 und 2 fehlen noch) „Blätter“ No. 2. Verschiedene Aufsätze gelangen zur Verlesung und Besprechung. Angeschafft soll werden: K. Stansch, „Die lebend gebärenden Zahnkarpfen“. Herr Dr. Bruner wird in der nächsten Wochenversammlung seinen Vortrag über die Entwicklung unserer Aquarien- und Terrarientiere fortsetzen. Der I. Vorsitzende teilt mit, daß er von einem Freunde in Agypten eine ca. 75 cm messende afrikanische Brillenschlange (Naja haje) erhalten habe. Gegen 11 Uhr wird die leider nicht gut besuchte Versammlung geschlossen. K. Lankes. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. N 2 ) Bid» = m Ü NP ANZEINN Brendiamour 5. 8Co Illustrierte WochenSchrift für die Interessen der Aquarien- und Terrarienkunde. Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. Von Bernhard Wiehand und Walter Köhler. Iv. Harnischwelse (Loricariidae). Von W. Köhler. & L): Harnischwelse in ihren grotesken Formen sind keine eigentlichen Neuheiten für die deutsche Aquarienliebhaberei; die ersten Vertreter dieser Familie wurden bereits im Frühjahr 1893 von Paul Nitsche, dem leider zu früh verstorbenen ersten Vorsitzenden des Berliner Vereins „Triton“, in Deutschland ein- geführt; es war eine Plecostomus-Art. Danach der prächtigen Fischehen herübergebracht worden sind, diese Fische keine große Verbreitung in den Aquarien der deutschen Liebhaber finden werden, und das wäre sehr zu bedauern. Allein die eigenartige Gestalt empfiehlt die Harnisch- welse als Aquarienbewohner, mehr noch aber die bisher noch recht wenig genau bekannte Lebensweise, so dab der Aquarienfreund an befand sich diesen Fi- nach Düri- schen wirk- gen!) in lich noch einem Im- vieles für port Nit- die Wissen-. sches vom schaft Frühjahr Neues 1895 die durch ge- erste Lori- wissen hafte caria, der Beobach- Typus der tung finden Familie, lei- könnte. Die der in nur Harnisch- einem #3 BTL 7 Sıwelse sind Exemplar. Originalaufnahme nach dem Loricaria parva Boulenger (Harnischwels). (Nat. Gr) aber auch 2 Leben für die „Blätter“. In Dürigens | anspre- Werke finden wir bereits leidlich charakteristische Abbildungen beider Arten nach Zeichnungen K. Neunzigs. Vereinzelt mögen öfters Exemplare der haltbaren Fische aus Südamerika mit Importen anderer Arten herübergekommen sein. Eine be- sondere Beachtung werde indes den eigenartigen Gesellen nicht zuteil. Ja, ich fürchte, daß auch jetzt, nachdem im vergangenen Jahre von Köppe & Siggelkow in Hamburg erkleckliche Mengen 1) Dürigen, ee dlindische Zierfische. 2. Aufl, S. 292 ff. Magdeburg, Verlag des Creutz’schen Verlags- buchhandlung. chend, wenn auch nicht sonderlich bunt, gefärbt; sie sind ferner außerordentlich anspruchslos, was Futter und Wassertemperatur anbelangt, und — was für manchen Liebhaber ja auch in die Wag- schale fällt — sie sind gegenwärtig nicht mehr teuer. Da bisher über Harnischwelse in unserer Liebhaberliteratur sich fast niehts von Bedeutung findet, namentlich aber nirgends der systemati- schen Eigentümlichkeiten dieser Familie gedacht worden ist, möge der Leser den folgenden kleinen Exkurs in das Gebiet der Systematik freundlichst entschuldigen. 182 Früher führte man die Loricartina (man be- achte genau die Wortbildung auf ina’) als UnterfamiliederSiluroidei(wohlauchstluridae), der Welsartigen. Nachdem die Harnischwelse eingehender in ihren anatomischen Eigentümlich- keiten erforscht worden waren, und das ist namentlich in der neueren und neuesten Zeit sehr gründlich geschehen, so dab diese Fische gegen- wärtig zu den best erforschten überhaupt ge- hören, kam man zu der Einsicht, daß die alte Klassifikation sich doch nicht aufrecht erhalten ließ, und so stellte man die Loricariidae (wieder die Endung zu be- achten!) in Parallele zu den Siluridae als besondere Familie auf.?) Sie unter- scheiden sich von den echten Welsen „durch die festsitzenden Rippen und die Abwesenheit von Quer- fortsätzen an den Prae- Bernhard Wichand und W. Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. (Callichthyina) unterschieden und müssen von diesen abgetrennt werden. Die Oallichthyina bilden eine Unterfamilie der Siluridae (echte Welse), die Loricariidae eine Familie für. sich. Panzerwelse und Harnischwelse bieten ein typisches Beispiel von Konvergenz; die Ähnlich- keit der Form infolge der Übereinstimmung in der Lebensweise ist so groß, daß sie bis in die neueste Zeit selbst gewiegte Systematiker auf dem Gebiete der Ichthyologie zu täuschen vermochte. Ich kann übrigens nicht umhin, an dieser Stelle in aller Bescheidenheit auch einmal meiner eigenen Ansicht Ausdruck zu geben, die dahin geht, dab man wohl richtiger die ganze Familie der Siluridae als solche fallen lassen bezw. in mehrere gleichwertige Fa- milien zerspalten sollte. Gerade die Callichthyina caudalwirbeln, welch letzte zweigespaltene, mit Nerven versehene Dornen tragen. Die Schwimmblase ist immer sehr zurückgebildet und in eine rechte und eine linke knöcherne Kapsel, welche durch den Schädel und die vorderen Wirbel gebildet wird, eingeschlossen. Die Kiemen- öffnungen bestehen in schmalen Spalten. Der Mund ist unterständig, mit mehr oder weniger entwickelten kreisförmigen Lippen und schwacher Bezahnung versehen. Er wird wie ein Sauger gebraucht, mittels dessen der Fisch sich an irgend einem harten Gegenstand mit solcher Kraft festsaugt, daß man ihn nur mit großer Schwierigkeit losreißen kann. Die Zähne sind gewöhnlich Klein und zweispitzig. Die Nahrung besteht in sehr kleinem Getier und mehr oder weniger in Verwesung übergegangenen organi- schen Substanzen, denn der Darm ist gewöhnlich außerordentlich lang und vielfach gewunden. Die Lebensgewohnheiten dieser Fische sind noch recht wenig bekannt, aber die Tatsache, dab die Männchen vieler Arten bedeutend kräftigere Brustflossen haben als die Weibchen, macht es wahrscheinlich, daß sie sich nach Art von Callichthys paaren.“?) Durch die hier im Wortlaut nach Boulenger wiedergegebenen anatomischen Merkmale sind die Loricariidae auch von den Panzerwelsen Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. 2) G. A. Boulenger, Systematie Account of Tele- ostei, in „Ihe Cambridge Natural History“VII, pg. 594 ff. ® Boulenger, 1. c. pg.: 594/595. mit ihrem ziemlich langen und gewundenen Darm stehen doch etwas sehr abseits der anderen Unter- familien der echten Welse, und wären eher als ein Übergangsglied zwischen diesen und den Loricariiden anzusprechen, als durch Einfügung als Unterfamilie in die Familie der Stluridae künstlich in eine Art Gegensatz zu den Lori- cariiden zu bringen. Doch das nur nebenbei. Ehe wir uns mit den einzelnen hier eingeführten Arten speziell befassen, wollen wir wenigstens noch kurz der wichtigsten Literatur über Loricariidae ge- denken. Bis vor wenigen Jahren war eins der besten Werke über Harnischwelse das von Kner, Die Panzerwelse des K.K. Hof-Naturalien- kabinetts zuWien; I. Abteilung: Loricarınae.‘) Die diesem Werke beigegebenen Tafeln sind noch heute als mustergiltig zu bezeichnen. Zur Bestimmung vorliegender Arten reichte natürlich dieses Werk bei weitem nicht aus, da auber den hier angeführten noch eine ganze Reihe Arten von Cuvier & Valenciennes, Steindachner u. a. beschrieben sind. Da habe ich es denn mit besonderer Freude begrüßt, daß — eben ein reichliches Jahr vorher, als ich die ersten Loricariiden von Köppe & Siggelkow zur Be- stimmung erhielt — ein Werk in London er- schienen war, welches eine gründliche Revision sämtlicher Loricariiden bietet: es ist die Mono- Otocinclus flexilis Cope. (Nat. Größe.) 4) Denkschriften der math. naturw. Klasse der Kaiserl. Akad. d. Wissenschaften VI, 1853. Wien. : Bernhard Wichand und W. Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. graphie von Regan.’) Es ist, wenn es sich um Bestimmung südamerikanischer Fische handelt, ein selten günstiger Fall, daß man so leichte Mühe hat, indem man in einer Monographie über eine Gattung oder gar Familie alle bis vor Jahresfrist bekannten Arten zusammengestellt und genau beschrieben, dazu auch noch zum Teil vorzüglich abgebildet, vorfindet. Für ge- wöhnlich heißt es, sukzessive alle Literatur etwa seit Cuvier & Valenciennes durchwälzen und bis in die neueste Zeit verfolgen. Der Laie, dem man mit trockenen Worten den Namen der Art angibt, hat meistenteils keine Ahnung davon, daß man vorher monatelang angestrengt hat herumschmökern müssen, bis man glücklich das Richtige fand. Ich erwähne das hier bei dieser Gelegenheit einmal, weil aus Liebhaberkreisen oft schon die Bitte an mich herangetreten ist, dies oder jenes Tier zu bestimmen, und wenn dann nicht beinahe postwendend der Bescheid eintraf, ungeduldig angefragt wurde, ob ich denn den Brief nicht erhalten hätte u. s. f. Was die Lebensweise der Harnischwelse im Aquarium anbelangt, ist es auch nicht nötig, einzelne Arten zu schildern. Die Eigentümlich- keiten, die wir gleich kennen lernen werden, zeigt uns eine wie die andere Art ohne er- wähnenswerten Unterschied. Die Tiere sind eben auf dasselbe Wohngebiet angewiesen, leben in gleichartigen Gewässern unter gleichen Be- dingungen, was Umgebung und Nahrung an- betrifft, so daß auch nicht zu verwundern ist, wenn die Anpassung an die gleichen Lebens- bedingungen in übereinstimmender Lebensweise ihren Ausdruck findet. Es ist dem, was Boulenger?) über die Lebensgewohnheiten der Fische — zum größten Teil vermutungsweise auf Grund anatomischer Befunde — sagt und was wir von Beginn unseres Aufsatzes wörtlich wiedergegeben haben, nicht allzuviel hinzuzufügen, wenn auch ein Punkt, nämlich der, welcher die Ernährung der Harnischwelse anbelangt, nicht ohne weiteres unwidersprochen bleiben kann. Die Harnisch- welse, ob wir nun eine langgestreckte Loricaria- Art, wie die auf der ersten Seite dieser Nummer abgebildete Z. parva blgr. vor uns haben, oder eine der gedrungeneren Otocincelus- bez. Hypoptopoma-Arten, zu deren Habitusveran- schaulichung unsere zweite Abbildung, Oto- cinclus flexilis Cope dienen möge, wohl 5) A Monograph of the Fishes of the Family Lo- rieariidae, by. C. Tate Regan; in Transaction of the Zoological Society of London, Oktober 1904. 183 überhaupt die ersten Photographien leben- der Harnischwelse, — alle Harnischwelse haften mit den Lippen entweder an Steinen oder an der Glasscheibe des Aquariums, die klein- sten Arten, z. B. Otocinelus nigricauda Bigr. gelegentlich auch an breitblätterigeren Pflanzen, wie Vallisneria spvralis, bald den Kopf nach oben, bald nach unten gerichtet, fest, indem sie offenbar zunächst das Maul fest andrücken und dann zurückziehen, so daß innerhalb der kreis- förmigen Lippen ein sackartiger, luftleerer Raum bleibt. Der Überdruck des Wassers bewirkt dann von selbst das Festhaften. Die Haltung der Tiere, welche die beiden ersten Aufnahmen zeigen, ist die typische, in welcher man die Tiere jederzeit im Aquarium antrifft. Scheucht man sie auf, dann schwirren sie in ungemein rascher aber unregelmäßiger und keineswegs ele- ganter Bewegung, nach Art der Schmerlen, durch das Wasser, um im nächsten Augenblick darauf wieder anderswo festzusitzen. Eine der größten Arten, Plecostomus commersoni Cuv. & Val., welche vor einigen Jahren wieder einmal von H. Stüve in Hamburg und letztvergangenes Jahr in größerer Anzahl von Köppe & Siggelkow in Hamburg-Eimsbüttel eingeführt wurde, habe ich, um die charakteristische Saughaltung des Mundes zu veranschaulichen, außer in der gewöhnlichen Lage auch noch an der Vorderseite des Aquariums festgesaugt, abgebildet. Alle Arten lieben sauer- stofireiches, kühles Wasser (Minimum etwa 15° C) und halten Sommer wie Winter ohne Heizung aus. Ja, ich glaube, mit Sicherheit beobachtet zu haben, dab die Beweglichkeit der Tiere in kühlerem Wasser größer ist als in warmem und bei einer Wassertemperatur von 25° 0. bereits merklich nachläßt. Ist das Aquarium gut be- pflanzt, so erübrigt sich jede Durchlüftung. Ob sich eine solche zu einer eventuellen Züchtung der Tiere entbehren lassen wird, ist eine andere Frage; ich möchte das fast bezweifeln. Gegen verunreinigtes, übelriechendes Wasser, welches Labyrinthfische und echte Welse, auch die Panzerwelse, noch recht gut vertragen, sind die Harnischwelse meiner Erfahrung nach empfind- lich. Diese Tatsachen im Verein mit der eigen- artigen Färbung — auf sandfarbigem Grunde, dessen Farbenton übrigens je nach der Farbe des Sandbodens in Aquarien abändert, wie bei der Flunder, unregelmäßige dunklere, fast schwarze und hellgrauweiße Tupfen und Flecken — die wellenartige weißgrau und schwarze Punkt- zeichnung der unpaaren Flossen, die zusammen- gedrückte (breiter als hoch im Querschnitt), 184 langgestreckte Körperform, die spitze Schnauze mit dem unterständigen Saugmaul, die oft faden- förmig ausgezogenen Außenstrahlen der Schwanz- flosse veraten uns in den Loricariiden tro- pische Bachfische, die in raschfließenden, kleinen Bächen, im Oberlauf der Flüsse und Ströme in verhältnismäßig kühlem und dabei seichtem Wasser ihr bescheidenes Dasein fristen. Nur gelegent- lich dürften Harnisch welse von der Strö- mung mit in den mittleren und unteren LaufderFlüsse fortgerissen ‚werden. Durch ihre Körper- form und ihren Saugapparat sind sie ja gegen unfrei- willige Strom- er ÖOriginalaufnahme nach dem wanderungen Leben für die „Blätter“. sehr gut ge- sichert. Das Laichgeschäft mindestens dürfte sich auf seichte Quellbäche beschränken, da beinahe sämtliche beschriebenen Exemplare der Museen, die dem Unterlauf tropischer Ströme entstammen, ausgewachsene Tiere sind. Auch ihre oft winzige Körpergröße und das ziemlich langsame Wachstum — ich habe einige Exem- plare seit Jahr und Tag in Pflege und kein Wachstum beobachten können — deutet auf den Gebirgsbach als Wohngewässer hin. Manche Arten, z. B. die der Gattungen Otocinclus und Hypoptopoma, sind geradezu Zwerge, die selten die Größe des von mir abgebildeten Otocinclus flexilis Cope erreichen. Am größten sind noch von den angeführten Arten Plecostomus com- mersoni Cwv. & Val. von dem ich im Vorjahre bei Emil Reichelt in Berlin prächtige, etwa 12 cm lange Exemplare gesehen habe, und der nach Angabe Regan’s’) 46 cm Körperlänge er- reichen soll. Auch einige Ohaetostomws- Arten, von denen leider keine importiert ist, erreichen solche Größen. Zu Zuchtversuchen mit Harnischwelsen dürfte sich daher wcehl ein flaches, sehr langes, wenn auch schmales Aquarium mit abgeschrägtem, kiesigen Bodengrund und Zu- und Abfluß, ersterer am besten in Form einer kräftigen Injektions- durchlüftung, nötig machen. An größeren und Bernhard Wichand und W. Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. kleineren Kieseln und glatten Felsstücken dürfte es wohl auch nicht fehlen. An Pflanzen würde @Quellmoos, Wasserpest und andere in unseren Bächen wachsende Arten zu empfehlen sein. Unsere Liebhaberzüchter haben schon so manche Triumphe gefeiert und unter denkbar schwierigen Verhältnissen Erfolge gehabt. Ob nicht auch hier sich einer die Palme holen wird, hoffentlich mit seinem Erfolg der Wissen- schaft zugleich eine Fülle un- seahnter Auf- schlüsse über die Entwick- lungsgeschich- te der Lorica- ridaebietend? Eine noch ungelöste Fra- ge ist die der Ernährung der Harnischwelse. Ich habe nun seit länger als einem Jahre Exemplare in meinem: Besitz und oft — bei Tage und bei Nacht — beobachtet, um zu sehen, was die Tiere eigentlich fressen, habe aber nie etwa Positives herausfinden können. Dabei gewährten alle Fische stets einen wohl- senährten Anblick und sind noch heute bis auf einen Otocinclus, der mir in zweifelhaftem Wasser, zugrunde ging, gesund und munter. Daß die Loricariiden, wie Boulenger ver- mutet, sich von verwesenden Substanzen nähren sollten, halte ich auf Grund der Empfindlichkeit dieser Fische gegen verdorbenes Wasser für ausgeschlossen. Ich habe auch nie beobachten können, daß die Fische bei mir an Rindfleisch, das seit mehreren Tagen im Aquarium unbe- rührt liegen geblieben war und allmählich in Verwesung überging, gefressen hätten. Ich habe mit Bartmannschem Futter gefüttert; es ver- schwand allmählich; ich weiß aber nicht, ob es die Fische oder die Schnecken gefressen haben. Jedenfalls habe ich nie einen Fisch dabei er- tappen können, daß er sich an diesem Futter zu schaffen machte. Mückenlarven und Daph- nien blieben stets unberührt, was auch nach der Beschaffenheit des Maules der Fische kaum anders zu erwarten war. Ich vermute vielmehr, daß die Tiere ihre ziemlich spitze, knöcherne Schnauze nächtlicherweile benutzen, um den Plecostomus commersoni OÖ. V. (Schilderwels). Bernhard Wichand und W. Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. Bodengrund nach allerlei Gewürm zu durch- wühlen — nach Art der Störe, und daß sie das mit der Schnauze aufgestöberte Tier in das sackartige Maul hineinsaugen. Ich werde mit kleinen Regenwürmchen, Znehytraeus u. Tubifex, sowie mit Chironomus-Larven nochmals Ver- suche anstellen, um endlich sicher zu ergründen, was denn eigentlich den Harnischwelsen zur Nahrung dient. Übrigens fordert die Konvergenz der Formen zwischen Loricariiden und Acipen- serinen geradezu die Annahme einer gleichartigen Ernährungsweise heraus. Zum Schluß noch eine kurze Zusammen- stellung der bisher importierten Arten. Den Typus der Familie bildet die Gattung Loricaria L. mit ihren zahlreichen Arten. Regan’s Monographie enthält deren 40. Die als Loricaria lamceolata angebotene Art des vorjährigen Importes ist sicherlich nicht allein darin vertreten gewesen, wenn die Bestimmung keine irrige war. Das mir zugesandte Exemplar, ein Weibchen von etwa 7 cm Länge (ohne ©), ließ sich mit Sicherheit als Loricaria parva blgr. bestimmen. Es ist wie alle kleinen Arten der Gattungen Loricaria, Otocinclus und Ay- poptopoma auf sand- bis lehmgelbem Grun- de dunkler gezeichnet. Die sehr große Rük- kenflosse zeigt unter- brochene dunkle Quer- bänderung, desglei- chen die Schwanz- flosse, deren äußerste Strahlen zu ziemlich langen Fäden aus- gezogen sind. Der Kopfistziemlich spitz ; die Augen treten, als ob sie gestielt wären wie beim Krebs, weit aus dem Kopfe her- vor und können selbst nach hinten gewendet werden — wie übri- gens bei unseren Pan- zerwelsen auch — was dem Fische ein drolli- ges Aussehen verleiht. Von der Rückenflosse an verengt sich der Körper ziemlich rasch um dann einen sehr langen und ungewöhnlich dünnen Schwanzstiel zu bilden, den zu berühren Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Plecostomus commersoni Ü. V. von der Unterseite, an der Vorderscheibe des Aquariums festgesaugt. 185 man sich ordentlich ängstigt, immer besorgt, er möge dabei abbrechen, der aber eine ganz erstaunliche Widerstandsfähigkeit und Biegsam- keit besitzt, trotz der Panzerung. Die Geschlechts- unterschiede bei dieser Art sind mir unbekannt; mein Exemplar und ein mir von befreundeter Seite geliehenes noch etwas größeres hielt ich, dem beträchtlichen Leibesumfange und der wenig kräftigen Brustflosse nach, beide für Weibchen. ‚Andere Exemplare aufzutreiben, war mir leider unmöglich, so daß ich es mir versagen mußte, Zuchtversuche anzustellen. Doch hoffe ich das mit der zweiten abgebildeten Harnischwels-Art, dem kleinen Otocinclus flexilis Cope er- möglichen zu können. Von diesem Fisch besab ich bis vor meiner Übersiedelung nach Tegel ein sicheres Pärchen. Die @eschlechtsunterschiede der kaum 4 em Länge erreichenden Fischchen sind genau dieselben "wie bei unserem Panzer- wels: Das Männchen hat eine schmalere und höhere Rückenflosse als das Weibchen, ferner sind die Bauchflossen beim Männchen zugespitzt, beim Weibchen abgerundet. Die sonst mit der des punktierten Panzerwelses ganz überein- stimmende Gestalt (Fettflosse fehlt den Gattungen Otocın- clus und Hypopto- poma, ebenso wie der Gattung Loricaria) und Färbung bestärkt mich in der Vermu- tung, welche die Über- einstimmung beider Fische in den sekun- dären Geschlechts- charakteren in mir wachgerufen hat, dab das Laichgeschäft bei dieser Art ebenso vor sich gehen möge wie bei unserem überall bekannten und be- liebten Panzerwels. Leider ist mir beim Umzug nach Tegel das Männchen spurlos verschwunden; indes hat Herr Siggelkow mir bereits Nachschub vom nächsten Import, der wohl nicht lange auf sich warten lassen wird, freundlichst zugesagt. Die zweite im Vorjahre im- portierte Otocinelus-Art ist noch kleiner als 186 O. flexilis Cope. Es ist O. nigricauda Blgr. Auber in der schlichteren, zwischen olivbraun und lehm- gelb schwankenden, fast eintönigen Körperfär- bung weicht diese Art von der ersten in der Form und Zeichnung der Flossen ab. Die verknöcherten Außenstrahlen von Pekto- rale und Ventrale sind zebraartig quergestreift, ebenso die Schwanzflosse. Letztere ist spitz eingeschnitten, nicht rund ausgebuchtet wie bei der ersten Art, dafür aber die beiden Schwanz- flossenlappen nach auben völlig abgerundet, nicht zugespitzt, wie bei OÖ. flexilis. Erst bei einem Besuche der Firma E. Reichelt in Berlin im vorigen Sommer bemerkte ich, dab der Import auch HAypoptopoma-Arten enthalten hatte, die von den Herren Köppe & Siggelkow offen- kundig nicht als von Otocinclhus verschieden erkannt worden waren, in der Tat auch nicht leicht zu unterscheiden ist. Der Hauptunter- schied beider Gattungen, der auch am lebenden Tier äußerlich wahrnehmbar ist, ist die ver- schiedene Lage des Auges. Bei Otocınclus liegt die Augenhöhle in der oberen Hälfte des Kopfes, bei Hypoptopoma in der unteren. Da von der letzteren Gattung kein Vertreter in meinen Besitz gelangt ist, konnte ich auch die Art nicht feststellen. Von diesen kleineren Arten, die ich eben für echte Bachfische nach Art unserer Schmerlen halte, ganz abweichend in Körperform wie in Färbung, ist die Gattung Plecostomus Gronow, von welcher die eine Art P. commersoni Ouv. & Val. wenigstens mit Sicherheit bereits früher von Paul Nitsche wie auch vor 3 Jahren von Stüve und im Vorjahre von Köppe & Siggel- kow eingeführt worden ist. Es ist aber gar nicht ausgeschlossen, daß auch andere Arten in dem Import vertreten waren. Ich habe Proben davon nur bei Emil Reichelt in Berlin gesehen. Der abgebildete Fisch ist bereits vor über 2 Jahren in Magdeburg von mir photo- sraphiert worden und gehörte einem von mir befreundeten Herrn, der ihn von Hans Stüve in Hamburg bezogen hatte. Unsere erste Ab- bildung zeigt ihn in normaler Lage an einem Stein festgesaugt, die zweite von der Unterseite mit dem Saugmund nach vorn an der Vorder- scheibe des Aquariums angesaugt. Plecostomus commersoni, wohl auch Schilderwels ge- nannt, ist sehr düster, fast schwarz gefärbt, und nur einige hellere Punktreihen, nämlich die Stellen, wo die Schilder ineinander greifen, unterbrechen die düstere Färbung. KRücken- und Schwanzflosse sind, namentlich bei größeren Kleine Miteilungen. — Sprechsaal. Exemplaren, eminent entwickelt. Das Auge ist klein und hebt sich von dem düsteren Grunde des Kopfes wenig ab. Der erste Strahl der Brustflosse ist verknöchert und sehr dick; er zeigt ferner die Eigentümlichkeit eines dichten Besatzes mit kurzen stachelartigen Borsten. Über seine Lebensweise im freien Gewässer seiner Heimat ist schwerlich etwas bekannt; ich selbst habe Plecostomus-Arten noch nie längere Zeit gepflegt und kann deshalb auch über ihr Verhalten im Aquarium nichts weiter aussagen. Auch bei dieser Art wäre es wünschens- wert, wenn die Aquarienkunde sich ihrer an- nähme und experimentell durch Beobachtungen im Aquarium Anhaltspunkte über die Lebensweise des interessanten Fisches, vielleicht gar über seine Fortpflanzung, erlangen könnte. Sämtliche Loricariiden sind Südamerikaner und für Südamerika charakteristisch, wie die bereits von uns behandelten Characiniden. Die bei uns eingeführten Arten stammen sämtlich aus Argentinien. Kleine Mitteilungen. Zur Gründung einer deutschen mikrologischen Gesellschaft erläßt der bekannte Botaniker R. H. France, Verfasser des im Erscheinen bsgriffenen Werkes „Das Leben der Pflanze“, einen Aufruf. Zweck der Gesellschaft soll es sein, den Gebrauch des Mikroskops auch bei uns in Deutschland volkstümlicher zu machen, wie dies in England schon seit langem durch die zahlreichen mikro- skopischen Klubs geschieht, und die ganze große Ver- tiefung der neueren Wissenschaft vom feinen Bau und Leben der Pflanzen und Tiere dem Verständnis näher zu rücken, um so die unendlichen Kunstschätze zu heben, die in Kleinheit versunken, dem Alltag entgehen. Inter- essenten erhalten Auskunft vom „Kosmos“, Gesellschaft der Naturfreunde, Stuttgart. Sprechsaal. Physignathus lesueuri ist ein alter guter Bekannter von mir (vgl. „Im austral. Busch“ S. 206). Wenn der Verfasser P. Krefft (vielleicht ein Verwandter des Ent- deekers des Ceratodus Gerhard Krefft?) S. 134 sagt: Diese Vorliebe für den Wasseraufenthalt muß bei unserer, Agamide umso auffälliger erscheinen, als die im übrigen ihrer Gestalt nach als auch allen im Freileben und in der Gefangenschaft gemachten Beobachtungen zufolge ein Baumtier ist“, so erklärt sich die Sache eiufach so, daß, wie ich schon in meinem Reisebuche (S. 206) mit- teilte, Physignathus fast ausschließlich auf den „Tea- trees“ (Melaleuca, ÜOallisteınon) sitzen, die die Flüsse und Gewässer umsäumen, und zwar auf über das Wasser überhängenden Zweigen. Nähert man sich ihnen, so lassen sie sich mit lJautem Klatschen ins Wasser fallen. Dieses Klatschen bei einem Spaziergang am Fluß ist Fragekasten. geradezu ein Charakteristikum der von Physignathus be- wohnten Gegenden, und uiese merkwürdige und sehr zweckmäßige Anpassung macht die Tiere zu Mitteldingen zwischen Baumtieren und Wassertieren. Prof. Dr. Riehard Semon, München. Tragekasten. Federico E. in Guatemala. Frage*): Ich habe fünf Aquarien und 1 Terrarium, beschränke mich allerdings (ausgenommen einige Goldfische) auf die Pflege der Fisch- bevölkerung hiesiger Gewässer, die an und für sich ziem- lich Allerdings wissenschaftliche Be- nennungen zu geben muß ich unterlassen, da mir jeglicher Anhalt fehlt. Wenn Sie sich indessen der Mühe unter- ziehen wollten, könnte ich Ihnen gerne Präparate ein- artenreich ist. senden. Welche Flüssigkeit halten Sie hierzu für die Beste? Des ferneren noch eine Frage, wenn soviel auf einmal nicht unbescheiden ist. Mein größtes Aquarium ist 8-eckig 80 cm im Durchmesser, mit einem Wasser- stand von 45 cm Höhe, also schon ein mächtiger Kasten. An Pflanzen sind nur Schwimmpflanzen vertreten, wäh- rend der Grund mit groben gewaschenen Sand bedeckt ist. Das Aquarium steht unter freiem Himmel und ist Regen und Sonne ausgesetzt, letzterer auf 6 Stunden am Tag. Algen setzen sich kaum an, die Glasscheiben bleiben monatelang hell und klar, dagegen schon am zweiten Tage wird das Wasser grün, und das nimmt mir alle Lust, der immerwährende Wechsel, abgesehen davon, daß mich jede Füllung $ 10.—, das sind Mk. 4.-—, kostet. Klares Wasser, das zum Trinken Verwendung finden könnte, ist hier teuer, und wird um schweres Geld auf den Straßen verkauft. Wasser, Die hiesige Wasserleitung hat nur schlechtes trüb, oft die reinste Gibt es denn kein Mittel, um mein Aquarienwasser wenigstens auf einen Monat klar zu erhalten? Für Durchlüftung habe ich wenigstens schon etwas gesorgt, indem ich tagtäglich Lehmsauce. etwa 40 Liter Filterwasser durch einen Sandfilter, also rein, aber nicht keimfrei, mit einem feinen Strahl aus 3 Meter senkrechtem Gefälle zuführe. aeihen großartig, weniger die Pflanzen. lebend geborener Jungen ist oft so groß, daß ich einen Meine Tiere ge- Die Vermehrung Posten ausfangen muß und als Hühnerfutter verwende. Antwort: Es wird mir im Interesse der Leser dieser Zeitschrift nur willkommen sein, wenn Sie mir einmal eine kleine Kollektion dortiger Fische, die ihrer Größe nach für das Aquarium geeignet erscheinen, mit genauen Fundortsangaben (geographisch wie auch nach Art und Bodenbeschaffenheit, Temperatur, Salzgehalt usw. der Gewässer) übersenden wollten. Ich rate Ihnen zu folgen- der, von mir rein zufällig entdeckter Konservierungs- methode. Sie töten den Fisch durch einen Stich ins Gehirn und erwärmen ihn in Wasser langsam auf etwa 50°C — auf ein paar Grade mehr kommt es nicht an. Dieser Temperatur wird der Fisch etwa 2—3 Stunden ausgesetzt und dann in etwa 80-90°/,igen Alkohol ge- bracht (der denaturiert sein kann). Von Weise konservierte Kampffische zeigen noch heute (seit 2 Jahren) die volle Farbenschönheit des lebenden Tieres bis auf die Pupille, die weiß geworden ist und durch Anstrich mit schwarzer Farbe ihr natürliches Aussehen mir auf diese *) Ich gebe hier auch einen Teil des Wortlautes, der sich nicht direkt auf die gestellten Fragen bezieht, wieder, weil ich glaube, daß es dem Leser ganz willkommen sein wird, einmal etwas über Aquarienliebhaberei in den Tropen zu hören, K, 187 wieder erhalten mübte. Wahrscheinlich hat das heiße Wasser die Farbstöffzellen gehärtet, so dal sie von dem Wenn nicht anders möglich, legen sie die, ebenso wie oben be- Alkohol nicht mehr ausgelaugt werden können. schrieben, abgetöteten Tiere in Formol (20 eem Formalin auf 1 1 Wasser, eventuell unter Zufügung von etwas Alkohol). vierung von Fischen durchaus ungeeignet. indem diese Flüssigkeit die Farbe in kurzer Zeit zerstört (ein in For- mol konservierter hochroter Goldfisch ist in 14 Im allgemeinen ist aber Formol zur Konser- Tagen völlig weiß, wenn er nicht dunkel aufbewahrt wird) und den Kadaver dermaßen härtet, daß sich nur schwer die zur Bestimmung meist nötige Sektion exakt ausführen läßt. Für die kurze Dauer des Versands (wohl höchstens 6 Wochen) wird es aber wohl angehen, Formol als Ein- schlußmittel zu gebrauchen. Die Glasbüchsen sind sorg- fältie zu verschließen, mit Paraffın oder Wachs oben abzudichten und zwischen Papier, Pflanzenfasern, sog. Holzwolle oder dergl. verpackt in Zinkbehälter für den Überseetransport einzulöten. — Was ihre zweite Frage anbelangt, ist Ihnen sehr rasch zu helfen. Lassen Sie über das Aquarium ein Bretter- oder Strohdach bauen, das die direkten Sonnenstrahlen abhält. Bepflanzen Sie den Sandboden mit dort gewib häufigen echten Unter- wasserpflanzen (Cabomba, Myriophyllum (Tausendblatt)- Arten, Heteranthera, Elodea densa, Sagittaria natans) und lassen Sie die Schwimmpflanzen nicht zu sehr über- wuchern. Die Durchlüftung mit Filterwasser muß ein- gestellt werden, denn dadurch schaffen Sie immer wieder Dann werden Sie ohne Kosten, ohne Wassererneuerung bald kristallklares Wasser im Aquarium haben und behalten. mancher deutsche neue Algenkeime ins Wasser. Übrigens würde Schleiersehwanzzüchter sich freuen, wenn er über größere Portionen solchen „grünen“ Wassers das Ihrem ästhetischen Gefühl als etwas so ganz ab- scheuliches erscheint, jederzeit verfügte: er würde die Durchlüftung sparen, die Brut würde von Fischkrank- heiten unbehelligt bleiben und infolge der reichliehen Nahrung rasch heranwachsen. was Sie ja an Ihren lebend- gebärenden Fischen (wohl Zahnkarpfen?) selbst konsta- tieren konnten. An dieser Sorte Fische herrscht auch bei uns kein Mangel, wenn wir sie auch noch nicht gerade als Hühnerfutter verwenden. Re H. 6. in F. Frage: Ich bin im Besitze von drei Aquarien. 1 zu 861, 281 81 Inhalt. Die zwei kleinen bleiben rein. Doch im großen von 86 1 Inhalt setzt sich an die Scheiben ein braunroter Beschlag, den ich zur Not mit. der Bürste wegbringe, 1 zu und 1 zu nach zwei- bis drei Tagen sich aber wieder von neuem ansetzt. Lichtmangel kann es nicht sein, da das Aqua- rium direkt am Fenster steht. Es ist auch gut bepflanzt. Ist der Beschlag auf Eisengehalt im Wasser oder im Bodengrund zurückzuführen? Auf welche Weise kann ich ihn wegbringen? Ich habe schon Wasser verwandt, doch bleibt es Bodengrund besteht aus Moorerde, Wasserstand beträgt 28 bis 29 em. Antwort: Aber verehrter Herr, wie soll ich das wissen, worin die Ursache des Beschlagens der Scheiben aus 4 Brunnen stets dasselbe. Der Lehm und Sand. zu suchen ist! Probieren Sie doch einfach! Lassen Sie zunächst den Bodengrund ganz weg und nehmen Sie reinen Sand; tritt dann der Scheibenbelag ein, so lieot es am Wasser; tritt er nicht ein, so liegt es am grund. Es kann allen liegen, denn Moorerde ist stets eisenhaltig und das Wasser 3oden- und wird aber wohl an beiden 188 Ein einfaches Mittel, Wasser auf seinen Eisengehalt zu prüfen, besteht darin, daß man einer durch Einkochen im Kochbecher aus Glas auf etwa die Hälfte verdampften Wassermenge einige Tropfen chemisch reine Salzsäure zusetzt und dann einige 10 bis 20 Tropfen Rhodankaliumlösung, unter Vermeidung jedes Beim Umrühren mit einem in Moorgegenden auch. eisenhaltigen Gerätes dabei. (lasstäbehen oder -Löffelehen zeigt sich eine deutliche Xotfärbung der Flüssigkeit, wenn das Wasser Eisen ent- hielt. Sie vermeiden den Übelstand, l.indem sie aus dem Bodengrund die Moorerde fortlassen (die übrigens sonst, zur Kultur von Sumpfpflanzen namentlich, sehr empfehlens- wert ist); 2. indem sie das behutsam abgesaugte (Ab- ziehschlauch!) Aquarienwasser immer wieder zur Auffüllung verwenden, so daß es seinen Eisengehalt allmählich er- schöpfen muß; 3. indem sie vor jeder etwa sich nötig machenden Neueinrichtung die Scheiben und die oberste Sandschicht mit verdünnter Salzsäure (etwa 50/0) sauber reinigen (wiederholt nachspülen!). In den beiden kleineren Aquarien haben Sie wohl keinen gemischten Bodengrund ? Dann hätten Sie ja die Ursache sofort ermittelt! K. Bücherschau. Das Aquarium. Ein Leitfaden bei der Einrichtung und Instandhaltung des Süßwasseraquariums und der Pflege seiner Bewohner von Johs. Peter. Mit 8 Tafeln und 11 Abbildungen im Text. Reclams Universal- bibliothek, No. 3955. Preis broschiert 0.20 Mk. Leipzig, Philipp Reclam jun. Endlich einmal ein wirklich brauchbarer Leitfaden für den Anfänger auf dem Gebiete der Aquarienkunde, ein Leitfaden, wie ihn eben nur ein alter Praktiker, der zugleich mit der Feder bewandert ist, schreiben konnte. In dem Buche spricht lediglich der Liebhaber zum Lieb- haber, langatmige wissenschaftliche Abhandlungen oder Und das dürfte im Verein mit dem billigen Preis das Buch geradezu zu einem Volksbuche machen. Ich bin bei weitem nicht auch nur Begründungen werden vermieden. mit allem, was Peter schreibt und rät, einverstanden, aber ich muß anerkennen und tue das gerne, daß die vom Verfasser gegebenen Ratschläge dem sie befolgenden Lieb- haber recht wohl nützen und niemals schaden können, was man nur von wenigen Leitfäden der Aquarienkunde bisher behaupten konnte. Im Vergleich mit dem ent- sprechenden früheren Bändchen der Universalbibliothek: Arnold, „Das Aquarium in Verbindung mit dem Terra- das hoffentlich nunmehr vergriffen ist, ist das Ich empfinde rıum“ Petersche Buch vortrefflich zu es als Mangel an dem Buche, daß der Verfasser fast ausschließlich die von ihm erprobten bez. konstruierten Hilfsmittel beschreibt und empfiehlt, vielleicht den beschränkten Raum, auf nennen. was durch dem alles zu- sammengedränet werden mußte, entschuldigt werden kann. Einige inzwischen übertroffene bez. abgetane, wie z. B. die Fischbäder mit übermangansaurem Kali, hätten fortbleiben Die Nomenklatur der Pflanzen ist nicht einwandfrei, z. T. aber auch die der , indes lieber sollen. Fische nicht. Das ist indes nicht allzu schwer zu bewerten. Wer wie ich über einer Revision allein der deutschen Arten 14 Tage lang fast ununterbrochen gesessen hat, den Schreibtisch und noch einen anderen Tisch mit Bergen von Literatur bedeckt, weiß ungefähr, was es zu bedeuten hat, eine nach Prioritätsgesetz und Autoritätsangaben ein- Büchersehanu. Auch die deutschen Bezeichnungen bei Pflanzen und Fischen stimmen. nicht überall, desgleichen einige Angaben über Eigenheiten und Kultur mancher Eine Anzahl Druckfehler könnten bei einer Neuauflage vermieden werden. Viel- leicht ließen sich dann auch einige der Tafeln durch wäandfreie Nomenklatur zu geben. Pflanzen. bessere ersetzen. Im Großen und Ganzen aber verdient das Werk Anerkennung und Empfehlung. Da es in erster Linie die praktische Seite der Liebhaberei betont, dürfen solche kleine Unrichtigkeiten in fachwissenschaft- licher Beziehung nicht so hoch angerechnet werden. K. Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Mit be- sonderer Berücksichtigung von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zum Gebrauch in den Schulen und Von Dr. G. Hegi, Privatdozent Universität München. Kustos am k. Botan. Garten. J. F. Lehmanns Verlag, München. In Österreich: A. Pichlers Wwe. & Sohn in Wien. 70 monatliche Liefe- rungen zum Preis von Mk. 1.— =1K 20h. zum Selbstunterricht. an der Von dem prächtigen Lieferungswerke liegen mir heute die Lieferungen 2—5 vor, enthaltend die Fortsetzung der Gefäßkryptogamen, die Nadelhölzer und die hauptsäch- lichsten Wasserpflanzenfamilien aus der Klasse der Mono- kotyledonen (Einkeimblättrige). Die Ausführung der Farbentafeln ist, wie bereits gelegentlich der Besprechung der ersten Lieferung hervorgehoben, im allgemeinen sehr gut und wirklich künstlerisch, wenn wir auch z. B. mit der Abbildung einiger unserer heimischen Wasserpflanzen (Elodea canadensis und Hydrocharis morsus ranae auf Tafel 19) uns nicht ganz einverstanden erklären können. Wir müssen aber eben bedenken, daß alles Menschenwerk Stückwerk ist, und wenn alle Künstler stets gleichwertig und ohne Tadel arbeiten könnten, dann gäbe es auch keine Meisterwerke. Meisterhaft die Abbildungen der verschiedenen Potamogeton-Arten, sowohl die farbigen auf Tafeln wie die schwarzen im Text. Dieses Werk muß sich jeder Verein für Aquarien- und Terrarienkunde für seine Bibliothek zulegen. Er wird es bei Anfragen der Mitglieder nach der und jener Wasser- oder Sumpf- pflanze bald an jedem Sitzungsabend gebrauchen können. Ein solches Werk ist dabei stets belehrender als das besteingerichtete Herbarium: denn dieses enthält Pflanzen- leichen, deren Form, Farbe, Habitus durch das Auspressen des Saftes verändert sind, während uns Hegis Flora lebende Pflanzen lebenswahr vorführt. Und was das Werk für Aquarienvereine besonders wertvoll und un- entbehrlich macht, ist seine Vollständigkeit. Alle be- kannten mitteleuropäischen Arten, aber dazu auch noch alle Unterarten und Formenabweichungen sind gewissenhaft aufgeführt und beschrieben, alle Arten und größtenteils auch die Unterarten und Formenvariationen abgebildet. Um das nur mit einem Beispiel zu belegen: das Werk beschreibt in Lieferung 5 insgesamt 22 mitteleuropäische Laichkrautarten, sämtlich, z. T. farbig abgebildet mit Angaben der Fundorte und Verbreitungsgebiete, ‘und 75 Varietäten, Subvarietäten, Subspezies, Formen, 'ypen usw. ohne die vorkommenden Bastardformen. Zum Vergleich und zur Vervollständigung der einzelnen Familien und Gattungen werden auch die ausländischen Arten wenigstens kurz gestreift und skizziert, stets unter gewissenhafter Autorenbezeichnung, z. B. in Lieferung 5 beim Pfeilkraut. Man lasse sich also die Gelegenheit nicht entgehen, auf bequeme Weise in verhältnismäßig kurzer Frist in den Besitz eines der größten Florenwerke sind der Gegenwart zu gelangen. IR Vereins-Nachrichten. ‚VEREINS Er rt NACI 189 ICHTEN RICHT Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hotel Roth, Neuturmstr. 5. Donnerstag, den 24. Januar 1907. Der Besuch der Versammlung ist auch heute noch schwach. Mit Rücksicht darauf, daß die Veröffentlichung der Fortsetzung des Vortrages des Herrn Dr. Bruner über die Entwicklung unserer Aquarien- und Terrarien- tiere in den Tagesblättern unterblieb, und die Versammlung nur mäßig besucht ist, wird der erwähnte Vortrag auf Donnerstag, den 31. Januar, verschoben. Im Einlauf: Offerte von W. Krause-Krefeld. Herr Oberexpeditor Paukner-Landshut teilt in einem Briefe mit, daß zwei seiner heizbaren, reich bepflanzten Aquarien auf dem Sande einen spinnengewebeartigen grauweißen Belag auf- weisen.. Diese Erscheinung gibt zu einer regen Diskussion Anlaß. Einige Aquarianer haben bereits ähnliche Er- scheinungen in ihren Aquarien wahrgenommen und die- selbe teils für Algen, teils für Bakterien gehalten. Herr Dr. Bruner glaubt, das es sich um Fäulnisbakterien handelt. Herr Kunstmaler Müller ist der Ansicht, er- wähnte Erscheinungen könnte einer Einschleppung dureh mit Bakterien behaftete Pflanzen zuzuschreiben sein. Zur genaueren Feststellung dürfte wohl eine mikroskopische Untersuchung notwendig erscheinen. An Zeitschriften liegen auf: No. 3 der „Blätter“, welche den Schluß des interessanten Aufsatzes von Herrn W. Köhler über „Beiträge zur Biologie der Ophiocephalidae (Schlangen- kopffische)“ enthält. No. 8 von „Natur u. Haus“, in welcher u. a. ein Artikel „Welche Aufschlüsse gibt uns unsere Abbildung über die Natur und das Leben der Klapperschlangen“, enthalten ist. Herr Lankes kommt auf-einige Punkte in diesem Aufsatze zu sprechen. Daß die Haut uns durch ihre Farbe, Musterung und Belichtung auch darüber Aufschluß gibt, daß Crotalus atrox ein ausgesprochenes Sonnenleben führen muß, daß dafür zu gleicher Zeit sein Auge mit der gelben Iris, welche eine mächtige Blende bildet und nur den engen senkrecht gestellten Spalt offen läßt. zeugen soll, wie der Herr Verfasser obigen Artikels meint, erscheint etwas un- verständlich. Es gibt genugsam Schlangen mit helleren und dunkleren Farben, stärkerer und schwächerer Muste- rung und Belichtung als Orotalus atrox, Schlangen. welche eines riesengroßen Augenbrauenschildes entbehren und keine senkrechte Pupille besitzen und doch ein aus- gesprochenes Sonnenleben führen. Alle Reptilien bedürfen der Sonne und damit auch die Schlangen. Tagestiere sind die Klapperschlangen in dem Sinne wie die übrigen Schlangen, welche das Nachtauge entbehren, sicher nicht. Warum dann ein Nachtauge? . Das Nachtleben dieser Schlangenformen dürfte sich hauptsächlich auf den Nahrungserwerb erstrecken. Das Verhalten im Terrarium kann immerhin als ein Beweis dafür angesehen werden. Herr Müller kommt auf das Leben der Geckonen zu sprechen, die sich, obwohl zu den Nachttieren gehörend, sehr gerne an sonnigen Tagen zeigen, ihre Futteraufnahme aber hauptsächlich auf die Dunkelheit beschränken. Herr Müller hat auch schon die Beobachtung gemacht, daß Klapperschlangen auch während des Tages Nahrung zu sich genommen haben. Die Baumotter (Lachesis wagleri) des Herrn Lankes fraß nur nachts, sonnte sich aber tagsüber gerne. — Der neue Bibliothekar Herr Labonte überweist der Vereinsbibliothek: Lutz, Das Leben im Süßwasseraquarium, Dr. Bade, Praxis der Aquarienkunde und Jahrgang 1905 der Fischereizeitung. Besten Dank. Infolge des bedeutenden Wachstums der Gesellschafts- bibliothek in letzterer Zeit ist die Herstellung eines neuen Bücherverzeichnisses veranlaßt. Der Vorsitzende ersucht die Mitglieder, zur Erleichterung der Arbeit die entliehenen Bücher auf kurze Zeit dem Herrn Bibliothekar zur Ver- ‚Vereinslokal: halten wird, umgeben ist. fügung stellen zu wollen. Herr Dr. Steinheil verliest aus dem Prometheus, daß Kupfersulfat das einzige Mittel sei, Algen aus Aquarien zu entfernen, und betont, daß es nicht uninteressant wäre, einen Versuch damit zu machen. Herr Hauptlehrer Großmann hat dieses Mittel bereits erprobt und erklärt, daß eine geringe Lösung genüge, eine Vernichtung der Algen im Aquarium herbeizuführen, dagegen seien die darin befindlichen Vallisnerien auch sofort eingegangen. Weiter macht Herr Hauptlehrer Großmann die Mitteilung, daß er in einem seiner Aquarien die neue Erscheinung wahrgenommen hat, daß seine darin befindlichen Bitterlinge ganz zerfetzte Flossen zeigen, dabei aber frisch und munter sind und auch ganz gut fressen. Einige Herren meinen, es handle sich hier um Parasiten, audere wollen die rauflustigen Hundsfische als Urheber der verstümmelten Flossen der Bitterlinge ansehen. Herr Lankes macht noch die Mitteilung, daß er wieder glücklicher Besitzer einer Lachesis wagleri ist, und zwar eines Exemplars, welches sein früheres, das auf tragische Weise ums Leben kam, noch weit an Schönheit übertreffe. Infolge der gegenwärtig ungünstigen Witterung aber zeige sich die Schlange, trotz jeglicher Wartung, ebenso wie die neu erworbene Naja haje noch ziemlich apathisch und verschmähe jegliches Futterangebot. K. Lankes. ‚„Wasserstern‘, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Augsburg. Hötel „Kaiserhof“, Eingang Halderstraße. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Samstag des Monats Briefadresse: K. Riedel, Haunstetterstr. 21/I. Sitzung vom 2. März 1907. Genehmigung des Protokolls der vorigen Sitzung. Im Einlauf: Fischofferte „Heros“-Nürnberg. Schreiben der „Vallisneria“-Magdeburg Apus cancriformis und productus betreffend. Für das freundliche Entgegenkommen ge- nannten Vereins möchten wir auch an dieser Stelle unsern Dank übermitteln. Brief des Herrn Thumm, Klotzsche- Königswald. Aufliegend „Blätter“ und „Wochenschrift“ No. 7 und 8, „Natur und Haus“ No. 10, Tn „Wochen- schrift“ No. 7 interessiert der von Herrn Dr. Kammerer geschriebene Artikel über „Die Brutpflege des Laub- frosches“. Unser Herr Müllegger teilt hierzu mit, daß es ihm sehon wiederholt gelungen sei, den Laubfrosch in der Gefangenschaft zum Ablaichen zu bringen; einige der entwickelten Fröschehen habe er mit Blattläusen und kleinen Fliegen groß gezogen. In der gleichen Nummer spricht der „Proteus“-Breslau über die Haltung ver- schiedener nordamerikanischer Laubfrösche. Wir haben noch nicht allzu lange begonnen, auch diesen interessanten Zweig unserer Liebhaberei intensiver zu’pflegen. Unter- zeichneter hat sich nun ein großes Terrarium hergestellt, das zum Aufenthalt verschiedener Laubfrösche dient. Eine üppige Sumpflandschaft darstellend, schmücken kräftige Blattpflanzen die hintere Wand des Behälters. Ganz vorn gegen den Beschauer ist ein Wasserbassin eingebaut, das rings von Erde, welche ständig naß ge- Der Boden ist mit Moos be- legt. Ein alter Ast und ein größerer Stein tragen viel zur natürlichen Wirkung bei. Dieser Sumpfteil ist mit ver- schiedenen Oyperus-Arten, Schwertlilien und Vergißmein- nicht bepflanzt, der Wasserspiegel von Riceia und Wasser- linsen bedeckt In dieser Behausung wurden nun im Herbst des Vorjahres 2 Hyla versicolor, eine Hyla carolinensis und Hyla auwrea, einige kleine Wasserfrösche (Rana esculenta) und ein Taufrosch gesetzt, das Ganze häufig bespritzt und im übrigen ganz sich selbst überlassen. Der Behälter stand im geheizten Zimmer. und wurde selbst nicht direckt geheizt. Einer der beiden Ayla versicolor verschwand bald und ließ sich die ganzen Wintermonate nicht mehr sehen, — es war das Weibchen, Das Männchen 190 aber blieb den ganzen Winter hindurch mobil, fraß willig Mehlwürmer aus der Hand und ließ nicht selten seine meckernde Stimme erschallen. Das Weibchen erschien erst wieder Anfang März und begann sofort — auch aus der Hand — willig zu fressen. 5—6 Würmer nimmt der Frosch fast regelmäßig, wenn sie ihm dargeboten werden. Das Männchen dagegen entwickelt weniger Appetit, und es ist eine Seltenheit, wenn es einmal 8 Stück nacheinander annimmt. Auch der große Australier, Ayla aurea, frißt Mehlwürmer aus der Hand, schwer das zarte Fröschehen Hyla carolinensis, doch nimmt auch dieses ihm vor- geworfene Bissen sofort an. Sämtliche Tiere überwinterten im geheizten Zimmer, wo nachts eine bedeutende Tempe- raturerniederung eintrat, ganz vorzüglich. Wir sind da- durch veranlaßt zu glauben, daß eine Heizung des Behälters nicht unbedingt nötig ist. Bei niederen Tempe- raturgraden verbirgt sich Hyla aurea zumeist im Wasser und färbt sich unscheinbar schmutzig braun, wogegen das Tier auf dem Stein oder einem Blatt des Philodendron sitzend in wunderbarer Färbung prangt. Auch bei Ayla versicolor ist ein plötzlicher Farbenwechsel zu beobachten, Das weißgraue Tier wird, wenn es sich z. B. auf den Erd- boden begibt, nicht selten schmutzig erdfarbig, wodurch es sich der Unterlage vorzüglich anpaßt (chromatische Funktion). In No. 8 schreibt die „Nymphaea alba“, Berlin, daß eines ihrer Mitglieder den Verlust seiner Pfleslinge der Fütterung von Mückenlarven zu schreibt. Das dürfte die Ursache wohl nicht sein, denn wir füttern fleißig mit Mückenlarven (auch Corethra), nieht nur größere Fische sondern auch Zahnkärpflinge und konnten eine derartige Beobachtung bis jetzt noch nicht verzeichnen. In der gleichen No. interessierten uns die Ausführungen des Vereins der Aquarien- und Terrarienfreunde“-Berlin über die Zucht und Pflege roter Planorben. Diese sach- lichen Mitteilungen möchten wir nach unseren Erfahrungen Wort für Wort unterschreiben. Des weiteren: Fortsetzung des Artikels von Thumm „Über die Zucht von Aquarien- fischen.“ Unterzeichneter züchtete wiederholt Paratilapia multicolor. Das Weibchen zeitigte das erste mal 13 sehr große mit Dottersack versehene Junge, welche geraume Zeit nicht zu schwimmen vermochten. Die Zweite Brut war nun dagegen äußerst zahlreich, 54 Stück — doch waren die Tierchen ganz auffallend, — wohl um die Hälfte — kleiner als die der ersten Zucht und vermochten, nach- dem sie das schützende Maul der Mutter verlassen hatten sofort zu schwimmen. Zu unserem heutigen Demon- strationsabend bringt Herr Foertsch Corethra und Libellenlarven, Herr Müllegger die präparierte Haut eines Gürteltieress und eines Nilkrokodils. Unter- zeichneter zeigt je ein Exemplar des Stein-, Scheiben-, Forellen- und Kaulbarsches, Hecht, den gemeinen und den Steingreßling, letzteres ein prächtiges ausgewachsenes Tier. Ferner eine ca. 8 cm lange Regenbogenforelle mit verkrümmten Rückgrat. Die Tiere befinden sich sämtlich in vorzüglicher Verfassung. Alle werden ohne Durch- lüftung gehalten. Anschließend: Verteilung bestellter Pflanzen und Triton pyrrhogaster. Herr Tritzl stiftet für die Bibliothekskasse den Erlös aus einem Paar dieser Molche und für die Verlosungskasse zur Versteigerung eine Limnocharis humboldti wofür wir dem Spender herzlich danken: Hierauf Besprechung von Ausstellungs- angelegenheiten. Riedel. Sitzung vom 16. März 1907. Einlauf: Offerte von Karl Pfitzer über Korkrinden. Bambusstäbe. Preisliste Matte. Offerte Krause-Krefeld. Karte eines Schülers unserer Jugendabteilung. Mitteilung der Schultzeschen Verlagsbuchhandlung, Jahrbücher be- treffend. Herr Hans Renner-Murnau ersucht um Über- sendung unserer Papiere. Aufgenommen: Herr Hausmann. Angemeldet: Herr Funktionar Seiler, Herr Oberexpeditor Lieb, Herr Expeditor W. Wiesinger, Herr Tapezierer Unkauf, Herr Bäckermeister Steger-Oberhausen und Frau Witzgall-Kronach. Aufliegend „Blätter“ und „Wochen- schrift“ No. 8-9. In der „Wochenschrift“ lesen wir über die Zucht des Goldfisches im Zimmeraquarium. Unserem Herrn Friedrieh ist die Zucht dieses Fisches, vor einigen Jahren schon, ebenfalls gelungen. Die Auf- sätze über die Sandviper und über Süßwasserschwämme interessieren. In „Wochenschrift“ No. 9 schreibt der „JLotus“-Wien über Haltung und Pflege von Seefischen -2—83 Stück nacheinander. Vereins-Nachrichten. im Aquarium. Wir stimmen mit der Ansicht vollständig überein, daß Meeresfische in erster Linie sauerstoffreiches und bakterienfreies Wasser beanspruchen. Durch Daphnien usw. verdorbenes Wasser bewirkt sofort Un- behagen. Die Fische verweigern die Nahrung und gehen trotz ausgiebigster Durchlüftung rasch ein. In diesem Falle ist eine Erneuerung des Wassers unbedingt baldigst nötig. Doch glauben wir, daß eine monatliche Erneuerung, wenn ein derartiger Fall nicht vorliegt, nicht nötig ist. Wir pflegten Brassen, Schmetterlingsfische, Drachenkopf, Ansauger, Grundeln, Skorpionsfische, Flunder, Peter- männchen usw. Monate, teilweise schon über ein Jahr im gleichen Wasser. Das beste Futter ist und bleibt der Wurm, der von allen hier benannten Fischen mit Aus- nahme des Petermännchens gerne genommen wird. Fast alle Fische vermögen ganz beträchtliche Exemplare zu verschlingen. Der Drachenkopf beispielsweise nimmt Auch rohes Rindfleisch und Herz wird mit Ausnahme des Petermännchens von allen gerne gefressen. Bei reichlicher Fütterung mit lebenden Regenwürmern beobachtet man allerdings eine Trübung des Wassers, doch ist diese Erscheinung nicht von Belang. Das Wasser klärt sich sehr bald wieder. Brassen weiden mit Vorliebe die veraleten Scheiben des Behälters ab und vermögen mit dieser Nahrungsaulnahme obne Zutat von Fleisch und Wurmfütterung zu leben, Plötzliche Tempe- raturunterschiede sind gefährlich. Beispielsweise ver- ursacht das Versetzen der Fische von wärmeren in be- deutend kälteres Wasser unbedingt den Tod und warnt genannter Verein mit Recht vor solehem Beginnen. Starke Durchlüftung ist wie schon erwähnt notwendig. Das Versetzen des Petermännchens zur Nachtzeit in einen Behälter ohne Sandbelag zur Fütterung halten wir für zu umständlich und auch schon deshalb nicht für zweck- mäßig, weil das Tier den ihm zum Verstecke dienenden Sandbelag wohl vermissen wird und herausgerissen aus den natürlichen Verhältnissen weniger leicht an das Futter gehen dürfte. Nach. unseren Beobachtungen ist auch häufig dieser Fisch zur Nachtzeit im Sande vergraben und schießt blitzarti@ aus demselben heraus auf eine Beute, beispielsweise ein Fischehen oder eine Quappe des Wasserfrosches, diese äußerst sicher erhaschend. Wir beobachteten, daß das Tier nach diesem Vorstoß zumeist wieder im Sande verschwindet. Herr Müllegger hält heute seinen Vortrag über die Einrichtung von Seewasser- aquarien mit Demonstration. Im theoretischen Teile der Ausführungen gibt der Vortragende praktische Winke über die Auswahl des Sandes, die zum Bau des Felsens zu verwendenden Gesteinsarten, über den Aufbau des Felsens im besonderen, über die Verwendung von künst- lichen und natürlichen Seewasser, ferner über den zweck- mäßigen Stand des Behälters, die Unterhaltung desselben und die Pflege der Tiere. Möglichst feiner Sand ist zur Haltung bestimmter Tiere notwendig. (Cylinderrosen, Fische die sich im Sande vergraben usw.). Der aus Granit oder Marmor mit Portlandzement hergestellte Felsen muß, nachdem er getrocknet, mindestens 8—10 Tage gründlich in täglich erneuerten Wasser gewässert werden. Salz kann dem Wasser beigegeben werden. Häufiges Abbürsten der Zementverbindungen mit einer kräftigen Wurzelbürste ist ratsam. Lichter Stand ist zum Zwecke der Algenbildung an den Glasscheiben zu empfehlen, schon deshalb, weil die Algen zur Reinhaltung des Wassers bedeutend beitragen. Natürliches Seewasser ist un- ersetzlich, doch läßt sich bei geeigneter Auswahl der Tiere künstliches gut verwenden. Man füttere regel- mäßig alle zwei Tage. Gute, fleißige Fütterung lohnen die Tiere durch prächtige Entfaltung. Die Durchlüftungs- frage ist komplizierter. Gewisse Arten bedürfen reich- licher Sauerstoffzufuhr, andere wieder sind weniger em- pfindlich Das muß der Pfleger herausfinden. Vortragender glaubt beobachtet zu haben, daß die Mittelmeertiere gegenüber den Bewohnern der Nordischen Meere sauer- stoff bedürftiger seien, doch ist dies so allgemein nicht anzunehmen. Vollständiges beiseitelassen der Durch- lüftung ist für den Anfänger nie zu empfehlen. Der Fortgeschrittene kann Versuche riskieren. Referent hält junge Nelken schon Monate ohne Dureblüftung und stehen die Tierchen güt. Der praktische Teil des Vortrages führte den Zuhörern die Einrichtung eines Seewasseraquariums vor Augen. Demonstriert wurden hierzu folgende Tiere; Vereins-Nachrichten. Seestern, Garneele, Seepferdchen, Kärpfling, diekhörnige Rose, Purpurrose, Gürtelrose und Seemannsliebcehen. Diese Tiere versetzt hierauf Vortragender in den Behälter und versteigert das Ganze unter die Versammelten, Die Verlosung eines von Herrn Vieregg gestifteten Schleier- schwanzes bringt der Verlosungskasse einen Betrag von 2 M. 20 Pfg., wofür dem Spender herzlichst gedankt wird. Unterzeichneter demonstriert noch Lacerta jonica und Triton vulgaris subsp. graeca. Herr Müllegger wendet den durch den Verkauf des gewonnenen Schleierschwanzes erzielten Betrag von 50 Pfg. in dankenswerter Weise der Verlosungskasse zu. Nach Schluß der Sitzung gelangen Ausstellungsangelegenheiten zur Besprechung. Riedel. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg. (RE. V.) Vereinslokal: „Walhalla“, Hefnersplatz 7/l. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Dienstag des Monats. Briefadresse: Fritz Fischer, Nürnberg, Martin Richterstr. 12. Sitzung vom 19. März 1907. Anwesend 35 Mitglieder und 5 Gäste. Zur Aufnahme als ordentliches Mitglied meldet sich Herr k. Telegraphen- mechaniker Fr. Schwemmer-Nürnberg. — Protokollver- lesen. — Einlauf: Offerten von Liebig-Dresden und Glas- warenfabrik Ehl-Köln; Gesuche um Zusendung der Satzungen an verschiedene auswärtige Liebhaber. Zeit- schriften. — Über letztere referieren eingehend die Herren Gruber, Kalb und Fischer. Die Pflanzenpreisliste von H. Henkel-Darmstadt liegt auf und geht an die betreffende Firma nochmals eine bedeutende Bestellung zusammen. Herr Rentier Jul. Hailmann hatte hierauf die Güte, in einem mit viel Humor gewürzten, jedoch sehr interessanten und fesselnden Vortrag seine „Erinnerungen aus meiner Seemannslaufbahn“ zum besten zu geben. Ein großer Globus, sowie mehrere Spezialkarten dienten dem Redner dazu, den Zuhörern seine dreimal in verschiedenen Rich- tungen mitgemachten Weltumsegelungen zu veranschau- lichen. Die verschiedenen Aufschlüsse über Land und Leute der besuchten Erdteile sowie eine kurze Beschrei- bung der Vegetationen, des Klimas usw. waren von hohem lehrreichen Werte. Da die mannigfachen Erlebnisse nicht an einem Abend vollständig besprochen werden konnten, so sah sich Herr Hailmann, dem Wunsche der Anwesenden entsprechend, veranlaßt, den II. Teil seiner Erlebnisse für eine der nächsten Sitzungen in Aussicht zu stellen. — Nach weiteren Besprechungen von Züchtungsangelegen- heiten und Beantwortung verschiedener Fragen gab der l. Vorsitzende noch bekannt, daß sich weitere Spender für die Vergrößerung der Bücherei gefunden haben. Es übergab Herr Seifert Il das Werk: „Das Liebesleben in der Natur“ von W. Bölsche und Herr Fahrenholtz-Fürth: „Die empfehlenswertesten Pflanzen für Zimmer, Winter- gärten und Terrarien“. Die Verwaltung. Ordentliche Sitzung vom 2. April 1907 Der I. Vorsitzende. Herr Fr. Fischer, eröffnete die- selbe unter herzlicher Begrüßung der zahlreich erschiene- nen Mitglieder und Gäste. Das Protokoll wurde wie verfaßt, genehmigt. Einlauf: „Die Schülervereinigung der Naturfreunde zu Braunschweig“ ersucht um Anschluß an den „Heros“. Offerten der Firmen Schmitt-München und Glaschker-Leipzig (Glasartikel). Bestellung der „Nymphaea“-Leipzig und „Wasserstern“-Augsburg auf Fische; Zeitschriften. — Uber den Inhalt der aufliegenden verschiedenen Zeitschriften referiert Herr Fischer; mehrere interessante Abhandlungen werden eingehend besprochen. Der Ausführung des Herrn K. Stansch am Schlusse seines Aufsatzes in der „Wochenschrift“ No. 13 „Poecilia cau- cana St.“ pflichten wir aus eigener Erfahrung bei. Wir sind außerdem der Anschauung, daß alle lebend ge- bärenden Fische wohl nicht aus Mordgier, sondern ver- anlaßt durch die Schmerzen der Geburtswehen, sich an den sie verlassenden Jungen vergreifen. Im übrigen dürften auch die meisten Beobachtungen dahin gehen, daß die Jungen nicht alle gefressen, sondern einfach mit dem Maule gepackt, geschüttelt und dann fallen gelassen werden, ein Vorgang, der jedenfalls obige Anschauung mit rechtfertigt. Daß aber nicht alle Fische Rabeneltern sind, geht wieder aus anderen Beobachtungen hervor, die dartun, daß das Girard. dee.-Weibchen keines seiner Nach- kommen getötet hat. — Eine interessante Debatte ver- anlaßt die Frage bei welcher Temperatur sich die Danio 191 rerio am wohlsten fühlen. Aus den Erfahrungen mehrerer, diese Fische mit Erfolg züchtender Herren ist der Schluß zu ziehen, daß dieselben keine hohe Temperatur . be- anspruchen, sich jedoch bei 15—16° ©. am wohlsten fühlen, Die Zucht und Pflege der Paratilapia mult. (Maulbrüter) schildert anschließend Herr Schlenk, zugleich betonend, daß er jedem Herrn, der sich der Züchtung fremd- ländischer Fische widmen will, diese Fische ganz be- sonders empfehlen möchte. Herr Ingenieur Stibor hatte hierauf die Güte, das Wort zu seinem Vortrag: „Über Panzerechsen und deren Naturgeschichte“ zu ergreifen. Mit großer Spannung folgten die Zuhörer den inter- essanten Ausführungen, die sich speziell mit den ver- schiedenen Arten und deren Verbreitungsgebiete befaßten. Dann folgten die Beschreibungen der Sitten und Ge- bräuche der Volksstämme bei denen die Krokodile als heilig verehrt werden. Ein lebendes kleines Nilkrokodil, ein präparierter Alligator, mehrere Krokodilhäute (2 bis 3 ın groß) sowie eine Anzahl Abbildungen und Karten dienten dem Redner zur eingehenden Erläuterungen seiner höchst lehrreichen Ausführungen. Eine eigens gezeichnete Weltkarte mit dem Verbreitungsgebiet der Panzerechsen wurde schenkungsweise der Sammlung der Gesellschaft überlassen. Reicher Beifall wurde dem Vortragenden zuteil, dem sich herzlicher Dank des I. Vorsitzenden anschloß. Allgemeine Anerkennung wurde der Firma Heinr. Henkel für die prächtigen Pflanzensendungen zuteil; dagegen herrschte großer Unwille über die von der Firma Reichelt-Berlin gesandten Myriophyllum- Stengel: Kleine Stengel ohne Kopf und Wurzel zu ver- hältnismäßig sehr hohem Preise. Da übrigens die neuen Triebe aus den roten Stücken schön hellgrün hervor- sprossen, liegt die Vermutung nahe, daß die rote Farbe mit chemischen Substanzen erzielt worden. Mehrere einem Chemiker überlassene Stücke werden hoffentlich bald Klarheit in diese Angelegenheit bringen. Den Schluß der Sitzung bildete eine Gratisverlosung, welche eine größere Anzahl junger Chanchitos (Heros facetus) um- faßte. Die Verwaltung. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Vereinsabend jeden 1. und 3. Freitag im Monat in Josef Gruß’ Restaurant, IX, Währingerstraße 67. Sitzung vom 1. März 1907. Nach herzlicher Begrüßung der zahlreichen Mitgliede und Gäste eröffnete der I. Vorsitzende Herr J. Fische die Versammlung. Verlesung und Genehmigung de" Protokolls der letzten Sitzung. Im Einlauf „Blätter No. 7 u. 8, „Wochenschrift“ No. 7 u. 8, „Natur u. Haus, No. 10, „Allgem. Gärtner-Zeitung“ No. 1—3, „Illus Flora“ No. 3; Briefe der Herren Pittel, Brünn, Pro® Dr. F. Urban, Plau, betr. Satzungen; Freiherr v. Haus‘ stein, Graz, wünscht Bezugsquellen von Riesensalamandern- Aus No. 3 der „lllustr. Flora“ gelangt ein Artikel zur Verlesung, der oft gänzlich widersinnige Anschauungen und Ratschläge betr. Einrichtung eines Süßwasseraqua- riums bringt. Herr Wessely übernimmt es, sich mit dem Redakteur genannter Zeitschrift ins Einvernehmen zu setzen, und wird einen fach- und sachgemäßen Artikel über Einrichtung eines Aquariums schreiben. Denn wenn sich jemand nach diesem Artikel ein Aquarium einrichten und mit allerhand Fischen, Molchen, Fröschen, Eidechsen und Insekten besetzen würde, so hätte er wenig Grund, sich dieses Aquariums freuen zu können. Hierauf wurde zur Anmeldung zur diesjährigen Ausstellung geschritten; viele Anmeldungen sind schon eingelangt. Um die Vor- arbeiten zur Ausstellung zu leisten, wurde ein Aus- stellungskomitee gewählt, welches aus den Herren L. Demuth, Architekt Prutscher und Unterzeichneten be- steht. Eventuelle Wünsche und Anfragen sind der Kommission anzugeben. Herr Dr. Kreisler zeigt eine weitere Verbessung seines Injektionsdurchlüfters vor, und wird dieser demnächst in den „Blättern“ in Wort und Bild vorgeführt. Herr Prof. Hiesl gibt in kurzem Vor- trag Aufschluß über das Leben der seinerzeit bezogenen Zonurus giganteus im Terrarium. Nach Erledigung einiger interner Angelegenheiten Schluß der Versammlung. Sitzung vom 15. März 1907. Eröffnung der gutbesuchten Versammlung durch Herrn Fischer. Schreiben unseres Brudervereins „W asser- 192 stern“-Augsburg, der Herren Mitglieder, Pallisch-Pitten und Bischoff-Brünn, betr. Seetiere. Schreiben von Herrn Prof. Hinterberger, hier, betr. Satzungen. Herr Flur- schütz-Paris bittet um Zusendung von Gottesanbeterin, selber wird gebeten, sich mit Herrn Dr. P. Kammerer in Verbindung zu setzen. Karte von Dr. Kammerer, betr. Wohnungsveränderung, Herr Architekt Otto A. Sielow- Wien XIII. ersucht um Statuten, Monatsblatt des „Wasserstern“-Augsburg, Brief und Offerte der Wilden- schwerter Fischzuchtanstalt. Die günstigen Offerten werden von den Mitgliedern fleißig benutzt. Ein Paar Eupomotis heros (2). neue Cichliden (?) Art aus Porto-Rico, kauft der Verein und verlost selbes unter die anwesenden Mitglieder. Offerte der Firma Niemand-Quedlinburg, Schreiben von Herrn Müllauer-Stuttgart, betr. Durch- lüfter der Firma Hirzel, dort, Liste von Glaschker-Leipzig und Glaswerke Deuben. Fachzeitschriften „Blätter“ No. 9—10, „Wochenschrift“ No. 7—11, „Natur u. Haus“ No.9. Nach Erledigung des Einlaufes wurde zur Tages- ordnung geschritten. Betr. einer Exkursion wurde be- schlossen, selbe, da die Vegetation durch den strengen Winter noch sehr zurück ist, für später zurückzustellen. Punkt II der Tagesordnung. Seetierbestellung. Mitglieder, welehe Seetiere bestellt haben, werden bei Ankunft der Sendung verständigt, und werden gebeten, selbe sofort abzuholen. Hierauf erfolgt die Verlosung eines Zucht- paares Eupomotis heros? spe. Um Zusendung von Offerten in Aquarienfischen ersucht der Verein. Heft3 u. 4 der Aquarienbibliothek gelangten zur Besprechung. Herrn Karl Stansch und dem Verlag Zickfeldt gebühren für die Sehöpfung und Herausgabe dieser wohlfeilen Hefte der Dank aller Liebhaber. Es wäre nur zu wünschen, daß das Erscheinen der einzelnen Hefte in rascherer Auf- einanderfolge möglich wäre. Herr Neumann und Unter- zeichneter unternahmen Versuche mit getrocknetem an Steinen angewachsenen Öarraphenmoos (Chondrus [Fucus] crispus, Gigartina mammillosa), welches zu medizinischen Zwecken (Hausmittel) im Handel vorkommt, und erzielten einen zufriedenstellenden Erfolg, vielleicht wird es da- durch möglich, in unseren Seewasserbecken von diesen schön gekrausten Algen, durch Sporenvermehrung, Erfolge zu erzielen, und es wird vielleicht die Zeit nicht mehr fern sein, wo wir auch mit Meeres-Algen besetzte Aqua- rien besitzen werden. Hierauf berichtet Herr Fischer über seine Kulturen von Ulven aus dem Küstenlande. Er machte im vorigen Herbst seine Urlaubsreise an die Adria, und sammelte dort unter anderem auch Ulven. Er ver- suchte selbe auch in Süßwasser zu kultivieren, jedoch im vorigen Herbst gingen die Ulven, erdrückt durch andere Süßwasserpflanzen, stark zurück. Nun, heuer im Frühjahr sieht man, wie die stehengebliebenen Stümpfe wieder aus- treiben, und einige Pflanzen sind jetzt über 20 cm groß und kräftig. Viel Licht, größere Behälter um Temperatur- schwankungen möglichst zu verhüten ist erste Bedingung. Eine zweite Bedingung ist auch, nicht zu viele Pflanzen in einem Behälter. Die neuwachsenden Triebe sind etwas schmächtiger als die in der freien Natur im Seewasser vorkommenden. Die Asche von verkohlten Meeresalgen ist den Nährsalzlösungen unbedingt vorzuziehen, da die Pflanzen nur diejenigen Salze assimilieren, welche sie zum Aufbau benötigen, und diese Salze sind im richtigen Ver- hältnis in der Asche vorhanden, nur muß man sich auch hier von einer, eventuell zu starken, also dadurch schädlich wirkenden Anreicherung von Salzen hüten. Nach diesen interessanten Ausführungen schloß sich eine sehr lebhafte Debatte daran an, betr. natürlichen und künstlichen See- wassers. Einige Herren verschmähen künstliches See- wasser ganz und nehmen nur natürliches. Ebenso wurde zur Sprache gebracht, daß man das käufliche, natürliche Seesalz gut verwenden Kann. Nur muß dieses Wasser vor Ingebrauchnahme ca. 6—8 Wochen stehen. Die Mit- glieder, die sich bei der heurigen Ausstellung des „Lotus“ beteiligen wollen, werden höflichst ersucht, dem Aus- stellungskomitee, Anzahl, Größe, Bepflanzung und Be- setzung der Behälter bekannt zu geben, damit danach die Einteilung getroffen wird. Der Vorstand hofft, daß sich die verehrlichen Mitglieder an der Ausstellung auf das lebhafteste beteiligen werden, und ersucht die Mitglieder mit aller Kraft mitzubauen zu dem guten Gelingen der Ausstellung, damit Kennern und Laien etwas geboten Vereins-Nachrichte . wird. Mit diesem Wunsche schloß der I. Vorsitzende die Sitzung. Georg Ruda, Schriftführer. Fragekasten des „Triton“, Berlin. (Die Benutzung desselben steht auch Nichtmitgliedern frei.) Fragel. Was sind Seenesseln? (Erwähnt im „Triton“- Bericht vom 8. März 1907; 18. ordentl. Sitzung.) Antwort: Als Seenesseln bezeiehnet man ver- schiedene zu den Coelenteraten gehörige Meeresbewohner, welche Nesselorgane besitzen. Diese Quallen- oder polypenartigen Tiere haben Kapseln, in welchen der sog. Nesselfaden aufgerollt liegt. Bei der Berührung der Kapsel schnellt dieser Faden mit großer Kraft hervor und entleert seinen Inhalt, ein ätzendes Gift, in die verursachte Wunde. Kleine Tiere werden davon getötet, größere gelähmt. Auch den Menschen verursachen sie schmerz- hafte Empfindungen, jedoch ohne ernsthafte Folgen. Solche Nesseltiere sind z. B. die Aktinie, die Blasenqualle (Physalıa pelagica) und die Haarqualle (Oyanea capillata). Frage 2. Würden Sie die Güte haben, mir eine empfehlenswerte Firma für den Bezug von Seetieren zu nennen? Schmitt-München hat auf meine Anfrage nicht reagiert. Antwort: Auch uns ist zur Zeit eine empfehlenswerte Spezialfirma nicht bekannt. Handelt es sich um Aktinien oder ähnliche ausdauernde Tiere, so wenden Sie sich doch an unser Mitglied Herrn P. Stieler-Berlin, Prinzenstr. 74, oder Herrn E. Reichelt-Berlin, Elsasserstr. 12, welche dergleichen meistens beschaffen können. Handelt es sich um Sonderwünsche, so stellen wir Ihnen unsre Tages- ordnung (Punkt 8: „Zu kaufen gesucht“) kostenlos zur Verfügung. Frage 3: Lohnt es sich für den Liebhaber, Zier- fische zu züchten und findet man dafür jederzeit Absatz gegen eine der Mühe einigermaßen entsprechende Ent- schädigung? Antwort: Daß das Züchten von Zierfischen lohnend sein kann, beweist Ihnen die Existenz so und so vieler Züchter, denen das Züchten oft nicht nur eine Neben- beschäftigung, sondern sogar Hauptberuf ist. Freilich ist der Erfolg abhängig von mancherlei Umständen, auch stellt das Züchten an die Geduld und: Selbstverleugnung des Betreffenden harte Ansprüche. In der Regel ist der Lieb- haber zufrieden, wenn er die Unkosten seiner Liebhaberei soeben damit herausschlagen kann. Der „Triton“ hat es sich zur Aufgabe gestellt, seinen Mitgliedern den Absatz ihrer Zuchtresultate zu ermöglichen; die Versandabteilung nimmt Jungfische zu jeder Zeit und zu Preisen, welche der Menge und Qualität entsprechen, entgegen. Frage 4. Mir ist ein ziemlich starkes, älteres Mikroskop zum Kaufe angeboten worden. Welche Ge- sichtspunkte kommen bei der Wahl. eines solchen in Be- tracht, und welchen Preis muß man wohl anlegen ? Antwort: Lassen sie sich durch die Angabe einer starken Vergrößerung nicht blenden! Viel wichtiger ist die Lichtstärke des Instrumentes, sowie die Schärfe und Klarheit des Bildes. Für den Liebhaber ist eine Ver-- erößerung bis zu 250- oder 800fach linear völlig aus- reichend: das Zellgewebe bei Tier und Pflanze sowie die Infusorienwelt ist prächtig damit zu erforschen. Von allen älteren Systemen raten wir dringend ab; jede neuere Konstruktion bedeutet irgend einen Fortschritt, irgend eine Vervollkommnung. Wenn sie sich uns an- vertrauen wollen, so besorgen wir Ihnen für den Preis von 52 Mark (ohne Versandkosten) ein Mikroskop, mit dem Sie durchaus zufrieden sein werden. Frage 5. Welehe UÜberwasserpflanzen sind für ein mittelgroßes Aquarium mit etwa 30 cm Wasserstand zu empfehlen und wo erhalte ieh dieselben ? Antwort: Wir nennen Ihnen: Froschlöffel (Alisma plantago), mehrere Pfeilkräuter (Sagittaria sagittifolia, S. japonica, S sinensis), den Eidechsenschwanz (Saururus lueidus), die weißbestäubte Thalie (Thalia dealbata) und das Öypergras: (Oyperus alternifolius). Wir haben Ihr Schreiben unserer Versandabteilung übergeben, welche in der Lage ist, diese Pflanzen zu liefern. Wenden Sie sich gefl. mit Tier- und Pflanzenbestellungen immer an unsere Geschäftsstelle bei Herrn R. Lentz-Berlin SO 26, Reichenbergerstraße 35. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz ’schen Verlagsbuchhandlung, "Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. % Jahrgang XVIH. Heft 20. 2 IN EEG NEDS Erena mans 5. DC £ Illustrierte Wochen-Schrift für Über das Salmiakbad als Mittel zur runs der Gyrodactylusseuche. Von Dr. med. Wilhelm Roth, Zürich. or einigen Jahren hat Dr. E. Ziegler- Spandau!) in einem Aufsatze über unsere Fischparasiten anläßlich der Be- I häufigsten sprechung des Ammoniakbades als Mittel zur Vertilgung des Gyrodactylusden Vorschlag gemacht, an dessen Stelle den Salmiak, d.h. die Chlorverbindung des Ammoniaks (Ammo- niumchlorid, Ammonium chloratum) zu ver- wenden. Der genannte Autor ist von der Über- legung ausgegangen, daß das an Chlor gebundene Ammoniak die Kiemen der Fische viel weniger verätze, abgesehen davon, daß dieses Salz ja in der Medizin speziell als schleimlösendes Mittel Verwendung finde Die letztere Eigen- schaft des Salmiaks glaubte er deswegen be- sonders hervorheben zu müssen, weil ich es mehrfach als einen besondern Vorzug des Ammoniakbades bezeichnet habe, dab dieses Mittel durch die infolge seiner starken Alkalescenz bewirkte, rasche Auflösung des die Parasiten auf der Fischhaut und namentlich auch in den Kiemen einhüllenden Schleimes den Schmarotzern besser beikommt, im Gegensatz zum Koch- salzbad, welches in einer Konzentration von 2—5°/, durch Wasserentziehung die Ober- fläche der Schleimschicht eindickt, bezw. zur Gerinnung bringt, wodurch die in den tiefern Schichten sitzenden und namentlich zwischen den Kiemenblättchen hausenden Parasiten oft längere Zeit vor der Einwirkung des Mittels geschützt sind.”) 2) „Wochenschrift für und Terrarien- kunde“, 1905, S. 152. 2) Ich habe, wie schon an anderer Stelle erwähnt, tatsächlich im 2°/igen Kochsalzbad in größern Schleim- flocken eingehüllte Gyrodaetylen mehrere Stunden leben gesehen, während freiliegende im nämlichen Bade in wenigen Minuten abstarben. Aquarien- Späterhin wurde der Salmiak von Timmer- mann?) in 1°/,iger Lösung zur Vertilgung der Hydra empfohlen. Vor kurzem hat Aug. Hart- mann-Hamburg,*) gestützt auf günstige Er- fahrungen das Salmiakbad neuerdings zur Be- kämpfung der Gyrodactylusseuche dringend em- pfohlen, indem er angibt, daß „ein Bad von 3°/, Stärke, 4—5 mal wiederholt, den Fisch sicher von der Seuche befreit“. Der genannte Herr ist augenscheinlich ohne den Vorschlag Dr. Ziege- lers zu kennen, durch theoretische, allerdings, wie ich weiter unten zeigen werde, nicht ganz einwandfreie Überlegungen dazu veranlaßt worden, dieses Mittel zu versuchen. Wenn ich es seinerzeit verabsäumt habe, auf den Vorschlag Dr. Ziegelers näher ein- zutreten, d. h. den Salmiak auf seine Wirk- samkeit bezüglich der Vernichtung des oben angeführten Parasiten zu prüfen und die ge- wonnenen Resultate mit den mit dem Ammo- niakbad erzielten zu vergleichen, so habe ich das nun in eingehender Weise insofern nach- geholt, als ich die Angaben Aug. Hartmanns nach allen Richtungen hin sorgfältig nachprüfte. Ich habe hierbei alle jene Vorsichtsmaßregeln beobachtet, deren Berücksichtigung ich schon anläßlich früherer Untersuchungen’) mehrfach dringend anempfohlen habe, damit wir mit gutem Gewissen ein Mittel einerseits als zuverlässig zur Vertilgung von Parasiten, andererseits als für die in Frage kommenden Fische unschädlich empfehlen dürfen. 3) Vereinsbericht der „Aquarien- u. Terrarienfreunde*, Berlin, in „Blätter“ 1905, S. 31. %, Vereinsbericht des „Linne“, beck, v. 11. Febr. 1907. 5) „Natur und Haus“, Hamburg —Barm- 1904, Nr. 16, 18 und 19. 194 Es genügt eben nicht, daß wir ein Mittel, bei dessen Anwendung wir kranke Fische, bei denen vielleicht die parasitäre Natur ihrer Krankheit nicht einmal mikroskopisch festgestellt ist, scheinbar gesunden bezw. von ihren Schma- rotzern befreit werden sehen, deshalb nun gleich als absolut sicher empfehlen, wie denn auch Herr Hartmann sein Salmiakbad in vorsichtiger und deshalb anzuerkennender Weise zur Nach- prüfung anempfohlen hat. Neben in empirischer Weise gewonnenen, günstigen Resultaten haben wir uns durchaus auch auf experimentellem Wege über die Zuverlässigkeit des betreffenden Mittels zu vergewissern. Man geht hierbei wohl am besten so vor, daß man in erster Linie feststellt, welche Lösungsstärke eines Mittels notwendig ist, um die während des Versuches unter dem Mikroskope zu beobachtenden Parasiten mit Sicherheit ab- zutöten, und ferner wie viel Zeit dazu erforder- lich ist. Dabei ist unbedingt zu berücksichtigen, ob die betreffenden Schmarotzer bloßliegen, d. h. der Einwirkung des Mittels direkt aus- gesetzt oder ob sie in dem von der Fischhaut abgestreiften Schleim eingebettet sind ; ferner wie sich das Mittel gegenüber den in der Haut und in den Kiemen (eines frisch getöteten Fisches) mit ihrem Hakenkranze tief ver- ankerten Parasiten verhält. Hierauf ist zu untersuchen, ob die heraus- gefundene Konzentration und der größern Sicher- heit wegen womöglich eine noch etwas stärkere von der betreffenden Fischart ohne Schaden vertragen wird. Bei der Ausführung der Vorversuche, welche anfänglich mit schwachen, dann immer stärkern Lösungen ausgeführt werden, dürfte es zweckmäßig sein, vorerst gesunde Fische (z. B. gewöhnliche Goldfische) zu ver- wenden und dann erst, namentlich in Anbetracht desmöglicherweise spärlich vorhandenen Kranken- materiales, mit den parasitenkranken Schleier- fischen zu experimentieren. Bei der alsdann zu definitiven Heilungs- zwecken vorgenommenen, wohl meist ausmehreren, in ein- bis zweitägigen Pausen angewandten Bädern bestehende „Badekur“ entnehmen wir zur Bestätigung der früher gewonnenen Resultate ab und zu eine vorsichtig abgestreifte Spur Schleim zur mikroskopischen Untersuchung. Da ferner gewisse dem Gyrodactylus elegans nachverwandte Daktylogyrusarten (z. B. der große Dactylogyrus fallax) aus- schließlich in den Kiemen schmarotzen, so habe ich seinerzeit vorgeschlagen, durch die an anderer Dr. med. Wilhelm Roth: Über das Salmiakbad als Mittel zur Bekämpfung der Gyrodaetylusseuche. Stelle genauer beschriebene „Untersuchung der Kiemen am lebenden Fisch“ die all- fällige Anwesenheit der meist schon dem bloßem Auge sichtbaren Schmarotzer, sowie auch schwere und unheilbare, durch sie hervorgerufene Zer- störungen der Kiemenblättchen festzustellen. Schließlich werden wir es nicht verabsäumen, sowohl gleich nach beendigter Badekur als auch mehrere Wochen später den einen oder andern der hinfälligsten Patienten im Interesse einer genauen Untersuchung auf etwa noch vor- handene und sich wieder vermehrende Parasiten zu opfern. Willst du endlich noch ein Mehreres tun, — ich meinerseits habe es auch in diesem Falle wieder getan —, so setze deinen wertvollsten Schleierschwanz (je mehr er dich gekostet hat, desto besser!) in das stärkste von dir aus- probierte Bad und lasse ihn womöglich ein paar Minuten länger darin, als du zu verschreiben gedenkst. Kannst du das, ohne Herzklopfen zu bekommen, und verträgt dein Fisch das Bad ohne Schaden, — dann empfehle dein vortreffliches Mittel überall hin! Vergiß aber ja nicht beizufügen, daß Fische, die gerade am Krepieren sind und es unfehlbar morgen oder übermorgen sicher tun werden, selbst- verständlich auch dein Fischbad, wenn sie es etwa lebend verlassen sollten, doch nicht lange überleben‘ Die in obiger Weise mit dem Hartmann- schen Salmiakbad erzielten Resultate sind nun in allen wesentlichen Punkten so vorzüg- liche gewesen, daß dieses Mittel unbedenklich zur Bekämpfung der Gyrodactylus-Seuche emp- fohlen werden darf. 1, 2 und 3%ige Salmiaklösungen wurden von gesunden und kranken Fischen ebenso gut vertragen wie entsprechend starke Kochsalz- bäder; eine irgendwie stärkere Ätzwirkung als durch die letzteren, konnte ich nicht feststellen. Einige vorauszusehende Verluste, die ich wäh- rend der Badeprozedur erlitt, fallen nicht dem Mittel, sondern der zu weit vorgeschrittenen Krankheit zur Last. Was die Dauer der Salmiakbäder anbetrifit, über welche sich Herr Hartmann leider nicht geäußert hat, so wird nach meinen Erfahrungen das 2%ige (wohl das empfehlenswerteste) 10 bis 15, das 3%ige 3 bis 5 Minuten lang meist gut vertragen, und diese Badezeiten dürften wohl durchschnittlich zur Vertilgung der Para- siten genügend sein, — wenn ich auch gelegent- lich auf einer Flosse tief im Schleime sitzende Dr. Paul Kammerer: Biologische Rundschau. Gyrodaktylen im 2%igen Bade nach 10 Minuten noch lebend (allerdings wohl schwer geschädigt) und erst nach 17—18 Minuten ganz tot auf- gefunden habe, oder im 3%igen nach 3 bezw. 7 Minuten. Einen Umstand, der mir während meiner Experimente mehrfach aufgefallen ist und den ich durch gleichzeitig vorgenommene Parallel- versuche vollständig bestätigt gefunden habe, darf ich jedoch nicht unerwähnt lassen, nämlich das bereits oben berührte, übereinstimmende Verhalten zwischen dem Salmiak- und dem auch von mir mehrfach erprobten und emp- fohlenen Kochsalzbad. Diese Übereinstimmung ist nicht nur be- züglich der Toleranz durch die Fische und der Vertilgungsschnelligkeit der Parasiten eine vollständige, sondern sieäußertsichauch gegenüber dem Verhalten der Bäder zu den in Frage kommen- den organischen bezw. organisierten Sub- stanzen. Ganz wie im Kochsalzbad schrumpfen auch in der Salmiaklösung Schleim, Zellen der Fischhaut und Parasiten durch Wasser- entziehung zusammen, was sich namentlich auch durch ihr Undurchsichtigwerden äußert, Eine Lösung bezw. Verflüssigung des Schleims, wie sie Dr. Ziegeler dem Salmiak zugeschrieben hat, ist nicht vorhanden, wie denn auch der ärztlicherseits verordnete Salmiak nicht eine Verflüssigung bereits vorhandenen Schleimes bezweckt, sondern durch Reizung der Schleim- drüsen die Absonderung eines reichlichen, flüssi- gen Schleimes bewirkt. Die parasitenvernichtende Wirkung des Sal- miaks ist offenbar wie diejenige des Kochsalzes in erster Linie auf die, den lebenden Organis- mus zerstörende Wasserentziehung zurück- zuführen. Wenn Herr Hartmann glaubt, das Chlor des Kochsalzes (Chlornatrium) sei das wirksame Prinzip, so ist dies insofern zu be- anstanden, als dem Chlor in dieser Verbindung die ätzenden und giftigen Eigenschaften abgehen. Ganz ebenso verhält es sich mit dem Chlor des Salmiaks, bei welchem außerdem das an Chlor gebundene Ammoniak seine spezifische Giftig- keit und die schleimverflüssigende Alkalescenz eingebüßt hat. Wenn nun auch das Salmiakbad nicht, wie man auf theoretische Erwägungen hin an- zunehmen geneigt sein möchte, die Vorteile des Ammoniak- und Kochsalzbades in sich ver- einigt, und das erstere der beiden in mehrfacher Beziehung nicht ganz zu ersetzen vermag, SO dürfte es dennoch viele Anhänger finden. — 195 Wählen wir nun von den bisher empfohlenen Mitteln, welches wir wollen, die Hauptsache ist und bleibt die, daß wir alle neuerworbenen Schleierfische ohne Ausnahme und selbst die schon längere Zeit in unserm Besitze befind- lichen (namentlich auch Zuchtpaare) wiederholt eine antiparasitäre Kur durchmachen lassen. Wir gehen kaum fehl, wenn wir behaupten, daß alle Schleierfische (wie auch die anderen Goldfischabarten) mit Ektoparasiten behaftet sind. Mindestens 90% gehen daran zu Grunde, während wir bei rechtzeitiger Anwendung des Ammoniak- bezw. Kochsalz- oder Salmiakbades geradezu erfreuliche Resultate zu verzeichnen haben. Hierfür zum Schlusse ein typisches Beispiel: Ein mir befreundeter Züchter hat im ver- gangenen Sommer von einer unserer besten Firmen zur Heranziehung von Zuchtfischen prachtvolle, einjährige Hochflosser bezogen, von denen er mir auch etliche abgab. Während jener nun seine Fische unverzüglich, wie ich ihn vor Jahren persönlich instruiert, und wie er es seither mit bestem Erfolge ausgeübt, einer intensiven Ammoniakkur (1°/,0), kombiniert mit Kochsalzbädern, unterwarf, habe ich (!) es — z. T. aus purer Nachlässigkeit — unterlassen. Daß die. Fische wirklich tadellos gesund und unverdächtig aussahen, und ich sie den Winter über wegen Zeitmangel nicht selbst hatte ver- pflegen können, möge mir der geneigte Leser nicht als Entschuldigungsgründe anrechnen. Während jetzt der erwähnte Züchter, wie ich mich unlängst überzeugt habe, zuchtfähige, prächtige, breitlappige Schleier zeigende Tiere besitzt, haben meine, mit ihren eichelförmig zusammengeschrumpften Flossen und eckig ab- gemagerten Körpern einen bejammernswerten Anblick gewährenden Fische — das Kranken- material für die vorstehenden Untersuchuugen geliefert! Biologische Rundschau. Von Dr. Paul Kammerer-Wien. IV. Einfluß der Schwerkraft auf Eier und Eientwicklung. Wohl jeder Tümpelfreund kennt die großen, schwim- menden Klumpen, die man im zeitigen Frühjahr in ver- schiedenen stehenden Gewässern findet. Sie bestehen aus zitternder, glasheller Gallertmasse, in der hunderte von sehwarzen Pünktchen sichtbar sind: wir haben den Laich einer unserer braunen Landfroscharten vor uns 196 Dr. Paul Kammerer und die schwarzen Pünktchen sind die einzelnen, im An- fange vollkommen kugelförmigen Eier, deren jedes von einer gleichfalls kugeligen Gallerthülle umgeben und durch sie einerseits von den Nachbarn geschieden, anderseits aber doch mit ihnen zu dem Gesamtklumpen verklebt ist. Die im Innern des Klumpens gelegenen Eier befinden sich durch jene Verkittung mehr oder weniger in einge- engter Zwangslage, während die nahe der Außenfläche gelegenen oder von den übrigen abgetrennten Bier von Spannungen freier sind. Betrachten wir soleh ein einzelnes Ei, so sehen wir durch seine Gallerthülle hindurch an ihm eine deutlich ausgesprochene „Polarität“, welche durch bestimmte Anordnung zweier verschiedener Stoffe hervorgerufen wird: wir finden einen fast schwarzen Teil und einen helleren gelbgrauen Teil; ersterer verbreitet sich an der Kugel- oberfläche von dem einen Pol bis weit über den Aquator hinaus, so daß für letzteren nur eine kleine Kuppe in unmittelbarer Umgebung des anderen Poles übrig bleibt. Im Innern des Eies ist jedoch der helle (dotterreichere) Teil vorherschend. Wird ein frischbesamtes Froschei samt Hülle ins Wasser geworfen, so stellt es sich derart ein, daß der dunkle („animale“) Pol aufwärts, der helle („vegeta- tive“) Pol aber abwärts gerichtet ist; demnach steht die beide Pole verbindende „Eiachse“ senkrecht und läßt nichts So verhält es sich wenigstens beim Grasfrosch (Rana temporaria L.), während die Eiachse beim Teichfrosch (R. esculenta L.) ein wenig schief steht, so daß von oben gesehen an einer Seite ein sichelförmiger Teil der hellen Kuppe wahr- nehmbar bleibt. von der hellen Kuppe erkennen. Es sind insbesondere die Bier der Frösche gewesen, an denen der geniale Begründer der „Entwicklungs- mechanik“, Wilhelm Roux in Halle a. S., umfassende Versuche angestellt hat. Dieselben ergaben zunächst, daß die zwei verschieden gefärbten Substanzen auch ein ver- schiedenes Gewicht besitzen, und zwar ist natürlich nach dem Gesagten der dunkle Teil der leichtere, der helle der schwerere: die Eier sind also nach Art der bekannten „Männchen-Steh auf“ gebaut, wobei die helle Kuppe dem Bleiknopf, die dunkle dem Hollundermark oder Holz- stück entspricht. Diesem Tatbestande gegenüber war es naheliegend, anzunehmen, daß die Anziehungskraft der Erde oder Schwerkraft eine besondere Bedeutung für die Entwicklung der Froscheier haben müsse; denn da noch immer in den Köpfen herumspukt, daß die Natureinriehtungen um jeden Preis „zweckmäßig“ sein sollen, war man folgerichtig auch genötiet in jener so bestimmten Einstellung der Laichkörner zum Erdmittelpunkte etwas für deren Ent- wicklung Unentbehrliches zu suchen. Versuche von Roux'), Morgan?) undKathariner?°) haben aber klar erwiesen, daß die Schwerkraft für die Ausbildung der Embryonen gleichgültig ist. Zu diesem Zwecke schalteten sie zunächst die Schwer- kraftswirkung gänzlich aus: Roux ließ die Eier an einem sogenannten Klinostaten-Apparate, den die Pflanzenphy- siologen erfunden haben, sich in lotrechter Lage langsam drehen. Verpackung in nasser Watte hinderte sie, ihre wagerechte Lage zu verändern. Obzwar nun unter diesen Umständen die helleren Pole nach den verschiedensten vichtungen gewendet verharren konnten, was den wirk- lichen Ausschluß der Schwer-, wie auch einer Fliehkraft bezeugt, entwickelten sich die Keime vollkommen normal. : Biologische Rundschau. Dann wurden der Schwerkraft entzogene Eier noch extra der Fliehkraft ausgesetzt: Roux ließ sie mit Hilfe des- selben Klinostaten, der nur stärker in Gang gesetzt wurde in einem Glase frei durcheinander kugeln: auch diese „Überschlageier“ entwickelten sich normal, obzwar ihre Lage zum Erdmittelpunkte in jedem Augenblicke geändert wurde. OÖ. Hertwig*) ließ die Eier gar in einem Zentri- fugenapparate rotieren: eine Gewaltmaßregel, welche vollständige Sonderung der Eier in einen hellen, bloß Dotter enthaltenden und einen dunklen, bloß Keimsubstanz enthaltenden Kugelabschnitt zur Folge hatte. Letzterer allein furchte sich, lieferte aber bisweilen ganz normale Embryonen. Nicht bei allen Tieren scheint die Unabhängigkeit von der Schwerkraft in gleichem Maße zuzutreffen: nament- lich sind es einige Insekten, welche ihre Eiermassen stets in Anordnungen ablegen, die so konstant eindeutig be- stimmte Lagen zum Erdmittelpuukte aufweisen, daß aber- mals der Gedanke an eine Beziehung zwischen Schwer- kraft und Entwicklung nicht von vorneherein von der Hand zu weisen war. Untersucht wurde in dieser Hinsicht nur das Eigehäuse vommattschwarzenKolbenwasserkäfer(Hydrophi- lus aterrimus Eschsch.). Und hier ergaben die Untersuchun- gen in der Tat, daß die von den Weibchen jener schönen, dem Aquarienliebhaber wohlbekannten Käfer kunstvoll gesponnenen Kokons mit ihren sinnreich angebrachten Luftkammern und Beschwerungs-Ballast in ihrem Ge- deihen von der Schwerkraft beeinflußt werden. Zum Verständnis der betreffenden, von Megusar?) ausgeführten Experimente ist eine klare Vorstellung vom architektonischen Bau eines Eikokons notwendig. Dieser wurde zwar schon oft beschrieben und abgebildet, aber es erging ihm dabei wie dem bekannten Nest des dreistacheligen Stichlings: eine anfängliche, grundfalsche Angabe ging unentwegt in sämtliche nachfolgenden Schrif- ten und Figuren über, so daß man darnach die Wirk- lichkeit kaum wiederzuerkennen vermag. Die Eigehäuse der beiden heimischen Hydrophilus- Arten (H. aterrimus und piceus) sind nach ein- und dem- selben Bauplane konstruiert. Ein Unterschied ließe sich lediglich in der Gestalt, Größe und Zahl der Eier nach- weisen; diese Unterscheidungsmittel können aber nur auf die ersten Kokons Anwendung finden, für die weiteren lassen uns jegliche Bestimmungsmittel im Stich. da hier vielfach Unregelmäßigkeiten Platz greifen. Während seiner Zuchtversuche hatte Megusar nämlich Gelegen- heit gehabt zu beobachten, dab ein einziges Tier in relativ kurzer Zeit 4 bis 7 Kokons zu spinnen imstande ist, von welchen jeder folgende dem vorhergehenden inbezug auf Größe und Eizahl nachsteht. Immerhin ist die bisherige Meinung, das Wasserkäferweibehen fertige nur einen ein- zigen Kokon an und gehe dann zu Grunde, nunmehr ab- zuweisen. Der Kokon (Figur 1) repräsentiert ein rundlich-ovales, nußgroßes, gelblich-weißes Gespinst;am engeren Abschnitte fällt ein durehschnittlich 3 em langer, abgeplatteter, hinten gefurchter, zugespitzter Fortsatz von rötlichbrauner Farbe ins Auge, der gegen den Grund zu eine dreieckige Ver- breiterung erfährt. Bisher glaubte man, dieser sogenannte „Mast“ diene als Windfang, als Ventilation für den Innen- raum des „Schiffehens“, wo die Eier liegen. Da er sich indessen als vollkommen solid, nicht als hohl oder porös erwies, dürfte die erwähnte ältere Annahme nicht stimmen; vielmehr sieht MegusSar in ihm einen Anker, Dr. Paul Kammerer der das Schiffehen an seichten Stellen zwischen Sumpf- pflanzen festhält, so daß es bei Wellenschlag nicht um- geworfen oder aus dem Wasser geschleudert werden kann. Unmittelbar an den Mast schließt sich nach unten eine zarte, durchscheinende Membran in Form eines Kreisab- sehnittes an, das sog. „Fensterchen“, welches zur Zeit des Ausschlüpfens von den Larven durchgenagt wird und ihnen so das Verlassen des Kokons ermöglicht. Trägt Fig. 1. Außerer Bau des Eikokons von Hydrophilus aterrimus in natürlicher Stellung auf der Wasserfläche (Vorderansicht). Als Beschwerballast sind hier Faden- algen (Oladophora) verwendet. (Nat. Gr.) man die Decke des Kokons ab, so gewahrt man, daß er auszwei Schichten zusammmengesetzt ist, aus einer äußeren sehr dünnen und in sich vollständig geschlossenen Schicht, die den Kokon gegen die Außenwelt absperrt, und einer inneren gelblichweißen, pergamentartigen Schicht, die vor jener Stelle der äußeren Membran, wo sie das bereits erwähnte Fensterchen bildet, plötzlich aufhört. Der fehlende Teil wird durch ein mächtiges und lockeres Gespinst ersetzt. Die länglich ovalen, geraden oder etwas gekrümmten Eier (Fig 2) nehmen eine halbkreisförmige Fläche des Bodens ungefähr in der Mitte des von der inneren Schichte umschlossenen Raumes ein und stehen senkrecht dicht nebeneinander. Infolge dieser Lagerung erscheint der Schwerpunkt des Schiffehens in dessen bauchig erweiterten Teil verlegt, der die Hauptmasse der Eier beherbergt, Diese sind mittels zarter, widerstandsfähiger Fäden einer- seits untereinander fest in der Gruppe zusammencchalten, anderseits an die umgebende Wand der Innenschicht festgeheftet. Das einzelne Ei läßt einen stumpfen, nach oben gerichteten, uud einen spitzen, nach unten gerichteten Pol erkennen, von welchen der erstere dem späteren Schwanzende, der letztere dem späteren Kopfende der Larve entspricht. Die obere schwach gewölbte, mit der Luft in Be- rührung bleibende Seite wird von mannigfachen leichten Gegenständen, wie welken Baumblättern, Teilen Wasserpflanzen (vgl. Fig. 1), zufällig ins Wasser gefallenen Papierstücken bedeckt, welche meist derart mit dem Kokon versponnen sind, daß seine vordere Seite, d. i. diejenige, wo sich der Mast befindet, freibleibt, und jene Bestandteile von : Biologische Rundschau. 197 zu beiden Seiten und namentlich an der Hinterseite des Kokons herunterhängen, wodurch sie zum erforderlichen Übergewichte seines rückwärtigen Teiles bei- steuern. So ist nach alledem die Stellung des Kokons auf der Wasserfläche die, daß er etwas mehr als die Hälfte ins Wasser versenkt, sein vorderer Teil gegenüber dem hinteren ein wenig nach aufwärts gerichtet erscheint, so daß ein kleines Stück des Fensterchens samt dem ganzen Maste aus dem Wasser herausragt. Was nun die eigentlichen Versuche anlangt, so überlasse ich dem Autor selbst das Wort: „Am 6. Juli 1905 traf ich in einem meiner Zuchtaquarien gegen 1,3 Uhr nachm. zwei aus der Umgebung von Wien stammende Weibchen direkt bei ihren Brutgeschäften, isolierte sie noch während des Spinnens, indem ich die Tiere samt den kaum zur Hälfte gesponnenen, noch am Hinterleib stecken- den Kokons in zwei große, mit den Zeichen A und B versehene Gläser einschöpfte, wobei sie sich in der Erfüllung ihrer Mutterpflichten nicht weiter stören ließen und nur im Momente der Übertragung die Bewegung ihrer Vaginal- palpen einstellten; in ihren neuen Behältern setzten sie das Brutgeschäft in aller Ruhe fort. Nach Fertigstellung des Kokons (4 Uhr 5 Minuten nachm.) entfernte ich die Weibehen und kehrte unmittelbar darauf die er- haltenen Kokons um.“ Das Ergebnis dieser Umkehrung war das fol- - gende: „Am 13. Juli, ungefähr gegen die Mittagsstunde, bemerkte ich in dem Glase A, das den einen von den unter abnormen Bedingungen aufgestellten Kokons enthielt, drei Larven. im Wasser, die sich in der Gestalt, Größe und Lebensfähigkeit von den sich im Kontrollversuchs- glas befindenden und bereits zwei Tage früher ausgeschlüpf- ten stark unterschieden (Fig. 3). Alle drei Individuen charakterisierte eine geringe Größe: ein Exemplar besaß unmittelbar nach dem Ausschlüpfen im gestreckten Zu- stande die Länge von 10 mm. während die andern zwei eine Länge von 8!/;, mm aufwiesen im Gegensatze zu den auf dem normalen Wege entwickelten Larven, deren Durchsehnittslänge 13 mm betrug. Sie zeigten einen Fig. 2. Innerer Bau des Kokons von Hydrophilus aterrimus. (Nat. Gr.) plumpen Körperbau, der besonders deutlich im Schwanz- ende zum Ausdruck gelangte. Das Benehmen im Wasser war besonders bei den zwei kleineren Larven von großer Schwerfälligkeit. Letztere hielten sich stets in unmittel- barer Nähe der Wasseroberfläche und konnten nicht von der Stelle. Ihre wiederholt unternommenen Versuche, die Tiefe des Wassers zu erreichen, mißlangen stets; denn ihre Kräfte waren zu gering, den Wasserwiderstand zu überwinden. Eine Nahrung, die in kleinen Krustern (Cyelops, Daphnia, Cypris) bestand, nahmen sie wenigstens 198 während meiner Anwesenheit nicht auf. Etwas mehr Lebensenergie ließ sich bei der größeren Larve konstatieren. Bald kreiste sie an der Glaswand in ziemlicher Wasser- höhe umher, bald ließ sie sich in schräger Richtung unter sichtlichen Anstrengungen in die Tiefe. Beim Fressen zeigte sie nur geringe Geschicklichkeit. Sie schnappte zwar öfter mit ihren Oberkiefern nach den vorbeirollenden Muschelkrebsen, welches Futter den Larven in diesem Stadium am meisten zusagt; jedoch verfehlte sie fast regelmäßig ihr Ziel. Tags darauf fand ich die kleinen Larven stark zusammengeschrumpft am Boden liegen, nur die große blieb noch am Leben, jedoch wurden auch an ihr Zeichen des herannahenden Todes bemerkbar; denn sie war ungemein träge, nur-zuweilen schlug sie mit ihrem Schwanzende kräftig nach ihrer Rückenseite hin. Am folgenden Tage ereilte sie das nämliche Schicksal wie Hi cl Fig. 3. a. Larve von Hydro- philus gleich nach dem Aus- schlüpfen bei normaler Stel- lung des Kokons. b. Larven und Embryonen bei verkehr- ter Stellung des Kokons. ihre Genossinnen.“ Im Versuchskokon B trafen ganz ähnliche Be- gleiterscheinungen ein wie im vorher besprochenen Kokon. Das Gesamtresultat läßt sich daher in folgende Worte zusammenfassen: Die verkehrte Lage des Wasserkäfer-Eikokons be- wirkt eine Verzögerung in der Entwicklung der Eier und eine Verküm- merung der ausschlüpfen- den Larven. Die normale Wirkung der Schwerkraft bildet demnach keinen un- umgänglich notwendigen Faktor für die Entwicklung der Hydrophilus-Eier, wohl aber für die normale Ausbildung und Lebensfähigkeit der Hydrophilus-Larven. Literatur: 1. Roux, Wilhelm, „Die Entwicklungsmechanik, ein neuer Zweig der biologischen Wissenschaft“. — Roux’ Vorträge und Aufsätze, I. Heft, Leipzig 1905, bei W. Engelmann. 2. Morgan, Thomas Hunt, „The dispensibility of the constant action of Gravity and of a Centrifugal Force in the development of the Toads Egg.“ — Anato- mischer Anzeiger. XXV., 1904, S. 94 bis 96. 3. Kathariner, L., „Über die bedingte Unabhängigkeit der Entwicklung des polar differenzierten Eies von der Schwerkraft“. — Archiv für Entwicklungs- mechanik, XII. 1901, 597 bis 609. Vgl. auch ebenda- XIV, 1902, S. 290 bis 299. 4. Hertwig, Oskar, „Über einige am befruchteten Froschei durch Zentrifugalkraft hervorgerufene Me- chanomorphosen“. — Sitzungsberichte der Berliner Akademie, VI. Physiol.-Mathem. Klasse, II. S. 14 bit 18, 21. Jänner 1897. . MeguSar, Franz, „Einfluß anormaler Gravitations- richtung auf die Embryonalentwicklung von Hydro- philus aterrimus Eschscholz.“* — Arch. f. Entwick- lungsmech., XXIL., 1906, Heft 1/2, S. 141 bis 148. RR OU Kleine Mitteilungen. — Fragekasten. Kleine Mitteilungen. Der blutende See. Anläßlich der Mitte Februar auftretenden, zum Leidwesen von Groß und Klein rasch wieder verschwindenden Zürcher „Seegefrörne“ brachte ein Trüppchen waghalsiger, die Tragfähigkeit der Eis- decke ausprobierender Knaben die Mitteilung heim, es müsse draußen, ungefähr in der Mitte des Sees, ein Un- glück passiert sein; es liege, wie umhergespritzt, allent- halben Blut auf dem Eise. Ein paar Tage später suchten andere Knaben die Stelle auf und fanden die angeblichen Blutspuren nicht nur sehr weit herum verbreitet, sondern sie machten die bemerkenswerte Beobachtung, daß an Stellen, wo die Eisdecke geborsten war, die klaftenden Spalten wie mit Blut ausgefüllt schienen. Daß es sich hierbei einfach um eine, wenn auch sehr interessante und nicht häufige Naturerscheinung handelte, lag auf der Hand, und zwar bestand dieselbe in Ober- flächenanhäufungen des in No. 35, Jahrgang 1906 unter dem volkstümlichen Namen „Burgunderblut“ geschil- derten roten Schwingfadens, Oscillatoria rube- scens de Cand. Während es für gewöhnlich, wie ich an der zitierten Stelle ausgeführt habe, bei dem im Zürichsee vor- kommenden roten Schwingfaden, die von Prof. C. Schröter Teil eben deshalb als besondere Varietät bezeichnet wird, nicht zur Bildung einer „See- blüte“ kommt wie im Murtenersee, sehen wir dies nun unter dem Einfluß der Eisbildung bezw. der abnorm starken Abkühlung des Wassers geschehen — immerhin mit der Einschränkung, daß es sich nicht um eine eigent- liche Oberflächenvegetation, einfach um den „Auftrieb“ der im Wasser schwebenden Schwingfäden handelt. Was die Ursache dieses Auftriebes scheint sie nicht völlig abgeklärt zu sein. die massenhafte Ansammlung der roten Schwingalge an der Wasseroberfläche bezw. unter der Eisdecke auf den im Wasser auftretenden zum sondern anbetrifft, so Wenn man in Folge des Luftabschlusses Sauerstoffmangel zurückgeführt hat, so möchte ich gegen diese Auffassung einwenden, daß derselbe von sehr vielen anderen, namentlich höher organisierten Lebewesen bis zum Fisch hinauf wohl in viel stärkerem Maße empfunden würde. In Anbetracht der ungeheuren Wassermenge des Seebeckens dürfte übrigens ein empfindlicher Sauerstoff- mangel sich richt so bald geltend machen, namentlich auch in Anbetracht des Umstandes, daß im kalten Wasser das Atem- bezw. Sauerstoffbedürfnis selbst der höheren Tiere stark herabgesetzt ist. Sehr viel mehr dürfte der “unter bestimmten Verhältnissen erfolgende Auftrieb des roten Schwingfadens auch in diesem Falle mit dem für ihn charakteristischen, aus zahlreichen Luftbläschen be- stehenden hydrostatischen Apparat in Zusammenhang stehen. Dr. W. Roth, % Trasekasten. 6. 6. in Linz a. D. 1. Frage: Auf welche Weise trocknet man Futtertierchen (Daphnien usw., auch Gam- marus pulex) und wie werden die getrockneten Tierchen verfüttert ? Bücher- und Zeitschriftenschau. — Vereins-Nachrichten. Antwort: Indem man sie frisch gefangen auf Tüchern in der Sonne ausbreitet und abtrocknen läßt; das vollständige Austrocknen erfolgt auf Bisenblechen auf der Grude oder sonstwo. Indes rate ich niemand zu dieser Arbeit; die trocknenden Kruster verbreiten einen Pestgestank und ihr Wert als Futter ist mindestens ein recht bescheidener. Lebendes Futter ersetzen sie nicht annähernd. 2. Frage: Halten Sie es für praktisch, in einem feuchten Terrarium statt eines Blechbehälters für die Erde, den Boden und die in Betracht kommenden Seitenteile mit gewöhnlichem Glaserkitt zu überziehen ? Antwort: 3. Frage: Welche exotischen Echsen halten Sie für Anfänger am besten geeignet? Antwort: Wenn unter exotisch wie gewöhnlich tropisch verstanden wird, gar keine. Wenn Sie dagegen schlechthin ausländisch darunter verstehen, die Mauer- und Wieseneidechsen in ihren prächtigen Farben- varietäten (Lacerta muralis und L. serpa), und wenn das Terrarium warm genug aufgestellt ist, die Smaragd- eidechse (L. viridis). F. P. in L. Prof. Dr. Kurt Lampert, Kgl. Ober- studienrat. Stuttgart, Kgl. Naturalienkabinett. Neuauflage dürfte wohl kaum zu erwarten sein, da der Gelehrte mit anderen Arbeiten überhäuft ist. 1 Nein! % Bücher- und Zeitschriftenschau. Die Großschmetterlinge und Raupen Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der biologischen Ver- hältnisse. Ein Bestimmungswerk und Handbuch für Sammler, Schulen, Museen und alle Naturfreunde. Heraus- gegeben von Prof. Dr. Kurt Lampert, Oberstudienrat, Vorstand des K. Naturalienkabinetts, Stuttgart. Mit 95 Tafeln in feinstem Farbendruck mit Darstellung von _ VEREINS: re es NACHRICHTEN 199 über 2000 Formen und über 200 Seiten Text mit 65 Ab- bildungen. — Lexikon-Format. 30 Lieferungen ä 75 Pfg. — Kompl. geb. Mk. 24.— Heute liegen uns die Lieferungen 6—10 des bereits wiederholt an dieser Stelle anerkennend hervorgehobenen Lampertschen Schmetterlingsbuches vor. Auch die Tafeln, welche diesen Lieferungen beigegeben sind, verdienen nur Lob und werden jeden Laien in die Lage setzen, etwa auf Exkursionen gesammelte Schmetterlinge mit Sicherheit zu erkennen. Wir wollen bei dieser Gelegen- heit nicht versäumen, unsere Terrarienliebhaber auf dieses so bequem dem Minderbemittelten zugängliche Prachtwerk hinzuweisen. An anderer Stelle Zeitschrift ist bereits wiederholt zu wissenschaftlicher Be- handlung der Fütterungsfragen für Terrarientiere hin- gewiesen worden, wobei über warnfarbengeschützte Insek- ten, u. a. über solche Schmetterlinge, gesprochen wurde. Zur Ermittelung geeigneten Versuchsmaterials würde das Schmetterlingswerk von Lampert für jedermann ein vor- trefflicher Wegweiser sein, da es nicht nur die Schmetter- auch in dieser linge, sondern auch deren Raupen in vorzüglicher Weise zur Anschauung bringt. } K. „Kosmos“. Handweiser für Naturfreunde. IV. Jahrg., Heft 2/5 ä 30 Pfg. (pro Jahrgang 12 Hefte Mk. 2.80) Stuttgart, „Kosmos“, Gesellschaft der Natur- freunde (Geschäftsstelle: Franckh’sche Verlagshandlung). Die letzten 4 Hefte des „Kosmos-Handweisers“ ent- halten wieder manches auch für den Aquarien- und Terrarienfreund Interessante. So Heft 2 einen Aufsatz „Radiographische Aufnahmen von Schneckenschalen“, dessen Illustrationen uns eine gute Vorstellung von der Innenarchitektur des Schneckengehäuses geben, Heft 3 s „Rätsel des Skorpions“ von J. H. Fabre, Heft 4 (die Frühlingsnummer) etwas über das Chamaeleon unter der Überschrift „Seltsame Lieblinge“, mit allerdings nicht gerade mustergiltigen photographischen Illustrationen, Dazu ist von allgemeinem Interesse noch das Referat von O. Lehmann über seine Versuche mit flüssigen Kristallen (reich und vorzüglich illustriert) und manches andere, Es sei auch hier wie schon wiederholt empfehlend auf die Zeitschrift verwiesen. K. »r Si Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg. (E. V.) Vereinslokal: Börsenhotel, Mönkedamm 7. Briefadresse: Dr. Franck, Hamburg 6, Schröderstiftstr. 7/9 I. Generalversammlung vom 4. Februar 1907. „Salvinia“, Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und genehmigt. Eingegangen sind vom „Kosmos“ Heft 1 des Jahrgangs 1907 und France, „Streifzüge im Wasser- tropfen“. Von Dr. Kreffts Werk das „Terrarium“ sind . die Lieferungen 1—4 und von der Bibliotheck für Aqua- rien und Terrarienkunde die Hefte 3 und 4 eingetroffen. Auf die Hefte dieser Sammlung wird eine größere ge- meinsame Bestellung vorgenommen werden. Offerten des Durchlüftungskessels von Albert Hirzel-Stuttgart ge- langen zur Verteilung. Die „Isis“-München hat uns den Führer dureh die Ausstellung 1906 und ihr Ausstellungs- plakat gesandt; für beides sagen wir unseren besten Dank. — Darauf erstattete der Vorsitzende den folgenden Jahresbericht: Meine Herren! In erster Linie möchte ich feststellen, daß wir den jetzigen Verein „Salvinia“ als Weiterführung der früheren „Salvinia* betrachten. Wir bezeichnen daher auch dieses Vereinsjahr als das neunte. Diese unsere Stellungnahme ist nicht ohne Bei- spiel; so hat sich der „Triton“-Berlin auch schon einmal aufgelöst und nach seiner Neukonstituierung seine Kxistenz von dem früheren Gründungstermin an gerechnet. Frei. 200 lich liegt einiges bei uns anders. Wir haben auch die Prinzipien unseres Vereins einer gründlichen Revision unterzogen und mancherlei geändert. — Als bei den Stürmen am Schlusse des Jahres 1905 der Verein auf- gelöst worden war, da wurde eine Liquidationskommission eingesetzt, der auch der Unterzeichnete mit angehörte. Aus dem Schlußbericht, den diese Kommission versandt hat, wollen wir wenigstens eine Zahl hier erwähnen. Der ganze Überschuß betrug nur 35,84 Mk.; derselbe ist Herrn Roßmäßler überwiesen worden. Aus diesem Ergebnis geht hervor, daß die Kassenverhältnisse am Schlusse des Jahres 1905 keine hervorragend günstigen waren. Das hat uns veranlaßt, unseren Beitrag zu er- höhen; derselbe beträgt jetzt für ordentliche Mitglieder 8 Mk., für korrespondierende Mitglieder, welche ihren Wohnsitz in Deutschland haben, 6 Mk., für korrespon- dierende Mitglieder, die außerhalb Deutschlands wohnen, 7 Mk. — Die Vorgänge des Jahres 1905 haben uns ferner zu einer völligen Umgestaltung unserer Satzungen veranlaßt, um alle rechtlichen Verhältnisse der Mitglieder den gesetzlichen Vorschriften gemäß zu regeln. Vor allen Dingen war es wichtig, die Rechtsfähigkeit zu er- werben. Es hat uns gewundert, daß unsere Erlebnisse nicht auch andere Vereine dazu veranlaßt haben, diesen Schritt zu tun. Bei Konflikten im Verein wird durch die Rechtsfähigkeit eine so klare und sichere Grundlage für die Behandlung des Falles geboten, daß die Vorteile doch ganz gewiß die Nachteile überwiegen. Und was sind denn für Nachteile damit verbunden? Wir haben noch nichts davon verspürt. Bei der Eintragung haben nach unseren Statuten zwei Herren an Gerichtsstelle zu erscheinen, später können Änderungen durch einen Herrn des gesetzlichen Vorstandes bewirkt werden. Wir sind gern bereit, denjenigen Vereinen, die ein Interesse daran nehmen, ein Exemplar unserer Satzungen zur Verfügung zu stellen. — Die dritte große Anderung ist die Ein- stellung unserer Tierlieferungen. Neben so manchen an- erkennenden Schreiben haben wir vielfach da, wo wir glaubten, auf Dank rechnen zu dürfen, schnödesten Un- dank geerntet. Da ist es nicht erstaunlich, daß bei uns kein Herr mehr dazu bereit war, diesen Tierversand weiter zu übernehmen. Aber auch der Verein als solcher wollte nichts mehr davon wissen. Herr Tofohr läßt sich noch Tiere schicken, aber er hat das ‚sehr eingeschränkt. Er gibt nur noch an befreundete Herren Tiere ab; und auch da ist es ihm in einigen Fällen passiert, daß dieser Vorzug nicht richtig eingeschätzt wurde. Die Folge davon ist, daß Herr Tofohr in der Auswahl derjenigen, denen er überhaupt Tiere zukommen läßt, noch vorsich- tiger sein wird. Einige Vereine, z. B. der „Triton“- Berlin und der „Heros“-Nürnberg haben im letzten Jahre noch einen Tierversand an ihre Mitglieder unterhalten. Wir wünschen ihnen den besten Erfolg, befürchten aber, dab ihnen diese Einrichtung noch manche ärgerliche Stunde bereiten wird. Wir haben genug davon und werden das nicht wieder anfangen, trotzdem mehrfach im verflossenen Jahre Anfragen an uns gelangt sind, ob wir denn unsere Tierlieferungen nicht wieder beginnen wollten. Freilich hat dieser Entschluß eine Folge ge- habt, die wir vorausgesehen hatten. Unser Verein ist jetzt nur klein der Mitgliederzahl nach; die Zahl der Mitglieder beträgt 41. Zu diesem Rückgang hat noch etwas anderes mitgewirkt; in gewissen Liebhaberkreisen Hamburgs herrscht gegen uns eine nichts weniger als freundliche Stimmung. Doch das wollen wir gern er- tragen, und die Zeit wird lehren, daß wir unsererseits weiter nichts wünschen, als in Ruhe und Frieden unseren Weg gehen zu können. Sollte der Zuwachs an Mit- gliedern im Jahre 1907 kein großer werden, so werden wir uns auch darüber trösten; denn wir sind zu der Überzeugung gelangt, daß die Bedeutung eines Vereins nicht in erster Linie auf der Zahl seiner Mitglieder be- ruht. Daß das richtig ist, dafür hat die „Isis*-München ein glänzendes Beispiel gegeben. Wer zu uns kommen will, der soll uns willkommen sein. Aber Mitglieder- jagd treiben wir auf keinen Fall. Wir haben denn auch die Annoncen, die unseren Verein in den Zeitschriften Vereins-Nachrichten. anpriesen, völlig eingestellt, überhaupt alle sogenannten Propagandamittel. Wir haben nicht die Absicht, alle Welt zu beglücken; ein nicht zu großer Kreis eifriger Liebhaber, das ist jetzt unser), Ziel. — Mit einer Anzahl von Aquarien- und Terrarienvereinen unterhalten wir be- sondere freundschaftliche Beziehungen. Die Eintragung des Vereins bewirkte, daß wir in unseren Satzungen die Bestimmung aufnehmen mußten: Die Mitgliedschaft kann nur von physischen und juristischen Personen er- worben werden. Das nötigte uns, das System der gegen- seitigen Mitgliedschaft bei nichteingetragenen Vereinen zu verlassen und statt dessen mit ihnen Freundschafts- bündnisse abzuschließen. In dieser Beziehung stehen wir zu sieben Vereinen, während wir mit der „Isis“- München gegenseitige Mitgliedschaft abgeschlossen haben. — Der Versammlungsbesuch war ein befriedigender; unser im Mittelpunkt der Stadt belegenes, angenehmes und würdiges Vereinslokal wurde beibehalten und wird auch weiterhin beibehalten werden. An Vorträgen wurden im verflossenen Jahre 15 gehalten. Vorgezeigt wurden in den Sitzungen die verschiedensten Tiere, Pflanzen und Apparate. Auch Gratisverteilungen und Gratisverlosungen von Tieren und Pflanzen fanden mehrfach statt. An den Vorträgen, Demonstrationen usw. beteiligten sich haupt- sächlich die Herren Dr. Dräseke, Dr. Frank, Herms, H. Lohmann, OÖ. Tofohr, v. Rönn. Allen diesen Herren sowie auch diejenigen, die uns durch Stiftungen und Zu- wendungen erfreuten, sei auch an dieser Stelle der Dank des Vereins ausgesprochen. — Das Vereinseigentum ist bei sehr mäßiger Schätzung auf einen Wert von 130 Mk. eingeschätzt worden, dem stehen am Ende des Jahres 1906 noch 30 Mk. Vereinsschulden gegenüber. Das sieht an und für sich nicht gerade erfreulich aus. Doch ist zu bedenken, daß wir eine Reihe großer Sonderausgaben zu leisten hatten. Es sei nur an den Ankauf des Inventars und der Bibliothek und an die Kosten der Eintragung erinnert. Wenn man das beachtet, so ist der Abschluß des Jahres 1906 als ein günstiger zu bezeichnen. Jeden- falls geht auch hieraus hervor, daß die Erhöhung des Beitrages durchaus notwendig war. Die Bibliothek um- faßt jetzt 66 Bände. Auf die Vergrößerung derselben wird der Verein fortgesetzt bedacht sein. Die Samm- lungen erfuhren wertvolle Zuwendungen, insbesondere an heimischen Wasserinsekten und Insektenlarven. — Unser Vereinsorgan, das allen Mitgliedern frei ins Haus geliefert wird, ist nach wie vor die „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde“. Der Abonnementspreis ist auch nach der kürzlich durchgeführten mäßigen Erhöhung immer noch ein sehr niedriger. Trotz des billigen Preises steht diese Zeitschrift hinter äbnlichen Unternehmungen inhaltlich gewiß nicht zurück. Es ist das große Verdienst des Redakteurs Herrn Dr. Wolterstorff, daß er es ver- standen hat, für abwechselungsreiche Kost zu sorgen; und wie wir wissen, ist er bemüht, den Wünschen des Leserkreises entgegen zu kommen, soweit das überhaupt möglich ist. Jedenfalls fühlen wir uns mit der „Wochen- schrift“ auf innigste verknüpft, solange sie wie bisher in echt wissenschaftlichem Geiste redigiert wird. Daß das so bleiben wird, dafür aber bürgt der bekannte rührige Verlag. Eine größere Zahl unserer Mitglieder war auf die „Blätter für Aquarien- uud Terrarienkunde“ und auf „Natur und Haus“ abonniert, die wir zu ermäßigten Preisen beschaffen können. — Wenn wir auf das Jahr 1906 zurückblicken, so sind wir mit dem Verlauf des- selben durchaus zufrieden. Glauben wir doch, den Verein auf Grundlagen gestellt zu haben, die die Gewähr einer ruhigen und friedlichen Weiterentwieklung in sich schließen. Nachdem alsdann der Kassenwart und die Revisoren Berieht erstattet hatten, wurde die Wahl des Vorsitzenden des Verwaltungsrates durch Stimmzettel vorgenommen. Die Wahl der anderen Mitglieder des Verwaltungsrates wurde auf Antrag und, da kein Wider- spruch dagegen erfolgte, durch Zuruf vorgenommen, was nach $ 5, Absatz 14 der Satzungen zulässig ist. Alle Mitglieder des Verwaltungsrates wurden wiedergewählt, auch erklärten sich alle bereit, ihr Amt wieder an- zunehmen, Dr. Franck. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Heft 21. die Interessen der Aquarien- und Terrarienkunde. Karl von Linne. (Zum 200. Geburtstage des „Vaters der Systematik “.) jus allen Erdteilen strömen morgen Ge- lehrte und Vertreter zahlreicher Universi- täten in Upsala zusammen, um die zweihundert- Jährige Geburtstagsfeier Karl v. Linn6s, des hervorragendsten Botanikers und größten Syste- matikers aller Zeiten, in würdiger Weise fest- lich zu begehen. Karlvon Linne wur- de am 24. Mai (dem 13.nach älterer Zeit- rechnung) 1707zu Räs- hultinSmä- land als äl- tester Sohn des Predigers Nils Inge- marson ge- boren. Sein Vater war großer Pflan- zenfreund und eifriger Botaniker; er hatte sich deshalb wohl nach einer in der Nähe von Räshult stehenden berühmten Linde den Beinamen Linnaeus beigelegt. Mit dem Namen zugleich mag er auch die Freude an der Pflanzenwelt auf seinen Sohn übertragen haben, welchen er indessen ebenfalls für den geistlichen Stand bestimmt hatte. Zur großen Betrübnis seines Vaters war Karl Linnaeus ein durchaus schlechter Schüler, - der neben seiner ununterbrochenen Beschäftigung mit den Pflanzen keine Zeit für die Schulaufgaben erübrigtee Als er endlich mit Mühe und Not & Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter* von Frau Lina Köhler. im 17. Lebensjahre das Gymnasium bezogen hatte, ging es dem „Kleinen Botanikus“, wie er allgemein genannt wurde, noch schlimmer. Er las zwar Tag und Nacht botanische Werke, galt dafür aber bald als der unfähigste unter seinen Mitschülern, sodaß Vater Linnaeus schließlich ernsthaft mit der Absicht umging, (Junges Exemplar.) (Siehe „Kleine Mitteilungen“.) Döbel (Squalius cephalus). seinen mißratenen Sohn einem Schuster in die Lehre zu geben. Dies wurde nun glücklicher- weise durch das Einschreiten des in Wexiö lebenden Arztes Dr. Rothmann verhütet, welcher die Begabung des jungen Linnaeus erkannt hatte und seinen Vater veranlaßte, ihn Medizin studieren zu lassen. Er bezog die Universitäten von Lund und Upsala, wo er neben Medizin auch Naturgeschichte studierte und zwar oft unter so großen Entbehrungen, daß er die Unter- stützung mitleidiger Studiengenossen in Anspruch nehmen mußte. Bessere Tage brachen für ihn 202 heran, als er die Bekanntschaft des Orientalisten Olaf Celsius machte, welcher die in der Bibel angeführten Pflanzen botanisch bearbeitet hatte “und sich deshalb sehr für die Pflanzenkunde interessierte. Der angesehene Gelehrte nahm ihn in sein Haus auf, stellte ihm seine Bibliothek zur Verfügung und empfahl ihn dem Botaniker Rudbeck, welcher bei seinem kurz hernach erfolgenden Rücktritte den begabten Schüler zu seinem Nachfolger und Vorstand des botanischen Gartens zu Upsala vorschlug. Im Jahre 1732 bereiste Linne im Auftrage der Regierung mit einer Unterstützung von 60 Gulden unter den größten Entbehrungen und fast ausschließlich zu Fuß auf einem Wege von 800 Meilen Lappland. In seinem Erstlingswerk über die Flora Lapplands führte er dann zum ersten Male sein zur Aufstellung einer rationellen Systematik ausgearbeitetes Geschlechtssystem der Pflanzen durch. 1735 reiste er nach Holland, um sich den medizinischen Doktorhut zu erwerben und blieb dann einige Zeit in England. Im Jahre 1738 verweilte er in Paris, wo ihm in ganz unerwarteter Weise die Ehre zu teil wurde, zum Mitglied der französischen Akademie ernannt zu werden. Durch den Verkehr mit hoch- angesehenen Gelehrten angeregt, entfaltete er in dieser Zeit seine reiche, schriftstellerische Tätigkeit, welche die gesamte Naturgeschichte des Tier- und Pflanzenreiches durch und durch umgestaltete. Durch äußere Umstände wurde er genötigt, in sein Vaterland zurückzukehren; er fand jedoch dort nicht die ihm gebührende Anerkennung. Es wollte ihm nicht gelingen, eine ihm angemessene Stellung zu erlangen, sodaß er schließlich, wie er dem ihm befreundeten Albrecht v. Haller nach Göttingen schrieb, drauf und dran war, die Botanik an den Nagel zu hängen und sogar seine wertvollen Sammlungen zu vernichten. Daß er wieder gezwungen war — er hatte nämlich schon im Jahre 1734 praktiziert — seine bedeutenden, ärztlichen Kenntnisse praktisch zw verwerten, sollte sein Glück werden, denn nun trat rasch eine freundliche Wendung in seiner mißlichen Schicksalslage ein. Durch die von ihm mit Erfolg behandelte Reichsgräfin Tessin empfohlen, gelang es ihm, die Königin von einem chronischen Katarrh zu. befreien. Durch diese glückliche Kur gewann er die vor- nehme Klientel von Stockholm und wurde bald mit Ehren überhäuft. Er erhielt eine medizinische Professur und wurde Direktor des nach seinen Dr. med. Wilhelm Roth: Karl von Linne. Angaben eingerichteten botanischen Gartens. Er betätigte sich in der Folge sowohl auf medizinischen als auch auf naturwissenschaft- lichem Gebiete, indem er über allgemeine Natur- geschichte, Botanik, Arzneimittellehre, Diätetik usw. las. Im Laufe der nächsten Jahre gab er neben einer Reihe von medizinischen Büchern in rascher Folge seine bedeutendsten, botanischen Werke heraus, so u. a. seine Philosophia botanica und vor allem auch das wichtigste Werk, die Spezies plantarum („die Be- schreibung aller bekannten Pflanzen“). Im Jahre 1755 wurde er in den erblichen Adelsstand erhoben und aus jener Zeit datiert der Name Linne. Er wurde mit der Zeit ein wohlhabender Mann, und als Kuriosum mag erwähnt sein, dab er für das angebliche Ge- heimnis, in der Flußperlmuschel auf künstlichem Wege Perlen zu erzeugen, von einem spekulativen Kaufmann 18000 Taler erhielt. Er erwarb sich u. a. das grobe Landbesitztum Hammarby, auf das er sich, nachdem er sich im Jahre 1763 hatte emeritieren lassen, zurückzog. Es ge- währte ihm bei seinem Rücktritte große Genug- tuung, durch seinen erst 21 Jahre alten Sohn Karl eine Vertretung im Lehramt zu erhalten. Von einem Schlaganfall, der ihn im Jahre 1774 während einer Sitzung zu Stockholm betroffen, erholte er sich nie mehr ganz und nachdem er mehr als ein Jahr lang fast stets ohne klares Bewußtsein gewesen, starb er am 10. Januar 1778. Linne, der wie ja viele unserer größten Gelehrten wenig auf sein Äußeres gab, lebte sehr bescheiden. Er besab einen äußerst liebens- würdigen Charakter, und war namentlich seinen vielen Schülern gegenüber stets zuvorkommend. Die damals in Mode stehenden, meist in frucht- lose Zänkereien ausartenden gelehrten Dis- putationen war ihm in der Seele verhaßt. Er war äußerst arbeitsam; er stand im Sommer regelmäßig um 3 Uhr früh auf, arbeitete sehr schnell, aber immer exakt. Ein hervor- ragend gutes Gedächtnis und peinlicher Ordnungs- sinn unterstützten ihn bei seinen komplizierten Arbeiten. Er verfügte über die wunderbare Befähigung, tausend und abertausend Einzel- heiten festzustellen und mit überraschendem Geschick und größter Klarheit zu ordnen, wie denn auch sein Hauptverdienst darin besteht, daß er unter strenger Durchführung der schon von seinen Vorgängern angewandten binären Nomenklatur (d. i. doppelten Benennung) der Arten, dieselben in Verbindung mit einer sorg- fältigen (Charakterisieruing zu Gattungen, x R. H. France: Der, Befruchtungsvorgang bei_den Algen. Familien, Ordnungen und Klassen zu- sammenfaßte und so das ungeheure Pflanzen- und Tiermaterial in übersichtlicher Weise ordnete. Wenn Linne, wie man ihm vorwirft, „keine einzige, irgendwie bedeutende Entdeckung ge- macht, welche auf das Wesen der Pflanzen ein neues Licht geworfen hätte“, und wenn er der Meinung gewesen ist, „die höchste Aufgabe des Naturforschers bestehe darin, alle Spezies dem Namen nach zu kennen“, so ist das wohl auf die unausgesetzte, einseitige Inanspruchnahme durch das überwältigend große Arbeitsmaterial zurückzuführen. Das unsterbliche Verdienst, das sich der große Forscher um die Systematik des Tier- und Pflanzenreiches erworben, dürfte dadurch wenig geschmälert werden, wenn auch zugegeben werden muß, daß er sich durch die dogmatische Feststellung des Begriffes der Art, deren Unabänderlichkeit er in dem Satz, dab „es so viel Spezies gibt, als verschiedene Formen im Prinzip erschaffen sind“, zusammen- faßte, in vollständigen Gegensatz zu der natür- lichen Entwicklungsgeschichte der moder- nen Naturwissenschaft stellt. Deshalb laßt auch uns Laien, denen es vergönnt ist, am Borne der Naturwissenschaften zu nippen, den Namen des heute noch von den Gelehrten der ganzen Welt hochgefeierten Forschers rück- haltslos unsere ehrfurchtsvolle Verehrung ent- gegenbringen. Dr. Werk: Der Befruchtungsvorgang bei den Algen. Von R. H. Frane£.*) (Mit 2 Originalmikrophotographien von B. Wichand.) ‚® ie Geschlechtsorgane der Pflanzen sind, / entsprechend dem ganzen Außeren des Gewächses, erheblich anders als die der Tiere, Was bei dem Tier in hohem Grade unästhetisch, ist bei der Pflanze das Lieblichste und An- ziehendste, was die Natur nur je hervorgebracht hat: die Blume. Aber wenn man sie bis ins Herz untersucht, findet man auch in der Blume jene zwei Geschlechtszellen, von denen der Fortpflanzung Wunderwirken abhängt, und Vor- bedingung, Vorgang und Wirkung der Befruch- tung ist in der Pflanzenwelt gar nicht ver- *) Wir entnehmen diese Zeilen mit gütiger Erlaubnis der Verlagshandlung als Textprobe dem 4. Halbband von France, Das Leben der Pflanze, dessen erster Teil nunmehr abgeschlossen vorliegt (vgl. „Bücherschau“). 203 schieden von dem Zeugungsvorgang des Menschen. Deshalb empfiehlt sich eine verständige Dar- stellung der pflanzlichen Befruchtung auch allen Eltern und Erziehern, die im neuen Geiste moderner Lebensführung sich verpflichtet fühlen, den Kindern Verständnis für das größte Myste- rium, das es für uns gibt: für die Menschen- erneuerung, beizubringen. Hier kann man darauf hinweisen, daß es in der Natur einen Fortpflanzungsakt gibt, an dem man das Wesen der Geschlechtlichkeit ganz un- beirrt von allen störenden Zutaten studieren kann. Es ist die Kopulation gewisser Algen. Wenn man sich die Muße nimmt, die Algen eines pflanzenreichen Weihers unter dem Mikro- skop zu beobachten, wird man bald Zeuge solcher einfachen Befruchtungsvorgänge, die sich teil- weise in ganz aufregender Weise abspielen. Die langen Fadenalgen und die schönen Desmidien wissen zwar auch bei diesem bedeutsamsten Ereignis ihres Lebens Ruhe zu bewahren. Zwei Spirogyra-Fäden, die nebeneinander zu liegen kommen, senden einfach nur kleine Ausstülpungen einander zu, die sich berühren und, miteinander verschmelzend, einen Verbindungsgang eröffnen. Diesen benützt das lebendige Plasma der Zellen. Der eine Protoplast kriecht zu dem anderen hinüber, verschmilzt mit ihm, dann rundet sich die Masse ab, umkleidet sich mit derber Haut und ist befähigt, in diesem sogen. Zygoten- zustand monatelang allen Unbilden zu trotzen. Der Tümpel überzieht sich mit Eis, er gefriert bis auf den Grund oder er trocknet aus, und der feinpulverige Bodenschlamm, zu dem die Zygote. hinabgesunken ist, wird vom Winde zerblasen. Aber das schadet nicht ihrer Lebenskraft. Auch in dem eisigsten Wasser schlüpft an einem milden Februartag aus ihr der Inhalt heraus, wie eine lange grüne Zigarre, die sich rasch der Quere nach teilt, und so kommt es, dab schon beim ersten Frühlingsspaziergang uns überall in den ruhigen Gewässern das sanfte Blinken der Algenwatten als Vorbote des all- gemeinen Erwachens erfreut. Lebhafter geht es zu bei der geschlecht- lichen Fortpflanzung anderer Algen. Da wären die zierlichen Chlamydomonaden zu nennen, die jedem Freunde mikroskopischer Gemüts- ergötzungen wohlbekannt sind. Mit ihren Geibel- fäden tanzen sie im sonnigen Wasser auf und ab und vermehren sich durch rasche Zellteilungen so schnell, daß eine Regenpfütze — Ihr liebster Aufenthalt — oft schon binnen einer Nacht leuchtend grün und schaumig wird ob ihrer 204 Menge. Ein besonders beliebter Aufenthaltsort dieser freundlich rotäugigen Urpflänzchen sind die — Wasserfässer, die man oft in Höfen und an Droschkenhaltestellen bereit stehen hat. Ehrenberg hat seinerzeit aus Berlin eine ganze Eine Fadenalge (Spirogyra) zu Beginn der Konjugation. (Vergrößerung: 65.) Original-Mikrophotographie für die „Blätter“ von Bernh. Wichand-Leipzig. Flora solcher „Sturmfässer“ zusammengestellt, und wir hatten, solange ich noch im Hochschul- dienst stand, auch unsere genaue mikrologische Topographie der Nachbarstraßen. Wir wußten genau: Unter dieser Dachtraufe wuchsen Botry- dien, an diesem Droschkenhalteplatz stand ein Wasserfaß 'mit Carteria, an jenem gab es Cerceidium, und nur der Pferdemist von dem dritten war höchst geeignet zur Kultur der allerliebsten Prlobolus-Pilzchen. So boten uns die Großstadtabfälle wahre Idyllen und bota- nische Freuden in Fülle . In unserem Wasserfaß suchten wir denn auch nie vergeblich, wenn es galt, wißbegierigen Hörern den Geschlechtsakt der Chlamydomo- naden zu demonstrieren. Es mußte nur 1 bis 2 Tage vorher geregnet haben, so war die grüne Schar stets zum Zeugen von Nachkommenschaft aufgelegt. Nur war es insofern ein mibliches Ding, als sich der eigentliche Kopulationsakt mit Vorliebe in den frühesten Morgenstunden vollzieht. Am Spätnachmittag zuvor haben sich aus zahlreichen schwärmenden Zellen durch plötzliches Zerfallen in 16—32—64 Zellchen ganz kleine Schwärmer gebildet. Man bezeichnet sie mit dem Namen Gameten (oder Plano- gameten), um sie von den unbeweglichen ähn- lichen Körpern der Desmidien und Kieselalgen, R. H. Frane6: Der Befruchtungsvorgang bei den Algen. die man Aplanogameten nennt, zu scheiden. Die Gameten rasen nun, wie von einer heftigen Erregung getrieben (Ausdruckstätigkeit!), umher, wissen sich aber binnen einigen Stunden zu finden, legen sich aneinander und verschmelzen zu einer Kugel, die sich ebenso umhüllt, die ruht und wetterfest ist wie die Zygote der - Schraubenalgen. Man braucht sich jetzt nur vorzustellen, daß die eine der Gameten ihre Beweglichkeit ein- gebüßt hat, so hat man das Urbild auch der höchsten Art von Befruchtung vor sich. Der Tümpel, dem wir schon so viel Kenntnisse ver- danken, weiß auch das im lebendigen Bilde vor- zuführen. Man braucht nur die Fortpflanzung _ des. wohlbekannten Kugeltierchens Volvox zu studieren, um einen Fall von Befruchtung kennen zu lernen, wie er im ganzen "Tierreiche und — etwas vereinfacht — auch in der Pflanzenwelt die Regel ist. Leider ist der Volvox gerade nicht häufig und seine Fortpflanzung nicht‘ der gewöhnliche. Weg seiner Vermehrung. Gemeinhin pflanzt auch er sich ungeschlechtlich durch eine Art Brutbildung fort, indem acht einzelne Zellen seines @ebäudes durch hundertfache Teilung aus sich neue Volvoxkugeln regenerieren. Manchmal aber hat man das Glück, auch sein Hochzeitsfest Dieselbe Fadenalge (Spirogyra) nach beendeter Konjugation. (Vergrößerung: 65.) Original-Mikrophotographie für die „Blätter“ von Bernh. Wiehand-Leipzig. zu beobachten, und das ist ein merkwürdiges Beginnen, zu dessen Verständnis ich wieder auf die Geißelalgen verweisen muß. Um die Zeit der Fortpflanzung treten im Zellbau der Volvoxkugel ganz erhebliche Verände- Kleine Mitteiluugen. rungen auf. Einzelne Zellen wachsen ohne erkennbare äußere Ursache zu großen, kugeligen Gebilden heran, die man als Eikugel(Oogonium, Oosphaera) bezeichnet, während andere durch rasch wiederholte Teilungen in ein Bündel spindelförmiger Stäbchen zerfallen, in denen sich das Blattgrün zu einem gelbrötlichen Farbstoff verändert. Merkwürdigerweise ist jeder dieser Samenfäden (Spermatozoiden)mit einem sogen. Augenfleck versehen, und dem langen Schwanen- halse entspringen zwei Bewegungsfäden, deren heftiges Schwingen die Samenfädenfamilie bald auseinanderreißt. Und in rascher Folge voll- zieht sich nun die Befruchtung Schritt für Schritt. Die Blase platzt, die Samenfäden gelangen in das Innere der hohlen Volvoxkugel, umschwärmen die dunkelgrünen Eizellen, heften sich an ihrer Gallerthülle fest. Bald wird diese flüssig, nun dringen die kleinen Bewerber ein und ver- schmelzen mit dem Ei. Dieses ist von nun an befruchtet und beginnt dementsprechend eine seltsame Tätigkeit. Eine derbe Hülle wird aus- geschieden, roter Farbstoff tritt auf, mit Zacken wird der Eintritt verwahrt. Es wird von der schwerfälligen Mutterkugel mitgetragen, bis eines Tages die Geißelchen matter rudern und die Galeere versinkt. Alles stirbt ab, aber im Tod und inmitten der Verwesung des Winters ruht das nur schlafende Leben der Eisporen gar wohlgeborgen. Im Lenz sprengt es seine Hüllen, und acht jugendfrische Kugeltierpflänz- chen entsteigen dem Schlammgrabe. Was hier erzählt wurde, umfaßt die Geheim- nisse aller Mutterschaft. Keine Befruchtung verläuft anders — sie verwendet höchstens mehr oder weniger „Aufmachung“. Und indem der Volvox noch ganz unverkennbar den Zu- sammenhang seiner Samenfäden und Eizellen mit den beiden gleichwertigen Gameten der Chlamydomonade verrät, stellt er die Einheit der ganzen lebenden Natur ins Licht und gibt der Wissenschaft das Recht zu vermuten: in - der Befruchtung melde sich ein allgemeiner plasmatischer Trieb. Denn man beachte wohl, daß bei sämtlichen dieser verwickelten Vorgänge Triebe und Hand- lungen des Plasmas im Spiele sind. Die Be- fruchtung ist ein logisch verlaufender und aktiv durchgeführter Vorgang. Kein Zusammenspiel von Zufälligkeiten, sondern vielleicht einer der reinsten Beweise für das Triebleben der Zellen. Denn nur von ihnen hängt die Folge der Tei- lungen ab, die das Gametenbündel zustande bringt, sie bewirken es, daß im richtigen Augen- 205 blick die Oosphaerenwand verschleimt, ihre Wahrnehmung leitet die Spermatozoiden zum Ei, und dessen eigenste sinngemäße Tätigkeit bringt danach die Schutzhüllen zustande. Physiologie macht freilich seltsamerweise von diesen vielen Zeugnissen für das Triebleben und die Urteilskraft der Zellen keinen Gebrauch, schildert die Vorgänge, als ob sie selbstver- ständlich wären, und übersieht dabei diejenige Einsicht, die zum Verständnis des Ganzen kommen kann. Die Xleine Mitteilunsen. Die sog. nordamerikanischen Barsche. (Zugleich Revision der Nomenklatur.) (Mit 3 Originalaufnahmen.) Neben der Familie der echten Barsche (Percidae), die für die nördliche gemäßigte Zone der alten Welt charakteristisch sind, vereinzelte Vertreter aber auch in Nordamerika aufweisen (Etheostoma coeruldum Storer, der Soldatenfisch Hadropterus [Alvordeus] aspro Cope & Jordan, der Schütze, im Handel fälschlich als Piratenbarsch angeboten), findet sich in der nördlichen gemäßigten Zone der neuen Welt noch eine zweite Familie der Barschartigen, die „Sun- Fishes“ der Amerikaner, die der Centrarchidae. In wirtschaftlicher Beziehung ersetzen die auf Nordamerika beschränkten und für diesen Erdteil charakteristischen Centrarchiden dort unsere echten Barsche. Ein großer Teil der zahlreichen Arten liefert vorzügliche Speisefische, so daß man schon seit Jahren z. T. auch von Erfolg gekrönte Versuche gemacht hat, sie in den freien Ge- wässern unserer gemäßigten Zone einzubürgern. In ihrer Heimat bewohnen die meisten Arten die großen Seen und Flüsse der nördlichen vereinigten Staaten, sind also an niedrige Wassertemperatur gewöhnt und überdauern auch unsere Winter gut Dem Aquarienliebhaber sind die Fische als „nordamerikanische Barsche“ bekannt, wozu er aber mangels eines genügend ausgeprägten systematischen Unterscheidungsvermögens ge- wöhnlich noch die wenigen importierten echten Barsche aus Nordamerika und den Piratenbarsch als Vertreter einer besonderen Unterfamilie, der Aphredoderina (Kehl- after) hinzurechnet. Deshalb ist es wohl zweckmäßiger, als Verdeutschung für Centrarchidae die englische Bezeichnung Sonnenfische anzuwenden. Die Unter” schiede zwischen den beiden Familien sind ziemlich subtiler Natur und beruhen z. B. in der Zahl und Form der Wirbel, der Pförtneranhänge u. s. f. Es kann deshalb hier nicht näher darauf eingegangen werden. In der Pflege sind alle eingeführten Centrarchiden anspruchslos; nur in einem Punkte sind sie etwas heikel: als echte Sternfische verlangen sie sauerstoffreiches und nicht zu warmes Wasser. Bereits gezüchtet sind der Diamant- barsch und der schwarzgebänderte Sonnenfisch (Scheibenbarsch). Doch dürften sich in größeren Aquarien bei geeigneter Behandlung auch die nestbauenden Sonnenfische der Gattungen Eupomotis und Le- pomis züchten lassen. Die Micropterus-Arten (Black-bass der Amerikaner), und im freien Gewässer. Schwarzbarsch 206 Forellenbarsch, sind sehr räuberisch und zudem sehr sauerstoffbedürftig, so daß sich ihre Haltung für den Anfänger weniger empfiehlt. Die farbenprächtigsten Arten, die zudem klein bleiben, sind der Diamantbarsch, der schwarzgebänderte Sonnenfisch (Scheibenbarsch) und der runde Sonnenfisch (Centrarchus macropterus (Lac£p)). ÖOriginalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Sg (Natürl. Größe.) Unsere Abbildungen zeigen den Diamantbarsch, den Schollen- (fälschlich Kaliko-)barsch und den Stein- barsch, letzteren als einsömmeriges Fischehen. Der Ein- fachheit halber stellen wir nachfolgend die bisher im- portierten Arten übersichtlich in korrekter Nomenklatur zusammen: Ambloplites ru- pestris (Rafin.), Steinbarsch (Rock bass der kaner). Ameri- Centrarchus ma- cropterus (Lac£p.), Pfauenaugen- großflossi- ger Schollenbarsch (Round sun-fish der Amerikaner). Einnneacanthus gloriosus (Hol- brook) [E. simulans (Cope)], Diamant- barsch, barsch, Erdbeer- barsch. Eupomotis gibbo- sus (L.) [E. aureus ( Walb.)], Gemeiner Sonnenfisch. Lepomis auritus (L.), Geöhrter Son- nenfisch,Mondfisch. Lepomis megalo- tis (Rafin.), Großohriger Sonnenfisch. Mesogonistius chaetodon (Baird), Schwarzgebänderter Sonnenfisch, Scheibenbarsch. Micropterus dolomieu (Lacöp,) [Grystes nigricans (Cu. & Val,)], Schwarzbarsch. Micropterus salmoides (Lae.)], Forellenbarsch. Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“ (Lacöp.) [G@rystes salmoides Diamantbarsch (Enneacanthus gloriosus). Kleine Mitteilungen. Pomoxys sparoides (Lacep.), Schollenbarsch (fälsch- lich Kalikobarseh, das englische Wort calico heißt: Scholle), Grasbarsch, Silberbarsch. Die in eckigen [| | Klammern beigefügten Namen sind die in Liebhaberkreisen bisher üblichen, aber nicht dem Prioritätsgesetze entsprechend gebildeten. Köhler. Unsere einheimischen Süßwasserfische III. — Der Döbel (Squalius cephalus (L.)). (Mit Originalaufnahme von Lina Köh- ler.) Ein selten von Aquarienfreunden ge- pflegter, aber schöner einheimischer Fisch ist der Döbel, mancherorts auch Diekkopf oder Aitel genannt, Squalius cephalus (L.). Linn6 führt den Fisch noch unter seiner Kollektivgattung Oyprinus, die von der neueren Systematik zu einer Familie erhoben werden mußte. Häufig findet man noch den Fisch als Leuciscus cephalus bezeichnet, die Zuweisung zur Gattung Leueiscus erfolgte durch Kröyer (Danmarks Fiske, 1838 bis 1853). In der weiteren Definition dieser Gat- tung durch Cuvier & Valenciennes ist dagegen nichts einzuwenden; es hat sich in- zwischen aber nötig gemacht, auch diese Gat- tung zu zerfällen, und zwar in die Gattungen Pelecus Agassiz, Alburnus Rondelet, Aspius Agassiz, lIdus Heckel, Scardinius Bonaparte, Lewciscus Rondelet, Sqwalius Bonaparte, Tele- stes Bonaparte und Phoxinus Agassiz. Und nach der neueren noch heute giltigen Definition der Gattung Schollenbarsch (Pomoxys sparoides). Leueiscus Rondelet kann unser Fisch nicht ihr ein- gereiht werden, sondern muß mit dem ihm sehr ähnlichen Häsling oder Hasel (Squalius leweiscus (L.)) zu- sammen der Gattung Squalius Bonaparte zugewiesen werden. Die Gattungen Leweiscus (der außer den süddeutschen Stromfischen L. virgo, Frauennerfling und L. meidingeri, Frauenfisch, nur das bekannte von uns Kleine Mitteilungen. bereits kurz charakterisierte und abgebildete Rotauge, L. rutilus, verbleibt) und Squalius unterscheiden sich namentlich in der Anordnung und Zahl der Schlundzähne; Leweiscus hat links 6 oder 5, rechts 5 Schlundzähne in einfacher Reihe, Squalius beiderseits in doppel- ter Reihe 2 und 5. Die äußere Formenähnlichkeit (Konvergenz) der meisten „Weißfische“ untereinander macht eine exakte Bestimmung derselben nach dem Leben der Tiere zur Unmöglichkeit, wenn man nicht durch häufige Anschauung, wie mancher Sportangler, zum gründ- lichen Kenner der einzelnen Arten geworden ist. Junge, kaum einige Zentimeter lange Fischehen sicher zu unter- scheiden, ist aber auch dem geübtesten Kenner unmöglich. Aus meiner Anglerpraxis, die ich seit frühester Jugend übe und noch immer für das beste Mittel zum Studium und zur Feststellung lokaler Variationen unserer Süßwasser- fische und einer Lokalfischfauna halte, habe ich mir einen recht sicheren Blick für die Unterschei- dung der verschie- denen Weißfischar- ten angeeignet, habe aber gleich- wohl das abgebil- dete Exemplar des Döbels, als ich es etwa 3 cm lang vor über Jahresfrist be- kam, als Häsling angesprochen, bis sich der Fisch, als er etwa 5cm lang geworden war, bei nochmaliger sehr sorgfältiger Muste- Originalaufnahme nach dem rung als Döbel ent- Leben für die „Blätter“. puppte. Ich rate daher allen Vereinen, die sich mit der Feststellung einer Lokalfauna befassen, geangelte oder den Fischern unmittel- bar am Fangkahn abgekaufte Fische, namentlich dann, wenn wie bei den Gattungen Squalius und Abramis ein- ander sehr ähnliche Arten in Frage kommen könnten, die Fische abzukochen, bis das Fleisch von den Gräten von selbst abfällt und dann die Schlundknochen herauszulösen. Ihr Vergleich mit den sehr guten Abbildungen in dem noch immer einzigen mustergiltigen Fischwerke Siebold’s (Die Süßwasserfische von Mitteleuropa, Leipzig, 1865) wird mit Sicherheit die Art feststellen lassen. Außerdem sollte jeder Verein, der sich der Aufgabe widmet, eine Lokalfischfauna festzustellen, von jeder Art ein Exemplar, möglichst nicht. zu klein, oder ein kleines neben einem größeren, zusammen mit den von einem anderen Exemplar der gleichen Art erhaltenen Schlundknochen, in 70°%%,igem Alkohol als Belegstück aufbewahren. Erst dann hat seine Arbeit wissenschaftlichen Wert und zugleich das An- genehme für die Mitglieder, daß sie sich jederzeit durch Augenscheinnahme die Unterscheidungsmerkmale der verschiedenen Arten wieder ins Gedächtnis zurückrufen können. Wenn sich mehrere Mitglieder für eine solche Arbeit interessieren, ist sie, in großen Zügen wenigstens, bald geleistet. Daß natürlich immer auf etwa bei Exkursionen, Angelfahrten, Käufen von Fischen auf- fallende Arten auch weiterhin sorgsam geachtet werden muß, weil sich vielleicht eine bisher an dem betreffenden Orte noch nicht bekannte Art finden könnte, ist selbst- 207 verständlich, desgleichen, daß erhebliche Formen- und Farbenabweichungen sorgfältig aufzubewahren sind, immer unter genauer Bezeichnung des Fundortes und -Tages. — Nun zurück zu unserem Döbel! Der Döbel ist ein echter Flußfisch und wird in stehende Gewässer nur gelegentlich durch Zufälligkeiten (Laichtransport durch Frösche und Wasservögel, Überschwemmungen usw.) In mäßig raschfließenden kleineren mittelgroßen Flüssen, seltener in träge dahinfließenden großen Strömen stehen namentlich ältere Exemplare, die eine beträchtliche Größe erreichen — ich habe schon Tiere von fast 2 Pfund an der Angel gefangen — stets gegen die Strömung gerichtet, in einiger Tiefe still und lauern auf Beute. übertragen. und Sie bevorzugen namentlich gegen direktes Sonnenlicht geschützte Stellen in der Nähe von Brückenpfeilern und Mühlen. Der erwachsene Döbel darf nicht als Friedfisch wie seine nächsten Verwandten — wenigstens nicht bedingungslos — angesprochen wer- Er ist. viel- mehr wie der Rap- fen (Rappe, Schied, Aspius aspius (L.), frü- here, aber nach den Berliner Beschlüs- den. sen unrichtige Nomenklatur As- pius rapax Agassiz) ein großer Räuber, der kleineren Fi- schen, ja selbst Fröschen nach- stellt und auch an Köderfischehen der Angel geht. Sportsangler behaupten, der Döbel beiße mit Vorliebe an Kirschen; zur Zeit der Kirschen- reife ist ja auch der ergiebigste Angelfang an Döbeln. Ich erkläre mir, falls die Behauptung, die ich schon sehr häufig gehört habe, zutrifft — ich selbst habe noch nie an einer Kirsche einen Döbel geschweige denn einen anderen Fisch gefangen — die Sache so, daß der Fisch, durch die rote Farbe der Kirsche getäuscht, sie für ein Stück Fleisch hält und sie so verschluckt. Auf Geflügel- oder Kalbsleber beißt denn auch der Döbel ganz vorzüglich, besser noch als auf Regenwürmer. Junge Döbel — das in natürlicher Größe abgebildete Exemplar war zur Zeit Steinbarsch (Ambloplites rupestris). Junger Fisch. der Aufnahme sicher kaum ein Jahr alt — sind fried- fertigerer Natur und tun sich im Aquarium an rohem Rindfleisch, Regenwürmern, Mückenlarven, Kaulquappen usw. gütlich. Der Döbel ist auch im Aquarium sehr gefräßig. Vom Häsling unterscheidet er sich durch die rote Farbe der Bauchflossen und der Afterflosse, welche beim Häsling nur leicht rosa angehaucht erscheinen äußerlich sehr leicht, wenn die Exemplare nicht zu klein sind. Denn auch junge Rotfedern und Rotaugen zeigen noch nicht die für ältere Fische dieser Arten so charak- ebensowenig ganz junge Auch ist der Kopf und das Maul, von oben gesehen, beträchtlich breiter, als beim Häsling, eine Eigentümlichkeit, die dem Döbel den üblichen Namen Dieckkopf eingebracht hat. Im Aqua- ist der Döbel leicht ohne Zu-; und Abfluß, teristische Döbel. Flossenfärbung, mancherorts rium 208 auch ohne Durchlüftung zu halten, wenn er einen gut bepflanzten, hell, aber nicht sonnig aufgestellten Behälter bekommt. Er verlangt reines, klares Wasser mit kiesigem Bodengrund, entsprechend seinen Wohnorten in der Freiheit. Gegen höhere Wassertemperaturen ist er als Stromfisch natürlich ein wenig empfindlich; es soll indes bei dieser Gelegenheit einmal allgemein gesagt werden, daß die übertriebene Ängstlichkeit vor zu großer Wasser- erwärmung bei der Haltung heimischer Fische ganz und gar ungerechtfertigt ist. Ich habe an der Glitschangel kleine kaum 10 em lange Döbel im Karl Heine- Kanal bei Leipzig - Plagwitz gefangen, an einer Stelle, wo die Kesselabwässer Fabrik einmündeten und eine Wassertemperatur von mindestens 35° ©. herrschte. Dabei zogen sich alle Fische, auch Rotfedern, Uekleis, ja selbst Barsche mit Vorliebe an diese Stelle. an welcher einer das Wasser vollständig klar war, trotzdem in nächster Nähe das Wasser beträchtlich kühler und der Boden mit reichlichem Pflanzenwuchs bestanden war. Wenn sich heimische Fische in unseren Aquarien in der Sommerhitze hinfällig zeigen, so ist das nur ein Beweis dafür, daß die Fische zu wenig Sauerstoff im Wasser vorfinden, nicht, daß sie die höhere Temperatur nicht vertragen können. Denn je höher die Wassertemperatur, desto geringer der Sauerstoffgehalt im Wasser, dagegen desto lebhafter die Atmung der Fische. Mit heimischen Fischen darf man eben ein Aquarium nicht so vollpfropfen, wie mit Exoten. Wenn man nieht besonders durchlüftet, was ich — ab- gesehen von wenigen bestimmten Fällen — für völlig überflüssig halte, so darf man im sehr gut bepflanzten Aquarium auf einen Fisch von der Größe des abgebildeten gut 15—20 1 Wasser rechnen, bei mäßiger Höhe, aber Wer heimische Fische mit Erfolg halten will, darf nicht mit Miniaturaquarien und Einmachehäfen, wie sie etwa zur Zucht von Zahn- karpfen und Makropoden genügen, anfangen wollen. Der Stiehling gilt gewiß als wärmeempfindlich; ich habe Stichlinge monatelang im Hochsommer in nach Süden aufgestellten Aquarien gehalten bei Wassertemperaturen bis 30° C©.. ohne Verluste zu haben, allerdings zwei bis drei Fische in einem Behälter von den Dimensionen 44><30><30 em! Zehnstachlige Stichlinge haben bei mir schon im geheizten (!) Behälter, worein ich sie als Mittel zur Tubifexvertilgung geworfen hatte, Nest gebaut und gelaicht! Es war ein Riesenaquarium von 80><60><60 cm. Wer also heimische Fische pflegen will, halte nur wenige und nicht zu große Exemplare zusammen in recht ge- räumigen Aquarien; dann wird man nicht über Verluste infolge der Sommerhitze klagen können. sehr großer Fläche des Aquariums. Der einzige Umstand, der einer umfangreichen Ausdehnung der Lieb- haberei für heimische Fische hindernd im Wege steht, ist, daß die meisten Arten vor Eintritt der Geschlechts- reife zu groß werden, so daß auf Zuchterfolge nur in wenigen Fällen gerechnet werden kann. Leider trifft dieser Übelstand auch bei unserem Döbel zu. Nichts- destoweniger aber ist der Fisch als Aquarienbewohner Gibt es doch auch außer dem Laichgeschäft an einem Fische manches Interessante zu beobachten. Köhler. Zur Fortpflanzung des Aales. Vornehmlich dank den Studien des italienischen Forschers Professor Grassi!) lernten wir vor etwa 10 Jahren im Leptocephalus brevi- rostris die Larve unseres Flußaales kennen, während man durchaus zu empfehlen. 1) Jahrbuch der Naturw. XIII 155. Kleine Mitteilungen. bislang nur wußte, daß die geschlechtsreifen Aale im Herbst zum Laichen ins Meer ziehen und nicht wieder- kehren, statt ihrer aber im nächsten Frühjahr die 8 bis 10 cm langen jungen Aale ins Süßwasser wandern. Man kannte schon lange eine Reihe von Leptocepha- liden; diese kleinen, fast glashellen Meeresfischehen zeichnen sich durch das Fehlen von Blutkörperchen und Geschlechtsorganen, durch ein großenteils knorpeliges Skelett ohne Rippen und durch eine schwache Entwick- lung der Schwimmblase aus. Grassi bestimmte eine Anzahl dieser Arten als die Larven verschiedener Muränen- und Congerinenarten; im Leptocephalus brevirostris aber wies er durch — wie hier hervorgehoben sei — inzwischen vervollständigte und bestätigte Untersuchungen die Larven- form des Flußaales nach. Da Grassi den Leptocephalus brevirostris nur in Tiefen von 500 m fand, so drängte sich die Frage auf, wo unsere deutschen Aale laichen. In der Ost- und Nordsee konnte man trotz aller Auf- merksamkeit keine Larven und Eier vom Aal finden, ganz abgesehen davon, daß jene Gewässer von vornherein nicht tief genug erschienen. Der von den nordeuropäischen Staaten 1902 begründeten „Internationalen Meeres- forschung“ verdanken wir nunmehr die Ausfüllung der Lücke in unserem Wissen?). Die dänischen Biologen Professor Dr. Petersen und Dr. Schmidt fanden 1905 in der Tiefsee des Atlantischen Ozeans, in der Umgebung der Faröer, darauf auch im Südwesten von Irland Fisch- larven, die ganz mit dem von Grassi u. a. bei Sizilien gefangenen Leptocephalus brevirostris übereinstimmten. Diese Larven hielten sich jedoch nicht mehr am Meeres- grunde auf, sondern lebten sehon planktonisch in den Schichten von 200—300 m unter dem Meeresspiegel. Sie wurden in verschiedenen wissenschaftlichen Instituten untersucht, und einmütig bestätigen diese, daß man tatsächlich in ihnen die Larvenform des Flußaals vor sich habe. Auch unsere Flußaale laieben also zweifellos in der Tiefsee, wo die ausschlüpfenden Larven ihre ersten Lebenswochen verbringen. Das von den genannten dänischen Forschern beobachtete Aufsteigen in die oberen Wasserschichten deutet auf die bevorstehende Umwandlung der Larve in den eigentlichen Fisch hin. Da unsere Fluß- aale wie die aller in die Ost- und Nordsee mündenden Flüsse erst in den Tiefen des Atlantischen Ozeans ein geeignetes Laichgebiet antreffen, so erscheint es nun nicht mehr auffällig, daß die Geschlechtsorgane der im Herbst ins Meer wandernden Aale noch so wenig gereift erscheinen. Augenscheinlich beginnt die Reifung erst im Meere einen rascheren Verlauf anzunehmen. Die Hauptlaichzeit fällt in den Dezember. Denn einerseits wurden die vorhin er- wähnten, schon herangewachsenen Leptocephali im Januar und Februar gefunden, anderseits fanden die deutschen Biologen, die Professoren Heincke, Henking,Hensen, Ehrenbaum u. a., wiederholt in der zweiten Februar- hälfte mitten in der Nordsee, so auf der Großen Fischer- bank, Mengen von Jungaalen, die ihre Umwandlung be- reits beendigt hatten und sich den Küsten zuwandten. Bei einer Bereehnung, wann diese an den Flußmündungen eintreffen müßten, ergab sich eine auffällige Überein- stimmung mit dem tatsächlichen Erscheinen daselbst. Es bleibt nur noch die Frage offen, ob die Aale im Meere bereits nach einmaliger Fortpflanzung eingehen oder noch verschiedene Laichzeiten (und damit Liebens- ®2) G. Lund, in Die Umschau X (1906) 485. Bücherschau, jahre) erleben. Denn eine Rückkehr der alten Aale aus dem Meere ins Süßwasser hat man — bislang wenigstens — niemals beobachtet. „Jahrbuch der Naturwissenschaften 1906/7.“ Über die Meeresverschleimung im Golf von Triest während des Sommers 1905. Im Golf von Triest trat im Sommer 1905 eine auffallende Meeresverschleimung ein, die nach den Beobachtungen der Zoologischen Sta- tion zu Triest in drei verschiedenen Formen sich be- kundete, welche nach der Ansicht von Carl J. Cori!) drei verschiedenen Phasen desselben Prozesses entsprechen, Zunächst wurden im Gebiet der Flachküste nahe der ‘Wasseroberfläche dünne, aus durchsichtigem Schleim ge- bildete Häutchen beobachtet, die natürlich im Wasser fluteten. Diese Schleimmassen waren gasblasenarm und enthielten ziemliche Mengen von Peridineenarten, Diese Lebewesen fanden sich meist in eingekapseltem Zustand vor, oft noch teilweise von den gesprengten Zellulosehüllen umgeben. Solche Schleimhäutehen zeigten sich besonders an stillen Stellen der Wasseroberfläche, oft mehrere Quadratzentimeter groß; doch konnten durch Strömungen auch größere Massen derartigen Schleimes zusammengeführt werden. Innerhalb des Schleimes be- fanden sich Diatomeen oder Spaltalgen, wenn auch nach der Anschauung des Verfassers speziell die Peridinium- arten als die Erzeuger des Schlammes betrachtet werden müssen. In einer andern Form trat dieser Meeresschleim in langen, weißlich erscheinenden Strängen oder in wolken- ähnlichen Schleimballen auf. Diese Schleimmassen schwebten in einer Tiefe von 5—6 m und stellten. bis- weilen Reinkulturen von Kieselalgen (Distomeen, Bacilla- riaceen) dar. Der von den Peridineen gebildete Schleim gibt einen guten Nährboden für die Kieselalgen ab; da- her erkläre sich das ‘massenhafte“ Vorkommen dieser Organismen in dem Schleim; entstanden sei diese Schleim- form nach der Anschauung Coris aus dem Peridineen- schleim durch die auflockernde Tätigkeit des Meerwassers, und das Schweben in einer gewissen Tiefe werde durch die Gasausscheidung infolge des Assimilationsprozesses der Kieselalgen hervorgerufen. Die dritte Phase in der Meerschleimform hat man im Untersinken der flutenden Schleimstränge zu erblicken- In diesem Falle wird der Meeresboden mit einer nicht unbeträchtlich dieken Schleimschichte überzogen. Die Kieselalgen aber, die in diesem Schleim vorkommen, dürften allmählich dazu beitragen, daß der Schleim auf- gezehrt werde. Auf die kleinsten Lebewesen des Meeres wirkt der Schleim verniehtend, was wohl zur Folge hatte, daß das Plankton im Jahre 1905, in welchem die Meeres- schleimbildung besonders stark war, sich gegenüber dem Jahre 1904 sehr arm an niedrigen Lebewesen erwies. Für die Fischerei ist die Schleimbildung sehr unangenehm, da die Maschen der Netze verklebt werden und dann ein Heben und Ziehen der Netze fast unmöglich wird. Die Ursache von dem eigenartigen Verhalten der Peridineen, die Zellulosehülle abzuwerfen und sich mit einer Schleimmasse zu umgeben, glaubt Cori in dem Um- stande suchen zu dürfen, daß das Meerwasser 1905 salz- ärmer, also süßer und zugleich wärmer war, zwei Mo- mente, wodurch er künstlich Peridineen zu dem gleichen Verhalten veranlassen konnte. „Jahrbuch der Naturwissenschaften 1906/7.“ 2) Über die Meeresverschleimung im Golf von Triest während des Sommers 1905: Archiv für Hydrobiologie und Planktonkunde I (1906) 385—391. dann das Wissen. u 209 Bücherschau. Die moderne Biologie und die Entwickelungs- theorie. Von Erich Wasmann 8. J. Dritte mehrte Auflage. Mit 54 Abbildungen im Tafeln in Farbendruck und Autotypie. Herdersche Verlagsbuchhandlung. 1906. Preis 8 Mk., in Leinwand geb. 9.20 Mk. Das Werk zeugt wie alle Schriften des gelehrten Jesuitenpaters von einer Wissensfülle, vor der man ehr- erbietig den Hut ziehen muß. Es kann einem Studenten der Zoologie geradezu als Repetitorium des Stoffes vor der Prüfung dienen. Andererseits ist das Buch eine Kampfsehrift, die trotz des so exakt wissenschaftlichen Ge- wandes von der Tendenz getragen ist: erst der Glaube, Wasmanns Schriften muß der Laie mit einer gewissen Vorsicht lesen, wenn er sich nicht von den scharfsinnigen Sophismen des Autors mitreißen lassen und sich blindlings zu seinen Ausführungen be- kennen will. Die Wissenschaft wird und kann Wasmann nieht anerkennen, solange er seine Werke von Theologen orthodoxester Farbe revidieren läßt. Die freie Forschung und die starre Orthodoxie sind eben Extreme, die sich nie werden vereinen lassen. Und die Wissenschaft muB verlangen, daß sich die Religion unter ihr Zepter beugt. Wer das umgekehrte tut und seine Ansichten von der Kirche korrigieren bez. sich vorschreiben läßt, scheidet aus der Reihe der Wissenschaftler aus. stark ver- Text und 7 Freiburg i. Br. XXX u. 5308. Wenn Wasmann aus seinem Orden ausgetreten sein wird und seine Schriften in derselben Fassung wie jetzt als Produkte seiner inner- sten Überzeugung ohne das Imprint: Oberen ver- öffentlichen wird, dann werden wir mit ihm disputieren. Solange wir nicht wissen, ob Wasmann oder seine Revisoren an der oder jener kritischen Stelle ihre Meinung zum Ausdruck gebracht haben, verzichten wir auf eine Kritik, Wegen des außerordentlich reichen und auch überall sachlich einwandfrei referierten Stoffes aus beinahe allen Schriften der modernen Biologie ist das Buch — unter der gemachten Einschränkung — durchaus zu empfehlen. Köhler. Das Leben der Pflanze. Von R. H. Franee. I. Ab- teilung: Das: Pflanzenleben Deutschlands und der Nach- barländer. 4. Halbband (S. 289—596). Preis elegant broschiert 6.50 Mk. Stuttgart, „Kosmos“, Gesellschaft der Naturfreunde (Geschäftsstelle: Franckh’sche Verlags- handlung). Mit dem vorliegenden vierten Halbband liegt der erste Teil des France’schen Werkes geschlossen vor. Auch aus diesem Halbbande geben wir mit gütiger Erlaubnis des Verlages eine kleine Textprobe. Wir können nur wiederholen, was wir gelegentlich der Besprechung der ersten drei Halbbände schon ausgeführt haben: Text und Illustration sind vorzüglich geeignet, dem Laien Auge und Herz für die Pflanzenwelt unserer deutschen Heimat zu öffnen und die Lebensvorgänge der Pflanze seinem Verständnis zu erschließen. Dieses Urteil glauben wir nach bestem Wissen und Gewissen abgeben zu dürfen, trotzdem wir in der Erklärung der Lebens- vorgänge von Franc abweichen und an ein „Sinnes- leben“ der Pflanze nicht zu glauben vermögen. Die „Vermenschlichung“ der Pflanze durch Frane& ist es eben, was das Buch dem Laien so anziehend und leicht fablich nunmehr ab- macht. Das Naturgesetz des Egoismus wurzelt zu tief im Menschen, als daß er es je ernstlich verleugnen könnte. So wird es nur zu erklärlich, wenn er alles ihm 210 Umgebende in der Natur, Pflanze und Tier, von seinem lieben Ich aus beurteilt und dann am leichtesten begreift, wenn ihm die Vorgänge in anthropomorpher Begründung dargestellt werden. unsere abweichende Meinung hier eingehend begründen wollten. scher Richtung keinen prinzipiellen Fehler seines Buches — als ein Volksbuch, was es sein soll und ist, betrachtet Sein Endziel ist, dem Laien die Vorgänge, deren Leben der Pflanze ausmacht, zuprägen; die kausale Verknüpfung der Vorgänge unter- einander, die das Behalten erleichtert, wenn nicht gar erst ermöglicht, ist eben, wie jede Hypothese, mehr oder weniger ein mnemotechnisches Prinzip. Wir erblicken wenigstens darin den Hauptwert einer Hypothese, den sie behält, auch wenn sie sich als unzulänglich erweisen sollte. Das „Zwischengespräch“ — eine Kritik der Teleologie — halten wir auch in einem populären Werke nicht für Es hätte sich schließlich wohl noch um die beiden Es würde zu weit führen, wenn wir Es mag genügen, wenn wir in France’s vitalisti- — erblieken. Summe das ein- recht angebracht. eine angemessenere Form finden lassen, feindlichen Lager in der Naturwissenschaft, das neovitali- stisch-lamarckische, dem der Verfasser angehört, und das mechanistische kritisch zu mustern und zu bewerten. Der Verlagshandlung ist jedenfalls für die glänzende. Ausstattung des Werkes Dank zu zollen. Unser deutsches Volk hat in Frane&’s Werk in der Tat, wie versprochen war, ein würdiges Seitenstück zu Brehm’s Tierleben er- halten. Hoffentlich findet „Das Leben der Pflanze“ auch dieselbe Verbreitung wie Brehm’s Tierleben. K. Jahrbuch der Naturwissenschaften 1906 —1907. Enthaltend die hervorragendsten Fortschritte auf den Ge- bieten: Physik; Chemie und chemische Technologie; Astronomie und mathematische Geographie; Meteorologie und physikalische Geographie; Zoologie; Botanik; Mine- ralogie und Geologie; Forst- und Landwirtschaft; Anthro- pologie, Ethnologie und Urgeschichte; Gesundheitspflege. Medizin und Physiologie; Länder- und Völkerkunde; an- gewandte Mechanik; Industrie und industrielle Technik, Zweiundzwanzigster Jahrgang. Unter Mit- wirkung von Fachmännern herausgegeben von Dr. Max Wildermann. Mit 42 in den Text gedruckten Ab- bildungen. gr. 8° (X1I u. 484 S.) Freiburg 1907, Herder- sche Verlagshandlung. 6.— Mk.; geb. in Leinwand 7.— Mk, Z- „VEREINS“ KALK a NACHRICHTEN Vereins-Nachrichte . Wie wir über den vorigen Jahrgang nur mit größter Anerkennung referieren konnten, so verdient auch der vorliegende neue Jahrgang uneingeschränktes Lob. In gedrängter Kürze, und dabei doch überall klar und ver- ständlich bringt das Buch Referate über alle wichtigen neueren Leistungen auf den Gebieten der Naturwissen- schaften (im weiteren Sinne) und der Technik. Gewiß hat auch jeder unserer Leser das Bedürfnis, auf anderen Gebieten der Naturwissenschaft als auf dem, welchem-er sich speziell widmet, auf dem Laufenden zu bleiben. Wir empfehlen allen dieses vorzügliche und dabei billige Nachschlagewerk. K. Die Großschmetterlinge und Raupen Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der biologischen Ver- hältnisse. Ein Bestimmungswerk und Handbuch für Sammler, Schulen, Museen und alle Naturfreunde. Heraus- gegeben von Prof. Dr. Kurt Lampert, Oberstudienrat, Vorstand des K. Naturalienkabinetts, Stuttgart. Mit 95 Tafeln in feinstem Farbendruck mit Darstellung von über 2000 Formen und über 200 Seiten Text mit 65 Ab- bildungen. — Lexikon-Format. 30 Lieferungen ä 75 Pfg. — Kompl. geb. 24.— Mk. Lieferung 11—13. Die Lieferungen des Lampert’schen Prachtwerkes er- scheinen in rascher Folge. Und das ist gut. Je näher der Sommer rückt, desto häufiger braucht der Naturfreund ein Nachschlagewerk zur Ermittelung der von ihm auf Exkursionen erbeuteten Schmetterlinge und Raupen. Und diese wird ihm nach den vorzüglichen Farbentafeln des vorliegenden Werkes nicht schwer fallen. Seit Jahren schon hat das Aquarium aufgehört, lediglich Fischglas zu sein, und züchtet und pflegt, vor allem aber beobachtet man in ihren Lebensgewohnheiten auch niedere Tiere in naturgemäß eingerichteten kleinen Behältern. Wann wird die Terrarienliebhaberei, die sich in dieser Hinsicht bis auf wenige Ausnahmen recht exklusiv gehalten hat, dazu kommen, auch die niedere Tierwelt in ihr Arbeitsbereich zu ziehen? Vielleicht wird mancher, der das Lampert- sche Schmetterlingswerk zu Gesicht bekommt, durch dieses Werk dazu veranlaßt, mit der Aufzucht farben- prächtiger Raupen und Schmetterlinge im kleinen Terra- rium den Anfang zu machen. Auch hierbei wird es für die Wissenschaft noch so manches Wertvolle zu holen geben. K. Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hotel Roth, Neuturmstr. 5. Donnerstag, den 31. Januar 1907. Protokoilverlesung und Genehmigung. Herr Dr. Krefft übersandte Lieferung 3, 4, 5 und 6 seines neuen Werkes: „Das Terrarium“. Einstweilen herzlichen Dank. Im Ein- lauf: Subskriptionsliste für das Mand6e’sche Jahrbuch für Aquarien- und Terrarienfreunde, Jahrgang 1906. Ein Herr Schreiber in Mainz ersucht um Zusendung unserer Aufnahmebedingungen und teilt mit, daß er eine besondere Liebhaberei für Panzerechsen und Schildkröten habe und ihm Erfahrungen über das Gefangenleben seiner Pfleglinge sehr willkommen wären. Der Verein „Humboldt“- Hamburg übersandte das Ergebnis seiner General- versammlung. In Charlottenburg hat sich ein neuer Verein gebildet. Die fehlenden Nummern der „Wochen- schrift“ sind eingetroffen und kommt Herr Lankes auf einige darin enthaltene Artikel zu sprechen. In No. 4 dieser Zeitschrift findet sich die Beschreibung eines Freilandterraeriums nach Seeger. In das Terrarium sollen sämtliche in Deutschland vorkommende Echsen und Frösche, außerdem eine Anzahl Schlangenarten unter- gebracht werden. Die darin befindlichen Lurche und Echsen dürften sich aber keinesfalls eines allzulangen Daseins erfreuen, da die gleichfalls einquartierten Schlangenarten, Tropidonotus natrix, Zamenis, Coelopeltis bald damit aufgeräumt und sich zu Alleinherrschern des ihnen angewiesenen Terrariums aufgeworfen haben werden. Das Einbringen der beiden Geschlechter der Eidechsen Vereins-Nachrichten, erübrigt vollständig, weil da, wo Zamenis gemonensis oder eine andere Art der Gattung, Coronella austriaca und Cvelopeltis, ferncr große Lacerta viidis auf einem derart beschränkten Raume, wie es selbst ein großes Freilaudterrarium ist, zusammengebracht sind, eine Ent- wieklung der Echsen ziemlich ausgeschlossen erscheint. Ein Freilandterrarium müßte unserer Ansicht nach von den Gesichtspunkten aus, daß man zu frosch- und fisch- fressenden Schlanzen, verschiedene Ridechsen und zu Eidechsen fressenden Schlangen aber die verschiedensten Frosch- und Schwanzlurche gesellt, angelegt werden. Nur so ist ein ziemlich gedeihliches Beisammensein zu erzielen. Im Freilandterrarium mit einer Bevölkerung wie es uns Seeger schildert, wird bis zur Vernichtung gekämpft. Im Einlauf ferner: Brief von Herrn Buschkiel- - Freiburg i/B. An Zeitschriften liegen noch weiter auf: “No. 4 der „Blätter“. Der Vorsitzende verweist auf den instruktiven Aufsatz des Herrn Köhler: „Die Goldfisch- abarten und ihre Zucht“, ferner auf den Artikel des Herrn Herold vom „Triton“-Berlin: „Gescheeckte Gam- busenweibehen“. Den Hauptteil des Abends bildet die weitere Fortsetzung des Vortrages des Herrn Dr. Bruner über Entwicklung unserer Aquarien- und Terrarientiere. Der Vortrag behandelt die Bildung der beiden primären Keimblätter (Ektoderm und Entoderm) und des mittleren Keimblattes (Mesoderm) bei holoblastischen Riern. An- lage des Zentralirervensystems, Medullarplatte, Primitiv- rinne, der Chorda dorsalis (Wirbelsaite). Entwicklung der Leibeshöhle und der Ursegmente (Urwirbel, willkürliche Muskulutur). Reicher Beifall lohnte die interessanten Ausführungen des Herrn Vortragenden, der keine Mühe seheute, seinen Vortrag an der Hand selbst gezeichneter Anschauungstabellen zum besseren Verständnis für die Mitglieder zu bringen. Herr Lankes dankte Herrn Dr. Bruner für seinen Vortrag und betonte, daß der Vor- tragende mit Aufwand großer Mittel an Zeit und Geld in uneigennützigster Weise die zu seinem Vortrage ein- schlägige Literatur selbst zur Stelle schaffte. Zum Schlusse macht Herr Lankes die Mitteilung, daß seine neu erworbene prachtvoll gefärbte Lachesis wagleri, welche unbedingt den Todeskeim schon beim Empfang in sich getragen haben mußte; eingegangen ist. K. Lankes, Donnerstag, den 7. Februar 1907. Zahl der Anwesenden 20. Herr Schinabeck verliest an Stelle des Protokollführers das Protokoll der letzten Wochenversammlung. Nach Genehmigung desselben er- folet die Bekanntgabe des Einlaufes. Unser auswärtiges Mitglied Herr Dr. Krefit-Berlin ersucht um Zusendung von Reptilien und Amphibien-Photographien für sein Handbuch. Der Vorsitzende befürwortet dieses Ersuchen warm. Monatsschrift des Vereines „Wasserstern“ Augsburg. Offerte der Sächsischen Glaswerke Deuben b. Dresden. Der Verein „Heros“ sandte uns seinen Monatsanzeiger. Aus diesem erhellt die Umwandlung in eine Gesellschaft für Biologische Aquarien- und Terrarienkunde. Die für 1907 dort beabsichtigte Ausstellung wurde auf das Jahr i908 verlegt. Für unsere Bibliothek wurden beschafft: Freshwater Fishes von Waiford B. Johnson und Streif- züge im Wassertropfen von R. H. France. Eine größere Anzahl von Katalogen der Firma Henkel- Darmstadt wird unter die Mitglieder verteilt. Vor uns liegt der Katalog des Herrn Otto Preuße, sowie der der Aquarienfabrik Gustav Voß-Cöln a. Rh. Bezüglich beider Kataloge wäre manches zu erinnern, doch mangelt Zeit und Raum. Herr Dr. Kreitner verliest ein von unserem früheren Mitgliede Herrn Deschler verfaßtes Gedicht heiteren Inhalts. DerVor- sitzende gibt einen Brief des Herrn A. Andres-Egypten be- kannt, indem dieser das Unheil schildert, das eine Haus- maus in seinem mit Schlangen besetzten Terrarium an- gerichtet hat. Herr Andres schreibt: „Ich setzte in das Terrarium, in dem sich meine größeren ungiftigen Schlangen befinden, eine Hausmaus in der Hoffnung, daß die Katzen- schlange, die sich trotz der verhältnismäßig sehr niederen Temperatur lebhaft gezeigt hatte, sie annehmen würde. Dies geschah jedoch nicht, aber am andern Morgen fand ich meine sehr schöne Psammophis sibilans tot auf dem Rücken liegend mit ausgefressenen Augen und Gehirn, daneben lag die Maus ebenfalls tot und die große Un- ordnung im Terrarium deutete darauf hin, daß ein Kampf die Nacht über stattgefunden hatte. Zamenis diadema und Tarbophis vivax lagen halb erstarrt im Wasserbecken, 2ll erstere wie letztere stark verletzt, ebenso Humeces sehneideri. Der Vorfall beweist, wie vorsichtig man bei der Fütterung der Schlangen mit Hausmäusen sein muß. Herr Lankes kann ja auch ein Liedlein darüber singen. „Wochenschrift“ Heft 6. Hieraus interessiert zunächst der Artikel von J. Thumm-Dresden über die Zucht von: Hemichromis auratus im Aquarium, ferner der Aufsatz von Herrn Busch- kiel: „Zur Fıage nach dem Ursprung anormaler Flossen- bildung bei Fischen“. Herr Buscehkiel kommt auf den Bericht des Vereines „Wasserstern“ Augsburg in längerer Ausführung zurück. Inwieweit die Ausführungen des Herrn Buschkiel zur Klärung der aufgeworfenen Frage beitragen, ist zunächst noch unbestimmbar. Fest steht nur, daß wir die Ursache vorläufig nicht kennen, nichts Sicheres in der Sache wissen. „Blätter“ No. 5. Aus diesen interessieren zunächst die Herpetologischen Be- obachtungen am Kap Verde des Herrn F. Scherer. Die im Bericht des „Wasserstera* Augsburg ausgesprochene Ansicht des Herrn Riedel über Nichtentfernung der Schlammteile und der abfallenden Algenstücke, dann der Abfallstoffe durch Ausscheidung und Häutung aus dem Seewasseraquarium begegnet mehrfachen Bedenken. Heft 9 „Natur u. Haus“ und No. 12 des „Zoologischen Be- obachters“. Verschiedene Aufsätze werden im Auszuge bekannt gegeben. Herr Dr. Steinheil berichtet über die Aufzucht von Salamandra maculosa an der Hand einer Reihe von Präparaten. Ebenso einfach als praktisch zur Aulzucht ist ein von ihm konstruierter Behälter. Gegen den Schluß der Sitzung zeigt Herr Kunstmaler Müller drei für das Krefft’sche Terrarienwerk bestimmte Tafeln vor. Wenn die Reproduktionen besser auslallen, als die bis- herigen, ist ein berechtigter Wunsch erfüllt. Donnerstag, den 14. Februar 1907. Anwesend 24 Mitglieder. Die Verlesung und Ge- nehmigung des Protokolls über die Wochenversammlung vom 7. Februar steht noch aus. Bekanntgabe des Ein- laufes: Reptilien- und Amphibien-Offerte des Herrn Joh. Resetka in Zara. Karte des Herrn Rembold aus Endorf. Brief des Herrn Oberexpeditor Paukner in Landshut be- züglich der „Wochenschrift für Aquarien- und Teerrarien- Kunde“. Entsprechend einer Anregung des Vorsitzenden macht eine Anzahl Mitglieder Bestellung auf die „Wochen- schrift“. Zeitschriften: Heft No. 7 der „Wochenschrift“ bringt sehr interessante Ausführungen des Herrn Dr. P. Kammerer zur Fortpflanzung des Laubfrosches. Nicht minder interessant sind die Versuche des genannten Herrn, künstlichen Melanismus bei den Eidechsen zu erzielen. Aus gleicher Zeitschrift ist noch ein Artikel von Thumm über die Zucht von Aquarienfischen bemerkenswert. Von der deutschen Fischereizeitung lagen vor No. 1, 2 u. 3. Aus den „Blättern“ Heft 6 interessieren insonderheit die Beobachtungen an Riesenschlangen in. der Gefangenschaft von Herrn Dr. Franz Werner-Wien. Außer den erwähnten Zeitschriften lag noch ein Prospekt, die „Natur“, Samm- Jung wissenschaftlicher Monographien von Dr. Walther Schoenichen-Schönebere vor. Herr Kaiser demonstriert eine Abbildung des in den ‘Vorträgen unseres Herrn Dr. Bruner mehrfach erwähnten Lungenfisches aus dem Werke „Wie entstanden Weltall und Menschheit“ von W. Peterson. Der Vorsitzende gibt bekannt, daß Herr Dr. Bruner über 8 Tage seinen Vortrag über die Entwicklung unserer Aquarien und Terrarientiere fortsetzen und Herr Labonte über 14 Tage „über Biologie der Mitteleuropäischen Süßwasser-Raubfische vortragen wird. Im weiteren Ver- laufe des Abends macht Herr Lankes einige Mitteilungen über seine junge 75-80 em messende Naja haje (ägypt. Brilleuschlange), die eine äußerst lebhafte, flinke und bissige Schlange sei und ohne weiteres Nahrung (Eidechen) annehme. Donnerstag, den 21. Februar 1907. Zahl der Anwesenden 20. Entschuldigt Herr Dr. Steinheil. Im Rinlauf: Karte des Herrn Rembold aus Weilheim, Karte der „Ichthyologischen Gesellschaft“ Dres- den. Diese Karte gibt uns ein Bild über die Schulaquarien auf der dortigen Kunstgewerbeausstellung. Brief genannter Gesellschaft. Preisliste des Herrn Reichelt-Berlin an Fischen. Der Vorsitzende verliest aus der Gemeindezeitung No. 14 einen Absatz über die Auswahl eines Lokals für Aufstellung von Schul-Aquarien und -Terrarien im Schul- hause an der Albrechtstraße. Aus der „Wochenschrift“ No. 8 sind hervorzuheben: Der Schluß des Aufsatzes des DR2 Herrn Thumm über die Zucht von Aquarienfischen, dann die Mitteilungen des Herrn Dr. Kammerer über das Laichgeschäft von Hyla arborea im Terrarium. Besonders bemerkenswert ist hierbei die Ablagerung des Laiches in Wasseransammlungen auf Pflanzen. Bei dieser Art Ablagerung des Laiches dauerte die Entwicklung der Eier bis zum Ausschlüpfen des fertigen Frosches 97 Tage, während bei der gewöhnlichen Laichabgabe im Wasser die Entwicklung nur 82 Tage beansprucht. Die No. 7 der „Blätter“ bringt den Schluß des interessanten Artikels von Dr. F. Werner über: Beobachtungen von Riesen- schlangen in Gefangenschaft u. a. mehr. Hierauf Fort- setzung des Vortrages des Herrn Dr. Brunner „über die Entwicklung unserer Aquarien- und Terrarientiere*. Die heutige IV. Fortsetzung umfaßt: Keimblattbildung bei den meroblastischen Eiern der Selachier, Teleostier, La- certiden, Schlangen und Schildkröten. Verschiedene For- men der Urmundeinstülpung (Gastrulation) und Primitiv- streifen-Bildung der Allantois (embryonaler Harnsack) und der Kopfscheide und des Amnion (Schafhäutehen) bei Reptilien. Reicher Beifall lohnte den Vortragenden. Zum Schlusse verwies der Vorsitzende auf den Vortrag des Herrn Labonte: „Zur Biologie der mitteleuropäischen Süßwasser-Raubfische“, welcher Vortrag über 8 Tage statt- findet. Donnerstag, den 28. April 1907. Anwesend 20 Damen und Herren. Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Wochenversamm- lung durch Herrn Knan. In Kinlauf gelangten: Karte von Herrn Rembold aus Oberstdorf, ein Brief des Herrn Assessor Theodor Wand Regensburg mit der Bitte um Ubersendung unserer Vereinspapiere. Herr Georg Heintz, Kaufmann in Bad Berneck, ersucht um Aufnahme in die Gesellschaft. Unser Vereinsmitglied Herr Dr. Krefft, Berlin teilt seine Übersiedlung nach Braunschweig mit und offeriert verschiedene Terrarientiere. Zeitschriften: Die No. 4 der deutschen „Fischereizeitung“ berichtet u. a. von einem großen Fischsterben in der Gera, verursacht durch die Abwässer einer Papierfabrik. „Natur u. Haus“ Heft 10 und „Blätter“ No. 8., letztere Zeitschrift mit instruktiven Ausführungen über Süßwasserschwämme von Bernh. Wichand-Leipzig, „Wochenschrift“ No. 9. Diese enthält neben anderen Veröffentliehungen den Schluß der außerordentlich interessanten Ausführungen des Herrn Dr. Paul Kammerer über die Zucht des Laubfrosches im Terrarium. Hervorzuheben ist die Bemerkung, daß die griechischen Laubfrösche lieber als unsere heimischen Grünröcke ihren Laich in Blätter ablegen und daß auch in der Freiheit wiederholt Laubfroschlaich in den Blatt- winkeln der Agaven durch Herrn Dr. Werner auf Zante gefunden wurde. Den Schluß des Abends füllte der inter- essante Vortrag des Herrn Labonte über die Biologie der mitteleuropäischen Süßwasserraubfische aus. Herr Labonte hat in diesem Vortrage wiederum gezeigt, welch eingehendes und liebevolles Studium er unserer heimischen Fisch-Fauna, insonderheit den Raubfischformen entgegen- bringt; er hat auch bewiesen, daß der aufmerksame Be- obachter in der Haltung heimiseher Raubfische ein dank- bares Feld bearbeitet, daß er immer wieder neue Züge aus ihrem Leben und genug des Interessanten finden kann. Lebhafter Dank lohnte den Vortragenden. Auknüpfend an die Worte des Herrn Labont& machte Herr Kainradl einige interessante Mitteilungen über 2 Gardaseefische, nämlich Blennius vulgaris und Gobius fluviatilis. Weniger erfreulich war die Mitteilung, daß das mächtige Freiland- terrarium der Herren Kainradl und Url in Riva ein Opfer eines Waldbaches wurde. Herr Kainradl verspricht, seine Bemühungen, der Gesellschaft die beiden erwähnten Fische zu beschaffen, eifrig fortsetzen zu wollen, K. Lankes. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarieukunde zu Berlin (E. V.). Vereinslokal: Restaurant „Örtler“, Karlstr. 27, Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2. Bericht über die 2. ordentliche Sitzung am Freitag, den 26. April 1907. Der I. Vorsitzende eröffnet die gut besuchte Ver- sammlung, in der sich mehrere Gäste und zahlreiche Damen befinden. Die Tagesordnung ist derart fest- gestellt worden, daß alle geschäftlichen Angelegenheiten Vereins-Nachrichten. zuerst erledigt werden, woran sich der Vortrag des Herrn Hoffmann schließt, der zugleich den Schluß des Abends bildet. Zuerst findet die Aufnahme eines ordentlichen Mitgliedes statt; wir haben die Freude, Herrn Hoowy- Amsterdam als solches begrüßen zu dürfen, seine Wahl erfolgte einstimmig. — Vom „Verein zur Förderung des Unterriehtes in Mathematik und Naturwissenschaften“ ist eine Einladung an den Triton. ergangen zur Teilnahme an einer Agitation zur Erhaltung des Grunewaldes als Volkspark und Naturdenkmal. In einer ausführlichen Denkschrift ist darauf hingewiesen, wie die rastlos fort- schreitende Abholzune immer näher und näher an das Innere des prächtigen Waldes heranrückt. und auch dieses ist jetzt in schwerster Weise bedroht durch das Auf- tauchen eines Planes, nämlich, die herrlichen Grunewald- seen vom Hundcekehlensee bis zum Schlachtensee durch ° einen Graben zu verbinden, einen sogen. Vorfluter, wel- cher den Zweck haben soll, den Abwässern von Wilmers- dorf, Schmargendorf usw. einen Abfluß zu verschaffen. Die Verwirklichung dieses Planes würde die sichere Ver- nichtung der Grunewaldmoore bedeuten, besonders des Hochmoores zwischen Hundekehle und dem Grunewaldsee, des einzigen derartigen Naturdenkmals in Berlins weitester Umgebung. Die großartige Vegetation dieses Moores, seine insektenfressenden Pflanzen (Drosera, Pinguieula). seine seltenen Orchideen, sein Sumpfporst (Ledum palustre) und seine reiche Sumpffauna würden in kurzer Zeit für immer verschwinden. Der Triton wird sich dieser Agi- tation anschließen und weitere Mitteilungen über den Erfolg derselben bekannt geben. — In der Reclam’schen Universalbibliothek ist unter Nr. 3955 ein Heftchen er- schienen: „Das Aquarium“ von Johs. Peter, zweite gänz- lich umgearbeitete Auflage von „Friedrich Arnold: Das Aquarium“. Der Verfasser hat in liebenswürdiger Weise dem Triton ein Exemplar übermittelt, wofür ihm herzlich gedankt sei. Das Werkcehen hat mit dem ursprünglichen Leitfaden von Arnold kaum mehr gemeinsam als das Format und die annähernd gleiche Seitenzahl; im übrigen stellt es eine völlig neue, äußerst fleißige Arbeit dar. In knappem Stil und in gedrängter Kürze behandelt es die Einrichtung und Instandhaltung des Aquariums, be- spricht die Durchlüftung und Heizung des Wassers, be- schäftigt sich mit den Pflanzen, Fischen, Amphibien und niederen Wassertieren und vergißt auch nicht das Fisch- futter und die Fischkrankheiten. Die Darstellungsweise dies Verfassers ist mustergültig; mit großem Fleibe sind die wichtigsten Beobachtungen auf dem Gebiete der Aquarienkunde zusammengetragen und auch die neuesten Fischimporte berücksichtigt. Jedem Aquarienbesitzer ist die Anschaffung dieses kleinen Werkchens dringend zu empfehlen. — Den zahlreichen Mitgliedern, welche sich bei uns über das unpünktliche Erscheinen von „Natur und Haus“ in den letzten Monaten beklagt haben, diene zur Antwort, daß diese Unpünktlichkeit durch besondere Umstände, aber völlig ohne unser Ver- schulden, veranlaßt wurde. Die Schriftleitung verspricht uns für die Zukunft ein pünktliches Erscheinen der Zeit- schrift, und wir bitten unsere geehrten Mitglieder, hiervon Kenntnis nehmen zu wollen. — Vom „Proteus- Breslau“ liegt eine Einladung vor zur Beschickung seiner vom 9. bis 16. Juni in Breslau stattfindenden Ausstellung. Ver- schiedene Umstände gestatten es uns leider nicht. von dieser Einladung Gebrauch zu machen; wir verfolgen aber mit großer Interesse das Aufblühen dieses für die Verbreitung der Aquarienkunde in Schlesien so ungemein fruchtbaren Vereins und wünschen seiner Ausstellung den besten Erfolg. — Einladungen des „I. Natur- und kultur- historischen Vereins“ zu Asch in Böhmen zu einer im Juli und August daselbst stattfindenden Ausstellung für allgemeine Naturwissenschaft, Länder-, Völker- und Altertumskunde, sowie zum Besuche,, der 79. Ver- sammlung deutscher Naturforscher und Arzte in Dresden werden dankend abgelehnt. — Hieran schließt sich nun der Vortrag des Herrn ©. Hoffmann, worin uns derselbe in der uns bereits bekannten drastischen und lebhaften Weise seine Seereise nach Portugal schildert und ein deutliches Bild von Land und Leuten entwirft. Wenn darin die Naturwissenschaft auch etwas zu kurz kommt, so bietet der Vortrag doch in anderer Beziehung vielerlei Lehrreiches und gewährt uns jedenfalls einen unterhalt- samen Abend. Der Vorstand. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Heft 22. FM ei N erendiamour, 5.8C9 Illustrierte Wochen-Schrift für Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Von Dr. Wilhelm’Roth, Zürich. un S an zwangloser Folge und in Form von kurzen >, Mitteilungen beabsichtigt der Verfasser dem geneigten Leser allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium vorzuführen, und zwar sollen vornehm- lich Beobachtungen zur Besprechung gelangen, welche der eine oder andere aufmerksame und wißbegierige Liebhaber in seinem Aquarium ge- macht hat und die insofern von allgemeinerem Interesse sein dürften, als sie zur Erweiterung unserer Kenntnisse von dem wunderbaren Leben und Treiben in unsern Süßwasseraquarien bei- tragen. — 1. Der Spiralmund, Spırostomum ambiguum Ehrbg. (Mit vier etwas schematisch gehaltenen Skizzen.) Wohl die meisten Aquarienfreunde, welche die Liebhaberei schon längere Zeit treiben, haben gelegentlich in ihren Aquarien das massenhafte Auftreten von sehr kleinen, dem bloßen Auge eben noch alsfeine, weiße Strickchen bemerkbaren, höchstens zwei bis drei Millimeter langen Würm- chen beobachtet, und zwar ohne zu wissen, um was für ein Tierchen es sich dabei eigentlich handelt. Wir haben demgemäß denn auch zu wiederholten Malen in diesen Blättern über das häufige Vorkommnis genauere Auskunft verlangen gesehen,') ohne dab wir indessen, wie ich bei- fügen möchte, je über das übrigens vollständig harmlose, aber sehr interessante Tierchen in be- friedigender Weise aufgeklärt worden wären. Wir haben es ohne Zweifel mit einem ständigen Aquariengast zu tun und es dürfte wohl wenige Aquarien geben, in deren Bodenschlamm nicht vereinzelte Exemplare aufzufinden sind. In Augen- D) So z.B. schon in Band VI, 1895, No. 24. S. 287 im Fragekasten des „Triton“, wo ein Leser, welcher „an den Scheiben weißliche Maden, welche nur mittels scharfer Lupen zu erkennen sind“, beobachtet hat und _ WE abe, die für unsere Aquarien nicht zutrifft. darüber Genaueres zu wissen wünscht. fälliger Weise macht sich das kleine Lebewesen aber erst dann geltend, wenn es, was oft binnen sehr kurzer Zeit geschieht, in solchen Mengen zu Tage tritt, daß irgend eine, meist gegen eine Ecke hingelegene Stelle einer Aquarienscheibe dicht mit ihnen bedeckt ist, während der an- grenzende Bodengrund in oft großer Ausdehnung wie mit einem weißen Schimmelbelag, der sich bei Lupenvergrößerung als aus bündelweise an- geordneten, zwischen den Sandkörnchen hervor- ragenden, unzählbaren Tierchen erweist, über- zogen erscheint.”) Betrachten wir unter dem Mikroskope bei ganz schwacher Vergrößerung ein, mit einem dünnen Glasrohre vom Boden abgesogenes Tröpfchen Wasser, so sehen wir es vollständig wimmeln von weißlichen, leicht durchscheinenden „Würm- chen“ (Fig. 1). Dieselben schwimmen ziemlich lebhaft umher, jedoch auffallenderweise nicht ver- mittels schlängelnden Bewegungen, wie wir es zum Beispiel bei Rundwürmern zu sehen gewohnt sind, sondern in starrer,i gestreckter” Haltung. Dieser Umstand sagt uns, daß das Tierchen mit einem, für unser schwach bewafinetes Auge un- sichtbaren Schwimmapparat ausgerüstet ist, und bei Verwendung von stärkeren Vergrößerungen sehen wir es denn auch über und über mit leb- haft sich bewegenden Wimperhärchen (w), wie es bei den meisten Infusorien der Fall ist, bedeckt. Daß wir es in der Tat mit einem Infusorium, wenn auch mit einem Riesen unter seinesgleichen zu tun haben, ergibt sich bei genauerem Zusehen, indem wir sehr bald feststellen, daß das Tierchen aus einer einzigen, großen Zelle besteht, während 2) Brehm sagt im Widerspruch hierzu: „Das Tier ist ziemlich gemein, kommt aber nie in solchen dem Auge auffallenden und für die Beobachtung anziehenden Gesellschaften vor, wie das Trompetentierchen“, eine An- 214 selbst die niedrigst organisierten Vertreter der Würmer aus sehr zahlreichen und verschiedenartig gebauten Zellen zusammen- gesetzt sind. Wenn wir die Bewegun- gen eines frei umherschwim- menden Tierchens genauer beobachten, so fällt uns bald ein höchst sonderbarer Um- stand auf. Wir sehen näm- lich, dab es sich ebenso häufig und in ebenso eleganter Weise wie vorwärts auch rückwärts bewegt. Stößt es auf ein Hindernis, so schwimmt es, ohne die ge- ringste Wendung zu machen, einfach rückwärts davon, bis es durch irgend einen Um- stand veranlaßt wird, sich wieder vorwärts zu bewegen. Es macht oft den Eindruck eines von unsichtbarer Hand hin und her geschleuderten Weberschiffichens. Diese Eigentümlichkeit hat denn auch dem Infusorium zu dem Beinamen ambiguum, d.h. „nach beiden Seiten sich be- wegend“, verholfen. Stoßen wir während der Beobachtung der merkwürdi- dt gen Tierchen unversehens an v das Mikroskop, so sehen wir sie zu unserer Überraschung sämtlich sich in der Längs- richtung, wenn auch nur für einen Augenblick, stark zu- zammenziehen. Hierbei dre- hen sie sich spiralig zusam- men (Fig. 2), und dieser Um- stand ist, wie wir gleich sehen werden, bei der Aufstellung des Gattungsnamens maßgebend gewesen. Wenn wir nämlich ein still- liegendes, d.h. im Absterben begriffenes Exemplar bei stärkerer Vergrößerung betrachten, so sehen wir, dab es auf einer Seite von vorn bis reichlich zur Mitte hin eine dichte Reihe stärkerer und Jängerer Wimperhaare (Fig. 1, mw) trägt, welche am Rande einer seichten Furche, der Mundrinne (mr) hin verlaufen und an einer etwas tiefern Einsenkung, dem eigentlichen Munde (m) endigen. Wenn sich nun das Tier — offenbar als Schutzmab- regel — kräftig zusammenzieht, so verläuft der Fig. 1. Spirostomum ambiguum. w — Wimpern, zk = Zellkern, ev — kontraktile Vakuole, vk = Vakuolen-Kanal, m = Mund, mr — Mundrinne, mw = Mundwimpern, a — After, k = Karminkörnchen. Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. die Mundrinne begrenzende Wimpersaum in spiralig absteigender Windung um das Tier herum um (Fig. 2 mw) und dies hat dazu Veranlassung gegeben, es. Spirostomum?) — Spiralmund zu taufen. Als besondere, offenbar auf die langgestrekte Körpergestalt des wurmförmigen Infusors (Fig. 1) zurückzuführende Eigentümlichkeiten dürften zu erwähnen sein, daß der für gewöhnlich runde oder ovale Zellkern eine zierliche, rosenkranzförmige Gestalt (zk) besitzt und der Länge nach in das Tierchen eingebettet liegt; ferner das von der endständigen, großen kontraktilen Vakuole (ev) ein feiner Kanal (vk) bis gegen das Vor- derende hin verläuft. Während die Mund- öffnung, wie bereits oben angedeutet, ungefähr in der Mitte des Körpers gelegen ist, sehen wir den After am Hinterende als seichte Grube an- gedeutet, aus welcher öfters während einer längern Beobachtung verdaute Nahrungsballen ausge- stoßen werden. Das dem Aquarienfreund monatelang in grober Quantität zur Verfügung stehende Spirostomum bildet nun in mehrfacher Beziehung als Beispiel eines Infusoriums, das auch mit ganz schwachen Vergrößerungen eingehend beobachtet werden kann, ein äußerst dankbares Untersuchungsobjekt. Ich wüßte kein Infusorium zu nennen, bei dem die Ernährungsweise hübscher zu demon- strieren wäre als beim Spiralmund. Fügt man dem eine Anzahl von Spirostomen enthaltenden Wassertröpf- chen eine Spur gelösten Kar- min oder Tusche bei, so sieht man sehr deutlich, wie die einzelnen Farbstofikörn- chen sofort durch die Mund- wimpern der langen Mund- rinne entlang bis in die Mund- spalte geschwemmt werden, von der sie sich bald in kleinere oder größere Kugeln zusammengeballt langsam durch den ganzen Körper be- wegen, um schließlich durch den After wieder ausgeschie- den zu werden. Mit etwelcher Geduld läßt Fig. 2. Spirostomum ambiguum während einer Zusammen- sich auch sehr leicht die . Aehlüng! Z 3 : 2 Buchstabenerklärung Vermehrungsweise des en me Spirostomum, die wie bei allen Infusorien durch einfache Querteilung ®) Von gr. speira = Windung, stoma — Mund. Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. vor sich geht, in allen Stadien verfolgen. Ich habe diesen Vorgang öfters bis zur völligen Trennung der beiden neuen Individuen verfolgen kön- nen. Das in Figur 3 ab- gebildete, in Teilung be- gritfene Spirostomum zeigt einige der wichtigsten Einzelheiten dieses Vor- ganges. Wir sehen in erster Linie, daß sich der vor der beginnenden Tei- lung kugelig zusammen- ballende Zellkern in zwei Hälften (zk, und zk,) ge- teilt hat, welche bereits wieder rosenkranzförmig auswachsen. Die lang- bewimperte Mundzone hat sich ebenfalls in zwei gleiche Stücke getrennt (mr, und mr,), während sich aus dem Vakuolen- kanal unmittelbar über der Einschnürungsstelle durch einfache Erweite- rung bereits die neue Va- kuole (ev,) gebildet hat. Obschon sich nach Bütschli bei den Infu- sorien nach einer Anzahl von Teilungen die Neigung zur Konjugation (d. h. einer Art von unge- Fig. 3. Spirostomum schlechtlichen Vereini- ambiguum, in Teilung : 3 9 begriffen. gung) von je zwei Indi- zk, u. zk, = Zellkerne, cvı U. ev» = kontraktile Vakuolen. mr, u. mr» = Mundrinnen. viduen einstellt und dann geradezu „Konjugations- epidemien“ auftreten, be- gegnen wir beiden Massenanhäufungen des Spiral- mundes in unsern Aquarien nur äußerst selten und ganz zufällig einer derartigen Vereinigung von zwei Individuen, welche so vor sich geht, daß die beiden Mundrinnen sich in ihrer ganzen Länge aufeinanderpressen und verschmelzen. Während nun die großen, rosenkranzförmigen Zellkerne in einen Haufen von kleinen Bruchstücken zer- fallen, findet ein gegenseitiger Austausch von aus dem sogenannten Kleinkern herrührender Protoplasmasubstanz statt. Der Umstand nun, daß die Konjugation, welche sich namentlich bei kleinen bezw. schlecht- ernährten Individuen einzustellen pflegt, bei der üppig wuchernden Kolonie im Aquarium auber 215 Gebrauch gekommen ist, gereicht ihr zum Ver- derben. Sie degeneriert, da eine Auffrischung der allmählich sinkenden Lebensenergie fehlt, etwa in ähnlicher Weise wie wir es bei fortge- setzter Inzucht der höhern Tiere sehen, und in der Tat verschwindet das Spirostomum nach längerer oder kürzerer Zeit spurlos wieder aus dem Aquarium bis es von neuem eingeschleppt wird. Neben dem Spirostomum ambiguum kommt in unsern Gräben und Teichen noch eine zweite Art, das Spirostomum teres*) Ol. et. Lachm. vor. Es ist jedenfalls bedeutend weniger häufig und scheint es in unsern Aquarien nicht zu Massenvermehrungen wie das Sp. ambiguum, zu bringen. Es wird höchstens '/, Millimeter lang nnd unterscheidet sich von dem Sp. ambiguum durch eine etwas plumpere Form, einen länglich ovalen Kern und vor allem auch dadurch, dab die bewimperte Mundrinne höchstens den dritten Teil der Körperlänge erreicht, während sie beim Sp. ambignum meistens die Hälfte derselben überschreitet. Fig. 4. Spirostomum ambiguum, zwei Exemplare ın Konjugation. Buchstabenerklärung wie in Fig. 1. Es dürfte vieleicht noch zu erwähnen sein, daß das Spirostomum bei unbewafinetem Auge — was mir mehrfach passiert ist und was ich auch bei Brehm und Lampert angegeben finde — sehr leicht mit unserem kleinsten Strudelwurm, dem Stenostomum lemmnae?) !), teres = drehrund. 5) Von gr. sienos = eng, stoma = Mund; lemnae weil das Tierchen sieh besonders häufig unter der Wasser- linse (Lemma) aufhält. 