3 er na Di lea ARI Per en > iaa € «7 = Pr $5 a = bot ES en ER a ren, A PER nee “sy SMES nua" . bie EA Sy 5 EN ES 4 E Ro; fs at era ars == NER“ ei N fou KA = en af o = fs N e es 5 e oo | Py a a a | | | y ut R IN IN fam 4 y i | att fo ade A E A! IB BP EEE 44 HAN Hy. o Salieri | a o i 4 ' : 0 a o o u ES O ca a MAA . De, = 1 o 5 u ‘ o a o e A . E BR 7 ia 5 oy = 2 a . ; ers u A A i oe on u 7 DZ 1 7 A Mr u a ~ DIE a 0 ’ 1 = . a o 7 th 7 a 7 : i u O o + y A q E ' o 7 oe 5 Ve e TA 1 4 ee Pp || & 4 ane BONNER ZOOLOGISCHE BEITRAGE HERAUSGEBER: ZOOLOGISCHES FORSCHUNGSINSTITUT UND MUSEUM ALEXANDER KOENIG, BONN PROF. DR. MARTIN EISENTRAUT UND DR. HEINRICH WOLF SCHRIFTLEITUNG: PROF. DR. GUNTHER NIETHAMMER HEFT 1/4 - 11. JAHRGANG - 1960 UND SONDERHEFT 1960 BONN 1960 SELB:SEVERITAG JUEZ Joe | Vom 11. Jahrgang, 1960, erschienen Heft 1 (p. 1 — 140) 15. April 1960 Heft 2/4 (p. 141 — 352) 30. Oktober 1960 Sonderheft 1960 (p. 1 — 263) 22. Dezember 1960 | BONNER ZOOLOGISCHE BEITRÄGE Heft 1/4 Jahrgang 11 1960 und Sonderheft: Berichte und Ergebnisse von Markierungversuchen an Fledermäusen in Deutschland und Österreich. Inhalt des 11, Jahrganges: Bauer, K.: Variabilität und Rassengliederung des Haselhuhnes (Tetrastes bonasia) in Mitteleuropa ET EN OS 2 Die Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes (Österreich) Buchholz, K. F.: Zur Kenntnis von Lacerta peloponnesiaca (Reptilia: Lacertidae) SEE el E Buddenbrock, W. v.: Einige Bemerkungen über den spanischen Cossus cossus L. (Lepidoptera) EN : De Laever, E.: Etudes sur le genre Eupithecia Curtis Peters, D. St.: Ausgestorbene und seltene Vögel in den Zoologischen Museen von Breslau und Warschau Sauer, F. und E.: Zugvögel aus der paläarktischen und afrikanischen Region in Stidwestafrika Wettstein-Westersheimb, O.: Seltene Brutbelege aus Nieder- Osterreich und dem Burgenland Wo 1 ters, H. E.: Zur Systematik der Atlasfinken (Untergattung Hypochera der Gattung Vidua, Viduinae, Estrildidae, Aves) Inhalt des Sonderheftes 1960: Abel, G.: 24 Jahre Beringung von Fledermáusen im Lande Salzburg Bauer, K. und Steiner, H.: Beringungsergebnisse an der Langflügel- ~ fledermaus (Miniopterus schreibersi) in Osterreich Eizemirauf, M.: Die Fledermausberingung, ihre Entwicklung, ihre Me- thode und ihre Bedeutung für die wissenschaftliche Forschung. (Mit Anhang: „Richtlinien für die Beringung von Fledermáusen” und „Bestimmungsschlüssel der heimischen Fledermausarten.") — Die Wanderwege der in der Mark Brandenburg beringten Mausohren — Wiederfunde einiger in Marburg/Lahn beringten Mausohren (Myotis myotis). Nach Angaben des Beringers E. Mader zusammenge- stellt Engländer, H und Johnen, A. G.: Untersuchungen an rheinischen Fledermauspopulationen E AAA metd mana, R.: Fledermausberingung im südlichen Westfalen Beiten, H.und Klemmer,K.: Fledermausberingung im Rhein-Main- Lahn-Gebiet 1950-1959 SEEN hi ny 25 Frank, H.: Beobachtungen an Fledermäusen in Höhlen der Schwäbischen CARE Alb unter besonderer Berücksichtigung der Mopsfledermaus (Barbastella: ‚barbastellus)2. 2.2... „ u. „u, a Bas = Gruber, J.: Vier Jahre Fledermausberingung in O Ober- a : reich [1956-1999 Serio oa eke Pee ee ee 333 Havekost, H.: Die Beringung der Breitflügelfledermaus (Eptesicus sero- tinus Schreber) im: Oldenburger Land... . A Hoehl, E.: Beringungsergebnisse in einem Winterquartier der Mopsfleder- máuse (Barbastella barbastellus Schreb.) in Fulda . ..... 192 Hummitzsch, E.: Fledermausberingung in Leipzig und Umgebung ... £99 Issel, W.: Kurzer Bericht über die Tätigkeit der „Arbeitsgemeinschaft fur Fledermausforschung”* SD LLZ me Naturwissenschaftliches Museum” im. Fuggerhaus. ae: E ee ee Re 22 — B. und W.: Beringungsergebnisse an der großen Hufeisennase (Rhinolo- phus-ferrumequinum. schreb.); in Bayern zw 2.7 2, =e eee Kepka, O.: Die Ergebnisse der Fledermausberingung in Steiermark vom Jahre «1949#.bis21960, 7 ar a ee Ne 54 Natuschke, G.: Ergebnisse der Fledermausberingung und biologische Beobachtungen an Fledermáusen in der Oberlausitz . .... TI Roer, H.: Vorläufige Zusammenfassung der Beringungsergebnisse an Fle- dermäusen und: Literaturübersich >... A O Ruhmekorf, E. und Tenius, K.: Beobachtungen an Fledermäusen im Weserbergland und Westharg> =... . ...n se ee ee eo Schmaus, M.: Fledermausberingung im Hunsrick . . 22.2 2.2.2 58 Schnetter, W.: Beringungsergebnisse an der Langllügeliledermaus (Mini- opterus schreibersi- Kuhl.) im Kaiserstuhl - © . . > Ze er Schober, W.: Zur Kenntnis mitteldeutscher Fledermäuse ...... .. 105 Verzeichnis der Neubeschreibungen des laufenden Jahrganges Seite Seite Mammalia: Reptilia: Sorex araneus wettsteini n. ssp. Lacerta peloponnesiaca lais Bauer 178 subsp. nov. Buchholz 99 Lacerta peloponnesiaca phryne subsp. nov. Buchholz 101 Lacerta peloponnesiaca thais subsp. nov. Buchholz 162 2 BEITRAGE HERAUSGEBER: ZOOLOGISCHES FORSCHUNGSINSTITUT UND MUSEUM ALEXANDER KOENIG, BONN PROF. DR. MARTIN EISENTRAUT | UND | DR. HEINRICH WOLF | | | SCHRIFTLEITUNG: PROF. DR.GÜNTHER NIETHAMMER HEFT > be JAHRGANG) «1960 BONN 1960 SELBSTVERLAG - BONNER - ZOOLOGISCHE Bonn. zool.Beitr. | » : Heft 1 + 11/1960 Ausgegeben am 15. April 1960 Die Zeitschrift „Bonner Zoologische Beiträge“ ist der Förderung der Systematik, Tiergeographie, Okologie und aller sie beriihrenden Gebiete der Zoologie ge- widmet. Hierbei werden mit Riicksicht auf die Ziele und die Sammlungen des Museums bevorzugt Arbeiten aus der Wirbeltier- und Insektenkunde veröffentlicht. Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich (4 Hefte — 1 Jahrgang) zum Preise von 3,50 DM je Heft. Bei Zahlung des ganzen Jahrganges im voraus — zusammen 14,— DM — können 10 Prozent Rabatt abgezogen werden. Auslandspreis 4,50 DM, bei Abnahme des ganzen Jahrganges (18,— DM) 10 Prozent Rabatt. Mitarbeiter erhalten 50 Sonderdrucke ihrer Aufsätze unberechnet. Weitere Sonderdrucke kön- nen gegen Erstattung der Druckkosten bezogen werden. Diese betragen bei Vorausbestellung für weitere: 25 Sonderdrucke bis 10 S. 0,55 DM je Exempl.; bis 20 S. 1,— DM; bis 30 S. 1,30 DM 50 Sonderdrucke bis 10 S. 0,50 DM je Exempl.; bis 20 S. 0,90 DM; bis 30 S. 1,10 DM 75 Sonderdrucke bis 10 S. 0,45 DM je Exempl.; bis 20 S. 0,80 DM; bis 30 S. 1,— DM Manuskripte und Bestellungen werden an die Schriftleitung, Bonn, Koblenzer Straße 162, Museum Koenig, erbeten. Inhalt von Jahrgang 11, Heft 1, 1960 BAUER, K.: Variabilität und Rassengliederung des Haselhuhnes (Tetrastes bonasia)' in Mitteleuropa! ‘2 7.2. „nes. er. ee ee 1 WOLTERS, H. E.: Zur Systematik der Atlasfinken (Untergattung Hypochera der,Gattung Vidua, Viduinae, Estrildidae, Aves) 2. Sen ee 19 PETERS, D, St.: Ausgestorbene und seltene Vögel in den a gers Mu- seen von Breslau und Warschau \. ou. © NN Eee re 26 WETTSTEIN-WESTERSHEIMB, O.: Seltene Brutbelege aus Nieder-Osterreich und. dem Burgenland?) 2.0. 80 Meran e e ee eee ees 33 SAUER, F. und E.: Zugvögel aus der paläarktischen und afrikanischen Bann in.Südwestalfrika.! Eo Sues sus Ge ER eee 0 Er 40 BUCHHOLZ KB Zur Kenntnis von Lacerta peloponnesiaca (Reptilia: => certidaey ei. as A A A E oe ae ee ER re | 87 BUDDENBROCK, W.v.: Einige Bemerkungen über den spanischen Cossus cossus LA (Lepidoptera) Fer ete ern eu bere TEEN RE ink Tis pale ee ee 108 DE LAEVER, E.: Etudes sur le genre Eupithecia Curtis .......... 114 Buchbesprechungen EMEC MMe A eh Ee PER TARTS IY Re 124 Gesamtherstellung: Balduin Pick, Köln BONNER ZOOLOGISCHE BEITRAGE Heft 1 Jahrgang 11 1960 (Aus der Ornithologischen Abteilung des Museums A, Koenig, Bonn) Variabilitat und Rassengliederung des Haselhuhnes (Tetrastes bonasia) in Mitteleuropa Von KURT BAUER, Bonn (Mit 3 Abbildungen) Herrn Prof. Dr. E. Stresemann zum 70. Geburtstag Im Zuge der Neubearbeitung des Handbuches der Deutschen Vogel- kunde sind verschiedene taxonomische Fragen zu klären. Besonders unklar scheint die geographische Variation von Teirastes bonasia. Während nam- lich die verschiedenen, aus der Ostpaläarktis beschriebenen 8 Formen von den neueren Bearbeitern zu 4 (F. Steinbacher, 1938) oder gar nur 2 (Kiri- kow, 1952) Rassen zusammengezogen wurden, ist in Europa eine gegen- teilige Tendenz deutlich. Zu den von Steinbacher unterschiedenen 3 Rassen traten in den letzten 15 Jahren nicht weniger als 4 Neubenennungen, da- von nicht weniger als 3 aus Mitteleuropa. Um einigermaßen Klarheit über die Berechtigung dieser Aufspaltung zu gewinnen, war neben einem Uber. klick über die Verhältnisse im ganzen Artareal eine Untersuchung der geographischen Variation der europäischen Tetrastes-Populationen nötig. Die Voraussetzungen dazu waren insofern recht günstig, als das Museum Koenig über ungewöhnliches reiches Haselhuhnmaterial verfügt. Diese Sammlung enthält nämlich allein nicht weniger als 290 Haselhühner. 80 davon gehören zwar einer bemerkenswert vollständigen Kollektion russi- scher Varietäten und Farbabweichungen Leopold Koenigs an und sind, ob- wohl in anderer Hinsicht von erheblichem Interesse, für unseren Zweck nur teilweise zu gebrauchen. Unter den verbliebenen aber befinden sich kleinere Serien aus nahezu allen Teilen des Artareals. Was der Sammlung aber besondere Bedeutung verleiht, sind die großen Serien rheinischer und alpenländischer Haselhiihner, die der Gründer des Museums und Prof. G. Schiebel, zwei gleichermaßen passionierte Haselwildjäger, in Jahr- zehnten zusammentrugen. 3 2 K Bauer E Beitr. Ergánzt werden konnte dieses Material durch weitere 80 Stúcke aus den Sammlungen des Zoologischen Museums Berlin, des Staatlichen Mu- seums für Naturkunde in Stuttgart und des Naturhistorischen Museums in Wien, die dank dem Entgegenkommen der Herren Prof. Dr. E. Stresemann, Prof. Dr. E. Schúz und Dr. G. Rokitansky entlehnt oder aber an Ort und Stelle untersucht werden konnten. In dem berücksichtigten Gesamtmaterial sind so gut wie alle!) von Steinbacher (1938) unterschiedenen Rassen mindestens durch einige Stücke, meist aber durch Serien vertreten; von den später beschriebenen styriacus v. Jordans und Schiebel, schiebeli Kleinschmidt, griseonota Salomonsen und carpathicus Keve. Mängel liegen im Fehlen von topotypischen Stücken von horicei Hachler, in der Spärlichkeit des ost- und mitteldeutschen Ma- terials und im Fehlen von Stücken aus dem Massif Central und den Pyre- näen. Erstere Lücke sollte sich noch beheben lassen; auf größeres Material aus den deutschen und französischen Mittelgebirgen ist aber bei dem viel- fach schon mit dem lokalen Aussterben endenden rapiden Rückgang der Art in diesen Gebieten wohl nicht mehr zu hoffen — sowohl O. Klein- schmidt wie v. Jordans bemühten sich jahrelang vergebens um Haselhühner aus diesen Gegenden (v. Jordans mdl.). Das Material ist aber doch er- heblich umfangreicher als alle bisher untersuchten mitteleuropäischen Se- rien und darf wohl trotz der erwähnten Lücken zur Basis einer Revision gemacht werden. 1. Nichtgeographische Variation Die jahreszeitliche Variation ist gering und beschränkt sich neben der allmählichen Abnutzung des Gefieders (die nicht allzu stark in Erscheinung tritt) im wesentlichen auf den sommerlichen Verlust aller oder eines Teiles der schwarzen Kehlfedern beim d. Da der Großteil der vorliegenden Stücke im Herbst oder Vorwinter, also in ganz frischem Gefieder, erbeutet wurde, ist das Material sehr gut vergleichbar. Im Gegensatz zu manchen anderen Rauhfußhühnern, etwa Tetrao urogallus, fehlen Altersunterschiede, wenn erst einmal die Jugendmauser abgeschlossen ist, vollständig. Selbst ein so kenntnisreicher Haselwildjäger wie G. Schiebel machte Alters- angaben auf den Etiketten seiner Bälge bei Tetrastes nur nach der Stimme des vor dem Schuß verhörten Hahnes. Die geläufigen Zeichnungsunter- schiede zwischen 6 und Y interessieren hier nicht weiter. Zu beachten ist, daß 2° vielfach oberseits brauner und unterseits etwas weniger ge- fleckt sind. Namentlich der erstere Unterschied ist bei manchen Popula- tionen recht ausgeprägt und beim Rassenvergleich entsprechend zu be- achten. Die russischen Haselwildpopulationen haben eine unglaubliche Fülle von Farbabweichungen geliefert und wohl maßgeblich die verbreitete Vor- stellung genährt, daß Tetrastes bonasia so ungewöhnlich variabel sei. 1) alleinige Ausnahme jamashinai. 1000 ] Rassengliederung des Haselhuhnes 3 Wieweit dies fúr das Teilareal von T. b. bonasia wirklich gilt, in dem die Varietát griseiventris vorkommt und aus der die meisten der albinotischen und flavistischen Stúcke der Sammlungen zu kommen scheinen, ist mir un- bekannt. Wenn man aber in Rechnung stellt, daß diese Reihen immerhin aus Millionen jährlich auf den Markt kommender normaler Stücke aus- gewählt werden konnten, wird man an einer ungewöhnlich hohen Muta- tionsrate sogar für diese Populationen zweifeln dürfen. Die vorliegenden größeren Serien aus anderen Gebieten lassen weder für die Alpen oder das Rheinland noch für Lappland eine besondere individuelle Variabilität erkennen. Nur T. b. sibiricus scheint, wie schon Steinbacher (1938) ver- merkt, auffallend variabel. Aber auch hier hält sich diese Erscheinung durchaus noch in Grenzen, wie wir sie von vielen anderen Vogelarten gewohnt sind. Allerdings sind die meisten Rassen + dichromatisch, was indes keineswegs immer deutlich zum Ausdruck kommt und auch in extre- men Fällen das bei Sirix aluco bekannte Ausmaß nicht erreicht. 2. Geographische Variation Größe: Die Angaben Kirikows (1954) deuten eine überraschende Grö- ßengleichheit aller sowjetischen Populationen an. Vom Westrand zum Ost- rand dieses riesigen Areals beträgt die durchschnittliche Größenzunahme nur etwa 1,75%. Flügellängen nach Kirikow: ome) Qe n M n M T.b. bonasia . 53 162-180 172 30 161-178 170 T.b. sibiricus 75 163-195 174 54 161-182 173 T. b. amurensis 22 168-185 1:75 13 164-184 173 Demgegenüber herrscht in Europa in Nord-Süd-Richtung eine viel augenfälligere Größenzunahme. Die Mittelwerte der südlichsten Popula- tionen liegen, obwohl ihr räumlicher Abstand von der Vergleichspopula- tion nur etwa ein Drittel beträgt, bei den 64 etwa 95%, bei den YY 6,5% über denen der nördlichen. Flügellängen nach dem vorliegenden Material: 66 22 n M | n M Lappland 2321592173 164,3 13 158-170 162,4 NW-Rußland 23 157-172 163,4 iS 157-172 161,7 M-Deutschland 12 166-178 173,0 5 168-173 171,0 Rheinland 47 168-179 173,6 31 165-175 171,0 Bayr. Wald-Ausläufer 10 171-184 176,8 | = — — Alpen 46 170-183 176,3 | 171-174 1725 5 Krain, Balkan 8 175-189 180,0 | 4 168-178 172,8 4 K.Bauer- BS zool. Beitr. Gewicht: Gewichtsangaben, wenigstens solche, die als zuverlassig gelten können, liegen erst in bescheidenem Umfang vor. Wenn man. ab- sieht von den Angaben C. Kellers, der von 1 kg und sogar 2 kg schweren Haselhähnen fabulierte, dann sind die Gewichte vergleichbarer Stücke sehr einheitlich. Nach den von Grote (1942) zusammengetragenen Angaben rus- sischer Autoren wiegen Herbst- und Winter- 6 4 vom Ural durchschnittlich 402 g, vom Jenissei 422g und vom Baikalgebiet 425-431 g. In Europa ist die Gewichtszunahme von Nord nach Sud — im Gegen- satz zu der nicht unerheblichen Zunahme der Flügellänge — noch beschei- dener. Hagen (1942) zitiert Angaben Lönnbergs für schwedisches Hasel- wild: 39 664 300-423 (M 369) g, 25 22 307-422 (M 370) g. Leider fehlen An- gaben über die Erlegungszeit. Der Umstand, daß 1 Oktober-? und 1 No- vember-öd aus Norwegen mit 380g und 425g vergleichsweise hohe Ge- wichte aufweisen, deutet aber wohl darauf hin, daß die Lönnbergschen Gewichte jahreszeitlich nicht vergleichbar sind. 16 Herbst-¢ 4 von der Kola-Halbinsel wiegen 360-470 (M 400) g (Semenow-Tianshanski, n. Grote), 25 von Schiebel gewogene aus Österreich 370-490 (M 424) g. Für balkanische Haselhühner liegen keine verbürgten Durchschnitts- werte vor, die von Valentinitsch und v. Krüdener aufgeführten Gewichte von 484, 490, 525 und auch noch 560g liegen zwar durchaus noch im Be- reich der Möglichkeit, da Rohgewichte (um die es sich hier wohl handelt) allein durch Magen- und Kropfinhalt ganz erheblich erhöht werden können (einer der Hähne Schiebels aus der Steiermark wog 460g, erreichte aber mit Kropfinhalt 520 g). Auf jeden Fall aber handelt es sich um Extreme, die das Durchschnittsgewicht nicht allzu sehr beeinflussen. Da der schwerste Hahn Valentinitschs nur 484g und sein zweitschwerster (allerdings im Frühjahr) gar nur 440 g wogen, liegen die Gewichte Krainer Haselháhne zumindest nicht wesentlich über denen alpenländischer. Strukturelle Merkmale: Schnabel: Die Populationen von Ussuri- und Amurland, der Man- dschurei und Nord-Japans weisen relativ stärkere und längere Schnäbel auf als die größengleichen Rassen T. b. bonasia und T. b. sibiricus. In Europa nimmt die Schnabelgröße von N nach S etwa im selben Verhält- nis zu wie die Flügellänge. In allen Populationen ist die individuelle Variabilität aber so bedeutend und überdies die Abnutzung so verschie- den, daß der Schnabelgröße als Merkmal geringe Bedeutung zukommt. Laufbefiederung: O. Kleinschmidt (1949) hat die Variation der Laufbefiederung eingehend behandelt und auch bildlich dargestellt. Wie zu erwarten, zeigen die subarktischen und borealen Populationen die dich- teste und längste, diejenigen des südlichen und mittleren Europa die schwächste Laufbefiederung. Als Extreme treten die Ostsibirier einerseits und die Rheinländer andererseits in Erscheinung. Schnabelbefiederung: verhält sich ähnlich. Auch diese ist bei den Ostsibiriern am stärksten ausgeprägt und überdeckt hier auch die X VE. Ae P | Rassengliederung des Haselhuhnes 5 Schnabelfirste, die sonst frei bleibt, bis zum Vorderrand der Nasenlöcher nach vorne. Zerehnung: Kopf: Die weißen Zeichnungselemente an Kopf (Bartstreif, Augen- streif) und Schultern sind bei den ostsibirischen Populationen am stärk- sten ausgebildet, innerhalb der übrigen Formen ist die Variation gering. Rücken: Die Rückenbänderung der nordeuropaischen und asiatischen Populationen ist relativ schwach, in Mittel- und Südeuropa stärker. Ebenso erreichen die dunklen Schaftstriche auf den Bürzelfedern und Oberschwanz- decken (bei erheblicher individueller Variation) bei den mitteleuropäischen Populationen meist stärkere Ausbildung. Unterseite: Die schwarzbraune Zeichnung des Brust- und Bauch- gefieders variiert individuell relativ wenig, geographisch aber in bedeu- tendem Maße. Bemerkenswert daran ist besonders, daß das Merkmalsge- fälle dabei nur stellenweise dem anderer Pigmentierungsmerkmale folgt, wie man erwarten möchte. So nimmt die Unterseitenzeichnung innerhalb der nordpaläarktischen Populationen zwar parallel mit allgemeiner Auf- hellung von W nach E ein wenig ab (um erst in Ostasien nach S zu wieder etwas stärker zu werden). In Europa aber ergeben sich ganz eigene Ver- hältnisse. Die skandinavischen Populationen haben einheitlich eine zwar kräftig, aber mit feinem Muster gezeichnete Unterseite. Südlich der Ostsee wird diese Zeichnung deutlich schwächer, und überdies nimmt sie hier von E nach W ganz klar an Ausdehnung ab. In den Populationen westlich des Rheins wird das Extrem dieser Reduktion der Unterseitenzeichnung erreicht. Bei keiner anderen Haselhuhnform schrumpfen die dunklen Zeich- nungselemente der Unterseite auch nur annähernd so weit. Von diesen unterseits hellen Haselhühnern Mittel- und Westdeutschlands setzen sich diejenigen des Alpengebietes auffallend ab. Merkwürdigerweise erreicht die Ausbildung der Unterseitenzeichnung in diesen geographisch be- nachbarten Populationen ihr anderes Extrem. Schwärzer (pigmentreicher) ‘und ausgedehnter noch als bei den stark gezeichneten nordeuropdischen Populationen ist hier die dunkle Zeichnung des Brust- und Bauchgefieders. Dies gilt für Ost- und Westalpenvögel in gleicher Weise. Übergänge zu den zeichnungsarmen Formen der Mittelgebirge liegen aus dem Südelsaß und dem Schwarzwald vor. Im Osten reicht die Maximalfleckung der Alpen- vögel sogar noch weiter nordwärts: eine Serie aus dem oberósterreichi- schen Mühlviertel, den österreichischen Ausläufern des Böhmerwaldes zeigt erst geringe (nur in der Serie erkennbare) Abschwächung dieser Zeichnung und ist Alpenvögeln ähnlicher als allen anderen Populationen. Nach Süden erstreckt sich das Areal dieser Form bis an den Alpenfuß. Stücke aus dem Tessin und aus dem Bachergebirge stimmen mit nord- und zentralalpinen überein. Weiter südwärts auf dem Balkan aber ist die Zeich- nung zwar immer noch stärker als in West- und Mitteldeutschland, aber doch merklich schwächer als bei Alpentieren. Bonn. 6 K. Bauer [Eat Der Unterschied zwischen den stark gezeichneten alpinen und_nor- dischen Vögeln ist auffällig. Hervorgerufen wird er einerseits dadurch, daß die im Zeichnungsmuster ganz ähnlichen Federn der nordischen Stücke schmälere weiße Terminal- (Bauch) oder Subterminal-Binde (Kropf) haben, andererseits aber auch dadurch, daß die Gesamtzahl der Federn bei den nordischen Stücken sichtlich ganz wesentlich höher ist, wodurch sich diese stark überdecken, und zwar nur jeweils kleine, aber entsprechend mehr dunkle Felder sichtbar werden lassen !), Kehle: Im Sommer fehlt dem Hahn für ungewisse Zeit der schwarze Kehlfleck — vor oder zu Beginn der sich von Mai bis September hin- ziehenden Jahresvollmauser werden die schwarzen Kehlfederchen durch hellere ersetzt. Diese letzteren werden dann zum Abschluß der Jahres- mauser wieder gewechselt. Während die Sommer-Kehlfederchen im allge- meinen gelblich oder auch mehr oder weniger grau gesperbert sind (v. Krüdener), sind sie bei den vorliegenden Stücken vom Balkan im proxi- malen Teil weiß, im distalen aber schwarz. Bei den $ dieser Population sind die Kehlfedern zwar erheblich weniger stark als bei den 66 und individuell ziemlich variabel, aber immer noch deutlicher als bei den mei- sten 2? anderer Rassen mehr oder weniger breit grau gesäumt. Färbung: Oberseite: Das bedeutendste und auch bisher in erster Linie zur Kennzeichnung und Unterscheidung der Rassen herangezogene Merkmal ist die Gesamtfärbung. Tatsächlich variiert sie innerhalb der Art in sehr weiten Grenzen. Der Gesamteindruck der Rückenfärbung etwa bewegt sich zwischen den folgenden Extremen: rein hellgrau, dunkel graubraun und fuchsig rotbraun. Die geographische Variation dieses Merkmals verläuft ähnlich wie bei der Unterseitenzeichnung. Nordpaläarktische Populationen sind wenig unterschiedlich, alle + rein grau. Sowohl in Ostasien wie in Eropa werden die südlicheren Populationen zunehmend brauner. Während sich der Unterschied aber in Ostasien in relativ engen Grenzen hält — die südlichsten dortigen Populationen sind etwa so braungrau wie in Europa südskandinavische und baltische Stücke — reicht die Skala in Europa vom reinen Grau der nordskandinavischen Form über alle Zwischenstufen von Braungrau, Graubraun und Braun bis zu einem intensiven fuchsigen Rotbraun. Extreme Ausbildung dieser rotbrau- nen Tönung zeigen einerseits die balkanischen Populationen, vor allem und am intensivsten aber die rheinischen (und wohl alle westeuropäischen), 1) Dieser Befund ist zwar nicht gerade überraschend, verdient aber genauer ge- prüft zu werden, da sich in der Literatur neben einer Mitteilung über geographi- sches Variieren der Neoptilzahl bei Parus (D. Burckhardt, Rev. Suisse Zool., 62, 1955, 314-319) nur spärliche Angaben über individuelle und jahreszeitliche Varia- tion der Konturfederzahl bei Sperlingsvögeln (A. Wetmore, Auk, 53, 1936, 159-169) finden. Geographische Variation in der Konturfederzahl scheint noch nicht gefun- den worden zu sein. Sie wäre von erheblichem theoretischen Interesse, weil sie verständlich machen könnte, wieso Tetrastes bonasia und manche andere Art von der bei den Aves durchaus gültigen Bergmannschen Regel abweicht. in > ] Rassengliederung des Haselhuhnes 7 die durch das Areal der dunkel graubraunen alpinen Population völlig von den balkanischen getrennt sind. - Unterseite: Die geographische Variation der Unterseitenfärbung ist vergleichsweise gering. Sie besteht im wesentlichen in einer mehr oder weniger intensiven Rosttönung der Flankenbefiederung und in einem mehr oder weniger deutlichen gelblichen oder rostgelben Anflug des Kropf- und Brustgefieders. Am wenigsten sind beide bei den graurückigen nord- paläarktischen Formen, am meisten bei den mitteleuropäischen (besonders stark bei rhenana) entwickelt. Zusammenfassung Betrachtet man rückblickend die angedeuteten Merkmalsänderungen der Art Tetrastes bonasia, so ergibt sich als augenfälligster Befund, daß die geographische Variation in dem kleineren europäischen Teilareal er- heblich größer ist als im asiatischen. Überdies liegen die Dinge hier inso- fern komplizierter, als nicht nur einfache nord-südliche oder west-östliche Klines oder Merkmalsgefälle vorliegen, sondern sich mehrere voneinander unabhängige Merkmalszentren abzeichnen. Im Zusammenhang damit steht wohl auch der Befund, daß zwar stellenweise zwischen zwei gegensatz- lichen Merkmalsausprägungen weite Zonen gleitender Übergänge liegen, daß andere Merkmale aber über weite Strecken völlig konstant bleiben können, um dann in einer schmalen Übergangszone einem raschen Wechsel zu unterliegen. Soll die Nomenklatur wenigstens in großen Zügen das Bild der geo- graphischen Variation widerspiegeln, dann muß der starken Verschieden- neit der Tetrastes-Population in Europa durch die Unterscheidung von ent- sprechend vielen Rassen Rechnung getragen werden. Bei allen bisherigen Revisionen wurden aber, wie die folgende Aufstellung zeigt, mehr asia- tische Rassen unterschieden. Peters (1934): Steinbacher (1938): Kirikow (1932): T.b. bonasia T. b. bonasia T. b. bonasia T. b. volgensis T. b. volgensis — T.b. rupestris T.b. rupestris T. b. rupestris T. b. sibiricus T. b. sibiricus I. bs sibirieus T. b. kolymensis T. b. kolymensis = — T. b. yamashinai = T. b. amurensis : _- | => T. b. coreensis — — T.b : . vicinitas T.b. vicinitas T. b. vicinitas 3. Die Rassen von Tetrastes bonasia Von den 17 im Laufe der Zeit beschriebenen Rassen von Tetrastes bo- nasia sind mindestens 7, besser aber wohl 8 anzuerkennen. Die nach einem Stück ohne Fundort beschriebene Form orientalis Madarasz (Ann. Mus. 8 K. Bauer | ee Nat. Hung. 7, 1909, 178) ist immer noch unklar. Nicht berücksichtigt sind in dieser Zusammenstellung noch zwei weitere Namen. W. Lindemann nennt in Columba 3, 1951, 71-72 (und auch in der von ihm ,bearbeiteten” neuen Ausgabe von Fuschlbergers Hahnenbuch, München, 1956) neben anderen Formen „T.b. carpatica Dom.” und „T.b. balkanensis Jank.”, von welchen Rassen Lindemann nicht weniger als 146 und 207 Stück untersucht zu haben vorgibt. Diese Namen werden in den durchgesehenen Handbüchern, Lan- desfaunen, Checklists und auch im Zool. Record nirgends erwähnt und sind wohl ebenso der Phantasie des Verfassers entsprungen wie manche seiner sonstigen Befunde. Nach Größe, Ausbildung der Schnabel- und Laufbefiederung und Ge- samtfärbung lassen sich die Rassen von Tetrasies bonasia in zwei Gruppen zusammenfassen: A. Nordische Gruppe: Klein bis mittelgroß, Schnabel- und Laufbefiederung stark. Rückenzeichnung meist schwach; keine oder wenig Brauntöne im Gefieder. 1. Tetrastes bonasia griseonota Salomonsen F. Salomonsen: Dansk Orn. Tidskr., 41, 1947, 221-224 („Glommersträsk ved Arvi- dsjaur, Lappland"). Beschreibung Klein, hell und rein grau. Flügel 6 4 159-173 (M 164,3), GP 158-170 (M 162,4) mm. Rücken und Bürzel rein grau, ohne bräunlichen Ton. Rückenbänderung und Bürzelstreifung schmal. Rotbraune Töne an Schultern und Flanken blasser, weniger rot als bei den südlicheren Rassen. Unterseitenzeichnung stark und dunkel, aber relativ fein. Schnabel- und Laufbefiederung stark. Verbreitung: Lappland, Finnland und NW-Rußland. 2. Tetrastes bonasia sibiricus Buturlin T. b. sibiricus, S. Buturlin, Mess. Orn., 1916, 224 („Sibirien, vom Mitteliauf des Jenissei von Krasnojarsk bis zu der Hochwaldgrenze, westlich bis Tobolsk und südöstlich bis Irkutsk” — von Kirikow [1954] beschränkt auf ,Jenissei”). T.b. kolymensis, S. Buturlin, Mess. Orn., 1916, 226 („Wälder der Jakutsk-Provinz, Typen mittlere Kolyma und Jakutsk" — von Kirikow [1954] beschränkt auf Kolyma). Beschreibung: Klein, hell und grau. Flügel, 44 163-190 (M174), 29 161-182 (M173) mm. Sehr ähnlich griseonota, aber noch heller grau und mit noch schmälerer Banderung auf Oberhals und Rücken. Verbreitung: Von Petschora und Kama durch ganz Sibirien bis zum Ochotskischen Meer und zur Kolyma. Die ostsibirischen Populationen wurden auf Grund der ausgedehnteren weißen Zeichnung an Kopf und Schultern abgetrennt. Nach Kleinschmidt (1949) zeichnen sie sich auch durch besonders starke Ausbildung der Schnabel- und Laufbefiederung aus. Leider liegt von dieser Form nur ganz unzureichendes Material vor, das eine sichere Beurteilung nicht erlaubt. Kirikow stellte sie aber wohl mit Recht zu sibiricus. Bane Rassengliederung des Haselhuhnes 9 3. Tetrastes bonasia vicinitas Riley T. b. vicinitas, Riley, Proc. Biol. Soc. Washington, 28, 1915, 161 („Hondo, Japan”). T. b. amurensis, Riley, Proc. Biol. Soc. Washington, 29, 1916, 17 (,Kirin in der Mandschurei”). T. b. ussuriensis, S. Buturlin, Mess. Orn., 1916, 227 („Südl. Ussuri-Provinz"). T.b. yamashinai, Momiyama, Annot. Orn. Orient., 1, 1928, 231 (,Súdsachalin”). T. b. coreensis, N. Kuroda € Mori, Auk, 1922, 365 (,Korea”). Beschreibung: Mittelgroß, braungrau. Flügel, 44 168-185 (M 175), 29 164-184 (M173) mm. Graubraun, Färbung etwa wie bei T. b. bonasia, mit starker Rückenbänderung. Schnabel im Durchschnitt etwas stärker und länger (vom Nasenloch 11-12,5 mm) als bei den anderen Rassen. Schnabel- und Laufbefiederung stark. Verbreitung: Amurland, Ussurien, Sachalin, Mandschurei, Korea und N-Japan. 4. Tetrastes bonasia bonasia Linne Tetrao bonasia, C. Linne, Syst. Nat., Ed. X, 1758, 160 („Habitat in Europae Cory- letis” — terra typica von Hartert [1921-1922] auf Schweden, von Salomonsen [1947] auf Uppsala, Uppland, beschränkt). T. b. volgensis, S. Buturlin, Mess. Orn., 1916, 227 („Sura-Tal im mittleren Simbirsk“). T.b. grassmanni, O. Zedlitz, Journ. f. Ornith., 68, 1920, 234 („Schara im westl. Pripjet-Gebiet”). Beschreibung: Klein, bräunlichgrau. Flügel, 44 157-172 (M 163,4), $9 157-172 (M 161,7) mm. Ganz ähnlich griseonota, Oberseitenfárbung aber nicht hellgrau, sondern braungrau. Verbreitung: Von Südnorwegen, Südschweden und Stidkarelien süd- wärts bis Polen und Mittelrußland, ostwärts bis zur Wolga. Bis in die jüngste Zeit wurden die Haselhühner Osteuropas unter den Namen volgensis und grassmanni der skandinavischen Nominatform gegen- übergestellt. Zum Vergleich lag allen früheren Bearbeitern sichtlich nur lappländisches Material vor — in Lappland ist die Art sehr häufig, in Süd- skandinavien dagegen lokal und selten —, von dem diese Populationen in der Tat auffallend verschieden sind. Erst Salomonsen (1947) konnte zei- gen, daß nur die nordskandinavischen Haselhühner derart hellgrau sind, wogegen die südskandinavischen mit den baltisch-westrussischen völlig übereinstimmen (ein Befund, den das vorliegende Material bestätigt). Da nur die südschwedische Population der Diagnose entspricht, fixierte Salo- monsen Uppsala als engere terra typica und benannte die bisher zu Unrecht von allen Autoren zur Vergleichsbasis genommenen lappischen Popula- tionen als griseonota neu. Volgensis und grassmanni werden auf diese Weise Synonyma der Nominatform. B. Mitteleuropäische Gruppe: Mittelgroß bis sehr groß. Schnabel- und Lauf- befiederung relativ schwach. Oberseitenzeichnung stark, Unterseitenzeich- nung variabel. Am auffallendsten verschieden von der Nordgruppe durch die starke Entwicklung von Brauntönen im Gefieder. Nach dem recht ansehnlichen untersuchten Material lassen sich wenig- stens zwei sehr gut charakterisierte Rassen unterscheiden. Als markante 10 K. Bauer € | Ee Rassen heben sich die Populationen der Alpen und Karpathen und der rheinischen Mittelgebirge ab. Zumindest innerhalb des ersten dieser bei- den Areale gibt es keine nennenswerte geographische Variation. Hasel- huhner aus den Westalpen stimmen mit solchen aus den Sud- oder Ost- alpen vollig uberein. Anders liegen die Dinge im Bereich der Mittelge- birge. Die Populationen der französischen und westdeutschen Mittelgebirge sind leuchtend rotbraun und zudem durch eine auffallende Reduktion der dunklen Unterseitenzeichnung gekennzeichnet. Weiter nach Osten werden die Tiere allmählich grauer. Gleichzeitig nimmt die Unterseitenzeichnung an Ausdehnung zu. Schon vom Rhein an wird dieses klinale Merkmals- gefalle merklich. Die Serien aus Westerwald und Sauerland sind zwar noch deutlich roter als die óstlicheren, erreichen aber doch nicht ganz die Intensitat derer linksrheinischer Herkunft. Weiter im Osten sind die Tiere ausgesprochen braun bis graubraun. Stücke aus dem näheren Bereich der terra typica von Brehms rupestris stehen etwa in der Mitte zwischen rhenana und bonasia. Material aus diesem Übergangsgebiet selbst lag lei- der nicht vor, doch deuten die Angaben im älteren Schrifttum darauf hin, daß der Übergang zu bonasia allmählich oder in einer breiteren Mischzone erfolgt. Ähnlich wie in West-Ost-Richtung wird auch in Nord-Süd-Richtung innerhalb des Areals von rupestris eine gewisse Variation deutlich. Vom Alpengebiet, dem Verbreitungszentrum der unterseits stärkst gezeichneten Haselhuhnrasse styriacus, strahlt das Merkmal starke Unterseitenzeich- nung noch bis in die benachbarten Mittelgebirgspopulationen ein. Als Rassen unterschieden werden müssen also jedenfalls die Formen der Mittelgebirge und der Alpen. Da die geographische Variation der Art in den westlichen Mittelgebirgen in zwei Merkmalen — Intensität der Rot- tonung und Reduktion der Unterseitenzeichnung — ein Extrem erreicht, ist die Rasse rhenana anzuerkennen. Paradoxerweise hat nur der bisher allgemein verwendete Name rupestris keine rechte Daseinsberechtigung. Obwohl das von dieser Form vorliegende Material geringer ist als das der anderen mitteleuropäischen Rassen, wurde doch deutlich, daß unter rupestris nur eine in sich wenig geschlossene Gruppe von intermediären oder Mischpopulationen zwischen den westlich, südlich und östlich angren- zenden, gut differenzierten Rassen rhenana, styriacus und bonasia verstan- den werden kann. Obwohl eine Notwendigkeit zu einer nomenklatorischen Kennzeichnung einer solchen Ubergangsform an sich nicht besteht, ist es angesichts des Umstandes, daß das von ihr eingenommene Areal nicht un- beträchtlich ist, in Analogie zu Fällen wie Pyrrhula pyrrhula germanica, Aegithalos caudatus europaeus und anderen aber vielleicht doch richtig, den eingeführten Namen beizubehalten. Balkanvögel schließlich sind in mancher Hinsicht intermediär zwischen den Extremen der mitteleuropdischen Gruppe, rhenana und styriacus, unter- scheiden sich nach dem vorliegenden Material aber doch hinreichend, um sie nomenklatorisch abzutrennen. en Rassengliederung des Haselhuhnes 11 AA vi A Abb. 1: Die Haselhuhnrassen Mitteleuropas: T. b. rhenana (weiß), T. b. rupestris (schrager Querbalken), styriacus (schwarz); am Rande T. b. bonasia (dicker T. b. schiebeli (weiB mit schwarzem Mittelpunkt); schwarzer Ring) und T. nach dem untersuchten Material, mit einigen wenigen Literaturangaben. Abb. 2—3: Variation der Unterseitenzeichnung. — Ein durchschnittliches Stuck flankiert von den schwach- und starkgezeichneten Extremen. Abb. 2: T. b. rhenana. Abbi3: IE br styriacus: Eon Rassengliederung des Haselhuhnes 13 4. Tetrastes bonasia rupestris Brehm Bonasa rupestris, €. 1. Brehm, Hand. Nat. Vög. Deutschl., 1831, 513 („Ufer der Elbe, nicht weit vom Konigsstein”). Beschreibung: Mittelgroß, braun. Flügel, 56 166-178 (M 173,0), 27 168-173 (M 171) mm. Oberseite braun. Unterseitenzeichnung relativ schwach (schwächer als bei T.b. bonasia). Unterseite, besonders Brust und Seiten, mehr oder weniger stark rostbraun getönt. Verbreitung: Eine scharfe Grenze gegen die anderen Rassen ist an- gesichts der klinalen Variation nicht zu ziehen. Als Westgrenze werden wohl am besten das Oberrheintal und weiter Wetterau, Ohmgrund und Kasseler Becken betrachtet 1). Die Südgrenze beginnt etwa am Südfuß des Schwarzwaldes und folgt dann dem Donautal bis Passau. Von Sonnen bei Passau liegen typische rupestris vor. Hier quert die Grenze den auslaufen- den Kamm des Böhmerwaldes — aus dem nördlich der Donau liegenden oberösterreichischen Bezirk Freistadt liegt eine große Serie typischer styriacus vor — und verläuft weiter quer über den böhmisch-mährischen Höhenzug (Hachler, 1950). Die Ostgrenze ist am schiechtesten durch Ma- terial gesichert. Sie wird wohl am besten von der Weichselmündung an gezogen — schon Hartert betonte, daß pommersche Haselhühner zu ru- pestris, ostpreußische aber zu volgensis (= bonasia) gehören. Der weitere Verlauf ist vorderhand nicht genauer fixierbar, doch sind nach Hachler die Haselhühner des Riesengebirges noch typische rupestris. 6. Tetrastes bonasia rhenana Kleinschmidt T, bonasa rhenana, O. Kleinschmidt, Orn. German., 1917, 7 („Rhein“) nach Klein- schmidt, Falco, 40, 1944, 4 stammt die Originalserie von Neustadt a. d. Wied im Westerwald. Beschreibung: Kleinschmidt gab für diese Form zunächst nur die lakonische Diagnose „ganz rotbraun”, beschrieb sie später (1944) aber gut. Mittelgroß, rotbraun. Flügel, 44 168-179 (M 173,6), 22 165-175 (M 171,0) mm. Schnabel- und Laufbefiederung schwach. Oberseitenzeichnung kräftig, Oberseitenfärbung intensiv rotbraun. Dunkle Unterseitenzeichnung stark reduziert, Unterseite aber, namentlich in der Brust- und Kropfgegend, stark rostgelblich überflogen. Verbreitung: Vogesen, Pfälzer Wald, Hunsrück, Eifel, Taunus, Wester- wald und Sauerland. Wahrscheinlich gehörten auch die jetzt wohl er- loschenen Haselwildvorkommen des französischen Zentralmassivs und der Pyrenäen zu dieser Rasse. Ein einziges, über hundertjähriges Stück im Zoologischen Museum Berlin aus dem Harz bei Wernigerode ist so rot und unterseits so wenig gezeichnet, daß es sich nur bei rhenana zwanglos einordnen läßt. Da die Rotfárbung z.T. auch mit dem Alter des Stückes zusammenhängen kann (obwohl sich an anderen alten Stücken eher Hin- weise auf ein gewisses Verblassen als auf merkliches ,Foxing” fanden), 1) Drei Stücke des Landesmuseums für Naturkunde in Münster aus Hömberg und Körtlinghausen i. W. (auf der Karte nicht mehr berücksichtigt) bezeichnet man am besten schon als T. b. rupestris. 14 -K. Bauer ee es kann die Frage, ob hier ein vorgeschobenes Vorkommen der westlichen Rasse bestand oder ob es sich bei dem erhaltenen Sttick um ein aberrantes Stück von rupestris oder aber ein extremes Stück einer intermediären Po- pulation handelte, nicht mit Bestimmtheit beantwortet werden. Daß sich am Harz von manchen westlichen Wirbeltierformen die nordostwärts vor- geschobensten Fundorte finden, darf allerdings ebenso als Stütze der ersten Auffassung bezeichnet werden wie der Umstand, daß sich in keiner der untersuchten Serien ein an eine andere als die lokale Rasse gemahnendes Fremdkleid fand. Die Frage ist im übrigen insofern akademisch, als das Haselhuhnvorkommen im Harz schon lange erloschen ist. 7. Tetrastes bonasia styriacus v. Jordans und Schiebel Tetrao bonasia styriacus, A. v. Jordans und G. Schiebel, Falco, 40, 1944, 1 („St. Georgen ob Judenburg, Obersteiermark‘“). T. b. carpathicus, A. Keve, Dansk Orn. For. Tidskr., 42, 1948, 162 („northern Car- pathians”) — begründet auf 2 Stücke des Naturhistorischen Museums in Wien: , von Oravitz [Arva], Ober-Ungarn, Herbst 1884“ und „S von Mosacz, Turacz, Ober-Ungarn, 30. 9. 1884". Beide Fundorte liegen in der Slovakei). T. b. horicei, E. M. Hachler, Aquila, 51-54, 1950, 82 („Jasina, the Polonins, East Carpathian Mountains“), Beschreibung: Groß, oberseits dunkel graubraun, unterseits sehr stark gezeichnet. In der kurzen Originalbeschreibung heißt es: „Im Mu- seum Bonn fiel an alpinen Haselhühnern die dunkle Färbung und Größe auf. Flügellänge bis 18,3 cm, Färbung in beiden Extremen weniger braun als bei westdeutschen und mitteldeutschen Vögeln.“ Flügel, 6 170-184 (M 176,5), 2? 171-174 (M 172,5) mm. Oberseite dun- kel graubraun, weniger rot und merklich dunkler als die der benachbarten Rassen rhenana und schiebeli und dunkler als alle anderen Rassen. Ober- seitenzeichnung stark, vor allem aber dunkle Unterseitenzeichnung auf- fallend stark (gröber und noch kräftiger als bei T. b. bonasia). Rosttönung der Unterseite dagegen gering. Laufbefiederung im Sommer schwach, im Winter relativ lang, aber nicht so stark wie bei den nordischen Rassen. Verbreitung: Das ganze Alpengebiet wird von sehr einheitlichen, hierhergehörigen Populationen bewohnt. Bis auf eine im Durchschnitt ein wenig schwächere Ausbildung der Unterseitenzeichnung unterscheiden sich die von Keve als carpathicus bezeichneten Populationen der südöstlichen Böhmerwaldausläufer und der westlichen Karpaten nicht von der alpen- landischen Form. Unklar bleibt der Status der Ostkarpaten-Tiere. Straut- mann (1954) führt sie als rupestris auf, Hachler (1950) benennt sie als horicei neu. Mir scheinen sie nach den Angaben Hachlers und bei Berúck- sichtigung der Nachbarformen, aber ohne direkten Materialvergleich am besten ebenfalls zu styriacus gestellt zu werden. Da aber, wie Strautmann und Ferianc (1958) zeigen konnten, zwischen Zentral- und Ostkarpaten in verschiedenen Fällen eine deutliche Rassenscheide verläuft, ist eine Zuge- hörigkeit zu einer anderen Form nicht ganz ausgeschlossen. An eine eigene ostkarpatische Rasse, wie sie Hachler annimmt, denke ich dabei allerdings weniger. Es wäre jedoch möglich, daß sich das Areal von bonasia südwärts bis hierher erstreckt. oe Rassengliederung des Haselhuhnes 15 &. Tetrastes bonasia schiebeli Kleinschmidt Tetrao schiebeli, O. Kleinschmidt, Falco, 37, 1941, 18 (,Krain” — die Typenserie stammt vom Javornik-Wald bei Zirknitz in Krain). Beschreibung: Sehr groß, rotbraun. Größte Rasse. In der Färbung ähnlich T. b. rhenana, aber nicht ganz so rostrot getönt. Flügel, 4d 175 bis 189 (M 180,0), 22 168-178 (M 172,8) mm. Von rhenana ferner durch die stärkere Unterseitenzeichnung unterschieden. Brust stark rostgelb über- flogen. Ein weiteres Charakteristikum dieser Rasse scheinen auch die brei- ten schwarzen Endbinden der hellen sommerlichen Kehlfedern der Hähne zu sein (allerdings liegt nicht von allen Rassen vergleichbares Material vor). Auch die wenigen vorliegenden Hennen von schiebeli sind durch mehr oder weniger breite dunkle Säume der Kehlfedern ausgezeichnet. Verbreitung: Je zwei Stücke aus Bulgarien (Sitnjakovo, 1730 m) und Rumänien (Tusnad), leider neben der Originalserie von Zirknitz das ganze verfügbare Balkanmaterial, stimmen mit dieser gut überein. Voraussicht- lich gehören die Haselhühner aller baikanischen Gebirge dieser Rasse an. Eine genaue Verbreitungsgrenze kann angesichts des dürftigen Materials noch nicht gezogen werden. Die Tiere der Ostkarpaten haben jedenfalls nach der Beschreibung von Hachler mit schiebeli nichts mehr zu tun. Zwi- schen schiebeli und styriacus gibt es offensichtlich höchstens eine schmale Übergangszone. Etwa 100 km nördlich von der terra typica von schiebeli gesammelte Stücke aus Südkärnten sind ebenso wie eine Serie aus dem etwa 100km nordöstlich davon gelegenen Bacher-Gebirge ganz typische styriacus, die keinerlei schiebeli-Einflüsse mehr erkennen lassen. 4. Bemerkungen zur Ausbreitungsgeschichte Die Tetraoninae haben ihre größte Formenfülle in Nordamerika. Dort darf deshalb auch ihr Entstehungszentrum angenommen werden. Ein sekun- däres Differenzierungszentrum aber kann für die ostpaläarktische Taiga- zone vermutet werden, in der neben den in der Paläarktis verbreiteten Gattungen Tetrao, Lyrurus, Tetrastes und Lagopus noch Falcipennis, ein regionaler Endemit, vorkommt (Stegmann, 1932). Ähnlich wie die Gattung Tetrao, die (nach einem oberpliozänen Fund in Ostungarn) Europa spätestens im Spättertiär erreichte, muß auch das Hasel- huhn schon ziemlich frühzeitig nach Westen gelangt sein. Fossilfunde lie- gen allerdings erst aus dem Pleistozän vor (Lambrecht, 1933). Für eine frühzeitige Expansion der Gattung spricht aber (wie bei Tetrao} der Um- stand, daß sich Ost- und Westvertreter zu markanten Species differen- zieren konnten. Tetrastes bonasia teilte während des Pleistozäns das wechselvolle Geschick aller europäischen Waldtiere. Zeitweilig wenigstens war die Art zweifellos auf einige wenige und räumlich beschränkte Wald- refugien zurückgedrängt. Wohl in diesen Refugien erfolgte im wesentlichen die Herausbildung der Rassen. Zeitangaben dafür sind beim derzeitigen Stand unserer paläontologischen Kenntnis mehr oder weniger reine Speku- 1 ‘K Bauer ee lation. Wenn Johansen (1957) bei Tetrao die Differenzierung der Arten urogalius und parvirostris im Spattertiar und die der Rassengruppen von urogallus im Frühpleistozän annimmt, dann stellen die entsprechenden Zeiten jedenfalls Maxima dar. Für Tetrasies käme man wohl auch mit der Annahme einer fruhpleistozanen Differenzierung in die Arten bonasia und severizowi und einer mittel- und spätpleistozänen Rassenaufspal- tung aus. Entscheidender als die letzten Endes doch auf Mutmaßungen beruhen- den zeitlichen Angaben scheinen mir räumliche Folgerungen zu sein. Wie wir sahen, sind die mitteleuropäischen Rassen stärker verschieden vonein- ander als die nordischen. Überdies ist zu beachten, daß die jeweiligen Unterschiede verschiedenes Gewicht haben. So besteht bei der geographi- schen Variation innerhalb der mitteleuropäischen Gruppe kaum mehr Ent- sprechung zu den bekannten oko-geographischen Regeln, wogegen sich die Variation innerhalb der nordischen Gruppe im wesentlichen auf klima- parallele Merkmalsausprägung beschränkt. Snow, der ähnliche Erscheinun- gen an den paläarktischen Arten der Gattung Parus studierte, hat mit Recht darauf hingewiesen, daß ersteres auf länger zurückliegende Diffe- renzierung, letzteres auf geringes phylogenetisches Alter schließen läßt (Snow, 1954, 1955). Der sich schon aus der Arealgestaltung ergebende Ein- druck, Europa sei das postglaziale Ausbreitungszentrum der Art, erfährt dadurch eine Bestätigung. Nun bestand ja auch kaum Zweifel an der autochthonen Differenzie- rung der mitteleuropäischen Rassen, deren Areale geradezu verblüffende Ubereinstimmung mit den von Stegmann (1932) postulierten und durch spätere Untersucher im wesentlichen gesicherten (Moreau, 1955) europä- ischen Waldrefugien zeigen. Wesentlich aber ist, daß auch die gesamte nordische Rassengruppe von einer in der Westpaläarktis die Eiszeit über- dauernden Form abgeleitet werden muß — im Gegensatz zu der von Steg- mann (1932, 1938) vertretenen Auffassung, daß die gesamte Taigafauna postglazial aus dem Osten vordrang. Stützen für meine Deutung sehe ich in folgenden Befunden: erstens steht das Fehlen schärfer differenzierter, d.h. auch älterer, den europäischen Rassen rhenana, styriacus usw. ent- sprechender Reliktformen in der Ostpaläarktis in auffälligem Widerspruch zu den Verhältnissen bei anderen ostpaläarktischen Eiszeitüberdauerern. Diese Diskrepanz ist um so bedeutsamer, als die Ostpaläarktis im Pleisto- zan ungleich mehr und vielseitigere Rückzugsmöglichkeiten bot. Umge- kehrte Verhältnisse, wie man sie für einen ostpaläarktischen Eiszeitüber- dauerer erwarten durfte, zeigt etwa Lyrurus tetrix mit reicher Rassenauf- spaltung im Osten und weitgehender Einförmigkeit im Westen. Zweitens aber machen die japanischen und küstenländischen Populationen von T.b. vicinitas noch einen überraschend ,nordischen” Eindruck. Obwohl sie etwa unter dem gleichen Klima leben wie die alpinen oder japanischen, weisen sie eigentlich nur im Kolorit (in der zunehmenden Brauntönung) südliche ac Rassengliederung des Haselhuhnes 17 Züge auf — Gefieder, Schnabel- und Laufbefiederung aber entsprechen etwa denen nordeuropäischer Stücke und kennzeichnen diese Populationen als junge nordische Einwanderer, die erst die ersten Schritte einer Neu- adaption hinter sich gebracht haben. Es soll hier nicht weiter auf faunengeschichtliche Details eingegangen werden. Es schien mir nur wichtig, darauf hinzuweisen, daß die post- glaziale Wiederbesiedlung pleistozän devastierter Zonen keineswegs in jedem Falle, wie das auch jetzt noch manchmal behauptet wird, in ost- westlicher Richtung erfolgt sein muß !). Tetrastes ist dafür insofern noch ein besonders reizvolles Demonstrationsobjekt, weil zwei verwandte Gat- tungen bei ähnlicher Ausgangsposition grundsätzlich verschiedene Ent- wicklung erkennen lassen. Sowohl Teirasies wie Tetrao und Lyrurus ha- ben je eine ost- und eine westpaläarktische Art. Während aber bei Tetrao diese beiden Arten (urogallus und parvirostris) sich postglazial wiederaus- breiteten und beträchtliche Areale besiedelten, gelang das bei den beiden anderen Gattungen jeweils nur einer — bei Tetrastes der westlichen (T. bonasia), bei Lyrurus der östlichen (L. tetrix), die andere aber blieb jeweils in einem kleinen Reliktareal stecken (T. severtzowi in Szetchuan und L. mlokosiewiczi im Kaukasus). Literatur Ferianc, O. (1953): Die Verbreitung von Waldhühnern in der Slowakei. Bio- logia, 9, 182-209. Ferianc, O. & Z. (1958): Die Vögel der Hohen Tatra und Bemerkungen zu ihrer Höhenverbreitung und Okologie. Act. Facult. rer. nat. Univ. Comenianae, 2, 483-516. Grote, H. 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Stegmann, B. (1932): Die Herkunft der paläarktischen Taiga-Vögel. Arch. f. Naturg., N.F., 1, 355-398. — Grundzüge der ornithogeographischen Gliederung des Paläarktischen Gebietes. Faune de l’URSS. Oiseaux, Vol. 1, no 2, Moskau-Leningrad 1938, 156 pp. Steinbacher, F.: (in Hartert und Steinbacher „Die Vögel der paläarktischen Fauna, Ergánzungsband”)., Berlin 1932-38, Gattung Tetrastes, 522-523. 1 Strautmann,F.L: Die Vogel der Sowjet-Karpaten. Kiev 1954, 331 pp. (Russisch). Heft 1 11/1960 | 19 Zur Systematik der Atlasfinken (Untergattung Hypochera der Gattung Vidua, Viduinae, Estrildidae, Aves) Von H. E. WOLTERS, Geilenkirchen b. Aachen Herrn Professor Dr. Erwin Stresemann zum 70. Geburtstag gewidmet. Im Verlauf von taxonomischen Untersuchungen an Estrildiden hatte ich. dank der zuvorkommenden Unterstützung der Herren Prof. Dr. M. Eisentraut (Bonn), Prof. Dr. A. v. Jordans (Morenhoven/Bonn), G. Mauersberger (Berlin), Prof. Dr. G. Niethammer (Bonn), Prof. Dr. H. Schouteden (Brüssel/Tervuren), Dr. J. Stein- bacher (Frankfurt) und nicht zuletzt Herrn Prof. Dr. E. Stresemanns Gelegenheit, über 200 Bälge aus der Untergattung Hypochera Bonap., sog. Atlasfinken, zu untersuchen, darunter 128 Bälge aus dem Musée du Congo Belge, die übrigen aus den Museen Berlin, Bonn und Frankfurt/Main. Zwar mußten die Untersuchungen zur Systematik dieser Vögel zunächst abgebrochen werden, aber schon jetzt er- gaben sich einige neue Gesichtspunkte für die Formenbündelung und -bewertung in dieser schwierigen Vogelgruppe, zumal Beobachtungen an gekäfigten Stücken der Untergattung einige nicht unwichtig erscheinende Hinweise zu geben ver- mochten. Die Schwierigkeiten der Atlasfinken-Systematik sind vor allem begrün- det in der großen Übereinstimmung in Struktur und Gefieder aller Formen der Untergattung, die beim weiblichen Gefieder und beim männlichen Ruhekleid anscheinend bis zur völligen Ununterscheidbarkeit gehen kann; im Fortpflanzungskleid des 4 aber zeigen sich in die Augen springende Unterschiede im verschiedenen Farbton des im wesentlichen schwarzen Gefieders, das in sehr verschiedener Intensität grün, blaugrün, violett- blau oder blau glänzen kann, während die Schwingen schwarz, braun oder hell graubraun sein können; überdies finden sich Unterschiede in der Fär- kung des Schnabels und der Füße. Dennoch sind die Unterschiede nicht derart, daß sie verhindern würden, alle Formen als Rassen einer einzigen Art anzusehen, wenn sie geographisch vikariieren würden. Da das aber nur zum Teil der Fall ist, steht der Systematiker vor der Frage, in welcher Weise eine den tatsächlichen Verwandtschaftsverháltnissen am besten ent- sprechende Bündelung der Formen zu Arten durchgeführt werden kann. Erschwerend macht sich der Umstand bemerkbar, daß es recht schwierig ist, das Gebiet festzulegen, in der eine bestimmte Form dieser nach der Fortpflanzungszeit oft weit umherstreichenden Brutparasiten dem Fort- pflanzungsgeschäft obliegt. Ebenso wäre es von nicht geringer Bedeutung, zu erfahren, ob nicht jeweils bestimmte Formen von Hypochera auch bei ganz bestimmten Arten der Gattung Lagonosticia, zu der die einzige bis jetzt sicher bekannte Wirtsvogelart L. senegala gehört, parasitieren; doch auch darüber ist nichts bekannt. Besonders hemmend aber macht sich für ~ 20 HE \NVGonreers Ez zool. Beitr. den Untersucher der Umstand bemerkbar, daß in dem in unseren Museen aufbewahrten Balgmaterial auf den Etiketten oft genug keine oder nur mangelhafte Angaben über Lauf- und Schnabelfärbung des lebenden Vogels vermerkt sind, obschon diese Merkmale für die richtige Gruppierung der Hypochera-Arten von einiger Wichtigkeit zu sein scheinen. Nach all dem ist es nicht verwunderlich, wenn die Ansichten der Syste- matiker über die taxonomische Bewertung dieser Vögel weit auseinander- gehen. Während Mackworth-Praed und Grant (1949) 8 Arten unterscheiden zu müssen glauben (chalybeata, aenea, ultramarina, amauropteryx, funerea, nigerrima, camerunensis), kam W. L. Sclater (1930) mit 5 Spezies aus (cha- lybeata, funerea, ultramarina, codringtoni, nigeriae), Delacour und Edmond- Blanc (1934) nahmen deren 6 an (chalybeata, codringtoni, nigeriae, amau- ropteryx, camerunensis, funerea), Chapin (1954) hat 5 Arten (funerea, cha- lybeata, codringtoni, amauropteryx und die ihm recht zweifelhaft erschei- nende nigeriae); von Boetticher (1951) schließlich hat (ohne die wohl abge- grenzt erscheinende, von den anderen Autoren gar nicht berücksichtigte Vidua hypocherina) nur 3 Arten bestehen lassen (chalybeata, funerea, amauropteryx). Es sollen die Klassifikationsversuche der einzelnen Auto- ren hier nicht einer Kritik unterzogen, sondern es soll der Meinung Aus- druck gegeben werden, daß Mackworth-Praeds und Grants extreme Auf- splitterung der Gruppe weit über das Ziel einer natürlichen Gliederung hinausschießt, wogegen die Ergebnisse v. Boettichers sich in manchen Punkten mit meinen Untersuchungen decken. v. Boetticher gibt im einzelnen folgende Gliederung, deren Begründung man beim Autor selbst nachlesen möge: ,Hypochera” chalybeata (Müller): mit stärker glänzendem Gefieder, mit schwarzen oder zumindest schwarz- braunen Schwingen und Steuerfedern, deutlich metallglänzenden Saumen der inneren Armschwingen und mit weißem Schnabel; Rassen: chalybeata Müll., neumanni Alex., ultramarina Gmel., codringtoni Neave; aenea Hartl., deren Typus v. Boetticher untersuchte, betrachtet er als Synonym zu chalybeata. ,Hypochera” funerea (Tarragon): mit matterem, weniger glän- zendem schwarzen Gefieder, mit braunen Schwingen und Steuerfedern, ohne deutliche metallschimmernde Säume an den inneren Armschwingen und mit weißem Schnabel; Rassen: funerea Tarragon, purpurascens Reichw. (syn. orientalis Reichw.), camerunensis Grote (dazu die grüne Variante nigeriae Alexander), wilsoni Hart. (und grüne Variante nigeriae Alex.). ,»Hypochera” amauropteryx Sharpe: mit schwarzem, blaugrún schimmern- dem Gefieder mit schwachem Glanz, mit braunen Schwingen und Steuer- federn und mit lachsrotem Schnabel; keine Rassen. v. Boettichers Bündelung ist dadurch gekennzeichnet, daß sie cameru- nensis Grote (1922; zwischen Nola und Mbaiki, Franz.-Kongo) mit wilsoni und funerea in der gleichen Art vereinigt, wogegen sie von Sclater zu chalybeata gestellt und neuerdings vielfach als nördlicher Vertreter der rotschnäbeligen Vidua amauropteryx angesehen wurde. Die große Ahn- en Zur Systematik der Atlasfinken 21 lichkeit von als camerunensis bezeichneten Stücken der verschiedenen ‘Sammlungen und den violett glänzenden, wilsoni genannten Vögeln fällt sofort auf; beide haben hellbraune Schwingen, gleiche Größe und nach Aussage der Etiketten, soweit Angaben vorhanden, nicht rote, sondern graue, weißliche oder bräunliche Lauffärbung. Dennoch ist v. Boettichers Auffassung, daß camerunensis eine mit wilsoni in den gleichen Rassen- kreis gehörende echte geographische Rasse sei, gewiß irrig: violett glän- zende Stücke untersuchte ich von Kratschi (Ghana), zwischen Nola und Mbaiki (Franz.-Kongo) und dem südlichen Sudan (Nimule), wogegen viel blauere, sogar grunlichblaue Vögel dazwischen in Kamerun (Bafia), am Uelle (viele Exemplare von Api, Tukpwo, Bafuka, Gangala na Bodio, Aru und vom Quellgebiet des Uelle; dazwischen ein stärker violett glänzendes Stück von Gangala na Bodio, vom Juni; die übrigen Uelle-Vögel sind von August bis November gesammelt) und im südlichen Sudan (Nimule) leben und die violetten Vögel keineswegs geographisch zu vertreten scheinen; ja, neuerdings fand Serle (1957) in den gleichen Monaten und am glei- chen Ort, Enugu im östlichen Nigerien, sowohl camerunensis wie wilsoni und die grüne nigeriae, die v. Boetticher gewiß vollkommen richtig als grüne Variante anderer Hypochera-Formen ansieht. Wer unvoreingenom- men drei im Berliner Museum befindliche, von Grauer gesammelte Bälge von Nimule im südlichsten Sudan miteinander vergleicht, die bis auf den bei einem der Stücke violetten, beim zweiten blauen und beim dritten ausgesprochen grünen Glanz des Gefieders vollkommen übereinstimmen, wird sich dem Eindruck nicht entziehen können, daß nicht nur, wie v. Boetticher angenommen hat, nigeriae, sondern auch camerunensis nichts als eine Färbungsphase einer Form ist, in der neben der überwiegenden Zahl blauer und grünlichblauer auch grüne (,nigeriae”) und violette Stücke vorkommen, welch letztere gewöhnlich allein als wilsoni bezeichnet wer- den. Zu dieser Auffassung paßt sowohl das Nebeneinandervorkommen violetter, blauer und grüner Vögel am gleichen Ort wie in Enugu, in Ni- mule und auch am oberen Uelle in Gangala na Bodio als auch die Ver- breitung der verschiedenen Farbtypen über die Savannen am Nordrande des west- und innerafrikanischen Waldgebietes und schließlich das offen- bar sehr zerstreute Vorkommen extrem violetter und ausgesprochen grüner Vogel in diesen Savannen. Ohne behaupten zu wollen, daß der Beweis dafür geführt werden kann, daß camerunensis nichts als eine, und zwar die am häufigsten vor- kommende Färbungsphase der Atlasfinkenrasse der nördlichen Savannen ist, glaube ich doch, daß der die besten Argumente für sich hat, der alle nicht rotfüßigen, dabei braunschwingigen Atlasfinken der nördlichen Sa- vannen als eine einzige systematische Form, wilsoni Hart. (Hypochaera wilsoni Hartert, Novitates Zool., 8, p. 342: Yelwa am Niger), zusammenfaßt. Diese Form (oder eine ihr äußerst nahe stehende) kommt auch südlich des Kongowaldes vor; ich sah Stücke von der Kongo-Mündung (Boma), 22 H. E. Wolters E von Kwamouth (4 Exemplare grünlichblau, 1 Stück grün glänzend), dem Kassai-Gebiet (Merode, Luebo; 2 Ex. grünlichblau, 1 Ex. grün) und anderen Örtlichkeiten. Südlich des Kongowaldes scheint eine leichte Tendenz zu dunklerer Schwingenfärbung zu bestehen und überdies sich der Übergang zu einer südlich und östlich im südlichen und östlichen Belgisch-Kongo (und wohl auch in Angola, von wo ich leider kein Material untersuchen konnte) lebenden Form anzubahnen, die größer ist (Fl. meist über 67 mm, bei wil- soni wohl kaum über 68 mm, oft unter 65 mm), wie wilsoni braune Schwin- gen und weißliche Läufe hat und deren Gefieder oft nur mäßig entwickelten Glanz aufweist. Für sie kann wohl der auf Angola-Vögel sich gründende Name nigerrima Sharpe (Hypochaera nigerrima Sharpe, Proc. Zool. Soc. London, p. 133, 1871: Angola) gebraucht werden. Ob auch R. Neunzigs Name Hypochera chalybeaia centralis (Zool. Anz., 78, p. 113, 1928: Kisenyi) sich auf diese Form bezieht, kann ich nicht sagen; Chapin (1954) macht ihn zum Synonym seiner Hypochera chalybeata orientalis Reichw., aber diese Form ist bis auf die offenbar abweichende Lauffarbe (weißlich bei niger- rima, rot bei orientalis) der nigerrima so ähnlich, daß ich nicht wage, Balge der einen oder anderen Form mit Sicherheit zuzuweisen, wenn keine ver- trauenerweckenden Angaben über die Fußfarbe vorliegen. Auch Chapin (1954, p. 566) betont die Schwierigkeit, nennt aber die hier als nigerrima bezeichneten Vögel purpurascens Reichw. (Hypochera purpurascens Rei- chenow, Journ. Orn., p. 221, 1883: Useguha), was recht fragwürdig ist (vgl. v. Boetticher 1951); die mehr oder weniger violetten purpurascens auct. aus Ostafrika sind wohl nur extrem violett glänzende orientalis; der Name purpurascens kann mithin wahrscheinlich für die ostafrikanische, von Chapin orientalis genannte Rasse von Vidua chalybeata gebraucht werden, da er einmal Priorität vor orientalis hat und letzterer Name überdies durch Vidua paradisea orientalis Heuglin 1871 vorweggenommen ist, wenn man Hypochera, wie ich es für angebracht halte, mit Vidua vereinigt. Das gleiche wie nigerrima oder ihr sehr nahe stehend sind offenbar die weißfüßigen Atlasfinken Nord- und Südrhodesiens, Njassalands und wohl auch Mocambiques, die gewöhnlich als funerea bezeichnet werden. Aber schon Roberts (1940, p. 363) hat darauf aufmerksam gemacht, daß die echte funerea stets rotfüßig ist, und Mr. P. A. Clancey hat mir das (briefl.) ebenso erneut für Natalvögel bestätigt wie Miss M. Paterson (briefl.) mir angab, daß nach den Sammlungen des Museums in Bulawayo rhodesische Stücke weißliche Füße haben. Es scheint also, daß es sich bei den rhodesi- schen Stücken um eine von echten südafrikanischen funerea durchaus ver- schiedene Form handelt (interessante Parallelen zu solcher Verschieden- heit gibt es bei Lagonosticta rubricata und Esirilda melanotis!). Die rotfüßige südafrikanische Form funerea wird vielleicht nach Norden hin durch die nicht nur rotfüßige, sondern auch rotschnäbelige (funerea ist wie alle anderen Formen weißschnäbelig) amauropteryx mit den rotfüßi- gen Ostafrikanern (purpurascens = , orientalis“) verbunden. Die wenigen ostafrikanischen Stücke, deren Etiketten entsprechende Angaben aufweisen . ie 5) Zur Systematik der Atlasfinken 23 („Kenya“, Mikindani, Kageji, Madibiro, Iringa), hatten rote Füße (An- gaben ,flesh”, blaßrot, blaBorange, zinnoberrot, ziegelrot, rot, einmal „graubraun‘); z. T. mögen sie, vielleicht vor allem im ostafrikanischen Küstengebiet (Mikindani), noch zu amauropteryx gehören, deren Nord- grenze völlig unsicher ist, z. T. gehören sie auch zu der stark grünlich glänzenden codringtoni, in der ich eine im südwestlichen Tanganyika und in den angrenzenden Gebieten zur Vorherrschaft gelangte grüne Variante von purpurascens (= ,orientalis”) sehen möchte, die aber jetzt wohl als eigene Rasse betrachtet werden kann; die von mir gesehenen Stücke von Madibiro, Malangali, Utengule und Iringa sind recht einheitlich. Ob zwei wesentlich blauere Stücke von Mangoua (Ungoni) und Karema hierher ge- hören, wage ich nicht zu entscheiden; von Karema liegt auch ein sehr vio- lettes, von Böhm gesammeltes Stück vor, das relativ helle Schwingen- färbung hat und das mangels Angaben über die Fußfärbung ebenso gut der Form nigerrima wie der ostafrikanischen purpurascens oder der sonst grüneren codringtoni zugerechnet werden könnte, wenn wir davon aus- gehen, daß der Farbton des Gefieders nicht ohne weiteres Anhalt für die Zuordnung einer Hypochera zu einer bestimmten Rasse gewährt. Hier sei darauf hingewiesen, daß nach Winterbottom (1942) bei Atlas- finken aus dem Barotseland im Gegensatz zu denen aus östlichen Teilen Nordrhodesiens die Füße stets rot seien; ich habe keine Stücke aus dem Barotseland gesehen und empfehle, solche Vögel erneut zu vergleichen. Dagegen bestehen kaum Schwierigkeiten, die rotfüßigen Atlasfinken vom Nordufer des Kivu-Sees (Kibati = Nyakabanda, Kisenyi) bei purpurascens (= „orientalis“) unterzubringen; ihr Gefieder hat stärker grúnlichblau ge- tönten Glanz als bei anderen Stücken der unmittelbar anschließenden Ge- biete, für die aber keine Angaben über die Färbung der Füße vorliegen, die gerade in Ostafrika zum einzigen Hilfsmittel zu werden scheint, die Formen auseinanderzuhalten. Die Form purpurascens hat schon ziemlich dunkelbraune, zuweilen (z.B. ein Stück von Moschi aus dem Berliner Museum, gesammelt im De- zember 1903 von Schillings) schwarzbraune Schwingen. So dunkle Schwin- genfärbung zeigt sich auch bei der Mehrzahl der Bälge, die Conrads auf der Ukerewe-Insel im Victoria-See sammelte und die daher wohl auch zu purpurascens gehören. Weiter nördlich sind dunkel- oder schwarzbraune Schwingen dann die Regel bei der in Abessinien und im Sudan lebenden Form ultramarina der rotfüßigen Formengruppe, die nach Westen hin durch die nur schwach unterschiedene, vielleicht zu geringerer Größe neigende neumanni, die noch in Sokoto vorkommt, in die etwas grün- licher blaue Senegalform chalybeata übergeht, deren stärker grüne Varian- ten von Mackworth-Praed und Grant (1949) unter dem Namen „Hypochera aenea” Hartl. abgetrennt wurden. Es liegt nun ohne Frage die Versuchung nahe, die im Verlaufe der obigen Ausführungen oft als kennzeichnendes Material herangezogene | 24 H. E. Wolters | : : Ee weißliche oder rote Fußfärbung der Atlasfinken als ein Kriterium für die Zusammengehorigkeit anzusehen; allein die vorhandenen Angaben uber dieses Merkmal sind wohl noch zu dürftig und nicht eindeutig genug, um ohne Not neue Bündelungen der Formen vorzunehmen. Nichtsdestoweniger mag es sich mit der Zeit erweisen, daß die stets oder wahrscheinlich stets rotfüßigen Formen chalybeata, neumanni, ultramarina, die vermutlich als purpurascens zu bezeichnenden Ostafrikaner, die bei Chapin ,orientalis” genannt werden, ferner codringtoni und möglicherweise sogar noch die rotschnäbelige amauropteryx und die wieder weißschnäbelige, aber rotfüßige funerea eine einzige Spezies darstellen, deren Schwingenfärbung in der Form einer ,cline” von Südostafrika nach Norden und dann nach Nord- westen immer dunkler wird; die anscheinend in verschiedenen Gebieten neben den rotfüßigen Formen lebenden weißfüßigen Atlasfinken, die im allgemeinen recht hell graubraune Schwingen zu haben scheinen, könnten dann als eine zweite Art betrachtet werden, die, da die rotfüßige funerea nicht als zugehörig betrachtet werden würde, die Namen Vidua nigerrima (mit den Rassen V. n. nigerrima und V. n. wilsoni) zu führen hätte. Um eine solche Arbeitshypothese zu bestätigen oder endgültig als irrig zu be- weisen, bedarf es freilich noch vieler Untersuchungen nicht nur an großem Balgmaterial, sondern auch am lebenden Vogel, da man bei im gleichen Gebiet vorkommenden Formen, sofern sie verschiedenen Arten angehören und nicht nur Varianten sind, Unterschiede ethologischer und ökologischer Art erwarten muß. Bis zu einer gewissen Grenze, die durch die Möglichkeit abnormen Ver- haltens gegeben wird, lassen sich derartige Untersuchungen auch an Kafig- vögeln durchführen. Ich selbst käfigte zu diesem Zwecke Stücke der meist im Vogelhandel befindlichen Vidua chalybeata chalybeata (Müll.) aus der rotfüßigen Gruppe und der nur dann und wann im Vogelhandel auftauchen- den und von den Tierhändlern meist nicht unterschiedenen Vidua (? niger- rima) wilsoni (Hart.) (vom blauen, meist als camerunensis bezeichneten Typ) aus der weißfüßigen Gruppe. Entgegen dem, was nach Freilandbeob- achtungen Benson (1948) über die Formen amauropteryx, ,funerea“ und ultramarina sagt, fand ich einen deutlichen Unterschied zwischen den Ge- sängen der beiden genannten Formen. Dem wilsoni-Stück fehlt völlig ein im Gesang von chalybeata häufig vorkommendes, dem Lied von Lago- nosticta senegala ähnliches, sehr auffallendes Motiv, das etwa mit „psi-wi, ti-tu-wi" wiedergegeben werden könnte; wilsoni hat dafür andere Strophen, so ein entfernt an Anthus trivialis erinnerndes „zjüe, zjúe, zjúe”, und das ganze Lied klingt nicht so abgehackt schäckernd wie bei chalybeata als vielmehr in höherem Maße rauchschwalbenartig, wenn auch rauher schwat- zend. Natürlich ist ohne Untersuchungen weiterer Stücke, wozu mir z. Zt. die Möglichkeit fehlt, nicht zu entscheiden, ob es sich bei den angegebenen Unterschieden lediglich um solche individueller Natur handelt oder um solche, die für die betreffenden Formen charakteristisch sind. an Zur Systematik der Atlasfinken 25 Zusammenfassung Auf Grund der Untersuchung von größerem Balgmaterial der Unter- gattung Hypochera Bonap. (Gattung Vidua Cuv.) wird bei Ablehnung der von Mackworth-Praed und Grant vorgenommenen extremen Aufteilung der Untergattung der Meinung Ausdruck verliehen, daß verschiedene Hypo- chera-Formen in verschiedenen Färbungsvarianten vorkommen und vor allem wilsoni Hart., nigeriae Alex. und camerunensis Grote solche Varian- ten einer und derselben Form, wilsoni Hart., darstellen. Außerdem wird auf die Möglichkeit hingewiesen, die in vielen Fällen noch ungenügend bekannte Lauffärbung als Hilfsmittel für die Bündelung der Formen zu be- nutzen, was zur Annahme von nur zwei Arten, einer rotfüßigen und einer mit weißlichen Füßen, führen könnte, von denen die letztere auch meist heller braune Schwingen hat, die bei der rotfüßigen Art dagegen stärker geographisch varlieren. Es wird angeregt, auf Unterschiede in den Lebensäußerungen der For- men zu achten, und es werden solche Unterschiede in Gesängen von Vidua chalybeata chalybeata und V. (? nigerrima) wilsoni beschrieben. Literätu-r Benson, C. W. (1948): Geographical voice-variation in African birds; Ibis, 90, pp. 48-71. : von Boetticher, H. (1951): Zur Klassifikation der Stahl- oder Atlasvögel, Hypochera, Bp., Anz. Ornith. Ges. Bay., 4, pp. 16-22. Chapin, J. P. (1954): The Birds of the Belgian Congo, pt. 4; Bull. Amer. Mus. Natssklist, vol.-75B. Delacour, F,u.F. Edmond-Blanc (1934): Monographie des Veuves (Revi- sion des genres Euplectes et Vidua). II. Les Veuves-Combassous; L'Oiseau el la- Rev. Eranc. d’Orn., n.s., 4,-Pp. 52-110. Mackworth-Praed, C. W. u. Captain C. H, B. Grant (1949): On the In- digo-birds of Africa; Ibis, 91, pp. 98-102. Roberts, A. (1940): The Birds of South Africa. London. Sclater, W.L. (1930): Systema Avium Aethiopicarum., vol. II. London. Serle, W. (1957): A contribution to the ornithology of the Eastern Region of Nigeria, pt. 2; Ibis, 99, pp. 628-685. - ee Bonn. = 26 E Beitr. Ausgestorbene und seltene Vogel in den Zoologischen Museen von Breslau und Warschau Von DIETER STEFAN PETERS, Frankfurt/Main Für einige der größeren naturwissenschaftlichen Museen ist eine Liste der ausgestorbenen und seltenen Vögel bereits erschienen. Ich habe ver- sucht, eine ähnliche Liste für die mir zugänglichen Sammlungen zusammen- zustellen: das Zoologische Museum der Universität zu Breslau und das Zoologische Museum der Polnischen Akademie der Wissenschaften (Polska Akademia Nauk) in Warschau. Ich durchsuchte außerdem noch die kleine ornithologische Sammlung des Zoologischen Museums zu Krakau, die je- doch als ausgestorbene Art nur einen Karolinasittich beisteuerte. Am besten bekannt ist mir die Sammlung des Breslauer Zoologischen Museums, wo ich seit 1954 bis zu meiner Ausreise im August 1958 be- schäftigt war. Leider hat diese Sammlung durch den Krieg sehr gelitten. Besonders zu bedauern ist der Verlust fast sämtlicher Inventare, Kataloge und Eingangsbücher. Jeder Versuch einer genaueren Bearbeitung nach dem Kriege scheiterte an dem Mangel von Fachliteratur und Vergleichsmaterial. So ist die Sammlung jetzt zwar ziemlich sicher untergebracht, aber nur im Gröbsten geordnet. Viele Vögel sind noch unbestimmt, und manche Be- schriftung ist unleserlich geworden. Daher ist es durchaus möglich, daß die hier gegebene Liste unter günstigeren Verhältnissen bedeutend er- weitert wird. Die Warschauer Sammlung befindet sich in einer besseren Lage, zumal eine vollkommene Kartothek vorhanden ist. Doch glaube ich, daß auch hier noch nicht alle Schätze erschlossen sind. Ich möchte an dieser Stelle auch mitteilen, daß sich der größte Teil der Reichsgräflich Schaffgotschen Samm- lung aus Warmbrunn nun in Warschau befindet. Nur die große Eiersamm- lung und eine kleine Auswahl aufgestellter Vögel wurden nach Breslau gebracht. Bei der Zusammenstellung der Arten stützte ich mich auf die am Ende aufgeführten Arbeiten. Einige Autoren haben ihre Listen in „ausgestorbene bzw. bedrohte“ und ,seltene” Arten eingeteilt. Ich glaube von dieser Ein- teilung Abstand nehmen zu können, gehen doch die Urteile über diese „Bewertung“ in vielen Fällen noch recht auseinander. Greenways Buch lernte ich le‘der erst nach meiner Übersiedlung ken- nen. Es enthält mehrere Arten, d.e in anderen, mir bekannten Arbeiten nicht genannt werden. Soweit ich mich erinnern konnte, daß diese Arten een Ausgestorbene und seltene Vögel 27 in Breslau vorhanden sind, habe ich brieflich um nähere Angaben ge- beten. Herr A. Mrugasiewicz war so freundlich, mir das Gewünschte mit- zuteilen, wofür ich ihm herzlich danke. Von Angaben über die Häufigkeit und die Umstände des Aussterbens der einzelnen Arten sehe ich mit einigen Ausnahmen ab, da ich ja nur das schon von anderen Autoren Gesagte wiederholen wurde. Die Vögel aus Warschau sind mit ,W”, die aus Breslau mit ,B” be- zeichnet. Bei vielen Vögeln der Breslauer Sammlung wurden die Etiketten offen- sichtlich erst nachträglich angebracht, und die Herkunftsbezeichnungen sind oft nichtssagend oder irreführend. Ich gebe jedoch immer den vorhandenen Wortlaut wieder. Die Beschriftung der Schaffgotschen Vögel, die ja alle einstmals zur Schau gestellt waren, beschränkt sich meistens auf den Na- men des Vogels, was ihren Wert erheblich beeinträchtigt. Es ist mir eine angenehme Pflicht, folgenden Personen meinen herzlichen Dank auszusprechen: den Damen Prof. Dr. J. Janiszewska, Breslau, und Dr. M. Ga- sowska, Warschau, für die Erlaubnis, die ihnen unterstehenden Sammlungen zu bearbeiten; Herrn Dzieduszycki für die liebenswürdige Hilfe während meines Auf- enthalts im Warschauer Zoologischen Museum, Herrn Prof. Dr. G. Niethammer für viele nützliche Literaturhinweise und Herrn Dr. J. Steinbacher für die vielfache Hilfe bei der endgültigen Zusammenstellung der folgenden Liste. Aepyornithidae Aepyornis maximus Geoffr. St. Hil. B.1) Eistück mit der Aufschrift: Südmadagaskar, Lamprecht G. 2) Ei mit einem ca. 3cm langen Spalt; ohne Angaben. Phalacrocoracidae Phalacrocorax pelagicus Pall. W.1) Pad. 6. V. 1886 Amuria, Sidemi, coll. Jankowski, Balg. 2) Amuria, coll. Jankowski, Balg. Der Literatur nach (Duncker, Mertens & Steinbacher) scheint über das Los dieser Art nichts Genaues bekannt zu sein. Greenway führt sie nicht auf. Anatidae Branta sandvicensis Vigors W.1) 6, Sandv. Ins., Aufgestellt. Durch die günstigen Resultate der Zucht in Gefangenschaft scheint das Aussterben dieser Art beträchtlich hinausgeschoben oder gar gebannt zu sein. Cygnus buccinator Rich. W.1) Canada. Aufgestellt. Br Hier befindet sich kein Exemplar dieses Vogels, dagegen sind drei Bastarde Singschwan X Trompeterschwan vorhanden, die sämtlich aus dem Breslauer Zoo stammen. 1) 25 Tage alt, 25. VI. 1907 in Alk. 2) © 25. III. 1907 Balg. Die Füße sind schwarz, der Schnabel zu zwei Drittel schwarz, 28 D. St. Peters En zool. Beitr. ein Drittel gelb. 3) 10. VII. 1907 Balg. Die Füße sind gelb (verblichen?), der Schnabel ist verblichen. Mergus octosetaceus Vieill. W.1) Y 22. XI. 1922, Parana, Rio Ivahy, coll. Chroztowski. Balg. Casarca variegata Gm. B.1) 3 11.1.1912, Zool. Garten. Balg. 2) Ei, Neuseeland. W.1) d Neuseeland. Aufgestellt. Tetraonidae Tympanuchus cupido cupido L. B.1) ¿ Nord-Amerika. Aufgestellt. W.1) Nord-Amerika, coll. Wysocki. Aufgestellt. Megapodidae Megapodius lapérouse lapérouse Gaimard B,1) 1906, Saipan, Marianen, col. Woitschek. Balg. Diese fúr die Marianen endemische Art wird von Greenway ,sehr sel- ten” genannt. Er halt sie gegenwártig auf der Insel Saipan ftir ausgerottet. Rallidae De australis Sparman 1) 4 2. VI. 1909, Zoo Breslau. Aufgestellt. 2) Ei. 1) 2 Neu-Seeland, col. Branicki. Balg. 2) 3 Neu-Seeland. Aufgestellt. 3) Sammlung Schaffgotsch. Aufgestellt. Diese Art wird nur von Duncker aufgeführt. Habroptila wallacei Gray W.1) 1888 Ins. Gilolo, col. Delesalle. Balg. Charadriidae Capella undulata gigantea (Tem.) W.1) Y 28. VI. 1911, Parana, Vera Guarany, col. Chwokowski. Balg. 2) Brasilien, col. Natterer. Aufgestellt. Alcidae Alca impennis L. B. 1) &2) Eismeer. Aufgestellt. Beide Exemplare wurden nach dem Krieg unter verschiedenem Gertimpel wiedergefunden, sind aber noch in gutem Zustand. Außerdem befinden sich in Breslau drei künstliche Eier, davon zwei aus Warmbrunn, die von G. Krauss aus Hirschberg angefertigt wur- den. Ein Skelett, das u.a. F. Pax in seinem ,Fúhrer” abbildete, ist spur- los verschwunden. i ait Ausgestorbene und seltene Vogel 29 Column b-da e Ectopistes migratorius (L.) B.1) Ohne Etikett. Aufgestellt. 2) Der an den Fuf gebundene Zettel trágt die etwas ratselhafte Auf- schrift: ,15.23.8% Man Marz.” Balg. W.1) & Nord Amerika. Balg. 2) 6 Virginia, Nord Amerika. Balg. Didunculus strigirostris (Jardin) B.1) Samoa Ins. Aufgestellt. ) 9.XI. 1895 Jard. Dr. Reinicke, Breslau. Balg. ) Ohne Etikett. Balg. 4) iuv. Ohne Etikett. Balg. ) Ins. Samoa, Upulu. Balg. ) Sammlung Schaffgotsch. Aufgestellt. Psittacidae Strigops habroptilus Gray B.1) Aus den zum Teil abgerissenen Etiketten geht hervor, daß dieses Exemplar wohl von J. Umlauff stammt, außerdem ist noch die Zahl 1878 (Jahreszahl?) und als Fundort Neu Seeland leserlich. Aufgestellt. 2) Trägt ein Etikett von G. A. Frank, Amsterdam. Aufgestellt. Der Kakapo wird nur von Greenway aufgeführt. Pezoporus wallicus Kerr B.1) Neuholland. Aufgestellt. Cyanolyseus patagonus byroni (Gray) B.1)&2) Chile, coll. Scholz. Aufgestellt. W. Unter den Exemplaren der Nominatrasse befindet sich hier ein Balg, der sicher zur Rasse C. p. byroni gehört. Er trägt die Aufschriit: Fo Chili”. Aratinga nana (Vigors) W.1) Der Balg trägt ein Etikett des Museums v. Berlepsch mit der Auf- schriit: ,ad. Jamaica. Erhalten im Januar 1880 von J. Gardner in London”. ; Die Art wird nur von R. Mertens und J. Steinbacher als selten aufgeführt. Conuropsis carolinensis subsp. (L.) B.1) Nord Amerika. Aufgestellt. Das Exemplar ist als C. Judovicianus beschriftet. Ich konnte die Rassenzugehörigkeit aus Mangel an Ver- gleichsmöglichkeit nicht bestimmen. Den FliigelmaBen nach kann es zu beiden Rassen gehören. Das Muzeum Zoologiczne Polskiej Akademii Umiejetnosci in Krakau be- sitzt ein aufgestelltes Exemplar ohne Etikett. Pyrrhulopsis personatus (Gray) B.1). $ Sammlung Schaffgotsch. Balg (vorher aufgestellt). 36 D. St. Peters | E Neophema pulchella (Shaw) B.1) Y Neuholland, col. Schiller. Aufgestellt. 2) 1779 Breslau, von Frau Marie Friderici. Aufgestellt. Wenn die Jahreszahl nicht falsch ist, ist der Vogel trotz des Alters noch gut erhalten. Psephotus pulcherrimus (J. Gd.) B.1) 6 iuv., Sammlung Schaffgotsch. Aufgestellt. W.1) 4 Neu-Süd-Wales, Magazin Bouvoier. Balg. 2) Ohne Etikett. Balg. 3) d iuv. Sammlung Schaffgotsch. Aufgestellt. Eunymphicus cornutus (Gm.) B.1) Y Sammlung Schaffgotsch. Aufgestellt. Cyanorhamphus auriceps (Kuhl) W.1) Y Neu Seeland, col. Reischek. Balg. Cyanorhamphus mahlerbei Souance W.1) & iuv. V. 1887 Neu Seeland, col. Reischek. Balg. Vini peruviana Müller B.1) 6 Südsee Inseln. Aufgestellt. W.1) 6 Sammlung Schaffgotsch. Aufgestellt. Vini ultramarina Kuhl B.1) 4 Südsee Inseln. Aufgestellt. Amazona vittata (Boddaert) W.1) 4 Portoriko. Aufgestellt. Amazona leucocephala (L.) B.1) Sud Amerika (!). Aufgestellt. 2) Süd Amerika. Aufgestellt. Dieses Exemplar ist fast völlig grün. W.1) 4 Cuba. Balg. 2) & Sammlung Schaffgotsch. Aufgestellt. Amazona versicolor (Müller) B.1) Ein Schädel. Ein Balg, der bisher als A. versicolor geführt wurde, stellte sich als A. amazonica heraus. Trochilidae Augastes Iumachellus (Lesson) W.1) Sammlung Schaffgotsch. Aufgestellt. Hylonympha macrocerca Gould W.1) & Sammlung Schaffgotsch. Aufgestellt. Diese Art wird von Meyer de Schauensee als selten angegeben. Cuculidae Saurothera vetula Vieill. B.1) Jamaica. Aufgestellt. 1171960 Ausgestorbene und seltene Vögel 31 Picidae Campephilus principalis (L.) B.1) 6 Aufgestellt. 2) & Sammlung Schaffgotsch. Aufgestellt. Menuridae Menura alberti Gould B,1) 6 Ostaustralien, von Frank, Amsterdam 1875. Aufgestellt. Drepanididae Vestiaria coccinea Merrem B. 1) Sandwich Inseln. Aufgestellt. Tanagridae Conothraupis speculigera (Gould) Nach Meyer de Schauensee ist diese Art sehr selten in Sammlungen ver- treten. In Warschau sollten sich 3 ¿ Ö befinden; sie sind jedoch verschwun- den. Dagegen befindet sich ein Balg dort, der die Aufschrift trägt: „? Peruvia sept. coll. Jelski”. Das ist insofern bemerkenswert, als nach Meyer de Schauensee die ersten Weibchen dieser Art erst vor nicht langer Zeit durch eine amerikanische Expedition bekannt geworden sind. Der War- schauer Balg ist aber viel älter, da Jelski am Anfang dieses Jahrhunderts in Südamerika war. Corvidae Heterolocha acutirostris (Gould) B.1) Y Aufgestellt. 2) & 25.7.1883, Neu Seeland, Vice Consul Loewenthal, Breslau. Balg. Hat einige weiße Federn auf Scheitel, Brust und Bauch. W.1) 2 X. 1886 Nord Neu Seeland. Balg. 2) d& Nord Neu Seeland. Aufgestellt. Creadion carunculatus (Gm.) B.1) Neu Seeland. Aufgestellt. W.1) Y 1878 Neu Seeland, col. Reischek. Balg. 2) ö Neu Seeland, col. Reischek. Aufgestellt. 3) & 4) Sammlung Schaffgotsch. Aufgestellt. Beide waren fälschlich als Melidectes beschriftet. Literatur Berlioz, M. (1935): Notice sur les Spécimens naturalisés d'Oiseaux étients existant dans les collections du Muséum, Arch, du Muséum d Histoire Nat. 6, XII, S. 485-495. Duncker, H. (1953): Mitteilungen aus der Bremer Vogelsammlung. Abh. naturw. Verein Bremen. 33, 2. Greenway, J. C. (1958): Extinct and vanishing Birds of the World. New York. zool. Beitr. 32 “2, D.aSt betes | E Heim, R. (1956): Dernier Refuges. Atlas commentédes Naturelles dans le monde. Prepare par: L'Union Intern. pour la Conservation de ia Nature et de ses Ressources, Paris, Elsevier. Mertens, R. u. Steinbacher, J. (1955): Die im Senckenberg-Museum vor- handenen Arten ausgestorbener, aussterbender oder seltener Vogel. Senck. Biol. 36, 3/4, S. 241-265. MeyerdeSchauensee,R. (1941): Rare and extinct birds in the collections of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia. Proc. Acad. nat, Sc. Philad. 93, S. 281-324. Niethammer, G. (1954): Bálge, Skelette und Eier ausgestorbener (oder sehr seltener) Vögel im Museum Koenig in Bonn. Bonn. Zool. Btr. 5, S. 191-192. Pax, F. (1925): Führer durch die Schausammlungen des Zoologischen Museums in Breslau. Breslau. Gr Sassi, M. (1939): Die wertvollsten Stücke der Wiener Vogelsammlung. Ann. Naturhist. Mus. Wien 50. S. 395-409. Stresemann, E, (1954): Ausgestorbene und aussterbende Vogelarten, vertre- ten im Zoologischen Museum in Berlin. Mitt. Zool. Mus. Berlin, 30, 1, S. 38-53. Anschrift d. Verf.: D. St. Peters, Frankfurt/M.-Oberrad, Östliche Gruneliusstr. 101. Heft 1 11/1960 33 Seltene Brutbelege aus Niederösterreich und dem Burgenland Von OTTO WETTSTEIN-WESTERSHEIMB, Wien (Mit 3 Abbildungen) Herrn Prof. Dr. Erwin Stresemann zum 70. Geburtstag. Das Unglücksjahr 1918 öffnete den österreichischen Feldornithologen zwei neue Forschungsgebiete: die bis dahin verschlossen gewesenen kaiserlichen Aujagdgebiete Lobau, Orth und Eckartsau unterhalb Wiens und den von Ungarn abgetretenen Neusiedlersee. Beide Gelegenheiten nútzte ich in den Jahren 1918—1930 weidlich aus. Auch nach anderen orni- thologisch wenig bekannten Ortlichkeiten in der Umgebung Wiens machte ich damals Exkursionen. Bald enstand der Plan, sowohl über die Lobau wie über den Neusiedlersee ein Büchlein zu schreiben. Wenn es dazu auch nie kam, so verdienen doch einige der damals erbrachten Brutnachweise festgehalten zu werden 4). Casmerodius albus (L.) — Silberreiher Zu meinen eindrucksvollsten ornithologischen Erlebnissen in der Hei- mat gehört mein erster Besuch einer großen Reiherkolonie auf Neudegg im Neusiedlersee beim Einserkanal am 3. Mai 1928. Einheimische Fischer oder Jäger aus Apetlon oder Illmitz führten einen auf langer, mühsamer Zillenfahrt auf diese einsame, entlegene Schilfinsel knapp vor der ungari- schen Grenze. Eine Landmarke am Seeufer war ein alter, verrosteter Zieh- brunnen, der sogenannte „Eiserne Brunnen“. Bei meinem Besuch stiegen die Reiher erst auf, als wir in Nestnähe kamen. So war esin vielen Fällen möglich, zu wissen, welcher Horst einem Purpur-, Grau- oder Sil- berreiher gehörte. Leider sind im April 1945 meine ornithologischen Tagebücher ab 1925 vernichtet worden, so daß ich über die Zahl der Horste nichts mehr aussagen kann. Jedenfalls waren es mehrere Dutzend Purpur- reiher, weit weniger Graureiher- und zwei oder drei Silberreiher-Horste. Von jeder Art sammelte ich damals ein Gelege. Das des Silbereihers (fünf Eier) war das erste vom Neusiedlersee, das in ein Museum kam; R. Zimmer- mann erwähnt es Seite 159 (Abb. 3). Ich konnte aus den Beschreibungen anderer nie recht klug werden, ob nach mir von den vielen Ornithologen, die später den Neusiedlersee besuchten, einer diese große Reiherkolonie aufgesucht hat. R. Zimmermann jedenfalls war nicht dort. Anfangs der 30er Jahre versuchte ich in dieser Kolonie zu filmen. Trotz viel Aufwand an Zeit, Mühe und auch Geld scheiterte dieser Ver- 1) Bei allen hier genannten Arten wird Bezug genommen auf Eder, Rob., Die Vögel Niederösterreichs, 1908, Selbstverlag, oder Zimmermann, Rud., Bei- träge zur Kenntnis der Vogelwelt des Neusiedlerseegebietes, Wien 1944, 34 O. Wettstein-Westersheimb — E zool. Beitr. such daran, daß die Reiher weiter als bis 2 zählen konnten. Ich hatte nur einen Begleiter, und wenn dieser mein Versteck verließ, dann wußten die Vögel, daß da noch ein zweiter Mensch versteckt war und ließen sich den ganzen Tag nicht blicken. Vor Tagesgrauen mein Versteck aufzusuchen, war aber wegen der Entfernung und der Unmöglichkeit der Orientierung bei Nacht untunlich. Der einzige Gewinn dieses Unternehmens war die ganz nahe, lange Beobachtung eines kleinen Sumpfhuhnes, von dem ich aber nicht sagen kann, ob es Porzana parva oder pusilla war. Circus pygargus (L.) — Wiesenweihe An der Grenze der linksseitigen Donau-Aureviere Lobau und Orth unterhalb Wiens befindet sich bei Schönau der sogenannte Sickerschlitz, eine Lücke im Hochwasserdamm, durch die die Altwässer der Auen mit dem Strom in Verbindung stehen. Zwischen Damm und Strom liegen dort durch Querdämme zugängliche kleine Inseln, bedeckt mit einem wüsten Dickicht von Wasserdost, Goldrute und Schilf, durchsetzt mit einzelnen Erlen und Weidenbüschen. Zur Zeit der jährlichen Frühjahrsüberschwem- mung sind die Verbindungstraversen überflutet und die Inseln unzugäng- lich. Das war auch bei meinem Besuch dieser Gegend am 15.5.1919 der Fall. Damals sah ich fünf Paare Wiesenweihen über diesen abgelegenen, selten betretenen Inseln kreisen. Nach einiger Zeit verschwanden die Weibchen, und nur mehr die Männchen waren in der Luft. Überzeugt, den seit 18947) verschollenen Brutplatz der Wiesenweihe in „den Donauauen” wiederentdeckt zu haben, machte ich am 1. Juni 1919, nach dem Rückgang der Überschwemmung, photographisch ausgerüstet, mit meinem verstorbenen Bruder Fritz eine Exkursion auf diese Inseln. Der halbmannshohe Bewuchs war noch dichter und die Suche beschwer- licher als erwartet. Wir verzweifelten fast, in diesem Wust Nester zu finden. Aber wir hatten Glück: Schon nach 40 Schritten stand drei Schritte vor mir ein braunes Wiesenweihenweibchen auf, und wir standen vor dem ge- suchten Horst. Er stand auf der Erde: ein flaches, etwas oval geformtes Nest aus gelben Schilfblättern, alten Goldrutenstengeln und einigen Baumästchen mit fünf wenig gezeichneten Eiern von deutlich bläulich-weißer Grund- farbe. Das Weibchen kreiste stumm hoch über uns, und erst als ich die Eier berührte, stieß es einen klagenden Schrei aus und verschwand. An- gesichts des Dickichtes verzichteten wir darauf, die wahrscheinlich vorhan- denen vier anderen Weihenhorste aufzusuchen. Porzana porzana (L.) — Tüpielsumpfhuhn Auch die Sumpfhühner gehören zu den Vögeln, die sich nicht auf dem Nest überraschen lassen. Nach Eder erwähnt nur Glück das Tüpfelsumpf- huhn als Brutvogel in Niederösterreich, und zwar vom Prater bei Wien, wo es früher häufig, um 1894 aber schon selten brütete. In der ,Szombeg”- Vegetation (Wollgras- und Seggen-Bülten) auf der Gemeindewiese zwi- 2) Nach Wang bei Eder S. 12. 3 En Seltene Brutvögel in Österreich 35 schen Wienerherberg und Schwadorf fand ich am 17.5. 1925 ein Nest mit acht Eiern. Die Art ist aber sicher viel verbreiteter als die wenigen Brut- nachweise erkennen lassen. Numenius arquata (L.) — Großer Brachvogel Wenn Eder schreibt, daß der Brachvogel nach v. Frauenfeld früher nicht selten auf den Sumpfwiesen von Moosbrunn bis Laxenburg nistete und es von Interesse wäre, zu erforschen, ob er daseibst (1908) noch Brutvogel sei, so beweist das nur, daß diese interessante Gegend entlang der Fischa um die Jahrhundertwende von den Ornithologen unbegreiflich vernach- lässigt wurde. Eder selbst, der in Mödling wohnte, hätte sich auf einem Nachmittagsspaziergang nach Laxenburg von der ständigen Anwesenheit des Großen Brachvogels auf den dortigen Sumpfwiesen zur Brutzeit über- zeugen können. Brachvögel hören und sehen und ihr Gelege finden, ist allerdings zweierlei! Ich brauchte zu letzterem 10 Jahre! Das Gebiet, das ich jährlich immer wieder aufsuchte, waren die schon bei der Sumpfohr- eule erwähnten mehr oder weniger sumpfigen Wiesen zwischen Götzen- dorf, Margarethen am Moos, Wienerherberg und Schwadorf, wo Brach- vögel nicht selten waren. Kein Jahr verging, ohne daß ich dort nicht von Nebelkrähen (oder Elstern?) aufgehackte, verschleppte Brachvogeleier oder auch zerstörte Nester fand. Einmal, am 9. Mai 1919, fand ich ein von. den Jungen verlassenes Nest mit den zerknüllten, vertrockneten, mit Schalen- resten beklebten Eihäuten bei Wienerherberg. Es war das einzige Mal, daß sich das Brutpaar in der Nähe zeigte und mich schreiend in weitem Bogen umkreiste. Offenbar waren Junge da, die ich aber trotz Suchens nicht fin- den konnte. Endlich, am 1. Mai 1927 wurde meine Ausdauer belohnt. Auf der Gemeindewiese bei Schwadorf a. d. Fischa, unweit von aufgeworfenen Drainagegräben, blinkte mir schon. von weitem ein unversehrtes, frisches Vierergelege von Numenius entgegen, und unweit davon fand sich uner- klärlicherweise ein zweites Nest mit zwei unbebrüteten Eiern. Die großen, auffallenden Eier liegen ganz ungedeckt und frei wie Kie- bitzeier auf dem Boden, und man muß sich wundern, daß trotz der Ver- luste durch Krähen, Menschen und Vieh der Bestand an Brachvogeln er- halten bleibt. Was den Bestand dezimiert, ist die im genannten Gebiet leider rapid fortschreitende Melioration und Entsumpfung. Limosa limosa (L.) — Uierschnepie Es war anregend und lehrreich, mit Othmar Reiser ins Gespräch zu kommen. Gerne erzählte er dann von vergangenen Zeiten, in denen sich dem Ornithologen noch ein viel reicheres Feld der Betätigung bot. Oft kam er auf seine Exkursionen mit H. Fournes in den 80er Jahren an den Neusiedlersee zu sprechen. Bei Gelegenheit eines solchen Gespräches regte er an, ich möge doch einmal nach Zurndorf fahren und nachsehen, ob die Uferschnepfe noch dort brüte; in den 80er Jahren des vorigen Jahr- hunderts habe er dort erstmals für Österreich ihr Brüten festgestellt 36 O. Wettstein-Westersheimb | Ee (R. Zimmermann gibt irrtümlich an [Seite 225], Reiser habe seine Funde bei Neusiedl am See gemacht). Der Brutplatz liegt links von der Haupt- bahnstrecke von Bruck a.d.Leitha nach Budapest, nahe den Leithaauen und ist durch die ganze Parndorfer Platte vom Neusiedlersee getrennt. Sehr bald konnte ich Reiser melden, daß ich genau dort, wohin er mich ge- wiesen hatte, am 8. Mai 1925 nach kurzem Suchen ein Nest der Ufer- schnepfe mit drei Eiern aufgefunden hatte. Aus Niederösterreich scheint kein früherer Brutbeleg vorzuliegen. Nach meiner Ansicht ist das Nest deshalb so schwer zu finden, weil es von den Vögeln, lange bevor man sie be- merkt, verlassen wird, so daß man ein großes Gebiet aufs Geratewohl nach dem gut unter überhängendem Gras versteckten Nest absuchen muß, Tringa totanus L. — Rotschenkel Obgleich im Flachland Niederösterreichs in Kiebitz-Brutkolonien manch- mal ein Paar Rotschenkel anzutreffen ist, wird die Art weder von Eder noch sonst einem Autor als niederösterreichischer Brutvogel erwähnt. Im Wiener Becken gibt es noch einige Stellen, die mit einer eigenartigen Ve- getation bedeckt sind, die in Ungarn sehr häufig auftritt und dort „Szom- beg"-Vegetation genannt wird. Es sind Sumpfflächen mit festem, kiesigem Grund, auf dem einzelne üppige Carex-Büschel stehen. Auf deutsch wird man wohl am besten ,Búlten-Vegetation” sagen. Auf einem solchen Platz auf der „Gemeindewiese" von Wienerherberg (s. b. Sumpfohreule) sah ich am 9. Mai 1919 unter zahlreichen Kiebitzen vier Paare Rotschenkel, ohne aber ein Nest zu entdecken. Den ersten einwandfreien Brutbeleg für Niederösterreich zu sammeln, gelang mir erst am 4. Mai 1924, als ich ein Nest mit zwei Eiern in der ,Szombeg”-Vegetation bei Lassee im Marchfeld fand. Die Nestgrube lag in einem Carex-Horst. Asio flammeus (Pont.) — Sumpiohreule Zwischen Margarethen am Moos und Wienerherberg (in der Ebene óst- lich von Wien) entdeckten wir am 28. Mai 1917 zwei junge, schon be- fiederte, aber noch nicht flugfähige Sumpfohreulen (Abb. 1) am Rande eines kleinen Schilfbestandes auf dem Boden. Die vermutliche Mutter trieb sich in der Nähe herum. Der verlassene Horst wurde unweit in einem kleinen Schilfbestand gefunden. Eines der Jungen, vermutlich ein Weib- chen, wurde mit dem Ring D 26545 der Vogelwarte Rossitten beringt; das männliche Junge nahm ich mit heim. Da ich damals militärisch an die Tier- ärztliche Hochschule kommandiert war, lag es nahe, die Eule mit dem dort leicht erhältlichen Kadaverfleisch von Pferden und Hunden zu füttern. Das erwies sich als schwerer Fehler. Die Eule wurde rasch zahm, wuchs und gedieh. Aber nach drei Wochen schrie das arme Tier zwei Tage lang fast ununterbrochen, fraß aber zwischendurch noch und war dann am folgen- den Morgen tot. Die Sektion ergab das grauenhafte Bild einer schweren Tuberkulose. Im Bauch lag ein käsiger Exsudatpfropf von über Walnuß- größe, die Leber war von gelben Flecken durchsetzt und die Flügelgelenke waren verkäst und flugunfähig. Das Stück steht präpariert als erster a Seltene Brutvögel in Österreich 37 Brutbeleg aus Niederösterreich im Niederösterreichischen Landesmuseum in Wien. Am 9. Mai 1919 fand ich fast am selben Platz, an dem wir zwei Jahre vorher die Jungen fanden, ein Sumpfohreulennest mit der unwahrschein- lich hohen Zahl von 10 (zehn) Eiern. Das Weibchen strich auf zehn Schritt Entfernung ab. Die Eier waren braunlich verschmutzt und lagen unter einem großen Grasbuschel in einer flachen Mulde. Die Nestunterlage be- stand nur aus etwas dürrem Gras. In der Begeisterung über diesen einzig- artigen Fund habe ich mich über alle Naturschutzverpflichtungen hinweg- gesetzt und die Eier geraubt. Sie waren angebrutet bis stark bebrütet und hatten folgende Gewichte: 19,06, 19,52, 19,85, 19,93, 20,00, 20,33, 20,38, 20,46, 20,57, 21,00 g. Im weiteren Verlauf der Exkursion sah ich, Kilometer weiter, noch zweimal je eine Sumpfohreule auf Sträuchern sitzen. 1919 war kein Mäusejahr, die hohe Eizahl und das Verweilen von mindestens zwei Paaren in dieser Gegend also ganz unmotiviert. Im Früh- jahr 1923 (27. 4.) waren in der ganzen Gegend weit und breit keine Sumpf- ohreulen zu finden. Im Herbst aber traf man sie alljährlich in kleinen Ge- sellschaften bei den Rebhühnerjagden an. Dryocopus martius (L.) — Schwarzspecht Der Schwarzspecht ist in Österreich ein häufiger Bergvogel, der bis zur oberen Baumgrenze hinaufgeht, aber auch in den Wäldern der Voralpen und des Hügellandes, z. B. des Wienerwaldes, nicht selten ist. Meines Wissens ist aber noch nie ein Schwarzspecht im reinen Auwald von Weiß- und Schwarzpappeln als Brutvogel festgestellt worden. Im ,Niethammer” Bd. II wird auch die Pappel nicht als Brutbaum genannt. Im Frühjahr 1919 brütete ein Schwarzspechtpaar im reinen Pappelhochwald des Inundations- gebietes der Donau in der Lobau. Am 4. Mai 1919 nahm ich mit Hilfe meines verstorbenen Bruders Fritz das Nest aus. Das Eingangsloch hatte die Form eines romanischen Tores und war im ganz glatten Stamm einer etwa 25cm starken Silberpappel etwa 12m hoch an der Stelle eines ab- cebrochenen Astes hineingemeißelt. Es war so groß, daß ich die Hand leicht durchbrachte. Die Bruthöhle war 60cm tief und enthielt vier unbe- brütete Eier mit den Frischgewichten: 12,77, 13,32, 13,36 und 13,41 g. Die Nestunterlage bestand nur aus Holzspänen. Ebensolche lagen verstreut unter dem Baum. Während unserer Anwesenheit war immer nur ein Alt- vogel zu sehen, der die ganze Zeit um uns herum von Baum zu Baum flog und oft gut sichtbar war (Abb. 2). Acrocephalus schoenobaenus L. — Schilfrohrsánger In derselben Carex-Vegetation bei Lassee wie das Rotschenkelnest fand ich am selben Tag nicht nur ein Nest vom Teichhuhn (Gallinula chlo- ropus L.), sondern auch vier Nester mit vier bis fünf Eiern des Schilfrohr- sangers. Am Neusiedlersee ist der Schilfrohrsanger nach dem Drosselrohr- sänger der häufigste Rohrsánger. Dagegen scheint er in Niederösterreich mangels ihm zusagender Biotope selten zu sein und wird hier vom - > : = - 2 ES eels 38 O; Wettstein-Westersheimb ee es Teichrohrsanger (A. scirpaceus |Herm.]) vertreten. Eder erwähnt ihn überhaupt nicht, und mein Lasseer Fund dürfte der erste niederöster- reichische Brutnachweis sein. Muscicapa parva Bechst. — Zwergschnäpper Der Zwergschnäpper scheint im Wienerwald kein allzu seltener Brut- vogel zu sein. Immerhin wird er als solcher seit den 90er Jahren in der Literatur nicht mehr erwähnt. Im Juni 1918 entdeckte ich ein Nest in einer hohlen Buche im Stadtgebiet von Wien in Neuwaidegg. Am 15. Juni 1919 brütete er im selben etwa 4m hoch gelegenen Astloch, und ich konnte das Weibchen photographieren. Das Nest bestand, nach heraushängenden Tei- len zu schließen, aus Moos und enthielt Junge. Meist saß das Weibchen auf dem Nest, den Kopf sichtbar, während das Männchen in Abständen von 5 Minuten Insekten brachte, einmal eine etwa 3 cm lange grüne Raupe. Das Weibchen übernahm die Atzung und fütterte, sich nur wenig erhebend, damit die Jungen unter sich. Ab und zu flog auch das Weibchen auf kurze Zeit weg, um selbst Insekten zu bringen. Sonst äußerst flüchtig und schwer zu beobachten, waren die Zwergschnäpper am Nest sehr ungeniert und ließen sich aus nächster Nähe photographieren. Das Männchen hatte keine rote Brust. Ob die Neuwaldegger Zwergschnäpper dieselbe Buche auch 1920 als Brutbaum benützten, konnte ich nicht feststellen, da der Baum in eine Sportanlage einbezogen wurde, in die ich keinen Zugang hatte. Erst 1943 fand ich wieder, mit Kollegen G. Niethammer zusammen, ein Zwergschnappernest, diesmals mit vier Eiern, am Buchenwaldrand der „Jagerwies" bei Baden, N.-O. (Eier im Naturhist. Mus. Wien). Auch hier hatte das 6 keine rote Brust. Über die, wie sich nun zeigt, weitere Ver- breitung der Art im nördlichen Wienerwald haben kürzlich Aschenbrenner und Peters ausführlicher berichtet (Egretta, I, 1958, 17-21). Muscicapa albicollis Temm. — Halsbandschnäpper Eder (1908) war der Halsbandschnäpper als Brutvogel in Niederöster- reich unbekannt. Erst in den 20er Jahren entdeckte ihn Otto Antonius im Schönbrunner Park in Wien als ständigen Brutvogel !). Wie ich mich alljähr- lich überzeuge, ist er es dort heute noch. Sonst fand ich diesen schönen und auffallenden Vogel nur noch ein einziges Mal brütend, und zwar in Buchenwald bei Weidling am Bach bei Klosterneuburg am 20. Mai 1930. Das Nest stand ziemlich hoch im Astloch einer Rotbuche und enthielt fünf schwach angebrütete Eier. | | Alle hier genanntenEier sindErstbelege oder Wiederfunde lang verschol- lener Arten und befinden sich, falls sie den zweiten Weltkrieg überstanden haben, in der Zoologischen Sammlung des Bayrischen Staates in München. 1) Wie aus handschriftlichen Aufzeichnungen C. F. Hellmayrs, die sich im Be- sitze von Herrn Dr. K. Bauer befinden, hervorgeht, war der Halsbandschnäpper schon 1894 regelmäßiger Bewohner des Schönbrunner Parkes. — G.N. Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. O. von Wettstein, Wien IV, Karolinengasse 5. Zwei junge Sumpfohreulen östlich Wien Abb. 1: a) > erf. vor der Hohl V ( J L al Nisthöhle des Schwarzspechtes im Pappelhochw Horst des Silberreihers am Neusiedler See Abb. 2: Abb. 3: TEE i te ; at Er fx ANA Soe + B Ly A Ty > 4 u r - ee » 2 5 p , . mo Heft E 5 E 5 11/1960 ] 41 Zugvogel aus der palaarktischen und afrikanischen Region in Südwestafrika = Von FRANZ SAUER und ELEONORE SAUER Department of Zoology, University of Wisconsin, Madison/Wisconsin, USA (Mit 7 Abbildungen) Zum Studium der Biologie europäischer Zugvögel im Bereich ihrer sud- westafrikanischen ,Winterherberge” weilten wir vom 11. August 1957 bis zum 5. Mai 1958 in verschiedenen mittleren, nördlichen und westlichen Distrikten Südwestafrikas (Abb. 1). Im Anschluß an die bereits veröffentlichten Untersuchungen zur nächt- lichen Zugorientierung europäischer Vögel unter jenen Breiten (Sauer F. und E. Sauer 1959) berichten wir hier über unsere Beobachtungen an dort „überwinternden" Vögeln aus der paläarktischen und afrikanischen Re- gion. Die Beobachtungsspanne reicht vom letzten Drittel der Trockenzeit im Spätjahr 1957 über die nachfolgende Regenzeit bis in das erste Drittel der Trockenzeit im Frühjahr 1958, umfaßt also Einflüge, Aufenthalt und Wegzug nordischer Gäste in Südwestafrika 1). Verständlicherweise können unsere Aufzeichnungen während dieses ersten kurzen Aufenthaltes in einem riesigen Gebiet kein abgerundetes Bild von dem Auftreten und Verhalten auch nur einer Vogelart, ge- schweige denn aller Zugvögel in Südwestafrika geben. Sie mögen jedoch Anhaltspunkte und Anreiz für weitere Beobachtungen und ausgedehntere Untersuchungen sein. Charakteristik unseres Untersuchungsgebietes Südwestafrika, das heute administrativ von der Südafrikanischen Union verwaltet wird, erstreckt sich mit einer Fläche von 794 312 km? und seiner rund 1680 km langen Atlantikküste von 17%S bis 29°S und im wesent- lichen vom 12. östlichen Meridian bis 21% E; nur der schmale Caprivizipfel in der Nordostecke des Landes reicht ostwärts auf etwa 25° E, 1) Wir danken der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die finanziellen Bei- hilfen, den südwestafrikanischen Regierungsstellen für die großzügigen Genehmi- gungen zur Einreise in Sperrgebiete und Eingeborenenterritorien, dem Konsul der Bundesrepublik Deutschland für seine freundschaftliche Hilfe in allen behördlichen Anliegen, und ganz besonders allen uns in herzlicher Freundschaft verbunde- nen Südwestern, die uns unschätzbare Hilfe und Gastrecht gewährten und mit großem Interesse die Studien verfolgten. FRANSFONTEIN WELWITSCHIA ¿0.0007 '¿ OTIIWARONGO ge a a N ÜKALKFELD: E m be | LE: 21° } 30] SUD-WEST-AFRIKA ES ; \ NÖRDLICHER UND MITTLERER TEIL x ar 50 100 150 200 km WINDHOEK ren eam + =} 23 Abb. 1: Stidwestafrika, nordlicher und mittlerer Teil, Fahrstrecke in die einzelnen Exkursionsgebiete is ae 42 F. Sauer und E. Sauer (ran Drei ganzjährig Wasser führende Flüsse begrenzen das unter Trocken- heit leidende Land. Im Norden, an der Grenze zu Angola, führt der Kunene seine Wasser zum Atlantik; der von der Lundaschwelle herab- fließende Okawango durchströmt ostwarts ältestes Kulturland der Menschheit, verliert sich im Bechuanaland großenteils in dem weiten sump- figen Ngami-Delta und vereint sich teils mit dem Wasser des Sambesi. Fern im Süden strömt der Oranje zum Atlantik. Nach einer Epoche tropischen Klimas mit einer üppigen Vegetation er- fuhr Südwest vor rund 100 Millionen Jahren in der langen mesozoisch- alttertiären Abtragungszeit seine aride Ausgestaltung. Zeugen jenes ver- gangenen reichen Lebens sind noch heute in Form von Strandablagerungen und versteinerten Wäldern nachzuweisen. Unter dem Einfluß der damals aufgetretenen und bis heute anstehenden kalten, nordwärts gerichteten Benguelaströmung im Atlantik trocknete das Land allmählich aus, es wurde Wüste. Bei Swakopmund beträgt gegenwärtig das Jahresmittel der Meeres- temperatur nur 14,9°C. Bereits einige Kilometer landeinwärts sind auf der Oberfläche dunkler, basaltischer Gesteine Mittagstemperaturen um 80°C zu messen, und tägliche Temperatursprünge von 60° bis 80°C sind die Regel. Die Lufttemperatur steigt mittags über 40° C im Schatten an; nachts fällt sie oft auf 0°C oder gar darunter. Diese krassen Gegensätze führen in der küstennahen Landschaft leicht zu Nebel, doch fällt sehr wenig Regen. Die jährliche Niederschlagsmenge am Cape Cross beträgt etwa 4mm. In einem Querschnitt von West nach Ost zeichnet sich am deutlichsten die Gliederung des Landes in drei große Zonen ab: í. Die flache Küstenzone, die über 100 000 km? große, auf eine Breite um 100km sich von 16%S bis 29°S erstreckende Namib-Wiste, ist ein ostwärts auf etwa 1000 m ansteigendes Rumpfland mit einigen vulka- nischen Inselbergen. Wenige halophile und xerophile Pflanzen haben sich dem Leben auf den vom Seenebel hin und wieder befeuchteten wüsten Schuttflächen und Felshalden angepaßt, über die in der Trockenzeit oft heiße Ostwinde aus dem Landesinnern dahinfegen. Beobachtungsgebiete in der Namib, in denen wir Zugvögel vorfanden: a) Küstenstreifen von Swakopmund zum Cape Cross. Südlich des Swakop-Rivieres, also des Trockenflußbettes, endet das riesige Sanddünen- meer. Nördlich der alten deutschen Siedlung erstreckt sich die flache, in der Nähe des Kreuzkaps bergige Küstennamib, z. T. bedeckt mit jüngeren Meeresablagerun- gen. Unweit Swakopmunds wirken einige zur Salzgewinnung künstlich angelegte Lagunen attraktiv auf allerlei stationäre und ziehende Wasservögel. An der Sand- und Felsküste des Kreuzkaps, an dem 1484 der Portugiese Diego Cäo nach gefahr- voller Seefahrt Gott zum Dank ein Steinkreuz errichtete, lagern heute etwa 120 000 Bärenrobben (Arctocephalus pusillus), die hauptverantwortlich für das üppige Ge- deihen der Sand- und Strand-Kieinfauna sind. Diese sind mit dem Strandanspül den rastenden Zugvögeln eine anziehende Nahrungsquelle. b) Das Brandberggebiet am Ostrand der Namib. Unter den Inselbergen ist der 2600 m hohe granitische Brandberg, 100 km vom Atlantik entfernt, das höchste Gebirge Südwestafrikas. Inmitten der zur Küste sich senkenden Karruplatte erhebt sich der gigantische, sich im Durchmesser auf rund 25km ausdehnende Gebirgs- stock, an den wir aus dem Osten entlang des Omaruru-Rivieres über ae Zugvögel in Südwestafrika 43 Okombahe durch die faltenreichen Uisberge herankamen, Auf dem Weg dahin wird das Land immer trockener, das Dornbuschveld immer karger, und neben einigen Namib-Weiden und Tamarisken bilden sukkulente Wolfsmilch- gewächse, Euphorbia dinteri und die Besenwolfsmilch Euphorbia gregaria, sowie niedrige hartlaubige und dornige Büsche die charakteristische Vegetation in diesem öden östlichen Vorland. Aus ihm suchten wir unseren Weg zur Tsisab- Schlucht, in der 1909 H. Jochmann, ein Offizier der deutschen Schutztruppe, die ersten Felsmalereien und während des ersten Weltkrieges Maak, Schulze und Gries die berühmte und geheimnisumwitterte „Weiße Dame” entdeckten. Aus der durch Schiefer, Metamorphosegesteinen und Basalte gekennzeichneten Randzone dieses gewaltigen ,Vulcano-Plutonen” (H. Cloos) stiegen wir durch die Schlucht bis in die Zone des Kerngranites auf. Über dem hohen Gebirge kondensierte tagsüber ein feiner Wolkendunst. In den tiefen, etwas Feuchte bewahrenden Spal- ten des blanken Gesteins wurzelten einige wenige Pflanzen. In zwei ausgehöhlten Granitbänken der wild zerklüfteten Schlucht hielten sich karge Reste schlammigen, algigen Wassers, randvoll mit fast aussichtslos um ihr Leben zappelnden Kaul- quappen angefüllt. Von der Tsisabschlucht gingen wir über die nahezu vegetationslose Karrufläche hinunter zum Talboden des trockenen weiten Ugab-Rivieres, das vorwiegend von verschiedenen Akazien (Acacia albida, Ac. giraffae) und Stinkbüschen, einer gift- grünen Capparidacee (Boscia foetida), umsäumt ist. Wir durchquerten das Rivier und drangen um die NE- zur NW-Flanke des Brandberges durch das von den Mäandern des Ugab durchsägten Ugab-Schiefergebirges vor. Belebt durch den Namib-Nebel ist in ihm die seltene altertümliche Gymnosperme Wel- witschia mirabilis mit ihren zwei Meter langen Laubblättern von den Seiten des sich kaum über die Schieferplatten erhebenden Stammes die eindrucsvolle Leit- pflanze. Einige wenige Bergdama-Familien fristen auf den heißen Schieferhalden über dem ausgedörrten Trockental ein ärmstes Dasein, Aus dem Ugab-Schiefergebirge heraus nahmen wir unseren Weg nordwärts in das südliche Kaokoveld. 2. Am Ostrand der Namib wölbt sich ein steiler, zerklüfteter Felsrand, die „Große Randstufe” (Obst E. und K. Kayser), zum gebirgigen Binnenhochland auf, das sich um 1700 m, seltener um 2000 m, in den Auasbergen jedoch bis auf 2480 m über den Meeresspiegel er- hebt. Die steile Randstufe fehlt in dem 1200 bis 1300 m hohen Herero- Land, in dem kleine und größere Inselberge charakteristisch sind. Unter ihnen sind das dem Randabfall vorgelagerte 2350 m hohe, im mittleren Durchmesser sich auf 50km ausdehnende Ringgebirge des Erongo aus Graniten, Melaphyr, Porphyriten und Sedimenten, sowie die weiter im Innern sich erhebenden Sandsteintafeln des Kleinen und Großen Waterberges (1860 m) die mächtigsten. Einst war das Bergland von der Etoschapfanne südwärts bis auf die Höhe von Rehobot von den Bergdamas bevölkert, und so spricht man auch heute noh vom Damara-Land. Viele, charakteristisch von Kameldornbäumen (Acacia giraffae) und anderen vorherrschenden Akazien bestandene Trockenflußbette durch- ziehen dieses bergige Hochland. Abgesehen von der üppigen Vegetation in einigen Quellschluchten des Waterberges, herrschen hier Grasland und Dornbuschveld vor, und großenteils wird das Land von weißen Ansiedlern weidewirtschaftlich genutzt. Die jährlichen Niederschlagsmengen nehmen sowohl ostwärts in das Bergland als auch von Süden nach Norden zu. So betragen sie um Oka- zool. "Beitr. 24°, Pas aca en = Be handja rund 350 mm, bei Otjiwarongo um 400 mm, im Waterberggebiet um 500 mm, im Otavibergland bis 800 mm, westwarts um Outjo noch 386 mm - und im südlichen Kaokoveld auf Renosterberg nur noch um 50 mm. Die Lufttemperaturen in dieser subtropischen Hochlandsregion schwan- ken erheblich. Maximaltemperaturen steigen über 35°C, an manchen Stel- ien über 40° und 45°C. Nächtliche Abkühlungen zur Zeit der Trocken- periode können stellenweise auf — 8° C heruntergehen und bringen damit heftige Fröste. Der wärmste Monat ist der Dezember, der kälteste Juli. Die mittlere Luftfeuchte während der Trockenzeit liegt im wesentlichen bei 30%, während der Regenzeit nahe 40%. Über einige Temperatur- und Feuchtemessungen im Erongo s. u. Beobachtungsgebiete in der Zone des Binnenhochlandes Be des südlichen Kaokoveldes: a) Im bergigen Windhoeker Hochland, das sich bis zu 2100m erhebt, lag Windhoek an der südlichen Grenze unseres gesamten Beobachtungsareales. b) Okahandja: Von den Felshängen des Kaiser-Wilhelm-Berges und der nahe liegenden Gebirgsstöcke zum Okahandja- und Swakop-Rivier, an deren Zu- sammenfluß die alte Siedlung Okahandja liegt, erstreckt sich das Beobachtungs- gebiet über die weite, flache Ausräumungssenke in die Richtungen nach Wind- hoek, Groß-Barmen, Usakos, Omaruru und Sukses-Otjiwarongo. Swakop- und Okahandja-Rivier waren zur Zeit unseres Aufent- haltes und auch in der vorausgegangenen Regenzeit 1956/57 kaum und nur ganz kurz ,abgekommen”, d.h., sie haben auf einen plötzlichen heftigen und kurzen Regenguß für wenige Stunden eine mächtige, dem durstigen Land fast nutzlose Flutwelle zu Tal getragen, die bald wieder versiegte. Besonders Groß-Barmen, 45km südwestlich Okahandja am Rande des Khomas-Hochlandes (2050 m), verdiente wegen seiner einzigartigen Oasenstruktur unsere Aufmerksamkeit. Inmitten der trockenen Geröllflächen und -halden entspringt dort eine natürliche, stark schwefelhaltige Quelle. Das mit einer Temperatur um 80°C aus der Erde quellende Wasser kühlt sich nach seinem Weg von ungefähr 30m in einem kleinen Becken von etwa 10m Durchmesser auf 45° bis 40°C ab und hält in dem künstlich angelegten, beständigen Teich eine Temperatur um 30°C, Ein schmaler Gürtel von Schilf und Riedgras umsäumt das Gewässer, und dessen Abfluß zaubert eine nasse Riedgrasflache und einige Schlammfelder hervor, die weit und breit in dem óden, heißen Veld die einzigen Biotope für Watvögel sind. Zwischen Teich und dem dahinter liegenden Rivier waren einige Prosopis-Bäume (Prosopis juliflora), in deren Schatten wir lagerten, attraktiv für europäische Buschvögel, und gleichzeitig waren wir darunter dauernd von Rotten von Bärenpavianen (Papio ursinus) umlagert, die gierig nach den nahr- haften heruntergefallenen Prosopis-Schoten griffen. Aber die Affen erkletterten nie eine Prosopis, um sich selbst Schoten zu pflücken, mag es sein, daß sie sich der Er- fahrung erinnerten, die wir selbst auch machten: Ein Riß oder Stich ins Fleisch mit den scharfen Dornen kann schwere und lähmende Vergiftungserscheinungen hervorrufen. c) Erongo: Die einzige Auffahrt zu unserem Stützpunkt auf der Hochfläche von Ombu (1600 m) folgt von Omaruru aus der Nordflanke des Erongo und schnei- det das Omaruru-Rivier auf der Farm Otjompaue zum Einstieg in das Gebirge über mehrere Terrassen durch entsprechend viele ,Pforten”. Auf Ombu betragen die jährlichen Niederschlagsmengen in günstigen Regen- zeiten rund 150mm, die hauptsächlich im Januar und Februar fallen; mitunter geht eine „kleine Regenzeit“ vor der Jahreswende ab Ende Oktober voraus. In den übrigen Monaten ist es trocken, doch macht sich hin und wieder ein Nebei- einbruch von der Namib her über den die Hochfläche bekränzenden Berggipfeln bemerkbar. ine en Zugvögel in Südwestafrika 45 Ombu sowie die etwas höhere Anschlußfläche Okondeka und das nach WSW sich öffnende „Hubertus“ im oberen und mittleren Ameibtal sind durch Wege und Erbohrungen von Wasser der Weidewirtschaft erschlossen. Siebzehn Wind- motore und auf ,Hubertus” ein Damm liefern Mensch und Vieh das unentbehr- liche Wasser. Ebenso waren die Viehtränken besonders zur Trockenzeit ein lockendes Ziel für Großwild, europäische und afrikanische Vögel. Die Grenzwerte unserer Temperatur- und Feuchtigkeitsmessungen auf Ombu mögen die klimatischen Verhältnisse während unserer Arbeitszeit dort oben be- leuchten. Im September 1957 maßen wir auf der offenen Fläche als niedrigste Temperatur + 2,5°C, als maximale Tagestemperatur im Schatten + 32°C. Die Luftfeuchtigkeit variierte zwischen 32% und 38%, nur während eines kurzen ver- dampfenden Regens stieg sie bis auf 84%, fiel danach aber schnell wieder ab. Im März 1958 variierte die Feuchte gleichermaßen, stieg aber öfter auf 54% bis 84%, doch nur kurzfristig; es fielen keine nennenswerten Niederschläge. Die Temperatur erreichte fast täglich + 34° im Schatten, nachts fiel sie auf 19° bis 29°C und zweimal auf 14°C. Die Pflanzenwelt ist je nach Standort verschieden. An den Ufern der Riviere, wo der Grundwasserspiegel nicht zu tief ist, wachsen vor allem Weißdorn (Acacia horrida), Bastard-Kameldorn (Ac. Maras), Kerzenakazie (Ac. hebeclada), Ebenholz- baum (Euclea pseudebenus) und Omumborombonga (Combretum primigenium), der Ahnenbaum der Herero. Auf der wasserarmen Hochfläche finden wir die Giraffenakazie (Ac. giraffae) und den Hackjiesdorn (Ac. delinens), ebenso charak- teristisch sind Witgat-Baum (Boscia Pechuelli) und Omupanda (Lonchocarpus Nel- sii). An den sehr felsigen Geröllhängen fallen besonders Balsamsträucher (Commi- phora spec.), verschiedene Cissus-Arten und Berg-Aloé (Aloé rubrolutea) auf. Kurz nach dem Regen grünt die während des ganzen übrigen Jahres ausgedorrt gelbe Weide für kurze Zeit. Unsere Streifzüge führten von Ombu und Okond eka aus in die umliegen- den Berge sowie in das Ameibtal und zum Omaruru-Rivier; je einmal besuchten wir die Westflanke des Erongo auf Omandumba-West und an seiner Ostseite Farm Kuduberg. d) Von Otjiwarongo aus reisten wir über Okosongomingo zum Kleinen und Großen Waterberg. Bei dem alten deutschen Soldatenfriedhof und der Ruine der Schutztruppen-Station stiegen wir bergwärts und erkletterten den Steilabbruch des Großen Waterberges. Weiterhin besuchten wir zwei seiner Quell- schluchten und streiften ostwärts ins benachbarte Herero-Reservat. Die 400m über das umliegende Hochland ragende Sandsteintafel des Großen Waterberges erstreckt sich auf eine Lange von 70km. Das Plateau fällt plötzlich in einen bis 100 m tiefen, von SW nach NO verlaufenden Steilabbruch ab, der in felsige Abhänge ausläuft. Zwischen diesen schneiden um dreißig Quellschluchten bis zu 3km tief in den Berg ein. Begünstigt durch eine unter der Sandsteindecke liegende wasserundurchlässige Schicht sind diese schmalen, auch gegen nächtliche Abkühlung geschützten Schluchten feuchtwarm und von einem üppigen Pflanzen- bestand. Wir finden hier den Omuparara-Baum (Peltophorum africanum) und die Sykomore (Ficus Sycomorus), die eigentlich für wärmere Gebiete im nördlichen Damaraland charakteristisch sind. An den trockeneren Hängen sind Blutfruchtbaum (Terminalia porphyrocarpa) und Omumborombonga Leitpflanzen; im dornbuschreichen Vorland gedeiht auch die wilde Baumwolle (Gomphocarpus fruticosus). e) Das Otavi-Karstgebiet, der nördliche Teil des Damaralandes, zog uns für längere Zeit in seinen Bann. Bei einer mittleren jährlichen Regenmenge von 400—600 mm entfaltet sich hier eine reichere Pflanzenwelt als im Mittelland. Auch Nachtiröste sind während der Trockenzeit seltener als in den übrigen Landes- bezirken. Neben den landesüblichen Leitpflanzen finden wir hier an besonders wärmebegünstigten Stellen den Marule-Baum (Sclerocarya schweinfurthiana), den Tambuti (Spirostachys africana), den Omuparara, verschiedene Feigenarten und selbst den „wilden Olbaum” (Ochna spec.), den wir sonst nur in der Gegend von Andara im tropischen Caprivi-Zipfel sahen. Den Felshängen geben Seringen (Bur- kea africana), Blutfruchtbäume, da und dort Korallenbäume (Erythrina decora) und Bergalo& ein typisches Gepräge. Auf den feuchten Randflächen der Dämme wächst die wilde Baumwolle. zool. Beitr. 46 F. Sauer und E. Sauer ce Allein in diesem Landstrich sahen wir während der Regenzeit 1957/58 frische grüne Weiden, die allerdings nach jahrzehntelanger Beweidung großenteils stark verbuscht sind und den Farmern einen harten Existenzkampf abfordern, der letzt- lich nur durch Roden erfolgreich geführt werden kann. Hier wuchern ganz be- sonders Weiß- und Hackjiesdorn sowie Farbkätzchensträucher (Dicrostachys nu- tans), die die Eingeborenen Omutiette nennen. An einigen regenbegünstigten Stellen wird Mais gepflanzt und auf Hütten- hof erfolgreich Weizen ausgesät und gezogen, den wir sonst nur auf den Missionsstationen in der Okawango-Niederung bestaunten. Zu Hause waren wir auf der Farm Osombusatjuruin der Vorberg- zone, wo ein besonders reiches Leben an südafrikanischen und europäischen Buschvögeln vorherrscht. Von hier aus exkursierten wir bevorzugt zur Nachbar- farm Neudorf, die unser bester Beobachtungsort für Vögel der Laro-Limi- colen-Gruppe war. An der Grenze zum Sandfeld liegt Neudorf an einem zum Durchbruch gelangten Ausläufer der Waterberg-Formation, der die Bildung eines breiten Omuramba begúnstigte. Hinter einem geschickt angelegten Staudamm sammelt sich darin das Regenwasser auf der weiten Talfläche, ermöglicht das Leben in diesem sonst wasserlosen Gebiet und lockt Wild und Vögel an. Weitere Beobachtungsorte in der Vorbergzone lagen auf Osombusatjuru-Nord, auf Sissekab, an der gesamten Hauptpad des Bezirkes Otavi bis nach Groot- fontein und Tsumeb. Von Kombat aus stiegen wir in das bis zu 1800m hohe Bergland auf und quartierten uns auf Jakkalomuramba ein. Hier erkletterten wir den Keilberg, stellten unsere Netze am Damm von Maieberg, besuchten Auros und später das Awagobibtal. f) Ende Januar kamen wir aus dem Ugab-Schiefergebirge über die Namibfläche in das südliche Kaokoveld, besonders in den Bezirk Welwitschia. Mit 50 bis 100 mm jahrlichem Regen ist dieses wild zerklüftete Bergland sehr trocken. Felskuppen, Tafelberge, Basalte und Konglomerate sowie versteinerte Wälder sprechen heute noch eine deutliche Sprache von der bewegten erd- geschichtlichen Vergangenheit dieses Gebietes. Nur an den Ufern einiger Riviere fanden wir einen markanten Baumbestand, vornehmlich aus Akazien. Charakte- ristisch in diesem Gebiet sind der terpentinhaltige Mopane-Busch (Copaiba mo- pane), verschiedene Balsamsträucher (Commiphora spec.) und der Blutfruchtbaum. Eine geschlossene Grasdecke gibt es nicht; auf den Geröllhalden war das auf- fallendste Futtergras das rötliche Eragrostis, das als einziges Gras auch in dürrem Zustand noch genügend Proteine für Weidewild und in den Farmbezirken für die Schafe enthält. Unser Standquartier war Renosterberg, von wo aus wir einige ausgedehnte Exkursionen in dieser Bergwelt durchführten, so in die west- lichen Bezirke der Farm, Richtung Etendeka-Berge, zum versteinerten Wald und in das Gebiet des unweit von ihm liegenden Huab-Rivieres. 3. Die Gebirgskette umrandet ein flachtellerförmigesBinnen- hochland, das Kalahari-Becken, das nördlich des Otavi-Karst- gebirges im Ovambo-Land nach Westen vorspringt und das in seinen westlichen Kalk-Sandstein-Bezirken aus Grasland, Dornbuschveld und Trockenwald besteht. Kalkpfannen erinnern an eine Zeit, in der hier noch Wasser war, und die Kalktuffe an den Pfannenrändern sind die Reste ein- stiger Schilfbestánde. In den weiten Ebenen wachsen Mopane-Büsche, Gabba-Sträucher (Antephora pubescens), Tambuti- und andere Sträucher. Da und dort stehen einige Giraffen-Akazien. Beobachtungsorte in der Region des Kalahari-Beckens: a) Anfang November fuhren wir von Outjo aus durch die weiten Mopane-Busch- distrikte nach Okaukuejo an den Südwestrand der Etoschapfanne (1065m ü.M.). Sie ist eine flache Einmuldung der Rumpffläche des westlichen Kalaharibeckens und mißt etwa 120X72km. Der aus verschiedenen Sanden und Tonen bestehende Rand der Pfanne wird an manchen Stellen bis zu 20m hoch. Die völlig kahle Tonfläche der Pfanne ist nur ausnahmsweise in besonders gün- Ne | Zugvögel in Südwestafrika 47 stigen Regenzeiten durch die abkommenden Riviere teilweise überflutet, sonst ist sie trocken, und die Herden der Großsäuger und Strauße wechseln darüber, Der durch- schnittliche Jahresniederschlag beträgt hier 400 bis 500 mm. Auch in der regen- losen Zeit versiegen nicht alle Wasserstellen am Pfannenrand und in der Um- gebung der Pfanne, so daß hier viel Großwild und viele Vögel angelockt werden. Besonders während unserer Beobachtungszeit am Ende der lokalen Trockenzeit fanden sich neben ansässigen und europäischen wie nordafrikanischen Vögeln viele Säugetiere an den Wasserstellen ein, so Giraffen, Steppenzebras, Kudus, Springböcke, Gnus, Elenantilopen, Oryxgazellen, Warzenschweine, Löwen, Ele- fanten u. a. Auf den baum- und strauchlosen Randflächen der Pfanne wachsen wenige halophile und xerophile Pflanzen. So ist der fußhohe Salzbusch Suaeda fruticosa charakteristisch, daneben auch der Silberbusch Leucosphaera bainesii. In einiger Entfernung vom Pfannenrand bieten einige Akazien- und Mopane-Bestände dem Wild Einstand und Nahrung. An manchen Stellen wächst ein hochstämmiger Aloé. Auf Tagesexkursionen um Okaukuejo saßen wir an den verschiedensten Wasserstellen in Verstecken an, fuhren am Südrand der Pfanne ostwärts nach Namutoni und streiften von da in alle Himmelsrichtungen. Mit der Ankunft der ersten Zugvögel stellten wir in der Nähe der Wasserstellen unsere Fang- netze auf, Mit dem Einbruch der Regenzeit waren um Namutoni, dem alten deut- schen Fort aus der Zeit des Ovambokrieges, weite Flächen überschwemmt bzw. naß. b) Ostwärts geht das Kalkfeld in das Sandfeld der Omaheke und in die innere Kalahari über. Die weiten, heute festliegenden Flachdünen sind in den westlichen Distrikten vorwiegend mit Buschwald bedeckt. Weiter östlich wird mit zunehmender Trockenheit und größerer Armut des Bodens der Bewuchs immer spärlicher. An die Stelle der Akazie tritt mehr und mehr der Gelbholzbaum (Ter- minalia sericea). Sand und fehlendes offenes Wasser machen weite Gebiete fast menschenleer; doch hier ist die Heimat der kleinwüchsigen Kung-Buschleute, die als Nomaden und Jäger mit ihren tödlichen Giftpfeilen dem durchziehenden Wild auflauern. Freimütig und fröhlich teilten sie mit uns ihre letzten Wasserkonserven in Form der in Farbe und Größe etwa einer großen Apfelsine ähnlichen „Strych- nos-Apfel”, deren aromatisches Fruchtfleisch wässerig ist. Von Grootfontein aus wählten wir unsere Route über die Polizeistation Nu- rugas in das riesige Eingeborenen-Territorium und fuhren an dem Omu- ramba Omatako, dem längsten, flachen und überwachsenen Trockenflußbett im nördlichen Südwestafrika, entlang nach NO. 180 km geht es über die von den frühen Missionaren und Schutztrupplern gefürchtete ,Durststrecke” bis zur ersten Bantusiedlung Karakuwisa. Weiter nordöstlich kamen wir dann in das Stam- mesgebiet der Kung-Buschleute. Diese hatten in dieser Zeit der bittersten Not, vor Beginn der neuen Regenperiode, weite Grasflachen des Omuramba abgebrannt, um mit dem kurz sprießenden frischen Grün Großwild und Vögel anzulocken. Völlig ausgedörrt war das ganze Gebiet während unserer Fahrt nach dem Norden, und alle Büsche und Bäume standen kahl, Akazien, Bauhinia- und Manghetti- Bäume. Erst näher zum Niederungsgebiet des Okawango zeigte die Natur den ersten blaßgrünen Schimmer des nahenden Frühlings, In einiger Entfernung vom Fluß wurde das Land feuchter, und Bantus des Wasambiu-Stammes weideten hier ihre Rinder. c) Nordwärts den Grenzstreifen des Kung-Veld verlassend, erreichten wir das Nie- derungsgebiet des Okawango, wo wir uns noch einen Monat bis zum Beginn der Regenzeit aufhalten konnten. Von Runtu, dem Sitz des Eingeborenen- Kommissars, sahen wir erstmals den bis zu 150m breiten Strom und das jen- seitige Angola. Neben seiner durchschnittlichen Tiefe von zwei bis drei Metern weist der Okawango viele flache Furten auf, über die die Eingeborenen hin und her wechseln; ihnen ist die politische Grenze bedeutungslos, ihre Stammesgebiete erstrecken sich diesseits und jenseits des Stromes. Die jährliche Niederschlagsmenge schwankt um 500 mm, und je weiter man ostwärts geht, desto wärmer wird es. Der erste Regen fällt gewöhnlich im November, und in guten Regenjahren kann es bis in den April hinein noch regnen. Doch schlecht werden die Ernten, wenn es schon ab Ende Februar oder gar früher aufhört zu regnen. Im Dezember steigt gewöhnlich der Fluß, und im Januar ist oft die weite Niederung ein einziges Überschwemmungsgebiet, das später eine fruchtbare Zone mit weiten Grasflächen zool. Beitr. 48 F. Sauer und E, Sauer . ee wird. Darüber ragen Sanddünen und Terrassen, die mit lichtem Busch bewachsen sind. Da und dort sind Palmen die charakteristischen Leitpflanzen. Von Runtu gingen wir mit dem Strom ostwärts bis zum Caprivizipfelhinter Andara und zogen somit durch die Stammesgebiete der Bantuvölker Wasambiu, Wadiriku und Hambukuschu. Verschiedene Abstecher nach Süden in die Randzonen des Kalaharibeckens führten uns erneut in den kargen Lebensraum der Kung-Buschleute und zu den etwas seßhafteren Kwe-Busch- leuten, die von den Hambukushu Hambarakwengo genannt werden. Flußaufwärts von Runtu nach Tondoro kamen wir zu den Bantustämmen der Wanjemba, Wabunja, Washiwokwe und Wakuangari. Stütz- punkte unserer geistigen und körperlichen Erfrischung waren die fünf Missions- stationen, an denen einige deutsche und holländische Oblaten-Patres und Benedik- tiner-Schwestern ihr großes und aufopferungsvolles Werk christlicher Nächsten- liebe vollbringen. In Sambiu bewunderten wir zudem die einzigartige Sammlung von Steinwerkzeugen verschiedener prähistorischer Kulturen einer wohl 250 000 Jahre alten Menschheitsgeschichte, der Pater Hartmann eifrig auf der Spur ist. Aus dem Okawango-Distrikt zogen wir Anfang November nach den ersten heftigen Regenfällen wieder in das Kung-Veld und in die Omaheke zurück. Die von uns beobachteten Zugvögel Ausgerüstet mit einem Volkswagen-Transporter, Spiegel- und Japannetzen, Ferngläsern, Photoapparaten und Filmkamera, sowie einem vom Stromnetz un- abhängigen Maihak-Magnetophon machten wir uns an die Arbeit der Beob- achtung, des Fanges und der Aufnahme der Stimmen der Zugvögel in den ge- nannten Landesbezirken, Unter den jeweils chronologisch verzeichneten Beobachtungsdaten ist stets zuerst das Beobachtungsgebiet, die -strecke oder Ortschaft angeführt (z. B. Etoscha- pfanne), danach folgen, wenn erforderlich, begrenztere Ortsbezeichnungen (z.B. Namutoni; Farm Onguma). Alle Angaben der Uhrzeit entsprechen der Osteuro- päischen Zeit (OEZ). Waren keine genauen, doppelt gesicherte oder wiederholte Zählungen beobachteter Vertreter der einzelnen Arten möglich, hielten wir die Schätzungen der Anzahl sehr niedrig; unsicheres Doppeltzählen wurde ausge- schlossen. Die Ordnungen der durchnumerierten Arten folgen dem System E. Mayrs und D. Amadons (1951). Neben dem vorwiegend binären wissenschaftlichen und dem deutschen Artnamen sind auch die Namen der Vogelarten in dem in Südwest ge- läufigen Afrikaans angeführt, Nur in einigen wenigen Fällen, in denen wegen der Seltenheit oder Unbekanntheit der betreffenden Arten keine afrikaansen Na- men existieren, vermerkten wir den holländischen volkstümlichen Namen oder schlugen einen in Afrikaans vor. Folgende gebräuchliche Südwester Ausdrücke werden immer wieder im Text benützt: abkommen — das Rivier (s.u.) kommt ab, wenn es nach einem plötzlichen heftigen Regenfall für kurze Zeit fließt; Afrikaaner — heute an Stelle des altbekannten ,Bur” gebraucht; Damm — künstlich angelegte Teiche cder Seen der Farmer; Omuramba — Herero-Wort für ein durch selten ab- kommendes Wasser ausgeräumtes und zugewachsenes Flachtal, geographisch: breite Schichtflutentalung; Pad — alle Straßen, Wege, Eingeborenenpfade und Wildwechsel; Rivier — Trockenflußbett; Südwester — deutschstämmige Ansiedler, zum größten Teil naturalisiert; Veld — afrikaans für Feld = Gras- land und Dornbusch; Vlei — Tal, Wiese. Ac.cipitres 1. Hieraaetus pennatus — Zwergadler, Dwerg-arend; Abb. 2 Beobachtungsdaten: Sukses: Am 13.1.1953 finden wir wenige hun- dert Meter südlich der Herberge einen toten Zwergadler auf der Pad. Charakteristik: Der Zwergadler gelangt als Zugvogel aus Europa und dem westlichen Asien gelegentlich bis Südafrika (Roberts 1953). ns 4 ere Zugvögel in Südwestafrika 49 2. Buteo buteo zimmermannae — Falkenbussard, Europese-jakkalsvoel; Abb. 2 Beobachtungsdaten: Sukses — Okahandja: Am 4.1.1958 halten sich entlang der Hauptpad auf einer Strecke von 125km rund 500 Falkenbussarde aui. Sie hocken in Gruppen von wenigen bis zu 30 Tieren auf größeren, dürren Akazien und ruhen oder lauern auf Kleingetier, das sich in Büschen oder am Boden bewegt. Einzelne sitzen auf der sandigen Pad; aufgescheucht fliegen sie träge eine kurze Strecke weg und landen auf den besiedelten Bäumen. Die meisten zeigen Mauserlücken in Schwingen und Schwanzgefieder, Als wir am 13.1. über die gleiche Strecke nach Norden fahren, ist das ganze Gebiet leer, \ ea N x Ie Es ‘ 4 \ er ES y Ton 4 - 5 Sey af + nn He SS J > a ze" ae x y) 2 = + Zwergadler r E x Falkenbussard x E © Bergbussard 2 % _ e Schwarz-und Y” - aS Schmarotzermilan oe 100 km Abb. 2 CGtjiwarongo: Am 18.1. von 19.10 bis 19.15 Uhr über Farm Roland west- warts gerichteter Flug von 161 ausgezählten Falkenbussarden (s. u.). Sudliches Kaokoveld: Farm Bakenskop 28.1. neun Falkenbussarde in lockerem Verband; am 31.1. ziehen aus dem Norden um 200 Falkenbussarde auf Farm Renosterberg zu, wo am Vortage spat nachmittags nach einem langen Trockenjahr der erste kurze Regen fiel. Otavi — Otjiwarongo: Auf Farm Otjikango am 4.2. große Verbände un- zählbar vieler Falkenbussarde. Sukses— Okahandja: Bei Sukses am 22.2. ein Einzelgänger; zwischen den Farmen Utrecht und Bassermann finden wir danach auf einer Strecke von 60 km erst zwei, dann noch viermal je einen Falkenbussard rastend auf dürren Akazien (23. 2.). Erongo: Ombu 28.2., auf der Hochfläche sitzen verstreut ungezählte Falken- bussarde in lockeren Verbänden umher; offensichtlich ist die ganze große Gesell- schaft auf Rast während ihres Nordzuges. Charakteristik: Falkenbussarde fanden wir überwiegend vergesell- schaftet vor; oft rasteten bis zu 30 Tiere auf einem einzigen großen, dürren Kameldornbaum. Auf ihrer Jagd nach Kleingetier, vornehmlich Bodenbe- 50 FSawerundE; Sauer “ Pe wohnern, lockerte sich der Verband deutlich auf; moglicherweise hangt dies mit einem gewissen Revieranspruch jedes einzelnen Tieres zusammen. Das mag jedoch nicht ausschlieBen, daB auch aus dem ruhenden Trupp sich nicht plotzlich ein Tier vom Baum zum Boden sturzte, Beute ergriff und wieder an seinen Platz zurückkehrte. Allerdings fingen mit diesem Ereig- nis gewöhnlich Futterstreitigkeiten an, und der Verband konnte sich dann auch etwas auflösen, wenn mehrere Artgenossen in Jagdstimmung ge- rieten. Die meisten Falkenbussarde vermauserten während des Januar Großgefieder und zeigten sich während dieser Zeit sehr träge. Die Beob- achtung auf der dem Südwest-Rand des Waterberges vorgelagerten Farm Roland beschränkte sich am 18.1. kurz vor der Abenddämmerung auf die vom Dach des VW-Transporters exakt durchzählbaren Individuen. Sie flogen in einer Höhe von 30 bis 40 m in breiter Front stumm nach Westen. Wir hatten nur die Nordflanke eines noch größeren Verbandes erfaßt; süd- wärts zeichneten sich, immer wieder verdeckt durch Bäume und Dorn- büsche, noch unzählbare Vögel gegen den hellen Abendhimmel ab. Mit dem Erscheinen dieser großen Flugformation verstummten augenblicklich sämtliche Büffel- und Maskenweber, die dicht bei unserem Lager am Damm nisteten und ihre allabendliche Unruhe hinausgekreischt hatten, und mit ihnen erstarrten auch alle anderen ansässigen Kleinvögel. 3. Buteo oreophilus — Bergbussard, Berg-jakkalsvoel; Abb. 2 Beobachtungsdaten: Erongo: Auf der Farm Ombu trieb sich seit Ende Februar dieser eine männliche Bergbussard umher, der sich dicht beim Farmhaus auf Kükenjagd ansetzte, offenbar zu schwach für eine artgemäße Jagd. Am 4.3. wurde der Vogel nach einem erneuten Flug in den Hühnerhof erlegt. Er war 47cm lang und war über und über entsetzlich von Läusen und Zecken befallen, die Läufe waren von Milben zerstört. Charakteristik: Das Brutgebiet des Bergbussards reicht von Nord- ost- bis Zentralafrika; als Zugvogel ist er im Süden in Knysa und Gra- hamstown bekannt (Roberts 1953). 4, Milvus migrans migrans — Schwarzmilan, Swart Wou Milvus migrans parasiticus — Schmarotzermilan, Geelbek-wou; Abb. 2 Beobachtungsdaten: Südliches Kaokoveld: Farm Renosterberg 1.2.1958, Verbände von Schwarz- und Schmarotzermilanen, insgesamt rund 800, die dem ersten Regen hierher folgten (s.u.). Am 3.2. auf Farm Horison ein ein- zelner Schwarzmilan, Farm Korichas insgesamt 50 Tiere beider Rassen verstreut im Gelände; an der Westflanke Welwitschias ungefähr 100, überwiegend Schwarz- milane. Ostwärts dieser jungen Siedlung bis zur Hauptpad rund 1000 Schwarz- und Schmarotzermilane, die in größeren Schwärmen an den Wasserlachen herum- hocken oder niedrig über und zwischen den Büschen dahingleiten. In den kleinen Gruppen sieht man immer die Vertreter der einen oder anderen Rasse überwiegen. Erongo: Auf der Hochfläche von Ombu rasten am 28.2. ungezählte Milane auf ihrem Durchzug nach Norden; es sind überwiegend Schwarzmilane. Charakteristik: Beide Rassen dieser Art trafen wir gewöhnlich ver- gesellschaftet an. Mit Geduld war es möglich, den im tropischen Afrika brütenden Schmarotzermilan an seinem gelben Schnabel von den Schwarz- shine | Zugvögel in Südwestafrika 51 milanen zu unterscheiden; die übrigen Federmerkmale schienen uns für die bloße Feldbeobachtung nicht ausreichend zu sein. Offenbar sind die biolo- gischen und Ökologischen Strukturen für beide Rassen so ähnlich, daß sie sich hier in der ,Winterherberge” ohne Schwierigkeiten zusammentun können. Beide waren an keiner Beobachtungsstelle ansässig. Vielmehr wanderten sie in Abhängigkeit von den sehr begrenzten örtlichen Nieder- schlägen. Besonders gerne hockten sie an den bei heftigen Schauern ge- bildeten Wasserlachen, aus denen sie zappeindes und ertrunkenes Klein- getier, wie Heuschrecken u.a., fischten. Auf Renosterberg, auf das sich am 30.1. spät nachmittags nach einjähriger Trockenheit der erste kurze und für mehr als ein weiteres Jahr einzige Regen entlud, waren die „Regen- vogel” in dieser Zugperiode erstmals gekommen, wie unser Freund Otto Kurz versicherte, der sich neben seiner schweren Farmarbeit noch gründ- lich und wißbegierig dem Studium der lokalen Fauna widmet. Waren die Vögel satt, saßen sie in dicken schwarzen Trauben auf allen größeren Bäumen eines flachen Tales; viele andere kreisten hoch über ihnen und glitten erst zur Nachtruhe hernieder. Trocknete ein solches Invasions- gebiet nach dem kurzen, heftigen Regen wieder aus, verlegten diese Milane wieder sehr schnell ihren Aufenthaltsort. Nach Roberts (1953) zieht der Schwarzmilan nur gelegentlich bis Süd- airika; es wäre interessant zu erfahren, ob er gerade dann so weit süd- warts zieht, wenn Sudwestafrika in einer schlechten Regenzeit über- wiegend dürr bleibt. Gressores 3. Sphenorhynchus abdimii — Abdimstorch, Onderbaadjie; Abb. 3 Beobachtungsdaten: Etdschapfanne: Namutoni 26.11.1957, 8.50 Uhr fallen zwei Abdimstörche 200 m östlich des alten Forts ein und stelzen futter- suchend über die schlammige, an Pfützen reiche Fläche. Fisher's Pan 27.11. um 14.45 Uhr landet ein einzelner A. und geht am Rande eines flachen Wassers auf Nahrungssuche. Otavi-Karstgebiet: Farm Neudorf 7.12., um 8.00 Uhr erscheint ein Trupp von 13 A. aus Ost und verbleibt den Tag über am Damm und am Omuramba; Futtersuche, Körperpflege, Ruhen. Farm Maieberg 18.12., 11.40 Uhr fliegt ein ein- zelner A. aus rund 100m Höhe von Osten herkommend den Damm an, landet, trinkt 10 Minuten lang sehr wassergierig und fliegt dann sofort zielstrebig nach W weiter. Südliches Kaokoveld: Farm Renosterberg, am 1.2.1958 fallen 9.15 Uhr am Schafposten dreißig A. ein. Am 3.2. vormittags beobachten wir auf dem Weg von Renosterberg nach Welwitschia: auf Farm Bergwyl Schwärme bis zu 30 Tieren, Farm Potgietersrus je einen Schwarm zu 6 und 11 Individuen, Farm Horison 7 Tiere im lockeren Verband, Farm Pearson 1 A. und auf Korichas 2 Abdimstörche. Um 14.00 Uhr taucht vier Kilometer östlich Welwitschia ein Schwarm von 11 auf, kurz darauf begegnen wir einem Verband von 52 Abdimstörchen. Diese suchen in und an den großen Wasserlachen und zwischen den Dornbüschen entlang der Hauptpad nach Fransfontein vornehmlich Heuschrecken. Nach 500m taucht ein einzelner, Anschluß suchender Abdimstorch auf, nach 2km ein Schwarm von 12, und 6km weiter treffen wir auf 26 Tiere, die gleicherweise Nahrung suchen. Vor einem Tag hatte es in diesem Gebiet heftig geregnet. zool. Beitr. 52 F. Sauer und E Sauer : Otjiwarongo — Okahandja: Am 23.2, sitzen bei Sukses 3 A. an einer langen Wasserpfútze, zwischen den Farmen Utrecht und Bassermann sind es elf Tiere im Verband. : Erongo: Am 1.3, treffen wir im Hubertustal an Hinterholzers Wasserstelle 3 A. an, die gegen 16.00 Uhr nordwárts aus dem Seitental wegfliegen. , , i = 7 A A al wa nn a 18 228 % / ay BE ma PE A iff RT ic F RG ” 4 ated I @ ee & J AA : en @ Abdimstorch PA 7 ee X WeiBer Storch e dr e e] 100 km Abb. 3 Windhoek — Brackwater: Am 5.4. um 9.00 Uhr zieht ein Trupp von & Abdimstórchen in etwa 60m Höhe mit schätzungsweise 30 km/h genau nach Norden. Ckahandja: 8.4, in der Abenddämmerung fallen 10 Abdimstörche am Oka- handja-Rivier zur Nachtruhe ein. Charakteristik: Abdimstörche brüten in Nordafrika und überwin- tern südlich des Aquators; nach Roberts (1953) ziehen sie jedoch selten bis zur Kap-Provinz südwärts. Die Tiere streiften gesellig durch das Land und suchten bevorzugt das offene Veld zur Nahrungssuche auf. Offensichtlich waren sie an keiner Beobachtungsstelle standorttreu. Vielmehr wechselten sie von einem zum anderen futtergünstigen Platz an Dämmen und an den kleinsten Pfützen, offensichtlich „mit dem Regen wandernd”. Der Einzel- gánger von Maieberg/Otavibergland verriet Unruhe und war erschöpft oder zumindest ungewöhnlich durstig; sehr wahrscheinlich war er von seinem zugehörigen Verband abgesprengt worden und suchte erneut Anschluß. Mit Hoesch (1955) teilen wir die Beobachtung, daß die Abdimstörche eifrig Heuschrecken verzehren. es Zugvögel in Südwestafrika 53 Der Nordflug des Trupps am 5.4.1958 fiel gewiß mit dem Beginn des Rückfluges in die nordafrikanischen Brutgebiete zusammen. Nach Roberts (1953) erscheinen die Abdimstörche dort im Mai. 6. Ciconia ciconia — Weißer Storch, Wit-ooievaar; Abb. 3 Beobachtungsdaten: Otavi-Karstgebiet: Auf Farm Neudorf er- scheint am 7.12.1957 der erste Weiße Storch am Damm; am nächsten Tag ist er wieder weggezogen. Am 12.12, sind wieder für einen Tag zwei Störche da, am 27.12. nochmals ein Individuum. Okahandja: Groß-Barmen 8. u. 9.1.1958, 13 Weiße Störche, die am 8. 1. im letzten Funken Tageslicht von Westen, also vom Khomas-Hochland her, über den von Schilf bestandenen, in der Nähe einer heißen Quelle künstlich angelegten Teich fliegen und dahinter am Rivier auf einem dürren, hohen Kameldornbaum zur Nachtruhe gemeinsam aufbaumen, Am folgenden späten Vormittag fliegen sie nordwärts ab. Sukses: Gegen Mittag des 13.1. kreisen 12 Weiße Störche gemeinsam in ther- mischen Aufwinden rund 100m hoch über dem offenen Veld. Charakteristik: Außer den segelnden Störchen am 13. Januar wur- den alle anderen Tiere unweit von Wasserstellen bzw. in seichtem Ufer- wasser angetroffen, wo sie in ihrer bekannten gemächlichen Art Futter suchten. Alle Tiere waren unberingt; ungewiß bei den 12 segelnden Stör- chen. In Ergänzung unserer Storchbeobachtungen auf Neudorf teilte uns Brigitte Reiff, Neudorf, am 30. 12.1958 mit, daß im Dezember 1958, also in der unserer Beobachtungszeit folgenden Regenzeit, sehr viele Weiße Störche am Damm erschienen; wieder rasteten sie wie im Jahr zuvor nur kurze Zeit und verschwanden wieder. Hoesch (1955) führt den Weißen Storch als häufigen Gast in Südwest- afrika während der Regenzeit an. Auch hier gibt es zweifellos in Ab- hängigkeit von den unterschiedlich ausfallenden Regenperioden große Schwankungen. Selbst in dem jahraus jahrein feuchten Niederungsgebiet des Okawango im hohen Norden Südwestafrikas verzeichnen die am Fluß lebenden Missionare und Schwestern keineswegs alljährlich Weiße Störche. Über die Herkunft der in Südwest gastierenden Weißen Störche ist nahezu nichts bekannt. Niethammer (1955) berichtet von einem Weifstorch, der in der Regen- zeit 1909/10 in Okonjati bei Okowakuatjiwi (Kalkfeld) beringt aufgefun- den wurde; er stammte aus Egri/Ungarn, wo er am 8. 7. 1908 nestjung be- ringt wurde. Wie bei anderen hier genannten Arten, so taucht auch hier die Frage auf, ob diese im Dezember in Südwestafrika sporadisch auftretenden Störche wirklich eine feste Winterherberge haben. Es besteht vielmehr der Verdacht, daß sie nahrungsuchend in diesen Breiten ihren Südzug so weit und so gemächlich fortsetzen, bis sie umkehren und ihren Frühjahrs- zug in die Brutheimat beginnen. 54 F. Sauer und E Sauer ] oe Laro-Limicolae 7. Numenius arquata — Großer Brachvogel, Wulp; Abb. 4 Beobachtungsdaten: Atlantikküste: Am 26. 4. 