216 verwechselt werden kann. Das hochinteressante Tierchen, von dem ich zur Zeit eine kleine Kolonie besitze und über das ich dem geneigten Leser vielleicht gelegentlich etwas mitteile, kommt aber nie in so großen Mengen wie das Spirostomum im Aquarium vor und läßt sich von ihm infolge seiner beträchtlich größeren Schwimmfähigkeit auch von bloßem Auge gut unterscheiden. Eine praktische Bedeutung kommt dem Spiral- mund in unseren Aquarien nicht zu. Man sollte meinen, die ungeheuren Mengen von wurmartigen und verhältnismäßig großen Infusorien würden ein vorzügliches Nährmaterial für die Fischbrut abgeben. Merkwürdigerweise werden sie aber nach meinen Beobachtungen und den mündlichen Mitteilungen anderer Fischfreunde selbst von Jungfischen verschmäht. Die Bedeutung der Flöße für die Verbreitung der Wasserpflanzen. Von W. Köhler. & 05 Binnenländer, der nicht die Annehmlich- keit genießt, an einem größeren Flusse oder Strome wohnen zu dürfen, kann sich von der Bedeutung solcher Wasserstraßen für den Verkehr nur :eine unklare Vorstellung bilden. Welche ungeheure Lasten da alltäglich vorüber- ziehen, teils von Stromeskraft getrieben, teils der Kraft des Stromes entgegen, sei es mit Segel oder mit Dampfkraft befördert, ist kaum zu glauben. Am ehesten merkt man die Bedeutung des Stromverkehrs an seinem Haushaltsetat, nament- lich wenn man Jahre lang vorher nicht das Glück hatte, an den Segnungen dieses Verkehrs zu partizipieren. Die Preise mancher Gebrauchs- gegenstände, die der Strom direkt vom Erzeugungs- orte befördert, ermäßigen sich infolge der niedrigen Wasserfrachten oft bis auf die Hälfte der Markt- preise in solchen Städten, welche mit der Deckung ihres Konsums die Bahn betrauen müssen. Der primitivste Stromverkehr ist der des Flößens, allerdings aber auch nur für einen einzigen Transportartikel, für Rohholz, geeignet. Die im Hochgebirge gefällten Riesenstämme von Kiefern, Eichen, Buchen werden einfach verkoppelt und zum Transport dem Strom anvertraut. Eine solche Koppelung, ein Floß, bedarf natürlich auf seiner Reise der Lenkung, sonst könnte es manches Unheil an Brücken, Pfahlbauten u. s. £. s) { W. Köhler: Die Bedeutung der Flöße für die Verbreitung der Wasserpflanzen. anrichten. Die Fahrt geht begreiflicher Weise sehr langsam, es muß oft Station gemacht und bei niedrigem Wasserstand die Reise tage-, ja wochenlang unterbrochen werden. Dann kommt noch der Winter, während dessen der Strom- verkehr größtenteils ruht. So kommt es, dab ein Floß von beinahe allen Haltepunkten seiner Reise sich kleine Andenken mitnimmt in Gestalt von Pflanzen und Tieren verschiedenster Arten und Familien. Da es nun mit diesen von einer Reise mitgebrachten Andenken nirgends geizt, sondern freigebig davon abgibt, wird das Floß zu einemnichtzuunterschätzenden Faktor in der Verbreitung unserer heimischen Wasserpflanzen- und Wassertierwelt. Was die Tierwelt anbelangt, kommen ja von echten Wasserbewohnern nur festsitzende für den Transport mit Flößen in Frage. Diese saugen sich aber ebensowohl an Schiffen wie an Flößen fest, so daß es wenig Zweck hätte, sie in den Rahmen dieser Betrachtungen einzubeziehen. Erwähnt möge nur kurz eines Falles, des der Verbreitung von Dreissena polymorpha Pallas, der Wandermuschel, werden, die noch 1820 in Deutschland unbekannt war und heute an jedem größeren Lastkahn, an jedem Brückenpfeiler, an jedem längere Zeit im Wasser liegenden Floß bis weit ins Innere von Deutschland hinein zu finden ist. Die Pflanzen hingegen, die der Eigen- bewegung in jedem Entwicklungsstadium ent- raten müssen, sind ausschließlich auf passive Beförderung angewiesen und verfangen sich mit ihren Zweigen, Blättern und Wurzeln natur- semäb zwischen den Baumstämmen und zum Teil klaffenden Rindenstücken eines Floßes leichter als irgendwo an einem Schiff oder Kahn. Um über die Art der Verbreitung und ihren Verlauf etwas näheres zu erfahren, mussen wir uns im zeitigen Frühjahr womöglich, wenn noch das Hochwasser nicht ganz vorüber ist, ein solches Floß etwas genauer ansehen. Wind und Wellen schlagen das noch vor Anker liegende Floß bald ans Ufer, bald vom Ufer weg. Dabei stoßen die Enden der Stämme das weiche Erdreich des Ufers ab und lockern so die Wurzeln einer Menge von Sumpfpflanzen. Am kräftigsten werden die Stöße gegen das Ufer, wenn sie durch die Sogwelle eines vorüber- fahrenden Dampfers verstärkt werden. Es werden auf diese Weise sogar Weiden- und Erlensträucher entwurzelt und losgerissen. Einen Teil der los- gerissenen Pflanzen trägt die Strömung fort, einen Teil hält sich das Floß zwischen seinen Stämmen fest. Nur diesen letzteren Teil haben Kleine Mitteilungen. wir bei unseren Betrachtungen im Auge; im ersten Falle befördert wohl das Floß durch seine Bewegungen das Losreißen und Verbreiten der Pflauzen, bewirkt es aber nicht schlechthin. Ein kräftiger Wellenschlag des Stromes hätte dasselbe Resultat schließlich auch allein erzielt. Was das Floß alles transportiert, sehen wir, wenn wir die an einem Holzstapelplatz endgiltig verankerten Flöße auf ihre Flora mustern. Da finden wir denn sämtliche Doldenblütler ( Um- belliferae) unserer Sümpfe, als Helosciadium, Oenanthe, Berula, Sium, die mit ihrem Wurzel- werk zwischen die Stämme eingezwängt, lustig austreiben, mächtige, oft meterlange Rhizome der gelben Teichrose (Nuphar luteum), die ihre Riesenblätter zwischen den Spalten hindurch über die Stämme wegschieben ; stachlige Wasser- scheren (Stratiotes aloides) mit ihren vielen Aus- läufern neben zierlichem Froschbib (Aydrocharis morsus ranae),Pfeilkraut(Sagittaria sagittaefolia), das sich schon als Knolle mit seinem gekrümmten Triebe verfangen hat und nun mächtig austreibt und blüht, Froschlöffel (Alısma plantago) ; Fieber- klee (Menyanthes trifoliata) mit den wundervoll gefransten weißen Blüten, und Sumpfblutauge (Comarum palustre), eine Pflanze, deren vielfach oekrümmter, meterlanger Wurzelstock sie für Verbreitung durch Flöße wie geschaffen er- scheinen läßt; Sumpfschlangenwurz oder Schweins- ohr (Calla palustris) und Sumpfvergißmeinnicht (Myosotis palustris), von den Vertretern der Kryptogamen gar nicht zu reden. Das ist aber bloß noch der Überrest nach viele Monate langer Fahrt, den das Floßb zum Ziele mitgebracht hat! Was mag ihm nicht alles der Strom unterwegs wieder entrissen haben! Wenn auch für sehr weite Strecken nicht recht wahrscheinlich, könnte man für bloßen Transport der Pflanzen den Strom hinab den — Vereins-Nachrichten, „VEREINS: NACHRICHTEN 217 Strom selbst als ausreichend erklären und die Tätigkeit der Flöße für eine bloße Unterstützung der Tätigkeit des Stromes. Das Floß lenkt aber in Nebenarme und Kanäle ein, läßt sich über Seen schleppen u. s. f., wohin der Ausgangssirom seine Flora niemals hätte allein transportieren können. Die Bedeutung der Flöße für die Ver- breitung unserer Wasserpflanzen, und namentlich für relativ rasche Verbreitung über weite Ge- biete, ist also unabweisbar. In) Xleine Mitteilungen. Farbenanpassung bei Einwirkung der Spektral- farben auf Algen. Eine merkwürdige Beobachtung machte N. Gaidukov, als er Porphyra laciniata Ag. und Phormidium tenue Com., in ein etwa 19 cm langes Spektrum brachte. Nachdem diese Aleenplatten Belichtung durch eine starke Bogenlampe ausgesetzt worden waren, war Phormidium im Rot bis Gelb des Spektrums blaugrün geblieben, wie vorher, hatte aber in allen Strahlen von Grün bis Violett eine gelbe bis braungelbe Färbung an- genommen. Porphyra hingegen behielt im Grün bis Violett die purpurrote Farbe, erfuhr aber im Rot bis Gelb eine ausgeprägte Grünfärbung. Es erscheint bei der Schnelligkeit, mit welcher diese Farbenänderung auf- tritt, ausgeschlossen, daß etwa neue Zellen sich gebildet hätten, welche diese. komplementäre Anpassung an das es muß also infolge des Einflusses Platten von zwei Algen, einer zehnstündigen Spektrumslicht zeigten; veränderten Lichtes eine Umbildung der Farbstoffkörper im Innern der vorher anders gefärbten Zellen eingetreten sein. Bemerkenswert ist auch noch die weitere Tatsache, daß keine Übergangsstufen in der Färbung wahrgenommen werden, sondern dab stets nur die beiden komplementären Farbenpaare Grün-Rot und Blaugrün-Braungelb auftraten. Referiert nach den „Berichten der deutschen Botan. Gesellschaft“, XXIV, 1 % Druckfehlerberichtigung. Auf Seite 195, fünfte Zeile von unten (No. 19), ist sichelförmig statt eichelförmig zu lesen. »e 1 Für den sachlichen Inhalt der Vereinsrachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Wasserstern“, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Augsburg. Vereinslokal: Hotel „Kaiserhof“, Eingang Halderstraße. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Samstag des Monats Briefadresse: K. Riedel, Haunstetterstr. 21/I. Sitzung vom 5. April 1907. Genehmigung des Protokolls der letzten Sitzung. Ein- lauf: Brief des Herrn Kathmann, worin derselbe ersucht, die von uns in einem der früheren Sitzungsberichte mitgeteilte, nach seiner Ansicht zur Haltung des Scheibenbarsches zweckdienliche Temperatur, auf 221/50 C. richtig zu stellen. Wir haben dieses Thema nun schon zur Genüge behandelt und auch Herr Dr.. Wolterstorff vertritt, wie in fraglicher Notiz in No. 12 seines Blattes zu lesen. unsere Ansicht. Ansehließend wollen wir über diese Frage nochmals Herrn Roeben-Bremen zu Wort kommen lassen. Dieser Herr schreibt uns am 26. Februar: „Scheibenbarsche und Diamant- barsche hielten, wie schon mitgeteilt, noch unterm Eise gut aus, wogegen Gambusen, Barben, Girardinus, Hapl. latipes, 218 Panzerwelse, Tetragonopterus bei 3 bis 4° R. heraus- genommen werden mußten, da durch die Kälte verursachte Ermattungserscheinungen bemerkbar wurden; jetzt bei 7’R. ist die ganze Gesellschaft wieder in die alten Bassins ver- teilt und tummelt sich sehr lustig und munter umher. Die Gambusen sind Prachttiere und von den Weibehen schon wieder viele trächtig.“ Am 3. April schreibt uns genannter Herr: „Es dürfte sie jedenfalls interessieren, daß meine Panzerwelse gestern Abend zu meiner Überraschung und Genugtuung bei einer Temperatur von 12° R. gelaicht haben. Ich ging zirka 10 Uhr abends noch einmal in mein Aquariumhäuschen und war so Zeuge des ganzen Laich- geschäftes. Ich glaube wohl sicher annehmen zu dürfen, daß ich dieses Resultat nur dem Halten in ungeheizten und sogar kalten Bassins zuzuschreiben habe, denn die Wassertemperatur von 12% habe ich auch erst seit einigen Tagen starken Sonnenscheins. Ich schreibe das mit Bezug auf die Scheibenbarsche, um die Richtigstellung meiner Annahme zu beweisen, daß es nicht nötig ist, exotische Fische immer in geheizten Behältern zu halten (besser vielleicht, daß es falsch ist, jeden Ausländer als Tropenfisch zu behandeln). Von den Scheibenbarschen habe noch betreff des Laichens nichts gemerkt, die Fische an und für sich sind trotz der Eiskur brillant in Verfassung.“ Für diese freundlichen Mitteilungen auch an dieser Stelle unsern Dank. Schreiben des Vereins der Aquarien- und Terrarienfreunde Cottbus, Jugendabteilung betreffend. Brief Lotus-Wien. Die „Münchener Neuesten Nachrichten“ setzen uns von der Annahme unseres die Ausstellung betreffenden Reklame- artikels in Kenntnis. Unser Herr Schreiber offeriert Glas- aquarien zu mäbigem Preise. Brief „Heros“-Nürnberg. Schreiben: Manz’scher Verlag, Regensburg. Offerte Wenzel & Sohn. Anmeldungen: Herr Th. Widmann, Besitzer des Zoologischen Gartens Stuttgart und Herr Jak. Bäumel, hier. — Autliegend: „Blätter“ und „Wochenschrift“ No. 11,12 u. 13. InNo.11der,Blätter“ interessieren unsdie Ausführungen in der biologischen Rundschau des Herrn Dr. Kammerer- Wien, ferner begrüßen wir die von Herrn Köhler begonnene Artikelserie über heimische Fische. Sehr belehrend ist die Bekanntgabe der rutilus und Scardinius erythrophthalmus. Für freundliches Enntgegenkommen der „Vallisneria“-Magdeburg bezüglich der Vereinigung der Naturfreunde, lesen wir über Gelb- färbung des Laubfrosches unter Einwirkung der Sonnen- strahlen. Diese Erscheinung ist an sonnigen Tagen draußen nicht selten zu beobachten. Herr Dr. Krefft schildert in einer mit prächtigen Aufnahmen ausgestatteten Abhandlung verschiedene australische Agamiden. Diesen Ausführungen folgen wir mit Interesse. „Natur u. Haus“ bringt einen größeren Artikel über Meerestiere. Das in gleicher Nummer dieses Blattes gefällte abfällige Urteil über künstliches Seewasser möchten wir nicht voll und ganz unterschreiben. Wir sind ebenfalls der Ansicht, daß sich echtes Wasser nicht vollständig ersetzen läßt, denn gerade die schönsten und seltensten Formen gehen zumeist ein, doch halten sich bei richtiger, gewissenhafter Mischung des Kunstwassers weniger heikle Tiere, wie gewisse Arten Seerosen, ganz gut. Wir empfehlen dem Anfänger, wenn sich der Bezug einigermaßen möglich machen läßt, stets echtes Seewasser. Weiter lesen wirin der „Wochenschrift“ über die Nahrungs- menge eines Hechtes im Aquarium. In der Freiheit dürfte natürlich die Nahrungsaufnahme bedeutend größer sein. Unser Herr Mage berichtet, daß er beim Fischen Gelegenheit hatte, einen Hecht zu beobachten, der das Maul derart mit kleinen Weißfischen vollgepfropft hatte, daß ein ganzes Bündel von Schwänzen und Köpfen aus dem Maule heraus- ragte. Daß dieser Fisch mit um weniges kleineren Fischen als er selbst ist, wenn auch mitunter mühsam, fertig wird, ist bekannt. Von meiner bis vor kurzem noch 11 Stück starken Hechtherde verschwand einer nach dem andern im nimmersatten Magen eines der größeren, wenn er nur um geringes im Wachstum zurückgeblieben war. Ich kann mir, um eine noch größere Dezimierung zu verhindern, nur durch Trennen der kleineren Stücke helfen. Zur Demon- stration bringt Unterzeichneter den galizischen Krebs, S und Q, den Edelkrebs und Steinkrebs, ferner einige Goldfisch- abarten, Schleierschwanz, Teleskop (schwarz und getigert) und ein Exemplar des Hi-goi. Herr Müllegger zeigt ein riesiges Exemplar einer Kröte aus Italien, Pfeilnatter, Süß- Erkennungsmerkmale von Leueiscus”® Vereins-Nachrichten. wasserkrabbe und ein Pärchen Triton cristatus var. carnifex. Herr Flurl bringt ein Exemplar des gefürchteten Schwimm- käfers, Ruderwanze, Rückenschwimmer und Branchipus stagnalis, welch letzterer zur Zeit in einem kleinen Tümpel in der Nähe unserer Stadt zu Tausenden vorhanden ist, zur Vorzeigung. Wir lasen in den Sitzungsberichten über das Vorkommen dieses Krebschens aus verschiedenen Gegenden des Reiches. Herr Deister zeigt noch einen selbstgefertigten Bunsenbrenner. Anschließend: Abgabe einer Fischteilsendung des „Heros“-Nürnberg. Herr Der- mühl stiftet zum Verkauf zu Gunsten der Verlosungskasse eine große Anzahl schwarzer Planorben. Herr Beutten- müller hat zur Verteilung Sumpfdeckelschnecken mitge- bracht. Den Herren besten Dank. Die Versteigerung eines von dem „Heros“-Nürnberg gratis überlassenen Acara cocruleo-punctata var. latifrons bringt der Kasse 1,05 Mk. ein. Herr Vieregg diskutiert über die Haltung des Kaliko- barsches, den er als heikel und schwer an totes Futter zu gewöhnen bezeichnet. Diesen Beobachtungen pflichten wir bei. Dieser prächtige, zartgebaute Nordamerikaner stellt an den Pfleger große Anforderungen, doch ist mit Geduld auch er ganz gut an totes Futter zu gewöhnen. Unser Herr Unkauf hatte vor einem Jahre zwei prächtige Exemplare, die beide rohes Fleisch anstandslos annahmen. Seiner Zartheit und seines ruhigen Naturells wegen ist er mit seinen robusteren Artverwandten nicht zusammen- zuhalten. Auch über die Charaktereigenschaften des Neo- troplus carpintis spricht sich genannter Herr aus und be- zeichnet entgegengesetzt der Ansicht des Unterzeichneten diesen Cichliden als ruhigen, verträglichen Aquarien- bewohner. Wir glauben diese unseren Erfahrungen ent- gegengesetzte Beobachtung wohl auf die Jugend der Exemplare des genannten Herrn zurückführen zu dürfen. Große, kräftige Stücke dieses Fisches müssen als rauflustig und bösartig mit Vorsicht zu schwächeren Tieren gesetzt - werden. Der als Gast anwesende Herr Bäumel empfiehlt bei der Zucht von Regenwürmern alte verfaulte Apfel als Futter zu verwenden. Die Vermehrung sei rapid. Hierauf Ausstellungsangelegenheiten. Riedel. Sitzung vom 20. April 1907. A Protokollgenehmigung. Einlauf: Einladung des Augs- Apus cancriformis auch an dieser Stelle unsern besten $_ Dank. In No. 13 der „Wochenschrift“, im Sitzungsbericht burger Fremdenverkehrsvereins zu seiner Generalversamm- # Jung. Schreiben des Stadtmagistrats, das Kgl. Amtsgericht übermittelt unsere der Korrektur unterzogenen Satzungen nebst Eintragungsbestätigung in das Vereinsregister. Firma Gürtler-Berlin ofteriert Ausstellungsdiplom. „Proteus“- Breslau übermittelt Anmeldebogen zu seiner Ausstellung. Wir danken für freundliche Überweisung, selbstverständlich ist eine Beteiligung schon der Vorarbeiten zu unserer eigenen Ausstellung wegen ausgeschlossen. Wir wünschen den besten Erfolg. Brief „Lotus“-Wien. Schreiben des Herrn Roeben-Bremen, der uns mitteilt, daß seine Scheiben- barsche bei 12!/;° R. gelaicht haben und der Laich der Panzerwelse trotz einer T'’emperatur von 10° R. noch gut sei. Wir danken Herrn Roeben herzlich für diesen weiteren Belag der Richtigkeit unserer ausgesprochenen Ansicht. Aufliegend „Kosmos“ Heft 4, „Blätter“ u. „Wochenschrift“ 14 u. 15. Die interessierenden Arbeiten werden, soweit es die Zeit erlaubte, verlesen und besprochen, Aufge- nommen: Die Herren Bäumel, hier und Widmann-Stuttgart, angemeldet die Herren Reiß, Geretshofer und Weigele. Nach Verlesen der für die „Blätter“ bestimmten Vereins- berichte ergreift Unterzeichneter das Wort zu seinem Vor- trage über das Terrarium. Dieser in unserem Vereine leider bis jetztnoch sehr vernachläßigte Zweig unserer Liebhaberei soll durch die Ausführungen des Vortragenden dem Inter- esse der Mitglieder empfohlen werden. Er verbreitet sich über Sonnenlichtzufuhr, Stand der Behälter, Einrichtung derselben je nach den Insassen, Pflege der Tiere, wobei die heimische Fauna in erster Linie Berücksichtigung findet. Zahlreiche Tiere werden ergänzend zu den Aus- führungen demonstriert, in knapper Form die Fortpflanzung der einzelnen Arten gestreift, wobei im besonderen die- jenigen, welche sich leicht im Aquarium züchten lassen, bei- spielsweise dieTritonen,hervorgehobenwerden.Anschließend wird noch über die Haltung einiger Exoten gesprochen und betont, daß ein vorhergehendes Studium der Lebens- bedürfnisse jedes einzelnen zu pflegenden Tieres unbedingt notwendig sei. So brauche beispielsweise der Porzellanskink durchwärmten Wüstensand, der grüne Leguan als aus- Vereins-Nachrichten. gesprochenes Baumtier eine Klettergelegenheit im Behälter usw. usw. Ein Skink und ein !/; m langes Exemplar von Ignana tuberculata gelangt zur Demonstration. Nach kurzer Anleitung zur Überwinterung der Terrarientiere schließt Vortragender mit dem Wunsche, daß auch dieser nicht minder interessante und belehrende Zweig unserer Bestrebungen mehr Berücksichtigung finden möge. Für die Ausführungen wird gedankt. Anschließend demonstriert Herr Müllegger Bufo mauritanicus aus Nordafrika und Bufo spec. aus Argentinien; hübschgezeichnete, lebhafte Kröten. Die von heutiger Sitzung ab für jeden zweiten Sitzungsabend im Monat vorgesehene Gratisverlosung, bei der sehr hübsche Gewinne zur Abgabe gelangten, bildete den Schluß des offiziellen Teiles. Herr Flurl stiftet 50 Pf. für die Bibliothekskasse, wofür wir ebenfalls herzlich danken. Hierauf Besprechung von Ausstellungsangelegen- heiten. Herr Schreiber kommt uns mit der gärt- nerischen Dekoration weitgehendst entgegen, Herr Albert erbot sich, den Teich unentgeltlich herzustellen. Herr Mochele, der nieht Mitglied ist, hat die Wasserzuleitung ebenfalls gratis ausgeführt, weshalb wir diesem Herrn zu besonderem Danke verpflichtet sind. Verschiedene Druck- sachen fertigt Herr Unkauf zum Selbstkostenpreis. Dieses Enntgegenkommen unserer Mitglieder ist höchst dankens- wert und läßt uns die Hoffnung hegen, daß die durch den Stadtgarteneintritt veranlaßte Verteuerung einiger- maßen gemildert wird, so daß wir glauben, doch ohne Defizit abzuschließen. Viele Mitglieder haben Spezial- gebiete zur Bearbeitung übernommen, Unterzeichneter die heimischen Fische und nordamerikanischen Barsche, Pflanzen Herr Rast, Reptilien und Amphibien Herr Müll- egger, die Insekten Herr Flurl, Schnecken Baronesse v. Krauss, Krebse Herr Schneider, Egel Herr Glass, Zahn- karpfen Herr Friedrich, Tetragonopterusarten Herr Wolf, Barben und Welse Herr Grünhut, Haplochilusarten Herr Schaumann, Cichliden Herr Unkauf, Brivulusformen Herr Radstorfer. Selbstverständlich ist an eine Vollständigkeit der einzelnen bis jetzt eingeführten Familien nicht zu denken, doch werden wohl die Hauptvertreter der meisten zu sehen sein. Zirka 10 Seewasserbehälter dürften wesent- lieh zur Bereicherung und Verschönerung beitragen. In der Terrarienpraxis ist unser Verein im Verhältnis zur Aquariensache nicht mit der Zeit gegangen, doch dürfen wir trotzdem auf 60—70 Terrarien rechnen. Soweit eine Schätzung. jetzt schon möglich ist, werden zirka 250 bis 300 Behälter ausgestellt. Wir empfehlen Interessenten die Besichtigung. Riedel. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Magdeburg. Vereinslokal: „Tivoli“, Kaiserstraße. Sitzungen: Jeden 2. und 4. Dienstag im Monat. Briefadresse: W. Jürgens, Königgrätzerstraße 17 p. "Sitzung vom 26. März 1907. Nachdem die Mitglieder auf die lehrreiche Abhand- lung von W. Köhler, „Die Familie der Characinidae“ in Heft 7, 9, 10 u. 11 der „Blätter“ aufmerksam gemacht waren, welche den Leser an der Hand von ausgezeichnet gelungenen photographischen Aufnahmen, wofür wir der Schriftleitung Dank wissen, mit einer stattlichen Anzahl von Vertretern dieser noch so wenig gekannten Fisch- gruppe vertraut macht, begann der Vorsitzende seinen angekündigten Vortrag: „Die Fische unserer engeren Heimat“. Es handelte sich hierbei lediglich um die Fische, welche zeitweise oder ständig sich in der Gegend von Magdeburg in der Elbe aufhalten. Zunächst wurden die Wanderfische besprochen, die den Flußlauf der Elbe bis Magdeburg oder weiter hinaufgehen, und daneben einige Seefische, die sich öfter hierher verirren. Mit dem entwicklungsgeschichtlich am tiefsten stehenden Neunauge wurde begonnen. Das Bachneunauge ist ein ständiger Bewohner einer Anzahl Bäche und kleinerer Flüsse unserer Umgegend. Das Flußneunauge, dessen Hauptfangstelle das Krakauer Wehr in der alten Elbe ist, kann dagegen nur als Wanderfisch angesehen werden. Erwähnt wird auch das zeitweise Vorkommen einzelner Exemplare der aalstarken Seelamprete (Petromyzon marimus). Die ge- nannte Fangstelle ist besonders bekannt wegen des Stör- fanges, der vor 25 bis 30 Jahren noch mit bedeutendem 219 Erfolg hier betrieben wurde. Jetzt wird hier nur in ganz seltenen Fällen einmal ein kleines Exemplar des Störs gefangen. Kleinere Exemplare des Sterlets, eines nahen Verwandten des Störs, in den russischen Nlüssen und in der Donau vorkommend, würden wegen ihrer sonderbaren Gestalt und herrlichen Färbung wahre Pracht- stücke für größere Süßwasseraquarien abgeben. Daß sie sich in der Gefangenschaft gut halten, beweisen die in den Aquarien unserer Grusongewächshäuser schon seit Jahren ausgestellten Sterlets. Größere Fischhandlungen sind sicher in der Lage, kleinere Sterlets von 30 em Länge und vielleicht von noch geringerer Größe zu erschwing- lichen Preisen zu besorgen. Dem Deutschen Fischerei- verein ist es zu danken, daß ein anderer Wanderfisch, der Lachs (Salmo salar), nicht ebenso selten in der Elbe geworden ist wie der Stör. Alljährlich werden vom Deutschen Fischereiverein beträchtliche Mengen von Lachseiern nach Böhmen versandt, um dort in der Elbe ausgesetzt zu werden. Mit den hier gefangenen Lachsen wird wahrscheinlich zuweilen unerkannt auch die sich vom Lachs äußerlich wohl kaum unterscheidende Lachsforelle (Salmo trutta) erbeutet, obgleich sie durch die Querreihe Zähne an der vorderen Platte des Pflugscharbeins leicht zu erkennen ist. Ein dritter Salmonide, der Schnäpel (Coregonus oayrrhynchus) steigt ebenfalls bis zu uns und noch beträchtlich weiter die Elbe hinauf, um zu laichen. Wahrscheinlich kommt auch ein vierter Salmonide, der Stint (Osmerus eperlanus) in einzelnen Exemplaren bis nach Magdeburg hinauf. Ferner sind als Wanderfische zwei Angehörige der Familie der Heringe (Olupeidae) zu nennen, der Maifisch (Alosa vulgaris) und sein nächster, kleinerer Verwandter, die Finte (Alosa finta), welche bis in den Mittellauf der Elbe vordringen. Der Fang eines Maifisches in hiesiger Gegend soll heutzutage allerdings ein seltenes Ereignis geworden sein. Den älteren Magde- burgern müssen von ihren 25 bis 50 Jahre zurückliegenden Fisehmarktmusterungen noch die schmucken, durch eine Anzahl schwärzlicher Flecke hinter den Kiemendeckeln kenntlichen Fische in Erinnerung sein. Auf unsern be- kanntesten Wanderfisch, den Aal, wurde nur in aller Kürze eingegangen, da’ er in einem besonderen Vortrage später besonders behandelt werden soll. Entgegen der früheren Ansicht wird jetzt wieder mehrfach behauptet, daß der Aal doch mitunter des Nachts das Wasser frei- willig verlassen soll, was wir aber vorläufig noch be- zweifeln. Im Anschluß an die Wanderfische wurden noch einige Seefische angeführt. welche sich als Gäste hier mitunter einfinden. Im hiesigen Naturwissenschaft- lieben Museum befindet sich das Präparat eines See- skorpions (Cottus scorpio). der hier in der Elbe gefangen wurde. Auch die Aalmutter (Zoarces vivipara) verirrt sieh mitunter bis hierher, und von der Flunder (Pleuro- nectes flesus), die öfter hier gefangen wird, befinden sich ständig einige in der Elbe bei Magdeburg gefangene Exemplare in den Grusongewächshäusern ausgestellt. Die Flunder ist schon mit Erfolg in Süßwasserteichen aufgezogen. Es ist nur zu verwundern, daß diese eigen- artigen, interessanten Tiere bei den Aquarienliebhabern bisher so wenig Beachtung gefunden haben. Ebenfalls ein Kehlweichflosser wie die Flunder ist die zur Familie der Schellflsche (Gadidae) gehörige Quappe (Lota vul- garis), welehe ein ständiger Bewohner unserer Elbe ist. Da über den Laichakt der Quappe noch viel Dunkel herrscht, wäre es eine dankenswerte Aufgabe, sie im Aquarium zur Fortpflanzung zu bringen. In einem ge- räumigen Aquarium, das mit größeren Steinen ausgelegt ist, unter denen sie sich gern versteckt, dürfte der Ver- such gelingen. Jr Sitzung vom 9. April 1907. Im zweiten Teil seines Vortrages geht der Vorsitzende zu den Bauchweichflossern über. Unter ihnen ist die Familie der Cypriniden bei uns am zahlreichsten vertreten, und zwar mit nicht weniger als 26 Arten, die einzeln be- schrieben wurden. Viele von ihnen gleichen sich so. daß sie in kleineren Exemplaren von 10 bis 15 cm Länge äußerlich überhaupt nicht zu unterscheiden sind. Der rundliche oder seitlich zusammengedrückte Körper, das end- oder unterständige, engere oder weiter gespaltene Maul, der kleinere, schmälere oder größere Kopf, die Zahl der Flossenstrahlen, die sich fast immer in einem Spiel- 220 raum bewegen, der auch gerade für ‘die nächsten Ver- wandten zutrifft, von denen man sie unterscheiden will, auch die größere oder geringere Ausbuchtung der Flossen sind so alleemeine Kennzeichen, daß sie sich in der Praxis als sichere Unterscheidungsmerkmale nicht bewähren. In vielen Fällen bleibt nichts weiter übrig als der anatomische Eingriff, vor allem die Untersuchung der Schlundzähne. Da noch dazu die verschiedenen Arten in großer Anzahl an gemeinsamen Laichplätzen zur Fortpflanzung schreiten, findet man unter den sogenannten Weißfischen, um die es sich hier handelt, viele Bastardformen, über deren Natur auch die anatomische Untersuchung keine Klarheit gibt; übrig bleibt dann bloß die graue Theorie. Nach Be- sprechung der ebenfalls zu den Bauchweichflossern ge- hörigen Raubfische, des gemeinen Welses und des Hechtes, bildeten die stachelflossigen Barscharten, die Groppe und die Stichlinge den Beschluß. Ji: Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Krefeld. Vereinslokal: Restaurant Brueren, Rheinstr. Versammlung alle 14 Tage Donnerstags abends 9 Uhr. Briefadresse: Ingenieur Thomas Agnaess, Krefeld, Jungfernweg 6. Versammlung vom 4. April 1907. Nach Eröffnung derselben wurde nach Erledigung der Eingänge zum Hauptpunkt der Tagesordnung: „Aus- stellungsangelegenheit“, übergegangen, welche den größten Teil des Abends in Anspruch nahm. Besprochen wurde hauptsächlich die Verteilung der verschiedenen Arbeits- gebiete, welche von den beteiligten Herrn auch bereit- willigst übernommen wurden. Von den letzten Tümpelaus- flügen zeigte Herr Agnaess die tierfressende Pflanze Utricu- laria vulgaris, welche genannter Herr als Winterknospe ge- funden hatte. ferner den Leistenmolch Trit. palmatus, dessen Vorkommen in der nähern Umgebung Krefelds mit großer Freude begrüßt wurde. Außerdem zeigte Herr L. Strath noch den Kammmolch Trit. eristatus, sowie dessen Var. Trit. eristatus carnifex vor. Versammlung vom 18. April 1907. Ausstellung und wieder Ausstellung ist die heißeste Frage aller hiesigen Aquarianer und füllt jede Ver- sammlung. Diesmal wurde etwas Sichtbares gezeigt, indem unser Mitglied, Herr Karl Grimm, sein von ihm ent- worfenes und gezeichnetes Ausstellungsplakat vorführte, welches allgemein sehr gut gefiel und worüber alsdann wegen der Herstellung desselben gleich Beschluß gefaßt wurde. Nach einigen weiteren Mitteilungen in der Ausstellungs- sache berichtet Herr Agnaess über seinen Tümpelausflug nach Spandau und Magdeburg und führt uns dabei den seltenen Gast Apus (Lepidurus) productus, den er bei Spandau gefunden hatte, vor. Im Anschluß hieran brachten die Herrn Krause und Fuchs das Wissenswerte aus der Literatur bezügl. Apus vor. Herr Agnaess hatte ferner aus dem Krakauer Anger bei Magdeburg ge- troekneten Schlamm mitgebracht, der nun verteilt wurde mitnäheren Anweisungen, Aufzuchtversuche mit Apus vor- zunehmen. Vom selben Ausfluge wurden ferner Branchipus ausSpandau sowie eine Paludina fasciata mit festsitzender Wandermuschel (Dreissena polymorpha) aus der Havel vorgeführt. Herr Strath brachte von seinem letzten Tümpelausflug Süßwasserschwamm sowie einige inter- essante Köcherfliegenlarven mit und zeigte uns ferner seine Marmormolche (Trit. marmoratus), deren gutes Aussehen von sorgfältiger Pflege zeugte und die allgemein bewundert wurden. Fragekasten des „Triton“, Berlin. (Die Benutzung desselben steht auch Nichtmitgliedern frei.) Frage Nr. 6: Ich besitze seit Jahren ein Aquarium, in welchem ich schon verschiedene Zierfische gehalten habe. Ich gab in dasselbe schon die verschiedensten Erdarten, kann aber keinen Pflanzenwuchs darin erzielen und zwar deshalb, weil kaum zwei Tage nach dem Ein- ‚füllen das Fluß- oder Brunnenwasser trotz sparsamster Fütterung sich trübt, grünlich und immer undurchsichtiger wird, bis ich es entfernen und neu ersetzen muß. Dabei Vereins-Nachrichten. gedeihen keine Pflanzen, die Blätter sehen aus wie aus- gelaugt und überziehen sich mit einer dichten Schicht, unter welcher sie absterben. Schnecken starben in einigen Wochen darin ab. Das Aquarium steht an einem Fenster: Südseite. Was kann ich dagegen tun? Antwort: Nehmen Sie Fische, Pflanzen und Sand aus dem Aquarium, den Bodengrund (Erde) können Sie darin lassen, schichten Sie ihn aber derartig, daß er nach einer Ecke des Aquariums hin schräg abfällt; hier sammelt sich etwaiger Schmutz und kann von dort leicht entfernt werden. Nun waschen Sie den Sand gründlich aus, säubern auch die Pflanzen, so gut es geht, und bringen beides wieder in das Aquarium, dessen Scheiben natürlich auch vorher zu putzen sind. Pflanzen mit Wurzeln (Vallisneria,; Sagittaria usw.) dürfen nicht zu tief gepflanzt werden, nur so weit, daß die Wurzeln eben bedeckt sind, sonst faulen die Blätter ab. Von Pflanzen, welche auch ohne Wurzeln weiter wachsen, verwendet man zweckmäßig nur die Spitzen. Wenn Sie nun den Behälter wieder hübsch und ziemlich reichlich bepflanzt haben, dann füllen Sie recht vorsichtig das Wasser ein. Darauf befestigen Sie vor der dem Fenster zugekehrten Aquarienscheibe recht dunkles Papier, damit das Aquarium nur Oberlicht erhält; dies wird hoffentlich die Algen- bildung, welche das Grünwerden des Wassers veranlaßt, verhindern. Sollte das Wasser trotzdem grün werden, dann müßten Sie den Behälter etwas vom Fenster ab- rücken. In den ersten zwei Wochen dürfen Sie keine Fische in den neu eingerichteten Behälter bringen. damit die Pflanzen ungestört anwachsen können. Da wir ver- muten, daß Sie überhaupt zu viel Fische in dem Behälter haben, raten wir, die Fische in Zwischenräumen von- etwa einer Woche nach und nach einzubringen; Sie werden dann gleich sehen, wieviel Fische Sie in das Aquarium bringen können, ohne daß das Wasser sich trübt. Wenn Sie auf klares Wasser Wert legen, dann müssen Sie immer darauf achten, daß im Aquarium recht viel Pflanzen und recht wenig Fische sich befinden; auch gefüttert darf nicht zu viel werden. Frage 7: Was ist der Hassel für ein Fisch? Wie sieht er aus, und wie ist sein wissenschaftlicher Name? Antwort: Der Hassel oder Häsling führt den Namen Squalius leueiseus; er gleicht im Außeren dem Döbel und unterscheidet sich von diesem hauptsächlich durch das Fehlen der roten Farbe an Bauch- und After- flossen. Findet sich allgemein in den Gewässern Mittel- europas. Frage 8: In meinem neueingerichteten Aquarium, welches Gartenerde und gewaschenen Werrasand enthält, trübt sich das ganz klare Wasser nach acht Tagen immer mehr bis zur Undurchsichtigkeit. Die Pflanzen sind wie mit einem weißen Flaum überzogen. Was mag die Ur- sache sein und wie schaffe ich Abhilfe? Antwort: Die weiße, oft sehr starke Trübung bei neu eingerichteten Aquarien ist eine häufige Erscheinung, für welche man eine befriedigende Erklärung bis, jetzt noch nicht gefunden hat. Sie verschwindet in der Regel nach einigen Wochen; sollte dies jedoch nicht der Fall sein, so ist das Wasser durch neues zu ersetzen. Der weiße Flaum, der namentlich an den Blatträndern beim Betrachten gegen das Licht zu erkennen ist, dürfte sich als zahllose Kolonien von Vorticellen (Glockentierchen) erweisen. Betrachten Sie eines der fraglichen Blattstücke unter dem Mikroskop bei einer Vergrößerung von 200 fach linear, wahrscheinlich wird sich Ihnen ein überraschender Anblick bieten. Frage 9: Können Sie mir eine Bezugsquelle für Süßwasser-Perlaustern angeben? Antwort auf diese Frage erbitten wir aus dem Leserkreise. Mit Bezugnahme auf Frage No. 2 unseres Frage- kastens bemerken wir. daß die Firma Leonh. Schmitt in München (Import und Export lebender Seetiere) noch besteht. Herr Schmitt bedauert, ein Schreiben von uns nicht erhalten zu haben und erklärt dies möglicherweise durch seinen Umzug nach Walterstr. 29. Er hat eine große Anzahl von Seetieren in schönen Exemplaren auf Lager. — Wir bitten von dieser Berichtigung Kenntnis nehmen zu wollen. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVIII. iK > \ M h ES ZZ ZI Brend’amour, S. &C: Illustrierte Wochen-Schrift für Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. Von Bernhard Wichand und W. Köhler. V. Afrikanische Cichliden. Von W. Köhler. it der für Tropen und Subtropen der alten und neuen Welt charakteristischen Familie der Cichliden (Cichlidae), früher und z. T. noch heute auch Chromiden genannt, hat uns zuerst Paul Nitsche, der ehemalige 1. Vorsitzende des Vereins „Triton“ in Berlin, näher bekannt ge- macht, indem es ihm gelang, erstmalig einen für Aquarien- pflege hervorragend geeigneten Vertreter dieser Familie, den Chanchito (Heros facetus (Jenyus)), lebend ausSüdamerika nach Europa her- überzubringen. In- zwischen sind bei dem fortgesetzten Auf- schwung, den Aqua- rienkunde und’ Tier- import nahmen, wohl ein Dutzend oder mehr verschiedene (ichli- den an unseren Augen vorübergezogen, teils farbenprächtig, teils unscheinbar gefärbt, teils stattliche Größen erreichend, teils kleinbleibend, aber höchstens einen von den vielen dürfte es gelungen sein, sich die gleiche Beliebtheit und Ver- breitung zu sichern, wie sie der Chanchito .erlangt hat, dem kleinen buntfarbigen Maul- brüter (Paratilapia multicolor (Schoeller)) aus Nordafrika. Verschiedene Gründe sind es, die Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. einer allgemeinen Verbreitung der Cichliden als Aquarienfischen hindernd entgegenstehen. Ein großer Teil dieser Fische erreicht recht statt- liche Körperdimensionen; dazu gehört leider auch unser altbeliebter Chanchito, von dem ich selbst bereits wiederholt 20 cm lange Exemplare Hemichromis fasciatus Peters. Weibchen. (Nat. Größe.) gepflegt habe, ferner aber der rotkehlige Chro- mide, Tilapia zili (Gerv.), und der Nilmaul- brüter oder Bolti (Tilapia nilotica (L.)). Letzterer wird gewöhnlich 20—25 cm lang, bevor .er zur Fortpflanzung schreitet. Bei mir ist in einem Sommer ein Exemplar von 8cm auf 18 cm Länge gewachsen und dann von dem beinahe ebenso stark (von 10 auf 16 em) herangewachsenen 222 Tilapıa zilli, dem der Nilmaulbrüter zugesellt wurde, totgebissen worden. Aber auch andere Arten, z. B. einige Geophagus-Arten, namentlich G. gymmogenys Hensel und Neetroplus carpıntis Jord. & Snyder, erreichen für Aquarien reich- liche Größenmaße, die ihre Haltung in sehr ge- räumigen Behältern fordern, und solche Behälter stehen eben nicht jedem Liebhaber zur Ver- fügung. Dazu Kommt des weiteren die für die ganze Familie der Chromiden charakteristische Unverträglichkeit der Individuen untereinander. Außer den Zitterwelsen dürfte es nirgends wieder Fische von so zänkischem, rauflustigem Naturell geben, wie es die Chromiden sind. Bei den Raufereien und Beißereien geht es leider nicht immer mit kleinen Flossenverletzungen und Schuppenverlusten ab; vielmehr wird sehr oft ein Fisch vom andern tödlich verwundet, -ein Umstand, der nicht dazu beiträgt, zur Haltung der Fische besonders zu ermutigen. Dem An- fänger kann man denn auch bei bestem Wissen und Gewissen nur zur Haltung des kleinen buntfarbigen Maulbrüters (Paratilapıa mul- ticolor (Schoeller)) raten, da der Fisch mit kleinen Behältern fürlieb nimmt und immerhin leidlich verträglich ist, wenngleich, namentlich zur Laichzeit, auch bei ihm ernstere Beißereien gelegentlich vorkommen. Der Chanchito verlangt schon bedeutend geräumigere Behälter, soll er zur Fortpflanzung schreiten. Wegen seines im Vergleich mit seinen anderen Familiengenossen noch immer leidlich verträglichen Naturells wäre er der nächste Chromide, dessen Haltung für den fortgeschritteneren Aquarienfreund in Frage käme. Erst dann, wenn man mit diesen beiden Arten gute Erfolge gehabt hat, versuche man sich an Pflege und Zucht der schwerer zu hal- tenden und zudem teureren Arten, etwa in der Reihenfolge: Geophagus brasıliensis Quoy- GFarmard (Perlmutterfisch, Heros bima- culatus (L.) [Acara bimaculata (L.)] (Zweifleck- chanchito), Acara coeruleopunctata Kner var. latifrons Stnd. (Blaupunktierter Chanchito), Cichlasoma nigrofasciatum (Günther) (Schwarzgebänderter Chanchito), Geophagus gymnogenys Hensel (Öharafisch), Neotroplus carpıntıs Jord. & Snyder (Perlchanchito), Tilapıa zilli Gerv. und der anderen afrika- nischen Tilapia- und Hemichromis- Arten. Man beachte dabei als Grundsatz: Man kaufe keine riesigen Zuchtpaare! Diese werden in großen Züchtereien aufs Geratewohl zusammen- gestellt, d. h. ein Paar — 1 Männchen und 1 Weibchen, und versandt, ohne daß danach Bernhard Wichand und W. Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. gefragt werden kann, ob sich die Fische mit- einander vertragen oder nicht. Man kaufe vielmehr zweckmäßig ein- bis zweisömmerige Fische aus verschiedenen Züchtereien, sodaß man von einer Art etwa 6 Stück besitzt. Wenn man Importexemplare, die meist auch nicht aus- gewachsen sind, erhalten kann, um so besser. Diese setzt man zusammen in ein dichtbepflanztes, recht geräumiges Aquarium, damit sie sich an- einander gewöhnen. Dadurch, dab mehrere bei- sammen sind, wird auch der einzelne durch die Beißereien nicht so sehr zu leiden haben. Im Frühjahr darauf wird sich schon zeigen, welches Pärchen zusammenhält; die anderen Fische werden dann einfach aus dem Behälter heraus- gefangen, sodaß das Zuchtpaar, das sich selbst zusammengestellt hat, nun im gewohnten Be- hälter desto früher und bequemer zum Laich- geschäft schreiten kann. Das über Haltung und Zusammengewöhnung von Cichliden im allgemeinen, namentlich für den Neuling, der sonst für seine Unerfahrenheit diesen Fischen gegenüber gehörig Lehrgeld zahlen könnte. Schließlich sei jeder vor der Pflege von Chromiden geradezu gewarnt, dem sich Schmutz im Wasser des Aquariums auf die Nerven schlägt. Denn alle Chromiden wühlen, ihrer Größe ent- sprechend, mehr oder weniger stark, im Boden- grund des Aquariums und fühlen sich erst richtig wohl, wenn sie von außen nicht mehr zu sehen sind. Diese Gewohnheit hängt mit der eigen- artigen Brutpflege der Fische zusammen und ist bei ihrer Haltung im Aquarium der größte Übelstand, dem begegnet werden muß. Doch ist hierüber schon genug geschrieben worden, alsdaß wir nochmals darauf einzugehen brauchten. Jedenfalls bedenke man vor der Anschaffung von Chromiden, daß in einem Chromidenaquarium niemals völlig kristallklares Wasser zu er- zielen ist. Nun zu unseren nordafrikanischen Neuheiten! Bereits vor einer Reihe von Jahren sind aus Nordafrika durch Vermittlung der Firma Ge- brüder Harster in Speyer 3 Cichlidenarten nach Deutschland gelangt, von denen aber nur eine eine weitere Verbreitung gefunden hat, eben der kleine schon wiederholt erwähnte buntfarbige Maulbrüter. Die beiden anderen, Tilapia zilli (@Gerv.)u. Tilapianilotica (L.), sind zwar sehr farbenschön, der Kopf des ersteren zur Laichzeit fast sammetschwarz mit | hellblauer Zeichnung und blutroter Kehle, der Körper des letzteren amethystfarben bis veilchen- Bernhard Wichund und W. Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. blau schillernd, werden aber ziemlich groß. Außerdem frißt Trlapıa zilli (Gerv.) so un- ersättlich Pflanzen, daß das Aquarium in kurzer Zeit kahl gefressen ist. Konnten schon diese sehr schönen Fische wegen ihrer Größe und ihrer sonstigen nicht gerade angenehmen Eigen- schaften es nicht zu einer allgemeinen Ver- breitung bringen, so werden das die beiden im Vorjahre neu importierten Arten, Tilapıa microcephala(Bleek.)und Hemichromis fas- ctatus Peters noch viel weniger erreichen. Denn die unangenehme Üharaktereigenschaft der Unverträglichkeit steigert sich bei letztgenannter Art ins Ungeheure, wenn auch erstere nicht zu den friedfertigsten Chromiden gerechnet werden kann, und an Farbenpracht reichen beide Arten trotz ihrer nicht unschönen Färbung weder an die beiden früher importierten Afrikaner noch an die meisten südamerikanischen Chromiden heran. Hemichromis fasciatus Peters, von dem wir ein Weibchen, das ziemlich erwachsen sein dürfte, aus dem Importe Fr. E. Schneisings in Magdeburg vom Sommer 1906 abbilden, möge zunächst den Gegenstand unserer Betrachtungen bilden. Außer dieser Art wird noch eine zweite, A. auratus, im Handel angeboten. Diese ist es auch, von der Johs. Thumm, Dresden, in „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarien- kunde“ 1907, S. 65ff. ganz ausführlich das Laichgeschäft beschreibt. Eine Art H.auratus gibt es aber nicht; wie so mancher Name (die unglückliche Pyrbulina!) ist auch dieser von Liebhabern und Händlern, die mit dem Latein auf gespanntem Fuße stehen, ver- stümmelt worden und dürfte ursprünglich Hemichromis auritus geheißen haben. Die Be- zeichnung wäre dann immer noch nicht richtig für den Fisch, für welchen sie gelten soll; es hat aber wenigstens in der Literatur einmal einen solchen Fisch 4. auritus gegeben. Und zwar ist ein Hemichromis auritus von Gill 1862 in den Proceedings of the Academy of Philadelphia auf S. 135 beschrieben worden. Auch Günther führt in seinem Catalogue of Fishes 1862 diese Art (H. auritus Gill) noch getrennt neben Hemichromis fasciatus Peters. G. A. Boulenger vereint dagegen in seiner Revision of the African & Syrian Fishes of the Family Crehlidae (Proc. Zool. Soc. London 1898 pg. 135) beide Arten unter dem älteren Namen H. fasciatus Peters, welchen Peters in den Monatsberichten der Berliner Akademie vom Jahre 1857, S. 403, dem Typus 223 der Art beigelegt hatte. Es ist demnach H. auritus Gill nichts weiter als ein Synonym zu H. fasciatus Peters, das aber aus Prioritäts- gründen nicht mehr gebraucht werden sollte. Nun fragt es sich bloß: Ist AZ. auratus des Handels in der Tat derselbe Fisch wie H. fa- sciatus Peters? Da Johs. Thumm den Hemi- chromis fasciatus Peters nirgends erwähnt, so ist wohl anzunehmen, daß er einen lebenden Fisch unter diesem Namen überhaupt nicht er- halten hat und seiner Bezeichnung A. auratus keine artunterscheidende Bedeutung beizu- legen. Andererseits deckt sich seine Be- schreibung von A. auratus so vorzüglich mit H. fasciatus Peters, daß für mich kein Zweifel darüber besteht, daß auch Herrn Thumms : Fische Hemichromis fasciatus Peters sind. „Die schöne goldene Körperfarbe mit den fünf schwarzen Punkten an jeder Seite und die rote Flossensäumung. . .* („Wochenschrift“ 1907, S. 65), das trifft vollständig für unsere Art H. fasciatus Peters zu. Ich selbst habe //emi- chromis fasciatus nur eingehender betrachten können, dagegen nie in Pflege gehabt. Ich folge daher im wesentlichen den Angaben des bewährten Züchters Johs. Thumm, wenn ich das Laichgeschäft dieses Cichliden in aller Kürze schildere. Zur Laichzeit zeigt das Männchen an der Unterseite eine herrliche zinnoberrote Farbe und an jeder Seite 4 schwarze Längs- streifen, während die Seiten des laichreifen Weibehens mit zinnoberroten Längsstrichen geziert sind. Die Zuchtfische bauen Mulden im Bodengrund, mit Vorliebe, indem sie Pflanzen- kästen ausräumen. Daß das Wasser nach tage- langer erfolggekrönter Arbeit der Zuchtfsche nicht mehr auf das Prädikat „kristallklar“ An- spruch erheben kann, dürfte selbstverständlich sein. Der Laich fand sich in dem von Herrn Thumm geschilderten Falle an der Wandung eines Pflanzenkastens angeklebt; doch dürften in Ermangelung solcher Kästen im Aquarium wohl größere Steine oder die oder jene Aquarien- scheibe zu diesem Zwecke benutzt werden, ebenso wie bei anderen Cichliden. Wie un- verträglich und bissig die Fische sonst sind, so vollzieht sich das Laichgeschäft relativ leiden- schaftslos. Das Weibchen setzt aus der kurzen Legeröhre je 10—15 Eier nacheinander ab; dann befruchtet das Männchen den Laich. Bereits 2 Tage nach der Ablage brachte das Weibchen die Eier in einen Pflanzentopf unter. Diese erscheinen in dem Topfe als ein „braunes, überall zappelnd flimmerndes Häufchen“, Nach 224 6—7 Tagen sind aus den kleinen, Kaulquappen ähnlichen Dingern erst richtige Fischchen ge- worden, die nun auf die Nahrungssuche unter Führung der Mutter ausschwärmen und von beiden Eltern wütend verteidigt werden. Bei Fütterung mit Cyclops und staubfein gemahlenem Bartmann-Futter wächst die Brut rasch heran. Welche für brutpflegende Fische große Zahl von Eiern abgelegt wird, ersieht man aus dem von Herrn Thumm angegebenen Zuchtresultate: 780 Jungfische aus einer Brut! Junge, 2—3 cm lange Hemichromis fa- seratus Peters waren im letzten Schneising- schen Import in geringer Zahl vertreten. Diese Fischehen gewähren einen reizenden Anblick mit den 5 kleinen runden stahlblauen Flecken zu beiden Seiten auf dem messinggelben Grunde. Übrigens ist Hemichromıs fas- cratus Peters ziem- lich räuberischer Natur und frißt sehr gern kleine Fische. Wenn ein größerer Fisch dieser Art ruhig im Wasser steht, sieht man schon mit bloßem Auge die Reihen spit- zer, kräftiger Zähne in beiden Kiefern. Gekennzeichnet und unterschieden von den anderen Cichliden- gattungen ist die Gat- tung Hemichromis Peters durch das flache, schwach konkave Stirnprofil, das die Schnauze spitz erscheinen läßt. Eine vorzügliche farbige Abbildung eines erwachsenen Männchens unserer Art gibt Bleeker in den Natuurk. Ver- handelingen van de Hollandsche Maatschappij der Wetenschappen te Haarlem, 1863, Tafel 5. Wir kommen zu der zweiten der neu- eingeführten Arten, zu Trlapıa micerocephala (Bleeker). Bei dieser ist die Nomenklatur- verwirrung — vielleicht bloß infolge eines Druck- fehlers — eine noch größere als bei der erst- beschriebenen Art. Johs. Thumm, Dresden, spricht in seiner Aufsatzserie: Über die Zucht von Aquarienfischen („Wochenschrift f. Aq. und Terr. Kde.“ 1907, 8.53) nur von Tılapıa maero- cephala ohne Autorenangabe, und bezeichnet diesen Fisch sogar als Maulbrüter, Nun ist Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Junges Exemplar. Bernhard Wichand und W. Köhler: Weitere Neuheiten des vergangenen Importjahres. aber meines Wissens eine Tilapia macrocephala (Bleeker) bisher in noch keinem Importe an- geboten worden. Tietz bot vor 2 Jahren Tilapia mierocephala (Bleeker) an, und der vorige umfangreiche Chromidenimport von der Nigermündung enthielt nicht eine einzige Til«a- pra macrocephala (Bleeker), dagegen viele Hunderte Tilapia microcephala (Bleeker). Welchen Fisch meint nun Herr Thumm? Das läßt sich, da er den Fisch, den er erwähnt, nicht beschreibt, auch nicht vermutungsweise entscheiden, wenngleich ich zu der Ansicht neige, dab bloß ein Irrtum vorliegt und T. miero- cephala (bleeker) gemeint ist. Indes muß, da der von Thumm als 7. macrocephala be- zeichnete Fisch ein Maulbrüter sein soll, was bisher von Trlapıa microcephala (Blee- ker) mindestens nicht bekannt ist, beson- dere Vorsicht in der Entscheidung dieser Frage angewandt werden. Um nun HerrnThumm selbst und auch andere Liebhaber, welche von ihm den Fisch bezogen haben, in die Lage zu setzen, zu entscheiden, ob die von ihnen ge- flegte Art Tilapıa macrocephala (Blee- ker) oder Trlapia microcephala (Blee- ker) ist, gebe ich bei- folgend auf °/, der Originalgröße verkleinert zwei Umrißzeichnungen beider Arten, nach den vor- trefflichen farbigen Abbildungen der Fische in Bleekers Memoire sur les Poissons de la cöte de Guinee, veröffentlicht an dem bereits an- gegebenen Orte, und bemerke noch besonders, daß der Kopf in der Totallänge ohne Schwanz- flosse bei Tilapia macrocephala 2°/, bis 2°/, mal, bei 7. microcephala 2*/, bis 3 mal enthalten ist. Eine Verwechselung beider Arten ist trotz der fast ganz gleichen Färbung so gut wie ausgeschlossen. Ich selbst habe, wie schon gesagt, nur Tilapia mierocephala (Bleeker) lebend gesehen und kurze Zeit im Aquarium gehalten. Ein Exemplar dieser Art — ein junges, höchstens einsömmeriges Fischchen, größer waren sie in Tilapia microcephala Bleeker. (Nat. Größe.) Otto Tofohr: Die Siedler-Agame. 9% dem Westafrika-Import der Firma Fr. E. Schnei- sing, Magdeburg, nicht enthalten — bilde ich beistehend photographisch ab. Mein Freund B. Wichand in Leipzig hat ein Pärchen der Fische in Pflege seit vorigem Sommer, ohne bisher etwas besonderes an den Tieren beobachten zu können. Einander und anderen Fischen gegenüber betragen sie sich eben wie echte Chro- miden, d.h. unhöflich und rauflustig. Zur Fortpflanzung sind sie bisher nicht ge- schritten, weil nicht laichreif. Die Frage, ob die Tiere Maul- brüter sind, wie Paratilapia multi- color (Schoeller) und Tılapia milotiea (L.), oder ob sie eine Nest- mulde ausbaggern, worin sie die Eier und Brut unterbringen, bedarf demnach noch der Entscheidung durch Beobachtung. Wenn auch T. microcephala an Farbenpracht nicht annähernd an T. zilli (Gerv.) und T. nilotica (L.) heran- reicht, so ist der Fisch doch ganz ansprechend gefärbt und namentlich durch einen angenehm veilchenblauen Ton, der sich über die Weichen breitet, aus- gezeichnet. Wenn der aus- gewachsene Fisch die volle Farbenpracht zeigen sollte, in der ihn Bleeker abbildet, dürfte er übrigens 7. nılotica (Z.) wenig nachstehen. Unter dem Fischbestand des Vereins „Triton“, Berlin, befinden sich noch aus dem Nachlaß des Herrn Dr. Bade von seiner Ägyptenreise her zwei Ohromiden, die Dr. Bade als Boltis (T. nilotica (L.)) bezeichnet hat, deren Echtheit aber angezweifelt worden ist. Da ich jetzt an der Quelle sitze, werde ich mir erlauben, die Sache einmal nach- zuprüfen und das Ergebnis später zu berichten. Die Sache ist wichtig, als durch diese Fische eventuell die Zahl der afrikanischen Arten in unseren Aquarien’ um eine vermehrt werden könnte. > oO Die Siedler-Agame. Von Otto Tofohr, Hamburg („Salvinia“). A: Abend des 17. Dezember 1906 erhielt 4) ich von der rührigen Import-Firma Carl Siggelkow Nachricht, daß sie eine Anzahl Ei- dechsen aus West-Afrika vom Nil-Delta aus Warri oder Sapelli in der Nähe der Goldküste Tilapia macrocephala. (Umrißzeiehnung nach Bleeker.) importiert habe, die zeitweilig und zum Teile rote Köpfe hätten. Diese Angabe und ein totes mir eingeliefertes Exemplar ließ mich nach kurzer Untersuchung alsbald zu der @ewißheit kommen, (daß es sich um die viel begehrte, leider aber nur so spärlich im deutschen Handel auftauchende no art ITar >> I Tilapia microcephala. (Umrißzeichnung nach Bleeker.) Siedler-Agame (Agama colonorum Daud.) handle. Man wird es verstehen, wenn ich mich schon am 18. Dezember aufmachte, um dem fleißigen Importeur nach Möglichkeit einige abzuhandeln, vorausgesetzt, daß den Afrikanern nicht etwa Phantasiepreise anhafteten oder dieselben an chronischer Schlappheit litten. Wie ich es nicht anders bei dieser Firma gewohnt bin, trafen beide Bedenken nicht zu, die Tiere waren kreuz- fidel und ihr Preis war ein mäßiger zu nennen 226 Im ganzen waren 14 Stück vorhanden. Sieben davon hatte bereits der hiesige Zoo bekommen, von den restlichen 7 waren indessen bereits 3 infolge der erlittenen Reisestrapazen verendet, so daß im ganzen noch 4 Stücke, die sich nach näherer Untersuchung als 2 Pärchen erwiesen, disponibel waren. Ich erstand ein munteres gut geschwänztes Paar und hatte bei der Aus- wahl insofern Glück, als das Männchen des dem Importeur noch verbleibenden Pärchens, das durchaus den Eindruck guter Gesundheit ge- macht hatte, nach späterer mir gewordener Mitteilung betrüblicherweise noch das Zeitliche gesegnet hat. So konnten nun wieder einmal, wie das so oft geht, von dem ganzen schönen Import (das noch vorhandene Weibchen ging nach München) nur 2 Privatliebhaber etwas er- wischen, die übrigen müssen es sich für dieses Mal genügen lassen, von den hübschen Agamen etwas erzählen zu hören. Die alsbald einem hohen, größeren Terrarium mit mancherlei Klettergelegenheit einverleibten Agamen machten es sich in dem durch Gas- heizung behaglich erwärmten neuen Wohnorte alsbald gemütlich. Sie erkoren sich einen hohlen Zierkorkstamm sogleich zum Schlaf- und Ver- steckplatz, den sie in der ersten Zeit ihrer Ge- fangenschaft nur ungern und bei völliger Un- gestörtheit verließen, später ließen sie sich auch dann herbei, ihren Unterschlupf zu verlassen, wenn mehrere Personen im Zimmer anwesend waren, doch liebten sie es nie, wenn ihrem Terrarium allzu sehr nahe gekommen wurde. (Ganz ebenso ängstlich verhalten sich die Tiere dieses Importes, die jetzt im Zoo hausen; sie sind an Sonntagen, wenn viel Publikum die Käfige belagert, überhaupt nicht sichtbar, sondern kauern dicht zusammengedrängt unter lose über- einander geschichteten Steintrümmern; dahin- gegen konnte ich jene Tiere an Wochentagen morgens vielfach außerhalb ihres Schlupfwinkels sich umhertreiben sehen. — Meine Besucher, denen die feurige Beschreibung Brehms von „den schimmernden Farben“, mit denen die Siedler-Agamen geschmückt sein sollen, geläufig waren, waren bei der Besichtigung meiner Tiere recht enttäuscht. Sie fanden in den ersten Tagen, nachdem ich die Agamen erhalten hatte, nur recht simpel gefärbte, in ihrer Gestalt etwa an Agama bibroni oder Tropidurus hispidus erinnernde und wie diese ziemlich schmutzig braun kolorierte Tiere, die an Farbenpracht so ziemlich alles vermissen ließen. Mir war durch Scherers hübsche Arbeit in den „Blättern“, Jahr- Otto Tofohr: Die Siedler-Agame. gang 1907 Seite 41, schon bekannt geworden, dab die Siedler-Agame, und zwar nur das Männ- chen, lediglich während ihrer Paarungszeit die rote Prachtfarbe ihres Kopfes entwickeln sollte, und ich war daher schon darauf gefaßt, daß ich wohl erst im Frühjahre den Farbenschmuck meines Männchens genieben würde, obgleich es mir mit Scherers Angabe schlecht vereinbar erschien, dab die Tiere schon beim Importeur nach den Strapazen der Reise an den trüben Dezembertagen, wo doch vom Paarungstriebe kaum die Rede sein konnte, rote Köpfe gezeigt hatten. Bald zeigten denn auch mein Männchen und die Männchen im Zoo durch ihr Verhalten, daß die Entwicklung ihres Prachtkleides ganz unabhängig von ihrer Paarungszeit vor sich gehen kann. Nach meinen Beobachtungen kann ich versichern, daß der Farbenschmuck allemal jeweilig bei höchstem Wohlbefinden entfaltet wird, was natürlich nicht ausschließt, dab er sich auch während der Brunstzeit betätigt; pflegt doch die Hochzeit der Geschöpfe den Höhepunkt des Wohlbefindens darzustellen. Zum ersten Male zeigte mein Männchen seine Prachtfarbe am 24. Dezember 1906. Als der Tannenbaum am Abend in seinem Lichterglanz erstrahlte und das Terrarium mit blendender Helliekeit überflutete, war ich, als ich zufällig einen Blick auf mein Agamenmännchen warf, überrascht über die wundervolle Veränderung, die mit ihm ganz plötzlich vorgegangen war. Wohl durch die tropische Wärme, die im Zimmer herrschte, und die intensive Beleuchtung seines Wohnraumes beeinflußt, hatte das Tier ganz prächtige Farben entwickelt. Der früher mißfarbig braune Kopf sowie als Fortsetzung ein lang auf den Rücken ausgezogenes schmales Dreieck war mit einem auffallenden Ziegelrot geschmückt, während die Kopfunterseite noch dazu eine Anzahl von bläu- lichen Längsstrichen oder Bändern aufwies. Der Rumpf war pechschwarz, übersät mit kleinen hellgelben bis grünlichen Tupfen von der Gröbe einer Schuppe und zeigte einen matten Fettglanz. Der Schwanz, der sonst auch nur simpel braun gefärbt war, war in seinem ersten Drittel hinter der Wurzel von hellgelber bis fast weißlicher Farbe, in seinem zweiten Drittel ziegelrot, und im dritten endlich schwarz gefärbt. Jetzt konnte ich allerdings Brehms begeisterte Schilderung dieses merkwürdigen Afrikaners verstehen, er hat nichts übertrieben. Am nächsten Tage war die ganze Herrlichkeit wieder verschwunden. Im tristen Braun hockte das Tier auf seinem Aste und schläfrig blinzelte es mir zu. In Dr. Paul Kammerer: Wiedererweckung kleiner Tiere u. Pflanzen aus getrocknetem Schlamm. kürzeren oder längeren Intervallen entfaltete es dann später ganz sporadisch seine Prunk- farben. Oft zeigte es sie auch einmal im Dunkeln spät in der Nacht, wenn ich heimgekehrt noch- mals die Terrarien inspizierte (ihm mochten !a liebliche Traumbilder vorgegaukelt haben). Dauernd, bis auf kurze infolge von irgendwelchen Störungen bedingte Unterbrechungen, zog dann das Tier ab 1. März 1907 sein Prachtgewand an und jetzt schien in der Tat sein Paarungs- trieb erwacht zu sein, denn er widmete seinem Weibchen nun mehrfache Beachtung. Das Weibchen hatte nur eine mäßige Fähigkeit des Farbenwechsels, die sich beschränkte auf eine zeitweilig oder dauernd auftretende hellgrüne Bandzeichnung auf dem Kopfe sowie auf Her- vorbringung je eines breiten schwefelgelben Bandes an beiden Rumpfseiten, das, bei der Achselhöhle beginnend, bis zur Körpermitte ver- läuft, dann plötzlich abbricht, und später eben vor den Hinterbeinen als erbsengroßer Fleck wieder erscheint. Auch diese weibliche Anlegung von schmückenden auffallenden Zeichnungen schien mir immer ein Zeichen von Wohlbehagen anzuzeigen, denn später, als sich das Tierchen, daß das Männchen an Größe nicht erreichte, durch einen bedauerlichen Unfall den Bruch eines Vorderbeins zuzog, vermißte ich lange sein Festtagskleid. (Schluß folgt.) Wiedererweckung kleiner Tiere und Pflanzen aus getrocknetem Schlamm.”) Von Dr. Paul Kammerer (Wien). (Mit 3 Abbildungen im Text.) I. Einleitendes. ögen sich die biologischen Stationen noch so sehr vermehren, immer wird die Zahl derjenigen Gewässer, an denen solche sich nicht befinden, in der Majorität bleiben. Viele von diesen, welche ständiger Stationen entbehren, können doch wenigstens von fliegenden bio- logischen Stationen, die zeitweise ihre Zelte an dem betreffenden Strande aufschlagen, besucht werden und während einer längeren Besuchszeit *) Nachdruck im Auszug aus dem „Archiv für Hydro- biologie und Planktonkunde“ (Herausgeber Direktor Dr. O. Zacharias in Plön, Verlag E. Nägele in Stuttgart), Jahrg. 1907, 2, Heft, S. 500—526. 227 dem Forscher Gelegenheit geben, an Ort und Stelle seine Beobachtungen auszuführen, Immer noch bleiben aber Gewässer in Hülle und Fülle übrig, die nur einigermaßen regel- mäßigen Besuchen reisender Stationen unzu- gänglich sind und bloß von kurzen Expeditionen, die nur einige Tage, vielleicht nur Stunden ver- weilen dürfen, erreicht zu werden vermögen. Wie ist es nun an solchen entlegenen Ge- wässern mit der Durchforschung von Tier- und Pflanzenwelt bestellt? Ein Teil davon kann wohl in Eile aufgesammelt und konserviert werden, obschon sich manch eine hinfällige Form gar nicht gut konservieren läßt. Aber selbst an- genommen, es ließe sich auf diese Weise ein be- trächtlicher Teil der vorkommenden Arten be- stimmen, bezw. neu beschreiben und registrieren, wo bleibt dann die Beobachtung der Lebens- verhältnisse, der Bewegungs- und Anpassungs- erscheinungen, der Nahrung und Fortpflanzung? Immer mehr neigt ja die moderne Forschung dazu hin, die lebenden Objekte als Unter- suchungsvorlage, wo immer es angeht, bei weitem den toten Objekten vorzuziehen. Es würde sich also darum handeln, eine mög- lichst reichhaltige Auswahl der an einem ent- legenen Gewässer geschwinde aufsammelbaren Lebewesen in lebendem Zustande mitzu- nehmen. Bei größeren, gröberen Arten gelingt dies nicht übel; nur erfordert es viel Mühe und setzt eine ganz besonders hierfür spezialisierte Ausrüstung der betreffenden Expedition voraus: einenziemlichen Aufwandan Fang- und Transport- utensilien, Apparaten zur Fütterung und sonstigen Pflege?). Die kleineren, feineren Arten jedoch blieben auf diese Weise immer noch unberücksichtigt. - Auch bei sorgfältigstem Transport und allen er- denklichen Hilfsmitteln, als Durchlüftung, Hei- zung und ständigem Durchfluß frischen Wassers, gehen sie zu Grunde und zerfallen, ehe die Ex- pedition zurückgekehrt ist und Muße gefunden hat, die wünschenswerten ökologischen Daten zu sammeln. Ein Mittel nun, auch sehr vielen kleinen und kleinsten Lebewesen gerecht zu werden, sie in lebendem Zustande fortzuschaffen und an heimat- licher Arbeitsstätte mit Muße zu beobachten, ein solches Mittel, welches zwar keineswegs neu, trotz- dem aber recht wenig bekannt und jedenfalls viel weniger gebräuchlich ist, als es verdient, besteht 1) Vgl. Kammerer, „Eine Naturforscherfahrt durch Ägypten und den Sudan“ Abschnitt B: „Die Ausrüstung“. Braunschweig 1906, Verlag von G. Wenzel & Sohn, 228 in der Aufsammlung von Schlammproben und nachher anzusetzenden Schlammkulturen. Es haben nämlich bekanntlich viele Wasser- ‘pflanzen und -Tiere die merkwürdige Fähigkeit, entweder in einem Keimzustand (Eier, Sporen, Samen, Knollen, Wurzelstöcke) oder sogar im aus- gebildeten Zustand (Aufguß-, Rädertiere, Muschel- krebse) langen Dürreperioden zu trotzen, der- gestalt, daß sie ausgrocknen und Monate oder Jahre zwar in todesähnlicher Erstarrung, aber dennoch lebensfähig liegen können, um, von neuem ins Wasser gelangt, allsogleich zu neuem Leben zu erwachen. Nicht wenige Organismen, besonders der heißen, aber auch der gemäßigten und kalten Klimate, machen einen derartigen „Trockenschlaf“ (der je nach dem Klima und ‚den hydro- graphi- schen Ver- hältnissen bald mit dem „Som- mer“-,bald mit dem „Winter- schlaf“ zu- sammen- fällt) Jahr für Jahr zu einer be- stimmten Zeit durch, und wieder- um nicht wenige yon Originalaufnahme nach dem Leben ihnen geben für die „Blätter“ von Lina Köhler. vor Eintritt der Trockenperiode eine ganz besondere Form von Dauer - Fortpflanzungskörpern von sich (Dauereier, Dauersporen), zu deren Zeitigung es sogar unbedingt notwendig ist, daß sie eine Weile vom Wasser entblößt werden, widri- genfalls sie zu Grunde gehen. Die Dauerkeime niedriger Tiere und Pflanzen, sowie die sich mit einer vor gänzlichem Ver- trocknen schützenden, undurchlässigen Hülle (Oyste) umgebenden ausgebildeten Formzustände gewisser Organismen pflegen sich nun im Schlamm und in der Erde ihres Wohngewässers massen- haft, zuweilen dicht gedrängt, vorzufinden, so dab wenige Kubikzentimeter vom Ufer- oder Bodengrund bereits einen latenten Mikro- kosmus enthalten, der, wenn auch trocken mit- genommen, lebensfähig bleibt und am Ziele nach Kleine Mitteilungen. fast beliebig langer Zeit willkürlich auferweckt werden kann. (Fortsetzung folgt.) on en Kleine Mitteilunsen. Unsere einheimischen Süßwasserfische. IV. Der Brachsen oder die Bleie (Abramis brama (L.)). (Mit 2 Originalaufnahmen.) Die Vertreter der Gattung Abramis Cwvier unterscheiden sich von den Vertretern der meisten anderen Cyprinidengattungen (mit Ausnahme von Blieca Heckel und einigen unsicheren Bastard- gattungen (Bliccopsis und Abramidopsis)) durch den seitlich zusammengedrückten Körper von im Vergleich zur Länge bedeutender Höhe und die relativ kleinen Schuppen. Diese hohe Körperform charakterisiert die Abramis-Arten als Bewohner großer, tiefer Gewässer, ‘die man in kleinen Flüßchen und Bächen vergeblich suchen Die gemeinste der 4 noch aner- kannten mit- teleuropäi- schen Arten (Heckel & Kner führen deren in den würde. „Düßwasser- fischen der österrei- chisch- ungar- ischen Monar- chie“, Leipzig 1858, noch 7) ist der Brachsen oder Blei, auch die Bleie,} Abramis brama (L.). Dieser Fisch findet sich in allen Binnenseen des ganzen nördlichen und mittleren Europas; ebenso bewohnt er fast alle größeren Ströme und Flüsse desangegebenen Verbreitungsgebietes und ist stellen- weise dergemeinste Fisch. Von den Fischern wird der Brach- sen nicht sonderlich hoch geschätzt; er wird nicht gern ge- kauft, denn das ziemlich trockene Fleisch ist mit lauter kleinen spitzen, gegabelten Gräten richtig gespickt. Größere Exemplare mögen allenfalls hier und da regelmäßig als Brat- oder Bierfische zubereitet werden. Ein Wirtschafts- fisch von besonderem Werte ist der Blei nicht. Seine näch- sten Verwandten, die Zärthe oder Rußnase (Abrämis vimba (L.)) die Zoppe (A. ballerus (L.)) und der Zobelpleinzen (A. sapa (Pall.)), die noch exklusiver sich in ihrer Verbreitung auf große Seen und raschfließende Ströme und Flüsse beschränken, stehen nicht höher in dieser Beziehung. Außer den 4 genannten Arten führt v. Siebold (Die Süßwasserfische von Mitteleuropa, Leipzig 1863) noch eine fünfte, A. melanops Heckel, den Seerüßling, von den 7 Heckelschen Arten; indes Brachsen oder Bleie (Abramis brama). Junges Exemplar. (Nat. Größe.) ‘scheint der Seerüßling nur eine Varietät der gemeinen Zärthe, A. vimba (L.), zu sein. Von allen Arten erreicht Kleine Mitteilungen. der Blei oder Brachsen die größte Körperhöhe. Bei diesem Fische scheint nach einem gewissen Alter das Längenwachstum fast ganz aufzuhören und nur ein weiteres Wachstum in Höhe stattzufinden. Um das einigermaßen zu veranschaulichen, habe ich neben der Aufnahme eines jungen an seiner hohen Körperform schon deutlich als Blei äußerlich kenntlichen Exemplares noch eine Aufnahme beigegeben, auf welcher sich oben ein ganz junger, wenige Monate alter Blei befindet. gestreckte Körperform wie die Leuciscus und Squalius- Arten (vgl. das auf derselben Aufnahme unten wieder- gegebene Moderlieschen, Leucaspiusdelineatus Sieb.) und ist nur an den kleinen Schuppen und an der Lage und Form der Flossen als Abramis-Art kenntlich. Ein ausgewachsener Blei von °/ı bis 1 kg Körpergewicht ist fast so hoch wie lang und zeigt ein deutlich kon- kaves Nackenprofil. Da wir Aquarienlieb- Er zeigt noch dieselbe lang- haber von den meisten einheimischen, aber auch von vielen aus- ländischen Fischen in unseren beschränkten Verhältnissen Jüngere Exemplare halten können, kommt nur uns die ausgewachsene Form eines Fisches oft ganz befremdend vor. So ging es mir seiner- zeit bei der Betrach- tung einer Zeichnung des Schollenbarsches (Pomoxys sparoides (Lac£p.)), den ich nur als schlanken höch- stens zweisömmerigen Jungfisch kannte, wie ihn unsere Photogra- phie in vorigerNummer darstellt, bis mich der Anblick 3 u. 4 jähriger, in großen Teichen her- angezogener Zucht- Originalaufnahme nach dem fiiche von dem Leben für die „Blätter“. Borne’s von der Richtigkeit der Zeich- nungüberzeugte. Auch unser heimischer Fluß- oder Rohrbarsch (Perca fluviatilis L.) erreicht ausgewachsen eine bedeutende Körperhöhe und gewährt dann einen von dem unserer Aquarienexemplare ganz abweichenden Anblick. Zur Unterscheidung der 4 deutschen Abramis-Arten sollen nachstehend die wichtigsten äußeren Merkmale zu- sammengestellt werden: Dorsale Anale Schuppen Abramisbrama III9 1I1123—28 12—13/51—54/6--7 „ vimba NI8 IIl17—20 9—10/58—60/5—6 „ ballerus III8 IIl36—-39 14—15/69—73/8—9 „ sapa Ills IIls8-45 9--10/50 52/67 Dabei bedeutet wie immer die römische Zahl die Anzahl der harten, die deutsche die der weichen Flossenstrahlen, Oben Blei (Abramis brama), ganz junger Fisch. Unten Moderlieschen (Leucaspius delineatus), ausgewachsen. (Nat. Gr.) _ weniger empfehlenswert. 229 während die Schuppenformel 12—13/51 54/6—7 z. B. besagt: 12—13 Schuppenlängsreihen über der Seitenlinie, " längs der Seitenlinie 5l—54 Schuppen, 6—7 Schuppen- längsreihen unter der Seitenlinie. Die bloße Zusammen- stellung zeigt, daß bei einiger Aufmerksamkeit auch die Artzugehörigkeit am lebenden Tiere mit Sicherheit fest- gestellt werden kann, ohne daß eine Untersuchung der Schlundknochen und Schlundzähne nötig wird. Im Aquarium sind junge Exemplare des Brachsen angenehme Gäste, die durch ihren Schuppenelanz, der bei der Breite der schillernden Fläche doppelt ins Auge fällt, sehr zur Belebung des Behälters beitragen. Zährte und Zoppe habe ich noch nicht gepflegt, und einen Zobelpleinzen überhaupt noch nie in einem Aquarium gesehen. Ich glaube indes, daß die Zährte als Aquarienfisch etwas anspruchsvoller sein wird als der Blei. Als echterStromfischdürfte sie ein größeres Sauer- stoffbedürfnis bekun- der Blei und sich nur in sehr gut- bepflanzten, geräumi- gen und dabei wenig bevölkerteu Aquarien wohlfühlen. Der Blei ist in dieser Hinsicht nicht besonders wähle- den als risch, wenn er auch an Widerstandsfähigkeit mit Rotfeder und Plötze, ja selbst mit dem Döbel kaum kon- Was ich, soviele größere und kleinere Exemplare ich bisher gepflegt habe, konstatieren kurrieren kann. stets konnte, war ein eigen- artig scheues Wesen dieses Fisches; so richtig zahm, wie die Mehrzahl anderen heimischen Fische, ist kein Blei bei mir geworden. Er durehsehwimmt leb- haft das Wasser dicht am Boden des Be- hälters, hier und da an einer Pflanze zupfend oder mit der Schnauze im Sande wühlend. Auch im freien Ge- wässer sucht der Brachsen seine Nahrung im Boden- grunde. Das Nahrungsbedürfnis erzeugt in ihm die Ge- wohnheit zu wühlen, und diese macht größere Exemplare, welch prächtigen Anblick sie gewähren, als Aquariengäste Die Lieblingsnahrung des Blei sind Regenwürmer, deren er eine große Anzahl bewältigen kann. Regenwurm ist denn auch der beste Köder für den Angelfang des Blei. Die Laichzeit fällt bei uns in die Monate Mai und Juni. Im Herbste findet man in den, seichten stillen Buchten eines Flusses oder toten Arms eines solehen ganze Schwärme junger Bleie, die beste Ge- legenheit, sich für das Aquarium zu versorgen. Köhler, meiner 230 Sprechsaal. Natürliches oder künstliches Seewasser? Wie ich sehe, wird meine an dieser Stelle kürzlich veröffentlichte Bemerkung über den Unwert künstlichen Seewassers in einer anderen Liebhaberzeitschrift sehr entschieden zurück- gewiesen, und Herr Dr. Ziegeler sagt, daß jede weitere Erörterung dieser Frage überflüssig sei. lch kann nicht umhin, darauf das folgende zu erwidern: Herr Schlegelmich-Krefeld meint, daß das von mir hergestellte Seewasser ein ganz besonderer Saft gewesen sein müsse, weil sich Littorina littorea darin nicht hielt. Ich war damals natürlich eifrie bestrebt, einmal natür- liches Seewasser ausprobieren zu können, und wenn ich eine Seetiersendung erhielt, war es immer mein erstes, mit Hilfe der schon erwähnten Strandschnecke fest- zustellen, ob das mir zugegangene Seewasser natürliches oder künstliches sei, aber die Schnecken bewiesen mir durch ihr Verhalten sofort, daß auch dies Wasser künstlich hergestellt sei und die gleichen Eigenschaften hatte, wie der von mir fabrizierte „Saft“: Lieferant war damals Preuße in Berlin. Ich hatte die nötigen Salze in Hamburger Apotheken nach dem Rezept des „Zernecke“ zusammenstellen lassen und die Lösung dann länger als 14 Wochen im Keller stehen lassen. Es ist ja möglich, daß das Rezept selbst mangelhaft ist; aber ich habe auch anderweitig persönlich sowie aus den in Frage kommenden Zeitschriften so häufig von schlechten Erfahrungen mit künstlichem Seewasser gehört. daß ich selbst auf keinen Fall wieder zu diesem Behelfe Zuflucht nehmen werde und auch anderen, denen ihr Geld lieb ist, nur raten kann, sich vor den ärgerlichen Experimenten mit künstlichem Seewasser zu hüten. Ich will nicht leugnen, daß gewisse Aktinienarten, z. B. Actinia egwina und zonata, auch Tealia crassicornis, ebenso die unverwüstlichen Taschenkrebse ganz gut im künstlichen Seewasser aushalten können. Sehr schlecht halten sich darin aber die Stachelhäuter, desgl. Seenelken und die diesen nahestehenden Heliactis usw., deren Ten- takelkranz sich in künstlichem Wasser kaum öffnet und die demzufolge auch nur höchst mangelhaft fressen. Ich vergesse nie das wunderbare Bild, daß sich mir bot, als ich in meinem Aquarium das künstliche Seewaser ablaufen lassen konnte und dann echtes nachfüllte. All die Aktinien, die ich vorher immer nur als mehr oder weniger unförmige Klumpen gesehen hatte, reckten und streckten sich, so wie nur das natürliche Wasser sie er- reichte, und strotzend standen sie da in ihrer leuchtenden Pracht, als der Behälter neugefüllt war. Ein gut eingerichtetes Seewasseraquarium ist märchen- haft schön. Da aber nicht jedermann in der Lage ist, wie das Berliner Aquarium sich künstliches Seewasser im Jahre 1869 anzurichten, um es dann 1907 oder 1908 zu ver- wenden, so nehme man nichts anderes als natürliches Seewasser, und die vielen Klagen über Mißerfolge werden aus unseren Zeitschriften verschwinden. . R. Flurschütz, Paris. Frasekasten. A. W.inR. Frage: Wie gewöhne ich meine Laub- frösche (H. arborea, pulchella, regilla und carolinensis) am besten an Mehlwurmfütterung? Sie sind bis jetzt im Sommer mit Fliegen, im Winter mit Schwaben (.Blatta germanica) gefüttert worden. Jetzt Sprechsaal. — Fragekasten. weigern sie sich stets, auch nach tagelangem Hungern, die vorgeworfenen Mehlwürmer zu nehmen. Antwort: Ich habe darüber keine Erfahrung und bitte unsere verehrten Terrarienfreunde, ihre Erfahrungen darüber mir zur Veröffentlichung an dieser Stelle mit- zuteilen. K. H. T. in W. Frage: Ich habe ein Aquarium, besetzt mit Elodea canadensis und Wasserrosen, Goldfischen und Bitterlingen, Schnecken. An den Glaswänden dieses Aquariums setzten sich bis vor einigen Wochen kleine grüne rundliche Algenflecken, die am Glas sehr fest saßen, an. Jetzt treten diese Flecken nicht mehr auf, aber das Wasser wird fast schon 8 Tage nach Erneuerung, so daß ich letztere eben öfters vornehmen muß, ganz grün, man sieht dann die Fische kaum noch und ist mir dies sehr unangenehm. Ich muß Leitungswasser verwenden. Auch sind mir bisher immer viel Fische gestorben, trotz vorzüglichster Pflege. Sie würden mir nun einen großen Gefallen erweisen, wenn Sie mich gütigst wissen ließen, was wohl die Ur- sache dieser Wasserfärbung sein mag und womit diese zu beseitigen ist. Das Wasser müßte doch glockenklar sein. Ist etwas gegen Fadenalgen zu tun? Antwort: Die Ursache der Grünfärbung des Wassers sind mikroskopisch kleine Algen aus der Familie der Desmidiaceen, die sich im Wasser, namentlich Leitungs- wasser, welches durch lange Eisenrohrleitungen gegangen ist, bei sonniger Aufstellung des Behälters üppig ent- wickeln. Sie verhüten die Entwicklung dieser Algen, indem Sie die dem Fenster zugekehrte Scheibe des Aqua- riums mit dunkelgrünem Seidenpapier bekleben. Das Papier bleicht rasch aus und muß öfter erneuert werden. Schädlich sind diese Aleen den Fischen nicht, im Gegen- teil: sie bewirken eine intensive Durchlüftung des Wassers und mithin die Unschädliehmachung in Fäulnis über- gehender Substanzen durch rasche Oxydation, also eine Desinfektion des Aquarienwassers. In Zuchtbehältern sollte man die Desmidiaceen stets gewähren lassen und nicht auf ihre Vernichtung sinnen. Sie sind die besten Freunde und Gehilfen des Fischzüchters. Fadenalgen wickelt man auf rauhen Holzstäbchen auf und zieht sie bauschweise aus dem Aquarium heraus. Im Frühjahr sind Branchipus stagnalis L., der Kiemenfuß oder Über- schwemmungskrebs, in das fischfreie Aquarium (die Fische würden die Krebschen als willkommenes Futter betrachten) eingesetzt, eifrige Vertilger der Fadenalgen. Es wurde auch Kupfervitriol, in Lösung 1:100000, d. h. daß 1 g auf 100 Liter Aquarienwasser kommt, als wirksames Algenvertilgungsmittel angegeben. Ich selbst habe dieses Mittel noch nicht probiert. K. E. W. in B. Frage: Wie habe ich mich inbezug auf Fütterung bei Würfel- und Äskulapnatter unter folgen- den Umständen zu verhalten? Am 11. Mai 1907 erhielt ich wohlbehalten von W. Krause in Krefeld diese beiden Nattern, gab ihnen in das guteingerichtete, mit geräumigen Wasserbecken versehene Terrarium Frösche, Molche und kleinere Eidechsen, verweigern aber jede Nahrungsauf- nahme. Die Würfelnatter ist unruhig, die Äskulapnatter ruhig und steht unmittelbar vor der Häutung. Die erstere mehr, letztere weniger stark gemagert. Antwort: Geben Sie der Würfelnatter Fische (Gold- fische, Plötzen, Uckleis u. del:) in das Wasserbecken und der Äskulapnatter weiße Mäuse als Futter. Die Tiere sind offenbar an das Futter, das Sie darbieten, nicht ge- wöhnt. Haben Sie für reichliche Klettergelegenheit im Terrarium gesorgt? K. Vereins-Nachrichten. | m Zum mg 3 DPD mn DT VEREINS-TEHSS 7 ACHRICHTEN . v Son S — 231 une Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin (E. V.). Vereinslokal: Restaurant „Örtler“, Karlstr. 27. Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2. Bericht über die 3. ordentliche Sitzung am Freitag, den 10: Mai 1907, Der erste Vorsitzende eröffnet die Versammlung und gibt seiner Freude Ausdruck, wiederum einige werte Gäste begrüßen zu dürfen. Er teilt mit, daß Herr Dr. med. Schnee in der Sitzung am 24. Mai uns mit einem Vortrage erfreuen wird. Ferner macht er bekannt, daß am Montag, den 13. Mai, nachmittags eine Tümpelfahrt nach der Jungfernheide sowie am Sonntag, den 26. Mai, vormittags 10 Uhr ein Ausflug mit Damen nach Neu- Babelsberg beabsichtigt ist. Mitglieder des Triton und Gäste sind zur Teilnahme herzlichst eingeladen. — Zur | Vorzeigung gelangt die Riesendeckelschnecke aus Steier- mark, welche Herr E. Reichelt gegenwärtig in den Verkehr bringt, und die in Heft 17 der „Blätter“ von Herrn Köhler bereits erwähnt ist. Sie ist anscheinend eine Varietät unserer einheimischen Vivipara contecta (Paludina vera) und ist bei oberflächlicher Betrachtung von dieser, wie ein aus dem Wannsee stammendes Exemplar lehrt, kaum zu unterscheiden. Durch eifrige Vertilgung des Detritus macht sie sich im Aquarium recht nützlich und erfreut, wie der als Gast anwesende Herr Köhler berichtet, durch außerordentliche Fruchtbarkeit. — Unser Mitglied Herr Buchal-Annweiler sendet uns einen. Bericht über seine Erfahrungen in der Aufzucht von Rranchipus stagnalis ; wir geben seine interessanten Ausführungen im folgenden wieder: „Betreffend Aufzucht von Branchipus stagnalis möchte ich bemerken, daß ich jetzt 2 Jahre hindurch jedes Frühjahr 3—400 Stück aufziehe. Durch Zufall bekam ich im Jahre 1905 mit einer Sendung Pflanzen aus Burg b. Magdeburg dieses Krebschen in 20 Exemplaren, und tat diese zu meinem Vergnügen in ein leerstehendes mit Gras bewachsenes Terrarium mit ca. 10 em. Wasserfüllung. Ich ließ das Terrarium stehen, mußte verreisen und als ich zurückkam, war das Wasser verdunstet, nur das Gras wucherte üppig. Ich dachte nicht mehr an die Krebschen; erst im Frühjahr 1906 nahm ich das Terrarium vor, welches im Garten steht, um Froschlaich ausbrüten zu lassen für meine Forellen. Denken Sie sich mein Er- staunen, als ich eines Tages, vielleicht 10 Tage später, wohl an 100—200 Br. stagnalis erblickte. Ich legte keinen Wert darauf, erst durch Ihren heutigen Bericht wurde ich aufmerksam. In diesem Jahre habe ich an 300—400 Br. stagnalis gezogen, jedoch lebt schon seit ca. 10—12 Tagen keiner mehr. Es ist schade, daß ich keine Beobachtungen weiter gemacht habe, konnte ich doch nicht wissen, daß der Branchipus solches Interesse bei Ihnen hervorruft. Zur Aufzucht selbst möchte ich noch empfehlen, — weiß zwar nicht, ob richtig‘, doch der Erfolg spricht dafür — Grasboden zu wählen, ruhig stehen lassen im Sommer, ohne viel Feuchtung, die ja der Jupiter pluvius besorgt, notabene wenn der Behälter, wie bei mir, im Freien steht. Auf Grund Ihrer Bemerkungen habe ich das Wasser entfernt und dann fast an jeder Graswurzel Eierchen entdeckt. Die Eier liegen !/,„—3 cm tief, je nach Beschaffenheit des Bodens; es ist eine Art Gartenerde, nieht vermischt mit Moorerde usw. Das Gras, welches sich entwickelt hat, geht auf 50—80 cm hoch im Sommer, im Frühjahr ist es naturgemäß sehr niedrig. Ich habe zurückgerechnet und finde da, daß Ende März die ersten Branchipus vorhanden waren und bis gegen Mitte April gelebt haben, seit Mitte April leben nur die Kaulquappen. Zum nächsten Frühjahr werde ich genaue Daten angeben können, da ich daraufhin beobachten will.“ — Zur Ver- lesung gelangt ein Artikel aus dem „Le Matin“ vom 21. April d. J., welehen uns unser Mitglied Herr Prof. Decroupet-Namur zur Verfügung gestellt hat. Unter der Überschrift: „Une salamandre dans un estomae“ wird darin geschildert, wie eine von langjährigen Magenschmerzen geplagte Dame nach dem Genuß von Madeirawein einen 12 cm langen schwarzen Salamander mit gelbgeflecktem Bauche erbrochen habe. Der Berichterstatter nimmt an, daB die betreffende Dame beim Trinken aus einer Quelle das junge Tier verschluckt habe, welches sich dann im Magen nach und nach bis zu dieser stattlichen Länge entwickelt habe. — Eine ähnliche Mär durften wir bereits im vorigen Jahre aus einer Heilbronner Zeitung berichten (s. Bericht über die Sitzung vom 9. März 1906) es scheint, daß dieses Thema die Phantasie naturfreundlicher Berichterstatter besonders lebhaft beschäftigt. — Einen von uns ebenfalls schon besprochenen Gegenstand be- handelt ein in der „Deutschen Tageszeitung“ vom 16. April enthaltener kleiner Artikel: Eine Kröte als Angreiferin. Er beginnt mit folgender niederschmetternder Einleitung: „An einer Kröte schöne körperliche Eigenschaften zu ent- decken, ist wohl höchstens einem Naturforscher möglich, der sich so in die Beschäftigung gerade mit diesen Tieren versenkt hat, daß er die Unbefangenheit seines ästhetischen Empfindens beinahe verloren hat.“ Es wird dann eine „Tod- feindschaft“ zwischen Kröten und Karpfen behauptet und zum Beweise dafür eine Beobachtung angeführt, wonach in seichtem Wasser ein großer Goldkarpfen aufgefunden wurde, in dessen Augenhöhlen eine große Kröte mit beiden Vorderbeinen so krampfhaft sich festgeklammert hatte, daß der Fisch nur mit großer Mühe aus dieser schmerz- haften Umarmung befreit werden konnte. Herr Köhler weist sehr richtig darauf hin, daß die männlichen Kröten zur Brunstzeit das Bestreben zeigen, sich an allen möglichen Gegenständen festzuklammern, und daß in diesem Falle eben ein Karpfen das unglückliche, aber zufällige Opfer geworden sei, wofür die seichte Stelle des Wassers noch besonders spricht; von einer Feindschaft zwischen Fisch und Kröte kann aber unter keinen Umständen gesprochen werden. — Eine Berliner Dame hat sich hilfesuchend an uns gewandt; sie hat einen ihrer Lieblinge, einen kranken Schleierschwanz, mitgebracht und wünscht nun Rat und Hilfe in der vorliegenden Krankheit, welche ihre sämtlichen Karpfenfische ergriffen hat. Wenngleich ohne mikroskopische Untersuchung ein absolut sicheres Urteil über die Ursache derselben nicht gefällt werden kann, lassen doch alle sichtbaren Symptome auf das Vorhandensein des Gyrodactylus schließen. Es wird daher außer ver- schiedenen Heilmethoden wie starke Durchlüftung und Dunkelstellen, besonders auf die von Dr. Roth empfohlenen und von uns in zahlreichen Fällen mit bestem Erfolge angewandten Salmiakgeistbäder hingewiesen und auf unseren Bericht über die Sitzung vom 8. März 1907 Bezug genommen. Das dort angegebene Verfahren dürfte auch in dem vorliegenden Falle zu einem günstigen Resultate führen. — Unser Mitglied Herr Eulenburg-Charlottenburg berichtet über einen Massenangriff von Öyelops auf einen Chanchito. Ein geräumiges Aquarium, in welchem sich ein Chanchito befand, war während seiner Abwesenheit mit Cyclops in so reichem Maße übervölkert worden, daß diesen Tierchen die Nahrung ausgegangen war; so hatten sie sich von Hunger getrieben auf den Fisch gestürzt und bedeckten seinen Körper in ungeheuerer Menge. Nur mit großer Mühe konnte der Chanchito von seinen Peinigern befreit werden. Diese Beobachtung weist wieder einmal auf die allgemeine Gefährlichkeit des Krebschens nicht nur der Jungbrut gegenüber hin. — Herr Mazatis bringt aus seinem Fischbestande außer einem prachtvollen Mollienisia latipinna-Pärchen mit außerordentlich stark entwickelter Rückenflosse folgende Haplochilus-Arten zur Vorzeigung: H. panchax, H. dayi(?), H. mattei, H. lutescens, H. sexfasciatus und H. spilargyreus. Uber die beiden letztgenannten Arten entspinnt sieh ein lebhafter Meinungsaustausch, da Herr Köhler dieselben nicht als besondere Arten, sondern den einen nur als besondere 232 Varietät des andern gelten lassen will. Diese Ansicht dürfte um so mehr für sich haben, als die Variabilität unter wenigen Gattungen so außerordentlich groß ist wie unter den Haplochiliden. — Eine große Fischver- steigerung aus dem Bestande der Versandabteilung be- schließt den Abend. Der Vorstand. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg. (E. V.) Briefadresse: Dr. Franck, Hamburg 6, Schröderstiftstr, 7/91. Sitzung vom 21. Februar 1907. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der Generalversammlung teilt der I. Vorsitzende mit, daß von dem Werke „Das Terrarium“ von Dr. Krefft, Lieferung 1 bis 6, und von der Bibliothek für Aquarien- und Terrarienkunde, Heft 3 und 4, eingetroffen sind. Be- stellungen auf die Hefte 1 bis 4 dieser Bibliothek sind an Herrn Schülke, Bethesdastr. 7, zu richten; es soll dann eine größere gemeinsame Bestellung erfolgen. Die von Herrn Henkel-Darmstadt übersandten Preislisten gelangen zur Verteilung. Es soll auch eine gemeinsame Pflanzen- bestellung bei Henkel erfolgen; wer daran teilnehmen will, wird gebeten, Herrn H. Lohmann, Lappenbergs- allee 31, seine Wünsche schleunigst mitzuteilen. Herr Schülke und Herr Dr. Franck schenken die „Wochenschrift 1906“ für die Bibliothek des Vereins. Herr H. Lohmann erklärt sich bereit, diese sowie „Blätter 1906“ und „Natur und Haus“ 1905/06 einbinden zu lassen. — Sodann hielt Herr Oberlehrer Dr. Stoppenbrink den angekündigten Vor- trag über die Strudelwürmer, insbesondere die Planarien. Herr Dr. Stoppenbrink, der sich jahrelang eingehend mit diesen Tieren beschäftigt hat, sprach insbesondere über den Körperbau und die Lebensweise derselben. Da in Nr. 45, 1906 und Nr. 2, 1907 der „Wochenschrift“ von Dr. Thienemann, Gotha, erst kürzlich über dieselbe Tier- gruppe vielerlei berichtet worden ist, so will ich mich darauf beschränken, aus den hochinteressanten Aus- führungen des Vortragenden nur einzelnes hervorzuheben, was in jenen Aufsätzen nicht enthalten oder nur kurz gestreift worden ist. Das vorstülpbare Schlundrohr ist bei einzelnen Arten von der Länge des halben Körpers. Die Fütterung kann erfolgen, indem man das Innere von Mehlwürmern in das Wasser ausdrückt; diese Nahrung wird auch dann noch gern genommen, wenn man dieselbe etwa mit blauen oder roten Anilinfarbstoffen oder mit chinesischer Tusche färbt. Dadurch kann man erreichen, daß der verästelte Darm sehr scharf hervortritt. Die eigentliche Einverleibung der Nahrung in den Körper des Tieres erfolgt durch die Darmzellen, indem sie nach der Weise der Amöben einzelne Nahrungsbrocken in sich auf- nehmen. Die Hauptnahrung besteht in der Natur aus weichen, verwesenden Stoffen; einen vorzüglichen Köder für Planarien bilden z. B. die Eierstöcke von Fröschen. Wickelt man solche lose in Stanniol ein und bringt sie an einer bezeichneten Stelle im Wasser unter, so kann man sicher sein, daß man am nächsten Tage zahlreiche Planarien unter dem Stanniolpapier findet, vorausgesetzt, daß der betreffende Tümpel überhaupt welche enthält. Im Anschluß hieran schildert der Vortragende das von Professor Vogt in Bonn angegebene Verfahren, nahezu alle Planarien eines bestimmten Bachabschnittes zu fangen. Am beweglichsten sind die Tiere des Nachts. Dann be- sonders kriechen und schwimmen sie umher, um Nahrung aufzusuchen. Sie vertragen Kälte sehr gut, lieben über- haupt kühles Wasser; bei zu großer Erwärmung platzt ihr Körper und löst sich bald vollständig auf. Dies ist bei Züchtungsversuchen mit Planarien natürlich sorgfältig zu beachten. Die Zahl der Hoden kann 500 bis 400 betragen. Bei der Befruchtung wandert der Samen aufwärts bis zu den Eierstöcken. Ein Kokon enthält 20 bis 30 Eier, auf jedes Ei kommen Hunderte von Dotterzellen. Die letzteren sind — wenigstens anfangs — amöboid, d. h. sie besitzen freie Beweglichkeit wie die Amöben. Nach- dem die Planarie etwa 3 Kokons abgelegt hat, hört die Eierproduktion auf und die Geschlechtsorgane bilden sich stark zurück, ja sie können vollständig verschwinden. Wunderbarerweise vermögen diese Tiere im nächsten Früh- jahr die Geschlechtsorgane vollkommen neu zu bilden. Es ist das eine von den Tatsachen, die dureh den Herrn Vortragenden zum ersten Male nachgewiesen worden sind. Bei vielen Planarien findet ein Wechsel von geschlecht- Vereins-Nachrichten. lichen und ungeschlechtlichen Generationen statt; letztere treten dann in der ungünstigen, also der warmen Jahres- zeit auf. Stellenweise findet man bei einer Planarienart, nur ungeschlechtliche Vermehrung durch Teilung vor. Dies ist im allgemeinen ein Anzeichen dafür, daß das Tier an dem betreffenden Ort nicht mehr seine natürlichen Liebensbedingungen findet, sondern nur noch kümmerlich sein Dasein fristet. So geht es z. B. der Planaria alpina stellenweise. Stellt man sich vor, daß eine Planarie oder ein anderer Strudelwurm sich fortgesetzt der Quere nach teilt und daß die Teilstücke zusammenhängend bleiben, so entsteht ein bandförmiger Tierstock, der viele Eigen- schaften der Bandwürmer besitzt. In der Tat faßt die Wissenschaft die Bandwürmer als solche zur parasitischen Lebensweise übergegangenen Strudelwürmer auf. Zum Schluß erwähnte der Redner, daß er sich die Aufgabe gestellt habe, im Laufe der nächsten Jahre festzustellen, was an Planarien in der Umgebung Hamburgs vorkommt. Sicher zu erwarten sind zunächst folgende Arten: Polycelis nigra, Dendrocoelum lacteum und das seltene D. punctatum Planaria polychroa. Die Mitglieder des Vereins aber werden ihren Dank für den fesselnden Vortrag dadurch zum Ausdruck zu bringen suchen, daß sie den Vortragenden, soweit esihnen möglich ist, durch Beschaffung von Material zu unterstützen suchen. Doch sei darauf hingewiesen, dab dabei genaue Fundortsangaben unerläßlich sind. Dr. Franck. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Vereinsabend jeden 1. und 3. Freitag im Monat in Josef Gruß’ Restaurant, IX, Währingerstraße 67. Sitzung vom 5. April 1907. Eröffnung der gutbesuchten Versammlung durch den I. Vorsitzenden um "9 Uhr. Im Einlauf: „Blätter“ No. 10 u. 11, „Wochenschrift“ No. 12, „Natur u. Haus“ No. 11, „Gartenzeitung“ No. 3, „Illustr. Flora“ No. 3. Von unseren früheren Obmann Herrn Müllauer liegt Offerte über einen Durchlüfter vor. Schreiben von Herrn Skell- Dresden, betr. Seetiere und Durchlüfter, dto. unseres Brudervereins „Wasserstern“ - Augsburg betr. Seetiere, Schreiben und Einladung zu einem Vortrage der Döb- linger Gartenfreunde, Austrittserklärung des Herrn OÖber- leutnants Bischoff, wegen Aufgabe der Liebhaberei, Ein- ladung des „Neptun“-Graz zur Beschiekung seiner Aus- stellung. Wegen Seetiere liegt noch ein Schreiben von Herrn Auer in Agram vor, welcher interessante Angaben über die im Herbst in Agram veranstaltete große land- wirtschaftliche Ausstellung macht, selbe wurde auch von genannten Herrn mit mehreren Aquarien beschickt, und wurde Herr Auer mit der großen goldenen Medaille aus- gezeichnet, wozu wir Herrn Auer herzlichst gratulieren. Herr Fabrikant Ed. Dittrich, Mähr. Rothwasser, stellt Aufnahme-Antrag, Herr Architekt Otto Gielow ist als Mitglied aufgenommen. Nach Erledigung des Einlaufes Verlesung und Genehmigung des Protokolles. Diverse Offerten in Aquarien-Fischen kursieren. Hierauf kamen Ausstellungsfragen zur Diskussion; die k. k. Garten- bau -Gesellschaft richtet an uns das Ersuchen 3 Preis- richter zu wählen. Die Herren Dr. Kreisler, Reitmayer und Neumann wurden gewählt und hatten die Herren die Liebenswürdigkeit ihre Wahl anzunehmen. Die Herren Dr. Kreisler und Neumannn sind außer „Lotus“ auch Reichsbund - Mitglieder, während Herr Reit- mayer beiden Vereinigungen fern steht. Wir setzen voraus, daß durch unsere Wahl dem mit uns zugleich in der Gartenbau ausstellenden Reichsbund der öst. T.-Fr. gerecht geworden zu sein. Hierauf kam noch die Lieb- haberei zu Wort und wurden verschiedene Meinungen betr. alten und neuen Aquarienwassers laut. Während altes Wasser bei neueingerichteten Behältern oder frisches mit altem vermischt die Algenbildung zurückhält, be- fördert frisches Wasser die Algenbildung. Firma Hirzel- Stuttgart sandte uns zur Probe einen Durchlüfter, über dessen anscheinend, sparsamen Luftverbrauch bei relativ kräftiger Durchlüftung man allgemein erstaunt war. Herr L. Demuth wird den Kessel genau prüfen, und werden wir das Resultat seinerzeit an gleicher Stelle bekannt- geben. Der Frübjahrsausflug muß schlechten Wetters halber noch zurückgestellt werden. Ausgetriebene Knollen von Sagittaria macrophylla hybr. eines herrlichen Pfeil- krautes, werden verteilt. Georg Ruda, Schriftführer. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Heft 24. DNS El! NVANTEN Brendiampur S. BCo- Illustrierte Wochen-Schrift für Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. 2. Über einen nahen Verwandten des Ichthyophthirius (Holophrya discolor Ehrbg.). (Mit 3 Skizzen vom Verfasser.) or einigen Jahren hat Hans Klüglein- „Ulva“*, Kiel, in einer unserer Aquarien- 07 zeitschriften eine Mitteilung!) über den Zchthy- ophthirius multifiliis Foug. gemacht, die, wenn sie sich als richtig erwiesen hätte, von großem biologischen Interesse und namentlich auch mit Bezug auf die Vertilgung des gefähr- lichen. Fischfeindes von weittragender Bedeutung gewesen wäre. Der ge- nannte Verfasser gibt näm- lich an, „daß der Ichthy- ophthirius eine Verwand- lung durchmacht, bei der er zeitweise auf Pflanzen lebt“, mit anderen Wor- ten, wie es in einem Vereinsbericht?2) des „Lriton“-Berlin heißt, der einzig auf die auch „tür ihn neue“ Frage ein- geht, „daß er in dem einen Stadium nur auf Pflanzen, in dem anderen nur auf Fischen lebt“. Da ich mich seit Jahren, d. h. so oft ich eben Gelegenheit habe, in eingehender Weise mit dem interessanten Schmarotzer, dessen bio- logische Eigentümlichkeiten in manchen Punkten noch der Aufklärung bedürfen,?) beschäftige, so 0, Nerthus“, 1902,No..17. Haus Klüglein: „Meine Beobachtungen an vom Ichthyophthirius befallenen Fischen“. 2) „Natur und Haus“, 1902, 8. 286. 3) Ich gedenke demnächst in diesem Blatte die Re- sultate meiner Untersuchungen, soweit sie nicht publizierte Fig. 1. Holophrya discolor Ehrbg. Zwei eingekapselte Exemplare in einem Blattwinkel. e=Cyste, Kapsel; ev= kontraktile Vakuole; nk = Nahrungs- körperchen; zk —= Zellkern; bz — Zellen des Blattwinkels. hat die Mitteilung Klügleins selbstverständlich mein ganzes Interesse in Anspruch genommen. Da der Verfasser leider keine Angaben über den mikroskopischen Befund bei der Unter- suchung von frei- bezw. an Pfanzen leben- den Ichthyophthirien macht, und deshalb nicht genügend Anhaltspunkte . vorhanden sind, um seine Beobachtungen von vorn- herein als einwandfrei er- scheinen zu lassen, so habe ich die Sache in eingehen- der Weise geprüft. Ich bin hierbei zu der Über- zeugung gelangt, daß, wenn H. Klüglein wirklich durch mikroskopische Untersuchungen zu dem oben angeführten Resul- tate gelangt ist, eine Ver- wechslung mit einem andern Infusoriumvorliegt, daß dieser Beobachtungs- fehler aber, wie ich dem geneigten Leser in den nachstehenden Zeilen zeigen werde, umso eher zu entschuldigen ist, als es sich um einen nahen Verwandten des Ichthyophthirius handelt. Wenn man unter dem Mikroskope mit einem ganz schwachen Objektiv z. B. die für diesen Zweck sehr gut geeigneten, feinblättrigen Myrio- phyllen — stammen sie nun aus einem parasiten- reinen oder einem mit Ichthyophthirius ver- seuchten Aquarium — absucht, so sieht man an Beobachtungen und Erfahrungen bezüglich Ernährung, Vermehrung, Pigmentierung usw. betreffen, mitzuteilen. 234 denselben häufig und zwar namentlich in den Blattwinkeln große kugelförmige, etwasschmutzig- weib gefärbte Infusorien (Fig. 1), welche sich in langsam rotierender Bewegung befinden. Sie verharren hierbei ständig an der gleichen Stelle, und bei genauerem Zusehen bemerken wir, dab sie einzeln von einer durchsichtigen, augen- scheinlich ziemlich derben Hülle (Zyste) (Fig. 1, ec) umschlossen sind. Wer je auf einer Fischflosse, die sich in den kleinen Knötchen beständig drehenden Ichthyophthirien gesehen hat, wird bei diesem Anblick an sie erinnert. Die Tier- chen enthalten meist eine Menge rundlicher und etwas stärker lichtbrechender Körnchen (Nah- rungskörperchen) (Fig. 1, nk), welche oft den übrigen Inhalt der Zelle vollständig verdecken; doch sieht man gelegentlich sehr deutlich eine große, endständige Kontraktile Vakuole (Fig. 1ev) durchschimmern, ein Umstand, der von vornherein ausschließen läßt, dab wir es etwa mit dem, ja sehr zahlreiche, kleine Vakuolen enthaltenden Ichthyophthirius zu tun haben könnten. Abgesehen von der kontraktilen Blase, läßt sich bei den eingekapselten Infusorien, wenn auch weniger gut, ein großer, wurst- förmig gebauter Zellkern (Fig. 1, zk) feststellen. Bei gewissen Gelegenheiten — ich komme weiter unten näher darauf zu sprechen — sieht man die Tierchen schon bei Lupenvergrößerung in großer Menge und oft dicht beieinander an leicht veralgten Aquarienscheiben sitzen, wo man sie etwa mit den Eiern von Wassermilben und dergl. verwechseln möchte Schaben wir mit einem Messerchen eine kleine Menge von dem Scheibenbelage los, so sehen wir unter dem Mikroskop bald aus den häufig etwas ver- letzten Cysten sich einzelne Tierchen heraus- zwängen und alsdann behende herumschwimmen. Dabei nehmen sie eine leicht ovale, vorne etwas zugespitzte Form an, und werden bald etwas durchsichtiger, so daß Kern und Vakuole deut- licher hervortreten. Mit Hilfe einer stärkeren Vergrößerung läßt sich am vordern Pole des mit feinen Wimperhärchen bedeckten Infusors auch mit Leichtigkeit eine Mundöffnung wahrnehmen; die in einen schwach angedeuteten Schlund führt. (sestützt auf die geschilderten Merkmale, dürfen wir das Tierchen wohl mit Sicherheit als eine Holophrya#) bestimmen und zwar wegen seiner schmutzigweißben Farbe (ich kann hier nicht auf eine genauere Charakterisierung eintreten) als Holophrya discolor5) Ehrbg., *) von gr. holos = ganz; ophrys = Augenbraue. 5) lat. discolor = mibfarbig. Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. einen Vertreter der Unterfamilie der Holo- phryina, zu welcher nach Bütschli auch der Ichthyophthirius, von ihm als Holophrya multifiliis bezeichnet, zu rechnen ist. Nach den bereits oben angedeuteten, wich- tigsten Eigentümlichkeiten der Holophrya dis- color (Fig. 3) läßt siesich vom Ichthyophthirius multifilvıs (Fig. 2) leicht unterscheiden, wenn wir uns daran erinnern, daß sie eine einzige, endständige, verhältnismäßig große, kontraktile Blase (Fig. 3, cv) besitzt, während der letztere zahlreiche (Fig. 2, ev, cv), sehr kleine und über die ganze Körperfläche zerstreute Vakuolen zeigt. Dem wurstförmigen, etwas plumpen Zellkern (Fig. 3, zk) der Holophrya steht der zierlich gebaute hufeisenförmige (Fig. 2, zk) des Ichthyophthirius gegenüber. Ferner ist die Mundöffnung (m) bei der ersteren viel deutlicher sichtbar als bei dem schmarotzenden Infusor, bei dem sie oft sehr schwer nachzuweisen ist. Beträchtliche Differenzen bestehen ferner in bezug auf die Größe. Während die Holophrya discolor ca. 0,1 Millimeter groß ist, wobei fast alle Individuen die nämliche Größe zeigen, sehen wir den Ichthyophthirius von 0,05 bis 0,6 Millimeter variieren, und zwar begegnen wir unter einer größeren Anzahl kaum je zwei ganz gleich großen Exemplaren. Im Anschluß an diese Erörterungen möchte ich noch eine Beobachtung erwähnen, die uns viel- leicht einen Hinweis darauf gibt, auf welcheWeise der Parasitismus beim Ichthyophthirius entstanden sein mag. Ich habe mehrfach ge- sehen, daß sich binnen kürzester Zeit um eine frische Fischleiche eine Unmenge von wohl aus dem ganzen Aquarium zusammenströmenden Holophryen ansammeln, welche schon von bloßem Auge als ein, den Fischkörper einhüllendes, aus herumschwimmenden, feinen weißen Punkten be- stehendes Wölkchen sichtbar sind. Untersucht man ein der Fischleiche entnommenes Fetzchen Oberhaut unter dem Mikroskop, so sieht man zahlreiche Exemplare des leichenfressenden In- fusoriums tief zwischen den Epidermiszellen herumwühlen. Man kann sich nun vielleicht vorstellen, daß ein Vorfahre unseres Ichthyo- phthirius gelegentlich einmal statt einer Fisch- leiche einen lebenden Fisch, dessen Oberhaut durch irgend einen Umstand geschädigt bezw. von der schützenden Schleimschicht entblößt gewesen ist, überfallen und sich auf demselben dauernd anzusiedeln verstanden hat. Was die oben erwähnte Einkapselung (Enzystierung) unserer Holophrya anbetrifit, Dr. Paul Kammerer: Wiedererweckung kleiner Tiere und Pflanzen aus getrocknetem Schlamm. die bei dem Wimpertierchen für gewöhnlich dann stattfindet, wenn ungünstige Lebens- bedingungen (wie Eintrocknen oder Fäulnis des Wassers, Nahrungsmangel u. dergl.) eintreten, so sehen wir das Tierchen insofern eine Aus- nahme machen, als es sich im Aquarium gerade während des zuletzt geschilderten Schlaraffen- lebens massenhaft an Scheiben und Pflanzen einzukapseln pflegt. Gerade, weil es sich an der Fischleiche vollgefressen, d. h. wie wir unter dem Mikroskop sehen, mit Nahrungsballen an- gefüllt hat, scheint es das Bedürfnis zu empfinden, sich mit einer schützendenHülle zu umgeben, um in aller Gemüts- ruhe dh? um nicht etwa selber gefressen zu Wer- den, verdauen zu können. Dieses vorübergehende Schutzbedürfnis beider Verdauung Fig. 2. Ichthyophthirius mullti- ansehnlicher Nah- füüis Fouquet. rungsmassen ist übrigens auch bei andern Infusorien beobachtet worden. So erwähnt Entz, daß Trachelinen und Enchelinen sich häufig nur „zur gewöhn- lichen Verdauung“ enzystieren, und so aus dieser Einrichtung wesentlichen Vorteil ziehen (n. Bütschli). Wiedererweckung kleiner Tiere und Pflanzen aus getrocknetem Schlamm.*) Von Dr. Paul Kammerer (Wien). (Mit 3 Abbildungen im Text.) (Fortsetzung.) II. Technisches. % )* Verfahren, Schlammproben zu ge- I, winnen, ist ein höchst einfaches: Zur Ge- winnung von Uferproben genügt ein langstie- liger, solider Schöpflöffel aus Holz oder Metall, im letzteren Falle gefirnißt. Zur Gewinnung von Grundproben empfiehlt sich eine lackierte, scharfrandige Blechbüchse, die, an einer *) Nachdruck im Auszug aus dem „Archiv für Hydro- biologie und Planktonkunde“ (Herausgeber Direktor Dr. OÖ. Zacharias in Plön, Verlag E. Nägele in Stuttgart), ‚Jahrg. 1907, 2, Heft, S. 500—526. 235 ausreichend langen Schnur festgebunden und mit Steinen oder Blei beschwert, ins Wasser geworfen und nach dem völligen Zubodensinken rasch wieder herausgezogen wird. Die so er- haltenen Proben sind nach vertikalen und horizontalen Regionen ihrer Herkunft sorg- fältix zu sondern und mit dem Datum zu ver- sehen. Das nächste Erfordernis besteht darin, die Proben zu trocknen. Dies muß durchaus im Schatten geschehen, weil das Trocknen in der Sonne zu unvermittelt erfolgt und zu starke Temperaturer- höhungen bedingt, weshalb die im Schlamm enthal- tenen Keime da- bei großenteils zu Grunde gehen. Es ist zwar richtig, dab das Austrock- nen des keimhal- tigen Schlammes im Naturzustande auch meist unter dem Einflusse direkter, sengender Sonnenstrahlen zustande kommt, aber hier ist es die große Menge und Tiefe des vorhandenen Schlammes, welche die genannten ungünstigen Faktoren ausgleicht und der Vernichtung der Keime entgegenarbeitet, obschon auch hier die an der Oberfläche ein- gebetteten Keimpartien stark dezimiert werden. Das Trocknen ist aus dem Grunde überhaupt notwendig, weil in feucht transportierten Proben bald Verwesungsprozesse vor sich gehen, welche die Dauerkeime angreifen und töten. Die Proben können nun bei verläßlichem Verschlusse und mit Etiketten versehen, welche Angaben über Fundort, Fundstelle (veıti- kale, horizontale Bodenregion) und Funddatum enthalten, fast beliebig lange aufbewahrt wer- den, bis Zeit und Gelegenheit zur Bearbeitung gekommen sind. Wenn ich sage: „Fast beliebig lange“, so muß dies dahin aufgefabt werden, daß in der Regel noch nach Ablauf einiger Jahre tierische und pflanzliche Dauerkeime lebensfähig geblieben sind; freilich aber ist die Widerstandsfähigkeit nicht aller Keime gleich groß, und jedenfalls wird die Zahl der noch keim- fähigen im Laufe der Zeit kleiner. Es ist daher im allgemeinen anzuraten, das Ansetzen der Fig. 3. Holophrya discolor Ehrbg. m = Mund; ev = kontraktile Vakuole; zk — Zellkern. Proben nicht über sechs Monate lang, vom Datum des Einsammelns an gerechnet, hinauszuschieben. 236 Das Ansetzen besteht nun darin, daß man die Proben — wieder nach Fundort, Fundstelle und Fundzeit gesondert — in geeigneten Ge- fäßen unterbringt, in den Gefäßen Wasser auf- füllt und jene dann keimdicht verschließt. Die Gefäbe sollen ganz aus Glas bestehen. Ich verwende entweder größere breite Zucker- hafen (auch Einmachebüchsen oder Marmelade- gläser genannt) oder nicht zu hohe Präparaten- zylinder mit großem Durchmesser und flach abgeschliffenem Rand oder eingeriebenem Glas- pfropfen. Das zum Füllen der Gläser verwendete Wasser soll vorher ausgekocht und dann min- destens 24 Stunden lang kräftig durchlüftet worden sein. Die Temperatur des Aufgußwassers und der Luft in dem Raume, wo die angesetzten Proben ihre dauernde Aufstellung finden sollen, sei in der Regel eine mittlere (16—20 Grad C.), man verwende also niemals ganz kaltes Wasser unmittelbar von der Leitung, benütze auch keine Räume, in denen Temperaturextreme eintreten könnten. Im übrigen richtet sich die Tempe- ratur vornehmlich nach der Gegend, aus welcher die Proben herstammen. Den Verschluß stellt man in der Weise her, dab eine reine Glasplatte auf dem oberen Rande des Glases mit Hilfe einer später jederzeit leicht wieder loslösbaren Kittsubstanz — Spermazet- pflaster! — angedrückt wird (was bei Prä- paratenzylindern mit eingeriebenem Glaspfropf selbstredend entfällt), worauf das Glas noch überdies mit einem doppelten Stück Pergament- papier überbunden wird. Die, wie beschrieben, angesetzten Kulturen sind schließlich noch zu etikettieren, wobei den bisherigen Angaben das Datum des An- setzens hinzugefügt werden möge. Nun kann dem Werden und Wachsen der Dinge in den weiterhin sich selbst überlassenen Miniaturaquarien ruhig entgegengesehen werden. Über die Vorgänge in ihrem Inneren ist Proto- koll zu führen: namentlich ist das Auftreten und Erlöschen von Formen, die Zahl der je- weils gleichzeitig vorhandenen Arten und ihr ungefähres Mengenverhältnis zu registrieren. Bei allen Untersuchungen soll darauf geachtet werden, daß die Kultur nicht unnötig lange offensteht, weil man, je länger das für die Untersuchung unvermeidliche Öffnen sich aus- dehnt, je mehr eventuellen ungebetenen Gästen aus der heimischen Mikrofauna und -Flora aus- gesetzt ist. Dr. Paul Kammerer: Wiedererweckung kleiner Tiere und Pflanzen aus .getrocknetem Schlamm. Die Erkenntnis der Möglichkeit, in fest-, selbst in luftdicht verschlossenen Gefäßen ein reges Leben gedeihen zu lassen, verdanken wir der modernen Aquarienkunde, welche lehrt, einen „See im Glase“ (Roßmäßler), eine ab- geschlossene, automatisch regulierte Welt im Kleinen zu schaffen, vorausgesetzt, daß ein an- nähernd richtiges Gleichgewicht zwischen sauer- stoffproduzierenden Pflanzen und kohlensäure- ausscheidenden Tieren besteht, und daß es nicht an Organismen beider Reiche fehlt, welche die „Selbstreinigung der Gewässer“ besorgen. All diese Werkzeuge des Naturhaushaltes finden sich aber schon ohne unser Zutun in wenigen kleinsten Schlammpartikelchen beisammen vor, um alsbald, wenn der befruchtende Rinfluß feuchten Mediums sie aus ihrer Trockenstarre erlöst, die Vollentfaltung ihrer Tätigkeit zu beginnen! III. Beobachtungen. 1. Herr Sven Ekman in Upsala (Schweden) sandte mir am 2. Oktober 1903 fünf Schlamm- proben aus den nordschwedischen Hoch- sebirgen, die von ihm selbst im Juli und August 1901 gesammelt und von da ab trocken gelegen waren. Die Nummern der einzelnen Proben sind die Originalnummern des erwähnten Begleitschrei- bens und der Originaletiketten; die in An- führungszeichen gesetzten Stellen sind dem Wortlaut des Begleitschreibens entnommen. Nr. 51. Probe „aus einem kleinen aus- getrockneten Tümpel, der nur wenige Wochen des Jahres mit Wasser gefüllt ist.“ Gesammelt 16. Juli 1901, angesetzt 10. Mai 1904. Es entwickelte sich eine üppige, wenngleich artenarmeAlgenvegetation(Chlorophyceenund Cyanophyceen und Infusorienfauna, aber keinerlei höhere Organismen. Die Kultur ist noch heute (26. Jänner 1907) in gleichem Zu- stande und hat stets ein unverändertes Aus- sehen bewahrt. Nr. 85. „Aus einem kleinen Tümpel, der noch Wasser enthielt Im Wasser fand ich u. a. Entomostraken (niedere Krebse).“ Gesammelt 10. VIII. 1901, angesetzt 10. V. 1904. Zuerst traten ebenfalls grüne, braune und srünblaue Algen auf, sowie Infusorien. Am 10. Juni jedoch fielen mir zahlreiche kleine Löcher in der glatten, von samtartiger Algen- decke überzogenen Schlammoberfläche auf, welche Otto Tofohr: Die Siedler-Agame. Löcher auch an der Seite, längs der Glaswand in bereits tiefer gelegenen Schichten des Schlammes, zum Vorschein kamen und hier deutlich erkennen ließen, daß sie zu einem dicht verworrenen Netz kleiner Kanäle von kreis- rundem Durchschnitt gehörten: seitlich nämlich führen einzelne von den sichtbar gewordenen Öffnungen in Strecken von mehreren Millimetern Länge an der Glaswand hin, und zwar in mehr oder weniger gekrümmter Richtung, niemals gerade. Ich habe seither auch bei anderen Proben auf diese Unterminierung des Schlammes als ein untrügliches An- zeichen achten gelernt, daß das Entstehen einer Fauna von niederen Krebsen oder Ringel- würmern im Gange sei; denn von daher stammen die nicht immer in gleichen Gestalten ge- arbeiteten, meist aber sehr zierlichen Wühl- baue. .Im vorliegenden Falle waren es winzig kleine Muschelkrebse, welche die beschriebenen unterirdischen Kanäle angelegt hatten und bald in überaus großer Menge das Glas bewohnten. Sie schwammen auch bis in höhere Wasser- schichten empor, in langsam spiraliger Bewegung, meist längs des Glases, dieses als Stütze be- nützend. Bei der geringsten Erschütterung jedoch ließen sich die Tierchen in gemächlichen (obschon hurtiger als früher beim Emporsteigen ausgeführten) Schraubenwindungen zum Boden herab, um sofort in den Löchern zu verschwinden. Die Tageszeit und Temperatur schien auf dieses Verhalten, auf das Schwärmen außerhalb der Löcher, keinen Einfluß zu haben. Nr. 92. „Aus einem noch nicht aus- getrockneten Weiher, worin sich fol- gende Entomostraken vorfanden: Dranchi- necta paludosa, Ohydorus sphaerweus, Alonopsıs elongata, COyelops sp.“ Gesammelt 12. VIII. 01, angesetzt 10. V. 04. Abermals zuerst Grünalgenflora, Infusorien- fauna. Überdies traten aber Rädertiere auf, etwa der Gattung Asplanchna zugehörig. Am 11. Juni bemerkte ich von den genannten Entomostraken: Ohydorus sphaericus, am 20. Juni Alonopsis elongata, am 2. Juli Oyclops. Bramehinecta er- schien garnicht, Ohydorus verschwand im August, Alonopsis im Oktober, Cyclops dagegen blieb den ganzen Winter hindurch sichtbar und er- losch erst im April 1905. Etwa um dieselbe Zeit trat Alonopsis, etwas später auch Ohydorus wieder auf. Beide Formen bewohnten nun das Gefäß bis in den Herbst 1905, um nun aber- mals, diesmal endgültig, zu erlöschen. 237 Nr. 110. „Aus einem ausgetrockneten Tümpel, der vor kurzer Zeit Wasser ent- halten hatte.“ Gesammelt 22. VIII. 01, an- gesetzt 10. V. 04. Alsrenvegetation, Infusorien. Im Juni Oyelops und eine größere Cypridide (Muschelkrebs). Letztere erlosch schon im August für immer, Öyclops nicht vor dem Dezember 1905. Im Jänner 1906 gewann das Glas das Aussehen der Unfruchtbarkeit, im April 1906 wurde es als vollkommen steril (keimfrei) weggegossen. Gleichwie für das erste Auftreten vielzelliger Tierformen ein zuverlässiges Merkmal in Gestalt der Miniergänge gefunden ist, so auch eines für die Sterilität der Kultur: die Algendecke, welche im lebenden Zustande gleich einem plüsch- oder filzartigen Überzug dem Schlammboden, der hierdurch gefestigt und planiert erscheint, dicht anliegt, hebt sich im abgestorbenen Zustande, noch zusammenhängend und nur an den Rändern etwas zerschlissen, vom Boden ab und flattert, nunmehr einem schmutzigen Tuch oder Hautfetzen ähnlich, in vielen Falten frei im Wasser. Löst sich die Algendecke in dieser Weise von ihrer Unterlage los, so darf man darauf rechnen, auch keinem tierischen Bewohner mehr, nicht einmal einem Infusor, in der ausgestorbenen Kultur zu be- gegnen. (Fortsetzung folet.) Die Siedler-Agame. Von Otto Tofohr, Hamburg („Salvinia“). (Schluß.) Bie männlichen Siedler-Agamen des hiesi- gen zoologischen Gartens legten ihre Prunkfarben nicht so häufig an wie mein eigenes Männchen. Die Tiere fühlten sich vielfach be- hindert und beängstigt durch die Besucher des Gartens, was ihre Scheuheit noch vermehrte und, ihr Wohlbefinden offenbar herabminderte. Ich sah ihre Prachtfarben gewöhnlich nur in den Morgenstunden, wenn kein oder nur ein spärliches Publikum im Reptilien-Hause an- wesend war. Im Schlafe zeigten meine Siedler-Agamen eine eigentümliche Stellung. Die Gliedmaßen wurden lang ausgestreckt und die spitzen Krallen ihrer Zehen klammerten sich an irgend welchen Rissen oder Rauheiten der Borke fest, so dab der Körper mit dem Kopfe gewöhnlich nach oben, schlaff herabhing. Die geringste Störung 238 ließ die Tiere aber erwachen, und in eilfertigen, kraftvollen Sprüngen suchten sie dann das Weite; häufig wechselten sie auch einfach nur mit Blitzesschnelle die Baumseite, so daß sie, wenn sie vorher vorn am Stamme gesessen hatten, nun plötzlich rückwärts hingen; verstohlen lugten sie dann nach einer Weile um die Ecke, als wollten sie sagen: Ist die Luft nun rein? — Einer reizenden @ewohnheit der Tiere möchte ich nicht vergessen, Erwähnung zu tun, nämlich bei vielfachen Gelegenheiten sehr ernst oder ganz eifrig mit dem Kopfe zu nicken und zwar ist dies Nicken beiden Geschlechtern gemein. Sie spreizen dabei, ähnlich wie die Hardune es machen, ihre Kehlen aus, auch werden ihre Vorderbeine dann ganz breit gestellt, gleichsam als wollten sie mit aller Kraft diesem beliebten Spiele huldigen. Sie bewegen beim Nicken den ganzen Vorderkörper auf und herunter und gleichen auch hierin wieder den Hardunen, denen sie überhaupt in biologischer Hinsicht sehr ähneln. Die Tiere nicken in allen Lebenslagen, beim Angriff und auf der Flucht, bei der Jagd und in. der Brunst, sie nicken aus Neugier, sie nieken aus Ärger, kurz jede seelische Erregung äußert sich in diesem anmutigen Neigen und Wippen ihres Köpfchens. — Den Höhepunkt ihres Wohlbefindens’erzielte ich, wenn ich ihnen Fliegen ins Terrarium einbrachte. Ihre Farben vertieften sich dann womöglich noch, sie waren dann gleich voll Feuer und Beweglichkeit, und mit unvergleichlicher Grazie und in den ele- santesten Sätzen verfolgten sie die Beute, sie ebenso sicher im Fluge erhaschend, als am Boden abfangend, und gern faßten sie auch an den Scheiben Posten, um sie hier in aller Ruhe wegzuschnappen. Mit fieberhafter Eile zerkauen sie die er- beutete Fliege, und schon haben sie die nächste beim Wickel! Es war nur gut, daß ich mir im Herbste einige 1000 Brummermaden gezogen hatte”), und ihnen nun bis in den März hinein, den ganzen Winter über, mit entwickelten Schmeißfliegen dienen Konnte, sonst wäre mir die angehendste Episode ihrer Jagd unbekannt geblieben, denn das Auflesen der ihnen des weiteren gebotenen Mehlwürmer aus den Futter- näpfen, geht der Fliegenjagd gegenüber recht ruhig ab, und entbehrt sehr des Interessanten. Leider standen mir im Winter keine Schaben zur Verfügung, die sie auch sehr zu schätzen *) Wie ich das machte, beliebe man „Wochenschrift“ ‚Jahrg. 1I, Seite 411 nachzulesen, Kleine Mitteilungen. scheinen, denn ich sah unlängst im Zoo, daß die Tiere ganz ihre Scheu vor einem zahlreichen Publikum vergaßen, als sie Schaben, die Perl- eidechsen zum Futter bestimmt waren, durch die Scheibe hindurch in ihrem Nebenkäfige rennen sahen. Sie mühten sich lange Zeit ab, um durch die Scheibe dem Ziele ihrer Wünsche näher zu kommen und sahen erst spät das vergebliche ihrer Bemühungen ein. LE) leine Mitteilungen. Schwarzer Schnee. Von den durch lebende Orga- nismen erzeugten Schneefärbungen ist wohl der rote Schnee oder Blutschnee der bekannteste. Er wird durch die Massenvegetation einer einzelligen, intensiv ge- färbten Kugelalge, des Protococcus nivalis (Schnee- urkugelalge) gebildet, welche nicht selten an Stellen, ‚wo der Sehnee nicht schmilzt, große Strecken überzieht („Alpenrot“). Viel seltener dürfte die Erscheinung des schwarzen Schnees sein, wie sie im vergangenen Frühjahr in den Waldwiesen bei Rosental- Wängi beobachtet worden ist. Die Ursache derselben entpuppte sich als eine Un- masse winzig kleiner, flügelloser, dunkel gefärbter Tier- chen, welche sich in großen Sprüngen vorwärts bewegten. Es handelte sich um nichts anderes als den allerdings selten in so ungeheuren Mengen auftretenden Schnee- floh, die Degeeria nivalis, Vertreter der oder einen niedriesten Insektenordnung der Thysanuren Zottenschwänze und zwar speziell der kleinen Familie Das 1,5 mm lange Tierchen, dessen Körper mit keulenförmigen, offenbar dem Wärmeschutz dienenden Haaren bedeckt ist, ist gelblichgrau gefärbt und zeigt auf dem Hinterrücken der Poduren oder Schwanzfüße. ungefähr und dem ersten Hinterleibsring jederseits zwei schwarze Punkte, auf den übrigen Hinterleibsringen schwarze, zweimal gebrochene Querstreifen. Eine für die Poduren charakteristische, unter den Leib einschlagbare Spring- gabel befähigt das mit schwachen, zweikralligen Beinen ausgestattete Tierchen, sich in großen Sprüngen vorwärts zu beweoen. Ein anderer, ebenso interessanter und kältebedürftiger Familienangehöriger ist der rußschwarze, dichtbehaarte, 2 mm lange Gletscherfloh, Desoria glacialis, den man nicht selten auf Gletschern und zwar auf den befindlichen Wasserbeecken in Gruppen herumhüpfen sieht. Auf Wasserpfützen überall gemein ist der .Wasser- springschwanz, Podura aquatica, ein. l mm langes Tierchen mit orangeroten Beinen und Fühlern. Man hat sie mit auf der Wasseroberfläche ausgestreuten Pulver- körnchen verglichen, welche „so leicht auseinander hüpfen, unter Steinen als wären sie angezündet“. Ein gelblichgrau gefärbter Springschwanz (Podura grisea?) tritt oft plötzlich, wenn auch meist nur in geringer Anzahl auf der Oberfläche unserer Aqua- rien auf, um allerdings meist ebenso rasch wieder zu ver- Dr. W. Roth. schwinden. Fragekasten. — Bücher- und Zeitschriftenschau. Trasekasten. R. in C.-E. Die kaspische Sumpfschildkröte, (Olemmys caspica) frißt kleine Regenwürmer, Flitterfische Kaulquappen, im Notfalle auch wurmförmig geschnittene Stücken Rindfleisch oder Rindsleber, die Sie vor dem Maul solange hin und her bewegen müssen, bis sie zu- schnappt. Eine „griechische“ Sumpfschildkröte ist mir unbekannt; ich kenne nur griechische Landschildkröten mit hochgewölblem, auf hellbraunem Grunde schwarz ge- zeichneten Rückenschild. Die dürfen Sie aber nicht im Aquarium halten! Die griechische Landschildkröte (Testudo graeca) trißt Salatblätter und frisches Obst. K. W. B. in EE Frage 1: Ich halte in zwei Behältern (sog. Elementgläser) von 10 1 Inhalt, je ein Pärchen Girard. caud. und sind beide Weibchen trächtig, bei dem einen Pärchen hatte ich Gelegenheit gehabt, den Kopu- lationsakt zu beobachten. Nun sagte mir der Händler, Herr... ., Mitglied der „Azolla“ in Essen, daß dieselben in 6 Wochen aus- getragen haben, demnach müßte ich schon seit 14 Tagen Junge haben, und ich möchte nun anfragen, woran es liegt, daß selbiges noch nicht der Fall ist. Die Gläser sind 21 em lang, 16 cm breit und 36 em hoch. Eines mit einer Sagittaria arifolia und einer Hydrilla, das audere mit Elodea densa und Hlodea crispa bepflanzt. Als Futter verwende ich Piscidin 00 und seit einigen Tagen Daphnien. Antwort 1: Das kommt auch bei höheren Tieren zuweilen vor, daß solch ein freudiges Ereignis nicht genau zu dem erwarteten Zeitpunkte eintrifft. Es wird aber sicher, falls es nicht inzwischen schon eingetreten sein sollte, eintreten. Nur Geduld und — Daphnien! Frage 2: Des weiteren halte ich ein Pärchen Maul- brüter, die mir der Händler als Chromis niloticus be- zeichnete. Das Weibchen ist ungefähr 8—-9 em, das Männchen 6—7 cm groß. Konnte aber bis jetzt, trotz der ziemlich hohen Temperatur, die das Wasser hat, seit 1. Mai durchschnittlich 25° C., noch nichts erzielen. Der Fisch, den mir obiger Herr als Weibchen bezeichnete, jagt beständig das kleinere Männchen. welches sich immer flüchtet. Das Becken hat eine Länge von 42 em, ist 25 cm breit und 43 cm hoch, faßbt also gut 40 1. Be- pflanzt habe ich es mit zwei Stück Vallisneria spiralis und einigen Elodea densa in den neuen Henkelschen Töpfen und als Bodenbelag eine Schicht Flußsand von 10 em Höhe. Als Futter gebe ich Piscidin No. 1 und täglich 5—6 kleine Regenwürmer. Antwort 2: Tilapia nilotica (L.) sind in der Tat Maulbrüter, werden aber zunächst, bevor sie Ihnen ihr eigenartiges Brutgeschäft vorführen, ungefähr !/;, m lang. Ich bezweifle, daß man bei so kleinen Fischen die Ge- schlechter schon sicher unterscheiden kann. Zur Zucht bedarf es eines meterlangen Behälters. Sehen Sie zu, dab Sie die unheimlichen Gesellen wieder los werden und dafür die allerliebsten kleinen Paratilapia multicolor (Schoeller), die bunten Maulbrüter, erhalten können, die, kaum 4 em lang, zuchtfähig sind und mit Leichtigkeit in kleinsten Behältern zur Fortpflanzuug schreiten. Ubri- gens sind Ihre sämtlichen bisher beschriebenen Aquarien zu dünn bepflanzt! Frage 3: Nun habe ich noch ein größeres Gestell- aquarium, welches etwas über 200 1 enthält und welches 239 Ich hatte ursprünglich vor, hierzu Zink zu verwenden, nun habe ich mir gerne zum Heizen einrichten möchte. ich einem Prospekt der Firma Glaschker-Leipzig, welcher im I. Quartal der „Blätter“ beigelegt war, gelesen, daß solches das Wasser trübe und das Absterben der Fische im Gelolge hat. Zu welchem Metalle raten ? Antwort 5: Lassen Sie sich durch den Prospekt nicht irreführen. könnten Sie mir Verwenden Sie, wenn Sie nach der von mir im vorigen Jahrgang der „Blätter“ angegebenen Weise verfahren wollen, Zink und streichen Sie die dem Wasser ausgesetzte Seite nochmals sauber mit Zinkweiß, dann wird nichts passieren. Sie können natürlich auch Messing oder Kupfer verwenden; das wird aber ziemlich teuer. Frage 4: Des weiteren möchte ich noch anfragen, ob das Werk K. Stansch, „Die lebendgebärenden Zahn- karpfen“ auch Beiträge zur Zucht enthält, welches der Preis ist und ob es von jeder Buchhandlung zu beziehen ist, bez. von welcher besonderen. Antwort 4: Was die Stanschschen Hefte enthalten, weiß ich nicht, denn mir ist bisher keins davon übersandt Ich nehme aber als selbstverständlich an, daß die Zucht der Fische darin genau beschrieben ist. Zu be- ziehen sind die recht billigen (40 Pfg.) Heftchen durch jede Buchhandlung oder direkt vom Verlag Wenzel & Sohn, Braunschweig, Breitestr. 1. S worden. Bücher- und Zeitschriftenschau. Das Buch der Nymphaeaceen oder Seerosen- gewächse. Von Friedr. Henkel, F. Rehnelt und L. Ditt- mann. Preis brosch. 10 Mk. Darmstadt-Neuwiese. Verlag von Friedr. Henkel, Endlich ist das lange angekündigte und ersehnte Seerosenwerk erschienen! Mit Ausstattung ist wahrlich nicht gekargt worden; zahlreiche Tondrucktafeln in Auto- typie, von der Größe des vollen Buchformats — das dieser Zeitschrift — darunter mehrere in zweifarbigem Tondruck, schmücken das Buch, neben vielen vorzüglichen photogra- phischen Textillustrationen und anschaulichen Skizzen. Der Text indes hält nicht das, was ich von dem Buche er- wartet habe. Ich und wohl auch andere erwarteten in dem Buche eine Monographie der Nymphaeaceae von wissen- schaftlichem Charakter. Das Buch ist aber bloß eine Zu- sammenstellung der sämtlichen bisher bekannten Arten, Spielarten, und Elybriden Nelumbien usw., in letzter Linie eine Übersicht aus prak- Formen von Nymphaeen, tischen Gründen, um den Gärtner instand zu setzen, zwischen den vielen Spielarten, Hybriden usw. zu unter- scheiden und ihn über ihren Wert bezw. Unwert in floristi- Wer sich über Farbe, Blütenreichtum, Blütendauer usw. der einzelnen Garten- scher Beziehung zu unterrichten. formen und -Hybriden orientieren will, um darnach seine Wahl zu treffen, wer eine praktisch erprobte Kultur- anleitung sucht, der kommt mit Henkels Nymphaeenbuch auf seine Rechnung — freilich um hohen Preis; denn dab der Preis mit 10 Mk. reichlich hoch für das Buch be- messen ist, läßt sich nicht in Abrede stellen. Wer die Nymphaeen wissenschaftlich studieren will, bleibe bei den älteren, wenn auch lückenhaften Monographien, gebrauche 240 aber jedenfalls das vorliegende neue Werk nur mit einiger Vorsicht. Vereinen ist das Buch für ihre Bibliotheken recht zu empfehlen, da es über jede etwa auftauchende Frage, Seerosengewächse betreffend, zuverlässig Aus- kunft eibt. Köhler. Die Großschmetterlinge und Raupen Mitteleuropas mit besonderer. Berücksichtigung der biologischen Ver- hältnisse. Ein Bestimmungswerk und Handbuch für Sammler, Schulen, Museen und alle Naturfreunde. Heraus- gegeben von Prof. Dr. Kurt Lampert, Oberstudienrat, Vorstand des K. Naturalienkabinetts, Stuttgart. Mit 95 Tafeln in feinstem Farbendruck mit Darstellung von über 2000 Formen und über 200 Seiten Text mit 65 Ab- bildungen. — Lexikon-Format. 30 Lieferungen a 75 Pfg. — Kompl. geb. 24.— Mk. Lieferung 14—16. Neben den vorzüglichen Farbentafeln des Lampert- schen Werkes verdient auch die Textillustration rückhalt- lose Anerkennung. Wir erwähnen in Lieferung 15 be- sonders das Vollbild „Eichenprozessionsspinner“ und Fig. 49: Goldafter. Die Farbentafeln „Graseulen“, jene kleinen von Laien meist als „Motten“ bezeichneten Schmetterlinge, die in unseren Zimmern, wenn die Fenster offengestanden, des Abends traulich um die Lampe flattern, orientieren uns erst einmal darüber, wie viele verschiedene Arten dieser unscheinbaren Nachtschmetter- linge in Deutschland verbreitet sind. Sie wie auch die Tafeln „Nachtpfauenaugen“ und „Spanner“ sind trefflich gelungen. Ein zusammenfassendes Urteil über Text und Illustration wie über den Gang des Buches behalten wir uns, bis das Werk vollständig erschienen ist, vor. K. Meeresforschung und Meeresleben. Von Dr. OÖ. Janson. Mit 41 Figuren im Text. 2. Auflage. („Aus Natur und Geisteswelt.“ Sammlung wissenschaftlich- gemeinverständlicher Darstellungen aus allen Gebieten des 30. Bändchen.) Verlag von B. G. Teubner 1907. geh. 1.— Mk., in Leinwand Wissens. in Leipzig. 8° geb. 1.25 Mk. Mehr denn je sind jetzt die Blicke unseres deutschen Volkes auf das Meer gerichtet. Ist das Interesse zunächst der handelspolitischen Bedeutung des Meeres zugewandt, so erweitert es sich doch auch immer mehr auf die in seiner Tiefe ruhenden Geheimnisse. So ist es begreiflich, daß das in der bekannten Sammlung „Aus Natur und Geisteswelt“ erschienene Bändchen über „Meeresforschung und Meeresleben“ bereits in 2. Auflage vorliegt, das in anschaulicher und trotz der Knappheit alles Wesentliche erschöpfender Darstellung in jene geheimnisvolle Wunder- welt einführt. — Einer kurzen Darstellung der Ent- wicklungsgeschichte der modernen Meeresforschung und ihrer Ziele folgt eine Betrachtung der Verteilung von Wasser und Land auf der Erde, der Tiefen des Meeres, der Erhebungen seines Bodens und der ihn bedeckenden Ablagerungen. Daran schließt sich eine Schilderung der physikalischen und chemischen Ver- hältnisse des Meerwassers in Beziehung auf Wärme- verteilung, vertikale und horizontale Strömungen der Massen, Licht und Druck in der Tiefsee und Zusammen- Den Schluß bildet eine kurze Beschreibung der wichtigsten Organismen des Meeres, der Pflanzen und Tiere, der Werkzeuge und Methoden ihres Fanges und ihrer Anpassungs- erscheinungen an die so eigenartigen Lebensverhält- Infolge der reichen Ergebnisse der setzung und Farbe des Meerwassers. nisse der Ozeane. Bücher- und Zeitschriftenschau. verschiedenen wissenschaftlichen Expeditionen der letzten Jahre hat das Büchlein eine durchgreifende Umarbeitung erfahren, bei der alle die neu aufgedeckten Tatsachen berücksiebtigt worden sind. Daher wird sich das Büch- lein recht bald zu den alten Freunden noch viele neue erwerben. Schmeils „wissenschaftliche Beleuchtung“ der Junge- schen Reformbestrebungen, um einige Normalkerzen ver- stärkt von Otto Junge, Oberlehrer in Elmshorn. Preis 30 Pfg. Verlag von Lipsius & Tischer, Kiel und Leipzig 1907. Eine kleine Broschüre, in der dem Abgott der Reformer auf dem Gebiete der Schulbiologie einmal mit Recht der Spiegel vorgehalten wird. Rezensent hat selbst wiederholt Gelegenheit genommen, auf Inkonsequenzen und Konzessionen in Schmeils naturwissenschaftlichen Lehrbüchern hinzuweisen ‚und steht durchaus auf dem Standpunkte der Broschüre, ein Standpunkt, den er seit Jahren einnahm, ehe er die Broschüre kannte. Diesen Standpunkt vertritt er auch in praxi in seinem gesamten biologischen Schulunterricht bereits seit vielen Jahren. Es ist nur zu bedauern, daß in unserer aufgeklärten Zeit das Erscheinen einer solehen Broschüre überhaupt noch nötig ist. 1% Neue vollständige Gewerbe-Ordnung für das Deutsche Reich einschließlich des Innungs- und Hand- werker-Gesetzes nach der neuesten amtlichen Ver- öffentlichung nebst dem Reichs-Fleischbeschau- Gesetz. — Preis: Mk. 1, — Verlag L. Schwarz & Comp., Berlin S. 14, Dresdenerstr. 80. Für jeden Handel- und Gewerbetreibenden, sei er Fabrikant, Kaufmann, Handwerker oder Arbeiter, sei er Landwirt, Gastwirt oder in irgend einem anderen gewerb- lichen Betriebe tätig, ist es von ungemeiner Wichtigkeit, mit den Bestimmungen der Gewerbeordnung genau vertraut zu sein. Das neue Innungs- und Handwerkergesetz ist mit aufgenommen und das Reichs-Fleischbeschau-Gesetz als Anhang beigegeben. Das handliche Format wird als ganz besonders praktisch begrüßt werden. Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich. Neueste Fassung. — Preis: Mk. 0,60. Verlag L. Schwarz & Comp., Berlin S. 14, Dresdenerstr. 80. Das Buch enthält die jetzt gültigen Strafgesetze. Schon wegen ihres handlichen Taschenformats dürfte die Ausgabe viele Abnehmer finden. Von der Zeitschrift „Zoologischer Beobachter“ — Der Zoologische Garten — Verlag von Mahlau & Waldschmidt in Frankfurt a. M., erschien soeben No. 4 des XLVIII. Jahrgangs für 1907 mit folgendem Inhalt: Eine Wanderung durch den Stadtgarten zu Karlsruhe; von H. Lauer in Freiburg i. B. — „Sprachkenntnisse“ der Tiere; von Öberstabsarzt Dr. J. Gengler in Metz. — Die Anpassungsfähigkeit des wilden Kaninchens; von Hugo Otto in Moers. — Übersicht über die seit dem - Jahre 1891 in der Oberförsterei Mainz erlegten Fischottern und Fischreiher; von Ludwig Schuster in Gonsenheim bei Mainz. — Einiges über die Corviden aus der Umgegend von Lingen a. d. Ems; von Erwin Detmers in Lingen a. d. E. — Riechweite bei Insekten; von L. Geisen- heyner in Kreuznach (Nahe). — Briefliche Mitteilungen. — Kleinere Miteilungen. — Literatur. — Eingegangene Beiträge. — Bücher und Zeitschriften. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVI. RL EZAN 114% Beiträge zur Kenntnis von Triton montandoni Boulenger. 1. Von W. Köhler. (m 9. Mai dieses Jahres übersandte mir mein Freund, Herr stud. med. Willy Eitel, Berlin, als Muster ohne Wert 3 Pärchen des Karpatenmolches, Triton montandoni Bou- enger, „zur Aufbewahrung“, bis er mit der Einrichtung seines Aqua- riums für die Tiere fertig wäre Er hatte die Tierchen von einemihm be- freundeten Gelehrten aus Sieben- bürgen erhal- ten. Zwei Männchen waren brün- stig, das eine (abgebildete) hochbrünstig und zwei der Weibchen Originalaufnahme nach dem waren so Leben für die „Blätter“. dick, daß ich schwankte, ob ich sie für laichbeladen oder wasser- süchtig halten sollte. Drei Tage nach Empfang, am 12. Mai vormittags, konnten wir beide, Herr Eitel und ich, konstatieren, dab bereits Laich vorhanden war. Überall zwischen den Trieb- enden und an den Blattspitzen von Ceratophyllum demersum L., der einzigen Pflanze, die ich den Molchen in das 3 Liter fassende Einmacheglas, worin ich sie einstweilen untergebracht hatte, gegeben hatte, Klebten die leicht gelblich ge- (Mit 2 photographischen Aufnahmen und einer Zeichnung.) färbten, bis auf den Kern völlig durchsichtigen Eier, deren Durchmesser etwa 3mm betragen mochte. Wir kamen überein, die Entwicklung der Larven zu verfolgen und gleichzeitig all- täglich 1 oder 2 Eier zu einer Entwicklungs- seriezukon- servieren. Die Konser- vierung habe ich in reinem 7O%igen Alkohol vorgenom- men, nicht in Formol, mit Rück- sicht auf eine even- tuelle spä- tere Ver- wendung des Materi- als zu ana- ; tomischen Pärchen von Triton montandoni in Brunst. Unter (Etwas verkleinert.) nter- suchungen. Durch den Verbrauch für die Konservierung ist das Material der Nachzucht beträchtlich zu- sammengeschmolzen; es kam uns aber auch nicht darauf an, die Brut bis zur Geschlechtsreife aufzuziehen. Wasich an den alten Tieren und dem Laieh bis zum Ausschlüpfen der fertig entwickelten Larven beobachten konnte, stelle ich im folgenden kurz zusammen. Ich habe mich dabei absichtlich nicht um bereits vorhandene Literatur gekümmert, 242 um unvoreingenommen lediglich das wiedergeben zu können, was ich selbst beobachten Konnte. Ich bin der Meinung, daß dann Spezialisten durch kritischen Vergleich meiner Beobachtungen mit etwa bereits vorliegenden für die Wissen- schaft weit nützlicheres leisten können, als ich es durch gleichzeitigen Vergleich meiner Be- obachtungen mit früheren als Nichtspezialist gekonnt hätte. A. Die Zuchttiere. Unsere Abbildungen 1 und 2 geben das bei der Zucht hauptsächlich beteiligte hochbrünstige Männchen wieder, die erste dazu noch das am kontrastreichsten gezeichnete, aber an Körper- umfang schwächste der drei Weibchen, sämtlich ein klein wenig verkleinert. Die Grundfarbe beider Geschlechter ist ein schmutziges Olivgrün, nach dem Bauche zu in leuchtend Orange beim Männchen, schmutzig blaßorange beim Weibehen übergehend. Das Männchen trägt eine ziemlich auffallende, regelmäßige Fleckzeichnung, die beim Weibchen mehr zurücktritt. Ein Kamm ist nur in Form eines kaum 1—1!/;mm hohen Haut- saumes, der sich beim Übergang auf den Schwanz verbreitert, vorhanden. Dagegen ziehen sich zwei ausgeprägt kantige Linien zu beiden Seiten des Rückens entlang, so dab der Rücken den Eindruck einer ziemlich ebenen, nach den Weichen zu scharf abgesetzten Fläche macht. Bei träch- tigen Weibchen fallen diese Eigentümlichkeiten völlig fort; der Querschnitt des Körpers ist, in der Mitte wenigstens, völlig kreisrund. Die Kloake ist zur Brunstzeit bei beiden Geschlechtern eminent entwickelt, im Vergleich fast noch mehr als bei Triton vulgaris (L.). Beim Männchen ist sie während der Höhe der Brunst fast schwarz, beim Weibchen orangegelb gefärbt. Ebenso sind die Hinterfüße des hochbrünstigen Männchens fast schwarz gefärbt, ohne Zehen- säume, wie sie Triton vulgaris (L.) zeigt. Über- haupt ähnelt Triton -montandoni Blgr. mehr unserem Triton paradoxus (Razoum.), als Triton vulgaris (L.), auch in dem eigenartigen faden- förmigen, ca. 5—6mm langen Schwanzfortsatz beim brünstigen Männchen, der beim Weibchen nur angedeutet ist. In der Bevorzugung der (sebirgswässer als Wohnort stimmt Triton mon- tandoni Bigr. ja auch mit unserem Leistenmolch überein. Bei den anderen beiden (nicht ab- gebildeten) Männchen war der Rücken- und Schwanzsaum weniger entwickelt und auch die Färbung weniger kontrastreich. Die Tiere waren eben nicht mehr in der Höhe der Brunst, was W. Köhler: Beiträge zur Kenntnis von Triton montandoni Boulenger und seiner Entwicklung. I. sich auch in ihren wiederholten Versuchen, an den Stengeln und Blättern zweier später in das Einmacheglas hineingegebener Sumpfblutaugen (Comarum palustre L.) aus dem Wasser heraus- zuklettern, erkennen ließ. Merkwürdigerweise versuchten aber auch die beiden noch hoch- trächtigen Weibchen wiederholt, das Trockene zu gewinnen, trotzdem das Wasser kristallklar war und bereits nach 4 Tagen das erste Mal erneuert wurde. Gefüttert wurde mit Regen- würmern mittlerer Größe, die gierig genommen wurden und öfters den belustigenden Anblick des „Strickziehens“ zwischen zwei Molchen verursachten. B. Das Fortpflanzungsgeschäft. Es war auffällig, daß die Karpatenmolche so willig an die rauhen Blätter und Zweige von Ceratophyllum demersum L.ihre Eier anklebten, während unsere Molche sich zu diesem Zwecke immer die weichsten Blätter, z. B. die von Elodea canadensis Rich. & Michx., Heteranthera zosteraefolia Mart. u. a. aussuchen. Dadurch, daß ich Hornkraut in den absichtlich recht klein gewählten Behälter hineingab, wollte ich das Laichgeschäft hinausschieben, um meinem Freund Eitel selbst die Beobachtung desselben zu er- möglichen. Wie der Erfolg lehrte, war meine Bemühung in dieser Beziehung vergeblich. Das Absetzen von Spermatophoren durch die Männ- chen habe ich trotz aller Bemühung nicht be- obachten können, auch habe ich nie einen Spermatophor in dem Behälter aufgefunden, trotzdem kein Bodengrund darin war, die An- wesenheit von Spermatophoren sich also sofort hätte verraten müssen. Diese Tatsache, wie die weitere, dab das Laichgeschäft bereits am vierten Tage nach Erhalt der Tiere begann, zwingen zu der Annahme, daß die Weibchen bereits be- fruchtet waren. Das Liebesspiel der Tiere war trotzdem in vollem Gange. Wie bei unseren Teichmolchen stellte sich das Männchen mit seiner Schnauze dicht vor die des Weibchens, den Schwanz zurückgebogen und mit zitternder Bewegung desselben seine Flanken peitschend. Auch konnte ich beobachten, wie das Männchen an das eine Pflanze zur Laichablage mit den Hinterfüßen umklammernde Weibchen sich von hinten heranschlich und mit der Schnauze die Kloake des Weibchens sanft anstieß bezw. rieb, jedenfalls nur der äußere Ausdruck sexueller Erregung. Die laichenden Weibchen umklammern ein Pflanzenblatt mit den Hinterfüßen und wickeln das Ei förmlich darin ein, wie ich das bei später Dr. Paul Kammerer: Wiedererweckung kleiner Tiere und Pflanzen aus getrocknetem Schlamm. 243 hineingeworfenen Trieben von Klodea canadensis Rich. recht gut beobachten konnte. Eine noch fest zusammengeballte Spitze von (eratophylium demersum L. zeigte eines Morgens dicht bei Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Triton montandoni. Brünstiges Männchen. (Etwas verkleinert.) einander 4 Eier. Die Eier weisen an einer Stelle ein kleines Fädchen klebriger Konsistenz auf, das am besten bei vorsichtigem Ablösen eines Fies aus seiner natürlichen Lage am Pflanzenblatt kenntlich wird. An diesem Fädchen wird das Ei aber nicht aufgehängt, sondern die Klebmasse legt sich dem Ei an und dient gleich- sam als Kitt zwischen dem Ei und dem dasselbe einhüllenden Pflanzenblättehen. Beistehende Situsskizzen werden die Anordnung der Eier an Elodea canadensis und Ceratophylium demersum am besten veranschaulichen. (Schluß folgt.) P— Wiedererweckung kleiner Tiere und Pflanzen aus getrocknetem Schlamm.“) Von Dr. Paul Kammerer (Wien). (Mit 3 Abbildungen im Text.) (Fortsetzung:.) Sg \ r. 127. „Aus einem noch nicht aus- getrockneten Weiher, worin sich u. a. folgende Tiere fanden: Limnaea sp. ein Schwimmkäfer, folgende Cladoceren, alle mit Wintereiern: bosmina obtuswostris var. arctica, Alonmopsis elongata, Chydorus sphaericus und Ceriodaphnia quadrangula, samt einem ”) Nachdruck im Auszug aus dem „Archiv für Hydro- biologie und Planktonkunde“ (Herausgeber Direktor Dr. OÖ. Zacharias in Plön, Verlag E. Nägele in Stuttgart), Jahrg. 1907, 2, Heft, S. 500-526. Copepod, Oyclops vernahis.“ Gesammelt 31. VIII. 01, angesetzt 10. V. 1904. Von den aufgezählten Formen sind Ohydorus sphaericus und Alonopsis elongata, die sich schon in Probe Nr. 85 als widerstandsfähig erwiesen hatten, am 31. Mai, bezw..5. Juni, Uyelops vernalis am 8. Juni '1904 aufgetreten. Die anderen von Ekman genannten Formen blieben aus. Chydorus war in ziemlicher Menge bis an- fangs September, dann wieder in abgeschwächter Menge vom Februar bis August 1905, dann wieder sporadisch vom Jänner bis Mai 1906 zu sehen, worauf die Form endgültig verschwand. Alonopsis elongata war bis Mitte September, dann wieder von anfangs. März bis Ende August 1905 häufig, verschwand aber in letztange- gebener Zeit. ganz plötzlich auf Nimmer- wiedersehen. Oyelops vernalis hatte in seinem Auftreten nicht das Periodenhafte der beiden vorgenannten Formen, sondern zeigte sich in kleinen Schwärmen ununterbrochen bis in den November 1906, um dann auszusterben, obwohl bis zuletzt eiertragende Weibchen erkannt zu werden ver- mochten. 2. Während einer Nilreise im Dezember 1903 und Jänner 1904 sammelte ich eine Reihe von Schlammproben, teils am Ufer des Nil- stromes selbst, teils an stehenden Süß-, teils auch an salzigen Gewässern in der Um- gebung von Suez am roten Meere. a) Vom rech- ten Nilufer süd- lich von Assuan (Oberägypten), gesammelt 15. De- zember 03, ange- setzt 17. Jan. 05. Im _ schroffen Gegensatze zu den nordschwedischen Proben, in welchen immer die Algen und Urtiere zuerst auftraten, erschie- nen hier vielzellige Tiere, ehe noch eine Spur anderer Lebewesen zu erblicken war, und zwar in Gestalt von sehr eroßen Daphnien (März bis September 1905, dann Erlöschen). Eine reiche Vegetation von kleinen grünen, freischwebenden oder dichte Polster bildenden Algen zeigte sich überhaupt nicht: dafür sproßten aus dem lehmgelb ge- Eier von Triton montandoni an Elodea canadensis und Ceratophyllum demersum. (Natürliche Größe.) 244 färbten Schlamm zierliche Zweige eines Arm- leuchters (Characee) empor. Die Vegetations- periode dauerte vom Juni bis zum November 1905, dann wieder vom Mai bis Oktober 1906. b) Schlammprobe vom rechten Ufer des blauen Nil bei Khartoum, gesammelt am 19. XII. 03, angesetzt 17.1. 05. Auch hier zunächst keine Spur von Urpflanzen und Urtieren, eine Eigenschaft, die sich überhaupt für alle ägyptisch-sudanesischen Proben im Gegen- satze zu solchen aus nordischen oder alpinen (segenden bewährt hat. Erst verhältnismäßig spät (in der soeben zu besprechenden Probe etwa vom August 1905 an) entwickelte sich Mikroflora, hier nicht aus Characeen, sondern aus einer bräun- lich grünen Wassertrübung (freiflottierende Schwärmsporen) bestehend, mit nachfolgendem Festsetzen in Form von kKreisförmigen, linsen- bis talergroßen braunen Flecken an den Glas- wänden. Eigentümliche, riesige Infusorien (schon mit freiem Auge sichtbar) bildeten die einzigen tierischen Bewohner, welche in dieser Probe auf- gefunden werden konnten. Der Schlamm war außerdem nur reich an kleinen, leeren und ver- witterten Schneckenschalen (Cleopatra cyelosto- moides, juv.), entbehrte aber außer jenen Proto- zoen jedweden animalischen Lebens. c) Schlammprobe aus dem weißen Nile, rechtes Ufer, südlich von Khartoum, ge- sammelt 19. XII. 03, angesetzt 17.1. 05. Außer einem merkwürdigen, großen, nieren- förmig gestalteten Muschelkrebs, der schon von weitem durch seine charakteristische, schlangen- förmige Bewegungslinie auffällt, und dessen noch bei Probe e ausführlicher gedacht werden soll (erstes Auftreten hier am 3. III. 05 registriert), bemerkte ich noch Rädertiere, wahrscheinlich dem Genus Triarthra zugehörend, in der Probe. Beide Tierformen erhielten sich bis auf den heutigen Tag in namhafter Anzahl lebend. Es ist ferner diese Probe entschieden die algenreichste der sämtlichen ägyptisch-sudanesischen Schlamm- kulturen: der Boden trägt hohe Wiesen einer dunkelgrünen Fadenalge. d) Aus dem weißen Nile bei Wadi Schelai, gesammelt 24. XII. 03, angesetzt 17. 1.05. Von Mitte Februar ab Auftreten einer sehr reichen Räder-, Wechsel- und Aufgußtierchen- fauna. Anfangs März treten hinzu Daphniden, Ende März ein winzig kleiner, fast kugelförmiger Muschelkrebs, der sich, seiner Körperform ent- sprechend, in unermüdlicher Beweglichkeit längs Dr. Paul Kammerer: Wiedererweckung kleiner Tiere und Pflanzen aus getrocknetem Schlamm. des Bodens und der Glaswände dahinrollt, nie- mals durchs freie Wasser schwimmt. Die Daph- niden verschwanden bald, nämlich schon im August 1905, die Muschelkrebse dauerten bis zum Sterilwerden der Kultur, d.i. bis Herbst 1906. Bald nach Ansetzen dieser Probe, obschon nicht vor Auftreten der Crustaceen, überzog ein lichtgrüner Fadenalgenrasen den Schlamm, und einzelne Chara-Stämmchen ragten darüber empor. e) Probe von einer Strominsel gegen- über von Kawa, am weißen Nil. Gesammelt 31. XII. 03, angesetzt 17. I. 05. Diese sowie einige andere Proben aus dem Nile wurden von Herrn stud. Joseph Klintz einer Durchmusterung unterzogen. Herr Klintz überreichte mir das Resultat derselben, welches folgendermaßen lautet: „Zunächst fand ich in dem Glase das mit I. bezeichnete Tier (Figur 11). Nach meiner Meinung gehört es in die Familie der Oyprididae (Muschelkrebse). Das Tier ist bis 3 mm groß, länglich nieren- förmig, mit stark gewölbten Schalen. Letztere sind spröde, mit salzsaurem Alkohol nur schwer zu entfernen und zeigen am Rande eine eigen- tümliche, zellenartige Skulptur, die vor dem Auge viel breiter ist als am unteren Schalen- rande. Die ganze Schale ist grün pigmentiert. Die Bewegung des Krebschens am Boden ist kriechend, während es im freien Wasser halb aufgerichtet schwimmt, wobei es mit dem ersten Fühlerpaar nach rückwärts, mit dem zweiten gleichzeitig nach unten schlägt. Mit: der Schwanzgabel schlägt es gewaltig nach rückwärts. Dasselbe Tier fand ich auch in der Probe, die am rechten Ufer des weißen Nils, südlich von Khartoum ausgehoben wurde (siehe oben). . In den nämlichen Schlammproben fand ieh ferner einen Repräsentanten der Wasserflöhe, Männchen (Fig. 2) und Weibchen (Fig. 3), ähnlich einer Art des Genus Alona. Die Schalen dieser Tiere sind sehr durch- sichtige und biegsam und lassen beim Munde einen deutlichen Einschnitt erkennen. Die drei Gliedmaßenpaare sind klein und plump. Der Darm ist zuerst (nach kurzer Krümmung der Speiseröhre nach aufwärts) lang und gerade gestreckt, macht dann eine Windung und endet am rückwärtigen Schalenrande vor der Schwanz- gabel. Ein einkammeriges Herz ist vorhanden. Beiderseits vom Magen geht ein (besonders beim Männclien stark entwickeltes) Muskelband aus, das oben an der Schale haftet. Das Weibchen Dr. Paul Kammerer: Wiedererweckung kleiner Tiere und Pflanzen aus getrocknetem Schlamm. trägt gleich der Daphnia pulex die ausgebildeten Eier im rückenständigen Brutraum. Die Schwimmbewegungen dieses Wasserflohes vollziehen sich in der Weise, daß die Antennen seitwärts schlagen, und zwar gleichzeitig, während die Schwanzgabel, die anscheinend hier als Steuer dient, stark aus der Schale herausgestreckt wird.“ Die zwei beschriebenen Arten wurden von mir im Juni 1905 zum ersten Male bemerkt und sind seither, ohne zeitweise zu verschwinden oder auch nur spärlicher zu werden, in ansehn- licher Individuenmenge Bewohner der betreffen- den Kulturen geblieben. fi) Aus dem Seewasser-Kanal westlich von Suez, bei den Seuchenspitälern, am roten Meere. Gesammelt 23. I. 04, angesetzt 170: Kurze Zeit (vom Mai 1905 ab) wurde diese Probe von kleinen Oyelops-ähnlichen Ruderfuß- krebsen bewohnt, die aber bald wieder aus- starben (Juli 1905). Im übrigen zeichnete sich dieses Glas nur durch seinen reichen Bestand an Grünalgen und kleinen Stämmchen mariner Rotalgen aus. Hier zum ersten Male sah ich einen unzweifelhaften Beweis für die Ver- mutung, daß auch die Meeresalgen über Dauer- keime verfügen. 3. Eine Reihe von Schlammproben aus neu- angelegten Versuchsteichen in Divecic (bei Frauenberg, Südböhmen) und einigen anderen Karpfenteichen, sowie deren Abflußgräben und aus dem Moldaufluß bei Frauenberg, welche ich vom 24. bis 31. Juli 1906 ausgehoben und am 1. Dezember — somit nach nur viermonate- langem Trockenliegen — angesetzt hatte, er- wähne ich hier deshalb, weil sie erstens in eklatanter Weise den schon eingangs von mir ausgesprochenen Satz bestätigen, wie wichtig es sei, die einzelnen Proben nach‘ ver- schiedenen Tiefen- und Breitenregionen des gewässers zu sondern: obschon beispiels- weise die Versuchsteiche nur je 10 Ar Flächen- raum und 1 m Tiefe einnehmen, ergaben die Proben dennoch eine sehr abweichende faunistisch- floristische Physiognomie, je nachdem sie vom Ufer oder vom Grunde, von der Nord- oder Südseite usw. herstammten. Zweitens bestätigen die Frauenberger Proben die von mir ebenfalls schon in der Einleitung vorliesender Arbeit berührte Regel, dab die Dauer der Trockenperiode zur Arten- und Individuenmenge der ausdemSchlamm hervorgehenden Fauna und Flora in ver- kehrter Proportionalität stehe: Abgesehen 245 von allen bisher in Betracht gekommenen Tier- gruppen, namentlich Aufguß-, Rädertierchen und niederen Krebsen, denen ja in bezug auf ihre Austrocknungs- und entsprechende Besiedelungs- fähigkeit trocken gewesener Gelände der Preis gebührt, traf ich diesmal noch Vertreter anderer Gruppen an, namentlich Spongilla und Ephydatia von Schwämmen, Plumatella repens unter den Moostieren, sowie Ringelwürmer, Wasser- milben und Wasserinsekten. Von Ringel- würmern bauen seit 20. Dez. v. J. Lumbrieulus vervegatus und Psammoryctes umbellifer, deren Eikapseln sich jedenfalls im Schlamm befunden und der Dürre Widerstand geleistet hatten, ihre gewundenen Gänge (Lumbrieulus) und geraden, lotrechten Kamine (Psammoryctes) in den Schlamm. Von Milben tummeln sich Nesaea coccinea und longicornis, Arrhenurus globator, Eilays extendens, Hydrachna globator und geo- graphica sowie Limnochares holosericea im Wasser. Die Frauenberger Proben brachten mir ferner drittens die Überraschung, daß selbst die Wiesen- erde in ziemlich weiter Entfernung von den T’eichen, die kaum einige Tage im Jahr durch die Schneeschmelze unter Wasser gesetzt wird, einen verhältnismäßig großen Gehalt echt aquatiler Tierkeime in sich birgt. Das Frauenberger Material lehrte mich schließlich viertens noch folgendes: auch ohne Aushebung und Trocknung von Schlamm ist es möglich, zahlreiche zarte Wasserorganismen, vor allem auch echte Planktonformen, deren Transport im Wasser geradezu ausgeschlossen wäre, außerhalb des Wassers in gutem Zu- stande fortzuschaffen, wenn man aufs Gerate- wohl recht viele Wasserpflanzen luftig und wo- möglich auch so, dab das Licht Zutritt hat,. verpackt und mit Hilfe der schnellstmöglichen Beförderungsweise verschickt. Natürlich kann diese Methode nur auf kurze Entfernungen (nicht über zwei Tagereisen) in Betracht kommen; in diesem Falle aber wirkt sie vorzüglich, in- sofern, als auf diese Weise gerade auch jene Formen, die über Dauerkeime nicht verfügen, mit berücksichtigt werden, zwischen den feuchten Pflanzen, wo vermöge der Adhäsion eine ganz ansehnliche Wassermenge zu Gebote steht, am Leben bleiben, nicht gestoßen und gerüttelt werden und, was das Wichtigste ist, in voll- kommenerer Weise mit Atemluft versorgt wer- den, als es selbst in einem Weassertransport- sefäß mit Luftdurchleitung der Fall könnte. sein 246 4. Am 3. Mai 1903 wurden größere Mengen Lehmerde von den Ziegeleiwerken auf dem Laaerberg bei Wien, der wegen Vor- kommens von Apus, Branchipus und Estheria auch in Zoologenkreisen einen gewissen Ruf genießt, in die Biologische Versuchsanstalt in Wien gebracht und zunächst trocken aufbewahrt. Am 18. April 1904 wurde die Erde in einem Gartenbassin genannter Anstalt angesetzt. Da es hier nur auf Heranzucht der drei genannten Blattfußkrebs-Gattungen ankam, war es nicht notwendig, die Proben zu verschließen. Uns interessiert hier das von mir geführte Protokoll bezüglich des Auftretens und Wiedererlöschens jener Tiere. Apus caneriformis erschien in wenig Exem- plaren im Juli und verschwand für immer im Dr. Paul Kammerer: Wiedererweekung kleiner Tiere und Pflanzen aus getrocknetem Schlamm. für dasselbe war endlich noch das besonders zahlreiche, alle anderen Infusorien fast ver- drängende Auftreten von Stylonychia histrio. 5. Gelegentlich wiederholter Exkursionen nach dem fürstlich Liechtensteinschen Tiergarten bei Sparbach (Niederösterreich) wurden jedesmal aus zwei daselbst befindlichen Teichen Schlammproben ausgehoben, aber nicht vollständig getrocknet, sondern feucht mitgenommen und in offenen Gefäßen schon nach wenig Tagen an- gesetzt. Die hauptsächlichsten, aus ihnen er- zielten Tierformen waren blaue Trompetertierchen (Stentor coeruleus), die ich ihrer direkt fabel- haften Individuenmenge wegen, mit der sie auf- traten, erwähne, ferner Kuspongilla lacustris in mächtigen Kolonien, Hydra viridis, Asellus aqua- tıeus, Gammarus pulexz sowie die Moostierchen Plumatella repens und fungosa. Die Sparbacher Hydren zeichnen sich durch eine ganz außergewöhnliche Neigung zur Kolonienbildung aus, indem zahlreiche Knospen an den Stammpolypen verbleiben und ‘3. abermals Knospen treiben, die sich wiederum Fig. 1. Stark vergrößert. Muschelkrebs (Cypridide), aus dem weißen Nil. (Zeichnung von J. Klintz.) September 1904. Estheria dahalacensis wurde nur in einem einzigen Exemplar im August beob- achtet, und dann nicht wieder. Branchipus stagnalis erschien Ende ‚uni und verschwand im Oktober 1904, erschien in drei Exemplaren nochmals Mitte Mai 1905; am 4. September darauf sah ich noch ein Stück, am nächsten Tage war es verschwunden. Am 2. Mai 1906 beobachtete ich neuerdings einen Drancht- pus, der bis in den Juli hinein sein Wesen trieb und dann spurlos verschollen war. Die Kultur dürfte von Singvögeln, namentlich Schwarz- drosseln, die sich im seichten Wasser der Zement- tröge zu baden pflegten und schon öfters Aydro- philus-Larven u. a. gestohlen haben, stark dezi- miert worden sein. Außer DBlattfußkrebsen, tausenden von sröberen und kleineren Muschelkrebsen, Wasser- flöhen und Hüpferlingen gedieh noch eine bei Wien sonst nirgends aufgefundene Moostier- art in dem Laaerberg-Schlammbassin: nämlich Lophopus erystallinus (zum erstenmale Konsta- tiert am 23. September 1904). Charakteristisch nicht ablösen, dabei aber groß und stattlich werden. Euspongilla und die Moostierchen wucherten merkwürdigerweise, obwohl der Teich, aus dem sie stammen, von Quellwasser durchströmt und sehr kalt ist, am üppigsten in unseren warmen Räumen, bei einer Wassertemperatur von 25 bis 28 Grad C., während sie in kühlen Räumen, bei 10—15 Grad, nach etlichen Wochen zu Grunde gingen, trotz Durchströmung und Durchlüftung, wie auch in ruhigem Wasser. Gleiches hat kürzlich W.Köhler an seinen Bryozoön-Kolonien erfahren.') 6. Schlammproben vom Bodensee und Mindelsee, vom „Heustadelwasser“ und „Franz-Josefsland“ (tote Donauarme bei Wien), von Dolloplaß in Mähren, aus einigen „Teichelrosen“ um Appenzell (Schweiz), aus der Vrutki-Quelle beiAbbazia (Istrien) und aus Leopoldskron bei Salzburg wurden insofern wertvoll, als sie mir erwünschte Gelegen- heit gaben, die genaue Übereinstimmung der in den Proben sich entwickelnden Or- ganismen mit den an den Fundstellen der Proben vorhandenen zu kontrollieren — in- sofern nämlich, als ich hier nicht auf den Inhalt der Schlammkulturen allein angewiesen war, sondern teils außer trockenem Schlamm auch Wasser- proben in Transportkannen empfing, teils Gelegen- heit hatte, an Ort und Stelle selbst zu sammeln. !) „Süßwasserbryozo£en in geheizten Aquarien“. Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde. XVII. (1906), Seite 312 Dr. Paul Kammerer: Wiedererweckung kleiner Tiere und Pflanzen aus getrocknetem Schlamm, An Detailbefunden, die besondere Erwähnung verdienen, habe ich hinsichtlich der zuvor auf- gezählten Proben nicht viel namhaft zu machen: aus dem nur kurze Zeit dem Wasser entzogenen Dolloplasser Schlamm erzog ich außer vielen anderen, oft genannten, sozusagen typischen „Schlammzöglingen“ noch Planarien, aus der J! Fig.2. Ein Wasserfloh (Alona spec.?). Männchen, aus dem weißen Nil. Stark vergrößert. (Zeichnung von J. Klintz.) feucht gebliebenen Probe von der Vrutki-Quelle bei Abbazia sogar Aydra viridis, aus der Probe von Leopoldskron bei Salzburg das Geißeltierchen Chlamydomonas. 7. Eine Schlammprobe aus Seisaly (Klein- asien), welche ich im Juli 1902 in staub- trockenem Zustande erhielt und im Jänner 1903 ansetzte, lieferte im März einige schöne Kolonien einer mir nicht bekannten Vorticella-Art, sowie viele Exemplare des ungleichhaarigen Infusors Spirostomum, die Spezies ebenfalls nicht deter- minierbar. Außer spärlichen Algen (Oladophora) wurden Organismen in dieser Probe nicht wahr- genommen, und bereits im Herbst 1903 war sie gänzlich steril. 8. Daß auch Schlamm, welcher aus brackischen und salzigen Gewässern entnommen wird, Ernte liefern kann, haben wir schon bei Probe 2, f. erfahren. Besonders interessant gestaltete sich aber eine Schlammprobe, die ich am 14. Juli 1903 aus Zaule bei Triest, also aus dem adriatischen Meer, erhielt. Der Schlamm war allerdings nur wenige Wochen außer Wasser gewesen (Datum des An- satzes 1. VIII. 03), auch war er nicht in dem Grade ausgetrocknet, dab er schon jeder Spur von Feuchtigkeit verlustig gegangen wäre; aber dennoch überraschte es mich nicht wenig, darin neben marinen Flohkrebsen (Talitrus saltator, Orchestia litorea, Gammarus locusta) u.Klappen- asseln (/dothea) sogar zwei Exemplare eines kleinen Kärpflings: Lebias calarıtanus = (Oy- prinodon fasciatus aus der Kultur hervorgehen zu sehen. Also auch Fischeier vertragen unter Umständen eine teilweise, hinsichtlich Intensität 247 und Dauer beschränkte Austrocknung! Von Amphibieneiern, und zwar solchen, die nor- malerweise in größere Gewässer abgelegt werden, war mir dies schon früher bekannt geworden: das Ei von Ayla arborea z. B. überdauert sogar einen 72stündigen, radikalen Austrocknungs- prozeb ). Daß auch die Eier von Oyprinodon jene Fähigkeit besitzen, erscheint mit Hinblick darauf, daß gerade viele Vertreter der Zahnkarpfen- familie (Poeeiliidae) noch in entlegensten und kleinsten Gewässern, in Salzlachen der Wüste u. dgl., angetroffen werden, besonders bedeutsam. Die Möglichkeit einer Verschleppung, nament- lich durch Wasservögel, an deren Beinen Schlamm anhaftet, erscheint hierdurch gegeben. Be- merkenswert ist ferner, daß diese Eier (als Wirbeltiereier) einer solchen Konzentration des Salzgehaltes, wie sie durch Austrocknen des Schlammes eingetreten sein muB, standzuhalten vermögen, trotzdem sie im Gegensatze zu den Dauereiern der Wirbellosen keine besonders an- gepabten, undurchlässigen Hüllen besitzen. Von Meeresalgen erwuchsen aus dem Zauler: Schlamm Faden- und Darm-,. sowie Blaualgen. 9. Von dem früher, gelegentlich der Be- sprechung von Probe Nr. 3 erwähnten, an die Methode der eigentlichen Schlammkulturen an- schließenden System, nasse Wasserpflanzen in größerer Menge zu verpacken und zu versenden, um auf diese Weise auch zarte tierische Wasser- bewohner, sei es in Form anklebender Eier, sei es in ausgebildeten Stadien, einzuschleppen, von eben diesem System wurde auch hinsichtlich der Fig. 3. Ein Wasserfloh (Alona spce.?). Weibchen, aus dem weißen. Nil. Stark vergrößert. (Zeiehnung von J. Klintz.) Meeresfauna ausgiebig Gebrauch gemacht: in Helgoländer und Triestiner Algenkulturen ent- wickelt sich fortgesetzt eine abwechslungsreiche 1) Paul Kammerer, „Experimentelle Veränderung der Fortpflanzungstätigkeit bei Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) und Laubfrosch (Hyla arborea).“ Arch. f. Entwieklungsmechanik, XXII. Bd., Heft 1 und 2. besonders Seite 114--120. Siehe 248 Cd meist rasch vergehende, aber ebenso rasch wiederum neu und in teilweise neuen Formen erstehende Tierwelt’). (Schluß folgt.) Schlangengiift. Von Alois Özepa. A\nter Gift versteht man im allgemeinen AL, einen Stoff, mag er nun fest, flüssig oder gasförmig sein, der in die Säftebahn des Menschen oder der Tiere gebracht, schon in kleinen Mengen Störungen einzelner Organe, krankhafte Zustände, ja auch den Tod herbeiführen kann. Tiere, die einen solchen Stoff in ihrem Körper erzeugen und durch oder in gewissen Drüsen abscheiden, bezeichnet man bekanntlich mit dem Namen „giftigre Tiere“.- Das Gift dient.dem Tiere entweder zur Erlangung der Beute oder zum Schutze gegen seine Angreifer. Auch für die -Giftschlangen bildet das Gift ein ausgezeichnetes Angriffsmittel und äußerst gefährliches Ver- teidigungsmittel, das in erster Linie für die Tiere bestimmt ist, aber auch beim Menschen angewendet, leider nur zu gut seinen Zweck erfüllt. Der Giftapparat der Schlangen besteht aus hohlen oder gefurchten, mit einer Giftdrüse in Verbindung stehenden Zähnen, von denen sich zwei oder mehrere im Oberkiefer finden. Bevor wir uns aber der Betrachtung des Giftes selbst zuwenden, wollen wir uns erst einen kleinen Überblick über die Giftschlangen verschaffen. In der Familie der Colubridae wären als erste Gruppe die Opisthoglyphen zu erwähnen, die einen oder mehrere gefurchte Giftzähne zu hinterst im Oberkiefer tragen und bei denen man lange im Zweifel war, ob man es mit ihnen überhaupt mit Giftschlangen zu tun habe. Hierher gehören die bekannte Katzenschlange, Tarbophis fallax Fleischm. und die Eidechsennatter, Coelopeltis monspessulana Herm.(lacertina Wagl.), deren Gift aber nur für kleine Tiere tödlich wirkt, dem Menschen aber gänzlich ungefährlich ist. Im tropischen Asien leben Baumschlangen Dryophis und Ohrysopelea'), die zu den präch- tigsten Schlangen gehören. Bedeutend gefährlicher sind die Protero- glyphen, die gefurchte Giftzähne vorn im Ober- ?) Vgl. Kammerer, „Meeresalgen im Seewasser- aquarium“, Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde, 1904, Nr. 19 (siehe besonders S. 296, 1. Spalte oben). 1). Dr. F. Werner,. Die Schmuckbaumschlange, Chrysopelea ornata. „Natur u. Haus.“ X. Bd., pg. 225. Alois Czepa: Schlangengilt. kiefer besitzen. In diese Gruppe gehört die allgemein berüchtigte Brillenschlange . Indiens, Naja tripudians Merr., die Cobra de capello, die ihren Namen einer brillenähnlichen Zeichnung auf der Rückenseite des Halses, den sie zu einer flachen Scheibe ausdehnen kann, verdankt. In Afrika findet sich an ihrer Stelle die Uräus- schlange, Naja haje L., die Schlange der Cleopatra, mit deren Hilfe einst die Königin Cleopatra von Ägypten ihrem Leben ein Ende gemacht haben soll. Dann hätten wir noch die Elapidae, die Korallenottern, die ihren Aufent- haltsort in Amerika haben, und die dem Menschen weniger gefährlichen, weil im Wasser lebenden Seeschlangen, Aydrus und Platurus. Als dritte und letzte Gruppe haben wir die eigentlichen Giftschlangen, die Viperidae, an- zuführen, die sich durch einen hohlen Giftzahn, in jeder Oberkieferhälfte auszeichnen. Hier treffen wir alte Bekannte wie Vipera berus L., V. ursimi Bp., V. aspis L., V. ammodıytes L., dann die Hornviper Cerastes cornutus Forsk. In Amerika haben wir die gefährlichen Klapper- schlangen, Orotalidae und den Buschmeister, Lachesis. — Das Schlangengift, sicherlich ein Produkt des Stoifwechsels, worauf ja auch das Vorkommen im Mundsekrete anderer Schlangen, wie der Ringelnatter nach Blanchard’), hindeutet, löst Fibrin sehr rasch. Außerdem enthält das Speicheldrüsensekret ein eiweiblösendes Ferment, das aber gerade in keinem kausalen Zusammenhang mit der Giftwirkung zu stehen scheint. Das frische, den lebenden Schlangen entnommene Gift ist eine klare Flüssigkeit von hell- bis dunkelgelber Farbe, oft mit einem Stich ins Grüne. In Wasser gegossen, vermischt es sich mit letzterem zu einer milchigen, opaleszierenden Flüssickeit mit sehr schwachem, faden Geschmack; bei längerem Stehen fällt es als ein weißer Niederschlag aus. Das frische Gift kann auch leicht zum Trocknen gebracht werden, in welchem Zustande es dann die Farbe noch intensiver zeigt. Der Wärme gegenüber verhält sich das Gift der verschiedenen Schlangenarten verschieden. Das Gift der Colubridae verträgt ein Erhitzen bis zu 100°, ja sogar ein kurzes Kochen. Doch wird das Kochen zu lange ausgedehnt oder die Temperatur zu lange über 100° s„ehalten, so beginnt das Gift langsam seine Wirksamkeit zu verlieren, bis es sie ganz einbüßt. Das Gift der Viperidae dagegen ist viel empfindlicher; ?) Compt. rend. de la Soc, de Biologie. 1894. Alois Özepa: schon ein Erhitzen bis auf 70° ruft eine große Schwächung hervor. Die chemisch wirksame Natur des Schlangen- giftes ist noch nicht bekannt. Man weiß noch immer nicht, welcher Stoff in ihm die Gift- wirkung hervorruft. Nach den Untersuchungen Faust’s ist es eine eigentümliche, stickstoff- freie Verbindung, die er mit dem Namen Ophio- toxin benannt hat, über deren Eigenschaften er aber noch nicht genau unterrichtet ist. Die Wirkung des Schlangengiftes ist natürlich nicht immer und überall die gleiche, sondern hängt vielmehr von verschiedenen Umständen ab, die man bei der Beurteilung stets berück- sichtigen muß. Maßgebend für die Gefährlich- keit des Bisses ist: 1. Die Art der Schlange; es ist klar, dab die großen Arten wie Naja und COrotalus be- deutend heftiger wirkendes Gift besitzen als unsere Kreuzotter. 2. Die Größe der Schlange. 3. Die Länge der Giftzähne; je tiefer der Zahn und infolgedessen das Gift eindringt, desto gefährlicher muß notwendigerweise die Wunde werden. 4. Die Größe der Giftdrüse und die Menge des Giftes; hat die Schlange schon lange nicht gebissen und hat sich schon eine größere Menge in der Drüse angesammelt, so wird der Bib natürlich wirkungsvoller sein, als wenn das Tier kurz zuvor seinen ganzen Vorrat verausgabt hat und erst wenig wieder ansammeln konnte. 5. Die Lokalität der Wunde; ein Biß in das Gesicht muß entschieden gefährlicher sein, als z. B. einer in den Fuß, da hier schon das An- legen einer Ligatur (Unterbinden) unmöglich ist. 6. Die Jahreszeit; in der heißeren Zeit soll das Gift mehr Kraft besitzen, und endlich 7. Das Alter der Schlange. Was die Krankheitserscheinungen, die den Biß begleiten, anbelangt, so sind diese so mannig- fach verschieden, und es herrscht eine solche Unmenge von Angaben darüber, daß es wirklich schwer ist, sich ein Bild des Krankheitsverlaufes zu machen, umso mehr, da dieser von der Wirksamkeit des Giftes abhängen muß. Merk- würdigerweise scheint das Gift der Cobra und das der Vipern total verschieden zu sein, wenigstens verlaufen die Symptome ganz anders. Der Biß der Cobra ist wenig: schmerzhait, da sich sehr bald rings um die gebissene Stelle Unempfindlichkeit und Muskelstarre einstellt. Die Wirkung breitet sich langsam aus und führt allgemeine Erschlaffung sowie eine unüber- Schlangengift. 949 windliche Schlafsucht herbei. Dieser Zustand steigert sich immer mehr und mehr. Die Muskeln werden starr, die Augenlider schließen sich, aus dem offen stehenden Munde fließt der Speichel aus. Die Atembewegungen werden immer lang- samer und mühsamer, endlich hören sie ganz ‚auf und es tritt 2—8 Stunden nach dem Ge- bissenwerden der Tod durch Atemnot ein. Ganz anders verhält es sich bei den Vipern. Hier tritt bei den großen Formen sofort nach dem Gebissenwerden ein heftiges Schmerzen der gebissenen Stelle ein, die sich zuerst rot, dann blauviolett färbt. Ein brennender Durst und furchtbare Trockenheit in Mund und Rachen quälen den Kranken; die Schleimhäute sind mit Blut überfüllt und entzündet. Dann stellen sich Blutungen in Magen und Darm, Harn und Geschlechtsorganen ein, begleitet mit mehr oder weniger häufigen Delirien. Die Erscheinung kann so bis zu 24 Stunden andauern; endlich erfolgt der Tod durch Atemnot, wobei es dann manchmal vorkommt, daß das Herz noch 15 Mi- nuten fortschlägt. So erzählt Tschudi: „Ein etwa 50 Jahre alter Mann hatte sich, weil er eines Aussatzes wegen lebensüberdrüssig geworden war, absichtlich von dieser Schlange?) in den kleinen Finger beißen lassen; er fühlte keinen Schmerz und man sah an der Bißwunde nur eine kleine Anschwellung. Fünf Minuten später trat Gefühl von Kälte in der Hand ein, die nun rasch anschwoll und schon nach einer Viertelstunde einen furchtbaren Umfang erreichte. Bereits nach ®/, Stunden hatte die Geschwulst sich über den ganzen Arm bis zur Achsel aus- gebreitet. Verzerrungen des Gesichtes und krank- hafte Zuckungen bekundeten die zunehmende Wirkung des Giftes. Nach 11, Stunden wurden außerordentliche Empfindlichkeit und Zittern am ganzen Körper, nach einer weiteren Viertelstunde getrübtes Bewußtsein, mühsames Bewegen der Lippen, Schlafneigung und Zusammenschnüren des Schlundes bemerklich, nach 2!/, Stunden wurde das Schlingen schwierig und das Sprechen undeutlich; der Kranke klagte über ein Gefühl von unsagbarer Angst, und reichlicher Schweiß ergoß sich auf die Brust; eine halbe Stunde später hatte die Unruhe den höchsten Grad erreicht; gleichzeitig machte sich Schwindel geltend, und es begann jetzt eine Blutung aus der Nase, welche sich 31/, Stunden nach dem Biß wiederholte; auch wurden die Schmerzen in dem Arm so heftig, daß der Kranke un- 3) Südamerikanische Klapperschlange. 250 willkürlich stöhnte. 33/, Stunden nach der Verwundung zeigte sich auf dem ganzen Körper eine gallige Hautfärbung und eine Pustel unter dem Arme begann zu bluten. Der Kranke genoß ohne Anstand etwas gewässerten Wein, bald aber stellten sich heftige Schlingbeschwerden ein, die Atmung wurde mühsam, die Schmerzen im Arm fast unerträglich, und die gelbe Haut- farbe begann namentlich am gebissenen Arme zu dunkeln. Der Puls, welcher 2 Stunden nach dem Biß 98 Schläge gezeigt hatte, stieg auf 104 in der Minute. Es trat eine große Hitze des ganzen Leibes und Speichelfluß, 5?/, Stunden nachher sehr bedeutende Harnabsonderung, 7 Stunden nach dem Biß wunüberwindliche Schlafsucht ein. ‘ Nach einiger Zeit, während welcher der Kranke anhaltend unbewußt gestöhnt hatte, wachte er auf, klagte über heftigen Schmerz in der Brust und Zusammenschnüren der Kehle, sodaß es ihm nicht möglich war, etwas zu schlingen, und wiederum traten Harnentleerungen und Nasenbluten ein. In der Nacht stellte sich Schlaf ein; nach einer halben Stunde wachte der Kranke unter unsäglicher Angst auf, schrie und verlangte zu beichten. In der größten Un- ruhe verstrich der Rest der Nacht, Gegen 9 Uhr vormittags hatte sich des Kranken tiefe Niedergeschlagenheit bemächtigt; der abgehende Harn war blutig und die krampfhaften Be- wegungen wiederholten sich namentlich am Unterkiefer und an den unteren Gliedern. Etwa 24 Stunden nach dem Biß verschied er. Die Leiche schwoll bald außerordentlich an und ging rasch in Fäulnis über; schon nach wenigen Minuten war sie mit Totenflecken bedeckt.“ Ähnlich, nur bedeutend schwächer sind die Krankheitserscheinungen beiunseren europäischen Vipern. Im allgemeinen stellt sich auch hier bald nach der Verletzung Mattigkeit ein, be- gleitet von brennendem Durst, Brechreiz, wirk- lichem Erbrechen, Durchfall und Ohnmacht. Die Respirationsbewegungen sind sehr erschwert; doch ist Fieber für gewöhnlich nicht vorhanden. — Das Schlangengift ist ein Nervengift, das heißt, es wirkt zersetzend und lähmend auf die Nerven, und erzeugt dadurch heftige Erkran- kungen, resp. den Tod, wenn es sich bis zu dem Zentralorgan ausdehnen konnte. Hauptsächlich aber dürfte wohl die Atemnot, die sich in den meisten Fällen einstellt und die Folge einer Lähmung der die Atmung regulierenden Nerven ist, den Tod herbeiführen, wofür auch der Umstand spricht, dab man durch künstliche Atmung das Sprechsaal. Leben längere Zeit erhalten kann. Nichtsdesto- weniger wirkt das Schlangengift auch auf andere Teile des Organismus so schädigend ein, daß diese Störungen allein schon heftige Erkrankungen herbeiführen könnten. Denn auch die roten Blutkörperchen werden von ihm zersetzt. (Schluß folgt.) ” Sprechsaal. Über den Einfluß der Schwerkraft auf die Ent- wicklung bei Wassertieren. In Nr. 20, Jahrg. XVIIl der „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“ S. 195 finden sich unter dem Titel: Einfluß der Schwer- kraft auf Eier und Eientwicklung eine Auslegung der von Roux, Morgan und mir angestellten Versuche über die Entwicklung des Froscheies, welche zu der falschen Annahme führen könnte, als habe die Schwerkraft auf sie gar keinen Einfluß. Nachdem die Zusammensetzung des Froscheies aus einer leichteren und schwereren Masse geschildert wurde, von denen letztere sich bei dem sich selbst überlassenen Ei immer nach unten kehrt, heißt es: „Diesem Tatbestande gegenüber war es naheliegend, an- zunehmen, daß die Anziehungskraft der Erde oder Schwer- kraft eine besondere Bedeutung für die Entwicklung der Froscheier haben müsse; denn da noch immer in den Köpfen herumspukt, daß die Natureinrichtungen um jeden Preis „zweckmäßig“ sein sollen, war man folgerichtig auch genötigt, in jener so bestimmten Einstellung der Laichkörner zum Erdmittelpunkte etwas für deren Ent- wicklung Unentbehrliches zu suchen. Versuche von Roux, Morgan und Kathariner haben aber klar erwiesen, daß die Schwerkraft für die Ausbildung der Embryonen gleichgültig ist.“ Gleichgültig für die Ausbildung der Embryonen ist nun die Schwerkraft durchaus nicht; daß sie Mißbil- dungen verursacht bezw. die Entwicklung ganz unterdrückt, ist bei anormal gestellten und in ihrer Lage fixierten Eiern regelmäßig der Fall und längst bekannt. Um dem Ei die Rückkehr in die normale Lage -— den schwereren vegetativen Pol nach unten — und damit seine normale Entwicklung zu sichern,’ dafür ist es in seiner Hülle sich stets der Schwerkraftwirkung entsprechend zu drehen befähigt. Und diese Prehfähigkeit kann nicht anders als eine höchst zweckmäßige Einrichtung bezeichnet werden! Ohne sie wäre das Ei unrettbar der Mißbildung oder gar dem Untergang geweiht, wenn es einmal durch einen Zufall, z. B. die Wasserströmung aus seiner Lage gebracht worden wäre. Die Fragestellung, welche meinen Versuchen zu Grunde lag, lautete dementsprechend auch nicht: Kann die Schwerkraftwirkung die Entwicklung des Froscheies beeinflussen, Ist sie für seine Entwicklung unbedingt nötig? oder mit andern Worten: Erfolgt die Entwicklung aus inneren, im Ei selbst gelegenen Ur- sachen, ist sie eine Selbstdifferenzierung, oder ist die Teilung desselben in Zellen, seine Furchung, nur das Resultat äußerer Kräfte, hier der Schwerkraft? Dementsprechend lauten auch die Themata meiner Arbeiten: „Über die bedingte Unabhängigkeit der Ent- wieklung des polar differenzierten Eies von der Schwer- sondern: Büchersehau, kraft.“ (Archiv für Entwickelungsmechanik der Or- ganismen. XII. Bd.), „Weitere Versuche über die Selbst- differenzierung des Froscheies“ (ebenda XIV. Bd.) und „Schwerkraftwirkung oder Selbstdifferenzierung“ (ebenda XVII. Ba.). Die Eier des Kolbenwasserkäfers werden unter anormal gerichteter Einwirkung der Schwerkraft gleichfalls ge- schädigt, sie ergeben mißgebildete und nicht länger lebens- fähige Larven; für die Froscheier gilt das Gleiche. Nur sind sie jedes für sich drehfähig, also im Stand immer wieder in die Normalstellung zurückzukehren, während die Hydrophilus-Eier unbeweglich miteinander verbunden sind, sich dafür aber der ganze Kokon in der richtigen Stellung zur Schwerkraft zu erhalten bezw. in sie zurück- zukehren vermag. Dr. phil. & med. L. Kathariner (Freiburg, Schweiz). E} Bücherschau. Die Pflanzen und Fische des Süßwasser-Aquariums. Von Fr. Henkel, H. Baum und K. Stansch. Ein illustrierter Leitfaden zur Anlage, Pflege und Unterhaltung. Preis 1,50 .%. Verlag von Friedrich Henkel, Darmstadt. 1907. Viele Köche verderben den Brei, sagt ein altes Sprichwort. Einen solehen mißlungenen Brei stellt der vorliegende Leitfaden der drei Verfasser dar, ein Leit- faden, nicht besser als seine verschiedenen Vorgänger auf dem Gebiete der Aquarienkunde, aber in vieler Be- ziehung bedeutend schlechter. Ein „Leitfaden für Anlage, Pflege und Unterhaltung“ eines Aqua- riums ist es überhaupt nicht, sondern eher ein illustriertes Fisch- und Wasserpflanzen- Der Anleitung Einrichtung und Instandhaltung eines Aquariums sind von den 74 Text- seiten knappe 9 gewidmet, wovon noch der Raum der verschiedenen Illustrationen abgeht, so daß nicht 7!/, Seiten Text übrig bleiben. Diese enthalten Erläuterungen über Form und Größe der Aquarien, über den Standort des Aquariums, über Durchlüftung des Aquariums, über Temperatur und Heizung, über Bodengrund, Reinhaltung des Wassers, Besetzung mit Fischen, deren Pflege und Fütterung, über die Zucht der Aquarienfische und die Krankheiten der Fische. Daß bei der Fülle der einzelnen Themen das Gebotene nur äußerst lückenhaft sein kann, wird selbst einem Anfänger in der Aquarienliebhaberei‘ einleuchten. Auf Einzelausstellungen an diesem Teile, verzeichnis. zur die weniger das, was geboten ist, als das, was nicht geboten ist, betreffen würden, kann ich mich hier nicht einlassen, da ich dazu wohl fast mehr Raum brauchen würde, als dem Kapitel im vorliegenden Buche gegönnt worden ist. Wer als. Verfasser für den Teil ver- antwortlich ist, weiß ich nicht: unter allen Umständen aber hätte der Verfasser, falls er darauf angewiesen war, sich auf einen so engen Raum zu beschränken, die, Der Vorwurf \ trifft also vielleicht weniger den Bearbeiter des Teils "dieses Fisches noch mit, Bearbeitung dieses Teiles ablehnen müssen. als die Gesamteinteilung des ganzen Buches. Nach der Anweisung über Einrichtung und Instandhaltung folgt die Behandlung der Fische, dieser die Behandlung der Pflanzen. Beide sind lediglich Zusammenstellungen der für das Aquarium etwa in Betracht kommenden Arten, erstere (Fische) zudem recht lückenhaft, beide 251 hier und da mit kurzen‘ Angaben, z. B. ob Raubfisch oder Friedfisch, über Heimat und dergl., alles katalogartig ohne jedes tiefere Bingehen, wie man nach der Überschrift des Buches erwarten sollte. Eine ernstliche Rüge ver- dient ‘der erste Teil dafür, daß der Verfasser, um dem Buche einen wissenschaftlichen Anstrich zu geben, überall oder doch fast überall einen Autornamen der ge- gebenen lateinischen Bezeichnung anfügt, aber nicht etwa den ihr zukommenden, sondern wie ein solcher ihm gerade einfällt. Über die Autoritätsangabe und Nomen- klatur unserer heimischen Fische will ich mit ihm nicht rechten; er gibt eben die bisher meist übliche, und eine Revision nach den Beschlüssen des Berliner Zoologenkongresses ist bisher noch nicht veröffentlicht. Aber daß z. B. die Karausche nach der bisherigen Nomen- klatur Carassius vulgaris Nilss. und nicht Nordm. heißt, und daß die seit Jahrhunderten bekannte Goldorfe Idus melanotus Heck. var. orfus (L.) nicht erst auf Dr. E. Bade als Taufpaten gewartet hat, konnte er wohl wissen. Der Autor von Alburnus lucidus heißt Heckel, also Heck., nicht Heck; dagegen der von Mesogonistius chaetodon mindestens Gill, nicht Gill., in Wahrheit (Baird); ich würde das auf Konto des Setzers rechnen, wenn solche Ungenauigkeiten nicht wiederholt vorkämen. Es werden davon mit Namen 50 aufgeführt. Davon sind falsche (dem Prioritätsgesetze nach oder sonstwie falsch zusammengesetzte) lateinische Bezeichnungen 2, falsche Autorenangaben 17; Name und Autorität. sind falsch, bei 4 Arten (diese sind aber nicht etwa aus den vorher beanstandeten 19 entnommen, sondern extra gezählt!), eine Autoritätsangabe fehlt bei 6 Arten. Dabei ist auf Kleinigkeiten, Schreib- oder Druckfehler nieht Rücksicht auch die inzwischen als Varietäten bzw. Synonyme erwiesenen Girardinus reticulatus (Peters) und Poecilia unimaculata Val. nicht beanstandet, ebensowenig der „Goldfisch (Carassius auratus L.), die goldig gefärbte Varietät der Rarausche“! er strebt; aber auf 23 von 44 gegebenen Art- bezw. Nun vollends die armen Exoten! genommen, Es irrt der Mensch, so lang Autorenbezeichnungen, die ein Laie mit Durchschnitts- bildung, weil schwarz auf weiß, für absolut feststehend nimmt und sich womöglich bemüht, auswendig zu lernen, darf sich das Irren des Verfassers eines volksbelehrenden Buches nicht erstrecken. Auch vom sonstigen Inhalt des Absehnittes „Fische“ ist manches zu beanstanden, z. B., daß der Kletterfisch an Pflanzen laiche, die irreführende Bezeichnung des Polyacanthus cupanus 0. & V.. nicht Lac&p., als Zwergmakropode; der Autor der meisten indischen Arten heißt Hamilton-Buchanan, nicht Hamilton und Buchanan, wie überall ange- geben; Badis badis Ham.-Buch. ist kein Cichlide, sondern gehörtzur FamiliederNandidae; die Geschlechts- unterschiede beim Panzerwels sind so scharf ausgeprägt, daß man sich nicht auf die Angabe zu beschränken braucht: „Weibchen in der Bauchgegend stärker;“ bei dem als Mollienisia: Carnivore abgebildeten Weibchen von M ollienisia.formosa Girard hat der Setzer vergessen seinen Namen als Autexitätchinzuzufügen; daß die Jungen jese der Eihaut geboren werden, ist ein vereinzelter Fall, der nicht verallgemeinert werden darf. Die Unterschrift der ersten Abbildung auf S. 29 muß heißen: Kieniendeckel des männlichen Schleier- schwanzes; die Hauptsache, nämlich die Geschlechtsangabe, fehlt. Die Unterschriften zu den Abbildungen 8. 832 (roter Zahnkarpfen, ist aber die grüne Stammart), S. 37 252 und 38 (die beiden Gambusenbilder) sind inkorrest (man vergleiche dazu die Originalarbeiten in „Wochenschrift“, Jahrgang 1905). Die auf S. 34 als Poecilia mexicana abgebildeten Fische sind Bastarde, aber keine echten Poeeilia mexicana Stdr. Der auf S. 31 abgebildete Fisch ist keinesfalls Tetragonopterus rutilus Jenyns, eher T. rubropictus Berg, läßtsich aber nach der reproduzierten Ab- bildung nicht genau bestimmen. Dagegen sieht jeder Laie, daß der aufS. 17 abgebildete Fisch keinKarpfen, sondern eine Karausche ist. Über die sehr reiche Illustrierung dieses Teiles selbst enthalte ich mich des Urteils, weil ich mich als unwissentlichen Mitarbeiter vorfinde. Nur eines kann ich nicht umhin scharf zu verurteilen, nämlich daß Formolexemplare, denen bereits die Epidermis von der Konservierungsflüssigkeit abgefressen ist und die Flossen geschrumpft sind, zwischen Vorderscheibe und Teilscheibe im Aquarium festgeklemmt und photographiert werden, um den Eindruck einer Photographie nach dem Leben zu erwecken. Oder soll das Bild auf Seite 30: Zwergbarbe (Barbus phutunio Ham.-Buch.) etwa ein typisches Beispiel der „Schuppensträube“ (S. 14) abgeben? Dann sollte das wenigstens darunterstehen. — Der zweite Teil: Aquarienpflanzen ist wenigstens, was Auto- ritätsangaben und Nomenklatur anbelangt, besser und verrät den gründlichen Kenner als Verfasser. Wer von den beiden botanisch gebildeten Verfassern diesen Teil bearbeitet hat, weiß ich nicht; doch vermute ich bei der Durchsicht der sorgfältig, soweit das auf dem Gebiete der Botanik eben heutzutage möglich ist, revidierten Auto- ritätsangaben wenigstens die hervorragende Beteiligung H. Baums, der durch seine ausgezeichneten Beiträge über Aquarienpflanzen und deren Nomenklatur unseren Lesern noch in guter Erinnerung sein wird. Zu ver- bessern wäre: Isoötes lacustris L. in Isoetes lacustre (L.); Heliosciadium innudatum Koch in Helosciadium inun- datum Koch (wohl nur Druckfehler); Henkel gibt in seinen Verzeichnissen als Heimat von Ambulia heterophylla (Benth.) Java und nicht Ceylon an; Sagittaria natans Pallas, nicht Michx.; es sollten stets die Namen, die gegenwärtig in der Wissenschaft gelten, zuerst genannt werden, Hydromystria stolonifera F. W. Meyer [Trianea bogotensis Karsten], Azolla caroliniana Willd. [A. canadensis hort.] usw.; Ruppia occeidentalis hort. istidentisch mit Ruppia maritima L. Besonders anzuerkennen ist, daß sich der Verfasser dieses Teils Mühe gegeben hat, einige recht un- also: sichere Gartenarten bezw. Spielarten sorgfältig nach- zuprüfen und ihnen die gebührende wissenschaftliche Be- nennung zu verschaffen (Myriophyllum-Arten, Sagittaria- Arten, Jussieua-Arten, Ludwigia mulertti u. a.).. Auch dieser Teil ist reich illustriert, zum Teil auch recht gut. Im Schlußabschnitt: Import der Wasserpflanzen, der wohl VEREINS STETS ACHRICHTEN Bücherschau. — Vereins-Nachrichten. für den Aquarienliebhaber kaum praktische Bedeutung hat, ist Farnsamen in Farnsporen zu verbessern. Ich bedaure aufrichtig, über das unter den Auspizien Fr. Henkels erschienene Buch im allgemeinen so wenig günstig urteilen zu müssen, aber: Gerechtigkeit über alles! Nicht nur Gerechtigkeit gegen die Autoren, vor allem auch Gerechtigkeit gegen die zahlreichen deutschen Liebhaber, deren Interessen ich als verantwortlicher Leiter dieser Zeitschrift stets wahrzunehmen habe, verlangt dieses Urteil. Köhler. Das Terrarium. Ein Handbuch der künstlichen Reptilien- und Amphibienpflege nebst Anleitung zum Bestimmen der Terrarientiere. Mit Beihilfe hervorragen- der Fachleute herausgegeben von Dr. Paul Krefft. Vollständig in 16—20 Lieferungen & 0.50 Mk. Einzel- lieferungen werden nicht abgegeben. Verlag von Fr. Pfennigstorff, Berlin. Von Krefits Terrrarienwerk ist die Doppellieferung 9/10 erschienen. Wie ihre Vorgängerinnen textlich vor- züglich; von den Bildern läßt sich das diesmal allerdings nieht durchgängig sagen. Die Photographien des australi- schen Rauhskinks und des Apothekerskinks sind un- geschickt gefertigt; der erstere zeigt nichts von dem so charakteristisch bedornten Schwanz, der letztere kehrt den Kopf nach hinten. Auch die Lachmannsche Kreuzotter- zeichnung ist anfängerhaft und den Druck auf Tafel nicht wert, während die Müllerschen Zeichnungen wie immer vorzüglich sind und die Mußhoffsche Photographie der Erzschleiche geradezu künstlerisch ist. K. Die &roßschmetterlinge und Raupen Mitteleuropas mit besonderer Berücksiehtigung der biologischen Ver- hältnisse. Ein Bestimmungswerk und Handbuch für Sammler, Schulen, Museen und alle Naturfreunde. Heraus- gegeben von Prof. Dr. Kurt Lampert, Öberstudienrat, Vorstand des K. Naturalienkabinetts, Stuttgart. Mit 95 Tafeln in feinstem Farbendruck mit Darstellung von über 2000 Formen und über 200 Seiten Text mit 65 Ab- bildungen. — Lexikon-Format. 30 Lieferungen a 75 Pfg. — Kompl. geb. 24.— Mk. Verlag von J. F. Schreiber, Eßlingen und München. Lieferung 17—20. Von den heute vorliegenden Lieferungen wird nament- lich Lieferung 20 auf den ersten Blick das Entzücken eines jeden Naturfreundes erwecken. Zeigt uns doch gleich die erste Farbentafel darin in naturwahrer Farbengebung unsere verbreitetsten, jedermann bekannten deutschen Tag- falter: Pfauenauge, kleiner und großer Fuchs, Admiral, Distelfalter, weißes © und andere. Wir Aquarienfreunde möchten nur wünschen, daß man uns einmal ein solches wirklich gediegenes Werk mit Farbentafeln unserer heimischen Fische, vielleicht auch mit solehen der fremd- ländischen, bescherte. Aber daran wird es wohl noch lange fehlen. K. Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. Verband deutscher Aquarien- und Terrarien-Freunde. Der obige Verband wird am 1. Juli d. J. aufgelöst und werden alle Gläubiger desselben aufgefordert, ihre Ansprüche bis spätestens zum 28. Juni d. J. bei dem Unterzeichneten geltend zu machen. Nach diesem Tage lehnt der Vorstand jede Haftbarkeit hiermit ausdrücklich ab. Der Vorstand: I. A.: W. Weimar, Kassenführer, Berlin SO. 33, Skalitzerstr. 94 A/III. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M, Jahrgang XVII. Heft 26. IZZUNN\ Brendiamour, 5S.8&Co I I Illustrierte Wochen-Schrift für Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. 3. Ciliophrys infusionum Cienkowskı. (Nebst einigen Bemerkungen über den Wert des Heuaufgusses als Fischbrutnahrung.) (Mit 3 Skizzen vom Verfasser!) .) (DD: beobachtet gelegentlich in unbesetzten oder höchstens Schnecken und kleine Fische beherbergenden Aquarien, deren Wasser infolgedessen wenig bewegt wird, über dem Bodengrund in mehr oder minder großer Aus- dehnung wolkenartige Bildungen, die namentlich durch ihre sehr scharfe Abgrenzung auffallen und sich dadurch von andern Trübungen des Aquarienwassers unterscheiden. Ihre Oberfläche ist selten glatt oder leicht wellenförmig, sondern sie zeigt meist hügelige, oft in zierlicher Weise gegeneinander abgegrenzte Vorwölbungen. Man hat fast den Eindruck, als quelle das Ding blumenkohlähnlich aus dem Boden heraus, wobei es infolge der Öberflächenvergrößerung zahl- reiche, meist halbkugelförmige Buckel bildet, die sich gegenseitig fazettenartig abplatten. In einem Vereinsberichte des „Proteus“- Breslau vom 18. Oktober 1904 findet sich eine vorzügliche Beschreibung dieser wolkenartigen Bildung von Scupin, die ich namentlich deshalb wörtlich anführen will, weil er die merkwürdige Erscheinung in unserer Aquarienliteratur zuerst geschildert hat, und weil sie, obschon die eigen- artige Wolkenbildung von mir schon vor Jahren beobachtet und eingehend mikroskopisch unter- sucht worden ist, mir direkte Veranlassung zu dieser kleinen Mitteilung gegeben hat. Der genannte Verfasser berichtet nämlich „von einem eigenartigen Gebilde, welches er in einem seiner Behälter zu beobachten Gelegenheit fand. In einem kleinen, mit vier kleinen Girar- dinus besetzten Elementglase (20>x<10x<15 cm), 4) Fig. 2 und 3 zum Teil mit Benutzung der Original- zeichnungen von Cienkowski. mit Torf und gewaschenem Elbsande als Boden- grund, erblickte er eines Morgens ein nebel- artiges Gebilde, dessen kleine Hügel bildende Oberfläche unter der Lupe eine feine flimmernde Bewegung erkennen ließ. Die Oberfläche geht nicht parallel dem abgeschrägten Bodengrunde, ist vielmehr durchaus horizontal. Die einzelnen Hügelchen sind durch ganz feine, aber — von schräg oben gesehen — deutliche Zwischenräume getrennt. Den vier Jungfischen ist das Gebilde in keiner Weise hinderlich, sie schwimmen vielmehr ohne jede Anstrengung hindurch und suchen den Bodengrund ab; übrigens sieht man auch an den Wucherungen hierbei keinerlei Zerstörung. Vom Sonnenlicht bestrahlt, ver- schwinden die Hügelchen, während sie an trüben Tagen an der tiefsten Stelle des Behälters bis gegen 6 cm hoch wachsen. Leider konnte niemand aus der Versammlung Auskunft über diese eigenartige Bildung geben.“ Einen einzigen, die vorstehende Schilderung, deren sämtliche Einzelheiten ich des öftern ebenfalls festgestellt habe, ergänzenden Umstand möchte ich nicht zu erwähnen vergessen, da er für das Verständnis des Nachfolgenden von Wichtigkeit ist. Es ist mir nämlich aufgefallen, daß das, einer derartigen Wolkenbildung zur mikroskopischen Untersuchung entnommene, trübe Wasser einen unangenehmen, fauligen Geruch besitzt. Dies scheint auch von andern beob- achtet worden zu sein Als ich unsern hiesigen Zierfischzüchter A. Dürr, dessen Aquarien sich durch peinlichste Sauberkeit aus- zeichnen, eines Tages eine dieser lokalisierten Trübungen heraushebern sah, erklärte er mir, 254 daß das betreffende Wasser verdorben und übel- riechend sei, und deshalb von ihm, so oft es sich bilde, entfernt werde. Mit Rücksicht auf die letzterwähnte Be- obachtung dürfte der geneigte Leser, wie ich es auch vor der mikroskopischen Untersuchung getan habe, zu der Annahme geneigt sein, dab es sich bei unserer Wolkenbildung einfach um die Anhäufung von auf einen gewissen Herd im Aquarium beschränkten Fäulnisbakterien handle. Wenn wir aber ein, unter dem Mi- kroskop ausgebreitetes, der wolkigen Trübung entnommenes Wassertröpfchen betrachten, so sehen wir zu unserer Überraschung, daß wir es nicht mit im ungefärbten Zustande kaum sichtbaren Spalt- pilzen, sondern mit einer fabel- haften Menge von rasch herum- schwimmenden, sich in dem Gewimmel mit unglaublicher Sicherheit gegenseitig auswei- chenden, allerdings ebenfalls sehr kleinen Lebewesen zu tun haben. Es handelt sich hierbei offenbar um Infusionstier- chen und zwar, wie sich bei genauerer Untersuchung mit sehr starken Vergrößerungen ergibt, nicht um Wimperinfu- sorien, sondern -Geibeltier- chen (Fig. 1). Die. für diese letztern charakteristische, am vordern, etwas verschmälerten Pole des walzenförmig lang- gestreckten Tierchens entspringende, etwa Körperlänge erreichende, sehr dünne Geißel ist nur für den geübten Mikroskopiker und am langsam sich bewegenden oder abgetöteten Geißeltier sichtbar. Im Innern des Tierchens bemerken wir, ebenfalls gegen das Vorderende hin, einen relativ großen, im konservierten Präparate rosettenförmig geschrumpften Zell- kern, ferner, im übrigen Körper verteilt, einige weniger deutlich sichtbare, kontraktile Va- kuolen und eine Anzahl von in kleinen Hohl- räumen liegenden Nahrungskörperchen, wahr- scheinlich Bakterien. Wir haben es demnach offenbar mit einem Vertreter jener, zu den Fäulnisinfusorien gehörigen, umfangreichen und außerordentlich verbreiteten Gruppe der Monaden?) zu tun, Fig. 1. Ciliophrys infusionum. ?) Von gr. monas = Einheit, Monade. zk — Zellkern; ev = kontraktile Vakuole; n = Nahrungskörperchen. Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aqgnarlium. d. h. mit Geißeltierchen, welche wir überall in abgestandenem Wasser und namentlich auch in den sich rasch zersetzenden Heuaufgüssen in ungeheuren Mengen vorfinden. Ich hebe den letztern Punkt deshalb be- sonders hervor, weil über den Wert des Heu- aufgusses zur Ernährung der Fischbrut immer noch Meinungsverschiedenheiten bestehen, und ich im nachstehenden kurz meine Ansicht über denselben äubern möchte. Ich habe schon öfters — allerdings zu andern Zwecken — Heuinfusionen angesetzt und mikroskopisch untersucht, aber eigentlich nie jene größern Infusorien (wie Vorticella, Stentor, Stylonychia, Paramaecium, Chi- lodon, Loxophyllum u. v.a.), die wir als die geeignetste, erste Nahrung der Fischbrut be- trachten, in beträchtlicher Menge angetroifen, wenn auch die eine oder andere Art vorüber- gehend anwesend war. Neben ungeheuren Vegetationen von Heuba- zillen (ba- cillus subti- lis,), deren Be- deutung für die Entstehung 7% der sogenann- ten Staub- schicht auf unsern Aqua- rien; ieh, bei einer andern Gelegenheit berühren werde, fand ich nach kurzer Zeit meist die oben erwähnten, sehr kleinen Fäulnismonaden’) in über- wiegender Menge, und entsprechend der rasch zu- nehmenden Zersetzung des Infuses, Unmassen von Fäulnisspaltpilzen. Es scheint mir nun überhaupt von vornherein gar nicht ersichtlich zu sein, weshalb wir, denen in jedem guten Aquarium wohl für die meisten Fischbruten ausreichende Mengen von geeigneten Kleintieren, zu denen namentlich auch die höher organisierten Rädertierchen, jungeRund-u. Borstenwürmchen,Kruster- larven usw. zu rechnen sind, zur Verfügung stehen, uns anderweitig nach Futter für unsere Fig. 2. Ciliophrys infusionum im Amöbenzustand. °) Während die oben erwähnten Infusorien durch- schnittlieh mindestens 0,1—0,2 Millimeter groß werden, erreichen die letztern höchstens eine Länge von 0,01 bis 0,015 Millimeter. Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. jungen Fischehen umsehen sollten, zumal wenn es von so zweifelhafter Beschaffenheit ist wie der Heuaufguß. Bildet doch das kleinste Blättchen einer unserer Wasserpflanzen, zumal wenn es abgestorben ist, eine so ausgewählte und reichhaltige Speisekarte für die Fischbrut, daß dem Fischembryo schon vor dem Aus- schlüpfen das punktförmige Herzchen im durch- sichtigen Leibe vor Vergnügen hüpft. Glaubt es mir der geneigte Leser nicht, so überzeuge er sich mit scharf bewaffnetem Auge von dem einen wie von dem andern. Sollte sich gelegentlich einmal der Fall ein- stellen, daß der Aquarienfreund — beim Berufs- züchter mit seinen gro- ßen Behäl- tern wird dies wohl kaum in Frage kom- men — für eine beson- ders reich- liche Fisch- brut eines größeren Infusorienmate- riales zu bedürfen glaubt, so kann er sich ja mit Leichtigkeit eine ergiebige Kleintierzüchterei zu diesem Zwecke einrichten. Man wirft einfach in ein mehrliteriges Kinmach- glas, dessen Wasser man durch ein paar Zlodea- Rankensauerstoffreichund rein erhält, alle aus den Aquarien entfernten, ab- Fig. 3. Oiliophrys infusionum. gestorbenen oder sonst Meh E larein Kon- .. aD & „‚0zation begriffen, von überflüssigen Blätter und enen sich eins in Flagel- . latenzustand enge Zweigchen, welche den günstigsten Nährboden für die meisten Infusorien, Rädertierchen, Würmchen und dergleichen bilden. Je nach Bedürfnis läßt man dann diese Pflanzenteile, die jeweilen nach 1—2 Tagen mit Leichtigkeit wieder entfernt werden können, im Zuchtaqua- rium von der Fischbrut abweiden. Ich glaube nämlich beobachtet zu haben, daß die Fisch- brut namentlich in den ersten Tagen sich aus naheliegenden Gründen zuerst hinter die an Pflanzen und anderen Gegenständen sitzenden Futtertierchen macht. 255 Darum weg mit dem Heuaufguß, dessen mikro- skopische Kontrolle für die meisten Aquarien- freunde unmöglich ist und dessen rasch auf- tretende Fäulnis für die Fischbrut gewisse Gefahren bieten kann! Wenn wir nach dieser Abschweifung zu unserer Fäulnismonade zurückkehren wollen, so möchte ich in erster Linie erwähnen, dab sie zu jener merkwürdigen Gruppe von Flagellaten gehört, welche gewissermaben die Zwischenstufe zwischen den zu den niedrigsten Urtieren ge- hörenden Amoeben oder Wechseltierchen und den höhern Geißeltierchen bilden. Sie machen nämlich insofern eine Art Verwandlung durch, als sie zeitweise vom Flagellaten- zustand in einen Amoebenzustand über- gehen, das heißt, sie zeigen dann der Körper- beschaffenheit nach die Gestalt jener niedrig- sten tierischen Lebewesen, welche aus einem Klümpchen Protoplasma bestehen und zur Fort- bewegung und Nahrungsaufnahme einfache Aus- läufer, sogen. Scheinfüßcehen oder Pseudo- podien aussenden, wie z. B. das Sonnen- tierchen (Actinophrys sol)'), welches in der Tat auch schon als Entwicklungszustand speziell unserer Fäulnismonade beschrieben worden ist (Saville Kent). Viele von diesen Geißeltieren nehmen nur im Amoebenzustand Nahrung zu sich, auch findet die Vermehrung derselben meist ebenfalls in diesem Zustande statt und zwar in der Weise, daß mehrere Individuen verschmelzen (Konju- gation) und dann aus dieser Vereinigung die seißeltragenden Tierchen hervorgehen (Fig. 3)- Die Bestimmung der einzelnen Arten bedarf unbedingt großer fachmännischer, ja spezialisti- scher Kenntnisse, die, wie die Durchsicht der reichhaltigen Literatur ergibt, überhaupt für manche Arten lückenhaft oder einander wider- sprechend zu sein scheinen. Immerhin möchte ich das die oben beschriebenen, wolkenartigen Bildun- gen in unseren Aquarien erzeugende Geißel- tierchen als die von Cienkowski beschriebene Art Orliophrys infusionum?) bestimmen. Die erste Abbildung zeigt das Tierchen im Flagellatenzustand, die zweite in der Um- wandlung in eine dem Sonnentierchen zum Ver- wechseln ähnliche Amoebe, wozu ich bemerken möchte, daß dieser Zustand außerordentlich viel seltener angetroffen wird als der erstere. Das #4, Von gr. actis — Strahl, ophrys = Augenbraue, sol = Sonne. 5) Von It. eillum = Wimper, ophrys = Augenbraue, von infusio — Aufguß. 256 dritte Bild stellt mehrere amoebenförmige, Exemplare im Stadium der Konjugation dar wobei sich eines bereits als Geißeltier loszu- trennen im Begriffe ist. Was nun die Entstehung der scharf ab- gegrenzten Wolkenbildung durch die Cilio- phrys anbetrifit, so läßt sie sich wohl so er- klären, daß an. einem bestimmten, den Boden- grund betreifenden, von verwesenden Schnecken, Pflanzenteilen und dergl. herrührenden Fäulnis- herde®), dessen unerschöpfliche Mengen von Spaltpilzen den Geißeltierchen als Futter dienen, sich - die letztern aus dem ganzen Aquarium “ansammeln. Das an dieser Stelle infolge des -Fäulnisprozesses etwas wärmere, mit Fäulnis- produkten und Bakterien geschwängerte Grund- wasser steigt bis zu einer gewissen Höhe (d.h. bis zur abgeschlossenen Wärmeausgleichung) empor, wobei sich die Ciliophryen scharf an die obere Grenze halten. Daß die Erscheinung, „wenn von der Sonne bestrahlt“, wie Scupin angibt, verschwindet, hat seinen Grund einfach darin, daß in ähnlicher Weise wie der auf einer feuchten Sumpfwiese lagernde Nebel im Sonnenschein zerfließt, die Ciliophryswolke infolge der durch die Sonnen- strahlung bewirkten Wärmeströmung des Aqua- rienwassers auseinanderstiebt, um sich am Abend, wenn. die Mischung der verschieden stark er- wärmten Wasserschichten sich ausgeglichen hat, - wieder zu bilden. Daß die Wolke „an trüben Tagen“,an welchen somit keine Wasserzirkulation stattfindet, „an der tiefsten Stelle des Behälters -bis gegen 6cm hoch wächst“ und bestehen -bleibt, bildet einen weitern Beweis für die Richtigkeit der vorstehenden Erklärungsweise. —T——s —— Beiträge zur Kenntnis von Triton montandoni Boulenger. 1. Von W. Köhler. und einer Zeichnung.) (Mit 2 photographischen Aufnahmen (Schluß.) C. Die Zeitigung der Eier. ON i £ °chon am zweiten Tage nach der Eiablage > I zeigte sich der runde Kern des elliptischen Eies deutlich polarisiert. Man kann infolge- 6) Ich gedenke an anderer Stelle auf die Bedeutung der bisher gänzlich unberücksichtigt gelassenen Fäulnis des Bodengrundes bei Störungen im Haushalte des Aquariums aufmerksam zu machen. W. Köhler: Beiträge zur Kenntnis von Triton montandoni Boulenger. I. dessen mit bloßem Auge eine der Wirkung der Schwerkraft folgende Drehung des Embryos im Ei wahrnehmen. Bringt man ein solches Ei aus seiner natürlichen Lage, so dreht sich der Embryo, der durch dichtere Struktur und infolge- dessen in der Durchsicht dunklere Farbe vom übrigen Dotter sich abhebt, langsam, bis er wieder seine ursprüngliche Lage eingenommen hat, worin er der Erde stets die konvexe (Rücken-) Seite zukehrt. Am vierten Tage nach der Ei- ablage ist der Embryo bereits mit bloßem Auge genau zu erkennen und zeigt eine U förmige Gestalt. Am fünften Tage kann man mit bloßem Auge Kopf- und Schwanzende unterscheiden. Am sechsten Tage zeigt sich die Anlage des Rücken- markstranges und der Kiemen, bei Benutzung einer schwach vergrößernden Lupe außerdem noch das eben sich differenzierende Auge. Der Embryo reagiert durch lebhafte Bewegung auf mechanische und thermische Reize. Die weiteren Belegstücke meiner Entwicklungsserie vom 8., 10. und 12. Tage zeigen die fortschreitende Entwicklung der Kiemen, die Anlage und Ent- wicklung der Embryonalflosse, die im Nacken ansetzt und um den ganzen Hinterkörper sich bis zum After herumzieht, die weitere Ent- wicklung und Pigmentierung des Auges, die fortschreitende Pigmentierung am Rücken und an den Seiten, an den späteren Tagen besonders schön am Kopfe, schließlich die Bildung der Mundspalte. Am 14. Tage (27. Mai) sind die Tierchen zum Ausschlüpfen fertig entwickelt. Ein Exemplar schlüpft beim Einbringen in Alkohol aus und hängt nur noch mit der letzten Hälfte des Schwanzes im Ei, ein selten schönes Präparat. Am 28. Mai sind die ersten Larven ausgeschlüpft. Es ergibt sich danach die Ent- wicklungsdauer auf 14 Tage. Natürlich wird diese durch besondere Umstände um 1 oder 2 Tage verkürzt oder verlängert werden können. Größer kann die Differenz aber nicht sein. Ich hatte, um möglichst natürliche Bedingungen zu schaffen, die Einmachehäfen von 3/, Liter Inhalt, die ich mit den eiertragenden Zweigen und Triebenden beschickt hatte, auf dem Balkon, also im Freien untergebracht, bei einer Durchschnitts- temperatur von 15°C., die aber gelegentlich auf 12° oder noch tiefer sank. Sonne erhielten die Gläser den ganzen Nachmittag. Zum Vergleich hatte ich einige gleichalte Eier in einem eben- solchen Einmachehafen im Zimmer auf der Deck- scheibe eines geheizten Aquariums aufgestellt, wodurch darin die Temperatur auf 16—20°C. gesteigert wurde. Sonne erhielt dieses Gefäß W. Köhler: Beiträge zur Kenntnis von Triton montandoni Boulenger. I. einige Stunden des Nachmittags. Eine beträcht- lichere Beschleunigung der Eizeitigung konnte ich in diesem Gefäß trotz der durchschnittlich um 5°C. höheren Temperatur nicht konstatieren. Die Abbildung der vollständigen Entwicklungs- serie in schwacher Vergrößerung und die Dis- kussion der aus ihrem Studium sich ergebenden Resultate wird im zweiten Teile dieser Arbeit folgen. D. Die Aufzucht der Larven. Meine Erfahrungen bei der Aufzucht der Larven von Triton montandoni dürften geeignet sein, die bisherigen Ansichten über Molchaufzucht in vieler Beziehung zu modifizieren. Am 30. Mai, als etwa 5 Larven ausgeschlüpft waren, schüttete ich den Inhalt meiner zwei ?/, Liter-Einmache- gläser, Wasser, Pflanzen, Larven und Eier, in ein zwei Liter fassendes Einmachegefäß ohne Bodengrund und gab noch ca. !/, Liter altes Aquarienwasser zu. Das Glas wurde auf einem an der Wand angebrachten Aquariengestell, etwa 30cm vom Fenster entfernt, offen (ohne Deckscheibe) hingestellt. Es erhält nachmittags vielleicht 11/, Stunde Sonne. Die Wasser- höhe beträgt 15 cm, die Oberfläche hat 13 cm Durchmesser. Durchlüftung gibt es selbst- verständlich nicht; ebensowenig Wasser- wechsel. Ich betone das besonders, weil das allen von unseren bewährtesten Molch- züchtern gegebenen Regeln direkt widerspricht. Gefüttert wurde bis Anfang Juni mit „grünem Wasser“, das sich in einigen auf dem Balkon aufgestellten Aquarien infolge der Einwirkung der Nachmittagssonne in vorzüglicher Qualität entwickelt hatte und dessen mikroskopische Untersuchung außer dem Vorhandensein zahl- reicher Arten Chlorophyceen und Desmidiaceen, die als Nahrung für die karnivoren Molchlarven nicht in Frage kommen, ungeheure Mengen von Stylonychia mytilus Ehrbg. und Paramascium caudatum Ehrbg. neben anderen weniger zahl- reichen Infusorien und einigen Rotatorien ergab. Es wurde nicht täglich löffelweise von dem Infusorienwasser hineingegeben, sondern in dem Zeitraum einer Woche höchstens zweimal, und auf einmal reichlich ein Wasserglas voll. Am 6. Juni erhielt ich aus einem Tümpel bei Plötzen- see „Infusorienwasser“, das von Kleingetier, schon dem bloßen Auge ersichtlich, nur so wimmelte und dessen mikroskopische Untersuchung neben wenigen winzigen Cyclops und deren Nauplius- stadien in schier unerschöpflichen Mengen weib- liche Brachyonus urceolatus Ehrbg., min- 257 destens 990/, des gesamten Tierlebens darin, nachwies. Dieses Wasser gab die weitere Nahrung her, ebenfalls in längeren Intervallen gleich schöpflöffelweise gefüttert. Die Molch- larven schwammen förmlich im Futter und wurden mit Schnappen gar nicht fertige. Den Boden des Einmacheglases bedeckten Massen von Panzern und Leichenresten der Rädertierchen, die ruhig in dem Gefäße belassen wurden. Auch hierin weicht mein Aufzuchtverfahren wesentlich von allen bisher als einzig richtig anerkannten Regeln ab. Von Molchaufzuchtbecken verlangte man bisher peinlichste Sauberkeit; man fütterte oft, aber sparsam, und entfernte mit dem Stech- heber sorgfältig alle Futterüberreste Erfolg meiner Aufzuchtmethode: Als am 14. Juni die Glasbüchse in eine flache Email-Schüssel entleert wurde, zwecks Aussuchung der ver- schiedenen Entwicklungsstadien zur Konser- vierung, ergab sich die stattliche Zahl von 29 Stück Larven aller Größen von Exemplaren mit noch stummelförmigem Ansatz der Vorder- beine bis zu solchen mit fast fertig entwickelten Hinterextremitäten. Von allen Entwicklungs- stadien habe ich- Belegexemplare in Spiritus konserviert, zusammen 6 Stück. Verluste während der 14 Tage, welche die Larven in dem kleinen Aufzuchtgefäße zugebracht hatten, sind aus- geschlossen, da täglich genau kontrolliert wurde und jeder Kadaver unfehlbar hätte bemerkt werden müssen. Mit Rücksicht darauf, daß bis Ende Mai nur wenige Larven ausgeschlüpft waren, hatte also die Mehrzahl der Larven in 14 Tagen die vollständige Entwicklung vom Ausschlüpfen aus dem Ei an bis zur Erzeugung der Hintergliedmaßen durch- gemacht. gewiß ein Beweis dafür, daß die gegebenen Lebens- und Ernährungs- bedingungen günstige waren. Und nun sage noch jemand, die Aufzucht von Molch- larven sei umständlich! Eine Aufzucht, die unter so primitiven Verhältnissen mit solchem Erfolge gelingt, kann sicher nicht als umständlich oder zeitraubend bezeichnet werden. Die Wassertemperatur in dem Gefäße mag durchschnittlich 16° C. betragen haben. Versuche über den Einfluß verschiedener Temperaturen auf das Wachstum der Larven an- zustellen, war mir krankheitshalber nicht möglich. Nach der Aussuchung der zum Konservieren bestimmten 6 Larven wurden die übrigen 23 mit ihrem alten Wasser, z. T. auch dem Detritusdarin, und mit den alten Pflanzen in das alte Gefäß von zwei Liter Inhalt 258 zurückgeschüttet, ohne Zusatz von fri- schem Wasser. Sie fühlen sich noch heute (23. Juni) wohl darin. Die größten Exem- plare, etwa 15 Stück, haben eine Körperlänge von 20—25 mm und einen Leibesdurchmesser von 3 mm, sind also recht wohlgenährt und normal gewachsen. Die weitere Aufzucht bis zum Ver- luste der Außenkiemen dürfte keinerlei Schwierig- keiten mehr bereiten. Wiedererweckung kleiner Tiere und Pflanzen aus getrocknetem Schlamm. Von Dr. Paul Kammerer (Wien). (Mit 3 Abbildungen im Text.) (Schluß.) e @& N 0 bevölkerten unsere Triester N) becken: Von April bis Oktober 1903 das Kreide- tierchen Ammodiscus incertus; von Februar bis Dezember1904 kleineSchwämme; am 29. Juli 1903, etwa drei Wochen andauernd, dann wieder im Herbst 1906, ungefähr einen Monat andauernd, kleine Rippenquallen; im August 1906, bis jetzt noch nicht erloschen, kleine Schirmquallen; von September 1902 bis Jänner 1903, dann vom 28. März bis Juni 1905 der Schlangenstern Ophioglypha affınis. So traten in unseren Helgoländer Algen- becken auf: Kleine Röhren-, Borsten- und Sternwürmer; der Strandhüpfer Talitrus saltator und kleine Ruderfußkrebse in einer nach vielen Millionen zählenden Menge; kleine Schnecken (Nassa) und Muscheln (Mytilus, Venus); die Darmscheide (Orona intestinalis), zum erstenmale beobachtet am 19. September 1902, aber auch öfter in darauffolgenden Jahren, z. B. eben jetzt wieder. Ich bin am Ende meiner leider nur skizzen- haften Darstellung angelangt und will zum Schlusse, der Übersicht halber, nur noch die hauptsächlichsten Ergebnisse derselben kurz zusammenfassen: 1. Aus getrocknetem und keimdicht auf- bewahrtem Schlamm, der nach längerer Zeit wieder unter Wasser gesetzt wird, gelingt es, eine Mikrofauna und Mikroflora zu erziehen, welche derjenigen in den Gewässern gleich ist, aus denen der Schlamm entnommen wurde, Algen- Dr. Paul Kammerer: Wiedererweckung kleiner Tiere und Pflanzen aus getrocknetem Schlamm. minus solcher Formen, welche weder durch Ein- kapselung der Dürre zu trotzen, noch Dauer- keime zu bilden vermögen. 2. Aber auch viele von denjenigen Formen, die eine bedeutendere Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit nicht aufweisen, lassen sich auf Ent- fernungen von wenigen Tagereisen hin zwischen nassen Wasserpflanzen entweder in Keim- oder in ausgebildeten Zuständen versenden und am Bestimmungsorte kultivieren, z. B. sogar Cteno- phoren und Medusen und andere hinfällige Planktonorganismen des Meeres wie der Binnen- gewässer. Es ist mit Hilfe der beiden Hilfs- mittel: Schlammproben und Pflanzenver- sand, möglich, sich ein nahezu vollständiges Bild von der Mikrofauna und Flora eines be- stimmten Gewässers zu verschaffen, ohne sich längere Zeit an Ort und Stelle aufhalten zu müssen. 3. Die Dauerzustände nicht weniger Orga- nismen vermögen ein wasserbringendes Natur- ereignis (z. B. Wolkenbrüche, größere Über- schwemmungen) viel länger, als eine normale Saisontrockenperiode, also nur mehrere Monate, abzuwarten, sondern bleiben Jahre hindurch keimfähig: so z. B. lebten Chydorus sphaericus, Alonopsis elongata, Oyeclops vernalis usw. zwei Jahre und 4 Monate nach dem Austrocknen wiederum auf. 4. Manche von diesen Formen lassen in ihrem Auftreten und zeitweiligen Wieder- verschwinden eine regelmäßige Periodizität er- kennen, auch ohne daß äußere Faktoren, wie etwa Temperaturschwankungen und Sinken des Wasserstandes im Wechsel der Jahreszeiten, sie dazu zwingen: beispielsweise trat ÜUhydorus sphaericus durch 3 Jahre hindurch jedesmal 5 bis 7 Monate, Alonopsis elongata in 4 bis 5 Monate langen, Branchipus stagnalis in 3 bis 4 Monate langen Perioden auf; die Vegetations- periode eines Armleuchtergewächses aus dem Nil dauerte recht genau 6 Monate. 5. Die Tätigkeitsperioden vollziehen sich aber nicht in jedem Jahre um dieselbe Zeit, sondern es ist eine regelmäßige, in der näm- lichen Richtung laufende (meist rückläufige) Verschiebung zu beobachten. Es scheint, daß das erstmalige Auftreten so rasch erfolgt, als es das Auftauen des Dauerzustandes (Ei, Spore oder Zyste) gestattet, und dab dann eine Re- gulation der Tätigkeitsperiode erfolgt, deren äußeres Bild eine Resultante ist aus zwei Kom- ponenten: erstens der infolge natürlicher Existenzbedingungen erworbenen und noch fest- Alois Czepa: Schlangengift. 259 gehaltenen Periodizität des Freilebens, zweitens der gegen dieselbe wirkenden allmählichen An- passung an die künstlich gleichmäßigen Be- dingungen des Gelangenlebens. 6. Hingegen sind andere Formen von Anfang an ununterbrochen ohne zwischenliegende Ruhe- perioden in Tätigkeit, und zwar sowohl während des Individualdaseins als auch während des Daseins mehrerer hintereinander ablaufender Generationen: so Oyclops vernalis aus den nord- schwedischen Hochgebirgen und die Muschel- krebse aus dem Nile. Wo dieses Verhalten dem normalen Vorgange nicht entspricht, dürfte eine raschere Anpassungsfähigkeit an die Gefangen- schaftsbedingungen vorliegen als bei jenen zuvor, unter Punkt 5 erwähnten Formen, ein Über- wiegen der zweiten Komponente gegenüber der ersten. Schlangengift. Von Alois ÖÜzepa. (Fortsetzung statt Schluß.) s darf uns daher nicht Wunder nehmen, dab sich die Menschheit einem so gefährlichen, wie heimtückischen Feinde gegenüber seit jeher eifrig bemühte, Mittel und Wege zu finden, die zu dessen Vernichtung führen, sowie Methoden kennen zu lernen, die die Wirkung des Giftes schwächen, wenn nicht schon ganz beseitigen. Daß die Furcht vor den Giftschlangen keine unbegründete und übertriebene ist, lassen uns die Daten erkennen, die nach amtlichen Be- richten der englischen Regierung die Todeställe durch die Cobra und andere Giftschlangen in Indien, dem mit solchen Tieren ja so reich geseg- neten Lande, in den Jahren 1869—1893 ent- halten und geradezu erschreckende Verhältnisse aufweisen. ÖOstindien im Jahre 1869 Todesfälle 11416 ” „ „ 1877 $}] 16777 „ n. 1882 h 19519 ” ” ” 1886 „ 22134 h Me..21888 5 22480 £ sy. 71888 a 21412 ” ” D) 1892 „ 19025 1893 21213. „ ” ” Mögen auch manche Todesfälle andere Ursachen haben und absichtlich oder unabsichtlich den Giftschlangen zugeschrieben werden, so bleibt doch immer noch eine Zahl, die hoch genug ist, um die Gefährlichkeit des Giftes, sowie die Not- wendigkeit einer baldigen Abhilfe von dieser Plage deutlich zu machen. Auch in unseren Breiten fallen jährlich einige Menschenleben den Giftschlangen zum Opfer und zwar sind es meistens Kinder, die auf so gräßliche Weise ins Jenseits befördert werden. Ist auch nicht alles wahr, was man sich über die Giftigkeit unserer Vipern erzählt — der Volksmund liebt ja das Dichten —, so hat doch ein Biß ein längeres Siechtum, das oft jahrelang anhalten kann, zur Folge. Merkwürdig ist, dab einzelne Tiere und wohl auch Menschen gegen Otternbiß gefeit sind. Bekannt ist hierfür der Igel und das Schwein. Ist auch bei diesen Tieren die dicke, wenig Blutgefäße führende Haut, die überdies bei dem einen noch Stacheln, bei dem anderen dicke Fettpolster trägt, an und für sich schon gegen einen Vipernbiß wenig empfindlich, so vertragen sie doch eine ganz unglaubliche Menge Gift, wenn man es in die tieferen Gewebelagen oder direkt in die Adern einführt. Auch bei den Menschen kommen solche Fälle vor. So schreibt Professor Chun: „Ein Lehrer aus Österreich be- suchte uns einst in Leipzig und behauptete, ein unfehlbares Mittel gegen Otternbiß zu haben. Er ließ sich vor uns von zwei dem Institut ge- hörigen Ottern beißen und war am nächsten ‚Morgen gesund. Wie ich später erfuhr, so nahm er als Gegengiftinnerlich das getrockneteVipern- gift, welches starken Schweiß erregt. Mir ist erinnerlich, daß auch die Buschmänner gegen Schlangenbiß den getrockneten und gepulverten Kopf von Giftschlangen fressen.“ Auch von den Hottentotten ist bekannt, dab sie Gift- schlangen die Giftdrüse auspressen und das Gift trinken. Sie erklären, daß sie gleich darauf von einem kleinen Schwindel befallen werden, später aber gegen Schlangenbiß vollständig gefeit seien. In Südamerika, besonders in Brasilien, finden wir etwas Ähnliches; hier herrscht die Sitte, sich durch öfteres Ritzen der Haut mit einem Giftzahne zu immunisieren und es ist hier überall der Glaube verbreitet, dab man auf diese Weise am besten späteren Bissen begegnet. . Diese Tatsachen brachten im Jahre 1887 Sewall auf die Idee, ob man nicht Tiere und Menschen durch öfteres Verabreichen kleiner ungefährlicher Mengen Giftes gegen die Wirkung abstumpfen oder immunisieren könnte. Er begann seine Versuche zu Ann Arbor in Michigan mit dem Gifte von Sisturus catenatus Rafınesque, einer Klapperschlangenart, an Tauben und fand wirklich, daß die öfteren Einspritzungen 260 kleinerer Mengen, die die Tauben ohne Schaden, ja ohne alle Beschwerden ertrugen, hinreichten, das Tier gegen Biß völlig zu immunisieren. Allerdings ließ diese Fähigkeit wieder nach, wenn man längere Zeit mit den Einspritzungen aufhörte. Immerhin zeigte sich eine Taube noch 5 Monate nach der letzten Einspritzung immun.”) *) Sewall, Experiments on the Preventine Inoculation of Rattlesnake Venom. Journal of Physiologie, 103 bis 210. 1887. 77 CT De Grau VEREINS- STETS? ACHRICHTEN Vereins-Nachrichten. Diese Immunisierung erklärt sich aus der Eigenschaft des Blutes, das eingedrungene Gift zu vernichten und hierzu ein Gegenmittel zu erzeugen. Dieses Gegenmittel zu gewinnen be- mühte sich seit dem Jahre 1895 Calmette in Lille. Er immunisierte Pferde und Esel durch Einspritzen von Cobragift gegen die Bisse dieser Schlange und brachte sie soweit, dab sie 2 g trockenes Gift, das gleich der 200fachen Menge der sonst tödlichen Portion (10 mg) ist, anstandlos vertrugen. (Schluß folgt.) Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin (E. V.). Vereinslokal: Restaurant „Örtler“, Karlstr. 27. Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2. Bericht über die 4. ordentliche Sitzung am Freitag, den 24. Mai 1907. Mit wenigen Worten erinnert der I. Vorsitzende an den 200 jährigen Todestag Linne’s, welcher soeben in allen Landen begangen worden ist, und macht auf die Bedeutung des großen Forschers für die gesamten Naturwissenschaften aufmerksam. Auf die Biographie Linne’s näher einzugehen, dürfte sich erübrigen, da dieselbe in unseren Fachzeit- sehriften, in „Natur und Haus“ und in allen möglichen Tageszeitungen sich vorfindet. Vielleicht aber darf an dieser Stelle als ein Beispiel für die Art der Anfeindungen, welche Linn& zu erdulden hatte, auf die Streitschrift des. Petersburger Botanikers Siegeseck (1757) hingewiesen werden, worin dieser das Linn@’sche Pflanzensystem eine „Apologie der freien Liebe“ nennt und hinzufügt: „Welcher Mensch wird glauben, daß Gott solche Wollust zur Fort- pflanzung im Gewächsreich eingeführt hat? Wer kann ein so wollüstiges System ohne Anstoß der studierenden Jugend vorführen?“ — Der I. Vorsitzende berichtet ferner über den Erfolg der letzen Tümpelfahrt nach der Jungfern- haide. Als besonders interessant ist das reichliche Vor- kommen von Dranchipus in einem kleinen Tümpel zu er- wähnen, und zwar handelt es sich wahrscheinlich um Br. grubii (Dybowski), welcher an Größe Br. stagnalis bedeutend übertrifft, und dessen Fühleranhänge breite Lappen mit zahlreichen Fransen bilden. Wir werden für eine wissenschaftliche Nachbestimmung Sorge tragen und darüber wieder berichten. — Hierauf beginnt Herr Dr. Schnee seinen Vortrag über das Thema: „Der Missisippi und sein Naturleben“. In diesen fesselnden Reise- erinnerungen führt uns der Vortragende auf dem Schiffe mitten hinein auf den Riesenstrom. Sehon von fernher erkennbar treunt eine scharfe Linie das grüne Wasser des Meeres von der gelben Lehmflut des Stromes und beim Näherkommen überschreitet man ganz unvermittelt diese Linie, worauf der Dampfer gegen die starke Strömung ankämpfend in den Missisippi eindringt. Als charakte- ristische Erscheinuug begegnen uns in zahlloser Menge die „schwimmenden Inseln“, welche aus Baumstämmen bestehen, die von den Rocky Mountains herabgeschwommen sind, an irgend einem Hindernis ‚sich festgelegt und ver- ankert haben. Angeschwemmte Aste und Sinkstoffe aller Art haben sich hinzugefunden, Erdreich und Schlamm setzt sich fest, eine reiche Vegetation entfaltet sich, und so ist eine der Inseln entstanden, welche oftmitten im Strome vorkommen oder längs der Ufer meilenweite Strecken bedecken. Bei Hochwasser oder durch andere elementare Ereignisse verliert bisweilen die Insel ihren Halt, reißt sich los und schwimmt den Strom hinab, alles mitreißend, was sich ihr entgegenstellt, bis sie im Ozean ihr Ende findet. Sumpfzypressen und Sabalpalmen säumen die Ufer, und einen eigenartigen Charakter erlangen diese Wälder durch das zahlreiche Vorkommen der Tillandsia, einer Schmarotzerpflanze, welche wie ein graugrüner Bart von den Bäumen herabhängt und diese als ein dichtes Geflecht umkleidet. An den sumpfigen Ufern haust der Alligator; in stattlicher Größe und zahlreicher Menge ist er hier zu finden. Große Exemplare der Schnapp- schildkröte, der Geierschildkröte und der Weichschildkröte gibt es hier; die letztere ist neuerdings auch in unseren Terrarien heimisch geworden. Der Ochsenfrosch macht sich dem Ohr bemerkbar; in ungeheuren Mengen findet sich die Schwarznatter. Reich vertreten ist die Vogel- welt: Schwimm- und Wasservögel aller Art, wilde Gänse, Brautenten, Stockenten und weibköpfige Seeadler. In den Zweigen der Bäume aber läßt die amerikanische Spott- drossel ihre Töne erschallen, erfreut der Karolinensittich und der entzückend schöne Kolibri das Auge. — Reicher Beifall dankt dem Vortragenden für seinen hochinter- essanten Reisebericht. — Vom Verein „Wasserstern*“- Augsburg liegt eine Einladung zur Ausstellung vor, für die wir bestens danken. — Zwei von der Firma Scholze & Pötzschke neu importierte Pflanzen gelangen zur Vor- zeigung: Ludwigia linearis und Myriophyllum laxum, das letztere intensiv purpurrot gefärbt. Wir stehen dieser Rot- färbung etwas skeptisch gegenüber und möchten erst einmal die in unseren Aquarien entstehenden Triebe vor Augen haben, ehe wir an die Dauerhaftigkeit dieser Färbung glauben. — Die Versandabteilung stellt wieder eine Anzahl Fische zur Verfügung, welche bei der Ver- steigerung ihre Liebhaber finden. Der Vorstand. Verband deutscher Aquarien- und Terrarien-Freunde. Der obige Verband wird am 1. Juli d. J. aufgelöst und werden alle Gläubiger desselben aufgefordert, ihre Ansprüche bis spätestens zum 28. Juni d. J. bei dem Unterzeichneten geltend zu machen. Nach diesem Tage lehnt der Vorstand jede Haftbarkeit hiermit ausdrücklich ab. Der Vorstand: I. A.: W. Weimar, Kassenführer, Berlin SO. 33, Skalitzerstr. 94 A/ILI. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Ma Teer BB Bee © Be. > nd NL L_ EN ee up N Be ne Zunjpueyyongsse.o‘ DU9S ZMIII -uoLıenby .ıny aopelg "U9gaT wap yaru Aueumejeulsno -(yang-wepj smIuoyduo9 snqaeg) Aqseqyyperg JOp uaydaed "23 Y°H IIAX Sursayel Jahrgang XVII. Heft 27. WARS N N 27 N f =), Z N rendampur, 5.805 a 7. INN! & N MNlustrierte Wochen-Schrift für Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. 4. Die anfängliche Trübung des Wassers in neu eingerichteten Aquarien. (Mit 6 Zeichnungen vom Verfasser.) E 1): in neu eingerichteten Behältern mit Ay großer Regelmäßigkeit auftretende an- fängliche Trübung des Aquariumwassers, welche bald nur wenige Tage, bald auch Wochen hindurch anhält und oft zum vollständigen Ruin des Aquariums, d.h. zur Vernichtung der Tiere und Pflanzen desselben führt, ist eine Klippe, an welcher manchen jungen Aquarienfreundes eben erst beginnende Freude an unserer Lieb- haberei Schifibruch leidet. Das bedauernswerte und leider eben gar nicht seltene Vorkommnis erklärt uns auch, weshalb diesbezügliche An- fragen in den Fragekästen unserer Zeitschriften ihren ständigen Platz behaupten, zumal wir in den- selben eine befriedigende Erklärung dieser unan- genehmen Erscheinung, sowie genauere Vorschläge zu ihrer Vermeidung bisher vermißt haben.') Wenn wir nach bekanntem Muster ein „Buch vom gesunden und kranken Aquarium“ schreiben müßten, so würden wir die genannte Affektion zweifellos als die wichtigste und häufigste aller Kinderkrankheiten desselben bezeichnen, ı) Vel. z. B. „Bl.“ 1907, Heft 22. S. 220, in dem erfreulicherweise neuerstandenen Fragekasten des „Triton*- Berlin, der uns in früheren Jahren manchen wertvollen Rat erteilt hat, die Anfragen No. 6 und 8, in deren ersteren darüber geklagt wird, daß „das Aquariumwasser sich trübe und immer undurehsichtiger werde“, daß „die Pflanzen nicht gedeihen, die Blätter wie ausgelaugt aus- sehen und sich mit einer diehten Schicht überziehen, unter welcher sie absterben“, während in der letztern angegeben wird, daß „das ganz klare Wasser sich bis zur Undurchsichtigkeit trübe und die Pflanzen wie mit einem weißen Flaum überzogen seien. Die Antwort, daß „die weiße, oft sehr starke Trübung bei neu einge- richteten Aquarien eine häufige Erscheinung sei, für welche man eine befriedigende Erklärung bis jetzt noch nicht gefunden hat“, mag den vorstehenden Versuch einer “ solehen rechtfertigen. als ein Leiden, welches zwar bei normalem Verlaufe meist eine gute Wendung zu nehmen pflegt, das aber immerhin — namentlich bei unzureichender Pflege — eine erschreckend hohe Sterblichkeit zur Folge haben kann. Dabei handelt es sich — wie wir gleich vorwegnehmen wollen und wofür wir dem ge- neigten Leser die Belege weiter unten geben — um eine echte akut auftretende Infektions- krankheit, welche die jungen Aquarien fast ebenso ausnahmslos durchzumachen haben wie unsere Kinder die Masern. Und merkwürdig! Das alte Aquarium, welches die Krankheit einmal überstanden hat, bekommt sie fast ebenso selten zum zweiten Male wie der Erwachsene die ge- nannte Kinderkrankheit. Ganz wie wir bei ge- wissen Infektionskrankheiten im menschlichen Körpersich sogenannte Anti- oder Gegenkörper bilden sehen, welche ihn vor einer neuen In- fektion schützen, so sehen wir auch im Aquarium sich gewisse organisierte Körperchen entwickeln, welche ein erneutes Auftreten der Seuche ver- hüten helfen. In ähnlicher Weise — um ein anderes Ver- gleichsobjekt zu wählen — wie der junge Hund bei der ihn kaum je verschonenden Staupe oder Sucht zeigt, ob sein Organismus den zum ersten Male von außen eindringenden, auf Infektion beruhenden Schädlichkeiten standhält, sehen wir das neu eingerichtete Aquarium bei initialer Trübung seine — sit venia verbo — Feuerprobe bestehen; und wie das junge Tier durch zweck- mäßige Pflege und Abhärtung gegen die Seuche widerstandsfähiger wird, können wir auch das junge Aquarium durch entsprechende Maßregeln bis zu einem gewissen Grade vor dem ihm drohen- den Verderben bewahren. 262 Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Für den geübten Mikroskopiker kann nun kein Zweifel darüber bestehen, daß wir es bei der initialen Trübung des Aquariumwassers mit einem mehr oder minder rasch ablaufenden Fäulnisprozeß zu tun haben, wobei die Trübung selbst aus Millionen und aber Millionen, dem bloßen Auge selbstverständlich nicht sichtbaren Spalt- pilzen besteht. Wie wir nun den Verlauf ge- wisser Infektions- .. S : see o29°eo krankheiten auf .., 20 0,0%3° Eaun te e025 oo oe®teo v0 experimentellem Se 00 300 50,° ® ® 08,0 ® Wege zu ‚verfo- en ee, 00.069 29,00% ® UN Y\ ® .e ® B £ N} © CY\ sen im stande ee98 eo TR o.. 0; 080 008 sind, so können ®® wir uns auch 0 Ce . 900 ?eoo 9 ® 90° durch den Veı 9008, 2ose 2° " . 20° eo such über den, £ ee DH S s re o CK) sich bei diesem . es. initialen Fäul- nisprozeß ab- spielenden Vorgang Aufklärung verschaffen. Wäh- len wir zu diesem Zwecke beispielsweise — gleich- sam als Versuchskaninchen — einfach ein Glas Wasser, dem wir, um möglichst übereinstimmende Verhältnisse zu schaffen, vielleicht eine Spur Fischexkremente und ein paar Krümchen Fisch- futter beimengen, und stellen wir es zur weiteren Beobachtung auf das Fensterbrett! Bei warmer Witterung beginnt sich das Wasser bereits andern Tags leise, im Verlaufe der nächsten Tage immer stärker zu trüben. Der gleichzeitig mit der Trübung zunehmende, unser Geruchsorgan beleidigende, üble Geruch des Wassers kann so intensiv werden, daß wir das Glas gerne vor das Fenster stellen. Lassen wir ein, dem Glase entnommenes Wassertröpfchen auf einem Objektträger eintrocknen, und färben wir den kaum sichtbaren Niederschlag nach irgendeiner, hier nicht näher zu beschreibenden Färbungsmethode mit einem Anilinfarbstoff, so erkennen wir bei starker Vergrößerung unter dem Mikroskope mit Leichtigkeit unzählige Spaltpilze. Dieselben zeigen meist die Form von kleinsten Kügelchen (Mikrokokken?)), welche bald trau- benförmig(Staphylokokkus?)), bald in zierlicher Weise rosenkranzförmig (Streptokokkus®)) angeordnet sind, oder von kurzen und langen Stäbchen (Bakterinm und Bazillus?)), welche an den beiden Enden abgerundet oder gerade abgestutzt und in langen Reihen kettenförmig ?) Mikros — klein; eoeeus — Kugel, Korn. ?) Staphyle —= Traube. +) Streptos— gedreht, d. h.gewundene Reihen bildend. °) Bazillus — Stäbchen. Fig. 1. Micrococeus (Staphylococcus). verbunden oder wirr durcheinander gelagert sind (Hier. 1,.2,°3,. 4). So oft wir in den nächsten Tagen auf die angegebene Weise Präparate anfertigen, so oft entdecken wir gewiß auch neue Arten in der fauligen Flüssigkeit; die Größe der Mikrokokken, die Dicke und Länge der Stäbchen wechselt, und ab und zu treten zierlich geschlängelte Formen (Spirillum®) (Fig. 5) auf. Trotz der beträchtlichen Anzahl von verschiedenen Spalt- pilzformen, die wir unter dem Mikroskop fest- gestellt haben, dürfen wir nun nicht etwa glauben, alle Spaltpilzarten, die neben- oder nacheinander in der faulenden Flüssigkeit auftreten, gesehen zu haben, geschweige denn bestimmen zu können; dazu bedarf es komplizierter Züchtungsverfahren, vermittels deren man auf geeigneten Nährböden (Bouillon, Gelatine usw.) die verschiedenen Mikro- organismen voneinander trennt und rein züchtet. Es bietet auch hohes Interesse, gelegentlich unter Verwendung bester Beleuchtung und starker Vergrößerung die in einem, in dünner Schicht unter einem Deckgläschen ausgebreiteten Tröpf- chen enthaltenen Spaltpilze in lebendem Zu- stande zu beobachten, denn wir stellen zu unserer großen Überraschung fest, daß viele, ja oft die Mehrzahl der Mikroorganismen sich lebhaft bewegen. Während kurze oder lange Stäbchen an Ort und Stelle rasche zitternde Bewegungen ausführen, sehen wir einzelne Mikrokokken wie besessen herumjagen oder ein Spirillum sich in zierlicher, schraubenförmiger Weise fortbe- , A wegen. Durch PX o..,° re besondere, meist 00} are % sehr diffizile Fär- ® e. %_oo00°,°_® bungsmethoden os® © 207, 2,08 g9® 99 e’o see, © BRTe ee vıo.92 % IHR gelingt es, an . Kr ee .. si ° diesen Spaltpil- ® ... s900000® Se zen geißbelähn- 2220% ee Sene. liche Fädchen e® s & .. a ® s nachzuweisen, ®%00® ®o0® 0 oe® ® welche ihre Be- Fig. 2. Streptococeus. weeungsfähigkeit erklären (Fig. 6). Das rege, einzig dem bewaffeten Auge sichtbare Leben und Treiben in unserm Wasser- glase, welches, wie ich an anderer Stelle”) aus- geführt, darauf beruht, „das die verschiedenen Arten von Fäulnisorganismen oder Sapro- phyten, eine die andere epochenweise ablösend und wieder verschwindend, die fäulnisfähigen, stickstoffhaltigen Abfallsprodukte zerlegen, wobei °) Von spira = Windung. ?) „Wochenschrift“ 1906, No. 50. Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. jede Saprophytenart ein gewisses Stadium der meist übelriechenden Spaltungsprodukte in An- griff nimmt“, dauert nun eine geraume Weile an. Um den Versuch zu Ende zu führen, haben wir weiter nichts zu tun als hier und da das ver- dunstete Wasser zu ergänzen und gelegentlich ein Schiffehen voll Stechmückeneier, die sich nach dem Ausschlüpfen in der jauchigen Flüssig- keit häuslich Zug niederzulassen ze T , Y 0 SQ gedenken, zu = ‘ = ! > entfernen II mn 08 AN IE A PA Tritt kühle en Witterung ein, ) PL so hat es den Anschein, als & \ Ss! s x” ob sich das mflselle a I T Wasser klä IIN us ren wolle, f4 . a während esan einem heißen Tage wieder viel trüber wird — die Vermehrung der Bakterien ist eben stark von der Temperatur abhängig —, bis endlich eines schönen Morgens das Wasser kristallhell und völlig geruchlos geworden ist. Es hat sich „selbst gereinigt“ wie man sagt, d. h. wie man sich genauer aus- drücken sollte, es ist durch die Myriaden von Fäulnismikroorganismen allmählich gereinigt worden, indem die organischen, fäulnis- fähigen Beimengungen mineralisiert, d. i. in unorganische, im Wasser klar lösliche oder als feines Pulver zu Boden fallende Stoffe zer- legt worden sind. In der Tat liegt das einzige, was von dem ganzen Fäulnisprozeß für das Auge sichtbar zurückgeblieben ist, als kleine Menge weißen Niederschlags auf dem Boden des Glases. Doch nein, das ist nicht alles, was in dem Glase zu sehen ist; denn seit einigen Tagen ist etwas Neues hinzugekommen. Mit der zunehmen- den Läuterung des Wassers bemerken wir nämlich an der dem Lichte zugekehrten Seite des Glases feine, grüne Tüpfchen, die sich rasch ver- - mehren und vergrößern, und im Laufe der nächsten acht Tage mehr als die Hälfte des Glases mit einem saftiggrünen Teppich überziehen. Die mikroskopische Untersuchung ergibt, daß es sich um verschiedene Arten von stark chlorophyllhal- tigen, z. T. kurze Fäden bildende Algen handelt, welchen offenbar die, durch die Fäulnisspaltpilze mineralisierten Substanzen als Nahrungdienen. Zu unserer Überraschung entdecken wir außerdem zwischen den kleinen Pflänzchen bereits auch einige Wimperinfusorien. Das Wasser scheint Fig. 3. Bacterium. 263 demnach nicht nur für die Ansiedlung von Pflanzen, sondern auch für die Entwicklung von tierischen Lebewesen günstige Bedingungen zu bieten. Deshalb setzen wir versuchshalber ein paar anderthalb Zentimeter lange Schleier- fischehen, die wir zufällig zur parasitologischen Untersuchung zugesandt erhalten haben, in das kleine Aquarium, wo sie sich denn auch ganz wohl zu fühlen scheinen. Da durch ihre An- wesenheit im Glase sich in den nächsten Tagen nicht die geringste Trübung des Wassers be- merkbar macht, so füttern wir die Fischehen vorsichtig mit Bartmannschem Futter. Von einer leisen, kaum wahrnehmbaren und rasch verschwindenden, nochmaligen Trübung abgesehen, bleibt das Wasser in der Folge absolut klar und geruchlos, und wir halten deshalb die Fischehen, die sich trotz gutem Appetit auch mit Bezug auf ihr Wachstum an ihren kleinen Behälter angepaßt haben, volle vier Monate ohne jegliche, irgendwie bemerkenswerte Störung in unserm Miniaturaquarium. Ein. Beweis dafür, dab selbst in einem Glase Wasser — voraus- gesetzt, daß gewisse Bedingungen erfüllt sind — sowohl Pflanzen- als Tierwelt ihre Existenz wie im größten Teich oder See behaupten können. Das kleine Tröpfehen Natur hat eben von seiner großen Mutter jenen Hauch der Unver- gänglichkeit geerbt, den der Naturkundige durch das Vorhandensein des biologischen Gleich- gewichtes erklärt, d. h. durch jene unendlich fein organi- 4 N sierten Wech- \ u \ selbeziehun- x — mu gen zwischen N /. zz Pflanzen- \ x und Tier- / A \ reich, die sich mit einer ans Wunder- baregrenzen- ur” EEEED den” Zweck- Fig. 4. Baeillus. mäbigkeit mit Hinsicht auf ihre notwendigsten Lebensbedingungen gegen- seitig ergänzen. Derisländische Geysir, den wir als Natur- wunder anzustaunen gewöhnt sind, ist eigentlich ein lächerlich einfaches physikalisches Experiment gegenüber dem Naturwunder, das wir in unserm Glase Wasser sich abspielen gesehen haben! — Kehren wir nach dieser Abschweifung wieder zu unserm neu eingerichteten Aquarium zurück, so dürfte es wohl unter Berücksichtigung des 264 eben Erörterten kaum zweifelhaft sein, dab der initiale Fäulnisprozeß des Aquarium- wassers, den wir oben mit einer „Kinderkrank- heit“ verglichen haben, der aber vielleicht noch treffenderals „Entwicklungskrankheit“ bezeichnet würde, in ähnlicher Weise vor sich geht, wie wir ihn im Wasserglase haben ablaufen sehen. Wir können ihn gleichsam als ein Übergangs- stadium bei der Entwicklung des biolo- gischen Gleichgewichtes auffassen, das aber unter ungünstigen Umständen das Zustande- kommen des letztern verhindern und zur Ver- derbnis des gesamten Aquariuminhaltes führen kann. Die Erzielung des biologischen Gleich- gewichtes, das, wenn einmal vorhanden, uns für Jahre hinaus die Haltbarkeit des Aquariums sichert und das nicht nur die Beziehungen der sich von selbst in dem Becken entwickelnden Kleintierwelt zu den Pflanzen vermittelt, sondern uns auch gestattet, höhere, mit Be- zug auf die» äußern Lebensbedingungen an- spruchsvollere Tiere wie Fische dauernd in dem Behälter zu ziehen, ist eben der kritische Punkt, um den sich die ganze Geschichte dreht und von dem das Wohl und Wehe des jungen Aquariums abhängt. Wir müssen uns durchaus darüber klar sein, daß das frisch eingerichtete Aquarium mit Hin- sicht auf das biologische Gleichgewicht in dem Sinne, wie wir es in einem alten, wohl- bestellten, mit Fischen besetzten Aquarium jahre- lang erhalten sehen, eigentlich erst ein halbes Ding ist. Wir können es — um ein nahe- liegendes, konkretes Beispiel zum Vergleiche heranzuziehen — mit einer Wage vergleichen, bei der wir nur die eine Schale belastet haben. Die Wage kommt denn allerdings zur Ruhe, aber selbstverständlich nicht in der Stellung des Gleichgewichtes. Demgemäß können wir denn auch das bepflanzte Aquarium stehen lassen so lange wir wollen; es tritt in ihm keine irgend- wie auffallende Störung ein, da wir es eben nur mit dem einen, beim biologischen Gleichgewicht in Frage kommenden Faktor, dem Pflanzen- leben zu tun haben, das bis zu einem gewissen Grade unabhängig vom andern, dem Tierleben, bestehen kann. Aber nur bis zu einem gewissen Grade! Das nur mit Pflanzen besetzte Aquarium vermag sich allerdings in einem stabilen Zu- stande zu erhalten, er wird es aber für sich allein nie zu einem üppigen Gedeihen der Pflanzen bringen, auch wenn dieselben nicht in reinen Sand, sondern in einen nährstoffhaltigen ‚rungsstolf, Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Bodengrund versenkt sind. Denn es fehlt ihnen die Hauptquelle der Ernährung durch ihre Oberflächenassimilation. Nicht nur, daß die im Wasser gelösten, mineralischen Nährstoffe bald erschöpft sind, sondern es fehlt den Wasser- pflanzen vor allem auch der wichtigste Nah- aus dem sie sich aufbauen, die Kohlensäure. Während die Luftpflanzen in der atmosphärischen Luft eine unerschöpf- liche Nahrungs- (d. i. Kohlensäure-)quelle be- sitzen, sind die Wasserpflanzen im Aquarium, abgesehen von der völlig unzureichenden, vom Wasser aus der Luft absorbierten Kohlensäure, lediglich auf tierische, d. h. von den tierischen Lebewesen ausgeatmete Kohlensäure angewiesen. Es kommt nun ja allerdings auch im reinen Pflanzenaquarium eine, bezüglich der Kohlen- säureproduktion wohl kaum in Anschlag zu bringende und mit Bezug auf das biologische Gleichgewicht im unbesetzten Becken nicht in die Wagschale fallende Kleintierwelt zur Ent- wicklung, aber sie wird durch Nahrungsmangel in engen Schranken gehalten, da sie sich zu einem sehr großen Teile von den Abfallpro- dukten höherer Tiere ernährt, ein Umstand, den ich übrigens hier deshalb besonders hervor-- heben möchte, weil er, wie wir unten sehen werden, bei der Bekämpfung der initialen Trübung ein mächtiges Hilfsmittel darstellt. Man könnte nun vielleicht der Ansicht sein, dab es nichts Leichteres gebe, als in einem neu eingerichteten Aquarium das biologische Gleichgewicht herzustellen. In analoger Weise, wie man beim Abwägen irgend einer Substanz die Wagschale bis zum Eintreten der Gleichgewichtsstellung belastet, so hätte man einfach dafür zu sorgen, daß eben höchstens so viele Fische in das Aquarium eingesetzt würden, als zur Aufrechterhaltung des biologischen Gleiechgewichtes durch die Wasserpflanzen zulässig sind. So einfach ist nun aber diese Sache nicht. . Wir wissen ja allerdings, dab z. B. in einem 50 l-Aquarium mit Leichtigkeit ein Dutzend und mehr fingerlange Fische jahre- lang in bestem Wohlbefinden erhalten werden können; wir würden aber ganz fehl gehen, wenn wir mit dieser Zahl von Fischen im neuein- gerichteten Aquarium — ich setze als selbst- verständlich voraus, dab dasselbe vorschrifts- semäß eine bis mehrere Wochen unbesetzt stehen gelassen worden ist — von vornherein und ohne vorausgehende, vielleicht sehr ernste Störung auf die Herstellung des biologischen Gleich- gewichtes rechnen wollten. Wir würden im Dr, Wilhelm Roth; Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium, Gegenteil die Beobachtung machen, daß im Hochsommer oft schon 2—3 Fische genügen, um eine Bakterientrübung des Wassers her- vorzurufen und zu der Überzeugung gelangen, dab es beim jungen Aquarium außerordentlich wenig bedarf, um statt desbiologischenGleich- sewichtes eine intensive Wasserfäulnis entstehen zu sehen. Wenn wir — um an unserm oben zum Ver- gleiche heran- gezogenen Bei- spiel festzu- halten — ir- gend etwas ab- wägen, SO sehen wir So- fort am Aus- Fig. 5. Spirillum. schlage der - Wagzunge, ob wir zuviel auf die Schale gelegt haben; wenn wir aber das Aquarium durch das Einsetzen der Fische auf das biologische Gleichgewicht einzustellen beab- sichtigen, so steht uns leider keine so schnell und leicht sichtbare Markierung der Gleich- sewichtslage zu Gebote. Erst durch die nach einigen Tagen auftretende und nicht mehr auf- zuhaltende, häßliche Trübung des Aquarium- wassers werden wir inne, dab insofern ein ‘ Mißverhältnis zwischen den pflanzlichen und tierischen Bewohnern des Aquariums besteht, als die erstern nicht imstantle sind, die fäulnis- fähigen Abfallsprodukte der eingesetzten Tiere unschädlich zu machen, auch wenn die übrigen Wechselbeziehungen (namentlich der gegen- seitige Sauerstoff- und Kohlensäureaustausch) normale Verhältnisse zeigen sollten. Der Verlauf des infolge dieses Mißverhält- nisses im Aquarium sofort einsetzenden Fäulnis- prozesses weicht nun aus verschiedenen Gründen in mehrfacher Beziehung von dem oben genauer beschriebenen, im Wasserglase sich abspielenden ab. Während wir es bei dem letztern nur mit einer einmaligen Verunreinigung des Wassers zu tun hatten, wird das Aquariumwasser durch die dasselbe bewohnenden Fische fortwährend mit organischen Abfallsprodukten geschwängert. Während wir deshalb bei unserm Versuche ruhig die sog. Selbstreinigung des Wassers, d. h. die Säuberung desselben durch die Fäulnisspalt- pilze abwarten konnten, würden wir im Aqua- rium, wenn die Wasserreinigung desselben einzig 265 und allein den genannten Mikroorganismen über- lassen wäre, eine so intensive Fäulnis entstehen sehen, daß der Behälter in wenigen Tagen von einem Jauchetroge kaum zu unterscheiden wäre. Glücklicherweise sind nun aber die Sapro- phyten nicht allein Herr und Meister im Aqua- rium, sondern sie haben eine starke Konkurrenz auszuhalten. Da sich, wie ich bereits oben an- gedeutet habe, viele niedere Tiere wie Geißel- tierchen, Wimperinfusorien u. dergl. fast ausschließlich von organischen Abfallsstoffen er- nähren, so werden sich diese Tierchen infolge der größeren Nahrungszufuhr sofort stark ver- mehren, wenn dies auch nicht in so rapider Weise geschieht wie bei den Spaltpilzen. Einen viel wiclitigeren Kampf ums Dasein haben die Saprophyten aber mit den chloro- phyllhaltigen Wasserpflanzen zu bestehen. Zwar scheinen sie von den letztern dadurch, dab ihnen deren reichliche Sauerstoffproduktion zur Verfügung steht, in ihrer, auf Oxydations- vorgängen beruhenden Tätigkeit direkt unterstützt zu werden, was aber insofern unserm Aquarium gerade zum Vorteil gereicht, als der Fäulnis- prozeß dafür viel rascher verläuft, d. h. stark abgekürzt wird. Dieser letztere Umstand wird außerdem auf das intensivste dadurch unterstützt, daß die höhern Wasserpflanzen über die un- schätzbare, an anderer Stelle genauer geschilderte Eigenschaft verfügen, die durch die Tätigkeit der Spaltpilze aus den organischen Abfällen ent- stehenden Zwischenprodukte zu assimi- lieren. Durch den infolge hiervon auf- tretenden Nah- rungsmangel wird dieüppige Vegetation der Fäulnismikro- organismen stark einge- dämmt bezw. der Fäulnis- prozeß in Schranken ge- halten oder sehr häufig gänzlich aufgehoben, ein Resultat, das sich uns oft binnen ganz kurzer Zeit durch völliges Klarwerden des Aquariumwassers an- senehm bemerkbar macht. Aber die Geschichte kann, wie bereits ein- gangs bemerkt, auch anders verlaufen. Werden nämlich die Saprophyten Meister, so trübt sich Fig. 6. Spirillum undula, Bacillus vulgaris und Micrococeus agilis (mit Geißelfärbung). 266 das Wasser von Tag zu Tag mehr bis zur völligen Undurchsichtigkeit und wird in mehr oder minder hohem Grade übelriechend. Die Fische schnappen ängstlich nach Luft und er- sticken oft ganz plötzlich, da der Sauerstoff des Wassers durch die Myriaden von Spaltpilzen vollständig verbraucht wird. Selbst die Pflanzen gehen oft rasch zu Grunde. Sie werden meist von einem schleimigweißen, aus lebenden und abzestorbenen Spaltpilzmassen bestehenden Belag überzogen, welcher zu einer Art von Erstickung und rasch auftretender Fäulnis der grünen Pflanzenteile führt. Dieselben sehen, wie der oben erwähnte Fragesteller ganz richtig bemerkt, „wie ausgelaugt aus“, und wenn wir nach einiger Zeit z. B. einen Zlodea-Zweig herausfischen, so bleiben die grau verfärbten Blättchen im Wasser zurück und wir haben bloß den kahlen Stengel in der Hand. Kurz, der gesamte Inhalt des Aquariums ist von Grund aus zerstört! Was nun die Vermeidung der initialen Trübung des Aquariumwassers anbetrifft, so wissen wir älteren Aquarier ganz gut, dab sie sich nicht mit absoluter Sicherheit verhüten läßt; nichtsdestoweniger können wir aber dem Anfänger etliche Winke geben, bei deren Be- folgung der Fäulnisprozeß auf ein für die tierischen und pflanzlichen Bewohner des Aquariums unschädliches Maß beschränkt werden kann. Daß er sein Aquarium nicht mit zu vielen Fischen besetzen darf, weiß auch der Anfänger; wir brauchen ihm nur noch zu sagen, dab für ein frisch angelegtes Aquarium auch die wenigen noch viel zu viel sind, und dab er gut tun wird, die für die Größe des betreffenden Aquariums zulässige Anzahl von Fischen vor- sichtshalber nach und nach, d. h. im Verlaufe. von ein paar Wochen einzusetzen. Es kann ferner kein Zweifel darüber walten, daß die neu eingerichteten Aquarien eigentlich durchs Band weg viel zu wenig Pflanzen ent- halten — zumal wenn sie vom Anfänger zusammen- gekauft werden müssen; wir raten ihm ja auch sewöhnlich an, nur kurze Schosse einzupflanzen, weil. bloß das, was im Aquarium wächst, grün. bleibt: Wir, denen neben dem neuen Aquarium noch mehrere alte zur Verfügung stehen, gehen ja meist so vor, daß wir neben den definitiv eingesetzten, zur Heranzucht be- stimmten Pflanzen noch eine „ambulante“ Be- pflanzung vornehmen, indem wir einige meter- lange Klodea-Zweige und dergl. in den Behälter einlegen und, nachdem das Aquarium „reif“ Alois Ozepa: Schlangengift. geworden, je nach Bedürfnis wieder entfernen. Daß wir ferner die aus guten Aquarien stammenden Wasserpflanzen absichtlich nicht unter derWasser- leitung abspülen, hat darin seinen Grund, daß wir möglichst viel von der Kleintierwelt auf das neue Becken übertragen wollen. Und wenn wir endlich bei der Füllung des Behälters möglichst viel aus den alten Aquarien entlehntes Wasser verwenden, so tun wir es neben dem eben erwähnten Beweggrund hauptsächlich deshalb, um auch bezüglich der Beschaffenheit des Wassers dem guten, alten Aquarium möglichst ähnliche Verhältnisse zu schaffen. Schlangengift. Von Alois Özepa. 4 3 05 Gewöhnung an das Gift dauerte meist 16 Monate, gestaltete sich aber manches Mal insofern sehr schwierig, da die Tiere Abszesse bekamen, die mit Sorgfalt behandelt werden mußten und sehr schwer heilten. War aber ein Tier vollkommen immu- nisiert, so wurde es zur Ader gelassen und aus dem Blute das Heilserum gewonnen. Unter Anwendung der aseptischen Vorsichtsmaßregeln wurde es dann in Fläschehen gefüllt, versiegelt und in den Handel gebracht. Es hat sich auch bis jetzt vorzüglich bewährt. Da es aber nur 2 Jahre haltbar ist, so wird es jetzt im trockenen Zustande, in welchem seine Haltbarkeit unbe- grenzt ist, in einer Menge von 1 g in versiegelten und mit den Prüfungsdaten versehenen Fläsch- chen versendet. Bei Vergiftungsfällen wird die Substanz in 10 cem sterilisiertem (gekochtem, hiernach wieder abgekühltem) Wasser aufgelöst und in der Nähe der Bißstelle in die Haut ein- gespritzt. Ist schon Atemnot eingetreten, so kann man das Serum auch direkt in die Venen einführen. Dieses Heilserum ist nun schon seit 10 Jahren in Verwendung; doch hat es sich gezeigt, dab es ein spezifisches Serum ist, daß es nicht für alle Schlangenbisse gleich gute Dienste leistet. Bei Vergiftungen durch Vipern versagte es seine Wirkung. Calmette schlug daher vor, die Versuchstiere mit dem Gifte verschiedener Schlangenarten zu immunisieren und so ein Heilserum darzustellen, das gegen alle Gifte in (Schluß.) ee Dr. F. Werner: Ein Tag auf der Kitchener-Insel. gleicher Weise wirksam wäre. Doch liegen praktische Erfahrungen in dieser Richtung noch nicht vor. Worauf die Wirkung des Heilserums beruht, ist nicht leicht zu sagen. Höchstwahrscheinlich verbindet es sich mit dem Gifte zu einem Stoffe, der dem Körper unschädlich ist und durch die Harnorgane ausgeschieden wird. Zum Schlusse werfen wir noch einen Blick auf die Therapie des Schlangenbisses. Als erstes Mittel wäre hier die Ligatur, das Unterbinden, zu erwähnen. Die Ligatur kann, wenn der Biß an Hand oder Fuß erfolgte, direkt oberhalb der Bißstelle, oder aber am oberen Teile des Armes und Fußes angelegt werden und hat den Zweck, den Blutkreislauf in diesem Gliede zu unter- brechen und das Gift am Ausbreiten zu hindern. Sie ist kein allmächtiges Mittel, und wenn nicht bald andere Hilfe eintritt, hat sie überhaupt ihre Bedeutung verloren, da durch länger an- haltendes Unterbrechen des Kreislaufes leicht Störungen unangenehmster Art und von bleiben- der Wirkung eintreten. Auch ist die Ligatur ja nur an Armen und Beinen anzuwenden, an anderen Stellen überhaupt unmöglich. Ein zweites Mittel ist das Aussaugen der Wunde, doch nicht mit dem Munde, da eine kleine Verletzung der Mund- schleimhaut ebenfalls eine Vergiftung herbei- führen würde, sondern durch Anwenden eines Schröpfkopfes. Sehr wichtig ist die Zerstörung des Giftes an und in der Wunde. Hier leisten die verschiedenen Oxydationsmittel großartige Dienste. Chlorwasser, Kaliumpermanganat und besonders Kalziumhypochlorit zerstören, wenn sie an der Bißstelle in die Haut eingespritzt werden, das Gift vollkommen. Es ist diese Methode entschieden der Anwendung des glühen- den Eisens (Ferrum candens) vorzuziehen, das neben großen Schmerzen. und gewöhnlich Ver- stümmelung des Gliedes nicht im geringsten die gleiche Wirkung hervorzurufen vermag. Auch verschiedene andere Flüssigkeiten, wie Platin- chlorid, Quecksilberchlorid (Sublimat) haben sich als vollkommen unbrauchbar erwiesen. Ebenso- wenig führt die Anwendung von Ammoniak und Strychnin zum Ziele. Und was den Alkohol anbelangt, so sind die Anschauungen hierüber sehr verschieden. Man findet fast überall die Meinung verbreitet, daß ein reichlicher Genuß von Alkohol die Wirkung des Giftes schwächt. Doch bei Versuchen an Tieren hat es sich herausgestellt, daß der Alkohol ganz ohne Kinfluß auf die Wirksamkeit des Giftes war. Es kann ja sein, daß bei Menschen in Fällen leichterer Vergiftung 267 der Alkohol ein wenig Einfluß auf die Wirkung des Giftes hat, doch vermag er in keinem Falle, wenn die tödliche Menge Gift eingeführt wurde, den Tod zu verzögern, viel weniger zu verhindern. Das beste Mittel gegen Schlangengift ist einzig und allein das Heilserum und hoffentlich wird es nicht mehr lange dauern, bis es sich so wie andere Heilmittel überall eingebürgert hat und durch seine Wirkung der Schlangen- plage ihren Schrecken nimmt. Ich bin nun am Ende meiner Ausführungen angelangt und bin nur noch die Erklärung schuldig, was mich zu dieser Arbeit veranlaßte. Ich wußte, daß einige Leser fragen werden: „Was ist mir Hekuba? Was geht mich das Schlangengift an?“ Wenn ich es aber trotz- dem unternahm, diese Arbeit abzufassen und es wage, sie den Lesern vorzulegen, so tat ich es in der Meinung, dab es immerhin einige Reptilienfreunde geben wird, die eine Aufklärung über diesen Punkt, über den schon so viel ge- schrieben wurde und über den die abenteuer- lichsten Ideen und Meinungen herrschen, ganz gerne aufnehmen werden, und weil es ja nicht ausgeschlossen ist, daß manche mit Giftschlangen in irgend einer Weise in Berührung kommen. Ein Tag auf der Kitchener-Insel. Von Dr. F. Werner-Wien, U): freundliche Leser möge sich nicht be- : mühen diese Insel in irgend einem Atlas zu suchen; er findet sie ja doch nicht. Ich will ihm daher gleich im vorhinein mitteilen, daß sie in Oberägypten im Nil gelegen ist, und zwar zwischen der Insel Elephantine (gegenüber Assuan) und dem linken Nilufer. Dem Durch- schnittstouristen ist sie natürlich vollkommen unbekannt; mancher mag einen Winter in Assuan verlebt haben, ohne auch nur ihren Namen zu kennen; dem Naturforscher aber, speziell dem Zoologen bietet sie mancherlei Interessantes. Wer von der Höhe der libyschen Wüste, deren Plateau gegen 50 Meter über den Nil sich erhebt, herabblickt auf den Strom, dem erscheint diese Insel ebenso wie Elephantine wie eine Oase in der trostlosen Öde des Landstriches. Hinter ihm die furchtbare Einsamkeit der liby- schen Wüste mit ihren ungeheuren Sanddünen 268 und schwarzen Felsen, auf der einen Seite ein verfallenes Kloster, auf der anderen das kleine Fort auf dem Mount Grenfell als einzige Spuren menschlicher Behausungen und — wenn man von den zahllosen Fußspuren von Wüstenfüchsen, Springmäusen, Eidechsen und Käfern absieht — als die einzigen Anzeichen von Leben überhaupt. Am jenseitigen Ufer Assuan mit seinen Hötels und seinen spärlichen Palmen; auf der Insel Elephantine das riesige Savoy-Hötel; auf der Kitchener Insel (dem Bezwinger des Khalifa und Wiederbefreier des Sudan, Lord Kitchener ge- hörig und an das Grand Hötel in Assuan ver- pachtet) aber ist nichts von europäischen Ein- flüssen und kaum ein Dorf zu erblicken. Wenn wir mit dem Boot, der Feluka, am Ostufer des Inselchens gelandet sind, so fällt unser erster Blick auf ein dichtes Gestrüpp von Stachelgras (Aristida pungens) das von stäm- migen Dattelpalmen überragt wird. Die Mitte der Insel ist etwas erhöht, flach und gut kulti- viert; außer Palmen (zum Teil Dumpalmen, Hyphacne thebaica) finden wir Feigen- und Granatäpfelbäume, nebst anderen Kulturpflanzen des Südens, bewässert mit Hilfe eines regelmäßigen Kanalsystems, welches mit Hilfe von einigen wenigen Schöpfwecken (Sakiehs) mit Nilwasser versorgt. wird. Das Knarren der Schöpfräder von Elephantine, das in stiller Sommernacht nach Assuan herüber dringt, ist in seiner eigen- tümlichen Klangwirkung wohl jedem, der die Gegend kennt, unvergeßlich. Es läßt sich nicht beschreiben, es würde bei uns wahrscheinlich als höchst lästig empfunden werden und doch wird es niemand missen wollen, der für den Charakter der ägyptischen Landschaft Sinn und Verständnis hat. Für mich hat die Stachelgras- Landschaft der Kitchener-Insel einen besonderen Reiz gehabt; hier habe ich einige der interessan- testen Formen der ägyptischen Insektenfauna, namentlich aus der Gruppe der Orthopteren ge- funden, von denen Platypterna tibialis eine ganz charakteristische Art des Stachelgrases vorstellt. Diese bleichgelbgrüne Heuschrecke ist durchaus nicht in der Färbung mit der des Grases übereinstimmend; sie hebt sich im Gegen- teil sehr deutlich ab und scheint beim ersten Anblick eine sichere Beute des Sammlers zu werden; nähert man jedoch das Netz, so springt sie mit mächtigem Satz in die Tiefe des über- mannshohen Grasgewirres; wer etwa versuchen wollte, mit den Händen danach zu greifen, würde bald innewerden, daß das Stachelgras seinen Kleine Mitteilangen. Namen nicht umsonst trägt; mit stark blutenden Schnitt- und Stichwunden wird er ohne Beute den Rückzug antreten. Hier hat sich eine ein- fache Fangmethode (in der Weise, dab man die an den Halmspitzen sitzenden Tiere etwa wie Fliegen mit der Hand wegfängt) am besten be- währt. Auch der große, in der Färbung sehr variable Pachytylus danicus, ein Verwandter der bekannten Wanderheuschrecke, die prächtige Nasenheuschrecke Acridella varıabilis mit blauvioletten Hinterflügeln, der unsäglich gemeine Thisoicetrus littoralis, ein naher Verwandter des in warmen Tälern Mitteleuropas vorkommen- den Calliptamus italicus, beleben das Gebiet. Aber nicht allein das Volk der Insekten ist hier vertreten; denn ich machte, mir durch die Gras- wildnis einen Weg bahnend, bei einem meiner Ausflüge auf der Insel eine interessante Ent- deckung. Vor mir floh eine etwa halbmeter- lange Schlange dahin, ich konnte eben noch meinen Fuß auf sie setzen. Ein flüchtiger Blick ließ mich sofort erkennen, daß das Tier eine Brillenschlange war, besser gesagt, einer dieser nahestehenden Art angehören mußte (keine an- dere Art der Gattung Naja trägt den brillen- oder richtiger Kneiferähnlichen Fleck auf dem Nacken als die indische N. tripudians). Ich holte sie mit einer Pinzette am Genick unter meiner Stiefelsohle hervor und bemerkte zu meiner großen Freude, daß ich ein Exemplar derin Ägypten erst einmal vorher (von J. Anderson gleichfalls bei Assuan) gefundenen schwarzhalsigen Naia (N. nigricollis) vor mir hatte. Es war nicht daran zu denken, die wütend um sich beißende Schlange lebend mitzunehmen; ich war auf Schlangenfang nicht eingerichtet (in Ägypten sieht man oft innerhalb einiger Wochen weniger Schlangen, als in der Umgebung von Wien in einem Tage, so daß man nicht mehr daran denkt, einer zu begegnen) und dazu ist es bei solchen Kostbarkeiten stets angezeigt, sie sofort zu töten, da ein Entweichen niemals so ganz ausgeschlossen ist, als ein Ersatz für den Verlust. Daher mußte sie sofort in Sprit wandern. (Schluß folgt.) 5% Kleine Mitteilungen. Zu unserer Tafel.e Wir haben lange geschwankt, womit wir dieses Mal unseren Lesern eine Freude bereiten sollten. Schließlich gelangten wir zu der Überzeugung, daß es wohl das beste sei, an Stelle der sonst üblichen „Neuheit“ einmal einen älteren, bewährten und allgemein beliebten Fisch im Bilde vorzuführen. So bringen wir heute auf unserer Tafel ein Pärchen der Praehtbarbe Kleine Mitteilungen. (Barbus conchonius Ham.-Buch.). eines Fisches, der sich wohl ausnahmslos seiner prächtigen Färbung, seiner An- spruchslosigkeit und seiner leiehten Züchtbarkeit wegen größter Beliebtheit erfreut. Sind auch Trichogaster lalius (Ham.-Buch.) und Danio rerio (Ham.- Buch.) noch bunter und farbenschöner als die smaragdgrün und rosenrot gefärbte Prachtbarbe, so ist ersterer Fisch doch ungemein scheu — bleibt dies auch bei jahrelanger Pflege — und zudem etwas wärmebedürftig, letzterer wegen seines Appetites auf seinen eigenen Laich ziemlich schwer zu züchten. Die Prachtbarben setzt man einfach in ein gut mit feinblätterigen Pflanzen (Myriophyllum, Cabomba) bewachsenes, kleines Akkumulatorenglas, und das DLaichgeschäft beginnt am ersten warmen sonnigen Frühlingstag. Und das geht den ganzen Sommer über ununterbrochen fort. Herauszufangsn braucht man die Zuchtfische meiner Erfahrung nach nicht. Fressen sie auch manches Laichkörnchen und manches Jungfischchen, so bleibt noch immer genug von der reichen Zahl übrig. Mit einem Wasserglas oder einem Schöpflöffel braucht man nur an der Fensterseite des Aquariums zu schöpfen, und man hat sicher eine ganze Anzahl Jungfischehen darin, die sich leicht aufziehen lassen, rasch heranwachsen und bereits im kommenden Jahre geschlechtsreif sind. K. Unsere einheimischen Süßwasserfische. V. Neues vom Aal (Anguilla anguilla (L.) [A. vulgaris Flem.]). Heute finde ich zufällig in den „Blättern für Aquarien- und Terrarienkunde“ Jg. XVII, pag. 132 einen kleinen Aufsatz über „die sagenhaften Wanderungen der Aale“. Glücklicherweise bin ich imstande, zu dieser vielbesprochenen Streitfrage einen kleinen Beitrag zu liefern. Seit vielen Jahren verbringe ich meine Ferien in Zeitz a. d. Elster, wo ich dem von mir leidenschaftlich betriebenen Fischereisport obliege. Die Elster ist reich an Aalen, und fast täglich erbeutete ich mehrere derselben bis zu dem anständigen Gewicht von 2'/, Pfund. Mein dort wohnender Bruder, Direktor der Provinzial - Er- ziehungs-Anstalt, hat in seinem Garten ein Springbrunnen- bassin von reichlich 2 m Durchmesser, dessen Wasser- spiegel ungefähr !/; m unter dem oberen Rande gehalten wird. In dieses Bassin setzte ich stets viele von den tagsüber gefangenen Fischen, u. a. oft Aale. Vor 2 Jahren war eines Morgens ein besonders schöner Aal aus dem Behälter verschwunden. nerisches Wetter. Ich dachte natürlich, er sei von einem Liebhaber entwendet. Aber nein, andern Tages fanden wir das Tier in dem großen Garten mitten auf einem großen Grasplatze liegend vor. Es war gerade sehr reg- Wieder ins Wasser ge- bracht. schwamm er lustig umher. Als ich im vorigen Herbst wieder einen Aal in den Behälter setzte, warnte mich mein Bruder mit den Worten: „Der reißt dir ja doch wieder aus“. Aber gerade das reizte mich, ihn trotzdem wieder der gleichen Stelle an- zuvertrauen. Andern Morgens war der Aal tatsächlich verschwunden und nach langem Suchen fand ich ihn wieder auf einem Grasplatze, sicherlich 20 m von dem Springbrunnen entfernt, lebend vor. Daß beide Male die Aale nicht Wanderlust zum Verlassen des Bassins getrieben, ist klar, es wird hier wohl lediglich der Freiheitsdrang in ihnen erwacht sein und sie zum Wandern veranlaßt haben. ‚Jedenfalls aber ist hierdurch der Beweis erbracht, daß Aale freiwillig das Wasser verlassen und größere Strecken über Land ‘daß sich das Pigment nicht entwickeln 269 Diesen Herbst werde ich den Ver- such noch einmal machen, und, falls Sie Interesse dafür haben, darüber berichten.!) Walther Uellner, Essen (Ruhr). Ein Goldaal befindet sich gegenwärtig im Besitze der Firma Emil Reichelt, Berlin N., Elsasserstraße. Er zeigt die typische Form eines gewöhnlichen, wohlge- genährten Aales, mißt etwa 50 em in der Länge und dürfte ein reichliches Pfund wiegen. Der ganze Körper ist quittengelb gefärbt bis auf wenige vereinzelte schwärzlichgraue Flecken an den Längsseiten und auf der Oberseite des Kopfes. Die ganze Unterseite ist silber- weiß gefärbt wie bei den zum Laichen ins M.eer wandern- den Aalen (sog. Silberaalen) unserer Flüsse. -Das Auge ist verhältnismäßig groß; den größten Raum nimmt aber die Iris ein, während die Pupille nicht größer als bei einem gewöhnlichen Aal ist. Er ist in der Weser gefangen worden. Genaueres über die Fangstelle wußte mir Herr Reichelt nicht anzugeben. zurücklegen können. Das Tier macht einen ganz fremdartigen Eindruck mit seiner prächtig gelben Farbe auf den Beschauer. Ich halte es für einen Partialalbino, der jedenfalls den größten Teil seines Daseins durch irgend welchen unglücklichen Zufall in einer absolut oder doch fast dunklen Höhlung hat verbringen müssen, so konnte. Auf den Aufenthalt in dunklem Raume deutet auch das große Auge hin, dessen Pupille nur infolge der jetzt ungedämpften Lichtwirkung sich soweit verengert hat. Hoffentlich gelingt es, den Aal durch gute Pflege und Ernährung — bei seinem jetzigen Aufenthalt in einem Bassin mit hunderten von Goldfischen bezweifle ich namentlich das letztere nicht — recht lange am Leben zu erhalten. Es wäre interessant, festzustellen, ob das Tier imstande ist, noch in so vorgeschrittenem Alter Pigment zu erzeugen und allmählich die Farbe eines gewöhnlichen Aales zu erwerben. — Die Laichplätze unserer Aale sind nun endlich auch entdeckt worden und ist somit der Nachweis er- bracht, daß sich unsere Aale in genau derselben Weise fortpflanzen wie der Aal der Mittelmeerzuflüsse, von dem Grassi und Calandruccio bereits vor längerer Zeit - nachweisen konnten, daß er in bedeutenden Meerestiefen laicht. Die dänische Abteilung der Gesellschaft für inter- nationale Meeresforschung hat gefunden, daß die Aale der in die Nordsee und in den atlantischen Ozean mün- denden Ströme zwischen dem Golf von Biskaya und den Faeröer-Inseln sowie in einem weiter westlich gelegenen Striche von der Westküste der Pyrenäenhalbinsel nord- wärts, westlich bis zu 15° westlicher Länge von Green- wich, und zwar in Tiefen von 1000 m ihrem Fort- pflanzungsgeschäft obliegen. Daß gerade diese Striche von den Aalen bevorzugt werden, erklärt sich aus der dortselbst in größeren Tiefen herrschenden, durch den Golfstrom bewirkten höheren . Wassertemperatur. Nun wird es auch begreiflich, daß unsere „Silberaale“ (Beginn des Hochzeitskleides) niemals reife Eier enthalten. Das Eindringen bis in solche gewaltige Tiefen erfordert eine ganz allmähliche Gewöhnung an die höheren Drucke, so daß vom Eintritt des wandernden Aales ins Meer bis zur Ankunft in den Tiefen der Laichplätze gut ein halbes Jahr verstreichen mag. Während dieser Zeit tritt die Laichreife ein. Während dieser Zeit paßt sich der Aal aber auch an das Leben in der ewigen Nacht dieser un- geheuren Meerestiefen an, in dem sich auf der Wanderung 1) Ich bitte sehr darum. K. 270 sein Auge allmählich vergrößert und zuletzt teleskop- artig aus dem Kopfe hervortritt, wie eine vor kurzem veröffentlichte photographische Aufnahme des Kopfes eines laichreifen männlichen Aales zeigt. Ist somit durch emsige Forschung manches Rätselhafte an der Fort- pflanzung des Aales’ aufgeklärt worden, so bleibt doch noch immer viel zu ergründen. Warum wandern z. B. nur die weiblichen Aale stromauf und bleiben die männ- lichen trotzdem Zeit ihrer Wanderung geschlechtlich noch kaum differenziert sind? Auf diese Frage gibt es bisher keine plausible Antwort. Untersuchung zurück im Meere, sie zur Vielleicht ergibt eine gründliche zahl- reicheren Materials doch, daß häufiger, als man bisher gefunden, ‚auch männliche Aale in unseren Flüssen vor- kommen, Zu den Landwanderungen der Aale möchte ich noch eine Vermutung aussprechen, die vielleicht einer Nachprüfung wert wäre. Da diese Wanderungen haupt- sächlich im Spätsommer beobachtet worden sind, liegt die Annahme nahe, dab sie mit erwachenden Wandertrieb des geschlechtlich heranreifenden Es würden dann nur große dem Fisches zusammenhängen. Aale aufs Land gehen und auch nur dann, wenn sie in abgeschlossenen Gewässern sich auf- halten, aus denen sie ihre Wanderung dem Meere zu nicht im Wasser unternehmen können. Wer sich um die Aufklärung dieser interessanten Fragen ein Verdienst erwerben will, möge also mit auf diese Umstände achten, Köhler. [ Sprechsaal. Zur Frage „natürliches oder künstliches Seewasser“ möchte ich bemerken, daß ich Herrn R. Flurschütz. Paris, nur zustimmen kann. Auch ich habe mehrmals nach dem im „Hoffmann“ angegebenen Rezept Seewasser dargestellt. Da selbiges als „erprobt“ bezeichnet war, so habe ich natürlich nieht an seiner Zuverläßlichkeit gezweifelt und „es genau befolgt, wozu ich mich in meiner Eigenschaft als Uhemiker für wohl befähigt halte. Als unbrauchbar habe ich derartig hergestelltes Wasser nicht gefunden. Härtere Tiere gedeihen darin ganz gut, zumal, wenn es !/; Jahr und länger im Aquarium gestanden hat. Ein Zimmeraquarium läßt sich auch mit dem Berliner Aquarium nicht vergleichen, in dessen Becken seit 58 Jahren dasselbe Wasser kreist. Von der zoologischen Station in Rovigno an der Adria wird es außerdem ständig mit neuen Tieren versorgt, zwei Vorteile, die der Aquarien- liebhaber nicht haben kann. Das künstliche Seewasser wird noch viele Verteidiger finden, es ist eben mancher leichter zufrieden gestellt und nennt das gut gedeihen, was andere mit „vegetieren“ bezeichnen. Daß es natürlich Glückspilze gibt, die in sonderbarsten Mischungen die schönsten Erfolge erzielen, will ich ebenfalls nicht be- zweifeln. Wer jedoch einmal Gelegenheit hat, künstliches See- wasser mit natürlichem zu vertauschen, wird sich über den Unterschied wundern und kaum wieder künstliches verwenden. Schon ein Zusatz von 10°/, besten künstlichen Seewassers hat schon einen bemerkenswerten Rückgang des Algenwuchses und ein weniger gutes Befinden der Wer neben künstlichem verwendet hat, kann doch auch nicht Tiere zur Folge. noch kein natürliches Seewasser Sprechsaal. — Fragekasten. darüber urteilen, daß natürliches und künstliches voll- kommen gleichwertig wären. Auf das Allerentschiedenste muß ich aber die Richtig- keit des in allen Büchern über Seewasseraquarien an- gegebenen Rezeptes bestreiten. Daß hier ganz bedeutende Fehler vorliegen, habe ich in No. 15 der „Blätter“ klar und deutlich bewiesen. Jeder, der sich mit etwas Chemie beschäftigt hat, wird die Richtigkeit meiner Behauptung leicht bestätigen können. Ich empfehle jedermann, nur natürliches Seewasser zu nehmen ohne die geringste Beimengung von künstlichem. Die hohen Transportkosten machen sich schnell bezahlt durch viel größere Dauerhaftigkeit aller Tiere. P. Schmalz, Leipzig. * T'ragekasten. K. v. d. S., Berlin. Frage: Es handelt sich um eine Krankheitserscheinung bei einer Salamandra ma- culosa, die ich seit fast 3 Jahren in einem feuchten und mit Wasserbecken versehenen Terrarium pflege, Seit einigen Wochen macht sich bei diesem Tiere eine all- mähliche Vertrocknung der Haut bemerkbar. Die gelben Flecken auf der Oberseite des Körpers haben eine grau- schwarze Färbung angenommen, die Augenwülste sind eingefallen und die Augen fast ganz geschlossen. Da das Tier trotzdem fraß, so habe ich der Krankheit anfangs keinen Wert beigelegt. Seit einigen Tagen ver- weigert es die Nahrung, die bis dahin aus Regen- und Mehlwürmern, Schnecken und rohem Fleisch bestand. Auffällig ist, daß der Salamander, der sich sonst oft tagelang an derselben Stelle, z. B. in der Grotte des Terrariums aufhält, jetzt täglich mehrmals seinen Platz wechselt. Außer diesem Tiere befinden sich noch im Terrarium: ein zweites Exemplar Sal. mac., das in den leuchtendsten Farben prangt, ein Laubfrosch, ein Gras- frosch und einige Kammmolche. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie die Güte hätten, mir über diese Krankheitserscheinung und ihre Bekämpfung Auskunft zu erteilen. Antwort: Die Krankheit ist mir vollständig un- bekannt und bitte ich Lurchpfleger, welche etwa darüber Erfahrungen haben sollten, sie mir zur Veröffentlichung an dieser Stelle mitzuteilen. ARE E. K. in Hamburg. Die eingesandten „krebsähn- lichen“ Tiere sind halbwüchsige Larven des Gelb- randkäfers (Dytieus marginalis L.). Sie werden wohl gelegentlich in dieser Größe noch von größeren Fischen gefressen, werden aber ausgewachsen noch Fischen ge- fährlich, die größer sind als die Larven selbst und sind aus Zucht- und Aufzuchtbehältern sorgfältig fernzuhalten. Die kleinen „kugelähnlichen“ Tierchen — ich fand nur zwei in der übersandten Probe — gehören zwei ganz ver- schiedenen Tierklassen an. Das größere mit den 8 ziemlich langen gekrümmten Beinen und der schönen schwarzen Rückenzeichnung ist eine Wassermilbe der Gattung Ourvipes Koenike. Zur Bestimmung der Art fehlt mir gegenwärtig die Literatur. Das kleinere, einfarbig oliv- grüne Tierchen ist ein Muschelkrebs der Gattung Oypris OÖ. F. Müller, wahrscheinlich Oypris virens Jurine. Sie erkennen mit der Lupe deutlich die zwei- teiligoe muschelähnliche Schale und die beim Schwimmen von dem Krebschen herausgestreckten Beine. Beide Tier- Bücher- und Zeitschriftenschau. — Vereins-Nachrichten. arten gehören gleichfalls nicht in Brutaquarien, werden zudem von den Fischen nicht oder (Cypris) nur wider- willig gefressen. Sie hätten die gewünschte Aufklärung übrigens schneller und wohlfeiler haben können, wenn Sie sich an einen der dortigen Vereine für Aquarienkunde, z. B. an die „Salvinia“ bez. an deren I. Vorsitzenden, Herrn Dr. P. Franck, Hamburg 9, Schröderstiftstr. 7/9 gewandt hätten. Gerade dieser Herr ist gründlicher Kenner des Wasserkleingetiers der Hamburger ‚Fauna. 5 Bücher- und Zeitschriftenschau. Ernst Haeckel.e Ein Lebensbild von Wilhelm Bölsche. Volksausgabe. Preis 1 Mk. Berlin und Leipzig, Verlag von Hermann Seemann Nachfolger. 1.—10. Taus. Es ist mit großer Freude zu begrüßen, daß die beste Haeckelbiographie, die den großen Gelehrten nieht nur als Forscher, sondern auch als Menschen schildert, nun- mehr vom Verlage aurch ‚Veranstaltung einer billigen Volksausgabe auch weiteren Kreisen zugänglich gemacht wird. Der Verfasser, der Haeckel und seiner Familie persönlich seit Jahren nahesteht, dürfte wie kein anderer dazu berufen sein, die Persönlichkeit dieses Mannes, auf den unser deutsches Vaterland alle Ursache hat, stolz zu sein, zu beurteilen. Und zugegeben, daß sein Urteil nicht immer ganz objektiv bleibt dem vergötterten Freunde gegenüber, dieses Urteil tut wohl im Gegensatz zu den gehässigen und durchaus unbegründeten Anfeindungen von Leuten, die als Gelehrte zum Teil nicht wert sind, einem Haeckel die Riemen seiner Schuhe zu lösen. Möchte das einfach ausgestattete, aber inhaltlich prächtige Buch — eines der besten Bölsches — recht viele Leser in unserem deutschen Volke finden. 18% Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Mit be- sonderer Berücksichtigung von Deutschland, Österreich EMS, Dr VEREINS FTETET N— Da und der Schweiz. Zum Gebrauch in den Sehulen und zum Selbstunterricht. Von Dr. G. Hegi, Privatdozent an der Universität München. Kustos am k. Botan. Garten. J. F. Lehmanns Verlag, München, In Österreich: A. Pichlers Wwe. & Sohn in Wien. 70 Lieferungen zum Preis von Mk. 1— = monatliche 1K 20 h. Lieferung 6 und 7. Lieferung 6 des Prachtwerkes beginnt nach Beendung der Alimataceen (Vallisneria, Stratiotes, Hydrocharis) die Familie der Gräser. Prächtige farbige und schwarze Tafeln sowie zahlreiche Textillustrationen dürften selbst dem Laien ohne wissenschaftliche Bestimmung die Unter- scheidung der so schwer zu erkennenden Arten dieser Familie ermöglichen. Wir weisen nochmals darauf hin, daß die Erwerbung dieses umfassendsten Florenwerkes, dessen Preis naturgemäß kein niedriger sein kann, dadurch außerordentlich erleichtert wird, daß nur all- monatlich eine Lieferung zu 1 Mk. erscheint. So dürfte selbst der am wenigsten Begüterte in der Lage sein, das Werk zu erwerben. K. Von der Zeitschrift „Zoologischer Beobachter“ — Der Zoologische Garten — Verlag von Mahlau & Waldschmidt in Frankfurt a. M., liegt vor No. 5 des XLVIII. Jahrgangs für 1907 mit folgendem Inhalt: Eine Wanderung durch den Stadtgarten zu Karlsruhe; von H. Lauer in Freiburg i. B. (Schluß.) — Zur Fauna der Großstadt. (Vogelleben in Wien 1900-—-1907.); von Dr. F. G. Kohn in Wien. — Die Fortpflanzung des großen Ameisenbären (Myrmecophaga jubata) in Nills Zoologischen Garten in Stuttgart; von Adolf Nill in Stuttgart. — Kreuznacher Wintergäste; von L. Geisen- heyner in Kreuznach. — Ephippigera ephippigera (F.) und Eresus niger Petagna am Mittelrhein; von H. Frei- herrn Geyr von Schweppenburg in Hann.-Münden. — Kleinere Mitteilungen. — Literatur. — Eingegangene Beiträge. — Bücher und Zeitschriften. Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hotel Roth, Neuturmstr. 5. Donnerstag, den 7. März 1907. Der Verlesung und Genehmigung des Protokolls folgte die Bekanntgabe des Einlaufes. Im Einlauf: Karte des Herrn Oberexpeditors Paukner, Landshut. Derselbe ersucht um Wasserpflanzen. Monats-Anzeiger der Ge- sellschaft „Heros“-Nürnberg nebst Auszug aus der ordent- lichen Mitgliederversammlung. No. 3 des Monatsblattes des „Wasserstern“-Augsburg. An Zeitschriften waren ein- gelaufen: „Wochenschrift“ No.10 und „Zoologischer Beob- achter“ No. 1. Letzgenannte Zeitschrift mit 2 Schlangen- geschichten von L. Geisenheyner in Kreuznach; neu ist uns dabei die Mitteilung, daß die Schlingnatter Molche sowie junge Vögel frißt. Die an die Bekanntgabe der Eingänge sich anschließende Kugelabstimmung über Herrn Georg Heintz, Kaufmann in Bad Berneck, Fichtelgebirge, ergab die Aufnahme des genannten Herın in unsere Gesellschaft. Einer Mitteilung des Verlages zufolge sind die ersten 7 Nummern des heurigen Jahrganges der „Wochenschrift“ bereits vergriffen. Auf eine bezügl. Mitteilung des Vorsitzenden hin nehmen alle anwesenden Herren, die sich die „Wochenschrift“ beigelegt hätten, ihre Bestellung auf genannte Zeitschrift wenigstens für dieses Jahr wieder zurück. Herr Lankes demonstriert die tadellos abgeworfene Haut seiner Naja haje. Die Haut mißt 77 em. Der Vorsitzende gibt bekannt, dab Herr Dr. Bruner in der nächsten Wochenversammlung seinen Vortrag über Entwicklung unserer Aquarien- und Terrarientiere fortsetzen wird. Schließlich demonstriert Herr Dr. Bruner ein transportables Terrarium, das der Genannte selbst konstruiert hat. Das Terrarium ist außerordentlich leicht zusammenstellbar, nimmt so nur einen geringen Raum ein und hat geringes Gewicht. Donnerstag, den 14. März 1907. Protokoll: Verlesung und Genehmigung. Es waren eingelaufen: Karte des Herrn Reinhardt bezüglich der „Deutschen Fischereizeitung“, dann eine solche von unserem Herrn Kallert aus Wien, eine solche von Herrn Dr. Wolterstorff bezüglich der „Wochenschrift“, weiter 2 Karten des Herrn Oberexpeditor Paukner, Landshut. Herr Paukner beklagt sich über langsame und schlechte Bedienung bei Bestellung von Aquarien und fragt gleich- 272 zeitig bezüglich eines sicheren Erkennungsmerkmales der Geschlechter bei Barbus ticto an. Brief des Herrn Mußboft, Breslau. Der Vorsitzende bringt ein längeres Schreiben des Herrn Rembold zur Verlesung. Dieses Schreiben elossiert-. die konfusen in der Jagdzeitschrift „St. Hubertus“ erschienenen Mitteilungen eines Herrn Baruschke über die Kreuzotter. Der „Triton“- Berlin überweist uns die Adresse eines Reptilienfängers in San Bernardino, Para- guay. Freundlichen Dank. Ob mit dem Mann was zu machen ist, wird sich finden. An Zeitschriften sind ein- gelaufen: „Wochenschrift“ No. 11, ferner „Natur und Haus“ No. 11. In letzterer Zeitschrift schildert Herr Jos. Scherer einen nächtlichen Streifzug durch die Savanne. Unser Herr Müller hat die Ausführungen Scherers mit einer Zeichnung des kräftigen, schönen und außerordentlich ausdauernden Gecko, nämlich Tarentola ephippiata, ge- schmückt, Verschiedene dieser hübschen Tiere sind seit der Rückkehr Scherers vom Senegal (1906) in unseren Händen und haben sich sehr gut gehalten. Mehrfach wurden Eier im Terrarium abgelegt, leider gelang es bisher nicht, diese zum Ausschlüpfen zu bringen. „Blätter“ No. 9 und 10. Herr F..W. Oelze schreibt in dieser Nummer der „Blätter“ über „Sandottern im Terrarium“. „Giftschlangen“, meint er, „werden nur mehr selten in Gefangenschaft gehalten, wohl weniger wegen ihrer Ge- fährlichkeit, als vielmehr wegen ihres bissigen und heim- tückischen Wesens“. Ja das bissige heimtückische Wesen der Giftschlangen hängt eben ziemlich mit der Gefährlich- keit zusammen. Übrigens werden mehr Giftschlangen gehalten als Herr Oelze glauben möchte. In Südbayern kommt die Sandotter nicht vor. Daß die Sandotter auch Mäuse inmitten des „Gesanges“ tötet, dürfte nicht vor- kommen, obwohl sie sonst auf Gesang wirklich keine Rück- sicht nimmt. Die Einrichtung eines Terrariums mit dem scharfen aufgekünstelten Gestein (siehe Photographien) will uns nicht gefallen. Den Schluß des Abends bildete die Fortsetzung des Vortrages des Herrn Dr. Bruner über die Entwicklung unserer Aquarien- und Terrarientiere. Der Vortrag behandelte den Ausbau des Stützgewebes (Mesenchym), der glatten (unwillkürlichen) Muskulatur und die Anlage des Skeletts. Faltenbildung des Mesoderms, Abspaltung von Darmfaserblatt, Hautfaserblatt, Kutis- platte und Zwischenblatt, sowie der hieraus hervorgehenden Örgananlagen (Leibeshöhle, Lederhaut, Darmmuskulatur, Gekröse), Nabelbildung, Dottersack, Nabelstrang, Ent- stehung des Blutes und der Blutgefäße; Anlage des Herzens bei Fischen, Amphibien und Reptilien. Auch diesmal trugen herrliche Illustrationen zum besseren Verständnisse der schwierigen Materie bei. Über 8 Tage wird dann Herr Dr. Bruner den Schluß seines Vortrags- Cyklus bringen, während über 14 Tage der geschäftliche Teil ausfallen soll und nur eine gesellige Zusammenkunft geplant ist. Donnerstag, den 21. März 1907. Den Vorsitz führt Herr Kunstmaler Müller. Ver- lesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Wochenversammlung. Einlauf: Karte von L. Dames- Berlin. Offerte von A. Glaschker-Leipzig in Glasaquarien. „Blätter“ No. 11 bringen neben der instruktiven Arbeit Köhlers über die Teetragonopterus-Arten u. a. einen inter- essanten Aufsatz von Dr. Paul Kammerer über Zucht- versuche mit Geburtshelferkröten; ferner eine Richtig- stellung des Oelze’schen Artikels in No.10 der „Blätter“ bezüglich der Angabe über das Vorkommen der Sand- otter im südlichen Bayern durch Herrn Dr. Franz Werner- Wien. No.12 der „Wochenschrift“. Verschiedene Ver- öffentlichungen werden verlesen. Herr Boleslawsky gibt seine Wohnungsänderung bekannt. Hierauf erhält Herr Dr. Bruner das Wort zum Schluß seines Vortrages über die Entwicklung unserer Aquarien- und Terrarientiere. Der Vortrag behandelte die Entwieklung des Harn- und Geschlechtsapparates (Vorniere, Urniere, Nachniere; Wolff’scher und Müller’scher Gang, Keimepithel). Bildung von After (Kloake) und Mund. Differenzierung des Darmkanals und seiner Anhangsgebilde (Schlundspalten, Kiemenbögen, Schwimmblase, Lunge, Leber usw.); Zahn- bildung. Entwicklung des Gehirns, des peripheren Nerven- systems und der Sinnesorgane. Zum Schluß Zusammen- stellung der aus den verschiedenen Keimabschnitten Vereins-Nachrichten. der äußeren Gestalt, von Embryonen und Larven unserer Aquarien- und Terrarien-Pfleglinge. Literatur und Ab- bildungen. Herr Müller spricht dem Vortragenden den Dank der Gesellschaft für seinen lehrreichen Vortrag aus. Herr Dr. Bruner hat weder Zeit noch Mühe und Geld gescheut, um uns einen Einblick in ein schwieriges, aber sehr interessantes Gebiet zu gewähren. Nächsten Donnerstag zwanelose Zusammenkunft. K. Lankes, I. Vors. Fragekasten des „Triton“, Berlin. (Die Benutzung desselben steht auch Niehtmitgliedern frei.) Frage 1®. Wie geschieht die Zucht der verschiedenen Haplochilus-Arten ? Antwort: Wir erreichen mit gutem Erfolge die Zucht sämtlicher Haplochilus-Arten einschließlich ihrer verschiedenen Varietäten auf folgendem Wege. Da die Haplochiliden ihren Laich nur an feinblättrige Wasser- pflanzen oder Wurzelfasern ablegen, die sich an der Ober- fläche des Wassers befinden, so besorgen wir uns ein dichtes verfilztes Bündel feiner Wurzelfasern beispielsweise vom Üyperus oder irgend einer anderen Pflanze und hängen dieses derart in das Zuchtbecken, hinein, daß es dicht unter der Wasseroberfläche schwimmt. Nun setzt man das laichbereite Paar hinein und sorgt für eine gleich- mäßige Temperatur von 20—25° ©. Einzeln oder auch zu zwei und drei zusammenhängend werden nun die be- fruchteten Eier vom Weibchen an dem Wurzelbündel angeheftet; und man braucht nur jeden Vormittag das- selbe aufmerksam zu untersuchen und die Fasern mit dem daran haftenden Laich abzuschneiden. In einem Ein- macheglase mit Wasser von gleicher Temperatur überläßt man diese sich selbst; nach 7—10 Tagen schlüpfen die Jungen aus und werden in der sonst üblichen Weise groß gezogen. — Dieses Verfahren modifiziert sich einzig und allein bei A. latipes; dieser Fisch legt die Bier nicht Stück für Stück ab, sondern sie sammelu sich nach dem Austritt am Bauche des Weibehens an, wo sie schließlich als ein beträchtlicher Klumpen hängen bleiben. Diesen Klumpen streift das Tier am Wurzelbüschel ab, und man muß frühmorgens aufpassen, um diesen Augenblick nicht zu versäumen. Der Klumpen muß baldigst entfernt werden, da er sonst unfehlbar dem elterlichen Appetit zum Opfer fallen würde. Im übrigen ist wie oben beschrieben zu verfahren. Frage 11. Wie erkennt man die Geschlechter bei Centrarchus macropterus (Pfauenaugbarsch)? Antwort: Bei ‚Jungfischen sind die Geschlechter schwer zu unterscheiden. Wenn mehrere Fische in einem Behälter zusammen sind, kann ein geübtes Auge die Ge- schlechter an der Körperform und an der Flossenbildung mit einiger Sicherheit feststellen. Die Männchen sind auch in der Jugendform etwas länger und gestreckter als die Weibehen. Bei meinen acht Stück 5—7 em langen Tieren habe ich die Geschlechter wie folgt festgestellt: 1. Die Körperform des Männchens erscheint etwas gestreckter als die des Weibchens; von oben gesehen auch beim Weibehen runder als beim Männchen, be- sonders in der Brust- und Leibgegend. 2. Die obere Hälfte des Pfauenauges in der Rücken- flosse des Männchens ist mit noch einem zweiten Strich umgeben; beim Weibchen tritt dieser Strich nur schwach hervor. 8. Die Afterflosse ist beim Männchen nach unten zu länglicher und bunter als beim Weibchen. Frage 12. Meine Oyprinodon dispar und variegata sind mir kurze Zeit nach Empfang ohne merklichen Grund eingegangen. Sind diese Fische besonders empfindlich ? Antwort: Cypr. sind sehr empfindliche Fische, be- sonders gegen Wasserwechsel. Bei der Ankunft tragen sie, wenn der Absender nicht die nötige Sorgfalt walten läßt, in der Regel den Todeskeim in sich. Der Versand muß in demselben Wasser erfolgen, indem sich die Fische bisher befunden haben; jede plötzliche Teemperatur- schwankung ist Gift. Nach der Ankunft verbleiben die Fische am besten in demselben Wasser unter allmählichem Hinzufügen von altem, möglichst grünem sauerstoff- und salzreichem Aquarienwasser. Temperatur ca. 25° C. am zuträglichsten, auch für die Zucht. hervorgegangenen Organe des Körpers und Ausbildung Für die Schriftleitung verantwortlich : Oberlehrer W alter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVIN. Heft 28. Eine Universaldurchlüftungseinrichtung. Von W. Köhler. Ye bei der Sommerhitze seufzt mancher Schleierschwanzzüchter beim Luftpumpen, das indes eine zur Gesunderhaltung der zahl- reichen Brut unerläßliche Mühewaltung für den Pfleger ist. Und auch derjenige, welcher, weil rationeller, eine Injektionsdurchlüftung vorzieht, ist nicht zu beneiden, wenn er im Schweiße seines Angesichts täglich zwei oder mehrere Male 50 1 Wasser in das 2 m hoch aufgehängte Hoch- reservoir befördern muß. Es ist längst bekannt, daß man beide Arbeiten auf die Wasserleitung abwälzen kann, wenn man eine solche in der Wohnung besitzt und — was ich gleich hin- zufügen möchte — nicht etwa im vierten Stock wohnt. Denn in dieser Höhe ist der Leitungs- druck zu gering, um uns die Arbeit abnehmen zu können. Es dürfte aber noch nicht bekannt sein, daß man mit einer Einrichtung beide Arten der Durchlüftung, Injektions- und Preßluftdurch- lüftung zur Verfügung haben und je nach Bedarf verwenden kann, und daß uns auch hier die Wasserleitung jede Muskelarbeit abnimmt. Dazu bedarf es zweier Kessel von gleicher Größe und eines Hochreservoirs, am besten Kastenform, des gleichen Rauminhalts. Der Kessel K, wird neben der Wasser- leitung, auf einen Untersatz, wozu eine Küchen- bank, im Notfalle eine Kiste dienen kann, so aufgestellt, daß sein Boden höher liegt als die tiefste Stelle des Ausgusses. Er ist genau so gebaut wie die Kessel für Wasserleitungsbetrieb einer gewöhnlichen Preßluftdurchlüftung. Eine stärkere Röhrenleitung (1), an der Kesseldecke mündend, ist mit einer Abzweigung der Wasser- leitung verbunden, in die ein Wasserleitungs- oder Gashahn eingelassen ist. Eine dünnere Rohrleitung (2), etwa 3—4 mm lichte Weite, führt vom Kesselboden durch die Kesseldecke (Mit 3 schematischen Zeichnungen.) zur tiefsten Stelle des Ausgusses. Die dritte gleichfalls dünnere (3—4 mm) Rohrleitung (3) führt von der Decke des Kessels zum Kessel K,, der am besten unter dem Aquarium seinen Platz findet. In diese Leitung ist dicht über dem Kessel nach Art der Wasserstandsgläser an Dampfmaschinen ein starkwandiges Kniestück aus Glas (g) eingekittet; ferner zweigt durch ein T-Stück ein mit Gashahn (b) versehenes Rohr nach oben ab, während ein weiterer Gashahn (ce) in ‘die Rohrleitung eingefügt ist. Der zweite Kessel (K,) hat an der Decke gleichfalls 3 Öffnungen. Eine an der Kessel- decke mündende (4) ist mit der Rohrleitung (3) des neben dem Ausguß aufgestellten Kessels (K,) verbunden. Die zweite (5), ebenfalls an der Kesseldecke mündende, führt durch eine mit Gas- hahn (d) versehene Rohrleitung nach dem Ab- laufheber A am Aquarium. Die dritte schließlich (6) geht vom Kesselboden aus nach dem Reser- voir, in einem N-förmig gebogenen, innen .bis zum Boden des Reservoirs reichenden Bleirohr endend. Sie ist gleichfalls mit einem Gas- leitungshahn (e)verbunden und hat außerdem bei T eine Abzweigung (T-Stück), die in einem dünnen, mit Gasleitungshahn (f) versehenen Bleirohr zum Injektionsdurchlüfter (D) führt. Der Kessel K, muß auf mindestens 2'/, Atmosphären Druck geprüft sein, doch bedarf er weder eines Mano- meters noch eines Reduzierventils. Will ich jetzt das Wasser in Kessel K,, der als Ablaufgefäß dient, wieder ins Hochreservoir heben, so schließe ich die Hähne f und d an Kessel K, sowie den Hahn b in der Rohrleitung 3 (Hahn e in der- selben Rohrleitung bleibt immer offen) und öffne der Reihe nach die Hähne e (Rohrleitung 6 an Kessel K,) und a (Wasserleitung). Das in den Kessel K, einströmende Wasser verdrängt die 274 darin eingeschlossene Luft durch Leitung 3—4 nach Kessel K,, woraus die Luft das Wasser durch Leitung 6 in das Hochreservoir emportreibt. Zeigt die Beobachtung des Wasserstandes bei &, daß Kessel K, gefüllt ist, so drehe ich den Hahn a rasch zu, danach an Kessel K, den Hahn e und öffne den Hahn b an Leitung 3. Mit pfeifendem Geräusch strömt jetzt die Luft aus dem Kessel K, durch diesen Hahn aus. Ist das Geräusch verstummt, so öffne ich die Hähne f und d, und Durchlüfter und Ablaufheber treten wieder in Tätigkeit. Man beachte: Ist das Reservoir völlig leer gewesen vor der Neufüllung, so muB der Durchlüfter neu angesaugt werden durch Ansatz eines dünnen Schlauches an der Luftzufüh- rungsstelle unter Zu- halten der unteren Öffnung. Dieser Übelstand wird aber nie eintreten, wenn man gut aufpabt und bei schwach ge- wordener Tätigkeit der Durchlüftung diese durch Zu- drehen des Hahnes f abstellt. Es ließe sich in jedem Falle vermeiden, wenn man die Rohrleitung 6 am Boden des Reservoirs in dieses einführte. Bei gro- ben KReservoiren möchte ich indes dazu nicht raten, weil jede Lötstelle dem Gefäße von seiner Festig- keit und Drucksicherheit etwas raubt. Ferner: Der Ablaufheber A kann nur funktionieren, wenn der Hahn b in der Küche geöffnet ist, damit Luft aus dem Kessel K, entweichen kann. Ein sparsam funktionierender Injektionsdurchlüfter braucht pro Stunde 10 1 Wasser im Höchstfalle, was für 12 Stunden Tätigkeit 1201 ergibt. Will man also mit zweimaliger täglicher Hinaufbeförde- rung des Wassers ins Reservoir auskommen (morgens und abends), so gewährleistet ein Reservoir von den Dimensionen 60><40>52 cm | Fig. 1. z RE IERSEBEHSIT TS EEG - 1 ) | Universaldurchlüftungseinrichtung. (Erklärung der Buchstaben im Text.) W. Köhler: Eine Universaldurchlüftungseinrichtung. und zwei Kessel von 52 cm Bodendurchmesser und 60 cm Höhe eine ununterbrochene Durch- lüftung bei täglich 240 1 Wasserbedarf als Betriebsspesen. Die Betriebskosten kann sich danach jeder für seine Verhältnisse selbst be- rechnen. Man bedenke aber bei Aufstellung eines solchen Reservoirs dessen beträchtliches‘ Gewicht (über 120 kg) wenn es gefüllt ist und sorge für ein kräftiges Konsolbrett auf starken eisernen Trägern In kleinerem Maßstabe und bei bescheideneren Mitteln kann man natürlich die Kessel durch Säureballons, die selbstverständlich vorher sauber zu reinigen sind, ersetzen, die man aber mit Rück- sicht auf die Gefahr des Zerspringens am besten in den Körben, in denen sie gewöhnlich versandt werden, beläßt. Die Röhrenleitungen führen durch festsitzende und noch besonders durch starken Bindfaden am Flaschenhals festgebundene Korke in die Flaschen hinein. Die Bleirohrleitungen werden zum Teil durch Gummileitungen ersetzt, namentlich an allen den Stellen, wo sich Hähne befinden, an deren Stelle dann verschraub- bare Quetschhähne nach Hofmann treten. I Man wähle aber mit im Rücksicht auf den |: hohen Druck, den die Schlauchleitungen aushalten müssen, starkwandige - Schläuche. Die bei T abgezweigte Durch- lüftungsleitung (Fig. 1) kann auch durch übergehängtes nRohr aus Blei (ge- nau wie Rohrleitung 6 oben am Reservoir) direkt vom Reser- voir aus genommen werden. Säure- ballons fassen ge- wöhnlich 60 ], so daß also eine solche Ein- richtung nur auf etwa 6 Stunden ohne neue Be- dienung funktionieren würde. Eine zweimalige tägliche Durchlüftung auf 6 Stunden früh und abends genügt indes auch den empfindlichsten Aquarienfischen, wenn es nicht gerade Fische sind, die zu ihrer Erhaltung direkt fließendes Wasser benötigen (Forellen, die seltenen Donau- barsche). Aus diesem Grunde ist es auch, ab- gesehen von diesen besonderen Fällen, nicht nötig, die beschriebenen Kessel und das Reservoir von so bedeutenden Dimensionen zu wählen. Der es ZULR, Kuche Dr. F. Werner: Ein Tag auf der Kitchener-Insel. halbe Rauminhalt von 60 ] würde vollkommen ausreichen. Die Maße wären dann für das Reservoir etwa 50>40>32 cm und für die Kessel 42 cm Durchmesser und 45 cm Höhe. Das wäre die Einrichtung für den Betrieb einer Injektionsdurchlüftung, wie sie in ähnlicher Form bereits bekannt war. Unsere Einrichtung leistet aber mehr: sie betreibt ebenso gut eine Preßluft- durchlüftung. Braucht man die Einrichtung für Süßwasseraquarien nicht mehr und möchte sich ein Seewasseraquarium, daß am besten mit Preß- luft zu durchlüften ist, zulegen, so fertigen wir uns nur einfache Rohrdurchlüfter!) (Fig. 4) entfernen den Ablaufheber, verzweigen die Rohr- leitung 5 durch T-Stücke und schließen die Durch- lüfter an diese Leitung an, nachdem wir genau, wie vorher beschrieben, den Kessel K, mit Luft von 2 Atmosphären Druck angefüllt haben. Jetzt wird aber nur Hahn d in der Rohrleitung 5 geöfinet und auch nur soweit, daß die Durch- lüftung die gewünschte Stärke hat; Hahn e wird geschlossen uud Hahn b geöffnet, damit das Wasser aus dem Kessel K, ausfließen kann und dieser aufs Neue ge- brauchsfertig wird. Eine Kesselfüllung Preßluft hält bei Be- nutzung nur eines Durchlüfters und nicht zu starkem Luftstrom mindestens ebensolange vor als die früher an- gewandte Injektions- durchlüftung. Um nun das Maß der Verwend- barkeitsmöglichkeiten unserer Durchlüftung voll zu machen, können wir auch noch den selsttätigen Ebbe- und Flutregler nach Schlegelmilch’) statt .)) Solehe Rohrdurchlüfter fertigt man sich, indem man ein etwa 3—5 em langes Stück spanisches Rohr (von einem Rohrstock) recht schräg abschneidet — je schräger, desto größer die Ausströmungsfläche — während man das andere Ende glatt abschneidet und ringsherum gleichmäßig etwa 3 —1 em lang soweit verengert, daß das Ende genau in eine Glasröhre mit möglichst starke Wandung paßt. Man taucht dann die mit dem Rohrstück versehene Röhre ins Wasser, bis das Rohrstück festein- gequollen ist, und der Durchlüfter ist gebrauchsfertig. Dadurch, daß eine Gummiabdichtung vermieden wird, ist der Durchlüfter auch für Seewasser vorzüglich brauchbar. 2) „Blätter“ 1905, S. 66, Fig. 2. Universaldurchlüftungseinrichtung. (Erklärung der Buchstaben im Text.) 275 der Durchlüfter an Rohrleitung 5 anschließen und haben dann ein Aquarium mit Ebbe- und Flut- wechsel für die empfindlichsten Tiere unserer Strandzonen. Mehr kann man von einer Durch- ‚lüftungseinrichtung gewiß nicht verlangen. Setzen wir für einen Kessel von 120 1 Inhalt aus starkem Zinkblech mit Eisenreifen und allen benötigten Hähnen 15 Mk. an, desgleichen 15 Mk. für das Reservoir und für die übrigen erforder- lichen Nebendinge (Rohrleitung, Gashähne) und ‚Arbeitslohn nochmals 15 Mk., so haben wir, wenn wir Durchlüfter, Ausströmkörper und Ablauf- heber selbst fertigen, was fast kostenlos möglich ist, für 60 Mk. eine Universaldurchlüftung viel- seitigster Verwendbarkeit bei geringen Betriebs- kosten, ohne daß wir noch irgend welche An- strengung mit dem Luftpumpen haben. I) - Ein Tag auf der Kitchener-Insel. Von Dr. F. Werner-Wien. (Schluß.) % I N}. .. Ö ie schöne fisch- schuppige Glatt- echse Mabuia quin- quetaeniata, ein in Ägypten fast überall zu findendes, nilab- wärts eingewandertes Kind des tropischen Afrikas fehlt auch auf unserer Miniatur-Insel nicht; aber eine wahr- hafte Überraschung ge- währte mir und meinen Reisegefährten das massenhafte Vorkom- men des großen Ring- geckos (Tarentola anmnularıs), der größ- ten Haftzeherart Ägypten, von der ich Exemplare von gegen 21 cm Länge heimbrachte, an den steil in den Nil abfallenden Felswänden der Insel. Wir hatten in später Nachmittagsstunde unser Nil- bad genommen und saßen eben, uns abtrocknend, auf einem Felsen, als mir ein halbwüchsiger Ringgecko über den nackten Rücken lief und von Ingenieur Hafferl dingfest gemacht wurde. Nun sahen wir in der schnell hereinbrechenden Abenddämmerung, daß die etwa 5 Meter hohe Felswand von Geckos förmlich wimmelte, so dab man den Eindruck hatte, als liefe der Felsen selbst in die Höhe, 276 Da gabs kein Zögern — wir mußten noch- mals ins Wasser. Einer von uns trieb die Tiere von der Höhe abwärts, während die beiden anderen unten vorbeischwammen. Der erste Schwimmer sandte mächtige Wasserstrahlen in die Höhe und brachte hie und da einen Gecko zum Sturz ins Wasser — fangen konnte er ihn nicht, da die starke Strömung den Schwimmer bald weiter riß und hinter dem Felsen mit einiger Vehemenz gegen das Land warf; erst der zweite Schwimmer konnte den Gecko im Wasser haschen und, nachdem er ebenfalls gestrandet war, ihn ans Land bringen. Wie oft wir die Rundreise um den Felsen machten, weiß ich nicht mehr; sicher ist nur, daß es schon dunkel war, als wir unsere Jagd aufgaben und abermals ans. Abtrocknen gingen. Aber auch das sollte nicht ohne Störung vor sich sehen; denn unsere geübten Augen entdeckten nunmehr auf dem glatten Felsen einen prächtigen, selbgebänderten Laufkäfer aus der Gruppe der Bombardierkäfer (Pheropsophus assua- nensis), der behend und hochbeinig herum lief. Nun war es mit dem Ankleiden auf einige Zeit vorbei — alle lagen mit dem Gesicht auf dem Boden, da die Käfer nur mehr dann erblickt werden konnten, wenn sie sich vom mondhellen Himmel abhoben; aber wir machten reiche Beute an dem schönen bunten Käfer, der vergebens seine Dampfwolken an uns verschwendete. Er wäre für einen Uneingeweihten ein höchst merkwürdiger und unerklärlicher Anblick gewesen, drei nahezu splitternackte Männer im Mondenschein auf allen Vieren auf einem Felsblock von wenigen Quadrat- metern Oberfläche herumkriechen zu sehen und ich bezweifle, ob jemals schon Käfer unter solchen Umständen gesammelt worden sind. Der Nil ist in der Umgebung der beiden Inseln sehr fischreich und von manchen Fischen, wie die unaufhörlich nach fliegenden Insekten schnappenden und dabei aus dem Wasser springen- den silberglänzenden Alestes-Arten (A. nurse und A. baremose) werden mit einem Netzzug leicht hunderte, freilich vorwiegend junge Exem- plare gefangen, mit dem kleinen Micralestes acutidens, jungen „Nilhunden“ (Kelb-el-moie, Kelb-el-bahr, Hydrocyon forskaliı) und kleinen Exemplaren karpfenähnlicher Fische (Barbus bynni, Barilvus niloticus). Unsere Barke stößt vom Strande ab. Still liegt die Insel im Mondschein da; wo im hellen Sonnenschein der prächtige Tagfalter Danais chrysippus und metallisch glänzende Wespen von Blume zu Blume flatterten und schwirrten, da wimmelt ein Heer rundlicher, flügelloser Dr. F. Werner: Ein Tag auf der Kitchener-Insel. Schwarzkäfer (Pimelia) aus den verborgenen Ruhestätten am Fuße der Palmenstrünke kommend, durcheinander, da eilen gelbe Skor- pione (Duthus quwinquestriatus) und haarige Walzenspinnen (Galeodes) schattengleich und lautlos dahin, auf Beute ausgehend, und monströse Fledermäuse umkreisen die Wipfel der Dattel- und Dumpalmen. Es ist bemerkenswert, daß die Kitchener- Insel nicht nur reicher an Tieren ist, als das bewohnte und von unzähligen Fremden besuchte _ Elephantine und die durch die alljährliche Nil- überschwemmung völlig überflutete Insel Philae, deren Fauna ausschließlich aus fliegenden Tieren besteht, sondern daß auch seine Tierwelt nicht unbeträchtlich sowohl von der des gegenüber- liegenden Festlandes als auch von der von Elephantine sich unterscheidet. Ersteres ist begreiflich, denn am Westufer des Stromes reicht die Wüste unmittelbar bis an das Wasser und außer der allgegenwärtigen Mabura finden wir echte Wüsteneidechsen, wie Eremivas guttu- —. > N SEN SD — ZT .b I — EEE Ge —Y g SS NÜÄN —F: ZEAI GE“ IE Fig. 3. Durchlüfter aus spanischem Rohr. (@:::15) lata, im Sonnenbrand dahinschießen. Aber dab die beiden Inseln untereinander soweit ver- schieden sind, daß, um nur ein besonders auf- fallendes Beispiel zu nennen, von den winzigen Ufergrillen der Gattung Tridactylus, die mit erstaunlicher Behendigkeit im Sand herum- springen, Elephantine den 7. savignyi und die Kitchener-Insel 7. variegatus beherbergt (zwei wohlunterschiedene Arten, wie ich hervor- heben möchte), ist eine Erscheinung, für die wir derzeit noch keine Erklärung haben, um- somehr, als ich keine der beiden Arten auf dem Festlande der Stromufer auffinden konnte. % Zum Ausstellung des Vereines „Lotus“ in Wien. drittenmale trat heuer der „Lotus“ in die Öffentlichkeit, und man kann ruhig sagen, an Vielseitigkeit und was schöne Pflanzenkulturen anbelangt, reichen die früheren „Lotus“-Ausstellungen nicht heran. Es ist mir eine große Ehre, mit dem Bericht der Ausstellung betraut worden zu sein; nur kann ich natürlich nicht jeder Gruppe die nötige Besprechung zuteil werden lassen, da es der Raum nicht erlaubt. Das Arrangement war ein gefälliges, und da fast ein jedes „Lotus“-Mitglied seine bestimmten Aquarien-Größenverhältnisse hat, gewann die Sache an Einheitlichkeit. Die Ausstellung war, wie früher, auch heuer eine Teilausstellung der Frühjahrsausstellung in der K. K. Gartenbau-Gesellschaft in Wien angegliedert Ja. 140 Behälter wurden von 13 Ausstellern ausgestellt. Der Besuch war ein sehr bedeutender, und es gelang, das Interesse des Publikums in hervorragendem Maße wach- zurufen, Preisrichter waren die Herren Dr. Kreisler, Reit- *) Uber die Aufnahme der Spermatophoren bei Salamandra maculosa Laur. Zool. Anz. 1907, No. 21/22, p. 649—653, KUVOLLUNP CH, 7 B All mayer, Neumann, Schindlecker und v. Zwickle, und es wurde den Herren sehr schwer, die vielen schönen Obiektezu be- urteilen. Ich werde jetzt die hauptsächlichsten Objekte, der Aufstellung und Nummerierung im Katalog nach beschreiben. Schöne Sumpfpflanzen-Kulturen und Unter- stellte Herr Cabomba-, Hethe- anderen, wasserpflanzen in Akkumulatorengläsern Jos. Wessely aus. Myriophyllum-, ranthera- und Sagittaria-Arten, dann Riccia fluitans als Landpflanze gezogen, welches Pflänz- chen als Bodenbelag für feuchte Terrarien sich sehr gut eignen dürfte, ein prächtiger Cyperus älternifolius in Blüte, sowie Sagittaria macrophylia hybr. mit 20 em unter langen und 15 cm breiten Blättern verrieten besonders den erfahrenen Pfleger. großen silbernen Medaille ausgezeichnet. Unterzeich- neter . stellte neben Unterwasserpflanzenkulturen, auch Sumpfpflanzen aus, darunter Sagittaria japonica blühend: von Fischen waren Nachzucht von Gambusen, beide Arten Girardinus, Makropoden, sowie Danio und Trichogaster den Behältern. Die kleine silberne Medaille war der errungene Preis. Herr Wessely wurde mit der lalius in Die nächstfolgende Kollektion war die des Herrn J. Schwarz, große Glaswannen, seit Jahren mit erlesenen Geschmack eingerichtet, und mit schönen Beständen von Cabomben, Myriophyllen, Vallis- nerien und vielen anderen Pflanzen durchwuchert, ent- zückten Kenner und Laien. Ein Seewasseraquarium mit Tieren und Pflanzen aus der Adria gewährte einen präch- tigen Anblick. Gurami gestreift und getupft, Trichogaster lalius, Betta irifasciata und Makropoden eigener Zucht, sowie Danio rerio, Barbus conchonius, Gambusen, prima Schleierfische und eingewöhnte einheimische Fische be- völkerten die vielen Aquarien. Schöne Oyperus alterni- folius und gracilis sowie diverse Sagittarien- Arten zeugten davon, daß Herr Schwarz nicht nur erfahrener Fisch- pfleger ist, sondern auch in der Kultur von Sumpfpflanzen Die Vermeil-Medaille war der Frau hervorragendes leistet. wohlverdiente Preis für die prächtige Kollektion, Gräfin Lini Castell v. Rückershausen zeigte in einem großen, hübsch bepflanzten Behälter einen Teil ihrer vorjährigen Makropoden-Nachzucht, nämlich 400 Stück von teilweise vorzüglichster Beschaffenheit vor. Gräfin L. Castell wurde mit der gr. silb. Medaille ausgezeichnet. Ein Glanzstück der Ausstellung bildete auch heuer wieder Frau Dr. Wehrenfennig, aus der Nordsee das Seewasseraquarium von Ehrenmitgl. des „Lotus“; Seenelken zeigten sich in vollster Schönheit, ebenso Cerianthus, Aktinien in verschiedenen Farben; von roten und grünen Aktinien waren junge Tiere zu sehen. Das Becken war von Zuschauern immer förmlich belagert, und Rufe des Ent- zückens und der Bewunderung wurden laut. Durch eine sinnreiche Verbesserung des elektrischen Beleuchtungs- apparates, zeigten sich die Tiere in wunderbarer Pracht. Das Diplom des hohen Protektors, seiner K. Hoheit des Herrn Erzherzog Rainer, wurde unserem Ehrenmitglied zu- gesprochen. Ebenfalls eine prachtvolle Kollektion stellte Herr Krebs aus. 6 Stück gleichgroße Glaswannen und eine Reihe kleinere boten dem Kennerauge durch ihre Ein- richtung, Bepflanzung und Besetzung eine wahre Augen- weide. Besonders ein Becken mit fast allen Myriophyllum- Arten und mit Danio rerio besetzt, machte sich wunder- bar. Das heuer von E. Reichelt, Berlin, in den Verkehr gebrachte rote Myriophyllum, war herrlich’ grün aus- getrieben. Pseudocorynopoma doriae, Mollienisia formosa Osphromenus trichopterus, Trichogaster fase., Gürard. caudim. und decem. sowie Schleierfische zeigte Aussteller aid NASEN ER in schönen Tieren. Die Vermeilmedaille wurde genanntem Herri? zugesprochen. Die Bronzemedaille wurde Herrn Siegfr. Deutschinger für einen, mit Barbus conchonius und Teleskopschleierfischen großen Behälter zugeteilt. besetzten, alteingepflanzten, Herr Mosch zeigte einen fast 2 m hohen Oyperus, Zimmerkultur, sowie ein Becken mit ca. 50 Liter Inhalt, enthaltend einen einzigen Stock Myriophylium scabratum, der den ganzen Behälter aus- füllte. Scheiben- Aquarium. Für diese Leistung erhielt genannter Herr die kleine silberne Medaille. Die Herren Poltz und Herr Blahna und Barbus con- zeigte ein Zuchtpaar Während der Zeit der Ausstellung konnte man das Treiben und Grubenausheben sowie Grasbarsche bevölkerten das Blahna bekamen Anerkennungsdiplome. stellte Nachzucht von Makropoden chonius Herr R. Poltz Sonnenfische und Grasbarsche. aus. des ca. 17—18 em großen Sonnenfischpaares genau be- obachten. Hierauf folgte eine große Kollektion See- und Süßwasseraquarien unseres Obmannes Herrn J. Fischer. Seewasseralgen in voller Vegetation, sowie in einem Becken Seewasseraleen dem Süßwasser angepaßt, Moose und an den Wasseraufenthalt Seewassergarneelen in reinem Süßwasser eingewöhnt. In Seewasser diverse Fische, als Lippfische, Brassen, Dlennius und noch andere Arten, sowie Anemonia sulcata und andere seltene Ak- tinien in einem beneidenswerten Gesundheitszustand. Ein sehr schönes Paludarium mit prächtiger Oalla aethio- pica, Oyperus- und Pfeilkraut-Arten bekrönte das Ganze Die große silberne Medaille war der wohlverdiente Preis. geschmackvolle die des Herrn K. Menz, Aquarien-Fabrikant. Mehrjährige alteingerichtete Eine Exposition war Behälter mit schönen Pflanzenwuchs und guten Tieren zeigten sich dem Auge des Beschauers.. Zwei große Behälter mit einheimischen Pflanzen und Tieren, eines erweckte in vielen Herren den Wunsch und auch ‘den Vorsatz, der einheimischen Fauna davon mit einheimischen Sumpfpflanzen, Aufmerksamkeit Durch gefl. Arrangement wurde der Gesamteindruck der ganzen Anlage wesentlich ge- hoben, Schleierfische, Danio, Gambusen, Zahnkarpfen, Gurami-Arten, sowie von einheimischen Fischen, Ellritzen, Lauben, Plötzen, Rotfedern, Bitterlinge und Barsche waren die Besetzung der Behälter. Fast alle Behälter des Herrn Menz waren mit Durchlüftern eigener Kon- struktion versehen; ebenso sei an dieser Stelle Herrn Menz für seine Liebenswürdigkeit gedankt, alle Behälter der Mitglieder mit sauerstoffbedürftigen Tieren zu durch- lüften. Die Vermeilmedaille wurde Herrn Menz ver- liehen. Herr Architekt Prutscher hatte ein künstlerisch ausgeführtes, schmiedeeisernes Aquarium mit 4 prächtigen Schleierfischen ausgestellt. Er erhielt ein Anerkennungs- Der von Herrn Hirzel-Stuttgart freundlichst überlassene Durchlüftungsapparat funktionierte auf der Ausstellung völlig zufriedenstellend. Den Schluß meiner Ausführungen bilde die schöne Kollektion des Herrn Demuth. Neben Kulturen von Vallisnerien in ver- schiedenem Bodengrund (Quarzsand, Seesand, Torfmull pflegt Aussteller schöne Üyperus-Arten. Chanchito, Cichlasoma, Paratilapia, Lepomis megalot. und auritus, Geophagus brasil. und gymnogenys, Makro- poden, Gurami gestreift und getupft, Danio, Kehlsack- Tetragonopterus, Mesogonistius chaetodon, sowie Gambusen eigener Zucht, Mollienisia formosa, und Flora mehr als bisher zu schenken. diplom. usw.) auch Poecihia mexicana, Girard. janwar. var. reticul., Barbus conchon. und phutunio bevölkerten die zahlreichen Behälter des Herrn Demuth. Die Vermeilmedaille wurde dem Aussteller zugesprochen, reitet o er N ; ine Fach- zeitschrift ist nicht für den Anfänger auf dem betreffenden Gebiete bestimmt. Oder meinen Sie, daß jemand, der sich mit der Zucht von Kanarienvögeln erstmalig versucht, eine Zeitschrift für Ornithologie hält, oder jemand, der einmal als kleine „Nippsachen“ sich ein paar Miniatur- kakteen zu 50 Pfennige pro Stück zugelegt hat, auf eine Zeitschrift für Kakteenkunde abonniert? Zur Belehrung des Anfängers dienen die Leitfäden und Lehrbücher, in denen er auf alle wichtigen Fragen, die an ihn heran- treten, Antwort erhält. Hat er sich in das Gebiet erst einigermaßen eingearbeitet und einen Überblick gewonnen, dann wird er eine Fachzeitschrift halten, um immer auf dem Laufenden zu bleiben. Wer, ohne je einen Leitfaden, eine Praxis oder einen Katechismus der Aquarienkunde in der Hand gehabt zu haben, auf eine Fachzeitschrift abonniert, hat es sich selbst zuzuschreiben, wenn er dabei nicht voll auf seine Rechnung kommt. Die Fachzeit- schriften sollen doch die Lehrbücher nicht ersetzen! Im „Fragekasten“ beantworte ich selbstredend jede auch noch so naive Frage bereitwilligst, daß man in unserem Leser- kreise das zu schätzen weiß, ersehen Sie aus der regen Benutzung dieser Einrichtung. Also bitte, fragen Sie, wenn Sie etwas auf dem Herzen haben. K. Vereins-Nachrichten. VEREINS-#YEESS - NACHRICHTEN 279 Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hotel Roth, Neuturmstr. 5. Donnerstag, den 4. April 1907. Die von 20 Mitgliedern besuchte Wochenversammlung eröffnet der I. Vorsitzende Herr Lankes. Protokoll- verlesung und Genehmigung. Eingelaufen waren: Eine Karte von Herrn Rembold aus Treuchtlingen, eine Karte von Herrn Josef Scherer, der gegenwärtig am Südabhang dessaharischen Atlassammelt, eine Karte von Fräulein Rosa Sammüller mit herpetologischen Mitteilungen über ihre Oster-Exkursionen, Karte von Fräulein Allescher und Fischbach, ferner Karte von Herrn Gladbach-Cöln, und Herrn Reger von Berg ob Landshut. Schreiben von Gustav Wenzel & Sohn bezügl. der „Wochenschrift.“ Der Verein „Wasserstern“ sandte sein Monatsblatt No. 4. An Zeitschriften liegen auf: „Wochenschrift“ Heft 18 und 14. Der Aufsatz „Ein Wort an die Terrarienfreunde“ von Gustav Lochs in Tirol in No. 13 der letztgenannten Zeitschrift zeugt nicht nur von hohem Interesse für die Terrariensache, sondern spricht auch für ein tiefergehendes Verständnis verschiedener biologischer Fragen bei den Reptilien. Lochs rügt die im neuen Krefft’schen Terrarien- buch wiedergegebene „alte Lehre“: „Das Terrarium soll länger sein als hoch“. Es kommt sehr darauf an. Für die eigentlichen baumbewohnenden Eehsenarten, die große Anzahl der gerne kletternden Echsenformen, die meisten Schlangen sollte das Terrarium mindestens so hoch als lang sein. Für gewisse Agamiden, Iguaniden, Anguiden, Skinkoiden kann das Terrarium immerhin länger sein als hoch. Übrigens können hohe Terrarienformen nur em- pfohlen werden. Lochs klagt sodann, daß er über die wichtige Frage der Brutplätze der Eidechsen bis jetzt nur Phrasen gelesen, die einer vom anderen abgeschrieben habe. Das ist nicht ganz zutreffend. Schon Dürigen be- handelt diese Frage ziemlich eingehend und zutreffend, Der Platz, dem unsere Zauneidechse (Lacerta agilis) im Freien die Eier anvertraut, kann recht verschiedentlich sein, doch immer hat er, wie Dürigen richtig ausführt, einen gewissen Grad von Feuchtigkeit und ist zugleich der Sonnenwärme zugänglich. Berichterstatter hat die Eier der Zauneidechse wiederholt gefunden, und zwar: In einer Sandgrube, Sand mit Lehmteilehen, kleineren Steinchen, neben einem Grasbüschelehen. Sonnenstrahlen von Osten und Süden zugänglich. Die zuoberst gelegenen Eier noch fast fingerdick bis auf ein Stück mit Sand überdeckt. Das eine Stück bei genauem Zusehen sichtbar. An einem Waldrande: Ziemlich trockene lehmige Erde mit Fiehtennadeln untermischt, nebenan Heidekraut. Die Eier daumendick mit lockerer Erde bedeckt. Sonne nur von Osten. In einem älteren Maulwurfaufwurf: Humus mit Lehm vermischt, unweit eine kleine Weide. Eier seitlich am Maulwurfaufwurf gegen Süden etwa 2 finger- dick verdeckt. Sonne von Süden. In einem älteren ver- lassenen Ameisenhaufen: Fast 3 Finger dick verdeckt. Sonne von Osten. Diese Fälle mögen dem Terrarienfreund für Zuchtzwecke genügen. Eine 2--3 Finger dieke Schicht nicht zu scharfen Sandes, der ab und zu mit einer Brause angefeuchtet wird, vielleicht teilweise verdeckt mit einem flachen Moos und den Sonnenstrahlen zugänglich genügt den Ansprüchen der Eidechsen für die Eierablage. Viele Eidechsen werden einen derartigen Platz ohne weiteres auch benutzen. Daß eine oder die andere dabei die ge- troffene Fürsorge ablehnt und ihre Eier in einem Pflanzen- topf, unter das Wasserbeeken, neben dasselbe, oder sogar im Wasser ablegt, darf dabei nicht beirren. Wenn Lochs ferner bemerkt, daß er für seine Leopardennatter nichts Brauchbares in der Literatur fand, so ist das auch nicht ganz zutreffend. Die Bedürfnisse für Coluber leopardinus sind kurz: Sonne, Wärme, Klettergelegenheit (Steine oder Kletterast mit grünen Pflanzen), (weiße) Mäuse, Ruhe. Nachzulesen bezügl. der Leopardennatter empfehlen wir Herrn Lochs vor anderem die Skizzen aus dem Reptilien- leben Bosniens und der Herzegowina von, Tomasini S. 60ff., Dr. Werner, Reptilien und Amphibien Österreich- Ungarns, „Blätter für Aquarien- und Terrarienfreunde“ Jahrgang III, S. 92 und Jahrgang IX, S. 27. Wohl die meisten Schlangen baden vor der Häutung gerne und liegen halbe Tage und länger im Wasserboden. Die Kletterbäume sollen immer von grünem Strauchwerk um- geben sein. Temperatur im Terrarium 25 Grad Ö., be- sonders im Frühling und Herbst heizen. — Iın Bericht der Vereinigung der Naturfreunde zur Frankfurt a. M. vom 2. Mai bemerkt Herr Kühlken zu unseren früheren Aus- führungen über den Verlust einer Leptophis spec.? durch eine Lachesis wagleri, daß Giftschlangen niemals mit harmlosen Schlangen zusammen gehalten werden sollten. Darüber, daß unter diesen Umständen dann ein Verlust ausgeschlossen war, hat schon auch beim Pfleger der genannten Schlangen die nötige Klarheit geherrscht. Allein darum konnte es sich nicht handeln. Menschen, die nicht ins Gebirge gehen, können dort nicht abstürzen. Das Gebirge aber ist interessant und schön. Die beiden Schangenarten haben monatelang friedlich nebeneinander gelegen und nur durch die nagende Maus kam Zwietracht in das friedliche Verhältnis im Terrarium. Bericht- erstatter hatte Vipera berus einmal 1» Jahr lang mit Tropidonotus und Coronella beisammen. Niemals hat die jähzornigere Otter nach einer der Schlangen, die neben und auf ihr lagen, geschnappt, und gegenwärtig bewohnt nahezu 2 Monate schon ein und dasselbe Terrarium Cerastes cornutus mit Psammophis schokari und Coluber guttatus. Es werden aber nur Echsen und Frösche gefüttert und die nagen bekanntlich nicht. Freilich wird sich immer sagen lassen: Es kann etwas passieren. Gewiß,eskann.... „Natur und Haus“ No. 12 und „Blätter“ No. 12 und 13. In letztgenannten Blättern berichtet Herr Dr. Krefft über australische Agamiden und Herr Dr. Kammerer über Zucht- versuche mit Geburtshelferkröten. Die beiden Aufsätze sowie verschiedene andere Veröffentlichungen werden im Auszuge bekannt gegeben. — Für die Bibliothek wurden folgende Werke beschafft: S. Garman: T'he Cyprinodonts, @. A. Boulenger: Les Poissons du Bassin du Congo und The Cambridge Natural History-Fishes. Herr Labonte überweist der Bibliothek einen Separatabdruck von Herrn Dr. Kammerer: Eine Naturforscherfahrt durch 'Agypten und den Sudan, sowie Jahrgang II der Zeitschrift „Natur und Haus“. Besten Dank. — Herr Lankes berichtet hierauf über seine mit Herrn Damböck gemachte Oster- exkursion nach Landau a. I. und nach Passau. Herr Lankes erbeutete gelegentlich dieser und zwar in der Nähe von Landau a. I. mehrere Männchen von Rana arvalis im Wasser; es ist damit das Vorkommen des Moorfrosches im Kreise Niederbayern erstmals festgestellt. (Der nächste Fundplatz liegt bekanntlich in Bayern südl, der Donau bei Weichering, Kreis Schwaben und Neuburg.) Weiter erbeutete Herr Lankes bei Landau a. I. Rana agilis, so daß nunmehr das Vorkommen des Springfrosches im Kreise Niederbayern an zweiverschiedenen räumlich weit getrennten Stellen, nämlich Landau a. I. und Passau, festgestellt ist. Weiter erbeuteten die beiden Herren in der Nähe von Erlau bei Passau mehrere Lacerta viridis und zwar ausgewachsene und junge Exemplare. Der Österausflug galt neben anderem der Feststellung, ob Lacerta viridis bei den heimatlichen Verhältnissen sich bereits dem Winterschlafe entrungen hat. Tatsächlich zeigten sich die Smaragdeidechsen auch bereits an diesen Tagen (31. März und 1. April). Aber man sah mehr junge Tiere und Männchen, als Weibehen. Die Exkursion bedeutete immerhin einen hübschen Erfolg zu einer Zeit, in der in den Vorbergen des Gebirges noch fast meter- 280 tiefer Schnee liegt. Außer Rana arvalis und Rana agilis hatte Herr Lankes auch noch einige Taufrösche (Rana fusca) mitgebracht, um die Unterscheidungsmerkmale der drei braunen Raniden den noch froschunkundigen Mit- gliedern zu demonstrieren. Weiter wurden durch den Genannten noch vorgezeiet 2 Bufo manuritanica, die Herr Scherer aus Oran gesandt hatte. K. Lankes. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin (E. V.). Vereinslokal: Restaurant „Örtler‘‘, Karlstr. 97. Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2. Bericht über die 5. ordentliche Sitzung am Freitag, den 14. Juni 1907. Der I. Vorsitzende eröffnet die Sitzung. Er erfüllt eine traurige Pflieht, indem er die Versammlung von dem Ableben unseres Mitgliedes des Rentners Herrn H. R. Ludwig-Cöln in Kenntnis setzt; die Anwesenden ehren das Andenken an den Verstorbenen durch Erheben von den Plätzen. Hierauf erfolgt die Wahl des Herrn Felix Eulen- burg-Öharlottenburg zum ordentlichen Mitglied, als welches wir ihn nun zu begrüßen die Freude haben. — Herr Herold widmet einige Worte der Erinnerung an einen hervor- ragenden Naturforscher, dessen hundertster Geburtstag am 28. Mai d. J. stattgefunden hat: Louis Agassiz. Dieser, ein geborener Schweizer, promovierte bereits im Alter von 23 Jahren; er war ein Schüler Cuviers, ein Schützling Humboldts, ein Freund Carl Vogts. Als Gymnasiallehrer anfangs in Neufchätel angestellt, übernahm er später eine Professur in New Cambridge bei Boston und lebte fortan in Amerika bis zu seinem 1875 erfolgten Tode. Seine Haupttätigkeit widmete er den Fischen und schrieb auch ein epochemachendes Werk über Süßwasser- und fossile Fische. Sein Name begegnet dem Naturfreunde bei seinen ichthyologischen Studien auf Schritt und Tritt. — Das „Jahrbuch“ von Rudolf Mandöe ist nunmehr erschienen und kann den Bestellern nach einer harten Geduldprobe übergeben werden. Der Herausgeber beklagt sich auf Seite 87 über die Nachlässigkeit vieler Vereine, welche die Ausfüllung und Rücksendung der an sie gesandten Fragebogen unterlassen haben. Er beklagt sich mit Unrecht. Er kann es keinem Vereine verdenken, wenn derselbe durch Erfahrung klug geworden, von einer nicht ganz mühelosen Arbeit Abstand nimmt, welche von vorn- herein als überflüssig zu betrachten ist, da sie im „Jahr- buch“ doch in keiner Weise Berücksichtigung findet. Auch der „Triton“ dürfte sich in-Zukunft dem Beispiele dieser Vereine anschließen. — In seiner literarischen Plauderei beschäftigt sich Herr Herold weiterhin mit einigen neueren Erscheinungen auf dem Büchermarkte, welche das Interesse des Naturfreundes zu erregen ge- eignet sind. Dr. Schönichen, der Herausgeber von „Aus der Natur“, der volkstümliche Interpret der Naturwissen- schaften, hat das 1. Bändehen einer Sammlung natur- wissenschaftlicher Monographien erscheinen lassen: „Aus der Wiege des Lebens“, worin er uns ein Stück Biologie der niederen Meerestiere vor Augen führt. Die fesselnde Darstellung wird durch zahlreiche Holzschnitte und bunte Tafeln treffliceh erläutert, so daß zum mindesten jedem Besitzer eines Seewasseraquariums die Anschaffung des Büchleins dringend empfohlen werden kann. Der Vor- tragende lenkt ferner die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf einige Kosmosbändehen. Von Dr. Zell, dessen Schrift: „Ist das Tier unvernünftig?“ seinerzeit berechtigtes Auf- sehen erregte, liegen seine späteren Schriften vor: „Neue Tierfabeln“ und „Straußenpolitik“. Vermögen auch diese späteren Erzeugnisse, die uns meist aus Tageszeitungen bereits bekannt geworden sind, nicht mehr das gleiche Interesse zu erregen als sein oben benanntes Werkchen, so sind sie doch immerhin bemerkenswert; daß dieselben auch zum Widerspruch zu reizen vermögen, beweist die vorliegende Streitschrift des Forstmeisters Rothe: „Seele und Sinne des Tieres“. — Der Freund der Kleintierwelt des Wassers findet eine treffliche Unterhaltung in dem Franc®’schen Büchlein: „Streifzüge im Wassertropfen“. Das letztere hat den Anstoß gegeben zur Gründung der Vereins-Nachrichten. „Deutschen mikrologischen Gesellschaft“, welche unter dem Vorsitze von France es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kenntnis der mikroskopischen Kleintierwelt unter den Gebildeten aller Stände heimisch zu machen. Eine Zeitschrift „Mikrokosmus“ dient zur Förderung dieser Absicht; der „Triton“ begrüßt diese Gründung sympathisch und beabsichtigt sich derselben anzuschließen. — Herr Stieler bringt lebende Stabheuschrecken (Dixippus moro- sus) zur Vorzeigung. Mit großem Interesse folgt die Versammlung seinen Ausführungen über diese Tiere, welche in so vollendeter Weise die Erscheinung der Mimikry zur Darstellung bringen, Der Vortragende, der schon seit Jahren sich mit ihrer Zucht beschäftigt, führt uns ihre verschiedenen Entwicklungsstadien vom Ei bis zum ausgewachsenen Insekt vor Augen und bestätigt im allgemeinen die Erfahrungen, welche über die Zucht der- selben in dem Aufsatze von F. X. Meuth in Heft 17 von „Natur und Haus“ niedergelegt sind. Jedoch erreicht man nach seinen Beobachtungen das Ausschlüpfen der Eier, welches nach dreimonatlicher Ruhepause erfolgt, ebenso gut bei trockener Aufbewahrung wie zwischen feuchten Torfstücken, wie es dort empfohlen wird, wobei doch immerhin die Gefahr des Verschimmelns vorhanden ist. Herr Stieler bestreitet aber entschieden, daß die Tiere in drei Monaten, vom Tage des Ausschlüpfens an gerechnet, ihre volle Entwicklung erlangen können; er berechnet vielmehr diese Zeit auf sechs Monate, so daß also von der Eiablage bis zur Beendigung des Wachstums der Stabheuschrecke neun Monate notwendig sind. Die Massenzucht ist nur in sehr geräumigen Behältern durch- führbar, da bei engerem Zusammensein die Tiere in un- geheurer Gefräßigkeit sich untereinander auffressen, wo- durch natürlich ein großer Teil zu Grunde geht. Für die fesselnden Ausführungen wie für seine freigebige Verteilung von Dixippus-Eiern an die Anwesenden sei Herrn Stieler hierdurch bestens gedankt. — Unser Mit- glied Herr Müller-Bernburg stellt uns einen Posten rot gefärbtes Myriophyllum zur Verfügung, welches nach. seiner Angabe einem Tümpel mit stark tonhaltigem Boden- grunde entnommen ist. Wir danken dem freundlichen Spender und werden die Dauerhaftigkeit der Färbung in unserem Bodengrunde zu prüfen Gelegenheit nehmen. Der Vorstand. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Magdeburg. Vereinslokal: „Tivoli“, Kaiserstraße. Sitzung jeden 2. und 4. Dienstag im Monat. Briefadresse: W. Jürgens, Königgrätzerstraße 17p. Sitzung vom 23. April 1907. Herr Püschel berichtet über die Ergebnisse seiner letzten Exkursion und über seine Beobachtungen an niederen Wassertieren. Von der seltenen Mantelschnecke (Amphipeplea glutinosa) hat er nicht weniger als 14 Exem- plare erwischt, von denen er eine Anzahl zur Ansicht mitgebracht hat. Nach seinen Beobachtungen hält sich die Mantelschnecke bei weitem nicht so gut in der Ge- fangenschaft wie die ihr nahe verwandten Limnaeen, Die Schale dieser Schnecke ist so zart, daß es außer- ordentlich schwer hält, das tote Tier daraus zu entfernen, um das Gehäuse für die Sammlung zu präparieren. Herr Püschel zeigte 4 tadellos präparierte, unverletzte Gehäuse vor. Weiter zeigt er eine Anzahl Libelleularven und Nymphen und Präparate der verschiedenen Flach- und Halmmasken dieser räuberischen Tiere. In der Gefangen- schaft kann man die Libellenlarven auch mit rohem Fleisch füttern, was sie auch Herrn Pürchel dreist vom Stabe nehmen. Außerdem waren vertreten die von den meisten Liebhabern so wenig beachteten Larven und Puppen der Wasserfliege (Stratiomys) und die wegen ihres Brutgeschäfts hervorzuhebenden Wasserasseln. Die Besprechung des reichlich vorhandenen Anschauungs- materials füllte den Rest des Abends aus. Von Herrn Johs. Peter in Hamburg ist uns das von ihm verfaßte Werk „Das Aquarium“ zugeeignet, wofür wir dem Geber unsern Dank aussprechen. Wir können das Büchlein überall warm empfehlen. f Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Heft 29. Jahrgang XVIL. A ® D IN i SANL \ Brendamour S. 8Co Nlustrierte Wochen-Schrift für Axolot!l. Von F. W. Oelze, Hannover. Saas chon der alte Hernandez erzählt von einer 8) Artspannenlangen,zolldicken und schmack- haften Seefischen, die wegen ihrer seltsamen Gestalt „Axolotl“ oder „Wasserspiel“ genannt würden. Der Axolotl wird in der Tat noch heute gegessen. Sein Fleisch hat einen aal- ähnlichen Geschmack und wird von den Spaniern mit Essig, Pfeffer und Nelken, von den Mexikanern nur mit spanischem Pfeffer zubereitet. Ranke führt in seinem Werke „Der Mensch“ den Axolotl als einzigen Schwanzlurch an, der regel- mäßig gegessen wird. Die Heimat des Axolotl (Amblystoma tigri- num Green) ist Amerika, er kommt im Hoch- lande von Mexiko und im südwestlichen Teile der Vereinigten Staaten häufig vor. Seine Länge beträgt 15 bis über 20cm. Die Gestalt ist langgestreckt, der Kopf platt und breit, die Beine sind schwach, die vorderen haben 4, die hinteren 5 Zehen. Der Schwanz ist seitlich zusammengedrückt und mit einem durchscheinen- den Hautkamm, der sich über den Rücken fort- setzt, versehen. Der Leib erscheint geriefelt, da sich die Haut zwischen je zwei Rippen etwas einsenkt. Die Augen sind stark gewölbt. Die Kiemen sind bei den einzelnen Individuen ver- schieden stark entwickelt; manchmal verkümmern sie fast ganz, beim jungen Tiere sind sie immer relativ größer als beim erwachsenen. Die Färbung ist schwarzbraun, bei jungen Tieren mehr oder weniger marmoriert. Außer dem gewöhn- lichen, schwarzen Axolotl kommt noch eine weiße Albinoform vor. Man wußte lange Zeit nicht, wo man den Axolotl im System unterbringen sollte, da eine vermehrungsfähige Molchlarve etwas durchaus Ungewöhnliches war. Man hielt den Axolotl für das ausgebildete Tier. Für diese Annahme sprach auch die Nachricht, daß man den Axolotl (Mit 2 Originalaufnahmen vom Verfasser.) in Massen in Mexiko auf den Markt brächte, wogegen man in der Nähe der Seen, in denen er lebe, nie einen verwandelten Molch gefunden habe. Erst in neuerer Zeit ist der Sachverhalt endgültig festgestellt worden, namentlich durch die schönen Versuche des Fräuleins Marie von Chauvin. Danach ist der Axolotl nur die Larve eines Querzahnmolches (Amblystoma tıgrinum). Dieser Molch hat dieselbe Gestalt wie der Axolotl, er ist nur gelblichweiß gefleckt und hat keine Kiemen und keinen Hautsaum. Der Schwanz des verwandelten Tieres ist dreh- rund und charakterisiert es somit als Landmolch (Salamander). Man hat die Geschlechtsreife der Axolotl- larve verschiedentlich zu begründen .versucht., Als die wahrscheinlichste Erklärung erscheint mir folgende: Während früher das Hochland von Mexiko mit Wald bedeckt war (A. v. Humboldt), in welchem Molche sich gut ernähren konnten, ist dieser in neuerer Zeit ausgerottet, und das Land eine den sengenden Strahlen der Sonne ausgesetzte Fläche geworden. Die Axolotlmolche würden unter diesen ungünstigen Lebensbedingungen ausgestorben sein, wenn ihnen nicht durch die fortpflanzungsfähige Larvenform die Existenz im Wasser gesichert wäre. Für diese Annahme spricht auch, daß verwandelte Axolotl in Mexiko nicht gefunden werden, während sich die Axolotl in Amerika (wo reichlich Wald vorhanden ist) regelmäßig in die Landform verwandeln. Die geistigen Fähigkeiten des Axolotl sind, soweit sich dies nach Beobachtungen in der Gefangenschaft feststellen läßt, nur mäßig ent- wickelt. Wenn jemand seinen Kopf an die Aquarienscheibe hält, machen sie eine Bewegung nach oben: sie erwarten gefüttert zu werden. Sie haben ein träges, langsames Temperament, und nur wenn ihnen etwas Ungewöhnliches be- 282 gegnet (wenn ich z. B. die Aquariumscheiben mit einer Algenbürste reinige), schnellen sie sich durch Schlagen mit dem Schwanze heftig umher; da hierbei stets Teile des Bodens auf- gewirbelt werden, ist auf eine ziemlich hohe Sandschicht (31/,—5 cm) zu achten. Die Axolotl können im Verhältnis zu ihrer Körpergröße nur kleine Bissen verschlingen. Große Regenwürmer (sogen. Tauwürmer) ver- mögen sie nicht zu überwältigen. Das Verschlingen eines Wurmes macht manch- mal viel Schwierigkei- ten und erfor- dert einen län- geren Zeit- raum. Bevor der Wurm völlig „run- ter“ ist, wird er mehrere Maleganz oder teilweise aus- gespieen und sofort wieder eingeschnappt. Dabei werfen sie den Kopf hin und her, stemmen sich mit den Beinen ein und schla- gen gelegent- lich mit dem Schwanze. Wird der Wurm vom Boden aufge- schnappt, so kommt dem Axolotl stets eine Portion Sand in den Mund, welche zum größten Teil wieder ausgespieen wird. Es kommt aber oft vor, dab einige Körner mit verschluckt werden. Deshalb ist von der Verwendung groben Kieses als Bodenbelag abzuraten. Ich füttere die Axolotl mit Regenwürmern, aus ihren (Gehäusen gezogenen Köcherfliegen- larven (ein Futter, das zur Abwechslung seiner leichten Beschaffbarkeit wegen sehr zu empfehlen ist), Mehlwürmern, Kaulquappen und Fischen (auch kranken) bis zur Größe eines Bitterlings. Als Ersatz kann man Streifen geschnittenen, rohen Fleisches verwenden. Die Axolotl vermehren sich außerordentlich stark, bei einer einzigen Eiablage kommen bis- rar .. 0 & % \ Laich vom Axolotl unmittelbar nach der Ablage. Originalaufnahmen nach der Natur für die „Blätter“. F. W. Oelze: Axolotl. weilen 300 Embryonen zur Entwicklung. Eine direkte Begattung findet nicht statt, vielmehr setzt das Männchen seine Samenkörper (Sper- matophoren), kleine weiße Gebilde von ca. 5mm Länge, in das Wasser ab. Diese Samenkörper nimmt das Weibchen im Laufe eines oder mehrerer Tage in seine Kloake auf. Nach wenigen Tagen beginnt es zu laichen. Das Ab- legen des Laiches geschieht in ähnlicher Weise, Molehen. Nur werden die Eier nicht immer einzeln, sondern auch in Reihen oder in Klumpen, besonders bei Hornkraut, ab- gelest. Die Gallerthülle ist anfänglich nur klein, vergrößert sich aber bald durch Quellen. Unsere Abbildun- gen zeigen die be- fruchteten Eier unmittelbar nach der Ablage und 5'/, Stunden spä- ter, nachdem die Gallerthülle durch Wasserauf- nahme gequollen ist. Dadurch wie bei unseren haben sich die einzelnen Eier aus Derselbe Laich, 5!/; Stunde später der Richtung ge- (die Gallerthülle ist durch Wasser drängt. Nach aufnahme gequollen). mehreren Tagen (je nach der Wärme verschieden) schlüpfen die jungen Axolotl aus. In den ersten Tagen brauchen sie nicht ge- füttert zu werden, sie fressen die mikroskopischen Tiere des Aquarienwassers auf; dann gebe man fein gesiebte Cyclops und Daphnien, und endlich sanz kleine Regenwürmer. Bei guter Fütterung wachsen die Larven außerordentlich rasch und sind nach 2'/, Monaten bereits 10 cm lang. Während einer Stägigen Reise, die ich machen mußte, war das Füttern mangelhaft besorgt worden. In Ermangelung anderer Nahrung hatten sich die Larven einfach übereinander hergemacht, und bei meiner Rückkehr fand ich von etwa 30 Stück nur noch 5 vor. Wenn die Jungen die Größe von 7—8 cm erreicht haben, erhalten sie dasselbe Futter wie die Alten. P. Schmalz: Der Seeigel und seine Pflege im Aquarium. Die beigegebenen Photographien sind in ge- wöhnlichen Glasaquarien gemacht. Die An- schaffung eines besonderen Photographier- aquariums mit Spiegelglasscheiben kann also sehr wohl umgangen werden.*) ea Der Seeigel und seine Pflege im Aquarium. Von cand. chem. P. Schmalz. (Mit 3 Originalaufnahmen vom Verfasser.) = ) % och wenig gehaltene, aber viel Freude >\s und Anregung sewährende Bewohner des Seewasseraquariums sind die Seeigel. Zu dem großen, ausschließlich im Meere vorkommenden Tierkreis der Stachelhäuter gehörig, zeichnen sie sich durch großen Artenreichtum aus. Da sich die meisten Seeigel ihrer harten kalkigen Schale wegen sehr gut zum „Versteinern“ eignen, so sind auch über 2000 fossile Arten bekannt, während die Zahl der lebenden gegen 400 be- trägt. Im weißen Jura treten schon schöne Seeigel (Cidarıs, Diadema, Echinus u. a.) in großer Menge auf. Zum eigentlichen Leitfossil wird der Seeigel jedoch erst in der „oberen Kreide“ und zwar im Senon, zu dem auch unsere weiße Kreide mit ihren zahlreichen, schönen Petrefakten gehört. Untersucht man die Feuersteine der Steinhaufen an unseren Wegrändern, so wird man bei einigem Glück versteinerte Reste von Seeigeln finden, welche meistens an den regelmäßig meridianartig ver- laufenden Schilderreihen kenntlich sind. Am leichtesten gelangt man aber an unseren Meeres- küsten zu derartigen Versteinerungen, da die- selben durch das Meer aus der sie umgebenden Gesteinsschicht herausgewaschen sind. Man findet dann bei aufmerksamen Suchen leicht eine größere Anzahl derselben in dem durch den Wellenschlag angehäuften Geröll. *) Dieser Ansicht des Verfassers kann ich mich nicht anschließen. Hätte er die Aufnahmen in einem Kasten- aquarium mit fehlerlosen Glasscheiben (Spiegelglas ist gar nicht nötig!) gemacht, dann wären auch die Quer- streifen und die verschiedenen Einkniekungen an den Sagittaria-Blättern vermieden worden. Die Platte kann das Bild eben nur genau so wiedergeben, wie wir es sehen. Ich mache Aufnahmen in Akkumulatorengläsern nur dann, wenn das Photographierobjekt sich nicht in ein Kastenaquarium übertragen läßt, also im äußersten Notfalle. Tiere, bei denen ich Aufnahmen während des Fortpflanzungsgeschäftes u. s. f. beabsichtige (die Paratilapia multicolor Schoeller in No. 3 z. B.), setze ich von vorn herein gleich zur Zucht in Kastenaquarien mit sauberer Vorderscheibe an. Köhler. 283 Um lebende Tiere zu erlangen, muß man schon vom Boote aus mit einem Schleppnetz fischen. In Helgoland, dessen Umgebung doch so reich an Tieren und Pflanzen ist, ist es mir auch bei tiefster Ebbe nicht gelungen, eines Seeigels habhaft zu werden, da dieselben meistens nur Bewohner des tieferen Wassers sind. Neben vielerlei anderem Getier erhält man sie jedoch öfters von Hummerfischern, welche dieselben mit den Hummerkörben heraus- holen. Die regulären Seeigel, von denen ich hier ausschließlich sprechen will, haben im all- gemeinen eine apfelförmige Gestalt. Ihr Kalk- panzer besteht aus 20 Reihen fest miteinander verbundener Kalkplättchen, die vom Scheitel bis zum Munde meridianartig verlaufen. Es wechseln immer 2 Reihen durchbohrter und 2 Reihen nicht durchbohrter ab. Auf diesen Plättchen sitzen die Gelenkbuckel zur Befestigung der beweglichen Stacheln, die zur Fortbewegung und auch zum Festhalten von Gegenständen dienen. Das sonderbarste am ganzen Tiere sind die durchbohrten Platten. Die Löcher dienen nämlich zum Durchtritt der sogenannten Ambuiakralfüßchen. Dies sind dünne, äußerst dehnbare Schläuche, die durch Eintritt von Wasser ausgedehnt werden können, aber auch durch Zusammenziehung äußerst zarter, in ihren Wandungen verlaufender Muskelfasern wieder zusammengezogen werden. Am Ende jeden Füßchens befindet sich eine Haftscheibe. Die Schwellung dieser Saugfüßchen wird durch ein im Körper weit verzweigtes. Wassergefäbsystem, das Ambulakralsystem, besorgt. In dieses Wassergefäßsystem gelangt das Wasser durch die am Scheitel befindliche Madreporenplatte, ein Kalkplättchen, das siebartig mit feinsten Kanälen durchzogen ist. Will sich nun der See- igel fortbewegen, so streckt er einige Dutzende seiner Scheinfüßchen aus, haftet sie an benach- barte Gegenstände und zieht den Körper nach. Der hinter dem Munde befindliche sehr große und kräftige Kauapparat, seit alten Zeiten unter dem Namen „Laterne des Aristoteles“ bekannt, besteht aus fünf gegeneinander beweglichen Kiefern. An jedem derselben befindet sich ein langer, scharfer Zahn. An den Mund schließt sich einlanger, mehrfach gewundener Darm an, der auf dem Scheitel in einer kleinen Afteröffnung endigt. Der Seeigel ist getrennt geschlechtlich und pflanzt sich durch Eier fort. Bei laichreifen Seeigeln liegen die fünf traubenförmigen Eier- stöcke um den Mund herum, und gelten in manchen Gegenden als delikate Speise. Aus 284 dem Ei aller Stachelhäuter entwickelt sich zu nächst eine @Gastrula, aus dieser eine frei- schwimmende Larve, welche einem Rädertier sehr ähnlich ist und wie diese mittels eines Flimmerapparates umherschwimmt und erst lang- sam ihre eigentliche Gestalt erlangt. In der Nordsee finden sich folgende Arten: Eehinus eseulentus, von ziemlich kugeliger Gestalt, und Eehinus milarıs etwas flacher. DievonStacheln befreite Schale besitzt eine fünfseitige Form. Die Art kommt in den Nordseewatten stellen- weise in großen Bän- ken vor. In wärmeren Meeren ist natürlich der Artenreichtum ein viel bedeutenderer. So lebt an den Mittelmeer- küsten Echinus saxa- tılis in selbstgegrabe- nen Steinlöchern. Ein kleinerer Seeigel Psammechinus mierotuber- culatus, klettert auf Steinen, Polypenstöcken usw. umher. Manche Seeigel besitzen an den Pedicellarien, einem noch zu besprechenden Organ, Giftdrüsen. Wieder andere Arten wie Diadema setosum und Astropyga freudenbergii besitzen sogar Augen, die in Form blauer Punkte über der Körperoberfläche verbreitet sind. Diese Augen sind den Insekten- augen sehr ähnlich. Sie bestehen je nach der Größe des Fleckes, aus eini- gen hundert meist sechsseitiger Pyra- miden, aus stark lichtbrechender Sub- stanz, die mit ihrem spitzen Ende in mit schwarzem Pigment ausgestatteten Bechern sitzen. Nähert man sich dem Aquarium, in dem sich ein solches Tier befindet, so richten sich immer seine Stacheln nach der Seite, von wo man herantritt. Aus größerer Tiefe stammende See- igel haben meist eine lederartige, ganz kalk- arme Schale. Für das Aquarium sind viele Arten Seeigel gut geeignete, langlebige und sehr interessante Bewohner. Sie verlangen natürliches, unver- mischtes Seewasser und womöglich auch Algen- wuchs. Neueingesetzte Seeigel gehen nicht immer gleich ans Futter. Man gebe ihnen dann ganz kleine Stückchen zerquetschter Miesmuschel oder dergleichen, nahe ans Maul, bis sie zu fressen anfangen, andernfalls gehen sie durch Originalaufnahme für die „Blätter“. Echinus esculentus. Gebiß eines Seeigels, Originalaufnahme für die „Blätter“. P. Schmalz: Der Seeigel und seine Pflege im Aquarium. Verhungern zu Grunde. Hat der Igel erst ein paarmal gefressen, so füttere man ihn täglich mit klein geschnittenem Fleisch, Regenwürmern oder Muschelstückchen, die man einfach auf seinen Rücken wirft. Auch klein geschnittene Salatblätter werden in Ermangelung von Meeres- algen gern gefressen. Es gewährt ein äußerst interessantes Schauspiel, einen an der Vorder- seite des Aquariums sitzenden Seeigel mit einer guten Lupe zu beobachten. Sowie das Futtertier mit dem Igel in Berührung kommt, wird es durch Dutzende von sich schlangenartig bewegenden Ambula- kralfüßchen festgehal- ten, gleichsam einge- sponnen. Aus dem Ge- wirr der sich hin und her bewegenden Sta- cheln schießen plötzlich große Mengen kleine Zängelchen, Pedicellarien, hervor. Dieselben sitzen auf einem dünnen, den Ambulakralfüßchen ähnlichen Schlauch, der noch auf einen Kalkstiel befestigt ist. In der Ruhe ist er so zusammengezogen, dab das zwei- oder dreiteilige Zängelchen direkt auf dem Kalkstiel aufzusitzen scheint und zwischen den Stacheln kaum bemerkt wird. Ist jedoch eine Beute er- fabt, so strecken sich plötzlich die zu- sammengezogenen Stiele, und lebhaft auf- und zuklappend beteiligen sich diese zarten, winzigen Gebilde daran, die Beute dem Munde zuzuführen. Ihre eigentliche Aufgabe besteht jedoch darin, den Körper des Seeigels von allem Unrat und Schlamm rein zu halten. Einige Seeigel, z. B. T7oxo- pmeustes spinosus, nähren sich allerdings auch von größeren Krebsen und sind dementsprechend von anderem Getier ab- zusondern. Auch die an den Scheiben sitzenden Algen werden gern von den Seeigeln abgeweidet. Überhaupt halte ich Pflanzenwuchs zur Gesund- erhaltung der Tiere für notwendig. Die Zucht von Meeresalgen hat sich bis jetzt immer noch als ziemlich aussichtslos erwiesen, da die aus der See eingeführten Exemplare gewöhnlich bald zu Grunde gehen. An den Scheiben hell- stehender Aquarien wachsen ja kleine grüne und braune Algen in Form einer dicken Kruste von selbst und bieten Seeigeln und Schnecken Kleines Tier. (Natürl. Größe.) Dr. L. von Graff: Uber die mutmaßliche Entstehung des Schmarotzertums in der Tierwelt. eine willkommene Nahrung. Einen dekorativen Wert besitzen sie jedoch kaum, abgesehen von einer hübsch grünen Abtönung des Hinter- gerundes. Um größere Algen zu züchten, tut man am besten, wenn man sich im zeitigen Frühjahr, Januar oder Februar, kleine Steine, alte Schnecken und Muschelschalen aus dem Meere schicken läßt und zwar müssen dieselben aus einer reichlich mit Algen bewachsenen Zone stammen, wie man sie um Helgoland findet. An diesen Gegenständen haften dann schon die Schwärmsporen der Algen und wachsen, ins Aquarium gebracht, bald zu schönen Algen aus. Hat man Steine aus der Zone der Grünalgen. so gebe man dem Aquarium einen möglichst hellen, von der Sonne beschienenen Platz. Be: sitzt man je- doch Steine aus der Zone der Braunalgen oder Rotalgen, so muß das Aqua- rium zwar hell, aber möglichst kühl stehen. Bei höheren Tempe- raturen geht die schönste Algen- vegetation bald zu Grunde. Wo schöne Algen gepflegt werden sollen, darf man keine Seeigel einsetzen, da diese auf ihren Wanderungen dieselben ent- weder abiressen oder abreißen, um sich damit zu bedecken. Mein Zchinus miliaris hat die Gewohnheit, alle möglichen Stoffe, als Steinchen, Algen, kleine Muschelschalen und dergleichen vom Boden aufzulesen, auf seinem Rücken fest- zuhalten und nun mit diesem sonderbaren Auf- putz umherzuwandern. Zu versenden sind Seeigel leicht in feuchtem Tang. Als ich einmal von Helgoland eine Sen- dung Seesterne und Einsiedlerkrebse erhielt, war ein kleiner Seeigel das einzige Tier, das den langen Transport in feuchtem Tang über- dauert hatte. Originalaufnahme für die „Blätter“. Schale des Seeigels von den Stacheln befreit. (3:1.) Über die mutmaßliche Entstehung des Schmarotzertums in der Tierwelt. Von Prof. Dr. 1. von Graff.*) >— (( ( ie, wann und wo das Leben auf unserer AN, Erde begonnen hat, das wissen wir nicht. Aber das eine steht fest, daß die ersten Lebe- wesen einfachste Formen waren, Plasmaklümp- chen, deren Lebensäußerungen sich nicht über die dem Protoplasma unserer heutigen Pflanzen und Tiere gemeinsamen Stoifwechselprozesse und Bewegungserscheinungen erhoben, und dab im Laufe der langen Zeiträume der Erdgeschichte aus diesen einfachsten Ahnen alle die mannig- faltig gestalteten und oft so kompliziert ge- bauten Organis- menhervorgegan- gen sind, welche heute unseren Planeten in Milli- onen verschiede- ner Arten be- völkern. Mit ihrer Ver- mehrung und der Differenzierung ihrer Lebensbe- dürfnisse sowie ihres Baues ging Hand in Hand die Ausbreitung über die Erdober- fläche, entstand jener Kampf ums Leben, „struggle for life“, in welchem, getrieben „durch Hunger und durch Liebe“ die Lebewesen schließlich die ganze Erde besiedelten, insoweit diese nur irgendwie die Bedingungen für die Erhaltung des Daseins darbot. Und eines der vielfältigen Mittel, die individuelle Existenz und die Erhaltung der eigenen Art zu sichern, be- stand für viele in der Ansiedelung auf oder in anderen Lebewesen. Diese, schlechtweg als „Parasitismus“ be- zeichnete Lebensweise ist weit verbreitet im Pflanzen- und Tierreiche, und unter dem Heere der Parasiten finden sich neben solchen, die auf und in Arten ihres eigenen Reiches leben, auch solche, die sich auf und in Angehörigen des *) Mit gütiger Erlaubnis des Verlages dem hübschen Werkehen: „Das Schmarotzertum im Tierreich“ (Samm- lung „Wissenschaft und Bildung“, Quelle & Meyer, Leipzig) als Textprobe entnommen. 256 anderen angesiedelt haben, wie es ja eine all- bekannte Tatsache ist, dab der Mensch selbst eine große Anzahl von seinen Körper bewohnen- den Pflanzen und Tieren, also Phyto- und Zooparasiten beherbergt. Wenn wir sehen, wie es unter den niedersten der heutigen Pflanzen und Tiere Parasiten gibt, die auf oder in anderen ebenso einfach gebauten Organismen leben, so müssen wir annehmen, daß der Parasitismus fast so alt ist, wie das Leben auf der Erde überhaupt, wenngleich die ältesten fossil erhaltenen Anzeichen desselben erst durch die, von gewissen Würmern der ‚Familie Myzostomidae auf Haarsternen der Kohlenperiode hervorgerufenen, an Pflanzengallen erinnernden Mißbildungen geliefert werden. Diese ältesten Dokumente des Parasitismus betreffen aber, sowohl was die Organisationshöhe der dabei beteiligten Tiere — die Myzostomen gehören zur höchsten Klasse der Würmer —, als was den Grad des Parasitismus — manche Arten derselben sind ausgesprochene Binnen- schmarotzer — angeht, einen Fall, der viele Vorstufen voraussetzt. Denn jeder Parasit kann seinen Stammbaum auf nichtparasitische Ahnen zurückführen, und die normalen Wechselbezie- hungen der Lebewesen gehen durch so allmäh- liche Zwischenstufen in die Extreme des Schmarotzertums über, daß es ganz unmöglich ist, die Lebensweise der gemeinhin als „Para- siten“ bezeichneten Organismen von jener der nichtparasitischen scharf abzugrenzen. Dies wird klar werden, wenn wir die verschiedenen Abstufungen der zum echten Parasitismus hin- überführenden Vergesellschaftungen der Lebe- wesen kurz betrachten. Wir wollen uns dabei, um die Übersicht nicht zu verlieren, auf das Tierreich beschränken und die in diesem vor- kommenden Vergesellschaftungen folgendermaßen einteilen. A. Auf Gegenseitigkeit beruhende Vergesellschaftungen. Diese von den Botanikern als „mutualistische Symbiose“ bezeichnete Art der Vergesellschaf- tung ist dadurch charakterisiert, daß beide daran beteiligten Genossen aus ihr Nutzen ziehen. Nach der Art der gegenseitigen Dienstleistungen unterscheiden wir hier dieSymbioseim eigentlichen Sinne, und den Mutualismus. Die Bezeichnung 18 Symbiose beschränken wir auf jene Fälle, in’«welcheir> die ‚Gesellschafter sich gegen- seitiß” in‘ tirem Storrweumsßl "en erkänzen. Ein unblid bau slsdaauszerW) . eonl 90 "elinierte Symbiose kennen W ir ‚zwar zwischen IL OL ) SUOIAJZI Dr. L. von Graff: Über die mutmaßliche Entstehung des Schmarotzertums in der Tierwelt. zwei verschiedenen Pflanzen, sowie zwischen Algen und niederen Tieren, aber nicht zwischen zwei verschiedenen Tieren. Warum dieser letztere Fall nicht vorkommt, wird aus folgender Er- wägung verständlich. Die Lebewesen unserer Erde zeigen uns zwei verschiedene Arten des Stoffwechsels: Die eine ist vertreten bei allen Pflanzen, welche den als Chlorophyll bekannten grünen Farbstoff oder dessen gelbe, rote oder braune Modifikationen besitzen. Solche Pflanzen nehmen einfache an- organische Verbindungen, Wasser und Salze so- wie Kohlensäure auf und verwandeln sie in den so gefärbten Teilen unter Einfluß von Licht und Wärme in kompliziertere Kohlenstoffverbin- dungen, indem sie die Kohlensäure zerlegen und den frei werdenden Sauerstoff abgeben. Die andere Art des Stoffiwechsels ist zunächst allen Tieren eigentümlich. Das Tier nimmt — in letzter Linie immer von der Pflanze herstammende — Kohlenstoffverbindungen sowie Sauerstoff auf und verwendet diesen zur Oxydation der ersteren. Dabei werden also komplizierte Verbindungen zerlegt in einfachere, flüssige Endprodukte und Kohlensäure, welche beide vom Tiere aus- geschieden werden. Tier und Pflanze ergänzen sich demnach in ihrem Stoffwechsel. ‘Doch gibt es Pflanzen, welche des Chlorophylis entbehren und daher unfähig sind, Kohlensäure zu zerlegen. Diese haben die gleiche Art des Stoffwechsels wie das Tier, und wenn sich eine solche Pflanze oder ein "Tier mit einer chlorophyliführenden Pflanze zu einem Individuum höherer Ordnung verbände, so würde dieses als Mikrokosmos in sich die Wechselbeziehungen der beiden Reiche der Lebewesen vollendet zum Ausdruck bringen. Derartige Symbiosen sind nun in der Tat verwirklicht. Die Flechten sind nichts anderes als solche Doppelwesen, da sie aus. einem Pilze bestehen, dessen des Chlorophylis entbehrendes Flechtwerk die Form des Ganzen bestimmt, Kohlensäure und Wasser liefert, während in seinen Maschen eine grüne Alge lebt, die Stärke erzeugt und Sauerstoff abgibt, also jene Stoffe, welche die Flechte zu ihrer Existenz benötigt. Vergesellschaftungen zwischen Tieren und srünen, gelben, braunen oder roten Algen sind in großer Zahl bekannt und kommen besonders häufig vor bei Urtieren, Schwämmen, Nessel- tieren, sowie Würmern, und zwar scheinen gelbe, braune und rote Algen sich bloß in marinen Tieren, grüne aber sowohl in marinen als süb- wasserbewohnenden, wenngleich bei letzteren weit häufiger als bei ersteren, vorzufinden. Sie Dr. L. von Graff: Über die mutmaßliche Entstehung des Schmarotzertums in der Tierwelt. liegen meist in den verdauenden Zellen oder zwischen Darm und Haut in der. Leibeshöhle, bisweilen aber in allen Organen des Tieres ein- gebettet. Bei der Mehrzahl der Fälle handelt es sich allerdings um einen Raumparasitismus der Alge, die dann im Tierkörper ähnliche Vor- teile genießt, wie die Algen im Pilzmycel der Flechte, wenngleich die Annahme nicht von der Hand zu weisen ist, daß auch das Tier durch den von den Algen produzierten Sauerstoff respiratorische Vorteile genießen werde In eigenen Fällen — wie bei manchen Strudel- würmern — muß aber, da solche von Algen erfüllte Tiere die Aufnahme von anderer Nah- rung ganz einstellen oder auf ein Minimum beschränken, mit Haberlandt angenommen werden, dab diese Algen „zu einem integrieren- den histologischen Bestandteil des Wurmes ge- worden sind, daß sie nunmehr sein Assimilations- gewebe vorstellen“, sonach eine echte Symbiose vorliege, wie zwischen den beiden Komponenten des Flechtenorganismus. II. Mutualismus, d. h. die Vergesellschaf- tung mit gegenseitigen Dienstleistungen anderer Art, ist eine weit verbreitete Erscheinung im Tierreich. Die Krabben, welche sich kuchen- förmige Kolonien zusammengesetzter Ascidien auf den Rücken nehmen, können, so unsichtbar gemacht, leichter an ihre Beutetiere heran- schleichen, und der Einsiedlerkrebs, der auf seinem Schneckenhause Aktinien ansiedelt, ist dadurch der Gefahr entrückt, von der Spongie Suberites domuncula überwuchert und so dem Hungertode überliefert zu werden. Für die Ascidien jedoch wie für die Aktinien, die beide festsitzende Tiere sind, hat die Ansiedlung auf einer so beweglichen Unterlage, wie es die senannten Krebse sind, zweifellos Vorteile in Hinsicht auf die Ernährung und Atmung. Dab die beiden Geschlechter einer und derselben Tierart mit Hinsicht auf ihre gemeinsame höchste Lebensaufgabe in ihrer Lebensführung von- einander abhängen, ist ja wohl bekannt, aber neu dürfte den meisten der Leser die Tatsache sein, daß sich diese Abhängigkeit bei manchen Tieren (Bonellia, Trichosomum) zu einem In- einanderleben potenziert hat, indem die reifen Männchen innerhalb der weiblichen Geschlechts- wege ständigen Aufenthalt nehmen. B. Vergesellschaftungen zu ein- seitigem Nutzen. Das Wesen dieser ist danach zu beurteilen, ob der dem einen Gesellschafter daraus er- 287 wachsende Nutzen dem anderen keinen Abbruch tut oder ihn direkt schädigt. I. Ohne Schädigung des zweiten Gesell-. schafters. In diese Kategorie gehört nach unseren heutigen Kenntnissen eine große Menge von denselben Wohnort teilenden oder auf und in anderen lebenden Tieren, die großenteils nicht als Vergesellschaftungen erscheinen, in welchen der bestimmte Genosse notwendig oder auch nur nützlich wäre, sondern vielmehr bloße Lebensgemeinschaften von Tieren darstellen, deren Mitglieder lediglich durch die gegebenen Lebensbedingungen zusammengeführt werden (Biocoenosen). Je spezialisierter die Lebens- bedingungen sind — Temperatur, Salz- und Sauerstoifgehalt sowie Bewegung des Wassers, Beschaffenheit des Bodens usw. — desto kleiner wird die Zahl der Arten sein, die sich an solchen Lokalitäten zusammenfinden und desto häufiger werden immer wieder dieselben Tiere eng verbunden angetroffen werden. Aber der Muschel, die sich an den Ästen einer Korallen- art des Korallenriffs festheftet, würde wahr- scheinlich ein zackiger Lavafels dieselben Dienste leisten, und der Bohrschwamm, den sein Kalk- bedürfnis veranlaßt, sich in die dicken Schalen gewisser Muscheln einzubohren, bedient sich dazu ebenso gerne glatter Kalksteine von dichtem Gefüge, wenn diese an seinem Wohnorte zu haben sind. Wir müssen uns an einige wenige, genauer bekannte Fälle halten, um die Menge der Tatsachen nach biologischen Gesichtspunkten ordnen zu können. So unterscheiden wir denn unter diesen durch einseitigen Nutzen und Mangel einer Schädigung des Genossen charak- terisierten Vergesellschaftungen folgende Kate- gorien. 1. Wohnungsgenossen, welche denselben Aufenthaltsort teilen oder sich in von anderen Tieren hergestellten Bauten einnisten. Hierher gehört ein Teil der von Kraepelin als „Synöken“ bezeichneten Formen, sowie viele der als „Gäste“ in den Bauten der Ameisen und Termiten lebenden Insekten. Die See- planarie, welche ihren Laich in vom Einsiedler- krebs bewohnte Schneckenschalen ablegt, schützt damit die Brut vor Verfolgern, während. ein Teil der Ameisengäste dazu noch Schutz vor den Unbilden der Witterung und Nahrung findet, gleich den Koprophagen (Kotfressern) in Mäusenestern. Dagegen erscheinen die Blatt- läuse, welche als Haustiere von den Ameisen 288 Wohnung und Schutz genießen, ihnen jedoch als Gegenleistung Zuckersaft liefern, eigentlich als Mutualisten. 2. Bewohner offener Körperhöhlen an- derer Tiere. Solche finden hier Schutz vor Verfolgern, wie die Eier des Bitterlings (Rhodeus amarus), die von diesem in die Kiemen- blätter der Teichmuscheln abgesetzt werden, oder auch Nährung (Schleim, Tiere des Atem- wassers), wie die als „Muschelwächter“ (Pinnotheres) bekannten Krabben, die ihr Leben im Mantelraume verschiedener Meeresmuscheln verbringen. Andere, wie z. B. die Turbel- larien, welche sich bei eintretender Ebbe in die Mantelhöhle der Mießmuscheln flüchten, genießen dadurch den doppelten Vorteil, vor Vertrocknung geschützt und von ihren Jagd- gründen nicht abgezogen zu werden, in welche sie sich bei zurückkehrender Flut auf dem kürzesten Wege wieder begeben können. 3. Als Epöken bezeichnet Kraepelin Tiere, welche sich auf der Oberfläche anderer frei- schwimmender Tiere ansetzen, um so durch größere Wassergebiete geführt, vorteilhaftere Bedingungen für Nahrungserwerb und Atmung zu genießen. Daß aber den so auf Seeschildkröten und Walen angesiedelten Entenmuscheln (Lepas) und Seeeicheln (Balanus) ein Schiffs- bauch oder ein Stück Treibholz die gleichen Dienste leistet, ist wohlbekannt. Hierher ge- hören auch die auf Säugern und Vögeln lebenden Haarlinge (Trichodectes) und Federlinge (Philopterus), die bloß abgestoßene Hautschüpp- chen ihrer Träger verzehren. Schon der Bitterling, dessen heranwachsende Embryonen eine Deformation der Anodonta- Kiemen verursachen und der Muschelwächter, welcher einen Teil der, der Muschel zufließenden Nahrung wegschnappt, sind Beispiele dafür, wie ein allmählicher Übergang hinüberführt zu den Vergesellschaftungen II. mit Schädigung des zweiten Gesell- schafters, die in verschiedener Weise erfolgen kann. Zu- nächst dadurch, dab 1. dem Genossen ein Teil seiner Nahrung entzogen wird. Aus den zahlreichen Fällen dieser von P. J. van Beneden als Kommensalismus oder Tischgenossenschaft bezeichneten Art der Ver- gesellschaftung führe ich als typisches Beispiel die beiden auf ungestielten Haarsternen (Coma- tula) unserer europäischen Meere lebenden Dr. L. von Graff: Über die mutmaßliche Entstehung des Schmarotzertums in der Tierwelt. Myzostoma-Arten an. Diese scheibenförmigen Würmer krallen sich mit ihren Fußhaken in der Umgebung des Mundes der Comatula derart an, dab ihr Rüssel direkt in den Mund der letzteren hineinreicht, woselbst die von den zehn Armen kommenden Nahrungsströme zu- sammenmünden, und man findet oft mehrere dieser Mitesser auf einer Comatula versammelt, der auf solche Weise ein großes Nahrungs- quantum entzogen wird. Doch reicht diese Schädigung nicht entfernt heran an jene zweite Gruppe von Gesellschaftern, die 2. sich von Säften und lebenden Zellen des Genossen ernähren. Das sind die echten Parasiten, und wenn wir diesen Namen bloß auf die letztgenannte Art der Vergesellschaftung beschränken, dann läßt sich der Parasitismus leidlich gut umgrenzen, indem wir als Parasiten bezeichnen: Orga- nismen, welche sich auf oder in be- stimmten anderen Organismen aufhalten, um sich von lebender Substanz oder fertigen Nährsäften derselben zu er- nähren. Wie nahe aber der Parasitismus an andere ‚Formen der Vergesellschaftung heranreicht, ist daraus zu ersehen, daß z. B. die Krätzmilben sich von den unter der Kategorie der Epöken genannten Haarlingen bloß dadurch unter- scheiden, daß sie nicht die völlig verhornten, abgeschuppten, sondern noch lebende, plasma- tische Zellen der Haut verzehren. Und für manche der im Mastdarm und in der Harnblase lebenden Tiere ist es ganz zweifelhaft, ob wir sie zu den unter der Gruppe I genannten Kopro- phagen oder unter die Parasiten einzureihen haben. Und auch gegen den freien Nahrungs- erwerb des Raubtieres ist keine scharfe Grenze zu ziehen. Der Blutegel ist ein Raubtier gleich dem Tiger, wenn er in seiner Jugend einem Wassermolch soviel Blut entzieht, daß dieser daran zu Grunde geht, er wird aber als Parasit bezeichnet, wenn er, erwachsen, den Menschen oder ein anderes warmblütiges Tier anfällt. Hier entscheidet also für die Bezeichnung das Größen- und Stärkeverhältnis des Ausbeuters zu jenem des Ausgebeuteten! Wir müssen eben auch bei dem Versuche, die Vergesellschaftungen der Tiere übersichtlich zu gruppieren, im Auge behalten, daß die wirklich vorhandenen Wechsel- beziehungen so mannigfaltige sind, daß jede Einteilung eine künstliche sein muß. Und dabei kennen wir heute nur einen kleinen Teil der hierhergehörigen Tatsachen, und von diesen Kleine Mitteilungen. nur verhältnismäßig wenige uns eine klare Vorstellung von den physio- logischen Momenten machen zu können, durch welche die im Frage kommenden Gesellschafter aneinander gekettet sind. genau genug, um % Kleine Mitteilunsen. Über die Fütterung von Seetieren mit Piscidin. Daß Piseidin nicht nur zur Fütterung von Süßwasser- Fischen verwendet werden kann, sondern auch von See- tieren, natürlich nur einigen Arten, sogar gierig gefressen wird, das dürfte mancher Liebhaber schon erfahren haben, und beweisen auch meine Versuche, die ich mit den, mir bisher zur Verfügung stehenden Tieren machte. Dieselben bezog ich gewöhnlich bei Herrn L. Sehmitt-München, da ich zur Genüge erfahren hatte, daß es viel besser sei, bei einem reellen Händler des Binnenlandes um einen etwas höheren Preis eingewöhnte Seetiere zu beziehen, als frischgefangene, um billiges Geld zu erlangende Tiere von der Küste. In erster Linie sind es die Kärpflinge (Cyprinodon fasciatus), für welche sich Piseidin als Kunstfutter eignet wie kein anderes. Vier Kärpflinge füttere ich jetzt über ein Jahr ausschließlich mit Piseidin, und daß ihnen dieses Futter gut bekommt, davon kann man sich jeder- zeit überzeugen, da sie dabei ausgezeichnet gedeihen, was ihre Größe und Wohlbeleibtheit beweist, wodurch aber ihre Beweglichkeit und Munterkeit in keiner Weise beeinträchtigt wird. Zur Zeit dient Piscidin einem Dutzend dieser lebhaften Gesellen zur Nahrung. Etwas vorsichtiger und nicht so rasch gingen Brassen (Sargus-Arten) ans Futter. In den ersten paar Tagen nahmen sie weder Fleisch noch Wurmstückchen noch irgend etwas anderes. Doch als sie sahen, daß die ihnen beigesellten Kärpflinge das ihnen neuartige, unbekannte Futter anstandslos verzehrten, da schien eine der beiden Brassen auch Lust zu bekommen, dasselbe zu versuchen. Wie ich sah, daß sie sich schon langsam der Futterstelle nähern wollte, nahm ich ein Korn Piseidin der Größe 1 und warf es in die Nähe des Fisches. tuung sah ich denn auch, wie dieser mit kurzem Zögern. darauf stürzte, sobald er desselben ansichtig wurde. Hatte ich nun geglaubt, der Brocken würde im räube- rischen Rachen verschwinden, so sah ich mich sehr ge- täuscht; denn lange hielt die Brasse denselben unter schnellen kauenden Bewegungen zwischen den Zähnen fest und spuckte ihn nieht weniger als neunmal wieder aus, ehe er mit kräftigem Schluek hinuntergespült wurde Zu meiner Genug- Ein zweiter vorgeworfener Brocken erlebte das gleiche Schicksal, doch wurde er nur mehr viermal wieder herausgespuckt und nach dem dritten, der auch noch einmal herausmußte, nahm sie Piscidin ohne jedes Be- denken. Jetzt fressen meine beiden Brassen das Kunst- futter ebenso begierig, wie natürliches Mein Aquarium beherbergt ferner zwei Schmetter- lingsfische (Blennius ocellaris). Während aber der größere Piscidin nur zur Abwechslung frißt und anima- lische Nahrung vorzieht, scheint der kleinere darauf ganz versessen zu sein. Bei der Fütterung macht er es sich 289 einfach und bequem unter dem Futterrahmen und läßt keinen anderen Fisch heran, ebe er nicht selbst gesättigt ist und es ihm beliebt, das Feld zu räumen. Aber nicht nur die Fische des Seewassers können mit Piseidin gefüttert werden, sondern auch andere Tiere nehmen es gerne, wenn auch nicht als ständiges Futter. So verzehrten Garneelen (Orangon vulgaris) mit Vorliebe dasselbe und eifrig suchten sie es in allen Ritzen und Fugen auf, wohin sie mit den zierlichen kleinen Scheren ge- langen konnten; deshalb ist es zu empfehlen, diese Krebschen in Seewasserbehältern, Piscidin gefüttert wird, zu halten. — Ohne weiteres ver- schlingen kleinere Aktinien Piseidinkörner, und 5 junge HEdelsteinrosen (Bunodes gemmaceus), die in meinem Aquarium das Licht der Welt erblickten, habe ich mit Piscidin und ganz kleinen Fleischstückchen auf- gezogen. Doch gilt schon bei der Fütterung von Pisceidin im Süßwasseraquarium der Grundsatz: „Nicht zu viel füttern!“ sehr in denen mit auch so ist dies beim Seewasseraquarium umsomehr der Fall. Jeder Besitzer Seewasseraquariums weiß, mit welchen Umständen und Schwierigkeiten eine Trübung des Wassers verbunden ist. S. Müllegger, „Wasserstern“-Augsburg. Einige Kleinigkeiten. Daß man mit dem Urteile über Haltbarkeit oder Hinfälligkeit von Aquarientieren recht vorsichtig sein muß, bewiesen mir einige erst in jüngster Zeit gemachte Beobachtungen. Der Hecht gilt allgemein für einen sehr hinfälligen Fisch, der warmes Wasser und vollends gar verunreinigtes Wasser nicht ver- tragen kann. Als ich nach achttägiger Abwesenheit an das Aquarium, welches ein etwa 10 em langer Hecht mit einem etwas längeren Kaulbarsch teilte, herantrat, lag der Kaulbarsch tot und halbverwest darin — die warmen Tage hatten ihn getötet — das Wasser hauchte einen pestilenzialischen Gestank aus, der Hecht aber lebte darin. Ich nahm ihn heraus — das Tier hatte schon einige Tage vor meiner Abreise und die ganze Zeit meiner Abwesenheit fasten müssen und war spindeldürr, also durchaus nicht in einem Ernährungszustand, der es zu besonderer Widerstandsfähigkeit prädestiniert hätte. In ein anderes Aquarium mit altem Wasser gebracht, erbarmte es sich sofort über ein hereingeworfenes Moderlieschen. Dagegen waren während der gleichen Zeit zwei prächtige Stichlingsmännchen (Gasterosteus aculeatus L.) und — ein Schlammbeißer, der doch gewiß als zäh gilt, in geräumigen gut bepflanzten Behältern eingegangen. Auch ein Bitterling hatte das Zeitliche gesegnet. Am allermeisten verwundert und erfreut war ich indes über meine Larven von Triton montandoni, die ich in ihrer Einmachebüchse, zwar ausgehungert, aber vollzählig und munter wiederfand. Sie stürzten sich gierig auf eine so- fort gereiehte Portion Daphnien. — Die Männchen der Stabwanze sind bedeutend kleiner als die Weibchen, werden vielleicht kaum halb so groß. Das Weibchen, übt Brutpflege, indem es die gestielten Eier an den Ex- tremitäten und Atmungsorganen mit sich herumschleppt. Bisher fand man nur immer die Angabe, daß die Eier an Wasserpflanzen abgesetzt würden. — Gelbrandkäfer fraßen bei mir in Ermangelung besserer Nahrung ihre eigene Larve auf. — Beim Tümpeln nach Plankton fand ich in einem toten Arm der Pleiße zwischen. Leipzig und Connewitz statt der erhofften Bosmina longispina erstmalig für diese Gegend Scapholebris mucronata, scharf unterschieden von anderen Daphniden durch den eines 290 Schalenrandes in einen Stachel. Köhler. Beiträge zur Kenntnis der Fischfauna des Nils betitelt sich eine Abhandlung unseres gewiß von allen unseren Lesern hochgeschätzten Mitarbeiters Dr. Franz Werner in Wien, die er in den Sitzungsberichten der k. Akademie der Wissenschaften in Wien veröffentlicht hat. Die Arbeit stellt das Ergebnis einer mit Subvention aus der Erbschaft Treitl unternommenen zoologischen Forschungsreise nach dem ägyptischen Sudan und Nord- Uganda dar und bedeutet sicher eine große Förderung Kenntnisse die Fischfauna des Nils und Außer dem systematischen Teil, aus geradlinigen Verlauf des unteren unserer über seiner Zuflüsse. welchem u. a. auch die erfreuliche Tatsache hervorgeht, daß es dem Forscher gelungen ist, die Nilfauna um eine neue Art zu bereichern, enthält die Arbeit noch inter- essante Studien über Lebensweise und Nahrung sowie über die Kiemenfilterapparate einiger Nilfische, die meiner unmaßgeblichen Meinung nach den Schwerpunkt der Arbeit bilden. sein, ob die angewandte Methode, hauptsächlich Jung- Geteilter Meinung könnte man darüber fische zu sammeln, richtig ist, da erfahrungsgemäß das Habitusbild eines größerten Bilde eines Jungfisches beträchtlich abweicht. erwachsenen Fisches von dem ver- Bequem ist die Methode zweifellos, aber wohl nicht immer ganz zuverlässig. Art handelte, ist ja auch der Verfasser von dieser Methode abgewichen (Olarias werneri Blgr.). Wenn es sich um eine offenkundig neue Nur ist es auf einer Forschungsreise mangels vollständiger Literatur zum so- fortigen Nachschlagen und Nachbestimmen nicht immer möglich, sofort zu entscheiden, ob eine Art bereits bekannt oder neu ist, so daß auf diese Weise unter Umständen dem Forscher die eine oder andere neue Art bezw. Abart verloren gehen könnte. Erfreulich ist, daß wenigstens bei den meisten nicht konservierten größeren Stücken der Mageninhalt geprüft und Äußeres und Eingeweide auf Parasiten untersucht Dadurch war es dem Forscher einerseits möglich, ein präzises Urteil über die Lebens- und Fr- nährungsweise der meisten Nilfische zu fällen. wie er worden sind. andererseits eine Reihe neuer Entoparasiten nachweisen konnte. Drei neue ektoparasitische Kopepoden wurden ebenfalls gefunden, so daß das Ergebnis der Forschungs- reise sicher im ganzen ein recht befriedigendes genannt werden kann. K: = Tragekasten. A. P. S0. Frage: Seit 1905 besitze ich zwei Paar Makropoden; dieselben haben im Sommer 1906 das erste Mal gelaicht. 10 Junge aufgezogen. Aus sechs Nestern habe ich jedoch nur Alle anderen starben schon nach Die Fischehen hatten etwas an ihren Körpern, es sah etwa aus wie eine Wasser- oder Luft- 7 2 RE %; . wenigen Tagen. blase, sie konnten nicht mehr schwimmen, blieben am Boden liegen und gingen bald darauf zu Grunde. Hatten die Fischehen erst einmal die Größe von 7 mm erreicht, dann hatte ich keine Not mehr damit; sie fraßen eifrig Daphnien und Öyelops und wuchsen dann schnell heran. Dieses Jahr nun, es war am 2. Pfingstfeiertag, konnte ich beobachten, wie das eine Paar meiner Makropoden laichte, ohne daß das Männchen ein Nest gebaut hatte; Kleine Mitteilungen. — Fragekasten. es fraß sofort den Laich auf. Mit einem Löffel habe ich mir dann noch einige Laichkörnchen gerettet und sie in ein kleineres Glas verbracht. Später sah ich, wie das Weibehen in einer Ecke saß und den Laich un- befruchtet abgab. Nun besann sich aber auch das Männ- chen seiner Vaterpflichten. Es suchte alle die un- befruchteten Laichkörnchen zusammen, und in !/g Stunde war das Nest fertig, das nun leider keinen Zweck mehr hatte. Immerhin aber habe ich aus dem abgeschöpften Laich noch über 20 Junge aufgezogen, nachdem mir wieder einige an der oben erwähnten Krankheit gestorben sind. Nun möchte ich mir noch einige andere Fische an- schaffen, und zwar Haplochilus panchax var. lutescens. Leider habe ich über diese schönen Fische noch nichts weiter den Aufsatz in Heft 39 des 17. Jahrganges der „Blätter für Aquarien- und Terrarien- kunde“. Sie schrieben jedoch damals, daß die Fische sich noch zu kurze Zeit in Ihren Händen befänden, als daß Sie über deren Eigenschaften schon Näheres mit- könnten. Hoffentlich haben sich die Tierchen reichlich bei Ihnen sodaß Sie in der Lage sind, mir Aufschluß darüber zu geben, ob sich lesen können als teilen vermehrt, nun Ganz unbewandert bin ich nicht mehr in der Aquarienliebhaberei. Ich möchte Sie nun bitten, mir folgende Fragen gütigst zu der Fisch für mich eignen würde. beantworten: 1. Wie heißt die Krankheit meiner jungen Makro- poden, und was war die Ursache? 2. Waren meine alten Makropoden vielleicht krank, weil sie das Laichgeschäft nicht naturgemäß betrieben haben? 3. Ist dies eine Krankheit der Fische, wenn sie, immer auf einem Fleck bleibend, sich stoßweise hin- und herbewegen? Zwei junge Gurami sind mir daran ge- storben. 4. Würden Sie mir zu Haplochilus panchax var. lutescens vaten, und wie verhält man sich bei der Zucht dieser Fische? Mub das Zuchtaquarium groß sein? Antwort: 1. Ihre jungen Makropoden waren über- haupt nicht krank; das kleine Bläschen, das Sie be- obachtet haben, ist der Dottersack. Die jungen Fischehen sind infolge ungenügender Brutpflege seitens der alten aus dem Nest zu Boden gefallen und konnten sich bei ihrer Unbeholfenheit nicht wieder zur Wasseroberfläche erheben. Schaffen Sie sich ein anderes Zuchtpaar an, das die Brut besser pflegt und nehmen Sie im Zucht- behälter nicht zu hohen Wasserstand (höchstens 15 em). Herausgeschöpfte Jungfischehen müßten Sie schon in einem größeren Behälter bei gleichmäßig warmer Tempe- ratur von 22—25° C. und ganz flachem Wasserstand (höchstens 5 cm) aufziehen. Nahrung zunächst Infusorien, wie sie in jedem alteingerichteten, vorher nicht von Fisehbrut bevölkerten Aquarium in Menge vorhanden sind. Erst bedeutend später gesiebte Cyelops und Daphnien. 2. Krank waren Ihre alten Makropoden nicht, aber durch Inzucht und andere bei der Haltung von Fischen in engem Gewahrsam bedingte Faktoren degeneriert (ent- artet). Kaufen Sie künftig Männchen und Weibchen von verschiedenen Bezugsquellen, zahlen Sie getrost !g—1 Mk. pro Stück mehr und suchen Sie sich die kräftigsten und schönsten Tiere aus; dann erst werden Sie Freude mit der Zucht erleben. Die alten Zuchtfische, welche Sie jetzt besitzen, setzen Sie am besten in Spiritus und be- wahren Sie zum Andenken auf. Bücher- und Zeitschriftenschau. — Vereins-Nachrichten. 291 3. Ja; es handelt sich um eine Erkältung der Schwimmblase. Heilung kann höchstens im Anfangs- stadium durch hohe Temperatur (30-35° ©.) bewirkt werden. Am besten beugt man vor, indem man die Fische vor zu großen Temperaturschwankungen sorgsam hütet. Guramis brauchen tagsüber mindestens 20-229 C., zur Laichzeit 24—800 C.: nachts kann die Temperatur all- mählich um 3—5°0C. herabgehen. Größere Schwankungen, womöglich in noch kürzerem Zeitraum, sind verhängnisvoll. 4. Gewiß! Ich mache Sie aber darauf aufmerksam, daß es echte Haplochilus panchax var. lutescens im Handel ‚ nicht gibt, da bisher kein zu den prächtigen Männchen zugehöriges Weibehen bekannt geworden ist. Es ist gegenwärtig unter den Haplochilus panchax-Varietäten durch unbeabsichtigte Kreuzungen ein soleher Mischmasch fertig geworden, daß Sie beinahe alle Farbennuancen vom gewöhnlichen blauen Panchax bis zum rotflossigen var. mattei und der gelbflossigen var. lutescens erhalten können. Alle diese Farbenspielarten sind schön, leicht zu halten und leicht zu züchten. Sie erfordern nur kleine, aber heizbare Aquarien zur Zucht; Temperatur wie bei Guramis (vgl. 3!). Die Eier werden an feinblättrigen Wasserpflanzen und Schwimmpflanzen (Myriophyllum, Riecia mit Vorliebe) abgesetzt und nach Herausnehmen der Pflanzen durch Betasten derselben mit den Fingern abgesucht. Sie werden mit den Pflanzenteilen, woran sie haften, in ein kleines Einmacheglas mit Wasser aus dem Laichaquarium gebracht und in dieses eingehängt. Fütterung der nach 10—14 Tagen ausgekommenen Brut wie unter 1 angegeben. K. % Bücher- und Zeitschriftenschau. „Wissenschaft und Bildung“: Das Schmarotzer- tum im Tierreich. Von Prof. Dr. L. von Graff. — Befruchtung und Vererbung im Pfianzenreiche. Von Prof. Dr. K. Giesenhagen. Preis pro Bändchen 1.— Mk., gebunden 1.25 Mk. Verlag von Quelle & Meyer, Leipzig. Zwei prächtige, kleine Bändchen, für deren Güte, was Inhalt anbetrifft, schon die Namen der beiden Autoren, bewährte Fachgelehrte auf den betreffenden Gebieten, bürgen. die dem Leser einen Begriif von der Knappheit der Dar- stellung und der logischen Klarheit der Entwicklung in dem Werkchen geben mag. Eine prägnantere Schilderung der Entwicklungsgeschichte des Parasitismus ist mir bisher nirgends in der mir bekannten umfangreichen Literatur Dem ersteren entlehnen wir eine Textprobe, 3 „VEREINS: ACHRICHTEN begegnet. Die Illustrationen können bei so niedrigem Preis nicht schön sein; sie sind aber durchgehends instruktiv in hohem Grade. Ich rate jedem, der sich für die betreffenden Gebiete der Naturwissenschaft interessiert und nach einem leichtverständlichen, aber zugleich wissen- schaftlich exakten Einführungswerk sucht, zur Anschaffung dieser Bändehen. Ich wüßte keine besseren Werke zu solchem Zwecke zu nennen. Kt „Die Umschau“ (herausgegeben von Dr. J. H. Bech- hold, Frankfurt a. M.) bietet in ihrer letzten Nummer (27) neben einer Fülle anderen interessanten Stoffes eine prächtige Arbeit über „Die neue ee en von Auguste und Louis Lumiere“ von Dr. R. Krügener. Wir werden sehen, was übrig bleibt, wenn es erste Enthu- siasmus vorüber ist; wenn aber so bewährte Kräfte auf dem Gebiete der Photographie wie der Verfasser des Aufsatzes ein bedingungslos günstiges, ja begeistertes Urteil fällen, ist ja wohl sicher etwas von dem neuen Verfahren zu erhoffen. Es weicht von den bisherigen erstens darin ab, daß das farbige Bild nicht mehr aus drei Teilbildern zusammengesetzt wird, wie bei den Drei- farbenverfahren, sondern mit einer Aufnahme gewonnen wird, und schließlich von anderen bereits bekannten, aber noch sehr unfertigen Verfahren gleicher Art, die praktisch bisher nicht in Frage kamen, dadurch, daß es möglich geworden ist, die Expositionsdauer gewaltig abzukürzen, bis auf Bruchteile einer Sekunde in besonders günstigen Fällen. Hoffentlich wird das dazu erforderliche Material bald weiteren Kreisen zugänglich, damit wir eine Kraft- probe mit der farbigen Photographie lebender exotischer Fische damit anstellen können! Im übrigen sei „Die Umschau“ allen am Fortschritt auf den Gebieten der Wissenschaft, Technik und Kunst interessierten Lesern unserer Zeitschrift bestens empfohlen. K. Von der Zeitschrift „Zoologischer Beobachter — Der Zoologische Garten — Verlag von Mahlau & Waldschmidt in Frankfurt a. M., liegt vor No. 6 des XLVIII. Jahrgangs für 1907 mit folgendem Inhalt: Mitteilungen aus dem Schönbrunner Zoologischen Garten in Wien; von Maximilian Siedler in Wien. — Aus dem Leben ostafrikanischer Säuger; von Prof. Dr. J. Vosseler in Amani (Deutsch-Ostafrika). — Zur Kenntnis der Hundeseele; von Dr. med. Karl Flach in Aschaffenburg. — Der Maulwurf als Tagtier; von Dir. Dr. H. Reeker in Münster i. W. — Das chinesische Schuppentier; von Dr. M. Kreyenberg, Marinestabsarzt a. D. in Pinghsiang, Prov. Kianghsi (China). — Winter- gäste auf einem Futterplatze bei Riga; von Ü. Grev& in Riga. — Kleinere Mitteilungen. — Literatur. — Bücher und Zeitschriften. er 29 A Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Sitzung jeden 1. und 3. Freitag im Monat in Josef Gruß’ Restaurant, IX, Währingerstraße 67. Gäste willkommen. Sitzung vom 1,. Mai 1907. Eröffnung der Sitzung durch Herrn Beck. Verlesung und Richtigsprechung des Protokolles der letzten Sitzung. Im Einlauf: Grußkarte des I. Vors. aus Linz, Schreiben des Herrn Seifert, Offerte von Herrn Fritz Haasche, hier (Stahldrahtbürsten), Gesuche um Satzungen der Herren 292 Irany-Budapest und Emil Tropp. „Wochenschrift“ No 17, 18 u. 19, „Blätter“ No. 18, 19 u. 20. „Haus u. Hof“ No. 13, Berichterstattung des Vors. über die stattgefundene Aus- stellung und Aussprechung des Dankes an Herrn Arch. Prutscher und Demuth. Der Bericht der Ausstellung erfolgte an anderer Stelle dieser Zeitschrift. Lobende und schmeichelnde Anerkennungen wurden uns in reichem Maße zu teil. Der hohe Protektor der Ausstellung, Seine kaiserl. Hoheit Herr Erzherzog Rainer sprach sich über sie in sehr lobender Weise aus. Zur Aufteilung der Spesen spenden einige Mitglieder namhafte Summen, wofür ihnen der herzlichste Dank ausgesprochen sei. An Herrn Dr. P. Kammerer wird das Ersuchen gerichtet, anatomische und physiologische Vorträge über Wasser- tiere und -Pflanzen zu halten. Ebenso sagt Herr Dr. Ziegler in Kürze einen botanischen Vortrag zu. Frau Gräfin Castell v. Riückershausen spendet dem Verein 100 prächtige Makropoden zur Verteilung zu Gunsten der Kasse an die Mitglieder, wofür wir genannter Dame bestens danken. Nach Erledigung des Geschäftlichen erzählt Herr Architekt Prutscher über seine Reise, die er kürzlich nach Lovrana machte. Bei heftiger Bora wurde auf Tierfang ausgefahren, und das Ergebnis des Fanges waren bloß einige Fische und Blumenspinnen. Kosten des Fanges 64 Kr., also ein teurer Fang. Von anderer Seite wurde unter anderen auf die Gefährlichkeit des Fütterns mit Kaulquappen hingewiesen. Ein Blennius war dieser Tage ein Opfer dieser Fütterungsmethode. Der Papageifisch Scarus ceretensis nimmt nur lebendes Futter. Bei Herrn Beck hat sich ein neubezogener Cerianthus vergraben, erschien nicht mehr, und, wurden beim Durchsuchen des Beckens nicht einmal Überreste gefunden. Georg Ruda, Schriftführer. Sitzung vom 7. Juni 1907. Einlauf: Monats-Anzeiger des „Heros“ - Nürnberg, Rechenschaftsbericht des Vereins der „Gärtner u. Garten- freunde“ in Döbling, „Österr. Gartenzeitung“, „Ill. Flora“, „Tierwelt“, „Natur u. Haus“. Karte unseres II. Schrift- führers. Die Biologische Station in Lunz sendet eine Beschreibung der Station. Professor Hiesl spricht über die Pflege der Süßwasserkrabbe (Telphusa fluviatilis) und erzählt, daß er ein Exemplar unter den denkbar einfachsten Verhältnissen schon mehrere Jahre pflegte. Ferner be- richtet er über den T'od eines 7 Jahre altgewordenen Makro- poden eigener Zucht. Bei Herrn Krebs haben Kehlsack- salmler abgelaicht. Leider konnte das Laichgeschäft nicht beobachtet werden und wünschen wir nur, daß dieses Junge rührige Mitglied mit der Aufzucht der Fischehen recht günstige Resultate erziehen möge. Auch Herr Demuth berichtet über verschiedene Zuchterfolge in seinen Aqua- rien. Nach Besprechung einiger interner Angelegenheiten schließt der Obmann die Sitzung. Wessely. Fragekasten des „Triton“, Berlin. (Die Benutzung desselben steht auch Niehtmitgliedern frei.) Frage 13: Wie entferne ich Polypen aus meinem Aquarium, ohne den Boden und die Pflanzen zu ver- werfen ? Antwort. Ist das Aquarium heizbar, so erreichen Sie die Vernichtung aller Arten von Hydra am schnellsten, wenn Sie das Wasser bis auf ca 40° C. erwärmen, resp. so hoch, daß die Polypen absterben, was Sie ja an den Scheiben bequem beobachten können, und kurze Zeit bei dieser Temperatur belassen. Bei nicht heizbaren Aquarien empfiehlt sich als oft erprobt das Kochsalz in 4/ooiger Lösung. Sie stellen den Rauminhalt des Behälters fest, rechnen auf 1 Liter 4 g Kochsalz, lösen die berechnete Menge in wenig Wasser auf und rühren diese konzentrierte Lösung in das Aquariumwasser gut unter. Nach etwa zwölfstündiger Einwirkung ist die Hydra sicher zerstört; nach Abziehen des Salzwassers und einmaligem Wasser- wechsel ist das Aquarium wieder gebrauchsfertig. Die Pflanzen erleiden hierdurch kaum irgend einen Schaden; die Fische sind natürlich vorher zu entfernen. Falls Sie im Besitze der notwendigen Geduld sind, können Sie das Verschwinden der Hydra auch ohne jedes künstliche Mittel beobachten. In einem Aquarium von etwa 25 Liter Inhalt, in welchem sich Scheibenbarsche befanden, die beständig mit Daphnien gefüttert wurden, gedieh etwa ein Jahr lang die Hydra viridis zu üppiger Entfaltung; von da ab begann Vereins-Nachrichten. sie sich zu verringern und nach einem weiteren halben Jahr war sie völlig verschwunden, ohne sich seitdem wieder . zu zeigen. Degeneration oder das Vorhandensein un- bekannter Feinde mögen ihren Untergang bewirkt haben. Frage 14: Kann ich in meinem gut bepflanzten Gartenbassin, ca. 4m im Geviert, Kaulquappen belassen, ohne fürchten zu müssen, daß sie das Brutgeschäft von Schleierschwänzen stören? Sie scheinen hauptsächlich Pflanzen zu fressen. Wie fange ich dieselben event. heraus? Antwort: Wenngleich die Kaulquappen wohl in der Hauptsache pflanzliche Nahrung zu sich nehmen, ver- schmähen sie doch auch keineswegs animalische und dürften jedenfalls den vorhandenen Laich sowie die Jung- brut der Schleierschwanzfische als besondere Delikatesse betrachten. Wenn Sie also auf Zuchterfolge Wert legen, ist ein Herausfangen der Kaulquappen unerläßlich. Einen besonderen Kunstgriff hierfür können wir Ihnen leider nicht angeben. Frage 15: Wie füttert man am besten dreijährige Heros? Empfiehlt sich vielleicht, da Daphnien von Ihnen verschmäht werden, die Zucht von Girardinus caudimacu- latus als Futterfisch im Aquarium? Antwort: Der Chanchito (Heros facetus) und seine Artgenossen sind für alles lebende, aber auch für totes Futter empfänglich. Wir reichen ihnen je nach der Jahreszeit Kaulquappen, Larven des Gelbrandkäfers, Branchipus, Schabefleisch, Mehlwürmer, welche sich eben gehäutet haben, und somit noch gut genießbar sind. aber auch Kunstfutter. Lebende Regenwürmer in Stücke zu schneiden, ist nicht jedermanns Sache. Die Girardinus- Zucht zu Futterzwecken dürfte kaum zu empfehlen sein; bedenken Sie die Mühe, welche Ihnen die Beobachtung zahlreicher Zuchtpärchen verursachen muß, und die Um- stände, die zur Erreichung einer genügenden Menge Futter- materials notwendig sind! Frage 16: Ich sehe von abgebrochenen Pflanzenteilen im Wasser meines Aquariums oftmals kleine Luftblasen oder Gasperlen emporsteigen und zwar in so regelmäßiger Folge, daß dieselben wie an einen Faden gereiht aussehen. Sind das Gase und schaden diese irgendwie dem Wasser oder den Fischen? Antwort: Die von Ihnen beobachtete Erscheinung ist derjenige Vorgang, auf welchem eigentlich unsere ganze Aquarienliebhaberei beruht. Es handelt sich dabei um den Lebensprozeß der Pflanze. Jedes tierische Lebe- wesen bedarf zu seiner Existenz des Sauerstoffes, welchen es dem umgebenden Medium entnimmt und durch die Atmungsorgane im Körper umwertet. Hier verbindet sich der Sauerstoff mit vorhandenem Kohlenstoff zu Kohlen- säure, welche in Gasform ausgestoßen wird. Ganz ent- gegengesetzt geht der Assimilationsprozeß bei den Pflanzen vor sich. Durch die Poren der Blattoberhaut wird dem umgebenden Medium Kohlensäure entnommen und im Innern der Pflanze unter dem Einflusse des Lichtes in Kohlenstoff und Sauerstoff zerlegt. Während der erstere zum Aufbau des Zellkörpers verwendet wird, entweicht der frei werdende Sauerstoff als Gas. Unter gewöhnlichen Verhältnissen, d. h. in zerstreutem Tageslicht erfolgt in unseren Aquarien die Abscheidung des Sauerstoffes durch die Poren des Blattes, und dieser wird sofort vom Wasser absorbiert. Bei hellem Sonnenlichte indessen geht diese Umsetzung und Gasabscheidung so energisch und reichlich vor sich, daß das umgebende Wasser nicht mehr im- stande ist, den austretenden Sauerstoff zu lösen, Die ungelösten Bläschen treten daher aus und entweichen nach der Wasseroberfläche. Befindet sich an einem hoch- gelegenen Punkte der Pflanze eine Verletzung, so finden natürlich die aufsteigenden Gasbläschen hier, wo das Zellgewebe unterbrochen ist, den geringsten Widerstand und treten nun an dieser Stelle in ununterbrochener Folge aus, solange die Entwicklung vor sich geht. Während also dieser von Pflanzen produzierte Sauerstoff den Fischen zur Atmung dient, ohne dessen Vorhandensein sie un- bedingt zu Grunde gehen müßten, findet die von diesen abgeschiedene Kohlensäure zum Aufbau des Pflanzen- körpers Verwendung. Das sind die Wechselbeziehungen zwischen Tieren und Pflanzen im Wasser. Als Mitglied des „Triton“ steht Ihnen unsere Bücherei zur Verfügung, in welcher Sie eine Anzahl von Werken finden, die Ihnen ausführlichen Aufschluß über diese und ähnliche Fragen geben können. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Heft 30. IN AN > " EN SG, / ) a, ” X N ı 7 N Fi DE, 1, Der Moloch. Von F. W. Oelze, Hannover. (Mit 3 Originalphotographien nach dem Leben vom Verfasser.) \ines der bizarresten Schuppenkriechtiere überhaupt, und sicherlich das stachligste ist der Moloch. Der Moloch (Moloch horridus) führt seinen Artnamen mit Unrecht; denn in Wirklichkeit ist er ein harmloses Tier und nur sein Aussehen ist dräuend und wehrhaft. Durch die vielen Stacheln erinnert er etwas an die Krötenechse (Phrynosoma cornutum), unterscheidet sich jedoch von ihr auf den ersten Blick . durch die schlankere Gestalt und den längeren Schwanz. Das Auffal- lendste am Mo- loch sind die Stacheln, denn der ganze Kör- per ist damit übersät. Sie sind hart, doch nicht völlig steif. Außer den größeren in Reihen stehenden Stacheln, finden sich kleine Erhebungen und Verdickungen überall. Hierdurch erhält die Haut ein ge- körneltes, rauhes Aussehen, was unsere Ab- bildungen gut veranschaulichen. Etwas hinter der Mitte des Halses erhebt sich ein walzen- förmiger Höcker, der an jeder Seite einen 7 mm langen Dorn trägt; die Gesamtlänge des Höckers beträgt 2,1 cm. Trefflich ist der Kopf mit Stacheln und Dornen bewehrt. Die gekrümmtesten und bei- nahe größten erheben sich über den Augen und Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. erinnern lebhaft an ein Paar Hörner. Davor stehen zwei kerzengerade kleinere, dahinter zwei etwas größere Stacheln, dann folgen am Anfange des Halses 4, und vor dem Höcker ein Halsband aus 7 kräftigen Stacheln. Somit tragen Kopf und Hals insgesamt 19 Stacheln. Die Unterseite des Körpers ist mit vielen kleinen Dornen ver- sehen. Die Anord- nung der Sta- cheln auf Rük- ken, Bauchseite und Schwanz ist folgende: Auf der Mitte des Kückens läuft eine Doppelreihe entlang, hinter dem Höcker beginnend und inderSchwanz- spitze endi- gend, insge- samt 39 (größere); auf der Mitte des Rückens stehen beiderseits noch je 3; dann an der Grenze des Rückens zwei Reihen zu je 5, und tiefer unten noch zwei Reihen zu je 4 Stacheln, darunter, schon fast am Bauche, noch je 6 Stück. Endlich noch an der Seite des Schwanzes zwei Reihen zu je 7 Stück. Zu- sammen 89 Stück. Die Stacheln einer Reihe stehen immer in einer Ebene, die, je nach dem, mehr oder weniger geneigt ist. Die Beine des Moloch sind ganz mit Stacheln besetzt, was ihnen das Aussehen von Krabben- beinen verleiht. Moloch horridus. (Verkleinert.) 294 Die Färbung des Moloch und die Zeichnung sind sehr ansprechend. Die Grundfarbe des Rückens ist ockergelb. Auf diesem Ockergelb ist eine hübsche, einfache Zeichnung von dunkel- braunen, fast schwarzen Flek- ken und Strei- fen. Die Grund- farbe des Bau- ches ist ein helles, schönes Rötel, die Zeich- nung rotbraun mit schwarzer Einfassung, un- ten höchstens lem, oben 0,8cm breit. Die Ab- bildungen geben die Zeichnung so deutlich wieder, daß sich eine Mlyen für die Blätter nähereBeschrei- A bung erübrigt. Der Moloch kann ‘seine Farbe verändern. Die schöne Färbung verliert sich dabei und das Tier sieht dunkel schieferfarben aus. Andererseits wird die Färbung oft sehr kontrastreich und auf den ockerfarbigen Rücken- stellen bilden sich rötliche Flecken. Die Länge unserer Stachelechse beträgt 16,5 cm, die Breite 5 cm; der Schwanz ist 7,2 cm lang, und hat eine Dicke von ca. 1,6 cm an der Wurzel und 3 mm am Ende. Die Länge des Vorderbeines ist (ca.) 4,5 cm und die des Hinterbeines 5,5 cm. Die Beine können nicht vollständig gestreckt werden. Die Füße haben 5 Zehen. Bei den Hinterfüßen sind je zwei Zehen, die dritte und vierte, verlängert, die übrigen kurz und dick und mit langen, gekrümmten Krallen bewehrt. Der Kopf ist klein und nicht viel dicker als der Hals, der Mund ist klein. Die Entfernung zwischen den Enden der Mundspalte beträgt 1,2 cm. Die Augen sind schwarz und kreisrund. Gewöhnlich werden sie von zwei Lidern mehr oder weniger verschlossen, so daß nur ein spitz- ellipsenförmiger Schlitz freibleibt. Bemerkens- wert ist die scheinbare Unabhängigkeit der Augen; wenn man nämlich mit einem Bleistift oder dergleichen langsam auf den Kopf fährt und das eine Augenlid sachte anstößt, so schließt sich nur dieses Auge, während das andere offen bleibt. Die Stimme des Moloch ist ein dumpfes, kaum sekundenlanges Zischen; es ähnelt dem stimm- losen Laute ch, nur ist es dumpfer. F. W. Oelze: Der Moloch. Nach dieser langen, aber in Anbetracht der Seltenheit des Tieres wünschenswerten Be- schreibung, wollen wir uns seinen Lebensgewohn- heiten zuwenden. Leider ist hierüber fast nichts bekannt. Unser Moloch wurde von einem Gold- gräber aus Au- stralien mitge- bracht. Dieser hatte 10 oder 12 Jahre in den Goldfeldern ge- arbeitet, und kam nun vor kurzem als ver- mögender Mann wieder nach Deutschland. Ihm waren die „Dornteufel“ aufgefallen und er hatte mehrere mit aufs Schiff genommen. Bedauerlicherweise waren sie ihm alle bis auf diesen einen eingegangen. Diesen einen brachte er in den hiesigen Zoologi- schen Garten, und der Direktor desselben, Herr Dr. Schäff, forderte mich auf, das Tier zu photo- sraphieren. Nach Angabe des Goldgräbers lebte der Moloch von Fliegen (das Wort „Fliegen“ ist manchmal ein sehr weiter Begriff!). Hier hat er jedoch „Fliegen“ verschmäht. Auch Kellerasseln, Ameisen, Regenwürmer und saftige, zarte Blätter reizten seine Freßlust nicht. Er hungert jetzt schon 10 Wochen; doch hoffe ich immer noch, ihn zum Fressen von Ameisen zu Moloch horridus. (Nat. Größe.) bringen. Der Moloch ist ein ausgesprochenes Taetier; trotz seiner anscheinenden Schwerfälligkeit, kann er in der Sonne bei warmen Wetter recht rasch laufen. Er duldet unter keinen Umständen, daß man ihn auf den Rücken legt; er dreht sich sofort mit Hilfe seines Schwanzes wieder um. Der „Dornteufel“ ist ein ausgeprägtes Sandtier. Der Moloch würde jedem Terrarium schon durch seine Gestalt zu einer so hohen Zierde ge- reichen, daß seine Einführung sehr zu wünschen wäre. Auch seiner Größe nach würde er aus- gezeichnet in ein Terrarium passen, da er nur selten größer wird als das abgebildete Exemplar. &> Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. 5. Beggiatoa alba Trevisan, (Mit drei Skizzen vom Verfasser.) (( f ohl die meisten Aquarienfreunde haben LAN, gelegentlich in ihren Behältern, selbst wenn es sich um tadellos gut unterhaltene handelte, die Beobachtung gemacht, daß sich deren Boden- grund an bestimmten Stellen und in mehr oder minder großer Ausdehnung mit einem spinnen- gewebeartigen, häßlichen, weißlichgrau ge- färbten Belag bedeckt. Wir begegnen ihm namentlich häufig in der Schlammecke, wo er der Schlammschicht oberflächlich aufliegt und sie meist netzförmig, seltener in Form einer diekeren samtartigen Haut überzieht, während die benachbarten Aquarienscheiben und Pflanzen von ihm verschont bleiben. Der lockere, wenig festhaftende Belag läßt sich sehr leicht mit dem Stechheber entfernen, kommt aber meist binnen Tagesfrist wieder zum Vorschein. Weshalb das unschöne Gebilde verhältnismäßig häufig den Grabhügel einer im Boden verendeten Dek- kelschnecke überkleidet sowie auch den Deckelrand von freiliegenden abge- storbenen Paludinen um- .säumt und dadurch ihren vor längerer Zeit erfolgten Tod beweist, dafür wird der geneigte Leser weiter unten Aufklärung finden. Legen wir ein Fetz- chen des äußerst leicht zerfallenden Belages, der sich beim Herausfischen mit der Pinzette oft voll- ständig auflöst, unter das Mikroskop, so sehen wir bei mäßig starker Ver- größerung, daß das haar- lockenartige Gebilde aus zahllosen sehr dünnen, unyerzweigten und augenscheinlich ziemlich starren Fädchen besteht, die teils parallel zu einander ge- lagert sind, teils wirr durcheinander liegen. Gelegentlich sehen wir neben diesem Faden- gewirre, das wir offenbar mehr oder minder als ein von uns selbst hergestelltes Kunstprodukt Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Unterseite. 295 anzusehen haben, kleine Schlammklümpchen, in welche zahlreiche Fäden mit dem einen Ende eingesteckt sind, ungefähr wie die Nadeln in einem Nadelkissen stecken!) und zwar ohne daß sie miteinander irgendwie in Verbindung stehen. (Fig. 1.) Dieses Verhalten der Fädchen erklärt uns denn auch in einfacher Weise das leichte Zerstieben des Belages beim Versuche, denselben - von der Unterlage abzuheben, indem die zu- sammenhanglosen Vegetationen eben einfach in ihre einzelnen Bestandteile zerfallen. Bei genauerer Beobachtung des Fadengewirres entdecken wir bald zu unserer Überraschung, daß die Fäden sich fortwährend und zwar scheinbar ruckweise aneinander vorbeibewegen. Man könnte das Ding mit einem zusammengepreßten Roßhaarknäuel vergleichen, dessen einzelne Haare sich vermöge ihrer Elastizität allmählich wieder auszudehnen bestrebt sind. Es sieht fast aus, als ob der Knäuel alle Anstrengung mache, sich nach und nach in seine einzelnen Fäden auf- zulösen, was tatsächlich aber, soweit wir die rgche unter dem Mikroskop verfolgen können, nicht geschieht. An zu- fällig isoliert im Präparate schwimmenden Fäden sehen wir mehr oder min- der deutlich, daß die Be- wegungserscheinung in einem Hin- und Her- schwingen der beiden Enden und dadurch be- wirkter Vorwärts- und Rückwärtsbewegung des Fadens besteht. Diese Bewegungserscheinung erinnert uns lebhaft an diejenige der zu den Blaugrünalgen ge- hörenden Öseillarien oder Schwingfäden.’) Vermittels starker Vergrößerungen und im, beimikroskopischenUnter- suchungen ja fast aus- schließlich verwendeten durchfallenden Licht bemerken wir in den fein- ziemlich gleichmäßiger Moloch horridus von der (Verkleinert.) körnigen Fäden in 1) D. h. „wie sie gerade nicht im Kissen stecken sollten“, wird die geneigte, nadelkundige Leserin mich korrigierend hier beifügen. 2) Vergl. „Blätter“ 1906, No. 35, „Burgunderblut, (Osecillatoria rubescens). 296 Verteilung eingelagerte, schwarze Körper- chen, die sich in den verschiedenartigsten, ge- wöhnlich angewandten chemischen Reagentien (Säuren und Alkalien) nicht auflösen. (Fig. 2.) Eine Querschraffierung der Fäden, wie wir sie bei vielen ganz ähnlich aussehenden, aller- dingschlorophyllhaltigen Fadenalgensehen, - Jäßt sich bei unserm Organismus nicht von vornherein feststellen; sie kommt aber ziemlich deutlich zum Vorschein, wenn wir das Präparat färben oder mit verdünnter Essigsäure be- handeln. Dies beweist uns, daß der Faden in ähnlicher Weise wie die Fadenalgen durch Quer- wände oder wie reihenweise miteinander ver- bundene Bakterien in einzelne kleine Teile zer- gliedert ist. (Fig. 3.) Wenn wir das merkwürdige Pflänzchen, das von den einen zu den Algen, von den andern zu den Spaltpilzen gezählt wird, zu bestimmen ver- suchen, so haben wir den Hauptwert auf das Vorhanden- sein der etwelche Ähnlichkeit mit derjenigen der Osecil- larien zeigenden Bewegungsfähigkeit der Fäden zu legen, welche uns in erster Linie in den Stand setzt, es von ähnlich aussehenden Organismen wie z. B. der im Belage unserer Zähne massenhaft vorkommenden ZLeptothrix bwecalis?) mit Sicherheit zu unterscheiden. Das Vorhandensein der Bewegungsfähigkeit sagt uns nämlich, daß es sich nur um die von Trevisan beschriebene Deggiatoa alba,') den Schwefelpilz (oder die Schwefelalge, wie sie auch genannt wird) handeln kann, d.h. um jenen, zuerst in Schwefelquellen ent- deckten, in biologischer Beziehung eine Sonder- stellung gegenüber den andern Pflanzen ein- nehmenden, niedern Organismus. Das gleichzeitige Vorhandensein der oben erwähnten, in die Fäden eingelagertenschwarzen Körner, welche aus nichts anderem als reinem, kristallinischen, bei von unten durchfallendem Lichte völlig undurchsichtig und deshalb von oben gesehen schwarz erscheinenden Schwefel bestehen, dient weiterhin zur Bestätigung unserer Diagnose. Aufdas Vorhandensein vonSchwefel- körnern dürfen wir aber deshalb kein allzu großes Gewicht legen, weil wir gelegentlich Fig. 1. In einem Schlammklümpchen steckende Fäden - (Vergr: Ca: -200): ®) Von gr. leptos = zart, dünn; thrix = Haär; von It. bueca = Wange. ) Nach dem italienischen Arzte Beggiato benannt; albus = weiß. Beggiatoa alba. Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Vegetationen von Beggiatoa antreffen, denen sie völlig zu fehlen scheinen, während es anderer- seits Pilzrasen gibt, die mit Schwefelkörnern geradezu vollgepfropft sind. Das in quantitativer Beziehung sehr wechselnde Vorkommen des Schwefels in den Beggiatoa- fäden ist nun einfach darauf zurückzuführen, daß die Ablagerung dieser wunorganischen Körperchen in ihnen nichts anderes als eine Nahrungsaufspeicherung bedeutet, die nun je nach der Zufuhr und dem Verbrauche ver- schieden groß sein wird. Durch die schönen Untersuchungen Wino- gradskys?) ist nämlich festgestellt worden, daß die Schwefelpilze, speziell die Beegiatoa, sich durch einen vanz beson- dern und anormalen Ernäh- rungsvorgang von den übrigen tierischen und pflanzlichen Organismen unterscheiden. Während alle Tiere und viele Pflanzen die auf einem Verbrennungs- oder Oxy- dationsprozesse beruherde Lebensenergie dadurch gewinnen, daß sie kohlenstoffhaltige Nahrung (soe. Kohlenhydrate, d. i. Wasserstoffver- bindungen des Kohlenstoffes) zu sich nehmen, den Kohlenstoff derselben durch Sauerstoff- aufnahme verbrennen und inForm vonKohlen- säuregas ausscheiden, ist dies bei den Schwefel- pilzen nicht der Fall. Anstatt durch Kohlen- wasserstoffe gewinnen sie ihre Lebensenergie durch Aufnahme von Schwefelwasserstoff. Durch Verbrennung (Oxydation), d. h. durch Verbindung desselben mit Sauerstofigas entsteht gediegener Schwefel und Wasser. Wir können den Vorgang mit der nachstehenden chemischen Gleichung ausdrücken. Hs 1.0 —S +0 daxh: Schwefelwasserstoff — Sauerstoff = Schwefel + Wasser. Der durch diesen chemischen Vorgang dem Körper der Beggiatoa in Form von kristallini- schen Körnern einverleibte Schwefel — wobei das gleichzeitig entstehende Wasser einfach ausgeschieden wird — wird "dann durch die Lebenstätigkeit des Organismus weiter oxydiert. Es bildet sich S — 30 — SO,..d.>h: Schwefel + Se Schwefeltrioxyd, 5) „Botanische Zeitung“ 1887, S. 493. Endprodukt des Verbrennungs- Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. welches sich wegen der Anwesenheit von Wasser sofort folgendermaßen umsetzt: SO, + H0 EESORdech: Schwefeltrioxyd — Wasser Schwefelsäure, welch’ letztere in analoger Weise wie die Kohlensäure die oben erwähnten Organismen, die Beggiatoa als vorganges wieder verläßt. Man hat sich früher, d. h. vor den klassischen Untersuchungen Wino- gradskys, den Vorgang gerade um- gekehrt vorgestellt, indem man an- senommen hat, dab die Beggiatoa ein Organismus sei, welcher so- genannte Reduktionsvorgänge veranlasse, d. h. man ist der Meinung gewesen, dab der gekörnte Schwefel in den Beggiatoafäden durch Zer- setzung, d.h. Desoxydation (Ab- spaltung von Sauerstoff im Gegensatz zur Oxydation oder Verbindung mit Sauerstoff) von Schwefelsäure- verbindungen (schwefelsauren Salzen) entstehe und in letzter Instanz zur Bildung von Schwefelwasserstoff führe. Auch K. Lampert (in „Das Leben der Binnengewässer“ S. 448) führt noch an, dab „die kreideweiße Überzüge bildende Beg- giatoa mit Vorliebe warme Quellen und zwar besonders Schwefelthermen bewohnt, wo sie durch Zersetzung der im Wasser vorhandenen Schwefel- verbindungen (d. i. schwefelsauren Salzen) den Schwefelwasserstoff frei macht.“ Man hat als hauptsächlichste Grundlage für diese Vorstellung die Erscheinung verwertet, daß ein reich- lich Beggiatoen enthaltendes Wasser einen zunehmenden Gehalt an Schwefelwasserstoffgas auf- weisen kann, während man ja, wenn die Pilze dieses Gas assimilierten, ein Abnehmen oder völliges Verschwinden desselben feststellen müßte. Es ist indessen nachgewiesen worden, daß diese Erscheinung bei lebenden Beggiatoen nicht vorkommt, daß dagegen dann, wenn diese Pilze abgestorben sind, bei ihrer Fäulnis aus dem in ihrem Körper enthaltenen kristallinischen Schwefel Schwefelwasserstoffgas entsteht. In geschlossener Flasche gehaltene Beggiatoa- Fig. 2. Fig. 3. Fig. 2u.3. Beggiatoa alba. Junger Faden (Vergr. ca. 2000). Essigsäurepräparat (Vergr. ca. 4000). 297 vegetationen riechen 5—7 Tage lang intensiv nach Schwefelwasserstoff. Es dürfte an dieser Stelle erwähnenswert sein, daß neben der Beggiatoa noch einige andereSchwefelorganismen bekannt geworden sind, so z. B. die Sarcına rosea°®), das Öpi- rillum rufum‘) usw., und merkwürdigerweise sogar ein tierisches Lebewesen, nämlich das zu den Geißbelinfusorien gehörende, rötlich ge- färbte und ebenfalls Schwefelkörner enthaltende Chromatium okeni.®) Bezüglich der Beggiatoa unterscheidet man mehrere verschiedene Arten. Schon Trevisan hat neben der Deggiatoa alba eine Beggia- toa leptomitiformis,?) welche häufig mit der ersten Art zusammen vorkommt und sich von ihr durch beträchtlich dünnere Fäden unter- scheidet,'°) beschrieben. Eine weitere Art, die Beggiutoa arachnoidea!') zeichnet sich durch sehrkurze Fäden (von höchstens4—5 Tausendstel- millimeter Länge) und vor allem auch dadurch von den andern Arten aus, daß sie schon im lebenden, d. h. unpräparierten Zustande deutlich gegliederte Fäden zeigt. Eine als Beggiatoa rosea beschriebene Form, welche rosenfarbene Rasen bildet, dürfte wohl als eine farbige Varietät der Beggiatoa alba aufzufassen sein. Was das Vorkommen der Beg- giatoa anbetrifft, so ergibt sich aus dem Vorstehenden, daß der Pilz an das Vorhandensein von im Wasser gelöstem Schwefelwasserstofigas gebunden ist. Abgesehen von der massenhaften Anwesenheit des Schwefelpilzes inschwefelwasser- ‚stoffhaltigen Quellen, bringt es dieser überall verbreitete Organismus immer dann zu einer stärkeren Ent- wicklung, wenn sich tierische und pflanzliche Eiweißstoffe (Zell- 6) Von lt. sarcina = Bündel, eine welche paketarti Mikrokokkengattung, ge Bündel bildet, roseus — rosenfarbig. ?), Von lt. spira = Windung (Verkleinerungswort); rufus = rötlich. s, Von gr. chroma — Farbe; nach dem hervor- ragenden Naturforscher Lorenz Oken (1779—1851) benannt 9) D. i. Leptomitusähnlich; von gr. leptos — zart, Faden. Der Leptomitus ist ebenfalls namentlich in fließendem Wasser dünn, mitos = ein fadenbildender, vorkommender Pilz. 10) Die Fäden der B. alba sind 3—4, diejenigen der B. leptomitiformis 1,8—2,5 Tausendstelmillimeter dick. ıı) D. i. spinnengewebeähnlich; von gr. arachne = Spinne, 298 protoplasma), an welche fast ausnahmslos orga- nische Schwefelverbindungen in leicht zersetz- licher Form und in mehr oder minder großer Menge gebunden sind, zersetzen bezw. in Fäulnis übergehen, wobei sich Schwefelwasserstoff- gas (wie z. B. in faulen Eiern) bildet. Dieser Umstand erklärt uns denn auch das konstante Vorkommen der Beggiatoain unseren Aquarien, gelangen doch in ihnen fortwährend tierische und pflanzliche Eiweißstoffe zur Zer- setzung. Sind nur Spuren von Schwefelwasser- stoff im Wasser vorhanden, so wird die Beggia- toa auch nur in spärlicher und für das un- bewaffnete Auge unsichtbarer Menge im Aqua- rium vertreten sein. Gehen aber gröbere Mengen von eiweißhaltigen Abfallsprodukten’ in Zer- setzung über (ich verweise hier auch auf die eingangs erwähnten toten Deckelschnecken), so wird sich der Schwefelpilz rasch in augenfälliger Weise vermehren. Während nun die meisten, bei der Zersetzung von Eiweißstoffen sich bildenden Spaltungs- produkte durch die Spaltspilze und chloro- phyllhaltigen Wasserpflanzen aufgearbeitet bezw. mineralisiert oder auch direkt assimi- liert werden, bleibt der freiwerdende Schwefelwasserstoff der stillen Arbeit der im Aquarium vorhandenen, bei Nahrungs-, d. h. Schwefelwasserstoffüberfluß in größeren Vege- tationen auftretenden und von uns ihrer Häß- lichkeit wegen verpönten Beggiatoen, die wir im engsten Sinne des Wortes als Schwefel- säurefabrikanten zu betrachten haben, über- lassen. Es tragen dieselben somit ebenfalls, d. h. neben den andern Wasserpflanzen, zur Reinigung des Aquariumwassers und außerdem in indirek- ter Weise sogar zum bessern Gedeihen der chlorophyllhaltigen Pflanzen bei, indem sie einerseits das für die tierischen und pflanz- lichen Aquarieninsassen giftige Schwefel- wasserstoffgas verzehren, andererseits die Bildung von schwefelsauren Salzen (schwefels. Magnesia, schwefels. Natrium usw.) vermitteln, welche z. T. für die Wasserpflanzen assimilier- bar sind und sich durch Abgabe des unentbehr- lichen Schwefels bei der Bildung von Eiweiß in der Pflanzenzelle nützlich machen. In der Beggiatoa haben wir demnach ein neues Glied der unendlich fein geschmiedeten Kette, welche den wunderbaren „Kreislauf des Lebens“ im Aquarium umfaßt, entdeckt. [\ Kleine Mitteilungen. ® ® ® Xleine Mitteilungen. Zucht von Tetragonopterus ulreyi Blgr.! Die vom Verein „Roßmäßler“ in seinem Bericht („Wochen- schrift für Aquarien- und Terrarienkunde“ 1907, S. 378) gebrachte Notiz, wonach bei einem Vereinsmitgliede Tetragonopterus ulreyi zur Fortpflanzung geschritten seien, Es hat sich heraus- gestellt und ist von einem der ersten Kenner dieser Fisch- gattung, Carl Eigenmann in Südamerika (ihm und seiner Gattin Rosa Eigenmann verdanken wir den neuesten „Uatalogue of the Freshwater Fishes of South America“), bestätigt worden, daß die prächtigen Fische mit der Tricolore an den Längsseiten ausschließlich Männ- chen sind. Die Sucht nach dem Farbenprächtigen hat uns hier wieder einmal einen Streich gespielt, indem wir die weit weniger prächtigen Weibehen völlig ignoriert und drüben gelassen haben. Genau so. ist es voriges Jahr Herru J. Reichelt mit seiner Rasbora hetero- morpha Duncker ergangen, farbenprächtigen Männchen in großer Zahl aus Ostindien herübergebrächt, die unscheinbaren Weibehen (heteromor- phuws heißt: verschiedenartig!) aber mitzubringen ver- gessen hat, weil er offenbar iın Augenblick des Fangens beruht zweifellos auf einem Irrtum. wovon er auch nur die ihre Zugehörigkeit zu den bunten Männchen nicht er- kennen konnte. Solche auffallende Färbungsunterschiede als sekundärgeschlechtliche Merkmale finden sich auch in der Gattung Fundulus, wie überhaupt bei vielen ovi- paren Zahnkarpfen. Bei künftigen Importen möge man das beherzigen! Köhler. Doppelte Regeneration eines Fühlers bei einer Tellerschnecke. Nachdem mehrere Fälle von doppelter, der öfters beobachteten Gabelschwanzbildung der Fidechsen analoger Regeneration von Bartfäden beim Zwergwels, Zitterwels (Köhler), Panzerwels (Roth), sowie diejenige eines abgebissenen Fühlers bei Ampul- laria gigas Spix. (Köhler) beschrieben worden sind, hat Ad. Öerny*) anläßlich von Versuchen über „Regene- ration bei Süßwasser- und Nacktschnecken“ bei einer von ihm operierten Tellerschnecke, bei welcher der Schnitt den betreffenden Fühler nieht ganz durchtrennt hatte und wodurch eine klaffende Wundfläche entstanden war, eine seitliche Regeneration entstehen schen, so daß eine Doppelbildung d.h. ein gabelförmiger Fühler als Resultat hervorging. Dr. W. Roth. Kannibalismus bei Fischen erblich? Da ich auch zu denjenigen Aquariern gehöre, welche sich nicht so leicht von den bewährteren der länger eingeführten Arten trennen können, so pflege ich u. a. auch immer noch Makropoden in etlichen Exemplaren. Nun war im vorigen Jahre unter meinen zur Brut schreitenden Makropoden ein Männchen, welches sich jedesmal nach Beendigung der Paarungen unverzüglich daran machte, den frischen Kaviar zu verzehren, was ich auch einige Male ruhig ge- schehen ließ. Später trennte ich sofort nach dem Ab- laichen beide Tiere von den Eiern; letztere entwickelten sich normal und zog ich die Jungen mit Erfolg groß. Aus dieser Nachzucht besitze ich zur Zeit prächtige Exem- plare. Da ich um diese Zeit stark mit Geschäften über- häuft war, konnte ich mich nur wenig um meine Pfleg- linge kümmern und stand daher am Sonntag, den 16. Juni bereits um 4 Uhr morgens auf, um das Versäumte nach- *) Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen, 25. Juni 1907. Fragekasten. — Bücherschau. — Vereins-Nachrichten- zuholen. Das Resultat der stets zuerst erfolgenden Kon- trolle der Aquarien war folgendes: ein Paar Makropoden hatte soeben das Laichgeschäft beendigt und fing ich das in einer Reke kauernde Weibchen heraus; in zwei anderen Becken begannen gerade zwei Paare mit dem Ablaichen und hatte ich das Vergnügen, die sich bis kurz nach 12 Uhr mittags hinziehenden Paarungen beobachten zu können. Nachdem nun auch diese beiden Weibchen entfernt worden waren, war jedes Männchen mit seiner Brut sich selbst Am folgenden Tage waren es der Eier aber bereits schon erheblich weniger geworden und bis Abend des zweiten Tages waren die Eier, welche inzwischen weiter entwickelt und zum Teil schon geschlüpft, also befruchtet waren, vollständig gezehrt. Diese drei erwähnten Männchen sind sämtlich Söhne des oben erwähnten kannibalischen Vaters und haben von diesem offenbar die schöne Eigenschaft geerbt. Eine etwaige Beunruhigung der Tiere von Außen ist voll- ständig ausgeschlossen, da die Scheiben der Brutaquarien überlassen. zum sich aus- auf- derartig veralgt sind, das man nicht hindurchsehen kann. Die Aquarien selbst sind reichlich bepflanzt mit Sagittaria natans, Ludwigia mulertti, Cabomba aquatica sowie ver- schiedenen Myriophyllum-Arten u.a Auf dem Wasser- spiegel wuchern Riccia fluitans, Salvinia nat. und Azolla carol. Die Becken sind geräumig genug, der Wasserstand beträgt 10—12 em, sonniger Standort und reichliches Futter (Cyelops, Daphnien, Mückenlarven, zerschnittene Regen- und Mehlwürmer, rohes Fleisch und anderes mehr). Was sollte für ein Grund vorliegen, welcher die Männchen zum Kannibalismus veranlaßt? In diesem Falle wird wohl nur Vererbung in Frage kommen. Louis Schulze, Kassel. Fra Sekasten. A. K. in @& Frage: Hierdurch möchte ich Sie höfl. bitten, mir Auskunft über die Zucht der Scheibenbarsche geben zu wollen. Ich halte das Pärchen gegenwärtig im Behälter von ca. 100 1 Wasserstand, wobei ich noch durchlüfte. Sie würden mich sehr erfreuen, wenn Sie mir das Verhalten derselben vor und nach dem Ab- laichen etwas näher beschreiben würden Antwort: Zur Zucht des Scheibenbarsches ist eine Wassertemperatur von 20° C. erforderlich. Dem Ab- laichen geht ein kurzes Treiben der Fische voraus; oft kann man auch beobachten, wie dieselben mitten in der Jagd plötzlich innehalten und sich gegenseitig die Flanken reiben. Bald nach diesen Liebesspielen baut das & eine flache Sandmulde und säubert sie von allem Unrat. Nach abermaligem heftigen Treiben folgt endlich das 2 dem =————— — VEREINS STE NACHRICHTEN 299 & zur Nestgrube. Beide Tiere legen sich innig aneinander, und unter heftigem Zittern setzt das @ in mehrfachen Z/wischenräumen seine rotbraunen Eier ab, die vom & sogleich befruchtet werden. Nach erfolgtem Ablaichen wird das @ vom d in eine entlegene Ecke des Aquariums Das & verläßt die Nestgrube nur selten. Durch fächelnde Bewegungen führt es den Eiern neuen Sauerstoff zu und läßt auch keinen Detritus in der Sandmulde aufkommen. 3 Tage nach dem AbJaichen habe ich das @ herausgefangen. Die Jungen entschlüpfen Eiern 5—10 Tagen (je nach Wassertemperatur!). Gefüttert habe ich in den ersten 4 Wochen abwechselnd mit Plankton, Piscidin feinster Körnung (aufgebrüht in nur ganz kleinen Dosen!) und dann mit Cyklops und kleinsten Daphnien. Wenn die Jungen einmal die Größe von 1 cm erreicht haben, ist die weitere Aufzucht nicht mehr schwierig; man füttert dann nur noch lebendes Futter. getrieben; hier muß es verweilen. den nach Einige Tage nach dem Ausschlüpfen der Jungen habe ich auch das S aus dem Zuchtbecken entfernt. Die Zuchtfische wurden 3 Wochen getrennt gehalten, tüchtig gefüttert und dann in einem anderen Zuchtbecken wieder vereinigt. Bereits 3 Tagen erfolgte die zweite Laichabgabe. — Die Zucht- beeken müssen frei von Polypen und Fadenalgen sein. Das & ist zur Laichzeit lehmgelb gefärbt, die Querbänder sind nur schwach zu sehen; umso deutlicher zeigt sich auf den Kiemendeckeln ein schwarzer Fleck, der beim @ niemals zu sehen ist. Die dunklen Querbänder sind beim 2 zur Laich- zeit am schönsten ausgeprägt. Bernh. Wichand. nach Bücherschau. Das Süßwasser-Plankton. Von Dr. Otto Zacharias, Direktor der Biologischen Station zu Plön (Holstein). (Aus Natur- und Geisteswelt.) B. G@. Teubner, Leipzig, 1907. Preis geh. 1 Mk., geb. 1,25 Mk. Der Verfasser, bekanntlich der Begründer der ersten limnobiologischen Station in Deutschland, versteht es meisterhaft, den Laien in das Gebiet der Plankton-Kunde einzuführen. Ein solches leichtverständliches Werkchen war ein Bedürfnis, da Vertrautheit mit dem Begriffe Plankton wie auch mit den hauptsächlichsten Vertretern der Schwebeflora und -Fauna heutzutage zur allgemeinen Bildung gehört. Der Aquarienfreund wird dem Verfasser für das Büchlein besonders dankbar sein, sei es nun, dab ihn Planktonorganismen als solche oder als Futter für Hübsche Abbildungen tragen wesentlich zur Erleichterung des Verständnisses bei. Einer ausdrücklichen Empfehlung bedarf das Werk- chen nicht. 1 andere Pfleglinge interessieren. 04 03 ? Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachriehten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Lotus‘“‘, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Sitzung jeden 1. und 3. Freitag im Monat in Josef Gruß’ Restaurant, IX, Währingerstraße 67. Gäste willkommen. Bericht der Vorstandssitzung vom 21. Juni 1907. Eröffnung der Sitzung durch Herrn Beck. Neben anderen internen Vereinsangelegenheiten, wurde eine Kritik eines gewissen Herrn Lehnert aus „Tierwelt“ vom 15. Juni 1907 über unsere Ausstellung verlesen. Nach- dem genanntem Herrn die Fusionsbestrebungen zwischen 300 „Reichsbund“ und „Lotus“ fehlgeschlagen sind, glaubt er, durch eine so unsachliche, beleidigende Kritik uns in den Augen der übrigen Liebhaber herabsetzen zu können. Daß ihm dies nicht gelingen würde, hätte sich Herr L. sicher voraussagen können. Der Zweck einer solchen Ausstellung ist doch in erster Linie Propaganda beim großen Publikum für unsere Sache zu machen, in zweiter Linie, dem Kenner das Erreichte vorzuführen; — und erst in letzter Linie Kritikern Gelegenheit zu geben, sich in so liebenswürdiger Art und Weise über die Leistungen auszulassen, wie das Herr L. tat. Nicht ein jeder ist in der Lage, Behälter von 200 1 aufwärts in seinem Heim aufzustellen, und es wäre eigentlich ein schlechter Dienst für unsere Sache, nur so große Behälter in einer Ausstellung dem Laien zu zeigen, da derselbe dann sicher der Meinung sein dürfte, daß zur Betätigung der Liebhaberei nur derart große Aquarien geeignet seien, und diese schon von vornherein zurückschrecken würden. Unsere Entgegnung auf diesen Artikel erscheint in der nächsten Nummer der „Tierwelt“, Auf eventuelle weitere Ausführungen des Herrn L. werden wir nicht mehr reagieren. I. A.: Georg Ruda. Anschließend an diese Sitzung Ordentliche Sitzung vom 21. Juni 1907. Nach Begrüßung der anwesenden Mitglieder und Gäste, der Herren Rud. Weinheißer und Fr. Poharski, Verlesung und Richtigsprechung des Protokolls der letzten Sitzung. Im Einlauf: „Blätter“ No. 23 u. 24, „Wochenschrift“ No. 25 u. 26, „Kosmos“ No. 6, „Österr, Gartenzeitung“, 1 Exemplar des Jahrbuches III. Nach flüchtiger Durch- sicht scheint sich der heurige Band an Gediegenheit den früheren gleichzustellen. Einladung der Döblinger Garten- freunde zu einem Ausflug. Einladung und Anmeldebogen der natur- und kulturhistorischen Gesellschaft in Asch zu ihrer Ausstellung. Wir müssen leider dankend ablehnen. Anfragen, die Liebhaberei betr., der Herren Ernst Albert- Liegenitz, Johann Desinger-Gmunden, Fr. Ranzenberger und R. Eiper, hier. Aus der vorliegenden Literatur er- reeen unsere Aufmerksamkeit in „Blätter“ No. 23 die Arbeit: „Afrikanische Cichliden“ von W. Köhler. _ Wir bestätigen vollauf, daß Hemichromis fasc. Peters sehr rauflustig und bissig ist; schon ea. 2 cm große Stücke mußten einzeln gehalten werden, da sich diese gegenseitig Schwanz- und Afterflossen abfraßen. Aus °„Wochen- schrift“ No. 25 interessiert uns der hübsch geschriebene Artikel B. Pittrichs: „Zucht und Pflege der Betta pugnax (Cantor) var. trifasce. (Bleeker). Es ist nur bedauerlich, daß über unsere erprobten alten Einführungen verhältnis- mäßig wenig geschrieben wird. Dr. P. Kammerers Arbeit: „Massengewinnung des Tubifex als Fischfutter“ ist sehr beachtenswert, da wir Wiener Aquarier dieses Futter immer verwenden und sich dasselbe äußerst gut bewährt. „Wochenschrift“ No. 25 brinet einen Artikel über das „Vorkommen des Triton montandoni in Mähren“, und einen anderen über „Paratilapia multicolor“, schließlich „Allerlei“ von Zahnarzt Hartmann, Artikel, die lesenswert sind. Hierauf erfolgt die Verteilung der Diplome der heurigen Ausstellung. Nach Erledigung des Geschäft- lichen kommt die Liebhaberei zu Wort. Jetzt ist das, bei allen Mitgliedern an der Tagesordnung stehende Laich- geschäft der Pfleglinge das Hauptthema. Entgegen dem Jahrbuche I!l teilt Herr Demuth mit, daß Gärardinus janwarius var. reticulatus 41 Junge geboren habe, wovon 10 zu Grunde gegangen sind. Gleichfalls hat genannter Herr Nachzucht von Neetroplus. Bei Herrn Krebs haben Barbus conchonius, Girard. jan. var. retic. abeelaicht. Die jetzt 17 Tage alten Pseudocorynopoma doriae sind sämtlich 2—3 cm groß, und mit den Alten beisammen. Das Laichgeschäft konnte leider nicht beobachtet werden; nach Angabe des Züchters wurde kein einziges Junge gefressen. Herr Neumann hat einen Zuchterfolg bei Chanchitos zu verzeichnen, 900—1000 Stück werden nicht zu hoch gegriffen sein. Herr Poltz meldet Makropoden- und Girardinus-Nachzucht. Schöne Erfolge hat auch unser Mitolied Frau Gräfin B. Öastell zu verzeichnen, (rambusen, Poecilia mexicana, Ohanchitos und Gürardimus. Unterzeichneter hat junge Mollienisia form., Gambusen, Girardinus var. und Makropoden. Eine Diskussion ent- Vereins-Nachrichten. spann sich über Pflege von Haplochilus-Arten. Ohne Nachheizung kommt man bei diesen Tieren nicht aus. Herr Dr. Kreisler gibt Auskunft über seine Versuche betr. Durchlüftung. Er berichtigt seine Aussage über Injektiousdurchlüftung aus Protokoll vom 1. Februar 1907. Der Injektionsdurchlüfter zeigte sich als zu schwach, und kehrte Herr Dr. Kreisler zur alten Methode, spanisches Rohr, schräg geschnitten als Ausströmungskörper zu ver- wenden, zurück. Je nach gebrauchter Luftperlengröße kann man auch Ringdurchlüfter, Asbest und Filz ver- wenden. Die Wasserbewegung spielt bei Seetieren die erste Rolle. Nach Beobachtungen eines Mitgliedes packen sich Cichlasoma nigrofase., wie andere Öhromiden, bei den Liebesspielen am Maule. Vorgezeigt und versteigert wurden Fische genannter Art. Für die Bibliothek wurde vom „Kosmos“-Verlag Prof. Dr. Jäger, „Das Leben im Wasser und Peter, „Das Aquarium“ angeschafft. Georg Ruda, Schriftführer. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg. (E. V.) Vereinslokal: Börsenhotel, Mönkedamm 7. Briefadresse: Dr. Franck, Hamburg 6, Schröderstiftstr. 7/9 1. Sitzung vom 21. März 1907. Herr Dr. Franck ist verreist, der unterzeichnete II. Vor- sitzende leitet bis Ende Mai die Versammlungen. Auf der Tagesordnung steht der Vortrag unseres Herrn Müller über die Pflege von Trapa natans. Der Vortrag wird in Wortlaute in der „Wochenschrift“ zum Abdruck gelangen. Die eingehenden Ausführungen werden manchem Pflanzen- liebhaber willkommen sein. Der Unterzeichnete berichtet über seine Ophiops elegans, die den Winter gut über- standen haben. Die kleinen zierlichen Sandeidechsen sind bereits in voller Paarung begriffen und haben ihre Eier abgelegt. — Es wird beschlossen, in diesem Sommer systematisch nach den von Herrn Dr. Wolterstorff ge- wünschten Schnecken zu suchen und nach Möglichkeit ein größeres Material zu sammeln. 0. Tofohr. Versammlung am 8. April 1907. Es liegen diverse Neumeldungen vor. Der Unter- zeichnete berichtet über seinen frischen Import von Erz- schleichen (Seps chalcides) und zeigt gleichzeitig eine Anzahl dieser zierlichen langgestreckten Eidechsen vor. Die vier kleinen Beinchen sind äußerst zierlich und stummelhaft, sie dienen nur wenig zur Fortbewegung, das Tierchen bewegt sich vielmehr ganz wie eine Schlange fort, vermag aber sich in zierlichen Sprüngen fortzu- schnellen und so vor seinen zahlreichen Feinden mit Schnelligkeit zu fliehen. Sehr interessant ist es für den Pfleger, wenn er eine Herde Erzschleichen mit Mehl- würmern füttert. Die Tierchen, die diese gelben Larven sehr lieben, stürzen sich von allen Seiten auf die umher- kriechenden Würmer, wobei in der Regel eine ganze Anzabl Erzschleichen sich an einem Mehlwurm fest- beißen. So konnte der Unterzeichnete beobachten, wie bis zu sechs Erzschleichen einen und denselben Wurm gepackt hatten. Es beißen gewöhnlich so viele Erzschleichen zu, als sich für ihre Mäuler Platz auf dem Mehlwurm findet, und nun beginnt ein drolliges Balgen um die Beute, die keine der anderen gönnt. Sie würden wohl lange um den kargen Bissen kämpfen müssen, wenn sie nicht eine sehr wirksame Methode sich zu eigen gemacht hätten, Beutetiere mit Schnelligkeit zu überwältigen resp. zu zerreißen. Jede der hungrigen Schleichen dreht nämlich nach dem Ergreifen ihrer Beute, wenn sie nur den ge- ringsten Widerstand spürt, ihren Körper mit großer Schnelligkeit um ihre eigene Längsachse, erst ein halbes Dutzendmal links herum, dann, wenn auch das noch nichts fruchtet, ebenso schnell viele Male nach rechts herum. Diese Prozedur hält natürlich der Mehlwurm nicht aus, er geht in die Brüche, und jede Krzschleiche verspeist ihr Stückehen. das oft nur so winzig ist, daß es sich kaum der vielen Mühe lohnt. Erzschleichen können jedem Anfänger zur Pflege empfohlen werden, wie auch der alte Liebhaber immer wieder Freude an ihrem Gebaren empfindet. O0. Tofohr. Für die Sehriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Heft 31. N N al Die Sehorgane der Tiere. Von Dr. W. Klingelhöffer, Augenarzt, Offenburg. enn Dir das Auge eines Deiner Lieben seelenvoll entgegen glänzte, ergriff Dich nie ein Schauer der Bewunderung, welch’ herr- liches Organ die Natur im Auge geschaffen? Versankst Du nie in Überlegung und Grübeln über die Frage der Norne: „Weißt du, wie das ward?“ Ja schier unbegreiflich, “unfaßlich erscheint es, wie das vollendete Auge der höheren Wirbeltiere entstehen konnte, und nur der Entwieklungsgedanke vermag für unsern Ver- stand den hüllenden Vorhang etwas von dem Werdegang zu heben. Nicht immer war das Auge so kompliziert, so fein ausgearbeitet. Wie alles in der Welt hat auch das Auge sich aus unscheinbaren Anfängen erst nach und nach zu seiner jetzigen Leistungsfähigkeit heraus entwickelt und ge- steigert. Es gab eine Zeit auf unserer Erde, wo schon Leben vorhanden war, aber den Wesen fehlte ein Werkzeug zu dem, was wir „Sehen“ nennen. Wie jetzt brach sich der scheidenden Sonne Lichtin den Wolken des Abendhimmels, aber kein Auge war da, dem diese Brechung als herrliche Farbensymphonie erscheinen konnte. Wie jetzt durchstrahlte der Sonnenschein den (ischt des schäumenden Wasserfalls, aber kein Geschöpf erfaßte den siebenfarbigen Regenbogen, den wir darüber stehen sehen. Auch heute noch gibt es zahlreiche Organis- men ohne ein besonderes Sehwerkzeug, aber trotzdem fehlt ihnen nicht die Reizbarkeit für diejenige Art von Ätherwellen, welche wir Licht nennen. Diese Reizbarkeit ist eine Eigenschaft des lebenden Eiweibes, des Protoplasmas. „Jedes glückliche Geschöpf, die Pflanze selbst kehrt freudig sich zum Lichte“, sagt der Dichter. Wer hätte noch nicht von jenen Erscheinungen gehört, welche die Wissenschaft unter dem (Mit zahlreichen Abbildungen.) Namen Heliotropismus zusammenfaßt? Wem wäre nicht bekannt, wie die Pflanze des Lichtes zu ihrer gedeihlichen Entwicklung bedarf, wie sie es sucht, ja wie jede Art auf eine bestimmte Lichtmenge abgestimmt ist? Auch die Ein- zelligen fliehen oder suchen das Licht je nach ihrer Art, trotzdem sie kein Auge haben, und in gleicher Weise viele augenlose Mollusken, Polypen und Larven, ebenso der höhlen- bewohnende Olm. Wenn wir unsern gemeinen Regenwurm (Lumbricus terrestris) beobachten wollen, wie er nachts aus dem Boden hervorkommt und sein Wesen treibt, und uns zu diesem Zwecke mit einem Lichte noch so vorsichtig nähern: das Tier stutzt sobald sein Vorderteil beleuchtet wird und wendet sich zu eiliger Flucht. Früher hielt man seine ganze Oberhaut für licht- empfindlich, bis es Hesse gelang, besondere bald einzeln, bald in Gruppen stehende eigentümliche farblose Zellen mit einem „Binnenkörper“ als die Träger dieser Eigenschaft aufzufinden. Reizbarkeit durch äußere Einflüsse ist das Charakteristikum des Lebens und eine für das Protoplasma wesentliche Eigenschaft. Als sich aus den Einzellern die Vielzeller durch An- einanderlagern oder Ausbleiben der Trennung von Individuen entwickelten, mag wohl diese Reizbarkeit noch bei jeder einzelnen Zelle in gleichem Maße und gleicher Weise vorhanden gewesen sein. Allmählich aber nach der Gastrula- bildung mögen wohl die nach außen gekehrten Zellen gegen Reize der Außenwelt empfindlicher geworden sein als die geschützteren, imnenliegen- den. Aber auch in den Zellen der Oberhaut trat Spezifizierung ein. Treffen wir doch schon bei den einfachsten Zölenteraten Stützzellen und besonders ausgestaltete Sinneszellen mit ihren 302 Dr, W. Klingelhöffer Leitungsbahnen, den Nerven. Indem wir nun auch unter den Sinneszellen Arbeitsteilung an- nehmen, können wir uns recht gut vorstellen, daß schließlich bestimmte Sinneszellgruppen und Nerven sich ganz allein auf einen bestimmten Reiz, z. B. den Lichtreiz, einrich- teten. Zum Zustandekommen der Liehtempfindung muß vorhanden sein: 1. eine Einrichtung, wel- che durch die Äther- wellen des Lichtes er- regt wird, das Seh- Punktauge von Oceania (Qualle). organ oder Auge, 2. ein Nerv, der Sehnerv, welcher diese Er- regungszustände und nur sie allein weiter leitet zu 3. dem nervösen Zentralorgan (Ganglion, bei höheren Tie- : Die Sehorgane der Tiere. welcher bei Wirbellosen entweder in ihr selbst oder aber in gleichfalls aus der Haut stammenden Zellen um sie herum abgelagert ist. Bei Wirbeltieren liegen die den Farb- stoff führenden Zellen über den Sinneszellen, so dab nur deren Stäbchen von besonderen Fortsätzen der Pigmentzellen umgeben sind. Dieser Farbstoff dient als Isolierschicht. Wäre er nicht vorhanden, so würde ein Lichtstrahl, der eine Sinneszelle trifft, durch deren Wände auch noch auf die umliegenden einwirken können. So aber wird nur die eine direkt getroffene Sinneszelle in Erregung gesetzt und eine Orientierung über die Herkunft des Lichtes ermöglicht. Haacke meint, daß vielleicht gerade die Anhäufung von Farbstoff zur Bildung des Sehorgans geführt habe, indem zuerst durch das Licht wie es ja auch noch jetzt bei vielen Tieren _—— geschieht, eine Ansammlung von _- Pigment an dem am meisten ge- A troffenen Ort verursacht worden ren Gehirn), das sie zum N = 2 sei. Die in dieser Gegend liegen- Bewußtsein bringt. N BEE den Sinneszellen seien durch den Die Arbeitsteilung der Sinnes- N 2 Farbstoff vor allzu grellem Licht nerven ist soweit gegangen, dab \ £ ; geschützt worden, und hätten da- jede Erregung, eines solchen, wo- IN durch ihre Lichtempfindlichkeit durch sie auch hervorgebracht AR bewahrt und immer mehr aus- wird, nur als die ihm zukommende Sinnestätigkeit empfunden wird. Mag man den Sehnerv kneifen, schneiden, brennen oder ätzen, stets kommt die gesetzte Erre- gung als Lichterscheinung zum Bewußtsein. (Gesetz der spezifischen Energie.) Wenn wir dagegen einen Sehnerv mit Licht bestrahlen, und sei es auch noch so hell, so wird im Gehirn dadurch keine Empfindung ausgelöst. Es ist dazu unbedingt nötig, dab ein eigener Empfangsapparat vorhanden ist, das Auge. Wenn wir die große Menge der Sehwerk- zeuge, wie sie uns im Tierreiche in den mannig- fachsten Graden und Arten der Ausbildung ent- gegentreten, auf das Gemeinsame, das Wichtigste, das nie Fehlende durchsuchen, so finden wir als unentbehrlichen, wesentlichsten Bestandteil die Sinneszelle oder Sehzelle. Bei den Wirbellosen ist sie aus der Hautschicht (Epithel) hervorgegangen bei den Wirbeltieren aus dem Gehirn. An ihrem oberen (distalen) Ende oder an der Seite trägt sie ein stark licht- brechendes Körperchen, das Stäbchen, während ihr anderes Ende mit einer Nervenfaser in Ver- bindung steht. Ein fast regelmäßiger Begleiter dieser Sehzellen ist ein. Farbstoff (Pigment), Napfauge von Patella coerulea (eine -Meerschnecke). gebildet. Als dritter Teil des Sehorgans kommt noch manchmal ein licht- brechender Apparat hinzu, wel- cher die Lichtstrahlen sammelt und so ihre Wirkung verstärkt oder bei höherer Entwicklung des Auges Bilder Napfauge von Haliotis tuberculata. der Gegenstände auf den Gruppen der Sehzellen entwirft. Dr. W. Klingelhöffer: Die Sehorgane der Tiere. 303 Eine Anhäufung von Sinneszellen, die von- einander durch Farbstoff isoliert werden, das wäre also das theoretisch konstruierte Urbild eines Sehorgans. re Blasenauge einer Lungenschnecke. Auf der Tentakelspitze an der beim Schwimmen nach außen gerichteten Seite liegen bei gewissen Quallen (Aurelia, Oceania), kleine rote, rotbraune oder schwarze Flecke in gleicher Flucht mit der angrenzenden Oberhaut. Die mikrosko- pische Betrachtung zeigt, daß die um- gebende Haut aus zwei Zellarten be- steht und, daß diese sich ganz allmählig in fadenförmige Sinneszellen und in mehr zylindrische, farbstoffgefüllte Stütz- zellen verwandeln. Wir haben das ein- fachste Auge, das die Theorie verlangt, das Punktauge, vor uns. Nun sagt die Theorie weiter: „Es häufen sich immer mehr Sehzellen an der einen Stelle an, so daß ihre Enden schließlich in einer Ebene keinen Platz mehr finden. Sie ordnen sich in- folgedessen so, daß ihre Oberfläche eine kleine Einsenkung bildet. Gibt es solche Napfaugen? In der Tat. An den Küsten in der Strandzone kriecht träge Patella, die Napf- schnecke. An der Außenseite ihrer Fühler liegen kleine schwarze ver- tiefte Pünktchen. Auch hier zeigt das Mikroskop eine allmähliche Umbildung der Oberhautzellen nach der Grube zu. Die Zylinder- zellen des Epithels strecken sich zu kegelförmigen Sinneszellen, in die sich am verbreiterten Vorderende Farbstoff ab- lagert. Zwischen den Sinneszellen liegen schmale, flaschenförmige Stützzellen. Ein feines Häutchen Flimmerepithel aus der Haut einer Lungenschnecke. (Cutieula) über der Oberhaut verstärkt sich im Augennapf zu einem dicken gallertartigen Über- zug, der zum Schutze der empfindlichen Sehzellen geren das Wasser dient. Und da ist noch eine Schnecke, Haliotis, das Seeohr. Bei ihr ist der Napf bedeutend größer und tiefer. Auch liegt er unter der Oberhaut und ist nur durch einen sehr hohlen Stiel mit ihr noch in Verbindung. Der Öffnung gegenüber und an den Seiten sind die sehr langen und schmalen Sinneszellen angeordnet, und in der Höhlung liegt ein dicker, glasheller Gallert- körper; dieses aus der Uuticula hervorgegangene einstige Schutzorgan hat durch seine Anhäufung eine weitere Funktion, die der Lichtsammlung, übernommen. Nun brauchen wir nur noch einen kleinen Schritt weiter zu gehen, indem wir uns den Verbindungskanal mit der Oberhaut geschlossen, solide und völlig abgeschnürt denken, dann haben wirdas Blasenauge. In ununterbrochener Schicht zieht die Oberhaut darüber hin, aber ihre Zellen sind vor ihm hell und durchsichtig geworden. Durchsichtig ist auch die Vorderwand der Augen- blase, während die seitliche und hintere Wand aus stark gefärbten Sehzellen mit freiem Axen- teil besteht, untermischt mit farblosen Stützzellen. Das Innere der Blase füllt eine Gallertkugel. So ist das Auge der Lungenschnecke beschaffen. Bei unsern Wasserschnecken, Schlammschnecke (Limnaea)und Posthörnchen (Planorbis) liegt es zwischen den beiden Fühlern auf jeder Seite des Kopfes. Bei der ® Weinbergsschnecke (Helix pomatia) steht es auf der Spitze der großen hinteren Tentakel und kann in den Körper gezogen werden. Aus den Oberhautzellen ist also durch An- häufung zu Sinneszellen umgebildeter Epithel- Augen von Cephalopoden (Tintenfische). zellen das Punktauge geworden. Aus diesem durch Einstülpung, das Napfauge, das sich ver- tieft und abgeschnürt zum Blasenauge vervoll- 304 kommnet hat. Man könnte denken, das seien bloße Annahmen; aber sehen wir doch nur die Reihe lebender Beispiele an, deren Einordnung im System uns zugleich auch den aufsteigenden Ent- wicklungsgang des Auges vorführt! Zuerst Patella mit dem flachen Napf, dann Aaliotis mit ver- eröbßerter und vertiefter Senkgrube, schließlich die Lungenschnecke, mit dem ausgebildeten Blasenauge und dazwischen als Übergang die Schnecken Fisurella und Trochus, von denen Tiere mit offenem und geschlossenem Kanalstück gefangen worden sind. Und, wenn dieser Beweis noch nicht genügt, so betrachten wir doch einmal die Entwicklung des Auges bei dem Embryo der Lungenschnecke, oder schneiden einer er- wachsenen Weinbergschnecke ihr Auge weg und beobachten seine Neubildung. Wir werden die gleichen Stadien, die gleiche Reihe feststellen können. Bei einem andern Tierkreise hat das Blasenauge sich noch mehr vervollkommnet, indem sich nämlich der Gallertkörper in zwei Teile, eine vorn liegende härtere Linse und den, den übrigen Hohlraum füllenden mehr flüssigen Glas- körper geschieden hat. Ein besonders schönes Beispiel dieser Art finden wir bei den völlig durchsichtigen pelagischen Würmern, den Al- ciopiden, mit kugelig vorspringenden Augen an beiden Kopfseiten. Seinen Höhepunkt aber erreicht das Blasenauge bei den Kopffüßern (Cephalopoden). Eine Phase, ein Erinnerungsbild seiner Entstehung gleichsam, ist fixiert worden beim Nautilus, welcher an jeder Seite des Kopfes unter der Kopfkappe zwischen zwei kleinen Fühlern einen rundlichen gestielten, vorn abgeplatteten Körper trägt. Bei genauer Untersuchung entpuppen sich diese Gebilde als tiefe Napfaugen ohne Gallertkörper. Die Öffnung des Auges ist groß, ein Muskel zu ihrer Ver- engerung fehlt. Dieses Napfauge hat sich im Laufe der Zeit bei den übrigen Gattungsgenossen geschlossen, und in ein Blasenauge verwandelt. Sein vorderer Teil ist durchsichtig geworden wie beim Lungenschneckenauge und hat nach dem Augeninnern zu eine nach hinten gewölbte Linse ausgeschieden. Indem nun auch die dicht dem vorderen Augenteil anliegende ebenfalls durchsichtige Oberhaut eine Linse ausgebildet hat, die aber nach vorn gewölbt ist, entsteht eine kugelige Gesamtlinse. Die Haut im Umkreis des Auges hat sich zu einer Ringfalte empor- gelioben und Farbstoff aufgenommen, so daß sie wie eine Blendenvorrichtung wirkt. Und noch- mals hat sich eine tiefe ringförmige Hautfalte gebildet, deren vor der Linse gelegener Teil Dr. W. Klingelhöffer: Die Sehorgane der Tiere. durchsichtig geworden ist. Diese Falte, die sogenannte Hornhaut, schließt sich bei vielen Arten nicht vollständig, so daß eine ziemlich große Öffnung übrig bleibt, durch die das Meer- wasser eindringen kann. Wenn sie geschlossen ist, entsteht vor der Linse eine sogenannte vor- dere Augenkammer. Die Augen der Gliederfüßler (Arthropoden), der Krebse und Insekten lassen sich nicht so ohne weiteres voneinander und von einfachen Formen ableiten. Dazu ist ihre Anordnung und ihr Vorkommen zu verwickelt. Sie sind im vorderen Körperschnitt sehr verschieden an Zahl und Lage angeordnet und häufig je nach ihrer Ausbildung in Haupt- und Nebenaugen zu scheiden. In seiner einfachsten Form tritt das Arthro- podenauge bei Schwimmkäferlarven auf. So liegen z. B. bei der Gelbrandlarve (Dyticus marginalıs L.) sechs auf jeder Seite des Kopfes im Kreise. Es sind Napfaugen. Die Oberhaut- zellen steigen, sich allmählich umbildend, in eine tiefe Grube hinab. Die dem Rande zunächst liegenden haben sich mit Farbstoff gefüllt und bilden gleichsam einen Blendenring; dann folgen lange, die sich schräg gestellt haben, so dab sie mit dem obersten durchsichtigen Teil wie eine Art Glaskörper, die am Grunde des Napfes liegenden Sehzellen überlagern und von der Oberhaut abscheiden. Derjenige Teil der Chi- tincuticula, welche das Auge überzieht, hat sich linsenförmig verdickt. Außer bei Schwimm- käferlarven kommt dieser Augentypus auch bei Tausendfüßern (Myriapoda) und als Seitenauge beim Skorpion vor. Indem die langen Glaskörper- zellen völlig durchsichtig werden und sich unter- halb der auch hier linsenartig verdickten Outicula als besondere Schicht einschieben, entsteht das zweischichtige Napfauge, bei dem die Sehzellen vollständig aus dem Zusammenhang mit der Ober- haut loszelöst sind. Sie finden sich bei Spinnen und einigen andern Insekten und werden Punktaugen (Ommata) genannt. Bisweilen hatten sie schon Ein- richtungen, welchezu dem charakteristischen Kerb- tierauge hinüberleiten, dem zusammengesetzten Komplex-, Fächer- oder Fazettenauge. Denken wir uns eine große Anzahl von sehr schmalen gestreckten, sogenannten Ommen oder Ommatiden dicht angeordnet. Jedes dieser Ommen setzt sich wieder aus einer Gruppe von 6—8 Seh- zellen (Retinula) zusammen, von denen jede einen stabartigen durchsichtigen Teil, den Stiftchensaum (Rhabdomer) hat. Die aneinander gelagerten Rhabdomeren bilden ein gemeinsames zentrales Dr. W. Klingelhöffer Sehstäbchen, das Rhabdom. Vor jeder Retinula liegt eine Glaskörperzelle, oft mit einem eigen- tümlichen lichtbrechenden Körperchen, das mit dem der andern zu einem sogenannten Krystall- Einschichtiges Napfauge einer Schwimmkäferlarve. "kegel verschmilzt. Die Chitincutieula verdickt sich vor jedem Krystallkegel zu einer Linse, deren Gesamtheit durch ihr Aneinanderstoßen das fazet- — tierte Aussehen der Ober- fläche des Auges bewirkt. Um jedes Ommatid ordnet sich eine Pigmenthülle und um das ganze Komplexauge eine Chitinkapsel. Bei den Gliederfüßlern kommt nun bald das einfache Punktauge, bald das Komplexauge, bald beides zusammen vor. Von den niederen Krebsen hat z.B. Daphnia ein aus zwei zusammengesetzten entstan- denes Mittelauge, davor kann noch ein Punktauge liegen. Uyklops hat ent- weder nur ein dreiteiliges Mittelauge oder neben dem unpaaren Auge liegt beiderseits ein Haupt- auge. Die höheren Krebse haben dagegen Fazetten- augen, die manchmal auf beweglichen Augen- trägern stehen, z. B. hat die Riesentiefseeassel (Bathynomus giganteus) ein Auge mit 4000 Fazetten. Viele Insekten haben im ausgebildeten Zu- stand zwei Fazettenaugen am Kopfe, deren Größe bei den einzelnen Arten sehr verschieden ist. Das von Pselaphus, einem kleinen Käferchen, besteht aus nur zwanzig, das eines andern Käfers Mordella aus fünfundzwanzigtausend Ommen. Die Ameise hat fünfzig, die Stubenfliege vier- tausend, und eine Wasserjungferart zwölftau- send; eben so viele haben die Spinner (Sphingiden.) : Die Sehorgane der Tiere. Zweischichtiges Stäbchenauge der Gliederfüßler (Krebse und Insekten). 305 Die Spinnen haben 6--8 auf dem Kopfbrustschild in 2--3 Bogenreihen als vordere und hintere Seiten- und Mittelaugen. Die Anordnung ist so regelmäßig bei den einzelnen Gattungen, dab sie zum Bestimmen benutzt wird. Die Skorpione haben ein Paar größere Mittelaugen und zwei bis fünf Paare Augen an der vorderen Kante des Kopfbruststücks. Fächeraugen kommen übrigens noch in anderen Tierkreisen vor, je- doch sind die einzelnen Augen nicht so gebaut, wie die der Gliederfüßler. So hat z. B. Arca noae, eine Muschel, dichtgedrängte kleine schwarzbraune Erhebungen an den Kanten der inneren Mantelfalten. Sie bestehen aus einer kleinen Anzahl großer Zellen von der Form langgezogener Kegel, bei wel- chen die Spitzen nach innen ohne Zwischen- füllung aneinandergelagert sind. Vor jeder liegt eine Kutikularlinse; das ganze umgibt ein Mantel von Pigment. Auch manche Seesterne (Solaster, Asteracanthion) haben Fächeraugen, die als rote Punkte in größerer mit dem Alter wachsender Anzahl auf einem Wulst des am Ende jeden Armes befindlichen Tentakels stehen. Jedes Ommatid ist ein sehr ver- tieftes, mit Outicula bedecktes Napfauge. Bei den Seeigeln der Gattung Diadema sind die Fächeraugen als lebhaft glän- zende blaue Fleckchen in großer Anzahl an den verschiedensten Stellen des Körpers verteilt. Jedes besteht aus einer Pyramide stark lichtbre- chender Sub- stanz inschwar- zen Pigment- bechern. Beian- deren Seeigel- gattungen sind Augenpunkte vorhanden, aber so zwischen Sta- cheln und Pedi- zellarien, der Bewegungsrich- tung des Tieres abgewandt, angebracht, dab es nicht recht zu verstehen ist, was sie sehen Invertiertes Blasenauge der Kammmuschel (Peeten jacobaeus). 306 sollen. Diadema dagegen ist sehr empfindlich gegen Licht und Schatten und wendet seine Stacheln immer nach der Richtung hin, woher sich ein Gegenstand nähert. Bisher sahen wir immer, dab die Stäbchen der Sehzellen dem Lichte zugewandt waren. Jetzt werden wir eine Gruppe kennen lernen, bei der das Licht erst die ganze Dicke der allerdings durchsichtigen Sehhaut durchdringen muß, um zu den Sehzellen zu gelangen, deren Stäbchen ihm abgekehrt sind. Diese sogenannten inversen Blasenaugen treffen wir bei Spinnen als vordere Mittelaugen und als Mittelaugen von Skorpionen und Zimulus, dem Mollukkenkrebs. Die Kammmuschel (Pecten), die uns als Ragoüt fin-Schüssel bekannt ist, hat derartige Augen von wundervollem Glanz in großer Anzahl am Mantel- rande, von denen einzelne 1 mm Durchmesser haben. Onychidium, eine Nacktschnecke, trägt am Kopfe Augen wie die anderen Schnecken. Aufihrem nackten lederartigen Rücken aberstehen bis über neunzig Inversaugen. Warum wohl? Schnelle Fische verfolgen die Schnecke. Wie soll sie sich retten? Sie hat kein Haus und ist gar langsam. Dafür hat sie aber auf ihrem Rücken Drüsen und dazwischen die nach allen Richtungen aufwärts gerichteten Augen, welche den Schatten oder das Bild des herannahenden Fisches auffassen. Die Schnecke erschrickt, zieht sich zusammen und schleudert dadurch aus den sich entleerenden Drüsen ein Bombardement von Sekretkugeln dem Räuber entgegen. Wo keine Fische dem Onychidium nachstellen, fehlen auch die Kückenaugen. (Fortsetzung folgt.) Pr — Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. 6. Das Gipsen, Salzen und Düngen des Aquarien- wasserS. Eine kritische Betrachtung. unser Aquariervater Roßmäßler \, den vorstehenden Titel zu Gesicht be- käme, würde er sich wohl erstaunt erst fragen müssen: „Was, zum Kuckuck, haben denn die in den fünfzig Jahren aus meinem „See im Glase“ gemacht? Da gipsen sie selbst das kristallhelle Aquarienwasser, wie ein dubiöser Weinhändler an seinem minderwertigen, trüben Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Wein herumpanscht. Daß das Salzen die Fische haltbar macht, mögen sie wohl in der Heringstonne gesehen haben, wie sie aber dazu kommen, das durch die Pflanzen so wunderbar sauber gehaltene Wasser gar zu düngen, das begreife ein anderer.“ Und offen gestanden, geht es wohl manchem vorurteilsfreien und urteilsfähigen Naturfreunde, wie auch mir selbst, eigentlich ganz ebenso. Je tiefer wir in die Kentnisse von dem wunder- bar eingerichteten, vor unsern Augen sich im Aquarium abspielenden, in mancher Beziehung noch rätselhaften „Kreislauf des Lebens“ ein- dringen, umsomehr erstaunen wir darüber, daß sich die Natur, selbst im engsten Behälter ein- gepfercht, so plumpe Eingriffe in den unendlich komplizierten biologischen Mechanismus unge- straft gefallen läßt. Für den Einsichtigen ist es nun zwar gerade der letztere Umstand, der ihm die Hartnäckig- keit erklärt, mit welcher an derartigen Proze- duren festgehalten wird; macht man doch nur zu häufig die Erfahrung, daß die widernatür- lichsten Dinge, die wir der geduldigen Mutter Natur zumuten, gerade deshalb als besonders zweckmäßig und heilsam erachtet werden, weil sie der Organismus, handle es sich nun um den menschlichen Körper oder ein ganzes Stück lebendiger Natur wie beim Aquarium, ohne Schaden zu nehmen, verträgt. Da hätten wir es nun einmal fürs erste mit dem Gipsen des Aquarienwassers zu tun! Es hat vor einigen Jahren jemand — ich habe leider nicht mehr herausfinden können, wer es gewesen ist — empfohlen, trübes, ver- dorbenes Aquarienwasser durch Einlegen von Gipsstücken zu reinigen. Er kalkulierte da- bei folgendermaßen: Derim Wasser verhältnis- mäbig leicht lösliche Gips oder schwefel- saure Kalk wird durch die im Wasser vorhandene Kohlensäure in beträchtlich schwerer löslichen kohlensauren Kalk um- gesetzt, welcher als feines Kreidepulver ausgeschieden wird und die Unreinigekeiten des Aquarienwassers hierbei in mechanischer Weise zu Boden zieht. Zu der Annahme, daß der im Wasser ge- löste Gips durch die gleichzeitig vorhandene Kohlensäure in kohlensauren Kalk verwandelt wird, ist nun in erster Linie zu bemerken, dab sie insofern falsch ist, als diese Umsetzung nicht so ohne weiteres stattfindet, sondern dab hierfür die Anwesenheit einer starken Base (Alkali), z. B. wie wir weiter unten sehen Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium, werden, Ammoniak, notwendige ist. Aber auch in diesem Falle wird die Umsetzung nur bis zur Herstellung des chemischen Gleichgewichtes vor sich gehen und sich ein gewisser Teil des ge- lösten Gipses in unverändertem Zustande er- halten, abgesehen davon, daß die Ausscheidung des Kreideniederschlages in so lang- samem und beschränktem Maße statt- findet, daß von einer mechanisch reini- senden Wirkung nicht die Rede sein kann. Daß des weiteren die im Wasser schwebenden, die Trübung des Aquariums verursachenden Unreinigkeiten aus lebhaft sich bewegenden Fäulnismikroorganismen bestehen, welche sich den Teufel um Gips und Kreide scheeren, ist dem betreffenden Beobachter jedenfalls un- bekannt gewesen. Setzen wir nun den Fall, dab er‘ — es liegt kein Grund vor, an seinen Angaben irgendwie zu zweifeln — nach dem Einsetzen des Gipses (wir wissen allerdings nicht wie lange nachher) ein Klarwerden des Aquarienwassers beobachtet hat, so fragt es sich denn doch sehr — zumal wenn er die Fische während des Läuterungsprozesses aus dem Behälter entfernt haben sollte — ob dasselbe wegen des Einsetzens des Gipses oder eben einfach nach demselben stattgefunden hat. Sehen wir doch, wie ich an anderer Stelle ge- zeigt habe,') häufig genug von einem Tag auf den anderen die Klärung des Wassers, d.h. das Verschwinden der Fäulnisspaltpilze, eintreten. Man könnte nun die Frage aufwerfen, ob die Anwesenheit des Gipses den im Aquarium- wasser vor sich gehenden Fäulnisvorgang vielleicht irgendwie beeinflußt, d. h. abkürzt oder sogar nicht entstehen läßt. Ich habe dieselbe durch Vornahme von Parallelversuchen zu beantworten versucht und dabei festgestellt, daß der Fäulnisprozeß in konzentriertem Gipswasser ebenso rasch und intensiv auftritt wie in gewöhnlichem Aquarien- wasser und sich eine irgendwie bemerkbare Abkürzung desselben nicht konstatieren läßt. Herr Ingenieur E. Riepe-Braunschweig, welcher über größere chemische Kenntnisse verfügt und dessen Aquarium sich in einem derartigen Zustande befand, daß die Schnecken krepierten, wenn sie in die Nähe der Schlamm- ecke gerieten, hat nun die Gipsgeschichte namentlich auch in theoretischer Beziehung weiter ausgeführt, indem er sagte, daß die 1) Blätter f. Aquarien- u. Terrar.- Kunde, 1907, Heft 27: „Die anfängliche Trübung des Aquarienwassers“. 307 günstige Wirkung des Gipses im Aquarien- wasser darauf zurückzuführen sei, daß der im Wasser gelöste Gips das bei der Zersetzung von organischen Abfallsprodukten entstehende, für Fische usw. sehr schädliche Ammoniak in ungiftiges schwefelsaures Ammoniak um- wandle. (regen diese Argumentation lassen sich nun mehrere schwerwiegende Gründe anführen, welche uns zugleich den Beweis leisten helfen, daß es unrationell ist, dem Aquarienwasser Gips zuzusetzen. Fürs erste liegt für uns gar kein Bedürfnis vor, das als mineralisches Endprodukt bei der Fäulnis von organischen Substanzen sich bil- dende Ammoniak — wenn es überhaupt, was gar nicht wahrscheinlich ist, als reines Am- moniak (d. i. Ammoniumhydroxyd) im Wasser vorkommen sollte — in die schwefelsaure Verbindung umzusetzen. Wie ich anderer Stelle?) gezeigt habe, wird es, bezw. das sich bei der konstanten Anwesenheit von Kohlen- säure sofort aus ihm sich bildende kohlen- saure Ammoniak von den höheren Wasser- pflanzen mindestens so gut assimiliert wie das schwefelsaure Ammoniak. Dann, und das ist ein sehr wichtiger Ein- wand, kommt es bei der Verderbnis des Aquarienwassers in erster Linie ja gar nicht auf die Entfernung bezw. Unschädlichmachung des Ammoniaks an. Wie ich schon mehrfach auseinanderzusetzen Gelegenheit gehabt habe, ist das Ammoniak das mineralisierte End- produkt der Zersetzungs- oder Fäulnis- vorgänge bei Anwesenheit von tierischen Stolf- wechselprodukten. Weitaus gefährlicher für die tierischen Aquarienbewohner als das Am- moniak ist nun aber der Fäulnisprozeb selber, einmal wegen der hierbei gebildeten giftigen Zwischenprodukte (Fäulnistoxine) und dann namentlich auch wegen des durch die Lebenstätigkeit der Fäulnisspaltpilze entstehen- den hochgradigen Sauerstoffmangels im Aquarienwasser. Wenn wir dem Wasser unserer Aquarien Gips beifügen in der Absicht, die darin ent- stehenden, wohl ausschließlich auf durch Fäulnis- vorgänge hervorgerufenen Störungen des biolo- gischen Gleichgewichtes beruhenden Schädlich- keiten zu eliminieren, und damit in der Tat auch die Bindung des Ammoniaks erzielen 2) „Wochenschr. f. Aquarien- u. Terrar.-Kunde“, 1906, No. 50: Uber die Oberflächenassimilation der Wasser- pflanzen. 308 würden, so wäre das ungefähr ebenso viel wert, wie wenn wir zur Bekämpfung einer Feuers- brunst einen Schubkarren konstruierten, mit dem wir — die Asche des abgebrannten Hauses wegzuführen beabsichtigten, nachdem wir dem Brande ruhig zugeschaut haben. Endlich möchte ich — last not least — darauf hinweisen, dab das Ammoniak (bezw. seine Verbindungen) im Aquarienwasser über- haupt wohl nie in für die Bewohner desselben irgendwie schädlichen Mengen vorkommt. Ich habe über hundert Aquarien verschiedenster Provenienz und oft zweifelhafter Qualität auf ihren Ammoniakgehalt untersucht und, wenn solches überhaupt nachweisbar war, höchstens in Mengen gefunden, die nicht einmal dem hundertsten Teil der von Herrn E. Riepe in Form von Albertschem Nährsalz zuDüngungs- zwecken dem Aquarienwasser einverleibten Quantität von Ammoniaksalzen entsprachen.”) Ich habe an dieser Stelle zu erwähnen, daß von verschiedenen Seiten für die Notwendigkeit eines Gipszusatzes in das Aquarium der Umstand ins Feld geführt worden ist, daß die Kalk- armut des Aquarienwassers Wachstum und Schalenbildung der .Süßwassermollusken be- einträchtige. Als Gründe für diese Annahme hat man u. a. angeführt, dab die Gehäuse älterer Schnecken häufig stellenweise aufgelöst werden, wobei sie wie angefressen erscheinen und dab sie tatsächlich öfters auch von anderen Schnecken benagt würden — falls dies nicht etwa bloß des Algenbelages wegen geschehen sollte —, daß ferner die Schalen der im Aqua- rium aufgezogenen Schnecken dünner wären als die von in der Freiheit aufgewachsenen. Diese Argumente lassen sich nun aber mit Leichtigkeit widerlegen. & Sprechsaal. Brutpflege von Ranatra? In Heft 29 der „Blätter“ berichten Sie über Brutpflege von Ranatra. Dürfte es sich hier nicht um eine Verwechslung handeln? Ich habe stets beobachtet, daß die Eier an Wasserpflanzen gelegt werden. (Fortsetzung folgt.) Dagegen findet man sehr häufig, ja fast regel- mäßig an Ranatra runde oder eiförmige, meist rötliche Gebilde, die aber keine Eier darstellen, sondern Larven >) Von 117 mit dem Nesslerschen Reagens unter- suchten Aquarien ließen sich in 78 keine deutliche Spuren, in 32 deutliche Spuren, in 7 größere Mengen von Ammoniak(- Verbindungen) nachweisen. Sprechsaal. — Fragekasten. und Puppen von Hydrachniden sind, die an Ranatra schmarotzen, indem sie sich mittels ihres langen Saug- kegels einbohren und sich vom Blute des Wirtstieres nähren. Dr. Enslin, Fürth ı. B. Sie haben völlig Recht. Besten Dank für die Be- richtigung! Da die Eier von Wasserwanzen dieselbe Form haben, wie die Puppenhüllen von Milbenlarven, habe ich die den Gliedmaßen der Ranatra anhaftenden Ge- bilde ohne mikroskopische Prüfung für Ranatra-Eier an- Man soll aber eben auch das scheinbar Selbst- verständlichste erst genau prüfen. Das wäre eine schöne Überraschung geworden, wenn ich statt Banatra linearis, ohne es zu wissen und zu wollen, Curvipes (dieser Gattung gehören die Puppen nach nunmehr vor- genommener mikroskopischer Prüfung an) gezüchtet hätte! Köhler. gesehen. r Trasekasten. H. D. in W., Böhmen. Wenn in den Leitfäden ge- schrieben steht: Man entferne das Weibehen des Makro- poden sofort nach dem Ablaichen, das Männchen nach dem Ausschwärmen der Jungen, so heißt das selbstver- ständlich: — und lasse künftig auch Alte und Junge von- einander getrennt! Sie können höchstens im Herbste, wenn die Jungen 2—83 cm groß oder größer geworden sind, die Alten wieder zu den Jungen bringen. Man ent- fernt ja die Alten von den eben ausgekommenen Jungen, um letztere vor der Möglichkeit zu schützen, von den Alten mit Futtertieren verwechselt zu werden. Diese Gefahr besteht so lange, als die Brut ihrer Größe nach in das Maul der Alten noch hineinpaßt. Das ist aber nach 4 Wochen, wenn die zweite Brut folgt, sicher noch der Fall. Auch spezielle kleine Werkehen über Pflege und Zucht der Makropoden, deren es mehrere gibt, können Ihnen keine genauere Auskunft geben als Geyer, Bade und was Sie sonst noch an Leitfäden besitzen mögen. K. W. Kl. in Kiew (Rußland). Sie können wirklich von Glück sagen, daß Ihnen die Zucht des Kletterfisches ohne alles Zutun in so kleinem Behälter (30><25 cm Fläche) gelungen ist. Ich habe mich jahrelang mit Riesenzucht- fischen (20--25 em lang) in Riesenbehältern (200—300 1) gequält und nichts erzielt, trotzdem die Tiere wiederholt trieben. Das einzige, was ich herausbekommen habe, ist der Geschlechtsunterschied zur Laichzeit,. Wollen Sie mir darüber nicht Ihre Beobachtungen mitteilen? Die junge Brut behandeln Sie wie junge Schlangenkopffische („Blätter“ 1907, Heft 2 und 3). Was über das Freileben der Tiere bekannt ist, finden Sie in Dürigen, Fremd- ländische Zierfische, ausführlich angegeben. Es fehlt an Raum, an dieser Stelle eine genaue Schilderung davon zu geben. Jedenfalls freue ich mich, daß auch aus Ihren Beobachtungen hervorgeht, daß Kletterfische nicht an Pflanzen laichen, sondern ihren Laich wie die Osphro- meniden und namentlich die Ophiocephaliden an der Oberfläche des Wassers absetzen. Daß die Jungen die versehentlich mit zu den Alten hineingebracht worden waren, 5 Tage bis zur Herausnahme von diesen völlig: unbehelligt blieben, macht eine Brutpflege der Tiere sehr wahrscheinlich. Beobachten Sie das Laichgeschäft und die ev. Brutpflege das zweite Mal, was wohl noch in diesem Sommer möglich ist, recht genau. Ich wäre Ihnen für einen eingehenden Bericht darüber sehr dankbar. K. EEREN zn Bücherschau, A. W. in R. Frage 1: In meinem Aquarium finde ich seit Februar ds. J. an den Unterwasserpflanzen kleine braune Stielchen, welche sich ständig vermehren und jetzt schon sämtliche Pflanzen überzogen haben. Sind es Tiere oder Pflanzen? Schaden sie den Tieren oder Pflanzen im Aquarium? Ist es notwendig. daß ich sie entferne? Wenn schädlich, wie vernichte ich sie am besten? Frage 2: Neben dieser Erscheinung bilden sich noch an einigen Stellen kugelförmige Gallerthaufen. mute Glockentierchen. Trifft meine Vermutung zu? Ich ver- Schaden sie dem Wasser durch Trübung oder rührt diese von etwas anderem her? Zur genaueren Bestimmung sende ich Ihnen Exemplare ein, welche verschiedenen Behältern entnommen sind. Antwort 1: Es sind Rädertierchen und zwar Mel- certa ringens Schrank, wie die mikroskopische Unter- suchung des eingesandten Materials ergab. Sie sind den Pflanzen und Fischen des Aquariums völlig unschädlich und können darin belassen werden. Antwort 2: Es sind keine Glockentierchen, sondern sogenannte Zysten von Holophrya discolor Ehrb. (vgl. “ „Blätter“ 1907, Nr. 24), auf denen sich Infusorien der Gattung Stentor angesiedelt haben. Mit ihren zuckenden Bewegungen vermögen diese allerdings bei flüchtigem Hinsehen selbst dem (schwach) bewaffneten Auge Glocken- tierchen vorzutäuschen. Einige Glockentierchen der Gattung Epistylis waren übrigens auch in der Probe vertreten. Mit Wassertrübungen haben auch diese harmlosen Geschöpfe nichts zu tun. K. L. W., Wien. Frage: Ich besitze unter anderen ein kleines Aquarium. dessen Boden aus Eisenblech be- steht; ich benutzte dasselbe vergangenen Winter als heiz- bares Aquarium, indem ich es auf ein altes Gestell setzte und darunter ein Nachtlichtchen schob. Nun möchte ich das Aquarium heuer wieder benutzen, der Boden setzt aber etwas Rost an und färbt das Wasser braun. Womit kann ich nun den Boden anstreichen, ohne daß das da- runter befindliche Lämpchen die Farbe auflöst? Antwort: Mit Mennige, die Sie in Drogenhandlungen streichfertig bekommen. Der Anstrich muß mehrmals, mindestens zweimal übereinander, aber jedesmal sehr dünn, erfolgen. Sie könnten meiner Meinung nach auch ohne Befürchtung betreffs der Heizung Zinkweiß verwenden, das genau so wie Mennige aufgestrichen werden muß. K. $* .. Bücherschau. Jahrbuch für Aquarien- und Terrarienfreunde. Ein Rückblick auf das Jahr 1906. III. Jahrgang. Heraus- gegeben von Rudolf Mandee. Preis 1.50 M. Dresden 1906, Verlag von Hans Schultze. Lange genug hat es gedauert, bis der neue Jahrgang des „Jahrbuches“ das Licht der Öffentlichkeit erbliekt hat; wer indes nach dem Grundsatze „Was lange währt, wird gut“ besondere Erwartungen in das neue „Jahrbuch“ gesetzt hat, dürfte schwer enttäuscht sein. Bei soviel Zeit zur Bearbeitung mußte eine sorgfältige, gediegene Leistung zu liefern sein; was uns der Autor indes dieses Mal auftischt, ist ein Konglomerat von Oberflächlichkeiten und Konfusionen, wie es schlimmer kaum geboten werden 309 konnte. Einige Stichproben zum Beweis unseres Urteils mögen genügen: S. 25 (Pantodon buchholzi, nicht buch- holtzi!) „dahingegen berichtet W. Köhler, daß das in seinem Besitze befindliche Exemplar außer „fliegrendem Getier“ jede andere Nahrung verschmäht“ („Bl.“ XVII, 495). In Wirklichkeit befand sich, wie an zitierter Stelle nachzulesen ist, sondern nur vorübergehend in meiner Pflege; ferner hat es während dieser Zeit überhaupt nicht gefressen, und das Tier nicht in meinem Besitze, ich habe aus dem Verschmähen „schwimmenden“ Getiers nur auf das Verlangen nach „fliegendem“ Getier ge- schlossen. S. 27: „... der im Vorjahre als Betta rubra Perugia importierte Kampffisch ... .* ist nicht als Betta rubra, sondern als gewöhnlicher Kampffisch importiert und von Rezensenten erst als Betta rubra festgestellt worden („Bl.“ XVII, 478). S. 28: „Von der Firma Paul Matte, Laukwitz, wurden weiter importiert und teilweise auch gezüchtet: .... neben Haplochilus rubrostigma, mit blutroten Tüpfelchen, eine Haplo- chilus-Varietät mit gelben Flossen... .“ Was ich „Bl.“ XVII, S. 189 mutmaßlich als diese Fische ange- sprochen, habe ich später, „Bl.“ XVII, S. 887ff., als H. panchax- Varietäten bestimmt und beschrieben. Mand6e bringt auch das getreuliche Referat über diese Stelle, läßt aber die erste dadurch hinfällige ruhig weiter bestehen. SE IE Onesterodon decemmaculatus Jenyns bezw. Girardinus janwarius Hensel.“ Der Verfasser hat Garmans Werk nie in Händen gehabt; sonst hätte er nicht solche Konfusion begehen können. Außerdem hat er aber richtig zitiert, „Bl.“ XVII, S. 35, woraus er ohne weiteres ent- nehmen konnte, daß Rezensent diese von Garman teilweise abweichende Nomenklatur gegeben hat. S. 30: „Vivipara pyramidalis Jan“; „W.“ III, S. 430 steht deutlich zu lesen: Vivipara pyramidalis Roßmäßler. S. 31: Nach Limnaea ovata var. koehleri fehlt die Autorangabe; naive Gemüter könnten schließlich dadurch in den Glauben versetzt werden, ich habe die Varietät nach mir selber benannt. S. 41: „Der Verein „Wasser- stern“, Augsburg, ratet von der Verwendung geschabten Fleisches als Fütterungsmittel ab . . .“, wieder eine ganz bezeichnende Oberflächlichkeit; es fehlt nämlich „für Seetiere“! S. 44: „Stammform der Osphromeniden ist nach W. Köhler . . .“ Ich glaube den Nachweis erbracht zu haben, dab Osphromenus trichopterus var. cantoris die Stammform der Trichopterus-Varietäten ist; mehr habe ich aber natürlich nicht behauptet. S. 47: „Der berüchtigte Gelbrand (Dytiscus latissimus)...“ bedarf wohl nur des einfachen Zitates, um die oifen- kundige Konfusion, die hier vorliegt, zu zeigen. Selbst Druckfehler (S. 77: Marschner See statt Murtener See, S. 14: Barbus phutomio statt B. phutunio) sind getreulich abgeschrieben worden. Satzbildungen, wie (S. 78 unten): „... da sie ihre Nahrung direkt dem Wasser entnehmen und dadurch der Mikroflora, welche die Nahrung der Mikrofauna, die den Jungfischen als Futter dient, darstellt, die Nährstoffe entziehen“, bekunden gleichfalls, wie wenig vor der Drucklegung gefeilt worden ist. Mangel an Kritik macht sich überall bemerkbar; nicht sowohl darin, daß viele sehr wichtige Forschungs- ergebnisse unberücksichtigt geblieben sind, als darin, daß . tragen diese Fische nach Garman die Namen vieles offenkundig Irrtümliche, ja inzwischen in der Literatur bereits als irrig Erwiesene, unbedenklich als Faktum berichtet Auch von Druckfehlern ab- gesehen sind einige Autorennamen verunstaltet (Rüppel wird. 310 statt Rüppell, Ham. & Buch. statt Ham.-Buch.). Der Verlag hat jedenfalls sein Mögliches getan, dem Buche eine angemessene Ausstattung zu verleihen. Inhaltlich darf uns aber der Autor bei der nächsten Auflage nicht wieder so enttäuschen, will er auf eine gedeihliche Weiter- entwieklung seines Werkes rechnen. Will man ein Buch, wie er im Vorworte sagt, „auf der allerbreitesten Grund- lage leicht- und allgemeinverständlicher Volkstümlichkeit weiterführen, und die Wissenschaft nur dort zu Worte gelangen lassen, wo es durch die gegebene Sachlage un- umgänglich geboten erscheint“, so muß man die Wissen- schaft in solchen Fällen wenigstens auch richtig zu Worte kommen lassen oder lieber ganz darauf verzichten. Ob sein Standpunkt bei der heutigen Entwicklung der Aquarienkunde sich aufrecht erhalten lassen wird, wird ja die Zukunft lehren. — Auf den Terrarienteil bin ich nicht eingegangen, weil ich kompetenteren Beurteilern auf diesem Gebiete nicht vorgreifen will. Köhler. Leitfaden für Aquarien- und Terrarienfreunde von D. E. Zerneeke. 3. vermehrte Auflage, besorgt von E. E. Leonhardt, Dresden. Mit 2 Tafeln und 185 Abbildungen im Text. Dresden 1907, Hans Schultze, Verlagshandlung. Auch eine Enttäuschung, auf welche bei dem guten Klang des Namens, dessen sich der Bearbeiter in der Aquarien- und Terrarienkunde erfreut, wohl kaum jemand gefaßt war. Bei der Beurteilung können wir uns kurz fassen. Fast alle die groben Irrtümer und Fehler, die übereinstimmend von der Kritik, auch von Unterzeichnetem, in der 2. Auflage nachgewiesen und gerügt worden sind, sind stehen geblieben, ebenso die zahlreichen ganz unzulänglichen Illustrationen. Auch von den neu hinzu- gekommenen Abbildungen sind nicht alle einwandfrei, geradezu jämmerlich jedenfalls das Bild, das mit Geophagus brasiliensis bezeichnet ist. „Nach dem Leben“, wie der Maler darunter schreibt, ist es jedenfalls nicht gezeichnet, sondern es stellt ein Fantasieprodukt dar (Schwanzflosse!). Von der neueren Literatur ist nicht einmal alles bis gegen Ende 1906 Erschienene berück- sichtigt. Das Buch steht demnach keinesfalls auf der Höhe. Das ist tief zu bedauern. Hat man dem tüchtigen Herausgeber dieser neuen Auflage nicht genug Zeit zur Bearbeitung gelassen? Auf einen kleinen Irrtum in der Vorrede möchte ich den Herausgeber doch persönlich Es betrifft sein Urteil über Fischphotographien. Was er da ausführt, daß Spiegelung des Glases, Bewegungen des Tieres und verschiedenartige Brechung der Lichtstrahlen die Schärfe des Bildes be- einträchtigen, trifft schlechterdings nicht zu, wovon er sich durch Betrachtung meiner jüngst in „Phot. Rdsch.“ 1907, No. 14, publizierten Fischaufnahmen überzeugen möge. Der Herausgeber des Buches hat offenbar noch keine anständige Fischphotographie im Original gesehen; sonst würde er nicht so urteilen können. Ich mache mich anheischig, ihm zur Ansicht ein halbes Hundert oder mehr Originale meiner letzten Illustrationen in dieser reines hier aufmerksam machen. Zeitschrift zur Verfügung zu stellen, worauf Schuppen und Flossenstrahlen wie gemeißelt scharf zu sehen, ja leichter zu zählen sind, als an einem Fischkadaver in natura. Daß von einer Photographie in der Reproduktion mehr verloren geht, als von einer Zeichnung, ist natürlich klar, denn die Platte zeichnet Punkte (das Korn der Platte), der Maler aber Striche, und jeder solche Strich kommt bei der Reproduktion in Autotypie als eine Bücherschau. Punktreihe wieder, was dem Bilde schärfere, aber nicht natürliche Linien verleiht. K. Das Terrarium. Ein Handbuch der künstlichen Reptilien- und Amphibienpflege nebst Anleitung zum Bestimmen der Teerrarientiere. Mit Beihilfe hervorragen- der Fachleute herausgegeben von Dr. Paul Krefft. Vollständig in 16—20 Lieferungen ä& 0.50 Mk. Einzel- lieferungen werden nicht abgegeben. Verlag von Fr. Pfennigstorff, Berlin. Doppellieferung 11/12. Einige Tafeln der neuen Lieferung sind sehr gut, andere hingegen (Photographien von Dr. E. Bade) nur recht mittelmäßig, was selbst an einer Schlangenaufnahme (Coluber quattuorlineatus) auffällt, umsomehr, als Bade die bei weitem besten Schlangenaufnahmen geliefert hat, die mir je zu Gesicht gekommen sind. Auf den text- lichen Inhalt komme ich im abschließenden Urteil nach Vorliegen des vollständigen Werkes zurück. K. Straußenpolitik. Neue Tierfabeln von Dr. Th. Zell. Kosmos, Gesellschaft der Naturfreunde. Stuttgart. Franekh’sche Verlagshandlung. Preis 1 M. Der Titel des Buches könnte in Leuten, welche den Verfasser aus seinen früheren Schriften nicht kennen, leicht Irrtümer wachrufen. Das Buch enthält nicht Tier- fabeln, sondern prüft verschiedenerlei, was von Tieren erzählt und gefabelt wird, auf seinen wirklichen Wert. Die klare Darstellungsweise des Verfassers macht das Buch zu einer genußreichen Lektüre für jeden Tier- freund. K:; Meyers Kleines Konversations-Lexikon. Siebente, gänzlich neubearbeitete und vermehrte Auflage. Mehr als 150000 Artikel und Nachweise auf über 6000 Seiten Text mit etwa 520 Illustrationstafeln (darunter 56 Farben- drucktafeln und 110 Karten und Pläne) und etwa 100 Textbeilagen. 6 Bände in Halbleder gebunden zu je 12 Mk. (Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig und Wien.) II. Band: Cambridge bis Galizien. In diesem Bande kommt auch der Tierfreund und besonders der Aquarienbesitzer voll auf seine Kosten. Eine prächtige Farbentafel: Entwicklungsgeschichte der Tiere veranschaulicht das biogenetische Grundgesetz an marinen Krustern, die allmähliche Anpassung an eine be- sondere Lebensweise durch Abbildungen verschiedener Ent- Die knappen Erläuterungen über „Entwicklungsgeschichte“, „Entwieklungslehre“, „Entwicklungsmechanik“ mit sorg- fältigen Literaturnachweisen sind recht lesenswert. Die reich illustrierten Abschnitte: „Fische“ und „Fischerei“ wieklungsstadien einer Flunder, und anderes mehr. dürften gleichfalls großem Interesse begegnen. Weniger entzückt wird der Terrarienfreund von den beiden Eidechsen- tafeln sein, Hier wäre es wohl doch au der Zeit, wenn man, wie das die Fachwissenschaft schon längst tat, auch ein wenig unsere Literatur und unsere Illustrationen berücksichtigen wollte. Von allgemeinem Interesse dürften die ausführlichen und reich illustrierten Abschnitte über „Deutschland“ sein. Wir empfehlen das Werk, das sich bequem bandweise erwerben läßt. als erstklassiges Nach- schlagebuch in allen wichtigen Fragen. K. I) Vereins-Nachrichten. VEREINS" ACHRICHTEN Ton 3ll Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hotel Roth, Neuturmstr. 5. Woehenversammlung, Donnerstag, den 11. April 1907. Nach Eröffnung der Versammlung durch den I. Vor- sitzenden und Verlesung des Protokolles erfolgte die Bekanntgabe des Einlaufes, Der Verein „Heros“ sandte seinen Monatsanzeiger, aus dem erhellt, "daß zur Feier des 1Ojährigen Bestehens der Gesellschaft im Jahre 1908 eine größere Ausstellung geplant ist. Der Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Krefeld fragt nach. der Bezugsquelle unseres vorjährigen Ausstellungsplakates. Unser Mitglied Herr Rist in Aibling will sich an allen- fallsigen Kollektionsausstellungen beteiligen. Herr Busch- kiel-Freiburg ersucht, der Bücherei der „Isis“ mehrere Werke entnehmen zu dürfen. Diesem Wunsche wird tun- lichst entsprochen. Herr Dr. Krefft übersandte uns Heft 7 und 8 seines neuen Teerrariumwerkes. Freundlichen Dank. Weiter gelangt ein Schreiben unseres Herrn Rembold betr. Beschaffung von Futtertieren für Schlangen zur Ver- lesung. Der Verein für Vogelschutz in Bayern hier über- sandte uns seine Satzungen, während der Verein für Natur- kunde uns seine Vorträge für den Monat April bekannt gibt. Herr Johs. Peter-Hamburg dedizierte uns die 2. gänzlich neu bearbeitete Auflage von „Friedrich Arnold, das Aquarium“, für unsere Bibliothek. Herzlichen Dank für das treffliche, bei dem außerordentlich. billigen Preise sehr reichhaltige und instruktive Büchlein. Zur Verlesung und Besprechung. gelangen verschiedene Artikel aus folgenden eingelaufenen Zeitschriften: „Fischereizeitung“ Nr. 4, 5 und 6, „Wochenschrift“ Nr. 15, „Natur und Haus“ Nr. 13, sowie „Blätter“ Nr. 14. In der „Wochen- schrift“ Nr. 15 wird im Sitzungsbericht der „Trianea“, Rixdorf-Berlin mitgeteilt, daß Herr Simpiy über das Vor- kommen der Sandviper bei Hirschberg in Schlesien und im sächsischen Erzgebirge berichtete. Hier dürfte natür- lich eine Verwechslung mit einer anderen Schlange vor- liegen, denn Vipera ammodytes kommt in Deutschland nicht vor. Die Vorzeigung von Tieren, welche vergangenen Donnerstag nach einer längeren Pause wreder einen er- freulichen Anfang gemacht hatte, konnte in der heutigen Versammlung fortgesetzt werden und zwar handelte es sich um Reptilien, die Herr Scherer in Oran und am saharischen Atlas erbeutete und an die Herren Lankes und Müller eingesandt hatte. Es wurden demonstriert: Lacerta perspicillata in der einfarbigen und hübschen ge- äugten Form, Tarentola mauritanica und zwar in der wüstensandfarbigen und stachelschuppigen Form deserti, ferner eine reizende kleine Schlange, die noch der Be- stimmung wartet und endlich eine mächtige Heuschrecken- art. Zum Schlusse teilte der Vorsitzende mit, daß Herr Schinabeck in der kommenden Versammlung über das Fleisch unserer menschliches Nahrungsmittel vortragen wird. Donnerstag, den 18. April 1907. Protokollverlesung und Genehmigung. Die Besucher- zahl ist in den letzten Versammlungen etwas und heute auf 15 Herren und Damen zurückgegangen. Hoffentlich nur eine vorübergehende Erscheinung. Im Einlauf: Karte von Herrn Lehrer Großkopf wegen des Mande6eschen Jahrbuches. Herr Großkopf ist nunmehr in Theisenort, Post Köps an der Rodach stationiert. Ein Herr v. Schle- singer, Bankbeamter in Karlsruhe, ersucht um Zusendung unserer Satzung. Zur Aufnahme in die Gesellschaft meldet sich an: Herr Franz Reger, Sekr.-Gehilfe in Berg bei Landshut. Der Verein „Proteus“-Breslau ladet uns zur Beschiekung der Ausstellung ein. Freundlichen Dank. Leider ist eine Teilnahme untunlich. Herr Dr. Werner dedizierte uns in liebenswürdiger Weise 2 Schriften: „Er- gebnisse der mit Subvention aus der Erbschaft Treitl heimischen Kriechtiere und Lurche als unternommenen zoologischen Forschungen nach dem ägyptischen Sudan und Nord-Uganda“ und „Beiträge zur Kenntnis der Fischfauna des Niles“. Herzlichen Dank auch an dieser Stelle. An Zeitschriften waren eingelaufen: „Fischereizeitung“ No, 7, „Blätter“ No. 15 und „Wochen- schrift“ No. 16. Eine Anzahl Aufsätze gelangt im Aus- zuge zur Bekanntgabe. Herr Lankes teilt mit, daß an die biologische Versuchsstation für Fischerei eine von Herrn Hauptlehrer Großmann übergebene großflossige Goldorfe, die eingegangen war, zur Untersuchung über- lassen wurde. Die Untersuchung ergab, daß die Todes- ursache nicht mehr festgestellt werden konnte. Fräulein Dr. Plehn bemerkt in dem Schreiben, daß weder Herr Professor Hofer noch sie eine Vermutung haben, wie die Vergrößerung der Flossen sich erklären lassen könnte. Herr Lankes teilt ferner mit, daß die Seewasseraquarien unseres Herrn Haimerl bei einer außerordentlich reichen Besetzung sich in vorzüglichem Zustande befinden und Herr Haimerl die Interessenten und die Mitglieder zum Besuch einladet. Hierauf Vortrag des Herrn Schinabeck: Über das Fleisch unserer heimischen Kriechtiere und Lurche als menschliche Nahrung. Außer den als Deli- katesse bekannten Froschschenkeln probierte Herr Schina- beck besonders das Fleisch der Ringelnatter und erklärte dieses bei richtiger Zubereitung und im Herbste genossen als wohlschmeckende Speise. Nach Ansicht des Vor- tragenden sollten auch die Froschschenkel nur im Herbste als Speise Verwendung finden. Die mit vielem redne- rischen Geschick und Wärme vorgetragenen Ausführungen wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Der Vortrag des Herrn Schinabeck behandelte, wie der Vorsitzende in seinem Dankworte betonte, eine sehr reale Sache unserer Seite, der bisher von den meisten nur nach der idealen Seite hin Beachtung geschenkt wurde und dieses, trotz der warmen und fürsprechenden Worte des Vortragenden, wohl auch späterhin — wie zu wünschen — tun wird. Hierauf gelangten noch folgende Tiere, die Herr Scherer in Oran erbeutete und gesandt hatte, zur Vorzeigung: Psammophis schokari und Plyodactylus lobatus. Endlich demonstrierte Herr Lankes Agama mutabilis aus Aoypten. Zum Schluß zeigte Herr Seffers die Heizlampe „Natura“ vor. Dieselbe wird zunächst einer eingehenden Probe unterzogen werden. Ob diese Lampe ein billiges Heizmittel darstellt, erscheint jetzt schon zweifelhaft. K. Lankes. „Triton“ Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin. (E. V.) Vereinslokal: Restaurant „Ortler“, Karlstr. 27, Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2. Bericht über die 6. ordentliche Sitzung am Freitag, den 28. Juni 1907. Der 1. Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit mehreren geschäftlichen Mitteilungen. Er teilt mit, daß der „Triton“ der „Mikrologischen-Gesellschaft“ als Mitglied beigetreten ist, sowie daß zwei in voriger Sitzung erwähnte Bücher: „Aus der Wiege des Lebens“ von Dr. Schoenichen und „Ist das Tier unvernünftig?“ von Dr. Zell angeschafft und der Vereinsbücherei einverleibt sind. Ferner liegen eine An- zahl Exemplare der Denkschrift vor, welche für die Agitation zur Erhaltung des Grunewalds hergestellt wurden, der sieh, wie bereits früher erwähnt, der „Triton“ an- geschlossen hat. Da Namen von gutem Klange an der Spitze dieser Bewegung stehen, welche das Überbleibsel unverfälschter Natur, das Hochmoor des Grunewalds, den Naturfreunden zu retten strebt, so dürfen wir wohl auf einen guten Rrfolg hoffen. — Der Verlag von G. Wenzel & Sohn in Braunschweig teilt in einem Rund- sehreiben mit, daß vom 1. Januar des neuen Jahres die 312 „Wochenschrift“ in einem stattlicherem Gewande als bisher erscheinen wird. Wir sind überzeugt, daß dieser Fortsehritt der beliebten Zeitschrift nur zum Vorteile gereichen kann und wünschen dem rührigen Verlage, der sich auch sonst um die Aquarienkunde Verdienste zu erwerben bestrebtist, den besten Erfolg. — Herr Dr. Schnee sendet uns eine Mitteilung, die nicht ohne allgemeines Interesse ist. In einem Artikel in Nr. 8 des „Daheim“: „Wasserschneceken als Sanitätspolizei“ vertritt Dr. Schnee die Ansicht, daß Planorbis corneus in Süddeutschland fehlt. Daraufhin ist ihm eine Richtigstellung zugegangen, woraus hervorgeht, daß dieselbe in mehreren Exemplaren bei Speyer gefunden wurde, daß sie in Mittelbaden bis zum Kaiserstuhl vorkommt und, daß sie neuerdings auch bei München, bei Dachau und bei Stuttgart entdeckt worden ist. — Von unserem verehrten Mitgliede Herrn Dr. Urban, Professor, an der Kaiser Franz-.Josef-Stadt- realschule zu Plan in Österreich, ist uns ein Sonderabdruck aus dem Jahresberichte dieser Schule zugegangen, in welchem von den Erfolgen berichtet wird, den daselbst der biologische Unterricht durch die Einrichtung von Schulaquarien erzielt hat. Durch das außerordentliche ‚Eintgegenkommen des Direktors dieser Anstalt wurde es „Herrn Dr. Urban in dem kurzen Zeitraume von zwei Jahren möglich, einen Bestand von insgesamt 20 Behältern aufzustellen, darunter neben verschiedenen (Grlaswannen und Einmachegläsern ein großes (Gestellaquarium, ein Terraaquarium und ein reich besetztes Seewasseraquarium. Zahlreiche Exkursionen unter seiner Leitung ergäuzten diesen Anschauungsunterricht in wirksamster Weise. Wir wünschen Herrn Dr. Urban von Herzen Glück zu diesen Resultaten und würden uns freuen, auch von unseren Schulen gleich Erfreuliches berichten zu können. — Unser eifriges Mitglied Herr Professor Decroupet in Namur be- richtet in einem ausführlichem Schreiben über seine Er- fahrungen mit Kupfersulfatlösung zur Vertilgung von Algen (vermutlich Fadenalgen). Ein 25 Liter-Behälter, ganz mit Algen angefüllt, wurde nach Herausnahme der Fische vier Tage lang mit einer Lösung von Kupfervitriol 1: 100000 behandelt und dann die Lösung entfernt. Nach dem Abspülen wurde frisches Wasser eingefüllt und Daphnien und Kaulquappen eingesetzt. Die Algen waren abgestorben, hingen aber noch in schwarzen Flocken an den Pflanzen. Die Daphnien und Kaulquappen gingen nach wenigen Stunden zu Grunde. Nach nochmaligem Nachspülen und Einfüllen von frischem Wasser wurden rote Posthornschnecken und eine Ellritze eingesetzt. Nach zwei oder drei Tagen waren die Schnecken gleichfalls tot, die Ellritze hingegen blieb gesund und munter; augen- scheinlich sind alle die Tiere eingegangen, welche sich von den zerstörten Aleenresten zu nähren versuchten. Heteranthera zosterifolia, Myriophylium und Cabomba haben nicht im mindesten gelitten, das Blattwerk von Vallisneria und Sagittaria natans hingegen wurde zerstört, doch beginnen die Wurzeln nach Verlauf einiger Wochen bereits neue Triebe zu bilden. — Künstliche Befruchtung hat Herr Prof. Decroupet bei einem Goldfischpärchen erreicht, indem er in einer Suppenschüssel den Laich des Weibehens mit dem männlichen Samen mischte, die Schüssel mit Wasser füllte und einige Pflanzenstengel hineinlegte; nach acht Tagen zählte er ein Dutzend Junge und würde noch besseren Erfole gehabt haben, wenn er auf die zerstörende Wirkung des Schimmels mehr Acht gegeben hätte. Wir danken unserem liebenswürdigen Mitgliede für seine wertvollen Mitteilungen. — Recht interessiert hat uns ein Vereinsbericht der „Wasserrose“- Cöln a. R., in welchem über das Füttern der Fische verschiedene Angaben gemacht werden; wir wären der „Wasserrose“ dankbar, wenn sie uns mitteilen wollte, was unter „Drahtwürmern“ zu verstehen ist. Im allgemeinen bezeichnet man mit diesem Namen die Larven der zu den Elateriden gehörenden „Schnellkäfer“ ; wir sind aber nicht sicher, ob diese gemeint sind, und wie gelangt man in deren Besitz? Zur Vorzeigung gelangt ein einem Freunde des T'riton gehöriger selbstgezogener Diamantbarsch von auffallend gedrungenem Habitus mit beinahe teleskopähnlich hervortretenden Augen. — Frau Siber bringt die Kaul- quappe einer Knoblauchskröte (Pelobates fuscus) und Herr Reichelt sen. zwei Exemplare von Chamaeleon vul- Vereins-Nachrichten. garis zur Ansicht, von denen das eine aus Marokko und das andere aus Tripolis stammt. Beides sind ausgewachsene Tiere, zeigen aber einen bedeutenden Größenunterschied. — Den Beschluß des Abends bildet eine Pflanzenverlosung, bei der eine Anzahl wertvoller Pflanzen zur Verwendung kommen. — Der 1. Vorsitzende schließt die Sitzung mit dem Hinweise auf die hiermit beginnenden Vereinsferien, gibt aber der Hoffnung Ausdruck auch während der, Ferien den persönlichen Verkehr der Mitglieder aufrecht erhalten zu können. Geschäftsangelegenheiten werden auch in dieser Zeit ordnungsmäßig erlediet, nur bitten wir etwaige Verzögerungen, welche nicht ganz zu umgehen sein werden, freundlichst zu entschuldigen. Der Vorstanst. Fragekasten des „Triton“, Berlin. (Die Benutzung desselben steht auch Nichtmitgliedern frei.) Frage 17. In der „Naturgeschichte für Kinder“, einem über 600 Seiten starken und zu seiner Zeit viel gelesenem Buch von G. Chr. Raff (Göttingen 1781) fand ich über die Schlangen folgenden Ausspruch: „In Teutsch- land gibt es, so viel ich weiß, gar keine giftigen Schlangen. Ihr dürft also in Zukunft vor den Schlangen nicht fliehen, oder gar vor ihnen zittern und um Hilfe rufen, denn sie stechen und beißen nicht, spritzen auch keinen giftigen Saft von sich.“ — Wie soll man sich nun das erklären? Es muß doch unbedingt damals schon giftige Schlangen gegeben haben und ihr Vorhandensein im Volk bekannt gewesen sein? Oder konnte es sein, daß man sich im Zeitalter Goethe’s in einem so viel gelesenem Buch einen derartigen Lapsus auftischen ließ ? » Antwort: Ja, was soll man zu einer solchen Auße- rung sagen? Die einzige Erklärung, die man allenfalls abgeben könnte, wäre die, daß die Kreuzotter zu jener Zeit bei Göttingen nicht vorgekommen ist, wie sie ja noch heute in den wärmeren Strichen Süddeutschlands unbekannt sein soll. Daß die Giftigkeit dieser Schlangen auch damals bekannt war, ergibt sich aus der 13. Auflage von Linnes „Systema naturae“, die, von Gmelin bearbeitet, 1788 erschien. Dort heißt es, daß der Biß der Kreuzotter größeren Tieren selten den Tod bringe, aber dennoch eine heftige Entzündung, Fieber und Schlaflosigkeit bei ihnen erzeuge. — Die auch für damalige Zeiten geradezu erstaunliche Kritiklosigkeit des Verfassers der „Natur- geschichte für Kinder“ kennzeichnet sich in folgendem Ausspruch. Auf S. 261 spricht Raff von der Gefräßigkeit der Schlangen und fährt fort: „ja sogar Hirsche müssen ganz in ihren Magen maschieren. — Auch der Kopf des Hirsches samt dem Geweih? Nein, den Kopf lassen sie so lang zum Maul heraushängen, bis er abfault und weg- fällt, und dies geschieht gewöhnlich schon in etlich Tagen.“ Ich glaube, das genügt, um die Glaubwürdigkeit des seligen Herrn Raff zu beweisen. Frage 18. Ist es empfehlenswert im Laufe des Sommers, wenn Elodea, Myriophyllum und andere Pflanzen eine gewisse Länge erreicht haben, die Spitzen abzuschnei- den und von neuem einzusetzen? Antwort: Gewiß. Die alten Pflanzen bilden sofort neue Triebe und die Stecklinge schlagen ohne Schwierig- keit Wurzeln. - Frage 19. In mehreren Vorschriften zur Bereitung von Aquariumkitt empfiehlt man Zusatz von Firniß (vernis). Ist jede Sorte Firnib dazu geeignet? Antwort: Es dürfte wohl nur Leinölfirniß (vernis de lin) hierbei in Frage kommen. Frage 20. Ich habe Japanlack und Schellacklösung zum Überziehen des Zinkbodens und des Kittes der Seiten- teile verwendet; beide Überzüge bröckeln ab. Was ist die Ursache? Könnte man nicht zweckmäßiger einen Anstrich von Zinkweiß anwenden? Antwort: Schellacklösung, also Spirituslack, unter Wasser zu benutzen ist völlig unmöglich; der Lack wird weiß und schmierig und trennt sich von seiner Unterlage. Japanlack kann brauchbar sein, doch müßte man das Fabrikat kennen, da jede Lackfabrik unter dieser Be- zeichnung ein anderes Fabrikat liefert. Ein Anstrich mit Zinkweiß und Leinölfirniß unter Zusatz von etwas fettem Lack, z. B. Bootslack, Schleiflack, Präparationslack oder Standöl dürfte zu empfehlen sein. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhle r, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Heft 32. Brendiamoun S. [: Illustrierte Wochen-Schrift für Die Sehorgane der Tiere. Von Dr. W. Klingelhöffer, Augenarzt, Offenburg. ? ei allen Wirbellosen, die wir bisher kennen gelernt haben, ist das Auge ein Erzeugnis der Oberhaut, an das der Sehnerv herantritt. Das Auge der Wirbeltiere aber entsteht aus dem Gehirn. Auch dieses Auge ist ein inverses Blasenauge. In ganz früher Zeit der Ent- wicklung senkt sich auf der Oberfläche des Embryo der Länge nach eine Falte ein, die sogenannte Nerven- platte. Diese schnürt sich allmählich ab und schließt sich zu einer Röhre, die hinten zum Rückenmark und vorn zu den drei Gehirnbläs- chen wird. Aus dem ersten derselben sproßt nun auf jeder Seite eine Blase hervor, die so- genannte primäre Augenblase. Immer mehr schiebt sie sich gegen die äußere Be- deckung des Kopfes. Dabei wird ihr Stiel dünner, verliert seine Höhlung und verwan- delt sich in den Seh- nervenstamm. An der Stelle, wo die Blase sich der Oberhaut nähert, beginnt diese zu wuchern. Die vordere Blasenwand kann daher nicht mehr weiter vorwachsen. Die Seiten- wände überholen sie und als Resultat entsteht ein doppelwandiger Becher, die sogenannte sekundäre Augenblase. Ihre innere Wand wird (Mit zahlreichen Abbildungen.) (Fortsetzung.) zur Sehhaut, ihre äußere zu der dünnen, mit schwarzem Farbstoff erfüllten, sog. Pigment- schicht. Die Wucherung der Oberhaut ist in- zwischen weiter in die Tiefe gegangen und hat sich abgeschnürt, so daß nun vor die Augenblase ein Entwicklung des Wirbeltierauges. linsenförmiges Gebilde zu liegen kommt. Erst jetzt entstehen teils durch Umlagerung, teils durch Einwachsen durch einen Spalt ins Innere die übrigen Teile des Auges. Während für die anderen Sinnesorgane der Satz begründet werden konnte, daß das Organ dort entsteht, wo der Reiz einwirkt, schien er für das Wirbeltierauge 314 nicht zu gelten. Wie, in aller Welt, kommt die Innenwand des embryonalen Gehirnrohres, wohin doch bei keinem Wirbeltiere Licht dringt, zu der Fähigkeit, gerade ein Lichtempfindungs- organ hervorzubringen? Und weiter: Bei Wirbellosen konnten wir die allmähliche Vervoll- kommnung des Auges bei einzelnen Tierarten so prächtig verfolgen; das Wirbeltierauge aber steht innerhalb des ganzen Stammes, wenn es über- haupt vorhanden ist, ohne wesentliche Varia- tionen, wie aus dem Nichts geschaffen, fertig da. Erst die neueste Zeit hat hier Aufklärung ge- bracht durch den Nachweis Frorieps, daß die Anlage des Sehorgans schon vor dem Schlusse des Gehirnrohrs kenntlich wird, als Senkgrube an der freien Fläche der offenen Gehirnplatte. Wir dürfen also annehmen, daß es unter den Ahnen des Wirbeltierstammes einen Zustand gab, bei dem das nervöse Zentralorgan wenigstens in seinem vorderen Abschnitt sich nicht zum Rohre schloß, und der auf der offenen ausgebreiteten Platte des Vorderhirns beiderseits 2 Augen besab und zwar 2 Napfaugen. Bei Embryonen von 2 Frosch- arten hat man in der Tat am Grunde dieser Sehgruben in den freien Enden der Epithelzellen auch noch Farbstoff gefunden. Als sich nun die Medullarplatte zum Gehirnrohr schloß, wurde jenes ursprüngliche Napfauge völlig dem direkten Einflusse des Lichtes entzogen. Die Licht- strahlen konnten nur nach Durchtritt durch die Haut, die Medullarwand und die Sehzellen auf die dem Licht abgewandten erregbaren Enden einwirken. Denken wir uns nun noch, daß die Entwicklung der Linse die Bildung des Augen- bechers veranlaßte, so ist auch die Entstehung des Wirbeltierauges unserem Verständnis etwas näher gebracht. Schneiden wir ein völlig entwickeltes Wirbel- tierauge der Länge nach auf, so werden wir sehen, daß es sich aus einer Anzahl zwiebel- schalenartig übereinander geschichteter Häute zusammensetzt. Zu äußerst liegt die derbe, weiße, undurchsichtige Lederhaut, die dem (sanzen die Form und den Halt gibt. Vorne setzt sich wie ein Uhrglas die stärker gewölbte, durchsichtige Hornhaut auf. Die zweite Schicht besteht aus 3 Teilen. Die der Lederhaut an- liegende braungefärbte heißt, weil sie reichlich Blutgefäße enthält, Aderhaut. Nach vorn zu in der Nähe des Überganges der Hornhaut zur Lederhaut verdickt sie sich zu einem aus einzelnen Stäbchen bestehenden Wulst, dem Strahlenkörper, der von einem Muskel durchzogen wird. Vom Strahlenkörper senkt sich ein Vorhang herab, Dr. W. Klingelhöffer: Die Sehorgane der Tiere. der so hinter der Hornhaut liegt, wie das Ziffer- blatt hinter dem Uhrglas. Er heißt Regenbogen- haut oder Iris. Während Aderhaut und Strahlen- körper der Lederhaut dicht anliegen, bleibt zwischen Hormhaut und Regenbogenhaut ein mit wässriger Flüssigkeit gefüllter Raum, die vor- dere Kammer. In der Mitte hat dieRegenbogenhaut ein kreisrundes oder ovales Loch, welches schwarz erscheint. Ein sehr komplizierter Muskel und Nervenapparat verändert beständig die Weite dieses Loches, je nach der herrschenden Hellig- keit. Je heller es ist, desto kleiner ist die Pupille, während sie im Dunkeln weit wird. Die Regenbogenhaut ist sehr verschieden gefärbt, bei Vögeln oft sehr lebhaft infolge Einlagerung bunter Öltropfen. Viele neugeborene Säuger und Menschen haben blaue Augen, weil sich erst später das Gewebe der Regenbogenhaut mit Farbstoff füllt. Manchmal fehlt jeglicher Farb- stoff in den Augen. Die Regenbogenhaut dieser weißhaarigen Individuen (Albinos) erscheint weib- lich gelb und ihre Pupille schimmert leuchtend rot, da durch die farblosen Augenwände Seiten- licht ins Augeninnere dringen kann, was übrigens Lichtscheu hervorruft. Über Aderhaut, Strahlen- körper und Regenbogenhaut zieht die mit schwarzem Farbstoff erfüllte Mosaikschicht, die, wie wir sahen, einst die äußere Wand der sekun- dären Augenblase bildete. Von ihr hängen, mit Farbstoff gefüllte Fransen zwischen die letzte Lage, das innere Blatt der sekundären Augen- blase, die Sehhaut oder Netzhaut herab. Nur ein beim Menschen noch nicht '/, mm dickes durch- sichtiges Häutchen ist es, und doch in ihm welche Fülle von Nervenbahnen! Das Gewirr von Zellen und Fasern in dem nebenstehenden Bilde der menschlichen Netzhaut wollen wir uns gar nicht in seinen einzelnen Lagen merken, sondern nur behalten daß auch hier wieder die Sehzelle in Form von Zapfen und Stäbchen auftritt, und zwar, was aus dem Begriffe des inversen Blasenauges hervorgeht, dem Lichte abgekehrt. Alles, was sonst noch zu sehen ist, dient nur der Ver- bindung und Verknüpfung der Sehzellen unter- einander und mit der letzten Schicht, den Fasern des Sehnerven. So kompliziert wie beim Menschen sind natürlich nicht alle Wirbeltier- netzhäute. Auch die Form der Sehzellen wechselt. Bei Fischen sind mehr sehr lange Stäbchen, bei Reptilien und Vögeln mehr Zapfen vorhanden. Bei manchen Reptilien, allen Vögeln und Beutel- tieren liegen in ihnen buntgefärbte Öltropfen. Grade gegenüber von der Pupille findet sich eine kleine Grube in der Netzhaut, die Fovea Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. centralis. Hier sind alle Netzhautschichten ver- dünnt und nur Zapfen vorhanden. Die Außen- teile der Stäbchen sind durchtränkt von einem Farbstoff, dem Sehrot oder Sehpurpur, der sich wie photographisches Papier unter dem Einflub des Lichtes verändert und farblos wird, sich aber im gesunden Auge sofort wieder erneuert. Er dient zum Ausgleich der Helligkeitsunter- schiede, da ja das Auge bald in der grellen Sonne, bald en inder Däm- “ merung ge- S braucht 5 wird.: Bei : & einigen — Nachttieren (Ziegen- melker und Fleder- Menschliche Netzhaut. maus) fehlt er. Dicht hinter der Regenbogenhaut und vorn durch einen schmalen wassergefüllten Raum, die hintere Kammer, davon getrennt, liegt die Linse. Sie ist elastisch und durchsichtig, beim Fisch rund, bei Säugern hinten stärker gewölbt als vorn. Eine Kapsel schließt sie ein, welche durch Aufhängebänder an dem Strahlenkörper befestigt ist und gewöhnlich auf die Linse einen abplattenden Zug ausübt. Hinter der Linse liegt der durchsichtige gallertartige Glaskörper. (Fortsetzung folgt.) P — Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. 6. Das Gipsen, Salzen und Düngen des Aquarien- wassers. Eine kritische Betrachtung. (Fortsetzung.) as in erster Linie den angeblichen Kalk- WAR, mangelim Aquarienwasser anbetrifft, so läßt sich leicht nachweisen, daß ein solcher in Wirklichkeit nie bestehen kann. Im Aquarien- sand besitzen wir nämlich eine unerschöpf- liche Quelle von kohlensaurem Kalk, so daß das mehrfach empfohlene Einlegen von Tufisteinbrocken zum mindesten ebenso über- Hüssig ist wie der Gipszusatz. 315 Jeder Aquarier, der seine ausgeräumten Gläser etwa mit Salzsäure reinigt, hat gewih schon die Beobachtung gemacht, dab kleinere Sandreste dabei stark aufbrausten, d.h. Kohlensäuregas entweichen ließen, ein un- trüglicher Beweis für die Anwesenheit von kohlensaurem Kalk. Ich habe nun in der Folge zahlreiche Versuche mit den hiesigen’), vorerst gründlich — wie es zu Aquarienzwecken erforderlich ist — ausgewaschenen Sandsorten vorgenommen. Alle brausen bei Salzsäure- zusatz sehr stark auf’). Ich habe auch ver- schiedene Gewichtsbestimmungen gemacht, um festzustellen, wie groß der Kalkgehalt der verschiedenen Sandproben, die ich einfach vor und nach der Behandlung mit Salzsäure wog, ist. Die wohl meist gleichzeitig vorhandene kohlensaure Magnesia glaubte ich ihrer ge- ringen Quantität wegen außer Acht lassen zu dürfen. Das Untersuchungsresultat war ein sehr überraschendes, denn ich habe z. B. gefunden, daß 10 & reingewaschener und gründlich aus- getrockneter Sand (von der Sorte, wie ich sie ausschließlich für meine Aquarien verwende) nach der Digerierung mit Salzsäure nur noch 4,22 g wogen, daß ich somit einen Gewichts- verlust von 5,78 g zu verzeichnen hatte, welcher fast ausschließlich auf Rechnung des im Sande enthaltenen, durch die Salzsäure auf- gelösten kohlensauren Kalkes zu setzen ist. Es schien mir von etwelchem Interesse zu sein, auch ganz alten, oberflächlich im Aquarium liegenden Sand in bezug auf seinen Kalkgehalt zu untersuchen. Eine diesbezügliche Probe von 10 g aus- gewaschenem und getrocknetem Sand wog 4,04 g und hat somit sogar einen Gewichtsverlust von 5,96 g ergeben, ein Beweis dafür, dab erstens die oberste Sandschicht nicht etwa — wie zu erwarten gewesen wäre — ärmer an Kalk ge- worden ist, sondern sogar noch solchen an- *) Ich habe leider verabsäumt, Aquariensandproben anderer Gegenden einer diesbezüglichen Untersuchung zu unterwerfen, würde eine solche aber bei Einsendung von Sandproben gerne nachholen. 5) In einem sich in eingehender Weise mit der Gipsfrage beschäftigenden Artikel des » Vereins der Natur- freunde“ — Frankfurt („Wochenschr.“ 1907, No. 28, S. 854) wird als Beweis dafür, daß sich im Gipsaquarium kohlensaurer Kalk niederschlage, angeführt, daß „nach wenig Monaten schon eine Sandprobe mit Salzsäure... . Ob dies nicht auch mit frischem Sand ge- nieht untersucht aufbraust“ schieht, scheint merkwürdigerweise worden zu sein. 316 gesetzt hat und zweitens somit von einem Kalkmangel des Aquarienwassers nicht die Rede sein kann. Daß übrigens auch in einem verhältnismäßig kalkarmen Wasser die Sübwassermollusken ausgezeichnet gedeihen, ergibt sich aus nach- stehendem Beispiel. In den Katzenseetorfgruben kommen seit undenklichen Zeiten große Mengen von riesigen, hartschaligen Teichhornschnecken (Limnaea stagnalis) vor, während das Wasser, wie ich seinerzeit‘) festgestellt habe, nur 65 mg (lührückstand pro Il enthält, der aus reinem Kalk, Magnesia, Kieselsäure usw. besteht. Um mich auch darüber zu vergewissern, ob vielleicht der im Wasser stärker lösliche Gips, der infolgedessen in ihm in beträchtlicherer Menge als der kohlensaure Kalk enthalten ist, von Einfluß auf die Entwicklung der Wasserschnecken bezw. deren Gehäuse ist, habe ich mehrere Parallelversuche vorgenommen, in- dem ich rote Posthornschnecken in ge- wöhnlichen und gegipsten Aquarien von gleicher Größe aufzog. Ich konnte bisher keinen Unterschied, weder in Gröbenwachstum der Schnecken noch in der Wandstärke ihrer Ge- häuse wahrnehmen. Ich habe überhaupt nach meinen bisherigen Beobachtungen den Eindruck gewonnen, als ob die Molluskenschalen im Glasaquarium immer etwas zarter und dünn- wandiger seien als diejenigen von in großen Be- hältern, Teichen usw. aufgewachsenen Schnecken, ein Umstand, der übrigens gar keine Bedeutung hat, ja z. B. unserer prächtig roten Posthorn- schnecke in kosmetischer Beziehung sogar eher zum Vorteil gereicht. Im Anschluß an diese, gegen das Bedürfnis, der Mollusken wegen etwa das Aquariumwasser zu gipsen, sprechenden Erörterungen, könnte vielleicht die noch offen gelassene Frage ge- streift werden, ob die Süßwassermollusken überhaupt befähigt sind, ihren Kalkbedarf direkt aus dem Wasser zu decken oder ob sie nicht vielleicht eher auf den ihnen mit der Nahrung (Pflanzen- und Tierstoffe) gebotenen Kalk an- gewiesen sind oder gar mit ihrer scharfen Radula gewohnheitsgemäß und je nach Be- dürfnis kohlensauren Kalk, wo sie ihn gerade finden, also event. auch von freundnachbarlichen (sehäusen losschaben, bezw. denselben durch ein säurehaltiges Sekret auflösen, wie dies bei gewissen Meermuscheln der Fall ist. 6), „Wochenschr. f£. Terrar,-Kunde“ 1905. No. 49, 8. 474. Aquarien- u. Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Endlieh erübrigt mir noch — um die Gips- geschichte völlig abzutun — die wichtige Frage zu erörtern, ob der dem Aquariumwasser bei- gefügte, bei gewöhnlicher Temperatur im Ver- hältnisse von ca. 1:400 lösliche Gips überhaupt auf Pflanzen und Tiere irgendwie schädlich einwirkt. Ich glaube diese Frage in Übereinstimmung mit der Ansicht und den Erfahrungen des Herrn Richter‘) durchaus verneinen zu dürfen — aber allerdings nur für den Fall, daß es sich um ein in gutem Zustande, d. h. im bio- logischen Gleichgewichte befindliches Aqua- rium handelt. Als Beweis für die gegenüber tierischen und pflanzlichen Lebewesen indifferente Natur des im Wasser gelösten Gipses habe ich nachstehenden Versuch vorgenommen. Mit dem in einem Wasserglase angerührten Gipsbrei habe ich dasselbe gleichmäßig aus- gegossen und nach dem Erstarren des Gipses mit Wasser aufgefüllt. Dann verbrachte ich nach öfterem Umschütteln am folgenden Tage in die vollständig klare, wohl annähernd ge- sättigte Gipslösung zahlreiche Cyelopiden und ausgehungerte Exemplare von Hydra vırıdıs, von denen sich die letzteren sofort auf dem Gips festsetzten und sich daran machten, die Krebschen einzufangen. Ich habe als Versuchsobjekt die Hydra namentlich des- halb gewählt, weil sie erfahrungsgemäß ganz außerordentlich empfindlich gegen chemische Einwirkungen ist. Nebenbei versetzte ich auch Pflanzenzweige und Schwimmpflänzchen (Lemna und Salvinia) in das Gipswasser, welche sich in ihm unverändert hielten. Ganz anders verhält sich nun aber die Sache, wenn im Gipsaquarium eine Zer- setzung von tierischen und pflanzlichen Abfall- produkten, d.i. Fäulnis von eiweißhaltigen Substanzen stattfindet, also gerade dann, wenn die günstige Wirkung des Gipses auf die Wasserverderbnis sich geltend machen sollte. Es ist nämlich eine längst bekannte Tat- sache, daß, sobald Eiweißverbindungen in Gegenwart von schwefelsauren Salzen, z.B. Gipsin Fäulnis übergehen, Sch wefelwasser- stoff, das giftigste im Aquarium in Frage kommende Gas, frei wird. Dieser eigentümliche chemische Vorgang rührt daher, daß viele Fäulnisbakterien die Fähigkeit besitzen, ”) In dem oben zitierten Artikel des „Vereins der Naturfreunde“ -Frankfurt. Kleine Mitteilungen. reduzierend zu wirken, d.h. daß sie bei auf- tretendem Sauerstoffmangel — während die übrigen Aquarienbewohner unter dem Ein- fluß desselben an Erstickungsnot leiden oder gar zu Grunde gehen — ihren Sauerstoff- bedarf mit Erfolg vom schwefelsauren Kalk zu borgen vermögen, wobei dieser eine mit der Ausscheidung von Schwefelwasserstoffgas einhergehende chemische Umsetzung erleidet. Originalaufnahme für die „Blätter“. Einmacheglas als Sumpfaquarium. Dieselbe kann in leichtverständlicher Weise durch die nachstehende chemische Gleichung ausgedrückt werden: (aS0,»> oe an Schwefelsaurer Kalk (bei un Verlust des Sauerstoffes) Das Schwefelcalcium setzt sich nun aber wegen der Anwesenheit von Kohlensäure bezw. Kohlendioxyd und Wasser sofort weiter um, nämlich: CaS+C0,+H,0 = (CaCO, + H,S, d.h. es bilden sich als Endprodukte aus dem Gips kohlensaurer Kalk und Schwefelwasser- stoff. Wenn wir somit dem Aquarienwasser Gips zusetzen, so heißt das eigentlich nichts anderes, als daß wir den verunglückten Versuch machen, im Aquarium gleichsam den Teufel mit dem 317 Beelzebub zu vertreiben, denn wir bemerken zu unserer Verblüffung, daß nicht etwa einer dem andern Platz macht, sondern, daß sie mit vereinten Kräften einen wahren Hexensabbat aufführen. Für die Richtigkeit der vorstehenden Über- legungen gibt uns Herr Richter übrigens einen geradezu klassischen Beweis und zwar in unbeabsichtigter Weise sogar in mehrfacher Beziehung. Er hat nämlich die, die oben dar- gestellten chemischen Umsetzungen bestätigende, der Gipsgeschichte gleichsam den Todesstob versetzende Beobachtung gemacht, daß sich „im geheizten Gipsaquarium stets bald ein garstiger Geruch nach Schwefelwasser- stoff wahrnehmen“ läßt. Dann fügt er dieser Erfahrungstatsache die Bemerkung — mit welcher er wohl der Aquarien- gipserei vollends den Garaus macht — bei, dab deshalb „im geheizten Gipsaquarium alle 14 Tage bis 4 Wochen ein Wasserwechsel notwendig wird“. (Fortsetzung folgt.) 5% Xleine Mitteilungen. Einfachste Behälter für Sumpfpflanzenkultur und Kleintierzucht sind Einmachehäfen aus Glas. Statt langer Beschreibung möge die beistehende Abbildung den Beweis für die Brauchbarkeit solcher primitiver „Aquarien“ liefern. Daß Gefäß faßt 5 l, wovon die Hälfte mit guter Gartenerde, mit etwa 50 g künstlichem Dünger gleich bei der Einrichtung durchmengt, gefüllt wurde. Obenauf liegt eine dünne Schicht reiner Sand. Bepflanzt wurde das Gefäß Anfang Mai mit einer Knolle des ge- meinen Pfeilkrautes (Sagittaria sagittaefolia L.), einem bewurzelten Trieb von Calla palustris L. und einem Trieb- ende der Wasserminze (Mentha aquatica L.). Die Auf- nahme ist Anfang Juli, also nach zweimonatigem Wachs- tum der Pflanzen gemacht. Die Größenverhältnisse kann man sich aus der Höhe der Einmachebüchse, die 29 em beträgt, am besten veranschaulichen. Der einzige Nach- teil, den ein solches Sumpfaquarium bietet, ist die sich nach je 2—3 Tagen nötig machende Nachfüllung von Wasser anstelle des von den Pflanzen aufgebrauchten Wassers. Während einer achttägigen Abwesenheit war das bis zum Rande gefüllte Gefäß vollkommen aus- getrocknet; auch der Bodengrund war staubtrocken und die ganze Herrlichkeit des Pflanzenwuchses vorüber. (In- dessen hat sich nach nunmehr 3 Wochen alles wieder zur alten Schönheit entwickelt.) Die 3 Pflanzen hatten also in 8 Tagen 2!/; 1 Wasser verbraucht. Allerdings war das Pfeilkraut gerade am Treiben der Blüte, während weleher Zeit der Wasserverbrauch stets ein gesteigerter ist. In dem abgebildeten „Sumpfaquarium“ entwickelte sich in kurzer Zeit auch ein reiches Tierleben, dessen Keime nur zwischen den Blattwinkeln der Wasserminze bez. der Sumpfschlangenwurz eingeschleppt worden sein können. Anfang Juli fanden sich in allen Größen eine Corixca-Art, die Schwimmwanze (Naucoris cimicoides). 318 Daphnien, Cyclops, Cypris, eine kleine Planorbis-Art, eine Egelart (Nephelis vulgaris) und vielleicht noch anderes Getier, das mir bei der oberflächlichen Musterung des Inhaltes entgangen sein mag. Solcher fast kostenloser „Aquarien“ — der Einmachehafen kostet 75 Pfennige und die Pflanzen, Tiere und Erde nichts — braucht sich auch der Begütertste in einem fein eingerichteten Zimmer nicht zu schämen; sie gewähren einen weit prächtigeren Anblick als teuere, stattliche Blattpflanzen in ihren schmutzigen Töpfen. Der Unbemittelte aber, der die Ausgabe für größere Aquarien nicht erübrigen kann, wird an einem so billigen Behälter die größte Freude haben, Köhler. Ein einfacher Injektionsdurchlüfter. Fast in jedem Haushalte findet sich ein sogenannter Inhalations- apparat, wie er bei Erkrankungen der Atmungswege ge- braucht wird. Er besteht aus einem kleinen Dampfkessel, auf dem oben ein Ausströmungsrohr mit feiner Öffnung für den Dampf angebracht ist. Senkrecht zu dem ersten steht ein zweites Rohr mit etwas feinerer Öffnung, das in ein Gefäß taucht, indem sich die zu inhalierende Flüssigkeit befindet. Der ausströmende Wasserdampf streicht über die Öffnung des zweiten Röhrehens, macht dieses luftleer, so daß es sich mit Flüssigkeit füllt, wobei ein Teil sich mit dem Dampf vermischt und fortgerissen wird. Ich habe dieses Prinzip umgekehrt und ein solches Rohr, das übrigens aus Glas oder Metall für wenig Geld in jeder Apotheke, Drogenhandlung oder beim Bandagisten £ v % Ri) eY zu haben ist, als Injektionsdurchlüfter mit gutem Erfolge angewandt. Man verbindet das gebogene Rohr durch eine Leitung mit einem Wassergefäß, das andere, gerade Rohr läßt man frei in die Luft ragen. Die beiden feinen Öffnungen müssen sich völlig unter Wasser befinden. In die Leitung schaltet man zweckmäßig einen Hahn oder eine Schlauchklemme ein, um den Wasserzufluß genau regulieren zu können. Eine Füllhöhe von 1 m genügt vollkommen, natürlich je höher, desto besser. Der Apparat arbeitet sehr sparsam, wenn man ihn so einstellt, daß nur die feinsten, eben sichtbaren Luftperlehen im Wasser sich verteilen, was für die meisten Fische vollkommen genügt. Anderenfalls kann man durch Ver- stärkung des Wasserzuflusses für stärkere Durchlüftung Ich habe den Apparat seit einem Jahre in Be- trieb und durch Luftmangel keinen Fisch verloren, obwohl das fast 100 l fassende Aquarium nicht sehr dicht bepflanzt sorgen. Kleine Mitteilungen. — Fragekasten. war und zeitweise 50—60 Fische in demselben vorhanden waren. Man brinet den Apparat am besten in einer Ecke an und richtet ihn so, daß das Wasser in der Diagonale des Aquariums schräg nach unten ausströmt. Beim Betriebe hört man ein leises Zischen, das durch das Ansaugen der Luft entsteht. Wenn das Geräusch un- angenehm sein sollte, kann man das Luftzuflußrohr dureh ein dünnes Blei- oder Glasrohr verlängern und durch ein in den Fensterrahmen gebohrtes Loch ins Freie führen, wobei man noch den Vorzug hat, stets frische Luft zur Durchlüftung zur Verfügung zu haben. Zur Orientierung diene die kleine nebenstehende Zeichnung. Georg Flebbe, cand. med. Zum Reinigen der Aquarienscheiben bediene ich mich seit einiger Zeit der sogenannten Lametta (Engels- haar), wie sie am Weihnachtsbaume verwandt wird. Selbst die dieksten und ältesten Algenansätze verschwinden bei leichtem Reiben mühelos, wie weggeblasen. Georg Flebbe, cand. med. Der „Henkel-Garten* auf der Jubiläums-Aus- stellung in Mannheim 1907 dürfte an Reichhaltigkeit alles übertreffen, was auf diesem Gebiete bisher geboten worden ist. In geschmackvollem Gewande präsentiert sich der Führer durch den Henkel-Garten (Preis 50 Pfg.), an der Hand dessen wir eine Vorstellung von der un- geheuren Fülle des von der Firma ausgestellten Materials erhalten. Neidlos hat selbst das Ausland die Leistung Henkels anerkannt. Wir deutschen Aquarien- und Terra- rienfreunde freuen uns von Herzen über diesen Erfolg deutschen Fleißes, zudem uns die Firma Henkel schon seit vielen Jahren als bestbewährte Bezugsquelle wert ge- worden ist. Möge die seit dem 1. ‚Juli als Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht erweiterte „Großgärtnerei Henkel“ sich immer auf dieser Höhe erhalten, zu der sie sich in zielbewußter Arbeit und ernstem Streben empor- gerungen hat! Da der bisherige bewährte Leiter, Herr Friedrich Henkel, auch künftig an der Spitze des Unternehmens stehen wird, ist das wohl kaum anders zu erwarten. RE % Tragekasten. Frage: Kann mir jemand die Geschlechtsunterschiede bei Badis badis (Ham. Buch.) angeben? Ich selbst habe die Fische noch nicht gezüchtet, und auf eine Frage eines Lesers hin bei 4 Züchtern der Fische angefragt, von allen aber die Antwort erhalten: Geschlechtsunterschiede sind mir nicht aufgefallen. Köhler. F. Z..., Prag. Frage 1: Bitte mir gefälligst mit- zuteilen, bei welchen Fischarten die Darmatmung fest- gestellt wurde, und bitte um gefällige Bekanntgabe eines Buches, aus welchem ich näheres darüber erfahren könnte. 2. Längere Zeit suche ich nach der Lebensbeschrei- bung der Aulopyge huegelüi Heck., jedoch erfolglos. Ist Ihnen vielleicht etwas näheres über diesen Fisch bekannt? Auch in diesem Falle würde ich für die gütige Bekannt- gabe der betreffenden Literatur sehr dankbar sein. Zu 1. Darmatmer sind (wahrscheinlich) alle Cobiti- dinen, so unser Schlammbeißer, der Steinbeißer, die Schmerle oder Bartgrundel. Auch an dem indischen Lepidocephalichthys guntea gelang es mir, vor einigen Jahren eine Darmatmung nachzuweisen. Darmatmer sind ferner viele Welse, u. a, der als Aquarienfisch so beliebte a an ut En AU UL LU LU ln a a a ll u U Zn au al 0. m EZ Se nn 2 ass Menge zu relativ recht billigen Preisen. Fragekasten. kleine Panzerwels (Callichthys punctatus). An Literatur nenne ich Ihnen: Bischof, Gustav, Untersuchung der Luft, welche die Fischart Cobitis fossilis von sich gibt. Journal 22, 1818. Baumann, Fr. M., Chemische Untersuchungen über die Respiration des Schlammpeizgers, Cobitis fossilis, und anderer Fische. Liebigs Annalen 88, 1853. Vielleicht auch etwas in Poluta, @., Recherches sur la vie des poissons hors de ’eau. Ann. se. nat. 4, Zool. 1865. Bert, Paul, Sur la raison, pour laquelle certains poissons vivent plus longtemps & l’air que certains aufres, Paris, Soe. biol. mem. 5. C. R. 1869. Zaddach, Über Fische mit doppelten Atmungsorganen. Königsberg, Sitzungsber. 14. Vouga, M. D., Sur le cobitis fossilis et autres. Bull. de la Soe. des Seiences nat. de Neufchätel. VIII, 1870. Rougemont, Ph. de, Note surle eobitis fossilis.. Ebenda X, 1876. Jaquet, Maurice, Recherches sur la vessie natatoire des loches d’Europe.. Verh. d. schweiz. sellschaft, Schaffhausen. 1893/1894. — La vessie natatoire des loches d’Europe. Ebenda 1894. — Recherches sur la vessie natatoire des loches d’Europe. Revue suisse de Zool. et Ann. du Mus&de d’Hist. nat. de Geneve. II. 1894. Sonst wüßte ich Ihnen nichts anzugeben. Die Deutung der Darmatmung, welche A. Buschkiel in „Wochen- schrift für Aquarien- und Terrarienkunde“ 1907, S. 368, linke Spalte unten, gibt, halte ich nicht für richtig. Vergl. dazu „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“ 1906, S. 57! Jedenfalls haben Sie hier ein sehr lohnendes Arbeitsfeld vor sich und wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Betreffs ausführlichster Literaturnachweise ist Ihnen Liehtenfelt, Literatur zur Fischkunde, Bonn 1906, wohl schon bekannt? Zu 2. Aulopyge huegelii Heck. ist eine von Heckel 1843 aufgestellte neue Ärt (auch neue Gattung), die sich indes inzwischen als nicht aufrecht zu erhalten erwiesen hat. Es handelt sich zweifellos um eine Kümmerform von Barbus, vielleicht Barbus petenyi Heck.; schon Sie- bold übergeht (1863) die Heckelsche Aulopyge mit Still- schweigen. Über ihre Lebensweise ist fast nichts bekannt. Literatur: Heckel & Kner, Süßwasserfische der öster- reichischen Monarchie, Leipzig 1858, S. 95ff. Hoffentlich erinnern Sie sich auch einmal der „Blätter“, wenn Sie zu schönen neuen Ergebnissen bei Ihren Studien über diesen Fisch gelangt sein sollten! K. J. 0. in Brünn. Frage: Der Sohn eines Mitgliedes unseres jungen Vereius will anläßlich seines Weihnachts- urlaubes aus Texas Sonnenfische, Minnows sowie Wasser- schildkröten mitbringen. Welche Einrichtungen hätte er zu treffen, um die Tiere wohlbehalten nach Brünn zu bringen? Die Reise dauert über 3 Wochen. Antwort: Schreiben Sie ihm, er möge die Sonnen- fische und Minnows, ebenso die Schildkröten lieber drüben lassen. Davon haben wir hier schon die schwere Statt dessen möge er schöne seltene Zahnkarpfenarten (echte Gam- busia affinis var. holbrooki, hochflossige Mollienisia lati- pinna und andere, bishernochnichtimportierte Arten) mitbringen. Zu deren Transport genügt bei persönlicher Überwachung eine starke geräumige Zinkblechtransport- kanne, die genügend warm unterzubringen ist (aufhängen!). Schweigers naturf. Ge- 319 Gefüttert wird sparsam mit Bartmannschem Futter, wovon Sie etwas hinsenden müßten. Wenige Pflanzen in der Kanne, nur zum Schutz gegen Stöße und zu Verstecken für die schwächeren Exemplare bei Beißereien, denn in der dunklen Kanne assimilieren die Pflanzen nicht. Das Wasser müßte nötigenfalls unterwegs ein- oder zweimal durch frisches von gleicher Temperatur ersetzt werden. Am besten wäre schon gelegentliche Durehlüftung (Fahr- radluftpumpe, kleiner Kessel, Ausströmkörper wie in „Blätter“ Nr. 28 beschrieben). Wasserschildkröten in jeder Kiste, Boden ev. mit Blech ausgeschlagen, mit Moos, das gelegentlich etwas angefeuchtet werden könnte. Fütterung unterwegs nicht nötig. K. F. P. in L. Es ist wiederholt geklagt worden, daß Gambusen jungen Schleierschwänzen das Flossenwerk be- schädigen. Seien Sie also auf der Hut! Ich habe die Sache nicht selbst ausprobiert. Ich bin prinzipiell aus biologischen und ästhetischen Gründen Gegner solcher „Gesellschaftsaquarien“. — Wenn das eine Kampffisch- männchen nicht will, nimmt man eben ein anderes. Uns Männern gefällt ja auch nicht jedes Weibehen, und doch finden die meisten einen Mann. Freundlichen Gruß! K. J. M. in Wien. Frage: In meinen beiden Aquarien entwickelt sich in den letzten Wochen, wahrscheinlich durch eine zugekaufte Wasserpflanze eingeschleppt, eine Unmenge Schlamm, licht- und dunkelgrün; (unter dem Mikroskop entwirrt er sich zu schönen Wasserfäden, strotzend voll Chlorophylikörperchen) — der die Pflanzen vollständig umwickelt, in Fetzen das Wasser durchzieht und die Bewegungsfreiheit der Fische hindert. Nach einer Abwesenheit von 14 Tagen fand ich das grobe Aquarium geradezu schwarz vor, so sehr hatten sich diese Fäden vermehrt. — Ich schritt schleunigst zu einer gründlichen Säuberung — Herausnahme und Waschen aller Pflanzen — nach kurzer Zeit war die alte Geschiehte. Da ich derzeit junge Brut von Bitterlingen habe, denen ich durch Säuberung des Sandbodens und zu viel frischen Wassers die Nahrung (Infusorien) zu entziehen fürchte, beschränke ich mich nun darauf, täglich mit einem Borstenpinsel einen Teil der Wasserfäden von den Pflanzen abzustreifen und herauszunehmen, da ich die Beobachtung gemacht zu haben glaube, daß sich die winzigen Fischehen in den zu stark verfilzten Eeken in die Fäden verwickeln, weil ich öfter mit dem Schlamm tote junge Brut herausgefischt habe. Bitte, tue ich so recht? Das Wasser färbt sich durch diese Behandlung stark gelb, ohne an Klarheit viel zu verlieren — wahrscheinlich durch das beim Zerreißen der Fäden austretende Chloro- phyli — wenigstens färben sich auch die Finger stark gelbgrün, wenn man die Fäden zerdrückt. Auch mit der Ernährung der Brut scheint es nicht in Ordnnng zu sein. Die ältesten seit ca. 14 Tagen der Malermuschel entschlüpften Fischehen wachsen sehr wenig, kaum 2—-3 mm. Außer Tubifex bekonımt man bei den Aquarienhändlern selten ein lebendes Futter; soll ich mit Eidotter versuchen? — Ich habe die Ersten gleich nach dem Ausschlüpfen herausgefischt, um sie vor der Freßlust der Eltern zu retten und in ein zweites auch mit Pflanzen be- standenes Glas gebracht; die Hälfte ist schon eingegangen; und die Schlammkalamität herrscht in beiden Becken. Zum Schluß erlaube ich mir noch die Frage, wann das mir von Ihnen schon im Winter für diesen Sommer angekündigte Werk: „Einführung in die Praxis der Aquarienkunde“ erscheinen wird? 320 Antwort: Der intensiv grüne Algenbelag des Bodens, der sich von da aus den Pflanzen mitteilt, wird wohl aus Schwingfäden (Öscillatoria) bestehen. Da Sie über ein Mikroskop verfügen, brauchen Sie ja nur nachzusehen, ob die einzelnen Fäden pendelnde Bewegungen in den Wassertröpfehen ausführen. Ist dies der Fall, so ist meine Vermutung richtig. Oscillatorien sind immer typische Anzeichen dafür, daß im Haushalt des Aquariums etwas Es sind charakteristische Schmutz- und Abwässerbewohner. Deshalb läßt sich ihnen auch schwer beikommen. Wenn Sie über ein weiteres von diesen nieht in Ordnung ist. unsauberen Gästen freies Aquarium verfügten, würde ich Ihnen raten, die Brut, so weit möglich, abzuschöpfen oder mit einem Planktonnetz abzufischen und in das oscillatorien- [freie Bassin zu übertragen. Allerdings riskieren Sie, dabei auch dieses mit der Schmutzalge zu infizieren. aber ein altes, in biologischem Gleichgewicht befindliches, Wenn es also „gesundes“ Aquarium ist, dürften die Oscillatorien- keime darin schwerlich Unter Umständen müßten Sie wohl schon mit künstlicher Futterzufuhr nach- helfen. Warum aber Eigelb? Heuaufguß nach 6— Stägigem Stehen, Wasserpflanzenaufguß (von vorher getrockneten, der Freiheit entnommenen Wasserpflanzen hergestellt), aufkommen. noch besser natürliches, mit einem kleinen Netzchen ge- fischtes Plankton, sind doch ebenso leicht zu beschaffen und geben ein weit zweckmäßigeres Futter! Tubifex sind für so kleine Fische als Futter nicht geeignet. — Das Buch wird soeben vollendet und wohl noch in diesem Herbste erscheinen. K: H. B. in®. Frage 1:Zü welchen Fischen würden Sie mir als Anfänger raten? Goldfische habe ich schon längere Zeit gepflegt. Das Aquarium faßt 95 1, ist aus Schmiedeeisen hergestellt und mit „Natura“-Heizautomat versehen. Als Pflanzen habe ich Cabomba, Vallisneria und Elodea, auch einige Schwimmpflanzen. Antwort: Makropoden, Maulbrüter (Paratilapia multicolor), Prachtbarben (Barbus conchonius). Alle leicht zu halten und zu züchten, verlangen auch nicht unbedingt Heizung. Mindesttemperatur 15° C. Frage 2: Unter mehreren Schlangen habe ich eine in der Freiheit gefangene, weiß aber nicht wie sie heißt. >) _VEREINSSTETET NACHRICHTEN Vereins-Nachrichten. Die Schlange ist ungefähr 70 em lang, hat die Grund- farbe einer Ringelnatter; nur hat sie braune, dunkel um- säumte Flecken und auf dem Kopfe ein Zeichen A. Die Unterseite ist rotbraun. Das Tier ist sehr bissig. Antwort: Ich vermute, namentlich, da Sie besonders die Bissigkeit betonen, daß die betr. Schlange eine Glatt- natter (Coronella austriaca) ist, Ich rate Ihnen aber dringend, mit Schlangen, die Sie nicht genau kennen, Sie könnten sonst leicht üble Er- Wer Schlangen fängt, sollte minde- stens die an dem Fangort etwa zu gewärtigenden Gift- schlangen ganz genau kennen. Ihre Frage klingt — nehmen Sie mir das nicht übel — leichtfertig; sie erinnert mich un- willkürlich an ein Erlebnis, das Bekannten von mir be- gegnet ist. Im Bahnwagen zeigt ihnen ein Herr in einer Streichholzschachtel eine junge Schlange und fragt, was für eine Art das sei. Dabei stopfte er sie, wenn sie ihrer Haft entweichen wollte, immer wieder mit dem Finger zurück in die Schachtel. Es war eine nur wenige Tage alte — Kreuzotter! K. C. T. in Fr. Frage: Ich besitze ein Zuchtpaar Girardinus decemmaculatus. Vor 6 Wochen sind 10 Junge geworfen worden, welche gut heranwachsen. Am vorigen Sonnabend war der zweite Wurf mit 24 Jungen. Kann man die Geschlechter bei den Jungfischen im ersten Wenn ja, so wären beide Würfe hierfür als Grund zu vorsichtig zu sein. fahrungen machen. Augenblick erkennen? nur Weibehen und was könnte suchen sein? Antwort: Sie verlangen wirklich etwas viel von Ihren Fischen. Bei jungen Katzen ist eine Geschlechts- unterscheidung unmittelbar nach der Geburt wohl möglich, bei Fischen aber nicht. Schon bei Kanarienvögeln und Hühnern dürfte das sehr schwer halten, trotzdem die Unterscheidbarkeit von manchen Züchtern behauptet wird. Die (reschlechtsunterschiede bei jungen Zahnkarpfen zeigen sich allergünstigstenfalls nach 3 Wochen, bei nicht ganz vorzüglicher Ernährung aber unter Umständen auch erst nach 6—10 Wochen, ja bei anderen Arten (Mollie- nisia, Gambusia) kommt es vor, daß sich ein vermeint- liches Weibehen erst nach Jahren als Männchen entpuppt: 1% Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachriehten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Vereinigung von Aquarienfreunden“ zu Bünde i. W. Unser Zusammenschluß bezweckt, den Mitgliedern durch gegenseitige Aussprache sowie durch die Gründung einer Bücherei und durch das Halten von Fachzeitschriften zu ermöglichen, bei der Pflege von Wasserpflanzen und -Tieren einander zu unterstützen. Besonders und zumal jetzt, im Anfang, sind wir jedoch auf freundliche Be- lehrung seitens der andern Vereine angewiesen, die zum Teil auf eine lange Erfahrung zurückblicken, und somit im stande sind, ganz anders als wir, den Schwierigkeiten zu begegnen, welche sich bei einer gewissenhaften Hand- habung unserer Liebhaberei einstellen. Wir richten daher an die älteren und größeren Vereine hiermit die ergebene Bitte, unsere Protokolle, die wir den Fachzeitschriften einreichen werden, einer gefälligen Durchsicht zu unter- ziehen und etwa aufgeworfene Fragen in ihren Vereins- sitzungen zur Besprechung zu bringen, so daß wir in die Lage kommen, die Ansichten erfahrener Aquarier über die jeweils vorliegenden Dinge zu vernehmen. In unserer ersten Sitzung wurde beschlossen, alle 14 Tage einmal zusammenzukommen und dann die auf unsere Anfragen eingegangenen Antworten zu besprechen, Außerdem wurde die Beschaffung des „Lebens der Binnen- gewässer“ von Dr. Lampert als Grundstock der Bücherei festgesetzt. Die „Praxis“ von Dr. Bade sowie das „Süß- wasseraquarium“ von demselben Verfasser und Zerneckes „Aquarium“ wurden sofort von seiten einiger Mitglieder gestiftet. Die Leitung der Geschäfte hat zunächst Herr Oberlehrer Junkereit übernommen, an dessen Adresse (Bünde i. W., Augustastraße 5a) wir etwaige Briefe usw. zu richten bitten. I. A.: Schicke. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M, Jahrgang XVII. Heft 33. IH Bl! ZZ Brend’amgur S.3C9 Illustrierte Wochen-Schrift für die Interessen der Aquarien- und Terrarienkunde. Barilius neglectus Stieler, eine neue Cypriniden-Art aus Japan. Von W. Köhler. an sollte es kaum für möglich halten, unter welch sonderbaren Umständen manchmal neue Fische entdeckt werden. So gelang es von Siebold noch in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, in dem Moderlieschen (Leucaspius de- lineatus Sieb.) einen neuen Fisch in Deutschland zu entdecken, trotz der sorgfältigen Erfor- schung der deut- schen Fischfauna durch Agassiz, Heckel, Kner und verschiedene andere Ichthyologen; und zwar, wie neuere Feststellungen er- geben haben, nicht etwa einen seltenen Fisch, was von Sie- bold noch vermutet — er gibt nur wenig, bestimmte Fundorte für das Moderlies- chen an — sondern einen ungemein häufigen Fisch, der nur wegen seiner geringen Größe und wegen seiner Ähnlichkeit mit der Brut der sog. Weibfische (Aland, Ucklei, Döbel, Häsling usw.) überall übersehen worden war. Gerade so ist es unserem Barilius neglectus Stieler er- gangen, so dab sein Artname (neglectus lat. — -vernachlässigt, übersehen) nicht treifender gewählt werden konnte. Die Firma Scholze & Poetzschke, Berlin erhielt das Fischchen in großer Zahl unter einer Sendung Haplochilus Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. (Mit einer Originalaufnahme.) latipes Schlegel und der rotgoldigen Varietät dieses Fisches, die in Liebhaberkreisen allgemein als japanischer oder roter Zahnkarpfen schlecht- hin bekannt ist, aus Japan. daß das Das beweist aber, Fischehen in seiner Heimat nichts Pärchen von Barilius neglectus Stieler. Japan. (Nat. Größe.) weniger als selten ist; es ist ihm eben als kleine Art — ich glaube kaum, daß die Fische viel größer als das abgebildete größte Paar, das ich unter der Sendung gefunden habe, werden — unter der Brut verschiedener größerer Barılıus- Arten, die in Japan unsere Gattung Leweciscus vertreten, gerade so ergangen wie unserem Moderlieschen: er wurde für einen Jungfisch einer größeren Art angesprochen. Die Ermitte- lung der Art war nicht leicht. Die beiden Herren, die sich im zoologischen Institut der 322 Universität Berlin dieser Mühe unterzogen haben, Herr Dr. P. Pappenheim und Herr P. Stieler, baben, wie mir erzählt wurde, wochenlang daran gearbeitet, um alle beschriebenen Arten mit der neueingetroffenen genau zu vergleichen, weil sie natürlich von vornherein an alles andere eher dachten, als daran, eine neue Art zu finden. Diese Arbeit führte nun zu der interessanten Ent- deckung des übersehenen Fischchens. Eine kurze Charakterisierung unseres Fisches gab sein Entdecker bereits in No. 17 dieser Zeitschrift. Ich wiederhole sie hier noch einmal: D. 11/7, A2119. 29.2233, Schlundzähne 5:4 (oder 3):3, Barteln fehlen. Das Äußere des Fischehens wurde damals als unseren Flitterfischen (meist Moderlieschen, seltener gemengt mit Brut von Leueiseus-, Scar- dinius- und Abramis-Arten) ähnlich beschrieben. Das ist aber nicht ganz richtig. Ist der Fisch nämlich im gutbewachsenen Aquarium unter- gebracht, so nimmt er bald eine von dem ge- wöhnlichen Silberglanz der Flitterfische ganz abweichende Färbung und Zeichnung an, wie aus unserer Abbildung ersichtlich ist. Ein kettenähnlicher silberweißer Längsschweit zieht sich auf bronzebraunem Grunde die Seiten ent- lang, oben und unten von einem dunkleren stahlblauen Streifen gesäumt. Auch außer diesen Streifen ziehen sich einige dunklere Längsstreifen, bestehend aus einzelnen Punkten, deren jede Schuppe einen trägt, die Seiten entlang. Die Grundfarbe der oberen Körperhälfte ist ein eigen- tümliches Bronzebraun, das sich an den Seiten über Messinggelb zu dem Silberweiß der Unter- seite des Körpers abtönt. Der obere Fisch auf unserer Abbildung ist das Männchen, kenntlich an der höheren und breiteren Rückenflosse und der größeren Körperhöhe bei geringerer Breite. Auch tritt beim Männchen die Seitenzeichnung leuchtender hervor als beim Weibchen. Das Weibchen ist voller Laich, wie man aus der Abbildung ersieht; die Fische waren gerade mit ihrem Liebesspiel, das in einem tollen Wirbel- tanz besteht, beschäftigt, als der Lichtblitz sie überraschte. Die Pflanze rechts auf der Ab- bildung ist das noch immer unbestimmte japani- sche Tausendblatt, wohl nur eine Varietät unseres Myriophyllum vertieillatum L. Wie die Entdeckungsgeschichte, so erinnert auch das Verhalten der Fischchen in der Ge- fangenschaft sehr an unser Moderlieschen. Immer in Bewegung, die manchmal in ein tolles Jagen ausartet, bald in das Myriophyllum- Dickicht hinein, bald wieder heraus, so geht es W. Köhler: Barilius neglectus Stieler usw. — Dr. W. Klingelhöffer: Die Sehorgane der Tiere. unaufhörlich, wenn nur ein Sonnenstrahl das Aquarium streift, das sie beherbergt. Barilius neglectus ist ebenso wie das Moderlieschen ein ausgesprochener Grundfisch, der sich immer in der Nähe des Bodens und im tiefen Wasser auf- hält und nur selten dicht unter der Oberfläche zu sehen ist. Daphnien und Mückenlarven, aber auch Bartmannsches Fischfutter und Schabe- fleisch bildeten seine Nahrung. Die Fische sind anspruchslos in jeder Beziehung, verlangen namentlich weder Heizung noch Durchlüftung. Das Laichgeschäft habe ich noch nicht beob- achten können, da ich gerade, als ein besonders tolles Treiben es einzuleiten schien, verreisen mußte. Laich und Junge habe ich in dem aller- dings ziemlich kleinen Behälter nach meiner Rückkehr nicht gefunden. Möglicherweise haben in Ermangelung besseren Futters sich die Alten daran delektiert. Nach meinen bisherigen Beob- achtungen halte ich die Zucht nicht für schwierig: sie dürfte am ehesten wie die unserer Barben- arten zu handhaben sein. Jedenfalls kann man die Haltung des zudem nicht teuren Fischchens mit gutem Gewissen auch jedem Anfänger empfehlen und wäre es nur zu wünschen, dab eine ausgiebige Nachzucht . dafür. Gewähr leistete, daß es nicht so bald wieder aus unseren Aquarien verschwindet. in), Die Sehorgane der Tiere. Von Dr. W. Klingelhöffer, Augenarzt, Offenburg. (Mit zahlreichen Abbildungen.) INT . — "twas einwärts von der Fovea eentralis durch- bohrt der Sehnerv Leder- und Aderhaut. Da an dieser Stelle die Stäbchen und Zapfen fehlen, kann damit nicht gesehen werden (blinder Fleck). Durch ein Loch in der Schädelwand tritt der Sehnerv zur Unterfläche des Gehirns, stößt mit dem der andern Seite zusammen und kreuzt sich mit ihm. Bei den meisten Knochenfischen ist diese Kreuzung eine einfache Übereinander- lagerung, beim Hering geht der eine durch einen Schlitz im andern, bei Reptilien haben beide einen Schlitz oder durchflechten sich. Bei höheren Tieren und dem Menschen ist die Durchflechtung so kompliziert, daß nur durch feinste Unter- suchungen Klarheit geschaffen werden kann. Dabei hat sich herausgestellt, daß beim Menschen nur eine Halbkreuzung vorhanden ist. Die von (Fortsetzung.) Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. der linken Seite beider Netzhäute kommenden Fasern enden im linken, die von der rechten kommenden im rechten Gehirn. Vom typischen Bauplan des Wirbeltierauges gibt es eine Reihe von Abweichungen. So ist bei unserem Flußneunauge (Petromyzon)ist im Larven- zustand das Auge unter der Haut gelegen und be- steht nur aus Augenbecher und Linse. Erst später kommt Iris und vordere Kammer hinzu und die Oberhaut wird über dem Auge durchsichtig, ohne aber eine eigentliche Hornhaut zu bilden. Bei den Fischen ist die Hornhaut oft, jedoch nicht immer abgeflacht. Ihre Oberfläche ist bisweilen schlecht ausgearbeitet; da das Wasser ja die Unebenheiten ausgleicht, braucht die Zuchtwahl hier nicht bessernd einzugreifen. Die Linse ist fast kugel- rund, ragt aus der Pupille hervor und berührt die Innenfläche der Hornhautmitte. Die Leder- haut ist durch Knorpel oder Knochen gegen den Druck des Wassers gefestigt. Ein Strahlen- körper fehlt, dafür geht ein Strang, die Sogenannte Campanula Halleri, mit muskulärem Ende von der Netzhaut zur Linse, auf dessen. Bedeutung wir später zurückkommen. Manchmal liegt um den Sehnerv noch eine aus reichlichen Ge- fäßen gebildete sogenannte Choroidealdrüse, deren Zweck noch nicht ganz klar ist. Dem Amphibienauge fehlen Knorpel und Campanula, jedoch hat es sonst Fischtypus. Das Reptilien- auge hat wieder Knocheneinlagerung in der Lederhaut und einen sogenannten Kamm wie das Vogelauge. Dieses hat eine hohe Ausbildung und Größe erreicht. Der Vogelaugapfel ist im hinteren die Netzhaut enthaltenden Teil der Ab- schnitt einer weit größeren Kugel, als der vordere Teil. Dazwischen liegt ein Mittelstück in der Form eines kurzen, abgestumpften, nach vorn verschmälerten Kegels.. Besonders die Augen der Nachtraubvögel weisen eine vorzügliche Ent- wicklung auf, die der Wasservögel haben da- gegen eine verkürzte Augenachse. Die Leder- haut hat knöcherne Einlagen, die Hornhaut ist stark gewölbt, bei Nachtvögeln auch die vordere Linsenfläche. Die Netzhaut durchsetzt ein schräg durch den Glaskörper zur Linse laufende Fort- setzung der Aderhaut, der Fächer oder Kamm (Pekten), dessen Bedeutung noch nicht recht klar ist. Die Muskeln der Iris und des Strahlen- körpers sind quergestreift und arbeiten daher sehr schnell. ‚Auch die Schnabeltiere (Monotremata) haben noch eine knorpelige Lederhaut, alle anderen Säugetiere nicht. Das niedrigste Wirbeltier, das schädellose Lanzettfischehen (Branchrostoma) hat 323 keine offenkundigen Augen mehr. Hesse hat in seinem Rückenmark kleine lichtempfindliche Organe nachgewiesen, die aus einer becher- förmigen Pigmentzelle und in deren Vertiefung eingelagerten Sehzelle mit Nervenfaser bestehen. Bei vielen Augen der Tiere fällt ein pracht- volles Leuchten auf. So haben z. B. die Crustaceen körnige Massen am tiefen Ende der Sehstäbe. Bei Insekten sind es zahlreiche Tracheen, die das Leuchten bewirken. Knochen- fische haben eine eigene Haut, die Argentea, die silbern oder grüngolden schimmert. Bei Selachiern enthält die Iris und eine Schicht, das sogenannte Tapetum lucidum, zahllose irisie- rende Guaninkalkkrystalle. Die goldschimmernde Froschiris erhält ihre Farbe durch blaßgelbliche Pigmentkügelchen. Fleischfresser, Delphine und Huftiere haben eine besondere Schicht, das Tape- tum, aus Zellen und Fasern bestehend. (Fortsetzung folgt.) Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. 6. Das Gipsen, Salzen und Düngen des Aquarien- wasserSs. Eine kritische Betrachtung. (Schluß.) & reffender könnte man wohl kaum die abso- ID lute Unzweckmäßigkeit des Gipsens illustrieren, und wir müssen uns, die wir bisher unsere Aquarien den ganzen Winter und oft auch noch den Sommer hindurch — besonders wenn er wie der heurige war — geheizt haben, ohne die geringste Störung des biologischen Gleichgewichtes in ihnen zu erleben, erstaunt fragen, ob wir es mit der Gipserei nun wirklich so weit gebracht haben, dab wir das \Vasser alle paar Wochen wechseln müssen, eine Prozedur, für welche uns unsere Exoten, welche den Wasserwechsel durchweg schlecht vertragen, sehr wenig dankbar sein werden. Daß der gleiche, mit der Entwicklung von Schwefelwasserstoff einhergehende Vor- sang auch im ungeheizten „Gipsaquarium“, wenn auch langsamer, stattfindet, brauche ich wohl kaum besonders hervorzuheben, es sei denn, dab ich im Anschluß daran erwähnen möchte, daß die gütige Mutter Natur meist insofern hilfreich eingreift, als sie die Kerntruppen der 324 das giftige Gas vernichtenden Beggiatoa alba?) ins Treffen schickt. Wenn Herr Richter schließlich seine Er- fahrungen mit dem Gipsen des Aquarienwassers in dem Satze zusammenfaßt: „Ein geübter Aquarianer kommt selbstverständlich besser (!) ohne Gips aus“, so stimme ich ihm voll und ganz bei und bedaure nur, daß er das Gleiche nicht auch vom ungeübten An- fänger sagt. Nie und nimmer könnte ich ihm aber bei- stimmen, wenn er im Nachsatz schreibt: „Dem Anfänger aber hilft er über das Zuviel bei Futtersünden und das Zuwenig bei mangelhaftem Pflanzenwachstum recht gut hinweg“, denn ich glaube im Vorstehenden hinlänglich bewiesen zu haben, daß der Gipszusatz den Fäulnis- prozeb von Futterresten nicht nur nicht ver- hindert, sondern durch seine eigene Zersetzung, d.h. die Abspaltung von Schwefelwasserstoff die Schädlichkeit desselben direkt ver- größert, ferner, daß er auf das Wachstum der Pflanzen nicht den geringsten Einfluß hat. — Während das Gipsen des Aquarienwassers eine einläßliche Erörterung erfordert hat, kommen wir- über das Salzen desselben ver- hältnismäßig leichter hinweg. Obschon es mir nicht gelungen ist, sicher herauszubringen, wer eigentlich das Salzen des Aquarienwassers zuerst empfohlen hat, zu welchem Zwecke dies ursprünglich ge- schehen ist und unter welcher Beweisführung, so glaube ich doch, daß Roßmäßler mit seiner eingangs geäußerten Zumutung, wir hätten unsere Weisheit aus der Heringstonne geschöpft, ent- schieden zu weit geht. Ich müßte mich nämlich sehr täuschen, wenn nicht die von Stiles?) empfohlene Kochsalz- behandlung der Ichthyophthiriuskrank- heit, nach welcher er auf den Boden des Fischbehälters große, angeblich für die Fische unschädliche Mengen von ungelöstem Kochsalz verbringt, die Veranlassung zum Salzzusatz in das Aquarium gewesen ist. Denn vor Jahren hat jemand es als zweckmäßig bezeichnet -— und zwar, soviel ich mich erinnere, als Vor- beugungsmittel gegen Fischparasiten —, eine kleine Handvoll Salz in das Aquarium zu geben. Weil dies nun aus dem weiter unten näher zu erörternden Grund ohne Schädigung der Tiere ®) „Blätter f. Aquar.- und Terrar.- Kunde“ Heft 30, S. 295. °) Vergl. Bade, Das Süßwasseraquarium, S. 514. 1907, Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. und Pflanzen geschehen konnte, so tauchte die Ansicht auf, das Salzen sei zweckmäßig für sie. Als ich jüngst mit einem, übrigens akademisch gebildeten Aquarier über die Vertilgung des Ohilodon cyprini durch Kochsalzbäder sprach, sagte er mir, daß er „überhaupt von Zeit zu Zeit etwas Kochsalz in das Aquarium werfe, und dab es den Fischen gut bekomme“. Als er mir aber darüber Auskunft geben sollte, woraus er dies schließe und wie es sich äußere, wußte er, eigentlich mehr zu seiner als meiner Verblüffung, keinen Bescheid. Ich wies ihm nach, daß die von ihm verwendete Menge Salz eigentlich so geringfügig ist, daß irgend ein Einfluß auf allfällige Fischparasiten oder überhaupt eine physiologische Wirkung gar nicht in Frage kommen kann. Zu meiner Überraschung traf ich bald darauf beim Durchblättern des gewiß jedem Liebhaber zu empfehlenden kleinen Aquariumleitfadens von Johs. Peter auf nachfolgende Stelle: „Einige Liebhaber (zu denen auch ich gehöre) setzen dem Wasser des Aquariums von Zeit zu Zeit (etwa alle 1—2 Monate) etwas Salz zu, was Fischen und Pflanzen offenbar gut bekommt. Die Menge des Salzes läßt sich auch hier nicht - genau angeben, sondern muß ausprobiert werden.“ Wie man das macht, d. h. aus was für An- zeichen man ersieht, ob genug bezw. nicht zu wenig und nicht zu viel Salz im Aquarium ist, sagt er uns freilich nicht, doch läßt sich nach seinen weitern Angaben, nach welchen der Salz- gehalt höchstens '/, der für die Abtötung von Polypen erforderlichen Menge (4 g auf den Liter) betragen darf, die zulässige Quantität auf 0,8 g pro Liter bestimmen, eine Kon- zentration, welcher gegenüber sich sowohl Tiere als Pflanzen selbstverständlich völlig indifferent verhalten. Eine physiologische Wirkung — zur parasitentötenden bedarf es weit stärkerer Konzentrationen — dürfte eigentlich, wie ich an anderer Stelle!®) auseinandergesetzt, "erst bei einem Kochsalzgehalt von 6—7 g auf den Liter (d. i. 6—7 °/,,) zu erwarten sein, doch hat Johs. Peter, wie bereits oben erwähnt, die auch von mir bestätigte interessante Beobachtung gemacht, daß die Hydra bereits in 4 %, iger Salzlösung abstirbt. Obschon nun kaum anzunehmen ist, daß das Salzen des Aquarienwassers in der Weise, 10) „Natur und Haus“, 1905, Heft 11, S. 171: Zur Vertilgung der Hydra. Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. wie es bisher ausgeübt worden ist, unter den Liebhabern allgemeine Verbreitung findet und daß wir es in Zukunft statt mit den bisher auch ohne Kochsalz tadellos gedeihenden Sübwasser- aquarien mit künstlich erzeugten Brack- wasserbehältern zu tun haben, so dürfte es doch angezeigt sein, gegen das Salzen des Aquarienwassers als einer zwecklosen, jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrenden Manipulation Stellung zu nehmen. Da der guten Dinge drei sind, so wäre noch das dritte, das Düngen des Aquarien- wassers zu erörtern. Als Düngemittel ist bisher wohl nur das von Herrn E. Riepe öfters empfohlene Albert- sche Pflanzennährsalz angewendet worden, auf dessen Zusammensetzung ich hier nicht näher eintreten will. Da es wohl überhaupt nur wenige Aquarien- freunde gibt, welche das Düngen des Aquarien- wassers als ein wirkliches Bedürfnis empfinden so kann ich mich kurz fassen. Obschon ich mich nicht zu den Obigen zähle, so habe ich doch die Sache wiederholt einläßlich geprüft und bin in erster Linie zu der Über- zeugung gelangt, daß es recht schwierig ist, sie objektiv zu prüfen und einwandfreie Resul- tate zu erhalten. In mit Tieren gänzlich unbesetzten, aber mit Nährsalz versehenen Becken habe ich gegenüber gewöhnlichen, ebenfalls unbesetzten Aquarien keine nennenswerten Erfolge er- zielt. Ich schreibe dies hauptsächlich dem gleichzeitigen Mangel an im besetzten Aqua- rium. von den tierischen Bewohnern reichlich produzierter Kohlensäure zu. Es ist sehr wohl denkbar, daß bei fortwährend genügender Anwesenheit von Kohlensäure, welche für die Pflanzen ein mindestens so wichtiges Nahrungsmittel bildet wie die Nährsalze, die Vegetation des nährsalzreichen Aquariums schnell das Übergewicht gegenüber derjenigen des nur geringe Mengen von mineralischen Nahrungsstofien enthaltenden bekommen würde. Da wir bei den in der Erde wurzelnden Luft- pflanzen, welchen in der atmosphärischen Luft eine unerschöpfliche Kohlensäurequelle zur Verfügung steht, unser Augenmerk nur auf die Düngung mit Nährsalzen zu richten haben und den Wasserpflanzen im besetzten Aquarium stets genügend tierische Kohlensäure zur Verfügung steht, so denkt man gewöhnlich gar nicht daran, daß in neueingerichteten Aqua- rien, auch wenn sie genügend Nährsalze ent- ’) 325 halten, die Vegetation infolge von Kohlen- säurehunger nur langsam gedeiht. Aber auch in mit Fischen und Schnecken besetzten Aquarien habe ich bei Nährsalz- zusatz keine irgendwie auffallenden Erfolge zu verzeichnen gehabt. Um Fehlerquellen möglichst zu vermeiden, bin ich so vorgegangen, daß ich bei den Parallelversuchen bereits seit längerer Zeit bepflanzte, in gutem Zustande befindliche Aquarien verwendet habe, in denen ich schon vorher ein normales Wachstum der Pflanzen konstatiert hatte. Ich suchte alsdann fest- zustellen, ob nach dem Nährsalzzusatz in absehbarer Zeit ein rascheres Wachstum und kräftigeres Gedeihen der Pflanzen auftrete. Mit bezug auf die Auswahl der Schosse möchte ich darauf aufmerksam machen, daß die Auswahl von zwei gleichwertigen Pflanzen- trieben oft mit großer Schwierigkeit verknüpft ist. Man hat dabei namentlich die Spitze der- selben bezüglich der Dichte der jungen Blätter genau zu prüfen. Jeder Aquarier weiß ja, daß es zum Beispiel Cabomba-Spitzen gibt, deren Blätter so dicht aneinander liegen, daß sie einen dicken, schweren Knoten bilden. Ein solcher Trieb quirlt nach dem Verpflanzen infolge des anfänglich meist auf den Stengel beschränkten Wachstums oft binnen wenigen Tagen zu einer prächtigen, hohen Pflanze auf, während ein Zweig mit magerer Spitze in der nämlichen Zeit kaum eine Wachstumszunahme zeigt. Dab die Triebe gleiche Größe, d. h. eigent- lich genauer ausgedrückt, eine gleich große Körperoberfläche besitzen sollen, versteht sich von selbst. Ein Zweig von doppelter Länge wird auch doppelt so schnell wachsen, weil durch die gesamte Oberfläche doppelt so viel Nahrungsmaterial assimiliert wird. Dieser Umstand erklärt uns ja auch das lang- same, längere Zeit kaum wahrnehmbare Wachs- tum der kurzen Triebe im neu eingerichteten Aquarium, was, den Anfänger oft ungeduldig macht, wenn er die Pflanzen in unseren Aquarien in fast lästiger Weise wuchern sieht. Der nämliche Umstand wird uns deshalb wohl auch davon abhalten, dem Anfänger etwa die Anwendung von Pflanzennährsalz zu emp- fehlen, da ja nicht der Nahrungsmangel die Ursache des anfänglich langsamen Wachstums ist, und wir die feste Überzeugung vertreten, daß in einem wohlbestellten Aquarium jederzeit mehr als genügende Mengen: von Pflanzennährstoffen vorhanden sind. —= 326 ® ® © Xleine Mitteilungen. Kranke Fische. I. Durch Mikrosporidien erregte Krankheiten. Wie bei Warmblütern und namentlich beim Menschen, so sind auch bei Wechsel- warmblütern die durch Entoparasiten hervorgerufenen Er- krankungen die bei weitem gefährlichsten, weil sich nur in wenigenFällen den Erregern beikommen läßt, ohne den Organismus des von ihnen infizierten Individiums schwer zu schädigen. Bis auf einige betreffs ihrer Zugehörigkeit zum Tierreich oder Pflanzenreich noch recht unsichere Kantonisten, unter denen der gefährlichste von allen, Spirochaeta pallida Schaudinn, der Erreger der Syphilis, obenansteht, gehören die meisten Erreger der menschlichen Infektionskrankheiten zu den Bakterien, also zum Pflanzenreich: bei den Wechselwarmblütern ist indes eine andere Gruppe von Krankheitserregern, die ge- wöhnlich zum Tierreich gezogen wird, viel weiter verbreitet; es ist die der Sporentierchen (Sporozoa). Unter den für Fische am meisten in Frage kommenden Ordnungen steht die der Mikrosporidien obenan und ist weit ver- breiteter als die der Myxosporidien, von denen man gewöhnlich hört. Wahrscheinlich wird es sich in fast allen Fällen, in denen in der Aquarienliteratur von Myxosporidie die Rede war, um Mikrosporidien handeln, speziell um Vertreter der Familie Mysxobolidae. Es kann hier nicht meine Aufgabe sein, einzelne Arten dieser Familie genau zu schildern, zudem die Systematik dieser subtilen Wesen eine ungemein schwierige Sache ist, die den ganzen Scharfsinn des Spezialisten erfordert. Einer der bedeutendsten Fachmänner auf diesem Gebiete dürfte Prof. Pfeiffer in Hamburg Unsere Mikrophotographien sind nach tingierten Schnitten, die dieser Gelehrte gefertigt hat, und die ich vor Jahren durch die Liebenswürdigkeit sein. des Herrn Chr. Brüning, Hamburg, erhielt, her- gestellt. Zwei der gefährlichsten Seuchen unserer Nutzfische, die Pockenkrankheit des Karpfens und die Beulenkrankheit der Barbe, werden durch Mysxo- bolus-Arten erregt, erstere durch Myxobolus cyprini Hofer letztere durch Myxoboluspfeifferi Thelohan. Es ist nicht ausgeschlossen, daß es sich um letztere Art als Krankheitserreger auch bei dem abgebildeten jungen Döbel (Squalius cephalus 2u)] handelt, den ich inzwischen zur weiteren Untersuchung Herrn Dr. med. Wilh. Roth, Zürich, übersandt habe. Das Resultat dieser Untersuchung wird dann seinerzeit an dieser Stelle be- kanntgegeben werden. Speziell die Übertragbarkeit der Beulenkrankheit der Barbe auf den Döbel ist bereits durch sichere Beobachtungen nachgewiesen. Das Krankheitsbild aller mit Myxobolus-Arten infizierten Fische ist so typisch, daß sich die Krankheit fast auf den ersten Blick fest- stellen läßt, aber dies immer erst dann, wenn sie bereits eine gewaltige Ausdehnung angenommen hat. Die Erreger gelangen entweder in Öystenform mit dem Schlamme des Bodens der Gewässer oder mit niederen Tieren, die den Fischen zur Nahrung dienen, in den Magen der Fische — so erklärt sich, daß hauptsächlich Grundfische von An Mikrosporidien und Ichthyophthirius schwer erkrankter Döbel. Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Kleine Mitteilungen. Myxobolus-Arten befallen werden —; der Magensaft löst die Oyste, die jungen Individuen bohren sich durch Magen und Darm in das Muskelgewebe und wandern mit Vorliebe in die Nieren. Dort vermehrten sie sich durch Teilung ins Ungemessene, verflüssigen das Gewebe, da sie nur flüssige Nahrung durch die ganze Körperoberfläche aufzunehmen vermögen und zerstören so allmählich das wichtigste Sekretionsorgan des Fischkörpers. Diese Zer- störung hat eine ungenügende Säftesonderung zur Folge, die begreiflicherweise zu pathologischen Störungen im ganzen Organismus führen muß, und, weil beim Fisch die Haut ein sekundäres Sekretionsorgan darstellt, in erster Linie diese in Mitleidenschaft zieht. Infolge der Hautsekretion bilden sich Knötehen und Beulen, Wuche- rungen, in denen man vergeblich nach Myxobolen suchen würde. Es sind eben nur sekundäre Äußerungen der Krankheit, Diese Geschwüre eitern und platzen auf, ver- narben auch wohl wieder, wenn der Fisch nicht infolge von Entkräftung eingeht, während an anderen Stellen neue Wucherungen sich bilden. Zwischen den Strahlen der Flossen — zweifellos aber auch an anderen Körper- stellen, dort nur weniger augenfällig — zeigen sich oft schwarze unregelmäßige Fleckchen, die noch nicht die Fläche eines Quadratmillimeters erreichen, wie man auf dem Bilde des kranken Döbels deutlich erkennt; alles patholo- gische Veränderungen des Haut- gewebes. Andere Parasiten, be- sonders gern Ichthyophthirius multifiliis Fouguet, kommen hin- zu, um den an sich geschwächten Fischkörper vollends zu zer- stören. Die Abbildung unseres Döbels veranschaulicht die typi- sche Haltung des schwerkranken, mit dem Tode ringenden Fisches. Die Mikrophotographien zeigen Mysxobolus-Kolonien in den Organen verschiedener Tiere, die erste eine ungeheure Menge dieser gefährlichen Krankheits- erreger in einer Daphnienart; aber auch Eintags- fliegenlarven, Flohkrebse, überhaupt fast alle im Schlamm zehrenden Wassertiere Da solche niedere hausenden oder von Detritus können diese Parasiten beherbergen. Tiere wieder den Fischen zur Nahrung dienen, ist die Infektionsgefahr natürlich ungemein groß. An Mikro- sporidien erkrankte Daphnien zeigen ebenso wie die daran erkrankten Fische krankhafte Veränderungen des Gewebes, die schon äußerlich wahrnehmbar sind; sie haben ein kalkiges, fein gekörneltes Aussehen und sind vor der Fütterung an Aquarienfische tunlichst aus dem Futtergefäß zu entfernen. Eine Heilung der Mysxobolus-Krankheit ist bisher nieht gelungen, wird vielleicht auch nie gelingen. Denn sie erforderte die Aufnahme von spezifischen Giften in den Blutkreislauf des Fisches, und es ist sehr die Frage, ob ein solches in einer so schwachen Konzentration sich finden läßt, daß es die Sporentierchen abtötet, dem Orga- nismus des Fisches indes ungeschädigt läßt. In Aquarien dürften durch Myxobolus-Arten erregte Krankheiten nur sehr selten vorkommen; sie könnten höchstens in Gesell- schaftsaquarien heimischer Fische durch einen neuen An- kömmling einmal eingeschleppt werden; Einbringung mit lebendem Fischfutter dürfte fast nie vorkommen, da ein Kleine Mitteilungen. Original-Mikrophotographie N SYa] Mikrosporidien in Daphnia von B. Wichand-Leipzig. glugea (tingierter Schnitt). vernünftiger Aquarienpfleger dieses nur Tümpeln und Teichen entnimmt, in denen sich keine Fische aufhalten, also eine Infektionsgefahr nicht vor- handen ist. Köhler. Weitere Kleinigkeiten. O'hi- ronomus-Larven („rote“ Mücken- larven) bauen sich in Behältern ohne Bodengrund aus Grünalgen und Detritus Gehäuse von Köcher- form an den Wänden des Aquari- ums, ein nicht gerade schöner An- blick. — In einem Einmachehafen mit Altwasser, einigen Pflanzen- trieben und roten Posthornschnecken (Nachzucht von diesem Frühjahr) hat sich Chydorus sphaericus, eine eigentümliche ihrer Gestalt nach an Bosmina erinnernde Cladoceren- (Wasserfloh-)Art in großer Menge entwickelt, wogegen andere Krusterarten ganz zurück- treten. Ich habe diese Art sonst in keinem Aquarium. Wahrscheinlich ist sie mit Pflanzen irgend woher ein- geschleppt worden. — Das als Myriophyllum laxum in den Handel gebrachte rote Tausendblatt aus Nord- amerika hat sich Fischzuchtanstalt Conrads- höhe farbenecht erhalten, wie mir ganze Bündel, die ich gesehen, bewiesen. Dieselben Pflanzen treiben bei mir, mag ich sie hell oder dunkel halten, grün aus; eın Exemplar setzt Blütentriebe an, so daß die Bestimmung wohl möglich werden wird. Ich halte die Pflanze für eine Varietät der als Myriophyllum affinis elatinoides hort. bekannten Art. Bei dieser Gelegenheit möchte ich alle Liebhaber bitten, mir gelegentlich als Muster ohne Wert in Pergamentpapier und Holzkästehen verpackt blühende Myriophyllen mit der Handelsbezeichnung, unter welcher die Art gekauft worden ist, einzusenden, damit ich Photo- graphie und Bestimmung im hiesigen Botanischen Institut bewirken kann. Es tut wahrlich not, in den Wirrwarr von Liebhaber- und Gartenbezeichnungen bei dieser Gattung in der Original-Mikrophotographie von B. Wichand-Leipzig. 327 einmal Ordnung zu bringen. — Der Reicheltsche Gold- aal (vel. No. 27) wird schwarz, wie ich vermutet hatte. Er stammt übrigens nicht aus der Weser direkt, sondern, wie genaue FEirkundigungen ergeben haben, Moorloche des Weserstromgebietes. daß ein Dunkelleben den Partialalbinismus bei dem Tiere verursacht hat, trifft also auch zu. Köhler. Der größte Frosch. G. L. Bates!), der neun Jahre in Südkamerun gereist hatte, brachte von einer Reise nach Europa und Amerika im Mai 1905 einen Wärter vom Lon- doner Zoologischen Garten, Robertson, mit nach Süd- kamerun zurück, der es versuchen sollte, einige von Bates entdeckte merkwürdige Frösche lebend nach England zu bringen. Bei den Fangversuchen wurde die größte, noch unbekannte Froschart entdeckt, allerdings nur in zwei Exemplaren. aus einem Meine Vermutung, Das erste Exemplar, das von eingeborenen Weibern mit dem Streichnetz aus einem Sumpfloch hervor- geholt wurde, entkam über Nacht aus seinem Behälter, von dem es den Deckel abhob. Ein zweites, später ge- fangenes Exemplar, war etwas kleiner; es wurde konser- viert und G. A. Boulenger zur Bestimmung überwiesen. Er benannte es Rana goliath, da diese Art von der Schnauzenspitze bis zum After 10 Zoll mißt und damit alle bislang bekannten in den Schatten stellt. — Übrigens ist es der Firma Emil Reichelt, Berlin, eine Elsasserstraße, noch gelungen, unbestimmte riesige Froschart aus Südamerika einzu- führen, die weit bunter gefärbt ist als der nordamerikanische Ochsen- frosch und diesen an Größe nicht unwesentlich übertrifft. K. ee ö _— ") Zoolog. Beobachter XLVII (1906) 154. Mikrosporidien aus einer Schleie. (Stark vergrößert.) Mikrosporidien aus einem Fische. (Artangabe fehlt.) (Stark vergrößert.) Original-Mikrophoto- graphie von B. Wichand-Leipzig. EN Re Di SH en SR 328 Ausstellungen. Ausstellung des Vereins für Aquarien- und Terra- rienkunde zu Krefeld. Wer schon öfter Aquarien-Aus- stellungen besuchte wird immer mit einer gewissen Span- nung einer neuen Ausstellung, die er zu besuchen gedenkt, entgegensehen. Der Anfänger will auf einer Ausstellung von den fortgeschrittenen Liebhabern lernen, und der erfahrene Liebhaber sucht neue Anregung. Ich will vor- weg sagen, daß beide Kategorien von Liebhabern in Krefeld auf ihre Rechnung kamen. Der erst im vorigen Jahre gegründete Verein hat mit einem tüchtigen Vor- stand an der Spitze und mit arbeitsfreudigen Mitgliedern eine Aquarien-Ausstellung geschaffen, die räumlich wohl etwas beschränkt war, aber durch das Gebotene der Aquarienkunde in Krefeld einen dauernd festen Boden geschaffen hat. Schon durch die Eröffnung der Ausstellung durch den Oberbürgermeister von Krefeld im Beisein der städtischen Behörden, der Leiter der höheren Schulen und Volksschulen, der Vertreter der Presse usw. wurde der Aus- stellung ein gewisses Gepräge gegeben, wodurch mancher, der die Aquariensache vielleicht als Spielerei betrachtete, veranlaßt wurde, seine Ansicht zu ändern. Da auch mit der Reklame nicht gespart war, so blieb der Erfolg natür- lich nicht aus, trotzdem das Ausstellungslokal etwas außer- halb der Stadt lag, da ein passendes Lokal in der Stadt nicht zu haben war. Am ersten Sonntag waren ca. 1000 Personen in der Ausstellung und, wie ich erfahren habe, war der Besuch an den folgenden Tagen auch ein sehr guter, so daß der Verein mit einigen Hundert Mark Überschuß abschließt. Auch der Besuch von auswärts war ein sehr reger. Die eifrigsten Aquaristen aus den Städten Düsseldorf, Köln, Elberfeld, Essen, Gelsenkirchen, Dortmund, Münster, ja sogar aus Magdeburg und Amster- dam waren herbeigeeilt, um zu sehen, was diese neueste Ausstellung wieder vom „Neuesten“ böte. Manche Bekannt- schaft, die vor zwei Jahren auf der Dortmunder Aus- stellung angeknüpft war, wurde wieder befestigt. So war denn, als der Tag zur Neige ging, eine ganz internationale Gesellschaft zusammen, in der Mitte unser allverehrter Dr. Wolterstorff, dessen Geburtstag auch zudem noch auf diesen Tag fiel; daß einem da der Abschied schwer wurde, läßt sich leicht denken. Ich glaube im Namen aller auswärtigen Besucher zu sprechen, wenn ich den Krefelder Herren und besonders ihrem liebenswürdigen Vorsitzenden Herrn Agnaeß für den freundlichen Empfang herzlichst danke. Nun zur Ausstellung selbst. Nehmen wir den Katalog zur Hand und gehen zunächst die Kollektiv-Ausstellung des Vereins durch! Wir finden 9 Behälter mit Reptilien, darunter unsere heimische Kreuzotter mit hübscher dunkler Zeichnung, ferner Ringelnatter, Würfelnatter, Äskulapnatter Schlingnatter, unsere heimischen Eidechsen usw. Mit heimischen Amphibien waren 13 Behälter besetzt. 23 Be- hälter enthielten einheimische Pflanzen und Fische. Da- runter von Fischen: Döbel, Aal, Ellritze, Grünschleie, Goldschleie, Steinbeißer, Spiegelkarpfen, Moorkarpfen, Karausche, Rohrbarsch, Bitterling usw. bis auf den Hecht Ferner manch interessante Doch damit waren und unsere beiden Stichlinge. und seltenere einheimische Pflanze. die ausgestellten Vertreter unserer einheimischen Fauna und Flora noch nicht erschöpft. Es folgen noch Süß- wasserschwämme, Polypen, verschiedene Würmer, Krebs- tiere, Spinnentiere, Insekten und zuletzt noch 36 Gläser mit meist hiesigen Schnecken und Muscheln. Diese letzte Kollektion bot für den Spezialisten interessantes Material, Ausstellungen. und haben sich um das Zustandekommen dieser Sammlung lebender Weichtiere besonders Frau Dr. Ziegler in Spandau und der I. Vorsitzende, Herr Agnaeß verdient gemacht, ebenso Herr Dr. Roth in Zürich durch Zusendung prächtiger- großer Palndina pyramidalis. Die Kollektivausstellung des Vereins bewies, daß die Krefelder fleißig getümpelt Die einzelnen Aquarien und Terrarien zu beschreiben, dazu haben, um all das Material zusammenzubringen. würde mir wohl nieht der nötige Raum hier eingeräumt. werden, und will ich deshalb nur einzelne Sachen heraus- Den größten Raum von den ca. 20 Ausstellern nahm die allen bekannte Firma Krause ein. Herr Krause, der nicht allein Händler und Importeur, sondern in erster Linie auch Liebhaber ist, ist wohl als Vater der ganzen Aquarienbewegung in Krefeld anzusehen. In 48 kleineren und größeren Be- hältern stellte er Tier- und Pflanzenmaterial aus, das in jeder Beziehung konkurrenzfähig war. Außer den be- währten älteren Fischen waren Neuheiten wie: Cyprinodon dispar, Girardinus reticulatus, Poecilia caucana, Poecilia: vivipara, Pseudocorynopoma doriae, Acara coeruleopunctata, Barilius neglectus, Pyrrhulina filamentosa, alle bekannten Haplochilus-Arten und Labyrinthfische ausgestellt. Die Terrarientiere (von Herrn Krause fast alle selbst importiert) litten leider zu sehr unter der für die meisten Arten etwas ereifen, die mir besonders auffielen. kühlen Temperatur, und kamen dadurch nieht richtig: zur Geltung. Die Tejus und Warane wurden ständig vom Publikum umlagert. Eine andere Familie von Aquarien- oder Aqua-Terrarienbewohnern, welehe man aufden meisten Ausstellungen spärlich vertreten findet, die Molche, waren durch Herrn Krause in vielen Arten ausgestellt, darunter Spelerpes ruber, Spelerpes fuscus, Triton mar- moratus, Triton pyrrhogaster usw. Ferner war in lebenden Exemplaren die Stabheuschrecke (Dixippus morosus) zur Schau gestellt. Alles in allem war die Kollektion des Herrn Krause eine Ausstellung für sich. Daß aber die übrigen Mitglieder des Vereines ebenso gute Beobachter und Tierpfleger sind, bewiesen die guten Nachzuchten und die von reichlicher Fütterung zeugende gute Beschaffen- heit der Tiere. So hatte Herr Eirmbter u. a. ein ca. 6 cm großes Paar Danio ausgestellt; Herr W. Jecker in 14 Be- hälter Schleierschwanzfische, verschiedene Kärpflingsarten, Labyrinthfische, Maulbrüter usw., teils Zuchtpaare, teils Nachzucht; Herr'Giesen Heizvorrichtung für 7 Aquarien mit. verschiedener Besetzung, durch Unterstellen einer Petro-. leamlampe. Herr W. Roth hatte 5 Behälter auf einem sogenannten Heizkasten stehen, mit Labyrinthfischen und Kärpflingen besetzt; Herr Ö. Grimm außer 5 einzelnen Behältern auch einen Heizkasten mit 5 Aquarien, u. a. mit einem Zuchtpaar Centrarchus macropterus (Pfauen- augenbarsch) besetzt. An großen Zuchtpaaren in Cich- liden war wenige hier vertreten; es mag dieses auch wohl darin seinen Grund haben, daß wenig große Zuchttiere zum Verkauf angeboten werden. Herr Feron hatte einen Chanchito, ein ca. 15 cm großes prachtvolles Weibchen ausgestellt; verschiedene Gatten durch die streitsüchtige Holde totgebissen Herr Ötten hatte außer 2 Aquarien mit prachtvollen schwarzen Teleskopen und einem Aqua-Tlerrarium zwei Terrarien ausgestellt, von denen das eine mit Lacerta viridis, Skinks, Wühlechsen und Glasschleichen besetzt war, das andere verschiedene Echsenarten enthielt. Die Einrichtung des ersteren Behälters zur Besetzung war wenig naturgemäß, wohingegen das zweite Terrarium ganz. Von den von Herrn Fuchs waren worden. hübsch eingerichtet war. Fragekasten. ausgestellten Aquarien fiel besonders eins mit Diamant- barschen und Saururus lucidus angenehm auf. Ein hübsches Arrangement von heimischen Sumpfpflanzen und niederen Wassertieren hatte Herr Strath zusammengestellt. Eine Heizvorrichtung, wie diese von den meisten Mit- gliedern angewandt wird, zeigten die Herren Nelissen, Metzges und Baakes. Auf einem treppenartigen Kasten stehen eine Anzahl Behälter, meist 5, der innere Raum dieses Kastens wird durch eine Flamme erwärmt, an der dem Kasten zugewandten Seite und am Boden sind Öffnungen in den Kasten geschnitten, wodurch sich die Wärme direkt den Wänden des Aquariums mitteilt. Diese Treppe und der Heizkasten sind die einzigen Heiz- methoden in Krefeld. Von sonstigen Heizapparaten war nichts zu sehen; die Krefelder haben eben ihre eigenen Heizsysteme. Herr Thomas Agnaeß, der I. Vorsitzende, stellte 19 Aquarien aus, davon 17 mit den verschiedensten Molchen und ausländischen Wasserschnecken besetzt. Ein Aquarium mit niederen Wassertieren und heimischen Pflanzen. Selbst für ältere Liebhaber interessant waren die auch von Herrn Agnaeß ausgestellten Apus cancri- formis, welche aus Schlamm des Krakauer Angers bei Magdeburg gezogen waren. Der Katalog wies ferner 8 Seewasseraquarien des Herrn Schlegelmilch auf. Durch Zerspringen einiger Behälter war es genanntem Herrn, der sich durch verschiedene Beobachtungen und Ver- öffentlichungen, womit er alte Regeln über die Pflege von Seewasseraquarien über den Haufen geworfen hat, populär gemacht hat, nur möglich, am ersten Tage der Ausstellung 2 kleine Aquarien auszustellen, die beide ein buntfarbiges Bild boten. Leider kann ich deshalb auch nichts be- richten. über das Strandaquarium desselben Herrn mit seinem Ebbe- und Flutregler. Wasich auf der Krefelder Ausstellung noch vermißt habe, war eine Anzahl gut ein- gerichteter Gesellschaftsaquarien. Es wäre zu wünschen, daß diese Spezies von Aquarien, die von Anfängern doch meist zuerst gepflegt werden, nicht ganz von den Aus- stellungen verschwänden. Außerdem hatten noch aus- gestellt: Herr Remkes eine Wasserkäfersammlung, Herr Zahnarzt Hartmann Geburtshelferkröten u. Präparate der- selben, Herr Dr. Wolterstorff einige Molehbastarde und verschiedene Molchpräparate und der Unterzeichnete ein Herbarium mit fast allen bekannten Aquarienpflanzen (Wasser- u. Sumpfpflanzen) sowie das Aquarienliederbuch. Alles in allem bot die Ausstellung für jeden Spezial- liebhaber etwas, und ist zu hoffen, daß durch dieselbe mancher bis dahin Fernstehende sich unserer schönen Liebhaberei anschließt. Hans Welke, Dortmund. r Trasekasten. H. S. in Linz a. d. Donau. Frage: Ich war im heurigen Juni in München, wo ich auch das Nymphaeen- haus des botanischen Gartens besuchte. Auf meine Frage an einen Gärtnergehilfen wieso die Behälter und Pflanzen (Cabomba, Elodea densa, Myriophyllum usw.) trotz der hohen Temperatur und des überreichlichen Sonnenlichtes vollkommen algenfrei seien, sagte er, das Wasser enthalte einen Zusatz von Kupfervitriol und zwar 1:250000 und führte mich zu einem Behälter im selben Hause, der den Zusatz nicht enthielt, und total veralgt war. Als ich ihn fragte, ob Versuche gemacht worden wären, ob Fische in dieser Lösung zu halten wären, sagte 329 er mir, daß im großen Behälter Fische und zwar Makro- poden leben und zeigte mir auch eine muntere Schar Girardinus in einem Behälter. Ich bitte Sie nun, mir zu sagen, ob man gefahrlos für Fische und Pflanzen Kupfer- vitriol gegen Algen anwenden könne, in welcher Stärke und ob Fische und Pflanzen dauernd ohne Schaden in derartigen Lösungen belassen werden können. Nach den Angaben des Gärtners wäre es möglich, doch ist mir dieser zu wenig Autorität, um Bewohner und Pflanzen eines Aquariums aufs Spiel zu setzen, umso- mehr als ich in Heft 31 vom 1. August im Bericht des „Iriton“ soeben beinahe das gegenteilige Resultat, mit einer allerdings stärkeren Lösung, lese. Antwort: Daß Fische und Pflanzen in so geringen Konzentrationen von Kupfervitriolleben können, glaube ich gern und beweist Ihnen ja der Augenschein. Daß sie dauernd darin ohne Schaden leben können oder womöglich gar sich wohlfühlen, glaube ich nicht. Ich habe mit Kupfervitriol in dieser Hinsicht noch nicht experimentiert, habe auch keine Lust dazu, da ich alles in meinen Aquarien vermeide, was im freien Gewässer in . der Natur nicht alles das, was eine natürliche Abwicklung der Prozesse im Aquarium hemmt. Und eine solche Hemmung erfolst auch durch das Kupfervitriol. Die mikroskopischen Grünalgen und Desmidiaceen sind für den Kreislauf des Lebens im Aquarium mindestens ebenso wichtig wie die von uns eingebrachten höheren Pflanzen. Und unter natürlichen Bedingungen (Vermeidung von zu viel Licht, namentlich Abdämpfung des Seitenlichtes) nehmen sie im Aquarium ebensowenig überhand wie in der freien Natur. Dasselbe gilt von den Fadenalgen. K. J. K. in Herne (Westfalen). Frage 1: Ich besaß außer andern Zuchtpaaren auch ein sehr hübsches Pär- chen Gambusia holbrookı. Das Weibchen war hochträchtig und konnte jeden Tag die erwarteten Jungen bringen. Das Fischpaar war sehr munter und ich schaute dem Treiben derselben fast Am Montag morgen auch enthalten wäre und vollends den ganzen Sonntag Nachmittag zu. sah ich nicht gleich nach meinem Aquarium; etwa um 10 Uhr fand ich mein Gambusenpaar tot im Aquarium vor; bei beiden Tieren war der Leib vollständig aus- gefressen; auch fehlten dem Männchen die Augen schon. Ungeziefer ist nicht im Aquarium vorhanden; es hüpften nur einige Daphnien darin herum; auch sind 6 Posthorn- schnecken darin. Das Aquarium ist nur mit Vallisneria spiralis bepflanzt; das Wasser ist ca. vier Monate alt und schön goldklar. Was kann hier die Ursache des T'odes sein? und wer hat die Fischehen so angefressen ? Antwort 1: Die Todesursache läßt sich nicht sicher feststellen; möglicherweise sind die Fische erstickt. Das Anfressen der Leichen haben die Schnecken besorgt. Hier sehen Sie einmal deutlich, wie wichtig diese Tiere als Gesundheitspolizei im: Aquarium sind. Ohne Ihre Dazwischenkunft und ohne die Schnecken wäre das Wasser in kurzer Zeit verpestet, was etwaigen anderen Aquarien- insassen den sicheren Untergang gebracht hätte. So’ aber hätten auch ohne Ihr Zutun die Schnecken schon für Beseitigung der Kadaver gesorgt und somit das Wasser rein erhalten. Frage 2: In der Nähe unseres Gutes befindet sich ein Teich ohne Zu- und Abfluß, in dem ich oft Cyelops fische für meine zweite Makropoden-Brut. 330 In diesem Teich bemerke ich seit diesem Frühjahr eroße Kaulquappen, die in ihrer Entwicklung auch gar keine Fortschritte machen. Diese Tiere sind fast Un- geheuer ihrer Art, ich fing neulich ein Exemplar und dieses maß von Kopfspitze bis zur Schwanzspitze 91/, em. Der Kopf und Leib sind wie ein kleines Hühnerei so groß. Der Schwanz ist ea. 4 cm lang und an der Wurzel 2 cm breit, wo auf beiden Seiten desselben zwei kleine Bein- chen sich befinden. füßen sieht man noch keine Spur. ich habe schon Quappen in einem Einmacheglas groß gezogen, die wurden aber höchstens 2 cm lang, sobald diese die Hinterbeine hatten, da bemerkte man auch wo die Vorderbeine zum Vorscheine kamen. Die ersteren großen Quappen sind und bleiben seit Wochen in ihrer Entwicklung stehen. Futter ist genügend im Teich enthalten, denn die Tiere sind sehr dick gefressen. Warum bleiben diese Tiere in ihrer Entwicklung zurück und wie kommt das, daß diese Tiere so groß sind? Ist es etwas seltenes oder hat man schon oft solche große . Quappen gesehen? Antwort 2: Die beobachteten großen Kaulquappen sind Larven der Knoblauchkröte (.Pelobates fuscus), die häufig im Larvenstadium überwintern (partielle Neotenie) und. erst im kommenden Frühjahr ihre Verwandlung beenden. Frage 3: Ein Freund und langjähriger Züchter er- zählte mir, wie man am besten für die kleineren Fische im Winter Daphnien ziehen kann. Er gibt mir folgendes an: Man fange tüchtig Daphnien im Sommer und trockne diese auf Leinwand, bewahre diese dann im Keller auf und im Winter schneide man je nach Bedarf ein Stück von dieser Leinwand mit Daphnien und werfe dasselbe in infusorienreiches Wasser und man hätte bald Daphnien Die Augen sind groß, von Vorder- VEREIN ' et = NACHRICHTEN Zıeitschriftenschau. — Vereins-Nachrichten. in Hülle und Fülle? — Ist hierin etwas wahres und sind vielleicht schon Versuche angestellt worden und mit welchem Erfolge? Antwort 5: Wenn Sie nur im Spätsommer oder Anfang Herbst fischen und darauf achten, daß die gefangenen Daphnien schwarze dreieckförmige Sättel (Ephippien) tragen, ist die Sache richtig. Sonst geht es nicht. In einer der nächsten Nummern werde ich eine umfangreichere Arbeit über Daphniden mit zahlreichen Mikrophotographien beginnen, woraus Sie sich eingehend über diese Frage informieren können. K. % Zeitschriftenschau. Von der Zeitschrift „Zoologischer Beobachter“ — Der Zoologische Garten — Verlag von Mahlau & Waldschmidt in Frankfurt a. M., erschien soeben No. 8 des XLVIII. Jahrgangs für 1907 mit folgendem Inhalt: Aus dem Leben ostafrikanischer Säuger; von Prof. Dr. J. Vosseler in Amani (Deutsch-Ostafrika). (Schluß.) — Naturwissenschaftliche Betrachtungen über das Hasel- huhn und seine Jagd mit der Lockpfeife (Schluß); von Edgar Teidoff, stud. rer, for. in Aulenberg der Wenden (Livland). — Lepidopterologische Notizen II; von Ludwig Schuster in Gonsenheim bei Mainz. — Be- richtigungen zu Wilh. Schusters: „Ab- und Zunahme usw. der einheimischen Vögel“ (Zool. :Beob. XLVIII. 1907, No. 1 u. 2); von V. v. Tsehusi zu Schmidhoffen in Hallein. — Kleinere Mitteilungen. — Literatur. — Ein- gegangene Beiträge. — Bücher- und Zeitschriften. Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hotel Roth, Neuturmstr. 5. Donnerstag, den 25. April 1907. Der I. Vorsitzende Herr Lankes eröffnet die gut be- suchte Versammlung und heißt insonderheit Herrn Scherer, der von seiner Afrikareise wohlbehalten und mit reicher Beute zurückgekehrt ist, herzlich willkommen. Zum Proto- koll der letzten Wochenversammlung istnoch nachzutragen, daß die an die biologische Versuchsstation für Fischerei zur Untersuchung eingesandte Orfe erst 3 Monate im Besitze des Herrn Hauptlehrer Großmann war und sehon deutlich eine Vergrößerung der Flossen zeigte. Um für den Vortrag des Herrn Scherer die nötige Zeit zu ge- winnen, wurde der geschäftliche Teil im raschen Zuge erledigt. Eingelaufen war eine Karte des Herrn Dr. Frank, zurzeit Stettin, an den Vorsitzenden, sowie Offerte be- züglich eines Vereinslokales. An Zeitschriften lagen auf: „Zoologischer Garten“ No. 2, „Fischereizeitung“ No.-8, „Wochenschrift“ No. 17, „Blätter“ No. 16 und ein Heft der Zeitschrift „Natur u, Kultur“ mit einem Aufsatz unseres Herrn Labontö über „Die Behandlung unserer heimischen Raubfische im Zimmeraquarium. Nach der Kugelabstimmung über Herrn Franz Reger, Sekretariats- gehilfe in Berg ob Landshut, welche die Aufnahme des genannten Herrn in die Gesellschaft ergab, erhielt Herr Josef Scherer das Wort zu einem Vortrage über seine diesjährige Sammelreise nach dem Sahara-Atlas und. dem Grenzgebiet von Marokko. Herr Scherer führte uns in seinem Vortrage sogleich auf afrikanischem Boden, den er nun zum viertenmale betrat, beschrieb sodann seine Reiseroute, die mit den dort üblichen Verkehrsmitteln durchgeführt wurde, seine Sammelergebnisse und Er- lebnisse, welch letztere der kritischen Momente nicht entbehrten. Der Vortragende konnte sich über die Auf- nahme durch die französischen Militärorgane nur lobend aussprechen. Eine große Anzahl von Demonstrations- Objekten, die Herr Scherer zumeist selbst erbeutet hatte, führte uns die Reptilien- und Amphibien-Fauna Algeriens und des Grenzgebietes von Marokko zum großen Teile vor Augen und eine lange Reihe von selbstaufgenommenen Photographien läßt uns einen Einblik in die Bigenart des nordafrikanischen Wüstenlandes mit seinen herrlichen Oasen tun. Aus der Fülle der Demonstrations-Objekte, von welchen mehrere in die Hände von Mitgliedern unserer Gesellschaft übergingen, ein Teil überdies den hiesigen zoologischen Staatssammlungen zugewendet wurde, seien folgende erwähnt: Springmäuse (Dipus), von Reptilien Olemmayjs leprosa, Stenodaciylus elegans und guttatus, der kleine Tropicolotes tripolitanus, Tarentola mauritanica mit der hübschen Varietät deserti, Ptyodact- ylus lobatus in der var. oudrii, Agama inermis und die prachtvolle A. bibroni, Uromastix acanthinurus, Lacerta Vereins-Nachrichten. ocellata var. pater, L. perspicillata in 2 Zeichnungsformen, Psammodromus algirus, Acanthodactylus boskianus und .der schönere A. pardalis, Chalcides ocellatus in den Varietäten tiligugu und vittatus, eine Anzahl Lytho- rhynchus diadema, einige kleine Nattern, sehr wahrschein- lich Macroprotodon cueullatus, Psammophis schokari in der reizenden gestreiften und der ungestreiften Form, Coelopeltis monspessulanus und die hübsche seltene ©. producta (moilensis), Cerastes cornutus, Bufo viridis vom saharischen Atlas und in prächtigen Stücken Bufo mauritanieus, einige Heuschrecken (Pamphagus-Arten), 3 Arten Skorpione, außerdem verschiedene Schnecken- gehäuse, Käferarten, Pflanzen und Mineralien. Reicher Beifall lohnte Herrn Scherer für seine interessanten Aus- führungen. Im Hinblick auf die Ergebnisse darf der jugendliche unerschrockene Fänger mit seiner jüngsten Afrikafahrt wohl zufrieden sein. Donnerstag, den 2. Mai 1907. In Abwesenheit des I. Vors. und des Protokollführers übernimmt für diesen Abend Herr Kunstmaler Müller den Vorsitz und Herr Seifers die Protokollaufnahme. An Zeitschriften sind die neueste Nummer 17 der „Blätter“ und die „Wochenschrift“ No. 18 mit einem bemerkens- werten Artikel von Dr. M. Kreyenberg „Die Reptilien und Amphibien unseres Schutzgebietes“ (Briefe aus China) eingelaufen. Verschiedene Aufsätze werden kurz be- sprochen. Karte des Herrn Rembold aus Großgmain (Oesterreich). Zur Demonstration gelangten durch Herrn Dr. Bruner: Spelerpes fuscus und ruber. — Die Sitzung am 9. Mai fällt wegen des Feiertages aus. Donnerstag, den 16. Mai 1907. Entschuldigt Herr Feichtinger. Das einschlägige Protokoll wird verlesen und genehmigt. Im Einlauf Offerte von Br. Gürtler über ein lithographisches Diplom und des Herrn Hermann Härtel in Fischen. Anfrage eines Herrn Rechtsanwaltes A. Wohlschläger, Bayerstraße, bezüglich Haltung der Goldfische. Weitere Offerte von: Scholze & Pötzschke in Reptilien und von H. Wein- hausen-Braunschweig in Fischen, Monatsblatt des „Wasser- stern“-Augsburg, Karte des Herrn Dr. Wolterstorff-Magde- burg, betr. Wochenschrift, Karte von Herrn Oberexpeditor Paukner-Landshut betr. Wassertrübung in seinem Aquarium, Brief des Herrn Müllegger- Augsburg bezüglich heimischer Reptilien, Karte von Herrn Reger. Den Austritt aus der Gesellschaft zeigt an Herr Josef Rösl, Kunstmaler, hier. Monatsanzeiger des „Heros“-Nürnberg. Zum Be- zuge empfohlen wird ein kleines Büchlein zum Preise von 20 Pf., „Das Aquarium“ von Johs. Peter. Herr Labonte& legt die Zeitschrift „Kosmos“ zur Ansicht vor. An Zeitschriften sind eingelaufen: „Wochenschrift“ No. 19 u. 20, „Blätter“ No. 18 u. 19, sowie „Natur u. Haus“ Heft No. 13 u. 14. Verschiedene Aufsätze gelangen im Auszuge zur Bekanntgabe. Im Bericht des Vereins „Neptun“-Braunschweig vom 16. April wird bemerkt, daß für Braunschweig die Laichzeit für Rana fusca, arvalis und Pelobates fuscus zusammenfällt.e Für die südbayerischen Verhältnisse ist zwischen den Laichee- schäften der Rana fusca und arvalis nach den bisherigen Beobachtungen ein Unterschied von einigen Tagen (bis zu 1 Woche) zu konstatieren. Bana agilis und Pelobates fuscus laichen also hier nahezu gleichzeitig mit Rana arvalis. Dr. Werner gibt in seinen Reptilien und Amphi- bien Österreich-Ungarns die Laichzeit von Rana arvalis für die erste Hälfte des Monats Mai an, was irrtümlich sein dürfte. Die Braunschweiger Herren konnten ge- legentlich ihrer Exkursion ein Rana arvalis-Männchen mit Rana fusca-Weibchen in copula beobachten. Ge- legentlich seiner diesjährigen Osterexkursion sah Bericht- erstatter ein R. agilis-Männchen sich mit einem R. arvalis- Männchen abmühen. Beide Frösche wurden dann mit- genommen. — Wenn auch nicht gerade gefährlich, so doch recht unangenehm vermögen die Erbsenmuscheln den einzelen Lurchen zu werden, die ihre Zehenspitzen in eine geöffnete Pisidie bringen. So konnten wir neben Rana fusca auch Molge cristata und vulgaris mit diesem Weichtier belastet erbeuten. Aus No. 19 der „Wochen- schrift“ erhellt, daß sich in Hof in Bayern ein neuer Verein gegründet hat. Darüber freuen wir uns. In No. 20 dieser Zeitschrift Schluß der instruktiven Arbeit von Johannes Thumm-Dresden „Uber die Zucht von 331 Aquarienfischen“. Zwei prächtige Aufsätze, nämlich Acipenser ruthenus von Dr. Kammerer und „Harnisch- welse“ von W. Köhler, lesen wir in No. 18 und 19 der „Blätter“. — Mehrere Mitglieder sprechen den Wunsch aus, es möchte das neue große illustrierte Pflanzenwerk von Dr. Hegi für die Bibliothek beschafft werden, Die Anschaffung ist geplant und wird sofort in die Wege geleitet. Bereits beschafft wurde eine große General- stabskarte von der Umgebung Münchens zur genauesten Darstellung der Fundplätze der selteneren Amphibien. Herr Kunstmaler Müller demonstriert ein Männchen der Knoblauchkröte (_Pelobates fuscus) sowie mehrere Kreuz- kröten (Bufo calamita), die er im Moore bei Gröbenzell erbeutet hatte. Der Fundort: bildet ein neues Glied in der Kette des Verbreitungsgebietes beider Lurche in unserer Umgebung. Die Kreuzkröten traten hier im Moore in einer größeren Kolonie auf, während von Pelobates fuscus wiederum nur 1 Exemplar gefunden wurde.‘ Es fehlt uns also in der weiteren Umgegend Münchens noch immer ein Laichplatz dieses Batrachiers. Zum Schlusse macht Herr Dr. Steinheil die Mitteilung, daß er zur Vertilgung von Algen Kupfersulfat in einer Lösung von 1:!/ Million und 1:1 Million mit Erfolg angewendet habe. Die Pflanzen blieben unbeschädigt, Kaulquappen gingen ein. Herr Dr. Steinheil bemerkt, daß noch weitere Versuche anzustellen seien, und zwar in der Richtung, ob und inwieweit genanntes Mittel den Fischen schädlich werden kann. Donnerstag, den 23. Mai 1907. Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Wochenversammlung folgt die Bekanntgabe des Einlaufes. Es liegt zur Ansicht auf das Werk: „Die Pflanzen und Fische des Süßwasser- Aquariums“ von Henkel, Baum und Stansch. Die bayerische Botanische Gesellschaft zur Erforschung der heimischen Flora hatte die „Isis“ — leider verspätet — zur Feier des 200 jährigen Geburtstages von K. v. Linne eingeladen. Einladung zur Beteiligung an der Ausstellung der Gesellschaft „Wasser- stern“-Augsburg. Der Vorsitzende hält Umfrage, welche Herren sich bei der Augsburger Ausstellung zu beteiligen gedenken und bemerkt, daß die Anmeldezeit bald ab- läuft. Weiter verweist der Vorsitzende die Herren „Aquarianer“ der Gesellschaft auf die zahlreichen Offerten bezüglich seltener Fischformen. Schreiben des „Proteus“- Breslau, Ausstellungsangelegenheit. Einladung zum Be- such der Ausstellung in Krefeld. „Blätter“ No. 20 und „Wochenschrift“ No. 21. Eine Anzahl Aufsätze gelangt im Auszuge zur Bekanntgabe. Herr Dr. Steinheil demion- striert 2 Bufo americanus aus Nordamerika, Herr Lankes Saccodeira pectinata aus Argentinien. Zur vorgerückten Stunde zeigt Herr Müller Zamenis gemonensis carbonarius aus Sardinien, sowie 3 Spelerpes fuscus eben daher vor. Herr Lankes teilt mit, daß er am vergangenen Sonntag bei Feldgeding Bufo calamita (Kreuzkröte) erbeuten konnte. Weiter und weiter erstreckt sich der Kreis des Verbreitungsgebietes dieser vor Beginn unserer Tätigkeit um München als selten bekannten Kröte. Die Sitzung am 30. ds. Mts. fällt wegen des Feiertages (Fronleich- namstag) aus. K. Lankes. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg (E. V.). Vereinslokal: „Walhalla“, Hefnersplatz 7/l. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Dienstag des Monats. Briefadresse: Fritz Fischer, Nürnberg, Martin Richterstr. 