1958 treffen wir un- gefahr 6 km südlich Swakopmund auf einen Trupp von 5 Tieren. Entlang der Flut- grenze suchen sie im Strandanspül emsig nach Nahrung. Wahrscheinlich waren diese Brachvögel bereits auf dem Rückzug nach N, und möglicherweise blockier- ten der völlig wolkenverhangene Himmel und die Kälte den Zug. Charakteristik: Die gemeinschaftlichen Aktionen in kleinem Trupp sind nach Roberts (1953) charakteristisch für die an der Meeresküste und an den küstennahen Lagunen angetroffenen Großen Brachvögel; dagegen sollen sie im Inland wohl regelmäßig, jedoch stets einzeln auftauchen, und einzelne bleiben auch während der Trockenzeit ohne zu brüten in Südafrika. Für uns war dieser kleine Trupp an der Atlantikküste die ein- zige Begegnung mit dieser Art. a8 e Pa E ‘ x 0 y ) De / ou 2? * / Pl Ro 7 o 4 Y yum i wr ie Eo as 690 3h ye e y $ ‘ x Großer Brachvogel aed .,- o Bruchwasserláufer Verne een 100 km Abb. 4 8. Tringa glareola — Bruchwasserläufer, Klein Witgatje; Abb. 4 Beobachtungsdaten: Etoschapfanne: Okaukuejo; am Quellteich fällt in der Frühe des 7.11.1957 der erste Bruchwasserläufer ein. Das Tier hat offenbar einen Nachtzug hinter sich; es ruht, putzt sich und geht dann im ersten Sonnenstrahl auf Nahrungssuche dem Teichufer entlang. Vom 8, bis 18. 11. rasten alltäglich bis zu drei durchziehende Bruchwasserläufer an dem kleinen, von einem schmalen Band saftiger Gräser umstandenen Quellteich, der eine Oase in dem Trockengebiet ist. Andoni Flat 21. 11., sechs Bruchwasserläufer halten paarweise zusammen; an der Südost-Ecke der Lagune scheuchen wir einen Verband von 50 Bruchwasserläufern aus dem nassen, schlammigen Gras auf. Sie gehen gemein- sam an der Westecke des Wassers nieder. Nahe der Namutoni-Brücke suchen am Misco Zuqvogel in Sudwestafrika 55 Spatnachmittag, dem Ostzipfel der Pfanne zuwandernd, Trupps von 5 und 17 Tieren emsig nach Nahrung. Am 25.11. sind es auf der Fläche von Andoni nur 4, an der Namutoni-Brucke ein Bruchwasserlaufer. Otavi-Karstgebiet: Farm Neudorf, am 12.12, sind drei, am 13. u. 14.12. bis zu 40 Bruchwasserlaufer am tberfluteten Ufer des Dammes; am 27.12. sind es sieben Tiere, bis zum 31.12. kleinere Trupps. Farm Sissekab 2.1. 1958, drei Bruchwasserlaufer am kleinen, fast zugewachsenen Teich nahe des Farmhauses. Hier beobachtete Herr H. v. Maltzan fast alljahrlich zur Regenzeit kleine Trupps Bruchwasserläufer. Ckahandja: Groß Barmen, am 8. und 9.1.1958 sind kleine Trupps von nicht mehr als 10 Tieren auf den Schlammfiáchen und am seichten Teichufer. Waterberggebiet: Am 14.1. begegnen wir auf der Farm Okosongomingo fast an jeder kleinen Wasserfläche einem Trupp von 3 bis 5 Bruchwasserläufern. Am 17.1. sehen wir auf der Farm Ozondjache einen, vom 18. bis 20.1. auf Farm Roland wieder zahlreiche kleine Trupps bis zu sieben Bruchwasserläufern. Erongo: Am 1.3. fallen am Damm in Hubertustal drei Bruchwasserläufer ein, die noch am gleichen Nachmittag nach N weiterfliegen. Charakteristik: Bruchwasserläufer, die in ihren europäischen Brut- gebieten vornehmlich offenes Wasser oder Sümpfe in offenem Gelände lieben, fanden wir in Südwestafrika wohl vorwiegend auf Schlammflächen und ian vegetationsreichen Dämmen, jedoch waren sie úberraschenderweise auch fast an jeder kleinen Regenpfütze, selbst auf der Pad und auf Berges- höhen von über 1400 m anzutreffen. Am Wasser stelzten sie gewöhnlich in kleineren Trupps von 3 bis 7 Tieren, seltener in größeren Verbänden auf großen Schlammflächen oder ein Einzelgänger allein in ihrer typischen Bewegung umher und pickten nach Genießbarem. Gestört flogen sie ge- meinsam auf und ebenso an einer nahegelegenen Stelle wieder nieder. Ihr schriller Abflugslaut war hin und wieder sowohl von Einzelgangern als auch von Verbandsfliegern zu hören. Auf der Fläche von Andoni hielten am 21.11. die drei Paare den ganzen Tag über streng zusammen. Auf Neu- dorf, vom 11. bis 14.12. und vom 27. bis 31. 12., wechselte die Anzahl der Vögel von einem Tag zum anderen; Ringvögel verschwanden, neue unbe- ringte Bruchwasserläufer fielen am Wasser ein. So bleiben auch die Ver- treter dieser Art in ihrem Überwinterungsgebiet nicht an futtergünstigen Stellen seßhaft, sondern wandern weiter bzw. umher. Nach Roberts (1953), Hoesch (1955) und H. v. Maltzan (mündlich) ist der Bruchwasserläufer ein regelmäßiger und häufiger Gast in den südwest- und südafrikanischen Breiten. 9. Tringa totanus — Rotschenkel, Tureluur; Abb. 5 Beobachtungsdaten: Etoschapfanne: Am 22.11. waten drei Rot- schenkel nahe der Namutoni-Brücke über die Schlammbänke. Am 25.11, beob- achten wir einen Einzelgänger an der Lagune auf Andoni Flat. Otavi-Karstgebiet: Farm Neudorf 27.12., drei Rotschenkel erscheinen frühmorgens am Damm und bleiben den ganzen Tag über in den überfluteten Uferbezirken. Charakteristik: Alle sieben Rotschenkel fanden wir im Gegensatz zu den an den kleinsten Pfützen verweilenden Bruchwasserläufern nur an r : Bonn. 56 F. Sauer und E Sauer | 2001. Beitr. futter- und wasserreichen Plátzen mit Uberflutungszonen úppiger, niederer Vegetation oder auf weiten Schlammfláchen. Es sind dies die ersten Nach- weise dieser Art im Inland. Roberts (1953) nennt den Rotschenkel einen seltenen Gast, und die wenigen Funde stammten bisher allemal aus dem Kustengebiet, bei Swakopmund, Walvis Bay, am Kap und in Natal. Broek- huysen (1955) meldet von Juni bis August überraschenderweise einmal i bis 13 Rotschenkel bei Walvis Bay, von denen mehrere volles Brutkleid trugen. Offensichtlich übergingen diese Tiere eine ganze Brutperiode und damit wohl die beiden üblichen Zugphasen. t ? fous ) _ ARE x DS 4 re N ) AY NA ne : aos ee: ¿ e oe , \ soe ee = 2 Se Bd er o / 1 os & EL „=? Y A pa == > Y O0*t- 7 yan fe es 3 Re J o > 22 3 Pd = J! X Rotschenkel : e Grünschenkel Hee + Teichwasserläufer Es ,- © FluBuferláufer m Zwergstrandláufer AAA 100 km Abb. 5 10. Tringa nebularia — Grúnschenkel, Groenpoot Ruiter; Abb. 5 Becbachtungsdaten: Etoschapfanne: Am 21.11. auf Andoni Flat drei, an der Namutonibrücke drei; am 22.11. an der Namutonibrücke ein, am 25. 11. auf Andoni drei, bei der Namutonibrúcke am 28. 11. einen und am 29. 11. fünf Grúnschenkel. Otavi-Karstgebiet: Farm Osombusatjuru-Nord am 8. 12. ein und auf Farm Neudorf am 27. 12. drei Grünschenkel jeweils am Damm. Charakteristik: Alle Grünschenkel fanden wir an wasserreichen Vleis, auf Schlammbänken und an künstlich angelegten Dämmen mit flachen, üppig bewachsenen und schlammigen Ufern. Dort stoberten sie in Trupps von drei, einmal fünf Tieren, oder einzeln nach Futter. Hoesch (1955) nennt den Grünschenkel einen recht häufigen Gast; jedoch wurde er, wie Roberts (1953) bemerkt, nie in größeren Gemeinschaften zugleich be- obachtet. Broekhuysen (1955) verzeichnet eigenartigerweise auch Grün- hae Zugvogel in Sudwestafrika 5F schenkel während des europäischen Sommers an der Küste bei Walvis Bay. Seine höchste Tageszählung war im Mai 105 Tiere, und insgesamt waren es 178 Grünschenkel an sieben Beobachtungstagen. Immerhin könnten sich die meisten dieser Tiere auf dem Durchzug befunden haben. Im Juni war die höchste Anzahl an einem Tag 34, und die Gesamtsumme an den zehn Peobachtungstagen belief sich auf 135 Tiere. Im Juli gipfelte es mit 22 bei insgesamt 62 Tieren an elf Tagen. Im August stieg die Anzahl auf 39 an einem von 10 Beobachtungstagen an, an denen er 155 Grünschenkel zählte. Im September war an einem Tag noch ein Individuum anwesend. Nahezu alle diese wohl zug- und brutunlustigen Grünschenkel trugen ihr Winter- kleid. Wie wichtig wäre es, das Alter solcher Tiere zu kennen, die eine Brutphase und zwei Langstreckenflüge aus ihrem Jahresprogramm streichen und ihre Mauser verschieben! 11. Tringa stagnatilis — Teichwasserläufer, Moeras Ruiter; Abb 5 Beobachtungsdaten: Otavi-Karstgebiet: Auf Farm Neudorf tau- chen vom 12. bis 14.12. und vom 27. bis 31.12. täglich einzelne Teichwasserläufer am Damm auf. Charakteristik: Nach Hoesch und Niethammer (1940) wurde dieser seltene Gast im Binnenlande einmal im Swakoptal und bei Quickborn er- beutet. Für Südafrika verzeichnet ihn Roberts (1953) auch auf den küsten- nahen Lagunen. 12. Actitis hypoleucos — Flußuferläufer, Gewone Ruiter; Abb. 5 Beobachtungsdaten: Otavi-Karstgebiet: Farm Neudorf am 13. 12. ein, Ombanje am 20. 12. ein und auf Neudorf am 27. 12. zwei Flußuferläufer an den jeweiligen Dämmen. Otjiwarongo: Am 14.1. bei der Klippkopp an einer kleinen Pfütze auf der Hauptpad sitzen auf 50 cm Abstand zwei Flußuferläufer, und 2km südwärts rastet ein. dritter auf der trockenen Pad. Hier fiel noch kaum Regen, und ringsum ist trockenes, felsiges Buschland. Die Tiere rasteten nur kurz und wanderten weiter. Charakteristik: Nach Hoesch und Niethammer (1940) ist Actitis hypoleucos nicht selten im Damaraland. Er bevorzugt allgemein Vleis und Dämme. Am Südrand der Etoschapfanne beobachtete Hoesch (1938) ihn einmal schon am 2. Oktober. Auch Roberts (1953) bezeichnet ihn als häufig in Südafrika auf Marschen, in Überschwemmungsgebieten und an Ufern, gewöhnlich einzeln oder auch in kleinen, jedoch niemals in größeren Ge- sellschaften. 13. Calidris minuta — Zwergstrandiaufer, Klein-strandloper; Abb. 5 Beobachtungsdaten: Otavi-Karstgebiet: Neudorf, am 14. 12. tref- fen in der Frühe ungezählte Zwergstrandläufer am Damm ein. Okahandja: Groß Barmen 7.1., zahlreiche Zwergstrandlaufer am Wasser. Charakteristik: An beiden Stellen war es schlechthin unmöglich, die Anzahl der Zwergstrandläufer einigermaßen genau zu schätzen. Immer wieder scheuchte man einen oder einige aus dem Uferbewuchs auf. Hoesch 38 F. Sauer und E Sauer E zool. Beitr. und Niethammer (1940) halten den Zwergstrandläufer, der in Europa an Sümpfen, an der Küste und in der Tundra nistet, sowohl im Inland als auch an der Kuste fur nicht selten zur Regenzeit. 14. Philomachus pugnax — Kampflaufer, Kemphaan; Abb. 6 Beobachtungsdaten: Otavi-Karstgebiet: Farm Neudorf 14.12. ein 3, 28. u. 30.12. je ein ? am seichten Ufer des Dammes. Okahandja: Groß Barmen am 8.1. ein ©. Charakteristik: Alle vier Kampfläufer trafen wir an beständigen, künstlich angelegten Gewässern im Inland an, wo die Tiere ein. reiches Nahrungsangebot vorfanden. Dennoch waren wir auf Neudorf gewiß, daß die Kampffläufer nicht seßhaft waren, sondern sehr schnell wieder ver- schwanden. = N ee N on TUN { > - IS N Y N \ ar E Y r > ? sn —) x 4 % ' x ’ > were ' + x SSSR ( =, > ME he was of % ) E, / cn 21 4 AL ya, A RS J 7 í a" Peed al 2: ® Kampfläufer go E S v + Säbelschnäbler 2 x Stelzenläufer Le o Trauerseeschwalbe m Flußseeschwalbe m 100 km Abb. 6 Im Damaraland, seltener an der Küste Südwestafrikas, ist der Kampf- läufer schon früher hin und wieder angetroffen worden. Roberts (1953) nennt ihn einen extrem häufigen Besucher Südafrikas, der in großen Ver- bänden auf überfluteten Flächen im Inland, am Rande von Wasserreser- voirs, Pfannen, Seen und Flüssen und auch an den Lagunen im Küsten- gebiet anzutreffen ist. 15. Recurvirostra avosetta — Säbelschnäbler, Bont-elsie, Abb. 6 Beobachtungsdaten: Etoschapfanne: Am 21.11. auf Andoni Flat ein Paar; bei der Namutonibrücke ruhen 18 Säbelschnäbler gemeinsam auf einer Schlammbank. is Zugvögel in Südwestafrika 59 Charakteristik: Das Auftreten der Säbelschnäbler auf den Über- flutungsflächen an der Etoschapfanne fällt mit dem ersten Erscheinen ande- rer europäischer Watvögel zusammen. So mag es zu einem gewissen Grad möglich sein, daß es sich bei diesen zugewanderten Vögeln um nordische Gäste handeln kann. Roberts (1953) vermerkt, daß diese Art auch im Süden Afrikas brütet und daß es sich dabei um stationäre Säbelschnäbler handelt. Möglicherweise begegnen wir hier zwei Unterarten, deren Ursprungsland Südafrika ist (s. u. beim Stelzenláufer). 16. Himantopus himantopus — Stelzenläufer, Rooipoot-elsie; Abb. 6 Beobachtungsdaten: Etoschapfanne: Am 21.11. auf Andoni Flat zwei, am 22.11. auf Fisher's Pan sechs, am 25.11. an der Namutonibrücke sieben und am 28.11. auf Fisher’s Pan sieben Stelzenlaufer. Otavi-Karstgebiet: Farm Neudorf 12.12., nur an diesem einen Tag sind Schwärme von ungezáhlten Stelzenläufern auf den Uberflutungsflachen im Omuramba. Waterberggebiet: Farm Okosongomingo 14.1., ungezahlte Verbände von Stelzenläufern an dem großen Damm, Charakteristik: Wie beim Säbelschnäbler, so gibt es auch beim Stelzenläufer Brutnachweise im südlichen Afrika. Nach Roberts (1953) haben die in Südafrika brütenden Stelzenläufer kürzere Flügel und durch- schnittlich relativ längere Schwanzfedern als die nördlichen Gäste der Art. Wir konnten das für die Beobachtungstiere nicht nachweisen. Möglicher- weise handelt es sich hier um zwei Unterarten, deren Ursprungsland Süd- afrika gewesen wäre und deren eine Subspecies sich zum Zugvogel aus- differenziert hatte. Es wäre wichtig, diesen stammesgeschichtlich und zug- physiologisch wie -morphologisch wichtigen Fragen bei Stelzenläufer und Säbelschnäbler (s. o.) nachzuspúren! 4). In dem Trupp von sechs Stelzenláufern auf Fisher's Pan (22. 11.) waren drei Mánnchen im Brutkleid, die sehr balzfreudig waren. Nach Hoesch (1955) treten Stelzenlaufer im Inland weniger häufig als an der Küste auf. 17. Chlidonias niger — Trauerseeschwalbe, Swart-meerswawel (Vor- schlag); Abb. 6 Beobachtungsdaten: Otavi-Karstgebiet: Farm Neudorf am 12. 12. acht, am 13.12. vierzehn, am 27.12. sind es um 9.30*Uhr zwei, um 15.00 Uhr fünf, um 19.00 Uhr neun, am 28.12, fünfunddreißig, am 29. u. 30.12. dreiundvierzig Trauerseeschwalben. Sie jagen über dem Damm und über dem Omuramba nach Nahrung. Erstankömmlinge und Nachzügler kommen stets aus dem Osten ange- flogen. Begierig wählen sie zur Rast am Tage und zur Nachtruhe die aus dem Wasser ragenden Pfosten eines bis nahe an den oberen Spanndraht überfluteten Weidezaunes. Charakteristik: Das Brutgebiet der Trauerseeschwalbe erstreckt sich über einen großen Teil Europas und Westasiens; als Winterquartiere waren das tropische Afrika bis zum Kongo, Angola und Ostafrika bekannt. 1) Der Stelzenläufer ist Kosmopolit mit — nach Peters — 6 Rassen, der Säbel- schnäbler offenbar ein mediterran-turkestanisches Element! — G.N. zool. Beitr, 60 F. Sauer und E. Sauer ; be Für Sudwestafrika ist unsere Beobachtung der Trauerseeschwalbe am Damm und im Omuramba auf Farm Neudorf/Otaviland der erste Nachweis. Da die Vogel ihr Ruhekleid trugen und nahezu alle Jung- tiere waren, bestand auf den ersten Blick hin der Verdacht, daß es auch Weißflügel- oder Weißbartseeschwalben hätten sein können. Genaues Be- obachten und vor allem die ersten Fänge im Japannetz erwiesen jedoch sehr schnell, daß es unverwechselbar Trauerseeschwalben waren, die auch allesamt die dunkeln Abzeichen an den Schulterseiten trugen. Da der holländische Vulgärname, Zwarte Stern, im Afrikaans unge- bräuchlich sein würde, schlugen wir den oben angeführten Namen „Swart- meerswawel” vor, der in Schreibweise und Ausdruck dem Afrikaans ge- recht ist. 18. Sterna hirundo — Flußseeschwalbe, Gewone Seeswawel; Abb. 6 Beobachtungsdaten: Atlantikküste: Cape Cross, am 20.4. um 9.45 Uhr fallen 31 Flußseeschwalben ein und stehen mit dem Gesicht in den Wind an der Flutgrenze; um 16.00 Uhr landen an der gleichen Stelle gemeinsam mit Da- mara-Seeschwalben (Sternula balaenarum) ungefähr 60 Flußseeschwalben. Die Vö- gel bleiben über Nacht hier und fliegen am anderen Morgen auf Nahrungssuche im weiteren Umkreis umher. Um 16.00 Uhr des 21.4. sind wieder rund 60 Fluß- seeschwalben, vereint mit Damara-Seeschwalben an der gleichen Schlafstelle, an der sie wie tags zuvor ab und zu von einer Gruppe Bärenrobben aufgescheucht werden, welche zu ihrem Schlafplatz wandert. (Zugbeobachtung auf dem offenen Atlantik: 14 5.1958, 10.00 bis 10.01 Uhr; 12°08' N, 17°37' W, 36 Flußseeschwalben ziehen in 60 bis 100 cm Höhe über den Wellen auf Kurs 15% an der M.S. ,Natal” vorbei.) Charakteristik: Die Flußseeschwalbe ist in Südwestafrika als Win- tergast entlang der Atlantikküste, jedoch nicht im Binnenland bekannt. Überraschend war der gemischte Verband von Fluß- und Damara-See- schwalben. Coraciae 19. Coracias garrulus — Blauracke, Europese-troupand Beobachtungsdaten: Otjiwarongo — Sukses: Am 4.1. finden wir auf 75km in weitem Abstand zwei einzelne, wenige hundert Meter südlich Sukses eine weitere Blauracke. Waterberggebiet: 14.1. auf Okosongomingo drei, 15.1. Farm Okamum- bonde zwei und Farm Thomson drei, am 16.1. auf der Fahrt zum Soldatenfriedhof Waterberg sieben und am 18.1. bei Station Waterberg eine Blauracke, allesamt einzeln in einem jeweils großen Revier. Otjiwarongo — Kalkfeld: 23.1.1958 auf der ganzen Strecke nur bei Farm Etanemu (Kilometer 53) eine Blauracke. Omaruru — Okombahe: 24. 1., bei Okarundu zwei, Kawab eine und Okombahe eine Blauracke. Fransfontein — Outjo: 3.2., bis Farm Usagura (48km) zwei, Farm Saturn zwei, Farm Tsuwanda eine Blauracke; 4.2. auf den Farmen Münsterland zwei, Sophienhof drei Blauracken. Outjo — Otjiwarongo: Auf der 72km langen Strecke am 4.2. acht Blau- racken. nen ] Zugvogel in Sudwestafrika 61 Otjiwarongo — Otavi: 4.2, etwa 1km nordlich Otjiwarongo eine, am 5.2. bei Otjikango eine und am 7.2. bei Windsvaal eine Blauracke, Otavi-Karstgebiet: Farm Neudorf 17.2. eine Blauracke. Otavi — Otjiwarongo: 21.2, bei Otavi eine, zwischen Okumukandi und Platveld auf 18km vier, zwischen Platveld und Okaputa auf 17 km elf, und auf 58 km von Okaputa nach Otjiwarongo wieder nur eine Blauracke, Otjiwarongo — Okahandja: 22.2. südlich Otjiwarongo drei Einzelgän- ger, am 23.2. bei Sukses fünf, zwischen Utrecht und Bassermann auf 60 km drei- zehn einzeln lebende Blauracken. Erongo: Am 11. u. 31.3. auf Farm Ekuta je eine Blauracke. Okahandja: Am 1.4, zwischen Teufelsbach und Otjihavara vier einzelne Blauracken. Charakteristik: Das Verhalten der europaischen Blauracken, die wir niemals gesellig antrafen, áhnelte in der Art und Weise des Beute- fangs dem der in Südwestafrika heimischen, verwandten Gabelracke (Cora- cias caudate); diese schritt im Oktober nach iebhafter Balz zur Brut, die Blauracke blieb ein einzelgangerischer Insektenjager wahrend der ganzen Regenzeit. Gerne saß sie auf einem freien Ast oder, wenn vorhanden, auf den Leitungsmasten entlang der Pad. Von solchen Warten herab lauerten die Blauracken tráge auf Heuschrecken, Termiten und anderes Kleingetier. Entlang der Wege trafen wir oft in Abstanden von 100 und 200 Metern bis zu 2 km Reihen von einzeln lebenden Blauracken, die wohl für eine ge- wisse Zeit standorttreu waren, besonders wenn es frisch geregnet hatte und das Gebiet noch feucht war. Nie sahen wir Revierstreitigkeiten zwi- schen Blauracken oder gegenüber Gabelracken. Nach allen Beobachtungen war die Blauracke Einzelgänger; so nahmen wir überrascht eine Angabe Hoeschs und Niethammers (1940) zur Kennt- nis, nach der sich am 25. 1.1937 über Hamakari (südlich des Waterberges) 90 Blauracken im Verband zeigten. Sollten sie sich bei längeren Strecken- flugen zusammenscharen? 20. Merops apiaster — Bienenfresser, Europese-byvreter Beobachtungsdaten: ‚Etoschapfanne: Okaukuejo 15. u. 16.11. uber unserer Lagerstelle am Quellteich 28 und 10 Bienenfresser; Zusammenhalt durch unermüdlich ausgerufenes „brüb brüb“ (s.u.). Otavi-Karstgebiet: Neudorf, am 7. 12. erscheinen die ersten sechs Bienen- fresser am Damm und jagen unter unermüdlichem Stimmfühlungsgeschrei nach Insekten. Am 12.12. sind es viele Schwärme unzählbar vieier Tiere; vorsichtig ge- schätzt über 200, vielleicht auch doppelt so viele. Sie bevölkern den ganzen Omu- ramba bis zur Nachbarfarm Ongombesauna. Jakkalomuramba am 17.12., zwanzig Bienenfresser am Damm und über dem Talboden seines Zu- und Abflusses. Auf der Fahrt von Kombat nach Uchab am 21.12. beobachten wir 24 B. über der mo- rastigen und vielerorts überfluteten Hauptpad sowie auf der nahen Telegraphen- leitung. — Farm Neudorf, am 27.28.,30. u. 31.12. wechseln die Anzahlen der gleichzeitig über dem Damm nach Insekten jagenden Bienenfresser von einzelnen Tieren bis zu Schwärmen von 13, 7, 8—10 und bis 80 Vögeln. Während der ganzen Zeit hausen im Omuramba gewiß noch über 200 Bienenfresser. — Otavi, am 2.1. 1958 ein Verband von 10 Bienenfressern. Waterberggebiet: Farm Okosongomingo, am 14.1. jagen fünf Bienenfresser über dem großen Damm nach Insekten. — Am alten Soldatenfriedhof Waterberg treibt sich ein Einzelgänger herum (15.1.). Auf Farm Ozondjache treffen wir am 18.1. auf einen Verband von 20 Bienenfressern. zool. Beitr. 62 F.SauerundE Sauer [Es Otavi-Karstgebiet: Auf Farm Windsvaal am 7.2. ein Schwarm von elf, auf Farm Neudorf am 17.2. Schwarme von 40 bis 50 Bienenfressern. Am 21, 2. auf dem Weg von Otavi nach Farm Kumkauas (12 km) 20 Bienenfresser in lockerem Zusammenhalt bei der Futterjagd; auf Farm Okaputa ein Einzelgänger. Windhoek: Auf der Höhe beim Regierungsgebäude beobachten wir am 5.4. 1958 um 9.30 Uhr rund 60 Bienenfresser in etwa 80 bis 100 m über der Stadt auf Nordkurs; laute Stimmfühlungsrufe. Charakteristik: Nach Roberts (1953) brütet diese Art nördlich und südlich des Aquators und wandert süd- oder nordwärts in Abhängigkeit von Winter bzw. Trockenzeit. Bei unseren sämtlichen Beobachtungen waren jedoch trotz intensiven Suchens in brutbegünstigenden Biotopen keine Bruten oder auch nur die geringsten Intentionen dazu nachzuweisen. Die Vögel fielen auf Wanderschaft in die Beobachtungsgebiete ein und zogen gewöhnlich nach einiger Zeit auch wieder weiter. Nur der Omu- ramba zwischen den Farmen Neudorf und Ongombesauna schien durch- gehend von einer wechselnd großen Schar Bienenfresser aufgesucht ge- wesen zu sein, aber auch da war kein Nestbau zu beobachten, und vergeblich suchten wir nach Bruten und Jungvögeln. Die Bienenfresser jagten bevorzugt über dem offenen Wasser des Dammes auf Neudorf und über dem nahe gelegenen Talboden nach Libellen und anderen fliegenden Kerfen; besonders attraktiv waren schwärmende Termiten. Aus dem Damm nahmen sie ihr Trinkwasser auf. Rastplätze waren alle hohen Bäume ent- lang des offenen Omuramba, doch die bevorzugten Ruheplätze für die Nächte lagen an den kalkig-lehmigen Südhängen zwischen Neudorf und Ongombesauna, ein Biotop, wie er durchaus den europäischen Brutbioto- pen der Art ähnelt. An manchen Fundstellen, so bei Okaukuejo und süd- lich Otavi, zeigten sich die Bienenfresser futtersuchend im offenen flachen Dornbuschveld. Charakteristisch in allen Fällen war das Stimmfühlung- nehmen oder Anschlußsuchen mittels häufiger „brüb brüb"-Rufe, Die Erst- und Letztbeobachtung erfassen zweifellos Bienenfresserzug. Auf dem Südflug im November 1957 war den Vögeln der Quellteich von Okaukuejo, den sie direkt aus Norden und wohl nach langem Nachtflug ansteuerten, sehr anziehend fur Wasser- und Futterversorgung sowie Rast und Gefiederpflege. Am 15.11.1957 erreichte 8.55 Uhr zunächst ein aus N in 40 bis 50 m Höhe rufend herangezogener Trupp von acht Bienenfressern die Wasserstelle. 8.57 Uhr ließen sich vier weitere Vögel nieder, und 9.10 Uhr zählten wir genau 28 Bienenfresser aus, die allesamt aus N her- angekommen waren. Sie ruhten sich auf den hohen Akazien aus, nahmen Wasser und Futter aus dem Fluge auf, schüttelten, ordneten und putzten sich sehr energisch ihr Gefieder. Bereits 9.45 Uhr flogen alle gemeinsam in südlicher Richtung davon. Es ist unwahrscheinlich, daß es sich bei den 10 Neuankömmlingen am folgenden Tag wieder um Tiere des Vortages gehandelt hätte. Wieder kamen die Bienenfresser aus dem Norden heran und zeigten das gleiche typische Verhalten, das auf einen zurückgelegten Nachtflug schließen ließ. 74 en Zugvögel in Südwestafrika 63 Bemerkenswert am Frühjahrszug der Bienenfresser vom 5. 4. 1958 ist, daß sie auch über der Stadt am hellichten Tag ungestört ihre Nordzug- richtung beibehielten, bis sie aus dem Blickfeld am fernen Horizont ver- schwanden. Nach Hoesch (1955) ist der Bienenfresser in Südwestafrika ein regel- mäßiger Gast zur Regenzeit. Macrochires 21. Apus apus — Mauersegler, Europese-windswawel Beobachtungsdaten: Etoschapfanne: 14.11. Wasserstelle Ombika 4; 15.11. Okaukuejo Schwärme bis zu 34 und um 100, am 16. 11. zeigt sich hier nur ein einzelner Mauersegler. 17.11. Wasserstelle Olifantsbad Schwärme um 60, 18.11. Okaukuejo 24, 21.11. bei Namutoni Schwärme um 60, am 24.11. über der Wasserstelle Groot Okevi 34 Mauersegler. Otavi-Karstgebiet: Farm Neudorf, am 7. 12. Schwärme von Mauerseglern, die mit Rauch- und Mehlschwalben vergesellschaftet am Nachmittag plötzlich zum Damm stoßen. Zählen ist bei den turbulenten Anflügen zur Insektenjagd und zum Wassertrinken nicht möglich, es können 100, aber auch 200 Mauersegler sein. Am 12.12. erscheinen wiederum am späten Nachmittag noch größere Verbände gemein- sam mit Rauchschwalben über dem Omuramba, stoßen herunter und jagen dicht über der Wasseroberfläche. Am 13.u.14.12. sind es 60 bis 100, am 27.12. gegen 80, am 28.12. A Mauersegler, die jedesmal am Spätnachmittag vornehmlich zum Trinken an den Damm kommen. Otjiwarongo: Am 4.1. beobachten wir nachmittags und abends 10 Mauer- segler über der Ortschaft. Waterberggebiet: Am 14.1. über Farm Okosongomingo 2 Mauersegler, am 15.1. am Steilabbruch des Waterberges sehr viele im Segelflug und auf Insektenjagd. Südliches Kaokoveld: Farm Renosterberg, am 31.1. um 9.15 Uhr ein, 17.00 Uhr ein, 17.10 Uhr sieben Mauersegler über dem Farmgehöft. Am 1.2. fliegt morgens an der gleichen Stelle ein Mauersegler, am Schafposten gegen 10.00 Uhr ebenfalls ein, 16.50 Uhr jedoch ungefähr 30. Otavi— Otjiwarongo: Am 5.2. über der Farm Otjikango 4 Mauersegler. Erongo: Uber der Hochfläche von Ombu am 9.3. rund 50, am 10.3. ebenso viele, am 12.3. sind es 60 bis 80 Mauersegler; Nordflug. Charakteristik: Nach Hoesch und Niethammer (1940) gehören die in Südwestafrika gastierenden Mauersegler ,wahrscheinlich” den Sub- species apus und pekinensis an. Wir trafen Mauersegler in mehr oder weniger großen Verbänden, hin und wieder auch einzeln an. Ihre Stimmfühlung hielten sie mit ihren scharfen „srih srih“-Rufen aufrecht, derweil sie Insekten jagten, vornehm- lich in Höhen bis zu 60 und 80 m oder tief über Dämmen und feuchten Flachtälern. In regenlosen Trockengebieten fanden wir sie nie, jedoch kamen sie auch mit anderen Zugvögeln kurz nach dem ersten Regen in das südliche Kaokoveld, das nahezu ganzjährig trocken steht. Charakteristisch tauchten sie auch in Verbänden mit Rauch- und Mehlschwalben auf. Zwei- mal, am Waterberg (15. 1.) und über dem Erongo (10. 3.) sahen wir sie in Gesellschaft mit Alpenseglern (Apus melba), die für uns unan- sprechbar, ob zur Subspecies africana, tuneti oder melba gehörend, blie- 64 Sauer und.E Sauer Ena ben. Ebenso sahen wir sie in den Berglandern hin und wieder mit Fel - senschwalben (Ptyonoprogne fuligula anderssoni) zusammen jagen, welche dort stationar sind. Am 14.12. schwarmten auf Neudorf am spaten Nachmittag unweit des Dammes Termiten in unvorste!lbaren Mengen. Als wir selbst die ersten Termitenschwarme sahen, fielen fast gleichzeitig auch schon 60 bis 100 Mauersegler im Verband mit 600 bis 800 Rauchschwalben an dem kleinen Platz ein und boten mit ihrer wilden Jagd, oft wenige Zentimeter über der Erde, ein großartiges Schauspiel für die Dauer von fast einer Stunde. Wohl die interessanteste Beobachtung gelang uns am 27. 12. 1957. Kurz vor dem Sonnenuntergang waren noch etwa 80 Mauersegler zum Trinken am Wasser des Neudorfer Dammes. Dann kam sehr schnell die Dämme- rung, und die „srih”-Rufe der Mauersegler wurden lauter und zahlreicher. Etwa zehn Gruppen von jeweils drei bis vier Tieren ließen sich auch noch 15,40 Uhr nach dem Sonnenuntergang verlolgen, wie sie in weiten Spiralen unter „srih“-Geschrei höher und höher stiegen und einer großen, hellen Wolkenlücke in SSE-Richtung zustrebten. Aus SSE schiebt sich gemächlich eine dicke, geschlossene Wolkenbank daher. Im Glas sind die Mauersegler, von denen keine Rufe mehr vernehmbar sind, noch als kleine Punkt- gruppen zu verfolgen, die in die Wolkenlücke hineinsteuern. Sie mögen jetzt, roh geschätzt, auf 1000 m über Grund hochgestiegen sein; zwischen ihnen funkeln die ersten Sterne, und dann lösen sich die fliegenden Punkte jenseits der Sichtgrenze auf. Auf dem Land ist es so dunkel ge- worden, daß kaum eine Rückkehr der Mauersegler nach hier zu erwarten ist, und dort, wo die Sonne unterging, ist der weite, offene Atlantik. Diese Beobachtung erinnerte uns sogleich an frühere eigene sowie E. Weitnauers Feststellung. Weitnauer (1949, 1952, 1954, 1955, 1956) warf erstmals die Frage des Nächtigens der Mauersegler in der Luft auf und brachte gesicherte Nachweise. Wir konnten seine Beobachtungen viele Male bestätigen. Während zahlloser klarer oder regenschwerer Sommer- nächte 1954, 1955, 1956, 1957, als wir im Südwesten Freiburgs in einer bescheidenen, über dem Häusermeer thronenden Dachmansarde hausten, stellten wir akustisch und optisch zu jeder erdenklichen Nachtstunde immer wieder tief beeindruckt fest, daß Schwärme von Mauerseglern in der Luft waren. Im Gegensatz zu Weitnauers Nachtbeobachtungen von Mauer- seglern in größeren Höhen stießen diese Schwärme, angekündigt durch ihre heiseren „srih"-Rufe, auf die Hohe des Häusermeeres herab und er- schienen selbst im fahlen Schein der Straßenlaternen über den Bäumen vor unserem nach Westen geöffneten Dachfenster, ehe sie in jagendem Flug wieder an Höhe gewannen und ihre Rufe immer schwächer wurden. Und nun sahen wir es zum erstenmal, wie diese faszinierenden Segler in ihrer afrikanischen Winterherberge während der Abenddämmerung zu ihrem Nachtflug aufstiegen. Wenn es auch unbekannt und unwahrschein- lich ist, daß diese Mauersegler nachts wieder zielsicher landen könnten, + RAILS ¿ESE awh DEA o ae ] Zugvögel in Südwestafrika 65 so läßt sich doch dieses Problem erörtern. Seit Griffin (1953, zusammen- fassend 1958) wissen wir, daß Steatornis caripensis, der Olvogel aus den Höhlen von Caripe in Venezuela, sich nach Art der Fledermäuse in voll- kommener Dunkelheit zielsicher zum Flug und zur Landung orientiert. Und Alvin Novick wies 1957 die gleiche erstaunliche Fähigkeit der Echo- lokalisation in völliger Dunkelheit bei dem ceylonschen Segler Collocalia brevirostris unicolor nach. Dieser ist ein nicht allzu ferner Verwandter des Mauerseglers. Aber ebenso erstaunlich und unbekannt sind dessen Stoff- wechselvorgänge während seiner unermüdlichen Jagd zu Tag und Nacht im Luftmeer. Mitunter zogen die Schwärme von Mauerseglern in Südwestafrika - stracks in ganz bestimmte Himmelsrichtungen über das gesamte Blickfeld, so am 17.11. südwärts, am 24. 11. sowohl in westlicher als auch östlicher Richtung, während der Beobachtungstage im Dezember auf Neudorf SE, am 1.2. ostwárts, am 5.2. westwärts und am 9.3. nordwärts. Bei der Erst- und Letztbeobachtung handelte es sich wohl um Herbst- und Frühjahrszug, die übrigen lassen den Schluß zu, daß die Tiere innerhalb ihres Winter- gebietes größere Räume durchfliegen. Passeres 22. Cecropis cucullata — Streifenschwalbe, Groot-streepbors-swawel Beobachtungsdaten:Erongo: 19.9.1957, auf der Hochfläche von Okon- deka treffen die ersten Streifenschwalben ein, desgleichen auf Ombu. Abwande- rungen und Zuströme während der nächsten zehn Tage. Charakteristik: Die Streifenschwalbe wird als Brutvogel in Süd- westafrika bei ihrer Ankunft ebenso freudig begrüßt wie bei uns die Mehl- und Rauchschwalben. Sie ist Zugvogel, der die Nordrichtung im Frühjahr, also zum Ende der Regenzeit, zum Flug in die , Winterherberge” einschlägt, die sich wahrscheinlich über Angola und Nordrhodesien erstreckt (Roberts 1953); doch sichere Nachweise stehen noch aus. Die Streifenschwalbe beobachteten wir während der ganzen Brutzeit in Südwestafrika, verfolgten auf Farm Neudorf selbst eine Brut, die in dem charakteristischen Lehmnest mit langer Eingangsröhre groß wurde, das am Rahmen unter der Ladefläche eines in Gebrauch stehenden Traktoranhän- gers angeklebt war. Hier sei nur die Erstankunft dieses prächtigen Vogels im Erongogebirge vermerkt. 23. Hirundo rustica — Rauchschwalbe, Europese-swawel Beobachtungsdaten: Omaruru — Okahandja: Am 2.10. 1957 be- obachten wir die ersten Rauchschwalben, einen Schwarm von 10 Tieren, die dicht über der sandigen Hauptpad nach Insekten jagen. Okawango-Niederung: Am 17.10. über der Mündung des Omuramba Omatako in den Okawango ein Schwarm von acht, am 23.10. bei Kapako minde- stens dreißig Rauchschwalben. Omaheke: Am 4.11. begegnen wir zwischen Karakuwisa und Nurugas einer einzelnen Rauchschwalbe. zool. Beitr. 66 F.SauerundE Sauer = y ES Otavi: 5.11, eine, Otjiwarongo: 5.11. dreizehn Rauchschwalben. Etoschapfanne: 7.11. Wasserstelle Ondongab einmal 10, spáter 6; 8. 11. úber Okaukuejo 3; 10. 11. uber Gemsbokvlakte 3, Olifantsbad 8, spáter um 50; 11.11. Okondeka 1; 12.11. Ombika 4—10, 12; 13.11. Ondongab 12, 2, 3; 14.11. Ombika 7, 5, 2; 15. 11. Okaukuejo 2; 27. 11. Farm Onguma 7; 28. 11. Namutoni 5, Fisher's Pan 3, 2 Rauchschwalben. Ctavi-Karstgebiet: Am 7.12. auf Farm Neudorf um 200 bis 300 Rauch- schwalben in Gesellschaft mit Mehlschwalben und Mauerseglern nachmittags am Damm. Am 8.12. auf Farm Osombusatjuru-Nord 20 Rauchschwalben, am - 12. 12. sind es auf Neudorf um 500, am 14, 12. 600 bis 800 gleichzeitig anwesende Rauch- schwalben. 17. 12,, auf der Fahrt von Kombat durch die Otaviberge nach Jakkalo- muramba beobachteten wir immer wieder Schwárme von Rauchschwalben; auf Jakkalomuramba sind es nur zwei. Doch am 18.12. záhlen wir hier einhundert, am 19.12. auf Farm Gauß ebenfalls 100 Rauchschwalben im Verband. 21.12. bei Uchab 2, am 27.12. auf Neudorf einmal: 37,.spater 100, am 28.12 um 100 “die gleichzeitig in stürmischen Anflügen Wasser trinken. Auf der Fahrt am 2.1. 1958 durch die Otavipforte 30 bis 40, am 3.1. auf Farm Hohenfeld über 1000 Rauch- schwalben, die hier im offenen Otaviland Insekten jagen und in Schwärmen auf den Telegraphenleitungen rasten. Otjiwarongo: Am 4.1. nördlich der Stadt 4000 bis 5000, an einigen Stellen kleine Schwärme von 3 bis 20 Vögeln über dem offenen Dornbusch-Veld, in der Stadt kleine Schwärme um 10. Okahandja — Otjiwarongo: Am 13.1. auf der Fahrt von Okahandja nach Farm Ritter (62km) Schwärme von acht, zwei und um fünfzig, am 14.1. zwi- schen Klippkopp und Otjiwarongo (auf 31km) zwölf, zwei, um zwanzig, dreizehn, sechs und zwölf Rauchschwalben; über der Siedlung kreisen rund 50. Otjiwarongo — Waterberg: Am 14.1. nehmen wir auf den ersten 44 km entlang der Hauptpad 3, 2, 3, 12 Rauchschwalben wahr, auf Okosongomingo zu- erst einen riesigen Verband, dann zwei kleine Trupps zu je acht und schließlich noch zwei gewaltige Scharen von unzählbar vielen Rauchschwalben. Am 15.1. sind kleinere Verbände von 23, um 30, 20 und 10 Vögeln uber Okosongomingo; an der Station Waterberg sind es Gruppen von 10 bis 30, in einigen Fällen auch Paare. Am 16.1. auf Farm Flotow eine, am Steilabbruch des Waterberges entlang fliegen unzählbar viele Rauchschwalben. Ebenso sieht es am frühen Nachmittag über Okosongomingo aus. Auf Farm Okawaka jagt ein Verband von rund 30. Am 17.1. auf Ozondjache 230 und 8, am 18.1. ein Schwarm von ungefähr 10, auf Farm Vaalbos über 200, Farm Roland 400 bis 500. Am 19.1. herrscht auf Farm Roland ein wildes Treiben unzählbar vieler Rauchschwalben, als Termiten zu schwärmen beginnen; desgleichen nochmals am 21.1.1958. Otjiwarongo — Omaruru: Am 23.1. über der Stadt 5, auf der Hauptpad bis nach Farm Etanemu (Kilometer 53) 2, 30, 9 und um 70; kleine Schwärme bei Kalkfeld; bis Ondombo-West auf 20km 15 bis 20, auf Farm Weißenfels zwei Rauchschwalben. Omaruru-Bezirk: Am 24.1. über Farm Otjompaue eine einzelne Rauch- schwalbe. Südliches Kaokoveld: Am 28.1. bei Welwitschia zwei Schwärme von 30 und 6; vom 31.1. bis 1.2. über Farm Renosterberg Schwärme bis zu 3000. Aber- tausende von Schwalben und Seglern über und vor den Etendeka-Tafelbergen sind der Entfernung und des Dunstes wegen nicht auf ihre Artzugehörigkeit anzu- sprechen. Am 2.2. am Salzrivier ein Verband von über 30; am 3. 2. westlich Frans- fontein ein Schwarm um 30 Rauchschwalben. Fransfontein — Outjo: Am 3.2. auf Farm Usagura eine einzelne, dann ein Schwarm von 10 und auf Farm Zuwitsaub um 50 Rauchschwalben. Cutjo— Otjiwarongo: Über der Siedlung Outjo 10 Rauchschwalben gegen Mittag des 4.2., auf der 72km langen Strecke bis Otjiwarongo Verbände von 10, At L007 10010) 35) 100242257 10, Otjiwarongo — Otavi: 4.2., auf der 42km langen Strecke bis Otjikango um 30, 1, um 40 Rauchschwalben, Am 5.2. auf Otjikango in der Frühe einzelne, später 6 und um 80 Rauchschwalben; 7.2. auf Farm Windsvaal zwei Schwärme von 4 und 6 Rauchschwalben. an | Zugvögel in Südwestafrika 67 Otavi-Karstgebiet: Am 17. 2. auf Farm Neudorf Schwärme unzählbar vieler Rauchschwalben. @Otavı- Otjiwarongo: 21. 2. bei Otavi zwei Schwärme von 9 und 10, Farm Kumkauas 11, Okumukandi um 30, Platveld 36, auf den 17 km von Platveld bis Okaputa 9 Rauchschwalben. Otjiwarongo— Okahandja: Am 22, u. 23. 2. ist die ganze Strecke von Rauchschwalben bevölkert, neben einzelnen Vögeln mehrere Schwärme von 100 und mehr Tieren. (Zugbeobachtung auf dem Atlantik: Am 23. 5. 1953 fliegt morgens eine ein- zelne Rauchschwalbe die ,Natal” an und ruht sich erschöpft fur einige Stunden auf dem Vorschiff an windgeschützten Stellen aus.) Charakteristik: Abgesehen von einigen Einzelgängern sahen wir Rauchschwalben immer in Verbänden, auch mit Mehlschwalben und da und dort mit Mauerseglern vergesellschaftet, wobei die schnelleren Segler immer wieder in den Schwarm einkurvten. Überraschenderweise waren alle zur Beringung eingefangenen Rauchschwalben Jungvögel, die Anfang Dezember mit ihrer Jugendmauser begonnen hatten und Ende Januar all- mählich ausmauserten. In der Okawango-Niederung beobachteten wir am 17. und 23. 10., wie die Schwärme von 8 und mindestens 30 Rauchschwaiben unter vielem Stimmfühlungnehmen um 16.00 und 17.30 Uhr im Schilf am Okawango-Ufer einfielen, und an den gleichen Stellen wählten sie auch ihre Schlafplätze für die Nacht aus. Im südwestafrikanischen Binnenland war es viel schwieriger, an einen Schlafplatz heranzukommen. Eigen- artigerweise suchten die Rauchschwalben ihre Schlafplätze immer sehr heimlich unmittelbar nach Sonnenuntergang auf. Gegen Abend sammeiten sich gewöhnlich immer mehr gesättigte Rauchschwalben auf einer Telefon- leitung oder auf einem Weidezaun oder auf geeigneten Büschen, mit dem Untergang der Sonne flogen sie dann plötzlich ab und nahmen damit jede Hoffnung, sie nachts auf diesen Rastplätzen, die Aberhunderten und Tausen- den zur kurzen abendlichen Sammlung dienten, leicht fangen zu können. Ihr Dämmerungsflug, dem wir an manchen Abenden folgen konnten, ging dann zielgewiß zu einem nahegelegenen Damm, von dessen Oberfläche sie in einigen Anflügen schnell Wasser tranken, und dann verloren sich die Schwärme in der einbrechenden Dunkelheit. Im Waterberg-Vorland (Farm Roland und Nachbarfarmen) ging dieser Dämmerungsflug vom Wasser aus jedesmal nach Westen. Während der gesamten Beobachtungszeit gingen längere Streckenflüge von Rauchschwalben in ganz verschiedene Himmelsrichtungen. Auch in Gebieten, in denen es zu den genannten Tagen tausende Rauchschwalben zu sehen gab, waren sie keineswegs ortsstet. Vielmehr waren solche Ge- biete zu anderen Zeiten wie leergefegt. So wechseln auch Rauchschwalben innerhalb der Winterherberge mit kurzen Unterbrechungen ihre Standorte, und sehr wohi verlegen sie ihre Jagdgebiete in Abhängigkeit von Regen- fällen und den damit zusammenhängenden Futterangeboten. Insektenfang beobachteten wir über dem Dornbusch-Veld in der Ebene wie im Bergland, über der sandigen Pad, über Tümpeln, Pfützen und Dämmen. Hin und wieder stürzten sich ganze Schwärme aus Höhen von 30 bis 80 Metern 68 F. Sauer und E Sauer | ee plötzlich zum Trinken auf Dämme herab. Unbegreifbar war uns jedesmal, wie in einem offensichtlich von Schwalben freien Gebiet plötzlich mit dem Schwärmen von Termiten Hunderte von Rauchschwalben (s. auch Mauer- segler und Mehlschwalben) heranjagten und in turbulenten Flügen, oft wenige Zentimeter über der Erde die fette Beute erhaschten. Hockten Hun- derte und Tausende am Spätnachmittag auf Telefondrähten entlang der Wege zusammen, mutete das jedesmal wie eine ins Überdimensionale ge- steigerte Herbstflugstimmung der Rauchschwalben in der Heimat an. Bis heute ist die Herkunft dieser zahllosen Wintergäste in Südwest- afrika unbekannt. Kein Ringvogel ging in eines unserer Fangnetze, und man mag hoffen, daß einige der von uns beringten Rauchschwalben in ihrer Brutheimat wiedergefunden werden !). Unsere Erstbeobachtung am 2. 10. 1957 im mittleren Damaraland zwi- schen Omaruru und Okahandja erfaßte wohl frühe Erstankömmlinge. Hoesch (1938) meldet für 1936 eine Erstankunft auf Onguma an der Eto- schapfanne am 10. Oktober. 24, Delichon urbica — Mehlschwalbe, Europese-huis-swawel Beobachtungsdaten: Otavi-Karstgebiet: Farm Neudorf 7. 12,, unter den anfliegenden Rauchschwalben und Mauerseglern sind kleinere Schwarme von jeweils 10 bis 20 Mehlschwalben. Südliches Kaokoveld: Farm Renosterberg 31.1., um 9.10 Uhr sind es un- gefähr 30, 17.10 Uhr wieder 30, und bereits 17.30 Uhr sind es über 500 Mehl- schwalben, die aus Norden zufliegen. Am 1. 2. sind es über dem Renosterberg un- gefähr 500, über dem Dornberg (Farm Renosterberg) ebenfalls 500 und in Richtung Huab-Rivier tausende Mehlschwalben. Weiter zur Etendeka-Tafelbergkette zu sind noch abertausende unansprechbare Schwalben im Flug, von denen sich immer wieder Schwärme von Mehl- und Rauchschwalben ablösen und zur Farmgrenze Renosterberg fliegen. Am 2. 2. ist die große Anzahl wieder geschwunden; am Salz- riv.er beobachten wir einen Schwarm von 20, auf der Farm Arbeitsgenot um 100 und am 3. 2. über Welwitschia 5 Mehlschwalben. Bezirk Outjo: 3. 2, auf Farm Zuwitsaub ungefähr 50. Okahandja: In der Frühe des 5. 4. rasten auf den Leitungsdrähten beim Bahn- hof Okahandja um 500 Mehlschwalben; sie sind auf dem Durchzug nach Norden; am Stationsgebäude rasten sie auf allen Mauervorsprüngen aufgereiht. Charakteristik: Mehlschwalben sind nach Hoesch (1955) gelegent- liche Gäste in Südwestafrika, deren eigentliche Winterherberge im tro- pischen Afrika liegt. So mußte es wohl zu unserer Beobachtungszeit eine besonders günstige Regenzeit für Mehlschwalben in Südwest gewesen sein, aber dennoch standen sie an Zahl weit hinter der der Rauchschwalben zurück. So war es gerade bei den Mehlschwalben deutlich, wie sie nach dem ersten Regen in zuvor extrem trockenen Gebieten einfielen. Auf Renoster- berg fing es nach einem für Mensch und Tier und die ganze übrige Natur langen Trockenjahr am Spätnachmittag des 30. 1. an zu regnen, kurz und heftig; bereits in der Frühe des folgenden Tages entdeckten wir die ersten 1) Eine im Winter 1939/40 in Otavi beringte Rauchschwalbe wurde im April 1940 in Seestadt, Tschechoslowakei, wiedergefunden (Orn. Mber. 1940, p. 85). G. N. an Zugvögel in Südwestafrika 69 30 Mehlschwalben, am Nachmittag stieg die Zahl bereits auf über 500 an, und am 1.2. gipfelten die Schwärme in Tausenden. Und vor dem kurzen Regen hatten wir das ganze Gelände vergeblich nach einem europäischen Vogel abgesucht! Bemerkenswert ist, daß die Durchzügler, die am 5. April die Bahnhofs- station in Okahandja belagerten, aus weiter südlich gelegenen Gebieten herangezogen sind und hier nur zur Rast einfielen. In Südafrika ist die Mehlschwalbe ein bekannter Gast (Roberts) und erscheint offenbar häufi- ger und regelmäßiger als in Südwestafrika. 25. Lanius minor — Schwarzstirnwürger, Europese-grys-laksman Beobachtungsdaten: Kung-Veld: Zwischen Bumbi und Numkaub treffen wir am 3.11. entlang des Omuramba Omatako die ersten Schwarzstirn- würger an. Sie sitzen auf frei gelegenen Ästen freiragender Dornbüsche auf Insektenjagd an. Es sind zehn Einzelgänger, von denen vier Jungvögel sind und weiterhin sechs Adulte, die paarweise zusammenhalten. Omaheke: Am 4.11. beobachten wir zwischen Karakuwisa und Kanovlei am Rande des Trockenwaldgebietes auf einer buschreichen, zum Omuramba hin offe- nen Fläche zehn Schwarzstirnwürger in Gemeinschaft; sie jagen und rasten dann auf einigen dicht beieinanderstehenden Weißdorn-Akazien. Etoschapfanne: 21.11. bei Namutoni einen, 23.11. auf Farm Vergenoeg zwei einzelne, 25. 11. an der Ovambolandpad einen, am 26. und 27.11. auf Onguma jeweils an zwei verschiedenen Stellen je einen, am 27.11. bei Twee Palme zwei einzelne und bei Namutoni einen Schwarzstirnwürger. Nachmittags am Rande von Fisher's Pan drei Gruppen von 5 Adulten, 6 und 3 Jungvögeln, die jeweils ge- meinsam die Büsche durchstreifen. In den Gruppen der Jungvögel beobachten wir hin und wieder Jagdspiele. Am 28.11. treffen wir an Fisher's Pan einen Trupp von zwei Jungvögeln, weiter östlich eine Gruppe von sieben Jungvögeln, von denen vier friedlich nebeneinander auf einer kleinen Akazie sitzen. Nördlich von diesen jagen zwei Einzelgänger und ein Paar nach Insekten, allesamt diesjährige Schwarzstirnwürger. Am 29. 11. sind nur zwei juv. Schwarzstirnwürger an Fisher's Pan. Otavi-Karstgebiet: Am 14.12. auf Farm Neudorf einen, am 15.12. bei Grootfontein einen, im Awagobibtal einen und am 30.12. auf Neudorf am Omu- ramba einen juv., in den Sandsteinklippen jenseits des Omuramba noch mehrere einzelne adulte und juvenile Schwarzstirnwtirger, die sich in dem unúbersicht- lichen Gelande nicht záhlen lassen. Ctjiwarongo—Sukses: 4.1. auf der 75km langen Strecke begegnen wir 2 ad. und 5 juv. Einzelgängern. Sukses — Okahandja: 4.1., auf 125km hausen einzeln 1 ad. und 12 juv. Schwarzstirnwürger. Ckahandja: 7.1., bei der Tannery an der Pad nach Groß Barmen 1 juv. S. Am 11.1. zwischen Farm Osona-West und Okahandja auf 25km 38 einzeln lebende S. Okahandja — Sukses: 13.1. auf den 62km bis Farm Ritter acht ad. und 1 juv. solitäre Schwarzstirnwürger. Auf den folgenden 63km bis Sukses 12 ad. und 3 juv., davon 3 ad. gemeinsam auf Jagd. Sukses — Otjiwarango: 13,1., auf den ersten 25km jeweils 2, 2, 3, 1, 2, am 14.1. auf. den nächsten 50km fünfzehn einzelne und zwei zusammenlebende Schwarzstirnwurger. Otjiwarongo — Okosongomingo: 14.1., auf 73km zehn solitäre und zwei gemeinsam lebende S. Waterberggebiet: Am 16.1. auf Farm Flotow vier solitare, am 17.1. auf Okosongomingo einen, auf Ozondjache drei einzeln lebende S. Am 18.1. auf den Farmen Vaalbos und Roland jeweils ein Paar S. Am 21.1. auf Farm Roland ein Neuankömmling. zool. Beitr. 70 Fy SauerundE Sauer '% kes Otjiwarongo — Omaruru: Am 23.1. am südwestlichen Rand der Siedlung ein, auf der 53km langen Strecke nach Etanemu ein weiterer, auf den folgenden 22km bis Kalkfeld ein dritter Schwarzstirnwürger. Am 23.1. auf den Farmen Ondombo-West und Weißenfels je ein S. Gmaruru— Okombahe: 24.1. zwischen Omaruru und Otjompaue (20 km) zwei juv. und fünf ad. jeweils einzeln; auf Otjompaue zwei juv. gemeinsam und ein ad., auf Farm Johannesbank drei einzelne ad., auf Okandjou ein ad., bei Kawab zwei ad. gemeinsam und in Okombahe ein adulter Schwarzstirnwürger. Namib: 27.1., entlang des Ugab-Rivieres auf der Höhe des Brandberges sieben einzeln lebende Schwarzstirnwürger. Südliches Kaokoveld: Farm Bakenskop ein S. am 28. 1., ebenso dicht bei Welwitschia ein S. Am 30.1. auf Farm Horison drei einzelne, am 31.1. auf Re- nosterberg je ein ad. und juv. Schwarzstirnwürger. Am 3.2. bei Welwitschia wieder ein einzelner S. Outjo — Otjiwarongo: Am 4.2. auf der 72km langen Strecke 17 einzeln lebende S., davon einer noch deutlich im Umfärben vom Jugend- zum Erwachse- nen-Kleid; weiterhin Trupps von 4, 2, 3, 4, 4, 2, 6, 3,3, 2, 2, 2 und 2 Schwarz- stirnwürgern. Otjiwarongo — Otavi: Am 4.2, auf den ersten 41km bis Otjikango acht Einzelgänger und ein Paar; am 5.2. zählten wir auf Otjikango elf, am 6.2. ist es eine Invasion von ungezählten Einzelgängern. Am 7.2. auf Farm Windsvaal ein S. Otavi-Karstgebiet: Auf Farm Neudorf treiben sich am 17.2. ungezählt viele einzeln lebende Schwarzstirnwürger umher; am 20.2, beobachten wir bei Kombat zwei zusammen, in der Otavipforte einen. O tavi — Otjiwarongo: Am 21.2. auf der Strecke bis Kumkauas (12 km) eine Zweiergruppe und ein Einzelgánger. Auf der 44km langen Strecke zwischen den Farmen Hohental und Okaputa vier einzelne und zwei gemeinsam fliegende S. Zwischen Okaputa und Otjiwarongo (58 km) drei Einzelgánger. Otjiwarongo — Sukses: Am 22.2. auf der 75km langen Strecke 3, 1, 2, 4, 3, 4, 2, 1,1 S. Am 23.2. von Sukses bis Okahandja (175 km) 67 Schwarzstirnwürger in einer Vierer-, sechs Dreier und zwólf Zweiergruppen, sowie 21 Einzelgánger. Okahandja— Omaruru: Am 27.2. auf 137 km acht einzelne S. Omaruru — Ombu: 27.2. auf 54km sechs einzelne und eine Zweiergruppe. Erongo: Am 282. auf Ombu ungezählte einzelne, am 1.3. 5 einzelne, im Hubertustal 3 einzelne, am 2.3. auf Ombu verstreut auf der Hochfläche rund 20 einzelne, am futterreichen Schafkraal 3 S. Am 5.3. auf der Hochfläche von Okon- deka viele einzelne, am Hang der Talstufe nach Ombu 5 einzelne, am 8.3. auf Okondeka wieder ungezählt viele, am 9.3. auf der Fläche von Ombu über 20, am 16.3. etwa doppelt so viele Schwarzstirnwürger. Am 11.3. auf der Fahrt von Ombu nach Omaruru 36, vereinzelt zu zweit lebende S. Auf der Einfahrt nach Ombu am Rivier 1, am 13.3. auf der Fläche 15, am 17.3. sehr viele S. Am 18.3. auf der Fahrt Ombu — Omaruru 37 S. Am 25. und 27.3. auf der ganzen Hochfläche in Abständen von 200 m bis zu 4 Schwarzstirnwürger. Offenbar sind alle auf dem Durchzug; am 29.3. ist die ganze Hochfläche von Schwarzstirnwürgern frei. Am 30.3. auf Ombu 2, auf Ekuta 4, auf Kuduberg 5 S. Am 31.3. auf der Fahrt von Ombu nach Omaruru 15 einzelne, eine Dreier- und zwei Vierergruppen, in Oma- ruru in den Gärten 8 Schwarzstirnwürger, die offenbar alle auf dem Durchzug sind. Cmaruru — Okahandja: 31.3., vierzehn einzelne Schwarzstirnwürger. Ckahandja— Windhoek: Am 1.4, sechs, am 5.4. vier einzelne S. Okahandja: Am 9.4. bei der Tannery ein Schwarzstirnwürger. Charakteristik: Das an Dornbüschen und -bäumen sowie an In- sekten reiche Land Südwestafrika ist zumindest in seiner nördlichen und mittleren Region ein bevorzugtes Winterquartier der Schwarzstirnwürger. Wir beobachteten sie von der Nordgrenze des Landes bis ins Mittelland, von den östlichen Randgebieten der Namib bis in die westliche und nörd- liche Kalahari. Wenn sie auch das offene Veld und, wenn es möglich war, De Zugvögel in Südwestafrika 71 die Náhe eines noch so bescheidenen Wassers bevorzugten, so waren sie doch selbst in wasserlosen Trockengebieten anzutreffen und verhielten sich auch da territorial. Mit der Erstbeobachtung am 3. November 1957 erfaßten wir mit ziem- licher Gewißheit Ersteinflúge in Südwestafrika entlang des Omuramba Omatako nach Süden. Während der Tage zuvor war in dem futterreichen Niederungsgebiet des Okawango noch kein einziger Schwarzstirnwürger zu entdecken, ebenso nicht, als wir am Morgen des 3.11. von dem Kral Kapako aufbrachen und mittags den Okawango bei Runtu über die Sieben- Meilen-Düne verließen und durch den Trockenwald bis Bumbi streiften. Erst hier, am offenen Omuramba, stießen wir auf die ersten Schwarzstirn- würger. Die Beobachtungen im Erongo während des Frühjahres 1958 erfaßten großenteils Durchzügler auf ihrem Flug nach Norden. Es ist beachtlich, daß diese Vögel auf ihrem Nordkurs nicht das 2350 m hohe Ringgebirge des Erongo umflogen, sondern selbst in Höhen um 2000 m erschienen. Überraschend viele Jungvögel zogen nach Stidwestafrikia; sie waren an ihrer fast ungebänderten Brust, der dunkelbraunen Querwellung an Kopf und Flanken und den bräunlich-schwarzen Flügel- und Schwanz- federn besonders während der beiden ersten Monate ihrer Anwesenheit verhältnismäßig leicht zu erkennen. So war vom 3.11.1957 bis zum 4.1. 1958 das Verhältnis zwischen Adulten und Juvenilen nahezu 1:1, mit einem geringen Übergewicht an Jungvögeln. Danach ließen sich mit dem Fortschreiten der totalen Mauser die Vögel immer weniger gut auf ihr Alter hin ansprechen, wenn man sie nicht in der Hand hatte; die Jähr- linge färbten um. Vielerorts bemerkenswert war die Verträglichkeit von Jährlingen und Erwachsenen oder jeweils gleichaltrigen Trupps bis zu 10 Tieren. Die Distanz zwischen den Warten zweier Einzelgänger, welche sich nach Beobachtungen im Omuramba Omatako hin und wieder um einen Ansitz stritten, variierte um 100m. Bei den Besitzstreitigkeiten äußerte der Verteidiger eines begehrten Dornbusches gepreßt klingende Drohlaute. Bestanden größere Entfernungen bis zu mehreren Kilometern zwischen zwei einzeln lebenden Schwarzstirnwürgern, sahen wir dergleichen Kämpfe nicht. In ihren jeweiligen Territorien sangen die nach Beutefangen ruhe- gestimmten Schwarzstirnwürger ihren typischen leisen und variations- reichen Gesang. Er klang am 11.3. im Erongo meist etwas lauter und krächzender und wurde intensiver als zuvor vorgetragen. Es gelang uns, Gesänge von Schwarzstirnwurgern auf Tonband aufzunehmen. 26. Lanius collurio — Neuntöter (Rotrückenwürger), Rooirug-laksman Beobachtungsdaten:Kung-Veld: Am 3.11. sehen wir zwischen Bumbi und Numkaub am Omuramba Omatako den ersten Neuntöter, esist ein einzelnes ®. Etoschapfanne: Am 27.11. bei Twee Palme zwei 22, zwei Kilometer weiter ein 6, 1 a se ee Y Lee a re = ne Y Te A A = DT = POE x n= = A ae ee ae ae at 5 aa 47 RER EEE EN Een, 2 : - 7 A ur 22 e = ~ - 72 F. Sauer und E Sauer : ee zool. Beitr. Otavi-Karstgebiet: 7.12. Farm Neudorf, im Omuramba ein Paar (bedeutet jeweils für allen Gebrauch bei Neuntótern 4 und ? in Gemeinschaft!), unterhalb des Dammes ein einzelnes 6. Am 15. 12. im Awagobibtal 1 46; am 17. 12. am Jakka- lomuramba ein Paar und ein einzelnes 2; auf Maieberg am 18. 12. ein 2, am 20.12. ein 6, 21.12. am Damm von Farm Schultz vier 22 und zwei 33, bei Kombat ein ?. Am 27.12. auf Neudorf ein ? und zwei 66; am 28.12. ein Paar, am 29.12. 3 66 und sechs Paare! Am 30.12. ist auf Neudorf am Omuramba nur ein ¢ zu finden, am 31.12. sind es drei Paare, vier einzelne 66 und ein ?. Okaputa— Otjiwarongo: Am 3.1. auf Okaputa zwei 22, am 4.1. vor der nördlichen Einfahrt nach Otjiwarongo ein ¢ und ein Y Ctjiwarongo — Okahandja: Am 4.1. auf der 75km langen Strecke bis Sukses einmal ein °, dann ein $; auf den nächsten 125 km bis Okahandja vier 2? und fünf 3¢ einzeln. Okahandja — Otjiwarongo: Am 13. und 14.1. sind es 18 einzelne 64 und 4 einzelne °°, Waterberggebiet: 14.1. auf der Fahrt von Otjiwarongo zum Waterberg auf 75km 15 ¿8 und 4 ??, die allemale Einzelgänger sind. Am 15.1. auf Farm Okamumbonde 1 ¢ und 1 &, am 16.1. auf Farm Flotow 2 ¿6 und 1 &, an der Station Waterberg 1 ö und 1 ?; auf Farm Okawaka 1 3, und zwischen Okawaka und Okosongomingo 4 44. Otjiwarongo — Omaruru: 23.1., zwischen Otjiwarongo und Etanemu (53 km) 2 92 und 2 33; auf den nächsten 42 km bis Ondombo-West 1 2; am 24. 1. auf Roidina 1 6. Omaruru — Okombahe: 24.1, auf den 20km bis Otjompaue ein Paar, auf Johannesbank 2 36. Fransfontein — Otjiwarongo: 3.u.4.2, auf 153km 7 46 und 4 £?. Otjiwarongo — Otavi: Am 4. 2. zwischen Otjiwarongo und Otjikango (41 km) ein Paar, 13 33 und 10 22. Am 5.2. auf Otjikango ein Paar, am 6.2, 2 °° und am 7.2. zwischen Windsvaal und Otavi auf 12km 5 66, Otavi-Karstgebiet: Am 17.u.18.2. im Omuramba auf Farm Neudorf un- záhlbar viele Neuntóter, die paarweise oder einzeln auftreten. Das gleiche Bild zeigt sich am 20. 2. im Gebiet der Otavipforte. Ctavi— Otjiwarongo: 21.2. bis Farm Hohental (23 km siidlich Otavi) 1°, von hier bis Otjiwarongo (98 km) 4 3 und 2 &°. Otjiwarongo — Okahandja: Am 22.u.23.2. auf der 200km langen Suede 3 2? und 126: Erongo: Am 4.u.5.3. sind auf der Hochfläche von Ombu unzählbar viele Neun- töter, die offensichtlich auf dem Durchzug hier eingefallen sind. Am 8.3. ist auf der Fläche nur 1 2 zu entdecken, am 12.3. sind es 2 öö. Am 13.3. sind auf der Nachbarfarm Otjimisauna 3 4646, am 17.3. auf Ombu 1 ¢. Am 18.3. sitzt in einem Garten mitten in der Ortschaft Omaruru ein singendes $, unbeachtet von allen Anwohnern. Am 30.3. auf Ombu ein einzelnes ö, am 31.3. auf Sun eben- falls 1 6. Omaruru — Okahandja: 31.3., bei Otjisemba 2 66, auf Okaimpuru 1 4, und bis Okahandja noch 2 44. Charakteristik: Die Zeiten des Einfluges (Erstbeobachtung 3. 11. 1957) und des Wegzuges (deutlich am 4. u.5.3.1958, doch schon früher wahrscheinlich) fallen beim Neuntöter ungefähr mit denen des Schwarz- stirnwürgers zusammen. Wie dieser bevorzugte auch der Neuntöter ein heckenreiches offenes bis halboffenes Gelände, vornehmlich in nicht allzu weiter Entfernung von Wasserstellen. Neuntöter hielten oft in ö-2-Paaren zusammen und waren dann am jeweiligen Ort sehr revierstet (wieviele Tage, Wochen?). Eigenartiger- weise hatten jedes Paar, jeder Einzelgánger (4 wie $) und auch einmal zwei zusammen lebende YY (Jährlinge?) im Omuramba auf Neudorf ein a NS A A ee A feta | Zugvögel in Südwestafrika 73 etwa gleichgroßes Revier besetzt, wie wir es in Deutschland zur Brutzeit von Neuntötern kennen. Die ÖÖ hatten sich in ihren Revieren bestimmte Hecken oder kleine Bäume als Warten erwählt, auf denen sie häufig fußten und nach der Jagd geruhsam ihren leisen fließenden oder halblauten Ge- sang vortrugen. Er bestand großenteils aus vielerlei Spottmotiven, unter denen man mit Gewißheit bekannte europäische und südwestafrikanische Vogelstimmen herauszuhören glaubte, so auch die Stimme des gleichfalls im Omuramba hausenden Gelbsteißbülbüls (Rooioog-tiptol; Pycnonotus ni- gricans). Eine genauere Untersuchung dieser Frage verlangt allerdings einen großen Zeitaufwand. Schlich man in das Revier eines Paares oder auch eines einzelnen Neun- töters, so ließ das Männchen oder das Weibchen oft die bekannten, un- gefähr wie ,dschwád” klingenden Schreckrufe hören und warnte damit auch seinen Partner oder einen nahebei wohnenden Artgenossen, Das Revierverhalten mancher Paare und einzelner 4 4 am Omuramba auf Farm Neudorf war mitunter so ausgeprägt, daß wir uns gerne verleiten ließen — allerdings vergeblich —, nach Nestanlagen oder ,Spielnestern” Ausschau zu halten. Nach Hoesch (1955) sind Neuntöter wie auch Schwarzstirnwürger zur Regenzeit regelmäßig die häufigsten Würger in Südwestafrika. Neben die- sen beiden nordischen Gästen sind nicht weniger als elf Arten prächtigster Würger stationäre Brutvögel in Südwestafrika. 27. Saxicola rubetra — Braunkehlchen, Het Paapje (holl.); Abb. 7 Beobachtungsdatum: Okawango: Am 29.10.1957 bei Ruga. Charakteristik: Der männliche Vogel trieb sich nahe des Flußufers vornehmlich auf Schilfhalmen umher und sammelte Insekten. Diese einzige, aber sichere Beobachtung eines Braunkehlchens ist der zweite bekannt gewordene Fund dieser selten südlich des Äquators auf- gefundenen Art in Südwestafrika. Hoesch und Niethammer (1940) vermerken einen einzelnen Fund eines männlichen Braunkehlchens in Swakopmund am 21.1.1925 durch R. D. Bradfield. _ 28. Phoenicurus phoenicurus — Gartenrotschwanz, Gekraagde roodstart (holl.); Abb. 7 Beobachtungsdaten: Otavi-Karstgebiet: Am 6.12. auf Osom- busatjuru in der Nähe des Viehkrals 2 ??; am 19.12. auf Auros 1 2; am 22, 12. auf Osombusatjuru 1 ¢. Charakteristik: Gartenrotschwänze überwintern vornehmlich in Nordost- und Westafrika. Innerhalb Südwestafrikas sind unsere Beobach- tungen der erste Nachweis. Eine Verwechslung mit dem Afrika- nischen Rotschwanz (Spekvreter; Cercomeia familiaris) konnte bei der guten Beobachtungsmöglichkeit ausgeschlossen werden. Zudem Bonn. 74 PR Sauer und Eo Sa wer zool. Beitr. konnten wir das Männchen einen Vormittag lang beschauen und verhoren; es sang immer wieder einige seiner bekannten Motive (22. 12.). Die beiden, am 6.12. an der gleichen Stelle beobachteten Weibchen waren langst wei- tergezogen; so konnte die Gesangslust des Mannchens nicht durch einen Artkumpan, moglicherweise aber durch einen der ebenfalls anwesenden Afrikanischen Rotschwänze ausgelöst worden sein. Wa a \ xs te SCHIENE 2 A Se 1 SS ) eric ( me 0) a os Ny = we west @ fl ] Le / o Al % a Pa) Au mm o= = SL 72 yet e En ES sl 2 we / a e? = ¢ = x Braunkehlchen = >! J! ® Gartenrotschwanz + Drosselrohrsänger = O Schilfrohrsänger m Gelbspötter 100 km Abb. 7 29. Acrocephalus arundinaceus — Drosselrohrsänger, Groot-rietsanger; Abb. 14 Beobachtung: Okahandja: 10.1., am Teich von Groß Barmen 1 6. Charakteristik: Das Männchen treibt sich den ganzen Tag über im Schilf am Teichufer umher und singt sehr oft seinen anhaltenden leisen Gesang. 30. Acrocephalus schoenobaenus — Schilfrohrsänger, Europese-Vleisanger; Abb. 7 Beobachtungsdaten: Okahandja: Am Teich von Groß Barmen am 7.1. ein, 10.1. ein und am 11.1. ein Schilfrohrsänger. Charakteristik: Da alle drei eingefangen und beringt wurden, waren wir gewiß, daß es sich um drei verschiedene Individuen handelte. Sehr wahrscheinlich hielten sich im Schilf noch mehr Schilfrohrsänger auf, doch sahen wir an den verschiedenen Stellen dieses kleinen, scharf begrenzten eet Zugvogel in Sudwestafrika 75 Biotopes jeweils nur einen Vogel und zählten nur die Fänglinge. Gleich der erste rief beim Herauslósen aus dem Netz sein scharfes „teck teck”; beim Abfliegen nach der Beringung hörte man das bekannte ,terrrret _ terrrret". Häufig vernahmen wir sie, versteckt im Schilf, beim unermüd- lichen leisen Gesang. 31. Hippolais icterina — Gelbspötter, Spotvoel; Abb. 7 Beobachtungsdaten: Etoschapfanne: Am 29.11. beobachteten wir an Fisher's Pan den ersten Gelbspötter. Otavi-Karstgebiet: Am 10.12. auf Osombusatjuru einen, am 12.12. auf Neudorf einen; vom 14. bis 16.12. ist auf Osombusatjuru kein Gelbspotter nachzu- weisen, am 17.12. wieder einer. Am 18.12. auf Maieberg ein G. Am 27., 28., 29. u. 31.12. auf Neudorf je ein G. an verschiedenen Stellen des Omuramba. Sukses: Am 4. 1. ein Gelbspötter. Gtjiwarongo: Am 14.1. 2km súdlich der Siedlung ein Gelbspotter. Waterberggebiet: Am 15.1. am Damm von Okosongomingo ein G. Südliches Kaokoveld: Am 2.2. auf der Farm Arbeidsgenot ein, am Salz- iver. ein 7G, Otjikango: Am 5.2. zwei einzeln lebende Gelbspotter. Otavi-Karstgebiet: Am 11.und 13.2. auf Osombusatjuru je ein G.; ebenso am 17. und 18.2. auf Neudorf. Sukses— Okahandja: Am 23.2. bei Sukses ein, bei Okamita ein sowie am 26. und 27.2. in Okahandja am Nordrand der Siedlung je ein Gelbspötter. Erongo: Am 28.2. auf Ombu ein G., am 5.3. drei und am 10.3. ein Durchzügler am Omburivier. Am 11.3. in Omaruru, am 27.3. auf Ombu ein G. Okahandja: Am 8.4. wieder im Norden der Siedlung ein Gelbspötter. Charakteristik: Außer bei drei Vögeln waren wir alle Male gewiß, daß es sich bei den beobachteten Tieren um männliche Gelbspötter handelte. Sie streiften sehr heimlich, jeder für sich allein, im niede- ren, aber dichten Gebiisch oder im Laubwerk höherer Akazien umher und kündeten sich durch ihren wohlbekannten Gesang an, den sie sehr aus- dauernd und oft halblaut und mehr oder weniger flüssig vortrugen. Nie- mals konnten wir einen zweiten Gelbspötter in der unmittelbaren Nähe eines Sängers nachweisen. Von Ende Februar an klang der Gesang aus der „gelben Kehle” laut und entsprach dem üblichen Reviergesang der Gelb- spötter innerhalb ihrer nordischen Brutreviere. In Okahandja und Omaruru sangen die Männchen in den wilden „Gärten! zweier Häuser dieser offenen Siedlungen. _ 32. Sylvia borin — Gartengrasmücke, Ruinfluiter 2 ee Beobachtungsdaten: Etoschapfanne: Am 18.11. stellen wir bei der Wasserstelle Ondongab die erste Gartengrasmücke fest, ein ö, das in einem Bastardkameldorn umherhüpft und eifrig halblaut singt. Südliches Kaokoveld: In der Frühe des 31.1. beobachten wir an einem Nordhang auf Renosterberg die erste Gartengrasmücke; am Vortage, vor dem ersten kurzen Regenfall war auf dem ganzen Farmgebiet keine einzige Garten- grasmücke aufzufinden! Otavi-Karstgebiet: Vom 12. bis 14.2. Invasion von Gartengrasmücken im dichten Busch von Osombusatjuru. Im unübersichtlichen Gelände sind sie nicht zu zool. Beitr. 76 F. Sauer und E Sauer : E En zählen; an fünf verschiedenen Stellen der Farm treten sie zu mehreren auf. Die Männchen sind an ihrem leisen, fließenden, seltener laut werdenden Gesang leicht ausfindig zu machen; zwei singen. ohne aufeinander zu reagieren, im Abstand von knapp 100 m. Am 18. 2. auf Neudorf am Omuramba eine männliche Gartengrasmücke, _ die neben leisem Vorgesang immer wieder in das laute „Rollen“ übergeht. — An allen früher gelegenen Beobachtungstagen war an diesen beiden Plätzen keine einzige Gartengrasmücke nachzuweisen! Erongo: Am 10.3. am Ombu-Rivier ein 6, das halblauten flüssigen Gesang vor- trägt. Am 11.3. auf den Farmen Ekuta und Pristelwitz sowie am Omarururivier männliche Gartengrasmücken in vollem Gesang. Am 17.3. auf Ombu beim Bohr- loch am Ameib-Rivier ein 6; fließender Gesang. Charakteristik: Gartengrasmücken zeigten sich jedesmal als eifrige Sänger an Rivieren wie im buschreichen Veld und Bergland. An keiner der Beobachtungsstellen waren sie länger seßhaft, vielmehr hatte man den Ein- druck, daß sie während der ganzen Regenzeit weite Gebiete durchstreiften. Es ist möglich, daß die vom 12. bis 18.2. im Karstgebiet des Otavilandes registrierten Gartengrasmücken bereits Nordflugtendenzen zeigten. Jeden- falls waren sie allesamt noch in ihrer Vollmauser, erschienen in dieser Phase in Gebieten, die zuvor nachweislich frei von Gartengrasmucken waren, und überdies hinderte die Mauser die Männchen keinesfalls, ihren ansprechenden Gesang ausdauernd vorzutragen. 33. Sylvia communis — Dorngrasmücke, Grasmeerle Beobachtungsdaten: Omaheke: Am 12.10. finden wir nur wenige hundert Meter östlich der Polizeistation Nurugas die erste Dorngrasmücke. Etoschapfanne: Am 25.11. an der Ovambolandpad eine Dorngrasmücke. Otjikango: Am 5.2. in dem Dornbuschbezirk an der nach ENE verlaufenden Hauptpad eine, am 6.2. mindestens drei Dorngrasmücken. Charakteristik: Dorngrasmücken fanden wir im ganzen nördlichen bis mittleren Teil Südwestafrikas noch seltener als Gartengrasmücken. Am 12.10. und 25. 11. machten uns die beiden Männchen durch ihren lauten, motivisch gegliederten Reviergesang auf sich aufmerksam. Auf Otjikango wurden wir zuerst durch die Schrecklaute ,dschoid” und ,dscharp” auf die Dorngrasmúcke am 5.2. aufmerksam. Am 6. 2. sahen wir weitere 64 und 2° und verhörten die singenden Männchen. Auch hier waren bei früheren Streifzügen nachweislich keine Dorngrasmücken. Für sie ist gleicherweise wie für die Gartengrasmücken und Gelbspotter und viele andere Zugvogel ein weiträumiges Umherstreifen in der Winterherberge anzunehmen. 34. Phylloscopus trochilus — Fitis, Hofzanger Beobachtungsdaten: Etoschapfanne: Am 16.11. verhören und be- obachten wir am Quellteich von Okaukuejo die beiden ersten, durchziehenden Männchen. Otavi-Karstgebiet: Am 10.12. auf Osombusatjuru ein, am 16. 12. drei, am 17.12. noch mehr einzeln lebende Fitislaubsänger. Am 18.12. auf dem Keilberg (Jakkalomuramba) und Maieberg je ein Fitis. Am 20.12. auf Ombanje ein, am 24.12, auf Osombusatjuru ein Fitis. Am 3.1. auf Kumkauas ein Fitis. Okahandja: Am 10. und 11.1. in den Prosopisbäumen hinter dem Teich von Groß Barmen einzelne Fitislaubsänger. Feb Zugvogel in Sudwestafrika 77 Waterberggebiet: 14.1. Okosongomingo ein, 16.1. an der Waterbergpad über der Station drei Männchen; 21.1. Farm Roland ein Fitis. Südliches Kaokoveld: 2.2. am Salzrivier ein Fitis, Outjo: Am 4.2. auf Münsterland ein Fitis. Otjikango: Am 6.2. einzelne Fitislaubsänger. Otavi-Karstgebiet: Am 9, 10. und 14.2, auf Osombusatjuru und am 17. und 18.2. auf Neudorf große Fitis-Invasionen. Am 20.2. in der Otavipforte ein Fitis. Okahandja: 23.2. am Okamitarivier ein, am 26. und 27. 2. am Okahandjarivier je ein Fitis. Erongo: 4.3. auf Ombu ein, 8.3. auf Okondeka ein, 9.3. auf Okondeka eine Invasion, 11.3. auf Ombu ein, 13.3. am Otjimisauna-Rivier ein und am 27.3. auf Ombu ein Fitis. Okahandja: Am 8. und 9. 4. einzelne Fitislaubsanger auf dem Durchzug in der offenen Siedlung. (Zugbeobachtung auf dem Atlantik: Wahrend der Kanaldurchfahrt erscheint am 24.5.1958 frühmorgens ein erschöpfter Fitis an Deck.) Charakteristik: Die Fitislaubsänger hielten sich bevorzugt im dich- ten Dornbusch, in Akazien und auf den Berg-Syringen in der Nähe von Wasser auf. Immer wieder wurden wir durch ihren Gesang und ihre „vyd vyd"-Rufe auf sie aufmerksam, In typischer Weise durchstreiften sie ein- zeln das Gebüsch; im Februar maßen sich die Männchen auf Osombusatjuru und Neudorf durch lauten Reviergesang, oft korrespondierend vorgetragen, auf Distanz. Am 16. 12. störten wir einen Fitis überraschend im Gebüsch auf; er sang in der Erregung ein lautes Motiv, worauf sofort zwei weitere Männchen, die wir noch nicht bemerkt hatten, aus 50—60 m Entfernung ant- worteten. Zehn Minuten lang steigerten sich die drei Männchen in ein lautes Wechselsingen, das dann wieder verebbte. Auch die Fitislaubsänger verhielten sich als Nomaden in ihrer südwest- afrikanischen Winterherberge. 35. Phylloscopus sibilatrix — Waldlaubsanger, Fluiter (holl.) Beobachtungsdaten: Otavi-Karstgebiet: Vom 10. bis 14.2. stellen wir auf Osombusatjuru eine Invasion von unschätzbar vielen Waldlaubsängern fest; bei allen Streifzügen zuvor war auf Osombusatjuru kein einziger zu ent- decken. Am 20.2. im Gebiet der Otavipforte ebenfalls unzählbar viele Wald- laubsänger. Erongo: Am 4.3. auf der Hochfläche von Ombu zahlreiche Durchzügler. - Charakteristik: Als Winterquartiere der Waldlaubsänger waren bisher Oberguinea, Kamerun und die angrenzenden Länder südwärts zum unteren und oberen Kongo bekannt; ebenso wurde diese Art auch in Zen- tralafrika, Uganda und Abessinien festgestellt. Unsere Funde der Waldlaubsänger auf Osombusatjuru, in der Otavi- pforte und auf Ombu sind erste Nachweise dieser Art in Südwest- afrika. Durch einige wenige Gesänge im Februar auf Osombusatjuru wur- den wir auf die Möglichkeit der Anwesenheit von Waldlaubsängern auf- merksam. Die ersten Fänglinge, ihre Körpermaße und Flügeldiagramme enthoben uns dann jeglicher Zweifel. 78 F.Sauer und E Sauer er Die Waldlaubsänger hielten sich im buschreichen Bergland in der Nähe von künstlich angelegten Wasserstellen auf. Im Gegensatz zum Fitis ließen sie viel seltener ihre Stimme vernehmen. Der überraschende Befund war wiederum, daß auch diese Art plötzlich in Gebiete einfiel, in denen zuvor mit Sicherheit kein Waidlaubsänger lebte. Der Durchzug auf Ombu am 4.3. ist erstaunlich; die Waldlaubsänger überflogen dabei das 2350 m hohe Ringgebirge und mieden es nicht. - NE 36. Muscicapa striata — Grauer Fliegenschnapper, Europese-vlieevanger Beobachtungsdaten: Etoschapfanne: Am 29. 11. ging uns an Fisher's Pan der erste Grauschnäpper ins Netz. Otavi-Karstgebiet: Am 25.12. auf Osombusatjuru ein Grauschnäpper. Okahandja: Vom 7. bis 10.1. im Teichgebiet bei Groß Barmen mehrere einzeln lebende Graue Fliegenschnäpper. Waterberggebiet: Am 15.1. auf Okosongomingo ein, am 16.1, auf Farm Flotow ein und am 17.1. auf Ozondjache ein weiterer Grauschnäpper. Brandberg: Am 25.1. im Eingang zur Tsisab-Schlucht empfängt uns ein Grauer Fliegenschnäpper mit Gesang und „pst“-Ruien! Jenseits des Ugab-Rivieres treffen wir auf der Fahrt nach Welwitschia am 28.1. auf der Farm Saulstraat oe einen Grauschnäpper. Otjikango: Am 5.2. hausen zwei Grauschnäpper in dem Buschgelands, an der Hauptpad. Otavi-Karstgebiet: Am 13.2. auf Osombusatjuru ein Grauschnäpper. Erongo: Am 28.2. ein Grauschnäpper auf Ombu. (Zugbeobachtung auf dem Atlantik: Bei der Kanaldurchfahrt am 24.5. 1958 vormittags ein Grauschnäpper zur Rast auf dem Bootsdeck.) Charakteristik: Mit zwei Ausnahmen fanden wir den Grauen Flie- genschnäpper nahe von künstlichen und natürlichen Wasserstellen in dem mit Bäumen bereicherten Veld, sowohl im Niederungsgebiet als auch im Bergland. Um so mehr waren wir beeindruckt, diesen, aus seinen insekten- reichen europäischen Brutrevieren uns wohlbekannten Vogel im Trocken- gebiet des Brandberges und der angrenzenden Namibfläche anzutreffen !). In ihrem charakteristischen Bogenflug jagten die Grauschnäpper oft nach Insekten, ließen bei Beunruhigung ihre ,pst”-Rufe vernehmen oder sie sangen leise vor sich hin, versteckt im Gebüsch oder von einem freier ge- legenen Ast herab. Stets waren die Grauschnäpper Einzelgänger. 37. Oriolus oriolus — Pirol, Europese-wielewaal Beobachtungsdaten Omaheke: Am 4.11. stellten wir 45 km südlich Karakuwisa im Trockenwald den ersten Pirol ($) fest. - Etoschapfanne: An der Wasserstelle von eh am 15.11. ein EN am 17211. cito: Südliches Kaokoveld: Am 28. 1. bei Welwitschia, halbwegs zum Verstei- nerten Wald, zwei Weibchen. E Otjiwarongo: Am 21.2, 10 km nordlich der Siedlung zwei weibliche Pirole. 1) Am 25. 3.1959 beobachtete ich einen Grauschnápper sogar in der westlichen Namibwúste bei Swakopmund, G.N. en Zugvögel in Südwestafrika 79 ~ Charakteristik: Nach Hoesch und Niethammer (1940) erscheint der Pirol nur selten in Südwestafrika. An unseren beiden ersten Beobachtungs- stellen trafen wir die Pirole in einem typischen Trockenwaldgelände an, bei Welwitschia in der hainartigen Region eines Rivieres. Bei Otjiwarongo war es ein hochwüchsiges Dornbuschveld, in dem die Vögel sehr wahr- scheinlich nur auf kurzer Rast eingefallen waren. Unsichere, jedochbemerkenswerte Beobachtung Während unseres Aufenthaltes am Omuramba von Farm Neudorf verhörten wir am 29.12.1957 an verschiedenen Stellen zwei an jenem Nachmittag revier- treue Sänger. Ihr Gesang entsprach in Struktur und Lautstärke dem uns vertrauten Gesang des Sumpfrohrsängers (Europese-rietsanger, Acrocephalus palustris), Beide Vögel konnten wir wiederholt beobachten; sie glichen haargenau einem Sumpf- rohrsänger, doch keiner von beiden ging uns in die Netze. Beide trieben sich in den Büschen des unteren Omuramba umher und hatten ihre Singwarten sowohl innerhalb der Büsche als auch auf freiliegenden Ästen in Höhen bis zu drei und vier Metern. Wir würden sie ohne weiteres als Sumpfrohrsänger angesprochen haben, wenn nicht der Südafrikanische Rohrsänger (Klein-rietsanger, Acrocephalus baeticatus) ihm in Gesang und Habitus als ähnlich beschrieben wäre. Ein Fang hätte uns der Zweifel entheben können; der einzige Ökologische Unterschied, der auch für den europäischen Sumpfrohrsänger spricht, schien uns nicht ausreichend genug. Der Südafrikanische Rohrsänger, der auch weniger behend als der Sumpf- rohrsänger sein soll, kommt an den kleinsten Süßwasserstellen vor, an denen er seinen Lebensraum, das Schilf, vorfindet. Und hier am Omuramba von Neudorf hausten die beiden ¿4 in der höheren Laubwerksregion, und Schilf gab es da nicht. Nach Roberts (1953) erscheint der Sumpfrohrsänger in Südafrika, doch auf süd- westafrikanischem Boden ist er nach Hoesch und Niethammer (1940, 1955) noch nicht nachgewiesen worden. Da diese Beobachtungen auf Neudorf sehr für den Sumpfrohrsänger sprechen, mag man weiterhin nach ihm Ausschau halten. EigeneBeringungenvonZugvögelninSüdwestafrika Die Daten schließen Datum und Ort der Beringung, Alter (imm., ad.), nach Mög- lichkeit Geschlecht, Körperlänge (L), Flügellänge (Fl) sowie besondere Bemerkun- gen (Mauser u.a.) ein. Die gesamten ausführlichen Mauserprotokolle, in denen vor allem die Vollmauser der jungen Rauchschwalben weitgehend erfaßt war, ver- loren wir bei einem Einbruchsdiebstahl in New York am 20.8. 1959. i.Bruchwasserläufer (13) a) Beringungsort: Farm Neudorf, Bezirk Grootfontein. 22.809: 7 212212257, ad. EL 21,5; Fl 127. AP oils 19.12. 57, ad. LE 215; Fl: 12,2. 42813: 13.12.57, ad., L 20,8; Fl 12,5; in Flügelmauser. 42814: 13.12.57, ad., L 20,0; Fl 12,7; in Flügelmauser; Rücken etwas weniger stark gefleckt als normal, doch spricht nichts für Waldwasserläufer. aaa G 42815: 13:12:57. ad, E 20,9, EF 12,7 Flügelmauser. 2428167 7 13.122527 ad. L 207; F1 12:3. e219818° 213. 12:57, .imm., E 20,8;: El 12,0. CADA AAA 12457, mm. 2875 12,4. 12820514212. 57, imm., 1.205, El 12.1: b) Beringungsort: Groß Barmen, Bezirk Okahandja. G 42832: 8.1.58, ad., L 21,4; Fl 12,5; mausert einige Handschwingen. @2428332 921258: ad:, E 21,0;-Fl 12.0, e) Beringumgsort: Farm Roland, Bezirk Otjiwarongo. 612834: 71921558, ad: 20,6; El 12,1. GpAvsso= 220: 1.08, 2ad:., L 21,6; FI 12,0. TE TE eee as SS 80 F. Sauer und E. Sauer fete 2. Teichwasserlaufer (2) Beringungsort: Farm Neudorf, Bezirk Grootfontein. GB 12 ADS Aaa: 125 52. G742823:: 28.12.57, ad. 1234; Fl fkein-Maß). 3. FluBuferlauter (1) Beringungsort: Farm Neüdorf, Bezirk Grootfonteim 4281277213212 37,’2d:, bt 6 lt A: i, Zwergstrandläufer (4) a) Beringungsort: Farm Neudorf, Bezirk Grooffontem H 220940: 14.12.57, imm., L 13,5; Fl 9,8; im Ubergangskleid. H 220941: 14.12.57, imm., L 13,5; Fl 9,8; im Ubergangskleid, kein helles V auf dem Rucken. b) Beringungsort: GroB Barmen, Bezirk Okahandja. H 220950: 7.1.58. imm, L 13,5; Fl 9,1; Beine schwarz; noch kein helles V auf dem Rücken, graue Kopfseiten, Brust rein weiß; es spricht nichts fur Temminck-Strandläufer. 1122209527 57.1758, 1m 2171347 E92. 5. Kampflaufer (4) a) Beringungsort: Farm Neudorf, Bezirk Grootfontein. E 7731: 14.12.52. ad., 0,2298; 2E1-180: 428247 281257, ad., +, LL 23.07 E12154. (6542830:53 30.12.54, ad. 2, 23,0, BE 190 b), Beringungsort:: Groß’ Barmen, Bezirk Okahandja: E97732: 8.1.58, ad. 0,1729 2312178: 6. Trauerseeschwalbe (6) Beringungsort: Farm Neudorf, Bezirk Grootfontein G 42817: 13.12.57, imm., L 23,0; Fl 21,0; vermausert Schwanzgefieder. G 42822: 28.12.57, imm., (ohne MaBe), G 42825: 28. 12.57, imm., L 23,2; Fl 20,5; Kopffedern noch zum Teil braun, sonsi nahezu vermausert. G 42826: 28. 12.57, imm., L 23,2; Fl 20,4; Kopffedern noch zum Teil braun. G 42828: 29.12.57, imm., L 21,7; Fl 18,9; noch braunliche Kopffedern. G 42829: 30.12.57, imm., L 21,8; Fl 19,4; hat noch einige braune Kopffedern. 7. Bienenfresser (5) Beringungsort: Farm Neudorf, Bezirk Grootfontein. 18510: 27.12.57, ad., L 25,0; Fl 14,3; mitten in Totalmauser. 18511: 27.12.57, ad., L 27,8; Fl 14,5; mitten in Totalmauser. 18512: 27.12.57, ad., L 27,6; Fl 14,0; mitten in Totalmauser. 42821: 27. 12.57, imm., L 27,0; Fl 14,3; mitten in Totalmauser. A263 li: 2 30 12 857 ads Obs Bins O. AQANNnN 8. Rauchschwalbe (26) ) Beringungsort: Farm Neudorf, Bezirk Grootfontein H 220938: 7.12.57, imm., L 14,2; Fl 11,8; beginnende Jugendmauser. H 220942: 14.12.57, imm., (keine Maße); im Ubergangskleid. H 220943: 14.12.57, imm., (keine Maße); im Übergangskleid. H 220944: 14.12.57, imm., (keine Maße); im Übergangskleid; am Schwanz rechts bereits die fertig vermauserte Spießfeder, links außen die noch kurze Schwanzfeder des Jugendkleides, es Zugvögel in Südwestafrika 81 H 220945: 14.12 57, imm., (keine Maße); hat bereits zwei ausgewachsene SpieB- federn; Deckgefieder noch überwiegend bräunlich, doch sind schon über- all auf dem Rumpf kleine Gruppen der frischen stahlblauen Deck- federn entscheidet. H 220946: 14.12.57, imm., (keine Maße); Schwung- und Schwanzfedern noch vom Jugendkleid, sonst Übergangskleid. F 220947: 14.12.57, imm., (keine Maße); Übergangskleid; Kehle schon viel stár- ker ausgefärbt als bei allen anderen Fänglingen des Tages, dagegen sind die Federn des Oberkopfes zum größten Teil noch die braunen des Jugendgefieders. H 220948: 14.12.57, imm., (keine MaBe); Ubergangskleid; die neuen Fliigelfedern noch großenteils in den Scheiden. H 220949: 14.12.57, imm., (keine MaBe); stark ausgepragte Ubergangsfleckung; Flügel und Schwanz noch jugendlich. b) Beringungsort: Farm Okosongomingo, Bezirk Otjiwarongo. 220956: 14.1.58, imm., vorangeschrittene Totalmauser. 220957: 14.1.58, imm., vorangeschrittene Totalmauser. 220958: 14.1.58, imm., vorangeschrittene Totalmauser. L LL c) Beringungsort: Farm Roland, Bezirk Otjiwarongo. H 220960+H 220961: 18.1.58, imm., vorangeschrittene Totalmauser. E 220962—H 220972: 19. 1.58, imm., vorangeschrittene Totalmauser. H 220973: 21.1.58, imm., vorangeschrittene Totalmauser. Anmerkung: Die Maße und ausführlichen Mauserprotokolle und -diagramme gingen bei dem Einbruch in New York verloren. Bei den erstjáhrigen Rauch- schwalben, die auf Farm Roland beringt wurden, war die Totalmauser bis um 80% vollzogen. Neben wenigen Kleinfedern waren es úberwiegend die Schwungfedern, die als letzte Federgruppe gesetzmäßig vermausert wurden. So zieht sich die Total- mauser der jungen Rauchschwalben, die in ihrem Kinderkleid in der súdwestafri- kanischen Winterherberge ankamen, fast úber die ganze Zeit ihres dortigen Auf- enthaltes. Erst ab Ende Januar beobachteten wir immer weniger umfärbende Rauchschwalben. Uberraschend ist die unglaublich groBe Anzahl von erstjahrigen Rauchschwalben an allen unseren Beobachtungsorten. GS Schwarzstirnwurger (2) De tng un gs ort: Farm Otjikango’, Bezirk Otjiwarongo. G 42836: 5.2.58, imm., L 21,7; Fl 11,5; Kleingefieder: nahezu vermausert. Flügel (rechts und links gleich): 1. Schwungfeder und zugehörige Decken imm ; 2. bis 8. Reihe adult, die 2. Schwungfeder rund 60% ausgewachsen; 9. bis 11. Reihe imm., übriges Flügelgefieder bis auf etwa 50% der klei- nen Decken adult. Schwanz: beide innere Federpaare vollständig ver- mausert. Die linke äußere Rectrix imm. und sehr verschlissen, die rechte fehlt. Die dazwischen liegenden Federpaare sind 1 bis 1,5cm aus den Scheiden. G 42837a: 6.2.58, imm., L 22,3; Fl 10,6; Kleingefieder: nahezu vermausert, Stirn 60% schwarz. Flügel (rechts und links gleich): die erste Handschwinge und die zugehörige ventrale große Decke sowie die 13. Schwungfeder sind imm. Die 2. Schwungfeder 30%, die dritte 80% und die 12. eben- falls 80% ausgewachsen; alle restlichen Flügelfedern vollständig ver- mausert. Schwanz total vermausert, doch erst die beiden mittleren Paare Steuerfedern voll ausgewachsen. Anm.: In der Nacht vom 22. zum 23.3.58 wurde der Vogel von einer Spei-Kobra getötet. DB), Beringungsort#sFarm Ombu, Bezirk Omaruru G 42837b: 25.3.58, ad., L 21,5; Fl 12,8; vollständig vermausert; wurde nach eini- gen nächtlichen Zugversuchen am 28. 3.58 wieder freigelassen. : : y Bonn. 82 E, Sauer und bao a mer E Beitr. 10. Rotrückenwürger (2) a) Beringungsort: Farm Neudorf, Bezirk Grootfontein. G 42827: 29.12.57, ad., 6, keine MaBe. b) Beringungsort: Farm Otjikange, Bezirk Otjiıworongp: G 42838: 6: 2558, imm., (2),1.1232 21,92: Kleingefieder zu 30% vermausert. Flü- gel (rechts gleich links): 1. bis 4. Schwungfeder und zugehörige Dek- ken imm., 5. — 50%, 6. — 70%, 8. bis 10.— 100% und 11. Schwung- feder 45% ausgewachsen, auch die zugehörigen Decken vollständig vermausert. 12. bis 16. Reihe imm., 17. adult, Alle übrigen Flügel- federn adult 4). il Sschilfrcohrsäanger®ß) Beringungsort:-Groß Barmen,Bezirk Okahandja. HH 2209512) 23721258 ad. ID 5-7 Flos H 220954: 10.1.58, imm., L 12,6; Fl 6,5; Jugendmauser, Mauserfleckung an der Brust. H 220955: 11.1.58: imm., keine Maße; Jugendmauser. 12. Gelbsp otter (3) a) -Beringungs oat: Farm-Osombiws at eur ue Bezirk Grootiomtern: 1220939: “105125575 ad. 13;2; E158/0; b)Beringungsort: Okosongomingo,. Bezirk Ot jaw tomgeo: I 220959: 415.8 58, ad, LE 1397334 7 c) Beringungsort: Farm Osombwsatjuru‘ Bezirk Grootfontein. H 220981: 13.2.58, imm., L 13,8; Fl 7,3; Kleingefieder 50% vermausert. Flügel (rechts gleich links): Erste Schwungfeder und zugehörige Decken imm., 2.— 60%, 3.— 80% ausgewachsen, 4. bis 11. adult, 12 — 80% ausge- wachsen, die übrigen Reihen imm. Schwanz vermausert ?). 13. Gartengrasmücke (2) Beringungsort: Farm -Osombusatjuru, Bezirk: GrootrFomteim H 220983: 13.2.58, ad., L 15,0; Fl 7,5; Kleingefieder in Mauser, Flügel: rechts: 5. bis 9. Reihe vermausert, die 5. Schwungfeder 60% ausgewachsen. Links: ebenso, dazu noch die 10. Schwinge und ihre Decken vermausert. Alle übrigen Flügelfedern noch imm. Schwanz: Die beiden mittleren Federpaare abgeworfen, die neuen Federn noch vollständig in den Scheiden. Die übrigen Steuerfedern noch imm. Alle Oberschwanzdecken sind rund 5mm aus den Scheiden. H 220988: 14.2.58, ad., 3, L 14,9; Fl 7,9; Kleingefieder bis auf 20% am Kopf nahezu vermausert. Flügel (rechts gleich links): Scheide der 1. Hand- schwinge bricht auf, 2. ist 85% ausgewachsen. Sämtliche übrigen Flü- gel- und Schwanzfedern vermausert. 1) Ein am 24.2.1959 von mir in Felseneck/Naukluft erlegtes 2 (Gewicht 29,5 g) hat sein Kleingefieder etwa zur Hälfte erneuert. Flügel: äußerste 2 Handschwingen und innerste 2 Armschwingen in Blutkielen, andere erneuert (1. Handschwinge zu 50%, 2. zu 90% ausgewachsen). Alle Steuerfedern erneuert bis auf 2. Paar (von innen), diese symmetrisch etwa zu 50% ausgewachsen. G.N. 2) Ein von mir am 14.2.1959 in der Naukluft erbeutetes 3 (Gewicht 13,5 g), das anhaltend und laut sang, mauserte noch das Kleingefieder und die Schwingen: innerste Armschwingen und Handschwingen 2 und 3 (von außen) in Blutkielen (zu 80% ausgewachsen). Steuerfedern erneuert. G.N, ni... en { Zugvögel in Südwestafrika 83 14 Dorngrasmücke (1) Bersiwgungsort: Farm Otjikango,-Bezirk Otjiwarongo: H 220975: 6.2.58, ad., 2, L 14,0; Fl 6,7 (im Wachsen!); fast vollkommen ver- mausert, nur Schwungfedern 2, 3 und 4 noch etwa 1cm in den Schei- den, vom Schwanz sind nur die beiden innersten Federpaare ganz ausgewachsen, die beiden äußeren etwa 60%, die prozentualen Längen liegen dazwischen. 15. Fitis (4) aj Beringungsort: Farm Osombusatjuru, Bezirk Grootfontein. K219.113: 9. 12.57, ad., L 11,5; Fl 6,6; vollständig vermausert. DreBewsingungsort:. Groß Barmen, Bezirk:Okahandja. KGa 14: 10.1.58, ad., keine Maße; ist in Vollmauser, Schwanz bereits ver- mausert. c) Beringungsort: Farm Osombusatjuru, = Brel 17 kr@r.00,L.Fonterin EDITO: 10.2.58, ad., L 11,2; Fl 6,2; total vermausert, letzte Reste der Scheiden schilfern ab. K 12117: —14.2.58, ad., L 11,5; Fl 6,5; fast vermausert, Flügel (rechts gleich links): die erste Schwungfeder steckt in der Scheide, die 2. ist zu 60% aus- gewachsen, 14. und 15. noch unvermausert. 16. Waldlaubsänger (8) erBeringungsort: harm Osombusatjuru, Bezirk Eroorfonteinm: Ket tio: 10. 2.58, ad., L 13,0; Fl 6,8; total vermausert, letzte Scheidenreste schilfern ab. Anm.: Im gewohnten Turnus der Beringung wurde dem Vogel zu- erst ein Ring angelegt, ehe es zur überraschenden Feststellung des Erstnachweises dieser Art in Südwestafrika kam. H 220974: 10.2.58, ad., L 13,0; Fl 6,8; Kleingefieder zu 50% vermausert. Flügel (rechts gleich links): total vermausert, doch wachsen die Schwingen der 1. bis 3. sowie 14. und 15. Reihe noch aus; die 16. ist noch voll in der Scheide. Schwanz vollständig vermausert. 2209762 11 2.58, ad. LE 129; Fl 7,2; völlig :vermausert. H 220980: 13.2.58, imm., L 13,0; Fl 6,6; Kleingefieder zu 20% vermausert. Flügel (rechts gleich links): 1. bis 3. Schwungfeder noch imm., 4. bis 10. adult, Rest der Flügelfedern imm. Schwanz vermausert, die beiden äußeren Federpaare zu 70% ausgewachsen. H 220984: 13.2.58, ad., L 12,8; Fl 6,9; vermausert. 1 220985: 13.2.58, ad., L 12,8; Fl 6,9; Flügel (rechts gleich links): 1. bis 4. Schwungfeder unvermausert; 5. bis 11. mit ihren zugehörigen Decken als einzige Flügelfedern vermausert. Schwanz vermausert, die neuen Federn noch nicht mehr als 75% ausgewachsen. H 220986: 13.2.58, ad., L 13,2; Fl 7,0; Federkleid ist bis auf die 1. Handschwinge beider Flügel vermausert, H 220987: 14.2.58, ad., L 12,9; Fl 6,8 (nicht ganz ausgewachsen); nahezu ver- mausert, nur an beiden Flügeln sind 13. und 14. Schwungfeder unver- mausert, die 1. Handschwinge steckt in der Federscheide, die 2. ist zu 20% frei. ab, I m) 17. Grauschnäpper (3) a, Berimgumgsort: Namutoni, Etoschapianne. 2122209372: 29211.57 2-ad. L 144; FL8,6; E 5 i Bonn. 84 F.SauerundE Sauer La Beitr. b) Beringungsort: Groß Barmen, Bezirk Okahandja. H 220953: 10.1.58, ad., L 14,0; Fl. 8,2; beginnende Vollmauser. c) Beringungsort: Farm Osombusatjuru, Bezirk Grootfontein. H 220978: 13.2.58, ad., L 14,1; Fl 8,6; bis auf 11. und 12. Schwungfeder an beiden Flügeln vermausert; die letzten Reste der Federscheiden schilfern ab. Zusammenfassung Hoesch und Niethammer (1940) verdanken wir eine Liste sämtlicher Vogelarten Südwestafrikas, darunter 63 (wenn Säbelschnäbler und Stelzen- laufer mitgezahlt werden 65) palaarktische Zugvögel, eingeschlossen alle Hochseevögel. Während unseres kurzen Aufenthaltes innerhalb einzelner Distrikte des an verschiedensten Biotopen reichen Landes gelang es uns, vornehmlich im Grasland und in Buschgebieten, 34 paläarktische Arten zu beobachten. Ihre besonderen Charakteristika sind an den jeweiligen Stellen im Text ange- führt und erörtert worden. Der erwähnten Liste Hoeschs und Niethammers gesellen sich die erst- mals in Südwestafrika nachgewiesenen Arten zu: 1. Trauerseeschwalbe, Chlidonias niger (Linnaeus), Fundort: Farm Neudorf, Bezirk Grootfontein (S. 59). Gartenrotschwanz, Phoenicurus phoenicurus (Linnaeus), Fundorte: Farm Osombusatjuru, Bezirk Grootfontein; Farm Auros, Bezirk Otavi (S. 73). Waldlaubsanger, Phylloscopus sibilatrix (Bechstein). Fundorte: Farm Osombusatjuru, Bezirk Grootfontein; Otavipforte, Bezirk Otavi; Farm Ombu, Bezirk Omaruru (S. 77). Ein Verdacht, daß auch der Sumpfrohrsanger (Acrocephalus palustris) als weiterer Zugvogel in Südwestafrika gastiert, ist stark begründet (S. 79). to m Das Braunkehlchen (Saxicola rubetra), das erst einmal im Jahre 1925 in Südwestafrika nahe der Küste festgestellt wurde, beobachteten wir im Binnenlande in der Okawango-Niederung, wo sich ein Männchen umher- trieb (S. 73). Neunundachtzig Fänglinge von siebenzehn verschiedenen Arten wurden beringt. Viele ans Wasser gebundene Vögel aus der Gruppe der Laro-Limicolae trafen wir als Zuggäste im weiten ariden Südwestafrika. Das läßt vermuten, daß auch diese Vögel über eine von visuellen Landmarken unabhängige Zugorientierung verfügen. Keinesfalls soll dies jedoch heißen, daß diese Langstreckenzieher nicht auch durch irdische Marken in der Wahl ihrer Flugrichtungen beeinilußt werden könnten. Wenn beispielsweise wan- dernde Kieinvögel plötzlich auf Hochplateaus des Erongos einfielen -und dieses sich aus dem umgebenden Flachland steil erhebende Ringgebirge RE a ce ag ge EN be = A oe | Zugvögel in Südwestafrika 85 nicht mieden oder umflogen, so sind doch Landmarken ganz besonders am Zugziel bedeutsam, wenn es gilt, Nahrung und Wasser zu finden. Wie das Erscheinen von Watvogeln und Seeschwalben im südwest- afrikanischen Binnenlande überraschte, so vermochten es gleicherweise auch Buschvögel, die in extremen Trockengebieten anzutreffen waren, ob- gleich sie in ihrer europäischen Brutheimat Biotope bewohnen, die an na- turlichen Wasservorkommen, Insekten und Vegetation reich sind. Um so mehr mußten solche Feststellungen überraschen, weil nördlich und südlich von Südwestafrika günstigere Biotope liegen. Auch der Durchzug dieser Arten in dem nahrungsreichen Niederungsgebiet des Okawango sprach für eine Unabhängigkeit ihres heutigen Zugablaufes von ökologisch wichtigen Faktoren. Soweit aus unseren ersten Beobachtungen zu erschließen ist, sind die europäischen Zugvögel in ihrer südwestafrikanischen Winterherberge über- wiegend Nomaden. Auch Angehörige einzelner Arten, bei denen ein deut- liches Revierverhalten zu beobachten war, hielten sich nur vorübergehend an einem bestimmten Ort auf. Einerseits könnte dieses Nomadisieren durchaus zu einem gewissen Umfang erblich bestimmt sein. Man kann an eine Fortsetzung des Zugtriebes unter Einschluß anderer richtender Reize als jene denken, welche die Orientierung bei der Fernwanderung sichern. Andererseits ist das Nomadentum vieler Zugvögel in Südwestafrika Óko- logisch bedingt. Sie verlegen wetterabhängig ihre Aufenthaltsorte; beson- ders die sporadisch und örtlich sehr begrenzt niedergehenden Regen und die damit auflebende Insektenschar ¡ocken viele Zugvögel an. Auffallend war die überwiegende Anzahl von Jungvögeln vieler in Sudwestafrika überwinternder Arten. Verhaltensunterschiede zwischen lieren der gleichen Art, Beobachtungen über das verschiedenartige Sozial- verhalten einzelner Arten, ihre Einpassungen in die verstecktesten und kleinsten noch adäquaten Lebensnischen kennzeichnen einen großen Varia- tionsreichtum im Lebensgefüge dieser Zugvögel. Um ein abgerundetes Bild ihres Lebens in ihren Uberwinterungsgebieten zu schaffen, sind noch viele Beobachtungsdaten zu sammeln. Schrifttum Broekhuysen, G. J. (1955): Occurence and Movement of Migratory Species in Rhodesia and Southern Africa During the Period 1950-1953 (Part I). The Ostrich, 26, p. 99-114. Cloos, H. und K Chudoba (1931): Der Brandberg. 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Niethammer, G. (1955): Zur Systematik der Vögel des Kaoko-Veldes (Süd- westafrika). Bonner Zool. Beiträge 6, p. 173-195. Obst, E. und K. Kayser (1949): Die Große Randstufe auf der Ostseite Süd- afrikas und ihr Vorland. Sonderveröff. III der Geogr. Gesellschaft zu Hannover. Range, P. (1927): Die Küstenwüste zwischen Lúderitzbucht und Swakopmund in Sudwestafrika, Pet. Mitt. 73, p. 344-353. Roberts, A. (1953): The Birds of South Africa. London Witherby LTD. XXXIV + 463 pp. Sauer, F. und E. Sauer (1959): Nächtliche Zugorientierung europäischer Vogel in Südwestafrika. Die Vogelwarte 26, p. 4-31. Weitnauer, E. (1949): Hoch- und Ausweichfliige von einjährigen Mauerseg- lern bei Einbruch der Dämmerung oder bei Schlechtwetterperioden. Der Orni- thologische Beobachter 46, p. 86-89. — (1952): Ubernachtet der Mauersegler, Apus apus (L.), in der Luft? ebenda, 49, p. 37-44. — (1954): Weiterer Beitrag zur Frage des Nächtigens beim Mauersegler, Apus apus. ebenda, 51, p. 66-71. — (1955): Zur Frage des Nächtigens beim Mauersegler, IV. Beitrag. ebenda, 52, p. 38-39. — (1956): Zur Frage des Náchtigens beim Mauersegler. V. Beitrag. ebenda, 53, eins Heft 1 11/1960 87 Zur Kenntnis von Lacerta peloponnesiaca (Reptilia: Lacertidae) Von KARL F. BUCHHOLZ, Bonn (Mit 8 Abbildungen) Als ich mich ftir Lacerta peloponnesiaca Bibron & Bory zu interessieren begann, glaubte ich mich erinnern zu können, sie 1938 auch im Aesculap- Heiligtum, im Nordosten des Peloponnes, gesehen zu haben. Doch machte der Umstand mich unsicher, daß Mertens & Müller (1940) ihr Fehlen in diesem Gebiet — im Gegensatz zu Werner (1938) — ausdrücklich hervor- heben. 1956 war ich zum zweiten Male auf dem Peloponnes, durch an- dauernd schlechtes Wetter aber derart behindert, daß ich lediglich in Olympia Gelegenheit hatte, dieses Tier eingehend zu beobachten und eine kleine Serie einzusammeln. Anschließend glaubte ich dann, diese schöne Eidechse zu kennen. Welch großem Irrtum ich dabei unterlag, wurde mir 1959 bewußt, als ich den Peloponnes ausgiebiger durchstreifte und pelo- ponnesiaca an 25 Sammelstationen (Abb. 1) erbeutete. Gemeinsam mit dem mich begleitenden Präparator, Herrn M. Forst, wurden 174 Ö und 100 2 gesammelt. Es sei hier eingefügt, daß das Zahlenverhältnis der Ge- schlechter in meiner Ausbeute nichts über das Geschlechtsverhältnis inner- halb der Populationen aussagt. Ich sammele nämlich vorwiegend Ö, da sie mir taxionomisch wichtiger erscheinen, und lasse viele 2 unbehelligt, die ohne Aufwand zu erlangen waren; auch Herr Forst war angewiesen, sich entsprechend zu verhalten. Die Summe meiner Beobachtungen zeigt, daß das Geschlechtsverhältnis innerhalb der freilebenden Populationen annähernd 1:1 ist. Zahlenmäßig wird das auch dadurch belegt, daß die Serien von solchen Sammelstationen (Aesculap-Heiligtum und Andritzina), von denen wir jedes erlangbare Exemplar mitnahmen, 4 und Y in etwa gleicher Zahl enthalten. Je mehr Material während der Reise von verschiedenen Sammelstationen zusammenkam, um so mehr erkannte ich, daß nicht nur ich selbst bisher nichts über peloponnesiaca wußte, sondern die Art in jeder Beziehung unzulänglich bekannt war. In seiner Bestimmungstabelle griechischer Reptilien gab Werner (1938) folgende Merkmale zur Unterscheidung von L. peloponnesiaca und L. er- hardii an: „4. Keine Körnerschuppen zwischen Supraocular- und Supra- ciliarschildchen; Oberseite meist mit deutlichem Goldglanz, ein großer türkisblauer Fleck über der Achsel . . . . peloponnesiaca -—. Körnerschuppen zwischen Supraokular- und Supraciliarschild- chen; weder Goldglanz noch türkisblauer Fleck über der CHSC ia Be nen Renee. e cerhardli: 00 co zool. Beitr. Ke SEB sie teh oz E —...,. > Y y by 4 k YN IN >} A ( S O- O: y ® lA O WN I 2 — Be on = o | 9 > 5 i in Rooms, he "&- Du ces is ( £ + Il | N ‘’ r E il 4 | | | 4 ) Q N a Abb, 1. Peloponnes mit Reiseroute 1959 (gestrichelt) und Sammelstationen Zeichenerklärung: 1) Kleine Kreise: Sammelstationen von Müller, Niethammer und Werner. 2) Große Kreise: meine Sammelstationen. a) 1956 u. 1959 — Doppelkreise. b) 1959 — Kreise. c) Kreise mit Ziffern, die im Text wiederkehren: Fundorte von Lacerta peloponnesiaca. d) Kreise durchkreuzt: Sammelsta- tionen, an denen L. peloponnesiaca nicht angetroffen wurde. Wer die Variationsbreiten beider Arten kennt, muß die Unmöglichkeit sogleich erkennen, Individuen der einen oder anderen dieser Arten mit Hilfe der angegebenen Merkmale zuverlässig bestimmen zu können. Denn für keine der beiden Arten ist das Vorhandensein oder Fehlen dieser Merkmale typisch. Schon 1886 benutzte Bedriaga das angebliche Fehlen der Körnerschup- pen zwischen Supraocularia und Supraciliaria (Mertens [1915]: scutella nen, Lacerta peloponnesiaca (Reptilia) 89 granula; Wettstein [1953]: Ziliarkörner) bei peloponnesiaca dazu, sie — in einer Bestimmungstabelle — von anderen Arten zu unterscheiden. Das an- gebliche „völlige Fehlen einer Kórnchenreihe” war auch für Müller (1908) „Eines der Hauptmerkmale der L. peloponnesiaca”. Es muß als Zufall be- trachtet werden, daß er nur solche Exemplare erbeutete. Werner (1938) machte im Text (p. 51) andere Angaben als in seiner Bestimmungstabelle: Im Text heißt es einschränkend, daß sie „fast immer" fehlen. Demgegen- über machte Boulenger (1920) zuverlässigere Angaben, indem er sagt, daß selten 1—3 Granula vorhanden sind. Aber auch das ist weit davon entfernt, die Variationsbreite dieses Merkmals annähernd wiederzugeben. 63% der 310 von mir untersuchten Exemplare besitzen Granula! Das von mir gesammelte Material (1956 und 1959), 279 4 und $, läßt aber auch erkennen, daß das Vorhandensein oder Fehlen der Scutella granula we- sentlich von der Lage des Fundortes abhängig ist, was die unzutreffenden Literaturangaben in etwa erklärt. Bei Exemplaren von der nördlichen Hälfte des Peloponnes sind Granula vorwiegend vorhanden (Argolis 90% der Expl.), und jederseits kommen bei ihnen bis zu 7 vor; bei solchen vom Südpeloponnes treten sie dagegen seltener auf (Lakonien und Messenien 36%), und die dort beobachtete Höchstzahl war 4. Es kann also schlechter- dings nicht gesagt werden, daß die Scutella granula bei peloponnesiaca fehlen, oder „fast immer“ fehlen. Auch bei Lacerta erhardii ist die Ausbildung der Granulareihen durch- aus nicht gleichförmig. Bei manchen erhardii-Rassen sind sie vollständig oder fast vollständig und enthalten dann jederseits bis zu 18 Granula. Bei den meisten Rassen sind die Reihen mit 7—16 Granula jedoch nicht voll- ständig, und für diejenigen Rassen schließlich, welche die kleinen, Kreta vorgelagerten Inseln bewohnen, ist es geradezu typisch, daß ihre Zahl reduziert ist und jederseits nur 2—7 auftreten (Wettstein 1953: 742—753). Zur Unterscheidung der Arten ist das Merkmal also keinesfalls brauchbar. Vergleicht man aber peloponnesiaca lediglich mit derjeniger der erhardii- Rassen, die auch auf dem Peloponnes vorkommt, e. livadiaca Werner, so ergibt sich ein deutlicher, zur Bestimmung brauchbarer Unterschied: bei erhardii livadiaca ist die Granulareihe mit 12—17 Granula immer voll- ständig oder fast vollständig, während sie bei peloponnesiaca niemals vollständig ist oder ganz fehlen kann. Betrachten wir nun das zweite, von Werner als zur Bestimmung brauch- bar erachtete Merkmal, den Goldglanz auf der Oberfläche von pelopon- nesiaca, von dem er in der Bestimmungstabelle sagt, daß er ,meist” vor- handen ist, und im Text (p.51), daß er „sehr charakteristisch für diese Art”, bei L. taurica nur ausnahmsweise und bei anderen Arten der Gattung niemals zu beobachten sei. Ich habe mehr als 300 lebende Exemplare ge- sehen und zum Teil unter verschiedenen Beleuchtungsverhältnissen längere Zeit beobachtet, ohne auch nur in einem Fall einen auffälligen Goldglanz erkennen zu können, der diese Art auch nur einigermaßen deutlich von an- deren Arten unterscheiden würde. Hinzuzufügen ist, daß ich darauf ganz be- Bonn. 90 Ke Fo Bea ehho1 7 Eo. wuBt achtete. Wahrend meiner zweiten Peloponnesreise habe ich auch Herrn Forst immer wieder gebeten, darauf besonders zu achten. Auch er hat den angeblich vorhandenen Goldglanz nicht erkennen kónnen und hatte an anderen Eidechsen (L. viridis, trilineata, erhardii, taurica und danfordi) genugend Gelegenheit, Vergleiche anzustellen. So ging es auch Schreiber (1912), der den Goldglanz an lebend im Terrarium gehaltenen Tieren nicht hat bestätigen können und deswegen vermutete, daß er viel- leicht nur bei freilebenden Tieren auftritt oder im Terrarium nur unter ganz besonders günstigen Umständen. Gewiß glänzt die Korperoberflache bei peloponnesiaca mehr als bei trilineata oder gar danfordi graeca, aber gegenüber taurica oder erhardii besteht darin nicht der mindeste Unter- schied. Es muß dabei auch berücksichtigt werden, daß Eidechsen, die kurz vor Häutungen stehen, stets glanzlos wirken, während frisch gehäutete Exemplare eine stark reflektierende Oberfläche haben. Ferner muß daran gedacht werden, daß sich bei den Y von peloponnesiaca die oft hellgelben Supraciliar- und Supraocularstreifen sehr auffällig von der dunklen Zeich- nung abheben und dadurch subjektiv der Eindruck besonderen Glanzes hervorgerufen wird. So spricht denn auch Klemmer (1957) von einer „Längsstreifung mit deutlichem Metallglanz”. Zweifellos ist ein metalli- sches Glänzen der Oberfläche häufig zu beobachten, aber kein „deutlicher Goldglanz", und da Metallglanz auch bei anderen Arten, z.B. erhardii, auftritt, ist das kein Merkmal, das zur Charakterisierung der Art oder zur Bestimmung brauchbar wäre. Es bleibt nun noch zu untersuchen, ob das Vorhandensein oder Fehlen eines blauen Schulterocellus die Arten peloponnesiaca und erhardii kenn- zeichnet. Bei peloponnesiaca ist der Schulterocellus der 6 oft sehr groß, erreicht dorsalwärts den Supraciliarstreif und kann gleichzeitig ventral- wärts in das Blau der Bauchrandschilder übergehen. Meist ist er jedoch nicht so ausgedehnt und vorwiegend durch das Netzwerk des Temporal- bandes in mehrere kleinere Flecke zerlegt, die über- und hintereinander stehen. Demgegenüber ist die Ausbildung des blauen Schulterocellus bei den vielen Rassen von erhardii sehr unterschiedlich. Manchen Rassen scheint er gänzlich zu fehlen, bei e. naxensis weisen ihn etwa 30% der 6 auf, und bei einer Reihe anderer Inselrassen gehört er durchaus zum nor- malen Erscheinungsbild der 4. Die beiden Arten lassen sich also auch an Hand dieses Merkmals nicht unterscheiden, obwohl der Schulterocellus, wenn er bei erhardii auftritt, nicht die Größe wie bei peloponnesiaca er- reicht. Auch bei der auf dem Peloponnes vorkommenden Rasse e. livadiaca kommt zuweilen ein blauer Schulterocellus vor, wie ein mir vorliegendes ö vom Pentelikon (Naturhistorisches Museum Wien, Nr. 8265: 3) beweist. Herrn Dr. J. Eiselt danke ich auch an dieser Stelle herzlich dafür, daß er mır das Vergleichsmaterial aus der Sammlung des Naturhistorischen Mu- seums zur Verfügung stellte. Müller und auch Werner irrten darin, daß „dem 2 die blauen Schulterflecken fehlen“. Zwar sind sie nicht bei allen Y deutlich ausgeprägt, doch trifft das für die Mehrzahl zu; meist sind zwei En | Lacerta peloponnesiaca (Reptilia) 91 kleine Schulterflecke übereinander angeordnet. Das wurde übrigens schon von Schreiber und auch Boulenger richtig dargestellt. Wir sehen also, daß keines der bisher besprochenen Merkmale dazu tauglich ist, die Arten peloponnesiaca und erhardii eindeutig zu charak- terisieren, da sie beiden Arten — wenn auch in verschiedenem Umfang — zukommen. Das trifft noch für weitere Merkmale zu, in denen sie über- einstimmen oder doch sehr ähnlich sind, worauf ich gleich eingehen werde. Vorher sei aber bemerkt, daß es dennoch keine Schwierigkeiten macht, selbst extreme Exemplare der einen oder anderen Art eindeutig zu be- stimmen, jedoch nicht auf Grund einzelner Merkmale, sondern auf Grund des Gesamteindrucks, der durch die Kombination mehrerer Merkmale zu- stande kommt. Färbung und Zeichnung der erhardii-Exemplare vom Pheneos-See und dem Berg Killene betreffend, sagte Wettstein: „Die Konvergenz dieser Stücke mit L. peloponnesiaca, die an denselben Fundorten lebt, ist frap- pierend!” Diese Y (NMW Nr. 8256:8 und 8256:4) haben tatsächlich eine sehr ausgeprägte Längsstreifenzeichnung, sind aber meines Erachtens nicht auffälliger gezeichnet als andere von Mykenae und Korinthos (NMW 8256:1-2), und alle diese Y stellen diesbezüglich weder besonders auffällige Vertreter der Spezies erhardii, noch deren Rasse livadiaca dar. Sowohl von festländischen als auch von Inselrassen sind mir viele Y bekannt, welche noch breitere und noch mehr zusammenhängende Parietal- und Temporalbänder besitzen und dadurch peloponnesiaca noch ähnlicher sehen, als die von Wettstein hervorgehobenen Exemplare. Bemerkens- werter als diese Y es sind, scheint mir zu sein, daß es auch erhardii-& gibt, die der so auffälligen Zeichnung der peloponnesiaca-? nahe kom- men. Ein derartiges 4 der Rasse e. thessalica erbeutete ich nahe Kastania (Thessalien). Die hintere Rückenmitte ist bei ihm noch mehr aufgehellt als bei dem von Wettstein farbig abgebildeten (1953, Taf. 2) 4 von e. liva- diaca, wodurch das ZusammenflieBen der hellen Dorsalstreifen vorge- täuscht wird, wie es bei den peloponnesiaca-Rassen mit verktirztem Occi- pitalstreif stets auftritt. Die von Wettstein festgestellte Konvergenz der Zeichnung ist also kein spezielles Merkmal der auf dem Peloponnes neben peloponnesiaca vorkommenden Vertreter von erhardii, sondern bezeugt lediglich, daß die Anordnung der Zeichnungselemente bei den beiden Arten prinzipiell die gleiche ist. Bei beiden Arten tritt das Occipitalband in wechselnder Ausbildung auf, und sowohl die hellen Supraciliar- und Sub- ocularstreifen, wie auch die dunklen Parietal- und Temporalbänder können bei erhardii genauso scharf begrenzt und über die ganze Rumpflange ver- laufend vorkommen, wie das bei peloponnesiaca ganz vorwiegend der Fall ist. Zur Unterscheidung gegenüber anderen Arten benutzte Schreiber (1912: 381) das bei peloponnesiaca vorn dreispitzig gestaltete Frontale. Es dringt mit seinem medianen Fortsatz weit zwischen die Präfrontalia ein und mit 92 K. F. Buchholz | toot Beit den lateral gerichteten zwischen Prafrontale und 1. Supraokulare (Abb. 2). Der mediane Fortsatz des Frontale kann mit dem Internasale in Kontakt kommen und die Präfrontalia vollstandig trennen (Abb. 3). Bei derartiger Verlangerung des Frontale ist aber gewohnlich der zwischen die Pra- frontalia eingeschobene Fortsatz als mehr oder weniger langrechteckiges Schildchen abgeschnurt (Abb. 4); solche Bildung fand ich bei ca. 7% des untersuchten Materials (310 Expl.). Boulenger (1913, Taf. 21, Fig. la) bildet ein erhardii-ö ab, bei dem das Frontale eine entsprechende Gestalt, wie in Abb. 2 dargestellt, hat, und auch bei taurica kommt es dergestalt vor. Zwar zeigt mein umfangreiches Material von etwa 100 Inseln der Ägäis, daß das für erhardii nicht die Regel ist und nicht in so ausgeprägter Weise wie bei peloponnesiaca vorkommt, doch ist das Merkmal damit zur Unterscheidung dieser Arten hinfällig. Trotzdem scheint es geeignet, pelo- ponnesiaca und die neben ihr vorkommende Rasse erhardii livadiaca, zu- sätzlich zu deren unterschiedlicher Ausbildung der Scutella granula, zu charakterisieren. Denn bei erhardii livadiaca ist das Frontale vorn gerun- det oder stumpfwinkelig und dringt — bei allen mir bekannten Exem- plaren — kaum zwischen die Präfrontalia und zwischen Präfrontale und 1. Supraoculare gar nicht ein. Abb. 2—4. Kopfbeschilderungen von Lacerta peloponnesiaca thais ssp.n., wie sie aber bei allen Rassen vorkommen. — 2. 6 Nr. 59/602, Mycenae. — 3. 6 Nr. 59/451, Aesculap-Heiligtum. — 4. 6 Nr. 59/606, Mycenae. Es wurde noch kein Merkmal erwähnt, das die Arten peloponnesiaca und erhardii sicher unterscheidet. Ob ein solches mit den schon von Müller (1908:149) für peloponnesiaca erwähnten Osteodermata der Temporal- region gegeben ist, die bisher für erhardii nicht nachgewiesen sind, er- scheint mir noch fraglich. Genaueres als Müller sagt Klemmer (1957:23) darüber, der auch die Schädel beider Arten abbildet: „Das weitaus mar- kanteste Schädelmerkmal ist die starke Verknöcherung der Schläfe. Vom Hinterrand des Jugale und dem Unterrand des Postorbitale aus ist die (er ] Lacerta peloponnesiaca (Reptilia) 93 Schläfe weitgenend mit Knochenplatten verschlossen, die den äußeren Hautschildern entsprechen. In der Mitte der Temporalregion schließen die Verknócherungen nicht mehr dicht aneinander, kleine Schuppen sind gar nicht ossifiziert.” Auf Grund dieser Feststellung darf aber nicht an- genommen werden, daß die Hautknochen der Temporalregion durchgängig bei peloponnesiaca vorhanden wären. Klemmers Angabe stützt sich auf die Untersuchung nur eines Schädels, wozu er ein altes (wahrscheinlich sehr altes) ö wählte. Bei jungen Exemplaren und vielen Q würde man sie vergeblich suchen, da sie sich erst bei ausgewachsenen Individuen — und vorwiegend den Y — zu entwickeln beginnen. Eine derartige Ver- knöcherung, wie Klemmer sie beschreibt und abbildet, dürfte etwa das erreichbare Maximum darstellen, wie meine stichprobenartigen Unter- suchungen zeigten. Bei einem 6 von 76mm KR-Länge fand ich sämtliche Temporalia entlang des Jugale mit sich berührenden Knochenplättchen unterlegt, die sich an weitere größere Knochenplättchen anschließen, welche unter den Supratemporalia und dem 6. Supralabiale liegen. Sonst waren lediglich sehr kleine, zentral unter den mittleren Temporalia lie- gende Knochenplättchen vorhanden, die keine Berührung miteinander hatten. Ich fand übrigens bei diesem ö Müllers Angabe bestätigt, daß auch die Sublabialia und Submaxillaria von Hautknochen unterlegt sind. Ein völliger knöcherner Verschluß der Schläfe kommt sicherlich erst in sehr hohem Alter durch allmähliches, konzentrisches Wachstum der, noch bei ausgewachsenen Ö kleinen, unter den mittleren Temporalia liegenden Osteodermata, zustande. Der Verknöcherung der Schläfe wegen stellt Klemmer es in Frage, daß die systematische Stellung der Art, innerhalb der Untergattung Podarcis, die richtige ist. Ohne selbst dazu vorerst Stel- lung nehmen zu wollen, sei Méhely (1909:414-415) zitiert, der angibt, daß: „...ıin der Saxiola-Gruppe ... die Temporalgegend aller Hautknochen ent- behrt, während in der Muralis-Gruppe ... die Temporalgegend mehr oder weniger Hautknochen aufweist“. Da Meheli den Schädel von pelopon- resiaca nicht untersuchte, muß er dabei an andere Arten der „Muralis- Gruppe” gedacht haben. Ich halte es für durchaus möglich, daß Verknöche- rungen der Temporalregion auch bei erhardii vorkommen. Meines Wis- sens sind daraufhin nur vier Ö einer der vielen erhardii-Rassen unter- sucht worden, was über das diesbezügliche Verhalten der Art noch keinen Aufschluß gibt. Möglicherweise besteht unter den verschiedenen erhardii- Rassen darin ein ähnlich gradueller Unterschied, wie es ihn bei den Rassen von Lacerta muralis bezüglich der Ausbildung der Pterygoid- zähne gibt. Da ich die Pterygoidzähne gerade erwähne, sei deren Ausbildung bei peloponnesiaca hier gleich besprochen. Der von Klemmer untersuchte Schädel eines 6 wies links 4 und rechts 6 Pterygoidzähne auf und ,Al- veolen und Rauhigkeiten deuten an, daß noch mehr Gaumenzähne vor- handen sein können“. Das bestätigte sich an dem vorerwähnten 6 von 76mm KR-Länge, aber in etwas anderer als der erwarteten Weise. Insge- 94 2) KE Buchhodz : | samt weist es 41 Gaumenzähne auf, die jederseits in drei parallelen Reihen angeordnet sind, von denen jeweils die mittlere die längste und die median gelegene die kürzeste ist. Hinten, im Winkel, der von den zum Ectoptery- goid und Palatinum gerichteten Ästen des Pterygoid gebildet wird, enden die drei Zahnreihen auf gleicher Höhe, sie reichen also auf dem zum Pala- tinum gerichteten Ast verschieden weit nach’ vorn. Die Gaumenzähne der lateral gelegenen und der mittleren Reihe sind etwa von gleicher Größe, die der median gelegenen Reihe bedeutend kleiner. Die Pterygoidzähne sind nicht alle einspitzig, in den mittleren Reihen kommen deutlich zwei- spitzige vor. Nach den so unterschiedlichen Befunden an den beiden, von Klemmer und mir untersuchten Ö, scheint es so, als wäre die Ausbildung der Gaumenzähne sehr variabel. Der von mir untersuchte Schädel gibt Anlaß, über die Zahnform von peloponnesiaca — die von Klemmer als „stumpf und ziemlich klein“ ange- geben wird — und der Lacerta-Arten einige Bemerkungen zu machen. Da- bei gehe ich von Klemmers Arbeit aus, da sie die letzterschienene der- jenigen ist, die sich mit der Anatomie des Eidechsenschädels befaßt. Er scheint der Auffassung zu sein, daß die Zähne der muralis-artigen Eidech- sen höchstens eine zweispitzige Fissur haben können und gelegentlich auch stumpf meißelförmige vorkommen, was er im Falle von lilfordi gigliolii mit der mutmaßlichen Ernährungsweise in Zusammenhang bringt. Bezüglich der Zweispitzigkeit stützt er sich u. a. wohl auf Leydig (1872), welcher die richtigen Feststellungen von Dugés und auch Wagler, daß (zitiert nach Leydig): „der Zahn bei L. ocellata in drei Zacken endige” und „die Spitzen der längeren Zähne in Ober- und Unterkiefer zwei- bis drei- lappig” sind, anfocht. Leydigs gegenteiliges Untersuchungsergebnis lautet: „Ich habe die Zähne von sämmtlichen unten aufgeführten Eidechsen unter- sucht und mich überzeugt, daß sie alle, auch die des Zwischenkiefers, zwei- spitzig sind; ebenso bestimmt habe ich aber auch gesehen, daß kein Zahn in Wirklichkeit dreispitzig ist, was Alles besonders hervorgehoben zu werden verdient, da noch Bibron und Dumeril als einen allgemeinen Charakter oben an stellen: dents maxillaires un peu comprimees, droites; les premieres simples, les suivantes obtusément tricuspides.“ Geht man bei der Untersu- chung lediglich von den in Funktion befindlichen Zähnen aus, deren Kronen naturgemäß mehr oder weniger abgenutzt sind, so läßt sich selbstverständ- lich kein klares Bild gewinnen. Durch die Abnutzung verändern die Kronen ihre Form anscheinend recht schnell, weswegen wohl auch die Zähne der Fidechsen bis ins hohe Alter laufend erneuert werden. Es dürfte kaum einen Eidechsenschädel geben, bei dem nicht unter mehreren der funktio- nierenden Zähne sich neue bilden. Die Kronen dieser nachrückenden Zähne zeigen bei peloponnesiaca, daß es ohne jeden Zweifel dreispitzige Zähne gibt; sämtliche noch nicht abgenutzten und alle nachrückenden Zähne in der hinteren Partie der Unterkiefer sind dreispitzig, und auch im Ober- kiefer fand ich an zwei noch nicht abgenutzten Zähnen deutlich drei Spitzen. Daneben kommen sowohl nachrückende als auch funktionierende co | Lacerta peloponnesiaca (Reptilia) 95 Zähne mit zwei Spitzen vor und natürlich auch bereits abgenutzte, stumpf meißelförmige. Auf die Verhältnisse des Prämaxillare einzugehen ist hier kein Raum. Während meiner Reise 1959 war ich außerordentlich überrascht, bei peloponnesiaca eine unerwartet große Variabilität in Zeichnung und Fär- bung zu finden. Nachdem Material von einigen Sammelstellen vorlag, wurde mir klar, daß sich darin Rassencharaktere dokumentieren, denn einige Merkmale treten räumlich getrennt auf. Diese Erkenntnis veran- laßte mich — trotz der außerordentlich schlechten Straßen —, einige Sammelstationen nochmals aufzusuchen, um genügend Material zur Kla- rung dieser Frage zu bekommen. Denn selbst für den, der die Vielgestaltig- keit der Eidechsen auf den ägäischen Inseln kennt, erscheint es zunächst überraschend, daß eine Eidechse auf so kleinem, zusammenhängenden Raum Rassen gebildet hat. Der Peloponnes mißt in seinen größten Nord- | Süd- und Ost-West-Ausdehnungen nur je 210 km. In groben Zügen stellt sich die Rassenaufgliederung folgendermaßen dar: In der Landschaft Argolis lebt eine weißbäuchige Rasse mit braunem kücken und kurzem Occipitalband, das den Schultergürtel nur selten über- schreitet. Nach Westen und Süden ist ihr Verbreitungsgebiet von rot- bäuchigen Rassen umschlossen. Die Mischzone reicht nach Westen etwa bis zum Stympalischen See, während sie im Süden schmal ist, wo ich den Übergang, an der von Argos nach Tripolis führenden Straße, gut beobachten konnte. Eine rotbäuchige Rasse bewohnt den nördlichen Teil des Peloponnes mit noch nicht ganz festlegbarer Abgrenzung gegenüber der gleichfalls rotbäuchigen Nominatrasse, die in der südlichen Hälfte des Peloponnes lebt. Die Population von Olympia ist intermediär, während bei Andritzina die südliche Rasse vorkommt. Diese beiden rotbäuchigen Rassen unter- scheiden sich folgendermaßen: bei der nördlichen Rasse ist das Occipital- band kurz und die Nackenpartie etwa bis zum Schultergürtel grün, wohin- gegen das Occipitalband bei der Nominatrasse bis zur Schwanzwurzel verläuft und das Grün des Rückens die halbe Rumpflänge einnimmt. Im nördlichen Peloponnes fand ich bei Kalavrita noch eine vertikale Rassen- aufteilung, indem die rotbäuchige Rasse bis zur unteren Waldgrenze auf- steigt und oberhalb des Waldgürtels, und durch diesen isoliert, eine weiß- bäuchige vorkommt. Es sei noch erwähnt, daß zu den Zeichnungs- und Färbungsunterschieden teilweise noch Pholidosemerkmale hinzukommen. Ehe ich auf die einzelnen Rassen eingehe, sei zunächst etwas über die Variationsbreite der Art gesagt. Lacerta peloponnesiaca ist eine große und ziemlich robuste Eidechse, deren 6 eine Gesamtlänge von über 250 mm und ein Gewicht von ca. 14g erreichen können. Im ganzen Verbreitungsgebiet wird etwa die gleiche Maximalgröße erreicht. Von den 177 4 meiner Serie haben etwa 10% eine Kopf-Rumpf-Länge (KR) von 80 mm und dar- über, wobei zu bemerken ist, daß vorwiegend ausgewachsene Tiere ein- gesammelt wurden. Das stärkste ¢ hat eine KR-Länge von 83mm. In zool. Beitr. 96 K. F. Buchholz : Es A Abb. 6 sind die KR-Längen für 166 © mit den dazugehörigen Gewichten je cm KR-Lange in ein Koordinatensystem eingetragen. Die sich aus der Kopplung der einzelnen Punkte ergebende Kurve gibt Aufschluß über die sich verändernden Körperproportionen der Ö. Bis zu einer KR-Lange von ca. 65mm nehmen KR-Länge und Gewicht je cm KR-Länge etwa gleich- mäßig zu, während die Leibesfülle anschließend schneller zunimmt als das Längenwachstum. Die Y erreichen die gleiche KR-Lánge wie die 4; in meiner Ausbeute sind sogar zwei von 83mm KR-Länge vorhanden. +0. 50. 60 70 80: 90.40 50° 6070 on 9 Abb. 5. Abb. 6, Lacerta peloponnesiaca, Verhältnis der Lacerta peloponnesiaca, Beziehung Schwanzlänge zur Kopf-Rumpf-Länge zwischen Gewicht pro Längeneinheit bei 77 ö. Abszisse: KR-Länge in mm. und Kopf-Rumpf-Lange bei 166 6. Ab- Ordinate: Schwanzlänge in mm. + szisse: KR-Lánge in mm. Ordinate: Gewicht je cm KR-Lánge in g. Die Relative Schwanzlänge beträgt bei ausgewachsenen 6 bis zu 237% der KR-Lánge. Den längsten Schwanz, von 176 mm Länge, hat ein 6 von 76mm KR-Lánge. Die Schwanz- und KR-Längen von 77 6 sind in Abb. 5 eingetragen, woraus sich das individuelle Wachstum ablesen läßt: das Wachstum des Schwanzes ist leicht positiv allometrisch und erfährt dies- bezüglich im Laufe des Lebens keine Änderung. Bei den Y bleibt die Schwanzlänge hinter der von Ö gleicher KR-Länge um durchschnittlich 20 mm zurück und erreicht damit nicht ganz die doppelte KR-Länge. Das Rane Lacerta peloponnesiaca (Reptilia) 97 trifft selbst für die längsten der bei den 2 gemessenen Schwänze zu: 157 bzw. 152 mm, die eine Relative Länge von 196% und 192% haben. Die Rückenschuppen können völlig glatt bis deutlich gekielt sein, Ihre Zahl je Querreihe (einschließlich der Bauchrandschildchen) schwankt bei 193 vermessenen 6 zwischen 51 und 66 (Durchschnitt 59,6) und bei 117 Y zwischen 48 und 64 (Durchschnitt 56,6). Es sind stets 6 Ventralialangsreihen vorhanden, die bei den 6 in 27—30 (Durchschnitt 28,8) und bei den Y in 27—34 (Durchschnitt 31,2) Querreihen angeordnet sind. Die Zahl der Femal- poren bewegt sich bei 4 und Y zwischen 18 und 28 (Durchschnitt: 5 23,0; © 21,7). Bei den einzelnen Rassen ist die Variationsbreite dieser Merkmale etwas geringer. An der Beschilderung des Kopfes ist die schon erwähnte Gestalt des Frontale am auffälligsten; bei 20 Exemplaren (6,5%) berührt es entweder das Internasale oder ein die Präfrontalia trennendes Schild- chen ist zwischen ihm und dem Internasale eingeschoben, das als Ab- schnürung seines medianen Fortsatzes gedeutet wird. Erwähnt wurde auch oben schon, daß Scutella granula im Gesamtverbreitungsgebiet bei 63% der Individuen vorkommen, jedoch in Argolis bei ca. 90% und in Lakonien und Messenien nur bei ca. 36%. Das Occipitale ist häufig auffällig breit (cf. Abb. 4), vorwiegend ist es in Kontakt mit dem Interparietale (62%), sonst mehr oder weniger weit von ihm getrennt. Es scheint so, als ob in der Häufigkeit der einen oder anderen Modifikation regional Unterschiede bestünden: so fand ich Occipitale und Interparietale bei ca. 90% der Exemplare (72) aus Argolis in Kontakt miteinander, während das bei denen (43) aus Achaia nur bei ca. 40% der Fall ist. Die Beschilderung der Tem- poralregion ist sehr unregelmäßig. Häufig sind die Supratemporalia, be- sonders die vorderen, miteinander verschmoizen und können sich ihrer- seits wiederum mit dem Massetericum vereinigen. Meist (70%) berührt das vielfach sehr große Massetericum die Supratemporalia, selten (10%) ist es von ihnen durch das Dazwischentreten kleiner Schuppen getrennt und in den übrigen Fällen (20%) ist es nicht ausgebildet und die Schläfe mit gleichförmigen Schildern bedeckt. Einige sehr selten auftretende Ano- malien seien noch erwähnt: bei einem Exemplar ist das Internasale längs- geteilt; bei vier Exemplaren kommen, beiderseits oder nur asymmetrisch, zwei Nasofrenale vor; desgleichen bei drei Exemplaren je zwei Frenale und bei einem Exemplar sind Nasofrenale und Frenale zu einem Schild verschmolzen. Durch die Angaben von Mertens & Müller (1940): „Terra typica: Morea” und „Verbreitung: Morea, mit Ausnahme des Nordostens” ist die Terra typica praktisch noch gar nicht festgelegt. Es steht dem also nichts im Wege, dazu einen beliebigen Ort der Halbinsel zu bestimmen. Der Typus selbst, ein halbwüchsiges Y von 48mm KR-Länge, das sich im Musée d’histoire naturelle zu Paris befindet und nach Bedriaga (1886-322) die Nummer 2706 trägt und die auch nach ihm hergestellte Abbildung bei Bibron & Bory (Taf. 10, Fig. 4), schränken aber die zur Auswahl stehenden Orte wesentiich ein. Denn es hat ein sich über die ganze Rumpflänge er- zool. Beitr. 98 : K. F. Buchholz Sr Es streckendes Occipitaiband, wie es für die Tiere des südlichen Peloponnes typisch ist. Da der Typus von Mitgliedern der Expédition Morée mitge- bracht wurde, die u. a. auch auf dem Schloßberg, welcher das byzantinische Mistra kront, einen Trigonometrischen Punkt errichteten, halte ich es für richtig, Mistra als Terra typica festzulegen. Lacerta peloponnesiaca peloponnesiaca Bibron & Bory Synonymie: 1833 Lacerta peloponnesiaca — Bibr. & Bory, Expéd. Morée, III: 66; Taf. 10, Fig. 4, 4a-4c. 1875 Lacerta taurica — Schreiber, Herp, europ., p. 420 (partim). 1886 Lacerta peloponnesiaca — Bedriaga, Abh. senckenbg. natf. Ges., 14, (partim). 1887 Lacerta peloponnesiaca — Boulenger, Cat. Liz. Brit. Mus., III. 27. 1899 Lacerta peloponnesiaca — Werner, Wiss. Mitt. Bosn. & Hercegov., 6. 1908 Lacerta peloponnesiaca — Müller, Bl. Aquar. u. Terr. Kde., 19. 1912 Lacerta peloponnesiaca — Schreiber, Herp. europ. (2), p. 459. 1912 Lacerta peloponnesiaca — Werner, Arch. Natgesch., Abt. A, 78 (partim). 1920 Lacerta peloponnesiaca — Boulenger, Mon. Lac., I: 159 (partim). 1938 Lacerta peloponnesiaca — Werner, Zoologica H. 94 (partim). 1940 Lacerta peloponnesiaca — Mertens & Müller, Abh. senkenbg. natf. Ges., 451: 36 (partim). 1953 Lacerta peloponnesiaca — Wettstein, Herp. aegaea, p. 759 (partim). Terratypica (restr.): Mistra, Südpeloponnes. Verbreitung: Südpeloponnes, Lakonien, Messenien und Arkadien. Material: 56 6, 42 ©. Die in der Kartenskizze (Abb. 1) bei den Sammelstatio- nen eingetragenen Nummern sind hier bei den Fundorten in Klammern angegeben. Mistra (14), 3. und 7.5.1959, 12 6, 11 ?; östlich Githeon (15-16), 4.5.1959, 3 6, 1 2; Straße zwischen Skala und Sykea (17-18), 5.5.1959, 4 6, 2 2, Krakeai (19) 7.5.1959, 1 3; Sparti (13), 8.5.1959, 2 3, 3 2; PaBhóhe und Südhang de Taygetos, an der Straße Sparti—Kalamata (20-22), 9.5.1959, 9 6, 6 ?; Andritzina (23), 10.5. 1959, 13 8, 12 2; Bassae (24), 10. 5. 1959, 12 6, 7.2. Lacerta peloponnesiaca ist schon so häufig beschrieben worden, daß es sich erübrigt, nochmals eine bis ins einzelne gehende Beschreibung zu geben. Ich beschränke mich deswegen darauf, diejenigen Merkmale her- vorzuheben, welche die Nominatrasse, p. peloponnesiaca, besonders kenn- zeichnen und von den übrigen Rassen unterscheiden. Das sind in erster Linie die Ausgestaltung des Occipitalbandes und die Rückenfärbung des Ö. Das Occipitalband reicht bis zur Schwanzwurzel (Tafel 1); bei allen anderen Rassen ist es sehr viel kürzer. Bei den d besteht es in. dem cau- dalen Teil häufig aus einzelnen Makeln, wie ja die d überhaupt dazu neigen, alle dunklen Bänder in Fleckenreihen aufzulösen. Bei den Y ist es dagegen kompakt und meist sehr breit, so daß die hellen Dorsalstreifen stark eingeengt werden. Die Grundfarbe von Nacken und vorderer Rumpf- hälfte ist beim 4 grün, die der hinteren braun bis grau. Bei ausgewachse- nen Ö ist die Ventralseite einschließlich der Extremitäten und des Schwan- zes intensiv mennigerot (Tafel 2); diese Farbe greift bei starken 6 meist auf Lippen, Temporairegion und Halseiten über, so daß sie schon von weitem kenntlich sind. Bei den Y ist die Ventralseite normalerweise weiß — wie im gesamten Verbreitungsgebiet der Art —, ein rötlicher Anflug oder gar eine deutliche Rotfärbung von Kinn und Kehle kommen nur selten vor. | en Lacerta peloponnesiaca (Reptilia) 99 Für die 6 wurden 54-65 (D = 58,9) Rückenschuppen je Querreihe ermittelt, für die Y 48—64 (D = 55,9); die Zahl der Ventralia je Längsreihe ist für die Art konstant, wie nicht anders zu erwarten, Y 27—30 (D = 28,4), © 27-33 (D = 31,0); auch die Zahl der Femoralporen entspricht dem Munchschnitt der Art: Í 20-24 (D = 224) und Y. 18—24 (D = 21,6). Scu- tella granula sind bei 18% der Individuen vorhanden. Occipitale vor- wiegend (62%) in Kontakt mit dem Interparietale. Auf der südöstlichen Landzunge des Peloponnes, in der Umgebung von Sykea (Sammelstation 18) erbeutete ich nur oberseits einfarbig grüne Stücke ohne Spur einer dunklen Zeichnung, wie ich sie andernorts niemals sah. Normal gezeichnete und gefärbte Exemplare wurden dort nicht ge- sehen. Diese Häufung zeichnungsloser, grüner Tiere ist um so auffälliger, als auch Lacerta danfordi graeca dort in einer nicht bekannten Form auf- tritt und der Fundort, gegenüber dem Gesamtverbreitungsgebiet, verhalt- nismäßig isoliert liegt. Am Ansatzpunkt dieser Landzunge, nahe Malai (Sammelstation 17), treten zeichnungslose Stücke neben solchen mit nor- maler, aber verhältnismäßig heller, bräunlicher Zeichnung auf. An sich ist das Vorkommen der sogenannten ,Olivacea-Form” nichts Besonderes, da sie bei anderen Arten mehr oder weniger häufig ist. Zeich- nungslose Stücke müssen auch vereinzelt im Taygetos vorkommen, da Müller (1908), der lediglich im Taygetos sammelte, die ,Olivacea-Form” erwähnt und angibt, sie bei $ nicht beobachtet zu haben. Werner (1938) sagt dazu: „Ausnahmsweise findet man auch fast einfarbige Formen mit spangrünem Rücken und bronzebraunen, eine Netzzeichnung noch er- kennen lassenden Seiten; ... Diese olivacea-Formen sind wohl durchweg sehr alte Tiere." Werner sammelte sowohl im Taygetos als auch in der Umgebung von Githeon, so daß seine zeichnungslosen oder sehr schwach gezeichneten Tiere möglicherweise von der Übergangsstelle der südöst- lichen Landzunge zur Masse des Peloponnes stammten. Das ist leider nicht mehr zu klären, da sie in der Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien nicht mehr vorhanden sind. Zeichnungslose Tiere durchweg für „ganz alt" zu halten, erscheint aus mancherlei Gründen abwegig. Meine zeichnungslosen 4G haben KR-Längen von 62-74 mm und die des Y ist 67 mm. Lacerta peloponnesiaca lais SubSp. nov. Synonymie: 1912 Lacerta peloponnesiaca — Werner, Arch. f. Naturgesch., Abt. A., 78 (partim). 1938 Lacerta peloponnesiaca — Werner, Zoologica, H. 94 (partim). 1953 Lacerta peloponnesiaca — Wettstein, Herpet- aegaea, p. 759 (partim). Terra typica: Kalavrita, Nordpeloponnes. Verbreitung: Nordpeloponnes, Elis und Achaia. Material: 44 3, 18 €. Kalavrita (11), 12. 5- und 1.6.1959, 16 6, 6 ? (Nr. 59/295 bis 303, 59/562-574 und 59/577); Straße Levidi—Kalavrita (8-10), 13.5-, 31.5. und 2-6. 1959, 23 6, 6 & (Nr. 59/370-385, 59/550-552, 59/558, 59/592-596 und 59/598-601); Vythinia [kleiner Kreis westlich von (10)], 1942 leg. Niethammer, 3 ö, 1 4 (Na- turhistorisches Museum Wien — NMW, Nr. 11558: 12-15); Pheneos-See [kleiner : Bonn. 100 KE Buch ond Es Beitr. Kreis nordwestlich (6)], 1942 G- Niethammer leg. 2 3, 2 2 (NMW Nr. 11558: 36-39). Holotypus: 4, Kalavrita, Nr. 59/300, im Museum A. Koenig, Bonn. Lacerta peloponnesiaca lais ssp. n. unterscheidet sich von der Nominat- rasse dadurch, daß der Occipitalstreif verkürzt und beim Y das Grün des Rückens auf Nacken und Schulterpartie beschränkt ist. Das Occipitalband reicht bis zum Schultergürtel und überschreitet ihn caudalwärts etwas (Tafel 1). Zwar treten bei einigen Ö in der Becken- region einzelne isolierte Makeln auf und auch bei einigen Y ist das Occi- pitalband andeutungsweise oder sehr schmal vorhanden, doch ist der Pro- zentsatz solcher Exemplare so gering (etwa 10%), daß der Gesamteindruck der Rasse dadurch nicht beeinträchtigt wird. Markanter als bei den d ist die Rückenzeichnung bei den Y dadurch, daß die Dorsalstreifen durch die verbreiterten Parietalbänder verdrängt werden und sich, vom Ende des Occipitalbandes an, median vereinigen. Die Ventralseite ausgewachsener ö ist rot, wie bei der Nominatrasse, doch wird bei weitem nicht die g.eiche Farbintensität erreicht. Unterseite von Schwanz und Extremitäten werden nur rötlich oder blaßrot, und es kann als typisch betrachtet werden, daß die medianen Ventralialängsreihen stets deutlich schwächer gefärbt sind als die lateralen. Die Zahl der Rückenschuppen ist durchschnitlich etwas geringer als bei der Nominatrasse: 6 51—62 (D = 56,7), Y 51-59 (D = 54,1), die der Fe- moralporen kaum unterschiedlich: Y 18—25 (D = 21,6), Y 19—23 (D = 20,7). Scutella granula sind bei 62% der Individuen vorhanden. Occipitale und Interparietale treten nur bei 37% der Individuen in Kontakt mitein- ander, sind also vorwiegend getrennt. Das Gebiet, in dem p. lais SSp.n. rein vorkommt, scheint sich auf die weitere Umgebung von Kalavrita zu beschränken. Die Exemplare, die mir von Divri (NMW, leg. Niethammer), Olympia und Langadia (NMW, leg. Niethammer) vorliegen, sind bereits intermediär, so daß diese Fundorte der lais-peloponnesiaca-Mischzone angehören. Auch in Richtung auf das Gebiet der Argolis-Rasse erstreckt sich eine ziemlich breite Mischzone, deren Grenze etwa durch die Verbindungslinie vom Stympalischen See (6) zur Sammelstation 7, an der Straße Levidi—Kalavrita, angegeben werden kann. Nach Osten zunehmend sind folgende Merkmalsabänderungen für diese Mischzone kennzeichnend: Verschwinden des Grüns auf dem Rücken der 4; Rückgang und Verblassen der rotbäuchigen 4, dafür Zunahme der rein weißbäuchigen Ö; deutliche Vermehrung aller Schuppenzahlen. Während meiner beiden Aufenthalte in Kalavrita war ich jedesmal vom Wetter benachteiligt. Daher konnte ich die vertikale Verbreitung nur an dem südlich von Kalavrita gelegenen Berg Velia (ca. 1700 m) gründlich untersuchen. Im Vouraikostal (ca. 700 m) wo p. lais ssp.n. neben taurica ionica, trilineata und viridis panakhaikensis vorkommt, ist sie nicht häufig. An den Berghängen nimmt die Individuenzahl zu, aber auch bevorzugte Ortlichkeiten, schluchtartig eingeschnittene Bachbetten und Felspartien a A O eg E ; Bot ] : Lacerta peloponnesiaca (Reptilia) 101 weisen keine große Siedlungsdichte auf. Vertikal begrenzt wird ihr Vor- kommen am Berg Velia durch die untere Waldgrenze, die bei etwa 1100 m Höhe liegt. In dem recht dichten Kiefern- und Tannenwald kommen weder p. lais SSp.n. noch taurica vor, dort traf ich nur muralis albanica an. Die höchsten Erhebungen des Berges Velia sind nur schütter bewaldet, almartige Flächen und felsige Grate herrschen vor. Kleinere Felspartien auf den Almen werden gemeinsam von peloponnesiaca und taurica be- wohnt, während an den Graten nur peloponnesiaca vorkommt. Die dort oben lebenden Eidechsen sind aber von der unterhalb der Waldzone lebenden p. lais ssp.n. so verschieden, daß ich sie als zu einer weiteren Rasse gehörend betrachte. Lacerta peloponnesiaca phryne subsp. nov. Terra typica: Berg Velia, südlich Kalavrita, oberhalb des Waldgurtels. Verbreitung: Die gleiche wie bei Terra typica- Material: 15 3, 4 2, Berg Velia (12), oberhalb des Waldgúrtels (ca. 1300 bis 1500 m), 12.5. und 1.6. 1959, Nr. 59/290-294 und 59/478-591. Holotypus: ö Nr. 59/ 578, im Zoologischen Forschungsinstitut und Museum A. Koenig, Bonn. Die Verteilung von grün und braun auf dem Rücken der Ö entspricht der von p. lais. ssp.n. Auch die Rückenzeichnung ist übereinstimmend, doch bei etwa der Hälfte der 4 von phryne ssp.n. nicht so dunkel, sondern bräunlich und etwas verloschen. Wegen der Übereinstimmung der Zeich- nung verzichte ich auf eine Abbildung der Dorsalseite. P. phryne SSp.n. unterscheidet sich von der unterhalb des Waldgürtels lebenden p. lais ssp.n. dadurch, daß die Ventralseite aller 6 weiß und mit wenigen kleinen und scharf begrenzten roten Flecken betupft ist. Diese Flecken sind auf Kinn und Kehle am größten, wo sie mehrere Schuppen bedecken können. Da diese auffällige Färbung der Ventralseite ganz einheitlich ist, sonst nirgends im Verbreitungsgebiet der Art beobachtet wurde und ganz ver- schieden von der der in tieferen Lagen lebenden p. lais SSp.n. ist, halte ich es für richtig, diese Population als Rasse auizufassen. Die einheitliche Merkmalsausprägung bezeugt, daß die beiden Rassen durch die nicht be- siedelte Waldzone derart voneinander isoliert sind, als lebten sie auf ge- trennten Inseln. Nur dadurch ist überhaupt die Merkmalsausbildung zu erklären. Als Auswirkung der Isolation auf verhältnismäßig kleinem Raum ist es auch zu werten, daß die Pholidosemerkmale — gegenüber der Art und p. lais SSp.n. — eine geringere Variationsbreite aufweisen. Rückenschup- pen je Querreihe: ö 53—58 (D = 55,4); Y 53—58 (D = 54,5). Femoral- poren: 6 19—23 (D = 21,1); 2 18—21 (D = 19,8). Scutella granula sind bei etwa 75% der Individuen vorhanden. Ich bin dessen ziemlich sicher, daß noch weitere Aufschlüsse bezüglich der Abänderung von Lacerta peloponnesiaca zu erwarten sind, wenn die höheren Berge des Nordpeloponnes erst gründlich durchforscht sein wer- Bonn. 102 K. FE Buchholz E Be den. In gewissem Umfang bestätigte die Untersuchung der von Prof. Dr. G. Niethammer am 21.6.1942, am Berg Killene, in 1400—1600m Höhe erbeuteten Exemplare (NMW, Nr. 11558: 40—42) das bereits. Daß diese Tiere, 2 6 und 1 Y, weißbäuchig gewesen zu sein scheinen (nach 18 Jahren der Aufbewahrung in Alkohol ist das nicht mehr erkennbar), ist noch nicht auffällig, da auch am Stympalischen See schon weißbäuchige 4 vor- kommen (Übergangszone zur Argolisrasse), aber die dunklen Längsbänder der Seiten weisen eine weitgehende Reduktion auf. Maxillarbänder fehlen selbst bei dem Y, und die Temporalbänder sind stark, auch bei dem = reduziert und im hinteren Drittel des Rumpfes so gut wie verschwunden; bei dem jüngeren Ö ist das Verlöschen der Zeichnung noch weitgehender, und bei dem Y sind sogar die Parietalbänder in der hinteren Rumpfhälfte zerfranst und mit hellen Tüpfeln durchsetzt. Meine 7 2 vom Stympalischen See sind normal, mit kraftigen Langsbandern gezeichnet, und von den 19 ö weisen nur 4 eine Reduktion des Maxillarbandes auf, Unterschiedlich von der meinen und intermediär zwischen ihr und den Tieren vom Killene ist die mit ,Stymphalos” bezeichnete Serie des Naturhistorischen Museums (Nr. 11558: 43—49, leg. G. Niethammer). Der Schluß war naheliegend, daß sie nicht im Talgrund, sondern bereits höher, während des Aufstiegs zum Killene, erbeutet wurden. Das wurde mir auch von Kollege Niethammer bestätigt. Im Unterschied zum Berg Velia ist es am Killene nicht zur Ausbildung einer Vertikalrasse gekommen, da der Wald am Killene so licht ist, daß neben muralis albanica auch taurica ionica und peloponnesiaca innerhalb des Waldes vorkommen. So finden wir bei diesen Eidechsen, die mit ihren hohen Schuppenzahlen (Rückenschuppen 6 D = 60 und Femoralporen 6 D = 24) bereits einen Anklang an die Argolisrasse zeigen, nur eine kontinuierliche Zeichnungsabanderung. Nach Durchquerung einer Mischzone, die im Wesien etwa am Stympa- lischen See beginnt und dadurch gekennzeichnet ist, daß die Zahl der weiß- báuchigen 46 nach Osten zunimmt und die rotbäuchigen schließlich ganz verschwinden, treffen wir in der Landschaft Argolis auf eine rein weiß- bäuchige Rasse, die von vier Fundorten vorliegt. Lacerta peloponnesiaca thais Subsp. nov. Synonymie: 1886 Lacerta peloponnesiaca — Bedriaga, Abh. senkenbg. Ges-, 14 (partim). 1920 Lacerta peloponnesiaca — Boulenger, Mon, Lac., I (partim). 1938 Lacerta peloponnesiaca — Werner, Zoologica, H. 94 (partim). Terratypica: Aesculap-Heiligtum (400 m), Argolis. Verbreitung: Argolis. Material: 37 3, 31 2, Aesculap-Heiligtum (1), 28. u. 29.5.1959, 20 6, 19 Y (Nr. 59/448-486); Ruinen von Tiryns (2), 29.5. 1959, 4 6, 4 © (Nr. 59/498-505); Rui- nen von Mycenae (3), 29.5. u. 3.6.1959 (Nr. 59/511 und 59/602-611); Straße Argos — Tripolis (4), ca. 4% km von Argos (ca. 500 m), 2. u. 29.5. 1959, 7 3, 3 2 (Nr. 59/61 bis 69 und 59/508). Holotypus: ö Nr. 59/466, Aesculap-Heiligtum, im Museum A, Koenig, Bonn. Sn N N nn ER BET IR er an SEN Y as = Abb. 7 = ÉS ES a ES N \ \ N Abb. 8 alien ] Lacerta peloponnesiaca (Reptilia) 105 Lacerta peloponnesiaca thais ssp. n. unterscheidet sich dadurch von den übrigen Rassen, daß die Ventralseite auch beim ausgewachsenen Ö rein weiB ist (Tafel 2). Das Occipitalband ist kurz, wie bei den beiden anderen Rassen des Nordpeloponnes, und überschreitet den Schultergürtel nicht (Tafel 1). Die ö neigen — im Gegensatz zu den übrigen Rassen — nicht dazu, die Parietalbänder zu Fleckenreihen aufzulösen und sind dadurch den Y bedeutend ähnlicher. Das auf Tafel 1 abgebildete ö (81mm KR- Länge) ist dasjenige der vollständig ausgewachsenen meiner Serie, bei dem die Auflösung der Parietalbänder am weitesten fortgeschritten ist. Die Grundfarbe ist heller als bei den übrigen Rassen, mehr grau als braun, und auf dem Rücken der 4 ist das Grün völlig verschwunden. Allein durch diese Merkmale wäre p. thais ssp.n. charakterisierbar, dazu kommt aber noch eine deutliche Vermehrung aller Beschuppungselemente: Ruickenschuppen je Querreihe: 6 57-66 (D = 62,5); Y 5464 (D = 595), Femoralporen: 6 21—27 (D = 24,2), 2 20—28 (D = 23,1). Selbst die Zahl der Ventraliaquerreihen ist im Durchschnitt etwas größer: 4 27 bis 30 (D = 29,1), 2 31—34 (D = 31,8). Scutella granula sind bei ca 90% der Exemplare vorhanden und auch bei den einzelnen Individuen zahlreicher (cf. Abb. 2—4) als in anderen Teilen des Peloponnes; maximal wurden links 7 und rechts 6 (4 Nr. 59/449) gezählt. Die Mischzone nach Westen, gegen p. lais SSp.n. wurde bereits er- wähnt; die nach Süden, gegen p. peloponnesiaca, weist andere Charakte- ristica auf. An der Straße Argos (15m) — Tripolis (750 m), die über meh- rere Pässe von bis zu 900 m Höhe durch die Berge führt, wurde p. thais ssp.n. bei der Sammelstation 4 noch rein angetroffen. Bei der Sammel- station 5 dagegen, die etwa 20 km weiter in Richtung Tripolis liegt, was aber bei der sehr kurvigen Straße kaum 15km Luftlinie ausmachen kann, fand ich sie bereits verändert. Dort haben die meisten Exemplare bereits eine bis zur Schwanzwurzel verlaufende Occipitalbinde, die allerdings streckenweise zur Fleckenreihe aufgelöst ist. Auch Rotfärbung der Ventral- seite wurde dort bei einem der 4 beobachtet. Diese Population gehört also bereits der Mischzone an und wurde deswegen — wie stets — nicht in die typische Serie einbezogen. Abb. 7. Rassen von Lacerta peloponnesiaca, Dorsalansicht in der Reihenfolge von links nach rechts. 1. L. p. peloponnesiaca, 3 ad., Mistra (Terra typica restr.). — 2. L. p. peloponnesiaca, ? ad., Taygetos. — 3. L. p. lais ssp. n., ö ad. (Nr. 59/562), Kalavrita (Terra typica). — 4. L. p. lais ssp.n., € ad. (Nr. 59/569), Kalavrita. — 5. L. p. thais ssp.n., 6 ad. (Nr. 59/472), Aesculap- Heiligtum (Terra typica). — 6. L. p. thais ssp.n., Y ad. (Nr. 59/456), Aesculap-Heiligtum. Abb. 8. Rassen von Lacerta peloponnesiaca, Ventralansicht in der Reihenfolge von links nach rechts; gleiche Exemplare wie auf Abb, 7. “1. LE. p. peloponnesiaca, 6, — 2. L. p. peloponnesiaca, 2. — 3. L.p. lais ssp.n., 6. — 4. L. p. phryne ssp.n., 3 ad. (Nr. 59/579), Berg Velia (Terra typica). — 5. L. p. thais ssp. n., 106 K. F. Buchholz ae zool. Beitr. Nicht die Beschreibungen neuer Rassen, die sich sozusagen zwangslaufig ergaben, sind fur mich das wesentlichste Teilergebnis meiner Reise, son- dern die Erkenntnis, daB die fur den Peloponnes endemische Art auf so kleinem Raum tiberhaupt Rassen ausbildete. Am interessantesten ist des- wegen auch die Frage nach den Auslösungsfaktoren für diese Rassen- aufteilung. Noch bin ich nicht über den Ansatz zu einer Erklärung hinaus- gekommen. Fest steht jedenfalls, daß die verschiedenen Gebirgszüge. nicht unmittelbar darauf eingewirkt haben können. Denn Lacerta peloponne- siaca ist weder Gebirgs- noch Niederungstier: vielerorts (z.B. Githeon, Pyrgos und Nauplia) kommt sie im Meeresniveau vor und steigt in den Gebirgen bis mindestens 1600 m auf. Da aber die Rassenbildung innerhalb dieses beschränkten Raumes schwerlich anders zu erklären ist, als daß die Isolation dabei die hervorragende Rolle spielte, so müssen die Ge- birge doch mittelbar mitgewirkt haben. Während der kälteren Klima- perioden des Pleistozän waren die höheren Lagen des Peloponnes für Eidechsen nicht bewohnbar, ganz abgesehen von den ausgedehnteren Schneekappen, die selbstverständlich auch länger ausdauerten als heut- zutage, waren auch die Waldgrenzen verschoben. Dadurch wird das Wohn- gebiet von peloponnesiaca in mehrere Areale unterteilt gewesen sein und die Isolation dieser Areale muß so lange bestanden haben, daß sich unter- schiedliche Merkmale haben ausbilden können. Zusammeniassung Als Terra typica für Lacerta peloponnesiaca wird Mistra, am Osthang des Taygetos, festgelegt, und vom nördlichen Peloponnes werden drei Rassen beschrieben: lais ssp.n. von Kalavrita, phryne Ssp.n. vom Berg Velia und thais SSp.n. aus Argolis. Enterate Bedriaga, J. von (1886): Beitrage zur Kenntnis der Lacertiden-Familie. Abh. Senckenbg. Ges., 14. Bibron € Bor y (1833): Expédition scientifique de Morée. Section des sciences physiques. Tom. 3, 1. Partie Zoologie. Reptiles et Poissons. Boulenger, G. A. (1887): Catalogue of the Lizards in the British Museum (Natural History), (2). London. — (1913): Second Contribution to our Knowledge of the Varieties of the Wall- Lizard (Lacerta muralis). Trans. Zool. Soc. London, 20. — (1920): Monograph of the Lacertidae, Vol. I. London, Klemmer, K. (1957): Untersuchungen zur Osteologie und Taxionomie der euro- päischen Mauereidechsen. Abh. senckenbg. naturf. Ges., 496. Leydig, F. (1872): Die in Deutschland lebenden Arten der Saurier, Tubingen, H. Laupp. Méhely, L. von (1909): Materialien zu einer Systematik und Phylogenie der muralis-ähnlichen Lacerten. Ann. Mus. Nat. Hung,, 7. Mertens, R, (1915): Studien zur Systematik der Lacertiden, I. Teil. Inaug.-Diss. Leipzig. Mertens, R. & Müller, L. (1940): Die Amphibien und Reptilien Europas. (Zweite Liste, nach dem Stand vom 1, Januar 1940.) Abh. senkenbg. naturf. Ges., 451. Múller, L. (1908): Eine herpetologische Exkursion in den Taygetos. Bl. f. Aquar.- u. Terrarkde., 19. en Lacerta peloponnesiaca (Reptilia) 107 Schreiber, E. (1875): Herpetologie europaea, (1). Braunschweig, Vieweg. — (1912): Herpetelogie europaea, (2). Jena, Fischer. Werner,F. (1899): Beiträge zur Kenntnis der Reptilien- und Batrachierfauna der Balkanhalbinsel. Wiss. Mitt. Bosnien u. Hercegovina, 6. — (1912): Beiträge zur Kenntnis der Reptilien und Amphibien Griechenlands. Arch. f. Naturgesch., Abt. A., 78. — (1938): Die Amphibien und Reptilien Griechenlands. Zoologica, Heft 94, Stutt- gart, Schweizerbart. Wettstein, O. (1953): Herpetologia aegaea. Sitzber. Österr. Akad. Wiss., mat.