12. Sitzung vom 4. Juni 1907. Nach herzlicher Begrüßung der zahlreich erschienenen Mitglieder eröffnet der II. Vorsitzende die Sitzung. — Protokollverlesen. — Aufgenommen wurde der k. Tele- graphenmechaniker Fr. Schwemmer als ordentliches Mit- glied. Neuanmeldungen liegen vor von Herrn Kaufmann A. Schwarzbauer-Nürnberg und Mechaniker Jakob Wolf- Fürth. — Der Einlauf enthält ein Gesuch des Herrn Bankbeamten Schlesinger-Karlsruhe um Zusendung unserer Satzungen; Herr Johs. Peter übersendet sein Werkchen: „Das Aquarium“, wofür bestens‘ gedankt sei. Das Aus- stellungskomitee in Asch (Böhmen) ladet zur Beteiligung an der Ausstellung ein; Herr Öttinger- Würzburg ersucht um die Papiere der Gesellschaft. Verein „Wasserstern“- Augsburg sendet Formulare und Ausstellungsbedingungen 332 ein. Gräfin Castell-Wien wünscht Metallwolle, desgleichen Herr Großkopf-Kronach ein größeres Quantum derselben. — Zeitschriften. Aus letzteren werden mehrere einschlägige Artikel verlesen und besprochen. Hierauf hält der II. Vor- sitzende einen interessanten Vortrag über das Thema: „ Winterwohnung und Winterschlaf unserer höheren Tiere“. Derselbe entfachte nach dem Schlusse eine lebhafte Debatte. Daß einzelne Punkte herausgegriffen und lebhaft besprochen wurden, zeigte, daß der Vortrag, obgleich nieht direkt unser Gebiet behandelnd, doch großes Interesse hervor- gerufen hatte. — Verschiedene Zuchterfolge wurden be- kanntgegeben, besonderes Interesse nahmen die Mitteilungen über die Beobachtungen bei der Zucht der Danio rerio in Anspruch. Herr Herzog hatte die Güte, einen großen Posten Sagittaria natans zu spenden. Der Erlös von Mk. 0,60 wurde der Ausstellungskasse überwiesen. Die Verwaltung. Sitzung vom 18. Juni 1907. Dieselbe wird durch den I. Vorsitzenden eröffnet. Anmeldung zur Aufnahme als ordentliches Mitglied ist ein- gegangen von Herrn cand. med. Erwin Vaillant-Würzburg. Protokollbekanntgabe. Im Einlauf ist folgendes zu ver- zeichnen: Herr Fritz Bardel teilt mit, daß er ein Exemplar des ‚Jahrbuches 1906 der Bücherei stiften wolle, was mit Dank zur Kenntnis genommen wird. Verein „Wasserstern“- Augsburg sendet Monatsliste und Vereinsdrucksachen ein. Herr Expeditor Schlenk sendet Telegramm aus Oberau- dorf; Gräfin Öastell-Wien dankt für gesandte Metallwolle und stellt letzterer ein vorzügliches Zeugnis aus. Die aufliegenden Zeitschriften enthalten verschiedene ein- schlägige Arbeiten, die verlesen und besprochen werden. Herr Stibor ergriff darauf das Wort zu einem kleinen Vortrag über Leben und Wirken Linnes. Redner schil- derte eingehend die höchst interessante Lebensgeschichte und machte dann die Zuhörer noch mit den bedeutendsten Werken und Schriften dieses für die botanische Wissen- schaft so hervorragenden Gelehrten bekannt. Für die trefflichen Ausführungen wurde dem V ortragenden wärmster Dank zuteil. — Des weiteren zeigte Herr Stibor eine Gitteralge vor, die in dem Weiher unseres Herrn Benz massenhaft wuchert und in das Aquarium gebracht einen eigenartig schönen Bodenbelag ergibt. Wir sind gerne bereit, solche Algen abzugeben gegen Voreinsendung des Portos. Uber erfolgreiche Züchtung mit Diamantbarschen und Danio rerio berichtet Herr Pistor, die gemachten Erfahrungen bei letzteren interessieren allgemein. — Herr Fischer verbreitet sich darauf in längerer Ausführung über den Wert der Kenntnis der einheimischen Flora und Fauna und ersucht schließlich um eifrigste Mitarbeit an der Vervollkommnung unserer Käfer- und Libellen- sammlung. Die zur Feststellung des Vorkommens der Tiere und Pflanzen in der Umgebung Nürnbergs vor- handenen Fundbogen werden den verehrlichen Mitgliedern freundlichst in Erinnerung gebracht. Zur Gratisverlosung gelangen verschiedene Arten fremdländischer Zuchtfische, sowie 30 Stück sehr schöner Vallisnerien, welche letztere als Geschenk des Herrn Pistor zur Verfügung standen. Weitere Spenden wurden gegeben: von Herrn Baierlein 32 Stück junger Aalraupen, der Verkauf derselben floß der Ausstellungskasse zu; Herr Weiler kleine mit Namen versehene Messingschilder für die zu den verschiedenen Schränken gehörenden zweiten Schlüssel. Signalpfeifen, bei.Exkursionen sehr vorteilhaft bewährt, übergab wieder Herr Sperber in einer Anzahl von 6 Stück. Ein kleines Fischnetz zum Gebrauch bei’Abgabe von Fischen in den Sitzungen übergab Herr Bonnenberger. Allen Spendern wurde wärmster Dank seitens des Vorsitzenden erstattet. Die Verwaltung. Fragekasten des „Triton“, Berlin. (Die Benutzung desselben steht auch Nichtmitgliedern frei.) Frage 21: Woher kann man die Lampe „The:little wonder“ beziehen? Könnte ich nieht eine kurze Be- schreibung derselben erhalten ? Antwort: Das Lämpchen ist etwa 12,5 em hoch und besteht in fast allen seinen Teilen aus Glas. Durch einen eigenartig geformten „Vergaser“ wird eine sehr vollständige Verbrennung erzielt; infolgedessen brennt die Flamme sehr sparsam und völlig geruchlos. Der Ver- brauch an Petroleum für 100 Stunden beträgt 5—6 Pfennige. Das Lämpehen ist überall da, wo es sich um einen ge- Vereins-Nachrichten. ringen Wärmeeffekt handelt, bestens zu empfehlen. Er- hältlich ist das Lämpchen bei Eckardt & Zimmer in Leipzig, Weststr. 95, Frage 22: Die. Daphnien, welche ich fange, sind mit Tubifex gemischt; gibt es ein praktisches Mittel, die letzteren zu entfernen? _ Antwort: Wenn Sie das Gemisch der beiden in einem Gefäße kurze Zeit der Ruhe überlassen, werden die Tubifex bald den Boden aufsuchen, während der größte Teil der Daphnien sich an der Oberfläche aufhält. Dureh Abheben mit einem Schlauch können Sie dann leicht eine Trennung erreichen. Frage 23: Was versteht man unter Torferde (Terre de tourbe)? Ist dies der feuchte Torf oder der Schlamm des Morastes ? Antwort: Unter Torferde, oder, wie wir zu sagen pflegen, Moorerde versteht man die tief dunkle Erde, wie sie sich auf sumpfigen Wiesen und an moorigen Wald- rändern vorfindet und in den durch den Maulwurf auf- geworfenen Hügeln für uns leicht erreichbar ist. Diese Moorerde zu gleichen Teilen mit zerbröckeltem und dann eingeweichtem Torf, verwittertem alten Lehm und Fluß- sand gemischt, liefert den Bodengrund unserer Aquarien. Frage 24: Sind Scheibenbarsche und Pfauenaug- barsche leicht zu halten und eventuell zu züchten? Ein wie großes Aquarium benötigen dieselben, welche Wasser- temperatur, Futter und Pflege ? Antwort: Scheibenbarsch (Mesogonistius chaetodon) und Pfauenaugbarsch (Centrarchus macropterus) sind, was Wassertemperatur anbetrifft, sehr anspruchslose Fische; es scheint beiden gleichgültig zu sein, ob sie Wasser von 10 oder 20° C. haben, nur muß bei Wasserwechsel das neue die Temperatur des alten haben. Während der Scheibenbarsch in der Hauptsache lebendes Futter be- ansprucht, begnügt sich der Pfauenaugbarsch mit Misch- futter und Schabefleisch. Im Gesellschaftsaguarium ge- halten, geht aber auch der erstere an Schabefleisch, wenn er andere Fische dieses fressen sieht. Die Männchen beider Fische graben eine Mulde in den Sand, welehe sie durch Fächeln mit den Flossen peinlich sauber halten; in diese Mulde legt das Weibehen die Eier, welche als gallertartige Masse leicht erkenntlich sind. Das Nest wird so angelegt, daß es durch davorstehende Pflanzen oder andere Gegen- stände Schatten erhält. Die Jungen kommen je nach der Wassertemperatur nach zwei bis drei Wochen zum Vor- schein, worauf die Elterntiere zu entfernen sind. Während des Brutgeschäftes ist den Tieren jede Störung sorgsam fernzuhalten. Frage 25: Ich halte mir seit drei Jahren Makropoden, seit einem Jahre liegen sie stets auf der Seite, zwei Stück sind schon zu Grunde gegangen. Früher wurden sie mit geschabtem Kalbfleisch gefüttert, jetzt mit Bart- manns Futter. Wie soll ich sie pflegen und behandeln, damit sie wieder gesund werden’? Antwort: Nach diesen allgemeinen Angaben ist es unmöglich, eine richtige Diagnose zu stellen. Möglicher- weise liegt eine chronische Verdauungsstörung vor, hier könnte Wechsel der Nahrung, hauptsächlich Darreiehung lebenden Futters, Wandel schaffen. Wahrscheinlicher aber ist das Vorhandensein eines Leidens der Schwimm- blase infolge von Erkältung. Versuchen Sie eine Heilung durch Erhöhung der Wassertemperatur (Heizen oder Aufstellen des Aquariums dieht an einem beständig ge- heizten Ofen). Frage 26: Vor einigen Monaten las ich, daß Herr Mandee die Absicht habe, ein Speziallexikon unserer Lieb- haberei herauszugeben. Ist dieses Werk schon erschienen ? Antwort: Soviel uns bekannt ist, wird ein solehes Werk vorbereitet. Da aber für dasselbe umfassende Vor- arbeiten nötig sind, werden wir uns bis zum Erscheinen wohl noch mit Geduld wappnen müssen. Frage 27: Darf Epiphyllum, welches auf Peireskia aufgepfropft ist, mit flüssigem Dünger gegossen werden? Antwort: Kakteen nehmen jede flüssige oder sonstige Düngung sehr übel, also auch auf Peireskia aculeata ver- edelte Epiphyllum. Jener namentlich früher sehr beliebte Kaktus kann aber eine nahrhafte Erde vertragen, die indessen von faulenden Bestandteilen frei sein muß; er fordert im Gegensatz zu den meisten anderen Vertretern dieser Familie ziemlich viel Feuchtigkeit und etwas be- schatteten Standort. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Heft 34. Jahrgang XVIl. EZ ® 7 | D N \ IN zz Brendiamgur, 5.8Co Illustrierte Wochen-Schrift für Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. 7. Stenostoma langi Keller, ein Beispiel für die Regeneration im Dienste der ungeschlechtlichen Fortpflanzung. Sun nter den schon von bloßem Auge sicht- baren Vertretern der Kleintierwelt unserer Aquarien bemerken wir öfters außer dem meist a9, in großen Mengen vorkom- menden, 2—3 Millimeter langen Spirostomum am- biguum'), als einem Wim- perinfusorium, gelegentlich ein allerdings in spärlicherer Anzahl vorhandenes,ungefähr gleiche Länge wie das erstere besitzendes, weißes Würm- chen ziemlich Aquarienscheibe entlang schwimmen. Für das unbe- wailnete Auge sieht das Tierchen dem oben angeführ- ten Infusorium zum Ver- wechseln ähnlich aus, und es ist mir öfters, wie übrigens auch Andern, passiert, dab ich statt seiner ‘ein leichter zu erwischendes Spirostomum mit der Glaspipette ein- gefangen habe. Bei der mikroskopischen Betrachtung des wurmförmi- gen Tierchens dürften wir vorerst zu der Ansicht hin- neigen, dab wir es ebenfalls mit einem Infusor zu tun haben, !) Vergl. „Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium.“ lebhaft der | Fig. 1. Der Spiralmund, Sp. ambiguum in „Blätter für Aquarien- u. Terrarien-Kunde“ 1907, No. 22. (Mit 6 Originalzeichnungen.) 1—4. Stenostoma langi (schematisch). d = Darm. m = Mund. f = Ringfurche. r = Riechgrube. — Gehirn. s = Schlund. da es in gleicher Weise wie das Spirostomum mit einem dichten Wimperkleide versehen ist. genauern Untersuchung nehmen wir aber sehr bald wahr, daß es sich um Bei einer ein weit höher organisiertes Lebewesen handelt, das nicht wie das Infusorium aus einer einzigen Zelle besteht, son- dern aus einer Unmenge von verschieden gebauten Zellen zusammengesetzt ist. Schon mit einer zwanzig- bis dreißigfachen Vergröße- rung stellen wir im Über- sichtsbild mit Leichtigkeit fest, daß das Tierchen einen, fast den ganzen Körper durchziehenden, nach hinten zu blind endigenden Darm besitzt, welcher sich durch seinen bräunlichen, augen- scheinlich aus Infusorien, ein- zelligen Algen und der- gleichen bestehenden Inhalt scharf gegen den übrigen fast durchsichtigen Körper abgrenzt. Die Bewimperung der Körperoberfläche und das Vorhandensein eines blind endigenden Verdauungskanales, zu welchem noch eine Mundöffnung mit ziemlich ausgebilde- tem Schlund hinzukommt, weisen uns daraufhin, dab wir es mit einem Strudelwurm, d. i. einer 334 Turbellarie°) zu tun haben und zwar mit einem Vertreter der Unterordnung Rhabdocoelen?), welche sich durch einen geraden, stabförmigen Darm auszeichnen, im Gegensatz zu den Den- drocoelen*), welche einen baumartig ver- zweigten Verdauungskanal besitzen. Die genauern anatomischen Verhältnisse des Tierchens und zwar speziell diejenigen des Mundes und Schlundes deuten daraufhin, dab das Würmchen zu der Familie der Mikrosto- miden°) und zwar zur Gattung Stenostoma®), gehört. Die Artbestimmung endlich ergibt, dab es in unserm Falle nicht die bekannten Arten Stenostoma lemnae‘) oder Stenostoma leucops®) betrifft, sondern daß es mit dem von J. Keller?) beschriebenen und einläßlich unter- suchten, im Zürichsee vorkommenden Steno- stoma langi'’) identisch ist, einem Tierchen, das ich offenbar mit Hornkraut aus dem genannten See in einige Aquarien eingeschleppt habe. Es zeichnet sich vor dem allein in Frage kom- menden Stenostoma leucops vor allem aus „durch das abgestutzte, schnauzenähnliche vordere Körperende und durch die Lage der Riechgrüb- chen aus“, welche im Vergleiche mit denen des erstern „stark nach vorne verschoben er- scheinen.“ Das an und für sich unscheinbare und für den Laien wohl wenig auffallende Besonder- heiten darbietende Würmchen zeigt nun mit Bezug auf seine ungeschlechtliche Ver- mehrung höchst merkwürdige Verhältnisse, welche auch für den geneigten Leser einiges Interesse bieten dürften. Wenn wir nämlieh etliche Exemplare des Stenostoma unter dem Mikroskope untersuchen, so entdecken wir bald beim einen oder andern, daß unser Tierchen zu jenen kettenbildenden Strudelwürmern gehört, von denen das Micro- stoma lineare das bekannteste Beispiel ist. Wie bei diesem letztern sehen wir auch in 2) Von It. turbo = Strudel; weil das Wasser in der Umgebung der Turbellarie infolge der Wimperbewegung in strudelnde Bewegung gerät. 3) Von gr. rhabdos = Stab; coelon = Höhlung, Darm. #, Von gr. dendron = Baum. 5) Von gr. mieros = klein; stoma = Mund. 6) Von gr. stenos = eng. ?), Weil an Lemna lebend. 8) Von gr. leukos = weiß, ops = Auge. ®) In „Die ungeschlechtliche Fortpflanzung der Süß- 1894. 10) Nach dem bekannten Schüler Haeckels und hoch- wasserturbellarien.“ Inaug.-Dissert. verdienten Seeturbellarienforscher Arnold Lang benannt. Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. unserm Falle oft eine ganze Anzahl von Indi- viduen als zusammenhängende Kette längere Zeit herumschwimmen. Man hat deshalb auch beispielsweise das Stenostoma lemnae, das sich von den andern Stenostomen in mehrfacher Beziehung unterscheidet — es besitzt u. a. bloß Hörbläschen statt Riechgrübchen und Augen — unter dem besondern Gattungsnamen Üate- nula''), Kettchen beschrieben. Über diese durch ungeschlechtliche Ver- mehrung entstehenden Ketten von Individuen schreibt nun Kurt Lampert'’) und zwar speziell mit Bezug auf das Microstoma lineare folgendes: „Nähere Untersuchungen haben er- geben, dab wir es mit einer sogenannten terminalen!®) Knospung zu tun haben. Während das ursprüngliche Individuum seine (Gröbe bewahrt, sprossen am Hinterende desselben neue Individuen hervor, die längere Zeit zu- sammenbleiben, sodaß wir schließlich Ketten von mehreren Individuen erhalten, die sich später voneinander ablösen.“ Daß diese ältere, allerdings seit geraumer Zeit widerlegte Ansicht unrichtig ist, davon können wir uns wenigstens mit Bezug auf das Stenostoma leicht dadurch überzeugen, daß namentlich auch an zwei- und dreigliederigen Ketten das Muttertier seine ursprüngliche Größe, d. h. diejenige eines ausgewachsenen Individuums, nicht beibehält sondern durchweg beträchtlich kürzer erscheint. In geradezu klassischer Weise haben uns nun die schönen Untersuchungen F. von Wagners'*) über die ungeschlechtliche Fortpflanzung von Microstoma und die das meiste bestätigenden und um vieles ergänzenden, genauen Beobachtungen J. Kellers!?) über die interessante Frage Aufklärung gegeben. Nach v. Wagner handelt es sich nämlich bei der ungeschlechtlichen Vermehrung des "Micerostoma gar nieht um eine Knospung, welche nach seiner Definition ein Neubildungs- prozeß ganzer Individuen ist, bei welchem das knospende Tier in der Regel unverändert bleibt, sondern um eine Teilung, welche als ein Trennungsvorgang von ursprünglich zu einem einheitlichen Ganzen gehörender Individuen 11) Von lt. catena = Kette. ı2) „Das Leben der Binnengewässer“ 1899, S. 337. 13) Von It. terminus — das Ende. u) „Zoologisches Jahrbuch“ 1890, Bd. IV S.349: „Zur Kenntnis der ungeschlechtlichen Fortpflanzung. bei Microstoma“. :5) In der oben zitierten Arbeit. Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. aufzufassen ist, bei welchem durch ergänzende Neubildungen von Organen unter Beseiti- gung der ur- sprünglichen Einheit neue Individuen ge- bildet werden. Während wir es somit bei der Knos- pung mit einem Hervor- Sprossen neuer Individuen aus dem alten zu tun haben, wobei das letz- tere keine eingreifen- denVerände- rungen zeigt, sehen wir bei der Teilung eines solchen das ur- sprüngliche Tier in zwei neuen, bei mehrfacher Teilung in einer ganzen Anzahl von Individuen aufgehen. Während nun bei den aus einer ein- zigen Zelle bestehenden Protozoön oder Urtie- renPezsBbei denAmoeben, die Vermeh- rung durch Teilung ein- fach sovor sich geht, daß die Zelle in zwei gleichwerti- ge Teile zer- ’ q (©) ® Se, Sr Ah So el Sc, CI EI SICHERN; © oa ; SS Em -.. Aloy>> ZIC4D J 20 5 ae) (105 So) (elalS 2 8} (e\ (CS) SI) 3 El SR Da.ag URS) OO 9 8) oe on [e) BI ID © @) eo @%2 anc® a 2 SEX E72 L ag eo I 218 allc®, 20 eo) ep 206% (e\o \2\® oo © 335 Turbellarie ist, nicht so ohne weiteres denkbar, zumal wenn man sich das Tier, das immerhin eine Reihe von verschiede- nen Organen wie Gehirn, Riechgruben, Augen usw. be- sitzt, einfach quer durch- trennt denkt, wie es bei dem einzelligen Lebewesen der Fall ist. Wäh- rend aller- dings z. B. der Darm durch einfache Ein- schnürung in zwei ziemlich gleichwertige Stücke geteilt werden kann, werden eine Reihe von an- dern Organen wie die Sin- neswerk- zeuge, der Mund, der Schlund usw. neugebildet werden müs- sen, damit die beiden Teil- stücke zwei vollständige Individuen darstellen. Diese Bil- dungsvor- Stenostoma. langi. Aus vier Zooiden gebildete Kette. gängevon Or- Figur 5. Von der Bauchseite gesehen. Figur 6. Längsschnitt. ganen, wie man Buch abe zung: : Sie tatsächlich a — Auge. A er = neuen: ag — Anlage des Gehirns. g = Gehim. 1 2 as — Anlage des Schlundes. m = Mund. bei den Mi c = Hirnkommissur. r = Riechgrube. OS 1 dh — Darmhöhle. re — Rücklaufender Kanal des Exkre- krostomiden dz — Darmzelle. tionskanales. 1 e — Exkretionskanal. rn — Riechnery (durchschnitten). und vielen eo — Exkretionsöffnung. s = Schlund. ander a ez — Exkretionszelle. sb = Schlundbläschen. andern Tur ep = Epidermiszelle. (Die Wimperhärchen sp — Speicheldrüse. bellarien sind weggelassen.) st = Stammzelle. festgestellt fällt ist eine solche bei den komplizierter organi- hat, bezeichnet man als Regeneration'”), sierten höhern Tieren oder Metazoäön, z. B. bei einem wenn auch noch so niedrigen und verhältnis- mäßig einfach gebauten Wurm wie es unsere und J. Keller hat vorgeschlagen, die in 16) Regeneration (von It. regenerare — wieder- erzeugen) = Wiedererzeugung bezw. Ergänzung von ver- 336 Dr. Entstehung begriffenen Organe Regenerate'‘) zu nennen. Eine solche von Regenerationen be- sleitete Teilung bezeichnete v. Wagner als Paratomie'®) im Gegensatz zu der Teilung bei den Protozoön, bei welcher keine derartigen Erscheinungen bemerkbar sind und für welche er den Namen Architomie!?) vorschlägt. Verfolgen wir im Nachstehenden in Kürze die regenerativen Vorgänge, die mit der Teilung unseres Stenostoma einhergehen, an ein paar schematischen, z. T. nach den Angaben Kellers entworfenen Skizzen. Das Kinzelindividuum (Fig. 1) wird durch die Einleitung der Teilung zu einem sog. Muttertier (Fig. 2). Zuerst wird mit der Bildung eines neuen Gehirnes (g) begonnen, das in den ersten Anfängen durch zwei seitlich liegende Knötchen, welche erst in spätern Stadien durch die Hirnkommissur zu einem einheit- lichen Gehirn verbunden werden, angedeutet wird und an welche sich diejenige der neuen Riechgrübchen (r) anschließt. Dann, d. h. nach Keller ca. 24 Stunden nach Beginn der Regeneration, fängt das Muttertier an, sich unmittelbar vor dem in An- lage begrilfenen Organe durch die sog. Ring- furche (f) einzuschnüren. Es bildet sich weiter- hin durch eine von außen her erfolgende Ein- stülpung der Epidermiszellen ein neuer Mund (m) bezw. Schlund (s), während der in Teilung begrifiene Darm sich im Bereiche der Ringfurche immer mehr einschnürt. Auf diese Weise sieht man allmählich aus dem Muttertier zwei Tochtertiere sich bilden, die man, bevor sie zur völligen Trennung reif geworden sind, auch als Teiltiere oder Zooide°®) bezeichnet. Als eigentliche, neue Individuen können die beiden Zooide erst dann betrachtet werden, wenn der regenerierte Schlund in den völlig abgeschnürten Darm (Fig. 4, s) durchgebrochen ist, und das zweite Tier sich somit selbst zu ernähren vermag. loren gegangenen Zellen, Geweben und Organen; hier Ergänzung von noch nicht vorhandenen Organen. 1%) Regenerat = Ergänzte. das Wiedererzeugte, hier das '», Vongr. para—= darüber hinaus;tome = Trennung; also Paratomie = eine Teilung, bei weleher noch etwas dazukommt. 19) Von-gr. arche = Anfang; Architomie — die ursprüngliche Teilung. 20) Von gr. zoon = Tier; zooid = tierähnliches Wesen, Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Nach Keller beträgt die Zeit, welche die Paratomie bis zu diesem Zeitpunkt in An- spruch nimmt, sieben Tage, während welcher Zeit, beiläufig erwähnt, zugleich ein meist be- deutendes Längenwachstum des Tieres bezw. der beiden Zooide stattfindet. Es kommt nun aber sehr selten vor, daß die beiden neuen Tiere sich trennen, ja überhaupt trennungsreif werden, ohne daß sie bereits wieder sich zu teilen begonnen haben. Fig. 3 zeigt, daß auch die beiden ganz unfertigen Zooide bereits wieder Gehirnanlagen (g), Furehungsringe (f) und ein Schlundbläs- chen (s) aufweisen, d. h. dab eine neue Para tomie begonnen hat, und wir somit eine Kette von vier Zooiden vor uns haben. In Fig. 4 beginnt an dem kaum reif gewordenen Zooid bereits eine zweite Paratomie, so daß der sanze Tierstock nun fünf Zooide umfabt. Das detailierte Studium der Regeneration der einzelnen Organe hat zu dem bemerkens- werten, in entwicklungsgeschichtlicher Beziehung hochinteressanten Resultate geführt, daß der Entwicklungsgang der während der un- geschlechtlichen Vermehrung durch Tei- lung entstehenden Regenerate genau der- selbe ist wie derjenige der verschiedenen Organe bei dem durch geschlechtliche Zeugung entstandenen Embryo. In ähnlicher Weise wie sich bei der embry- onalen Entwicklung aus den gleichartigen Zellen der Furchungskugel durch Differen- zierung der einzelnen Zellen Gehirn, Drüsen, Geschleehtsorgane usw. bilden, sehen wir bei der Paratomie aus indifferenten, d.h. keinem bestimmten Organ angehörenden, im Körper aller Turbellarien vorhandenen Zellen die verschiedenen neuzubildenden Organe sich entwickeln. v. Wagner hat nämlich (zuerst beim Miero- stoma lineare) zwischen Körperwand und Darm eine Menge rundlicher Zellen von völlig indifferenter Natur entdeckt, welche befähigt sind, „zu jeglicher Art von Organ- bildung herangezogen zu werden“ Er taxiert die von ihm als „Bildungszellen“, von J. Keller als „Stammzellen“ benannten Zellen als „auf embryonaler Stufe stehen gebliebene Zellen, welche dem Tiere bei der ungeschlechtlichen Fortpflanzung zur freiesten Verwendung zu Gebote stehen“. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dab gewöhnlich im Oktober die auf ungeschlecht- lichem Wege entstandenen, geschlechtslosen Dr. W. Klingelhöffer: Die Sehorgane der Tiere. Tiere sich in zwitterigze Geschlechtstiere um- wandeln, und daß nach den Untersuchungen Kellers die Geschlechtsorgane, Hoden und Eierstöcke, ebenfalls aus Stammzellen ent- stehen. Ich habe versucht, in den etwas schematisch gehaltenen Figuren 5 und 6, welche ein, aus vier Zooiden bestehendes, durch Zusammen- schrumpfen beim Absterben verkürztes Steno- stoma darstellen, und aus welchem der geneigte Leser mit Zuhilfenahme der Figurenerklärung die anatomischen Einzelheiten ersieht, die Ent- stehung der verschiedenen Organe aus den Stammzellen (st) zu zeigen. Man könnte nun zu der Annahme verleitet werden, daß die Stammzellen der Turbella- rien einzig zu dem Zwecke da seien, bei der ungeschlechtlichen Vermehrung dieser Tiere die Bildung der neuen Organe zu be- sorgen. Gegen diese Annahme spricht aber der Umstand, daß, während alle Süßwasser- turbellarien mit Stammzellen ausgestattet sind, verhältnismäßig nur wenige sich auf un- geschlechtlichem Wege durch Paratomie fortpflanzen. Diese bemerkenswerte Tatsache legt uns die Frage nahe, welchen Zweck denn das Vor- handensein von Stammzellen bei den sich nicht geschlechtslos vermehrenden Strudel- würmern hat. Durch das genauere Studium von künstlich erzeugten Regenerationen ganzer Körper- teile, die sich bei den meisten Turbellarien mit größter Leichtigkeit vornehmen lassen, — eine entzwei geschnittene Planarie wächst binnen kurzer Zeit zu zwei ganzen Individuen aus —, ist J. Keller zu der Überzeugung ge- langt, daß die Stammzellen die eigentlichen Träger des Regenerationsvermögens bei den Süßwasserturbellarien sind. Er hat festgestellt, „daß Turbellarien mit reicher Stammzellenausstattung ein großes, andere mit spärlicher Ausstattung ein geringes Rege- nerationsvermögen besitzen“. Jeder sich durch Teilung ungeschlechtlich vermehrende Strudelwurm hat aber, wie zu erwarten ist, auch ein hohes Regenerationsvermögen. Aus diesen Tatsachen ergibt sich die be- merkenswerte Schlußfolgerung, daß sich bei den ungeschlechtlich sich fortpflanzenden Turbellarien das Regenerationsvermögen in den Dienst der Fortpflanzung gestellt hat zum Zwecke einer möglichst großen Ausbreitung der Art. 337 Diese Schlubßfolgerung würde demnach auch die schon früher von Prof. Lang aufgestellte, die Phylogenese oder Stammesgeschichte der Teilung betreffende Hypothese, „daß für die ungeschlechtliche Fortpflanzung durch Teilung und Knospung bei den Metazoen das Regenerationsvermögen den Aus- sangspunkt bildet“, aufs glänzendste bestäti- gen, sowie auch das von dem genannten Forscher in weiterer Ausführung derselben Gesagte: „Wenn die Fortpflanzung durch Teilung und Knospung aus einem hochentwickelten Regenerationsvermögen hervorgegangen ist, so darf dieselbe nicht in Tierabteilungen vor- kommen, bei denen das Regenerationsver- mögen so gering ist, dab die wichtigsten Organe (Zentralnervensystem, Herz usw.) nicht regeneriert werden können. Solche Abteilun- gen sind die Vertebraten, die Arthropoden und die Mollusken. Wir konstatieren, dab in der Tat in diesen Gruppen keine Fort- pflanzung durch Teilung oder Knospung vorkommt.“ Wenn wir — durch ihre ungeheure Regene- rationskraft unterstützt — eine Planarie mit einem einzigen Scherenschlag vermehren können, warum sollte sich nicht auch die Natur eines ähnlichen Kniffes bedienen, um mit der sichern und höchst bequemen Vermehrungsweise durch einfache Teilung während der günstigen Jahres- zeit eine möglichst große Verbreitung von ge- wissen Strudelwürmern zu erzielen, bis sie im Herbste durch äußere und innere Ver- anlassung — vornehmlich wohl auch zur Ver- hütung der Degeneration — gezwungen wird, die Regenerationskraft der Stammzellen zur Entwicklung von Geschlechtsorganen in Anspruch zu nehmen, um auf dem viel kompli- zierteren Wege der geschlechtlichen Fort- pflanzung die Erhaltung der Art zu sichern. Die Sehorgane der Tiere. Von Dr. W. Klingelhöffer, Augenarzt, Offenburg. (Mit zahlreichen Abbildungen.) (Fortsetzung.) as vermögen nun alle diese Sehwerkzeuge WAR, zu leisten, was ihrem Träger zu nützen? Um das zu ergründen müssen wir uns ein wenig in das Gebiet der Optik, der Lehre vom Licht 338 Dr. W. Klingelhöffer begeben. Daß die Wissenschaft das Licht als eine Wellenbewegung jenes ungemein feinen Etwas, des Äthers betrachtet, der den Raum zwischen den Weltkörpern und den Molekülen aller Körper ausfüllen soll, ist ja bekannt. Ebenso daß je nach der Länge dieser Wellen das Licht verschieden starke Wirkung, z. B. auf die photographische Platte hat. Im der geometrischen Optik nun stellen wir uns der Ein- fachheit halber das Licht nicht als aus Wellen, sondern aus einzelnen Strahlen bestehend vor. Von jedem Punkte eines leuchtenden oder beleuchteten Körpers gehen nun nach allen Seiten des Raumes unzählige solcher Lichtstrahlen aus, von denen jeder einzelne sich solange in gerader Richtung fortpflanzt, bis er auf einen Gegen- stand trifft. Ist dieser undurchsichtig, so wirft er den auffallenden Strahl zurück. Diese sog. Reflexion interessiert uns aber hier nicht. Ist der Gegenstand hingegen durchsichtig, so ge- stattet er dem Lichtstrahl, durch ihn hindurch zu gehen. Dieser Durchtritt ist aber nicht ohne Einfluß auf den Gang des Strahles.. Sowohl beim Eintritt, als auch beim Austritt wird er je nach der Beschaffenheit, der sog. optischen Dichte des Körpers, in mehr oder minder hohem (Grade abgelenkt oder gebrochen. Wenn wir vor ein Auge ein Stück helles Fensterglas halten und das, was wir mit dem so bewaffneten Auge sehen, mit dem mit dem freien Auge gesehenen vergleichen, so werden wir trotz der Brechung der Strahlen keinen Unterschied finden. Nach dem Durchtritt durch eine von zwei gleichgerichteten Ebenen be- grenzte Glasplatte hat der austretende Strahl nämlich noch die gleiche Richtung wie bei seinem Eintritt und ist nur etwas verschoben, aber so wenig, daß es bei der geringen Dicke der Glasplatte nicht zu bemerken ist. Wäre auf die Rückseite der Platte eine lichtempfind- liche Masse gestrichen, so würde die Glasplatte auf die Einwirkung des Lichtes einen wesent- lichen Einfluß nicht ausüben. Es gibt in der Optik ein kleines Instrument- chen, das Prisma. Es ist ein keilförmiges Stück Glas, an welchem sich 2 Seiten in der sog. brechenden Kante treffen. Die diesen gegenüber- liegende Seite wird die Basis des Prismas ge- nannt. Beim Dwurchtritt durch ein solches Prisma wird der Strahl nach der Basis des- selben abgelenkt. Setzen wir 2 Prismen mit der Basis auf- einander, so brechen beide die Lichtstrahlen nach ihrer Basis, d.h. so, daß sie sich auf der : Die Sehorgane der Tiere. andern Seite der Prismen sammeln. Denken wir uns nun noch anstatt der ebenen Flächen der Prismen gewölbte, Teile einer Kugelober- fläche, so haben wir das wichtigste Instrument der Optik, die Linse, und zwar die doppelgewölbte, die uns in der anatomischen Schilderung der Augen schon so oft begegnet ist. Ein Blick auf eine Zeichnung, welche eine solche sog. Bikonvexlinse im Durchschnitt darstellt, läßt uns nach dem vorhin gesagten, ohne weiteres die Wirkung derselben auf die Lichtstrahlen er- kennen, läßt uns verstehen, warum sie Sammel- linse heißt. Eine durch die Mitte einer solchen Linse gehende, senkrecht Zu ihr stehende Linie wird Hauptaxe genannt. Alle gleichgerichtet zu dieser Hauptaxe auf die Linse fallenden Strahlen sammeln sich nach dem Durchtritt in einem Punkte, dem sog. Hauptbrennpunkt. Dieser liegt um so näher an der Linse je stärker dieselbe sewölbt ist und je stärker sie infolgedessen bricht. Liegt der leuchtende Gegenstand nahe an der Linse, so werden die von ‚ihm aus- gehenden Lichtstrahlen unter sehr verschiedenen Winkeln auf die Linse treffen. Man nennt solche auseinandergehenden Lichtstrahlen divergent. ‚Je weiter dagegen die Strahlen herkommen, um so weniger divergent werden sie sein, ja bei einer gewissen Entfernung können sie praktisch als gleichgerichtet, parallel gelten. Je diver- genter die Strahlen sind, umso weiter hinter dem Brennpunkt werden sie sich sammeln. Nehmen wir einmal an, auf der linken Seite einer Bikonvexlinse sei ein leuchtender Pfeil aufgestellt. Von jedem Punkte desselben gehen unzählige Lichtstrahlen zur Linse Wir wollen aber nur den Weg von je 2 derselben betrachten, die vom oberen und unteren Pfeilende aus- sehen sollen. Ein Paar der gezogenen Strahlen gehe durch den Mittelpunkt der Linse, wobei sie, da hier die Linse als Platte wirkt, nicht gebrochen werden, das andere Paar gleich- gerichtet mit der Hauptaxe verlaufend, trifft sich im Brennpunkt und schneidet sich verlängert mit dem ersten Strahlenpaar in zwei Punkten. Die von dem einen Punkte ausgehenden 2 Strah- len haben sich also hinter der Linse wieder in einem Punkte gesammelt, die von dem anderen ausgehenden in einem anderen Punkte. Wenn wir uns nun dieselbe Konstruktion von jedem andern Punkte ausgeführt denken, er- halten wir hinter der Linse von jedem ein Punktbild. Und die Gesamtheit dieser Punkt- bilder ergibt ein Bild des Pfeiles, das aber, da Fragekasten. die Strahlen gekreuzt haben, ein um- gekehrtes ist. Dieses Bild ist ein wirkliches reelles, denn es läßt sich auf einer matt- geschliffenen Glasplatte auffangen. Nur muß diese, wenn es deutlich und scharf werden soll, an die richtige Stelle gehalten werden. Nur an einer Stelle, in einer Ebene tritt eine Ver- einigung des von einem Punkt ausgehenden Strahlenbündels zu einem Punktbilde ein. Davor oder dahinter entsteht an Stelle eines Punkt- bildes das eines Kreises, des sog. Zerstreuungs- kreises, da das Strahlenbündel sich noch nicht wieder vereinigt hat bezw. schon wieder aus- einander gegangen ist. Nähert sich der Pfeil, so entfernt sich sein Bild von der Linse und umgekehrt. Hätte sich der Pfeil so sehr ge- nähert, daß seine Entfernung kürzer als die des Brennpunktes von der Linse geworden wäre, so V sich — Vereins-Nachrichten. EREINS-#""" 339 kommt auf der andern Seite der Linse kein umgekehrtes reelles Bild mehr zu stande, sondern es würde die Konvexlinse vergrößernd als Lupe wirken. An Stelle des Pfeiles sehen wir sein vergrößertes, scheinbares, also nicht auf der Mattscheibe aufzufangendes Bild. (Schluß folgt.) N Trasekasten. Pastor S: in R. Eidechsen und Äskulapnatter zusammenzuhalten ist nicht möglich, da letztere sich von Mäusen und Eidechsen ernährt. Es gibt ja Exemplare, die bei reichlicher Fütterung mit weißen Mäusen Eidechsen verschmähen; eine gewagte Sache bleibt es aber auch dann, wenn Sie Ihr Exemplar daraufhin ge- prüft haben, wertvolle Eidechsen mit ihr zusammenzu- bringen. K. 79,80 se! Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Wasserstern‘, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Augsburg. Vereinslokal: Hotel „Kaiserhof“, Eingang Halderstraße. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Samstag des Monats. Briefadresse: K. Riedel, Haunstetterstr. 21/I. Die beiden Sitzungen des Monats Mai sind aus- schließlich Ausstellungsangelegenheiten gewidmet. Wie aus früheren Berichten ersichtlich hielt der Verein vom 23. bis 81. Juni d. J. in den Räumen des kunsthistorischen Ausstellungsgebäudes im Stadtgarten seine erste selb- ständige Ausstellung. Im ersten Jahre seines Bestehens beteiligte sich der Wasserstern mit ca. 60 Behältern an der Ausstellung des ornithologischen Vereins Augsburg. Die Früchte seiner damaligen Tätigkeit waren 200 Mk. Teilüberschub. Für den noch in den Kinderschuhen steckenden Verein gewiß eine willkommene Bereicherung seiner noch gähnende Leere aufweisenden Kasse. Unser sparsamer, tüchtiger Kassierer Herr Rast hat es verstanden diesen Fonds im Laufe der Jahre auf das Doppelte zu vermehren, trotzdem wir an Vorteilen für unsere Mitglieder gewiß nicht gespart haben. Seitdem sind drei Jahre ent- schwunden, so daß der Verein auf ein 4jähriges Bestehen zurückblickt. In anerkennenswerter Eintracht, wohl- bewußt, daß die heurige Ausstellung dem jungen Vereine eine gediegene Grundlage schaffen muß, auf der er sich kräftig weiterentwickeln kann, haben seine Mitglieder die größten Opfer an Geld und Zeit gebracht. Wir haben schon früher einmal Gelegenheit genommen die opfer- willige Arbeit verschiedener Mitglieder bekanntzugeben. Unsere ‚heutigen Mitteilungen sollen in knapper Form einen Überblick über die Ausstellung 1907 gewähren. Aus dem Eifer der Mitglieder, der sich hauptsächlich im fleißigen Besuche der Sitzungen erkennen ließ, war schon zu schließen, daß der Verein getrost an die Öffent- lichkeit treten kann. Unsere Brudervereine „Isis“-München und „Heros“-Nürnberg haben unser Unternehmen tat- kräftig unterstützt, erstere Gesellschaft mit Rat und Tat. Während der „Heros“-Nürnberg mit Käfer- Libellen- und Insektensammlungen eine klaffende Lücke in unserer Aus- stellung ausgefüllt hat, ergänzte die „Isis“ unsere Terrarien- abteilung mit ihren 9 Behältern und 18 Tierspecies in ganz hervorragender Weise. Sämtliche Tiere, Schlangen und Schildkröten. die sich zum Teil schon 5—8 Jahre der kundigen Pflege ihrer Besitzer erfreuen, waren prächtige lebensfrische, meist seltene Tiere. Es ist hier nicht der Platz eingehend die Einzelheiten der Ausstellung hervor- zuheben, nur ein oberflächliches Bild wollen wir entwerfen. Die 457 Katalognummern setzen sich zusammen wie folgt: 22 Nummern für Literatur, Mikroskopie, Präparate, Gebrauchsgegenstände (Luftkessel, Heizapparate, Futter- mittel usw.) 15 Seewasseraquarien, 98 Terrarien und 327 Aquarien. Die Objekte waren in fünf Räumen ver- teilt. Der Mittel-Empfangsraum enthielt eine prächtig arrangierte l’eichanlage der Firma Kunstgärtnerei Schreiber (Mitglied). Die Ufer umrahmten prächtige, zum Teil seltene exotische Sumpfpflanzenkulturen, träumend schaukelten rote, gelbe und weiße Blüten exotischer Nymphaeen auf der‘ Oberfläche, leuchtend streckte die Eichhornia ihre blauen Blütenschäfte über den Wasser- spiegel. Wirknngsvoll dekorierte eine mächtige Palmen- gruppe den Hintergrund, die Büste seiner Kgl. Hoheit des Prinzregenten umrahmend. Rings an den Wänden standen 19 große Salonaquarien und Terrarien. Die beiden rechts und links anstoßenden Räume waren ausschließlich mit größeren und kleineren Aquarien ohne Fische, Literatur, Gebrauchsgegenständen, Präparaten usw. ausgefüllt, während der vierte Raum nur Terrarien, der fünfte in einen Grottenbau umgewandelte die 15 Seewasserbehälter ent- hielt. Diese repräsentierten sich den im Dunkeln stehenden Beschauern in wirkungsvoller Weise, Erwähnung verdienen hauptsächlich die Spezialarbeiten, die durchweg denjenigen Herrn, welche sich diesen zwar lohnenden aber mit großer Mühe und Geldopfern verbundenen Arbeiten unterzogen, ungeteilte Anerkennung brachten. (Herr Glass HEgel; Herr Flurl Insekten, 20 Behälter; Baronesse v. Krauss Schnecken, 17 Nummern; Herr Schneider Krebse, 10 Nummern; Herr Woll Schildkröten, 7 Nummern; Herr S. Müllegger Amphibien und Reptilien, 60 Nummern; An Fischen: Herr Dreher Labyrinthfische mit 8 Arten; Herr W. Unkant Chromiden 11 Arten; ‚Herr Friedrich lebendig gebärende Zahnkarpfen 13 Arten; Herr Wolf Salmler 6 Arten; Herr Grünhut Barben 6 und Welse 11 Arten. Unterzeichneter heimische Fische und nord- 340 amerikanische Barsche in 45 Behältern, darunter Zingel, Schrätzer, Kaulbarsch, Flußbarsch, Kreuzung Kaulbarsch- Flußbarsch, 4 Forellenarten, Neunauge, Steinkressling, Strömer usw.) Unser II. Vorsitzender, Herr Domvikar Steber zeigt in 8 Behältern die Zucht des dreistachligen “und neunstachligen Stichlings, Nester und Junge (heuriger, Vor- und vorvorjährige Brut). Besonders bemerkenswert ist auch die Sammlung insektenfressender Pflanzen des genannten Herrn: Aldrovandia vesiculosa — in Bayern nur in einem kleinen“ Teich in der Nähe Lindaus am Bodensee auffindbar — DUtricularia Wasserschlauch, Pinguieula vulgaris Fettkraut, Umgebung Augsburgs häufig, Drosera rotundifolia, rundblättriger Sonnentau, in den Mooren bei Waspelmoor massenhaft, Nepenthes, Dionaea muscipula Venusfalle, Sarracenia. Zahlreiche andere Objekte verdienten noch hervorgehoben zu werden, doch ist der Raum hier zu eng. Durchweg waren die Becken sachgemäß eingepflanzt, und prächtige Sumpf- pflanzenkulturen erfreuten das Auge, vielleicht finden wir später Gelegenheit näher auf Einzelheiten eingehen zu können. 19 Fischfamilien sind mit 127 Arten vertreten. Die verschiedenen Tierformen dürften rund 300 gewesen sein, knapp berechnet. Die kräftig eingesetzte Reklame hat ihren Zweck vollauf erreicht. Der Besuch der Aus- stellung war ein glänzender. Gar mancher, der mit Sorge ein Defizit erwartete, hat mit Freude den von Tag zu Tag sich steigernden Besuch begrüßt. 14000 Erwachsene, 3000 Kinder und 159 Schulklassen besichtigten die Aus- stellung. Der Verein erntete reiche Anerkennung, haupt- sächlich von den Lehrkörper der Stadt. Die Abrechnung „ergab einen Reinüberschuß von. 3570. Mk., gewiß ein > erfreuliches Resultat. So ist diese Ausstellung ein glänzen- des Blatt im Buche unserer Vereinsgeschichte geworden. Diesen Erfolg aber danken wir allen denen, die durch auf- opfernde, freudige Arbeit, durch ihre ideale Einigkeit und Selbstlosigkeit beigetragen haben zum Gelingen des Werkes. Für die tatkräftige Unterstützung bringen wir unsern Brudervereinen „Isis“ und „Heros“ auch an dieser Stelle unseren herzlichsten Dank zum Ausdruck. Riedel. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg. (E. V.) Vereinslokal: Börsenhotel, Mönkedamm 7. Briefadresse: Dr. Franck, Hamburg 6, Schröderstiftstr, 7/9 1. Sitzung vom 4. Juni 1907. Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und genehmigt. Eingegangen sind vom „Kosmos“ Heft 4 und 5, sowie die Beilagen, Dr. Zell „Straußenpolitik“, und Dr. M. W. Meyer, „Kometen und Meteore“. Der Reclamsche Verlag hat uns auf Veranlassung des Ver- fassers zugesandt: „Das Aquarium“. Ein Leitfaden bei der Einrichtung und Instandhaltung des Sübwasseraqua- riums und der Pflege seiner Bewohner von Jobs. Peter. Herr Peter, der Senior der Hamburger Liebhaber, der sich wie kaum ein anderer um die Entwicklung der Aquarien- und errarienkunde in Hamburg verdient gemacht hat, gibt in diesem Buche besonders den Anfängern aus dem reichen Schatze seiner Erfahrungen Ratschläge, die wirklich nur Gutes bieten. Anerkennende Be- sprechungen sind schon in so großer Zahl erschienen, daß wir uns weitere Worte sparen können; das Buch empfiehlt sich selbst und wird gewib eine große Verbreitung erlangen, zumal der Preis nur 0,20 Mk. beträgt. Wirsagen Herrn Peter unseren besten Dank, daß er uns ein Exemplar dieses Buches hat übermitteln lassen. Der „Verein für Aqua- rien- und Terrarienkunde in Krefeld“ bedankt sich bei uns für die Übersendung unserer Satzungen. Wir be- nutzen diese Gelegenheit, um etwas zu berichtigen, was wir falsch dargestellt hatten. Wir waren selbst der Meinung, daß nur eine erstmalige Eintragung durch die beiden Herren des gesetzlichen Vorstandes bewirkt zu werden brauche, und daß damit alles erledigt sei, solange die Inhaber dieser Amter nicht wechseln. Das ist nicht Vereins-Nachrichten. richtig. Die beiden Herren des gesetzlichen Vorstandes haben in jedem Jahre einmal an Gerichtsteile zu erscheinen und die Eintragung in das Vereinsregister zu bewirken: Der Vorstand ist erneut bestellt. Aber es brauchen bei der von uns gewählten Form der Satzungen immer nur zwei Herren zum Gericht, was auch schon ein großer Vorteil ist. Es war Herr Peter, der uns darauf aufmerk- sam machte, daß es möglich sei, den Satzungen eine Form zu geben, die diese Erleichterung mit sich bringt. Er hat uns auch sonst bei Ausarbeitung unserer Satzungen seine Unterstützung geliehen. Wir genügen einer an- genehmen Pflicht, indem wir Herrn Peter für diese seine Mühe unseren allerverbindlichsten Dank sagen. — Die Buchhandlung von Hans Schultze-Dresden übersendet uns ein Exemplar des Mandöeschen Jahrbuches von 1906, ‚Preis 1,50 Mk., bei Abnahme von fünf Exemplaren 1,20 Mk. Auch wir müssen uns darüber beklagen, daß von unserer ausführlichen Beantwortung der Fragestellungen nichts Verwertung gefunden hat. Wenn es nicht in der Absicht des Herausgebers liegt, unsere Mitteilungen zu benutzen, so möge er uns die darauf verwandte Mühe durch Ein- schränkung seiner Fragestellungen ersparen. Jedenfalls werden wir keine so eingehende Beantwortung wieder liefern. Vom Verein „Roßmäßler“ ist eine Einladung zum Besuch seiner Ausstellung eingegangen, die infolge längerer Abwesenheit des Vorsitzenden verspätet zur Vor- lage gelangt. Nachfrage ergibt, daß auch ohne dies zahl- reiche Mitglieder dieser Ausstellung einen Besuch ab- gestattet haben. Die Ausstellung beschränkte sich mit voller Absicht auf die Vorführung von Fischen, in dieser Richtung bot dieselbe eine sehr anerkennenswerte Leistung. Wir sagen dem „Roßmäßler“ für die Einladung nach- träglich unseren Dank. Ferner war vom natur- und kultur- historischen Verein in Asch eine Bitte um Beschiekung seiner Ausstellung und vom „Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Krefeld“ eine Einladung zum Besuch seiner Ausstellung an uns gelangt. Wir sagen für beide Einladungen unseren Dank; doch wird es nicht gut möglich sein, denselben nachzukommen. — Alsdann sprach der Unterzeichnete über die Gyriniden und ihre Larven. Es gibt 11—12 deutsche Arten, von denen Gyrinus natator L., marinus Gyll. und minutus F. die häufigsten sind. Der Unterzeichnete konnte auch einige der seltenen Arten vorzeigen. Zu dieser Familie der Taumelkäfer gehört auch Orectochihus villosus Müll., ein Tier, das sich bei Tage meist unter Steinen und Wasserpflanzen verborgen hält und wahrscheinlich ein Nachttier ist. Es kommt im Gegen- satz zu Gyrinus nur in fließendem Wasser vor. Auf die biologischen Eigentümlichkeiten der Käfer selbst soll hier nicht weiter eingegangen werden, doch sei auf ihre Ent- wicklung noch hingewiesen. Die Weibchen legen ihre walzenförmigen, weißlichgelben Eier reihenweise an Wasserpflanzen ab. Die Larven haben das mit denen der Dytisciden gemein, daß ihre sichelförmig gekrümmten Ober- kiefer hohl sind und sich vor der Spitze öffnen. Auch sie saugen also die Säfte ihrer Beute durch die Ober- kiefer hindurch aus. Im übrigen haben sie einen fast rechteckigen Kopf, viergliedrige borstenförmige Fühler und jederseits sechs teils auf der Unterfläche, teils an der Seite, teils oben stehende Punktaugen und an den drei ersten ihrer 12 Leibesringe je ein Paar zweiklauiger Beine. Dadurch aber sind sie wesentlich von den Dytiseiden- larven verschieden, daß sie nicht durch Luftlöcher atmen, sondern durch je 10 von den Seiten der Hinterleibsringe ausgehende haarige Kiemen, die mit den Tracheenstämmen im Zusammenhange stehen und als verlängerte Stigmen- ränder angesehen werden können. Zur Verwandlung kriechen die Larven an Wasserpflanzen empor und ver- puppen sich außerhalb des Wassers in einem eirunden, an beiden Enden zugespitzten, pergamentähnlichen Kokon, in dem innerhalb weniger Wochen die Verwandlung zum Käfer vor sich geht. Lampert gibt in seinem „Lieben der Binnengewässer“ auf Seite 102 eine Abbildung der Larve. Die Absicht dieser Ausführungen sollte sein, zur Auf- suchung und Aufzucht dieser Larven anzuregen. — Zum Schluß zeigte Herr Tofohr noch Tropidonotus natris var. siculus und halbwüchsige Exemplare von sSeps chalcides vor. Dr. Franck. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz ’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVIL. Heft 39. N N \ \ \ MN SINN AN\ VAzzD Brendiampun S. Co Illustrierte Wochen-Schrift für Die Sehorgane der Tiere. Von Dr. W. Klingelhöffer, Augenarzt, Offenburg. (Mit zahlreichen Abbildungen.) A: allem ist es wohl deutlich geworden, daß I zwischen der Lage des Gegenstandes und seines Bildes zur Linse die feste Beziehung besteht, daß ein Gegenstand in bestimmter Entfernung von der Linse nur an einer ganz bestimmten, berechenbaren Stelle ein deutliches Bild entwirft. Umgekehrt können in verschiedener Entfernung liegende Gegenstände nie gleichzeitig auf der Mattscheibe ein scharfes Bild geben. Wer sich mit Photographieren beschäftigt hat, weiß, daß er erst für das zu Photogra- phierende die richtige Einstellung suchen. muß. Wenn wir die Versuche mit einer Linse und Mattscheibe im hellen Zimmer vornehmen, stört uns das Seitenlicht beim Betrachten des Bildes; Deshalb werden wir gut tun, eine schwarze Um- hüllung um die beiden Instrumente anzubringen. Die sog. Camera obscura ist fertig. Und noch eins können wir zur Erhöhung der Bildschärfe tun. Da alle Linsen Unvollkommenheiten im Schliff haben, ist es besser, nur den mittleren Teil zu benutzen und durch sog. Blenden, schwarze Scheiben mit verschieden großen Löchern, die Randstrahlen abzuhalten. Je enger die Blende, desto schärfer das Bild, freilich auch desto lichtärmer. ‚Ja wenn wir eine ganz enge Blende nehmen, nicht größer als ein Nadelstich, erhalten wir auch ohne .Konvexlinse ein recht deutliches Bild auf der Mattscheibe. Ein solcher Apparat heißt Lochkamera. \ Also um es nochmals zu wiederholen: Das schärfste Bild kommt zu stande, wenn vor- handen ist: er eine gute Konvexlinse oder ein entsprechen- des Linsensystem, eine bewegliche Blendeneinrichtung, eine lichtdichte, schwarz angestrichene Um- hüllung, wie dies alles bei einer guten photo- : (Schluß.) graphischen Kamera der Fall ist. Da aber auch Gegenstände in verschiedenen Entfernun- gen photographiert werden. sollen, muß ent- weder die Linse oder die Mattscheibe mit einer Vorrichtung versehen, um ihren gegenseitigen Abstand ändern zu können. Nun wollen wir das, was wir aus der Optik gelernt haben, auf die Augen übertragen. Wie die Ätherwellen auf die photoeraphische Platte einwirken, so tun sie es auch auf die Sehzellen. Versuche haben ergeben, daß sich die Zapfen der Wirbeltieraugen unter dem Einfluß des Lichtes verkürzen und dicker werden, im Dunkeln aber wieder ihre ursprüngliche Form zurück- erhalten. Auch die Franzen der Mosaikschicht füllen sich im Licht stärker mit Farbstoff. Aber nicht nur Helligkeitsunterschiede empfinden die Sehzellen, sondern auch die Unterschiede in der Wellenlänge des Lichtes und diese kommen im Zentralorgan als Farben zum Bewußtsein. Schon bei niederen Tieren scheint eine gewisse Farben- empfindung vorhanden zu sein, ja einzelne sind noch für die sog. ultravioletten Strahlen, die das menschliche Auge nicht mehr aufzufassen vermag, empfänglich. Lichtliebende Tiere, die man ver- schiedenfarbigem Lichte aussetzte, bevorzugten das blaue und suchten es auf, lichtscheue das rote. | Die Glasplatte mit der photographischen, lichtempfindlichen Schicht auf. der Rückseite entspricht der Sehzelle und wenn wir uns eine eroße Anzahl kleinster Platten, die durch ge- eignete Maßnahmen gegen Seitenlicht isoliert sind, nebeneinander gelegt denken, so haben wir das Punktauge mit seinem Kutikularüberzug. Mit einem solchen Apparat könnten wir erkennen, daß Licht diese oder jene Platte getroffen hat, und eventuell aus dem Grade der Schwärzung 342 noch auf die Stärke der Binwirkung einen Schluß ziehen. Sö vermag auch das Punktauge stärkeres und schwächeres Licht, vielleicht auch Farben, seinem Nervenknoten als verschiedene Erregungs- zustände mitzuteilen. Das Punktauge kann aber doch etwas mehr als die photographischen Platten. Seine Sinnes- zellen gehen ja nach dem Aufhören der Belichtung in den Ruhezu- stand zurück und sind so- fort bei neuer Reizung wie- der arbeits- fähig. Das 'Punktauge vermag also auch noch seinem Ner- venknoten anzuzeigen, dab so und so lange und so und so oft Licht darauf eingewirkt hat. Aus dem Wechsel von Licht und Dunkelheit schließt sein Träger auf eine Bewe- gung, auf ein Sichnähern eines Gegen- standes; je nach seiner Art wird er nun entweder angreifen oder fliehen. Nicht viel mehr leistet wohl das Napfauge. Nur wenn es sich sehr vertieft und sein Loch sehr eng wird, könnte eine Lochkammer zu stande kommen. So ist das Nautilusauge auf- eefaßt worden. Seine Öffnung ist jedoch etwas groß und hat keinen Muskel, der sie verengern könnte. Sehr deutlich werden also die Bilder nicht sein, die es entwirft. Aus der Kutikula des Punktauges wird beim Napfauge die erste Andeutung eines brechenden, dioptrischen Systems, meist kommt aber wohl LEÄR 3 EEE dieser Bildung nur eine lichtsammelnde, licht- . Verlauf der Sehnerven und Sehbahnen im Gehirn. Dr. W. Klingelhöffer: Die Sehorgane der Tiere. verstärkende Wirkung zu. Erst später in höheren Stadien der Ausbildung wirkt sie bilderzeugend, vielleicht schon bei den Ocellen (ein- und zwei- schichtigen Napfaugen) der Insekten, die ja auch schon durch Pigmentanordnung Blenden besitzen. In vielen Fällen liegen die Ocellen aber unter Haaren und Borsten, so dab eigent- lich nicht zu- verstehen ist, was sie sehen sollen. Ob es bei man- chen hoch- stehenden In- sekten rudi- mentäre Or- gane sind, die durch das zu- sammenge- setzte Auge außer Kurs gesetzt sind ? Im zusam- mengesetz- ten Auge hat inphysiologi- scher Bezie- hung jede Retinula- gruppe mit ihrem Rhab- dom den Wert einer Sehzelle. Da das Rhabdom am Grunde einer langen meist oben mit einem Linsensystem versehenen Röhre liegt, vermögen nur diejenigen Lichtstrahlen erregend ein- zuwirken, welche aus, der geradlinigen Fort- setzung der Röhre in diese eindringen. Es entsteht infolge der Nähe des Linsensystems am Rhabdom, wie bei der Lupe, ein aufrechtes vergrößertes Bildchen ganz naher Gegenstände in jedem Ommatid und die Summe dieser Bild- chen gibt ein mosaikartiges Gesamtbild. Die Ansicht, daß ein Insekt mit z. B. 5000 Ommen auch 5000 mal annähernd dasselbe sähe, ist falsch. Vorzüglich ist das Fächerauge zum Er- kennen von Bewegungen eingerichtet. Dr. W. Klingelhöffer: Die Sehorgane der Tiere. Mit der Entwicklung des Blasenauges ist der Weg betreten, der zu vollkommenen Leistungen zu führen und in seiner höheren Ausbildung deutliche Bilder in Nähe und Ferne zu liefern vermag. Dabei scheint es mir im Prinzip gleichgültig, ob das Blasenauge invers ist oder nicht. Es ist ja auch kein so großes Unglück, wenn einmal aus Versehen beim Ein- legen die Schichtseite der photographischen Platte nach hinten anstatt nach vorn kommt, wenn nur die Einstellung nicht fehlerhaft ist. Die Vertauschung von rechts und links, die nachher beim Bild störend wirken kann, kommt ja beim Auge nicht in Betracht, da das Gehirn die richtige Lokalisation des Gesehenen bewirkt, nicht das Auge, sonst müßten wir ja auch alle Gegenstände auf dem Kopf stehen sehen. Wir wissen ja jetzt, was alles nötig ist, damit ein möglichst scharfes Bild auf der Mattscheibe der Camera obscura zu stande kommt. Nun, das Blasenauge ist eine Camera obscura und wenn wir jedesmal überlegen, was ihm fehlt zu einer voll- kommenen Camera, werden wir uns bei der Be- urteilung seiner Sehleistung sicher nicht allzu oft irren. Das Blasenauge der Schnecke mit seinem schwach brechenden System wird kaum sehr tüch- tiges leisten. In der Tat, wenn wir einer Helix langsam einen Gegenstand nähern, rennt sie mit ihren Augen dagegen. Das Alciopidenauge wird wohl besser sein, und was das hoch- entwickelte Auge der Cephalopoden seinem Träger nützt, davon können wir uns im Seewasser- aquarium überzeugen. Auch die Stellung der Linse zur Netzhaut ist zu berücksichtigen. Auf ihre Lage kommt es an, ob das Auge für die Nähe oder Ferne eingestellt ist. Die Augen von Pecten sind optisch gut gebaut, aber da die Linse ganz nahe an der Netzhaut liegt, so wirken sie als Lupe. Die Augen sehen aufrecht ver- größerte Bilder sehr naher Gegenstände, sie dienen also so recht als Wächter und Bewacher der Schalen und Mantelränder. Pecten ist sehr beweglich. Das hat aber mit seinen vielen Augen nichts zu tun. Gibt es doch sitzende Muscheln mit Augen und bewegliche ohne solche. Die Krone aller Sehwerkzeuge ist aber das Wirbeltierauge. Hat es doch in seiner höchsten Ausbildung alle Teile der gut ausgestatteten Kamera. Hornhaut, Linse und Glaskörper bilden sein brechendes System; seine Blenden- einrichtung, die Regenbogenhaut mit der Pupille, paßt sich automatisch, ohne Zutun des Besitzers, aufs feinste dem jeweiligen Helligkeitsgrade an. Aderhaut und Mosaikschicht mit ihren Farb- 343 stoff sind die dunkle Auskleidung der von der Lederhaut gebildeten festen Hülle, und die Netz- haut endlich ist die Mattscheibe oder besser gesagt, die photographische Platte zum Auf- fangen des Bildes. Genau wie im Apparat ent- steht auf ihr ein umgekehrtes verkleinertes Bild des betrachteten Gegenstandes. Die Arbeit des Gehirns ist es, daß er nicht auf dem Kopfe stehend dem Besitzer des Auges erscheint, indem unbewußt alle Lichtstrahlen in die Richtung zurückverlegt werden, aus der sie ins Auge ein- gedrungen sind. Aber es sind auch Einrich- tungen getroffen, um die Einstellung auf ver- schiedene Entfernungen zu ermöglichen. Wir bezeichnen diese Tätigkeit des Auges als Akkom- modation. Viele photographische Apparate sind so ge- baut, dab sie beim Gebrauch sofort sich für die Unendlichkeit einstellen. So haben auch die gut entwickelten Wirbeltieraugen, z. B. des Menschen und der so überaus scharfsichtigen Raubvögel ihre Netzhaut gerade in dem Abstand von der Linse liegen, daß gleichgerichtete, aus der Unendlichkeit herkommenden Strahlen, sich auf ihr zu einem scharfen Bilde vereinigen. Bei anderen Wirbeltieren und auch beim neu- geborenen Menschen ist das Auge etwas zu kurz. Infolgedessen fängt die Netzhaut, da sie zu nahe liegt, die gleichgerichteten Strahlen schon auf ehe sie sich zu einem Punktbilde vereinigen können. Ist dies schon bei gleichgerichteten Strahlen der Fall, so muß es sich bei divergenten aus der Nähe kommenden in noch höherem Grade störend bemerkbar machen — Augen mit diesem Fehler nennt man übersichtig. Ihre Be- sitzer vermögen weder in die Ferne, noch auch besonders in die Nähe deutlich zu sehen, und Menschen mit solchen Augen sollten eine Konvex- brille tragen, welche die Strahlen so sammelt, daß sie sich nun auf der Netzhaut zu scharfem Bilde vereinigen. Es gibt auch zu lange Augen. Bei diesen „kurzsichtigen“ Augen kommen parallele Strahlen schonvor der Netzhaut zur Vereinigung, dagegen geben divergente, aus der Nähe kommende ein deutlicheres Bild. Je länger das Auge gebaut ist, d. h. je kurzsichtiger es ist, um so näher muß auch der Gegenstand am Auge liegen, um scharf gesehen zu werden. Ob Kurzsichtigkeit bei höheren Tieren vorkommt, ist noch nicht ganz sicher. Große Reihen von Prüfungen mit geeigneten Instrumenten zur objektiven Fest- stellung des Brechungszustandes wären noch von augenärztlich ausgebildeten Untersuchern zur 344 Dr. W. Klingenhöffer Entscheidung dieser Frage vorzunehmen. Daß bei Menschen, namentlich bei den gelehrten Be- rufen Kurzsichtigkeit sehr häufig ist, ist ja be- kannt, doch ist _hier nicht der Ort auf diese Frage und die Theorien über die Entstehung dieses Brechungsfehlers einzugehen. Eine Brille mit Konkavgläsern, welche die Lichtstrahlen soweit zerstreut, daß sie nunmehr auf der Netz- haut durch die Linse des Auges sich zu einem scharfen Bild vereinigen, vermag bei Fehlen von sonstigen Augenerkrankungen eine wesentliche Besserung der Sehschärfe zu erzielen. Auch die Fische sind kurzsichtig und zwar in hohem Maße. Es sind im Wasser bei ihnen Grade von 3—12 Dioptrien festgestellt worden, die sich in der Luft auf 40—70—100 Dioptrien vermehren. Der in der Luft normalsichtige Mensch wird im Wasser bei den veränderten Brechungsverhältnissen stark übersichtig (25Diop- trien). Trotzdem vermag er kleine Gegenstände beim Tauchen zu finden. Die Fische sind in der Luft schlechter daran. Zur Entscheidung darüber, was sie sehen, wäre ‚unser Anabas scandens ein dankbares Versuchs-Objekt. Die Kurzsichtigkeit der Fische ist aber ihre Ein- stellung für die Nähe. Wir konnten uns bei unsern Versuchen mit Linse und Mattscheibe beim Einstellen -so helfen, dab wir die Mattscheibe hin- und her- bewegten, oder die Linse. Wir hätten aber auch bei Annäherung eines Objektes durch Zu- setzen einer weiteren Linse die Brechkraft ver- stärken können. Für die Natur war der erste Wee, die Annäherung und Entfernung der Netzhaut nicht gangbar. Das verbot der starre Bau des Auges. Wohl aber war es der zweite, und diesen hat sie bei den Fischen eingeschlagen. Wie beiden Görz-Anschützklappkameras kann die Linse der Netzhaut genähert werden und zwar, wie durch elektrische Reizung festgestellt ist, durch Zu- sammenziehung des Muskels in der Oampanula Halleri. Am schnellsten vollzieht sich diese Be- wegung, die das Auge fähig macht, entfernte (Gegenstände zu erkennen bei lebhaften, schnell- schwimmenden Fischen, dagegen nur träge bei lauernden (Grundfischen. Die Knorpelfische sind Riechtiere mit ungeheuer entwickelten Nasen- teilen des Gehirns. Bei ihnen konnte eine Akkom- modation des Auges noch nicht nachgewiesen werden. Auch bei Reptilien und Amphibien ändert sich die Linsenstellung. Ein in der Iris- wurzel gelegener Muskel entfernt bei seiner Zu- sammenziehung die Linse von der Netzhaut. Sie akkommodieren also wie alle übrigen Wirbel- .getrennt zu sehen. : Die Sehorgane der Tiere. tiere für die Nähe. Des dritten Weges, des der Zusatzlinse gewissermaßen, bedienen sich die Vögel und Säugetiere bei der Akkommodation. Wir wissen ja, dab die Linsenkapsel bei ihnen durch Aufhängebänder an den von einem Muskel durchzogenen Strahlenkörper befestigt ist. Diese sind gewöhnlich gespannt und üben auf die Linse einen Zug aus. Nun ist die Linse aber ein elastischer Körper, d. h. sie vermag sich auf Zug abzuplatten, nach Aufhören desselben aber wieder ihre ursprüngliche, mehr der Kugelgestalt sich nähernde Form anzunehmen. Soll ein in der Nähe gelegener Gegenstand gesehen werden, so zieht sich der Strahlenkörpermuskel zu- sammen, was ein Vorrücken des Strahlenkörpers und Schlafferwerden der Aufhängebänder der Linse veranlaßt. Die elastische Linse, vom Zuge befreit, erhält gekrümmtere Flächen und vermag infolgedessen stärker zu brechen. Ein feiner Nervenapparat regelt das Einstellungsmaß nach dem jeweiligen Bedürfnis. Bei jugendlichen Individuen, bei denen die Linse noch recht elastisch ist, vermag auf diese Weise das Auge auch nicht zu hohe Grade von Übersichtigkeit so völlig zu korrigieren, daß der Brechungs- fehler lange Zeit unbemerkt bleiben kann (objektiv für den Augenarzt ist er immer nach- weisbar). Im Alter läßt die Elastizität der Linse nach. Deshalb greift der Mensch zum Ersatz der Akkommodation zur Konvexbrille. Er setzt also in Wahrheit seiner Linse eine neue hinzu. Wenn nun auch ein noch so scharfes Bild ‚auf die Netzhaut fällt, so ist damit noch nicht gesagt, daß es auch gut gesehen wird. Dazu ist noch nötig, daß auch die Netzhaut gehörig entwickelt ist. Die Anzahl und Ausbildung der Sinneszellen ist ebenso maßgebend für das Sehen wie der optische Bau. Frösche und Salamander haben z. B. sehr dicke Netzhautelemente. 30000 davon stehen auf einem Quadratmillimeter. Im gleichen Raum ‚hat der Mensch 250000 bis 1 Million und vermag noch Objekte, die in einem Gesichtswinkel von etwa 60 Sekunden liegen, Aus den Erregungen der Stäbchen und Zapfen setzt sich aber mosaikartig das Bild zusammen, das dem Gehirn telegraphiert wird. Um einen rohen Vergleich zu gebrauchen, verhält sich das von der Froschnetzhaut auf- gefaßte Bild zu dem des menschlichen wie eine Kreuzstichstickerei mit groben Wollfäden zu einer feinen, kaum die einzelnen Stiche erkennen lassenden Seidenstickerei. Im allgemeinen sind auch im Auge nicht alle Teile der Netzhaut Dr. W. Klingenhöffer: gleichwertige. Der Mensch z. B. vermag nur mit dem der Pupille gegenüberliegenden gelben Fleck deutlich zu sehen. Will er etwas be- trachten, so richtet er seine Augen so, daß das Bild des Gegenstandes auf den gelben Fleck beider Augen fällt. Man nennt das Fixieren. Wird der gelbe Fleck zerstört, so vermag das betroffene Auge nicht mehr zu lesen und nur gröbere Dinge zu erkennen. Von diesem direkten zentralen Sehen ist das indirekte periphere zu unterscheiden, welches von allen übrigen Stellen der Netzhaut, die ja den ganzen Augenhintergrund überzieht, ausgeführt wird. Es ruft weniger deutliche, stumpfere Empfindungen hervor und dient zur Orientierung. Am besten läßt sich der Unterschied klar machen, wenn wir ein Auge schließen, mit dem andern unbeweglich gerade aussehen und nun von der Seite unsere Hand nähern. Beim Heranfahren von der Schläfe her erhalten wir schon in einer durch die Stirn gelegten Ebene einen undeutlichen Eindruck, aber erst wenn das Bild der Hand auf den gelben Fleck fällt, sehen wir sie genau. Nach der Nase geht das Gesichtsfeld weniger weit, vielleicht weil wir sonst bei der Stellung unserer Augen geradeaus unsere Nase sehen würden. Die Gesichtsfelder beider Augen haben beim Menschen ein Stück gemeinsam, wodurch das sog. stereoskopische, das körperliche Sehen und Entfernungsschätzen ermöglicht wird. Bei Tieren, deren Augen seitwärts stehen, ist das gemeinsame Gesichtsfeld kleiner, dafür reicht aber das einzelne weiter nach hinten. Wenn das periphere Sehen bei gewissen Erkrankungen des menschlichen Auges vernichtet ist, so vermag der Patient zwar zu lesen und in die Ferne scharf zu sehen, er kann sich aber absolut nicht zurecht finden. Er ist in derselben Lage, als wenn wir uns vor jedes Auge eine lange Röhre halten würden und versuchten so herumzugehen. Wir würden überall anrennen. Blicken wir mit normalem Gesichtsfeld beim Gehen gerade aus, und es liegt ein Stein im Wege, so ruft sein Bild auf unserer peripheren Netzhaut eine Empfindung hervor. Wir werden aufmerksam, fixieren, erkennen den Stein und gehen um ihn herum. So wie unser peripheres Sehen mag vielleicht das Sehen mancher Tiere sein. Be- kannt ist, daß viele, z. B. Frösche, Kröten usw. erst dann ein Beutestück sehen, wenn es sich bewegt. Die ruhig sitzende Fliege ist sicher vor ihnen. Ein drittes Moment für die Güte des Sehens ist das Gehirn. Es verarbeitet ja erst die Ein- Die Sehorgane der Tiere. 345 drücke. Es sind Fälle beobachtet, bei welchen durch irgend einen Krankheitsprozeß die En- digungen der Sehbahnen in der Hirnrinde des Hinterhauptlappens des Gehirns zerstört waren. Derartige Menschen vermögen zwar noch alles zu sehen, aber nichts mehr zu erkennen. Halten wir einen Stock vor ihre Beine, so gehen sie ohne anzustoßen um denselben herum, aber was es ist, wissen sie nicht. So kann die Fähigkeit des Er- kennens von Personen, auch der nächsten An- gehörigen, von Gegenden, Buchstaben, Worten und Zahlen verloren gehen und zwar jedes für sich allein bei völligem Erhaltensein des andern. Vor jedem Gegenstand, den wir besehen, wird im Gehirn ein Eindruck hervorgerufen, der bei genügender Lebhaftiskeit, Länge oder Häufigkeit der Ein- wirkung dauernd als sogenanntes Erinnerungs- bild erhalten bleibt und stets zurückgerufen werden kann. Dieses Zurückrufen ins Bewußt- sein nennen wir Erinnerung, die Fähigkeit Ein- drücke aufzubewahren Gedächtnis. Bei den ge- schilderten Kranken ist das Gedächtnis für Seheindrücke verloren gegangen. Sie müssen es durch andere Arten z. B. Hörgedächtnis oder (sefühl ersehen. Der Kranke wird z. B. beim Be- tasten den vorgehaltenen Stock sofort erkennen. Hierher gehört auch das Verhalten von Star- blindgeborenen, die durch Operation wieder sehend werden. Ihnen erscheint das, was sie sehen, zuerst als Wirrwar von Farbenklexen. Erst nach und nach mit Hilfe der andern Sinne, besonders durch Betasten, lernen sie das Gesehene erkennen. Es kommt auch darauf an, ob das Tier oder der Mensch seine Aufmerksamkeit auf die Seheindrücke richtet oder gewohnt ist zu richten. Ein Mensch, der träumend einem Musik- stücke lauscht, sieht mit offenen Augen. nichts. Wenn ich mit einem Bekannten, der Jäger ist, spazieren gehe, so sieht er die Rehe am Waldes- rand, die Hasen und die Hühner, die mir erst, wenn er mich aufmerksam macht, sichtbar werden. Umgekehrt entgehen ihm die Eidechsen, die mir sofort ins Auge fallen. Nasentiere haben es sozusagen verlernt, auf ihre Seheindrücke zu achten, weil sie mehr ihrer Nase trauen. Der Satz Zells von der konstanten Summe der Sinnes- fähigkeiten (vergl. auch Goethe, Metamorphose der Tiere) ist sicher richtig. Doch möchte ich nicht soweit gehen zu behaupten, dab Nasen- tieren das Auge nur so wenig wichtig sei als uns die Nase, solange ich nicht gesehen habe, daß ein blindes männliches Nasentier. im Kampfe ums Weibchen mit einem sehenden den Sieg “ davonträgt, und im Sprunge und Lauf, bei Flucht 346 und Angriff mit Hilfe der Nase Entfernung schätzen und Hindernisse vermeiden kann. Über das, was einem Menschen, einem Tier schlechte Augen noch nützen, kann man sich schwer täuschen. Jeder Augenarzt weiß, dab es hochgradig schwachsichtige Menschen gibt, welche mit ihrem Rest soviel wie vollsichtige leisten. So führt z.B. Axenfeld (Blindsein und Blindenfürsorge, Freiburg 1905) an, dab er einen berühmten Zirkus- künstler behandelt hat. „Auf einem Auge war derselbe absolut blind, auf dem andern so kurz- sichtig und schwachsichtig, daß er nur in un- mittelbarster Nähe die Finger zählen konnte. Ein verbesserndes Glas trug er nicht. Dabei bestand seine Kunst darin, dab er unter der Decke des Zirkus aus einem schwingenden Trapez in ein anderes sprang und von der Decke in den Saal, Übungen, für welche ein absolut sicheres Entfernungsschätzen unentbehrlich ist, der Mann hatte als ganz kleiner Knabe vom Luftballon aus am hängendem Seil seine Kunst begonnen. Ich würde für gewöhnlich keinen Augenblick zögern einem so schwachsichtigen Menschen völlige Erwerbsbeschränkung bezüglich der Augen zu bescheinigen und seine Aufnahme in eine Blindenanstalt zu befürworten.“ Nur Individuen, die von Jugend auf so schlecht sahen, können natürlich so etwas leisten, nie später schlechter sehend gewordene. Zell nimmt bei den Nasentieren Schwach- sichtigkeit an®), d.h. Minderwertigkeit der ner- vösen Teile, nicht des optischen Baues der Augen. Er sucht dies durch Ausschließen der Kurzsichtigkeit nachzuweisen. Es ist ja wahr- scheinlich, daß gleichzeitig Schwachsichtigkeit vorliegt, aber doch nicht sicher bewiesen. Es muß aber dem Augenarzte auffallen, warum sich Zell dienachgewiesenermaßen vorhandene Übersichtig- keit als Erklärung entgehen läßt, die noch dazu wenn sie mit Unregelmäßigkeiten im Bau der Hornhaut verbunden ist, ein schlechtes Sehen für die Ferne und ein noch schlechteres für die Nähe veranlaßt. Noch viel interessantes wäre über die Tier- augen zu sagen, wenn wir auf das Gebiet der Anpassungserscheinungen übergehen wollten. Da gibt es den Anableps tetrophthalmus, jenen Zahnkarpfen, dessen Auge in der Horizontalen geteilt ist, für das Sehen im Wasser und Luft, da sind die Teleskopaugen der Tiefseefische und die allmähliche Verkümmerung der Augen der Höhlentiere und Bodenwühler z. B. des Olm und ®) „Ist das Tier unvernünftig?“ Dr. OÖ. Franz: Eine in Deutschland einwandernde Wasserschnecke (Physa acuta Drap.). der Gymnophionen. Da wäre endlich noch der Rest des Scheitelauges bei den Reptilien. Das alles soll späteren Aufsätzen vorbehalten bleiben. Zuerst haben wir in der Fülle der einzelnen Sehorgane den ruhenden Pol in der Erscheinungen Flucht gesucht und ihn auch bei allen gefunden in der Sehzelle. Eine in Deutschland einwandernde Wasserschnecke (Physa acuta Drap.). Von Dr. ©. Franz-Helgoland. ist, dab die „Wandermuschel“, Dreissena polymorpha Pallas, im Beginn des vorigen Jahrhunderts sich von ihrer ursprüng- lichen Heimat, dem südlicheu Rußland aus über einen großen Teil Europas verbreitete und im Innern Rußlands, in England, Belgien, Holland, Frankreich und Deutschland heimisch wurde. „Sie stellt das merkwürdigste Beispiel der in -- neuester Zeit Schritt für Schritt beobachteten Ausbreitung einer Muschelart dar, die dadurch umso wunderbarer wird, daß die Muschel eine festsitzende ist, die nur durch zufällige Ereig- nisse verschleppt werden kann“, sagt S. Clessin in seiner „Exkursions-Mollusken-Fauna“. Die fortschreitende Ausbreitung dieser Muschel ist jedenfalls noch nicht abgeschlossen. Das Tier gelangte offenbar durch die russischen Flüsse und Kanäle und durch das Meer in die Fluß- mündungen, wo er sich vielfach in ungeheurer Zahl ansiedelte und seitdem wohl überall in den Flüssen stromauf wandert. Im oberen Laufe der deutschen Flüsse fehlt die Muschel daher noch vielfach, mit der Zeit aber taucht sie auch hier auf. So schrieb noch Merkel im Jahre 1894 in seiner „Molluskenfauna von Schlesien“, sie komme in der Oder nur in ihrer Mündung vor, ich aber konnte ihre Spuren in diesem Flusse bei Breslau nachweisen. Ganz ähnliches, wie von Dreissena poly- morpha gilt von einer Wasserschnecke, Litho- glyphus naticoides Ferussac, die gleichfalls im südöstlichen Europa heimisch ist und allmählich von viel weiteren Gebieten Besitz ergreift, nur daß ihre Einwanderung erheblich jüngeren Datums ist. Sie wurde bisher in Deutschland im Rhein, im Schiffahrtskanal bei Plötzensee Dr. O. Franz: Eine in Deutschland einwandernde Wasserschnecke (Physa acuta Drap.). unweit Berlin, ferner in der Weichsel, im Bug (einem litauischen Nebenflusse der Weichsel), in der Warthe und in der Donau gefunden, und wird sich vermutlich allmählich immer weiter verbreiten. So äußert sich z. B. über ihre all- mähliche Ausbreitung im Rheinstrom R. Lauter- born folgendermaßen (Verhandlungen der Deut- schen Zoologischen Gesellschaft 1906, S. 265): „Im Rheingebiet ist die Schnecke zuerst 1870 in der Umgebung von Rotterdam beobachtet worden; 1893 wurde sie im Rheingau bei Walluf (in der Nähe von Wiesbaden) nachgewiesen. Oktober 1905 fand ich Zithoglyphus nun auch im eigentlichen Oberrhein, etwa 100 Kilometer oberhalb des bisher am weitesten stromauf vor- geschobenen Fundortes, nämlich in einem mit dem Strom noch in direkter Verbindung stehenden Altwasser des Rheins bei Speyer. Mai 1906 kam noch ein weiterer Fundort bei Ginsheim (zwischen Oppenheim und Mainz) hinzu. Diesen beiden Ar- ten — Dreissena und Lithoglyphus — rei- hen sich noch einige Landschnecken an, so z.B. namentlich Zelix obvia Hartmann, die ursprünglich auf das südlichste Deutsch- land beschränkt, in den letzten vierzig Jahren immer weiter nordwärts in unser Vater- land eingedrungen ist und sogar in Norwegen gefunden wurde. Aber auch unter den Wasserschnecken reiht sich den genannten Arten noch eine an, deren Einbürgerung im deutschen Gebiete aller- jüngsten Datums ist. Es ist Physa acuta Draparnaud. (Fig. 1.) Diese Schnecke ist wohl den meisten Aqua- rienfreunden bekannt. Ihre Heimat ist das westliche Europa und das nördliche Afrika. In Deutschland ist sie nur noch in Elsaß und in Lothringen heimisch, östlich des Rheins fehlt sie. Jedoch ist sie in den Aquarien sehr häufig und jedenfalls durch Zufälle beim Transport von Wasserpflanzen mit dem Aufblühen der Aquarien- liebhaberei weiter verbreitet worden. Kein Wunder daher, daß sie auch in den letzten Jahren (etwa seit 1900) wiederholt in Ge- wächshäusern und botanischen Gärten gefunden wurde So fand man sie in München, in Jena, in Gotha, in Leipzig, in Dresden, in Königsberg in Preußen, in Kopenhagen. Frei- Fig. 1. Fig. 2. Fig. 1. Gehäuse von Physa acuta. Fig. 2. Gehäuse von Physa fontinalis. Fig. 3: Gehäuse von Aplexa hypnorum. Sämtliche Abbildungen nach Clessin. 347 lebend war sie dagegen bisher noch nicht beobachtet worden. Ich aber hatte das Glück, bei einer im Januar 1906 unternommenen Exkursion die Schnecke freilebend zu finden, und zwar bei Passendorf unweit Halle a.S. Da ich sie in den dortigen Tümpeln lebend unter dem Eise heraus- fischte, ist der Beweis erbracht, daß sie auch den Winter in diesem Gebiete zu überstehen vermag und mithin wirklich Bürgerrecht er- worben hat. Ich habe sie dort noch wiederholt gesammelt und fand auch leere Gehäuse im „Geniste“ der Saale, d. h. in den vorwiegend aus Ästchen und Schilfstückchen bestehenden Anschwemmungen des Flusses, die ja stets viel fortgeschwemmte Tierwelt, sowohl Käfer als Schnecken und andere Vertreter, enthalten. Dieser Fundort ist jedoch nicht der einzige in Deutschland, an welchem die Schnecke ein- gebürgert wäre. Ich teilte meine Entdeckung im Nachrichtsblatt der Deutschen mala- kozoologischen Ge- sellschaft (1906) mit, aber in demselben Hefte, welches meine Notiz brachte, er- schien eine Mitteilung von ©. Sigl „aus einem Brief vom 29. Dezemb. 1905 an den Heraus- geber“, worin der Verf. sagt: „Physa acuta Drap. habe ich schon vor sechs Jahren im botanischen Garten in München gefunden. Hierdurch auf- merksam gemacht, habe ich auch in den Mooren der Umgegend Münchens nach ihr gesucht und sie an zahlreichen Stellen gefunden; sie muß also in der Umgegend als vollständig eingebürgert betrachtet werden .. .“ Also schon an zwei Stellen in Deutschland ist diese Art heimisch geworden. Es wäre sehr erwünscht, wenn Aqua- rienfreunde weiterhin auf diese Art ihr Augenmerk richten wollten, denn ziem- lich sicher wird sie sich weiter ver- breiten. Man braucht dazu durchaus kein ge- wiegter Molluskenkenner zu sein, sondern jeder Ca. 1,5 .nat. Größe. Ca. 1,5 nat. Größe. Ca. 1,5 nat. Größe. . Aquarienliebhaber kann seine zufällig heim- gebrachte Schneckenausbeute daraufhin unter- suchen, ob sich Physa acuta darunter befindet. Diese Schnecke ist nämlich von allen andern heimischen Wasserschnecken sehr leicht zu unterscheiden. Während nämlich fast alle übrigen Wasserschnecken rechts gewunden sind, gehört 348 diese zu den ganz wenigen links gewundenen, d.h. ihre Mündung befindet sich, wenn man in dieselbe beim aufrecht stehenden Gehäuse hinein- blickt, auf der linken Seite des Gehäuses, oder wenn man im Gehäuse wie in einer Wendel- treppe hinabsteigt, so geht man links herum. Links gewunden ist außer Physa acuta nur noch Physa fontinalis Linne (Fig. 2), deren Gehäuse jedoch nicht wie bei Physa acuta in eine scharfe Spitze ausläuft, sondern oben abgestumpft ist. Außerdem schlägt sich bei Physa fontinalis, wenn das Tier ausgestreckt ist, sehr häufig der dem Weichtier selbst angehörige „Mantel“ der- artig um das Gehäuse, daß sich seine spitzen Lappenfortsätze auf letzterem fingerförmig, ein- ander entgegen strecken. Links gewunden ist ferner Aplexa hypnorum Linne (Fig. 3), die „Moosschnecke“, deren turmförmiges Gehäuse jedoch niemals mit dem der Physa-Arten ver- wechselt werden kann. Weitere linksgewundene Wasserschnecken gibt es bei uns nicht. Die Nebeneinanderstellung der Abbildungen der drei linksgewundenen Schneckenarten in Fig. 1—3 wird eine sichere Unterscheidung der- selben ermöglichen. (Schluß folgt.) $ Ausstellunsen. Die Jubiläumsausstellung des Vereins „Neptun“ in Graz. Zur Feier seines lOjährigen Bestehens ver- anstaltete der Grazer Verein für Aquarien- und Terrarien- kunde „Neptun“ eine Ausstellung, die im festlich ge- schmückten Wintergarten der Gärtnerei „Luisenheim“ in der Zeit vom 27. Juni bis 7. Juli d. J. stattfand und sich eines zahlreichen Besuches von seiten der naturliebenden Bevölkerung unserer Stadt erfreute. Infolge des liebens- würdigen Entgegenkommens des Gärtnereibesitzers war es dem Verein ermöglicht, schon mehrere Wochen vor der geplanten Eröffnung den genannten Raum zur Unter- bringung seiner Pflanzen und Tiere zu benutzen, ein Umstand, der das Gedeihen derselben und mithin das Gelingen der ganzen Unternehmung ungemein begünstigte. Die Ausstellung umfaßte zwei aneinanderstoßende, hohe, lichtdurchflutete Glashausräume, die mit Blattpflanzen reich geziert und mit einer Wasserleitung ausgestattet waren. Den Mittelteil des ersten Raumes nahmen mehrere Paludarien ein, aus Zement gefertigte, kistenförmige Becken, welche Sumpfpflanzenkulturen von hervorragender Schön- heit enthielten. Das Auge des Beschauers wurde angenehm berührt durch das freudige Grün dieser Gewächse und dem Formenreichtum der einheimischen wie fremdländischen Arten, der ihm hier geboten wurde: Aus den mit Wasser- farn (Salvinia natans) und Wassermoos (Riceia fluitans) gänzlich überdeckten grünen Wasserflächen ragten üppige Pfeilblätter (Sagittaria sagittaefolia), Rohrkolben (Typha latifolia), Binsen und Teichlilien (Iris pseudacorus) empor. Neben der leuchtendgelben Blüte des großen Hahnenfußes Ausstellungen. (Ranunculus lingua) gewahrte man die anmutige Blüten- dolde der Schwanenbinse (Butomus wumbellatus), den zierlichen Kleefarn (Marsilia quadrifolia) und die den Beckenrand überhängenden Blätterranken des Pfennig- krautes (Lysimachia nummularia). Zu dem prächtigen Blätterschopf des Nilgrases (Oyperus alternifolius) gesellte sich die Papierstaude (Papyrus antiquorum), die erstere an Wuchs noch übertreffend. Die schlanke Thalie (Thalia dealbata) stand neben der blau blühenden Pontederia und dem herzblättrigen Saururus (Eidechsenschwanz). Die ge- fleckte Binse (‚Juncus zebrinus) und der buntblättrige Kalmus hoben sich von dem gleichmäßigen Grün anderer Wasserpflanzen vorteilhaft ab. Die absonderliche Wasser- hyazinthe (Eichhornia crassipes) mit den blasig auf- getriebenen Blattstengeln schwamm nebst der Blattrosette der Muschelblume (Pistia stratiotes) zwischen den Blatt- zahlreicher alle Erwähnt seien jedoch zwei kleinere Zementbecken mit gesonderten Abteilungen, welche es gestatteten, jeder Pflanze die ihr stielen ausländischer Sagittarien, die namentlich hier aufzuzählen der Raum verbietet. Gedeihen fördernde Erdmischung zu gewähren; Arten der Gattungen Üyperus, Hibiscus und Jussieua u. a. waren hier untergebracht. Die Vorderwand des Glashauses entlang war eine Reihe großer sog. Gesellschaftsaquarien aufgestellt, mit Goldfischen, Sonnenfischen, Zwergwelsen, Goldorfen und anderen einheimischen Fischen bevölkert. Daran schlossen sich solche, welche die noch immer beliebten Schleierfische und Teleskopen enthielten. Ein Schleierschwanzpaar hatte in der Ausstellung abgelaicht und konnte man die Ent- wicklung der Eier, die an den Hornblattquirlen hingen, bequem beobachten. Einen hübschen Anblick bot es, wenn eine Schar Fischehen heuriger Jungbrut in dem Futternäpfehen am Boden des Aquariums sich versammelte, um die roten Schlammwürmer (Tubifex rivulorum) heraus- zuholen. Die Seiten- und Hinterwand dieses Raumes war der gruppenweisen Aufstellung neuerer Aquarienfische und der Schulsammlung gewidmet, auf welche ich im Folgenden noch ausführlich zurückkommen werde. Zunächst erblickte man die Barscharten, unter denen neben den bekannten prächtigen Sonnenfischen, der Pfauenaugenbarsch (Centrarchus macropterus), der Diamantbarsch (Enneacanthus gloriosus) und der Scheibenbarsch (Mesogonistius chaetodon) auffielen. Unsere einheimischen Rohr- und Kaulbarsche bildeten den Schluß. Zwischen den Barschen und der folgenden munteren Barbenfamilie waren die zu den Stachel- flossern gehörigen Stichlinge und die hechtartigen Hundsfische (Umbra crameri und limi) eingeschoben, von denen eine Art in Ungarn, die andere in Amerika vorkommt. Von den Barben seien die zierliche Streifen- barbe (Danio rerio), die Flugbarbe (Nuria danrica) und die schöne Capoeta damascina erwähnt. Die Gruppe der sich anschließenden lebendgebärenden Zahnkarpfen eröffnete die Gambuse (Gambusia holbrookii), deren Ge- schlechter so auffallend verschieden gefärbt sind. Dann folgten die bekannten Girardinen (Girardinus decemma- culatus und januarius), die Haplochilen (Haplochilus latipes, dayi), die Poecilien (Poecilia reticulata und cau- cana), die Mollienisien, Fitzroyia lineata u. a. Daran reihte sich die Ordnung der Labyrinthatmer, die den zum Atmen nötigen Sauerstoff direkt der äußeren Luft entnehmen, darunter der bekannte Paradiesfisch (Polya- canthus viridiauratus), neben den Girardinen wohl der anspruchsloseste ausländische Aquarienfisch. Auch die Ausstellungen. hierher gehörigen Gurami-Arten, Trichogaster fascialus und lalius, Otenops wvittatus, und Kampffische (Betta pugnax) waren vertreten. Die Fortsetzung bildete die im zweiten Raume ausgestellte Cichlidengruppe. Sie waren zum größten Teil in geräumigen Aquarien, die durch einen Luftkessel mit zweizylinderiger Luftpumpe durchlüftet werden konnten, untergebracht. Man bemerkte hier den hell und dunkelgestreiften Chanchito (Heros facetus), dessen Weibchen die Jungen führt, wie die Henne die Küchlein, die prächtigen „Erdfresser“ Geophagus brasiliensis und gymnogenys, den mit hellblauen Tupfen übersäten Neetroplus carpintis und die Maulbrüter: Para- tilapia multicolor und Tilapia nilotica, selbst die neuen Acara- coeruleopunctata waren in kleinen Exemplaren ausgestellt. Das COhanchitoweibchen hatte vor einigen Tagen abgelaicht. Die „Erdfresser“ sah man eifrig beim Nestbau beschäftigt; sie nahmen Sand mit dem Maule auf und spuckten ihn an einer anderen Stelle ihres gläsernen Wohnhauses von sich ; andere kehrten den Boden mit den Flossen glatt oder bauten einen Sandwall um eine flache Vertiefung als Vorbereitung zum Laichgeschäft. Bei den eigentlichen Maulbrütern brütet das Weibchen den Laich im Maule aus. Die Familie der Welse bildete den Schluß der ganzen Sammlung. Neben den bekannten Zwergwelsen (Amiurus nebulosus) fanden sich hier der sonderbar aussehende Fadensackwels (Saccobranchus fossilis) und die ständig beisammen weilenden Panzerwelse (Callichthys punctatus), deren Laichgeschäft so überaus interessant ist. In der Mitte des Raumes waren zwei sehr große gleichausgestattete Aquarien aufgestellt, welche aus luftiger Höhe herab durch eine sinnreich erdachte Glasrohrleitung reichlich mit Sauerstoff versorgt wurden und einem prachtvollen Unter- und Überwasserflor zeigten, der aus Haarnixen (Cabomba), Tausendblättern, Ludwigien, Heterantheren und Nymphaeen bestand, von denen einzelne gerade in der Blüte waren. Diese sowie einige andere Aquarien, mit mehr oder minder reichem Pflanzenwuchs und Springbrunnen versehen, enthielten nur gewöhnliche Aquarienfische. Die übrigen Schauobjekte des Raumes waren mehr wahllos gruppiert, enthielten aber vielfach Sehenswürdig- keiten: so eine der merkwürdigsten Pflanzen der Welt, die berühmte Gitterpflanze aus Madagaskar, die daselbst an schlammigen Flußufern gedeihen soll. Süßwasser- krabben (Telphusa fluviatilis) mit ihren gestielten Augen nahmen sich überaus komisch aus, wenn sie mit den Scheren die Nahrung zum Maule führten; ferner waren die roten Posthornschnecken und die amerikanischen Riesen- schnecken (Ampullaria gigas), die sich durch lange Fühler auszeichnen, vertreten. In einem Zuchtgefäß waren lebende Stabheuschrecken (Dixippus morosus) aus Madras aus- gestellt, harmlose nächtliche Tiere, die bei Tage an den Zweigen ihrer Futterpflanze unbeweglich hängen, sich von ihrer Unterlage kaum abhebend. Der steirische Fischereiverein, der sich an der Aus- stellung mitbeteiligte, hatte von seiner vor einigen Jahren gegründeten Zuchtanstalt Audritz b. Graz große 6jährige - Forellen von fünf verschiedenen Arten nämlich: Bach-, Regenbogen- und Purpurforelle, Bachsaiblinge und die schottische Lochlevenforelle in entsprechend großen Aquarien mit kräftigem Wasserzufluß und Durchlüftung zur Schau gebracht, desgleichen heurige Forellenbrut “und einjährige AÄschen (Thymallus vulgaris). Die hübschen Tiere erregten mit Recht die Bewunderung der - Ausstellungsbesucher. 349 Einen besonderen Teil der - Aquarienausstellung bildete die Abteilung für Schulzwecke. Sie umfaßte lebende Tiere und Präparate. Die wichtigsten heimischen Wassertiere und Wasserpflanzen waren in einzelnen großen Einmachegläsern ausgestellt, um einen Überblick über die heimatliche Wasserfauna und -Flora zu bieten. Da bei dem beschränkten Raum in den Gläsern der rasche Ver- brauch der Luft durch die Fische einen mehrmaligen Wasserwechsel den Tag über erfordert hätte, war ein ständiger Wasserzu- und -abfluß durch eine Bleirohr- leitung durchgeführt. In diesen Gläsern waren die be- kanntesten heimischen Fische untergebracht. Neben dem Karpfen, der Karausche und ihrer Abart dem Goldfische sahen wir die Schleihe mit der Goldschleihe, die Gold- orfe, den durch seine Brutpflege merkwürdigen Bitterling, den munteren Strandling oder das Moderlieschen, Rot- auge, Rotfeder, Ellritze, Steinbeißer und Wetterfische (Oobitis fossilis). Selbst Aal und Forelle waren in kleinen Exemplaren vorhanden. Daran reihten sich die ein- heimischen Wasserinsekten. Die Tauch- und Woasser- käfer. Der Gelbrand (Dyticus marginalis) und seine kleineren Verwandten, der gefurchte Taucher (Acilius sulcatus), der Breitflügeltaucher (Graphoderes austriacus), die zierlichen Scheitelflecktaucher (Agabus bipunctulatus) und Ilybius fuliginosus usw.), die Kolbenwasserkäfer (Hydrophilus piceus und caraboides) nebst den räuberi- schen Larven des Gelbrandes und Kolbenkäfers. Ferner die Wasserwanzen: Rückenschwimmer (Notonecta glauca) und Skorpionwanze (Nepa cinerea), die empfindlich stechen können, sowie die Wasserspinne (Argyroneta aqualica). Von den Krebsen war der Flußkrebs, der Bachflohkrebs (Gammarus pulex) und andere kleine Crustaceen, wie die als Futter beliebten Daphnien (Daphnia pulex), Cyklops und Cypris und die Karpfenläus (Argulus foliaceus), die als Schmarotzer auf verschiedenen Fischen lebt, aus- gestellt. Von den niederen Wassertieren, den Würmern: die Blutegel und Bachschlammwürmer (Tubifex rivulo- rum), die zur Hälfte in Sand eingegraben in ständig wallender Bewegung sich zeigten, ferner die sonderbaren Armpolypen (Hydra viridis und fusca) und Süßwasser- spongien. Endlich die bei uns vorkommenden Schnecken und Muscheln, so die Wanderschlammschnecke (Limnaea peregra), die Ohrschnecke (L. auricularia) und das Spitz- horn (L. stagnalis), unsere größte Schlammschneckenart, ferner die lebendgebärende Sumpfdeckelschnecke (Vivipara contecta), die Posthörnchen (Planorbis corneus und margi- natus) und die Teich- und Malermuscheln (Anodonta und Unio). „Von den hier ausgestellten Wasserpflanzen wären nebst den um Graz häufigen Quellmoos (F'ontinalis), dem Hornblatt (Ceratophyllum) und der Wasserpest (Elodea canadensis), die erst in neuester Zeit in Steiermark ein- gewandert ist!), das krausblättrige Laichkraut (Potamo- geton crispüus) und die bisher nur in einem Teiche auf dem Ruckerlberge gefundene Isnardia palustris?) zu erwähnen, eine Verwandte der ausländischen Ludwigia. Von selteneren Pflanzen konnten noch der Wasseralo& (Stratiotes aloides), die Wassernuß (Trapa natans) und die norddeutsche Hydrilla (A. verticillata) gezeigt werden. Auch waren mehrere fleischverzehrende Pflanzen wie die ein- heimischen: Sonnentau (Drosera), Fettkraut (Pinguieula), ı) Fehlt nach Heimerl, Schulflora von Österreich, Wien 1903 in Steiermark und ist im Maly, Flora von Steiermark Wien 1868 noch nicht angeführt. 2), Ist bei Maly nur als in Unter-Steiermark vorkommend angegeben, 350 Wasserschlauch (Utricularia minor) und das ausländische Triehterblatt (Sarracenia) zur Ausstellung gebracht. Von den zur Schulausstellung gehörigen Präparaten ist eine fast vollständige Sammlung einheimischer Wasser- käfer und eine Konchyliensammlung zu erwähnen, die eine Perlmuschel (Unio margaritifer) mit kleiner Perle enthielt. Ferner eine Anzahl Präparate des hiesigen Laboratoriums für Biologie und Projektion, bestehend in gestopften Fischen und Skeletten von Amphibien und Reptilien und mehreren Spirituspräparaten: die Entwick- lung des Lachses, der Kreuzotter, der Kreuzspinne, des Skorpions u. a. enthaltend. Der Verein hatte eine ge- stopfte Krötenechse (Phrynosoma cornutum) und eine Riesenbaumeidechse (Leguan) aus Jamaika ausgestellt. Die Vorderwand des zweiten Raumes nahm die Terra- rienausstellung ein. Einen Hauptanziehungspunkt für die Ausstellungsbesucher bildete ein Hechtalligator (Alligator lucius), dessen Besitzer ihn bereits durch 7 Jahre pflegt. Er hat die Größe von ca. 1!/; m erreicht und dürfte ungefähr 10 Jahre alt sein. Die Hitze der Ausstellungstage schien ihm besonders zu behagen, denn er zeigte sich mitunter recht lebhaft. Seine Hausgenossin ist eine riesige Sumpf- schildkröte aus dem Plattensee. Dann folgten Behälter mit unseren heimischen Kriechtieren und Lurchen. Zu- nächst sah man die europäischen Schlangen: Ringelnatter, Würfelnatter, beide gute Schwimmerinnen und um Graz nicht selten. Am Kletterbaume hing träge die gelb- bauchige Äskulapnatter (Coluber longissimus), nur zeit- weilig ein wenig züngelnd, und halb unter einem Stein versteckt lag die kupferfarbige, glatte Natter (Coronella austriaca), die so häufig mit der Kreuzotter verwechselt wird), aber auch südliche Formen, wie die prächtige Vierstreifennatter (Coluber quattuorlineatus), die Leopard- natter (CO. leopardinus) und die Pfeilnatter (Zamenis viridiflavus) waren zu sehen. Unsere Frösche und Kröten waren in weiteren Terrarien zur Schau gestellt, ebenso die flinke Eidechsenfamilie. Neben zierlichen Mauer- eidechsen (Lacerta muralis) und großen Smaragdeidechsen aus Krain bemerkte man auch südliche Formen, wie Lacerta brüggemanmi, littoralis, die algerische Brillen- echse (L. perspicillata) und den Scheltopusik (Pseudopus apus), dessen Stummelfüße unter der Haut verborgen sind. Von ausländischen Echsen seien der afrikanische Hardun (Stellio vulgaris) und die Agamen (Agama inermis) genannt, ») Wie aus den Ausweisen für die Giftschlangenprämierung in Steiermark hervorgeht. 5 EI DE VEREINS:STETRT = "NACHRICHTEN Ausstellungen. — Warnung. — Vereins-Nachrichten. deren Körper die Farbe des Felsstückes täuschend wieder gibt, auf dem sie ruhen. Das abschreckende Äußere mancher dieser Tiere wird wohl, als natürliche Waffe, ihre Feinde zu täuschen oder ihnen Entsetzen einzujagen im stande sein; der Terrarienliebhaber kann sich bei seiner Beschäftigung mit ihnen bald von ihrer gänzlichen Harm- losigkeit überzeugen und tritt dann in ein vertrautes Verhältnis zu seinen Lieblingen, die leider noch vielfach unter dem Haß und Vorurteil der Menschen zu leiden haben. Neben den heimischen Molchen und Salamander- arten, sah man den spanischen hellgrün und schwarz- gefleckten Triton marmoratus, die bekannten mexikanischen Axolotl mit Nachzucht, und unter den Schildkröten fiel die hübschgezeichnete Sternschildkröte (Testudo elegans) aus Indien auf. Zum Schlusse seien noch zwei kleine Säuger genannt, die leider etwas verspätet zur Ausstellung anlangten und daher nicht von allen Besuchern gesehen werden konnten: die überaus niedliche europäische Hasel- maus (Muscardinus avellanarius), die an ein kleines Eich- hörnchen erinnert, und die japanischen Tanzmäuse, die allabendlich ihre Tanzkünste sehen ließen. Alles in allem war die Ausstellung als eine sehr reichhaltige und gelungene zu bezeichnen und eine der schönsten, die der Verein je veranstaltet hat; das be- geisterte Lob zahlreicher Ausstellungsbesucher waren der schönste Lohn, der den Bemühungen des Vereines zu teil wurde und berechtigt zu der schönen Hoffnung, daß es ihm gelungen sei, Naturkenntnis weiteren Kreisen zu- gänglich gemacht zu haben. F. X. Meuth-Graz. % Warnung. Ein gewisser Herr Apitz, Mühlenstraße, Berlin, bietet, wie ich zufällig erfahre, in Berliner Geschäften und wahrscheinlich auch auswärts einen Heizapparat zum Anhängen an Elementglasaquarien an unter Berufung darauf, daß ich den Apparat gesehen und ge- prüft hätte und ein Anerkennungsschreiben darüber aus- stellen würde. Ich stelle hiermit fest, daß ich von dem betr. Herrn Apitz bisher weder etwas gehört noch etwas gesehen habe, und daß ich den Heizapparat, der dem entsprechenden von Voß in Köln ähnlich ist, aus tech- nischen wie aus ästhetischen Gründen unter keinen Umständen empfehlen würde. Köhler. Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Magdeburg. Vereinslokal: „Tivoli“, Kaiserstraße. Sitzung jeden 2. und 4. Dienstag im Monat. Briefadresse: W. Jürgens, Königgrätzerstraße 17p. Sitzung vom 14. Mai 1907. Herr Regius hält seinen angekündigten Vortrag „Ver- schwemmte Land- und Süßwassermollusken im Elbgenist von Magdeburg“. Das gesammelte Material war syste- matisch geordnet, zur Stelle und lieferte den Beweis, welehe ungemein reiche Ausbeute an Schneckenschalen das im Frühjahr ans Ufer getriebene Reisig dem Sammler bietet. Darunter war die Familie der Helieiden an Gattung- und Artenzahl am meisten vertreten. Herr Regius zeigte und beschrieb die folgenden Arten: Helix arbustorum, H. pulchella, H. rubiginosa, H. hispida, H. rufescens, B. villosa, H. fruticum, Cienella lubrica, Clausilia biplicata, Pupa muscorum, Vitrina pellucida, Hyalına nitens, Suceinea putris, S. oblonga. Von der Familie der Lim- naeiden waren gefunden: Limnaea stagnalis, L. palustris, L. peoregra, L. truncatula, Planorbis corneus, Pl. mar- Vereins-Nachrichten. ginatus, Pl. rotundatus, Pl. vortex. Die Paludiniden waren vertreten durch die Arten: Vivipara contecta, Bythinia tentaculata, Valvata piscinalis und die Muscheln durch Sphaerium rivicola und Sph. corneum. Das Fehlen einiger häufiger, großer Arten ist auf die Schwere der leicht im Wasser untersinkenden und sich mit Sand und Schlamm füllenden Schalen zurückzuführen. J. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: Savoy-Hotel Roth, Neuturmstr. 5. Donnerstag, den 6. Juni 1907. In Abwesenheit des I. Vorsitzenden übernahm der II. Vorsitzende Herr Kunstmaler Müller die Leitung der Versammlung. Das Protokoll der letzten Wochen- versammlung wird verlesen und genehmigt. Im Einlauf: 6 Hefte des großen für die Bibliothek bestimmten Werkes: Illustrierte Flora von Mitteleuropa von Dr. Gustav Hegi hier, sowie die 3. Auflage des Leitfaden für Aquarien- und Terrarienkunde von Zernecke, besorgt von Leonhardt- Dresden. Auf das Buch werden wir gelegentlich noch zurückkommen. Karten von den Herren Angele aus Ebingen und Ingenieur Schmid in Füssen. Ersterer meldet den Fang von Vipera berus typ. und var. prester. Zeit- schriften: „Wochenschrift“ No.22, „Natur u. Haus“ Heft15, 16 und 17, „Zoologischer Beobachter“ No. 3 und 4 und „Blätter“ No. 21 und 22. Mehrere Aufsätze werden im Auszuge bekaunt gegeben. Verlesen wird der Vortrag des Herrn Dr. Kammerer über „Giftige Tiere und tierische Gifte“ („Natur u. Haus“ No. 15, 16 und 17). Zur Vor- zeigung gelangt durch Herrn Dr. Bruner Tropidonotus fasciatus aus Nordamerika, durch Herrn Müller Coelopeltis producta vom saharischen Atlas. Herr Müller macht einige Mitteilungen über die Nahrungsaufnahme von C. producta; diese Schlange frißt ausschließlich Eidechsenarten. Ferner teilt Herr Müller mit, daß er vor einigen Tagen aus Australien einen Moloch horridus leider nur mehr in halb lebendem Zustande erhalten habe. Um diese außerordentlich interessante und seltene Echse haben wir uns bisher ver- geblich bemüht. Herr Schwab demonstriert zum Schlusse 1 Exemplar von Salamandra maculosa mit sehr stark vorherrschender Zeichnung. In seinem hübschen Aufsatz „Zur Biologie des madagassischen Taggeckos Phelsuma madagascariense“ („Wochenschrift“ No. 22) bemerkt Herr Dr. Krefft, daß das Warenhaus A. Wertheim seinerzeit mit einer Kollektion dieser Prachtechsen nicht die besten Erfahrungen gemacht und viele Mühe gehabt habe, „woran nieht zum wenigsten die für Baumbewohner schlecht ge- eignete Verwendung von Bodenheizung schuld gewesen sein mag“. Herr Lankes bemerkt dem gegenüber, daß er ein anfangs März erworbenes, in Jjammerlichem Zustande be- findliches Exemplar des schönen Gecko in einem Terrarium mit Bodenheizung halte. Das Tier habe sich zu einem Prachtstück entwickelt, das an Stärke und Schönheit die bisher gesehenen weit überhole.. Die Hauptsache sei feuchte Wärme (25—28° C.) und entsprechende Eirrich- tung (Bepflanzung) des Terrariums. © Donnerstag, den 13. Juni 1907. Der I. Vorsitzende eröffnet die Versammlung. Wegen Abwesenheit des Protokollführers muß das Protokoll vom 6. Juni nachträglich verlesen werden. Herr E. Schinabeck übernimmt die Führung des heutigen Protokolls. Im Einlauf: Jahrbuch für Aquarien- u. Terrarienfreunde von R. Mand&e-Prag. Auf das Jahrbuch kommen wir noch ge- legentlich zurück. Der Verein „Heros“-Nürnberg sandte uns seinen Monatsanzeiger. Karten sind eingelaulen von Herrn Rembold, weleher bei der Schloßruine Fluhenstein bei Sonthofen 11 Stück Salamandra atra gefunden hat, von Herrn Reallehrer Gugler, bezügl. Ausstellung seiner Wasserkäfer bei der Ausstellung des „Wasserstern“- Augsburg, ferner von Herrn Öberlehrer Köhler-Berlin. Brief des Herrn Lehrer Arnold, Mitglied der entomologi- schen Gesellschaft in München betreffs Schmetterlings- ausstellung. Preislisten von Glaschker in Leipzig über Aquarien und deren Hilfsmittel, Offerte Krause in Krefeld über Aquarien- und Terrarientiere. Karte der Herren des „Proteus“ in Breslau von der dortigen Ausstellung. Die Ausstellung in Breslau erfreut sich hiernach eines ‘enormen Zuspruches, was sehr erfreulich ist. Monats- 351 blätter des Vereins „Wasserstern“ in Augsburg und Ein- ladung zum Besuch der Ausstellung in Augsburg. Herr Lankes erinnert an den gemeinsamen Besuch derselben und wünscht, daß sich die Mitglieder der „Isis“ recht zahlreich beteiligen möchten. Zur Besichtigung der Aus- stellung wurden uns vom Verein „Wasserstern“ in liebens- würdigster Weise Dauerkarten zur Verfügung gestellt. Unser Mitglied Herr Andres in Bacos bei Alexandrien berichtet ausführlich über die Besetzung seiner Aquarien und Terrarien. An Literatur liegen auf: „Wochenschrift“ No. 23 und 24. Aus No. 22 dieser Zeitschrift ist nach- zutragen, daß es dem Verein „Gasterosteus“ in Karlsruhe gelungen ist, Rana agilis in den Vorstadtgebieten von Karlsruhe zu erbeuten. No. 23 der „Blätter“ enthält einen Aufsatz über die Siedleragame von Tofohr. Eine Anzahl weiterer Veröffentlichungen gelangt im Auszuge zur Bekanntgabe. Eine lebhafte Diskussion veranlaßt ein längeres Schreiben des Propaganda-Ausschusses der Ausstellung München Mai bis Oktober 1908. Es ergeht an uns die Anfrage, ob wir geneigt wären, uns mit Bibliothek-Material, Verbreitungskarten und Ausstellung von Aquarien und Terrarien samt lebenden Tieren zu beteiligen. Man kommt schließlich zur allgemeinen An- sicht, daß eine Beteiligung unserseits bei der Ausstellung München 1908 im Hinblick auf die lange Zeitdauer als untunlich erscheint. Es wird auch der Befürchtung Platz gegeben, daß unsere Ausstellungsobjekte bei der Fülle des Gebotenen vom Publikum nicht die entsprechende Würdigung erfahren würden. Herr Müller ersucht, an Herrn Dr. Doflein, weleher ein Werk über Protozoen schreibt, etwaige an Blutparasiten erkrankte Tiere zu wissenschaftlichen Untersuchungen einzusenden. Herr Seifers verteilt unter die anwesenden Mitglieder eine größere Anzahl Myriophyllum-Pflänzchen gratis. Herr Müller demonstriert mehrere Eidechsen aus Griechenland, nämlich Zacerta graeca und Lacerta peloponesiaca. Von Herrn Lankes wird vorgezeigt Zamenis algirus aus Agypten, welche Schlange durch ihr äußerst boshaftes, flinkes und bissiges Wesen allgemeines Interesse erweckt. Wütend beißt sie nach dem ihr durch das Demonstrations- glas vorgehaltenen Finger. Nicht minder interessant war eine-ebenfalls durch Herrn Lankes demonstrierte herrlich gefärbte Natter aus Neu-Orleans. Dieses Tier harrt noch der Bestimmung. Es besitzt die Eigentümlichkeit, sobald es erschreckt wird, mit dem Schwanze eine Schlinge zu bilden, wobei die glühend rote Unterseite nach oben ge- richtet wird; darunter liegt dann das Köpfchen versteckt, während die Natter selbst wie leblos liegen bleibt. Diese höchst originelle Defensivstellung verleiht der Schlange ein eigenartiges Aussehen und bietet ihr jedenfalls Schutz gegen etwaige Angriffe durch ihre Feinde. Zum Schlusse erinnert Herr Lankes noch an die gemeinsame Abfahrt von München zum Besuch der Ausstellung des Vereins „Wasserstern“-Augsburg. Donnerstag, den 20. Juni 1907. Das Protokoll der Wochenversammlung vom 13. Juni wird durch Herrn Schinabeck. der die Führung desselben an Stelle des erkrankten Protokollführers Herrn Knan übernahm, verlesen und durch die Versammlung genehmigt. Im Einlauf: Mehrere Herren ersuchen schriftlich um Zu- sendung von Dauer-Eintrittskarten zur Augsburger Aqua- rien- und Terrarienausstellung. Die gemeinsame Fahrt dort- hin erfolgt am Sonntag den 23. Juni mit dem Eilzuge um 8 Uhr 25. Die Beteiligung hieran verspricht eine lebhafte zu werden. Karte des Herrn Paukner-Landshut bezüglich Daphnien. Herr Oberlehrer Köhler ersucht um Über- lassung einiger Präparate von Limnadia hermanni. Herr Dr. Kammerer sandte uns 3 Separatabdrücke: Unsere ein- heimischen Kriechtiere und Lurche, Schlammkulturen und Vererbung der erworbenen Eigenschaften habituellen Spät- gebärens bei Salamandra maculosa. Die genannten Schriften werden unserer Bibliothek eingereiht. Freund- lichen Dank auch an dieser Stelle. Von der Firma Scholze & Pötschke-Berlin liegt eine Offerte an Reptilien vor. Herr Seifers dankt für das ihm von der Gesellschaft dedizierte Hochzeitsgeschenk. Infolge Umbau des bis- herigen Lokales muß die Lekalfrage uns demnächst wieder beschäftigen. Zeitschriften: „Zoologischer Beob- achter* No. 5, „Wochenschrift“ No. 25 und „Blätter“ No. 24, deren Inhalt der üblichen Besprechung unter- 352 zogen wird. Demonstriert werden durch Herrn Dr. Bruner: Heterodon simus und Tropidonotus fasciatus von Nord- amerika, und zwar von letzterer Schlangenart ein älteres und ein neugeborenes Exemplar, weiter Liophis merremi und Olemmys insculpta. Durch Herrn Lankes: Phelsuma madagascariense, ein farbenprächtiges sehr großes wohl- genährtes Exemplar, und Tarentola mauritanica var. deserti, durch Herrn Kunstmaler Müller endlich: Spelerpes fuscus aus Sardinien in einem sehr großen Stück. Donnerstag, den 27. Juni 1907, im Restaurant „Fraunhofergarten“. Zur Probesitzung im obengenannten Restaurant fanden sich 20 Damen und Herren ein. Das in Aussicht genommene Lokal dürfte sich schwerlich für uns eignen. Protokollverlesung und Genehmigung. Eingelaufen waren: Ein kleines Schriftehen für unsere Bibliothek: Die ein- heimischen Fische für das Süßwasseraquarium von Stansch, ferner Sonderabdruck aus dem Jahresberichte der Kaiser Franz Josef-Staatsrealschule in Plan. Karte von Herrn Oberexpeditor Pauckner-Landshut. Zeitschriften: „Zoolo- gischer Beobachter“ No. 6, „Natur und Haus“ No. 18, „Blätter“ No. 25, „Wochenschrift“ No. 26 und „Fischerei- zeitung“ No. 12. Verschiedene Artikel gelangen zur Ver- lesung. Herr Sigl zeigt das Gehäuse einer Wasserschnecke aus Columbia vor. Der Vorsitzende kommt in längerer Ausführung auf die Ausstellung des Vereins „Wasserstern“ in Augsburg zu sprechen, die von einer größeren Anzahl Mitglieder der „Isis“ besucht wurde. Der Durchführung und dem Gebotenen der II. Augsburger-Ausstellung wird ausnahmslos Anerkennung gezollt, und es steht sicher zu erwarten, daß auch der finanzielle Erfolg ein sehr guter sein wird. K. Lankes. Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Krefeld. Vereinslokal: Restaurant Brueren, Rheinstr. Versammlung alle 14 Tage Donnerstags abends 9 Uhr. Briefadresse: Ingenieur Thomas Agnaeß, Krefeld, Jungfernweg 6. Am 21. Juni fand eine Mitgliederversammlung auf Drießenhof statt, welehe um 9 Uhr vom Vorsitzenden er- öffnet wurde. Die Hauptfrage der Tagesordnung: „Auf welche Weise beschließen wir die Ausstellung?“ ent- faltete eine lebhafte Diskussion, und wurde nach Verlauf derselben einstimmig beschlossen, beim Schluß der Aus- stellung am Montag, den 24. Juni, gemeinschaftlich mit dem „Sängerkreis Krefeld“ ein Konzert zu veranstalten unter gleichzeitiger Mitwirkung eines Hornquartetts der städtischen Kapelle. Zu den gemeinschaftlichen Unkosten übernahm unser Verein den Betrag von 80 Mk., wofür die passiven und aktiven Mitglieder unseres Vereins nebst ihren Damen freien Zutritt haben sollten. Punkt 2 der Tagesordnung: Verlosung. Dieselbe wurde wie folgt er- ledigt: Es sollen 3 Hauptgewinne, sowie eine Anzahl kleinerer Gewinne verlost werden.. Die Gewinne bestehen aus einer Anzahl größerer und kleinerer bepflanzter und besetzter Glasaquarien, und zwar hauptsächlich aus dem Bestande der Kollektivausstellung. Ferner sollen eine Anzahl kleiner Bücher: „Das Aquarium“ von Peter, mit verlost werden. Zu den 3 Hauptgewinnen (größere Glas- aquarien), ist noch zu bemerken, daß die Bepflanzung derselben unser Mitglied, Herr Hecker, auf eigene Kosten übernahm. Ferner wurden für die Verlosung gestiftet von den Herren Fuchs 2 Pärchen Gürardinus, Hecker 1 Pärchen Gambusiäa holbrooki, sowie ein Pärchen Maulbrüter, Roth 4 Stück Makropoden, sowie ein kleines Aquarium mit Girardinus caudimaculatus besetzt, Metzges 1 Pärchen Danio rerio, Giesen 1 Pärchen Poecilia mexicana, Grimm eine Anzahl exotischer Pflanzen. Ferner stifteten noch; Herr Baakes ein Paar Makropoden und Herr Krause 10 junge Schleierfische, und nochmals Herr Hecker ein großes Terrarium. Allen Spendern sei auch an dieser Stelle herzlich gedankt. Nunmehr wurde noch eine Ver- losungskommission, bestehend aus den Hern Strath, Feron, Eirmbter u. Hecker gewählt, welehe das Amt bereitwilligst übernahmen. — Am Montag, den 24. Juni, fand alsdann unter reger Beteiligung unserer passiven Mitglieder nebst ihren Damen das vorerwähnte Konzert, sowie auch die Vereins-Nachrichten. Verlosung statt. ‘Der Abend verlief in der besten Stimmung, womit auch die Ausstellung ihr Ende er- reichte. — Allen, welche zum guten Gelingen unserer Ausstellung beigetragen haben, sagen wir an dieser Stelle nochmals unsern .herzlichsten Dank. Der Vorstand: I. A.: Wilh. Nellissen, I. Schriftf. Fragekasten des „Triton“, Berlin. (Die Benutzung desselben steht auch Nichtmitgliedern frei.) Frage 28. Ich bin langjähriger Aquarienfreund und interessiere mich sehr für mikroskopische Lebewelt der Aquarien. Ich möchte mir daher Dauerpräparate der Fischkrankheiten anschaffen, aber auf meine Anfrage ° nach solchen habe ich bei E. Thum in Leipzig den Be- scheid erhalten, daß diese Präparate nicht vorhanden seien. ‘Ist Ihnen jemand bekannt, der mir Dauerpräparate der Krankheitserreger als Gyrodactylus, Ichthyophthirius, Tetramitus nitschei usw. abtreten oder anfertigen würde’? Antwort: Dievon Ihnen gewünschten Dauerpräparate von Erregern der Fischkrankheiten dürften wohl kaum im Handel zu haben sein. Die Nachfrage nach denselben ‚ist eben sehr klein, da die Interessenten, doch wohl meist Fachleute, diese meist einem ganz bestimmten Zweck dienenden und oft schwierig herzustellenden Präparate sich selbst anfertigen. Während die Herstellung von Dauerpräparaten der kleinsten Lebewesen, der Spaltpilze, verhältnismäßig. leicht ist, weil sie durch einfaches Ein- trocknenlassen mit nachfolgender Färbung angefertigt werden können, ist die Konservierung von Protozoen, um solche handelt es sich hier in der Hauptsache, in ungefärbtem Zustande meist sehr schwierig und nament- lich auch deshalb sehr undankbar, weil selbst bei sehr raschen Abtötungsmethoden durch Osmiumsäure, Sublimat u. dergl. so starke Formveränderungen der weichen Ge- bilde auftreten, daß das Präparat zu Demonstrations- zwecken fast wertlos ist. Noch weniger Wert für Laien besitzen gefärbte Protozo@npräparate, welche meist her- gestellt werden, um bestimmte Details zu zeigen, z. B. Forın und Struktur des Kernes usw. Verhältnismäßig leichter lassen sich Dauerpräparate von größeren, z. B. den Würmern angehörenden Schmarotzern anfertigen, obgleich wir eigent- lich noch nie ein hübsches Gyrodactylus-Präparat als Übersichtsbild gesehen haben. Die verschiedenen Gyro- dactylus-Arten werden meist zu diagnostischen Zwecken konserviert, wobei es dann meist nur auf die Form der Zentralhaken und die Zahl der Randhäkchen ankommt, Für die Darstellung der inneren Organisation müssen Schnittpräparate angefertigt werden, die für den Laien wohl schwierig zu entziffern wären. — Dagegen dürfte es nun für den mikroskopierenden Laien am lehrreichsten sein, unsre häufigsten Fischparasiten, soweit sie die Ekto- parasiten, d. h. die auf der Haut lebenden betreffen, in lebendem Zustande zu studieren. Leider sind die- selben so häufig, daß uns Material genug zur Verfügung steht. Auf dem ersten besten käuflichen Goldfisch, nament- lich wenn derselbe abgemagerte, geschrumpfte Flossen aufweist, werden Sie ausnahmslos Ektoparasiten und zwar (nach Dr. Roth) sogar meist mehrere Arten neben ein- ander finden. Neben dem wohl kaum je fehlenden, auch mit ganz schwacher Vergrößerung zu beobachtenden Gyrodactylus elegans werden Sie gelegentlich auch den Dactylogyrus auriculatus, der sich namentlich durch die Anwesenheit von vier schwarzen Punktaugen von dem ersteren unterscheidet, antreffen. Daneben werden Sie nur zu häufig der Costia necatrix (Tetramitus nitschei) begegnen, die allerdings so klein ist, daß sie leicht über- sehen werden kann. Der Chilodon cyprini kommt ab und zu in ungeheuren Mengen vor, Cyclochaete domer- guei, deren zierlicher Hakenkranz sich leicht konservieren läßt, meist in wenigen Exemplaren. Sollten Sie die seltenere Gelegenheit haben, Ichthyophthirius multifiliis zu erhalten, so versäumen Sie ja nicht, die Vermehrungs- weise des auf dem Objektträger sich rasch einkapselnden, sehr interessanten Schmarotzers zu studieren; es wird Sie nieht reuen, ein paar Stunden Nachtruhe geopfert zu haben, wenn Sie nach beendigter Teilung das Ausschwärmen der Jungen beobachtet haben werden. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Heft 36. ® m N, Mn 74 IN N Yan. Brendiamgun S.8C9 Illustrierte Wochen-Schrift für Zwei merkwürdige Sinnesorgane. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. (Mit zwei Abbildungen vom Verlasser.) u, 5 Am Anschluß an die interessanten Aus- führungen Dr. Klingelhöffers') über Entwicklung, Bau und Funktion unseres vor- nehmsten Sinnesorganes bei den verschiedenen Tiergruppen möchte ich dem geneigten Leser zwei Gebilde vor- führen, die — wenigstens dem anatomischen Bau nach — mit dem erwähnten Sinnes- -werkzeug große Ähnlichkeit be- sitzen. Beide sind bei einigen,in der Tiefe des mittelländi- schen Meeresleben- den Tintenfisch- arten, z. B. bei Chiroteuthis?) bomplandi (gri- maldii) und Hi- stioteuthis?) 1. Pigmentlinse. 0 . 2. Epidermis. rüppelli entdeckt nen x 4. Durehsichtige Zellen. worden und dürften PeirgenT auch beim Laien, namentlich wenn wir diese Organe vom physikalischen Standpunkte aus betrachten, die größte Bewunderung erregen. Daß ein so wichtiges Sinnesorgan wie das Auge sich ausden primitivsten Anfängenallmählich 4) „Blätter“ 1907, Heft 31.u. ff.: „Die Sehorgane der Tiere“, 2) Von gr. cheir = Hand; teuthis = Tintenfisch; weil die Fangarme fingerförmg aussehen. 3) Von gr. histion — Segel, Gewebe und teuthis; weil die Fangarme durch Häute miteinander verbunden sind. Bompland, Grimaldi und Rüppell sind Naturforscher, Sn, Fig. 1. Thermoskopisches Auge von Chiroteuthis bomplandıi. Nach Joubin. zu größter Vollkommenheit entwickelt hat, wird uns nicht so sehr erstaunen, als wenn wir sehen, daß die Natur eine so kleine und untergeordnete Tiergruppe mit in physikalischer und biologischer Beziehung geradezu raffiniert Konstruierten Apparaten ausge- rüstet hat, deren Funktion zudem für uns z. T. ganz rätselhaft ist. Da hätten wir einmal 1. Das thermo- skopische Auge. (Fig. 1.) Beim Betrach- ten des nebenste- henden Bildes, das einen Durchschnitt durch das in der Haut liegende Organ darstellt, wird dem geneig- ten Leser . sofort die große Ähnlich- keit desselben. mit gewissen, in der oben zitierten Arbeit skizzierten Tieraugen auffallen. = | In das dicht unter der Epidermis (2) oder Oberhaut liegende, kugelförmige Sinnesorgan, welches mit zwei Reihen von großen platten- artigen, übereinander geschichteten und durch- sichtigen Zellen (4) gefüllt ist, tritt von unten her ein ziemlich dicker, mit- dem Augennerv zu vergleichender Nervenstrang (7) ein, während es nach oben durch einen linsenförmigen Körper (1), abgeschlossen wird. Was uns an diesem letztern sofort auffällt, ist der merkwürdige 5. Blutgefäß. 6. Bindegewebe. 7. Nerv. 8. Nervenzelle. 354 Umstand, daß er nicht durchsichtig wie die Linse aller andern bekannten Sehorgane, sondern mit einem rußschwarzen Farbstoff so dicht angefüllt ist, daß das Eindringen der Lichtstrahlen durch diese Pigmentlinse in das Innere des Organes völlig ausgeschlossen erscheint. Es kann sich demnach nicht um ein für die Wahrnehmung oder Perzeption — wie der Fachausdruck lautet — der Lichtstrahlen des Sonnenspektrums eingerichtetes Auge handeln, und in Anbetracht des Umstandes, daß schwarz- gefärbte Substanzen die Fähigkeit besitzen, die von der Lichtquelle gleichzeitig mit den Lichtstrahlen ausgesandten Wärmestrahlen in hervorragender Weise zu absorbieren bezw. auf- zuspeichern, hat Joubin*) die Ansicht geäußert, dab wir es bei diesem Gebilde mit einem zur Perzeption der Wärme bestimmten Organ zu tun haben. Diese Annahme würde uns nun allerdings den sonderbaren Bau desaugenähnlichen Organes erklären, und der physikkundige Leser dürfte vielleicht geneigt sein, die unmittelbar unter der Pigmentlinse reihenweise übereinander- geschichteten plattenförmigen Zellen, welche offenbar mit dem Nerv in Verbindung stehen, mit den Elementen einer jener, bereits minimale Wärmemengen anzeigenden thermoelek- trischen Säulen zu vergleichen. Was für Vorteile nun das in der Tiefsee, allerdings wohl meist in absoluter Finsternis lebende Tier, aus der Anwesenheit der von Joubin als thermoskopische?’) Augen be- zeichneten Sinnesorgane zieht — es besitzt, bei- läufig erwähnt, außerdem hochentwickelte Ce- phalopodenaugen —, darüber denke sich der ge- neigte Leser selber etwas aus, und wenn er das Richtige gefunden haben sollte, so enthalte er es uns ja nicht vor! — Etwas genauer unterrichtet sind wir über die Funktion eines weiteren Cephalopodenorganes, das mit Rücksicht auf seine Zusammensetzung geradezu als 2. ein tierischer Scheinwerfer (Fig. 2) bezeichnet werden kann. Auch dieses merk- würdige Organ, über dessen Funktion wir etwas genauer aufgeklärt sind, das aber immerhin noch in mehrfacher Beziehung rätselhaft genug ist, zeigt auf dem Durchschnitte eine unverkennbare Ähnlichkeit mit einem Auge. *#) Joubin, L., Note sur une adaptation particuliere de certains chromatophores chez un C&phalopode (Chiro- teuthis bomplandi) (Bull. de la soc. zool. de France, t. 18). 5) Von gr. thermos = Wärme, scopein = sehen. Dr. Wilhelm Roth: Zwei merkwürdige Sinnesorgane. Wir sehen in dasselbe mehrere Nerven- fasern (10) eintreten, die, nachdem sieeineder Farb- stoffhaut des Auges analoge Pigmentschicht (9) durchbohrt haben, sich nach der Art der Retina oder Netzhaut (7) im Grunde des Organes, welches mit einer dem Glaskörper entsprechenden durchsichtigen Masse (6) angefüllt ist, ausbreiten. Nach vorne zu ist das dicht unter der Epidermis liegende Gebilde ebenfalls, und zwar nicht wie das Auge mit einer einzigen Linse, sondern mit einem Linsensystem begrenzt. Wir bemerken nämlich, daß dasselbe aus zwei Linsen, einer bikonvexen (5) innern und einer konkav-kon- vexen (4) äußern besteht. Obschon nun das Organ in vielen Punkten mit einem Auge übereinzustimmen scheint, so handelt es sich doch um nichts weniger als ein solches. Es verhält sich zu einem wirklichen Auge ungefähr wie ein Projektionsapparat zueinerphotographischenKamera. Während die letztere dazu bestimmt ist, die von außen durch das Objektiv einfallenden Lichtstrahlen auf der lichtempfindlichen Platte zu einem Bilde zu sammeln, benutzen wir den ersteren, indem wir in ihm einen leuchtenden Körper anbringen, als Lichtquelle, welche in geeigneter Weise durch ein Linsensystem Lichtstrahlen aussendet. Neuere Untersuchungen‘) haben nämlich er- geben, daß wir es nicht mit einemzur Perzeption von Lichtstrahlen bestimmten Organ zu tun haben, sondern mit einem lichterzeugenden Gebilde, einem sog. Leucht- oder Phosphores- zenzorgan. Es hat zwar noch kein Mensch das von diesen Organen ausströmende, phosphores- zierende Licht gesehen, aber vergleichende Untersuchungen haben ergeben, daß diese in der Haut von einigen Cephalopoden vorkommden Gebilde große Übereinstimmung mit den Leucht- organen gewisser Krebse zeigen, bei denen die phosphoreszierende Wirkung der entsprechenden Teile sicher nachgewiesen ist. Wenn wir nun unser Gebilde von diesem Standpunkte aus betrachten, so setzt es sich folgendermaßen zusammen. Die Nervenfasern (10) durchbohren den Pigmentmantel (9), welcher das in dem Organ produzierte Licht von den angrenzenden Geweben des Körpers abhält, passieren dann eine gegen ‘das Innere zu spiegelartig glänzende Gewebe- schicht (8), welche infolge ihrer Beschaffenheit und Wölbung gleichsam als Hohlspiegel oder B ®, Joubin, L, Nouvelles recherches sur l’appareil lumineux des Cöphalopodes du genre Histiotheuthis, Bullet. de la soc. scient. et möd. Ouest. Rennes, t. 3. Dr. V. Franz: Eine in Deutschland einwandernde Wasserschnecke (Physa acuta Drap.). Reflektor funktioniert, und lösen sich dann in einer Nervenzellenhaltigen Schicht (7) auf. In diesem, auch als photogene Schicht‘) be- zeichneten Zellenlager wird nun das Licht produziert und vermittels des oben erwähnten Hohlspiegels durch den Kristallkegel (6) und die beiden Linsen (5, 4) nach außen geworfen. Nun ist aber das merk- würdige Organ, welches wir als einen Schein- werfer bezeichnen kön- nen, nicht wie z. B. das thermoskopische Auge senkrecht zur Körper- oberfläche gestellt, wo- durch das Licht ja am wirkungsvollsten ausge- strahlt würde, sondern schief, bezw. in einem spitzen Winkel und zwar eigentümlicher Weise so, daß die Lichtstrahlen in eine über dem Gebilde liegende, seichte Nische geworfen werden. Die genauere Unter- suchungdieserletz- teren hat nun er- *.---- geben, dab die- nd selbe wiederum als ----. 6 Reflektor für die A IR aus dem Schein- WON HERR werfer auf sie ge- DD 48 g langenen Licht- strahlen dient, in- zu UnIer der Fig. 2. Leuchtorgan von durchsichtigen Histioteuthis rüppelli. Oberhautzellen- esmentzelleh: =; schicht (3) eben- a reinen, falls ein glänzen- a der, großer Hohl- araatggeue, Schicht, spiegel ng 0m m bracht ist. Was den Grund für diese komplizierte Zu- sammensetzung unseres Scheinwerfers anbetrifft, so ist mir nicht bekannt, ob man mit bezug auf denselben über bloße Vermutungen hinaus- gekommen ist, zumal man, wie bereits oben erwähnt, das Organ bei dem in der Tiefsee lebenden Tiere noch nie in Funktion gesehen °) Von gr. phos, photos = Licht, und gignomai ich entstehe, werde. 355 hat. Möglicherweise dürfte die Sache so zu erklären sein, daß die über den Kopf, die Auben- seite der Fangarme und den Mantel zerstreuten Phosphoreszenzorgane nicht den Zweck haben, als einzelne stark leuchtende Punkte zu funk- tionieren, sondern daß der räuberische Tinten- fisch vermittels des durch die großen Reflektoren zerstreuten Lichtes gleichsam in eine milde Lichtwolke gehüllt wird, welche einerseits die Beutetiere anlockt, andererseits das Raubtier vor ihnen verbirgt. Eine in Deutschland einwandernde Wasserschnecke (Physa acuta Drap.). Von Dr. V. Franz-Helgoland. (Schluß.) an wird also Physa acuta, wenn man sie B findet, stets leicht erkennen können. Allerdings wird sich vielleicht noch eine Physa- Art bei uns einstellen. Denn C. Sigl sagt in dem schon erwähnten Briefe noch: „Im Kgl. Botani- schen Garten findet sich außer Physa acuta noch eine andere Art der Gattung, über welche ich mangels der nötigen Literatur bis jetzt noch nicht ins Reine kommen konnte. Wie mir der ver- storbene Obergärtner Christ versicherte, ist sie mit einer Sendung von Vallısneria spiralis aus dem Gardasee in das Victoria regia-Haus des botanischen Gartens gelangt.“ Wenn aber jemand diese Physa-Art noch anderswo finden sollte, so wäre dieser Fund von doppeltem Interesse. Wir aber wollen für heute an die mitgeteilten Tatsachen noch einige Ergänzungen über die Ursachen der Mollusken-Wanderungen und Ver- schleppungen anknüpfen. Eigentliche Wanderungen, d. h. selbsttätige, freiwillige Ausbreitungen von Tieren, wie wir sie z. B. bei der Wanderratte erlebt haben, dürften im Tierreiche in unseren Tagen sehr selten sein und in der Molluskenwelt als gänzlich ausgeschlossen gelten. Die Tierwelt befindet sich im allgemeinen in einem derartigen Gleich- gewichts- und Anpassungszustande, daß sie keine Wanderungen benötigt. Jede Art fühlt sich viel- mehr in ihrem Verbreitungsgebiete wohl. Ja, wenn wir viel größere Zeitpausen ins Auge fassen und bis in die Eiszeiten zurückgehen, wo er- hebliche Klimaschwankungen den Tieren das Wohnen in ihren alten Gebieten unmöglich 356 machten, dann können wir wohl auch häufige, aktive, freiwillige Wanderungen von Vertretern der Tierwelt von vornherein für wahrscheinlich halten, und wir können nur in manchen Fällen derartige Vorgänge auch an der Hand von be- stimmten Tatsachen zusammen kombinieren; auch bei Vertretern der Molluskenwelt. . Aber soweit die Jetztzeit in Betracht kommt, gehören aktive Wanderungen zu den größten Seltenheiten, und es ist begreiflich, daß wir wenigstens aus der trägen, schwerfälligen Genossenschaft der Schnecken und Muscheln kein Beispiel zu nennen vermögen. Passiv muß also in allen Fällen die Ver- breitung von Schnecken oder Muscheln erfolgt sein, die in jüngster Zeit von neuen Gebieten Besitz ergriffen. Welche Kräfte der Natur dienten ihnen nun als Beförderungsmittel ? Der Wind vielleicht? Möglich ist's, nach- weisbar aber in keinem mir bekannten Falle. Die Ströme? Ganz gewiß. Man hat manches Beispiel dafür, daß Gebirgsarten in Flußtälern angesiedelt sind und der Fauna hier ein eigen- tümliches Gepräge verbreiten, das in manchem an die der Berggegenden erinnert, die der Fluß entwässert. Die lebende Natur jedoch bietet sich gleich- falls häufig von selbst als Vermittlerin zur Ver- breitung der Mollusken an und erzeugt minde- stens ebenso merkwürdige Faunenbilder, wie die durch den Transport der Ströme zu erklärenden. Gar nicht selten finden wir in isolierten Ge- wässern, die erst in historischer Zeit entstanden sind, eine Molluskenfauna, die sich häufig nur aus wenigen Arten zusammensetzt. So findet man in Tümpeln, die in Steinbrüchen durch Ab- tragung des Gesteins entstanden sind, diesen oder jenen Mollusk, während in Gräben und Teichen der Umgegend ein viel reicheres Schnecken- und Muschelleben entfaltet ist. Höchst wahrscheinlich und in manchen Fällen nachweislich sind diese Bewohner der isolierten (sewässer durch Schwimmvögel oder durch Wasserinsekten unfreiwillig dorthin trans- portiert worden, sei es als Eier oder als kleinere oder auch größere Tiere. Auf Schwimmvögel wird man es auch zurückführen müssen, wenn die eingangs schon erwähnte Wandermuschel, Dreissena polymorpha, in Schlesien höchst merkwürdigerweise in einem einzigen isolierten See bei Auras in Unmenge bekannt war, lange bevor sie von mir in der Oder gefunden wurde. Im übrigen aber sind die Wanderungen der Dreissena polymorpha nicht mit dem Vogel- Dr. V. Franz: Eine in Deutschland einwandernde Wasserschnecke (Physa acuta Drap.). zug oder dem Insektenflug in Beziehung zu bringen — hier ist vielmehr ein anderes Moment wirksam, gleichfalls aus der Lebewelt, es ist der Mensch mit seiner Kultur, speziell mit seiner Schiffahrt. Die Wanderfähigkeit ist gerade bei Dreissena nicht so schwer verständlich, wenn man die Biologie und Entwicklungsgeschichte dieser Tiere berücksichtigt. Dreissena ent- wickelt sich nämlich aus frei im Wasser be- weglichen Larven und hat hierin schon einen ungemeinen Vorteil für ihre Ausbreitung vor allen andern bei uns heimischen Muscheln. Das ausgewachsene Muscheltier aber führt an Steinen, andern Muscheln, Baumwurzeln usw. eine fest- sitzende Lebensweise, es kann also, wenn es sich an die Planken der Schiffe festsetzt, weithin forttransportiert werden und anderswo zur Ei- ablage schreiten. Etwas weniger günstig für die Ausbreitung durch Schiffahrt scheint die ebenfalls schon oben erwähnte Schnecke Lithoglyphus naticoides ge- stellt; immerhin aber pflegt auch dieses Tier an Steinen ziemlich dauerhaft festzusitzen, und es ist daher erklärlich, daß es gerade durch die Schiffahrt weiter verbreitet wurde, wie denn auch die Fundorte, an denen es erbeutet wurde, diesen Gedanken nahe legen. Und nun zu Physa acuta, unserm jüngsten Eindringling. Daß ihm die Schiffahrt als Transportmittel gedient hätte, ist nach der Lage der Fundplätze sicher ausgeschlossen. Man könnte bei dieser Schnecke an die Verbreitung durch Vögel denken, wenn nicht ein anderer Gedanke noch viel näher läge: ich meine die unbeabsichtigte Verschleppung der Schnecke durch Aquarienliebhaber. Wir sahen ja, in den Aquarien ist sie schon viel weiter verbreitet als in der freien Natur. Frei- lebend fand ich sie bei Passendorf unweit Halle a. S. Diese Gegend ist aber gerade eine solche, die von Aquarienfreunden außerordentlich stark besucht wird. Der Aquariensport blüht in Halle vielleicht stärker als in andern Orten, jedenfalls ist es eine wahre Freude zu sehen, wie im Frühling nach dem Verlaufen des Hoch- wassers beinahe die ganze Schüljugend nach den Passendorfer Wiesen zieht und mit Netzen, Stöcken oder auch nur mit der ausgestreckten Hand Beute für die häuslichen Miniaturzucht- anstalten zu erlangen sucht. Die Lage der Stadt, welche dem Flusse und seinen Wiesen breit an- liegt, mag mit dahin gewirkt haben, daß hier bei der Jugend ein verhältnismäßig großes Interesse für die Natur erwachte. Auch eifrige Aquarien- Dr. Paul Kammerer züchter besuchen oft die Passendorfer Wiesen. Ein Zufall mag dazu geführt haben, daß dort lebende Tiere von Physa acuta ausgeschüttet oder verloren wurden — und wenn das richtig ist, dann hat in diesem Falle zur Verbreitung der Molluskenwelt nicht nur die Kultur des Menschen beigetragen, sondern ganz speziell die Agquarienkultur. Zusatz nach Abschluß des Manuskripts. So- eben lese ich in einer neuen Arbeit von D. Geyer (Beiträge zur Molluskenfauna- Schwabens, Jahres- hefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg, Stuttgart 1907), daß Physa acuta auch im Botanischen Garten in Tübingen und in den Bassins der Wilhelma in Cannstadt gefunden wurde, „und in den Aquarien ist sie ein bekannter Gast. Sie wird dort, wenn Fleisch gefüttert wird, sehr groß, vermehrt sich rasch und verbreitet sich mit Aquarienpflanzen ins Freie. Wer die Bemühungen der großstädtischen Aquarienvereine um eine Bereicherung der ein- heimischen Wasserflora und -Fauna kennt, ist nicht erstaunt, wenn er die Schnecke im Freien antrifit.“ Hierzu ist jedoch zu bemerken, daß eine absichtliche Verpflanzung der Schnecke ins Freie von seiten des Aquarienvereins „Daphnia“ in Halle a. S. jedenfalls nicht vor- liegt, wie ich nach Rücksprache mit dem Vor- stand desselben weiß. Folgende Bemerkung Geyers dürfte noch Aquarienfreunde interessieren: „Bezüglich der Herkunft der Schnecke möchte ich auf die Tat- sache hinweisen, daß die Aquarienfreunde viele ihrer Pflanzen aus Nordamerika beziehen und daß dort eine der acuta sehr ähnliche Physa heterostropha Say lebt, die vielleicht als Stamm- form unseres Gastes anzusehen ist... An eine Einwanderung aus Frankreich, wo Physa acuta weit verbreitet ist, ist in keinem Fall zu denken.“ N | Biologische Rundschau. ‘Von Dr. Paul Kammerer-Wien. V. Süßwasserfische in Salzwasser und anderen abnormalen Wasserzusammensetzungen, Bereits in meinem in No. 18 dieser Zeitschrift (1907) erschienenen Aufsatz „Der Sterlet (Acipenser ruthenus)“ habe ich, soweit es diese Fischart angeht, auf eine Ab- handlung von Arthur Neudörfer aufmerksam gemacht, betitelt: „Versuche über die Anpassung von Süß- wasserfischen an Salzwasser“ !). Obwohl die Gefrier- punktsbestimmungen des Blutes der in Salzlösungen ge- brachten Fische, welche Bestimmungen das Schwergewicht jener Arbeit ausmachen, für den Aquarienliebhaber ohne : Biologische Rundschau. 357 Interesse sind, enthält sie doch auch manches ihn näher angehende Detail. Neudörfer arbeitete mit Bachneunaugen, Ster- letten, Hechten, Karauschen, Karpfen und Aalen, also durchweg mit Fischen, die entweder nahe Verwandte im Meere haben, oder selber Wanderungen aus den Flüssen ins Meer und umgekehrt unternehmen, oder endlich an manchen Punkten ihres Verbreitungsgebietes sich an Man hätte sonach erwarten dürfen, daß all diese Fische einer An- brackisches und salziges Wasser gewöhnen. passung an Seewasser fähig gewesen wären. Die Versuche ergaben aber das gerade Gegenteil. Nur die Aale (Anguilla anguilla) fühlten sich sowohl im Quell- als auch im Meerwasser gleich wohl, und es machte ihnen keinen Unterschied, ob sie langsam an steigende Salzwasserkonzentration gewöhnt oder sofort in die höchste Konzentration versetzt wurden. Die Unter- suchung ihres Blutes ergab, daß die Salze des Außen- wassers nicht hineingedrungen waren, während bei den übrigen Versuchsfischen die Kiemen sich für Salze als durchlässig erwiesen. Bei allen verwendeten Fischen außer dem Aal lag die Grenze der Anpassungsmöglichkeit bei einer Salzlösung, deren Gefrierpunkt nahe an 1° liegt. Bis dahin waren sie anscheinend ganz munter geblieben, “ plötzlich aber, mochte die Konzentrationssteigerung eine noch so langsame gewesen sein, stellte sich — bei allen immer auf der nämlichen Stufe der Anpassung — als erstes Symptom des Unwohlbefindens trotz kräftiger Durch- lüftung hochgradigeAtemnotein. Als deren Ursache wurde nicht nur der Salzgehalt an sich, sondern der viel höhere Kohlensäure- und geringere Sauerstoffgehalt des Seewassers im Vergleiche zum Süßwasser festgestellt. Ein anderes Symptom ist die Trübung der Linse. Erblinden infolge dieser Trübung ist auch im Freien an solchen Fischen beobachtet worden, die durch die Strömung in den sehr salzreichen Meerbusen von Kara Bugas im Schwarzen Meere getrieben werden. Wenn man Fische, die eine Zeitlang im Salzwasser ge- lebt und darin an der Grenze ihrer Anpassungsfähigkeit bereits Krankheitserscheinungen gezeigt hatten, ohne Über- gang in reines Süßwasser zurückversetzte, welches aller Erwartung nach nun seinerseits giftig auf sie hätte wirken müssen, so erholten sie sich zusehends. Man hat den Ein- druck, daß sich die Tiere im Süßwasser entgiften. Wurden sie, nachdem sie sich vollends gekräftigt hatten, herausgenommen und andere, gesunde Fische in jenes Wasser gesetzt, so zeigten letztere alsbald verminderte Beweglichkeit und Mangel an Freßlust, ohne jedoch zu Grunde zu gehen. Fragen wir, wie es kommt, daß die aufgezählten Fisch- arten, die doch, wie erwähnt, in freier Natur ihre An- passungsfähigkeit an Meerwasser durch periodische Ein- bürgerung beweisen, oft wiederholten, sorgfältigen Ver- Wanderungen oder stellenweise dauernde suchen gegenüber ein entgegengesetztes Verhalten an den Tag legten, so können wir der Arbeit Neudörfer’s folgende (allerdings darin nur in einer Fußnote angedeutete) Antwort entnehmen: Von Fischarten, Wanderungen stromauf oder stromab bekannt sind, lebt. dennoch auch denjenigen deren ein Stamm ständig in den Flüssen, ein anderer ständig im Meere, wie dies durch neuere Forschungen beispielsweise für den Sterlet außer Zweifel steht. derartigen Süßwasserstamm, der aber im Unterschiede vom Einen Dr. Paul Kammerer 358 Sterlet infolge der dauernd veränderten Existenz- bedingungen schon eine Artwandlung durchgemacht hat, stellt natürlich auch das Bachneunauge (Petromyzon planeri) dar, welches in den Flüssen stationär lebt, wo- gegen nächster Verwandter, das Flußneunauge (Petromyzon fluviatilis) Wanderungen ins Meer unter- nimmt, Die zu Standfischen gewordenen, im Süßwasser lebenden Individuen sind nun einer vollkommenen An- passung an Meerwasser nicht mehr fähig; sie haben das Anpassungsvermögen eingebüßt. Das gleiche wird um so eher von solchen Fischen zu gelten haben, die ven vornherein eigentlich Süßwasserfische und nur in manchen Gegenden ihrer Heimat ständige Brack- oder Salzwasser- bewohner geworden sind: sie können dort, wie z. B. Hecht und Karausche in der Ostsee, der Karpfen im schwarzen und kaspischen Meere, viel allmählicheren, durch sein Generationen abgestuften Gewöhnungen ans Salzwasser unterworfen worden sein, als selbst der vorsichtigste Experimentator sie ihnen zu bieten vermöchte. Fische jedoch, die man ohne weiteres aus dem Süß- ins Salzwasser und umgekehrt werfen kann, ohne daß es ihnen schadet, müssen undurchlässige Kiemen besitzen, so daß der vom physikalischen (osmotischen oder molekularen) Druck der umgebenden Flüssigkeit abweichende Druck ihrer Blutflüssigkeit sich in der letzteren nicht geltend : machen kann. Ein zweiter Weg, auf welchem dies ab- gesehen von der Vermittlung durch die zarte Kiemen- membran noch geschehen könnte, der Verdauungskanal durch Vermittlung der Mund- und Afteröffnung nämlich, kommt, wie Versuche lehren, nieht in Betracht. Von solehen Fischen, denen der Wechsel in Druck- und Salz- gehaltverhältnissen des Wohnwassers gleichgültig ist, standen Neudörfer nur gemeine Flußaale zur Verfügung: die Undurchlässigkeit der Kiemen für Salze hat sich, wie schon erwähnt, an ihnen als Tatsache herausgestellt. Die Aquariumbesitzer kennen als gleich oder ähnlich wider- standsfähige Fische namentlich noch den Stichling und gewisse Cyprinodonten. Alfred Giard?) setzte einen Stichling (Gasterosteus trachurus) aus der Bucht von Wimereux, wo der Salzgehalt des Wassers sehr schwankend ist, 50 Tage hintereinander abwechselnd in Süßwasser und in Meerwasser, ohne daß das Tier dadurch geschädigt wurde. Es wäre interessant, nachzuprüfen, ob auch hier die Kiemen dem Eindringen der Salze trotzen wie die des Aales. So weit ungefähr der Gedankengang, der sich aus Neudörfer’s Arbeit und dem Geiste derselben entnehmen läßt. Wir Aquarienliebhaber machen uns aber noch unsere eigenen Gedanken dabei. Wir gewinnen den Eindruck, als ob Herr Neudörfer, ein strebsamer junger Arzt aus Wien, mit lebenden Fischen nicht allzu gut umzugehen wüßte; als ob seinen Versuchsfischen — auch abgesehen von der Salzgewöhnung — nicht diejenigen naturgemäßen Lebensbedingungen, nicht diejenige günstige Ernährung zuteil geworden wäre, Aquarianer ihnen geboten hätte. die ein erfahrener Gar oft krankt ja der Experimentalzoologe, in Unkenntnis der Fortschritte der Aquarienkunde, an den unüberwindlich erscheinenden Schwierigkeiten, selbst unter normalen Bedingungen, die Versuchsbedingungen also noch gar nicht eingerechnet, seine Versuchstiere am Leben zu erhalten. Ich kann deshalb nieht umhin, die Möglichkeit offen zu lassen, daß sich der ganze „Anpassungsvorgang“ in den Händen eines tüchtigen Aquarienpflegers ganz anders, d, h. viel : Biologische Rundschau. besser und weitergehend, abgespielt hätte. Möchte doch ein oder der andere Leser dieser Zeilen sich zu der- artigen Versuchen, die aus mehrfachen Gründen wissen- schaftliches Interesse beanspruchen, angeregt fühlen! Unter den Fischen, welche, im Gegensatze zu Neu- dörfer’s Versuchsfischen, sozusagen alles vertragen, was man ihnen an Konzentrationsveränderungen ihres Wohn- und Atemwassers zu bieten wagt, steht eine Kärpflings- art, Fundulus heteroclitus, in gewisser Beziehung obenan. Wegen ihrer ans Fabelhafte grenzenden Widerstands- fähigkeit ist sie ein beliebtes „Versuchskaninchen“ der Nordamerikaner geworden. Man kann die Eier dieses Fisches mit einer Glasnadel anstechen und hierdurch die Hälfte des Dotters ablassen, wie Thomas Hunt Morgan?) dies ausgeführt hat, ohne daß die Entwicklung gestört wird. Die Eier von Fundulus entwickeln sich ferner nach Versuchen von Jacques Loebt) sogar in destilliertem Wasser. Sie besitzen in einer für die ganze Entwicklung bis zum Ausschlüpfen hinreichenden Menge alle zur Aufrechterhaltung eines bestimmten Druckes und alle für den Stoftwechsel notwendigen Stoffe vorrätig; und ihr Austausch an Gasen und Salzen mit dem umgebenden Medium, auch im normalen, dürfte ein äußerst geringer sein. Allein auch bei diesen Eiern ist eine gewisse Menge Sauerstoff, ebenso wie für den sonstigen Lebenszustand, so auch für die Embryonalentwieklung notwendig (Loeb?°). Für die Lösung der Frage, ob gewisse, in abnormen Medien auftretende Mißbildungen den veränderten Druck-oder denspezifischehemischen Wirkungen zuzuschreiben sind, eignen sich die Fundulus-Eier be- sonders gut, da sie sich sowohl in Süß- als Salzwasser normal entwickeln und somit gestatten, den rein physi- kalischen Druckfaktor aus den Versuchen auszuschalten. Eine chemische Wirkung, die abhängig davon, ob die Fundulus-Eier in Salz- oder Süßwasser, also in Wasser von höherem oder niedrigerem osmotischen Druck lagen, bestimmte Entwicklungsverzögerungen und Hemmungs- bildungen hervorruft, ist nach Charles R. Stockard®) dem Lithiumchlorid zuzuerkennen., Unter all den Experimenten aber, die mit Fundulus heteroclitus schon einem günstigen Ende zugeführt worden sind, ist wohl die in jüngster Zeit von Stockard’) hervorgerufene Zyklopenbildung eines der frappierend- Stockard hielt Frundulus-Eier in Seewasser-Chlor- magnesiumlösungen bestimmter Konzentration und er- hielt Jungfische, die nur ein einziges, großes, in der Mittel- linie des Körpers liegendes Auge entwickelt hatten- Diese Einäugigkeit ergibt sich aus einer Verschmelzung der beiden Augenblasenanlagen auf einem frühzeitigen Entwicklungsstadium. Die zu den Versuchen ausersehenen Eier wurden aus ein und demselben Weibchen in eine trockene Schale abgestrichen und dann künstlich besamt. Nach Vermischung der Zeugungsprodukte wurde Wasser zugegossen, dem die Chlormagnesiumlösungen beizugeben waren. Sowohl in Salz- als auch in Süßwasser waren gleichzeitig behufs normaler Weiterentwicklung einer Anzahl von Eiern Kontrollkulturen aufgestellt. Die Entwieklung in der Versuchslösung ist eine langsamere als in den Kontrollgläsern, auch sind die Tiere dort kleiner als hier und einer großen Sterblichkeit unter- worfen. Die kräftigeren unter ihnen bewegten lebhaft vibrierend ihre Brustflossen. Die Versuche wurden mit verschiedenen Salzlösungen, nicht bloß solehen des Chlormagnesiums, aber Lösungen des gleichen Prozentgehaltes wiederholt, immer aber sten. Fragekasten. waren es nur die Chlormagnesiumlösungen, welche bei 50°/, der Versuchstiere Einäugigkeit hervorriefen. Stockard glaubt deshalb diese Erscheinung auf die spezifisch chemische Wirkung des Magnesiums zurückführen zu dürfen. E. Bataillon®) war der Meinung, daß die ver- schiedenen Salzlösungen nicht vermöge ihrer chemischen Eigenschaften, sondern nur wegen ihres verschiedenen osmotischen Druckes besondere Mißbildungen hervorrufen. Rohrzucker-, Lithium- oder Salzlösungen förderten, wenn hinsichtlich ihres Druckes gleich („isotonisch“) ge- macht, auf Froschembryonen stets den gleichen Effekt zutage. Die Ansicht, nur der osmotische Druck sei schuld, läßt sich nun nach Stockard gegenüber seinen zyklo- pischen Fischen nicht aufrecht erhalten, da alle möglichen isotonischen Salzlösungen wirkungslos blieben und nur durch das Chlormagnesium die bezeichnete Monstrosität zu erzielen war. Da auch. beim Menschen bisweilen sogenannte „Zyklopie“ oder „Synophthalmie“ vorkommt, entbehrt der Stockard’sche Versuch nicht des medizinischen Interesses. Darin liegt ja überhaupt, abgesehen von ihrem theoretischen Erkenntniswert, die Bedeutung vieler derartiger „entwieklungsmechanischer“ Experimente, daß ihre Ergebnisse sich in allgemeiner Weise in der ganzen Tierreihe als gültig erweisen, daß sie das Verständnis fürs Zustandekommen von Mißbildungen, die man an Tieren künstlich hervorzurufen in der Lage ist, erschließen und gleichzeitig dem Arzt wertvolle Handhaben gewähren für ihre Behandlung beim Menschen. Literatur: 1. Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen herausgegeben von Prof. WilhelmRouxinHallea.S$. XXIII. Bd., 4. Heft, S. 566—578, 25. Juni 1907. 2. Comptes rendues de la Societ& Biologique, III. Bd., pp. 46—48, 1900. 3. „Experimental Studies on Teleost Eggs.“ — Ana- tomiseher Anzeiger, VIII. Bd., S. 892—914, 1893. 4. „Über den Einfluß der Wertigkeit und möglicher- weise der elektrischen Ladung von lonen auf ihre antitoxische Wirkung.“ — Archiv für die gesamte Physiologie, Bd. 88, S. 68—78, bes. 68, 1901. 5. „Über die relative Empfindlichkeit von Fischembryonen gegen Sauerstoffmangel und Wasserentziehung in ver- schiedenen Entwicklungsstadien.“ — Ebenda, Bd. 55, S. 530, 1894. 6. „The development of Fundulus heterochtus in solutions of Lithium Chlorid, with Appendix on its Development in Fresh Water.“ — The Journal of Experimental Zoölogy, Volume III, No. 1, pp. 99—120, 19 Figg. 1906, 7, „The Artifieial Produetion of a Single Median Öyclopean Eye in the Fish Embryo by Means of Sea Water Solutions of Magnesium Chlorid.“ — Archiv für Entwieklungsmechanik, XXIII. Bd., 2. Heft, pp. 249—258, 8 Figg. 12. März 1907. 8. „La pression osmotique et les grands Problömes de la Biologie.“ — Archiv f. Entwicklungsmechanik, XI. Bd., 1. Heft, pp. 149—183, 1901. Tafel V. % Trasekasten. A. W, in R. Auf die Anfrage, wie man Laubfrösche am besten an Mehlwurmfütterung gewöhnt, kann ich folgendes antworten: Ich gewöhnte meine Laubfrösche in der Weise an Mehlwürmer, daß ich an einem dünnen Eisendraht einen mittelgroßen Mehlwurm den Tieren vor- hielt und herumbewegte. Meist schnappten sie gleich zu, manchmal erst, wenn ich ihnen zuerst eine große Schmeiß- fliege (auch gespießt) und dann gleich darauf einen Mehlwurm reichte. Haben sie einmal Mehlwürmer ge- kostet und erkennen gelernt, so befestige ich immer auf einer festen Pflanze oder am Felsen ein Schälchen, aus dem sich die Frösche dann stets ihr Futter holen. Sogar heurige Brut, die zirka 3 em lang ist, hat sich schon an Mehlwürmer gewöhnt. G. Gugenbauer, Linza.D. R. K. in Wien. Frage: Vor ungefähr 2 Jahren bemerkte ich, daß bei einem meiner Trichogaster fasciatus- Männchen die am Schwanzstiele befindlichen und ein Teil der längs des Rückens verlaufenden Schuppen schräg vom Körper abstehen. Nach den Beschreibungen in den ver- schiedenen Leitfäden und Fachzeitschriften vermutete ich Schuppensträubung, weshalb ich den Fisch zwecks weiterer Beobachtung in einen eigenen Behälter setzte. Da ich indessen in dem Zustande des Tieres keinerlei Ver- änderung — weder zum Besseren noch zum Schlechteren — bemerken konnte, der Fisch vielmehr die ganze Zeit: über bei gutem Appetit war und mit hochgestellten Flossen und in seinen schönsten Farben prangend in seinem Elementglase herumschwamm, setzte ich ihn, um seiner langen Einzelhaft ein Ende zu machen, im Mai d. J. wieder in den ursprünglichen Behälter. Es ist dies ein reichlich bepflanztes, ungefähr 60 Liter fassendes Kasten- aquarium, in welchem sich gegenwärtig auch einige Makropoden befinden. Vor kurzem ist mir nun einer dieser Makropoden — ein 3jähriges Weibehen — eingegangen. Bei der Ent- fernung des abgestorbenen Tieres bemerkte ich, daß sämtliche Schuppen weit vom Körper abstanden, welch letzterer sich beim Darüberstreichen mit dem Finger wie eine Feile anfühlte. Ich bitte nun um gütige Beantwortung nachfolgender Fragen im „Fragekasten“ der „Blätter“: 1. Handelt es sich bei vorerwähntem Trichogaster wirklich um Schuppensträubung? Wenn ja, wie erkläre ich mir die lange Dauer der Krankheit, deren Ursache den Untersuchungen Marianne Plehn’s zufolge Infizierung des Fisches mit Krebspestbazillen sein soll? 2. Ist die bei dem verendeten Makropoden beobachtete Schuppenstellung vielleicht nur eine Erscheinung des vor- angegangenen Todeskampfes, da ich diese Beobachtung schon vor Jahren einmal bei einem Makropoden und bei einem Gurami (Osphromenus trichopterus) machte? 3. Was kann ich, wenn tatsächlich Schuppensträubung vorliegt, zur eventuellen Rettung der anderen Aquarien- bewohner tun, und wie desinfiziere ich das dann jeden- falls verseuchte Aquarium ? Antwort: Zu 1. Schuppensträubung im eigentlichen Sinne, also die durch den Krebspestbazillus erregte, an- steekende Lepidorthose, dürfte kaum in Frage kommen. Denn wäre Ihr Trichogaster faseiatus wirklich daran er- krankt, so wäre er entweder binnen 6 Wochen wieder gesund oder binnen 6 Wochen tot gewesen. Es ist mir kein Fall dieser relativ sehr seltenen Krankheit unserer Aquarienfische bekannt geworden, in welchem sich die 360 Krankheit länger hinausgezogen hätte. Zudem kenne ich keinen Fall von Schuppensträubung bei Labyrinthfischen, weder aus Beriehten noch aus eigener Praxis, obgleich ich etwa 3 Jahre hindurch die Pflege dieser Fischgruppe speziell betrieben und im Verlaufe dieser Zeit einige Tausend solcher Fische der verschiedensten Arten be- obachtet habe. Lepidorthosis kommt nach den bisherigen Erfahrungen nur bei Cypriniden vor. Dagegen ist eine Schuppensträubung zuweilen die Folge einer Schwimm- blasenerkältung, sowohl bei Schleierschwänzen wie bei Labyrinthfischen, und in solchem Falle natürlich nicht ansteckend, auch nicht so rasch mit dem Tode endend, aber sehr schwer und nur in wenigen Fällen wieder völlig zu beseitigen. Ich meine, daß Ihr Trichogaster fasciatus an dieser Art „Schuppensträubung“ leidet. Zu 2. Dann wäre die von Ihnen an dem Makropoden- weibehen beobachtete Erscheinung nur. die Folge des gleichen unheilvollen Einflusses einer zu niedrigen Wasser- temperatur. Sie hätten, um ein endgültiges Urteil zu er- möglichen, die regelmäßige Temperatur des Wassers in dem betreffenden Behälter angeben sollen. Weil bei Labyrinthfischen nach dem Verenden die Epidermis sehr rasch zerstört wird, machen tote Tiere beim Betasten auch oft den Eindruck gesträubter Schuppen, ohne daß diese wirklich gesträubt wären. Der fortschreitende Ver- wesungsprozeß hebt gerade bei dieser Fischgruppe die anderen Todesursachen ein- Schuppen auch bei an gegangenen Tieren, so dab man aus der Beobachtung 5 IE 8, PE,S,. De EREINS- STETS" Fragekasten. — Vereins-Nachrichten. gesträubter Schuppen an Fischen, die bereits vor längerer Zeit verendet sind, keinesfalls auf Schuppensträubung ‚vor dem Verenden schließen kann. ; Zu 3. Bei wirklicher Schuppensträubung (Lepidorthosis) können Sie tun, als die kranken Exemplare schleunigst in Spiritus oder Formol stecken und das Aqua- rium mit neuem Bodengrund, neuem Sand, anderen Pflanzen und frischem Wasser völlig neu einrichten, nach- dem der Behälter mit mindestens 20°iger Kochsalzlösung 24 Stunden lang desinfiziert worden war. Dazu ist. aber in Ihrem Falle keine Veranlassung. RS G. R. in Wien. Geschlechtsunterschiede von Badis badıs (Ham. Buch.) und Pyrrhulina filamentosa Val. sind mir nicht bekannt; bei ersterem Fische dürften sekundär geschlechtliche Charaktere überhaupt fehlen, da nach dem Ergebnis zahlreicher Umfragen bisher nicht ein einziger Pfleger der Fische vermocht hat, solehe zu entdecken. Bei Pyrrhulina filamentosa Val. dagegen werden äußere Geschlechtsunterschiede sicher vorhanden sein, und wird vielleicht einer unserer Leser, der die Fische besitzt, so [reundlich sein, die Frage zu beantworten. Beim punk- tierten Panzerwels (Callichthys punctatus (Bloch)) hat das Weibchen abgerundete, das Männchen zugespitzte Bauchflossen, die Rückenflosse des Weibchens ist niedrig und an der Basis breit, die des Männchens hoch und an der Basis schmal. Ausgewachsene Männchen sind stets bedeutend kleiner als ausgewachsene Weibehen bei diesem Fische. K. nichts Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten, lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Sitzung jeden 1. und 3. Freitag im Monat in Josef Gruß’ Restaurant, IX, Währingerstraße 67. Gäste willkommen. Bericht der Sitzung vom 5. Juli 1907. Eröffnung der gutbesuchten Versammlung durch Herrn Beck. Verlesung und Genehmigung der Nieder- schrift der letzten Sitzung. Im Einlauf „Blätter“ No. 25 u.26, „Wochenschrift“ No. 26 u. 27, „Natur u. Haus“ No. 17 bis 19, „Tierwelt“ No. 10—13, „Österreichische Garten-' zeitung“ No. 7, „Illustrierte Flora“ No. 5—7, Rechen- schaftsbericht der Döblinger Gärtner und Garten- freunde, Prospekt The Aquarium and the life of animals and plants, von Wolf-Philadelphia. Sonderdruck aus dem Jahresbericht 1907 der Kaiser Franz Josefs-Oberreal- schule in Plan, gestiftet vom Verfasser Prof. Dr. Ferd. Urban, über Einrichtung und Pflege von Schulaquarien und Schüler- exkursionen. Es ist nur zu bedauern, daß bei uns in Österreich von kompetenter Seite so wenig für diesen Zweig der Naturkunde getan wird. Hoffentlich gibt die trefflich geschriebene Abhandlung den nötigen Anstoß, um die Lehrerschaft dafür zu interessieren. Wir danken unserem verehrten Mitgliede nochmals bestens für diese Zuwendung. Entschuldigt fehlt Herr Schwarz. Karte der Redaktion der „Blätter“. Einladung zur Insertion in den neu erscheinenden Kalender der österreichischen 'Tier- freunde. Offerte von Joh. Thumm-Dresden, Zirkular der Firma Wenzel-Braunschweig. Schreiben um Überlassung eines Exemplares unserer Satzungen für einen neuen Aqua- rien-Verein in Brünn. Wir wünschen diesem Verein ein gutes Wachsen und Gedeihen. Unser Mitglied Herr In- genleur Pallisch-Pitten ladet den Verein ein, seine Aqua- rienanlage zu besichtigen. Da jetzt schon ziemlich viele Mitglieder auf Urlaub sind, verschieben wir den Besuch auf Anfang September. Anmeldungen bitten wir an Herrn Demuth richten zu wollen. Nach Erledigung des Geschäftlichen füllte die Verlosung von Pflanzen einen großen Teil des Abends aus. Für von Herrn Demuth gestiftete Trapa natans gehen für die Vereinskasse K. 4,45 ein. Besten Dank. Herr Prof. Hiesl teilt mit, daß sein Zonurus giganteus dieser Tage eine verhältnismäßige große Zauneidechse gefressen habe und ihm selbe wohl bekommen sei. Uber das Wandern der Ampullaria gigas entspinnt sich eine lebhafte Diskussion, ob selbe nicht viel- leicht mit dem Laichvorgange zusammenhängt. Herr Krebs hält in einem zugedeckten Becken ein Paar ziemlich große Ampullaria gigas. Eines Abends, als genannter Herr heim- kommt, findet er eine der Schnecken einige Meter vom Aquarium weg bei der Türe, wo selbe zertreten wurde, während die andere sich bei der Höhe des Falles das Gehäuse einschlug und auch den Verletzungen erlag. Inter- essant ist, wie die Tiere die Scheibe abhoben und. heraus-_ krochen. Zuchterfolge werden von vielen Mitgliedern an- gemeldet, darunter auch neueste Einführungen. Unter- zeichneter teilt mit, daß er in einem größeren Freiland- aquarium rotes Myriophyllum von Reichelt in tief blut- roter Farbe ziehe, ebenso die gewöhnliche Zudwigia Mulertti, bei der nicht nur die Unterseite, sondern auch die Oberseite rotist. Bodengrund ist Torfmull, Lehm, Garten- erde und Sand. Aus „Wochenschrift“ No. 26 interessiert uns das Ausschreiben der Makropodenschau von der Ichthyologischen Gesellschaft Dresden. Einige Herren haben die Absicht, sich daran zu beteiligen. Nachdem sonst nichts mehr vorlag, schloß der Vorsitzende die Versammlung. Georg Ruda, Schriftführer. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M, Jahrgang XVII. Heft 37. 2 IR ZN NZ Meine Erfahrungen bei der Zucht von Schleierschwänzen und Teleskopen. Von Johs. Ludwig, Bonn. \ | ie Zeit des stillen Herbstes steht bevor; Ay, jene Zeit, die auch in der Aquarien- liebhaberei einen gewissen Stillstand, einen Ruhepunkt bedeutet. Die Laichperioden unserer meisten Aquarienfische haben ihren Abschluß gefunden; unsere schönsten Aquarienpflanzen haben in ihrer Entwicklung ihren Höhepunkt erreicht, um allmählich wieder einzuziehen. Unwillkürlich werden wir gezwungen, zurück- zublicken auf die nunmehr verflossene Aquarien- saison, auf ihre Zuchterfolge, auf die gemachten Erfahrungen, auf die Freuden der Liebhaberei, — vielleicht aber auch auf Enttäuschungen mannigfaltigster Art. Auch mich drängt es, einige Erfahrungen, die ich im Zeitraume mehrerer Jahre auf dem Gebiete der Zucht der Goldfisch- abarten gemacht und in diesem Jahre wieder bestätigt gefunden habe, in den „Blättern“ niederzulegen, hoffend, daß der eine oder andere Liebhaber eventuell Nutzen daraus ziehen möge! Nachdem ich Jahre lang mich mit der Zucht der verschiedensten Aquarienfische mit mehr oder weniger Glück befaßte, richtete ich in den letzten Jahren mein Hauptaugenmerk auf die Zucht und Pflege der herrlichen exotischen Gold- fischvarietäten, die ja immer noch im Zentrum der Liebhaberei stehen. Eifrig wurde alle ein- schlägige Literatur studiert; ein Obergärtner des Botanischen Gartens, den ich für diese Zucht begeisterte, unterstützte mich; große und kleine Becken standen uns zur Verfügung, sogar das große Viktoriahaus. Doch der Erfolg entsprach durchaus nicht den Erwartungen, obschon wir genau alle Vorschriften, soweit es uns möglich war, befolgten. — Woran mag wohl die Schuld gelegen haben? Damals konnten wir sie trotz alles Kopfzerbrechens nicht entdecken. Heute (Hierzu eine Originalaufnahme.) wissen wir, daß unsere Mißerfolge nur an der zu kleinlichen Anheftung an alle möglichen und unmöglichen Vorschriften bestanden. Da wurden mit der Lupe die sexuellen Unterschiede, natürlich fast immer falsch, festgestellt, dergestalt, daß wir häufig drei Männchen oder zwei Weibchen usw. vereinigt hatten. Die sicheren Kennzeichen stellten sich ja ausnahmslos ein, wenn die Tiere schon längst im großen Bassin, für uns also kaum kontrollierbar, waren. Einmal hatten wir drei Männchen auf ein Weibchen, welches fast zu Tode gehetzt wurde, so dab das schöne Flossen- werk in Fetzen hing und der Laich zum größten Teil unbefruchtet blieb. Ein andermal geriet etwas Makropodenlaich vermittels einer Wasser- pflanze ins Viktoria-Regia-Haus; Erfolg der Schleierschwanzzucht, wie leicht erklärlich, gleich Null. In ähnlicher Weise ging es noch eine Zeitlang weiter. Schließlich richtete ich mir einige größere Glasaquarien und Zementbecken zu Hause ein und auf Grund der nach und nach gemachten Erfahrungen habe ich jetzt ganz schöne Resultate zu verzeichnen. Wie überall, so gilt auch für den Aquarien- liebhaber: „Probieren geht über Studieren!“ Das Wichtigste zum guten Erfolge einer Schleier- schwanzzucht, ist die richtige Auswahl der Zuchttiere. Das Geschlecht suche man weder durch die Lupe noch am größeren Leibesumfang der Weibchen zu erkennen; beides täuscht in den meisten Fällen. Einzig sicheres Erkennungs- zeichen sind die nur bei Männchen sich bildenden und Anfangs Mai erscheinenden weißen Knötchen auf Kiemendeckel und. Vorderflossenstrahlen. Bei Importfischen und schwächlichen Exemplaren zeigen sich diese Brunstmerkmale auch später. Auch das Treiben der Fische ist kein sicheres 362 Erkennungszeichen, da in der Laichzeit auch die Männchen sich hartnäckig verfolgen und treiben. Ich verlasse mich nur auf die eben ge- nannten Merkmale, falls ich nicht das Geschlecht der Fische vom Jahre vorher ganz genau kenne. Man wähle nur Zuchtfische von ganz besonderer Schönheit und vollkommener Gesundheit; für ein paar Mark kann man freilich solche Tiere nicht haben. Minderwertige Zuchtfische erzeugen noch viel minderwertigere Nachkommenschaft, wenn auch vielleicht ausnahmsweise einmal eine Originalaufnıhme nach dem Leben für die „Blätter“. bessere Gestalt darunter sein sollte. Selbst ausgezeichnete Zuchtfische geben oft einen hohen Prozentsatz ganz wertloser Nachkommen. Die Erfahrung hat mich gelehrt, selbst für größere Behälter, nur ein Pärchen zu nehmen, besonders, wenn die Tiere gleich stark sind. Niemals aber setze man zwei stärkere Männchen zu einem Weibchen, weil sich dann meist ein schreckliche Hetzerei des Weibchens entwickelt. Zerrissenes Flossenwerk, Verletzungen der Augen bei Tele- skopen, blutige Seiten sind dann noch die kleineren Schäden. Gänzlich zu verwerfen ist das Zu- sammensetzen der verschiedensten Arten, weil hierbei keine Zuchtwahl durchzuführen ist, durch Johs. Ludwig:-Meine Erfahrungen bei der Zucht von Schleierschwänzen und Teleskopen. welche doch nur gute Fische in vollkommener Ausbildung gezüchtet werden können. Auch der Liebhaber züchte immer nur „zielbewußt“. Nach dem Ablaichen bringe ich die Pflanzen mit anhaf- tendem Laich in ein großes, sonniges Bassin. — Nun fragt es sich, sollen wir naturwarmem oder geheiztem Wasser den Vorzug geben? Ich habe beides geprüft und mich zu ersterem entschlossen, nämlich zu solchem, wie es in einem sonndurch- schienenen Behälter im Sommer erzeugt wird. Diese Wärme genügt vollständig, um Laich und Hochroter Schleierschwanz, 2. (Natürl. Größe.) Jungbrut zur schönsten Entwicklung zu bringen, und was die Hauptsache ist, die Tiere vor Ver- weichlichung und späteren parasitären Er- krankungen möglichst zu schützen. Die in ge- heiztem Wasser, z. B. in einem Viktoriahause gezüchteten Fische zeigen sich außerordentlich empfindlich, und sind dem eingangs erwähnten Herrn noch in vorigem Jahre ganze Bestände an Pilzerkrankungen eingegangen, während ich solche Fischkrankheiten nur dem Namen nach kenne. Ich empfehle demnach zur Schleier- schwanzzucht nur sogenannte kalte Aquarien. Nun einige Worte über den Wasserstand der Becken und die erprobten Laichpflanzen. Johs. Ludwig: Meine Erfahrungen bei der Zucht von Schleierschwänzen und Teleskopen. Zu Laichbecken nehme ich solche mit ganz niedrigem Wasserstand, höchstens eine Hand hoch. Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Fische hierin viel lieber und sicherer ablaichen. Fin- mal, weil dadurch das Wasser von der Sonne leich- ter durchwärmt wird, andermal, weil das vom Männchen verfolgte Weibchen nicht immer in der Tiefe verschwinden und dem Männchen aus dem Gesichtskreis kommen kann. Denn eigent- liche Liebesspiele, wie z. B. die Makropoden ausführen, kennen diese Fische nicht, vielmehr sucht sich das Weibchen vor dem Männchen zu retten und zu verstecken. Dann gebe man möglichst wenig Wasserpflanzen, ins Becken und vermeide besonders die starren, wie z. B. Sagitta- rien, Öyperus usw., weil hieran leicht Ver- letzungen stattfinden. Auch die vielempfohlenen Pflanzenbüsche ins Wasser zu bringen, hat wenig Zweck. Wenigstens dann, wenn man Pontederien zur Hand hat. Diese Schwimmpflanze mit ihren herrlichen bläulichschwarzen Wurzelmassen ist für die Schleierschwänze usw. ein geradezu idealer Laichplatz. Während man an den grünen Pflanzenbüschen fast nie den Laich durchs Glas erkennen kann, glitzern die glashellen, oder gelblichen, befruchteten Eichen an den Ponte- derienwurzeln recht deutlich und selbst dem Laienauge leicht erkenntlich. Diese Wurzel- fasern ziehen die Fische, wie vielfache Beob- achtungen erwiesen, beim Anheften des Laiches allen anderen Pflanzen vor. Wenn man auch zu Laichzwecken größere Glasbecken mit Erfolg verwerten kann, so möchte ich doch zu Aufzuchtzwecken den nicht durchsichtigen Behältern, also Zementbassins oder Aquarien mit verblendeten Scheiben den Vorzug geben und zwar aus folgenden Gründen: An den Glaswänden, besonders an der Sonnen- seite, entwickeln sich im Spätfrühling regel- mäßig zwischen den Algengebilden die ver- derbenbringenden Polypen oder Hydren'). Noch in diesem Jahre mußte ich zu meinem Leid- wesen ihrem nie zu stillenden Heißhunger und ihrer durch Sprossung unberechenbaren Ver- mehrung eine ganze Brut meiner besten Zucht- fische opfern. Die Tierchen, die eben aus- schärmten, dem goldenen Sonnenlichte entgegen, wurden alle rettungslos eine Beute der Polypen- kolonien, die sich durch tägliches Abreiben nicht gänzlich entfernen ließen. schließlich abblendete, war es zu spät. In ") Natürlich nur, wenn sie oder Fier derselben, mit lebendem Futter oder Pflanzen vorher eingeschleppt waren. K. Als ich die Scheiben 363 Bassins mit undurchsichtigen Wandungen aber bilden sich verschwindend wenig Polypen, die auch bald absterben.”) Eine weitere Gefahr, nicht nur für die Jung- fische, sondern auch besonders für Teleskope, sind die im Sommer sich massenhaft bildenden Fadenalgen. Ich habe häufig beobachtet, wie gerade die bestgebildetsten Fischehen in ihrem undurchdringlichen Gewirre elend umkamen und habe selbst ausgewachsene Teleskopen, die tage- lang nicht mehr zum Vorschein kamen, mit Mühe und Not aus ihren Umschlingungen gerettet. Aus einem Aufzuchtbecken müssen also täglich die gefährlichen Fadenalgen, wenigstens die an den Pflanzen anhaftenden, in bekannter Weise vorsichtig entfernt werden. — Ein anderer Feind, der unerklärlicherweise sich in ein Aufzucht- becken eingeschmuggelt hatte und hier sein Unwesen trieb, war eine große Schwimmwanze. Es gelang mir erst nach vielen Bemühungen, sie zu fangen, nachdem eine große Anzahl der schönsten Fischehen ihr zum Opfer gefallen war. Also hüte man sich auch vor diesen Eindringlingen! Eine Hauptfrage bildet die Ernährung der Fischbrut. Ich füttere mit bestem Erfolge von der dritten Woche an die Jungfische täglich mit Eigelb, fein zerriebenem Eiweiß, Piseidin und später auch abwechselnd mit geschabtem Fleisch. Lebendes Futter, soweit es sich nicht in den Becken selbst bildet, vermeide ich, zunächst um keine Krankheiten einzuschleppen, dann aber auch, weil die jungen Schleierschwänze, besonders auch die Teleskopen, nicht besonders darauf reagieren, wie ich sehr häufig zu beobachten Gelegenheit hatte.) Das Wichtigste beim Füttern entwickelterer Jungfische besteht im Absondern der Schleier- fische und Teleskopen von den übrigen, meist einfachschwänzigen. Die ersteren, weit un- beholfener und langsamer in den Bewegungen oder durch die Teleskopaugen im Sehen be- einträchtigt, kommen sonst bei jeder Mahlzeit zu kurz, und gerade die schönsten kümmern in- folgedessen allmählich dahin. Ehe mir dieses zum Bewußtsein kam, hatte ich schon manche der schönsten Tiere auf diese Art verloren. Diese letzteren sind überhaupt nur auf künstliche Fütterung angewiesen. 2) Beruht wohl auf einer Täuschung, In Zement- bassins sind Polypen nur nicht so leicht erkennbar. K. 3) Das dürfte wohl eine Verallgemeinerung eines,be- sonderen Falles sein. Vgl. dazu meine Arbeit, „Blätter“ 1907, S. 33ff. K 364 Zum Schlusse möchte ich noch auf die so- genannten Freilandaquarien im Gegensatz zu den Zimmerbecken zu sprechen kommen. In unseren Breiten mit ewig wechselnder Temperatur eignen sie sich zu Aufzuchtzwecken, selbst im Sommer, wenig. Versuche, die erstgenannter Herr und auch ich in diesem Sinne unternommen haben, hatten kein besonders günstiges Er- gebnis. Immerhin mögen derartige Versuche in günstigeren Sommern bessere Resultate liefern. ea „Nestbauende Fische, Hochzeits- kleider und Darwin.“ Eine Entgegnung an K. Adolf Koelsch.') Von W. Köhler. (st es an sich gewagt, aus einem einzigen ®); Beispiele zu Ablehnung oder Anerkennung einer Theorie gelangen zu wollen, die heutzutage fester begründet dasteht denn je, so ist es um so gewagter, zur Beweisführung Tatsachen heran- zuziehen, die nicht in jeder Hinsicht einwandfrei erwiesen sind und vollends ohne gründliches Studium der gesamten darauf bezüglichen Lite- ratur. Herr K. Adolf Koelsch schildert in einem größeren Aufsatze in No. 13 der Zeit- schrift „März“ den Nestbau und das Laich- geschäft des dreistachligen Stichlings, wie mir scheint, weniger auf Grund eigener Beobach- tungen, als auf Grund einer nicht immer ein- wandfreien Literatur, und kommt durch Kritik der von ihm mitgeteilten Tatsachen zu dem Schluß, daß sich die Darwin’sche Selektions- theorie nicht aufrechterhalten lasse und in toto verworfen werden müsse. Ich kann hier un- möglich den Gedankengang der Arbeit aus- führlich entwickeln, brauche auch namentlich die Darstellung der zu Grunde gelegten Natur- vorgänge hier nicht zu wiederholen, da ich wohl von jedem Leser dieser Zeitschrift die Vertraut- heit mit dem Fortpflanzungsgeschäft unserer Stichlinge voraussetzen kann. Ich will nur hier die Punkte der Arbeit Koelsch’s erörtern, die einer sachlichen Richtigstellung bedürfen, und deren Richtigstellung von größter Bedeutung ist, da sich aus ihr auch ganz andere Schlußfolge- rungen ergeben, als sie der Autor aus seinen irrigen Angaben ziehen mußte. Koelsch spricht vom dreistachligen Stichling. Er schildert dessen Hochzeitskleid ı) „März“ 1907, Heft 13, S. 608f. W. Köhler: Nestbauende Fische, Hochzeitskleider und Darwin. und fährt dann fort: „So angetan, verläßt das Männchen seinen gewohnten Standort und sucht eine seichte Stelle auf kiesigem oder sandigem Grund, über die das Wasser in möglichst raschen, aber doch nicht starkem Gefäll dahinrieselt, und baut dort sein Nest, esentweder vergrabend in Sand, oder freischwebend zwischen niedrigen Wasserpflanzen.“ Das ist natür- lich nieht richtig; denn jeder Anfänger in der Aquarienliebhaberei weiß aus Erfahrung, dab der dreistachlige Stichling sein Nest nie freischwebend baut, sondern stets im Sande. Auch die folgende Angabe, daß der Stichling das Gerüst „mit einem Klebstoff zu- sammenleimt, den er tropfenweise auf der Unterseite seines Körpers (in der After- gegend) ausscheidet“, ist ungenau. Der Leim- tropfen wird direkt aus der Afteröffnung abgeschieden. Jetzt kommt aber der gröbste sachliche Irrtum, der durch Beobachtungen B. Wichand’s, L. Lauppe’s und des Ver- fassers dieser Erwiderung längst richtig gestellt ist: „Dort (im Neste) legt das Weibchen zwei bis drei Eier, die das Männchen besamt. Dann entfernt sich das Weibchen wieder. Am näch- sten Tag — oder wenn der erste erfolgreiche Hochzeitsausflug am Morgen geschah: noch am nämlichen Mittag — begibt sich der Stichling abermals auf die Brautschau, um ein zweites, ein drittes, ein zehntes Weibchen zu holen (denn er ist ein beträchtlicher Polygamist), kurz: fährt mit Hochzeitmachen fort, bis er etwa sechzig bis einhundertfünzig Eier in seinem Neste beisammen hat. Natürlich führt er zuweilen auch wieder ein Weibchen heim, das schon an früheren Tagen, einmal oder öfter, bei ihm gewesen war.“ Hätte der Autor gründlich die vorzüglichen Arbeiten von B. Wichand?) und L. Lauppe?) studiert, so würde er die in neueren Auflagen der Lehr- bücher bereits berichtigte irrige Angabe — sie rührt, glaube ich, von W. Marshall her —, das Stichlingsweibchen lege 2—3 Eier, nicht einfach wiederholt haben. Denn eigene Beob- achtungen können ihr unmöglich zu Grunde liegen, da ein einziger Zuchtversuch mit einem Stichlings- pärchen ihre Unrichtigkeit evident hätte erweisen müssen. Nach der ganzen inneren Anlage des Nestes, die namentlich durch zahlreiche sorg- fältige Untersuchungen B. Wichand’s sehr genau bekannt geworden ist, ist es ganz unmöglich, daß ein Weibehen durch das Nest hindurch ®) „Nerthus“ 1904, 8. 3494, 3744. 3) „Aus der Heimat“ 1904. Heft 5/6. 1905, S. 19#f. „Nerthus“ \. Köhler: Nestbauende Fische, Hochzeitskleider und Darwin. dringen kann, ohne alle reifen Eier auf einmal zu verlieren. Die Eierzahl eines Weibchens wird von Wichand auf 14-28, von Lauppe auf 32—50 angegeben. Indes zeigen die Versuchsfische des letztgenannten Autors, die alle einem und demselben Aufenthalts- orte (bei Mannheim) entstammen, sowohl in der Freiheit als im Aquarium so viele Abweichungen von typischen Exemplaren, was Nestbau und Fortpflanzungsgeschäft anbelangt, daß ich Be- denken trage, die Beobachtungen Lauppe’s — deren absolute Richtigkeit für mich selbst- verständlich über allen Zweifel erhaben ist — an wissenschaftlichem Werte mit denen Wichand'’s gleichzustellen. Darin aber stimmen beide Autoren überein, daß jedes Weibchen, in der Freiheit wie im Aquarium, sämtliche reifen Eier auf ein- mal ablegt und nie ein zweites Mal durch dasselbe Nest oder durch ein anderes hin- durehdringt. Ich selbst kann das auch für den zehnstachligen Stichling, dessen Eierzahl be- deutend größer, bis 150, ist, bestätigen. Das ist aber, wie wir später sehen werden, für die daraus vom Autor gezogenen Schlußfolgerungen von größter Bedeutung. Die Gesamteierzahl eines Nestes ist mit 80—150 ungefähr richtig an- gegeben; die Höchstzahl 3, die Koelsch angibt, angenommen, würden dann auf ein Stichlings- männchen in der Freiheit 27--50 Weibchen kommen, was, die Zeitangaben Koelsch’s als richtig vorausgesetzt, zur Beschickung des Nestes mit Laich insgesamt 14—25 Tage dauern würde, während die Zeitigung des Laiches nach den übereinstimmenden Angaben aller Autoren nur 10—14 Tage beansprucht. Demnach hätte ein Stichlingsmännchen stets in der Mitte der Brut- zeit zugleich Eier und Junge im Nest, was nie beobachtet worden ist; der Zeitraum, inner- halb dessen sämtliche jungen Fischchen aus- schlüpfen, erstreckt sich stets auf höchstens 2 bis 3 Tage, auf letztere Frist auch nur aus- nahmsweise. Der Einwand, daß Fangauszählungen nach Geschlechtern niemals ein so evidentes Mib- verhältnis zwischen Männchen und Weibchen ergeben haben, als nach obigen Erwägungen sefolgert werden müßte, kann dem Autor nicht semacht werden, da er die — freilich irrige — Annahme macht, daß die Stichlingsweibchen, entsprechend der Polygamie der Männchen, in Polyandrie leben. In der Tat leben die Stichlings- weibchen — wenigstens für jede Brutperiode — monandrisch, dagegen die Männchen polygam, und zwar kommen auf ein Männchen durch- schnittlich 5—7 Weibchen, ein Verhältnis, das 365 sowohl die Berechnungen nach den im Aquarium gemachten Beobachtungen, wie die Auszählungen von Massenfängen an gleichem Fangorte in der Freiheit bestätigen. Soweit die Berichtigung des der Arbeit zu (Grunde liegenden Beobachtungsmaterials. Nun zur Kritik der Schlußfolgerungen. Hier kann dem Autor der zitierten Arbeit der Vorwurf nicht erspart werden, daß er gegen Darwin argumentiert, ohne sich genügend in die Darwin’schen Ideen vertieft zu haben. Nach einer im großen und ganzen richtigen Dar- stellungsweise der Erwerbung des Hochzeits- kleides nach der Darwin’schen Selektionstheorie folgt eine ganze Reihe subjektive Ausführungen des Verfassers, die Darwin unter keinen Um- ständen unterschrieben haben würde. Von dem Einwand, dab erst erwiesen werden müsse, ob Fische auch wirklich Farben wahrzunehmen vermögen, da ja sonst das Hochzeitskleid a priori auf die Weibchen nicht einwirken könne, glaube ich, absehen zu dürfen. Die Entscheidung der Frage hat ja keinerlei Schwierigkeiten und ist der Experimental- physiologie zugänglich, so dab wir auf den in- direkten Beweis unter Zuhilfenahme der der- matoptischen Funktion, den der Autor gibt, nicht einmal angewiesen sind. Im folgenden behauptet indes der Autor, dab die selektive Wirkung der verschiedenen Intensität der Farben zur speziellen Voraussetzung hätte, „daß leuch- tende Farben nicht nur ihrer Qualität nach verschieden, sondern auch als verschieden schön empfunden werden.“ Das ist aber eine Schluß- folgerung des Autors, die sich bei Darwin nirgends findet. Die Annahme eines ästhetischen Empfindens im Stichlingsgehirn ist ja von vornherein hinfällig, wenn wir uns ins Ge- dächtnis zurückrufen, daß nicht das Weib- chen auswählt, sondern das Männchen seine Wahl trifft (dem widerspricht auch nicht die Bemerkung Lauppe’s: „DieWeibchen werben um die Gunst der Männchen und veranlassen diese zu den Liebesspielen und Hochzeitsreigen“.) Eine ästhetische Wirkung des Hochzeitskleides wäre aber doch nur im umgekehrten Falle unabweisbar! Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dab sog. sekundärgeschlechtliche Charaktere, zu denen das Hochzeitskleid gehört, gewöhnlich bei solchen Tieren am ausgeprägtesten sind, die polygam leben (Geweilh der Hirsche, Kamm und Schwanzfedern des Haushahnes usw.). Ist da nicht die naheliegendste Erklärung die, daß das auffallende Kleid bei Gesichtstieren, 366 der penetrante Geruch bei Geruchstieren, den Weibchen die in der Minderzahl vorhandenen Männchen leichter, z. B. auf größere Entfernungen hin, erkennbar macht? Wozu bedarf es da der widersinnigen Annahme einer ästhetischen Wir- kung des Hochzeitskleides auf das Weibchen, das ja doch keine Entscheidung bei der Aus- wahl hat? So kommen wir selbst um die An- nahme herum, daß der Gesang des Nachtigall- ein- männchens auf das Weibchen ästhetisch wirke, eine Annahme, die hoch- entwickelte psychische Fähig- keiten im Vogelgehirn voraus- setzen würde, und deren Vor- handensein wird bekanntlich von einer ganzen Anzahl mo- derner Biologen, die sonst durchaus auf dem Boden der Entwicklungslehre stehen, be- stritten. Man darf wohl die einfachsten Gefühlsregungen, die mit dem Sexualleben innig zusammenhängen, selbst in einem Fischgehirn noch vor- aussetzen: Liebe Haß, Neid, Eifersucht, Wut u. del.; da- rüber hinaus Gefühlsregungen annehmen zu wollen, dürfte mindestens gewagt sein und ist auch zur Erklärung der vorliegenden Tatsachen im Sinne Darwin’s nicht erforderlich. Durch unsere Erklärung des Hochzeitskleides der Männchen als ein weithin sichtbares Er- kennungszeichen wird seine Vererbung ebenso einleuchtend, als durch die von Koelsch an- gefochtene Interpretation: Diejenigen Männchen, welche das intensivste Hochzeitskleid zeigen, werden den meisten Weibchen sichtbar geworden sein und so auch die meisten Weibchen an sich gelockt haben (aber nicht durch eine ästhetische Wirkung des Hochzeitskleides!); sie hatten so- mit die größte Auswahl und bekamen die meisten und kräftigsten Weibchen. Der Vorzug des glänzenden Hochzeitskleides vererbte sich auf die Mehrzahl der männlichen Nachzucht usw. Er wurde durch fortgesetzte Vererbung ge- festigt und so zum ständigen sekundärsexuellen Charakter. Ohne weiteres nach den Ausführungen des ersten Teiles dieser Arbeit zu widerlegen ist der fernere Einwand Koelsch’s, daß das Hochzeits- kleid den Männchen ja gar nichts nütze, denn ein Weibchen falle ja „nicht nur dem besten, sondern Junger Hecht, nach langem Fasten eine Beute erspähend. Originalaufnahme n. d. Leben f. d. „Blätter“. W. Köhler: Nestbauende Fische, Hochzeitskleider und Darwin. so ziemlich allen Männchen zu, die im Revier wohnen, also auch den kleineren und schwäch- licheren“. „Der eventuelle Nutzen, der aus der Paarung mit dem Tauglichsten für die Art. ent- springt, wird also wieder aufgehoben. Ja es scheint sogar, als wären die Nachteile, die aus der Polygamie erwachsen, größer, als wenn die Fische im monogamen Zustand lebten; denn es ist eben das Sonderbare, dab nicht nur die Männchen polygam sind, wie bei anderen Tieren, sondern auch die Weibchen.“ Wir haben bereits gesehen, daß die Voraussetzung der an sich sehr richtigen Schluß- folgerungen nicht zutrifft, in- dem das Stichlingsweibchen stets monandrisch lebt, dab also die Einwände Koelsch’s gegen die Selektionslehre Darwins in dieser Hinsicht in sich zusammenfallen. Da aber die Lehre Darwins tatsächlich gar nicht „die Schönheit durch Zweckmäßig- keit erklären will“, wie Koelsch weiterhin sagt, ja da be- kanntlich gerade die Lehre Darwins den Zweckbegriff möglichst auszuschalten be- strebt ist, und das mit vollem Recht, denn das Hineininterpretieren von Zwecken ist eine Anthropomorphisierung der Natur, so ist auch die Ablehnung der Selektionslehre Darwins durch den Autor durchaus ungerecht- fertigt. Um eine solche zu begründen, müßte er sich schon andere Angriffspunkte suchen. Ich könnte hiermit meine Entgegnung ab- schließen; denn nur soweit behandelt die Arbeit Koelsch’s das Laichgeschäft und Hochzeitskleid des gemeinen Stichlings und die daraus ge- zogenen Schlußfolgerungen. Da aber in dem Schlußabschnitt der Arbeit sich noch eine ganze Reihe von Stellen befinden, die verraten, wie wenig der Autor im Sinne Darwins zu denken und zu interpretieren vermag, sei es mir ge- stattet, auch dazu noch einige berichtigende Worte zu sagen. „Die Haselnuß wird von In- sekten nicht besucht; sie ist auf Windbestäubung angewiesen. — Und trotzdem ist die Narbe der Haselbiüte rot wie Blut! Trotzdem das zarte Grün der Pollenkörner und der Kätzchen! Warum schmückt sich die Pflanze s0?...“ Hier begeht der Autor den Fehler selbst, von dem er ver- meinte, Darwin habe ihn bei der Erklärung des W. Köhler: Nestbauende Fische, Hochzeitskleider und Darwin. Hochzeitskleides unserer Stichlinge begangen! Weil er die Haselblüten „zart grün“ und „rot wie Blut“ „geschmückt“ findet, meint er, einem Insekt müsse innerlich über dem schönen Anblick Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. das Herz ebenso vor Freude lachen wie ihm! Aus dem Bauplan des Insektenauges ist ohne weiteres zu entnehmen, daß es für Licht und Farben eine gesteigerte Perzeptionsfähigkeit besitzt, dagegen nicht für die Form; deshalb die leuchtenden Blütenkronen großblütiger Pflanzen, die Häufung kleiner bunter Blüten zu einem Blütenstande bei Pflanzen, die der Insekten- bestäubung ange- paßt sind. Das kleine rote Hasel- blütchen würde von einem fliegen- den Insekt kaum wahrgenommen, geschweige als Blüte erkannt werden. Und grün ist doch keine für ein honig- suchendes Insekt lockende Farbe! Grün lockt wohl Raupen und Schnecken, aber nicht Bienen und Schmetterlinge! Aber die Kätzchen des Haselstrauches sind gar nicht grün, sondern gelbgrün bis gelb; die Kätzchen eines andern Frühjahrsblühers, nämlich der Sahlweide, sind sogar leuchtend goldgelb; und bei diesem Baume gehen Bienen und Hummeln zu Gaste und unterstützen die Bestäubung, die zum Teil noch durch den Wind erfolgt. Könnte nicht der Haselstrauch eben auch im Begriffe sein, sich einer Insektenbestäubung anzupassen ? Wenn schließlich der Autor „die Größe, durch die sich der Stier auszeichnet vor dem Rinde, die Heftigkeit des Tempe- ramentes beim brünstigen Hirsch, die Paukspiele des balzenden Kampfläufers, den Ge- sang der Nachtigall, den auffallenden Gestank des Ziegenbockes, die auffallende Färbung beim Pfauenmännchen“ und vieles andere einzig und Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Junger Hecht, unmittelbar nach dem Greifen der Beute. Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. 367 allein für „Ausdrucksformen eines ungewöhnlich gesteigerten Lebens- oder präziser Geschlechts- triebes“ hält, so pflichte ich ihm vollständig bei. So sind sie aber nur ontogenetisch, nicht dagegenphylogenetisch erklärt; mit anderen Worten: der gesteigerte Ge- schlechtstrieb, der stets in die der Er- nährung und Existenz des Tieres günstigste Jahreszeit fällt, ist einfach eine Folge gesteigerter Energie im ganzen Organis- mus und findet seinen Ausdruck in der Aniegung der Brunstattribute (Hochzeits- kleid, Bockgeruch u. s. f.); damit aber diese Ausdrucksform stets die gleiche bleibt, wie das tatsächlich der Fall ist, mußte sie vor undenklicher Zeit einmal, und zwar ganz allmählich, von dem Stamm erworben und durch fortgesetzte Vererbung gefestigt werden; die An- lage dazu muß in dem Individuum bereits vor- handen sein, bevor Steigerung des Lebens- oder Geschlechtstriebes die Erscheinung auslöst. Die Erklärung, wodurch Koelsch die Selektions- theorie kurzerhand abzutun versucht, verrät den Laien auf dem Gebiete biologischen Denkens; die Erscheinung an sich ist schon längst auf diese Weise erklärt worden und kann überhaupt nicht anders erklärt werden; denn wir können durch ex- perimentelle Veränderung der Lebensbedingungen den Eintritt der Brunst und zugleich die Anlegung der Brunstattribute willkürlich jederzeit herbei- führen und unterdrücken. Die Erwerbung der Brunstattribute durch den Stamm ist aber dadurch überhaupt nicht berührt, geschweige denn erklärt. Den ersten noch heute als richtig anerkannten Er- klärungsversuch in dieser letzteren Hinsicht hat Junger Hecht; die Beute ist ziemlich verschlungen. Junger Hecht nach der Mahlzeit. eben Charles Darwin gemacht, und wir werden uns erlauben, bei dessen Erklärungsversuch stehen zu bleiben, bis jemand uns eine plausiblere, wirk- liche Erklärung der Vorgänge bringt. Kleine Mitteilungen. Süßwasserfische. VI. Der (Mit 4 Orieinalaufnahmen.) Unsere heimischen Hecht (Esox Iweius L.). Schon oft ist der Klecht als interessanter Aquarienfisch empfohlen worden; indes ist kaum anzunehmen, dab diese limpfehlungen viel zu seiner weiteren Verbreitung in unseren Aquarien beigetragen haben. Denn als un- ersättlicher Räuber ist der Hecht unbedingt allein — auch nicht mit Stichlingen und Barschen zusammen — zu halten, höchstens in zwei gleichgroßen Kixemplaren in einem recht geräumigen Behälter. Aber schon das letztere ist gewagt; denn läßt man die Fische nur einmal ein paar Tage hungern, vielleicht weil Mlitterfische zu beschaffen nieht möplieh war, dann packen sich die Tiere in wilder Wut gegenseitig und lassen von dem Kampf nieht eher ab, bis der Kopf des einen in den Rachen des anderen Auf diese Weise und mehr gleicheroße Flechte in sehr geräumieem Be- 10 I mel leichgroße Hechte in sehr geräumigem B Kämpfers geraten ist. sind mir schon hälter bei genügender Fütterung dezimiert worden bis auf 2 oder 3 zuletzt überlebende, die sich aber zweilellos auch noch gegeenseilig „einverleibt“ hätten, wenn ich sie nicht, des grauenvollen Schauspiels überdrüssig, in freies Ge- wässer geworfen hätte. Alleinhaltung ist also Bedingung für die Pllege des Ilechtes im Aquarium, und «das ist wohl der Hauptgrund, weshalb man Ilechte so selten bei Lieb- habern antrilft. Einem Pärchen Kxoten räumt man an- standslos, wenn es sein muß, ein Aquarium von mehreren 100 I Inhalt als Wohnbehälter ein, weil das eben etwas ganz Selbsiverständliches ist; für einen heimischen Fisch, und sei er noch so schön und interessant, l[ehlt es zumeist an Raum. Wer sich Mühe gibt, einen Hecht verständnisvoll im Aquarium zu pllegen und zu beobachten, wird seine große Sehon die Art und Weise, sein Räuberhandwerk betreibt, muß unser Interesse er- reude an ihm haben. wie er weeken. Da steht er still zwischen Wasserpflanzen, dicht unter der Wasseroberfläche, so dab sich die weit nach hinten gerückte Rückenfllosse an dieser spiegelt, und lauert, bis ein Beutelisch in seine Nähe kommt. Namentlich, wenn man den Hecht ein paar Tage hat hungern lassen, funkelt die Blutgier förmlich aus seinen Augen, wenn er hat und sich zum Stoße anschickt die Beute erblickt (unsere erste Aufnahme!). Kin plötzlicher, blitzschneller Vorstoß, und er hab die Beute gepackt (zweite Aufnahme), um mit ihr im tollen Wirbeltanze sich um seine Längs- achse zu drehen, bis der Beutefisch in der richtigen Lage, der Kopf voran, in den unersättliehen Rachen hinein- wandert (dritte Abbildung). Nachdem das Werk vollendet, steht er wieder ruhig da, nicht weit unter der Wasser- obertläche (vierte Aufnahme) oder auch zwischen Wasser- pflanzen, mit feist gerundetem Bäuchlein, an dem man noch die Lage von Kopf und Leib des Opfers erkennen kann, nur noch in gleichmäßig schnellem Tempo die Brustllossen bewegend. Verfehlt der kecht seine Beute, so verlolgt er sie nicht — höchstens ganz junge Hechte machen hierin gelegentlich eine Ausnahme —, sondern. wartet ruhig, bis eine andere in seine Nähe kommt. Wegen der Schnelligkeit des Zustoßens darf man den Hecht nicht in zu kleinen Behältern halten, da er sonst beim Stoß aul die Beute zu olt mit der Schnauze gegen die Scheiben stoßen und sich ernstlich verletzen würde. Aus demselben Grunde darf neben dem KHechtaguarium kein anderes mit kleineren Fischen stehen, wenn nieht zwischen beide Be- hälter eine undurehsichtige Papp- oder Glasscheibe (Milch- das Gedächtnis des Hechtes olas) gestellt wird. Denn Kleine Mitteilungen. ist, wie ich in vielen Versuchen feststellen konnte, ein sehr kurzes, und er würde, so oft er z. B. ein feistes kleines Schleierschwänzchen im Nachbarbehälter erblicken würde, darauf zustoßen, ohne sich aus dem Mißerfolge ziehen. Für die nicht gerade hervor- eine Lehre zu ragenden geistigen lähigkeiten des Llechtes sprechen auch die Versuche mit Stiehlingen, die ich vor Jahren angestellt und worüber ich bereits einmal an anderem Orte!) genau Bericht erstattet habe. Trotzdem die ge- sperrten Stacheln der Stichlinge den Fechten die Schnauze verletzten, packten sie immer wieder Stichlinge und ver- suchten, sie hinunterzuwürgen, natürlich ohne Erfolg. Daß der Hecht gegen warmes, ja selbst gegen nicht ganz sauberes und sauerstollarmes Wasser gar nicht so em- plindlich ist, wie man immer bisher annahm, habe ich früher schon ?) einmal dargelegt. Neuere Versuche haben mir das damals zufällig gewonnene Kirgebnis durchaus bestätigt. Selbstverständlich soll damit nicht gesagt sein, daß der Hecht so ziemlich alles verträgt, etwa wie ein Makropode oder ein Panzerwels, aber widerstandsfähiger als z. B. der Stichling, der Rohrbarsch und der Kaul- barsch ist der Klecht ganz zweifellos. Noch möchte ich einige Worte über die Verdauungsgeschwindig- keit beim Hechte hinzufügen. Seinerzeit wurden die von mir gemachten Angaben, wonach der Hecht ziemlich langsam verdaut, angefochten ?) und behauptet, daß die Das mag vielleicht bei alten Tieren zutreffen; an solehen habe ich Verdauung ungemein rasch vor sich gehe. keine Beobachtungen gemacht. An den ca. 50 jungen lixemplaren von 6—15 cm Länge, an denen ich im Ver- laufe der Jahre insgesamt diesbezügliche Beobachtungen angestellt habe, konnte ich ausnahmslos feststellen, daß selbst die Verdauung kleinerer Beutefische Tage erforderte. Zwei, selbst drei Tage lang sah man den Körper eines im Vergleich zum Hechte etwas großen Beutefisches deutlich durch die pralle Bauchwandung des BRäubers hindurch liegen, ehe die durch das Beutetier hervor- gerulenen Anschwellungen und Kanten an den einzelnen Stellen des Leibes verschwanden. In solchen Fällen ver- schmähte der Räuber auch das verlockendste kleine Flitterfischehen, weil er es eben nicht mehr „unter- zubringen“ wußte. — Nur in einer Beziehung sind Hechte mit seltenen Ausnahmen anspruchsvoll, nämlich, was ihre lirnährung anbelangt. Von 50 Hechten kann man kaum aul einen rechnen, der sich mit Regenwürmern als Futter begnügt, wenn auch nur einmal zur Abwechselung und bei großem Meist verschmähen die Hechte schon als ganz junge Fische von 5 cm Länge alle Nahrung: auber Nicht Junge Fröschehen haben bei mir Hechte im Aquarium Hunger. Flitterfischen. einmal Kaulquappen und gefressen. Einmal hatte ich ein etwa 5 em langes Exemplar mit Zwergstichlingen ganz zufällig aus einem Wasser- graben gefangen. Auf dem Transporte hatte es ein halbes Dutzend oder mehr halbverdaute junge Zwergstichlinge von 1—1!/; em Länge wieder ausgebrochen. Im Aquarium verschmähte dieser Hecht jede Nahrung außer Flitter- fischen, die ich in einer für ihn geeigneten Größe damals leider nicht beschaffen konnte, so daß das Tier mir ver- hungerte. Nur ein einziges Mal habe ich einen Hecht gehabt, der an Regenwürmer ging, und zwar ist das derselbe Fisch, von dem ich die beigegebenen Abbildungen gewonnen habe. Dieser Fisch ist auch das Exemplar, über dessen Wider- standsfähigkeit ich bereits in No. 29 der „Blätter“, S. 289, ') „Wochenschrift f. Aquar.- u. Terrarienkunde“ 1904, S. 223. _ Nerthus“ 1904, 8. 446 W. 3 ?) „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“ 1907, S. 289. I 3) „Wochenschrift f. Aquar.- u. Terrarienkunde“ 1905, 8. 32 1f. Kleine Mitteilungen. berichtet habe, ein Aquarienhecht per excellence, der heute noch leben würde, wenn er nicht während meiner Abwesen- heit an dem Genuß eines Moderlieschens erstickt wäre, das beinahe ebenso groß war, wie er selber, Köhler, Panchromatische Blitzlichtaufnahmen sehr bunter Fische. Es ist eine bekannte Tatsache, daß Blitzlicht- aufnahmen von Personen außer dem starren Blick, der sich bei geeigneten Vorkehrungen vermeiden läßt, schmutzige Gesichter zeigen. Das liegt daran, dab dem Magnesium- licht die roten Strahlen fehlen und deshalb auch bei Ver- wendung panchromatischer, also auch für Rot empfind- licher Platten das Rot unvermittelt als Schwarz kommt. Derselbe Übelstand tritt bei der Aufnahme von Fischen auf, welche viel Rot zeigen, namentlich‘ also bei der Photographie unserer Goldfischvarietäten. Auf mein Kr- suchen hin stellten nun vor etwa '/,; Jahre die Geka- Werke in Offenbach a.M, ein panchromatisches Blitz- pulver her, wovon ich ein kleineres Quantum zur Probe zugesandt erhielt. Ich verwandte die Probe u, Aufnahme des in dieser Nummer der Arbeit von JJohs. Ludwig beigegebenen Bildes eines hochroten Schleier- a. zur schwanzes von seltener Schönheit, und zwar in der Weise, daß ich gewöhnliche Blitzlichtpatronen von Giese in Magdeburg ihres Inhaltes (Magnesiumpulver) beraubte und dafür mit dem panchromatischen Blitzpulver füllte, Es machte sich die Verwendung einer größeren Menge (5 g statt wie bei Magnesium 3 g) und einer größeren Öffnung (f:12 statt f:21) nötig, um riehtig belichtete Bilder zu erhalten, aber der Vergleich der hier repro- duzierten Aufnahme mit einer mit gewöhnlichen Mag- nesiumlicht gemachten desselben Fisches ergab evident die vorzügliche Wirkung des pan- chromatischen Blitzpulvers. Abgesehen von der durch weniger starkes Abblenden und absichtlich durch ent- sprechende Einstellung bewirkten leichten Unschärfe des Flossenwerkes, die dem Fische erst das eigenartige zarte, duftige Aussehen gibt, das er dem Auge des Beobachters zeigt, weist das ganze Bild Kontrast zwischen Hell und Dunkel auf; an keiner Stelle zeigt es klecksiges Schwarz wie alle früheren Bilder hoch- roter Goldfische und ihrer Varietäten, in den „Blättern“ sowohl wie z. B. in dern Büchlein „The Freshwater Fishes* der Sammlung „Nature Books“ von Gowans & Gray, gewiß ein Fortschritt, der im Interesse einer farben- richtigen Wiedergabe such anderer sehr bunter Fische mit Freuden zu begrüßen ist. Das panchromatische Blitzpulver, das jetzt von den Geka-Werken im Großen hergestellt wird und zu mäßigen Preisen zu haben ist, Vergleichsaufnahme nirgends einen schroffen entwickelt bei der Verbrennung viel weniger Bauch als das Magnesiumlicht, leider aber an Stelle des Rauches unsichtbare, zum Husten reizende Verbrennungsgase, deren Einatmung mir nicht ganz unbedenklich erscheint. Auf eine diesbezügliche Anfrage bei der Fabrik hin wurde mir der ‘Bescheid, daß sich ein Ersatz der diese Ver- brennungsgase erzeugenden Gemengteile durch andere leider vorläufig noch nicht habe erzielen lassen, Also Vorsicht beim Arbeiten mit diesem Pulver, dessen Nach- teile wir eben mit in Kauf nehmen müssen, um tadellos farbenrichtige Blitzlichtbilder zu erhalten. Köhler. Weitere Kleinigkeiten. Culex-Larven, die Larven unserer Stechmücken, gelten im allgemeinen als Vege- tarier; bei mir haben wenige (ulex-Larven, die mit lebendem Futter zufällig in ein Aufzuchtgefäß mit jungen Gambusen gebracht wurden, die gesamte Brut (etwa 20 Stück) bis auf 4 aufgefressen. Es waren Larven der Sprechsaal. 369 groben Stechmücke (Oulex annulabus L.), für größere Fische das beste Sommerfutter, das wir beschaffen können, Also Vorsicht! Man verwenden, -—- Kontrollbeobsehtungen wären hier sehr erwünscht, konn ja wertlose Gurardiınms-Brut Wer mit Gas Bunsenbrenner zu vorwenden, vermeide die Verwendung dazu heizt, ohne dazu von Kupfer und Kupferlegierungen zu dem Heizkörper! Da ohne Luftzufuhr, wie beim Bunsenbrenner, eine un- vollständige Verbrennung des Gases stattfindet, wirken die entstehenden Verbrennungsprodukte in der Hitze oxzydierend, es bildet sich Salpetersäure, da das Leucht- gas nie ganz frei von Stickstoff ist; daraus ergeben sich wieder mit dem Kupfer zusammen Salze (Kupfer- nitrat und Ouprosammoniumnitrat), die einerseits den Heizboden in kurzer Zeit durchfressen, so dab das Aqua- rium anfängt zu lecken, andererseits sehr giftig sind, und wenn die Aquarien übereinander, z, B. auf einem Gestell stehen, als Lösung mit dem Kondenswasser in das darunter befindliche Aquarium tropfen und dort empfind- liche Verluste an Fischen herbeiführen. Ein mir be- freundeter Herr hat das letzthin zu seinem größten Jeid- wesen erfahren müssen, Um den Übelstande abzuhelfen, würde ich raten, auswechselbare Schutzstreifen aus ver- zinktem Kisenblech unter dem Deckel der Heizkapsel anzubringen, wie bei dem Peter’schen Aquarium „Kzcel- sior“ und bei der von mir in „Blätter“ 1906, 8. 147 ff, be- schriebenen Heizvorrichtung für Kastenaquarien. Die Nachzucht der Stammform unseres punktierten Guromij, Osphromenws trichoplerws Pall, var. canboris Gthr, ist erstmalig gelungen, und zwar Herrn Hertel, 3erlin. Fs ist nur zu bedauern, dab die Herren Züchter immer seltener über solche erstmalige Zuchterfolge und Hoffent- lich genügt diese Erinnerung, um darin Wandlung herbei- ihre dabei gemachten Beobachtungen berichten. zuführen. Die jungen Fische sehen viel schöner aus als die einfarbigen grauen groben Zuchtfische, wie sie vor 2 Jahren von Sehneising, Magdeburg und Beichelt, 3erlin importiert worden waren, Ein aus einer Reihe grober ineinanderfließender schwarzer Tupfen bestehender Streifen zieht sich längs jeder Körperseite hin; die lange und breite Afterflosse ist ockergelb gefärbt. Überhaupt verrät der Jungfisch weit deutlicher als das ausgewachsene Exzemplar die ganz enge Beziehung zu unserem punk- tierten Gurami (Osphromenws trichopterws Pall. Köhler, da Sprechsaal. Zu dem Aufsatze über Physa acuta Drap, von Dr. V. Franz, Helgoland, sei es mir gestattet, zu bemerken, dab ich „Physa ocuta, in unseren Aquarien“,') unter Zugrundelegung der var, koelreuteri Uwv,). bereits vor über drei Jahren in einer Arbeit ein unbeabsichtigter Import vorhandenen Literatur das Vordringen der Schnecke von Frankreich Zus nach dem Westen Deutschlands (Mosel- gebiet) konstatiert habe, An die Arbeit schloß sich eine kleine Kontroverse?) mit Herrn Dr, Ziegeler, Spandan, Physa acuta Drop. sei Vallisnerien (und eventuell anderen Pflanzen) aus Süd- der meine Vermutung, mit frankreich zunächst in unsere Gewächshäuser gelangt und habe von da aus ihren Weg in die Aquarien gefunden, ») „Nerthus* 1904, 8, 206 #, 2, „Wochenschrift für Aquarien- und Terrarienkunde* 1904, 8, 50; ibid. 8, 88. „Nerthus* 1964, 8, 262, 370 bestritt und erklärte, eine Einschleppung mit Pflanzen aus Nordamerika sei viel wahrscheinlicher, also dieselbe Be- hauptung, welche D. Geyer mangels eingehenden Studiums unserer Literatur erst neuerdings wiederholt hat (vel. den Schlußpassus Arbeit Dr. Franz!). In Nordamerika kommt Physa acuta Drap. indes über- haupt nieht vor, sondern ist dort durch eine ihr nahe- stehende, aber größere Art, Physa heterostropha Say, vertreten. Diese als Stammform unserer Spitzquellschnecke anzusprechen, wie Geyer das tut, widerspricht allen Prinzipien der Entwicklungslehre, wonach beide Arten der von nur parallele Deszendenten einer gemeinsamen Stammform sein können. Damit ist aber eine Einschleppung unserer Physa acuta Drap. aus Nordamerika schlechterdings ausgeschlossen, zudem, wie seiner- zeit Herr Dr. Ziegeler selbst mitteilte?), sämtliche lebende und tote Belegexemplare, die er sich aus Nordamerika hatte schicken lassen, von Prof. E. von Martens ein- wandfreials Physaheterostropha Say bestimmt worden sind. An allen isolierten Fundorten (bei Berlin, Halle, Kiel, München, und wo Physa acuta Drap. sonst noch freilebend nachgewiesen sein mag) ist das Vorkommen der Schnecke nur auf bewußte oder unbewußte Aus- setzung durch Aquarienliebhaber zurückzuführen. Um eine freiwillige Einwanderung kann es sich nur im Mosel- gebiet handeln. Die Stammeltern der Physa acuta Drap. unserer Aquarien aber sind zweifellos aus dem südlichen Europa eingeschleppt worden, möge nun Südfrankreich oder Norditalien ihre Heimat gewesen sein. Köhler. ®) „Nerthus“ 1904, S. 312. [| Trasekasten. 0. K. in H. Ihre Frage hat sich eigentlich durch die in voriger Nummer an A. W. in R. gegebene Aus- kunft gleichfalls erledigt. Nur möchte ich Sie darauf hinweisen, daß Mehlwürmer ein naturgemäßes Futter ebensowenig für den Laubfrosch wie für das Chamäleon sind, und daß Sie Chamäleons mit Mehlwurmfütterung nicht lange am Leben erhalten werden. Züchten Sie „Brummer“ (Musca vomitoria), die man sich durch Halten der Puppen auf Eis (etwa im Eisschrank) auch im Winter jederzeit frisch verschaffen kann, wie es 0. Tofohr- Hamburg zuerst praktisch erprobt und publiziert hat. Dann erst haben Sie begründete Aussicht, Ohamäleons durch den Winter zu bringen und jahrelang gesund zu erhalten. IK oo Bücherschau. Die Großschmetterlinge und Raupen Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der biologischen Ver- hältnisse. und Handbuch für Sammler, Schulen, Museen und alle Naturfreunde. Heraus- gegeben von Prof. Dr. Kurt Lampert, Oberstudienrat, Vorstand des K. Naturalienkabinetts, Stuttgart. Mit 95 Tafeln in feinstem Farbendruck mit Darstellung von über 2000 Formen und über 200 Seiten Text mit 65 Ab- bildungen. — Lexikon-Format. 30 Lieferungen & 75 Pfg. — Kompl. geb. 24.— Mk. Verlag von J. F. Schreiber, Eßlingen und München. Lieferung 21—24. Das Lampert’sche Schmetterlingswerk nähert sich seiner Vollendung. Auch die vorliegenden Lieferungen Ein Bestimmungswerk Fragekasten. — Bücherschau. Besonders gut ist die Tafel „Anpassungserscheinungen“ gelungen (Liefg. 21). Aber auch die Textabbildungen sind vor- züglich (Roseneule in Liefg. 24). Jedenfalls dürfte dieses Schmetterlingswerk bei dem relativ niedrigen Preis auf lange Zeit hinaus konkurrenzlos dastehen. K. Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Mit be- sonderer Berücksichigung von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zum Gebrauch in den Schulen und zum Selbstunterricht. Von Dr. G. Hegi, Privatdozent an der Universität München. Kustos am k. Botan. Garten. J. F. Lehmanns Verlag, München. In Österreich: A. Pichlerss Wwe. & Sohn in Wien. 70 monatliche Lieferungen zum Preis von Mk. 1.— 1K 20 h. Lieferung 8. Die vorliegende 8. Lieferung setzt die Familie der Gräser fort und zeichnet sich ebenso wie ihre Vor- gängerinnen durch Gediegenheit des textlichen Inhalts, und Naturtreue der Abbildungen aus. sind textlich und illustrativ ausgezeichnet. Die eine schwarze Tafel, die neben den Farbentafeln dieser Lieferung bei- gegeben ist, verdient gerade ganz besonderes Lob. Die Sorgfalt der Nomenklatur gereicht dem Werke zu großem Vorteil. Da alle Synonyme mit genauen Autorenangaben berücksichtigt sind, wird es ein Leichtes, sich zu orien- K. Bakterien und ihre Bedeutung im praktischen Leben von Privatdozent Dr. H. Miehe in Leipzig. VIII u. 141 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. (Wissenschaft und Bildung, Einzeldarstellungen aus allen Gebieten des Wissens. Bd. 12.) Geh. M.1.—. In Originalleinenband M. 1.25. Verlag von Quelle & Meyer in Leipzig. 1907. Mit großem Geschick hat es der Verfasser verstanden, aus dem großen‘Gebiete der Bakteriologie die leitenden Tatsachen und Ideen herauszuarbeiten und das Treiben der merkwürdigen kleinen Welt in stetem Zusammenhang tieren. mit den allgemeinen naturwissenschaftlichen Problemen gemeinverständlich darzustellen. Mit Staunen blicken wir in das Leben und Treiben der Bazillen, lernen ihren Bau, ihre Lebensweise und Verbreitung kennen. Als Freunde des Menschen begegnen wir ihnen in der Natur, in der Landwirtschaft und Technik, wir bewundern ihre Arbeit im Molkereibetrieb, den Brennereien, Brauereien, der Weinproduktion und lernen sie so als wichtigen Faktor in unserer Ernährung schätzen. einem weiteren Kapitel als unsere gefährlichsten Feinde Dann treten sie uns in entgegen: sie verderben unsere Nahrung, stören unsere technischen Betriebe und untergraben unsere Gesundheit. Den Mitteln ihrer Bekämpfung ist ein besonders ein- gehender Abschnitt gewidmet: natürliche und künstliche Immunität, Schutzimpfung und Serumtherapie werden hier behandelt. Gute Abbildungen, erklärende Anmerkungen und Literaturnachweise erhöhen den Wert dieses leben- digen und belehrenden Büchleins. Teichmann, Dr. Ernst. Zeugung und Fortpflanzung. Reieh illustriert. In Farbendruck-Umschlag geheftet 1 Mark, fein gebunden 2 Mark. Verlag des „Kosmos“, Gesellschaft der Naturfreunde, (Geschäftsstelle: Franekh’sche Verlagshandlung) Stuttgart. (Die Mit- glieder erhalten diesen Band kostenlos.) Von allen Erscheinungen des Lebens greift keine tiefer in das Dasein des Einzelnen wie der Gesamtheit ein und ist zugleich keine von einem dichteren Schleier des Ge- heimnisses umhüllt, als das Wesen der Fortpflanzung. Fast möchte man sagen, hierin liege recht eigentlich das Wesen des Lebendigen. In der Tat, wo sonst finden Bücherschau. — Vereins-Nachrichten. wir ein Gleiches? Wir sehen Geschöpfe entstehen und vergehen, aber auch während der Dauer ihres bald kurz, bald länger bemessenen Daseins sich fortpflanzen und neue Geschöpfe ihresgleichen hervorbringen. Die Begriffe Zeugung und Fortpflanzung umschließen das Rätsel aller Rätsel, das Problem, an dessen Aufhellung die Forschung mit nicht zu besiegender Ausdauer arbeitet. Was bis heute die Wissenschaft den Wißbegierigen bieten kann, ist nicht allzuviel, mißt man es an der gewaltigen Größe der Frage. Doch aber lohnt es, dieses Wenige zu erfahren und darin ein Versprechen zu besitzen, das kommende Zeiten vielleicht einzulösen das Glück haben werden. Wer sich über die Vorgänge unterrichten will, die des Einzelwesens Existenz vorbereiten, begründen und ausgestalten, greife zu diesem klar geschriebenen Bändchen, dessen Lektüre zugleich die Ehrfurcht vor dem höchsten Problem des Geschlechtslebens vermehren wird. Mitteilungen der Teichwirtschaftlichen Versuchs- station in Frauenberg, Böhmen. I. und Il. Wien 1907. Herausgegeben von der K. K. österreichischen Fischerei-Gesellschaft. Der Leiter der Station, der in Fischzüchterkreisen berühmte Wenzel Susta, erstattet einen kurzen Bericht über die ersten Anfänge der Station. Darauf folgt ein Bericht über vorbereitende biologische Untersuchungen daselbst: Sieben Tage an den Versuchsteichen bei Frauenberg, von unserem geschätzten Mitarbeiter Dr. P. Kammerer. Er hat die 7 Tage gehörig aus- genutzt; das wird dem Leser sofort aus den vielen ge- nauen Mitteilungen über Fauna und Flora der Teiche und ihrer Zuflüsse, suchungen, die in sechs Versuchsteichen vorgenommen wurden, klar. Ebenso inhaltreich ist das zweite Heft der Mitteilungen, „Zweiter Aufenthalt in Frauenberg“ von Dr. P. Kammerer. Außer den Ergebnissen einer Anzahl weiterer Anstalt Planktonfänge, deren wissenschaftliche Bearbeitung Dr. P. Kammerer ausgeführt hat, interessieren besonders in biologischer Beziehung einige Mitteilungen über Farben- varietäten von Nemachilus barbatulus (L.) und Leucaspius delineatus Sieb. In einem der Teiche entdeckte Dr. P. Kammerer „Gelblinge“ von unserem Moderlies- und den sorgsältigen Planktonunter- vom Leiter der vorgenommenen VEREINS-#22 ACHRICHTEN 37l chen mit lebhaft goldglänzendem, rotgelbem Rücken. Von dieser Fischart waren bisher Xanthorinos bekannt; vielleicht läßt es sich ermöglichen, die neue Varietät des Fisches der Aquarienliebhaberei zugänglich zu machen. wenn Entstehung dieser Partialalbinoform genauere Unter- suchungen anstellen ließen, speziell daraufhin, ob. äußere Einflüsse in diesem einen Teiche die Albinobildung nicht Es wäre interessant, sich über die auch an von anderwärts eingesetzten voll pigmentierten Fischen begünstigen, oder ob es sich lediglich um die Nachzucht sog. Sprungvarianten im Sinne der de Vries- schen Mutationslehre handelt. Re Die Fischfeinde aus der niederen Tierwelt. Von Dr. HansReuß. Separat-Abdruck aus der „Allgemeinen Fischerei-Zeitung“. München 1907. Eine auch für den Aquarienliebhaber sehr lesenswerte die Beobachtungen, wurden, sorgfältig berücksichtigende Abhandlung, der die die in unserer Literatur mitgeteilt beigegebenen guten, zum Teil sogar sehr schönen Illustra- tionen noch besonders zum Vorteil gereichen. Der Anfänger auf dem Gebiete der Aquarienkunde wird hier manchen zweifelhaften Gast, den er gelegentlich mit dem lebenden Fischfutter vom Tümpeln nach Hause gebracht hat, wiedererkennen und sich künftig vor ihm hüten. Was - die Arbeit für den Aquarienliebhaber besonders wertvoll macht, ist der Umstand, daß auch die Feinde der eben ausgekommenen Fischbrut mit berücksichtigt worden sind (Apus cancriformis, der Blattfußkrebs; Argyroneta aquatica, Auf eine kleine Ungenauigkeit bei den die Wasserspinne u. a.), in der Illustration möge hingewiesen werden: Dytiseiden sind überall Männchen und Weibchen neben- einander abgebildet und die Flügeldecken des Männchens glatt, die des Weibehens in der Längsriehtung gefurcht gezeichnet, so daß dieser Unterschied den Laien als ein auf den ersten Blick die Geschlechter charakterisierendes Merkmal erscheinen könnte. Dem ist aber, bei den Ver- tretern der Gattung Dytiscus wenigstens, wie neuere sorgfältige Untersuchungen ergeben haben, nicht so. Viel- mehr kommen ebenso gefurchte Männchen wie glatte Weibehen vor, wenn auch seltener als umgekehrt. In den Haftscheiben an dem vorderen Beinpaar hat man das sicherste Erkennungszeichen der Männchen. 1 »e s Für den sachlichen Inhalt der. Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde zu Hamburg. (E. V.) Vereinslokal: Börsenhotel, Mönkedamm 7. Briefadresse: Dr. Franck, Hamburg 6, Schröderstiftstr. 7/9 I. Sitzung vom 18. Juni 1907. Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und genehmigt. Eingegangen ist „Kosmos“, Heft 6. Neu aufgenommen ist Herr Theodor Luschin, Wien III, 2, . Untere Weißgerbergasse 42, Th. 3. Von „Wasserstern“- Augsburg ist ein Antrag auf: Erneuerung der gegensei- tigen Mitgliedschaft eingegangen. Der Verein erklärt sich gern bereit, die freundschaftlichen Beziehungen zu diesem Verein weiter zu führen. Der I. Vorsitzende teilt mit, daß er gebeten worden ist, bei der im August stattfindenden Ausstellung des „Humboldt«- Hamburg ein Preisrichteramt zu übernehmen und daß er erklärt hat, daß er dieser Bitte gern entsprechen werde. — Dann „Salvinia®, macht der Unterzeichnete auf den Artikel von Fabre über den heiligen Pillendreher in Heft 6 des „Kosmos“ besonders aufmerksam und verliest die wichtigsten Stellen desselben. Darauf sprach derselbe über die Hamburgische Elbuntersuchung, insofern uns die Berichte über dieselbe Auskunft darüber geben, wo wir nach Vivipara penthica Servain zu suchen haben. Diese Untersuchung begann im Jahre 1899 und stand unter der Oberleitung des Herrn R. Volk. Eine der ersten Veröffentlichungen von Herrn Volk trägt den Titel: Allgemeines über die biologischen Verhältnisse der Elbe bei Hamburg und über die Ein- wirkung der Sielwässer auf die Organismen des Stromes. In dieser Abhandlung wird ausgeführt, daß der Elbstrom aus dem Oberland bereits große Mengen gelöster und ungelöster organischer Stoffe mitbringt. Zu diesen führen dann die Sielwässer weitere Massen hinzu. Diese Sub- stanzen unterliegen fortwährend Zersetzungsvorgängen, die zur Bildung einer schwarzen Moddeschicht führen. Bei 372 der Fäulnis der dem Wasser zugeführten Eiweißstoffe ent- stehen neben einer Reihe neuer organischer Verbindungen wesentliche Mengen von Ammoniak und Schwefelammon. In eisenhaltigen Gewässern wird nun das Schwefelammonium so zersetzt, daß sich sein Schwefel mit vorhandenem Eisen zu Einfach-Schwefeleisen verbindet. Da dieses im Wasser unlöslich ist, so setzt es sich an ruhigen Stellen mit andern Massen zu Boden und erteilt dem Schlamm die erwähnte schwärzliche Färbung. Solche schwarzen Modde- sehichten finden sich oberhalb Hamburgs, besonders in den Prielen der Elbe, in der Dove- und Gose-Elbe, in der Morflether Konkave und in der Bille, ferner ist im India- und Grasbrookhafen, im Altonaer Hafen, sowie in den Fleeten der Boden damit bedeckt; auch unterhalb Hamburgs finden sich in der Elbe solche Ablagerungen. Doch wirkt hier der Ebbestrom und die durch die Schiff- fahrt verursachte Dünung störend, so dab sich die An- sammlungen nurin denmuldenartigen Vertiefungen zwischen den Sandbänken des Strombettes halten können. Es wäre ein großer Irrtum, wollte man das Vorkommen von Schefel- eisen im Elbschlamm ausschließlich den Sielwasser-Bestand- teilen des Stromes zuschreiben; vielmehr ist darauf hin- zuweisen, daß sich in jedem von Organismen belebten Ge- wässer auch weit oberhalb jeder menschlichen Niederlassung Ansammlungen von Schwefeleisen finden, sofern nur das Wasser eisenhaltig ist. Überall, wo in der Elbe und ihren Zuflüssen diese Moddeschichten vorhanden sind, finden sich Detritus fressende Organismen; das sind vor allen Dingen gewisse Arten von Würmern und Mollusken. Von letzteren gehören dazu die Paludinen und die Bivalven, insbesondere Pisidium- und Oyclas-Arten. Das gilt im Gegensatz zu früheren Angaben auch für die Fleete; daneben treten in ihnen Limnaeen und Bythinien manchmal so massenhaft auf, daß mehrfach im Frühjahr Mauern und ältere Bollwerke wie gepflastert gefunden wurden. Im allgemeinen konnte festgestellt werden, daß die Mollusken in den Häfen wie auch unterhalb der Städte im Strom und selbst in den Fleeten in weit größeren Mengen vor- handen sind, als oberhalb der Sielwasserzone. Doch sind auch oberhalb der Städte große Mengen von Mollusken und Würmern im Schlamm zu finden, die bei Niedrigwasser in diesem Gebiet häufig frei liegen. Dieser Umstand, sowie die minder große Störung durch den Verkehr der Menschen bewirken wohl, daß gerade oberhalb der Städte die Ufer von zahlreichen Vögeln belebt werden, die den Mollusken und Würmern nachstellen. Man findet in diesem Gebiet viele Reiter, Kiebitze, Uferläufer und Flußseeschwalben, von denen ge- wisse Vögel allerdings hauptsächlich auf Fischfang aus- gehen. aber auch Mollusken nicht verschmähen. So- viel entnehme ich den Feststellungen von Herrn Volk. Am Sonntag, den 16. Juni unternahm die „Salvinia“ einen Sammelausflug, um die von Herrn Prof. Dr. Kobelt gewünschten Vivipara penthica zu sammeln. Wir wählten das Gebiet unterhalb der Städte. Hier folgen hinter Altona die Orte Oevelgönne, Neumühlen, Teufelsbrück und Nienstädten. Bei Teufelsbrück hatte Frau Dr. Ziegeler das in der „Wochenschrift Nr. 23, Figur 12 abgebildete Exemplar gefunden, also mußte in dieser Gegend auf Er- folg zu reehnen sein. In der Tat brauchten wir nur die Strecke von Oevelgönne bis Neumühlen abzusuchen, um mehr als 100 Exemplare in unsern Besitz zu bringen. Es scheint, daß fast alle Stücke zu Vivipara penthica ge- hören, die nähere Feststellung wollen wir Herrn Professor Dr. Kobelt überlassen. Außer diesen Paludinen fanden wir auch Öyclas- und Pisidium-Arten in zahlreichen Exem- plaren. Nur vereinzelt traten Limnaeen und Bythinien auf. Nicht immer dürfte die Ausbeute so günstig aus- fallen. Es herrscht seit mehreren Tagen scharfer Wind, der direkt auf das östliche Elbufer gerichtet war; auch begann von 9 Uhr vormittags an Ebbe einzutreten. Über den Einfluß des Windes schreibt auch Herr Volk: „Bei besonders starker Wasserbewegung werden hin und wieder Massen von lebenden Schnecken (Paludinen) an den Strand geworfen, wo viele von ihnen nach Eintritt der Ebbe liegen bleiben. In der warmen Jahreszeit, zumal unter der direkten Bestrahlung durch die Sonne sterben diese Schnecken sehr bald und gehen dann in Fäulnis und Ver- wesung über. Hierin vornehmlich ist die einfache Fr- klärung der Tatsache zu suchen, daß das Sehleppnetz Vereins-Nachrichten. unweit des Ufers neben lebenden Mollusken auch größere Mengen leerer Gehäuse zu Tage fördert.“ Unsere Tätig- keit bestand nur darin, aufzusammeln, was wir am Ufer fanden. Von den Paludinenschalen, die wir mitnahmen, enthielten noch etwa 60 das Tier; davon erwiesen sich nur 9 Exemplare als lebendig, die Herr Schülke in Pflege genommen hat. Wie viele davon noch lebensfähig sind, muß sich erst zeigen. Dieses Resultat hat uns überrascht, denn nach anderen Schilderungen — Dr. Roth, „Wochen- schrift“ 1906, Nr. 27 — können Paludinen ziemlich lange außerhalb des Wassers aushalten. Sonnig war es die letzten Tage nicht gewesen; so könnte man zu der Folge- rung neigen, dab Vivipara penthica eben nicht so wider- standsfähig ist. Oder sollte es sich vielmehr so verhalten, daß der größte Teil der Exemplare, die an das Ufer ge- spült werden, nur darum diesem Schicksal verfällt, weil die Tiere schon im Absterben begriffen sind? Vielleicht ist das die richtige Erklärung. Um in voller Lebenskraft stehende Exemplare von Vivipera penthica zu erlangen, . werden wir uns also ein passend konstruiertes Schlepp- netz besorgen müssen. Denn es lockt uns natürlich, diese Tiere im Aquarium weiter zu züchten, um zu sehen, ob sich ein Einfluß dieser veränderten Lebensbedingungen nachweisen läßt. Vielleicht gelingt der klare Nachweis, daß Vivipara penthica nur als Varietät von V. fasciata betrachtet werden darf. Wir werden also auch in den nächsten Jahren diesem Tier unsere Aufmerksamkeit zu- wenden. Ich hoffe, daß sich außer Herrn Schülke auch uoch andere Mitglieder unseres Vereins zu Zuchtversuchen mit V. penthica entschließen werden. Die Untersuchung der Mollusken, die bei der hamburgischen Elbuntersuchung gefunden worden sind, ist den Herren Dr. Bolau, Clessin in Ochsenfurth und Oberlehrer Dr. Brockmeyer in München- Gladbach übertragen worden, Erwähnen will ich noch, daß sich außer uns auch eine Anzahl von Staren für die Mollusken zu interessieren schien; die kleinen Muscheln dürften ihnen ein willkommenes Futter bieten. Zum Schluß fuhren wir mit einem Boot nach der Landungs- brücke von Oevelgönne, um an den Pfählen nach dem Polypen Cordylophora lacustris zu suchen. Diese Be- mühungen waren freilich vergeblich; doch fischten wir von dem Plankton der Elbe uns eine Probe aus, die Herr Müller mitnahm. Schon als er zu Hause ankam, war alles tot und das Wasser stank wie die Pest. Wir haben offenbar den Fehler gemacht, zu viel Tiere in das Gefäß zu schütten. Denn nach den Angaben von Herrn Volk ist es an sich möglich, auch die empfindlichen Plankton- tiere des Flußwassers in weithalsigen Flaschen lebendig nach Hause zu bringen. Herr Tofohr zeigte Exemplare von Zonurus giganteus und Egernia cunninghami, die er schon mehrere Jahre in Pflege hat. Ferner führte er uns Tropidonotus tesselatus in typischen Stücken und in der Varietät flavescens, sowie die Jugendform von Lacerta viridis var. major aus Dalmatien vor. An Schildkröten gelangten zum Verkauf Emys lutaria, Clemmis caspica var. rivulata aus Corfu umd Olemmys ornata aus Nord- amerika. Zum Schluß teilte Herr Tofohr mit, daß es Herrn Siggelkow gelungen ist, Chamaeleon dilepis aus Westafrika zu importieren ; mehrere Exemplare davon sind in den Besitz von Herrn Tofohr übergegangen. Dr. Franck. „Verein für volkstümliche Naturkunde“ in Hamburg. Versammlung alle 14 Tage, am Montag im Gesellschaftshaus des Herrn Salow, Hamburg, St. Georg Langereihe 100. Sitzung vom 24. Juni 1907. Die Versammlung wurde vom II. Vorsitzenden, Herrn Peters, eröffnet; das Protokoll wurde verlesen und genehmigt. Herr Peters zeigt das Werk „Die Tiere der Erde“ von Marshall, und hält über das Meer und seine Bewohner einen interessanten Vortrag. Nach dem Vor- trage verliest derselbe einen Brief der „Wochenschrift“, alsdann einen. Brief vom Verband, Herr Peters verliest dann den Artikel aus dem „Kosmos“: „Wie die Fische schlafen“, was zu einer langen Debatte führte. Röse teilt mit, daß Herr Thies als Mitglied aufgenommen ist und heißt ihm im Namen des Vereins willkommen, alsdann berichtet Herr Röse über seine Erfolge in der Behandlung kranker Fische und empfiehlt, die Fische während der Kur stets in Bewegung zu halten, da dann die Fische die Kur besser aushalten. M. Philipp. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creuiz ’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Herr Jahrgang XVII. Heft 38. N, BSINIINUT U MR EN EIN Über den Kopulationsakt der Erdmolche (Salamandra Laur.)*). Von Dr. Paul Kammerer, Biologische Versuchsanstalt in Wien. T- No. 21/22 vom 21. Mai 1907 (XXXI. Band des Zool. Anz. S. 650—653) berichtet Herr W. Docters van Leeuwen „Über die Auf- nahme der Spermatophoren bei Salamandra maculosa Laur.“**). Er zitiert Benecke (1880), Grönroos (1896), Gadow und Zeller (1890), von denen die ersten zwei nur nach den von ihnen gewonnenen Befunden in der Ontogenese auf die Zeit der Kopulation geschlossen hatten, während Gadow das Stattfinden einer Umarmung „halb am Lande, halb im Wasser“ angibt und Zeller die Spermatophoren im Wasser gefunden hat, ohne ihre Aufnahme durch das Weibchen beobachten zu können. „Soweit ich habe finden können,“ sagt van Leeuwen auf S. 651, „ist unsre Kenntnis über die eigentliche Kopulation der Landsalamander nicht weiter gekommen.“ Demgegenüber sei ergänzt, dab ich vor etwa 4 Jahren die Begattung, und zwar gemeinsam für den Feuersalamander (Salamandra maculosa) und den Alpensalamander ($. atra), mit folgenden Worten beschrieb’): „Es ist naheliegend, im Anschluß an Beob- achtungen über die Periodik des Uterusinhaltes auch eine Schilderung der Begattung zu geben, zumal dies in der Literatur nirgends geschieht: immer wurden nur die langwierigen Begattungs- Präliminarien, die Paarungsspiele, niemals aber der Augenblick der Samenübertragung gesehen. Da dieser Gegenstand nicht unmittelbar zum Thema vorliegender Arbeit gehört und ich einem bald erscheinenden großen Werk über die Urodelen ”) Nachdruck aus dem „Zoologischen Anzeiger“, Band XXXII, No. 2, vom 6. August 1907. ”*) Vgl. das Referat hierüber in den „Blättern für Aquarien- und Terrarienkunde“, XVII. Jahrgang, 1907. Heft 28, S. 277. der paläarktischen Region nicht vorgreifen will, in welchem Werke, wie ich von seinem Ver- fasser W. Wolterstorff brieflich erfahre, endlich auch eine genaue Beschreibung der Begattung bei den Erdsalamandern enthalten sein wird?), so beschränke ich mich auf folgende kurze Be- merkungen: der ganze Vorgang, den ich oftmals vom Anfang bis zum Ende beobachtet habe und der beiden 2 Salamanderarten keinerlei spezifische Unterschiede aufweist, kann sowohl auf dem Lande, als auch im Wasser stattfinden. Im ersteren Falle wird es durch eine gewaltsame Drehung, ich möchte sagen Verrenkung des Männchens möglich gemacht, daß sich trotz des eigenartigen, hierfür scheinbar höchst ungünstigen Amplexus (siehe dessen Beschreibung beiZeller)?) die Genitalöffnungen so weit nähern, daß der Spermatophor unmittelbar in die weibliche Kloake hinübergepreßt werden kann. Zuweilen läßt das Männchen auch, um sich leichter wenden zu können, einen Arm aus der Um- schlingung los. Eine vollständige Vereinigung der Genitalien hat in den von mir beobachteten Fällen nicht stattgefunden, obwohl der Bau der männlichen Kloake, welche im Unterschied zur weiblichen Kloake mit einer doppelten Lippe versehen ist, auf ein Umfassen der letzteren schließen läßt. Möglich, daß auch dies zuweilen vorkommt. — Im Wasser dagegen kommt es zu keiner so starken Näherung der Genitalöffnungen: hier werden die Spermatophoren nach Tritonen- art einfach auf den Boden gesetzt und von da “aus seitens des Weibchens aktiv mittels der Kloake, welche tastend und sich weit öffnend über den Boden dahingleitet, aufgesaugt. Daß sich der Vorgang nicht immer gleich abspielt, darf nicht wundernehmen, da derartige Ver- schiedenheiten in der Form der Begattung auch 374 bei andern Urodelen obwalten, wie aus der Schilderung des Kopulationsaktes einiger Molch- arten durch v. Bedriaga*) hervorgeht.“ Ich bin auf meine früheren Beobachtungen lediglich deshalb zurückgekommen, weil van Leeuwen, der die Kopulation auf dem Lande sah, das Vorkommen einer solchen im Wasser in Abrede stellt. Daß die Spermatophoren im Wasser etwas aufquellen, ist auch mir aufge- fallen; aber verdorben sind sie deswegen nicht; und falls das Weibchen, was ja fast stets ge- schieht, sie innerhalb der nächsten Minuten auf- nimmt, so ist ihnen zum Verderben auch gar keine Zeit gelassen. Bei einer in ökologischer Beziehung so veränderlichen Tierform wie Sala- mandra, die namentlich auf die verschiedensten gradweisen Ab- stufungen des Faktors,,Feuch- tigkeit“ mit ebenso vielen graduellen Ab- stufungen ihres Fortpflanzungs- und Entwick- lungsmodus rea- giert?), ist es von vornherein wahrscheinlich, daß auch die in Rede stehende Phase der Fort- pflanzung, eben die Kopulation, in verschiedenen Medien und unter dement- sprechend geänderten Stellungen der sich be- gattenden Tiere statthaben kann. Auf solche Labilität ist denn auch gewiß eine weitere Ab- weichung zwischen van Leeuwen’s und meiner Darstellung zurückzuführen: van Leeuwen sah nämlich das Männchen erst nach Abgabe des Spermatophors seinen Leib zur Seite schlagen, ich habe die Drehung, und zwar nicht nur horizontale, sondern auch vertikale Drehung, welche in der da- durch bedingten Annäherung der Kloaken ihre zweckmäßige Bedeutung besitzt, bei Landkopula- tionen stets schon vor der Samenabgabe wahr- genommen, während die Wasserkopulation eine wie immer geartete Wendung entweder ganz ver- missen oder sie darauf beschränken läßt, daß die übereinander liegenden Leiber des Männchens und des Weibchens ohne Veränderung ihrer dorso- ventralen Lage einen spitzen bis rechten Winkel zueinander einschließen. Oft auch geht das Männ- Öriginalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“ von F. W. Oelze. Dr. Paul Kammerer: Über den.Kopulationsakt der Erdmolche (Salamandra Laur.). chen nach Abgabe mehrerer Spermatophoren seiner Wege; das losgelassene Weibchen aber verbleibt im Wasser und sucht mit großem Be- dacht die Stellen auf, wo die auf dem Grunde schwach anklebenden Spermatophoren zurück- gelassen wurden. Weder mit dieser Beobachtung, daß die Ge- schlechter nicht immer bis zur Empfängnis bei- sammen bleiben, noch mit der Beobachtung, dab die Kopulation im nassen wie auch im trockenen Medium geschehen kann, noch mit derjenigen bezüglich der verschiedenen Stellung des Männ- chens im Land- und Wasseramplexus stehe ich allein da, obschon kein Beobachter vor mir so glücklich war, den ganzen Vorgang in allen seinen Konsequenzen zu überblicken. Ein aus- gezeichneter Forscher, Dr. E. Jacob, wel- cher nahe daran war, als erster die Spermaauf- nahme zu sehen und jedenfalls dem langwieri- sen Kopula- tionsprozeß über eine ansehn- lichere Strecke hin zu. folgen vermochte als irgend einer sei- ner Vorgänger, beschreibt eine Wasserkopulation von Sal. maculosa ®): „... Nach dreiviertel Stunden, vom Beginn der Paarung an gerechnet, trennten sich die Tiere, ohne sich weiterhin mehr umeinander zu kümmern. Das Männchen kam sofort (aus der Grotte — Ref.) hervor, blieb aber im Wasser, nur den Kopf heraus- streckend. Das Weibchen erschien erst eine Viertelstunde später und bestieg den Moosrasen, auf dem es vor der Paarung gesessen hatte. Ich nehme an, dab es die Zeit benutzt hat, um im Wasser die wohl während der rechtwinkligen Beugung des Rumpfes, bei der der Körper wie in krampfhafter Spannung befangen schien, vom Männchen ab- gesetzten Spermatophoren aufzunelmen, doch konnte ich darüber keine näheren Beobachtungen anstellen.“ Landkopulationen hat Jacob bei Sal. atra festgestellt, aber das Ergebnis, da es anscheinend nicht oft genug kontrolliert werden konnte, nicht mit der Sicherheit ausgesprochen, die ihm nach meinen späteren Beobachtungen Freßaktstudien an Sandvipern (Vipera ammodytes). 1. Dr. Paul Kammerer: Über den Kopulationsakt der Erdmolche (Salamandra Laur.). 375 gebührt: „... wie ich es oft bei Alpensalamandern Literatur: fand, die sich tagelang verfolgten, umklammerten, l. Kammerer, Paul, „Beitrag zur Erkenntnis der Ver- von Felsen und Wurzeln ins Wasser rollten, DE ee, ne wieder herauskletterten und von neuem begannen, bis 264. Taf. XIII. 1904. Siehe besonders $. 248, 249. 2. An angekündigter Stelle soll das genaue Tagebuch Auf- nahme finden, welches ich über die Kopulation von Salamandra geführt habe. 3. Zeller, E., „Über den Kopu- lationsakt von Salamandra maculosa“. — Zool. Anz. XIV. Jahrg. S. 292, 293. 1891, 4. Bedriaga, J.de, „Über die Begattung bei einigen ge- schwänzten Amphibien“. — Zool. Anz. V. Jahrg. S. 265 bis 268, 857—8359; XVI. Jahrg. S. 102—104. 1882, 1893. 5. Vgl. außer der sub 1 zitierten Arbeit: Kammerer, „Ver- erbung der erworbenen Eigenschaften habituellen Spätgebärens bei Salaman- dra maculosa“. — Zentral- Originalaufnahme nach dem Leben Freßaktstudien an Sanpdvipern bl. f. Physiol. XXI. Bd. für die „Blätter“ von F. W. Oelze. (Vipera ammodytes). IL. - No. 4. S. 99-102, sowie eine noch im Laufe des- ehe es zur wirklichen Begattung kam, die aber, selben Jahres (1907) im Archiv f. Entwmech. er- wenn ich richtig beobachtet habe und nicht die scheinende Abhandlung über dasselbe Thema, auf eigentliche Paarung mit den Präliminarien ver- > “= ausgedehnt. 6. Jacob, E., „Die Begattung des Erdsalamanders“. — wechsle, nicht im Wasser, sondern auf dem Lande Blätter f. Aquarien- und Terrarienkunde, X. Jahrg. stattfand und einen Amplexus Bauch an Bauch S. 321-323. 1899. darstellte. nach dessen Lösung die Tiere sich 7. Bechstein, „Lac&pedes Naturg. d. Amph. oder nicht mehr beachteten.“ Bei Jacob ist auch eine der frühesten Angaben über unser Thema zitiert zu fin- den, der gegenüber viele spätere Angaben als Rück- schritte zu bezeichnen sind. Die Angabe stammt von Bechstein (1800) und wurde von ihm seiner Über- setzung der Lacepede- schen Naturgeschichte der Amphibien usw.‘) als An- merkung hinzugesetzt; 27 Jahre später wurde dieselbe Angabe bei Funk°), der a Denen Freßaktstudien an Sandyipern selbst (S. 4.) noch auf dem i ren CN mn N. Standpunkte steht: „Coitus, ubi, quando, quomodo der eierlegenden vierfüßigen Tiere und der Schlangen“. . De £ Vei 189, fit, ignotum est,“ zitiert. Sie lautet dort: „... se ee 8. Funk, A, F., „De Salamandrae terrestris vita, evolu- mense Junio salamandras terrestres in aqua in- tione, formatione tractatus“. Berolini 1827. S. 4—5. venisse, quae more salamandrarum aquaticarum coöuntium gestierint.“ > 376 Tropenterrarien. Von Dr. med. P. Krefft*). Bas feuchte warme Dauerterrarium, ; welches das Reptilien- und Ampbibien- leben des tropischen Urwaldes uns vor Augen führt, stellt bei verständnis- und geschmackvoller Einrichtung unstreitig die höchste Stufe von allem dar, was die Terrarienliebhaberei an exoti- schem Formen- und Farbenreiz zu bieten ver- mag. Es ist dies die Behälterart, welche den Terraristen am meisten verführt, sich frei zu machen von den gewohnten, auf Schritt und Tritt anzutreffenden Pflanzenformen unserer Häuslichkeit und unseres Landes, um an ihrer Stelle eine Augenweide tropischer Urwald- romantik im Terrarium sich zu erschaffen. — Wie dies ungefähr angestellt werden kann, wollen wir an zwei Beispielen darzutun ver- suchen. Denken wir uns zunächst einmal in das Vor- haben hinein, ein Stückchen Urwald des tropi- schen Amerika in einem großen Terrarium zur Darstellung bringen zu wollen: Wir stellen dann zunächst sozusagen das Gerüst des Landschafts- bildes in Gestalt einiger künstlicher Bäume bezw. Baumstämme her. Aus der Behältermitte etwas nach der Fensterwand zu gerückt, wird der Heizbaum errichtet, der möglichst dünn ge- halten wird, um nicht zu viel Licht wegzunehmen. In die eine Hinterecke der Terrarien — und zwar in diejenige, wo er den Einblick in den Behälter am wenigsten stört — kommt ein dickerer, einen alten Urwaldriesen markierender Stamm, der, etwas schräg, bis zum Behälterdach emporsteigt') und sich nicht weit unterhalb des- selben gabelt; zur Aufnahme von drei größeren Pflanzentöpfen (von denen einer am besten an der Gabelung untergebracht wird) ist er mit entsprechenden Löchern versehen. In die andere Hinterecke kommen, zu einer wirkungsvoll ge- stalteten Gruppe vereinigt, drei dünnere Stämme, aus recht dünnen Borkenrohren oder auch aus dicken, massiven Korkeichenästen bestehend. In die Behältermitte kommt ein dicht über dem romantisch hervortretenden Wurzelwerk ab- gebrochener Baumstumpf und allenfalls kann man auch noch den dazu gehörigen Stamm, am *) Textprobe aus „Das Terrarium“. Ein Handbuch der häuslichen Reptilien- und Amphibienpflege. Berlin 1907, Fritz Pfenningstorff. 1) Es ist zur Erreichung des beabsichtigten Eindrucks notwendig, die Stämme oben dem Behälterdach fest an- zulegen, so daß es aussieht, als schneide dasselbe die Stämme ab. - tenförmig, Dr. med. P. Krefft: Tropenterrarien. Boden liegend, teilweise zur Darstellung bringen. Alle diese „Baumstämme“ werden mit Asten versehen, die, im oberen Raume des Behälters ineinandergreifend, den Behälterbewohnern treif- liche Sitz- und Klettergelegenheit bieten werden. Bei dem weiteren Ausbau des bisher noch toten Landschaftsbildes mit lebenden Pflanzen wollen wir vor allem Bedacht nehmen auf die gedrängte Fülle der Urwaldvegetation, in der die Pflanzen nicht nur neben, sondern oft auch aufeinander — als sogenannte Überpflanzen oder Epiphyten — ihr Dasein fristen. Geeignetes Pflanzenmaterial finden wir genügend unter den Arum- und Ananasgewächsen (Bromeliaceen) sowie unter den Lianen, den Orchideen und anderen Aristokraten der Warmhäuser unserer Großgärtnereien. An Bromeliaceen erwählen wir eine mittel- oroße Vriesia [= Tillandsia] splendens (roset- breitblättrig, mit dunkler Quer- bänderung) für das untere, eine Vriesia saundersi (blaugrün) für das mittlere „Astloch“, eine Tillandsia lindeni (ein Schopf von sehr harten, schmalen, überhängenden, roten Blättern) für die Gabelung des dieksten Stammes. Einige kleine Rosetten von Oryptanthus acaulis und der dunkel- rot und weiß gebänderten var. argenteus dieser Bromeliacee bringen wir an der Baumstamm- gruppe in der anderen Ecke unter. Hier wird sich auch Platz für ein oder zwei Pflänzchen der reizenden Miniaturorchidee Sophronites grandiflora (Blattstiele zu Scheinbulben ?) um- gewandelt; große, rote Blüten), vielleicht auch für ein Exemplar der interessanten und harten Orchideenart (attleya eitrina (Blätter zer- schlissen, herabpendelnd; bläulich bereift) finden lassen). In dem Baumstumpf findet ein grober Bilbergiaschopf Platz; der riedgrasartige Typus dieser gleichfalls sehr ausdauernden Bromelia- ceengattung kann auch noch am Behälterboden vielleicht Verwendung finden. Von Araceen verschaffen wir uns ein statt- liches Exemplar von Spathiphyllum blandum (sehr derbe, lange, schmale, hochstehende, lang- gestielte Blätter, oft auf einem niedrigen Gestell von Stelzwurzeln sich erhebend) oder ein Anthu- rium leweoneuron (derbes, grobes langstieliges, weißnerviges Blatt) als Hauptpflanzen. Für 2) Das Aussehen dieser knollenartigen Gebilde zeigt die Darstellung der Cattleya citrina auf dem Gruppenbilde der Kletter- und Ampelpflanzen. 3) Als deutsche Bezugsquelle für Orchideen seien die Orehideenkulturen von OÖ. Beyrodt in Marienfelde bei Berlin empfohlen, Dr. med. P. Krefft: Tropenterrarien. — Kleine Mitteilungen. ganz grobe Behälter wird auch noch Platz für eine dritte große Paradepflanze sein, wozu sich eine buntblättrige Dieffenbachia (gleichfalls eine stämmige Aracee mit großen, derben, prachtvoll hellgrün, dunkelgrün und weiß panaschierten Blättern) vorzüglich eignen würde. Ein schnell- wüchsiges Philodendron radicans, das seine langen, von Stelzwurzeln getragenen Triebe bald über die ganze Behälteroberfläche senden wird, macht mit seinen ornamentalen, tief fieder- spaltigen, auf langen, aufrechten Stielen stehen- den Blättern die stolze Araceengruppe noch ab- wechslungsreicher. Als lieblichen Gegensatz zu den wuchtigen Blattformen der Arum-Gewächse bringen wir dann ein dankbares, mit schmalen, einfachgefiederten, hochstrebenden Wedeln ver- sehenes Farnkraut, eine Nephrolepis exaltata, und ein mit wunderbar fein gefiederter Laub- krone geschmücktes Jacaranda-Bäumchen (Jaca- randa mimosaefolia; holziger Stamm, doppelt ge- fiederte, farnartige Blätter), sowie eine Begonia metallica an, deren buchtig modellierte, zart- grüne, rotnervige Blätter im durchfallenden Lichte ein prächtiges Farbenspiel darbieten. Um das dürre Geäst unter dem Behälterdach, der geplanten Szenerie gemäß, zu beleben, ver- wenden wir drei schöne Passionsblumen (Passi- flora princeps-racemosa mit dreiteiligen, P. tri- fasciata mit dreizipfeligen, rosagestreiften, unten violetten, und P. maculifolia mit höchst eigen- artig nierenförmig gestalteten, oben auf dunkel- grünem Grunde hellgefleckten und unten gleich- falls violetten Blättern), außerdem zwei schnell- wüchsige Paullinia hoybrenki (Blätter vielfach zusammengesetzt, hellgrün) und — als etwas ganz Besonderes — ein starkes, schattig unter- zubringendes Exemplar der prachtvoll blau- schillernden Selaginella caesia arborea [= laevi- gata] (holziger, hochrankender Stamm mit viel- fach zusammengesetztem Blatt)‘). — An den Baumstämmen lassen wir außerdem noch eine prächtige, Kleinblättrige Baumfreundart, Philo- dendron melanochrysum (sammetartige, gold- braune Blätter) emporklimmen. Auch für die malerisch wachsende Vanille ( Vanilla planifolia, stattliche, derbfleischige, ovale Blätter; kräftige Luftwurzeln bildende Orchidee) wäre hier ein geeigneter Platz. (Sehluß folgt.) *) Mit der chinesischen Selaginella caesia [= unei- nata], die gleichfalls blau schillert, jedoch, wie die meisten Selaginellen, eine rasenbildende Bodenpflanze ist, hat diese südamerikanische Art keine nähere Verwandtschaft. < 377 Kleine Mitteilunsen. Fressende Giftschlangen. (Hierzu 3 Originalauf- nahmen nach dem Leben von F. W. Oelze, Hannover.) Die Schlangen sind nicht die Freunde des gewöhnlichen Menschen; er muß eben Terrarianer sein, wenn er den schleichenden Geschöpfen Und was für die Schlangen unheimlichen, gleißenden, Interesse abgewinnen kann. im allgemeinen in dieser Hinsicht. gilt, erfährt bei den unglücklichen Individuen unter ihnen, welche die Natur mit einer Giftwaffe bedacht hat, noch eine Steigerung: man fürchtet sie, flieht sie oder — wenn man dabei einen üblen Ausgang nicht zu besorgen braucht — schlägt sie tot. Und doch — wie unrecht tut man den mißachteten und gefürchteten Geschöpfen! Die Mehrzahl unter ihnen ist selbst dem Menschen — der doch gar keine Ursache hat, sich immer als Herrn der Schöpfung zu fühlen, für den alles gemacht ist — recht nützlich, und darunter gerade die giftigen die allernützlichsten. Ihre Giftzähne sind auch keineswegs Angriffswaffen für den Giftmord sorglos auf der Heide schlafender Menschenkinder; sie werden nur als Verteidigungswaffen gebraucht, wenn das Tier in die Enge getrieben oder fahrlässigerweise getreten wird. Auch der bestgezogene Hund macht von seinen Zähnen Gebrauch, wenn er auf den Schwanz getreten wird, und daß in gleichem Falle die Kreuzotter auch noch Gift in die Wunde spritzen lassen muß, die ihre Zähne geschlagen, kann doch ihre Notwehr nicht als verdammenswerter beur- teilen lassen als die des getretenen Hundes. Ziehen sich doch die Giftschlangen vor dem Menschen immer mehr und mehr zurück in öde, unbewohnte Landstriche. Daß sie eine Existenzberechtigung haben wie jedes andere Lebewesen wird niemand bestreiten; wer kann es ihnen verargen, wenn sie zur Wahrung ihrer Existenz rücksichts- loser Eindringlinge in ihre letzte Zufluchtsstätte sich erwehren? Und wie der Hirsch sein Geweih zur Ver- teidung benutzt, das eigentlich eine ganz andere Aufgabe zu erfüllen hat, und der Schwertfisch seine Kiefer, die gleichfalls zunächst anderen Zwecken dienen, so gebraucht die Giftschlange ihr Gebiß, das ursprünglich nur zur Be- täubung und Abtötung ihrer Beute erworben und vererbt worden war. Und wenn wir einmal eine giftlose und eine giftige Schlange vergleichend bein Fressen beobachten können, werden wir bald die Überzeugung erlangt haben, daß doch eigentlich die Giftschlange ein weit sympathi- scheres, dem menschlichen Empfinden ‚mehr zusagendes Wesen ist, als z. B. die ungiftige Ringelnatter. Ich kenne Damen, die alles im Aquarium und Terrarium sehen konnten, ohne zu schaudern, raubende Hechte und Barsche, Gelb- randkäfer und ihre,Larven bei der Ausübung des Freb- aktes, fressende Vipern und was sonst noch alles; aber das Hinein- und Hinunterwürgen eines großen Wasser- frosches durch eine Ringelnatter konnten und wollten sie nicht mit ansehen. Wie elegant nimmt sich dagegen die Mahlzeit einer Giftschlange aus! ohne rohe Gewalt, vom Giftbiß an bis zum Verschlingen der Beute! Einem hervorragenden jungen Künstler auf dem Gebiete der Tierphotographie, dem unseren Lesern Alles so ruhig, so bereits aus einigen seiner prächtig illustrierten Artikel bekannten Herrn F. W. Oelze in Hannover, ist es ge- lungen, einige charakteristische Momente während des Freßaktes seiner Sandvipern (Vipera ammodytes) auf die photographische Platte zu bannen. Die diesen Zeilen beigegebenen Reproduktionen erübrigen jedes besondere Lob; sie sind das Beste, was auf dem Gebiete der 378 Schlangenphotographie bisher geleistet wurde. Das lebhaft gezeichnete Vipermännchen hat sich nach längerem Lauern an die Beute, die für Terrarienfütterung übliche weiße Maus, herangeschlichen und ihr in blitzschnellem Zufahren den Giftbiß versetzt. Wenige Sekunden und die Wirkung tritt ein; der unglückliche Nager ver- fällt in Starrkrampf und verendet binnen 2 Minuten. Nun erst kommt die Schlange wieder behutsam an die Beute heran und dreht den Kopf bald nach der einen, bald nach der andern Seite, um sich des Erfolges ihrer Arbeit zu versichern (erste Aufnahme): der Tod ist Das Weibchen hat indes auch nicht übel Lust, die Beute zu verzehren, eingetreten. und versucht sie, dem Männchen, das sie nunmehr bereits gepackt hält, zu ent- Das Männchen schüttelt aber die Rivalin ab und ist in kurzer Zeit unbestreitbarer reißen (zweite Aufnahme). Sieger, wie uns die dritte Aufnahme erkennen läßt. Wir wollen nur wünschen, recht oft solche interessante Augenblicksbilder aus dem intimeren Leben Lieblinge vorgeführt werden. Sie daß uns unserer sprechen mehr zugunsten einer weiteren Verbreitung ihrer Pflege und der Erweekung von Interesse für sie als selbst die anschaulichste und begeistertste Schilderung von ihnen. K. Das Verbreitungsgebiet der Süßwassergarneelen. Eine Notiz im neuen „Jahrbuch“ S. 28 veranlaßt mich, Ich hatte seinerzeit gelegentlich der Besprechung südamerikanischer Süßwassergarneelen darauf hingewiesen, daß das Ver- auf die Frage nochmals kurz zurückzukommen. breitungsgebiet der Süßwassergarneelen auf die Tropen und Subtropen sich beschränke und eine Begründung der Tatsache mit der dort besonders heftigen Gezeitenwirkung gegeben. Vom Verein „Nymphaea“, Leipzig, wurde unter Hinweis auf das Vorkommen von Süßwassergarneelen im Lago di Garda — Herr Reichelt, Mitglied dieses Vereins, hatte von dort lebende Exemplare mitgebracht — und auch in Grönland die Richtigkeit meiner Ausführungen bestritten. Mit einem gwissen Recht — wie ich gern zu- geben will; denn ich hatte mich unvorsichtigerweise zu allgemein ausgedrückt, wenn auch die Begründung schon erkennen ließ, in welchem Sinne ich meine Behauptung getan hatte. Ich hätte genauer sagen sollen: Für die Entstehung von Süßwasserformen dieser Kruster sind in der Gegenwart nur Tropen und Subtropen wegen ihrer besonders heftigen Gezeitenwirkung geeignet. Dadurch werden die zarten Kruster mit in die Strom- mündungen hineingerissen und müssen sich dem ver- ringerten Salzgehalt anpassen oder zu Grunde gehen. In unseren Breiten, wo die Gezeitenwirkung weniger heftig erfolgt, ist ein Transport von Garneelen in größerer Menge in die Mündungen der Ströme nicht zu erwarten. An dieser dem meiner ersten Publikation über dieses Thema gegebenen Erklärung ändert die Beweisführung der „Nymphaea“ für das Vor- kommen von FPalaemonetes lacustris im Gardasee und Palaemon- und Penaeus-Arten in einem Süßwassersee Der Gardasee ist nicht bloß durch das Vorkommen von Palaemonetes, sondern auch durch das von Blennius vulgaris und Gobius flwiatilis mit absoluter Sicherheit als Reliktensee charakterisiert, also als ein Gewässer, das ehemals mit dem offenen Meer zusammenhing, später aber von ihm durch Bodenhebung abgetrennt wurde und sich durch Quellwässer allmählich aussübte.. Dasselbe gilt zweifellos für den zum Beweise herangezogenen See in Grönland. Auf diese Weise sind Sinne nach bereits in Grönlands nicht das geringste. stellung von Schaupräparaten handelt. Kleine Mitteilungen. früher Süßwassergarneelen entstanden und könnten sie unter Umständen auch noch heute entstehen; in der Regel entstehen die Süßwasserformen dieser Kruster heutzutage aber auf anderem Wege, nämlich durch die Gezeitenwirkung in den Mündungen tropischer und sub- tropischer Ströme, was ihr Vorkommen in beinahe allen Strommündungen der Tropen (Amerika, Asien, Afrika) beweist. Köhler. Etwas über das Konservieren von Fischen. Wiederholte Anfragen nach Konservierungsmethoden für Fische veranlaßten mich, eine Reihe von Versuchen an- zustellen, die zwar nicht zu völlig befriedigenden Resultaten führten, aber immerhin einige wichtige Ergebnisse zeitigten. Ich konserviere alle Fische mit nur schwarzem Pigment, ohne bunte Körper- oder Flossenfarbe, namentlich wenn viel schwarzes Pigment vorhanden ist, in Formalin 3: 100 oder Formolsprit (Formalin 2:100 und die gleiche Raum- menge 90°%,igen Alkohol). Abtötung erfolgt vorher durch Gehirnstich, oder auch direkt in einer 8—5P/,igen For- malinlösung, worin der Tod sehr rasch — nach höchstens 1 Minute bei Fischen unter 10 em Länge — eintritt. Nachdem die Oberhaut von dem Formol zerfressen ist und hier und da in milchigen Fetzen herabhängt, nehme ich den Fisch heraus, streife mit einem messerartig ge- schnittenen Hölzchen in der Richtung des Schuppenver- laufes vorsichtig die Haut herunter, desgleichen befreie ich die Flossen von der schleimigen Schicht, wasche den so gereinigten Fisch behutsam unter der Wasserleitung und setze ihn endgültig in das Konservierungsgefäß mit neu zu- bereiteter Flüssigkeit ein. Fische mit auffallender Zeichnung kommen in reines Formalin 3:100; darin halten sich zum Beispiel Steinbeißer, Gründling, Hecht, Schlangen- kopffische ganz vorzüglich und sehen nach Jahren noch genau so aus, als ob sie eben eingesetzt wären. Sogenannte Weißfische ohne bunte Flossen (Ucklei, Blei, Häsling, Moderlieschen) halten sich am besten in der beschriebenen Formolspritlösung. Es versteht sich von selbst, daß es sich bei dieser Art der Konservierung nur um die Her- Fische mit viel bunter Färbung (Bitterling, Rotfeder, Ellritzen, Stichlinge, namentlich die Männchen des dreistachligen Stichlings) konserviert man am besten in gewöhnlichem Brennspiritus (90°/), worin sie auch abgetötet werden. Die Farbe ver- blaßt allmählich; aber eine bessere Konservierungsweise aufzufinden ist mir bisher leider nicht gelungen. Es dauert übrigens jahrelang, bis die Farbe ganz verblaßt ist. Manche Exoten (Kampffische, Trichogaster lalius) halten die Farbe länger, wenn man sie vor der Konser- vierung rasch abtötet (Gehirnstich!) und ein oder zwei Stunden in warmem Wasser, nieht über 40°C., liegen läßt. Genaue Nachprüfungen mit verschiedenen Fischen haben ergeben, daß die zuerst von mir angegebene Zahl von 50° ©. im Durchschnitt zu hoch ist; viele Fische zer-. fallen dabei. Ein Kampffisch (Betta pugnax var. rubra) befindet sich nun schon bald 3 Jahre in reinem Spiritus und sieht bis auf die weiße Pupille noch immer so farben. prächtig aus, als ob er lebte. Er ist durch Zufall in der letztangegebenen Weise vor der Konservierung vorbereitet worden. Stiehlingsmännchen und ein Bitterlingsmännchen sind etwas verbleicht, lassen aber noch immer deutlich die Farben des Hochzeitskleides erkennen. Zwergstichlinge konserviert man am besten in Formolsprit. Namentlich die Männchen mit der schwarzen Kehle und den himmel- blauen Bauchstacheln halten ihre Farben vorzüglich darin. Köhler. Bücherschau. — Vereins-Nachrichten. Bücherschau. Das Zimmeraquarium. Ein kurzer Wegweiser für den Anfänger bei Anlage, Einrichtung, Besetzung und Pflege des Süßwasseraquariums. Von Dr. E. Bade. 3. vollständig umgearbeitete und vermehrte Auflage. Mit 1 Tafel und 89 Textabbildungen. Verlag von Fritz Pfenningstorff, Berlin (Bibliothek für Sport und Natur- liebhaberei, Band 2). Preis geh. 1 M. Da das Buch als Teilband einer Bibliothek für Sport und Naturliebhaberei gleich auf dem Titel scharf charak- terisiert ist, muß bei der Würdigung desselben darauf Rücksicht genommen werden. Wir dürfen demnach in dem Buche nicht etwa ein Werk suchen wollen, daß in exakt wissenschaftlicher, wenn auch gemeinverständlicher Weise den Stoff vorträgt. Der „Kleine Bade“ ist viel- mehr ein Buch für den angehenden Aquarienliebhaber im engsten Sinne des Wortes, und als solches kann er dem Anfänger auch ruhig empfohlen werden. Besser hätte der Autor freilich getan, diesen Charakter seines Buches, der ihm von vornherein als Richtsehnur vor- geschrieben war, auch insofern konsequent durchzuführen, als er alles wissenschaftlich klingende und wissenschaftlich sein sollende vermied, z. B. die vielfach falschen Autoritäts- angaben hinter den auch nicht immer richtigen lateinischen Namen. Auf Einzelheiten einzugehen, fehlt hier leider der Raum. Die Illustrationen sind zum Teil gut, ja vor- = > TF GT— FA VEREINS-STE7% 7 NACHRICHTEN 379 züglich (Otenops vittatus, Hydrocleis nıymphoides, um nur einige der bestgelungenen Bilder anzuführen), wenn auch nicht immer ohne ausgiebige „Verbesserung“ der Natur durch Retusche, zum Teil mißlungen (um kein stärkeres Wort zu gebrauchen), wie z. B. Geophagus brasiliensis, der punktierte Schlangenkopffisch, die Gambusen, der Schlammfisch, fast sämtliche Barbenbilder. Doch soll der Gerechtigkeit halber nicht unerwähnt bleiben, daß das recht mäßig gute Papier des Buches — bei dem billigen Preise durchaus verständlich — einer tadellosen Wiedergabe auch der besten Autotypie nicht gerade förderlich ist. Was mich persönlich an dem Buche stört, sind die beinahe auf jeder dritten Seite wiederkehrenden Hinweise auf das „größere Werk“: das Süßwasseraquarium des Verfassers, die erstens dem Ansehen des vorliegenden kleinen Werkchens nicht zum Vorteil gereichen, indem sie es beinahe als einen illustrierten Prospekt zum „Süß- wasseraquarium“ erscheinen lassen, zweitens direkt wider- sinnig sind, als von dem zitierten Werke noch immer die ganz veraltete und heutzutage kaum mehr brauchbare zweite Auflage angeboten wird. Wäre eine auf der Höhe stehende Neuauflage erschienen, dann ließe man sich einen gelegentlichen Hinweis noch eher gefallen. Gegen- wärtig steht aber das kleine Buch „Zimmeraquarium“ illustrativ und zum Teil auch textlich nicht unbeträchtlich höher als das darin so oft empfohlene größere Werk. Hoffentlich schafft eine Neuauflage des letzteren darin Wandel. Köhler. Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Daphnia“, Verein für Aquarien- und Terrarien-Freunde zu Halle (Saale). Adresse des Vorsitzenden: K. Poenicke, Herderstr. 12. In der nächsten Sitzung werden neben kleineren Darbietungen Ausstellungsangelegenheiten erörtert. Aus- nahmsweise kein Vortrag. Wir verweisen auf unsere Anzeige in der heutigen Nummer. Von den zur Aus- stellung gemeldeten größeren Kollektionen seien genannt: 12 Arten Cichliden; 16 Arten vivipare Zahnkarpfen; rund 100 Arten Fische, viel Nachzucht; rund 80 Arten Repti- lien und Amphibien; rund 100 Arten Sumpf- u. Wasser- pflanzen; Photographien nach der Natur (Öberlehrer Köhler, Tegel); künstlerischer Wandschmuck für das Zimmer des Naturfreundes. „Lotus“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde in Wien. Sitzung jeden 1. und 3, Freitag im Monat in Josef Gruß’ Restaurant, IX, Währingerstraße 67. Gäste herzlich willkommen. Bericht der Sitzung vom 19. Juli 1907. Eröffnung der Sitzung durch Herrn Beck. Nach Begrüßung der zahlreich anwesenden Mitglieder und Gäste Frau und Frl. Neumann und Herr Prof. Neumann, Brünn, Verlesung und Genehmigung des Protokolles der letzten Sitzung. Einlauf: Grußkarte des Herrn Krebs aus Jaice, Bosnien, Brief des Herrn Dr. Kreisler, Baden, betr. interner Vereinsangelegenheiten. Zeitschriften: „Blätter“ 27, 28, „Wochenschrift“ 28, 29, „Natur und Haus“ 19, „Tierwelt“ 13. Aus dieser No. interessiert uns der Artikel des Herrn Schumann über die Ausstellung des „Neptun“-Graz. Nach Erzählungen des Genannten sei die Ausstellung eine sehr gute und schöne gewesen. Wir gratulieren dem „Neptun“ aus ganzem Herzen zu dem errungenen Erfolg. Unser Gast Herr Prof. Neumann erzählt über das Vereinsleben in Brünn, das dortselbst errichtete Schauaquarium, und wir ersehen daraus, daß unsere Liebhaberei auch in anderen Städten rege vorwärts schreitet. Dem Antrag des Herrn Prof. Neumann wird der „Lotus“ nach den Ferien näher treten. Der Antrag bezweckt ein Nähertreten der einzelnen Vereine zu gemein- samer Arbeit und Hebung unserer Liebhaberei in Österreich. Hierauf erfolgte Demonstration des Lindstaedt’schen Injektionsdurchlüfters „Perplex“ und der Pflanzenschere von Mühlner. Der Durchlüfter scheint gut zu sein, ein Vorteil gegenüber den bisher in den Handel erschienenen Modellen ist beim Ausfluß die Kugel, statt des sonst meistens angewendeten Drahtes. Ein Stäubehen im Wasser bewirkt oft eine Anderung der Richtung des Ausflusses, der Strahl trifft nicht mehr den Draht, und wirkt dann nicht mehr als Injektor, sondern fließt kraftlos ins Wasser. Dieser Übelstand ist beim „Perplex“ ausgeschlossen. Die Ausführung ist eine solide und elegante. Nach genauer Durehprobung werden wir das Resultat an gleicher Stelle veröffentlichen. Die von A. Mühlner in Verkehr gebrachte Pflanzenschere ist sehr praktisch, tadellos gearbeitet und sehr leicht zu handhaben. Diese Schere können wir ruhig zur Anschaffung empfehlen. Unser Mitglied Herr Neumann schildert den Laichakt des Chanchitos, ebenso die Aufzucht der Brut in den ersten Wochen. Er berichtet von den Vorbereitungen des Zuchtpaares, entgegen der sonstigen Art an glatten Steinen, Glasscheiben usw. ab- 350 zulaichen, wählte sich dieses Paar den rauhen Felsen, der den im Aquarium stehenden Oyperus alternifolius umgab, nachdem einige Gruben ausgehoben wurden, als Laichplatz. Beobachtet wurde von einigen Mitgliedern, dab Chanchitos, wenn sie ihre Jungen gegen neugierige Blicke zu ver- bergen suchen, den Bodenbelag aufwühlen und so eine vorübergehende Trübung erzeugen. Junge Chanchitos sind gegen Luftspannungen bei Gewittern ziemlich empfind- lieh und spielt Sauerstoffmangel die erste Rolle. Herr Prof. Neumann teilt mit, daß er bei Herrn Dr. Fleischer, Brünn, während eines Gewitters bemerkte, daß die beiden Alten den Sandbelag des Bodens zu einem Sand- hügel aufwarfen, der oben abgeflacht war und eine Höhlung aufwies, in welcher die Jungen in der Nähe des Wasser- spiegels gebettet waren. Uber das Vermögen der Fische, zwischen Fremden und dem Pfleger zu unterscheiden, konnte in den Meinungen keine Einigung erzielt werden, ob der Fisch die Person mit dem Gesichtssinn wahrnimmt, oder auf die Erschütterung des Bodens, durch die wohl- bekannten Schritte, aufmerksam wird. Eine Anfrage des Herrn Blahna nach der besten Heizmethode wurde in dem Sinne beantwortet, daß man bei Gestellaquarien einen viereckigen Kasten als Heizkörper in eine Schmal- seite des Beckens einbaut, da dadurch eine gleichmäßigere Wärmeverteilung erreicht wird. Anders ist es bei Anhäng- und Einstellapparaten. ebenso bei der Heizung mit Abzug- rohren. Bei kühler Temperatur legen sich die Fische an die Heizkörper an, tritt nun jemand an das Aquarium, so schnellen. sich die Tiere von den warmen Teilen weg, und da das Wasser, je entfernter es von der Wärmequelle ist, umso kühler ist, so ist eine Verkühlung der Tiere leicht möglich. Wir haben im Winter bei in der Nähe des Fensters stehenden Aquarien, beim Herabgehen der Außen- temperatur, einen Wärmeunterschied von 2—4° beobachtet. Eine gute und rationelle Heizung hat Unterzeichneter seit 1'/; Jahren in Betrieb. Das Prinzip ist das ähnliche, wie das der Heizhäuser des „Heros“-Nürnberg und der Heizanlage des Herrn Joh. Thumm, nur anstatt mit Spiritus oder Grude zu heizen, wird der zur Erwärmung des Zimmers verwendete Gasofen unter die Stellage ge- stellt und reguliert. Mit einer Flamme heizt Unter- zeichneter 20 Aquarien auf einmal und die Heizungskosten sind pro Tag ca. 18 Heller, also nicht ganz ein Heller pro Behälter. Es wird nur die umgebende Luft erwärmt. Pflanzen und Tiere gedeihen prächtig dabei. Herr Josef Wessely hielt einen kurzen Vortrag über die Zucht der roten Posthornschnecke. Erwähnt sei nur, daß Wärme und fleißiges Füttern mit Piscidin oder einem anderen Trockenfutter und Pflanzennahrung für die Aufzucht der jungen Planorben vorteilhaft sei. Hierauf erfolgte Ver- losung von roten Posthörnern, Cabomben und einigen seltenen Kakteen. Für freihändigen Verkauf stiftet Herr Wessely der Kasse 1 Kr. Besten Dank. Im Monat August fallen die Vereinsabende aus. Zuchterfolge von Barbenarten, Ohanchito, neuere und neueste Zahnkarpfen- arten, sowie auch ältere bewährte Einführungen werden von den Mitgliedern in überreichlicher Anzahl angegeben. Mit dem Wunsche, die Ferien gut zu verbringen, schloß Herr Beck um 112 Uhr die anregende Sitzung mit einem Gut Lurch und Laich. Georg Ruda, Schriftführer. Fragekasten des „Triton“, Berlin. (Die Benutzung desselben steht auch Nichtmitgliedern frei.) Frage 29: Wie lange dauert die Trächtigkeit der Gambusen ? Ist es möglich, die letzten Trage der Trächtig- keitsperiode besonders zu erkennen? Hängt das Ablaich- geschäft von der Witterung ab, ich meine, dauert es bei kühlem Wetter länger als bei heißer Jahreszeit? Antwort: Die Trächtiegkeit der Gambusenweibchen dauert bei einer Temperatur von 20° C. etwa 5 bis 6 Wochen, dies dürfte dafür die geeignetste Temperatur sein. Bei höherer Wärme und viel lebendem Futter tritt die Geburt auch wohl schon nach 4 Wochen ein, doch ist dies nicht zu empfehlen, da Frühgeburten resp. Todes- fälle hierbei nicht selten sind. Temperaturschwankungen sind möglichst zu vermeiden; bei wechselnder Witterung muß eben die Heizung entsprechend reguliert werden, Das Nahen des Geburtsaktes gibt sich durch starke Un- ruhe des Weibchens und beträchtliches Dunkelwerden der Vereins-Nachrichten. schwarzen Flecken kund. Mit großer Aufmerksamkeit ist die Geburt der Jungen, welche stets paarweise erfolgt, zu beobachten; die Jungen müssen sofort herausgefischt und anderwärts untergebracht werden. Auf diese Weise haben wir sehr gute Erfolge erzielt. . Frage 30: In meinem Besitze befinden sich zwei Paare Girardinus decemmaculatus, von denen das ältere Zuchtweibehen vor 5 Wochen 9 Junge geworfen hat. Acht Tage vor dieser Zeit bemerkte ich an den Flossen der Tiere eine Art weißen Pilz, welcher die Größe eines Stecknadelkopfes besitzt, hauptsächlich an Schwanz- und Rückenflosse. Die Krankheit scheint auch auf die junge Brut übergegangen zu sein, trotzdem sämtliche Tiere sehr munter sind. Dunkelstellen in einem stark veralgten Becken hat nichts genützt, trotzdem ich sie bereits 14 Tage darin habe und nur alle zwei Tage lebendes Futter reiche. Wie kann ich hier Besserung schaffen ? Antwort: Möglicherweise handelt es sich um Ichthyophthirius multifiliis, einen in der Epidermis hausenden, mikroskopisch kleinen Parasiten. Wir haben wiederholt mit Salmiakgeistbädern (1:1000) gute Erfolge beobachtet, wenngleich die Wirksamkeit dieses Mittels von anderer Seite bezweifelt wird. Da der geschlechts- reife Parasit zu Boden sinkt, woselbst die Vermehrung in ungeheurer Menge vor sich geht, um dann von neuem den Fischkörper aufzusuchen, ist die Einrichtung eines ständigen Zu- und Abflusses zu empfehlen, nur muß dabei Sorge getragen werden, daß auch die untersten Wasserschichten mit in die Zirkulation gelangen. Die Entseuchung der Fische wie auch des Behälters erfolgt hierdurch auf die einfachste Weise. Frage 31: Bei meinen Teleskopfischen kommt eine Krankheit vor, die ich nicht recht begreifen kann. Ein Männchen und ein Weibehen haben auf dem Rücken zwischen Kopf und Rückenflosse eine Art von Ausschlag, welcher wie eine Nadelspitze sich zu bilden beginnt, immer länger vortritt, spitz wie eine Nadel bleibt ‘und nach der Wurzel zu sich ausbreitet, dabei blutrot ist und mitunter eine Länge von ö mm erreicht. Anfangs wußte ich nicht, wie ich das bekämpfen sollte, und habe die Fische in Salz gewaschen, dann später mit übermangan- saurem Kali gebeizt, aber nichts hat geholfen. Da kratze ich das jetzt einfach mit einem Messer ab und wasche mit einer weichen Bürste in reinem Wasser nach; dann setze ich sie wieder zu den übrigen. Beide Fische sind nicht träge oder sonst wie ein kranker Fisch, im Gegenteil nach dem Abkratzen mit dem Messer sind sie munter und lustig und fressen auch gut. In erster Zeit wollten die kranken Stellen gar nicht ausheilen, jetzt in letzter Zeit doch, aber nicht auf lange; dann bricht wieder eine ganz kleine, blutrote, feine Nadelspitze hervor und wird immer länger. Vor ein paar Tagen habe ich dieselbe Er- scheinung auf zwei anderen Männchen bemerkt; sollte die Krankheit ansteckend sein? Antwort: Die Krankheit wird möglicherweise durch Mikrosporidien veranlaßt; vielleicht handelt es sich um eine Myxobolus-Art. Ohne mikroskopische Untersuchung läßt sich jedoch etwas Sicheres nicht behaupten. Kine hochinteressante Arbeit hierüber finden Sie in Heft 33 der „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“. — Wir sind zu einer mikroskopischen Untersuchung gern bereit und geben Ihnen in folgendem eine Methode an, wie für diesen Zweck Parasiten, sofern sie den Protozoen oder Sporozoen angehören, fixiert werden können. Das schlechteste der kranken Tiere wird, wenn die Krankheit annähernd ihren Höhepunkt erreicht hat, abgetötet, dem Körper da, wo sich der Ausschlag findet, dem Gehirn und namentlich den Nieren ein Stück entnommen und etwa 15 Minuten lang in Ohromosmiumessigsäure gelegt. Hierauf werden die Präparate eine halbe Stunde lang in öfter gewechseltem Wasser ausgewaschen, dann zwei Tage lang in 60 °/yigem Alkohol, zwei Tage lang in 90 %/oigem Alkohol gelegt und schließlich in absolutem Alkohol aufbewahrt. In einem Glasröhrchen kann nun das Präparat als Waren- probe versandt werden. Nur wenn Sie sich eine derartige Mühe nicht verdrießen lassen, können wir Ihnen eine exakte Bestimmung des Krankheitserregers versprechen. Das oben erwähnte Reagens beziehen Sie, falls Ihnen keine andere Bezugsquelle zur Verfügung steht, von Dr. Grübler-Leipzig. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVILL Die Hornviper. Von Jos. Scherer, München. s ist kein blindes Launenspiel der Natur, wenn sie Tiere der verschiedensten Gattungen, ja Kreise mit denselben charakte- ristischen Abzeichen versieht, denn eingehende Beobachtung lehrt uns, daß ein großes, überall waltendes Gesetz ähnliche Hilfsmittel zu ähn- Originalzeichnung nach dem Leben für die „Blätter“ von Willy Moralt, München. lichen Zwecken schafft. So finden wir z. B. hornartige Nasenerhebungen bei Säugetieren, Vögeln, Käfern und Reptilien. Gerade aber letztere Tierklasse weist viele gehörnte Formen auf, von denen ich eine, die Hornviper (Oerastes cornutus), während meiner diesjährigen Sammel- (Mit 1 Originalzeichnung von Willy Moralt, München.) reise in den saharischen Atlas lebend zu fangen und zu beobachten Gelegenheit hatte. In der. ganzen Wüstenzone des nördlichen Afrika heimisch, spielt die Hornviper namentlich in der mythischen Tradition der alten Ägypter eine hervorragende Rolle, ja sie soll sich sogar eh a RR Ss ii Alles ”- N, 7 Per; 7 & Hornviper (Cerastes cornutus). abgöttischer Verehrung erfreut haben. Auch die Griechen und Römer hatten Kunde von ihr und Herodot berichtet schon über diese horntragende Wunderschlange Lybiens. Weniger ihre große Ge- fährlichkeit als gerade jene groteske Körperform scheint ihr zu diesem Ruhme verholfen zu haben. Jos. Scherer 382 Die Hornviper erreicht kaum die Länge unserer Kreuzotter, übertrifft diese jedoch um ein Bedeutendes an Leibesumfang. Scharf vom dünnen Halse abgesetzt, ruft der mächtige, drei- eckige Schädel, dessen Stirne die beiden bis 10 mm langen Hörnchen flankieren, einen im- ponierenden Eindruck hervor, während die gelb- grünen Augen vertikalen Pupillenspaltes von List und Tücke zeugen. An der Spitze der Schnauze sitzen die kleinen, halbmondförmigen Nasenlöcher. Die beiden großen Gifthaken, welche den Oberkiefer bewehren, sind stark genug, die leichte Beschuhung der Wüsten- bewohner zu durchdringen. Den Kopf panzern kleine, den Rücken größere, stark gekielte Schuppen. Letztere verursachen auch das rauschende Getöse, welches die Schlange in gereiztem Zustande durch Aneinanderreiben ihrer Körperwindungen hervorbringt. Die Farbe der Hornviper ist wie die fast aller Wüstentiere eine mimische, d. h. eine Schutz- färbung, die dem Wüstensande vollkommen an- gepabt ist. Genau mit der Nuance, die der San in ihrem jeweiligen Wohngebiet zeigt, stimmt ihre Farbe überein und wechselt zwischen gelb und rotbraun. Auf solchem Rückengrunde zieht sich dann gewöhnlich noch eine Reihe dunklerer Würfelflecken hin, die jedoch häufig nur schwach angedeutet sind und ganz fehlen können. In ihren Bewegungen kennzeichnet sich diese Schlange als ein echtes Kind der heißen Sand- wüste. Jede ihrer Bewegungen ist flink und gewandt, man könnte fast sagen graziös. Wie der Aal sein feuchtes Element, so beherrscht die Hornviper den mehlfeinen Dünensand. Ihren (seschäften obliegt sie vorwiegend zur Nacht und Dämmerungszeit, wie auch schon ihre Augen auf eine solche Lebensweise schließen lassen. Bei Tage liegt sie unter großen Steinen ver- borgen oder tief in den Sand eingewühlt, so dab nur die Hörnchen daraus hervorragen. — (serade aber diese versteckte Lebensweise in vegetationslosem, sandigem Terrain scheint diese Viper ihren Kopfschmuck zu verdanken, da ihr dieser nicht nur als Tastorgan, sondern auch als Trugköder nötig ist. Die feinen Spitzen der Hörnchen werden nämlich von Vögeln und Eidechsen für Insekten oder deren Puppen ge- halten und wehe dann den Unvorsichtigen, die von solcher Kost naschen wollen! Blitzschnell schießt die bisher völlig den Blicken entzogene Schlange aus dem Sande hervor, ein rascher Biß in die Nackengegend und schon liegt das selähmte Opfer in Todeszuckungen vor ihr. : Die Hornviper. Viel der schauerlichen und abenteuerlichen Geschichten waren mir auf meinen Streifzügen durch die Täler des Sahara-Atlas von dort an- sässigen Europäern und Arabern über die vipere a corn erzählt worden, ohne daß ich selbst je- mals eine Schlange dieser Art zu Gesicht be- kommen hätte. Es schien mir aber außerordent- lich interessant, diese berüchtigte Wüsten- bewohnerin in Freiheit zu beobachten und wo- möglich selbst zu fangen. So hielt ich es auch wieder mindestens für eine große Übertreibung, als mir in der Nähe der marokkanischen Oase Fignig ein alter Berber versicherte, daß es in dieser Gegend in hellen, besonders von Mond- schein begünstigten Nächten oft geradezu wimmele von solchen verhaßten Würmern, ja, daß diese selbst bis in die Zelte der Oasen- bewohner eindrängen und dann weder Menschen noch Tiere vor ihren gefährlichen Bissen sicher seien. Trotzdem wollte ich mir die Mühe nicht gereuen lassen und beschloß, eine Mondnacht abzuwarten, um den Hornvipern auf den Leib zu rücken. Nach längerem Zureden und vielen Versprechungen erboten sich denn auch zwei junge Marokkaner, mich auf meinem aparten Jagdzuge zu begleiten, und noch am selben Abend konnten wir beim magischen Lichte des Wüstenmondes die Palmeninsel verlassen. Meine Ausrüstung bestand lediglich aus einem Stock, zwei Käschern, einigen Säckchen und einer Laterne, während meine beiden Begleiter, die nur die üblichen Sandalen trugen, ihre Füße mit allen möglichen Lumpen umhüllt und sich mit mächtigen Knüppeln bewaffnet hatten. — Wir steuerten einem Dünenstreifen entgegen, der dem Djebel Melias vorgelagert ist, woselbst die Hornviper besonders häufig sein sollte. Mit fast furchtsamer Aufmerksamkeit untersuchten meine kundigen. Begleiter jede Sandwelle auf etwaige Spuren. Es währte auch nicht lange, bis mich Hamed unter lautem Geschrei über seine Entdeckung, die Sandspuren einer Horn- viper, in Kenntnis setzte. Schnell hinzugeeilt, erkannte ich im Sande deutlich die frischen Ab- drücke eines Schlangenkörpers, die die Bauch- beschuppung bis in die feinsten Details im schönsten Relief wiedergaben. Möglichst: ge- räuschlos folgten wir den hier und da stark verwischten Spuren, bis sich diese nach ca. 8 m plötzlich im Sande verloren. Hier also mußte die Schlange nach kurzer Wanderung an der Oberfläche „untergetaucht“ sein. Ohne zu zögern, stieß ich das größere der Netze ca. '/, m tief in den Sand, hob es rasch empor und gewahrte W. Köhler: Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Unbilden des Klimas. auch schon die Gesuchte, eine 60 cm lange Hornviper zwischen den Maschen des Netzes. Anstatt meinem Auftrage, mir schleunigst einen Sack zuzuwerfen, Folge zu leisten, zogen es meine „beherzten“ Begleiter beim Anblick der gehaßten Haje vor, schnell das Weite zu suchen. So verstrichen kostbare Augenblicke, ohne dab ich das vor Wut zischende und laut mit den Schuppen rauschende Reptil in sicheren Ge- wahrsam hätte bringen können; ja es glückte ihm sogar, sich durch eine größere Masche hin- durchzuzwängen und wieder auf den Sandboden zu gelangen. Noch ehe ich ihr aber mit dem Netze folgen konnte, war die Schlange schon wieder vor meinen Blicken spurlos verschwunden, indem sie sich durch. rasches, rythmisches Zu- sammenziehen und Verbreitern ihres Körpers mit Sand bedeckte und so eigentlich darin ver- sank. Genaues Zusehen ließ mich gerade noch rechtzeitig die kleinen Hörnchen erkennen und einige Sekunden später wand sie sich zum zweiten Male in meinem Käscher. Mittlerweile hatten auch die beiden Araber wieder soviel Mut ge- wonnen, mir doch wenigstens aus gemessener Entfernung einen Sack zuzuwerfen, in den ich dann die tückisch nach allen Richtungen zu- beißende Gefangene in unverletztem Zustande verbrachte. Ein weiteres Exemplar der Hornviper sah ich an diesem Abend kurz vor mir im Sande auftauchen und ebenso schnell wieder ver- schwinden, ohne jedoch ihrer habhaft werden zu können, während eine dritte, die sich auf einer Felsplatte im Mondschein reckte, von einem meiner mordlustigen Begleiter durch einen Stockhieb in einen Brei verwandelt wurde. — Die Gefangene aber überstand die Reise nach Europa vortrefflich und befindet sich bei einer Kost von Eidechsen und Mäusen so wohl wie in ihrer Heimat. Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Unbilden des Klimas. Von W. Köhler. (Mit vielen Abbildungen.) 7 ‘ei aller Mannigfaltigkeit, der wir in der Natur begegnen, finden wir doch immer und immer wieder einige wenige Prinzipien, und zwar nach ganz bestimmten Gesetzen, angewendet, deren Erkenntnis sich dem aufmerksamen Beob- achter förmlich aufdrängt. Der leitende Grund- 383 gedanke scheint dabei immer der zu sein: gleiche Ursachen, gleiche Wirkungen, oder besser gesagt: gleiche Folgen, ein Gesetz, dessen ständige Wahr- nehmung im Gehirn des eben die Fähigkeit zu denken erwerbenden Menschen einst wohl erst das Kausalitätsprinzip, den inneren Zwang, von der Ursache auf die Wirkung und von der Wirkung auf die Ursache zurück zu schließen, hervorgerufen hat. Gleiche Ursachen, gleiche Folgen; die Natur begegnet gleichen Widrigkeiten in gleicher Weise, handle es sich um Tier oder Pflanze, um ein Bakterium oder um den Herrn der Schöpfung. Die stets gleiche Reaktion der Natur auf den gleichen Eingriff führt logisch zum Konvergenzgesetz: Unter gleichen Be- dingungen schafft die Natur gleiche Formen, ein Gesetz, dessen allgemeine Giltigkeit wir bei- nahe auf Schritt und Tritt beobachten können. Die unter gleichen Umständen stets gleichen Auskunftsmittel, welche die Natur bei ihren Geschöpfen anwendet, zwingen uns auch in letzter Konsequenz zum Bekenntnis des Monis- mus; sie weisen mit an Gewißheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf eine Einheit der Materie, auf eine Einheit von Stoff und Kraft hin. Durch die Erkenntnis immer sich wiederholender Gesetz- mäßigkeiten verliert die Natur für den Kundigen den Nimbus des Geheimnisvollen, des Wunder- baren; denn ein Wunder hört auf, Wunder. zu sein, wenn sich die Gesetzmäßigkeit, die ihm zugrunde liegt, erkennen läßt. Die Erkenntnis erhöht uns aber den Naturgenuß; denn der Gebildete genießt erst wahrhaft, wenn er ver- steht. Im Verstehen liegt eben für ihn der Genuß, die Befriedigung. Sie erhöht uns auch die Achtung vor der Schöpfung; denn von vielen Meistern, die dasselbe Ziel erstreben, schätzen wir den am höchsten, der es mit den einfachsten Mitteln erreicht. Wir wollen heute eins von den wenigen Auskunftsmitteln, deren sich die Natur zur Er- haltung ihrer Geschöpfe im Kampfe mit Fährlich- keiten bedient, etwas eingehender betrachten; ein recht aktuelles, denn jetzt, da es in der Natur zu herbsten beginnt, begegnen wir seiner Anwendung überall, besonders wir Tümpler, die uns unsere Aquarienliebhaberei allwöchentlich mehrmals hinaustreibt zur Durchforschung unserer (sewässer nach allerhand kleinen Leckerbissen für unsere Pfleglinge. Es ist dieses Auskunfts- mittel, das wir im Sinne haben, sogar ein recht vielseitiges, indem es gegen die Wirkungen großer Hitze ebenso prompt sichert wie gegen die Wirkungen großer Kälte; es ist die An- 384 wendung des Latenzzustandes im Kampfe mit Widrigkeiten klimatischer Natur. Dieses Auskunftsmittel der Natur bildet gleichsam eine ultima ratio, eine letzte Zuflucht unter abnorm ungünstigen Verhältnissen, denn für unsere Organismenwelt, die durch den Träger des Lebens, das Eiweiß, auf gewisse äußere Tempe- raturgrenzen beschränkt ist, ist die Kälte ein Originalaufnahme Latenzknospen vom Fr j für die „Blätter“. P rosehbiß (Hydrocharis morsus ranae). ebenso großer Feind als die Hitze. Jedes Lebe- wesen hat sein Temperaturoptinum, eine Tempe- ratur, die seinem Wachsen und Gedeihen am förderlichsten ist. Innerhalb gewisser Grenzen ist es Schwankungen angepaßt; werden diese über- schritten, so bedarf es besonderer Vorkehrungen, um eine Schädigung des Organismus zu ver- meiden, oder, falls eine solche unvermeidlich ist, doch den Bestand der Art zu sichern. Denn im Kampfe ums Dasein sucht jedes Wesen zu- nächst sein eigenes Ich zu erhalten (Gesetz des Egoismus, der Erhaltung des Individuums), und wenn dies unter den gegebenen Umständen unmöglich ist, zeigt sich das Bestreben, den Fortbestand der Sippe zu sichern (Gesetz der Erhaltung der Art). Mehrjährige Pflanzen bringen es fertig, die Unbilden unseres Klimas zu überdauern; sie trotzen unter Entbehrungen der Dürre des Sommers und der Kälte des Winters. Einjährige Pflanzen sind diesen Widrigkeiten nicht gewachsen; sie gehen zu- grunde, teils an der Dürre des Sommers, teils an der Kälte des Winters, und vermögen nur ihre Art in die günstigere Zeit des nächsten Jahres hinüberzuretten. An besonders expo- nierten Plätzen ist es daher für einjährige Pflanzen ungleich schwerer, sich zu behaupten, als für mehrjährige. Kommt die Dürre des Sommers zu früh, oder überrascht der Frost des Winters die Pflanze vor der Fruchtreife, so ist sie und mit ihr der Platz, den sie erst W. Köhler: Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Unbilden des Klimas. mühsam erobert hat, für die Art verloren, wenn sie nicht durch Erwerbung besonderer Sicherheitsmaßregeln die Erhaltung ihrer Art auf dem Wege ungeschlechtlicher Vermehrung erzielen konnte. Und eine solche Sicherheits- vorrichtung ist der Latenzzustand, dem wir im Pflanzen- und im Tierreich überall da begegnen, wo besonders ungünstige Umstände die Erhaltung der Art gefährden, und stets da, wo eine Er- haltung des Individuums von vornherein aus- geschlossen ist. Was ist Latenz? Das Wort entstammt dem Lateinischen und bedeutet so viel wie Verborgen- sein; Latenzzustände sind Zustände oder Formen, in denen das Leben erstorben erscheint, von außen nicht wahrnehmbar ist. Der Stoffwechsel wird auf ein Minimum be- schränkt — da sein muß er, sonst hätte eben das Leben aufgehört — die Verbindung mit der neidischen Außenwelt ist abgebrochen. Das Mutterindividuum hat in der günstigen Zeit für Aufsparung eines Nahrungsvorrates, vielleicht auch hier und da Sauerstofivorrates gesorgt, wovon die Latenzform zehren kann, bis sie der neue Frühling mit wärmeren Sonnenstrahlen aus ihrer Winterruhe weckt zu neuem Leben. Unsere Kartoffeln sind Latenzformen, deren Stärke- vorrat allerdings zum größten Teile nicht der Erhaltung der Art, sondern der des Menschen zugute kommt. Der Besitz der Knollen ermöglicht der Pflanze das Vor- dringen in unwirt- liche Gebiete, in denen andere ein- jährige Pflanzen sich längst nicht mehr halten können. Latenzformen sind auch die Winter- knospen unserer Bäume; denn wir müssen uns gewöh- nen, in dem Baum eine Individuenkolo- nie, nicht ein einzel- nes Individuum zu sehen; jede Knospe, jeder Zweig, der im Frühjahr aus der Knospe austreibt mit Blättern und Blüten, ist ein Einzelwesen, das auch unter geeigneten Umständen für sich weiter bestehen kann. Unsere Gärtner machen ja bei der Vermehrung durch Stecklinge von diesem Umstande Gebrauch, Erst die Knospe mit Latenzknospen vom Wasseralo& (Stratiotes aloides). Originalaufnahme für die „Blätter“. W. Köhler: Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Unbilden des Klimas. 385 ihrem Nahrungsvorrat und der zähen, schützen- den Hülle ermöglicht es dem Baum, sich in unseren Wintern zu behaupten. Bäume, die nicht die Fähigkeit, hartschalige Knospen zu erzeugen, erworben haben, gehen bei uns im Winter ein; sie sind nicht winterhart, sagt der Gärtner. Allgemein verbreitet indes ist die Erzeugung von Latenzknospen bei unseren Wasser- und Sumpfpflanzen. glase weiter beobachten. Er wird sicher an dieser „Treiberei* ebensoviel Freude haben wie vielleicht seine Gattin an dem „Treiben“ der kostspieligeren Hyazinthenzwiebeln, übrigens auch eine Latenzform. Machen wir mit einem scharfen Messer einen Längsschnitt durch eine solche Latenzknospe, so sehen wir, daß ihr In- halt von einer Reihe zäher, ziemlich dicker Häute umschlossen wird, welche die zarten Blättchen, die in der Anlage sich bereits ein- Originalaufnahme für die „Blätter“. Brutknospen nennt der Aquarienliebhaber gewöhnlich die kleinen ovalen Knöspchen, die er im Herbste beim Tümpeln an den Frosch- bißpflanzen findet (Abb. 1). Wir sagen dafür Latenzknospen, nicht weil es gelehrter klingt, sondern weil wir dadurch die Erscheinung mit einer Reihe entsprechender Erscheinungen im Tierreiche unter einen Gesichtspunkt fassen wollen und doch nicht gut von „Bruteiern“ statt Latenzeiern reden können. Jeder Aquarien- freund, der es noch nicht getan, sollte sich ein- mal einige solcher Brutknospen mit nach Hause nehmen und sie in einem einfachen Einmache- Stratiotes aloides N asseraloe), Latenzknospe, 3 Wochen nach Beginn des Austreibens. w = Wuırzel, s = Stolone. geschlossen finden, sowohl vor der Wirkung des Frostes, wie vor mechanischen Verletzungen durch Wellenschlag und Eisgang schützen. Mit einem langen Stengeltrieb — Stolone genannt — hängt das Tochterindividuum, ein Produkt vege- tativer (ungeschlechtlicher) Vermehrung, noch mit der Mutterpflanze zusammen. Wenn aber die ersten Winterfröste die Mutterpflanze ab- getötet und zum Zerfall gebracht haben, dann fault der verbindende Stengel durch, und die Latenzknospe sinkt zu Boden. Dort wird sie in den warmen, weichen Schlamm (Detritus) gebettet, den die verwesenden alten Pflanzen 336 selbst vorbereiten — also auch hier bereitet die sterbende alte Generation der aufkeimenden jungen eine schützende Decke, wie das fallende Laub der Bäume sie über die ausgestreuten Samen deckt — und überdauert so in todes- ähnlichem Schlaf, eben dem Zustande der Latenz, den verderbendrohenden Winter. Da, wenn auch nur in geringstem Umfange, ein Stoff- wechsel in der Latenzknospe stattfindet, wird sich auch ihr Volumen allmählich vergrößern müssen und an Stelle der verbrauchten festen Nährstoffe treten allmählich gasförmige Ab- scheidungsprodukte. Der Nahrungsverbrauch wird mit steigender Wasserwärme ein immer bedeutenderer, denn es muß dann immer mehr Wärme erzeugt werden, um die gesteigerte Auben- wärme zu übertreffen und so das Temperatur- gefälle, das den Begriff des Lebens in seiner primitivsten Form ausmacht, aufrecht zu er- halten. Ein jedes Lebewesen lebt eben nicht länger, als seine Temperatur höher ist als die seiner Umgebung, eine einfache Folge des Atmungsprozesses als :einer langsamen Ver- brennung. Infolge der sich mehr und mehr steigernden Wassertemperatur — eine Wirkung der Frühjahrssonnenstrahlen — wird schließlich der Vorrat von der Latenzknospe langsam auf- gezehrt, die Knospe füllt sich mit Gasen, die ihr spezifisches Gewicht so weit verringern, dab sie zur Wasseroberfläche emporgetrieben wird, wo die intensivere Wirkung der Sonnenstrahlen bald eine solche Ausdehnung der eingeschlossenen Gasmengen bewirkt, daß sie die Hülle sprengen. Die freigelegten jungen Blättchen beginnen nun selbst ihre Nahrung zu bereiten durch den be- kannten Assimilationsprozeß, dessen Träger das Blattgrün darstellt — die Art ist durch den Winter gerettet. In ganz ähnlicher Weise bildet im Herbste unser Wasseraloö, auch Krebsschere genannt, Stratiotes aloides L., Latenzknospen (Abb. 2), aus denen sich dann im zeitigen Frühjahr die jungen Pflanzen (Abb. 3) entwickeln. Trotz der großen Verschiedenheit im Äußeren sind Froschbiß und Wasseralo& zwei ganz nahe ver- wandte Pflanzen, was jedem, der sie einmal, in einem Tümpel gesellig vereint, in Blüte an- getroffen hat, sofort klar geworden sein wird. Welche Bedeutung diese Art einer ungeschlecht- lichen Vermehrung für diese Pflanzen erlangt hat, ersieht man daraus, daß nur in den seltensten Fällen weibliche Blüten gebildet werden; die Pflanze verzichtet freiwillig auf geschlechtliche Fortpflanzung, weil die vegetative rascher und Dr. med. P. Krefft: Tropenterrarien. sicherer zum Ziele führt. Das Wasser ist aber auch so recht das Element für vegetative Ver- mehrung. Die Wasserpflanze schwimmt ja ständig in einer wahren Nährlösung und braucht nur zuzulangen. Was Wunder also, wenn sie üppig wächst und Trieb um Trieb hervorbringt. So ist es auch durchaus erklärlich, daß sie die Form der vegetativen Vermehrung in den Dienst der Durchwinterung stellt, und wohl voraus- zusehen, dab im Laufe der Jahrtausende mit immer vollkommenerer Anpassung an ihr Wohn- element viele Wasserpflanzen die Fähigkeit, sich geschlechtlich, also durch Samenansatz zu ver- mehren, ganz verlieren werden, wie wir das bei den Wasserlinsen mit ganz verschwindenden Ausnahmen jetzt schon konstatieren können. Die vegetative Vermehrung gewährt aber ferner der Pflanze auch ganz andere Chancen für eine weitere Ausbreitung als die Vermehrung durch Samen, und gerade die Latenzknospen werden vielfach. zur Ausbreitung der Arten auf neue Wohngebiete benutzt. Es bedarf wohl nur eines Hinweises auf die alljährlichen Frühjahrs- überschwemmungen und -Hochfluten in den Flüssen, um erkennen zu lassen, wie günstig für die Weiterverbreitung ‘der Wasserpflanzen das zeitliche Zusammenfallen des Auftriebs der Latenzknospen mit diesen Erscheinungen ist. (Fortsetzung folst.) Tropenterrarien. Von Dr. med. P. Krefft. 2, 1): noch freigebliebenen Teil des Bodens bedecken wir mit reizvollen niedrigen Blattpflanzen wie Marantha kerchover (schön bunt), Peperomia verschaffelti (schiefe, silberweib gestreifte Blätter; herrliche harte Pflanze), Hig- ginsia [= Hoffmannia] roezli (derbe, eirunde, mit ansprechendem Reliefmuster gezierte, düster- rote Blätter, die dem Boden aufliegen), Berto- lonia marmorata (kleine, schwarzgrüne, metallisch glänzende Blätter mit heller Marmorzeichnung an den Nerven; kriechende Pflanze) oder andere Arten dieser das Auge entzückenden Gattung, Fittonia [= Eranthemem] pearcei und F. ver- schaffelti (kriechende Pflänzchen mit herrlich rot geaderten Blättern). Diese Pflänzchen werden entweder in kleinen Töpfen aufgestellt und die dann noch bleibenden Zwischenräume mit mooriger Heideerde oder Holzerde ausgefüllt, (Schluß.) Dr. med. P. Krefft: Tropenterrarien. die auch die Topfränder (wo sie sonst sichtbar sein würden) noch leicht bedeckt, oder aber man verwendet eine gute Mischerde als Boden- füllung und läßt darin nicht nur die niedere Bodenvegetation, sondern vielleicht auch noch andere Pflanzen, deren besonders starke Ent- wicklung man wünscht (z. B. die Schlingpflanzen) vegetieren ’?). Unser „Urwald“ ist nun fertig und kann sich wohl sehen lassen; wenn auch die eine oder die andere Pflanze kränkeln oder sich nicht nach Wunsch entwickeln sollte, so ist der Gesamt- eindruck einer solchen Anlage doch ein so eigen- artig reizvoller, daß der glückliche Besitzer den Geld- und Müheaufwand reichlich gelohnt preisen wird. Als Gegenstück zu diesem tropisch-amerikani- schen Idyll soll nun auch noch Anweisung zur Herrichtung einer tropisch-asiatischen Terrarien- landschaft (mit indischer Flora)®) gegeben werden. Es soll in dieser Ideallandschaft nicht, wie vorhin, die überreiche, den Platz sich gegen- seitig streitig machende Tropenwaldflora, sondern ein lichter Bestand, in dem die charakteristischen Gestaltungsmerkmale der einzelnen Pflanzenarten um so schärfer wahrzunehmen sind, zur An- schauung gebracht werden. Als Vorbild für die Einrichtung wählen wir eine waldige Lagunenlandschaft ?). — Die Boden- füllung wird aus Torfstücken gebildet und fällt nach der Behältermitte zu, wo ein unregelmäßig bohnenförmiges, flaches Wasserbecken angelegt “wird, sanft ab. Als Hauptpflanzen gruppieren wir in Dreieckstellung um das Wasserbecken herum zwei größere und eine kleinere Preycinetia nitida (derbe, glänzende Blätter mit feingesägtem Rande), deren stolze Schopfkronen sich auf den grotesken Stelzwurzeln bis dicht unter das Be- hälterdach erheben, mit ihrem glänzenden Grün _ den Behälterraum erfüllend. Neben diesen echten Vertretern des für Süd- und Australasien charak- teristischen (außerdem nur noch in einem kleine- ren Teile Afrikas und auf Madagaskar vor- kommenden) Pandanaceentypus soll als weiterer Charaktertyp die Pisangforım — eine mehr 5) Bei Anwesenheit grabender Tiere würde dieses zwar besser unterbleiben. 6) Das sogenaunte indische Florenreich umfaßt nicht nur Vorder- und Hinterindien, sondern erstreckt sich “einerseits noch nach Ostasien hinein: und beherrscht anderseits auch die Sundainseln, die Philippinen usw. sowie den ganzen Norden von Australien. ?) Lagunen (große langgestreckte Tümpel) bilden sich in dem zähen Urwaldboden häufig durch das Hochwasser an den Ufern nicht regulierter Wasserläufe. 387 kosmopolitische Erscheinung — Verwendung finden — zwar nicht in Gestalt echter Vertreter (da solche wohl zu groß oder aber zu unentwickelt sein würden), sondern ersetzt durch den im Habitus pisangähnlichen „Vogelnestfarn“ Asple- num nidus (prachtvoll grüne, ungeteilte, etwas wellrandige Wedel mit erhabener, dunkler Mittel- rippe; in Australasien als Epiphyt vorkommend)?), von dem wir zwei mäßig große Exemplare im Schatten der Freyeinetien unterbringen. Außer- dem lassen wir das zierliche buntblättrige Hirse- gras (Panicum variegatum [= Oplismenus ım- becillus fol. var.], wellrandige, grün, weiß und rosa gestreifte Blätter; gewöhnlich als Ampel- pflanze verwandt), dessen kriechender Stengel in dem feuchten Torf willig Wurzel schlagen wird ?), einen rohrartigen Bestand bilden und verwenden im übrigen noch die reizende Sonerila marga- ritacea, kleine, dicke, silberweiß gefleckte Blätt- chen, sowie vielleicht noch einige Stecklinge von kleinblättrigen Oroton- (richtiger Codiaeum-) Hybriden als Bodenpflanzen. Auch können dank- bare Selaginellenarten (z. B. die prachtvoll blau- schillernde südchinesische 5. caesia) zur Rasen- bildung auf dem Torfe mit Erfolg verwandt werden. — Wollen wir auch den Lianentypus des Tropenwaldes vertreten haben, so empfiehlt sich hierzu die hübsche, kleine, ungemein schnell- wüchsige indische Ceropegia elegans, deren graziös windende, mit spärlichen aber zierlichen weinroten Blättchen geschmückten Triebe die Stelzwurzeln der Freycinetien bald malerisch umspinnen werden. Diese Waldlandschaft läßt an Übersichtlich- keit nichts zu wünschen übrig und ist demgemäb zur Haltung heikler und scheuer Tiere, z. B. von Baumschlangen, denen die Wipfel der Frey- cinetien eine willkommene, jedoch für die Beob- achtung jederzeit zugängliche Wohnstätte dar- bieten werden, recht geeignet !®). 8) Unter diesem Namen geht in der Kultur aueh häufig das sehr ähnliche, jedoch in Südamerika heimatende A. brasiliense (= A. cerenulatum). 9) Um dieses zu erleichtern, kann man die kriechen- den Stengel mit kleinen Haarnadeln am Boden festspießen. 10) Für eine derartige Behältereinrichtung ist eine Schacht- oder Untergrundheizung das richtigste; ein maskierter Ofen würde sich jedenfalls weniger gut in dieses Landschaftsbild als in das zuvor geschilderte ein- fügen; die Anwendung einer kräftig wirksamen totalen Bodenheizung wiederum müßte das Gedeihen der Vege- tation schwer gefährden. % 388 Kleine Mitteilungen. Der Reichelt’sche Riesen-Frosch aus Südamerika gehört vermutlich zur Gattung Leptodactylus,und zwar zu L. pentadactylus; das Männchen besitzt am Innen- finger Fortsatz (daher „pentadactylus“, fünffingerig), während es bei dem Verwandten L. ocellatus an derselben Stelle zwei mächtige, verhornte kegelförmige Warzen einen starken, fingerförmigen trägt; bei beiden Arten besitzt das Männchen ungemein starke und dicke Vorderbeine L. pentadactylus trägt auch (wieder beim g) auf der Brust zwei spitzenartige Schwielen. Beide Arten leben schon längere Zeit in der Kais. Menagerie in Schönbrunn bei Wien, durch riesige Exem- plare vertreten. Dr. F. Werner. & Druckfehler-Berichtigung. In dem Berichte über die Ausstellung des Vereins „Neptun“-Graz muß es auf S. 349, 9. Zeile von unten Andritz statt Audritz und 2. Spalte, 24. Zeile von oben A. bipustulatus statt bipunctulatus heißen. % Bücher- und Zeitschriftenschau. Streifzüge durch Wald, Heide und Moor. Natur- bilder und Naturstudien von B. Tümler. Mit 8 Voll- bildern und 27 Textillustrationen. 1907. Steyl, Post Kaldenkirchen (Rheinland). Druck u. Verlag der Missions- Preis M. 3.50. Das Süßwasser-Aquarium. Von Dr. Friedrich Knauer, Begründer des Wiener Vivariums und des Wiener Tiergartens. 8°, (336 Seiten.) Mit 88 Original- illustrationen. Regensburg 1907, Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz. Preis broschiert M. 4.—, hochelegant in biegsam Ganzleinen gebunden M. 5.60. Was ich seinerzeit bei Besprechung eines anderen druckerei. Werkes „Die Tierwelt unserer Süßwasseraquarien“ über die Qualifikation des Verfassers zur Schriftstellerei auf dem Gebiete der Aquarienkunde gesagt habe, muß ich auch nach der Lektüre des vorliegenden Buches aufrecht erhalten, wenngleich ich nicht verkenne, daß letzteres Es ist mindestens unvorsichtig von dem auf anderem Gebiete ungleich besser ausgefallen ist als das erstere. bewährten Gelehrten, seinen Ruf aufs Spiel zu setzen durch Behandlung eines Stoffes, der ihm fern liest. Daran ändert auch seine frühere langjährige Beschäftigung mit Aquarienbiologie nichts; denn, wie der Verfasser des Buches selbst anerkennt, hat die Aquarienkunde in neuerer und neuester Zeit einen ganz gewaltigen Aufschwung ge- nommen und ist beinahe alles, was vor 20, ja vor 10 Jahren noch als feststehend galt, über Bord geworfen worden. Um so wichtiger ist es, daß ein Schriftsteller, der das Gebiet heute bearbeitet, sich mit dem Stoff auch der letzten Jahre so vertraut gemacht hat, daß er über ihm steht und das vorhandene Material kritisch sichten kann. Das fehlt aber eben in Knauer’s Buch, wie anerkennenswert sonst sein Bestreben, die Literatur möglichst lückenlos heran- Es fehlt, weil der Autor Zum Be- zuziehen und zu benutzen, ist. nicht mehr in und über der Sache steht. Kleine Mitteilungen. — Druckfehler-Berichtigung. — Bücher- und Zeitschriftenschau. weise einige Beispiele. S. 152: „Eine überaus prächtige Neuheit auf dem Gebiete der Aquarienpflanzen ist die Ruppia occidentalis.... Diese hübsche Wasser- pflanze .... kann reichlich vermehrt werden, indem man die Glieder der Blattbüsche durchsehneidet“ usw. Würde der Autor die Pflanze aus eigener Anschauung und nicht bloß aus geschmeichelten Abbildungen wie die in seinem Buche kennen, dann würde er wissen, daß sie ein dürftiges, sperriges, ruppiges Ding ist, das kein Liebhaber in ein Aquarium zur Dekoration einbringen wird. Und hätte er vollends die Pflanze einmal gepflegt, dann würde er über ihre reichliche Vermehrung bald eines besseren be- lehrt worden sein. Die Pflanze ist außerdem keine „Neu- heit“, sondern eine altbekannte, wenn auch nicht gerade häufige Brackwasserpflanze und heißt richtig Ruppia maritima. 8. 146: Myriophyllum tritoni soll iden- tisch mit M. heterophyllum sein. Gewiß, das hat sogar einmal in den „Blättern“ gestanden. Wer indes die Literatur ständig aufmerksam verfolgt hat, dem dürfte es nicht entgangen sein, daß durch eine anderweite exakte Bestimmung und Beschreibung einer neu importierten Myriophyllum-Art als M. heterophyllum sich klar ergibt, daß die erste Bestimmung unrichtig war, auch wenn in- zwischen nicht bereits die Revision der Myriophyllum- Arten durch Baum in Henkel, Baum und Stansch: „Die Tiere und Pflanzen des Süßwasseraquariums“, die Identität von M. tritoni mit M. scabratum ergeben hätte. Das Unkritischste aber ist, daß der Autor dann die Schwierigkeit, das echte M. heterophyllum unterzubringen, einfach dadurch umgeht, daß er den Artnamen latinisiert (alternifolium, S. 147). Und da spielt ihm wieder der Druckfehlerteufel einen Streich — oder sollte es ein Flüchtigkeitsversehen sein? —, indem auch diese Art- bezeichnung bereits vergeben ist (S. 144) und zwar fälschlich statt M. alterniflorum für das wechsel- blütige Tausendblatt. Auch die Urteile über Habitus und Wuchs der einzelnen Myriophyllum-Arten verraten, daß der Verfasser sie nicht aus eigener, gründlicher An- schauung kennt. 8.199: Lebendgebärende Guramis gibt es trotz des Berichtes von J. Reichelt nicht, was auch nach der Publikation Reichelts von verschiedenen Seiten geltend gemacht worden ist. Eine der eklatantesten Beleg- stellen für meine Behauptung findet sich indes auf S. 227 bei der Unterscheidung der Geschlechter von C'ynolebias bellotti, wo der Verfasser einem Vereinsberichte folgt, statt sich auf meine früher erschienene Arbeit zu ver- lassen. Hier war seine allzu große Gewissenhaftigkeit vom Übel; der betreffende Herr, der die Geschlechts” unterschiede gänzlich abweichend von meinen Angaben noch dazu auf diese beschreibt, hatte jedenfalls ein mächtiges Girardinus januarius-Weibchen zu seinem Üynolebias-Männchen versehentlich zugesandt erhalten und war nun der festen Überzeugung, Cynolebias- Weibehen sähen so aus! flüchtigkeitsfehler sind dem Verfasser mehrere untergelaufen, z. B. S. 221 unten, wo er behauptet, ich habe Rivulus ocellatus den ganzen Winter über reichlich gezüchtet (Verwechselung mit R. elegans var. santensis); S. 225: ich halte Girardinus jan. var. reticulatus bei einer Wassertemperatur von 20—25° Ö. usw. (habe außer einigen ungescheckten Exem- plaren den Fisch nie gehabt; die zitierte Arbeit ist von B. Wiehand verfaßt!); S. 193: nicht Ophiocephalus africanus, sondern O. punctatus habe ich gezüchtet, und noch andere Kleinigkeiten von weniger Belang. Es fehit hier an Raum, um auf alle Einzelheiten einzugehen. unter Hinweis Bücher- und Zeitschriftenschau. — Vereins-Nachrichten. Ich will nur noch anerkennen, daß manche Kapitel recht geschickt gearbeitet sind, u. a. gleich das erste: Der Werdegang der Aquarienkunde; daß der Autor auch empfänglich ist für berechtigte Kritik und ihre Aus- stellungen berücksichtigt, was man bekanntlich nicht von allen Schriftstellern auf unserem (Gebiete sagen kann; daß auch die Winke über Einrichtung, Pflege und Inustand- haltung ziemlich erschöpfend sind, desgleichen die Be- handlung der Hilfsmittel (Heizung, Durchlüftung usw.), freilich eben ohne Sonderung des Guten vom Unbrauch- baren, des Praktischen vom Unpraktischen: dazu fehlte dem Verfasser selbst die nötige Praxis während der letzten Jahre. Und so ist das Buch eigentlich weniger dem Anfänger, für den es geschrieben sein soll, als dem fortgeschrittenen Aquarienliebhaber, der selbst schon einigermaßen kritisch über Brauchbares und Un- brauchbares urteilen kann, zu empfehlen. Da das Buch überdies umfangreiche Literaturnachweise gibt, wird es vielleicht manchem vorgeschrittenen Jünger der Aquarien- kunde ein willkommenes Nachschlagewerk werden, dessen Wert ein noch höherer sein würde, hätte der Autor etwas mehr Sorgfalt auf Nomenklatur verwendet und den lateinischen Namen die Autorenangaben beigefügt. Nicht einverstanden bin ich damit, daß der Verfasser in dem Kapitel über die Tierwelt des Aquariums nur Nachträge und Ergänzungen zu seinem früheren Werke „Die Tier- welt unserer Süßwasseraquarien“ gibt und im übrigen auf dieses Werk verweist. Dadurch wird das neue Buch ein Torso, etwas Unvollendetes, und der Käufer eines Aquarien- hilfsbuches hat wohl doch das gute Recht, für sein Geld ein vollständiges, das ganze Gebiet behandelndes Werk zu verlangen. Auch in diesem Buche enthalten viele Abbildungen starke Reminiszenzen an bekannte Originale. Die Ausstattung des Buches ist aber sonst gut, wenn auch schließlich etwas mehr Bilderschmuck nichts ge- schadet hätte. Köhler. N VEREINS -AYE"% ACHRICHTEN 389 Die Neue Preußische Jagdordnung vom 15. Juli 1907. Verlag: L. Schwarz & Comp., Berlin S. 14, Dresdenerstr. 80. Preis 1.— M. „Die Umschau“ (Verlag von H. Bechhold, Frank- furt a. M.) bringt u. a. in No. 36 eine schöne Arbeit „Neue Untersuchungen über Purpurbakterien“ von Prof. Dr. A. Nestler. Monographie dieser so eigenartigen Gruppe der Schwefel- bakterien veröffentlicht und eine Reihe neuer Methoden zu ihrem Studium und zu ihrer Kultivierung angegeben hat, gewinnen diese größten aller Bakterien wieder mehr an Interesse, umsomehr als mangels Rein- kulturen unsere Kenntnis dieser niederen Lebewesen noch Nachdem Molisch eine prächtige und mehr große Lücken aufweist. Da auch in unseren Aquarien Purpurbakterien eine Rolie spielen, wenn auch nur eine untergeordnete, ist es nicht ausgeschlossen, daß wir noch einmal in einem eingehenden Artikel auf das Thema zurückkommen. Auf die genannte Zeitschrift, aus deren No. 35 noch der Aufsatz „Neue Radiolarien der deutschen Südpolarexpedition“ von Dr. A. Popofsky neben anderem für den Biologen Inhalt hervorgehoben werden möge, sei empfehlend verwiesen. K. Der Kampf um das Entwicklungsproblem in Berlin. Ausführlicher Bericht über die im Februar 1907 gehaltenen Vorträge und über den Diskussionsabend von Erich Wasmann S. J. gr. 8° (XII und 162.) Freiburg 1907, Herdersche Verlagshandlung. M. 2.—. Die Vorträge über Entwicklungstheorie, P. Wasmann im Februar 1907 in Berlin hielt, sowie der an jene Vorträge sich anschließende Diskussionsabend haben inden weitesten Kreisen des deutschen Volkes großes Inter- esse erregt. Mehrere Hunderte von Zeitungsberichten sind über jene Vorträge in den Blättern der verschiedensten lesenswerten welche Richtuangen erschienen und fanden auch in der auslän- dischen Presse mannigfachen Widerhall. Die vorliegende Schrift darf deshalb wohl auf Aktualität Anspruch erheben. Big ! Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Wasserstern“, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Augsburg. Vereinslokal: Hotel „Kaiserhof“, Eingang Halderstraße. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Samstag des Monats. Briefadresse: K. Riedel, Haunstetterstr. 21/I. Sitzung vom 4. Mai 1907. Genehmigung des Protokolls der vorigen Sitzung. Im Einlauf: „Allgemeine Ausstellungszeitung“, Schreiben des Herrn Dr. W. Hoeber. Einladung des natur- und kultur- historischen Vereins in Asch zu seiner Ausstellung. Karte des Herrn Wichand, Leipzig. Brief eines Herrn In- genieur Pohl, Sumatra, Tierbezug betreffend. Der Verlag von Reclam übermittelt das neue Heftchen: „Das Aquarium“, für das wir bestens danken, zumal dasselbe die größte Anerkennung verdient. Herr Renner, Murnau bietet einen Posten Akkumulatorengläser zum Kaufe an, auf welches äußerst günstige Angebot wir eingehen. Ebenso offeriert die Schürerfabrik desgleichen unter weniger günstigen Bedingungen. Herr Roeben, Bremen übermittelt seine heurigen Erfahrungen über unsere Lieb- haberei. Wir werden in einem späteren Sitzungsbericht näher darauf eingehen. Schreiben des „Triton“, gegen- seitige Mitgliedschaft betreffend. Zwei Triester Firmen antworten auf unsere Anfragen über günstigen Seetier- bezug. Schreiben der biologischen Versuchsstation St. Andrae bei Triest. Ebenso Schreiben der biologischen Anstalt Helgoland. Die Prägeanstalt Meyer in Pforzheim macht Offerte. „Heros“ übermittelt Monatsblatt, Herr Thumm, Dresden Preisliste. — Literatur: Der 'Thumm’sche Artikel interessiert nach wie vor. Der Aufsatz von Herrn cand. chem. Schmalz über Seewasser- aquarien in den Blättern wird auszugsweise verlesen. So - sehr wir dem ersten Teil dieser Abhandlung beipflichten konnten, die Fortsetzung läuft in manchen Stücken gegen unsere Erfahrung. Wir vermuten, daß der Verfasser unter Fadenrose die zylinderlörmige Fadenrose (Cerianthus cylind.) im Gegensatz zu der äußerst prächtigen und un- geheuer sauerstoffbedürftigen Anthea viridis, der gelben oder bräunlichen ohne oder mit roten Tentakelspitzen ver- sehenen Fadenrose, versteht. Erstere gräbt sich, wie ja wohl hinlänglich bekannt, in den Sand ein und vermag sich in eine aus Schleim- und Schlammteilen selbstgefertigte Röhre zurückzuziehen, wogegen die andere gleich den anderen Aktinien am Felsen oder an festen Gegenständen (Steinen, Muscheln) festhaftet. Beide Arten stammen aus dem Mittelmeer. Während die Zylinderfadenrose bei uns als Zylinderrose bekannt ist, gilt die andere kurz als Fadenrose. Eine acht bis vierzehntägige Fütterung der See- tiere finden wir als viel zu wenig und keinesfalls empfehlens- 390 wert. Man bedenke, daß doch in der Freiheit die Tiere den Tisch gewiß reichlich gedeckt haben. Wir glauben, daß eine alle zwei bis drei Tage vorgenommene Fütterung zwecekdienlicher ist, wenn auch dies den natürlichen Ver- hältnissen nicht ganz angepaßt erscheint, doch wäre bei einer täglichen Fütterung die Mühe eine zu große, zumal bei einem größeren Becken doch ziemlich viele Tiere und zwar jedes besonders gefüttert werden müßte. Öfter und weniger füttern halten wir angezeigter als selten und viel auf einmal. Auch die Ansicht, daß Garneelen lebenden, gesunden Fischen gefährlich werden können, unterschreiben wir nicht. Ein einigermaßen noch lebensfähiger Fisch wird sich schwerlich von den zarten Scherlein einer Garneele überwältigen lassen, wogegen allerdings ein zur Verteidigung oder Flucht unfähiger Todeskandidat an- gefressen werden kann. Dagegen haben wir die Erfahrung gemacht, daß umgekehrt die Garneele von Fischen getötet wird. Zum Beispiel ist es immer ein gewagtes Unter- nehmen zu Schmetterlingsfischen diese zarten Krebschen zu setzen, Es ist richtig, daß ein oder das andere Individuum dieses hochintelligenten Fisches weniger bissig ist, aber im allgemeinen muß immer Vorsicht angeraten werden. Schon früher haben wir die Beobachtung mitgeteilt, dab dieser Fisch Röhrenwürmer in raffinierter Weise tötet und daß er Einsiedlerkrebse aus ihren Gehäusen herauszerrt. Der „Neptun“-Braunschweig referiert über die Gefährlich- keit der Cyelops. Wir können diese Erfahrung voll und ganz bestätigen. Unterzeichneter pflegte seit Herbst vorigen Jahres einen jungen Huchen (Salmo hucho), dem eines Tages eine große Menge Öyelops wegen momentanen Mangels an größerem Futter in das Aquarium gegeben wurde, Anderen Tags war das Tier an den Augen und dem ganzen Körper, hauptsächlich auch an den Flossen, angenagt. Der äußerst gefährliche Wasserschimmel setzte sich sofort an den Wundstellen fest und vollbrachte ein entsetzliches Zerstörungswerk, Die Augen quollen rot- unterlaufen aus ihren Höhlen und der ganze Körper war von diesen gefürchteten Pilzen wie übersät. Das Tier ging bald an diesen Verletzungen zu Grunde. Mit Recht ist nieht genug vor zu reichlicher Fütterung mit diesen Krebschen zu warnen. Fine interessante Beobachtung über den Krankheitsverlauf eines von Saprolegnia befallenen Hechtes sei hier mitgeteilt. Platzmangels wegen setzte Unterzeichneter zu sechs im Frühjahr 1906 aus dem Fi gezogenen, jetzt 15 em langen Hechtchen, die ein zirka 60 Liter fassendes Aquarium bewohnen, ein Pärchen 7 cm großer Sonnenfische. Die günstigen Verhältnisse scheinen bei dem Männchen der Barsche Lust zur Fortpflanzung erweckt zu haben. Leider merkte ich zu spät, daß diese Tatsache recht unliebsam an den mir wertvollen Hechten bemerkbar wurde. Einer der größten der sechs lag total erschöpft an der Oberfläche des Wassers und ging anderen Tags ein, ein zweiter hatte hauptsächlich am Schwanz- stiele ernstere Verwundungen davon getragen, während die anderen vier glimpflicher davongekommen waren. Die beiden Sonnenfische wurden sofort aus dem Becken ent- fernt, so daß die Hechte wieder Alleinbewohner des Behälters wurden. Die Wunden des einen Tieres waren bald von einem Pelze von Saprolegnien überzogen. Rapid weiterfressend entwickelten sich die Pilze in erschreckender Weise, so daß bald die Schwanzflosse und ein ziemlicher Teil des Schwanzstieles verschwand. Sämtliche Flossen- strahlen waren verschwunden. Die,Pilze saßen in !/; em langen Fäden an der Wundstelle. Außere Eingriffe wären vergebliche Liebesmühe gewesen, weshalb ich dem er- krankten Tiere reichlich Nahrung gab, reehnend, daß eine erhöhte Lebensenergie eventuell von innen heraus eine Heilung herbeiführen könnte. Im übrigen wurde das Tier in seinen alten Verhältnissen belassen. Auf die Freßlust des Hechtes hatte diese Erkrankung keinerlei Einfluß. Er stand wie seine Brüder ruhig an einer ge- wählten, geschützten Stelle des Behälters, die er zumeist nur zur Verfolgung einer Beute verließ. Bald zeigte sich nun der Heilprozeß, indem die Saprolegien nach außen dem Schwanzstummel zu weniger wurden. Ein roter Ring zwischen dem Pilzrasen und dem unverletzten Körper zeigte Neubildung gesunden Fleisches an und bald waren die Pilze ganz verschwunden. Die Wund- stelle ist heute vollständig vernarbt, doch besitzt der Fisch nur mehr den Schwanzstiel ohne Flossen. Später entwickelte sich an der äußersten unteren Spitze dieses Vereins-Nachrichten. Stummels ein unregelmäßig nach abwärtswachsendes, flossenähnliches Gebilde, das aber nur ein Bruchteilchen bedeutet und keine Flossenstrahlen aufweist. Der Fisch ist nach wie vor ein gewandter Räuber und weiß seine Beute trotz des Verlustes seiner Schwanzflosse ganz vor- züglich zu greifen. Zur Demonstration gelangt durch Unterzeichneten: Salamandra maculosa mit selbstgezoge- nen Larven, Tarentola mauritanica, Mauergecko, Agama spec. und /guana tuberculata, grüner Leguan, ein zirka 50 cm großes, äußerst lebensfähiges Tier, das in einem geheizten Terrarium gehalten und mit Vegetabilien ernährt wird. Es frißt mit Vorliebe Kopfsalat, Orangen, Apri- kosen und Zwetschgen, Kirschen und Trauben, verschmäht dagegen Äpfel und Birnen, die ihm kleingeschnitten ge- reicht wurden. Interessant dürfte sein, daß die vor- gezeigte Agama, ein kräftiges und recht lebhaftes Tier, mit bei entsprechend hoher Temperatur, tiefblauem Bauche, welehe Färbung bei kälteren Wärmegraden verschwindet und einem eintönigen Braun Platz macht, kleine Tau- frösche als Nahrung angenommen hat. Das Tier wird mit Mehlwürmern gefüttert, die es in unglaublichen Mengen zu sich nimmt, wobei die energische Kieferarbeit beim Fressen sich äußerst drollig ausnimmt. Aus ihrer Haft im Terrarium entwichen, zeigt sich die Schnelligkeit dieser gewandten Echse auf dem Fußboden in staunens- werter Weise, und es ist nicht leicht des Tieres habhaft zu werden. Die Füße berühren kaum den Boden, so fliegt es in weiten Sätzen dahin, zeitweise mächtige Sprünge in die Luft ausführend. Einige Mauereidechsen- Varietäten, darunter Lacerta muralis var. lilfordi, Lilfords Mauereidechse, eine melanistische Form, gelangen noch zur Vorzeigung. Herr Müllegger demonstriert ver- schiedene Farbenvarietäten von Lacerta viridis, Smaragd- eidechse, Tropidonotus tesselatus, Würfelnatter, Trop. natrix, Ringelnatter und Trop. natrix var. persa, Streifen- ringelnatter, ferner Tarbophis vivax, Katzenschlange, Enys lutaria, europ. Sumpfschildkröte, Testudo graeca, griech. Landschildkröte, außerdem Clemmys ornata und irrigata, nordam. Schildkröten, sowie Quappen des Ochsen- frosches, riesige Exemplare. Herr Friedrich stiftet 10 Pfg. für die Bibliothekskasse, desgleichen Herr Flurl, Herr Bohl bringt zur Gratisverlosung zwei Sonnenfische. Den Spendern besten Dank. Riedel. Sitzung vom 27. Juli 1907. Wie schon erwähnt, waren die vorhergehenden Sitzungen Ausstellungsangelegenheiten gewidmet Die nächste Zusammenkunft nach der Ausstellung dient ge- selliger Unterhaltung. Anwesend sind 73 Mitglieder. Der Vorsitzende dankt nach kurzem Rückblick für die selbst- lose Arbeit der Mitglieder. Anschließend ehrt der II. Vors. Herr Domvikar Steber die Verdienste der Vorstand- schaft und entrollte in ernsten und heiteren Bildern in langer, begeistert aufgenommener Rede ein geschlossenes Gemälde unserer Ausstellung. Der am heutigen Abend anwesende Gemeindebevollmächtigte, Herr Moehnle, der unsere Ausstellung tatkräftig unterstützte und dem als Niehtmitglied wir zu ganz besonderem Danke verpflichtet sind, versichert uns des Wohlwollens des Magistrates der Stadt und erbietet sich auch bei späteren Anlässen uns jederzeit zu unterstützen, für welches Versprechen wir Herrn Moehnle herzlichen Dank zollen. Anschließend Diplomverteilung. Der Verein, der übrigens gleich der „Isis“ jede Preisbewerbung ausgeschlossen hatte, verteilte . je nach Leistung, lediglich seinen Mitgliedern, Diplome. Hierauf Fischessen. Humoristische und musi- kalische Vorträge füllten den Schluß des Abends aus. Riedel. - Sitzung vom 3. August 1907. Im Einlauf: Einladung zur Ausstellung der „Ichthyo- logischen Gesellschaft“-Dresden (Makropodenkonkurrenz). Wir wünschen dem rührigen Verein besten Erfolg. Gruß- karte unseres Herrn Schneider vom Lago Maggiore. Ein in Brünn ins Leben tretender Verein ersucht um unsere Statuten. Ein Herr Wagner, Kempten, bittet um Zusendung von Wasserpflanzen. Herr Dr. Weber, Eroldsheim, ersucht um Mitteilung über Einrichtung von Aquarien, ebenso ein Herr Apotheker Meßmer, Mindel- heim. Karte eines Schülers unserer Jugendabteilung aus Belgien. Briefe „Isis‘-München und „Vereinigung der Vereins-Nachrichten. Naturfreunde“-Braunschweig, „Lriton“-Berlin, „Salvinia*- Hamburg. Herr Roeben, Bremen, übersendet uns inter- essante Mitteilungen, die wir im Auszuge folgen lassen: „Die vielbesprochenen Scheibenbarsche haben leider keine Nachzucht ergeben; ich hielt dieselben, 2 herrliche große Zuchtpaare, in einem sehr großen Aquarium zirka 150 zu 60; das eine Pärchen hatte sein Nest in einem dichten Vallisnerienbestande aufgeschlagen, während das andere merkwürdigerweise eine von Algen und Pflanzen ge- bildete natürliche Höhlung bezogen hatte, ‚die un- gefähr 10 cm über dem Boden war, also Ahnlich- keit mit einem Stichlingsnest hatte, und wie gesagt, kein Werk der Fische war. Daß die Barsche darin abgelaicht haben, glaube ich bestimmt behaupten zu können, da ich die Paarungsspiele beobachten konnte. Um nun in keiner Weise die Tiere zu stören, überließ ich das Aquarium ganz sich selbst, schnitt keine der sehr üppig wuchernden Pflanzen heraus und ließ auch den stark überhand- . nehmenden Algen freies Spiel, so daß das ganze Aquarium bald. von einem dichten Pflanzengewirr angefüllt war. Leider mußte ich nun eine schmerzliche Erfahrung machen: Die beiden Männchen die eifersüchtig ihr Nest be- wachten und wütend aufeinander losfuhren, sobald einer dem Nest des anderen zu nahe kam, hingen eines Morgens zu meiner großen Enttäuschung beide tot in den Algen und kann ich mir dieses nur damit erklären, daß die Fische in der Verfolgungswut sich in den Algen fest- gerannt haben und dann elendiglich erstickt sind. Meine Panzerwelse machen mir sehr viel Freude, Die Anfang April angekommenen Fische haben jetzt schon eine. sehr nette Größe und scheinen sehr kräftig und wohlgenährt zu sein, ich schätze die Nachzucht auf 50 Stück, zirka 2 cm groß, dabei habe ich am 19. Juni wieder Laich in dem großen Zuchtbecken entdeckt und auch zwischendurch noch dann und wann Laich von den Scheiben und Pflanzen abgenommen, sodaß ich also Jungfische in allen Alters- und Größenstufen habe. (Die Zuchterfolge sind ohne Heizung erzielt.) Die Alten habe ich seit Wochen in dem dicht bepflanzten Becken nicht mehr gesehen, bin allerdings die letzte Zeit abends nieht ins Aquariumhaus gegangen und gerade in der Dämmerung kann man die Panzerwelse anı besten beobachten. Barben (Barbus conch.) laichten wiederholt bei 13° R. Zum Schlusse möchte ich noch bemerken, daß mir vor 4 Tagen ein Jedenfalls seltener Fisch in Gestalt eines zirka 80 cm langen Goldaales gebracht wurde, derselbe ist hier in der Lenna (? undeutlich) gefangen nnd hat genau die hell- goldene Farbe einer Goldschleie. (Es läßt sieb also bei Herrn Roeben, Bremen, Obernstr. 37 näheres über den Fundort usw. erfahren.) Gegenwärtig habe ich auch eine rotblühende Teichrose im Aquarium zur Blüte gebracht, was mich sehr stolz macht.“ Wir danken Herrn Roeben für seine sehr interessanten Mitteilungen. — Aufgenommen die Herren: Franz Wittmann, Dr. Otto Marburg, Wolf- gang Blank, Jos. Rebstock, Marie Unkauf, wohnhaft Augsburg, E. Stromberger, Gaimersheim, Felix Justing Lauingen, Rich. Diepold. Letzterer Herr wird aus der Liste der Mitglieder der Jugendabteilung gestrichen und tritt als ordentliches Mitglied dem Verein bei. — An- gemeldet: Herr Joh. Endres, Herr Ludwig Roser und Herr Joh. Biedermann. — Literaturreferat: Wir notieren uns die von Herrn Thumm, Dresden, aufgezählten Geschlechtsmerkmale der nordamerikanischen Sonnen- fische. Herr Kathmann, der neuerlich wieder Zuchterfolge bei seinen Scheibenbarschen aufzuweisen hat, bestätigt, daß äußere Merkmale bei diesem Fische außer der Laich- zeit nicht hervortreten und daß eine Bestimmung der Ge- schlechter nur zu dieser Zeit sicher möglich ist. Herr Dr. Wolterstorff schreibt in No. 27 der „Wochenschrift“ über Entstehung der Zwergformen, seine Ausführungen interessieren. Im Vorjahre hat Unterzeichneter Gelegen- heit genommen über eine Zwergform des Makropoden (Männchen und Weibchen), beide Tiere kaum 5 em groß zu berichten, die einer Laichabgabe normaler Eltern ent- stammten und von der zahlreiche Junge sich ganz normal entwickelten. Das Männchen hatte langausgezogene Schwanzflossenspitzen und trieb das Weibehen andauernd stark. Ich verschenkte das Pärchen an einen Schüler der Jugendabteilung, wo mir die Fische leider aus den Augen gekommen sind, weil sie inzwischen wieder in andere Hände gegeben wurden. Neuerdings besitzt unser Herr 391 Beuttenmüller einen kleinen Makropoden, der trotz aus- giebigster Fütterung absolut nicht wächst. Seine Ge- schwister sind längst in alle Winde zerstreut, unter den Liebhabern verteilt, wogegen der eine seines abnormen Wachstums wegen sich noch heute bei genanntem Herrn in Pflege befindet. Das Tierchen mißt 4 em und ist 1!/a Jahr alt. Die „Wasserrose“-Dresden schreibt über erfolgreiche Akklimatisationsversuche mit Mesogonistius chaetodon. Die Tiere hatten den vergangenen, äußerst strengen Winter im Freien überstanden und Nachzucht erzielt. Auch die „Wasserrose“ vertritt unsere Ansicht, daß dieser Fisch zu den härtesten Aquarienfischen gehört und im Winter im warmen Zimmer keiner Heizung bedarf. Die Fische fraßen bei 3° R. noch: mit gutem Appetit rote Mückenlarven. Die von „Linne“-Hamburg-Barmbeck auf unsere Mitteilungen über Temperaturverhältnisse bei exotischen Fischen ausgesprochene Ansicht unterschreiben wir. Es ist ganz selbstverständlich, daß man einem Indier wie z. B. dem Trichogaster lalius zur zweck- mäßigen Haltung eine entsprechende "Temperatur geben muß. Wir haben nur die Ansicht vertreten, daß exotisch nicht mit tropisch verwechselt werden sollte. Immerhin sind Akklimatisationsversuche auch bei wärmeliebenden Exoten ganz interessant. Auch solche Fische lassen sich bei zweckentsprechender Auswahl der Tiere, von Gene- ration zu Generation an kühlere Temperaturen gewöhnen. Aus der Vogelwelt kennen wir hier manches Beispiel. Selbstverständlich ist, daß man einem bei andauernd hohen Temperaturen gehaltenen Fisch nicht plötzlich eine be- deutend niedrigere Wasserwärme geben kann, ohne nach- teilige Folgen. „Hydrophilus“-Brandenburg schreibt über die Hinfälligkeit von Cyprinodon variegatus. Gleich seinem Verwandten Cyprinodon dispar scheint dieser Fisch höhere Temperaturen nicht recht zu vertragen. Im Juni heurigen Jahres bezogen wir durch den „Triton“ je ein Pärchen dieser Fische, tadellose, äußerst gesunde Tiere. Ohne Heizung überstanden sie die Zeit vor der Ausstellung und die Ausstellung selbst ausgezeichnet. Hernach kamen die Tiere in verschiedene Hände. Cypr. dispar wurde geheizt gehalten, Cypr. variegatus bei Zimmertemperatur, jetzt durchschnittlich bei 12° R. Letztere befinden sich heute noch äußerst munter, während erstere unter krampfhaften Erscheinungen, nachdem sie zuvor wie rasend das Becken durchschwommen hatten, eingingen. Schon im Vorjahre endete ein Pärchen dieses Fisches unter den gleichen Erscheinungen. Die Tiere hatten sich buchstäblich den Kopf eingerannt. „Bruns- viga“-Braunschweig referiert über die Makropoden- konkurrenz der „Iehthyologischen Gesellschaft“-Dresden. Ob diese Gesellschaft bei diesem Unternehmen tatsächlich die sportliche Seite in den Vordergrund stellen wollte, sei dahin gestellt. Wir glaubten, daß dadurch wichtige Aufschlüsse über die Folgen der Inzucht und andere wissenschaftliche Momente erzielt werden sollten und in diesem Sinne haben wir die Anregung als Fortschritt empfunden und in diesem Sinne wünschen wir der „Iehthyologischen Gesellschaft“ reichen Erfolg. Es liegt uns ferne, unsere Ansicht anderen aufzudrängen, aber wirhuldigen dem Satze, „die Liebhabereiin den Dienst der Wissenschaft stellen“ und gerne werden wir, zu welcher Gelegenheit es sei, mit unseren Erfahrungen und Beobachtungen der Wissenschaft dienen. Und sei es auch wenig, gar manches Körnlein Wahrheit haben die Mit- glieder der Aquarienvcreine, sei es in selb- ständigen Artikeln oder in Sitzungsberichten, der Wissenschaft schon zugetragen. Trotz dieser Tätigkeit kommt die reine Liebhaberei recht wohl zu ihrem Rechte; wir möchten sogar sagen sie gewinnt für den einzelnen erst an Wert, wenn der Liebhaber seine Erfahrungen und Beobachtungen verwerten kann, das regt ihn an, seine Tiere auch tatsächlich zu beobachten‘). Wir können uns auch nicht mit der Ansicht befreunden: „daß kaum 10° der Mitglieder eines Aquarienvereins Naturfreunde oder Naturschwärmer, wie sich die „Bruns- viga“ ausdrückt, sind.“ Wir glauben, daß im Gegenteil die Meisten derjenigen, die sich ein Aquarium zulegen und dasselbe auch tatsächlich pflegen und — das setzt *) Sehr richtig! K. 392 man :doch bei einem Aquarianer voraus — es nur aus dem Empfinden heraus tun werden, eben ein Stück Natur in ihrer Behausung zu besitzen und ihre Freude daran zu. haben. Derjenige, der der Zucht wegen seine Becken hält, um aus teuren Zuchtfischen Geld herauszuschlagen, oder der: ältere Liebhaber, der wertvolle oder heikle Sachen pflegt und seinen Stolz in der zweckmäßigen Haltung; dieser Tiere sieht, alle müssen sie aus kleinen Anfängen heraus sich entwickelt haben und der Anlaß war doch in den meisten Fällen immer die Freude an der Natur und ihren Geschöpfen. In „Blätter“ No. 21 interessiert die unter „Kleine Mitteilungen“ von Herrn Köhler gebrachte Revision der Nomenklatur der Sonnen- fische. - Nicht minder interessant ist die Abhandlung über den Döbel. In No. 23 wird Branchipus stagnalis L. als Vertilger der Fadenalge empfohlen. In No. 27 lesen wir über den von Herrn Roeben, Bremen, stammenden Goldaal. Zur Landwanderung der Aale erwähnen wir, daß nieht nur große Aale das Land aufsuchen, sondern schon ganz kleine Sätzlinge sich aus dem Wasserbassin entfernen. Unterzeichneter batte vor mehreren Jahren in einem Gartenbassin zirka 30 junge Aale eingesetzt. Andern Tags waren sämtlich verschwunden. In dem feuchten Erdreich rings um das Bassin waren die Kriech- spuren der Tierchen zu sehen, die sich nach allen Rich- tungen entfernt hatten. Zur Demonstration bringt Herr Müllegger einen Klumpen Laich von Marisa rotula. Die traubenförmig aneinander hängenden Eier sind von der Größe einer Linse und etwa 50 an der Zahl. Sämtliche unbefruchteten Bierchen erschienen glashell — durch- sichtig. Herr Dermühl zeigt eine große Emys lutaria und stiftet dieselbe für die Präparatensammlung, wofür wir bestens danken. Unterzeichneter zeigt Lacerta ocel- lata, die spanische Perleidechse, in prächtigen Exemplaren, Zwei junge Tiere und drei ausgewachsene, zwei Weibchen und ein Männchen. Der Rücken dieses prächtigen Tieres erscheint wirklich wie perlengestickt, _ erbsengroße leuchtendblaue Punkte zieren in mehreren Reihen die Seiten. Die Rückenfärbung der Weibehen nuanziert mehr in das bräunliche, während bei dem Männchen das leuchtende Grün die Zeichnung prächtig. zur Wirkung kommen läßt. Die Tiere sind gewaltige Räuber und [fressen kleinere Eidechsen, junge ihrer eigenen Art und kleine Säugetiere, wie Mäuse, neben aller Art Kerfen usw. Unterzeichneter hatte vor kurzer Zeit zur Fütterung von zwei großen. Vierstreifennattern (Coluber quatuorlineatus var. sauromates) 10 weiße Mäuse in den geheizten Be- hälter gegeben. Das äußerst kräftige Männchen der Perleideehse hatte sofort ein Stück erfaßt und verschwand damit in seiner Höhle. Die beiden jungen Tiere gruben sich in einem großen Eidechsenterrarium Röhren in die Erde, in denen sie sich zur Nachtzeit verbergen, doch scheinen dieselben lediglich so tief zu sein, daß sie den Körper decken. Trotzdem diese beiden Jungtiere immer- hin die Größe einer kleinen Lacerta viridis aufweisen, sind sie den bedeutend kleineren Mauereidechsen bis jetzt nicht gefährlich geworden. Sie sonnen sich, aufeinander- liegend, einträchtig mit diesen. Schön ist das große, kluge Auge dieser “beiden Echsen. Die ausgewachsenen Tiere dagegen sind bösartige, bissige Geschöpfe. Einer afrikanischen Eidechsennatter riß eine derselben ein großes Stück aus dem Körper, das Fleisch vollständig bloß legend, was übrigens die Freßlust der Schlange nicht be- einträchtigte. Neben Eidechsen frißt diese äußerst leb- hafte Schlange weiße Mäuse anscheinend mit besonderer Vorliebe. So hatte dieselbe zu später Abendstunde eine Maus geschlagen und verschlungen. Die Beute hatte noch nicht den dritten Teil des geschmeidigen Körpers passiert, als die Schlange bereits auf ein anderes Opfer lauerte und dieses unmittelbar darauf mit einem äußerst sicher gezielten Stoß erfaßte. Die Tötung des Opfers geht rasch vor sich. Zumeist; packt die Schlange das Beutetier am Genieck umd umschlingt dasselbe blitzschnell mit zwei bis: drei Windungen. Keine Bewegung der Schlange erfolgt nach dieser Umstrickung. Krampfhaft hält sie mit dem Maule fest und erstickt das Opfer in den sich immer enger zusammenschließenden Schlingen ihres schuppigen, farbenprächtigen Körpers. Erst wenn sich kein Leben mehr zeigt, reißt die Schlange mit einem kräftigen Ruck die tote Beute aus der gelockerten Um- Vereins-Nachrichten, windung und beginnt dieselbe in der allen Ophidiern eigenen Weise hinabzuwürgen. Das alles geht selbst- verständlich viel rascher, als es bei dem Erzählen des Vor- gangs den Anschein hat. Übrigens sollte ihr nicht ver- gönnt sein, das zweite Opfer ebenfalls ihrem Magen einzu- verleiben. Die Erdrosselung war vollzogen und das fote Mäuschen lag vor der Räuberin, von dieser immer mit dem Maule festgepackt. Da zeigte sich aus einer im Terrarium befindlichen Höhle heraus der Kopf einer Sauromates (Vierstreifennatter). In atemloser Spannung erwarte ich, was nun kommen wird. Die große Schlange bezüngelte lebhaft die tote Maus, griff zu und verschwand, die Eidechsennatter mit sich ziehend, in ihrem Versteck. Ich hatte Sorge, daß die kleine Schlange ebenfalls im Rachen des Coluber verschwinden könnte, aber die Natter ließ doch wohl ihre Beute rechtzeitig los. Es ist zu be- merken, daß übrigens die Schlangen nicht nur lebende Beute annehmen, sondern auch bereits tote, auch wenn das Tier nicht von der Schlange selbst getötet ist, fressen. Eine große Würfelnatter frißt bei Unterzeichnetem in das Terrarium geworfene tote Fische. Sie sucht das Wasserbassin ab und ergreift den Kadaver, nachdem sie denselben mit der Zunge befühlt hat. Diese Erfahrung bestätigt auch Herr Beuttenmüller, bei dem eine Schling- natter eine hineingeworfene tote junge Maus ebenfalls auffraß. Weiter zeigt Unterzeichneter kleine spanische Mauereidechsen und Rippenmolche eigenen Imports vor. Herr Friedrich teilt mit, daß ein Gambusenweibchen bei ihm die Jungen mit Dottersack geboren habe und daß die Jungen mit diesem behaftet fünf Tage am Boden lagen, sich aber hernach normal entwickelten. Es dürfte wohl das stark treibende Männchen einen beschleunigten Geburtsakt herbeigeführt haben. Herr Adjunkt Foertsch füttert seine Laubfrösche mit rohem Fleisch. daß er an einem Stäbchen befestigt und vor dem Maule des Frosches bewegt. Genannter Herr teilt ferner mit, daß er einige junge Bufo vulgaris in das Laubfroschhäuschen geworfen und beobachtet habe, daß einer der Laubfrösche eine der Kröten verschlang. Anderntags sei der Laubfrosch tot gewesen. Herr Lehrer Sattelmaier besitzt mehrere dieser Grünröcke, die Regenwürmer anstandslos verspeisen. Herr Glass berichtet von seinem Wasserfrosch (.BRana esculenta), daß er mit Vorliebe Kaulquappen fresse, die er an seichten Stellen aus dem Wasser hole. Er macht Versuche mit Fischehen, worüber wir später noch berichten werden. Bei Herrn Ingenieur Dreher hat sich G@ymnotheca chinensis zu 2 m 18 cm Höhe entwickelt, gewiß eine bemerkens- werte Kultur im Zimmeraquarium. Herr Dr. Marburg verspricht, zur Vorzeigung von mikroskopischen Präparaten in den Sitzungen uns sein Mikroskop zur Verfügung zu stellen, wofür wir herzlich danken. Riedel. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Magdeburg. Vereinslokal: „Tivoli“, Kaiserstraße. Sitzung jeden 2. und 4. Dienstag im Monat. Briefadresse: W. Jürgens, Königgrätzerstraße 17p. Sitzung vom 10. September 1907. Die Anfrage der ÜCreutz’schen Buchhandlung, be- treffend die Beibehaltung der „Blätter“ als Vereinsorgan, soll in zustimmendem Sinne beantwortet werden. Nach vorangegangener, eifriger Besprechung wird die Pachtung eines Teiches zur Daphnienzucht und Wasserpflanzen- kultur beschlossen. Unsere Bibliothek wird durch Ankauf und durch Stiftungen seitens der Herren Gersten und Kuhn um eine Anzahl Bücher vermehrt, darunter die Werke von A. E. Brehm „Vom Nordpol bis zum Äquator“ und von Ohristian Schäffer über die „stachlichen und glatten Wasserflöhe und kleinen Wasseraale* (Tubifex). Herr Püschel berichtet über die Häutung einer Wasser- spinne. Diese hielt sich mehrere Tage in einer oberen Eeke des Aquariums, außerhalb des Wassers, verborgen, bis die Häutung von statten gegangen war, um dann erst wieder ihre aquatile Lebensweise” aufzunehmen. Herr Voigt berichtet von seiner pockenkranken, aber sonst oanz munteren und freßlustigen Würfelnatter, deren Pocken zu vernarben scheinen, aber bei jeder frischen Häutung wieder neu aufbrechen. J. Für die Schriftleitung ver ‚rantwortlich: "Oberlehn, 'er Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den ao Sen ? dutz ’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, "Magdeburg. — Druck von A. u opier, Burg b.M. Jahrgang XVII Heft 40. NEN EZ Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. VI. Über die sog. Fett-, Staub- oder Schmutzschicht. (Mit einer Mikrophotographie von B. Wichand.) enn ich in einem frühern Aufsatze!) die „initiale Trübung“ des Aquarien- wassers mit einer Krankheit, und zwar speziell mit einer akut auftretenden, meist rasch vorüber- gehenden Infektionskrankheit verglichen habe, könnte man vielleicht die auf der Ober- fläche unserer Aquarien so überaus häufig zu Tage tretende, hartnäckige und häßliche Erscheinung der sogenannten Fett- schicht eher einem Kos- metischen Übel, einem Schönheitsfehler etwa vom Range der Sommersprossen, gleichstellen. In ähnlicher Weise, wie wir die Entstehung dieses kleinen Gebrechens durch äußere Maßnahmen (z. B. einen die Lichtstrahlen ab- haltenden Schleier) in mehr oder minder hohem Grade zu verhindern wissen, läßt sich auch das Auftreten der Fettschicht durch gewisse Vorbeugungsmittel (wie Bedecken des Aquariums mit einer Glasscheibe) vermeiden. Wie der ge- sündeste Mensch ein Sommersprossengesicht be- sitzen kann, so‘sehen wir oft auch das beste, nicht die geringsten biologischen Störungen zeigende Aquarium mit einer dicken Fettschicht bedeckt. Ja, wir können sogar behaupten, dab ein derartiges, mit einer entsprechenden Anzahl 1) „Allerhand Kleinigkeiten“ IV in Heft 27: „Die anfängliche Trübung des Wassers in neu eingerich- teten Aquarien“. Original-Mikrophotographie f. d. „Bl.“ von B. Wichand. von Fischen besetztes Aquarium sich in einem, in jeder Beziehung in vorzüglicher Weise ein- gestellten biologischen Gleichgewichte befindet und vor allem auch gut durchlüftet ist. In einem sauerstoffarmen Aquarium kommt es nämlich sehr häufig deshalb gar nicht zur Entwicklung einer irgendwie erheblichen Staubschicht, weil die Entstehung derselben infolge der durch das Luftschnappen der Fische bewirkten Ober- flächenbewegung des Wassers stark gehemmt oder ganz ver- hindert wird, — eine mehrfach bestätigte Tatsache, auf die ich den geneigten Leser an dieser Stelle besonders auf- merksam machen möchte, da siein völligem Widerspruch zu einer weiter unten genauer zu erörternden Theorie Prof. (G4. Jägers steht. Daß „der Nachteil der Fettschicht darin besteht, daß sie den Gasaustausch zwischen Luft und Wasser erheblich beeinträchtigt“, kann nicht be- stritten werden, zumal wir aus dem Unten- stehenden ersehen, daß der bei diesem Gas- austausch wohl hauptsächlich in Frage kommende Sauerstoff der Luft durch die Fettschicht selbst vorweg zum größten Teil aufgebraucht wird. Wir sehen aber auch zugleich, daß dieser Gasaustausch mit bezug auf unsere dicht- bepflanzten, mit Fischen bevölkerten Aqua- rien insofern von ganz untergeordneter Be- deutung ist, als sich das Aquarium auch bei Die „Fettschicht“. 1000:1 394 Luftabschluß im biologischen Gleichgewicht zu erhalten vermag; mit andern Worten gesagt, daß einerseits der für die tierischen Aquarien- bewohner notwendige Sauerstoff in genügender Menge produziert, andererseits die von ihnen ausgeatmete Kohlensäure durch die Pflanzen vor- weg assimiliert, bezw. unschädlich gemacht wird. Diese Tatsache läßt sich übrigens auf ein- wandfreiere Art auch durch das Experiment be- weisen?). So hat z.B. die Mainzer Aquarien- freundin Adele Binder auf der letztjährigen Ausstellung des „Uyperus“ unter der Bezeich- nung „Eine Welt im Kleinen“ Fische und unter- getauchte Wasserpflanzen in fest verschlossenem (Gefäße ausgestelit. Obgleich nun der Fettschicht keine irgend- wie störende Einwirkung auf die biologischen Wechselbeziehungen im Aquarium zur Last gelegt werden kann, so lassen sich dennoch schädigende Einflüsse auf gewisse Aquarienbewohner nicht von vornherein ausschließen. Es ist schon mehrfach darauf hingewiesen worden, „dab sie den zum Teil an der Oberfläche atmenden Labyrinthfischen die Kiemen verklebt“ und „infolgedessen zum Erstickungstode führen kann“ ?). Ob tatsächlich solche Fälle beobachtet wor- den sind, darüber habe ich eigentlich bis jetzt keine bestimmten Angaben vorgefunden. Dies- bezügliche Versuche, die ich mit Makropoden vornahm, haben keine bemerkbaren Störungen des Atmungsprozesses ergeben, geschweige denn, daß das Leben dieser Fische irgendwie gefährdet worden ist. Anders dürfte es sich nun aber mit der eben ausgeschlüpften Brut unserer Aquarienfische, seien es nun Labyrinthfische oder andere, verhalten. K. E. von Baer und K. Vogt haben nämlich die Beobachtung gemacht, daß sich die jungen Fischehen nach dem Ausschlüpfen bald an die Oberfläche des Wassers begaben, um Luft in die ?) Ein derartiger, namentlich auch zu Demonstrations- zwecken geeigneter Versuch läßt sich leicht in der Weise ausführen, daß man eine mit Bodengrund versehene Flasche mit dem von mir an anderer Stelle demnächst zu beschreibenden Instrument gut bepflanzt, nach einiger Zeit mit ein paar Girardinwus besetzt und luftdicht versiegelt. Das Aquarium erhält sich Monate lang un- verändert, zumal die erwähnten Fischehen, welche sich durch absterbende Pflanzenteile (von denen man zum voraus einen kleinen Vorrat beigefügt hat), vollständig zu ernähren vermögen, keiner besonderen Fütterung be- dürfen. _ ?) Zernecke, Leitfaden für Aquarien- und Terrarien- Freunde, I. Aufl., S. 39 u. 309. Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. bereits vorgebildete, eine Ausstülpung des Darm- kanales darstellende, aber noch luftleereSchwimm- blase zu pumpen, und daß sie nach kurzer Zeit starben, wenn sie durch ein Drahtnetz verhindert waren, an die Oberfläche des Wassers zu ge- langen). Bei einer einigermaßen dicken Fettschicht ist jedenfalls die Möglichkeit ins Auge zu fassen, daß einerseits die Fischehen beim Versuche, die schleimige Decke zu durchstoßen, infolge von Kiemenverstopfung ersticken, oder andererseits — falls dies nicht geschieht — nicht imstande sind, an der Oberfläche atmosphärische Luft auf- zunehmen und aus diesem Grunde (im Hinblick auf die Erfahrungen der genannten Forscher) nach kurzer Zeit eingehen. Wie bezeichnend nun auch die verschiedenen Benennungen Fett-, Staub- und Schmutz- schicht für das Aussehen der häßlichen Er- scheinung sein mögen, so geben sie uns doch nicht den geringsten Aufschluß über die Be- schaffenheit derselben. Mit einer eigentlichen Fettschicht haben wir es wohl nie zu tun, es müßte sich denn um das Vorhandensein von einzelnen, aus zu dünn angerührtem Mennigekitt herausgepreßten, auf der Wasseroberfläche sich ausbreitenden Leinöl- tropfen handeln. Auch der aus der Luft in das Wasser fallende Staub oder Schmutz hat bei der Entstehung einer sog. Staub- oder Schmutzschicht nur eine ganz untergeordnete Bedeutung. Die meisten Staubteilchen sinken nämlich im Wasser unter, falls sie nicht auf eine bereits vorhandene Fett- schicht gelangen und von ihr über Wasser ge- halten werden. Dagegen ist es eine längst bekannte Tat- sache, daß bei der Entstehung dieser lästigen Erscheinung pflanzliche Lebewesen, welche auf der Wasseroberfläche ihr Dasein fristen, die Hauptrolle spielen. Fast ausnahmlos haben wir es bei der Entwicklung der Fettschicht mit Vegetationen von verschiedenen Spaltpilzen sowie mit den schleimige und körnige Massen, sog. Detritus®) bildenden, abgestorbenen Über- resten derselben zu tun. Seltener treten auf einer älteren Staubschicht etwa auch Schimmel- pilze auf, welche durch eine in der Nähe ge- *) Vgl. auch „Natur u. Haus“ 1905, S. 113, Dr. Janson: Die Schwimmblase der Fische. 5) Eine Nachprüfung dieser Versuche mit der leicht kontrollierbaren Brut unserer lebendgebärenden Kärpf- linge wäre eine sehr hübsche und dankbare Aufgabe! 6) Von lat. detero = zerreiben. W. Köhler: Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Unbilden des Klimas. platzte Sporenkapsel oft ziemlich gleichmäßig über die Oberfläche der Fettschicht ausgesät worden sind und zierliche, weiße, von bloßem Auge sichtbare Sternchen bilden. Wenn wir uns ein genaueres Bild von der Entstehung und Zusammensetzung der Fettschicht machen wollen, gehen wir am besten so vor, daß wir eine erst ein paar Tage be- stehende, als äußerst dünnes, bläulich irisierendes Häutchen wahrnehmbare Fettschicht als Unter- suchungsobjekt wählen. Auf ähnliche Weise, wie es etwa empfohlen worden ist, die Fett- schicht mit einem Löschpapier zu entfernen, legen wir vorsichtig ein mit der Pinzette ge- faßtes Deckgläschen auf die dünne Schicht, um sie alsdann als zusammenhängendes Häutchen vom Wasserspiegel abzuheben. Die mikroskopische Untersuchung des vorerst in geeigneter Weise behandelten und gefärbten Präparates ergibt nun, daß dasselbe sozusagen aus einer Reinkultur von sehr kleinen Bazillen besteht. Dieselben bilden lange, gewundene Kettehen, welche in einem in natürlichem Zustande erhaltenen Präparate stets gleichen Abstand voneinander zeigen und oft zier- liche, moire-artige Muster darstellen. Nur aus- nahmsweise sieht man in das Bazillenhäutchen kleine Haufen von Mikrokokken oder Gruppen von kurzen, dicken Bakterien eingelagert; wir begegnen ihnen aber, sowie auch vielen andern Spaltpilzarten, immer häufiger je älter die zur Untersuchung verwendete Fettschicht ist. Wäh- rend neue und meist stark wuchernde Mikroben auftreten, ist bald von den ursprünglichen Bazillen nichts mehr zu sehen. Indem in ähn- licher Weise, wie ich es bei der Ä„initialen Trübung“ des Aquarienwassers geschildert habe, eine Spaltpilzart die andere epochenweise ablöst, wobei die Überreste von abgestorbenen Pilz- vegetationen wohl einen wesentlichen Nahrungs- bestandteil für neuauftauchende Kulturen bilden, findet auf der Fettschicht eine Art von Wechsel- wirtschaft statt. Dabei verdickt sie sich im Laufe der Zeit immer mehr; das gefärbte Präparat zeigt alsdann einen solchen Wirrwarr von Spalt- pilzen, daß eine genauere Untersuchung ohne vorherige Auflösung der Bakterienhaut un- möglich ist. Der Umstand, daß die sog. Fettschicht unserer Aquarien aus Pilzen besteht, könnte uns leicht dazu verleiten, diese unzutreffende Benennung durch das Wort Kahmhaut’) zu ersetzen, wie dies tatsächlich schon mehrfach in unserer °) Vom mittelhochd. käm = Nebel. 395 Literatur (in verschiedenen Vereinsberichten) geschehen ist. Da wir jedoch unter einer Kahm- haut die Oberflächenwucherung von ganz be- stimmten, die Essigsäuregährung®°) bewirken- den Pilzarten verstehen, so ist es leider nicht angängig, diesen technischen Ausdruck auch für die Fettschicht anzuwenden. (Schluß folgt.) ea Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Unbilden des Klimas. Von W. Köhler. ; (Mit vielen Abbildungen.) (Fortsetzung.) Pa H schön konnte ich die Verwendung A der Latenzformen zur Ausbreitung der Art im vergangenen Frühjahr an Latenzknollen des gemeinen Pfeilkrautes (Sagittarıa sagittae- folia L.) beobachten (Abb. 4 und 5). Da brachten die Uferwellen der Havel bei Hennigsdorf massen- haft bereits angetriebene Pfeilkrautknollen, wie sie die letzte Abbildung veranschaulicht, an- getragen, bis sich diese mit ihren gebogenen spitzen Blättchen, zwischen Gras und Röhricht verfingen und so haften blieben. Etwas land- einwärts — zwei Tage vorher konnte das Wasser noch so hoch gegangen sein — fanden sich zwischen Gras und Binsen bereits in Menge be- wurzelte Pflänzchen mit ziemlich resorbierter Knolle vor. Das Pfeilkraut ist bekanntlich eine Sumpf- pflanze und als solche mindestens in ebenso hohem Maße der Dürre des Sommers wie dem Froste des Winters ausgesetzt. Ihre Latenz- knollen begegnen denn auch beiden Eventuali- täten. Sie treibt an kräftigen, steifen Stolonen die Knollen tief in den lehmigen oder schlammigen Bodengrund hinein. Kommt eine vorübergehende Dürre, welche die Mutterpflanze tötet, womöglich noch ehe sie Samen ansetzen oder reifen konnte, so ist gleichwohl der Platz für die Art behauptet. Denn bis zu den oft '/, m tief im Boden liegenden Knollen dringt die Dürre nicht vor, zumal der Sumpfboden stets eine zähe Konsistenz besitzt. Und die harte, starke Hülle der Ablegerknollen würde schließlich auch einer mehrere Wochen andauernden, ziemlich energischen Austrocknung trotzen. Andrerseits dringt im Winter der Frost nur selten so tief in den Boden ein, der ja meist um diese Zeit noch unter Wasser steht. Somit 8) Dieselbe kommt dadurch zustande, daß die be- treffenden Pilze vermittels des der atmosphärischen Luft entnommenen Sauerstoffes den in der betr. Flüssigkeit enthaltenen Alkohol in Essigsäure und Wasser verwandeln. 396 bietet die Latenzknolle einen wirksamen Schutz sowohl gegen die Austrocknung wie gegen das Erfrieren und gewährleistet selbst unter recht ungünstigen Umständen den Fortbestand der Art. Auch untergetauch- te Wasser- pflanzen unse- rer Heimat bil- den Latenz- knospen, so z. B. die Tau- sendblattarten (Abb. 7), Ay- drilla vertieil- lata u.a. Von einheimischen Schwimm- pflanzen möge noch der Was- serschlauch ‚(Utrieularia, verschiedene Arten) als Latenzknospenbildner hier erwähnt werden. Interessant ist das Verhalten dieser Pflanzen bei Aquarienkultur. Froschbiß und Wasseraloö scheiden dabei so ziemlich aus, denn sie gedeihen — wie übrigens auch die Mehrzahl der heimischen Sumpf- und Unterwasserpflanzen — im Aquarium nur recht wenig befriedigend. Daran mag in erster Linie die trockene Zimmerluft schuld sein — bekanntlich auch der schlimmste Feind unserer Zimmerpflanzen —; zweifellos aber kommen noch andere Faktoren hinzu, z. B. die Licht- und Temperaturverhältnisse, zum Teil wohl auch Mangel an Nahrung. Wasserpflanzen wie Tausend- blatt, Hornkraut und namentlich auch die ein- heimische Wasserpest werden dürr und spillerig, so daß mit den robusten im Freien gewachsenen Artgenossen gar kein Vergleich mehr ist. Sumpf- pflanzen werden geil und dabei schwächlich; sie schießen zunächst bei der relativ hohen Teempe- ratur und dem Nahrungsüberfluß; bald ist die Nahrung aber erschöpft, und sie knicken zu- sammen. Von Schwimmpflanzen mögen Teich- linsen und zur Not noch Froschbiß — letzterer wenigstens, wenn das Fenster fleißig gelüftet wird — einigermaßen angehen, aber der Wasser- alo& wird binnen wenigen Wochen geradezu ungenießbar für ein ästhetisch veranlagtes Ge- müt. Wenden wir uns daher zu den Tausend- blattarten und Aydrilla, die, nicht zu hell und nicht zu warm, vor allem aber luftig gehalten, noch leidliche Kulturerfolge ergeben. Halten Latenzknollen vom gem. Pfeilkraut (Sagittaria sagittaefolia). Originalaufnahme für die „Blätter, W. Köhler: Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Unbilden des Klimas. wir diese Pflanzen nicht direkt am Nordfenster, und im Herbste in einem Zimmer, worin der Temperatur durch Heizung etwas aufgeholfen wird, so fällt es ihnen gar nicht ein, Brut- knospen zu bilden. Woran merken nun die Pflanzen, daß sie die Bildung solcher Latenz- knospen im Aquarium nicht nötig haben, und warum bildet z. B. Myriophyllum vertieillatum in wärmeren Gewässern auch in der Freiheit keine Winterknospen? Einfach infolge der höheren Temperatur; je niedriger die Tempe- ratur, desto geringer das Wachstum, in erster Linie das Längenwachstum; werden in der freien Natur die Nächte gegen Ende des Sommers hin allmählich kühler, so kühlt sich auch das Wohn- gewässer der Pflanze mehr und mehr ab; sie hält im Wachstum ein und speichert die auf- genommenen Nährstoffe an. Von da bis zur Bildung der ersten Latenzknospe ist nur ein Originalaufnahme )rigin Y Latenzknolle vom gem. Pfeilkraut für die „Blätter“. (Sagittaria sagittaefolia), ausgetrieben. W. Köhler: Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Unbilden des Klimas. kleiner Schritt. Sie bewährte sich und sicherte ihren Trägern einen Vorzug gegenüber den Pflanzen, die noch nicht solche Latenzknospen zu erzeugen vermochten, indem strenge Winter die letzteren abtöteten, von ersteren aber wenig- stens die Sippe erhalten blieb. Die Nachkommen neigten wieder zur glei- chen Variation der Brut- knospenbildung u. s. f£. Nach hunderten oder tausenden von Genera- tionen war die Fähig- keit, Latenzknospen zu bilden, in den unver- äußerlichen Besitz der Art übergegangen. Die Vererbung der Fähigkeit, Latenzformen zu erzeugen, zu erklären, bietet also keinerlei Schwierigkeit. Noch haben wir aber nicht den Weg, auf welchem die erste Latenzknospe zu- stande kam, völlig klar- gestellt. Denn wenn nur diegeringere Temperatur ein gedrungeneres Wachstum hervorriefe, wie wir das eben zu erläutern versuchten, so wäre wohl die Erzeugung von Latenzformen vor Beginn der kalten Jahres- ‘zeit einleuchtend, nicht aber die Bildung solcher Formen zur Zeit. der größten Dürre, also bei größter Hitze im Hochsommer. Und das Pfeilkraut bildet auch dannsolche Knollen,wiewir bereitsangedeutet haben. Hier hilft uns das Experiment. Lassen wir in zwei großen Einmachehäfen je eine Pfeilkraut- knolle, beide von gleicher Größe, sich entwickeln, und lassen in der einen Büchse, indem wir immer weniger und weniger des verdunsteten Wassers nachfüllen, dieses allmählich austrocknen, wäh- rend wir die andere Büchse immer bis oben auf gefüllt halten, so werden wir bei Untersuchung des Inhalts beider Behälter im Hochsommer einen durchgreifenden Unterschied in der Form der Ableger finden. Die ausgetrocknete Büchse ent- hält nur Knollen, wie die abgebildeten in (Abb. 4 und 6b); die unter Wasser gehaltene nur Lang- triebe, die an der Knickung sofort Wurzeln aus- treiben (Abb. 6a). Denselben Befund erhalten wir, wenn wir in der freien Natur in der völlig trocken gelegten Uferzone und im noch a Langtrieb (bei Nah- rungsüberfluß), 'b Kurztrieb (Latenzknolle, bei Nahrungsmangel) von (Sagittaria sagittaefolia). 397 unter Wasser befindlichen Schlamm nach Ab- legern suchen“). Mit Druckunterschieden läßt sich hier nichts erklären; denn man sollte doch eher im tiefen Wasser, unter höherem Drucke, gedrungeneren Wuchs erwarten, als im ganz seichten Wasser, bezw. gar im nur noch feuchten Erdreich des Ufers. Daß das zähe Erdreich dem Längenwachstum des Ablegers zu viel Widerstand entgegensetze, kann auch nicht an- genommen werden; denn die Knollenform ist bereits längst gebildet, ehe das Erdreich fest geworden ist. Die Ursache dürfte vielmehr eine ganz andere sein. Alle Sumpfpflanzen sind an Überfluß von Wasser angepaßt und haben dem- entsprechend dicke, fleischige Stengel und Blätter mit großen Verdunstungsflächen. Ein solches üppiges Wachstum kann eine Pflanze hinwiederum nur zeigen, wenn sie genügend große Mengen Nahrung aufnimmt. Und das ist ja bei allen Wasserpflanzen, wie wir schon oben sahen, der Fall. Wir sagten, sie schwimmen förmlich in einer Nährlösung drin. In der Tat ist das Wasser unserer Seen, Teiche, Flüsse ebenso wie das Wasser des kleinsten Tümpels eine Lösung von Nährsalzen, die am Boden der Gewässer, mindestens aber in der weichen Bodenschicht selbst mit großer Annäherung als konzentriert bezeichnet werden kann. Je weniger nun Wasser in einem Tümpel enthalten ist, desto geringer die Menge der gelösten Salze, speziell was die Wasserschicht über dem Bodengrund und das Wasser, das sich in diesem selbst befindet, an- geht; diese Gebiete sind aber die für die Ernäh- rung der Pflanze aus- schlaggebenden, für die Wurzelassimilation über- haupt die allein in Be- tracht kommenden. Je ‘weniger also in einem Tümpel Wasser vorhan- den ist, desto weniger Pflanzenindividuen ver- mag er ausreichend zu ernähren, und je weniger in einem Tümpel mit gegebener Bepflanzung Wasser wird, desto mehr müssen die einzelnen Pflanzen Mangel leiden. Die Latenzknospen von Myrio- phyllum verticillatum. Originalaufnahme f.. d. „Blätter“. *) Interessant war der Befund des Inhalts der von mir in No. 82, S. 317 geschilderten, u. a. mit einer Sagittaria sagittaefolia besetzten Einmachebüchse: 15 große (mindestens wie Abbildung 4!) und 16 wesentlich kleinere Knollen, keine Zwischengrößen! Die Bildung der 15 großen ist offenbar von der Trockenperiode (vgl. die betr. „Kleine Mitteilung“), die der 16 kleinen von der beginnenden herbstlichen Abkühlung veranlaßt worden. 398 Menge der gelösten Salze — denn nur von gelöster Nahrung kann sich die Pflanze ernähren — nimmt aber ab nicht nur mit der Wassermenge, welche Salze auflöst, sondern auch mit der Temperatur des Wassers. Je kälter das Wasser, ein desto geringeres Quantum von Salzen vermag es zu lösen. So kommt es, daß zwei scheinbar so verschieden- artige Ursachen dieselbe Wirkung hervorrufen, daß sowohl Hitze (in deren Folge die Dürre) und Kälte die Bildung von Latenzformen ver- anlassen. In Wirklichkeit gilt auch hier das Gesetz: Gleiche Ursachen, gleiche Folgen; die Ursache der Bildung von Latenzformen istin letzter Linie eintretender Nahrungs- mangel. Das gilt für Wasserpflanzen; das gilt auch für den Winterknospenansatz der Bäume, für die Knollenbildung der Kartoffel, für die Brutzwiebelbildung bei Lilien, Crocus und anderen Zwiebelgewächsen, für die Ablegerbildung bei hungernden (lange Zeit nicht verpflanzten) Kugel- kakteen usw. In den Tropen ist die regelmäßig wiederkehrende Ursache von Nahrungsmangel die Trockenperiode; deshalb werden die Latenz- formen der Tropengewächse, soweit solche be- nötigt werden, nach Ende der Regenzeit mit zunehmender Austrocknung des Bodens gebildet; bei uns ist die regelmäßig wiederkehrende Ursache von Nahrungsmangel für die Pflanzen unser Winter. Deshalb kommen Latenzformen in der Hauptsache als Trutzmittel gegen die Gefahren der kalten Jahreszeit in Frage. (Fortsetzung folgt.) Schmeißfliegenzucht. Von Otto Tofohr. liegen bilden ein beliebtes Terrarientier- >» futter. Es gibt wohl kaum ein Reptil oder Amphib, das Fliegen verschmähte. Dieses beliebten Futters habhaft zu werden, wird daher das ernstliche Trachten des eifrigen Terraristen sein. Am beliebtesten zum Fang von Fliegen sind die bekannten Drahtgaze - Fliegenfallen (in jedem Eisenwaren- oder Hausstandssachen- geschäft erhältlich), die, wenn sie- mit einem alten Fischkopf geködert und im Freien auf- gestellt werden, den ganzen Sommer und Herbst über ein gutes Resultat erzielen. Fliegen mit der Hand zu haschen ist ein mühseliges Ver- snügen; nur wenige Terraristen werden noch diese veraltete Methode des Fangens betätigen, Otto Tofohr: Schmeißfliegenzucht. sie werden im Gegenteile auch an dem Fliegen- fallenfang noch manches auszusetzen haben, und namentlich an sonnenscheinarmen Tagen ärger- lich vor leeren Fallen stehen. Fliegen jeder- zeit, an jedem Tage, im Sommer und Winter, bei Kälte und Wärme, als Futter zur Hand zu haben, das ist das Ideal des Terraristen. Diesem Ideal sind wir durch die künstliche Fliegenzucht schon recht nahe gekommen. Am beliebtesten sind als Futter die großen Schmeibfliegen (die sogenannten Brummer) und zwar kommen hier hauptsächlich die große blaue Art und die große graue Art in Betracht, weil sie recht voluminöse Bissen bilden. Die letztgenannte Art setzt lebende Maden ab, die erstere vermehrt sich durch Eier. Wie züchtet man nun Brummer? Ich mache das auf folgende Weise: In einen großen Einmachehafen aus Glas, werfe ich etwa 20 alte Fischköpfe, die ich mir von meiner Fischfrau besorge. Dieses Gefäß stelle ich (des üblen Geruches wegen im Freien auf einem Balkon oder im Garten oder auch an einem Fenster, an einem Bindfaden außen angehängt) an einem recht sonnigen Orte auf, ohne das- selbe aber etwa oben zuzudecken. Die Schmeiß- fliegen werden nun in Scharen durch den Ge- ruch angelockt und legen alsbald ihre Eier. respektive ihre lebenden Maden auf den Fisch- köpfen ab. Man erzielt nun in ganz kurzer Zeit ungeheure Mengen von Madenbrut. Am günstigsten ist die Zuchtzeit im September und Oktober. Ich erzielte in dieser Zeit durch- schnittlich an einem Tage eine Besetzung mit etwa 2000 Maden. Sobald man also die Ablage‘ von einer genügenden Zahl von Eihäufchen auf den Fischen bemerkt, nimmt man den Hafen und bringt ihn an einen beliebigen Ort, der auch dunkel sein kann, aber möglichst nicht zu kalt sein sollte, und stellt ihn wiederum ohne ihn oben zu schließen in ein größeres Gefäß, etwa eine kleine Wanne, deren Boden dünn mit trocknem weißem Sande bedeckt ist. Die jungen Maden wachsen nun schnell heran, sie verzehren alle Fleischteile aus den Fischen und suchen endlich, wenn sie groß geworden sind, aus ihrer „Wiege“ zu entweichen (ca. 8—14 Tage dauert dies). Die Maden kriechen nun in Scharen an den Glaswänden empor und gelangen nun in den trocknen Sand der Wanne, wo sie sich alsbald trocken laufen und nun nicht mehr imstande sind, an den Wannenwänden empor- steigen zu können. Man hat also immer darauf zu achten, daß der Sand nicht etwa zu feucht oder gar naß werde. Hat man täglich jeweilig Fragekasten. — Vereins-Nachrichten. eine genügende Zahl von Maden im Sande vor--. gefunden, so siebt man auf einem grobem Draht- siebe den Sand ab, so daß nur die reinen Maden nachbleiben, die nın auch schon viel von ihrem üblen Geruche eingebüßt haben. Man bringt die Maden nun in ein Gefäß, das zur Hälfte mit feuchtem Sand angefüllt ist, in welchen sie sich alsbald vergraben. Dies Gefäß mit den Maden bringt man nun an einen kalten Ort (frostfrei) und bindet ihn oben mit feiner Gaze zu, auch achte man immer darauf, dab der Sand nicht etwa austrockne Braucht man nun Fliegen, so holt man sich einen Löffel voll von dem von Maden wimmelnden Sand heraus, siebt den Sand wiederum ab, und hält nun die Maden, die jetzt ganz geruchlos sind, einige Tage recht trocken in einem leeren Glashafen; sie laufen nun sehr unruhig umher, da ihnen die Trocken- heit mißhagt und entschließen sich daher als- bald zur Verpuppung. Die Maden werden träge, schrumpfen in der Längsrichtung zusammen und färben sich erst rosa, dann rot, bis sie schließ- lich als die bekannten kleinen braunen „Tönn- chen“, die Puppen vorgefunden werden. Diese Puppen der Schmeißfliege stellt man nun recht warm (aber nicht heiß), und nach 14 Tagen schlüpfen dann die Brummer aus. Sie sind zu- ——> VEREINS-$& = NACHRICHTEN 399 nächst weiß und erscheinen flügellos.. Nach 1—2 Stunden haben sie ihre Flügel entfaltet und haben ihr natürliches Aussehen erlangt. Man kann sie nun noch vorher etwas mit Zucker- wasser füttern, und dann können sie verfüttert werden. Die Zeit vom ersten Absieben des „Madensandes“ bis zur Entwicklung der Fliege beträgt insgesamt etwa 3 Wochen. Man kann also nach einiger Übung aufs genaueste sich bis zum jeweiligen Gebrauche rechtzeitig mit Fliegen versehen. — In feuchtem Sande bleiben die Maden, wenn sie recht kalt (frostfrei) stehen, lange Zeit, bis zu mehreren Monaten un- verpuppt, man kann sich daher leicht für den ganzen Winter mit Fliegen versorgen. Auch diejenigen Maden, die sich ungewollt verpuppten, werden durch Kälte monatelang Aus- schlüpfen zurückgehalten. [| Trasekasten. 0. K. in H. Ihre Frage, wie man „Brummer“ züchtet, habe ich von berufener Seite in einem Spezial- artikelin dieser Nummer beantworten lassen. Auch Küchen- schaben eignen sich zur Fütterung; man darf aber nicht ausschließlich damit füttern wollen. K. vom EIFEART et Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. »„‚Wasserstern‘‘, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Augsburg. Vereinslokal: Hotel „Kaiserhof“, Eingang Halderstraße. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Samstag des Monats. Briefadresse: K. Riedel, Haunstetterstr. 21/I. Sitzung vom 17. August 1907. Aufgenommen die Herren Endres, Roser, Biedermann. Angemeldet Herr Franz Hahn und Herr Paul Landauer. — Im Einlauf: Schreiben des Creutz’schen Verlags. „Blätter“ betreffend. Karte eines Herrn Wilanowski aus Moskau. Brief der „Salvinia“, Hamburg. Wir ersuchen höflichst, uns die genaue Briefadresse zu übermitteln. Schreiben unter „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Terra- rienkunde, Hamburg 6, zu Händen des Herrn Dr. Franck, kamen neuerdings wiederholt als „polizeilich unbekannt, nicht zu ermitteln“, retour. Bine ganz unbegreifliche Tat- sache, zumal die „Salvinia“ doch eingetragener Verein ist. Herr Dr. Reuss von der biologischen Versuchsstation für Fischerei, München, übermittelt uns ein von genanntem Herrn verfaßtes Werkehen: „Die Fischfeinde aus der niederen Tierwelt“, wofür wir herzlich danken. Auf- liegend: „Blätter“ und „Wochenschrift“ No. 32 und 33. In den von Herrn Dr. Eugen Wolf gebrachten Schluß- bemerkungen des Dr. Wolterstorff’schen Artikels „Bei- träge zur Kenntnis der Branchiopoden“ lesen wir auf Seite 403 unter III. Arten mit Schalenbedeckung No. 1 Estheria tetracera Kr. für Augsburg nachgewiesen, unter zwei Fragezeichen angeführt. Zur Aufklärung sei folgen- des gesagt: Wir haben, ehe wir das Vorkommen dieses seltenen Krusters in den „Blättern“ gemeldet haben, den- selben als Estheria tetracera Kr. bestimmt. Auf Zuschrift des Herrn Scupin-Breslau übersandten wir das eine Stück (leider war uns nur ein Exemplar übergeblieben) diesem Herrn zur Bestimmung und Bestätigung des Augsburger Fundes und ersuchten um nachträgliche Publikation in der Wochenschrift (Sitzungsbericht), was auch erfolgte, und zwar bestimmte Herr Scupin das Tier als Zstheria cycladoides, allerdings beifügend, daß wegen Mangel an Zeit eine genaue Bestimmung nicht erfolgen konnte. Uns war es zur Hauptsache darum zu tun, die Sicher- stellung des Fundes zu bewirken. Nachdem nun aber in der wissenschaftlichen Arbeit des Herrn Dr. Wolf die Fundstelle Augsburg Fragezeichen zieren, fühlen wir uns veranlaßt, die Spezies des Fundobjektes endgültig fest- stellen zu lassen, um damit Klarheit in diese Angelegen- heit zu bringen und bestehende Zweifel auszumerzen. Wir ersuchen deshalb Herrn Dr. Wolterstorff höflichst, die Bestimmung des Krusters übernehmen zu wollen und bitten um diesbezügliche zustimmende Notiz. Die „Wasser- rose“-Dresden spricht über vegetarisches Nahrungs- bedürfnis von Tilapia zilli. Unsere Erfahrungen be- stätigen die Annahme der „Wasserrose“. Trotz reich- liehster animalischer Fütterung fressen die Tiere des Herrn Unkauf mit Vorliebe weichere Pflanzen, so dab sie z. B. Calla acthiopica mit Stumpf und Stiel auf- gefressen haben. Herr Dreher füttert reichlich Regen- würmer, die von seinem Exemplar sehr gerne gefressen 400 werden, aber trotzdem verschwinden sämtliche weichere Pflanzen im hungrigen Magen dieses Fisches Bezüglich der Friedfertigkeit hat Herr Unkauf andere Erfahrungen zu verzeichnen. Die beiden T'lapia des genannten Herrn sind allerdings mächtige Tiere. Das Männchen hat sich in einem 100 1 fassenden Behälter, der noch mehrere, ebenfalls sehr große Chanchitos beherbergt, zum Allein- herrscher aufgeworfen und tyrannisiert die nicht minder kräftigen Heros in rücksichtslosester Weise. Einen Art- genossen hat dieser Fisch grauenhaft zugerichtet und auf dem Transport hatte er ein Weibchen in der engen Kanne getötet. Wohl nicht gerade ein friedfertiger Charakter. „Blätter“ No. 33. Bei Myriophyllum lascum machten wir dieselbe Erfahrung wie Herr Köhler. Die jungen Triebe werden grün. Interessant ist uns, daß sich die Ver- mutung bezüglich Schwarzwerdens des Reicheltschen Aales bestätigt hat. Nach Erledigung des Sitzungsberichtes hält der Unterzeichnete einen vergleichenden Vortrag über „Kreuzotter und Schlingnatter*, Da beide Schlangen in der nächsten Nähe Augsburgs im Siebentischwalde, den Lechauen usw. ziemlich häufig vorkommen und infolge- dessen eine Verwechslung beider Arten durch Unkundige — und das sind wohl die meisten — häufig stattfindet, versucht Vortragender den Anwesenden die Unterschiede der beiden Schlangen an lebendem und präparierten Material dar- zulegen. Einleitend bespricht Redner allgemein Wissens- wertes über die Schlangen. Ihren anatomischen Bau, Zahnbildung, Gesicht, Gehör, Tastorgan (die Zunge), Uberwinterung, Häutung, die sich durch Trübwerden der Augen anzeigt, Zählebigkeit (sie vermögen ungemein lange zu hungern; nach Dürigen überwinterte eine Askulap- schlange zweimal, ehe sie an das Futter ging). Fortpflanzung, Begattung, Absetzen der Jungen usw. (die ausgestülpten Geschlechtsorgane sind an einem Kreuzotterpräparat er- sichtlich). Beide Arten sind ovovivipar, daß heißt, die Eier reifen im Mutterleib, und die Jungen sprengen die Eihülle vor, während oder unmittelbar nach dem Geburts- akte. Vortragender geht dann näher auf die Lebens- erscheinungen beider Schlangen ein, bespricht den Gift- apparat der Otter, die Wirkungen des Giftes, die Gegen- mittel und stellt zum Schlusse die Merkmale der beiden Schlangen vergleichend zusammen. In knapper Form mögen hier einige Punkte wiedergegeben sein. Der Körper der Natter ist langgestreckt, der Kopf wenig ab- gesetzt, Schwanz allmählich vom Körper in eine dünne Spitze übergehend. Dagegen ist die Otter plump, Kopf deutlich abgesetzt, Schwanz kurz, vom Körper unmittelbar in die Spitze übergehend. Die Färbung variiert bei bei- den Schlangen ungemein, Das charakteristische Zickzack- band der Kreuzotter läßt bei der melanistischen Form vollständig im Stich, bei braun (weiblichen) und hell- nuanzierenden (männlichen) Tieren gilt diese vom Kopf zur Schwanzwurzel hinziehende Zeichnung als sicheres Erkennungsmerkmal. Den Rücken der Schlingnatter ent- lang laufen zwei Reihen dunkler Punkte, die zu Quer- bändern zusammenfließen können. Kopfzeichnung der Kreuzotter nach Dr. Kammerer A, in scharfen Strichen sichtbar, die übrigens fortlaufend in einem Bogen nach außen und vorwärts gegen die Schnauze umbiegend weiterlaufen können. Die Kopfzeichnung der Schling- natter zeigt ebenfalls ein ähnliches Zeichen, doch bedeutend plumper. Vor uns liegt eine von Herrn Dr. Kammerer gütigst dedizierte Broschüre über Kriechtiere und Lurche der österr. Monarchie, in welcher wir nach einer von Prof. Dr. Paul Pfurtscheller gezeichneten Tafel die Kopf- zeichnung beider Schlangen vergleichen können. Nach dieser Aufzeichnung und dem erläuternden Texte hat die Kreuzotter ein A, die Schlinenatter dagegen einen deut- lichen hufeisenförmigen Fleck im Nacken, das trifft nach sämtlichen Präparaten im hiesigen naturw. Museum nicht zu. Sämtliche zeigen ebenfalls das Zeichen A, aber wie gesagt, viel plumper und verschwommener. Dieser Unterschied der Zeichnung unserer Nattern im Vergleiche zu denen Österreichs kennzeichnet die Variabilität der Zeichnung gravierend. Für die Kreuzotter ist ferner charakteristisch das vorspringende Augenschild. Un- bedingt sicher ist die Beschilderung des Kopfes. Der Kopf der Natter ist mit neun großen, regelmäßig begrenzten Hornplatten besetzt, wogegen bei der Otter nur unregel- mäßige kleinere Schilder, die in kleinen Sehüppcehen ein- Vereins-Nachrichten. gelagert sind, sich finden. Bei ermöglichter genauer Betrachtung gilt als sicheres Merkmal auch das After- schild, das bei der Natter gespalten, bei der Otter aber ungeteilt ist. Neben Präparaten erwachsener Schlangen werden noch Eier und Embryonen beider Schlangen demonstriert. Für die Ausführungen wird gedankt. An- schließend Gratisverlosung eines Pärchens Cnesterodon dee., Girard. jan. var. reticulatus, rote Posthornschnecken und eines langohrigen von Herrn Siebenkorn in dankens- werter Weise gestifteten Sonnenfisches. Herr Lotze schenkt zur Versteigerung, zugunsten der Verlosungskasse, ein Aquarium, wofür 3 Mk. erzielt wird. Wir danken für die Spende. Zum Schlusse Pflanzenabgabe. In letzter Stunde wird noch ein Brief unseres Mitgliedes Herrn Diplomingenieur Wittmann verlesen. Genannter Herr war, durch Krankheit gezwungen, längere Zeit von Augs- burg abwesend, er gratuliert zu unserem Ansstellungs- erfolge, bedauert, nicht zugegen gewesen zu sein und stiftet für die Bibliothekskasse 6 Mk., wofür wir herzlichst danken. Unser Ausstellungsbericht weist einige Satz- fehler auf. Es muß heißen: Aquarien ohne Tische (nicht Fische), ferner Herr Holl statt Woll und Haspelmoor statt Waspelmoor. Sämtliche Fehler sind wohl auf flüchtige Schrift zurückzuführen. Riedel. Fragekasten des „Triton“, Berlin. (Die Benutzung desselben steht auch Nichtmitgliedern frei.) Frage 32: Mein Aquarium, 1,8 m lang, 76 cm breit und 45 em hoch, ist an die Wasserleitung an- geschlossen. Kann ich dasselbe mit einem Injektions- durcehlüfter auch im Winter durchlüften, ohne fürchten zu müssen, daß das Wasser zu kalt wird und Pflanzen und Fischen (an Kaltwasser gewöhnten Schleierschwänzen) schadet? Welche Systeme von Injektionsdurchlüftern gibt es außer dem Geyer’schen, und welches System gibt bei sparsamstem Wasserverbrauch den größten Erfolg? Antwort: Sämtliche Injektionsdurchlüfter beruhen auf demselben Prinzip und weisen im Wasserverbrauch und in der Wirkung keine großen Unterschiede auf. Einen Injektionsdurchlüfter, der direkt an die Wasser- leitung angeschlossen ist, können Sie im Winter nicht verwenden, selbst nicht für abgehärtete Schleierschwanz- fische. Auch für diese sollte man die Temperatur nicht unter 12°C. herabsinken lassen. Wollen Sie Ihren Durch- lüfter in Betrieb lassen, so müssen Sie einen heizbaren Behälter einschalten, in welehem das durchströmende Wasser vorgewärmt wird. Sie vermeiden jedoch derartige Umständlichkeiten bei Anwendung des Skell’schen Durch- lüfters, welcher nur komprimierte Luft in die Behälter hineintreibt. Dieser wird gleichfalls an die Wasserleitung angeschlossen, ‘arbeitet automatisch, ist nieht teuer in der Anlage und sparsam im Wasserverbrauch; Bezugsquelle: Klempnermeister Skell-Dresden. Frage 33: Von meinen Schleierschwänzen im Garten- bassin, welche ich durch den „Triton“ bezog, habe ich Nachzucht nicht erzielt; auch meine Makropoden im Zimmeraquarium sind nicht zur Fortpflanzung geschritten. Liegt dies an der Witterung dieses Sommers oder liegen wohl andere Verhältnisse vor? Antwort: Die negativen Zuchterfolge Ihrer Makro- poden im Zimmeraquarium dürften wohl kaum auf die Witterungsverhältnisse zurückzuführen sein, falls Sie das Wasser ständig auf einer Temperatur von 25—300. er- halten. Es kommt sehr oft vor, daß Makropodenpärchen nicht zusammen passen, sei es, daß das Weibchen noch zu jung oder schon zu altist, oder aus anderen Gründen auf das Liebeswerben des Männchens nicht reagiert. Wenn man hiervon überzeugt zu sein glaubt, muß man sich eben kurz entschließen und dem Männchen eine andere (Grenossin zuweisen. Daß hingegen die Schleierschwanz- zucht im Freilandbecken von der Temperatur dieses Sommers beeinflußt worden ist, darf eher angenommen werden. Sie dürfen hier überhaupt gar nicht so sicher auf Erfolge rechnen; Bedingung ist vor allem sehr reicher Pflanzenwuchs und besonders Wasserpflanzen, die dicht bis an die. Wasseroberfläche reichen, und ferner ein niedriger Wasserstand, der wenigstens an einigen Stellen eine Tiefe von 10—20 em nicht überschreiten darf. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Heft 41. La FAN MNZAN Brend’amgun S.8CTo Illustrierte Wochen-Schrift für Reptilienzucht aus Eiern. Von Otto Tofohr. Hamburg (Salvinia). Bie Reptilienzucht aus Eiern scheint bei unseren Liebhabern immer noch ein recht wenig erfolgreiches Gebiet zu sein, auf dem sie sich betätigen; denn nur spärlich finden wir in den Fachzeitschriften Angaben, daß es diesem oder jenem geglückt sei, einige Reptilien- eier zu zeitigen, und in der Regel handelt es sich in diesen Fällen dann auch noch um die ver- hältnismäßig leicht zur Entwicklung gelangen- den Eier unserer heimi- schen Feldeidechse (Zac. agılıs) und unserer Rin- gelnatter (Tropidonotus natrix). An die diffizilen Eier der südeuropäischen oder nordafrikanischen Lacerten wagt sich aber schon fast keiner, und doch ist die Sache absolut nieht aussichtslos! Zwei Eigenschaften des Pflegers sind es nach meinem Dafürhalten,. die einen Erfolg ermöglichen, die eine heißt: Aufmerksamkeit, die andere: Geduld. — Mein erster bescheidener Erfolg auf diesem Gebiete liegt schon etliche Jahre zurück. In der „Nerthus“ berichtete ich darüber. Auch ich fing an mit der Zucht der Lae. agılıs und unserer Ringelnatter. Dann stieg ich höher auf der Leiter des Ruhmes, es folgte das Züchten der Mauereidechse (Zac. muralis) und der Smaragd- eidechse (Lac. viridis typ.) sowie der jonischen Eidechse (Lae. jonica) und endlich als Glanz- leistung die Zeitigung von den überaus heiklen Eiern des nordafrikanischen Fransenfingers (Acanthodactylus pardalıs). Alle vier letzt- genannten Arten wurden von mir erstmalig ge- züchtet, ein Beweis, wie wenige Liebhaber sich Originalaufnalıme nach dem Leben für die „Blätter“. (Mit 6 Original-Photographien von W. Köhler.) damals auf diesem Gebiete betätigt hatten. Den Mauergecko konnte ich — beinahe züchten, es gelang mir, die Embryonen in den Eiern bis zu einem Alter von 5'/, Monaten heran zu ziehen. Dann ging mir damals mein Eimaterial aus, und ich mußte meine diesbezüglichen Ver- Ringelnatter (Tropidonotus natrix var. siculus), 1 Tag alt, nebst Eihülle mit Ausschlüpföffnung (rechts). Natürl. Größe. (Gezüchtet von O. Tofohr.) suche einstellen. Ich schätze die ganze Ei- Entwicklungszeit des Geckos auf 6 Monate. Die schöne gewonnene Entwicklungsserie des Geckos entschädigte mich aber doch für die viele aufgewendete Mühe; sie prangt jetzt im Magdeburger Museum. Auch von den übrigen aus Eidechseneiern gezogenen Jungen fertigte ich Spirituspräparate an, und soweit es anging, auch Entwicklungsserien. Fast das ganze Material überwies ich ebenfalls dem Magdeburger Museum. Solche Entwicklungsserien sollte jeder, der sich mit Reptilienzucht befaßt, anfertigen, denn unsere Museen sind für derartiges Material immer dankbar. Genaues Etikettieren mit ge- nauen Angaben über Alter der Embryonen, Herkunft der Muttertiere usw. sollte nicht ver- gessen werden. Die Embryonen sind mit Leichtig- keit aus dem Ei herauszupräparieren und werden einfach in starken Brennspiritus geworfen. 402 Im Hinblick auf den großen Artenreichtum der in unserer Terrarien bisher gepflegten euro- päischen, mediterranen und überseeischen Rep- tilien (ich denke hier in erster Linie an das Eidechsen- Otto Tofohr: Reptilienzucht aus Eiern. Lac. viridis subsp. major, 30 Eier von Cha- maeleon dilepis, 20 Eier von Algiroides nigro- punctatus, 15 Eier von Lac. serpa, 30 Eier von Lae. agılis, 2 Eier von Acanthodactylus pardalıs, 3 Eier von geschlecht, Tropidono- das in der tus natrix Regel zu var. siculus, überwiegen 20 Eier von pflegt) be- Lac. jonica deuten die und 20 Eier bisher be- von Lac. mu- kannt ge- ralıs subsp. wordenen fusca var. Zuchterfol- brüggeman- ge aber nur ni. Diesem einen ganz imposanten winzigen Eimaterial Erfolg, der gegenüber uns Repti- Oaaturaimgiie® Link; Tate iii zb. mar 6 Tase a. nimmt, sic lienpflegern Natürliche Größe. (Gezüchtet von O. Tofohr.) die Zahl der ein An- lebend dem sporn sein sollte, dieser Seite unserer Lieb- 'haberei ein ganz besonderes Augenmerk zuzu- ‘richten. Wie zahlreiche Arten sind im Terra- rium überhaupt noch nicht gezüchtet! Wer hätte je gehört, daß man Seincus offieinalis, der zu hunderten alljährlich importiert wird, gezüchtet hat, wem wäre es je mit Agama inermis geglückt, von Uromastix ganz zu schweigen? Und doch sind diese Arten fast jedem älteren Liebhaber bekannt; er hat sie in seinem Terra- rium eine Weile gepflegt und schon ist er ihrer überdrüssig, so daß er sich abwendet von ihnen, um „neuen“ Tieren nachzuspüren. Viel bleibt noch zu erforschen und zu beobachten an allen diesen Altbekannten. Für mich sind alle diese Reptilien, die den Reiz der Neuheit längst nicht mehr besitzen, noch lange nicht abgetan und ich möchte nur, dab meine heutigen Zeilen den einen oder den anderen unserer Liebhaber veranlassen mögen, auch ihrerseits diese alten Bekannten, namentlich hinsichtlich von Zucht- versuchen, weiter im Auge zu be- halten; geschieht dies, dann ist der Zweck dieser Arbeit erfüllt. Mit großen Hoffnungen begann ich die diesjährige Zuchtkampagne. Täg- lich fahndete ich in meinen Terrarien auf abgelegte Eier, und eine glänzende Ausbeute war mein Lohn. Ich erzielte, abgesehen von den alsbald als unbrauchbar erkannten, ver- dorbenen oder beschädigten, ca. 90 Eier von Eihülle von Lacerta viridis subsp. major. Oben die Ausschlüpföffnung. Natürliche Größe. Ei entschlüpften Jungen freilich recht be- scheiden aus. Ich konnte an lebenden Jungen bis heute am 18. September 1907 erzielen: 9 Lac. agılis, 2 Lac. serpa, 3 Tropidonotus var. stceulus und 4 Lac. viridis subspec. major, während die beiden Eier von Acanthodactylusnoch. nicht bis zur völligen Reife gediehen sind, ihrem Aussehen nach aber von vorzüglicher Beschaffen- heit scheinen. Bis auf Lac. agilıs dürften diese vorgenannten Jungen wiederum zum ersten Male im Terrarium gezüchtet sein, während diverse Arten, wie Algiroides, die Muralis-Form und Chamäleon wieder ein völlig negatives Resultat ergeben haben. Ich will nun in Kürze beschreiben, was mir bei den diesmaligen Züchtungen an neuen Momenten aufgefallen ist, und wie ich die Zucht mit den primitivsten Mitteln bewerk- stelligtee. Meine Aufzuchtkästen be- stehen aus simplen leeren Zigaretten- Blechschachteln von 2—3 cm Höhe, die mit schwarzem Spritlack sorg- fältig innen und außen lackiert wur- den, um jegliche Rostbildung zu ver- meiden. Der obere Rand der Blech- kästen ist jeweilig einige Male schwach eingekerbt, um einen ganz gelinden Luft wechsel im Brutraume zu ermöglichen. Oben sind die Blechkästen mit einer Glasscheibe abgedeckt. Ihr Standplatz ist auf dem Gazedeckel eines geheizten Terrariums, was tagsüber eine Tem- peratur von ca. 25° C. im Brutraume ermöglicht. Otto Tofohr: Reptilienzucht aus Eiern. Des Nachts wurde (nach Abstellung der Heizung) den Eiern die gewöhnliche Zimmertemperatur geboten. Die Kästen wurden I em hoch mit feuchtem (nicht nassem), durch Kochen vorher sterilisiertem Sand :ge- füllt und auf diesem Sand die Eier in niedrigen Gruben so gebettet, daß sie sich weder gegenseitig berührten, noch allzutief im Sande steckten. Die ganze Arbeit des Züchters besteht nun nach dem ordnungsmäßigen Unterbringen der Eier im Zuchtkasten in täglichem Lüf- ten, Kontrollieren des Sandfeuchtig- keitsgrades und im Entfernen der unansehnlich gewordenen (schlechten) Eier. Jede Schimmel- bildung muß vermieden werden, eventuell sind Schimmelhärchen mit einem weichen Haarpinsel zu entfernen. Schwaches Einfallen der pergamentartigen Eihüllen ist nicht immer ein Beweis vom Schlechtwerden. Auch eingesunkene Eier können unter Umständen noch Junge ergeben. In der Kintwicklung begriffene Eier dürfen nicht gedreht werden, das heißt diejenige Seite, die beim Auffinden derselben oben sich befand, muß auch während der gan- zen Entwicklungszeit oben bleiben. Frisch abgelegte Eier können ganz regellos in den Aufzuchtkasten ge- worfen werden, doch ist darauf zu achten, daß dieselben noch seitlichen freien Raum finden für ihre während der Entwicklung bis zu 50°/, stattfindende Volumenvergrößerung. Es mögen nun meine Notizen über die in den Aufzuchtkästen durch kleine Papierfähnchen genau regi- strierten Eier, deren fort- schreitende Entwicklung und das eventuelle Ausschlüpfen der Jungen folgen: 1 COha- maeleon dilepis Weibchen legt (am 12. Juli 1907) 6 Eier, am 13. Juli 1907 stirbt es an Legenot; da ich gerade hinzu- Eihülle von Lac. serpa nach dem. Ausschlüpfen des Jungen. Rechts die Öffnung. Natürl. Größe. Embryo von Lac. serpa, 14 Tage vor der völligen Reife, links in natürlicher Lage, rechts gestreckt. Der Dottersack und die Nabel- schnur wurde entfernt. Netürl. Größe. 403 kleinen zwirndicken Bändchen versehen, zum Teil finden sich diese Bändchen auch nur an einem Eiende (dem spitzen). Die schwach cr@mefarbigen Eier sind mit kleinen, er- habenen, weißen Pünktchen übersät und haben die Größe von Lac. serpa-Eiern. Heute am 18. September 1907 sind die Eier noch alle von tadellosem Aussehen, dahingegen ist in den Eiern noch keine Spur von Entwicklung zu bemerken, wie ich durch Stichproben feststellte. Es steht zu befürchten, daß dieselben un- befruchtet sind. — Am 1. Juli 1907 legt ein Weibchen von Lae. agilis (gefangen in Westerland auf Sylt) 7 Eier. Am 17. August, also nach 48 Tagen, schlüpfen alle 7 Jungen aus. Länge der Jungen 6 cm. Bemerkenswert ist die lange Entwicklungszeit der Eier. Frühere Beobachtungen an heimischen Lac. agılıs ergaben als Zeit der Eizeitigung nur 38 Tage. Eine weibliche Lac. agılis (durch meinen verehrten Vereinsgenossen Herrn stud. Ch. Minke in Halle mir überwiesen), von der türkisch-serbi- schen Grenze importiert, legt am 20. Juli 6 Eier. Nach 48 Tagen (am 6. September 1907) vermute ich nach obigen Beobachtungen, dab die Eier ihrer Reife sehr nahe sein müssen, und öffne eins derselben. Merk- würdigerweise ist der stark entwickelte Embryo aber noch nicht reif, nach meiner Schätzung würde er noch weitere 14 Tage zur völligen Entwicklung benötigt haben. Ich lasse die übrigen 5 Eier also noch weiter liegen. Am 16. Sep- tember schlüpft dann endlich das erste Junge aus, das zweite am 17. September 1907. Diese türkisch-serbi- sche Lac. agilis bedurfte also unter ganz gleichen Be- dingungen (im gleichen Auf- zuchtbehälter!) gar 59 Tage komme, als es noch einige letzte Bewegungen vor seinem Verscheiden macht, öffne ich Neugeborene Lacerta serpa, links von unten, rechts von oben, mit Dottersack und Nabel- schnur. (Natürl. Größe.) Sämtliche Präparate von Otto Tofohr aus seinem Zuchtmaterial hergestellt. zu ihrer Entwicklung, woraus ich den Schluß ziehen möchte, daß diese südliche Form eine nach dem erfolgten Tode so- fort seine Leibeshöhle. Die Sektion ergibt noch weitere 24 Eier, so daß im Eileiter im ganzen 30 Eier vorhanden gewesen sind. Die Eier (so- wohl die selbsttätig gelegten als auch die her- ausgenommenen) sind zum Teil jederseits mit längere Zeit zu ihrer Eireife bedarf als die nördlicheren Formen, was sich auch mit meinen Beobachtungen an anderen nördlichen und südlichen Arten deckt. Ich fand ganz allge- mein, daß die südlichen Formen meist eine längere Eientwicklungszeit hatten als die nördlichen. 404 Am 20. Juli 1907 legt eine weibliche Ringel- natter der Varietät siczalus, die ich aus dem nördlichen Italien (Florenz) importiert hatte, 5 Eier, unter Moos verborgen, ab. Zwei davon sind infolge von Eintrocknung unbrauchbar ge- worden, die übrigen drei sind große pralle Eier, die alsbald in den Aufzuchtkasten kommen. Die Entwicklung der Embryonen geht ordnungs- mäßig vor sich. Gegen Lampenlicht gehalten, lassen die Eier alsbald rote Blutadern durch- schimmern, ein Beweis, daß dieselben gut sind. Am 15. September 1907 entgleitet eins der Eier bei seiner Prüfung meiner Hand und fällt sehr heftig aus Manneshöhe auf den Fußteppich des Zimmers, springt noch einmal wie ein Gummi- ball in die Höhe und bleibt dann liegen. Ich untersuche das Ei genau, es weist äußerlich keine Verletzung auf, ich befürchte aber doch, dab der Embryo schwere Beschädigung ge- nommen haben wird. Dem ist aber nicht so, lediglich eine Frühgeburt der jungen Schlange ist die Folge, denn am 16. September entschlüpft wohlausgebildet das Schlänglein. Am 18. Sep- tember 1907 kriechen auch aus den andern beiden Eiern die Jungen aus; ihre Länge beträgt 19 cm. Die Entwicklungszeit beträgt also 60 Tage. Das Ausschlüpfen der jungen Nattern weicht vom Ausschlüpfen junger Eidechsen insofern ab, als die kleine Schlange das Ei sehr vorsichtig und behutsam nach dem Durchbruch des Kopfes verläßt, während junge Eidechsen zunächst eine ganze Weile, oft mehrere Stunden lang, mit dem Kopfe aus dem Ei hervorlugen, dann aber wie aus der Pistole geschossen herausrasen. Ich sah genau, wie dem einen Ei die junge Natter entwich. Täglich in der Mittagszeit inspiziere ich alle Eier, da um diese Zeit gewöhnlich die Jungen auszubrechen pflegen, weil die morgens gegen 9 Uhr in Betrieb gesetzte Heizung die Embryonen bis dahin schön erwärmt und ihre Lebenstätigkeit mächtig angeregt hat. Ich bringe ein aufgebrochenes Ringelnatterei auf den Tisch und harre nun der Dinge, die da kommen sollen. Nach kurzer Zeit erscheint das Köpfchen der Schlange und verharrt unbeweg- lich eine ganze Weile. Da kommt mein kleines siebenjähriges Töchterchen heran und will auch das „liebe Schlänglein“ sehen; sofort zieht die Junge Natter den Kopf wieder zurück und ver- schwindet gänzlich im Ei, gleichsam als in einem Verstecke. Kurz darauf erscheint sie aber wieder und kriecht nun mit vieler Vorsicht leb- haft züngelnd hervor. In einen Behälter mit feuchten Moos gebracht, verkriechen sich die Otto Tofohr: Reptilienzucht aus Eiern. jungen Nattern alsbald, merkwürdigerweise liegt ihr Körper zum Teil (namentlich die hinteren Körperpartien) anfänglich viel auf dem Rücken. Trotzdem sind sie aber kerngesund, sie scheinen sich erst an die richtige Bauchlage allmählich gewöhnen zu müssen. — Ich werde die jungen Nattern mit jungen Fischen (lebendgebärenden Kärpflingen) füttern, die jedenfalls begierig ge- nommen werden, denn ich habe auf diese Weise schon einmal eine Anzahl ganz junger Nattern gleicher Varietät, die ich aus Italien importiert hatte, längere Zeit gefüttert. Die jungen Fische wurden mit Eifer aus dem Wasserbehälter heraus- gefangen und dann am Lande verspeist. Am 18. Juni 1907 kommt in den Aufzucht- kasten ein Gelege von der allgemein als recht heikel im Terrarium bezeichneten Lae. viridis subspec. major, das vor meinen Augen das Licht der Welt erblickt hat. Die Aussichten dieses Geleges sind daher bezüglich seiner Entwick- lung vorzügliche. Nichtdestoweniger müssen aber im Laufe der Zeit doch alle Eier bis auf vier entfernt werden, da sie bedenkliche An- zeichen von Fäulnis aufweisen. 4 Eier bleiben aber dauernd gut und am 7. September 1907 habe ich die Freude, von dieser heiklen Art zum erstenmale Nachzucht erzielt zu haben, denn kurz nacheinander verlassen alle 4 Junge ihre Eier. Ihre Länge beträgt '8,3 em. Ent- wicklungszeit 81 Tage. Die lange Dauer ist bemerkenswert. — Sehr interessant ist es, dab die pergamentschaligen Reptilieneier aller der von mir gezüchteten Arten mit etwas schwäch- lichen Jungen am Tage ihrer Reife stark zu schwitzen anfangen. Offenbar wird die Eihaut durch die Bewegungen des Embryos schließlich mürbe und läßt nun durch minimale Öffnungen etwas von der wasserhellen Eiflüssigkeit aus- treten, das Ei schrumpft dann auch etwas zu- sammen, die Haut hat aber andererseits doch noch soviel Festigkeit oder Zähigkeit, daß das ‚Junge die Hülle nicht zu sprengen vermag. Wird nun nicht schleunigst das Ei aufgeschnitten, so stirbt das Junge an Erstickung, während anderenfalls das Junge gerettet wird. — Die Färbung der jungen major ist recht interessant. In dieser Beziehung sehen die Jungen ihren Eltern absolut nicht ähnlich. Ihr ganzer Körper ist oberseits braun, nur die Kopf- und Halsseiten unterhalb der Augen sind hellgrün, die Unterseite ist überall weißlich bis ganz hellgrünlich. Ganz schwach angedeutet sind auf ihrer braunen Oberseite 4 Seitenlinien und 1 Mittellinie durch je 1 Reihe schwacher Pünktchen in hellerer Farbe, die im Dr. Wilhelm Roth: Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. späteren (halbwüchsigen) Alter die bekannte Längesstreifung ergibt. Den Jungen der typischen Smaragdeidechse gegenüber zeigen sie nur wenig Grün. Der Körper der typischen virıdis ist viel- mehr mit Grün geschmückt, während auch deren sanze Oberseite gleichfalls braun ist. Am 16. Juni 1907 geborene Eier der ZLae. serpa ergeben am 10. August 1907 2 Junge, Eintwicklungszeit 55 Tage. Bemerkenswert ist die Zeichnung der jungen Echsen, sie lassen das schmückende Grün der Alten gänzlich vermissen, während die Zeichnung schon ganz diejenige der Eltern ist. Sie zeigen lediglich braune (helle und dunkle). Farbentöne Länge der Jungen beträgt 6,2 cm. Die Jungen sind sehr zart und hinfällig im Gegensatz zu denjenigen von Lac. viridis var. major und den Ringel- nattern, die alle gut fressen. — Die dieser Arbeit beigefügten Photographien wurden in liebenswürdiger Weise von Herrn W. Köhler hergestellt; dem ich meine Objekte zu diesem Zweck nach Tegel gesandt hatte. Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. | Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. VIll. Über die sog. Fett-, Staub- oder Schmutzschicht. (Mit einer Mikrophotographie von B. Wichand.) (Schlußb.) an: | it bezug auf das Vorkommen der Fett- % schicht dürfte in erster Linie hervor- gehoben werden, daß sie sich wohl fast ausnahms- los auf jedem mit Wasser gefüllten Geschirr, das mehrere Tage offen an der Luft stehen bleibt, einstellt. Handelt es sich um ein nur in Spuren organische Nahrungsstoffe, d. h. tierische und pflanzliche Abfallsprodukte enthaltendes Wasser, so dürfte sie meist nur eine kaum sichtbare Schicht darstellen, während sie auf geigneten Nährlösungen, wie verdünnter Jauche, Heuauf- güssen usw., und namentlich eben auch auf unsern, immer gewisse Mengen von organischen Nähr- stoifen enthaltenden Aquarien oft eine beträcht- liche Dicke erreicht. ‚Obschon nun auf fast allen neueingerichteten, nicht bedeckten Behältern eine Bakterienhaut sich entwickelt, so soll damit durchaus nicht gesagt sein, daß sie auf allen bestehen bleibt und es zu einer stärkeren Entwicklung bringt; im Gegenteil, es gibt sogar sehr viele Aquarien, 405 in denen sie nicht über die ersten Anfänge, d.h. die Bildung eines kaum wäahrnehmbaren, irisieren- den Häutchens, welches häufig von selber wieder verschwindet oder nach einmaligem Entfernen weebleibt, hinauskommt. Decken wir eine Anzahl von alten Aquarien ab, so stellt sich im Laufe von etlichen Wochen nur bei einigen eine Fettschicht ein; es kommt häufig vor, daß von zwei nebeneinander stehenden Becken nur das eine die häßliche Erscheinung zeigt, ein Umstand, der noch der Aufklärung bedarf, aber jedenfalls mit den im Aquarium sich abspielenden biologischen Vorgängen im Zu- sammenhang steht. Da die Oberflächenbewegung des Wassers ein wirksames Mittel gegen die Entstehung der Fettschicht bildet, so dürfte die ‚Einwendung gemacht werden, dab es sich bei fehlender Fettschicht um ein Aquarium mit stärkerer, durch die Anwesenheit von -zahl- reicheren oder größeren, vielleicht öfters luft- schnappenden Fischen bewirkter Wasserbewegung handle. Ich habe deshalb die Sache genauer verfolgt, dabei aber sogar gegenteilige Beobachtungen gemacht. ° So stellte sich auf dem einen von zwei alten Aquarien, das seit längerer Zeit keine Fische enthielt, nicht die Spur einer Fettschicht ein, während sie sich auf dem dicht daneben stehenden, größere und sich eifrig herumzankende Chanchitos, G@eophagus und Lepomis ent- haltenden Becken rasch entwickelt hat.‘ Beide Aquarien besitzen die nämliche Größe und sind bei ziemlich gleichartiger Bepflanzung auch zur nämlichen Zeit angesetzt worden. Bezüglich der Entstehungsursache der Fettschicht unserer Aquarien liegen meines Wissens außer einer von Prof. G. Jäger?) auf- gestellten Theorie keine Angaben vor. Der genannte Forscher- nimmt an, daß die Mikroben dieser lästigen Erscheinung aus dem Aquarienwasser stammen, indem sie genötigt sind, wegen Sauerstoffmangel die Oberfläche des Wassers aufzusuchen. Als Beweis für die Richtigkeit dieser Theorie führt er die Tatsache ins Feld, „daß nach teilweiser vorsichtiger Wassererneuerung, bei der die Fettschicht nicht zerstört werden darf, die Mikroben in deutlich sichtbaren Wolken nach unten wandern“. Daß diese Theorie gänzlich unhaltbar ist, liegt wohl für alle Leser, deren Fische in einem mit einer Fettschicht bedeckten Aquarium jahr- aus jahrein fröhlich herumschwimmen, auf der 9) „Leben im Wasser.“ Vgl. auch Jahrbuch für Aquarien- u. Terrarienfreunde“, Jahrg. III, 1906, S. 47. 