- nat. Kl., Abt. I, 162. zool. Beitr. - 108 E E Einige Bemerkungen über den spanischen Cossus cossus L. (Lepidoptera) Von W. VON BUDDENBROCK, Mainz (Mit 3 Abbildungen) Uber die C. cossus-Rasse, die man in Spanien antrifft, herrschen noch immer ziemlich unklare Vorstellungen. Zum Teil mag dies damit zusam- menhangen, daß dieser Falter bis jetzt als eine große Seltenheit galt. In vielen deutschen Museen fehlt jedes Stück der spanischen Rasse, auch Daniel (1956) hat nur sehr wenige Tiere (2) zur Verfügung gehabt. Meine Frau und ich haben in fünf Spanienreisen 1955-1959 zahlreiche Cossus beiderlei Geschlechts gefangen, und zwar fanden sie sich an jeder Stelle, wo wir Lichtfang betrieben haben. Wir können also zunächst be- haupten, daß der spanische C. Cossus durchaus keine Seltenheit ist, son- dern sogar zu den häufigeren spanischen Schmetterlingen gehört. Beson- ders zahlreich trat er im Mai-Juni 1959 in der Umgebung von Huelva auf, wo wir in zwanzig Leuchtnächten über ein Dutzend C. cossus erbeuten konnten. Auch in Bronchales, Aragonien (1700 m), war C. cossus keines- wegs selten. Seine relative Häufigkeit mag damit zusammenhängen, daß es in Spanien fast überall zahlreiche Pappeln gibt. Der Fang ist uns wohl erleichtert worden durch die Anwendung einer Quecksilberdampflampe. Auf Grund meines ziemlich reichhaltigen Materials glaube ich das Recht zu einigen kritischen Bemerkungen zu haben. Die Urbeschreibung des spanischen Cossus ab. albescens geht auf Kitt (1925) zurück, Sie hat folgenden Wortlaut: „Es ist eine stark weißlich aufgehellte cossus- Form. Die weißgraue Bestäubung erscheint besonders deutlich im Apex der Vor- derflügel und an der Mitte der Costa nach innen zu. Auch der Thorax ist in der Mitte weißgrau. Die Zeichnung ist deutlich und kontrastiert mit der hellen Grund- farbe, so daß bei oberflächlicher Betrachtung das Tier an Cossus terebra erinnert, mit welcher Art es nichts gemeinsam hat.” Später hat sich nur noch Daniel (1956) mit der spanischen Cossus-Form be- schäftigt. Aber auch ihm standen, wie schon erwähnt, nur zwei Tiere aus der Sierra Nevada zur Verfügung. Er schreibt: „Das ? hat heller graue Grundfarbe aller Flügel ober- und unterseits, unter völligem Fehlen der braunen Stellen; silbergraue Aufhellungen auf der Vorderflügel-Oberseite sind kaum mehr vor- handen; Zeichnungsanlage kräftig und besonders die stärkeren Querstriche am Vorderflügel gleichmäßiger und gerader als bei Stücken mitteleuropäischer Her- kunft. Am Hinterflügel die Netzzeichnung wenig entwickelt, hingegen die Adern stärker hervortretend... Auch das bisher unbekannte ¢ zeigt dieselbe aufgehellte Grundfarbe aller Flügel, die Vorderflügelzelle und Partien nahe dem Außenrande heben sich stark ab. Die Querstrichelung am Hinterflügel deutlicher als beim &. . Die Stücke entsprechen in der Grundfarbe fast einem terebra-? und damit ziemlich der Beschreibung von albescens Kitt. Das Irreführende in der Urbeschrei- eo Uber den spanischen Cossus cossus (Lepidoptera) 109 bung letzterer ist die Bezeichnung ,weiBgrau' für die Grundfarbe, die gleichzeitig mit derjenigen von terebra verglichen wird. Letztere Art hat aber gewiß einen helleren Ton als cossus, der jedoch m.E. noch lange nicht als weiBgrau bezeichnet werden kann. Nachdem nun beide Geschlechter aus Spanien verglichen werden konnten, welche — obwohl viel südlicher beheimatet — im ganzen gesehen ebenfalls die Charaktere von albescens Kitt tragen, kann wohl angenommen werden, daß zu- mindest in den wasserarmen, höher gelegenenen Gebieten Spaniens sich cossus in der für diese Form typischen Weise umgeformt hat und deshalb albescens Kitt als Rasse betrachtet werden kann." Zunächst muß ich hier einige Einwendungen gegen die im letzten Ab- schnitt vorgetragene ökologische Hypothese erheben. In wasserarmen Ge- genden kommt Cossus überhaupt nicht vor, da er biologisch an das Vor- handensein der Pappeln gebunden ist, in denen die Raupe lebt. Die Tiere aus der Sierra Nevada stammen aiso ganz sicherlich aus den Talgründen, in denen allein die Pappel gedeiht, Im übrigen ist Cossus der typische Langstreckenflieger, da er sich nicht ernährt und seinen Betriebsstoff (Fett) in sich trägt. Es wird ihm also keine Schwierigkeiten bereiten, tausend Meter in die Höhe zu fliegen. Die Festlegung von albescens als Rasse gründet sich also nur auf den Vergleich von drei Exemplaren! Auf Grund meines sehr viel reichhaltigeren Materials muß ich mich zunächst auf eine Lebensweisheit berufen, die auf sehr vielen anderen Gebieten gewonnen wurde: Je reichlicher das zu ver- gleichende Material ist, desto schwieriger ist es, ein Urteil zu fällen. Der von Kitt gewählte Name albescens ist in jedem Falle völlig irre- führend. Meine bei Bronchales gesammelten Stücke gleichen in ihrer Gesamthelligkeit ungefähr der deutschen. Aber auch bei ihnen ist die Variabilitätrecht groß, manche sind eben heller, manche dunk- ler. Eine sehr wichtige Rolle spielt hierbei übrigens auch die Frische der Tiere, abgeflogene Stücke erscheinen stets wesentlich heller. Die Exemplare aus Huelva sind, mindestens zum Teil, erheblich dunkler. Drei große weib- liche Stücke aus meiner Sammlung sind auf der ganzen Oberseite der Flügel einförmig dunkelgrau. Ein charakteristisches helleres Fleckchen am Vorderflügel zeigt sich nur etwa da, wo bei den Noctuen das Nieren- makel sitzt. Die männlichen Stücke aus Huelva zeigen vielfach ein etwas bunteres Bild, das in vielen Punkten an die der deutschen Stücke erinnert. Nimmt man die große schwarze Querlinie, welche den Apex des Vorder- flügels durchschneidet, zum Ausgang, so ist auswärts von ihr in der Regel eine geringe Aufhellung zu bemerken, genau wie sich eine solche auch sehr oft bei deutschen oder nach dem Vergleichsmaterial meiner Samm- iung bei Stücken aus Südtirol findet. -Einwärts von dieser Linie verläuft ein dunkler schräger Querschatten, auf den eine etwas aufgehelltere Zone folgt, genau- wie bei den anderen europäischen Rassen. Es ist also kaum möglich, aus diesen Verhältnissen die Berechtigung zur Abgrenzung einer besonderen spanischen Rasse abzuleiten. Auch für unsere Stücke aus Aragonien und Andalusien ist dagegen die Beobachtung Daniels zutreffend, daß bei den spanischen Stücken die braune 110 W. v.Buddenbrock Fae. Beschuppung fehlt, die bei den deutschen Stücken im Mittelfelde des Vor- derflügels in der Regel so deutlich ist. Ich vermag aber auch bei mehreren Stücken aus den Alpen (Heiligenblut und Südtirol) sowie bei zwei in die- sem Jahre gefangenen Stücken aus den Abruzzen (Sammlung Dr. Gross) keine Spur von einer braunen Bestäubung aufzufinden. Auch dieses Merk- mal reicht also nicht aus, um eine spanische Rasse abzugrenzen. Mir sind nur zwei Merkmale aufgefallen, die vielleicht für die spa- nische Rasse charakteristisch sind: 1. Bei den meisten männlichen spanischen Stücken findet sich dicht über der Mitte des unteren Randes des Vorderflügels ein kleines ovales oder längliches Feld mit brauner Bestäubung. Auf Abb. 1 ist ein Männchen aus Huelva ausgewählt, das dieses Zeichnungselement besonders deutlich zeigt, es ist aber auch bei den anderen Tieren wahrzunehmen. 2. Die Hinterflügel, von denen Daniel schreibt, daß bei ihnen die „Netz- zeichnung” weniger entwickelt ist, sind, nach meinen Stücken zu urteilen, dünner bestäubt, also durchsichtiger als bei den mitteleuropäischen Stücken, Sehr charakteristisch ist die Zeichnung auf der Unterseite derselben. Hier dominiert bei fast sämtlichen spanischen Stücken, die ich kenne, ein median gelegener schwärzlicher Fleck von einigen Millimetern Durchmesser (s. Abb. 2). In vielen Fällen ist er auch von der Oberseite aus zu erkennen, Es soll nicht behauptet werden, daß dieses Zeichnungselement nur bei den spanischen Stücken zu finden sei. Gelegentlich ist dieser runde, sich scharf abhebende Fleck auch bei deutschen und anderen Stücken zu sehen, aber hier ist dies die Ausnahme, bei den spanischen Stücken die Regel. In der folgenden Tabelle bringe ich eine kurze vergleichende Übersicht über die Ausbildung dieses Merkmals bei den mir zur Verfügung stehenden Tieren: Zentralfleck der Hinterflügel kaum entwickelt insgesamt t entwickelt er oder fehlend Deutschland 1 3 4 Südalpen — 4 4 Frankreich — 4 4 Italien | — 2 2 Spanien 16 2 18 Ich hoffe, unsere Kenntnisse vom spanischen Cossus cossus durch die- sen Beitrag um einiges erweitern zu kónnen. Andererseits bin ich mir be- wußt, daß unser Wissen immer noch sehr unzureichend ist, denn Spanien ist ein großes Land mit sehr verschiedenen Biotopen. Die recht einheitliche Ausbildung der Zeichnung meiner Tiere aus der Umgebung von Huelva und Bronchales — zweier weit voneinander ent- fernter Lokalitäten mit verschiedenem Biotop — rechtfertigt die Annahme, Abb. 1: Cossus-Männchen aus La Rabida bei Huelva mit der charakteristischen Zeichnung der dortigen Rasse, Man beachte den scharf abgesetzten (bräun- lichen) Fleck am Oberflügel. Das Tier ist in natura wesentlich dunkler als es auf der Photographie erscheint, Abb. 2: Großes, einförmig graues Cossus-Weibchen aus Huelva von der Oberseite. Abb. 3: Cossus-Männchen aus La Rabida bei Huelva von der Unterseite gesehen. Man beachte den dominierenden Zentralfleck des Unterflügels. tos Eur) en ' Über den spanischen Cossus cossus (Lepidoptera) 113 daß der spanische Cossus cossus als die westmediterrane Rasse von der Stammart abgetrennt werden darf. Der nicht sehr glückliche Name albescens wurde von Kitt fur eine Aberration gewählt und leider von Daniel auf die iberische Rasse übertragen. Diese muß also jetzt den Namen Cossus cossus albescens tragen. Zusammeniassung Cossus cossus albescens ist gekennzeichnet durch die reingraue Fär- bung. Die braune Tönung des Vorderflügels ist beim Männchen reduziert auf ein sehr kleines Fleckchen, bei den Weibchen fehlt sie völlig. Die Unterflügel zeigen auf der Unterseite in der Regel einen zentralen schwärz- lichen Fleck. Literatur Kitt (1922): Zeitschr. Oesterr. Entomolg. Verein 10. Zerny, H. (1927): Die Lepidopterenfauna von Albarracin in Aragonien. Eos III. Daniel, Fr. (1956): Monographie der palaearktischen Cossiden II. Mitt. Mün- chener Entomol. Gesellschaft, 46. Anschrift des Verfassers: Professor Dr. Wolfgang von Buddenbrock, Mainz, Am Rosengarten 23. E : Bonn. is 114 5 = Beitr. Etudes sur le genre Eupithecia Curtis ') Par EDMOND DE LAEVER, Liege (Avec 3 pianches) Note No.2. Examen de quelques especes asiatiques decrites par Dietze, - Leech eie.... Nous devons a l'obligeance du Docteur Alberti de Berlin et de Mes- sieurs Tams et Fletcher du British Museum, la communication des types ou paratypes ou préparations des génitalia ou photographies des especes suivantes: de Dietze: assectata — chesiata — cohorticula — costisignata — emanata — .hilariata — illaborata — recens rubellata — vacuala. de Leech: consortaria — sinicaria. de Butler: sophia — lucigera. de Moore: ustata. de Staudinger: subbreviata. Nous décrivons sommairement ces armures génitales reproduites dans les microphotographies de planches annexées. Nous observons l'ordre alphabétique des especes. fig. 38. assectata Dietze 4 Cotype. Musée de Berlin. Asie Centrale. Tojus Torau récolté par Rüch- beil 1901. Préparation D. L. 1653.1. Valve. Bord inférieur rectiligne sur plus de la motié de sa longueur puis remontant vers la pointe de la valve presque en angle droit, cet angle formant un mamelon peu accusé. Bord supérieur legerement incurvé vers le haut, extrémité de la valve en pointe arrondie. Pénis relativement fort, arme de deux gros cornuti pointus. Plaque ventrale en trapeze allonge, la petite base formée par deux pointes fines et tres chitinisées. Plaque dorsale en trapeze plus large et plus court. fig. 39. assectata Y Cotype. Musée de Berlin. Tajur Aurau. Asie Centrale, Préparation D.L. 1662.1. Papilles de l'oviducte petites et arrondies, apophyses fines, effilées et courtes, plaque vaginale avec des apophyses pointues et de moitie moins longues que celles des papilles. 1) Fortsetzung und Schluß von de Laever, Bonn. zool. Beitr. 7/1956, p. 237-247. Neco’ Le genre Eupithecia (Lepidoptera) 115 Col tres court et large, incline sur la bursa. Bursa petite, ovale avec une excroissance arrondie a l'opposé du ductus seminalis. Ductus seminalis petit, court, dirigé vers le haut, partant a la mi- hauteur de la bursa. Peu d'épines: elles forment une plaque triangulaire au fond de la bursa a l’oppose du ductus seminalis. L'obscurcissement observé sur la photographie est du a l'air qui nía pu étre expulsé de la bursa. fig. 40. chesiata Dietze 4 ~ Type. Musée de Berlin. Ak su. Mai. Préparation D.L. 1661.1. Valve normale, pointe arrondie. Penis court, arme de 2 epines, la supérieure plus courte et pointue, l'inférieur plus épaisse, plus indistincte, plus longue. Plaque ventrale a base large, infléchie aux extrémités, formant un triangle isocele mais le sommet se prolonge en deux pointes fines et al- longées. Plaque dorsale tres large et tres longue, en trapeze presque rectan- gulaire. fig. 41. chesiata Y Type. Musée de Berlin. Ak su, mai. Préparation DL. 1661.2. Papilles de l'oviducte arrondies. Apophyses fines, courtes et effilées. Plaque vaginale avec apophyses plus courtes, tres effilées. Col court. Bursa petite, ovale presque ronde. Ductus seminalis filiforme au milieu de la hauteur de la bursa. Nombreuses épines petites locali- sees sur la moitie inférieure de la bursa mais avec un sommet remontant vers le haut, a llopposé du ductus seminalis. fig. 42. cohorticula Dietze 4 Type. Musée de Berlin. Karajou tau. Issyk Kul. Préparation D. L. 1660.1. Valves de forme normale mais élargies au milieu. Pénis relativement étroit et allongé, piéces chitinisées dans la moitie distale, aux contours allongés et indistincts. Plaque ventrale trés peu chitinisée, presque indistincte, triangulaire a pointe allongée, base assez large. fig. 43. cohorticula Y Type. Musée de Berlin. Karajou tau. Yssyk Kul. Préparation D. L. 1660.2. Papilles de l'oviducte, courtes et arrondies, apophyses assez longues, minces et pointues. Plaque vaginale avec des apophyses plus courtes et effilées. - Bursa ronde, pas de col; ductus seminalis prenant au sommet de la bursa, large et court. Réseau serré de fines épines sur toute la bursa sauf le sommet sous le ductus seminalis. 116 E deLaever | er fig. 44. consortaria Leech Ö Type. British Museum. Preparation 19450. Microphotographie British Museum. Valves classiques. Penis assez étroit, allonge, quelques minces traits chitinisés. La photographie ne donne pas les plaques ventrale et dorsale. fig. 45. costisignata Dietze <6 Type. Musée de Berlin. Corée. Préparation D.L. 1659.1. Valve: bord inférieur sensiblement plus long que le bord supérieur. Penis court, moyennement arme. Plaque ventrale caractérisée par le bord supérieur, assez large et orné de deux excroissances arrondies; sous la base, la plaque se retrécit et se termine par deux pointes effilees. Plaque dorsale large et longue, presque rectangulaire, bord supérieur rectiligne. fig. 46. costisignata $ Type. Musée de Berlin. Corée. Préparation D. L. 1659.2. Papilles de l'oviducte courtes et arrondies, apophyses minces et effi- lees. Apophyses de la plaque ventrale plus courtes, minces, effilées. Col court. Bursa ronde, armée d épines courtes sur toute sa surface. Ductus seminalis partant du col, deux fois plus long que la hauteur de la bursa, de largeur réguliere. fig. 47. emanata Dietze Y Préparation British Museum. Géom. 1950.595. Sidemi. Papilles de l'oviducte tres petites. Apophyses tres minces, longueur moyenne. Apophyses de la plaque ventrale courtes et effilées. Col assez long, évasé vers le haut, une bague de chitine au milieu du col; le dessous du col s'élargissant légerement a son contact avec la bursa. Le ductus seminalis prend a la jonction du col et de la bursa, assez large mais tres court. Bursa ronde, armée de fines epines. fig. 48. hilariata Dietze 6 Type. Musée de Berlin. Juldus Ili. Préparation D.L. 1657.1. Il s'agit d'une Eupithecia du groupe venosata. Valve assez allongée, bord supérieur renforcé, extrémité arrondie. Pénis armé de deux longues épines. Plaque ventrale rectangulaire, les deux bords se prolongeant en deux pointes légerement sinueuses, aux extrémités chitinisées. Plaque dorsale large presque rectangulaire. on Le genre Eupithecia (Lepidoptera) 117 fig. 49. hilariata Y Musée de Berlin. Juldus Ili. Préparation D. L. 1657.2. Papilles de l'oviducte arrondies, apophyses courtes et minces. Apophyses de la plaque vaginale minuscules et tres pointues. Col court. Bursa tres petite, arrondie, armée de petites épines tres serrées sur les deux tiers de sa surface opposée au ductus seminalis qui part du fond de la bursa, dans une excroissance en pointe. fig 50. illaborata Dietze 4 Cotype. Musée de Berlin. Saichin. Nord Corée. 1902. Préparation 1658.2. Petite espece. Valves petites, forme classique. Pénis obscurci distalement avec deux traits chitinisés plus obscurs au milieu. Plaque ventrale, allongée, trapéziforme, les bords latéraux se conti- nuent en deux pointes chitinisées, légerement sinueuses vers leur extrémite. fig. 51. illaborata Y Cotype. Musée de Berlin. Saichin Nord Coréa 1902. Préparation D.L. 1658.3. Papilles petites, apophyses assez longues et minces. Apophyses de la plaque vaginale, courtes, minces et effilées. Col tres court. Bursa ovale armée d'une large bande irréguliére d'épines serrées allant du dessus ou dessous de la bursa. Oviducte étroit, partant presque du dessus de la bursa. fig. 52. lucigera Butler 6 Préparation. British Museum. Géom. 3519. Kasauli. Valves assez allongées, extrémites arrondies. Saccus court et rectan- gulaire. Pénis normal. Deux bandes assez épaisses plus chitinisées. Les plaques ventrale et dorsale ne sont pas préparées. fig. 53. recens Dietze 4 Type. Musée de Berlin. Préparation Berlin. Géom. 1950.593 A Sidemi. Vialves pointues, trés élargies en leur milieu. Bord inférieur renforcé jusqu’au milieu ou le renforcement se prolonge par une forte épine tres effilee. Saccus grand, de forme de trapéze. Pénis grand, plus large a la base. Plaque ventrale bien chitinisée, grande, en forme de triangle allongé cont la pointe est formée de deux épines tres inégales, dissymétrique, bord supérieur fortement échancré au milieu. fig.54. recens Y Paratype. Musée de Berlin. Tibet. Kuku Nor. Préparation D. L. 1656.1. Bonn. 118 Edelaever Ea a Papilles de l'oviducte pétites, arrondies, apophyses minces de longueur moyenne, effilées. Apophyses de la plaque vaginale elie petites et effilées. Col court. Bursa grande, en losange avec la partie supérieure tres chi- tinisee; partie inférieure transparente, avec une aréte épineuse des deux cótés, a l’oppose du ductus seminalis, qui est filiforme et prend sur le coin médian du losange. fig. 55. rubellata Dietze 6 Cotype. Forme acotaeata. Musée Berlin. Turkestan. Préparation D.L. 1693.3: Valves arrondies. Uncus double peu chitinise. Penis étroit, assez long, deux traits chitinisés dans la moitié distale, extremite obscurcie. Plaque ventrale formee de deux longues pointes élargies au sommet ou elles se rejoignent en un trait, sinueuses et plus chitinisées a leur extremite qui est effilée et courbée vers le centre. Plague dorsale triangulaire. fig. 56. rubellata E Type. Musée de Berlin. Tibet. Préparation D. ti 1653.4. Papilles de l'oviducte arrondies, opaques. Apophyses tres longues, fortes, extrémités arrondies. Plaque vaginale grande, avec une bande plus chitinisée au sonne apophyses longues et fortes. Col long et gréle. Bursa petite, ovale, petites granulations serrées dans le tiers supérieur. Sur les bords, deux bandes chitinisées opaques et épineuses laissant le milieu et le fond de la bursa transparents. Ductus seminalis court et pointu au sommet de la bursa. fig. 57. sinicaria Leech 6 Microphotographie du British Museum. Valves larges et arrondies. Pas d'uncus. I] s'agit d'une espece a fond blanc faisant partie d'un groupe n'ayant pas d'uncus. Penis long et fort armé d'une longue et forte épine de meme longueur. Les plague ventrale et dorsale ne sont pas préparées. fig. 58. sophia Butler 6 Préparation. British Museum. Géom. 3521. Armure petite. Valves normales légérement élargies au milieu. Uncus en membrane arrondie. Penis long et mince sans épine visible. Planche V. fig. 38 fig. 39 fig. 40 fig. 41 fig. 42 fig. 43 fig. 44 fig. 45 assectata ö prép. 1653.1. D.L. x15 assectata € prép. 1662.1. D.L. x15 chesiata 6 prép. 1661.1. D.L. x15 chesiata ? prép. 1661.2. D.L. x15 cohorticula 3 prép. 1660.1. D.L. x15 cohorticula * prép. 1660.2. D.L. x15 consortaria 6 prép. 19 450. x25 costisignata ¢ prép. 1659.1. D.L. x15 a es ENTE A LT Planche VI. costisignata Y prép. 1659.2. D.L. x15 emanata 2 prép. 1950.595. x15 hilariata 3 prép. 1657.1. D.L. x15 hilariata 2 prép. 1657.2. D.L. x15 illaborata 3 prép. 1658.2. x15 illaborata 2 prép. 1658.3. D.L. x15 lucigera 6 prép. 3519 x15 recens 6 prép. 1950.593A x15 recens 2 prép. 1656.1. D.L. x15 rubellata 3 prép. 1653.3. D.L. x15 Planche VII. fig.56 rubellata 2 prép. 1653.4. D.L. x5 fig. 57 sinicaria 6 prép. 19541 x25 fig. 58 sophia © prep. 3521 D.L. x15 fig. 59 subbreviata ¢ prép. 1950.165. D.L. x15 fig.60 subbreviata ? prép. 1950.166. D.L. x15 hg. 61. ustata © prep. 3524. D.L. x15 fig: 62 vacuata © prep. 1653.2. DL. x15 aa Le genre Eupithecia (Lepidoptera) 123 fig. 59. subbreviata Staudinger 6 Préparation. British Museum. Géom. 1950.165. Vladivostok. Valves classiques. Penis assez large aminci a son extremite. Une forte épine de la moitié de la longueur du pénis; large a la base, tres effilée, legerement incurvee, obscurci sur la moitie distale supérieure. fig. 60. subbreviata Y Préparation. British Museum. Géom. 1950.166. Vladivostok. Papilles de l'oviducte allongées et arrondies. Apophyses minces el effilées, assez longues. Apophyses de la plaque vaginale tres courtes et pointues. Col court et mince avec un anneau obscurci a la jonction de la bursa. Bursa de forme ovale allongée, une petite partie transparente au som- met, le restant parsemé d'épines disposées en rangs presque réguliers. Un repli du haut en bas de la bursa. fig. 61. ustata Moore 4 Préparation. British Museum. Géom. 3524. Khasia Hills. Valves normales, bord supérieur légerement sinueux, saccus tres court. Je n'apercois pas d'uncus. Pénis assez long, les deux tiers distaux, retrécis et obscurcis. fig. 62. vacuata Dietze 6 Type. Musée de Berlin. Issyk Kul. Préparation D. L. 1653.2. Armure forte. Valves normales legerement élargies en leur milieu. Penis armé d'une forte épine pointue d'une longueur des deux tiers du pénis. Plaque ventrale trés chitinisée. Base formée de deux lobes surmontant un rectangle se prolongeant par deux fortes pointes en forme de pinces. Plaque dorsale en trapeze, presque rectangulaire. Bord supérieur ar- rondi. Moitié supérieure plus chitinisée et limitée par une dent centrale. Les préparations que j'ai faites sont agrandies quinze fois. Les microphotographies du British Museum sont d'un agrandissement de 25.-. Les préparations des especes communiquées par le British Museum ont été vérifiées par Monsieur Fletcher qui a pu constater leur parfaite concordance avec les types. Je remercie encore Monsieur le Docteur Alberti du Museum de Berlin et Monsieur Fletcher du British Museum de leur obligeance á me communiquer le matériel qui m'a permis de remonter aux sources et de préciser les carac- teristiques des especes d'un genre oü les déterminations restent difficiles. Adresse de l'auteur: Edmond de Laever, 171, rue de Fragnée, Liege, Belgique. 124 zool. Beitr. w CN a 4 AS =) he le Ú TEENS Buchbesprechungen Handbuch der Zoologie. Eine Naturgeschichte der Stämme des Tierreiches. Ge- gründet von W. Kükenthal f, fortgeführt von Th. Krumbach #, herausgegeben von J.-G. Helmcke, H. v. Lengerken und (von Lieferung 8 an) D. Starck, Band VIII: Mammalia. Schriftleitung bis einschließlich Lieferung 7 J.-G. Helmcke und G. Ch. Hirsch; seither ?. Walter de Gruyter & Co., Berlin. Als letzter der vorgesehenen 8 Bände des 1923 von Kükenthal begründeten Handbuches der Zoologie begann 1956 der den Säugetieren gewidmete Band VIII zu erscheinen. In 25 Lieferungen mit 46 Beiträgen liegt nun knapp die Hälfte des vorgesehenen Stoffes vor. Da bei Rezensionen bisher fast ausschließlich der je- weilige Einzelabschnitt besprochen wurde, scheint es an der Zeit, die publizierten Teile einmal im Hinblick auf das Ganze — ein Handbuch der Naturgeschichte der Säugetiere — zu betrachten. Dies soll hiermit unternommen werden. Vollendet sind bisher die folgenden Abschnitte: 1/1 und 2,Th. Haltenorth: Klas- sifikation der Säugetiere (40; bis zu den Marsupialia). — 4/2, G. Siebert & K. Lang: Energiewechsel (24). — 4/4, K. Herter: Winterschlaf (60). — 4/5, G. Lehmann: Das Gesetz der Stoffwechselreduktion und seine Bedeutung (32). — 4/6, L. v. Bertalanffy: Wachstum (68). — 4/7, Th. H. Schiebler: Morphologie der Nieren (84). — 4/8, C. Heidermanns: Physiologie der Exkretion (64). — 4/9, H. Heinz & H. Netter: Wasser- haushalt (46). — 5/2, Fr. Tischendorf: Milz (32). — 5/3, H. Bartels: Physiologie des Blutes (56). — 5/5, H. Frick: Morphologie des Herzens (48). — 5/6, H. Mies: Physio- logie des Herzens und des Kreislaufs (48). — 5/8, H. v. Hayek: Die Lunge (24). — 5/9, W. Schoedel: Die Atmung (96). — 5/11, H. Grau & J. Boessneck: Der Lymph- apparat (74). — 6/1, W. Krüger: Der Bewegungsapparat (176). — 6/2, B. Kummer: Biomechanik des Säugetierskelets (80). — 6/3 W. Krüger: Bewegungstypen (56). — 7/4, A. Kuntz: Das Autonome Nervensystem (42). — 7/6, P. ©. Chatfield: Physio- logie der peripheren Nerven (32). — 7/8, H. E. Voß: Der Einfluß endokriner Drüsen auf den Stoffwechsel der Säugetiere (70). — 8/4, G. Birukow: Statischer Sinn (40). — 9/7, D. Starck: Ontogenie und Entwicklungsphysiologie der Säugetiere (276). — 9/9, E. J. Slijper: Die Geburt der Säugetiere (108). — 9/10, M. Watzka: Super- fecundatio, Superfetatio, multiple Ovulation, Zwillinge, Mehrlinge bei Säugetieren (24). — 10/1, K. Lorenz: Methoden der Verhaltensforschung (22). — 10/3, G. P. Baerends: Aufbau tierischen Verhaltens (32). — 10/4, E. H. Hess: Lernen und Engramm (16). — 10/5, M. Meyer-Holzapfel: Das Spiel bei Säugetieren (36). — 10/6, I. Eibl-Eibesfeldt: Ausdrucksformen der Säugetiere (26). — 10/8, L. S. Crandall: Notizen über das Verhalten des Schnabeltieres (Ornithorhynchus anatinus) in Ge- fangenschaft (8). — 10/9, H. Hedinger: Verhalten der Beuteltiere (Marsupialia) (28). — 10/10, K. Herter: Das Verhalten der Insectivoren (50). — 10/11, C. R. Carpenter: Soziologie und Verhalten freilebender nichtmenschlicher Primaten (32). — 10/13, I. Eibl-Eibesfeldt: Das Verhalten der Nagetiere (88). — 10/14, E. J. Slijper: Das Verhalten der Wale (Cetacea) (32). — 10/15, G. Tembrock: Das Verhalten des Rot- fuchses (20). — 10/16, W. Fischel: Haushunde (16). — 10/17, M. Meyer-Holzapfel: Das Verhalten der Bären (Ursidae) (28). — 10/21, P. Leyhausen: Das Verhalten der Katzen (Felidae) (34). — 10/22, E. Mohr: Das Verhalten der Pinnipedier (20). — 10/27, H. Pilters: Das Verhalten der Tylopoden (24). — 11/5, P. Cohrs & H. Köhler: Tod und Todesursachen bei Säugetieren (36). — 12/3, J. H. Schuurmans Stekhoven: Biologie der Parasiten der Säugetiere (100). — 12/4, H. Brune: Rohstoffe der Haus- Saugetiere (48). Sowohl die Liste der Titel wie der (in Klammern angeftihrte) Umfang der Bei- trage zeigt, daß Herausgeber und Verlag sich keine Beschränkungen auferlegten. Nachdem es gelungen war, groBziigige Unterstiitzung aus den Mitteln des ameri- kanischen ERP-Programmes zu erhalten, hatten sie sich entschlossen, den einzigen Band, der (man möchte sagen unglückseligerweise) nicht schon unter weniger üppigen Verhältnissen begonnen und damit in einen bestimmten Umfang ge- zwungen worden war, nämlich den 8., auszuweiten. Sie taten dies sichtlich mit aa Ä Buchbesprechungen 125 Wonne und verpflichteten unter der Begründung, die ungeheure, noch durch die Forschungsergebnisse am Menschen vermehrte Literatur könne durch einen ein- zigen Wissenschaftler nicht erfaßt und bearbeitet werden, gleich über hundert! Man kann glauben oder nicht, ob wirklich nur mehr eine Bearbeiter-Kompanie des Handbuchstoffes Herr zu werden vermag. Jedenfalls sollte man meinen, daß mit Hilfe einer so großen Zahl kompetenter (und trotz mancher weniger kompe- tenter) Mitarbeiter ein abgerundetes, in sich geschlossenes Werk entstehen könnte. Wie sich schon jetzt mit beängstigender Klarheit erkennen läßt, wird (auch der vollständige) Band VIII dies nicht werden. Er wird alle seine Vorgänger über- treffen — an Umfang und Gewicht; natürlich auch im Preis, aber nicht sonst. Es kann keine Rede mehr sein von einem ,Handbuchband” — allein die bisher vor- liegenden Beiträge haben 2500 Seiten, und wenigstens manche der vorgesehenen 12 bis 14 Teile werden abgeschlossen ein stattliches Buch ergeben. Das wäre nicht so schlimm; eine Enzyklopädie der Säugetiere fiele zwar aus dem Rahmen des „Kükenthal”, fände aber nichtsdestoweniger eifrige Benutzer. Aber weder bei einem Handbuch noch bei einer Enzyklopädie ist die Brauchbarkeit ein Ergebnis des Umfanges. Unglückseligerweise fehlt es hier an zwei nicht weniger entschei- denden Voraussetzungen: an straffer Organisation und am Programm. Unter den Beiträgen sind geschlossene und gediegene, aber auch oberflächliche und schlampige; immerhin sind manche ausgezeichnet und die meisten als Sammel- referate über ein spezielleres oder allgemeineres Thema wertvoll und nützlich. - Viele aber fügen sich nicht in den Rahmen eines Gemeinschaftswerkes. Handbuch- beiträge müssen einmal konzentriert und zum anderen umfang- und inhaltlich auf- einander abgestimmt sein. Klarerweise ist es Aufgabe der Herausgeber und Schrift- leiter, diese Abstimmung durchzusetzen. Hier hat man ständig den Eindruck, die Organisatoren scheuten diese Arbeit — mehr noch, man könnte glauben, es hielt sich niemand dafür für zuständig. Jeder Autor scheint allein von seinen eigenen Vorstellungen über den Umfang des Themas und seine Bedeutung fürs Ganze ge- lenkt worden zu sein. Stellenweise kommt es zu unnötig weiten Überschneidun- gen, anderswo fehlt zwischen verwandten Sachgebieten jede Querverbindung. Viele Beiträge sind umfangreicher als notwendig und manche — wie sollte es unter diesen Umständen auch anders sein — ausgesprochen aufgebläht. Allein durch Streichung sprachlicher Schnörkel und unnötiger Wiederholungen ließen sich stellenweise Seiten einsparen. Muster an Konzentration bilden die Beiträge 9/7 (Ontogenie und Entwicklungsphysiologie), 8/4 (Statischer Sinn) und 5/2 (Milz); ganz unnötig weitschweifig sind die Kapitel 4/4 (Winterschlaf) und 4/5 (Das Gesetz der Stoffwechselreduktion und seine Bedeutung). Als ,Musterstúck” salopper Ar- beitsweise verdient der Beitrag 10/10 (Verhalten der Insectivoren) hervorgehoben zu werden, dessen Hauptquelle die Hecksche Bearbeitung des guten alten Brehm ist — auch dort, wo sich dessen Angaben einmal als unrichtig erwiesen haben oder wo sie durch umfangreichere neue Ergebnisse überholt worden sind (es sind denn auch nur wenige unter den 50 Seiten, die nicht mehr oder weniger einschnei- dende Berichtigungen oder Ergänzungen notwendig hätten). Andere Beiträge ge- hören nicht, oder zumindest nicht in dieser Form, in eine Naturgeschichte der Säugetiere. Der größere Teil des interessanten Betrages 4/6 (Wachstum) etwa paßt in ein Handbuch der Biologie oder der allgemeinen Zoologie, aber nicht hierher. Auch in anderen Arbeiten nimmt die Darstellung der Verhältnisse bei den Säuge- tieren nur einen bescheidenen Teil des gesamten Textes ein. Das macht solche Bei- träge zwar unter Umständen als Monographie des entsprechenden Themas oder Problemkreises brauchbarer, bläht aber das Gesamtwerk, auf das es in erster Linie ankommen müßte, unnötig auf. Auch die nicht seltenen methodischen oder allge- meinen Einleitungen gehören nicht in eine solche Arbeit — es kann auch nicht Aufgabe des Handbuches der Zoologie sein, vor der Darstellung der Skelettmecha- nik eine Einführung in die Statik zu geben (6/2) — schließlich bekommt man darin ja auch keine Anleitung zum Sezieren, Mikroskopieren oder Färben. Völlig unverständlich ist der Umfang, den verhaltenskundliche Beiträge ein- nehmen. Zusammenfassende Darstellungen, wie 10/3 (Aufbau des Verhaltens), 10/4 (Lernen und Engramm), 10/5 (Spiele) oder 10/6 (Ausdrucksformen), haben selbst- verständlich ihren Platz in einem modernen Handbuch. Es liegt aber schon kaum Grund vor, nun jede Ordnung für sich abzuhandeln (wobei jeder Autor nach Lust und Kenntnis bei allgemeinsten, gemeinsamen Voraussetzungen anfängt und bei zool. Beitr. 126 Buchbesprechungen es E völlig unwichtigen Einzelheiten endet, so er will). Angesichts des Umstandes, daß stellenweise sogar noch kleinere systematische Einheiten jeweils eines eigenen Abschnittes gewürdigt werden, begrüßt man dankbar, daß das Fehlen einer größe- ren Zahl von Verhaltensuntersuchungen wenigstens nur die Aufnahme einer ein- zigen Artmonographie (10/15, Das Verhalten des Rotfuchses) ermöglicht hat. Nicht abzusehen, welchen Umfang Teil 10 bei Vorliegen weiterer Unterlagen ange- nommen hätte! Die einleitenden Beiträge zu Teil 10, „Methoden der Verhaltens- forschung“ und „Technik der Verhaltensforschung” gehörten in ein Handbuch der Verhaltenskunde oder aber der biologischen Arbeitsmethoden (siehe Mikrosko- pieren und Färben). Ungleich Wichtigeres aber fehlt, wie etwa eine Darstellung der Territorialität (etwa von Hediger) und ein Beitrag über die Soziologie der Säugetiere (und nicht verstreute Einzeldaten zu solchen Darstellungen). Hiermit sind wir aber eigentlich bereits wieder bei Herausgebern und Schriftleitern ange- langt. Auch an anderen Stellen sind die Gesichtspunkte, nach denen die Beiträge ausgewählt und ihr Umfang bestimmt wurden, schlechterdings unerfindlich. Es ist z.B. ausgesprochen grotesk, daß man den umfangreichen physiologischen und verhaltenskundlichen Teilen mit ihrer Fülle an (keineswegs immer notwendigen) Illustrationen einen auf dürftige, meist stichwortartige Charakterisierungen und Namenslisten beschränkten, mit Ausnahme der relativ wenigst wichtigen Habitus- bilder aber unillustrierten systematischen Teil (I/1—x) gegenübergestellt. Überhaupt hat man streckenweise den Eindruck, die Herausgeber hätten keinerlei Arbeitsprogramm, sondern druckten, was eben so an „Einschlägigem" an- geboten würde. Manches spricht für die Richtigkeit dieser (zunächst recht unwahr- scheinlich klingenden) Vermutung: Drei vorliegende Gesamtübersichten von No- vember 1955, März 1956 und Mai 1956 etwa unterscheiden sich nicht nur in etlichen Kapiteltiteln, sondern auch im Vorhandensein oder Fehlen mancher Abschnitte. So tritt etwa an die Stelle einer „Geschichte der Säugetiere” eine „Geschichte der Sáugetierkunde”, an die Stelle eines Beitrages ,Regelprinzip” ein anderer „Be- sonderheiten des Stoffwechsels“ und Themen, wie „Theorie des psychischen Ver- haltens” und „Das Verhalten des Menschen” werden ausgeschieden, andere, vor- her wohl vergessene, wie ,Mineralstoffwechsel”, ,Lymphe und Lymphbahnen” eingebaut. Auch die letzte der genannten Gesamtübersichten stellt aber noch keineswegs einen endgültigen Plan dar. Neben der Aufnahme neuer Kapitel, wie „Geburt der Säugetiere”, ,Superfecundatio...” 1.a. wird immer noch munter ge- wechselt. An Stelle eines Beitrages 10/11 (Verhalten der Fledermäuse) etwa er- scheint pötzlich ein ganz anderer: 10/11 (Soziologie und Verhalten freilebender nichtmenschlicher Primaten), der für Teil 2 angekündigte Beitrag „Ontogenie und Entwicklungsphysiologie” erscheint als Abschnitt von Teil 9 und dergleichen mehr. Das Sprießen neuer Triebe läßt hoffen, daß bis zum Abschluß des Werkes noch einige offenkundige Lücken erkannt werden. Solche bestehen namentlich in den letzten Teilen des Programmes noch in Fülle. Besonders der Okologie konnten die Herausgeber, soweit sie sich nicht im Rahmen der Physiologie abhandeln läßt, keinen Geschmack abgewinnen. Sie kommt im wesentlichen in Teil 11 und 12 mit den Beiträgen „Angepaßtsein in Form und Farbe“, „Wanderungen“ und ,Tátig- keitsrhythmen” zu Wort (als ob es nicht auch andere Möglichkeiten der Anpas- sung und auch andere Rhythmen gäbe). Eine Darstellung der Populationsdynamik und deren Regulationsmechanismen ist sichtlich ebensowenig geplant wie ein Beitrag über die Synökologie der Säugetiere — dafür aber werden die für ein Handbuch der Naturgeschichte reichlich unwichtigen Rohstoffe der Jagdtiere und der Haus-Säugetiere in zwei Beiträgen behandelt. Die Zahl solcher Beispiele ließe sich vermehren. Immerhin mag man einräumen, daß sowohl Auswahl der Themen wie Umfang der einzelnen Beiträge bei einem solchen Werk Auffassungssache sind und sich die verschiedenen Wünsche nicht auf einen Nenner bringen lassen. Kein Zweifel kann aber daran bestehen, daß bei einem Handbuch, das auf Jahre oder gar Jahr- zehnte hin Gültigkeit beanspruchen will, an die Sorgfalt der Arbeit allergrößte Anforderungen gestellt werden müssen. Schwerer als alle anderen wiegt deshalb der unvermeidliche Vorwurf gegen Schriftleiter und Herausgeber, daß sie es daran in geradezu beängstigendem Ausmaß haben fehlen lassen. Hier nur einige wenige, bei Durchsicht einzelner Abschnitte gefundene Beispiele: Im Abschnitt 4/4 (Winterschlaf) wird das eurasische Flughörnchen Pteromys volans einmal (wenn ine Buchbesprechungen 127 auch mit Fragezeichen) als einer der wenigen typischen Winterschläfer unter den Nagetieren angeführt, 8 Seiten weiter aber wird ein Winterschlaf dieser Art in Zweifel gezogen; an einer anderen Stelle wundert sich derselbe Verfasser, daß das sogenannte „Dünnzehige Ziesel" (Spermophilopsis leptodactylus) als einziges Zie- sel keinen Winterschlaf halte — er hätte sich ohne Mühe darüber informieren können, daß Spermophilopsis nichts mit den Zieseln zu tun hat, sondern in die Verwandtschaft der afrikanischen, ebenfalls nicht winterschlafenden Erdhörnchen (Xerini) gehört. Die ökologischen und Verbreitungsangaben (die, obwohl sie nicht zum Thema gehören, bei ihm manchmal ausführlicher sind als dort, wo man sie suchen würde, nämlich im allgemeinen, systematischen Teil) sind vielfach falsch; so sollen etwa Maulwürfe (Talpidae) in Afrika vorkommen (was nicht der Fall ist), die Ziesel der Gattung Citellus auf steppenartiges Gelände beschränkt sein (während sie in Wahrheit eine sich von Halbwüsten bis zur Taiga, ja Tundra er- streckende ökologische Amplitude haben) u. v. a.m. Das Literaturverzeichnis des Beitrages 4/4 möchte ich als Muster dafür bezeichnen, wie es in einem Hand- buch nicht sein sollte. Einerseits sind faunistische Mitteilungen und populäre Schriften zitiert, die zum Thema gar nichts Neues beizutragen vermögen, anderer- seits aber fehlen wichtige und zusammenfassende Arbeiten wie das (russische) Winterschlaf-Buch von Kalabuchow. Aus dem (ähnlich gelungenen) Beitrag 10/10 des gleichen Bearbeiters kann folgendes eindrucksvolle Muster für die Sorgfalt der Quellenauswertung nicht übergangen werden: In der zitierten Arbeit heißt es: “Pregnancy probably lasts about twenty-four days in non-lactating females, and lactation lasts about thirty-seven days. It is suggested, that gestation may be lenghthened in lactating females and that, if so, it is the stage of passage through the tube that is prolonged” (p. 619 “Summary”) und “This is not known to occur in any animal sofar as we are aware and, since the sample obtained in this investigation was small the question must be left open“ (p. 609). Unser Hand- buchbeitrag teilt mit: „Tragzeit bei nicht säugenden ? 24 Tage, bei säugenden 37 Tage.” Stellenweise wird indes auf groteske Art auch die Gründlichkeit der Auto- ren zu einer Last, die Herausgeber und Schriftleiter ihrem Werk nicht hätten aufbürden dürfen; (was) denkt man denn überhaupt bei Kolonnen von Literatur- hinweisen, wie sie nach folgenden Mustern im Beitrag (5/11) (Lymphapparat) auf jeder Seite vorkommen: „Einzellymphknötchen (Solitarfollikel), Lymphonoduli solitarii, finden sich subepithelial in Schleimhäuten [z. B. 55, 75, 193, 197, 225, 238, 239, 248, 258, 260, 265, 278, 284, 346, 371, 377, 378, 404, 424, 425, 439, 448, 463, 600, 6090217 6930, 7.13, 720 4701) 736, 963, 997, 1016, 1064, 1070, 1093.-1162, 1184, 1196, i226721264.51376, 1443, 1473, 1485, 1502 1550, 1575, 1601, 1603, 1606,.1616, 1667, 1673]"; oder: „Die Funktion der Tonsillen behandeln viele Arbeiten” und „Die Fortbewegung der Lymphe erfolgt meist langsam und unter geringem Druck", gefolgt (wie viele, viele andere simple Angaben, für die allenfalls ein, zwei Quellenangaben anzugeben gewesen wären) von 50, beziehungsweise 20 Zahlen- hinweisen auf ein etwa 1830 Nummern zählendes Literaturverzeichnis, das nahezu ein Drittel des gesamten Umfanges des Beitrages einnimmt!! Natürlich ist auch die Nomenklatur an manchen Stellen falsch oder doch un- nötig alt. Die Namen sind überhaupt ein Punkt, an dem der die Herausgeber beseelende Tatendrang, vernünftig gelenkt, ein ideales Arbeitsfeld hätte finden können. Wie der Umschlagtext zu Lieferung 16 stolz verheißt, wird der Teil 1 erstmals in der Geschichte deutsche Namen für alle Säugetierrassen (Subspecies) bieten. Leider eine absolut sinnlose Arbeit, die man da dem Bearbeiter aufge- bürdet hat. Wer sich überlegt, daß die Taxonomie der Säuger noch so im Fluß ist, daß die geographische Variation und damit die Zahl der validen Subspecies von kaum einer europäischen Art hinreichend bekannt ist, vermag sich vor- zustellen, wie wenig Sinn dieser Neubenamsung von 5000 bis 10000 Formen, deren Wert es vielfach erst zu prüfen gälte, zukommen kann, Daß es, wie es auf dem Umschlagtext heißt, leider nicht möglich ist, in gleicher Weise auch die „Volksnamen“ (—!— Anführungszeichen von mir) anderer Sprachen einzufügen, da noch in keiner von ihnen alle Säugetierformen einheitlich durchbenannt wurden, zeigt doch wohl nur, daß niemand zuvor auf eine derartige „Idee“ kam. Ganz ungleich wichtiger wäre es gewesen, die Beiträge der Mitarbeiter von einem Systematiker auf taxonomische und nomenklatorische Lapsus durchsehen zu lassen. Solche treten, da Medizinern die Feinheiten von System und Nomenklatur 128 . Buchbesprechungen ° | zool. Beitr. nicht immer gelaufig zu sein pflegen, namentlich in manchen physiologischen Bei- trägen auf (doch muß, um der Wahrheit die Ehre zu geben, betont werden, daß die vorhin als Muster herangezogenen Beiträge 4/4 und 10/10 aus der Feder eines Zoologen stammen). So ist etwa (auch hier nur eine Auswahl) im Abschnitt 5/9 (p.6, Abb. A) von Mäusen die Rede, wo es Nager hätte heißen müssen, in 4/9 wird der amerikanische Springnager Dipodomys als Känguruh vorgestellt (frag- los, weil dem Verfasser der 2. Teil des amerikanischen Namens ,Kangaroo-Rat” unwichtig erschien) und später ist im Text immer nur mehr vom Känguruh die Rede, dabei aber ständig Dipodomys gemeint; im selben Beitrag findet sich .auch ein nomenklatorisches Monstrum wie „Mus rattus norvegicus”, das nicht weniger als Namenselemente dreier verschiedener Taxa durcheinanderwirft. In 4/5 ist p. 13 von ,Tiersorten” die Rede (worunter der Autor Objekte wie Stier, Stier, Kuh, Mensch 3, Mensch Y, Schaf usw. vereinigt) und p. 14 erscheint ein Walfisch. Die Reihe ließe sich fortsetzen, und es scheint sicher, daß eine sorgfältige Be- reinigung dieser und ähnlicher Fälle nützlicher gewesen wäre als die Erfindung auch noch so vieler neuer Rassennamen, Die Ausstattung des Werkes mit Abbildungen ist üppig, deren Reproduktion aber sehr ungleich. Manche Beiträge sind mit mustergültig klaren Zeichnungen illustriert, in anderen sind die Abbildungen eher schlecht. Photos kommen oft unklar; manchmal so sehr, daß sie praktisch unbrauchbar werden. Auch aus ande- ren Werken übernommene, gute Zeichnungen (so etwa die Wolfs-Ausdrucks- studien Schenkels in 10/6) sind stellenweise ganz verschmiert und verloren viel von ihrer Klarheit. Die guten Habitusbilder Dillers — einzige Illustration des systematischen Teiles — kommen (trotz der Anordnung auf Tafeln!) durch den flauen Druck nicht recht zur Geltung. Sehr im Gegensatz zu diesen erheblichen Mängeln steht der exorbitant hohe Preis. Dafür nur ein Beispiel: Die Lieferung 16, einen Teil des Abschnittes I: 1—2 (Klassifikation der lebenden und fossilen Formen) enthaltend, hat 40 Seiten und 8 Schwarztafeln und kostet DM 21,—; für DM 19,50 aber verkauft ein anderer Verlag ein hervorragend ausgestattetes, leinengebundenes Säugetierbuch gleichen Formats mit 228 Seiten, 32 ausgezeichneten Textillustrationen und 96 schwarzen sowie 16 farbigen Tafelseiten! Zusammenfassend läßt sich nichts Freundlicheres sagen, als daß der 8. Band des Kükenthal in seiner völlig verfehlten und anscheinend planlosen Anlage dabei ist, sich zu einem Monstrum auszuwachsen, das gegen die älteren Bände des berühmten Werkes — wer dächte da nicht z. B. an Stresemanns klassische Bearbeitung der Aves? — nicht krasser hätte abfallen können. Streckenweise fühlte Rezensent sich bedenklich an eine der Abbildungen des Abschnittes 9/7 (Ontogenie und Entwicklungsphysiologie) erinnert, die ein riesiges Teratom zeigt, von dem es in der Unterschrift heißt, „die Geschwulstmasse enthielt die ver- schiedenartigsten Gewebe in chaotischer Anordnung“. In den Ärger über so viel mit Selbstbewußtsein zur Schau gestellte Planlosigkeit, Flüchtigkeit und man- gelnde Sorgfalt gesellt sich nur noch etwas Mitgefühl für diejenigen Autoren, Geren gute Leistungen in solchem Rahmen kaum zur Geltung kommen können. \ K. Bauer Boettger, C. R. (1958): Die Haustiere Afrikas. Ihre Herkunft, Bedeutung und Aussichten bei der weiteren wirtschaftlichen Erschließung des Kontinents. — VEB Gustav Fischer Verlag, Jena. 314 S. Ganzleinen DM 31,20. Der Titel „Die Haustiere Afrikas" klingt, als sei Afrika die Geburtsstätte so mancher Haustiere. Das ist es nicht, wenigstens die äthiopische Region (Afrika südlich der Sahara) hat keinen einzigen Säuger oder Vogel zum Haustier werden lassen, nur Ägypten (Esel und Katze). Selbst das Perlhuhn ist nicht in Afrika, sondern in Europa Hausgeflügel geworden, und zwar nur die westafrikanische Numida galeata, die erst im 15. Jahrhundert von den Portugiesen am Senegal aufgefunden wurde, obwohl ihre marokkanische Verwandte Numida sabyi schon von den Griechen und die äthiopische Numida ptilorhyncha von den Römern und später von den Byzantinern gehalten wurde. Die „Haustiere Afrikas" kamen also zumeist aus Asien und Europa nach Afrika, während die Moschusente wohl nicht über Europa, sondern durch die Portugiesen auf direktem Wege von Südamerika nach Afrika verschifft worden ist. Se Buchbesprechungen 129 Verfasser gliedert die Haustiere entsprechend solcher Überlegungen in drei 3 Kategorien: 1. in der Urzeit nach Afrika gebracht, 2. seit dem Altertum nach Afrika gebracht und 3. aus der afrikanischen Tierwelt stammend, wobei er den Begriff Haustier recht weit dehnt (Nilgans, Strauß, Gazelle, Oryx- und Mendes- antilope). Zum Schluß werden die Aussichten für die Gewinnung neuer Haustiere aus der afrikanischen Fauna erörtert, die der Verfasser nicht ungünstig beurteilt, glaubt er doch, daß ihr Bestand „durch eine zweckvolle Auswahl in manchen Gebie- ten der Erde noch ergänzt werden könne‘, z.B. durch die Elenantilope, der Verfasser besonders gute Aussichten einräumt. Referent kennt diese große Antilope als Farmtier aus Südwestafrika, wo sie z.B. auf den Farmen Kayas und Onguma schon vor dem Kriege gehalten worden ist (auf Onguma bis heute) und sich als sehr zahm erwiesen hai. Indessen scheinen aber keinerlei weitere Versuche einer wirklichen Domestikation gemacht zu sein, die sich planmäßig über viele Gene- rationen erstrecken müßten. Boettgers Buch vermittelt allen Zoologen gewiß eine willkommene Übersicht und dürfte sich als sehr anregend erweisen, schneidet Verfasser doch auch ver- schiedenartige weitere Fragen an, wie die nach der Herkunft (zeitlich und geogra- phisch) der Haustiere anderer Gebiete, wie etwa Vorderasiens. Ohne Zweifel ist auch ein großes Material verarbeitet, allerdings nicht immer unter Berücksichtigung neuerer Ergebnisse und genauer Daten. Beispiel Frettchen, S. 105: daß es wirklich in Nordafrika zuerst domestiziert sei, ist fraglich, zumal dort heute weder wilde Iltisse noch aus den spärlichen Quellen des Altertums etwas über die Entstehung des Frettierens in Nordafrika bekannt ist; S. 117: es läßt sich nirgends sicher sagen, welches marderartige Raubtier im Altertum zum Mäusefang benutzt wurde, und es gibt vor allem keinerlei Hinweis auf Frettchen oder Iltis; S. 123: der Steppeniltis kommt als Vorfahr des Frettchens nach seinem Schädelbau weit weniger in Frage als der Waldiltis. Es ist nicht erweisbar, welchen Musteliden Herodot mit tartessischem Wiesel gemeint hat. Bei Aristo- teles findet sich kein Anhaltspunkt dafür, daß er es schon kannte (ictis weiß- bäuchig). Strabo sagt nicht direkt, daß F. in Turdetanien zur Kaninchenjagd be- nutzt wird. — Cabrera fand in Marokko keine freilebenden Frettchen, sondern ihm wurde ein einziges Frettchen gebracht, das zahm war, von dem der Über- bringer behauptete, es wild gefangen zu haben. Fossilnachweise des Steppeniltis sind oft anzuzweifeln, daher auch seine ehemalige Verbreitung bis Ostfrankreich, Strabo schreibt nur, daß den Frettchen der Mund verschlossen wurde, nicht aber von einem Maulkorb. Frettchen sind nicht stets albinotische Tiere, sondern können auch iltisfarben sein. Die relativ große Zahl solcher Mißdeutungen und Ungenauigkeiten ist recht verdrießlich, sind doch die „Haustiere Afrikas" ansonsten ebenso fesselnd ge- schildert wie übersichtlich gegliedert und vom Verlag bestens ausgestattet. G.N. Romer, A. S. (1959): Vergleichende Anatomie der Wirbeltiere. — Ubersetzt und bearbeitet von H. Frick. — Verlag Paul Parey, Hamburg. 508 S. mit 390 Abb., davon 11 farbig. Ganz auf Kunstdruckpapier. Ganzleinen DM. 58,—. Die vergleichende Anatomie der Tiere ist das eigentliche Stützgerüst für die Entwicklungslehre. Sie hat lange Zeit eine zentrale Stellung in der Zoologie inne- gehabt und das Interesse der Forscher über Jahrzehnte voll beansprucht, ganz be- sonders die vergleichende Anatomie der Wirbeltiere, die auch den Mediziner an- geht. Sie ist eines der Fundamente geworden, auf dem andere Zweige der Bio- logie einen sicheren Standort fanden, ja es scheint, daß — wie einst die ver- gleichende Anatomie oder Morphologie — eine. vergleichende Verhaltenskunde der Wirbeltiere ein neues ähnlich reizvolles Feld eröffnet. Die vergleichende Ana- tomie wird aber wie die Systematik immer die Grundlage für die Biologie bleiben, und sie behält auch ihre Anziehungskraft, solange sie neue Fragestellungen her- anzieht wie etwa funktionelle oder Probleme des relativen Wachstums und der Größenrelationen., Seit 30 Jahren fehlt ein Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der Wirbel- tiere im deutschen Schrifttum, wenn wir von Portmanns Einführung in die vergleichende Morphologie der Wirbeltiere (1948, zweite Auflage 1959, s.u.) ab- 130 Buchbesprechungen a zool. Beitr. sehen. Schon. deshalb ist das Erscheinen dieses Buches in deutscher Sprache sehr zu begruBen. Der Verfasser, Agassiz-Professor der Harvard University und Direk- tor des Museum of Comparative Zoology, bringt zudem eine besondere Autori- sierung für eine moderne Zusammenfassung dieser klassischen Disziplin mit: er ist ein Kenner rezenter und fossiler Wirbeltiere und hat wesentliche eigene Forschungen als Paläontologe wie als vergleichender Anatom beigetragen. Man spürt bei der Lektüre des Buches, daß der Verfasser den Stoff durch und durch beherrscht, man merkt es an der Klarheit und Einfachheit der Sprache und an der Beschränkung auf Wesentliches, zum Verständnis Notwendiges, also an äußerster Konzentration bei einer Fülle von Informationen. Der Übersetzer hat sich hohes Lob verdient und die Literaturhinweise ausgezeichnet europäisiert. Die drei ersten Kapitel (Einleitung, Wirbeltierstammbaum, Wer ist wer) sind vom Verfasser wohl als Einführung in die vergleichende Anatomie der Wirbel- tiere geschrieben, aber sie sind mehr, nämlich eine gedrängte Übersicht über den gesamten Stoff und die Probleme in straffer, wohlabgewogener Form. Dieser Teil des Buches (samt den zwei nächsten Kapiteln über Gewebe und Frühentwicklung) scheint mir unerläßlich zum vollen Verständnis des folgenden (Haupt-) Teiles, der sich nach bewährtem Muster in 11 verschiedene Kapitel (von der Haut über das Verdauungs- bis zum Nervensystem) gliedert. Die Vögel scheinen mir etwas zu kurz gekommen zu sein; Begründung des Verfassers: „Demjenigen, der sich mit den Lebensgewohnheiten, dem Gesang und Gefieder beschäftigt, haben die Vögel viel zu bieten, wenig jedoch all denen, die sich für den anatomischen Bau und die Funktion interessieren" (? Ref.). Im gleichen Absatz.heißt es, daß zu den Procellariiformes „nicht nur der Albatros und seine engere Verwandtschaft, sondern auch die Alke gehören, die ebenfalls die Flügel zum Schwimmen benutzen”. Gemeint sind nicht die Alken (Charadriiformes), son- dern die Pinguine (Sphenisciformes}, die zwar nicht zu den Procellariiformes ge- hören, aber ihnen nahestehen. Im Text und im Anhang (System) werden die „zahntragenden Vögel der Kreidezeit” erwähnt, aber ob Ichthyornis Zähne ge- habt hat, ist neuerdings zweifelhaft geworden (Gregory 1952). Dieser geringfügigen Beanstandungen ungeachtet ist der „deutsche Romer” ein ebenso nützliches wie anregendes und schönes Buch, dessen hervorragende Ausstattung und sorgfältiger Satz dem gediegenen Inhalt entsprechen. GaN: Portmann, A. (1959): Einführung in die vergleichende Morphologie der Wirbeltiere. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. — Benno Schwabe & Co. Verlag, Basel/Stuttgart. — 338 S. mit 268 Abb. Preis DM. 32,—. Mit einer deutschen Ausgabe von Romers „The Vertebrate Body” (s.o.) ist auch eine Neuauflage von Portmanns Einführung in die vergleichende Morpho- logie der Wirbeltiere erschienen, die erstmals 1948 herauskam. In einer Hinsicht mußte man fast bedauern, daß diese beiden Bücher gleichzeitig erschienen sind: machen sie doch dem Zoologen die Wahl außerordentlich schwer! Zweierlei wird man von einer solchen Einführung erwarten dürfen, nämlich die Bekanntgabe der wichtigsten Tatsachen, auf denen sich die vergleichende Morphologie der Wirbeltiere aufbaut, und das Herausarbeiten der Fragestellungen und wesentlichen Probleme. Das rechte Verhältnis beider Forderungen zu finden ist eine wichtige Voraussetzung zum Gelingen des Buches. Mir scheint, daß es Portmann hervorragend getroffen hat, denn überall werden Tatsachen und Er- gebnisse der vergleichenden Morphologie im Hinblick auf bestimmte Fragestel- lungen gebracht, niemals ist nur Wissensstoff angehäuft. Nicht die Masse, sondern die Überzeugungskraft des ,Beweismaterials” ist entscheidend. Dessen war sich der Verfasser ganz offensichtlich bei der Anordnung des Stoffes und der Auswahl der Beispiele bewußt, und diesem Leitgedanken werden auch die straffe Dar- stellung und die ausnahmslos hervorragend klaren Bilder gerecht. Das Wesentliche an Portmanns Buch liegt nicht in seiner wohlabgewogenen Sachlichkeit, sondern in dem Umstand, daß die eigene Position und Stellungnahme des Verfassers zu allen Problemen spürbar sind und dem Buch dadurch mehr Ori- ginalität eigen ist, als es normalerweise ein Lehrbuch hat und beansprucht. Es ist deshalb nicht nur für den Studenten, sondern für alle Biologen sehr reizvoll (wie etwa gerade das letzte Kapitel „Zum Abschluß"). cn | Buchbesprechungen 131 Beim Vergleich von Romer und Portmann fällt der Entscheid dennoch schwer, wem die Palme gebührt. Er ist wohl überhaupt nicht zu treffen, und das aus dem sehr erfreulichen Grunde, weil beide Autoren zu ihrer Aufgabe in seltenem Maße berufen sind und auf dem Grunde solcher Autorität nicht am herkömmlichen Kon- zept kleben, sondern ihr eigenes verwirklichen konnten. Die Bebilderung und der sehr klare Druck machen Portmanns Einführung noch übersichtlicher als den »Romer”, und der bedeutende Preisunterschied der beiden Bücher spiegelt gewiß nicht einen gleich großen Wertunterschied wider, gemessen an dem, was dem Leser geboten wird. G.N. Fitter, R. S. R. (1959): The Ark in Our Midst. The Story of the Introduced Animals of Britain: Birds, Beasts, Reptiles, Amphibians, Fishes. — Collins, London. 320 S., 28 Fotos, 2 Tafeln Strichzeichnungen: Eingeführte Cerviden und Fasanen. Preis 18 sh. Da Referent sich an einer Zusammenstellung über in Westeuropa eingebürgerte Säugetiere und Vögel beteiligt, kam ihm diese sehr genaue Darstellung aller An- siedlungsversuche mit Wirbeltieren auf den britischen Inseln sehr gelegen. Denn von der Untugend einschlägiger Literatur, die Angaben zur Einbürgerung mög- lichst allgemein zu halten, bildet das Buch von Fitter eine löbliche Ausnahme. Deshalb ist es zu bedauern, daß Karten und tabellarische Übersichten ganz und Literaturangaben weitgehend fehlen. Die etwas lockere Gliederung trägt dazu bei, das Zurechtfinden zu erschweren. Der Gewinn, den diese Mängel erkaufen, ist ein flüssiger Text, der dem Buch hoffentlich einen größeren Leserkreis sichern wird. Mit qutem Gewissen kann man Großbritannien als das bezüglich der Einbürge- rung fremder Arten führende Land Europas bezeichnen: Von 53 Landsäugern sind i3 in den letzten 2000 Jahren mit Hilfe des Menschen angesiedelt worden, bei den Vögeln von 200 zehn, bei den 8 Reptilien zwei, bei den 3 bis 4 Fröschen zwei bis drei, bei 44 Süßwasserfischen neun bis zehn. Viel größer ist die Zahl der Arten, die nicht mit bleibendem Erfolg ausgesetzt wurden. Viele der ein- heimischen Arten wurden mit anderen Rassen gekreuzt und auf den britischen Inseln künstlich weiterverbreitet, und einige Haustiere sind sehr erfolgreich ver- wildert, so viele Hausziegen schon seit dem Mittelalter, das primitive Soay-Schaf und das Frettchen, das zur Zeit öfter gefangen wird als der selten gewordene autochthone Iitis. Gewiß wird sich gerade in diesem Buch noch manches ergänzen lassen, z.B. fand ich die von Blücher auf der Kanalinsel Herm ausgesetzten Känguruhs und das von Herzog Johann Friedrich von Pommern 1661 nach England geschickte Rotwild nicht erwähnt, und es läßt sich darüber streiten, ob sich das Kaninchen in England vor allem deshalb so gut eingebürgert hat, weil dort durch Domesti- kation seit der Römerzeit veränderte Kaninchen ausgesetzt wurden. Aus unserer eigenen Sammelarbeit wissen wir aber, daß sich die Versuche bei den einzelnen Arten nur angenähert vollständig erfassen lassen, weil die Literatur hier sehr zerstreut ist, und viele Versuche nur unvollständig in abgelegenen Jagdzeitschrif- ten niedergelegt sind, andere überhaupt nicht, und bezüglich der Geschichte alt- eingebürgerter Arten noch allgemein große Unklarheit herrscht. Einige weniger gängige wissenschaftliche Namen sind zu beanstanden, weil veraltet oder falsch. So muß es heißen: Psittacula krameri manillensis statt Palae- ornis torquata (S. 225), Myiopsitta monacha statt M. monalia (S. 225), Porphyrio porphyrio statt P. albus (? S. 232). Paroaria coronata statt P. cucullata und P. do- minicana statt P. larvata (S. 234). Davon abgesehen ist das Buch von Fitter aber insgesamt die bisher bei weitem sorgfältigste Zusammenstellung über die Bereicherung der Wirbeltierfauna eines westeuropäischen Landes durch den Menschen. J. Niethammer Flade, J. E. (1959): Shetlandponys. — Die Neue Brehm-Bücherei, A. Ziemsen- Verlag, Wittenberg-Lutherstadt. 79S.,45 Abb., davon 39 Fotos. Preis: DM. 4,50. An den Haustieren interessiert den Zoologen vor allem ihre Entstehungs- geschichte, die beim Shetlandpony leider unbekannt ist. Sicher ist nur, daß es be- reits 600 n. Chr. diese Ponys auf den Shetland- und Orkney-Inseln gab. Über Ver- breitung und Kennzeichen, Entwicklung und Leistung, Zucht und Pflege berichtet & Es =. Er Bonn. 132 Buchbesprechungen Eo Bann das vorliegende Brehmbuch. Es wendet sich dadurch zwar in erster Linie an den Liebhaber und Züchter, ist aber vor allem deshalb von allgemeinerem Interesse, weil ständig die Eigenschaften des Shetlandponys in tabellarischen Übersichten mit denen anderer Pferderassen verglichen werden und sie dadurch auch dem Pferdelaien anschaulich werden. Hahn, H. (1959): Von Baum-, Busch- und Klippschliefern. — Die Neue Brehm- Bücherei, A. Ziemsen Verlag, Wittenberg-Lutherstadt. 88 S., 20 Fotos, 8 Text- zeichnungen, 3 Karten. Preis: DM 3,75. Grundlage dieses neuen Heftes der Brehmbuch-Reihe ist des Verfassers syste- matische Arbeit „Die Familie der Procaviidae”, die vor nunmehr 25 Jahren in der Zeitschrift für Säugetierkunde erschien. Den Kern bildet eine vergleichende Über- sicht der Gattungen, Arten und Rassen, der paläontologischen Befunde und der Okologie der einzelnen Formen, woraus die Verbreitungsgeschichte rekonstruiert wird. Die noch immer sehr dürftigen biologischen Angaben nehmen wenig Raum ein. In der Rassenaufzählung vermißt man vielfach die Charakteristika der ein- zelnen Formen und würde dafür gerne auf die Eingeborenennamen für die ein- zelnen Schliefer verzichten. Der Zusammenhang zwischen abnehmender Zitzen- zahl und zunehmend weicher Nahrung von Procavia zu Dendrohyrax erscheint konstruiert, zumal die Jungenzahl parallel abnimmt. Dadurch, daß jede Rasse einen deutschen Namen bekommen hat, sind Wortungetüme wie Herzog Adolf Friedrichs Steppenwald-Baumschliefer entstanden, die den Leser nur verwirren. Pfeile auf die wichtigsten Kennzeichen an den Schädelzeichnungen wären sehr nützlich. Trotz solcher Anstände ist es sehr zu begrüßen, daß der Spezialist für diese interessante Säugerfamilie sein Wissen der Allgemeinheit zugänglich gemacht hat. J. Niethammer Tembrock, Dr. Günter (1959): Tierstimmen. Eine Einführung in die Bioakustik. Die Neue Brehm-Bücherei, Nr. 250, A, Ziemsen Verlag, Wittenberg-Luther- stadt. 285 S. Preis: DM 14,80. Der Autor hat es in dankenswerter Weise unternommen, eine Zusammenfas- sung über das bisher in der Bioakustik Geleistete zu geben. In den letzten zehn Jahren hat sich der Teil der Biologie, der sich mit dem akustischen Sinnes- bereich der Tiere befaßt, stürmisch entwickelt. An dieser raschen Entwicklung ist der Einsatz des Tonbandgerätes zur Speicherung der Lautäußerungen maß- gebend beteiligt. Ein unschätzbares Verdienst des Autors besteht darin, seine beinahe lückenlose Kenntnis der Literatur dieses Gebietes zur Grundlage des Buches gemacht zu haben. Das beigefügte Literaturverzeichnis führt über 600 Arbeiten auf. Dagegen blieben manche Hoffnungen, die das Buch beim ersten Anblick viel- leicht wecken konnte, unerfüllt. Wer sich schnell über die Lautäußerungen einer Tierklasse informieren will, findet das Material dazu über mehrere Kapitel ver- teilt. Der Autor hat nämlich nicht das zoologische System als Grundlage für die Gliederung seines Buches gewählt, sondern hat die besonderen Fragestellungen der Bioakustik für die Gliederung herangezogen. Der Autor beginnt seine Darstellung mit Bau und Leistung der bei Tieren be- kannten Hororgane, Darauf folgen Kapitel über die Arten der Lauterzeugung und die dazu verwendeten Organe. Das dritte Grundlagen-Kapitel behandelt die phy- sikalischen Eigenschaften tierlicher Laute. Der nächste Abschnitt beschäftigt sich mit der Frage, wie die Lautgebung mit Innenfaktoren und Außenfaktoren ver- knüpft ist. In dem folgenden, umfangreichsten Abschnitt widmet sich der Autor der Bedeutung tierlicher Laute, insofern die Lautgebung eine Art Verhalten dar- stellt. AnschlieBend werden in ktirzeren Kapiteln Vererbung und Entwicklung der Laute behandelt. Ein Vergleich zwischen Tierlauten und der menschlichen Sprache, sowie Hinweise auf die angewandte Bioakustik und die apparativen Untersuchungs- methoden schlieBen das Buch ab. Da das Buch in einer allgemeinverstandlichen Reihe erschienen ist und als Ein- führung bezeichnet wird, muß man sich fragen, ob nicht an den zoologisch inter- Teen Buchbesprechungen 133 _essierten Leser zu hohe Anforderungen in physikalischer Akustik gestellt werden. Das vorbereitende Kapitel: „Töne, Klänge, Geräusche” umfaßt nur knapp drei Seiten und dürfte eine etwas schmale Basis für das Folgende sein. Manchem Leser wäre vielleicht geholfen, wenn er an seine musikalischen Kenntnisse anknüpfen könnte. Aber es fehlt zum Beispiel ein Hinweis, wie die musikalische Tonhöhen- bezeichnung mit der frequenzmäßigen zusammenhängt. Als Basis für das Ver- ständnis, aber auch für die Erforschung der Tierlaute muß man neben der physi- kalischen Akustik die Musik und die Sprachforschung als gleichwertig ansehen. Die Betonung des Physikalischen durch den Autor wird sehr deutlich in der Verwendung des Begriffes ,Bioakustik”. Der Rezensent möchte statt dessen den Begriff ,Zoophonetik” vorschlagen. In der Sprachforschung versteht man unter Phonetik die Behandlung der Eigenschaften sprachlicher Laute ohne Rücksicht auf deren Bedeutung. Als nachteilig wird die Belastung des Textes mit zahlreichen Frequenzangaben empfunden. Vielleicht hätte man besser daran getan, das Zahlenmaterial in über- sichtlichen Tabellen zusammenzustellen. Unter den Abbildungen befinden sich über 50 Oscillogramme. Eine Anleitung zum Lesen und Auswerten der Oscillogramme wird jeder Laie begrüßen. Die Behauptung auf Seite 60, daß Störche stumm seien, dürfte etwas zu sum- marisch formuliert sein. Heinroth sagt ausdrücklich von seinen jungen Weiß- störchen, sie seien stimmbegabt, und von seinem dreijährigen Schwarzstorch hörte er ein „heiseres Gestóhn”. Neu und richtungsweisend für die Zukunft ist die Erkenntnis von der elemen- taren Bedeutung des Rhythmus tierlicher Laute, die der Autor in seinen Unter- suchungen am Rotfuchs aufzeigt. Er fand, daß die Rhythmisierung sich getrennt von der Lautgebung entwickelt. Hier ist ein Schritt getan, den inneren Aufbau der Laut-Welt eines Tieres zu klären. Das Buch ist eine gute Einführung in die Laut-Welt der Tiere, eine wenig be- achtete und vom Alltagslärm des Menschen beinahe verschüttete Welt tierlichen Ausdrucks. M. Abs Bruns, H. (1959): Das Problem der verwilderten Haustauben in den Städten. Biologische Abhandlungen, H. 17, 36S. mit 2 Abb. — Verlag Biol. Abhand- lungen, Hamburg. DM 3,—. Die Zahl der verwilderten Tauben hat nach dem Kriege in vielen europäischen Großstädten so zugenommen (Zehntausende, doch gibt es nur grobe Schätzungen), daß sie zu einer Plage (vor allem durch Verschmutzung) oder Gefahr (Über- träger der Papageienkrankheit) zu werden drohen. Man macht sich daher Ge- danken, wie man dieser Überzahl Herr werden kann, und Bruns gibt eine gute Zusammenstellung der bisherigen Maßnahmen (Fang, Abschuß, Verscheuchen, Vergiften), die alle entweder von geringem Erfolg oder unbefriedigend sind. Be- sonders nützlich scheint mir an dieser Schrift, daß sie zeigt, wie wenig wir eigent- lich über die Herkunft, die Entwicklung und Populationsstärke unserer Stadt- tauben wissen — beinahe nicht mehr als die vielen Touristen, die am Marcusplatz Venedigs oder in anderen Großstädten ihren Spaß daran haben, die Tauben zu füttern und sich von ihnen umfliegen und umgurren zu lassen. G.N. Sutter, E. und Barruel, P. (1958): Die Brutvögel Europas. Zweiter Band: Spechte, Rackenvögel, Segler, Nachtschwalben, Kuckucke, Eulen, Raubvögel Tauben und Flughühner. — Silva-Verlag, Zürich. 131. S. Ein Buch, das durch die Schönheit seiner Bilder besticht und den Ornitho- logen mit sachkundigem, gediegenem Text erfreut. Ihm ging Bd. I mit den Sing- vögeln voraus. Paul Barruel hat seinem Ruf eines hervorragenden Vogelmalers alle Ehre gemacht, und der Druck ist der Güte dieser Bilder gerecht geworden, so daß sie dem Beschauer einen einzigartigen Genuß vermitteln. Stets zeugt die Darstellung des Gefieders davon, daß Barruel sich nur von eigener Anschauung und gründlicher Kenntnis der Vögel leiten ließ, So sind hier auch die von Peterson mit grünspechtartiger Bänderung ausgestatteten Steuerfedern des Grau- spechtes ungezeichnet wie in Wirklichkeit. Hingegen scheinen mir die Propor- tionen nicht immer richtig getroffen zu sein, was unbedingt für den zu kurzen Schwanz der Türkentaube und die zu großen Füße des Wanderfalken gilt. Der zool. Beitr. 134 Buchbesprechungen | E gestelzte Schwanz des Kuckucks ist verzeichnet. Angesichts der Schönheit der Bilder erscheinen solche Beanstandungen aber fast als unziemliche Norgelei. G.N. Toschi, A. (1959): La Quaglia. Vita — Caccia — Allevamento. — Laboratorio di Zoologica applicata alla Caccia Universita di Bologna. Supplemento alle Ricerche di Zoologia Applicata alla Caccia, Vol. III, 267 S. Preis: gebunden L. 2.800, broschiert L. 2.400. Die Wachtel ist für die mediterranen Länder, in denen die Masse der euro- päischen Brutvögel durchzieht, von weit größerer Bedeutung als etwa für Mittel- europa. Die größte Einbuße dürfte sie in den letzten 100 Jahren durch Fang und Abschuß in Ägypten erfahren haben, wo allein der Export gewaltige Zahlen er- reicht, obwohl er nur einen Bruchteil der in Netzen gefangenen Wachteln aus- machen dürfte, nämlich 1897 2 Millionen, 1920 über 3 Millionen, 1934 noch eine halbe Million (Zahlen der Zwischenjahre annähernd gleich hoch). Auch in Italien war der Wachtelfang seit eh und je eine einträgliche Beschäftigung, die noch dazu mit Passion betrieben wurde. Allein von der Insel Capri wurden um 1850 150000 Wachteln ausgeführt, im Jahre 1900 noch 56 000. Schon diese wenigen Bei- spiele zeigen, daß das Ergebnis des Wachtelfangs allmählich schlechter geworden ist entsprechend dem seit langem festgestellten Rückgang der Wachtel in ganz Europa. Die vorzügliche Monographie, die Toschi jetzt diesem Vogel gewidmet hat, beruht auf einer gründlichen Kenntnis seiner Naturgeschichte, die in den ersten 4 Kapiteln abgehandelt wird (Systematik, Verbreitung, Kennzeichnung, Biologie einschließlich Wanderungen und Krankheiten). Ihnen folgen in der 2. Hälfte des Buches die „angewandte Wachtelkunde”, ausführliche Abschnitte über Züchtung, die besonders in Japan mit C. c. japonica betrieben wird, Bejagung und Fang, wobei auch historischer Methoden gedacht wird, und der Ansiedlung (in USA) bzw. Wiederansiedlung (in Italien). Hier freilich vermißt man die Erwähnung zahlreicher Einbúrgerungsversuche in Frankreich, Belgien, England, Tschecho- slowakei und die erfolgreiche Ansiedlung von C. coturnix japonica auf Hawaii. G.N. Gerlach, R. (1959): Bedrohte Tierwelt. Daseinsrecht und Ausrottung der Tiere. — Hermann Luchterhand Verlag, Neuwied. 220 S. DM 16,80. Unsere Tiere konnten kaum einen beredteren, warmherzigeren und gerech- teren Anwalt finden als Richard Gerlach, der sich ohne Geftihlsduselei und den- noch mit allem Nachdruck zu ihrem leidenschaftlichen Sachwalter macht. Man wird dem Verfasser unbedingt beipflichten, wenn er besonders die große Verantwor- tung und Verpflichtung herauszuarbeitung sucht, die der Mensch dem Tier gegen- über trägt. Daß dem Verfasser dies in so eindringlicher Weise gelungen ist, liegt wohl an dreierlei: einmal ist ihm diese Aufgabe Herzenssache, zweitens verfügt er über umfassende Kenntnisse und weiß historische Quellen zu erschließen wie auch eigene Beobachtungen nutzbar zu machen und drittens versteht er zu er- zählen und ein Urteil so wohlabgewogen auszudrücken, daß er allein hierdurch den Leser gewinnt. Der Zoologe stellt außerdem mit großer Befriedigung fest, daß das sehr reiche Material, welches diesem Buch zugrunde liegt, ebenso zuver- lässig ist. Es sei lediglich angemerkt, daß es zumindest ganz unbewiesen ist, daß „die Wildkaninchen, die heute in Mitteleuropa leben, alle von Kaninchen ab- stammen, die schon einmal domestiziert waren” (S. 94). G.N. Schweigger, E. (1959): Die Westküste Südamerikas im Bereich des Peru- Stroms. — Keysersche Verlagsbuchhandlung, Heidelberg - München. 513 S., 22 Karten, 7 Fig., 12 Bildtafeln, 1 Faltkarte. Die Westküste Südamerikas bietet durch den kalten Peru- oder Humboldt- Strom, das größte Auftriebsgebiet in den Ozeanen, ganz besondere Lebensbedin- gungen, die vor allem durch bunte Vielfalt und Reichtum der Meeresfauna, die lange Küstenwüste und deren ausgeprägte Nebelzone charakterisiert sind. Kein anderer war so berufen dazu, eine Monographie dieses hochinteressanten Ge- bietes zu verfassen wie E. Schweigger, langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter der peruanischen Guanogesellschaft in Lima. Er brachte hierzu eine 30jährige Er- ac) Buchbesprechungen 135 fahrung mit, die er aus zahllosen eigenen Untersuchungen und Messungen sowie einer ganz genauen lokalen Kenntnis des riesigen Gebietes über 30 Breitengrade (von der Südküste Ecuadors bis zur Nordküste Chiles) gewann. So ist das Buch nicht nur eine übersichtliche Zusammenfassung alles Bekannten, eine Sichtung des reichen einschlägigen Schrifttums, sondern vor allem eine Durchdringung des Stoffes auf Grund eigener Forschungsergebnisse. Auch die den Zoologen beson- ders interessierenden Kapitel erfreuen durch ein hohes Maß von Originalität und lassen gleichzeitig erkennen, daß Verfasser das spezielle Schrifttum ebenso kennt wie biologische Fragestellungen. Das Buch gliedert sich, grob gesagt, einmal geographisch-okologisch in die Küste und das Meer, zum anderen in den Bereich der Geographie (die Küste, das Meer, das Klima) und der Biologie (die Lebewelt und Guanovögel), wobei ein ietztes Kapitel über die „tiergeographischen Provinzen“ beide Disziplinen vereint. Von ganz besonderem Interesse sind naturgemäß an der Küste des Humboldt- stromes die Guanovögel, die durch Schweigger eine ausgezeichnete, umfassende und mit neuen Beobachtungen und Tatsachen untermauerte Bearbeitung erfahren, so daß der Biologe viele Anregungen gewinnen kann. Entgegen weitverbreiteter Ansicht, daß das mitunter beobachtete Massensterben der Guanovögel durch Ver- giftung des Wassers, durch Aspergillose oder sonstige Infektionen der Vogel ver- ursacht sei (vgl. z. B. Liesegang, Erdkunde IV, 1950), beruht es nach Schweigger nur auf Hunger, ausgelöst durch Störungen im Peru-Strom und das Ausweichen der Anchoveta in die Tiefe. Dennoch hat Schweigger auch ein Massensterben der Tölpel beobachtet, bei dem er als Ursache „eine Art Gehirnhautentzündung” ver- mutet. Er sah Tausende krank am Ufer sitzen und später, wie sie „scheinbar ge- sund angeflogen kamen, plötzlich mit dem Kopf schütteln und dann tot auf das Wasser fallen”. Es findet aber nicht nur ein periodisches Massensterben der Guanovögel statt, sondern auch, seit im Jahre 1909 die Guanobewirtschaftung organisiert worden ist, eine Umschichtung innerhalb der Guanovogelgemeinschaft, die durch man- cherlei Eingriffe des Menschen verursacht ist. So wurden von ihm die Feinde der Guanovögel (Kondore, Geier, Möwen) stark verfolgt und vermindert, dafür der produktivste der Guanovögel, der Guanay (Phalacrocorax bougainvillei) bevor- zugt, der dies mit einer „explosionsartigen Ausdehnung seines Bestandes und entsprechenden Steigerung der Guanoerzeugung belohnte”. Hierunter aber hat der Pelikan (P. thagus) am meisten leiden müssen; er ist heute viel seltener als früher, und ähnliches gilt vom Tölpel; die Pinguine wurden zum Brüten in Höhlen abgedrängt. Die Vermehrung des Guanay wurde durch Abtragung ,fossiler” Guanoberge noch begünstigt, durch die ihnen neue Brutinseln geboten, den „Potoyuncos" (Pelecanoides garnolti) jedoch der weiche Untergrund zum Bau von Höhlen entzogen wurden. Weitere neue Brutmöglichkeiten wurden den Guanays 1946 auf ins Meer vorspringenden Landspitzen erschlossen, die durch eine Mauer gegen das Festland abgesperrt waren. Sie wurden tatsächlich von den Vögeln besetzt, die sogar in einem Fall schon vor der Fertigstellung der Mauer zu brüten begannen, was Schweigger wohl zu Recht auf die sprunghafte Vermehrung des Guanay zurückführt. Damit wäre eine den künstlichen Holzinseln vor der süd- westafrikanischen Küste entsprechende Methode zur Hebung der Guanoproduk- tion erfolgreich angewandt. Der Vermehrung der Kormorane wird nach Schweigger auch dadurch Vorschub geleistet, daß die Fischerei auf Bonitos, die sich ebenfalls von der Anchoveta ernähren, einen Nahrungskonkurrenten zehntet. Bei der Jagd auf die Anchovetas (Engraulis ringens) kreisen die Kormorane häufig zu vielen Tausenden über dem Wasser, um die Fische zu einer Kugel (dem „bolo") zusammenzudrängen. „Oft kommt es vor, daß die Vögel die Anchovetas zu nahe an das Ufer herandrücken, so daß diese schließlich in der Brandung nicht mehr entweichen können und in Massen an den Stand gespült werden.” Einmal wies Schweigger mit seinem Forschungsschiff nach, daß Hunderttausende von Kormoranen nicht wie üblich auf Inseln, sondern auf dem Wasser weitab von Land die Nacht verbrachten, und zwar über einem Schwarm von Anchovetas der in 18m Tiefe unerreichbar für die Vögel stand. Wie diese Fische von den Guanays ausfindig gemacht worden sind, ist ungeklärt. Viele weitere solcher noch durchaus ungelöster Fragen werden vom Verfasser angeschnitten, so daß der Biologe eine Fülle von Anregungen findet. 136 Buchbesprechungen E e Den ungeheuren Stoffumsatz im Peru-Strom mógen einige Zahlen veranschau- lichen, die auf genauen Untersuchungen und Berechnungen beruhen und eine un- gefahre Vorstellung vermitteln: Vor der Küste des Humboldt-Stromes brüteten 1956 mindestens 30000 000 Guanovögel (nur die 3 wichtigsten: Guanay, Piquero und Pelikan gerechnet) und ermöglichten den Abbau von 330000 to Guano. Sie fressen im Jahr 4 Millionen to Anchovetas, die aber auch von anderen Feinden (großen Fischen) gezehntet werden und dabei mindestens nochmals 4 Millionen to einbüßen. Diese 8 Millionen to Anchovetas brauchen zu ihrem Aufbau rund 1000 Millionen to Phytoplankton im Jahr. Tiergeographisch umfaßt der vom Verfasser behandelte Abschnitt des Peru- Stromes die peruanisch-chilenische Provinz, an die sich im N (Punta Aguja) die panamaische und im S (Insei Chiloé) die magellanische Provinz anschließen. Ver- fasser betont besonders, daß die für den Peru-Strom charakteristischen pelagischen Fische bei den Galapagos-Inseln fehlen, dagegen sind diesen Inseln und dem nordperuanischen Küstenbereich einige benthonische Arten gemeinsam. Verfasser glaubt 2 Wege der Ausbreitung von Fischen in der N-S-Richtung zu erkennen, nämlich einmal Niederkalifornien — Mittelamerika — Panama — Ecuador — Nordperu und das andere Mal Niederkalifornien — Galapagos-Inseln — Nord- peru. „Diesem entgegengesetzt ist im Süden die Einwanderung aus der patagoni- schen Region, die oft bei Talcahuano, manchmal bei Coquimbo, aber selten weiter nördlich, etwa bei Antofagasta, ein Ende findet.” Ertl, H. (1958): Arriba Abajo. Bilder aus Bolivien. — F. Bruckmann K.G. Verlag, München. 144 S., 8 Farbtafeln, 63 Schwarz-Weiß-Abb., Text in Spanisch, Eng- lisch und Deutsch. Leinen DM 16,80. Hans Ertl hat sich in Südamerika einen Namen gemacht als Bergsteiger, der bis dahin unbezwungene Schneeriesen der bolivianischen Anden erstiegen hat (Bild 33-47), als Regisseur des Films „Hito-Hito“ und als Führer zahlreicher Expe- ditionen in z. T. ganz entlegene Gebiete (z.B. ostbolivianischer Urwald), wobei es seiner Tatkraft und Umsicht mit zu danken ist, daß die Naturwissenschaftler, die er begleitete, reiches und wichtiges Material sammeln konnten (z.B. für die Zool. Staatssammlung in München). Er selbst hat vor allem mit der Kamera gearbeitet, und die Auswahl köstlicher Schwarz-Weiß- und Farbbilder, die der Bruckmann- Verlag jetzt in traditionell hervorragender Ausstattung herausbrachte, beweisen Ertls sicheren Blick und seine Meisterschaft auf diesem Felde. Ein kurzer Text, der auch spanisch und englisch übersetzt ist, wird dem schönen Buch des sympa- thischen Verfassers auch in Amerika viele Freunde werben. G.N. Lhote, H. (1958): Die Felsbilder der Sahara. Entdeckung einer 8000jährigen Kultur. — Verlag Andreas Zettner, Würzburg. 263 S. mit vielen Abb., Ganz- leinen DM 19,80. Der in der Saharaforschung seit langem bekannte Archäologe hat im Herzen der Sahara, nämlich in dem nordöstlichen Teil des Hoggar-Gebirges, dem Tassili- n-Ajjer, Tausende von Felsbildern entdeckt, die Zeugnis davon ablegen, daß die Sahara ein belebtes vorgeschichtliches Siedlungsgebiet gewesen ist (im Hoggar fand Lhote 80 prähistorische Siedlungen), in dem zahlreiche Kulturen aufeinander ont sind. Nach sorgfältigen vergleichenden Studien unterscheidet Lhote jetzt . Die Periode der Jäger oder des Kaphirsches, 8000-6000 v. Chr. 3 Die Periode der Rinderhirten, 6000-1200 v. Chr. 3. Die Periode der Hirten mit Wagen und Reiterei oder are des De um 1200 v. Chr. 4. Die Periode des Kamels, etwa 50 v. Chr. (als das ‘Kamel aus > Asien in die Sa- hara eingeführt wurde). „Nach dem augenblicklichen Stand der Dinge — die Untersuchung der gesam- melten Unterlagen befindet sich erst im Anfangsstadium — zähle ich mindestens 16 Stufen und mindestens 30 verschiedene Stile, von denen die meisten vor der Rinderzeit liegen.” Das Buch, das über solch erstaunliche neue Entdeckungen berichtet, spricht einen breiten Leserkreis an, in dem auch Zoologe und Tiergeograph auf ihre Kosten kommen. Es ist aber fesselnd für alle, und das liegt nicht nur an dem erregenden Tatbestand, sondern an der Art, wie Lhote ihn dem Leser bietet: er PA he“ u | 0@ | | |+|oo. 0900 polose|eol! |*loe|oelo|oecel |+t!o000e8@!e|/oc An diese einförmigen, den größten Teil der gesamten Verlandungszone einnehmenden Schilfbestände schließen landwärts stellenweise Steif- seggen- (Carex elata)- und Großseggen- (Carex gracilis)-Wiesen, arten- reiche Hochstaudenfluren und Aschweidengebüsche als Initialgesell- schaften des Schwarzerlenbruchwaldes an. Der Boden ist auch hier noch feucht und steht zeitweise unter Wasser. ©ı Schwarzerlenbruchwälder, die den natürlichen Abschluß dieser Nieder- moorverlandung bilden sollten, kommen im Gebiet nur ganz lokal und auf kleinen Flächen zur Ausbildung. Ob die Waldvernichtung durch den Menschen durch Holzeinschlag und Rohrbrennen als alleinige Be- gründung ausreicht, scheint fraglich. Die Verteilung der spärlichen Vor- kommen weist auf eine andere mögliche Deutung hin. Es scheint nicht ausgeschlossen, daß einer stärkeren Bruchwaldentwicklung durch den Salz- (Soda-, Glauber- und Bittersalz-)-Gehalt des Seewassers entgegen- gewirkt wird. Es ist zumindest auffällig, daß die vorhandenen Bruc- waldvorkommen (u. a. Cladium mariscus-Ass.) um Quellaustritte (z.B. die „BrünndIn" bei Purbach) oder die Einmündungsgebiete kleiner Zu- flüsse gruppiert sind. 6. Im Gegensatz zu diesen üppigen, artenreichen Verlandungsgesellschaf- ten sind dem Phragmitetum anderwärts weithin einförmige Schoenus nigricans-Bestände oder dürftige Pfeifengras- (Molinia caerulea)-Wie- sen vorgelagert. 156 K. Bauer | en 7. Stellenweise schließen an die Weidengebüsche (z.B. bei Neusiedl) auch Fettwiesen an, die jetzt allerdings mehr und mehr von den gegen die Verlandungszone vorrückenden Gemüsebauflächen verdrängt werden *). Die Verlandungszone stellt einen eigenartigen und in vieler Hinsicht extremen Lebensraum für Säugetiere dar. Allen Verlandungszonenbiotopen gemeinsam ist ein Standortklima, das mit seiner ständig hohen Luft- feuchtigkeit und den gemilderten Temperaturgegensätzen sich stark von den Kleinklimaten der anderen Lebensräume des Gebietes unterscheidet und in diesem Bereich den gegensätzlichen Großklima-Einfluß weitgehend ausschaltet. Doch auch in anderer Hinsicht herrschen in diesem Lebens- raum besondere Verhältnisse. Namentlich der äußere, ständig unter Wasser stehende Teil des Schilfgürtels verlangt spezielle Anpassungen. Aber auch in den landwartigen Verlandungszonenbiotopen steht das Grundwasser noch so hoch, daß unterirdische Gänge und Nester nur selten angelegt werden können. Bedingt durch die unter dem Einfluß von Grund- wasserzustrom-Schwankungen langperiodisch, unter Windeinfluß aber auch kurzfristig erfolgenden erheblichen Wasserstandsschwankungen des Sees ist die Ausdehnung der überschwemmten Gebietsteile außerordentlich starkem Wechsel unterworfen. Manchmal können auch die seefernen Ufer- wiesen noch unter Wasser stehen, dann wieder liegt nahezu der gesamte Schilfgürtel trocken. Während die landwärtigen Verlandungsgesellschaften das ganze Jahr über eine recht reiche Auswahl an pflanzlicher Nahrung bieten, ist das Angebot in der Phragmites-Zone sehr einseitig, besteht es doch im wesentlichen aus den ober- und unterirdischen Organen des Schilfrohres. Im Gegensatz dazu ist das Angebot an tierischer Nahrung im ganzen Bereich dieses Lebensraumes reich. Erklärung zu nebenstehendem ökologischem Querschnitt Die fünf Balken unter den schematischen Biotopdarstellungen sol- len die einzelnen Biotope hinsichtlich der folgenden, für die Ver- breitung der Säugetiere wesentlichen Faktoren charakterisieren: Beschattung (Deckungsgrad des Ober- und Mittelbestandes) Deckung (Dichte und Uppigkeit der Krautschicht) Relative Luftfeuchtigkeit Grabemöglichkeit im Boden Grundwasserstand Unterschieden werden jeweils 4 Stufen von minimaler (weiß) bis maximaler (schwarz) Wirkung des jeweiligen Faktors (und zwar im Verhältnis zu den anderen Lebensstätten des Unter- suchungsgebietes). nO OY & “ Zeichenerklärung zu nebenstehendem Diagramm: tritt nur als mehr oder weniger regelmäßiger Besucher auf lebt regelmäßig in diesem Biotop erreicht hier die größte Dichte : lebt in diesem Bereich nur in ganz bestimmten Habitats x besiedelt den Biotop von Zeit zu Zeit, kann sich aber nicht dauernd halten «00% *) Diese Fettwiesen leiten öfters über zu Trockenrasengesellschaften und wer- cen dann auch schon gelegentlich von Arten besiedelt, die der Verlandungszone sonst fehlen, wie Microtus arvalis und Mustela nivalis. ss | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 157 22, | X Zu Y ar it! 3 EL PPA ELE fa bi | | eee = a Oty iy? f / 2 El ys VATED mua Y > mua» >» DIAGRAMM 2 Verbreitung der Säugetiere in der Verlandungszone 1 2 3 4 5) 6 7 Erinaceus europaeus KK) XK | KKK Talpa europaea 00 ¡ses Sorex araneus *k | 000] 888 | 888 | 000 | 000 Sorex minutus *00|060| 000 | O** Neomys anomalus * | *00| 000| kx Neomys fodiens ER SAA BA ESA AA fs Crocidura suaveolens *O| OOO | Kk |] xxx Crocidura leucodon “rk Vulpes vulpes KEK | KKK | KEK | KK RR] REE Mustela erminea EE! COO | PPE| 600 | COO! Kee Mustela nivalis kk | KKK | KK] 000 Mustela putorius 2 | OO OU re ss.) ER Meles meles | KKK) KKK | EEX Lutra lutra else rer Sus scrofa KK] OOO] OOO | XXX |] EX Cervus elaphus REE | KKO|OKK| KEK! * Capreolus capreolus KKK | KKK) KKK] 000 Lepus europaeus kkk | 000 Micromys minutus k* | kOO |] e89 | 800 | OXF] xxx Apodemus flavicollis X XX Apodemus sylvaticus R | ARXX| RAR] ::: Rattus norvegicus OOO] ::: Clethrionomys glareolus XXX Arvicola terrestris OOO At er A | iene Microtus subterraneus 00% Microtus arvalis *| **O Microtus oeconomus ** | ooojeee | $00 | ox Ondatra zibethica k|000| *Xx|*x*x* Gliederung der Verlandungszone: Zone der submersen Wasserpflanzen - Überschwemmtes Phragmitetum , Trockenes” Phragmitetum GroBseggenbestande und Weidengebúsche Schwarzerlenbruchwäldchen Knopfbinsenmoore und Pfeifengraswiesen Frische und fette Süßgraswiesen WOOP WN ; Bonn... | - 158 K. Bauer © Beitr. Die Säugetierfauna der Verlandungszone ist denn auch gekennzeichnet durch das Vorherrschen der Spitzmáuse. Das Diagramm 2 gibt Aufschluß über das Vorkommen der in der Verlandungszone lebenden Säugetiere in den einzelnen, eingangs gekennzeichneten Biotopen. Daraus ist ersichtlich, daß nicht weniger als 5 von 6 im Gebiet nachgewiesenen Spitzmausarten zumindest in Teilen der Verlandungszone vorkommen und daß 4 davon hier optimale Verhältnisse vorfinden. Noch auffallender als der Arten- reichtum ist die große Individuenzahl, in der die Soricidae in diesem Lebensraum auftreten. Wenn es auch bei den erheblichen periodischen Dichteschwankungen, denen wohl alle Kleinsäugerpopulationen unter- worfen sind, kaum möglich ist, absolute Zahlen zu nennen, so sind doch auch die relativen Verhältnisse auischlußreich. Für die äußeren, nicht ständig überschwemmten Teile der Verlandungszone (Zonen 3—5) ergibt sich nach der Häufigkeit folgende Reihung: Waldspitzmaus (Sorex araneus) ....... 46 % Sumpfwühlmaus (Microtus oeconomus) . . . 21 % Zwergmaus (Micromys minutus)... 2 2.97% Wasserspitzmaus (Neomys fodiens) ..... 10 % Zwergspitzmaus: (Sorex minutus) 2... 2735% Sumpfspitzmaus (Neomys anomalus) ..... 3 % Der Anteil der Spitzmäuse an der Kleinsäugerfauna beträgt also etwa 62% (diesen Zahlen liegen in erster Linie die Fänge zugrunde, da in den Ge- wöllen die für die Eulen schwer zugänglichen Arten der dicht und hoch bewachsenen Biotope stark untervertreten sind). Hierbei ist nun aber zu beachten, daß Micromys minutus sich mehr als alle anderen heimischen Muridae von Insekten ernährt und nahrungsökologisch nahezu als „In- sektenfresser” eingestuft werden kann. Bei weiterer Durchsicht der Ta- belle fällt auf, daß in der Verlandungszone wohl die grünfutterfressenden Microtinae durch mehrere Arten vertreten sind, daß aber die ökologische Gruppe der ,Samenfresser”: Hörnchen, Schlafer und Mäuse nur durch zwei nahrungsökologisch spezialisierte, vom Gruppenschema der Murinae ab- weichende Vertreter, die schon erwähnte, z.T. insektenfressende Zwerg- maus und die ausgesprochen omnivore. Wanderratie (Rattus norvegicus), repräsentiert wird. Dies wird verständlich, wenn man überlegt, daß weder in der Weidenzone noch im Phragmitetum größere Früchte oder Samen produziert werden, die als Nahrungsgrundlage für ein Säugetier dieses Typs dienen könnten. In der Vogelfauna der Verlandungszone, die durch Koenig einer Okologisch-biozonotischen Analyse unterzogen worden ist, findet sich eine eindrucksvolle Parallele: Der großen Zahl insektenfressen- der Sylviidae, die in diesem Lebensraum in großer Dichte vorkommen, steht mit dem Rohrammer (Emberiza schoeniclus) nur ein einziger (und obenhin noch teilweise insectivorer) Vertreter der „Fringillidae" gegen- über. Wenn sich so deutlich der Einfluß des Nahrungsangebotes auf die Zu- sammensetzung der Saugetierfauna der Verlandungszone äußert, so ist Sie Saugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 159 dieses doch sicher nicht der einzige, das Faunenbild bestimmende Faktor. Von den 28 die Verlandungszone bewohnenden oder doch regelmäßig aufsuchenden Saugetierarten haben 17 ihr ökologisches Optimum in ande- ren Lebensräumen und erreichen dementsprechend auch dort ihre größte Dichte. 5 Arten kommen stellenweise auch in anderen Lebensräumen vor, haben aber ihr ökologisches Optimum eindeutig hier, und 7 Arten schließ- lich sind in ihrem Vorkommen im Untersuchungsgebiet ganz auf die Ver- landungszone beschränkt. Bei einer ersten Gruppe von Tieren, die ausge- ‚sprochen an das Wasserleben angepaßt sind und entsprechende Speziali- sationen ausgebildet haben, nimmt das nicht weiter wunder (obwohl der Schluß von morphologischen Merkmalen auf die Lebensführung keines- wegs immer zu richtiger Beurteilung führen muß. So geht im Gebiet Sorex araneus durchaus freiwillig und sicher öfter ins Wasser als Neomys ano- malus, trotzdem letztere Art die Spezialisationsmerkmale für Wasser- leben, die die verwandte Neomys fodiens kennzeichnen, ebenfalls, wenn auch schwächer ausgebildet hat, diese bei Sorex araneus aber zur Gänze fehlen. Ebenso würde man bei Betrachtung einer Wanderratte nicht sagen können, daß sie, wie ihr regelmäßiges Vorkommen im ,nassen” Teil des Schilfgürtels erkennen läßt, zu weitgehend aquatischer Lebensweise be- fähigt ist). In diese aquatische Gruppe gehören Neomys fodiens, Lutra lutra, Arvicola terrestris und die eingewanderte, aber völlig akklimati- sierte Bisamratte (Ondatra zibethica). Ganz unabhängig von. Dämmen, Schilfhaufen oder anderen, über den Höchstwasserspiegel emporragenden Neststandorten sind indes nur Neomys fodiens, die Vogelnester für ihre Zwecke adaptiert (Koenig, 1952) und Ondatra zibethica, die eigene Burgen baut. Manche dieser Arten leben nicht nur in der geschlossenen Verlan- dungszone, sondern gehen an ständig wasserführenden Gräben auch über diese Zone hinaus. Arvicola terrestris erreicht an diesen Gräben wohl sogar eine höhere Dichte als im weiträumigen Phragmitetum. - Ausgesprochene Anpassung an ein Leben in der Verlandungszone ver- rät schließlich auch die halmkletternde und Freinester bauende Zwerg- maus (Micromys minutus). Einige andere Arten aber, wie Zwergspitz- ‚naus (Sorex minutus), Hermelin (Mustela erminea), Sumpfwühlmaus (Mi- crolus oeconomus) und Kieinwúhlmaus (Pitymys subterraneus) werden weder durch morphologische Sonderbildungen noch durch auffallende nahrungsókologische Spezialisationen als die obligaten Verlandungszonen- bewohner ausgewiesen, die sie sind. Gerade diese Gruppe umiaßt aber Formen, deren Neusiedlersee-Vorkommen mehr oder weniger isoliert sind oder doch am Rande des geschlossenen Areals liegen. Es gilt dies vor allem für Microtus oeconomus, aber auch für die anderen Arten. Hier handelt es sich einerseits um Formen mit nördlichem Verbreitungszentrum (M. oeconomus, Mustela erminea, S. minutus) oder aber solche mit mehr oder weniger montanem Vorkommen (P. subterraneus, N. anomalus). Da alle aufgeführten Arten ihre Hauptverbreitung in Gebieten mit humiderem Klima haben, müssen die Neusiedler und auch andere pannonische Popu- 160 K. Bauer bar lationen dieser Arten als Relikte aus einer Zeit geschlossenerer Verbrei- tung betrachtet werden. Daß die Stenökie der genannten Arten im Gebiet ihre Ursache im wesentlichen in den großklimatischen Verhältnissen hat, wird bestätigt durch ihr ganz andersartiges, oft ausgesprochen eurytopes Auftreten im optimalen Verbreitungsgebiet. Auf diese Erscheinung soll später noch bei Besprechung des Prinzips der relativen Biotopbindung (Kühnelt, 1943) näher eingegangen werden. Deutlich zeigt diese Beziehung zum Standortsklima übrigens auch die Waldspitzmaus (Sorex araneus). Diese Art lebt in allen Verlandungszonen-Biotopen, soweit sie nicht stän- dig unter Wasser stehen, tritt daneben aber auch noch in der Kulturland- schaft und im Wald auf. Während sie für den Bereich der Verlandungs- zone als ausgesprochen eurytop gelten kann, bleibt sie in den anderen Lebensräumen auf die jeweils feuchtesten Stellen beschränkt. Wodurch diese Hygrophilie, die fur alle altweltlichen Vertreter der Gattungen Sorex und Neomys gilt, verursacht wird, ist nicht ganz klar. Das Phano- men selbst aber ist auch anderwärts schon wiederholt festgestellt worden (Löhrl, 1938, Zimmermann, 1951). Abschließend muß schließlich noch auf einige Arten eingegangen wer- den, die von Zeit zu Zeit den Versuch zur Ansiedlung in der Verlandungs- zone machen, ihn aber früher oder später jedesmal wieder aufgeben müssen. In den Jahren hoher Dichte wandern Rötelmaus (Clethrionomys glareolus) und Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis) aus dem Wald in das Kulturland und die Randpartien der Verlandungszone ein. Bei diesen Immigrationen werden mehrere Kilometer weite, durch ungeeignetes Ge- lände führende Wege zurückgelegt. Während sich die Gelbhalsmaus nie durch längere Zeit an solchen neu besiedelten Punkten halten konnte (möglicherweise wegen der ungünstigen Nahrungsverhältnisse), können sich Kleine Rötelmaus-Kolonien durch einige Zeit behaupten, verschwin- den aber in der Verlandungszone früher oder später immer wieder, wenn der Wasserstand stärker ansteigt, was im Frühjahr regelmäßig der Fall ıst. Ähnlich ist es mit der Ährenmaus (Mus musculus). Die im Sommer und Herbst regelmäßig in die Verlandungszone eindringenden Jungtiere können sich nur halten, wenn sie dort menschliche Dauersiedlungen (Sta- tion, Restaurant) vorfinden. Im Anschluß an die Verlandungszone des Sees müssen auch die nassen und feuchten Wiesen, die stellenweise im Seevorgelände, vor allem aber im Seewinkel und Hansäg trotz ständiger Einengung durch Meliorations- maßnahmen noch weite Strecken bedecken, besprochen werden. Auch für diese Standorte liegt noch keine zeitgemäße pflanzensoziologische Be- arbeitung vor. Unsere Darstellung hält sich deshalb an Bojko (1932) und die kurze Besprechung durch Wagner und Wendelberger (1956). Von den hierhergehörenden Wiesengesellschaften bedecken vor allem die folgen- den größere Flächen: 1. Knopfbinsen-Anmoor (Schoenetum nigricantis) und ne Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 161 2. Kleinseggen-Wiese (Cariceto-Agrostidetum caninae), beide mit schüt- terer, ziemlich niederer Vegetation und hochstehendem, stagnierendem Grundwasser. 3. Pfeifengras-Wiese (Molinietum caeruleae) auf im Frühjahr nassen, im Sommer aber trockener werdenden, wasserstauenden Böden. 4. Steifseggen-Wiese (Caricetum elatae). Diese Gesellschaft dominiert heute noch auf weiten Strecken auf den Smonitza-Böden des Hansag (Wasen). Dieses Carex elata-Flachmoor ist in seiner heutigen Ausdeh- nung sichtlich von geringem Alter. Teile seines jetzigen Bereiches waren, wie die Karten von 1784 und 1845 zeigen, vor der Absenkung des Seespiegels wohl mit Phragmites-Beständen bedeckt. Die offenen Wiesen werden nur von wenigen Säugetierarten und in ge- ringer Dichte bewohnt. Vor allem sind die Gesellschaften mit hochstehendem Grundwasser bis auf wenige Wald- und Zwergspitzmäuse frei von Klein- säugern und werden regelmäßig nur von einigen in den deckungsreicheren Nachbar-Biotopen beheimateten Carnivoren wie Fuchs und Mauswiesel (Mustela nivalis) bejagt. Etwas reicher, in Arten- und Individuenzahi aber immer noch weit hinter der eigentlichen Verlandungszone zurück- bleibend, ist die Besiedlung der höher über den Grundwasserspiegel auf- ragenden Teile der Molinieta und Steifseggenwiesen (vor allem im Han- sag). Hier sinkt der Grundwasserspiegel wenigstens manchenorts so weit ab, daß Maulwurf (Talpa europaea) und Feldmaus (Microtus arvalis) das Eindringen ermöglicht wird. Zu den regelmäßigen Bewohnern dieser Wie- sen gehören auch Reh und Feldhase. Im ganzen herrscht ein augenfälliger Gegensatz zwischen den Verlan- dungszonengesellschaften einerseits und den Sumpfwiesen andererseits. Als entscheidender Faktor muß wohl die Deckungsarmut bezeichnet wer- den, erhöht sich an einzelnen, von Streifen höherer Vegetation begleite- teten Meliorationsgräben oder Gebüschen, die die Wiesen stellenweise durchziehen, doch sofort die Dichte z.B. von Sorex araneus erheblich. Ebenso treten hier mit Arvicola terrestris und Micromys minutus an den Wassergräben und Apodemus sylvaticus und Crocidura suaveolens an den Gebüschen sofort einige Arten auf, die in diesem Lebensraum sonst fehlen. Im ganzen gesehen werden die Kleinsäuger in ihrer biozönoti- schen Funktion als Kleintierfresser in den Sumpfwiesen-Biotopen aber wohl vertreten durch einige, hier in größter Dichte vorkommende Am- phibien (Rana esculenta, Bufo viridis, Hyla arborea). B. Der Wald Wald bedeckt zwar den Großteil des Leithagebirges, ist sonst aber nur an wenigen Stellen des Untersuchungsgebietes vorhanden, so in einigen ursprünglichen, flächenmäßig aber kleinen Resten auf der Parndorfer Platte, auf den Ruster Hügeln und — in größerer Ausdehnung —, aber der 162 K. Bauer : = zool. Beitr. : Untersuchung nicht zuganglich, im ungarischen Teil des Hansag. In den letzten 50 Jahren entstandene Forste größeren Ausmaßes finden sich am Ostteil der Parndorfer Platte zwischen den Orten Halbturn und Nickels- dorf, einige kleinere im Gebiet des Seewinkels und des Hansag. Die Auffassungen über die natürliche Verbreitung des Waldes im Ge- biet haben in den letzten Jahrzehnten eine grundsätzliche Wandlung er- fahren. Während frühere Botanikergenerationen in den Trockenrasen- gebieten des Neusiedlersee-Gebietes ebenso wie des ungarischen Alföld echte, klimatisch bedingte Steppen sehen zu müssen glaubten, hat sich heute die Auffassung durchgesetzt, daß dieses ganze Gebiet noch im Eichen-Hainbuchen-Klimaxbereich liegt. Eine nähere Darstellung ist nicht Aufgabe dieses Überblickes, um so weniger, als aus der Hand Wendel- bergers (1954, 1955) eingehende und in ihren Folgerungen auch für unsere tiergeographisch-faunengeschichtliche Analyse bedeutsame Arbeiten über dieses Problem vorliegen. Eine Gliederung der Wälder des Untersuchungs- gebietes als Säugetier-Lebensräume läßt sich besser nach Ökologischen Gesichtspunkten (bodentrockene, bodenfrische, bodenfeuchte und boden- nasse Wälder [Húbl, 1957]) als nach soziologischen Methoden durch- führen. In grober Anlehnung an die vorliegenden pflanzensoziologischen Untersuchungen (Hübl, 1957, Wendelberger, 1955) lassen sie sich folgen- dermaßen gliedern: 0. Schwarzerlenbruchwald (Cariceto-elongatae-Alnetum); dieser Waldtyp beherrschte den Kapuvarer Erlenwald im ungarischen Teil des Hansäg vor der Wasserspiegelsenkung durch den Einserkanal und ist dort wohl auch jetzt noch in größerer Ausdehnung vorhanden. Im österreichi- schen Hansäg-Anteil zeugen noch einzelne Schwarzerlen und eine letzte Moorbirkengruppe (Betula pubescens) südlich Andau von der ehemals erheblich weiteren Verbreitung dieser Waldgesellschaft. Einige kleine Bruchwäldchen an Quellaustritten in der Verlandungszone des Sees wurden schon dort besprochen. Für diese Untersuchung kommt ihnen angesichts ihrer geringen Größe keine Bedeutung zu. 1. Bach-Erlen-Eschenwald (Cariceto-remotae-Fraxinetum). Diese Assoziation ist kleinräumig in nassen Grabensohlen und Quell- mulden des Leithagebirges ausgebildet. 2. Eichen-Hainbuchenwald (Querco-Carpinetum). Dieser Waldtyp bildet die Klimaxgesellschaft des Gebietes und a= reicht als solche im Leithagebirge die größte Ausdehnung. Es werden eine Reihe von Sub-Assoziationen unterschieden, deren trockenere zu den folgenden Typen überleiten. 3. Bodensaurer Eichenwald (Querco-Luzuletum). Die herrschende Assoziation in trockenen Lagen auf Kristallin. Im Leithagebirge in beträchtlicher Ausdehnung. 4, Zerreichenwald (Quercetum cerris). ne Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 163 Der Zerreichenwald bildet an warmen, trockenen Standorten im Leitha- gebirge und an den Ruster Hügeln ausgedehnte Bestände. Von beson- derem Interesse ist ein parkartiger Zerreichen-Hochwald im Ester- hazyschen „Tiergarten“ bei Schützen. 5. Flaumeichen-Busch (Dictamno-Sorbetum). Diese, durch mehrere Waldsteppenarten gekennzeichnete Gesellschaft stockt vorwiegend auf Kalk, meist in steilen Hanglagen. Über den Trockenbusch (Prunus fruticosa-Prunus nana-Ass.) leitet sie über zu den Trockenrasen der Steppe. An ihrer Stelle stehen nun vielfach lich- tere, trockene Robiniengehölze. 6. Als letzte , Waldgesellschaft” des Untersuchungsgebietes müssen schließ- lich noch die aus Pappeln (Populus nigra, P. alba), Eschenahorn (Acer negundo), Blumenesche (Fraxinus ornus), Götterbaum (Ailanthus glan- dulosa), Kiefern (Pinus sp.) Robinie (Robinia pseudacacia) und neuer- dings vor allem Bastardpappeln bestehenden Aufforstungsflächen un- terschieden werden. Alle Wälder des Gebietes haben durch menschliche Eingriffe eine mehr oder weniger starke Umwandlung erfahren. Charakteristisch ist im ganzen Gebiet vor allem die Nutzung als Niederwald mit kurzen und mittleren Umtriebszeiten. Diese Niederwaldwirtschaft verursacht nicht nur das Fehlen alter Baume und damit die Spärlichkeit von Baumhohlen, die nur in den wenigen noch stehenden Altbeständen, so vor allem im „Tier- garten“ bei Schützen, in reicher Anzahl vorhanden sind. Durch diese Bewirtschaftungsform werden auch Stockausschläge bildende Holzarten, so vor allem die Hainbuche, gefördert, andere zurückgedrängt. Nach zahl- reichen mächtigen alten Rotbuchen- (Fagus silvatica)-Wurzelstöcken im Südwestteil des Leithagebirges scheinen auf diese Weise mehr oder we- niger geschlossene Rotbuchenwälder in Eichen-Hainbuchenwälder umge- wandelt worden zu sein. Als Lebensraum ist der Wald erheblich einheitlicher als die Verlan- dungszone. Dies liegt schon allein an der auch zwischen den extremen Typen nicht so wesentlich verschiedenen Struktur, die in allen Biotopen dieselben morphologischen Spezialisationen verlangt. An dieser Einheit- lichkeit ändert auch die Tatsache nicht viel, daß innerhalb der Wälder des Untersuchungsgebietes recht unterschiedliche Standortsklimate herr- schen können. Nach diesem Gesichtspunkt lassen sich die vorhin unter- schiedenen Biotope in zwei Gruppen — eine mesotherme feuchte (1—3) und eine xerotherme (4—6) — zusammenfassen. In dieser standortklima- tischen Verschiedenheit ist wohl die Hauptursache für die faunistischen - Unterschiede zu sehen, die zwischen den beiden Typen bestehen. So sind einerseits einige Formen wie Haselmaus (Muscardinus avellanarius), Rötelmaus (Cleihrionomys glareolus) und ? Baummarder (Martes martes) auf die mesophilen Laubwälder beschränkt, andererseits finden wir hier aber auch zwei Formen, die ihr klimatisches Optimum in der noch feuch- Bonn. 164 K. Bauer [20 Beitr. teren Verlandungszone haben: Waldspitzmaus (Sorex araneus) und Zwerg- maus (Micromys minutus), Demgegenüber fehlen den trockenen Wäldern eigentliche Charaktertiere, wenn nicht, wie manche Züge wahrscheinlich machen, Igel (Erinaceus europaeus) und Steinmarder (Martes foina) als primäre Bewohner derselben gelten müssen, die sich aber sekundär zu Bewohnern der Kultursteppe entwickelten und nun in und um mensch- liche Siedlungen ein neues Ökologisches Optimum finden. Als „Differen- tialarten” dieser Wälder können aber auch einige Formen der anschlie- Benden, ökologisch ähnlichen aber extremeren, gebuschdurchsetzten Trockenrasen (die im Folgenden kurz als Buschsteppen bezeichnet werden sollen) gelten, wie Waldmaus (Apodemus sylvaticus), Ahrenmaus (Mus musculus) und Feldmaus (Microtus arvalis). Nahrungsökologisch kennzeichnen lassen sich die Wälder einmal durch die Vielfalt an tierischer und pflanzlicher Nahrung, vor allem aber (bei einem gewissen Zurücktreten der Blattnahrung für bodenbelebende Formen) durch die Fülle an großen und nährstoffreichen Früchten und Samen (Quercus spp., Carpinus, Fraxinus, Pyrus, Prunus spp., Sorbus u.v.a.) Diese Verhältnisse kommen auch in der Zusammensetzung der Säugetierfauna nach nahrungsökologischen Typen zum Ausdruck. Die Fangzahlen geben für die feuchten und trockenen Wälder des Gebietes etwa die folgenden zahlenmäßigen Verhältnisse an: feuchte Wälder: Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis) . . . . . . 78% Rótelmaus (Clethrionomys glareolus) ...... 10% Waldspitzmaus (Sorex araneus) . . Sips AO Gartenspitzmaus (Crocidura suaveolens) Ie tan AG trockene Walder: Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis) . . . . . . 60% Waldmaus (Apodemus-sylvatieus) 00. AS 27% Feldmaus (Microtus arvalis) . . . OO Gartenspitzmaus (Crocidura suaveolens) TAS Soe Ove In der bodenlebenden Saugetierfauna dominieren also Samenfresser, zu denen noch folgende, in den Fängen nicht erfaßte Arten: Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), Siebenschläfer (Glis glis), und (z.T.) Haselmaus (Mus- cardinus avellanarius) gerechnet werden können. In ganz ähnlicher Weise ist auch in der Vogelfauna der Wälder der Typ des Samenfressers durch Vertreter der Gattungen Garrulus, Fringilla, Coccothraustes, Carduelis und Emberiza gut vertreten. Demgegenüber gehen die Anteile der In- sektenfresser und Grünfutterfresser zurück, und auch die Artenzahl ist bei diesen beiden Gruppen geringer als in der Verlandungszone. Daß der Anteil der Soricidae nicht nur von der Verlandungszone zum Wald, son- dern noch weiter von feuchten zu trockenen Waldbiotopen und von hier zu den Trockenrasen ständig abfällt, kann höchstens zum Teil an der Hygrophilie der meisten Arten liegen, da auch die mehr oder weniger thermo- und xerophilen Crocidurinae in ihren optimalen Lebensräumen nur bescheidene, nicht entfernt an die der Soricinae heranreichende Dich- Heft 2-4 11/1960 Saugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 165 monu» moaw> DIAGRAMM 3 Verbreitung der Säugetiere in den Waldtypen des Gebietes 1 2 3 4 5 6 Erinaceus europaeus Talpa europaea Sorex araneus Crocidura leucodon Crocidura suaveolens Vulpes vulpes Martes martes Martes foina Mustela erminea Mustela nivalis Mustela putorius Meles meles Sus scrofa Cervus elaphus Capreolus capreolus Lepus europaeus Oryctolagus cuniculus Sciurus vulgaris Glis glis Muscardinus avellanarius Micromys minutus Apodemus flavicollis Apodemus sylvaticus Mus musculus Clethrionomys glareolus Microtus subterraneus Microtus arvalis Gliederung der Waldtypen: Bach-Erlen-Eschenwald Eichen-Hainbuchenwald Bodensaurer Eichenwald Zerreichenwald Flaumeichenbusch oder nachfolgendes Robiniengehölz Pappel-Aufforstung Zeichenerklärung wie bei Diagramm 2, Seite 156, außerdem: ? Vorkommen fraglich 90Pwamnm m Bonn, 166 KB a wer es Beitr. ten erreichen. Es liegt nahe, hier an eine gewisse Konkurrenz durch die von feuchten zu trockenen Biotopen immer häufiger werdenden Eidechsen zu denken. Einen gewissen nahrungsökologischen Unterschied zwischen geschlos- senen mesophilen und lichten, trockenen Wäldern bringt schließlich auch das starke Auftreten von Gramineen in den letzteren mit sich, welches das Vorkommen zweier weitgehend auf Gräser (Microtus arvalis) und Grassamen (Apodemus sylvaticus) spezialisierter Arten der benachbarten Buschsteppen und Trockenrasen ermöglicht. C. Die Steppe Wie schon erwähnt, liegt das Untersuchungsgebiet noch außerhalb der eigentlichen klimatischen Steppenzone. Neuere pflanzensoziologische Untersuchungen durch Wendelberger (1950, a. b. 1954, 1955 a, b) haben denn auch gezeigt, daß der Großteil der Steppen- und Trockenrasen des Untersuchungsgebietes sekundärer Natur ist und Entstehung und Bestand ständigen menschlichen Eingriffen (Rodung, Weidebetrieb u.a.) verdankt. Wenn einerseits auch keine Zweifel mehr daran bestehen, daß der Groß- teil des Untersuchungsgebietes primär Waldland war, so darf anderer- seits als gesichert gelten, daß innerhalb dieses Waldklimaxgebietes Inseln von Steppen- oder Waldsteppen-Charakter vorhanden waren, die auch vor der anthropogenen Entwaldung des Gebietes das Vorkommen einer relativ reichen Steppenfauna ermöglichten. Derartige Refugial- biotope für Steppen- und Trockenrasenelemente sind nur in Lagen zu er- warten, in denen das Aufkommen der Klimax-Gesellschaft aus edaphi- schen Gründen unmöglich ist. Dafür kommen steile Hänge, ungefestigte Sandböden und die Sodaböden in Betracht (Wendelberger, 1954). Ver- schiedene Untersuchungen, vor allem von Franz (1936), haben gezeigt, daß sich namentlich an manchen Standorten des ersten Typs eine besonders artenreiche Käferfauna aufhält, deren charakteristischste Glieder nicht in die ganz ähnlichen sekundären Trockenrasen übergehen. Wir gehen kaum fehl in der Annahme, daß gerade diese lokalen Standorte von Felsheiden-, Sand- und Waldsteppencharakter zunächst bei der fortschreitenden natür- lichen Bewaldung des Gebietes als Refugien, bei der folgenden anthropo- genen Entwaldung aber auch als Ausbreitungszentren für die Step- pensäugetiere desselben gedient haben. Zwar glaubt Wendelberger (mdl.) die Existenz derartiger Standorte nur in sehr geringem Ausmaß annehmen zu dürfen, da nur in kleinen Gebietsausschnitten dem Aufkommen des Waldes unüberwindliche Schranken entgegenstünden *). Dem wird man aber zweifellos entgegenhalten dürfen, daß von diesen waldfreien Kleinstand- orten aus der Wald am Rande seines Vorkommens durch das Wirken bio- tischer und abiotischer Faktoren ständig gelichtet und zurückgedrängt *) Dagegen hält A. Hoffmann (Stolzenau/Weser, mdl.) nach eingehenden flori- — stischen Untersuchungen einen großen Teil des Seewinkels für primar waldlos. Shae | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 167 wurde. Vor allem wird man bereits für vorgeschichtliche Zeit eine ganz bedeutende Auswirkung der menschlichen Weidewirtschalt in Rechnung stellen müssen. Diese (in ihrer Bedeutung wohl meist unterschätzt) hat aber gerade an den für die Besiedlung ebenso wie für eine primitive Be- wirtschaftung geeigneten Waldsteppenstandorten eingesetzt. Was im Ge- biet an ,Steppen”- und ,Waldsteppen”-Standorten vorhanden ist, ist also weitgehend sekundär und müßte genau genommen auch eine andere Be- zeichnung finden. Das Fehlen prägnanter Termini und die Schwierigkeit der Abgrenzung veranlassen uns, hier auf eine scharfe nomenklatorische Trennung zu verzichten und bei den physiognomisch entsprechenden Bioto- pen ohne Berücksichtigung der Entwicklung von Steppen oder Busch-Wald- steppen zu sprechen. Mit dem Alter der Steppenfauna des Gebietes wer- den wir uns in einem späteren Abschnitt noch zu beschäftigen haben — hier darf zunächst einmal angenommen werden, daß die Steppenfauna des Gebietes im wesentlichen autochthon ist und durch die anthropogene Kultursteppe nur ihre allgemeine Verbreitung gefördert, nicht aber ihre artenmäßige Zusammensetzung verändert wurde. Innerhalb des Gesamtlebensraumes ,Steppe” lassen sich im Gebiet einige verschiedene Biotope unterscheiden. Da als Ausgangspositionen drei voneinander recht verschiedene Standorte (Fels, Sand, Sodaböden) in Betracht kommen, lassen sich diese Lebensstätten nicht so gut wie bei Verlandungszone und Wald zu einer Reihe mit gewissem okologischem - Gefälle anordnen. 1. Waldsteppe. Dies ist nach Wendelberger (1954) ein Gesellschaftskomplex aus einem Gehölz- und einem Trockenrasenanteil, in dem der Gehölzanteil nur eine Pioniergesellschaft des nachfolgenden Hochwaldes ohne selbstän- digen Assoziationscharakter ist. Da dieser Komplex als Wirbeltier- . lebensraum eine Einheit zu bilden scheint, wird er hier beibehalten. Den echten, zwischen Wald und Trockenrasen eingeschalteten Wald- steppen werden auch strukturell ähnliche, wenn auch soziologisch an- dersartige, im Artenbestand viel ärmere sekundäre Trockenrasenge- sellschaften mit größerem Strauchbestand, wie sie stellenweise in den Hutweiden stehen, angeschlossen. 2. Felssteppe (Seslerio-Festuceetum glaucae). Felssteppen sind nur recht lokal und kleinráumig am Zeilerberg, am Hacklesberg und auf den Ruster Hügeln ausgebildet. 3. Sandsteppe. Auch weitráumigere Sandsteppenbiotope fehlen im Gebiet. Nur der natürliche Damm, der dem Ostufer des Sees vorgelagert ist, besteht auf weite Strecken aus feinem Sand und wird von hierhergehörenden Bromus tectorum-Festuca vaginata- und Equisetum ramosissimum-Ge- sellschaften besiedelt. zool. Beitr. 168 K. Bauer E Tragant-Pfriemengras-Rasen (Astragalo-Stipetum) und Salz-Schafschwingel-Rasen (Festuceetum pseudovinae). Dies sind die beiden wichtigsten Trockenrasen-Gesellschaften des Ge- bietes, von denen die erste die trockeneren Standorte besiedelt. 6. Hutweide (Festuca pseudovina-Centaurea pannonica-Weidestadium). Unter der Einwirkung von Viehtritt und starker Beweidung entwickeln sich verschiedene Trockenrasen zu dieser durch starkes Auftreten von Cynodon dactylon und Ononis spinosa charakterisierten, an Arten ver- armten Gesellschaft. 7. Die zahlreichen, soziologisch sehr verschiedenartigen Pflanzengesell- schaften, die auf starker sodahaltigem Boden die letztgenannten zwei, bereits leicht halophilen Gesellschaften ablosen, brauchen hier nicht besprochen zu werden, da sie von keiner Säugetierart ständig be- wohnt werden. Wie bei Sumpf und Wald bilden auch hier die verschiedenen Biotope eine größere Einheit. Als übergeordnete Merkmale können kontinentales Standortklima mit starken Temperaturschwankungen und geringer Luft- feuchtigkeit gelten. Die Biotope 1 bis 4 sind darüber hinaus noch durch tiefen Grundwasserstand und wenig wasserhaltende Böden gekennzeich- net. Demgegenüber liegen die Salz-Schafschwingel-Wiesen in Senken meist nur wenige dm über dem Grundwasser und sind namentlich im Frühjahr zeitweise sehr naß. Noch stärker vernäßt sind in niederschlagsreichen Jahreszeiten die ausgesprochenen Soda-Biotope, deren Böden in Trocken- zeiten andererseits steinhart austrocknen und plattig aufspringen. Nahrungsökologisch gekennzeichnet wird die Steppe durch gute Pro- duktion von pflanzlicher Nahrung (bei Hervortreten von Gräsern und Stauden mit unterirdischen Reservestoffspeicherorganen) sowie, unter dem Einfluß des Klimas, durch eine Verkürzung oder Zweiteilung der Vegeta- tionsperiode. Diese bedingt jahreszeitlich große Differenzen im Nahrungs- angebot. In Anpassung an den periodischen Wechsel von Nahrungsmangel und Nahrungsüberschuß entwickeln sich viele Steppensäuger (wie manche Samenfresser im Wald) zu Vorratssammlern oder Winterschläfern. Rich- tiges Verständnis für die Bedeutung dieser Anpassungen für die Säugetier- fauna der echten Steppe kann die an Arten verarmte Waldsteppenfauna des Untersuchungsgebietes nicht vermitteln. Geht man aber zum Vergleich mit der im Untersuchungsgebiet gut vertretenen Wald- und Sumpf-Fauna von den Verhältnissen im südosteuropäischen (südrussischen) Steppen- Klimaxgebiet aus, so wird der Zusammenhang zwischen Lebensraum und den genannten Lebensformen um so klarer, gehören hierher doch nicht weniger als 12 Gattungen (Hemiechinus, Spalax, Cricetus, Cricetulus, Ci- tellus, Sicista, Alactaga, Alactagulus, Scirtopoda, Dipus, Lagurus und Ellobius). Daß davon der Fauna des Untersuchungsgebietes nur noch 3 an- gehören zeigt, wie groß die Kluft zwischen diesen primären, Klimatischen Steppen und unseren sekundären Steppen ist. a Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 169 RYAN AD ZEN | ' u = el) E A AO O AO A NEN IEEE [RA A aeeees EE NE EOS en d AM A u E ESTAR EAS muay» DIAGRAMM 4 Verbreitung der Säugetiere in den Steppen-Biotopen 1 2 3 4 5 6 7 Erinaceus europaeus COO | RX | Kk | KK Talpa europaea 000 000 | ®8®| 000 Crocidura suaveolens eso | ©@@ | 000 | 0000| 000 Crocidura leucodon oO0O | 000 !| 888 | 888 | COO] Ox Vulpes vulpes ese | 000 | 000] 000| xx | xxx | EX* Martes foina *O | OOO Mustela nivalis 080 | 888 | 000] VCOO| OOO] AA%A| AER Mustela eversmanni 000 000| 8888| 000 | RAR] KAR Meles meles KOkK| KK | KK Sus scrofa kk x* Capreolus capreolus 000 000|000|000| xk] xx Lepus europaeus 000 | 000 | 888 | ee | COO] 00 A| F¥ Oryctolagus cuniculus a AIDA RES Citellus citellus 000 000|000|e88|ee® Sicista subtilis O o O Apodemus sylvaticus 000 | ©@8 | 0o00|000|000 | Ox*! xxx Mus musculus 002 | Oe* | KOK] KX Cricetus cricetus k*0 0o00|ooo| *x* Microtus arvalis Gliederung der Steppen-Biotope: , Waldsteppen” und ,Buschsteppen” Felssteppe Sandsteppenstandorte (nur sehr lokal) Tragant-Pfriemengras-Rasen Festuca pseudovina-Rasen Hutweiden Salzpflanzengesellschaften Zeichenerklárung wie bei Diagramm 2, Seite 156 NO O q 0Ne Versucht man, einen quantitativen Überblick über die Steppenfauna des Untersuchungsgebietes zu gewinnen, so ergeben sich Schwierigkeiten, da eine der dominanten Arten, das Ziesel, wegen seiner Größe bei Fallenfängen nicht in vergleichbarer Weise erfaßt wird, die Zahlen also nach Schätzungen abgeändert werden müssen. Danach ergeben sich etwa die folgenden Verhältnisse: zool. Beitr. 170 K. Bauer . E „Buschsteppe" Feldmaus -(Microtaszarvalis) 22 = 2 722,750 Waldmaus (Apodemus syivaticus) . . . . . . . 40% Ziesel: (Ciiellus: ciielus)- 0 SS Gartenspitzmaus (Crocidura suaveolens) . . . . 2% - Feldspitzmaus (Crocidura leucodon) ....: 2% Trockenrasen Feldmaus (Microtussarvalis) =. IEA Ziesel (Citellus citellus) .. . ern ee aE Waldmaus (Apodemus ica A ee Feldspitzmaus (Crocidura leucodon) ..... 2% Starker als in irgendeinem anderen Lebensraum dominieren die Pflanzen- fresser (und zwar recht spezialisierte Pflanzenfresser, im Gegensatz zu den keineswegs einseitigen „Samenfressern“ des Waldes). Der Anteil der Spitzmäuse ist noch geringer als in den trockenen Wäldern. Dies hängt wohl mit den für Nahrungsspezialisten, denen die Möglichkeit zur Vor- ratsspeicherung fehlt, sehr ungünstigen, großen Schwankungen im Nah- rungsangebot zusammen. Im Steppenlebensraum, der winteraktiven, nicht grabenden Insektenfressern keine Nahrungsreservoirs in lockerem Mull oder Fallaub bieten kann, können Winterruhe haltende Eidechsen die bio- zönotische Funktion (oder ,Planstelle” im Sinne von Kühnelt) der Klein- tierfresser viel besser er- (oder aus-)fúllen. Nicht betroffen von der win- terlichen Nahrungsverknappung wird natürlich der unterirdisch lebende Maulwurf, für den der Reichtum der Lumbricidenfauna und die Tiefgründig- keit vieler Steppenböden sogar günstige Verhältnisse schaffen. Überhaupt ist ja in der Steppe die Tendenz zur Entwicklung grabender Formen deut- lich. Zum Teil schon durch Vorratsspeicherung und Winterschlaf notwen- dig gemacht, führt sie in echten Steppen mit ihrem Reichtum an unter- irdischen pflanzlichen Reservestoffspeichern darüber hinaus noch zur Ent- wicklung unterirdisch lebender Zwiebel- und Wurzelfresser (deren süd- osteuropäische Vertreter, Blindmaus (Spalax) und Mull-Lemming (Ello- bius) das Untersuchungsgebiet allerdings nicht erreichen). Von den 20 als Bewohner oder regelmäßige Besucher der Steppen- biotope des Untersuchungsgebietes festgestellten Säugetierarten sind 5 auf diese (und die Kultursteppe) beschränkt. Es sind dies die Arten: Croci- dura leucodon, Mustela eversmanni, Citellus citellus, Sicista subtilis und Cricetus cricetus. Diese Gruppe von 5 Arten ist nicht nur zahlenmäßig ein bescheidener Rest der schon in der Ukraine in erheblich größerer Arten- zahl auftretenden Steppenfauna. Beim Fehlen der morphologisch und nahrungsökologisch extrem spezialisierten Formen, wie Dipodinae, Alac- taginae, Spalax, Ellobius und Lagurus ist es auch eine Auswahl der am. wenigsten einseitig an Steppenverhältnisse angepaßten Arten. ET ES Wheres RT a A mf ts Se Sogo A E x oe EN pa | Pot en sen Fa Ss es ee Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 171 Die günstigsten Verhältnisse finden die Steppenformen in den Trocken- rasen-Biotopen (1, 3, 4). Unter dem Einfluß der Beweidung, dem die mei- sten noch nicht unter den Pflug genommenen Trockenrasenflächen aus- gesetzt sind, geht die Siedlungsdichte aller Arten mit Ausnahme des Ziesels zurück (was seine Ursache in der Zerstörung der Baue haben mag, da unter dem Schutz einzelner Weißdorn- und Rosensträucher schon die Siedlungsdichte von Feld- und Waldmaus wieder steigen kann). Die Waldmaus hat ihr ökologisches Optimum im Gebiet in der Buschsteppe, die Feldspitzmaus erreicht in der Kultursteppe etwa gleiche Dichte wie in den Steppenbiotopen. Das Vorkommen des Kaninchens ist im Gebiet an nur lokal vorhandenen Sand- oder Löß-Untergrund gebunden. Die Ähren- maus wurde freilebend nur im Gebüsch der Buschsteppe oder am Rand kleiner Aufforstungen angetroffen, dort aber ganzjährig. Pitymys sub- terraneus wurde einmal, sogar in drei Stücken, im Equisetum ramosissi- mum-Bestand des Seedammes gefangen, kann aber keineswegs als echtes Trockenrasentier betrachtet werden. D> Felsen und Höhlen Nattirlicher Fels steht nur stellenweise und in geringer Ausdehnung bei den im vorigen Abschnitt erwähnten Felsheide-Standorten an, frei- gelegt aber in mehreren großen Steinbrüchen im Leithagebirge und in den Ruster Hügeln. Als Säugetier-Lebensstätten sind diese kleinen Felsen und auch die Steinbrüche von geringer Bedeutung, doch finden sich in dem anstehenden Leithakalk mehrere kleinere und mittelgroße Höhlen, denen als Fledermausquartiere Bedeutung zukommt. Von diesen Höhlen sind zu nennen: 1. die Kulmhöhle bei Sommerein, eine kleine, nur wenige Meter lange Höhle im Kolmberg; : ; 2. die Zigeunerhöhle, eine wenig ausgedehnte Halbhöhle im W-Hang des Zeilerberges, vor der Barenhohle; 3. die Bärenhöhle bei Winden, im Westhang des Zeilerberges. Etwa 60 m lange Schichtfugen-Brandungshöhle; 4. die Fledermauskluft im Steinbruch von St. Margarethen. Diese teil- weise verstürzte Spalthohle in den Ruster Hügeln ist mit etwa 90 m die größte Höhle des Burgenlandes. Kulmhöhle und Zigeunerhöhle sind auf Grund ihrer geringen Größe un- bedeutend und kommen namentlich als Winterquartiere kaum in Betracht. Beide werden aber gelegentlich von Fledermäusen aufgesucht. So wurde in der Kulmhöhle ein Kleinmausohr (Myotis oxygnathus) gefunden (Wett- stein, 1926), und die Zigeunerhöhle ist gelegentlich von 1 oder 2 Klein- hufeisennasen (Rhinolophus hipposideros) besetzt. Wichtiger ist die Bären- höhle, in der Rhinolophus hipposideros und auch die Großhufeisennase (Rh. ferrumequinum) regelmäßig überwintern, die gelegentlich aber auch 172 K. Bauer boar von Langflügelfledermaus (Miniopterus schreibersi), Mausohr und Klein- mausohr (Myotis myotis und M. oxygnathus) und vom Langohr (Plecotus austriacus) aufgesucht wird. Das bedeutendste Fledermausquartier des Gebietes und eine der reichst besiedelten Fledermaushöhlen Österreichs aber ist die Fledermauskluft, die Sommer- und vor allem Winterkolonien . von Myotis oxygnathus und Miniopterus schreibersi beherbergt, im Win- ter aber auch noch von Rhinolophus ferrumequinum, Myotis myotis und Plecotus austriacus aufgesucht wird. Das Miniopterus-Vorkommen ist mit etwa 100—300 Tieren im Sommer, aber bis zu 2500 im Winter eine der größten bisher gefundenen Kolonien dieser Art in SO-Europa. BS Kulturlandschaft und Sted) ung em Etwa die Hälfte der Gesamtfläche des Untersuchungsgebietes (ein- schließlich Leithagebirge und See) ist heute Kultursteppe. Meliorationen und moderne Bearbeitungsmethoden haben eine intensive Nutzung früher kaum oder nur recht extensiv bewirtschafteter Flächen möglich gemacht. In den vergangenen Jahrzehnten wurde ein Großteil der ausgedehnten Hutweiden und Mähwiesen des Seewinkels und des Hansäg unter den Pflug genommen und in Felder oder Weingärten verwandelt. Das Gebiet hat damit schon sehr viel von seinem Puszta-Charakter eingebüßt. Diese vom Standpunkt des Biologen bedauerliche Entwicklung hält auch jetzt noch an und ist wohl kaum aufzuhalten. Es ist damit nur noch eine Frage der Zeit, wann die letzten Gemeindewiesen in Weingärten und die Wiesen des Hansäg in Zuckerrübenfelder umgewandelt sein werden. Die Kulturlandschaft des Gebietes besteht (unter Ausschluß der schon im Zusammenhang mit den Trockenrasen-Biotopen besprochenen Weiden) aus den folgenden Einheiten: 1. Getreidefelder (vor allem Gerste, Weizen und Mais). Zuckerrübenfelder. 3. Weingärten. Weinbau wird im Gebiet nicht nur in Hanglagen am Leithagebirge, an den Ruster Hügeln und am Abfall der Parndorfer Platte, sondern auch in der Ebene betrieben. Bedingt durch die größere Zahl von Verstecken in den Steinhaufen und Trockenmauern weisen die Weinberge fast immer eine erheblich größere Individuendichte auf als die ebenen Weingärten. 4. Im Hansag werden auf entwässerten Niedermoorböden stellenweise Sonnenblumen und Hanf gebaut. Namentlich die Hanfkulturen ziehen eine erhebliche Zahl von Kleinsäugetieren an, was scheinbar weniger mit dem Nahrungsangebot als mit den standortklimatischen Verhält- nissen in diesen sehr dichten und üppigen Beständen zusammenhängt. 5. Besonders bei Neusiedl, aber auch in anderen Orten wird intensiver Gemüse- und Gewürzanbau betrieben (Salat, Tomaten, Paprika, Ma- joran). Dieses intensiv genutzte Gartengelände wird durch Aufbringen le | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 173 ERBEN eek PDA PE 9 GOL mMonaw» DIAGRAMM 5 Verbreitung der Säugetiere in der Kulturlandschaft 1 2 3 4 5 6 7 Erinaceus europaeus KKK | KER] 000|000| 000 | Bee | 000 Talpa europaea 000 | 000 ©@8/000 Sorex araneus O000|XXX|*O>% Crocidura suaveolens 000 | 000 | eceejeoces|¡oco|ece|ooco Crocidura leucodon esa oee| 000| *¥*¥*] 000|000|%%%* Vulpes vulpes KEKE | KKK | COO] KEK] AA | KA Martes foina KK kkk | @@0 Mustela nivalis 000}; 000 | esop 0900} 000] @@e/] 000 Mustela eversmanni 0900 |.000 KKK! * Mustela putorius kKk*x| OOO] 0008 Meles meles KEK | KEK | KKK 0% Sus scrofa REK | KKK) x Capreolus capreolus 202091099 Lepus europaeus es„a| @@9 | 000 000 Oryctolagus cuniculus ee Ls: Citellus citellus 000 | O** Micromys minutus 000 “xx Apodemus sylvaticus 000 |oo0o| 000] e@8] ooo | ee®8| o00 Rattus norvegicus *00] eee Rattus rattus om Mus musculus KEK | KKK OOO] xxx| @@@ | eee Cricetus cricetus 00989 | 000| **x ARA Microtus arvalis eco lees | vcooloooloool|ooo Hauptbiotope der Kulturlandschaft: Getreidefelder Hackfruchtäcker Weingärten Hanf- und Sonnenblumenkulturen Gemüsekulturen Ruderalstätten DO Od40nNk Zeichenerklárung wie bei Diagramm 2, Seite 156 von Löß auf die feuchten Wiesen des See-Vorgeländes ständig er- weitert und gegen die Verlandungszone vorgeschoben. 6. In der Nähe der Siedlungen finden sich ausgedehnte Stapelplätze für Stroh, Schilf, Rebbündel u.a., an die meist mehr oder weniger aus- gedehnte Ruderalstellen mit Hochstaudenfluren aus Chenopodiaceen, | | [Bonne im K Dauer Malvaceen, Urtica u.a. anschließen. Diese ,Gstetten” bieten im Ge- gensatz zu den meisten Ackerbiotopen ganzjährig gute Deckung und weisen einen entsprechend arten- und individuenreichen Kleinsäuger- bestand auf. 7. Auch die Siedlungen selbst müssen schließlich als Säugetier-Lebens- stätten in die Betrachtung mit einbezogen werden. In der Kulturlandschaft als Ganzes herrschen etwa die klimatischen Bedingungen, die im Abschnitt II für den Großraum Neusiedlersee ange- führt wurden. Je nach Struktur und Deckungsgrad der Vegetation, aber auch nach Exposition und Wasserhaltungsvermögen der jeweiligen Böden unterliegen diese Bedingungen in den einzelnen unterschiedlichen Bio- topen erheblicher Variation. Die Standorte 1—3 sind erheblich trockener als 5 oder 6. Namentlich die großflächigen Hanffelder, wie sie eiwa im Bereich des Hansäghofes bei Andau gebaut werden, erreichen durch den relativ feuchten Standort, vor allem aber durch den Schutz der hohen und sehr dichten, üppigen Vegetation ein sommerliches Standortklima, das den Verhältnissen im Halmwald der Verlandungszone nahekommt. Wei- tere Unterschiede im Artenbestand ergeben sich unter dem Einfluß der verschieden starken Ausbildung einer Deckung bietenden Vegetation. Abgesehen von Waldspitzmaus und Zwergmaus, deren Auftreten in den Hanffeldern wohl mit dem zusagenden Standortklima in Zusam- menhang gebracht werden kann, scheinen die meisten Kleinsäugetiere der Kultursteppe in erster Linie vom Deckungsgrad der Vegetation abhängig zu sein. So erreichen Crocidura suaveolens, Apodemus sylvaticus und Mus musculus größere Dichten jeweils in deckungsreicheren Biotopen. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang das Verhalten von Crocidura suaveolens, da dieser in Crocidura leucodon eine verwandte, sich aber gerade entgegengesetzt verhaltende Art gegenübersteht. Auch die Feldmaus macht eher den Eindruck, geringere Deckung zu bevorzugen als zu ertragen — zumindest ist ihr Vorkommen unter bescheidener Deckung nicht mit der geringen Körpergröße allein zu erklären (Stein, 1955), da z.B. die kleinere Pitymys subterraneus wieder ausgesprochen gute, dichte Deckung verlangt. Auffallender Einfluß der Nahrung auf die Verbreitung der Kultursteppensäuger zeigt sich nur in einzelnen Fällen, wie bei Citellus citellus und Cricetus cricetus. Die gegenüber den Trocken- rasen geringe Dichte des Ziesels in Feldern und Rübenäckern hängt wahr- scheinlich teilweise mit dem Ausfall der Vorzugsnahrung (Leguminosen) zusammen. Demgegenüber erreicht der Hamster in der Kultursteppe eine sehr viel größere Dichte als in den Trockenrasen-Biotopen. Die Feldmaus (Microtus arvalis) erreicht zwar zeitweilig hohe Dichten auf Feldern und Ackern, hat dafür aber in den Trockenrasen-Biotopen ausgeglichenere Zahlen, die in Normaljahren den Bestand der Kultursteppen-Biotope über- treffen dürften. Es kann hier schon mit einigem Recht die Steinsche Tren- nung in primäre und sekundäre Biotope beibehalten werden (Stein, 1952, a | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 179 1955). Die anderen Bewohner der Kultursteppe des Untersuchungsgebietes scheinen die primären oder wenig veränderten Trockenrasen zu bevor- zugen. Manche Arten, so die beiden Weißzahnspitzmäuse, weichen nach dem Abräumen der Felder auch ganz in benachbarte Biotope aus. Die Siedlungen beherbergen eine nicht eben artenreiche, in ihrer Zu- sammensetzung aber interessante Fauna. Nur eine einzige Art, die Haus- ratte (Rattus rattus) lebt im Untersuchungsgebiet rein synanthrop. 3 andere Arten: Ährenmaus (Mus musculus), Wanderratte (Rattus norvegicus) und Steinmarder (Martes foina) erreichen zwar in den Siedlungen ihre größte Dichte, leben aber auch in jeweils ganz bestimmten Biotopen gänzlich ohne Anschluß an den Menschen. Sie können deshalb wenigstens im Untersuchungsgebiet keineswegs als obligate Kulturfolger bezeichnet werden, wie dies Löns (1908, zit. nach Tischler, 1955) wohl mit Recht für NW-Deutschland tut‘). Starker scheint die Bindung an menschliche Sied- lungen beim Iltis (Mustela putorius), doch gibt es auch bei dieser Art un- abhängig lebende Individuen. Allen genannten Arten, deren freilebende Glieder recht unterschiedliche Biotope bewohnen (Felsheide, Waldsteppe, Hochstaudenfluren in Trockenrasen und Schilfbestände) scheint gemeinsam zu sein, daß sie in den Siedlungen in erster Linie die günstigeren Ver- steckmöglichkeiten suchen, daß sie also in erster Linie Synöken und erst in zweiter Linie (und auch das nur zum Teil) Kommensalen des Menschen sind. Die Fledermäuse wurden in den vorhergehenden Abschnitten nicht mit behandelt, da ihre Beziehungen zu den unterschiedenen terrestrischen Lebensstätten schwerer erfaßbar sind. Insgesamt wurden bei den Un- tersuchungen im Neusiedlersee-Gebiet 11 Fledermausarten gesammelt. Es ist wahrscheinlich, daß sich noch die eine oder andere weitere Art nachweisen lassen wird. Besonders aussichtsreich ist dafür der Wald, wäh- rend kaum weitere Nachweise höhlen- oder siedlungsbewohnender Arten zu erwarten sind. Artenzahl und Häufigkeit der Fledermäuse ist im Unter- suchungsgebiet wohl in erster Linie von den zu Gebote stehenden Quar- tieren abhängig. Von den 11 gefundenen Arten wurden 6 in Felshöhlen, 10 in oder an Gebäuden und 3 in Baumhöhlen gefunden. Zweifellos ist aber die Zahl der baumhöhlenbewohnenden Arten größer, nur ist die | Kontrolle gerade solcher Verstecke mit besonderen Schwierigkeiten ver- bunden und der Nachweis vielfach vom Zufall abhängig. Neben dem Vor- handensein oder Fehlen geeigneter Quartiere sind aber sicher auch noch andere Faktoren für Vorkommen und Häufigkeit der Fledermäuse von Bedeutung. Ganz allgemein kann gesagt werden, daß die Fledermausfauna einer Gegend um so reicher ist, je abwechslungsreicher diese ist. Ein Opti- mum stellt eine reich gegliederte Parklandschaft dar, während die ein- förmige Kultursteppe nur einen geringen Fledermausbestand aufzuweisen *) Immerhin gibt es noch in Oldenburg freilebende Kolonien der Hausmaus (F. Frank, mdl.) und auf den friesischen Inseln seit etwa einem Jahrzehnt wilde Wanderratten-Populationen (Steiniger, 1949 b). 76 K. Bauer ee hat. Die ermittelten Zahlen fügen sich, auch wenn sie sicher mehr oder weniger vom Zufall abhängig sind, gut in diesen Rahmen, Am Westufer wurden 8, um Neusiedl 10 und im Seewinkel nur 3 Arten gefunden. Allein bei gelegentlichen Feldbeobachtungen fällt darüber hinaus der Unterschied in der Zahl jagender Fledermäuse zwischen den relativ günstigen Ge-- bieten am West- und Nordufer des Sees und der einförmigen, baumarmen Kultursteppe auf der Parndorfer Platte oder im Seewinkel auf. | VI. Zur Systematik, Ökologie und Bionomie der einzelnen Arten Erinaceidae — Igel 1. Erinaceus europaeus roumanicus Barr.-Ham., 1900 — Igel Material: 3 Bälge mit Schädeln, 2 Schädel; 24 weitere Tiere lebend untersucht. Systematik: Mit Wettstein (1942, 1955) und Ellerman und Morrison- Scott (1951) halte ich die Zusammenziehung der osteuropäischen Weiß- brustigel und der westeuropäischen Braunbrustigel für geboten, auch wenn manche Autoren (z.B. Herter, 1938, 1952; Markov, 1957), gestützt auf das zutreffende Argument, daß die Unterschiede zwischen den beiden Grup- pen größer seien als zwischen den jeweiligen Untereinheiten, die beiden Rassengruppen als eigene Formenkreise betrachtet wissen möchten. Ge- gen die artliche Sonderung scheint mir zu sprechen, daß sich die beiden Gruppen durchaus geographisch vertreten und in den schmalen Kontakt- zonen trotz einer angedeuteten Differenzierung in der Biotopwahl ¿¡Kerschner, mdl. Mitt.) offenbar ganz regelmäßig Bastarde bilden. Wie zu erwarten, gehören die Neusiedler Tiere zu roumanicus. Diese Rasse lebt ja auch noch in den benachbarten Niederungen des Wiener Beckens und Steinfeldes und erreicht im Donautal mindestens noch das Linzer Becken. \ Die vorliegenden Stücke haben mit Condylobasallängen von 53,7, 55,5 und 576 mm, Maxillarindices (nach Stein, 1930) von 1,16—1,22 und Schädellängen-In- dices (nach Wettstein, 1942) von 1,67—1,71 die Maße typischer roumanicus, wenn auch die CB des erstgenannten Stückes, eines säugenden ?, mit einem Gewicht von 587g recht gering ist. I In der Färbung fallen die Neusiedlersee-Tiere durch ihre Helligkeit auf. Von den 3 Bälgen und 24 lebenden Tieren hatte nur ein einziges Stück, ein männ- liches Jungtier (Nr. 52/350), ausgedehnte dunkle Partien auf der Unterseite. Acht der lebend untersuchten Tiere zeigten Zeichnungen, wie sie Herter (1938) unter V und VI abbildet, die anderen 16 lebenden Stücke und auch die beiden Bälge haben die Unterseiten von der Schnauzenspitze bis zur Schwanzwurzel weiß, ohne iede Einsäumung durch dunkle Haare. Dieser Typ ist bei Herter nicht aufgeführt, er wäre folgerichtig mit Vil zu bezeichnen. Entsprechend der allgemeinen Auf- hellung des Haarkleides ist die charakteristische Gesichtszeichnung oft kaum, manchmal auch gar nicht mehr vorhanden. Auch an den Stacheln ist diese Reduk- tion der Pigmentierung feststellbar. An einem der drei Bälge (Nr. 51/136) zeigen ra | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 177 die Stacheln nur mehr die subterminale, aber keine basale dunkle Binde. Wie eine Durchsicht der Bälge des Naturhistorischen Museums in Wien gezeigt hat, kommt diese weitgehende Aufhellung des Haarkleides auch bei anderen Oster- reichischen roumanicus vor. In der Sammlung befinden sich zwei solche Stücke aus Vöslau, eines aus Hainfeld und eines aus Baden/Wien. Die zahlenmäßige Verteilung der einzelnen Typen in den beiden verglichenen Populationen ist so: vondunkelzuhell x . 2... I II IT IV; NA VI VIT Ntederösterreich. .... 2. 1 — 22 3 2, 4 4 Neusiedlersee-Gebiet ... . — — 1 — 3 5 18 Das unter Typ I genannte Stück ist ein ? aus Lunz, dem jede Spur eines weißen Prustflecks fehlt. Wettstein (1925) vermutet, daß es sich dabei um einen durch die Umweltbedingungen im Gebirge verursachten Sonderfall handelt. Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, daß sich bei Prüfung größeren Materials auch für Einheiten unterhalb der Subspecies (,natios”, Populationen) dieselbe Korrelation zwischen Klima und Pigmentierungsintensität nachweisen lassen wird, wie sie für die Ras- sen und Arten der Erinaceidae zu bestehen scheint. Ökologie: Der Igel bewohnt alle nicht zu nassen und hinreichend Deckung bietenden Biotope des Untersuchungsgebietes. Seine größte Dichte erreicht er unzweifelhaft in den abwechslungsreicheren Teilen der Kultur- landschaft, namentlich in der Nähe der Siedlungen. Verbreitung im Gebiet: Igelfunde verteilen sich über das ganze Gebiet, es ist deshalb müßig, sie einzeln anzuführen. Aus dem ungarischen Seevorgelände wird die Art von Solymosy für Nagylozs und von Vasarhelyi für Csikoseger und Brennbergbanya genannt. Einen richtigen Eindruck von der Häufigkeit des Igels vermitteln nicht so sehr die mehr oder weniger zufälligen Begegnungen, als die Zahl der Verkehrsopfer auf den Straßen des Gebietes. Nur das mit Vorliebe an den Straßenböschungen hausende Ziesel wird noch häufiger überfahren gefunden. Talpidae — Maulwúríe 2. Talpa europaea frisia Müller, 1776 — Maulwurf Material: untersucht 11; gesammelt 6 Bälge mit Schädeln, 2 Schädel und 11 Gewöllschädel. Systematik: Die Maulwürfe des Neusiedlersee-Gebietes gehören wie die des Wiener Beckens der großen mittel- und osteuropäischen Niede- rungsrasse an, die nach Stein (1950 a) den Namen frisia tragen muß. Die Maße der kleinen Serie adulter Tiere (nach Stein) entsprechen recht gut den von Stein, Stroganov (1948) und Markov (1957) genannten: Min. Max. M. Min. Max. M. KKL 126 150 135 125 137 Sit Schw. 30 40 34,4 30 38 33,6 HFS 18,5 20,8 19,1 17,0 19,0 18,5 CB 34,0 36,0 33,3 34,7 SA? SB 16,0 17,6 16,7 16,7 179 16,9 Okologie: Der Maulwurf bewohnt alle Biotope, deren Böden mittel- und tiefgründig sind und hinreichend hoch über dem Grundwasserspiegel liegen, um die Anlage von Gängen zu erlauben. Größere Dichte erreicht die Art in den Trockenrasengebieten nur in den feuchteren Mulden, vor allem aber im Gartengelände, den Fettwiesen und den höhergelegenen 178 K. Bauer | Be Pfeifengraswiesen. Hier kann die Siedlungsdichte auffallend groß werden. Franz und Beier (1948) sprechen z.B. bei der Kennzeichnung ihrer ókolo- gischen Profile geradezu von einer ,Maulwurfzone”. In diesen Wiesen steht namentlich im Frühjahr Grundwasser noch sehr hoch, die Nester werden deshalb vielfach in besonders großen Haufen an und über der Bodenoberfläche angelegt. Verbreitung im Gebiet: Talpa europaea findet sich im Untersuchungs- gebiet überall, vom Kamm des Leithagebirges bis in den Hansäg. Eine Aufzählung von Fundpunkten erübrigt sich daher. ZurBionomie: Da Stein (1950 b) den Maulwurf als regelmäßige Beute von Bussard und Waldkauz anführt und dazu bemerkt, daß eine Waldohr- eule und ein Turmfalk die Haut eines Maulwurfes nicht zerreißen konnten, sei angeführt, daß sich Maulwürfe nach Uttendörfer (1952) auch in Ge- wollen von Schleiereule, Waldohreule und sogar Sperber und Steinkauz fanden. Bei je 4 in Gewöllen von Neusiedler Schleiereulen (Tyto alba) und Sumpfohreulen (Asio flammeus) gefundenen Maulwürfen handelt es sich um semiadulte oder adulte Stücke, die also sehr wohl bewältigt werden. Soricidae — Spitzmäuse 3. Sorex araneus weitsteini n. ssp. — Waldspitzmaus Material: untersucht 172; Bälge mit Schädeln 90, Bälge ohne Schädel 4, Schä- del 55, Gewöllschädel 1244. Systematik: Zalesky (1948) hat eine dankenswerte Zusammenstellung der aus Europa beschriebenen Rassen gegeben. Er hat sich dabei aber leider weitgehend auf eine Wiedergabe der von den Autoren angeführten Cha- raktere beschränkt, ohne diese an Hand seines umfangreichen Materials zu revidieren. Die Rassengliederung der Art ist deswegen zur Zeit noch durch- aus ungenügend bekannt. Wenn eigene, zusammen mit J. Niethammer durchgeführte Studien aus Mangel an Material von manchen kritischen Ge- bieten auch noch nicht zu der geplanten Revision geführt haben, so scheint eine Gliederung in großen Zügen aber nunmehr doch gut möglich. Die Waldspitzmaus trägt während ihrer 18 Monate nicht überschreiten- den Lebensspanne drei verschiedene Haarkleider, wenn man von den Zwi- schenhärungen absieht, die nur ein kleiner Teil der Tiere mitmacht (Kratoch- vil und Grulich, 1950; Stein, 1954). Obwohl es selbstverständlich ist, daß diese Kleider bei taxonomischem Vergleich berücksichtigt werden müßten, geschah dies vielfach nicht. Millers (1912) auch heute noch allen Darstellun- gen zugrundeliegende Beschreibungen z.B. unterscheiden juv. und ad. Som- merkleid nicht. Zalesky, der die Kleider erstmals säuberlich trennte, schied Tiere im Jugendkleid ganz aus der (Fell-)Betrachtung aus. Zimmermann (1951) hat kürzlich aber darauf hingewiesen, daß zwischen in den Alters- kleidern nur wenig verschiedenen Populationen im Jugendkleid auffallende | Unterschiede herrschen können. Wir fanden dies nicht nur bestätigt, son- a Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 179 dern zur Gruppenabgrenzung sogar brauchbarer als die bisher vorzugs- weise verwendete Zwei- oder Dreifarbigkeit und Größe: alle nördlicheren Rassen der araneus-Gruppe nämlich haben ein dunkles, den Adult-Klei- dern ähnliches, die südlichen Rassen der fetragonurus-Gruppe aber ein helles, deutlich verschiedenes Jugendkleid. Im Verein mit den übrigen Merkmalen ergäbe dies etwa folgende Gliederung der europäischen Rassen von Sorex araneus: 1. araneus-Gruppe: Jugendkleid dunkel, wenig von den adulten Kleidern verschieden (meist schon mit Schabracke [= dreifarbig]), Alterskleider deut- lich dreifarbig; Zahnpigmentierung meist relativ schwach; mit Ausnahme einzelner Formen klein und kurzschwänzig. 2. tetragonurus-Gruppe: Jugendkleid hell, von den Alterskleidern stark vorscueden (fas: ¡immer ohne abgesetzte Seitenzone [= zweiiarb:g]); vieifach auch in den Alterskleidern ohne oder mit undeutlicher Schabracke; Zahn- pigmentierung meist stark; meist mittelgroß bis groß und langschwänzig. 3. Für sich stehen wohl (wenn überhaupt zu Sorex araneus gehörig) die sehr kleinen, gegenwärtig aber erst ganz unzureichend bekannten Gebirgs- formen samniticus Altobello und granarius Miller aus Apennin und den zentralspanischen Gebirgen. Für Mitteleuropa ergibt sich etwa folgende Rassengliederung: 1. Sorex araneus araneus: dunkles Jugendkleid; klein und kurzschwänzig; ad. mit sehr deutlicher, juv. mit mindestens angedeuteter Schabracke. Norddeutsche Tiefebene. 2. Sorex araneus tetragonurus: Jugendkleid hell; mittelgroB und lang- schwanzig; ad. mit + deutlicher Schabracke. Von der Mittelgebirgsschwelle bis in die Nordalpen. Alle bisher als „Mischformen araneus X tetragonurus” bezeichneten Populationen gehören hierher‘), 3. Sorex araneus alticola Miller: Die gleichfalis durch helles Jugendkleid gekennzeichneten, von fetragonurus aber durch das Fehlen der Schabracke auch im Alterskleid, bedeutendere Größe und Langschwänzigkeit unter- schiedenen Populationen der Alpen, die bisher meist als „typische tetrago- nurus” galten, müssen wohl den Millerschen Namen tragen. 4. Die Waldspitzmäuse der ungarischen Tiefebene fallen durch allgemeine Verdunkelung auf (doch bleibt der relative Unterschied zwischen Jugend- und Alterskleid bestehen). Die dazutretende Kleinwüchsigkeit der nord- *) v. Lehmann (1955) hat m. W. als erster darauf hingewiesen, daß in Teilen NW-Deutschlands 2 ,Waldspitzmausformen” nebeneinander vorkommen. Obige Gliederung bezieht nur den „großen Typ“ v. Lehmanns ein. Der auch von v. Lehmann nicht benannte kleine läßt sich in dieser groben Gliederung nicht unterbringen. Die anscheinend strenge Korrelation der charakteristischen Färbungs- und Proportionsmerkmale machen es m.E. wahrscheinlich, daß sich unter dem „kleinen Typ” eine andere Art verbirgt. Nach vorläufigen eigenen “Befunden scheinen diese Tiere der erst seit einigen Jahren von S. araneus unterschiede- nen Art Sorex articus nahezustehen. zool. Beitr. 180 K. Bauer la ostungarischen Population hat zur Aufstellung der Rasse Sorex araneus csikii Ehik gefúhrt. Die Waldspitzmause der westlichen Grofen und der Kleinen Ungarischen Tiefebene sind zwar größer als csikii und weichen in den Maßen nicht nennenswert von den benachbarten tetragonurus-Popula- tionen ab, unterscheiden sich aber in der Farbung sehr deutlich. Da diese Unterschiede zwischen der vorliegenden Serie und etwa 1000 Vergleichs- stücken aus verschiedenen Teilen der Areale von araneus, tetragonurus und alticola sich als beständig erwiesen und auch von K. Zimmermann (briefl.) und J. Niethammer bestätigt wurden, wird die Neusiedlersee-Po- pulation nachstehend beschrieben. Ich freue mich, diese Rasse Prof. Dr. O. Wettstein, der durch seine „Beiträge zur Säugetierkunde Europas” grundlegenden Anteil am Aufblühen der systematischen und faunistisch- tiergeographischen Erforschung der europäischen Säugetierfauna hat, wid- men zu können. Ty pws Nr. 51/104 Coll Ky Bauer, 2, 19.5.1951. Terra typica: Neusiedl/See, Burgenland, Osterreich. Diagnose: Rasse der tetragonurus-Gruppe: Jugendkleid stark verschieden (deutlich heller als adulte Kleider). Mit der benachbarten Rasse tetragonurus in den Maßen etwa übereinstimmend, aber im Jugendkleid etwas dunkler und grauer, im ad. Sommerkleid dunkler. Von csikii durch größere Körper- und Schädelmaße, von eleonorae durch geringere Schädelmaße und Hinterfußsohlen- längen verschieden. Beschreibung: Im Jugendkleid grauer und etwas dunkler als tetragonurus (Verona brown [XXIX] gegenüber Snuff brown [XXIX] bis Cinnamon brown [XV]). Winter- und Sommerfell stimmen in der Tónung der Oberseite überein, nur tritt im kurzen Sommerfell die (im Winterfell schmale) Seitenzone deutlicher in Er- scheinung. Hier gelten etwa die folgenden Farbwerte: Light Sealbrown (XXXIX) bis Fuscous und Fuscous-Black (XLVI) bei Neusiedier Stücken gegen Bister (XXIX) bis Sealbrown (XXXIX). Eine Färbungsbesonderheit tritt unter allen untersuchten Serien nur bei der Neusiedlersee-Population auf: Bei einigen Stücken im Jugendkleid, vor allem aber bei einem Teil der Tiere im ad. Sommerkleid (ca. 20—25%) ist die Unterseite über einen auch bei anderen Populationen vor- kommenden braunen Anflug hinaus mehr oder weniger verdunkelt (Dusky Drab, XLV). Im extremen Falle kann die Unterseite fast so dunkei werden wie die Oberseite. Am stärksten verdüstert sind dann Brust und Bauchmitte. Die Kehle bleibt hell, und namentlich hinter den Vorderbeinen kann eine deutlich ausge- prägte helle Zone die dunklen Seiten- und Bauchpartien trennen. Diese ventrale Verdunkelung von der Bauchmitte her erinnert etwas an dieselbe Erscheinung bei Neomys fodiens, wenn auch das Bild im einzelnen ein anderes ist. Die Maße sind, wie erwähnt, nicht wesentlich verschieden von denen benachbarter tetragonurus-Populationen: ad (n — 43): juv. (n= 100): Min. Max. M. Min. Max. M. KKL Al 85 78,2 64 75 70,8 Schw. 34 47 ASIS 38 49 43,3 HFS 11,9 14,2 12,8 12,0 14,0 13,0 Gew. 10,2 14,4 15 6,4 10,4 7,9 CB 18,6 19,9 19,4 18,6 19,7 19,3 SB 9,3 10,1 9,66 9,0 10,0 9,56 Der Schädel weist keine Besonderheiten auf, Bei den Zähnen verdient das Größenverhältnis zwischen den 5 einspitzigen Zähnen im Oberkiefer (I?—P?) Be- achtung. Stroganow (1936) und Dehnel (1949) haben darauf hingewiesen, daß das en Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 181 Verhältnis zwischen diesen Zähnen keineswegs immer den Millerschen Angaben entspricht. Nach Miller sind der erste und zweite gleich, größer als der dritte, dieser wieder größer als der vierte, und der fünfte am kleinsten. Demgegenüber machen die genannten Autoren darauf aufmerksam, daß auch sehr häufig ein Verhältnis: erster und zweiter gleich, dritter und vierter kleiner, aber unter- einander wieder gleich, auftritt. Dazwischen gibt es Übergänge, die Verhältnisse können sogar auf beiden Seiten verschieden liegen. Den Prozentsatz der einzelnen Typen in der untersuchten Population zeigen die folgenden Daten: n 793255 mermediar 12 >32 255 Neusiedl 100 26% 34% 40% Bialowieza 320 24% 56% 20% Verbreitung: Erst unzureichend bekannt. Wahrscheinlich gehören nicht nur die Waldspitzmäuse des Neusiedlersee-Gebietes und der ganzen Kleinen Ungari- schen Tiefebene dieser Rasse an, sondern auch die eines großen Teiles (westlich und zentral) der Großen Ungarischen Tiefebene. Schon Zalesky (1948) erwähnt die dunkle Färbung pannonischer Waldspitzmäuse nicht nur aus dem Untersuchungs- gebiet (Brennbergbanya und Csikoseger), sondern auch von Gönc, Alsoberecki und Lillafüred. Maße der mitteleuropäischen Rassen von Sorex araneus: Herkunft n KKL Schw HFS eB araneus: Nordd. Tiefebene Zimmermann (1951)i94 56-81 (66,2) 31-46 (39,7) == — (18,0) tetragonurus: Ost-SlovakeiMosansky (1957) 21. 66-78 (70,7), 38-48 (41,8). 11,8-14;5 (123) — (—) Slovakei Ferianc (1952) 17° 69-82 (75,1) 37-48 (42,4). 13,0-14,5 (13,5) 18,7-20,2 (19,9) Nieder- österreich Zalesky (1937) 17 62-77 (69,0) 39-46 (43,0) 11,0-14,0 (13,5) 19,1-19,9 (19,5) wettsteini: Neusiedlersee 43 71-85 (78,2) 34-47 (43,3) 11,9-14,2 (12,8) 18,6-19,9 (19,4) csikii: NO-Ungarn Ehik (1928) 3 60-70 (64,0) 37-41 (38,8) 10,0-12,0 (11,0) 18,2-18,6 (18,4) eleonorae: Kroat. Geb. Wettstein (1927) Okologie: Die Waldspitzmaus ist im Untersuchungsgebiet auf die feuchten Biotope der Verlandungszone und auf die humideren Waldtypen beschränkt. Sehr hohe Dichte erreicht sie in den äußeren, landwärtigen Tei- len der Verlandungszone, wo sie zum weitaus häufigsten Säugetier wird. Einzelne Waldspitzmäuse dringen von hier aus in das ganzjährig unter Wasser stehende Phragmitetum ein. Diese haben ihre Verstecke dann in alten Schilfbündeln, Rohrhaufen und Booten oder sogar, wie die Wasser- spitzmaus, in ausgeplünderten Bartmeisen- oder Rallennestern und führen eine teilweise aquatische Lebensweise. In geringer Dichte lebt die Wald- spitzmaus in den sonst kaum von Kleinsäugern besiedelten Knopfbinsen- Mooren, sie fehlt aber den trockeneren Waldtypen und den Trockenrasen- biotopen ganz. Im Gegensatz zu den Verhältnissen in humideren Klimaten (z.B. Löhrl, 1938) kann die Art im Untersuchungsgebiet deshalb keines- wegs mehr als euryök bezeichnet werden. 3 78-82 (79,7) 40-48 (42,5) 14,2-15,3 (14,7) 20,0-21,0 (20,5) Bonn. 182 K. Bauer zool. Beitr. - Verbreitung im Gebiet: Die Waldspitzmaus ist im Gebiet, ihren ökolo- logischen Ansprüchen entsprechend, sehr häufig überall im Seevorgelände, rechi verbreitet im Hansäg und lokal im Leithagebirge und Seewinkel. Auf der Parn- dorfer Platte wurde sie nur an einem Punkt, dem feuchten Teichwäldchen zwischen Neusiedl und Parndorf, gefangen. Aus dem ungarischen Seevorgelände wird sie von Solymosy aus Nagylozs und von Vasarhelyi aus Brennbergbanya und Csi- koseger angeführt. Bionomie: Die Fortpflanzungsbiologie der Waldspitzmaus ist durch die Untersuchungen von Brambell (1935), Stein (1938, 1954), Dehnel (1949) und dessen Schüler gut bekannt. Die am eigenen Material ermittelten Be- funde fügen sich recht gut in den Rahmen dieser Daten und ergänzen sie auch etwas. Nach Brambell, Stein und Dehnel sollen Waldspitzmäuse all- gemein erst nach der Überwinterung geschlechtsreif werden, gleichgüitig, ob im Mai oder November geboren. Borowski und Dehnel (1953) und Stein (1954) haben in weiteren Arbeiten aber festgestellt, daß dies wohl im allgemeinen gilt, daß aber einzelne 22 doch auch schon im Geburts- jahr die Geschlechtsreife erlangen kónnen *). Leider wurde in den ersten Jahren auf eingehendere Aufzeichnungen bezüglich des Zustandes der Gonaden verzichtet. Die Befunde an den Fängen der letzten Jahre haben aber ergeben, daß etwa 10 bis 20% der ?? im Untersuchungsgebiet noch im ersten Jahr reif werden, daß dieses frühere Ausreifen also keineswegs als Ausnahmeerscheinung betrachtet werden kann. Möglicherweise besteht wirklich, wie Niethammer (1956) vermutet, eine Korrelation zwischen der geographischen Lage und damit dem Klima und dem Ausmaß der Frühreife in den verschiedenen Populationen. Bei den Neusiedler Tieren können so- gar noch einzelne junge 66 im ersten Lebensjahr ausreifen. So hatte je ein 6 vom 4.9. und 8. 11. vollentwickelte (8X5 mm) Hoden. Wie auch die fortpflanzungsaktiven jungen 2%, von denen das erste am 27.7. gefangen wurde, übertreffen die reifen 64 mit 11,5 und 11,6g die gleichaltrigen, noch nicht ausgereiften Stücke, die 6,0 bis 9,0 g wiegen, recht erheblich an Gewicht. Im übrigen entsprechen die Befunde, abgesehen davon, daß die ge- schlechtliche Aktivität im Frühjahr etwas früher einsetzt als im nördlichen Mitteleuropa, den von anderen Autoren ermittelten. Im März reifen die wintersüber geschlechtlich inaktiven Tiere. Das erste säugende Weibchen wurde schon am 29.4. gefangen, das erste selbständige Jungtier am 1. 6. Die sexuelle Aktivität dauert bei den Vorjahrstieren bis zum Tod, der im Laufe des Sommers eintritt, bei den im Geburtsjahr reifenden Tieren bis etwa Mitte November. Wie Pelikan (1955) und Tarkowski (1957) schon ge- zeigt haben, nimmt die Wurfgröße von Anfang bis Ende der Fortpflan- zungszeit ab. Drei 22 im April enthielten je 8, vier 2° im Mai 7, 8, 8 und *) Nach einer neuerlichen Untersuchung großen Materials aus Bialowieza (Pucek, 1960) reifen dort 0,28—2,04% der araneus-?? und 4,12—10,26% der minu- tus-?? im ersten Jahr. Der Anteil diesjähriger Tiere in der Gesamtzahl fort- pflanzungsaktiver ?? schwankt bei S. araneus in einzelnen Jahren zwischen 1 und - 7,7, bei S. minutus zwischen 10 und 22%. | en Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 183 9 Embryonen, vier vorjährige 22 von August bis Oktober 4, 5, 6 und 6 und drei junge 2° von Juli bis November 3, 5 und 6 Embryonen. Wie bei den von Stein untersuchten brandenburgischen Waldspitz- mäusen setzt der Frühjahrs-Haarwechsel Ende März ein und dauert etwa 6 Wochen. Während 10 in der zweiten Maidekade gefangene Y schon sämtlich im Sommerhaar sind, haben 4 von 9 ¿4 aus derselben Zeit noch zur Hälfte das Winterfell, und auch 3 der scheinbar schon ganz vermauser- ten 466 zeigen noch Pigmentzeichnung. Obwohl die 4646 mit dem Haar- wechsel beginnen, brauchen sie zu seinem Abschluß länger. Der Herbst- haarwechsel konzentriert sich auf einen kürzeren Zeitraum, beginnt An- fang Oktober und wird normal noch vor Ende Oktober abgeschlossen. Während der Verlauf der normalen Frühjahrs- und Herbstmauser nicht besprochen zu werden braucht, da die Beschreibung Steins vorliegt, ver- dienen einige der vorzeitig gereiften Jungtiere wegen abweichenden Mau- serverlaufes Erwähnung. Manchmal erfolgt auch dieser Wechsel vom Jugend- zum Alterskleid nach dem Schema der Herbstmauser. Während dieser Haarwechsel an zwei Tieren am Hinterrücken einsetzt, nimmt er an sechs weiteren aber einen ganz anderen (und auch vom Frühjahrshaar- wechsel abweichenden) Verlauf: Im Nacken einsetzend, erfaßt er von hier aus erst Kopf und Körperseiten und schreitet dann allmählich caudad über den Rücken fort. 4, Sorex minutus minutus Linne, 1766 — Zwergspitzmaus Material: gefangen 14; gesammelt 10 Bälge mit Schadeln, 4 Schädel und 168 Gewöllschädel. Systematik: Die vorliegenden Bälge sind im Sommerhaar etwa Bister—Sepia (XXIX) oder Clove Brown (XL) und damit dunkler als Miller (1912) und Zimmer- mann (1951) angeben, die sie als Sepia—Wood Brown oder Verona Brown—Bister beschreiben. Ein Winterbalg ist mit Fuscous (XLVI) merklich dunkler als ober- steirische Vergleichsstücke meiner Sammlung (Natal-Brown—Olive Brown [XLj). (Nach Schäfer [1935] variiert die Färbung in Mitteldeutschland von hellgraubraun bis schwärzlich.) Die Maße sind: ad. (n—}7): juv. (n= 5): Min. Max. M. Min. Max. M. KKL 59 67 62,5 49 58 54,6 Schw. 35 40,5 38,1 39 45 42,6 HFS 10,7 11,6 11,0 1053 11,5 11,0 ' Gew. 4,5 5,8 9,17 2,9 5,0 3190) CB Lone 15,9 15,6 15,3 19,2 15,5 SB 283 Wale TS 7,4 7,6 7,9 Die Körpermaße sind also merklich größer als bei nordeuropäischen Zwergspitz- mäusen und entsprechen schon der von Ognev (1921) aus dem Nordkaukasus be- schriebenen Rasse volnuchini. Die vorliegende Serie kann aber nicht zu dieser Rasse, der Markow (1957 a) auch die bulgarischen Zwergspitzmäuse zurechnet, ge- zogen werden, weil sie weder in der Färbung noch in der Form des Schädels der Ognevschen Beschreibung entspricht. Nach dem Autor ist volnuchini heller als minutus, vor allem aber ist das Rostrum verbreitert und mißt zwischen den Fora- mina anteorbitalia 2,4—2,6 mm, während es bei der Neusiedlersee-Population kei- neswegs verbreitert ist und mit 2,0—2,2mm für minutus normale Werte ergibt. Die Schädellänge liegt etwa in der Mitte zwischen der nordeuropäischen minutus und der kaukasischen volnuchini. zool. Beitr. 184 Ke Bau en E Es unterliegt kaum einem Zweifel, daf die gegenwartig gebrauchliche Gliederung, die alle europaischen Populationen der Nominatform zurechnet und nur die isolierten sudlichsten Populationen als Rassen (volnuchini Ognev: Kaukasus, gmelini Pallas: Krim, gymnurus Chaworth-Musters: Olymp und lucanius Miller: Calabrien) abtrennt, die geographischen Va- riationen der Art nicht widerspiegelt. Zu einer Revision reicht aber das in Sammlungen vorhandene Material gegenwärtig nicht aus. Okologie: Die Zwergspitzmaus ist im Untersuchungsgebiet auf die feuchten Wiesen beschränkt. Sie lebt hier neben der häufigeren Waldspitz- maus, ohne daß irgendwelche ökologischen Unterschiede deutlich würden. Von einer Bevorzugurg trockener, sandiger Standorte, wie sie im nörd- lichen Mitteleuropa von Schreuder (1945) für Holland, Goethe (1955) für Westfalen und Nordostdeutschland und Serafinski (1955) für Polen konsta- tiert wurde, kann im Untersuchungsgebiet keine Rede sein. Wie schon früher mitgeteilt wurde (Bauer, 1953 a), ist die Zwergspitzmaus in Oster- reich auf ausgesprochen kalte Biotope, schattenseitige, feuchte Wiesen, Moore, verschiedene feuchtkalte Waldtypen und Sumpf- oder Nieder- moorgebiete beschränkt. Da im pannonischen Osten Österreichs derartige Standorte nicht allzu häufig sind, tritt auch Sorex minutus nur mehr recht lokal auf, im Gegensatz zum Alpen- und Voralpengebiet, wo sie weit ver- breitet ist und sich bei intensiver Sammeltätigkeit wohl überall feststellen lassen wird. | In der Verlandungszone des Sees lebt die Art in den nicht standig überschwemmten landwärtigen Schilfwäldern, in der Aschweiden-Groß- seggenzone und auch noch in den Pfeifengraswiesen und Knopfbinsen- mooren. In den letztgenannten beiden Biotopen findet sich die Zwergspitz- maus auch im Hansäg und im Seewinkel. Verbreitung im Gebiet: Vasarhelyi nennt die Zwergspitzmaus für Csikoseger im Hansäg. In der Verlandungszone des Sees lebt die Art überall; ge- sammelt oder in Gewöllen gefunden wurde sie in Rust, Donnerskirchen, Jois, Neusiedl, Weiden, beim Viehhüter und am Seeufer beim Sandeck. Wo ausgedehn- tere feuchte Wiesen vorhanden sind, findet sich Sorex minutus aber auch abseits vom See. So liegt sie vor aus Gewöllaufsammlungen vom Steinbruch bei St. Mar- yarethen (dem im SW feuchte Wiesen vorgelagert sind), von Gols, Mönchhof und Apetlon. Bionomie: Wie überall in Mitteleuropa ist die Zwergspitzmaus er- heblich seltener als die Waldspitzmaus. Die Fänge erreichen nur 81% der bei der Waldspitzmaus erzielten, und die Summe der Gewöllschädel macht 13,5% der entsprechenden Zahl von Sorex araneus aus. Im einzelnen schwankt das Verhältnis in den auswertbaren größeren Aufsammlungen zwischen 1:3 und 1:24. Zwei am 10. Mai 1951 gefangene 2° säugten bereits. Die beiden am 16. September 1952 und am 19. September 1957 gefan- genen diesjährigen 2? säugten ebenfalls. Dies läßt es möglich erscheinen, daß bei Sorex minutus die Geschlechtsreife generell schon im ersten Sommer eintritt. Die zwei erwähnten, am 10. Mai gefangenen $% haben ee | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 185 den Frühjahrshaarwechsel abgeschlossen, ein am 21. Mai erbeutetes 6 trägt zwar ebenfalls schon zur Gänze Sommerhaar, hat aber noch die gesamte Haut pigmentiert. Ein am 10. August gefangenes vorjähriges ö schließlich zeigt beginnenden Haarwechsel im Nacken. Es ist bekannt, daß Sorex minutus starken Dichte-Schwankungen unter- worfen ist (Goethe, 1955, Pelikan, 1955). Diese äußern sich auch im Unter- suchungsgebiet sehr deutlich. In den Gewöllaufsammlungen von Weiden/ See betrug der Anteil von Sorex minutus an der Gesamtzahl der Soricidae in den einzelnen Jahren: 1950 1951 1952 1953 1954 1955 Zahl der Spitzmäuse 470 142 235 77 37, 96 Anteil von S. minutus 8% 7% 3% 13% 0 19% 3, Neomys anomalus milleri Mottaz, 1907 — Sumpispitzmaus Material: Untersucht 24; Bälge mit Schädel 17 (6 in Coll. Steiner), Balg ohne Schädel 1, Schädel 4; Gewöllschädel 10. Systematik: Die Sumpfspitzmaus-Population des Untersuchungsgebietes ist gekennzeichnet durch die folgenden Maße: ad (n — 9): juv. (n — 9) Min. Max. M. Min. Max. M. KKL 78 90 84,8 71 79 76,8 Schw. 45 0) 50,8 47 5%) 50,5 HFS 19,1 16,8 19,7 14,9 16,4 15,4 Gew. 13,2 20,5 16,0 9,7 VAD 10,8 ad. und juv. (n — 13) Min. Max. M. CB 19,1 20,3 19,9 SB 9,9 10,5 10,2 Abgesehen von der teilweisen Verdunkelung der Unterseiten stimmen die Neusiedler Tiere mit einer Vergleichsserie aus dem Ostalpenbereich überein. Von Neomys anomalus wurden neben der spanischen Nominatform und der alpenländischen milleri einige osteuropäische Rassen beschrie- ben, die bei Beurteilung der pannonischen Populationen berücksichtigt werden müssen, so mokrzeckii von der Krim, soricoides von Bialowieza und josti vom Ochrida-See. Mokrzeckii hat größere Maße als die Neu- siedler-Serie, josti ist eine wohl kaum aufrecht zu erhaltende Subtil-Form, deren Merkmale noch ganz in die Variationsbreite der alpinen milleri fallen, und auch soricoides ist nur in den Mittelwerten von milieri ver- schieden und in ihrem Wert zweifelhaft (wird von Dehnel [1950] für syno- nym zu milleri gehalten, von Kratochvil [1954] aber als gültige Rasse betrachtet). Die Neusiedler-Serie stimmt in den Schwanz-, Hinterfuß- und Schädelmaßen ganz mit alpenländischen milleri überein (Miller, 1912, Kahmann, 1952, und eigene Messungen). Die großen Körpermaße, deren Realität durch die hohen Gewichte gesichert wird, lassen sich wohl mit den besonders günstigen Nahrungsverhält- nissen erklären. Ein ähnliches Vorkommen von Kolonien großwüchsiger, schwerer Tiere an besonders günstigen Standorten konnte z.B. auch Stein beim Maulwurf zool. Beitr 186 K Bauer | bis feststellen (Stein, 1950 a). Eigene Studien an steirischen Neomys fodiens ergaben ähnliche Resultate. Die Tiere vom Ufer des Leopoldsteinersees, der schon durch die große Siedlungsdichte als optimaler Wasserspitzmausbiotop gekennzeichnet wurde, sind im Durchschnitt und in den Extremen größer und schwerer als die Stücke von den umliegenden Bächen. Wie schon erwähnt, stimmen Färbung und Zeichnung im allgemeinen mit der alpenländischer Sumpfspitzmäuse überein. Wie diese haben die meisten Neu- siedler Stücke weiße Hinteraugenfleckchen und die Unterseite ist von der dunklen Seitenfärbung scharf abgesetzt, hell silbergrau, manchmal mehr oder weniger stark gelb überflogen. Ein Teil der Tiere zeigt aber eine auffällige Verdunkelung, - die von den Seiten aus mehr oder weniger große Teile des hellen Bauchfeldes erfaßt. Wie bei den ähnlich verdunkelten Stücken von Neomys fodiens ver- schwindet dabei die scharfe Demarkationslinie. Die Verdunkelung eines Teiles der Neusiedler Sumpfspitzmäuse ist recht bemerkenswert, auch wenn sie nicht das von Neomys fodiens bekannte Ausmaß erreicht. Allgemeint wird ja betont, daß dieser Art die bei der Wasserspitzmaus häufige Tendenz zur Verdunkelung ganz fehlen soll (Heinrich, 1948). Bisher erwähnen nur Dehnel (1950) und Richter (1953) das gelegentliche Vorkommen melanistischer, einfarbiger N. a. milleri. Wie bei der folgenden Art noch eingehender besprochen werden soll, erfolgt die Verdunkelung der Unterseite bei N. fodiens in zweifacher Weise, entweder, wie vorhin be- schrieben, durch Einschränkung der hellen Bauchpartie von den Seiten her oder aber durch eine von der Kehle und Bauchmitte aus neu auftretende dunkle Zeichnung. Es verdient festgehalten zu werden, daß ein von Dr. H.-E. Krampitz aefangenes Stück (jetzt in der Sammlung von Prof. Starck, Frankfurt/M.) mit einem kleinen, aber deutlichen Kehlfleck die Möglichkeit des Auftretens auch dieses Färbungstyps bei Neomys anomalus unter Beweis stellt. In Diagramm 6 wurde, im Zusammenhang mit der Darstellung der Zeichnungsvariabilität der Wasser- spitzmaus, auch die der Sumpfspitzmaus dargestellt. Von besonderem Interesse ist im Zusammenhang damit übrigens, daß die stärker verdunkelten Tiere sämt- lich aus einem Jahre (1957) stammen, in dem die Art in erheblich größerer Zahl auftrat als normal. Bei einer gelegentlichen Untersuchung stellte sich schließlich auch noch heraus, daß die Zahl der Zitzen nicht nur bei den Neusiedler N. anomalus, sondern auch bei einer steirischen Vergleichsserie dieser Art und bei den Neusiedler N. fodiens von den Angaben in der Literatur abweicht und darüber hinaus erheblich variiert. Für N. fodiens werden 4 Paare inguinaler Zitzen angegeben, für N. anomalus milleri 1 Paar abdominaler (fast pectoraler) und 4 Paare inguinaler. Von 5 nach dem ersten Zufallsfund daraufhin untersuchten 2° von milleri waren bei einem 4, bei zweien 5 und bei einem 6 Paare inguinaler Zitzen vorhanden. Wenigstens bei einem 2 (mit 10 inguinalen Zitzen) war keine Spur der brustständigen Mammae nachweisbar. Ähnlich variabel erwiesen sich die Verhältnisse bei 4 Eisenerzer 2% von milleri. Hier hatte ein ? neben dem vorderen 4 inguinale Zitzenpaare, zwei weitere hatten 6. Beim vierten kam es gar zu einer Verdoppelung der Milchleisten und damit zur Ausbildung von je zwei parallelen Zitzenreihen mit außen 5 und innen 4 Paaren. Auch wenn man den letzten Fall als sichtlich abnorme Polymastie unberücksichtigt läßt, übertrifft Neomys anomalus mit bis zu 14 Zitzen die Borstenigel Tenrec und Setifer, die mit 12 die höchste bei Insectivoren auf- tretende Zitzenzahl erreichen sollen (Ottow, 1955). Ganz ähnlich liegen die Ver- hältnisse bei Neomys fodiens, der nur das brustständige Zitzenpaar fehlt. Hier betrug die Zahl der inguinalen Zitzen bei 5 untersuchten °° dreimal 10 und zwei- mal 12. Nach den Beobachtungen an sáugenden ?? von milleri funktionieren aber nicht unbedingt alle ausgebildeten Zitzen. Sowohl bei dem brustständigen Paar wie bei den ersten und letzten Paaren der inguinalen Reihe kann die Vergröße- rung während der Laktation, die wohi als Zeichen der Funktion gelten kann, unterbleiben. In Abbildung 2, die die verschiedenen Typen illustriert, sind die vergrößerten Zitzen bei säugenden ?? durch Ringe angedeutet. Ökologie: Im Untersuchungsgebiet ist die Art ausgesprochen stenök und ganz auf den zentralen Teil der Verlandungszone beschränkt. Alle erbeuteten Tiere wurden hier im landwärtigen Teil des Phragmitetums, in der Weiden-Großseggenzone oder am Rand der kleinen Schwarzerlen- ee Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 187 EN Ar An “0: a an Abb. 2: Variation der Zitzenzahl bei Neomys obere Reihe: N. anomalus von Neusiedl mittlere Reihe: N. anomalus von Eisenerz, Stmk. untere Reihe: N. fodiens von Neusiedl wäldchen gefangen. Die Okologie von Neomys a. milleri ist in verschie- denen Arbeiten schon besprochen worden. Die Autoren kamen dabei zu recht divergierenden Befunden. Während von der einen Gruppe betont wird, daß die Art weniger an das Wasser gebunden sei als N. fodiens (Mottaz, 1907, Bauer, 1951 a, Kahmann, 1952) und sehr eurytop auftreten könne, kommt die andere Gruppe zum gegenteiligen Ergebnis (Niezabi- towski, 1934, Dehnel, 1950, auch Kratochvil, 1954). Diese Widersprüche gehen zum Teil wohl auf verschiedenes Verhalten der einzelnen Popula- tionen zurück, zum Teeil bestehen sie aber auch nur scheinbar. Im Alpen- gebiet, wo die Art häufig ist, tritt sie wenigstens in tieferen Lagen aus- gesprochen eurytop auf und wird nur im oberen Grenzbereich ihres Vor- kommens merklich stenöker (Heinrich, 1948). Ganz ähnlich wie im Bereich der vertikalen Verbreitungsgrenze wird sie auch in den geographischen Grenzlagen ihres Vorkommens recht stenök und tritt deshalb an ihren nördlichen Vorkommen in den deutschen Mittelgebirgen nur sporadisch 188 K. Bauer =: und selten auf. (J. und G. Niethammer, 1955). Immerhin wurde aber z.B. noch das einzige sächsische Stück in einem Keller gefangen (Richter, 1953). Wenn die Art auch in diesem mitteleuropäischen Bereich ihren Vorzugs- biotop in feuchten Wiesen und an versumpften Ufern hat, ermöglichen ihr die humiden, atlantisch beeinflußten Großklimaverhältnisse namentlich in den niederschlagsreicheren Gebirgen und Mittelgebirgen doch auch noch die Besiedlung ganz andersartiger Biotope. Ganz anders ist dies im konti- nentaleren Osten. Hier trägt die Art den Namen Sumpfspitzmaus ganz zu Recht, denn hier ist sie ausgesprochen stenök und streng an Sumpfbiotope gebunden. Es paßt sehr gut zu diesem Bild, daß sie auch in den osteuropä- ischen Gebirgen viel weniger häufig zu sein scheint als in den Alpen (Kratochvil, 1954, Rosicky und Kratochvil, 1955). Dafür und für die ähn- lichen Verbreitungs- und Haäufigkeitsverhältnisse der Alpenspitzmaus (Sorex alpinus Schinz) in Alpen und Karpathen können m.E. nur die ver- schiedenen klimatischen Bedingungen verantwortlich gemacht werden. Besonders Dehnel hat betont, daß N. anomalus in Polen stärker ans Wasser gebunden sei als N. fodiens. Seine Tabelien lassen nicht erkennen, wie weit sich fodiens vom offenen Wasser entfernt (das für diese Art in kleinen Bächlein und wassergefüllten Gräben bestehen kann). Sie zeigen aber, daß die Bialowieser Sumpfspitzmaus-Biotope sich nicht grundsätzlich von denen des Neusiedlersee-Gebietes oder der von Kratochvil unter- suchten ostslovakischen Niederungssümpfe unterscheiden. Sein Pinetum turfosum und Caricetum gleichen zwar nicht soziologisch, aber strukturell weitgehend unserer Weiden-Großseggenzone. Das häufige Auftreten in dem unter Wasser stehenden Biotop IX (Dehnel, 1950) mit Typha, Acorus, Scirpus, Butomus, Alisma, Potamogeton, Nymphaea und Nuphar deutet allerdings auf eine mehr aquatische Lebensweise hin. Am Neusiedlersee ist in vergleichbaren Biotopen nur N. fodiens gefangen worden. Verbreitung im Gebiet: Die Sumpfspitzmaus liegt aus dem Gebiet bis- her von mehreren Punkten bei Neusiedl, aus Gewöllen auch von Weiden, Don- nerskirchen und St. Margarethen vor. Bei dem letztgenannten Fundort ist unge- wiß, ob die Eule die Sumpfspitzmäuse, die sich in zwei verschiedenen Aufsamm- lungen fanden, in der nassen Wiese zwischen Ruster Hügein und Odenburger Straße oder aber, was wahrscheinlicher ist, im etwas weiter abliegenden See- vorgelände erbeutet hat. Sicher ist die Art in der Umgebung des Sees weiter ver- breitet als diese wenigen Funde anzeigen, doch sind die von ihr bewohnten Lebensstätten nicht immer leicht zugänglich. In Gewöllen ist die Art, wie auch andere Bewohner hoher und dichter Pflanzenbestände, untervertreten, da sie nur zufällig von Eulen erbeutet werden kann. Bionomie: Der Bestand von Neomys anomaius ist offenbar starken Schwankungen unterworfen, die mit den Wasserstandsschwankungen des sees zusammenhängen dürften. Während das Zahlenverháltnis anomalus : fodiens in den Fängen der Jahre 1952—1955 etwa 3:10 war, verschob es sich 1951, einem Jahr mit niedrigerem Wasserstand, auf 4:3 und 1957, wieder einem Jahr mit niedrigerem Wasserstand, gar auf 10:3. Als Be- gründung für die Zunahme in Jahren mit niedrigem Wasserstand reicht ate Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 189 die größere Ausdehnung der nicht überschwemmten Carex- und Phragmi- tes-Bestande allein wohl nicht aus, da sie sich in beiden Jahren weniger in weiterer Verbreitung als in einer erheblich größeren Dichte äußerte. Als möglicher Grund käme der Ausfall der Konkurrenz der kräftigeren N. fo- diens in Betracht, die beim Rückgang des Wasserspiegels aus den trocken- fallenden Teilen des Phragmitetums fast ganz verschwindet und die vor allem 1957 nur ausgesprochen selten auftrat. — Das erste selbständige Junge des Jahres wurde am 1. Juli gefangen. Allerdings handelte es sich um ein Y, das das Nest schon vor längerer Zeit verlassen hatte und selbst schon beginnende Gonadenreifung erkennen ließ. Ein Y vom 15.6. ent- hielt 8, ein anderes diesjähriges vom 5.9. fünf Embryonen von 16mm Kopf-Steiß-Länge und zwei teilweise resorbierte Embryonen. Zwei säu- gende diesjährige 22 wurden noch am 30. Oktober gefangen. Aus der Zeit der Frühjahrs- und Herbstmauser liegen keine Bälge vor. 7 von 16 Tieren aus den Monaten Mai bis September zeigen Anzeichen der offenbar nur sehr allmählich verlaufenden Frühmauser der Jungtiere oder Zwischenmauser der Vorjahrstiere. Der Unterschied zwischen dem Jugendkleid, in dem die Tiere das Nest verlassen, und dem der Erwachse- nen ist bei Neomys a. milleri nicht so groß wie bei N. fodiens, manchmal kaum wahrzunehmen. 6. Neomys fodiens fodiens Pennant, 1771 — Wasserspitzmaus Material: Untersucht 46; gesammelt 31 Bälge mit Schädeln, 7 Schädel und 72 Gewöllschädel, Systematik: Auc die Wasserspitzmaus-Population des Neusiedler- see-Gebietes ist großwüchsig. Sie liegt mit ihren Extrem- und Mittel- werten aber noch ganz in der Variationsbreite nord- und mitteleuropä- ischer Wasserspitzmäuse und zeigt keinerlei Anklänge an leptodactylus Satunin, zu dem Ognev (1922) und Migulin (1933) nicht nur die trans- kaspischen, sondern auch die südrussischen Populationen rechnen. Wie die zum Vergleich angeführten Maße einer kleinen Serie adulter Stücke aus Eisenerz, Stmk. (700 m), zeigen, weisen die Neusiedler Tiere ein wenig größere Körper- und Schädelmaße, aber durchschnittlich geringere Schwanz- längen auf. ad. (n — 16) juv. (n= 13) ad. Stmk. (n= 7) Min. Max. M. Min. Max. M. Min. Max. M. KKL 81 92 88,3 an 89 838 80 90 83,2 Schw. 59 68 63,5 56 69 61,0 62 72 65,8 HFS 17,6 19,7 18,75 16,6 19,2 18,55 17,8 19,3 18,6 CB 2100222179 IA AS) ZONAS S215 20 A 221 21,05 SB 10:6 21156 10,87 10,6 ari 10,77 10,2 112 10,77 Als adult werden hier und auch bei N. anomalus die Tiere der Gruppen P und D (Überwinterer und fortpflanzungsreife Tiere des Jahres) und als juv. die Tiere der Gruppe M (noch nicht geschlechtsreife, selbständige Jungtiere des Jahres) nach der Gliederung von Dehnel (1950) bezeichnet. Die Gewichte liegen bei Gruppe M (n= 13) zwischen 10,5 und 15,5g. Wie bei Sorex steigt das Gewicht mit Erlangen der sexuellen Reife rapid an. Tiere der E o E Gruppe D wiegen von 15,6 bis 20,0 g, solche der Gruppe P im Sommer 19,0 bis 23,8 g. Als mittleres Gewicht der sexuell aktiven Tiere beider Gruppen wurden 18,7 g (n=— 14) ermittelt. Eine Gegenüberstellung mit den Werten Dehnels zeigt, daß die Neusiedler Tiere das Nest wohl mit annähernd demselben Gewicht verlas- sen wie die von Bialowieza, daß sie erwachsen aber um etwa 30% schwerer sind: M D—P Bialowieza 11,4—13,3g 12,0—17,0g Neusiedersee 10,5—15,5 g 15,6—23,8 g Im Winter sinkt das Gewicht offenbar stark ab — ein großes ? vom 22. Februar wiegt nur 125g — um im Frühjahr mit der Gonadenreifung wieder anzusteigen. Ein 6 vom 30. April und ein ? vom 2. Mai wiegen bereits wieder 21,5 und 21,8 g. Gegen Ende der eineinhalbjährigen Lebensspanne sinkt das Gewicht wieder stark ab. Ein vorjähriges 6 vom 4. September hat nur mehr 14,8 q. Auf die Variabilität der Unterseitenfärbung der Wasserspitzmaus wurde schon vielfach hingewiesen. Mehrfach wurden auch schon auffallend gefärbte Stücke ab- gebildet (Kahmann, 1951; Kahmann und Rössner, 1956). Überdies hat die Vielfalt der Färbungs- und Zeichnungsabweichungen zur Benennung von etwa 30 euro- päischen Wasserspitzmaus-,Formen” geführt, von denen z.B. im „Großen Broh- mer” noch 16 angeführt werden (Brohmer, 1929). Eine planmäßige Untersuchung dieser auffälligen Buntheit des Variationsbildes wurde jedoch bisher nicht durch- geführt. Einen ersten Ansatz dazu bildet die Mitteilung von Kahmann und Rössner (1956). Im Untersuchungsgebiet wurden Tiere mit den anderwärts festgestellten gelben oder roten Zeichnungen nicht beobachtet, wenn man von einem schwachen gelblichen Überflug an der Unterseite mancher Tiere absieht. Die Variation be- schränkt sich hier auf eine Verdunkelung der Unterseite. Diese kann nun auf zwei ganz verschiedene Weisen erfolgen: entweder durch allmähliche Einschrän- kung des hellen Bauchfeldes von den Seiten her oder durch das Auftreten mehr oder weniger ausgedehnter dunkler Zeichnungen in der Mitte der hellen Unter- seite. Nach Reinig (1937) wäre der erste Typ als ,Nigrismus”, der zweite als „Abundismus“ zu bezeichnen. In beiden Fällen kann die Verdunkelung sehr ver- schieden intensiv sein. Die Variationsbreite reicht im ersten Fall über eine all- mähliche Verdunkelung der Flanken bei gleichzeitiger Auflösung der scharfen Demarkationslinie zwischen Ober- und Unterseitenfärbung bis zur völligen Ver- dunkelung der Unterseite, bei der das Tier fast einfarbig wirkt (wenn auch die Un- terseite nicht. ganz so dunkel wird wie die Oberseite). Im zweiten Fall tritt zu- nächst ein kleiner dunkler Kehlfleck auf, bei stärkerer Ausbildung folgt ein dunkler Strich oder Fleck in der Mittellinie des Bauches, und bei stark verdun- kelten Individuen dieses Typs entwickelt sich dieser Bauchfleck bei gleichzeitiger Vergrößerung des Kehlfleckes zu einem mehr oder weniger große Teile der Brust mit umfassenden Schild, wie es ganz ähnlich von Kahmann und Rössner abge- bildet worden ist. In beiden Verdunkelungsreihen verschwinden an stärker mela- nistischen Tieren die weißen Hinteraugenfleckchen und auch die sonst weiß ge- zeichneten Hinterfüße und die weißen Borsten des Schwanzkiels werden dunkel- grau. Die beiden Typen der Unterseitenverdunkelung treten anscheinend unabhängig voneinander auf und finden sich in der verschiedensten Weise kombiniert. In Ab- bildung 3 und Diagramm 6 wurde versucht, die Verhältnisse in der Neusiedler Serie darzustellen. Die Verteilung auf die einzelnen Verdunkelungsstufen macht eine dominante Vererbung der Schwarzmusterung, wie sie von Kahmann und Rössner vermutet wird, nicht recht wahrscheinlich. M. E. spricht die zahlenmäßige Verteilung eher für rezessiven Erbgang. Außerdem aber wird man wohl noch das Wirken von Verdunkelungsfaktoren annehmen müssen, um die vielfältigen Ab- stufungen zu erklären. Möglicherweise wird die Manifestierung des Melanismus darüber hinaus noch durch Umwelteinflüsse modifikatorisch beeinflußt. Jedenfalls scheint er in sumpfbewohnenden Niederungspopulationen besonders häufig und stark aufzutreten, während er bei alpinen N. fodiens ganz zu fehlen scheint, wie Heinrich (1948) in den Bayrischen Alpen feststellte und ich an meinen Eisenerzer Fängen bestätigt fand. Okologie: Die Wasserspitzmaus lebt im Untersuchungsgebiet wirklich weitgehend aquatisch und ist im Phragmitetum mit offenem Wasser am ee Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 191 1 2 3 2 Abb. 3: Variation der Unterseiten-Verdunkelung bei Neomys A—D „nigristische" Reihe 1—4 „abundistische“ Reihe Diagramm 6 Verteilung der untersuchten Stücke der Neusiedler Populationen auf die einzelnen Kombinationen Neomys anomalus Neomys fodiens A B @ D A B SE D 1 13 5 4 1 1 10212. 3 2, 2 1 — — — 2 2 5 1 2 3 —- == — — 3 30 — 2 — 4 — — — 4 1 1 1 — häufigsten. In die landwärtigen Teile der Verlandungszone dringt sie vor allem entlang der Kanäle (,Schluichten”) und Wassergráben ein. In den sumpfigen, aber wasserlosen Teilen der Verlandungszone wird sie von Neomys anomalus ersetzt. Diese Vikarianz ist recht deutlich, auch wenn sich die beiden Verbreitungsbezirke natürlich überschneiden und beide Arten nebeneinander gefangen werden können. Wie Koenig (1947, 1952) schon mitgeteilt hat, werden die Spitzmäuse in den ständig überschwemmten Schilfgebieten geradezu obligate Vogel- nestbewohner. Vor allem handelt es sich dabei, neben vereinzelten Wald- spitzmäusen (die nur zweimal unter solchen Bedingungen angetroffen wur- den), um die Wasserspitzmaus, die ihr Nest in dieser Zone, die neben wenigen alten Schilfhaufen und einigen großen Bisamburgen keine anderen geeigneten Schlupfwinkel zu bieten hat, in „enteigneten“ Vogelnestern ein- richtet. Bevorzugt werden die tiefstehenden Nester von Bartmeisen (Panu- rus) und Sumpfhühnern (Porzana). Offene Nester werden von der Spitz- maus zugebaut. Für das von Koenig vermutete Plündern der Gelege fand zool. Beitr. 192 K. Bauer E ich keine Beweise, obwohl es vorkommen mag. Eine gehaltene Wasser- spitzmaus ruhrte angebotene, unbeschadigte Kleinvogeleier nicht an. Reste gefressener Jungvogel konnten aber in einem von einer Wasserspitzmaus bewohnten Bartmeisennest nachgewiesen werden, Dehnel (1950) und Borowski und Dehnel (1952) haben darauf hingewiesen, daB Neomys fodiens in Bialowieza weniger ans Wasser gebunden sei als Neomys anomalus und auch ferne davon gefangen werden Könnte. Das trifft, wie gesagt, im Untersuchungsgebiet nicht zu, und auch die steirischen Wasserspitzmause meiner Sammlung wurden alle an Bächen oder Seeufern gefangen. Doch gibt es schon in der näheren Nachbarschaft des Untersuchungsgebietes Landschaften mit abweichenden Verhältnissen. So scheint die Art im südlichen Burgenland, in den weiten Wiesentälern der Bezirke Güssing und Jennersdorf regelmäßig auch ab- seits von Gewässern aufzutreten, wie die größeren Anteile in den Gewöllen dor- tiger Schleiereulen wahrscheinlich machen. Während die Art in den gesamten Neusiedler Gewöllaufsammlungen bei einem Verhältnis von 72:1244 5,8% der Waldspitzmauszahlen erreicht, beträgt ihr Anteil bei einigen kleineren südburgen- ländischen Aufsammlungen von Strem, Güssing und Wallendorf 17—20%, in der Aufsammlung Strem 1955 aber gar 51,6% (49 N. fodiens :95 S. araneus) der Walc- spitzmauszahlen. In diesem Gebiet hat die Wasserspitzmaus in den Gewöllen unter den Soriciden die zweite Stelle, in den Aufsammlungen aus dem Unter- suchungsgebiet die fünfte inne! Neusiedlersee-Gebiet Südburgenland Sorex araneus 1244 146 Crocidura leucodon 474 49 Sorex minutus 168 2 Crocidura suaveolens 82 23 Neomys fodiens ¿A 74 Neomys anomalus 10 3 Wie bei allen Kleinsäugern muß also wohl auch bei Neomys fodiens mit regionalen Differenzen im ökologischen Verhalten gerechnet werden. Verbreitungim Gebiet: Die Wasserspitzmaus lebt im ganzen Seegelände und an jedem ständig wasserführenden Bach und Graben in den umgebenden Landschaften. Sie wird von Solymosy für die Ufer von Fischteichen und Bächen bei Nagylozs genannt und von Vasarhelyi für Csikoseger angeführt. Sauerzopf erwähnt einen Beleg im Burgenländischen Landesmuseum vom Wulkatal bei Trausdorf. Die eigene Sammeltätigkeit ergab Belege für St. Margarethen, Rust, Donnerskirchen, Neusiedl, Weiden, Gols, Mönchhof und Apetlon. Der Spärlichkeit zusagender Biotope entsprechend tritt die Art im Seewinkel nur ganz vereinzelt auf. Belege aus dem österreichischen Hanság fehlen, doch darf das Vorkommen hier als sicher angenommen werden. Auch an den Wasserläufen des Leitha- gebirges, besonders am feuchten (niederösterreichischen) Nordwest-Abfall wird sie sich auffinden lassen. Bionomie: Die ersten Jungen wurden 1951 am 10. und 12. Mai ge- fangen, also zwei Wochen früher als in den großen Fängen von Bialowieza (Dehnel, 1950, Borowski und Dehnel, 1952, Bazan, 1955). Von diesen hatte das Y vom 12. Mai mit 14,249 Gewicht schon vergrößerte Hoden (5X3 mm) und war reif, wenn wohl auch nicht fortpflanzungsaktiv (Bazan). Eines der im Mai gefangenen Y war trächtig und enthielt 8 Embryonen. Sáugende Tiere wurden von Ende April bis Ende September angetroffen. Bis auf den etwas früheren Beginn der Fortpflanzung entspricht dies den Ermitt- lungen von Borowski und Dehnel. Auf abweichende Zitzenzahlen wurde schon bei Besprechung der vorigen Art hingewiesen. Der Frühjahrshaarwechsel erfolgt in den ersten beiden Maidekaden. Ein Stück vom 17. April ist noch im Winterhaar und zeigt keine Spur von sca. Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 193 Hautpigment. Ein Y vom 11. Mai hat Kopf und Nacken kurzhaarig, den übrigen Körper aber noch lang behaart. Dabei muß aus dem Fehlen von Pigmentzeichnungen in der Haut auf eine Mauserunterbrechung geschlos- sen werden. Zwei Stücke vom 21. Mai schließlich haben vollständiges Sommerfell, eines davon zeigt aber noch intensive Pigmentierung. Wie auch bei N. anomalus, zeigen vorjährige Sommertiere recht oft Anzeichen einer Zwischenhärung, und die meisten reifenden diesjährigen Tiere zei- gen Anzeichen der Frühmauser. Ob dies aber wirklich der erste Haar- wechsel im Leben der Wasserspitzmaus ist, scheint fraglich. Zwei kleine Jungtiere, die wohl nach Verlust der Mutter vorzeitig das Nest verlassen hatten, wurden am 27. und 28. September 1957 an der Straße von Neusiedl zum See gefunden, Das erste Stück lebte noch und war recht aktiv. Es leckte andauernd an gereichtem Futter (geriebenem Fisch, zerschnittenen Mehlwürmern und Milch), war zu wirklichem Fressen aber noch nicht in der Lage. Dieses und das am folgenden Tage gefundene, zwei @@, hatten Körperlängen von 63 und 65mm und Condylobasallängen von 20,0 und 20,1mm, aber erst 5,5 und 6,25g Gewicht und noch sehr weiche, unent- wickelte Röhrenknochen, namentlich der Hinterbeine. Da sich dieselben Befunde an einem am 29. September gefundenen Jungtier von Neomys anomalus in allen Einzelheiten wiederholten, möchte ich sie nicht für eine Anomalie, sondern für ein normales Entwicklungsstadium halten. Diese beiden fodiens-Jungtiere nun hatten schon die ganze Haut mit Ausnahme des Gesichtes pigmentiert und standen damit sichtlich vor einem Haar- wechsel, einem Haarwechsel aber, den sie bei ungestörter Entwicklung wohl noch im Nest absolviert hätten! 7. Crocidura suaveolens mimula Miller, 1901 — Gartenspitzmaus Material: Untersucht 35; 27 Bálge mit Schädeln, 1 Balg ohne Schädel und 3 Schädel in Coll. Bauer, 1 Balg mit Schädel in Coil. Steiner; 82 Gewöllschädei. Systematik: Die Neusiedlersee-Population der Gartenspitzmaus wird ge- kennzeichnet durch die folgenden Maße: ad. (n — 15) juv. (n— 12) Min. Max. M. Min. Max. M. KKL 60 78 68,2 60% 969 62,5 HFS 10,4 11,6 10,9 10,3 11,9 113 Schw. 31 38 34,6 30 38 34,7 HPS 10,4 11,6 10,9 10,3 11,0 113 Gew. 6,2 9,4 7,02 4,3 6,4 3,42 ad. und juv. (n — 26) Min. Max. M. CB 15,9 1773 16,5 SB 7,8 8,6 8,06 Das Sommerfell ist Drab—Hair Brown (XLVI) bis Saccardos Umber (XXIX). Juvenile Stücke sind meist, aber nicht immer, dunkler, etwa Hair Brown—Fuscous (XLVI). Das frische Winterkleid wirkt durch längere braune Haarspitzen Sepia (XXIX). Bis zur Frühjahrsmauser wird es fuchsiger, etwa Cinnamon Brown (XV). Die Unterseiten sind frisch in allen Kleidern hellgrau. Nur ein Stück in abge- zool. Beitr. 194 K. Bauer En tragenem Winterfell hat einen schwachen gelblichen Uberilug, und an einem Auguststück im Haarwechsel sind die alten Partien gelblichgrau, die neuen rein weißgrau. Die grauen und braunen Sommertiere erwecken zunächst den Eindruck un- deutlicher Zweiphasigkeit. Tatsächlich aber ändert sich die Farbe der Haare im Laufe mehrerer Monate. Alle frisch vermauserten Tiere sind grau, die vor oder in einer Mauser stehenden mehr oder weniger gelbbraun. Ganz offenbar handelt es sich um eine Verfärbung ähnlich dem ,Foxing” älterer Sammlungsstücke (auch bei guter Aufbewahrung), die bei Crocidura suaveolens (und auch bei Crocidura leucodon) nur ungewöhnlich rasch erfolgt, so daß sie auch schon an jeder Haar- tracht des lebenden Tieres zur Auswirkung kommt. Ich habe auch den Eindruck, daß meine Sammlungsbälge innerhalb weniger Jahre noch etwas fuchsiger wur- den. Zumindest scheint der bei der Präparation recht auffallende Unterschied zwischen grauen und braunen Tieren jetzt gemildert. Für die systematische Beurteilung ist dieses Fuchsigwerden von besonderer Bedeutung. Es ist durchaus möglich, daß manche in früheren Beschreibungen be- tonte Braun- oder Gelbfärbung nur auf altes, z. T. vielleicht auch vorher noch in Alkohol aufbewahrtes Material zurückgeht. In der ornithologischen Systematik hat sich gezeigt, daß in manchen Fällen schon Serien, die mit wenigen Jahren Abstand gesammelt wurden, trotz gleichen Gefiederzustandes nicht mehr vergleich- bar waren. Gerade im Falle unserer Art scheint es recht wahrscheinlich, daß die erheblichen Diskrepanzen zwischen verschiedenen Farbangaben auf verschieden altes Material zurückgehen. Namentlich die Serie, die Miller zu seiner Beschrei- bung von mimula vorlag, scheint bis auf wenige Stücke aus alten Präparaten be- standen zu haben (Miller, 1912). Jedenfalls möchte ich auf seine Beschreibung, wonach mimula im allgemeinen brauner wäre als sie etwa von Richter (1953) oder mir beschrieben wird, in diesem Falle nicht viel Gewicht legen. Ebenso glaube ich, daß sich die gelbe Unterseitenfärbung der von Ehik (1928) beschriebe- nen suaveolens auf zeitweiligen Alkoholaufenthalt der Präparate zurückführen lassen wird. Dafür scheinen mir in diesem Falle auch noch die durchweg sehr kleinen Maße zu sprechen. Die subspecifische Zuordnung der Neusiedler suaveolens erfolgt nicht ganz ohne Zweifel. Es ist zwar durch Tradition geheiligte Gewohnheit, mitteleuropäische kleine Weißzahnspitzmäuse als mimula zu bezeichnen. Es steht aber noch gar nicht so sicher fest, ob mimula wirklich als unter- scheidbare Rasse aufrechterhalten werden kann. Miller schien sie zwar gut charakterisiert, er verglich sie bei der Erstbeschreibung 1901 und in seinem Catalogue (1912) aber nur mit Vertretern der russula- und leuco- don-Gruppe, nicht aber mit der von Cherson beschriebenen suaveolens. An der Zugehörigkeit von mimula und suaveolens zu einem Rassenkreis besteht heute kein Zweifel mehr, auch wenn Ehik (1928) noch glaubte, die beiden Formen artlich trennen zu müssen. Problematisch ist aber die Abgrenzung der Areale. Hier gehen die Meinungen gegenwärtig noch weit auseinander. Während z.B. Ehik Tiere aus der Großen Ungarischen Tief- ebene und Hanzak und Rosicky (1949) solche aus der Slovakei und Mäh- ren zu suaveolens stellen, rechnete Miller nicht nur alle mitteleuropäischen Stücke, sondern auch noch solche aus Rumänien zu mimula, und für Markov (1957), dem umfangreiches Material aus Bulgarien vorlag, gibt es dort (neben antipae, einer Rasse, die in diesem Zusammenhang nicht wichtig ist) nur mimula”*). *) Abelenzev, Pidoplitschko und Popov (1956) rechnen auch noch die Garten- spitzmäuse der Ukraine zu C. s. mimula. as Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 195 Farbunterschiede lassen sich nach den neueren Beschreibungen zur Trennung der beiden Formen kaum heranziehen. Bleiben nur Größen- und Proportionsunterschiede und allfällige Gebißmerkmale. Schon Ognev hat darauf hingewiesen, daß Crocidura suaveolens lediglich geringe Ten- denz zur Rassenbildung zeigt (Hanzak und Rosicky), und auch, wenn man das riesige Gesamtareal, das sich vom Atlantik bis an die Küste des Gelben Meeres erstreckt, berücksichtigt, läßt sich nur sehr geringe Größen- variation erkennen. So sind die Maße, die Allen (1933) für die fernöst- lichen Rassen anführt, kaum verschieden von den mitteleuropäischen. Immerhin scheinen die Formen aus dem ariden Mittelabschnitt des Art- areals von der Mongolei (Bannikow, 1954) und Kasakstan (Goodwin, 1934) bis in die Ukraine (Migulin, 1933) im Durchschnitt kleiner zu sein. Auch gewisse Gebifmerkmale werden zur Kennzeichnung von Rassen verwen- det, so die relative Größe von P! und Paraconus des P?. Eingedenk der Verhältnisse bei Crocidura leucodon und C. russula, wo dieses Merkmal sich als keineswegs zuverlässig erwiesen hat, wird man es aber wohl nur mit Vorbehalt verwenden dürfen. Dies um so mehr, als der Vergleich vielfach ohne Präzisierung der angewandten Methode erfolgt ist. An den vorliegenden Stücken ist P! größer als der Paraconus des P? in 35% der Fälle, wenn die jeweilige Höhe von einer Linie durch die Alveolenränder gemessen wird, aber nur in 12% der Fälle, wenn sie auf die Schädellängs- achse vom Foramen magnum zum Intermaxillare bezogen wird. Umgekehrt wird P! bei ersterer Basis in 25%, bei der zweiten aber in 60% der Fälle kleiner als der Paraconus. Die übrigen Stücke zeigen intermediäre Ver- hältnisse. Fassen wir zusammen, so scheint der bisher angenommene Färbungs- unterschied zwischen suaveolens und mimula nicht zu bestehen. Das Ver- hältnis P! : Paraconus P? scheint individuell ziemlich stark zu variieren, und die einzelnen Typen scheinen bei den verschiedenen Populationen in recht verschiedener Häufigkeit aufzutreten, ohne daß hier gegenwärtig eine geographische Variation deutlich würde. Von den 6 tschechischen Stücken, die Hanzak und Rosicki untersuchten, hatten 5 den P! größer (suaveolens), eines kleiner. Bei den Neusiedler Tieren waren es 12 und 60%, in der nordbulgarischen Serie Markovs 0 und 89%. Migulin aber bildet unter suaveolens ein Stück ab, an dem P! und Paraconus gleich hoch sind, und für die mongolische C. s. iliensis bildet Bannikow wieder mimula-Verhältnisse ab. Als gegenwärtig brauchbarste Merkmale scheinen Körpergröße und Schwanzlänge überzubleiben, die trotz sicher vorhande- ner persönlicher Meßfehler der einzelnen Sammler eine beachtliche Kon- stanz erkennen lassen, wie die Zusammensetzung in der Tabelle zeigt: Danach sind alle Populationen westlich der Ukraine größer und lang- schwänziger als die suaveolens aus der Nachbarschaft der Terra typica, unter sich aber recht einheitlich. Durch geringe Größe fallen nur die unga- rischen Stücke Ehiks auf, denen man in diesem Zusammenhang aber wohl keine größere Bedeutung beimessen darf, da sie ja keinen Querschnitt 196 K. Bauer Bonn. zool. Beitr. durch die ungarische Population bilden, sondern eine Auslese der suave- olens-ähnlichen, d.h. auch kleinsten, wohl vielfach jugendlichen Tiere darstellen, die mimula-artigen Tiere aber als eigene Art betrachtet und in der Zusammenstellung nicht angeführt worden sind. Größenvariation europäischer C. suaveo!ens Gebiet Autor n KKL Min Max. M. Ukraine Migulin 11 49 69 328 Südrußland Heptner 2 50 67 — Nordbulgarien Markov 23 53 70 59,73 Ungarn Ehik 10 50 62 — Neusiedl Bauer 278 60 78 65,7 Slovakei - Mähren Hanzak u. Rosicky 7 60 69 64,4 Niederösterreich Zalesky 14 9% 73 66,0 N.-Böhmen Pelikan 14 51 69 60,4 Bayern Kahmann ail 58 70 63,3 Sachsen Richter 16 92 67 62,9 Schweiz, Frankreich, Italien Miller 6 64 72 68,2 Schw Ukraine Migulin 11 20 35 28,3 Südrußland Heptner 2 25 33,9 — Nordbulgarien Markov 23 30 40 34,77 Ungarn Ehik 10 25 35 — Neusiedl Bauer 27 30 38,5 34,7 Slovakei - Máhren Hanzak u. Rosicky 7 28 36 321 Niederósterreich Zalesky 14 29 38 33,0 N.-Bóhmen Pelikan 14 33 42 337 Bayern Kahmann ZA 30 43 35,0 Sachsen Richter 16 30 40 34,3 Schweiz, Frankreich, Italien Miller 6 33 38 35,0 CB Ukraine Migulin 11 16,3 17,0 16,65 Südrußland Heptner 2 16,0 tee — Nordbulgarien Markov 23 16,0 18,0 17-15 Ungarn Ehik 10 15,4 16,5 15,93 Neusiedl Bauer 27: 15,9 17:3 16,5 Slovakei - Mähren Hanzak u. Rosicky 7 19,8 173 16,47 Niederösterreich Zalesky 14 16,0 173 16,7 Bayern Kahmann 21 16,6 17,3 16,93 Sachsen Richter 16 16,1 18,0 16,77 Schweiz, Frankreich, Italien Miller 12 16,023 17,0 Abgesehen von kleinen Schwankungen der Körperlängen, die wohl zu- fälliger Natur sind und auf die verschieden großen Anteile juveniler und adulter Tiere zurückzuführen sind, die in den meisten Bearbeitungen nicht getrennt wurden, stimmen die Populationen so völlig überein, daß ihre taxonomische Einheitlichkeit sehr wahrscheinlich wird. Abschließend muß hier übrigens noch darauf hingewiesen werden, daß das ökologische Ar- gument, das Hanzak und Rosicky für die Verschiedenheit der alpenländi- schen und innerkarpathischen Gartenspitzmäuse anführen, auf einen Irr- ee Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 197 tum zurückzuführen ist. Crocidura suaveolens ist auch im Alpengebiet keineswegs ein Gebirgstier, sondern auf die tiefen Lagen beschränkt, wenn sie auch weiter in die Täler einzudringen vermag als Crocidura leucodon. Ich kenne sie aus den Nordostalpen bisher nur aus Lagen unter 700 m Seehöhe; die Verhältnisse sind damit denen in der Hohen Tatra ganz ähnlich (Rosicki und Kratochvil, 1955). Okologie: Crocidura suaveolens ist in Mitteleuropa ausgesprochenes Siedlungstier, das immer in engstem Anschluß an den Menschen lebt und im nördlicheren Teil nur in Häusern oder Wirtschaftsgebäuden zu über- wintern vermag (Richter, 1953, Stein, 1956). Schon in Bayern und den österreichischen Alpenländern gilt das nicht mehr so vollständig (Kah- mann, 1952, Bauer, 1951 a). Im pannonischen Osten Österreichs aber ist die Art in ganz siedlungsfernen Biotopen zu Hause und dort keineswegs selten. Als charakteristischster Zug erweist sich ihre Vorliebe für gute Deckung, die die untersuchten Standorte bei bemerkenswerter Vielfalt in anderer Hinsicht sämtlich bieten. Crocidura suaveolens kann im Untersuchungsgebiet als Charaktertier warmer, offener, gebüsch- und staudenreicher Waldtypen, des Flaum- eichenbusches, der Trockengebüsche und der Buschsteppen gelten. Sie geht aber auch in die Trockenrasen und in die Kultursteppe, soweit höhere Staudenbestände entsprechende Deckung schaffen, ja sie dringt auch in die Verlandungszone ein und besiedelt hier die Aschweiden-Gebüschzone am Rande des Phragmitetums, und schließlich wird sie auch hier zum regelmäßigen Bewohner der Siedlurgen, die mit Ruderalstätten, Mist- und Komposthaufen, Wirtschaftsgebäuden, Brennmaterialstapeln und Trockenmauern eine Fülle zusagender Verstecke bieten. Der Anschluß an den Menschen wird auch hier aber keineswegs sehr eng. In diesem Gebiet überwintert die Art bereits ohne Schwierigkeiten im Freien; Häuser wer- den als Verstecke keineswegs bevorzugt. Von den aufgeführten 35 Stücken wurde nur eines in einem Haus gefangen, eine ganze Reihe in Siedlungs- biotopen der geschilderten Art und zwei Drittel in vom Menschen weit- gehend unbeeinflußten, natürlichen Lebensstätten. Die Art ist zwar nicht gerade häufig, sie kann aber auch keineswegs als selten bezeichnet werden. Sie übertrifft im Untersuchungsgebiet, wie die Fänge gezeigt haben, die Feldspitzmaus an Zahl (35 C.s.:26 C.1.). Wenn die Gewölle der Schleiereule ganz andere Verhältnisse zeigen (82 C.s.:474C.1.), so liegt das nur an der für die jagende Eule sehr verschieden günstigen Biotopwahl der bei- den Arten und demonstriert gleichzeitig deutlich, wie stark die Bindung der Gartenspitzmaus an deckungsreiches Gelände ist. Auch Kahmann und Richter fanden bei etwa gleichen Fangzahlen: 17C.1.:21C.s. (Kahmann) und 49C.1.: 25C.s. (Richter) die kleine Art viel seltener in Gewöllen. In Bayern betrug der Anteil der Feldspitzmaus 3 bis 28%, der der Gartenspitzmaus aber 0,3 und 1% der gesamten Säugerausbeute. Richter fand in den sächsischen Gewöllen gar nur 1 Gartenspitzmaus unter 172 Feld- (und möglicherweise Haus-)spitzmäusen. Die allmähliche Verschiebung des Zahlenverhältnisses gegen den Rand des Verbrei- tungsgebietes zu deutet auf die zunehmende Synanthropie der dortigen Popu- lationen hin, zool. Beitr 198 K. Bauer E Verbreitung im Gebiet: Als erster nannte Wettstein (1925) die Garten- spitzmaus von Neusiedl. Vasarhelyi (1939) fúhrt sie von Csikoseger im Hanság an, und auch die von Solymosy (1939) für Nagylozs angeführte Hausspitzmaus (Crocidura russula) ist ganz sicher eine verkannte Gartenspitzmaus. Die eigene Sammeltätigkeit brachte Stücke vom Leithagebirge bei Jois, vom Hacklesberg, von mehreren Punkten um Neusiedl, von den Zitzmannsdorfer Wiesen, von Poders- dorf, aus der ,Hólle” und vom Schloßpark in Halbturn. Steiner sammelte eine Gartenspitzmaus auf der Parndorfer Platte, und aus Gewöllen schließlich liegt sie vor von Rust, dem Margarethener Steinbruch, dem „Eisernen Tor“ am Rande des Esterhazy-Tiergartens, aus Donnerskirchen, Neusiedl, Weiden, Mönchhof und Apetlon. Bei ihrer beträchtlichen ökologischen Amplitude kann sie so ziemlich überall mit Ausnahme der nasseren Teile der Verlandungszone erwartet werden. Häufigeres Auftreten deuten die Gewöllzahlen für die Ruster Hügel an. Während das Verhältnis im ganzen etwa 6:1 für die Feldspitzmaus lautet, wurde diese in der einen Aufsammlung von Rust und in 5 Aufsammlungen vom Margarethe- ner Steinbruch aus den Jahren 1954—1956 regelmäßig von der Gartenspitzmaus an Zahl übertroffen. Insgesamt ist das Verhältnis hier 11 : 36. Bionomie: Zwei Stücke vom 17. April scheinen wohl schon reif, lassen aber noch keine Zeichen sexueller Aktivität erkennen. Die erste fort- pflanzungsaktive Gartenspitzmaus, ein Y mit 6 kleinen Embryonen, wurde erst am 22. Mai gefangen, doch fehlt aus der Zwischenzeit Material. Für späten Beginn der Fortpflanzungszeit spricht auch der Fang des ersten selbständigen Jungtieres erst am 1. August. Ein mit 5 Embryonen träch- tiges Vorjahrsweibchen wurde am 3., ein sdugendes am 15. August, zu- sammen mit einem ebenfalls säugenden heurigen Stück gefangen. Ein weiteres diesjáhriges Y, das Steiner am 15. September fand, war mit 4 Embryonen trächtig. Anzeichen für das Überleben eines zweiten Winters, wie es J. Niethammer (1956) bei Crocidura russula feststellte, fanden sich nicht. Der Haarwechsel verläuft im Frühjahr und Herbst im wesentlichen, wie Stein vermutete (1954), wie bei den Soricinae. Stücke von Anfang April sind im Winterhaar und zeigen noch keine Spur Pigment. Erste Pigmentflecken am Bauch bei vollständigem Winterfell zeigt eines von zwei Stücken vom 17. April. Ein am 22. Mai gefangenes Stück schließlich hat den Haarwechsel im wesentlichen abgeschlossen, hat aber noch den ganzen Rücken intensiv pigmentiert. Die trächtigen 22 vom 3. und 15. August zeigen Zeichen der Zwischenmauser, es liegt aber kein Stück vor, das den Wechsel vom dunkleren Jugend- zum Erwachsenenkleid erkennen ließe. Der Herbsthaarwechsel beginnt offenbar Ende September. Zwei 44 vom 6. Oktober und ein Y vom 9. Oktober haben die Hinterrücken im Winterhaar, ein Stück vom 18. November hat den Haarwechsel abge- schlossen und zeigt nur noch einen Pigmentfleck im Nacken. Ein gewisser Unterschied im Verlauf des Haarwechsels gegenüber Sorex und Neomys besteht bei C. suaveolens und auch bei C. leucodon darin, daß der Haar- wechsel offenbar immer nur recht schmale Zonen erfaßt, so daß die ver- mauserten Stellen auf der Hautseite nur von einem 3—7 mm breiten Pig- mentring umgeben sind, während bei den Soricinae zur Zeit des Mauser- höhepunktes oft ein Großteil der Hautfläche pigmentiert ist. a Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 199 —. Crocidura russula Hermann, 1780 — Hausspitzmaus Die Hausspitzmaus ist von Solymosy (1939) fälschlich für Nagylozs im süd- lichen Seevorgelände angegeben worden. Dabei handelt es sich aber ganz sicher um eine Verwechslung mit der in der Liste Solymosys nicht genannten Croci- dura suaveolens. Es kann mit Sicherheit gesagt werden, daß Crocidura russula im pannonischen Gebiet fehlt. Überhaupt ist ihr Vorkommen in Österreich noch fraglich, Die verschiedenen älteren Meldungen, die Aufnahme in Rebels „Frei- lebende Säugetiere” (1933) und auch Wettsteins Liste (1955) fanden, halten einer Nachprüfung nicht stand (Zalesky, 1949). In den Musealsammlungen ist keine österreichische Hausspitzmaus vorhanden. Ich sammelte nun im Sommer 1950 ein ö in Bruck/Mur (Stmk.), ein Stück, das folgende Maße hatte: KKL 77, Schw. 44, HFS 12,0, CB (bei schwach abgekauten Zähnen) 18,0 und SB 8,4. Färbung und Zeichnung entsprachen russula. Der Schädel befindet sich in meiner Sammlung. J. Hanzak (Praha), der im Zuge einer größeren Untersuchung auch das öster- reichische Crocidura-Sammlungsmaterial untersuchte, bestätigte (in litt.) meine Bestimmung und die Tatsache, daß es sich bisher um das einzige österreichische Belegstück handle. Dieses entspricht mit seiner sehr kleinen Condylobasallänge den mediterranen Rassen, etwa der norditalienischen C. r. mimuloides Cavazza, 1912, doch können nach dem einzigen Stück weder Angaben über die systema- tische Zugehörigkeit, noch über den Status der Art in der Steiermark gemacht werden. Wenn ein Vorkommen dort aus biogeographischen Gründen auch recht gut denkbar wäre, wird man doch bis zur Auffindung weiterer Belege mit der Möglichkeit einer Verschleppung rechnen müssen (der Fundort lag wenige hundert Meter vom Bahnhof). Im ganzen ist die Verbreitung der Hausspitzmaus in Mitteleuropa noch in vielen Details unklar, es darf aber als sicher bezeichnet werden, daß das Bild, das van den Brink (1955) davon entwirft, noch wesentlicher Korrekturen bedarf. Die Art ist in Europa ausgesprochen atlanto-mediterran. Nach Markov (1957) reicht ihr Areal einerseits bis Südbulgarien, andererseits geht es aber wenig weit in das kontinentale östliche Mitteleuropa. Schon Schaefer (1935) hat darauf aufmerksam gemacht, daß sie östlich der Elbe zu fehlen scheint, und Kahmann (1952) betont, daß C. russula z. B. in Bayern nur im nordwestlichsten Teil, in Niederfranken, vorkommt, Weiter kompliziert wird die Festlegung einer Verbreitungsgrenze dadurch, daß die Hausspitzmaus aus manchen Teilen ihres ostdeutschen Areals, für das aus den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mehrere Belegstücke vorliegen, verschwunden zu sein scheint (Richter, 1953). 8. Crocidura leucodon narentae Bolkay — Feldspitzmaus Material: Gefangen 26; 20 Bälge mit Schädeln und 5 Schädel in der Samm- lung des Verfassers, 1 Balg mit Schädel in Coll. Steiner, 474 Gewöllschädel. Systematik: Neusiedler Feldspitzmäuse sind im frischen Sommerfell Clove Brown—Olive Brown (XL) (dunkle Tiere) oder Drab—Hair Brown (XLVI) (helle Individuen). Wie bei C. suaveolens werden alle Haarkleider bis zur Mauser fuchsiger. Helle Sommerstücke sind dann etwa Bister—Snuff Brown (XXIX). Jung- tiere sind fast rein grau, etwa Hair Brown. Das frische Winterfell ist dem frischen Sommerfell ganz ähnlich, nur eine Spur brauner, Clove Brown — Natal Brown (XL). Bis zur Frühjahrshärung wird es etwa Saccardos Umber — Snuff Brown (XXIX). Die Maße betragen: ad. (n — 10) juv. (n — 17) Min. Max. M. Min. Max. M. KKL 71 88 79,0 65 75 70,7 Schw. 33 38,5 SIE 32 38 34,7 HFS 12,0 13,0 02.57 11,4 13,0 12435 Gew. 10,3 13,0 ties 7,4 10,1 8,7 CB 18,5 19,7 19,03 16,7 18,8 18,4 SB Sl 9,6 9,34 8,4 9,3 8,98 200 K. Bauer ES ‘Beitr. In den Maßen bietet die vorliegende Serie nichts Besonderes. Die Färbung ist heller als bei mittel- und westeuropäischen Feldspitzmäusen. Auch van den Brink (1955) bildet die Art schwärzer ab, und Oldenburger Feld- spitzmäuse aus der Sammlung und Zucht von Dr. F. Frank wirken gegen- über den fahlbraunen Neusiedler Tieren geradezu ,wasserspitzmausfarbig”. Auch Frankfurter und Münchner Jeucodon sind erheblich dunkler. Die zum Vergleich zur Verfügung stehenden Stücke aus Niederösterreich, Italien und Bosnien stimmen, abgesehen von etwas rotbraunerer Tönung, die ich für eine Folge des Alters der Präparate halte, mit der Neusiedler Serie überein. Die Feldspitzmäuse der Krim sind nach F. Frank (mdl.) ebenso gefärbt. Es scheint mir deshalb notwendig, diese südosteuropäischen Populationen nomenklatorisch zu trennen (Autoren, die für diese bisher einheitlich den Namen C. |]. leucodon gebrauchten, haben m. W. nie einen Vergleich mit westdeutschen Serien angestellt). Zur Verfügung steht der für ein bosni- sches Stück (allerdings auf Grund vermeintlicher Schädelmerkmale) ge- prägte Name C. 1. narentae Bolkay, 1925. Erwähnt sei das einmal einseitige und einmal beidseitige Fehlen von P! an zwei Individuen. Da Wettstein (1953) glaubte, die bosnischen Stücke durch abweichenden Schädel-Höhen-Breiten-Index charakterisieren zu können, habe ich diesen Index an meinem Material im Hinblick auf die von Dehnel und seinen Schülern entdeckte und untersuchte winterliche Schädeldepression bei Sorex und Neomys auf ähnliche Erscheinungen geprüft. Wenn auch das Material recht un- zureichend zur Klärung einer solchen Frage ist, so lassen sich doch trotz des Fehlens eigentlicher Wintertiere von Dezember bis März Hinweise auf ganz ähn- liche Erscheinungen auch bei Crocidura gewinnen. Die Mittelwerte der Indices betragen für September 50,2 (n — 3), Oktober 48,4 (n — 4), November 47,3 (n — 7), April 47,8 (n—3) und Juni 489 (n— 1). Die bosnischen Schädel, für die ich etwas von den Wettsteinschen abweichende Indices bekam, stimmen mit den österreichischen recht gut überein. Ökologie: Die ökologischen Ansprüche der Feldspitzmaus sind spe- zieller als die der Gartenspitzmaus, und damit wird ihre Verbreitung im Untersuchungsgebiet gegenüber der verwandten Art erheblich einge- schränkt. Sie verlangt trockene, sonnige Standorte und findet deshalb in Trockenrasen und Feldern die günstigsten Verhältnisse. Sie zeigt im Un- tersuchungsgebiet kaum Neigung zur Siedlungsfolge und fehlt aus obigen Gründen den Verlandungszonen- und geschlossenen Waldbiotopen, die von Crocidura suaveolens bewohnt werden. Andererseits ermöglicht ihr die Vorliebe für niedrige, schüttere Vegetation die Besiediung von Stand- orten, die für die Gartenspitzmaus zu deckungsarm sind. In einem recht weiten Bereich decken sich aber die Ansprüche der beiden Arten, und in den zwischen den geschilderten Extremen liegenden Lebensstätten leben beide nebeneinander. Allerdings wird auch hier noch bei genauerer Be- trachtung meist eine Bevorzugung der dem jeweiligen optimalen Habitat mehr entsprechenden Biotopausschnitte deutlich. Im Herbst, wenn die Felder abgeräumt sind und nach dem Pflügen als öde, nahrungs- und versteckarme Flächen zurückbleiben, werden sie auch für die Feldspitzmaus unbewohnbar, und die Tiere wandern an Weg- ae Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 201 böschungen, Feldraine, in Gebüsche oder Strohmieten oder auch an be- nachbarte Waldränder aus. In solchen Refugien kann es dann zeitweise zu einer recht erstaunlichen Dichte der sonst immer nur in einzelnen Stücken zu fangenden Art kommen. So fing ich einmal vom 18. bis 20. No- vember 1952, nachdem die anschließenden, kilometerweiten Felder frisch umgeackert waren, in einer Reihe von 15 Fallen in einem vergrasten Flaumeichen-Zerreichenwald bei Jois, der sonst immer nur Gartenspitz- mäuse geliefert hatte, 7 Feldspitzmäuse. Verbreitung im Gebiet: Gefangen wurde die Feldspitzmaus von Vasar- helyi bei Csikoseger, von mir bei Jois, Neusiedl, Weiden und in den Zitzmanns- corfer Wiesen. Aus Gewöllen liegt sie vor von Rust, St. Margarethen, Donners- kirchen, Neusiedl, Weiden, vom Viehhüter, aus Gols, Mönchhof und Apetlon. In Gewöllen ist sie die zweithäufigste Spitzmaus des Gebietes. Doch wird dadurch wohl eine größere Dichte vorgetäuscht. Es muß ja in Rechnung gestellt werden, daß die Feldspitzmaus in ihrem Lebensraum für eine Eule leichter zu jagen ist als eine Wald- oder Zwergspitzmaus oder gar Garten-, Wasser- und Sumpfspitz- maus. Immerhin lassen die Gewöllzahlen erkennen, in welchen Gebieten die Feldspitzmaus ihre größte Verbreitung erreicht. Wie nach den ökologischen An- sprüchen zu erwarten, ist das auf der Parndorfer Platte und im weitgehend ent- wässerten, fast ganz in Ackernutzung stehenden Nordteil des Seewinkels der Fall. Hier erreicht die Art in Jois 50, in Mönchhof 47,8% der gesamten Spitz- mauszahlen, während ihr durchschnittlicher Anteil für das ganze Gebiet nur 23,1% beträgt. Bionomie: Da der größere Teil der vorliegenden Stücke im Herbst gesammelt wurde, liegen nur wenige fortpflanzungsbiologische Befunde vor. Ein 2 vom 2. April und ein weiteres vom 3. April zeigten stark ver- größerte Zitzen, aber kein entwickeltes Milchdrüsengewebe. Makrosko- pisch waren noch keine Embryonen feststellbar, möglicherweise handelt es sich aber schon um Stücke im ersten Abschnitt der Prägnanz. Dies schiene im Vergleich zu suaveolens, wo die sexuelle Aktivität nach mei- nem Material Anfang Mai, nach den Aufzeichnungen Pelikans (1955) gar noch später einsetzt, sehr früh. Doch wurde bei Frank, allerdings in Ge- fangenschaft, ein 4 schon im Februar brünstig (Frank, 1953), und für die korsische Rasse der Hausspitzmaus nehmen H. und E. Kahmann (1954) gar ganzjährige Fortpflanzungsaktivität an. Ein diesjähriges sáugendes Y mit einem Gewicht von 85g wurde am 12. September gefangen. Wie Frank (1954) vermutete, wird also Crocidura leucodon im ersten Lebens- sommer reii. Nach den gleichlautenden Befunden bei Crocidura russula cyrnensis (H. u. E. Kahmann, 1954) und C. suaveolens (voriger Abschnitt) darf man dies wohl als für die europäischen Vertreter der Gattung allge- mein gültig betrachten. Der Mauserverlauf in den einzelnen Haarwechselperioden entspricht ganz dem von suaveolens (und damit auch Sorex). Die Frühjahrsmauser erfolgt aber 4 Wochen früher. Die erwähnten trächtigen 22 vom 2. und 3. April sind bis auf Winterhaarreste an Hinterrücken und Körperseiten bereits vermausert, ein 6 vom selben Datum hat in der Brustmitte bereits einen Fleck im Sommerhaar. Umgekehrt beginnt der Herbsthaarwechsel zool. Beitr. 202 K. Bauer pS gegenúber suaveolens etwas verspátet, Mitte Oktober, und wird bis Ende November beendet. Rhinolophidae — Hufeisennasen 9. Rhinolophus ferrumequinum ferrumequinum Schreber, 1774 — Groß- hufeisennase Material: Gesammelt 5 Bálge mit Schádeln und 1 Schadel. Beringt 5. Systematik: Die Großhufeisennasen des Untersuchungsgebietes wei- chen weder in der Färbung noch in den Maßen von Rh. f. ferrumequinum ab. Maße: 227m 6) Min. Max. M. KKL 63 75 70,3 Schw. 36 40,5 38,5 O PAG) 24,0 223 UA Sys) 58,0 59,2 CB 21,2 21,8 2156 Jb 11,9 12,4 12715 Ökologie: Die Großhufeisennase ist ziemlich kälteempfindlich (Vesey- Fitzgerald, 1949) und gehört zu den Arten, die in Österreich auf die war- men, tieferen Lagen beschränkt sind. Da sie fast ausschließlich in Felshöhlen oder Stollen überwintert, bieten ihr aber weite Ebenen ebenfalls keine optimalen Biotope. Wenn sie auch einerseits vereinzelt in die wärmeren Alpentäler eindringt und andererseits auch im Fiachland gelegentlich ge- funden wird, so findet sie, wie ihr gehäuftes Auftreten dort beweist, be- sonders günstige Verhältnisse doch vor allem an den Rändern des Wiener Beckens und der Grazer Bucht. Als sommerlichen Jagdbiotop beansprucht sie darüber hinaus wenigstens teilweise baumbestandenes Gelände. Wo die beiden Haupterfordernisse, lichte Wald- oder parkartige Kulturland- schaft und unterirdische Winterquartiere geboten werden, findet sich die Art auch noch im Bereich kleiner, mehr oder weniger isolierter Höhenzüge. Vorkommenim Gebiet: Wie aus den obengeschilderten Biotopansprüchen verständlich wird, ist die Großhufeisennase im Untersuchungsgebiet auf Leitha- gebirge und Ruster Hügel beschränkt. Sie überwintert hier regelmäßig in der Bärenhöhle bei Winden und in der Fledermauskluft im St. Margarethener Stein- bruch. Regelmäßig benützte Sommerquartiere oder gar Wochenstuben wurden nicht gefunden. Einzelne 44 übersommern aber in manchen Jahren in der Báren- hohle, Der Winterbestand der beiden Höhlen ist gering. In der Bärenhöhle wur- den bei 15 Kontrollen nie mehr als 2 Individuen angetroffen. In der Fledermaus- kiuft ist die Zahl der Überwinterer etwas größer, 6 bis 15. Einmal nur wurden Ende Oktober 36 Tiere gezählt. Bionomie: Jagend wurde die Großhufeisennase nur im Tal unter dem Zeilerberg, also in der nächsten Umgebung des einen Quartieres beobachtet. Schon Ende August ziehen die ersten Uberwinterer in die Höhle ein, aber erst am 29. September wurde das erste in tiefen Schlaf verfallene Stück gefunden. Bis Ende Oktober wechseln die Tiere aber noch recht häufig die Hangplätze. Das Verlassen der Winterquartiere er- ae. Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 203 folgt etwa Mitte April; ein winterschlafendes ö wurde aber noch am 26. April in der Bärenhöhle festgestellt. Herbsttiere wiegen 22,2 bis 27,0g, Aprilfange 19,2 bis 20,0g. Ähnlich, wie es für Miniopterus schreibersi belegt werden konnte, scheint auch die Großhufeisennase im kalten Februar 1956 aus der zu kalt werdenden Fledermauskluft ausgewandert zu sein. Jedenfalls war in diesem Jahre am 28. März, zu einer Zeit also, wo Rhinolophus ferrumequinum normal noch im Winterschlaf verharrt, kein einziges Stück mehr in der Höhle. Von den im Untersuchungsgebiet gefangenen (gesammelten oder be- ringten) Tieren waren 8 $2 und 3 44. Dies ist aber zweifellos ein durch das geringe Material bedingtes Zufallsergebnis. Von 99 im Burgenland, in Niederösterreich und der Steiermark gefangenen Großhufeisennasen waren 61 (61,6%) ¿4 und 38 (384%) ?2. Auch auf diese Zahl wird man aber noch nicht allzuviel Gewicht legen dürfen, Bels (1952) hat die An- gaben verschiedener westeuropäischer Autoren zusammengestellt, wonach der Mánnchenanteil von 45,8% bis 57% schwanken kann, und Sebek (1956) fand bei 47 tschechischen GroBhufeisennasen 67% 66. 10. Rhinolophus hipposideros hipposideros Bechst. = minimus Heuglin — Kleinhufeisennase Material: Gesammelt 4 Bälge mit Schädeln und 2 Schädel. Beringt 7. Systematik: Die Kleinhufeisennase bewohnt das europäische Fest- land in zwei in der Größe sehr deutlich verschiedenen Rassen. Hipposi- _deros bewohnt Mitteleuropa, minimus das Mittelmeergebiet. In der Kon- taktzone zwischen den beiden Rassen leben in einem recht ausgedehnten Gebiet, das Mittelfrankreich *) und Oberitalien (Gulino und Dal Piaz, 1939) umfaßt und bis in den Raum zwischen Alpenostrand und Karpathen reicht, intermediäre Populationen. Grulich (1947) hat an größerem Material ge- zeigt, daß die Kleinhufeisennasen der Slovakei und Mährens hierherge- hören, und es ist danach nicht weiter überraschend, daß dies auch für die burgenländischen, steirischen und niederösterreichischen Populationen gilt. Erst die oberösterreichischen Kleinhufeisennasen können eindeutig als Rh. h. hipposideros gelten (UA 66 [n=30] 37,0—41,7 [M.=39,0], 2° [n= 11] 39,6—41,8 [M.=40,3] [Bauer, 1958 b]). Eine eigene Benennung der intermediären Populationen, wie sie von Laurent (1943) vorgeschlagen wurde, ist aber wohl kaum berechtigt; überdies wäre der Laurentsche Name intermedius durch intermedius Söderlund 1921 präokkupiert (einen Namen, der sehr wahrscheinlich auf ein halbwüchsiges Tier begründet wurde und der als Synonym zu hipposideros zu gelten hat [Terra typica Wildbad Gastein!]). | *) Caubére (1951) stellt zwar die Kleinhufeisennasen von der Sarthe zu Rh. h. hipposideros. Nach den von ihm mitgeteilten Mittelwerten der Unterarmlängen von 32 22 (38,3) und 46 ¿6 (37,0) müssen sie aber wohl schon als intermediär ge- wertet werden. 204 K. Baue ie Bonn. zool. Beitr. Die Maße der Leithagebirgstiere sind: Maße: 38 (n — 4) = Q (n — 1) Min. Max. M. — KKL 43 43,5 43,1 45 Schw, 23 25 24,0 29 O 16,0 18,2 17,8 17,0 UA 36,8 38,2 37,6 39,9 CB 14,5 15,3 14,8 15,1 Jb 2 7,6 7,4 8,1 Okologie: Wie die groBe verwandte Art, ist auch die Kleinhufeisen- nase vorzugsweise Höhlenüberwinterer. Nicht ganz so anspruchsvoll, be- gnügt sie sich aber auch mit ökologisch ähnlichen Ersatzquartieren, wie Kellern, leeren Weinkellern oder Ruinen. Als Jagdgebiet verlangt wohl auch sie teilweise bewaldetes Gelände. Rhinolophus hipposideros ist die Fledermaus, die in österreichischen Höhlen am weitaus häufigsten ge- funden wird, da sie im Gegensatz zu den meisten anderen Arten auch mit ganz kleinen Höhlen vorlieb nimmt. In den Lagen unter 1000 m Seehöhe fehlt sie fast in keiner Höhle. Es ist deshalb merkwürdig, daß sie in der Fledermauskluft, die eine recht artenreiche Fledermausfauna beherbergt, noch nicht ein einziges Mal festgestellt werden konnte. Ein ökologischer Grund für ihr Fehlen dort ist schon deshalb kaum anzugeben, weil die Höhle auch den Ansprüchen empfindlicherer Arten, wie der Großhuf- eisennase, noch genügt. Obwohl ein Zusammenhang vorerst nicht be- wiesen werden kann, sei deshalb darauf hingewiesen, daß möglicherweise die Anwesenheit von Miniopterus schreibersi die Kleinhufeisennase von einer Besiedlung der Höhle abhält. Bei der Kontrolle der steirischen Miniopterus-Vorkommen in den unterirdischen Steinbrüchen von Aflenz bei Leibnitz und in den Höhlen der Peggauer Wand erwies sich nämlich, daß die Kleinhufeisennase auch dort jeweils gerade in den Miniopterus- Höhlen fehlte. Dies war um so auffallender, als die Art die nahebei lie- genden, ökologisch anscheinend völlig gleichartigen, aber nicht von einer Miniopterus-Kolonie besetzten Steinbrüche und Höhlen in gewohnter Zahl bewohnte. Vorkommen im Gebiet: Im Leithagebirge ist die Kleine Hufeisennase ziemlich verbreitet. Sie wurde im Sommer in einzelnen Stücken in der Bären- höhle gefunden, aber auch an anderen Stellen, so im Tiergarten und in einer Hausruine beim Jägerbrünndl angetroffen und von Dr. H. Trimmel (in litt.) in einer bei Steinbrucharbeiten freigelegten, jetzt wieder verschütteten Höhle im „Blauen Bruch“ gesehen. Solymosy nennt sie für Nagylozs selten und nimmt an, daß die vereinzelt beobachteten Tiere von den Odenburger Bergen her kämen, da ihnen im Bereich des Südufers keine Höhlen zur Verfügung stünden. Nach Topal (1954) befindet sich ein Stück von Böz (Holling) im Budapester National- museum. Schließlich erhielt das Burgenländische Landesmuseum einen Beleg aus St. Margarethen (Sauerzopf, 1954), und in meiner Sammlung befindet sich ein in Neusiedl gefangenes Stück. Alle Funde liegen also bisher in der Nähe der Berge im Westteil des Gebietes. Die Parndorfer Platte bietet der Art auch kaum zu- sagende Quartiere, und auch im Seewinkel fanden sich keine Anzeichen für ihr Vorkommen. Bionomie: Es ist bekannt, daß die Kleinhufeisennase in kleinen Höhlen oder Stollen nur in geringer Individuenzahl überwintert (Issel, 1950, ee | Saugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 205 Felten, 1952). Dies trifft auch auf die etwa 60m lange Bärenhöhle zu, ob- wohl man hier in Anbetracht der Tatsache, daß es sich um die einzige als Winterquartier geeignete Höhle in einem weiteren Umkreis handelt, eine stärkere Frequenz erwarten würde. Normal ist die Höhle nur von 2 oder 3 Individuen besetzt, nur ein einziges Mal, am 13. Februar 1955, waren 4 Kleinhufeisennasen in der Höhle. An die Stelle gesammelter oder nach dem Beringen abgewanderter Stücke treten auch im Winter sehr rasch neue. Es muß deshalb im Untersuchungsgebiet neben der Bären- höhle noch weitere Winterquartiere geben, die wechselweise benutzt werden. Der Besatz wechselt nicht nur in den Übergangszeiten, sondern auch im Winter ständig, wie dies auch schon anderswo bekannt geworden ist (Issel, 1950, de Wilde und van Nieuwenhoven, 1954). Unter den Hangplätzen einzelner Tiere finden sich ab und zu Reste von Hohlen- spinnen (Meta menardi oder merianae), die auf eine Nahrungsaufnahme in der Hohle wahrend der winterlichen Wachperioden hindeuten. Schon Anfang Marz sind die Tiere in der Bärenhöhle bei schönem Wetter oft ganz munter, doch können sich einzelne schlafende auch noch viel später finden (ein letztes Y am 26. April 1955). Die festgestellten Gewichte entsprechen genau den von Issel bei Plankontrollen an rheinländischen Kleinhufeisennasen ermittelten: 6 4,5g im April, 4,8 g im Juli, 5,9g im September und (niedrig) 4,2g im November. Das einzige gesammelte ? wog im April 4,9 g. Da bekanntlich die Trennung der Geschlechter bei dieser Art auch im Winter- quartier recht weitgehend beibehalten wird, sagt das Verhältnis 12 dö : 1 ? nichts aus. Aus den Nachbargebieten stehen an entsprechend großem Material gewonnene Zahlen zur Verfügung, deren Wiedergabe vor allem deswegen be- rechtigt erscheint, weil sie nicht unbeträchtliche regionale Unterschiede im Ge- schlechtsverhältnis wahrscheinlich machen. Mrkos und Trimmel (1951) erhielten bei den Beringungen in der Hermannshöhle am Wechsel in den Jahren 1945 bis 1951 unter 1858 Kleinhufeisennasen 1317 (70,8%) 646. Der Prozentsatz schwankte von Jahr zu Jahr etwas, aber in recht geringem Ausmaß (66,5—72,3%). Die Autoren fanden das Verhältnis 7:3 auch in anderen niederösterreichischen Höhlen bestätigt. Bei 428 in steirischen Höhlen beringten Rh. hipposideros fand ich 319 (74,5%) 33. Auch bei 43 wahllos gesammelten Stücken im Oberösterreichischen Landesmuseum in Linz überwiegen die öö mit 67,4%, und in der tschechischen Serie Grulichs (1949) beträgt der Sö-Anteil ganz ähnlich 68,8%. Bei derart weit- gehender Übereinstimmung der verschiedenen Werte darf man wohl an ein reales Uberwiegen der öö glauben. Namentlich aus dem westlichen Europa stehen dem Befunde mit ausgeglichenem Geschlechtsverhältnis gegenüber, von denen die wichtigsten in nachstehender Tabelle zusammengestellt seien: Anteil der öö in verschiedenen Rh. hipposideros-Populationen Gebiet Autor n 8% Holland Bels, 1952 2018 50,3 Mittelfrankreich Gruet u. Dufour, 1949, Caubere, 1951 392 49,4 Schweizer Jura Mislin, 1945 313 49,8 Mittleres Rheintal issel, 1950 310 65,8 Altmühltal Issel, 1950 419 74,7 Oberösterreich eigene Unters. 43 67,4 Niederösterreich (Hermannshöhle) Mrkos u. Trimmel, 1951 1858 70,8 GSR : Grulich, 1949 77 68,8 Steiermark eigene Unters. 428 74,5 206 K. Bauer Es zool. Beitr. Vespertilionidae — Glattnasen 11. Myotis (Myotis) myotis myotis Borkhausen, 1797 — Mausohr Material: Gesammelt 3 Bälge mit Schädeln und 1 Schädel. Beringt (aber nur außerhalb des eigentlichen Untersuchungsgebietes, vor allem im Südburgen- land) 539. Systematik: Die wenigen Stticke entsprechen in jeder Hinsicht einer größeren Serie Österreichischer Mausohren. Maße: — Min. Max. M. KKL 77 75 82 79,4 Schw. 55 53 55 937 O 24,0 26,0 Die: 26,5 UA 59,8 59,4 62,5 61,4 CB 23,1 DD) 22,8 22,4 Jb 15;1 13,6 153 15,0 Ckologie: Myotis myotis ist eine der häufigsten Fledermäuse Oster- reichs. Sie ist in tiefen Lagen weit verbreitet und ausgesprochener Sied- lungsfolger. Ihre Feststellung ist einfach, weil sie als Sommerquartiere fast ausschließlich Kirchtürme und Dachböden alter Gebäude, als Winter- quartiere aber mit Vorliebe Höhlen bezieht. Vorkommenim Gebiet: Es ist mir nicht gelungen, eine Wochenstube oder ein anderes regelmäßiges Vorkommen des Mausohrs im Untersuchungsgebiet aufzufinden. Die Art wird hier offenbar vertreten von Myotis oxygnathus, Ver- einzelne Stücke wurden mehrmals gefunden, so 1 3 am 10. Februar 1955 und 1 4 am 13. April 1955 in der Fledermauskluft im Steinbruch von St. Margarethen und { 2 am 22. November 1955 in der Bärenhöhle bei Winden. Auch diese beiden Höhlen können aber nicht als regelmäßige Winterquartiere gelten, da bei 10 bzw. {5 Kontrollen nur die drei genannten Funde gelangen. Ein viertes Stück, das am 30, September 1956 in Neusiedl tot gefunden worden war, brachte mir Herr Eder. Da die Art bisher nur als recht spärlicher Besucher des Neusiedlersee-Gebietes nachgewiesen werden konnte, halte ich die Angabe Solymosys (1939) „Nystactes murinus kommt ebenfalls zahlreich vor” für irrtümlich. Der Autor verwechselte die Art wahrscheinlich mit Myotis oxygnathus. Bionomie: Die Tiere vom 10.2. und 13.4. überwinterten und auch das Exemplar vom 22.11. lag schon in tiefem Schlaf. Erst weitere Untersuchun- gen werden klären können, ob die vereinzelt im Herbst und Winter ge- fundenen Stücke Zuwanderer sind, wie wir sie auch bei anderen Arten des Gebietes finden, oder ob sie doch von einer Kolonie im näheren Be- reich stammen. 12. Myotis (Myotis) oxygnathus oxygnathus Monticelli, 1885 — Kleinmausohr Material: Gesammelt 17 Bälge mit Schádeln; beringt 31 (und 87 in den Nach- bargebieten). oh Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 207 Systematik: Die aus dem Untersuchungsgebiet vorliegende Serie unterscheidet sich weder in der Färbung noch in den Maßen von anderen Österreichischen Stücken meiner Sammlung. Die Färbung, etwa Wood Brown-Buffy Brown (XL) bis Drab (XLVI) entspricht ganz der österreichischer Myotis myolis. Allenfalls ist der dunkle Schulterfleck bei oxygnathus im Durchschnitt (bei erheblicher individueller Varia- tion) ein wenig deutlicher. Maße: (Oy | (i 74) mi 10) Min. Max. M. Min. Max. M. KKL 69 83 76,8 70 80 74,1 Schw. 54 62 rl? 52 57 54,3 O 20,5 24,0 22,4 20,5 22,8 2177 UA 5283 56,5 54,4 33,9 59,3 56,6 CB 20,6 20,7 20,4 20,0 21,0 20,5 Jb 118377 14,1 13,9 13,4 14,1 137 Nicht nur die Rassengliederung, sogar die Abgrenzung gegenúber ande- ren Myotis-Arten ist noch unzureichend bekannt. An der Artverschieden- heit von M. myotis kann zwar kein Zweifel bestehen, ob die westpalá- arktischen Kleinmausohren aber wirklich mit der (offensichtlich noch wenig bekannten) indischen M. blythi zusammengezogen werden kónnen, wie Ellerman und Morrison-Scott (1951) vorschlugen, ist ohne Materialver- gleich nicht zu entscheiden. Ich folge deswegen Kuzjakin (1950), der die palaarktischen Kleinmausohren als oxygnathus bezeichnet. Zur Rassen- gliederung kann vorläufig nur festgestellt werden, daß die eigene Unter- suchung vorderasiatischen Materials aus dem British Museum Kuzjakin recht gegeben hat, der die von Ellerman und Morrison-Scott als Rassen von M. myotis aufgeführten Formen omari und risorius zu oxygnathus zog — es handelt sich eindeutig um helle Rassen des Kleinmausohrs. Die Kennzeichnung der pannonischen Population als M. o. oxygnatus muß als Provisorium gelten. Eine Reihe von Kleinmausohren aus Nordafrika (Tu- nesien und Algerien) aus dem British Museum und aus der Coll. Niet- hammer ist wesentlich heller als meine sehr einheitliche österreichische Serie und die kaum verschiedenen Stücke aus den Pyrenäen und aus Süd- frankreich in der Sammlung des Museums A. Koenig und in meiner Samm- lung. Die beiden Gruppen müssen m.E. unbedingt als Rassen getrennt werden. Allerdings macht dies zunächst die Untersuchung frischen Balg- materials aus Süditalien (terra typica von oxygnathus: Matera, Basilicata) notwendig, da z.Z. nicht sicher entschieden werden kann, ob die nörd- lichen oder südlichen Populationen einen neuen Namen bekommen müssen. Wahrscheinlich ist ersteres, da nach Klemmer (briefl. an J. Niethammer) sich eine sizilianische Serie in der Färbung nicht von den tunesischen Stücken unterscheidet. Okologie: In den Biotopansprüchen und in der Lebensweise entspricht die Art dem Mausohr offenbar weitgehend. Abgesehen davon, daß sie höhere Temperaturen verlangt und deshalb auf den südlichen Teil des von Myotis myotis bewohnten Areals beschränkt ist, lassen sich gegenwärtig zool. Beitr. 208 K. Bauer Es E ökologische Unterschiede mehr vermuten als feststellen. Vielleicht ist sie in etwas stärkerem Maße als Myotis myotis Höhlentier. Zumindest zeigt sie gegendweise die Tendenz, auch die Sommer in Höhlen zu- zubringen. Im Untersuchungsgebiet ist dies in der Fledermauskluft im St. Margarethener Steinbruch der Fail und ganz ähnlich auch im Katerloch im Weizer Bergland. In beiden Höhlen, den größten derzeit in Österreich bekannten Winterquartieren von Myotis oxygnathus, leben auch kleine Sommerkolonien. Dagegen ist mir von Myotis myotis aus Osterreich bis- her nur ein einziges Höhlen-Sommervorkommen aus dem Taubenloch am Otscher (1485 m) bekannt geworden. Das Vorkommen in der Hohle hangt dort — es handelt sich um die höchstgelegene Kolonie der Art in Oster- reich — wohl mit der Höhenlage zusammen. Wie das Mausohr lebt aber auch das Kleinmausohr im Sommer meistens auf Dachböden oder Kirch- türmen. Im Jagdbiotop scheint zwischen dieser und der vorigen Art insofern ein gewisser Unterschied zu bestehen, als das Kleinmausohr weniger an- spruchsvoll ist und auch in ganz oder weitgehend waldfreien Steppen- oder Kultursteppengebieten noch zu leben vermag. Deshalb kommt die Art in der südrussischen Steppenzone, in der M. myotis bereits fehlt, noch häufig vor (Heptner, Morosova-Turova und Zalkin, 1956), und da- mit scheint sich auch das häufige Vorkommen in der Großen und Kleinen Ungarischen Tiefebene zu erklären. Vorkommen im Gebiet: Myotis oxygnathus gehört zu den häufigsten Fledermausen des Gebietes. Im November 1925 sammelte Wichmann ein Stück in der kleinen Kulmhöhle bei Sommerein im Leithagebirge (Wettstein, 1926), und im Budapester Nationalmuseum befindet sich nach Topal (1956) ein älteres Beleg- stück aus Odenburg. Die eigenen Exkursionen führten zur Feststellung von Sommerkolonien in den Kirchtürmen von Donnerskirchen, Breitenbrunn, Weiden, Frauenkirchen und Apetlon, und H. Steiner fand eine Kolonie in der Kirche von Ilmitz. Ein weiteres Sommervorkommen, vor allem aber das einzige bisher auf- gefundene Winterquartier, bildet die Fledermauskluft in den Ruster Hügeln. Ein einziges Mal wurde schließlich auch in der Bärenhöhle bei Winden ein einzelnes Stück angetroffen, Verbreitung in Österreich: Myotis oxygnathus war aus Österreich, bevor die eigenen Untersuchungen zur Auffindung einer ganzen Reihe von regel- mäßig bezogenen Sommer- und Winterquartieren führten, nur in Einzelstücken von vier Fundorten in Niederösterreich bekannt, Das erste fand Wichmann, wie erwähnt, im November 1925 in der Kulmhöhle bei Sommerein, am Rande des Untersuchungsgebietes, ein zweites erhielt Zalesky im Februar 1937 aus einer Höhle bei Gainfarn bei Vöslau (Zalesky, 1938), ein drittes beschrieb Waldner (1940) aus der Schwarzbachgrabenhöhle bei Kleinzell, und schließlich wurde die Art noch gelegentlich in der Hermannshöhle am Wechsel festgestellt (Vornatscher, 1954). Ein Beleg von dort befindet sich im Naturhistorischen Museum in Wien. Insgesamt ist die Verbreitung der Art vielfach noch unklar, da sie von vielen älteren und manchen zeitgenössischen Autoren nicht von Myotis myotis unter- schieden wurde. Für die an Österreich angrenzenden Länder läßt sich die Ver- breitung aber schon recht gut umreißen. In Deutschland fehlt das Kleinmausohr, und in der Schweiz ist es auf den Süden des Kantons Tessin beschränkt (Baumann, 1949, Furrer, 1957). In Italien, namentlich in Oberitalien, ist die Art verbreitet (Gulino und Dal Piaz, 1938). Der nördlichste Fundort liegt hier im Passeiertal (Wettstein, 1925). Auch in Jugoslawien ist Myotis oxygnathus verbreitet, doch Song Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 209 fehlt es hier an Feststellungen aus den für uns wichtigsten Nachbarlandschaften; in Ungarn wurde sie erst 1924 erkannt (Ehik, 1924). Ehik machte die Art von 11 ungarischen und einem heute slovakischen Fundort bekannt, die Untersuchungen Topals haben aber zur Auffindung zahlreicher weiterer Vorkommen geführt (To- pal, 1954a, b, c, 1956). Einige Wiederfunde in Ungarn beringter Stücke in der Slovakei haben auch weitere Beweise für das dortige Vorkommen erbracht. Schließlich gelangen kürzlich auch tschechischen Autoren erste Nachweise (Gaisler und Hanak, 1956, Gaisler, 1956, Gaisler, Hanak und Klima, 1957), doch scheint die Art auf die Südslovakei beschränkt zu sein. In Osterreich gelangen neben den angeführten Funden im Untersuchungsgebiet Nachweise in Niederösterreich, dem Südburgenland und der Steiermark. Neue niederösterreichische Fundorte sind die Güntherhöhle im Hundsheimerkogel, wo am 2. Januar 1956 ein ö beringt werden konnte, und Schloß Orth, wo H. Steiner einen Schädel in einem Schleiereulengewölle fand (mdl. Mitt.). Im Südburgenland fand sich die Art im Oktober 1955 in einigen Stücken im Dachboden der Kirche von Strem und in etwa 30 bis 35 Exemplaren in den Kasematten der Burg Güssing; 2 Schädel wurden auch in Schleiereulengewöllen aus dem Güssinger Klosterdach- boden gefunden (Bauer, 1956), und bei einer zweiten Kontrolle am 1. Mai 1957 wurden dort auch 4 Tiere gefangen. In der Steiermark schließlich gelang mir mit D. Janes, Topeka/Kansas, am 12. Januar 1957 die Auffindung von je einem Tier - in der Höhle III der Peggauer Wand und in einem Luftschutzstollen am Fuß der Wand. Die bedeutungsvollste Entdeckung aber war die Feststellung der bisher bedeutendsten Myotis oxygnathus-Kolonie Österreichs im Katerloch bei Weiz im April 1956. Von besonderem Interesse erwies sich dieses Vorkommen nicht nur wegen der Zahl von 300 bis 500 überwinternden Kleinmausohren. Anläßlich einer Anfang Januar 1957 mit Hilfe mehrerer Kollegen und mit Unterstützung des „Arbeitskreises für Wildtierforschung” durchgeführten mehrtägigen Expedition, über die noch eingehend zu berichten sein wird, wurden etwa 1000 subfossile und rezente Fledermausschädel von 12 Arten und auch wenige Jahre alte Mumien ge- sammelt. Wenn das Material auch noch nicht endgültig aufgearbeitet ist, so kann doch schon ein wesentlicher Befund festgehalten werden. Im Verlauf des durch das Fundmaterial repräsentierten Zeitraumes hat ein ausgesprochener Faunen- wechsel stattgefunden. Es kann zur Zeit noch nicht entschieden werden, wie alt die ältesten Fundstücke einzustufen sind, doch steht bereits fest, daß der Wechsel keineswegs mehr als einige Jahrzehnte zurückliegen kann. Während nämlich in dem älteren Material Arten mit ausgesprochen atlantischem Verbreitungsschwer- punkt dominieren, wie Myotis (Paramyotis) bechsteini und Myotis (Isotus) nat- tereri, ist derzeit Myotis oxygnathus die weitaus haufigste Art, und Myotis bech- steini fehlt ganz oder fast ganz. Im selben Zeitraum, in dem Myotis bechsteini verschwand, wanderte offenbar Myotis oxygnathus, die im gesamten älteren Ma- terial überhaupt nicht vertreten ist, in die Höhle ein. Hand in Hand damit voll- zogen sich auch noch andere Änderungen in der Zusammensetzung der Fleder- mausfauna der Höhle, die noch eines eingehenden Studiums bedürfen. Jedenfalls hat es den Anschein, als wäre Myolis oxygnathus erst seit kurzem in der Höhle ansässig. Dafür spricht auch, daß die Tiere, die zu einem gewissen Teil auch den Sommer in der Höhle zubringen, noch keine nennenswerten Kotmengen abgesetzt haben. Ganz ähnlich scheint es sich übrigens auch bei den Vorkommen in den Peggauer Höhlen um eine Neuansiedlung zu handeln, denn Dr. F. Kincel (Eisenerz), der in den dreißiger Jahren in diesen Höhlen sammelte, fand damals nur Myotis myotis (mdl. Mitt.). Bionomie: Ähnlich wie Myotis myotis ist auch oxygnathus bei mildem Winterwetter im Quartier zeitweise aktiv. Bei Exkursionen in die Fleder- mauskluft flogen bei Außentemperaturen über 0° meist einige Tiere schon beim Betreten der Höhle. Trotz dieser relativ großen Härte wird das Winterquartier aber früh, ab Ende September, aufgesucht und erst im April geräumt. Am 31. März 1955 wurde in der Fledermauskluft ein Paar in Kopula angetroffen. Genauere zahlenmäßige Kontrollen sind in der sehr unübersichtlichen und stellenweise wegen des ganz lockeren Versturz- zool. Beitr. 210 K. Bauer la materials kaum begehbaren Hohle leider nicht moglich, da gerade die Mausohren die höchsten Hohlenteile bevorzugen. Von 118 (sämtlich mit Fledermausmarken der Vogelwarte Radolfzell der Max-Planck-Gesellschaft gekennzeichneten) Kleinmausohren liegen bereits die ersten wenigen, aber aufschlußreichen Wiederfunde vor. 1.X. 102034 ©, ber. 30.12.1955 Fledermauskluft/St. Margarethen K.B. kontr. 10.9. 1957 Kirche v. Illmitz, H. Steiner 14 km ESE 2.X. 102012 ¢, ber. 21.2. 1955 Fledermauskluft/St. Margarethen, K.B. kontr. 30. 12.1955 am Beringungsort kontr. 10.5.1958 Rust am Neusiedlersee, 3kmE (St. Aumiller) 3.X. 102 025 6, ber. 6. 10.1955 Burg Güssing, K. B. kontr. 27.2.1956 Katerloch bei Weiz, H. Hofer, 65km NW 4.X. 102116 ?, ber. 8.1.1957 Katerloch bei Weiz, K. B. kontr. 23.6.1957 Heviz-fürdö, Veszprém, G. Topal, 170 km E 5.X. 104524 ?, ber. 7.1.1957 Katerloch bei Weiz, O. Kepka kontr. 23.6.1957 Heviz-fürdö, Veszprém, G. Topal, 170 km E. G. Topal, der in Ungarn in den Jahren 1951 bis 1955 16 769 Fledermäuse und davon 11769 Kleinmausohren beringte, hat schon eine lange Reihe von Wiederfunden dieser Art veröffentlicht (Topal, 1954b, 1954c, 1956). Danach sind seinen beiden Hauptwinterquartieren, den Höhlen im Pilis- und Budagebirge und im Mecsekgebirge jeweils bestimmte Sommerareale zugeordnet. Die in den Bergen bei Budapest überwinternden Tiere leben im Sommer zum größeren Teil im Gebiet zwischen Theiß und Bakony- Wald und zum kleinen Teil im Donautal zwischen Gran und Komorn. Die Abaliget-Höhle im Mecsekgebirge aber beherbergt die Sommerpopu- lation der südwestungarischen Komitate Somogy, Baranya und Bodrog. Das Fehlen von Wiederfunden in den westlichen und zentralen Teilen der Kleinen Ungarischen Tiefebene ist bei dieser großen Zahl von Wieder- funden kaum mehr zufällig. Es darf deswegen aus den ersten wenigen Er- gebnissen der eigenen Beringungen schon geschlossen werden, daß die gesamte Population dieses Raumes, oder doch der Großteil derselben, in Höhlen des Alpenostrandes überwintert. 1954 wurde ein Massenzug von Abendseglern beobachtet (Bauer, 1955c). Auch in den folgenden Jahren wurden Zugbeobachtungen gemacht. Neben Nyctalus noctula wurde auch Eptesicus serotinus wandernd gesehen, und es ist nunmehr recht wahr- scheinlich, daß auch die häufigeren Myotis-Beobachtungen im Herbst bis zu einem gewissen Grade wandernde Tiere betreffen. Vielleicht hat es sich bei der von Gsörgey (1954) mitgeteilten Beobachtung eines Septem- ber-Zuges angeblicher Myotis myotis, die ich früher auf Nyctalus noctula beziehen zu müssen glaubte, auch um Myotis oxygnathus gehandelt. 13. Myotis (Leuconoe) daubentoni daubentoni Kuhl, 1819 — Wasser- fledermaus Die Art wird von Paszlavsky (1918) für Odenburg und von Solymosy für Nagylozs angefiihrt. Sie ist im pannonischen Gebiet selten und wird aus der Kleinen Un- garischen Tiefebene sonst nur noch für Türje (Topal, 1954c) und Bratisiava (Gaisler, 1956) genannt. Ein als Myotis daubentoni bezeichnetes Stück vom 20. August 1930 aus Laxenburg im Wiener Becken im Naturhistorischen Museum ne Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 211 erwies sich als Wimperfledermaus (Myotis [Selysius] e. emarginatus Geoffroy, 1806) (Bauer, 1957 b), eine Art, deren gelegentliches Vorkommen im Leithagebirge nicht ausgeschlossen ware. 14. Vespertilio discolor discolor Natterer (in Kuhl), 1819 — Zweifarb- fledermaus Material: 1 Balg mit Schädel, 9 Gewöllschädel. Systematik: Es liegen aus dem eigentlichen Untersuchungsgebiet fast nur Schädel aus Schleiereulengewöllen vor, von denen einige recht gut erhalten und meßbar sind. n=6 Min. Max. M. Condylobasallánge 14,3 19,2 14,85 Jochbogenbreite 10,0 10,4 10,2 Körpermaße eines ö vom 6, Juni: KKL 58, Schw. 46, Ohr 13mm, Gewicht 7,2 g. Die Maße zeigen keine Abweichungen von denen anderer Populationen. Bezüglich der Nomenklatur der Art herrschen im Schrifttum zwei ver- schiedene Ansichten. Obwohl Ryberg (1947) schon betonte, daß Linnes Be- schreibung von murinus nicht deutbar ist und deshalb auch nicht auf diese Art bezogen werden dürfe, haben Ellerman und Morrison-Scott (1951) leider den Linnéschen Namen verwendet. Mit anderen Autoren, wie Ko- walski (1953), Kuzjakin (1950) und Gaisler (1956) halte ich in diesem Punkt ein Abweichen von der ,Checklist” für geboten. Okologie: Angeregt durch die Gewöllfunde im Untersuchungsgebiet widmete ich der Ökologie der Art besondere Aufmerksamkeit (Bauer, 1953, 1954, 1955). Dabei konnten die Befunde Hemmingsens (1922) und Ry- bergs (1947) aus Jütland und Südskandinavien weitgehend bestätigt wer- den. Im Gegensatz zur Darstellung im deutschsprachigen Schrifttum, das Vespertilio discolor immer als ausgesprochenen Waldbewohner und Kul- turflüchter hinstellt, ergab sich dabei, daß die Art auch in Mitteleuropa direkt als Charaktertier der Städte bezeichnet werden kann. Ryberg stellte fest, daß sie in Schweden und Dänemark ausschließlich auf Städte beschränkt ist. Auch aus Deutschland liegen eine Reihe von Belegen aus Städten vor, und in Österreich ist das Vorkommen bis jetzt für Wien, Graz (unpublizierte eigene Beobachtung), Linz, Innsbruck, Salzburg, St. Pölten, Wels und einige kleinere Orte nachgewiesen. Es wurde versucht, diese Vorkommen in Städten mit den klimatischen Ansprüchen der Art zu erklären (Bauer, 1954). Diese Erklärung gewinnt durch neue Publika- tionen weitere Stützen. Während Vespertilio discolor dort, wo sie am weitesten in das atlantische Klimagebiet hineinreicht, ausgesprochener Stadtbewohner (und damit auf den standortsklimatisch kontinentalsten Lebensraum beschränkt) ist, ist sie schon in Mitteleuropa nicht mehr ganz so stenök und in ihrem Verbreitungszentrum, als das die Waldsteppen- und Steppenzone Südrußlands gelten kann, lebt sie ganz eurytop, im Wald ebenso wie in Siedlungen und in der Steppe (Heptner, Morosowa- 212 K. Bauer | Be: Turowa und Zalkin, 1956). Einige Zufallsfunde deuten darauf hin, daß die Art aber auch in den Alpen, und hier besonders in den Alpeninnentälern, regelmäßig auftritt (Bauer, 1955 und unveröff., Furrer, 1957) und dort kei- neswegs an Siedlungen gebunden ist. 15. Eptesicus serotinus serotinus Schreber, 1774 — Breitiliigeliledermaus Material: Zwei Bälge mit Schädeln und 4 Schädel aus Gewöllen. Systematik: Die vorliegenden Stücke sind in Färbung und Maßen typisch und stimmen ganz mit steirischen und niederösterreichischen Stük- ken meiner Sammlung überein. Maße: e) Q KKL 71 73 Schw. — 56 O 16 17 UA 10,4 50,0 Gew. 1387 19,7 CB 19,3 19,7 Jb 13,8 14,5 Zwei Gewöllschädel messen 19,0 /— und 20,0/ 14,8. Ökologie: Die Breitfligelfledermaus gehört zu den verbreitetsten Fledermausarten Österreichs. Wie ihr Vorkommen im Seewinkel andeutet, ist sie wenig anspruchsvoll und lebt auch in der baumarmen Kulturland- schaft. Als Sommerverstecke werden in erster Linie Dachböden bezogen. Wo die Mehrzahl der Tiere überwintert, ist noch nicht recht klar — die Sommerquartiere werden geraumt, und in Höhlen überwintern nur ver- einzelte Individuen, Im Gegensatz zu den frei im Giebel oder Dachfirst hängenden Mausohren schlüpfen die Breitflugelfledermause nach Möglich- keit unter die Firstziegel (Natuschke, 1954); sie werden deshalb bei Dach- bodenkontrollen leicht übersehen und sind auch schwerer zu fangen. Vorkommen im Gebiet: Eptesicus serotinus wird von Vasarhelyi für Brennbergbanya und von Solymosy für Nagylozs angeführt. Ich erhielt im 18. und 27. Oktober 1956 je ein Stück von Neusiedl und fand die Art außerdem in Ge- wollen von Neusiedl (1), Weiden (2) und Apetlon (1). Bionomie: Die Breitflügelfledermaus beginnt relativ früh, aber doch erst nach Sonnenuntergang zu jagen (Vesey-Fitzgerald, 1949, Eisentraut, 1952). Namentlich im September aber sah ich einzelne Tiere oder kleine, aus 2 bis 5 Individuen bestehende Gruppen, mehrfach auch schon bei Sonne, zusammen mit Abendseglern über dem Schilfgürtel oder der Bio- logischen Seestation. Überhaupt häufen sich bei Eptesicus serotinus die Feldbeobachtungen im Herbst in auffälliger Weise. Dies hängt wohl zum Teil mit dem erwähnten früheren Erwachen zusammen; einzelne Beobach- tungen weisen aber doch stark auf Zuzug hin. Namentlich in der Zeit von Ende September bis Mitte Oktober 1956 beobachtete ich mehrfach neben Abendseglern auch Breitflügelfledermäuse, die einzeln oder zu zweit und dritt zielgerichtet den Schilfgürtel des Sees in W-, NW- oder N-Richtung überflogen. Wenn auch die Zahl der Tiere jeweils nur bescheiden war und et Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 213 die Feststellung, daß es sich um Zug handelte, auch nicht so sicher mög- lich ist wie bei der beschriebenen Abendsegler-Massenwanderung vom 17. und 18. Oktober 1954 (Bauer, 1955), so halte ich doch auch in diesen Fällen Zug für sehr wahrscheinlich. Daß, ganz wie für Myotis oxygnathus beschrieben, auch bei Eptesicus serolinus eine Wanderung von den Som- merquartieren in der Tiefebene zu Winterquartieren im Alpenvorland oder Voralpengebiet im Bereich der Möglichkeit liegt, ist durch einen ersten interessanten Ringfund bereits erwiesen. Eine von 20 von Topal am 6. Juli 1954 in Pusztakoväcsi südlich des Plattensees markierten jungen Breitflugelfledermausen wurde am 11. August 1956 in Hartl in der Oststeier- mark gefangen (Topal, 1956). Das Datum scheint zwar so früh, daß man eher an eine Umsiedlung als an Herbstzug denken möchte. Doch muß be- rücksichtigt werden, daß sich auch bei Nyctalus noctula die Zugdaten über einen unerwartet langen Zeitraum, von Ende August bis Ende November erstrecken (Bauer, 1955). (16.) Pipistrellus pipistrellus Schreber, 1774 — Zwergiledermaus Die Zwergfledermaus wird von Paszlavsky (1918) für Odenburg und von Soly- mosy (1939) fur Nagylozs angeführt. Solymosy nennt die Art „gemein, vorwie- gend im August”, eine Feststellung, die Anlaß zu einigem Bedenken gibt, da im österreichischen Seegebiet bisher nur die ähnliche Rauhhäutige Fledermaus (Pipis- trellus nathusii), diese aber als eine der häufigsten Fledermausarten, festge- stellt wurde. Die Angaben über das Vorkommen der Zwergfledermaus verdienen um so mehr eine Nachprüfung, als die im allgemeinen sehr verbreitete und häufige Art auch aus den anderen Teilen der Kleinen Ungarischen Tiefebene bis- her nur ganz wenige Male nachgewiesen worden ist (Topal, 1954, Ferianc, 1955 Gaisler, 1956). Im Bereich des Wiener Beckens wurde bisher überhaupt nur Pipistrellus nathusii, nicht aber Pipistrellus pipistrellus gefunden (Wettstein, 1934). 17 Pipistrellus nathusii Keyserling und Blasius, 1839 — Rauhhäutige Fledermaus Material: Gesammelt 5 Bälge mit Schädeln, 1 Schädel und 1 Gewöllschädel; beringt 24. Systematik: Die Serie zeigt keinerlei Besonderheiten. Die Bälge sind Cinnamon Brown bis Prouts Brown (XV); die Maße entsprechen den An- gaben Millers. Pipistrellus nathusii ist ja überhaupt eine Art, die wenig zur Varia- tion neigt. 66 (n= 5): Min. Max. Miss ne ree seas Max. M. KKL TITO 55 = —— 54 Schw. 37 38 37,4 == — 40 O 1192 12,0 1166: = — 11,7 UA 32,0 937, IL (n = 5): 32,8 39,7 34,3 CB 12,6 13,0 12,8 (n =3): 132 SR) 13,27 Jb 8,0 8,3 8,2 8,2 8,4 8,3 Okologie: Im Untersuchungsgebiet ist die Rauhhäutige Fledermaus wohl die verbreitetste Art. Sie lebt vor allem in den Siedlungen, kommt 214 K. Bauer | ©. hier vom Westufer bis in den Seewinkel vor und bewohnt auch noch die holzgebauten Badehäuschen im Schilfgürtel des Sees. Vorkommen im Gebiet: In Neusiedl wurden zwei Sommerkolonien ge- funden, von denen die größere etwa 30 bis 40 Tiere umfaßt. Eine nahezu gleich große Kolonie lebt auch in einem Gebäude der Biologischen Station und eine kleinere in einer Hütte des Union-Yacht-Clubs. In Rust sah ich die Art als Be- wohner der alten Badeanlage, und in Weiden fand ich einen Schädel in einem Gewölle der Schleiereule. Götz Reinwald (Stuttgart) fing schließlich ein Stück an der Straße Illmitz—Apetlon. Es ist sehr wahrscheinlich, daß es sich bei den an verschiedenen Stellen am Westufer, im Seewinkel und noch im Hansag beobach- teten Fledermäusen der Gattung Pipistrellus ebenfalls um nathusii gehandelt hat, doch ist dies ohne Belege nicht zu entscheiden. Bionomie: Die erste Rauhhäutige Fledermaus wurde am 4. April ge- sehen, die letzte am 3. Oktober. Da die Fledermäuse der Stationskolonie sich überall zwischen den Doppelwänden des Nebengebäudes aufhalten können, ist eine winterliche Kontrolle leider nicht möglich. Es scheint aber nach dem Verhalten der Tiere trotzdem sicher, daß sie hier auch über- wintern und nicht abwandern, wie sie das in Südrußland tun sollen (Hept- ner, Morosowa-Turowa und Zalkin, 1956). Der Beginn der abendlichen Aktivität liegt bei Vergleich mit den Aufzeichnungen Venables’ (1943), Vesey-Fitzgeralds (1949) und Eisentrauts (1952) im Durchschnitt wohl etwas später als bei Pipistrellus pipistrellus. Die Tiere fliegen nie vor Einbruch der Dämmerung aus, doch sitzen sie im September zeitweise schon nachmittags zur Hälfte frei unter den von der Sonne beschienenen Verschalungsbrettern an ihren Ausflugslöchern. In der Wochenstube waren regelmäßig auch einige 4 d anwesend. So wurden am 29. April mit 7 LE auch 3 66 und am 12. Mai mit 5 ?? 1 Ö gefangen. Die Gewichte liegen im Herbst bei 6 44 zwischen 6,5 und 10,0 und bei 4 22 zwischen 6,9 und 11,4g. 18. Nyctalus leisleri leisleri Kuhl, 1818 — Kleinabendsegler Material: 1 Balg mit Schädel und 1 Gewöllschädel. Systematik: In der Einreihung der Gattung Nyctalus wurde bewußt von der ,Checklist” abgewichen. Es scheint sicher, daß Nyctalus der Gruppe Vespertilio-Eptesicus-Pipistrellus ferner steht als diese Gattungen, die Kuzjakin (1950) sogar unter Vespertilio vereinigen will, untereinander. Schon Tate, auf den Ellerman und Morrison-Scott ihre Auffassung stützen, war von der Richtigkeit seiner Gliederung keineswegs überzeugt und hat selbst an einer Stelle (p. 271) auf die ganz nahen Beziehungen zwischen Eptesicus und Pipistrellus hingewiesen (zwei Gattungen, die nur durch das wenig bedeutungsvolle und obendrein bei manchen Arten individuell variierende Merkmal des Vorhandenseins oder Fehlens eines P! getrennt werden) (Tate, 1942). Die vorliegenden Stücke entsprechen den Beschreibungen in der Literatur. Die Haare sind Prouts Brown mit langen hellen Spitzenabschnitten. Die Gesamtfärbung entspricht dadurch etwa dem Dresden Brown (XV), das Fell hat deutlichen Glanz. Die Maße des einzigen vollständigen Stückes sind: KKL 64, Schw. 36, UA 42,7, CB 15,6 und Jb 10,6. An dem Gewöllfund messen: UA 41,3, CB 15,3 und Jb 10,2. Proce Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 215 Okologie: Der Kleinabendsegler (oder wie die Art bislang meist ge- nannt wurde, die Rauharmige Fledermaus) ist in erster Linie Laubwald- oder Parkbewohner. Nach Heptner, Morosowa-Turowa und Zalkin dringt die Art zwar weit in die südrussische Steppenzone ein, ist aber auch dort auf Waldstandorte oder alte Parks beschränkt. Offenbar ist sie aber nicht ganz so anspruchsvoll, denn im Untersuchungsgebiet lebt sie auch noch recht weitab vom Leithagebirge, wo man sie vor allem erwarten sollte, in Orten, die, wie Neusiedl oder Weiden, nur einzelne ältere Bäume oder kleine Baumgruppen bieten können. Sie scheint hier vor allem über dem Schilfgürtel zu jagen, wo sie mehrfach noch bei Tageslicht in Gesell- schaft von Abendseglern beobachtet werden konnte. Vorkommen im Gebiet: Nyctalus leisleri ist bisher nur durch die ge- nannten beiden Stücke, einen Balg vom 25. Mai 1954 aus Neusiedl und einen Schädel aus einem Schleiereulengewölle vom Weidener Kirchturm für das Gebiet belegt. Bei Neusiedl wurde sie außerdem mehrfach beobachtet. Eine weitere Sommerbeobachtung aus dem Tiergarten bei Schützen ist nicht ganz sicher. Nur in Süddeutschland ist der Kleinabendsegler stellenweise in größerer Zahl festgestellt worden (B. und W, Issel, 1955), sonst gilt er mit Ausnahme Irlands überall als selten. Auch in den anderen Gebieten des pannonischen Raumes ist er erst wenige Male festgestellt worden (Topal, 1954c, Gaisler, 1956). Aus Oster- reich liegen bisher überhaupt erst eine Meldung für Pöchlarn (N.-O.)*) und mehrere unbelegte Angaben für Tirol vor. Bionomie: Das einzige gesammelte Stück wurde mit einem Hut zu Boden geschlagen, als es mehrfach eine enge Gasse nur 2m hoch durch- flog. Eine Kolonie konnte nicht gefunden werden, obwohl manchmal 2 bis 4 Kleinabendsegler schon bei Sonnenschein über dem Damm zum See oder der Biologischen Station jagten. Hinweise dafür, daß diese Tiere von den 5 bis 10km entfernten Leithagebirgswäldern her so regelmäßige Jagd- flüge ausführen, fehlen. Es ist wohl wahrscheinlicher, daß das Versteck der Gruppe irgendwo im Ortsbereich von Neusiedl liegt. 19. Nyctalus noctula noctula Schreber, 1774 — Abendsegler Material: 2 Bälge mit Schädeln, 1 Schädel und 2 Gewöllschädel. Systematik: Die beiden Bälge sind in der Färbung sehr verschieden, Sayal Brown (XXIX) der eine, Cinnamon Brown (XV) — Hazel (XIV) der andere. Die Maße des dunklen Stückes vom 8. 10.1957 sind: KKL 79, Schw. 52,0, © 15,5 und Gewicht 29,8 g. Der Unterarm mißt bei zwei Stücken 51,6 und 52,6 mm, die Condylobasallänge bei fünf 18,3—19,1 (M. — 18,7) mm, die Jochbogenbreite 13,1—13,3. Die Schädelmaße liegen wohl ein wenig über den von Miller für ver- schiedene west- und südeuropäische Populationen angeführten, doch ist das auch schon bei der Population des Linzer Beckens (14 Stücke im Ober- österreichischen Landesmuseum CB 18,2—19,3 [M = 18,65]) der Fall. Sera- finski (1958) gibt für mitteleuropäische Serien ganz ähnliche Werte an. *) Ein Balg vom 18. August 1913 befand sich im Oberösterreichischen Landes- museum in Linz (Rebel, 1933). 1955, als ich die Fledermausbestände dieses Mu- seums sichtete, war das Stück nicht mehr vorhanden. An der richtigen Bestim- mung des Fundes (durch Th. Kerschner) ist aber nicht zu zweifeln, 216 K. Bauer [ Bonn. eo Beitr. Okologie: Der Abendsegler ist eine ausgesprochene Baumfledermaus, die als Sommer- und Winterquartiere vorzugsweise Baumhöhlen bewohnt und nur gebietsweise auch Gebäude bezieht. Beschränkt auf die tiefen Lagen, ist der Abendsegler in der Ebene und im Hügelland verbreitet. Bestimmte Ansprüche an den Jagdbiotop stellt er nicht. Jagende Abend- segler können sich kilometerweit von ihren Quartieren entfernen (Löhrl, 1955). Im Gebiet ist neben dem Wald des Leithagebirges die Verlandungs- zone ein beliebter Jagdbiotop, doch sieht man die Art gelegentlich auch noch weiter weg von den nächsten Quartieren über der Parndorfer Platte oder über dem Hansag. Vorkommen im Gebiet: Der Abendsegler wurde schon von Vasarhelyi (1939) und Solymosy (1939) im Gebiet gefunden, und zwar in Brennbergbanya und Nagylozs, Ich erhielt von Herrn St. Aumüller eine Mumie aus dem Tier- garten bei Schützen, beobachtete die Art über Rust und den Ruster Hügeln, an verschiedenen Stellen des Leithagebirges, über der Parndorfer Platte, im Hansag und auch über dem See und fand sie schließlich noch in Gewóllen aus Mönchhot. Der Abendsegler lebt in größerer Dichte sicher im Tiergarten bei Schützen, der mit seinem alten Baumbestand eine Fülle idealer Quartiere bietet, für die Art aber wohl auch nahrungsökologisch besonders günstig ist. Sonst sind im Gebiet offenbar jeweils nur kleine, aus wenigen Tieren bestehende Kolonien vorhanden. Sc lebte in Neusiedl bis 1955 eine Gruppe von 10 bis 12 Individuen im Dachboden eines Hauses in der Unteren Hauptstraße. Der eigentliche Hangplatz war unzu- Ganglich, doch flogen die Tiere regelmäßig durch eine kleine Dachbodenluke aus. Seit 1956, wohl wegen einer vorangegangenen Restaurierung, ist dieses Quartier nicht mehr besetzt. Eine weitere kleine Kolonie, etwa 4 bis 7 Tiere, lebte ab- wechselnd hinter der Holzverschalung eines Nebengebäudes oder in einer Specht- hohle in einer alten Weide beim „Gasthaus am Hafen“. Eines der Sammlungsstúcke, ein adultes ¢, wurde dort beim Verlassen der Höhle von einem Blutspecht (Den- drocopos syriacus) angegriffen und getötet. Bionomie: Eine überaus eindrucksvolle Beobachtung gelang am 17. Ok- tober 1954 — die Feststellung eines Abendsegler-Massenzuges (Bauer, 1955). Von 16 Uhr bis nach Einbruch der Dunkelheit zogen Abendsegler in Nord- bis Nordwest-Richtung über den Schilfgürtel des Sees, die Stadt Neusiedl und auch den Rand der Parndorfer Platte. Dabei folgte die Masse der Tiere deutlich einigen Leitlinien, beim Anflug vor allem dem Rand des Schilfgürtels, nördlich von Neusiedl dem Abfall der Parndorfer Platte ge- gen den Teichgraben. In geringerer Zahl flogen Fledermäuse aber auch seitlich davon, nur die offene Seeflache wurde ziemlich gemieden. Am 18. Oktober wiederholte sich das Phänomen. Trotz insgesamt erheblich geringerer Dichte zählte ich in 15 Minuten auf einem Abschnitt von 100 m Breite bei der Station 51 Abendsegler. Auch bei vorsichtiger Schätzung waren an den beiden Beobachtungstagen einige tausend Tiere an der Wanderung beteiligt. Die schon damals geäußerte Vermutung, daß es sich um einen Zug zum Winterquartier gehandelt habe, konnte zwar noch nicht endgültig bestätigt werden, doch haben die Beobachtungen in den folgen- den Jahren ergeben, daß es sich bei der Wanderung in Nord- oder Nord- west-Richtung keineswegs um eine Ausnahmeerscheinung handelte. Ein- malig blieb bis jetzt aber die große Zahl der Tiere. Doch häufen sich Jahr fiir Jahr die Abendseglerbeobachtungen in der Zeit von Anfang September ng Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 217 bis Mitte Oktober in dem offenen, von der Art nur ganz dünn besiedelten Gebiet nördlich und östlich des Sees in auffälliger Weise. Mehrfach wurden dabei ausgesprochen gerichtet fliegende Gruppen aus einigen Tieren ge- sehen, die wieder ganz den Eindruck von Durchzüglern machten. Eine plan- mäßige Kontrolle der Wiener Kirchen und anderen Großbauten, die als vermutliche Winterquartiere in Betracht gezogen werden können, steht noch aus. Als erster Hinweis darauf, daß Abendsegler zur Überwinterung in die Stadt wandern, kann aber vielleicht ein einzelnes 4 gelten, das bei Reparaturarbeiten am Dach der Wiener Universität winterschlafend ange- troffen wurde (mdl. Mitt. Univ.-Doz. Dr. F. Schremmer) Daß Abendsegler weite Wanderungen zum Winterquartier durchführen können, haben die Untersuchungen von Meise und Bels ergeben. Meise beringte 900 Abend- segler in der Frauenkirche zu Dresden, von denen 8 Sommerfunde in Entfernungen zwischen 135 und 750 km, und davon 7 in nordöstlicher Richtung, erzielt wurden (Eisentraut, 1943, Meise, 1951). Umgekehrt wurden 3 in Holland im Sommer be- ringte Abendsegler im Winter in Paris, 425 km südlich, angetroffen. Da in unserem Untersuchungsgebiet schon für Myotis oxygnathus und Eptesicus serotinus Hin- weise auf einen regelmäßigen Wegzug aus der Tiefebene in Winterquartiere in den Nachbarlandschaften vorhanden sind, darf ähnliches Verhalten für Nyctalus noctula, eine Art, für die es anderwärts bereits bewiesen werden konnte, um so eher angenommen werden. Als mögliche Erklärung für die Tatsache, daß eine ganze Reihe von Arten gerade im pannonischen Bereich regelmäßige Wanderungen zwischen recht weit voneinander entfernten Sommer- und Winterquartieren durch- führen soll, kämen die kontinentalen Klimaverhältnisse und die stärkere Wind- wirkung in der ungeschützten Ebene in Frage. Für diese Auffassung würde spre- cnen, daß unter den noch kontinentaleren Verhältnissen Südrußlands ein noch größerer Prozentsatz der Fledermausfauna wandern soll. Nach Formosov (1927) sind dies neben Nyctalus noctula: Pipistrellus pipistrellus und Vespertilio dis- color; dazu sollen nach Heptner, Morosowa-Turowa und Zalkin (1956) noch Miniopterus schreibersi, Pipistrellus nathusii und Eptesicus nilssoni kommen, —. Barbastella barbastellus Schreber, 1774 — Mopsiledermaus Diese Art wird bisher nur von Solymosy (1939) für das Gebiet angegeben, der ein Stück vom 4. August 1931 aus Nagylozs erwähnt. Da die Liste dieses Autors erwiesenermaßen nicht frei von Irrtümern ist, halte ich den Nachweis der Mops- fledermaus bis zur Erlangung eines Belegstückes nicht für erbracht. Skepsis scheint in diesem Falle um so mehr am Platz, als die Art bisher nur aus den das pan- nonische Becken im Norden und Westen begrenzenden Berglandschaften und von einigen wenigen Punkten aus dem Bereich des Ungarischen Mittelgebirges be- kannt wurde (Topal, 1954, Gaisler, 1956). In den Höhlen des Gebietes konnte die Art, die gerne in Eingangsnähe überwintert, trotz regelmäßiger Nachsuche nicht gefunden werden. Das nächstgelegene Vorkommen liegt im Wienerwald, wo die Mopsfledermaus von Palat (1950) in der Einödhöhle im Anninger und von mir in der Höldrichsmühlenhöhle und in einem Keller in der Hinterbrühl gefangen wurde. In der pannonischen Ebene scheint die Art erst zweimal gefunden worden zu sein. ©. Wettstein (briefl. 26.6.1958) fand ein erstarrtes, aber lebendes ad. 4 am 7.9.1952 bei Loibersdorf im Marchfeld an der Spitze einer Kletten(Lappa)- staude sitzend (Hinweis auf Zug!), und Vachold (1955) erwähnt ein Stück von Rusonec bei Petrzalka, östl. von Bratislava. Der bisher einzige burgenländische Nachweis gelang am 12. Dezember 1956 in den unterirdischen Gewölben der Burg Güssing. 20. Plecotus austriacus austriacus Fischer, 1829 — Graues Langohr Material: Gesammelt 7 Bälge mit Schädeln und 1 Schädel; beringt 1 (und 2 in Nachbargebieten). 218 K. Bauer E. Systematik: Die Wiederentdeckung einer lange verkannten Art darf als eines der bemerkenswertesten Ergebnisse der vorliegenden Unter- suchungen betrachtet werden. 1957 stellte sich beim Studium einer spani- schen Fledermaussammlung (Bauer, 1957 a) heraus, daß die Plecotus- Population der pannonischen Niederungen keineswegs, wie bis dahin ohne Ausnahme geschehen, mit Plecotus a. auritus identifiziert werden kann. Für sie wurde damals der Name P. a. meridionalis — von. V. und E. Martino 1940 auf eine Serie aus Slovenien begriindet — verwendet. Wei- tere Untersuchungen ergaben, daf in Osterreich aber nicht nur diese Form, sondern auch eine mit P. a. auritus weitestgehend identische vor- kommt. Wie in einem Referat vor der 31. Jahresversammlung der Deut- schen Gesellschaft für Säugetierkunde in Berlin (1957) ausgeführt wurde, ließen sich die beiden Langohr-Formen auf Grund der damals bekannten Verbreitung in Österreich durchaus noch als Subspecies deuten: Sie schließen sich hier nach dem in Sammlungen zugänglichen Material geogra- phisch gegenseitig vollständig aus. P. a. ,meridionalis” bewohnt die offe- nen, warmen Niederungen, P. a. auritus aber die bewaldeten kühlen Voralpen- und Gebirgslagen. Gleichzeitig wurde aber schon darauf hin- gewiesen, daß das Fehlen intermediärer Stücke ebenso wie der für Fledermäuse ungewöhnlich starke Differenzierungsgrad als Hinweis auf spezifische Verschiedenheit gewertet werden konnte. Zur Klärung dieser Frage wurde in den folgenden Jahren eine Revision der Gattung Plecotus in Angriff genommen. Es würde zu weit führen, hier die Ergebnisse der Untersuchung von mehreren hundert Bälgen, Schadeln und Alkoholprapa- raten aus dem gesamten paläarktischen Areal der Gattung zu besprechen. Dies wird in einer vor dem Druck stehenden Arbeit geschehen. Hier genügt es, die wesentlichsten Ergebnisse kurz zusammenzufassen. Vor allem aber scheint es wichtig, gleich einmal in nomenklatorischer Hinsicht Klarheit zu schaffen, um hier für Einheitlichkeit zu sorgen. Die beiden in Rede stehenden Formen gehören zweifelsfrei zwei ver- schiedenen Arten an — ein Befund, zu dem unabhängig auch G. Topal (1958) gekommen ist und den andere Autoren nach Hinweis auf die eige- nen Befunde bestätigt gefunden haben (Prof. Dr. M. Eisentraut [mdl.] wurde im übrigen schon vor Jahren durch das auffallend verschiedene Verhalten von Tieren verschiedener Herkunft auf die Notwendigkeit einer taxonomischen Prüfung aufmerksam). Die eine Art, P. auritus, besiedelt den nördlichen Teil des Gattungsareals und reicht in Europa südwärts bis Zentralspanien, in den nördlichen Apennin und zur bulgarischen Schwarz- meerküste. Die zweite Art aber reicht von der südlichen Arealgrenze der Gattung in Nordafrika nordwärts bis Mittelfrankreich, Süd-Limburg und an die deutsche Mittelgebirgsschwelle. In einem weiten Bereich im südlichen Mitteleuropa leben also beide Arten geographisch „nebeneinander“. In diesem Gebiet sympatrischen Vorkommens finden sie sich aber nur aus- nahmsweise gleichzeitig. Die sehr verschiedenen ökologischen Ansprüche do | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 219 führen zu weitgehender Vikarianz. Am ehesten finden sich Vertreter bei- der Arten noch überwinternd am selben Fundort. Wie erwähnt, hat für die eine, nördlichere Art der bisher für beide verwendete Name P. auritus zu gelten — dies ergibt sich auch ohne Un- tersuchung von Linnes Typen schon aus dem Fehlen des ,Doppelgángers” in Skandinavien. Zur Klärung der nomenklatorischen Verhältnisse der anderen Art aber sind einige Erörterungen nötig. Martinos Benennung meridionalis bezieht sich fraglos auf diese. Doch ist die Art auch schon früher benannt worden. Die beste Beschreibung lieferte Koch 1860 in seiner Beschreibung von Plecotus kirschbaumi. Die Klarheit dieser Be- schreibung wurde in ihrer Wirkung indes weitgehend dadurch entwertet, daß Koch sich, obwohl er die Uneinheitlichkeit seines Materials erkannte, über die Abgrenzung der beiden Arten auritus und kirschbaumi gegen- einander nicht völlig klar war. Da er überdies später selbst an der Rich- tigkeit seiner ersten Deutung zweifelte und kirschbaumi „eigenhändig“ in die Synonymie von auritus verwies, von welcher Art er drei durch Uber- gänge verbundene Varietäten zu erkennen meinte, ist es nicht so über- raschend, daß zeitgenössische und spätere Autoren seinem Fund keine Beachtung schenkten. Die älteste Benennung der südlichen Art liegt indes noch weiter zurück. Fischer nämlich prägte 1829 für einige Säugetierformen, die Geoffroy und Desmarest beschrieben hatten, formal gültige „Bino- mina”. Dazu gehört auch „Vespertilio auritus 5 Austriacus“. Die Diagnose, eine getreue Übersetzung der Geoffroy- und Desmarestschen, ist der Zeit entsprechend von lapidarer Kürze: "major; colore velleris saturatissimo”. Immerhin wird darin die Art durch den Größenvergleich mit P. auritus ein- deutig gekennzeichnet. Da überdies die Verbreitungsangabe „in Austria” keine Zweifel an dieser Identifizierung zuläßt, hat der Fischersche Name Flecotus austriacus unbedingt Geltung. Gegen seine Priorität können m. E. keinerlei Einwände geltend gemacht werden. Da infolge der Ver- kennung der Art bis in die jüngste Zeit auch die in Betracht kommenden jüngeren Benennungen nicht in Gebrauch waren, besteht weder Grund noch Möglichkeit, den Namen austriacus zugunsten einer dieser späteren Be- nennungen (kirschbaumi Koch, 1860, typus Koch, 1863, meridionalis V.&E. Martino, 1940) auf den Index setzen zu lassen. Für den in jüngster Zeit mehrfach (Abelenzew, Pidoplitschko & Popov, 1956; Lanza, 1959) auf die südeuropäischen Langohren übertragenen Namen wardi allein wäre die für solches Vorgehen erforderliche „allgemeine Verwendung“ bis zu einem gewissen Grade erfüllt — der Name ist für west- und zentral- asiatische Plecotus-Populationen allgemein in Gebrauch. Die Nomenklatur dieser Formen ist indes überaus verworren, und bis zur Untersuchung der Typen läßt sich nichts über die Validität der verschiedenen benannten Formen aus diesem Gebiet aussagen. Sicher gehören einige, möglicher- weise alle, derselben Art an. Dem Namen wardi Thomas, 1911 gingen in diesem Falle eine ganze Reihe Namen voraus: ariel Thomas, 1911 (von ; = B ; 220 K. Bauer | | 2001. Beike, G. H. H. Tate, Bull. Amer. Mus. Nat. Hist., 80, 1942, p. 231, als älter ge- wertet!), puck Barrett-Hamilton, 1907, homochrous Hodgson, 1847, und (nach Abbildung und möglichem Herkunftsgebiet sicher hierhergehörig!), peronii 1. Geoffroy, 1832. Da überdies die spezifische Zusammengehörig- keit von wardi (nicht nur in der Färbung, sondern auch durch Schädel- merkmale verschieden) mit den südeuropäischen grauen Langohren zwar wahrscheinlich, aber nicht erwiesen ist, wäre es wenig glücklich, den sicher ältesten Namen zugunsten von wardi zu eliminieren. Abgesehen davon, daß dieser Name bei genauerer Kenntnis der asiatischen Langohren wegen Synonymie mit der einen oder anderen Form ohnedies noch fallen kann, käme er als Artname für die großen westpaläarktischen Langohren ohne- dies nicht in Frage, da immer noch der für die nordafrikanische, sicher hierhergehörige Population geprägte Name christiei Gray, 1838, der sehr im Gegensatz zu wardi seit langem für eine eindeutig umrissene und ein- heitlich verstandene Form gebraucht wird, vorgezogen werden müßte. Die geringsten Umstände macht und die größtmögliche nomenklatorische Beständigkeit schafft unter diesen Umständen die Wahl des ältesten und wie ausgeführt einwandfrei deutbaren Namens Vespertilio austriacus Fischer, 1829. Wie erwähnt, ist eine Entscheidung über die Artzugehörigkeit aller Plecotus-Formen vorläufig noch nicht möglich. Fest steht aber, daß sacri- montis Allen, 1908, P. auritus sehr nahe steht und allenfalls als Subspecies aufrechterhalten werden kann. Unzweifelhaft zu austriacus gehören (als Rassen) die Formen hispanicus Bauer, 1957, von der iberischen Halbinsel und christiei Gray, 1838, aus Nordafrika. Die strukturell etwas stärker ab- weichenden Formen ariel Thomas, 1911, und wardi, Thomas, 1911, stehen austriacus auf jeden Fall erheblich näher als auritus und bilden wahr- scheinlich wohl nur eine etwas urprünglichere Rassengruppe dieser Art. Hierher gehört weiter wahrscheinlich auch der Name kozlovi Bobrinskii, 1926. Keine Aussagen lassen sich ohne das Originalmaterial vorerst über die Beziehungen der Formen homochrous Hodgson, 1847, puck Barrett- Hamilton, 1907, und mordax Thomas, 1926, machen, die von einzelnen Autoren sehr unterschiedlich eingereiht wurden. Alle drei Benennungen sind aber jünger als austriacus und auf obige nomenklatorische Erwägun- gen ohne Einfluß. Plecotus auritus auritus und Plecotus austriacus austriacus unterscheiden sich in den folgenden Merkmalen: auritus austriacus Struktur: Schädel: Hirnschädel relativ klein relativ groß Bullae klein (25% CB) groß (29% CB) Zingulumshocker am P2 M3 akzess. Hocker am M? Lappen an der auBeren Tragus-Basis mittel-groß lang und schmal deutlich mittel-groß ne | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 221 Gebiß schwächer stärker (auch relativ) obere Canini unter 1,0 mm über 1,0 mm lang pi groß reduziert klein-mittel kurz u. verbreitert schwach Körper: Daumen lang (über 6,0 mm) kurz (unter 6,0 mm) Daumenkrallen lang (über 2,0 mm) kurz (unter 2,0 mm) Fußkrallen länger kürzer Zıehenbehaarung lang, abstehend kurz, anliegend Ohrmuschel zart, häutig steifer, knorpeliger Lappen am Ohr-Innenrand relativ klein relativ groß Tragus schmäler breiter Einbuchtung an-der äußeren Tragus-Basis schärfer schwächer klein-mittel Glans Penis schmäler breiter Os Penis zart plump Größe: kleiner größer Condylobasallange 64 145153 15,7—16,7 | 27 14,7—15,7 16,0—16,9 Unterarm 36 35,0—39,5 36,5—41,0 soe 36,5—40,0 38,5—41,0 Farbung: Oberseite: von hellrotlich- bis (hell-dunkel) rein- dunkelbraun grau bis braunlich- (oliv)grau Unterseite: braunlichweiB weißlich ohne bräunlichen Ton Tragus: kaum pigmentiert ziemlich stark pigmentiert Hinzu kommen deutliche Unterschiede in der Okologie. Plecotus austria- cus ist thermophil und hat etwa dieselbe zonale Verbreitung wie die Huf- eisennasen Rhinolophus ferrumequinum und Rh. hipposideros, Plecotus curitus aber ist hart und reicht im Gebirge fast so hoch wie Myotis mystacinus und Barbastella barbastellus. Plecotus austriacus lebt im offe- nen Kulturland, P. auritus mehr im Wald. Die Unterschiede sind zahlreicher und (obwohl vielfach nur graduell und manchmal mit erheblichen Überschneidungen) ausgeprägter als die 222 K. Bauer ee zwischen manchen anderen Artenpaaren heimischer Fledermäuse, etwa Myotis oxygnathus — M. myotis oder Pipistrellus nathusii — P. pipistrel- lus bestehenden. Für eine eingehendere Darstellung, für Maßtabellen und eine ausführlichere Besprechung der Ökologischen Differenzen muß auf die erwähnte Revision verwiesen werden. Die Plecotus-Population des Untersuchungsgebietes ist typisch Plecotus austria- cus austriacus. Die Maße sind: NS) eS (n—3): Min. Max. M. (n—4): Min. Max. M, KKL 50 56 32,3 37. 60 58,5 Schw. 46 47 46,3 48 50 49,2 O 33,4 38,0 302 3379 38,0 36,0 UA 38,6 39,6 398 39,4 413 40,4 CB 13,8 16,6 16,2 16,1 16,7 16,35 Jb 8,9 983 9,1 93 9,8 9,33 Gewicht 6,3 eo 6,8 9,9 9,6 7,25 Über die Verbreitung von Plecotus austriacus in Osterreich gibt die Abb, 4 Aus- kunft. Ich sammelte Tiere dieser Art außer im Neusiedlersee-Gebiet in Güssing/ Bgld., in der Ruine Stubegg bei Arzberg/Stmk., im ,Heidentempel” bei Köflach/ Stmk. und in der Tropfsteinhóhle von Griffen/Kárnten. Je ein Stück beringte ich in der Einödhöhle bei Pfaffstatten/N.-O. und in der Altaquelle bei Pitten/N,-O. D. Janes (Kansas) sammelte auf einer gemeinsamen Exkursion in die unterirdi- schen Steinbrüche von Aflenz bei Leibnitz/Stmk. ein Tier. Belege für Wien be- finden sich im Naturhistorischen Museum in Wien und in meiner Sammlung. Außerdem fanden sich im NMW Belegstücke aus dem Marchfeld und von der Hermannshöhle am Wechsel. Das Oberösterreichische Landesmuseum in Linz ver- wahrt Belege von Linz und Wels. Plecotus a. auritus ist bisher belegt für das Gschnitztal (NMW), das Salzkammergut und Leonstein (OOLM), Lunz (NMW) und einige steirische Fundorte: Eisenerz, Köflach und Semriach (Coll. Bauer). Zweifel- los ist diese Art aber weiter verbreitet als diese wenigen Daten erkennen lassen. Sie reicht ziemlich sicher auch noch weiter gegen die pannonischen Ebenen nach Osten und ist zumindest für den südlichen Wienerwald, wahrscheinlich aber auch noch für das- Rechnitzer Gebirge zu erwarten. Ökologie: Plecotus austriacus ist vorzugsweise Siedlungsbewohner und lebt im Sommer in kleinen Gruppen in Gebäuden. Der hauptsäch- lichste Winterbiotop ist noch nicht bekannt — in Höhlen überwintern nur einzelne Individuen, die Sommerquartiere scheinen aber regelmäßig ge- raumt zu werden. Vorkommen im Gebiet: Die Graue Langohrfledermaus ist im Neusiedler- see-Gebiet ziemlich häufig. Wahrscheinlich gehört alles, was unter dem Namen „P. auritus” für das Gebiet gemeldet wurde, zu dieser Art. So wurde Plecotus schon von Paszlavzky (1918) für Odenburg, von Vasarhelyi (1939) für Csikoseger und Brennbergbanya und von Solymosy (1939) für Nagylozs angegeben. Solymosy nennt die Art für sein Beobachtungsgebiet „sehr häufig“. Im eigenen Unter- suchungsgebiet wurde sie im Sommer in Breitenbrunn und Weiden und im Winter in der Fledermauskluft bei St. Margarethen und in der Bärenhöhle bei Winden gefunden. re Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 223 ws un O \ e ON 7 EA N ar m. EN a 4 \ se, GER, 7 AA Abb. 4: Verbreitung von Plecotus auritus (L.) und Plecotus austriacus Fischer in Osterreich Bionomie: Bei den Vorkommen in den Kirchen von Breitenbrunn und Weiden handelt es sich um Wochenstuben. In Breitenbrunn bewohnen die Tiere eine 15x15 cm messende, etwa 1,20 m tiefe Mauernische, in Weiden hángen sie in Fugen zwischen den Tragbalken-Verbindungen des Daches. In der Weidener Wochenstubengesellschaft, die immer nur aus 3 bis 6 2° bestand, wurde am 26. Juli ein adultes 4 gefangen. Beim Besuch der Wochenstube von Breitenbrunn konnte beobachtet werden, daß die Tiere auch bei einer Störung ohne Echolot-Kontrolle einen bestimmten Weg flogen. Da ich, auf einer Leiter stehend, Schwierigkeiten beim Ergreifen der in rascher Folge aus dem Balkenloch schlüpfenden Tiere hatte, ent- wischte etwa jedes zweite. Dabei zeigte sich, daß alle in dem durch die Entfernung zweier Zwischengeschosse entstandenen hohen Turmraum einen ganz bestimmten Weg flogen, der in einer steilen Spirale zur Decke und damit zum Ausflugsloch anstieg und dabei im oberen Teil der Stiege auf Greifweite nahekam. Die Tiere hielten den Weg so genau ein, daß F. Wolf, ein Mittelschüler, der mir damals beim Fang half, nachdem er dort Stellung bezogen hatte, alle 7 mir noch entwischenden Tiere mit der einen freien Hand in der Luft greifen konnte. Insgesamt bestand die Kolonie Mitte August 1952 aus 26 Individuen, von denen 20 gefangen werden konnten. Von diesen waren 8 alte 2°, 5 junge 44 und 7 junge 92. Drei eine Zeitlang auf der Station lebend gehaltene Langohren orientierten sich regelmäßig optisch, wenn sie, im Raum freigelassen, einen Hangplatz suchten, Sie flogen die oberen Ecken einiger dunkler Photos an, die von 7 E n. 224 Ke Baler | zool. Beitr, 10cm breiten weißen Randstreifen eingefaßt waren, so daß klar zu sehen war, daß die Tiere die hinter Glas nur optisch erfaßbare Marke des Bild- randes und nicht etwa den georteten Bilderrahmen erreichen wollten. Obwohl es sich dabei nur um Zufallsbeobachtungen (allerdings an drei Tieren) handelt, die nicht durch planmäßige Versuche erweitert wurden, verdienen sie wohl mitgeteilt zu werden, da sie die Vermutung Eisentrauts (1950 a), Fledermäuse dürften (da sie sich relativ leicht auf Schwarz oder Weiß dressieren lassen), wenn auch in geringem Maße, optisches Orien- tierungsvermögen besitzen, bestätigen. 21. Miniopterus schreibersi schreibersi Kuhl, 1819 — Langflügeliledermaus Material: Gesammelt 20 Bälge mit Schädeln und 10 Schädel; beringt 709 (und 109 in den Nachbargebieten). Systematik: Die ,Checklist” erkennt von dieser weitest verbreiteten Fledermaus unserer Fauna, deren Areal von der Iberischen Halbinsel bis Japan und Nordaustralien reicht, nur eine europäische Rasse, die Nominat- form, an und zitiert die anderen für europäische Populationen aufgestellten Namen als Synonyma oder auch gar nicht (ibericus Dal Piaz, 1925, und baussencis Laurent, 1944). Es scheint aber nach den Befunden an Tieren österreichischer und spanischer Herkunft nicht so ganz ausgeschlossen, daß sich zumindest eine südwest- und eine südosteuropäische Rasse unter- scheiden lassen werden. Außerdem dürfte nach der gründlichen Beschrei- bung Heinrichs (1936) auch Miniopterus schreibersi inexpectatus aus dem Strandja-Balkan valid sein. Die Rassengliederung der Langflúgelfledermaus in Europa verdient zweifellos eine kritische Untersuchung an größerem Material. Für die Beurteilung der Rassenzugehörigkeit der ostösterreichi- schen Populationen kommt ihr aber keine größere Bedeutung zu. Diese gehören, auch wenn schreibersi in mehrere Rassen aufgespalten werden sollte, zur Nominatform, deren Terra typica im Banat, also ebenfalls noch in der Ungarischen Tiefebene liegt. In der Färbung lassen sich zwei nicht deutlich getrennte (von Geschlecht und Alter anscheinend unabhängige) Phasen unterscheiden, eine grauere und eine braunere. Die Oberseiten sind dementsprechend entweder Fuscous, gegen den Hinterrücken heller, etwa Hair Brown (XLVI), oder Clove Brown, nach hinten zu Olive Brown (XL) werdend. Fast noch deutlicher wird der Unterschied auf der Unterseite. „Braune“ Tiere sind unterseits Wood Brown (XL), „graue“ Drab (XLVI). Bei einem Teil der Individuen ist die ganze Unterseite etwa gleich dunkel, bei anderen ist der Bauch oder doch der hintere Teil desselben deutlich aufgehellt. Hier entspricht die Färbung dann etwa dem Avellaneous oder Drab Grey (XLVI). 66 (n= 19): Min. Max. M. 29 s(n 13) Mine Max. M. KKL 56 62 59,8 60 63 60,8 Schw. 48 58 Sl 49 55 53,0 O 8,0 11,2 9,6 9,3 10,6 99 UA 42,6 45,0 44,1 42,3 45,9 44,4 CB 14,4 19,2 14,93 14,6 19,3 14,9 Jb 8,5 8,9 8,68 8,3 8,8 8,53 ee Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 225 Ökologie: Die Langflugelfledermaus ist unter den mitteleuropäischen Chiropteren das ausgesprochenste Höhlentier. Die Art ist nicht nur im Winter auf Höhlen angewiesen, sondern bevorzugt solche vielfach auch als Sommerquartiere. Da über Ökologische Befunde an der einzigen Kolo- nie des Untersuchungsgebietes an anderer Stelle berichtet wird (Bauer und Steiner, 1960), braucht hier nicht weiter darauf eingegangen zu werden. Vorkommenim Gebiet: Der erste Nachweis für das Vorkommen im Ge- biet und für die gesamte Kleine Ungarische Tiefebene wurde von Vasarhelyi (1939) erbracht, der Miniopterus schreibersi in Brennbergbanya feststellte. Bei der ersten Befahrung der damals nur wenigen Einheimischen bekannten Fledermaus- kluft im Kalksteinbruch von St. Margarethen mit Dr. F. Sauerzopf (Burgenländi- sches Landesmuseum Eisenstadt) am 22. Oktober 1954 sammelte ich eine Mumie. Bei der nächsten Befahrung mit St. Leiner (Biologische Station Neusiedl) wurde die ganze Höhle untersucht und dabei eine Miniopterus-Kolonie von etwa 2000 Tieren gefunden. Diese blieb das einzige regelmäßige Vorkommen im Gebiet, doch wurden von den dort beringten 709 Tieren mehrere an anderen Orten, so in Rust, Neusiedl, Bruck a.d, Leitha, Schloß Deutschkreutz und in der Bärenhöhle bei Win- den wiedergefunden. Bionomie, Über die Bestandesveränderungen und Wanderungen der Miniopterus-Kolonie von St. Margarethen wird an anderer Stelle ausführ- lich berichtet. Es genügt hier, darauf hinzuweisen, daß die in der Fleder- mauskluft überwinternde Population den Sommer bis auf eine kleine Gruppe anderwärts zubringt. Ringfunde markierter Tiere haben gezeigt, daß ein erheblicher Teil der abwandernden Individuen Quartiere im Be- reich der Kleinen Karpathen rordöstlich von Bratislava und im ungarischen Mittelgebirge nordwestlich von Budapest, 95 km nordnordöstlich bzw. 170 km östlich vom Winterquartier aufsucht. Einzelne Funde aus Bruck/ Leitha und Deutschkreutz weisen aber auf die Möglichkeit hin, daß auch in der näheren Umgebung der Höhle kleine Wochenstuben bestehen können. Abschließend sei hier nur noch kurz ein merkwürdiger Fund besprochen, der an sich eher in den Abschnitt einer anderen Art eingereiht werden müßte. Bei einer Kontrolle am 28. März 1956, bei der sorgfältig die ganze Höhle auf etwaige Kälteopfer abgesucht wurde, fanden sich die Reste von 3 Langflügel- fledermäusen, die ganz ohne Zweifel von einer Fledermaus gefressen worden waren. Übrig war von den drei Tieren nur das Gliedmaßenskelett und die dasselbe zusammenhaltende Flughaut mit dem Schwanz. Die Flughaut wirkte teilweise durchgekaut, und stellenweise hing daran noch etwas durchgekautes Körperfell. Die Spuren sahen ganz ähnlich aus wie die, die ein freifliegendes Langohr einmal an einem Ohr eines zum Trocknen aufgespannten Plecotus-Balges hinterlassen hatte. Es steht fest, daß es sich bei dem Täter um eine Fledermaus gehandelt haben muß. Leider kann nicht entschieden werden, um welche Art es sich ge- handelt haben mag. Miniopterus selbst, für den kannibalische Überfälle in engen Transportbehältern bekannt geworden sind (Eisentraut, 1950 b), fällt allerdings sicher ebenso außer Betracht wie Plecotus austriacus, da diese kleinen Arten weder die Humeri und Schulterblätter, noch die Schädel der Opfer zerbeißen könnten. Es bleiben die beiden als Überwinterer nachgewiesenen großen Myotis- Arten myotis und oxygnathus und Rhinolophus ferrumequinum. Eine Entscheidung unter diesen drei Arten ist kaum möglich, da ihnen selbst (myotis und oxygnathus) oder verwandten (Rhinolophus luctus, Allen, 1940) schon ähnliche Delikte ange- lastet wurden, wenn auch bisher nur unter Gefangenschaftsbedingungen. Die Ent- scheidung ist um so weniger möglich, als zur Zeit der Auffindung der Reste nicht zool. Beitr. 