406 Dr. Wilhelm Roth: Hand. Es braucht ja auch bloß darauf hin- gewiesen zu werden, daß bei allfälligem Sauer- stoffmangel die Fische weit eher Luft schnappen müßten als die Spaltpilze, ja, dab sämtliche tierischen Aquarienbewohner bis zum niedrigsten Urtierchen hinunter längst erstickt sein würden, bevor sich bei den Spaltpilzen Sauerstofimangel bemerkbar macht, abgesehen davon, daß die meisten Spaltpilze eigentlich erst dann zu wuchern besinnen, wenn die tierischen und pflanzlichen Wesen in dem betreffenden Behälter abgestorben sind. Was die Angabe Jägers anbetrifit, dab „die Mikroben in deutlich sichtbaren Wolken nach unten wandern“, so dürfte dieser Vorgang meiner Ansicht nach doch etwas anders gedeutet werden, zumal über solche Massenwanderungen von Spaltpilzen wohl kaum bestimmte Angaben vor- liegen. Eine in ähnlicher Weise vor sich gehende Auflösung oder Zerstörung der Fettschicht — denn als solche faßte ich bisher den Vorgang auf — habe ich mehrmals zu beobachten Ge- legenheit gehabt, wenn ich ein Aquarium mit dicker Fettschicht durch eine Glasscheibe mög- lichst dicht abschloß. Dann bin ich auch durch Nachprüfung des Jäger’schen Experimentes zu der Überzeugung gelangt, daß es sich bei diesem Vorgang ebenfalls, wie ich schon bei meinen früheren Beobachtungen angenommen habe, um einen Zerstörungsprozeb der Fettschicht und zwar durch Ertränken derselben — ich wüßte keinen bessern Ausdruck anzuwenden — handelt. Um dies dem geneigten Leser verständlich machen zu können, bin ich gezwungen, vorerst mit einigen Worten darzulegen, wie ich mir überhaupt das Entstehen der Fettschicht denke. Fürs erste möchte ich darauf hinweisen, daß wohl kaum ein Zweifel darüber bestehen kann, daß die Mikroben der Fettschieht nicht, wie Jäger annimmt, aus dem Aquarienwasser, sondern aus der Luft stammen, welch letztere ja stets eine Menge von Spaltpilzen oder deren Sporen mit sich führt. Weshalb die Bildung der Fettschicht stets mit der Vegetation des oben erwähnten, leider nicht bestimmten, kleinen Bazillus beginnt, läßt sich auf zweierlei Weise erklären. Da es nämlich Spaltpilze gibt, welche eine dünne Fetthülle absondern — man ist durch ihr verschiedenes Verhalten gewissen Farbstoffen gegenüber zu dieser Annahme gelangt — so liegt die Vermutung nahe, dab der die Bildung der Staubschicht einleitende Bazillus sich infolge Allerhand Kleinigkeiten aus dem Aquarium. dieser Eigenschaft über Wasser zu erhalten vermag, während andere, die einen hygroskopi- schen, d. h. gewisse Nährböden verflüssigenden Charakter besitzen, untersinken. Ebensoviel Wahrscheinlichkeit dürfte eine zweite Erklärungsweise für sich haben, nach welcher der erwähnte Bazillus neben den andern aut den Wasserspiegel fallenden Spaltpilzen es deshalb allein zu einer stärkeren Vermehrung bringt, weil er die bescheidensten Anforderungen an den aus dem verhältnismäßig wenig Nähr- stoffe bietenden Aquarienwasser, bezw. aus dessen. Oberfläche bestehenden Nährboden stellt. Erst die durch das Absterben von zahlreichen Genera- tionen des betreffenden Bazillus entstehenden Detritusmassen bilden dann einen günstigen Nähr- boden für andere anspruchsvollere Mikroben. Auberdem werden die im Aquariumwasser ent- haltenen Nahrungsstoffe in der immer dicker werdenden, schleimigen Haut dadurch beträchtlich konzentriert, dab von der das Wasser wie ein Schwamm aufsaugenden Fettschicht fortwährend erhebliche Mengen Flüssigkeit abdunsten, während die Nährstoffe in ihr zurückbleiben. Von der kontinuierlichen Wasserverdunstung auf der Fettschicht dürfte wohl überhaupt auch die Existenz der letztern abhängen. Nur so lange die oberste Schicht fortwährend aus- trocknet, vermag sich die Fettschicht auf dem Wasserspiegel schwimmend zu erhalten. Sie verhält sich wie ein leckes Schiff: so lange wir das eindringende Wasser ausschöpfen, hält es sich über Wasser; so bald wir aber mit dem (der Wasserverdunstung gleichzusetzenden) Schöpfen aussetzen, beginnt es zu sinken. Diese Theorie erklärt uns dann auch in be- friedigender Weise das Nichtzustandekommen, bezw. Auflösen der Fettschicht sowohl beinr Bedecken des Aquariums mit einer Glasscheibe als auch bei teilweiser Wassererneuerung. Einerseits wird das unter der Deckscheibe je nach den Temperaturschwankungen in mehr oder minder großer Menge entstehende Konden- sationswasser sich nicht nur auf ihr und dem freien Rande der Aquarienscheiben ausscheiden, sondern z. T. auch auf der Fettschicht nieder- geschlagen werden, wodurch dieselbe allmählich zum Sinken gebracht wird und dem A prozesse entgegengeht. Andererseits beschlägt sich bei der Ersetzung des Aquarienwassers durch frisches, kaltes Wasser nicht nur die Außenseite der Aquarien- scheiben je nach dem Wassergehalte der Luft in mehr oder minder hohem Grade mit Konden- Dr. Paul Kammerer: Das Wesen der Befruchtung. sationswasser, sondern es wird gleichzeitig auch ein Teil desselben auf die abgekühlte Fett- schicht niedergeschlagen, wodurch sie ebenfalls zur Auflösung gebracht wird. &a Das Wesen der Befruchtung. Von Dr. Paul Kammerer, Wien. A \ener scheinbar so selbstverständliche und ) doch so rätselvolle Vorgang, den wir Entwieklung nennen, das „Entstehen wahr- nehmbarer Mannigfaltigkeit* (Roux) in der ursprünglich ruhenden Eizelle, hat hinsichtlich seiner für uns ermittelbaren „letzten“ Ursachen den Naturforschern bis in die allerneueste Zeit viel Kopfzerbrechen verursacht. Die beschreibende Entwicklungsgeschichte hatte den Erfahrungssatz aufgestellt, daß das Eindringen eines Samenkörperchens (Spermato- zoons) in das reife Ei und die Vereinigung der Kerne von Samenzelle und Eizelle not- wendig sei, um die weiteren formbildenden Erscheinungen wachzurufen. Jedes der beiden kleinen Körperchen, aus deren Verschmelzung ein kompliziert gebautes Lebewesen hervorgeht, stellt nämlich eine Ein- heit dar, die wir als Elementarstufe des Lebens aufzufassen gewohnt und aus deren Vielfachem auch die höchstorganisierten Tiere und Pflanzen aufgebaut sind: eine Zelle. Die Zelle besteht im wesentlichen aus zwei Teilen: dem Zellleib und dem in ihm suspendierten Zellkern. Beide sind zwar chemisch ein und derselbe hoch- zusammengesetzte Eiweißkörper, die sogenannte Lebens- oder Bildungssubstanz (Protoplasma), aber Grad ihres Wassergehaltes: der Kern stellt ein wesentlich wasserärmeres, daher festeres Protoplasma dar als der zähflüssige Zellleib. Eizelle und Samenzelle besitzen also wie jede Zelle Zellleib und Zellkern. Das Ei aber besitzt einen großen, wasserreichen Zellleib, der Same besteht fast nur aus dem Zellkern, und auch sein diesem gegenüber verschwindender Zellleib zeichnet sich durch Reichtum an festen Bestandteilen aus. Diesen Umstand möge der Leser besonders gut im Gedächtnisse behalten, er wird für das Verständnis der Befruchtung im Laufe unserer Darstellung noch große Be- deutung erlangen. Die beschreibende Entwicklungsgeschichte hatte nun, wie erwähnt, die Vereinigung von sie unterscheiden sich dennoch durch den 407 Eikern und Samenkern als die Ursache der Entwicklung angegeben. Einige im Tierreich bekannt gewordene Fälle wollten freilich nicht recht zu diesem Erfahrungssatze stimmen. Ohne daß eine Ver- einigung der Geschlechter stattgefunden hätte, vermögen Bienenweibehen eine Nachkommen- schaft von Drohnen zu erzeugen; Blattläuse, Stabheuschrecken und viele niedere Krebse pflanzen sich Generationen hindurch nur mittels Jungfräulicher Zeugung (Parthenogenese) fort. Kommt solches einerseits schon im normalen Naturleben vor, so tauchten anderseits auch schon verhältnismäßig frühzeitig Angaben auf, wo- nach mit Samen nicht in Berührung gekommene Eier einiger Tiere unter künstlichen Bedingungen Symptome der Befruchtung zeigen sollten: nach Tichomiroff!) werden unbesamte Eier des Maul- beerspinners durch Schwefelsäurespülung oder durch Reiben mit einer Bürste zur Entwicklung gebracht, und Dewitz?) beobachtete an Frosch- eiern, die in Sublimat gelegen, Kulagin’) an solchen, die mit Diphterieserum behandelt worden waren, Anzeichen beginnender Entwicklung. Allein diesen Angaben wurde zunächst wenig Beachtung geschenkt, und alle Fälle jung- fräulicher Zeugung einfach als „Ausnahmen“ bezeichnet und rücksichtlich ihrer Erklärung beiseite gestellt, obwohl schon sie die Einsicht, daß die Verschmelzung von Ei und Samen nicht die unmittelbarste Ursache der organischen Entwicklung ist, und demgemäß Anregung zu tieferer Forschung hätten gewähren müssen. Die Anregung zu reger experimenteller Tätig- keit wurde jedoch erst durch eine Beobachtung von Oskar und Richard Hertwig*) wach- gerufen, wonach die Eier der Seeigel, die nor- malerweise, um sich entwickeln zu können, der Besamung bedürfen, dennoch die Anfänge hierzu (die sogenannte Furchung der Eizellen in mehrere Zellen) aufwiesen, wenn sie längere Zeit ohne Zutritt von Samen ruhig im Meer- wasser liegen gelassen wurden. Es kam jedoch nicht bis zur Bildung einer Seeigellarve, weil die Eier vorher abstarben. Diese Beobachtung der Brüder Hertwig wurde einer Hypothese von Loeb°) zur Stütze, welche einem weiteren großen Fortschritt den Weg bahnte. Loeb nalım an, daß in jedem lebendigen Körper zweierlei widerstreitende Vor- sänge tätig seien: Solche, die das Leben be- günstigen und seine: Entwicklung fortschreiten lassen (vitale Prozesse) und solche, die das Leben zu töten und seine Entwicklung zu 408 hemmen streben (mortale Prozesse). Beiderlei Vorgänge dachte sich Loeb als chemische Re- aktionen, die mit Hilfe gewisser Stoffe, der so- genannten „Katalysatoren“ (verdeutscht etwa „Wirkungsbeschleuniger*), noch befördert oder verlangsamt oder zum Stillstand gebracht wer- den können. Um nun die Loebsche Hypothese auf unseren Fall anzuwenden, braucht man sich nur vorzustellen, dab im ruhenden Ei die mortalen und die vitalen Prozesse einander ungefähr die Wagschale halten, jedoch mit einem kleinen Übergewicht auf seiten der vitalen Prozesse, welches Übergewicht sich darin ausdrückt, daß in dem Hertwigschen Versuche die ohne Samenzutritt liegen gelassenen Eier Entwick- lungserscheinungen zeigen. Der Same aber stellt bei der normalen Befruchtung den „Kataly- sator“ dar, welcher eine Beschleunigung der sonst auch, nur langsamer, vor sich gehenden vitalen Prozesse und ein größeres Übergewicht über die mortalen Prozesse auslöst. Da be- kanntlich anderseits die vitalen Prozesse durch solche Katalysatoren, die man im gewöhnlichen Leben „Gifte“ nennt, eine Lähmung erfahren, so versuchte es Loeb, durch analoge Stoffe auch die mortalen Prozesse zu unterdrücken. Tatsächlich konnten Loeb und Lewis‘) den Ablauf der letzteren an unbesamten Eiern durch Cyankalizusatz derart verlangsamen, daß die Eier von Seeigeln, welche sonst bereits nach +8 Stunden ihre Befruchtungsfähigkeit verlieren, noch nach 168 Stunden durch erst dann er- folgten Zutritt von Samen zur Entwicklung ge- bracht werden konnten. Fig. 1: Schema der Entwicklung eines künstlich be- fruchteten (nicht besamten!) Seeigeleies, nach Przibram. 1 das Ei in der stärker als normal konzentrierten See- wasserlösung; a beginnende Strahlung um den Eikern, b ein vorgeschrittenes Furchungsstadium, c die Seeigel- larve (der sogen. „Pluteus“). ; Loeb°’) stellte nun planmäßige Mischungen von Seewasser mit bestimmten Salzen her, in denen sich aus unbesamten Seeigeleiern Larven bis zu jener Stufe ziehen ließen, bis zu welcher deren Aufzucht im Aquarium überhaupt zu ge- lingen pflegt; d.h. auch bei normaler Besamung erreichten die im Seewasserbecken gezogenen Larven kein höheres Alter, als bei künstlicher Befruchtung. Dr. Paul Kammerer: Das Wesen der Befruchtung. Außer bei Seeigeln und Seesternen ist in den Folgejahren bei einer ganzen Reihe anderer Tiere durch künstliche Mittel jungfräu- liche Zeugung hervorgerufen worden: bei einer Qualle, bei mehreren Ringelwürmern und Weichtieren; beim Neuwnauge und mehreren Fischen (worunter der Kärpfling Fundulus) und Fröschen. Der Entwicklungsgrad, bis zu Fig. 2: Schema der Entwicklung eines künstlich be- fruchteten, zerschnittenen Seeigeleies (nach Przibram). Der Strich in 2 bedeutet die Schnittführung; a—c Weiter- entwicklung des eikern-haltigen Stückes; «—y Unter- gang des kernlosen Stückes, obwohl sich in demselben anfangs («) Strahlungen zeigten. welchem das unbesamte, künstlich befruclitete Ei gebracht werden kann, nimmt in der Regel mit der Organisationshöhe der betreffenden Tier- gattung ab. RE Die angewendeten HExperimentalfaktoren, welche künstliche Parthenogenese bewirkten, waren ziemlich verschiedene Anfangs schien es, als ob nur ein Zusatz von Chlormagnesium zum Seewasser das unbesamte Seeigelei zur Entwicklung anregen könne; aber bald zeigte sich, dab andere Salze, ja selbst Rohrzucker und Harnstofi das gleiche bewirken, wenn die Kon- zentration des Wassers durch sie um den gleichen Grad erhöht wurde (Fig. 1 u. 2). Umgekehrt trat bei Verdünnung des Seewassers keine Be- fruchtung ein, selbst wenn diese mit Hilfe von normalem Samen vorgenommen werden sollte. (Schluß folgt.) [| Kleine Mitteilungen. Der Wasserfrosch dennoch ein Fischfeind! Wäh- rend man in letzter Zeit mehr und mehr davon ab- gekommen ist, in dem Wasserfrosch (Rana esculenta L.) einen Feind der Fischbrut zu sehen, da weder Beobach- tungen.in der Freiheit noch sorgfältige Untersuchungen des Mageninhaltes zahlreicher Exemplare dies bestätigten. geht der „Allgemeinen Fischerei-Zeitung“ folgende Zu- schrift zu: ! „Seit ca. drei Wochen gab ich mir die größte Mühe, einen grünen Frosch zu fangen, der sein Domizil in einem oder vielmehr an einem Weiher hatte, der mit jungen Goldorfen besetzt war. Da in dem Weiher die Netzalge auftrat, war es ihm ein leichtes, sich dort zu verstecken. — Gestern (6. Aug. ds. Js.) nun hatte ich das Glück. ihn abzufassen. Und was konstatierte ich? In seinem Kleine Mitteilungen. — Fragekasten. Magen fanden sich 5 Stück 6—7 em lange Regenbogen- forellen, die unverdaut waren und noch verschiedene, die Um diese zu fangen, mußte er ca. 25 m oberhalb wandern, bereits als solche nicht mehr anzusprechen waren. um solehe dort aus einem Weiher räubern zu können. Also geht er sehr weit auf Beute aus und sollte mit allen Mitteln vertilet werden. Er ist Allesfresser: Kröten, die daumendick, Eidechsen (soll wohl heißen: Molche? — K.), große Laufkäfer, kurzum alles verschlingt er. Wenau, 7. Aug. 1907. Karl Froitzheim.“ Ich kann nicht umhin, diese Beobachtung und vor allem die aus ihr gezogenen Schlußfolgerungen ein wenig kritisch zu würdigen. Die Beobachtung ist an einem einzigen Exemplar des Wasserfrosches gemacht und wird daraus ohne weiteres geschlossen, daß es bei jedem an- deren Exemplar ebenso sein müsse. Das ist sehr unvor- sichtig. So würde man z. B. an einem Wiesel wiederholt beobachten können, daß es ein junges Rotschwänzchen fängt, bis es zuletzt die gesamte halbflügge Brut eines Nestes erbeutet hat und wird natürlich bei der Sektion des Magens Reste von so und so vielen jungen Rot- schwänzchen feststellen können. Darf man aber aus dieser einen Beobachtung folgern: Das Wiesel ist ein äußerst gefährlicher Feind unserer Singvögel und muß mit allen Mitteln ausgerottet werden? Sicherlich nicht; denn die erdrückende Mehrzahl der Sektionsbefunde hat beim Wiesel als Mageninhalt Überreste von Mäusen ergeben; das Wiesel muß demnach sogar als ein (dem Menschen) sehr nützliches Tier bezeichnet werden, das in jeder Hin- sicht Schonung verdient. Daran ändert das Vorkommen eines einzelnen in Hinsicht seines Appetites entarteten Exemplars doch nicht das Geringste! „Nützlich“ und „schädlich“ sind ja überhaupt nur relative Begriffe, immer vom lieben „Ich“ des Herrn der Schöpfung aus gebildet. Da aber die Tierwelt auf diesen nicht immer die von ihm erwartete Rücksicht nimmt, sondern auch das „nützlichste Tier sich gelegentlich einmal sehr „unnütz“ macht (man denke nur an die Hauskatze!), kann man nur von „über- wiegend nützlich“ oder „überwiegend schädlich“ reden, und dann muß man wohl Wiesel, Mäusebussard, Turm- falke, ja selbst die Kreuzotter als überwiegend nütz- lich bezeichnen, wenn diese Tiere auch einmal gelegent- lich neben dem alltäglichen Mäusegericht als zweiten Gang „Geflügel“ auf ihre Speisekarte setzen, ja letzt- genanntes Reptil sich sogar nicht scheut, dem Herrn der Schöpfung, der es unvorsichtixg auf den Schwanz tritt, einen Giftbiß zu versetzen. Es wird mit den Bezeich- nungen „nützlich“ und „schädlich“ eben noch viel Unfug getrieben, auch in unseren Schulbüchern, worin man noch immer meist die Kreuzotter als schädlich, die Ringelnatter dagegen wegen „Vertilgung der den Fischen gefährlichen Wasserfrösche“ als nützlich bezeichnet, gegen erstere den Vernichtungskrieg mit allen Mitteln prokla- miert, für letztere dagegen Schonung verlangt. Dabei ist längst erwiesen, daß die Ringelnatter ebensoviele Fische (mindestens!) als Frösche vertilgt, wo sie die Wahl hat, daß sie mit der Vertilgung der für den Menschen in- differenten Wasserfrösche nichts nützt, dagegen mit der Vertilgung von Fischen ihm empfindlich schadet. Statt Kreuzottern schonungslos zu vernichten, sollte man lieber die Jugend zur nötigen Vorsicht diesem Reptil gegen- über erziehen, das sich sonst außerordentlich nützlich macht, und sie lehren, jedem Tier gegenüber rücksichtsvoll zu sein. Jedes Geschöpf hat nun einmal seine Daseins- berechtigung, worüber wir Menschen mit der Schöpfung nicht zu rechten haben. Nur dann, wenn unsere Inter- 409 essensphäre durch ein Geschöpf verletzt wird. oder unsere Ernährung die Tötung eines Geschöpfes verlangt, sind wir ebenso berechtigt, in den Daseinskampf tätig einzu- greifen, wie jedes andere Wesen. — Nun zurück zu unserem Wasserfrosch! Die eine Beobachtung des Herrn Froitzheim — ihre Objektivität in jeder Beziehung voraus- gesetzt vermag nicht die vielen bisherigen gegenteiligen entkräften. macht Diebe; so mag dem riesigen Frosch, wohl ein See- Beobachtungen irgendwie zu Gelegenheit frosch (Rana esculenta var. ridibunda), denn von einem gewöhnlichen Wasserfrosch ist kaum anzunehmen, daß er 5 unverdaute 6—7 cm lange Fische neben undefinierbaren Resten anderer Beutetiere (Fische?) in seinem Magen unterzubringen vermag, zunächst rein zufällig während seiner Schwimmübungen ein junges Fischehen ins Maul geraten sein; ihm gewann der Frosch Geschmack ab und betrieb nun die Fischjagd neben der Insektenjagd syste- matisch, zuletzt vielleieht — sei es aus Mangel an anderer Nahrung, sei es aus purer Leckermäuligkeit — ausschließ- lich. Diesen einen Fall zu verallgemeinern, entgegen der erdrückenden Mehrzahl aller übrigen Beobachtungsergeb- nisse, liegt kein Anlaß vor. Man bedenke doch: 6 bis 7 em lange Regenbogenforellen finden in den eben aus- geschlüpften Kaulquappen des Wasserfrosches sogar das nahrhafteste Futter, wodurch der Frosch der Fischzucht sogar nützlich würde, ein Nutzen, der allein aufwiegen würde, wenn im Durchschnitt jedes an der Laichlieferung beteiligte Froschexemplar sich dafür als Äquivalent eine kleine Regenbogenforelle zu Gemüte führte! So sorgen die Fische schon selbst dafür, daß die Wasserfrösche nicht überhand nehmen, und da Froschschenkel noch immer ein gesuchter Leckerbissen sind, mag der Teich- wirt getrost die Überzahl der größten Exemplare mit der Angel wegfangen. Denn dies ist der rationellste Fang; als Köder genügt ein Stückchen rotes Tuch an einer gekrümmten Stecknadel; der Frosch springt solange nach ‘dem vermeintlichen Stück Fleisch, bis er festhängt. Viel wichtiger erscheint mir aber die Säuberung der Zucht- und Aufzuchtteiche von Ringelnattern, die der Fischbrut höchstens schaden, aber in keiner Weise nützen können. Köhler. Trasekasten. H. W. in O0. (Böhmen). Frage 1: Ich habe ein großes Aquarium mit 175 ], und ich muß dasselbe heuer wegen Aufstellung in einem kühleren Raume bei Eintritt des Winters heizen. Was für einen Heizapparat soll ich mir anschaffen ? Antwort 1: Ein so großes Aquarium lassen Sie am besten nach einer der von mir in „Blätter“ 1906, S. 147 ff. angegebenen Methoden heizbar umbauen. Das ist das billigste und rationellste. Zur Not würde die größte Nummer des Mühlner’schen Siederohr - Heizapparates „Lipsia“ auch für die Heizung über Winter genügen. Es muß aber mit Spiritus geheizt werden und ist deshalb der Betrieb kostspielig. Frage 2: In meinem großen Garten halte ich in einer Art Freiland-Terrarium seit Jahren Teich- und griech. Landschildkröten. Alljährlich finde ich Eier beider Gattungen frei herumliegend auf der Erde, habe aber noch nie junge Schildkröten, trotz sorgsamster Pflege der Alten, erhalten. Was soll ich tun, um Junge zu be- Könnte man die Eier nicht künstlich aus- (Die Schildkröten überwintern alljährlich im kommen ? brüten? Freien.) 410 den damit die Eier auch Unter so günstigen Bedingungen (großes Freilandterrarium) bleibt die Zeitigung der jungen Schildkröten am besten der Sonne überlassen. Es ist überhaupt für Anfänger nicht ratsam, Eier von Repti- lien von ihrem Fundort zu entfernen, um sie anderswo Antwort 2: Sie müssen sich Männchen zu Schildkrötenweibchen befruchtet anschaffen, werden. zum Ausschlüpfenlassen unterzubringen, da sie gegen eine empfindlich sind. Ver- gleichen Sie im Übrigen den ersten Aufsatz in dieser Nummer! K. Lagenveränderung meist sehr Bücherschau. Die Geradflügler Mitteleuropas. Beschreibung der bis jetzt bekannten und naturgetreue Abbildung der meisten Arten mit möglichst eingehender Behandlung von Körperbau und Lebensweise und Anleitung zum Fang und Aufbewahrung der Geraäflügler. Von Dr. R. Tümpel. Mit 20 von W. Müller nach der Natur gemalten farbigen (263 Abbildungen) und drei schwarzen Tafeln nebst 92 Textabbildungen. Gotha. Verlag von Friedrich Emil Perthes. Neue billige Lieferungsausgabe: 20 Lieferungen ä 2 Bogen mit je einer farbigen Tafel a 0,75 Mk. Lieferung 1—19. Es ist ein wirklich verdienstvolles Werk der alt- renommierten Verlagshandlung, durch Veranstaltung einer billigen Volksausgabe dieses bisher unübertroffene Pracht- Dabei ist die Ausführung der Tafeln eine so gediegene und die ganze buchhändlerische Ausstattung eine so vorzügliche, daß man sich wundern muß, wie das Werk zu so billigem Für die Bibliothek eines jeden Naturfreundes wird dieses Werk ein würdiges Seiten- stück zu Lampert’s Schmetterlingsbuch bilden, das wir gleichfalls an dieser Stelle besprochen haben. werk weiteren Kreisen zugänglich zu machen. Preise geliefert werden kann. Speziell aber für die Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde dürfte die Anschaffung des Werkes als unablässig be- nötigtes Nachschlagebuch und Bestimmungswerk dringend geboten sein, zumal ja jetzt allgemein sich das Bestreben geltend macht, auch die niederen Tiere des Süßwassers in das Arbeitsfeld der Aquarienkunde einzubeziehen und die Ausdehnung der Terrarienkunde auf die Pflege und Beobachtung geeigneter wirbelloser Tiere wohl auch nur eine Frage der Zeit sein dürfte. Mögen sich also unsere Vereine die günstige Gelegenheit, billig ein Prachtwerk zu erwerben, nicht entgehen lassen! Köhler. Das Süßwasser. Ühemische, ‘biologische und bak- teriologische Untersuchungsmethoden unter besonderer Berücksichtigung der Biologie und der fischereiwirtschaft- lichen Praxis. VonKarlKnauthe. Mit 194 Abbildungen im Texte. Neudamm 1907. Verlag von J. Neumann. VIII und 665 S. Preis geh. 18 Mk., geb. 20 Mk. Das Werk ist in erster Linie mit Rücksicht auf die Fischereiwirtschaft geschrieben und bedeutet einen wesent- lichen Schritt vorwärts, was die Verwissenschaftlichung dieses nationalökonomisch so überaus wichtigen Erwerbs- zweiges angeht. Nichtsdestoweniger wird aber auch der gebildete Aquarienfreund sehr viel des Anregenden und Belehrenden darin finden, da ja sein Aquarium auch gewissermaßen eine kleine Teichwirtschaft vorstellt, eine Teichwirtschaft, bei der der kleinste Bewirtschaftungsfehler eben der Beschränktheit der räumlichen Verhältnisse wegen sich um so schwerer rächt als bei großen Teichwirtschaften, wo sich kleine Gleichgewichtsstörungen rasch von selbst wieder ausgleichen. Von besonderem Interesse wird dem Fragekasten. — Bücherschau. Aquarienfreund das Kapitel über Plankton und Plankton untersuchungen sein; ist doch das Plankton die zweck- mäßigste und‘ den natürlichen Bedingungen am besten entsprechende erste Nahrung seiner Fischbrut. Auch die Behandlung der chemischen Fragen dürfte für den auf dem Gebiete der Chemie nicht mehr ganz Uneingeweihten großes Interesse haben. Die Abbildungen in dem Werke sind zwar nicht alle originell, aber größtenteils gut, manche, sogar sehr gut. Das Buch sei daher jedem A quarienliebhaber, der nicht von vornherein allem, was Wissenschaft heißt oder wie Wissenschaft klingt, mit innerem Groll gegen- übersteht, besonders aber unseren Vereinen für Aquarien- kunde zur Anschaffung für ihre Bibliothek warm empfohlen, | Köhler. Bei der Schriftleitung sind ferner folgende Schriften eingegangen, auf deren Inhalt Raummangels wegen vor- läufig nicht näher eingegangen werden kann, deren eine oder die andere aber gelegentlich zu besprechen wir uns vorbehalten: Bastardierung von Flußbarsch (Perca fluviatilis L.) und Kaulbarsch (Acerina cernua L.). Von Dr. Paul Kammerer. Mit 2 Tafeln und einer Figur im Text. Sonderabdruck aus dem „Archiv für Entwicklungs- mechanik der Organismen“, herausgegeben von Prof. Wilh. Roux in Halle a.S. Leipzig, Wilhelm Engelmann, 1907. Über unsere einheimischen KriechtiereundLurche. Zwei Vorträge, gehalten im Wiener Volksbildungsverein von Dr. Paul Kammerer. Separatabdruck aus „Das Wissen für Alle“, 1907. I. Allerlei kriechendes Getier. II. Wie unterscheidet man giftige und nichtgiftige Schlangen? (Nicht im Buchhandel ) Eine öffentliche Süßwasserstation und ihre Be- deutung für den biologischen Unterricht. Von Dr. F. Urban (Plan). Mit einer Tafel in Liehtdruck und 4 Textillustrationen nach Photographien. Separatabdruck aus „Deutsche Arbeit“, VI. Jahrgang. Prag, Karl Bellmann, 1907. Schulaquarien und Schülerexkursionen. Von Dr. F. Urban. Sonderabdruck aus dem Jahresberichte der Kaiser-Franz-Josef-Staatsrealschule in Plan 1907. Zur Biologie der Forellenbrut. IL, II und II. Von Dr. W. Hein. I. Versuche über das Nahrungs- bedürfnis der Bachforellenbrut im Bruttrog und im künst- lichen Brutbett. II. Über die absolute Druckfestigkeit der Bachforelleneier. III. Über die Wirkungen von Druck, Stoß und Fall auf die Entwicklung der Bachforelleneier. Separatabdruck aus „Allgemeine Fischerei-Zeitung“ Jahr- gang 1906 und 1907. München 1906 und 1907. Beiträge zur Altersbestimmung der Fische. I. All- gemeines. Die Altersbestimmung nach den Otolithen bei Scholle und Kabeljau. Von Her- Mit 2 Tafeln und 31 Ab- Sonderabdruck aus: „Wissen- schaftliche Meeresuntersuchungen usw.“ VIII. Bd. Abteilung: Helgoland. Oldenburg 1906. Über die sogenannte Kauplatte der Cyprinoiden. (Inauguraldissertation) Von Oskar Haempel. Mit einer farbigen Tafel und 7 Textfiguren. Stuttgart, E. Schweitzerbart’sche Verlagsbuchhandlung (E. Nägele), 1907. „Spermatophoren* bei Fischen. Von Dr. E. Philippi. Mit einer Abbildung im Text. Separat- abdruck aus „Verhandlungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft“, 1907. S. 105—108. mann Nieolaus Maier. bildungen im ext. Vereins-Nachrichten, 411 eo Ban 8 Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Terrarienfreunde ; zu Hamburg. (BE. V.) Vereinslokal: Börsenhotel, Mönkedamm 7. Briefadresse: Dr. Franck, Hamburg 6, Schröderstiftstr. 7/9 I. Sitzung vom 9. Juli 1907. Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und genehmigt. Wir hatten die Freude, Herrn Graichen- Dresden als Gast bei uns begrüßen zu können. Der Unterzeichnete sprach dann über die Hamburgische Elb- untersuchung, insbesondere behandelte er das Thema: „Was für eine Einwirkung haben die Sielwässer auf die Organismen des Stromes erkennen lassen?“ Es seien in diesem Referat kurz die Schlußfolgerungen wiedergegeben, zu denen Herr Volk, der Leiter dieser Untersuchungen, gelangt: „l. Die Vermehrung der im Elbwasser schon vor seinem Eintritt in die Abwasserzone mitgeführten Ver- unreinigungen durch fäulnisfähige resp. in Zersetzung be- riffene Sielwasser-Bestandteile aus dem Sielnetz der Städte Hamburg, Altona und Wandsbeck hat keine schädigende Wirkung auf den Gesamtbestand der Mikro- fauna des Stromes erkennen lassen. 2. Wenn auch manche Tiergruppen im „Reinwasser“ durchschnittlich in größerer Individuenzahl vorhanden waren, so konnte dagegen bei anderen durchaus nicht zur „Abwasser-Fauna“ gehörigen Arten eine erhebliche, bei manchen sogar und darunter gerade bei solchen, die als Fischnahrung von besonderer Bedeutung sind, eine ganz enorme Vermehrung innerhalb der Abwasserzone konstatiert werden. 3. Auch diegrößeren Vertreter der niederen Tierwelt, ganz besonders die Mollusken, leben sowohl in den Häfen wie auch unter- halb der Städte im Strom und selbst in den Fleeten in weit größeren Mengen als oberhalb der Sielwasserzone. 4. Die Annahme einer Schädieung des Fischbestandes durch die Sielwässer wird durch die zur Verfügung stehen- den Daten in keiner Weise unterstützt.“ Uber den Punkt3 haben wir uns in unserem letzten Bericht näher ausgelassen, auf den Punkt 4 werden wir in einem späteren Bericht genauer eingehen. Für heute fügen wir noch hinzu, daß nicht überall die Selbstreinungskraft der Gewässer so schnell und wirksam mit den Sielwasserbestandteilen aufräumt; so sollen in München die Verhältnisse sehr viel ungünstiger liegen. In einer Baseler Zeitung waren eine Anzahl Artikel erschienen unter der Überschrift „Hypnose oder Todes- angst?“ Der erste Artikel war aus den „Münchener Neuesten Nachrichten“ abgedruckt worden. In ihm heißt es: „Eine ganz eigenartige Beobachtung aus dem Tier- leben haben schon oft alte Fischer als durchaus verbürgte Wahrheit erzählt. Wenn man des Morgens oder des Abends an den Schilfgestaden der Insel entlang wandelt, hört man gar häufig ein angsterfülltes Froschgequake, das wie ein letzter T'odesschrei klingt. Geht man ihm vorsichtig nach, so sieht man regelmäßig eine große Ringelnatter, deren es auf der Insel Reichenau bis zu einer Länge eines Meters und darüber und bis zu einer Dieke von fünf Zentimeter in Masse, vielfach im. See schwimmend, gibt, mit etwas aufgerichtetem Körper am sandigen Uferrand liegend und unausgesetzt scharf den Blick auf einen ahnungslos dem Wasser entstiegenen Frosch heften. Kaum hat dieser seinen Feind entdeckt, so stößt er die jammervollsten Töne aus, bleibt aber wie festgebannt an der Stelle, ohne auch nur den geringsten Versuch einer Rettung zu machen, Davon mich zu über- zeugen, hatte ich persönlich wiederholt Gelegenheit. Ernste, im Fischfang und in der Naturbeobachtung er- graute Männer versicherten mir sogar mit aller Bestimmt- heit, öfters deutlich gesehen zu haben, daß der Frosch im Banne des Schlangenblickes langsam, aber unwider- stehlich von selbst der Ringelnatter immer näher und näher hüpfe, bis diese, an der Qual ihres Opfers sich weidend, ihn verschlinge, ja der Frosch bisweilen sogar unter fortwährendem entsetzlichem Gejammer selbst in den weit geöffneten Rachen der Schlange hineinspringe.“ Um den Unsinn voll zu mächen, heißt es in einem weiteren Eingesandt, das die Baseler Zeitung selbst em- pfing: „Denn man kann es doch wohl als eine Anpassung bezeichnen, wenn ein verzweifeltes Tier sich seinem Feind lieber in einer Stellung preisgibt, die geeignet ist, seinen Todeskampf abzukürzen. als daß es hoffnungslos flieht und damit seine Qualen verzehnfacht“. Der Ein- sender meint, der Frosch setze sich so hin, daß die Ringelnatter ihn am Kopfe packen muß. Ein anderer Einsender berichtet von dem Verhalten von Vögeln gegen- über Schlangen, das er in Südfrankreich beobachtet haben will; was für Schlangen es- waren, sagt er nicht. Da heißt es: „Wie kam es nun, daß die Schwarzamsel den Gebrauch der Flügel vollständige zu vergessen schien ? Doch nur, weil der Blick der Schlange sie hypnotisierte“. Einen ernsthafteren Eindruck könnte folgende Notiz machen, die im Anschluß an das Vorhergehende in der Baseler Zeitung abgedruckt wurde: — Aus dem Tier- leben. Der Kunstmaler Louis Ritter in Landeron teilt der Neuenburger „Suisse Lib.“ mit, er habe diesen Sommer beim Baden in der Zihl eine Ringelnatter beobachtet, die einige unter der Eisenbahnbrücke der Direktion Bern- Neuenburg hängende Vogelnester ausnahm, dann sich ins Wasser stürzte und den Kopf über der Wasserfläche emporhaltend, schwimmend das Ufer gewann. Den Be- wohnern dieser Gegend sei die Vorliebe des Reptils für die Nähe des Wassers bekannt. Gegen die unsinnigen Schlußfolgerungen, die hier an teilsrichtige Beobachtungen angeschlossen werden, wandte sich schließlich unser Herr Graber-Basel, dem wir diese Mitteilungen verdanken: „Es ließen sich an den von mir an Ringelnattern ver- fütterten Fröschen folgende verschiedene Benehmen konstatieren: 1. Der Frosch bewegte sich im Terrarium ganz ungezwungen. 2. Der Frosch blieb beim Anblick der Schlange regungslos und reagierte auch nicht auf das Betasten der Schlange mit de: Zunge. 3. Der Frosch duckte beim Näherkommen der. Sehlange seinen Kopf nieder und blähte sich auf, um der Schlange möglichst wenig Angriffspunkte zu bieten. 4. Der Frosch ergriff beim Heranschleichen der Schlange sogleich die Flucht, durch mehrere kleinere oder größere Sprünge. Wie aus obigen nüchternen Beobachtungen hervorgeht, kann also weder von Hypnose ncech von Faszinierung seitens der Schlange die Rede sein. Höchstens in Fall 2 könnte noch darüber gestritten werden; aber auch dort ist die einfache Lösung des Rätsels die: der Frosch weiß ganz genau, daß die geringste Bewegung ihm zum Ver- derben wird. Ich beobachtete z. B. oft, daß die Schlangen, wenn dieselben einen so regungslos dasitzenden Frosch betasteten und derselbe sich nicht rührte, wieder von ihrem Opfer abließen, ohne überhaupt anzupacken. Auch im Benehmen der Vögel gegenüber von Schlangen, welches in Nr. 283 Ihres werten Blattes beschrieben ist, sehe ich niehts außergewöhnliches. Hat z. B. eine Amsel ein Nest und darin Eier oder Junge und nähert sich dem Standorte der letztern ein Mensch, eine Katze oder der- gleichen, so benimmt sich der Vogel ganz genau so, wie im oben erwähnten Artikel beschrieben. Mit anderen Worten, die Vögel suchen durch Gekreisch und Geberden die Aufmerksamkeit der ungebetenen Gäste ab und auf sich zu lenken. Keinem Beobachter wird es dabei ein- fallen, dieses auffallende Benehmen der alten Vögel auf Konto der Hypnose zu setzen, sondern es ist die Liebe der Eltern zur Brut, welche aus diesem Gebahren spricht.“ Wir können diesen Ausführungen nur vollkommen beipflicehten und müssen unser Bedauern darüber aus- sprechen, daß selbst angesehene Zeitungen solche Ar- tikel kritiklos aufnehmen. Herr Graber hat Recht, wenn er uns schreibt, daß durch dieselben die Furcht und der Haß gegen die Schlangen in unverständiger und unberech- tigter Weise geschürt wird. Herr Graber fragt uns dann, 412 ob von Vereinsmitgliedern schon beobachtet wurde, daß Ringelnattern Vögel fressen; er habe derartiges noch nie gesehen. Auch von anderen Vereinsmitgliedern ist so etwas nie beobachtet worden. Wir halten es überhaupt für eine Fabel, wenn damit gesagt sein soll; daß ein großer Teil der Nahrung der Ringelnattern aus jungen Vögeln besteht, die sie aus den Nestern holen, Auch glauben wir nicht, daß sie gewohnheitsmäßig Vogeleier aus Nestern rauben; es ist uns keine Beobachtung be- kannt, daß gefangene Ringelnattern ihnen vorgelegte Eier von Singvögeln gefressen hätten. Genug, wir halten die Zuverlässigkeit der Beobachtung des Herrn Kunst- malers Ritter für sehr zweifelhaft. Herr Tofohr zeigte Photographien von Chamaeleon vulgaris und Chamaeleon dilepis vor, die Herr Ö. Lohmann für ihn aufgenommen hat. Das Chamaeleon dilepis aus Westafrika, das bisher lebend erst in die Hände weniger Liebhaber gelangt sein dürfte, hat zwei für den Pfleger sehr angenehme Eigenschaften. Es frißt nieht nur Mehlwürmer, sondern es verdaut sie auch; und zweitens säuft es aus dem Wassernapf. Dr. Franck. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin. (E. V.) Vereinslokal: Restaurant „Ortler“, Karlstr. 27, Briefadresse: F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2, Bericht über die 7. ordentliche Sitzung am Freitag, den 13. September 1907. Der I. Vorsitzende eröffnet die Sitzung und begrüßt die nach langer Ferienruhe zum ersten Male wieder ver- sammelten Mitglieder. — Zuerst erfolet die Wahl des Herrn Fabrikanten Werner, Berlin, zum ordentlichen Mit- gliede. Wir haben Herrn Werner als einen eifrigen Förderer unserer Liebhaberei schätzen gelernt und be- grüßen ihn daher mit Freuden in der Reihe unserer ordentlichen Mitglieder. — Hierauf berichtet der erste Vorsitzende über die Tätigkeit des Vorstandes während der l'erien, welche ungeachtet der letzteren eine sehr lebhafte gewesen ist. In erster Linie war der „Frage- kasten“ zu erledigen, der sich einer vielseitigen Beachtung und regen Benutzung erfreut... Es sei betont, daß in demselben nur Fragen von allgemeinem Interesse Be- antwortung finden, während alle übrigen brieflich erledigt werden, was sich schon deshalb als nötig erweist, um zahlreiche Wiederholungen zu vermeiden. -Dank der freundlichen Unterstützung sachkundiger Freunde des Vereins dürfen wir wohl eine sorgfältig erwogene Be- antwortung aller Fragen versprechen. — Weiter wurde während der Ferien die Neuauflage der „Vorteile“ vorbereitet. Es haben sich im Laufe der Zeit: so mannigfache Anderungen ergeben, daß eine vollständige Umarbeitung des Textes sich als nötig erwies. Das Manuskript ist bereits dem Druck übergeben, so daß eine Zusendung an alle Mitglieder im Beginn des Winterhalb- jahres erfolgen kann. Die Hauptarbeit wurde durch Herrn Lentz geleistet, wofür ihm der Vorsitzende den Dank des Vereins ausspricht. — Weiter gelaugt ein Schreiben der Oreutz’schen Verlagshandlung zur Kenntnis der Versammlung, worin der Verlag allen den Vereinen, welche die „Blätter“ für ibre sämtlichen Mitglieder als Vereinsorgan liefern wollen, vom Beginn des neuen Jahr- ganges an außerordentlich günstige Bezugsbedingungen bietet. Selbstverständlich wird kein Verein, der die „Blätter“ bereits ais Vereinsorgan hatte, gegen eine Preis- herabsetzung etwas einzuwenden haben; wir hoffen nur, daß der Verlag diesen wichtigen Schritt vorher reiflich erwogen haben möge, um nicht etwa wieder nach kurzer Freude zu den alten Bedingungen zurückkehren zu müssen. Daß an Form und Inhalt der Zeitschrift ein Rückschritt nicht zu befürchten sein wird, glauben wir dem Verlage aufs Wort; in unserem Verhältnisse zu den „Blättern“ dürfte sonach eine Anderung nicht eintreten, und wir behalten uns für später eine Beschlußfassung darüber vor, in welcher Weise wir allen unseren Mitgliedern die nicht unbeträchtliche Ersparnis am Bezugsgelde zugute kommen lassen werden. — Der Fisch- und Pflanzenversand er- freute sich einer allgemeinen Ruhe, was ja durch die Reisezeit eine genügende Erklärung findet. Aus diesem Grunde schienen auch Offerten während dieser Zeit als überflüssig, werden nun aber baldiest wieder in den Vereins-Nachrichten. „Blättern“ erscheinen. Daß unser Tierbestand sich in bester Verfassung befindet, muß jedem klar werden, der die in der Wohnung des Herrn Mazatis befindlichen Ein- richtungen in Augenschein nimmt. Über pekuniäre Er- folge unserer Versandabteilung werden wir am Schlusse des Jahres zu berichten haben; hier sei nur erwähnt, daß infolge des großen Unkostenapparates dem Verein schließlich nur ein geringer Nutzen übrig bleibt, der zur Verzinsung und Amortisation des vom Verein bewilligten nicht unbedeutenden Anlagekapitals Verwendung findet. Mit der „Salvinia“-Hamburg ist der „Triton“ ein Freund- schaftsverhältnis eingegangen, einer gegenseitigen Mitglied- schaft standen einige durch die Satzungen veranlaßte Hindernisse entgegen. Wir glauben aber auch auf diese Weise ein harmonisches Zusammengehen der beiden Vereine erhoffen zu dürfen und wünschen dem lebens- kräftig emporstrebenden Verein ein fröhliches Blühen und Gedeihen. — Herr Ringel berichtet über seine Ein- drücke, die er beim Besuche der Henkel’schen Garten- und Teichanlage auf der diesjährigen Gartenbauausstellung: zu Mannheim gewonnen hat. Er schildert diese Anlage ausführlich und schließt mit der Versicherung, daß der (Gesamteindruck ein geradezu märchenhafter gewesen sei und in seiner exotischen Pracht an ein orientalisches Bild aus „Jausend und eine Nacht“ erinnert habe. — Herr Diewitz berichtet über die Lebensfähigkeit einer Krötenechse. Aus Texas war ihm von Freundesseite die Sendung zweier Exemplare von Phrynosoma cornutum zugedacht worden; durch einen unglücklichen Zufall ver- zögerte sich aber die Ablieferung geraume Zeit, so daß die beiden Tiere im ganzen etwa 6 Wochen ohne jede Wasser- nnd Nahrungsaufnahme geblieben sind. Das eine derselben war erlegen, das andere lebte jedoch noch und blieb noch etwa 14 Tage weiter am Leben, bis es schließlich auch einging; das Trockenpräparkt gelangt zur Vorzeigung. — Unser Mitglied Herr Dr. Stöhr-Regensburg bestätigt in einem interessanten Schreiben die bereits von Herrn Köhler erwähnte Beobachtung, daß Capoeta damas- cina als ein ausgezeichneter Tubifexvertilger zu bezeichnen sei. Der Röhrenwurm habe sich in seinen Behältern zu einer derartigen Plage entwickelt, daß er nahe vor dem Eintschlusse gestanden habe, die ganze Liebhaberei auf- zugeben. Die geradezu verblüffende Tätigkeit von Capoeta habe ihm endlich Ruhe vor diesen Plagegeistern verschafft. Aus seinem Schreiben entnehmen wir ferner, daß sich in Regensburg ein Verein für biologische Aqua- rien- und Terrarienkunde „Sagitlaria“ gebildet habe, zu dessen Vorstand Herr Dr. med. Stöhr gewählt wurde. Herzlichsten Glückwunsch! Zur Kenntnisnahme gelangt Nr. 22 der „Gartenlaube“ und Nr. 8 des „Daheim“ dieses Jahrganges. In ersterem findet sich ein durch W. Schröder illustrierter Artikel: „Das Terrarium“ von M. Hesdörffer, in letzterem eine kleinere Arbeit von Dr. med. Schnee: „Die Wasserschnecken als Sanitätspolizei im Aquarium“; auf letztere Ausführungen nahmen wir bereits in vorigen Sitzungsbericht (vgl. „Blätter“ Heft 31) Bezug. — Herr Walter bringt eine Schnecke zur Vorzeigung, welche in Liebhaberkreisen bisher wohl noch wenig Beachtung ge- funden hat: Limnaea lagotis, welche er in einem Graben in der Nähe seines Wohnortes Zeuthen i. M. gefunden hat. Die Schnecke vermehrt sich im Aquarium außerordentlich reichlich und ist sehr gefräßig, so daß sie als ein vor- treftlicher Vertilger des Detritus zu empfehlen ist. Ihrem Kalkbedürfnis suchten die Schnecken nach Beobachtungen des Vortragenden durch gegenseitiges Anfressen der Ge- häusewindungen zu genügen, welches Ubel erst nach Einbringen von Gips zum Verschwinden gebracht wurde. Herr Walter stellt die mitgebrachten Exemplare schließlich zur Versteigerung zugunsten des Vereins freundlichst zur Verfügung. — Der Verein „Wasserstern“-Augsburg, welcher seit kurzem dem „Triton“ als Mitelied angehört, hat sein Monatsblatt für August und September geschickt. Mit Interesse lesen wir darin, daß die im Sommer ver- anstaltete Ausstellung von ganz außerordentlichem Erfolge gekrönt worden sei. Wir wünschen dem jugendlichen Verein von Herzen ein gedeihliches Fortschreiten auf dem betretenen Pfade. — Herr Diewitz schenkt einen stattlichen Posten verschiedener Wasserpflanzen zur Ver- steigerung, für welche ihm hierdurch bestens gedankt sei. Der Vorstand. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Heft 42. NYR H — N BEN UNTER Brendiamgur S. 8T9 Illustrierte Wochen-Schrift für Das Wesen der Befruchtung. Von Dr. Paul Kammerer, Wien. (Schluß.) urch Behandlung mit Hyoscyamin, Nikotin Die ersten Versuche Loebs über künstliche und Strychnin erhielt Wassilief°) bis Jungfernzeugung der Seeigel waren insofern zur Teilung in acht Zellen gehende Furchung noch unvollkommen gewesen, als die Entwick- unbesamter Seeigeleier. Auch vorübergehende lung der Larven sich durch Langsamkeit, durch Originalaufnahme nach dem Rechts: Goldorfe (Idus melanotus var. orfus); links: ihre Stammform, der Aland lelbon er de „BESTER. (Idus melanotus). Jungfische; natürl. Größe. (Siehe „Kleine Mitteilungen“.) Temperaturerniedrigung bis nahe an den Gefrier-- das Schwimmen der Larven am Grunde an Stelle punkt und mechanische Einflüsse — man er- des Emporsteigens normaler Larven, endlich auch innere sich an das oben erwähnte Beispiel der dadurch unterschied, daß sich an der Oberfläche sebürsteten Seidenspinnereier — lösten par- künstlich befruchteter Eier die sogenannte Ei- thenogenetische Entwicklung aus. dotterhaut nicht abgehoben hatte. Der letztere 414 Mangel wurde zunächst durch Herbst”) in der Weise behoben, daß er an unbesamten Eiern durch Schütteln mit Chloroform, Benzol, Toluol, Kreosot, Nelkenöl und Silberspuren Abhebung der Dotterhaut erzielte. Dann gewann Deläge*!®) durch Kohlensäure, Loeb '}) durch Konzentrationserhöhung mit Äthylazetat bis zu 100°/, parthenoge- 4 netischer Larven mit Dotterhaut. Das Äthylazetat wirkt jedoch nicht in freiem Zustande, sondern wahrscheinlich nach 3ildung einer freien Säure, wie sich daraus vermuten läßt, dab Essigsäure und noch besser höhere Fettsäuren, wie Butter-, Valerian- und Kapronsäure die Abhebung der Dotterhaut sofort veranlassen. Zugleich mit der Dotter- hautbildung tritt eine größere Ent- wicklungsgeschwindigkeit ein und die Larven beginnen wie besamte oben zuschwimmen. Mit all diesen Versuchen, unbesamte Eier durch Einflüsse zu befruchten, die mit dem Samenzutritt scheinbar gar nichts Gemein- sames haben, läuft eine andere Reihe von Ver- suchen parallel, welche darauf ausgeht, trotz Eindringen des Samenkörpers ins Ei die Ver- einigung der Kerne zu verhindern. Winkler?) gelang es, mit einem aus Samen hergestellten Preßsaft, der sogar nach Erhitzung auf 70 Grad 0. wirksam blieb, Seeigeleier zu befruchten. Hier kann also weder die Vereinigung von Ei- und Samenkern, noch eine spezifische Fermentwirkung (verdeutscht etwa „Gärungs- wirkung“, wobei man aber nicht an Bakterien als Erreger denken darf), welche in der Hitze eingebüßt worden wäre, in Betracht kommen. Boveri"?) befruchtete Seeigeleier mit Samen, der zuvor in Kalilauge gelegen hatte, und be- obachtete nun, daß die Kerne der Ei- und der Samenzelle voneinander getrennt blieben, die Furchung aber trotzdem ihren Fortgang nalım. Ziegler!!) ließ Seeigeleier während der Ver- mischung mit Samen gegen Baumwollfäden treiben (Fig. 3): an diesen bleiben die Eier hängen und werden eingeschnürt, wobei es vor- kommt, daß der Samenkern in die eine, der Eikern in die andere Hälfte des Eies zu liegen kommt (Fig. 3a); trotzdem erfolgen in beiden Hälften die der Furchung vorausgehenden Kern- veränderungen. Deläge!°) u. a. mischten von zerstückelten Seeigeleiern jene Stücke, die den Eikern nicht enthielten, mit Samen und beobachteten an- scheinend ganz normal verlaufende Entwicklung Bo Fig. 3: Seeigeleier, an Baumwollfäden getrie- ben, während der Be- samung zerschnürt. Bei a sind Samen- und Eikern in verschiedene Teilstücke, beibin das- selbe Teilstück gelangt (nach Ziegler). Dr. Paul Kammerer: Das Wesen der Befruchtung. (Fig. 4). Kurz vorher besamte und durch vor- sichtiges Schütteln ihrer Hülle beraubte See- igeleier lassen sich in lange Fäden ausziehen, auseinander reißen und auf diese Weise in kern- haltige und kernlose Tropfen teilen. Letztere können abermals besamt wer- den (Fig. 5) und entwickeln sich zu normal aussehenden Larven. In neuester Zeit hat Loeb') die künstliche Jungfernzeugung und die Besamung miteinander kombiniert: See- igeleier wurden zuerst durch Chemi- kalien zur Entwicklung angeregt, die- selben Eier dann noch außerdem be- samt, oder umgekehrt. Diese Methode kann zur Lösung der Frage beisteuern, ob das Samenkörperchen die zur Ent- wicklungserregung nötigen Stoffe ims Ei trägt oder nur die im Ei schon vorhandenen wirksam macht. Die künstliche Jungfernzeugung allein beweist bereits, dab das Ei die notwendigen Fermente selbst aufbringen kann. Würde das Samenkörperchen aber noch dazu beitragen, so müßte die Summierung von künstlicher Befruchtung und normaler Besamung eineEntwicklungsbeschleunigung hervorrufen, da nach einem allgemeinen Gesetz die Reaktions- geschwindigkeit mit der Fermentmenge zunimmt. Es tritt aber keine Beschleunigung, sondern im Gegenteile Verzögerung ein. Erfolgt die Besamung erst dann, wenn das Ei infolge künstlicher Befruchtung (z. B. in: 50 cem Seewasser + 2,8 cem Fettsäure) schon in 2—16 Zellen (Furchungskugeln) geteilt ist, so bildet nun jede einzelne Furchungskugel eine besondere Dotterhaut und furcht sich, nur durch diese Dotterhaut mit den benachbarten Furchungskugeln zusammenhängend, selbständig weiter. Die künstliche Befruchtung hat hier das ganze Ei zur Entwicklung angeregt; die darauf folgende Besamung aber befruchtet neuer- dings jede der bereits entwickelten Zellen und macht aus ihnen je eine selbständige Seeigellarve. Jedenfalls also liegen genügende Beweise vor, um mit Sicherheit folgende Behauptungen zuzulassen: 1. Die Anwesenheit des Samens und Samenkernes ist für die Entwicklung nicht notwendig (man denke an die natürliche und künstliche Jungfernzeugung). — 2. Der Eikern ist für die Entwicklung ebenfalls über- flüssig (man denke an die Besamung kernloser Eistücke). — 3. Umsoweniger ist die Ver- einigung von Ei- und Samenkern für die Be- fruchtung maßgebend (man denke an Herbst’s Dr. Paul Kammerer: Das Wesen der Befruchtung. Versuch mit dem in Kalilauge gewesenen Samen, dessen Kern nach Verschmelzung von Ei- und Samenzelle vom Eikern getrennt blieb). Um nun an die Stelle des hinfällig ge- wordenen Erfahrungssatzes „Die Vereinigung von Samen- und Eikern ist die Ursache der Befruchtung und Entwicklung“ eine wahrheits- Fig. 4: Schema der Entwicklung von zwei Seeigellarven aus einem vor der Besamung zerschnittenen Bi. Der gerade Strich in 4 deutet; die Richtung des Schnittes an. a—c Entwicklung des eikernhaltigen Stückes nach Be- samung. a—y Entwicklung des eikernlosen Stückes nach Besamung. gemäßere, weiter in die Tiefe dringende Er- klärung zu setzen, waren noch einige Beob- achtungen nötig, die sich auf dasphysikalische Verhalten des Samens beziehen. Schon eingangs wurde betont, daß ein Samen- körperchen in seiner Gänze, sowohl im relativ groben Zellkern als auch im relativ kleinen Zellleib, ein ungleich wasserärmeres, an festen Bestandteilen reicheres Prootoplasma darstellt als die Eizelle. Dringt nun das Samenkörperchen bei der normalen Besamung in das Ei ein, so sieht man dessen Kern aufquellen, wodurch Eikern und Samenkern gleiches Aussehen und gleiche Beschaffenheit annehmen. Jenkinson!”) konnte im frisch besamten Axolotlei sogar direkt sehen, dab im Zentrum des eingedrungenen Samenkörperchens in Hohlräumen sich eine wässerige Flüssigkeit ansammelte. Spaulding hat alle bisher bekannten Aus- lösungsfaktoren der künstlichen Befruchtung sorgfältig gesichtet und auf eine etwaige ge- meinsame Wirkung hin geprüft. Da stellte sich denn die Tatsache heraus, dab all jene Faktoren wasserentziehend auf das Ei wirken, wie auch Loeb bereits angenommen hatte. Stellt man dem die vorhin aufgezählten Be- funde über das Verhalten des Samenkörperchens gegenüber, seine Wasserarmut im Gegensatz zum Wasserreichtum des Bies, sein Aufquellen während des Eindringens in das Ei, die An- sammlung einer flüssigen Substanz in seiner Mitte, so kommen wir zu dem bedeutsamen Schlusse, das Wesen der Befruchtung be- stehe in einem Wasserentzug aus dem Ei, welcher ebensogut durch das wasserarme, wasser- bedürftige Samenkörperchen als durch andere 415 eleichviel ob Temperaturmittel wasserentziehende, mechanische oder werden kann. Nach Loeb’s Erfahrung '®) müssen jedoch zwei Bedingungen erfüllt sein, falls die durch Wasserentzug bedingte Zerklüftung Protoplasmas zu normaler Weiterentwicklung führen soll: 1. Es muß hinreichend freier Sauer- stoff vorhanden sein; fehlt dieser, so bleiben die sonst entwicklungserregenden Meerwasserlösun- chemische, bewirkt des BHi- gen unwirksam, selbst bei Cyankalizusatz, wel- cher nämlich die Wasserentziehung noch fördert, aber die Oxydation (Verbindung mit Sauerstoff) vermindert. — 2. Auf die Dauer gibt es normalen Kintwicklungsablauf nur in normaler Umgebung, also bei Seeigeleiern in normalem See- wasser. Die künstlich angeregte Entwicklung kann also nicht etwa durch langes Belassen der Eier in der entwicklungserregenden Salzmischung beschleunigt werden; im Gegenteil, versäumt man den richtigen Augenblick, die Kier in normales be- Seewasser zu übertragen, so gehen sie zugrunde. Wir können unsere Betrachtung schließen mit einem Satze aus Przibram’s'®) soeben er- schienenem experimentalzoologischen Werke: „Die Ursache, welche den Übergang der ruhenden tierischen Eizelle in einen Zustand fortschreitender Entwicklung veranlaßt, ist in einer Beschleunigung der auch im ruhenden Ei vor sich gehen- den vitalen Prozesse zu suchen, die bei der Befruchtung (sei es künstliche Fig. 5: Schema der Entwicklung von zwei Seeigellarven aus einem nach der Besamung zerschnittenen Ki mit nochmaliger Besamung des kernlosen Schnittstückes (nach Przibram). Der Strich in 5 deutet wiederum die Schnitt- richtung an. a--c Entwicklung des eikernhaltigen Stückes mit dem vereinigten Samen- und Bikern. a noch- 3esamung des durch den Sehnitt kernlos ge- machten Stückes, B—y dessen Entwicklung. malige >arthenogenese oder Besamung) Wasserentzug bewirkt wird.“ durch Literatur: I. Tiehomiroff, Die künstliche Parthenogenese bei Insekten. Archiv für Anatomie u. Physiologie, Physio- logische Abteilung, Supplement, 1886, 5. 35-86. 9, Dewitz, F. Kurze Notiz Froscheiern in Sublimatlösung. blatt, VII, 1888, S. 98. über die Kurchung von 3jolopisches Zentral- 416 10. IT. 13. 14. 15. 16. W. Köhler: Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Unbilden des Klimas. Kulagin Nie., Über die Frage der geschlechtlichen Vermehrung bei den Tieren, XXI], S. 653—667. Hertwig, Oskar und Richard, Über den Be- fruchtungs- und Teilungsvorgang des tierischen Eies unter dem Einflusse äußerer Agentien. Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaften, XX (n. F. XIID, 1887, S. 120—242 und 477—510. Loeb, Jacques, Untersuchungen Leipzig 1906. Loeb und Lewis, On the Prolongation of the life of the unfertilized eggs of Sea-Urchins by Potassium Cyanide. American Journal of Physiology, VI, 1902, Nr. 5, S. 605—317. Loeb, On the Nature of the Process of Fertilization and the Artifieial Produetion of Normal Larvae (Plutei) from the unfertilized Eggs of the Sea-Urchin. American Journal of Physiology, III. S. 434—471. Wassilief, vergl. Ö. Hertwig’s Handbuch der ver- gleichenden und experimentellen Entwicklungs- geschichte der Wirbeltiere, 1. Band, 1. Teil, 1. Hälfte, S. 489, 1906. Herbst, Curt, Über die künstliche Hervor- Zoologischer Anzeiger über künstliche Parthenogenese. rufung von Dottermem- branen an unbefruchte- ten Seeigeleiern nebst Bemerkungen die Dotterhautbil- dung überhaupt. Biolo- gisches Zentralblatt, XIII, 1895, S. 14—22. Deläge, Yves, La parthenogenese par l’aci- de carbonique. Archives einigen über de Zoologie experimen- tale (4). II, 1904, 8. 43. Loeb, On an improved Method of Artificial Par- thenogenesis. University of California Publiea- tions, Physiology. II, 1905, No 9, S. 83—86. Winkler, Hans, Über die Furchung unbefruch- Original-Mikrophotographie für die „Blätter* von B. Wichand-Leipzig. teter Eier unter der Einwirkung von Extraktivstoffen aus dem Sperma. Nachrichten der Gesellschaft der Wissenschaften Göttingen, mathematisch - physika- lische Klasse, Heft 2, 19. Mai 1900 S. 1—7. Boveri, Theodor, Über partielle Befruchtung. Sitzungsberichte der Morphologisch-physiologischen Gesellschaft München IV, 1889, S. 64. Ziegler, Heinrich Ernst, Experimentelle Studien über die Zellteilung. I. Die Zerschnürung der See- igeleier. II. Furchung ohne Chromosomen. Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen VI, 1897, S. 249—293. Deläge, Etudes sur la Merogonie. Archives de Zoologie experimentale (3), VII, Nr. 3, S. 382—417. 1899. Loeb, Über die Superposition von künstlicher Parthe- nogenese und Samenbefruchtung in demselben Ei. Archiv für Entwicklungsmechanik, XXIII, 1907. S. 479—486. Referat von Kammerer im Biophysi- kalischen Zentralblatt II. Band 1907. Zygosporen einer Fadenalge 17. Jenkinson, J. W., in der. Zeitschrift „Nature“, 1904, 29. September, S. 540. 18. Przibram, Hans, Experimentalzoologie, I. Band: Embryogenese. Leipzig und Wien, bei Deuticke, 1907. w Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Unbilden des Klimas. Von W. Köhler. (Mit vielen Abbildungen.) (Fortsetzung.) | inen ungeheuren Umfang nimmt die Ver- U wendung von Latenzformen als Trutz- mittel gegen die Unbilden des Klimas auf niederer und niederster Stufe im Pflanzenreich an. Alles, was unter dem Sammelnamen „Sporen“ geht, ist nichts anderes als ein Latenzzustand. Und welche kolossale Widerstandsfähigkeit manche dieser niedersten Lebewesen im Latenz- zustand aufweisen, be- weisen uns die Bakterien. Die „Sporen“ des Heu- bazillus (Baeillus subtilis Cohn), den Aquarienfreunden als der „Erreger“ einer verbrei- teten Aquarienkrankheit, der „Fettschicht“ be- kannt und erst in einer der letzten Nummern zur Abbildung gebracht, kann man getrostmit dem Heu abkochen, ohne dab sie dadurch abgetötet werden. Selbstverständlich bedarf es zu diesem Versuche, um Täuschungen auszuschließen, besonderer Vorsichtsmaßregeln: das Versuchsgefäß muß noch während des Kochens mit keimfreier Watte verschlossen werden. Sonst könnte man schließlich einwenden, es wären Sporen des Heubazillus später in das Versuchs- gefäß hineingefallen. Selbst die allerniedrigsten Pilze, die Myxomyceten (Schleimpilze) bilden Latenzformen. Eine geschlechtliche Fortpflan- zung fehlt auf dieser niedersten Lebensstufe noch vollständig. Sie tritt uns zum erstenmal bei den höheren Kryptogamen (höhere Algen, Bryo- phyten und Pteridophyten) entgegen. Während die geschlechtliche Zeugung nun bei den Blüte- pflanzen regelmäßig zur Erzeugung von Latenz- formen (Samenbildung) verwandt wird, wird (Spirogyra). 65:1. W. Köhler: Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Unbilden des Klimas. 417 sie bei den Sporenpflanzen nie dazu benutzt. Die höheren Sporenpflanzen vermehren sich durch Generationswechsel, indem stets eine geschlecht- liche Generation einer ungeschlechtlichen folgt. Die Latenzform wird dabei aber stets auf un- geschlechtlichem Wege erzeugt (die Sporen der Farne, Schachtelhalme, Bärlappe, Moose). Die Sporenerzeugung ist da- bei schließlich nichts anderes als eine verfei- nerte Form der einfachen Knospung oder Spros- sung, wie sie im gewöhn- lichen Sinne sich auf niederer Stufe allgemein verbreitet findet. Die Sporen, auch der höheren Kryptogamen, haben eine unglaubliche Widerstandsfähigkeit ine Ba ane gegen Hitze und Kälte, von B. Wichand-Leipzig. wenngleich sie solchen Temperaturen, wie die Sporen der Bakterien ohne Schaden ertragen, nicht trotzen können. So überwinden z. B. Farne die Hitze der tropi- schen Trockenperioden wie die Kälte der nordi- schen Winter im Latenzzustand.. Wenn nur vorübergehend die Vor- bedingungen für die Aus- keimung der Sporen ge- geben sind und die gün- stige Jahreszeit solange andauert, bis neue Sporen erzeugt sind, dann ist die Art sicher gerettet und der Platz, den sie sich erobert hatte, be- hauptet. Auch hier wird die Lage am mißlichsten für im Wasser lebende Formen, von den Krypto- gamen also für die Algen. Sie repräsentie- ren auch die ersten An- fänge einer geschlecht- Original-Mikrophotographie Dar; n E für die „Blätter* lichenZeugung,indembei von E. Költze-Magdeburg. den Konjugaten zwei zu- fällig einander nahekommende Zellen verschiede- ner Individuen einander Austülpungen zusenden und ihre Inhalte miteinander verschmelzen. Man kann diese Art der Zeugung wohl schon als eine geschlechtliche bezeichnen, wenngleich eine Unterscheidung verschiedener Geschlechter dabei noch nicht möglich ist. Und das Interessanteste an dieser eigentümlichen Zeugung, die übrigens auch „hermaphroditisch“ erfolgen kann, indem zwei Nachbarzellen des- selben Individuums mit einander verschmelzen, ist, dab sie gerade der Erzeugung von Latenz- formen dienstbargemacht wird, durch die Bil- dung der Zygosporen (Fig. 8). Schwärmspo- ren, wie sie von anderen Algenfamilien erzeugt werden, werden von die- ser Familie nicht hervor- gebracht. Da wir bereits wiederholt diese inter- essante Algengruppe hier a nm gewürdigt und in einzel noch lebenden Stock, nenVertreternabgebildet haben, erübrigt es sich wohl, näher darauf einzugehen. Wir verlassen nunmehr das Pflanzenreich und wenden uns dem Studium der analogen Vorgänge im Tierreiche zu. Es steht von vornherein zu erwarten, dab die Erzeugung von La- tenzformen am verbrei- tetsten unter denjenigen tierischen Organismen sein wird, die am pflan- zenähnlichstenleben, also eine festsitzende Lebens- weise führen oder doch nur einer beschränkten Ortsveränderung fähig sind. Denn Tiere, welche eine uneingeschränkte Ortsveränderungsfähig- keit haben, können ja den Folgen mißlicher klimatischer Bedingun- gen durch Gebrauch die- Statoblasten von ser Fähiekeit leicht ent- Plumatella fungosa im ab- gehen. Wir werden also gestorbenen Stock. : Krhees in erster Linie die fest- sitzenden Organismen des Sübwassers einer Durchmusterung unterziehen, wenn wir Latenz- formen suchen wollen, weil sie von der Einwir- kung der Dürre sowohl wie der des Frostes am 418 meisten zu leiden haben würden. Da be- gegnen wir zunächst einer sehr hochstehenden Klasse von Wassertieren, den Bryozo&@n oder Moostierchen. Sie führen ein geselliges Leben, indem sie Kolonien auf der Unterseite der Schwimmblätter unserer Wasserrosen, an Wur- zeln und Ästen, die ins Wasser hineinragen, ja selbst auf Schneckengehäusen bilden. Auf eine Schilderung ihrer Lebens- und Ernährungs- weise verzichte ich hier, da ich und andere schon wiederholt Gelegenheit genommen haben, darüber kleinere Mitteilungen zu geben. Im Sommer, wenn es Nahrung die Fülle in jedem Gewässer gibt, weil bei dem üppigen Wachstum auch vieles abstirbt, zerfällt und als „Detritus“ zu Boden sinkt, haben die Moostierchen ge- deckten Tisch; dann wuchern sie und vermehren sich durch Knospung und geschlechtliche Zeugung überreichlich. Kommt aber die Winterszeit heran, dann gehen Flora und Fauna unserer Gewässer mächtig zurück, die Nahrung wird knapp, und infolge der Kälte und des Nahrungsmangels gehen viele Individuen zugrunde. Jetzt ist es Zeit, für die Erhaltung der Art zu sorgen; denn wenn erst die Oberfläche der Gewässer sich mit Eis überzieht, dann hat das letzte Stündlein der zarten Geschöpfe geschlagen. Auf unge- schlechtlichem Wege erzeugen sie Latenz- formen (Fig. 9), die in ihrer harten Hülle den zarten Keim des werdenden Moostierchens vor den Gefahren der Kälte schützen. So bleiben die Dauerkeime, denen die Wissenschaft den Namen Statoblasten (frei übersetzt: Keim- schützer) beigelegt hat, auch noch im abgestorbe- nen Stock eingebettet (Fig. 10). Ein Teil von ihnen dient nach Zerfall des verwesten Stockes zur Behauptung des Platzes, indem er fest auf der Unterlage haften bleibt, zu welchem Zwecke einzelne Arten ihre Statoblasten noch mit be- sonderen Haftorganen ausrüsten; der andere Teil dient der Verbreitung der Art und ist dement- sprechend mit einer Schwimmvorrichtung (Fig. 10) in Gestalt einer schwammigen, lufthaltigen Schicht -(„Schwimmring“) ausgestattet, vermöge deren er auf den Wellen treibt, bis er irgendwo Halt findet und auskeimt. Auch die Statoblasten der Bryozoen sind äußerst widerstandsfähig, nicht nur gegen Kälte, sondern auch gegen höhere Temperaturen und absolute Trockenheit. (Schluß folgt.) Kleine Mitteilungen. Unsere einheimischen Süßwasserfische. VII. Aland (Idus melanotus Heck.) und Orfe (Idus sehwinden müssen. Als Kleine Mitteilungen. melanotus Heck. var. orfus (L.)). — Nomenklatur. Die bisher allgemein angewendete Bezeichnung Leueis- cus idus (L.) muß fallen gelassen werden. 1. Der Aland ist durch die Anordnung seiner Schlundzähne in zwei Reihen scharf von allen anderen Leueiscus-Arten, deren Schlundzähne in einfacher Reihe stehen, geschieden. In dieser Hinsicht steht er der jetzt wohl allgemein als zu Recht von Leweiscus abgetrennten Gattung Sqwalius Bonap. weit näher als der Gattung Leueiscus Ron- delet. Wenn man aber die Gattung Squalius (doppelte Schlundzahnreihe zu 2 und 5 Zähnen) von Leweiscus abtrennt, fällt die ursprüngliche weiterbegrenzte Gattung Leuciscus Cwuv. und muß die Gattung neu definiert werden. Diese neue Definition (Schlundzähne in ein- facher Reihe, links zu 6 oder 5, rechts immer zu 5) hat Rondelet gegeben. Unser Aland mit seinen zwei Reihen von Schlundzähnen zu je 8 und 5 läßt sich nun aber weder der Gattung Squwalius Bonap., noch der neuen engeren Gattung Leuciscus Rondelet einfügen. Es muß also für ihn eine neue Gattung aufgestellt werden, für welche Heckel die Definition und den Namen Idus gab, aus Pietät gegen den Vater der Systematik, Linne6, dessen Art Oyprinus idus sonst spurlos hätte ver- Artnamen für unseren Aland wählte Heckel die Bezeichnung melanotus, schwarz- rückig. Die Nomenklatur Heckels!) (1858) wird denn auch von v. Siebold?) (1863) anerkannnt und über- nommen, und findet sich seit Siebold in der Literatur keine weitere Kritik, worin die Berechtigung dieser Nomenklatur angefochten oder widerlegt wurde. Bade?) z. B. nimmt einfach ohne Diskussion die zuerst von Selys-Longchampst) (1842) gegebene Benennung Leu- eiscus idus (L.) wieder auf und führt die Art als Unter- gattung Idus Heck. klatur lasse ich mich hier nicht ein, werde aber an einem anderen Beispiele, dem Häsling (Squwalius leu- eiscus (L.)) darlegen, zu welchen Konsequenzen diese Nomenklatur führt. 2. Der Fisch kann auch unter An- erkennung der «Systematik Heckels nicht als Idus idus (L.) bezeichnet werden, indem wohl Linn& im Systema naturae, Regnum animale, ed. X, 1758, p. 324 einen Fisch als Cyprinus idus beschreibt, der zweifellos identisch ist mit unserem Aland, auf der folgenden Seite hingegen eine zweite Art Oyprinus jeses aufführt, die, obwohl mangelhaft beschrieben, namentlich mit Hilfe der Trivialnomenklatur sich gleichfalls als identisch mit unserer Art erweisen läßt (Heckel, l. e., p. 147. v. Siebold, 1. e., p. 176). Die Kassierung des Art- namens Idus war also berechtigt und notwendig auf Grund der Beschlüsse des Berliner Zoologen - Kon- gresses, betreffend die Regelung der Nomenklatur. 3. Die Goldorfe ist von Linne& (l. ce. p. 324) verkennbar charakterisiert und beschrieben worden als Oyprinus orfus. Nachdem die Kritik erwiesen hat, daß sie sich als selbständige Art nicht aufrecht erhalten läßt, sondern nur eine xanthoristische Varietät (Partialalbino) des Alands (Idus melanotus Heck.) ist, muß sie ein für allemal als [dus melanotus Heck. var. orfws (L.) geführt werden und hat niemand das Recht, sie neu zu benennen (vgl. Bade, 1. c., p. 128). Etwas über Xanthorismus bei Cypriniden Es ist eine bekannte Tatsache, daß Auf eine Kritik seiner Nomen- zuerst un- im allgemeinen. ı) Heckel & Kner, Die Süßwasserfische der österreichi- schen Monarchie. Leipzig 1858. } ») v. Siebold, Die Süßwasserfische von Mitteleuropa Leipzig 1863. ») Bade, Die mitteleuropäischen Süßwasserfische. Berlin 1901. #) Selys-Longcehamps, Faune Belge. Liege 1842. Kleine Mitteilungen. alle Oypriniden mehr oder weniger zur Erzeugung sog. xanthoristischer Formen neigen, d. h. daß das schwarze Pigment zurücktritt gegenüber dem farbigen, wodurch die Grundfarbe des Fisches aufhellt, zunächst in ein schmutziges Messinggelb, unter Umständen aber auch bis zu einem intensiven Orangegelb oder gar Rot. Solche Xanthorinos verraten den ersten Anfang von Albinismus, indem Farbstoffzellen nieht zur Ausbildung gelangen oder zurückgebildet werden. Xanthorismus ist wie jede Form von Albinismus ein Zeichen von Degeneration. Kine Degeneration wird aber überall in der Natur begünstigt durch NahrungsüberflußB und eine daraus resultierende Üppigkeit. Deshalb verfallen unsere Haustiere am ersten einer oft weitgehenden Degeneration, der wir durch Blutauffrischung nach Kräften zu steuern suchen. Wo die Nahrung in einem harten Kampfe ums Dasein er- worben werden muß, erhalten sich die Organismen kräftig und frei von Entartung; wo sie gedeckten Tisch finden und sorglos nur zuzulangen brauchen, wo ihnen zudem kein Feind nach dem Leben trachtet, da werden sie träge, üppig und degenerieren, Das geht den Völkern so wie den Tieren und Pflanzen. Wie der Arbeiter, der im Schweiße seines Angesichts sich plagt, um die Seinen eben satt zu machen, körperlich nicht degenerieren wird, dagegen der Sohn eines Millionärs, der ohne jede Mühe im Gelde nur so herumwühlen kann, durch Völlerei in kurzer Zeit körperlich sich ruiniert, so wird z. B. die im freien Gewässer hausende Karausche gesund und kräftig bleiben und durch den fortgesetzten Daseinskampf, den sie zu bestehen hat, gegen Gefahren gestählt, der arme verhätschelte Goldfisch oder vollends gar der plumpe Schleierschwanz, der im Aquarium seines Besitzers Nahrung in Hülle und Fülle findet, ohne die Beute erst sich erjagen zu müssen, der Feinde überhaupt nicht kennt, wird ein bedauernswertes, entartetes, unselbständiges Ge- schöpf, das, ins freie Gewässer gebracht, bald den sicheren Untergang finden würde. Aus diesen Über- legungen ergibt sich, daß im freien Gewässer — also ohne Zutun des Menschen — Xanthorismus und Albinis- mus als die Anzeichen beginnender Degeneration nur unter ganz bestimmten Bedingungen auftreten können, und daß in erster Linie als die Degenerations- erscheinung fördernde Umstände beschränkte Raumausdehnung, Nahrungsüberfluß und Fehlen von Feinden anzusprechen sein werden. Durch In- zucht, die in beschränkten, nach außen abgeschlossenen Örtlichkeiten eintreten muß, weil der Zugang frischen Blutes werden die degenerativen Anlagen vererbt, Vererbung und Gewöhnung (weil die ausgeschlossen ist, und fortgesetzte günstigen Faktoren für eine Degeneration beständig erhalten bleiben) führen zu einem immer weiteren Umsichgreifen der Entartung. Dazu kommt, daß der Mensch an solchen Degenerations- produkten als an etwas Absonderlichem meist Gefallen findet und durch sein Eingreifen die Degeneration noch fördert, ein Moment, das natürlich in erster Linie bei den Geschöpfen in Frage kommt, an denen der Mensch interessiert ist. Während die natürliche Auslese im Kampf ums Dasein Degenerationsprodukte unerbittlich ausmerzt, hat der Mensch seine Freude daran, sie durch künstliche Auslese zu erhalten und in der Degeneration fortschreiten zu lassen. So entstanden unsere gefüllten Gartenblumen, unsere Möpse und Windhunde, unsere Schleierschwänze und verschiedenes mehr. Eine Förderung der Ernährungsbedingungen tritt zumeist durch Temperatursteigerung bis zu einem gewissen 419 Grade ein, was sich namentlich bei herbivoren Tieren geltend machen wird, da eine höhere Temperatur in der Regel auch einen üppigen Pflanzenwuchs bewirkt. So wird es nicht auffällig sein, daß die Xanthorinos der pflanzenfressenden Öypriniden durchgehendsan südlicheren Orten wildlebend gefunden worden sind, so die Goldorfe in Süddeutschland, die Goldschleie und ganz neuerdings das Goldlieschen (ein Gelbling des Moderlieschens) in Böhmen, einem Lande, das von vor- gelagerten Gebirgen vor den kalten Nord- und Ostwinden geschützt ist. Der Goldfisch hält in Italien besser im Freien aus und soll auch rascher und in höherem Prozent- satze umfärben als in den deutschen Züchtereien. Die Heimat des Goldfisches und wohl auch die Wiege seiner Abarten ist das südliche China. Die Umfärbung der Schleierschwänze tritt in geheizten Behältern rascher und meiner Erfahrung nach bei einem größeren Prozentsatze von Fischen ein als z. B. im Freilandbassin oder auch im ungeheizten Zimmeraquarium. Über das lokale Vor- kommen des japanischen Goldkarpfens oder Hi-goi in freien Gewässern ist leider zu wenig bekannt, um ihn hier in die Diskussion einbeziehen zu können. Die höhere Temperatur des Wohngewässers scheint übrigens nicht nur auf die Förderung der Ernährungs- bedingungen, sondern auch auf die Pigmentzellen direkt von Einfluß zu sein. Es ist mindestens auffallend, daß z.B. auch Süßwasserschnecken durch Wärme zur Erzeugung von Xanthorinos und Albinos sowohl in der Freiheit als im Aquarium veranlaßt werden können, wie mir und anderen im vorigen Jahre experimentell nachzuweisen gelungen ist. Auch bei Planorbis corneus, Physa acuta, Limnaea stagnalis und ovata sowie bei Vivipara contecta, wahrscheinlich aber bei allen Süß- wasserschnecken sind nach meinen eigenen Versuchen und Beobachtungen wie nach denen von H. Schülke, P. Franck, M. Ziegeler und anderen die wichtigsten fördernden Faktoren Wärme, Nahrungsüberfluß und Inzucht. Nun wird man allerdings das prächtige Hochrot direkt importierter Schleierschwänze wohl nicht auf das Konto Wärme zu setzen haben, sondern vielmehr als Korrelativum zu der höheren Lichtintensität, der die Fische in ihrer südlicheren Heimat ausgesetzt waren, ansehen müssen. Immerhin zeigen aber unsere Schleierschwänze, die im, geheizten Aquarium im Zimmer gezüchtet sind, durchgängig ein intensiveres Rot als im Freilandbassin, also in größerer Lichtfülle, gezüchtete Ein direkter Einfluß der höheren Wasserwärme auf die Pigmentzellen dürfte also beinahe unabweisbar sein. Es wäre wünschens- wert, wenn in dieser Beziehung von dem oder jenen der vielen Schleierschwanzfreunde bei der Zucht Versuche angestellt würden, die weiter nichts zu beachten ver- langten als: 1. die Innehaltung einer möglichst gleich- mäßigen, täglich zu kontrollierenden Temperatur im Aufzuchtbehälter; 2. das mindestens wöchentliche Heraus- fangen verfärbter Jungfische mit Aufnotierung der Zahl und der Verfärbungsdauer, und 3. nach etwa Jahresschluß die Auszählung der gesamten aufgebrachten Brut, auf welche Zahl dann die verfärbten in Prozenten bezogen werden. Tut man das in einem großen im Freien auf- gestellten Bassin (worin natürlich die Temperatur wechselt und aus den einzelnen Messungen am Schluß der Ver- suche das Mittel genommen wird), ferner in einem un- geheizten Bassin im Zimmer und schließlich noch in ge- heizten Behältern von 20°, 25° und 30°C — es könnten sich ja mehrere Liebhaber in die Arbeit teilen —, so werden die Resultate recht gut erkennen lassen, ob die 420 Temperatur des Wassers wirklich Einfluß auf die Pigment- bildung bezw. Pigmentzerstörung hat. Daß natürlich in allen Versuchsbehältern ständiger Nahrungsüberfluß voraus- zusetzen ist, bedarf wohl kaum noch eines besonderen Hinweises. — Unser Bild zeigt links die Stammform des Alands, auch Silberorfe oder Nerfling genannt,rechts die rotgoldige Varietät, beide diesjährige Jungfische in natürlicher Größe. Durch Verwendung panchromatischer Platten und pan- ——— EU TA — Ga IE DES, DE VEREINS-TETE NACHRICHTEN Vereins-Nachrichten. chromatischen Blitzpulvers ist es erreicht worden, daß die Goldorfe in der Tat heller erscheint, als die Silber- orfe, wie es in Wirklichkeit der Fall ist. Wäre das auf dem Bilde nieht zu unterscheiden, so hätte die Abbildung beider Formen nebeneinander schlechterdings keinen Sinn. Von links ragen in das Bild einige Stöcke von Süßwasserschwämmen herein; sie gehören der Art Ephydatia fluviatilis autt. an. Köhler. Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Terrarieufreunde zu Hamburg. (E. V.) Vereinslokal: Börsenhotel, Mönkedamm 7. Briefadresse: Dr. Franck, Hamburg 6, An der Verbindungsbahn 3, I. Sitzung vom 20. August 1907. Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und genehmigt. Für die Bibliothek sind eingegangen Kosmos Heft 7 und die Beilage: Dr. Teichmann, „Fortpflanzung und Zeugung“. Herr Dr. Reuß von der biologischen Versuchsstation für Fischerei in München hat uns seine Abhandlung über die Fischfeinde aus der niederen Tier- welt gesandt; wir sprechen Herrn Dr. Reuß auch an dieser Stelle unsern verbindlichsten Dank aus. Die Firma W. Rolle-Magdeburg schickt eine Offerte über Terrarien und Aquarien. Herr Dr. Rudolf Magnus. Redner des „Kosmos“, will im Winter eine Rundreise unternehmen, um Vorträge zu halten; er fragt an, ob wir ihn zu einem Vortrag verpflichten wollen. Der Verein beschließt, dieses Angebot abzulehnen. Herr Hermann F. Wolf- Philadelphia fordert auf zur Subskription auf sein im Er- scheinen begriffenes Buch: „The Aquarium and its Animals and Plant Life“. Die „Ichthyologische Gesellschaft“- Dresden veranstaltet vom 1. bis 8. September eine Aus- stellung verbunden mit einer Makropoden-Konkurrenz. Wir begrüßen diesen Gedanken mit Freude, da wir hoffen, dab solche Veranstaltungen dazu beitragen werden, dem ungesunden Jagen nach Neuheiten etwas zu steuern. Wir sagen der „Ichthyologischen Gesellschaft“ für die Einladung unsern besten Dank, eine Beteiligung können wir freilich nicht versprechen. Der Vorsitzende macht auf die vom 25. August bis 2. September stattfindende Ausstellung des „Humboldt“-Hamburg nochmals aufmerk- sam und fordert zum Besuch derselben auf. Die Creutz’sche Verlagsbuchhandlung geht mit dem Gedanken um, den- jenigen Vereinen, welche die „Blätter“ allen Vereins- mitgliedern kostenlos für den gezahlten Vereinsbeitrag liefern wollen, dieselben zum Jahrespreise von 3 Mk. pro Exemplar, exklusive Porto oder UÜberweisungspesen, zu liefern. Voraussetzung ist, daß sich eine genügende Beteiligung der Vereine findet. Es wird beschlossen, in der nächsten Sitzung nochmals .eine Aussprache darüber vorzunehmen, wie sich die „Salvinia“ dazu verhalten soll. Die „Isis“-München schickt Bibliothek-Ordnung und Bibliothek-Verzeichnis, Der ,Wasserstern“-Augsburg übermittelt seine Satzungen und die Mitgliedskarte für die „Salvinia“. Wir sagen beiden Vereinen unsern ver- bindlichsten Dank. Mit Interesse sehen wir, daß die Satzungen des „Wasserstern“ nach denselben Prinzipien aufgebaut sind wie die unserigen. Einzelnes scheint aber noch praktischer zu sein; so ist es offenbar gut, eine be- sondere Gruppe körperschaftlicher Mitglieder zu bilden. Der Vorsitzende teilt dann mit, daß jetzt die Be- ziehungen der „Salvinia“ zu den auswärtigen Vereinen wieder völlig geregelt sind. Gegenseitige Mitgliedschaft ist abgeschlossen mit der „Isis“-München und dem „Wasserstern“-Augsburg. Ein ausdrückliches Freund- schaftsbündnis besteht zwischen der „Salvinia“ und den folgenden Vereinen: „Triton“-Berlin, „Proteus“-Breslau, „Nymphaea“-Leipzig, „Iris“-Frankfurt a. M., „Hottonia“- Darmstadt, „Vallisneria“-Eberswalde, „Verein für Natur- und Heimatskunde“-Cuxhaven. Wenn wir selbstverständ- lich wie bisher bemüht sein werden, mit allen Vereinen in Frieden und Freundschaft zu leben, so können doch die genannten Vereine unserer besonderen Unterstützung sicher sein, wo sich nur immer Gelegenheit dazu bietet; und solcher Gelegenheiten sind mehr, als es zunächst den Anschein hat. In obigem Verzeichnis wird jedem aufmerksamen Leser auffallen, daß wir mit dem „Triton“- Berlin nicht zu einer gegenseitigen Miteliedschaft gelangt sind, trotzdem der „Triton“ einer der ältesten oder gar der älteste unter den eingetragenen Vereinen ist. Auch der „Triton“ war in freundschaftlichster Weise bereit, mit uns eine gegenseitige Mitgliedschaft abzuschließen. Doch sah sich derselbe durch seine Satzungen genötigt, von uns die Bezahlung der Differenz der Mitgliedsbeiträge an seine Kasse zu verlangen, wofür uns die vom „Triton“ gehaltenen Zeitschriften geliefert werden sollten. Die Folge wäre gewesen, daß wir zwei Zeitschriften, die wir bisher selbständig halten, durch Vermittlung des „Triton“ bezogen hätten. Wenn wir auf diese Weise die betreffen- den Zeitschriften sogar zu einem billigeren Preise erhalten hätten, so sahen wir uns doch genötigt, dieses Angebot abzulehnen, da ein solches Verhältnis nicht unsern An- schauungen von der selbständigen Stellung eines Vereins entspricht. So haben wir uns denn mit dem „Triton“ dahin verständigt, als Ausdruck für die freundschaftlichen Beziehungen, die wir auch künftig unterhalten wollen, die Form des Freundschaftsbündnisses zu wählen, das keine pekuniären Verpflichtungen mit sich bringt. Herr ©. Lohmann hatte im Monat Juni auf der Insel Sylt etwa 20 Eidechsen gefangen und für Herrn Tofohr mitgebracht. Auf Grund dieses Materials konnte Herr T'ofohr feststellen, daß auf Sylt Lacerta agilis W. und Lacerta viwipara Jacgu. vorkommen. Bemerkenswert ist, daß die Sylter Exemplare der Lacerta agilis eine auf- fallend helle Farbe zeigen, was sicherlich mit den ab- weichenden klimatischen Verhältnissen auf der Insel zusammenhängt. Es ist Herrn Tofohr gelungen, von den Sylter Exemplaren der Lacerta agilis Junge zu erzielen, wobei sich zeigte, daß die Entwicklungszeit der Eier 50 Tage betrug, eine ungewöhnlich lange Zeit. Vielleicht ist auch diese lange Entwicklungszeit der Eier eine be- sondere Eigentümlichkeit der Sylter Lacerta agilis. Außer- dem ist Herrn Tofohr in diesem Jahre gelungen, Eier von Lacerta muralis und Lacerta serpa zur Entwicklung zu bringen. Unseres Wissens ist es das erste Mal, daß die Zucht von Lacerta serpa aus dem Fi gelungen ist, Herr ©. Lohmann hat Zuchtresultate von Barbus con- chonius zu verzeichnen. Herr Schülke machte genauere Mitteilungen über seine Erfolge bei der Zucht von Trapa natans. Er hat im Jahre 1906 im Aquarium zwei Früchte gezogen, die sich beide als keimfähig erwiesen haben. Eine dieser Nüsse hat Herr Schülke in einem Tümpel ausgesetzt, die zweite hat im Aquarium eine wohl ent- wickelte Pflanze geliefert, die später leider abgebrochen ist. Zum Schluß gelangte aus Kosmos Heft 7 der zweite Teil von Fabre’s Aufsatz über den heiligen Pillendreher zur Verlesung und Besprechung. Dr. Franck. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVIIL ? /N, DR. Die Atlasagame (Agama bibroni). Von Josef Seherer, München. \ ältezitternd kroch ich schon vor Tages- anbruch aus dem warmen Zelte um meinen Begleiter, einen jungen Marokkaner, der noch fest unter seinem Burnus im Sande schlummerte, Originalzeichnung nach dem Leben für die „Blätter“ von Willy Moralt, München. an die Arbeit zu rufen, welche im Zubereiten des Frühstücks bestand. Noch verschleierte grauer Morgennebel die Savanne, so daß der nahe Djebel el Melias, dessen Besteigung das Ziel des Tages bilden sollte, nur in schwachen, schattenhaften Umrissen zu erkennen war. Die (Mit 1 Originalzeichnung von Willy Moralt, München). erhabene Stille fand eine kurze Unterbrechung durch die monoton flötende Marschmusik einer aus der Oase Fienig kommenden Kameel- karawane, die in geringer Entfernung an uns (Verkleinert.) Atlasagame (Agama bibroni). vorüberzog, um in der Richtung nach der Sahara wieder zu verschwinden. Bald flackerte auch ein Halfabüschel in hell lodernder Flamme auf, gerade hinreichend, unseren Tee zu erhitzen. Als wir uns auf den Reitesel schwangen, über- flutete bereits leuchtendes Orangerot den östlichen 423 Wüstenhorizont. Da die Ausbeute der letzten Tage, während welcher ich die Hammada (Stein- wüste) durchstreifte, befriedigend war, glaubte ich auch im Gebirge auf reichliches Sammel- material speziell an Reptilien schließen zu dürfen. Wie erwähnt, hatte ich mir zum Ort meiner Nachforschungen den Djebel el Melias ausersehen und zwar deshalb, weil seine relativ leichte Zugänglichkeit sowie felsige Beschaffenheit mir am meisten Aussicht auf eine erfolgreiche Jagd nach einer der schönsten Eidechsen des Fels- gebirges, der Atlasagame (Agama bibroni), boten. Kaum hatte der Glutball des Tagesgestirns die Horizonthöhe überschritten als fast unver- mittelt die unangenehme Kühle einer noch lästigeren Hitze wich. Nach zweistündigem, beschwerlichem Ritt durch wenig bewachsenes, teils sandiges, teils steiniges Terrain war der felsenbesäte Fuß des Djebel el Melias erreicht, an dessen Südfront sich eine palmenreiche Oase gleichen Namens befindet. Noch bevor wir den Aufstieg begonnen hatten gewahrte ich eine grobe Atlasagame, die auf einem Felsen sitzend, sich in den Strahlen der Morgensonne wärmte. Solange ich mich regungslos verhielt schien sie von meiner Anwesenheit keine weitere Notiz zu nehmen, als daß sie mehrmals zornig ihr stahl- blaues Köpfchen nickte. Doch, sowie ich mich vorsichtig anschickte, ihr nur einen Schritt näher zu kommen, schien ihr die Sache ver- dächtig, und ein geschickter Sprung nach dem etwas höher gelegenen Felsspalt setzte sie auber Gefahr, trotz der Versicherung meines Begleiters Hamed, wir würden während des Aufstiegs noch viele solche Eidechsen antreflen, schien es mir dennoch interessant das weitere Benehmen der Flüchtigen abzuwarten. In halb Knieender, halb sitzender Stellung verbarg ich mich also hinter einem Wachholdergebüsch, das sich schräg gerenüber dem Versteck befand, während mein Rücken in der intensiven Sonnenglut beinahe zu braten anfing. In oft wiederholtem Wechsel- spiel guckte sie mißtrauisch aus dem Loche heraus, wohl um die Luft auf ihre „Reinheit“ zu untersuchen, verschwand aber immer wieder nach wenigen Augenblicken. Schon dachte sich meine Geduld zu er- schöpfen, als sich die Agame ganz unerwartet den Mut nahm, in ihrer ganzen stattlichen Größe und Schönheit aus dem Versteck herauszutreten. Wahrscheinlich hatte sie mich bei meiner guten Deckung noch nicht wahrgenommen. Mir aber war es jetzt erst gut möglich die entzückende Farbenkomposition zu bewundern, welche den Josef Seherer: Die Atlasagame (Agama bibroni). stachelig beschuppten Rücken dieser Echse schmückte: Kopf und Kehle schillerten stahl- blau, der Rücken und die Extremitäten waren hellblau gefärbt. Über der Rückenmitte verlief ein longitudinaler gelblicher Strich, der sich geschmackvoll von dem blauen Grunde abhob. Durch diese Färbung, wie auch den großen Schädel, dokumentierte die Agame ihre Zu- gehörigkeit zum männlichen Geschlecht. Lange konnte ich sie unbemerkt beobachten bis der laute Ruf des Marokkaners, der mir seine Ent- deckung, nämlich ein weiteres Exemplar dieser Eidechsen anzeigen wollte, sie über ihre ge- fahrvolle Situation außer Zweifel setzte und veranlaßte, mit blitzesschneller Wendung wieder dem Felsspalte zuzueilen.. Obschon ich unver- züglich meine Hand nach ihr schnellte, verblieb mir nur ein kurzes Stück ihres langen Schwanzes als Beute. Das Steingefüge aber war zu fest als das ich die Flüchtige hätte weiter verfolgen können. Mein dienstbeflissener Begleiter wollte jetzt seine Ungeschicktheit dadurch wieder korrigieren, dab er unterdessen eine Hetzjagd auf eine kleine Atlasagame veranstaltete wobei er sich faust- grober Steine als Wurfgeschosse bediente und mit einem dicken Prügel auf das arme, zu Tode geängstigte Geschöpf einschlug. Schwer ver- letzt flüchtete sie sich in ein Rattenloch um daselbst einem qualvollen Ende entgegenzusehen. Der Mohammedaner hatte zwar die beste Ab- sicht gehabt, wagte es aber bei seiner aber- släubischen Furcht vor Kriechtieren nicht, die harmlose Echse mit den Händen zu berühren. Als ich hierauf energisch gegen eine solche Fangmethode protestierte, beteuerte er mir allen Ernstes, dab ihm das Berühren eines solchen Tieres Tod und Verderben bringen würde. Dabei ist zu bemerken, daß besonders Atlas- agamen sowie auch die nächtlichen Geckonen das Ziel seines Hasses waren, während er 2. B. die Skinke als „weniger gefährlich“ bezeichnete. Etwas verdrossen über die wenig erfolg- reichen Resultate unserer bisherigen Jagd stiegen wir bergwärts weiter. Wir brauchten nicht lange zu warten um wieder auf „Wild“ zu stoßen. Lautes Geraschel im Dickicht eines Dorngesträuches führte uns wieder auf die Spur von zwei Atlasagamen. Die beiden, allem An- scheine nach ein Liebespärchen, waren durch unsere Ankunft in ihrem Rendezvous gestört worden und hatten eine divergierende Flucht- richtung eingeschlagen. Da größere Felsblöcke nicht nahelagen, schien die Aussicht auf einen Fang W. Köhler: Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Unbilden des Klimas. 493 sehr günstig. Hamed sollte diesmal lediglich das Weibchen solange im Auge behalten bis ich das Männchen gefangen hatte. Letzteres, wieder ein völlig erwachsenes Exemplar im prächtigen .Hochzeitsstaat, suchte Zuflucht unter einem lose liegenden Stein, wo ich es mit Leichtigkeit er- greifen konnte. Das Weibchen aber raste ge- raden Weges aufwärts, in der unverkennbaren Absicht, die etwas weiter oben befindlichen erößeren Felspartien zu gewinnen. Es wäre ihm dies auch beinahe gelungen, da es für uns ziemlich schwierig war der klettergewandten Eidechse auf dem Geröllboden zuvorzukommen bezw. ihr den Weg von oben her abzusperren. Doch erwarb sich das Verdienst mein eifriger Freund, der Sohn des Felsengebirges, indem er mit staunenswerter Gewandtheit alle Hindernisse überwand, die Agame gerade noch rechtzeitig einholte und sie mir so förmlich in die Hände - trieb. Trotz der energischen Gegenwehr, die sie mir durch Biß- und Kratzversuche leistete, mußte sie sich schließlich bequemen, in den Sammelsack zu schlüpfen; die sonst vielfach gültige Regel, dab die Männchen den Weibchen an Farbenpracht überlegen sind, findet bei der Atlasagame keine absolute Anwendung. Die Weibchen strahlen nämlich zur Paarungszeit ebenfalls in entzückendem Farbenschmucke: Auf schwefelgelbem Rückengrunde heben sich bei ihnen blutrote Querflecken und Binden kon- trastisch ab. Es dürfte demnach die Wahl schwer werden, dem Männchen oder dem - Weibchen den Vorrang an Farbenschönheit zu- zuerkennen. Außerhalb der Paarungszeit aber färbt beide Geschlechter, Alt und Jung, ein- töniges Graubraun. Bis Mittag, wo wir den Gipfel des Berges erreichten, hatte ich bereits acht Atlasagamen in meinem Sacke, zu denen während des Abstieges am Nachmittage noch weitere fünf Stück hinzu kamen. Nicht immer aber gelang es, diese ge- wandten Kletterer so leicht wie die oben be- schriebenen zu erbeuten und nicht selten mußten sie mit enormer Anstrengung unter großen Fels- blöcken hervorgeholt, wenn nicht an gefährlichen Steilwänden überlistet werden. Doch anbetracht des Wertes, den die Atlasagame wegen ihrer Farbenpracht, Haltbarkeit und ihres unterhalt- lichen Benehmens als Terrarienbewohnerin be- sitzt, schien sie mir solcher Opfer wert. Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Unbilden des Klimas. Von W. Köhler. (Mit vielen Abbildungen.) (Schluß.) A“ die zu den Hohltieren (Coelenterata) ge- A) hörigen Süßwasserschwämme (Spon- gillidae) retten ihre Arten durch Erzeugung von Latenzformen durch die Unbilden des Win- ters in das neue Frühjahr hinüber. Sie erzeugen Dauerkeime, Gemmulae genannt (Fig. 11), ebenso wie die Bryozoön auf ungeschlechtlichem Wege. Wie B. Wichand!) in seiner ausführ- lichen und reichillustrierten Arbeit über Süß- wasserschwämme bereits gezeigt hat, gibt auch bei den Spongilliden Kälte und Nahrungsmangel, wahrscheinlich aber auch letzteres allein, durch irgend welche anderen Ursachen hervorgerufen, den Anstoß zur Bildung von Latenzformen. Schwämme, die in tiefen, stets detritusreichen (Gewässern leben, bilden überhaupt keine Latenz- formen, wie Veltner an den Ephydatien des Tegeler Sees nachweisen konnte. Die Gemmu- lation kann experimentell im Aquarium hervor- gerufen werden, indem man dort eingewöhnten Spongilliden die Nahrung entzieht, beispielsweise durch Entfernung der den Detritus aufwirbelnden Fische und durch Kühlstellung des Behälters, wodurch das Pflanzenwachstum und zugleich damit die Detrituserzeugung eingeschränkt wird. Auch die Gemmulae der Süßwasserschwämme haften teils auf ihrer Unterlage (Fig. 12) und behaupten so den von der Art eroberten Platz, während ein anderer Teil sich loslöst und für die Verbreitung der Art sorgt. Die Latenzkeime mancher Arten schwimmen an der Oberfläche des Wassers und lassen sich von Wind und Wellen ziellos umhertreiben, bis sie irgendwo an einem unebenen Substrat haften bleiben; die anderen Arten sinken zu Boden und rollen vermöge ihrer mehr oder weniger kuge- ligen Form dort weiter, bis sie irgendwo fest- gehalten werden. Besondere Haftorgane (Amphi- disken) (Fig. 13) erleichtern ihnen das Haften- bleiben auf unebener Unterlage. Durch die er- höhte Temperatur des Wassers im Frühjahr an- geregt, keimen sie aus und begründen den neuen Stock. Die hier beigegebenen Abbildungen haben wir aus der zitierten Wichandschen Arbeit ent- nommen und hier nochmals zum Abdruck ge- bracht, um dem Leser das Nachschlagen zu er- sparen. 1) „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“ 1907, S. 73ff. und 8. 85ff. 428 Besonders interessant gestaltet sich die Ver- wendung von Latenzformen zur Überwinterung der Art bei den Blattflußkrebsen oder Phyllo- poden. Bereits Brauer?) hat gezeigt, dab Branchipus und Apws Latenzeier er- zeugen, . die der Trockenheit und dem Froste Trotz bieten, ja ihrer zur Heran- reifungvorübergehend geradezu zu bedürfen scheinen und mit Hilfe dieser Dauereier die Fährnisse der Trok- kenheit des Hoch- sommers und der Kälte des Winters erfolg- reich überwinden. Wenn sich diese Tier- chen, wie durch neuere Beobachtungen °?) wahrscheinlich ge- macht worden ist, Original-Mikrophotographie für. die „Blätter“ von B. Wichand, Leipzig. unter günstigen Er- nährungsbedingungen auch durch normale Eier fortpflanzen sollten, würde das für uns durchaus nichts Über- raschendes haben. Pflanzen sich doch die den Apusiden und Branchipodiden ganz nahe verwandten Daphniden den ganzen Sommer über, also unter günstigen Ernährungsbedingungen, durch nor- male, und zwar parthenogenetisch erzeugte Eier fort, während sie beim Eintritt kälteren Wetters im Herbst, aber ebenso bei drohender Trocken- heit, die, wie wir bereits früher ge- sehen haben, ebenso wie die Kälte Nahrungsmangel im Gewässer, für Pflanzen unmittelbar, für Tiere mittel- bar, bedingt, Latenzeier bilden. Diese tragen sie, zu wenigen vereint, unter einer besonderen sattelförmigen Schutzvorrichtung, dem Ephippium, mit sich herum (Fig. 14). Nachdem das Muttertier abgestorben und sein Leichnam verwest ist, treiben die Ephippien (Fig. 15) zu- nächst an der Oberfläche des Wassers, sinken später zu Boden und überwintern dort. Dabei ?) Vgl. „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“, 1890, S. 835. . ?) „Wochenschrift für Aquarien- u. Terrarienkunde“ 1907, S. 133. schwammes im noch lebenden Gemmulae eines Süß- wasserschwammes auf ihrer Unterlage. (Nat. Größe.) Öriginalzeichnung von B. Wichand, Leipzig. W. Köhler: Latenzzustände als Trutzmittel gegen die Unbilden des Klimas. werden, abweichend von den analogen Vorgängen bei den Bryozo@n und Spongilliden, bei den Da- phniden die Latenzeier auf geschlechtlichem Wege erzeugt. Wir werden auf die hochinter- essanten Fortpflan- . zungsverhältnisse der Daphniden bei der Fortsetzung der im vorigen Jahrgange der „Blätter“ begonnenen Artikelserie „Die niederenKruster“ aus- führlicher zurückzu- kommen haben. Es bedarf wohl nur der Erwähnung, daß beinahe sämtliche niederen und nieder- sten Lebewesen aus demTierreicheLatenz- formen zu erzeugen und dadurch ihre Art durch ungünstige Zeit- abschnitte hindurch- zuretten vermögen. Wie wäre es sonst möglich, durch bloßen Aufguß von destilliertem Wasser auf Heu das reichhaltigste Infusorien- leben in wenigen Tagen hervorzurufen, ein Ver- such, den in Ermangelung besseren Brutfutters wohl schon mancher Liebhaber zur Erzeugung von Kleintiernahrung für seine eben aus dem Ei geschlüpften . Jungfischchen angestellt hat. Anderer- seits ist die Fähigkeit, Latenzformen zu bilden, bis in die höchstorganisier- ten Klassen der. Wirbellosen verfolg- bar: die Mehrzahl der Insekten über- wintert im Zustand der Puppenruhe. Selbst für einige Mollusken, die in periodisch auftretenden Gewässern (Überschwemmungsgebieten, selbst Regenpfützen)leben(Aplexa hypno- rum,verschiedene Pisidium-Arten), ist die Erzeugung von Latenzzuständen (Dauereier?) wahrscheinlich gemacht. Fassen wir nun die der Fülle der hier be- trachteten Erscheinungen anhaftenden gemein- samen Momente zusammen, so zeigt sich uns, daß die Natur in genau der gleichen Weise der Gefährdung pflanzlicher und tierischer Geschöpfe durch Widrigkeiten des Klimas zu begegnen weiß; durch Erzeugung eines Latenzzustandes. Im Tierreiche wie im Pflanzenreiche gibt den Gemmulae eines Süßwasser- Stock. Alois Özepa: Anstoß zur Hervorbringung solcher Latenzzu- stände dasselbe Motiv: Hunger, ein Motiv, worauf sich auch so manche andere Erscheinung, z. B. der Wandertrieb mancher mit guten Fort- bewegungswerkzeugen ausgestatteten Tiere, zu- rückführen läßt, ein Motiv, das zusammen, mit einem zweiten, dem Geschlechtstriebe, das ganze All beherrscht und erhält, was schon unser Schiller richtig erfaßt und so schön zum Aus- druck gebracht hat: Einstweilen, bis den Lauf der Welt Philosophie zusammenhält, Erhält sich das Getriebe Durch Hunger und durch Liebe. Nachschriftzu die- ser Arbeit. Infolge ver- späteten Eintreffens in der Druckerei ist die Korrektur des in voriger Nummer er- schienenen Abschnittes die- ser Arbeit unberücksichtigt geblieben. Dadurch enthält dieser Teil eine ganze An- zahl grober und zum Teil direkt sinnwidriger Ver- sehen. Sie. seien hier nach- träglich berichtigt: Seite 416 unten: nicht bei den höheren Krypto- gamen (höhere Algen, Bryo- phyten und Pteridophyten) sondern: bei höheren - Kryptogamen (höhere Pilze, Algen, Bryophyten, Pteridophyten) muß es heißen. Seite 417 oben 1. Zeile: statt nie: fast nie; 6. Zeile: statt stets: fast stets; von unten, 9. Zeile: In ihnen zeigt sich uns auch die Entstehung der geschlechtlichen Zeugung, indem usw. Von der Berichtigung einiger kleinerer Druckfehler kann wohl abgesehen werden. K. ww Mückenlarven. Von cand. phil. Alois Özepa. (Mit 9 Mikrophotographien und 3 Zeichnungen.) Din vliege ist, würt der sumer heiz, der küenste vogel, den ich weiz, dem lewen wolt ich vride gebn, liezen mich die vliegen lebn. Fridane ce. 43. Original-Mikrophotographie für die „Blätter“ von B. Wichand, Leipzig. N eutzutage sind es nicht die Gefahren der Schiffahrt auf kleinen Kähnen, nicht die wilden Indianer und Schlangen, Krokodile und Jaguare, welche die Reise auf dem Orinoko Amphidisken in einer Gemmula von Ephydatia muelleri Lbk. Mückenlarven. 425 furchtbar machen, sondern die Moskitos! So klagt Alexander von Humboldt, und mit ihm stimmen alle überein, die das Vergnügen hatten die Stechlust dieser lieben Tierchen kennen zu lernen. Daß aber auch unsere gemäßigte Zone von diesen Plagegeistern nicht verschont ist, und daß sie auch bei uns zu manchen Zeiten und an manchen Orten zu einer Qual werden können, weiß jeder. Denn der Unterschied zwischen den deutschen Schnaken und den tropischen Moskitos ist, was ihre Blutgier an- langt, kein besonders großer. Bei beiden sind es nur die Weibchen, die Blutnahrung bedürfen und deshalb einen feinen Stech- und Saugrüssel be- sitzen. Die Männchen, die sich von den Weib- chen durch die großen buschigen Fühler unter- scheiden, stechen nicht. Von den bei uns vor- kommenden Mücken zeigen nur die Öulicidae, Stechmücken, und die Simulidae, Kribbel- mücken die Neigung, das Blut der Warm- blüter und speziell das des Menschen zusaugen. Die übrigen Familien entbehren des Rüssels; sie sind es, die oft in wolkenartigen Schwär- men, ähnlich dem Hoch- zeitsfluge der Ameisen, um Kirehtürme spielen oder wie eine wallende Rauchwolke in den Lüften schweben. Wenn wir uns hier über die Mücken unter- halten werden, so tun wir dies nur wegen ihrer Larven und Puppen, die, wie allgemein bekannt, im Wasser oft in geradezu erschreckender Zahl leben und dadurch den Aquarienliebhabern nicht unbekannt sind, die sie oft und gern als aus- gezeichnetes Fischfutter verwenden. Von den Larven anderer Insektenordnungen lassen sie sich sehr leicht unterscheiden. Das vollständige Fehlen der Flügelansätze spricht für ihre voll- kommene Verwandlung und vor den Käfern und Phryganidenlarven, sowie den wenigen Schmetterlingsraupen, die im Wasser leben, zeichnen sie sich durch das Nichtvorhandensein von Extremitäten aus. Wohl tragen die Chironomidenlarven sogenannte „Afterfübe“, das der 426 Dr. Paul Kammerer sind ungegliederte, mit einem Hakenkranz ver- sehene Nachschieber. Aber diese sind so klein und ihre Lage am Vorder- und Hinterende des Körpers so eigenartig, daß sie nicht den Ein- druck von Beinen machen und den wurmartigen Habitus, den alle Larven wegen ihres kleinen Original-Mikrophotographie von C. Költze, Magdeburg. Daphnia longispina, Weibchen mit Ephippium. und wenig ausgeprägten Kopfes im allgemeinen besitzen, nicht im geringsten Grade be- einträchtigen oder stören. 5 Biologische Rundschau. Von Dr. Paul Kammerer, Wien. VI, Veränderlichkeit und Anpassung der zehn- füßigen Krebse. (Die „Scherenumkehr“ bei ungleichscherigen Krebsen. — Abänderung der Panzerdimensionen bei ein und dem- selben Krabbenindividuum. — Hinterleibsanpassung bei enthäusten Einsiedlerkrebsen.) (Mit 4 Abbildungen nach Przibram ‘.) Obwohl die Anschauung, daß die Arten der Lebe- wesen sich durch direkte Einflüsse ihrer Existenzverhält- nisse verändern und zu anderen Arten umformen, nun schon mehr als hundert Jahre alt ist — Lamarck’s erstes Werk über die direkte Anpassung erschien 1802 —, er- heben sich doch noch immer, und zwar auch aus natur- wissenschaftlichem Lager, Stimmen, nach welchen der Artenwandel entweder überhaupt nicht oder doch nicht durch direkte Anpassung möglich sei. Die Ursache davon, daß eine Anschauung, für welche uns mittel- bare Beweise tagtäglich im Natur- und Kulturleben vor Augen kommen, so (Fortsetzung folgt.) lange angefochten bleiben kann, liegt im Vorhandensein nur weniger unmittelbarer, experimenteller Beweise, — Beweise von der Beschaffen- heit, daß Lebewesen mit der bestimmt ausgesprochenen Eigensehaft a eine oder mehrere Generationen hindurch einem ganz bestimmten äußeren Einflusse .b ausgesetzt werden und infolgedessen ihre beobachtete Eigenschaft : Biologische Rundschau. in a-+ e oder a—c abändern, während andere Individuen der nämlichen Art, unter gleichen Bedingungen, nur ohne den abändernden Einfluß b gehalten, ihre ursprüngliche Eigenschaft a rein beibehalten. Unter den wenigen Beweisen, welche in solcher Weise exakt und unwiderleglich erbracht wurden, nehmen diejenigen, welche Hans Przibram seit etwa einem Jahrzehnt an höheren Krebstieren, und zwar Zehn- füßern (Decapoda) ermittelt hat, einen hohen Rang ein. Viele Krebse, z. B. bekanntlich der Hummer, zeichnen sich durch den Besitz zweier ganz verschieden gestalteter Scheren aus. Die eine Schere ist viel größer als die andere, dieker und an ihrem Innenrand mit groben, knotenförmigen, ungleichen Zähnen besetzt: sie führt daher den Namen „Knotenschere“ oder, mit Beziehung auf ihre Verwendung durch das Tier (besonders deutlich beim Hummer zum Aufbrechen von Schaltieren), den Namen „Knackschere“. Beim Pistolenkrebschen (Alpheus), der einem kleinen niedlichen Hummer ähnlich sieht, ist diese größere Schere befähigt, einen lauten Knall hervorzurufen, so daß man, wenn der Krebs im Aquarium sitzt, bestimmt glaubt, eine Scheibe sei zer- sprungen: die große Schere führt deshalb hier den Namen „Schnalzschere“. Die andere Schere ist ein- facher gebaut, kleiner, schmäler, ihr Innenrand mit gleich- mäßigen, feinen Zähnen besetzt: sie heißt „Zähnchen-“ oder „Zwickschere“. Einige Krebse und Krabben tragen nun die Knackschere links, die Zähnchenschere rechts (sogenannte „Linkshänder“), einige umgekehrt („Rechtshänder“). Bei manchen Arten findet man mit solcher Regelmäßigkeit Rechtshänder und nur aus- nahmsweise Linkshänder (oder vice versa), daß dieses Merkmal in der Systematik sogar für die Unterscheidung der Arten verwendet worden ist. Bei anderen Arten wieder ist die Zahl der vorzufindenden Rechtshänder der- jenigen der Linkshänder beinahe gleich; einem solchen Verhältnis gegenüber wurde auf Grund von — wie ich Original-Mikrophotographie von B. Wichand, Leipzig. Ephippium einer Daphnia spec., durchsichtig gemacht, mit zwei Latenzeiern. gleich vorausschicken will, ungenügenden — statistischen Untersuchungen die Ansicht ausgesprochen, man habe es mit einem sekundären Geschlechtsmerkmal, einem Unter- schied zwischen Männchen und Weibchen zu tun. Dr. Paul Kammerer Przibram!—-#) hat nun ungleichscherigen Krebsen die Knackschere amputiert, um ihre Regenerationsfähigkeit zu erproben. Beim Hummer und bei den Einsiedler- krebsen wuchs denn auch an Stelle der weiteres eine neue Knackschere. Beim Pistolenkrebs und verschiedenen Krabben trat jedoch folgende „Scheren- umkehr“ ein: an Stelle der abgeschnittenen Knackschere alten ohne regenerierte eine Zwickschere, die ursprüngliche Zwick- Fig. 1. Bernhardskrebs (Eupagurus bernhardus L.) im rechten Profil. Links: unmittelbar nach dem Herausnehmen aus dem Gehäuse; rechts: nach sotägigem Leben ohne Gehäuse. schere der gegenüberliegenden Körperseite aber bildete sich inzwischen zur Knackschere heraus; durch den Regenerationsvorgang war eine Vertauschung der Scheren- formen hervorgerufen worden. So erklärt sich denn auch das Vorkommen von Links- und Rechtshändern innerhalb der Individuen ein und derselben Art: das Merkmal der Rechts- oder Linkshändigkeit erscheint durch den ein- fachen Regenerationsversuch seiner Verwendbarkeit als systematisches und als Geschlechtsunterscheidungsmittel entkleidet. Zugleich ist bewiesen, daß Knack- und Zwick- schere keine von vornherein grundverschiedenen Gebilde darstellen, sondern daß die Knackschere nur als vervoll- kommnete, einer besonderen Funktion bequemte Form der Zwickschere aufzufassen ist und aus der letzteren durch direkte Weiterentwieklung noch am einseitie an- Individuum selbst entstehen kann. Bei der Regeneration treten ja die wiederzuerzeugenden Organe gewöhnlich zunächst oder für immer in vereinfachter Gestalt auf, und als solehe kommt im Falle der Ersatznotwendigkeit einer komplizierten Knotenschere die primitivere Zähnchen- schere zum Vorschein. Einige Statistiker hatten auf Grund von Messungen vieler tausend Exemplare der gemeinen Strandkrabbe (Carcinus maenas) ziemlich regelmäßige Verschiedenheiten des Dimensionsverhältnisses von Breite, Umfang usw. ihrer Kopfbrustpanzer festgestellt. Die eine Verschiedenheit betrifft je eine große Serie junger Krabben, welche 1893 und 1895 am Strande von Plymouth gesammelt worden waren und H. Thompson!) zu der Schlußfolgerung verleiteten, es sei an dem bezeichneten Orte die Ent- stehung einer neuen Rasse im Gange. Eine andere Ver- schiedenheit verführte W. F. R. Weldonll) zur irrigen Konstatierung einer Zwiegestalt (Dimorphismus) der Strandkrabbenweibehen im Golfe von Neapel. Indem aber Przibram?) Strandkrabben von ihrer frühen Jugend an im Aquarium aufzog, konnte er nachweisen, daß jene als Rasseeigentümlichkeiten aufgefaßten Abänderungen schon bei ein und demselben Exemplare im Verlaufe seines natürlichen Wachstums eintreten. Da die Wachs- tumsgeschwindigkeit nicht bei allen Exemplaren dieselbe ist, so können gleich große Tiere nichtsdestoweniger ver- schiedene Merkmale, wie sie der von ihnen erlangten : Biologische Rundschau. 427 Alters- und Entwicklungsstufe entsprechen, aufweisen. Erst ein umfassendes experimentelles Tatsachenmaterial kann also sicheren Grund für statistische Untersuchungen abgeben und vor weitgehenden voreiligen Schlüssen behüten! Weitaus am interessantesten sind aber Przibram’s Versuche über „Hinterleibsveränderungen an de- logierten Einsiedlerkrebsen“ — so lautet der provokante Titel einer über dieses Thema erschienenen vorläufigen Mitteilung‘), der nun auch schon die aus- führlichere Abhandlung gefolgt ist”) —, zumal hier der Zusammenhang zwischen Außenwelt und Formbildung am schlagendsten nachgewiesen wird, Wie männiglich be- kannt, tragen die Einsiedlerkrebse ihren Namen daher, daß sie ihren weichen, nicht wie bei anderen Krebsen gepanzerten Hinterleib in leere Schneckengehäuse stecken und nun ein solches Häuschen allein, einsiedlerisch, be- wohnen. Sie wollen auch, wie übrigens die meisten Krebse, außerhalb der Paarungszeit nichts miteinander zu tun haben und führen erbitterte Kämpfe auf, wenn ein Streit entsteht wegen Besiedelung eines geeignet er- scheinenden Schneckenhauses oder wegen der leidigen Futterfrage®). Einige Forscher deuten die Farbarmut und blasig glatte Auftreibung des Hinterleibes, dessen Rechtswindung und Asymmetrie als eine Folge des Verbergens und Geschütztseins in Weichtierschalen: Andere nehmen an, daß die Einsiedler infolge der weichen, schutzbedürftigen Beschaffenheit ihres Hinterleibes gezwungen worden seien, diesen zu bedecken; der nächste Weg hierzu sei der gewesen, ihn in eine Schneckenschale hineinzustecken, die sie leer auf ihrem Wege fanden oder ihres recht- mäßigen Bewohners durch Auffressen desselben beraubten. Behufs Entscheidung dieser Frage delogierte Przi- bram Einsiedlerkrebse verschiedener ihren Wohnungen und nahm ihnen jede Gelegenheit, ihren Hinterleib neuerdings zu schützen. So wurden die Ein- siedler monatelang, teils im Lichte, teils in völliger Dunkelheit, am Leben erhalten. Wie schon angedeutet, fällt bei dem frisch seinem adoptierten Gehäuse entnommenen Einsiedler am meisten das allgemeine Aussehen des Hinterleibes auf; allzeit Art aus er hebt sich von dem mehr oder weniger gepanzerten und gefärbten vorderen Körperabschnitte als ein auf- getriebener, blasser Sack ab; die einzelnen Glieder sind kaum durch Furchen voneinander getrennt, oft ist eine Gliederung ohne Lupenbetrachtung über- haupt nicht nehmen. Aus dem Inne- ren schimmern die un- wahrzu- Fig. 2. Bernhardskrebs (Eupa- gurus bernhardus L.), Hinter- leib von oben. Links: unmittelbar nach der Ent- häusung; rechts: nach sstägigem Leben ohne Gehäuse. symmetrisch verlagerten Eingeweide durch die dünne, prall gespannte Haut (siehe Fig. 1 und 3 links, besonders aber die schematische Figur 2 links). Unter den zu Versuchen ver- wendeten und abgebildeten Arten sticht der Hinterleib am stärksten bei Prideaux’ Einsiedlerkrebs, Kupa- gurus prideauxi Leach (Figur 3) aus Triest und Roseoff, nicht viel weniger stark bei Eupagurus bern- hardus L.. dem gemeinen Bernhardskrebs (Fig. 1) wenigsten beim Diogeneskrebs, Costa (Figur 4) aus Triest, vom aus Roscoff, am Diogenes varians 428 übrigen Körper ab, da er bei dem zuletzt genannten auch schon im Gehäuse ziemlich dunkel gefärbt erscheint. Bei Schilderung der Methode seiner Versuche, die den Leser schon um der zahlreichen Winke willen, die bezüglich Pflege der im Aquarium so fesselnden Einsied- ler?) gegeben werden, interessieren dürfte, überlasse ich dem Autor selbst das Wort: „Es ist in den meisten Fällen nicht so einfach als man zunächst meinen möchte, die Einsiedler ihres Ge- häuses zu berauben. Am leichtesten sind solche Exem- plare zu „delogieren“, denen das Gehäuse schon zu klein geworden ist und die daher nur mit einem kleinen Teile des Hinterleibes darin stecken. Solche Exemplare ver- lassen auch freiwillig ihr Gehäuse, um sich auf die Suche nach einem größeren zu begeben. Wenn das Tier nicht dem ersten Zuge willig folgt, ist vor einer Enthäusung ohne weitere Vorbereitung zu warnen, da bei Kraft- anstrengung der Hinterleib unter Zurücklassung des ver- kalkten Endstücks abzureißen pflegt und das so ver- stümmelte Tier nach wenigen Tagen eingeht. Auch darf man beim Auslösen nicht an einem der Scherenbeine an- ziehen, da dieselben durch Selbstverstümmelung sehr leicht abbrechen und es dann (selbst wenn es einem auf Verlust einer Schere nicht ankommt) sehr schwer ist, ge- Dr. Paul Kammerer: Biologische Rundschau. gehäuses, um den Einsiedler unverletzt zu erhalten. Man kann entweder von der Mündung beginnend mit einer Zange Stück um Stück abbrechen; der Einsiedler zieht sich schließlich auf ein unglaubliches kleines Stückchen des letzten Ganges zurück, verläßt jedoch dann, wenn man ihn in das Wasser zurücksetzt, den untauglichen Schalen- rest. Ich dachte zuerst, daß es einfacher wäre, mit einer starken Schere die Spitze der Turmschneckengehäuse, welche oft von Einsiedlern benützt werden, quer abzu- schneiden und durch Einführen einer Nadel in das ent- stehende Löchelehen, welches ins Innere des Schnecken- ganges führt, das Tier zum Verlassen der Schale zu be- wegen. Allein es zeigte sich, daß in diesem Falle das Tier auf den Reiz der Nadel hin sich doch in der Rich- tung der Gehäusespitze zusammenzieht, also die gewohnte Antwort auf jede Beruhigung es bloß der Nadel entgegen- treibt! Es gelingt jedoch durch vorsichtiges Abbrechen der nächst der Gehäusespitze gelegenen Schneckengänge, das Tier endlich zum Verlassen des Gehäuses zu bewegen. Die Methode des Ausschneidens hat gegenüber dem Nach- teil der Mühsamkeit doch den Vorteil, daß sie sofort ein Resultat liefert. 3. Chemische Mittel: Verdorbenes Wasser. Portion Einsiedlerkrebse in einem verhältnismäßig kleinen Eine Fig. 3. Prideaux’ Einsiedler (Eupagurus prideauxii Leach) im rechten Profil. Von links nach rechts: 1. unmittelbar nach Enthäusung; 2. nach 80 tägiger Haltung ohne Gehäuse, im zerstreuten Tageslicht; 3. nach 83 tägiger Haltung ohne Gehäuse, im Finstern, nügend Anhaltepunkte für die Finger zu erhalten. Man tut daher gut, die beiden Scherenfüße und womöglich auch einen Teil des Kopfbruststückes zu fassen und unter schwachem Zusammendrücken in einer schiefen Richtung zu ziehen, welche die Fortsetzung der Schneckenwindung bildet. abzuraten, weil die Kante der Gehäusemündung leicht in den weichen Hinterleib einschreidet, worauf die Ein- Vom Anziehen entgegen der Windung ist auch geweide hervorquellen und ein weiteres Operieren un- nütz wird. Um hartnäckige Einwohner zum Verlassen des Ge- häuses zu bewegen, haben sich vier verschiedene Maß- regeln als wirksam erwiesen, die noch mehrfacher Ab- änderung fähig sind. 1. Schwerkraft. Manche Einsiedler vertragen es nicht, wenn man das Gehäuse mit der Mündung so schräg nach aufwärts (außerhalb des Wassers) hält, daß die Krebse auf den Rücken zu liegen kommen. Sie trachten sich dann über den Rand der Mündung herum in eine auf- rechte Stellung zu bringen und hierbei können sie über- rascht und vollends hervorgeholt werden. Diese Methode hat den Vorteil, keinerlei Vorbereitungen zu benötigen, ist aber nicht bei jeder Gehäuseform und vor allem nicht bei sehr kleinen Exemplaren anwendbar. 2. Mechanische Mittel: Ausschneiden. Recht mühsam gestaltet sich das Aufschneiden eines Schnecken- Wassergefäß war über Mittag stehen geblieben, ehe ich dazu gekommen war, alle Tiere nach den vorher beschriebenen Methoden zu enthäusen. Am Nachmittage fand ich alle Tiere aus ihren Gehäusen geflohen, die meisten in halb leblosem Zustande vor. In frisches Seewasser gebracht, erholte sich ein Teil rasch. Darauf wurde öfters die Methode angewandt, das Wasser soweit verderben zu lassen, bis die Einsiedler freiwillig ihre Gehäuse verließen. Diese Methode hat den Vorteil, daß die Mühe eine sehr geringe ist und vor allem, daß sie auch bei den kleinsten Exemplaren zur Anwendung kommen kann. Anderseits erfordert sie eine gewisse Zeit, und es kommt trotz Auf- merksamkeit vor, daß eine größere Anzahl Tiere zu spät in frisches Wasser gebracht werden und zugrunde gehen. Durch Verwendung von Kohlensäure oder ein Narko- tikum könnte vielleicht diese Methode besser reguliert werden. 4. Temperatur: Kälte. Eine Sendung von Triest kam am 6. Dezember 1905 bei einer Temperatur von nur wenigen Graden über Null an. Es zeigte sich, daß die Einsiedler halb erstarrt waren und widerstandslos aus ihren Schneckengehäusen genommen werden konnten. Allmählich in die Wärme gebracht erholten sich die Tiere wieder, doch gingen einige nachträglich ein. Es ist also auch in der Temperaturerniedrigung ein Mittel zur Enthäusung gegeben, Dr. Paul Kammerer In ihrem Widerstande gegen die Enthäusung ver- halten sich verschiedene Arten von Einsiedlerkrebsen etwas verschieden. Verhältnismäßig das geringste Wider- streben, sein Gehäuse zu verlassen, zeigt Kupagurus prideauxii. Diese Art hat die Gewohnheit, sich auch im Besitze eines Hauses bis zu den Augen in Sand ein- zugraben. Aus ihrem Gehäuse getrieben vergräbt sie sich ebenfalls sehr geschwind in den Sand, so daß der Hinter- leib ganz bedeckt erscheint. Die Haltung der Einsiedlerkrebse ist keine schwierige. Ein beliebiges Glasgefäß im durchfließenden Seewasser oder noch weit besser ein Einsiedeglas mit reinem See- wasser, dessen Salzkonzentration durch Nachgießen guten Süßwassers der Verdunstung entsprechend gleich gehalten und das von einer anhaltenden Durchlüftung versorgt wird, dient als Wohnung. Günstig ist etwas Kies und feiner Meeresschlamm, aus dem die Einsiedler Nahrung ziehen können, die sie durch einen fortwährenden Sprudel, von den Kieferanhängen erzeugt, oder durch die Scheren aufnehmen. Aber auch kleine Würmer (wenn man keine Seetiere zur Verfügung hat, tut es unser Tubifex rivu- lorum), zerschnittene Fische und kleine Fleischstückchen sind namentlich den größeren Tieren sehr willkommen. Stets ist wie bei allen Wassertieren auf die Entfernung der faulenden Nahrungsüberreste zu sehen. Für unsere Versuche kommt dann noch in Betracht, daß keine Schneckenschalen im Bereiche der Einsiedler liegen bleiben. In Roseoft, einer zoologischen Station in der Bretagne, Frankreich, hatte ich die größeren Einsiedler in kleine durch Heber miteinander verbundene Glas- gefäße gesetzt und diese in einem größeren Becken, das den Abfluß des letzten Hebers aufnahm, untergebracht. Zu- fällig blieben in diesem äußeren Aquarium eines Tags einige Schneckenschalen liegen. Am nächsten Morgen fand ich zu meinem Erstaunen eine Anzahl der enthäusten Einsiedler in ihren Gläsern mit Schneckengehäusen vor. Einer war eben im Begriffe, den Rand seines Glases zu besteigen, so daß kein Zweifel an der Herkunft der Schalen bestand. Die Einsiedler hatten also nicht nur den Weg zu den Schneckenschalen gefunden, sondern waren auch wieder in ihre Becken zurückgekehrt! Es muß dabei hervorgehoben werden, daß die Einsiedler sonst den einmal bezogenen Standort nicht verließen und das Ausbrechen, als sorgfältig alle Schneckenschalen aus der Umgegend entfernt waren, sich nicht mehr wieder- holte. Die Einsiedlerkrebse sind für Beobachtungen über Gewohnheiten sehr geeignet. Im Anfange sehr scheu, bei jeder Annäherung leicht zusammenzuckend, lassen sie das vorgesetzte Fleisch unbeachtet. Später nehmen sie das vorsichtig gereichte Fleisch selbst von der Pinzette oder dem Stäbehen und endlich stürzen sie sogar mit einer gewissen Gier bei Annäherung des Fütternden herbei und hängen sich an die Fütterungsinstrumente, An- fänglich benützen die enthäusten Einsiedler alle ihnen zu Gebote stehenden Mittel, wie Kiesstückchen, Glas- splitter u. a., um sich den Hinterleib damit zu bedecken, wobei sie sich der Scheren zum Greifen bedienen. Später geben sie jedoch bei genügend langer Gefangenschaft diese Gewohnheit ganz auf, ebenso Eupagurus prideauxii das Eingraben in den Sand. Die kleinsten Exemplare ausgebildeter Einsiedler, welche in Roscoff in einer großen : Biologische Rundschau. Fig. 4. Diogeneskrebs (Diogenes varians Costa) im rechten Profil. Links: unmittelbar nach Enthäusung; rechts: nach mehrmonatelangem Leben außer- halb des Gehäuses. 429 Schüssel mit Seesand gehalten wurden, legten auch zum Teil die Gewohnheit, sich hinter Steine zu verstecken, ab. Alle meine Tiere waren der Verfolgung durch Feinde entzogen; untereinander zeigten sich die kleinen fried- fertig, die größeren wurden, wie erwähnt, völlig isoliert (in Wien je ein Stück in einem Einsiedeglas zu 2 Liter) gehalten. Kleine Krabben wurden von den größeren Einsiedlern angegriffen und verzehrt, ohne ihnen einen Schaden zufügen zu können.“ Nach dieser Abschweifung in das Gebiet der Ver- suchs- und Pflegemethoden, sowie der Lebensweise unserer Einsiedler bleibt es mir noch übrig, das Ergebnis des „Enthäusens“ anzugeben. Binnen einem oder einigen Monaten, spätestens nach der dem Versuchsbeginn nächst- folgenden Häutung, die beschriebene Normal- beschaffenheit des Hinterleibes der Erwerbung einer stärkeren Hautdecke, einer scharfen Gliederung derselben, einer Verkürzung und Abplattung und Einrollung der ganzen in Rede stehenden Körperregion, endlich einer bunten Fär- bung und Zeichnung gewichen. Die Neuformung des Hinterleibes ist am besten an der schematischen Figur 2, rechts — aber auch, nebst der Neufärbung, an den Figuren 1 und 4 rechts, sowie 3 Mitte und rechts Die Einsiedler sind jetzt ihren nächsten Verwandten aus der nicht gehäuse- bewohnenden Krebsgattung Galathea sehr ähnlich geworden, die ebenfalls ihren Hinterleib nach unten eingerollt tragen. Niemand würde beim Anblick der beiden Stadien eines Einsiedlers vor und nach der Haltung ohne Gehäuse daran denken, daß es sich um Exemplare einer Art, ja um ein und dasselbe Versuchstier handle. Fragen wir uns nach den Ursachen, welche für die Veränderungen des Hinterleibes nach der Enthäusung maßgebend sind, so war zunächst daran zu denken, daß das Licht dabei eine Rolle spielt. Denn da es jeden- falls verhindert ist, in die undurchsichtigen oder bloß schwach durchscheinenden Schneckengehäuse zu gelangen und da lange genug im Finsteren lebende Tiere (Höhlen- tiere!) ungefärbt zu sein pflegen, so war es nicht von vornherein ausgeschlossen, daß wenigstens das Wieder- auftreten der Färbung auf Einfluß des nach der Ent- häusung frei zutretenden Lichtes zu setzen sei. Besondere Versuche, die in dieser Richtung an- gestellt und wobei ein Teil der enthäusten Einsiedler im Lichte, ein anderer Teil aber in der Dunkelkammer ge- halten wurden, lassen es jedoch zweifellos erscheinen, daß nicht der Ausfall des Lichtes an der Blässe des im Gehäuse steckenden Hinterleibes die Schuld trägt. Denn die nachträgliche Färbung der aus den Gehäusen gezogenen Krebshinterleiber fand auch im Dunkel statt (Fig. 3 rechts). Überdies ist ja der Hinterleib von Diogenes varians schon normalerweise, solange er noch im Gehäuse bleibt, ziemlich reichlich gefärbt und gezeichnet (Fig. 4 links). Außer der Beleuchtung kommt für starke Farbver- mehrung der Tiere noch der Reichtum an Sauerstoff in Betracht. Und in der Tat ist höchstwahrscheinlich die regere Sauerstoffzufuhr nach Entfernung des Gehäuses für das Auftreten der Färbung am Einsiedlerhinterleib verantwortlich zu machen. Hält man nämlich ein Schneckenhaus, das von einem Einsiedler bewohnt gewesen, mit der Mündung nach abwärts, so fließt ein übelriechen- war zu erkennen. Dr. Paul Kammerer 430 der Saft heraus: die Krebse pflegen das Gehäuse zur Entleerung ihrer Exkremente nicht zu verlassen, und so sammeln sich diese im Gehäuse an und erhöhen in außer- ordentlichem Grad den Kohlensäuregehalt der den Hinter- leib umgebenden Flüssigkeit. All dieses kommt mit der Entfernung des Gehäuses in Wegfall: der Hinterleib, nieht mehr von seinen eigenen Abfallsprodukten, welche ja bei jeder Entleerung sogleich zu Boden sinken und weggeschwemmt werden, umgeben, befindet sich in einer viel günstigeren, sauerstoffreicheren Umgebung, und diese bewirkt wahrscheinlich das Hervortreten der lebhafteren Färbung. Noch bleibt aber die blasige, weiche, aufgetriebene Beschaffenheit der Hinterleibshaut und die unsymmetrische Ausbildung des rückwärtigen Körperabschnittes zu er- klären. Es liegt nahe, den vom Gehäuse ausgeübten Druck hierfür verantwortlich zu machen. Alle Um- stände sprechen dafür, daß wir es mit einem Druck-Ödem zu tun haben: die Dehnung der ersten Hinterleibsglieder, die Ausbildung eines der Druckleiste des Gehäuses ent- sprechenden Kieles, die Glätte und Prallheit des ein- gezwängten Hinterleibes. Direkt durch die Windung des Gehäuses hervorgerufen ist die rechtsseitige Aufrollung des Hinterleibes, die nach der Enthäusung in eine brust- wärts gerichtete Einrollung verwandelt wird. Was an den beschriebenen Versuchen am meisten in Erstaunen versetzen kann, ist die große Geschwindig- keit, mit der die Durchführung einer weit- gehenden Anpassung abläuft. Am selben Exemplar, noch ohne jede Mitwirkung der Vererbung, werden Ge- staltsveränderungen erzielt, für deren Erklärung nach Beobachtungen in der Natur man ungeheure Zeiträume in Anspruch genommen hätte. Das einfache Experiment zeigt uns, daß nicht immer Jahrtausende oder Jahbr- millionen notwendig sind, um jene zweckmäßigen Ein- richtungen zu ermöglichen, die wir an so vielen Lebe- wesen, ja an jeder einzelnen Art, zu bewundern Gelegen- heit haben. Es ist wahrscheinlich, daß ein nicht geringer Teil der Formbildungsvorgänge in Tier- und Pflanzen- reich mit Hilfe direkter Anpassung viel rascher erfolgt, als wir es uns bis jetzt haben träumen lassen. An einer Anzahl schlagender Beispiele, die immerhin noch sehr der Vermehrung bedürfen und mit überraschend einfachen Mitteln auch sehr vermehrungsfähig sind, fehlt es heut- zutage nicht mehr. Feuersalamander und Bergeidechsen, beim Einfangen noch lebendiggebärend, werden in hoher Temperatur eierlegend ; wiederum Feuersalamander, im Freien larvengebärend, werden unter Einwirkung sehr niedriger Temperatur und bei Entzug des Wasserbeckens vollmolehgebärend, und die nunmehr als fertige Sala- manderchen geborenen Jungen tragen diese erst von ihren Müttern erworbene Eigenschaft in nur wenig ab- geschwächtem Grade bereits erblich in sich; Alpen- salamander, normal vollmolehgebärend, werden in höherer Temperatur und bei Wasserüberfluß larvengebärend und vererben diese Eigenschaft schon auf ihre unmittelbaren Nachkommen, falls Wärme und Wasserreichtum fort- bestehen, sogar gleich in verstärktem Grade; Geburts- helferkröten, in der Natur eine Brutpflege ausübend, geben diese in feuchtigkeitsgesättigter Atmosphäre und hoher Temperatur auf, und die nächste Generation unter- scheidet sich hinsichtlich ihrer Fortpflanzung in nichts mehr von unseren übrigen Froschlurchen, welche ihren Laich ins Wasser ablegen und dann sich selbst über- lassen. Motten, welche die Blattspitze der Futterpflanze : Biologische Rundschau. ihrer Räupchen einzurollen pflegen, rollen, wenn man die Blattspitze wegschneidet, statt ihrer den Blattrand ein; ihre Nachkommen, auf ungestutzten Blättern lebend, rollen abermals den Blattrand ein. Libellenlarven (Aeschna eyanea), mit der Fadenalge Oedogonium undu- latum zusammengebracht, treten zu ihr in ein symbiotisches Verhältnis. Das sind lauter Instinktvariationen, die freilich körperliche Veränderungen im Gefolge haben. Aber auch direkt sind solche bezüglich der Färbung der Schmetterlinge und bezüglich Form und Farbe der Ein- siedlerkrebse hervorgebracht worden. Nur das letzte Beispiel wurde heute ausführlich erörtert, die anderen nur des Exempels halber, um meine vorgebrachte Be- hauptung betreffend relativ rascher Durchführung vieler: Artwandlungsprozesse zu stützen, aufgezählt, noch ohne Nachweis der betreffenden Literatur. Ich behalte mir aber vor, auch über jene, soweit sie dem Vivariumlieb- haber Interesse bieten, an dieser Stelle eingehender zu berichten. Literatur: l. Hans Przibram, „Experimentelle Studien über Regeneration“, 1. Mitteilung. — Archiv für Entwick- lungsmechanik, XI. Bd., 2. Heft, 1901, S. 321—345. 9. Hans Przibram, „Experimentelle Studien über Regeneration“, 2. Mitteilung. — Ebenda, XIII. Bd., 4. Heft, 1902, S. 507—527. 3. Hans Przibram, „Die Heterochelie bei dekapoden Orustaceen“, zugleich Exp. Stud. üb. Reg., 3. Mit- teilung. — Ebenda, XIX. Bd, 2. Heft, 1905, Ss. 181—247. 4. Hans Przibram, „Die Scherenumkehr bei deka- poden ÜOrustaceen“, zugleich Exp. Stud. üb. Reg., 4. Mitteilung. — Ebenda, XX’V. Bd., 1./2. Heft, 1907. 5. Hans Przibram, „Intraindividuelle Variabilität der Carapaxdimensionen bei brachyuren Crustaceen“. — Ebenda, XIII. Bd., 4. Heft, 1902, S. 588—596. 6. Hans Przibram, „Hinterleibsveränderungen delo- gierter Einsiedlerkrebse“. — Vortrag in der Morpho- logisch-physiologischen Gesellschaft zu Wien, 21. Nov. 1905. Abgedruckt im Zentralblatt für Physiologie, XIX. Bd., No. 18, 1905. 7. Hans Przibram, „Differenzierung des Abdomens enthäuster Einsiedlerkrebse (Paguridae)“. — Archiv für Entwicklungsmechanik, XXIII. Bd., 4. Heft, 1907, S. 579—595, mit einer farbigen Tafel. 8. Schleiden, M. J., „Das Meer“, 3. Aufl, Braun- schweig 1888; siehe die Tafel gegenüber S. 472, „Kämpfende Einsiedlerkrebse“, und den Text dazu auf S. 475. 9, Schmitt, Leonhardt, „Der Einsiedlerkrebs“. -— Blätter für Aquarien- u. Terrarienkunde, XV. Jahrg., Heft 12, S. 181-183, mit 2 Figuren, 1904. 10. Thompson, H., „On certain changes observed in the Dimensions of Parts of the Carapax of Oareinus maenas“. — Proceedings of the Royal Society London, Vol. LX, pp. 195—198, 1896. 11. Weldon, W. F. R., „On certain Correlated Varia- tions in Careinus maenas“. — Ebenda, Vol. LIV, pp. 318—829, 1894. & Kleine Mitteilungen. Kleine Mitteilungen. Die Einrichtung von Schulaquarien als wichtiges Lehr- und Belebungsmittel für den biologischen Unter- riecht ist schon von vielen Seiten gefordert und erstrebt worden, aber auch größtenteils an der Interesselosigkeit und dem dadurch bedingten Widerstand philologisch vor- züglich, naturwissenschaftlich weniger vorzüglich ge- bildeter Schulleiter gescheitert. Das wird ja später ein- mal anders werden, wenn die älteren Herren, die an den naturwissenschaftlichen Unterricht, dessen sie sich einst erfreuen durften, nur mit Schaudern oder Gähnen ge- denken können, durch jüngere bereits durch ihren Jugend- unterricht mit den modernen Prinzipien des biologischen Unterrichtes vertraute Kräfte allmählich ersetzt sein wer- den. Immerhin gibt es aber auch jetzt schon Ausnahmen, die um so erfreulicher sind, weil sie eben beweisen, daß die betreffenden Herrn Direktoren sich nicht einseitig darauf beschränken, in ihren Fächern mit der Zeit und der Wissenschaft fortzuschreiten, sondern auch mit Interesse den Er- rungenschaften anderer Disziplinen folgen. Ich selbst kann in dieser Be- ziehung von Glück sagen, als mir in meiner ganzen Praxis in dieser Be- ziehung noch nieein Direktor Widerstand entgegengesetzt hat, wenn ich Beträge für Errichtung von Schulaquarien und Schulterrarien forderte. Ich habe auch mit diesen Lehrmitteln überwiegend — nicht ausschließlich — gute Er- fahrungen gemacht. Vielleicht komme ich gelegentlich noch einmal auf das Thema zurück. Von ganz besonderem Glücke ist indes unser geschätzter Mit- arbeiter Prof. Dr. F. Urban!) an der Kaiser-Franz-Josef-Staatsrealschule zu Plan in Böhmen begünstigt, dessen Direktor ihm Mittel zu einer Ein- richtung von Schulaquarien und Schul- terrarien in großem Maßstabe zur Ver- fügung stellte, so daß er in der kurzen Spanne Zeit von kaum 2 Jahren zu sammen 20 größere und kleinere Behälter, Süß- und Seewasseraquarien nebst einem großen Terra- Aquarium, einrichten konnte. Es ist selbstverständlich, daß als Anschauungsmaterial für den Unterricht in erster Linie heimische Tiere und Pflanzen zur Besetzung der Behälter verwendet wurden, die z. T. auf Exkursionen von den Schülern unter der Führung und Anleitung des Lehrers selbst ge- sammelt worden waren. Dabei wurde dem Kleingetier dieselbe Aufmerksamkeit zugewandt, wie den Fischen, was ja jetzt allmählich in unseren Vereinen auch so zu werden scheint. Der Nestbau des neunstachligen Stich- lings wurde beobachtet, das Laichgeschäft des Bitterlings in allen Phasen studiert, die Metamorphose der Wasser- insekten in allen Stadien verfolgt und vieles andere mehr. Kurzum, die Behälter erwiesen sich als eine schier un- erschöpfliche Quelle von Anregung und Belehrung für die wißbegierige Jugend. Außer der Sammlung von Originalaufnahme für die „Blätter“. 1) Schulaquarien und Schülerexkursionen. Sonder- abdruck aus dem Jahresberichte der Kaiser-Franz-Josef-Staats- realschule in Plan. 1907. “hahns entleert. 451 Besatzmaterial für die Aquarien dienten die Exkursionen auch zu Planktonstudien, deren Bedeutung für den biologi- schen Unterricht der Verfasser vorliegender Arbeit auch anderwärts?) dargetan hat, während ganz neuerdings D. ©. Zacharias in einem besonderen Werke, das wir an anderer Stelle eingehend würdigen werden, sich über das T'hema im gleichen Sinne verbreitet. Prof. Dr. Urban beabsichtigt im nächsten Jahre noch Freiland-Aquarien und -Terrarien und Aquarien für die Fensternischen ein- zurichten. Hoffen und wünschen wir, daß endlich auch bei uns in Deutschland in dieser Beziehung etwas mehr geschehe, und daß namentlich recht viele Direktoren höherer Lehranstalten die Abhandlung Urbans zu lesen bekommen, um so die Überzeugung zu gewinnen, daß es sich bei der Einrichtung eines Schulaquariums nieht bloß um eine unwichtige Spielerei handelt. Köhler. Ein einfaches Planktonnetz. (Mit Originalauf- nahme.) Plankton — das ist alles, was in einem Teiche, See oder Flusse als Spiel der Wellen treibt, mikroskopische Pflanzen (Algen) und Tiere — ist das zweckmäßigste, weil einzig natürliche Futter für eben ausgekommene Fisch- brut. Die Netze, die zum Fange des Planktons bisher dienen mußten, waren freilich wegen des teuren Materials (Müllergaze, pro qm 8—12 Mk.) und der schwierigen Arbeit ziemlich teuer (das billigste seinerzeit von Zwickert in Kiel angebotene kostet 11 Mk.) und infolgedessen wenig verbreitet, auch ab- gesehen davon, daß über den Wert des Planktons als Brutfutter für Aquarien- fische bisher wohl kaum genügende Klarheit herrschte. Um so mehr ist es zu begrüßen, daß. ein Mitglied des Leip- ziger Vereins „Nymphaea“, Herr Karl Otto, ein kleines, an jedem Spazier- stock oder Regenschirm zu befestigendes Planktonnetz konstruiert hat, das kaum wesentlich teurer als 5 Mk. zu stehen Der obere Ring hat 10 em Durchmesser; der mit Ausnahme des am Ringe befestigten Streifens aus feinster Müllergaze gefertigte, unten mit kommen dürfte. Einfaches Planktonnetz. einem Stück Gummischlauch, das durch eine einfache Klemme (Quetschhahn nach Mohr) abgeschlossen wird, endende Netzbeutel ist 30 cm lang. Das Netz bewährt sich, am Schirm befestigt, wie unsere Aufnahme ver- anschaulicht, und mit A förmiger Fadenbefestigung am Ufer und vom Kahn aus ausgezeichnet. Nach beendetem Fang wird der Gummischlauch einfach über das Sammel- gefäß gehalten und der Inhalt durch Öffnen des Quetsch- Hoffentlich ist Herr Otto, der nur Lieb- haber, nicht Händler ist, so liebenswürdig, das praktische billige Netzchen auch anderen Liebhabern, die sich dafür interessieren, anzufertigen. Köhler. Über den Kopulationsakt der lebendgebärenden Zahnkarpfen gibt uns eine Arbeit von Dr. E, Philippi!) 2) Eine österreichische Süßwasserstation und ihre Bedeutung für den biologischen Unterricht. Von Dr. F. Urban (Plan). Sonderabdruck aus „Deutsche Arbeit“. VI. Jahrgang. 1) „Spermatophoren“ bei Fischen. Verhandlungen d. Deutsch, Zoolog. Gesellschaft, 1907, pg. 105—108, 432 wertvolle Aufklärung. Danach dient der Kopulations- stachel bei den beiden Girardinus?)-Arten @. decem- maculatus (Jen.) und G@. januarius Hensel mit seinem klammerartigen Ende nur zum Festhalten an der Urogenital- papille des Weibehen, wogegen der verknöcherte äußere Strahl der Anale, der bei diesen Arten eine nach unten offene Rinne darstellt, als Gleitschiene für die Samen- pakete (Spermozeugmien) verwandt wird. Da im Moment der Kopulation der Stachel stets nach vorn ge- wendet ist, ist ja dann die Rinne aufrecht gestellt. Die Samenpakete erinnern an die Spermatophoren der Uro- delen, sind aber von diesen durch das Fehlen einer Hülle unterschieden. Die einzelnen Spermien sind zu einem Rotationsellipsoid angeordnet, das unter geeigneten Vor- kehrungen®) dem bloßen Auge eben noch sichtbar ist; die Köpfe der Spermatozoen sind dabei nach außen ge- richtet. Die Genitalöffnung der. Männchen liegt an der- selben Stelle des Körpers, wie bei den Weibchen, also ®2) Philippi weist auf Grund genauer Zahnuntersuchungen beide Arten der bereits von Garman aufgestellten neuen Gattung Glaridichthys zu. Die Gattung Glaridodon Garman mußte eingezogen werden, da der Name schon anderweit vergeben war. ®») Philippi narkotisierte die Versuchstiere mit Chloral- hydrat, brachte sie auf einen Objektträger und veranlaßte sie durch leichten Druck auf die Hoden zur Samenabgabe. Die Spermozeugmien waren bei Verwendung eines schwarzen Unter- grundes als winzige weiße Pünktchen eben noch wahrnehmbar. B—Z—N VEREINS STE ET NACHRICHTEN Fragekasten. — Vereins-Nachrichten. nicht etwa an Ende des Kopulationsorgans, wie vielfach angenommen worden ist. Natürlich gelten diese Aus- führungen zunächst nur für die beiden untersuchten Girardinus-Arten, und ist es durchaus nicht ausgeschlossen daß bei der oder jener andren Poeeiliiden-Gattung die „Gleitschiene“ bereits zu einer „Gleitröhre* umgebildet ‘and dadureh die eigentliche Genitalöffnung an deren distales Ende verschoben ist. 2 Trasekasten. K. v. d. S., Berlin. (Vgl. No. 27.) „Seinerzeit fragte jemand, einen kranken Feuersalamander betreffend, an. Ich habe kürzlich ebenfalls ein solches Tier gehabt. Die gelben Flecke wurden ganz schmutzig und die Haut ganz trocken. Ich habe nun gefunden, daß das Tier nicht häuten konnte, nahm es aus dem Terrarium und setzte es in eine Schüssel mit klarem Wasser (aber flach, sonst ertrinken die Tiere!). Am andren Tage war die Haut in Fetzen heruntergezogen, und das Tier war wieder ge- sund und zeigte herrliche Färbung und Glanz der Haut.“ GC. Klose, Eberswalde. Köhler. or ! Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin. (E. V.) Vereinslokal: Restaurant „Ortler“, Karlstr. 27, Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag im Monat. Briefadresse:.F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2. Bericht über die 8. ordentliche Sitzung am Freitag, den 27. September 1907. Der erste Vorsitzende eröffnet die Sitzung mit einigen geschäftlichen Mitteilungen. Hierauf hält Herr C. Walter einen Vortrag: „Die Technik der Zimmerheizung und was ein Aquarienfreund daraus lernen kann.“ Herr Walter erläutert in einem Vortrage die Prinzipien, welche für eine rationelle Zimmerheizung mab- gebend sind; er verfolgt die Luftströmungen, wie sie durch die verschiedenen Wärmequellen hervorgebracht werden, und wie sie sich bei den verschiedenen Systemen der Ofen-, Luft- und Wasserheizung dem Körper bemerk- bar machen. Er wendet dann die hierbei gewonnenen Er- fahrungen auf die Erwärmung des Wassers im Aquarium an und kommt zu dem Schluß, daß das Problem einer rationellen Aquarienheizung in dem von ihm konstruierten Aquarium „Natura“ in außerordentlich vollkommener Weise gelöst ist. Wir erfahren ferner aus seinen Mit- teilungen, daß er sein System neuerdings auch für Glas- aquarien nutzbar macht, indem der Heizmantel mit auf- gesetztem Glaszylinder in den Boden des Glasbehälters eingekittet wird. Die Versammlung folgt mit Aufmerk- samkeit seinen Ausführungen, an die sich eine lebhafte Diskussion anschließt; hierdurch veranlaßt, wird Herr Walter seinen Vortrag mit einigen Erweiterungen in der nächsten Sitzung wiederholen. — Unser früheres Mit- glied, Herr Dr. Reuss, München, übersendet uns ein Werkehen: „Die Fischfeinde aus der niederen Tierwelt“, welches im Verlage der Allgemeinen Fischereizeitung, München erschienen ist. Die Arbeit sammelt in über- sichtlicher Form ein Material, welehes sich an. den ver- schiedensten Stellen zerstreut vorfindet; zahlreiche gute Illustrationen machen uns mit den besprochenen Fisch- feinden bekannt. Wir danken Herrn Dr. Reuss für die freundliche Dedikation. — Einem in der „Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin“ gehaltenen Vortrage des Herrn Dr. E. Philippi, der sich mit der Kopulation der Cyprinodontiden eingehend beschäftigt, entnehmen wir einige interessante Beobachtungen, die wir in folgen- dem wiedergeben. Das Männchen der Glaridiehthysarten (in Liebhaberkreisen als Girardinus caudimaculatus und G. decemmaculatus bekannt) besitzt bekanntlich eine lanegestreckte Analflosse, die am freien Ende einen Klammerapparat trägt. Bei der Begattung, welche in einer nur ganz flüchtigen Berührung beider Tiere besteht, setzt es diesen Klammerapparat an die Genitalpapille des Weibehens an, und in demselben Augenblick erfolgt auch die Ejakulation des Sperma, welches an der Öffnung der weiblichen Genitalöffnung kleben bleibt und durch eine Saugbewegung der Muskulatur der Leibeswand in das Innere gelangt. Die Analflosse, deren mikro- photographische Wiedergabe bereits durch verschiedene Veröffentlichungen bekannt ist, weist aber keine Röhren- bildung auf, sie ist also nieht hohl sondern sie dient nur gewissermaßen als Gleitschiene, auf der das aus einer Öffnung am Bauche dicht vor der Afterflosse austretende Sperma an seinen Bestimmungsort gelangt. — Wir danken Herrn Dr. Philippi, dem wir schon manche wissenschaft- liche Unterstützung verdanken, für seine interessanten Mitteilungen. — Herr Diewitz zeigt ein Jugendexemplar von anscheinend Rana tigrina vor, dessen Larve von einem Tierimport aus Japan stammt und dessen Meta- morphose die außerordentlich lange Zeit von 5!/a bis 6 Monaten gedauert hat. — Zur Verteilung gelangen eine Anzahl kleiner Kakteen und Sukkuleuten; Herrn Dr. Voigt, Eisenach, dem freundlichen Spender dieser Sendung, sei bestens dafür gedankt. Der Vorstand. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz ’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Oreutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII, Pay Au / ® | 9% BR in Brendiamour, IE IMlustrierte Wochen-Schrift für Mückenlarven. Von cand. phil. Alois Özepa. Ya 6): uns hier nur die Larven interessieren, e die Imagines aber nicht in Betracht kom- men, so werden wir uns mit dieser Beschreibung überhaupt nicht aufhalten. Als erste, weil am häufigsten und zahlreichsten auftretende Larve betrachten wir die Larve der Stechmücke (Oulex L.). In allen Wasseransammlungen, welche Be- schaffenheit sie auch immer haben mögen, können wir sie finden. Sie ist bezüglich ihres Aufent- haltsortes nicht wählerisch, von der be- scheidensten Pfütze, Tümpel, Weiher bis zum größten Teich, von der kleinsten Wassermenge in einer Dachrinne bis zum größten Fasse, das zum Auffangen des Regenwassers dient, alles ist ihr ein willkommener Wohnort. Leicht werden wir uns daher in den Besitz einiger Larven setzen können und in einem kleinen Glase, das wir mit einer Glasscheibe bedecken, stellen wir sie an einen ruhigen Ort, an dem wir sie, ohne sie zu stören, beobachten können. Durch das Einbringen in das Glas sind die Tierchen etwas unruhig geworden und fahren noch wild umher. Bald aber kommen sie mit langsamen seitlichen Schlägen des Körpers, den Hinterleib voran, an die Oberfläche, und in ganz kurzer Zeit haben sich alle Larven dort ver- sammelt und hängen, mit der Schwanzspitze die Wasserfläche berührend, stangengerade mit dem Kopfe nach abwärts herab. Wir berühren leise das Gefäß und blitzschnell eilen die Larven dem Grunde des Gefäbßes zu. Die Bewegungen sind so rasch, das wir ihre Einzelheiten nicht zu erkennen vermögen. Es ist kein Rudern oder Schwimmen, auch kein Schlängeln oder Schnellen, wie wir es bei andern Mückenlarven beobachten, sondern ein Überschlagen, Über- kugeln oder „Purzeln“, wie man es treffend bezeichnet hat. Dieses erschreckte rasche Über- (Mit 10 Mikrophotographien und 3 Zeichnungen.) (Fortsetzung..) kugeln der Larven macht einen so eigenartigen, ja komischen Eindruck, daß wir es uns nicht versagen können, immer und immer wieder an das Glas zu klopfen. Aber jedesmal kommen’ die Larven schon nach kurzer Zeit langsam an die Oberfläche und bleiben dort regungslos hängen. Nur ihre Kiefer, die wie Zangen vom Kopfe abstehen, sind in fortwährender Bewegung, um den Körper mit neuer Nahrung zu versorgen. Schauen wir jetzt von oben auf die Wasser- fläche, so sehen wir, daß überall dort, wo eine Larve hängt, die Oberfläche eingezogen ist und jetzt wissen wir auch, wozu der eine Teil der (Gabel am Hinterende gehört. Es ist eine Röhre, die die Atemluft in das Tracheensystem befördert. Sie ist mit einem Kranze von feinen Haaren umgeben, die, wenn die Röhre offen ist, die Öffnung sternförmig umranden, und enthält auch einen eigenartigen Klappenapparat, der das Ein- dringen des Wassers verhindert, sobald die Larve in die Tiefe geht. Die Culexlarve atmet also direkt atmosphärische Luft und wir verstehen nun, warum sie sich fortwährend an der Oberfläche aufhält. Legen wir eine junge Larve — die alten sind sehr undurchsichtig und unrein — unter das Mikroskop, so werden wir staunen über die Fülle der Einzelheiten, die wir an ihr bemerken. Die Atemröhre steht, wie wir sehen, nicht am Ende des Hinterleibes, sondern ist ein Anfang des vorletzten oder achten Hinterleibringes und von ihr gehen zwei dunkle Bänder aus, die den ganzen Leib durchziehen. Es sind die Tracheen- stämme, diean und für sich durchsichtige Röhren sind, die aber wegen ihres Inhaltes, der Luft, unter dem Mikroskope schwarz erscheinen”). *) Auf den Photographien 1 und 2 sieht man die Tracheen nicht, da ich ein konserviertes und aufgehelltes Exemplar zum Photographieren verwandte. 434 Auf dem letzten, also dem neunten Hinterleib- segmente sitzen vier Blättchen, der zweite Originalmikrophotographie f. d. „Blätter“ v. Verfasser. Abb. 1. einer Larve von (Oulex spec.? Hinterende Teil der Gabel, die man früher als Drüsen auf- faßte, die aber nach Raschke nichts anderes als Kiemenblättchen sind. Es würde die Larve also ebensogut durch Tracheenkiemen atmen können. Hier am Hinterende endet auch der Darm, der in einer geraden Linie den Körper durchzieht und vorn im undurchsichtigen Kopf verschwindet, der verhältnismäßig sehr groß ist und die Kiefer, ein Paar große Augen und vor diesen kleine Fühler trägt. Das auf den Kopf folgende Segment, das man wegen seiner Form und Größe beim Anblick mit blobem Auge für einen Teil des Kopfes zu halten versucht wäre, erweist sich als Brust. Doch auch sie ist meist so undurchsichtig, daß man in ihr nichts erkennen kann, als die an den Seiten stehenden Borsten, die auch an den Hinterleibsegmenten stehen und als Schwimmborsten fungieren. Auf der’ Oberfläche jener Tümpel, in denen wir die Larven gefunden haben, werden wir sicher bei genauerem Suchen die Eierpakete finden, die an die Form eines Kahnes erinnern und die länglichen Eier der Länge nach zu- sammen geklebt enthalten. Das Ausschlüpfen der Larven zu beobachten ist sehr lohnend und leicht, da weder Eier noch Larven eine Pflege beanspruchen. Wenn wir in ein kleines Glas etwas Schlamm aus einem Tümpel zur Nahrung für die jungen Larven geben und in das Wasser dann einige Eierpakete werfen, so haben wir die Einrichtung vollkommen besorgt. Die Eier, die stets auf der Oberfläche schwimmen, nie Alois Özepa: Mückenlarven. untersinken und wenn untergetaucht stets auf die Oberfläche zurückkehren, springen am unteren, dem Wasser zugekehrten Ende mit einem Deckel auf und die jungen Larven sinken auf den Grund herab. Schon nach wenigen Wochen sind sie, nachdem sie drei Häutungen durch- gemacht haben, ausgewachsen und verpuppen sich. Die Puppe zeigt ein gleichstarkes Atem- bedürfnis wie die Larve und hängt stets mit zwei Atemröhren, die wie Hörner auf dem Rücken des zum Hinterleib unverhältnismäßig dicken Vorderleibes stehen, an der Oberfläche. Gestört geht auch sie in die Tiefe, steigt aber bald wieder empor. Schon nach 10 Tagen schlüpft das Insekt, indem die Rückenhaut der Puppe platzt, direkt aus der Hülse, nach wenigen Sekunden sind Körper und Flügel erhärtet und leicht beschwingt entschwebt sie in ihren neuen Wohnort. Wenn wir nun bedenken, das Tausende von Mücken täglich das Wasser verlassen, diese nach kurzer Zeit eine Unmasse von Eiern legen und im Laufe eines Sommers mehrere Gene- rationen auftreten können und auch wirklich auftreten, so können wir begreifen, daß die Be- richte von Mückenplagen nicht aus der Luft gegriffen sind. Ich selbst hatte im heurigen Sommer Gelegenheit, eine von den Mücken heim- gesuchte Gegend kennen zu lernen. Im heurigen Frühjahr war die Donau in der Umgebung Wiens so stark ausgetreten, dab das Hochwasser auch den hohen Schutzdamm über- Originalmikrophotographie f.d. „Blätter“ v. Verfasser. Abb. 2. Kopf einer Larve von Qulex spec.? stieg und auf der dem Strome abgewendeten Seite des Dammes die Gegend teilweise über- Alois Czepa schwemmte. Als dann das Wasser fiel, blieben auf beiden Seiten des Dammes natürlich eine Menge Tümpel zurück, die auch im Laufe des Sommers nicht austrockneten. In diesen Tümpeln begannen bald die Mücken sich breit zu machen.. Als ich im Frühjahr die Gegend durchsuchte waren die Wässer alle noch leer. Als ich aber im Juni wieder in den Ort — es ist Kaiser-Ebersdorf bei Wien — kam, wurde mir die Kunde von den vielen, vielen Gelsen, die es heuer gäbe. Die Leute behaupteten, am Abend im Orte nicht sitzen zu können, obwohl dieser eine gute Viertelstunde von den Tümpeln entfernt ist. Neugierig wanderte ich den Tümpeln zu und bemerkte auch, als ich in ihre Nähe kam, einige dieser blutdürstigen Gesellen, die mir liebevoll das Geleite gaben. Als ich aber eine Wagenradspur, die ein wenig ‘Wasser enthielt, zufällig be- trachtete, konnte ich einen Ausruf der Verwunderung nicht unterdrücken. Die kleine Wasserfläche war mit Culexlarven und Puppen buchstäblich angefüllt. Die Tiere kugelten zwar, durch meine Be- wegung aufgeschreckt, durcheinander, konnten aber den Grund des Wassers nicht erreichen, weil sie dieses breiartig erfüllten. Ich griff hinein und konnte eine Handvoll nach der anderen auf das Trockene werfen. Und so erfüllt waren alle Lachen in der Nähe. Und wie sahen erst die Tümpel aus. -Das sonst so klare Wasser war durch die vielen ‘Larven schwarz gefärbt und jeder Zug, den ich mit dem Netze machte, brachte einen Kindskopf . großen Klumpen von Larven heraus. Aus diesem Brei mußte ich erst die anderen Bewohner des Tümpels, und — horribile dietu — unter ihnen auch Molche, heraussuchen. Soweit wäre alles gut gewesen. Aber es wandelt niemand un- -gestraft zwischen mit Öulexlarven vollkommen “erfüllten Tümpeln, denn über dem Wasser “schweben Millionen von Imagines, die sich mit ungeheuerer Gier auf das arme Opfer stürzen, um an ihm ihren Blutdurst zu stillen. "Dieses arme Opfer war ich. Ich konnte mich nicht länger als wenige Sekunden bei ‚einem. Tümpel aufhalten, und mußte, nachdem ich aufs geratewohl einen Zug gemacht hatte, mit dem gefüllten Netz eine Strecke weit flüchten, um wenigstens dem Gros der Mücken zu entgehen. Doch diese wenigen Sekunden hatten den Mücken genügt, um Gesicht und Hände zu überfallen und so dicht zu besetzen, : Mückenlarven, Abb. 3. Puppe von Oulex annulatus Fabr. (Vergrößert.) 435 daß mein Gesicht, wenn ich mit der Hand darüberfuhr, von den zerquetschten Tieren wie mit einer Salbe überstrichen war. Da ich aber das Experiment des Fischens mit dem jedesmali- gen Flüchten einige Male wiederholte, so wird sich jeder eine Vorstellung machen können, wie Gesicht und Hände in einer Stunde aussahen. Wenn die Stechmücken auch nicht immer in solchen Mengen auftreten, so erscheinen sie doch meist zahlreich genug, um dem Menschen das Leben zu verbittern, und nicht nur „traurig Herz erliegt im Mückenkampfe“. Wer einmal die südlichen Länder Europas besichtigt hat, kennt sicherlich die Annehmlichkeit, im Schlaf- zimmer einige Mücken zu haben. Schon der singende Ton, mit dem die Tiere den Menschen in der Stille der Nacht umfliegen, ge- nügt, um ihm den Schlaf zu rauben. „Wehe, wehe, was sind die sieben Plagen, Damit Moses der Ägypter Land schlug, Gegen dieses spitzige Mückensummsumm ?“ Es ist daher nicht so unsinnig, wenn man gegen die Mücken einschreitet. Sind doch in den südlicheren Ländern die nahen Verwandten unserer Culex, die Anopheles, die Überträger und auch die Träger der mit Recht so gefürchteten Malarien. Einreiben mit Riechstoifen hat nur, da ganz kurze Zeit wirkend, geringen Wert. Entschieden das Beste ist, Wasser- ansammlungen durch Verschütten und Austrock- nen zu beseitigen oder die Larven durch Ein- gießen von Petroleum zu vernichten. Auch gegen die in Kellern überwinternden Weibchen kann man vorgehen, indem man die Kellerräume im Spätherbste gründlich ausschwefelt. Ein ganz anderes Auftreten zeigen die Larven der Büschelmücken, Corethra plumicornis Fabr., da sie niemals in solchen Massen erscheinen und auch bezüglich des Aufenthaltsortes be- deutend wählerischer sind. Sie leben nur in größeren Wasseransammlungen und bevorzugen pflanzenbewachsene und deshalb tierreiche Tümpel mit klarem Wasser, welchem Aufenthaltsorte sie mit ihrer Durchsichtigkeit vorzüglich an- gepaßt sind. Wenn wir sie öfters auch in trüben Tümpeln finden, so sind dies Ausnahmen; denn die sehr fein gefiederten Seidenborsten am Schwanzende zeigen, daß der natürliche Wohnort der Larve das klare, durch schwebende Schmutz- teile nicht verunreinigte Wasser ist. Von der Culex-Larve unterscheidet die (ore- thra-Larve sich nicht nur durch ihre Durch- sichtigkeit, sondern auch durch ihre Gestalt und 436 innere Organisation beträchtlich, und man würde nicht glauben, daß die Imagines dieser Larven in Originalmikrophotographie f. d. „Blätter* v. Dr. E. Bade. Abb. 4. Kopf einer Larve von Corethra plumicornis Fabr. einer so nahen Verwandtschaft stehen. Was uns bei der Corethra-Larve am meisten auffällt, ist der Umstand, daß sie im Gegensatz zu den COulex- Larven nie an die Oberfläche kommt, um Atem- luft einzuholen. Ihr fehlt daher auch die Atem- röhre und das geöffnete Tracheensystem, und die dunklen Blasen, die wir zu je einem Paare im Vorder- und Hinterende sehen können, sind Tracheenblasen, die nicht der Atmung dienen, sondern als Gleichgewichtsorgane in Verwendung kommen. Das Tracheensystem, das wir in ihr bemerken, ist farblos, enthält also keine Luft, auch fehlen etwaige Stigmen oder Kiementracheen. Wir müssen daher annehmen, daß die Larve durch die Haut, die ja äußerst zart und dünn ist, atmet; auch die drei Plättchen, die sie am Hinterende trägt und in denen man bei Be- trachtung unter dem Mikroskop lebhafte Blut- strömungen beobachten kann, dürften zur Atmung in Beziehung stehen. Eines der interessantesten Gebilde am Körper der Larve ist der Kopf, der die Mundwerkzeuge und Augen trägt. Die Fühler dienen hier nicht zum Tasten, sondern sind im Mund ein- bezogen und zu großen Fangarmen umgestaltet, die ähnlich dem Fangbeine einer Gottesanbeterin (Mantis) an der Wurzel beweglich sind und wie ein Taschenmesser die Mundöffnung hin eingeklappt werden können. Ober- und Unter- kiefer sind klein, unansehnlich .und umstehen die gegen Alois Ozepa: Mückenlarven. die muskulöse, die sich, weit vorstülpbare Speiseröhre, bevor sie in den Darm übergeht, zu einem reusenartigen Apparat erweitert. Alle diese Einrichtungen machen der Larve das Räuberleben möglich, das sie in unserem Tümpel führt. Ruhig steht sie in horizontaler Lage, für alle Bewohner des Wassers unsichtbar, und wartet, bis eine Daphnie oder irgend ein anderes Tierchen ahnungslos an ihr vorüber- schwimmt. Ihren großen Fangarmen, die dem Kopfe das Aussehen eines Vogelschnabels geben, kann nichts entrinnen. Kommt aber in ihre Nähe ein größeres Tier, so zieht sie den Hinter- leib seitlich zusammen und schnellt eine Strecke weit fort, um dort abermals ihre frühere Lage einzunehmen. Wieso hat die Larve die Annäherung ihres Feindes gespürt? Legen wir einmalein Exemplar unter das Mikroskop und wir werden sofort die Lösung haben. Auf dem ganzen Leib trägt die Larve eine Anzahl gefiederter Borsten, die, wie wir bei genauerem Zusehen bemerken können, mit Nerven in Verbindung stehen. Geraten diese leicht beweglichen Borsten in Schwingungen, so übertragen sie die Bewegung auf die Nerven, die ihrerseits wieder den Reiz zum Zentralnervensystem leiten, das als gegliederte Kette den ganzen Körper an der Bauchseite durchzieht. Auf der Brust sehen wir, wenn wir ein älteres Tier erwischt haben, größere Abb. 5. Hinterleibsende einer Larve von Corethra plumicornis Fabr. Originalmikrophotographie f. d. „Blätter“ v. Dr. E. Bade. Borsten, zwei auf dem Rücken und drei auf der Unterseite, die einem scheibenförmigen Gebilde Kleine Mitteilungen. — Fragekasten. aufsitzen. Es sind dies keine Sinnesorgane, sondern die Anlagen der Flügel und Beine oder die Imaginalscheiben, wie sie die Wissenschaft nennt. Bei unserer Mücke gehen nämlich die Gliedmaßen des Kopfes sowie die Einrichtung des Hinterleibes direkt in die Imago über. Nur die Flügel und Beine entstehen aus den Ima- ginalscheiben, die sich bei der dritten Häutung der Larve bilden. Und noch viel anderes Interessantes könnten wir an der Larve sehen. Mit Leichtigkeit er- kennt man das pulsierende Herz, das sich durch den ganzen Körper auf der Rückenseite erstreckt, sehr schön sieht man die Tracheenstämme mit ihren Verzweigungen, die Blutströmung in den Blättchen am Hinterende; im vorderen Teile des Hinterleibes bemerkt man die Speichel- drüse, die in die Speiseröhre mündet, am Kopfe entdeckt man die zwei ver- ‚schiedenen Augen, das Larven- und das Imagoauge und noch eine ganze Menge anderer Dinge. Eignet sich doch die Corethra-Larve so wie kein zweites Tier zur mikroskopischen Untersuchung und bietet uns eine Fülle merkwürdiger Einzelheiten”). Wir müssen aber die Anatomie jetzt verlassen und, um unserem Vorhaben ge- recht zu werden, die Biologie noch etwas berücksichtigen. Hat die Larve die Länge von un- gefähr 16 mm erreicht, so schickt sie sich zur Ver- puppung an. Dabei ändert sie ihre horizontale Lage und nimmt eine mehr schräge ein, die sie, wenn die Verpuppung stattgefunden hat, mit der vertikalen vertauscht. Die Puppe der COorethra sieht der Culex-Puppe ziemlich ähnlich. Auch sie trägt auf dem allerdings bedeutend kleineren Vorderteil zwei Hörner, die aber nicht Atem- röhren, sondern Gleichgewichtsorgane sind. Sie atmet noch so wie die Larve durch die Haut; doch hält sie sich gerne etwa 3 cm unter der Oberfläche auf, steigt in späteren Stadien sogar bis zur Wasserfläche empor, aber nie um Luft einzunehmen — denn die Hörner sind nach wie vor geschlossen —, sondern weil sie von der Luft, die sich zwischen Puppenhülle und dem Mückenleib angesammelt hat, emporgehoben wird. Nach einer zwölftägigen Puppenruhe schlüpft das Insekt. aus. *) Wir verweisen den Leser, der sich genauer über den Bau der Corethra-Larve informieren will, auf die prächtige, reich illustrierte Arbeit von K. Poenicke in „Blätter“ 1905, S. 428ff. K. — Abb. 6. Puppe von Corethra plumi- cornis Fabr. (5:1 nach Vosseler.) 437 Kleine Mitteilungen. Planktonstudien. nördlich von Berlin, gelang mir bei ganz oberflächlicher Planktonprüfung der Nachweis von Polyphemus pedi- culus Degeer, der „Wasserlaus“, die in großen Mengen Im Liepnitz-See bei Basdorf, vorhanden war, fast so häufig, wie in einem gewöhnlichen Waldtümpel Cyelops strenwus Fischer und Daphniden, ferner von Canthocamptus staphylinus Jurine gleichfalls in mehreren Exemplaren und Diaptomus graciloides Lilljeborg. In Strand des Tegeler Sees bei Tegelort entnommenen Planktonprobe befanden sich Anodonta-Larven, das durch die Auf- sätze von Dr. W. Roth und B. Wichand den Lesern dieser Zeitschrift bekannte Glochidium parasiticum. Plankton von der Mitte der Seefläche enthielt die nicht gerade häufige Sida eristallina O. F. Müller neben anderen selteneren Oladoceren (Hyalodaphnia cuculiata Sars, Scapholebris mucronata 0. F. Müller). Der Plankton- befund kann an derselben Stelle zur gleichen Jahres- und Tageszeit je nach den Wind- und Wetterverhältnissen, namentlich aber nach der Intensität des Tageslichtes (Sonne, bewölkter einer am Himmel usw.) ganz verschieden sein, namentlich was das Vorkommen niederer Kruster darin anbelangt. Fortpflanzungsweise der Daphniden, die ein Dazu kommt noch die eigenartige periodisches massenhaftes Erscheinen wechselnd mit fast völligem Verschwinden zur Folge hat. Letztere dürfte namentlich für die den Aqua- rienliebhabern hinreichend bekannte Tatsache verantwortlich zu machen sein, daß sich in einem und demselben Dorfteich an einem Tage massenhaft Futter vorfindet, und schon wenige Tage darauf fast gar nichts. Sowohl der Tegeler See, weit mehr aber noch der Liepnitz-See zeigten in den Planktonproben einen erstaunlichen Reich- tum an Diatomeen, sowohl an Individuen- wie an Arten- zahl, wogegen im Lehnitz-See bei Oranienburg die Chlorophyceen (Anabaena, Clathrocystis u. a.) vor- herrschten. Köhler. > Frasekasten. M. K. in Mannheim. Fine ausführliche Auskunft darüber, wie man Glasaquarien heizt, kann ich Ihnen leider an dieser Stelle nicht geben. Dazu fehlt es an Raum. Sie finden die Frage aber ausführlich in „Blätter“ 1906, 8. 105 ff. u. 186 ff. (No. I1, 12, 19 u. 20) behandelt. Da Sie die betr. Nummern für wenige Pfennige vom Verlag beziehen können, falls Sie im Vorjahre noch nicht Abonnent gewesen sein sollten, wird Ihnen dieser Hin- weis wohl genügen. 1185 0. E. in Borna. Frage: Wohne nach Norden zu und scheint die ganze Zeit keine Sonne in unser Zimmer. Die Fenster sind zwar groß und hell, doch zweifle ich, daß ich da ein Aquarium aufstellen kann. Bin großer Naturfreund und schwärme für Aquarien, möchte dasselbe gern als Schmuck in mein Wohnzimmer stellen. Ich frage hiermit an, ob sich die Pflanzen und Fische entwickeln können ohne Sonne. Das Fenster ist hell, auch die Stube hell, nur fehlt die Sonne. Antwort: Aber gewiß können Sie direkt am Nord- fenster ein Aquarium aufstellen; sowohl heimische wie a ausland sche „auch tropische Fische, wenn Sie das Aquarium heizen, en darin; letztere he sieh-bei genügen- d Alle Pflanzen ge- NACHRICHTEN Vereins-Nachrichten. deihen und halten sich besser algenrein, als wenn sie der Sonne ausgesetzt sind. Selbst Sumpfpflanzen werden üppig gedeihen, nur meistenteils nicht zur Blüte schreiten. K. ITS, DE INS: Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin (E. V.). Vereinslokal: Restaurant „Örtler“, Karlstr. 27, Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag ım Monat. Briefadresse: F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beekerstr. 2. Bericht über die 9. ordentliehe Sitzung am Freitag, de r 1}. Oktober 1907. Der erste Vorsitzende eröffnet die Sitzung und be- grüßt mit besonderer end. die als Gäste zahlreich er- sehienenen Damen. Er macht hierauf der Versammlung davon Mitteilung, daß ein Vereinsmikroskop angeschafft worden ist. Es ist hierdurch einem dringenden Be- dürfnis Abhilfe geschaffen worden, da sich der Mangel eines Mikroskops in den Sitzungen. öfter fühlbar gemacht hat; es wird Sorge getragen werden, daß dieses in jeder Si g Hand ist, und wenn erforderlich, jederzeit zZ ate gezogen werden kann. — Er gibt ferner davon Kenntnis, daß _Natur und Haus“ seit kurzem in einen Verlag übergegangen ist. Der „Verlag für Naturkunde“, Sprösser & Nägele in Stuttgart teilt uns mit, daß er die Zeitschrift erworben hat und bemüht sein wird, dieselbe nach Form und Inhalt zu regenerieren. Leider gab uns „Natur und Haus“ nach maneher Richtung hin Grund zur Unzufriedenheit: besonders die Unpünkt- zu liehkeit im Erscheinen wurde oft von den Mitgliedern. un- 3 Der neue Verlag verspricht alle gel und. Unzuträglichkeiten abzu- unsere zeehrten Mitglieder, mit uen IelsEmup entgegenschen | M «ei ch a im "Verlage : zu re Herr Chanchito- rd in unft nieht mehr vorkommen. — Dr. Voiert, Eisenach, hat uns ein stattliehes männe Mitglieder zur Verfügung gest durch ein Weibehen zu einer in nächster Sitzung zur Gratisverlosung bringen. em Dr Voigt sei hiermit ns gedankt. — Herr Walter- als seinen Vortrag vom nzipien der Zimmerheizung die Aguarienheizung, dessen el bereits en <40 cm Bodenfläche), es war morgens 9 Uhr im April, kam ich gerade dazu, wie alle vier in zitternder Stellung dicht beisammen standen, und zwar die Männchen zu beiden Seiten des %) Die im ganzen richtige Farbenbeschreibung in Süßwasserfische“ widerlegt diese Schlußfolgerung nicht, da sie beinahe Heckel u. Kner, Süßwasserfische der österreichischen „Mitteleuropäische wörtlich aus Monarchie, entlehnt ist. ??, Heckel u. Kner, |. ce. ?®) „Blätter f. Aquar.- u. Terrarienkunde 1906, 8. 333. Zwei neu importierte Oharaciniden. großen Weibchens in schräger Kreuzlinie, die After nahe zusammen; das kleinere Weibchen stand 2—3 cm über diesen und zitterte tapfer mit. Ich verließ auf einige Sekunden das Bassin, um meine Angehörigen herbeizurufen, und als ich zurückkam, sah ich schon die Eier allmählich zu Boden sinken. Die Stelle am Boden, an der sich die meisten Eier sammelten, war schon vorher sorgfältig gereinigt. Nachdem sich die Eiablage noch einige Male in derselben Weise wiederholt hatte, vertrieb das Weibchen die Männchen aus der Nähe der Eier und bewachte und befächelte dieselben Tag und Nacht. Der geringste Schmutz, der sich den Eiern näherte, wurde kräftig zerbissen und fortgetragen. Die Männchen versuchten am nächsten Tage immer wieder eine Annäherung, wurden aber ständig zurückgetrieben. — Es war sozusagen ermüdend mit anzusehen, mit welcher Ausdauer der Fisch mit stets fächelnden Flossen den Platz über den Eiern festhielt. Die Anzahl der Eier kann 100—150 gewesen sein; der Platz derselben war ziemlich in der Mitte des Aquariums zwischen Sagıttarıa natans und Cabomba und deshalb ein genaues Beob- achten nicht gut möglich. Die Temperatur des Wassers 12,5.°° O.).“-, (W-ebeer.) Bahr erzielte seinen Zuchterfolg in einem Aquarium von 150 I Inhalt (also von bedeutend größeren Dimensionen als dasjenige Webers). Als Bodengrund nahm er Teichschlamm und setzte möglichst viele Sumpf- und Wasserpflanzen ein. Nachdem das Aquarium 6 Wochen ge- standen hatte, bildete es ein schier undurch- dringliches Dickicht von Pflanzen. „Nach etwa i4 Tagen begann das Männchen zu treiben, und als ich nach einigen Tagen das Becken genau durchsuchte, fand ich an einer Staude von Elodea densa eine Unmenge der kleinen milch- weißen Laichkörner kleben.“ (Bahr.) (Schluß folgt.) war — 10 °R. (= &> Zwei neu importierte Characiniden. Von W. Köhler. (Mit 3 Originalaufnahmen.) >> 4 % U) ie Familie der Characiniden hat uns bereits I, einmal in diesem Jahrgang der „Blätter“ beschäftigt?). Da wir damals über die geogra- 1) „Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde“ 1907, S. 62ff.: „Weitere Neubeiten des vergangenen Import- jahres. V.: Die Familie der C'haracinidae (Salmler)“. Dr. Wilhelm Roth: Über eine Aquarieneinrichtung am Wohnzimmerfenster. phische Verbreitung dieser alten Familie, von welcher G@. A. Boulenger?) die Karpfenfische (Cyprinidae) und Welse (Siluridae) einer- seits und die @ymnotidae (Zitteraale) andrer- seits ableitet, sowie über die scharf charakteri- sierten Unterfamilien im allgemeinen und die einzelnen bisher importierten Arten im besonderen eingehend uns verbreitet haben, können wir uns jetzt um so kürzer fassen und auf die bloße Charakteristik der zwei neuerdings importierten Arten, die sich im Besitze der Firma Scholze & Poetzschke, Berlin, befinden, uns beschränken. Jede der beiden neu eingeführten Arten repräsentiert zugleich eine besondere Unter- familie; die erste, Anostomus fasciatus (Ag.), gehört der Unterfamilie der Anostomina, die zweite, Macrodon malabarıcus (Bloch), der der Erythrinina an. Erstere Unterfamilie tritt uns zum ersten Male entgegen, letztere kennen wir schon von der im Vorjahre importierten Pyrrhulina filamentosa Ouv. u. Val. her. Anostomus fascratus (Ag.)?) ist von Asassiz*) zuerst beschrieben und zum Typus einer besonderen Gattung Schizodon®) erhoben worden. Valenciennes°) kassierte später diese Gattung und zog die als Schizodon geführten Arten zu seiner Gattung Piabuca‘). Kner?) bestreitet die Berechtigung dieser Maßnahme und führt unseren Fisch neben einer Reihe von Natterer neu gesammelter Arten weiter als Schizodon fasciatus, wie es Agassiz getan. Günther?) schließlich weist die Arten der Agassizschen Gattung Schizodon der Gattung Anostomus Gronov zu, in welcher sie von Carl H.u. Rosa S. Eigenmann'°) als Unter- sattung Schizodon geführt werden. Diese Systematik ist bis auf die neueste Zeit nicht mehr angefochten worden. (Schluß folgt.) ?2) The Cambridge Natural History. VII, p. 574. 3) Anostomus, von (greh.) ano, oben, nach oben hin; stöma, Mund; Fische mit nach oben gerichteter Mundspalte. *) Agassiz, L., Selecta genera et species Piscium, quae in itinere per Brasiliam collegit J. B. de Spix. München 1829. Beschreibung p. 66, Abbildung Tl. 36. 5) Schizodon von (greh.) schizo spalten, der Zahn. 6) Cuvier u. Valenciennes, Histoire naturelle des Poississons XXII. 112. 1848. °) Piabüca, Name eines Fisches bei den brasili- anischen Eingeborenen. 8)Kner,R.. Zur Familie der Charaeinen. I. Wien, 1859. 9%) Catalogue of the Fishes ete. V., p. 304. 1864. 10) Eigenmann, Oarl H.u. Rosa S$., A Catalogue of the Freshwater Fishes of South America, in Proc. of the United States Nat. Museum. XIV, p. 50. 1891. odüs 467 Über eine Aquarieneinrichtung am Wohnzimmerfenster. Von Dr. Wilhelm Roth, Zürich. (Mit 2 Originalaufnahmen.) ur wenige Aquarienfreunde, welche sich A längere Zeit mit der Liebhaberei be- schäftigt haben, dürften mit einem einzigen Aquarium auskommen. Wer sich irgendwie intensiver mit der Lösung biologischer Aufgaben, der Züchtung von Fischen, Beobachtung von Fischkrankheiten und dergleichen abgibt, bedarf bald einer mehr oder minder großen Anzahl von - Behältern.- Da nun, wie Major a. D. Prestele') be- merkt, „die Platzfrage bei der Wahl der Aqua- rien wohl die entscheidendste Rolle spielt“, so ist die Frage, ob bei der Herstellung einer ganzen Aquarieneinrichtung große oder kleine Aquarien vorzuziehen sind, eigentlich eine mübige. Wenn allerdings W. Köhler irgendwo sagt, die Behälter seien möglichst groß zu wählen, die größten seien ja immer noch klein genug im Verhältnis zu den natürlichen Gewässern und wenn es sich auch nur um einen kleinen Tümpel handelt, so stimmen wir ihm gewiß voll und ganz bei, wenngleich wir es auch von K. Stansch ganz hübsch und rationell finden, daß er seine Bierbecher in Miniaturaquarien verwandelt — - zumal wenn wir die Sache vom Standpunkt der Abstinenz betrachten. Wenn ich mich im Nachstehenden mit einer vorwiegend aus kleinen Aquarien bestehenden Einriehtung- beschäftige, so möchte ich doch an dieser Stelle ‚wiederholen, was Johs. Peter’) schon einmal gesagt hat, nämlich: „Es liegt mir nichts ferner als zum Nachteil der großen Aqua- rien für die kleinen Propaganda zu machen“, obschon ja zugegeben werden muß, dab für die in den letzten Jahren zahlreich eingeführten zierlichen Knirpse von Fischen kleine Aquarien selbst für Zuchtzwecke ausreichen. Allerdings dürfen wir nicht vergessen — namentlich die- jenigen, welche ihre Fische rasch großziehen möchten —, daß in kleinen Behältern die Fische auch klein bleiben. Was Semper über die Ab- hängigkeit des Größenwachstums der Limnaea stagnalıs von der Größe des Gefäßes bzw. des Wasserquantums pro Schnecke festgestellt hat, gilt zum mindesten in ebenso hohem Maße auch für unsere Aquarienfische. Wir sehen ja 1) „Blätter“ XIII, 1902, S. 25. 2) „Blätter“ XV, 1904, S. 118. 468 nur zu häufig, daß bei in einem kleinen Aqua- rium gehaltenen Jungfischen ein fast völliger Wachstumsstillstand eintritt, sowie sie eine ge- wisse Größe erreicht haben, daß sie aber wieder rasch zu wachsen beginnen, wenn wir sie in ein größeres Aquarium versetzen oder in verschiedene Becken verteilen. Bei der Platzfrage handelt es sich nun nicht allein darum, ob in der Wohnung überhaupt ein genügend heller Raum für ein oder mehrere Aquarien aufzutreiben ist, sondern mancher durch Erfolge anspruchsvoller gewordene Aquarien- freund wünscht eben seine so viel Schönes und Inter- essantes bietenden Behäl- ter so aufzustellen, daß sie auch für andere zugäng- lich sind und dab sie, da hierbei wohl meist das Wohnzimmer in Frage kommt, demselben zur Zierde gereichen. Wenigstens ein einzel- nes, größeres Aquarium dürfte sich wohl ‚in jedem Wohnzimmer, namentlich wenn es auf mehreren Seiten mit Fenstern ver- sehen ist, mit Leichtig- keit und ohne den Ge- samteindruck der be- treffenden Zimmeraus- stattung irgendwie zu stören, aufstellen lassen und zwar vor allem, wenn sich die für unsere Lieb- haberei mehr oder minder eingenommene Gattin gar dazu verstehen kann, den Blumentisch durch ein hübsch montiertes Aquarium ersetzen zu lassen. Weitaus schwieriger gestaltet sich nun aber die Sache, wenn der Aquarier sich nicht auf ein einziges Gesellschafts- oder Schauaquarium beschränken will, sondern auch im Wohnzimmer eine Mehrzahl von Aquarien aufstellen möchte. Er hat u. a. nicht nur darauf Bedacht zu nehmen, daß die Aquarien in möglichst geschmackvoller Weise aufgestellt werden, sondern er soll namentlich auch hinsichtlich der hygienischen Verhältnisse des in Frage kommenden Wohn- raumes berücksichtigen, daß die Helligkeit des Zimmers nicht durch Verbarrikadierung des in Anspruch genommenen Fensters in schädlichem Maße beeinträchtigt wird. Originalaufnahme für die „Blätter“ vom Verfasser. Aquarienaufstellung im Wohn- zimmerfenster, maskiert. Dr. Wilhelm Roth: Über eine Aquarieneinrichtung am Wohnzimmerfenster. Da ich unter den in unserer Literatur be- schriebenen Aquarieneinrichtungen eine aus einer größern Anzahl von Behältern bestehende, auch in einem Wohnzimmer leicht zu installierende, in hygienischer und ästhetischer Beziehung ein- wandfreie vermisse, so erlaube ich mir, dem ge- neigten Leser eine solche in Wort und Bild vorzuführen, zumal sie während einer Reihe von Jahren allen meinen Anforderungen vollständig entsprochen und mir manche Freude bereitet hat. Diese oder jene verehrliche Aquariersgattin, welche als sorgsame Hausfrau ihr trautes Heim wie ein Heiligtum gegen unbefugte Eingriffe zu verteidigen weiß und vielleicht diese Nummer des Leibblattes ihres Ge- mahls zufällig in die Hände nehmen sollte, darf nun ja nicht etwa glauben, daß ich mit meiner Aquarieneinrich- tung nur so mir nichts dir nichts das Wohn- zimmer okkupiert und das erste, beste Fenster mit Beschlag belegt habe. So etwas will denn doch vorbereitet sein und zu Nutz und Frommen des Aquarienfreundes, der insgeheim mit der Ab- sicht umgehen sollte, sich eine ähnliche Einrich- tung zu verschaffen, will ich vorsichtshalber an- deuten, dab es entschie- den vorteilhaft ist, nicht gleich mit der Türe ins Haus zu fallen, wenn die Sache gelingen soll. Man läßt am besten zuerst gelegentlich ein- mal die Bemerkung fallen, daß es eigentlich doch schade sei um das breite, unbenutzte Fenstergesimse, vor welchem der Blumentisch steht und daß das für einen Aquarier von echtem Schrot und Korn insofern eine unverzeihliche Platzverschwendung bedeute, als da ganz gut zwei hübsche Aquarien Unterkunft finden und ja speziell dieses Fenster höchstens etwa bei srößern Reinigungsarbeiten geöffnet wird. Und flugs stehen bereits andern Tags zwei hübsch bepflanzte Aquarien auf dem Gesimse, zwischen welche nach kurzer Zeit — es hat zwar einige Mühe gekostet, das passende Format Dr. Wilhelm Roth: Über eine Aquarieneinrichtung am Wohnzimmerfenster. zu kriegen — ein drittes eingeschmuggelt wird. Daß seitlich von den beiden großen Aquarien je ein kleineres sich recht hübsch ausnelmen würde, namentlich, wenn man sie auf zierliche, an der Seitenwand befestigte Träger stellte, be- gegnet zwar etwelchen Bedenken, aber die An- gelegenheit bedarf nicht einmal einer zweiten Erörterung, so stehen sie auch schon wie hin- gezaubert an geeigneter Stelle Eine zu den schönsten Hoffnungen berechtigende Makropoden- brut macht es leider unumgänglich notwendig; noch ein Aquarium an | die Wand zu befestigen, wenn nicht einem gräßb- lichen Kannibalismus wissentlich Vorschub ge- leistet werden soll, — der Symmetrie wegen werden es natürlich deren zwei sein. Von da an geht es unaufhaltsam, wenn auch etappenweise, an den Sei- tenwänden der Fenster- füllung in die Höhe und wenn die Gattin einmal von einem mehrtägigen, auswärtigen Besuche heimkehrt, so ist die Sache bis zur Decke hinauf ge- diehen. Ein paar anzüg- liche Bemerkungen, wel- che zusammen auf eine „Wassermenagerie* hin- auslaufen, steckt man ruhig, ja sogar mit eini- sem Schuldbewußtsein ein, beweist nun aber in haarscharfer und einwand- freier Weise, daß die ganze Geschichte durch die Zuggardinen in so vorzüglicher Weise maskiert wird, daß sie für „gewöhnliche“, d. h. unsere Liebhaberei ignorierende Menschen gänzlich unsichtbar ist, während sie für alle andern stets eine entzückende Überraschung bildet, — namentlich im Winter, wenn draußen alles weiß in weiß verschneit ist und das saftige Grün der Wasserpflanzen um so angenehmer empfunden wird. Originalaufnahme für die „Blätter“ vom Verfasser. Die Kinder gewinnen täglich mehr Freude an den immer zutraulicher werdenden Fischen, — der sonst so grimmige, große Chanchito läßt sich einmal um das andere mit der hohlen Hand aus dem Aquarium schöpfen —, und sie ‚kennen kein größeres Vergnügen, als wenn ihnen Aquarienaufstellung im Wohn- zimmerfenster, offen. 469 an langen Winterabenden eines der Aquarien auf einem Schemel vor die Lampe gestellt wird und das Dutzend niedlicher Panzerwelse, einer über den andern voltigierend, im Aquarium herum- toll, um dann plötzlich wie auf Kommando hübsch der Reihe nach pustend gegen die Ober- fläche zu schnellen. — Unsere Aquarieneinrichtung besteht, wie aus der ersten Abbildung ersichtlich ist, aus dreizehn wohl proportionierten Akkumulatorengläsern ; die beiden großen fassen je 25, das mittlere 15, die sechs unteren Wand- aquarien je 12, die vier obersten je 9 Liter. Die Wandaquarien, welche die große Annehmlichkeit zeigen, dab ihre Bewoh- ner sowohl auf der Durch- sicht als auch bei auf- fallendem Licht betrach- tet werden können, ruhen auf gußeisernen Trägern, über welche ein mit dik- kem Wollstoff beklebtes Brettchen gelegt ist. Sämtliche Behälter sind mit Glasscheiben bedeckt und zwar ohne jede Zwischenlage; der durch die Unebenheit der Deck- scheiben bedingte Luft- zutritt hat sich als völlig genügend erwiesen. DieAnlagekosten der ge- samten Einrichtung’waren verhältnismäßig sehr ge- ringe, sie betrugen für 2 St. 25 1. Gläser afr. 4.— = fr. 8.— 5 las h. 10 I 6 „ 121. Gläser a2 0 12V) Ag Ser, 300 10 paar Träger a. —80 — „ 8.— 2 St. große Deckscheiben & „ —.50 = „ 1.— 11 „ kleine a a 320) — 2.20 zusammen: fr. 31.10 Die im Wohnzimmer plazierte Aquarien- einrichtung zeigt bezüglich der Wassertemperatur während des Winters vorzügliche Verhältnisse. Sie beträgt während der Heizperiode (Permanent- brennofen) 15—18° C. und ist in den obern vier Behältern durchschnittlich 2—4° höher als in den Gesimsaquarien. Bei großer Winterkälte wird während der durch die samstägliche Putzerei bedingte, beträchtliche Temperaturerniedrigung 470 der Zimmerluft der sog. Wolkenvorhang herunter- gelassen, um eine stärkere Abkühlung der Aquarien durch die Zugluft zu verhüten. Eine größere Temperaturherabsetzung des Wassers macht sich in unangenehmer Weise erst im Frühjahr von Mitte April bis meist tief in den Juni hinein geltend, — „wenn das Mai- lüfter] weht.“ Vor einigen Jahren sind mir am 11. Juni sämtliche Trichogaster erfroren. Seither wurden in den kritischen Tagen bei 11—12°C. Wassertemperatur einige Aquarien in der Weise geheizt, daß tagsüber auf die Glasscheibe des darunterstehenden Behälters ein Benzinlämpchen gestellt wurde, wobei das kleine Flämmchen ungefähr 3 cm von dem doppelthandtellergroß ausgeschnittenen und mit Asbestkarton ge- schützten Bodenbrettchen entfernt ist. Jeder Aquarier, der gut gepflegte Behälter besitzt, weiß, daß das Instandhalten von einem Dutzend und mehr Aquarien recht viel Zeit in Anspruch nimmt. Unsere Aquarieneinrichtung bietet nun den Vorteil, daß sich die Reinigung der kleinen, leicht transportabeln Aquarien auch nachts, d. h. außerhalb der Arbeitszeit und ohne eigentliche Zeitversäumnis vornehmen läßt. Ich habe dieselbe meist in vorgerückter Abendstunde ohne jeden Überdruß besorgt, während geschwatzt, vorgelesen oder musiziert wurde. Damit auch die oberen Aquarien zugänglich wurden, habe ich die bekannte „Brennwut“ der Kinder auf eine nach eigener Angabe ange- fertigte und zeichnerisch ausgeschmückte, mit drei hohen Tritten versehene Trittleiter ab- gelenkt und so ein neben die Aquarien gestelltes, sich ge- fällig ausnehmen- des Möbel erzielt. Die vorstehen- den Zeilen sind eigentlich insofern als ein Nachruf aufzufassen, als unsere Aquarien- einrichtung seit mehr denn Jahres- frist gar nicht mehr existiert. Bei der notwendig gewor- denen Vergröße- rung der Wohnung um eine Etage ist für mich eine geräumige, günstig gelegene Küche abgefallen, welche ich nach Belieben Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“ von F. W. Oelze. Ph. Schmidt: Die Atlasagame (Agama bibroni) im Terrarium. für Aquarienzwecke umbauen und einrichten konnte. Aber trotzdem neben stilgerechter Ausmalung und Tapezierung in Weiß und Grün die auf zwei Gestellen untergebrachten zwei Dutzend große und kleine Aquarien mit vorzüglich arbeiten- der Durchlüftung, Zentralheizung, besondere Gasheizung für einzelne Behälter, Wasserleitung mit grobem Emaillebecken usw. alle Bequemlich- keiten bieten, so kann ich nicht umhin, einzu- gestehen, daß meine Aquarieneinrichtung ihren intimen Charakter eingebüßt hat. w Die Atlasagame (Agama bibroni) im Terrarium. Von Ph. Schmidt („Hottonia“-Darmstadt). S Im Vorsommer dieses Jahres erhielt ich von A. Damböck in München ein Pärchen Agama bibroni in schönen tadellosen Exemplaren. Die Heimat der A. bibroni ist Westalgerien und das Atlasgebiet. Diese Echse gehört zu den haltbarsten und ausdauerndsten Arten der inter- essanten .Agamengruppe.e Nur der Hardun (4. stellio) übertrifft sie noch an Haltbarkeit, während A. inermis selbst bei der sorgsamsten Pflege oftschon nach einer kurzen Gefangenschaft von 2—3 Monaten zugrunde geht. A. bibroni erreicht eine bedeutendere Größe als A. inermis und ist auch viel robuster als diese gebaut. Mein Männchen war 27 cm und das Weibchen etwa 23 cm lang. Die Färbung des Männ- chens ist gewöhn- lich ein dunkles (selbbraun der Oberseite mit einer über den Rücken laufenden helleren gelben Linie. Der Rücken ist weiter mit hellgelben Tup-- fen und rötlichem Anflug versehen. Die Unterseite des Leibes ist schmut- zig graugelb, die des Kopfes etwas heller. Im Nacken befindet sich ein kleiner Kamm von etwa 1 em Länge. An den Ochsenfrosch (Rana catesbyana). (', natürl. Größe.) (Siehe „Kleine Mitteilungen.) Ph. Schmidt: Die Atlasagame (Agama bibroni) im Terrarium. Halsseiten und um die Ohröffnung, welche das Trommelfell sehen läßt, stehen je 11 Bündel Stachelschuppen. Der Schwanz ist un- gefähr um '/, länger als der Körper. Alle Agamen besitzen in mehr oder weniger hohem Maße die Fähigkeit, die Farbe zu ändern; so auch A. bibroni. Kann sie sich hierin auch nicht mit ihrer süd- afrikanischen Ver- wandten, der A. colo- norum, und mit den Calotes-Arten messen, so ist ihr Farbenwechsel doch ein ziemlich beträchtlicher, und ist die Bezeichnung „prächtig“, die Dr. Werner gelegentlich eines Aufsatzes über den Hardun in der „Nerthus“ anwendete, nicht über- trieben. Wenn in meinem mit Gas geheizten Terrarium die Temperatur mittags auf 25° R. im Schatten stieg und die Sonne dasselbe kräftig beschien, so zog das im allgemeinen etwas trist aussehende Agamenmännchen sein Sonntags- kleid an. Die Unterseite des Halses und Kopfes sowie die halbe Flankenseite und die Vorder- beine nahmen eine prächtige metallisch blaue Farbe an, unter dem Auge zeigte sich auf beiden Seiten ein intensiv goldgelber Strich, und der Schwanz schimmerte im schönsten Bronzegrün, auch der hellrötliche Anflug des Rückens trat viel lebhafter hervor. Das Tier war zu diesen Zeiten äußerst be- weglich, sprang in eleganten Sätzen vom Boden . des Terrariums in die Kronen der eingepflanzten Bäumchen oder in das Geäst des Kletterbaumes. Brachte ich dann das Lieblingsfutter der Agamen, „grüne Heupferde“, in den Behälter, so wurden dieselben am Boden abgefangen oder durch Sprünge an den Scheiben, in die Höhe, alsbald hurtig erjagt und verspeist. Außer diesen großen grünen Heupferdchen und andern Heuhüpfern wurden Junikäfer, Spinnen und Mehlwürmer in ungeheuren Mengen verspeist. Leider sollte die Vorliebe des Agamenmännchens für die großen grünen Heupferde, von denen es nicht genug bekommen konnte, die Ursache zu seinem frühen Tode sein. Es erkrankte nämlich an Verdauungs- beschwerden (Verstopfung). Da ich die Exkre- mente meiner Echsen täglich genau betrachte, so Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“ v.F. W. Oelze. Rana adspersa. 471 merkte ich, daß das Männchen eines Tages beim Exkrementieren einen dünnflüssigen Kot zeigte, der nur in geringem Mabe abging, trotz- dem das Tier am vor- hergehenden Tage ungeheure Mengen Nahrung zu sich ge- nommen hatte. Ich gab genau acht und sah am andern Tage, dab sich das Tier sehr abmühte, seinen Kot zu entleeren, dasselbe aber nicht zu Wege brachte. Ich dachte, es sei vielleicht durch warme Bäder, die ich dann öfters verabreichte, noch zu retten; der Erfolg blieb aber aus. Wenn es auch kleine Mengen Kot entleerte, so konnte ich seinen Kräfteverfall doch nicht aufhalten, da es keinerlei Nahrung mehr annahm und auch die Zwangs- fütterung keinen Erfolg hatte, weil die ein- geführten Futtertiere wohl verschluckt, jedoch alsbald wieder ausgeworfen wurden. Das schöne Tier ging Anfang September zugrunde. Leider konnte ich in diesem Jahre keinen Ersatz mehr erhalten, was mir hoffentlich im nächsten Jahre gelingen wird. Das Weibchen war mäßiger und ist noch heute wohl und guter Dinge. Ich habe überhaupt schon öfters wahrgenommen, dab manche Echsen an Heuschreckenfutter zugrunde gehen und erinnere mich auch, solches von anderen Liebhabern gehört zu haben. Im Gegensatz zu A. inermis klettert A. bibroni sehr gerne und sucht auch zur Nachtruhe recht hochgelegene Ruheplätze auf, was A. inermis nicht tut. Die Vorliebe für große Wärme haben beide Arten gemein, die sich mittags in der Sonnenhitze noch direkt über der Heizung lagern. Nachts kann die Temperatur beträchtlich sinken, was durchaus nichts schadet, wenn sie nur in den Tagesstunden eine recht hohe ist (22--26° R. und darüber). Ihren Durst stillt A. bibroni am Wasserbecken oder auch an den auf den Blättern der Terrarien- pflanzen mit dem Zerstäuber hervorgebrachten Wassertropfen. Ihr Käfig ist recht trocken zu halten, da sie wie alle Agamen gegen Nässe sehr empfindlich ist. Meine Agamen besaßen übrigens einen großen Tatendrang, der sich darin bemerkbar machte, daß sie nach und nach den Kitt der Scheiben an Junges Exemplar in natürlicher Größe. (Siehe „Kleine Mitteilungen*.) 472 der Sonnenseite, über der Bodenfüllung beinahe ganz mit ihren sehr scharfen Krallen abgekratzt haben. Das noch lebende Weibchen wird sehr vorsichtig mit recht oft wechselndem Futter (Grillen, Spinnen, Brummer, Tausendfüßer, Schaben und wenig Mehlwürmern) gefüttert. Ich kann die Haltung dieser prächtigen Agame nur empfehlen und hoffe, das bis jetzt kern- gesunde Weibchen noch recht lange zu besitzen. [,' Kleine Mitteilungen. Zwei Riesenfrösche. (Mit 2 Originalaufnahmen nach dem Leben vom Verfasser.) Ein Panther mag seine Beute listiger beschleichen, ihrem Opfer schneller den tödlichen Biß versetzen, aber kein Wirbel- tier kenne ich, daß mit derselben elementaren Wucht auf seine Beute losstürzt wie ein hungriger Ochsenfrosch auf einen unserer Frösche. Und kein Tier kenne ich, das eine im Verhältnis so umfangreiche Beute mit solcher Schnelligkeit und Leichtigkeit hinabwürgen könnte. Der Hergang bei einem Freßakte, den ich kürzlich beobachten konnte, und von dem auch Aufnahmen her- Ich setze einen eine Giftschlange gestellt wurden, war kurz folgender: ausgewachsenen Wasserfrosch, von beiläufig 6 em Rumpf- länge in die hintere Ecke des Wasserbassins in dessen Aufmerksam beob- achtete er mit seinen glänzenden Augen. Ich machte mich nun auf einen längeren Kampf gefaßt. Aber kaum hatte ich meine Hand fortgezogen, als sich der Riese mit einem ungeheuren Schwunge im Bogen über das Wasser Schon im Fluge glaubte anderm Ende der Hungrige wartete. auf sein armes Opfer losstürzte. ich sein mächtiges Maul geöffnet zu sehen. Dann klatschte er auf, ein Zuschnappen, und von dem kräftigen Wasser- frosch waren nur noch die Hinterbeine zu sehen! Der glatte Schleim der Froschhaut mag übrigens einem so schnellen Hinabgleiten förderlich sein. Außer Fröschen, verschlingt der Ochsenfrosch alles, was ihm eßbar deucht und was er bewältigen zu können glaubt. Schnecken, Kerbtiere, Fische, Vögel, Mäuse, ja jüngere Ratten bilden seine Nahrung. Daß er wegen seiner Gefräßigkeit überall verfolgt und mit Angeln und Gewehren erlegt wird, ist nur zu natürlich *). *) Ich glaube eher, seiner feisten Schenkel wegen. K. 2-— VEREINS RT = ACHRICHTEN ieine Mitteilungen. — Fragekasten. — Vereins-Nachrichten. Die Heimat des Ochsenfrosches (Rana catesbyana) ist der ganze Osten der Vereinigten Staaten. Obgleich er nicht eben selten ist, kommt er doch nicht überall häufig vor, nur in den Sommer-Monaten, zur Paarungszeit, vereinigen sich große Versammlungen, und vollführen dann ein Konzert, das man auf mehrere Kilometer hören soll. Die Amerikaner verdolmetschen . die tiefe heiser Stimme mit „more rum“ (mehr Rum). Alle körperlichen Eigentümlichkeiten, wie das große Trommelfell und die weiten Schwimmhäute, zeigt. die Photographie mit hinreichender Deutlichkeit. Ochsenfrösche werden öfter in Gefangenschaft ge- halten, wenngleich sie sich wegen ihrer Größe nicht für jedermann eignen. In bezug auf den Raum sind sie nicht sehr anspruchsvoll, unbedingt muß ihnen aber ein nicht zu kleiner Wasserbehälter von wenigstens 10 em Tiefe zugänglich sein. Der Ochsenfrosch ist fast immer im Handel erhältlich; auch Kaulquappen dieses Frosches wurden erfreulicherweise vor einigen Monaten von Scholze & Pötzschke, Berlin, zu billigem Preise angeboten. Als zweiten Riesenfrosch wollen wir noch den südafri- kanischen Riesenfrosch (Rana adspersa) erwähnen. Im hiesigen Zoologischen Garten befinden sich zurzeit zwei Exemplare dieses Frosches. Einen davon habe ich ab- gebildet. Dieser Frosch hat etwas entschieden kröten- ähnliches, man betrachte nur die Hinterbeine! Er hat ein bedeutend ruhigeres Temperament als der Ochsen- frosch und würde sich deshalb besser zur Pflege. im Terrarium eignen. Der kleine, jetzt grasgrüne, „Riesen- frosch“ fängt sich mit Vorliebe dieke Brummer. Betreffs aller körperlichen Einzelheiten verweise ich auf die F. W. Oelze, Hannover. & Trrasekasten. 6. R. in Wien. (Vgl. No. 36.) K. Stansch gibt in einer der letzten Nummern der „Wochenschrift“ erstmalig sichere äaßere Unterscheidungsmerkmale der Geschlechter bei Badis badis (Ham.- Buch.) an. Das Bauchprofil des Männchens ist konkav, das des Weibchens konvex nach unten. Diese Kennzeichen finden sich schon bei jungen Fischen von 2 cm Länge und lassen so eine ge- naue Unterscheidung der Geschlechter zu. Die sonstigen angegebenen Unterschiede sind weniger stichhaltig, da es nur relative sind (so ist z. B. ein altes Weibchen sicher größer als ein junges Männchen und Färbung und Flossen- entwicklung dürfte auch mit dem Alter variieren). K. Photographie. or ! Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Vallisneria“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Magdeburg. Vereinslokal: „Tivoli“, Kaiserstraße. Sitzung jeden 2. und 4. Dienstag im Monat. Briefadresse: W. Jürgens, Königgrätzer Straße 17p. Sitzung vom 21. Oktober 1907. Herr Schneising spricht über die Aquarienheizung unter Vorführung von einigen Heizapparaten. Hierauf hält der Vorsitzende einen Vortrag über die Geschichte der Zoologie unter besonderer Berücksichtigung der Fort- schritte der Ichthyologie. Durch Vermittlung des Herrn Dr. Wolterstorff war uns ein Original-Aquarell des Kunst- malers Herrn Pittrich in Dresden zur Ansicht zugegangen. Das Bild stellt ein Paar Haplochilus panchax in wahrhaft künstlerischer Ausrührung dar. Dielebenswahre Auffassung der Tiere, die prächtige Farbenbehandlung und der stimmungsvolle Hintergrund zeigen, daB der Maler Künstler und Fachmann zugleich ist. J. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Zwei neu importierte Characiniden. Von W. Köhler. 4 Die beiden hier photographisch wieder- gegebenen Fische stimmen genau mit der von Albert B. Ulrey'!) gegebenen kurzen Charakteristik überein: D. 12, A. 11; Kopf in der Totallänge 4!/,, Höhe 4 mal; Durchmesser des Auges 1'/, mal in der Schnauze. In Form und Zeichnung stimmen die Fische auch gut mit Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. dem von Schomburgk'?) gegebenen Bilde über- ein, und mehr kann man von den Abbildungen in diesem Werke nicht erwarten. Die Art muß in ganz Südamerika gemein sein; sie wird von Venezuela bis zum südlichen Brasilien überall als vorhanden gemeldet und selbst vom Amazonen- strom in seinem Verlaufe durch Peru erwähnt. Die Tiere sind nicht besonders farbenprächtig, 11) The South American Characinidae usw., 1895, p- 261. 12) Fishes of Guiana I, Tafel 26. (Mit 3 Originalaufnahmen.) Anostomus fasciatus (Ag.). (Fortsetzung statt Schluß.) aber hübsch ansprechend gezeichnet. Stahlblaue, bald mehr, bald weniger, je nach der Stimmung des Fisches, hervortretende Querbänder (daher: faseidtus), von denen zwei Rautenform zeigen, ziehen sich über. den oberseits bronzegrünen, unterseits silberweißen Körper hin. Die Flossen sind bis auf die schwärzliche Fett- und After- (Junge Fische, natürl. Größe.) flosse und die bisweilen grauen Bauchflossen farblos durchsichtig. Die große tief ein- gebuchtete Schwanzflosse ist fein quergeädert. Die ziemlich kleinen Schuppen (42 in der Seiten- linie) fallen wie auch bei vielen andern Chara- ciniden leicht ab. In der kleinen runden Mund- öffnung erblickt man bei genauem Hinsehen die kleinen, gespaltenen, bräunlich gefärbten Zähne, welche den Fisch als Pflanzen- und Detritus- fresser kennzeichnen. Gleichwohl sind die Fische unter sich nicht sehr verträglich, eine Eigen- 474 schaft, welche sie mit allen mir bekannten Characinidenarten teilen. Anostomus fascia- tus ist anfangs recht scheu, wird aber bald zu- traulicher und nahm mir schon nach einigen Tagen Schabefleisch, das ich fütterte, aus der Hand. Regenwürmer wurden, solange ich die Fische im Aquarium zur Beobachtung hielt, wiederholt gefressen. Erwischt habe ich aber die Fische dabei nie; nur die ausgesogenen Häute und kleine halb ausgesaugte Stückchen der verfütterten Würmer bewiesen mir, daß die Fische Regenwürmer fressen, ein untrüglicher Beweis, da ich die Fische ganz allein im Be- hälter hielt. Gewöhnlich waren die Fische im Pflanzengewirr verborgen, und überhaupt nicht sichtbar. Waren sie aber wirklich einmal vorn an der Scheibe, so waren sie bei Annäherung ans Aquarium meist blitzschnell im Myrio- phyllum-Dickicht verschwunden. Anostomus fascratus verlangt nicht unbedingt Heizung des Behälters; als Tropenbewohner darf man ihn aber nicht schlechthin wie einen Kaltwasser- fisch, gleich seinen argentinischen Verwandten aus der Gattung Tetragonopterus Artedi behandeln. (seschlechtsunterschiede sind mir nicht be- kannt; da ich nur zwei Fische zur Beobachtung hatte und dies vorläufig auch die einzigen Exemplare sind, welche die eingangs genannte Importfirma erhalten hat, war eine Feststellung etwa vorhandener sekundär geschlechtlicher Charaktere nicht möglich und dürfte auch für die Liebhaberwelt bis auf zahlreichere Nach- schübe gegenstandslos sein. Ich verfehle indes nicht, gleich hier darauf hinzuweisen, daß der Fisch zum Aquarienbewohner nicht sonderlich prädestiniert ist, denn er erreicht nach Kner eine Totallänge von über 27 cm. Anostomus fascıatus bleibt dabei aber immerhin noch ein Zwerg gegenüber der zweiten neu eingeführten Art, Macrodon malabaricus (Bloch). Diese erreicht nach Schomburgks Angaben die respektable Länge von 3"/, bis 4 Fuß, also über ein Meter! Wenn ich die Art trotzdem hier abbilde und schildere, so ge- schieht das eben nur der Vollständigkeit wegen und — um den Leser einmal zu zeigen, dab es auch in den Tropen Fische gibt, die sich nicht gerade für Durchschnittsaquarien eignen. Da gerade diese Art ungemein viel des Inter- essanten bietet, mag man es mir nachsehen, wenn ich auch bei ihr ein wenig verweile. Zunächst kurz die Systematik. Da ich eine Zusammenstellung der Literatur über diesen W. Köhler: Zwei neu importierte Charaeiniden. Fisch nirgends gefunden habe, seiner dagegen fast überall Erwähnung getan wird, glaube ich am besten zu verfahren, wenn ich nachstehend eine Literaturzusammenstellung gebe, woraus zugleich die ungemein große Verbreitung des Fisches in Südamerika erhellen wird. Synodus malabaricus Bloch (Naturgeschichte des ausländischen Fisches, 1785—1795). „Die Autoren nennen diese wohlbekannte südamerikanische Art Macrodon mala- barıcus, weil Bloch sie zuerst unter diesem Namen beschrieb, in der irrtümlichen Meinung, daß sie aus Indien stammte“ (ÖCope; zitiert nach einer Fußnote in Jordan & Evermann, The Fishes of North & Middle America, I, pg. 330). Synodus tarlira Dloch & Schneider (Sy- stema Ichthyologiae iconibus UOX illustratum; 1801). Erythrinus trahira und brasiliensis Spix. 1829. Erythrinus macrodon und microcephalus Agassiz (Selecta genera et species Piscium, quae in itinere per Brasiliam collegit J. B. de Spix. 1829). Erythrinus macrodon Ag. in Fishes of (Guiana I. by Robert H. Schomburgk. 1841. Beschreibung pg. 254, Abbildung pl. 27: letztere nicht gerade schön, aber der Fisch doch darnach wiederzuerkennen. Trivialname; Haimura. Macrodon guavina Val. (D’Orbigny, Voyage dans l’Ame6rique Meridionale. Poissons. 