226 K Bauer Ea aur die Langflügelfledermäuse, sondern auch alle anderen in der Höhle über- winternden Arten diese geräumt hatten. Bemerkenswert ist der Fund insofern, als er zeigt, daß auch heimische Arten sich ganz ähnlich wie manche großen tropischen Formen an kleineren Fledermäusen vergreifen können. Da derartige Funde später trotz sorgsamer Suche nicht mehr gemacht wurden, muß angenommen werden, daß dieser Überfall mit den außergewöhnlichen Verhältnissen dieses Win- ters in Zusammenhang steht. Ähnlich wie im Winter erwachende Kleinhufeisen- nasen die Höhlenspinnen abzulesen beginnen können, mag ein durch die Kälte gewecktes und vielleicht auch vorzeitig ausgehungertes Stück sich über die Lang- fiügelfledermäuse hergemacht haben. Canidae — Hunde (22.) Canis lupus Linnaeus, 1758 — Wolf In verschiedenen Publikationen des vorigen Jahrhunderts ist vom Vorkommen des im ungarischen Schrifttum eine bedeutende Rolle spielenden ,Rohrwolfes” auch am Neusiedlersee die Rede. Es deutet manches darauf hin, daß unter diesem Namen zwei Arten, sowohl der Wolf wie der Schakal, verstanden wurden. (Wei- teres im nächsten Abschnitt.) Genauere Angaben über das Vorkommen in unserem Gebiet werden darin aber durchwegs nicht gemacht. Exakte Angaben finde ich aur in einer in einem undatierten Sonderdruck vorliegenden Publikation von K. Leeder: „Bären- und Wolfsjagden in und um Wien“: 1782 wurde nach der Mel- dung eines berittenen Hofjägers aus Wiener Neustadt in Hornstein am Leitha- gebirge ein tollwütiger Wolf erschlagen, nachdem er 12 Personen gebissen hatte. Von den Opfern sollen nur vier am Leben geblieben sein. Die Meldung eines am 15. März 1807, in einem Winter mit besonders zahlreichem Wolf-Auftreten, im Großen Fohrenwald bei Wiener Neustadt erfolglos bejagten Wolfes, der, nachdem er dreimal gefehlt worden war, durch die Leitha in das „Ungarische Gebirge“ gewechselt war, bezieht sich wohl auf das Rosaliengebirge, das den Namen zu jener Zeit ja mit gleichem Recht trug wie das Leithagebirge. Die seitdem ver- flossenen eineinhalb Jahrhunderte haben wohl noch eine ganze Reihe wandernder Wölfe nach Österreich gebracht; aus dem Untersuchungsgebiet liegen aber keine neueren Meldungen vor. Möglicherweise war der von Rebel (1933) nach einer Mitteilung des Prahistorikers A. Barb in seinen Prodromus aufgenommene »Rohrwolf" der Oberrealschule in Sopron wirklich ein Stück aus dem Neusiedler- see-Gebiet; leider fehlten aber Fundortangaben. Den ungarischen Mammalogen Prof. Dr. J. Ehik und Prof. Dr. E. Nagy, die jahrzehntelang dem verschollenen Rohrwolf nachgeforscht haben, blieb das Stück leider unbekannt. Jetzt ist es einer Nachprüfung nicht mehr zugänglich, da es mit der gesamten Schulsammlung 1944 durch Bomben zerstört wurde. Nach Mitteilung von Herrn F, Romwalter (in litt. 11.4.1954), der die Sammlung der Odenburger Oberrealschule schon als Schüler der Anstalt genau kennen lernte, handelte es sich aber um ein prächtiges, großes Exemplar von Canis lupus. Im Gebiet wird übrigens noch manches spannende Abenteuer mit Wölfen als lokale Überlieferung erzählt. Das darin recht regelmäßig wiederkehrende charak- teristische Element der Troika aber ist ein sicherer Hinweis dafür, daß die Er- zählungen in Wahrheit auf die bekannten russischen Wolfsgeschichten zurück- gehen, die ja, wie Joung und Goldman (1944) gezeigt haben, sogar in der ameri- kanischen Literatur ihren Niederschlag gefunden haben. Es ist nicht uninteressant, daß bei den Geschichten wohl von Dreigespannen die Rede ist, daß man diese aber, weil hier ungewöhnlich, entsprechend zu deuten versucht. Danach soll das dritte Pferd nur zu dem Zweck mit vorgespannt worden sein, es bei einem An- ariff durch Wölfe loslassen zu können und diese so von einer Verfolgung des Fuhrwerkes abzuhalten. —. Canis aureus Linnaeus, 1758 — Schakal Ein Belegstück für das Vorkommen des Schakals im Untersuchungsgebiet fehlt. Trotzdem, oder vielmehr gerade deswegen, muß die Art ausführlicher behandelt werden, da sie auf Grund verschiedener wenig kritischer Angaben aus dem vori- as Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 227 gen Jahrhundert nicht nur in Rebels Prodromus, sondern auch in eine neue Liste der burgenländischen Säugetiere (Sauerzopf, 1954) und in den Catalogus Faunae Austriae (Wettstein, 1955) Aufnahme gefunden haben. Wie unter Canis lupus gezeigt, kann das Odenburger Stopfpräparat einmal keineswegs als Beweis für das Vorkommen eines ,Rohrwolfes” gelten. Die zitier- ten älteren Arbeiten von Fitzinger (1832), Rothe (1875) und Mojsisovics (1897) liefern keine genaueren Angaben für das Vorkommen einer der beiden unter dem gleichen Namen ,Rohrwolf” verstandenen Arten Canis lupus (?) und Canis aureus. Die Art der Behandlung läßt schon erkennen, daß die genannten Autoren den Rohrwolf nur vom Hörensagen kannten. Außerdem vermuteten sie, wie auch die Benennung durch Mojsisovics — „Canis lupus minor“ — zeigt, im Rohrwolf eine kleine Rasse von Canis lupus, eine Vorstellung, die erst kürzlich wieder Nagy (1956) aufgegriffen hat. Da auch Nagy, wie er selbst schreibt, in fünfzigjährigen Nachforschungen nur eine mutmaßliche Abbildung und einige mündliche Berichte über eine kleine Wolfform in der Ungarischen Tiefebene, aber nicht ein einziges Belegstück derselben auftreiben konnte, ist dieser Teil der ,Rohrwolf-Saga” für unser Gebiet ohne Bedeutung, Die Frage, ob es an Stelle des europäischen Wolfes Canis lupus lupus L. im Bereich der Ungarischen Tiefebene eine kleinere Form gegeben habe, kann bestenfalls offengelassen werden. Ein wenig besser steht es um den Schakal (Canis aureus) im pannonischen Gebiet. Wenn auch die von Ehik beschriebene ungarische Subspecies C. aureus hungaricus, die aus Prioritätsgrün- den von Kretzoi (1947, Ann. Mus. Nat. Hung. 40; 237) in ecsedensis umbenannt worden war, sich als nicht von südbalkanischen Schakalen verschieden erwies (Atanasov, 1953), so ist doch die Existenz pannonischer Schakale an sich durch mehrere Belege gesichert (Ehik, 1938, 1939, Szunyoghy, 1957). Nagy (1956), der lei- der keine genaueren Ortsangaben macht, erwähnt 44 Angaben „von den ältesten Zeiten bis heute”, von denen sich 26 auf „erlegte Stücke oder Angaben völlig siche- rer Personen, die die Artmerkmale genau kannten”, beziehen. Der Schakal ist nach Ehik in Jugoslavien nicht, wie es vielfach heißt, auf die Insel Korcula und die Halb- insel Peljesac beschränkt, sondern kommt auch bei Kotor und im Velebit nicht selten vor, Er reicht von hier bis Slavonien, wo er im Gebiet der früheren Komi- tate Szerem und Veröcse erlegt wurde. Aus dem heutigen Ungarn liegen Belege vor aus den ost- und mittelungarischen Komitaten Szatmiar, Bihar und Heves, Es ist also keineswegs ausgeschlossen, daß der Schakal tatsächlich auch im Unter- suchungsgebiet in historischer Zeit vorgekommen ist. Zur Zeit liegen aber nur Beobachtungsmeldungen vor, die keineswegs als beweiskräftig gelten können. Ihre Mitteilung scheint aber angebracht, weil sie sich vielleicht einmal als bedeutungs- voll erweisen können und weil sie eine Beurteilung der verschiedenen Angaben ermöglichen, A. Smuk (1954) schreibt in einem Beitrag über den Kranich (Grus grus) im Hanság: “it is to be hoped that Cranes will soon reappear in the 'Hanyság'. Just like the reputedly extinct Jackal, which we could observe at close range with Dr. Lajos Horvath, on 25 May, 1950, in the neighbourhood of Mosonszentpéter, where, as a result of the big prairie-fire of 1947, inpenetrable bush has sprung up from the peaty marsh”. Er erwähnt weiter, daß K. Bércz 1863 in einem sich mit dem Hanság beschäftigenden Buch „Hazai és külföldi vadászrajzok” unter dem Namen ,Rohrwolf” über den Schakal (im Hansäg) geschrieben habe und daß zu- fällig der Schädel des erwähnten Stückes sich für Jahre als letzter Beleg eines ungarischen Schakals im Besitz seines Vaters befunden hatte. Diese Notiz hat Aumüller 1955 gekürzt in den Burgenländischen Heimatblättern wiedergegeben. In der Zeitschrift „Unsere Hunde”, Wien, 1952, 7/8, teilte E. Hufnagel mit, daß ein Herr F. Romwalter im Hansag in den Jahren 1906 bis 1909 mehrere Rohr- wölfe erlegt habe. Von Prof. Dr. E. Nagy (Budapest) auf diese Mitteilung aufmerk- sam gemacht, trat ich mit Herrn F. Romwalter, E-Werksbesitzer in Nikitsch, in Verbindung. Diesem verdanke ich eine schriftliche Darstellung (in litt. 11. 4. 1954), deren wichtigste Abschnitte ich hier wörtlich anführen möchte, um späteren Be- urteilern die Möglichkeit eigener Meinungsbildung zu bieten, die, wie sich an vielen, in lakonischer Kürze auf uns überkommene Meldungen zeigt, oft sehr erwünscht sein kann. Es heißt da: „Woher er (Dr. E. Hufnagel) es hatte, daß ich im Hansäggebiet seinerzeit, in den Jahren 1906—1909 mehrere Rohrwölfe erlegt haben soll, weiß zool. Beitr. 228 K. Bauer ES ich heute noch nicht, wahrscheinlich erfuhr er dieses Márchen irgendwo in jáge- rischer Gesellschaft. Ich erzáhlte ihm praktisch nur soviel, daf ich seinerzeit als 11- bis 14jahriger Junge im Hansággebiet, und zwar im Raume von Nyirkamajor, Acsalag und Fóldszigetpuszta, in einem damaligen Jagddorado, wo mein verstorbener Onkel als Landwirt und Verwalter ausgedehnter Esterhazyscher Dománen wirkte, meine Jagerlaufbahn begann und von der Wachtel bis zur Trappe und vom Kaninchen bis zum Edelhirsch meine ersten und danach zahlreichen Wildstücke erlegte, Zur Zeit der Weihnachtsferien jagte ich auch stets in diesem herrlichen Jagdgebiet und erlegte während der winterlichen Treibjagden in den ausgedehnten Rohr- brüchen und Auwäldern einige Raubtiere der Familie ,Canidae”, welche größer waren als ein Fuchs und kleiner als ein richtiger Wolf (deren mehrere Exemplare ich in späteren Jahren während des ersten Weltkrieges im Gebiete von Nagyzeben und in der Fogaras erlegte). Die Farbe paßte zu der des Rohrbruches als Tarn- farbe, und die dortige Berufsjägerei nannte diese Species ,nádi farkas”, deutsch: , Rohrwolf”. Die Tiere hatten immerhin ein ansehnliches Gewicht von 15—20 kg, waren äußerst scheu und kamen wie ein Fuchs, weit vor jedem anderen Wilde im Trieb an die Schützen heran und waren zu jener Zeit dort keine Seltenheit, son- dern fast zahlreicher als der Rotfuchs vertreten. Sie fanden bei der intelligenten Jägerschaft keine weitere Beachtung. Aufnahmen habe ich leider nie gemacht, und war doch die Lichtbildnerei damals noch lange nicht so einfach wie heute... Wenn also Herr Dr. Hufnagel schrieb, daß er bei mir Lichtbilder dieser vermeint- lichen ‚Rohrwölfe‘ sah, so ist dies zu meinem Tatsachenbericht eine Phantasie- zugabe.” Ein Kommentar zu diesem authentischen Bericht dürfte sich erübrigen. Auch ein weiterer Bericht bringt keinen Fortschritt. In der Diskussion im Anschluß an einen Vortrag von Dr. O, Wettstein anläßlich der Jahresarbeitstagung 1955 des Österreichischen Arbeitskreises für Wildtier- forschung in Graz „Bemerkungen über die Säuger Österreichs auf Grund des Cata- logus Faunae Austriae” erinnerte sich Prof. Dr. F. Kress (Wien-Mödling) daran, daß 1923 oder 1924, als er noch an der Tierärztlichen Hochschule in Wien studierte, vom Neusiedlersee ein hundeartiges Raubtier als wutverdáchtig in die medizi- nische Klinik gebracht wurde, das niemand kannte. Vom Naturhistorischen Museum geholte Zoologen hätten es dann als Rohrwolf bezeichnet. Der weitere Weg des Stückes sei unbekannt. Prof. Ehik (in litt. 18.5.1954) halt die Meldungen von Smuk für zweifelhaft, und auch in den anderen Berichten wird wohl niemand einen Beweis für das Vor- kommen des Schakals im Neusiedlersee-Gebiet zu sehen vermögen. Es ist deshalb wichtig, darauf aufmerksam zu machen, daß auch eine fachlich fundiert scheinende neuere Mitteilung über Vorkommen von Canis aureus in der Kleinen Ungarischen Tiefebene sich als irrtümlich erwiesen hat. Im Anschluß an die Diskussions- bemerkung Kress’ zu dem erwähnten Vortrag Wettsteins berichtete Dr. A. Bubenik (Institut für Jagdkunde, Zbraslav), daß in den letzten Jahren in der Südslovakei, nordwärts bis Trentschin, mehrere Schakale erbeutet worden seien, die Prof. Dr. J. Komarek (Praha) bestimmt hätte. Dazu erfuhr ich nun im Sommer 1957 bei einem Zusammentreffen mit Dr. J. Hanzak vom Nationalmuseum in Prag (mdl. Mitt.), daß dies nicht zutrifft. Wohl wurden zwei oder drei Canis aureus-Felle be- kannt; es fehlt aber jeder Hinweis dafür, daß sie von in der CSR erbeuteten Tieren stammen. Es ist vielmehr anzunehmen, daß sie von Kriegsteilnehmern von den südlichen Kriegsschauplätzen des letzten Krieges mitgebracht worden waren. Eine indirekte Bestätigung erfährt letztere Darstellung dadurch, daß Z. Feriancova und J. Komarek (f) in der am 1.9.1954 bei der Redaktion eingereichten und im April 1955 gedruckten Arbeit über die Wohngebiete und Vermehrungsmöglich- keiten einiger seltener Raubtiere in den Westkarpathen Canis aureus mit keinem Wort erwähnen. Nach Lage der Dinge wird man also wohl das gelegentliche Erscheinen eines Schakals für nicht gänzlich ausgeschlossen halten dürfen — nach Atanassov (1953) wandern einzelne Stücke, besonders alte öö, in Rußland und Bulgarien manchmal weit über die normalen Arealgrenzen hinaus nach Norden —, die bisher vor- liegenden Meldungen aber durchweg als unzureichend betrachten müssen und die Art aus der Österreichischen Liste daher vorderhand streichen. prea | Sáugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 229 23. Vulpes vulpes crucigera Bechstein, 1789 — Fuchs Material: 3 Schádel (1 ad. und 2 juv.). Systematik: Der Schädel eines Stückes im ersten Lebensjahr (nach Ausbil- dung der Sagittal-Crista eher ein junges ¢ als ein 2, Kahmann, 1951) mißt 131,6 mm CB und 72,0mm Jb. Eine Besonderheit, auf die hingewiesen werden muB, zeigt er nur in der Ausbildung der Bullae auditorii, die merklich größer, vor allem ,aufgeblasener” scheinen als bei mehreren alpenländischen Vergleichsstücken. Ökologie: Der Fuchs lebt als ausgesprochener Ubiquist in allen Lebens- räumen des Gebietes mit Ausnahme des unter Wasser stehenden Phragmi- tetums. Im Winter dehnt er seine Streifzüge aber auch in den Schilfgürtel und sogar über die offene Eisfläche des Sees aus. Im Seevorgelände und Seewinkel mit ihrem hohen Grundwasserspiegel sind es stellenweise wenigstens weniger die Ernährungs- als die Wohn- möglichkeiten, die über den Bestand bestimmen. Zur Anlage größerer Erd- bauten bieten ja nur die wenigen Erhebungen Platz. Viele der kleinen Hügel enihalten deshalb auch Fuchsbaue; ausgesprochen gehäuft finden sich solche aber in dem das Ostufer des Sees begleitenden natürlichen Damm, der mit seinen kleinen Wäldchen und Gebüschen überdies noch die erwünschte Deckung bieten kann. Doch so große Ansprüche stellt der Fuchs in einem nahrungsreichen aber deckungsarmen Gebiet gar nicht. Manche Baue liegen völlig frei. Ihre Ausdehnung allein zeigt, daß sie von Generationen von Füchsen immer wieder bezogen wurden. An manchen Bauen ist auch zu sehen, daß sie, mehrfach von Jägern aufgegraben, später trotzdem immer wieder angenommen und neuerlich ausgebaut wurden. Da der Fuchs schon in Gebieten, wo er nicht durch die Geländeverhältnisse dazu gezwungen wird, an vorhandenen Bauen in günstiger Lage sehr lange festhalt — Behrendt (1955) fand unter 181 in den Auslaufern des Weser- berglandes untersuchten Bauen 6, für die ein Alter von 40 bis 65 Jahren feststeht —, kann damit gerechnet werden, daß manche der Bauanlagen des Gebietes durch noch längere Zeit bestehen. Daß dies zuirifft, zeigt die Tatsache, daß solche Baue zu richtigen Landmarken werden konnten, wie die Flurnamen „Fuchslochhöhe”, ,Fuchslochlacke” und ,Fuchsenfeld” im Seewinkel zeigen. Vorkommen im Gebiet: Auf eine Aufzählung von Beobachtungen und Fundorten kann bei einer Art, die wie der Fuchs über das ganze Gebiet verbreitet ist, verzichtet werden, Bionomie: Gelegentlich gesammelte Proben geben ein erstes grobes Bild von der Nahrung des Fuchses im Gebiet. Mageninhalte standen zwar nicht zur Verfügung, doch wurden Losungsproben gesammelt und gefun- dene Risse bestimmt. Erstere stammen bis auf wenige unberücksichtigt ge- bliebene Einzelfunde aus zwei Lebensräumen — dem Hutweidegebiet der Parndorfer Platte und der ebenfalls teilweise beweideten Umgebung der Langen Lacke im Seewinkel. Risse wurden in erster Linie im Bereich der Langen Lacke gefunden. Die insgesamt ausgewerteten 111 Losungspartikel 230 K. Bauer bee können über den jahreszeitlichen Anteil der gefundenen Beutetierarten an der Gesamtnahrung nicht viel aussagen. Sie werden deshalb für jeden der beiden Biotope in eine Sommer- und eine Wintergruppe zusammen- gezogen. Bei den nachgewiesenen Beutetierarten wird nur angeführt, wie oft sie in den jeweils zitierten Proben gefunden wurden. Aussagen über die Zahl der Individuen lassen sich wohl nicht mit hinreichender Sicherheit machen. Beutetiere des Fuchses nach Losungsuntersuchungen a) Lange Lacke Sommer (April— August) Winter (Sept. —Januar) 17 Losungspartikel 28 Losungspartikel Microtus arvalis 11 14 Lepus europaeus 4 3 Citellus citellus 1 — unbest. Kleinvogel 1 — Anser sp. — 7 Anas sp. — 22 unbest. Fisch = 1 Insekten (Orthopteren, Kafer) 3 Ei: b) Parndorfer Platte Sommer (April—Sept.) Winter (Dez. —Januar) 26 Losungspartikel 40 Losungspartikel Microtus arvalis 24 29 Lepus europaeus 5 13 Apodemus sylvaticus 2 — Citellus citellus 1 — Cricetus cricetus 1 — Insekten (Orthopteren) 4 — Allgemein muf gesagt werden, daf beide Aufsammlungen aus recht ein- förmigen, zwar von vielen Individuen, aber wenigen Arten prásumptiver Beutetiere bewohnten Biotopen stammen, was an der Einförmigkeit des Bildes gegenüber den Listen von Scott (1947) oder Behrendt (1955) sicher ebenso Anteil hat wie der Umstand, daß bei der Untersuchung der spär- lichen bestimmbaren Reste manche Art vielleicht noch unerkannt blieb. Beachtlich scheint vor allem die Spärlichkeit des Ziesels, das als Cha- raktertier der Hutweiden in beiden Biotopen ausgesprochen häufig ist und auf das bei der Durchmusterung der Losungsinhalte ganz besonders ge- achtet wurde. Zu erklären sein dürfte dieser Befund mit den doch sehr verschiedenen täglichen Aktivitätsperioden der beiden Arten. Der Fuchs an der Langen Lacke lebt im Winter weitgehend von Wasser- wild. Wie die Zahl von 17 gefundenen Rissen (Bläßgans /Anser albifrons], Saatgans [Anser fabalis], Graugans [Anser anser] und Stockente [Anas platyrhynchos]) zeigt, bringen die vorliegenden Losungsproben das viel- leicht noch gar nicht deutlich genug zum Ausdruck. Nach den Beobachtun- gen handelt es sich dabei so gut wie ausschlieBlich um krankgeschossene den Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 231 oder verendete Stücke, da Risse nur in der Jagdzeit gefunden wurden. An den Ufern der Lacke, die von September bis Dezember zeitweise von mehreren tausend Wildgänsen und -enten als Rast- und Schlafplatz be- nützt wird, finden sich solche Stücke recht oft. Es ist in diesem Zusammenhang erwähnenswert, daß in den 6 Jahren, in denen ich die Lachmöwen- und Seeschwalbenkolonie auf der Halbinsel am Südufer der Langen Lacke kontrollierte, dem Fuchs, der den 150 m ent- fernt in der Uferböschung liegenden Bau bewohnt, nicht ein einziger Über- griff nachgewiesen werden konnte. BNMA - Y Mustelidae — Marder 24. Martes martes Linnaeus, 1758 — Baummarder Okologie: Der Baummarder ist ein ausgesprochenes Waldtier und als solches auf die groBen, geschlossenen Waldgebiete des Gebietes beschrankt. Ob er im Untersuchungsgebiet alle Waldtypen bewohnt und damit stellen- weise neben dem Steinmarder lebt, oder ob er die warmen, trockenen Zerr- eichen- und Flaumeichenwälder ganz letzterer Art überläßt, könnten erst eingehende Beobachtungen klären. Vorkommenim Gebiet: Der Baummarder wird von Vasarhelyi (1939) für Brennbergbanya in den Odenburger Bergen und auch für Csikoseger im südlichen Hansäg angeführt. In der Fellhandlung Guth in Wien I sah ich einen Balg aus dem Leithagebirge. Über Häufigkeit und Verbreitung in diesem Gebiet ist bisher nichts bekannt. 25. Martes foina foina Erxleben, 1777 — Steinmarder Material: 3 Schädel. Systematik: Die drei Schädel weisen keine taxonomischen Besonderheiten auf. Der Schädel eines alten Rüden mißt 856mm CB und 540mm Jb; die Schädel zweier Fähen messen 77,9 und 79,0 CB und 48,2 und 48,0 mm Jb. Als Anomalie erwähnenswert ist das Auftreten eines überzähligen, wie ein kleiner Prämolar aussehenden Zahnes zwischen den Incisiven und dem Caninus im rechten Oberkiefer. Okologie: Der Steinmarder ist regelmäßiger Bewohner der Siedlungen des Gebietes. Der Bestand ist zahlenmäßig wohl kaum zu erfassen, sicher aber höher, als gemeinhin angenommen. Ein sehr gewiegter Musteliden- fänger, Herr Karoly, schätzt den Bestand in Neusiedl zum Beispiel auf 20 bis 30 Stücke. Obwohl vor allem als Siedlungsfolger bekannt, lebt der Steinmarder im Untersuchungsgebiet auch in verschiedenen, von Menschen weniger beeinflußten Biotopen. Er gehört offenbar zu den regelmäßigen Bewohnern der warmen, trockenen Waldtypen des Leithagebirges. Ganz besonders sagen ihm, wie auch schon im Schrifttum berichtet wird (Schmidt, 1943), bebuschte Felsstandorte zu. So wird er im Untersuchungsgebiet zum 232 K. Bauer [Bonn | zool. Beitr. Charaktertier der verwachsenen alten Steinbrüche des Leithagebirges und der Ruster Hügel und zu einem ziemlich regelmäßigen Bewohner der Höhlen. Vorkommen im Gebiet: Vasarhelyi (1939) nennt den Steinmarder für Csikoseger und Brennbergbanya. Ich besitze zwei Schädel aus Neusiedl und einen weiteren vom Teufelsjochsteinbruch im Neusiedler Wald nördlich von Jois. Fährten und Losung des Steinmarders fand ich vor der Zigeunerhöhle und der Bärenhöhle bei Winden und der Fledermauskluft von St. Margarethen. Besonders die Fledermauskluft und andere Spalten des St. Margarethener Steinbruches die- nen seit Jahren Steinmardern als Unterschlupf. Dort bekam ich den Marder auch einmal zu sehen. Zweifellos ist die Art verbreiteter als diese wenigen Daten er- kennen lassen — wahrscheinlich fehlt sie keinem Ort des Gebietes ganz. Bionomie: Im Bereich der Bärenhöhle wurden in den Wintern 1954/55 und 1955/56 neben ganz aus Hagebuttenkernen bestehender Losung und Losung mit Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis)-Resten mehrere Klein- vogelrupfungen (2 Amseln /Turdus merula], 1 Wacholderdrossel /T. pi- laris], 1 Goldammer /Emberiza citrinella], und 2 Feldsperlinge [Passer mon- tanus]) gefunden, die wohl auch dem dort gespürten Steinmarder zuge- schrieben werden können. Als Opfer des vorher in einem nahegelegenen leerstehenden Haus, seit dem Winter 1956/57 aber im Eingang der Fleder- mauskluft hausenden Steinmarders wurden mehrere nestjunge oder knapp flügge Dohlen (Coloeus monedula) aus der großen Kolonie im Steinbruch ermittelt. Möglicherweise fiel dem Marder sogar die Schleiereule zum Opfer, die, seit jener in der Höhle haust, an ihrem dortigen Schlafplatz nicht mehr festgestellt werden konnte. Im September 1957 war der ganze Weg von der Straße zum Höhleneingang bestreut mit Marderlosung, die ausschließlich aus Weinbeerenhäuten und -kernen bestand. Nach den ganz erheblichen Mengen, in denen diese Weintraubenlosung an manchen Punkten abgesetzt worden war, müssen sich mehrere Marder eine Zeitlang so gut wie ausschließlich von Trauben ernährt haben. 26. Mustela (Mustela) erminea aestiva Kerr, 1792 — Hermelin Material: Gesammelt 3 Bälge mit Schädeln und 3 Schädel; untersucht 68 Felle. Systematik: In den Maßen und in der Färbung sind die Hermeline des Untersuchungsgebietes typische aestiva. 2 66 und 1 2 messen: KKL 270, 260, 240 mm, Schw. 111, 96, 91mm, HFS 50,0, 445 430mm, O 18, 18, 165mm. Ein Rüde vom 20. September wiegt 240g, eine Fähe vom 17. Dezember 200g. Die Schädelmaße betragen: do (n- 4) Min.= Max, NE 22 (n= 2): Min. Max. M. CB A5,5 50,1 47,4 43,9 45,0 44,5 Jh 24,1 DiS 26,3 238 2312 239 Sehr bemerkenswerte Befunde ergaben sich bei der Untersuchung von 68 Winter- fellen des Hermelins. Das Material, das ich Frühjahr 1952 in der Felihandlung Guth, Wien I, untersuchen konnte, stammt wohl nur zum kleineren Teil aus dem Untersuchungsgebiet, zum größeren Teil aber aus dem Wiener Becken und dem eee Saugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 233 nordlichen Niederosterreich, Da die Felle aber nicht nach Herkunft sortiert waren, müssen sie zusammen behandelt werden. Daraus ergibt sich aller Voraussicht nach wohl kein Fehler, da es sich in den beiden geographisch benachbarten und ökologisch ähnlichen Landschaften wohl um eine taxonomisch einheitliche Popu- lation handelt, Von den Hermelin-Rassen der Britischen Inseln (Mustela e. stabilis Barr.-Ham. und hibernicus Thomas & Barr.-Ham.) ist seit langem bekannt, daß nicht alle Tiere ein weißes Winterfeil tragen. Aus dem kontinentalen Areal der Art wurden solche Befunde bisher nirgend bekannt, doch färbt z.B. auch in Oldenburg ein Teil der Hermeline nicht um (F. Frank, mdl.). Nach Ausscheidung von 8 Fellen, die noch Spuren des Haarwechsels zeigten, blieben von der vor- liegenden Fellserie 60 reine Winterstúcke. Von diesen zeigen nun 9 (15%) die- selbe Farbverteilung wie im Sommer (Abb. 7, rechts), 6 weisen mehr oder weniger ausgedehnte (aber vermauserte!) braune Flecken auf. An diesen fleckigen Fellen (Abb. 7, die beiden linken Felle) ist auffallend, daß die Flecken mehr oder we- niger symmetrisch angeordnet sind und meist gewissen Hautpigmentierungs- stadien beim Haarwechsel entsprechen, während umgekehrt die weißen Flecke scheckiger Mauswiesel (Mustela nivalis) meist viel unregelmäßiger verteilt sind. Diesen ganz oder teilweise braunen Winterstücken ist gemeinsam, daß die Ober- seitenhaare, wie im Sommer, pigmentiert werden, anstatt weiß zu bleiben. Ganz abweichend gefärbt ist ein einzelnes Fell (S. 285 Abb. 7, zweites von rechts), dessen Grannenhaare nur in den Enddritteln leichte Pigmenteinlagerung aufweisen, wäh- rend die zwei basalen Drittel und die Wollhaare weiß sind. Es wird Sache weite- rer Untersuchungen sein müssen, festzustellen, ob solche braune und unvollstän- dige Winterkleider in anderen Gebieten Mitteleuropas bisher nur übersehen worden sind oder ob es sich wirklich um eine Besonderheit der nordwesteuropä- ischen und pannonischen Populationen handelt. Im Schrifttum finde ich nur einen, allerdings ein Gefangenschaftstier betreffenden Hinweis auf unvollständige Um- farbung bei einem Tiroler Hermelin (Psenner, 1940). Okologie: Alle 6 Hermelinbelege meiner Sammlung stammen aus der Verlandungszone oder aus dem Bereich der feuchten Niedermoorwiesen. Aus dem Trockenrasengebiet liegt auch nur eine einzige Feldbeobachtung vor, der eine ganze Reihe von Begegnungen in feuchten Biotopen gegen- übersteht. Es ergibt sich hieraus ganz zweifelsfrei, daß die beiden Ver- treter des Subgenus Mustela, Mauswiesel und Hermelin, hier recht deut- lich vikariieren, wenn sie auch in einer breiten Zone nebeneinander ge- funden werden können. Mustela erminea bewohnt aber die Verlandungs- zone allein, und Mustela nivalis ist das Wiesel der ,Steppenbiotope”. Zwischen den beiden Extremen ist ein deutliches Häufigkeitsgefälle fest- stellbar. Es wiederholt sich in diesem ökologischen Querschnitt etwa das- selbe, was sich bei Betrachten verschiedener Höhenstufen im Gebirge und schließlich auch bei Vergleich von Zonen verschiedener geographischer Breite ergibt — das Hermelin dominiert in feuchteren, kühleren, höheren und nördlicheren, das Mauswiesel in wärmeren, trockeneren, niedrigeren und südlicheren Bereichen. Je nach den herrschenden Großklimaverhält- nissen scheint deswegen in manchen Gebieten die eine, in anderen die andere Art als mehr euryök. Im Untersuchungsgebiet muß das Auftreten des Hermelins bereits als ausgesprochen stenotop bezeichnet werden. Leider liegen noch kaum Beobachtungen aus dem Leithagebirge vor, so daß nicht gesagt werden kann, wie und wo die beiden Arten in den ver- schiedenen Waldbiotopen auftreten (Vasarhelyi, der von Brennbergbanya eine recht umfangreiche Artenliste nennt, führt das Hermelin z.B. nicht für die Odenburger Berge an). zool. Beitr. 234 K. Bauer Es Vorkommen im Gebiet: Für den Hanság wird Mustela erminea von Vasarhelyi (1939) aus Csikoseger angegeben. Eigenes Material liegt nur aus der Verlandungszone des Sees bei Neusiedl und von den Zitzmannsdorfer Wiesen vor. Beobachtet wurde das Hermelin, außer an diesen Punkten, noch in der Ver- landungszone bei Jois und von F. Hauer am Rand der Parndorfer Platte. Es kann aber als sicher gelten, daf die Art in der Veriandungszone des Sees und auch im Hansäg überall anzutreffen sein wird. Bionomie: Das Hermelin dringt auch im Sommer sehr weit in die über- schwemmte Schilfzone ein. Drei der Hermeline der Sammlung mußten ge- fangen werden, weil sie nach zufälliger Entdeckung der fängisch stehen- den Kleinvogelnetze der Vogelwarte diese regelmäßig zu kontrollieren und zu plündern begannen. Obwohl das Hermelin sich solange wie möglich im Trockenen hält und z.B. den 400 m langen Stationssteg regelmäßig in die Jagdroute einbezieht, kommt es auch an Punkte, die nur schwimmend erreicht werden können. Die Umfärbung erfolgt nach den vorliegenden Stücken Anfang Oktober und Ende März bis Anfang April. Stücke vom 20.9. und 6.4. sind zur Gänze im Sommerhaar, andere vom 10.10. (F. Hauer, mdl. Mitt.) und 30.3. tragen vollständiges Winterfell. Der Haarwechsel scheint sehr rasch abgeschlossen zu werden, eine Beobachtung, die in gewissem Gegensatz zu den Beobachtungen Psenners (1942) steht, wonach sich der Haarwechsel, allerdings wieder an Gefangenschaftstieren, bis 2 Monate hinzog. Auch zeitlich ergibt sich eine gewisse Verschiebung gegenüber Tirol, da Psenner Haarwechsel dort von Ende Februar bis Ende März und von Ende August bis Anfang Oktober notierte. 27. Musteia (Mustela) nivalis trettaui Kleinschmidt, 1937 — Mauswiesel Material: 7 Bälge mit Schädeln, 1 Balg ohne Schädel und 3 Schädel, Systematik: Die Mauswiesel des Neusiedlersee-Gebietes gehören zu Mustela nivalis trettaui, einer Rasse, der die Populationen Schlesiens (Zimmermann, 1940), der CSR (Kratochvil, 1951) und Ostösterreichs (Bauer, 1951, Wettstein, 1955) angehören, die überdies aber wohl auch noch grö- ßere Teile der Balkanhalbinsel bewohnen dürfte. Sommerbälge der vorliegenden Serie sind oberseits etwa Verona Brown (XXIX) bis Cinnamon-Brown (XV), Winterbälge heller, gelblicher, etwa Sayal Brown (XXIX). Ein halbwüchsiges Jungtier ist ein wenig dunkler, ohne den rot- braunen Stich und ohne den Glanz erwachsener Tiere. 85 (n = 9): Min. Max. M. 2 (n ==> eE KKL 204 234 220,0 — Schw. 56 90 70,7 E HFS 30,0 Bho 339 — O 10,0 14,0 11,8 — CB 39,0 43,1 41,2 392 Jb 20,0 23,9 2212. 19,6 Gew. 130 160 141 == eae | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 2833 Obwohl sich die Variationsbreite von trettaui einerseits mit der der nörd- lich anschließenden Rasse vulgaris und andererseits mit der der südlich benachbarten boccamela beträchtlich überschneidet und die Form über- haupt in jeder Hinsicht intermediär zwischen diesen beiden Rassen steht, verdient sie, nicht zuletzt auf Grund ihrer Einheitlichkeit in dem nicht unbeträchtlichen Areal, subspezifischen Status. Ökologie: Das Mauswiesel lebt zumindest in den wärmeren, trocke- neren Waldbiotopen, in Felsheiden, Trockenrasen und allen Kulturland- schaftsbiotopen. In die Verlandungszone dringt es normal nicht weit ein und wird dort vom Hermelin ersetzt. Vorkommen im Gebiet: Das Mauswiesel findet sich mit Ausnahme des engeren Seegebietes und vielleicht auch von Teilen des Leithagebirges überall im Untersuchungsgebiet. In der Sammlung befinden sich Belege von Neusiedl, den Zitzmannsdorfer Wiesen, von St. Andrä, vom Zicksee bei St. Andrä und aus Andau. Beobachtet wurde es auf den Ruster Hügeln, am Zeilerberg und auf der Parndorfer Platte. Vasarhelyi (1939) nennt es bereits für Csikoseger und Brenn- bergbanya, und Koenig (1952) schreibt, allerdings ohne das Hermelin zu er- wähnen, daß es in trockenen Perioden auch in den Schilfgürtel einwandere, Bionomie: Ein Stück vom 24. Oktober hat im wie normal braunen Winterfell mehrere unregelmäßige weiße Flecke, weist also letzte Reste einer Umfärbungstendenz auf, wie sie auch bei anderen Populationen von trettaui schon angetroffen wurde (Kratochvil, 1951, Bauer, 1951) und wie sie auch bei anderen Mauswieselrassen bekannt geworden ist. Ein halbwüchsiges junges ö vom 10. Mai (KKL 150mm, Gew. 44,3 g, CB 31,0 mm) ist gerade mitten im Zahnwechsel und hat neben den schon weit durchgebrochenen Eckzähnen und ersten oberen Prämolaren auch noch die entsprechenden Milchzähne in situ. —. (Mustela [Lutreola] lutreola Linnaeus, 1761) — Nerz In der österreichischen säugetierfaunistischen Literatur findet sich eine ganze Anzahl von Nerzmeldungen. Diese teilweise sehr bestimmt klingenden Angaben haben schon in verschiedene Werke Aufnahme gefunden und werden so immer weiter verbreitet. Es ist deshalb notwendig, einmal dezidiert auszusprechen, daß bisher ausschließlich außerordentlich zweifelhafte, nicht in einem einzigen Fall belegte oder auch nur überzeugend dokumentierte Beobachtungen vorliegen, die keinesfalls die Grundlage zur Aufnahme dieser Art in die öster- reichische Faunenliste bilden können. Der von Harper (1945) übernommenen und auch von van den Brink (1955) als Grundlage für seine Karte gewählten Notiz Schlesingers (1937), der schrieb: „war früher im Burgenland und wohl auc in Niederösterreich vorhanden. Soll im Burgenland noch vorkommen. Ganz sichere Angaben waren nicht zu erlangen“ liegt wohl eine Mitteilung Irlwecks (1927) zu- grunde, wonach 1926 Nerze im mittleren Burgenland „gespürt“ worden sein sollen. Es ist das einzig Mögliche, diese Angaben unberücksichtigt zu lassen. Erst vor wenigen Jahren hat der auch von einer Jagdzeitschrift verbreitete „Fund“ eines Nerzes in Niederösterreich gezeigt, daß es nicht einmal berechtigt ist, in den an- geblichen Nerzen entkommene Farm-Minks (Mustela vison) zu sehen — dieser „ganz sichere”, erfreulicherweise aber wenigstens an das Niederösterreichische Landesmuseum eingesandte Nerz-Beleg erwies sich ganz einfach als junger Iltis (Mustela putorius) (Prof. Dr. L. Machura, mdl. Mitt.). zool. Beitr. 236 ie Beanies ; ES Nach dem Stand der derzeitigen Kenntnis sind Nerzfunde in Osterreich auch keineswegs zu erwarten. Ehik (1932) beschrieb zwar eine Nerzrasse aus der Nord- slovakei aus dem Tal des Turäcs, einem Nebenfluß der Waag, westlich der Großen Fatra; nach Feriancova & Komarek (1955) kommt der Nerz aber noch in den 50 bis 100 km östlicher gelegenen Massiven der Hohen und Niederen Tatra sicher nicht vor, sondern erst im Gebiet der Polonia-Karpathen, jenseits der slova- kischen Ostgrenze! 28. Mustela (Putorius) putorius putorius Linnaeus, 1758 — Iltis Material: 4 Schadel. Systematik: Die Schädel dreier erwachsener Stücke, eines Rüden und zweier Fähen, messen: CB 70,0, 58,9 und 59,4, Jb 42,5 und 35,1 und entsprechen damit ganz den Angaben für mitteleuropäische Stücke bei Miller (1912) und Kratochvil (1952). Okologie: Der Iltis ist in den Dörfern und Gutshöfen des Gebietes ziemlich häufig. Er lebt stellenweise aber auch unabhängig von mensch- lichen Siedlungen. Festgestellt wurde er im Bereich der Verlandungszone des Sees, dort, wo in den Sumpf hineinreichende Dämme oder auch natür- liche Erhebungen Platz zur Anlage von Bauen lassen, und überdies am Ufer der stellenweise gebüschverwachsenen Wulka. Ob er im Gebiet auch im Wald vorkommt oder ob er auf Sumpfbiotope und besiedeltes Gebiet beschränkt ist, läßt sich noch nicht entscheiden. Feststehen dürfte aber, daß er nach den wohl dichtest besetzten Siedlungsbiotopen an den Ufern sol- cher Bäche und Gräben häufiger ist als in irgendeinem anderen Lebens- raum, so daß darin wahrscheinlich der Primärbiotop gesehen werden kann. Vorkommen im Gebiet: Für Csikoseger und Brennbergbanya wird der Iltis von Vasarhelyi (1939) angeführt. Die Schädel meiner Sammlung stammen alle aus Neusiedl. In Wallern fand ich einen überfahrenen Iltis und an der Wulka zwischen Schützen und Oslip einen befahrenen Bau. Herr A. Neumann (Stolzenau/ Weser), der das ganze westliche Seevorgelände bei botanischen Studien intensiv durchforschte, fand dabei im November 1957 zwei frische Baue zwischen der See- mühle an der Wulka und Rust, weit weg von den nächsten Dörfern. Bionomie: Vor dem einen der beiden von A. Neumann gefundenen Baue lagen 3, vor dem anderen etwa 20 zusammengetragene Wasserfrösche, denen zum Teil die Hinterbeine abgefressen waren (mdl. Mitt.). 29. Mustela (Putorius) eversmanni hungarica Ehik, 1928 — Steppeniltis Material: 2 Bälge mit Schädeln und 4 Schädel im Untersuchungsgebiet (und 4 Felle und 20 Schädel aus Niederösterreich) gesammelt; 200 Felle durchgesehen. Systematik: Die beiden Iltisformen stehen sich zweifellos sehr nahe und sind gerade deswegen von besonderem systematischen Interesse. Mustela eversmanni wird von Ellerman & Morrison-Scott (1951) in der , Checklist” als Rasse von M. putorius geführt, wobei sich die Autoren an eine, wie schon gezeigt (Bauer, 1952), nicht eben glückliche Arbeit Pococks (1936) hielten. Dagegen haben alle osteuropäischen Autoren, die sich mit 4 e ee RAS UN y at Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 237 putorius und eversmanni beschäftigten, den beiden Formen Artrang zuge- billigt (Ehik, 1928, Ognev, 1931, Migulin, 1938, Bobrinski, Kusnetzov & Kuzjakin, 1944, Kostron, 1948, und Heptner, Morosova-Turova & Zalkin, 1950). Allein die Tatsache, daß die beiden Formen in einem ausgedehnten Gebiet, das von Böhmen und Bulgarien über Kirow, Gorki und Ufa und über die Küste des Asowschen Meeres bis zum Südfuß des Ural reicht, nebeneinander vorkommen, ohne zu einer Mischform zu verschmelzen, zeigt, daß es sich um Arten handelt. Die morphologische, physiologische und ethologische Differenzierung ist offensichtlich groß genug, um eine wirksame Schranke gegen Bastardierungen zu bilden (auch wenn sie diese vielleicht nicht ganz ausschließt). Die räumliche Möglichkeit zur Bastar- dierung bestünde ja trotz weitgehender ökologischer Differenzierung ständig, weil die jeweiligen Biotope Siedlung, Wald und Sumpf fur puto- rius und Steppe und Kultursteppe für eversmanni vielfach mosaikartig ineinandergeschachtelt sind und damit ausgedehnte Kontaktzonen be- stehen. Ja, bei dieser Art der Biotopbindung kann immer wieder der Fall eintreten, daß einzelne Individuen der einen Art viel mehr Kontakt mit der nächsten Fortpflanzungsgemeinschaft der anderen als mit der weiter entfernten eigenen haben. So sind zum Beispiel die Iltisindividuen oder Kleinstpopulationen, die die einzelnen Dörfer oder gar Gutshöfe des Un- tersuchungsgebietes bewohnen, durch kilometerweite, ausschließlich von eversmanni bewohnte Zwischenräume von den nächsten putorius-Gruppen getrennt. Trotzdem findet sich am vorliegenden Material aus dem Unter- suchungsgebiet kein Hinweis auf Bastardierung. Die vorliegende Serie entspricht, wie schon in früheren Mitteilungen (Bauer, 1953, 1955) betont wurde, der aus Ungarn beschriebenen Rasse hungaricus. Die Färbung variiert individuell ziemlich stark. Vor allem die Pigmentierung der schwarzen Grannen im Rückenfell ist sehr verschieden ausgedehnt; damit wechselt auch der Verdunkelungsgrad der Oberseite. Auch die Färbung der Unterwolle kann von weißlichgelb bis gelbbraun variieren. Immer kennzeichnend aber ist geringere Ausdehnung der dunklen Abzeichen. Die Vorderbeine und ein drei- eckiger, bis auf den Bauch reichender Latz sind schwarz oder schwarzbraun, ebenso die Hinterbeine und die Analregion. Bauchmitte und vordere Schwanz- hälfte sind (im Gegensatz zu putorius) hell, und auch die dunkle Gesichtszeich- nung ist gegenüber jener Art reduziert, Zwei erwachsene Rüden messen: KKL 410 und 400 mm; Schw. 142 und 134mm; HFS 60 und 57 mm; Ohr 22 mm. Die Schädel weisen die typischen, schon in den zitierten Arbeiten eingehend besprochenen Merkmale auf. Sie unterscheiden sich von denen des Iltis vor allem durch die meist sehr deutliche sanduhrförmige Einschnürung der Postorbital- region, die lange, schmale Fossa interpterygoidea und die andere Gestaltung der ganzen Pterygoide, ferner durch die größere Höhe des Mandibulare, stärkere Ausbildung der Crista sagittalis und erheblich längere, schmälere Nasalia. Zu diesen osteologischen Merkmalen kommen kleinere Unterschiede am Gebiß, wie eine stärkere Reduktion der hinteren unteren Molaren und abweichende Verhält- nisse an den großen Molaren im Ober- und Unterkiefer. Es besteht deshalb auch vom morphologischen Gesichtspunkt keine Veranlassung, an der Artverschieden- heit der beiden Iltisformen zu zweifeln. Osteologisch sind die beiden sogar viel stärker verschieden als etwa Hermelin und Mauswiesel. Da im Schrifttum bisher nur recht wenige Daten über Schädelmaße rezenter europäischer Steppeniltisse vorliegen, werden in Tabelle I die wichtigeren der von Kostron (1948) für tsche- chische und ungarische Steppeniltisse gebrachten Schädelmaße und -indices den Bonn. zool. Beitr, 238 K. Bauer Tabelle 1 Schädelmaße von Mustela (P.) eversmanni hungarica Ehik Ungarn (n. Kostron) CSR (n. Kostron) NO: 10 44%) Bold:222**), 92? 466 M. M. M. M. POB 2 11,1-12,6781.1,85 11,4-13,4 12,4 11,0-149 12,4 Pilea 2 5 6) 12:0-15,4 140 10,3-15,3 13,4 10,3-15,22 155 191-192 14,2 I/POB 2 17,9-21,4 19,7 18.0-23.2. 21973 18,3-23,0 21,1 17,9 20/9 6) 19,2-23,7 20,9 14 22372 OO 14,2-23,0 20,0 19,1-23,0 20,6 CB a 59,0-62,0 60,5 57,8-63,1 60,2 97.,8-61,5. 601 62,0 59,7 Í 64,9-69,0 67,2 63,8-72,5 67,4 63,5-73,5 67,8 66,0-69,1 67,7 Jb 2 39,7-37,0 280,6 34,9-37,3 36,1 34,8-37,4 35,7 3791397. ö 40,1-44,2 42,7 38,8-45,b 40,9 3%,6-45,7 41,3 38,2-44,2 42,1 1/Jb 2 60,5-60,7 60,6 58,7-59,3 59,1 59,0-59,3 39,1 60,5 59,8 ö 61,8-64,9 63,7 58,8-64,6 60,8 58,7-64,2 60,9 57,8-64,0 61,8 GB 2 O O 8,9-.0,2 226,2 9,0- 70.2269 DADO 6) O A 6.97 6,7- 75 6,99 63-80 69 O iZ UKL 2 3618-36, 7 327 35,2-39:07. 322 39,289. 9393 38,7 37,0 ö 40,7-44,2 42,8 AO AO RAS 41,1-46,4 43,3 41,6-44,3 43,2 UKH > 07,32 O CUIT 69-3 LSO 8,3 6,6 3 779,92 91 7,3-10,4: 83 79-102 90 89-2102 92 IOB 2 14,4-16,4 15,4 13,9-15,3...14,9 13,9-15,7 14,9 16,5-14,3 ö 16,3-18,6 17,6 1641-19-12°21778 16, 1.212717 4 19,7.18,4 17,3 MB 2 322-340 331 31,6-39,3..32,9 31,4-33,3.,330 3393241 e) 360539101929 35,3-39,6 37,2 35,2-41,8 37,6 39.7.3900 237,09 SB 2 27,9 DED 259-2800 270 25,7-29'O 28-3 DIT 24:1. ö 30,2-32,8 31,7 28,4-32,3 30,7 28,3-32,8 31,0 30,2-32,6 31,6 NAS 2 — — 12,9-13,8° 12,9 11,9-13,8 13,0 — 10,3 6) — 13:7 13,1-15,5 14,2 127-16 Alea 14,0-14,9 14,4 I/NAS 2 — — 20023 2 il 21,0-23,2 721,9 — 17,2 ö — 21,3 1967-2272 2157 18,0-23,5 20,9 20,3=22,6 21,3 Abkürzungen: POB — Postorbitalbreite, CB — Condylobasallange, Jb — Jochbogen- breite, GB — Gaumenbreite, UKL — Unterkieferlänge, UKH — Un- terkieferhöhe, IOB = Interorbitalbreite, MB = Mastoidbreite, SB = Sqamosalbreite (vor MB), NAS = Nasallánge, I= jewei- liger Index bezogen auf CB. entsprechenden Werten für die beiden vorliegenden Serien, die Tiere aus dem Neusiedlersee-Gebiet und die aus dem nördlichen Niederösterreich, gegenüber- gestellt. Diese Zusammenstellung bestätigt, daß, wie schon früher festgestellt wurde (Bauer, 1953), die Maße der ungarischen und tschechischen Populationen. nicht nennenswert verschieden sind, Ökologie: Der Steppeniltis lebt in offenem Gelände — in Trocken- rasen, Hutweiden und Feldern. Er ist nahrungsökologisch einseitiger spe- zialisiert als Mustela putorius. Während bei putorius Vögel, Reptilien und Amphibien einen beträchtlichen Anteil an der Gesamtnahrung (31%) er- reichen, beträgt dieser Anteil bei eversmanni nur 6%. Dafür steigt der Anteil der Kleinnager erheblich — von 33,3% auf 58%, worin das Ziesel, das bei putorius gar nicht nachgewiesen werden konnte, mit 26% eine besondere Rolle spielt (Kratochvil, 1952). Diese Abhängigkeit vom Ziesel *) Das niederösterreichische Material besteht nur aus Schädeln. Die Geschlechts- bestimmung, die allein nach der Größe erfolgte, ist deshalb nicht absolut sicher. **) Die Werte für die beiden °° sind nicht nach der Höhe geordnet, sondern stehen richtig untereinander. mao: Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 239 als Hauptnahrungstier äußert sich auch sehr eindrucksvoll in der Veerbrei- tung der Art, die nirgends über .das Areal der Gattung Citellus hin- ausreicht. Vorkommen im Gebiet: Den ersten Nachweis für das Untersuchungsge- biet erbrachte schon Ehik (1928), der Entdecker der pannonischen Steppeniltisse, bei der Beschreibung der ungarischen Rasse, da er in einer Fußnote S. 29 einen von T, Csörgey gesammelten Schädel von Nagycenk (Großzinkendorf) am Süd- ufer des Sees anführt, Vasarhelyi nannte die Art 1939 für Csikoseger. Eigene Nachweise liegen nunmehr vor aus Neusiedl, von der Parndorfer Platte, den Zitzmannsdorfer Wiesen und St. Andrä. Im Burgenländischen Landesmuseum fand ich einen 1940 bei Eisenstadt erlegten Steppeniltis. Dr. F. Sauerzopf (Eisenstadt) machte mich auf ein von Präparator Piller (Wien) gearbeitetes Stück aus Horn- stein aufmerksam, und die Hauptschule in Rust besitzt ein 1954 bei Rust er- beutetes Stück (Bauer, 1953, 1955). Überall in den trockenen Hutweiden- und Feldbiotopen des Gebietes, die vom Ziesel (Citellus citellus) bewohnt sind, darf der Steppeniltis sicher erwartet werden. Verbreitungin Österreich: Auf Grund der Nachweise Ehiks hat Wett- stein schon 1933 das Vorkommen von Mustela eversmanni im Burgenland ver- mutet. Gefunden wurde die Art aber erst 1951 (Bauer, 1952 a,b). Dies hat, ob- wohl ich darauf hinwies, daß es sich teilweise schon um älteres Sammlungs- material handelte, dazu geführt, daß Mustela eversmanni als Neueinwanderer : : 160 770 49° i 2 Ú 48°30" $e SS 48°30' > 3 - rt" 8 XS rs pe ve Nieder - Österreich 7: 1,250.000 $#°30' y 10 20 30 40 50 km 14°30’ 15° Abb. 5: Verbreitung von Mustela evermanni in Österreich zool. Beitr. 240 K. Bauer E bezeichnet wurde (Wettstein, 1956). Obwohl es keinem Zweifel unterliegt, daB die Art auch in Osterreich in den letzten Jahren ihr Areal erweitert und ihre Dichte vergrößert hat, wie dies in anderen Ländern, wie Rußland (Heptner, Morosowa-Turowa & Zalkin, 1950) und CSR (Dr. J. Hanzak, mdl. Mitt.), der Fall ist, kann es doch als ziemlich sicher gelten, daß sie an günstigen Standorten auch schon vorher vorkam. Wie schon in früheren Publikationen mitgeteilt, liegen zwei Belege aus dem Jahre 1913 vor, einem Zeitabschnitt also, der von einer ausgesprochen atlantischen Klimaphase begleitet war und in dem sehr viele östlich- kontinentale Elemente der mitteleuropäischen Fauna vorübergehend sehr stark im Bestand zurückgingen oder auch Arealverluste erlitten, für den aber nicht ein ein- ziger Fall von Ausbreitung eines solchen Elementes festgestellt werden konnte. Es ist durch Untersuchungen an anderen, faunistisch besser überwachten Gruppen, be- sonders aber an Vögeln (Kühnelt, 1950, Niethammer, 1951, Bauer, 1952c), be- kannt, daß erst die letzten 2 Jahrzehnte für solche Formen wieder günstige Verhältnisse und damit auch wieder eine ganze Reihe von Fällen deutlicher Aus- breitungstendenz brachten. Die beiden Stücke von 1913 aus Wienerherberg und Trumau dürfen deshalb vorderhand schon als Belege für längeres autochthones Vorkommen im Wiener Becken gewertet werden. Wettstein (1956) hat dem ent- gegengehalten, daß er den Steppeniltis für einen Neueinwanderer halte, weil er nicht glaube, daß ihn die Zoologen einfach übersehen hätten. Dieses Argument läßt sich aber widerlegen. Das Stück von Wienerherberg im Niederösterreichi- schen Landesmuseum, ein Stopfpräparat, war für einen flavistischen Iltis gehalten worden, und der von Dr. Troll geschenkte Schädel aus Trumau im Naturhisto- rischen Museum wurde unter dem Namen M. putorius von Wettstein (1925) we- den seiner besonderen Größe in den „Beiträgen“ genannt. Wie Abb. 5 zeigt, liegen österreichische Belegstücke außer aus dem Neu- siedlerseegebiet vom Steinfeld, dem engeren Wiener Becken, dem Marchfeld und dem Weinviertel vor. Ein Schädel in der Sammlung Spillmann im Zoologischen Institut der Universität soll laut Fundortangabe aus Zwettl kommen, doch handelt es sich dabei aller Voraussicht nach um einen Irrtum — Zwettl liegt weitab von den anderen bekannten Fundorten und außerdem auch schon weit außerhalb des Ziesel-Verbreitungsgebietes, in dem alle anderen Fundorte liegen. Bionomie: Am 9. November 1953 beobachtete ich mit Dr. H. Freundl und R. Lugitsch auf der Hutweide zwischen St. Andrä und dem Zicksee einen Steppeniltis, der bei Tag gerade dabei war, einen Zieselbau aufzu- graben. Schon Ehik (1928) teilte Beobachtungen von Vasarhelyi mit, der zusah, wie der Steppeniltis Kleinnager (Apodemus sylvaticus, Microtus arvalis) nicht belauerte, sondern aus ihren Bauen ausgrub, und Serebren- nikov (1930) berichtet, daß in der Kirgisensteppe die Ziesel (dort Citellus rufescens) aus den Bauen geholt werden. Nur so sind dem Steppeniltis die Ziesel zugänglich, die auch im Winter eine recht wesentliche Rolle in der Gesamtnahrung spielen können. Kratochvil (1952) schlüsselt seine an größerem Material gewonnenen Daten leider nicht nach Jahreszeiten auf, und das eigene Material ist bescheiden. In 5 von 16 in der Nähe eines Steppeniltis-Baues im alten Panzergraben auf der Parndorfer Platte von Dezember bis Februar gesammelten Losungsproben fanden sich Ziesel- haare. Noch beträchtlicher scheint aber der Anteil im Sommer — von 7 im Mai gefundenen Losungsproben enthielten 5 Zieselhaare Mit dem Men- schen kommt Mustela eversmanni — sehr im Gegensatz zu Mustela puto- rius — selten in Berührung. Den Siedlungen bleibt er normalerweise fern. Einer der Iltisse meiner Sammlung wurde allerdings erschlagen, als er in einen außerhalb des geschlossenen Siedlungsgebietes stehenden Hüh- nerstall eindringen wollte. ag Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 241 30. Meles meles meles Linnaeus, 1758 — Dachs Material: 1 Schädel in meiner Sammlung, 1 Stopfpräparat und 1 Schädel in der Sammlung der Biologischen Station. Systematik: Die lokale Population gehört (wie alle Dachse des fest- landischen Europa) der Nominatform an. Die Schädel eines sehr alten und eines adulten Stückes (ohne Geschlechtsangabe) messen 1296 und 1288mm CB sowie 76,0 und 739mm Jb, An beiden Schädeln fehlt jede Spur der kleinen ersten oberen Prämolaren. Okologie: Der Dachs ist in erster Linie Waldbewohner und erreicht im Bereich des Eichen-Hainbuchenwaldes des Leithagebirges, der einem Allesfresser die günstigsten Verhältnisse bietet, seine größte Dichte. Ver- einzelt findet er sich im Untersuchungsgebiet, aber auch in kleinen, iso- lierten Waldchen, und ausnahmsweise legt er seinen Bau sogar im wald- freien Gelände an. Im Herbst erstrecken sich seine Beutezüge regelmäßig auf die waldnahen Kulturen, und im Winter durchstreift er auch den Schilfgürtel des Sees. Vorkommenim Gebiet: Der Dachs ist im Leithagebirge häufig und kann überall in seinem Bereich gespürt werden. Er lebt aber auch in dem Flaum- eichenbuschwald des Hacklesberges, wo Dr. E. Hübl (mdl. Mitt.) einen in einer Schlinge gefangenen fand, und in den Wäldern am Ostabfall der Parndorfer Platte zwischen Halbturn und dem Kleylehof. Einzelne Dachse hatten ihre Baue auch in den kleinen Waldchen am Seedamm zwischen „Hölle“ und Illmitz und je einer in einer Strohtriste in der „Golser Gstetten” und in einem Weingarten bei Weiden am Abfall der Parndorfer Platte. Bei Weiden wurde 1956, zwischen Hölle und Illmitz 1957 ein Dachs gefangen; ersterer gelangte wenigstens in das Seemuseum der Station. 31. Lutra lutra Linnaeus, 1758 — Fischotter Ökologie: Dem Fischotter bietet der See selbst anscheinend keine Möglichkeiten zu einer dauernden Ansiedlung. Die Ursache dafür ist un- klar — am Dümmer z. B. lebt Lutra lutra in ähnlich ausgedehnten Ver- landungsgebieten, in denen große Burgen errichtet werden (F. Frank, mdl.). Er lebt hier nur an größeren Fließgewässern, soweit sie nicht zur Gänze reguliert sind. | Vorkommen im Gebiet: Vasarhelyi (1939) erwähnt die Art von Csikos- eger im südlichen Hansäg. Vielleicht ist sie auch noch regelmäßig an der Wulka, dem einzigen im österreichischen Seegebiet in Betracht kommenden Gewässer, an- sässig. Sicher ist das keineswegs. Die vereinzelten Fischotter, die ab und zu ein- mal gesehen oder gespürt werden, könnten auch Durchwanderer sein, Aus den dreißiger Jahren liegt als Beleg eine Aufnahme der charakteristischen Trittsiegel des Fischotters von Dr. Seitz (jetzt Tiergartendirektor in Nürnberg, damals Bio- loge am Burgenländischen Landesmuseum in Eisenstadt) vor. Im Winter 1954/55 spürte ich einen Fischotter auf dem gefrorenen See vor Jois, und nach ihrer Be- schreibung sahen die Fischer Brünner und Haas im Frühjahr 1957 einen Fischotter am Damm zwischen Neusiedl und Badeanlage. Suidae — Schweine 32. Sus scrofa attila Thomas, 1912 -— Wildschwein Material: 2 Schädel in Coll. Bauer, 5 Schädel im Naturhistorischen Museum in Wien. zool. Beitr. 242 K. Bauer E Systematik: Amon hat dem Wildschwein des Untersuchungsgebietes eine ausfuhrliche Studie gewidmet (Amon 1930), in der er sich auch kurz mit der systematischen Stellung der Population auseinandersetzt. Er hält sie für typische Sus sc. scrofa. Ich komme aber nach Sichtung größeren Materials zu einem gegenteiligen Befund und betrachte die österreichische Population als einwandfreie Sus scrofa attila. Thomas beschrieb attila zwar nur nach einem einzelnen Stück von Kolosvar mit 405mm CB. Trotz dieser geringen Basis ist an der Validität der Rasse aber nicht zu zweifeln, da alle osteuropäischen Autoren, die sich mit der Rassengliederung von Sus scrofa auseinandersetzten, sie bestätigt fanden (Adlerberg, 1930, Petrow, 1953, Markow, 1954). Leider enthalten die Arbeiten vielfach nur Körper-, aber keine Schädelmaße, so daß noch nicht viel über die Variation der letzteren ausgesagt werden kann. Einhellig be- stätigt werden durch die vorliegenden Maße aber einmal die gegenüber scrofa bedeutenderen Dimensionen von attila. Nach diesen Daten und dem vorliegenden Material ist die Schwarzwildpopulation des Untersuchungs- gebietes unbedingt zu attila zu stellen: Condylobasallängen von mitteleuropäischen Sus scrofa — ¿6 Gebiet Autor n Min. Max. M. S. sc. scrofa: Deutschland Miller (1912) 3 319 342 329,7 Deutschland Bieger (1941) E 320 368 a Mecklenburg eig. Messung 12 343 375 357,0 Italien Miller (1912) 2 332 334 333 S. sc. attila: Neusiedlersee Amon (1930) 5 364,5 397 378,0 Niederösterreich Amon (1930) 1 400,5 Ungarn Thomas (1912) 1 405 Ungarn Amon (1912) 1 382,5 NO-Bulgarien Markow (1954) 1 386 Transkaukasien eig. Messung 1 403 Bei den von Amon untersuchten Stücken handelt es sich um drei- bis vier- jährige Tiere („angehende Schweine“). Die Maße beziehen sich also keines- wegs auf eine Auswahl besonders großer und alter Stücke (in der zum Ver- gleich herangezogenen mecklenburgischen Serie des Museums Koenig sind z. T. erheblich ältere Stücke). Über den Größenunterschied hinaus unterscheiden sich die beiden Rassen offensichtlich auch noch in manchen Schädelmerkmalen, z.B. in der Form der Parietalia (Markow, 1954). Bei attila bleiben die vom Ectorbitale, dem lateralsten Punkt der Frontalia in einem Bogen zum Supraoccipitale lau- fenden Kanten auch an adulten Stücken weit getrennt, bei scrofa aber nähern sie sich so weit, daß der mittlere, flache Teil der Parietalia zwischen den beiden Kanten den Eindruck einer schmalen Leiste erweckt. Es ist leider noch nicht möglich, dieses Merkmal exakter zu verfassen, da die mel- sten Maßtabellen keine Angaben über diese „geringste Parietalbreite” ent- en Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 243 halten. Zwei Abbildungen, die Schädel von Sus sc. scrofa in der Norma verticalis zeigen, lassen es sehr deutlich erkennen (Miller 1912, Baumann, 1949). An den vorliegenden österreichischen attila schwankt die kleinste Parietalbreite zwischen 28 und 52 mm, an dem transkaukasischen Stück im Museum Koenig beträgt sie 47mm. Dagegen liegt sie bei den 12 Keilern aus Mecklenburg zwischen 15,5 und 29 mm. Amon (1930) hat darauf hingewiesen, daß verschiedentlich in die Wildgatter und Saugärten Niederösterreichs und auch in den „Tiergarten“ bei Schützen Schwarzwild südöstlicher Provenienz eingebracht worden ist. Es liegt nun nahe, zwischen diesen Einfuhren und dem soeben erörterten taxonomischen Befund einen Zusammenhang zu suchen. Doch glaube ich, diesen Gesichtspunkt fallen- lassen zu können. Um das rassische Gefüge eines bodenständigen Bestandes zu verändern, hätte es zweifellos eines größeren Anteils an Importtieren bedurft. Wie Amon mitteilt, wurden nur einmal in den sonst mit Wild aus dem Leitha- gebirge beschickten Tiergarten bei Schützen auch Wildschweine aus Munkacs eingebracht, Amon betont zudem ausdrücklich, daß eine ,Blutauffrischung”, wie sie zu dieser Zeit mit Vorliebe zur angeblichen Qualitätsverbesserung des Wildes vorgenommen wurde, bei dem Schützener Bestand wegen der Stärke des Wildes nie notwendig war. So sollen übrigens anläßlich des Importes ungarischer Wild- schweine auch Schützener Tiere nach Munkacs abgegeben worden sein, Darin kann jedenfalls ein Hinweis dafür gesehen werden, daß das von Freilandtieren aus dem Untersuchungsgebiet stammende Gatterwild nicht schwächer war als das ungarische, daß es sich also nur um zwei räumlich getrennte Populationen einer einheitlichen Rasse handelte. Eine Durchsicht neuerer Schwarzwild-Verbreitungskarten, wie etwa bei Hübner (1938), Bieger (1941) oder van den Brink (1955), zeigt übrigens schon, daß allein aus geographischen Gründen die Zugehörigkeit der ostösterreichischen Sus scrofa- Population zu attila zu erwarten ist. Während die östlichen Nachbargebiete immer gewisse Schwarzwildbestände aufwiesen, Klaffte zwischen dem ostösterreichischen Vorkommen und dem Areal von scrofa in SW- oder Mitteldeutschland eine weite Lücke. Viel wahrscheinlicher als eine weit nach Süden vorgeschobene Verbrei- tungsinsel von scrofa am Rand des Areals von attila ist zweifellos die Zugehörig- keit zu letzterer, aus dem östlichen Nachbargebiet beschriebenen Rasse, wie sie die neuerliche Untersuchung auch bestätigt hat. Okologie: Das Schwarzwild findet in den Eichen-Hainbuchen-Mit- tel- und Niederwäldern des Leithagebirges seine beiden Ökologischen Hauptforderungen, Nahrung und Deckung, sehr gut erfüllt. Darüber hin- aus lebt aber auch in der Verlandungszone des Sees ständig Schwarzwild. Besonders entgegen kommen der Art bei diesen beiden Lebensräumen neben den günstigen nahrungsökologischen Verhältnissen vor allem Aus- dehnung, Undurchdringlichkeit und stellenweise auch Unzugänglichkeit, die eine erfolgreiche Bejagung sehr erschweren. Vorkommenim Gebiet: Das Leithagebirge (Amon, 1930, 1931) und wohl auch die Verlandungszone des Neusiedlersees bargen jahrzehntelang die letzten autochthonen Schwarzwildvorkommen Österreichs, seit die Art im vergangenen Jahrhundert auch in Niederösterreich in freier Wildbahn ausgerottet worden war. Schon die Zeit des ersten Weltkrieges und der folgenden Wirren ermöglichte eine erhebliche Vergrößerung dieses Bestandes. In und nach dem zweiten Weltkrieg nahm dieser noch weiter zu. Darüber hinaus besiedelte das Schwarzwild von hier und einigen Vorkommen in Jugoslavien, Ungarn und der CSR aus weite Gebiete Österreichs neu, so daß es derzeit nicht nur im Bereich des Untersuchungsge- bietes Standwild ist, sondern auch für das Südburgenland, Teile der Steiermark und vor allem Niederösterreichs als solches gelten muß, 244 K. Bauer [ Bonn E (ze Beitr. Im Untersuchungsgebiet ist der Schwarzwildbestand gegenwärtig groß, in manchen Jahren sogar sehr groß. Genauere Bestandsaufnahmen liegen für diese nicht der Abschußplanung unterworfene Art nicht vor. In den Jagdbezirken Neu- siedl und Eisenstadt, denen bis auf einen Teil des Leithagebirges das ganze Untersuchungsgebiet angehört, werden jährlich etwa 20 bis 30 Wildschweine er- legt. Im Leithagebirge ist Schwarzwild überall, im Seevorgelände stellenweise regelmäßig zu fährten, Bionomie: 1954 grassierte im Gefolge eines schweren Schweinepest- Seuchenzuges im Hausschweinebestand des Gebietes die Seuche auch unter den Wildschweinen des Leithagebirges und des Neusiedlersees. Die Verluste sind nicht genauer bekannt, doch soll der Bestand stellenweise sehr stark dezimiert worden sein. Die Erstinfektion erfolgte wohl durch ungenügend lief vergrabene Schweinekadaver, die von den Wildschweinen ausgegraben wurden. Entgegen einer verbreiteten Auffassung ist auch das Wildschwein für Schweinepest anfällig (Müller, 1942). Im Bereich des Zeilerberges im nördlichen Leithagebirge erwies sich die Zwergschwertlilie (Iris pumila) als besonders beliebte Nahrungspflanze. Auf recht beträchtlichen Flächen wurden auf dem Südhang die Trocken- rasen nach den fleischigen Rhizomen der dort häufigen Zwergschwertlilie durchwúhlt. Eine weitere bemerkenswerte Feststellung gelang im Sommer 1956. Nach einem Massenbefall der Rosaceen (Crataegus und Rosa) der Buschsteppe unter der Kuppe des Zeilerberges durch Spinnerraupen, der stellenweise richtiggehend zu Kahlfraß führte, wurde der Boden unter diesen Sträuchern (offenbar auf der Suche nach den überwinternden Raupen oder Puppen) sehr gründlich durchwühlt. Wenn natürlich auch noch andere Faktoren beteiligt gewesen sein können, so fiel doch auf, daß der Befall in diesem Bereich damit zu Ende war, während er sich in den nicht von Wildschweinen ,gesáuberten” Crataegus-,Buschsteppen” der Parndorfer Platte im nächsten Jahr in derselben Starke wiederholte. Cervidae — Hirsche 33. Dama dama Linnaeus, 1758 — Damhirsch Vorkommen im Gebiet: Das Damwild wurde im Esterhazyschen Tier- garten bei Schützen in einem größeren Bestand gehegt. Dieser wurde jedoch in der ersten Nachkriegszeit aufgerieben. Nach Sauerzopf (1954) sollen im Leitha- gebirge noch einzelne Stücke davon existieren, doch konnte ich dafür keine zu- verlässige Bestätigung erhalten. 34, Cervus elaphus hippelaphus Erxleben, 1777 — Rothirsch Systematik: Socher (1951) schreibt: „Auch hier können wir praktisch zwei Arten, die außerordentlich voneinander verschieden sind, unterscheiden. Das Rot- wild des Leithagebirges, das ganz ähnlich dem Rotwild der Donauauen ist, und den sogenannten Seehirsch.” Natürlich handelt es sich bei Leithagebirgs- und Rohrhirsch weder um Rassen noch um Arten. Leider fehlt derzeit noch Material, an dem geprüft werden könnte, ob sich im Gebiet wirklich zwei Okotypen aus- einanderhalten lassen, wie vielfach in Gebieten, in denen Flachland- und Berg- populationen des Rotwildes zusammentreffen (Beninde, 1937). Ich konnte nur oe Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 245 einige Geweihe untersuchen. Es fehlt bisher jedenfalls jeder Beweis dafür, daß der Rothirsch des Sees sich wirklich merklich von den benachbarten Rotwild- populationen unterscheidet. Schon der auch von Socher bestätigte rege Wechsel zwischen den Einständen in Leithagebirge und Seegebiet macht solche Unter- schiede unwahrscheinlich. Zweifellos lebt das Rotwild, das ganz in die Verlan- dungszone zurückgedrängt ist, nicht unter sehr günstigen Verhältnissen. Dies macht die schwachen, an die von Gebirgshirschen erinnernden Geweihe ver- ständlich, ohne daß man deswegen gleich von einer eigenen Form sprechen kann. Okologie: Das Rotwild lebt im Untersuchungsgebiet in den Wäldern des Leithagebirges und in der Verlandungszone des Sees. Im Sommer wählt ein Teil des Leithagebirgs-Wildes Einstände in der Verlandungs- zone; umgekehrt wechseln die ,Rohrhirsche” im Winter zum Teil in das Leithagebirge (Socher, 1951). Es darf angenommen werden, daß dieser Austausch früher, wo die beiden Lebensräume roch nicht durch eine Zone dicht besiedelten und intensiv bewirtschafteten Kulturlandes getrennt waren, noch sehr viel reger war. Die Vergrößerung der Siedlungen und die Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzung haben das Rotwild auf diese beiden Rückzugsgebiete zurückgedrängt. Während die ökologischen Verhältnisse im Leithagebirge recht günstig sind, ist dies in der Verlan- dungszone wohl nicht der Fall. Relativ schnell hat sich deshalb der zahlen- mäßig kleine Rohrhirschbestand in der Verlandungszone zu einer schwachen Standortsform entwickelt. Daraus darf indes nicht gleich der Schluß auf taxonomische Verschiedenheit abgeleitet werden. Gerade Cervus elaphus ist ja für seine erstaunlich große Modifikabilität bekannt. Gewichts-, Größen- und bis zu einem gewissen Grad auch Geweihentwick- lung sind nicht so sehr genetisch fixiert wie durch die jeweiligen nahrungs- ökologischen Verhältnisse bedingt. Die Bezeichnung ,Rohrhirsch” verführt nur zu leicht zu falschen Vor- stellungen über die Okologie dieses Bestandes. Auch die Rohrhirsche leben keineswegs ständig im Schilfgürtel. Sie haben dort nur ihre ruhigen, weil schwer zugänglichen Einstände, wechseln zur Äsung aber regelmäßig weit in das Vorgelände der Verlandungszone. Ganz ähnlich wählt zum Beispiel auch das Rotwild der Donauauen seine Sommereinstände zum Schutz gegen blutsaugende Insekten oft effektiv im Wasser. Vorkommen im Gebiet: Der Rotwildbestand des Untersuchungsgebietes hat während der Besatzungszeit sehr stark gelitten (ohne daß man alle jagd- lichen Schandtaten den Besatzungssoldaten ankreiden könnte). Dank der Un- zugänglichkeit der Haupteinstände hat das Wild aber auch diese Periode über- standen. Rotwild steht derzeit im ganzen Leithagebirge, in der Verlandungszone des Sees und in den Leitha-Auen. Den größten Bestand hat sicher das Leitha- gebirge aufzuweisen, und hier wieder steht wohl der größere Teil des Wildes im Südteil, im Bereich des (jetzt offenen) Schützener Tiergartens. In der Ver- landungszone des Sees steht Rotwild vor allem im Bereich des Westufers, und hier in erster Linie an der Wulka-Mündung. Nur ein ganz kleiner Bestand lebt am südlichen Ostufer, zwischen Illmitz, Apetlon und Staatsgrenze, Dieser wurde in den Auschußplänen für 1956 und 1957, die mir Herr Bezirksjägermeister Reg.- Rat Kaintz freundlicherweise zugänglich machte, mit 34 Stück angegeben. Mög- licherweise setzt sich das Vorkommen hier auf ungarischem Gebiet fort. Für den ungarischen Teil des Hansäg hat Vasarhelyi (1939) das Rotwild ohne nähere An- gaben über die Größe des Bestandes angegeben. Schließlich lebt ein kleines zool. Beitr. 246 K. Bauer Es Rudel auch noch in den Leitha-Auen bei Zurndorf und Nickelsdorf, wo ftir 1957 ein Bestand von 10—12 Stuck gemeldet wurde. Insgesamt wird man den Rotwild- bestand des Untersuchungsgebietes vielleicht auf 250—300 Stück schätzen dürfen. Einzelne Hirsche werden gelegentlich auch in Revieren festgestellt, die weitab von diesen Refugien liegen. So hielt sich in den Jahren 1956 und 1957 in dem Raum zwischen Zitzmannsdorfer Wiesen und Neusiedl ein Hirsch auf, der ein- mal sogar auf dem sehr viel begangenen und befahrenen Damm zur Neusiedler Badeanlage gefährtet werden konnte. 35. Capreolus capreolus capreolus Linnaeus, 1758 — Reh Systematik: Sammlungsmaterial liegt nicht vor. Nach Socher (1951) erreicht der gut jagdbare Bock ein Durchschnittsgewicht von 20 kg. Aus den in den Ab- schußlisten des Bezirkes Neusiedl für die Jagdjahre 1955 und 1956 angeführten Gewichten von 41 Böcken errechnete ich bei Extremen von 15 und 25ka ein Mittel von 19,0 kg (unaufgebrochen). Für 4 Gaißen werden 15 bis 18 (M. — 16,7) kg angegeben. Unter den Böcken des Gebietes befinden sich kapitale Geweihträger. Ein 1927 bei Halbturn geschossener Bock erhielt bei der Internationalen Jagd- ausstellung in Berlin 1937 Schild und Goldmedaille (Waidwerk der Welt, 1938). Ökologie: Das Reh findet im Gebiet, namentlich in den Wiesen- gebieten des Seevorgeländes und im Hansäg, günstige Verhältnisse. Als Tageseinstand wählt auch diese Art vielfach das Schilf des Seeufers. Im Gegensatz zu dem der offenen Landschaften östlich des Sees ist der Reh- wildbestand des Leithagebirges auch in normalen Zeiten gering. Die Tat- sache, daß die Art trotz der scheinbar idealen Verhältnisse dieser Mittel- und Niederwaldbiotope hier über einen zahlenmäßig recht bescheidenen Bestand nicht hinauskommt, bringt Socher (1951) wohl mit Recht mit dem starken Schwarzwildvorkommen in Zusammenhang. Vorkommen im Gebiet: Der Rehwildbestand des Untersuchungsgebietes ist zur Zeit recht gering. Er liegt für die meisten Reviere zwischen 0,5 und 2,0 Stück/100 ha. Dies hat seine Ursache ganz zweifellos in der wilden Bejagung während der Besatzungszeit, der gerade die Feldrehe der deckungsarmen Lebens- räume im Norden und Osten des Sees besonders stark ausgesetzt waren. Es zeigen sich gegenwärtig aber fast überall Zeichen einer erfreulichen Aufwarts- entwicklung. Die vorliegenden Abschußpläne weisen allein von 1956 auf 1957 eine Zunahme von 28% aus. Ein (für die derzeitigen Verhältnisse) auffallend hoher (dafür aber jagdlich nicht befriedigender) Rehwildbestand wird für das Aurevier Nickelsdorf mit 14,4 Stück/100 ha angegeben, Bovidae — Hornträger -—. Ovis musimon Pallas, 1811 — Mufilon Vorkommen im Gebiet: Muffelwild wurde (nach Amon, 1931) im Jahre 1929 in den Odenburger Bergen im ungarischen Seevorgelände ausgesetzt. Als Wechselwild kamen von dort auch manchmal einzelne Stücke in die österreichi- schen Nachbargebiete (Schmidt, 1935), und auch während des Krieges sollen noch mehrere Stücke in das Gebiet von Sieggraben eingewechselt sein (Sauerzopf, 1954). Eine Meldung über das Vorkommen im engeren Untersuchungsgebiet fehlt. Leporidae — Hasen 36. Lepus europaeus transsylvanicus Matschie, 1901 — Feldhase Material: 1 Balg mit Schädel und 11 Schädel; 100 Stücke im Fleisch untersucht. a Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 247 Systematik: Die Feldhasenpopulation des Untersuchungsgebietes ge- hort der Rasse transsylvanicus an, zu der schon Koller (1934) sudburgen- ländische und Wettstein (1955) und Zalesky (1955) niederösterreichische Hasen stellten. Die Feldhasen des Neusiedlersee-Gebietes zeigen das Hauptmerkmal von trans- sylvanicus, die hell- bis bläulichgraue Färbung von Keulen und Hinterrücken im Winterfell adulter Tiere sehr deutlich. An 40 Novemberhasen wurden Hinterfuß- sohlenlängen von 132 bis 156 mm (M — 146) gemessen. Die Schädel von 11 adulten Stücken messen: Min. Max. M. CB 82,7 89,1 86,0 Jb 44,6 49,7 47,9 Innerhalb des transsylvanicus-Areals, das von Krim und Südukraine über einen Großteil des Balkan bis in das Wiener Becken reicht, ist eine leichte Variation der Größe wahrnehmbar. Und zwar werden die Hasen von Südost nach Nordwest zu allmählich etwas kleiner, Im Schrifttum liegen bisher die folgenden Angaben über die Variation der Condylobasallänge bei transsylvanicus-Populationen vor: Gebiet Autor n Min. Max. M. Südukraine Migulin (1938) 9 85,0 93,0 88,8 Bulgarien Martino et al. (1953) 97 84,8 85,6 89,1 SO-Europa Zimmermann (1953) 14 80,0 92,0 87,2 Neusiedlersee-Gebiet eigene Messungen 11 82,7 89,1 87,2 Niederosterreich eigene Messungen 16 82,0 90,8 86,6 Die Grenze gegen die westlich anschlieBende Nominatform ist zur Zeit noch nicht klar. Im niederösterreichischen Alpenvorland scheint eine Misch- population zu leben. Wo in Niederösterreich und im Südburgenland (oder auch in der Steiermark) die Westgrenze des geschlossenen Vorkommens der graurückigen Feldhasen liegt, kann aus Mangel an Material noch nicht entschieden werden. Eine Untersuchung dieser Rassengrenze an Hand grö- ßerer Reihen wäre wichtig. L. e. transsylvanicus lebt noch im hohen Wald- viertel (Gegend von Alt-Melon—Kl.-Perthenschlag; O. Wettstein, briefl.). Andererseits befindet sich in der Sammlung des Naturhistorischen Mu- seums in Wien ein rein braunrückiges Winterstück aus dem Wienerwald, und Dr. H. Freundl zeigte mir ein gleiches vom Riederberg. Diese vorerst vereinzelten Nachweise deuten auf die Möglichkeit hin, daß im Wiener- wald noch eine, im Osten, Norden und zum Teil auch Westen von trans- sylvanicus umgebene europaeus-Restpopulation lebt. Es wäre recht gut denkbar, daß auch Lepus europaeus den Arten zugerechnet werden muß, bei denen sich die Grenzzone zwischen einer westlichen (europaeus) und einer östlichen (transsylvanicus) Rasse in unserem Gebiet zugunsten der letzteren verschiebt. Es ist in diesem Zusammenhang doppelt interessant, daß sogar für das Untersuchungsgebiet die Möglichkeit der Existenz letzter Reste eines ehemaligen europaeus-Bestandes besteht. So versicherte mir ein Wildprethändler, Herr Kahmer, dessen verständnisvollem Entgegenkom- men ich einen Teil meines Hasenmaterials verdanke, daß er regelmäßig aus den Eisenstádter Revieren auch ganz ,rote” Winterhasen bekäme, Indi- viduen also, denen jede Spur des charakteristischen hellgrauen Hinter- rückens von transsylvanicus fehlt. Daß sogar noch weiter ostwärts mit der [ Bonn 248 K. Bauer EN Beitr. Existenz derartiger europaeus-Restpopulationen gerechnet werden kann, zeigt die Beschreibung von karpathorum durch Hilzheimer (1906). Diese Form wurde auf Grund geringerer Größe und rein brauner Färbung des Hinterrückens aufgestellt, kann also in jeder Hinsicht als typischer euro- paeus gelten. Leider ist außer Hiizheimers Beschreibung, die keine ge- nauere terra typica anführt als ,Karpathen”, nichts über Karpathenhasen mitgeteilt worden. Wenn es auf Grund der spärlichen Unterlagen auch noch nicht als er- wiesen gelten kann, so erscheint es doch nicht ausgeschlossen, daß wir esin diesem Fall, ähnlich wie bei Erinaceus europaeus bis zu einem gewissen Grade wieder mit einem ökologischen Gegensatz zwischen westlicher , Wald”- und östlicher ,Steppen“form zu tun haben. Ökologie: Ursprünglich Steppen- oder Waldsteppentier, gehört der Feldhase wohl zu den Arten, die in der heutigen Kultursteppe (solange sie nicht allzu technisiert wird) günstigere Verhältnisse und eine größere Dichte erreichen als in ihren primären Lebensräumen. Im Untersuchungs- gebiet fehlt der Feldhase keinem Biotop von den Wäldern des Leitha- gebirges bis zu den nassen Wiesen der Verlandungszone und des Hansag. Manche Individuen haben ihre Sassen hier noch auf kleinen, ringsum von Wasser umgebenen Erhöhungen und halten an diesen „Wasserburgen" eisern fest. Wieweit die von den Jägern getroffene Unterscheidung von ,Feld”- und „Wald”hasen im Gebiet durch einen möglicherweise vorhan- denen europaeus-Anteil der letzteren auch taxonomisch und Ökologisch be- stätigt wird, können erst künftige Untersuchungen entscheiden. Vorkommenim Gebiet: Eine Aufzählung von Fundorten erübrigt sich bei diesem wohl allerbekanntesten Säugetier. Auf Grund seiner klimatischen und öko- logischen Bedingungen gehört das Untersuchungsgebiet (ebenso wie das benach- barte Wiener Becken) zu den hasenreichsten Landschaften Mitteleuropas. Auf eine Wiedergabe der Zahlen der Jagdstatistik muß leider verzichtet werden, weil sie nach dem sicher nicht voreingenommenen Urteil des Herrn Bezirksjägermeisters ganz unrichtige Angaben liefert. Bionomie: Im Schrifttum wiederholt sich bis in die neueste Zeit (z. B. Koenen, 1956) die Angabe, daß der Feldhase wegen der sehr verschiedenen Länge von Vorder- und Hinterbeinen beim Bergablaufen über steile Hänge behindert sei oder es auch gar nicht könne. Diese Feststellung geht aber wohl mehr auf oberflächliche morphologische Überlegungen als auf tatsäch- liche Beobachtungen zurück. Bei den Beobachtungen an einer Ufer- schwalbenkolonie in der Lößwand am ,Wienerberg” bei Neusiedl ent- deckte ich zufällig einen vielbenützten Hasenpaß, der mit einer Steigung von wohl 60—65° über ein schmales Band durch einen Teil dieser Abbau- stelle führte. Obwohl es für die Hasen und die denselben Paß benützenden Kaninchen ein leichtes gewesen wäre, das Hindernis ganz zu umgehen, be- nutzten beide Arten den Paß ganz regelmäßig sowohl auf- wie abwärts. Auch abwärts war ihnen dabei, gleichgültig ob in langsamer oder schneller Gangart, keine Behinderung anzumerken. RL ee | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 249 _ Nahrungsuntersuchungen wurden nicht regelmäßig angestellt, doch liegt ein merkwürdiger Einzelbefund vor. Am 15. April 1956 fand ich in der Umgebung der Illmitzer Zicklacke viel Hasenlosung, die nahezu aus- schließlich aus Samen von Schoenoplectus tabernaemontani und Bolbo- schoenus maritimus, zwei Binsenarten, die einen Großteil der Fläche dieser Lacke bedecken, bestand. Diese Losung schien zur Zeit der Aufsammlung schon eine Zeitlang zu liegen. Sie stammt wahrscheinlich aus der Periode des strengen Frostwetters im Februar und März des Jahres. Wahrschein- lich wurden die Hasen zur Aufnahme dieser in anderen Jahren nicht fest- gestellten Notnahrung durch die zeitweilig größere Schneelage dieses Winters, die den Zutritt zur normalen Winternahrung erschwerte, ge- zwungen. Die Samen waren zum größeren Teil nicht zerbissen und hatten den Verdauungstrakt teilweise unverändert passiert. Ihr Gewichtsanteil schwankte in einzelnen Losungs,pillen” zwischen 75 und 95%. Bei dem übrigen Inhalt schien es sich in erster Linie um Reste von Halmen und Fruchtständen derselben Pflanzen zu handeln. 37. Oryctolagus cuniculus cuniculus Linnaeus, 1758 — Wildkaninchen Material: 1 Balg mit Schädel und 2 Schädel. Systematik: Angesichts des geringen Materials folge ich in der Be- nennung vorläufig Ellerman & Morrison-Scott (1951) und Wettstein (1955). Eine endgültige Klärung des subspecifischen Status der mitteleuropäischen Populationen des Wildkaninchens steht aber noch aus. Wie Zimmermann (1953) neuerlich gezeigt hat, kann als terra typica von cuniculus nach Linnaeus’ Angabe nicht Deutschland, sondern nur Spanien angesehen wer- den. Damit aber hat der Name cuniculus an Stelle von huxleyi vor allem für die westmediterranen Populationen zu gelten. Diese aber scheinen nach den von Zimmermann angedeuteten Unterschieden in den Schädel- maßen subspecifisch verschieden von den mitteleuropäischen, doch kann dies erst an Hand größeren Materials entschieden werden. Ökologie: Das Wildkaninchen bevorzugt leichte und warme Böden, wenn es auch nicht so abhängig von diesen ist, wie oft angenommen wird. Immer aber muß der Grundwasserspiegel entsprechend tief liegen, um der Art die Anlage ihrer ausgedehnten und tiefreichenden Baue zu er- möglichen; außerdem wird der Schutz dichten, niederen Gestrüpps gesucht. Besonders an den weithin mit steppenartigen Trockenrasen bedeckten Ab- hängen der Parndorfer Platte wird diese Bindung an eine ,Maquis”-Land- schaft, wie sie von Goethe (1955) schon festgestellt wurde, deutlich. Die hier verstreut auftretenden Kaninchenkolonien halten sich streng an ein- zelne Gebüschgruppen, Weinberghecken oder wenigstens an lokale Hoch- staudenfluren im Schutz eines alten Panzergrabens. Der Kaninchenbestand des Gebietes, schon wegen der weithin ungeeig- neten Biotopverhältnisse insgesamt nicht allzu groß, ist in den letzten 15 Jahren unter dem Einfluß zweier biotischer Faktoren merklich zurück- 250 | K Bauer ES zool. Beitr, gegangen. Schon für die Mitte der vierziger Jahre wird über einen starken Rückgang des Wildkaninchens im Untersuchungsgebiet berichtet (F. Leiner u.a., mdl. Mitt.). Beachtenswert ist daran, daß sich der Bestand bis 1955 nicht wesentlich hob. Ähnliche Meldungen gingen mir auch aus dem öst- lichen Niederösterreich zu. Dabei wurde mehrfach darauf hingewiesen, daß der Wildkaninchenbestand sehr stark durch den Steppeniltis gezehntet würde (Bauer, 1953c). Zwar liegen dieser Auffassung keine genaueren Bestandskontrollen zugrunde, sondern nur einige mehr oder weniger zu- fällige Feststellungen. Trotzdem könnte die Auffassung richtig sein. Ge- rade für den Zeitpunkt, für den das Absinken der Kaninchenbestände ge- meldet wird, ist andererseits eine Zunahme von Mustela eversmanni gesichert. Und in mehreren Einzelfällen wurde betont, daß der Rückgang oder sogar die Ausrottung eines lokalen Kaninchenbestandes dem Auf- treten der ,Feldiltisse” folgte. Wenn naturgemäß auch die Möglichkeit, daß die beiden Erscheinungen zwar gleichzeitig, aber doch unabhängig voneinander auftraten, nicht ganz geleugnet werden kann, so spricht doch auch die Tatsache, daß, ähnlich wie der Steppeniltisbestand nicht wieder zurückging, der Kaninchenbestand sich in den folgenden 10 Jahren nicht wieder hob, gegen die Annahme des vorübergehenden Wirkens eines ande- ren Faktors, wie etwa einer Seuche oder der strengen Kriegswinter. Über- dies erscheint der Steppeniltis als ausgesprochener Zieselspezialist ge- radezu prädestiniert auch für die Jagd auf Kaninchen. Eine Bevorzugung derselben und damit eine entsprechend größere „predatorial pression” auf ihren Bestand in Gebieten gemeinsamen Vorkommens ist recht gut denk- bar, ist die Bejagung der Kaninchen für den Iltis doch schon allein durch die für ihn selbst hinreichend weiten Gänge im Gegensatz zu den engen Ziesellöchern, die erst aufgegraben werden müssen, erheblich einfacher. Seit etwa 1955 wird der Wildkaninchenbestand des Untersuchungsge- bietes durch einen weiteren sehr wesentlichen biotischen Faktor niedrig gehalten — die Myxomatose. Die vermutlich ersten Myxomatoseopfer fand ich im Mai 1955 am Abfall der Parndorfer Platte bei Weiden. Der Befund ist allerdings nicht gesichert, da ein an die Bundesanstalt für Tierseuchen- bekämpfung in Mödling eingeschicktes Stück dort in nicht mehr unter- suchbarem Zustand ankam. Immerhin wurden bald nach diesem Fund wei- tere Meldungen laut, und in den Abschußlisten des Jagdjahres 1955/56 wird das Auftreten der Seuche für Albrechtsfeld, Gols und Gattendorf ge- meldet. Wie überall in Gebieten mit geringer Kaninchendichte ist der zahlenmäßige Rückgang des Bestandes nach Auftreten der Seuche relativ gering. Obwohl sich diese seither über das ganze Untersuchungsgebiet aus- gebreitet hatte, werden aus manchen Kaninchenrevieren auch für 1956 noch recht gute Strecken gemeldet. Vorkommen im Gebiet: Das Wildkaninchen lebt, wenn auch selten in größerer Dichte, am ganzen Leithagebirgsfuß. Im Bereich der Parndorfer Platte ist das Vorkommen weitgehend auf den Rand beschränkt. Relativ große Bestände weisen nur die Reviere am Nordostrand der Platte bei Gattendorf, Zurndorf und Aone | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 251 Nickelsdorf auf. Im trockeneren Ostteil des Seewinkels erstreckt sich ein schwaches Kaninchenvorkommen vom Rand der Parndorfer Platte bis in das Gebiet des Guts- hofes Albrechtsfeld. Im Westteil des Seewinkels findet die Art nur ganz lokal an dem Sanddamm am Ostufer des Sees zusagende Standorte mit hinreichend tiefem Grundwasserstand. Hier leben einige ganz kleine Kolonien in dem Dammabschnitt zwischen Podersdorf und Illmitz, Sciuridae — Hörnchen 38. Sciurus vulgaris fuscoater Altum, 1876 — Eichhörnchen Material: 2 Stopfpräparate. Systematik: Aus dem eigentlichen Untersuchungsgebiet liegen nur zwei Stopfpräparate ohne Maße und mit eingebauten Schädeln vor. Diese gehören der roten Phase an und unterscheiden sich in keiner Weise von roten Tieren in den vorliegenden Serien aus dem Südburgenland, vom Wienerwald und aus dem Laxenburger Park im Naturhistorischen Museum in Wien, die in Maßen und Färbung typische fuscoater sind. Wettstein vermutet wegen des Fehlens der schwarzen Phase für Mähren und das nördliche Niederösterreich eine eigene, noch unbenannte Rasse (Wettstein, 1927, 1955 b). Nach dem Zitat im Catalogus (Wettstein, 1955 a) hält er das Vorkommen dieser Form auch im Burgenland für möglich. Ein anderer Unterschied als die ver- mutete Einphasigkeit scheint nicht vorzuliegen. Abgesehen davon, daß eine solche ohne andere, einschneidendere Unterschiede kaum die nomenklatorische Trennung einer lokalen Population rechtfertigen würde, ist es fraglich, ob es überhaupt in Osterreich Gebiete ganz ohne „schwarze“ Eichhörnchen gibt. Nach Mitteilung der Herren Kühtreiber (Laa/Thaya) und H. Keil (Eggenburg) gibt es solche auch im Weinviertel. In der Population des Leithagebirges beträgt der Anteil der dunklen Tiere etwa 20% — ähnlich wie in den vorliegenden Serien aus dem Laxenburger Park und dem Wienerwald. In der kleinen, weitgehend isolierten Kolonie des Halbthurner Schloßparkes traf ich während meiner ganzen Beobachtungszeit immer nur rote Tiere an, doch sah A. Festetics (briefl.) 1959 dort auch ein dunkelbraunes und ein flavistisches gelbes Stück (neben etwa 30 roten — einer für das relativ kleine Gebiet unge- wöhnlich hohen Zahl). Ökologie: Das Eichhörnchen ist im Untersuchungsgebiet auf die großen, geschlossenen Waldgebiete beschränkt. Abgesehen von dem auch aus anderen Gebieten bekannten Fehlen in ganz jungen Stangenhölzern ist die sehr unterschiedliche Dichte in den verschiedenen Waldgesellschaften auf- fallend. Am häufigsten ist das Eichhörnchen unbedingt in den Eichen-Hain- buchenwäldern. Während das Fehlen in den dürftigen, nahrungsökologisch ungünstigen Robiniengehölzen nicht verwundert, überrascht das weit- gehende Zurücktreten oder Fehlen in den nahrungsökologisch scheinbar so günstigen Flaumeichen-, Zerreichen- und auch warmen Stieleichenwäldern. Es ist dies offenbar dieselbe Erscheinung, die Gewalt (1956) nach einer ungenannten Quelle für Rußland angibt: „In den europäischen Teilen der SU sollen schattige Wälder den lichtdurchfluteten vorgezogen werden“, und die auch Heptner, Morosowa & Zalkin (1956) andeuten, wenn sie schreiben, daß stark gelichtete Waldteile gemieden werden. Ich persönlich habe den Eindruck, daß der entscheidende Gegensatz weniger schattig- licht als mesophil-trocken-warm ist. Im allgemeinen herrscht zwar eine 252 | K. Bauer ee zool. Beitr. deutliche Korrelation zwischen den Merkmalspaaren schattig und mesophil einerseits und licht und trocken andererseits. Das häufige Vorkommen von Eichhörnchen in Parks, die als mehr oder weniger stark künstlich lichtgehaltene mesophile Wälder gelten könnten, zeigt aber, daß Licht- stellung und Besonnung für sich allein keine entscheidende Rolle spielen. Welche Ursache diese Bevorzugung mesophiler Waldtypen hat, ist unklar. Neben irgendwelchen standortklimatischen Faktoren kämen in erster Linie wohl nahrungsökologische in Betracht. Vor allem muß ja beachtet werden, daß Samen und Früchte nur für einen Teil des Jahres die Nah- rungsgrundlage bilden und daß der nahrungsökologische „Engpaß" sicher nicht zur Zeit des reichsten Nahrungsangebotes zur Reifezeit in Erschei- nung tritt. Nach der Lage der gefundenen Nester hatte ich den Eindruck, daß auch für Siebenschläfer (Glis glis) und Haselmaus (Muscardinus avel- lanarius) diese Bevorzugung mesophiler Waldtypen gilt. Da es sich hier um zwei Angehörige eines anderen Verbreitungstyps, aber eines ganz ähnlichen biozönotischen Arpassungstyps handelt — für alle drei Arten bilden im Frühjahr und Sommer wohl Knospen, Blätter und Rinden die Hauptnahrung —, ist dies wohl ein Argument, das eher auf eine nahrungs- ökologische als eine standortsklimatische Bedingtheit hindeutet. Vorkommen im Gebiet: Das Eichhörnchen bewohnt das ganze Leitha- gebirge vom Sonnenberg bis zum Brucker Wald. Außerhalb dieses großen Wald- komplexes habe ich es nur als Bewohner des Halbthurner Schloßparkes und der angrenzenden Waldparzellen kennengelernt. Das Vorkommen dort ist ökologisch recht interessant, weil es die Befunde im Leithagebirge bestätigt, Dieser Halb- thurner Parkwald ist zwar nicht sehr ausgedehnt, ähnelt physiognomisch aber weit- gehend den mesophilen Leithagebirgswäldern, während die größeren, eichhorn- freien Bestände des Karlwaldes und des Zurndorfer Eichenwaldes sehr viel trockener sind. Gelegentlich wandern Eichhörnchen aus ihren normalen Lebensräumen aus und erscheinen dann manchmal auch in recht abgelegenen Gebieten. So kommen nach Solymosy (1939) manchmal einzelne Stücke — wohl aus den Odenburger Bergen, für die die Art von Vasarhelyi (1939) genannt wird — in das Gebiet von Nagylozs, südlich des Sees. Herr Hareter (Weiden) zeigte mir zwei ausgestopíte Eichkater, die er in verschiedenen Jahren an der Straße Weiden—Gols geschossen hatte. Beide Male waren die Tiere, als sie unter der Nußbaumallee am Straßen- rand dahinliefen, vom Schützen für Wiesel gehalten worden, da Eichhörnchen in diesem von den beiden benachbarten Vorkommen im Leithagebirge und bei Halb- turn etwa 8km entfernten Gebiet so gut wie unbekannt waren. Bionomie: Von Kulturfolge kann im Untersuchungsgebiet gegenwärtig kaum die Rede sein. Obwohl Kirschen-, Pfirsich- Mandel- und Walnuß- baume und auch andere Obstgehölze in den Weingarten überall bis an den Rand des Waldes herantreten, scheinen sie von Sciurus vulgaris hier kaum oder gar nicht besucht zu werden. Nur am Rand des Halbturner Parkes fand ich einige Walnußschalen, die sicher von Eichhörnchen geöffnet waren. 39. Citellus citellus citellus Linnaeus, 1766 — Ziesel Material: Gefangen und untersucht 100; 32 Bälge mit Schädeln und 8 Schädel in Coll. Bauer, und 8 Bälge mit Schädeln (leg. R. Zimmermann) in Nat. Hist. Mus. Wien, 1 Balg mit Schädel in Coll. H. Steiner. se Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 253 Systematik: Die Citellus citellus-Population des Untersuchungsgebietes läßt sich etwa folgendermaßen charakterisieren: Die Oberseite ist gelbgrau, wie bei den meisten Rassen von C. citellus deutlich gesprenkelt. Der dunkle Zeichnungs- anteil ist etwa Dark Greyish Olive (XLVI), das gelbe Element im Sommer Isabella Color (XXX). Die Unterseite ist gelblich bis gelb, etwa Chamois — Honey Yellow (XXX), Kinn und Kehle, manchmal auch noch die Vorderbrust, sind weiß. Zwischen Ober- und Unterseitenfárbung ist eine dunklere, ziemlich einfarbig ockerige (Honey Yellow) Zone eingeschaltet; dieselbe Färbung erstreckt sich bei manchen Individuen auch auf Brust und Bauch. Im langhaarigen Winterfell wirken die Tiere grauer, die Seitenzone ist viel weniger ausgeprägt gelblich, und die Unterseite ist weißlich. Die Augen sind in beiden Kleidern von einem weißlichen Ring umgeben, und Nasenrücken und zum Teil auch Oberkopf sind dunkler, brauner als die übrige Oberseite. Jungtieren fehlen fast alle gelben Töne, sie sind damit so ähn- lich gefärbt wie die Winterstücke, doch ist die Unterseite bei ihnen grau. Maße: 86 Be n Min. Max. M. n Min. Max. M. KKL 33 182,0 210,9 200,0 62 179,0 210,0 193,7 Schw. 55,0 69,0 62,6 54,0 68,0 60,0 HFS. 33,0 38,0 36,0 3210 37,0 34,7 O 7,4 95 8,2 7,0 9,1 7,9 Gew. 178,0 250,0 222,0 148,0 254,0 196,7 CB 13 40,0 43,6 41,6 24 38,1 42,8 40,4 Jb 25,0 29,0 Digs 24,9 28,2 26,7 Unter Einschluß einer Reihe von Schadeln ohne Geschlechtsangabe ergeben sich die folgenden Werte (n — 49): Min. Max. M. CB 38,1 43,6 40,8 Jb 24,9 29,1 26,9 Die systematische Gliederung von Citellus citellus ist gegenwärtig erst recht unzureichend bekannt. Wie in anderen ähnlichen Fällen auch fehlt es zwar nicht an Rassenbeschreibungen, wohl aber an einer kritischen Sichtung von Material aus dem ganzen Areal. Bislang herrscht nicht ein- mal Übereinstimmung hinsichtlich der Abgrenzung der Art. So unter- scheidet Ognev (1947) 5 paläarktische Arten des Subgenus Citellus s. str.: suslicus, citellus, xanthoprymnus, alaschanicus und dauricus. Ellerman & Morrison-Scott (1951) ziehen die letzteren vier durchweg allopatrischen Arten unter dem Namen citellus zusammen. Demgegenüber bleiben aber auch die neuesten russischen Arbeiten im wesentlichen bei der Ognev- schen Gliederung (Vinogradov und Gromov, 1952, Bannikow, 1954), nur wird der kleinasiatische xanthoprymnus mit citellus vereinigt. Ob nun die engere oder weitere Fassung des Artbegriffs empfehlenswerter ist, ist aber im Rahmen dieser Untersuchung bedeutungslos. Wesentlich ist, daß die Formen xanthoprymnus, dauricus und alaschanicus die nächsten Ver- wandten des europäischen Ziesels sind. Ein Blick auf die Verbreitung dieser Citellus-Gruppe vermittelt nun gleich einen überraschenden Befund. Diese ist nämlich keineswegs, wie man das von einem Steppentier erwarten möchte, über die ganze süd- paläarktische Steppenzone verbreitet. Ganz im Gegenteil ist das Areal in mehrere relativ kleine Inseln aufgespalten. C. citellus bewohnt Südost- 254 K. Bauer ee europa, xanthoprymnus Kleinasien, alaschanicus lebt im Mongolischen Altai, Alashan und in Kansu und dauricus in Transbaikalien und der Mandschurei. Ein Vergleich mit den Verbreitungsbildern der anderen Zieselarten zeigt, daß diese Verteilung keineswegs zufällig ist. Alle ge- nannten Areale (und auch das des sicher spezifisch verschiedenen, aber ebenfalls dem Subgenus Citellus angehörenden C. suslicus) liegen jeweils am Rande des Areals des Subgenus Colobotis, das die ganze zentrale Steppenzone einnimmt. Die jetzigen altweltlichen Vorkommen von Citellus s. str.‘) können danach nur als abgedrängte Reste einer früher geschlosse- neren Gruppe betrachtet werden. Daß sich diese Citellus-Formen jeweils am Rand und in den Übergangsbereichen der Steppenzone halten konnten, in den zentraleren und extremeren Teilen derselben aber zur Gänze Colo- botis weichen mußten, ist ein deutlicher Hinweis darauf, daß Citellus s. str. weniger vollkommen an den Steppenlebensraum angepaßt ist. Es ist im Zusammenhang damit erwähnenswert, daß zumindest für die uns vor allem interessierende Art C. citellus Pidoplitschka (1932) schon ganz Ähn- liches feststellte, wenn er diese als eine der ältesten Steppennagerformen der Ukraine bezeichnete. Aus dem vom Gebiet Winniza in der Westukraine bis Nordgriechen- land, Serbien und Niederösterreich nach Westen und bis Südschlesien nach Norden reichenden Areal der Art sind mehrere Rassen beschrieben wor- den — manchmal leider nur nach unzureichenden Serien und vor allem mit sehr geringem Vergleichsmaterial der Nachbarformen. Zwei Revi- sionen von V. und E. Martino (1940 b) und Markov (1957) beziehen in ihre Betrachtung jeweils nur einen Teil der Populationen ein. Überdies wider- sprechen sie sich in einem nomenklatorischen Punkt. Terra typica von Mus citellus Linnaeus (1766) ist Osterreich (Austria). Freilich ist nicht näher bekannt, aus welchem Teil des damaligen Österreich: Schlesien, Böhmen, Mähren oder Niederösterreich Linnes Typus stammte. Dies ist indes nicht mehr weiter wichtig. V. und E. Martino haben als erste Revi- soren. mit vollem Recht ein Stück von Wagram in Niederösterreich als Topotypus bezeichnet und damit eine exakte terra typica fixiert, an die man sich in Zukunft wird halten müssen. Markovs Designierung von Neu- siedl/See als engere terra typica ist schon deshalb unzulässig. Sie ist es aber auch noch aus einem anderen Grund: Neusiedl gehörte wie das ganze Burgenland zur Zeit Linnes zum Königreich Ungarn. Da nichts dazu be- rechtigt, anzunehmen, Linnés Material stamme nicht aus dem von ihm angegebenen Land („Austria“), kommt für die Wahl einer eingeengten terra typica für C. c. citellus nur ein Zieselfundort im Bereich des alten Österreich in Betracht. Das vorliegende Material ist zu dürftig, um eine kritische Betrachtung der Rassengliederung im gesamten Areal der Art zu gestatten. Eine Be- urteilung wird weiter erschwert durch eine anscheinend weitgehend un- *) In Nordamerika sind Arten der Untergattung Citellus weit verbreitet. ee Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 253 gerichtete, mosaikartige Variation, in der sich bisher nur erkennen läßt, daß kleinwüchsige Populationen, die die Ungarische Tiefebene bewohnen, fast rundum (in Mähren und Niederösterreich, in Serbien, Mazedonien, Bulgarien, Muntenien und in der Provinz Moldau) von großwüchsigen Po- pulationen umgeben sind. Die Tiere des Neusiedlersee-Gebietes stimmen hinsichtlich ihrer Größe (CB 38,1—43,6 [M =40,8mm]) ganz mit den von Ognev (1947) für 4 mittelungarische Stücke (40,2—40,8 [M — 40,6 mm]) und den von den Martinos, von Calinescu (1934) und Markov für Serien aus dem Banat angegebenen Maßen überein. V. und E. Martino haben diese kleinen Tiere als C. c. lascarevi benannt (CB 38,5—42,5 [M + — 40,5 mm]). Von der jugoslavischen Typenserie unterscheiden sich allerdings die Neusiedler Tiere (und auch schon die von Markov als lascarevi bestimm- ten nw-bulgarischen Tiere) durch größere Hinterfußsohlenlängen und absolut und relativ längeren Schwanz. Die vorliegende Population wäre deshalb vorläufig am ehesten als C. c. citellus = lascarevi zu bezeichnen. Bis zur Klärung der Rassengliederung der pannonischen Zieselpopulatio- nen halte ich es aber für genauso gut vertretbar, von einer Gliederung über- haupt abzusehen und alle diese + stark voneinander abweichenden Popula- tionen unter C. c. citellus zusammenzufassen. Eine Untersuchung großen Zie- selmaterials ist jedenfalls dringend zu wünschen. Auch in Osterreich ver- spricht sie noch sehr interessante Ergebnisse: Nicht nur, daß die Ziesel- populationen Niederösterreichs nördlich der Donau großwüchsiger sind als die burgenländischen Tiere. Auch südlich der Donau und damit durch keine (rezente) Verbreitungsschranke von der Population der Kleinen Ungari- schen Tiefebene getrennt, leben schon großwüchsige Tiere. Zwei Schädel von Petronell und Maria Ellend*) haben 43,3 und 44,1mm CB und liegen damit an und über der oberen Grenze der Neusiedler Population. Ein wahrer Riese aber ist ein 4 im Naturhistorischen Museum in Wien vom Eichkogel bei Mödling: KKL 223, Schw. 90, HFS 43,0, CB AES JD 3, zmm: Geradezu unwahrscheinlich ist das Gewicht von 380g am 12. März (!), das das unter 100 Neusiedler Tieren ermittelte Maximum noch um fast 50% übertrifft. Ökologie: Citellus citellus gilt als Steppentier schlechthin. Allein, schon die Verbreitung erweist, daß es den zentralen Steppenlandschaften fehlt und eigentlich nur im ökologisch weniger extremen Randbereich der Steppenzone vorkommt. Zum Teil könnten und dürften neben der aus den Verbreitungsbildern deutlich werdenden Konkurrenz von Citellus (Colo- botis) pygmaeus und anderen eigentlichen Steppenzieseln, daran auch klimatische Faktoren Anteil haben, ganz ähnlich, wie dies bei dem ver- wandten C. suslicus der Fall ist, der ähnlich wie citellus im pannonischen, im polodisch-ukrainischen Randbereich der Steppenzone lebt und dessen *) Der Schädel wurde unter einem Würgfalken-(Falco cherrug-)Horst in der Donau- au am nördlichen Orther Ufer der Donau gesammelt; die Falken jagten aber so gut wie ausschließlich südlich des Stromes. 256 | Bauer Eo Verbreitung nicht durch erfaBbare geographische oder edaphische Faktoren begrenzt wird (Surdacki, 1956). Innerhalb dieser „gemäßigten“ Steppen- zone allerdings ist das Ziesel genau wie verwandte Arten auf Trocken- rasen beschränkt. Für Verbreitung und Siedlungsdichte spielt die Höhe der Vegetation eine wesentliche Rolle. Beweidung, die bei anderen Trockenrasenelementen zu einem starken -Abfall in der Siedlungsdichte iührt, wohl weil Baue und Gänge kleinerer Tiere zertreten werden und die stark verfestigten Weideböden das Graben erschweren, ist für Citel- lus citellus ausgesprochen günstig, weil sie den Pflanzenwuchs niedrig hält. Ähnlich, wie dies schon Volcanezkij & Furssajev (1934) am Kleinen Ziesel (C. pygmaeus) festgestellt haben, verschwindet auch C. citellus, wenn sich nach Einstellung der Beweidung stellenweise hohe, dichte Gras- bestände entwickeln. Darüber hinaus wäre es denkbar, daß C. citellus, wie nach den genannten Autoren C. pygmaeus, durch den weidebedingten Wecsel im Artenbestand der Trockenrasen begünstigt wird. Bei den durchgeführten Nahrungsuntersuchungen fand ich allerdings im Unter- suchungsgebiet keine deutliche Bevorzugung ausgesprochener Weidefolger, wie sie Volcanezkij und Furssajev bei großangelegten Untersuchungen in West-Kasakstan feststellten. Die Beschränkung auf Trockenrasenstandorte mit niedriger Vegetation führt zu einem insel- bis kolonieartigen Vorkommen, das durch die aus- gesprochene Geselligkeit der Art noch weiter verstärkt wird. In einer Zeit vor dem starken, landschaftsformenden Einfluß des Menschen muß diese ökologische Spezialisation zu weitgehender bis völliger Isolierung zahl- reicher Populationen und Sippen geführt haben, ein Umstand, der zweifel- los wesentlich zu der Ausbildung vieler, taxonomisch schwer faßbarer Subtilformen beigetragen haben muß. Der intensiver genutzten Kulturlandschaft gegenüber verhalten sich nicht alle Zieselpopulationen gleich. Schon zwischen Marchfeld und Neu- siedlersee-Gebiet bestehen da nach eigenen Beobachtungen einige Unter- schiede. Im Untersuchungsgebiet lebt C. cıtellus in großer Dichte nur auf Hutweiden und ähnlichen Trockenrasen. Regelmäßig, aber bereits in er- heblich geringerer Dichte werden länger unbewirtschaftet gebliebene Brach- acker besiedelt, Getreidefelder aber schon nur sehr spärlich und lokal und Hackfruchtäcker überhaupt nicht. Gegenüber der sehr schwachen Besied- lung der hiesigen Getreidefelder fiel mir die stellenweise ganz beträcht- liche Siedlungsdichte in der einförmigen Kultursteppe des Marchfeldes auf. Dabei scheint es sich bis zu einem gewissen Grade um eine regionale Er- scheinung zu handeln, denn nicht nur im Marchfeld, sondern auch im anschließenden Weinviertel werden zeitweise durch Prämien geförderte Bekämpfungsaktionen notwendig. Im Untersuchungsgebiet sind größere Schäden nur ausnahmsweise bekannt geworden. So berichtet Solymosy (1939), daß südlich des Sees zeitweise Abwehrmaßnahmen nötig würden. cy | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 257 Vorkommen im Gebiet: Ziesel leben im Untersuchungsgebiet in größter Dichte auf der Parndorfer Platte und im Seewinkel, zwei Landschaften, die wenig- stens jetzt noch ausgedehnte Hutweideflächen aufweisen. Auch die waldfreien Teile der Ruster Hügel sind ziemlich dicht besiedelt. Größere und kleinere Kolo- nien leben ferner an vielen Punkten am Rande des Leithagebirges. Entlang einiger Täler dringt das Ziesel auch ein Stück in das Gebirge ein, so bei Stotzing, Winden und Jois, es fehlt aber den waldfreien Stellen im Waldgebiet selbst, wie der fels- und trockenheidebedeckten Kuppe des Zeilerberges. Der Hansäg ist auf weite Strecken zieselfrei. Auch nach der Absenkung des Grundwasserspiegels sind die dortigen Smonitza-(Niedermoor-)Boden wohl noch zu feucht. Stellenweise, so bei Andau, dringt das Ziesel derzeit aber entlang einiger größerer Straßen und Wege, in deren Böschungen die Baue angelegt werden können, sogar in dieses Wiesen- moorgebiet vor. Im südlichen Seevorgelände ist das Ziesel nach Solymosy (1939) häufig, und auch im Südteil des Hansag kommt es nach Vasarhelyi (1939) wie- der vor. Verbreitungin Österreich: Da einige falsche, alte Angaben bis in die jüngste Zeit durch das Schrifttum geschleppt werden, muß auch die Verbreitung in Osterreich außerhalb des engeren Untersuchungsgebietes kurz umrissen werden. Über das Neusiedlersee-Gebiet hinaus nach Westen reicht das Ziesel bis in das Wulkabecken (Sauerzopf, 1954) und in das Steinfeld. Für das Burgenland stellte Kühnelt (1941) nach Erhebungsmaterial der Burgenländischen Landesregierung eine Verbreitungskarte zusammen, Im mittleren Burgenland lebt Citellus citellus da- nach in der Oberpullendorfer Bucht zwischen Odenburger Bergen und Rechnitzer Gebirge und am Südfuß des Rechnitzer Gebirges. Letzteres, von Prof. Dr. W. Kühnelt entdecktes Vorkommen ist der südlichste gesicherte Punkt des Zieselvor- kommens in Österreich, Für das Südburgenland widersprechen sich die Angaben. So melden die Landesregierungserhebungen die Art aus dem Strembachtal, in dem sie nach Koller (1934) sicher fehlen soll; andererseits aber lassen die Erhebungen das von Koller mitgeteilte Vorkommen im Lafnitztal unbestätigt. Für Nieder- österreich liegt eine schöne Verbreitungskarte von Amon (1931b) vor, die mit einigen kleinen Änderungen (die nicht immer als Verbesserungen bezeichnet wer- den können) von Schweiger (1955) kopiert wurde. Danach umfaßt das Zieselareal hier den größten Teil des Wiener Beckens sowie Marchfeld und Weinviertel. Aus - diesem geschlossen besiedelten Raum reicht die Art in einzelnen kleineren Vor- kommen über das Tullner Feld bis in den östlichen Teil des Alpenvorlandes und ‘auch in den Ostteil des Waldviertels. Die Angaben über das Vorkommen des Ziesels in Steiermark und Kärnten, die aus Brehms Tierleben (auch noch bei Heck, 1925) in die Fachliteratur (z.B. Calinescu, 1934, Brinkmann, 1951) über- nommen wurden, sind falsch. Auch die Angabe über ein Vorkommen in Krain ist unrichtig. Nach Petrow (1950) erstreckt sich das Zieselareal in Jugoslawien nicht über Syrmien und die Bacska nach Westen. Bionomie: Im Untersuchungsgebiet erscheinen die ersten Ziesel in den ersten Märztagen. Als frühestes Beobachtungsdatum notierte ich den 23. März. Am Eichkogel bei Mödling erbeutete R. Petrovits (Wien) schon am 12. März ein Stück. Als erste erscheinen wie bei Citellus pygmaeus (Vol- canezkij € Furssajev, 1934) alte 64, erst 2 bis 3 Wochen später folgen die Vorjahrstiere. Von einem Sommerschlaf, also einer sommerlichen Ruheperiode, wie sie aus Rumänien beschrieben wird (Calinescu, 1934) ist im Untersuchungsgebiet keine Rede. Von Anfang September an verringert sich die Zahl der Tiere merklich, und Anfang Oktober verschwinden die letzten, anscheinend nur Jungtiere, zum Winterschlaf. Die Schlafperiode währt also etwa 6 Monate. Es ist erstaunlich, wie gering der Gewichts- verlust in dieser Zeit ist. Es wogen: Bonn. 258 Ko Bauer = Beitr. 86 ee n Min. Max. M. n Min. Max. M. 29::3..90 2 210 2,15 2.1255 — — == a= GATOS 1 —= _- 220 2 148 172 160 22. 4. 54 10 178 250 218,6 29 156 254 197,3 5./6. 9.52 17 186 250 225 22 170 DASS 194,5 Sogar wenn man die kaum begründete Annahme zu Hilfe nimmt, daß die leichten diesjährigen Tiere vom 6. September an in den 2 bis 4 Wochen bis zu ihrem Verschwinden noch sehr viel an Gewicht aufholen würden und daß andererseits die schweren Frühjahrstiere in wenigen Tagen schon wieder merklich zugenommen haben könnten, bleibt die Differenz recht gering. Stellt man, was zweifellos übertrieben ist, den Herbstmaxima die Frühjahrsmaxima gegenüber, so ergibt sich ein Gewichtsverlust von 2813 6)—37(22)%. Diese Differenz ist immer noch relativ gering gegen den geradezu unwahrscheinlichen winterlichen Gewichtsverlust von Citel- lus pygmaeus. Nach Volcanezkij und Furssajev sinkt das Gewicht der dd bei dieser Art von 400—450 (500) g im Herbst auf 90—120 g im Frühjahr, also um etwa 75%, ab. Als Vorzugsnahrung müssen nach den untersuchten 28 vollen Backen- tischeninhalten Schmetterlingsblütler (Lotus corniculatus, Medicago fal- catum) gelten, die sich bei 57% der Tiere fanden. An zweiter Stelle kamen Gräser mit 29%. Daneben fanden sich Taraxacum, Leontodon, Falcaria, Euphorbia und unbestimmbare Reste. Zwei (vorstehend nicht mitgezählte) 664 hatten die Backentaschen und die ganze Mundhöhle mit Getreide- körnern gefüllt. In 39% der Fälle fanden sich in den Mägen Insekten. Meist handelte es sich dabei um mittelgroße, bewegliche Tiere, vor allem Heuschrecken und Käfer (bis Carabus sp.), für die zufällige Aufnahme mit der Pflanzennahrung kaum in Betracht kommt. In einem Falle über- wog der Anteil der Insektenreste den pflanzlichen Mageninhalt, meist waren aber nur 1 bis 5 Tiere nachweisbar. Ähnliche Befunde sind auch von anderen Citellus-Arten bekannt, und auch von C. citellus wird Auf- nahme tierischer Nahrung schon beschrieben (Calinescu, 1934). Bei Banska Stiavnica in der Slovakei, wo Citellus citellus noch bei 900 m Seehöhe in ganz armen Nardus-stricta-Weiden lebt, bilden nach Turcek (1949) Heu- schrecken sogar die Hauptnahrung. Die frühesten Würfe erfolgen im Gebiet nicht vor Anfang Mai. Die Brunft äußert sich von Mitte bis Ende April in größerer Aktivität. Manch- mal jagen mehrere Tiere minutenlang hintereinander her. Kopulationen wurden nie beobachtet. Sie erfolgen sichtlich, wie bei C. pygmaeus, immer im Bau, nicht wie bei C. erythrogenys im Freien (Zwerew, nach Volca- nezkij und Furssajev, 1934). Das vorliegende Material bietet keinerlei Hinweis auf zwei Würfe im Jahr. Die vorjahrigen 22 werfen aber, wie die Größe der Embryonen in den Reihen vom 22. und 28. April zeigt, im ne | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 259 Durchschnitt 10 bis 20 Tage später als die älteren. Die Embryonenzahl schwankt bei 29 tráchtigen 2? zwischen 2 und 7, der Durchschnitt liegt bei 4,52. Von insgesamt 131 Embryonen entfallen 75 (57,3%) auf das linke und 56 (42,7%) auf das rechte Uterushorn. Diesen lebenden 131 Embryonen stehen 2 (je einer links und rechts) in Resorption begriffene gegenüber. In der Embryonenzahl ist zwischen Vorjahrstieren und älteren YY kein Unterschied. Von 17 jungen YY ließen am 22. April 4 noch keine An- zeichen der Trächtigkeit erkennen, und auch unter 3 Vorjahrs-?? vom 28. April ist eines sexuell inaktiv. Möglicherweise reift auch bei Citellus citellus ein Teil der 2@ nicht im ersten Lebensjahr (bei C. pygmaeus pflan- zen sich, nach Volcanezkij und Furssajev, 1934, etwa 24% erst im dritten Kalenderjahr fort). Nach den vorliegenden Einzelwerten schwankt die Embryonenzahl an- scheinend von Jahr zu Jahr. Einem Mittelwert von 4,13 (n= 21) für 1954 stehen 6,0 (n= 4) für 1955 und 5,0 (n==4) für 1956 gegenüber. Das Ma- terial ist natürlich zu klein für gesicherte Aussagen, doch deutet der Um- stand, daß drei von vier Tieren 1955 das Maximum von 1954 (6 E.) er- reichten oder übertrafen (4, 6, 7, 7) auf mehr als zufällige Differenzen hin. Diese Wurfgrößen werden auch von anderen Autoren für C. citellus bestätigt. So gibt Calinescu (1934), allerdings nur für 2 22 6 Junge an (eine Anzahl weiterer Würfe wird nur erwähnt ohne genauere Daten, weicht danach aber wenigstens nicht grundsätzlich ab). Auch der Altmeister der deutschen Säugetierkunde, R. Blasius (1857), spricht von 4 bis 8 Jun- gen, und im Brehm wird die Wurfgröße mit 3 bis 8 beziffert. Woher die Angabe von 3 bis 11 Jungen bei Mohr (1954) stammt, konnte ich nicht feststellen. Möglicherweise geht sie aber auf eine Arbeit über Citellus (Colobotis) pygmaeus, eine Art, die mehrfach mit C. citellus verkannt wurde, zurück. Nach Volcanezkij und Furssajev (1934) beträgt die Em- bryonenzahl bei dieser Art (n= 302) 4 bis 13 (M —= 7,6). Schon aus der Verbreitung der Untergattung Citellus s. str. wurde ab- geleitet, daß ihre Angehörigen und damit auch unsere Art Citellus citellus keineswegs als vollendet angepaßte Steppentiere betrachtet werden kön- nen. Ein Vergleich mit den aufschlußreichen Untersuchungen von Volca- nezkij und Furssajev (1934) am größengleichen Citellus pygmaeus liefert einige weitere Hinweise. Wieweit die Wurfgröße herangezogen werden kann, ist noch nicht ganz klar. Im allgemeinen scheinen aber Steppensäuger oder wenigstens Steppennager größere Embryonenzahlen zu erreichen als ihre nicht steppenbewohnenden Verwandten. Die von C. pygmaeus er- wähnte hohe Jungenzahl scheint überhaupt für Colobotis bezeichnend, zumindest geben Heptner, Morosowa-lurowa & Zalkin (1956) auch für den großen Citellus fulvus „4 bis 13, gewöhnlich 5 bis 9” Junge an. We- sentlicher noch aber scheinen gewisse stoffwechselphysiologische Unter- schiede, die nach den auffallenden phaenologischen Differenzen ange- nommen werden müssen. Citellus citellus (und auch C. suslicus) lebt 260 K. Bauer ee nirgends in Gebieten, in denen die klimatischen und nahrungsokologischen Verhältnisse nicht mindestens 5 aktive Monate ermöglichen, wobei diese Aktivitätsperiode durch eine kurze sommerliche Ruhepause in einen Früh- jahrs- und einen Herbstabschnitt geteilt werden kann. Citellus pygmaeus aber kommt nach den Untersuchungen von Volcanezkij und Furssajev (1934) mit der unglaublich kurzen Aktivitätszeit von 70 (adult) bis 120 (juv.) Tagen aus und ist in dieser Zeit noch imstande, sein normales Körpergewicht für die bevorstehende, 8 bis 9% Monate währende Ruhe- periode um etwa 200% zu erhöhen. Castoridae — Biber —. Castor fiber Linnaeus, 1758 — Biber Aus dem Gebiet selbst ist ein historisches Bibervorkommen nicht bekannt. Die Art wird aber fiir Ebenfurt an der Leitha genannt (Rebel, 1933) und hat wohl auch die im Norden an das Untersuchungsgebiet grenzenden Teile dieses Flusses be- wohnt. Datiert ist das Ebenfurter Vorkommen nicht; an der Donau selbst erlosch das letzte Bibervorkommen aber 1863. Dipodidae — Springmäuse 40. Sicista subtilis trizona Petenyi, 1882 — Streifenmaus Material: 1 Balg mit Schädel in Coll. Bauer, 1 Stopfpräparat im Niederöster- reichischen Landesmuseum in Wien und ein Alkoholpräparat im Naturhistorischen Museum in Wien. Systematik: Die Gattung Sicista, einziges Genus der Unterfamilie Sicistinae, besteht aus insgesamt 7 Arten. Vier von diesen sind rein asia- tisch, eine lebt im Kaukasus und zwei erreichen noch den Ostteil Europas. Diese beiden, im Gegensatz zu den anderen durch einen schwarzen Rückenstreifen gekennzeichneten Arten wurden lange verkannt und mit- einander verwechselt. Sie sind aber nicht nur morphologisch recht ver- schieden, sondern bewohnen auch ganz verschiedene Biotope. Sicista betu- lina Pallas, 1779, bewohnt lichte Walder, Waldwiesen und Schläge und be- siedelt im ganzen ein nördlicheres Areal. Sie erreicht im Westen Südnorwegen, Jütland, Böhmerwald und Bayerischen Wald (Kahmann, 1951, Kahmann und Wachtendorf, 1951). Sicista subtilis Pallas, 1773, ist in ihrer Verbreitung auf die Steppen- und Waldsteppenzone beschränkt und reicht vom Baikalsee in ziemlich geschlossener Verbreitung bis in die Ukraine und bis Bulgarien (Ognev, 1948, Ausländer et al. 1959). Am weitesten nach Westen vorgeschoben sind mehr oder weniger isolierte Vorkommen in der Großen Ungarischen Tiefebene und im Untersuchungs- gebiet. Die Angaben über ein Vorkommen in der CSR und in Polen bei Ellerman & Morrison-Scott (1951) sind falsch. Sie haben ihre Ursache in dem nomenklatorischen Wirrwarr, der bis in die letzten Jahrzehnte in dieser Gruppe herrschte. mace | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 261 Die beiden Arten sind unschwer zu unterscheiden, Betulina ist lang- schwänziger (Sch etwa 140% KKL gegen 110% bei subtilis) und hat längere HFS (15,0—18,0 gegen 13,7 und 16,5 mm). Die Unterschiede am . Schädel sind nicht sehr groß, aber doch deutlich. Die Differenz in der Länge der Intermaxillaria gegenüber den Nasalia, die bei Ognev (1948) in den Abbildungen angedeutet wird, finde ich bei Vergleich meines Stückes mit 4 S. betulina, die ich der Güte von Herrn Prof. Dr. A. Dehnel (Bialowieza) verdanke, nicht bestätigt. Wie bei Ognev abgebildet, ist aber die fossa interpterygoidea bei subtilis enger, und die bullae auditorii sind weniger aufgeblasen und mehr dreieckig im Umriß. Sehr deutlich ist an diesem Vergleichsmaterial bestätigt, daß bei subtilis die oberen Schneide- zähne senkrecht abwärts, bei beiulina einwärts stehen. Auffallend aber sind vor allem die schon von Mehely (1913) entdeckten Unterschiede in der Struktur des Penis. Wie manche andere Nager weisen die Dipodidae eine Penisarmierung aus hornigen Tuberkeln, Zähnen oder Schuppen auf, die bei dieser Familie aber ungewöhnlich variabel ist und auch im Bereich kleinerer systematischer Einheiten noch starker Variation unterworfen, dabei aber durchaus art- oder rassenspezifisch ist. Während der Penis von S. betulina nun dorsal zwei lange, schmale, schwach gebogene Dorne trägt, hat der Penis von S. subtilis nur einen Dorsaldorn (Pagast, 1950, Ognev, 1948). Überdies unterscheiden sich die beiden Arten aber auch in der Färbung deutlich (Farbtafel bei Ognev). Der schwarze Mittelstreif ist bei betulina breiter, etwa 3 mm, nicht ganz scharf begrenzt, bei subtilis schmäler, etwa 1,5 mm breit, scharf begrenzt und gegen die Rückenfärbung beiderseits durch eine etwa 2mm breite, deutlich aufgehellte Zone abgesetzt, die bei betulina fehlt. Überdies ist bei betulina die Oberseite rötlichbraun, etwa Sayal Brown (XXIX) bis Cinnamon Brown (XV), die Unterseite etwa Buff, bei subtilis aber die Oberseite fast rein grau, etwa Drab-Hairbrown (XLVI), mit einem leichten Anflug von Pinkish Buff (XXIX), die Unterseite aber weißlich. Nur an den Flanken wird auch bei subtilis der gelbliche Ton ein wenig stärker. Sicista subtilis trizona wurde aus Ungarn beschrieben und ist anschei- nend ganz auf das pannonische Gebiet beschränkt. Von Bulgarien und Rumänien an ostwärts lebt die Rasse nordmanni. Von dieser und den östlicheren Rassen der Art unterscheidet sich trizona durch dunklere Ge- samtfärbung und außerdem durch die Verbreiterung des dorsalen Penis- dorns zu einer breiten Schuppe. Wie ich schon zeigen konnte (Bauer, 1954 a), trifft dieses Merkmal auch auf das einzige bisher daraufhin unter- suchte österreichische 6 zu. Wenn Rokitansky (1952) seinerzeit zum Er- gebnis kam, daß die Gestaltung der Penis-Appendices mit keinem der bis- her abgebildeten Typen übereinstimme und dieser Befund die Brauchbar- keit des Merkmals überhaupt in Frage stelle, so nur, weil er das ganze Organ lageverkehrt zeichnete und diese Zeichnung dann mit den Abbil- dungen Mehelys (1913) verglich. 262 K. Bauer Eo Das geringe bisher vorliegende Material láft weder in den Dimen- sionen noch in der Fárbung irgendwelche taxonomisch bedeutungsvollen Unterschiede zwischen ungarischen und Osterreichischen Streifenmáusen erkennen. Die Population des Neusiedlersee-Gebietes ist also eindeutig Sicista subtilis trizona zuzurechnen. Maße: ih 2: 3 4. Stück. Funddaten im Abschnitt Verbreitung 2 6) ö KKL 61 67 — 70 Schw. 70 — — 81 HFS 13,7 16,7 — 14,8 Ohr 10,2 11,0 = — CB — 173 — 18,1 Jb — 93 — 9,7 Okologie: Die Streifenmaus bewohnt Halbwüsten-, Steppen- und Wald- steppenbiotope und geht nach Heptner, Morosowa-Turowa & Zalkin auch in Südrußland nicht oder kaum in das Kulturland, sondern ist auf jungfräu- liche Steppe, Weideland, Heuwiesen und altes Brachland angewiesen. Die wenigen Funde im Untersuchungsgebiet wurden bisher alle an ähnlichen Standorten gemacht. Die in aktivem Zustand aufgefundenen Tiere lebten in einem als Heuwiese genutzten Trockenrasenbestand und in einer busch- durchsetzten, wenig genutzten Viehweide. Vorkommen im Gebiet: Die Entdeckung der Streifenmaus gelang Prof. Dr. L. Machura, der am 2. Mai 1939 ein Stück auf den Zitzmannsdorfer Wiesen zwischen Weiden und Podersdorf fing. Einen zweiten Beleg erbeutete eine Schul- klasse am Sandeck bei Illmitz am 15. Oktober 1941 (Machura, 1943). Am 19. Sep- tember 1947 wurde ein drittes Stück zwischen Illmitzer Zicklacke und Sandeck ge- fangen und am 16. Oktober 1952 ein viertes von Herrn L. Fiko aus dem Sand- damm zwischen See und Viehhüter, in der Nähe des ersten Fundortes, ausgegraben. Ein fünftes und letztes Stück schließlich fand H. Reinhold am 5. Februar 1953 (schlafend) am Sandeck (Bauer, 1954 a). Belegt ist das Vorkommen im Untersuchungsgebiet also bisher nur für zwei nicht allzu ausgedehnte Bereiche östlich des Sees. Ob und wie weit die Art über dieses Areal hinaus verbreitet ist, kann nur vermutet werden. Ich möchte aber doch annehmen, daß sie auch noch an anderen Stellen vorkommt. Zweifellos tritt Sicista subtilis aber nur sehr lokal und in sehr geringer Dichte auf, was übrigens von den russischen Autoren sogar für den zentralen Teil des Verbreitungsgebietes bestätigt wird. Wie selten die Art im Gebiet ist, demonstrieren einerseits einige tausend erfolglose ,trapnights” an den bekannten Fundorten, andererseits aber auch das völlige Fehlen der Art unter immerhin 7400 Kleinsäugerschädeln aus Eulengewöllen. Verbreitung von Sicista subtilis trizona (Abb, 6): Das Vorkommen der Streifenmaus wird im Wiener Becken für das Steinfeld (Rebel, 1933) und für das Marchfeld (E. Sochurek, Wien, mdl. Mitt.) vermutet. In beiden Fällen liegen bisher aber nur fragliche Beobachtungen und keine Belege vor. Nach den aus Ungarn bekanntgewordenen Funden (Vasarhelyi, 1941) ist das Vorkommen im Seewinkel bisher das einzige im Bereich der Kleinen Ungarischen Tiefebene. Dieses ist vom Westrand des Hauptvorkommens etwa 170 km entfernt. Bisher liegt nur vom Nord- ufer der Insel Csepel ein Beleg vom rechten, westlichen Donauufer vor, alle ande- ren Nachweise beziehen sich auf den Raum zwischen Donau und Theiss und öst- lich der Theiss. m Saugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 263 2 17230,000.000 AA E O 200 = A ALA Abb. 6: Verbreitung von Sicista subtilis in Europa Schwarz: S. s. subtilis und nordmanni; weiß: S. s. trizona Bionomie: Uber einige Gefangenschaftsbeobachtungen an einzelnen Streifenmäusen aus dem Untersuchungsgebiet berichteten Rokitansky (1952) und Bauer (1954a). Über das Freileben ist so gut wie nichts be- kannt. Nach dem Verhalten gefangener Tiere frißt Sicista subtilis, ähnlich wie die Zwergmaus (Micromys minutus) und auch die Birkenmaus (Sicista betulina), recht viel tierische Nahrung, vor allem Insekten. Die wenigen Fänge verteilen sich immerhin so glücklich über das Jahr, daß sie erste Aussagen über die Dauer der sommerlichen Aktivitätsperiode gestatten. Das erste Tier wurde am 2. Mai, das letzte am 15. Oktober im Freien an- getroffen. Ein anderes Stück war, als es am 16. Oktober ausgegraben wurde, schon tief im Winterschlaf. Danach beträgt die Aktivitätsperiode etwa 5 bis 6 Monate, etwas länger also als bei Sicista betulina, die etwa 4 bis 5 Monate aktiv ist (Gottlieb, 1950, Kubik, 1952). In der Gefangen- schaft verhielten sich die Tiere hinsichtlich der Tagesaktivität recht ver- schieden. Das von Rokitansky beobachtete hatte zwei ausgesprochene Akti- vitätsmaxima, morgens und abends, meines war rein nachtaktiv. Dem- 264 K. Bauer | Es Beitr. gegenüber muß aber in Erinnerung behalten werden, daß alle drei aktiv angetroffenen Stücke bei voller Sonne im Freien angetroffen wurden. Offenbar wechselt der Tagesrhythmus je nach Jahreszeit und Stimmung. Auch aus dem russischen Verbreitungsgebiet liegen ganz widersprechende Angaben von. So bezeichnen Heptner, Morosowa-Turowa & Zalkin (1956) S. subtilis als vorwiegend nachtaktiv, Serebrennikow (1930) aber haupt- sächlich als Tagtier. Muscärdinidae — Schläfer 41. Glis glis glis Linnaeus, 1766 — Siebenschläfer Systematik: Taxonomisch auswertbares Material aus dem Untersuchungs- yebiet selbst liegt nicht vor. Die benachbarten ostalpinen Populationen gehören, wie die Untersuchung ober- und niederösterreichischer Serien gezeigt hat, der Nominatform an (Bauer, MS), ebenso ein Stück aus dem westungarischen Komitat Vas (Eisenburg), das Miller (1912) nennt. Unter dem von Ellerman und Morrison- Scott übersehenen Namen G. g. vagneri Martino wurden die alpenländischen Popu- lationen von den nördlicheren getrennt. Nach den von Wettstein (1927) und Zimmermann (1953) publizierten und den von mir am Wiener und Linzer Museums- material gemessenen Werten kann die allein auf erheblichere Größe begründete Rasse aber nicht aufrechterhalten werden. Ökologie: Als Siebenschläferbiotope kommen offenbar alle Wald- gesellschaften des Leithagebirges in Betracht. So liegen Beobachtungen oder Nestfunde sowohl aus den Hochwaldbeständen des Tiergartens wie aus 10- bis 20jahrigen Stangenhölzern vor. Andererseits aber verteilen sich die Nestfunde auch auf alle Waldtypen vom Bacherlen-Eschenwald bis zum Flaumeichenbusch. Aus dem Bereich des bodensauren Eichen- waldes fehlen sie wohl nur zufällig. Da Nistkästen, in anderen Sieben- schläfergebieten sehr beliebte Quartiere, im Bereich des Leithagebirges nirgends hängen und auch andere gerngewählte Verstecke, wie Fels- spalten und Baumhohlen, oft auf weite Strecken fehlen, müssen die Siebenschläfer dort Freinester bauen. Diese Nester sind denen des Eich- hörnchens ähnlich, fast immer aber erheblich kleiner und aus feinerem Material erbaut (Kahmann, 1951). Diese Kugelnester sind keineswegs gleichmäßig über den Wald verstreut, sie stehen vielmehr in Gruppen von 5 bis 20, in einer Dichte von etwa 3 bis 10 pro Hektar in ausgesproche- nen „Kolonien“, die dann wieder von größeren, ganz nestfreien Zonen umgeben sein können. Beachtenswert ist daran besonders, daß die be- siedelten Bestände sich vielfach weder in Artenzusammensetzung, noch Alter oder Deckungsgrad von den unbesiedelten Nachbarabschnitten zu unterscheiden scheinen. Recht ähnlich scheint es übrigens auch beim Eich- hörnchen zu sein. Überdies fallen Siebenschláfer- und Eichhorn-,Kolonien” noch manchmal zusammen. Siebenschläfer-Freinester stehen meist in 20- bis AQjahrigen Niederwaldbeständen, manchmal aber auch schon in ganz schwachen zehnjährigen Stangenhölzern. Die relativ größte Dichte erreicht der Siebenschläfer, wenigstens im Niederwald, wo die auffälligen Nester einen Anhalt bieten, eindeutig im Eichen-Hainbuchenwald — für die Alt- = ee Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 265 bestánde, in denen die Art fast ausschließlich in Baumhöhlen lebt, fehlen Vergleichsmöglichkeiten. In warmen, trockenen Flaumeichenbuschwäldern wurde sie nur am Südhang des Zeilerberges in einem Übergangsbestand zum Eichen-Hainbuchenwald gefunden. Wahrscheinlich gehört aber auch ein dürftiges, aus wenigen Blättern und Zweigen gebautes Nest, das in einer Felsspalte am oberen Rand des Flaumeichenbuschwaldes im Hack- lesberg gefunden wurde, zum Siebenschläfer. Vorkommen im Gebiet: Das Siebenschläfervorkommen im Neusiedlersee- Gebiet ist auf die größten, geschlossenen Waldgebiete beschränkt. Für die Oden- burger Berge nennt Vasarhelyi die Art nicht, doch wurde sie schon vorher durch ein Stück aus Odenburg belegt, das sich nach Amon (1931) früher im Burgen- ländischen Landesmuseum in Eisenstadt befand. Aus dem Leithagebirge liegen mehrere Meldungen vor. So berichtet Walter (1955) über Siebenschläferbeobach- tungen im nördlichen Leithagebirge und Klampfer (1955) meldet einen Fang in der Bärenhöhle bei Winden und Funde bei Eisenstadt und Mannersdorf, E. Sochurek (mdl. Mitt.) fing im Herbst 1955 in einer kleinen Felsnische vor dem Eingang zur Windener Bärenhöhle (in der Klampfer 1943 einen winterschlafenden Schläfer an- getroffen hatte) zwei halbwüchsige Stücke. Selbst habe ich keinen Siebenschläfer gefangen, die Nester aber an verschiedenen Stellen des mittleren und nördlichen Leithagebirges gefunden, Ein Säugetiernest in einer kleinen Felsenspalte am Süd- osthang des Hacklesberges kann kaum von einer anderen Art stammen; der Siebenschläfer kann danach auch hier erwartet werden. Fangversuche blieben aller- dings erfolglos. 42. Muscardinus avellanarius avellanarius Linnaeus, 1758 — Haselmaus Systematik: Aus dem Gebiet selbst liegt nur ein einziges Stück vor, das von R. Ebner bei Wimpassing gesammelt wurde (Wettstein, 1927) und das sich nun als Alkoholpräparat im Naturhistorischen Museum in Wien befindet. Es entspricht, wie größeres Material aus dem Wienerwald und aus Oberösterreich, in jeder Hin- sicht der Nominatform. Okologie: Im Leithagebirge bevorzugt die Haselmaus deutlich die humideren Waldgesellschaften. Nestfunde gelangen nur an Standorten des Bacherlen-Eschenwaldes, des feuchten Eichen-Hainbuchenwaldes und na- mentlich in den lokalen Rotbuchenwaldresten innerhalb des letzteren. Trotz vieler Suchen wurden keine Nester in den wärmeren, trockeneren Flaumeichen- und Zerreichenwäldern gefunden. Mit dieser Beschränkung auf mesophile Waldgesellschaften erklärt sich eine ausgesprochene Háu- fung der Funde am Nordwesthang des Leithagebirges. Die meisten Nester stehen, wie von Kahmann und v.Frisch (1949) und von Wachtendorf (1951) beschrieben, in etwa einem halben bis einem Meter Höhe in niederen Sträuchern oder Bäumchen, den allgemeinen Ver- hältnissen im Untersuchungsgebiet entsprechend am häufigsten in Hain- buchen. Nur an einer Stelle, im Schwemmgraben bei Loretto, fanden sich in einem kleinen Bacherlen-Eschenwald auch drei Haselmausnester in erheblicher Höhe, etwa 4 bis 8m über dem Boden in Großsträuchern und Eschenbäumchen in ähnlicher Lage, wie sie von Goethe und Zippelius (1951) aus dem Teutoburger Wald beschrieben worden ist. Vorkommenim Gebiet: Die Haselmaus wurde, wie schon Wettstein (1927) mitteilte, von Ebner am 25. 3. 1923 bei Wimpassing gefunden. E. Sochurek (mdl. Mitt.) traf sie an der Straße Kaisersteinbruch— Winden, und ich sammelte mehrere zool. Beitr. 266 | Rope aer ES Nester im Pirscher Wald im nordlichen und an mehreren Punkten im mittleren und südlichen Leithagebirge. Aus den anderen Wäldern im österreichischen See- vorgelande liegen bisher keine Hinweise auf Haselmausvorkommen vor. Da es sich dabei fast durchweg um ausgesprochen warme, trockene Waldtypen handelt, ist ein solches Vorkommen auch nicht sehr wahrscheinlich. Im ungarischen Anteil am Seevorgelände kommt Muscardinus avellanarius nach Vasarhelyi (1939) und Solymosy (1939) aber stellenweise vor, so im Hansäg bei Csikoseger und südlich des Sees bei Nagylozs. Spalacidae — Blindmäuse —. Spalax leucodon Nordmann, 1840 — Blindmaus Ein Nachweis für das im Schrifttum öfters erwähnte Vorkommen der Blindmaus im Odenburger Gebiet fehlt. Weder Vasarhelyi noch Solymosy, die jahrelang südlich des Neusiedlersees im Odenburger Komitat sammelten, fanden das Tier. Es nimmt deshalb nicht wunder, daß die eigenen Nachforschungen im österreichi- schen Seegqebiet erfolglos blieben und auch Erna Mohr, die 1938, mit Spalax- Bildern bewaffnet, den Seewinkel besuchte, keine Informationen über Blindmaus- vorkommen erhalten konnte (Mohr, 1955). Die verschiedenen Angaben in der Lite- ratur gehen sichtlich auf eine einzige Quelle zurück: G, A. Kornhubers „Synopsis der Säugetiere”, erschienen 1857 in Pressburg. Die wahrscheinlich einzige Grund- lage für die Angabe Kornhubers aber scheint ein Stopfpräparat in der SchloB- sammlung in Lockenhaus zu bilden, das etwa aus dieser Zeit stammt. Das Prä- parat selbst ist leider, zusammen mit dem größeren Teil der Vogelsammlung, der es mit einigen wenigen anderen Säugetieren angeschlossen war und die mehrere wertvolle ungarische Erstbelege barg, in der ersten Nachkriegszeit verlorengegan- gen. Immerhin ist aber der handschriftliche Sammlungskatalog erhalten geblieben. Dieser läßt erkennen, daß die genannte Meldung auf einen Irrtum zurückgeht. Das fragliche Stück wird als ,vakond”, also unter dem ungarischen Namen des Maul- wurfs (Talpa europaea) aufgeführt — erst bei der Übersetzung ins Deutsche ge- schah der Fehler (A. Festetics, briefl. 6. 1. 1959). Soweit sich zur Zeit übersehen läßt, ist Spalax leucodon (der geläufige Name hungaricus Nehring 1898 ist wahrscheinlich synonym oder bezieht sich auf eine nur undeutlich differenzierte Subspecies von S. Jeucodon) im pannonischen Bereich auf das Gebiet der Großen Ungarischen Tiefebene beschränkt, von wo die Art nur in die östlichen Randgebiete der Kleinen Ungarischen Tiefebene einstrahlt. Nur anhangsweise sei erwähnt, daß erst vor wenigen Jahren der erste Nach- weis des pleistozänen Vorkommens in Österreich erbracht werden konnte (The- nius, 1949). Muridae — Echte Mäuse 42. Micromys minutus pratensis Ocskay, 1831 — Zwergmaus Material: Untersucht 50; 28 Bälge mit Schádeln und 7 Schädel in Coll. Bauer, 5 Balge mit Schädeln in Coll, Steiner; 188 Gewollschadel. Systematik: Die Zwergmäuse des Neusiedlersee-Gebietes lassen sich fol- gendermaßen charakterisieren: Das bunte Färbungselement neben dem Schwarz- grau der Haarbasen ist im Sommer- und Winterkleid gleich, etwa Tawny (XV) -— Cinnamon (XXIX) — Clay Color (XXIX). Das Nestlingskleid wirkt grauer, da hier die Färbung der dunklen Haarbasen über die gelbbraunen Spitzenabschnitte dominiert. Semiadulte Stücke sind schon mehr gelbbraun und leiten über zu den ausgesprochen ,haselmausfarbigen” adulten Tieren. Diese sind am farbigsten. Drei ganz alte Individuen mit völlig abgekauten Molaren (Gruppe S nach Kubik, 1953) sind wieder merklich grauer. Das vorliegende Material stammt zum größeren Teil aus den Sommermonaten. Die wenigen Winterstücke lassen in der Färbung der Oberseite keine eindeutigen Unterschiede zwischen Sommer- und Winterkleid erkennen. Im Gegensatz zu den durchweg ganz weißbäuchigen Sommerstücken sind die Haarbasen an der Unterseite aber grau. Die individuelle Variationsbreite ist recht groß — namentlich unter den adulten Tieren finden sich sehr farbige Stücke ee ] Sáugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 267 und andere, die bei gleichem Zahnabkauungsgrad und voller Gonadenentwicklung wie juvenile gefárbt sind. Die Oberseite ist bei der Mehrzahl der Tiere recht einheitlich gefärbt, nur bei etwa 20% ist die vordere Körperhälfte merklich grauer. Ein markanter Farbunterschied, wie er als Hauptcharakteristikum von pratensis von Miller (1912) beschrieben wird, tritt nur ganz ausnahmsweise auf. Die Maße von 32 voll adulten und sexuell aktiven Zwergmäusen mit merklich abgekauten Zähnen (Gruppe D und S von Kubik, 1953) sind: 6) ge n Min. Max. M. n Min. Max. M. KKL 15 61 79 69,7 17 61 79 71,2 Schw. 64 78 69,1 55 80 69,8 HFS 14,0 16,5 151 13,5 16,1 15,0 O 8,0 12,0 10,0 8,3 11,7 10,1 Gew. 6,9 10,9 9,0 8,0 14,7 10,1 CB 10 17,0 18,0 17,64 12 16,3 19,0 17,78 Jb 9,6 10,0 97 92 10,6 9,97 Die Rassengliederung der Zwergmaus ist zur Zeit ganz unzureichend be- kannt. Zur Klärung der taxonomischen Stellung der Neusiedlersee-Popula- tion wurde deshalb das gesamte in mitteleuropäischen Sammlungen ver- fügbare Micromys-Material, insgesamt an 400 Stücke, untersucht. Leider fehlt zur Zeit noch brauchbares, nach modernen Gesichtspunkten gesam- meltes Material aus weiten Gebieten, so daß die Bearbeitung kein ab- schließendes Urteil erlaubte. Entgegen der von Ellerman & Morrison-Scott (1951) vertretenen Auffassung “There seem to be far too many standing subspecific names in this species. Material available indicates that it is extremely difficult to define any subspecies. Tropical Asiatic forms (ery- throtis) have the tail long; European and Japanese-Eastern Siberian forms (soricinus, etc.) have the tail shorter, and that is about all that can be done” stellte sich heraus, daß in Mitteleuropa mehrere deutlich unter- scheidbare Zwergmausformen zusammentreffen, die durchaus subspecifische Sonderung verlangen. Ganz deutlich läßt sich eine Trennung in eine klein- wüchsige, relativ kurzschwänzige, intensiv rotbraun gefärbte („rötelmaus- farbige") nördliche und eine großwüchsige, langschwänzige, gelbbraun ge- färbte („haselmausfarbige") südliche Gruppe durchführen. Auf die nórd- lichen Rassen soll nicht näher eingegangen werden, es geschieht dies aus- führlich in einer im Manuskript vorliegenden Arbeit. Hier genügt der Hinweis, daß in NW-Deutschland die stark verdunkelte Rasse M. m. sub- obscurus Fritsche, 1934, lebt und daß die nordostdeutschen Populationen vorläufig zu M. m. fenniae Hilzheimer, 1911, gestellt werden, daß aber fenniae sich möglicherweise (Material der Nominatform lag nicht vor und fehlt auch im British Museum) als synonym zu M. m. minutus Pallas, 1771, erweisen wird, der sie jedenfalls sehr nahe steht. Terra typica für den bisher auf deutsche Zwergmäuse meist angewendeten Namen M. m. soricinus Hermann, 1780, ist Straßburg. Leider liegt gerade aus diesem Gebiet kein Material vor. Immerhin zeigten Serien aus Bayern und Böhmen und einige wenige Stücke aus Südwestdeutschland, daß soricinus großwüchsiger und mehr gelb als „rot“ ist. In der Färbung besteht nur ein schwacher Unter- 268 K. Bauer ee schied zwischen bayerischen Stücken und der vorliegenden Neusiedler Serie. Schlesische und brandenburgische Zwergmäuse, die nach dem unter- suchten Material noch zu soricinus gerechnet werden müssen, sind ein wenig dunkler, manchmal auch etwas mehr rot, worin sich wohl ein gewisser Einfluß der nördlich und nordöstlich anschließenden fenniae äußert. Nach dem untersuchten Material aus Deutschland, der CSR und Oster- reich und wenigen zusätzlichen Stücken aus Ungarn, Rumänien und Bul- garien ist die südosteuropäische Rasse pratensis Ocskay, 1831, nicht deut- lich von soricinus unterschieden. Das von Miller (1912) betonte und von späteren Autoren übernommene Merkmal der Zweifarbigkeit der Oberseite — vorn grau, hinten gelb — trifft auf die große Mehrzahl der vorliegenden Tiere nicht zu — auch keines der rumänischen oder bulgarischen Stücke zeigt es auch nur andeutungsweise. Schon Wettstein (1927) und Reinwaldt (1927) haben übrigens festgestellt, daß es auch auf ungarische Tiere nur teilweise zutrifft. Viel regelmäßiger fand ich diese Zweifarbigkeit, die nichts mit dem Haarwechsel zu tun hat, bei den untersuchten fenniae-Popu- lationen aus dem Ostsee-Kustengebiet und aus Kurland. Taxonomisch brauchbar zur Trennung von soricinus und pratensis sind höchstens Größe und Färbung. In beiden Merkmalen aber überdecken sich die Variations- breiten ein gut Teil. Immerhin sind die vorliegenden pratensis im Serien- vergleich merklich heller als süddeutsche Tiere. Da die süddeutschen und böhmischen Populationen einerseits und die niederösterreichischen, burgen- landischen und südöstlichen andererseits untereinander sehr einheitlich zu sein scheinen, kommt auch dem Größenunterschied zwischen diesen beiden Gruppen so viel Bedeutung zu, daß es, zumindest bis zur endgültigen Kla- rung an großem Material aus dem gesamten Areal zweckmäßiger ist, die beiden Formen nicht zusammenzuziehen, Maße mitteleuropäischer Zwergmausrassen KKL. Schw, CBE n Min. Max. M. Min. Max. M. n Min Max. M. ienniae E EDS) APTO ORO A) 23 15-4 172 16,2 soricinus 1922 5072270 62,7 AS = 2202603 30583 18.02 216,34 pratensis 2728:61 79 70,5 55 2-00-2695 24 16,3 190322177. Die erhebliche individuelle Variabilität der Zwergmaus führt im Verein mit der ökologisch bedingten Aufspaltung in zahlreiche mehr oder weniger vollständig isolierte Kleinpopulationen und kleinste Kolonien zur Entwicklung einer klein- räumigen Mosaik-Variation, die zunächst jede großräumige, geographische Varia- tion zu überdecken scheint. Namentlich in der Färbung der. Unterseite können nahe benachbarte Kolonien grundverschieden sein, und dies nicht nur bei pra- tensis und soricinus, sondern auch bei der stark verdunkelten subobscurus. Diese starkc Variabilität der Unterseitenfärbung verdiente eine genetische Analyse; für die Rassengliederung der mitteleuropäischen Zwergmäuse scheint sie bedeutungs- los. Jedenfalls aber ist zur Beurteilung der Rassenzugehörigkeit bei der Zwerg- maus Material aus einem weiteren Bereich nötig, da nur darin die zufälligen Familienmerkmale einzelner Populationen ausgeschieden werden können. Bei Anerkennung der Rasse pratensis müssen dieser neben den Populationen der Großen Ungarischen Tiefebene und des südöstlichen Balkan auch die der Kleinen Ungarischen Tiefebene und auch noch die des Wiener Beckens zugerechnet Heft 2-4 11/1960 Saugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 269 werden, die sich in keiner Weise von den vorliegenden bulgarischen Stücken unterscheiden. Aus Oberösterreich und aus Salzburg sah ich leider nur je ein Stück, so daß eine sichere Beurteilung unmöglich ist (umso mehr, als ein Schädel unbrauchbar ist). Doch gehört das Salzburger Stück wohl sicher zu soricinus, und auch das oberösterreichische Exemplar scheint dieser Rasse anzugehören. Immer- hin wäre es aber denkbar, daß im Donautal ein gewisser Einfluß von pratensis noch bis dorthin oder möglicherweise, wie bei der Donau-Rötelmaus (Clethrionomys glareolus istericus) sogar bis Bayern nachzuweisen sein wird. Okologie: Die Zwergmaus ist spezialisierter Halmkletterer, der nicht nur in morphologischen Besonderheiten, wie opponierbaren Innenzehen der Hinterfüße und Halteschwanz, sondern auch in Verhalten und Onto- genie ganz dem Leben im Halmwald angepaßt ist (Kästle, 1953, Frank, 1957). Die Zwergmaus ist ein Charaktertier feuchter Halm- und Hochstauden- gesellschaften. Sie lebt im Untersuchungsgebiet vor allem im landwärtigen Teil des Phragmitetums, in Hochstaudenbeständen und namentlich in den Macro-Cariceten. Mit sumpfigen Großseggenbeständen dringt die Art auch in den geschlossenen Wald ein. Im Kulturgelände findet sich Micromys minutus im Untersuchungsgebiet nur in den Typha-Carex-Bestánden älterer, verlandender Meliorationsgräben und in den üppigen Hanf- kulturen des Hansäg. In Getreidefeldern konnten weder Zwergmäuse ge- fangen noch ihre Nester gefunden werden. In solch trockene Biotope geht die Art offenbar nur im nördlichen Teil ihres Areals, obwohl auch dort das Vorkommen in Getreidefeldern keineswegs so regelmäßig ist, wie man nach den Literaturangaben erwarten möchte (Stein, 1955). Im Sommer auf die artenreichen, landwärtigen Teile des Schilfgürtels beschränkt, dringt die Zwergmaus im Winter bis in die einförmigen Phrag- miteta am Rand der offenen Wasserfläche vor. Hier lebt sie auch im Win- ter regelmäßig in selbstgebauten Kugelnestern, während die Zwergmäuse an trockenen Standorten so gut wie ausschließlich in Erdlöchern, Schilf- stapeln oder Strohdiemen überwintern. Schon im Sommer spielen Insekten nach den in den Nestern gefundenen Nahrungsresten und Losungspartikeln eine große Rolle für die Ernährung der Art. Die im Schilf über dem Eis des Sees überwinternden Zwergmäuse aber nähren sich ausschließlich von In- sekten, namentlich Larven und Puppen von Schmetterlingen, Käfern und Fliegen, die unter den dürren Blattscheiden und vor allem in den Phrag- mites-Halmen überwintern. Vorkommen im Gebiet: Wettstein (1927) erwähnt ein 1912 von Fulmek bei Neusiedl gesammeltes Jungtier im Naturhistorischen Museum in Wien, und Rebel nennt die Art nach eigenen Beobachtungen (wohl Nestfunden) für den Neu- siedlersee. Vasarhelyi (1939) fand sie bei Csikoseger bei Kapuvar, und Solymosy (1939) führt sie als „überall zahlreich" von der Umgebung von Nagylozs an. Herrn F. Wolf verdanke ich mehrere Stücke vom Hansäghof bei Andau und Frau E. Freundl eines aus der Ilimitzer Zicklacke. Eigene Fänge und Nestfunde liegen vor von vielen Punkten in der Verlandungszone des Sees, von verwachsenen Gräben im Seewinkel, wie bei Illmitz und Podersdorf, aus den Zitzmannsdorfer Wiesen, dem Teichwäldchen auf der Parndorfer Platte und von einem kleinen zool. Beitr. 270 K. Bauer ES Seggensumpf an der Straße Winden—Kaisersteinbruch. In den Gewóllaufsamm- lungen wurde die Art in geringer Zahl sowohl am Ost- wie am Westufer regel- mäßig gefunden. Solche Gewöllfunde liegen vor aus Rust, St. Margarethen, Don- nerskirchen, Jois, Neusiedi, Weiden, vom Viehhüter, aus Mönchhof, Podersdorf und Apetlon und vom Oberen Stinker. Den Ökologischen Verhältnissen entspre- chend ist die Zwergmaus in der Verlandungszone häufig, im Hansag, Seewinkel und weiteren Seevorgelände verbreitet, tritt aber auf der Parndorfer Platte und im Leithagebirge nur ganz lokal auf. Bionomie: Die vorliegenden Fänge stammen fast alle aus der Zeit von Juli bis September und geben deshalb keinen Aufschluß über Mauserzeiten und Beginn und Ende der Fortpflanzungsperiode. Von 17 YY sind 8 trächtig, 2 weitere sáugen. Die kleinsten fortpflanzungsaktiven 22° haben 69 und 70mm KKL und sind 10,5 und 9,7 g schwer, das kleinste 4 mit voll ent- wickelten Hoden mißt 62mm KKL und wiegt 7,5g. Die Embryonenzahl liegt bei den 8 292 zwischen 4 und 7 (M =6,12). In drei Nestern fanden sich 4, 4 und 5 Junge. In den Fängen dominieren die 64 mit 53,2%. Den Nestbau der Zwergmaus haben vor einigen Jahren Piechocki (1953) und Szunyoghy (1952) ausführlich beschrieben. Von 120 im Gebiet untersuchten Nestern waren 109 in Großseggenhorste gebaut, 9 standen in verfilzten Gras- und Hochstaudenbeständen, und nur 2 Nester fielen durch ausgefal- lene Standorte auf. Eines stand ganz frei in der Blattachsel eines Typha- latifolia-Blattes und das zweite war Am über dem Boden in die verflochte- nen Rispen dreier stehender Schilfhalme gebaut. Wenn immer vorhanden, wurden jedenfalls Großseggen, wie Carex riparia, vulpina u. a. als Nest- standorte bevorzugt, wie dies auch Szunyoghy für Ungarn angibt. Das Nest der Zwergmaus wurde namentlich von Szunyoghy (1952), Piechocki (1953) und Frank (1957) ausführlich beschrieben. Es besteht ausgesprochen aus zwei Schichten. Fein zerschlissene Blätter von stehenden, grünen Seggen und Gräsern bilden einen lockeren, aber elastischen Rahmen. Diese, in 0,5 bis 2mm breite Fransen zerschlissene Blätter werden zu einem lockeren Knäuel verwebt, in den die Maus dann standortfremdes Material eintrágt, aus dem die eigentliche Nestkugel gedreht wird. Auch Szunyoghy fand vorwiegend Seggen als Nestträger, als Baumaterial aber meist SuBgraser; auch im Untersuchungsgebiet wurden letztere für das Nest selbst bevor- zugt. Das liegt wahrscheinlich an ihrer leichteren Bearbeitbarkeit. Während nämlich das Traggestell immer aus frischen, grünen Pflanzenteilen gebildet wird, werden zum Bau der Nestkugel nur (oder doch vorwiegend) trockene Blätter gesammelt, diese aber sind bei Gramineen wohl weicher als bei den in Betracht kommenden Cyperaceen. Einzelne Zwergmäuse bauten die Nestkugel aber auch aus breiteren Blättern von Lysimachia, Epilobium, Lythrum und Lycopus. Besonders an solchen dürren Blattnestern wird dann deutlich, daß Rahmen und Nestkugel kaum miteinander verbunden sind, sondern daß das Nest nur durch ständiges Ausweiten und Austapezieren eines zentralen Hohlraumes in dem grünen Faserknäuel entsteht. Die Nester lassen sich auch fast immer ganz leicht aus dem haltenden Faser- knäuel lösen. ee ] Sáugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 271 44. Apodemus (Sylvaemus) flavicollis flavicollis Melchior, 1834 — Gelb- halsmaus Material: Untersucht 94; 34 Bálge mit Schádeln, 2 Bálge und 36 Schádel in Coll. Bauer, 3 Bálge mit Schädeln in Coll. Steiner; 27 Gewöllschädel. Systematik: Die Gelbhalsmáuse des Untersuchungsgebietes gehoren zur Nominatform und lassen noch keine Beziehungen zur Balkanrasse A. f. brauneri Martino erkennen. Sie zeigen weder in den Maßen noch in der Färbung merkliche Abweichungen von den vorliegenden Vergleichsserien aus den tiefen Lagen der Ostalpen, dem Alpenvorland und der Mark Brandenburg. Für Tiere aus den sylvaticus-freien Biotopen des Leithagebirges ergeben sich für die Altersgruppen 4 und 5 nach Felten (1952) folgende Maße: dc 22 n Min. Max. M. n Min. Max KKL 10 96,0 112,0 107,0 9 99,0 1210 4107-4 Schw. 102,0 113,0 107,0 98,0 110.07 71050 HFS 22,4 24,5 23,6 21,8 24,9 23,0 O 16,7 19,0 18,0 15,4 19,0 1772 Gew. 25,8 45,2 37,0 23,0 48,2 34,0 @B 23,6 26,6 25,6 23,8 27,2 25,95 Jb 13,6 14,9 14,3 1373 Rot 13,9 Okologie: Die Gelbhalsmaus ist im Untersuchungsgebiet genauso wie in anderen Teilen ihres Areals (Heinrich, 1929, 1951) ausgesprochenes Waldtier. Sie lebt hier in großer Dichte in den verschiedensten Waldtypen des Leithagebirges vom Bacherlen-Eschenwald bis zum Flaumeichenbusch. Die trockenen, von der Robinie beherrschten Wälder am Ostrand der Parn- dorfer Platte weisen dagegen nur eine geringe Gelbhalsmausdichte auf, und in den kleinräumigen Robinien-, Götterbaum- oder Pappelstreifen des Gebietes scheint sich die Art nicht dauernd halten zu können. In Jahren großer Dichte dringen Gelbhalsmäuse in manche dieser Waldparzellen und auch in die kleinen Schwarzerlenwäldchen der Verlandungszone ein. Aus der Verlandungszone verschwinden diese Einwanderer nach kurzer Zeit wieder, in den Trockenwäldchen können sich kleinste Populationen aber einige Zeit halten. Da alle lichten, trockenen Waldtypen und namentlich die kleinen, isolierten Aufforstungsflächen in erheblicher Dichte von Apo- demus sylvaticus bewohnt sind, ergeben sich durch die gelegentliche Ein- wanderung von Apodemus flavicollis sehr interessante Verhältnisse. Die vorliegenden Waldmaus-Serien von zwei solchen Kleingehölzen, dem Teichwäldchen auf der Parndorfer Platte und dem Robinienwäldchen beim Neusiedler Friedhof fallen durch ausgesprochene „flavicollis-Züge" auf. Die einzig mögliche Deutung für diesen Befund scheint zu sein, daß die eingewanderten isolierten flavicollis-Individuen sich mangels arteigener Partner mit ansässigen sylvaticus verpaaren und auf diese Weise in ein- zelne kleine sylvaticus-Populationen mehr oder weniger regelmäßig flavi- collis-Blut eingekreuzt wird. Zwar liegt ein direkter Beweis für eine Bastar- zool. Beitr. 