1847). Macrodon auritus, teres, patana und armära Cwv. & Val. Die Art wird von beiden Autoren in ihrer „Histoire naturelle des Poissons“ in 4 aufgespalten. Bd. XXII. 1848. Macrodon ferox Gill. 1858. (Westlicher Teil der Insel Trinidad.) Macrodon intermedius Günther (Catalogue of the Fishes etc. V. 1864). Macrodon trahira (Spix) bzw. tareıra (Bloch & Schn.): Günther, Catalogue of the Fishes ete. V, 281; 1864. Hensel, Beiträge zur Kenntnis der Wirbel- tiere Südbrasiliens. II. Archiv für Natur- gesch. Bd. 36, pg. 78. 1870. Steindachner, Die Süßwasserfische des südöstlichen Brasilien. Teil I, S.524. 1874. Steindachner, Zur Fischfauna des Magda- lenenstromes. S. 31. 1878. Boulenger in The Cambridge Natural History VII, pg. 577. (Abbildung des Gebisses.) 1904. W. Köhler: Zwei neu importierte Charaeiniden. Macrodon malabaricus (Bloch) in: Eigenmann & Eigenmann, A Revision of the Erythrininae (Proc. of tlıe Calif. Acad. of Sciences II, pg. 100—116); 1889. S. 102. Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. (Man beachte die Anpassung des Fisches in seiner Zeichnung an den Granitblock, vor dem er steht!) („Östliche Gebiete Südamerikas vom La Plata bis zum Rio Magdalena und Huallaga“.) Eisenmann & Eigenmann, A Catalogue oft the Freshwater Fishes of South America. 1891, pg. 45. Eigenmann, Carl H., Notes on some South American Fishes.. B. Notes on Fishes collected by Dr. H. von Ihering, at Rio Grande do Sul. Annals of the New York Acad. of Sciences VII, 1894, pg. 633. Ihering, Dr. H. von, Die Süßwasserfische von Rio Grande do Sul. 1894, S. 20. („Gemein in allen Küstenflüssen Brasi- liens, im La Plata, Amazonas, Orinocco!“) Trivialname: Trahira. Ulrey, Alb. B., The South American Chara- cinidae, collected by Charles Frederick Hartt, in Ann. of the New York Acad. of Sciences VIII, 1895, pg. 258. Lahille, F., Lista de los Pescados regocidos en los alrededores de la Plata. 1895, pg. 7”. (Trivialname: Tararira.) Jordan &Evermann, The Fishes of North u. Middle America, I, 330 (nur zum Ver- gleich herangezogen ; ferner die Fußnote). 1896. („Sein Vorkommen nördlich des Isthmus ist nicht unwahrscheinlich“.) Hoplias malabaricus (Bloch): Eigenmann, Carl H., u. Kennedy, Clarence H., On a Colleetion of Fishes Macrodon malabaricus (Bloch). (‚Junges Exemplar, nat. Gr.) 475 from Paraguay, in Proceed. of the Acad. of Nat. Sciences of Philadelphia, LV, Part II, pg. 508. 1903. Trivialname: Tareni. Das Genus Maerodon ist von Müller u. Troschel aufgestellt. Macrodon'?) mala- barıcus (Bloch), wie unser Fisch nach obigen Ausführungen dem Ge- setze der Priorität nach — leider — zu heißen hat, ist in Südamerika unsäglich gemein; dab er sich eines guten An- sehens als Speisefisch er- freut, geht wohl schon aus den allerorts vor- handenen Trivialnamen hervor. „Der Haimura ist einer der wohl- schmeckendsten Süß- wasserfische Guianas, und wird namentlich der Kopf allen Fein- schmeckern empfohlen. Er wird hauptsächlich in der Nachbarschaft von Fällen und Strom- schnellen gefischt, und erreicht bisweilen eine Länge von 3'/), bis 4 Fuß. Sein Fleisch ist fest und wohlschmeckend, und zu gewissen Jahreszeiten ist er so häufig, daß er das Haupt- nahrungsmittel bei den Indianern bildet. Er ist sehr räuberisch, und wird mit Haken gefangen, Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. Macrodon malabaricus (Bloch). Porträtstudie eines etwas größeren Exemplars. sowohl in Fallen wie an freier Angel. Diese Fallen sind sehr geistreich ersonnen, und be- 13) Mäcrodon von (grch.) makrös groß, odüs Zahn. 476 stehen in der Hauptsache aus einem Zylinder aus Baumrinde, oder häufig aus einem Aste des Trompetenbaumes (Cecropia pellata), der aus- gehöhlt worden ist. Der Zylinder ist ungefähr 5 Fuß lang und hält 6—7 Zoll im Durchmesser. Das untere Ende wird zugestopft und ein lebender Fisch wird am Grunde befestigt. Nun wird er in wagerechter Lage an einen Baum am Ufer fest geknüpft und ungefähr 2 Fuß unter der Wasseroberfläche festgehalten. Der Haimura, angelockt durch den Köder, schwimmt in den Zylinder hinein; aber kaum hat er seinen Kopf über die Mitte hinweg hin- eingebracht, so sinkt das tiefere Ende des Zylinders, er stellt sich senkrecht ein, und der Fisch ist mit dem Kopfe nach unten einge- schlossen, kann nicht entwischen und ist ge- fangen. Der Berbice-Fluß, in der Nähe des Itabrü-Falles, und der Cuyuwini, ein Zufluß des oberen Essequibo, wimmelt von Haimuras, und haben wir sie zuweilen hundertweise im Ver- laufe von ein, zwei Stunden gefangen. Ihre Zähne und Kiefer sind sehr kräftig, und sind mir Fälle erzählt worden, in denen der Fisch, als er gefangen war, dem Angler die Hand ab- gebissen hat. Ich habe sehr ernste, von Haimuras beigebrachte Wunden gesehen.“ (Schomburgk, l. c. pg. 255—256.) Nun, daß unser Fisch ernste Wunden bei- bringen kann, wird aus der Betrachtung der beigegebenen Porträtstudie eines jungen (wohl höchstens 1 Jahr alten) Exemplars dem Leser ohne weiteres einleuchten. Seinen gewaltigen Zähnen verdankt er ja auch seinen Gattungs- namen. Form und Größe des Kopfes im Ver- hältnis zum Körper (Syn. M. micerocephalus Ag., d.h. der kleinköpfige) erinnern an unseren Lachs; mit diesem stimmt er auch in der Be- vorzugung kalter raschfließender Gewässer als Aufenthaltsort überein, weicht aber von ihm darin ab, dab er im Süßwasser auf Raub aus- zieht, während die Lachse bekanntlich während ihrer langen Wanderung stromaufwärts nicht fressen und nach der Ablage des Laiches wieder ins Meer zurückwandern. Über die Fortpflanzung unseres Fisches ist leider gar nichts bekannt; die Stelle: „zu gewissen ‚Jahreszeiten, ist er so häufig, daß er — — — u.s. f.“ läßt aber ver- muten, daß auch der inne, sei es vom Meer, sei es nur vom Unterlauf der Flüsse strom- aufwärts steigt, und zu welch anderem Zweck sollte er das tun, als um dem Laichgeschäft obzuliegen? Alles in allem scheinen also die Macrodon-Arten — es gibt ihrer nur zwei, W. Köhler: Hundsfische. soweit wir bisher wissen, von denen die zweite kleinschuppigere Art (M. mierolepis Günther) bis Guatemala in Mittelamerika nordwärts reicht —, tropische Lachse zu sein, wieder ein präch- tiges Beispiel zur Veranschaulichung des Kon- vergenzgesetzes: Unter gleichen Bedingungen schafft die Natur gleiche Formen. (Schluß folgt.) Hundsfische. (Mit 3 Originalaufnahmen.) Von W. Köhler. (Schluß.) )eckel & Kner geben, wie bereits zitiert, -& fürden ungarischen Hundsfisch die Gr öße der Bier gleich der von Hirsekörnern an, also durchaus nicht so sehr klein im Vergleich zu der geringen Größe der Fische, so daß eine Brut- pflege auch bei dieser Art von vornherein zu erwarten wäre. Weber macht ebensowenig wie Bahr eine Größenangabe für die Eier des amerikanischen Hundsfisches. Da aber Weber ihre Zahl mit 100—150 angibt, so ist daraus zu schließen, daß sie nicht eben klein sind, wie man nach der unbestimmten Angabe Bahrs denken könnte. In Unkenntnis der Beobachtungen Webers über die Brutpflege der Fische hinderte Bahr seine Exemplare an der Ausübung einer solchen durch Herausfangen aus dem Aquarium. Aus den Eiern schlüpften „nach einigen Tagen“ die Jungfischchen aus, deren Aufzucht Bahr in der üblichen Weise (zunächst mit Infusoriennahrung, dann mit Piseidin; richtiger wären wohl Cyelops und Daphnien gewesen) be- werkstelligte. Aus der Verhinderung einer Betätigung der Brutpflege erklärt sich wohl auch der numerisch geringe Erfolg der Aufzucht (34 Stück Jung- fische). Weber erzielte überhaupt nichts aus den Eiern, zweifellos aber nicht, wie er vermutete, wegen der doch immerhin allmählich bewirkten Temperaturerhöhung des Wassers von 12,5 °C. auf 17,5°C., sondern weil die Eier unbefruchtet waren. Die Männchen waren offenbar noch nicht geschlechtsreif. — Nach den wenigen bisherigen Erfahrungen würde sich also zur Zucht der Hundsfische ein recht geräumiger Behälter mit diehtem Pflanzen- wuchs und einer gehörigen Detritusschicht am Boden, also kurz gesagt, ein altbewachsenes W. Köhler: Aquarium, woran nicht zu viel „herumgepflegt“ worden ist, empfehlen. Heizung des Behälters hätte unter allen Umständen zu unterbleiben, was ja der Heimat der Fische entsprechend ganz selbstverständlich ist. Die Alten sind — zunächst wenigstens — nicht herauszufangen, sondern bei der Brut zu belassen, damit sie ihre Brutpflegeinstinkte betätigen können. Es muß schließlich noch erwähnt werden, daß alle Hundsfische mehr oder weniger räuberi- sches Naturell haben und deshalb kleinere wehr- lose Fische mit ihnen nicht zusammengehalten werden sollten. Gerlach’) berichtet sogar, daß seine 4+—5 em langen Fischchen einen 4 cm langen jungen Hecht angegriffen und umgebracht haben, trotz stets reichlicher Fütterung. Ich habe so etwas bisher nie bemerkt, trotzdem ich schon oft Hundsfische, namentlich amerikanische, gepflegt habe, glaube aber gern, daß sich die Tiere gelegentlich Übergriffe gegen ihre Mitfische zu schulden kommen lassen. Vor allem darf man deshalb unter keinen Umständen in Hundsfisch- aquarien zugleich Goldfischabarten halten. Doch das ist ja wohl eine schon aus ästhetischen Gründen für jeden Anfänger ausgeschlossene Zu- sammenstellung. Im Aquarium füttert man in Ermangelung „fliegenden“ Futters die Hunds- fische mit Daphnien, Mückenlarven, Kaulquappen, Regenwürmern und Schabefleisch. Sie sind nicht wählerisch, fressen alles Genießbare und nehmen es höchstens übel, wenn man ihnen die Portionen zu knapp bemißt. Über die fast unglaubliche Zählebigkeit der Hundsfische habe ich an anderem Orte ?°) bereits einmal berichtet. Amerikanische Hundsfische haben bei mir 9—10 Stunden vollständig auf dem Trockenen gelegen und keinen Schaden dabei ge- nommen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Tiere bei vorübergehendem Austrocknen ihrer Wohngewässer sich in den Schlamm einbohren und im feuchten Schlamm Tage, ja vielleicht Wochen und Monate lang aushalten. Das Vor- kommen des ungarischen Hundsfisches in Gesell- schaft des Schlammbeibers (vgl. die oben zitierte Stelle aus Heckel & Kner) in Tümpeln und Moorlöchern, worin andere Fische fehlen, macht das sehr wahrscheinlich, und die akzesso- rische Atmung, die uns Heckel & Kner so schön geschildert haben (oben gleichfalls im Wortlaut zitiert), dürfte wohl durch solche heikle Situationen allmählich erworben und 29, „Blätter f. Aquar.- u. Terrarienkunde“ 1902, S. 64. 30) „Wochenschrift f. Aquarien- u. Terrarienkunde“ 1905, S. 48. Hundsfische. 477 durch Vererbung und fortgesetzten Gebrauch zu der gegenwärtigen Vollkommenheit ausgebildet worden sein. Nun noch etwas über die phylogenetische Stellung der Hundsfische! Reste von Hecht- artigen reichen zurück bis zum Oligocän. Die Esocidae treten also erst in der kaenozoischen Periode auf. Im oberen Miocän von Oeningen sind wohl erhaltene Exemplare einer Esox-Art, Esox lepidotus, gefunden worden, bei welcher die Schuppen, wie schon der Artname besagt, sich bis auf den oberen Schädel erstrecken (lepidötus = mit beschupptem Ohr); die Schuppen sind relativ viel größer als bei den rezenten Vertretern der Gattung Zsox, aber kleiner als bei Umbra. Die Bauchflossen sind näher an die Anale herangerückt und relativ kleiner als bei Zsox, ebenfalls ein Charakter, der eine An- näherung an die Gattung Umbra verrät. Wir können daraus, wie aus der geographischen Ver- breitung der Arten über die nearktische und palaearktische Region — in der neotropischen und palaeotropischen wie in der antarktischen fehlen sie völlig — schließen, daß die beiden Unterfamilien der Esocina und Umbrina sich zu einer Zeit differenziert haben, als der gesamte arktische Kontinent noch zusammenhing, also im Tertiär, daß demnach Hechte und Hundsfische erdgeschichtlich kaum viel älter sind als der Mensch. Aus einer gemeinsamen Stammform, die vielleicht der Art Esox lepidetus ähnlich war und die Hauptmerkmale beider Unterfamilien vereinigte, differenzierten sich durch Anpassung an das weite, pflanzenfreie, tiefe Gewässer die Esocina als echte Oberflächenfische, charakte- risiert durch den niedergedrückten flachen Schädel und die weit nach hinten gerückte Rückenflosse, durch Anpassung an pflanzen- durchwucherte seichte Tümpel die Umbrına, charakterisiert durch die Rundung des Körpers, die großen Schaufelbrustflossen und die kleinen weit nach hinten gerückten Bauchflossen. Ein vollendetes Analogon zu der Verzweigung der Fundulina in die Haplochilina einerseits und die Rivulina andrerseits, worüber wir uns früher einmal verbreitet haben, während die vielen Übereinstimmungen der Gattungen Rivu- lus und Umbra zugleich ein schönes Beispiel für die Gültigkeit des Konvergenzgesetzes bieten: Unter gleichen Bedingungen erzeugt die Natur gleiche Formen. & 478 Kleine Mitteilungen. Die Bekämpfung der Malaria durch Fische. Aus Sydney berichtet man: Süßwasserfische, die an den stets am Wasser gelegenen Brutstätten der Mosquitos ausgesetzt werden, sollen, wie es heißt, die Eigenschaft haben, mit den Larven dieser kleinen Plagegeister gründlich aufzuräumen. In sumpfigen Flachland-Gegenden, in denen die vorhandenen Gewässer nur eine sehr geringe Tiefe haben, stand dieser Art von Bekämpfung der Mosquitos bisher die Schwierigkeit entgegen, daß man keine Fischart kannte, die in derartigen Gewässern fort- zukommen vermochte. Eine solche scheint nunmehr ein Züchter in Sydney, Gale, ausfindig gemacht zu haben. Infolgedessen hat er auch bereits den Besuch des italieni- schen Konsularagenten erhalten, der sich im Auftrage seiner Regierung nach diesen Versuchen eingehend er- kundigt und, nachdem ihm Gale nachgewiesen hatte, das die gesuchte Fischart in Neu-Süd-Wales tatsächlich zu finden ist, ihn ersucht hat, 600 Stück dieser Fische nach Italien zu schicken. Die Beförderung soll in gut ver- schlossenen Fässern, die ein genügendes Quantum Wasser enthalten, geschehen. („[herapeutische Monatsberichte“, 1907, Heft 6/7.) % Bücher- und Zeitschriftenschau. Praxis der Terrarienkunde (Terrarium und Terra- Aquarium). Von Dr. E. Bade. Mit 101 Textab- bildungen, zumeist nach Originalphotographien lebender 18 schwarzen und 1 Farbentafel Maede- Preis: 3,60 M., Tiere vom Verfasser, nach einem Originalaquarell von Willy Moralt. burg, Creutz’sche Verlagsbuchhandlung. gebunden 4,60 M. Nach einer kurzen Einleitung, in der der Verfasser den grausamen Vorurteilen, die den Amphibien und Reptilien leider noch anhaften, entgegentritt und in der er weiter zur Beobachtung dieser Tiere im Terrarium auffordert, wird in ausführlichster Weise die Herstellung der verschiedenen Vivarien (kaltes trockenes Terrarium und Aqua-Terrarium, Hylenhäuser, einfache trockene und heizbare Terrarien, heizbare Aqua-Terrarien, Freiland- terrarien) beschrieben. Über die dabei vorkommenden Glasarbeiten und das Löten werden in einem besonderen Kapitel die nötigen Fingerzeige gegeben. — Für das auf S.5 empfohlene Rohr, das bis auf den Boden des als Landraum dienenden Klementglases eingeführt werden soll, um das von Zeit zu Zeit sich am Boden ansammelnde Wasser durch Ansaugen zu entfernen, wäre meines Er- achtens zweckdienlicher ein Abflußrohr durch Element- glas und Aquariumboden anzubringen; dasselbe wird dann auch gute Dienste leisten, wenn der Behälter in ein Terra-Aquarium umgewandelt werden soll; denn ein Wasserwechsel würde in diesem Falle der öfteren Wasser- trübung wegen sich häufig nötig machen. — An Stelle der Brause (S. 30) verwendet man noch besser die von E. Winzer empfohlene Gießkanne: An eine Konserven- büchse wird ein Ansatzrohr gelötet, an welches man ein Stück Gummischlauch mit Glasspitze steckt. Man kann nun, letztere aufrecht gehalten, einen Sprühregen imitieren und erreicht dadurch dasselbe wie mit der Brause, ver- meidet aber dabei das Bespritzen der-Scheiben. Mit dem Kleine Mitteilungen. — Bücher- und Zeitschriftenschau. Strahl kann man aber auch bestimmte Stellen des Terra- riums besprengen; der Apparat dient also als Brause und Gießkanne zugleich. Übrigens soll sich die auf $. 30 empfohlene sogenannte pneumatische Gießkanne nach Dr. Krefft nicht in dem Maße bewähren, wie ihr vom Verfasser nachgerühmt wird. Bei dem Kapitel über „Futter- und Trinkbehälter im Terrarium“ konnte darauf hingewiesen werden, daß Futterbehälter aus Glas in den Bodengrund eingelassen werden müssen, weil die Tiere sonst die Futtertiere von außen durch das Glas hindurch zu erhaschen suchen. Die sogenannten Schwammbehälter sind als Futtergeläße nur für Echsen zu verwenden; Frösche und kleine Schildkröten, die sich oft ganz hinein- setzen, finden sich erfahrungsgemäß schwer aus denselben wieder heraus. Auf S. 36, wo über den Felsaufbau ge- sprochen wird, geht dem Verfasser die Fantasie durch. In die dort geschilderte Landschaft en miniature fehlten dann bloß noch menschliche Figuren. Der betr. Abschnitt hätte besser wegbleiben können. Solche Spielereien er- innern gar zu sehr an die Porzellanschwäne in Aquarien. — Zu dem Kapitel „Die Bodenschicht im Terrarium“ ist zu bemerken, dab durch das Übergipsen der Erd- schicht in den Pflanzentöpfen das Wachstum und die weitere Ausdehnung der Pflanzen verhindert wird, letztere alsbald eingehen werden und so ein Aufbrechen der Gipsdecke nur zu oft sich notwendig machen wird. Am einfachsten und bequemsten ist das Einsetzen der ein- getopften Pflanzen in Äsche; man kann sie dann leicht und schnell auswechseln, und einseitig dem Lichte zu- wachsende Pflanzen können beliebig gedreht werden. ° Die Zwischenräume zwischen den Pflanzentöpfen werden am besten durch Torfstücke ausgefüllt. Die Verwendung des T'orfes hätte in diesem Kapitel unbedingt mit erwähnt werden müssen. Torf ist leicht und besitzt eine ungeheure Wasseraufnahmefähigkeit; auch wirkt er durch die ihm innewohnenden antiseptischen Substanzen keimtötend; vor allem aber ist er wegen seiner desodorisierenden Kraft sehr zu empfehlen. — In das Verzeichnis empfehlens- werter Terrarienpflanzen hätten können mit aufgenommen werden Rhodea japonica und die Passifloren; die auf S.53 als Nertia depressa aufgeführte Pflanze soll wohl Nertera depressa heißen. — Über die Aufnahme der systematischen Übersichten über die Reptilien und Am- phibien in dieses Werk kann man geteilter Meinung meines Erachtens hätten Die Übersichten der kommenden Terrarientiere (nach Leunis) genügen dem angehenden Terrarienliebhaber (und für solche ist das Werk ja in erster Linie geschrieben!) vollständig. Der dadurch gewonnene Raum (10 Seiten!) hätte für bio- logische Notizen verwendet werden können, diese sind jedem Liebhaber willkommen. — Die folgenden Kapitel über „Futter und Futtermittel“, „Transport von Terrarien- sein; sie ruhig wegbleiben können. in Deutsehland vor- tieren“, „Besetzung der Terrarien“, „Überwinterung der Terrarientiere“, „Die Zucht von Reptilien und Amphibien aus Eiern“ (von Tofohr bearbeitet!) und „Die Krankheiten der Terrarientiere“ bringen in knapper, aber doch aus- reichender Form alles Wissenswerte. Den Schluß des Werkes bildet ein Monatskalender, der dem Terrarien- liebhaber die jeweiligen Arbeiten vorschreibt; einige eingeflochtene biologische Notizen machen ihn noch besonders lesenswert. — In den Illustrationen ist nur zu bemerken, daß Tafel 17 eine Sandschlange (Eryx jaculus) sonst ist die Ausstattung Resumieren wir uns ohne Kopf zeigt; des Werkes eine ganz vorzügliche. Bücher- und Zeitschriftenschau. dahin: Trotz einiger geringer Mängel, die ja fast jeder Erstauflage eines Werkes anhaften, ist Dr. Bade’s „Praxis der Terrarienkunde“ ein Buch, das sowohl dem Anfänger als auch dem erfahrenen Liebhaber die besten Dienste leisten wird; es sei hiermit allen Terrarienliebhabern und besonders auch denen, die es werden wollen, empfohlen. Bernhard Wichand, Leipzig. „Natur u. Haus“ ist in den Verlag von Sprosser & Nägele, Stuttgart, übergegangen. Hoffentlich wird dadurch die Ausgestaltung der Zeitschrift textlich wie illustrativ eine noch bessere als bisher. Nach den ersten 8 Nummern des neuen Jahrganges, die mir vorliegen, zu schließen, scheint ja ein ernstes Vorwärtsstreben in dieser Hinsicht einzusetzen. Auch die Aquarienliebhaberei ist darin reichlich zu Worte gekommen, wenn auch nicht überall so, wie man es wünschen möchte, Daß z. B. der Liebhaberwelt ein solcher Nonsens vorgesetzt wird, wie auf S. 43 in No. 5, wo förmlich der Nachweis geliefert wird, daß der früher als Poecilia reticulata Pet. an- gebotene Fisch ein Girardinus ist und gleichwohl in demselben Atem geschrieben wird: „In Liebhaberkreisen wird schon aus dem einfachen Grunde der wohltuenden ——h_ VEREIN Ge EN NACHRICHTEN — Vereins-Nachrichten. 479 Kürze und leichteren Aussprache (!) die Bezeichnung Poecilia reticulata wohl zu Recht bestehen bleiben“, das ist schon etwas mehr als „Sport“, das ist schon bei- nahe ein Spott! Die dem Aufsatz beigegebene Zeichnung von Heinze ist nicht unrecht, aber die Analen sind bei beiden Geschlechtern falsch gezeichnet. Besser gefallen mir die nur skizzenhaft gehaltenen Makropodenzeichnungen Thumms. Über den Wert einer Punktewertung von Fischen, die im Grunde genonmen auf Rassenzucht hinaus- läuft, enthalte ich mich eines Urteils: Über den Geschmack läßt sich nicht streiten. 1% Die „Fischerei-Zeitung“ (Verlag von J. Neumann, Neudamm) bringt in ihren letzten Nummern eine umfang- reiche, ganz vorzügliche Arbeit Dr. P. Kammerer’s über „Nutzen und Schaden der Froschlurche in der Teichwirtschaft“, deren Inhalt sich im wesentlichen mit den kurzen Ausführungen des Referenten über dasselbe Thema in No. 41 der „Blätter“ deckt. muß das Bestreben, neben der Behandlung praktischer Ganz allgemein Fragen der Teichwirtschaft auch die reine Biologie zu Worte kommen zu lassen, bei dieser Zeitschrift anerkannt werden. K. Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg (E. V.). Vereinslokal: „Walhalla“, Hefnersplatz 7/I. Briefadresse: F. Fischer, Nürnberg, Martin-Richterstr. 12. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Dienstag des Monats. Ordentliche Sitzung vom 1. Oktober 1907. Die gut besuchte Sitzung wurde durch den II. Vor- sitzenden mit der Begrüßung der Anwesenden eröffnet. Das Protokoll der Sitzung vom 17. September wurde ver- lesen und nach Form und Inhalt genehmigt. Herr Lehrer Gruber bedauert von der Verlesung eines Einlaufes ab- sehen zu müssen, da ihm ein soleher nicht zugestellt worden sei und geht deshalb gleich zu seinem Referate: „Über die Fischfeinde aus der niederen Tierwelt“ über. Demselben lag das treffliche Werkehen von Dr. Hans Reuß in München zugrunde. Die trefilichen Ausführungen des Referenten, der es verstand, jene Momente hervor- zuheben, die für uns Aquarianer von besonderem Interesse sind, wurden von der Versammlung mit großem Interesse verfolgt und am Schlusse einzelne Punkte lebhaft disku- tiert. Besonders die Frage: Ist der schwarze Kolben- wasserkäfer ein Fischfeind und überhaupt ein Fleisch- fresser? gab zu den verschiedensten Ausführungen Anlaß. Dem Referenten wurde von der Versammlung reicher Beifall gespendet. Nach einer kurzen Pause wurden die von den Herren Pistor und Weiler gestifteten Wasser- - pflanzen iu reichlichen Portionen zu 15 u. 20 Pfg. dem Verkauf unterstellt und fanden rasch Abnehmer. Den Spendern auch hier herzlichen Dank. Den zweiten Teil der Sitzung füllte die Besprechung wichtiger interner Vereinsangelegenheiten aus. Sitzung vom 15. Oktober 1907. Die Sitzung wurde durch Herrn Lehrer Gruber mit der Begrüßung der zahlreich erschienenen Mitglieder er- öffnet. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde verlesen und genehmigt. Unter dem Einlauf sei erwähnt: Gruß- karten unseres Mitgliedes Herrn Herzog aus Mainz und Mannheim; letztere das Vietoria regia-Bassin im Garten des Herrn’ Fr. Henkel auf der Jubiläums-Ausstellung in Mannheim darstellend. Grußkarte unseres Herrn Ing. Stibor vom Oktoberfest in München. Herr Stöckert, zurzeit in Siegelsdorf, bittet um Überlassung von Wasser- pflanzen, um in einem dortigen Gewächshaus Kulturen anlegen zu können. Derselbe bittet auch um Übersendung eines „The little wonder“-Lämpehens. Herr A. Zachmanu, Vorsitzender der „Hottonia“ in Darmstadt, bittet um Übersendung von 20-—-25 Portionen „Silberwolle“. Weiter- hin stellt unser Mitglied in Koburg,*Herr Zahnarzt Höfer, dem Verein 3 Stück 12—15 em lange junge Axolotl zur Verfügung. Das Angebot des Herrn Höfer wird mit Freuden begrüßt und dankend angenommen und bringen wir ihm auch hier nochmals den herzlichen Dank der Gesellschaft zum Ausdruck. Die inzwischen eingetroffenen Tiere wurden von Herrn Ing. Stibor in Pflege genommen, während die noch beigegebenen 2 Ampullaria gigas der nächsten Gratisverlosung eingereiht werden sollen. Herr Ing. Stibor gibt einen Bericht über verschiedene Artikel der „Wochenschrift“, welcher äußerst interessant gestaltet reichen Beifall hervorrief. Sodann bringt Herr Gruber einen Aufsatz: „Unsere Tierwelt im Herbste“ aus dem „Kosmos“ zur Bekanntgabe und gibt daran anschließend auch ein Bild des Lebens bzw. Ablebens unserer niederen Tierwelt im Herbste. Aus den „Blättern“ interessiert alleemein der Artikel von Dr. W. Roth, Zürich, „Über die sog. Fettschicht unserer Aquarien“. Herr Gruber gibt zunächst die hauptsächlichsten Punkte dieses Aufsatzes bekannt, welche lebhaften Austausch der Ansichten der Versammelten auslösten. Bei der folgenden Gratis- verlosung wurden gewonnen von Herrn Baumann 1 Zucht- paar Haplochilus latipes (Import); Herrn Koch 1 Zucht- paar Mollienisia formosa; Herrn Nüßler 1 Zuchtpaar Gambusia affinis; Herrn Schlenk 1 Weibehen Ganbusia affinis; Herrn Stibor 1 Weibehen Gambusia affinis und Herrn Naumann 1 Zuchtpaar Girard. januarius.. Herrn Haubold und Herrn Gruber für mehrere zu dieser Gratis- verlosung gestiftete Fische herzlichen Dank. Herr Steiner verweist auf das am 26. und 27. Oktober stattfindende 50jährige Jubiläum des Gesangvereins „Frapkonia“ und die Unterstützung von seiten dieses Vereins bei ver- schiedenen festlichen Gelegenheiten unserer Gesellschaft. Es wird beschlossen, dem Jubelverein zu seinem Fest- kommers am 26. Oktober ein Telegramm mit den herz- lichsten Glückwünschen der Gesellschaft zu senden. 480 Nachdem noch Herr Herzog von dem Besuche der Jubiläumsausstellung in Mannheim berichtet hatte, wurde die äußerst gelungene Sitzung vom II. Vorsitzenden ge- schlossen. Die Verwaltung. „Triton“, Verein für Aquarien- und Terrarienkunde zu Berlin (E. V.). Vereinslokal: Restaurant „Örtler“, Karlstr. 27. Sitzung an jedem 2. und 4. Freitag im Monat. Briefadresse: F. Gehre, Friedenau b. Berlin, Beckerstr. 2, Bericht über die 10. ordentliche Sitzung am Freitag, den 28. Oktober 1907. Der I. Vorsitzende eröffnet die Sitzung und begrüßt den als Gast anwesenden Herrn Mattha, der bereits sein Aufnahmegesuch eingereicht hat, sowie das auf der Durchreise hier weilende Vorstandsmitglied des „Proteus“, Breslau, Herrn Dr. Deupser. Wir freuen uns, die persönliche Bekanntschaft dieses Herrn zu machen, dessen reges Wirken in seinem Vereine wir stets mit Interesse beobachtet haben. Der Vorsitzende benachrichtigt die Versammlung, daß der Vertrag mit „Natur und Haus“ auf ein Jahr verlängert worden ist. Der neue Verlag dieser Zeitschrift versichert uns, daß er bestrebt seiu werde, alle sich fühlbar machenden Mängel zu beseitigen und unseren Mitgliedern alles nur mögliche Entgegen- kommen zu gewähren. Auch das „Jahrbuch“ ist von ihm übernommen worden; der neue Jahrgang wird unsern Mitgliedern zu einem bemerkenswerten Vorzugspreise ge- liefert werden. — Der Verein „Wasserstern“, Augsburg, sendet uns den Katalog und das Reklameplakat seiner letzten Ausstellung; wir nehmen von dieser Sendung dankend Kenntnis. — Hierauf hält Herr Mazatis einen Vortrag über: „Einige Beobachtungen über Fütterung von Fischen unter Berücksichtigung der gebräuchlichsten Futtermittel.“ Der Vortragende berichtet darin über seine Erfahrungen, die er im Laufe der Jahre bei der Fütterung aller nur möglichen Fische gemacht hat. Kr beginnt beim lebenden Futter, das am besten aus einem Dorftümpel entnommen wird, welcher .die Abfallstoffe der umliegenden Gehöfte aufnimmt, und infolgedessen den Daphnien und anderen Krebstieren, auch Mücken- und Käferlarven ein willkornamener -Aufenthalt ist; Fische können natürlich darin nicht leben, es fehlen daher aber auch die Parasiten derselben, und die Daphnien, welche sonst vielfach. die Jugendformen solcher Parasiten be- herbergen, sind hier frei von solchen. Auch die Hydra kommt in. diesem sauerstoffarmen Wasser nicht vor. Freilich bereitet die Beschaffung lebenden Futters mancher- lei Schwierigkeiten, so daß jeder Fischliebhaber sich mit der Trockenfütterung vertraut machen muß. Der Vor- tragende hat die meisten der heut gebräuchlichen Futter- sorten durehprobiert und kommt zu dem Schluß, daß ein jedes Futter bei Berücksichtigung seiner besonderen Eigenschaften Verwendung finden kann. Man muß nur stets darauf bedacht sein, den Fischen nicht mehr zu reichen, als sie auf einmal auffressen, und unbenutzte Reste zu entfernen, denn ein Verderben dieser ist bei keiner Sorte zu verhindern. Vor allem ist seiner Meinung nach jedes feinpulverige Futter zu vermeiden, da dieses feine Pulver meist die Ursache der Wassertrübung ist; er entfernt es durch Absieben bei allen seinen Futter- sorten. Von geringem Wert ist nach seinen Erfahrungen der japanische Fischkuchen; er wird aber von Schleier- schwanzfischen sehr gern genommen und kann zur Ab- wechslung neben anderem Futter ganz gut gereicht werden. — Der interessante Vortrag gibt Veranlassung zu. mehrfachen Fragen und Bemerkungen, welche Be- sprechung finden. Es wird unter anderm auf die Ge- fährlichkeit der Käfer- und Libellenlarven gegenüber der Jungbrut hingewiesen, welche am besten durch ein grobes Sieb vom übrigen Futter zu trennen sind. Auch die Schädlichkeit der glashellen Mückenlarve, der Corethra plumicornis, darf nicht unterschätzt werden. Wie wir bereits in einem früheren Berichte ausführten, besitzt die- selbe ein zangenartiges Greiforgan, mit welchem sie leicht die Oberhaut des Fischmaules verletzt und damit den Saprolegnien und Bakterien günstige Angriffsstellen schafft. — Herr Dr. Deupser regt an, Versuche anzu- stellen, ob sich nicht feuchtes Torfmoos zum Transport großer Quantitäten Daphnien, die in mit Wasser gefüllten Vereins-Nachrichten. Transportkannen infolge Sauerstoffmangels schnell zu- grunde gehen, eignen würde. — Herr Stieler zeigt Aldrovandia vesiculosa vor, die bekannte, aber in unserer Gegend nicht vorkommende, insektenfressende Wasser- pflanze, welche aus dem Paarsteiner See in der Ucker- mark stammt. Jr teilt ferner mit, daß er Aydrilla ver- bieillata, welche bisher auch in unserer Umgegend fehlte, vor kurzem im Müggelsee entdeckt hat, wo sie ja viel- leicht auf irgend eine Weise eingeschleppt sein kann. Es würde von Interesse sein, wenn noch weitere Fund- orte dieser recht schätzenswerten Pflanze bekannt würden. — Herr Herold teilt mit, daß bei ihm jetzt nach vier Monaten eine Anzahl der durch Herrn Stieler Mitte Juni verteilten Eier der Stabheuschrecke, Dixippus morosus, zum Ausschlüpfen gelangt sind, und die jungen Tiere bei den Blättern der wilden Johannisbeere sich anscheinend ganz wohl befinden. Er macht ferner darauf aufmerksam, daß sich in Heft 12 der Zeitschrift „Aus der Natur“ ein interessanter Artikel von Dr. M. Bräß befindet: „Die Unken unserer Heimat“, ebenso in Heften 23 u. 24 der Zeitschrift „Natur und Kultur“ ein solcher von K. Brock- hausen: „Beobachtungen an heimischen Amphibien“. Es sei bei dieser Gelegenheit daran erinnert, daß diese beiden vortrefflichen Zeitschriften jn unserer Bücherei vorhanden sind und daß unsern Mitgliedern das Abonnement da- rauf zu einem bedeutend ermäßigten Preise durch uns verschafft werden kann. — In No. 29 von „Haus, Ho£ und Garten“, der bekannten Wochenbeilage des „Berliner Tageblattes“, die sich sonst naturwissenschaftlich recht gut unterrichtet zeigt, findet sich ein anscheinend ernst gemeinter kleiner Artikel über eine fleischfressende Riesenpflanze. In heißt darin u. a.: „In der italienischen Zeitschrift „Bolletino del Naturalista“ wird berichtet, dab Dunstan auf einer Reise durch Nicaragua eines Tages das Schmerzgeheul seines Hundes hörte und, als er herbeieilte, ihn in drei schwarze, gummiartige Schnüre verwickelt sah, die ihn so fest umsponnen hatten, daß sein Fell bis auf die Haut durchschnitten war und blutige Spuren aufwies. Diese Schnüre entstammten einer fleisch- fressenden Pflanze, die bisher unbekannt war und von Dunstan Laudoctopus genannt wurde. Die Zweige der Pflanze haben eine gewisse Ahnlichkeit mit denen einer Trauerweide Auch sind sie äußerst biegsam, tragen aber keine Blätter, sind schwarz, scheiden eine klebrige Flüssigkeit aus und sind mit Saugnäpfen versehen, mit deren Hilfe sie ihre Opfer festhalten und aussaugen. Die Befreiung seines Hundes bereitete Dunstan erhebliche Schwierigkeiten, da sich die Umklammerung als eine außerordentlich feste erwies. Unter diesen Umständen kann es nicht wundernehmen, daß der Gelehrte nicht allzuviel Beobachtungen an dieser merkwürdigen Pflanze angestellt hat. Er gibt an, daß der Duft der schwarzen Flüssigkeit ein sehr übler ist und dazu dient, die Opfer zu betäuben. Wenn die Pflanze ihr Opfer ausgesogen hat, läßt sie es fahren, wie dies auch andere fleisch- fressende Pflanzen zu tun pflegen.“ Wir können bestimmt versichern, daß die betreffende Nummer am %0. Juli und nicht etwa am 1. April erschienen ist! — Herr Olaf Andersen führt seine von ihm erfundere und in den Handel gebrachte Heizlampe „Ideal“ in Tätigkeit vor. Dieselbe ist leicht und sicher zu regulieren und brennt, wie der Erfinder versichert, sparsam und geruch- los. Herr Andersen stellt uns ein Exemplar zur Nach- prüfung bereitwilligstzur Verfügung. — Zur Gratisverlosung respektive Verteilung gelangen mehrere uns freundlichst überwiesene Gegenstände. Frau Baurat Siber stiftet eine im Blumentopf gezogene Erdbeerpflanze, Herr Werner einen Posten Stratiotes aloides (Wasseraloe) sowie eine Anzahl mit diehtem Silberfilz behaarter Blätter, die dem in Südafrika heimischen, dort als „silvertree* bekannten Leucadendron argenteum entstammen und als kleine An- denken mit Inschriften und Malereien versehen sind. Herr Dr. Voigt, Eisenach, hat ein Ohanchito-Männchen gesandt, dem von der Versandabteilung ein Weibchen sowie mehrere andere Fische hinzugefügt wurden. Sämtlichen freundlichen Spendern hierdurch herzlichen Dank! — Zum Schluß ergreift Herr Dr. Deupser noch das Wort zu einem freundlichen Abschiedsgruß, den der Vorsitzende in gleich herzlicher Weise erwidert, indem er dem „Proteus“ ein stetes Wachsen, Blühen und Ge- deihen wünscht. Der Vorstand. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’scho Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Heft 49. ZEN FE) D N \ N an h 1 Zwei neu importierte Characiniden. Von W. Köhler. ml 5 An der Färbung variiert der Haimura je nach den örtlichen Verhältnissen, wohl aber auch nach den im Gewässer herrschenden Licht- verhältnissen außerordentlich. Die intensive Fleckung und unvollständige Querstreifung, die das abgebildete junge Tier, das kleinere der beiden mir zur Verfügung gestellten Exemplare, aufweist, dürfte im Alter wirklich dem ein- farbigen schmutzigen Graublau Platz machen, welches die far- bige Abbildung in Schom- burgksgenann-, tem KReisewerk Zeit Die Flossensprenke- lung würde, nach dieser Zeich- nung zu schlie- ßen, indessen 1 D Originalaufnahme nach dem auch im Alter Leben für die „Blätter*. erhalten bleiben. Die Schuppen, 40—42 in der Seitenlinie, 5'/,, und 5", oberhalb und unterhalb dieser quer über den Körper, Zahlen, die sich aus- gezeichnet mit den von Steindachner nach ins- gesamt 48 Exemplaren aus dem Maedalenen- strome gegebenen decken, fallen wie bei den meisten Characinidenarten leicht ab. Die Flossenanalyse ergibt nach Schomburgk (dges) DEN. 9 v8 0 17: nach Steindachner (). c.) Bei 11 v7 9: Das abgebildete Exemplar ergibt Di A, Wr also eine gute Übereinstimmung mit den von beiden genannten Autoren gegebenen Zahlen, (Mit 3 Originalaufnahmen.) Groppe (Cottus gobio L.). Natürl. Größe. (Siehe „Kleine Mitteilungen“.) (Schluß.) aus denen übrigens ebenfalls die große Ver- änderlichkeit der Art hervorgeht. Fettflosse fehlt, wie bei allen Erythrininen. Nun noch kurz das Wenige, das ich an den mir zur Verfügung gestellten beiden jungen Fischen beobachten konnte. Die Tiere sind un- gemein bissig und schnappen wütend nach allem, was ihnen vor die Schnauze kommt. Zunächst hatte ich sie in einen Behälter ohne Boden- grund geworfen, bis ich für sie ein besonderes Aquarium ein- gerichtet hatte. Ich gab ihnen große Regen- würmer hinein, aut die sie gierig losbissen, ohne indes ihnen Ge- schmack abzu- gewinnen. Der kleine Fisch schien, seinem Leibesumfang nach zu schließen, ein wenig geschmaust zu haben. Viel konnte es aber nicht ge- wesen sein, denn nach einigen Stunden fand ich den größten Teil der Würmer zerbissen und tot im Aquarium vor. Zum Auflesen der Nahrung vom Boden ist auch die Schnauze der Tiere gar nicht eingerichtet. Am Boden selbst ver- mochten sie des weit vorspringenden Unter- kiefers und der einwärts gerichteten Zähne wegen die Würmer überhaupt nicht zu packen. Sie stießen vielmehr so lange mit dem äußeren stumpfen Rand des Unterkiefers gegen den Wurm, bis dieser sich aufwärtskrümmte, dann packten sie blitzschnell den emporgehobenen Teil und bissen ihn durch. Flitterfische — leider konnte ich 482 in der Eile keine für die Fische geeigneten Exemplare von mindestens 6 cm Länge auf- treiben — vertilgten sie lieber und wurde ihnen die Bewältigung leichter; die verabreichten Tiere von etwa 2—3 cm Länge schienen ihnen aber zu klein zu sein, und bei ihrem trägen Naturell zeigten sie nicht rechte Lust, um satt zu werden, 10—20 mal zuzustoben. Hieran, an der Trägheit des Wesens — die Fische hängen oft stundenlang ruhig, den Schwanz abwärts gerichtet, die Schnauze dicht an der Oberfläche des Wassers, im Pflanzen- diekicht, oder liegen mit angezogener Rücken- und zusammengefalteter Schwanzflosse am Boden — erkennt man ebenfalls den wohlbewehrten, seiner Wehrhaftigkeit bewußten Fisch. Andere Characinidenarten, z. B. die Tetragonopterus- Arten und der oben besprochene Anostomus fasciatus, sind scheu und retirieren bei rascher Annäherung ans Aquarium ins Pflanzen- gewirr; die jungen Macrodon dagegen ziehen sich nicht eher zurück, als bis man sie mit dem Finger etwas unsanft auf die Schnauze tippt; und auch dann haben sie es nicht besonders eilig. Von ihrem Gebiß scheinen die Tiere auch untereinander Gebrauch zu machen; wenigstens zeugten bei dem kleineren Fische vor einigen Tagen oben am Schwanzstiel hinter der Rücken- flosse unverkennbare Spuren davon. Dem Vorkommen in ihrer Heimat ent- sprechend fühlen sich die Fische am wohlsten in kaltem Wasser und zeigen darin auch die intensivste Färbung. Mein erster Versuch, sie zu photographieren, scheiterte, weil sie in dem 25° (, warmen Wasser des Photographier- behälters sofort verblaßten und daraus zu ent- kommen versuchten. Zufällig finde ich, längst nach Abschluß dieser Zeilen, beim Nachblättern nach einer andern Sache in Dürigen, „Fremdländische Zier- fische“ '%), auf S. 299 den eben besprochenen Fisch unter demselben Trivialnamen, Haimara, (Macrodon trahira Bloch) (irrig; muß heißen: Bl. & Schn.) beschrieben und vieles von dem oben ausgeführten bereits erwähnt. Nach Dürigen wurde der Fisch zum ersten Male von P. Nitsche 4) Verlag der Öreutz’schen Verlagshandlung, Magde- burg, 1897. Ein Buch, das, obwohl natürlich entsprechend der Zeit seiner Abfassung noch nieht die vielen „Neu- heiten“ der letzten Jahre enthaltend, durch die Gewissen- haftigkeit in der Berücksichtigung aller bis dahin vor- handenen Literatur geradezu die Bedeutung einer „Ge- schichte der Aquarienkunde“ hat und in diesem Sinne nicht genug empfohlen werden kann. W. Köhler: Zwei neu importierte Characiniden. — Kleine Mitteilungen. im Frühjahr 1895 eingeführt. „Die vier Stück, welche in die Pflege des Herrn Matte kamen, wuchsen im Freien in einem Sommer von reichlich Fingerlänge (10 cm) bis zu einer Größe von 40 cm heran“. (Dürigen.) Ein Aquariumfisch ist also — alles in allem genommen — diese zweite Characinidenart noch weit weniger als die zuerst geschilderte. Gleich- wohl glaubte ich, bei meinen Lesern Interesse für die Fische voraussetzen zu dürfen, da sie einer ihnen wohlbekannten Familie angehören, und auch biologisch, nicht nur systematisch, manches Wissenswerte bieten. a Kleine Mitteilungen. Unsere einheimischen Süßwasserfische. IX. Die Flußgroppe (Kaulkopf, Koppen, Kotzen, Cottus gobio L.). (Mit 1 Originalaufnahme.) Die Groppe gehört za jenen einheimischen Aquarienfischen, auf die der Aus- spruch paßt: „Wenn es kein europäischer Fisch wäre, würden Liebhaber kolossale Summen dafür zahlen“. Es ist ja wahr, in der einen oder andern Hinsicht setzen fast alle Mitglieder unserer Fauna dem Gepflegt- und Gezüchtet- werden größere Schwierigkeiten entgegen als viele Exoten, aber im Überwinden dieser Schwierigkeiten ruht ja schließlich auch ein großer Reiz. Eine davon, nämlich die für Aquarienzucht zu be- deutende Findgröße der meisten heimischen Fische, be- steht bei der Groppe nicht einmal; und die Ansprüche an Wasser und Einrichtung sind auch nicht so schlimm, als das Vorurteil will. Dafür legen die in unserer Literatur vorhandenen Schilderungen ihres Gefangenlebens — es fehlt nicht an solchen, und zwar zum Teil ganz vortrefflichen!) — beredtes Zeugnis ab, ebenso meine eigenen Erfahrungen. Und alle stimmen ferner darin überein, daß etwaige Schwierigkeiten der Eingewöhnung hundertfach überboten werden durch das hochinteressante Gebahren des grotesken Grundfisches; es finden sich An-. gaben, wonach unser Fischehen, einmal akklimatisiert, sehr hart, ja unverwüstlich und außerordentlich zähmbar genannt zu werden verdient ?). Hauptbedingung für das Gedeihen der Groppe ist sauerstoffreiches Wasser; mag man es ihr vermittels Durehlüftung oder Durchfluß verschaffen, mag man mit Hilfe von reicher Bepflanzung oder ganz seichtem Wasser für den nötigen Luftgehalt sorgen, es gilt der Groppe gleich: um die übrige Beschaffenheit des Beckens kümmert sie sich nämlich wenig. Doch wird man ziemlich flachen Wasserstand, Kies- oder Sandboden mit etlichen größeren, zusammengeschobenen Steinen als Versteck, sowie schwache Bevölkerung für das Naturgemäßeste halten. Man ist dann ziemlich unabhängig von Temperatur und ı) Duncker, „Der Kaulkopf (Cottus gobio) im Aquarium“. „Blätter für Aquarien- und Terrarienfreunde*, II. Jahrg., 1891, No. 19, $. 183—185. — Lutz, „Unsere Groppe“. „Wochenschrift für Aquarien- u. Terrarienkunde“, I. Jahrg., 1904, No. 2, 8. 11. 2) Bade, „Die Groppe und ihre Gewöhnung an das Aquarium“, „Blätter für Aquarien- und Terrarienfreunde“, X. Jahrg., 1899 S. 249, 250, und die in Fußnote 1 zitierten Arbeiten. Kleine Mitteilungen. Belichtung, und die Groppen fühlen sich dauernd wohl. Daß es unter solehen Umständen sogar möglich geworden, die Groppe im Aquarium zu züchten, beweisen die Beob- achtungen von Hamann?); und daß dieselben nicht öfter wiederholt wurden, daran trägt sicherlich nur die seltene Aquarienhaltung Schuld. Ohne genaue Eigenerfahrungen über das Fortpflanzungsgeschäft der Groppe, welches bekanntlich durch einen merkwürdigen Brutpflegeakt aus- gezeichnet ist, vorlegen zu können, bin ich doch in der angenehmen Lage, auszusagen, daß die Groppe sich in einem 3 m langen, 80 cm breiten Zementbecken der Biologischen Versuchsanstalt in Wien ausgiebig vermehrt hat. Das erwähnte Zementbecken ist in der Höhe von etwa 10—15 em mit Wasser gefüllt, welches aus einer Reihe über ihm stehender Aquarien beständig hineintropft und aus einstellbarem Abflußrohr wiederum abfließt; so ist für ununterbrochene, wenn auch schwache Zirkulation gesorgt. Geschiebe aller Art, Schotter, Kies, Sand und Schlamm gemischt, bildet die Bodenbedeekung. Dadurch, daß, wie gesagt, eine Reihe von Aquarien über dem Becken stehen, wird sein Hintergrund verdunkelt und dient als Schlupfwinkel für die in ihm zusammenlebenden Tiere (außer ungefähr 50 Groppen namentlich Fluß- und Flohkrebse, Ellritzen und Schmerlen); der Vordergrund ist aber hell genug, um verschiedenen Wasserpflanzen (namentlich Quellmoos, Hornblatt, Pfennigskraut und Algenwatten) das Dasein zu ermöglichen, da hier kräf- tiges ÖOberlicht von der Glasdecke des betreffenden Raumes einfällt. In diesem Becken kümmern wir uns um die Pflege seiner Bewohner überhaupt nicht. Der Tisch ist reichlich gedeckt — vergleiche die soeben aufgezählte tierische Bevölkerung —, den Sauerstoff beschaffen Durchfluß, breite Oberfläche und Pflanzen. Im allgemeinen waren die Groppen, da sich niemand mit ihnen beschäftigte, ziemlich scheu; man sah sie ge- wöhnlich nur stoßweise den beschatteten Teilen des Beckens zuschwimmen. Ursprünglich waren sie behufs Anstellung von Regenerationsversuchen erworben worden‘); nachdem sie die hierzu nötigen Operationen trefflich über- standen und Flossenneubildungen geliefert hatten, wurden sie nach Kontrolle der letzteren und Abschluß der Ver- suche gänzlich sich selbst überlassen. Eines Tages nun fand ich einzelne sehr im Gegen- satze zu ihrem sonstigen Verhalten mit Hartnäckigkeit an ein und derselben Stelle, ganz nahe einem Haufen faustgroßer Kiesel, liegen; sogar vom Netzstöckchen ließen sie sich anstoßen, ohne zu fliehen, ja kaum auszuweichen, und als ich nun die vermeintlich todesmatten Fische mit der Hand herausholen wollte, saß mir im nu eines fest verbissen am Finger. Nun dachte ich wohl, daß was los sei, und hatte die Freude, zwischen den Steinen das Vor- handensein von Eiern zu konstatieren. Bald wimmelte es von jungen Groppen. Näheres über Brutgeschäft und Entwieklung habe ich leider nicht ermittelt; da ich die Eiablage bereits versäumt und gerade übermäßig viel anderes zu kontrollieren hatte, verwandte ich für diesmal keine weitere Mühe auf Feststellung der zweifellos sehr bedeutsamen Details. Nur soviel möchte ich noch be- merken, daß ich kein eigentliches, von den Fischen ge- ®) „Blätter“ VII, 1896, S. 127, Sitzung des Vereins „Triton“ vom 1. Mai; ferner Zernecke, „Leitfaden“, 2. Aufl., Dresden 1904, S. 113. *) Vgl. meine Biologische Rundschau III in dieser Zeitschrift, laufender Jahrg., No. 16. ; 483 bautes Nest vorfand, wie andere Beschreiber angeben?); die rotgelben Eier schmiegten sich in mehreren Klumpen einfach dem Gestein an, in seinen Zwischenräumen ein- gebettet. Den Steinhaufen hatte ursprünglich, bei Ein- richtung des Beckens, ich selbst aufgetürmt, damit die Tiere daselbst Schlupfwinkel finden sollten. Da mehrere, in sich zusammenhängende Klumpen vorhanden waren, und mehrere Tiere (Männchen) das „Steinnest“ bewachten, so schließe ich, daß dieses, wohl ein besonders geeigneter, selbst den dunklen Partien des Beckens vorgezogener Laichplatz, von mehreren Pärchen zur Erledigung ihres Fortpflanzungsgeschäftes benützt wurde. Auffallend ist übrigens, daß die Wächter, sonst grimmig auf jedes sich nähernde Lebewesen erbost, untereinander ganz ver- träglich, gleichsam verbündet schienen. Ich habe später®) Eier des Zingel (Aspro zingel Cuv.) mit Samen der Groppe durch Abstreichen der be- treffenden Elterntiere (wie bei künstlicher Forellenzucht) und Vermischung der Geschlechtsprodukte zu bastardieren versucht, was zwar insofern mißlang, als die Embryonen kurz vor dem Schlüpfen abstarben, aber wodurch doch die Bastardierungsmöglichkeit, Befruchtungsfähigkeit der Zingeleier mit Groppensamen bewiesen ist. Das un- vollständige Ergebnis entrollt ein weiteres Problem: die Kreuzung des Zingel mit anderen Barscharten, also näheren, aber im Körperbau sehr verschiedenen Ver- wandten, gelingt nämlich gar nicht, wogegen diese letzteren (Fluß-, Kaul-, Schrätzer- und Hechtbarsch) mehr oder minder leicht Mischlingsformen abgeben. Anderseits fällt die große Ähnlichkeit, welche als Anpassung an gleiche Lebensverhältnisse (sogenannte „Konvergenz“, das ist „Zusammenlaufen“ nicht oder entfernt verwandter Tiere, z. B. Wale—Fische, Fledermaus— Vogel, Schleiche— Schlange— Wurm) entsteht bzw. entstanden ist, bei Groppe und Zingel ins Auge. Es scheint, daß die Habitus- ähnlichkeit infolge konvergenter Anpassung hier auch die Bastardierungsmöglichkeit allmählich gesteigert habe, letztere sich also nicht an nahe verwandte Gattungen bindet. Sobald ich Material erlangen kann, will ich die gleichen Versuche mit Groppe und Streber (Aspro streber v. Sieb.), einer anderen, ihr äußerlich recht ähn- lichen Barschform, wiederholen, da möglicherweise nur der starke Größenunterschied zwischen Groppe und Zingel das völlige Gelingen vereitelt hat, während Groppe und Streber nahezu gleichgroß sind. Gleich Fluß- und Kaulbarsch nimmt die Groppe öfters, jäh angefaßt, sowohl in als außer dem Wasser eine Abwehrstellung ein, die im wesentlichen aus einem seitlichen Abspreizen der Kiemendeckel besteht. wodureh deren stachelbewehrte Ränder leichter ver- wunden können. Hochinteressant ist schließlich noch der Farben- wechsel unserer Groppe. Soweit direkte Beobachtungen und deren Vergleich lehren, sind es zwei Einflüsse, die ihn regieren: ein äußerer Einfluß, das Licht, der sich in Helligkeit und Dunkelheit des Standortes sowie in Beschaffenheit des Grundes kundgibt und vom Auge des Fisches aus — Blinde reagieren nicht -— kontrolliert wird; ein innerer Einfluß, die psychische Stimmung des Fisches, die, wie Duncker mit Recht hervorhebt, bei 5) v. Siebold, „Die Süßwasserfische von Mitteleuropa“, Leipzig 1863, S. 63 u. 64. 6) „Bastardierung von Flußbarsch (Perca fluviatilis) und Kaul- barsch (Acerina .cernua)*. „Archiv für Entwieklungsmechanik“, XXIII. Bd., Heft 4, S. 511—551, 2 Taf. . 484 Erregung aller Art (Zorn, Gier, Geilheit) Verdunkelung vom normalen Hellgrau in Schwarzbraun hervorruft. Auch die Regenbogenhaut ist durch Übergang von Gelbrot zu Blaugrün am Farbwechsel beteiligt. Experimentelle Untersuchungen über die Farbanpassung der Fische an die Bodenfarbe sind dringend erwünscht! Dr. Paul Kammerer, Wien. x Das photographierte Exemplar — die Aufnahme ist in natürlicher Größe gefertigt — das einzige, das ich bisher gepflegt habe, war, sofort nach Erhalt in ein zur Hälfte mit Altwasser, zur Hälfte mit gut durchlüftetem Fig. 1 und 2. Zwei extreme Formen der Gardasee-Paludina. frischen Leitungswasser gefülltes Aquarium von etwa 30 Liter Inhalt eingebracht, äußerst lebhaft und tänzelte auf dem Kiesboden des Behälters in kurzen Sprüngen Am wohlsten fühlte es sich in der Nähe der Luftperlen, die von einem Luftkessel durch Rohrstückcehen Ich war sehr erfreut, daß umher. in das Aquarium gelangten. das Tierchen schon am nächsten Tage anstandslos an Futter ging, das in Regenwürmern (Allobophora foetida L.) bestand. Leider sollte die Freude nicht lange währen; ein Schlauch der Luftleitung war, ohne daß ich es be- merkt hatte, brüchig geworden. In der Nacht trat die Luft an der defekten Stelle heraus, und der Luftstrom Am andern Morgen lag das Tierchen tot mit aufgesperrtem in dem verhältnismäßig kleinen Behälter versagte. Maule und abgespreizten Kiemendeckeln im Aquarium, Trotz aller Bemühungen habe ich bis jetzt kein anderes Exemplar wieder erhalten können. Auch die Groppe ist wie die Aalquappe der einzige Solche Fische sind deshalb so interessant, weil sie uns wichtige Fingerzeige betreffs der Entstehung der Süßwasserfische geben. Doch darüber später einmal etwas Ausführlicheres. Köhler. Die Paludina des Gardasees. Nebst einigen Be- merkungen über das Photographieren von Schnecken- schalen. Als ich diesen Herbst einige Tage am Garda- see zubrachte, interessierte mich neben der an seichteren Uferstellen ‘in dichten Gebüschen wildwachsenden Vallisnerie namentlich auch die in diesem See vor- kommende Paludina, welche offenbar wie unsere aus dem Liaangensee stammende Zürichseedeckel- schnecke dem kürzlich von Prof. Kobelt unter der Rossmäßlerschen Artbezeichnung Vivipara pyra- midalis zusammengefaßten Formenkreise der ober- italienischen Paludina angehören muß). Leider scheint auch diese Schnecke, wie ich es all- Jährlich bei der Zürichsee-Paludina beobachte, die Vertreter einer marinen Familie im Süßwasser. 1) „Wochenschrift“ 1906, S. 430. Die westeuropäischen Vivipara- Arten I. von Prof. Dr. W. Kobelt. Klh'ne Mitteilungen. für den Sammler unangenehme Gepflogenheit zu besitzen, nur im Frühling — angelockt durch das wärmere Wasser und die entsprechend reichlichere Entwicklung des Grün- algenfutters — an dem durch die Sonne erwärmten und hell beschienenen Ufer bis dicht zum Wasserspiegel emporzusteigen, um sich nach kürzerer oder längerer Zeit bei zunehmender Wasserwärme und zwar jedenfalls vor Eintritt des Hochsommers in eine oft wohl ganz be- trächtliche Tiefe zurückzuziehen und so für uns fast spur- los bis zum nächsten Frühjahr zu verschwinden. Trotz der wunderbaren Klarheit. des herrlich blau- schimmernden Gardaseewassers entdeckte ich denn auch nur vereinzelte, für mich zum Teil ganz unerreichbare Exemplare, die ich, soweit es mir möglich war, nebst den da und dort an das Ufer geschwemmten leeren Schalen herausfischte. Aber auch an Hand der geringen Anzahl von er- beuteten Stücken konnte ich doch mit Leichtigkeit fest- stellen, wofür ich mich besonders interessierte und was ich leider dieses Jahr für die Paludina des Langen- sees zu untersuchen nicht Gelegenheit hatte, nämlich daß die Gardaseeschnecke der Form nach mindestens ebenso stark variiert wie die Vivipara pyramidalis des Zürichsees. Es scheint sich deshalb die Vermutung Prof. Kobelts, daß die letztere „bei dem Bestreben, sich den veränderten Verhältnissen anzupassen, nach versehiedenen Richtungen hin variiert, bis sie eine kon- stante, den kältern Gewässern angepaßte Form heraus- gebildet hat“, nicht zu bestätigen, wenigstens was die zur- zeit im Zürichsee nebeneinander vorkommenden, unter sich ganz beträchtliche Verschiedenheiten aufweisenden Formen anbetrifft. Der auffallend große Formenreichtum der Vivipara pyramidalis ist offenbar nicht nur auf die verschiedenen Fundorte beschränkt, sondern scheint auch unter den Exemplaren einesunddesselben Standortes in hohem Grade vorhanden zu sein und über- haupt eine Eigentümlichkeit dieser Art zu bilden. Was die Schönheit der Bänderung und die Größe der Gardaseeschnecke anbetrifft, so steht ihr die Paludina des Zürichsees — soweit das mir zur Ver- fügung stehende Material einen Schluß zu ziehen erlaubt — in keiner Beziehung nach. Ein Kleinerwerden der letzeren, wie ich es als eine sich wohlallmählich einstellende Folgeerschei- nune der durch das kältere Wasser verän- derten Lebens- bedingungen mutmaßte, ist ihres Vivipara pyramidalis aus dem Gardasee. Fig. 4. Vivipara pyramidalis aus dem Zürichsee. Fig. 5. während mehr als drei- zehnjährigen Aufenthaltes im Zürichsee jedenfalls nicht in nachweis- barem Grade aufgetreten. Das größte in meinem Besitz befindliche Gardaseeexemplar, welches 37 mm hoch ist, überschreitet kaum das mittlere Maß der Zürichsee- Paludina, während ich bei der letztern oft 42—48 mm messende Stücke beobachtete. Zur Demonstration der großen Formveränderlichkeit der Gardaseeschnecke bilde ich nebenstehend die zwei extremsten Formen ab, welche ich bei Salö gefunden Kleine Mitteilungen, habe, (Fig. 1 und 2). Während die erste — die Spitze ist leider etwas verletzt —, sehr viel Ähnlichkeit Fig. 5. Vivipara pyramidalis aus dem Gardasee (photographische Aufnahme mit Berücksichtigung der allgemeinen Form der Schale). Fig. 6. Vivipara pyramidalis aus dem Gardasee (photographische Aufnahme mit spezieller Berücksichtigung der Form des Deckels). mit der von Rossmäßler beschriebenen Vivipara pyramidalis besitzt, welche Prof. Kobelt als „Extrem, offenbar unter ganz besondern Umständen ausgebildet“, - bezeichnet, übertreibt die zweite mit ihren stark- gewölbten Umgängen nicht nur die charakteri- stische Form der nordeuropäischen Vivipara . fasciata Müll., sondern man möchte auf den - ersten Blick hin, wie es auch mir passiert ist, fast geneigt sein, sie für eine Vivipara con- - tecta Mill. zu halten. Die Form der Mündung bzw. des Deckels, ‘„weleher der andern Bildung der Innenwand entsprechend, einen Ausschnitt links oben hat und am obern Ende zugespitzt ist“, während „der Deckel von Vivipara contecta rund- eiförmig wie die Mündung ist“, belehrt uns schnell eines andern. Daß aber im Gardasee auch Formen vor- kommen, zu denen ich aus meinen Zürich- seeschnecken mit Leichtigkeit eine ganze Anzahl als Gegenstücke auslesen kann, zeigen zum Beispiel die in Fig. 3 und 4 dargestellten, lebenden Exemplare. Weshalb ich die vorstehend abgebildeten Schnecken statt von der vordern Seite, das heißt mit der Mündung, Fig. 7. tion einer Vivipara pyramidalis nach Kobelt. von der Rückseite aufgenommen habe, hat zum Teil darin seinen Grund, weil es eben unmöglich ist, die Schale in ihrer richtigen Gestalt und zwar namentlich mit Rücksicht auf den pyramidenförmigen Aufbau und die Wölbungs- verhältnisse der Umgänge, auf welche es beim Studium von Formenreihen ja namentlich ankommt, zu photogra- phieren, wenn gleichzeitig die ebenfalls sehr wichtige, ‘ genaue Form der Mündung dargestellt werden soll — was nun merkwürdigerweise bei zeichneten, alle diese wichtigen Merkmale Fall ist. Wenn wir eine Schnecke mit Bezug auf ihren äußern Umriß photographieren wollen, so haben wir sie in der Weise auf ihrer Unterlage, bzw. dem photo- graphischen Hintergrund zu befestigen ?), Längsachse bzw. die Spindel des Gehäuses parallel zur Bildfläche gestellt ist (Fig. 5). Da nun aber die den von Hand ge- zur Charakteristik einer Form zeigenden Schneckenbildern der 2) Ich verwende zu diesem Zwecke ein Kügelchen Plastizin oder Glaserkitt, mit welchem die Schale in einer jederzeit leicht ‘ zu verändernden Stellung festgeklebt wird. { Reproduk- daß die. 485 Ebene, in weleher die Mündung der Schale liegt, mit der Spindel einen mehr oder minder großen Winkel bildet, so erleidet die Form der Schalenöffnung auf dem Bilde eine beträchtliche Verkürzung, d.h. sie wird in perspek- tivisch verschobener Gestalt wiedergegeben. Beabsichtigen wir dagegen, ein richtiges photo- graphisches Bild der Mündung herzustellen, so muß die Schnecke in der Weise fixiert werden, daß die Mündung parallel zur Bildfläche liegt, wodurch hinwiederum das Bild der Schale eine mehr oder minder starke per- spektivische Verkürzung erleidet (Fig. 6). Dieser letztere Umstand würde nun aber gerade bei der Darstellung von Formenreihen unserer pyramiden- förmig aufgebauten Sumpfschnecken, bei denen es nament- lich — wie ich bereits oben angedeutet — auf eine möglichst genaue Wiedergabe der "Wölbungsver- hältnisse der Umgänge ankommt, einen großen Mangel bedeuten, während andererseits die Gestalt der Schalenmündung beim Studium von variierenden Formen ebenfalls von großer Wichtigkeit ist, Wie nun eine Vergleichung der in Fig. 5 und 6 reproduzierten Photographien mit den in dem oben zitierten Aufsatze Kobelts skizzierten Schalen ergibt, welche, so einfach sie auf den ersten Blick aus- geführt scheinen, uns den bekannten, eminenten Formensinn des genannten Forschers illustrieren, hilft sich der Zeiehner damit, daß er einfach beide Bilder, nämlich dasjenige mit guter Darstellung der Umgänge und das die richtige Form der Schalenmündung zeigende kombi- niert, zum Teil wohl absichtlich, zum Teil wohl auch ganz unbewußt. Nachdem er nämlich bei gerade vor sich gehaltener Schnecke den Umriß des Gehäuses mit den Wölbungsverhältnissen der Umgänge gezeichnet hat, dreht er sie bei der Darstellung der Schalenmündung, bis die letztere in die Bildebene zu liegen kommt, d.h. sich in ihrer ganzen Ausdehnung und Form zeigt. Daß dadurch eine eigentümliche Gestaltsveränderung der Schale entsteht, die sich namentlich darin äußert, daß der tetzte Umgang gegen die Mündung hin stark hinabragt, ist mir eigentlich schon früher > 7 aufgefallen, als ich meine Schnecken mit den Bour- guignatschen und. Kobeltschen Figuren verglichen habe, dürfte auch für den ge- und neigten Leser bei einer Vergleichung der neben- stehenden Reproduktio- nen (Fig. 7 und 8) mit einer photographischen Aufnahme (Fig. 5) leicht zu erkennen sein. Wenn wir uns dem- nach unter Berücksichti- gung des eben Erörterten bei der bildnerischen Dar- stellung von Schnecken- schalen des höchst be- quemen photographischen Verfahrens bedienen wollen — zumal ja nur wenige die Befähigung besitzen, kleine Ab- einer Fig. 8. Reproduktion Vivipara pyramidalis nach Bourguignat. 4836 weichungen im Bau des Schneckengehäuses mit dem Stift wiederzugeben —, so haben wir eigentlich notwendiger- weise von jeder Schale eine zweite, speziell die Mündung derselben berücksichtigende Aufnahme zu machen (Fig. 6). Bei der Reproduktion von Deckelschnecken läßt sich dieselbe nun sehr zweckmäßig in der Weise umgehen, daß man das Bild der Schalenmündung durch das min- destens ebenso wertvolle des Deckels ersetzt, was sich auf höchst einfache und exakte Art durch Natur- selbstdruck erzielen läßt. Man geht hierbei am besten so vor, daß man den Deckel mit der konkaven Seite nach unten auf irgend ein lichtempfindliches (z. B. Celloidin-) Papier legt und im direkten Sonnenlicht bei möglichst senkrecht auf- fallenden Strahlen kopiert. Auf diese Weise erhält man ein äußerst scharfes Negativ auf Papier (Fig. 9), von welchem, wenn man es überhaupt für wünschenswert hält, durch einfache Kontaktkopie ein Positiv (Fig. 10) her- gestellt werden kann. Bei der Einfachheit des Verfahrens und der Wichtigkeit, welche der Gestalt des Deckels beim Studium von Formenreihen zweifel- los zukommt, dürfte Methode empfehlenswert sein. Dr. Wilhelm Roth. Die Mauereidechse in Baden. Am 3. November sah ich auf einer Höhe ober- halb Baden-Badens in der Nähe der Teufelskanzel mehrere junge Eidechsen an einem sonnigen Abhang. Die Unter- suchung einer gefangenen ergab, daß es sich um Lacerta muralis handelte. Das Belegexemplar hat das Karlsruher Museum erhalten. diese leine Mitteilungen. — Sprechsaal. leicht sind und nur durch eine Belastungsvorriehtung am Boden festgehalten werden könnten, verfährt man am besten so damit, wie ich es schon des öftern von den Durchlüftern aus spanischem Rohr beschrieben habe. Man beschneidet sie an dem einen Ende möglichst gleich- mäßig ringsherum, daß sie in das als Zuleitung dienende Glasrohr genau hineinpassen, läßt sie darin verquellen und schneidet das andere Ende so schräg wie möglich ab, um eine möglichst große und lange Ausströmfläche zu erzielen. Die Perlenzahl ist auf gleicher Fläche minde- stens die doppelte, die Perlengröße höchstens !/; der von spanischem Rohr erzeugten; der Durchlüfter arbeitet also mindestens sechsmal so rationell als der aus spanischem Rohr hergestellte und reicht mit demselben Luftquantum bei gleichem Druck mindestens sechsmal so lange aus wie letzgenannter Ausströmkörper. Mit meinem Kessel von 150 1 Inhalt speise ich bei !/;, Atmosphäre Überdruck 2 Ausströmkörper 9 Stunden lang bei kräftiger Durch- lüftung, während die Durchlüfter aus spanischem Rohr dasselbe Luftquantum unter ganz gleichen Verhältnissen in 1!/, Stunden verbrauchten. Das Aus- strömen begann bei einem Druck von knapp !/ı Atmosphäre; es wird also ein etwas höherer Druck im Minimum be- nötigt als bei Ausströmkörpern aus spanischem Rohr; gleichwohl dürfte sich der Durchlüfter aus „deutschem“ Rohr auch für einigermaßen kräftige Flaschen- durchlüfter eignen. Ganz besonders aber möchte ich das neue Material zur Ver- wendung in Seewasseraquarien empfehlen. Liefert schon der bisher gebräuchliche Dr. med. W. Klingelhöffer. Ein billiger neuer Ausström- körper für Preßluft. Die Preßluft- durchlüftung leidet gegenüber der Injek- tionsdurchlüftung an dem Fehler, daß sie nicht ökonomisch arbeitet. Der Luft- perlenstrahl des Injektionsdurchlüfters legt, weil er schräg von der Oberfläche her bis fast zum Boden in das Wasser dringt und von dort schräg, wenn auch nicht unter so großem Winkel wie beim Ein- dringen, wieder an die Oberfläche gelangt, mehr als den doppelten, unter Umständen fast den dreifachen Weg zu- rück als die Luftperlen des Ausströmkörpers einer Preßluft- anlage; erstere würde also, gleichgroße Luftperlen und gleiche Luftperlenzahl pro Zeiteinheit vorausgesetzt, das zwei- bis dreifache einer Preßlufteinrichtung leisten. Nun ist aber der weitere Mangel der Preßluftdurchlüftung der, daß unsere Ausströmkörper sämtlich viel zu grobe Poren haben, daher zu große Luftperlen in das Wasser senden, von denen der weitaus größte Teil in raschem Lauf an die Oberfläche geht und dort zerstiebt. Auch der Durch- lüfter aus spanischem Rohr, den ich wiederholt empfohlen — meines Wissens eine Erfindung des Dresdener Vereins „Wasserrose“ — liefert noch zu große Luftperlen, wenn- gleich sie feiner sind als bei Bimsstein- und Hartgummi- durchlüftern und beinahe ebenso fein als bei Buchsbaum- platten. Herr Dr. Roth empfahl mir das Holz der Rot- buche als Material, welches feine Luftperlen gäbe. Ich habe dieses noch nicht angewandt, aber rein zufällig ein äußerst billiges und ganz vorzügliches Durchlüftermaterial in den Stengeln unserer Rohrkolben (Typha latifolia L- und andere Arten) entdeckt. Da diese getrocknet sehr Fig. 9. Deckel von zwei extremen Formen (vergl. Fig. 1 u. 2) als Negativ. Fig. 10. Naturselbstdruck der Naturselbstdruck der Deckel von zwei extremen Formen (vergl. Fig. 1 und 2) als Positiv durch Kontaktkopie. Rohrdurchlüfter in Seewasser, bedingt durch dessen größere Dichte, weit feinere Perlen als im Süßwasser, so erzeugt der neue Ausströmkörper wahre Wolken feinstverteilter Luft im Seewasseraqua- rium und ersetzt ein solcher neuer Aus- ströwkörper mindestens zwei der alten aus spanischem Rohr. Köhler. 5% Sprechsaal. In Heft 45 der „Blätter“ findet sich auf S. 447 die Notiz Bothriocephalus latus L., neben dem ge- wöhnlichen Bandwurm, Taenia solium L....“ Ich darf hierzu vielleicht folgendes bemerken: Der gewöhnlich im Menschen vorkommende Bandwurm ist T. saginata Goeze = mediocanellata Küchenm., dessen Finne in den Muskeln des Rindes, Rehes, Hundes und der Katze lebt. Die Finne von Taenia solium L. ist ein Parasit des Scehweines. Durch die strenge Fleischbeschau ist eine Infektion des Menschen mit T. solium fast un- möglich gemacht und so sieht man heutzutage an Band- würmern beim Menschen sehr häufig T. saginata, selten B. latus und fast nie T. solium. Exemplare des letzteren sind für Museumszwecke jetzt sehr gesucht und werden fast mit Gold aufgewogen. Erwähnt mag noch sein, daß B. latus in Süddeutschland früher unbekannt war. Wohl durch den gesteigerten Fremdenverkehr wurden zuerst die Fische des Starnberger Sees mit B. latus Fragekasten. infiziert und seitdem wird dieser Bandwurm auch bei Be- _ wohnern des südlichen Deutschlands öfters angetroffen. Dr. Enslin, Fürth i. B. F Trasekasten. Herrn A. 6. in Nürnberg und Anderen. Es ist nicht unbedingt nötig, daß Vereinsberichte einseitig ge- schrieben werden; Sie erleichtern aber dadurch die Arbeit in der Setzerei, und es kann bei später Einlieferung des Berichtes der Fall eintreten, daß er, wenn einseitig ge- sehrieben, noch gesetzt werden kann, weil sich mehrere Setzer in die Arbeit teilen können, dagegen doppelseitig geschrieben nicht. Außer der geringen Papierersparnis haben Sie übrigens nichts von dem doppelseitigen Schreiben; denn Vereinsnachrichten können Sie der Schriftleitung in offenem, umbundenen oder zugesteck- ten Kuvert bis zu 250 g als Geschäftspapiere für 10 Pf. Porto zugehen lassen, wie einen geschlossenen Brief unter 20 g. Einer Begleitnotiz, wie Sie mir einzelne Herren gewöhnlich beilegen, bedarf es nicht; alle Be- richte werden in gleich prompter Weise umgehend an die Druckerei weitergegeben. — Nun noch eine andere Sache! Es spukt jetzt in vielen Vereinsberiehten unaufhörlich ein Gerede von einer Zensur der Vereinsberichte durch die Schriftleitung der „Blätter“ herum. Lange genug habe ich dazu geschwiegen, sehe mich nun aber doch genötigt, das Wort zu ergreifen, um diesem gegenstands- losen Gerede ein Ende zu machen. Während meiner ganzen Tätigkeit als Schriftleiter der „Blätter“ habe ich vielleicht insgesamt zweimal etwas vom Inhalt eines Berichtes gestrichen, weil ich die betreffenden Stellen meinen Lesern nicht vorzusetzen wagte; wenn ich mich recht entsinne, war es eine Speisenfolge und ein Konzertbericht. Der Leser möge selbst urteilen, ob ich zu solcher Maßnahme berechtigt bin oder nicht. Sonst streiche ich höchstens einmal eine Zeitangabe über Er- öffnung oder Schluß einer Sitzung, die gleichfalls niemand, auch die in der Sitzung nicht anwesend gewesenen Mit- glieder, interessiert und nur protokollarische Bedeutung hat; oder ein falsch angewandtes bzw. überflüssiges „aber“, „dagegen“, „also“ u. dgl. Ferner entferne ich unbarmherzig alle orthographischen und gröberen stilisti- schen Fehler, was den betreffenden Herren Bericht- schreibern jedenfalls nur angenehm sein kann und wohl auch gewesen ist; wenigstens hat sich über diese meine Tätigkeit bis jetzt noch keiner beschwert. Und zuletzt dulde ich in keinem Berichte irgend welche in Wort oder Form einen anderen Verein beleidigende Polemik, erstens weil ich dafür laut Preßgesetz als verantwortlicher Heraus- geber mit hafte, und zweitens, weil ich keine gehässigen sich lange hinausziehenden Zänkereien zwischen zwei oder gar mehreren Vereinen heraufbeschwören helfen will. In solchen Fällen — sie waren — ich erkenne es zur Ehre unserer Vereine gern an — sehr selten —, pflege ich zu- dem vor erfolgter Drucklegung dem betr. Herrn Schrift- führer oder Vorsitzenden Mitteilung bzw. Abänderungs- vorschläge zu machen. Und nun frage ich, ob man da von einer „Zensur“ der Vereinsberichte meinerseits reden kann! Wenn man etwa als „Zensur“ der Berichte be- zeichnen will, daß ich im Einverständnis mit dem Verlag “Berichte von Vereinen, die unsere „Blätter“ gar nicht halten, ablehne, dann haben die betreffenden Herren 487 Kritiker allerdings recht. Aber diese Art von „Zensur“ auch unter keinen Umständen nehmen lassen; denn erstens hat der Verein in solchem Falle kein Interesse an der Aufnahme seiner Berichte in den „Blättern“ — es liest sie ja dort kein Mitglied — zweitens haben wir kein Interesse daran, einem Verein, der uns nicht unterstützt, kostenlos zu einer Reklame zu ver- helfen, welche der Bericht in solchem Falle höchstens wäre, und drittens haben unsere Leser kein Interesse daran, auf Kosten rein sachlicher Artikel oder Mitteilungen den Umfang der Vereinsberichte erweitert zu sehen. Ich verkenne dabei keineswegs die Bedeutung der Vereins- berichte für die sachliche Förderung der Aquarien--und Terrarienliebhaberei und -Forschung. Um das’ zu erhärten, brauche ich wohl nur daran zu erinnern, daß ich der erste war, der durch Schaffung einer besonderen Rubrik „Vereinsarbeit“ im Register der „Blätter“ bereits vor zwei Jahren seiner Würdigung der Vereinstätigkeit Aus- druck gegeben hat. Und nun zum Schluß noch eine andere, wiederholt an mich gerichtete Frage: „Warum bringen Sie so wenig Liebhaberaufsätze?“ Wenn das Wort „Liebhaberaufsätze“ Aufsätze für Liebhaber von Aquarien und Terrarien be- deuten soll, dann weiß ich allerdings nicht recht, was ich den Herren Fragestellern antworten soll. Meiner und meiner Mitarbeiter Überzeugung nach bringen wir in den „Blättern“ nur Liebhaberaufsätze in diesem Sinne, und wenn der oder jener Liebhaber die Aufsätze nicht liest, weil sich das Odium der „Wissenschaftlichkeit“, das ihnen von gewisser Seite immer und immer wieder involviert wird, in ihm zu einem Vorurteil verdichtet hat, dann kann er uns nur leid tun. Andrerseits liegen uns von Liebhabern (nicht studierten Männern) übergenug unverlangt übersandte schriftliche Anerkennungen des Inhalts der „Blätter“ vor, und erst letzthin haben einige unserer angesehensten Vereine in ihren Berichten sich in ganz demselben Sinne geäußert. Meinen aber die Herren Fragesteller Aufsätze, von Liebhabern verfaßt, so möchte ich umgekehrt zurückfragen: Warum liefern Sie mir keine solchen? Ich habe nicht die Mühe gescheut, mir zugegangene Mitteilungen aus Liebhaber- kreisen stundenlang stilistisch und orthographisch zu be- arbeiten, weil sie in dieser Beziehung geradezu schauder- haft waren. Warum? sie brachten etwas wirklich Neues oder besonders gut Beobachtetes. Also in dieser Be- ziehung brauchte sich kein Liebhaber vor meiner „Zensur“ zu scheuen. Die Manuskripte erhält auch niemand außer mir und dem Setzer zur Einsicht; sie werden einige Wochen nach erfolgtem Abdruck prompt vernichtet. und zwar von mir eigenhändig. werde ich mir Andernfalls kann man aber doch von mir nicht erwarten, daß ich jede Anfänger- arbeit über Makropoden- und Girardinus-Zucht, die wo- möglich nach l4tägiger Pflege der Fische schon verfaßt ist, alle vorhandene Literatur unserer Lehrbücher und Zeitschriften ignoriert und schließlich nur den Zweck er- füllen würde, dem Verfasser die Ausgabe für seine Fische zu ersetzen, zum Abdruck bringe. Solche Arbeiten über- lasse ich gern andern, notabene. wenn sie sie haben wollen. Ich wiederhole also bei dieser Gelegenheit meine oft schon privatim Vereinen und Einzelliebhabern aus- gesprochene Bitte: Schreiben Sie alles, was Ihnen bei der Beobachtung Ihrer Aquarien- und Terrarieninsassen auffällt, sorgfältig auf, und geben Sie es mir, stilisiert oder im Konzept, zur Begutachtung ein, wenn Sie nicht selbst über die nötige Literatur verfügen, um Altbekanntes 488 auszuscheiden und das Neue darnach besonders hervor- zuheben. Sie werden stets einen entgegen- kommenden und verschwiegenen Berater finden, der sich auch gern die Mühe einer stilistischen Umarbeitung, wenn nötig, macht, um eine gute Beobachtung der Gesamtheit der Liebhaber zu vermitteln. Auch in solchen Fällen sende ich natürlich vor Abdruck das korrigierte Manuskript nochmals zurück, mit der Frage, ob der Autor mit der vorliegenden Fassung einverstanden ist. Noch lieber aber sind mir Aufsätze aus der bewährten Feder bewährter Liebhaber, an denen man überhaupt nichts zu feilen braucht. Leider muß ich konstatieren, daß gerade darin die Quellen sehr spärlich fließen. Warum, weiß ich nicht; ich bin mir jedenfalls nicht bewußt, jemand abgeschreckt Köhler. in mir zu haben. = Bücherschau. Die Großschmetterlinge und Raupen Mitteleuropas mit besonderer Berücksichtigung der biologischen Ver- hältnisse. Ein Bestimmungswerk und Handbuch für Sammler, Schulen, Museen und alle Naturfreunde. Heraus- gegeben von Prof. Dr. Kurt Lampert, Öberstudienrat, Vorstand des K. Naturalienkabinetts, Stuttgart. Mit 95 Tafeln in feinstem Farbendruck mit Darstellung von über 2000 Formen und über 200 Seiten Text mit 65 Ab- bildungen. — Lexikon-Format. 30 Lieferungen ä 75 Pfg. — Komp!. geb. 24.— Mk. Verlag von J. F. Schreiber, Eßlingen und München. Lieferung 25—27. Auch von diesen Lieferungen ist nur Anerkennendes zu sagen. Die Bezieher des Lieferungswerkes wird es interessieren, daß es bereits Ende November abgeschlossen vorliegt, wie wir einer Mitteilung des Verlages entnehmen. Es ist also noch Zeit, wenn jemand einem seiner Ver- wandten oder Freunde, der Schmetterlinge sammelt, eine Weihnachtsfreude bereiten will! K. VEREING- SEE T NACHRICHTEN Büchersehau. — Vereins-Nachrichten. Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Mit be- sonderer Berücksichtigung von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zum Gebrauch in den Schulen und zum Selbstunterricht. Von Dr. G. Hegi, Privatdozent an der Universität München. Kustos am k. Botan. Garten. J. F. Lehmanns Verlag, München. In Österreich: A. Pichlers Wwe. & Sohn in‘ Wien. 70 monatliche Lieferungen zum Preis von M. 1— = IK 20 h. Lieferung 9. Von ihr kann nur das gleiche Anerkennende gesagt werden wie von ihren Vorgängerinnen. RE Bubi’s erste Kindheit. Ein Tagebuch von Ernst und Gertrud Seupin. Leipzig, Th. Grieben’s Verlag (L. Fernau). 1907. . Ein prächtiges Buch, das jede junge Mutter lesen solle. Wer selbst Kinder besitzt und deren geistigen Entwicklungsgang vom ersten Lallen an verfolgt hat, wird bei jeder Zeile in wohltuendster Weise an glückliche Stunden, die der Vergangenheit angehören, erinnert und erlebt sie in der Lektüre des Buches gleichsam zum zweiten Male. Unsere Leser werden schon des Verfassers wegen reges Interesse an dem Buche nehmen, den sie bisher von einer ganz anderen Seite in den „Blättern“ kennen gelernt haben. Sie werden ihn als Naturfreund und speziell als Aquarien- und Terrarienliebhaber aber auch in diesem Buche wiedererkennen, und es wird ihnen doppelte Freude bereiten, zu sehen, wie sich „Bubi“ als echter und rechter Aquarierssproß entwickelt und schon in jungen Jahren in die Fußstapfen des Vaters zu treten verspricht. Natürlich sind solehe Notizen über die Ent- wicklung eines Kindes nur psychologische Studien, von denen aus sich keine Schlüsse auf die Allgemeinheit kindlichen Empfindens und Denkens ziehen lassen. ‘Aber der Anfang muß gemacht werden, und haben wir erst einige Hundert soleher Kinderbiographien, dann wird es um unsere Kenntnis der Kinderseele und ‘infolgedessen auch um unsere Würdigung derselben bei der Erziehung um vieles besser bestellt sein. 118 Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Isis“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu München (E. V.). Vereinslokal: „Pschorrbräu“-Bierhallen, Bayerstraße. Donnerstag, den 12. September 1907. Anwesend 11 Mitglieder. An Stelle der in Urlaub befindlichen Herren Vorsitzenden Lankes und Müller übernimmt der Schriftführer Herr Haimerl den Vorsitz und begrüßt die erschienenen Herren. Hierauf wird das sehr kurze Protokoll der letzten Wochenversammlung verlesen und genehmigt. An Zeitschriften waren ein- gelaufen: „Natur und Haus“ No. 23 und „Zoologischer Beobachter“ No. 9. Die einschlägigen Aufsätze werden bekannt gegeben. Im Einlauf: Grußkarte des Herrn Feichtinger von Terlan und des Herrn Labonte von Riva am Gardasee und Sirmione. Herr Haimerl teilt mit, daß ein Freund von ihm auf der Halsalpe am Hintersee in einer Höhe von über 1000 Meter die schwarze Varietät der Kreuzotter erbeutet habe. Anknüpfend hieran führt Herr Hauptlehrer Grossmann aus, daß er während seiner diesjährigen Gebirgstouren Salamandra atra in Höhen von 700—2200 überall zahlreich gefunden habe. Den Gesprächsstoff des Abends bilden hauptsächlich die dies- jährigen Ferienreisen der anwesenden Mitglieder. Donnerstag, den 19. September 1907. Den Vorsitz übernimmt der vom Urlaub zurück- gekehrte I. Vorsitzende Herr Lankes. Der Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten Wochen- versammlung folgt die Bekanntgabe des umfangreichen Einlaufs. Herr Rembold hatte eine große Anzahl Zirkulare des Bundes für Vogelschutz in Stuttgart zur Verteilung übersandt. Die Verteilung der Zirkulare er- folgt durch den Vorsitzenden. Im Einlauf: Lieferung 8 des großen Pflanzenwerkes von Dr. Hegi, ferner: Karte des Herrn Andres-Alexandrien bezüglich Zusendung von Wasserpflanzen. Dem Wunsche des Herrn Dr. Kammerer in Wien um Zusendung einer größeren Anzahl Rana fusca und Bufo vulgaris konnte trotz der eingeleiteten Schritte bisher nicht nachgekommen werden. Herr G. H. Minke vom Vereine „Daphnia“ in Halle a. S. er- sucht um Übersendung von Rana agilis für die dortige Ausstellung. Die „Ichthyologische Gesellschaft“-Dresden übersendet uns in Gemeinschaft mit den Herren der Vereins-Nachrichten. „Wasserrose“-Dresden aus dem Ausstellungslokal der „Iehthyologischen Gesellschaft“ dort ihre Grüße. Freund- lichen Dank. Karte des Herrn Angele von Grünau am Almsee. Herr Angele hat dort mit seinem Bruder eine prächtige Vipera berus var. prester gefangen. Herr Schlumberger offeriert Naja haje und Zamenis algirus. Herr Dr. Kreitner in Schwarzenfeld berichtet in längerer Ausführung über seine herpetologischen und ornithologi- schen Beobachtungen in der Umgebung von Schwarzen- feld. Ein Herr Fritz Albrecht teilt uns mit, daß er an einem Tage in der Umgebung von Buch (ca. 15 km von München) 6 Schlangen erbeutet habe. Genannter Herr, der ein großer Naturfreund zu sein scheint, erbittet Auf- klärung über die Artzugehörigkeit der Nattern unter Übersendung der letzteren. Es handelt sich um Coronella austriaca,. die verhältnismäßig seltenste Schlange in der weiteren Umgebung Münchens. Herr Dr. W. Klingel- höffer sandte uns einen Separatabdruck über einen von ihm in den „Blättern“ veröftentlichten Aufsatz. Karte des Herrn Dr. Krefft bezüglich seines Terrarienwerkes. Monatsanzeiger der Gesellschaft „Heros“-Nürnberg und Monatsblatt des „Wasserstern“-Augsburg. Zeitschriften: „Fischereizeitung“ No. 16; „Blätter“ No. 34, 35, 86 und 57; „Wochenschrift“ No. 35, 386 und 37. Der Inhalt der genannten Zeitschriften wurde, soweit die Zeit es er- laubte, im Auszuge verlesen und sodann besprochen. Aus der „Fischereizeitung“ No. 16 entnehmen wir dem Be- richte des zweiten Referenten am XII. deutschen Fischereitag unter anderm auch die Bemerkung, daß Zander (Lucioperca sandra) in den Aquarien zum Laichen gekommen sind”). Die Creutz’sche Verlagshandlung in Magdeburg verteilt ein Flugblatt, das für 3 neue Werke aus der Feder des Herrn Dr. Bade, nämlich „Das See- wasseraquarium“, „Praxis der Terrarienkunde“ u. „Praxis der Aquarienkunde“ Propaganda macht. Der Vorsitzende empfiehlt, vorerst von der Anschaffung der Bücher Abstand zu nehmen und diese zunächst einer eingehenden Durch- sicht zu unterziehen. Herr Lankes macht Mitteilungen über seine diesjährigen Exkursionen, die ihn diesmal tief in den bayrischen Wald bis zur böhmischen Grenze in das Gebiet des Ossers am Schwarzen- und Teufelssee führten. Nach einer Bemerkung von Professor Dr. Fritsch sollte Tropidonotus tesselatus am Teufelssee gefunden worden sein. Nachdem auch Professor Dr. J. P. Prazak in seiner neueren systematischen Übersicht der Reptilien und Batrachier Böhmens sagt: „Es ist mir kein Gebiet Böhmens bekannt, wo sie nicht gefunden worden wäre“, die Schlange auch in Sachsen gefunden wurde, lag die Annahme, ihr schließlich auch an geeigneten Übergängen auf bayrischem Boden zu begegnen, nicht allzuferne. Der Teufelssee liegt noch auf böhmischem Gebiet. Eine längere Durchforschung seiner Uferränder und seiner näheren Umgebung führte trotz der schönen Tage zu keinem Resultät. Ein Ubergang der Würfelnatter von hier aus auf bayrisches Gebiet erscheint wegen der hohen Berge ausgeschlossen. Interessantes bot die Unter- suchung des 1008 m hoch liegenden Schwarzensees. An den steinigen Uferrändern gelang es Herrn Lankes, zwischen und unter den Steinen eine große Anzahl Rana fusca aus dem Wasser zu ziehen. Die Tiere waren hier am 9. September noch vollständig im Wasserkleid und nur im Wasser zu finden. Sehr viele zweibeinige, wenige vierbeinige Larven von Rana fusca tummelten sich an den Uferrändern. Trotz eifrigen Suchens konnte nicht ein entwickeltes Fröschehen gefunden werden. Dasselbe Tier also, das um München herum Mitte und Ende Juni fertig entwickelt ist, zeigte sich hier am 9. September noch größtenteils als zweibeinige Larve. Wenn in diesen Gegenden des bayrischen Waldes frühzeitig schlechte, kalte Witterung eintritt, wäre die Möglichkeit nicht aus- geschlossen, daß eine Anzahl Larven des Taufrosches sich nieht entwickeln könnte und in ähnlicher Weise wie Pelobates fuscus, wie Rana esculenta an manchen Stellen auf der bayrischen Hochebene und wie Bombinator pachypus in vielen Gewässern des bayrischen Waldes als Larve überwintern müßte und im folgenden Jahre erst zur Verwandlung gelangen würde. Und wie steht es dann in einem solchen Falle mit dem Landleben der alten - *) Das Laichgeschäft des Zanders ist bereits vor vielen Jahren von Dr. Kluge, jetzt Lektor in Halle, in den Aquarien der Grusongewächshäuser in Magdeburg beobachtet worden. 489 Frösche, mit ihrer Nahrungsversorgung im allgemeinen und für den langen Winter? Unter den Steinen am Ufer des Schwarzensees konnten auch mehrfach ca. 5 em lange Cottus gobio beobachtet und erbeutet werden. Herr Dr. Bruner demonstriert 2 junge Ochsenfrösche (Rana catesbiana). welche der Genannte aus Larven ge- zogen hatte, ferner die hübsche Rana wirescens und spricht einige erläuternde Worte über Aufzucht. und Pflege. Donnerstag, den 26. September 1907. Entschuldigt Herr Lankes. Den Vorsitz übernimmt Herr Dr. Bruner. Das Protokoll der letzten Wochen- versammlung wird verlesen und genehmigt. Eingelaufen waren „Blätter“ No. 38 und „Wochenschrift“ No. 38. Verschiedene Aufsätze und Berichte gelangen zur Bekannt- gabe. Herr Dr. Bruner demonstriert und bespricht Pityophis (Coluber) catenifer, eine hübsche Schlange aus Nord-Amerika, ferner die prächtige Liophis andreae aus Cuba, endlich Rhadinaesa merremi. - Durch Herrn Zwengauer werden vorgezeigt: Eutaenia elegans Baird & Girard (Tropidonotus vagrans Boul.) und Eutaenia sirtalis (Tropidonotus ordinatus var. sirtalis Boul.) sowie Liocephalus carinatus. Herr Kaiser: teilt mit, daß die von ihm bestellten neuen Welse bis auf ein Stück tot angekommen seien. Im weiteren Verlaufe des Abends gelangten noch zur Besprechnng die Themen „Welche Pflanzen eignen sich für warme Terrarien“ und der „Winterschlaf der "Tritonen“. K. Lankes, 1. Vors. „Salvinia“, Verein für Aquarien- und Terrarieufreunde zu Hamburg. (E. V.) Vereinslokal: Sternschanzenhotel „Schanzenburg“, Schanzenstraße 95 —97. Briefadresse: Dr. Franck, Hamburg 13, Hartungstraße 22 pt. Sitzung vom 14. Oktober 1907. Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und genehmigt. Eingegangen ist das Monatsblatt des „Wasser- stern“, Augsburg, vom Oktober. Herr Löns sendet uns „Beiträge zur Landesfauna von Hannover“ und „Die Wirbeltiere der Lüneburger Heide“; wir sagen Herrn Löns für die Übersendung dieser beiden Abhandlungen, die uns Hamburger sehr interessieren, unseren verbind- lichsten Dank. Die Sitzung findet in dem neuen Vereins- lokal statt; der Wechsel erregt allgemeine Befriedigung. Bezüglich unserer genauen Vereinsadresse verweisen wir auf den Kopf der Sitzungsberichte. — Herr Tofohr zeigte eine Anzahl interessanter Tiere vor. Naja haje, Aspis oder ägyptische Brillenschlange, hatte er selbst aus Nordafrika importiert. Es war ein ausgewachsenes sehr starkes Exemplar von 1,85 m Länge; diese Schlange ist ein recht gefährliches, bösartiges Tier. Herr Tofohr hat zwei Exemplare davon im Besitz. Ferner zeigte Herr Tofohr die Ameiva chrysolaema und den Liocephalus schreibersi, die durch Herrn Dr.-Krefft bestimmt worden sind. Beide Tiere stammen von St. Domingo und sind von Herrn Siggelkow importiert. Von der ersten Art be- sitzt Herr Tofohr vier Exemplare, von der letzten zwei. Beide Arten sind sehr interessante farbenprächtige Tiere, der Liocephalus ist an den Seiten prachtvoll rot und blau gezeichnet. Ameiva frißt Mehlwürmer und Früchte, wie Bananen und süße Birnen; Liocephalus frißt Fliegen. — Darauf berichtete Herr Tofohr über seine weiteren Zucht- erfolge. Bei einer neugeborenen Lacerta viridiıs subsp. major war der Schwanz wohl infolge einer Beschädigung des Embryo vollständig verkümmert, trotzdem war das Tier lebend zur Welt gekommen... Eine andere Eidechse derselben Art, die erst einen Tag alt war, zeigte ebenso wie die vorige ein Jugendkleid, das von dem früher be- schriebenen abweicht. Die grüne Farbe upter den Augen nach der Kehle zu fehlt gänzlich. Dahingegen besitzen beide Tiere auch im Gegensatz zu den früheren scharf hervortretende gelbe Längsstreifen auf braunem Grunde. Auf dem Rücken stehen drei scharf ausgeprägte Längs- streifen, während die Körperseiten noch je einen durch Punkte angedeuteten Streifen tragen.. Die Entwicklungs- zeit betrug 81 Tage. Ein 57 Tage alter Embryo von Acanthodactylus pardalis war noch recht weit in der Entwicklung zurück. Schließlich besprach Herr Tofohr noch den Amphibolurus mwricatus aus Australien, von 490 welcher recht haltbaren Eidechse er ein Exemplar im Besitz hat. — Herr H. Lohmann berichtete über das „Hammonia“-Fischfutter, von dem Herr Frahm uns einige Dosen zugesandt hatte. Ungünstige Eigenschaften hat Herr Lohmann an demselben nicht bemerkt; von den Fischen wurde es gern gefressen. — Herr Müller be- endigte seinen Vortrag über insektenfressende Pflanzen. Wir wollen hier nur einiges aus den interessanten Aus- führungen unseres Herrn Müller hervorheben. Zwei wesentliche Bedingungen für erfolgreiche Kultur von Drosera rotundifolia sind feuchte Luft und viel Sonne. Wenn hinreichende Besonnung fehlt, so geht die rote Farbe der Blätter in Grün über. Bei den günstigen Bedingungen, unter denen Herr Müller die Pflanzen halten konnte, bildeten sie im Terrarium auch Winterknospen. Sollen die Pflanzen im Terrarium auch zur Blüte kommen, so ist es nach Herrn Müllers Erfahrungen wesentlich, daß sie ge- füttert werden. Am schnellsten wurde Käse verdaut. Die Blüten öffneten sich nieht. Es ist ja bekannt, daß die Pflanze in vielen Gegenden stets kleistogam ist, so z. B. auf der Insel Sylt, wie der Unterzeichnete bestätigen kann. Kleistogam nennt man solche Blüten, die Samen liefern, ohne daß sich die Blüte geöffnet hatte, bei denen also Selbstbestäubung stattgefunden hat. Ferner konnte Herr Müller beobachten, daß abgetrennte Blätter von Drosera rotundifolia, die feucht gehalten wurden, neue Pflanzen lieferten; das wäre noch eine Vermehrung durch eine Art von Stecklingen. Dann beschrieb Herr Müller die Früchte und Samen Droserarotundifolia und intermedia. In diesem Frühjahr säte er Samen, die er selbst im Freien gesammelt hatte, auf feucht gehaltenen Platten von In- sektentorf aus; eine Keimung wollte nicht eintreten. Als er von seiner Sommerreise zurückkehrte, war das Torf- stück ausgetrocknet. Als dasselbe jetzt wieder feucht gehalten wurde, begannen sich kleine Keimpflanzen ein- zustellen, die Herr Müller uns vorzeigte. Die beiden Keimblätter tragen keine Drüsen, dahingegen ist schon das folgende Blatt mit solchen ausgestattet. Schließlich ist es Herrn Müller auch gelungen, Pinguieula vulgaris in erfolgreicher Weise im Terrarium zu züchten. Die Pflanzen bildeten Ableger, blühten und lieferten Samen. Unterstützt wurden Herrn Müllers Vorträge durch ein reiches Anschauungsmaterial; so konnte er uns jetzt im Herbst noch mehrere Drosera- und Utriceularia-Arten vor- zeigen, die er im September im Eppendorfer Moor ge- sammelt hatte. Nach Herrn Müllers Erfahrungen sind in diesem Gebiete immer noch alle drei Drosera- und alle drei Utricularia-Arten zu finden. Herr Müller glaubt, dort in diesem Jahre neben Pinguiceula vulgaris auch Pinguicula alpina gefunden zu haben. Doch ist die Art nicht sicher bestimmt worden. In früherer Zeit ist Pin- guwicula alpina sicher im Eppendorfer Moor vorgekommen, nach den bisherigen Erfahrungen aber gänzlich aus- gestorben. Herr OÖ. Lohmann berichtet über seine Zucht von Barbus conchonius. Er hielt die Tiere in einem Aquarium, das schon zwei Jahre unverändert im Betrieb war. Zuchterfolge erzielte er erst dann, als er das Aqua- rium an die Sonnenseite des Zimmers setzte. Herr Lohmann beobachtete, daß das Männchen Laich fraß. Trotzdem wurden die alten Tiere im Aquarium belassen, und es gelang, etwa 40 Fische aufzuziehen. Kannibalische Gelüste der Alten den Jungfischen gegenüber, die nach den Angaben von Herrn Westphal („Blätter“ 1904) und anderen zu befürchten sind, konnte Herr Lohmann nicht wahrnehmen. Die jungen Barben schnupperten gerne zwischen Algen umher. Während Kärpflinge, wie auch Herr Graff hervorhob, Algen fressen, dürften die kleinen Barben den Infusorien nachgehen, die sich zwischen und an den Algen aufhalten. Dr. Franck. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg (E. V.). Vereinslokal: „Walhalla“, Hefnersplatz 7/I. Briefadresse: F. Fischer, Nürnberg, Martin-Richter-Str. 12. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Dienstag des Monats. Sitzung vom 5. November. Mit herzlicher Begrüßung der zahlreich erschienenen Mitglieder eröffnet der LI. Vorsitzende die Sitzung. An- wesend als Gäste die Herren Philippi und Bürger. Herr Schriftführer Nüßler bittet von der Verlesung des Vereins-Nachrichten. Protokolls der letzten Sitzung heute absehen zu wollen, da er direkt vom Dienst in die Sitzung gekommen sei. Unser Mitglied Herr Pistor sendet Grüße aus Wien und Prag. Herr G. Schwarzer bittet um Übersendung der Aufnahmebedingungen. — M. Apitz, Berlin, offeriert einen neuen Heizapparat „Neuheit“ und Glasaquarien. Herr Gruber teilt hierzu mit, daß er diesen Heizapparat be- stellt habe und ihn in der nächsten Sitzung im Betrieb zeigen wird. — Der Verlag für Naturkunde: Sprösser & Nägele, Stuttgart, teilt in einem Schreiben mit, daß die Zeitschrift „Natur und Haus“ von ihm übernommen worden sei. Daß genannte Zeitschrift bei allen Natur- freunden sehr beliebt ist, ist bekannt; das Versprechen des Verlages, künftig die Aquarien- und Terrarienkunde mehr zu Worte kommen zu lassen, erfüllt uns mit ganz besonderer Freude und die angegebenen Mitarbeiter Herr Dr. O. Zacharias und Herr Leonhardt lassen auch wirklich Hervorragendes erwarten, so daß wir „Natur und Haus“ allen Mitgliedern warm empfehlen können. — OÖ. Wigand, Verlagsbuchhandlung in Leipzig offeriert ein Werk von Klotz: „Der Mensch ein Vierfüßler.“ — Verein „Wasserstern“, Augsburg, sendet Monatsanzeiger. — Herr Fr. Fischer sendet die Kisten unserer Libellen- und Käfersammlung, die auf der Ausstellung des Vereins „Wasserstern“ in Augsburg waren, in das Gesellschafts- lokal. Dazu wurden vom genannten Verein irrtümlicher- weise auch. 2 Kästen mitgesandt, die Eigentum des Herrn Reallehrers Gugler in Neuburg sind. Dieselben werden einstweilen mit unseren Kästen im Gesellschaftslokal ver- wahrt, bis Herr Gugler darüber verfügt hat. Die Sammlungen wurden von den Anwesenden mit großem Interesse besichtigt und vom Vorsitzenden erklärt. — Herr Gruber gibt sodann die neuen Zugänge zur Bibliothek bekannt: Dr. Apstein, Tierleben der Hochsee. — Dr. E. Bade, Das Sammeln, Pflegen und Präparieren von Naturkörpern. — K. Lohrenz, Praktischer Leitfaden für Käfersammler. — Prof. Dr. W. Marshall, Tiere als Ar- beiter und Tierstaaten. H. Lachmann, Die Reptilien und Amphibien Deutschlands. — Dr. OÖ. Zacharias, Das Süßwasser-Plankton. — Nach einer Pause ergreift Herr Ing. Stibor das Wort zu seinem Vortrage: „Uber die Zucht der lebendgebärenden Zahnkarpfen“! Redner ver- breitet sich zunächst über die Zahnkarpfen im allgemeinen und geht dann über zu den lebendgebärenden. Er be- spricht bei den einzelnen Arten: Einführung, Körperbau, Eigenart der Ausbildung des Laiches, Befruchtung, Liebesspiele, Laichakt, Aufzucht und Ernährung der Jungen und sonstige Lebensbedingungen. Hierauf be- richtet Herr Stibor eingehend über den Kannibalismus der Eltern und streift die verschieden bekannten Vor- beugungsmittel. Recht interessant ist die Demonstration einer vom Vortragenden mit Erfolg angewandten Vor- richtung, um jenen mörderischen Gelüsten der Raben- eltern Einhalt zu gebieten. Der Zuchtbehälter wird durch Einfügen einer Glasscheibe in zwei ungleichgroße Teile ge- teilt. Die Trennungsscheibe wird mittels Gummistückchen oben und unten eingeklemmt, so daß zwischen den Glas- wänden des Aquariums und der Trennungsscheibe kleine Zwischenräume entstehen, welche zwar den Jungtieren nicht aber dem laichenden Weibchen den Durchgang er- lauben; das Weibehen kommt in den kleineren Teil des Aquariums, der durch geeignete Aufstellung oder sonstige Mittel etwas verdunkelt wird, während der größere Teil volles Licht bekommt. Die ausgeschlüpften Jungen haben das Bestreben, zunächst dem drohenden Maule der Mutter zu entfliehen, wenden sich dem Lichte zu und gelangen hier durch die zu beiden Seiten gelassenen Öffnungen in den Sicherheit gewährenden größeren Abteil. Statt der “ Trennungsscheibe kann mit Vorteil auch ein Gitter an- gewendet werden. — Herr Stibor hat diese Methode im vorigen Sommer reichlich ausprobiert und gute Erfolge damit erzielt. Die Herstellung von vegetabilischer Kost erreicht Herr Stibor in der Weise, daß er Salatblätter usw. auf den Heizkasten seines Warmhauses trocknet und so fortwährend ein den Zahnkarpfen sehr bekömmliches und notwendiges Futter zur Verfügung hat. Im Schlusse seines Vortrages spricht Redner von der Anspruchslosigkeit in bezug auf Behälter, Futter und Pflege und empfiehlt daher jedem Aquarier die Zucht der Zahnkarpfen, die trotz ihres meist unscheinbaren Kleides und ihres meist geringen Preises dem Liebhaber viel Genuß und große Vereins-Nachrichten. Freude bereiten. — Zur Demonstration des Vortrages wurden mehrere Arten der Zahnkarpfen lebend sowie - Präparate unserer Sammlung: ein geöffnetes Weibchen mit einer Masse befruchteter Eier und ein von Pilzen dichtumgebenes @ir. dec. Weibehen, herumgereicht. Reicher Beifall lohnte die sehr interessanten, lehrreichen Ausführungen des Herrn Stibor. Der Vorsitzende sprach ihm den herzlichsten Dank der Gesellschaft aus und knüpfte daran den Wunsch, daß uns Herr Stibor bald wieder mit einem Vortrage erfreuen möge. Darauf Gratis- verlosung. Gewonnen wurde; 1 Zuchtpaar Poecilia cau- cana von Herrn Philippi; 1 Weibehen Poec. caucana von Herrn Knauer; 1 Zuchtpaar Gambusen von Herrn Grieshammer; 1 Zuchtpaar Gambusen von Herrn Baumann; 1 Weibehen Poec. mexicana von Herrn Schlenk; 1 Zucht- paar Gür. caudim. von Herrn Herzog; 1 Ampullaria gigas von Herrn Stibor und 1 Ampullaria gigas von Herrn Etterer. — Literaturbesprechung: Herr Gruber spricht über „festsitzende Schnecken“ nach einem Artikel von Roth, Zürich, und über Gür. denticulatus Garman nach einem Artikel von Joh. Thumm. Die Anspruchs- losigkeit dieses Fisches in bezug auf Behälter, Temperatur des Wassers, Nahrung, überhaupt auf Pflege, sichern ihm bei allen Liebhabern ein freudiges „Willkommen“. Herr Stibor besprach hierauf mehrere Artikel der „Wochen- schrift“. Davon sei erwähnt: Überwinterung von Limnocharis humboldti, über Badis badis und über die Fadenalge, ob Schutz oder Falle! — Der II. Vorsitzende macht die freudige Mitteilung, daß sich der anwesende Gast Herr Philippi als ordentliches Mitglied angemeldet hat, was von den Versammelten mit lebhafter Freude begrüßt wird. Hierauf gibt Herr Stibor einen Bericht über die Geschäfte unserer Importkommission. Aus diesem ist zu entnehmen, daß die von Herrn Haubold gefertigte Abrechnung eine mustergültige genannt werden muß und mit einem Gewinn von 11 M. 44 Pf. abschließt. Redner spricht Herrn Haubold als dem Leiter der Versand- abteilung den herzlichsten Dank aus für die Mühe und Geschicklichkeit, die er während dieses Jahres entfaltet hat. Die Verwaltung. „Wasserstern‘‘, Verein für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Augsburg. Vereinslokal: Hotel „Kaiserhof“, Eingang Halderstraße. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Samstag des Monats. Briefadresse: K. Riedel, Haunstetterstr. 21/I. Sitzung vom 5. Oktober 1907. Aufgenommen die Herren Florian Redle und Konrad Klingensteiner. Angemeldet: Herr Joh. Weichner. Ein- lauf: Offerte Krause, Krefeld, Monatsblatt des „Heros“, Nürnberg, Prospekt und Offerte, Wunderlämpchen be- treffend. Grußkarte unseres Herrn Schupp. Herr Dr. Wolterstorff, dem wir zur Bestimmung Estheria cyela- doides übermittelten, bestätigt Empfang, und teilt uns mit, daß er zu genauer Bestimmung der Spezies das Präparat Herrn Dr. Wolff übermittelt habe. Für das freundliche Entgegenkommen des Herrn Dr. Woltersdorff sprechen wir auch an dieser Stelle unsern herzlichsten Dank aus. An einem der biologischen Versuchsstation für Fischerei übermittelten Hecht, der die gleichen Krank- heitserscheinungen wie der früher übersandte zeigte, kon- statiert Fräulein Dr. Marianne Plehn Lepidorthosis und schreibt uns, daß diese bei den Cypriniden schon ziemlich lange bekannte Krankheit, durch diesen Fall erstmalig beim Hechte nachgewiesen sei. In Nr. 40 der „Wochen- schrift“ lesen wir, daß die Jungfische des Goldfisches im Jugendkleide stets grau gefärbt sind. Diese Tatsache finden wir als Regel auch bei den Goldfischmonstrositäten, doch sei bemerkt, daß Ausnahmen auch hier auftreten. Junge Teleskopen heuriger Frühjahrszucht zeigten bei Unterzeiehnetem schon mit !s em die Goldfärbung der Alten, doch nicht mit intensivem Goldglanze, sondern in der mehr blassen Färbung der Goldorfe. Die hervor- tretenden Augen dieser Jungfischehen hoben sich als tiefschwarze Punkte ganz eigenartig von der hellen Körper- farbe ab. Mit besonderem Interesse lesen wir die Beiträge zur Biologie der Tritonen von W. Klinge. „Roßmäßler“, Hamburg, klagt über mangelnde sachgemäße Besprechung der Literaturerscheinungen auf dem Gebiete der Lieb- haberei. „Neptun“, Braunschweig, betrachtet die in den 491 „Blättern“ erscheinenden Kritiken als eines Wissen- schaftlers vom Fach unwürdig und wenig großzügig. Welche Gegensätze! Die Ansichten dieses Vereins bestätigen dem „Roßmäßler“ doch wohl, daß wir anscheinend über man- gelnde Kritik gerade nicht zu klagen haben. Wir sympathisieren ganz und gar mit der Ansicht des „Roß- mäßler“. Wir können von berufener Seite eine sachliche ehrliche Berichtigung vorhandener Fehler verlangen. Wir halten eine gesunde Kritik nur für zweckmäßig. Soll das Falsche tatsächlich nicht korrigiert, nicht gerügt, eventuelle Fehler nicht aufgedeckt werden? Wir können nicht glauben, daß ein Verschweigen von Mängeln für uns vorteilhafter sein sollte. Und die geeigneten Persön- lichkeiten zu einer sachlichen und gründlichen Kritik sind doch wohl die Herausgeber unserer Fachzeitschriften; von ihnen können wir in erster Linie ein ehrliches Gut- achten erwarten und verlangen. Zur Frage: „Rana esculenta ein Fischfeind“ schreibt unser Herr Glaß fol- gendes: „Insekten, Nacktschnecken, Würmer und Kaul- quappen, ja sogar kleine Kröten und Fische werden von meinem Wasserfrosche anstandslos genommen. Der Grün- rock sitzt regungslos in dem, in der Nähe des Ufers, 2—3 em tiefen Wasser des Bassins, die Fischehen — kleine Ellritzen — schwimmen, ohne den verdächtigen Gesellen irgendwie zu beachten, die drohende Gefahr nicht ahnend, ganz an das Ufer heran, ohne weitere Notiz von dem Mitbewohner zu nehmen; da erfolgt von seiten des Räubers plötzlich ein Stoß, und mit Hilfe eines Vorderfußes verschwindet eine 4 cm lange Ellritze in dem Rachen des kaum 5 cm Rumpflänge messenden Wasserfrosches. Aus irgendwelchem Grunde hielten sich von nun an die übrigen Fischehen nur noch in den tieferen Stellen des Bassins auf. Die Fütterung des Frosches mit anderen Futtertieren wurde eingestellt und konstatiert, daß nach 10 Tagen noch alle Ellritzen vorhanden waren. Nun wurde das Wasser auf 2 cm abgelassen, was zur Folge hatte, daß in kürzester Zeit alle Fische aufgefressen waren.“ Wir schließen daraus, daß der Wasserfrosch nur an flachen Uferstellen als Fischräuber in Betracht kommt. Unser Mitglied, Herr Stromberger, Gaimersheim, der heute Abend in der Sitzung anwesend ist, machte die gleichen Erfahrungen an einem großen Wasserfrosche, der aus dem seichten Wasserbassin kleine Bitterlinge, die als Futter für eine Würfelnatter eingebracht waren, fing und verschlang. Unterzeichneter ergänzt hierzu, daß seine Wasserfrösche äußerst geschickt, frisch abgesetzte Salamandra maculosa aus dem seichten Wasser heraus- fingen und verzehrten. Alle diese Beobachtungen bestätigen unsere Schlußfolgerung aus den Mitteilungen des Herrn Glaß. Der Wasserfrosch könnte also wohl nur als Fischräuber in Teiehen in Betracht kommen, die flach auslaufende, seichte Ufer besitzen. — Zur Demonstration bringt Herr Blank eine selbstkonstruierte patentierte Heizlampe, auf dem Prinzip der Petroleumvergasung beruhend. Herr Dreher, der bei seinen heizbaren Behältern fast ausschließ- lich dieses Lämpchen brennt, empfiehlt dasselbe wärmstens. Eine lebhafte Diskussion entspinnt sich über die Heiz- frage. Unterzeichneter demonstriert die beiden deutschen Unken Bombinator pachypus und igneus und mehrere Exemplare einer spanischen Krötenart, vermutlich die südliche Form unserer Bufo viridis, reizende lebhafte Tiere mit prächtiger Zeichnung, die durch ihr rasches, sich äußerst drollig ausnehmendes Dahinlaufen auf allen Vieren, die Anwesenden ergötzen. Die Tierchen sind äußerst munter, gehen tadellos an Mehlwürmer und sind ausgesprochene Nachttiere, die den Tag unter Moos ver- steckt verträumen, um Nachts ein recht reges munteres Wesen zu entfalten. Sie zeigen sich viel lebhafter als unsere heimischen Bufo-Arten. Ferner demonstriert Unter- zeichneter einen kleinen Hechtalligator (Alligator lueius) in guter Verfassung. Das Tier wurde den ganzen Sommer bis in den Spätherbst, wo die Temperatur bis auf 10° C. heruntersank, im Freien gehalten, ohne nachteilige Folgen. Ein Zwergwels, der der Panzerechse vorgeworfen wurde, wurde trotz seiner verhältnismäßigen Größe sofort er- griffen und ganz beängstigend, mit außergewöhnlicher Energie hin und her geschleudert, doch konnte sie ihn nicht bewältigen. In den wärmeren Tagen des Sommers fraß sie kleine vorgeworfene Ellritzen. Uber Hecht und Stichling entspinnt sich noch eine längere lebhafte Debatte. Riedel. 492 ‚Sitzung vom 20. Oktober 1907. Aufgenommen Herr Weichner, Buchhalter und Herr Julius Landauer, Fabrikbesitzer. Im Einlauf: Karte des Herrn cand. chem. Schmalz, Seetierbezug betreffend. Schreiben des 1. Vorsitzenden der „Salvinia“, -Hamburg, Herrn Dr. Franck. - Literaturreferat: Einiges aus der interessanten Arbeit des Herrn Köhler,- Latenzzustände ete. betreffend, "wird verlesen. Wir entnehmen hieraus: Die Winterknollen der Sagittaria sagittaefolia werden bis zu einem halben Meter in die Erde getrieben. Unser Herr Rast, der die Latenzknolle dieser Pflanze schon in unzähligen Mengen an den Ufern der Wörnitz gesammelt hat, bemerkt, daß er dieselben höchstens bis zu 20—850 cm tief im Boden stecken gefunden habe und ist der Ansicht, daß '/; m Tiefstand mindestens äußerst selten vorkommen dürfte. Der Artikel von Tofohr, Hamburg, „Reptilien- zucht aus Biern“, interessiert ganz besonders. Herrn Müllegger gelang es im Vorjahre, ebenfalls aus Biern der Lacerta agilis, in ähnlichen Aufzuchtbehältern, junge Tiere zu erzielen. Eier der Tropidonotus tesselatus (W ürfel- natter) konnten nicht zur vollständigen Reife gebracht werden, doch hatte der Schlangenembryo bereits eine be- trächtliche Länge (8 cm) erreicht. „Trianaea“, Rixdorf, berichtet, daß häufiger Wasserwechsel die Schwarz- färbung der Gambusen begünstigt. Wir haben kühlere Temperaturen als Ursache angegeben. Hydrocleis nym- phaeoides, den teichrosenähnlichen Wasserschlüssel, über- wintern die Herren Friedrich und Hammer bei 19° ©. Herr Dr. Stöhr, Regensburg, bestätigt die Beobachtung, daß Capoeta spec. (damascina) als Tubifexvertilger her- vorragende Dienste leiste. „Proteus“, Breslau, berichtet, daß ein Regenwurm im Seewasser 8 Tage gelebt habe. Wir haben bis jetzt nur ein ungemein rasches Absterben beobachten können. — Aus den Beschlüssen der letzten Vorstandssitzung wäre bekanntzugeben, daß der Verein Anschluß an den naturwissenschaftlichen Verein für Schwaben und Neuburg herbeigeführt hat, wodurch den Mitgliedern die Sammlungen (Museum, Obstmarkt) kosten- los zur Besichtigung jederzeit offen stehen. Des weiteren ist der „Wasserstern“ dem Volkshochschulverein Augs- burg beigetreten, wodurch ihm Preisermäßigung zu den Vorträgen genannten Vereins für seine Mitglieder zuge- sichert ist. — Anschließend Vortrag unseres Herrn Friedrich: „Sämtliche bis jetzt in Augsburg eingeführte Zahnkarpfen.“ Diese kleinen Fremdlinge haben sich durch ihre leichte Haltung und Züchtung tatsächlich die Aquarien der Liebhaber erobert, weshalb wohl mit besonderem Interesse den Ausführungen des Herrn Vortragenden ge- folgt wird. Einige interessantere Momente seien hier zur Kenntnis gebracht. Herr Friedrieh demonstriert und bespricht folgende sämtliche lebendgebärende Arten: 1. Girardinus januarius, der älteste eingeführte Kärpfling, ist ein harter Fisch, der Piscidin, geschabtes Fleisch und Pflanzenkost (getrockneten Salat) gleich willig frißt. Das Absetzen der Jungen erfolet alle 4—6 Wochen, wozu zu bemerken ist, daß eine einmalige Befruchtung im Frühjahr für mehrere Laichperioden hinreichen kann. Die Jungen sind nach 4 Monaten schon wieder geschlechts- reif. 2. Onesterodon decemmaculatus, Zehnfleckkärpfling. Zarter als ersterer. Die Seiten zieren 10 schwarze Quer- striche, die verschwinden und wiedererscheinen können. Wirft 20—40 äußerst kleine Junge, die aber sehr rasch heranwachsen. 3. Girardinus jan. var. reticulatus, halt- bar, anspruchslos, Temperatur 12,5—20° ©. Weibchen setzte bei 14°C. in den Wintermonaten Junge ab; diese zeigen den charakteristischen Schwanzfleck der Stamm- form, so daß man leicht veranlaßt werden könnte zu glauben, junge Girardinus januarus vor sich zu haben. Vortragender bemerkte, daß der erste Wurf der jungen Mutter, von dieser verfolgt, spätere jedoch nicht mehr behelligt wurden. Ein Weibehen brachte Junge an fol- genden Tagen: 12. Juni 30 Stück, 1. September 16 Stück, 26. Oktober 14 Stück bei 20° C., folglich wäre die normale Trächtigkeitsdauer 6 Wochen, entgegengesetzt der Er- fahrungen des Herrn Thumm, dessen Fische, allerdings geheizt gehalten, nur 27, 23—832 Tage brauchten.*) Dieser Fisch benötigt keine Heizung. Schon die normale Fleekung *) Die Dauer der einzelnen Trächtigkeitsperiode hängt übrigens nicht bloß von der Wassertemperatur, sondern noch von Vereins-Nachrichten. der zirka 200 Jungfische von verschiedenen Weibchen, von denen nur 4 Stück ungefleckt blieben, bestätigt, daß ein Zuwarmhalten bei. diesem Fische nicht angebracht ist. 4. Poecilia vivipara (Syn. P. unimaculata). Vortragender ‚charakterisiert diesen Fisch als zutraulich und bei 18 bis 22° Ö. sehr haltbar. Ernährung: Pflanzenkost, Piseidin, Daphnien, geschabtesFleisch. Trächtigkeitsdauer8 Wochen. Erster Wurf 85 Junge. Nach 'Thumm jedoch fruchtbarer. Junge in 6—7 Monaten laichreif. 5. Mollienisia_ lati- pinna (Hochflosser). Wohl der schönste unserer lebend- gebärenden Zahnkarpfen. Männchen und Weibchen ungefähr gleicher Größe. Algenvertilger. Erste Laich- periode: 78 Junge, also fruchtbarer als häufig ange- nommen wird. Zweiter Wurf durch Herausspringen des Weibehens verunglückt. Die Jungen kommen tot zur Welt. Das Weibchen hat aber keinen Schaden ge- litten. Trächtigkeitsdauer das erstemal 13, das zweite- mal 12 Wochen (offenkundig durch den erwähnten Zwischenfall Frühgeburt). Futter: Salat, Piseidin, ge- schabtes Fleisch, Daphnien; ungeheure Fresser. Müssen, wenn sie gedeihen und reichliche Nachzucht erzielen sollen, ungemein fleißig gefüttert werden. 6. Gambusia affinis var. holbrooki. Männchen schwarzgefleckt. Hart. Ertragen 5—7° ©. im Winter gut. Schwarzfärbung des Männchens dunkelt mit dem zunehmenden Alter. Kältere Temperaturen begünstigen das Hervortreten schwarzen Pigments. 7. Fitzroyia lineata. Größenunterschied bei beiden Geschlechtern ganz bedeutend. 92 8—10 cm, & 3—4 em. Die Weibchen brachten, je nach Größe, 9—40 Junge. Die Höchstzahl bei den Tieren des Herrn Friedrich war 40 Stück, doch sollen größere Erfolge er- zielt worden sein (80 Junge). Nach 4 Monaten sind die Jungen schon wieder geschlechtsreif. Nach der Befruchtung zeigen die Weibchen an der Aftergegend einen blutroten Fleck. 8. Mollienisia formosa. Oberlippe der Männchen mit feinen Härchen besetzt, die bei den Liebesspielen vor dem Begattungsakt eine Rolle spielen. Fressen eben- falls pflanzliche Stoffe. Bei 16—25° C. munter und ge- fräßig. Trächtigkeitsdauer durchschnittlich 6—8 Wochen. Die Höchstzahl auf einmal geworfener Jungen betrug 921 Stück. 8—10. Poecilia metallica, Poecilia sphenops und Poecilia mexicana scheinen eng verwandt, Wenn auch die alten Tiere ganz wesentlich voneinander ab- weichen, so haben die Jungtiere hauptsächlich in Färbung und Form ‚speziell von P. sphenops und metallica eine gravierende Ähnlichkeit. 11. Poecilia caucana. Ein kleines, zartes, farbenprächtiges Fischehen. Trächtigkeitsdauer 6—8 Wochen. Temperatur. 16—22° C. Fruchtbarkeit minimal. 7—8 Junge. Fressen gleich den anderen Zahn- karpfen Vegetabilien, Piseidin, Daphnien, getrocknetes Herz, verschmähen dagegen geschabtes, rohes Fleisch. 12. Girardinus denticulatus. Ein von Herrn Thumm in den Handel gebrachter, prächtiger Zahnkarpfen von rhombischer Form. Blauer Hauch über dem ganzen Körper Männchen hat in der Mitte des Körpers drei dunkle Querstreifen, die auch bei den Jungfischen schon un- mittelbar nach der Geburt auffallen. Rücken und Schwanz- flosse dunkelgrau, die blaßgelben Strahlen heben sich vorteilhaft von diesem Hintergrunde ab. Ein schmaler blauer Saum hebt die Wirkung. Bauchflossen schön hell grün mit leuchtendblauem Saum geziert. Nach 97 Tagen, am 23. August, 85 Junge. Temperatur 13—17°C. Wird seinen Jungen nicht gefährlich. Ungemein belehrend und reichhaltig waren für den aufmerksam Folgenden die Ausführungen unseres Herrn Friedrich. Für seine große Mühe sprechen wir dem Vortragenden unseren herzlichsten Dank aus. Wir wiederholen noch, daß sämtliche vorbe- schriebenen Poeeiliiden nicht geheizt gehalten werden, und daß sämtliche neben abwechslungsreichen anderen Futtermitteln hauptsächlich in reichen Mengen Vegeta- bilien (getrockneter Salat) verabreicht erhalten. Die Erfolge des Herrn Friedrich bestätigen, daß die Haltung richtig ist. Von Herrn Rast gestiftete Pflanzen bringen für die Verlosungskasse einen Betrag von 1 Mark, wofür wir dem Spender herzlich danken. Zum Schlusse unsere allmonatlich stattfindende Gratisverlosung, an der auch die auswärtigen Mitglieder Anteil nahmen. Riedel. manchen anderen Faktoren ab, z. B. Art und Menge des Futters, Größe des Behälters, Sauerstoffgehalt des Wassers usw., so dab man stets zu verschiedenen Resultaten gelangen wird. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Oreutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. erendamgum 5. CH Illustrierte Wochen-Schrift für Einheimische wintergrüne Aquarienpflanzen. Von J. Osear Braun. 0 egte man früher großes Gewicht auf eine dekorative Bepflanzung der Aquarien, so dient sie im modernen Aquarium überwiegend nur als Mittel zum Zweck, zum Zwecke nämlich, das Wasser mit Sauerstoff anzureichern und den Fischen ihr Dasein darin behaglich zu machen. Das Ideal ist jeden- falls, beides zu ver- einigen und sogleich- zeitig das praktische Bedürfnis der Tiere im Aquarium und das Schönheitsgefühl seines Besitzers zu befriedigen. Zu letz- terem gehört meiner Ansicht nach auch, daß er zu heimischen Tieren nur heimische Pflanzen gesellt, um so die Illusion eines Ausschnittesausdem heimischen Tümpel oder Flusse vollständig zu machen. Wer Aquarium und Fische nur zu biologischen Versuchen oder Forschungen hält, mag zu den heimischen Fischen oder Lurchen getrost Cabomba, Heteranthera, Ambulia und wie die prächtigen ausländischen Wasser- pflanzen alle heißen mögen, hineingeben. Die Hauptsache ist ihm ja nur die Erreichung seines Zweckes, Beobachtung der Lebensgewohnheiten, vor allem vielleicht des Fortpflanzungsgeschäftes der Tiere im Aquarium. Dazu verlangen diese aber dichtes Pflanzengewirr, wie es unsere ein- heimischen Wasserpflanzen unter den veränder- ten Bedingungen im Aquarium meist nicht in so kurzer Zeit geben können, und reichliche Durch- lüftung, wie sie durch die üppiger wuchernden, Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“. selbst unter manchmal nicht gerade günstigen Umständen zartgrün bleibenden ausländischen Wasserpflanzen, weit rascher und ergiebiger be- wirkt wird. Wer aber außer der Belehrung als rechter Naturfreund auch rechte Freude an dem Stück Natur im Zimmer, das ihm das Aquarium Wels (Silurus glanis L.). Junges Exemplar. (Natürl. Größe.) (Siehe „Kleine Mitteilungen“.) verkörpert, haben will, der darf an den ein- heimischen Wasserpflanzen nicht achtlos vorüber- gehen, wenn auch ihre Kultur im Aquarium im allgemeinen schwieriger ist als die der tropischen Wasserpflanzen. Nicht alle Wasserpflanzen unseres Vater- landes eignen sich das ganze Jahr hindurch gleich gut für die Kultur im Aquarium. Ja, gerade diejenigen, die in der Natur am üppigsten und schönsten gedeihen, werden im Aquarium sperrig, geil und unansehnlich, worüber auch von anderer Seite schon oft genug Klage geführt worden ist. Z. B. unsere einheimische Wasser- pest (Elodea canadensis Rıch.) würde ein Ausländer sicherlich im Aquarium kaum wieder erkennen, wenn wir sie ihm vorher einmal in 494 einem klaren raschfließenden Bache gezeigt haben. Hier so-tiefgrün, so robust und ge- drungen im Wuchs, im Aquarium blaßgrün, spillerig, mit kleinen Blättchen an den Blatt- quirlen! Welch erbärmlichen Eindruck macht vollends ein Büschel Quellmoos (Fontinalis antipyretica L.), wenn es einige Sommer- monate im Aquarium zugebracht hat! Die beiden Hornkrautarten (Ceratophyllum demer- sum L. und ©. submersum L.) gewähren ja gewiß keinen unschönen Anblick mit ihrer langen feinen Belaubung, die sie bereits nach kurzem Aufenthalt im Aquarium angenommen haben, geben aber ein ganz anderes Bild als ihre Ge- schwister im freien Tümpel oder See. Weit weniger schön werden unsere Myriophyllum- Arten im Aquarium; das schöne saftige Grün, womit sie die braunrote Farbe der das freie Gewässer bewohnenden Exemplare vertauschen, macht sie ja gewiß nicht unansehnlicher, wohl aber das geile, spillerige Wachstum, worin sie der gemeinen Wasserpest kaum etwas nachgeben. Aber gerade die Schwierigkeit, seine ein- heimischen Wasserpflanzen in unveränderter Schönheit auch im Aquarium zu erhalten, meine ich, sollte den Naturfreund anspornen, unter immer veränderten Bedingungen ihre Kultur immer aufs neue zu versuchen. Ist es einem Hamburger Liebhaber gelungen, sogar eine so empfindliche Pflanze wie unsere Wassernub (Trapa natans L.) im Aquarium zur Blüte und zum Fruchtansatz zu bringen, so können doch solche bescheidenen Versuche nicht von vornherein als aussichtslos gelten! Man behauptet allgemein, die zu hohe TTempe- ratur des Aquarienwassers, die zu grobe Licht- fülle, bewirkt namentlich durch das durch die Scheiben von der Seite eindringende Licht, seien die Hauptursachen der Entartung unserer Wasserpflanzen im Aquarium. Dem ließe sich aber doch leicht abhelfen. indem man das Aqua- rium tiefer stellt, so daß die Wasseroberfläche in gleiche Höhe mit der Fensterbank kommt, oder indem man durch Vorsetzen eines dunkel angestrichenen Brettes die dem Fenster zu- sewandte Seite des Aquariums vor dem Zutritt des Lichtes schützt. Dadurch würde ja auch zugleich eine beträchtliche Temperaturherab- minderung erreicht werden. Vor allem aber dürfte es unseren Aquarienpflanzen an Nahrung fehlen. Zunächst finden sie eine Menge Nahrung im Boden vor, falls, was für Pflanzenkultur selbst- verständlich, ein Mischboden unter dem Sand- belag sich befindet; sie wuchern geil empor und J. Oscar Braun: Einheimische wintergrüne Aquarienpflanzen, — kümmern dann, weil der geringe Nahrungs- vorrat in Kürze erschöpft ist. Das freie Ge- wässer enthält zudem seiner größeren Wasser- menge wegen immer mehr Nahrung gelöst für die Oberflächenernährung der Pflanzen, als die beschränkte Wassermenge des Aquariums. Den Nahrungsausfall, der so den Pflanzen im Aqua- rium entsteht, können auch die Tiere durch ihre Exkremente nicht ganz wettmachen. Im Sommer wenigstens nicht, zu welcher Jahreszeit trotz der Befolgung obiger Vorkehrungsmaßregeln die Wasserwärme im Zimmeraquarium auch bei fleißiger Lüftung des Fensters immer höher sein wird als im freien Gewässer und der Nahrungs- verbrauch der Wasserpflanzen dementsprechend sich steigern muß. Anders im Winter. Haben wir da ein- heimische Wasserpflanzen zur Verfügung, so werden wir eher Hoffnung haben, sie im Zimmer- aquarium zu derselben üppigen und doch nicht geilen Entfaltung zu bringen, wie im freien Ge- wässer zur Sommerszeit. Da gibt es nicht zu viel Licht, namentlich dann nicht, ‚wenn wir diesem den Zutritt durch die dem Fenster zu- gekehrte Scheibe des Aquariums wehren; da gibt es auch nicht zu viel Wärme, wenn der Be- hälter im ungeheizten, aber frostfreien Zimmer aufgestellt ist. Infolgedessen ist auch das Wachstum der Pflanzen langsamer und der Nahrungsverbrauch geringer. Da erhalten wir dann so schöne gedrungene Büsche von Horn- kraut wie in der Freiheit, so etwa wie sie uns auf der Photographie der Hundsfische in einer der vorigen Nummern dieser Zeitschrift vor Augen geführt wurden; da erhält sich das Quell- moos schön saftgrün und kräftig, und eine ganze Reihe anderer Wasserpflanzen, im Sommer ‚Jammergestalten, werden zu prächtigen Er- scheinungen. Manchen Anfänger wird es vielleicht inter- essieren. mit welchen Arten ich meine Aquarien im Herbste zu bepflanzen pflege, und womit ich stets die besten Erfahrungen gemacht habe. Da steht z. B. in einem ungeheizten Zimmer ein größeres Aquarium mit Spiegelscheiben, nur besetzt mit ganz gemeinen Karpfen, Karauschen, Schleien, Goldschleien, alle natürlich Miniatur- ausgaben, in Aquariengröße von höchstens 10 bis 12 cm. ö Darin wuchern beide Arten des Igellocks oder Hornkrautes, das rauhe (Üeratophyllum demersum L.) und das glatte Hornkraut (©. submersum 12.) in wunderbarer Schönheit. Dichtgedrungene Triebe von der Form einer J. Oscar Braun: Einheimische wintergrüne Aquarienpflanzen. Flaschenbürste oder eines Zylinderputzers machen sich gegenseitig den Raum streitig; das rauhe Hornkraut in düsterem Grün mit rauhen, fast dornigen kurzen Blättern, das glatte bräunlich- erün mit zarten, unbewehrten, in feine Här- chen auslaufenden Blättchen. Leider scheinen die Karauschen und Schleien an der letzteren Pflanze ebenso viel Gefallen zu finden als ich, wenn auch in etwas anderem Sinne. Sie rupfen sich öfters kleine Proben davon ab, trotz reich- licher Fütterung, so daß ich befürchten muß, daß die Pflanze nicht rasch genug nachwachsen kann, um die Liebhaberei dieser Feinschmecker auf die Dauer zu befriedigen. 495 Winterknospen von der Größe eines Sperlings- eies heraus gezogen. Ich hatte die Dinger in der stillen Bucht eines kleineren Sees gesammelt, wo sie mir mit Brutknospen des Froschbisses, die aber noch nicht ausgetrieben haben, beim Fischen von Futtertierchen in den Kätscher ge- rieten. Letztere Knospen muß man unbedingt in kleinen Einmachehäfen für sich (im kalten Zimmer natürlich) antreiben, da sie sonst kein Blättchen voll zur Entfaltung bringen, bevor sich die Schnecken darüber erbarmt haben. Die jungen Pflanzen des ährenblütigen Tausendblattes sehen geradezu allerliebst aus mit ihrem dunkelgrünen Blätterschopf, der wirksam zu dem gelbgrünen Bei wei- Stengel temweniger kontras- gedrungen tiert. Alle wächst die diese Pflan- gemeine zen sind Wasser- auch völlig pest (Elo- algenfrei dea cana- geblieben, densis wasim Som- Rich.), mer be- aberimmer- kanntlich hin doch nur selten schön blau- zuerreichen srün in der ist. Ich muß Farbe der allerdings Blättchen bemerken, und mit daß mein nichteröße en ungern We pn ls eigen Merstenke: ager2d. Nkquarıum 2 (Siehe „Kleine Mitteilungen“.) ren Zwi- am Nordost- schenräumen zwischen den einzelnen Blatt- wirteln als im Sommer in der Freiheit. Sie ist wieder der ausgesprochene Liebling der Post- hornschnecken und einer kleineren Spitzhorn- schnecke, die ich, trotzdem sie mir als Pflanzen- vernichter bekannt ist, nicht entfernen mag, schon der Vollständigkeit des Tierlebens in dem kleinen Teichausschnitt, den mein Aquarium dar- stellt, wegen. Sorgt sie doch andrerseits mit ihrer kieselbewehrten Zunge dafür, daß die Algen wenig- stens auf der Zimmerseite des Aquariums nicht zu sehr überhand nehmen und durch ihre krummlini- gen Fraßspuren hindurch die Wasserlandschaft sichtbar bleibt, eine Tätigkeit, bei welcher sie übrigens die Planorben nach Kräften unterstützen. Sehr schön hat sich auch das wirtelblütige Tausendblatt (Myriophyllum vertieilla- tum L.) entfaltet, in prächtigem Saftgrün, hier und da gedrungene Wintertriebe ansetzend. Das ährenblütige Tausendblatt (M. spi- catum L.) habe ich umgekehrt aus solchen fenster steht und zwar den ganzen Tag über reichlich Licht (nur Oberlicht, denn die dem Fenster zugewandte Scheibe ist so veralgt, dab sie als undurchsichtig gelten kann), aber nur zwischen 9 und 11 Uhr Sonne erhält. In einer Ecke, die nie von der Sonne ge- troffen wird, gedeiht ferner ein Büschel Quell- moos (Fontinalis antipyretica L.), an einem Kiesel festgewachsen, wie ich es in einem Bache Thüringens fand, so prächtig, wie es in der Freiheit nicht schöner gedeihen kann. Leider war bisher — das will ich ehrlich sagen — die Schönheit solcher Quellmoospflanzen im April, spätestens aber im Mai regelmäßig vorbei. Diese Pflanze kann eben keine höhere Wasserwärme vertragen. Die Schnecken scheinen an ihr keinen Gefallen zu finden; wenigstens habe ich noch nie eine beim Naschen ertappt. (Schluß folgt.) a 496 Kleine Mitteilungen. Unsere einheimischen Süßwasserfische. X. Der Donauwels. (Waller, Schaiden; Silurus glanis L.) (Mit 2 Originalaufnahmen.) Durchsucht man die Aquarien- literatur nach Berichten über das Gefangenleben des europäischen Welses, so findet man nur ganz wenige, die ihm allein gelten, nicht viel mehr, in denen ihm wie nebenbei unter exotischen Welsarten ein paar meist ab- sprechender Worte gewidmet sind. Fast bei keinem heimischen Fisch ist die Literatur so spärlich wie bei unserem Wels. Schon daraus geht die Seltenheit seiner Aquarienhaltung hervor, und die dürftigen Mitteilungen tragen anderseits wiederum dazu bei, daß niemand seinem Becken einen Wels einverleibt. Zernecke’s Urteil ist geradezu vernichtend !); und auch in Schilderungen, wo der Wels besser wegkommt, findet der Leser Charakter- züge wiedergegeben, die ihn abschrecken: so die enorme Gefräßigkeit und Räubernatur, welche erstens alle anderen Fische bedroht und zweitens ein unheimlich schnelles Wachstum erfolgen läßt; ferner die grenzenlose Un- verträglichkeit, das Verstecken bei Tag und Rumoren in der Nacht. In gewissem Grade trifft ja das Meiste von diesen vielfach übertriebenen Anschuldigungen zu, aber es ist des- wegen noch nicht gerechtfertigt, die Haltung des Welses, etwa in Einzelhaft, ganz zu umgehen und die Erforschung seiner recht interessanten Lebensgewohnheiten zu unter- lassen. Fleißigere Beobachtung hätte es nicht vermocht, gewisse alte, abenteuerliche Welsgeschichten unkritisiertzu lassen, ungeprüft in jeder Veröffentlichung immer wieder aufzutischen. Da haben wir zunächst die Verwendung der Bartfäden als wurmförmige Köder. In seinem dunklen Verstecke lauernd, läßt der Wels, so will es die Natur- geschichte, seine Bärteln sich hin und herkrümmen, wo- durch die kleinen Fische angelockt werden und ihm leicht zum Opfer fallen. Trotz aller Aufmerksamkeit konnte ich mich bisher nicht davon überzeugen, daß hier eine Absichtlichkeit seitens des Welses vorliegt, daß das Spiel der Bartfäden mehr ist als ein bloßes Zufallsspiel. Die Bewegungen der Barteln sind eine unmittelbare Folge der Atem- und Tastbewegungen, welche beide fast un- unterbrochen ausgeübt werden. Die Entwicklung langer Tastfäden geht Hand in Hand mit Verkümmerung des Ge- sichtssinnes bei vielen Fischen und selbst anderen Wasser- tieren, die sich, gleich dem Wels, in dunklen Regionen — großen Tiefen, Schlammgruben, Uferhöhlen — auf- halten; die Bewegungen der Tastorgane setzen auch dann nieht aus, wenn der übrige Körper Ruhe hält: das Tier sieht wenig, um aber doch Sinnesempfindungen aus seiner Umgebung zu empfangen, bleiben ihm nur die Fühlfäden übrig. Daß sich gelegentlich, trotzdem letztere nicht „dazu dienen“, ein Anködern von Fischen ereignen kann, willich gar nicht bestreiten, es ist ja auch bereits direkt beobachtet worden ?). Weiters möchte ich den Speisezettel des Welses nach- geprüft haben. Vom Nahrungsbedürfnis streng zu trennen, nicht mit einer Vorliebe für Fischnahrung zu verwechseln ist seine Unverträglichkeit. Diese ist allerdings groß und ein in der Welsfamilie weitverbreiteter Charakter- '") „Leitfaden für Aquarien- u. Terrarienfreunde“, Dresden 1904, 2. Auflage, S. 131, 132. ?) H. Christopher, „Die Welse“. — Wochenschrift für Aqua- rien- und Terrarienkunde, II, 1905, S, 453, 1. Absatz. Kleine Mitteilungen. zug. Das mörderische Anfallen auch andersartiger größerer Fische ist weniger auf Raubgier, als auf Unverträglich- keit (Futter- und Platzneid) zurückzuführen. Gefräßig ist der Wels ja außerdem auch, aber ich meine, ein Aquariumpfleger muß froh sein, wenn seine Zöglinge guten Appetit entfalten; als einen Fehler kann ich es nicht gelten lassen, wenn er sich sein Bäuchlein schier zur Halbkugel füllt, wie das junge Exemplare in der Ab- bildung 1 es getan. Und ist der Wels wirklich ein so großer Fischräuber? Es ist nämlich auffällig, daß stets, wo reale Aquariumbeobachtungen wiedergegeben werden, ausdrücklich betont wird, daß er ungerne und un- gewandt und oft erst dann Fische fängt, wenn sie dem Sterben nahe sind®). Mehlwürmer und rohes Fleisch bildeten die Hauptnahrung eines Welses, den Puschnig pflegte; „gelegentlich kam ein Fischehen oder ein kleiner Molch dazu“*). Dies steht mit meinen an mehreren Welsarten (nicht bloß am Waller) angestellten Erfahrungen im schönsten Einklang); ich habe Welse aller Größen bis zu 1 m Länge verpflegt, aber äußerst selten Fische, und zwar entweder kranke, oder langsame Grundfische Auch die größten nahmen als lebende Beute entweder Regenwürmer, oder sie zogen Schnecken aus ihren Gehäusen, verschlangen Flußkrebse und kleinere Muscheln (Sphaerium, Pisidium) samt den Schalen, ver- schmähten es auch nicht, trotz des breiten Maules, ganz kleine, im Schlamm verborgene Würmchen (Tubifex!) aufzuspüren und einzuschlürfen, wobei die auf dem Boden tastenden, in weichen Grund sich sogar einbohrenden Bärtel als Wünschelrute dienten. Mit wahrer Leidenschaftlichkeit aber fraßen alle rohes Fleich und tote Fische, auch wenn beides schon in Verwesung übergegangen war. Rechnen wir hinzu die Schwachsichtigkeit und Trägheit des plumpen Grundfisches, so möchte ich denn doch an der Bedeutung des Welses als Fischfeind gelinde Zweifel er- heben, ohne übrigens auch hier die Tatsache, daß er gelegentlich lebende Fische raubt, bestreiten zu wollen. So rauben auch die großen Geier, wenn sie kein ver- endetes Wild finden. Ich halte den jungen Wels der Hauptsache nach für einen Wurm- und Insekten-, den fressen gesehen. alten in erster Linie für einen Aasfresser. In seinem Magen gefundene Reste von Enten, Gänsen, Hunden, Katzen und menschlichen Kindern können viel eher so als durch Raub hineingelangt sein. Daß die Welse ferner schlauerweise mit Schwanzschlägen Vogelnester und in Sicherheit gewiegte Krähen ins Wasser schleudern, glaube ich nicht, ebensowenig, daß sie, unbeweglich auf dem Grunde liegend, aufmerksam auf das Gequake der Frösche „horchen“ (ein Fisch!) und dann, der Lautrichtung folgend, auf die Froschjagd gehen -— so gerne sie sonst einen auf dem Wasserspiegel liegenden Frosch sachte wegschnappen mögen. All diese offenbaren Fischerfabeln sind leider in die Arbeit eines sonst trefflichen Beobachters ohne Kritik aufgenommen ®). Auch das normale Wachstum kann nicht so groß sein, wie dort angegeben, wonach (a. a. O. S. 46) ein Wels im 1. Jahre 2, im 2. Jahre schon über 3 Fuß In Gefangenschaft, auch in Teichen, ist das Ich erinnere erreicht. Wachstum geradezu langsam zu nennen. 3) N. v. Solotnitzky, „Der russische Wels in Freiheit und im Aquarium“. — Natur und Haus, Bd. X, 1902, S. 42. ı) „Der Wels in Gefangenschaft.“ — Natur und Haus, X, 1902, 8. 301. 5) „Ökologische Beobachtungen am Zitterwels.“ — Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde, XVII, 1906, S. 54. °) Vgl. Fußnote 3, S. 45. Kleine Mitteilungen. an Baldner's im „Brehm“ ?) mitgeteilte Beobachtung, wonach ein Wels in einem Weiher binnen 5l Jahren nur um ca. 120 cm gewachsen war. Puschnig *) betont von seinem Gefangenen, daß er „merklich, wenn auch nicht meßbar“ zugenommen hatte, gibt allerdings die Dauer der Haltung nicht an, welche aber, aus den mit- geteilten Beobachtungen zu schließen, keine allzukurze gewesen sein dürfte. Einige Lehrbücher, z. B. Schmarda ®), erwähnen ausdrücklich das langsame Wachstum des Wallers. Noch auf folgendes möchte ich allgemein, vom Wels ganz abgesehen, aufmerksam machen: 1. Man hat es so ziemlich in der Hand, durch knappe Fütterung (nicht etwa Aushungern!) selbst aus riesigen „Kaltblütlern“ ganz gesunde, wohlgenährt aussehende Zwergformen zu erziehen; 2. das Wachstum scheint außerdem einiger- maßen zum vorhandenen Bewegungsraum in Proportion zu stehen. Nach der stets rapiden Zunahme der ersten Jugendstadien folgt mitunter auch bei gut gefütterten Tieren im engen Gewahrsam gänzlieher Stillstand (Krokodile, Karpfen usw.). Es ist nicht ausgeschlossen, daß solche Zwerge sogar fortpflanzungsfähig werden, man also auch beim Wels durchaus nicht auf die Möglichkeit einer Aquariumzucht verzichten muß. Und wie bedeutsam wären solche Versuche sowohl im Sinne der beim männlichen Wels zu vermutenden Brutpflege (Wachedienst), als auch — selbst bei negativem Er- gebnis — im alleemein biologischen Sinne! Daß kleine Exemplare — in „Aquariumgröße“ — schwer auf- zutreiben sind, habe ich persönlich für den Wels weniger als für andere, doch noch öfter in Liebhaberbesitz anzutreffende Fische bestätigt ge- funden. Kleine Welse nicht selten an die steinigen Ufer der Seen und langsamen Flüsse, und zwar auch bei Tage. Dreht man die Steine, unter denen sie sich a neshen. rasch um, so ist es nicht schwer, die Welsjungen mit der Hand zu fangen. Ich erbeutete auf diese Weise am Achen- und Wörthersee, in alten Donauarmen bei Wien und in einem Fischteich des nördlichen Niederösterreich nach und nach Dutzende von Welsen, die nicht über, oft unter 20 cm lang waren und mir liebe, äußerst zahme Zimmergenossen wurden. Die Haltbarkeit des Welses ist weit größer als die der meisten einheimischen Flußfische, sein Sauerstoff- bedürfnis gering. Er verträgt alle Temperaturen, wenn sie einander nicht im schroffen Wechsel folgen; er leidet allerdings häufig an äußeren und inneren Schma- rotzern, die sich aber bei guter Pflege im bepflanzten Aquarium meist verlieren. Bedingung für das Wohl- befinden des Wallers ist nur die Darbietung dunkler Ver- wenn sie darnach eingerichtet kommen stecke, in denen er aber, sind, auch bei Tage nicht ganz zu verschwinden braucht, sondern im Gegenteil gerne den grotesken Kopf, also die fesselndste seiner körperlichen Eigenschaften, zur Schau stellt (Abbildung 2). Daß vom Wels auch teilweise und vollkommene Albinos („Fürstehen“) gefangen werden, daß von Exem- plaren gleichen Alters manche silbergrau und ölgrün °) Tierleben, VIII. Bd., 1892, 3. Auflage. $. 237. 2) Zoologie, 2. Auflage, 2. Bd., Wien 1878, S, 375, Einfacher Brutapparat für Reptilieneier. 497 marmoriert sind, andere oberseits einfarbig kohlschwarz, daß auch hier Farbanpassung an den Grund vorliegen soll, daß der Wels lange außer Wasser leben und sich auf trockenem Lande rüstig vorwärts bewegen kann, daß er für atmosphärische Elektrizität empfindlich ist und zu den tierischen Wetterpropheten gehört, daß manche Exemplare ins Meer wandern und Salzwasserbewohner abgeben... ., von früher erwähnten Momenten die Funktion der Bartfäden, Wachstum, Nahrung, Brutpflege und andere Gewohnheiten, endlich die in hochgradiger, an Dressur grenzender Zähmbarkeit sich aussprechenden Geistesfähigkeiten gewähren überreiche Gelegenheit zu einer langen Reihe dankbarster Beobachtungen und Versuche. Dr. Paul Kammerer, Wien. Reptilienzucht aus Eiern. (Mit 1 Skizze.) Auf die vorzüglichen Ausführungen Herrn Tofohrs in Heft 41 der „Blätter“ zurückgreifend, möchte ich meinen einfachen Brutapparat, der bereits einmal flüchtig in einem Vereins- bericht des ,„Wasserstern‘‘ erwähnt wurde, und der mir schon gute Dienste leistete, näher beschreiben. Der ganze „Apparat“ besteht aus einem bauchigen, niederen Lampen- zylinder von etwa nebenstehender Form und trägt in seinem unteren Teile eingezwängt einen Badeschwamm, der längere Zeit Feuchtigkeit zu halten im Stande ist. Über dem Schwamm liegt eine Lage Moos, auf welches die auszubrütenden Eier gebettet werden. Mit abermaligen dünnen Schicht Moos werden letztere bedeckt, um sie vor den intensiven Sonnenstrahlen gegen das Eintrock- nen zu schützen. Wird nun das Brutglas, wie schon Herr Tofohr empfiehlt, auf den Drahtdeckel des geheizten Terrariums gestellt, so passiert die warme Luft, durch den streichend, den einer nassen Schwamm Brutraum und sind somit die für die Entwicklung der Eier not- wendigen Bedingungen: Wärme, Luftzufuhr und mäßige Feuchtigkeit gegeben. Für die Entwicklung heimischer Reptilieneier genügt es aber auch, das Glas an einen sonnigen Standort zu setzen, sofern dafür gesorgt wird, daß die Bodenöffnung nicht auf glatter Unterlage ruht und die Luftzirkulation so nicht behindert ist. — Auch ich konnte beobachten, daß leichtes Einfallen der Ei- hüllen nieht immer ein Schlechtwerden oder Eintrocknen des Inhaltes bedingt. Der Grund liegt lediglich an dem Mangel genügender Luftzufuhr. Von einem Gelege der Würfelnatter, Tropidonotus tesselatus, das sich in meinem Brutglase schon über 50 Tage schön entwickelte, bemerkte ich eines Tages an mehreren Eiern ein leichtes Schlaffwerden der Hülle; ich nahm das am meisten ein- gefallene Ei heraus, um mich durch Öffnen desselben von der Tauglichkeit zu überzeugen. Ich trug es vom Glashause in die Wohnung und legte es, bis ich Messer usw. herbeischaffte, auf den Tisch eines Zimmers, dessen Tür und Fenster offen stand. Als ich nach einigen Minuten das Ei wegnahm, fand ich zu meinem Erstaunen das vorher eingesunkene, verloren geglaubte Ei straff ge- füllt in voller Form wieder. Im ersten Moment konnte ich mir den Vorgang nicht erklären, aber bald brachte mich die herrschende Zugluft im Zimmer — ich stand zwischen Tür und Fenster — auf die richtige Fährte. 498. Schnell nahm ich nun die übrigen teils mehr oder weniger eingesunkenen Eier heraus und alle nahmen schnell an frischer Luft ihre ursprüngliche Form wieder an, schienen also gesund, wovon ich mich leicht durch Öffnen eines Eies überzeugen konnte. Offenbar hatte ich den Fehler gemacht, die untere Mooslage zu dicht hineinzustopfen, so daß der Luftzutritt für die fast 8 Wochen alten Embryonen nicht mehr ausreichte. Ich lockerte also die Moosschicht und bettete die Eier wieder sorglich hinein — einen zweiten Fehler, den ich durch den nunmehrigen vollständig negativen Erfolg büßen mußte. Denn da die Eier während der Entwieklung die einmal eingenommene Lage nicht verändern dürfen, ich sie aber willkürlich wieder einbettete, wurde die Entwicklung sämtlicher Eier unterbrochen und keines gelangte zu der schon so nahe stehenden Reife. Von einem Gelege der Lacerta agilis, aus 7 Eiern bestehend, entwickelten sich 6 Stück voll- ständig, aber nur, weil ich sie nicht vom Platze nahm, Die untere Mooslage war hier von Anfang an nicht stark, und bot so der Luft genügend Durchgang. Es gehört somit das Verbleiben der Eier in derselben Lage eben- falls zu den unerläßlichen Bedingungen, die ein Gelingen gewährleisten. Mit Herrn Tofohr möchte ich die Reptilienzucht durchaus nicht so schwierig hingestellt wissen, wie vielleicht mancher anzunehmen geneigt ist. Gerade der Umstand, welcher die Ausbreitung der Aquarienliebhaberei in so hohem Maße gefördert hat, die Möglichkeit, die Tiere im Zimmer zu züchten, fehlte bisher der Terrarienkunde, und das bot wohl das größte Hindernis für eine weitere Verbreitung derselben. Ein Fisch, der im Aquarium nicht zur Fortpflanzung schreitet, wird sich sicher nicht dauernd bei der Allgemeinheit der Liebhaber halten und ver- schwindet bald wieder aus den Listen der Zierfischhändler. Mit gespanntester Aufmerksamkeit folgt jeder den Be- richten, die über einen neueingeführten interessanten Fisch und die Züchtung desselben erscheinen. Nie jedoch hörte man von einem solchen Erfolg bei einem Terrarien- tiere. Ich will nun nicht behaupten, daß es ebenso ge- linge, von neuen Terrarientieren in so kurzer Zeit Nach- zucht zu erlangen; das wird auch niemand fordern wollen; aber daß die Terrarienliebhaber der Züchtung ihrer Pfleglinge größere Aufmerksamkeit zuwenden sollten. als es bisher geschehen, wird nicht nur dem einzelnen Lieb- haber selbst, sondern auch der ganzen Fachwelt von Vorteil sein. Ein glücklicher Erfolg hier, ein günstiges Resultat dort wird diesem und jenem ein Ansporn sein, der bis jetzt noch ziemlich im Schatten stehenden Seite der Terrarienkunde mehr Interesse zuzuwenden. Die Fachzeitschriften, insonderheit die „„Blätter‘‘ werden nicht verfehlen, ein derartiges, gerade für die Biologie der Reptilien so wichtiges Bestreben zu unterstützen, und Mitteilungen und Erfahrungen, soferne sie nicht schon in Vereinsberichten erscheinen, teilungen‘‘ zu veröffentlichen. S. Müllegger, „Wasserstern“- Augsburg. unter den „kleinen Mit- Riesenschlangen in der Gefangenschaft aus- gebrütet! Daß Riesenschlangen in der Gefangenschaft Eier gelegt, sie bebrütet, und auch wohl Junge erzielt haben, dergleichen Fälle sind im Laufe der Jahrzehnte vereinzelt verzeichnet worden. Eigentlich ist nur ein einziger Fall beachtenswert. Es war im Jahre 1841, als im Pflanzengarten zu Paris eine Tigerschlange 15 Eier legte, denen aber nur 8 Junge entschlüpften. Ergiebiger war eine legende afrikanische Pythonschlange in London, Kleine Mitteilungen. die 1861 im dortigen Tiergarten 100 Eier legte, von denen aber keine ein lebendes Junges ergab. Diesen immerhin bescheidenen Resultaten fügt sich nun ein neues, glänzen- des an. Eine gewaltige, bisher in Europa überhaupt noch nicht beim Brutgeschäft beobachtete Riesenschlange, Python reticulatus, hat im Fockelmann’schen Tierpark, Groß-Borstel, Hamburg, eine Brutleistung vollbracht, die in der Geschichte der Tiergärten unerreicht dasteht. Es war im August, als aus ihrer warmen Tropen- heimat (Malakka und Sundainseln) eine Python von 8,40 m Länge im Fockelmann’schen Tierpark eintraf. Das riesige Tier wog 250 Pfund. Ihr durchschnittlicher Leibesumfang betrug 75 em. Die prächtig gezeichnete Schlange wurde in einem heizbaren Schlangenkäfie untergebracht, in dem die Temperatur auf 80° ©. gehalten wurde. Ein ge- nügend großes Badegefäß ermöglichte es dem Tiere, sich Die Schlange schien sich auch alsbald heimisch zu fühlen und nahm zur Freude ihrer Pfleger sofort reichlich Nahrung zu sich. Eine größere Freude aber bereitete sie ihnen und der Wissenschaft einige Tage später. Am 22. August begann sie plötzlich 30 Eier schnell hintereinander zu legen. Drei Tage später hatte sie ihren Eierstand auf 96 erhöht. Dabei blieb es. Hatte sie die Eier bald hier bald dort in ihrem Gelaß scheinbar unbekümmert abgelegt, nach Belieben im Wasser zu bewegen. so begann sie, diese jetzt sorglich auf einen Haufen zu schichten, um den herum sie sich bald geschickt ringelte. Ein flaches Gewölbe entstand, dessen höchste Stelle der Kopf einnahm, der flach auf den Eiern lag, «loch so, dab ein Teil derselben dem Beschauer sichtbar blieb. Die Eier selbst hatten eine flachgedrückte Kugelform, etwas von 10 em Durchmesser. Die Eihülle, eine pergament- artige äußerst widerstandsfähige Haut, war, wie sich später bei dem Öffnen verschiedener Eier erwies, fest wie Glaceleder. Mit gespanntem Interesse verfolgten die Pfleger den Fortgang des Brutgeschäftes. Unbeweglich verharrte die Brüterin auf dem keimenden Leben unter ihr, und nur zur Nachtzeit unterbrach sie ihre Beschäftigung, um ein Bad zu nehmen. Ja, war denn wirklich Leben in den Eiern? Waren sie tatsächlich befruchtet? Eine merk- würdige Handlung der Python schien diese Frage in be- jahendem Sinne zu beantworten. Die Schlange sortierte heimlich ihre Eier stieß verschiedene ab. Nach zehn Tagen hatte sie 15 Eier von dem Gelege abgesondert und diese erwiesen sich als steinhart und leblos. Und die übrigen? Am 15. September endlich entschloß man sich. einige Eier zu Öffnen. Ja, sie waren befruchtet, und das Leben in ihnen keimte! Nun galt es den ferneren Gang der Entwicklung gewissenhaft zu verfolgen und von Zeit zu Zeit weitere Öffnungen vorzunehmen. So entstand eine Reihe wertvoller Spirituspräparate, die den Entwicklungs- gang der werdenden Schlangen lebendig veranschaulichen. Am 25. September wurden bereits Embryonen von 23 cm Länge gemessen. Immer deutlicher tritt allmählich Gestalt, Farbe und Zeichnung hervor. Am 9. November wird eine fast völlig entwickelte lebende Schlange dem Ei entnommen, die noch vier Stunden lebenstähig bleibt. Nun erwartete man täglich das Ausschlüpfen. Da endlich am 12. November lugen aus fünf Eiern lebhaft züngelnde Köpfchen hervor. Aber warum entschlüpfen sie ihrer Hülle nicht? Am nächsten Tage sind sie tot. Verblüfft fragen die Pfleger nach der Ursache. Sollten die Eihüllen durch die trockne warme Luft, die doch so gänzlich verschieden von der wassergeschwängerten Sumpfluft der tropischen Dschungeln und Bücherschau. ist, sollten sie durch die Trockenheit so ausgedörrt sein, daß die jungen Schlangen sie nicht zu durchbrechen ver- mögen? Jetzt war schnelles Handeln geboten. Sofort wurde der Schlange der ganze Eivorrat genommen. Dabei zeigte sich, daß die Eier infolge der klebrigen Haut und des Druckes der Brüterin fest aneinander geleimt waren. Zwei lebendige Junge fand man im mütterlichen Käfie vor. Die übrigen Eier wurden soweit geöffnet, daß der lebende Inhalt durch das künstliche Tor wohl aus- schlüpfen konnte. Leider war der Inhalt von 39 Eiern leblos.. Und nun die jungen Schlangen? Neugierig steckten sie wohl ihre Köpfchen aus ihrer Behausung, zogen sie aber immer wieder zurück, um die eiweißartige Flüssigkeit, die noch in den Eihüllen klebte, leckend zu trinken. Langsam entringelten 'sie sich endlich ihrer bisherigen kleinen Welt, kehrten aber bald wieder um, um sich weiter an dem Eiinhalte gütlich zu tun. Einige aber trugen den Dottersack noch mit sich, den sie aber nach wenigen Stunden abwarfen. Im ganzen gelangten 27 junge Riesenschlangen zum Leben, äußerst regsame, lebendige Tiere, die wild nach dem vorgehaltenen Finger beißen. Eine stattliche Länge weisen sie auf, etwa wie kräftige Ringelnattern, 55—72 em. Man hat ihnen einen besonderen Käfig angewiesen, leb- haft bewegen sie sich in ihm hin und her, und ihre augenscheinliche vorzügliche Gesundheit läßt hoffen, daß sie einst das Riesenstadium ihrer Art erreichen werden, als die ersten, die je in der Gefangenschaft das Licht der Sonne erblickten. F. Ich kann vorstehenden Ausführungen noch hinzufügen, daß das alte Tier samt den Jungen und dem Präparaten- material in den Besitz der Firma Scholze & Pötzschke, Berlin, übergegangen ist und gegenwärtig von dieser Firma irn Berliner Panoptiknm ausgestellt wird. Die jungen Schlangen haben gegenwärtig bereits eine Durch- schnittsläinge von 80 em und, fressen willig lebende Mäuse und Spatzen. Sie haben bereits das zweite Mal gehäutet; die erste Häutung erfolgte ca. 10 Tage, die zweite begann 16 Tage nach dem Verlassen des Bies. Die jetzt völlig ausgetrockneten Eihüllen sehen aus wie geplatzte Riesenboviste. Nebenbei sei bemerkt, daß die Firma Scholze & Pötzschke zur gleichen Zeit auch einige schöne Boa constrictor von bedeutender Größe erhalten hat. Auch stattliche Nashornleguane (Meto- pocerus cornutus) sind eingetroffen und werden von den Inhabern der Firma bereitwilligst allen Interessenten gezeigt. IK. * [I Bücherschau. Das Plankton als Gegenstand der naturkundlichen Unterweisung in der Schule. Ein Beitrag zur Methodik des biologischen Unterrichts und zu seiner Vertiefung. Von Dr. Otto Zacharias, Direktor der biologischen Station zu Plön. Mit 28 Abbildungen im Text und einer Karte. Leipzig 1907. Verlag von Theod. Thomas. Preis broschiert 4.50 M., gebunden 5.50 M. Das Buch ist im wesentlichen eine Kampfesschrift, eine Kampfesschrift für eine gute Sache, wie wir von vornherein bemerken müssen. Gewiß wird die Mikro- flora und Mikrofauna unserer Gewässer in unseren Lehr- büchern und infolgedessen im biologischen Unterricht zu 499 wenig gewürdigt. Rezensent hat zwar auf das Erscheinen dieser Kampfesschrift nicht gewartet und schon seit Jahren, erst in Sachsen, dann in Preußen, an den höheren Lehr- anstalten, an denen er gewirkt hat und wirkt, die Plank- tonkunde mit in den Unterricht einbezogen. Sie läßt sich auch bei den bestehenden Vorschriften für höhere Lehr- anstalten, wenigstens für Realanstalten, höhere Mädchen- schulen und Lehrerinnenseminare, die ich aus meiner Praxis genau kenne, recht gut in den Unterricht einbe- ziehen, ohne daß Abänderungen oder Zusätze zu diesen Vorschriften nötig wären. Wenn es nicht überall getan worden ist oder getan wird, so ist das eben meist auf das Konto der Herren Fachlehrer zu setzen, die, wie Verfasser sehr richtig ausführt, oft selbst mit dem Stoff nicht genügend vertraut sind, oft aber vielleicht aus einer gewissen Bequemlichkeit auf eine eingehendere Behand- lung des technisch schwierigen Kapitels verzichten. Denn eine gewisse technische Unterrichtsfertigkeit setzt die er- folgreiche Behandlung der Planktonkunde im Unterricht . voraus. Der Verfasser des vorliegenden Werkes ist selbst nieht Lehrer und unterschätzt daher wohl auch die tech- nischen Schwierigkeiten der Durchführung seiner Ansichten ein wenig. Wenn man, wie z. B. in den Berliner Vorort- schulen, bis zu 50 Schüler in einer Klasse sitzen hat, dann mag man einmal versuchen, bei einem nür einiger- maßen gründlicheren Eingehen auf die Naturgeschichte “ des Planktons mit dem vorgeschriebenen Pensum fertig zu werden. Nimmt man das Mikroskop, so geht es zwar ordnungsmäßig im Unterricht her, aber es können höchstens 2 Objekte pro Stunde (= 50 Minuten höchstens!) ge- zeigt werden; nimmt man den Projektionsapparat — das Vorhandensein eines zu Mikroprojektionen brauchbaren vorausgesetzt — dann kann man, sollte man denken, 10 bis 20 Präparate nötigenfalls vorführen. Ja, nun kommt aber die Kehrseite! musterhafte Ordnung und Ruhe herrschte wie im hell erleuchteten! Das kann auch der strengste Lehrer nicht durchsetzen, oder doch höchstens auf Kosten des Unter- richtsinteresses. Dämme ich die Lebendigkeit der Jungen ein, so schade ich mir selbst am meisten; denn dann Ich selbst habe in Magdeburg die jungen Damen des Seminars, in Tegel die Realschüler hinausgeführt, mit 'Tümpelgerät- schaften, kleinem Planktonnetz, Transportkanne und Planktongläschen ausgerüstet, vom Ufer und vom Boot Wenn im verdunkelten Zimmer so verringere ich das Interesse am Unterricht. aus Fänge vorgenommen und dabei die Technik des Planktonfanges erläutert. Wir haben sofort nach dem Fange die größeren Planktenten mit der Lupe gesichtet und ihre Formeneigentümlichkeiten als Anpassungserschei- nungen erklärt. Wir haben Fänge konserviert und dann in der Schule unter Mikroskop untersucht. Das alles aber war nur möglich, weil es sich um Klassen von höchstens 20--25 Schülerinnen bzw. Schülern handelte, oft um viel weniger. Wollte man es aber nicht so oder ähnlich machen, wieich es getan, wollte man etwa die wichtigsten Plankton- organismen nur im Bilde auf Wandtafeln vorführen und ihre Eigentümlichkeiten daran erläutern, so würde der ganze Unterricht schließlich der reinste Verbalismus, und der Lehrer im mühsam unterdrückten Gähnen der mittel- und schwachbefähigten, oft auch der besser- befähigten Schüler die vernichtendste Kritik über seine Unterrichtskunst nur zu bald erfahren. Man darf nicht gleich zu viel auf einmal verlangen; ich bin schon zu- frieden, wenn unsere Jungen die wichtigsten Wirtschafts- fische unserer Flüsse und Seen kennen lernen — hier würde 500 können die Schulaquarien gewaltig fördern — und sich bei der Gelegenheit so gleichsam nebenher einiges über die Pflänzchen und Tierchen merken, die den eben aus- geschlüpften Jungfischehen zur Nahrung dienen. Und da führe ich denn die Jungen in der oben geschilderten Weise hinaus und unterrichte am See oder am Flusse selbst. Mehr zu verlangen ist auch meiner Ansicht nach gar nicht nötig; vor allen aber soll man keine Namen verlangen! Unsere Jungen wollen doch nicht alle Fachbiologen werden! Und daß ihr Gedächtnis nicht zu wenig belastet wird, dafür sorgen schon die fremden Sprachen bzw. die Herren Lehrer derselben. Durchaus berechtigt und nicht allein vom Verfasser erhoben ist die Forderung, daß auch in den Stundenplan der Oberklassen unserer Vollanstalten die Biologie auf- genommen werden müsse. Wenn wir erst so weit sind, dann können wir auch einem so wichtigen und inter- essanten Kapitel, wie es die Planktonkunde ist, mehr Raum gewähren; wir können das auf der Unter- und Mittelstufe gelegentlich Gebotene vertiefen und gerade bei diesem Abschnitt der Biologie dem nun gereifteren Schüler einen etwas tieferen Einblick in die ersten An- fänge des Lebens und in die Gesetzmäßigkeiten, nach denen sich die Lebewesen weiter entwickelt und differen- ziert haben, tun lassen. VEREINS-HYETSY NACHRICHTEN Büchersehau. — Vereins-Nachrichten. (Geht der Verfasser in seinem Eifer für die gute Sache auch hier und da zu weit — manchmal geht ihm, wenn er sich auf Gebiete begibt, worin er nicht recht zu Hause ist, auch die Phantasie durch — sein Werk wird sicher viel Gutes stiften und hat schon völlig seine Be- stimmung erfüllt, wenn es die Herren Fachkollegen einmal ein wenig aufrüttelt, in dem es ihnen zeigt, was sie bei einigem guten Willen noch alles tun könnten. Am unangenehmsten an dem ganzen Buche hat mich (und wohl auch manchen andern Leser) der versteckte, bei- nahe unqualifizierbare Angriff gegen Apstein (S. 118) berührt. Die Polemik dieses gewiß ebenso bedeutenden Forschers gegen den Verfasser des vorliegenden Buches ist dem gegenüber als sachlich, ja beinahe als vornehm zu bezeichnen. Und wollte der Verfasser konsequent sein, dann durfte er auch die sehr mittelmäßigen z. T. mächtig retuschierten Daphnienmikrophotogramme (S. 97 u. 98) nicht bringen, die Apsteins Mikrophotographien keines- wegs übertreffen. Unseren Lesern, namentlich aber denen, die selbst Kinder auf höheren Schulen haben, können wir das Werk mit gutem Gewissen zur Lektüre empfehlen. Einige Mikrophotographien von Pflanzen und Tieren, die auch dem Aquarienfreunde öfter begegnen, sind ganz vor- züglich. K. Für den sachlichen Inhalt der Vereinsnachrichten lehnt die Schriftleitung jede Verantwortung ab. „Heros“, Gesellschaft für biologische Aquarien- und Terrarienkunde zu Nürnberg (E. V.). Vereinslokal: „Walhalla“, Hefnersplatz 7/I. Briefadresse: August Gruber, II. Vorsitzender, Fürther Straße 66. Sitzungen: Jeden 1. und 3. Dienstag des Monats. Sitzung vom 19. November 1907. Die gutbesuchte Versammlung wurde mit der üblichen Begrüßung der Anwesenden eröffnet. Als Gäste anwesend: Herr Lauterbach und Herr Häberlein. Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt Herr Gruber bekannt, daß Herr Fr. Fischer durch Krankheit verhindert ist, die Geschäfte des „Heros“ weiterzuführen, und ersucht deshalb, alle Sendungen an seine Adresse, Fürther Straße 66, gelangen zu lassen. — Das Protokoll der letzten Sitzung wurde verlesen und genehmigt. Einlauf: Angemeldet als ordent- liche Mitglieder: Herr L. Philippi, Kaufmann, Gibitzen- hofstr. 61, und Herr Karl Schmidtner, Lehrer, Fürther Straße 99. Reinhold E. Hoffmann sendet Prospekt und Einladung zum Abonnement auf die Zeitschrift: „Das Naturalien-Kabinett“. Die Geschäftsstelle des „Deutschen Geschäftsvermittlers“ ladet zur Annoneierung im gleichen Blatt ein. Herr Fahrenholtz, Fürth, meldet Geschenk für das Stiftungsfest an. Schreiben des Verlags „Kosmos“ betreffs Inserat in der Neuauflage von „Jäger, Das Leben im Wasser“. Es wird davon Abstand genommen, da keine besonderen Vorteile daraus zu ersehen sind. Die Firmen Rolle, Magdeburg, und Voß, Köln, offerieren Glas- aquarien und sonstige Hilfsgegenstände. Unser Mitglied, Herr Jäger in Bamberg, sendet Grüße. — Den Haupt- punkt der Tagesordnung bildete das beliebte Thema: Die Heizfrage. Herr Gruber gibt in einer kurzen Ein- leitung die Notwendigkeit des Heizens von Behältern der Warmwasserfische an, warnt aber davor, unseren Lieb- lingen im Winter, der eine Erholungszeit für sie sein soll, eine zu hohe Temperatur zu geben. Wie brennend die Heizfrage ist, zeıgt am besten die rege Produktion von Heizapparaten und Heizkörpern und die fortwähren- den Bestrebungen der Verbesserung der verschiedensten Heizquellen; aber wirklich das beste ist noch nicht ge- funden. Redner beleuchtet nun in längerer Ausführung die verschiedensten Arten der heizbaren Aquarien: zu- nächst heizbare Glas- und Gestellaquarien, dann das Ein- bauen von Heizvorrichtungen und endlich Apparate, welche ohne Veränderung des Aquariums eingestellt oder angehängt werden. In Tätigkeit vorgezeigt wurde der von M. Apitz in Berlin in den Handel gebrachte Apparat’ „Neuheit“. Die Versuche, die Redner mit demselben an- gestellt, wurden bekannt gegeben und die Resultate von den Anwesenden für gut befunden. Die Vorteile des Apparates sind: das gefällige Aussehen, seine höchst ein- fache Konstruktion, die Eigenschaft einer zwar geringen, aber steten Wärmeabgabe. die lange Brenndauer, welche Herr Gruber auf ca. 30 Stunden angibt, und endlich der geringe Preis. nämlich 1,50 M. Freilich krankt auch dieser Apparat daran, daß als Heizquelle Spiritus ver- wendet wird, was den Betrieb immerhin etwas teuer werden läßt. Herr Bonnenberger besprach sodann einen, auf dem Prinzip der Spirale beruhenden, von ihm ver- besserten Heizapparat und führte denselben im Betrieb vor. Die Resultate sind gute, nur steht man auch hier wieder vor die Frage, welches die passendste Heizquelle sei. Herr Expeditor Schlenk spricht sich sehr anerkennend über die bei ihm verwendete Spirale aus. Redner heizt seit etwa drei Jahren seine Behälter mit dieser Vorrichtung und benützt dazu die beliebte „The little wonder“. Mit dem Heizeffekt dieser kleinen Lampe ist Herr Schlenk sehr zufrieden, nur muß die Lampe sehr sorgfältig be- handelt werden, denn ein klein wenig zu hoher Docht läßt die ganze Spirale verrußen. Bezüglich des Stiftungs- festes wurde beschlossen, dasselbe erst im Januar ab- zuhalten, da vor der Adventszeit kein geeigneter Saal mehr zu haben war und während der Adventszeit es ab- zuhalten von den meisten Mitgliedern nicht gebilligt wurde. Die Verwaltung. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M. Jahrgang XVII. Heft 52. Chamäleone. Von Otto Tofohr, Hamburg, „Salvinia“. Mssorae sind neben der Stopf- periode auch die Fütterungsversuche mit lebenden Futtertieren fortzusetzen. Man reize nach Möglichkeit den Appetit der Chamäleone durch Darbietung solcher Futterinsekten, die es in letzter Zeit nicht bekam. Hat ein Chamäleon also früher immer lebende Fliegen genommen, so biete man ihm jetzt Küchenschaben, will es auch diese nicht mehr, so reiche man Spinnen, sind auch diese nicht mehr nach seinem Geschmack, so müssen Heuschrecken heran und so weiter. Im Sommer und Herbst macht ja die Herbei- schaffung solcher Insekten wenig Umstände. Im Winter wird man im allgemeinen nur auf Fliegen und Schaben angewiesen sein. Je mehr ein Chamäleon sich durch die ihm zwangsweise zu- geführte Nahrung erstarken fühlt, um so schneller hat es dann auch das Bedürfnis, sich irgend welches verführerisches lebendes Futter selbst- tätig einzuverleiben. — Niemals versäume man, für einen langsam arbeitenden Wassertropfenfall im Terrarium zu sorgen, denn man beachte: ein durstiges Chamäleon frißt nicht! Der enorme Luftfeuchtigkeitsgehalt ihrer Heimat hat starke Tauabsonderungen im Gefolge, der die Tiere durch Generationen hindurch täglich zum Trinken geradezu aufgefordert und ihnen viele Wasser- zufuhr zur Gewohnheit gemacht hat. Auch auf Wassertropfen werfen die merk- würdigen Tiere übrigens ihre Zungen aus, nicht wie man wohl annehmen möchte, nur auf Futter- tiere. Ein schlecht erreichbarer blinkender Wassertropfen wird regelrecht herabgeschossen! Überhaupt diese Zungenschüsse! Sie sind die idealste Angewohnheit der Chamäleone! Wenn einer nur zwei Monate lang sein Chamäleon hat schießen sehen, so mag es ihm ruhig sterben, sein Besitzer hat für seinen Taler genug der (Mit 2 Originalaufnahmen von F. W. Oelze.) (Schluß. Freude gehabt, was ich denjenigen ängstlichen Gemütern nachdrücklichst versichern möchte, die aus Furcht, sie könnten ein zu erstehendes Chamäleon „nicht durch den Winter bringen“, nun überhaupt von seiner Anschaffung: abstehen! Welch ein Wunder der Natur ist die Chamäleonzunge! Lange hat man gegrübelt und studiert, bis man herausbekam, in welcher Weise ihr blitzschnelles Auswerfen geschieht. Denn mit den Augen allein war dieser Vorgang nicht zu analysieren; dafür war er ein zu schneller. Erst eingehende Versuche waren nötig, um die merkwürdige Zungentätigkeit einwandsfrei und genau zu beschreiben. Hören wir, was Prof. Dr. G. Tornier in der Zeitschrift „Aus der Natur“ im I. Jahrgang darüber berichtet. Er beschreibt das Beschleichen einer Libelle durch ein Chamäleon wie folgt: „Aus fernem Versteck sah das Chamäleon das lockende Wild; eilfertig brach es drum auf, aber schon in beträchtlicher Entfernung von ihm macht es nun Halt, öffnet wie prüfend ein wenig den Mund, und dann schießt seine Zunge zum Munde heraus, grad- wegs zur Libelle hin, leimt sie an der klebrigen Spitze fest und kehrt blitzschnell zum Munde zurück. Weit war der Weg, den die Zungen- spitze dabei durchschoß, wohl viermal so lang wie der Kopf, zu dem sie gehört; gewaltig streckt sich der Zungenkörper dabei und mit tödlicher Sicherheit traf er sein Ziel. Also eine Schleudermaschine ist diese Zunge, von höchster Vollendung und seltsamster Art, und seltsam ist auch ihr Betrieb: Kein Schwellkörper, der in ihr läge, treibt sie vor, auch nicht ihr Zungenbein als Flitzbogen, wie ein französischer Forscher noch kürzlich vertrat, sondern dieses richtet sie nur als Kanonier; ihr eigener Muskelschlauch dagegen feuert sie ab, was der bekannte Biolog 514 Otto Tofohr: Chamäleone. — Alois Brücke schon vor langer Zeit durch Versuche bewies. Und folgenderweise geschieht’s: Dem spiegelblanken, spitzkegligen Zungenbeinkörper sitzt die Zunge in der Ruhe wie eine Düte auf, während ihre klebrige Spitze zusammengefaltet ist, mit starken Muskelringen umfaßt sie dabei den Zungenkörper, und soll sie hinaus, dann ziehen sich diese Muskelringe zusammen, und gleiten auf dem Zungenbeinkörper wie auf einer Rutschbahn, und mit ihnen zugleich auch die ganze Zunge zum Munde heraus; an der Unter- seite der Zunge ausgebreitete Muskeln aber, die in der Ruhe gefaltet sind und beim Vorschnellen passiv gestreckt werden, holen sie dann wieder zum Munde zurück.“ Wundervoll sind die Farben, die ein gesundes Chamäleon zu entwickeln ver- mag! Wer die Elite-Truppe meiner Chamä- leone sehen durfte in ihrem kleinen Terrarium, war voll der Bewun- derung über die herrlichen grü- nen, braunen und 5 Originalaufnahme nach dem gelben Farben- Leben von Dr. E. Bade. töne, die auf den von der Sonne beschienenen Leibern dieser selt- samen Tiere schimmerten. €> Krebse im Seewasseraquarium. Von phil. Alois Ozepa. (Mit 6 Originalaufnahmen.) (Sehluß.) N mil ür Aquarien wegen ihrer Größe wenig ge- a, eignet ist die gemeine Languste, Palinurus vulgaris Latr., die wohl auch an der Süd- und Westküste Englands lebt, hauptsächlich aber im Mittelmeere vorkommt, wo sie in die Adria bis zu Lesina und Lissa hinaufsteigt. Ihr Körper, der bis zu 40 cm lang wird, besitzt eine hell rötlich violette Farbe. Obwohl sie in ihrem Körperbau dem Hummer sehr ähnelt, macht sie doch einen ganz anderen Eindruck als jener, da bei ihr die Beine mit den großen Scheren in lange Fühler umgewandelt scheinen. In Wirk- lichkeit hat sie aber alle fünf Beinpaare, die aber bei ihr keine Scheren tragen, sondern mit Orangon vulgaris (Nordseegarneele). Özepa: Krebse im Seewasseraquarium. Klauen enden, und die Fühler sind weit länger als der Körper. Mit den Fühlern, die auf sehr stacheligen Gliedern sitzen, kann sie auch ein knarrendes Geräusch erzeugen. Sie lebt in sehr verschiedenen Tiefen auf den mit Seetang über- wachsenen Felsen des Meeres und führt hier ein mehr beschauliches Dasein. Interessant ist ihr Fang, den Dr. Schmidt folgendermaßen be- schreibt. Man fängt sie nach zweierlei Art; die eine mit dem Netz ist prosaischer. Dieses wird in Form einer über einen Meter hohen, über einunddreißig Meter langen Wand auf den Meeresboden versenkt und muß über Nacht stehen bleiben. Es ist sehr weitmaschig. Die in der Dunkelheit daranstoßenden Fische und großen Krebse suchen sich durch die Maschen zu zwängen, dieLan- gusten versuchen mit ihren unge- schickten Beinen darüberzusteigen und verwickeln sich bei diesem Beginnen. Zeitig am Morgen mub das Netz gehoben werden, da sonst die Gefangenen von den Raub- fischen und den Delphinen verspeist werden. Zwar ist das Herausziehen des Netzes, besonders wenn es allerhand gute Beute birgt, auch spannend und interessant, allein ungleich anziehender ist das Fischen und der dabei unterlaufende Fang der Languste bei Feuerschein. Ich befand mich mit einem anderen Naturforscher auf der Insel Lesina auf dem an einer reizenden Bucht liegenden Landgute Milna des ausgezeichneten Kenners der adriatischen Tierwelt, Professor Boglich. Da vollkommene Windstille und ein herrlicher Abend, so wurde bestimmt, nach eingetretener völliger Dunkelheit Fische zu stechen. Das Boot wurde zurecht gemacht, die vierzinkige Lanze untersucht, trockener Kien der leider immer mehr schwindenden Strandkiefer im Vorderteile des Fahrzeuges neben der auf der äußersten Prora angebrachten eisernen Feuer- stelle angehäuft. Nur ein Ruderer trieb das Boot möglichst geräuschlos längs der felsigen Küste hin, den Blicken und Handbewegungen des die Lanze führenden Gastfreundes ge- Alois Özepa: Krebse im Seewasseraquarium. horchend, mit größter Sicherheit die kleinsten Wendungen bewerkstelligend, wie sie nötig waren, um die Harpune möglichst lotrecht über die Beute zu bringen. Knisternd flackerte das Feuer und verbreitete nicht nur über dem Wasser Licht und warf auf die wilde zerrissene Küste einen zauberhaften Schein, sondern er- leuchtete den Meeresgrund bis auf zwanzig und dreißig Fuß so deutlich, daß alle über einige Zoll große Gegenstände auf das genaueste zu unterscheiden und zu erkennen waren. Diese Tiere scheinen von dem ungewohnten, viele ge- wiß im Schlafe überraschenden Glanze wie be- täubt zu werden. Besonders die Fische bleiben meist unbeweglich stehen und auch die sonst so vorsichtigen Tintenschnecken und Langusten lassen sich beschleichen. Über den Rand des Bootes gebeugt diese in wunderbaren Farben und Schatten spielende, stumme ge- heimnisvolle Welt zu betrachten war ein Hochgenuß. Schon lagen eine Anzahl Fische, auch ein Riesenexemplar einer Tinten- schnecke vor uns, als Freund Boglich abermals winkte und auf eine dicht mit Tang bewachsene Stelle des Grundes zeigte. Da, fast ganz überdeckt von Pflanzen, den Hinterleib in einer Spalte bergend, mit den langen Fühl- hörnern spielend und tastend, sab eine prächtige Languste; noch einige Momente, und die verhängnisvolle Lanze schwebte über ihr, so schnell, als ein Arm ihn zu führen vermochte, erfolgte der Stoß, und das Tier lag, im Todeskampfe gewaltig mit dem Schwanze schlagend, zu unseren Füßen. Erst nach Mitternacht kehrten wir heim.“ Für große Behälter eignet sich die Languste recht gut, für die kleinen Aquarien des Lieb- habers kommt sie aber nicht in Betracht, so wie auch der Hummer, Zomarus, und sein naher Verwandter Nephrops, der Schlankhummer, die unserem Flußkrebse sehr ähnlich sehen. In kleinen Exemplaren sind sie leicht zu halten und erweisen sich als recht ausdauernd; nur muß man ihnen größere Steine zur Verfügung stellen, mit denen sie sich nach ihrem Geschmacke Höhlen bauen. Ganz anders verhält es sich mit den Gar- neelen oder Granaten, die für die Aquarien wie geschaffen sind. Für uns kommen zwei Gattungen in Betracht, Crangon, die Sandgarneele, und 515 Palaemon, die Steingarneele. Beide sind äußerst zierliche Tiere, beinahe glashell, mit zarter, schöner Färbung einzelner Teile und einer Munter- keit, wie sie bald kein zweiter Krebs aufweisen wird. Vor einem mit Garneelen besetzten Aquarium kann man stundenlang stehen und dem Treiben der kleinen Dinger zusehen. Jetzt schwimmt eine nahe an der Glaswand langsam vorüber. Alle Teile des Körpers sind in Ruhe, nur die kurzen Füße des Hinterleibes sind in wippender Bewegung; wie eine kunstvoll gebaute Maschine, nicht aber wie ein schwimmendes Tier, sieht sie wegen ihrer großen Ruhe aus. Da kommt von der entgegengesetzten Seite eine zweite ebenso herbeigedampft, die aber mit Palaemon squilla (Östseegarneele). Originalaufnahme nach dem Leben von Dr. E. Bade. ihren langen Fühlern ihre Umgebung durchsucht. Sie berührt die ahnungslos kommende Genossin und blitzschnell fahren beide zurück, aber nur ein kleines Stück. Dann bleiben sie ganz ruhig stehen, und nur das Spiel der langen Fühler zeigt, daß Leben in ihnen ist. Die Rückwärts- bewegung erfolgt so schnell, daß wir nicht er- kennen können, wie sie zustande kommt, und oft müssen wir die Garneele zum Zurückschnellen bringen, bevor es uns in einem glücklichen Momente gelingt, das Bewegungsorgan bei seiner Arbeit zu ertappen. Es ist, wie auch bei anderen Krebsen, der flossenartig verbreiterte Schwanz. Die beiden Gattungen Crangon und Palae- mon sind sehr leicht zu unterscheiden. Bei Orangon stehen beide Fühlerpaare nebeneinander, während bei Palaemon die inneren über den äußeren stehen. Bei Crangon ist ferner das erste Beinpaar sehr dick und das zweite trägt eine Schere, bei Palaemon ist das erste dünn und das zweite stark und beide tragen Scheren. 516 Palaemon besitzt ferner noch einen langen ge- sägten Stirnfortsatz, der im Verein mit den Schuppen der Fühler dem Kopf des Tieres eine eigenartige Gestalt verleiht. Im Aqua-ı rium. halten beide Gattun- gen sehr gut aus und be- - dürfen nicht der „richtigen und aufmerk- samen Pflege“, wie Bade in seinem See- wasseraqua- rium angibt. Sie nährensich von tierischen und pflanz- lichen Stoffen und brauchen absolut nicht eigens gefüttert zu werden, wenn im Behälter Algen sind und man nach der eingangs angegebe- nen Methode nicht jeden Abfall ängstlich heraus- schafft. In der sich bald bildenden Schlamm- schicht finden die Tierchen alles Nötige, doch verschmähen sie hier und da nicht einen kleinen Extrabissen, den man ihnen in Gestalt eines kleinen Stück Fleisches in den Behälter wirft. Mit Fischen halte man sie nicht zu- sammen, da sie diesen bald zum Opfer fallen. Bekanntlich werden die Garneelen an allen Küsten von armen Fischern gefangen, um ge- kocht gegessen zu werden, wobei sie wegen ihres schmackhaften Fleisches eine gute Speise ab- geben sollen, oder aber um getrocknet als Fisch-, Geflügel- und Schweinefutter in Verwendung zu kommen. Der Fang wird mit großen Schlepp- netzen ausgeführt, die man ins Meer hinausträgt und dann dem Strande zuzieht, wohl auch von einem Pferde ziehen läßt: „Da die Granaten in ungeheuren Mengen vorkommen, gestaltet. sich ein Fang stets sehr ergiebig. Gewöhnlich be- wohnen sie die sandigen flachen Küstenstrecken der Nordsee wie auch des Mittelmeeres, und sehr lustig ist, es zu sehen, wie schnell und gewandt die Garneele sich in dem Sande plaziert. Wenn das Wasser einen oder zwei Zoll tief ist, läßt sich das Tier ruhig zu Boden fallen. Dann sieht man'auf einem Augenblick, wie eine kleine Staubwolke sich auf beiden Seiten erhebt, und der Körper sinkt so tief ein, bis sein Rücken fast Originalaufnahme nach dem Leben von Dr. E. Bade. Alois Özepa: Krebse im Seewasseraquarium, in einer Ebene mit dem ihn umgebenden Sande liegt. Nun wird der Nutzen ihrer eigentüm- lichen Färbung offenbar: die dicht beieinander stehenden Flecken in verschiedenen Tinten von braun, grau und rot glei- chen den Far- ben des Sandes sovollkommen, daß man die (arneele, die man noch eben sich hat ver- graben sehen, im nächsten Augenblicke nicht mehr unterscheiden kann. Nur die an der Spitze desKopfes, wie die Dachstu- benfenster auf den holländischen Häusern, angebrachten Augen stehen wie ein Paar Wachtposten leuchtend her- vor, und so liegt das Tier ruhig und vor den meisten Feinden sicher, wenn nicht die eiserne Lippe des Schleppnetzes den Sand aufrührt, die armen (arneelen aufstöbert und in die Mündung des Netzes treibt. „Besonders häufig werden wir bei einem Besuche der See am flachen Ufer zwischen den Steinen und Algenfetzen eine Palaemon-Art, den P. squilla, finden und ohne Mühe, sogar mit der bloßen Hand in großer Zahl erbeuten können. Er ist im Mittelmeer und der Adria entschieden der häufigste Palaemonide, während sein Bruder P. serratus an den französischen und weiterhin an den deutschen Küsten in Unmasse vorkommt und als Örevette, Granate, Bouquet usw. als ergiebiges Nahrungsmittel Verwendung findet. Palaemon wird beim Kochen rot, während Oran- gon farblos bleibt. Weit mehr Aquarientiere, als wir unter den langschwänzigen Krebsen finden, bieten uns die kurzschwänzigen, Brachiura oder Krabben. Bei ihnen hat das Kopfbruststück eine starke Verbreiterung erfahren, während der Hinterleib verkümmerte. Er hat seine Schwanzflosse ver- loren und ist gegen die Unterseite der Brust eingeschlagen, wo er in eine Vertiefung hinein- paßt. Natürlich hat er mit seiner Größe auch seine sonstige Organisation eingebüßt, doch trägt er noch teilweise die Afterfüße; und zwar ein bis zwei Paare im männlichen, und vier Paare Cancer pagurus (Taschenkrebs). Alois Czepa: Krebse im Seewasseraquarium. beim weiblichen Geschlechte. Er ist also ein gutes Merkmal zur Unterscheidung der Geschlechter, und um so mehr noch dadurch, daß er beim Weib- chen viel breiter ist als beim Männchen. Die erste hier zu erwähnende Gattung wäre Cancer, von der besonders die Art ©. pagurus L. in allen europäischen Meeren sehr häufig ist und unter dem Namen großer Taschenkrebs überall bekannt ist. Da er eine Größe bis zu 30 cm erlangt, so ist er nur in jungen Stücken für das Aquarium zu benutzen, ist aber dann ein reizender und äußerst intelligenter Geselle. Er gräbt sich zwar gerne in den Sand ein oder zieht sich in enge Felsspalten zurück, wo er dann regungslos sitzen bleibt, ist aber sehr munter, wenn man ihm die Gelegenheit zur Ausübung seiner Extravaganzen nicht gewährt. Oft kommt es vor, daß er ganz mit Algen bewachsen ist, und dann ist es meist sehr schwer, ihn von seiner Umgebung zu unterscheiden. Er ist ein Bewohner der tieferen Teile und zieht felsigen Grund dem sandigen Strande vor. In England wird er, da er eine beliebte Speise ist, zahl- reich gefangen, wobei man sich einer eigenartigen Methode bedient. In aus Weiden geflochtenen Körben, die eine obere Öffnung führen, werden als Lockspeise Fleisch oder Fische befestigt und dieser Apparat in das Meer versenkt, wo sich Krebse finden. Ähnlich, nur bedeutend kleiner, ist die ge- meine Strandkrabbe, Carcinus maenas Leach, die nur bis zu 4 cm groß wird und sich von Cancer dadurch unterscheidet, daß ihr Seiten- rand fünf gespitzte Zähne besitzt, während er bei jenem in 9 stumpfe Lappen geteilt ist Ferner ist ihre Färbung ein schwärzliches Grün, während Cancer oben bräunlich, unten heller gefärbt ist und schwarze Scherenfinger trägt. „Sie ist unzweifelhaft die gemeinste Krabbe unserer Küsten. Man findet sie überall zahlreich. Auf den sandigen Küsten bleibt sie regelmäßig bei der Ebbe zurück, indem sie sich unter Steinen verbirgt und, wenn sie gestört wird, entweder ihr natürliches Schutzdach in der zu- rückweichenden See eiligst zu gewinnen sucht - oder sich hastig in den nassen Sand vergräbt. Sie ist jedoch keineswegs auf die sandigen Ge- stade beschränkt; oft fängt man sie im Schlepp- netz auf ziemlich tiefem Grunde, doch zieht sie jene anderen Lokalitäten vor.“ Wer einmal die Adria besucht und dem Leben im Meere nur ein wenig Aufmerksamkeit geschenkt hat, muß Oareinus gesehen haben, da sie ihm nicht nur durch ihre geradezu unglaubliche Menge, sondern 517 durch ihr Benehmen aufgefallen sein muß. Salinen, Meeresteile neben menschlichen Wohnungen und Häfen, kurz alle jene Orte, wo organische Über- reste aller Art zu finden sind, werden von ihnen reich bevölkert. Wenn wir in einem kleinen, seichten Hafen, auf dem Molo sitzend, den Grund zu unseren Füßen betrachten, so werden wir neben Seeigeln und kleinen Finsiedlerkrebsen eine Unmenge von Carcinus in den verschiedensten Größen beobachten können, wohl auch einige Exemplare dabei ertappen, wie sie die steinigen Wände des Molo heraufkriechen. Nähern wir uns einem solchen kletternden Individuum, so wird es rasch’ seitwärts laufend eine Spalte zu erreichen suchen oder aber, wenn ihm dies nicht gelingt, sich fallen lassen. Ebenso retiriert die Krabbe, wenn sie auf ebenem Boden sich an- gegriffen sieht, und eilt in schnellem Laufe, immer seitwärts natürlich, dahin; kommt man ihr aber zu nah, so dab ihr eine weitere Flucht unmöglich ist, so setzt sie sich in Positur und hält drohend eine Schere in die Höhe, bereit, von ihrer „fürchterlichen* Waffe, die dem Menschen nur ein wenig zwicken kann, Gebrauch zu machen. Daß sich aber viele, durch den eher komischen, als erschreckenden Anblick einschüchtern lassen, kann man stets beobachten, wenn man Leuten, die weder Meer noch Careinus kennen, beim Fangen dieser Tierchen zusieht. Originalaufnahme nach dem Leben für die „Blätter“ von P. Schmalz, Leipzig. Carcinus maenas (Strandkrabbe). Im Aquarium ist sie wie der Taschenkrebs sehr munter und ist, was Ernährung und Pflege betrifft, nicht heikel. Tote Fische, Garneelen, Fleisch, überhaupt jede tierische Substanz wird von ihr mit bestem Appetit genommen, 518 Einen guten Schwimmer stellt die in der Nordsee häufige Schwimmkrabbe, Portunus puber Leach dar, die eine Länge von 3—5 cm erreicht. Bei ihr ist das hinterste Beinpaar der Lebens- weise sehr gut angepaßt, da es flossenartig ab- geflacht und gegen das Ende zu verbreitert ist. Im Aquarium ist die Schwimmkrabbe leicht zu halten, hat aber eine unangenehme Eigenschaft, die manchmal recht lästig werden kann. Sie be- sitzt nämlich so scharfe Scheren und ist dabei so beißlustig, dab man nur mit allergrößter Vor- sicht mit ihnen umgehen kann und es oft genug vorkommt, daß man einen blutenden Finger durch einen Biß davonträgt. Doch ist sie, obwohl ihr in dem kleinen Behälter kein weites Feld zur Entfaltung ihrer Schwimmtätigkeit geboten ist, recht ausdauernd und trägt viel zur Erheiterung des Bildes bei, da sie die eigentümliche Ge- wohnheit besitzt, die höchsten Punkte des Felsens zu erklettern und sich von dort herabhängen zu lassen. Sie kann mit allen Krebsen gleicher Größe zusammengehalten werden, obwohl auch sie, wie alle Krabben, ein großer Räuber ist, der selbst seine Artgenossen nicht verschont. Auf solche Unfälle muß der Liebhaber aber gefaßt sein, wenn er nicht jedes Individuum separat halten will. Sobald er Taschenkrebse, Strand- und Schwimmkrabben und andere Kruster in einem Behälter vereinigt, so wird ihm sein Aquarium unbezahlbar köstliche Stunden der Unterhaltung und Erheiterung bereiten, allein es werden, wenn die Tiere nicht gleich groß sind, auch bei bester Ernährung öfter tödlich endende Überfälle vor- kommen. Und auch bei gleicher Größe der Bewohner sind die frischgehäuteten und deshalb noch ganz weichen Individuen stets ein Ziel aller Nachstellungen und gewöhnlich auch ein Opfer der übergroßen Freßlust der Kameraden. Weniger geeignet für die Aquarienliebhaberei ist die Meerspinne oder Teufelskrabbe, Maja, die in den europäischen Meeren, besonders aber Mittelmeer bis Triest hinauf vorkommt und in den niederen Volksschichten eine beliebte Speise bildet. Ihr etwa 10—18 cm langer Körper ist eiförmig, beinahe dreieckig und mit einer Unzahl von kleinen Stacheln und Spitzen besetzt. Die fünf Beinpaare, von denen das vorderste wieder die Scheren trägt, sind lang und verhältnismäßig dünn. Meistens sind die Tiere ganz mit Algen bewachsen, die aber nicht von selbst auf dem Körper festen Fuß gefaßt haben, sondern von der Krabbe als Maske gegen ihre Opfer be- festigt wurden und sie nur schwer erkennbar machen, Alois Czepa: Krebse im Seewasseraquarium. Dieselbe Eigenschaft, aber in nur noch er- höhtem Maße besitzen zwei Krebse, die sehr gute Aquarienbewohner abgeben, nämlich, der Hörnerkrebs Ayas Leach und die Gespenst- krabbe Stenorhynchus Lam. Der Hörnerkrebs, der sich in der Nordsee findet und bis zu 7 cm groß wird, besitzt auf seinem Rücken viele Stacheln, die oben in ein Häkchen umgebogen sind. An diesem Häkchen befestigt er nun sehr geschickt mit seinen Beinen Algenstücke von dem Orte, wo er sich gerade befindet, führt aber diese Maskierung nicht planlos und un- sinnig aus, sondern ist sich seiner Arbeit wohl bewußt. Nehmen wir ihm mit einer Pinzette alle Algen vom Körper und setzen ihn in ein - bepflanztes Aquarium, so beginnt er bald hier und da kleine Fetzen abzureißen und so geschickt auf seinem Rücken zu gruppieren, daß er binnen kurzen einen ganzen Algenwald mit sich herum- trägt, unter dem man nimmer den gehässigen Räuber vermutet. Dazu legt er sich noch ganz regungslos zwischen Algen hin und wartet, bis sich ein ahnungsloses Opfer nähert. Daß er auf diese Weise sogar die gewandten und über- gescheiten Stichlinge überlisten kann, spricht deutlich für seine große Unkenntlichkeit. Aber er weiß auch, was er auf seinem Rücken trägt und wohin er sich legen muß, um nicht erkannt zu werden. Bringt man ein mit Algen bewachsenes Tier in ein Aquarium, wo wenig Pflanzen, aber viele Polypenstöcke sind, so ersetzt es die Algen durch kleine Polypenzweige, oder, wenn Schwämme im Behälter sind, durch kleine Schwammstücke. Umgekehrt kann man es dann durch Einbringen in ein Algenaqua- rium zum abermaligen Wechseln seiner Maske bewegen. Die gleiche Eigenschaft besitzt Stenorhynchus, nur führt er die Maskerade sein ganzes Leben fort, während Zyas nur in der Jugend so handelt, im späteren Alter aber frei auf dem Meeres- boden in größeren Tiefen lebt. Die Gespenst- krabbe ist aber interessanter wegen ihrer eigentümlichen Gestalt, bei deren Betrachtung sich einem stets die Frage aufdrängt, ob das Tier noch aus etwas anderem als aus Beinen besteht. Diese sind nämlich das weitaus Größte an ihm. Während der kleine, vorn in einem Schnabel ausgehende Leib nur 1 cm groß ist, erreichen sie eine Größe bis zu 7 cm und sind dabei so auffallend dünn, daß einer, der den Krebs nicht kennt, nimmer in dem wie aus feinen Stengeln bestehenden Gestelle ein lebendes Tier und sogar ein Krebs vermuten würde. Kleine Mitteilungen. Eine andere Art der Maskierung zeigt die für Aquarien ebenfalls verwendbare Wollkrabbe, Dromia. Sie befestigt ihre Maske nicht an Stacheln und Häkchen des Rückens, sondern hält sie mit dem vierten und fünften Beinpaare, das dazu durch seinen abweichenden Bau, seine Krümmung nach oben und den Besitz von Scheren besonders dazu geeignet ist, fest. Sie gibt sich auch nicht mehr mit Algenfetzen zufrieden, sondern hält gleich einen ganzen Schwamm, und zwar Suberites domuncula, den wir schon beim Einsiedler kennen gelernt haben, über sich und ist unter ihm völlig geborgen, da dieser meist eine ziemliche Größe besitzt. Diesen Schild behält sie stets und läßt ihn nur im äußersten Notfalle los, wenn sie nämlich meint, sich nur noch durch die schnellste Flucht retten zu können. Doch hat sie dadurch die Ansprüche auf ihren früheren, wenn auch fallen gelassenen, Besitz nicht auf- gegeben, sondern kommt, wenn sie die Gefahr beseitigt wähnt, zurück, um sich ihn wieder zu holen. Kann sie ihn nicht mehr erlangen, so erwischt sie, was ihr gerade in den Weg kommt, und hält es über sich, ob es nun ein guter Schutz ist oder nicht. Oft erwischt sie auf diese Weise einen Seestern und jener muß trotz Sträubens und Wehrens seinerseits den aller- dings recht zweifelhaften Schild für die Krabbe abgeben, bis es ihr einfällt, das zappelnde Wesen über sich frei zu geben und lieber einem soliden Schwamme das Amt eines Schützers anzu- vertrauen. Als letzten Krebs erwähne ich den im Mittel- meer sehr häufigen Heuschreckenkrebs, Squilla mantıs Latr., der einer ganz anderen Gruppe als die bisher besprochenen Krebse angehört, und zwar den Mundfüßern oder Stomatopoda, .so genannt wegen einer Anzahl Gliedmaßen, die die Mundöffnung umstehen. Das große Rücken- schild, das bei den genannten Krebsen Kopf und Brust einschließt, ist hier auf eine kleine flache Platte beschränkt, die die Brustsegmente mit den drei Schreitbeinen frei läßt. Der Hinterleib, der auf der Unterseite die breiten Schwimmfüße, die bei Sqwilla auch Kiemen tragen, besitzt, endet in einen Schwanz, der durch seine stachelige Form eigenartig aus- sieht. Merkwürdig gestaltet ist neben den hammerförmigen, gestielten Algen und der großen Schuppe der äußeren Fühler, besonders der Bau des Fangbeines, das dem einer Gottesanbeterin (Mantis) sehr ähnelt und sich nur dadurch unter- scheidet, daß es nach oben, bei Mantis aber nach unten eingeklappt wird. Da eine Sqwilla eine 519 Größe von 20 cm erreicht und das Fangbein eine große Härte und Festigkeit besitzt, ist es leicht begreiflich, daß sie einen Finger zer- fleischen Kann. Im Meere ist sie ein tüchtiger Schwimmer; im Aquarium aber, wo sie diese Bewegungen wenigstens nicht in dem Maße wie im Freien ausführen kann, liegt sie meist am Boden und putzt sich ohne Unterlaß, indem sie ihre langen Fühler durch den Mund zieht und mit den Beinen auf Rücken oder Schwanz langt, als ob sie sich putzen wollte. [) Kleine Mitteilunsen. Reptilienschicksale im Terrarium. Am 10. Januar d..J. erhielt ich ein schönes Exemplar der Rautenschlange (Python spilotes = Morelia argus) von BE. Reichelt in Berlin. Es nahm schon am 26. Januar eine, dann am 12. und 13. Februar je zwei Ratten zu sich, zeigte dann bald die ersten Spuren der bei dieser Art so häufig auftretenden Mundfäule, die bei stärkerem Hervortreten die Isolierung von den übrigen Schlangen notwendig erscheinen ließ. Da ich wußte, daß diese Krankheit bei dieser Art rasch zum Tode führt, sperrte ich sie in das Krokodilterrarium und überließ denn operative Eingriffe führe ich, weil nutzlos, nicht mehr aus. Die Schlange züngelte nicht mehr, blähte die Kehlhaut mächtig auf, war aber auffallend munter und zeigte insbesondere keine Neigung, sich senkrecht an den Käfigwänden aufzurichten, wie dies Schlangen in diesem Falle häufig tun. Schon Anfang August bemerkte ich ein sehr deutliches Zurücktreten des weißen Belages am Zahnfleisch und Gaumen; gegen Ende des Monats war jede Spur davon verschwunden; doch die Zunge war nieht zu sehen und vorsichtiges Suchen in der Zungen- scheide mit einer Pinzette führte zu keinem Ergebnis; sie war und blieb verschwunden. Ernährung mit Milch und Fleischbrühe war untunlich, da die Schlange über- haupt nicht trinken wollte. Also wurde sie zum zweiten Male, trotz völliger Gesundung, ad acta gelegt. Am 23. September, nach meiner Heimkehr aus Brüssel, wo ich fast drei Wochen mich aufgehalten hatte, fand ich das Tier, das sich in der ganzen Zeit dreimal tadellos gehäutet hatte (18. Januar, 18. Juni, 15. August), ganz gesund vor; die an diesem Tage vorgenommene Fütterung führte zu dem überraschenden Resultat, daß die Schlange nicht nur wieder munter züngelte, sondern ein Kaninchen über- fiel und mit unverminderter Kraft erwürgte. Doch mit des Geschickes Mächten usw. — Als ich sie mit meiner großen Anakonda und drei Kaninchen bis Nachmittag allein ließ, hatte diese sich alle drei Kaninchen nebst der an dem einen hängenden Rautenschlange zu Gemüte geführt, und Roß und Reiter sah man niemals wieder! So hatte das arme Tier nur einen halben Tag sich seiner wieder- erlangten Gesundheit freuen können. Die Anakonda hat aber seit diesem Tage anscheinend Magendrücken und will nichts fressen. Das ist der Rautenschlange Rache. Ich habe jetzt übrigens schon wieder eine andere, das sie ihrem Schicksale; 520 größte Exemplar, das ich je lebend gesehen, sicherlich weit über 2 m lang, und das einzige bisher gepflegte seiner Art, welches von bissigem Naturell ist; doch hat sich diese Eigenschaft schon etwas gemildert. Von 16 Riesenschlangen (davon 8 über 1—5 Jahre in Ge- fangenschaft, die übrigen in diesem Jahre erworben) sind mir seit Anfang 1907 nur 2, beide durch Gefressen- werden (außer obigem Unglücksvieh noch eine Charina, durch Coelopeltis gefressen), keine an Krankheit zu- grunde gegangen. Die übrigen verteilen sich auf 11 Arten (5 Python, 2 Boa, 2 Eunectes, je 1 Epicrates und Charina). Gestern erhielt ich ebenfalls von Reichelt ein schönes Crocodilus porosus; trotz der warmen Verpackung anscheinend so tot wie nur möglich; keine Spur von Leben zu bemerken. Ich legte das Tier in einen sehr mäßig warmen Käfig und überließ es eine Stunde sich selbst. Es rührte sich nicht. Dann öffnete ich ihm den Rachen; der Unterkiefer sank sofort herab. Darauf kam ich auf die Idee, es einmal mit der Einleitung künst- licher Atmung zu versuchen. Nutzt es nichts, so schadet es nichts! Ich nahm also das Tier her und machte ihm den Unterkiefer ein paar Dutzend Male auf und zu, ihn so weit öffnend, daß man die inneren Nasenöffnungen und die Schlundöffnung sehen konnte; und nun bemerkte ich plötzlich, daß der Unterkiefer Widerstand leistete und sich dem Öffnen des Rachens entschieden widersetzte. Also weiter mit der Hilfeleistung! Der weitere Erfolg war, daß das Krokodil die Augen öffnete, allerdings nur halb; Bewegungen des Körpers konnte es noch nicht machen. Ich setzte es nunmehr in die warme Krokodil- badewanne und als ich von einem zweistündigen Spazier- gange heimkehrte, da war unser Krokodil zur großen Freude meiner Kinder gerettet. Heute ist es fast so munter wie seine älteren Kollegen, von denen sich Osteo- laemus tetraspis über zwei, Crocodilus cataphrac- tus, Caiman latirostris und Alligator missis- sippiensis über ein Jahr in meinen Besitz befinden und seit ihrem Eintreffen in Wien mächtig gewachsen sind. Wer ein gut beizbares Aquaterrarium besitzt, dem bietet übrigens eine solche Krokodilherde nicht nur ein dankbares Feld der Beobachtung, sondern auch einen Hauptspaß. Wenn man bei einer Fütterung sieht, wie sich alle herzudrängen, einer rücksichtslos auf den andern steigt, um nur recht schnell in die Nähe des wohlbekannten Futterbrettes zu kommen, sobald die Käfigtür geöffnet wird, wie sie, jeder nach seiner Art und seinem Alter, knurren, grunzen, quaken, gröhlen, wie jeder mit der ergriffenen Portion schleunigst sich empfiehlt, um Differenzen mit den etwa zu kurz Gekommenen zu ver- meiden, wie sie immer wieder herankommen, um noch ein Stück (ich verfüttere meist Rindsherz) zu ergattern und wie sie endlich, nach genauer Visitation des leeren Brettes, auch .noch kleine, früher verschmähte Fetzen Fleisch mitnehmend, abziehen, das ist oft ein Anblick von unwiderstehlicher Komik. Dabei noch die so verschiedenen Charaktere: das scheue Stumpfkrokodil, das trotz seiner Größe und Stärke doch immer am liebsten mit seiner Beyte an den Wänden hinauf entfliehen möchte, und das unersättliche und unverschämte Panzerkrokodil, das nie ein Stückchen Fleisch verliert, das zwischen seine scharfen Zähne geraten ist, der phlegmatische Alligator und der etwas schüchterne Kaiman — wer dies vorweltliche Bücherschau, Völkchen einmal gesehen hat, der verbindet mit dem Begriff „Krokodil“ nicht mehr die Vorstellung eines Tieres, das im wesentlichen die ganze Zeit zwischen seinen Mahlzeiten verschläft und sich auch diese sozu- sagen in das Maul kriechen läßt. Dr. F. Werner. | LI} Bücherschau. Bei der Schriftleitung sind noch folgende Werke zur Besprechung eingegangen: Naturgeschichtliche Tafeln. Von Oberlehrer Dr. W. Raschke. Tafel 5: Süßwässerfische. Tafel 6: Seefische. Preis pro Tafel 1,20 M. Graser’s Verlag (Richard Liesche), Annaberg. Was war der erste Mensch?! Ferner: Die soziale Stellung des Weibes im Altertum. Von Dr. W. Ein- feldt. Preis 1,20 M. Verlag von A. Reusch, München. Die Pendulationstheorie. Von Dr. Heinrich Simroth, Professor an der Universität Leipzig. Leipzig 1907, Konrad Grethlein’s Verlag. Preis brosch. M. 12.—, geb. M. 14.—. XII u. 564 S. Grundzüge der Pflanzenkunde. Für höhere Lehr- anstalten von Prof. Dr. Karl Smalian, Oberlehrer zu Hannover. Ausgabe A für Realanstalten. Mit 344 Ab- bildungen und 36 Farbtafeln. Zweite Auflage. Leipzig, E. Freytag. 1908. Preis eleg. geb. 4 M. Grundzüge der Tierkunde. Für höhere Lehr- anstalten von Prof. Dr. Karl Smalian, Oberlehrer zu Hannover. Ausgabe A für Realanstalten. Mit 415 Textabbildungen und 30 Farbentafeln. Leipzig, E. Freitag. 1908. Preis eleg. geb. 4 M. Anatomische Physiologie der Pflanzen und des Menschen. Nebst vergleichenden Ausblieken auf die Wirbeltiere. Für die Oberklassen höherer Lehranstalten dargestellt von Prof. Dr. Karl Smalian, Öberlehrer zu Hannover. Mit 107 Textabbildungen. Leipzig, E. Freytag. 1908. Preis eleg. geb. 1,40 M. Vom Nebelfleck zum Menschen. Von Dr. Ludwig Reinhardt. Il. Band: Das Leben der Erde. Verlag von Ernst Reinhardt, München. 1908. Preis geb. 8,50 M. “Der Mensch zur Eiszeit in Europa. Von Dr. Ludwig Reinhardt, 2. stark vermehrte und verbesserte ° Auflage. Verlag von Ernst Reinhardt, München. 1908. Preis geb. 12 M. Der Wert der Wissenschaft. Aphorismen zu einer Natur- und Lebensphilosophie. VonR.H. Frane&,- Geb. M. 4.— Brosch. M. 3.— Zürich u. Leipzig, Th. Schröter’s Verlag, 1907. ER Zur Biologie der Forellenbrut. IV. V.VI. Von Dr. Walter Hein. Separatabdruck aus „Allg. Fischerei- zeitung“. München 1907. Das Terrarium. Ein Handbuch der häuslichen Reptilien- und Amphibienpflege nebst Anleitung zum Bestimmen der Terrarientiere. Von Dr. P. Krefft. Vollständig in 16—20 Lieferungen & 0.50 M. Fritz Pfenningstorff, Berlin 1907. Lieferung 15—16. Wir behalten uns vor, auf ein oder das andere Werk nochmals eingehender zurückzukommen. K. Für die Schriftleitung verantwortlich: Oberlehrer Walter Köhler, Tegel b. Berlin, Schloßstr. 1; für den Anzeigenteil: Creutz’sche Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. Verlag der Creutz’schen Verlagsbuchhandlung, Magdeburg. — Druck von A. Hopfer, Burg b.M.