272 K. Bauer ES dierung der beiden Arten nicht vor — wie es ja auch in der Gefangen- schaft bisher nicht gelungen ist, Bastardnachkommen zu erzielen —, doch sprechen die Umstánde sehr fúr die Richtigkeit dieser Auffassung. Schon in den in lichten, vergrasten Wáldern nebeneinander lebenden flavicollis- und sylvaticus-Populationen scheint die Variation der Maße gelegentliche Einkreuzung der anderen Art anzudeuten. Ganz auffallend aber werden die Verhältnisse in den erwähnten Waldmauspopulationen kleiner, iso- lierter Waldinseln, die gelegentlicher (und durch Fänge gesicherter) Gelb- halsmaus-Zuwanderung ausgesetzt sind. Diese, naturgemäß nur kopfarmen Kolonien fallen einerseits durch sehr erhebliche individuelle Variation, andererseits aber durch eine ausgesprochene Mittelstellung zwischen den beiden Arten auf. Dafür, daß es sich bei diesen großen Waldmäusen um Bastarde und nicht etwa großwüchsige Okotypen handelt, wie Felten (1952) annehmen möchte, der als erster ähnliche, wenn auch nicht so krasse Populationsunterschiede an Waldmaus-Populationen des Rhein-Main-Ge- bietes fand, annahm, spricht auch noch der Umstand, daß in beiden, derzeit von ,Bastard-Waldmáusen” bewohnten Wäldchen in den Jahren vor der Gelbhalsmaus-Invasion ganz normale A. sylvaticus gefangen worden sind. Zu einer wirklich endgültigen Beurteilung ist das Material zahlenmäßig noch zu klein *). Vorkommen im Gebiet: Apodemus flavicollis ist das weitaus häufigste Säugetier des Leithagebirges. Außerdem lebt die Art noch in den größeren Wäl- dern der Ruster Hügel und der östlichen Parndorfer Platte. Sie wird zwar von Vasarhelyi (1939) und Solymosy (1939), die sie wohl mit der nahestehenden Waldmaus zusammenwarfen, nicht erwähnt, lebt aber zweifellos auch in den Wal- dern der Odenburger Berge und des südlichen Hansag, besonders im Kapuvarer Erlenwald. Wie im vorigen Abschnitt erwähnt, leben kleine flavicollis-Kolonien darüber hinaus zeitweise in kleinen Aufforstungen im Seevorgelände und auf der Parndorfer Platte. Die größeren, im vorigen Jahrhundert durch Aufforstung be- gründeten Wáldchen des Seewinkels, etwa bei der Hölle oder zwischen Illmitz und See, die der Gelbhalsmaus wohl schon zusagende Bedingungen bieten könnten, hat diese offenbar noch nicht erreicht, da dort nur Apodemus sylvaticus ge- fangen wurde, Bionomie: Wie bei den von Löhrl (1938) und Stein (1950) untersuchten Populationen setzt die sexuelle Aktivität auch im Untersuchungsgebiet sehr früh ein. 3 22 vom 24. und 25. März 1934 haben bereits geworfen, für den Beginn der Fortpflanzungsperiode muß also Ende Februar gesetzt werden. Nach den vorliegenden Daten dauert sie mindestens bis Ende August. September- und Oktoberfänge fehlen, Novembertiere aber sind sexuell in- aktiv. Fünf trächtige ?? trugen 4, 6, 6, 6 und 6 Embryonen. 45. Apodemus (Sylvaemus) sylvaticus sylvaticus Linnaeus, 1758 — Wald- maus Material: Untersucht 157; 60 Bálge mit Schädeln, 1 Balg und 34 Schädel in Coll. Bauer, 7 Bälge mit Schädeln und 4 Schädel in Coll. Steiner; 761 Gewöllschädel. *) H. Steiner (Wien) setzt die Studien an den von ihm entdeckten „Bastard-Ko- lonien” fort, weshalb hier nicht näher auf vorläufige Befunde eingegangen wer- den soll. Be NED ,? de Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 273 Systematik: Apodemus sylvaticus hat durch ihre starke Variabilität schon mehrfach zur Benennung mittel- und osteuropäischer Formen ver- führt. Nachdem Zimmermann (1936, 1956) zeigte, daß es sich bei den ver- schiedenen Färbungsmerkmalen dieser Art keineswegs nur um genetisch fixierte Charaktere, sondern zum Teil auch um Modifikationen handelt, wird man an eine Rassenanalyse dieser Art nur mit besonders großer Vor- sicht herangehen dürfen. Obwohl Unterschiede in Färbungsintensität, Aus- bildung des Brustfleckes und auch in der Größe möglicherweise eine Tren- nung der Populationen des nördlichen und südlichen Mitteleuropa erlauben werden, rechne ich wie Kratochvil und Rosicky (1952, 1953) und Ursin (1956) die pannonischen Populationen vorläufig doch noch zur Nominatform. Die Waldmaus des Neusiedlersee-Gebietes ist relativ stark gelbbraun, nicht so grau wie nordostdeutsche Tiere. Alte Stücke erreichen in der Oberseitenfärbung durchaus die durchschnittliche Tönung von Apodemus flavicollis. Die Unterseite ist weißlich bis weißgrau, etwa 85% der Tiere haben einen deutlichen Halsfleck. Wie schon unter Apodemus flavicollis erwähnt, liegen deutliche Hinweise dafür vor, daß es unter speziellen Bedingungen zur Bastardierung mit dieser Art kommt (siehe dazu auch Kapitel VII). Die Maße adulter Tiere (Gruppe 4 und 5 nach Felten, 1952) reiner sylvaticus- - Populationen sind: ae 2° n Min. Max. M. n Min. Max. M. KKL 26 72 94 85,2 13 81 98 84,7 Schw. Fl 91 81-5 70 96,5 76,3 HFS 19,0 232 20,4 18,0 DAA 20,4 O 14,6 18,5 16,4 13,8 17,0 15,34 Gew. 13,6 23,0 18,3 14,0 22,0 17,4 CB 20,0 23,3 21,87 20,0 231 21,44 3b 11,4 12,8 12,14 11,4 12,8 11,94 Diese Maße stimmen in ihren Mittelwerten gut mit denen süddeutscher, óster- reichischer und tschechischer Populationen überein (Heinrich, 1951, Felten, 1952, Zalesky, 1937, Kratochvil und Rosicky, 1952, 1953). Auffällig sind die sehr kleinen Minima, die sich durchweg ebenfalls auf Individuen mit stark abgekauten Zähnen beziehen. Diese stammen aus ausgesprochenen Trockenbiotopen der Parndorfer Platte und aus dem Stipetum der Zitzmannsdorfer Wiesen. Sie entsprechen in den Maßen (eine Beschreibung des Schädels ist ja leider noch immer nicht publi- ziert) der von Kratochvil und Rosicky als Art beschriebenen Form microps. Zwi- schen diesen vereinzelten „Microps“-Individuen und normalen sylvaticus finden sich aber Tiere, die die Merkmale beider Gruppen in verschiedener Weise kom- binieren. Eine Trennung in zwei verschiedene Formen läßt sich an Hand der von den Autoren angeführten Maße allein in der vorliegenden Serie jedenfalls nicht durchführen. Ich halte die vorliegenden kleinwüchsigen Stücke für Kümmerformen extremer Trockenbiotope und glaube, daß sich auch der Name microps auf Minus- varianten oder modifikatorisch bedingte, zwergwüchsige Populationen von Apo- demus sylvaticus bezieht‘). Okologie: Wenn auch viele Tiernamen nicht wörtlich genommen wer- den dürfen, so ist doch der Name ,Waldmaus” besonders unglücklich und *) Diese Deutung ist sehr wahrscheinlich falsch. Prof. K. Zimmermann, der erst- malig auch Schädel von microps untersuchen konnte, fand, daß sich diese von sylva- ticus durch auffallend kurze Zahnreihen unterscheiden. Mit diesem Befund stim- men auch die kleinen Neusiedler Tiere überein. Nach Zimmermanns vorläufigen Befunden stehen sich microps und sylvaticus keineswegs näher als sylvaticus und Havicollis, und A. microps ist als eigene Art zu betrachten. zool. Beitr. 274 K. Bauer Ea unzutreffend. Apodemus sylvaticus ist ausgesprochenes Trockenrasen- und Waldsteppentier. Ihre optimalen Biotope und die größte Dichte erreicht sie im Untersuchungsgebiet in den mehr oder weniger stark gebüschdurch- setzten Trockenrasen. In deutlich geringerer Dichte lebt sie auch auf reinen Trockenrasen- und Steppenstandorten, sucht dann aber zur Anlage der Baue nach Möglichkeit die Deckung von Geländeunebenheiten oder höhe- ren Stauden. In den Wald und damit in die Domäne von Apodemus flavi- collis dringt die Art so weit ein, als die Bestände unvollständigen oder doch sehr lockeren Kronenschluß aufweisen und entsprechend + stark vergrast sind. Ihr Vorkommen ist damit beschränkt auf die lichten Be- stände des Flaumeichenbusches, den Zerreichenwald und offene Abschnitte des bodensauren Eichenwaldes. Ganz besonders sagen der Waldmaus aber die meist vollständig vergrasten Robiniengehölze zu, in denen die Gelb- halsmaus meist ganz fehlt oder doch nur in sehr geringer Dichte vorkommt. In der Kultursteppe ist die Waldmaus überall anzutreffen, in die Verlan- dungszone aber dringen im Sommer nur vereinzelte Individuen ein, und auch diese halten sich an die seefernsten, trockenen Habitats. Sobald aber eine Eisdecke den Zugang leicht macht, dringt die Waldmaus weit in das Phragmitetum ein und kann dann zeitweise sogar zur häufigsten Klein- säugerart dieses Lebensraumes werden. Ähnlich wie die im Schilf über- winternden Zwergmäuse scheinen auch diese Waldmäuse fast ausschließ- lich von den in Schilfhalmen und unter den Blattscheiden uberwinternden Insektenlarven, -puppen und -imagines zu leben. Vorkommenim Gebiet: Die Waldmaus ist, wie aus obigen Angaben ver- ständlich wird, in der Verlandungszone des Sees nur ganz lokal vorhanden und fehlt auch dem Leithagebirge auf weite Strecken. Immerhin erreicht sie dort, im Gegensatz etwa zum Ziesel, auch die von einem geschlossenen Waldgürtel um- gebenen inneren Trockenrasen- und Wiesenflachen, wie zum Beispiel die Kuppe des Zeilerberges. Im Seevorgelände schon verbreitet, erreicht die Art ihre größte Dichte auf der Parndorfer Platte und im Seewinkel, wo sie kaum irgendwo fehlt. Auch in dem vor einigen Jahrzehnten trockengelegten Niedermoorgebiet des Hansäg hat sie mit zunehmender Austrocknung und fortschreitender Kultivierung starke Verbreitung gefunden. Aus dem ungarischen Seevorgelände nennen Vasar- helyi und Solymosy die Waldmaus für ihre Beobachtungsgebiete, und zweifellos ist sie auch in diesem Bereich weit verbreitet und außerhalb der geschlossenen Sumpf- und Waldgebiete überall zu finden. Bionomie: Gegenüber den nordost- und süddeutschen Waldmäusen, die Stein (1950) und Heinrich (1951) untersuchten, fällt der frühe Beginn der Fortpflanzungsperiode bei den Neusiedler Waldmäusen auf. Ein ein- zelnes 6 vom 15. Februar hatte schon voll entwickelte Hoden, und das erste sáugende Y wurde am 3. April gefangen. (Pelikan, 1955, fing in Böh- men am 4. März ein trächtiges $.) Dagegen fand Stein, dessen Märztiere noch sämtlich in geschlechtlichem Ruhezustand waren, die ersten graviden 22 am 21. und 23. April. Heinrich nennt überhaupt nur Wurfdaten aus den Sommermonaten. Fünf Neusiedler 92 hatten Embryonenzahlen von 3, 4, 4, 5 und 8 (bei letzterem ein weiterer Embryo teilweise resorbiert). TE a Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 275 Hagebutten (Früchte von Rosa spp.) stellen anscheinend eine ganz be- sonders beliebte Nahrung der Waldmaus dar. Diese Früchte werden sicht- lich zum allergrößten Teil von Apodemus sylvaticus abgeerntet. In den , Waldsteppen”-Biotopen des Gebietes und in den gebüschdurchsetzten Hutweiden findet man immer wieder Fraßplätze, die nach der Menge der angehäuften Reste durch Wochen benützt worden sein müssen. Manchmal liegen sie am Boden, meistens an vegetationslosen Stellen unter dem Kronenbereich des Busches, wenn möglich aber im Strauch selbst in einem leeren Neuntöter-, Hänflings- oder Dorngrasmückennest. Diese Nester ent- halten oft mehrere hundert, manchmal aber über tausend ausgefressene Hagebuttensamen. Da darunter nur vereinzelte Hautstückchen zu finden sind, scheint auch das Fruchtfleisch (von frischreifen ebenso wie von ge- trockneten Früchten) gefressen zu werden. —. Apodemus (Apodemus) agrarius Pallas, 1771 — Brandmaus Die Brandmaus wird von Solymosy (1939) für das südlich des Sees gelegene Nagylozs angeführt. Solymosy schreibt: „selten, ich habe nur wenige Stücke fangen können”. Zweifellos handelt es sich dabei um einen Irrtum — möglicher- weise um eine Verwechslung mit den nicht genannten Arten Gelbhalsmaus (Apo- demus flavicollis), die am Südufer sicher vorkommt, aber keinen Rückenstreifen hat, oder Streifenmaus (Sicista subtilis), die wie die Brandmaus einen schwarzen Rückenstreif trägt, deren Nachweis aus dem Bereich des Südufers aber noch aus- steht. Vasarhelyi, der offenbar jahrelang an zwei Punkten nordwestlich und öst- lich von Solymosys Wohnort im Vorgelände des Sees gesammelt hat, erwähnt die Art nicht, und nach dem umfangreichen eigenen Material kann mit Gewißheit gesagt werden, daß Apodemus agrarius im Gebiet des Neusiedlersees nicht vor- kommt. Unter 261 Fängen und 783 Gewöllschädeln von Apodemus aus mehr- jehrigen Aufsammlungen hätte sich die Art, wäre sie im Gebiet heimisch, unbe- dingt finden müssen. Wie Kahmann (1951) gezeigt hat, ist die Diagnose ja auch an unvollständigen Schädeln, wie sie bei Gewöllfunden fast immer vorliegen, ganz sicher zu stellen. Solymosy ist übrigens nicht der einzige, der die Brandmaus verwechselt hat. Es ist geradezu erstaunlich, wie oft eine nicht nur durch gute osteologische Merk- male, sondern auch durch markante Proportions-, Färbungs- und Zeichnungsmerk- male leicht kenntlich gemachte Art irrtümlich gemeldet werden konnte, Auch aus dem pannonischen Osten Österreichs gibt es mehrere solche Meldungen, so für die „Grenzen Niederösterreichs" (Rothe, 1875) und für Wien (Bl, f. Naturkunde und Naturschutz 17, p. 8). Auch das Burgenländische Landesmuseum sollte über Belegstücke verfügen, die allerdings schon von Amon (1931) als Waldmäuse be- zeichnet wurden. Aber erst in jüngster Zeit wurde eine neue Brandmausmeldung publiziert. H. Wichmann (1954) will die Art vor vielen Jahren (1925) im ,Brunner” Steinfeld (Bezirk Wiener Neustadt) gefangen haben. Nach seiner Angabe soll die Art dort sogar „durchaus häufig" gewesen sein. Um hier einmal Ordnung zu schaffen, sei die Verbreitung der Brandmaus im pannonischen Raum kurz besprochen. Für die CSR und Ungarn liegen zusammen- fassende Darstellungen vor, und die Untersuchungen russischer, deutscher und tschechischer Autoren haben weitgehend Klarheit schaffen können über die recht komplexen Ökologischen Erfordernisse, die für das merkwürdig zerrissene Ver- breitungsbild der Brandmaus bestimmend sind. Es ist deshalb jetzt schon recht gut möglich, zu beurteilen, wo Apodemus agrarius allenfalls erwartet werden kann und wo nicht. Nach Vasarhelyi (1942) ist die Art in der Großen Ungarischen Tiefebene verbreitet und vor allem im Ostteil derselben häufig, nordwestlich des ungarischen Mittelgebirgszuges vom Bakony-Wald bis zum Bükk-Gebirge aber noch nicht gefunden worden, Eine alte Angabe aus der Fauna Regni Hungariae vom Komitat Hont wird durch die sorgfältige und detaillierte Karte von Kra- tochvil und Rosicky (1954) nicht bestätigt und ist wohl sicher falsch, Aus dem zool. Beitr. 276 K. Bauer = ganzen Bereich der Kleinen Ungarischen Tiefebene liegt nur die erwähnte An- gabe von Solymosy vor, Was nun die Ansprüche von Apodemus agrarius betrifft, so hat Sviridenko (1949) gezeigt, daß die Art einerseits thermophil ist, andererseits aber ein er- heblich größeres Feuchtigkeitsbedürfnis hat als andere thermophile Säugetiere der europäischen Fauna. Dieser Befund wird durch Kratochvil und Rosicky (1954), aber auch Stein (1955), Zimmermann (bei Stein, 1950) und Heinrich (1952) be- stätigt. In der Großen Ungarischen Tiefebene hat sich die Brandmaus, die zweifel- los ein junger Einwanderer ist, nur in den feuchten Niederungen entlang der Flüsse ausbreiten, die entweder bewaldeten oder aber zu trockenen ungarischen Mittelgebirge aber noch nicht überwinden können. Bestätigt wird diese Auffas- sung durch die weitere Verbreitung, die die Art im feuchteren Südteil der Unga- rischen Tiefebene gefunden hat, wo sie über die Komitate Bäcs-Bodrog und Somogy verbreitet ist und am Westende des Plattensees sogar noch das an das Burgenland grenzende Komitat Zala erreicht. Der westlichste Fundort liegt hier nur etwa 50 km von der österreichischen Grenze ab, und wenn irgendwo in Oster- reich, dann wird Apodemus agrarius in den feuchten und warmen Niederungen des Südburgenlandes oder der Südsteiermark zu finden sein. Leider gibt es noch keine Darstellung der Brandmausverbreitung in Jugoslavien; nach einer Mit- teilung von Dr. J. Hanzak (Praha, mdl.) wurde die Art aber 1957 im kroatischen Küstengebiet gefangen. Daß sie in postglazialer Zeit schon einmal einen größeren Vorstoß nach Westen unternahm, beweist ein + isoliertes Vorkommen in Istrien und Venezien, das von Ellerman und Morrison-Scott (1951) und von van den Brink (1955) zu Unrecht ignoriert wird (Dal Piaz, 1929). 46, Rattus rattus rattus Linnaeus, 1758 — Hausratte Material: 1 Gewollschadel, Vorkommenim Gebiet: Solymosy (1939) nennt die Hausratte für Nagylozs, und Vasarhelyi (1939) führt sie für Brennbergbanya an. Ich habe sie weder selbst fangen noch erhalten können. Der einzige eigene Fund ist ein stark verdrúckter Schädel eines semiadulten Stückes aus einem Schleiereulengewölle aus der Fleder- mauskluft im Steinbruch von St. Margarethen. Die Ausbildung der Molarenhöcker und der Verlauf der Supraorbitalleisten ermöglichen trotz der Unvollständigkeit des Fundes eine sichere Artbestimmung. Rattus rattus ist im Gebiet sicher nicht verbreitet. Obwohl mir mehrfach vom Vorkommen ,schwarzer” Ratten erzählt wurde, brachten die Berichterstatter — wenn sie überhaupt etwas fingen — doch immer nur normale, wildfarbige Wanderratten. Meist wurde bei den Befragungen schon durch die Biotopangaben deutlich, daß die Leute Rattus norvegicus meinten. Die Seltenheit der Hausratte läßt sich wohl ökologisch erklären. Zunächst gilt es zu berücksichtigen, daß die im Gebiet auch freilebend auftretende Wanderratte durch die primitive Bauweise von Häusern, Ställen, Mistgruben und Abortanlagen und durch das Vorhandensein zahlreicher, stark verunreinigter Wassergráben in und um die Siedlungen sehr gefördert wird und in entsprechend hoher Dichte auftritt. Angesichts der bis in die jüngste Zeit fast durchweg ebenerdigen Bau- weise fehlt für die Hausratte meist die Möglichkeit zum Ausweichen in höhere, wanderrattenfreie Bereiche. Wenn die Konkurrenz zwischen den beiden Arten auch nicht so stark sein mag, wie man früher annehmen wollte, so läßt sie doch sicher bei großer Wanderrattendichte ein Aufkommen der kleineren Art im ur- eigensten Biotop von Rattus norvegicus nicht zu. Dazu kommt, daß die von der Hausratte bevorzugten Holzbauten angesichts der Holzarmut des Gebietes immer schon hinter Lehm- und Ziegelbauten zurücktraten, an deren Stelle jetzt vielfach noch ungünstigere Betonbauten errichtet werden. Ein nicht zu unter- schätzender Faktor dürfte schließlich auch die ,stádtische” Lebensweise der bäuer- lichen Bevölkerung des Gebietes sein. Diese wohnt fast durchweg in Großdörfern. Brot und andere Nahrungsmittel werden nicht von der eigenen Wirtschaft ge- liefert und in jedem Haus gespeichert, sondern laufend vom Kaufmann ge- holt. Es fehlen deshalb auch die Nahrungsmittelvorräte, die der Hausratte in den weitgehend autark wirtschaftenden Streuhöfen des Alpen- und Voralpengebietes, die überdies meist abseits vom Wasser liegen und daher vielfach wanderratten- frei sind, günstige nahrungsökologische Verhältnisse schaffen. en Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes Zi Okologie: Die Hausratte ist Kommensale und anscheinend die einzige Art, die sich im Untersuchungsgebiet nur in engstem Anschluß an den Menschen zu halten vermag. 47. Rattus norvegicus norvegicus Berkenhout, 1769 — Wanderratte Material: Untersucht 35; 7 Bälge mit Schädeln und 22 Schädel gesammelt; 2 Gewöllschädel. Systematik: Die Wanderrattenpopulation des Untersuchungsgebietes zeigt, wie bei der wenig variierenden Art zu erwarten, keine auffallenden Besonderheiten. Erwäh- nenswert ist immerhin die relativ große Schwanzlänge. Diese beträgt bei 8 voll adulten öö (Gruppe III und IV nach Serafinski, 1955) 84,0—101,0 (M — 92,3) % KKL bei 5 gleichaltrigen ?? 80,2—98,8 (M — 90,7) % KKL. Die relative Schwanzlänge liegt nach den bisher für andere europäische Populationen publizierten Daten sonst im Durchschnitt um etwa 10% niedriger. In der Körpergröße und in den Schädelmaßen ordnet sich unsere Population dem allgemeinen Schema der Varia- tion ein, wonach südliche Populationen im Durchschnitt etwas kleinwüchsiger sind als nordeuropäische (Zimmermann, 1953). Unter den ganz alten Tieren mit stark abgekauten Molaren sind neben einem Stuck mit 51,1mm CB auch Individuen mit den geringen Condylobasallängen von 46,6 (3), 48,4 und sogar 44,0 (?) mm. Die Maße von voll adulten Tieren (Gruppe Ill und IV bei Serafinski, 1955) sind: 86 go n Min. Max. M. n Min. Max. M. KKL 8 196 230 214,0 5 190 230 209,0 Schw. 180 221 197,7 168 DAG, 169,4 HFS 38,0 45,0 A1,2 SO 42,0 39,8 O 17,0 24,0 21,4 19,0 23,0 Des Gew. 265 447 361,0 310 345 331,0 CB 44,4 Sl 47,2 44,0 48,4 46,1 ME 23,4 26,1 24,6 24,0 2318 24,7 Die erheblichen Gewichtsunterschiede sind sichtlich nicht von der Jahreszeit ab- hängig. Das schwerste Stück, ein ö der Altersklasse II (!) mit 467 g wurde im Winter gefangen. Dagegen wogen zwei sehr alte (wohl schon senile) ?? im Sommer nur 200 und 230g. Sie wurden deshalb bei Ermittlung des Durchschnitts- gewichtes adulter ?? nicht berücksichtigt. Ökologie: Die Wanderratte lebt in den Siedlungen des Gebietes fast durchweg in großer Dichte. Daneben aber leben Kolonien nichtkommen- saler Wanderratten auch weitab von den Dörfern. Einzelne solche wiid- lebenden Wanderrattenkolonien bestehen an größeren Lacken und ständig wasserführenden Graben des Seewinkels, so im Zicksee bei St. Andrä und in dem von dort zur Wörthenlacke führenden Kanal und in der Zicklacke bei Illmitz. Vor allem aber finden sie sich an vielen Punkten im Schilf- gürtel des Sees. Dort lebt Rattus norvegicus an größeren Wassergraben und im seewärtigen, ständig unter Wasser stehenden Teil des Phragmite- tums. Soweit der Wasserstand es erlaubt, legen die an Wassergräben iebenden Ratten ihre Baue in den Dämmen und Böschungen an. Im über- schwemmten Phragmitetum werden Schilfhaufen und manchmal sogar Reiherhorste und alte Bisamburgen bezogen. Immerhin sind diese Quar- tiere aber keineswegs mehr optimal, und wo immer dazu die Möglichkeit Bonn. 278 K. Bauer oe besteht, besiedeln diese ,Rohrratten” die an verschiedenen Stellen des Seeufers am Rande des Schilfgiirtels stehenden Wochenend- und Bade- hauschen. Obgleich die Wanderratte keinerlei morphologische Spezialisation fiir das Wasserleben erkennen läßt, scheint sie im überschwemmten Phragmi- tetum fast gleich zu Hause wie etwa die Bisamratte. Zumindest schwimmt und taucht sie gleich gewandt. In anderer Hinsicht wird aber doch deutlich, daß die Wanderratte kein altes, ursprüngliches Glied der Sumpflebens- räume der gemäßigten Breiten ist. Im Gegensatz zu den anderen Nagern cieser Biotope (Bisamratte, Wasserratte, Zwergmaus) fehlt ihr die Fähigkeit, schwimmende oder ,Pfahlbau”-Nester zu bauen. Sie ist, was das Quartier betrifft, ganz von vorhandenen Niststätten abhängig. Auch nahrungsöko- logisch scheint sie den Anforderungen des Lebensraumes doch nicht im selben Maße gewachsen wie die anderen Glieder dieser Biozönose. Im Sommer leben die unabhängigen Kolonien offenbar recht gut von Eiern, Nestjungen, erbeuteten Fischen und Vögeln und auch von pflanzlicher Nahrung, besonders Trieben von Phragmites communis. Die winterlichen Verhältnisse aber sind sehr viel ungünstiger. Das unter der Eisdecke liegende Nahrungsreservoir der Bisamratten und Wasserratten, Rhizome und Knospen von Schilfrohr, Rohrkolben u. a., ist den Wanderratten nicht zugänglich. Manchmal erbeuten sie wohl, auf dem Eis jagend, einen Klein- vogel oder eine Maus, gelegentlich auch einen eingefrorenen Fisch. Das reicht aber nicht zur Ernährung so großer und noch dazu in Rudeln leben- der Tiere aus. Im Winter verläßt deshalb der größere Teil der Wanderratten den Schilfgürtel oder schließt sich enger den wenigen, hier vorhandenen, ständig bewohnten menschlichen Siedlungen an. Die Territorialität der Wanderrattenrudel — fremde Tiere, die in ein Rudelterritorium eindrin- gen, werden fast immer getötet (Steininger, 1949 a, 1950) — scheint man- chen Tieren aber das Ausweichen in günstigere Winterquartiere unmöglich zu machen. Alljährlich versuchen einzelne Tiere oder kleine Gruppen auch an recht ungünstigen Stellen zu überwintern. Diese scheinen, zumindest in strengen Wintern, fast zur Gänze aufgerieben zu werden. Außerdem scheinen zur Zeit der Revierverlagerung zu Winterbeginn die Verluste relativ groß zu sein, denn man findet zu dieser Zeit regelmäßig tot- gebissene Tiere. Ähnlich wie hier sommers oder auch ganzjährig freilebende Wander- rattenkolonien sind aus verschiedenen Teilen Mitteleuropas beschrieben worden (Steiniger, 1949b), und Wettstein hat sie aus den Tiefebenen Niederösterreichs schon vor drei Jahrzehnten erwähnt (Wettstein, 1927). Die regelmäßige Besiedlung solcher Lebensstätten trotz der winterlichen Schwierigkeiten scheint anzudeuten, daß die Art auch in ihrem südost- asiatischen Ursprungsgebiet mehr oder weniger Sumpftier war. Vorkommenim Gebiet: Die Wanderratte fehlt keiner Siedlung des Unter- suchungsgebietes. Wanderrattenfrei sind höchstens einige einzelnstehende Jäger- häuser im Leithagebirge. Daß die Art freilebend im Zicksee bei St. Andrä und in Te Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 279 der Zicklacke bei Illmitz angetroffen wurde, wurde schon erwähnt, Im Schilfgürtel des Sees ist die Art zwar keineswegs gleichmäßig verbreitet, doch fehlt sie wohl keinem größeren Bereich. Gesammelt oder beobachtet wurde sie vor Neusiedl, Jois und Rust und am Ostufer des Sees zwischen Illmitz und „Hölle“. Bionomie: Die hiesige Wanderrattenpopulation ist das ganze Jahr über geschlechtlich aktiv. Ein im Dezember gefangenes Y enthielt 9 Em- bryonen, und schon Anfang März wurden zwei kleine, erst kurze Zeit selb- ständige Jungtiere gefangen. Eine kleine Wanderrattenkolonie in der Illmitzer Zicklacke plünderte 1956 eine etwa 120 Gelege umfassende Lachmövenkolonie so vollständig, daß nur 5 bis 6 Junge flügge wurden. In einem verrotteten Schilfhaufen versteckt fanden sich 64 teils ganze, teils angenagte Eier. Vogeleier schei- nen überhaupt eine Vorzugsnahrung aller freilebenden Wanderratten zu sein. Von den vielen freibrütenden Hochbrutflugenten in der Umgebung der Biologischen Station bringt höchstens ein Drittel seine Gelege auf, die anderen fallen den Ratten zum Opfer. Bewältigt werden offenbar Eier aller Größen. Ich sammelte im Stationsgebiet ein Graugans (Anser anser)- Gelege, das von Ratten zerstört worden war und dessen Schalen deutlich die Eingriffe der Nagezähne zeigen. 48, Mus musculus spicilegus Petenyi, 1882 — Ährenmaus Materi al: Untersucht 53; 31 Bälge mit Schädeln und 13 Schädel in Coll. Bauer, 2 Bälge mit Schädeln und 1 Schädel in Coll. Steiner; 352 Gewöllschädel. Systematik: Die Ahrenmauspopulation des Untersuchungsgebietes ist typisch M. m. spicilegus und entspricht ganz der Beschreibung, die Zimmer- mann (1949) von ungarischen Ährenmäusen geliefert hat. Die Oberseite ist grau, mit deutlichem gelbbraunem Anflug, die Körperseiten sind gelbbraun. Die Unterseite ist hellgrau und fast immer deutlich buff überflogen. Weißbäuchige Tiere fehlen. Das Winterfell stimmt mit dem Sommerkleid fast völlig überein, im Durchschnitt sind die Tiere aber ein klein wenig mehr grau, weniger gelbbraun gefärbt. Um die Vergleichbarkeit mit den Tabellen Zimmermanns (1949) zu wahren, wurde bei Mus musculus die Gliederung nicht nach der Molaren- abkauung (was wohl zuverlässigere Resultate geben dürfte), sondern nach der Körpergröße vorgenommen. Zur Berechnung der Mittelwerte wurden alle Tiere mit einer KKL über 70 mm herangezogen. Die Aufgliederung in Freilandtiere und Kommensalen läßt keine auffallenden Unterschiede erkennen. Zu sicherer Beurteilung der geringen Größen- und Ge- wichtsdifferenzen sind die Serien natürlich zu klein, Freilandtiere: de Be n Min. Max. M. n Min. Max. M. KKL 16 ral 84 76,2 5 71 85 76,8 Schw. 61 72. 66,5 63 69 66,7 relat. Schw. 87,2 86,8 HFS 14,7 17,0 16,0 137 15,6 14,7 O 10,7 14,7 12,9 alas) 135 12,8 Gew. 10,2 17,8 135 123 17,6 15,6 CB 17,6 19,8 18,6 18,4 19,9 19,2 Jb 10,0 11,0 10,4 10,0 RZ 10,9 ¿ E | Bonn. 280 Ke Bauer e Beitr. Kommensalen: ORO 3 99 | n Min. Max. M. n Min. Max. M. KKL 12 73 88 77,6 10 72 85 76,8 Schw. 57 74 65,3 56 71 65,4 relat. Schw. 84,3 80,6 HFS 14,3 16,4 152 14,3 155 15:25 O 11,0 14,8 12,7 12:5 IA5TEM IS 2 Gew. 11,0 19,1 14,4 115 19,0 15,75 CB 172 20,4 19,0 18,0 20,3 19,05 Jb 10,1 ES 10,8 10,4 11,5 10,8 In der Färbung besteht kein Unterschied zwischen Freilandfängen und Siedlungs- tieren. Auch sonst ist ja im pannonischen Raum keine Differenzierung von Wild- populationen und Kommensalen festgestellt worden. Das ist insofern bemerkens- wert, als in anderen Gebieten Osteuropas neben einer freilebenden Mus musculus- Rasse in den Siedlungen jeweils eine in der Färbung deutlich verschiedene Kom- mensalen-Rasse lebt: el Wildform Kommensale Ostl. Mittelmeergebiet M. m. praetextus M. m. brevirostris Ukraine M. m. spicilegus M. m. hortulanus Herzegovina M. m. spicilegus M. m. hanuma Baltikum und NW-UdSSR M. m. musculus M. m. hapsaliensis Warum im pannonischen Bereich die Ausbildung einer differenzierten Kommen- salenform unterblieben ist, ist unklar. Historisch und Ökologisch scheinen die Mög- lichkeiten angesichts des Alters und Umfanges der menschlichen Besiedlung dieses Raumes sicher ebenso günstig. Über die Verbreitung von Mus musculus spicilegus in Österreich werden auch im neuesten Schrifttum noch recht divergierende Ansichten geäußert. Wettstein (1955) zählt die Populationen Oberösterreichs, Niederösterreichs, des Burgenlandes, der Oststeiermark und Ostkärntens dieser Rasse zu (allerdings mit dem Hinweis „teilweise vermischt mit m. musculus“), Zimmermann (1949) dagegen rechnet diese Gebiete dem musculus-Areal zu. Er schreibt: „Die Hausmaus Österreichs ist mus- culus, vielleicht mit Ausnahme des Marchfeldes östlich von Wien; 2 Wagramer Bälge können ebenso gut als spicilegus bezeichnet werden.“ Ebenso wie die Färbungsunterschiede sind die Größenunterschiede zwischen musculus und spici- legus nicht sehr bedeutend. Eine sichere Zuordnung ist nur an Serien möglich. Aus dem fraglichen Gebiet liegen bisher Maßangaben aus dem Nordburgenland, aus Wien, dem niederösterreichischen und oberösterreichischen Alpenvorland und (ohne genauere Fundortsangabe) aus dem österreichischen Alpengebiet vor. Diese geben, den Werten für typische spicilegus- und musculus-Populationen gegen- übergestellt, das folgende Bild: Gebiet n KKL Schw. rel. Schw 2SHIES = 22@B Krim 19 79,0 60,0 77,0 16,8 = Ungarn 180 3677 65,7 85,7 15,5 19,2 Neusiedlersee-Gebiet 44 Hah 66,0 84,9 15,4 19,0 Wien 18 74,8 70,7 95,8 15,9 19,0 Niederösterr. Voralpen 100 79,0 67,0 85,0 16,5 19,1 Oberösterr, Voralpen 7 823 70,0 93,4 16,5 19,4 Österreichische Alpen 24 8353 70,0 83,8 17,4 18,7 Bayern 59 87,2 732 86,1 17,6 — Ostpreußen 73 81,6 69,4 84,4 1 19,4 In dieser Zusammenstellung, deren Daten zum Großteil aus der Arbeit Zimmer- manns (1949) entnommen wurden, wird deutlich, daß die Neusiedler Population fast völlig mit der ungarischen übereinstimmt und damit noch typisch M. m. spici- legus ist, daß aber alle anderen Populationen davon mehr oder weniger stark abweichen. Bei der Wiener Serie der Coll. Steiner sind zwar die Maße im all- gemeinen noch klein wie bei spicilegus, die Schwanzlängen aber merklich größer. Es wird am weiteren Material zu prüfen sein, ob das für die gesamte Wiener ih =! | ee Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 281 Population oder nur für einzelne Kolonien gilt. Alle anderen Populationen haben bereits so große Körpermaße, daß sie schon m. musculus zugerechnet oder doch mindestens als Mischform (Niederösterreichische Voralpen) betrachtet werden müssen. Dieses Ergebnis wird auch durch den Färbungsvergleich bestätigt, denn die Voralpentiere sind bereits merklich dunkler als die Neusiedler Stücke. Danach wären also die Ährenmäuse der Kleinen Ungarischen Tiefebene spicilegus und die westlich des Wiener Beckens musculus. Für den Bereich des Wiener Beckens ist eine gesicherte Aussage angesichts des Fehlens von Serien von Freilandtieren noch nicht möglich. Die Wiener Stadtpopulation möchte ich als Mischform mus- culus = spicilegus auffassen. Im Freiland könnte aber wohl noch echte spicilegus erwartet werden. Ckologie: Die Ährenmaus lebt im Untersuchungsgebiet einmal als Kommensale in und bei menschlichen Siedlungen, andererseits auch ohne Anschluß an den Menschen in Steppenbiotopen und in der Kultursteppe. Die Biotopansprüche der Kommensalen brauchen nicht weiter beschrieben zu werden, diese leben überall in den Dörfern, auf den Gutshöfen und auch in den seltenen Einzelgehöften. Wenn, wie bei der Biologischen Sta- tion, im Schilfgürtel ganzjährig nahrungspendende Ansiedlungen entstehen, werden binnen kurzem auch diese von der Ährenmaus besiedelt. Frei- lebend ist die Art aber keineswegs allgemein verbreitet. Dies hängt ein- mal mit der sehr deutlichen Koloniebildung zusammen, dann aber wohl auch mit den Biotopansprüchen. Einzelne semiadulte Ährenmäuse wurden im Sommer wohl auch am Rand der Verlandungszone und in den halo- philen Bolboschoenus-Beständen der ,Lacken” gefangen. Von Kolonien be- setzt und damit wirklich ständig besiedelt sind aber nur Trockenrasen- biotope und Felder. Auch hier ist die Verbreitung aber keineswegs sehr dicht. Die Ährenmaus scheint hinsichtlich der Deckung noch erheblich an- spruchsvoller zu sein als die Waldmaus. Nicht eine einzige der im Laufe der Jahre gefundenen „wilden“ Ährenmauskolonien hauste auf offener Rasen- oder Feldfläche. Die Baue waren immer in der Deckung eines Auf- forstungsstreifens, einer Hecke, eines Weidenbusches oder auch eines Stein- haufens oder Mauerrestes angelegt. Die an solchen Punkten konzentrierten Ahrenmáuse scheinen indes einen sehr beträchtlichen Aktionsradius zu haben, da einzelne Tiere mehrmals 200 bis 300m ab von den nächsten Kolonien gefangen wurden. Vorkommenim Gebiet: Die Ährenmaus lebt in weiten Teilen des Unter- suchungsgebietes. Sie fehlt dem Großteil der Verlandungszone und den geschlos- senen Wäldern. Eine Aufzählung von Fundorten ist kaum nötig, da die Art durch Fänge und Gewöllnachweise aus allen Gebietsteilen vorliegt. Bionomie: Die siedlungsbewohnenden Ahrenmáuse sind ganzjährig sexuell aktiv. Zum Teil gilt dies auch noch für halbkommensale Kolonien, wie sie im Siedlungsgebiet an den Ortsrändern und in größeren Ruderal- stätten nicht selten auftreten. Aus solchen Biotopen liegen säugende go von Mitte Dezember und halbwüchsige Jungtiere von Anfang Marz vor. Ein adultes Albino-? wurde von L. Fiko am 25. April 1956 auf der Neu- siedler Hutweide gefangen. Scheckung, die bei Mus musculus im allge- meinen recht haufig ist, wurde am vorliegenden Material nicht festgestellt. zool. Beitr. 282 K. Bauer a AG, Cricetus cricetus ssp.? — Hamster Material: 4 Bälge mit Schädeln und 6 Schädel; 4 Gewöllschädel: 500 Felle untersucht. Systematik: Über geographische Variation und Rassengliederung des Hamsters gehen die Meinungen im Schrifttum sehr auseinander. Nach Argyropulo (1933), der 10 Rassen von C. cricetus unterscheidet, haben Bo- brinskii, Kusnetzov und Kuzjakin (1944) die sieben im Gebiet der Sowjet- union vorkommenden Rassen als ununterscheidbar zusammengezogen. Diesem Vorgehen haben sich auch Ellerman und Morrison-Scott (1951) angeschlossen, die neben der Nominatform C. c. cricetus nur noch die beiden kleinwüchsigen Rassen canescens und nehringi anführen. Vino- gradov und Gromov (1952) dagegen führen wieder alle von Kusnetzov fallengelassenen Rassen an. Auch sonst widersprechen sich die Angaben in der Literatur vielfach. Einerseits werden z.B. Unterschiede zwischen mitteleuropäischen und nordkaukasischen, zur Nominatform gerechneten Hamstern bestätigt, andererseits aber die Unterscheidbarkeit der von Miller (1912) und auch Ellerman und Morrison-Scott (1951) anerkannten Rasse canescens angezweifelt. Eine wirkliche Klärung wird sich nicht herbeiführen lassen, solange nicht größeres Material aus dem ganzen Areal der Art der Untersuchung zugänglich ist. Bis dahin muß notgedrungen auch der Status der pannonischen Populationen unklar bleiben. Schon 1926 und neuerlich 1955 hat Wettstein darauf hingewiesen, daß die öster- reichischen Hamster zusammen mit den ungarischen eine eigene, noch unbekannte Rasse bilden dürften. Schon allein die Tatsache, daß die mitteleuropäischen und die pannonischen Populationen durch eine breite, von Alpen und Karpathen gebildete hamsterfreie Zone getrennt sind, läßt eine solche subspezifische Verschiedenheit wahrscheinlich werden. Erste Voraussetzung zu einer Klärung ist allerdings hinreichend großes und gutes Material aus dem gesamten Areal, wie es zur Zeit nicht zur Verfügung steht. Ich habe neben der vorliegenden Serie und den nieder- österreichischen Bälgen im Naturhistorischen Museum Wien gute Reihen west- und ostdeutscher C. c. canescens und C. c. cricetus sowie kleinere Serien von mehreren ungarischen Fundorten (Mus. A. Koenig und Zool. Mus. Berlin) untersucht. Wenn ich mich auch nicht entschließen kann, auf Grund dieser Proben schon nomenklatorische Änderungen vorzunehmen, so bin ich danach doch sicher, daß Cricetus cricetus in Europa mehrere unterscheidbare Rassen bildet. Allerdings scheinen mir die bisher meist verwendeten Merkmale, Größe, Ausbildung der hellen Seitenflecken vor den Hinterbeinen und Vorhandensein oder Fehlen des weißen Brustflecks, wenig glücklich gewählt. Die Vorstellung, canescens wäre eine klein- wüchsige Form, läßt sich nicht halten, und die erwähnten Zeichnungsmerk- male variieren individuell sehr stark. Der weiße Brustfleck tritt zwar bei den nordwestlichen Populationen häufiger auf, fehlt aber auch den öst- lichen nicht ganz. Da solche weißfleckigen Tiere auch in den von der west- poet Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 283 lichen völlig isolierten pannonischen Populationen auftreten, fällt die An- nahme einer rezenten Ausbreitung dieses Gens von einem west-mittel- europäischen Zentrum, wie sie Husson kürzlich (1959) annehmen zu müs- sen glaubte. Husson, der sich bei dieser Deutung darauf stützte, daß die- ses auffallende Merkmal in mitteldeutschen Hamsterpopulationen erst seit 1936 registriert werde, hat die Zuverlässigkeit unseres Schrifttums wohl höher bewertet als zulässig ist. Abgesehen von dem von Husson beschriebenen Gaumenlängen-Index, der C. c. canescens von mitteldeutschen C. c. cricetus unterscheidet, schei- nen mir die folgenden Merkmale brauchbar: Östliche Hamster sind in der Gesamttönung der Oberseite bräunlicher oder gelber, weniger grau; der Anteil schwarzer Grannen scheint geringer als bei C. c. canescens. Ein weiterer Unterschied scheint in der Ausbildung der die Fossa infraorbitale bildenden Platte des Maxillare zu bestehen. Diese ist bei gleichaltrigen C. c. canescens anscheinend immer schmäler als bei C. c. cricetus. Über- dies ist die Form der Bullae, insbesondere des Meatus acusticus externus eine verschiedene. C. c. canescens halte deshalb auch ich für eine unter- scheidbare Rasse. Überraschend ist nun aber, daß zwar die wenigen vor- liegenden Stücke aus Ost-Ungarn gut mitteldeutschen C. c. cricetus ent- sprechen, die westungarischen und österreichischen aber weitgehend westdeutschen C. c. canescens gleichen, und dies sowohl in der Fär- bung als auch in den erwähnten osteologischen Merkmalen. In der Tat kann ich die vorliegenden Serien beider Populationen nur an Hand der verschieden gestalteten Interparietalia trennen. Die westpannonischen Hamster wären also, bestätigen sich diese Befunde, entweder als C. c. canescens zu bezeichnen oder aber als dieser Form nahestehende Rasse neu zu benennen. Dieses Ergebnis überrascht zunächst. Es liegen aber einige Hinweise dafür vor, die Beziehungen zwischen rheinischen und pannoni- schen Hamstern verständlich machen könnten. Bei Ausgrabungen bronze- zeitlicher, römerzeitlicher und mittelalterlicher Siedlungen in heute ham- sterfreien Teilen Österreichs in der Steiermark (M. Mottl, mdl. Mitt.) und in Oberösterreich (O. Wettstein, mdl. Mitt.), aber auch in Bayern (Boess- neck, 1958) wurden Hamsterreste gefunden, die erkennen lassen, daß diese Art noch in historischer Zeit hier weiter verbreitet war als sie es heute ist. Eine Besiedlung des West-Areals (Holland, Belgien, NE-Frankreich, Westdeutschland) vom pannonischen Raum aus durch das Donautal er- schiene deshalb denkbar. Die Maße der vorliegenden Neusiedler Stücke sind: Drei Frühjahrstiere: $, sehr alt 2, alt —, vorjährig KKL 245 202 195 Schw 47 47 43 HFS 37 39 30 O 35 Sil 28 Gew. 467 315 160 CB DAA 46,8 44,2 Jb 3172 28,1 29,9 “Bonn. 284 K. Bauer Be Beitr. Die Schadel messen: vorjahrige Tiere altere Tiere n Mm. Max M. n "Min. Max. N: CB 32 42 26098 Ayo 57 48,022 52272. 5096 Jb 253,977 28.1 224 30,5 2 3122309 Alle erbeuteten oder frisch untersuchten Hamster waren normalfarbig. Bei der Durchsicht mehrerer hundert Hamsterfelle in der Großhandlung Guth wurden aber einige interessante Farbabweichungen gefunden. Herr Guth zeigte mir neben einem weiß gescheckten Stück ein stark flavistisches, fast zeichnungsloses, drei gelbgetönte, aber noch normal gezeichnete und etwa 60 melanistische Felle, Mela- nismus ist bei Cricetus cricetus eine recht häufige Erscheinung, dominieren doch in manchen Gebieten sogar schwarze über normalbunte Hamster. Was die er- wähnten Melanismen nun besonders interessant macht, ist der Umstand, daß es sich hier offenbar um eine andere, bisher nicht festgestellte Mutation handelt. Während es sich bei den bekannten deutschen, polnischen und russischen Schwärz- lingen (Hinweise auf das umfangreiche Schrifttum bei Petzsch, 1950, und in den dort zitierten Arbeiten) um einen dominanten Melanismus handelt, bei dem die Tiere zwar weiße Schwanzspitzen, Ohrränder und Füße behalten, sonst aber ganz schwarz sind, entspricht die vorliegende Mutation vielleicht dem , Chinchilla” oder „Intense Chinchilla” anderer Muridae (Frank und Zimmermann, 1957) An etwa einem Viertel der Tiere ist nur ein gänzlicher oder teilweiser Ausfall der gelben und roten Phaeomelaninpigmente wahrzunehmen, die anderen sind über dies mehr oder weniger stark verdunkelt. Die an normalfarbigen Hamstern gelb- braunen, an melanistischen schwarzen Rücken- und Seitenpartien sind an diesen Tieren hellgrau (etwa wie bei Chinchilla-Hauskaninchen) bis dunkelgrau. Im Gegensatz zum normalen Melanismus des Hamsters bleibt auch an den stärkst verdunkelten Individuen die helle Fleckenzeichnung der Körperseiten erhalten, wenn sie auch an den dunkelsten Tieren weniger ausgedehnt ist als an den normalfarbigen oder nur phaeomelaninlosen, Abbildung 8 zeigt neben einem normalfarbigen ein schwach und ein stark verdunkeltes Fell. Leider fehlen bisher genaue Angaben über Herkunft und Häufigkeit dieser Chinchilla-Tiere. Sicher ist, daß sie aus dem österreichischen Hamsterareal stammen, und da die Firma den Großteil ihrer Hamsterfelle aus dem Nordburgenland bezieht, ist die Herkunft sogar aus dem engeren Untersuchungsgebiet recht wahrscheinlich. Wie häufig Chinchilla-Tiere auftreten, kann ebenfalls nicht sicher gesagt werden. Nach Herrn Guths Angabe liegt ihr Anteil aber etwa zwischen 0,3 und 1%. Die Chinchilla- Felle wurden im selben Zeitraum angesammelt wie die eingangs erwähnten albi- notischen und flavistischen Stücke. Danach träte Chinchilla in der Population etwa zwölfmal so häufig auf wie die anderen Farbabweichungen zusammen, Eine be- friedigende Klärung der Genetik dieser interessanten Mutation wird natürlich erst möglich sein, wenn es gelingt, das genaue Herkunftsgebiet zu lokalisieren und graue Hamster lebend zu erhalten. Doch sollte dies in einem Hamsterjahr gelingen. Gkologie: Wenn der Hamster im Untersuchungsgebiet auch zu den regelmäßigen Bewohnern ausgedehnterer Trockenrasengebiete gehört und hier sichtlich ganz ohne Anschluß an Feldkulturen leben kann, so erreicht er doch in den Feldbaugebieten der Kultursteppe eine erheblich größere Dichte. Den Kultursteppenbiotopen fehlt der Hamster nur dort, wo sie zu weit in Gebiete hohen Grundwasserstandes vorstießen, wie im Garten- gelände am Rand der Verlandungszone bei Neusiedl oder auf den Wiesen- moorböden des Hansag. Wie das Ziesel auch, stößt die Art aber gegen- wärtig entlang von Dämmen und Straßenböschungen sogar in letzteres Gebiet vor. Vorkommenim Gebiet: Der Hamster findet sich mit Ausnahme der Wald- und Sumpfgebiete überall im Bereich des Untersuchungsgebietes. Anpassungs- fähiger als das Ziesel, belebt er in der Kulturlandschaft nicht nur die Feld- und 285 Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes Heft 2-4 11/1960 -IRP}] sop gnıwsqv weu ) 91[9J193U1 'DAI]SOD ‘a M ouneiq plajsnjy UOA (¡s[Iosypam 3SISM|IS] 1SPpO ouNeIg . . 2 qqv zool. Beitr. Bonn. ‘(OMI Joep Ul sojeunou) 9][9:-SNJIDLID SNJIMID Syoyunpıa\ :8 ‘qqy | Bauer Ke 286 re | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 287 Weidebiotope, sondern dringt als regelmäßiger Bewohner auch in Wein- und Obst- garten ein. Gebietsmäßig erstreckt sich das Vorkommen des Hamsters über das Vorge- lande von See und Leithagebirge, über Ruster Hügel, Parndorfer Platte und See- winkel bis in die Randgebiete des Hansag. In diesem weiten Bereich ist die Art mehr oder weniger regelmäßig anzutreffen. Es erübrigt sich deshalb eine Auf- zahlung von Fundpunkten, Bıonomie: Der Hamster macht wie die meisten anderen Nagetiere sehr starke Bestandesschwankungen durch. Ähnlich wie bei der Bisamratte und anderen größeren Arten scheinen diese nicht drei- oder vierjährig, sondern langperiodisch zu sein. 1951 war ein ausgesprochenes Hamster- jahr, und die Art im ganzen Gebiet sehr häufig. 9 von 10 insgesamt ge- sammelten Hamstern fand ich in diesem Jahr, ohne der Art damals be- sonders nachzustellen. Ohne ersichtlichen Grund ging der Bestand bis Frühjahr 1952 auffallend zurück, um sich in den folgenden Jahren nicht merklich zu erholen. Erst 1957 wurde wieder eine Tendenz zur Zunahme deutlich, ohne allerdings auch nur annähernd an das Jahr 1950 oder gar 1951 heranzureichen. Es gelang leider nicht, für diesen Zeitraum sichere und vergleichbare Fangzahlen zu erhalten. Nach der Häufigkeit zufälliger Hamsterbeobachtungen war der Bestand im Hamsterjahr 1951 aber min- destens hundertmal so groß wie in den folgenden Jahren, in denen die Art kaum zu spüren war. Erst 1959 traf ich bei einem kurzen Besuch die Art wieder allerorten an. 50. Clethrionomys glareolus istericus Miller, 1909 — Rötelmaus Material: Untersucht 22; 10 Bálge mit Schádeln und 3 Schädel in Coll. Bauer, 5 Bälge mit Schädeln in Coll. Steiner; 6 Gewöllschädel, Systematik: Die Rötelmaus-Population des Untersuchungsgebietes ist typisch istericus mit schmaler gelbroter (Sayal Brown bis Mikado Brown XXIX) Rückenpartie, breiter gelblicher Seitenzone und geringen Körper- maßen. 56 22 n Min. Max. M. n Min. Max. KKL 14 88 105 93,4 10 86 104 93,4 Schw. 45 50 47,7 42 56 48,4 HFS 16,0 18,0 17.25 15:5 18,0 16,94 O 11,0 15,0 13,4 11,0 16,0 132. Gew. 16,6 25,6 19,9 16,8 30,3 2163 CB AE 24,1 23,4 223 24,5 23,3 Jb 12,6 13,8 13,0 12#5 13,8 13,3 Clethrionomys glareolus istericus ist auf Grund ihrer Verbreitung von besonderem Interesse, ist sie doch die einzige pannonische Form, die er- heblich über das Wiener Becken hinaus nach Nordwesten vorgedrungen ist. Vom Dnjepr über die Schwarzmeerküste ist diese Rasse über die ge- samten südosteuropäischen Niederungen verbreitet. Von hier weg ist sie auf das engere Donautal beschränkt. Mischpopulationen mit den Nachbar- rassen ruttneri, vesanus (?), variscicus (?) und glareolus machen eine 288 K. Bauer ee scharfe Abgrenzung oft unmöglich, lassen aber erkennen, daß ein gewisser istericus-Einfluß bis Schwaben wirksam ist. Doch können diese Popula- tionen wohl keineswegs mehr, wie dies Miller (1912) tat, als istericus bezeichnet werden. Als westlichste dieser Rasse angehörige Population wird man wohl mit Prychodko (1951) diejenige von Regensburg betrachten dürfen. Auch die Rötelmäuse des Alpenvorlandes und der Voralpen in Niederösterreich, die Ognev (1950) als nicht ganz typische istericus auige- faßt wissen wollte, stehen der ostalpinen rutineri mindestens gleich nahe, und man wird sie wohl mit Zimmermann (1950) und Wettstein (1954, 1955) besser als ruttneri Sistericus bezeichnen. Aus Mangel an Material konnte die Rassenzugehörigkeit der südsteirischen und südburgenländischen Rötel- mäuse bisher nicht geprüft werden. Einige wenige Stücke aus dem Bereich der Grazer Bucht, die ich bei Dr. ©. Kepka zu sehen bekam, möchte ich ebenfalls einer Mischform ruttneri = istericus zuzuordnen, jedenfalls nicht als typisch istericus bezeichnen wie Rebel (1933). Sowohl in Größe wie in Färbung typisch istericus aber sind drei Stücke, die ich im Mai 1957 bei Güssing im Südburgenland sammelte. Okologie: Die Rötelmaus ist im Untersuchungsgebiet ausgesprochen stenök und in ihrem Vorkommen auf die feuchten und bodenfrischen Waldtypen Bacherlen-Eschenwald und Eichen-Hainbuchenwald beschränkt. In Jahren mit lokalem Massenauftreten kommt es wohl auch zu Ansiedlungs- versuchen in den Schwarzerlen-Aschweidenbeständen der Verlandungs- zone oder in isolierten Robiniengehölzen, doch kann sich die Art in diesen Extrembiotopen nie längere Zeit halten. Vorkommenim Gebiet: Aus dem südlichen ungarischen Teil des Gebietes liegen Fundmeldungen von Solymosy (1939) und Vasarhelyi (1939) für Nagylozs und Csikoseger vor. Zweifellos lebt Clethrionomys glareolus aber auch in den Odenburger Bergen. Im österreichischen Gebiet ist sie im Leithagebirge ver- breitet. Funde liegen vor von Eisenstadt, Donnerskirchen, Breitenbrunn und Jois. Eine kleine, seit 1954 bestehende Rötelmauskolonie lebt im Teichwäldchen auf der Parndoríer Platte, zwischen Neusiedl und Parndorf. Die nächsten Rötelmaus- vorkommen wurden dann erst wieder außerhalb des eigentlichen Untersuchungs- gebietes in den Leitha-Auen zwischen Bruckneudorf und Zurndorf gefunden, wo die Art wieder ziemlich häufig auftritt. Bionomie: Schon Wettstein (1954) wies darauf hin, daß Cl. g. istericus zu gelegentlichen Massenvermehrungen neigt. 1954 war ein Massen- auftreten in den Leitha-Auen, und auch im Leithagebirge erreichte die Art übernormale Dichte. Aus Bruckneudorf wurden starke (und sonst nie beobachtete) Rötelmausschäden an jungen Obstkulturen gemeldet. (Dr. H. Pschorn-Walcher, mdl. Mitt.) Im Zuge dieses Massenauftretens erschie- nen einzelne Rötelmäuse auch im Seegebiet, weit außerhalb des normalen Rötelmausvorkommens. So wurde am 5. März 1954 ein ö am Ende des Neusiedler Seedammes, mitten im Phragmitetum, etwa 7 km vom nächsten Rötelmausbiotop, gefangen. In diesem Bereich wurden auch 1957, neuerlich einem Jahr mit überdurchschnittlicher Rötelmausdichte, von H. Steiner (Wien) und K. Deuchler (Zürich) zwei einzelne Rötelmäuse gefangen, und Aneta Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 289 für 1951, das vorhergehende Rötelmausmaximum, belegen drei Gewöll- schädel in den Neusiedler Aufsammlungen, in denen die Art in all den folgenden Jahren zur Gänze gefehlt hat, ein vereinzeltes Clethrionomys- Vorkommen. Während es sich in den erwähnten Fällen um vorüber- gehendes Auftreten handelte, gelang an einer anderen Stelle 1954 eine dauernde Ansiedlung. Das Teichwaldchen, ein etwa 0,5 ha großes Weiden- gehölz an einem kleinen, aber ganzjährig wasserführenden Staubecken auf der Parndorfer Platte erwies sich bei wiederholten Fängen in den Jahren 1951 bis 1953 als rötelmausfrei. Im Frühjahr 1955 aber stellte Steiner dort eine florierende Rötelmauskolonie fest, deren Gründer minde- stens Akm weit durch ganz ungeeignetes, sehr deckungsarmes Gelände zugewandert sein müssen. In diesem kleinen, aber unterwuchsreichen und ständig Wasser bietenden Bestand hat sich die Art seither gut gehalten. Die Beobachtungszeit ist im ganzen noch zu kurz, doch scheinen die bisherigen Funde anzudeuten, daß istericus im Gebiet eine kürzere Massen- wechselperiode hat als die Feldmaus. Maxima der beiden Arten wurden in den folgenden Jahren registriert: Rötelmausjahre (1951) 1954 1957 Feldmausjahre 1950 1954 (1958) 2 $ enthalten 5 (+1 resorbierten) und 4 Embryonen. 51. Arvicola terrestris terrestris Linnaeus, 1758 — Wasserratte Material: 2 Balge mit Schädeln und 2 Schädel; 29 Gewöllschädel. Systematik: Pschorn-Walcher (1953) hat an Hand relativ umfang- reichen Materials die Rassengliederung von Arvicola terrestris in Oster- reich klargestellt. Das mir zugängliche Material bestätigt seine Befunde. Danach gehort die Wasserrattenpopulation des Untersuchungsgebietes wie die des Wiener Beckens zu der nordostlichen Nominatform. Zwei Stiicke meiner Sammlung und die von Pschorn untersuchte Serie ost- österreichischer terrestris messen: Coll. Bauer Pschorn-Walcher 3 Q Min. Max. M. KKL 168 140 149 172 163 Schw. 106 80 82 99 90 HFS 29,0 27,0 27 32 29 O 14,0 — 12 16 14 Gew. 162 — — — == CB 38,8 37,0 34,7 39,0 36,8 Jb 237. — DIA 24,0 22,7. Fünf meßbare Gewöllschädel adulter Stücke (aus Neusiedl) mit völlig oder nahezu völlig vereinigten Supraorbitalleisten haben ganz ähnliche Maße wie von Pschorn- Walcher angegeben: Min. Max. M. CB 34,0 38,8 Sa Jb 24163 23,8 22,6 zool. Beitr. 290 K. Bauer En Die beiden Bálge und drei weitere, im Fleisch untersuchte, aber nicht mehr prá- parierbare Stücke sind oberseits kohlschwarz mit starkem Glanz, unterseits dunkel schiefergrau und matter. Einer der Bálge hat die Unterseite schwach, Wangen und Körperseiten stärker gelbbraun überflogen. Sehr auffallend ist die Langhaarigkeit des Felles, namentlich die Länge der Grannenhaare am Hinter- rücken, die bei den beiden Winterexemplaren bis 30 mm messen (gegen 20 mm an ostalpinen Winterexemplaren von A. t. scherman). Das Vorkommen von Arvicola terrestris terrestris im Untersuchungs- gebiet und in den pannonischen Niederungen Niederösterreichs ist von einigem tiergeographischen Interesse, da es anscheinend ganz isoliert ist. Nach R. Kuntze (zit. von Ognev, 1950) soll A. t. scherman, die Schermaus der Ostalpen, Süd- und Mitteldeutschlands, über die Slovakei bis Galizien nach Osten reichen. Damit aber würde sie das nordpannonische Areal von terrestris vom ost- und nordeuropäischen Hauptareal der Rasse trennen. Dieses Vorkommen kann also wohl, ähnlich wie das von Microtus oecono- mus, als Relikt gelten. Faunengeschichtlich interessant ist das Vorkommen einer nördlichen Form im Nordteil des pannonischen Gebietes um so mehr, als im Süden der Großen Ungarischen Tiefebene eine sehr deutlich diffe- renzierte und scheinbar den südrussischen Rassen nahestehende Form lebt (Petrov, 1949). Ökologie: Die Arvicola des Untersuchungsgebietes ist wirklich eine ausgesprochene Wasserratte. Sie lebt einerseits an größeren Wasser- graben, so im Hansäg und an der den See umfahrenden Raab—Odenburg —Ebenfurter Eisenbahn, andererseits aber auch in dem unter Wasser ste- henden Teil der Verlandungszone, also im einförmigen Phragmitetum. Schon Koenig hat darauf hingewiesen, daß die Wasserratte im Schilf- gürtel in selbstgebauten Kugelnestern lebt, wie sie ähnlich von anderen aquatisch lebenden Arvicola-Populationen in Schweden, Norddeutschland und auch Südrußland schon beschrieben worden sind (Mohr, 1954, Heptner, Morosova-Turova und Zalkin, 1956). Auffallend ist die gegenwärtige Seltenheit der Art. Während 1951, zu Beginn meiner Tätigkeit im Seegebiet, relativ regelmäßig Wasserratten im Schilfgürtel des Sees beobachtet oder Reste von solchen gefunden wer- den konnten, verschwanden sie in den folgenden Jahren, anscheinend Hand in Hand mit der auffälligen Zunahme der Bisamratte (Ondatra zibethica), wenigstens im Stationsbereich so gut wie völlig. Die wenigen gesammelten Stücke stammen von größeren, verwachsenen Meliorationsgräben im See- winkel und Hansäg, an denen die Art aber auch nur in recht geringer Dichte auftritt. Im Kulturland wird Arvicola terrestris im Gebiet so gut wie nicht schädlich, da sich nur vereinzelte Individuen gelegentlich an den die Garten durchziehenden Wassergráben einfinden. Vorkommenim Gebiet: In der Verlandungszone des Sees lebt die Wasser- ratte wohl überall, wenn auch keineswegs in großer Dichte. Gewöllbelege liegen vor aus Rust, St. Margarethen, Donnerskirchen, Neusiedl und Podersdorf. Auch auf dem „Podersdorfer Schoppen”, einer etwa 0,5ha großen Insel im Nordostteil des Sees zwischen Weiden und Podersdorf, ist die Art ansässig. Im Seevorgelände ist es: Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 291 sie auf die wasserreicheren Gebiete beschränkt. Sie lebt im Wulkatal (Sauerzopf, 1954) und an der Leitha, an den Fischteichen von Nagylozs (Solymosy, 1939) und, anscheinend relativ häufig, im Hanság. Im Seewinkel ist ihr Vorkommen ganz lokal. Ich erhielt sie von einem alten Entwässerungsgraben der Zicklacke bei Illmitz und sah sie im Schilfgürtel des Zicksees von St. Andrä. Den großen, neuen Ent- wässerungsgräben folgend, scheint sie sich hier etwas zu verbreiten. So trat sie 1957 erstmalig an dem Kanalabschnitt zwischen Langer Lacke und Apetlon am Rand einer Hutweide auf. Bionomie: Zwei Stücke vom 12. November und 13. April sind in voll- ständigem Winterhaar, ein Novembertier zeigt aber noch Spuren von Haarwechselpigment. Die Nahrung der an der Verlandungszone des Sees lebenden Wasser- ratten ist, dem Biotop entsprechend, recht einförmig. An den Fraßplätzen wurden sehr viele Reste von Phragmites-Blättern, -Trieben und -Rhizomen gefunden und daneben gelegentlich Myriophyllum spicatum, Potamogeton pectinatus und (einmal) Ceratophyllum. Die erstgenannten drei Arten er- wähnt schon van Wijngaarden (1954) als bevorzugte Futterpflanzen. Koenig bezeichnet die Wasserratte als argen Nestplünderer, und es ist möglich, daß ihr gelegentlich Kleinvogelgelege zum Opfer fallen. Die Spuren er- lauben aber meist keine scharfe Abgrenzung gegen die Schäden durch Wasserspitzmäuse und vor allem Wanderratten, so daß sich über das Aus- maß solcher Nesträuberei kaum etwas sagen läßt. 52. Ondatra zibethica (zibethica) Linnaeus, 1766 — Bisamratte Material: 3 Bälge mit Schädeln und 71 Schädel. Systematik: Die 1905 in Böhmen eingebürgerten Bisamratten stamm- ten aus Ohio und gehörten der Nominatform an und nicht der Neufund- landrasse obscura, wie Müller (1952) nach Untersuchung einer mitteldeut- schen Serie annehmen zu müssen glaubte (Kohl, 1917, Komarek, 1926, zitiert bei Müller, 1953). In den Schädelproportionen sind bisher weder bei den russischen (Lawrow, 1953) noch bei den mitteleuropäischen On- datra-Populationen Verschiebungen gegenüber den Verhältnissen an der amerikanischen Stammform wahrnehmbar, doch sollen sich unter den in den letzten Jahrzehnten in verschiedene Teile der UdSSR eingeführten Bisam- ratten schon mehrere nach Färbung und Fellstruktur verschiedene Schläge unterscheiden lassen (Zerewitinow, 1951). Doch war wohl auch das Aus- gangsmaterial nicht einheitlich. Mitteleuropäische Bisamratten unterschei- den sich vor allem in der Größe von nordamerikanischen Populationen der Nominatform, und auch untereinander scheinen die Mitteleuropäer bereits etwas verschieden. Es ist allerdings wahrscheinlich, daß es sich dabei im wesentlichen um von Nahrungsangebot und mehr oder weniger guter Eignung der Biotope bestimmte Modifikationen handelt. Immerhin ist zweifelhaft, ob die hiesigen Tiere trinär und mit dem Namen der im- portierten Tiere benannt werden sollen. zool. Beitr. 292 | j K. Bauer ES Bei Vergleich mit den von Müller (1952) angeführten Werten steht die Neu- siedler Population in der Mitte zwischen dessen mitteldeutschen Tieren und ameri- kanischen O. z. zibethica. Maße alter Tiere: oe) 22 n Min. Max. M. n Min. Max. M. KKL 7 260 285 274 6 267 305 289 Schw. DBD 264 248 255 2 262 HFS 65 FA 68 66 ral 69 CB 60,0 63,5 61,6 60,6 65,1 62,9 Jb 37,0 39,7 38,0 36,6 40,1 38,4 Mittelwert der Maße alter Tiere (wie bei Müller, 1952): n USA n Neusiedl n Sachsen KKL + Schw. 22 569 20 531 30 317 Schw. 254 254 229 Basilarlänge 32 62,0 25 59,3 51 57,0 Jochbogenbr. 40,1 38,1 36,4 Ckologie: Die ausgedehnten Sumpfgebiete der Verlandungszone ent- sprechen Ökologisch weitgehend den entsprechenden Biotopen im ne- arktischen Ursprungsgebiet von Ondatra zibethica. Die Art hat sich denn auch sehr rasch nach der Besiedlung des Gebietes über den gesamten Schilfgürtel verbreitet und bewohnt diesen in günstigen Jahren in recht erheblicher Zahl. Der wesentlichste bestandsregelnde Faktor ist wohl der wechselnde Wasserstand und damit die sehr verschieden große Ausdeh- nung des von der Bisamratte vor allem bewohnten überschwemmten Phrag- mitetums. So war der Hochstand des Seespiegels in den Jahren 1943 bis 1944 von einem Massenauftreten der Bisamratte begleitet, und mit dem Niedrigwasserstand der Jahre 1949 bis 1950 fiel ein auffallendes Minimum zusammen, das auch noch die folgenden Jahre hindurch anhielt. Der steigen- den Tendenz des Wasserstandes der folgenden Jahre folgte der Bisam- rattenbestand erst nur langsam. Erst 1956 erreichte er wieder die Höhe der früheren guten Jahre. Leider liegen keine auch nur annähernd zuver- lässigen Daten über die Bisamstrecken vor, die ein genaueres Bild von den Bestandesfluktuationen geben könnten. Die von Schreier (1956) auf Grund verschiedener Korrespondentenberichte mitgeteilten Zahlen lassen nicht nur nichts von den auffallenden Bestandsschwankungen erkennen, sondern geben auch absolut viel zu geringe Werte an. Nicht viel brauch- barer sind seine von den verschiedenen Stellen eingeholten, regionalen Angaben, die z. T. für Gebiete mit sehr beachtlicher Bisamrattenbesiedlung deren Fehlen angeben. Vorkommen im Gebiet: Sehr rasch nach ihrer Einbürgerung in Böhmen 1905 begann die Bisamratte sich über Mitteleuropa auszubreiten. Nachdem sie zwischen 1911 und 1914 die niederösterreichische Grenze überschritten hatte, erreichte und besiedelte sie zwischen 1923 und 1926 das Untersuchungsgebiet (Amon, 1931, Varga und Mika, 1937). Hier lebt sie in der ganzen Verlandungs- zone des Sees, vor allem aber im unter Wasser stehenden Schilfgürtel, und in geringerer Zahl auch an den größeren Wasserläufen, wie Wulka und Leitha, aber auch an den kleineren Bächen des ungarischen Seevorgeländes (Vasarhelyi, org Saugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 293 1939). Vereinzelte Tiere siedeln sich auch in den größeren, stärker verschilften Lacken des Seewinkels an und wandernde, semiadulte Stücke können gelegent- lich auch weitab von geeigneten Lebensstätten angetroffen werden. So wurde im Winter 1956/57 am Ortsrand von Frauenkirchen, fern von jedem Gewässer, eine Bisamratte auf der Straße überfahren. Bionomie: Die weitaus wichtigste Futterpflanze für Ondatra zibethica ist im Untersuchungsgebiet Phragmites communis, das Schilfrohr, das aus- gesprochen bevorzugt zu werden scheint. Unter 240 Nahrungsresten an Bisamfraßstellen aus allen Zeiten des Jahres waren 231 Blätter, Trieb- und Rhizomreste vom Schilfrohr, und nur 4% entfielen auf Myriophyllum (fünfmal), Potamogeton (zweimal), Lycopus (einmal) und Rumex (einmal). 52. Microtus (Pitymys) subterraneus subterraneus de Selys-Longchamps, 1835 — Kleinwühlmaus Material: 5 Bälge mit Schädeln und 5 Schädel in Coll. Bauer, 3 Bälge mit Schädeln in Coll. Steiner; 31 Gewöllschädel. Systematik: Pitymys wird im deutschsprachigen Schrifttum als „gutes“ Genus geführt. Tatsächlich läßt sich die Trennung bei alleiniger Berück- sichtigung der europäischen Microtini auch recht gut durchführen. Die sehr verschiedenen Auffassungen, zu denen Autoren wie Ehik (1926), Kra- tochvil (1952), Ellerman (1951) und Ognev (1950) kommen, zeigen aber schon, daß die scharfen Grenzen schwinden, sobald die gesamten palä- arktischen oder holarktischen Wühlmäuse in die Betrachtung einbezogen werden. Von den verschiedenen Gattungsmerkmalen von Pitymys bleibt dann als charakteristisch kaum mehr übrig als die geringere Zahl der Zitzen (4 oder 6). Ognevs Schritt der Einbeziehung von Pitymys als Sub- genus in ein weitgefaßtes Genus Microtus oder aber die Aufgliederung von Microtus in eine ganze Reihe vielfach nicht scharf voneinander zu trennender Gattungen, denen jetzt Subgenusstatus eingerdumt wird, sind die einzigen konsequenten Losungen. Davon aber scheint die von Ognev vorgeschlagene die brauchbarere zu sein, der hier deshalb auch gefolgt wird. Die nomenklatorische Zuordnung der vorliegenden Stticke ist ein fast hoff- nungsloses Beginnen. Mein kleines Neusiedler Material stammt von drei isolier- ten Vorkommen, die untereinander jeweils nur 4 bis 8km entfernt sind. Trotz- dem sind die drei Gruppen recht deutlich voneinander verschieden. 5 Stücke aus einer frischen Wiese am Rande des Schilfgürtels nahe dem Bahnhof Bad Neusiedl ähneln sehr einer größeren Serie steirischer M. s. kupelwieseri in meiner Samm- lung mit feinem, etwas wollig wirkendem Haar, doch sind sie etwas kurzhaariger. Auch in der Färbung sind die beiden Gruppen ähnlich, doch sind die Neusiedler Tiere oberseits im Durchschnitt ein wenig brauner, nicht ganz so dunkel grau (etwa Bister XXIX bis Clove Brown XL statt Clove Brown XL). In der Unterseiten- färbung besteht kein nennenswerter Unterschied, beide Reihen variieren zwischen Light Neutral Grey und Neutral Grey (LIII). 5 Stücke aus dem Teichwäldchen auf der Parndorfer Platte sind etwas brauner, straff- und glatthaariger und bemerkenswert langschwanzig. 3 Tiere schließlich, die ich im Oktober 1957 zusammen mit Dr. H.-E. Krampitz (Frankfurt/Main) in einem Schachtelhalmbestand auf dem Sanddamm östlich des Sees beim Viehhüter sammelte, sind so auffallend verschieden von normalen subterraneus, daß wir zunächst an M, (P.) savii dachten. Das Fell ist oberseits Bonn. 294 K. Bauer ES Beitr. warm gelbbraun (Tawny olive bis Snuff Brown XXIX), unterseits fast weiß (Pallid Neutral Grey LIII). Auffallender noch als die ,bunte” Fárbung dieser Tiere ist ihre Fellstruktur. Die Haare sind zwar immer noch feiner als bei Microtus arvalis, aber ebenso straff und glatt und ohne jede Spur der etwas wolligen Textur anderer subterraneus-Felle. Alle verglichenen Stúcke wurden im Zeitraum zwischen 29.9. und 7.10. ge- fangen und sind deshalb absolut vergleichbar. Die aus allen Jahreszeiten vor- liegenden M. s. kupelwieseri zeigen übrigens, daß in der Textur zwischen Som- mer- und Winterfell kein nennenswerter Unterschied besteht. In den Maßen fallen die drei vorliegenden Gruppen ganz in die Variations- breite größerer mitteleuropäischer Serien. Die Werte für KKL sind relativ klein, was zum Teil auf die angesichts des geringen Materials notwendige Mitverwen- dung semiadulter Tiere zurückzuführen ist, doch liegen in der ersten und dritten Gruppe auch adulte Tiere mit Kopfkörperlängen von 80 und 83mm vor. Maße der Neusiedler Kleinwühlmäuse mit Vergleichsdaten: KKL Schw. HFS n. Min. Max. =M. Min. Max. M. Min. Max. M. Eisenerz DADO 93 84,8 27 38 33,2 A A ES St. Pölten 119278 94 88,3 25 32 28,9 =— — — Golsental 1281 98 91,0 25 35 30,0 14.0 16:03 15:0 Sudslovakei Ol 93 79,9 26 36 Set 14:02216:02314,5 Neusiedl/S. Gyan ABN) 83 78,0 28 30 29,0 VADO 24-6 Teichwaldchen AO y 90 89,0 35 36 35,4 e ye LZ) Viehhüter Se 80 78,3 30 32 313 14,8 1532.15 1 Güssing 20280 84 82,0 32 33 925 13;07215,02 14,0 Gew. CB Jb n. Min. Max. M. Min. Max. M. Min. Max. M. Eisenerz 21 1392.26,2° 2173 20:97 23 222-65 121,62 2.18597.21978 St. Pölten 11 — — == 21022307 224 PER Ed Gölsental 17 — — — 2170723 ONES LOTA OEA A Sudslovakei 6 — — — — — — -- — = Neusiedl/S. 5 11043170) 14-4 205i 2821173 A Teichwáldchen AO EN DARDOS ORAL 1257S OR 2 Viehhúter 3 135. 16:7 21510 — 21,7 — = 125. == Gussing 202052252107, 22,8 ..22,92 722585 13,02 “14 0251370 Die Schadel zeigen keine wesentlichen Abweichungen von normalen subterraneus, doch sind die Bullae auditorii der Exemplare von der Parndorfer Platte ein wenig, aber doch merklich groBer als bei den anderen Serien. Eine bemerkenswerte Be- sonderheit der Neusiedler Gruppe ist die Verkürzung des M?, der bei zweien der fünf Schädel zu einem ausgesprochenen simplex-Zahn wird, wie er an sich für Microtus (P.) savii typisch ist. v. Lehmann (1955) hat das Auftreten dieses Merk- mals, das vorher nur einmal von Wettstein (1927) an einem Stück von St. Pölten festgestellt worden war, vor kurzem für die Tiere aus der Oderniederung, eine Randpopulation der Art, beschrieben. So wie dieses isolierte, rezessive Merkmal (Zimmermann, 1952) durch die Inzucht in der kleinen, isolierten Neusiedler Popu- lation angereichert wurde, so wurde es offenbar eine (ebenfalls rezessive) Schek- kung in der Kolonie vom Viehhüter. Zwei von den drei dortigen Tieren haben kleine, unpigmentierte Stellen, das eine am Schwanz, das andere an Hinterkopf und Bauch. Die Neusiedler Population gehört zur Nominatform und stimmt mit nieder- österreichischen Stücken derselben (bis auf das isolationsbedingte simplex-Merk- mal) sehr gut überein. Schon Wettstein (1927) hat die Zugehörigkeit der Klein- wühlmaus des Wiener Beckens zu M. (P.) s. subterraneus festgestellt. v. Leh- mann, der sich kürzlich (1955) mit den westdeutschen Pitymys-Populationen aus- einandersetzte, wies darauf hin, daß die Condylobasallangen von NW nach SO leicht an Größe zunehmen, daß der Unterschied aber taxonomisch bedeutungslos es: Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 295 ist. Ebenso sind die Hinterfußsohlenlängen ostalpiner Kleinwühlmäuse nicht nennenswert größer (bei den aus Wettsteins frühen Arbeiten übernommenen Maßen scheint es nur so, da der Autor, wie er auch in der Einleitung anführt, anfänglich HFS mit Kralle maß). Die Maße bieten deshalb keinerlei Möglichkeit zu einer Rassenaufspaltung der mitteleuropäischen Populationen, In Übereinstim- mung mit J. Niethammer (MS) möchte ich aber die alpinen und voralpinen Klein- wühlmäuse wegen ihrer im Durchschnitt dunkleren Färbung (die keineswegs nur durch Abnutzung der Haarspitzen zustandekommt), wegen der merklich größeren Haarlänge im Sommer- und Winterfell und wegen gewisser Proportionsunter- schiede am Schädel, die J. Niethammer ausführlicher behandeln wird, als recht gut gekennzeichnete (in ihrer Verbreitung aber noch unzureichend bekannte) Rasse unter dem Wettsteinschen Namen kupelwieseri abgetrennt lassen. Ist die Zuordnung der Population vom Rand der Verlandungszone also ge- sichert, so herrscht um so mehr Unklarheit hinsichtlich der beiden anderen Grup- pen. Mit etwas größerer Schwanzlänge, vor allem aber mit dem glatten, straffen Haar, verhalten sie sich wie die von Kratochvil (1952) beschriebene südslovakische Population (und ein einzelnes ungarisches Tier, das derselbe Autor untersuchte), die nicht mehr zu subterraneus gezogen werden können. Trotz der Fülle von Pitymys-Beschreibungen aus dem pannonischen Raum und seinen Randgebieten kann aber derzeit nicht entschieden werden, welcher Name auf diese Form ange- wendet werden kann. Wie schon das Vorkommen ähnlicher Tiere im südslovaki- schen Raum zeigt, handelt es sich offenbar nicht um eine lokale Standortsform, sondern eine weiter verbreitete Einheit. Dafür sprechen auch die beiden Güssinger Stücke meiner Sammlung, die ebenfalls mehr dem straffhaarigen Typ als normalen subterraneus entsprechen. Kratochvil scheint deshalb recht zu haben, wenn er fest- stellt, daß die von Ehik (1926) als subterraneus bezeichneten ungarischen Klein- wühlmäuse einer anderen Rasse angehören. Die Nominatform scheint nach diesen neueren Befunden also nur bis Mähren, ins Wiener Becken und das Neusiedlersee- Gebiet nach Osten zu reichen. Verschiedene interessante Fragen, die sich in die- sem Zusammenhang ergeben, müssen zunächst allerdings offen bleiben. So wird sich gleich einmal die Frage nach dem Grenzverlauf zwischen den beiden Formen nur nach langer und angesichts der Seltenheit von Pitymys im Gebiet sehr mühe- voller Sammeltätigkeit beantworten lassen. Okologie: Microtus (P.) subterraneus ist eine hygrophile Art, deren Verbreitung auf den zentralen Teil der europäischen Laubwaldzone be- schränkt ist und deren ökologisches Optimum im Süden dieses Areals im montanen und subalpinen Bereich liegt. Im Alpen- und Voralpengebiet weit verbreitet und vielfach häufiger als alle anderen Microtus-Arten, wird sie in den wärmeren und trockeneren tiefen Lagen ausgesprochen stenök. Vorkommen in Lagen unter 400m Seehöhe haben nach Kratochvil (1952) Reliktcharakter. Die Kleinwühlmaus lebt hier in frischen bis feuch- ten, aber hochwasserfreien Wiesen, in Obstgärten und Gärtnereien und auf feuchten, vergrasten Waldlichtungen. Im Untersuchungsgebiet lebt sie stellenweise, aber recht lokal, in feuchten Süßgraswiesen, die, scheinbar an Quellaustritte gebunden, gebietsweise an Stelle der verbreiteteren Molinieta und Knopfbinsenmoore der Schilfzone vorgelagert sind. An ähnlichen feuchten Stellen tritt die Art offenbar auch im Leithagebirge stellenweise auf. Im Teichwäldchen lebt eine kleine, isolierte Kolonie in einem Weidenbestand mit üppiger Krautschicht an einem ganzjährig wasserführenden Staubecken. Alle diese Vorkommen fügen sich ganz in das bekannte Bild der Okologie unserer Art (Langenstein-Issel, 1950). Ungewöhnlich waren die Verhältnisse nur an einer Stelle. Zwischen Vieh- hüter und See fand ich im Herbst 1957 zusammen mit Dr. H. E. Krampitz zool. Beitr. 296 KB ser En (Frankfurt/Main) ein kleines Pitymys-Vorkommen in einem ganz trocke- nen Equisetum-ramosissimum-Bestand auf dem schon eingangs beschriebe- nen sandigen Damm in einem Biotop, der sonst von Crocidura suaveolens, C. leucodon, Apodemus sylvaticus, Mus musculus, Microtus arvalis, Cri- cetus cricetus (und Sicista subtilis) bewohnt wird und also keineswegs den normalen Anforderungen von Pitymys subterraneus gerecht wird. Die Tiere wurden zwar erst im Herbst gefangen, waren aber an der Stelle sicher mindestens ein Jahr ansássig, wie ein umfangreiches Bausystem erkennen ließ. Das erwähnte Auftreten von Scheckung deutet sogar auf die Möglichkeit eines längeren Vorkommens an diesem isolierten Punkt hin, wenn auch die Art bei früheren Fängen am selben Bas, nicht festgestellt werden konnte. Vorkommen im Gebiet: Kleinwühlmäuse wurden, wie erwähnt, nur bei Neusiedl im Seevorgelände, im Teichwäldchen auf der Parndorfer Platte und beim Viehhüter zwischen Weiden und Podersdorf im Seewinkel gefangen, Durch eigene Gewöllfunde wurden aber auch noch Vorkommen bei St. Margarethen, Jois, Neu- siedl und Weiden im Seevorgelände und beim Darscho im Seewinkel bekannt. Dr. F. Sauerzopf (Eisenstadt) verdanke ich die Mitteilung von Gewöllfunden am Fuß des Leithagebirges bei Donnerskirchen und Kaisersteinbruch. Aus dem ungari- schen Teil des Seegebietes stehen Funde noch aus, doch fehlt die Art sicher auch dort nicht gänzlich. Bionomie: Zwei von den am 29. September 1957 beim Viehhüter ge- fangenen $9 säugten. 54. Microtus (Microtus) arvalis levis Miller, 1908 — Feldmaus Material: Gefangen 190; 54 Bálge mit Schadeln und 54 Schadel in Coll. Bauer, 13 Bälge mit Schädeln und 27 Schädel in Coll. Steiner; 3842 Gewöllschädel. Systematik: Über die Taxonomie der österreichischen Feldmäuse sind im Schrifttum recht divergierende Ansichten geäußert worden. Ist an sich schon die systematische Zu- ordnung einzelner Kleinsäugerpopulationen wegen erheblicher individueller Varia- tion oft nur mit größerem Vergleichsmaterial möglich, so steigern sich die Schwie- rigkeiten bei den Microtini noch, deren wurzellose während des ganzen Lebens weiterwachsende Molaren als wichtigstes Mittel zur Altersbestimmung entfallen. Am allerschwierigsten ist die Abgrenzung taxonomisch gleichwertiger, wirklich vergleichbarer Serien aber bei Microtus arvalis, bei der nicht nur das Geschlechts- verhältnis und die Altersklassengruppierung innerhalb ein und derselben Popula- tion im Auf und Ab der zyklischen Bestandesschwankungen stärkerem Wechsel unterworfen sein kann als bei irgendwelchen anderen Säugern (Frank, 1954, 1956, Stein, 1952, 1953 a, 1953 b), sondern bei der auch der Eintritt der Geschlechtsreife bis ins Säuglingsalter vorverlegt werden kann (Frank, 1956) und für die überdies eine erhebliche, dichteabhängige Variation der Wachstumsgeschwindigkeit nach- gewiesen werden konnte (Zimmermann, 1955). Das Ergebnis ist, daß nahezu jeder Autor die Abgrenzung seiner Vergleichsserien nach anderen Gesichtspunkten vor- genommen hat, vielfach leider sogar, ohne diese anzuftihren. Die in der Literatur vorliegenden Größenangaben sind deshalb nur mit äußerster Vorsicht zum Ver- gleich heranzuziehen. Solange eine sichere Altersbestimmung nicht möglich ist, bleibt bei einer Art, deren sexuelle Reife derart früh eintritt, als halbwegs natürliche untere Grenze nur die Mauser von Jugend- und Erwachsenen-Haarkleid. Während diese bei Mi-. crotus oeconomus recht gut verwendet werden konnte (Zimmermann, 1942, Bauer, a | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 297 1953) läßt sich bei arvalis auch danach keine deutliche Abgrenzung vornehmen. Einerseits liegen Individuen vor, die mit 70mm KKL schon das volle Alterskleid tragen, andererseits aber zeigen Tiere mit 94mm KKL noch Reste des Jugend- haares. In die erste Tabelle wurden deshalb alle Tiere, die die KKL des kleinsten, trächtigen ? (85 mm) übertreffen, aufgenommen, zum Vergleich mit den Werten von Miller (1912) und Ognev (1950), die nur größere Tiere berücksichtigt haben, in der zweiten Tabelle aber eine willkürliche untere Grenze von 100mm KKL ge- wählt, die den Minima bei den genannten Autoren etwa entspricht. Maße fortpflanzungsfähiger Microtus arvalis: Ke) Qe n Min. Max. M. n Min. Max. KKL 53 85 119 96,2 48 85 111 94,2 Schw. 28 46 332 28 ATES Sonal HFS 14,0 17,0 15,6 1355 17,0 15,3 O 98 13,0 11,5 92 13,0 11,3 Gew. 13,4 41,6 22.3 13,3 31,2 19,5 CB 20,9 26,0 23,1 20,7 24,7 22,6 Jb 11:3 14,7 12,85 11,8 13,6 12,6 Maße aller Feldmäuse über 100 mm KKL 36 wo n Min. Max. M. n Min. Max. M. KKL 21 100 119 106,3 13' 222100 111 105,9 Schw. 32 45 38,8 32 42 36,3 HFS Ane 16,5 15,6 215,0 17,0 153 O 11032 13,0 11,7 1055 13,0 11,9 Gew. 18,0 41,6 317 20,3 31r2 26,7 CB DIES 26,0 DAR, AO DAY 23,9 Jb 123 15,4 13,9 12,9 13,9 13,4 Kleine Unterschiede in den Maxima der beiden Tabellen erklären sich daraus, daß die erste nur nach meinen eigenen, die zweite aber unter Mitberücksichtigung von Steiners Material berechnet wurde. Das Material ist sicherlich groß genug, um die Variationsbreite der hiesigen Population zu erfassen. Die Schädelmaße werden auch sehr gut bestätigt durch einige weitere MeBreihen. In den Gewöllen ist der Großteil der Schädel mehr oder weniger stark zerdrückt. Im natürlichen Verband bleiben die Knochen der Schädel- kapsel höchstens bei den stabileren Schädeln alter Tiere. An solchen unbeschädigten Gewöllschädeln wurden gemessen: Gebiet arvalis insgesamt meßbar Min. Max. M. Neusiedl, Weiden 1120 47 DE 25,8 24 1 Apetlon 621 34 DPD 25,6 DA. Güssing, Strem 539 he 0 23,4 26,3 24,7 Ganz ähnlich große Maße haben auch niederösterreichische Feldmäuse (Wettstein, 1927, Zalesky, 1937). Auch 6 Gewöllschädel aus Steyr in Oberösterreich, die ich maß, gehören mit 23,1 bis 25,3 (M — 24,6) wenigstens größenmäßig noch hierher. Bei der Lage des Untersuchungsgebietes kommen mehrere Rassen in Betracht, deren genauere Verbreitung im südöstlichen Mitteleuropa bisher nicht geklärt wurde: arvaiis, duplicatus, incognitus, brauneri und levis. Die mit den burgenlandischen völlig übereinstimmenden Feldmäuse des östlichen Niederösterreich wurden bisher als M. a. arvalis (Wettstein, 1927, Zalesky, 1937) oder aber als M. a. ? duplicatus (Wettstein, 1955) bezeichnet. Mit Ausnahme von brauneri liegt mir von allen Rassen einiges Vergleichs- 208 K. Bauer la material vor, wenn auch leider die Zahl der Schádel von duplicatus und levis nur gering ist. Von arvalis unterscheiden sich die ostósterreichischen Feldmäuse nicht nur durch die erhebliche Größe, sondern auch durch schmaleren, schlankeren, dabei aber hóheren Schádel und deutlich ab- weichende Fárbung. Die mir vorliegenden arvalis aus der Umgebung von Berlin, an sich schon das grauere Extrem des arvalis-Cline reprásentierend, sind immer noch deutlich brauner als die hiesige Serie, etwa Saccardos umber bis Snuff Brown (XXIX). Die Schadel sind flacher, die Jochbogen (bei Vergleich etwa gleichaltriger Tiere) ausladender, vor allem aber die Schädelkapseln breiter, kürzer und flacher. Incognitus wird vom Autor (Stein, 1957, in litt.) jetzt als synonym zu duplicatus betrachtet. Nach den vorliegenden Stücken aus den Randge- bieten des vermutlichen Areals kann ich mir eine sichere Meinung über die Form nicht bilden, doch scheinen mir westpreußische Stücke in der Fär- bung intermediär zwischen östlichen arvalis und duplicatus, mit zwar schwacher, aber merklicher brauner Tönung. Leider fehlen der schönen Serie Schädel bis auf ein Stück, das duplicatus entspricht. | Duplicatus, von Miller ursprünglich aus dem ostpreußischen Ostsee- Küstengebiet beschrieben, ist nach Ognev (1950) in NW-Rußland weit ver- breitet. Ist die Zuordnung von incognitus zu dieser Rasse richtig, dann erstreckt sich das Areal mindestens bis Schlesien und in die nördliche CSR nach Süden. In den Maßen entsprechen die ostösterreichischen Feldmäuse ganz den Angaben Ognevs, die ihrerseits bis auf die kleineren Hinterfuß- sohlenlängen mit den Maßen in Millers Diagnose gut übereinstimmen. Die Schädel, leider meist zerschlagen und daher nicht immer sicher zu beurteilen, sind in der Form denen der Neusiedler Serie ähnlich, lang, schmal und hoch, mit deutlich längsgestreckter Hirnkapsel, aber mit be- tonteren Kanten und sehr markanten Supraorbitalleisten. Die Bälge sind (wie auch Ognev schreibt) ziemlich dunkel grau, etwa Hair Brown bis Drab (XLVI) mit einer leichten Beimischung von Buffy Brown (XL), ohne die gelbliche Tonung der pannonischen Serie. SchlieBlich sind noch die zwei fiir den Siiden des pannonischen Ge- bietes genannten Rassen zu vergleichen, levis Miller, 1908, und brauneri Martino, 1926, die in der Größe etwa duplicatus entsprechen. Vergleichs- stücke aus Bulgarien und Südungarn stimmen in jeder Hinsicht mit der Neusiedler Serie und zwei südslovakischen Stücken überein. Die Bälge sind überraschend einförmig gelblichgrau, ohne merkliche braune oder gar rote Beimengung, wie sie für arvalis bezeichnend ist. Die Färbung entspricht am ehesten einer Kombination von Light Brownish Olive (XXX) und Buffy Brown (XL). Die Schädel der verschiedenen Gruppen stimmen ebenfalls vollkommen überein. Sie sind, im Gegenteil zu denen von arvalis, aber ähnlich wie die von duplicatus, lang, schmal und hoch, gegen- über duplicatus aber deutlich verrundet, wie auch schon Miller angab. Auch unter den größten Schädeln hat nur ein Teil deutliche Supraorbital- ee Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 299 leisten. Der Unterschied zwischen diesen südosteuropäischen Feldmäusen und duplicatus ist etwa so wie der zwischen M. oeconomus stimmingi und M. oe. mehelyi. Es ist kein Zweifel, daß die ostösterreichischen Feldmäuse also weitgehend Millers levis entsprechen. Miller (1912) hat in seiner Dia- gnose mit der Relation Hirnkapsellänge zu Jochbogenbreite leider ein sehr unglückliches, weil kaum von zwei Beobachtern gleich zu messendes, Kriterium eingeführt und überdies die Länge der Schädelkapsel auch noch übertrieben und damit recht viel Unklarheit geschaffen, daher ist die Rasse wohl öfters verkannt worden. Außer levis ist aber angesichts der Tat- sache, daß ihre terra typica (Kraljevo, Serbien) dem Untersuchungsgebiet viel näher liegt wie die von levis (Gageni, nw. v. Bukarest), die Martino- sche Form brauneri zu berücksichtigen. Die Beschreibung paßt bis auf zwei Punkte ganz auf levis. Eine Condylobasallänge von 26 mm soll selten er- reicht werden (6%, das ist aber gar nicht so wenig), und die Hinterfuß- sohle mißt schon bei Jungtieren mit 80mm KKL 16mm (97%). Dazu ist zu sagen, daß möglicherweise rumänische und bulgarische Feldmäuse wirk- lich etwas größer werden als pannonische — Miller nennt einen Schädel mit 27,6 mm. Sicher ist der Unterschied aber nicht groß genug, um eine nomenklatorische Abtrennung zu ermöglichen. Als nennenswert verschie- den bleibt damit nur die Hinterfußsohlenlänge, die mit 16,0 bis 17,2 mm diejenige südostbalkanischer, aber auch pannonischer Populationen über- trifft. Es wird sich erst zeigen müssen, ob brauneri auf Grund so beschei- dener Differenzen überhaupt aufrecht erhalten werden kann. Für die Po- pulationen der pannonischen Niederungen kommt der Name aber jeden- falls nicht in Frage, diese sind unbedingt levis zuzurechnen. Nach dem bisher untersuchten Material gehören dieser Rasse auch die niederöster- reichischen Feldmäuse an. Wie weit die Art nördlich der Alpen nach Westen reicht, gilt es noch zu klären. Die großen Gewöllschädel aus Steyr deuten jedenfalls die Möglichkeit an, daß sich auch dort noch ein gewisser levis-Einfluß äußert. Aus den tiefen Lagen der Steiermark fehlt Material, einige obersteirische Schädel meiner Sammlung scheinen eine Mittelstel- lung zwischen levis und incertus einzunehmen. Einige wenige Stücke aus dem Inntal in Tirol und aus Böhmen möchte ich ihrer Färbung wegen (Schädel nicht gesehen) zu arvalis stellen, doch reicht das Material nicht zu einer gesicherten Aussage. Hanzak und Rosicky (1949) haben an ihrem größerem Material die letztere Population als incognitus bestimmt, und nach den eigenen Befunden an den Westpreußen ist es nicht ausgeschlos- sen, daß der ganze westpreußisch-schlesisch-tschechische Raum von einer zwischen arvalis, duplicatus und levis stehenden Mischpopulation bewohnt wird. Zwei südslovakische Stücke der Berliner Sammlung unterscheiden sich aber jedenfalls nicht von den levis-Serien und müssen dieser Rasse zugerechnet werden ”). *) In einer nach Niederschrift dieses Abschnittes erschienenen Monographie der Feldmaus (Kratochvil et al., 1959) kommt Kratochvil zu vóllig mit der meinen ubereinstimmender Gliederung. 300 K. Baue = Ess Okologie: Die Feldmaus lebt im Untersuchungsgebiet in Trocken- rasen, auf Hutweiden und Feldern. In den Wald dringt sie ein, so weit die Bestande warm, trocken, licht und starker vergrast sind. Stellenweise, dort wo der Grundwasserspiegel auch zur Zeit des Hochwasserstandes nicht bis zur Bodenoberfläche ansteigt, dringt die Feldmaus auch in die landwartigen Verlandungszonenbiotope, in Pfeifengraswiesen, Knopfbinsenmoore und entwässerte Macrocariceten ein. Ganz ähnlich, wie dies Stein (1952) in Ost- deutschland und Pelikan (1955) in der CSR festgestellt haben, ist auch im Untersuchungsgebiet die Feldmaus in Ackerbiotopen nur in Jahren größe- rer Dichte wirklich verbreitet. Bei geringem Bestand leben die Mäuse hier nur in Klee- und Luzerneäckern etwa gleich häufig wie in den primären Rasenbiotopen. Als optimale, weil normal in größter Dichte besiedelte Lebensstätten haben wohl die frischeren, üppigeren Typen des Festucetum pseudovinae zu gelten. Gegen die trockensten Rasengesellschaften zu, wie extreme Festuceten und Stipa capillata-Rasen, läßt die Siedlungsdichte der Art wieder merklich nach. Diese geringe Neigung zur Besiedlung extremer Trockenstandorte stellt auch Pelikan (1955) fest, wenn er sagt, daß Micro- tus arvalis in wärmeren Zonen (der CSR) mikroklimatisch feuchtere Bio- tope besiedle. Microtus arvalis ist denn auch nicht als wirkliches Steppen- element zu betrachten, sondern als eine Form, die sich in der Waldsteppen- zone entwickelt hat und an eine Existenz in einer Landschaft mit Wiesen und lichten Wäldern angepaßt ist (Naumov, 1954). Vorkommenim Gebiet: Die Feldmaus fehlt mit Ausnahme der extremen Verlandungsbiotope keinem Teil des Untersuchungsgebietes ganz. Wenn sie auch in den Trockenrasen- und Kultursteppenbiotopen des Seevorgeländes, der Parn- dorfer Platte und des Seewinkels eine erheblich größere Dichte erreicht als anders- wo, so kommt sie doch auch im Bereich des Leithagebirges und des Hansäg vor. Eine Aufzählung von Fundorten ist bei einer derart allgegenwärtigen Art kaum von Interesse. Bionomie: 20 29 haben Embryonenzahlen von 4 bis 7 (M= 5,2). Win- tervermehrung wurde nicht nachgewiesen. Die Feldmaus macht im Unter- suchungsgebiet sichtlich ebenso regelmäßige zyklische Bestandsschwan- kurgen durch wie in anderen Teilen ihres Areals. Allerdings scheint das Auf und Ab gemildert, die Gegensätze zwischen Maxima und Minima viel weniger kraß als in ausgesprochenen Feldmausplagegebieten. Normale Zyklengipfel, wie sie im Untersuchungsgebiet (und auch im Wiener Becken) 1950 und 1954 herrschten (Bauer, 1955 b), zeigen deshalb keineswegs immer eine auffällige, schon ohne genauere Kontrolle merkliche Verdichtung. Möglicherweise hängt diese relativ geringe Fluktuation des Gesamtbestan- des mit der extremen Verschiedenheit der einzelnen Biotope des Gebietes zusammen, die keine weiträumig wirksame Rhythmik aufkommen läßt. Es fällt jedenfalls auf, daß nicht nur einzelne Standorte im Massenwechsel dem Durchschnitt ein Jahr nachhinken oder vorauseilen, sondern daß sich lokale Gradationen fast in jedem Jahre feststellen lassen. aa Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 301 —. Microtus agrestis Linnaeus, 1761 — Erdmaus Dem eigentlichen Untersuchungsgebiet fehlt die Erdmaus ohne jeden Zweifel. Sie konnte hier weder an Okologisch in Betracht kommenden Stellen gefangen, noch unter 4000 Microtinen-Schadeln aus Gewöllen nachgewiesen werden. Sauer- zopf (1959) führt sie aber für das Wulkabecken auf. Auch hier liegt indes (Sauer- zopf, mdl.) bisher nur ein einziger Gewöllfund vor. Man wird deshalb bis zum Bekanntwerden weiterer Belege auch mit einem zufällig verschleppten Beutetier rechnen müssen. Im Gegensatz zum Neusiedlersee-Gebiet, wo das Fehlen der Erdmaus zu den überraschenden Befunden gehörte, ist die Art in den feuchten Niederungen des Süd- Burgenlandes ausgesprochen verbreitet. Ich fing sie bei Güssing und fand sie in Gewöllen von Strem und Wallendorf. 55. Microtus (Microtus) oeconomus mehelyi Ehik, 1929 — Sumpíwúhlmaus Material: Untersucht: 91; 48 Bälge mit Schädeln, 1 Balg und 5 Schädel in Coll. Bauer, 5 Bälge mit Schädeln und 6 Schädel in Coll. Steiner; 103 Gewöllschädel. Systematik: Die systematische Stellung der Art Microtus oeconomus und die Besonder- heiten der Neusiedler Population wurden bereits ausführlich behandelt (Bauer, 1953 b). Es genügt deshalb hier eine kürzere Darstellung. Bei Berücksichtigung aller Tiere, die die Jugendmauser abgeschlossen haben, ergeben sich folgende Maße: 36 22 n Min. Max. M. n Min. Max. M. KKL DIE 101 133 MISS 28 101 138 1712156 Schw. 47 7155 58,8 47 68 2 HFS 19,5 22,9 21,08 18,5 2155 20,25 O 12,6 19,9 13,6 12,4 14,6 133 Gew. 24,8 62,0 39,47 21,0 56,0 34,9 CB 26,1 30,5 27,68 233 29,8 27,08 Jb 13,6 16,6 14,68 1977 16,4 14,49 Bei Verwendung der volladulten Tiere allein ergeben sich folgende Werte: 36 : 99 n Min. Max. M. n Min. Max. KKL AY) 133 124,0 12222117 138 122,0 Schw. 53 7165 64,8 57 69 62,3 HFS 19,8 22,9 NES 19,3 2155 20,6 O 12,6 15,0 13,6 12,4 14,6 13,5 Gew. 41,0 62,0 49,3 34,0 56,0 40,6 CB 27,6 30,5 28,35 26,9 29,8 27,6 Jb 14,8 16,6 15,24 14,1 16,4 14,73 In der Färbung sind die Sumpfwühlmäuse des Untersuchungsgebietes etwa —Snufí Brown bis Verona Brown (XXIX), vor allem aber gekennzeichnet durch eine seitwärts zwar nicht scharf begrenzte, trotzdem aber recht auffallende, verdun- kelte Rückenzone in schwarzbraun oder schwarz. Die Unterseite ist hellgrau (Smoke Gray XLVI), stellenweise mehr oder weniger stark gelblich überflogen (Drab Gray bis Light Drab XLVI). Das Fell der Sumpfwühlmaus fällt außerdem auf durch starken Fettglanz. Zugleich mit meinem Beitrag und etwas nach diesem erschienen meh- rere Arbeiten über andere pannonische Microtus oeconomus-Populationen (Ehik, 1953. a, b, Szunyoghy, 1954, und Kratochvil und Rosicky, 1955), die zool. Beitr. 302 K. Bauer be bereits ein sehr abgerundetes Bild der interessanten Form vermitteln. Neuere Studien über die nordosteuropäischen Sumpfwühlmäuse haben auch die schon festgestellten äußeren Unterschiede gegenüber der osteuropä- ischen Rasse stimmingi bestätigt (Sershanin, 1955, Wasilewski, 1956). Mi- crotus oeconomus mehelyi unterscheidet sich nicht nur in den Körper- und Schädelmaßen, sondern auch in der Ausbildung mancher Strukturen, so Gehörknöchelchen und Os penis, von anderen oeconomus-Formen. Diese Organe wurden allerdings bisher nur an einzelnen Individuen untersucht, wobei sich zwar sehr deutliche Unterschiede zu den entsprechenden Ab- bildungen Ognevs (1950), gleichzeitig aber auch Differenzen zwischen ver- schiedenaltrigen Individuen derselben Kolonie ergaben. Ich wies in mei- ner Publikation ausdrücklich darauf hin, daß vor ihrer planmäßigen taxo- nomischen Verwendung erst ihre individuelle und altersabhängige Varia- tion geklärt werden müsse; Szunyoghy (1954) irrt deshalb, wenn er meint, ich hielte mehelyi allein auf Grund der Os penis- und Malleus-Unter- schiede für eine gut differenzierte Rasse. Bis zur Klärung der Brauchbar- keit solcher Merkmale scheinen mir kennzeichnende Maß-, Proportions- und Färbungsmerkmale, wie sie mehelyi sehr schön aufweist, sicherer und zuverlässiger. Auch hier besteht ja kein Zweifel an der Sonderstellung der pannonischen Populationen, die sich mit ihrer Tendenz zu komplizierten Zahnschleifenmustern (Bauer, 1953, Kratochvil und Rosicky, 1955) als ur- sprünglich erweisen und auch mit ihrer Größe ganz in das Zimmermann- sche Randformenschema einfügen. Im Vergleich zu den Ognevschen Ab- bildungen scheinen mir die Unterschiede im Bau der Gehörknöchelchen österreichischer und ungarischer mehelyi (Bauer, 1953, Szunyoghy, 1954) sehr gering. Auch in den äußeren Merkmalen scheinen unter den isolierten westpannonischen Populationen gewisse Unterschiede zu bestehen, so ist z.B. die von Ehik beschriebene Population von Kis-Balaton relativ Kurz- schwänziger als die von Neusiedl oder Calovo. Trotzdem reichen die Un- terschiede aber nicht zu einer Aufgliederung in mehrere Rassen aus. Okologie: Microtus oeconomus ist ein Charaktertier deı Verlandungs- zone. Ihre größte Dichte erreicht die Art in der Zone der Großseggenrasen und Aschweidengebüsche, doch dringt sie seewärts noch ein gutes Stück in das Phragmitetum ein und kommt landwärts wenigstens in Jahren grö- Berer Dichte auch noch in den úppigeren Knopfbinsenmooren vor. Nur ver- einzelt lebt die Sumpfwühlmaus an Standorten, an denen der Grundwasser- stand noch eine Anlage von unterirdischen Gängen und Nestern erlaubt. Meist reicht das Wasser bis zur Oberfläche oder aber es steht überhaupt zwischen den Bulten 10 bis 20 cm hoch. Unter diesen Verhältnissen baut das Tier kugelige Grasnester, die auf dem Boden oder auf Seggenhorsten stehen. Doch wird jede trockene Erhebung zur Anlage von Erdbauen ge- nützt. Auf dem Podersdorfer Schoppen war zum Beispiel ein etwa 2m hoher, weitgehend verrotteter Schilfhaufen von der Basis bis zur Spitze unterminiert von einem Gewirr von Gängen, alten und frischen Nest- a Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 303 kammern. Kulturland scheint Microtus oeconomus ganziich zu meiden. Auch dort, wo bei Neusiedl die Salatgärten direkt an den Rand der von Sumpfwühlmäusen besiedelten Seggenwiesen und Weidengebüsche her- anreichen, wurde sie nie außerhalb ihres Sumpfbiotopes gefangen. Vorkommen im Gebiet: Microtus oeconomus fand ich 1951 zunächst in Gewöllen einer Neusiedler Schleiereule. Planmäßige Nachsuche erbrachte dann auch schnell die ersten Fänge. Schließlich konnte die Art an verschiedenen Punkten in der Verlandungszone des Sees festgestellt werden, so bei Rust, Don- nerskirchen, Neusiedl und Weiden, am Ostufer des Sees beim Viehhüter und nördlich von Podersdorf, beim Oberstinker und westlich von Apetlon. Außerdem lebte in den vergangenen Jahren eine Kolonie auf der zwischen Weiden und Podersdorf im Nordostteil des Sees gelegenen Insel „Podersdorfer Schoppen”. Nachweise aus dem Hansäg liegen bisher ebensowenig vor wie aus dem ungari- schen Seevorgelände, doch besteht kaum ein Zweifel daran, daß die Art auch dort noch aufgefunden werden kann. Verbreitung von Microtus oeconomus mehelyi: Szunyoghy (1954) hat eine genaue Verbreitungskarte von mehelyi veröffentlicht, die zeigt, daß die Rasse bisher aus drei Gebieten des pannonischen Raumes bekannt- geworden ist: 1. Aus der Kleinen Ungarischen Tiefebene von den Fundorten Samorin, Cobcikovo und Calovo auf der Gr. Schütteninsel (CSR), von Rajka (Un- garn) und vom Neusiedlersee. 2. Aus den Komitaten Zala und Somogy in SW Ungarn von den Fund- orten Kis-Balaton, Fonyöd und Balatonlelle-Felsö, westlich und südlich des Plattensees. 3. Aus dem Komitat Bäcs-Kiskum im Raum zwischen Donau und Theiß von Agasegyhaza. Das Vorkommen von Samorin (= Somorja) ist infolge der Zerstörung des Lebensraumes durch Meliorationen erloschen (Kratochvil und Rosicky). Ähnlich steht es möglicherweise mit einem von Mojsisovics (1897) ge- meldeten Vorkommen, das von v. Pelzeln bei Fischamend im Wiener Becken entdeckt worden sein soll, für das aber leider kein Beleg erhalten geblieben ist. H. Steiner (Wien), der in den letzten Jahren etwa 6000 Kleinsäuger aus Eulengewöllen aus dem Bereich der Donau-Auen östlich von Wien untersucht hat, konnte bisher keine Spur eines oeconomus-Vor- kommens nachweisen (mdl. Mitt.), immerhin wird aber die Kontrolle des gesamten in Betracht kommenden Gebietes noch einige Zeit dauern. Bionomie: Zu den schon 1954 mitgeteilten Daten über Wurfgröße, Haarwechsel und Nah- rung haben sich keine nennenswerten neuen Befunde ergeben. 304 K. Bauer EE zool. Beitr. VII. Allgemeine ökologische Befunde Im vorhergehenden Abschnitt wurden neben systematischen und bio- nomischen auch ökologische Beobachtungen an den einzelnen Säugetier- arten des Untersuchungsgebietes mitgeteilt. Einige allgemeiner interessante Befunde sollen abschließend hier kurz besprochen werden. A. Prinzip der regionalen Stenözie In einer Arbeit „Die Leitformenmethode in der Okologie der Landtiere” stellte Kühnelt (1943) fest, „daß viele Tiere innerhalb des für ihre Ent- wicklung allgemein günstigen (optimalen) Bereiches keine ausgesprochene Bindung an bestimmte Biotope erkennen lassen, also weitgehend euryök sind. In Gebieten, in denen sich dagegen einer der lebenswichtigen Fak- toren seinem Grenzwert nähert, sucht die Art diejenigen Stellen auf, an denen ihre Lebensansprüche noch befriedigt werden können; sie werden also dort stenök. Diese ,regionale Stenózie' ist selbstverständlich bei der- selben Art an verschiedenen Grenzen ihres Verbreitungsgebietes ver- schieden. Die Art kann also beispielsweise an der Nordgrenze ihres Ver- breitungsgebietes eine Leitform für die relativ wärmsten Stellen, an der Südgrenze eine Leitform für die relativ kühlsten Stellen sein”. Das Kühneltsche Prinzip, das Thienemann (1950) und Tischler (1955), ohne damit mehr zu sagen, in „Prinzip der regionalen Stenotopie” bzw. „Prinzip der relativen Biotopbindung“ umbenennen möchten und das im botanischen Schrifttum unter der Bezeichnung „Prinzip der relativen Stand- ortskonstanz” wiederkehrt, hat zweifellos einen sehr weiten Geltungsbe- reich. Bei einem Vergleich der Ökologischen Verhältnisse der kleinen Säuge- tiere des Untersuchungsgebietes hier und in anderen Teilen ihrer Areale findet sich kaum eine Art, für die sich keine entsprechenden Befunde an- führen lassen. Besonders auffallend sind die Verhältnisse naturgemäß bei Arten, deren Verbreitungszentrum außerhalb des Gebietes liegt und die in demselben nur isolierte oder vorgeschobene Vorkommen unterhalten, wie dies bei der „sibirischen“ Microtus oeconomus oder bei den „sub- mediterranen“ Arten Microtus (P.) subterraneus und Neomys anomalus der Fall ist. In ihrem nordischen, respektive alpenländischen Hauptareal je- weils ausgesprochen euryök, zeichnen sich die genannten Tiere hier durch enge Bindung an ganz bestimmte Biotope, also strenge Stenözie, aus. Wenn diese Erscheinung notwendigerweise auch an solchen Relikt-Formen am stärksten ins Auge fällt, so ist sie doch auch an den meisten verbreiteten Arten deutlich feststellbar. So sind namentlich manche Waldtiere des euro- sibirischen oder europäischen Verbreitungstyps, die in Mitteleuropa sonst alle Laubwaldtypen besiedeln, wie Sciurus vulgaris, Glis glis, Muscardinus avellanarius und Clethrionomys glareolus in den Wäldern des Unter- suchungsgebietes auf die feuchten, mesophilen Typen beschränkt. Sonder- barerweise wurde die ökologische Potenz der meisten Säugetierarten bis- her nur selten einer genaueren Untersuchung unterzogen. V. Wijngaardens er y + - : eS ory ae page at A E E - EIER TG a es ee es ] Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 305 (1957) diesbezügliche Feststellung gilt leider keineswegs nur für die Nie- derlande. Es ist deshalb gar nicht einfach, ihre Variationen innerhalb eines weiteren Raumes darzustellen. Immerhin läßt sich aber an verschiedenen Beispielen die großräumige Wirksamkeit des Kühneltschen Prinzips schon überzeugend zeigen. So bevorzugt etwa die Zwergspitzmaus (Sorex minutus) im Nordteil ihres europäischen Areals warme, trockene Stand- orte. Entsprechende Angaben liegen südwärts bis zu den Niederlanden, Norddeutschland und Polen vor, doch ist das Vorkommen der Art in Mittel- europa im allgemeinen recht eurytop. Weiter südlich aber wird ihre ókolo- gische Amplitude zusehends geringer, und im pannonischen Klimagebiet ist sie bereits ausgesprochen stenöker Bewohner nasser und luftfeuchter Standorte. Während Sorex minutus hier aber noch in allen Höhenlagen angetroffen werden kann, ist ihr Vorkommen an den südlichsten Punkten ihres Areals noch weiter eingeschränkt. Sie lebt dort nur mehr an feuchten und kühlen Standorten der auch großklimatisch nasseren und kühleren Gebirge. Auch an der Feldmaus (Microtus arvalis), einer angeblich über- aus euryöken Art, lassen sich deutlich regionale Verschiebungen ihrer ökologischen Amplitude feststellen. Im Nordteil ihres europäischen Areals wenigstens in Minimumsjahren ganz auf die trockensten Standorte be- schränkt (Stein, 1953 a, v. Wijngaarden, 1957 a), erreicht sie schon im súd- lichen Mitteleuropa — in den pannonischen Teilen der CSR und Oster- reichs (Pelikan, 1955, und eigene Beobachtung) ihr Optimum keineswegs mehr in den trockensten Rasengesellschaften, sondern in den etwas frische- ren Typen. Ähnlich wie das Vorkommen an der nördlichen Verbreitungs- _ grenze stenotop und dadurch inselartig ist, ist dies auch im Súdteil des Areals der Fall, nur leben die isolierten Kolonien dort — etwa am Balkan oder in Kleinasien — an relativ feuchten Standorten. Überhaupt herrschen ähnliche Verhältnisse, wie sie für die hygrophilen borealen und montanen Formen notiert wurden, ganz allgemein auch bei den thermophilen Ele- menten südlicher und südöstlicher Herkunft. Während etwa Crocidura sua- veolens in Südosteuropa als ausgesprochen euryök gelten kann, wird ihre ökologische Potenz beim Fortschreiten nach Norden geringer. Im Unter- suchungsgebiet spannt sich ihre Amplitude zwar noch von den wärmsten Trockenrasenstandorten bis in die feuchten, relativ kühlen Randgebiete der Verlandungszone. Schon im Alpenbereich aber ist die Art ganz auf warme, trockene Habitats beschränkt, und je weiter nach Norden wir kommen, desto größer werden ihre (relativen) Wärmeansprüche. Am Nordrand ihres Areals schließlich vermag C. suaveolens überhaupt nur bei engstem An- schluß an den Menschen unter Ausnützung eines von diesem geschaffe- nen extrazonalen Standortklimas zu leben. Ganz ähnlich liegen die Ver- hältnisse auch bei fast allen anderen Kommensalen und Siedlungsfolgern. Überhaupt ist ja das „Prinzip der nach Norden zunehmenden Synanthropie” Tischlers (1952) keineswegs eine eigene Erscheinung, sondern nichts weiter als ein Spezialfall des Kühneltschen Prinzips der regionalen Stenözie, der kaum eine eigene Benennung rechtfertigt. 306 K, Bauer be zool. Beitr. Be VYıkarıianzund Konkurrenz Die namentlich von Lack und seinen Mitarbeitern am Edward Grey Institute of Field Ornithology in Oxford in vielen Untersuchungen an Vögeln immer wieder bestätigte ökologische Isolierung verwandter Arten findet sich in gleich eindrucksvoller Weise bei vielen Säugetiergruppen. Ein Paradestück geradezu bilden die im Untersuchungsgebiet in 6 Arten lebenden Microtinae, deren ökologische Vikarianz (oder nach Walter, 1954, richtiger Pseudovikarianz) schon einmal dargestellt wurde (Bauer, 1953 b). In einem ökologischen Querschnitt, der von den nassesten Verlandungs- zonenbiotopen einmal zu den Trockenrasen und von dort (bei neuerlicher Zunahme der [in diesem Falle zumindest] hauptsächlich wirksamen Faktoren Boden- und Luftfeuchtigkeit) über die warmen, trockenen zu den mesophilen Waldtypen reicht, hat jede der sechs Arten, wenn nicht ihre Gesamtverbrei- tung, so doch ihren lokalen Verbreitungsschwerpunkt und damit auch ihr ökologisches Optimum in einem Abschnitt, den keine andere Art bewohnt. Das gedachte Profil ist nur hinsichtlich der Ausdehnung der einzelnen Bereiche schematisiert, entspricht sonst aber ganz einem Querschnitt vom Nordende des Sees zum Leithagebirge (oder auch, etwas näher, in das Teichwäldchen auf der Parndorfer Platte). Ähnlich liegen die Verhältnisse auch bei den sechs Murinae, nur sind diese zwar nicht morphologisch, aber nahrungsökologisch sehr viel stärker differenziert als die Microtinae, SO daß größere Überschneidungen möglich werden. Fast immer sehr deutlich ist diese Ökologische Isolierung aber bei den Arten einer Gattung. Apo- demus flavicollis: sylvaticus, Neomys anomalus: fodiens, Mustela erminea: nivalis und Mustela (P.) eversmanni: putorius etwa sind solche „vikariie- renden” Artenpaare. An Fledermäusen sind Feinheiten der Biotopwahl weniger leicht fest- zustellen als an terrestrischen Säugetieren. Daß die Verhältnisse hier aber grundsätzlich ähnlich liegen, zeigen die folgenden Beispiele. Die Gattung Plecotus ist im Untersuchungsgebiet und nach dem bisher untersuchten Material überall in den pannonischen Ebenen und auch in den Niederungen der Grazer Bucht und Süd-Kärntens nur durch die im Zuge dieser Unter- suchungen ,wiederentdeckte” Art austriacus vertreten, während im Vor- alpen- und Alpengebiet ausschließlich die zweite Art P. auritus lebt. Aus irgendwelchen bisher unbekannten Gründen schließen sich die beiden Lang- ohr-Fledermäuse hier so vollkommen gegenseitig aus, daß dieses Bild scheinbar vollkommener Allopatrie den Eindruck erweckte, es handle sich um geographische Rassen einer Art. Unverständlich ist gegenwärtig auch das lokale Fehlen der häufigen Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) z.B. im Untersuchungsgebiet und Wiener Becken, aber auch in der Ca- margue, im Rhöne-Delta. Fest steht gegenwärtig nur, daß es in irgendeiner Beziehung zum dortigen gehäuften Auftreten einer nahe verwandten Art, der Rauhhäutigen Fledermaus (Pipistrellus nathusii), stehen muß. en Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 307 Eine ausgesprochene Ausnahme, nämlich ein Paar congenerischer Arten, zwischen denen keine merkliche ökologische Isolierung gefunden werden konnte, fand sich nur einmal. Sorex araneus und minutus leben im selben Bereich und erreichen auch ihre größte Dichte im selben Teil der Ver- landungszone. Nun ist die Zahl der Wühlmausarten keineswegs in jedem Teil des Untersuchungsgebietes gleich groß. Am Ostufer des Sees etwa leben stel- lenweise nur Ondatra zibethica, Arvicola terrestris und Microtus arvalis, im Hansag gar nur Arvicola terrestris und Microtus arvalis. Die Befunde dort weichen von denen in Gebieten mit größerer Artenzahl ab. Während die Lage der optimalen, dichtest (oder gleichmäßigst) besiedelten Ab- schnitte keine wesentliche Verschiebung erfährt, ist die ökologische Ampli- tude der drei, respektive zwei Arten in diesen Bereichen größer, so daß trotz des Ausfalls von Microtus oeconomus und Microtus (P.) subterraneus kaum eine wühlmausfreie Zone bleibt. Begründet werden kann diese Erscheinung nur mit der Annahme, daß die ökologische Potenz einer Art in vielen Fällen größer ist als ihre tatsächliche Verbreitung erkennen läßt, weil letztere nicht nur von der ökologischen Potenz der Art, sondern auch von der mehr oder weniger großen interspezifischen Konkurrenz be- stimmt wird, letzten Endes also auch von den Potenzen verschiedener Nachbararten abhängig ist. Naturgemäß läßt sich die Wirksamkeit der interspezifischen Konkurrenz bei Felduntersuchungen an Wirbeltieren, namentlich wenn die Arbeitsmethoden nicht speziell auf diese Frage ab- gestimmt sind, nicht annähernd so überzeugend demonstrieren wie im Laboratoriumsversuch an Protozoen. Immerhin liegen einige Beobachtun- gen vor, die sich kaum anders deuten lassen. Sehr auffallend sind nament- lich die Beziehungen zwischen Ondatra zibethica und Arvicola terrestris, und zwischen den beiden Neomys-Arten. Schon bei Besprechung der Arten wurde erwähnt, daß der auffallende Rückgang der Wasserratte (Arvicola terrestris) in der Verlandungszone des Sees zusammenfiel mit einer be- merkenswerten Bestandesvergrößerung der Bisamratte (Ondatra zibethica). Während die Fluktuationen des Bisamrattenbestandes eine sehr überzeu- gende Erklärung in den Wasserstandsschwankungen des Sees finden, fehlt im Falle der Wasserratte jeder Hinweis auf das Wirken eines ähnlichen abiotischen Faktors. Die weitgehende (reziproke) Übereinstimmung mit den Fluktuationen von Ondatra würde angesichts der Tatsache, daß bei den beiden, weitgehend auf Phragmites communis spezialisierten Arten von einer Nahrungskonkurrenz nicht gesprochen werden kann, aber wohl nicht ausreichen, um einen Zusammenhang zu postulieren. Was diese Deutung trotz Fehlens einer Erklärung denkbar erscheinen läßt, ist der Umstand, daß Arvicola aus den von Ondatra dicht besiedelten Teilen ihres Bereiches zwar so gut wie vollständig verschwunden ist, an den bisam- rattenfreien Gräben, etwa im Hanság, ihre Dichte aber nicht wesentlich verändert zu haben scheint. Auch bei Neomys fodiens, der Wasserspitz- maus, scheinen die Bestandsschwankungen weitgehend von den Schwan- zool. Beitr. 308 K. Bauer ES kungen des Seespiegels und damit auch von der Ausdehnung der über- schwemmten Abschnitte des Phragmitetums abzuhángen. Dagegen wird der Bestand der nahestehenden, kleineren Sumpfspitzmaus (Neomys anomalus) sichtlich durch die Konkurrenz von fodiens mitbestimmt, denn es ist sehr auffallend, daB diese Art in Jahren mit geringer Wasserspitzmausdichte jeweils ihren Bestand sehr auffallend vergroBern konnte. Ahnliche Beob- achtungen konnte ich übrigens unter anderen Bedingungen schon durch Jahre in meinem obersteirischen Beobachtungsgebiet um Eisenerz machen. Dort ist, wie schon erwähnt, N. anomalus recht euryök, kommt an Ge- wässern aber meist nur vor, wenn versumpfte Ufer vorhanden sind, denen dann N. fodiens fehlt. An den meist steinigen oder felsigen Bach- und See- ufern lebt normal nur N. fodiens in recht beträchtlicher Dichte. Zufällig wurde im Geyeregg (b. Eisenerz) ein kleiner Bach entdeckt, der aus uner- findlichen Gründen (in jeder Hinsicht vergleichbare Gewässer waren sonst regelmäßig von N. fodiens besetzt) wasserspitzmausfrei war. An diesem Bach nun lebte eine recht ansehnliche N. anomalus-Population in einem typischen fodiens-Habitat. Hier ist also ganz zweifelsfrei eine Art der Konkurrenz der anderen nicht gewachsen und kann sich nur an Standorten halten, die der kräftigen Art entweder ökologisch nicht zusagen oder zu- fällig von ihr nicht besetzt wurden. Ein letzter Fall von interspezifischer Konkurrenz soll noch kurz erwähnt werden, weil er von gewissem tier- geographischen Interesse zu sein scheint: die Beziehung zwischen Microtus oeconomus und M. agrestis. Beides sind Arten mit paläarktischer Verbrei- tung, die trotz der Tatsache, daß bei oeconomus der Schwerpunkt in pazi- fischen, bei agrestis aber im atlantischen Sektor der Paläarktis liegt, in ihrer Verbreitung und Ökologie viele Gemeinsamkeiten zeigen. Für beide liegt das Hauptareal in der nördlichen Nadelwaldzone (,,Taiga”), und beide treten in den südlicheren Teilen Europas nur in mehr oder weniger iso- lierten inselartigen Vorkommen auf, die wohl mit Recht als Glazialrelikte gedeutet werden. Die ökologischen Ansprüche der beiden Arten sind nach Zimmermann (1942) z.B. in Nordostdeutschland so übereinstimmend, daß nicht gesagt werden könne, welche Art an einem bestimmten Punkt zu er- warten sei. Normal leben in Bruchwäldern, Niedermooren und Verlan- dungssümpfen beide Arten, wobei ihre Kolonien mosaikartig abwechseln. Im Süden ist agrestis ungleich häufiger und sichtlich weniger anspruchs- voll, während es nur ganz wenige Vorkommen von oeconomus im süd- lichen Mitteleuropa gibt. Man sollte nun erwarten dürfen, daß an Stellen, an denen sogar Populationen von Microtus oeconomus sich behaupten konnten, agrestis auf alle Fälle noch vorkommen müßte. Es war einer der überraschendsten Befunde der Neusiedler Untersuchungen, daß Microtus agrestis dem ganzen Gebiet fehlt. Negative Nachweise sind im allgemeinen schwieriger und weniger sicher als positive. Bei der Gesamtzahl von etwa 300 Fängen und 4000 Gewöllschädeln der Gattung Microtus, die im Laufe der Untersuchungen allein aus dem engeren Untersuchungsgebiet anfielen, kann dieser Befund aber als absolut sicher gelten. Das Fehlen der Art pot Sa sf OE TR A Ls dE ee Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 309 wird um so bemerkenswerter, als sie gleichzeitig in anderen Teilen des pannonischen Gebietes nachgewiesen werden konnte. So fand H. Steiner (mdl. Mitt. und eigener Befund) 2 agrestis-Schädel in seinen Gewöllserien aus dem Bereich der Donau-Auen, und ich selbst stellte die Art als regel- mäßigen und offenbar nicht seltenen Bewohner der feuchten Niederungen des Südburgenlandes fest, und der Gewöllfund Sauerzopfs läßt sogar ein Vorkommen im räumlich direkt anschließenden Wulkabecken möglich er- scheinen. Ihr Fehlen im Bereich des Neusiedlersees kann also nur an einem lokal wirksamen Faktor liegen. Es liegt nahe, dabei an die inter- spezifische Konkurrenz zu denken, und als wesentlicher Konkurrent kommt nach Lage der Dinge nur Microtus oeconomus in Frage. Wenn auch das Fehlen von genauen Verbreitungsangaben der Erdmaus in Ungarn eine endgültige Beurteilung noch nicht möglich macht, so sprechen die bisherigen Funde hier doch sehr für den Einfluß der interspezifischen Konkurrenz. Microtus agrestis ist in den Gebirgen, die die pannonischen Ebenen um- saumen, relativ verbreitet, wie der auf die Niederungen beschränkte M. oeconomus aber in der Ebene nur ganz lokal gefunden worden. Es ist nun sicher mehr als Zufall, daß in diesen verstreuten pannonischen Fundorten bisher jeweils nur eine der beiden Arten nachgewiesen werden konnte. Dort, wo Microtus oeconomus sich behaupten konnte, wie etwa am Neu- siedlersee, auf der Schüttinsel oder am Kis-Balaton, war kein Platz für M. agrestis, wo aber Kolonien der letzteren Art überlebten, fehlt M. oeco- nomus, wie etwa bei Häromfa im Komitat Somogy, der terra typica von Microtus agrestis pannonicus (Ehik, 1928) oder in den Niederungen des Südburgenlandes. Eine sehr interessante Parallele zu dieser „zufälligen“ Verteilung der Reliktkolonien zeigt ein Blick auf die Verbreitung der ver- schiedenen Wühlmaus-Randformen, die sich auf kleinen Eilanden vor den Britischen Inseln erhalten haben. Es sind dies Rassen von drei Arten: Clethrionomys glareolus, Microtus agrestis und Microtus arvalis. Diese drei Arten sind ökologisch weitgehend isoliert und kommen in einem weiten Gebiet nebeneinander vor, ohne sich gegenseitig ernsthaft zu beeinträch- tigen. Von den 20 von Microtinen bewohnten Inseln, die von den Orkneys bis zu den Kanalinseln reichen, sind 4 von Clethrionomys, 6 von Microtus arvalis und 11 von Microfus agrestis bewohnt. Nur auf einer kleinen Insel, Mull in den Inneren Hebriden, leben zwei Arten, sonst überall nur eine einzige. Dabei schließt die Art der Verteilung besiedlungsgeschichtliche Faktoren als Ursache dieses Bildes in den meisten Fällen mit ziemlicher Sicherheit aus. Nur eine einzige Inselgruppe, die der Orkneys, wird nur von Formen einer einzigen Art bewohnt, sonst leben oft auf Nachbarinseln Angehörige verschiedener Arten. Erklärt werden kann dieser Befund wohl nur unter der Annahme, daß ökologische Einförmigkeit des Lebensraumes oder aber die geringe Größe des Areals zu einer Verschärfung der „Com- petition” zwischen Arten desselben Lebensformentyps und zur Eliminierung jeweils der ,úberzáhligen” Formen geführt hat. Es hat überhaupt den An- schein, als ob die suboptimalen Verhältnisse in den Randgebieten der Ver- 310 K. Bauer Bes: breitung eines Habitats und damit gleichzeitig eines zugehörigen Verbrei- tungstyps zu einer Verscharfung der interspezifischen Konkurrenz und zu- sammen mit dem durch die Kleinraumigkeit der meisten extrazonalen Bio- tope (etwa Steppeninseln in der Waldzone) bedingten steten Risiko zu klein werdender Populationen zu einer geradezu gesetzmäßigen Verein- fachung der betreffenden Biozönosen führt. Im allgemeinen werden dabei wohl die vielseitigsten, wenigst spezialisierten Formen die größten Chan- cen haben (was im Falle der vorhin als Beispiel besprochenen Britischen Inseln dazu geführt hat, daß so gut wie jede der von einer der drei Wühl- mausarten bewohnten Inseln von einer Apodemus-Form bewohnt ist), unter „Spezialisten“ gleichen oder ähnlichen Anpassungstys aber scheint eine mehr oder weniger zufällige Elimination zu herrschen. Derartige biozönotische Fragen sind an Säugetieren bisher erstaunlich selten untersucht worden. Erst in neuerer Zeit beginnen sie die ihnen zu- kommende Beachtung zu finden. So demonstriert etwa Kratochvil (1959), wie sich die nahestehenden, ökologisch etwa dieselbe Nische einnehmen- den Arten der Superspecies Microtus arvalis (arvalis, cabrerae und guen- theri) fast vollständig geographisch vertreten, und Findley (1954) und An- derson (1959) behandeln in interessanten Beiträgen gegenseitige Konkur- renz und Vikarianz amerikanischer Microtus-Arten. Auch theoretisch wird dem Problem neuerdings größere Aufmerksam- keit gezollt. Erst kürzlich wurde der Vorschlag gemacht, die meist als Gauses Gesetz bezeichnete Regel, daß ähnliche Formen infolge der gegen- seitigen Konkurrenz kaum jemals die gleiche ökologische Nische bewoh- nen, besser als Grinnellsches Axiom zu bezeichnen (Udvardi, 1959). Grinnell schrieb schon 1904: "It is only by adaptations to different sorts of food, or modes of food getting, that more than one species can occupy the same locality. Two species of approximately the same food habits are not likely to remain long evenly balanced in numbers in the same region. One will crowd out the latter.” 1928 formulierte er seinen Befund folgen- dermaßen: "No two species in the same general territory can occupy for long identically the same ecological niche. If, by chance, the vagaries of distributional movement result in introducing into a new territory the ecologic homologue of a species already endemic in that territory, com- petitive displacement of one of the species by the other is bound to take place. Perfect balance is inconceivable." too ] Sáugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 311 VIII. Tiergeographie und Faunengeschichte A Die tiergeographische Stellung der Saugerfauna des Gebietes Wie im systematischen Teil der vorliegenden Arbeit schon bei Be- sprechung einzelner Arten angedeutet wurde, setzt sich die Fauna des Untersuchungsgebietes aus sehr heterogenen Elementen, aus Angehorigen mehrerer sehr verschiedener Verbreitungstypen zusammen. Ein Vergleich mit den Kartenbildern in Stegmanns grundlegender Arbeit (Stegmann, 1938) zeigt, daB die von diesem Autor beim Studium der Vogel entwickelten 7 Faunentypen in gleicher Weise bei Säugetieren Gültigkeit haben. Allerdings stellt sich dabei auch heraus, daß manche Verbreitungs- bilder sich nicht ohne Gewalt in die Stegmannschen Schemata einfügen lassen. Die meisten neueren Autoren haben deshalb auch Stegmanns Grund- typen um eine mehr oder weniger große Anzahl zusätzlicher Einheiten er- weitert. Und zwar ergab sich die Notwendigkeit einer Vermehrung der Typen, wie Matvejev (1950) gezeigt hat, für den Ornithologen ebenso wie für den Bearbeiter anderer Gruppen. Im wesentlichen ergeben sich die Zu- ordnungsschwierigkeiten bei Stegmann für die Formen der südlichen Trok- kengebiete der Paläarktis. Die beiden hier allein unterschiedenen Typen mediterran und mongolisch reichen keineswegs aus, um die Vielzahl der Verbreitungsbilder wirklich zu gliedern. Das hat wohl eine einfache Ur- sache. Während die nördlicheren Elemente ihre heutigen Areale im we- sentlichen erst postglazial und von wenigen Zentren aus besiedelten, kommen wir hier in den Bereich der verschiedenen pleistozänen Refugien, von denen jedes zu einem mehr oder weniger bedeutungsvollen Aus- breitungszentrum geworden ist. Unter Berücksichtigung der gerade für diesen südlichen Teil der Paläarktis so überaus typischen Kleinareale wird man hier zu einer recht weitgehenden Aufgliederung kommen müssen, so, wie sie etwa der Botaniker Kleopow (1941) vornimmt. Von den 7 Stegmannschen Faunentypen sind im Gebiet vier vertreten. Formen des arktischen, tibetanischen und chinesischen Typs fehlen. Eine recht bedeutsame Gruppe von Arten schied Stegmann als ,untypisch” aus seiner Gliederung aus — Formen, deren weite Verbreitung über die Be- reiche mehrerer Faunentypen eine Entscheidung über die Typzugehörigkeit schwer oder unmöglich macht. Der Umstand, daß hierher neben durch die Südpaläarktis von Europa bis Ostasien verbreiteten vorwiegend Arten ge- hören, bei denen eine Entscheidung darüber, ob sie primär der sibirischen „Laiga"-Fauna oder aber der europäischen Laubwaldfauna angehören, scheint zu belegen, daß der Gegensatz zwischen diesen beiden Verbrei- tungstypen nicht so grundsätzlich und einschneidend ist, wie Stegmann mehrfach postulierte. Dieser Gruppe, die provisorisch als ,paláarktisch” den Stegmannschen Typen gegenübergestellt werden soll, umfaßt die mei- sten Huftiere und Carnivoren unseres Bereiches. 312 K. Bauer | bes In Anlehnung an Kleopow (1941) wird auBerdem ein pontischer, in An- lehnung an Matvejev (1950) schlieBlich ein balkanisch-kleinasiatischer Typ unterschieden. Doch sei betont, daß es sich hierbei nur um eine proviso- rische Gliederung handelt, der in erster Linie die Arten des Untersuchungs- gebietes zugrunde liegen, die also nur die westlichsten Steppenelemente berücksichtigt und nur deshalb so einfach ist. Auf diese Gruppen verteilen sich die 50 Arten, die das Untersuchungs- gebiet ohne Zutun des Menschen besiedelt haben, folgendermaßen: Paläarktisch 6 Sibirisch 1 Europäisch 1 Mediterran Mongolisch-mediterran Balkanisch-kleinasiatisch Pontisch Mongolisch N Im) Ww = Bemerkenswert erscheint vor allem der geringe Anteil mediterraner Ele- mente, wobei noch angeführt werden muß, daß nur eine der hierher ge- zählten Arten, Martes foina, wirklich mediterraner Herkunft ist, eine an- dere aber, Apodemus sylvaticus, auch pontischen Ursprunges sein könnte und die dritte, Miniopterus schreibersi, ihre Hauptverbreitung in den Tropen und Subtropen der Alten Welt hat, auf die auch die übrigen Arten der Unterfamilie Miniopterinae beschränkt sind. Als Mongolisch-mediterran werden Formen bezeichnet, die durch die ganze südpaläarktische Trocken- zone verbreitet sind, wie Myotis oxygnathus, Plecotus austriacus und Mus musculus. Balkanisch-kleinasiatisch ist Citellus citellus (und der dem Un- tersuchungsgebiet schon fehlende, im östlichsten Teil der Kleinen Ungari- schen Tiefebene seine Nordwestgrenze erreichende Spalax leucodon). Als pontisch werden 7 Arten bezeichnet, die entweder nicht bis in die Mon- golei nach Osten reichen oder doch westlich davon ihr Verbreitungs- zentrum haben, wie Crocidura leucodon, Vespertilio discolor, Pipistrellus nathusii, Nyctalus leisleri, Sicista subtilis, Cricetus cricetus und Microtus arvalis. Als Vertreter von Stegmanns mongolischem Typ werden Crocidura suaveolens und Mustela eversmanni betrachtet, und die einzige sibirische (Taiga-) Form ist Microtus oeconomus. Von größerer Bedeutung noch als die grobe Aufgliederung des Arten- bestandes in Faunentypen scheint eine tiergeographische Analyse der For- men des Gebietes und ein Vergleich mit den Faunen der Nachbarland- schaften. Von relativ geringem Interesse sind für eine solche kleinräumigere Un- tersuchung Arten, die in ihrem ganzen europäischen Areal keine oder nur schwache geographische Variation zeigen und das ganze europäische Fest- eee Saugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 313 land oder doch Mittel- und Siidost-Europa in einer einheitlichen Rasse be- wohnen, wie dies bei den folgenden Arten der Fall ist: Myotis myotis myotis Eptesicus serotinus serotinus Pipistrellus pipistrellus pipistrellus Meles meles meles Lutra lutra lutra Auch bei Rhinolophus ferrumequinum lebt im ganzen kontinentaleuropa- ischen Verbreitungsgebiet der Art nur die Nominatform, doch verdient diese mediterran-atlantische Art besondere Erwahnung, weil sie im ost- europäischen Bereich kaum über den Nordrand der Kleinen Ungarischen Tiefebene und des Wiener Beckens hinausgeht. Schließlich sind relativ wenig bedeutungsvoll die Verbreitungsbilder (wenigstens für unser Gebiet) derjenigen Arten, die in eine nord- und eine mittel- bis südeuropäische Rasse zerfallen, bei denen also zwischen Nord- und Ostsee einerseits und Mittelmeer andererseits eine einheitliche Rasse lebt: Vulpes vulpes crucigera Mustela erminea aestiva. Bedeutsamer sind Arten, die entweder nur über Teile Europas verbreitet sind oder aber solche, die bei größerer Verbreitung in mehr oder weniger viele geographische Rassen gegliedert sind. Bei aller Verschiedenheit der Verbreitungsbilder im einzelnen lassen sich hier, vom Untersuchungsge- biet ausgehend, zwei häufiger wiederkehrende Grundtypen unterscheiden: einer, bei dem die mitteleuropäische Form im Untersuchungsgebiet lebt und erst weiter südlich eine Rassenscheide auftritt, und umgekehrt ein anderer, bei dem eine südliche oder südöstliche Form bis ins Untersuchungs- gebiet reicht und erst westlich oder nördlich davon die Rassenscheide gegen eine mitteleuropäische Form liegt. Der ersten Gruppe gehören die folgen- den Formen an, die nach ihrer größeren oder geringeren Verbreitung in Richtung Südost-Europa gereiht werden können (wobei die Südgrenze durch den meist besser festgelegten Nordrand der südlichen Rasse angedeutet wird): Save—Donaub.Belgrad: N: Glis glis glis SE. -Ga.g: posius Apodemus. f. flavicollis A. i. brauneri Sciurus v. fuscoater Sr ver Croalcus Siebenbürgen: N: Capreolus c. capreolus SE: €. rc. transsylvanieus Balkan-Gebirge: N: Sorex m. minutus SE: S. m. volnuchini (Bulgarien) S. m. gymnurus (Olymp) zool. Beitr. 314 K. Bauer ES Muscardinus a. avellanarius - M. a. kroecki (Bulgarien) M. a. zeus (Olymp) Mediterrangebiet: N: Apodemus s. sylvaticus Ss: A. Ss. dichrurus Martes f. foina M. f. mediterranea Martes m. martes M. m. latinorum Rattus r. rattus R. r. frugivorus Ukraine: N. Neomys anomalus milleri SE: N. a. mokrzeckii *) Neomys f. fodiens N. f. leptodactylus Nyctalus n. noctula N. n. princeps Mustela p. putorius M. p. ognevi Natürlich sind die Verbreitungsbilder dieser ersten und der kommenden zweiten Gruppe Glieder einer einheitlichen Gesamterscheinung, des all- mählichen Wechsels von einer mitteleuropäischen zu einer südosteuropä- ischen Säugetierfauna, die nur bei einer vom Untersuchungsgebiet aus- gehenden Betrachtung zu einer verschiedenen Wertung der einzelnen For- men als ,nórdliche” oder ,sidostliche” Elemente führt. Es ist deshalb nicht weiter verwunderlich, daß sicher in einem, wahrscheinlich aber in zwei Fällen die Grenzzone zwischen mitteleuropäischer und süd- oder südöst- europäischer Form das Gebiet mit umfaßt oder durch dieses hindurchzieht: N: Rhinolophus h. hipposideros S: Rh. h. minimus Microtus s. subterraneus SE: M. subterraneus ssp. Ein gewisser Unterschied zwischen dieser, die mitteleuropäischen Elemente in der Säugerfauna des Gebietes umfassenden Gruppe und der nächsten besteht insofern, als nur eine einzige Art in dem in die Betrachtung ein- bezogenen Bereich ihre Süd- und Südostgrenze erreicht, wohl aber eine ganze Anzahl Arten hier ihre westlichen oder nördlichen Arealgrenzen finden. Die Ursache dieser Differenz liegt in der vorgeschobenen extra- zonalen Lage der pannonischen ,Steppeninsel” im Bereich der mitteleuro- päischen Laubwaldzone. Es ist recht bezeichnend, daß die einzige Art, die hier ihre europäische Südgrenze erreicht, Microtus oeconomus, auch kein Glied der mitteleuropäischen Laubwaldfauna, sondern ein sibirisches Ele- ment und damit schon für die mitteleuropäische Laubwaldfauna ein nörd- licher Fremdling ist. Ihre Nord- oder Westgrenze erreichen im Neusiedlersee-Ge- biet die Arten: *) Dnjepr-Mündung und Krim; in der W-Ukraine noch N. a. milleri (Abelenzew et al., 1956). ae Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 315 Miniopterus schreibersi schreibersi *) Sicista subtilis trizona **) Bis ins WienerBecken reichen: Myotis oxygnathus oxygnathus Mustela eversmanni hungarica Im Wiener Becken leben auch noch die südöstlichen Rassen der fol- genden Arten: : SE: Crocidura leucodon narentae N: C. I. leucodon Mus musculus spicilegus M. musculus musculus Sus scrofa attila S. Ss. scrofa Micromys minutus pratensis M. m. soricinus Im nördlichen Alpenvorland und Waldviertel etwas über das Wiener Becken hinaus reichen die südwestlichen Rassen bei: SE: Clethrionomys glareolus istericus:N: L. e. europaeus Microtus arvalis levis W: M. a. arvalis Im Donautal bis SE-Bayern reicht: SE: Clethrionomys glareolus istericus: N: C. g. variscicus W. C. g. glareolus Durch Máhren bis Schlesien reichen: SE: Mustela nivalis trettaui N: M. n. vulgaris Citellus citellus citellus Südosteuropäisch, im östlichen Mitteleuropa aber bis zur Ostsee vorge- drungen ist: SE: Erinaceus europaeus roumanicus W: E. e. europaeus Die folgenden Formen sind zwar weiter verbreitet, haben aber eindeutig südöstlichen Verbreitungsschwerpunkt. Ihre heutige Verbreitung bis West- und Nordeuropa nahm sicher ihren Ausgang im Südosten. Crocidura suaveolens mimula: nordwärts bis zur Ostsee, westwärts bis S- Hessen und Rhöne-Delta (andere Rassen in SW-Europa). *) Die Art fehlt zwar dem Wiener Becken, kommt aber in NE-Ungarn und der Südslovakei noch etwas nördlicher vor. In Westeuropa liegen die nördlichsten Vorkommen etwa auf derselben Breite. **) Die folgenden bezeichnenden Arten der pannonischen Fauna erreichen das Untersuchungsgebiet nicht: bis in den Ostteil der Kleinen Ungarischen Tiefebene reichen: Rhinolophus euryale euryale Spalax leucodon (hungaricus) bis in die Große Ungarische Tiefebene: Canis aureus (jetzt nur mehr als Irrgast) Apodemus agrarius (südosteuropäischer Zweig). (5 n. 316 K. Bauer | ol Ba Talpa europaea frisia: nordwárts bis zur Ostsee, westwárts bis Ostfries- land und Bayern (nördlich und westlich davon andere Rassen). Pipistrellus nathusii: nordwärts und westwárts in einzelnen Kolonien bis Südskandinavien, Frankreich und Spanien. Vespertilio discolor: nordwärts bis Skandinavien, westwärts bis Frankreich. Die vorstehende Zusammenstellung zeigt mit aller wünschenswerten Deutlichkeit, daß der Wechsel von einer mitteleuropäischen zu einer süd- osteuropäischen Säugetierfauna nicht an einer bestimmten Grenzlinie oder auch nur in einer bestimmten Grenzzone erfolgt, sondern daß fast jede Form ihre eigene Grenze hat und daß zwischen den Extremen eine sehr breite Übergangszone liegt. Wohl häufen sich einerseits die Nordwest- grenzen südöstlicher Arten im Bereich der Kleinen Ungarischen Tiefebene und des Wiener Beckens, doch drangen einzelne auch bis Süd- und Ost- deutschland vor, andere kamen nicht über die Große Ungarische Tief- ebene oder (hier nicht mehr besprochen) gar nicht über Bulgarien hinaus. Ganz ähnlich steht es mit dem Wechsel zwischen mittel- und sudosteuropa- ischen Rassen bei vielen Säugetierarten. Wohl häufen sich die Rassen- grenzen, einmal im Bereich des Wiener Beckens und dann wieder südlich der Großen Ungarischen Tiefebene im Vorland der nördlichen Balkan- gebirge. In den Extremfällen aber liegen die Rassenscheiden in Bayern oder aber in Griechenland und der Ukraine. Schon diese Verhältnisse lassen erkennen, daß der Versuch, eine ,Grenze” zwischen mitteleuropa- ischen und pannonischen Faunenbezirken festzulegen, nur zu sehr unzu- reichenden Ergebnissen führen kann. Berücksichtigt man neben dem Ver- lauf der Areal- und Rassengrenzen noch den Lebensraum, dann stellt sich heraus, daß sich die meisten Arten nach Biotopansprüchen und Verbreitung zu gewissen Gruppen ordnen lassen. So reichen einerseits Östliche „Step- pen”- und Trockenrasenformen + weit nach Mitteleuropa herein, wie etwa die Arten Myotis oxygnathus, Mustela eversmanni, Sicista subtilis, Ci- tellus citellus und Cricetus cricetus und die Rassen Lepus e. transsylva- nicus, Microtus a. levis und Crocidura leucodon narentae, während andererseits alle Waldarten und die meisten mitteleuropäischen Rassen der Waldtiere über den pannonischen Raum hinaus nach Südosten reichen, wie Microtus agrestis, Sciurus v. fuscoater, Glis g. glis, Muscardinus a. avellanarius, Apodemus f. flavicollis, Sorex m. minutus, Martes m. mar- tes und Martes f. foina. Zusammengefaßt kann dieser bemerkenswerte Befund in der Feststellung werden, daß für das Untersuchungsgebiet und allgemein für den Bereich der pannonischen Ebenen vom Wiener Becken bis zur Großen Ungarischen Tiefebene das Nebeneinander einer weit- gehend mitteleuropäischen Waldfauna und einer südöstlichen „pannoni- schen" Steppenfauna bezeichnend ist. So stehen unter dem typischen Wald- tieren sieben mitteleuropäischen Formen nur zwei südöstliche Rassen gegenüber: oe Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 317 Nyctalus noctula noctula Sus scrofa attila Martes martes martes Clethrionomys glar. istericus Sciurus vulgaris fuscoater Glis glis glis Muscardinus avell. avellanarius Apodemus fl. flavicollis Andererseits hat die ,Steppenfauna” des Gebietes mit den folgenden Leitformen, denen in Apodemus s. sylvaticus eine einzige mitteleuropa- -ische Rasse gegenübersteht, ganz pannonisches Gepräge: Crocidura leucodon narentae Myotis oxygnathus oxygnathus Citellus citellus ssp. Sicista subtilis trizona Cricetus cricetus (pann. ssp.?) Mus musculus spicilegus Microtus arvalis levis. Das Untersuchungsgebiet und überhaupt der ganze pannonische Bereich ist also praktisch die Durchdringungszone einer europäischen Laubwald- fauna und einer „pannonischen Steppenfauna” südöstlicher Herkunft, in der das Faunenspektrum je nach Standort überaus starkem Wechsel unter- worfen ist. Es darf hier angeführt werden, daß eine Analyse des Arten- bestandes der Vogelfauna zu ganz ähnlichen Befunden führt. Einer arten- reichen, zahlreiche südliche und südöstliche Elemente aufweisenden Fauna der offenen Landschaft steht eine fast ganz ,normale” mitteleuropäische Waldvogelfauna gegenüber. Relativ sehr geringfügiger Veränderung ist im ganzen in den Vergleich einbezogenen Bereich Löns’ „Quintärfauna”, die Fauna der Kultursteppe, unterworfen, deren Formen südöstlicher Herkunft meist weit über den Bereich echter pannonischer Trockenrasenelemente hinausreichen: Vespertilio discolor Pipistrellus nathusii Crocidura suaveolens mimula Erinaceus europaeus roumanicus Cricetus cricetus ssp. Martes foina. Dies ist sicher kein Zufall, denn es darf angenommen werden, daß manche Arten, die heute als Kulturfolger in den vom Menschen entwaldeten Ge- bieten mehr oder weniger weite Verbreitung gefunden haben, ursprüng- lich mit den mehr stenöken Trockenrasentieren zusammen auf die offenen Primärbiotope des pannonischen Gebietes oder ökologisch ähnlicher ande- rer Teile des südlichen Osteuropa beschränkt waren. Es fällt jedenfalls auf, daß vor allem Arten, die heute auch im Gebiet in den sekundären Bonn. 318 K. Bauer = Kulturlandschaftsbiotopen größere Dichte erreichen (und dort daher wohl auch günstigere Lebensverhältnisse finden), weitere Gebiete ohne merk- liche Differenzierung der verschiedenen Populationen bewohnen. Sehr interessant und faunengeschichtlich bedeutungsvoll ist schließ- lich der Artenbestand der Sumpf- und Niedermoorbiotope, weist dieser doch die bezüglich ihrer Herkunft bunteste Artenkombination auf. So sind zunächst einmal gleich einige vorhin schon erwähnte ,Waldarten” mit nördlicherer Hauptverbreitung in den warmen, trockenen pannonischen Niederungen auf diese nassen Biotope beschränkt: Sorex minutus minutus Mustela erminea aestiva. Dasselbe gilt fur zwei hygrophile Arten, deren Verbreitungszentrum im montanen Bereich des Sudteiles der europäischen Laubwaldzone liegt und die, falls man ihn unterscheiden wollte, als typische Glieder des sub- mediterranen Verbreitungstyps Kleopows gelten müßten: Neomys anomalus milleri Microtus (P.) s. subterraneus. Andererseits gehören auch Formen südöstlicher Herkunft zu den Charakter- tieren dieses Lebensraumes: Sus scrofa attila Micromys minutus pratensis. Von allergrößtem Interesse aber sind zwei Formen, die als ausgesprochen nördliche Relikte zu gelten haben: Arvicola terrestris terrestris Microtus oeconomus mehelyi. Arvicola t. terrestris ist in Nord- und Nordosteuropa verbreitet, wird in Mitteleuropa aber durch die recht auffallend verschiedene Rasse A. tf. scherman ersetzt. Das vom Hauptareal isolierte terrestris-Vorkommen im Neusiedlersee-Gebiet und im angrenzenden Wiener Becken ist tiergeogra- phisch um so interessanter, als der Südteil der Großen Ungarischen Tief- ebene bereits von einer deutlich verschiedenen, den südrussischen Rassen nahestehenden Form A. t. martinoi bewohnt wird. Die bemerkenswerteste Form, als einziges sibirisches (Taiga-) Element der Fauna des Gebietes, aber ist Microtus oeconomus, die im Bereich der Kleinen Ungarischen Tief- ebene und des westlichen Teils der Großen Ungarischen Tiefebene in einer sehr deutlich von den anderen oeconomus-Rassen differenzierten Relikt- form lebt. Neben der auffälligen Verschiedenheit dieser Rasse verdient hierbei Beachtung, daß, soweit die bisher publizierten Daten eine Beurtei- lung zulassen, auch innerhalb dieser isolierten Populationen schon eine gewisse Differenzierung eingesetzt hat. Daß nicht nur bei Microtus oeco- nomus, sondern auch bei einem anderen charakteristischen Verlandungs- zonentier, wie Sorex araneus, eine gewisse Eigenentwicklung der Neu- siedlersee-Populationen deutlich ist und sich Ansätze dazu auch z.B. bei et os | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 319 Neomys anomalus zeigen, ist zum Teil wohl mit der relativen Kleinheit und völligen Isolation der betreffenden Populationen zu begründen, ver- stärkt aber andererseits auch den Eindruck, daß es sich bei den pannoni- schen Sumpf- und Niedermoorgebieten um einen Refugialbiotop handelt, dessen Besiedlung relativ lange zurückliegt. Als für die Beurteilung wich- tige Parallele muß hier erwähnt werden, daß namentlich die Niedermoor- wiesen in diesem Biotopkomplex auch aus anderen Wirbeltiergruppen solche isolierte Reliktpopulationen von Arten beherbergen, die sehr ver- schiedenen Verbreitungstypen angehören: Vögel: Numenius a. arquata Philomachus pugnax Reptilien: Vipera ursini rakosiensis Lacerta vivipara vivipara Amphibien: Rana arvalis woltersdorffi. Versucht man, die verschiedenen, in den vorstehenden Ubersichten zu- sammengestellten regionalen Verbreitungsbilder (mit oder ohne Berück- sichtigung der großräumigen Zugehörigkeit zu bestimmten Faunentypen) „auf einen Nenner zu bringen“ und eine biogeographische Kennzeichnung oder Zuordnung des Gebietes vorzunehmen, so zeigt sich, daß jede Be- grenzung einmal willkürlich ist. Was Kühnelt (1954) bei dem Versuch einer biogeographischen Gliederung der iberischen Halbinsel feststellte, gilt auch hier: Bei Vergleich verschiedener biogeographischer Gliederungsversuche des Gebietes stellt sich heraus, daß wohl bestimmte Gebiete auf mehreren Karten wiederkehren, doch deren Abgrenzung sehr verschieden ist. Da zwischen den einzelnen Zentren jeweils ein Faunengefälle besteht, ist es schwer, Grenzen zwischen Gebieten zu ziehen. Deswegen müßte bei Glie- derungsversuchen von den Zentren ausgegangen werden, und Begrenzun- gen wären nur dort einzutragen, wo sie, wie etwa im Bereich von als Klimagrenzen wirkenden Bodenschwellen, wirklich erkennbar wären." Wir erhalten bei solcher Betrachtung also auch im kleinen Raum ein ähn- liches System von Verbreitungstypen, wie es Stegmann in seiner eingangs zitierten Arbeit bei großräumiger Betrachtung als einzig mögliches Glie- derungsprinzip bezeichnet hat. Stegmanns und Kühnelts Befunde sind für das Untersuchungsgebiet (und überhaupt für jede Landschaft) in gleicher Weise gültig. Es kann deshalb also nicht darum gehen, Grenzen eines enger oder weiter gefaßten und mehr oder weniger gut charakterisierten Faunen- bezirkes abzustecken. Solche Versuche müssen vielmehr von vornherein als verfehlt angesehen werden. Wir begnügen uns viel besser mit der Feststellung, daß das Untersuchungsgebiet einerseits noch im zentralen (wenn auch nicht mehr optimalen) Bereich der mitteleuropäischen Wald- fauna liegt, andererseits mit ihren ,Waldsteppen”- und primären Trocken- rasenbiotopen einer im Artenbestand ein wenig verarmten pannonischen Wiesen- und Waldsteppenfauna Lebensmöglichkeiten bietet und daneben noch eine ganze Anzahl von faunengeschichtlich bedeutungsvollen „bore- Bonn. 320 K. Bauer Be Beitr. alen” und ,submediterranen” Relikten aufweist. Ähnliches gilt für die ge- samte Kleine Ungarische Tiefebene und auch für das westlich anschließende Wiener Becken. B. Zur-Ges-chichre der pannonischen Saugetierfauna Nehring (1890) gelangte im Zuge seiner Untersuchungen an den pleisto- zänen Säugetierfaunen Mitteleuropas zur Anschauung, daß die Steppen- fauna Südosteuropas postglazial aus west- und zentralasiatischen Steppen- gebieten eingewandert sei. Obwohl sich die Vorstellungen über das Aus- maß des pleistozänen Faunenwandels seither in vielen Punkten erheblich geändert haben, hat sich diese Deutung bis in die jüngste Zeit behauptet. Auch sonst sehr eigenständige und kritische Betrachtungen, wie die von Reinig (1937) und de Lattin (1957), haben Nehrungs Deutung der Herkunft der europäischen Steppenfauna im Kern unverändert übernommen. Bei Reinig etwa werden (Fig. 19, 109) zwar für die Waldformen postglaziale Wanderungen von mehreren südeuropäischen Refugien registriert; das nächstgelegene Ausbreitungszentrum für Steppenelemente aber liegt zwi- schen Aral- und Balchaschsee, und auch de Lattins nächstes eremiales Zentrum reicht kaum weiter (bis zum Kaspisee) nach Westen Schon früh wurden indes auch Gegenstimmen laut. Kobelt wies schon 1897 darauf hin, daß Nachweise östlicher Steppentiere in pleistozänen Ab- lagerungen Mitteleuropas nicht darüber hinwegtäuschen dürften, daß der Großteil der rezenten europäischen Fauna von präglazialen europäischen Faunen abgeleitet werden müsse. Kormos (1914) scheint der erste Autor zu sein, der ausdrücklich betonte, daß auch viele europäische Steppensäuger von pliozänen europäischen Formen abzuleiten und damit autochthonen Ursprungs wären. Obwohl von Ehik (1921) in vollem Umfange bestätigt, hat diese Feststellung bisher unerwartet wenig Beachtung gefunden. Eine kritische Sichtung der Areale südosteuropäischer Steppensäuger zeigt, daß Kobelt's und Kormos’ Vorstellung durchaus richtig ist. Eine ganze Anzahl ,óstlicher” (bei der gemeinhin allein geübten Betrachtung von Mitteleuropa aus) Steppensäuger ist auf Europa beschränkt, andere über- schreiten zwar die Grenzen dieses Kontinents mehr oder weniger weit nach Osten, haben aber ihr Verbreitungszentrum unstreitig hier. Zur ersten Gruppe gehören: zur zweiten: Desmana moschata Crocidura leucodon Nyctalus leisleri Myotis dasycneme Nyctalus lasiopterus Lepus europaeus Citellus citellus Alactaga jaculus ? Citellus suslicus Cricetus cricetus Mesocricetus raddei Cricetulus migatorius Spalax microphthalmus Microtus socialis Spalax leucodon Microtus arvalis Spalax giganteus Lagurus lagurus 5 aks eS Gk = et > Be pao tie — eee Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 321 Kaum eine der aufgeführten Arten steht Formen aus dem eigentlichen, zentralen Teil der südpaläarktischen Steppenzone nahe. In manchen Fällen leben die nächstverwandten Arten durch einen weiten Hiatus getrennt in Ostasien. So steht der trotz isolierter, westwärts vorgeschobener Vor- kommen auf der Apenninen- und Pyrenäenhalbinsel) wohl südosteuropä- ische Nyctalus lasiopterus dem fernöstlichen N. aviator am nächsten. Die europäischen Ziesel C. citellus und C. suslicus gehören mit den ostpalä- arktischen Arten C. alaschanicus und C. dauricus dem Subgenus Citellus s.str. an, während das ganze dazwischenliegende Gebiet von mehreren Arten des Subgenus Colobotis bewohnt wird. Allein diese weiten Dis- 'junktionen weisen schon auf größeres Alter der betreffenden Formen hin. Von ganz besonderer Bedeutung für die Deutung der Herkunft der südosteuropäischen Säugerfauna ist, daß sie nicht nur die erwähnten charakteristischen Arten aufweist, sondern daß auch einige höhere taxo- nomische Einheiten auf ihr Gebiet beschränkt sind. So muß etwa inner- halb der formenreichen Gruppe der altweltlichen Hamster (Cricetini) die rezent monotypische Gattung Cricetus als europäisch gelten. Beim Steppen- lemming (Lagurus) ist nach der gegenwärtigen Verbreitung allein eine Entscheidung über die Herkunft aus einem europäischen oder asiatischen Zentrum nicht möglich. Die einzige altweltliche Art bewohnt etwa gleich große Areale westlich und östlich des Uralflusses. Das Vorkommen fos- siler Formen in verschiedenen Ablagerungen des pannonischen Gebietes weist aber auf europäische Herkunft der Gattung oder zumindest Unter- gattung hin’). Die genannten Fälle sind wenig bekannt und auch wenig auffällig, wes- halb ihre bisherige Nichtbeachtung nicht weiter verwundert. Überraschen- der ist, daß auch den beiden folgenden Gruppen von seiten der Tier- geographen keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt worden ist. Sowohl die Unterfamilie der Bisamspitzmäuse oder Wassermaulwürfe (Desmaninae) als auch die hochspezialisierte Familie der Blindmulle (Spalacidae) sind fraglos europäischer Herkunft. Im ersteren Falle lag das Zentrum wahr- scheinlich, im letzteren sicher im Bereich der südosteuropäischen Steppen. Hier, in ihrem Entstehungs- oder doch zumindest Differenzierungszentrum lebten Desmaninae seit dem Ober-Miozan. Heute ist eine der beiden rezenten Arten, Desmana moschata, auf einen Teil der osteuropäischen Steppen- und Waldsteppenzone beschränkt, die andere, Myogale pyrenaica, lebt in einem noch kleineren Reliktareal SW-Europas. Straffer noch ist die Bindung der Spalacidae an die südosteuropäischen Steppen. Diese scheinen *) Eine zweite Untergattung von Lagurus, Lemmiscus, ebenfalls mit einer Art, lebt weit davon getrennt in Nordamerika. Eine Deutung dieser europäisch- amerikanischen Disjunktion mit völligem Fehlen im asiatischen Zwischengebiet kann hier nicht versucht werden. Sie steht aber unter Säugetieren nicht allein. Auf Europa und Nordamerika beschränkt sind z.B. die Arten der Wühlmaus-Sub- genera Pitymys und Chionomys und die in der paläarktischen Fauna ganz isoliert stehende Fledermaus Myotus bechsieini (Subgenus Paramyotis) hat ihre nächsten Verwandten in den USA, wo ee seit ihrem ersten Auftreten im Pliozän immer ihre größte Formenfülle hier besessen zu haben und überhaupt nur gelegentlich über dieses Gebiet hinaus vorgestoßen zu sein. Alle drei rezenten Arten leben hier; nur eine davon hat sich, offensichtlich vor nicht allzu langer Zeit, auch über Teile Vorderasiens und Nordafrikas (bis Palästina und Libyen) ausgebreitet. Es ist nicht ausgeschlossen, daß auch manche gegenwärtig weiter nach Osten verbreiteten Formen ebenfalls in einem europäischen Steppen- zentrum entstanden — Stegmann (1958) kommt bei einer faunengeschicht- lichen Analyse der Ornis der paläarktischen Trockengebiete zum Ergebnis, daß sogar ein betrachtlicher Teil auch der heute weit ostwärts ver- breiteten Arten von einer spättertiären europäischen Savannenfauna abgeleitet werden muß. Fraglos muß aber für einen erheblichen Teil der südosteuropäischen Steppensäuger Herkunft aus (oder über) Asien ange- nommen werden. Aber auch solche östliche Einwanderer können keines- wegs alle als junge Elemente der europäischen Fauna betrachtet werden. Die oft bemerkenswert starke Differenzierung der westlichen Formen deutet schon an, daß die Einwanderung vielfach weiter zurückliegt und seither eine ausgeprägte Eigenentwicklung stattgehabt hat. Der fossile Nachweis dafür findet sich bei den Gattungen Citellus und Marmota. Die Gruppe der holarktischen Erdhörnchen (Tribus Marmotini) entstand ohne Frage in Nordamerika. Im Mittel-Miozän lassen sich dort bereits eine Ziesel- und eine Murmeltierreihe unterscheiden (Bryant, 1945). Um die Pliozän-Pleistozän-Wende oder wenig später wanderten Vertreter der (in Nordamerika im Mittel-Pliozán erscheinenden) Gattungen Citellus und Marmota in die Paläarktis ein. Der zeitliche Ablauf der weiteren Entwick- lung hier ist nur unzureichend bekannt, jedenfalls aber setzte in dem neubesiedelten Raum sehr rasch die weitere Formenaufspaltung ein. Den 3 rezenten amerikanischen Marmota-Arten z.B. stehen 7 (durchweg allo- patrische) altweltliche gegenüber. Sowohl bei Marmota wie bei Citellus er- folgte die Differenzierung der rezenten europäischen Arten (M. marmota, C. citellus, C. suslicus) im mittleren Pleistozán — im Riß- oder spätestens Würmglazial treten sie uns bereits in ihrer heutigen Form entgegen (Mar- mota lediglich durch etwas größere Dimensionen subspezifisch von der rezenten Form gesondert). Wehrli hat in seiner Studie über die diluvialen Murmeltiere Deutschlands (1935) sehr schön gezeigt, wie zur Zeit der letzten Vereisung Mitteleuropa von zwei „Zentren“ aus von je einer Murmeltierart besiedelt wurde. Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse auch bei den (bisher allerdings nicht gleich gründlich bearbeiteten) Zieseln. Die Entwicklung des rezenten Verbreitungsbildes ist hier sogar noch klarer ableitbar. Von den 6 amerikanischen Untergattungen des Genus Citellus hat nur die höchstspezialisierte, Citellus s. str., die Paläarktis er- reicht. Ähnlich wie amerikanische Formen dieser Untergattung noch heute waren diese Invasoren wohl mehr Wiesen- oder Krautsteppen-, denn Trockensteppenformen. Demselben Typus gehören auch noch die rezenten eS | Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 323 paläarktischen Arten an. Aus diesem Subgenus Citellus aber entwickelten sich wohl bald nach der Einwanderung unter Nutzung dieses hier (im Gegensatz zu Nordamerika) noch nicht von anderen Hörnchen besetzten Lebensraumes die noch spezialisierteren Trockensteppenformen der Unter- gattung Colobotis. Arten dieser Untergattung besetzten den ganzen zen- tralen Teil der südpaläarktischen Steppenzone. Citellus s. str. wurde in die Randbereiche abgedrängt und überlebte nur dort: C. citellus und C. suslicus in SO-Europa, C. xanthoprymnus in Kleinasien und C. alaschani- cus, mongolicus und dauricus in Transbaikalien, Mongolei, Mandschurei und China. Eine moderne Revision der pleistozänen Ziesel Europas fehlt. Die vor- liegenden Einzelbefunde lassen aber ganz ähnliche Verhältnisse erkennen, wie sie Wehrli bei Marmota fand. Auch hier drangen asiatische Steppen- formen weit nach Europa vor — im wesentlichen aber nur nördlich der Karpathen. Eine charakteristische und häufige Form der eiszeitlichen mit- teleuropäischen Steppenfauna ist namentlich C. major (= rufescens). Diese dem Subgenus Colobotis angehörende Art wurde in den meisten deut- schen Pleistozänfaunen gefunden. Dagegen fehlt sie vielen Aufsammlun- gen aus dem pannonischen Gebiet — hier wird sie offensichtlich gänzlich von C. citellus (oder dem Vorläufer C. citelloides) vertreten. Für diese verschiedene Zusammensetzung der Pleistozänfaunen des nördlichen und südlichen Mitteleuropa ist nur eine Erklärung möglich: beide bezogen zumindest einen Teil ihrer Arten aus verschiedenen Refu- gien bzw. Ausbreitungszentren. Im Gegensatz zu den faunistisch „tradi- tionslosen”, weil temporären Pleistozansteppen des nördlichen Mittel- europa, die tatsächlich von Osten her besiedelt wurden, drangen in die Steppen Pannoniens nur relativ wenige östliche Invasoren ein. Den Grund- stock der hiesigen Steppenfauna aber bildeten autochthone Elemente ver- schiedenen Alters und verschiedener Herkunft, wie die erwähnten spár- lichen Reste einer einst formenreichen pliozänen Steppen- und Savannen- fauna und die Abkömmlinge frühpleistozäner asiatischer oder ameri- kanischer Einwanderer. Daß in diesen von einer fragmentarischen autochthonen Steppenfauna besetzten Raum weniger östliche Steppenarten eindrangen als in das nörd- lichere Mitteleuropa, mag zwei Ursachen haben. Einmal scheint nur For- men eine solche Invasion möglich gewesen zu sein, deren Ökologische Nische noch nicht durch eine bodenständige nahestehende Art besetzt war — deshalb zwar Einwanderung von Allactaga und Ochotona, aber nicht von Marmota und Citellus. Zweitens aber dürften klimatisch-óko- logische Faktoren mitverantwortlich sein. Unsere Vorstellungen von den ökologischen Verhältnissen, die während der Glazialzeiten in Mitteleuropa herrschten, haben sich in den letzten Jahrzehnten nicht unwesentlich ge- wandelt. Ein Vergleich etwa der Werke Nehrings (1890) und Reinigs (1937) zeigt dies recht deutlich. Sehr große Fortschritte hat unsere Kenntnis sok K. Bauer ern namentlich bezüglich der alpinen Verhältnisse gemacht, was der unermüd- lichen floristischen und faunistischen Tätigkeit einer langen Reihe von Botanikern und Zoologen, namentlich Entomologen, zu danken ist. Es genügt hier der Hinweis auf einige neuere zusammenfassende Publika- tionen, die erkennen lassen, daß sogar noch im Bereich der Nordalpen eine recht formenreiche Gliedertierfauna und Phanerogamenflora zumindest das Würmglazial überdauern konnte: Franz (1955), Holdhaus (1954), Merx- müller (1952) und Merxmüller und Poelt (1954). Nun kann natürlich einge- wendet werden, daß im alpinen Bereich mit seinen verschiedenen Stand- ortstypen und an Formen, die zu ihrer Erhaltung nur auf Areale geringer Flächenausdehnung angewiesen sind, erarbeitete Befunde nicht einfach auf Wirbeltiere in den einförmigeren Niederungslandschaften angewendet wer- den können. Doch weisen auch einige erste Befunde an Wirbeltieren in diese Richtung. So verdient z.B. beachtet zu werden, daß keine der zahl- reichen, in der Steiermark durchgeführten Höhlengrabungen bisher eine Tundren (Lemming)fauna geliefert hat, sondern immer nur ,boreale” Wald- faunen gefunden wurden (Dr. Maria Mottl, Graz, mdl.). Besonders wichtige, weil nicht nur die Befunde westlicher, sondern auch die russischer Autoren zusammenfassende Arbeiten über die ökologischen Verhältnisse in Südeuropa zur Zeit des Pleistozäns verdanken wir Moreau (1954, 1955 a, 1955b). Diese Arbeiten und die darin enthaltenen Karten zeigen sehr deutlich, daß sich die älteren Auffassungen über die Ausdeh- nung der glazialen Devastierungszone auch hier nicht ganz halten lassen. Sehr wahrscheinlich bestanden neben den klimatischen recht erhebliche Unterschiede in der Vegetation. Es spricht viel dafür, daß die pleistozänen Steppen Südosteuropas die dürftigen Kältesteppen des nördlichen Mittel- europa an Reichtum der Flora sowohl wie an Vielfalt der Pflanzengesell- schaften immer erheblich übertrafen. Neben dem Umstand, daß in den südosteuropäischen Steppen vornehm- lich (im pannonischen Bereich nur) Wiesensteppen-, aber keine Trocken- steppenformen *) ausdauerten, spricht ebenso dafür, wie der in diesem Zusammenhang m. W. bisher nicht gewürdigte Umstand, daß manche , Alpentiere” der rezenten Fauna in engstem Kontakt mit der Steppen- fauna lebten. Ähnlich, wie heute noch in vielen zentral- und ostpaläarktischen Ge- birgen, waren unter dem Einfluß des kontinentalen Eiszeitklimas auch in den eisfreien Refugialgebieten die baumlosen Gürtel der alpinen Matten und der Ebenen-Steppen auf Kosten der dazwischenliegenden Waldstufen enorm verbreitert (in weiten Gebieten sicherlich bis zum völligen Ver- schwinden des Waldes). Steppen- und Mattenbiotope waren zu dieser Zeit sicher vielfach ineinandergeschachtelt, womit sich das regelmäßige Neben- einander heutiger Steppen- und „Alpen"tiere in pleistozänen Ablagerungen *) Die extremen Steppenformen in der rezenten Fauna Südrußlands sind dort- hin wohl erst postglazial wieder gelangt. acy Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 325 viel plausibler erklärt als mit der Annahme wesentlicher ökologischer Um- stellungen. Manche ,Alpentiere” der europäischen Gebirge sind auch erst sehr junge Bewohner dieses Lebensraumes. Das Alpenmurmeltier (Mar- mota marmota), die Schneemaus (Microtus [Chionomys] nivalis) und die Bergmaus Dolomys bogdanovi (= milleri?) wenigstens wurden von den vorher benachbart lebenden Steppenformen erst getrennt, als der Wald bis auf wenige aus edaphischen und vor allem klimatischen Gründen waldfrei bleibende Gebiete in tiefen Lagen (zu geringe Niederschläge), und im Ge- birge (zu kurze Vegetationszeit) das gesamte Verbreitungsgebiet dieser pleistozänen Steppenfauna erobert und diese dabei in ihre jetzigen ex- tremen und (in Europa!) immer durch einen breiten und geschlossenen Waldgürtel voneinander getrennten Lebensräume abdrängte Daß die Unterschiede zwischen Steppen- und Alpensäugern keineswegs so grund- sätzlich sind, ja, daß die rezente Verteilung zu gewissem Teil nur durch „Zufälligkeiten" der jeweiligen regionalen Entwicklung zustande kam, zeigt das Vorkommen einzelner isolierter Reliktpopulationen von Gebirgstieren im Tiefland (etwa Microtus nivalis an der unteren Rhone) ebenso wie die Existenz isolierter (und zZ. T. zu eigenen Rassen differenzierter) Gebirgs- populationen von Citellus citellus und Spalax leucodon neben den ,echten” Gebirgstieren Microtus nivalis und Dolomys bogdanovi auf manchen Balkangebirgen. Botanische Befunde, die die Richtigkeit dieser Vorstellungen bestätigen, sind noch ungleich häufiger. Schon 1927 wies darüber hinaus Litwinow nach, daß in manchen (aus edaphischen Gründen erhalten gebliebenen) südrussischen Refugialgebieten (z.B. den Kreidebergen von Oskol zwischen den Gebieten von Kursk und Woronesch) eine interessante ,Mischflora” aus alpinen und Steppenelementen existiert, die man nicht als Relikte der Eis- zeit bezeichnen, sondern richtiger als Reste von Pflanzengemeinschaften betrachten muß, aus deren Weiterbildung letztlich einerseits die Steppen- und andererseits die Alpenflora hervorgegangen sind. Bei aller Kürze dürften die angeführten Befunde ausreichen, um klar- zumachen, daß Südosteuropa — etwa der Raum zwischen Alpenostrand und Ural eine nicht unbeträchtliche Anzahl endemischer Steppensäuger- arten aufweist, die z. T. ausgesprochenen Reliktcharakter haben. Trotz dieses gemeinsamen Bestandes an alten europäischen Elementen sind die Bezie- hungen zwischen der pannonischen Steppenfauna der Ungarischen Tief- ebene und ihrer Nachbarlandschaften einerseits und der pontischen Step- penfauna Südrußlands andererseits keineswegs sehr enge. Nicht nur, daß manche der erwähnten kennzeichnenden Arten auf das eine oder andere dieser Gebiete beschränkt sind und Südrußland den pannonischen Steppen eine erhebliche Zahl postglazial eingewanderter östlicher Arten voraus hat. Im gemeinsamen Artenbestand bestehen geradezu überraschend große Un- terschiede. Abgesehen von den geringe Rassenaufspaltung zeigenden Fledermäusen lebt kaum eine Art in beiden Gebieten in derselben Sub- species. 325 Einige Beispiele dafür sind: Pannonisch: Mustela eversmanni hungarica Lepus europaeus transsylvanicus Sicista subtilis trizona Arvicola terrestris martinoi K. Bauer Bonn. zool. Beitr. Pontisch: Mustela e. eversmanni Lepus e. tesquorum Sicista s. nordmanni Arvicola t. meridionalis Microtus a. rossiaemeridionalis Cricetus c. nehringi Microtus arvalis levis Cricetus cricetus ssp. Bulgarisch: Mesocricetus raddei newtoni Mesocricetus raddei nigriculus In manchen Fallen ist die westlichste pannonische Rasse scharfer von den östlichen geschieden als diese untereinander, wie Sicista subtilis, deren pannonische Form trizona schon allein durch die auffallend verschie- dene Penisarmierung von allen anderen Rassen stark abweicht. In einem anderen Falle geht die Differenzierung sogar noch weiter: die pannonisch-balkanische Art C. citellus und die pontisch-podolische C. suslicus gehen zweifellos auf eine gemeinsame Stammform zurück. Zeigte sich eingangs, daß der südosteuropäischen Steppenfauna insgesamt größeres Alter und größere Eigenständigkeit zukommt als gemeinhin ange- nommen, so muß hieraus geschlossen werden, daß auch die Differenzierung zwischen pannonischer und pontischer Steppenfauna nicht jüngsten Datums ist, Spätestens scheint sie würmzeitlich erfolgt zu sein. Diese Datierung wird auch indirekt bestätigt. Mehrere pannonische bzw. balkanische For- men, die nicht pontische, sondern kleinasiatische Beziehungen erkennen lassen, weisen etwa denselben Differenzierungsgrad auf, wie Citellus ci- tellus — C. xanthoprymnus oder der Zwerghamster Cricetulus migratorius atticus. Die Verbindung mit Kleinasien aber brach nach dem Würm-Hoch- stand endgültig ab (Woldstedt, 1954). Über das Alter mancher pannonischer Formen läßt sich nichts aussagen, wenigstens solange nicht, als weder ihre geographische Variation und Rassengliederung, noch ihre pleistozäne Geschichte an größerem Material untersucht worden sind. Hierher gehört z. B. auch der Hamster (C. cricetus), für dessen pannonische Form ich allerdings eher würmzeitliche als post- glaziale Differenzierung annehmen möchte. Als eindeutig postglazial ein- gewanderte Art unter den pannonischen Steppensäugern kann augenblick- lich nur die Brandmaus (Apodemus agrarius) bezeichnet werden. Die Waldfauna des Gebietes, die sich zum Großteil aus Arten des euro- päischen Faunentyps rekrutiert, hat dieses fraglos erst postglazial be- siedelt. Unter den Arten der Verlandungszone dagegen finden sich neben postglazialen Einwanderern auch einige ältere Formen. Die gut gekenn- zeichnete und vom Artareal weit isolierte Sumpfmaus (Microtus oecono- mus mehelyi), deren lokale westpannonische Populationen bereits deut- liche Anzeichen weiterer Aufspaltung erkennen lassen, möchte ich als Heft 2-4 11/1960 Saugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 327 echtes (? rißzeitliches) Glazialrelikt betrachten. Die im selben Gebiet lebende isolierte Population von Arvicola t. terrestris darf vielleicht als würmzeit- liches Relikt gelten. Etwa in dieser Zeit wäre wohl auch die Differenzie- rung der hiesigen Waldspitzmaus (Sorex araneus wettsteini) anzunehmen. Mit dem vorstehenden Versuch einer ersten, vorläufigen Klärung des Alters der pannonischen Säugerfauna ist noch nichts über die lokale Faunengeschichte gesagt. Beim fast völligen Fehlen datierter Funde aus dem Untersuchungsgebiet scheint ein solcher Versuch auch noch zu früh. Die auf einige Sumpfgebiete der Kleinen Ungarischen Tiefebene und der nordwestlichen Großen Ungarischen Tiefebere beschränkten Formen, wie Microtus oeconomus und Arvicola terrestris halte ich für echte Relikte, die an Ort und Stelle ausgehalten haben. Von den Steppenformen da- gegen dürfte hier wohl keine als prä-würmzeitlich gelten können. Die Differenzierung der (noch eingehenden Studiums bedürfenden) regionalen Formen von Citellus citellus (z. BB vom Eichkogel, aus Niederöster- reich nördlich der Donau u.a), die hier nomenklatorisch noch als C. c. citellus zusammengefaßt wurden, dürfte am ehesten während der zeit- weilig sicher erheblichen räumlichen Einengung und Isolierung der Step- penstandorte während der verschiedenen Würmstadiale und -interstadiale ihren Anfang genommen haben. Das vom ungarischen Hauptvorkommen völlig isolierte Areal von Sicista subtilis trizona im Seewinkel dagegen möchte ich eher als postglaziales, wärmezeitliches Relikt betrachten. Doch ist zu beachten, daß solche, nicht durch Fossilfunde bestätigte Zeitangaben mit Vorsicht aufgenommen werden müssen, da der Differenzierungsgrad auch innerhalb einer Verwandtschaftsgruppe keineswegs immer ein Grad- messer für das Isolierungsalter ist. Wie erwähnt, halte ich es für wahrscheinlich, daß die Aufgliederung der heutigen Arten C. citellus und C. suslicus im Rißglazial, der schwer- sten der vier Hauptvereisungsperioden, erfolgte. Ihre Verbreitungsbilder und auch die der Blindmulle Spalax leucodon, Sp. zemni, Sp. microphthal- mus und Sp. giganteus (für die gleiches gilt) stimmen in geradezu über- raschender Weise mit den Vereisungskarten dieser Periode (Moreau, 1955b) überein. Es ist indes nicht sehr wahrscheinlich, daß die pannoni- schen Arten dieser Gattungen zur Zeit des Höhepunktes der Rißvereisung im Bereich der pannonischen Ebenen aushielten. Ihre Refugien lagen zu dieser Zeit wohl südlicher, aber noch am Balkan. Erst wenn einmal ausreichendes Material die Analyse der geographi- schen Variation und Rassengliederung europäischer Säugetiere im gesam- ten Areal nach modernen Grundsätzen erlaubt, werden sich diese ersten groben und sicher stellenweise noch unrichtigen Angaben verfeinern lassen. Dann wird es auch möglich sein zu entscheiden, ob wirklich, wie es den Anschein hat, ein erheblicher Teil der in der mitteleuropäischen Kulturlandschaft weit verbreiteten Säugetierformen sich von einem panno- nischen Bezirk eines südosteuropäischen Steppenzentrums aus ausgebreitet 328 K. Bauer bio hat. Wenigstens in einem Fall scheint dies nicht nur durch die weit- gehende Ubereinstimmung der betreffenden Populationen in taxonomischer Hinsicht wahrscheinlich gemacht, sondern auch durch Fundnachweise be- státigt zu werden. Der Hamster (Cricetus cricetus) dúrfte die isolierten westlichsten Vorkommen im Rheinland, in Belgien und Südholland vom pannonischen Raum aus besiedelt haben. Aus der heutigen Verbreitungs- lücke zwischen diesen Vorkommen sind aus Oberösterreich und Bayern mindestens aus zwei postglazialen Zeitabschnitten Hamsterfunde bekannt geworden, die ein damals weiteres Verbreitungsgebiet belegen: aus der Hallstattzeit einerseits und aus dem frühen Mittelalter andererseits (M. Mottl, mdl., ©. Wettstein, mdl., Boessneck, 1958). Es besteht im übrigen keinerlei Zweifel daran, daß das Faunenbild auch jetzt noch in vollem Fluß ist. Wenn auch durch das keineswegs immer erfreuliche Wirken des Menschen negative Veränderungen überwiegen mögen, so lassen sich doch auch einige positive nachweisen. Hierher gehört z.B. die gegenwärtige Ausbreitung und Bestandszunahme südlicher bzw. sudostlicher Formen, wie Myotis oxygnathus, Plecotus austriacus und Mustela eversmanni, die sich im Untersuchungsgebiet selbst oder in den Nachbarlandschaften aufert. a ] Sáugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 329 IX. 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Lebensräume und Lebensstätten . Die Verlandungszone . Der Wald . Die Steppe . Felsen und Höhlen be . Kulturlandschaft und Siedlungen Talpa europaea Sorex araneus Sorex minutus . Neomys anomalus . Neomys fodiens Crocidura suaveolens . Crocidura russula . Crocidura leucodon . Rhinolophus ferrumequinum . Rhinolophus hipposideros . Myotis (M.) myotis . Myotis (M.) oxygnathus . Myotis (L.) daubentoni . Vespertilio discolor . Eptesicus serotinus . Pipistrellus pipistrellus . Pipistrellus nathusii . Nyctalus leisleri . Nyctalus noctula . Barbastella barbastellus . Plecotus austriacus . Miniopterus schreibersi . Canis lupus . Canis aureus . Vulpes vulpes . Martes martes . Martes foina sae . Mustela (M.) erminea . Mustela (M.) nivalis . Mustela (L.) lutreola . Mustela (P.) putorius . Mustela (P.) eversmanni 343 141 144 149 150 153 153 161 166 171 V2 176 176 177 178 183 185 189 193 199 199 202 203 206 206 210 211 212 213 213 214 ZO 217 217, 224 226 226 229 231 231 232 234 2.39 236 236 344 K, Bauer 30. Meles meles 31. Lutra lutra 32. Sus scrofa 33. Dama dama 34. Cervus elaphus 35. Capreolus capreolus —, Ovis musimon 36. Lepus europaeus 37. Oryctolagus cuniculus 38. Sciurus vulgaris 39. Citellus citellus —. Castor fiber 40. Sicista subtilis 41. Glis glis 3 42. Muscardinus avelandrius —. Spalax leucodon 43. Micromys minutus 44, Apodemus (S.) flavicollis 45. Apodemus (S.) sylvaticus —. Apodemus (A.) agrarius 46. Rattus rattus 47. Rattus norvegicus 48. Mus musculus 49. Cricetus cricetus 50. Clethrionomys glareolus 51. Arvicola terrestris 92. Ondatra zibethica 53. Microtus (P.) subterraneus 54. Microtus (M.) arvalis —, Microtus agrestis 55. Microtus (M.) oeconomus VII. Allgemeine ökologische Befunde A. Prinzip der regionalen Stenözie B. Vikarianz und Konkurrenz VIII. Tiergeographie und Faunengeschichte _. A. Die tiergeographische Stellung der Slgerfallne ae Er B. Zur Geschichte der pannonischen Säugetierfauna IX. Literatur | Bonn. zool. Beitr. 241 241 241 244 244 246 246 246 249 251 252 260 260 264 265 266 266 271 DA 275 276 277 279 282 287 289 294 2,933 296 . 301 301 304 304 306 Sr] 311 320 329 acc Säugetiere des Neusiedlersee-Gebietes 345 Buchbesprechungen Berndt, R. und W. Meise (1959): Naturgeschichte der Vögel. Band I: Allge- meine Vogeikunde. XVI, 390 Seiten mit 240 Textillustrationen, 42 Fotobildern auf 17 Schwarz-Weiß-Tafeln und 58 Bildern auf 3 Farbtafeln, — Kosmos-Ge- sellschaft der Naturfreunde / Franckh'sche Verlagshandlung, Stuttgart. In Lei- nen gebunden DM 84,—. Mit 7 Lieferungen liegt der 1. Band (Allgemeine Vogelkunde) jetzt abge- schlossen vor. Im Jahrgang 1958 dieser Zeitschrift (S. 303/304) wurde bereits das Erscheinen der 1. Lieferung gewürdigt. Was damals beanstandet wurde, gilt nun fur alle Lieferungen dieses Bandes und ist nach Ansicht des Referenten ein grund- sätzlicher Planungsfehler: es wird kein einziger Autor genannt und nicht eine Arbeit zitiert, die dem interessierten Leser weiterhelfen könnte. Es nützt ihm jetzt gar nichts, wenn er mit einem Literaturverzeichnis auf den 2. Band vertröstet wird. Immerhin — ein solches Verzeichnis läßt sich am Schluß nachholen, nicht jedoch wird man je die Namen jener Autoren erfahren, die die Voraussetzung geschaffen haben, daß ein solches Buch überhaupt geschrieben werden konnte. Ich will von dem Heer jener Ornithologen absehen, das am Zusammentragen irgendwelcher Bausteine für diesen Vogelband beteiligt war, allein wenn wir uns auf jene Forscher beschränken, deren Namen mit neuen Forschungsrichtungen oder grundlegenden Tatbeständen verknüpft sind, so ist die völlige Ignorierung dieser Namen befremdend. Um nur wenige Beispiele zu nennen: Im Abschnitt „Grundzüge des Verhaltens” fällt in 12 Kapiteln der Name Konrad Lorenz nicht, obwohl Dutzende der von ihm geprägten Termini erwähnt werden und die meisten besprochenen Erkenntnisse von ihm erarbeitet und formuliert wurden. Da wun- dert es nicht, daß im gleichen Kapitel bei ,Zahlversuchen” auch nicht O, Koehler und seine Schule angeführt sind. Bei der Einteilung der Erde in tiergeographische Regionen wäre es doch wichtig zu wissen, daß sie erstmals auf Grund der Vogel und durch den Ornithologen Sclater erfolgte. Der Sonnenorientierung des Stares werden gut 14% Seiten gewidmet, aber Gustav Kramer bleibt ungenannt so wie später Sauer, dessen Versuche zur Sternenorientierung mit seiner Klappergras- mücke ziemlich ausführlich referiert werden. Diese pedantische Tilgung aller Na- men ist nicht einmal konsequent, denn im Abschnitt „Die wichtigsten Vererbungs- regeln“ heißt es, wenn auch erst ganz zum Schluß und nur im Kleindruck: „Diese bisher geschilderte Art des Erbganges, die man übrigens nach ihrem Entdecker, dem Augustinerpater Gregor Mendel (1882-1884) „mendeln“ nennt...”. Weiter wird unter jedem Bild der Autor genannt und sogar der Umzeichner, so daß das Prinzip der Sparsamkeit ohnehin durchbrochen wäre („nach einer Aufnahme von H. Hampe, in W. Meise 1952, umgezeichnet von W. Sóllner”; in einer einzigen Unterschrift, bei Abb. 126, werden 9 Namen zitiert!). Überdies wird durch diese Praktik das Verschweigen der Autorennamen im Buchtext noch auffälliger, denn — um nochmals auf ein oben erwähntes Beispiel zurückzukommen — das Nicht- erwähnen des Entdeckers der Sonnenorientierung bei Vögeln wird noch unver- ständlicher und unentschuldbar durch den Umstand, daß unter einem Bild von Starenexperimenten im Rundkäfig einer von Kramers Schülern zitiert ist, Man mag wohl die Ansicht vertreten, daß der Fluß der Darstellung durch Zitate ge- stört wird, daß man ohne sie Platz gewinnt und daß diese Frage überhaupt nicht besonders wichtig sei. Dagegen ist zu bedenken, daß durch das Verschweigen der Autoren keine Angabe nachprüfbar ist und viele Feststellungen eine allge- meine Gültigkeit nur vortäuschen, die in Wahrheit lediglich die (vielleicht gar nicht gesicherte) Ansicht eines Einzelnen ausdrücken. Schließlich: der Stand unserer Forschung, den dieses Handbuch zeigen will, ist so innig mit der , Er” - forschung, also der Geschichte der Ornithologie verknüpft, daß eine Darstellung, die weder die historische Entwicklung noch den Widerstreit der Meinungen be- rücksichtigt, dieser Aufgabe nicht gerecht wird und in Gefahr ist, eine blutleere Aneinanderreihung anonymer Befunde zu werden. : Diese allgemeine Kritik sei vorangestellt. Davon abgesehen verdient sich dieser Band ein hohes Lob durch seine klare Darstellung, die fast stets auch neueste Ergebnisse berücksichtigt und für viele Kapitel geradezu mustergültige zool. Beitr. 346 Buchbesprechungen E sre (bis auf den Mangel von Quellenangaben s.o.!) Zusammenfassungen gibt, wofür schon deren qualifizierte Verfasser die Gewähr bieten. Die Bilder unterstützen den Text aufs beste, jedoch hält Referent es für verkehrt, daß jedes Bild kon- sequent nur durch Symbole und Abkürzungen erläutert wird. In den meisten Fällen hätten die Bezeichnungen im vollen Wortlaut auf dem Druckstock Platz gehabt und den Leser vor der Mühsal bewahrt, die Symbole aus einer umfäng- lichen Legende zu entschlüsseln. Zu umfangreiche Unterschriften sollten ver- mieden werden; bei Abb. 126 ist sie 53 Zeilen im Kleindruck (also 1% Seiten) lang! Für keinen Zweig der Ornithologie, ja man kann sagen der Biologie, ist die Methode so wichtig für den Erfolg der Erforschung und darüber hinaus so welt- bekannt geworden wie die Beringung der Vögel für die Erforschung des Vogel- zuges und vieler weiterer Fragen der „Naturgeschichte der Vögel“. In den „zu- ständigen“ Kapiteln (Orientierung im Raum, Zug und Wanderungen) findet man aber kein Wort über das Beringungsverfahren, das lediglich in der Einführung auf Seite 12 mit einem Satz erwähnt ist. Man vermißt also, um einiges zu nennen, Angaben über Art der Ringe, Zahl der bisher beringten Vögel, Fang und Alter der Ringvögel, Rückfundprozente, Beringungsländer, Problemstellung und Anwen- dungsbereich sowie Hinweise auf noch ungelöste, aber durch die Beringung zu- gängliche Fragen. Nicht durchweg sind die Texte aufeinander abgestimmt, was hin und wieder bei der Verteilung von Normal- und Kleindruck auffällt. So stehen z.B. die zum Transport der Nahrung dienenden Gaumengruben bei Krabbentaucher und Rosen- fink (S. 164) in Normaldruck, die Kropfmilchproduktion der Tauben (S. 165) nur in Kleindruck. Sie ist übrigens nicht, wie hier zu lesen ist, nur bei der Gattung Columba bekannt. Ist an dieser Stelle die genaue Angabe falsch, so trifft auf Seite 174 die allgemeine nicht zu: „...bei den Greifvögeln...ziemlich häufig... ein rechter Eierstock.“ Das gilt nur fur die Gattung Accipiter! Es ist verständlich, daß solcher meist geringfügiger Unstimmigkeiten mehr auf- gezählt werden könnten. Referent hält sie nicht für schwerwiegend. Er würde aber vorschlagen, im 2. Band einige Änderungen vorzunehmen, die keine Um- stände machen und Nutzen versprechen: die deutschen Vogelnamen einheitlich zu wählen und nicht mancherorts etwa Dompfaff, Wiesenstelze oder gar Grauwürger. Ferner, wenn notwendig, auch die wissenschaftlichen Namen zu nennen. So ware das z.B. S. 337 angebracht gewesen, wo man schwerlich wissen kann, wer sich hinter Krähenschwarzvogel und Kuckucksbootsschwanz verbirgt, oder S. 288 ff., wo die Inkonsequenz auf die Spitze getrieben wurde (hier werden abwechselnd nur der deutsche, nur der wissenschaftliche oder alle beide Namen angewandt). Und schließlich würde man dem Leser die Benutzung des Buches erleichtern, wenn bei den vielen Hinweisen jeweils schlicht die betreffende Seite (statt der Abbildung oder des Kapitels ,3H2 a”) genannt würde. EIN: Mohr, E. (1960): Wilde Schweine. Die Neue Brehm-Bücherei, A. Ziemsen Verlag, Wittenberg. 156 S., 150 Abb. DM. 8,50. Eine gelungene Naturgeschichte der Suoidea, besonders auch deshalb zu be- grüßen, weil eine ähnliche Zusammenstellung bisher fehlt. Hervorzuheben ist die sorgfältige Auswahl der Abbildungen, die den vielfältigen Text vorzüglich er- cánzen. Unter den Tabellen ist eine vergleichende Übersicht von morphologischen und biologischen Daten (S. 21) bei den 11 rezenten Arten besonders wertvoll. J. Niethammer Mottl, S. (1960): Mufloni zvér. Statni Zemedelske Nakladatelstvi Praha. 182 S., 60 Abb., 14 Tabellen. Tschechisch; russische und deutsche Zusammenfassung von 5 und 6 Seiten. Preis 17,40 Kcs. Das im 18. Jahrhundert erstmals zur Jagd aufs europäische Festland (Öster- reich) überführte Mufflon (Ovis musimon) hat in den letzten Jahrzehnten in einigen europäischen Ländern, besonders in der Tschechoslowakei, eine gewisse Bedeutung als Jagdwild gewonnen. Der tschechische Mufflon-Bestand von 4500 Tieren im Jahre 1954 ist der größte in einem Land und übertrifft den der Ur- sprungsländer Korsika und Sardinien mit etwa 3000 erheblich. Es ist daher zu a Buchbesprechungen 347 begrüßen, daß gerade von tschechischer Seite eine Monographie herausgegeben wird, die tber den etwa die Halfte des Buches einnehmenden jagdlichen und hegerischen Teil hinaus viele neue Daten zur Biologie, Verbreitung und Varia- bilitat dieses Wildschafes liefert. Da der Verfasser die meisten Angaben selbst beobachtet, gesammelt oder wenigstens nachgepruft hat, sieht man ihm gerne nach, daß an sich wichtige deutsche Arbeiten nicht zitiert sind, wie die von Rieck (1954) oder Herre und Kesper (1953). Ebenso fehlt Yebes (1959) und der Hinweis, daB es auch Mufflons in Spanien gibt. Fur die bisweilen stilistisch fehlerhafte und dadurch mißverständliche deutsche Übersetzung wird der deutsche Benutzer trotz- dem sehr dankbar sein und nur bedauern, daß sie so knapp ausfiel. So kann er die lange Tabelle der Futterpflanzen nicht verstehen, weil eine deutsche Er- klärung der dort verwendeten Indices fehlt. Allgemein vermißt man in den Ab- bildungen und Tabellen Unterschriften in einer Kongreßsprache schmerzlich. So schwer dem Ausländer das Schöpfen aus dieser Fundgrube wird, so wichtig ist andererseits diese bisher ausführlichste Behandlung des Mufflons für den Mam- malogen und Jagdwissenschaftler sowie alle, die Mufflons einbürgern wollen. J. Niethammer Müller-Using, D. (1960): Großtier und Kulturlandschaft im mitteleuropä- ischen Raum. 160 S., 28 Abb., davon 7 auf Tafeln. — Musterschmidt-Verlag, Göttingen. Engl. brosch. DM 13,80. Verfasser hat alle verfügbaren amtlichen Abschußstatistiken Deutschlands, "Österreichs, Luxemburgs und der Schweiz dazu benutzt, die Bestandsschwankun- gen der Großtiere im Laufe der letzten 100 Jahre zu ermitteln. Wenn auch Be- denken gegen Genauigkeit und ausreichende Repräsentanz dieses Materials zur Vorsicht mahnen, scheint doch das den Jägern und Naturschützern unerwartete Ergebnis — Zu- statt Abnahme der wichtigsten großen Jagdsäugetiere — ge- sichert. Bei Hirsch und Reh ist das Resultat besonders klar. Das Reh hat sich seit 1860 überall stetig vermehrt und heute einen Höchststand erreicht, der das Mehr- fache (in Norwegen das 13fache) des früheren Bestandes beträgt. Für den Rot- wildstand gilt ähnliches. In Bayern haben beide Arten vor allem nach 1925 zu- genommen, wogegen Gams- und Damwild fast unverändert blieben. Die Gesamt- bilanz lautet: „Von 18 behandelten Großsäugern [es müßte richtig heißen: ,21”; der Feldhase wird hier wohl versehentlich gar nicht genannt (Ref.)] haben sich im Laufe der letzten 100 Jahre 11 autochthone oder als alteingebürgert zu be- trachtende nachweislich stark vermehrt und meist auch ihr Verbreitungs- gebiet aktiv und passiv ausgedehnt (Rothirsch, Reh, Elch, Ren, Gemse, Steinbock, Mufflon, Wildschwein, Murmeltier, Fuchs und Dachs). Zwei Arten halten sich in Vermehrung hier, Verminderung dort wohl etwa die Waage (Damhirsch, Biber), drei weitere Arten verminderten sich nach Zahl und Verbreitung, nehmen aber neuerdings in Teilen ihres Areals langsam wieder zu (Bär, Luchs, Wildkatze); zwei Arten nehmen so ab, daß sie im größten Teil ihres europäischen Areals als ausgestorben oder doch aussterbend bezeichnet werden müssen (Wolf, Fischotter). Zwei Arten endlich sind aus anderen Faunenbereichen hinzugekommen (Sika- hirsch, Waschbär).“ Eine solche positive Bilanz ist gewiß überraschend, denn jeder ältere Jäger hat selbst den Rückgang im Bestand so mancher Jagdtiere miterlebt, so daß die These von der guten alten Zeit und dem unaufhaltsamen Schwund des Wildes unbestrittene Geltung zu haben schien. Das große Verdienst des Ver- fassers ist es, unvoreingenommen die Tatsachen geprüft und die Grundlage dafür geschaffen zu haben, den eingefahrenen gefühlsmäßigen Pessimismus der Jäger bezüglich der Entwicklung unserer Wildstände durch eine reale Betrachtungs- weise zu ersetzen, die durchaus für die Zukunft zu Optimismus berechtigt. Die vom Verfasser, einem der führenden europäischen Jagdzoologen, mit Umsicht entwickelte und mit Überzeugungskraft vorgetragene Ansicht sowie seine Deu- tung, daß der Jäger für die erfreuliche Entwicklung der Großtiere verantwortlich sei, sind zweifellos richtig. Freilich seien einige Bedenken gegen die „Bilanz“ nicht verschwiegen. Zu- nächst sind nicht 18, wie es heißt, sondern 21 Großsäuger behandelt, von denen der Feldhase nicht in die Bilanz aufgenommen wurde (warum?). Ferner läßt die Bilanz gerade einige der häufigsten Jagdtiere außer acht: Fasan, Rebhuhn, Kanin- chen, Stockente. Ich verstehe nicht recht, warum. Das mitbehandelte Haselhuhn Bonn. 348 Buchbesprechungen ES Beitr. ist nicht größer als diese. Das Fortlassen solcher häufiger Jagdtiere muß den Wert der Bilanz mindern. Außerdem interessieren doch auch oder gerade die Bestandsschwankungen dieser Wildarten, weil sie die verbreitetsten überhaupt sind. Referent bedauert, daß Verfasser eine Auswahl getroffen hat; er halt sie auch nicht gerade für die glücklichste. Virginiahirsch, Nutria und Marder- hund sind heute stellenweise häufiger als der Waschbär, obwohl nur dieser, nicht jene behandelt werden. Mink, Schneehase und VielfraB wurden vergessen. Die Zunahme bei 6 Großraubvogelarten bezieht sich kaum auf die letzien 100 Jahre, sondern höchstens die letzten Jahrzehnte. Dasselbe gilt für Höckerschwan, Fischreiher und Kolkraben, der im Verlauf des vorigen Jahrhunderts in fast ganz Deutschland ausgerottet ist. Im Bestand dieser Vögel, die nicht zum gehegten Jagdwild gehören, ist keinesfalls eine mit der bei Reh und Hirsch nur annähernd vergleichbare Zunahme festzustellen. Verfasser scheint hier, durch die eindeutigen Befunde bei jenen Cerviden beeindruckt, Fluktuationen im Bestand überbewertet und kurzfristigen bzw. lokalen Vermehrungen von Großtieren mehr Bedeutung beigemessen zu haben als diesen im Rahmen großräumiger und über längere Perioden statthabender Populationsschwankungen zukommt. G.N. Ognew, S. I. (1959): Säugetiere und ihre Welt. In deutscher Sprache über- arbeitet herausgegeben von Prof. Dr. Heinrich Dathe. — Akademie-Verlag, Berlin. — 362 S., gebunden DM 25, —. Obwohl das russische Original schon 1951 erschienen war, ist die deutsche Auflage dieser „Ökologie der Säugetiere” auch 8 Jahre später sehr zu begrüßen, nicht nur, weil ihr die umfassenden Kenntnisse des berühmten russischen For- schers zugute kommen, sondern vor allem, weil Ognew auch das übrige ein- schlägige russische Schrifttum herangezogen und besprochen hat, das uns sonst kaum zugänglich ist. Russische Zoologen haben aber gerade auf dem Gebiet der Säugetierökologie viele wichtige Beiträge geliefert, man denke nur an die Pelz- tiere, die in der Sowjetunion wirtschaftlich eine bedeutende Rolle spielen, So ist das Buch eine reiche Fundgrube; es erweitert, weil es sich vorwiegend auf Be- funde an russischen Säugetieren stützt, unseren Blick und bietet zahlreiche An- regungen. Verfasser hat sein Werk in 11 Kapitel gegliedert, deren erstes Geschichte und Aufgaben umreißt. Das zweite gibt einen Überblick über die Säugetiere der Sowjetunion, Kapitel 3 bis 7 behandeln Anpassungen an verschiedene Biotope und Umweltfaktoren (Wüste, Wald, Wasser, Winter), drei weitere sind der Siedlungsdynamik und ein abschließendes der Ernährung gewidmet. Etwas störend empfindet es der Leser, daß manche Fragen in verschiedenen Kapiteln ange- schnitten und deshalb Wiederholungen provoziert werden. So ist z.B. von den Wanderungen des Eichhorns in drei verschiedenen Kapiteln die Rede. Der Vor- wurf bezieht sich auch auf Literaturzitate, die jedem Kapitel folgen: es scheint mir überflüssig, hier immer wieder zusammenfassende Werke wie Weber oder Krumbiegel anzuführen. Manche Kapitel sind etwas dürftig geraten, wie etwa „Soziales Leben”, manche Frage gar nicht behandelt, obwohl man sie in der Säugetierökologie sucht, wie etwa das Territorialverhalten, die Funktion der Hautdrüsen als Duftorgane, zum Markieren der Reviere usw. Die deutsche Übertragung liest sich vom 2. Kapitel an flüssig, das erste ist stellenweise recht schwerfällig und sorglos abgefaßt. Die Austattung des Buches ist sonst in jeder Beziehung tadellos, G.N. Sterba, G. (1959): Süßwasserfische aus aller Welt. — Urania-Verlag, Jena/ Leipzig. — 637 S. mit 1193 z. T. farbigen Abbildungen. DM 42,—. Dieses Werk behandelt alle bisher vom Menschen gepflegten Süßwasserfische. Es ist primär für den interessierten Aquarianer gedacht und wird von diesem sicherlich mit großer Freude begrüßt werden (die letzte generelle Zusammenfas- sung über diese Tiergruppe für die Hand des Aquarianers, Paul Arnolds „Fremd- ländische Süßwasserfische“ nämlich, liegt fast 25 Jahre zurück). Die übersichtliche re Buchbesprechungen 349 Anordnung der systematischen Einheiten in diesem umfangreichen Stoff, die vielen sauberen Zeichnungen und meist sehr guten Farbabbildungen machen das Buch zu einem ausgezeichneten Nachschlagewerk. Durch sachkundige Berücksichtigung und Einarbeitung der neuesten Erkennt- nisse auf dem Gebiete der Aquarienkunde sowie auf den weiten Gebieten der Wasserchemie, Verhaltensforschung und Fortpflanzungsbiologie und durch Ein- flechtung sehr vieler ökologischer Daten ist Günther Sterbas Werk auch für den ichthyologisch interessierten Wissenschaftler von Wert und sollte bei ihm eine gebührende Beachtung finden, Die Familien-Verbreitungskarten — lückenlos für jede Fischfamilie aufgeführt — werden nicht nur bei Ichthyologen, sondern auch bei Tiergeographen auf besonderes Interesse stoßen. Aber darüber hinaus läßt sich dank der straffen Gliederung und übersichtlichen Anordnung des Stoffes über Sterbas Werk ganz allgemein sagen, daß es gerade dem Tiergeographen sehr gelegen kommen wird. K. H. Lúling Kükenthal, W. (1959): Leitfaden für das zoologische Praktikum. Fortgeführt von E. Matthes. — Gustav Fischer Verlag, Stuttgart. 14. Auflage, — 498 S., 208 Abb. im Text. Preis DM 28,50. Bereits durch 6 Jahrzehnte das Lehrbuch für den zoologisch-morphologischen Hochschulunterricht, liegt „der Kikenthal” nun in 14. Auflage vor. Wie alle Auf- lagen seit der 9. (1928), wurde auch diese von Ernst Matthes bearbeitet — leider erlebte der Bearbeiter ihr Erscheinen nicht mehr. Wie schon die früheren Auflagen wurde auch diese durch zahlreiche Um- stellungen, Korrekturen und Einfügungen ergänzt und auf neuen Stand gebracht. Starkere Umgestaltung erfuhren namentlich die Abschnitte über vergleichende Anatomie und Systematik. Hier wurden u. a. auch neuere Entdeckungen, wie die Monoplacophora und Pogonophora behandelt. Sehr zweckmäßig ist, daß die Be- arbeitung sich hinsichtlich der Systematik eng an das Kaestnersche Lehrbuch der systematischen Zoologie hält und damit die Benutzung beider Werke erleichtert. Druck und Ausstattung sind gut, der Preis kann als niedrig bezeichnet werden. Für eine kommende Auflage wäre eine konsequente nomenklatorische Bereinigung zu wünschen, Namentlich hätte an die Stelle des Namens Suctoria für die Flöhe Siphonaptera zu treten (Suctoria findet auch für die Sauginfusorien Verwendung), doch auch manche Art- und Gattungsnamen weichen von den zur Zeit gebräuch- lichen ab. Kurt Bauer Harrison, David (1959): Footsteps in the Sand. — Ernest Benn Ltd., London 253 S., 8 Tafeln und zahlreiche Federzeichnungen im Text. Preis 25 s. Der Autor leistete seinen Militärdienst als Arzt in britischen Stützpunkten des vorderen Orients ab. In einer Zoologenfamilie aufgewachsen und schon früh an Wirbeltieren, besonders Säugern interessiert, fand er in seinen für Nichtbiologen trostlosen Garnisonen im Irak und in Oman sowie auf Vorstößen nach Kurdistan interessante und vielfach bisher unerforschte und kaum besammelte Arbeits- gebiete. Daß er diese zu nutzen verstand, hatten schon eine Reihe von faunisti- schen Berichten und Neubeschreibungen in wissenschaftlichen Zeitschriften be- wiesen. Diesen fachlichen Publikationen folgt mit dem vorliegenden Buch ein gemeinverständlicher Bericht, der nicht nur wegen der Fülle der mitgeteilten bio- logischen und ökologischen Angaben sehr willkommen ist, sondern darüber hin- aus noch vielerlei Interessantes über Geographie, Bevölkerung und auch Lebens- und Reiseverhältnisse in diesen teilweise recht verkehrsfeindlichen und abge- schlossenen Gebieten berichtet. Kurt Bauer Kleinschmidt, O. (1960): Die Singvögel der Heimat. — Elfte Auflage mit 82 Farb- und 9 Schwarztafeln und systematisch-biologischem Text, 96 S.; her- ausgegeben von Dr. Adolf Kleinschmidt. — Quelle & Meyer, Heidelberg. Nun liegt schon die 11. (2. nach des Verfassers Tod) Auflage dieses erstmals 1913 erschienenen geradezu klassischen Buches über die Singvögel Deutschlands 350 Buchbesprechungen | Es vor, nur geringfugig und behutsam ergánzt durch den Sohn Dr. Adolf Klein- schmidt. Dieses „Singvogelbuch“ ist immer noch modern und einzigartig, so daß es nicht durch andere Bücher ersetzt werden kann. Um so mehr bedauert es der Referent, daß der Druck der Farbbilder nicht mehr von gleicher Qualität ist wie in der ersten Auflage, ja, daß manche Bilder erschreckend mißraten sind im Ver- gleich mit dieser und anderen früheren Auflagen, z. B.: das Sommergoldhähnchen ist oberseits kanariengelb, das Blaukehlchen ohne leuchtendes Blau und Rotbraun und mit zu heller Oberseite, das Schwarzkehlchen hat nur trübes Rotbraun, der Zwergschnäpper ist völlig entstellt, Birken- und Erlenzeisig sind fahl — farblos, die Heckenbraunelle ist blaustichig usw. Es ist kaum verständlich, warum wir heute nicht wenigstens in gleicher Güte drucken sollten wie vor einem halben Jahrhundert. G.N. Hartmann, M. (1959: Die philosophischen Grundlagen der Naturwissen- schaften. 2. überarbeitete Auflage. — Gustav Fischer Verlag, Stuttgart — XV und 183 S., geb. DM 19,—. Gegenüber der 1948 erschienenen 1. Auflage des Werkes ist die vorliegende 2. um zwei Kapitel: 29, Relatives Wahrheitskriterium aus vorwiegend rein aposte- riorischer Erkenntnis, und 33, Bemerkungen zur Kategorienlehre, im ersten Haupt- abschnitt erweitert, in Anlage und Gliederung im übrigen aber unverändert. Der erste Hauptteil des Buches eine „Theorie der Naturerkenntnis” (pp. 1-113), ist nach des Verfassers Worten ein kurzer Auszug aus Nicolai Hartmanns (dem vor- liegendes Buch gewidmet ist) „Metaphysik der Erkenntnis”, soweit diese auf das Gebiet der Naturwissenschaften Bezug hat. Im 2. (und eigentlichen) Hauptteil des Buches, „Die Methoden der Naturforschung“ (pp. 114-144), führt Verfasser auf der Grundlage dieser erkenntnistheoretischen Einführung den Nachweis, daß bei der sogenannten induktiven wissenschaftlichen Methode in Wahrheit ständig Induktion, Deduktion, Analyse und Synthese als vier Methodenglieder (wenn auch von Fall zu Fall mit wechselnden Anteilen) gekoppelt sind. Eine Sammlung von Beispielen aus Astronomie, Physik, Chemie und Biologie (pp. 144-174) sowie Schlußbetrachtungen über das Historische, über teleologische Gesichtspunkte und über die Intuition in den Naturwissenschaften (pp. 174-177), ein Literaturverzeich- nis und ein Sachregister schließen den interessanten, wenn auch nicht leicht zu lesenden Band ab. K. Bauer Hölscher, R., GB.K. Müller € B. Petersen (1959): Die Vogelweli des Dümmer-Gebietes. Biologische Abhandlungen, herausgegeben von H. Bruns und O. Niebuhr, Nr. 18-21. — 124 S., kart. DM 12,—. Eine sorgfältige Arbeit, die die Vogelfauna des weiteren Dümmer-Gebietes —- einbezogen wird ein Raum, der im W,-N und E etwa 15, im S 5km über den Dimmer hinausreicht — in dankenswerter Kürze und doch ohne (den oft unzu- lässigerweise mit dieser erklärten) Verzicht auf exakte Angaben behandelt. Als nicht immer glücklicher Auswerter solcher Faunen möchte man sich wünschen, daß die Ornis der drei Autoren nicht nur den zahlreichen Besuchern des Vogel- paradieses Dümmer als ornithologischer, sondern daß sie auch möglichst Vielen, dıe sich mit der Absicht der Abfassung lokaler oder regionaler Faunen tragen, als methodischer Ratgeber dienen möge. Sowohl nach Form und Gliederung, wie nach Behandlung des Stoffes (z.B. Auswertung einer Vielzahl unpublizierter Be- obachtungen auch anderer Ornithologen, Vermeidung unnötiger Zitate bei sorg- fältigen Quellen- bzw. Beobachterangaben für alle faunistisch, phaenologisch oder zahlenmäßig bemerkenswerten Feststellungen u. a. m.) darf die Arbeit als muster- gültig und nachahmenswert bezeichnet werden. Wenn etwas an dem Bändchen hätte wegfallen können, ohne dessen Wert zu mindern, so sind es die (in der Reproduktion?) etwas blaß geratenen und in einer derart gediegenen, sachlichen Arbeit etwas verloren wirkenden 5 ganzseitigen Aquarelle Sartorius’. An ihrer Stelle hätte wenigstens ich lieber einige Frequenzdiagramme für die häufigeren Anatiden und Limicolen gesehen. K. Bauer cea Buchbesprechungen 351 Keast, A, R.E.Crocker, €.S.Christian (1959): Biogeography and Ecology in Australia. — Monographiae Biologicae, Vol. VIII, 640 S. — Uitgeverij Dr. W. Junk, Den Haag. Preis 65.— Gulden. Dieses Buch erscheint als Band VIII in der Reihe Monographiae Biologicae (Editors Bodenheimer und Weisbach) und gibt mit 37 Beitragen, fur die etwa ebensoviele Autoren zeichnen, einen ausgezeichneten Einblick in ökologische und biogeographische Probleme Australiens einschließlich der menschlichen Ökologie samt ihren spezifisch australischen Problemen wie Merino-Schafzucht, Kaninchen- plage, Ornithosis, Opuntienkontrolle und Naturschutz. Letzten Endes sollen alle hier behandelten Fragen dem wichtigsten Problem dienen, das der australische Kontinent dem Menschen aufgibt: trockenes und relativ steriles in fruchtbares Land zu verwandeln, das nicht länger durch ungehinderte Erosion, Überbeweidung und planlose Ausbeutung geschädigt wird. Aus dem reichen Inhalt seien hier nur jene Kapitel zitiert, die sich mit den Tieren oder allgemein biogeographisch-oko- logischen Problemen befassen. Im ersten Kapitel über die Einzigartigkeit Austra- liens für die Biologie hat Bodenheimer die wichtigsten Ergebnisse des umfang- reichen Bandes kurz und etwa folgendermaßen zusammengefaßt: Es ist noch un- entschieden, ob die australische Fauna mehr von Süden oder Norden beeinflußt worden ist, ob gewisse Eiemente Überbleibsel ehemals weltweit verbreiteter Formen sind oder (Süßwassertiere) von marinen Einwanderern abstammen. Die Isolation eines so großen Raumes hat zu Anpassung und Aufspaltung von Formen geführt, die alle Nischen besetzten und eine harmonische Fauna repräsentierten. Relativ alte Eindringlinge wie die plazentalen Fledermäuse und Nagetiere ver- nichteten entsprechende Beuteltiergruppen. Nach der Invasion des Dingos, seit etwa 12000 Jahren, ergab sich ein ähnlicher Prozeß, indem die großen carnivoren Beutler überall dort verschwinden mußten, wohin der Dingo gelangte (Tindale). Der Ursprung der australischen Fauna: Früher leitete man von faunistischen Übereinstimmungen mit Südafrika und Südamerika die Hypothese ab, daß Austra- lien seine Fauna der ,Antarctica” oder dem Gondwanaland verdanke. Neuerdings neigen besonders Mammalogen und Ornithologen dazu, den Ursprung im Norden, in Asien, zu suchen. Offensichtlich unterscheiden sich ihrer Herkunft nach jüngere Gruppen von älteren. Throughton betont den nördlichen Ursprung der Marsu- pialier, aber Entomologen (Jeannel) glauben, daß fast alle Insekten südlicher Herkunft sind, mit Ausnahme solcher anspruchsloser Arten, die weit über die nördliche Haibkugel verbreitet waren. Evans versichert, daß eine große Gruppe der Homoptera von Süden kam. Andere alte Formen leiten sich von Gruppen ab, die einst über die ganze Erde verbreitet waren; sie sind jetzt autochthone Elemente. Nach Paramanov gehören auch die Dipteren zu einer archaischen Fauna antarkti- schen Ursprungs, die im Gegensatz zu nördlichen Ländern (mit ihren Eiszeiten) in dem milden Klima Australiens nicht in so viele Arten aufsplitterten. Auch die Acridoidae repräsentieren nach Key eine alte autochthone Fauna mit ein paar neueren Einwanderern aus Neuguinea. Bestimmte alte Süßwasserfische (Whitley) und Crustaceen (Riek) sind offenbar aus dem Meer ins Süßwasser eingedrungen. Die Mollusken stammen z.T. von Neuguinea (jüngere Einwanderer), z.T. aus Asien (ältere), andere wieder hat Australien mit Neuseeland gemein oder vom alten Gondwanaland erhalten. Von 356 Arten der Sperlingsvögel (Passeres) gehören 172 zu einer Familien- gruppe, den Muscicapidae. Nach Bodenheimer zeigt also die große Zahl von Fiiegenschnäppern, daß hier eine ähnliche Formenaufspaltung erfolgt ist wie bei den Beuteltieren. Alle diese „Fliegenschnäpper“ sind typische Insektenfresser, da- gegen nähren sich die über 50 Papageienarten von Feigen, Wurzeln, Grassamen, Nüssen, Nektar und Insektenlarven. Nach Keast sind die Papageien hinsichtlich ihrer Formenaufspaltung am ehesten mit den Beuteltieren zu vergleichen. Auch die Tauben haben eine breite Skala von frucht- und körnerfressenden Arten ent- wickelt. Jedoch hat die Konkurrenz mit alteingebürgerten Vogelfamilien, die schon viele Nischen besetzt hielten, der „species radiation” Grenzen gezogen. Die alte Klasse der Reptilien zeigt nur eine geringe Aufspaltung, wie dies auch für die meisten Süßwasserfische nachweisbar ist, mit Ausnahme vielleicht der Galaxiidae, die über 27 Arten verfügen (Whitley). zool. Beitr. 352 Buchbesprechungen E Mit diesen wenigen Hinweisen werden wir dem reichen Inhalt des vortreff- lichen Sammelwerkes keineswegs gerecht. Weder der Biogeograph noch der Oko- loge kann an ihm vorúbergehen; er findet in ihm nicht nur vorzúgliche Zusammen- fassungen, sondern auch Quellenmaterial und Anregungen in Fulle. G.N. Uschmann, Georg (1959): Geschichte der Zoologie und der zoologischen An- stalten in Jena 1779-1919, 249 S. mit 69 Abb. — VEB Gustav Fischer Verlag, Jena. Geb. DM 33,25, Die zentrale Gestalt dieser Geschichte der Jenenser Zoologie ist Ernst Haeckel, 1865 zum ersten o. Prof. fúr Zoologie der Philosophischen Fakultát ernannt und 1909 mit 75 Jahren emeritiert. Dem Verfasser stand für seine Aufgabe das Quellenmaterial zu Gebote, das durch Haeckel im Phyletischen Archiv gesammelt worden ist und als Grundlage eines ,Instituts fúr allgemeine Entwicklungslehre” gedacht war. Aus diesem Institut hat sich heute in Jena das einzige deutsche Universitátsinstitut fur Geschichte der Zoologie entwickelt. Das Buch bringt viel Neues, wie etwa die zahlreichen Berufungen Haeckels an andere Universitáten, unter denen Wien und Bonn von Haeckel selbst sehr ernsthaft erwogen worden sind. Es schildert die ersten Anfánge der Zoo- logie als selbstándige Wissenschaft von 1779 an. Die Entwicklung war jahr- zehntelang nicht gerade ermutigend. Noch um die Halfte des 19. Jahrhunderts konnte die Jenenser Zoologie keineswegs mit der damals berühmten Würzburger Schule konkurrieren. Dies änderte sich erst mit der Berufung Gegenbaurs, der wiederum Haeckel nachzog. Die neue Periode in der Jenaer Zoologiegeschichte erhielt ihre Prägung durch den Einfluß Johannes Müllers auf Oscar Schmidt, Gegenbaur und Haeckel, durch das langjährige enge Zusammenwirken der beiden letzteren und durch den Darwinismus. Von weitreichenden Folgen für die Ent- wicklung der Zoologie war der Umstand, daß es Haeckel verstand, hinreißende Begeisterung für die Phylogenese zu wecken und viele junge Menschen für die Zoologie zu gewinnen. Unter seinen Schülern waren, um nur die bedeutendsten zu nennen: Anton Dohrn, Oskar und Richard Hartwig, Gadow, Lang, Kiikenthai, Ziegler, Schaxel. Intra muros verdankt die Universitat Jena Ernst Haeckel das neue Zoologische Institut, das Phyletische Museum und die Ritter-Stiftung, die vor allem die Gründung neuer Extraordinariate für Phylogenie und Paläonto- logie ermöglichte. Wie Haeckel dies alles mit unermüdlichem Eifer zielstrebig geschaffen hat, erfahren wir auf Grund umfassender Unterlagen in aller er- wünschter Genauigkeit. Das Buch ist weit mehr als eine Geschichte des Zoologischen Instituts der Universität Jena, weil Ernst Haeckel der Zoologie nicht nur in Jena zu hohem Ansehen verhalf, sondern auch selbst und durch seine Schüler die Entwicklung der wissenschaftlichen Zoologie maßgeblich beeinflußte und durch seine alige- meinen Schriften den Darwinismus der breiten Öffentlichkeit nahebrachte. In wohlabgewogenem Urteil und stets auf dem Boden sicherer Quellen hat der Ver- fasser dennoch ein geradezu aufregend zu lesendes Werk geschaffen, das eines der stolzesten Kapitel aus der Entwicklung der Zoologie (nach Goldschmidt „die große Zeit der Zoologie in Deutschland“) schildert und zeigt, wie diese durch das Temperament und die Leistung eines Mannes beeinflußt worden ist. GN. Ax, Peter (1960): Die Entdeckung neuer Organisationstypen im Tierreich. Die Neue Brehm-Bücherei, Heft 258. A. Ziemsen-Verlag, Wittenberg. — 116 S., 88 Abb.; Preis DM 6,50. Eine auch als Ergänzung zu den gebräuchlichen Lehrbüchern der Zoologie empfehlenswerte klare und straffe Darstellung der wichtigsten Entdeckungen höherer systematischer Einheiten im rezenten Tierreich in den letzten Jahren und ihrer Bedeutung für die Stammesgeschichte. Es werden behandelt: das Tiefseemollusk Neopilina galatheae, die rezente Vertreterin der bislang nur fossil bekannten Klasse Monoplacophora, deren Bauplan die Herleitung der Buchbesprechungen Mollusken von einer mit den Anneliden gemeinsamen, metamer gegliederten Stammform stützt; der in die Nähe der Hemichordaten gestellte Stamm Brachiata (Pogonophora); Latimeria chalumnae als rezente Vertreterin der ehedem seit dem Trias aus- gestorben geltenden Knochenfisch-Unterklasse der Crossopterygier; wichtige Neuentdeckungen in einem zwar leicht zugänglichen, als tierische Lebensstätte aber erst in neuerer Zeit gewürdigten Biotop: den litoralen Sand- und Schlammböden. Daraus folgende Beispiele: die Hydrozoenordnung Actinulida, das einzige solitäre Moostierchen, Monobryozoon ambulans, die Crustaceen- unterklassen Mystacocarida und Cephalocarida, sowie die provisorisch zu den Turbellarien gestellten Ordnungen Xenoturbellida und Gnathostomulida. : J. Niethammer 4 4, & E] BONNER ZOOLOGISCHE BEITRAGE HERAUSGEBER: ZOOLOGISCHES FORSCHUNGSINSTITUT UND MUSEUM ALEXANDER KOENIG, BONN PROF. DR. MARTIN EISENTRAUT UND DR. HEINRICH WOLF SCHRIFTLEITUNG: PROF. DR. GUNTHER NIETHAMMER SONDERHEFT 1960 BERICHTE UND ERGEBNISSE VON MARKIERUNGSVERSUCHEN AN FLEDERMAUSEN IN DEUTSCHLAND UND OSTERREICH BONN 1960 SELBSTVERLAG Bonn. zool.Beitr. Sonderheft - 11/1960 F | Ausgegeben am 22.Dezember 1960 / Die Zeitschrift „Bonner Zoologische Beiträge” ist der Förderung der Systematik, Tiergeographie, Okologie und aller sie berührenden Gebiete der Zoologie ge- widmet. Hierbei werden mit Rücksicht auf die Ziele und die Sammlungen des Museums bevorzugt Arbeiten aus der Wirbeltier- und Insektenkunde veröffentlicht. Die Zeitschrift erscheint vierteljährlich (4 Hefte = 1 Jahrgang) zum Preise von 3,50 DM je Heft. Bei Zahlung des ganzen Jahrganges im voraus — zusammen 14,— DM — können 10 Prozent Rabatt abgezogen werden. Auslandspreis 4,50DM, — bei Abnahme des ganzen Jahrganges (13 DM) 10 Prozent Rabatt. Mitarbeiter erhalten 50 Sonderdrucke ihrer Aufsätze unberechnet. Weitere Sonderdrucke kön- — nen gegen Erstattung der Druckkosten bezogen werden. Diese betragen bei Vorausbestellung für weitere: | 25 Sonderdrucke bis 10 S. 0,55 DM je Exempl.; bis 20 S. 1,— DM; bis 30 S. 1,30 DM 50 Sonderdrucke bis 10 S. 0,50 DM je Exempl.; bis 20 S. 0,90 DM; bis 30 S. 1,10 DM 75 Sonderdrucke bis 10 S. 0,45 DM je Exempl.; bis 20 S. 0,80 DM; bis 30 S. 1 DM Manuskripte und Bestellungen werden an die Schriftleitung, Bonn, Koblenzer Straße 162, Museum Koenig, erbeten. Gesamtherstellung: Balduin Pick, Köln BONNER ZOOLOGISCHE BEITRAGE Sonderheft Jahrgang 11 1960 Berichte und Ergebnisse von Markierungsversuchen an Fledermáusen in Deutschland und Osterreich 1 Gesamtherstellung Balduin Pick, Druckerei und Verlag, Kóln Seit mehreren Jahrzehnten hat sich die zoologische For- schung in verstärktem Maße den Chiropteren zugewandt. Es gelang, manche Erscheinungen aus dem Leben dieser meist im Verborgenen hausenden und nur bei Nacht zum Vorschein kommenden Säugetiere unserem Verständnis näher zu brin- gen. Zur Untersuchung besonderer Fragen wurde mit gutem Erfolg auch bei den Fledermäusen die Markierungsmethode angewandt, und zwar überall da, wo das Wiedererkennen des Einzeltieres von Wichtigkeit war. Im Vordergrund stand zu- nächst die Frage, wieweit die flugbegabten Sduger Saison- wanderungen ausführen. Daneben ergaben sich dann noch an- dere Fragestellungen, die nur mit Hilfe der Markierung zu lösen sind. Erfreulich war, daß sich bald ein Kreis von Mit- arbeitern bildete, die in verschiedenen Gegenden die Fleder- mausberingung in Angriff nahmen. Die Verlegung der Beringungszentrale für Fledermäuse in Deutschland an das Zoologische Forschungsinstitut und Museum A. Koenig in Bonn am Jahresbeginn 1960 war die Veranlas- sung, die bisherigen, oft erst nach langjähriger Arbeit sich ab- zeichnenden Ergebnisse in einem Sonderheft zusammenzustellen. Die hier vorliegenden Beiträge der einzelnen Beringer ver- mitteln einen vorläufigen Überblick über die bisher geleistete Arbeit, sie geben aber auch Anregungen und Ausblicke für eine planmäßige Weiterführung der Versuche. Allen Mitarbei- tern, die der Aufforderung gefolgt sind, von ihren Beringungs- ergebnissen zu berichten, sei herzlich gedankt. Besonders zu danken aber ist an dieser Stelle auch dem Leiter der Vogel- warte Radolfzell (vormals Vogelwarte Rossitten) und seinem Arbeitsstab für die Betreuung der Fledermausberinger in Deutschland und Österreich in den Jahren 1951 bis 1959. Inhalt EISENTRAUT, M.: Die Fledermausberingung, ihre Entwicklung, ihre Me- thode und ihre Bedeutung für die wissenschaftliche Forschung. (Mit Anhang: „Richtlinien für die Beringung von Fledermáusen” und u stimmungsschlüssel der heimischen Fledermausarten”.) RE ISSEL, W.: Kurzer Bericht über die Tätigkeit der en für Fledermausforschung”, Sitz en Naturwissenschaftliches Museum im Fuggerhaus ABEL, G.: 24 Jahre Beringung von Fledermäusen im Lande ee GRUBER, J.: Vier Jahre as age in a Ober-Oster- reich (1956—1959) - BAUER, K. und STEINER, H.: en an der y Langfligelteder maus (Miniopterus schreibersi) in Österreich . KEPKA, O.: Die Ergebnisse der Fledermausberingung in Steiermark vom Jahr 1949 bis 1960 ee : NATUSCHKE, G.: Ergebnisse der like ar und Biologische. Be- obachtungen an Fledermäusen in der Oberlausitz 5 HUMMITZSCH, E.: Fledermausberingung in Leipzig und Umgebung SCHOBER, W.: Zur Kenntnis mitteldeutscher Fledermduse EISENTRAUT, M.: Die el der in der Mark Brandenburg be- ringten Mausohren : : : ISSEL, B. und W.: te an der ae Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum Schreb.) in Bayern ; FRANK, H.: Beobachtungen an Fledermäusen in Höhlen der Schwäbischen Alb unter besonderer Berücksichtigung der Mopsfledermaus (Barba- stella barbastellus) EEE ee ss ee SCHNETTER, W.: Beringungsergebnisse an der a een (Miniopterus schreibersi Kuhl.) im Kaiserstuhl ... . rn FELTEN, H. und KLEMMER, K.: Fledermaus- eo ee im Rhein-Main- Lahn-Gebiet 1950—1959 EISENTRAUT, M.: Wiederfunde einiger in Sunnah na Maus- ohren (Myolis ee Nach ee des rag E. Mader zu- sammengestellt ; u HOEHL, ’E.: ee in einem o der Mops- fledermáuse (Barbastella barbastellus Schreb.) in Fulda Be SCHMAUS, M.: Fledermausberingung im Hunsrück ENGLANDER, H. und JOHNEN, A. G.: nen an rheinischen Fledermauspopulationen FELDMANN, R.: ee im südlichen Westfalen RUHMEKORF, E. und TENIUS, K.: a wide an Fledermäusen im Weserbergland und Westharz : HAVEKOST, H.: Die Beringung der Breitflügelfedermaus (Eptesicus sero- tinus Schreber) im Oldenburger Land 4 E ROER, H.: Vorláufige Zusammenfassung der Beringungsergebnisse an Fle- dermäusen und Literaturübersicht ote e 7: Seite 105 112 124 143 150 166 189 192 198 204 210 215 222 234 INSTITUTION JAN 2 6 1961 A A okay RT E Sonderheft 11/1960 Die Fledermausberingung, ihre Entwicklung, ihre Methode und ihre Bedeutung fiir die wissenschaftliche Forschung (mit Anhang: „Richtlinien für die Beringung von Fledermausen” und „Bestimmungsschlüssel der heimischen Fledermausarten” Von M. EISENTRAUT, Bonn (Mit 6 Abbildungen) Planmäßige Fledermausmarkierungen zwecks Erforschung bestimmter ökologischer Fragen wurden etwa gleichzeitig und unabhängig voneinan- der 1932 in den USA von Griffin und in Deutschland von mir begonnen !). Sehr bald bildete sich ein Kreis von Mitarbeitern, und es erweiterten sich dadurch die Gebiete, in denen entsprechende Untersuchungen vorgenom- men wurden. Aber auch in anderen Ländern griffen Fledermausforscher den Gedanken der Markierung auf. So entstanden allmählich, ähnlich wie für die Vogelberingung, auch für die Fledermausberingung Zentralstellen, die die einzelnen Beringer betreuten. In Deutschland war zunächst von 1932 an das Zoologische Museum der Universität Berlin die Beringungszentrale, von wo Ringklammern mit der Prägung: „Zool. Museum Berlin" ausgegeben und die eingehenden Rück- meldungen weitergeleitet wurden. Von 1951 ab übernahm die Vogelwarte Radolfzell (vormals Vogelwarte Rossitten) die Funktion einer Zentralstelle, und ihr Mitarbeiterstab hat sich in dankenswerter Weise für die Weiter- führung der Beringungsarbeiten eingesetzt. Es wurden zwei Ringtypen mit der Prägung: „Vogelwarte Radolfzell" hergestellt, und zwar große Ringe mit dem Kennbuchstaben X vor der Ziffer für die großen Arten und kleine Ringe mit dem Kennbuchstaben Z für die mittelgroßen und kleinen Arten. Unabhängig davon widmete sich auch die von Dr. W. Issel ins Leben ge- rufene , Arbeitsgemeinschaft fúr Fledermausforschung” der Beringungsar- beit und benutzte eigene Klammern mit der Prágung: ,Zool. Museum Bonn”. Seit 1. Januar 1960 schlieflich ist das Zoologische Forschungsinsti- tut und Museum Alexander Koenig-in Bonn die Zentralstelle für die Fleder- mausberingung in ganz Deutschland geworden und betreut auch die in 1) Uber vereinzelte noch friiher liegende Markierungsversuche in den USA vergl. Eisentraut, M.: Markierungsversuche bei Fledermáusen. Z. Morph. Okol. 28, 1934, 553—560; und: Ergebnisse der Fledermausberingung nach dreijáhriger Versuchszeit. Z. Morph. Okol. 31, 1936, 1—26. ; Bonn. 8 M. Eisentraut Es none Osterreich tatigen Beringer. Es wird ebenfalls mit den zwei Ringtypen ge- arbeitet, die die Prägung „Museum Koenig Bonn” für die X-Ringe und „Museum Bonn" für die Z-Ringe tragen. In außerdeutschen Ländern ergaben eingeholte Informationen folgen- den augenblicklichen Stand der Beringungsorganisationen: Belgien Beginn: 1939; Beringungszentrale: Institut Royal des Sciences Naturel- les de Belgique, 31 Rue Vautier, Bruxelles 4; Beringungsmethode: Flügel- beringung mit Fledermausklammern, Prägung: „Musee Royal d' Histoire Naturelle des Bruxelles". Bulgarien Beginn 1940 (Dr. Buresch), spater fortgesetzt; Beringungszentrale: keine; Fledermausmarkierungen werden von der ornithologischen Beringungszen- trale in Sofia (Zoo) mitgeleitet; Beringungsmethode: Flügelberingung mit Vogelringen, 3 Größen mit Prägung: „Zoo Sophia” und „Zoo Sophia Bulgaria”. England Beginn: 1948, Beringungszentrale: Mehrere Vereinigungen, die größ- tenteils der „Mammals Society of the British Isles“ angeschlossen sind; Beringungsmethode: Flügelberingung mit Fledermausklammern, 2 Größen mit Prägung „Lond. Zoo". Finnland Beginn: 1954; Beringungszentrale: Institutum Zoologicum Oulu, Finnland; Beringungsmethode: Flügelberingung mit Fledermausklammern; Prägung: „Inst. Zool. Oulu, Finnland“ (Versuche mit Schwanzberingung noch nicht abgeschlossen). Frankreich Beginn: 1936; Beringungszentrale: Centre de Recherches sur les Migra- tiones des Mammiferes et des Oiseaux, Muséum National d'Histoire Na- turelle, 55, Rue de Buffon, Paris; Beringungsmethode: Flügelberingung mit Fledermausklammern, eine Größe mit Prägung: „Museum Paris”. Indien Es wurden bisher nur wenige Beringungsversuche ausgeführt. Italien Beginn: 1956; Beringungszentrale: 1. Centro Inanellamento Pipistrelli (C. I. P.), Museo Civico di Storia Naturale di Genova, Genova, Via Brigada 11/1960 Bedeutung der Fledermausberingung 9 Sorderheft | Liguria 9; 2. Laboratorio di Zoologia applicata alla Caccia Via S. Giacomo 9, Bologna; Beringungsmethode: Flügelberingung mit Fledermausklammern; 1 Größe mit Prägung: „Mus. St. Nat. Genova" und „Zoologia Bologna Italia”. Jugoslawien Beginn: 1954; Beringungszentrale: keine; Beringungsmethode: Flügel- beringung mit Ringen des Ornith. Instituts in Zagreb und der Spelaeologi- schen Sektion der PD „Zeljeznicar". Niederlande Beginn: 1936; Beringungszentrale: Zoölogisch Laboratorium der Rijks- Universiteit, Janskerkhof 3, Utrecht; Beringungsmethode: Flügelberingung mit Fledermausklammern; Prägung: „Zool. Mus. Utrecht, Holland". Österreich Beginn: 1937; ae: keine; angeschlossen an die deut- sche Zentrale in Bonn. Polen Beginn: Einzelberingungen mit Vogelringen seit 1939, systematische Beringungen seit 1950; Beringungszentrale: 1, Zaktad Psychologii i Eto- logii Zwierzat Uniwersytetu Jagiellonskiego Kraków, Sw. Anny-Str. 6 (Inst. fúr Psychologie und Ethologie der Tiere der Universitát). 2. Polska Akademia Nauk, Instytut Biologii Doswiadczalnej, Pracownia Biologiczna Pulawi Michatówka 1 ((Institut für Experimentelle Biologie, Biologisches Laboratorium); Beringungsmethode: 1. Flügelberingung mit Fledermaus- klammern, 2 Größen mit Prägung: „Inst. Psych. Anim. Univ. Kraków. Polon”, 2. Ohrmarken mit Prägung: „Akad. Nauk. Warszawa”. Rumdnien Beginn: 1953; Beringungszentrale: keine; Beringungen unternimmt das Spelaeologische Institut „Emil Racovita”; Beringungsmethode: Flügelbe- ringung (Methode noch im Versuchsstadium); Prägung: ,R.P.R.". Schweiz Beginn: 1943; Beringungszentrale: Museum d'Histoire Naturelle Ge- neve; Beringungsmethode: Anfangs Fliigelberingung mit Vogelringen (Vo- gelwarte Sempach), später Flügelberingung mit Fledermausklammern, 2 Größen mit Prägung: „Museum Geneve”. Spanien Beginn: 1959; Beringungszentrale (oder Beringungsstelle): Laboratorio de Fisiologico, Faculdad de Sciencias Naturales de la Universidad Barce- lona; Beringungsmethode: Flügelberingung mit Fledermausklammern; Prä- gung: „Universidad Barcelona”. zool. Beitr. 10 M. Eisentraut Ea Tschechoslowakei Beginn: 1947; Beringungszentrale: Krouzkovaci stanice Mammaliolo- gické sekce Prirodovédeckého sboru Narodniho Musea v Praze, Narodni museum, Vaclavské namésti 1900, Praha II, CSR. (Beringungsstation der Mammalogischen Sektion der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft. Na- tionalmuseum, Vaclavské namésti 1900, Prag II); Beringungsmethode: bis 1956 Flügelberingung mit Vogelringen, ab 1956 mit Fledermausklam- mern, 2 Größen (Y und V) mit Prägung: „N. Museum Praha — CSR". Ungarn Beginn: 1951; Beringungszentrale: Magyar Nemzeti Müzeum Természet tudomanyi Müzeum, Budapest, VIII, Baross Utca 13 (Zoologische Ab- teilung des Ungarischen Nationalmuseums); Beringungsmethode: Flügelbe- ringung mit Fledermausklammern; Prägung: „Budapest Museum”. UdSSR Beginn: 1937; Beringungszentrale: UdSSR Akademie der Wissenschaf- ten, Kommission für Naturschutz, Lenin-Avenue 33, Moskau B — 71. Be- ringungsmethode: Flügelberingung mit Vogelringen. 2 Größen mit Pra- gung: „Moskwa". USA (Zugleich für Canada und Mexiko) Beginn: 1932 (Gelegentliche Beringungen seit 1916); Beringungs- zentrale: US. Department of the Interior, Fish and Wildlife Service, National Museum Washington 25, DC.; Beringungsmethode: Beinberin- gung mit Vogelringen, später Fügelberingung mit Vogelringen, in jün- gerer Zeit mit Fledermausklammern, Versuche mit Ohrmarken (fingerling tags); Prägung: Auf der Außenseite die laufende Nummer, auf der Innen- seite: „Write F € W Serv. Wash. USA”. Es muß zunächst einiges über die Beringungsmethode und über die ge- gen sie vorgebrachten Bedenken gesagt werden. Versuche, Fledermäuse durch Perforieren oder Tätowieren der Flughaut zu kennzeichnen, erwiesen sich bald als unbrauchbar. Besonders in Amerika wurde in Anlehnung an die Vogelmarkierung anfangs die Methode der Beinberingung angewandt, indem Aluminiumringe (Vogelringe) teils von der Dorsalseite, teils von der Ventralseite her um die Tibia gelegt wurden. Bei der Kleinheit der Hinterextremitäten und ihrer Einbeziehung in die Flughaut scheint dieses Verfahren wenig geeignet und wird jetzt wohl kaum noch angewandt. Weiterhin wurde mit besonderen Ohrmarken gearbeitet und neuere ent- sprechende Versuche sind z. B. in Polen und den USA auch jetzt wieder im Gange. Der Vorteil liegt darin, daß diese Marken von den Fledermäusen nicht mit den Zähnen bearbeitet werden können. Einige Versuche sollen gute Ergebnisse gebracht haben. Es bestehen m. E. jedoch gewisse Beden- ee | Bedeutung der Fledermausberingung 11 ken, weil die Ohren bei der Echopeilung als mitunter kompliziert gebaute Empfangsorgane eine wichtige Rolle spielen und durch das Anlegen einer Marke in ihrer Funktion behindert werden könnten. Ich selbst entschloß mich von Anfang an (1932) zur Flugelberingung und benutzte besondere Aluminiumklammern (Fledermausklammern), die um den Unterarm herum- gelegt und nur so weit zusammengedrückt werden, daß sie nicht abglei- ten konnen. Um eine Verletzung der Flughaut durch scharfe Kanten so weit wie nur moglich zu vermeiden, werden die Enden der Klammer zu einer kleinen Lippe umgebogen und unterscheiden sich dadurch von den Vogelringen. Trotz alledem kommt es auch bei den Flügelklammern, die jetzt wohl fast allgemein benutzt werden, zu gelegentlichen Verletzungen der Flug- haut, und zwar dadurch, daß das Tier den Ring mit den Zähnen bearbeitet und so weit zusammendrückt, daß seine Enden die Flughaut ein- klemmen. Es kann dann zu Entzündungen, Schwellungen und zu einem Einwachsen oder einer teilweisen Umwallung der Klammer kommen. Bei - meinen Kontrollen der Quartiere von Mausohren (Myotis myotis) in der Berliner Umgebung, bei denen mir mehrere tausend beringte Fleder- mäuse durch die Hand gegangen sind, habe ich besonders auf solche Fälle geachtet und festgestellt, daß Verletzungen bei kaum mehr als 1% der wiedergefundenen Tiere auftraten; bei kleinen Arten war der Prozentsatz noch etwas geringer. Wurde dann der Ring entfernt und am anderen Flügel eine neue Klammer angebracht, so konnte, falls ein nochmaliger Wieder- fund im darauffolgenden Jahr glückte, beobachtet werden, daß die Ver- letzung vollkommen verheilt war. Etwas höher lag der Prozentsatz der Fälle, bei denen die Prägung auf den Ringen infolge der Bearbeitung mit den Zähnen beschädigt war, so daß die genaue Ablesung der Nummer zu- nächst auf Schwierigkeiten stieß. Solche Ringe wurden an Ort und Stelle - durch neue ersetzt. Der zerbissene Ring wurde später einer genauen Prü- fung unter Zuhilfenahme einer Lupe unterzogen. Dabei gelang dann meist noch immer eine sichere Feststellung der Ringnummer, so daß die Zahl der völlig unlesbaren Ringe auf ein geringes Maß beschränkt blieb, ein Aus- fall, der durchaus in Kauf genommen werden konnte. Im übrigen aber habe ich jahrelang bei den Kontrollen in großer Zahl die gleichen bering- ten Fledermäuse wiedergefunden und feststellen können, daß der im ersten Jahr angelegte Ring sich in einem tadellosen Zustand befand und auch nicht die geringste Spur von Verletzungen erzeugt hatte. Ich kann mich daher der von Bopp (1958) !) gemachten Verailgemeinerung in die- ser Form nicht anschließen, wenn er schreibt: „Fledermäuse empfinden das an ihrem Unterarm angeklammerte, gleitende Aluminiumringchen als stö- rend und versuchen, es während der Körperpflege durch Beknabbern zu 1) Bopp, P.: Zur Lebensweise einheimischer Fledermäuse (1. Mitteilung). Säuge- tierkundl. Mittlg. 6, 1958, 11—13. 12 M. Eisentraut ee. entfernen" (Seite 12). Ferner hat Bopp seine schlechten Erfahrungen bei der Verwendung von gewöhnlichen Vogelringen gemacht, die für Fle- dermäuse ungeeignet sind. In diesem Zusammenhang sei auf die Ausfüh- rungen von Hitchcock (1957) ?) hingewiesen, in denen er sich mit den Schädigungen der Fledermäuse durch die Markierung beschäftigt und ver- schiedene Ringtypen gegenüberstellt. Auch er gibt den in Deutschland von Anfang an benutzten und jetzt in den meisten anderen Ländern verwende- ten Flügelklammern den Vorzug. Voraussetzung bei Verwendung dieser Klammern ist das sachgemäße und auf das sorgfältigste ausgeführte Anlegen ?). So glaube ich nicht, daß die gelegentlich vorkommenden Verletzungen und vielleicht auch in sel- tenen Fällen eintretenten Ausfälle die Flügelberingung überhaupt in Frage stellen können. Nach wie vor erscheint sie mir mit den dazu besonders konstruierten Klammern als die geeignetste Markierungsmethode. Dabei soll hier nicht in Abrede gestellt werden, daß man einige empfindliche Fledermausarten besser von der Beringung überhaupt ausschließen sollte (vergl. Richtlinien für Beringung der Fledermäuse). Bei der Fledermausberingung sind aber zweifellos andere Einschrän- kungen zu beachten, die auf eine möglichst geringfügige Störung der Tiere in ihren Quartieren hinauslaufen. Ich habe von Anfang an betont, daß Be- ringunaen in Wochenstuben in iener Zeit zu unterbleiber. haben, in der die Weibchen kurz vor der Geburt stehen oder die Jungen noch relativ klein sind. Dies würde bei uns im allgemeinen die Zeit vom 1. Juni bis 15. Juli sein. Ferner wird es zu empfehlen sein, Fledermäuse zu Ausaang des Winters, etwa vom 1. März an, in ihren Quartieren nicht mehr durch Vornahme von Berinqungen zu stören, um ein vorzeitiges Ausfliegen und damit eine Gefährdung durch ungünstige Witterung zu vermeiden. Daß darüberhinaus ganz allgemein die Störungen von Quartieren auf das ge- tingste Maß zu beschränken sind, sollte für jeden Beringer eine Selbstver- ständlichkeit sein. Nähere Anweisungen über die Markierung der Fleder- mäuse sind in den dieser Abhandlung angeschlossenen, von der Zentral- stelle in Bonn ausgearbeiteten „Richtlinien für die Beringung von Fleder- máusen” zu entnehmen. Schließlich sollte allen Beringungen eine festumrissene wissenschaftliche Fragestellung zugrunde liegen und Markierungen nur da Anwendung finden, wo zu ihrer Lösung die individuelle Kennzeichnung unbedingt er- forderlich ist. Beringung darf niemals zum Sport werden. In dieser Rich- 2 Hitchcock, H. B. The Use of Bird Bands on Bats. J. Mammal. 38, 1957, 402—405. $) Bei der Herstellung der neuen Bonner Ringe wurde eine harte Aluminium- legierung gewählt, um eine Beschädigung der Ringe durch Beknabbern von seiten der Fledermäuse zu erschweren. N | Bedeutung der Fledermausberingung 13 tung haben sich gerade in den letzten Jahren verantwortungsbewußte Fle- dermausforscher ausgesprochen. Nur der wissenschaftliche Wert der Er- gebnisse rechtfertigt dann auch, daß gelegentliche Beeinträchtigungen oder unvermeidliche Störungen in den Quartieren in Kauf genommen werden können. Ich wende mich damit im kurzen Abriß und in großen Zügen den Frage- stellungen zu, die mit Hilfe der Beringungsmethode untersucht werden können, und den Ergebnissen, die sich bisher abgezeichnet haben. Betreffs Einzelheiten sei auf die in der Literatur vorhandenen Angaben verwiesen, insbesondere auch auf die in diesem Sonderheft der „Bonner Zoologischen Beiträge" gemachte Literaturzusammenstellung von H. Roer. An erster Stelle steht die Frage, wie weit auch bei Fledermäusen Saisonwanderungen vorkommen. Schon ältere Autoren haben auf Grund von Einzelbeobachtungen vermutet, daß manche Fledermausarten in den gemäßigten Zonen jahreszeitliche Ortsveränderungen vornehmen. Es war bekannt, daß sie sowohl bestimmte Sommerquartiere als auch bestimmte Winteraufenthaltsorte haben, zwischen denen sie im Herbst und Frühjahr wechseln. Da die Fledermäuse der gemäßigten Zonen jedoch Winterschläfer sind, die die kalte Jahreszeit also in einem inaktiven Zustand verbringen, haben herbstliche Wanderungen bei den meisten Arten lediglich die Be- deutung, ein geeignetes oder den Tieren bekanntes Winterquartier zur Abhaltung des Winterschlafes aufzusuchen; offenbar sind es nur wenige Arten, die gleich den Zugvögeln Migrationen zwecks Aufsuchens wärmerer Gebiete unternehmen. Es liegen nun inzwischen eine ganze Reihe von Abhandlungen vor, die solche Saisonwanderungen einiger Fledermausarten erkennen lassen. Wie von vornherein anzunehmen und aus dem eben Gesagten zu schließen, ist deren Ausdehnung keineswegs mit den weiten Flugstrecken der Zugvögel zu vergleichen. Die örtlichen und landschaftlichen Gegebenheiten dürften dabei eine gewisse Rolle spielen. Auch zeigen die einzelnen Arten be- deutende Unterschiede. In engem Zusammenhang mit der Wanderung steht die Frage, wie weit die Fledermäuse eine feste Bindung an ihre Quartiere haben. Fast alle einschlägigen Arbeiten, die bisher erschienen sind, lassen erkennen, daß die meisten Arten eine weitgehende Ortstreue zeigen, daß sie zu einem hohen Prozentsatz alljährlich in das einmal gewählte Quartier zurück- kehren, und zwar sowohl zum Sommeraufenthaltsplatz als auch zum Winterquartier. Im Hinblick auf die festgestellte Ortstreue der Fledermäuse erhebt sich das wichtige Problem der Fernorientierung, dessen Bearbeitung bei ande- 14 M. Eisentraut Es ren Tiergruppen, besonders bei Vógeln und Insekten, in den letzten Jahr- zehnten zu erstaunlichen Ergebnissen gefúhrt hat. Hierúber wissen wir bei Fledermáusen noch so gut wie nichts. Wohl kónnen wir die Frage der Nahorientierung, des Zurechtfindens im engeren Lebensraum, mit Hilfe der Echopeilung in den großen Zügen als gelöst betrachten. Wie aber ist es möglich, daß eine Fledermaus aus größeren Entfernungen, und sei es auch nur aus 50 km, zu ihrem angestammten Quartier zurückfindet? Zu- nächst haben jährliche Kontrollen der Quartiere und Verfrachtungsversuche lediglich die Tatsache bestätigt, aber noch keine Antwort auf das Wie ge- geben. Hier eröffnet sich uns noch ein weites Untersuchungsgebiet, bei dem die individuelle Markierung eine wichtige Hilfe leisten kann. Mehr am Rande stehen andere Fragen aus dem Leben der Fledermäuse, die durch das Markierungsverfahren gelöst werden können und zum Teil wenigstens bereits einer Lösung näher gebracht sind. So hat sich gezeigt, daß diese Tiere ein erstaunlich hohes Lebensalter erreichen können. Weitere Beobachtungen werden sich z. B. auf Fragen der Populations- schwankungen, auf das Verhalten der Jungtiere und das Zahlenverhältnis der Geschlechter erstrecken. Im übrigen aber werden sich ganz allgemein durch die Beringungsarbeiten unsere Kenntnisse über die Verbreitung und das Vorkommen der Fledermausarten vervollständigen und damit manche faunistischen Fragen beantwortet werden können. Erwähnt sei hier schließ- lich, daß in Amerika in den letzten Jahren Massenberingungen, besonders bei der Art Tadarida mexicana, zwecks Erforschung der Übertragungsmög- lichkeit der Tollwut durch insektenfressende Fledermäuse vorgenommen wurden. Dies zeigt, daß die Beringung auch der angewandten Wissenschaft von Nutzen sein kann *), 2) Unterdessen ging mir eine Arbeit von P. F. Anciaux de Faveaux (Bulletin de la Société de Speleologie du Katanga, Nr. 2, 1960) zu, der mit Hilfe der Be- ringungsmethode die Verbreitungsmöglichkeit der Histoplasmose durch Fleder- mäuse im Kongogebiet untersucht. et | Bedeutung der Fledermausberingung 15 Richtlinien für die Beringung von Fledermäusen Die seit 1932 in Deutschland eingeführte Fledermausberingung hat den Zweck, die jahreszeitlichen Wanderungen und darüber hinaus andere Vor- gänge im Leben dieser Säugetiere zu klären. Sie ist nicht Selbstzweck, sondern dient der Erforschung wissenschaftlich wertvoller Erkenntnisse. Die Zentralstelle für die Fledermausberingung in Deutschland ist ab 1. Januar 1960 das Zoologische Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig, Bonn, Koblenzer Straße 150-164. Von hier werden die Mitarbeiter in West- und Süddeutschland direkt betreut. Die Betreuung der Fleder- mausberinger in Mitteldeutschland wird von der Zweigstelle Dresden des Instituts für Landesforschung und Naturschutz, Dresden A 16, Stübelallee 2, vorgenommen, die mit der Zentralstelle in Verbindung steht. Ein Antrag auf Mitarbeit an der Fledermausberingung wird an die Zentralstelle in Bonn bzw. an die Zweigstelle in Dresden gestellt. Nach Prüfung des Antrages erfolgt die Abgabe der Ringe kostenlos. Oberster Grundsatz bei Vornahme von Beringungen muß sein, jede nicht unbedingt notwendige Störung der Tiere in ihren Quartieren zu ver- meiden. Es sollte daher auch von wahllosen Massenberingungen abgesehen werden, sofern nicht besondere Fragen gestellt sind, die die Beringung möglichst aller in einem Quartier vereinigten Fledermäuse wünschenswert erscheinen lassen. Ebenso ist es wertlos, jede zufällig gefundene Fleder- maus mit einem Ring zu versehen. Beringung darf nicht zum ,Sport” wer- den. Wie schon eingangs erwähnt, sollte sie nur im Hinblick auf die Lösung bestimmter wissenschaftlich wertvoller Fragen erfolgen. Es wird vorausgesetzt, daß jeder Fledermausberinger die einzelnen Arten kennt. Eine Beringung hat nur dann Wert, wenn bei jedem zu mar- kierenden Tier die Artzugehörigkeit genau feststeht. Der diesen Richt- linien beigegebene Bestimmungsschlüssel soll das Erkennen der in Deutsch- land vorkommenden 20 Fledermausarten erleichtern. Vom Beringer nicht exakt zu bestimmende Tiere sollen möglichst unbehelligt an Ort und Stelle belassen werden. (Gegebenenfalls ist das Einsenden eines Belegstückes an die Zentrale oder Zweigstelle oder an ein geeignetes Institut zu erwägen.) Zur Markierung dienen kleine leichte Aluminiumklammern, die am Flügel der Fledermaus angebracht werden. Die Ringe tragen die Anschrift der Beringungszentrale, einen Kennbuchstaben sowie eine fortlaufende Nummer. Die Flügelberingung geschieht in der Weise, daß die Klammer geöffnet, um den deutlich hervortretenden Unterarmknochen gelegt und wieder zusammengedrückt wird (Abb. 1). Um Beschädigungen an der Flug- - haut zu vermeiden, ist sorgfältig darauf zu achten, daß die Klammer nur so weit geschlossen wird, daß sie zwar nicht von dem Unterarm abgleiten kann, ihre Berührungsflächen jedoch die Flughaut nicht einklemmen. Der Ring muß also reibungslos am Unterarm hin- und hergleiten können (Pfeil- richtung). 16 zool. Beitr. x Abb. 1: Anlegen der Klammer um den Unterarm Es werden 2 Ringgrößen ausgegeben: Ringe mit dem Kennbuchstaben X vor der Ziffer für die 4 großen Arten (Mausohr, Abendsegler, Breitflügel- Fledermaus und Große Hufeisennase) und solche mit dem Kennbuch- staben Z für die mittelgroßen und kleinen Arten. Nach den bisher gesammelten Erfahrungen müssen gewisse Einschrän- kungen bei Beringungen gemacht werden: Da die Kleine Hufeisennase offenbar keine wesentlichen Wanderungen unternimmt und überdies gegen Beringungen empfindlich ist, muß sie von der Markierung ausgeschlossen werden (Ausnahmen nur nach vorheriger Absprache mit der Zentrale bzw. der Zweigstelle Dresden). Ferner müssen Beringungen in den Wochenstuben in der Zeit vom 1. Juni bis 15. Juli, also während der Zeit der Geburt und der ersten Aufzucht der Jungen, unterbleiben. Sollte in einer Wochen- stube auch nach dem 15. Juli infolge verspäteten Geburtstermins die Ent- wicklung der Jungen noch nicht weit genug fortgeschritten sein, wird von jedem Beringer erwartet, daß er von einer Markierung der Tiere absieht. Überhaupt ist in den Wochenstuben mit größter Vorsicht vorzugehen. Ein Einsammeln der Fledermäuse in einen Beutel muß unbedingt unterbleiben, da sich durch die lebhafte Bewegung der wachen Tiere eine hohe Tempe- ratur entwickeln kann, die den Tieren gefährlich wird. Das Anlegen der Ringklammern muß in kürzester Zeit erfolgen, um die Beunruhigung der Tiere soweit wie möglich zu verringern. Ganz allgemein sollen die Fledermausquartiere sowohl im Sommer als - auch im Winter nur so oft betreten werden, wie unbedingt erforderlich. Die Beringung hat an Ort und Stelle zu erfolgen; danach sind die Tiere sogleich wieder freizulassen. Fledermausquartiere in hohlen Bäumen dürfen auf keinen Fall dadurch zugänglicher gemacht werden, daß der ae | Bedeutung der Fledermausberingung 17 Beringer den Eingang kunstlich erweitert, da dadurch das Quartier ftir alle Zeiten vernichtet wird. Zugleich mit den Ringen kommen Beringungslisten zur Verteilung. Jeder Mitarbeiter ist verpflichtet, in diese Listen, und zwar in doppelter Ausfertigung, seine vorgenommenen Beringungen einzutragen. Eine Aus- fertigung bleibt ständig in seinem Besitz, während die andere nach Ab- schluß der Beringungssaison, spätestens aber am Ende eines jeden Jahres, der Beringungszentrale bzw. im Bereich der Zweigstelle dieser einzusenden ist; die Zweigstelle leitet die Beringungslisten umgehend an die Zentrale weiter. Diese Maßnahme ist notwendig, damit einerseits der Beringer stets einen Nachweis uber die von ihm vorgenommenen Markierungen fuhren, anderseits die Beringungszentrale eingehende Ruckmeldungen bearbeiten und weiterleiten kann. Jeder Beringer wird über Rückmeldungen der von ihm gezeichneten Fledermäuse umgehend benachrichtigt. Die Zweigstelle Dresden erhält ein Doppel der Rückmeldung, soweit es sich um Tiere handelt, die in ihrem Bereich beringt wurden. Zur besseren Übersicht wird dem Beringer empfohlen, außer der Führung seiner Beringungslisten eine weitere Liste (am praktischsten auf liniertem oder kariertem Din A 3 Bogen) anzulegen. Von links angefangen trägt er in jede Zeile die notwendigen Daten für ein Tier ein (laufende Ringnummer, Fledermausart, Geschlecht, Alter, Datum und Beringungsort) und unmittelbar dahinter seine eigenen Wieder- funde bei späteren Kontrollen und etwa eingehende Fernrückmeldungen. So hat er auf einer Zeile alle für eine spätere Bearbeitung wichtigen An- gaben für ein Tier übersichtlich zusammengefaßt. Fledermausfreunde, die nicht aktiv an der Beringung teilnehmen und keine bestimmten Fragestellungen verfolgen, können als beobachtende Mitarbeiter wertvolle Hilfe leisten. Ihre Aufgabe kann es sein, bestimmte Quartiere, die nicht zum unmittelbaren Untersuchungsgebiet eines Be- ringers gehören, jährlich auf beringte Fledermäuse zu kontrollieren. Häufig kann man schon aus einiger Entfernung beringte Tiere erkennen (z. B. solche, die sich inmitten einer an der Decke eines Höhlenquartiers hängen- den Winterschlafgesellschaft befinden) und zwecks Ablesung der Ring- nummer ohne wesentliche Störung der übrigen herausgreifen. Solche Wie- derfunde sind dann der Beringungszentrale mitzuteilen. Auf diese Weise körnte eine wesentliche Erhöhung der Zahl der Rückmeldungen erreicht werden. Zum Zwecke der Abgrenzung des Beobachtungsgebietes meldet sich auch der beobachtende Mitarbeiter bei der Beringungszentrale bzw. Zweigstelle an. Es entspricht dem Sinn und Zweck der Fledermausmarkierung, daß jeder Beringer nach Möglichkeit seine Ergebnisse selbst auswertet, ab- gesehen davon, daß nur er die örtlichen Gegebenheiten kennt und be- urteilen kann. Die Beringungszentrale leistet dabei jede gewünschte Unter- stützung. Soll eine bestimmte Fledermausart monographisch bearbeitet : A E 18 Mo ES entra wt ES Be werden, wobei nichtveröffentlichte Ergebnisse anderer Beringer verwertet werden sollen, so ist dies nur im Einverständnis mit dem betreffenden Beringer möglich. Abschließend noch eine Bitte an alle Mitarbeiter. Da es immer wieder vorkommt, daß vor allem hausbewohnende Fledermausarten von Woh- nungsinhabern vertrieben, ihrer Unterschlupfe beraubt oder gar vernichtet werden, empfehlen wir allen, sich nachhaltig für den Schutz der Fleder- mäuse einzusetzen und dabei immer wieder auf die biologische Bedeutung dieser Säugetiergruppe im Haushalt der Natur hinzuweisen. Bestimmungsschlüssel der heimischen Fledermausarten 1. a Nase mit hufeisenformigem Aufsatz und lanzettförmigem An- hang, Ohrdeckel fehlt. 2 b Nase ohne Aufsatz und Anhang, Ohrdeckel vorhanden. 3 2. a Unterarm 54 bis 58 mm Große Hufeisennase Rhinolophus ferrumequinum b Unterarm 39 bis 42 mm Kleine Hufeisennase Rhinolophus hipposideros 3. a Ohren berühren sich am Grunde A b Ohren berúhren sich nicht am Grunde On 4. a Ohren auffallend lang (30 mm und darüber) Langohr Plecotus auritus b Ohren breit und kurz {ca. 15 mm) Mopsfledermaus Barbastella barbastellus 5. a Ohren ragen nicht oder kaum aus dem Fell. Kopfhaar kurz und aufrecht, Rückenhaar lang und dem Körper anliegend. Zweites Glied des dritten Fingers etwa dreimal so lang wie das erste Langflügel-Eledermaus Miniopterus schreibersi b Ohren ragen meist deutlich aus dem Fell heraus, kein Unter- schied zwischen Kopf- und Rückenhaar. Zweites Glied des dritten Fingers weniger als zweimal so lang wie das erste. 6 6. a Ohrdeckel kurz und scheibenförmig (pilzförmig), verbreitert (Abb. 2), Unterarm über 36 mm. 7 b Ohrdeckel mehr oder weniger länglich gestreckt. 8 7. a Unterarm 47 bis 55 mm Großer Abendseglet Nyctalus noctula b Unterarm 37 bis 46 mm KleinerAbendsegler Nyctalus leisleri 8. a Färbung der Halsunterseite weißlich und scharf abgegrenzt gegen die schwärzliche Färbung der vorderen Kopfpartie, Rückenhaar Bedeutung der Fledermausberingung 19 Sonderheft 11/1960 Mittelhand - Länge des g YG knochen Ohrdec kel = J Siete he shee (Tragus) - 7-[7" © ~~. Sporn "~~ Hautlappen (Epiblema ) Abb. 2 Schema einer Fledermaus (Abendsegler). Nach C. Konig. mit grauweißlichem Anflug, Unterarm 40 bis 45 mm Zweifarbige Fledermaus Vespertilio murinus b Keine scharf abgesetzte Kontrastfärbung von Ober- und Unter- seite. 9 9. a Sporn mit Hautlappen (vergl. Abb. 2) 10 b Sporn ohne Hautlappen. 14 10. a Unterarm nicht unter 37 mm, meist länger 11 b Unterarm nicht über 37 mm 12 11. a Unterarm 49 bis 53 mm Breitflügel-Fledermaus Eptesicus serotinus b Unterarm 37 bis 41 mm, Rückenhaar mit goldbraunem Anflug Nordische Fledermaus Eptesicus nilssoni 12. a Ohrdeckel auffallend breit und kurz, verbreitert sich allmählich nach oben, Rückenhaar mit hellem glänzenden Anflug. Alpen fleder maus Pipistrellus savil b Ohrdeckel normal, länger als breit, Rückenhaar ohne hellen Anflug. 13 20 tS. 14. 19, Nee MSE 1s:em trast Pro | zool. Beitr, a Funtter Finger etwa 46 mm, an Schulter meist ein dunkler Fleck sichtbar. Rauhhautige Fledermaus Pipistrellus nathusii b Funfter Finger hochstens 43 mm. Zwergfledermaus Pipistrellus nathusii a Unterarm über 50 mm Mausohr Myotis myotis b Unterarm unter 48 mm Q Unterarm 35 bis 47 mm Unterarm 30 bis 34 (selten bis 35) mm, Fell lang und kraus, Flughaute und Ohren schwarzlich, Ohrdeckel stark zugespitzt Bartfledermaus Myotis mystacinus ¡ej . a Ohr im Verhältnis zur Körpergröße auffallend lang, 20 bis 26 mm, Unterarm 39 bis 44 mm. Bechstein-Fledermaus Myotis bechsteini er Ohrlänge weniger als 20 mm a Rand der Schwanzflughaut zwischen Spornende und Schwanz- spitze mit deutlich sichtbaren starren gekrümmten Haaren (Abb. 3), Ohrdeckel lang und spitz, reicht über die Mitte des Ohres hinaus. Fransenfledermaus Myotis nattereri Abb. 3 Schwanzflughaut der Fransenfledermaus. Nach C. Konig. b Rand der Schwanzflughaut ohne Haarbesatz oder nur mit ein- zelnen feinen Harchen bewimpert, Ohrdeckel reicht höchstens bis zur Mitte der Ohrmuschel. 15 16 17. 18 Sonderheft 11/1960 Bedeutung der Fledermausberingung Abb. 4 Abb. 5 Schwanzflughaut der Wimperfledermaus. Ohr der Wimperfledermaus. Nach C. König. Nach C. König. 18. 29, Abb. 6 Schwanzflughaut der Wasserfledermaus. Nach C. König. Sporn höchstens halb so lang, wie der Schwanzflughaut-Rand (Abb. 4), Außenrand des Ohres fast rechtwinklig eingebuchtet (Abb. 5), Fell auf dem Rücken rostbräunlich getönt. Wimperfledermaus Myotis emarginatus Sporn nimmt etwa 2/3 bis 3/4 des Schwanzflughaut-Randes ein (Abb. 6). Außenrand des Ohres nicht rechtwinklig eingebuchtet, Fell auf dem Rücken graubraun bis dunkelbraun. Unterarm 43 bis 47 mm Teichfledermaus Myotis dasycneme Wasserfledermaus Myotis daubentoni Unterarm 35 bis 38 mm 21 19 zool. Beitr. 22 Es 2 Kurzer Bericht über die Tätigkeit der „Arbeitsgemeinschaft für Fledermausforschung”. Sitz Augsburg, Naturwissenschaftliches Museum im Fuggerhaus Von WILLI ISSEL, Augsburg Auf Grund der schwierigen Verhältnisse nach dem Kriegsende 1945 war es der damaligen Zentrale für Fledermausberingung, dem Zoologischen Museum der Universität Berlin, nicht möglich, die in Westdeutschland be- heimateten Beringer ausreichend mit Markierungsklammern zu beliefern. Mit Zustimmung des Zoologischen Museums A. Koenig, Bonn, und Prof. Dr. M. Eisentraut, dem Leiter der ehemaligen Zentrale in Berlin, stellte ich mir daher zunächst selbst im Handbetrieb Fledermausringe mit der Leit- adresse „Zool. Mus. Bonn” her, die ich anfangs nur für mich verwendete. Nach und nach traten etliche Interessenten an mich heran und baten mich um Ringe; auf diese Weise entstand die „Arbeitsgemeinschaft für Fleder- mausforschung”. 1952 und 1953 (während ich in Amerika war) verwendete die Arbeitsgemeinschaft Fledermausringe der Vogelwarte Radolfzell. Dann ließ ich mir aus eigenen Mitteln fabrikmäßig wieder Ringe mit der schon früher verwendeten Leitadresse „Zool. Mus. Bonn” herstellen, mit denen meine Mitarbeiter bis jetzt versorgt wurden. Allen Beringern standen meine Literatur und mein Balgmaterial zur Verfügung, und sie wurden — soweit notwendig — in ihren Kenntnissen gefördert. So entstand im Laufe der Jahre eine fruchtbare und vertrauensvolle Zusammenarbeit. — Im Einvernehmen mit Prof. Dr. M. Eisentraut, dem jetzigen Direktor des Zoologischen Museums A. Koenig, Bonn, gibt die „Arbeitsgemeinschaft für Fledermausforschung” ab 1. 1. 1960 — dem Tätigkeitsbeginn unserer neuen Zentrale mit Sitz am Zoologischen Museum A. Koenig, Bonn — ihre Funk- tion als Beringungszentrale für ihre Mitarbeiter auf. > In den zehn Jahren ihres Bestehens hat unsere Arbeitsgemeinschaft insgesamt 14375 Fledermäuse von 19 verschiedenen Arten markiert (die Beringungen von B. und W. Issel aus den Jahren 1950 mit 1959 inbegriffen), wobei in den letzten Jahren die Markierung von Mausohrfledermäusen und Kleinen Hufeisennasen betont eingeschränkt wurde. Fast alle Tiere wurden in Westdeutschland beringt, nur wenige auf Ischia/Italien und in der Umgebung von Postojna/Jugoslawien. Die Aktivität der einzelnen Mitarbeiter war den Gegebenheiten ent- sprechend unterschiedlich; der Kreis der Beringer setzte sich sowohl aus CLEVI 568 v8£ 5901 S68 0€0! SAT 2617 6112 9VVC 857! ({yny) Is1aqra1yos “doruly ISS == € ST GV 97 GOT C87 EG Tc a ‘sneullopoly obrjobnybuey ne (‘qor1yos) srurolas $n9159)d:] 1701 er 911 661 1cl GLO G6 ETT V 9¢ Ge 'sneurlopofg opuoboryyeds (7) snurinur ormıadsa IE == — — Ol _ I e] — — £ 'SNPULIOPO|] DHIGIPJLOMZ (rgns) LIO [STO] snp]DAN sol e v 9 G 81 8€ BE I = com ‘sneullopo[y oßrunreyney (qer1yps) Drnjoou snpyoAN 194 SY 2 OT VC 8 S€ LGV 86 8le Td '19[baspuoqy E (sejg 19 ‘sAoy) IsnyjzDU ‘dig = vl 5 oa ia Fact re v 6 I = = ‘sneullopo[y obrneyyney AS (‘qa1yps) sniramsidid ‘dig = 791 6 G V 09 el 67 V Caer 6 61 ‘SNeW LPI [JJD1OMZ oh ('q9109S) SN][9ISD(IDA "gang a vOLI £S £9 09 101 cel GSC IEG 087 SVV 0€ ‘sneullopelsdoy| E : (J) sn3rimp sn30291d qa C16 LVI 99 CIT GTI SV O£T DAT ce vol Gl ‚Sneu19P9JJIYOJOIT a (1s1971) snumpjsAw smoAW je c6l 87 Il 9 € 81 97 07 87 67 el | 'sneulopapp}Ieg E (Isto) TUL9]SYDIQ sMOAW 2 80€ ES A 07 67 91 L eS IT 0€ (6 ‘SNRULIOPOTJULO}S~pog a (Aorjjoo) 3 snjourbinura STOAW q ial I ar Tv = or fe) TE i = = 'sneuopafJ SYlodumman < (uns) ma1a]mu sMoAW a VCC LT Sl 6€ £ 8 OT LG ES XG ce ‚sneulspo]] 9]SUBIJOO) Oo (SJıedeuog) rrurvondoo smoAW = GE G 8 I 1c Tag ar SEE a == E “sneurtapa]jgnjbue7 1 ('Ist97) fuoyuaqnop snoXy ® E49 A OCI LOT ZST 61 18 IVI 6€ I 8 v ‘SNRULIOPO[JIOSSE M = (9109) JurauaAspp STIOAW att € a = a = = i —- ie a I ‘sneULLOpoTsYpre J, ('yyıog) smoAur syoAw CVS 09% 18% €8C 981 6EC BEE 99%, EAS) 6501 859 'SnPULIOPOJFIYOSNEN A (qor1yos) wnurmba-um1ar ‘yy LR Tvs ST el GG GE 6€ VL £8 95 60! 16 ‚9spuusstopnd 9015 a (swog) solapisoddiy ‘jouryy | E PSS vv 6 16 031 Vit LCS L61 96 LAG C87 '9SBUUISISINH oul, y og | EE ouums 6561! 8561 1961 9561 SS6T . PS6l ES61 2961 IS61 0S61 :JIESNPULIOPOTI MR | uoßunıoryıen ususwuwousßroA 'Bınqsßnvy ZJIS '„buntpsuojsneunspof,] Ing yeypsurwaßspaguy" erp Wınp 6961 SIG OSE] USdIYE Usp ur Joep STfogeysjyprsaoqn] 24 W. Issel Bonn. zool. Beitr. Wissenschaftlern als auch aus Laien zusammen. An unserer Arbeit waren beteiligt: Blase, Freiburg Bruckner, Alfeld/Mfr. . von Frisch, Braunschweig . Hanusch, Wurzburg . Havekost, Oldenburg i. O. . Henze, Fürstenfeldbruck Hoehl, Fulda Die Mitglieder der Höhlenforschungs- abteilung des Höhle- und Heimatver- eins Laichingen e. V., Laichingen/ Schwäb. Alb R. Jander, New Haven/U.S.A. ’/HOTNOrTW . Kappus, Freiburg Klapperich, Bonn . Kloeser, Aachen König, Garmisch- Partenkirchen Löhrl, Ludwigsburg und D. Preuß, Walchensee/Obb. Rüggeberg, Bremen-Blumenthal W. Schnetter, Wurzburg F. Stegerer, Regensburg K. Tenius, Hannover R. Wittmann, Heidelberg EAT IO TE» Ihnen allen sei an dieser Stelle für ihre Mitarbeit gedankt. — Die Aus- wertung der Ergebnisse nimmt jeder Beringer selbst vor; einige Beitráge erscheinen in diesem Heft. Dem Zoologischen Museum A. Koenig, Bonn, sowie der Vogelwarte Radolfzell gebührt unser besonderer Dank für die Weiterleitung aller Rück- meldungen an mich und die manchesmal umgehend notwendige Anweisung an Finder lebender Tiere. Anschrift des Verfassers: Dr. Willi Issel, Augsburg, Naturwissenschaftliches Mu- seum im Fuggerhaus, Maximilianstr. 36 Sonderheft r 11/1960 23 24 Jahre Beringung von Fledermausen im Lande Salzburg Von G. ABEL, Salzburg (Mit 1 Abbildung) Auf die Beringung von Fledermáusen wurde ich in Frankreich von dem Hohlenforscher N. Casteret (St. Gaudens) und Prof. Ed. Bourdelle (Paris) aufmerksam gemacht. Als ich 1937, wohl als erster hier in Osterreich, selbst mit der Beringung anfing, benutzte ich zunáchst Ringe vom Zoologischen Museum in Paris. Ihre Verwendung führte jedoch später oft zu MiBdeu- tungen und Irrtümern und der Weg, den eine Rückmeldung nehmen mußte, war lang und umständlich. Im Jahre 1941 trat ich dann mit Dr. M. Eisentraut (Berlin) in nähere Verbindung, dem ich manchen nützlichen Rat verdanke. Ich verwendete dann ab 1943 Ringe des Zoologischen Museums in Berlin und später die der Vogelwarte Radolfzell. Durch lokale Publikationen wurde für das Land Salzburg als Meldestelle für Wiederfunde das „Haus der Natur” in Salz- burg namhaft gemacht. In den letzten Kriegs- und Nachkriegsjahren trat in der Arbeit mitunter ein Stillstand ein. Im allgemeinen werden die Ringe am rechten Unterarm angebracht. Als praktischer hatte es sich jedoch erwiesen, die Tiere in Bauchlage am linken Unterarm zu beringen, also von der Rückenseite her. Der Vorteil dabei ist die leichtere Handhabung, besonders bei bissigen Tieren. Weiter- hin ist es vorteilhaft, den Ring so zu befestigen, daß die Nummer vom Daumen des Tieres her lesbar ist. Da es gelegentlich zu Verbiß kommt, bleibt dann wenigstens die Endzahl am ehesten verschont. Der Verbiß an Ringen wurde sehr selten festgestellt (ungefähr in 5% der Fälle). Dabei möchte ich erwähnen, daß nicht schlechter Sitz die Ursache war. Eine Per- foration der Flughaut durch andere Ursachen wurde in drei von Hundert Fällen beobachtet. Das Arbeitsgebiet für unsere Beringung umfaßt das gesamte Bundes- land Salzburg. Anfänglich beringte ich auch im Trauntal (von Ebensee bis Obertraun) sowie im Murtal (Peggauer-Wand). Doch mußten aus zeit- lichen und finanziellen Gründen diese letztgenannten Gebiete wieder auf- gegeben werden. Zur Beringungsarbeit stellten sich meist Mitglieder des Landesvereines für Höhlenkunde in Salzburg zur Verfügung. Bei unseren zahlreichen Höhlentouren hatten wir längst beobachtet, daß die Fledermäuse sich einige bestimmte Höhlen als Winterquartiere | Bonn. x 26 Fledermausberingung in Salzburg | else ausgewählt hatten. Hier bot sich also Gelegenheit, Beringungen vorzu- nehmen. Die 680 Höhlen Salzburgs haben eine Höhenlage von 500 bis 2700 m Seehöhe, also vom Vorland bis zu den Hochalpen. Von der jeweiligen Höhenlage ist naturgemäß das Klima einer Höhle abhängig. Die Luftfeuch- tigkeit beträgt überall 80—95%. Anders verhält es sich jedoch mit der Temperatur. Haben die Höhlen in Tallage eine Innenwärme von 8°C, so nimmt diese mit zunehmender Höhe ab und erreicht bei 1500 m Seehöhe den Nullpunkt (Bereich der Eishöhlen). Nur ganz vereinzelt werden hier noch Fledermäuse angetroffen und dann meist nur verendete Tiere. Als oberste Höhengrenze der Winterquartiere kommen nur Höhlen mit einer Seehöhe von 1200 m in Betracht. Weitere Beobachtungen haben ergeben, daß die verschiedenen Fledermausarten sich auch ein bestimmtes Mikro- klima ihrer Winterquartiere aussuchen und manchmal sogar einen Platz- wechsel vornehmen, wenn die Winterkälte weiter in die Höhle eindringt. In den Großhöhlen, die 1400 bis 1600 m hoch liegen, wie z. B. die Riesen-Eishöhle, die Mammuthöhle (Dachstein), Frauenofen und Eisriesen- welt (Tennengebirge), finden sich regelrechte Fledermausfriedhöfe, die zum Teil wohl aus dem Mittelalter stammen, zu welcher Zeit dort ein wärme- res Klima herrschte. Die Bestimmung der Lager ist noch nicht abgeschlos- sen. Eine Teilbestimmung wurde in der Riesen-Eishöhle im Dachstein durchgeführt und ergab: Myotis bechsteini, Eptesicus serotinus, Eptesicus nilssoni, Barbastella barbastellus und Myotis mystacinus (det. F. Waldner). Beachtenswert ist ein Fledermausfriedhof in der Eisriesenwelt, welcher der Lage nach aus der Zeit des letzten Interglacials stammen dürfte und der einige tausend Exemplare von Fledermäusen umfaßt. Soweit festge- stellt werden konnte, sind es z.T. unbekannte und ausgestorbene Arten. Von bekannten Vertretern konnten folgende nachgewiesen werden: Myotis bechsteini (10%) und Plecotus auritus (25%) (det. G. Brunner). Bemerkens- wert ist noch ein seltener Fund in der Tantal-Höhle im Hagengebirge. Hier wurde ein ganzer Haufen von ca. 200 Barbastella barbastellus in mumifi- ziertem Zustand auf dem Boden liegend angetroffen (Mitteilung W. Hubka). Die Höhenlage dieses Höhlenteils ist ca. 1700 m Seehöhe, die Höhlentem- peratur liegt bei —0,2°C. Es ist anzunehmen, daß der Schwarm sich ver- flogen hat, vielleicht beeinflußt durch einen Wettersturz, und diese Höhle als Notquartier aufsuchte. Da dieser Höhlenteil noch in der Nähe des Ein- ganges liegt, ist ein darauf folgender Kältevorstoß nicht ausgeschlossen, so daß ohne weiteres die Möglichkeit des Erfrierens bestand. Rhinolophus hipposideros bevorzugt Höhlen mit einer Temperatur von 6—7° C, ebenso Myotis daubentoni und Myotis bechsteini. Myotis myotis sucht sich Höhlen mit 78° C aus und ist in den Endzonen der Höhle zu finden. Bei Temperaturen von 3—5° C trifft man Barbastella barbastellus an. In Höhlen mit größerer Ausdehnung, besonders bei statischen, sind gegen das Ende ansteigende Temperaturen zu beobachten (Backofenhöhle). Sonderheft ans G. Abel 27 Dies erklärt, daß in der kälteren vorderen Zone B.barbastellus überwin- tert, während in der wärmeren hinteren Zone Rh.hipposideros und M. myotis hängen. Das Getrenntsein der Arten hat also seinen Grund in einer verschiedenen Vorzugstemperatur. Als nächstes seien die Arten aufgeführt, die die Salzburger Höhlen be- völkern und beringt wurden. Es sind 53,4% B. barbastellus, 42,6% Rh. hip- posideros, 2,6% M.myotis und der Rest, 1,4% Pl. auritus, M. bechsteini, M.daubentoni und E. nilssoni. Ferner bezeugen Skelettfunde in den hie- sigen Höhlen das Vorhandensein von M. mystacinus, M. emarginatus, Ves- pertilio murinus und M. nattereri, die sämtlich rezent sind. Der Vollstän- digkeit halber seien noch die historischen Notizen über Salzburger Fleder- mäuse angeführt. In der Salzburger Landeskunde von 1867 (S. 287) finden wir im Catalogus Faunae Salisburgensis von Franz Storch folgende Arten (in jetzt gebräuchlicher Nomenklatur) angeführt: Rhinolophus ferrume- quinum, Rh. hipposideros, Plecotus auritus, Barbastella barbastellus, Nyc- talus noctula, N.leisleri, Pipistrellus pipistrellus, P. savii (?), Eptesicus serotinus und Myotis myotis. In „Beiträge zur Salzburger Fauna”, 1881, gibt A. Simon ferner noch das Vorkommen von Pipistrellus nathusii und Vespertilio murinus an. Myotis daubentoni hat E. Fugger (Zeitschrift der D. und OAV 1880) im Nixloch 1879 in größerer Zahl angetroffen. Die Art wurde aber seitdem nur mehr ganz selten und einzeln vorgefunden. Erwähnenswert ist ein. Fund derselben in einem Stollen des Salzbergwerkes von Hallstatt ca. 150 m vom Tag in der Winterzeit. Es ist dies die erste Beobachtung vom Vorhandensein von Fledermäusen im Salzgebirge, wo die Luftfeuchtigkeit sehr gering ist und außerdem die Temperatur 11° C beträgt. Bei den Be- ringungen in unseren Höhlen konnten wir feststellen, daß bei allen Fleder- mausarten die Männchen bis zu ?/3 dominieren. Bei ca. 1000 hier im Winterquartier vorgefundenen Tieren wurden nur viermal geschlossene Gruppen festgestellt, und zwar ausschließlich bei B. barbastellus. So fanden sich gleichzeitig in der Höhle „Entrische Kirche” zwei Gruppen von je 15 Stück. Während die außen befindlichen Tiere im regelrechten Zustande des Winterschlafes hingen, waren die im Inneren des Haufens befindlichen relativ warm und sehr schnell wach. Eine weitere Gruppe von 56 Stück befand sich in der Tricklhöhle (Tennengebirge). Dortselbst wurde noch folgende Beobachtung gemacht, die das sehr späte und allmählich erfol- gende Eintreffen am Winterschlafplatz zeigt: Am 6. 12. 1950 waren im ganzen Höhlengebiet nur 7 Stück anwesend, 22 Tage später war die Zahl auf 62 Stück angestiegen und nach weiteren 14 Tagen waren es noch mehr Tiere (Mitteilung Fr. Loebel). | Wie schon unter den klimatischen Hinweisen angeführt, liegen unsere Winterquartiere von der Talsohle angefangen bis ca. 1200 m Seehöhe. Sie beginnen am Rande der Alpen, längs der Fluß- und Nebenflußtäler der 28 Fledermausberingung in Salzburg Ea. nordlichen Kalkalpen bis in die Zentralalpen. Das hier anschlieBende Ver- zeichnis gibt Aufschluß darüber, in welchen Höhlen Beringurgen vor- genommen wurden. Die ständig kontrollierten Höhlen sind mit einem x bezeichnet. Seehöhe le Hohlenburg bei Stein an der Traun 520 m 2. x Frauengrube bei St. Pankraz 540 m 3% Hiaslloch am Schwarzenberg 900 m 4. x Eisenloch in der Taugl 750 m 5. xX Archerhöhle in der Taugl 765 m 6. x Gutortenbrandhohle in der Taugl 810 m 7 Hennerhöhle in der Taugl 550 m 8. Lengfeldkeller in der Taugl 680 m 9. x Zementbergbau Hallein 600 m 10. Bärenhöhle im Torren 820 m es Kroatenhöhle im Paß Lueg 320 m 12: Petrefakten- und Brunneckhöhle im Paß Lueg 540 m 13. Gfatterhofhöhle bei Abtenau 710:m 14. x Brunnloch b. Sulzau 610 m 15. x Scheukofen bei Sulzau 740 m 16. Winnerfallhöhle bei Scheffau 702 m 17. Lamprechtsofen bei Weißbach 650 m 18. x Entrische Kirche bei Klammstein 1.040 m 19. Hölloch bei Goisern 570m 20. Schwarzloch bei Goisern 960 m Dit, Lammermaierhohle bei Obertraun 780 m 22 Backofen bei Obertraun (statische, ansteigende Höhle!) 1480 m 23: Gasselhöhle bei Ebensee 1240 m 24. Schlenken-Durchgangshohle 1520 m 29. Nixloch bei Hallthurn 740 m 26. L. Sch. Stollen bei Ebensee 428 m 2 Tricklhöhle bei Abtenau 734 m 28. x Totengrabenhöhle bei Jettenberg 630 m 29. Schottenloch bei Fuschl 830 m Die in den Salzburger Höhlen vorgenommenen Beringungen belaufen sich auf 923 Stück. Von diesen wurden innerhalb der nächsten 22 Jahre 322 Tiere wiedergefunden und zwar in den gleichen Winterquartieren. ES muß dabei berücksichtigt werden, daß es naturgemäß bei den Kontrollen nicht immer möglich ist, aller Tiere in einer oft verzweigten Höhle habhaft zu werden, da sie ja oft in unzugänglichen Winkeln sitzen. Vielfach kam es auch vor, daß eine einzelne Fledermaus durch mehrere Jahre in ihrem Winterquartier angetroffen wurde. Die Wiederfunde verteilen sich auf folgende Arten: Sonderheft Sore G. Abel 29 Art Anzahl der Anzahl der Beringten Wiederfunde % B. barbastellus 492 219 44,5 Rh. hipposideros 393 99 DS, M. myotis 25 2 8,0 M. daubentoni 3 — a M. bechsteini 4 1 25,0 Pl. auritus 5 20,0 1 Ep. nilssoni Die Wiederfunde bei B. barbastellus verteilen sich auf die Jahre in folgender Weise: Nach einem Jahr 71 Wiederfunde, nach 2 Jahren 28, nach 3 Jahren 20, nach 4 Jahren 20, nach 5 Jahren 30, nach 6 Jahren 13, nach 10 Jahren 3, nach 11 Jahren 18, nach 13 Jahren 11, nach 14 Jahren 10, nach 15 Jahren 3, nach 16 Jahren 4 Wiederfunde. Fur Rh. hipposideros ergibt sich folgende Aufteilung der nach dem Be- ringungsjahr erfolgten Wiederfunde: Nach 1 Jahr 30, nach 2 Jahren 9, nach 3 Jahren 6, nach 4 Jahren 6, nach 5 Jahren 11, nach 6 Jahren 17 und nach 11 Jahren 1 Wiederfund. Diese hohe Zahl von Wiederfunden am Be- ringungsplatz spricht fur eine weitgehende Ortstreue. Auf Grund dieser Wiederfunde können auch Altersangaben gemacht werden, wobei als Mindestalter bei Vornahme der Beringung etwa 1 Jahr angenommen werden kann. Wir kommen dann bei B. barbastellus bei uns auf ein Hochstalter von 17 und bei Rh. hipposideros auf ein solches von 12 Jahren. Ein Wechsel des Winterquartieres wurde nur sehr selten beobachtet. Bei B. barbastellus haben wir nur einen Fall, und zwar einen Quartier- wechsel von der Höhle ,Winterstall” 32 km südlich in die Höhle „Entri- sche Kirche“ (nach 11 Jahren). Bei der Rh. hipposideros sind 6 Quartier- wechsel in knapp 2 km entfernte Nachbarhöhlen zu verzeichnen, und zwar einmal von der Archerhöhle nach der Gutortenbrandhöhle und ein- mal vom Brunnloch zum Scheukofen (nach 3 Jahren), ferner umgekehrt vom Scheukofen zum Brunnloch. Auch Wechsel mit Rückkehr in das Stammquartier konnte festgestellt werden, so z.B. Scheukofen — Brunn- loch — Scheukofen und ferner Brunnloch — Scheukofen — Brunnloch. Einige Fernfunde von beringten Fledermäusen geben Einblick in die Sommeraufenthaltsorte. Der Zug bewegt sich von Alpenhöhlen Salzburgs in das Vorland von Salzburg, Oberösterreich, Ober- und Niederbayern mit einem Sektor vorwiegend von NW bis NO. Sehr gering sind die Wanderungen von Rh. hipposideros. Bei 8 Rückmeldungen beträgt die | Abb. 1. R Die Fernfunde Salzburger Fledermáuse: B. barbastellus (unterbrochene Linien); e \ Rh. hipposideros (ausgezogene Linien) u. Alt-Otting M. myotis (strichpunktierte Linien), \ Die Zahlen bezeichnen die Beringungs- orte (s. Verzeichnis S. 28). \oseesirchen! FAN IN ur, N burg X ras AN x ae ey i e = N N =~ ee Hallein oy ame y f hs, fatal igs ieee! x En NIE 7 fl ly e ¢ N > | Aplenad 4 5 < ue \ Le i | IS Land Salzburg A fi rt Ns ISA, > % Hi ; Saalfelden e \ ¡| Il l Pd pS | | oa L % x ll e St. Johann 1. P is 30 18 e Gastein 11/1960 Fledermausberingung in Salzburg Sl Sonderheft | größte Distanz 15 km. Anders ist es bei der Art M. myolis, von der 2 Mel- dungen aus 40 und 50 km Entfernung vorliegen. Unter 13 Ruckmeldungen von B. barbastellus betrug die weiteste Entfernung 78 km. Die Fernfunde sind auf der Karte in Abb. 1 eingezeichnet. Zum Schluß mögen folgende Tabellen die Besiedlungsschwankungen und die Zusammensetzung der Arten von einigen der bearbeiteten Höhlen bekanntgeben: Bemis ene Kirche Höhleim Gasteinertal: Eee WEN), wre Wi PL. we Sum wi Total sideros _ stellus Aue 1941/42 ET re a Gi 6 1942/43 — — 30 == — — 30 = 30 1943/44 2 — 45 21 — — 47 21 68 1944/45 — — 13 12 — — 13 12 25 1945/46 — == 26 26 — — 26 26 92 1946/47 1 11 19 1 — 13 19 3% 1947/48 3 1 7 3 — 1 10 5 15 1948/49 2 = 29 22 — — 27, 22 49 1949/50 3 — 11 18 — — 14 18 32 1950/51 1 2 14 8 — — 15 10 25 1958/59 3 — 34 8 = E 37 8 45 1959/60 3 2 44 25 — — 47 27 74 18 5 266.162 1 1 2892 2168 453 Brunnlochim Hagengebirge: Periode ano Wie barba- WI a Wi a Wf Total sideros stellus ; 1940/41 US — 5 — — — 20 — 20 1941/42 S 2 — — — — 13 2 15 1942/43 = 1 — — — — — 1 1 1943/44 14 == — — 2 = 16 — 16 1944/45 = 2 — — — — 4 2 6 1945/46 9 3 — — — — 9 3 ER 1946/47 — 8 1 — 2 — 3 8 11 1947/48 8 1 =. = = — 8 1 a 1948/49 11 + — — 3 — 14 4 18 1949/50 6 2, — == ze — 8 2 10 1957/58 —= — = 3 — 7 — 7 1958/59 15 — 1 == = = 16 — 16 1959/60 4 1 — = = —= - 1 5 103 24 7 = 12 == 122 24 146 *\ Wf — Wiederfunde. Bonn. 32 ENDE Es Beitr. Winterstall/Zementbergwerk Hallein: Rh. B. Periode hippo- wi barba- wi Summe Wit Totai sideros stellus 1944/45 1 — 5) — 6 — 6 1945/46 — — 14 — 14 — 14 1946/47 2. — 9 2 11 2 13 1947/48 2 =- 2 4 54 4 58 1948/49 7 1 MM 14 13 15 33 1949/50 1 2 24 9 5) 7 32 1950/51 2 2 12 11 14 13 27 1951/52 10 — 15 — 25 - 25 1957/58 7 — 2 — 9 — S 1958/59 19 1 12 8 31 9 40 1959/60 3 30 12 39 20 93 54 14 186 56 240 70 310 Frauengrube am Haunsperg: Rh. B. M. = Periode : . hippo- Wf parba- Wi dauben WE un, Wi a a Tel sideros stellus toni me 1945/46 4 o — — 1 — — ~~ 5 — 5 1947/48 3 —- 9 — — 1 — 1 8 2, 10 1948/49 1 — — — ~~ — — =- 1 — 1 1949/50 9 -— moe o — — — — 9 — 9 1957/58 6 — 9) 3 —- a 1 -— 12 3 15 1958/59 1 2 3 — — 1 — — 4 3 7 1959/60 7 oa -— — 1 — — — 8 = 8 31 2 13 3 2 2 1 1 47 8 39 Einschlägige Veröffentlichungen des Verfassers. Eiszeitlicher Fledermausfriedhof in der Eisriesenwelt. Universum Wien 1947/7 Ringing. Bats in Salzburg. Cave Science Nr. 6/Settle 1948 T'ledermäuse werden in Salzburg beringt. Universum 1959/17—18 Aktuelle Naturkunde. Universum Wien 1948/1 Anschrift d. Verf.: Gustave Abel, Salzburg, „Haus der Natur”. Sonderheft 33 11/1960 | Vier Jahre Fledermausberingung in Eberschwang, Ob.-Osterreich (1956 — 59) Von JOH. GRUBER, Eberschwang Im Sommer des Jahres 1956 wurde bei Dacharbeiten an der Pfarrkirche in Eberschwang (48,08 N 13,33 E), etwa 40 km südlich Passau, unter dem schwerzuganglichen Blechdach des Seitenschiffes eine Ansammlung von Fledermausen entdeckt. Wie ich feststellen konnte, handelte es sich dabei um eine Wochenstube des Groß-Mausohrs (Myotis myotis). Auch in den folgenden Jahren wurde der gleiche Ort zur Aufzucht der Jungen von der gleichen Art benutzt und von mir kontrolliert. In den 4 Beobachtungs- jahren konnte niemals eine andere Art und kein erwachsenes Myotis- Männchen an dieser Stelle festgestellt werden. Es scheint also, daß dieser ca. 20x3 m große, nur durch eine kleine Mauerlücke zugängliche Raum über dem Seitenschiff der Kirche ausschließlich den Weibchen als Wochen- stube dient. Die Ankunft der weiblichen Tiere erfolgt Ende April, der Abzug Ende August / Anfang September, und zwar zum Teil gleichzeitig mit den Jungen. Wie aus der beigefügten Tabelle hervorgeht, verbleibt aber ein Teil der Jungen gelegentlich noch längere Zeit an der Geburtsstätte. Als Ursachen kamen wohl späte Geburt und ungünstige Witterung in Betracht. Im Jahre 1958 herrschte nach meinen Tagebuch-Aufzeichnungen seit 17. 8. kühles, regnerisches Wetter. In den übrigen Jahren konnten keine so späte Beobachtungen von Jungtieren in den Wochenstuben gemacht werden. Die Zahl der Bewohner dieses Sommerquartieres (Weibchen und Junge zusammen) war in den Beobachtungsjahren ziemlich konstant; sie beläuft sich auf ca. 200. Die Beringungsziffern liegen naturgemäß darunter, da niemals alle Tiere erreichbar waren. Besonders 1959 waren die Fang- ergebnisse infolge des heißen Tages und der dadurch bedingten schnelleren Flüchtigkeit, sowie infolge ungünstiger Aufhängung der Tiere unmittelbar unter einem Holzbalken, hinter dem sie sich sofort nach meiner Ankunft verkriechen konnten, nur mäßig. Im übrigen Teil des Kirchendachbodens und im Turmgebälk konnten auch erwachsene Myotis-Männchen festgestellt werden. Außer diesem Massenvorkommen wurde die Art im gesamten Beobachtungsgebiet nur vereinzelt nachgewiesen. A Az— [0 zool. Beitr. E 981 | 191 v1 AA | 99SUNPAL CBee “2 uowary NO. -UNPL], UI “ANI 2 UOA € | | uspunjob Suxos |65'01'81 | 9S '£'vz aap SSO) moms i 1930396 DAR OZJPM 'A 6S ¿S6T UOA 9 i T[eyS u OUWxXZ |Zzo7n'] Ate 9561 U0A Z OL re 67 ce] 4 12 | 6061 uspunjob MS 'ANT i HOV er UNE Precise ue | 85 LET | SDT LG6] UOA 1] 1 7 ee Er ‘JOB 301 O Wy | 85 '9 “91 [9s6T1MPelpe & 1 9567 UOA G 6ET Gr er vi 4 tt | ec61 | ® Hn BER ur N vl 01 = 6s | za NUNG |£S'01'6T| £4S'6'€ Cat 9561 8 991 ec 10 8£ “4 91 | zs6l Lo = 6£ LI £ “yd | art Ge 97 67 a |erial: | | HO | 6 - Hbullog umeq uobuny ‘A Bunu use q | Jypapıps sqnjsuatpoM -IIwIg -ı0Jug "Buriog -90) lop ul Kae SUNG Anm DEMO unjeq | 1qer PUNJISPOLM 9PUNFIOPSIM udJIQ UdIopue sne Ushbunpleuspny uobunbutleg a3punjiaparm pun usbunbutiag 19p BunjfaJsuswwesnz 34 Fledermausberingung in Salzburg 35 - Sonderheft 11/1960 Einen Überblick über die Beringungen mit näheren Angaben der Wie- derfunde ir. der Wochenstube sowie Rückmeldungen aus anderen Orten gibt die Tabelle. Danach wurden insgesamt 141 Altweibchen und 347 Jung- tiere in den 4 Sommern beringt. Unter den Jungtieren befanden sich 161 64 und 168 PP, dies entspricht einem Verhältnis von 1:1,16. Aus der Wochenstube liegen bisher 43 Wiederfunde aus den Kontroll- jahren vor. Von den Rückmeldungen außerhalb des Beringungsortes ver- dient nur ein Fernfund besondere Beachtung. Es handelt sich um ein am 24. 7. 56 juvenil beringtes Mausohr, das am 18. 10. 59, also während oder am Ende der Zugzeit, 50 km südlich des Geburtsortes in Traunkirchen am Traunsee / Ob.-Österreich gefangen wurde. Abgesehen von den Beringungen in der Wochenstube wurden noch folgende Markierungen in Eberschwang oder Umgebung vorgenommen: 5 Mausohren (Myotis myotis), davon 4 erwachsene Männchen, 5 Zwerg- fledermäuse (Fipistrellus pipistrellus), 1 Langohr (Plecotus auritus) und 13 Kleine Hufeisennasen (Rhinolophus hipposideros). Von letztgenannten wurde ein Tier (beringt im August 1956) am 26. 11. des Jahres in einem Zimmer im gleichen Ort wiedergefunden. Dieses Tier hatte nur einen Standortwechsel vorgenommen. Anschrift d. Verf.: Dr. J. Gruber, Eberschwang in Oberösterreich. 36 Bonn. zool. Beitr. Beringungsergebnisse an der Langfligelfledermaus (Miniopterus schreibersi) in Osterreich Von KURT BAUER, z. Zt. Bonn, und HANS STEINER, Wien (Mit 1 Abbildung und 3 Karten) 1. Einleitung Fledermause werden in Osterreich seit 1937 beringt. Zuerst begann G. Abel mit Markierungen in Salzburger Höhlen. Seit 1942 beringt der Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich und 1955 be- gannen schließlich auch Mitarbeiter der Österreichischen Vogelwarte mit planmäßigen Fledermausmarkierungen, vor allem im Burgenland und der Steiermark, in geringem Umfange auch in Niederösterreich und Kärnten. Zunächst beringte Bauer allein, in den folgenden Jahren in Zusammen- arbeit mit Steiner und Dr. ©. Kepka. Von. 1958 an übernahm Kepka die Beringung in der Steiermark und Steiner führte die Markierungen in der - burgenländischen Miniopterus-Höhle weiter. Etwa gleichzeitig nahm Dr. J. Gruber die Beringung von Fledermäusen in Oberösterreich auf. Von uns wurden von 1955 bis 1960 die folgenden Arten beringt: Bauer (1955—57) Steiner (1958—60) Rhinolophus ferrumequinum 85 Je Rhinolophus hipposideros 462 2 Myotis myotis 539 1 Myotis oxygnathus 118 17. Myotis emarginatus 193 a Pipistrellus nathusii 24 — Barbastella barbastellus 19 — Plecotus auritus 1 — Plecotus austriacus de 1 Miniopterus schreibersi 818 565 Da úber die Ergebnisse der anderen Beringungsaktionen in eigenen Beitrágen berichtet wird, braucht hier nicht náher darauf eingegangen zu werden. Die zahlenmäßig geringen eigenen Beringungen in Niederöster- reich und Karnten haben keine erwáhnenswerten Funde ergeben, und die umfangreicheren steirischen Befunde werden von O. Kepka, der die Arbeit in denselben Quartieren weiterführt, mitverwertet. Unter den burgenlän- dischen Ringtieren dominiert, sowohl was Zahl der Beringungen wie der ae | Miniopterus schreibersı in Österreich St Wiederfunde angeht, die Langflügelfledermaus (Miniopterus schreibersi Natterer). Wir konzentreiren uns deshalb im folgenden auf eine Darstel- lung der (vorläufigen) Ergebnisse an dieser Art und besprechen nur im Anhang noch ganz kurz einige wenige Fernfunde anderer Arten. 2. Verbreitung und Okologie Miniopterus schreibersi ist die europäische Fledermaus mit dem aus- gedehntesten Verbreitungsgebiet. Dieses erstreckt sich von der iberischen Halbinsel und Marokko bis Japan und Nordaustralien. Alle europäischen Populationen werden zur Zeit der Nominatform (M. sch. Schreibersi Kuhl 1819) zugerechnet. Ob dies mit Recht geschieht, kann erst eine Untersuchung größeren Balgmaterials zeigen. Wahrscheinlich wird sich wenigstens die eine oder andere der aufgestellten europäischen Rassen (u. a. ibericus Dal Piaz 1925, italicus Dal Piaz 1925, inexpectatus Heinrich 1936 und baussencis Laurent 1944) als valid erweisen. Für die Beurteilung der Rassenzugehörigkeit der österreichischen Populationen ist dies aber kaum von Bedeutung. Diese gehören zweifellos der Nominatform an, deren terra typica im Banat, also im Bereich der Ungarischen Tiefebene, liegt. In Europa ist die Art hauptsächlich im Mittelmeerraum verbreitet, dessen Nordgrenze sie im Osten nicht, im Westen aber erheblich über- schreitet. Letztere verläuft etwa von der südlichen Krim über die Sowjet- karpathen, die Südslovakei und die Schweiz bis Mittelfrankreich. In Deutschland ist nach dem Fund von 2 Individuen bei Altbreisach 1898 erst in neuerer Zeit ein regelmäßiges Vorkommen am Kaiserstuhl bekannt ge- worden (Kappus und Rüggeberg 1952). Ein weiterer Fund in Bayern (wohl ein Einzeltier) wurde bisher nur in einer beiläufigen Andeutung bekannt gemacht (Kahmann und Brotzler 1955). In Österreich ist das von Miniopterus schreibersi besiedelte Gebiet ebenfalls nicht sehr ausgedehnt. Längere Zeit bekannt sind nur der Fund eines Einzelstückes 1868 bei St. Pölten in Niederösterreich (Jeitteles, zit. nach Rebel 1933) und zwei von F. Spillmann und F. Kincel in den Drei- Bigerjahren entdeckte Kolonien in den unterirdischen Steinbrúchen von Aflenz bei Leibnitz und in einer Höhle der Peggauer Wand (nicht der Lur- höhle, wie Wettstein 1955 schreibt!) in der Steiermark (Rebel 1933). Bei eigenen Untersuchungen konnten nicht nur die beiden steirischen Vor- kommen bestätigt, sondern auch eine Reihe weiterer aufgefunden werden (Bauer 1958 a). So lebt die Art in geringer Zahl in Güssing im südlichen Burgenland, wo im Oktober 1955 mehrere Stücke in Gesellschaft einer sehr großen Mausohr-(Myotis myotis)-Kolonie im Dachboden eines alten Klosters und je ein Exemplar im Oktober 1955 und im Dezember 1956 in den Kasematten der Burg gefunden wurden. Ein bisher unbekanntes Som- mervorkommen wird schließlich durch 5 am 4. Mai 1951 und vom 10. bis 15. November 1932 in Graz gesammelte Bälge des Museums Koenig bestätigt. 38 K. Bauer € H. Steiner : Es zool. Beitr. Leider ist die genaue Sammelstelle nicht bekannt. Das bedeutendste Vorkom- men aber fand sich in einer Hohle im Kalksteinbruch von St. Margarethen zwischen Eisenstadt und Rust am Neusiedlersee, im Nordburgenland. Bei einer ersten Befahrung mit Dr. F. Sauerzopf am 22. Oktober 1954 fand Bauer eine Mumie, und bei genauerer Durchforschung der nicht ausgedehn- ten (Länge etwa 90 m) aber unübersichtlichen und nicht sehr gut begeh- baren Versturzhöhle im folgenden Winter wurde eine große, zeitweilig auf 2500 Tiere anwachsende Kolonie von Miniopterus schreibersi gefun- den. Mit diesem großen Vorkommen, in dem ein Großteil der nachstehend ausgewerteten Markierungen durchgeführt wurde, stehen zweifellos ver- schiedene Einzelfunde im Nordburgenland und im angrenzenden Nieder- österreich (z. B. Bärenhöhle bei Winden und Güntherhöhle bei Hunds- heim) in Zusammenhang. Die Karten 1 und 2 vermitteln einen Überblick Karte 1 Verbreitung von Miniopterus schreibersi in Mitteleuropa. über die bekannten Fundorte in Österreich und in den anschließenden Teilen der Nachbarländer CSR (Gaisler 1956, Vachold 1956), Ungarn (Topal 1954), Jugoslavien (Dulic 1956) und Schweiz (Furrer 1957). In Italien (Gulino und Dal Piaz 1939) und Deutschland sind keine Miniopterus-Vor- kommen in der Nähe der österreichischen Grenze bekannt. Unter den heimischen Fledermäusen ist Miniopterus schreibersi der ausgesprochenste Höhlenbewohner. Die Art überwintert nicht nur fast immer in Höhlen, sondern bevorzugt solche vielfach auch als Sommer- quartiere. Als Art mit südlicher Gesamtverbreitung bewohnt sie in Mittel- europa nur die wärmsten Landschaften. In Österreich ist das Vorkommen beschränkt auf die durch zahlreiche thermophile Faunen- und Floren- elemente charakterisierten pannonischen und illyrischen Bereiche am Alpenost- und -südostrand. Auch hinsichtlich der Höhenverbreitung bleibt Miniopterus Schreibersi in Osterreich 39 Sonderheft 11/1966 Karte 2: Vorkommen von Miniopterus schreibersi in Österreich. Große Punkte: Regelmäßige Vorkommen, kleine: Einzelfunde. die Langflügelfledermaus hinter allen anderen Arten der österreichischen Fauna zurück. Die meisten Vorkommen liegen unter 300 m ü. M. Nur im mittleren Murtal in der Steiermark wird diese Höhengrenze überschritten. Dies liegt einmal wohl daran, daß das Gebiet an sich thermisch begünstigt ist, zum andern aber auch an den topographischen Verhältnissen. Wäh- rend nämlich im Niveau der Talsohle kaum günstige Höhlen vorhanden sind, werden die steilen, flankierenden Kalkfelsen in mehreren Horizonten von ausgedehnten Höhlensystemen durchzogen. Namentlich die nach W und SW geöffneten Höhlen der linken Talseite bieten in geringer Ent- fernung über dem Tal (und mutmaßlichen Jagdgebiet) günstige Höhlen- quartiere. Hier liegt das höchste bekannte Vorkommen in Höhle IV der Peggauer Wand, etwa 500 m hoch. Im selben Bereich überschreitet auch eine andere ausgesprochen thermophile Fledermaus, die Große Hufeisen- nase (Rhinolophus ferrumequinum) ihre normale Höhengrenze beträchtlich. Während sie am Alpenostrand sonst nirgends in Höhlen über 700 m an- getroffen wurde, überwintert sie im mittleren Murtal noch in der 1100 m hoch gelegenen Drachenhöhle bei Mixnitz in größerer Zahl (Bauer 1958b). Mit Ausnahme des ein Jahrhundert zurückliegenden und vielleicht auf einen Irrgast zurückführbaren Fundes von St. Pölten liegt das gesamte österreichische Miniopterus-Vorkommen im Bereich der Flaumeichen- und Zerreichenstufe oder, mit Ausnahme einer kleinen Überschneidung im vor- hin besprochenen Abschnitt des mittleren Murtales, im Bereich der (histo- rischen) Weinbauzone. Angesichts dieser in Gesamtareal und Lokalverbreitung deutlich zum Ausdruck kommenden Thermophilie der Art muß es überraschen, daß diese 40 K. Bauer € H Steiner ES sich bei der Wahl ihrer Winterquartiere keineswegs als besonders an- spruchsvoll erweist. Standortsklima-Untersuchungen in den steirischen Winterquartieren bei Peggau und Leibnitz stehen noch aus; einige winter- liche Besuche haben aber gelehrt, daf gerade der von Miniopterus be- wohnte, relativ sehr kleine und weit offene Steinbruch und die Mini- opterus-Höhle eher kälter sind als die benachbarten Steinbrúche und Höhlen. Bei den winterlichen Kontrollen in der Fledermauskluft bei St. Margarethen, die wenig unter der Oberfläche liegt, konnte am Hang- platz der Langflügelfledermäuse einmal eine Temperatur von —2% C ge- messen werden. Die Kolonie hing damals (21. 2. 1955) neben größeren Wandeisbildungen, ohne daß dies die Tiere merklich beeinträchtigt oder zum Wechseln des Hangplatzes veranlaßt hätte Ein vom 21. bis zum 31. 3. 1955 in der Höhle stehender Thermo-Hygrograph der Biologischen Station Neusiedl (Dr. P. Schubert) registrierte (bei milden bis mäßig kalten Außentemperaturen) Temperaturen von —1 bis +3° und 95 bis 98% relative Luftfeuchtigkeit. Später noch zu besprechende Funde zeigen, daß die Tiere das Quartier erst bei einem ungewöhnlich langen Kälteeinbruch, der mit längere Zeit herrschenden Außentemperaturen um —20° auch die Höhlentemperatur auf mindestens —5° C gesenkt haben muß, räumten. Die vorliegenden Daten sind noch gering. Trotzdem sind sie von einigem Interesse, da Dulic (1956) Miniopterus schreibersi im kroatischen Küsten- land nur in Höhlen mit Temperaturen über + 10° gefunden hat. Regelmäßige Wintervorkommen wurden in Österreich bisher nur in Höhlen (Fledermauskluft bei St. Margarethen, Peggauer Höhle IV) oder unterirdischen Steinbrüchen (Aflenz bei Leibnitz) gefunden. Die Tiere hängen hier meist dicht an dicht, den Fels als geschlossener „Fledermaus- teppich” überziehend, an der Decke oder an etwas überhängenden Wand- partien. Auch große Gesellschaften hängen während des eigentlichen Winterschlafes meist an einer Stelle zusammen (in der Fledermauskluft bis 2500 Tiere). Vielfach bilden sie dann nicht mehr eine, sondern zwei und drei geschlossene Schichten, deren äußere an der untersten, fels- nächsten, hängen. Nur zu Beginn der Einwinterung und in der Zeit des Auswanderns sind die Verbände weniger geschlossen. Dann hängt ein Teil der Tiere manchmal auch einzeln oder zu zweien und mehreren. Im Ge- gensatz zu den großen Gruppen, in denen die Tiere anscheinend an den Füßen hängend frei pendeln müssen, hängen einzelne Stücke nicht selten an vertikalen Wandstellen mit der ganzen Unterseite und den Unter- armen der Wand anliegend. Die Hangplätze befinden sich in höheren Höhlenräumen, in diesen aber keineswegs immer an der höchsten Stelle. In keinem der kontrollierten Winterquartiere hingen die Langflügelfleder- mausgesellschaften weniger als 4 oder 5 m über dem Boden. Auch Einzel- tiere hängen selten tiefer. In Gebäuden überwintert Miniopterus hier nicht regelmäßig. Nur ein einzelnes, frischtotes Stück wurde noch am 12. Dezember in einem Ge- en Miniopterus Schreibersi in Österreich 41 wölbe der Burg Güssing angetroffen, und im Winter zum Wechsel des Quartiers gezwungene Stücke suchen manchmal auch an und in Gebäuden Zuflucht. Über die sommerliche Quartierwahl sind wir erst mangelhaft unterrichtet. Eine größere oder kleinere Gruppe — immer aber nur ein Bruchteil des Winterbestandes — übersommert in der Fledermauskluft bei St. Margarethen. Vorläufig fehlt aber jeder Hinweis darauf, daß darunter auch tráchtige oder säugende Y sind. Die ungünstige Form der Höhle macht zwar eine Kontrolle der im Sommer ganz hoch und unzugänglich hängenden Tiere unmöglich. In einer von einer nennenswerten Anzahl geschlechtsreifer Y frequentierten Wochenstube wären aber zumindest gelegentliche Funde zu Boden gefallener oder toter Junger zu erwarten, die sich trotz sorgfältiger Suche nie haben nachweisen lassen. Auch die steirischen Winterquartiere werden im Sommer nur von wenigen Tieren bewohnt und nicht als Wochenstuben benutzt. Da die lagemäßig in Be- tracht kommenden Höhlen Niederösterreichs, des Burgenlandes und der Steiermark wohl hinreichend gut durchforscht sind, um die Existenz einer bisher unbekannten Miniopterus-Wochenstube auszuschließen, müssen die Tiere entweder in „benachbarte“ slovakische, ungarische oder jugosla- vische Höhlen abwandern oder aber als Wochenstuben Gebäude wählen. Tatsächlich scheint beides der Fall zu sein. Ein mehr oder weniger be- trächtlicher Teil der St. Margarethener Kolonie bezieht als Sommerquartier eine Höhle in den Kleinen Karpathen in der südwestlichen Slovakei oder aber eine Höhle im Gerecse-Gebirge nordwestlich von Budapest. 3. Beobachtungen an der St. Margarethener Kolonie 1265 von insgesamt 1383 von uns markierten Miniopterus schreibersi wurden in der Fledermauskluft von St. Margarethen beringt, der Rest in dem Steinbruch bei Aflenz (112), der Höhle IV der Peggauer Wand (1) und in Burg und Kloster Güssing (5). Nur die St. Margarethener Kolonie konnte einigermaßen regelmäßig kontrolliert werden und nur für sie liegen deshalb auch einige Daten über den wechselnden Besatz der Höhle, über Veränderungen im Bestand, über Geschlechtsverhältnis und Sterblich- keit vor. Der Miniopterus-Besatz der Höhle schwankte in der Beobachtungszeit in sehr weiten Grenzen: zwischen 0 und 2500 Tieren. Immer war er im Winter erheblich größer als im Sommer. Wie die graphische Darstellung (Abb. 1) deutlich macht, schwankte der Bestand aber auch von Jahr zu Jahr ganz erheblich. So waren zur Zeit des Wintermaximums 1954/55 2000, 1955/56 2500, 1956/57 600, 1957/58 1000, 1958/59 370 und 1959/60 100 Tiere anwesend. Der starke Rückgang 1956 hängt ganz zweifellos mit der ungewöhnlich langen und strengen Kälteperiode im Februar dieses Jahres zusammen, die die gesamte Kolonie zu einer Kältefluchtbewegung zwang. Eine Erklärung für das nur sehr allmähliche Wiedereinrücken der Tiere in den kommenden beiden Wintern kann aber nicht gegeben werden. 3000 zool. Beitr. 42 K.Bauer& ErSteiner rar ~{ 3000 1 A E sl : E Ba [ise Sie ME ER ala en ed sen. 1955 1956 1957 1958 1959 1960 Abb. 1: Bestandsschwankungen der St, Margarethener Kolonie im Beobachtungs- zeitraum. Wiederfunde vorher beringter Tiere lassen aber jedenfalls erkennen, daß die zunächst gehegte Befürchtung, die Kolonie sei durch diese winterliche Katastrophe aufgerieben worden, nicht zutriift. Zumindest bietet sie allein keine ausreichende Erklärung für den (scheinbaren?) Populatiousruckgang. Ganz unklar ist aber der Rückgang des Winterbestandes in den Jahren seither. Klimatische Ursachen können höchstens 1959/60 herangezogen werden (Kälteperiode) und die Annahme stärkerer Beunruhigung ist in diesem Falle ebenfalls kaum zulässig, da einerseits die Zahl der Berin- gungs- und Kontrollexkursionen sogar geringer gehalten wurde und die Höhle jetzt durch ein Gitter gegen störende Besuche gesichert ist. Klärung werden erst die kommenden Jahre bringen können. Vorlaufig kann nur darauf hingewiesen werden, daß auch von anderen Miniopterus- Populationen ähnlich erratische Bestandesschwankungen bekannt ge- worden sind (Aellen 1952). Geschlechtsverhalinis: Von insgesamt 281 untersuchten Tieren waren 664 (= 51,8%) 86. Die Werte für die einzelnen Kontrollen lassen, wie Tabelle 1 zeigt, keine jahreszeitliche Verschiebung im Ge- schlechtsverhältnis erkennen, doch beschränken sie sich auf den Zeitraum November— April (s. Tab. 1). Die zwischen 43,4 und 59,2% schwankenden Ö Ö-Anteile sind wohl damit zu erklären, daß auch die in einer einzigen Ansammlung vereinigten Langflügelfledermäuse vielfach nicht wahllos durcheinander hängen, son- dern an manchen Stellen ganz vorwiegend 44, an anderen aber $2 ver- sammelt sind. Namentlich gegen die Zeit des Ausfliegens scheint schon innerhalb der geschlossenen Kolonie eine gewisse ,Entmischung” der Ge- schlechter einzusetzen (Bauer 1958a). Beim Beringen erwies sich jedenfalls oft, daß ganze Gruppen von Tieren, die an einer Stelle aus der einheit- 2500 2000 1500 en Miniopterus Schreibersi in Österreich 43 Tabelle 1 Anzahl der Datum kontr. Tiere davon ¿d 3 3-% SOP lala 1958 93 Dees 43,4 A AUS) Sil 18 58,1 292122 1958 134 66 49,2 50212-1955 362 188 3159 3= 1. 1958 137 73 54,7 7.2.1960 4 2 (50,0) 8.2. 1958 221 114 31,6 MN Del 955 119 23 44,5 DA: 31955 ZA 103 59,2 13. A. 1955 46 22 47,8 lichen ,Fledermausmasse” herausgegriffen wurden, nur oder ganz vor- wiegend aus Individuen eines Geschlechtes bestanden. Periodische Ver- schiebungen im Anteil der Geschlechter ließen sich deshalb nur bei voll- ständiger Kontrolle des jeweiligen Bestandes sicher erfassen. Diese aber gelingt nur ausnahmsweise. In der kleinen Afienzer Kolonie z, B. waren unter 80 am 27. Oktober 1955 anwesenden Langflügelfledermäusen 59 (73,8%) und unter 19 am 18. Januar 1956 (jeweils der Gesamtbestand kon- trolliert) 10 (= 52,7%) 46. Angesichts der Zahl von 10 „unbiased samples“ gibt der vorerwähnte Mittelwert von 51,8% aber wohl den durchschnittlichen 4 d-Anteil wieder. Dieser entspricht etwa dem anderer Glattnasen (vgl. Bels 1952). Ohne Kenntnis des primären, beziehungsweise sekundären Geschlechtsverhältnisses (der Embryonen und Neugeborenen) sind aber alle diese Daten nur beschränkt auswertbar. Alter und Sterblichkeit: Sterblichkeit und Lebenserwartung sind erst für recht wenige Fledermäuse bekannt. Für Miniopterus schrei- bersi liegen bisher nur sehr unvollständige Angaben vor. Zu einer popu- lationsstatistischen Auswertung sind die bisher vorliegenden Daten wegen der starken Schwankungen im Besatz der Höhle und der sehr eingeschränk- ten Kontrollmöglichkeiten ungeeignet, da mit zu vielen Fehlerquellen be- haftet. Es lassen sich vorerst nur einige Hinweise erschließen. Alter: Das Höchstalter ist in sechsjähriger Laufzeit unserer Kon- trollen natürlich noch nicht erreicht worden. Die bekannt gewordenen ältesten Langflügelfledermäuse in der Schweiz und in Frankreich erreichten 7 (Aellen 1952), 9 (Caubere und Caubere 1948) und sogar 14 (Dorst 1954) Jahre. Von unseren im ersten Beringungswinter 1954/55 markierten, also spätestens im Sommer 1954 geborenen Tieren waren im Winter 1959/60 noch mindestens 6 am Leben; diese standen also im 6. oder einem höhe- ren Lebensjahr. Nach Bourliere (1947) sollen 7% der beringten Minio- pterus Schreibersi ein Mindestalter von 2001—2400 Tagen (also ungefähr AA kK. Bauer € H. Steiner Es 5-—6 Jahren) erreichen, und es ist sicher, daß sich bei Kontrolle größerer Teile unserer Population noch weitere Individuen dieses Beringungsjahr- ganges finden werden. Tabelle 2: Beringungs- und Wiederfundzahlen 1959/60 1956/57 1958/59 Beringungswinter 1954/55 | 1955/56 1957/58 Beringungszahl 344 365 — 352 177 3 1955/56 Be I v4 v4 y 4 je ie 1956/57 = 2 a er e S i > 1957/58 62 38 se > > O 'Káúá———— - = 1958/59 29 18 er 63 IF pa N 1959/60 6 2 ze 17 12 6G- und PP2-Sterblichkeit: Eisentraut (1947) fand: bei Myotis myotis, daß die jährliche Verlustziffer für Y in den ersten Kontroll- wintern höher ist als die für 66, daß sich dieses Verhältnis in höherem Alter aber umkehrt und bei alten, 10—11jahrigen Tieren ausgleicht. Zwar lassen die jährlichen Prozentzahlen allein nicht erkennen, ob es sich um gesicherte Unterschiede handelt, doch fanden von späteren Untersuchern Issel (1950) und Vornatscher (1957) diese größere YY-Sterblichkeit für Rhinolophus hipposideros bestätigt. Bels (1952) dagegen fand bei 12 Arten (darunter auch Rhinolophus hipposideros und Myotis myotis) keine Unter- schiede zwischen ÖÖ- und $%-Sterblichkeit. Ein Auswertungsversuch an Tabelle 3: Wiederfundzahlen nach Geschlechtern getrennt 1959/60 Beringungswinter | 1954/55 1955/56 1956/57 | 1957/58 1958/59 an a 178 | 161 | 188 | 174 eringungsza SO 209 33 | 22 m | SY | o 1955/56 Seip ee | = | = 1956/57 a = | | = 1857/58 38/1 24. | 23. 14 O | . | = 1958/59 {7 od OS = | e) ra 1959/60 Ta E PSL zed een! Miniopterus Schreibersi in Österreich 45 unserem Material wäre zu früh; immerhin sei aber darauf hingewiesen, daß auch hier der deutliche Anschein einer größeren ?9-Sterblichkeit (zumindest in den ersten Jahren) besteht. Von den im Winter 1954/55 bemngten 178 6 oO wurden z. B. 18 (= 10,1%), von den 161 99 13 (= 81%) am 31. 12. 1955 wiedergefunden (Bauer 1958a). Tabelle 3 zeigt, daß von im Winter 1957/58 beringten 184 ¿4 und 177 YY im folgenden Winter 44 (= 23,9%), beziehungsweise 19 (= 10,7%), im übernächsten 12 (= 6,5%) und 5 (= 2,8%) kontrolliert worden sind. Tabelle 4 zeigt, daß dies Verhältnis auch im 3. und 4. Kontrollwinter nicht günstiger ist. Tabelle 4: Wiederfundrate für dd und Y? in % Beringt 1954155 1955/56 178 88 161 29 188 38 174 99 Wiedergefunden “a | % a | 9% 0% n | % 1956/57 ee | eta 1957/58 BS pa ode el] 99) | 10: 22 vata el Bit | 1958/59 en Oe edo |e Me oe 1959/60 4 (2,2) 2 (1,2) 1 (0,5) 1 (0,5) Wenn man nicht geringere Winterquartiertreue der 22 annehmen will, dann muß aus diesen Zahlen auf eine deutlich größere PF-Sterblichkeit geschlossen werden. Von insgesamt 25 Fernfunden von Tieren der unter- suchten Kolonie entfallen 12 auf 44 und 13 auf YY. Unter Einbeziehung der hier wiedergefundenen ungarischen und slovakischen Ringtiere ist das Verhältnis 15:17. An Winter-Fernfunden gibt es bisher außer 1Ö- und 3 2-Dezemberfunden fremder Tiere in St. Margarethen nur solche vom März. In diesem Monat wurden 8 eigene 44 und 9 eigene YY aus- warts und 2 fremde 4 4 und 1 fremdes Y hier wiedergefunden. Abgesehen davon, daß das Verhältnis ausgeglichen ist, ließen sich Márz-Auswárts- funde nicht als Beweise für fehlende Winterquartiertreue werten. Ein Y Zz. B. wurde einen Monat vor seiner Feststellung in der Slovakei in St. Margarethen kontrolliert; ein im März auswärts angetroffenes Y war im Februar des Vorjahres in St. Margarethen kontrolliert worden und hatte mindestens einen Winter nach der Beringung noch am Beringungs- ort verbracht. Diese Daten liefern also vorderhand keinen sicheren Anhalt für die Annahme größerer Unstetigkeit der 2°. Die etwas größere Zahl der 99-Fernfunde kann auch bedeuten, daß die $? in größeren Kolonien ständig kontrollierbar bleiben, die 44 aber zeitweilig einer Kontrolle entgehen. + art 46 K. Bauer & H. Steiner Ei Winterflucht-Verluste: Der Winter 1955/56 brachte im Spätwinter einen ungewöhnlichen Kálteeinbruch, der im Untersuchungs- gebiet z. B. erhebliche Schäden an Walnuß- und Mandelkulturen an- richtete. Es herrschten hier wochenlang Temperaturen um —20° C. Mes- sungen fehlen uns leider, doch geben die Befunde in normalen Wintern Anlaß zur Annahme, daß in dieser Zeit die Temperatur in der (dynamisch bewetterten) Höhle auf mehrere Grade unter den Nullpunkt absank. Einige Wiederfunde deuten darauf hin, daß die Miniopterus-Kolonie die zu kalt werdende Höhle während der Kälteperiode verließ und in einer Art Kältefluchtbewegung günstigere Quartiere suchte. Am 28. März, dem (leider) frühesten Kontrolltag nach der Kälteperiode, wurden nur noch 12 tote Stücke, aber nicht eine lebende Fledermaus gefunden (Bauer 1958a). In normalen Jahren aber war zu dieser Zeit noch ein erheblicher Teil der Wintertiere anwesend. Das Fehlen von Miniopterus in den fol- genden Monaten führte zunächst zur Befürchtung, die Population sei bei dieser Kälteflucht aufgerieben worden. Dies hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet, da im Laufe der folgenden 2 Jahre wieder eine größere Anzahl Tiere zurückkehrte (Abb. 1). Immerhin hat der Bestand die vor- herige Größe nicht wieder erreicht. Die Annahme erheblicher Verluste während der Kälteflucht bestätigt (neben einer Anzahl Totfunde in und außerhalb der Höhle) auch die verschiedene Wiederfundrate der Berin- gungsjahrgänge 1954/55 und 1955/56. Von 344 im Winter 1954/55 mar- kierten Tieren wurden im Winter 1957/58 62, von den im Winter 1955/56 beringten 365 aber nur 38 als lebend bestätigt. Sämtliche Beringungen von 1955/56 erfolgten am 31. 12. 1955 und es ist anzunehmen, daß von den zu diesem Zeitpunkt beringten Tieren vor dem Kälteeinbruch kaum eines mehr die Höhle verließ (Quartierwechsel im Hochwinter ist bisher in normalen Jahren nicht festgestellt worden). Dagegen hat wohl sicher ein er- heblicher Teil der Vorjahres-Ringtiere anderswo überwintert. Die verschie- dene Wiederfundrate der beiden Jahrgänge dürfte zumindest zum we- sentlichen Teil auf ihre verschieden starke Zehntung durch diese winterliche Katastrophe zurückgeführt werden. Die Diskrepanz zwischen den Zahlen wird noch auffälliger, wenn man bedenkt, daß ja im Falle des Vergleichs- jahrganges 1954/55 nicht die Zahlen des 2., sondern die des 3. Kontroll- winters herangezogen wurden (für den 2. liegen ausreichende Daten nicht vor) und damit der Kontrolljahrgang durch die normalen Verluste eines Jahres eine zusätzliche Schwächung erfahren hat. 4. Wanderungen Mit dem Zugverhalten von Miniopterus schreibersi haben sich mehrere Autoren beschäftigt. Vielfach wurden allerdings Wanderungen nur in- direkt aus dem starken Wechsel des Bestandes mancher Kolonien er- schlossen. Aus diesen Arbeiten ergibt sich, daß die Langflügelfledermaus gebietsweise gewisse Höhlen ganzjährig bewohnen kann (Mislin, Aellen), 11/1960 Miniopterus Schreibersi in Osterreich 47 Sonderheft anderswo aber zwischen Sommer- und Winterquartieren pendelt (Hugues, Caubere und Caubere, Kappus und Rüggeberg, Dulic u. a.). Wie bei anderen Arten auch, lösen sich die graviden 2° aus dem Verband der Kolonie und sammeln sich in eigenen Wochenstuben (Aellen, Frick und Felten), die vielfach ebenfalls in Höhlen liegen. Die Verhältnisse liegen insgesamt also ähnlich wie bei anderen Arten. Kompliziert werden sie wohl durch den großen Aktionsradius dieser fluggewandtesten europä- ischen Fledermaus. Aellen glaubt, daß allein die täglichen Nahrungs- flüge die Langflügelfledermäuse 10—12 km von den Quartieren weg- führen. Entsprechend weiter ist offensichtlich der Raum, der von den Tieren im Laufe einer Saison durchstreift wird. Zwar fehlen bisher Fern- funde über mehrere hundert Kilometer — diese sind aber auch kaum zu erwarten, da das gesamte südeuropäische Verbreitungsgebiet hinreichend höhlenreich ist, um Fernwanderungen (nach Art mancher osteuropäischer Fledermauspopulationen) unnötig zu machen. Miniopterus schreibersi ist also wohl weniger mit Fernwanderern, wie Nyctalus noctula und auch (in Nordostdeutschland) Myotis myotis, als mit ,Pendlern”, wie Rhinolophus hipposideros und R. ferrumequinum zu ver- gleichen. Was die Art von den Hufeisennasen unterscheidet, ist vor allem der ungleich größere Aktionsraum (home range) jeder Population. Nachstehend werden die bisher erzielten Fernfunde von in St. Marga- rethen beringten Tieren mitgeteilt und zur Ergänzung auch die Marga- rethener Wiederfunde anderwärts beringter Tiere aufgeführt. Die Lage des Beobachtungsgebietes in der Nähe zweier Staatsgrenzen bringt es mit sich, daß der Aktionsraum „unserer“ Fledermäuse weiter ist als unser eigener und nur zum kleinen Teil kontrolliert werden kann. Wir sind unseren ungarischen und slovakischen Kollegen Dir. F. Matousek, Dr. G. Topal und Dr. J. Figala für die Wiederfundmitteilungen deshalb besonders dankbar und hoffen, daß die gemeinsamen Anstrengungen im Laufe der Jahre ein vollstándigeres Bild von Bionomie, Ökologie, Populations- dynamik und Wanderungen dieser westpannonischen Miniopterus-Popu- lation ergeben werden. In der nachstehenden Liste stehen ,R”, ,BM” und „NMP* für die je- weilige Ringaufschrift „Radolfzell“, „Budapest Museum” und „N. Museum Praha”. Um einen ungefähren Überblick über die zeitliche Verteilung der Ortsveränderungen zu geben, sind die Tiere nach Wiederfundmona- ten geordnet. Die Anordnung der Daten erfolgt in der bei den Ringfund- mitteilungen der Vogelwarte Radolfzell (der wir für die Überlassung der Ringe und Listen zu danken haben) üblichen Weise. Für den Beringungsort Fledermauskluft bei St. Margarethen steht St. Ma., für den häufigsten Wiederfundort Plavecke Pohradie in den Kleinen Karpathen, etwa 95 km NNE, Kl. Karp. — B steht für beringt, K für lebend kontrolliert und T für tot gefunden. 48 177: 18. BM BM 18881 18919 18934 19015 19075 20432 20435 20494 20503 11074 11087 11124 11150 11.177 28854 29754 29759 . 68 1049 Os O Ose 107.087 OS Mo. yo. 19.50: A uu NNWDANWATDA OR A KG DAWANWDAWD AWARD ADNAN KR DKK RR a ARA & El Steiner E O mw Pp NON YN pa wenn ww 11959, 1959 1955 1958 2.1959, 1955 1959 1953 1959 1959 „1959 1953 1959 ».1959 “1959 1958 2 1959 "1959 1.959 2% 1999 1958 1955 1959 7 1958 11959 1958 1959 1958 1959 1958 1959 1958 1959 1958 1959 1958 „10959 19952 11959 993 „1959 zool. Beitr. St. Ma. Kl. Karp. (F.M.), etwa 95 km NNE St. Ma. St. Ma. Kl. Karp. (F.M.) St. Ma. Kl. Karp. (F.M.) St. Ma. Kl. Karp. (F.M.) St. Ma. Kl. Karp. (F.M.) St. Ma. Kl. Karp. (F.M.) — „— (E.M., umberngt: NMP V 3126) St. Ma. Kl. Karp. (F.M.) Ordöglyuk-Höhle b. Szoplak (G.T.) St. Ma. — 171 km W Ordöglyuk-Höhle (G.T.) St. Ma. Sonderheft 11/1960 20. BM E. R 22. R 23. R 24. R 23. R 26. R IR. R 28. R 29. R 30. BM 31. NMP 15015 29060 ZOOL ZO EST 28871 18828 19001 19087 18871 SET 24609 3184 32. NMP V 7508 Miniopterus Schreibersi in Österreich Os Os aon ow Hua Wo ex) dee NWA oO HAWANAANAWANRNWDAA A oo DIR PAR 30. I. ne Die folgenden Funde aus dem Winter 1955/56 hängen wohl sicher mit 1954 341959 ON RN LIDO 5 SON, 1958 22959 1958 1959 1958 £959 1955 GOO 1953 IOS, 1955 1992 1955 1997 1955 21992 . 1958 . 1958 2.1957 EDO OS, ES 1959 . 1960 SUEY) 197 De 1959 1960 Ordoglyuk-Hohle (G.T.) St. Ma. St. Ma. Schloß Deutsch-Kreutz/Bgld. — 24 km S („durch Steinwurf getótet”) St. Ma. Mosonmagyarovar (G.T.) — 48 km ENE (,Kirche”) St. Ma. Kl.Karp. (Dr. J. Figala; frischtot) St. Ma. Kl. Karp. (F.M.) St. Ma. Bruck a. d. Leitha (Dr. A. Valter) — 26 km NNE. St. Ma. Pisznice-Höhle im Gerecse-Geb. (G.T.). — 140 km E. St. Ma. Pisznice-Hohle (G.T.) St. Ma. Tüzhöves-Berg b. Szentgal (Gob)? EIS km>SE: Pisznice-Höhle (G.T.) St. Ma. — 140 km W. Pisznice-Höhle (G.T.) St. Ma. Kl. Karp. (F.M.) St. Ma. Kl. Karp. (F.M.) St. Ma. — ” ” ” u ” — 49 der schon erwähnten Kälteflucht zusammen und können deshalb nicht im Rahmen der normalen Wanderbewegungen betrachtet werden: 2.1953. St. Ma. 3. 1956 Rust (anon.) — 3 km E. 33. RE 2718097 O Az y Be 2. 6. IE zool. Beitr. 50 K. Bauer &H. Steiner E 34. R=7,19033-26 4 IS Sa B K 3021221955 = — K 7. 3. 1956 Bärenhöhle b. Winden — 20 km NNE. 85: Re 2, 20383270 4. B 302.104 19552. 5 Ma: T 7. 4. 1956 Neusiedl/See (J. Lendwey). — 22 km NE (länger tot) Von den Wanderungen der untersuchten Population ergibt sich zur Zeit also etwa folgendes Bild: Die Tiere verlassen ihr Winterquartier bis auf eine kleine, dort übersommernde Gruppe unter normalen Verhalt- nissen im März (ein kleinerer Teil wohl schon Ende Februar, ein anderer . re Wien & SS EZ Oo DOS RR en Dana: A E | N | | la, Budapest x Ss (e "4 Karte 3: Wanderungen in der St, Margarethener Fledermauskluft markierter oder wiedergefundener Langflúgelfledermáuse. Weiß Winter-, schwarz Som- merfunde; groBe Zeichen bedeutende Quartiere, kleine Zeichen Einzel- funde. erst im April). Ein Teil der 22 bezieht Sommerquartiere (beziehungs-- weise wohl Wochenstuben) in Gebäuden der näheren Umgebung (Schloß Deutsch-Kreutz, 24 km S, schon am 9. März!, Kirche in Mosonmagyarovar, 47 km ENE, am 6. April und Bruck a. d. Leitha, 26 km NNE, 10. Mai). Ein anderer Teil der Tiere übersommert, wie die Funde 26, 27, 29 und 30 zeigen, in der Pisznice-Höhle im Gerecse-Gebirge, einer der bedeutend- sten ungarischen Miniopterus-Wochenstuben, etwa 140 km E. Der Haupt- 11/1960 Miniopterus Schreibersi in Osterreich 51 Sonderheft teil der St. Margarethener Uberwinterer aber zieht, wie nicht weniger als 21 Ringfunde (12 66 und 9 $?) beweisen, nach Plavecke Pohradie, einer Hohle in den Kleinen Karpathen, etwa 95 km NNE. Die meisten Wieder- funde stammen aus dem Monat Marz. Zwei im April und Juli dort an- getroffene Tiere waren 46. Möglicherweise handelt es sich also um ein Sommerquartier für 64 und vorjáhrige 2°, während sich die trächtigen älteren Y von der Höhle weg in benachbarte Wochenstuben begeben. Unklar ist bisher die Bedeutung der Funde von in der Ordoglyuk-Hohle beringten Tiere in St. Margarethen. Die Ordöglyuk-Höhle (171 km E) ist das Hauptwinterquartier der in der Pisznice-Höhle übersommernden Langflügelfledermäuse. Bei den 3 Wiederfunden (1 6 2 29) im 1., 2. und 3. Marz nach der Beringung kann es sich einerseits um normalen Winter- quartierwechsel handeln, wie Topal annimmt; die drei gleichzeitig ge- fundenen Tiere können aber auch (ausnahmsweise) von St. Margarethener Uberwinterern des Pisznice-Sommerverbandes mitgerissen worden sein oder sich schließlich auch schon, wie die Märzfunde von im Winter noch in St. Margarethen kontrollierten Tieren zeigen, auf einer Frühjahrwande- rung befunden haben. Der Zug ins Winterquartier erfolgt nach den Bestandeszahlen der Kolonie von September bis November. Ringfunde haben dafür noch keine genaueren Anhaltspunkte geliefert. Quartierwechsel im Winter konnte für normale Jahre nicht nach- gewiesen werden (wurde aber von Topal, 1955, bei einem Y festgestellt). Bei einem starken Kälteeinbruch aber verließ die gesamte Kolonie die Höhle. Einige Nahfunde in NNE-, NE- und E-Richtung deuten darauf hin, daß diese Kälteflucht nicht planlos, sondern zielstrebig, in Richtung auf die bekannten slovakischen und ungarischen Quartiere der Population er- folgte. Leider wurde in Plavecke Pohradie, dem wahrscheinlichsten Ziel, damals noch nicht kontrolliert und auch aus Ungarn liegen keine Funde aus dieser Zeit vor. 9. Einige Fernfunde anderer Arten Myotis oxygnathus: Das Kleinmausohr, vorher nur in Einzelstücken von vier niederösterreichischen Fundorten bekannt, wurde von uns an zwei weiteren niederösterreichischen Punkten nachgewiesen, vor allem aber auch an mehreren Stellen im Burgenland und in der Steiermark ent- deckt (Bauer 1953, 1956, 1958a). Die Zahl der Wiederfunde ist zwar noch gering, doch ergänzen diese die zahlreichen Funde Topals (1955) in sehr glücklicher Weise. Während die Funde Topals erkennen lassen, daß in den ungarischen Mittelgebirgen nur die Sommerpopulation der Großen Ungarischen Tiefebene überwintern, deuten unsere wenigen Funde schon an, daß die den Sommer in der Kleinen Ungarischen Tiefebene zubrin- gende westpannonische Population zur Überwinterung in Höhlen am Fuße : Bonn. 52 K.Bauer & ' El Steiner sei Re der Ostalpen zieht. Hier sind bisher Winterquartiere in der Hermanns- hohle am Wechsel, Niederosterreich, in der Fiedermauskluft bei St. Mar- garethen, Burgenland und im Katerloch bei Weiz, Steiermark, bekannt. Nur in der letztgenannten Höhle uberwintert die Art in größerer Zahl (3—500 Tiere; Bauer 1958a). Dorthin wandern die Kleinmausohren aus dem Südteil der Kl. Ungarischen Tiefebene: 1. RX 102025 78. B 6.10.1955) Burg. Güssing K 27. 2. 1956 Katerloch bei Weiz 65 km NW (H. Hofer) 2: RX 102116 29 B 8.1. 195% Katerloch bei Wei K -23. 6. 1957 Heviz-fürdö, — 120 kmE (GAL) 3. RX 102524 Q -B 7. 1.1957. Katerloch bei Weiz (© Kepka) K 23. 6. 1957 Heviz-fürdö (G.T.) In der Fledermauskluft wurden bisher nur Tiere aus den Sommer- kolonien der näheren Umgebung, des Neusiedlerseegebietes, überwinternd nachgewiesen: AOR EX 2102034 2-2 B2:30, 12.1955, St. Ma. Ke 1077 921957 sKirche am mr — 14 km ESE SER 1102019587 B 21222 OOO Star Er 1955 ae K 10. 5. 1958 Rust am Neusiedlersee, 3 km E (St. Aumuller) Myotis myotis: Von den vielen, in Güssing im Südburgenland in einer großen Wochenstube beringten Mausohren wurde bisher erst ein einziges wiedergefunden: 1.;RX 105544. 397 B Kloster Güssing K Gasztony, Ko, Vas., Fur ihre Hilfe bei der keineswegs immer gemutlichen Markierungs- und Kontrollarbeit danken wir Frl. F. Spitzenberger und den Herren Dr. P. Schubert, St. Leiner und H. Zeberl. 6. Literatur Aellen, V. (1952): Baguement des chauves-souris dans le Jura suisse. Orn. 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Fortlaufende Kontrollen wurden von ihm nicht durchgeführt, so daß eine Pause von 6 Jahren eintrat. Im Jahre 1955 setzte Herr Dr. Dipl. Ing. Kurt Bauer ?) die Beringung fort mit Ringen der Vogelwarte Radolfzell. Er beringte von sieben Arten insgesamt 774 Individuen. Unterstützt wurde er durch Herrn D. W. Janes, Topeka, USA und dem Verfasser selbst. Angeregt von Herrn Bauer begann ich im Jahr 1956 mit der Beringung und auch der Kontrolle. Diese Tätigkeit dau- erte bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt an und soll auch künftig fortgesetzt werden. Mit der Beringungstätigkeit verband ich Untersuchungen über eine bestimmte Gruppe ektoparasitischer Milben der Fledermäuse, deren Ergebnisse Gegenstand anderer Publikationen waren oder noch sein werden. Zu Dank verpflichtet bin ich meinem Institutsvorstand, Herrn Prof. Dr. Erich Reisinger, für sein Wohlwollen und Entgegenkommen, das er meiner Exkursions- tätigkeit entgegenbrachte. Ferner danke ich Herrn Dr. Ing. Kurt Bauer für seine wertvollen Anregungen und seine freundliche Einführung ?). Mein Dank gebührt nicht zuletzt einer großen Zahl Studenten, welche mir bei der Beringung behilf- lich waren. Von ihnen seien die Herren cand. phil. Gernot Bretschko, Graz, cand. phil. Wolf Reuter und cand. phil. Wilhelm Möller, beide aus Kiel, besonders be- dankt. Den Mitarbeitern der Vogelwarte Radolfzell danke ich für ihre Bemühungen bei der Beschaffung der Originalunterlagen. 1) Verein für Höhlenkunde, Salzburg. Für die Überlassung der Originalberin- gungslisten danke ich Herrn Abel aufrichtig. 2) Ehemals Österr. Vogelwarte, Neusiedl a. See, z. Zeit Zool. Forschungsinstitut Alex. Koenig, Bonn. 3) Die Exkursionen von Kurt Bauer und Otto Kepka wurden ermöglicht durch Subventionen des Österr, Arbeitskreises für Wildtierforschung, dem dafür herzlich gedankt sei. Fledermausberingung in der Steiermark 55 Sonderheft 11/1960 Die Beringungen Seit dem Beginn der Beringungen wurden insgesamt 2754 Fledermause von den drei Beringern beringt. Die Mehrzahl davon wurde in ihren Winterquartieren, nur etwa ein Fünftel der Fledermäuse wurde im Sommerquartier beringt. Von diesem Fünftel gehörten die meisten Tiere, nämlich 450 Individuen, der Wimperfledermaus, Myotis emarginatus Geoffroy, an. Ihnen gesellen sich 66 Myotis myotis Borkh., 3 Plecotus auritus L., 8 Rhinolophus hipposideros Bechstein und 2 Rhinolophus ferrum- equinum Schr. zu Tabelle 1 Beringte Fledermausarten in der Steiermark EN Rh. Rh. aL ee eit one Ma |. B Mie Slee ringer hippos. ferr. myotis nathus| NAT. natter.| aurit. | schreib, Rash ene 3 El Gee Oe A O EN 2 le Abel (00: "IN SA | E |e ee ee e AS ery NR A E 10) Barr ity 160 |: 47729 | 9 15 [56-23 | == 193 oe A SE A eee 2 Kepka |457 298| 112 47 | 85 156 |18 12| 11 272 E MELO o 0 ER 7 14 4 1 2 Summe |768 397| 195 98 |94 171 |74 35| 11 465 0| 2 3|204 164|22 19| 2754 9 14 4 1 2 Gesdledts- as. 191 1,9:1 A A E | ie TINA Fat PO Bem.: Die zwischen den Zahlen fiir die Geschlechter stehenden Ziffern be- deuten die Anzahl der Individuen, bei welchen das Geschlecht unbekannt geblie- ben ist. Dies gilt auch fur die folgenden Tabellen. Tabelle 2 In der Lurgrotte beringte Fledermäuse. Beringer Beige | Abel Bauer Kepka | | Datum DN DAD) 225 ZAG SID. OF 1214. 2.57.1726. 35585: 24.2.5926. 11.59 a a ree is ee a O SO 2 N. | hippos. 02 62> 22 DSS DD 13 7 —- — = — Rh. ere] reas ferrumequ. 29 9 SEAS EAST SON 10238 2297 E77 1 12 1 B. | barba- | Sstellus = =e Ne lA ee ee Fa en zool. Beitr. 56 O. Kepka Es I. Winterquartiere 1. Das Hohlengebiet bei Peggau. Rund um die Ortschaft Peggau im Mittleren Murtal liegt eine Anzahl von Hohlen, die an den Rándern einer ursprtinglich einheitlichen, heute in Einzelteile zerlegten Schöckelkalkmasse liegen. In einigen davon wurden Beringungen und Kontrollen durchgeführt. a) Lurgrotte bei Peggau (640—407 m ú. NN.), früher auch Schmelzhöhle genannt, führt in 4km Lange in O-W-Richtung durch den Stock der Tanneben. Sie hat zwei Eingänge, bei Semriach und Peggau. Vom letzte- ren Eingang her wurde die Höhle von den Beringern häufiger begangen, von Semriach aus meines Wissens nur ein einziges Mal. Die Höhle hat aus- gebaute Wege. Große Dome, Röhren und Klüfte sowie künstliche Tunnels wechseln ab. In dieser Höhle sind die bei uns bisher größten Winterschlaf- gemeinschaften von der Großen Hufeisennase, Rh. ferrumequinum. Die Tiere hängen hier in Trauben oder zumindest sehr knapp nebeneinander. Natürlich fehlen einzeln hängende Tiere nicht, so wie sie in den anderen Höhlen angetroffen werden. b) Die Höhlen der Peggauer Wand (zw. 410—480 m ü. NN.). Uber dem Markt Peggau erhebt sich im Osten der Westabbruch der Tanneben, die sog. „Peggauer Wand“ mit einer großen Anzahl von Höhleneingängen in verschiedenen Niveaus. Am Fuß der Wand befindet sich seit dem ver- gangenen Weltkrieg ein weitverzweigtes künstliches Stollensystem. Da es sehr zieht in diesen Stollen, werden sie von den Fledermäusen weit- gehend gemieden. Die Fledermäuse wurden hauptsächlich in den oberen Naturhöhlen (I—IV) gefunden. Bemerkenswert ist das Vorkommen von Miniopterus schreibersi (Bauer 1958). Von mir wurde noch nie ein Tier dieser Art in diesen Höhlen gefunden. Tabelle 3 Beringte Fledermäuse in den Höhlen der Peggauer Wand. Höhle TV und Stollen. Beringer: Bauer. Datum: 12. 1. 1957. $ 2 Rh. hipposideros 11 11 Rh. ferrumequinum 2 3 M. schreibersi 0 1 M. oxygnathus 2 0 c) Die Badlgrabenhöhlen. Zwischen dem Nordrand der Tanneben und dem Südfuß des Hochtrötsch zieht in westlicher Richtung der Badlgraben, an dessen Wänden wieder eine Reihe von Höhleneingängen liegen. cee Fledermausberingung in der Steiermark 57 Die Große und die Kleine Badlhohle (495 m und ungefähr 500 mu. NN.), von welchen die erste die bedeutungsvollste des Badlgrabens ist, sowohl bezüglich ihrer Größe als auch ihrer Eignung als Fledermausquartier. In der Großen Badlhöhle wurden seit 1956 fortlaufend Kontrollen durchge- führt. Sie ist das am besten bearbeitete Winterquartier in unserem Gebiet und wird hauptsächlich von der Kleinen Hufeisennase aufgesucht, weiter wurden in ihr die meisten Mopsfledermäuse beringt, die z. B. in der Drachenhöhle bisher überhaupt fehlen. Alle anderen Arten treten in ihrer Individuenzahl hinter diesen beiden Arten in der Großen Badlhöhle zurück. Tabelle 4 In der Großen Badlhöhle beringte Fledermäuse. Bauer Beringer | Abel Kepka Fi Datum 2.372. Am 119712756. 7 16,4356.:113..10..56179,.12.50°| 224.57: 1216..6.,97 a m SII 0,2 2.80 hipposid. 29728 81 2722 Qa hive SOL ZO dl pe Rh. | ferrume- quin. u 9726 222.0 ET, Deel 10}; — — B. | barba- stellus == — 82.23 — — 1 1 30 — — — — M. myotis = — 0553 = — 1 — — OST — — M. | oxygnatus — ll 0. a NH ER a See Fa ee M. | emargi- natus ee ee er er a Ne = A M | nattereri — — = — == — cee 1 0; — — Fortsetzung von Tabelle 4 Beringer Kepka Datum 3710.57 Ha Oso O) on 00 N OST — e +00 00 N Oss N on © H> — e nn do) Rh. hipp. 17 9 Rh. ferr. SS B. barb. — — M. myotis Zl] — M. oxygnath.| — — M. emargin. | — — M. natiereri | — - — co los SS Sel Y [ Bona 58 O. Kepka ee Beitr. Ihr gegenüber am anderen Hang des Grabens liegt die Repolusthohle (ungefähr 500 m), die von uns nur zweimal besucht wurde. Von den übrigen Badlgrabenhöhlen wurden die Kleine Badlhöhle, die Aragonithöhle (520 m) und eine kleine Höhle neben dem Badlwirt (420 m) je zweimal besucht. Tabelle 5 In den übrigen Badlgrabenhóhlen beringte Fledermäuse. Höhle Kleine Badlhöhle Repolusthöhle Badlwirthöhle Beringer Abel Kepka Kepka Datum 21. 2.49 193598 19. 3. 58 HE A SER Rh.hipposid. 1 0 3 0 1 0 Rh. ferrumequ. — — — — — — B.barbastellus = — 0 2 — = d) Die Kesselfallhóhlen (etwa 550m ú. NN.) sind kleine Hohlen, zwi- schen dem Bach und einem kleinen Seitenbach am Südostrand der Tann- eben gelegen. Sie wurden nur einmal besucht, und bei dieser Gelegenheit wurden nur wenige Fledermause beringt. Kontrollen wurden nicht durch- geführt. Bauer beringte am 14.3.1957 5 44 und 4 22 der Kleinen Huf- eisennase und je ein Männchen und Weibchen der Großen Hufeisennase in diesen Höhlen. 2. Das Höhlengebiet zwischen Mixnitz und Hochlantsch. Die Drachenhöhle bei Mixnitz (1100 m wu. NN.). Zwischen der Mur und Hochlantsch ist eine Reihe von Höhlen angeschnitten, von welchen die bekannteste die Drachenhöhle bei Mixnitz ist. Sie ist die einzige von uns in diesem Gebiet besuchte Höhle. Es erübrigt sich daher, auf die anderen einzugehen. Tabelle 6 Die in der Drachenhöhle beringten Fledermäuse. Beringer Bauer Kepka Datum 15.2.5271 14.1:58 | 5.3. 9821.22. 3.98, MIS Doa OS b= Qo A Or or Rh.hippos. 44 7315257720 53430244 921 1,952 262 2102724 1 3 2 Rh.ferrumequ. 1 0) SS Se ee 5 3 0 1 M.myotis Ax HOM 12 8187192322228 6 621720523 9 6 1 M.oxygnath. | ee Se | 1 EIN — 5 6 | 1 M.emarginatus == — Wa OF ees rr) Fe 1 0|=— — + | Fledermausberingung in der Steiermark 59 In der Drachenhöhle befinden sich die größten uns derzeit bekannten Schlafgemeinschaften von M. myotis, M. oxygnathus und die meisten in einer Höhle angetroffenen Rh. hipposideros. Rh. ferrumequinum ist fast ständig anzutreffen. Schlafgemeinschaften, so wie sie in der Lurgrotte gefunden wurden, fehlen hier. Die Individuen dieser Art hängen in der Drachenhöhle stets einzeln. 3. Das Höhlengebiet bei der Raabklamm. a) Das Katerloch (900m ü.NN.), am Fuße des Gösser, nahe Dürntal bei Weiz in der Oststeiermark, wurde in den Jahren 1951 bis 1955 er- schlossen und ist nun in einzelnen Teilen leicht begehbar. Die Höhle setzt sich zusammen aus dem Marteldom und einem vielfältigen System von Klufthöhlen von großer Ausdehnung. Beringungen wurden durch- geführt, planmäßige Kontrollen jedoch nicht. Tabelle 7 Die im Katerloch und in der GraSlhohle beringten Fledermäuse. Katerloch Graßlhöhle Beringer Bauer | Kepka | Kepka Datum 4,4, 56 5.—8. 1. 57 5.—8. 157, AT OT Gas 2 SER: NAS Ste Rh.hipp. == 0 3 3 5 8 2 1 Rh.jerrum. == | = — —l] — =) 1 M.myotis Ze 0 2 1 4 y = — 1 B.barbastellus = ERAS M.emarginatus => M.oxygnathus 27 4 | AS 1 SS | 2 P.auritus == — = oOOMPM 0 | | b) Die Graßlhöhle (700m ü.NN.), ebenfalls am Fuße des Gösser ge- legen, ist eine kleine Schauhóhle; nur wenige Tiere wurden beringt, Kontrollen fanden nicht statt. c) Stollen in der Umgebung von Arzberg (ungefähr 680m ü.NN.). Eine Reihe von aufgelassenen Bergwerksstollen rund um Arzberg sowie die Ruine Stubegg wurden einmal besucht. Kontrollen wurden nicht durch- geführt. 4. Rettenwandhöhle (641 mü. NN.) bei Kapfenberg, Obersteiermark, Schau- höhle, wurde nur einmal von G. Abel am 20.2.1949 besucht, wobei er 8 368 und 1 Y der Kleinen Hufeisennase und 1 6 der Mopsfledermaus deringte. Bonn. 60 O. Kepka ES Beitr Tabelle 8 In den Stollen um Arzberg beringte Fledermáuse. Arzberg Stollen I Stolen II Ruine Stubegg A o Dr Beringer | Bauer | Kepka | Kepka | Bees Datum 101.37 | 102,97 10-1557 10. 1. 57 O 3 2 $ 2 go Rh.hippos. 2 > 4 0 BT Bee Rh.ferrumequ. — — 0 1 — — —- — B.barbastellus —- — —_—- — 1 2 —- 1 5. Kraushöhle bei Gams/Hieflau im Gesáuse, Obersteiermark, wurde nur einmal von Bauer besucht am 2.4.1956, wobei er 13 66 und 1 Y der Kleinen Hufeisennase beringte. Kontrollen keine. 6. Stollen bei St. Gotthardt/Weinzödl, nördlich von Graz, (um 370m ü. NN.). Im Krieg künstlich angelegte Stollen, die nur sehr kurz sind. Be- ringungen und Kontrollen von Kepka durchgeführt. Am 27. 4. 1956 wur- den beringt: Rh. hippos.: 1 6 und 4 9°; Rh. ferrumequinum: 1 6. Am 27.3.1957 von Rh. ferrumequinum 1 © und von P. auritus 1 ©. 7. Die Römersteinbrüche bei Aflenz/Retznei, südlich von Leibnitz (etwa 300m ü.NN.). Diese schon seit der Römerzeit in einem Leithakalkstock unterirdisch angelegten Steinbrüche erscheinen als ideale Winterquartiere für Fledermäuse. Ein Teil der meist abgeschlossenen Kavernen wird heute von landwirtschaftlichen Genossenschaften u. a. als Keller benuzt, so daß durch die dauernde Störung die Fledermäuse vertrieben werden. Der interessanteste Teil ist leider durch Tore versperrt, und es ist fast ausgeschlossen, Zutritt zu erlangen. Die Beringungs- und Kontrolltätigkeit beschränkte sich daher auf den von uns als Stollen I bezeichneten frei zu- gänglichen Teil in Aflenz. In diesem Stollen wurde zeitweise eine Winter- schlafgesellschaft von M. schreibersi angetroffen. Ob das zeitweilige Feh- Tabelle 9 Im Stollen I bei Aflenz/Retznei beringte Fledermäuse, Beringer Bauer | Kepka Datum 27210399 18. 1. 56 14.190 2 9 2 1379.98 Se ENS Giese = Oe e M.schreibersi 590372 10 9 1 1 = — = — Rh.hippos. — — 1 1 ee 7 1 0 Rh.ferrumequ. 1 1 — = SS A 7 4 == M.myotis Z— — 1 .- =— — — — == Seneca Fledermausberingung in der Steiermark 61 Tabelle 9, Fortsetzung. Beringer | Kepka Datum 2323198 20.105985] Aloo Dif Ds OY) 24511999 Oe On are ON as, OR $ M.schreibersi 120 .98 | Pot Ake | 7 6 0 3 —- — D. Rh.ierrumegqu. = — —l] — | 1 1 — | — 2 1 | len der Kolonie auf Quartierwechsel oder auf echte Populationsschwan- kungen zuruckzufuhren ist, konnte wegen der oben angefuhrten Be- gehungsschwierigkeiten des Hohlensystems nicht geklart werden. Einen Schluß zu ziehen erschiene voreilig. II. Die Sommerquartiere Die Beringungstätigkeit in den Sommerquartieren war im Vergleich zu jener in den Winterquartieren weitaus geringer, wie bereits erwähnt wurde. Lediglich im Schloß Brunnsee wurde die dort ansässige Wochenstube von der Wimperfledermaus, M. emarginatus, laufend kontolliert. 1. Schloß Brunnsee (240 m ü.NN.) bei Mureck, Südsteiermark. In einer klimatisch günstigen Lage liegt das Schloß in einem ausgedehnten Park mit hohen Eichen, Pappeln und anderem Baumbestand. In einer Turmkuppel oder seltener — nach Störungen — im Schloßdach hält sich vom späten Frühjahr bis zur Sommermitte eine große Wochenstube (höchste geschätzte Anzahl 450 bis 500 2% und juv.) von M. emarginatus auf. Sie stellte die erste bekanntgewordene Wochenstube dieser Art in der Steiermark dar. Inzwischen wurden von mir noch einige andere gefunden. Tabelle 10 Die in Brunnsee beringten Fledermäuse. Beringer Bauer Kepka Datum 4-52 6,55) 29) 5,5531 16.5.56 | 916.57 | 29. 6.572) 5.6.58 | 26:6. | 6) Oe OE Ora 8 IR E OA (E) M, emarginatus OF 169 083324 0780 02387 AU OS 07717 0 M. myotis —- =— 0 1l— -|1- —|— —|— —|-— Rh. ferrumequ. = == 1 Va el lee 2. Hengsberg bei Preding, Weststeiermark (320m ü.NN.), im Kirchturm ıspitzer Giebel, Holzbau mit Blechdach außen) befindet sich eine Wochen- stube von M. myotis. Leider sind die Tiere schwer zu erreichen, so daß weitere Störungen vermieden und keine Kontrollen durchgeführt wurden. zool. Beitr. 62 O. Kepka E Tabelle 11 In Hengsberg beringte Fledermáuse Beringer Kepka Datum 7.5556 |: 1355256 31. 5. 56 Ore e M. myotis 1 2 23 3. St. Veith ob Graz (380m ú. NN.). Im Kirchturm (spitzer Giebel, Holz- konstruktion mit Blechbeschlag) halten sich einzelne Mánnchen von M. ıyolis auf. Im Dachgiebel des Kirchenschiffes ist eine kleine Wochen- stube von der Langohrfledermaus, P. auritus. Beringungen und Kontrollen wurden durchgefuhrt. Tabelle 12 In St. Veit ob Graz beringte Fledermause. Beringer Kepka Datum 3. 6. 56 20. 6. 56 12. 6. 56 1245.58 ES DREH SE IE P. auritus 0 1 — — ge == 2 M. myotis = — 1 0 oe eure A 4. Im Ennstal, Obersteiermark, wurden einige Fledermäuse im Schloß Trautenfels und in der Kirche von Wörschach beringt. Kontrollen fanden nicht statt. Tabeile 13. Beringer | Kepka Schloß Trautenfels, 3.6.56 Rh. hippos. 44664 12 Worschach, Kirche, 346536 Rh. hippos. 2 99 Die Wiederíunde Die meisten Wiederfunde wurden durch die eigenen Kontrollen an den Beringungsorten gewonnen. Fernfunde sowohl durch Meldungen fiemder Personen als auch durch eigene Suchtätigkeit im ganzen Land sind viel seltener. Dies hangt mit der zerstreuten und verborgenen Lebensweise der Fledermause und einem glúcklicherweise vorhandenen Desinteresse der ai Fledermausberingung in der Steiermark 63 Bevölkerung dieser Tiergruppe gegenüber zusammen. Zwar sind da- durch die Fernfunde im Sommer geringer, dies wird aber durch die Unge- störtheit der Fledermäuse aufgewogen. Von 631 Wiederfunden (= 22,9% der beringten Fledermäuse) betrafen 39 Rückmeldungen von Fernfunden (i.w.S.), das sind 5,0% aller Wiederfunde. Für die Kenntnis der Wan- derungen unserer Fledermäuse haben diese Rückmeldungen eine sehr große Bedeutung. Es kann daher die Ansicht von Bopp 1958, daß „der wis- senschaftliche Wert der Beringung, ... dadurch fragwürdig wird, daß die Fernfunde einen zu geringen Prozentsatz betragen“, nicht unwidersprochen bleiben. Bopp hatte nur 6,1% Wiederfunde der beringten Individuen, Rück- meldungen außerhalb des Quartiers betrugen 1,4% der Beringungen. Daß bei entsprechend hoher Anzahl der Beringungen und der Kontrollen auch die Fernfunde (sowohl die relativen als auch die absoluten Zahlen) häu- figer werden, ist auch von anderer Seite durch viele Beispiele belegt. Unwidersprochen bleibt die zweifelsohne vorhandene Gefährdung der Fledermäuse durch die Beringung und durch die Störung der Kolonie. Mit Überlegung und auch entsprechender Vorbereitung durch den Beringer können die subjektiven Gefahren vermindert werden, erhalten bleibt die Gefährdung durch den Ring. Zum Ring verhalten sich die einzelnen Arten verschieden. Die größe- ren Arten, wie M. myolis, M. oxygnathus und Rh. ferrumequinum finden sich mit dem Vorhandensein des Ringes weniger gut ab als die kleineren Arten. Vermittels ihres stärkeren Gebisses versuchen einzelne Tiere un- entwegt den Ring zu zerbeißen. Dadurch wird der Ring nicht nur unleser- lich und damit für den wissenschaftlichen Zweck wertlos, sondern das Tier verletzt sich noch mehr als notwendig wäre. Da der größere Teil der Tiere sich aber mit dem Ring abfindet und die Ringe in den meisten Fallen leserlich bleiben, werden von mir die Ringe von den ,Beifern” wieder entfernt, da sie wertlos und damit eine unnotige Gefahr fur das Indivi- duum bedeuten. Die kleineren Arten sind weniger imstande die Ringe zu zerbeißen und wahrscheinlich auch friedfertiger. Lediglich bei zwei Tieren von Minopterus schreibersi waren die Ringe stärker zerbissen. Sie waren aber noch deutlich ablesbar. Auf das Verhalten der Fledermäuse gegenüber den Störungen wird weiter unten eingegangen. Eine genaue Liste sämtlicher Wiederfunde ist in der Zentralstelle für Fledermausberingung im Museum A. Koenig, Bonn, und beim Autor depo- niert. Dieselbe kann im gegebenen Fail angefordert werden. Allen Mel- dern von Wiederfunden möchte ich an dieser Stelle für ihre Mithilfe meinen wärmsten Dank aussprechen. Die Wiederfunde im Winterquartier Um zu schlüssigen und beweiskräftigen Ergebnissen zu gelangen, ist bei Beringungsversuchen sowohl eine genügend lange Beobachtungsdauer Bonn. 64 O. Kepka ie Beitr. als auch eine entsprecherde Zahl von Beringungen und Wiederfunden notwendig. Bei der Beurteilung unserer Ergebnisse ist daher die relativ kurze Zeitspanne der Beobachtungsdauer zu berücksichtigen. Einigermaßen befriedigende Zahlen von Beringungen und Wiederfunden liegen von den beiden Hufeisennasen vor. Hier beginnen sich einige Tatsachen abzu- zeichnen, auf die hier kurz eingegangen werden soll. In der Tabelle 14 ist die Statistik der gesamten Wiederfunde festgehalten. Aus dieser Tabelle geht hervor, daß die Wiederfunde bei einzelnen Arten nicht unbeträchtlich sind. So wurden von den beiden Hufeisen- nasen und der Wimperfledermaus mehr als 20% der beringten Individuen bei den Kontrollen festgestellt. Der Prozentsatz der Wiederfunde liegt so- gar noch höher und erreicht teilweise, wie bei der Großen Hufeisennase und der Wimperfledermaus, über 30%, da einzelne Individuen ja mehr mals gefunden wurden. Aus der Tabelle 14 ist dies leicht zu entnehmen und zu erkennen, daß bei der Kleinen Hufeisennase mehrmalige Wieder- funde einzelner Individuen am häufigsten waren. Im folgenden werden nun die Ergebnisse bei den einzelnen Arten besprochen. Rhinolophus hipposideros, Kleine Hufeisennase. Geschlechtsverháltnis und Alter. Wáhrend bei der Betrachtung des Geschlechtsverháltnisses aller be- ringten Kleinen Hufeisennasen dieses 6 :2—1,9:1 beträgt (siehe Ta- belle 1), wird bei den Wiederfunden das auch von anderen Autoren be- reits festgestellte Verhältnis von annähernd 7:3 gefunden (Tabellen 15, 16 und 17). Dieses Geschlechtsverhältnis steht in Zusammenhang mit der von Mrkos et Trimmel 1951 und Vornatscher 1957 erkannten kürzeren Lebens- dauer der Weibchen. Danach werden in aufeinanderfolgenden Jahren immer weniger 22 als 464 vom vorhergehenden Jahr gefunden. So kommt es zu einem Uberwiegen der ÖÖ in den einzelnen Geburtsjahr- gängen, besser gesagt in den Beringungsjahrgängen. Dieses Verhältnis ist aber nicht konstant und kann Schwankungen unterliegen, wie sie Eisen- traut 1947 für M. myotis nachgewiesen hat. Ähnliches ist auch in unserem Beringungsbereich festzustellen. Für alle zusammengefaßten Wiederfunde aus der Großen Badlhöhle und der Drachenhöhle ergibt sich ein Verhält- nis Íd : 22 =7:3. In den beiden ersten Kontrollwintern nach der Berin- gung ist das Verhältnis für die 4d sogar noch günstiger (Tabelle 15). Doch sind bei der Beurteilung dieser Befunde die eingangs erwähnten Bedenken zu berücksichtigen. Interessant ist jedoch die eine Tatsache, daß das Verhältnis der gesamten beringten Individuen in der Großen Badl- höhle und in der Drachenhöhle entschieden verschieden ist (vergleiche die Tabellen 16 und 17). Während in der Großen Badlhöhle das Verhältnis von 7:3 bereits aus der Anzahl der Beringten erkennbar ist, war das Verhältnis der Beringten in der Drachenhöhle annähernd 1:1. Dies ist be- 65 Fledermausberingung in der Steiermark | Sonderheft 11/1960 3 NS Tan a — v = — Z ae Re cl I == 2 = va 8 == G 9% — — LIS ATV 9/01 9/,9'57 %S'V 0,0'% 9 LE ZCI S Il 1€9 %0 61 %S'01 95 TE sr 0% 8 6€ OST 8 11 8123 CV OLE 917 OUT 697 HUUNS SHILoISD as pd see o diodes snjpu sny] | W -ıBpua'W | -pubAxo'w sNoAUurW 07 St, 9 c8 AB'VE LOI LOE umumbo -UINI191'YY %h$'17 VST VRR Ile vZII so1ap -soddiy'yy '9SNPUIISPI]:] 19IDULISQ AIPULIOTOIS 19P Ul SPUNJISPIIM 19P ANSIEJS VI a119e.L USnNpIAIpu] ususpunjab X G Jop [yezuy uonpIAIpU] usuepunjob X y 19P [yezuy uonpIAIpUl uauepunsab X € Jap [yezuy uonpIAIpU] uouepunjeb X 7 I9p [yezuy uonpIAIpUu] u9Su9spunjeobiopalm 19P [yezuy USNPIATPUT uo}bulleq 19p % Ul SPUNJISPITMA Jop [yezuy USNPTATPpuT u9]butioq Jop [Yyezuy | Bonn. _ 66 O. Kepka ES Beitr. Tabelle 15 Rh. hipposideros. Wiederfunde aus der Gr. Badlhohle und Drachenhóhle zusammengefaBt. Winter Winter Winter Winter Winter Geschlechts- | Jahrlich : 55/56 56/57 57/58 58/59 59/60 Vechis: | Jeurliche Verlustzitfez verháltnis | in % vom ö OO O SO) SO) 2 in % Vorjahrsbestand | Anzahl der Wiederfunde ö - 6 - 90 9 | 9 0 6 0 3 0 1 Nach der Beringung 1052732 la 6 16 1 9 1002 270 90 100 im 1. Winter 1002 10122189 4 2 88,7:11,3 | 58,8 81,3 im 2. Winter 7A: =: 26 75,9 88,8 im 3. Winter 65,4:34,6 | 82,6 81,1 im 4. Winter | 00/9337 im Beringungswinter stimmt kein zufálliger Befund und bei einem Studium der Tabellen 16 und 17 zu erkennen. Auch wenn man die Verschiedenheit der beiden Hohlen in bezug auf Ausdehnung und damit Kontrollierbarkeit in Betracht zieht. Die Badlhohle kann namlich leicht zur Gánze kontrolliert werden, wahrend die Drachenhohle wegen ihrer sehr hohen Dome und Gange eine vollstandige Kontrolle nicht zulaBt. Zwar hangen gar nicht selten Kleine Huf- eisennasen unerreichbar hoch. Die Masse der Kleinen Hufeisennasen wird Tabelle 16 Rh. hipposideros. Wiederfunde in der Großen Badlhöhle. Winter Winter Winter Winter Winter ee Jährliche Verlustziffer 55/56 56/57 57/58 58/59 59/60 verhältnis in % vom — ö e) Cae Bags ne E in % Vorjahrsbestand we | Anzahl der Wiederfunde + 90 9 | 9 06 0 3 0 1 0 Nach der FE Beringung GUS | 185) Sa a? 1 3 11 1002 2 2021290 100 im 1. Winter A ETA) 88 im 2. Winter 79,2.:20,8 #|269,9 7377 SMe 3 N\Vonter 76,5 74,1 im 4. Winter 76,4 : 23,6 im Beringungswinter N Fledermausberingung in der Steiermark 67 jedoch zwischen Kniehöhe und wenigen Metern über dem Höhlenboden hängend angetroffen. Zusammen mit der von anderen Autoren bereits mehrfach erwähnten und auch von uns hier festgestellten Ortstreue in der Höhle kann ein zufälliges Zustandekommen des Verhältnisses in der Drachenhöhle ausgeschlossen werden. Als Ursache könnte ein Einfluß kli- matischer Faktoren in Frage kommen, und eine so bedingte Vorliebe der € der Kleinen Hufeisennase für diese Höhle würde das normale Ver- hältnis von 7:3 überdecken. Anscheinend bevorzugen vom jährlichen Nachwuchs die $ die Drachenhöhle zur Uberwinterung mehr als die Große Badlhöhle. Erst in den folgenden Jahren ergibt sich in der ersteren wieder ein Verhältnis von annähernd 4:2 =7:3. Die aus dem vorliegenden Material errechnete mittlere Lebenserwartung 2 — (nach der Formel von D. Lack 1954 M = Mortalitat) beträgt bei den 66 0,8 Jahre und bei den ?? 0,6 Jahre. Diese mittlere Lebenserwar- tung erscheint zu Kurz, und es dürften folgende Umstände verhindern, die tatsächliche Lebenserwartung errechnen zu können: 1. Die kurze Beob- Tabelle 17. Rh. hipposideros, Wiederfunde in der Drachenhöhle. inter. Winter "Winter ~ Winter Geschlechts-| Jährliche Verlustziffer ö Sd. NS eo in % Vorjahrsbestand nn Anzahl] der Wiederfunde 6 é + 44 A libs DEE 00 00 Nach der Beringung 8977.:10 Si NO) 37,2. mel. Wanter 58 no. 9352362 | 11 8 68,2:31,8 | 88,2 921 im 2. Winter im 3. Winter 53,8 : 46,2 im Beringungswinter achtungsdauer. Diese wird aber dadurch etwas gebessert, daß G. Abel | 6 Jahre vorher Kleine Hufeisennasen beringte, von welchen aber kein | Tier später gefunden wurde. Es scheinen also mehr als siebenjährige Indi- viduen bei uns Ausnahmen zu sein, womit jedoch nicht behauptet werden soll, daß jenes bereits festgestellte Höchstalter für diese Art auch bei uns nicht erreicht werden könnte. 2. Die jährlichen Verlustziffern sind bei uns größer als zum Beispiel jene von Vornatscher 1957 u. a. festgestellten 40%. Sie stellen aber keine echten Abnahmen in diesem Ausmaß dar, weil nach der Beringung im gleichen Winter eine nicht unwesentliche An- zahl von Tieren das Quartier verläßt (Tabelle 18). Diese können in neuen Bonn. 68 O. Kepka Ea Beitr. Quartieren überwintern, und somit wird eine größere Abnahme vorge- tauscht, als in Wirklichkeit vorhanden ist. Als weitere Folge wird die er- rechnete mittlere Lebenserwartung in einem verkürzenden, aber nicht vor- handenen Sinne beeinflußt. Daß die Abnahmen des Bestandes bei den Kontrollen im Beringungswinter nicht ausschließlich auf Störungen zurück- zuführen sind, sondern die zeitliche Lage der Kontrollen berücksichtigt werden muß, zeigen einige Fälle, bei denen die Kontrollen erst im März erfolgten, also zu einer Zeit, da ein selbsttätiges Abwandern aus dem Winterquartier bereits begonnen hatte. Tabelle 18 Rh. hipposideros, Abwanderungen nach der Beringung. Anzahl der im Abnahme gegen- a en 2 Beringungswinter | über der Anzahl Höhle en kontrollierten der beringten e) Gr. Badlhohle 317, 98 65 23 79,5% 76,6% Drachenhöhle 68 119 16 17 76,5% 85,8% Ortstreue und Oweartierwe chaser Die Ortstreue der Fledermäuse ist heute allgemein gesichert und wurde auch bei uns durch die relativ hohe Zahl von Wiederfunden im Beringungs- quartier bestätigt. Durch Störung in demselben kann es zu einem Orts- wechsel kommen. Nun ist die Anzahl von Wiederfunden in fremden Quar- tieren relativ gering, wie die Tabelle 19 beweist. Tabelle 19 Rh. hipposideros, Wiederfunde in anderen Winterquartieren Wiederfunde am Wiederfunde in Beringungsort anderen Winterquartieren 5.6 188 ae 79 Ein Unterschied zwischen den Geschlechtern im Verhalten gegentiber Sto- rungen ist nicht feststellbar. Eher lassen sich störungsanfällige und störungsresistente Individuen unterscheiden. Von den insgesamt 1174 be- ringten Kleinen Hufeisennasen konnten nur 5 46 und 2 ?® in anderen Quartieren angetroffen werden. Und zwar wechselte von der Lurgrotte in die Große Badlhóhle 3 Z 20 730 im 3. Winter nach dem Beringungswinter, von den Höhlen in der Peggauerwand 4 Z 20,761 im 1. Winter in die Dra- CA | Fledermausberingung in der Steiermark 69 chenhöhle und blieb auch im 2. Winter dort. Von der Badlhöhle in die Drachen- höhle wechselte 4 Z 31 809 im selben Winter (also als Reaktion auf die Stö- rung) und 46 Z 22501 im 1. Winter. Ein Weibchen, Z23111, verhielt sich sehr interessant. Zuerst verblieb es nach der Beringung in der Badlhöhle, nach einer Kontrolle im gleichen Winter wechselte es in die Badlwirt- höhle und im 3. Winter wurde es in der Lurgrotte angetroffen (der Anlaß zum Wechsel war erst die 1. Kontrolle). Von der Badlhöhle in die Lur- grotte wechselte im Beringungswinter 6 Z 31759, und % 23211 war im 1. und 3. Winter im neuen Quartier. Während der Quartierwechsel von den Tieren Z31809 46, Z23111 Y und Z 31759 d eindeutig auf die Störung zurückzuführen ist, bleiben bei den anderen Fällen die Ursachen unbe- kannt. Somit kann abschließend gesagt werden, daß sowohl in der Orts- treue als auch in bezug auf das Verhalten gegenüber Störungen indivi- duelle Unterschiede vorhanden sind, welche nach den eigenen Ergebnissen unabhängig vom Geschlecht der Individuen sind. Rhinolophus ferrumequinum, Große Hufeisennase Das Geschlechtsverhältnis und das Alter Das Geschlechtsverhältnis, bezogen auf die Gesamtheit der beringten Großen Hufeisennasen, beträgt 6:7? =1,9:1. Bei den Wiederfunden aus der Lurgrotte, den Höhlen der Peggauerwand und der Großen Badlhöhle beträgt es im allgemeinen 7:3, also wie bei der Kleinen Hufeisennase. Die Schwankungen in den einzelnen Kontrolljahren sind weniger groß als bei der kleineren Art (vgl. Tabellen 15, 16, 17 mit Tabelle 20). Ledig- lich im 2. Winter nach 1955/56 war sogar eine Inversion des Geschlechts- verhältnisses zu beobachten, welche mir unerklärbar erscheint. Die jähr- lichen Verlustziffern hingegen zeigen große Schwankungen. Durchschnitt- lich beträgt die jährliche Abnahme bei den 46 55,2% vom vorjährigen Bestand und bei den $ 54%. Die Verlustquoten der Geschlechter schei- nen somit bei dieser Art gleich hoch zu sein. Doch wird wohl ein umfang- reicheres Material für endgültige Aussagen abgewartet werden müssen. Denn die hier beobachteten Höchstalter von 11 und 12 Jahren, deren Fest- stellung den Beringungen von G. Abel zu verdanken ist, sind von 3 Männchen erreicht worden. Dies könnte ein eventueller Hinweis auf eine doch vorhandene, derzeit nicht beweisbare höhere Lebenserwartung der Männchen sein. Ortstreue und Quartierwechsel Wie bei der Kleinen Hufeisennase konnten auch bei der Großen gleiche Feststellungen bezüglich des Quartierwechsels getroffen werden. Nach der Beringung wurden bei Kontrollen im selben Winter von den ©ö 82,7% und von den ?? 66,7% weniger angetroffen. Wiederum war ein Teil dieser Kontrollen im März erfolgt, und die Abwanderungen sind Winter Winter Winter Winter Winter Winter § Geschlechts-| Jährliche Verlustziffer 48/49 55/56 56/57 57/58 58/59 59/60 verhältnis Da Se FiO fae 5 20 O. Ke D ka En daher nicht allein auf die Störungen zurückzuführen. Neben den stórungs- anfälligen waren ausgesprochen störungsresistente Individuen zu beob- achten (mehrere 44 wurden in einem Winter dreimal in der gleichen Höhle gefunden). Insgesamt stehen 60 44 und 24 22° Wiederfunde (nicht Individuen!) im selben Quartier 15 64 und 6 $$ Wiederfunden in ande- ren Quartieren gegenüber. Die letzteren verteilen sich auf folgende Fälle: S X 102057, 6 X 102059, Y X 104275 und Y X 104285 wurden alle in der Großen Badlhöhle beringt und in der Lurgrotte in verschiedenen Wintern an- getroffen. Das Y X 102064 wechselte das Quartier mehrmals- und zwar in der Reihenfolge: Beringt: Badihöhle; Kontrolle im gleichen Winter: Badl- höhle (war also noch ungestört); 2. Winter nach der Beringung: Lurgrotte; 4. Winter: Badlhöhle. Sofort nach der Beringung wechselten ihr Quartier, und zwar von der Großen Badlhöhle in die Lurgrotte, Y X 112269 und 6 X 112273, von der Badlhöhle in die Drachenhóhle Y X 112 271, von der Lur- grotte in die Drachenhóhle Y X 112324. Ahnlich wie Y X 102064 verhielt sich das 6 X 112153, welches jeweils im nächsten Winter von der Lur- grotte in die Große Badlhohle und wieder in die Lurgrotte wechselte. Von den Höhlen der Peggauer Wand in die Lurgrotte wechselten ¢ X 102 192 und 6 X 105002 im 1. Winter und $ X 105004 im 1. und 2. Winter. Es kann nun gesägt werden, daß ein sofortiger Wechsel nach einer Störung möglich ist. Ein Quartierwechsel kann aber auch unterbleiben oder aus anderen Gründen, vielleicht aus „eigenem Entschluß“ (X 102059 ¢ und X 102 064 4), vorgenommen werden. Tabelle 20 Rh. ferrumequinum. Wiederfunde aus der Lurgrotte, Gr. Badlhöhle und Höhlen der Peggauerwand zusammengefaßt. in % vom Vorjahres- Í 6) OG Ss) 2 in 0 bedarf 3 eee | Anzahl der Wiederfunde é = 36 22 | ES 03 022 DO 0 Nach der Beringung 11 5 | E alt ee eee ea) 1955/56 3323 | 8 DES 6 2 5 foe 25 45,7 66,7 im 1. Wintel 30 ahd | 16 0 9 0 30=:70 80 59,3 im 2. Winter 13 3 | 5 3 73,43 26,6 |-43,6.- .63;7,1mr 3. Waintel 46 18 68 =: 32 51,5 27,3 im 4. Wintel 1 67,4 : 32,6 in den Beringungswintern y Sonderheft | 11/1960 j Fledermausberingung in der Steiermark FA Miniopterus schreibersi, Langflugelfledermaus Die hier mitgeteilten Ergebnisse wurden von der Schlafgesellschaft im Romersteinbruch Aflenz bei Leibnitz gewonnen. Das Geschlechtsverhaltnis der beringten Individuen verhält sich 4:2 wie 55,6: 44,4. Bei den Wieder- funden ergibt sich im Durchschnitt ein Verhältnis 55,0% :44,9%. Bis auf den 3. Winter überwiegen bei den Wiederfunden immer die Männchen. Die jährlichen Verlustziffern weisen große Schwankungen auf. Diese hän- gen mit dem teilweisen, im letzten Winter sogar vollständigen Ver- schwinden der Kolonie zusammen. Wie im Kapitel Beringungen bereits erwähnt wurde, erscheint eine Deutung aus den dort angeführten Gründen unzulässig. Es könnten zwar Schwankungen des Bestandes in einem drei- jährigen Rhythmus vermutet werden (siehe Tabelle 21, Zahlen der be- ringten Individuen im 1. und 4. Winter auf fast Null, doch ist die Be- obachtungsdauer auch für Vermutungen in diesem Fall viel zu kurz, und es müßten weitere Ergebnisse abgewartet werden. Über einen Wechsel des Winterquartiers ist aus den erwähnten Gründen des verhinderten Zutrittes zu allen vorhandenen Höhlen nichts bekannt geworden. Die Möglichkeit für einen solchen ist aber nicht von der Hand zu weisen. Tabelle 21 M. schreibersi, Wiederfunde in den Steinbrüchen bei Aflenz/Retznei. Winter Winter Winter Winter Winter lee Jährliche Verlustziffer 55/56 56/57 57/58 58/59 59/60 | verhältnis | in % vom Vorjahres- DA OP A GD in % bestand Gr a9 2 Anzahl der Wiederfunde é 69 731 | Di Zr 7 3 1 0 0 Nach der Beringung 1 1 | Zu ef 12 2388 84,1 :77,5 im1. Winter 1207298 | 3 7 0 ORIESOL, 2: 38;8 95,5:92,5 im2. Winter A533 | 0 01 -42,8::072 95,9 :92,4 im3. Winter 0 0 2 2 2 2 im 4. Winter | 55,6:44,4 inden Beringungswintern Die Wiederfunde im Sommerquartier Durch die geringere Tätigkeit in den Sommerquartieren sind dem- entsprechend auch die Resultate aus den Wiederfunden weniger befrie- digend. (geen 72 O. Kepka [zor Beitr. Myotis emarginatus, Wimperfledermaus Die in Schloß Brunnsee vorhandene Wochenstube hatte nach Tabelle 22 eine jährliche Verlustziffer von 56-70%, die obere Grenze dieser Ab- nahme ist aber auf jeden Fall zu hoch. Es wurde aus Rücksicht gegen die tragenden oder säugenden Weibchen von durchgreifenden Kontrollen der Kolonie Abstand genommen. Es ist daher möglich, daß in den Kontroll- jahren noch lebende 2° nicht kontrolliert wurden und somit unter die Verluste fallen. Über Lebenserwartung und Alter läßt sich noch nichts aussagen. Adulte Männchen wurden in dieser Kolonie nie angetroffen. Die wenigen beringten Männchen waren Jungtiere, an ihren Müttern oder in Jungengruppen dicht zusammengedrangt hangend. Tabelle 22 M. emarginatus, Wiederfunde im Schloß Brunnsee, alles 22 Sommer Sommer Sommer Sommer Jährliche Ver- ES LEE IO EU er lustziffern Nach der in % vom Vor- Beringung Anzahl d. Anzahl der Wiederfunde jahrsbestand Beringungen 193 | 57 37 25 03 im 1. Sommer 80 18 9 55,9 im 2. Sommer 150 33 67,4 | im 3. Sommer 41 | 67,9 | Durchschnitt Die Fernfunde Als Fernfunde wurden alle jene Funde gewertet, welche außerhalb des Beringungsquartiers gemacht wurden. Es wurde also der Begriff „Fern- fund“ weiter als üblich gefaßt. Ich habe mich dazu deshalb entschlossen, weil bei der geringen Anzahl von Fernfunden eine Trennung in Nah- und Fernfunde nicht opportun erschien. Von einem Ö der Kleinen Hufeisennase wurde die längste hier be- kannte Strecke zurückgelegt, und zwar 42km. Ein Drittel aller Fernfunde dieser Art lag bei 30km, ein Drittel bei 20km, und das letzte Drittel legte Strecken von 2 bis 12km zurück. Dies entspricht durchaus den bis- herigen Erfahrungen. Die meisten Kleinen Hufeisennasen flogen in süd- licher oder südöstlicher Richtung, nur ein Männchen in östlicher Richtung. Nur wenige Kilometer nach Norden flogen 2 Männchen (siehe Tabelle 23 und Karte 1). Am weitesten flog ein Weibchen der Mopsfledermaus, und 11/1960 Sonderheft Fledermausberingung in der Steiermark Tabelle 23 Fernfunde in der Steiermark beringter Fledermäuse. Spezies Geschlecht Ring- nummer Rh. hipposideros 3 Z 31 569 Rh. hipposideros 5 7227123 Rh. hipposideros 5 LES EAN; Rh. hipposideros ö Z 31 630 Rh. hipposideros 5 Z 31 677 Rh. hipposideros Q Z 20 854 Rh. hipposideros 2 Z 20 734 Rh. hipposideros 5 Z 20611 Rh. hipposideros re) Z 31 544 Rh. hipposideros á TES Rh. hipposideros Q Z 20 784 Rh. hipposideros ö Z 20 609 Rh. hipposideros 5 Z 20725 Rh. hipposideros Q Z 27 709 Rh. hipposideros 5 Z 27-756 Rh. hipposideros á Z 20065 Rh. hipposideros á Z 20 627 Rh. hipposideros 5 Z 20 623 Rh. hipposideros ö Berlin 15 157 Rh. ferrumequinum Y X 102 200 Rh. ferrumequinum OQ Berlin 15101 M. myotis Q X 102 227 M. myotis á X 112 197 M. myotis Q X 102 070 M. oxygnathus Q X 104 524 M. oxygnathus Q X 102 116 M. oxygnathus á X 102 025 B. barbastellus Q Z 23 120 M. schreibersi o Z 30 292 M. schreibersi O Z 30 353 M. emarginatus Q Z 30 492 M. emarginatus Q Z 30 478 M. emarginatus © Z 23 284 M. emarginatus Q Z 22 584 M. emarginatus Q Z 20251 Beringungsort Fundort 53 Zurükgel. Entfernung Drachenhöhle — St. Stefan im Rosental Gr. Badlhöhle — Blumegg Gr. Badlhöhle — Schloß Pöls Drachenhöhle — St. Ruprecht/ Raab Drachenhöhle — Pöllau Drachenhöhle — Gamling b. Gleisdorf Lurgrotte — Krumegg Gr. Badlhöhle — St. Gotthardt 24,5 km Drachenhöhle — Puch bei Weiz 23 km Gr. Badlhöhle — Graz-Andritz Aflenz/Retznei — Trata, Jugoslawien Gr. Badlhöhle — Gratkorn Lurgrotte — Graz Gr. Badlhöhle — Stúbing Drachenhóhle — Schrems bei Frohnleiten Gr. Badlhohle — Frohnleiten Gr. Badlhohle — Frohnleiten Gr. Badlhöhle — Semriach Lurgrotte — Schlof Waldstein Aflenz/Retznei — Sasinovec, Jugoslawien Lurgrotte — Schloß WeiBeneg Drachenhöhle — Strehovci, Jugoslawien Drachenhöhle — Graz Gr. Badlhöhle — Graz Katerloch — Heriz fúrdo, Ungarn Katerloch — Heriz fúrdo, Ungarn Burg Gússing — Katerloch Gr. Badlhohle — Bajansenye, Ungarn Aflenz/Retznei — Goljak Bizek, Jugoslawien Aflenz/Retznei — Kirchbach Glatzau Schloß Brunnsee — Wiersdorf Schloß Brunnsee — Popendorf Schloß Brunnsee — Lepoglava, Jugoslawien Schloß Brunnsee — Wittmanns- dorf Schloß Brunnsee — Oberrosenberg 22 km i ‘ SS) x > .- > » : RRS: = = 3 = ee pS =; ER 74 O. Kepka E zwar 290 km, von der Badlhohle bis zum Donauknie in Nordungarn (Karte 2). Auch zwei Weibchen des Kleinen Mausohres flogen nach Osten, und zwar bis zum Plattensee (156km). Ein Männchen dieser Art flog in umgekehrter Richtung von Güssing zum Katerloch. Alle übrigen vom Winterquartier ausgehenden Flüge von der Großen Hufeisennase, vom Großen Mausohr und von der Langflügelfledermaus waren nach. Süden und Südosten gerichtet. Von der Sommerkolonie der Wimperfledermaus fiogen die meisten Weibchen nach N-NO in die wahrscheinliche Richtung ihrer Winterquartiere. Ein Weibchen allerdings flog in südlicher Richtung nach Jugoslawien in sein Winterquartier. po BT In year „nr! 0 40 Km SRP OPES: Zen ingle myofis 3 1. CMarg laGras Karte 1. Wanderungen steirischer Fledermäuse: 1 — Drachenhöhle bei Mixnitz; 2 — Große Badlhöhle bei Peggau; 3 — Römer- steinbrüche bei Aflenz/Retznei; 4 = Schloß Brunnsee bei Mureck; 5 — Hermanns- höhle bei Kirchberg am Wechsel. Auffallend erscheint nun die Tatsache, daß, von den kleinen lokalen Wanderungen weniger Kleiner Hufeisennasen noch Norden abgesehen, keine Einwanderung in die inneren Alpentäler von den untersuchten Höhlen aus bekannt wurde. Alle Wiederfunde über 10km liegen vom Winterquartier aus gesehen in einem Sektor von ONO bis S. Von der ein- zigen „inneralpinen“ Wanderung berichtet Vornatscher 1957. Eine in der Hermannshöhle bei Kirchberg am Wechsel beringte Kleine Hufeisennase war nach Kapellen im Mürztal geflogen (siehe Karte 1). Somit gewinnt man den Eindruck, daß die am Rande der Grazer Bucht gelegenen Höhlen Fledermausberingung in der -Steiermark 75 Sonderheft 11/1960 > - ar we PS Sone a A Be Budapest wound _.- Meer rt _T Br - y as 1 = : Rx Beer ee BI u IE en enter io oo ea noe en Graz Plattensee 3 Rhinolophus ferrumequinum Lancia Miniopterus Schreiber sí > Barbastella barbastellus 3 Myotís oxygnathus 0 40 00 N = U agram Karte 2. Wanderungen steirischer Fledermäuse. 2 — Große Badlhöhle bei Peggau; 3 — Katerloch bei Weiz; 4 — Römersteinbrüche bei Aflenz/Retznei; 5 — Lurgrotte. von Fledermäusen als Winterquartier gewählt werden, welche ihre Ver- mehrungsperiode nicht in den Alpentalern, sondern in der Grazer Bucht oder auch an Orten in der ungarischen Ebene oder im slowenischen Hügelland verbringen. Warum die in Jugoslawien übersommernden Fledermäuse nicht in den dortigen Karsthöhlen ihr Quartier wählen, son- dern im Herbst gegen Norden ziehen, um am Alpenostrand ihr Quartier zu finden, läßt sich nicht leicht erklären. Eine Lösung dieser und ähnlicher Fragen kann einem späteren Zeitpunkt überlassen werden, bis die Ver- breitung der Fledermäuse in unserem und den angrenzenden Ländern besser bekannt ist. Zusammenfassung 1. In der Steiermark wurden in einem Zeitraum von 11 Jahren von 9 Fledermausarten 2745 Individuen beringt. Die Mehrzahl davon im Winter- quartier, ein Fünftel im Sommerquartier. Die Quartiere liegen in einem Bogen am Rande der sog. „Grazer Bucht". 2. Von 7 Arten wurden 517 Individuen 631mal gefunden (= 22,9% der beringten Individuen). Die Beringungen und Wiederfunde wurden aus- gewertet hinsichtlich Alter, Geschlechtsverhältnis, Ortstreue, Quartier- wechsel und jährliche Verluste bei beiden Hufeisennasen. Bonn. 76 O. Kepka ES Beitr. 3. Die Ergebnisse stimmen im allgemeinen, soweit sie schon bekannt waren, mit früheren Resultaten überein. 4. Bei beiden Hufeisennasen gibt es störungsanfällige und dagegen resistente Individuen beider Geschlechter. 5. Der Prozentsatz der jährlichen Verluste erscheint trotz Einschrän- kungen höher als z.B. in niederösterreichischen Höhlen. 6. Für die Große Hufeisennase wurde ein Höchstalter von 11 und 12 Jahren festgestellt. 7. Die Fledermausarten, welche die in den Randgebirgen der sog. „Grazer Bucht“ gelegenen Höhlen ais Winterquartier benutzen, haben ihre Sommerquartiere in derselben. Einzelne Arten können aber weit über die Grazer Bucht hinauswandern bis zur Donau und zum Plattensee einerseits und bis zum Nordrand der Saveebene bei Agram andererseits. 8. Ein Zug in die inneren Alpentäler wurde bis jetzt nicht festgestellt. Sieh niet tt um: Bauer, K. (1958): Die Fledermäuse des Linzer Gebietes und Oberösterreichs. Naturkdl. Jahrb. d. Stadt Linz, 307—-323. Bopp, P. (1958): Zur Lebensweise einheimischer Fledermäuse. Säugetierkundl. Mitteilungen, IV, 1, 11—13. Eisentraut, M. (1947): Die mit Hilfe der Beringungsmethode erzielten Ergeb- nisse über Lebensdauer und jährliche Verlustziffer bei Myotis myotis Borkh. Experientia, III, 157—158. Lack,D. (1954): The natural regulation of animal numbers, Oxford, Mrkos,H.et Trimmel,H. (1951): Das Zahlenverhältnis Männchen : Weibchen bei Mausohr und Hufeisennase. Die Höhle, II, 1, 22—25. Vornatscher, J. (1957): Ergebnisse eines Beringungsversuches an der Kl. Huf- eisennase (Rhinolophus hipposideros Bechst.) in der Hermannshöhe bei Kirch- berg am Wechsel (Niederösterreich). Die Höhle, I, 1, 8-13. Anschrift des Verfassers: Dr. Otto Kepka, Graz, Zoolog. Institut d. Universität. Osterreich. Sonderheft 11/1960 77 Ergebnisse der Fledermausberingung und biologische Beobachtungen an Fledermäusen in der Oberlausitz Von G. NATUSCHKE, Bautzen (Mit 3 Abbildungen) Um eine Lücke in der Bearbeitung der Fauna der Oberlausitz zu schließen, be- gann der Verfasser 1952 unter Mitarbeit von M. Krätschel faunistische, Ökologische und biologische Beobachtungen an den dort vorkommenden Fledermäusen Zu sammeln. Wesentlich erleichtert wurde diese Arbeit durch die Markierung der Tiere, mit der dank der freundlichen Vermittlung durch Herrn Prof. Dr. Eisentraut im gleichen Jahr begonnen werden konnte. Für die folgende Zusammenstellung stellte Herr Dr. G. Creutz, dem ich auch für seine Unterstützung unserer Arbeit, vor allem im Gelände der Vogelschutzstation Neschwitz, danke, seine Beringungs- unterlagen zur Verfügung. Das Beobachtungsgebiet Das Beobachtungsgebiet liegt in Ostsachsen. Es wird im Süden von der Staatsgrenze zur CSR begrenzt, nach Norden zu verläuft die Grenze des Beobachtungsgebietes etwa auf der Linie Staatsgrenze—Kamenz. Sie zieht sich dann nach Osten über Hoyerswerda nach Niesky und schließlich nach Süden über Löbau wieder zur Staatsgrenze hin. Naturräumlich gliedert sich dieses Gebiet in drei Einheiten: Im Süden liegt das stark bewaldete Granitmassiv des Lausitzer Berglandes. Nach Norden klingen die Berge in das hügelige Lausitzer Gefilde aus. Dies ist zum größten Teil von Staublehm bedeckt und steht fast ausschließlich unter landwirtschaftlicher Nutzung. Daran schließt sich im Süden die von diluvialen Sanden bedeckte Lausitzer Niederung an. Ein hoher Grund- wasserstand begünstigte hier die Anlage zahlreicher Teiche, in deren Nähe vielfach recht naturnahe Bruch- und Auenwälder zu finden sind. Auf grundwasserfernen Standorten herrschen dagegen Kiefernforste vor. DieBeringung Da, durch den geologischen Aufbau der Lausitz bedingt, den Fleder- mäusen hier außer Kellerräumen und Gewölben weder natürliche Felsen- höhlen noch Stollen oder Schächte für ihren Winterschlaf zur Verfügung stehen, wurden im Untersuchungsgebiet bisher nur sehr wenige winter- schlafende Exemplare angetroffen. Es konzentrierte sich daher unsere Arbeit auf die Beringung der Fledermäuse in ihren Sommerquartieren 78 zool. Beitr. G. Natuschke | @ OALTTEICH | @O HOvERSWERDA © LOHSA I @O WITICHENAU o (90 GROSSARCHEN SÁ UHysT HERMSDORF Q (Y | KONIGSWARTHA @ O Y a verers. HAIN @)O NEUDORF ® fe) COMMERAU Po ZESCHA KAUPPA (0) O SPREEWIESE NESCHWITZ ge O Ly BOO OLUPPA tay Bo aurrau KO GROSSDUBRAU ne Or O BARUTH @ O KLEINWELKA © ocrévirz OSBAUTZEN = WEISSENBERG O MELAUNE @ O nostitz (B o HOCHKIRCH Qo @ ox SORNSSIG @ 0 & cunewaLor O KEMNITZ O DIE VERTEILUNG DER WOCHENSTUBEN mm —— ns ¿Mo IM UNTERSUCHUNGSGEBIET @ myotis myoris @ MYOTIS MYSTACINUS ED NYCTALUS NOCTULA (Y PLeEcoTus Auritus 5) EPTESICUS SEROTINUS @ PIPISTRELLUS PIPISTRELLUS ($9) BARBASTELLA BARBASTELLUS (O MYOTIS DAUBENTONII Abb. 1 oe left Fledermausberingung in der Oberlausitz 79 Die meisten Tiere wurden während ihres Tagesschlafes, besonders in den Wochenstubenkolonien, gefangen. Zum Fang der Tiere verwendeten wir einen Sack, der durch einen Metallbügel offengehalten wird. Dieser Bügel erleichtert die Arbeit. wenn in kurzer Zeit eine größere Anzahl von Tieren gefangen werden soll, wie dies bei der Beringung von Wochenstubenkolonien der Fall ist. Nach dem Fang wird der Sack mit dem geschlossenen Ende nach oben aufgehängt. Die Tiere klettern daraufhin nach oben, formieren sich dort zu einem Klumpen und kommen dann meist bald zur Ruhe. Sie können jetzt zur Beringung einzeln gegriffen werden, die dadurch ohne verhältnismäßig viel Störung für die Tiere abgeht. Trotzdem fingen wir meist nur einen Teil der Insassen der Wochen- stuben. Da die Tiere in den Wochenstubenkolonien meist wach sind oder nur sehr leicht schlafen, zerstreuen sie sich schnell oder fliegen ab, wenn man in der Nähe ihres Schiafplatzes erscheint. Um alle Fledermäuse zu greifen, braucht man dann sehr viel Zeit, und die Störung der noch freien und schon gefangenen Tiere würde sich unnötig lange ausdehnen, wollte man alle Tier der Wochenstubenkolonie beringen. Besonders gefährlich wirkt sich dies für die schon gefangenen Fledermäuse aus. In dem Sack sind sie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeengt, und hält man sie lange gefangen, kann es zu Beißereien kommen, die nicht immer ohne Verlet- zungen abgehen. Zwar beeinträchtigt es die Beringungsergebnisse und erschwert ihre Auswertung, wenn man nicht alle Insassen einer Wochenstubenkolonie beringt, jedoch steht hier die Achtung vor dem Tier und die Pflicht vor dem Gesetz höher als das Streben nach einer Erkenntnis, die zwar in längerer Zeit, aber für die Tiere in schonender Weise gewonnen werden kann, wenn der Beringer umsichtig arbeitet und das Tier schont, zu dessen Schutz er letztlich beauftragt ist. Wo ein Fangen der Tiere während der Tagesruhe nicht möglich war, etwa bei baumbewohnenden Arten, benutzten wir zum Fang ein Vogel- Spiegelnetz, das wir vor dem Ausflugloch des Schlafquartiers aufspannten. Vor der Verwendung entfernten wir aus dem Netz die äußeren diagonal gespannten Fäden. Es wurde am unteren Ende mit Bleikugeln beschwert und so zwischen zwei Stangen aufgehängt, daß es schnell herabgelassen werden konnte, wenn sich eine Fledermaus darin verfangen hatte. Im all- gemeinen wurden recht gute Erfolge mit dieser Fangmethode erzielt Am besten ließen sich damit Abendsegler fangen. Diese Tiere besitzen schon beim Start zum Flug eine große Fluggeschwindigkeit und können kurz vor dem Netz nicht mehr ausweichen, wenn sie es erkannt haben. Einige Male ließen wir das Netz vor Abendsegler-Bäumen einige Stunden hän- gen und konnten dadurch auch zum Schlafplatz zurückkehrende Tiere fangen. = (no 80 GN atusc hke | Sol Betts Bei langsamer fliegenden Arten, die schneller zu wenden vermögen, waren die Fangergebnisse schlechter. Das Netz muß in diesem Falle sehr nahe vor dem Ausflugsloch der Tiere aufgespannt werden, wodurch sich jedoch seine Handhabung erschwert. Außerdem ist ein befriedigendes Fangergebnis bei der Verwendung von Spiegelnetzen nur bei windstillem Wetter zu erreichen, denn bei Luftbewegung beult es sich aus oder kommt ins Flattern. Dabei nähern sich die Maschen einander oder stehen nicht mehr rechtwinklig zur Flugrichtung der Tiere. Dadurch wird das Gewebe von den Fledermäusen als Hindernis erkannt, und die Tiere sind in der Lage, ihm auszuweichen. Dieser Nachteil entfällt bei der Benutzung von Drahtkäfigen, wie sie Bels beschrieben hat. Wir verwendeten sie zum Fang von Abendseglern und Wasserfledermäusen. Mehrere Versuche, Zwergfledermáuse mit die- sen Käfigen zu fangen schlugen allerdings fehl. Die Tiere erschienen zwar am Ausflugloch, sie entschlossen sich aber nicht herauszukommen. Wie sich andere Arten gegenüber diesen Käfigen verhalten, wurde noch nicht erprobt. Bisher in der Oberlausitz beringte Fledermäuse Von den 20 in Deutschland vorkommenden Arten der Fledermäuse stellten wir bisher in der Oberlausitz 10 fest. Dies sind fast alle Arten, die hier zu erwarten sind. Bei den fehlenden handelt es sich entweder um seßhafte Arten, die sich nicht weit von ihren Winterquartieren entfernen, die ihnen aber in der Lausitz nicht zur Verfügung stehen (z. B. die beiden Rhinolophus-Arten), oder um Arten, deren Verbreitungsgebiet die Ober- lausitz nicht erreicht (z.B. Myotis emarginatus, Eptesicus nilssoni, Mini- opterus schreibersi). Zu erwarten wären noch Nyctalus leisleri, Vesper- tilio murinus und Myotis bechsteini. Art und Zahl der von uns beringten Fledermäuse gibt die folgende Aufstellung wieder: Mausohr (Myotis myotis) 1063 Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) 363 Wasserfledermaus (Myotis daubentoni) 244 Bartfledermaus (Myotis mystacinus) 163 Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) 135 Langohrfledermaus (Plecotus auritus) 84 Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) 33 Fransenfledermaus (Myotis nattereri) 27 Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) 4 Teichfledermaus (Myotis dasycneme) 2 2118 Dr. G. Creutz beringte in der Umgebung der Vogelschutzstation Neschwitz: Langohrfledermaus (Plecotus quritus) Wasserfledermaus (Myotis daubentoni) & O1 Fledermausberingung in der Oberlausitz 81 Sonderheft 11/1960 Bartfledermaus (Myotis mystacinus) Fransenfledermaus (Myotis nattereri) Mausohr (Myotis myotis) Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) Rauhhautfledermaus (Pipistrellus nathusii) Re rr RS pd In dieser Aufzählung sind die Arten in der Reihenfolge der Anzahl der markierten Tiere angefuhrt. Ordnet man die Arten nach ihrer Haufigkeit, so ergibt sich nach dem jetzigen Stand der Untersuchungen etwa folgen- des Bild: Zwergfledermaus Mausohr, Breitflugelfledermaus Langohrfledermaus, Wasserfledermaus, Bartfledermaus, Abendsegler, Mops- Fransenfledermaus, Teichfledermaus, Rauhhautfledermaus. fledermaus Die TagesschlafplätzederFledermäuse inder Oberlausitz Da der größte Teil der Fledermäuse an ihren Tagesschlafplätzen beringt wurde, sei eine Übersicht über die Sommerquartier der Fledermäuse in der Oberlausitz gegeben. A) Wochenstuben (Gesamtzahl 47) Art Bartfledermaus (Myotis mystacinus) Mausohr (Myotis myotis) Wasserfledermaus (Myotis daubentoni) Breiflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) Abendsegler (Nyctalus noctula) Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) Quartiertypen 4 Kolonien hinter Fensterläden, 2 Kolonien im Balkenwerk schiefergedeckter Häuser 3 Kolonien in Zwiebelkuppeln von Kirchtürmen, 5 Kolonien auf geräumigen Dachböden v. Kirchen u. Wohnhäusern, eine Kolonie in einem tiefen Mauer- loch in einem Kirchturm je eine Kolonie in einer Baum- höhle, unter einer Holzverklei- dung auf dem Dachboden eines Wohnhauses, hinter der hölzer- nen Verkleidung des Giebels eines Fachwerkhauses 7 Kolonien unter den Firstzie- geln v. Wohnhaus- u. Kirchen- dächern, 2 Kolonien zwischen der Holzverkleidung und dem Blechbeschlageines Wohnhauses und eines Kirchturms 4 Kolonien, sämtlich in hohlen Bäumen 3 Kolonien hinter Fensterläden, 2 Kolonien in Ziegelhohlwänd., 1 Kolonie in schmalen Spalten unter Pappdächern, eine Kolo- nie unter der Dachbodendielung eines Wohnhauses Orte der Wochen- stubenkolonien Großdubrau, Kauppa, Petershain, Melaune, Nostitz, Pließkowitz Kemnitz, Cunewalde, Kittlitz, Hochkirch Baruth, Königswartha, Lohsa, Wittichenau, Hoyerswerda Guttau, Neschwitz, Spreewiese Weißenberg, Bautzen, Radibor, Gröditz, Königswartha, Altteich, Uhyst (2 Kol.), Groß- särchen Neschwitz, Zescha, Großdubrau, Spree- wiese Kleinwelka, Guttau, Commerau, Neudorf, Neschwitz, Groß- särchen, Radibor 82 G. Natuschke bee Mopsfledermaus 1 Kolonie hinter Fensterladen Cunewalde (Barbastella barbastellus) Langohr 7 Kolonien auf Dachböden von Sornßig, Hochkirch, Wohnhäusern, eine Kolonie im Spreewiese, Luppa, Balkenwerk des Choraufbaues Hermsdorf, Petershain, einer Kirche Uhyst, Cunewalde (Plecotus auritus) B. Die QuartierederMännchen Art Bartfledermaus (Myotis mystacinus) Mausohr (Myotis myotis) Wasserfledermaus (Myotis daubentoni) Breitflugelfledermaus (Eptesicus serotinus) Teichfledermaus (Myotis dasycneme) Quartiertypen einzeln hinter Fensterladen und hölzernen Firmen- schildern, in Vogelnistkästen einzeln in Balkenlöchern auf Dachböden und Türmen, in Steinspalten unter Brücken, in Toreinfahrten und Steinbrüchen zu mehreren (bis zu 25) in Steinspalten unter Brücken, in Toreinfahrten und Steinbrüchen ein Tier in einer Männchenkolonie des Abendseglers in einer Baumhöhle, sonst einzeln hinter Fensterläden einzeln hinter Fensterläden Fransenfledermaus einzeln hinter Fensterläden, in Steinspalten unter (Myotis nattereri) Brücken und in Toreinfahrten, hinter Rinde Abendsegler zu mehreren in Baumhöhlen (Nyctalus noctula) Zwergfledermaus einzeln hinter Rinde, Fensterladen und hölzernen Fir- (Pipistrellus pipistrellus) menschildern Rauhhautfledermaus einzeln hinter Fensterläden und Rinde (Pipistrellus nathusii) Langohr einzeln auf Dachböden und in Vogelnistkästen (Plecotus auritus) Beobachtungen in den Wochenstubenkolonien A. Die Ankunft der Weibcheninden Wochenstuben- quartieren Nach den bisherigen Beobachtungen vollzieht sich in der Oberlausitz der Einzug der Wochenstubenko!onien des Mausohrs, der Breitflügel- fledermaus und der Bartfledermaus in ihre Quartiere in den ersten Maitagen. So erschien 1954 die Wochenstubenkolonie des Mausohrs in Lohsa am 4.5. und in Hoyerswerda am 3.5. Im folgenden Jahr wurde die „Mausohr- wochenstube Wittichenau” am 2.5. erstmalig in ihrem Quartier angetroffen. Diese Termine liegen zwei bis drei Wochen später als sie Mislin für Bern (1941 in der Nacht vom 13. zum 14. April und 1942 am 12./13. April) und Kolb für Erlangen (1942 am 15. April, 1943 am 4. Mai und 1944 am 13. April) angibt. Möglicherweise kommt der spätere Einzugstermin in der Oberlausitz dadurch zustande, daß die Tiere, die wir hier im Sommer finden, einen weiteren Weg als in anderen Gegenden von ihren Winter- en | Fledermausberingung in der Oberlausitz 83 quartieren zu ihren Sommerquartieren zurückzulegen haben und daher erst Zwischenquartiere beziehen, während sie offenbar in Bern und Er- !angen sofort nach dem Verlassen ihrer Winterquartiere ihre endgültigen Tagesschlafplätze einnehmen. In dieser Richtung liegt auch die Beobach- tung von Kolb, der feststellte, daß 1944 ein Teil der Kolonie das Erlan- gener Wochenstubenquartier wieder verließ und daher vermutet, daß es sich bei diesen Tieren um Fledermäuse handelte, die auf ihrem Weg zu den Wochenstubenquartieren die Erlangeneı Altstadter Kirche als Zwi- schenquartier benutzten. Den gleichen Einzugstermin wie Mislin und Kolb gibt Bels für die Mausohrkolonie im Caestert-Stollen an. Die sich dort versammelnden Mausohrweibchen überwintern im gleichen Höhlensystem oder in den umliegenden Stollen; sie haben dort nur wenige Kilometer oder gar nur einige hundert Meter zu ihrem Wochenstubenquartier zurück- zulegen und begeben sich anscheinend, ohne erst Zwischenquartiere auf- zusuchen, sofort nach ihrem Erwachen aus der Winterruhe zu ihrem Wochenstubenquartier. Die Breitflügelfledermäuse kommen etwa zur gleichen Zeit wie die Mausohren in ihren Wochenstubenquartieren an. 1954 fanden wir die ersten Eptesicus-Weibchen im Wochenstubenquartier Königswartha am 5.5. und in Großsärchen am 2.5. Im folgenden Jahr zogen sie in Groß- särchen ebenfalls am 2.5. und 1958 in Königswartha am 9.5. ein. 1954 konnte der Einzugstermin der Bartfledermaus-Wochenstube in Kauppa und der Zwergfledermaus-Wochenstube in Neudorf genau ermittelt werden. Die Bartfledermäuse kamen am 8.5. und die Zwergfledermäuse am 9h. an). B.Beobachtungenüber den Geburtsterminder Jungen Um unnötige Störungen der Tiere zu vermeiden, ermittelten wir die Geburtsdaten der Jungen nur in solchen Wochenstubenquartieren, in denen die Kontrolle der Tiere ohne nennenswerte Belästigung der Fledermäuse möglich war. Wir verzichteten aus diesem Grunde auch darauf, zur Zeit des Werfens der Weibchen die Wochenstuben so regelmäßig zu kontrol- lieren, wie dies nötig wäre, um sich ein genaues Bild über den Verlauf der Geburtsperiode in einer Wochenstubenkolonie zu verschaffen. Es ergeben daher die hier mitgeteilten, auf Stichproben beruhenden Termine nur recht grobe Werte. *) Nach Abschluß des Manuskripts fanden wir am 1.5. 1960 im Mausohr-Wochen- stubenquartier Kemnitz eine Kolonie von 35 Tieren. Am gleichen Tage waren alle anderen Wochenstubenkolonien des Mausohrs noch nicht besetzt. Kemnitz liegt von allen Wochenstubenquartieren dieser Art den Sudeten am nächsten (Iser- gebirge etwa 50 km). 84 G. Natuschke Ste Die meisten Beobachtungen gelangen uns an der Bartfledermaus. Am 14. 6. 1959 fanden wir in der Wochenstube Kauppa hochträchtige Weibchen und neugeborene Junge. In anderen Jahren, in denen diese Bartfleder- maus-Wochenstube kontrolliert werden konnte, erschienen die Jungen etwa 2 bis 3 Wochen später. So wurden 1956 im 24.6. die ersten Jungen fest- gestellt, und 1953 waren dort am 27.6. die ältesten Jungen nur wenige Tage alt. Sicher ist der zeitigere Geburtstermin der Jungen im Jahre 1959 auf die extrem warme Witterung in den Monaten März und April dieses auch weiterhin ausnehmend trockenen und warmen Jahres zurückzuführen. Die Temperaturen der Monate März und April brachten nach dem Jahres- bericht 1959 der Witterungsübersicht für Sachsen „außerordentlich positive Abweichungen vom langjährigen Mittelwert”. Dies hatte (ebenfalls nach die- sem Jahresbericht der Witterungsübersicht) zur Folge, daß der Wetter- ablauf der Monate März und April die Entwicklung der Vegetation so stark begünstigte, daß diese gegenüber normalen Jahren um mehrere Wochen verfrüht war. Der zeitigere Geburtstermin der Jungen zeigt, daß durch die Wärme der Frühjahrsmonate offenbar die Weibchen weniger in Lethargie verfielen als in normalen Jahren und sich daher, wie dies durch die Labor- Untersuchungen von Eisentraut bekannt ist, die Entwicklung der Jungen beschleunigte. Möglicherweise beendeten zudem die Tiere in diesem Jahre eher als sonst ihren Winterschlaf, so daß die Ovulation der Weibchen und damit die Befruchtung der Eier früher als in normalen Jahren erfolgte. Die gleiche Beobachtung wie an der Bartfledermaus machten wir 1959 auch an der Breitflügelfledermaus. Wir fanden in diesem Jahre in der serotinus-Wochenstube in Uhyst am 14.6. Junge bis zum Alter des Augen- öffnens, während in der gleichen Wochenstube am 15.6.1953 nur einige neugeborene Junge vorhanden waren. Zwei Beobachtungen an der Zwergfledermaus lassen darauf schließen, daß in den betreffenden Jahren die Geburt der Jungen in den Tagen um den 15.6. erfolgte. So waren bei einer Kontrolle der Wochenstube Com- merau am 22.6.1954 die meisten der Jungen etwa eine Woche alt, und am 12. 6. 1957 fanden wir bei einer Kontrolle der gleichen Wochenstube hoch- trächtige Weibchen und ein neugeborenes Jungtier. Schließlich notierten wir noch an drei weiteren Arten Einzelbeobach- tungen. Bei allen drei liegen die Geburtstermine der Jungen später als bei der Bartfledermaus, der Breitflügelfledermaus und der Zwergfledermaus. Am frühesten von ihnen scheint die Wasserfledermaus ihre Jungen zu werfen. 1955 waren am 3.7. in der Wochenstubenkolonie dieser Art in Guttau die Jungen etwa eine Woche alt. Bei der Langohrfledermaus hingen am 16.7.1955 und am 17.7. 1956 in der Wochenstubenkolonie Petershain fast alle Jungtiere noch fest an den Zitzen der Weibchen. Schließlich konnten wir 1955 und 1957 dank der Benachrichtigung durch Frau Stations- schwester Ey die einzige uns in der Oberlausitz bekannte Wochenstuben- Fledermausberingung in der Oberlausitz 85 Sonderheft 11/1960 gesellschaft der Mopsfledermaus schon wenige Tage nach dem Zeitpunkt aufsuchen, an dem sie hinter einem der Fensterladen der Lungenheilstätte Cunewalde erstmalig fiir die betreffenden Jahre beobachtet worden war. 1955 wurde uns die Ankunft der Tiere am 2.8. gemeldet, und bei der Kontrolle fanden wir etwa 30 Mopsfledermause vor, die noch fast nackte Junge bei sich trugen. 1957 waren am 12.8. die Mehrzahl der Jungen nicht älter als 14 Tage. GaGameinsames Vorkommen verschiedener Arten in einer Wochenstubenkolonie Verschiedene Arten in einer Wochenstubenkolonie fanden wir nur ver- hältnismäßig selten; aber auch wenn wir entsprechende Beobachtungen machen konnten, waren es immer nur einzelne oder nur wenige Fleder- mäuse, die wir in den Wochenstubengesellschaften anderer Arten antrafen. Von Mischkolonien kann man daher wohl kaum sprechen, zumal anzuneh- men ist, daß es den Besucher fremder Wochenstuben mehr auf das Quartier als auf die Kolonie ankam, denn meist saßen die Gäste etwas abseits von der Wochenstubenkolonie, und Junge fanden wir nur einmal bei einer Rauhhautfledermaus, die sich in einer Wochenstubenkolonie der Bart- fledermaus aufhielt. Dieser Rauhhautfledermaus mag es wohl unter allen Weibchen, die wir in fremden Wochenstuben beobachteten, am meisten an der Teilnahme am Leben der Kolonie gelegen gewesen sein, denn in der Oberlausitz ist die Rauhhautfledermaus recht selten, und es ist daher denk- bar, daß dieses Tier die Kolonie aufgesucht hat, weil ihr der Anschluß an eine Wochenstubengesellschaft ihrer Art nicht gelungen war. Tabelle 1 Gemeinsames Vorkommen verschiedener Arten in den Wochenstubenkolonien Datum koloniebildende Ort fremde Art Zahl Bemerkungen Art 19.5.55 Pipistrellus Commerau Myotis 372 pipistrellus mystacinus 12.6.57 Myotis Kauppa Pipistrellus DR mystacinus pipistrellus 1 4 14.6.59 Myotis Kauppa Pipistrellus 2 mystacinus pipistrellus 7.6.57 Myotis Kauppa Pipistrellus 1 2 mit 2 Jungen. mystacinus nathusii Kol. bestana aus 51 hochtracht. Tieren 6755 “Myotis Kauppa Pipistrellus 1 6 mystacinus nathusii 8.5.58 Nyctalus Neschwitz Myotis ae noctula daubentoni 19.5.59 Nyctalus GroBdubrau Myotis ile noctula daubentoni D. Die Kolonietreueder Weibchen Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Wochenstubenkolonien der meisten Fledermausarten im Laufe des Sommer mehrfach ihre Quartiere 86 G. Natuschke | Ess wechseln. In der Literatur wurde dieses Verhalten bisher vom Abend- segler von Bels, Ryberg und Löhrl und von der Bechsteinfledermaus eben- falls von Löhrl beschrieben. Reuter (1903) führt dieses Verhalten auch von der Bartfledermaus an. Mislin, der den spontanen Heimwechsel in Labor- experimenten an der Großhufeisennase, am Abendsegler und am Mausohr feststellte, bezeichnete dieses Phänomen als fledermaustypische Verhal- tensweise. In unserem Untersuchungsgebiet stellten wir den spontanen Quartier- wechsel der Wochenstubenkolonien bei allen beobachteten Arten, von denen wir Wochenstubenkolonien fanden, also bei Myotis myotis, Myotis daubentoni, Myotis mystacinus, Piecotus auritus, Barbastella barbastellus, Pipistrellus pipistrellus und Nyctalus noctula fest. Nur von Eptesicus sero- tinus liegen noch nicht genügend Beobachtungen darüber vor. Am deutlichsten zeigt sich der spontane Quartierwechsel bei der Ko- lonie der Zwergfledermaus in Neudorf. Wir fanden diese Wochenstuben- gesellschaft bisher an sieben verschiedenen Stellen. Besonders bemerkens- wert ist dabei, daß diese Kolonie anscheinend immer geschlossen in dem Quartier versammelt war, in dem wir sie jeweils antrafen. Einige Male kon- trollierten wir am gleichen Tage mehrere andere uns für diese Kolonie be- kannten Tagesschlafplatze und fanden sie leer. Die Mausohrkolonie Königswartha fanden wir bisher an vier verschie- denen Stellen. Wir kontrollierten diese Kolonie fortlaufend seit 1952; sie enthält daher einen großen Teil beringter Tiere, die wir an allen Stellen in größerer Anzahl wiederfanden. Es zeigte sich dadurch, daß es sich in allen vier Quartieren um die gleiche Kolonie handelte. Die Mausohr- weibchen finden sich im Frühling zuerst auf dem Dachboden eines Wirt- schaftsgebäudes in Königswartha zusammen. Damit das Getreide, das früher auf diesem Dachboden eingelagert wurde, nicht an der Stelle, wo der Schornstein durch die Dielung führt, in das untere Stockwerk hinab- rieseln kann, wurde der Schornstein in der Höhe der Dielung mit Brettern verkleidet. In dem schmalen Hohlraum unter diesem Verschlag entdeckten wir die Tiere am 18. 5. 1957. Der Speicherverwalter hatte die Fledermäuse schon längere Zeit vorher schreien gehört und mehrere Male im unteren Stockwerk den Kot weggeräumt. 1958 fanden wir sie an der gleichen Stelle am 9.5. vor. Da an diesem Schornstein die Ofen der Wohn- und Büroräume des Hauses angeschlossen sind, strahlt sein Mauerwerk tagsüber Wärme aus, die übrigens von den Brettern im Quartier der Tiere zurückgehalten wird. Die Mausohren haben sich demnach dort ein Quartier ausgesucht, das ihnen anscheinend für die kühlen Frühlingtage optimale Bedingungen bietet. Die Kotmenge und der erhebliche Besatz an Wanzen (Cimex lectu- larius) läßt darauf schließen, daß dieses Quartier schon seit mehreren Jah- ren von Fledermäusen bewohnt wird. Später halten sich die Tiere vorüber- gehend in der Laterne des Turmes der etwa 500 m von diesem ersten re | Fledermausberingung in der Oberlausitz 87 Sommerquartier entfernt liegenden Kirche auf. Auch hier ist es sehr eng, sie zwängen sich dort in der Spitze zusammen, wo die Balken zusammen- stoßen. Die Laterne ist mit Blech bedeckt und völlig frei von Zugluft. Ende Mai, Anfang Juni erscheinen die Mausohren dann in der geräumigen Zwiebelkuppe des Kirchturmes. Sie bekommen dort ihre Jungen und blei- ben, von einigen Abstechern auf den Dachboden der Kirche abgesehen, dort bis zum Beginn der Auflösung der Wochenstuben. Die Jungtiere bil- den dann noch eine Kolonie, die wir mehrmals in einem Mauerloch des Kirchturmes fanden. Unsere Beobachtungen vor allem an Wochenstubenkolonien Hoyers- werda, Wittichenau, Cunewalde und Königswartha lassen darauf schließen, daß sich auch die Wochenstubenkolonien des Mausohrs, wie dies durch Bels vom Abendsegler bekannt ist, bisweilen gleichzeitig auf mehrere Quartiere verteilen. In der einfachsten Weise formiert sich eine Kolonie in mehrere Teilkolonien in verschiedenen Räumen des gleichen Gebäudes. So fanden wir am 24.7. die Kolonie Königswartha in. zwei fast gleich große, aus Alt- und Jungtieren bestehende Kolonien geteilt, von denen sich die eine in der Kuppel des Kirchturmes und die andere auf dem Dach- boden der Kirche aufhielt. Bis zur weiteren Entfernung der Kolonieteile voneinander in getrennte Gebäude besteht sicher nur ein gradueller Unter- schied. Wir konnten zwar solche Teilkolonien in verschiedenen Gebäuden noch nicht finden, für eine Teilung spricht aber, daß wir zu wiederholten Malen in den Wochenstubenquartieren des Mausohrs in Cunewalde, Hoyerswerda, Wittichenau und Königswartha nur einen Teil der uns be- kannten Kolonien antrafen. Ausgehend von diesen Beobachtungen habe ich in den folgenden Ta- bellen jene Kolonien, die sich durch die Beringung als zu einer einzigen Wochenstubenkolonie zugehörig erwiesen, obwohl sie nacheinander oder gleichzeitig verschiedene Quartiere bewohnen, als eine Wochenstuben- kolonie gezählt und dieses Kapitel mit der Bezeichnung ,Kolonietreue” überschrieben. Die gebräuchlichen Bezeichnungen ,Ortstreue” und „Quar- tiertreue” wären hier fehl am Platze. Sie treffen zwar für die im Sommer einzeln ruhenden Männchen und vielleicht auch für die Männchenkolonien und für winterschlafende Tiere zu. Hier kann man mit Berechtigung von einer Bindung an das Quartier sprechen. Für die Weibchen tritt jedoch während des Sommers noch die Bindung an die Wochenstubengesell- schaft auf, die durch diesen Ausdruck charakterisiert werden soll. a) Wiederfänge inder:gleichen Wochenstuben- kolonie Die Tabellen 2, 4 und 6 geben Auskunft über die Wiederfunde bering- ter Fledermausweibchen im gleichen Quartier. Dabei nennt die Zahl über der Stufenlinie die Anzahl der in dem betreffenden Jahr neuberingten Tiere. Links davon sind die Wiederfunde der in den vergangenen Jahren 88 G. Natuschke ( Bonn, Es Beitr. in diesen Gesellschaften beringten Tiere angeführt. So wurden z.B. nach Tabelle 2 in Königswartha 37 Weibchen im Jahre 1954 beringt. Unter den Wiederfunden befand sich ein 1952 beringtes und 7 im Jahre 1953 beringte Weibchen. Da durch die jährlichen Beringungen auch die Anzahl der in betreffenden Wochenstubengesellschaften beringten Tiere steigt, erhöht sich auch von Jahr zu Jahr der Prozentsatz der schon markierten Fleder- mäuse unter den gefangenen Weibchen. Aus ihm läßt sich schließen, daß ein Teil der Fledermäuse im Frühjahr wieder zu seinen Wochenstuben- gesellschaften zurückkehrt. Daß in der Steigerung des Prozentsatzes der Wiederfänge vom Gesamtfang kein bestimmtes Verhältnis zu erkennen ist, liegt sicher vor allem daran, daß nur in Ausnahmefällen alle Tiere der Wochenstubenkolonien gefangen wurden. Am deutlichsten zeigt sich dies in der letzten Spalte der Tabelle 2. Wir suchten 1959 die Kolonie während einer kurzen Regenperiode im Juli des Jahres auf. Durch die tiefe Um- gebungstemperatur waren die Tiere lethargisch, und es gelang uns daher, erstmalig alle Fledermäuse der Kolonie zu fangen. Da in den Jahren 1957 und 1958 in dieser Wochenstubenkolonie nur wenige Tiere beringt wor- Tabelle 2 Beringte und wiedergefundene Weibchen von Myotis myotis in der Wochenstubengesellschaft Königswartha a 1D (eb) - os gs 595 US Eee Jahre 1952. 19535 19394 = 719555 LODO LISA 2195821959 un "3 3 SH 1952. = [212 re 1953 274. 1000 18 2. Al 1954 1 7 37 45 A 1955 1 2 2 205050 31 5 12,9 1956 1 4 8 — 1 Di 13 48,1 1957 = 1 7 2 2 | Gras 18. 27712226616 1958 1 3 3 — 1 1 los 14 64,2 1959 1 1 2 2 a 2 1 | 43 32 9 173 Tabelle 3 Wiederfunde von Weibchen von Myotis myotis in der Wochenstubengesellschaft Königswartha Jahr nach beringte Wiederfunde der Bering. Tiere Zahl % if. 116 15 12,9 Ze lA! 16 14,4 3: 105 12 11,4 A, 91 7 77. of 65 > 72 6. 28 2 Hail 7 12 1 8,3 ee Fledermausberingung in der Oberlausitz 89 den waren, belief sich die Zahl der Neuberingungen beim Fang 1959 recht hoch und der Prozentsatz der Wiederfänge sank von 64,2 (1958) auf 17,3 ab. In den Tabellen 3, 5 und 7 finden wir in der Spalte „beringte Tiere" die Anzahl der vorher beringten Weibchen, die wieder gefangen werden können, wenn sie alle zu der Kolonie, in der sie markiert wurden, zurück- kehren. Unter ,Wiederfund” ist die Anzahl der tatsächlich wiedergefange- nen Weibchen und ihr Prozentsatz zur Zahl der möglichen Wiederfänge angegeben. Er ist recht niedrig. Bei der Beurteilung ist aber zu berück- sichtigen, daß aus den schon geschilderten Gründen, von wenigen Aus- nahmen abgesehen, nur höchstens bis zu 50% der in den Kolonien ver- sammelten Tiere gefangen wurden. Wir trafen daher bei jeder Beringung alte Weibchen an, die in den vergangenen Jahren hätten beringt werden müssen, wenn wir immer alle Tiere gefangen hätten. Andererseits konnte dadurch jährlich nur ein Teil der schon beringten Tiere gefangen werden. Der Prozentsatz der Wiederfänge würde sich weiter erhöhen, wenn man die jährliche Verlustrate der Tiere in die Berechnung einbeziehen würde. Daß jedoch auch unter den besten Untersuchungsbedingungen und unter Berücksichtigung aller Faktoren wenigstens beim Mausohr nie sämtliche Tabelle 4 Beringte und wiedergefundene Weibchen von Myotis mystacinus in der Wochen- stubengesellschaft Kauppa Re 2 58 63 ee a Jahre 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 199 wn Us WS 1952 | 4 A ei Ze O OR REN O Y Ae 5 to | 1955 — 3 9 | 26 ir 7.315 ce er |g i - 7. 588 ¡05 = 4 ae = [40 25 500 fase ee 1 A E AO GAS 1959 1 E = ies 1 DE e E Fat Tabelle 5 Wiederfunde von Weibchen von Myotis mystacinus in der Wochenstubengesellschaft Kauppa Jahr nach beringte Wiederfunde der Bering. Tiere Zahl % ike 104 21 20,2 2% 99 13 134 3 89 10 112 4, 84 12 14,3 I. 58 3 352 6. 30 3 10,0 7: 4 1 25,0 a 0 eel Tr, oA ao wig * al o—s. TE >= - LEX du TAM A Bonn. 90 G. Natuschke ta Beitr. Tabeile 6 Beringte und wiedergefundene Weibchen von Eptesicus serotinus in der Wochenstubengesellschaft Großsärchen samtfang davon Wiederf. % v. Ge- Jahre 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1953 | 50 | Et de), ET ep NS) Summe i) 00 Ww nn ha 1954 er 1955 7 18 | 11 25 569,3 1956 7 14 2 ae DADES 1957 3 5 — 3 a2 11 47,8 1958 = = — -- — 9 -- = 1959 = 8 2 4 = 4 | = 18 18 100,0 Tabelle 7 Wiederfunde von Weibchen von Eptesicus serotinus in der Wochenstubengesellschaft Großsärchen Jahr nach beringte Wiederiunde der Bering. Tiere Zahl % E 167 55 32,9 2» 158 21 13,2 2) 146 16 10,9 4, 115 5 4,3 O: 104 8 7,6 6. 50 — = zu erwartenden Weibchen in ihren Wochenstubenkolonien gefangen w.er- den kónnen, hat seinen Grund im gelegentlichen Koloniewechsel der Tiere, der sich dadurch zeigt, daß sich beringte Fledermäuse in fremden Wochenstuben der gleichen Art aufhalten. b) Wiederfange von Weibchen in fremden Wochen- stubengesellschaften der gleichen Art Ein Uberwechseln von Fledermausweibchen in andere Wochenstuben- cesellschaften beobachteten wir bisher nur bei Myotis myotis und bei dieser Art nur zwischen den Wochenstubengesellschaften Hoyerswerda, Wittichenau, Königswartha, Lohsa und Cunewalde (Abb. 2). Inden Wochen- stuben Hochkirch, Baruth, Kittlitz und Kemnitz fanden wir bisher noch keine in anderen Kolonien beringten Tiere. Ob auch diese im Osten des Beobachtungsgebietes beheimateten Kolonien von Angehörigen der erst- genannten Gesellschaften aufgesucht werden oder umgekehrte Überflüge stattfinden, können erst die Kontrollen in den nächsten Jahren erweisen, denn in den Wochenstuben Kittlitz und Kemnitz wurde die Beringung erst Tr Fledermausberingung in der Oberlausitz Sonderheft 11/1960 HOYERSWERDA KONIGSWARTHA CUNEWALDE (19) Abb. 2 Überwechseln von myotis-Weibchen in andere Wochenstuben- gesellschaften (Erklärungen siehe Tab. 8, S. 92). in den letzten Jahren begonnen, und die Kolonie Hochkirch suchten wir bisher erst einmal auf, wobei wir lediglich zwei Tiere beringten. In der Tabelle 8 sind die Wiederfänge von Myolis myolis in fremden Wochenstubenkolonien zusammengestellt. Darunter befinden sich einige, die im gleichen Sommer zu einer anderen Kolonie überwechselten. Ein Weibchen (X 101428, Tabelle 9) fanden wir sogar einen Tag nach der Kon- trolle in einer fremden Wochenstubengesellschaft wieder. Das Tier ist demnach in einer Nacht von Königswartha zur etwa 10km davon entfern- ten Kolonie Lohsa geflogen. zool. Beitr. 92 G. Natuschke bo Tabelle 8 Wiederfánge von Myotis myotis-Weibchen in fremden Wochenstubenkolonien Wiederfunde in Wochenstub.- Anzahl der fremd. Wochen- Prozentsatz kolonie beringten ?? stubengesellsch. d. Überflüge Hoyerswerda 33 2 6,0 Wittichenau 76 9 11,8 Konigswartha 116 3 2,6 Lohsa 191 13 6,8 Summe 416 27 6,4 Tabelle 9 Koloniewechsel von Mausohrweibchen innerhalb eines Jahres Ring- kontrolliert wiedergefunden nummer in am in am iO TAA Lohsa DR: DIOL: Konigswartha Dont: Xe 9830 Lohsa 27.09.94 Wittichenau 9.6: X 9850 Lohsa Di eo: Wittichenau 2827. X 101383 Wittichenau 5. 6. 54 Lohsa 267 X 101428 Königswartha DIR IA Lohsa 26.7. X 101738 Lohsa 14.8.55 Konigswartha 19. 8. E. Sonstige Beobachtungen in den Wochenstuben- kolonien Bei der Kontrolle der Wochenstubengesellschaft von Eptesicus sero- tinus in Großsärchen fanden wir am 28.7.1954 auf der Kotschicht der Tiere am Boden des Quartiers 13 tote bis zu etwa 14 Tage alte Jungtiere. Die Kolonie umfafte an diesem Tage 60 bis 80 Alttiere. Da der Dach- boden, auf dem sich die Kolonie befindet, vor uns in diesem Jahre noch von keinem Menschen betreten worden war und weder fur den Einbruch eines Sdugetiers oder eines Eulenvogels irgendwelche Anzeichen festzu- stellen waren, ist es sehr wahrscheinlich, daß dieses Massensterben der Jungen auf besonders ungünstige Witterungsverhältnisse zurückzuführen ist. Der Monat Juli 1954 war außerordentlich kalt und extrem reich an Niederschlägen. Die Witterungsübersicht für Sachsen für das Jahr 1954 bezeichnet den Juli dieses Jahres als den drittkältesten Juli seit 1828 in Dresden. Das Monatsmittel der Lufttemperatur lag in Sachsen im Durch- schnitt um 2,5 Grad zu niedrig. An Niederschlägen fiel in Dresden die größte Monatsmenge seit 1828, und im Kreis Bautzen fielen in diesem Monat an Niederschlägen 273% vom langjährigen Monatsmittel. Die Zahl der Niederschlagstage war stark übernormal, sie betrug in Sachsen durch- schnittlich 26. Wenn man bedenkt, daß an den Organismus der Muttertiere gerade während der Laktationsperiode höchste Anforderungen gestellt werden, so kann man sich vorstellen, daß die Tiere sehr stark geschwächt werden, wenn sie zu dieser Zeit für eine längere Dauer, gezwungen durch Regen und Kälte, nicht ausfliegen und ihren Nahrungsbedarf decken kön- nen. Die Folge davon ist eine Lethargie durch Erschöpfung, die sich un- Fledermausberingung in der Oberlausitz 93 Sonderheft 11/1960 günstig auf die Jungen auswirken muß. Sicher wurde das Verfallen der Tiere in Lethargie noch durch die extrem tiefen Temperaturen in diesem Monat unterstützt. Wie dies aus der folgenden, ebenfalls der Witterungs- übersicht für Sachsen entnommenen Aufstellung zu ersehen ist, über- schritten im Juli 1954 die Höchstwerte der Tagestemperaturen an keinem Tage die Grenze der Tagesschlaflethargie der Tiere, an einigen Tagen lagen sie nahe oder sogar unter der Grenze der Winterschlaflethargie. Tabelle 10 Im Land Sachsen gemessene höchste Tagestemperaturen im Juli 1954 höchste Tages- höchste Tages- Tag temperatur Tag temperatur 1,7. 1954 uber 15 Grad 15. 7. 1954 unter 20 Grad 2. 7. 1954 uber 15 Grad 16. 7. 1954 um 15 Grad 3.7. 1954 um 20 Grad 12.7.1954 über 15 Grad 4. 7. 1954 über 20 Grad 18. 7. 1954 um 20 Grad 92721954 unter 20 Grad 19. 7. 1954 um 15 Grad 6. 7. 1954 um 20 Grad 20. 7. 1954 über 15 Grad 7. 7.1954 unter 20 Grad 21. 7. 1954 über 20 Grad 8. 7. 1954 über 10 Grad DIF ANG um 20 Grad 9. 7. 1954 um 15 Grad 23. 7. 1954 um 20 Grad 10. 7. 1954 unter 20 Grad 24. 7. 1954 um 20 Grad 11. 7. 1954 um 15 Grad 23.1.1954 nahe 25 Grad 12. 7. 1954 um 15 Grad 26. 7. 1954 um 20 Grad 13. 7. 1954 um 15 Grad 27. 7. 1954 über 20 Grad 14. 7. 1954 über 20 Grad 28. 7. 1954 über 20 Grad Wenn wir mit Kolb annehmen, daß während der Gravidität und wäh- rend der Laktationsperiode wirkende Sexualhormone das Temperatur- regulationsvermögen der Fledermausweibchen verbessern und die Tiere dadurch, verbunden mit der in den Kolonien herrschenden Unruhe, auch bei tieferen Temperaturen aktiv bleiben als dies bei Männchen und noch nicht geschlechtsreifen Weibchen der Fall ist, so scheinen doch bei solchen un- günstigen Umständen, wie sie im Juli 1954 herrschten, alle diese Sicherun- gen zu versagen. Man kann sich sogar vorstellen, daß sie sich unter solchen Verhältnissen zum Nachteil für die Tiere auswirken, bedeutet doch Aktivität höherer Verbrauch an Betriebsstoff, und es muß zur vorzeitigen Erschöpfung führen, wenn er nicht gedeckt werden kann. Als weiterhin erwähnenswert erscheint mir eine Beobachtung in der Wochenstubenkolonie Kauppa von Myotis mystacinus. Die Kolonie hält sich dort seit etwa 30 Jahren hinter Fensterläden auf. Von Zeit zu Zeit wechseln die Tiere ihr Quartier und finden sich an einem anderen Fenster- laden des gleichen Gebäudes oder des etwa 50 Meter davon entfernten Nachbargebäudes ein. Da die Tiere dort leicht zu kontrollieren sind, suchten wir sie seit 1952 jährlich mehrmals auf. Wir fanden sie dabei immer geschlossen in ihrem jeweiligen Quartier. Eine Ausnahme stellten wir bei einer Kontrolle am 24.6.1956 fest. An diesem Tage hing hinter einem Fensterladen an der Nordseite des Hauses eine kleine, etwa 15 zool Beitr. 94 G. Natuschke be Tiere zählende Kolonie von hochträchtigen Weibchen. An der Nordseite des gleichen Gebäudes befand sich eine zweite Kolonie. In dieser Gesell- schaft trugen fast alle Weibchen neugeborene Junge bei sich. Zwar unter- ließen wir den Fang und die damit verbundene genaue Kontrolle der Fledermäuse; die in beiden Kolonien in großer Anzahl anwesenden be- ringten Weibchen zeigten jedoch, daß es sich bei beiden Kolonien um Teile der sonst als Ganzes auftretenden Wochenstubenkolonie Kauppa handelte. Ob die Teilung der Kolonie der Bartfledermaus wáhrend der Periode des Werfens der Jungen als eine arttypische Verhaltensweise an- zusehen ist oder durch einmalige äußere Umstände bedingt wurde, können erst weitere Untersuchungen dieser und anderer Bartfledermauswochen- stuben zeigen. Sehr wahrscheinlich ist es aber, daß sich der Fensterladen, hinter dem sich die Weibchen mit den Jungen versammelt hatten, etwa durch einen bestimmten Abstand des Ladens von der Mauer als besonders günstig für die Geburt der Jungen erweist und daß sich die kurz vor dem Werfen stehenden Weibchen dort einfinden, während sich die anderen Tiere, bei denen dieses Ereignis noch nicht so nahe liegt, noch in einem anderen Quartier versammeln. Daß auch die Kolonien anderer Arten vor dem Werfen besondere, für die Geburt und die Aufzucht der Jungen geeignete Quartiere oder Stellen im gleichen Quartier aufsuchen, ist für das Mausohr bekannt und wurde von Kolb beschrieben. Gleiche Beobachtungen konnten wir bei Eptesicus serotinus machen. In Königswartha hält sich die Wochenstubenkolonie dieser Art während des Frühlings und des Frühsommers in einem sehr engen Spalt zwischen der Blechverschalung und der Holzverkleidung eines Daches auf. In der Zeit der Geburt der Jungen versammeln sich die Weibchen wenige Meter von der ersten Stelle entfernt im Balkenwerk im Innern des Dachbodens. Dort steht ihnen mehr Bewegungsfreiheit zur Verfügung, die sie offenbar für den Geburtsvorgang und die Aufzucht der Jungen brauchen. Auch an den Wochenstubenkolonien anderer Arten machten wir Beob- achtungen, die auf diese Verhaltensweise schließen lassen. Besonders deut- lich zeigte sich dies an den Kolonien der Wasserfledermaus in Spreewiese, an der Kolonie der Mopsfledermaus in Cunewalde und den Kolonien der Zwergfledermaus in Neschwitz und Neudorf. Alle diese Gesellschaften er- scheinen kurz vor der Geburt der Jungen in bestimmten Quartieren. Fernfunde Von den in der Oberlausitz beringten Fledermäusen gingen bisher 36 Wiederfundmeldungen ein. Da einige dieser gemeldeten Fledermäuse offen- bar auf dem Jagdflug verunglückten, läßt sich daraus auf ihren Aktions- radius während der Nahrungssuche schließen. Andere Wiederfunde lassen Schlüsse auf die Verbreitung der jungen Männchen nach der Auflösung der Wochenstubenkolonien zu, und schließlich zeigen einige Fernfunde die Richtung und zum Teil die Weite jahreszeitlicher Wanderungen. Sonderheft 11/1960 95 Fledermausberingung in der Oberlausitz | A. Wiederfunde von Fledermáusen, auf dem Jagdflug verunglúckten die anscheinend beringt gefunden Entf. Ring-Nr. Art Sex. am in am in in km X 101455 Myotis 2 25. 7.54 Königs- 29. 7.55 Lissahora 4,5 myotis wartha X 101769 Myotis 2 25.7.55 Baruth 10. 5.58 GroB- 2,3 . myotis saubernitz X 106022 Myotis ? 12. 8.57 Kittlitz 16.8.57 Wohla 2,2 myotis X 109703 Myotis O 21.8.57 Kemnitz 7.9.57 Sohland 51 myotis Z 18398 Barbastella 2 8.8.55 Cunewalde 20.8.55 Steindörfel JO barbastellus 5. Wiederfunde von Mannchen, die in Wochenstuben beringt wurden Entf. zur beringt gefunden Wochen- Ring-Nr. Art am in am in stube km X 9720 Myotis myotis 24.7.53 Lohsa 2.5.54 Burg 9,0 X 9736 Myotis myotis 24.7.53 Lohsa 30. 4.55 Mönau 8,9 X 101620 Myotis myotis 9.7.55 Cunewalde 17.6.57 Lohsa 32,0 X 101693 Myotis myotis 27.5.55 Baruth 10. 9.55 Förstgen 9,0 X 101728 Myotis myotis 18.8.55 Lohsa 3.9.55 Niederkaina 21,5 €. Wiederfunde, die auf jahreszeitliche Wanderun- gender Tiereschließenlassen Art beringt gefunden Entf. Rich- Be- Ring-Nr. Sex. am in am in km tung merkung. X 9579 Myotis 2 7.72.53 Hoyers- iCa: Rathen 354,0 SSW Totfund myotis werda 20.4. 60 X 9768 Myotis 2 24. 7.53 Lohsa 7.11.53 GauBig 29,0 SSW Totfund myotis X 9769 Myotis 6 24. 7.53Lohsa 9.9.94 Polenz- 55,9 SW Totfund myotis tal X 101432 Myotis 6 25.7.54Königs- 28.3.56 Schwep- 26,0 WNW Totfund myotis wartha nitz X 101487 Myotis 2 25.7.54Kónigs- 31.3.56 Moritz- 47,0 SW _ kontroll. myotis wartha burg X 101889 Myotis 2 5§.8.56K6nigs- 4.6.57 Hohn- 42,0 SSW Totfund myotis wartha stein X 104834 Myotis 2 19.7.57Kemnitz 15.10.58Sohland 5.0 N Totfund myotis X 104844 Myotis 6 19.7.57Kemnitz 4.3.58 Alberns- 45 SO Totfund myotis dorf X 104925 Myotis 3 Witti- 23.9.57 Dolni 44,0 S auf Dach- myotis chenau Pous- boden tevnaCSR kontroll. X 191767 Eptesicus 2 17.5.56 Königs- 21.12.56 Nove 83,0 SO i. Winter- serotinus wartha Mesto quartier CSR kontroll. zool. Beitr. 96 G. Natuschke ba Art beringt - gefunden Ent- Rich- Be- Ring-Nr. Sex. am in am in km tung nerkung. X 109752 Nyctalus 6 1.5.58 Nesc- 22. 9°58 Sohland- 732058 Totfund noctula witz Z 16492 Myotis 2 25.8. 53 Klein- 6.7.55 Kauppa 11,0 NO i.Wochen- mystacinus welka stube kontroll, Z 18401 Barbastella 2 6.8.55 Cune- GroB- 16,5 NNW kontroll. barbastellus walde dubrau Z 18585 Plecotus 2 16. 8.57 Spree- 7.3.58 Bautzen 13,0 SW _ i, Winter- auritus wiese quartier kontroll. Z 18587 Plecotus © 5.3.58 Bautzen 25. 4.58 Nesch- 12,0 NW a. Tages- auritus (Winter- 22.4.56 witz schlafpl. quartier) kontroll, Alle in dieser letzten Aufstellung genannten Tiere auBer Z 16492 und Z 18587 wurden im Sommer beringt und auf dem Weg zum Winterquartier oder im Winterquartier selbst wieder aufgefunden (Abb. 3). Die Richtungs- angabe bezieht sich daher auf die Wanderrichtung vom Sommerquartier aus. Myotis mystacinus Z 16492 wurde hinter einem Fensterladen einzeln ruhend angetroffen und beringt; das Tier befand sich offenbar nach der Auflösung der Wochenstube in einem Zwischenquartier. Wieder aufgefun- p HOYERSWERDA ‚nılırc JE N RATHEN EN POIEN LLRs WIEDERFUNDE VON FLEDERMÄUSEN, DIE AUF JAHRESZEIT- os “ss 20025 LICHE WANDERUNGEN SCHLIESSEN LASSEN SOMMERQUARTIERE UNTERSTRICHEN 11/1960 Fledermausberingung in der Oberlausitz 97 Sonderheft den wurde sie in einer Wochenstubenkolonie. Plecotus auritus Nr. Z 18587 beringten wir im Winterquartier und fanden sie ebenfalls einzeln, also offenbar gleichfalls im Zwischenquartier, wieder. Für diese beiden Tiere ist demnach in der betreffenden Spalte die Richtung der Wanderung von der entgegengesetzten Seite angegeben. Durch die Oberlausitz zieht sich der Südrand der norddeutschen Tief- ebene, in der es nördlich vom Untersuchungsgebiet keine natürlichen und sehr wenige durch den Bergbau geschaffenen Höhlen gibt. Solche als Winterquartiere für die Felsfledermäuse geeigneten Räume befinden sich fast ausschließlich südlich vom Beobachtungsgebiet im Erzgebirge, in den Sudeten und in sehr kleiner Anzahl auch im Elbsandsteingebirge. Dies mag der Hauptgrund fur die festgestellte Bevorzugung südlicher Wanderrich- tungen zumindest bei Myotis myotis sein. Leider wurde bisher noch keines von den 1063 von uns beringten Tieren dieser Art im Winterquartier auf- gefunden. Auch eigene Nachforschungen in den dem Untersuchungsgebiet am nächsten liegenden Stollen am Ostrande des Erzgebirges bei Tharandt und im Kalkwerk Braunsdorf (etwa 55 km südwestlich von Bautzen) sowie in dem am Nordrande des Elbsandsteingebirges gelegenen Kalkwerk Zeschnig (34km südwestlich von Bautzen) und drei weiteren Stollen in diesem Gebiet blieben ergebnislos. Herr M. Nevrly (Liberec, CSR), dem ich auf diesem Wege für seine Bemühungen herzlich danke, untersuchte einen großen Teil der auf der Sud- und Westseite des etwa 85 km von Bautzen entfernten Isergebirges gelegenen Stollen. Er fand unter einer größeren Anzahl winterschlafender Fledermäuse kein von uns beringtes Tier. Abschließend sei bemerkt, daß sowohl das Material an beringten Tieren als auch die Versuchsdauer zu kurz ist, um sichere Schlüsse über viele Verhaltensweisen der Fledermäuse im Untersuchungsgebiet, wie z.B. jah- reszeitliche Wanderungen, Aktionsradius der Tiere während des Jagd- fluges, Verbreitung der Jungtiere und Kolonietreue der Fledermausweib- chen zuzulassen. Um zu eindeutigeren Ergebnissen zu gelangen, bedarf es der Fortführung des Beringungsexperiments über weitere Jahre hinaus. Die vorliegende Zusammenfassung unserer Beobachtungen ist daher als ein vorläufiger Bericht über die bisher in der Oberlausitz in Verbindung mit der Fledermausberingung geleistete Arbeit im Rahmen einer Gesamt- einschätzung der mit den Fledermausringen der Vogelwarte Radolfzell er- reichten Ergebnisse zu werten, der einer späteren Ergänzung bedarf. Zusammenfassung In der Oberlausitz suchten Myotis myotis, Myotis mystacinus und Epte- sicus serotinus in den Beobachtungsjahren Anfang Mai ihre Wochen- stuben auf. Der Geburtstermin der Jungen richtete sich nach der jeweiligen Frühjahrswitterung. Einzelne Fledermäuse beziehen gelegentlich Wochen- stuben einer anderen Art. Nur ein Teil (Max. 50%) der in Wochenstuben zool. Beitr. 98 G. Natuschke Es beringten myotis-, mystacinus- und serotinus-Weibchen schloß sich auch in den folgenden Jahren dem gleichen Wochenstubenverband an. Uber- siedlung von einer Wochenstubengesellschaft zu einer anderen im gleichen Sommer konnte für Myolis myotis nachgewiesen werden. Nach vorliegen- den Fernfunden liegen die Winterquartiere der Oberlausitzer Mausohren vorzugsweise sudwestlich der Orte ihres Sommeraufenthalts. Literatur Bels,L. (1952): Fifteen years of bat banding in the Netherlands. Publicaties van het Natuurh. Genootschap in Limburg. Eisentraut, M. (1937): Die deutschen Fledermäuse. Leipzig. —- (1937): Die Wirkung niederer Temperaturen auf die Embryonalentwicklung bei Fledermäusen. Biol. Zbl. 57. — (1943): Zehn Jahre Fledermausberingung. Zool. Anz 144, — (1949): Beobachtung über Lebensdauer und jährliche Verlusiziffern bei Fleder- mäusen, insbesondere bei Myotis myotis. Zool. Jahrb. 78. Kolb, A. (1950): Beitrdge zur Biologie einheimischer Fledermduse. Zool. Jb. (Systematik), Bd. 78, H. 5/6, S. 547-572. Löhrl, H.: Männchengesellschaften und Quartierwechsel bei Fledermäusen. Säugetierk. Mitt., Bd. III, H. 3, S. 103-104. 9 Mislin, R.: Zur Biologie der Chiroptera. Beobachtungen im Sommerquartier der Myotis myotis Borkh. — Revue Suisse de Zoologie, Tome 49, Nr. 10, S. 200-206. Natuschke, G.: Zur Verbreitung der Fledermäuse in der Oberlausitz. Abh. u. Ber. d. Naturkundemuseums Gorlitz, Bd. 34. Ryberg, O. (1947): Siudies on Bats and Bat Parasites, Stockholm, Svensk Natur, 1947, Sluiter, J. W., P. van Heerdt and J: J. Bezem (1956): Population siatis- tics of the bat Myotis mystacinus, based on the marking-recapture method. Arch. Neerlandaises de Zoologie, 12. Witterungsübersicht für Sachsen. Herausgeg. vom Meteorologischen und Hydrolo- gischen Dienst der DDR., Amt für Meteorologie und Hydrologie Dresden. 9. Jahrg., H. 7, Berichtsmonat Juli 1954, H 7. —- Desgl. Jahresbericht 1954. —- Desgl. Jahrg. 14, Jahresbericht 1959. Anschrift des Verfassers: Günter Natuschke, Bautzen, Behringstraße 43. 99 Sonderheft 11/1960 Fledermausberingungen in Leipzig und Umgebung Von E. HUMMITZSCH, Leipzig (Mit 1 Abbildung) Im Jahre 1938 begann ich mit planmäßigen Fledermausberingungen im Gebiet von Leipzig, vor allem in Wochenstuben von Mausohren (Myotis myotis). Die Untersuchungen bestanden in mehr oder weniger regelmäßigen K.ontrollen von solchen Quartieren, und zwar in Leipzig, Grimma, Grethen, Altenbach, Störmthal und Neichen. Die anderen Arten: Fransenfledermaus (Myotis nattereri), Wasserfledermaus (Myotis daubentoni), Mopsfleder- maus (Barbastella barbastellus), Langohrfledermaus (Plecotus auritus) und Abendsegler (Nyctalus noctula), wurden demgegenüber nur mehr ge- legentlich beringt. Die Gesamtzahl der markierten Mausohren beläuft sich auf 1050. Da nicht immer Jung- und Alttiere mit Sicherheit unterschieden wurden, soll von einer Aufteilung nach Alter und Geschlecht abgesehen werden. Alte 4 4 wurden in den Wochenstuben nur ganz ausnahmsweise einmal gefunden. Die Fransenfledermäuse (14 Beringungen) hielten sich in Berlepschen Nisthöhlen auf. Bei den am 30. 6. 1958 gefangenen Exemplaren handelte es sich zweifellos um Bewohner einer Wochenstube; 3 von insgesamt 13 weiblichen Tieren hatten je ein Junges. Ebenso dürfte es sich bei den am 14. 7. 1928 hinter Fensterläden entdeckten Mopsfledermäusen (4 Beringun- gen) um Insassen einer Wochenstube gehandelt haben. Außer den 4 ge- fangenen waren noch 12 weitere Tiere vorhanden, die davonflogen. Die übrigen Arten wurden mit Ausnahme von 4 einzelnen Abendseglern im Winterquartier entdeckt. Dabei fand sich die Wasserfledermaus (1 Berin- gung) in einem Kuhstall, die Langohren (2 Beringungen) in einem Keller und die Abendsegler (21 Beringungen) in hohlen Bäumen. Allgemeine Beobachtungen in den Mausohr-Wochenstuben Im Untersuchungsgebiet wurden die Wochenstuben von Mausohren mit nur einer Ausnahme (Störmthal) auf alten Kirchenböden und -türmen gefunden, also in Quartieren, die allgemein als beliebte Wochenstuben für diese Art bekannt sind. Durch Beringung konnte nachgewiesen werden, daß gelegentlich ein Austausch zwischen benachbarten oder auch weiter entfernten Quartieren stattfindet. So wurde ein am 5. 8. 1951 in der Klosterkirche zu Grimma mit Nr. 17230 bezeichnetes Altweibchen am 7. 6. 1953 und 19. 5. 1955 in der Thomaskirche zu Leipzig (27 km NW) fest- gestellt. In einem anderen Fall wechselte sogar ein geschlossener Verband 100 E. Hummitzsch feos von nachweislich 12 Individuen von der Wochenstube in der Kloster- kirche Grimma zur Frauenkirche im selben Ort über. Es handelt sich dabei um Weibchen, die am 9. 5. 1958 adult beringt und am 14. 6. 1959 wieder- gefangen wurden. Im übrigen zeigten die Kontrollen eine weitgehende Bindung an das einmal gewählte Quartier. Die weiblichen Mausohren sind ab Mai in den Wochenstuben voll- zählig versammelt. Im Jahre 1953 konnten am 7. 6. hochträchtige Weib- chen und neugeborene Junge festgestellt werden. Bemerkenswert ist der Fund eines Weibchens mit 2 Jungen. Dies kommt bei Myotis myotis sehr selten vor, häufiger jedoch bei einigen anderen Arten, wie z. B. beim Abendsegler. Schon im Juli können sich die ersten Tiere aus dem Verband der Wochenstube lösen, wie folgendem Befund zu entnehmen ist. 1939 wurden in der Thomaskirche am 3. 7. ca. 325, am 15. 7. noch ca. 225 fest- gestellt. Am 19. 8. war die Verringerung mit noch etwa 70 Insassen sehr deutlich, bis dann am 9. 9. nur noch 13 Mausohren anwesend waren. Über den Verbleib einzelner Stücke bis Anfang Dezember, wie dies Kolb für Bamberg nachweisen konnte, liegen aus dem Leipziger Raum keine Be- obachtungen vor. Es wäre wichtig, der Frage nachzugehen, wann die Wochenstuben sich in den verschiedenen Gebieten auflösen. Eine Beobachtung über Massensterben von Jungen sei hier noch be- sonders erwähnt. Am 13. 6. 1954 wurden in der Thomaskirche zu Leipzig hochtragende myotis-Weibchen festgestellt. Um Störungen zu vermeiden, unterblieb dann in den folgenden Wochen jede Kontrolle. Bei einer ersten Begehung dieser Wochenstube am 7. 8. lagen 20 Junge verendet am Bo- den. Die Ursache dieser Verluste könnte vielleicht in der langanhalten- den Schlechtwetterperiode während der Zeit der Jungenaufzucht zu suchen sein. Wiederfunde von Mausohren am Beringungsort Die Zahl der am Beringungsort wiedergefundenen Mausohren (vgl. Tabelle 1) ist nicht sehr hoch. In Anbetracht dessen, daß es sich gewöhn- lich um schwer zu kontrollierende Wochenstuben handelt, in denen immer nur ein relativ bescheidener Prozentsatz erfaßt werden kann, ist dies nicht verwunderlich. Ganz allgemein wird, wie schon erwähnt, durch die Wiederfunde die Ortstreue der Mausohren auch für die Wochenstuben bestätigt, worauf im einzelnen hier nicht näher eingegangen werden soll. Nur in wenigen Fällen war ein Wechsel der Wochenstuben festzustellen, worauf bereits hingewiesen wurde. Wie Tabelle 2 zeigt, sucht auch von den Jungtieren eine beachtliche Anzahl die Geburtsstätte wieder auf. Danach sind 23 beringte Weibchen 101 Fledermausberingung in Leipzig | Sonderheft 11/1960 6561 8561 1561 9561, SS6l yS6l OL | I Z € — 9 Z S61 97 7 — I — = A TO E 7 1061 Z I 0561 9 6v61 18 [e er6l ve e I LV61 7] = I evel rel 6P if Orel erl m 6€61 8€61 IOUIUIOS '3pUNJISPIIM VIP JoyUNIep wuelyez ap ‘ue usebunbulieg 19p [yezuy op Ueqeb arutjusjn3s I9p jne UuS—[yez Olq -usIyosnew Uusuebuejebioperm pun usjburieq Hizdiey oumney Wt 6561 SIq gE6T UeIyer Usp ur top Bunjjo}suoururesnz j oToqeL 102 Ee Fim tS eek Bonn. [eee in den folgenden Jahren in die Wochenstube, in der sie zur Welt kamen, zurückgekehrt. Bei den in der gleichen Tabelle aufgeführten 6 Männchen handelt es sich mit einer Ausnahme (Nr. 22) um noch nicht geschlechtsreife, einjährige Stücke. Tabelle 2 Zusammenstellung der in der Wochenstube ,Thomaskirche” in Leipzig als Jung- tiere beringten und ebenda in den folgenden Jahren wiedergefangenen Mausohren. Ring- Nr. Nr. 1% 17160 Da 17245 3: 16617 4. 15358 9: 9677 6. 9468 TAs 9444 8. 15364 9. 9658 10. 9612 as 9640 12: 9693 13; 16619 14. 9671 19. 16612 16: 16636 12: 17158 18. 17203 19. 17243 20. X 4046 Palle X 4027 22: 15385 23: 9684 24. 17103 25: 17152 26. 17236 DR X 4146 28. 9634 29. 9648 Alle außerhalb des Beringungsortes zurückgemeldeten Mausohren sind Ge- schlecht (Junetier) +0 +0 Os Os Os Os Os Os +O +0 +0 +40 40 +0 +0 40 +0 +0 40 +0 +0 40 +0 +0 +0 +0 +0 10 +0 be a 7 8 7 7 7 7 7 7 7 if 7 7 7 de: A 3 7 7 8 6 6 7 7 7 8 8 8 7 7 ringt mae — 00 5 CO 90 51 DO I 00 00 ND GOD D DD MO ONE GO A I HI 900 Wiedergefunden am: Fernfunde von Mausohren ga 2926,93 1973.99 29. 6. 53 7.6.93 8. 7. 50 13,05 34 in Tabelle 3 aufgeführt und die Wiederfunde in einer Karte (Abb. 1) zu- sammengestellt. Bei den Rückmeldungen muß zwischen Individuen unter- schieden werden, die innerhalb der nächsten, auf die Beringung folgenden Monaten gemeldet wurden, und solchen, bei denen zwischen Beringung und Wiederfund ein oder mehrere Jahre liegen. Letztere sind für die Erfor- schung der Wanderwege zwischen Sommer- und Winterquartier nur von bedingter Bedeutung. Sie sind daher auf der Karte mit unterbrochener Hizdiey owırysewoyL :y12osßBunßutrlag m O a HSH 08 | wu story 'usqog SCHE OT ze 8 TT "pe é LOLI 97 MSM 0 Sınqwey toq ZUUPnaIS 8£ "TI 77 SEL LT "pe E 7£06 Sí MS TI bizdiey x1Z39g 'eulog loq sobe] OV '£ ‘872 8G 7411 ‘pe 5 8106 vZ MN y ewunmn oq BIOAqT9IJ0IH 8£ '8 “SI STH Zr "Anl ö 9106 EZ usswersypuundn 19q UI) :J10sHhunbutisg A PUUunIo Isqn Hisyog 65 '£ ‘91 85 'S'6 "pe $ 8617 X TT HSH OT PUIWIID SIOIM 'z)1Uuqto7 VS-V ST VS 67 ‘ant o £807 X 1Z “e N 6 uasqel], 19q USPISN 76 “y NES ‘ant $ E€TL£T 07 MN £z | (oyoiryseuloyy) Sizdro7 cc S “61 1S 8:5 ‘pe $ OEZL£T 61 2 Wu) SWIANISISOIY] :1i0sbunbutisg = MNM 04 4 | 1P9I5Y9H-JO1D 996 iV 0S '2'8 Anl 9 OLLI 81 a MS €€ ussweg ZUPAOI_ 'S[OJUSJISM 95 '9 ‘OF SS 'S 61 ‘pe $ evly X £T S M 4 bizdtey leq Z111Y0g 6S '9 “SI 7S 9 “El pe é 0907 X 91 o MS 4 E Hizdiey Taq neuowps 0S 6 “€ VS 8 £ ‘Anl ? 9907 X SI 8 S 6 Hizdiey teq P19q9AMILIN VSL “TZ VS '9 “El ‘pe 6 9607 X vI = MS VSI usppexfewups Slory 'TEIOSNIL ENG 0928 “Ant 5 SgTZl el = Saal | Hizdtey leq ureyneuy Go 7200 67 '£'6 "pe ö 00Z91 (ÓN! 5 MS 7 UIZINT Taq [epa1sIe3s 0S 6 ‘OT 67 '8 "€ ‘Ant ©) 60T£T. 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(Erläuterungen siehe Tab. 3, S. 103.) Linie dargestellt. Im ganzen ist die bevorzugte süd- bis westliche Wander- richtung fur Myotis myotis aus dem Leipziger Raum unverkennbar. Damit ergibt sich eine auffallende Übereinstimmung mit den Berliner Ergeb- nissen an der gleichen Art. Leider lassen die Befunde nur die Richtung der herbstlichen Wanderung erkennen, nicht aber das Ziel dieser Migration selbst, weil die Wiederfunde meist in die Zeit der Wanderungen fallen. Der einzige Fernfund, der möglicherweise aus einem Winterquartier stammt, bezieht sich auf ein Weibchen mit der Ringnummer 9423 (Tab. 3, Nr. 5). Dieses Tier wurde am 3. 7. 1939 als Altweibchen in der Thomas- kirche in Leipzig beringt und am 26. 4. 1940 in Hohlstedt, Kreis Sanger- hausen, 86km westlich vom Beringungsort, erfroren gefunden. Die wei- teste Entfernung, aus der ein Leipziger Mausohr zuruckgemeldet wurde, beträgt 154 km. Es handelt sich dabei um das Weibchen Nr. 17168 (Tab. 3, Nr. 13), das am 8. 7. 1950 jung beringt und am 26. 3. 1953, möglicherweise noch im Winterquartier, im Trusetal, Kr. Schmalkalden, gefangen wurde. Allerdings liegen fast drei Jahre zwischen Beringung und Wiederfang, so daß wir nicht wissen, wo das Tier in der Zwischenzeit seinen Winter- und Sommeraufenthalt hatte. Über das Lebensalter lassen die Wiederfunde noch keine endgültigen Schlüsse zu, da die ältesten Funde nur auf ein Alter von 6 Jahren hin- weisen, eine Zeitspanne, die nach Untersuchungen anderer Autoren noch bei weitem nicht für myotis das Höchstalter bedeutet. Anschrift des Verfassers: E. Hummitzsch, Leipzig 05, Ernst-Thálmann-Str. 155, II. Sonderheft ] 11/1960 J 105 Aus dem Hirnforschungsinstitut der Karl-Marx-Universitat Leipzig (Direktor: Prof. Dr, Wunscher) Zur Kenntnis mitteldeutscher Fledermause Von W. SCHOBER, Leipzig (Mit 1 Abbildung) Bevor ich im folgenden auf die Ergebnisse meiner Fledermausberin- gung eingehe, halte ich es für erforderlich, einige allgemeine Bemerkungen zum Vorkommen und zur Verbreitung der Fledermäuse im mitteldeutschen Raume zu machen. Als ich im Jahre 1955 auf Anregung von Herrn Dr. Piechocki begann, in der näheren und weiteren Umgebung von Halle nach Fledermausvorkommen zu suchen, war es nicht möglich, in der Literatur über dieses Gebiet auch nur eine neuere Angabe zu finden. Ich mußte im Gegenteil feststellen, daß die letzte Veröffentlichung, die von Taschenberg (1909) stammt, bereits 50 Jahre zurückliegt. Es ist daher auch nicht möglich, etwas über die Veränderungen in der Siedlungsdichte auszusagen. Aul Grund der gegenwärtigen Untersuchungsergebnisse kann die Besiedlungs- dichte jedoch nicht sehr stark sein. In seinem „Verzeichnis der Säugetiere von Sachsen, Anhalt, Braun- schweig, Hannover und Thüringen” nennt Schulze (1890) für das Gebiet um Halle 12 Fledermausarten, wobei er sich auf Angaben von Giebel stützt. Es handelt sich um folgende: Plecotus auritus Pipistrellus nathusii Barbastella barbastellus Pipistrellus pipistrellus Nyctalus noctula Myotis bechsteini Nvctalus leisleri Myotis nattereri Vespertilio murinus Myotis myolis Eptesicus serotinus Myotis daubentoni. Taschenberg (1909), der fast 20 Jahre später über die Fledermausfauna des gleichen Gebietes berichtet, konnte nicht für alle Arten neue Belege erbringen. Er schreibt, daß er sich in neuerer Zeit nur für das Vorkommen von folgenden 6 Arten verbürgen kann: Plecotus auritus Pipistrellus pipistrellus Nyctalus noctula Myotis nattereri Eptesicus serotinus Myotis myotis. 106 W. Schober oe Die anderen von Schulze erwähnten Arten waren bis auf Pipistrellus vathusii nach den Angaben von Taschenberg in der Sammlung des Zoolo- gischen Institutes Halle noch vorhanden und stammen zum Teil aus den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts. Gegenwärtige Artenzusammensetzung In den letzten 10 Jahren konnten nun im mitteldeutschen Raume 11 Arten festgestellt werden. Neben den Tieren, die ich in den vergangenen Jahren fand, wurden dem Zoologischen Institut Halle auch einzelne Stücke aus verschiedenen Orten der Umgebung zugeschickt!). Die beigefügte Karten- skizze zeigt das Untersuchungsgebiet und die Orte (unterstrichen), in denen Funde zu verzeichnen sind. «Köthen - Löbejün « Ostray Bitterfeld eEisleben L =; eipzi ° Mücheln = Weißenfels Karte 1 Untersuchungsgebiet und Fundorte (unterstrichen) mitteldeutscher Fledermäuse. 1) Herrn Dr. Piechocki (Zool. Inst. Halle) danke ich dafür, daß er mich in das Tiereingangsbuch des Institutes Einsicht nehmen ließ. Zur Kenntnis mitteldeutscher Fledermause 107 Sonderheft 11/1960 1. Rhinolophus hipposideros (Bechstein, 1808) — Kleine Hufeisennase Der Nachweis dieser Art in unserem Gebiet ist wohl der interessan- teste, nicht nur weil es der erste Fund ist, sondern weil wir hier die Tiere an einer Stelle ihrer nördlichsten Verbreitungsgrenze antreffen (vg]. Pohle, 1936). In dem Verzeichnis der Fledermause Nordwest-Sachsens (Gerber, 1956) fehlt die Kleine Hufeisennase. Sie scheint also bereits in der Umgebung von Leipzig nicht vorzukommen. Außer einem Männchen, das im Dezember 1959 in Schulpforta bei Naumburg gefunden wurde, traf ich die Tiere seit 1955 regelmäßig jedes Jahr im Winterquartier in alten Kalkbergwerkstollen bei Mücheln an. Ein Nachweis über den Sommer- aufenthalt konnte noch nicht erbracht werden. 2. Plecotus auritus (L., 1758) — Langohrfledermaus Das Langohr ist im Gebiet zahlenmäßig nicht häufig, doch allgemein verbreitet. Im Stadtgebiet von Halle wurde ein Weibchen im Oktober 1956 im Keller eines Institutes und bei Nistkastenkontrollen ein Männchen im April 1957 in einer künstlichen Spechthöhle gefunden. In den Müchel- ner Höhlen traf ich diese Art in wenigen Exemplaren im November 1956 sowie im Januar und April 1957 an. Weitere Winterfunde liegen vor aus einem Stollen im Park von Schloß Goseck (1956). Je ein Weibchen stammt aus Bösenburg (März 1956) und aus Ostrau (Juli 1957). Ein mumifiziertes Tier lag zwischen Kotansammlungen in der Kirche von Löbejün (April 1957). 3. Barbastella barbastellus (Schreber, 1774) — Mopsfledermaus Die Mopsfledermaus fand ich bisher nur im Winterquartier. In Mücheln hingen im Februar 1956 ein Männchen und im Januar 1957 zwei Weibchen und ein Männchen, in Goseck ein Männchen im Februar 1956. 4. Nyctalus noctula (Schreber, 1774) — Abendsegler Der Abendsegler wurde nur einmal nachgewiesen. Das Zoologische In- stitut erhielt im Februar 1959 ein Weibchen aus dem Stadtgebiet Halle. 5. Nyctalus leisleri (Kuhl, 1818) — Kleinabendsegler Auch von dieser Art gibt es bis jetzt nur einen Nachweis aus Weißen- fels (Dezember 1953). 6. Eptesicus serotinus (Schreber, 1774) — Breitflügelfledermaus Von der Breitflügelfledermaus liegen mehrere vereinzelte Fundangaben vor. Je ein Männchen und Weibchen stammen aus Halle (April und Mai 1957). Ein weiteres Tier wurde im April 1952 in Holleben gefunden. Im Februar 1956 bemerkte ich in einer Spalte eines Stollens in Goseck ein Weibchen. Im gleichen Stollen traf ich ein Jahr später wiederum ein Weibchen an. Der Schädel einer Breitflügelfledermaus befand sich in einem Schleiereulengewölle, das im April 1957 in Löbejün gesammelt wurde. 108 W. Schober be zool. Beitr. 7. Pipistrellus nathusii (Kayserling u. Blasius, 1839) — Rauhhautfledermaus Hier liegen nur zwei Nachweise vor. Ein Mannchen (April 1952) stammt aus Halle. Ein Weibchen (September 1957) wurde in Motzlich bei Halle gefunden. 8. Pipistrellus pipistrellus (Schreber, 1774) — Zwergfledermaus Eine tote Zwergfledermaus erhielt im Mai 1955 das Zoologische Insti- tut von der Rabeninsel bei Halle. Ich traf ein Weibchen im Februar 1958 in den Müchelner Höhlen an. 9. Myotis bechsteini (Leisler, 1818) — Bechstein-Fledermaus Sie wurde bisher nur einmal (Januar 1958) in den Hohlen bei Mucheln festgestellt. 10. Myotis nattereri (Kuhl, 1818) — Fransenfledermaus Hier liegt eine Fundmeldung vom Oktober 1959 aus Holleben vor. 11. Myotis myotis (Borkhausen, 1797) — Mausohr Diese Art ist zweifellos die haufigste des Gebietes. Neben einem Fund aus Holleben (Juli 1957) konnte ich einzelne Exemplare in Halle nach- weisen. 1956 entdeckte ich eine Wochenstube mit etwa 40 Tieren im Merseburger Dom. In den Kalkbergwerkstollen bei Mücheln, die ich seit 1955 regelmäßig jeden Winter besuche, treffe ich jährlich 20 bis 25 Maus- ohren an. Ein Vergleich dieser Funde mit dem Verzeichnis, das Schulze vor 70 Jahren gab, zeigt eine weitgehende Übereinstimmung in der Arten- zusammensetzung. Erstmals nachgewiesen wurde die Kleine Hufeisen- nase. Es fehlen dagegen neue Bestätigungen für die von Schulze erwähnten Arten Myotis daubentoni und Vespertilio murinus. Die 6 Arten, die Taschenberg erwähnt, sind auch jetzt sämtlich wieder festgestellt worden. Beringungsergebnisse Ich habe in den vergangenen 5 Jahren nicht nur versucht, neue Nach- weise über Fledermausvorkommen zu bringen, sondern zugleich auch die gefundenen Tiere mit den Fledermausringen der Vogelwarte Radolfzell versehen. Das Beringungsgebiet stimmt mit dem auf der Kartenskizze um- rissenen Raum überein. Beringt wurden bisher insgesamt 158 Tiere, die sich auf die einzelnen Arten wie folgt verteilen: Zur Kenntnis mitteldeutscher Fledermäuse 109 Sonderheft 11/1960 Tabelle 1 Gesamtzahl der Beringungen Zahl der davon Art ber. Tiere 86 2% Myotis myotis 85 45 40 Rhinelophus hipposideros 53 DE, 26 Plecotus auritus 13 7 6 Barbastella barbastellus 4 2. 2 Eptesicus serotinus 2 — 2 Pipistrellus pipistrellus 1 -— 1 Von Sommerquartieren sind mir bis jetzt erst wenige bekannt geworden. Im Merseburger Dom entdeckte ich im August 1956 in einem niedrigen Vorbau eine Wochenstube mit ca. 40 Mausohren. Es gelang, davon ein adultes Weibchen und 15 Jungtiere zu beringen. Hier fand ich auch erst- mals bei 3 Jungtieren einen Befall mit Wanzen. Bei einer Kontrolle der Wochenstube im folgenden Jahr mußte ich leider feststellen, daß die Tiere gestort worden waren und ihren alten Ort verlassen hatten. Sie hingen jetzt an einer unzuganglichen Stelle und konnten nicht mehr beringt wer- den. Im Halleschen Dom fand ich 1955 einige Mausohren. Auf Grund der starken Kotansammlung unter dem Ruheplatz dieser Tiere ist jedoch an- zunehmen, daß auch hier eine größere Wochenstube bestanden haben muß. Die noch verbliebenen Tiere zeigten alle ein hochgradig abgenutztes GebiB. Den größten Teil meiner Tiere habe ich im Winterquartier beringt. In einem Stollen in Goseck hingen nur 20m vom Eingang entfernt mehrere Langohren und eine Mopsfledermaus. In einer Spalte fand ich noch eine Breitflügelfledermaus. Diese Tiere wurden sämtlich beringt. An weiteren Winterquartieren ist mir in unserem Gebiet nur noch eins, das ich schon 5 Jahre hindurch regelmäßig aufsuche, bekannt geworden. Es handelt sich um alte Kalkbergwerkstollen bei Mücheln im Geiseltal. Die Gänge sind zum Teil halb verschüttet und labyrinthartig verzweigt, so daß man nur mit Hilfe eines Fadens hineingehen kann?). Temperaturmessungen in den Stollen ergaben, daß selbst bei Außentemperaturen von — 10°C in etwa 50m Tiefe die Temperatur noch um + 10°C liegt. Infolge des ständig von der Decke tropfenden Wassers ist die relative Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Sie beträgt ca. 85%. Die Mausohren, die oft an den sehr feuchten Stellen hängen, sind dann über und über mit Wassertröpfchen benetzt. Auffallend in allen 4 Höhlen, von denen 3 untereinander in Verbindung stehen, ist die geringe Individuenzahl. Man kann nur 2 Arten regelmäßig antreffen, und zwar Myotis myotis und Rhinolophus hipposideros. Die Tiere hängen größtenteils einzeln und mitunter recht weit auseinander. 2) Ich möchte an dieser Stelle Herrn M. Nicht, der mich ständig bei meinen Beringungen in diesen Stollen begleitet, meinen herzlichsten Dank aussprechen. 110 W. Schober ae zool. Beitr. Bezüglich des Hangplatzes konnte ich beobachten, daß die Mausohren die Decke bevorzugten, wogegen die Hufeisennasen häufiger an vorspringen- den Kanten der Seitenwände zu finden sind. Die Tiere hängen immer frei. Obwohl die Tendenz einer weitgehenden Trennung der Geschlechter vorherrscht, fand ich doch vereinzelte Mausohrpärchen beieinander hän- gend. Diese Beobachtung war in jedem Monat zu machen. Eisentraut (1936 und 1948) schließt daraus, daß die Tiere, wenn sie aus dem Winterschlaf erwachen, gelegentlich zur Begattung schreiten und dann beieinander hän- gen bleiben. Die von mir beobachteten Pärchen waren stets im tiefen Schlaf, und es gab keine Anhaltspunkte für eine eventuell erfolgte Be- gattung. Da die Stollen stark verzweigt sind und die Tiere sehr vereinzelt hängen, kann man wohl annehmen, daß wenigstens ein Drittel der jähr- lich beringten Tiere bei den Kontroilen übersehen wird. Trotzdem sind die Arten- und Individuenzahlen der in den einzelnen Jahren markierten Fledermäuse gering. Tabelle 2 Verteilung der Beringungen in den Stollen der Müchelner Höhlen auf die einzelnen Jahre Zahl der davon Art ber. Tiere 86 22 1955/56 Myotis myotis | 16 11 5 Rhinolophus hipposideros 23 11 12. 1956/57 Myotis myotis 16 7 9 Rhinolophus hipposideros 13 5 8 Plecotus auritus 4 2 2. Barbastella barbastellus 3 1 2 1957/58 Myotis myotis 24 14 10 Rhinolophus hipposideros va 1 2 Pipistrellus pipistrellus 1 — 1 Myotis bechsteini 1 1 — 1958/59 Myotis myotis 8 5 3 Rhinolophus hipposideros 6 4 2 1959/60 Myotis myotis 9 4 il Rhinolophus hipposideros g 7 2 Das Material ist zu klein, um zu beurteilen, ob der Rückgang in der Individuenzahl real ist. Das Bild ändert sich noch dadurch, daß wir jähr- lich Wiederfunde bereits früher beringter Tiere verzeichnen können. Ins- gesamt sind aber pro Winter nicht mehr als 40 Tiere zu finden. Die oft erwähnte Standorttreue unserer Fledermäuse kann ich für Myotis myotis und Rhinolophus hipposideros auf Grund unserer Wieder- Zur Kenntnis mitteldeutscher Fledermäuse 164 Sonderheft 11/1960 funde am Beringungsort bestátigen. Die Háufigkeit der Wiederfunde in den auf das Beringungsjahr folgenden Wintern ergibt fúr die Mausohren: 2 Tiere 5 Jahre, 4 Tiere 3 Jahre und 5 Tiere 2 Jahre standorttreu. 15 Wie- derfunde der Kleinen Hufeisennase ergeben: 2 Tiere 5 Jahre, 3 Tiere 4 Jahre, 6 Tiere 3 Jahre und 4 Tiere 2 Jahre standorttreu. Eine Mopsfleder- maus wurde im Winter 1956/57 beringt und am 20. 2. 1959, also im 3. Win- ter, erneut gefunden. Als vorláufig festgestelltes Hochstlebensalter fúr die Mausohren und Kleinen Hufeisennasen kann ich somit 6 Jahre und fúr die Mopsfledermaus A Jahre angeben. Uber die Sommerquartiere der in den Hohlen beringten Fledermáuse ist mir bisher nichts bekannt geworden. Nach einzelnen im Sommer gefundenen Mausohren vermute ich aber, daß sie keine großen Wanderungen unternehmen, da die Fundorte in nachster Náhe der Winter- quartiere liegen. Uber den Verbleib der Hufeisennasen im Sommer habe ich keine Anhaltspunkte. Zum Abschluß sei noch ein Fernfund erwähnt. Ein im Mai 1955 in Leipzig beringtes Mausohrweibchen wurde Ende Juni 1956 im ca. 35 km entfernten Weißenfels beobachtet. Zusammenfassung In den letzten Jahren wurden im mitteldeutschen Raum 11 Fleder- mausarten gefunden. Ein Vergleich der Artenzusammensetzung mit den Veröffentlichungen früherer Autoren zeigt, daß sich in dieser Beziehung die Fledermausfauna nicht wesentlich verändert hat. Erstmals wurde Rhinolophus hipposideros für das Untersuchungsgebiet nachgewiesen. Die Individuenzahlen liegen bei den meisten Arten nicht sehr hoch. Sommer- quartiere sind bisher kaum bekannt geworden. Ein Winterquartier bei Mücheln ist regelmäßig jedes Jahr besetzt. Ständig anzutreffende Arten sind Rhinolophus hipposideros und Myotis myotis. Die Individuenzahl ist auch hier gering. Es werden in jedem Winter bereits beringte Tiere wieder angetroffen und damit die Standorttreue für die Kleine Hufeisennase und das Mausohr bestäigt. Litera tur Eisentraut, M. (1936): Zur Fortpflanzungsbiologie der Fledermáuse. Z. Morph. Oko) 31:27. — (1948): Beobachtungen úber die Begattung bei Fledermáusen im Winter. Zool. DSS), 78, 297, Gerber, R. (1956): Zum Vorkommen der Fledermäuse in Nordwestsachsen, Z. Säugetierk., 21, 142. Pohle, H. (1936): Über die Verbreitung der Hufeisennasen in Deutschland, Z. Säugetierk., 11, 344. Schulze, E. (1890): Verzeichnis der Säugetiere von Sachsen, Anhalt, Braun- schweig, Hannover und Thüringen. Z. f. Naturwissensch., 63, 97. Taschenberg, O.: Die Tierwelt. In: Ule, Heimatkunde des Saalkreises ein- schließlich des Stadtkreises Halle und des Mansfelder Seenkreises. Halle, 1909. Anschrift des Verfassers: Dipl.-Biol. W. Schober, Leipzig Cl, Emilienstraße 14, Hirnforschungsinstitut, Bonn. 112 Ea Beitr. Die Wanderwege der in der Mark Brandenburg beringten Mausohren Von M. EISENTRAUT, Bonn (Mit 3 Abbildungen) Als ich 1930 meine Beobachtungen an Fledermáusen in der Mark Bran- denburg begann, wurden mir sehr bald einige gúnstige arten- und indivi- duenreiche Winterquartiere bekannt. An erster Stelle stand das Kalkberg- werk in Rudersdorf, in dessen ausgedehnten Stollen sich besonders Maus- ohren (Myotis myotis) in ganz enormer Anzahl alljährlich zum Winter- schlaf einfanden. Dieses Massenvorkommen auf engem Raum ließ ver- muten, daß die Tiere im Frühjahr nach Beendigung ihres Winterschlafes sich für die Zeit der sommerlichen Aktivität über einen weiten Raum aus- breiten würden. Entsprechende Untersuchungen, die 1932 mit Hilfe der Markierungsmethode begonnen wurden, haben diese Vermutung bestätigt und gleichzeitig auch manche anderen das Verhalten der Fledermäuse be- treffenden Fragen aufgerollt. Die Markierungsversuche wurden in den ersten Jahren sehr intensiv betrieben, mußten dann aber von 1939 ab in- folge der durch die Kriegs- und Nachkriegszeit bedingten Behinderungen eingeschränkt werden und kamen mit meinem Weggang von Berlin 1950 zum Abschluß. Über die durch die Beringung erzielten Teilergebnisse wurde bereits von Zeit zu Zeit berichtet (Eisentraut, 1934, 1936, 1937, 1943, 1947, 1949 und 1957). Durch regelmäßige Kontrollen wurde u. a. festgestellt, daß die Mausohren einen Wechsel zwischen Winter- und Sommerquartier vor- nehmen, daß sie aber eine weitgehende Bindung an den einmal gewählten Ort zeigen und im Herbst zu einem hohen Prozentsatz wieder zu dem an- gestammten Winterquartier zurückkehren. Das gleiche konnte auch für die Sommerquartiere, und zwar für die Wochenstuben der Weibchen, wahr- scheinlich gemacht werden. Durch einige Verfrachtungsversuche wurde die Ortstreue der Mausohren bestätigt. Es konnten ferner Beobachtungen über den Termin des Aufbruchs aus den Winterquartieren und seine Abhängig- keit von äußeren Witterungseinflüssen angestellt werden. Es ergaben sich Einblicke in die jährlichen Verlustziffern bei Mausohren und in das Zahlen- verhältnis der Geschlechter. Mit Hilfe der Markierungsmethode wurde das mögliche Lebensalter der Mausohren auf mindestens 12 Jahre berechnet, eine Feststellung, die allerdings unterdessen durch die Ergebnisse anderer Fledermausberinger überholt ist. Im besonderen aber konnten dank der eingehenden Fernrückmeldungen von beringten Tieren Feststellungen über ssa | M. Eisentraut 113 die jahreszeitlichen Wanderwege und Wanderrichtungen der Mausohren in der Mark Brandenburg gemacht werden. Die in den bisherigen Veröffentlichungen noch nicht berücksichtigten Beringungsergebnisse, die aus den von mir jährlich unternommenen Kon- trollen resultieren, bestätigen im wesentlichen die schon gemachten Be- obachtungen hinsichtlich der Ortstreue und sollen hier nicht noch einmal im einzelnen behandelt werden. Kurz zusammengefaßt brachten die Kon- trollen folgendes Gesamtergebnis: Von 7055 beringten Mausohren wurden in den folgenden Jahren im gleichgearteten Quartier 2320 wiedergefunden. Da aber viele Tiere in mehreren Jahren wieder angetroffen wurden (ge- _legentlich bis zu zehnmal), erhöht sich die Zahl der Wiederfunde als solche auf rund 3700 (sie läge zweifellos noch viel höher, wenn es möglich ge- wesen wäre, in allen Jahren die Kontrollen gleich intensiv zu betreiben). Dabei wurde festgestellt, daß weitaus die meisten Tiere das Ausgangs- quartier, in dem die Beringung vorgenommen worden war, wieder aufgesucht und nur verschwindend wenige ein völlig neues Gebiet be- siedelt hatten. Von den 2320 im gleichgearteten Quartier wiedergefunde- nen Mausohren waren es nur 59, also nur 2,5% , die nicht ortstreu waren. Dagegen erscheint es erwünscht, von den nun vorliegenden Ergebnissen über die Saisonwanderungen der Mausohren in der Mark einen genaueren Abschlußbericht zu geben. Zunächst einiges über die in den Karten (Abb. 1 bis 3) eingezeichneten Beringungsorte: Hauptberingungsgebiet waren die Stollen im Kalkbergwerk Rüdersdorf (R.), wo in manchen Jahren 4000 bis 5000 Mausohren angetroffen wurden. In den Kellern und Kasematten der Zitadelle Spandau (Sp.) waren es einige hundert Exemplare. Weit geringer war die Zahl in dem sogenannten Bärenkeller auf der Pfaueninsel, in einem ,Eiskeller” in Oranienburg (Or.), den Kellern bei der Klosterruine Chorin (Ch.) und in dem ,Allauntunnel” bei Freienwalde (Fr.). Bei all diesen Stellen handelt es sich um. Winterquartiere. Sommerquartierz (Wochenstuben der Weibchen), in denen Beringungen vorgenommen wur- den, waren ein Dachboden der Stadtkirche von Trebbin (Tr.), ein Boden- raum in der Irrenanstalt Eberswalde (E.) und ein Bodenraum in einem Klostergebäude in Chorin (Ch.). Von den rund 7000 Beringungen an Myotis myotis liegen 152 Rückmel- dungen vor. Dabei sind nur die Meldungen berücksichtigt, die entweder von im Winterquartier beringten und während der warmen Jahreszeit wie- dergefundenen oder umgekehrt, von in Sommerquartieren beringten und im Winter wiedergefundenen Mausohren gemacht wurden. Es handelt sich also um Fälle, die Rückschlüsse auf Saisonwanderungen erlauben. Da- gegen sind die — nur in sehr geringer Zahl vorliegenden — Fernrück- meldungen aus gleichgearteten Quartieren bzw. aus der gleichen Jahreszeit, ausgelassen; sie bestätigen lediglich die verhältnismäßig seltene, schon bei den Kontrollen festgestellte Ausnahme (vgl. oben), daß die Maus- ohren gelegentlich auch einmal ein neues Quartier beziehen. 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Mechow bei Feldberg 35km 12 87:0 TIRA a = Protzel/Strausberq 65 km 14 | 1031 | ¢ 11.3.33 o 1.3.34 Gérlsdorf/Uckermark E = 15 | 1054| & | 11.3.33 . e 3km von Lebus askin 17 | 1347] 2 18. 1, 34 7 = Henningsdorf 75 La 18 | 1481 | 2 18. 1.34 . = Lúbbe-See bei Templin Sin 19 | 1566 | — | 18.1.34 { 1.3.34 Freienwalde a 20 | 1609] 2 | 18.1.34 Ei „3. Karziq-Soldin ee 21 | 1642) — | 18.1.34 e en Chorin (Wochenstube) a m 22 | 1665| 2 | 181.34 5 Ale Drosedow bei Wesenburg 11 JE 23 | 1694 | 2 | 18.1.34 . ese Chorin (Wochenstube) y s0km 26 | 1729) 2 | 18.1.34 . 13.34 Neuendorf/Teschendorf, Ruppin 60 km 28 | 1812 | 2 | 18.1.34 . 1334 Eberswalde (Wochenstube) 45 km 29 | 1816] $ | 18.1.34 » ATEN ; Chorin (Wochenstube) 30 km 30 | 1847 || 5 | 181.34 - ER 35 | Petershagen, Kreis Lebus 35km 4 23.3, 35 15 km 31 | 1886 | ® 18.1.3 » ae .34 | Strausberg 32 | 1943 | — | 18. 1.34 = ee 34 | Garzau, Post Rehfelde 8km 33 | 2031 | — | 1.3.34 E 34 | Herzfelde 10 Jem 2 1.3, 34 a = 10 km 34 | 2137 = "34 | Herzfelde 35 [21621 5 | 1.9.34 E 23, 3.35 "35 | Marienwerder, Eberswalde-Land 50 km 36 | 2245 | ® 1.3.34 wi = .34 | Chorin (Wochenstube) so km 37 | 2248 | 2 1.3, 34 . = 34 | Eberswalde (Wochenstube) 45km 38 | 2277| 2 | 1.3.34 » 23.3.35 .35 | Scharmützel-See Zahn 39 | 2270| 2 1.3.34 o eee 35 | Eberswalde (Wochenstube) 45 km 40 | 2292] 2 1.3.34 r DE Beeskow 2 IM, 41 | 2308 | — 1.3.34 2 17, 1.36 [Sommer 36) Templin/Uckermark 35km 42 | 2348 2 1,3, 34 . .34 | Wriezen Bk 43 | 2489] — | 1.3.34 B = Beeskow oe 44 | 2533| 2 1.3.34 . az Hermersdorf, Kreis Lebus 30 km 45 | 2612 | — 1.3.34 D = Hegermühle bei Strausberg 15km 46 | 2761 | 2 1.3.34 . = Chorin (Wochenstube) 50 km 49 | 2882 | 2 1.3.34 Ei Easter Altbassin (Freienwalde) 45km 51 | 2923] 4 1.3.34 D pea Wriezen 35km 1.3.34 . = Chorin (Wochenstube) 50 km 1.3, 34 . => Herzfelde 10km 1.3.34 - 3 we > 1.3,34 4 26.1.35 Jahnsfelde/Müncheberg 1.3.34 . => Eberswalde (Wochenstube) 9.4.34 3 = ‚Worin (Müncheberg) 9.4.34 E _ Wriezen 9.4.34 ci _ Herzfelde 9.4.34 a 23.3.35 Eberswalde (Wochenstube) 9.4.34 A 17.1.36 Trebbin (Wochenstube) 17.6.34 | Eberswalde (Wochenst.) — Rüdersdorf 17.6, 34 4 E 30. 5, 35 Rudersdorf 17.6, 34 3 5 — Rúdersdorf 17. 6,34 B h = Rüdersdorf 45km 17.6,34 | Chorin (Wochenstube) = } Rüdersdorf 50km bs 5 —_ B Rüdersdorf 50 km Rüdersdorf 11.1,35 I Marxdorf, Kreis Lebus 35 km 5 26.1.35 | 30, Eberswalde (Wochenstube) 45 km = = . Eberswalde (Wochenstube) 45 km Fi = 22, Neuenhagen 15km E = 2 Bruchmühle bei Fredersdorf 10. km ; E = 7. Reitwein bei Küstrin 50km 1 R 17.1.37 | 3. Fürstenwalde 25km 1 e = 19 Beerfelde bei Lebus 20 km 1.2 2 — 20, Gorlsdorf bei Seelow 35 km 6.1 5 1.4.36 | 2 Strausberg 25 km i k = 7 Neue Mühle bei Zielenzig 85 km 8 3 — 15, Neu-Hardenberg, Kreis Lebus 30 km 2.2 E 21.239 | 28 Treplin/Frankfurt a.d. Oder 40 kin 3 E ~ 10 Grintal bei Biesental 35 km 3.3 E = 30. Eberswalde (Wochenstube) 45 km 3 A = 1 Trebbin 50 km 3.3: y = 4. Gamengrund bei Tiefensee 25 km ESTE z _ 7 Neubischofsee, Frankfurt a. d. Oder 65 km 3, 5 11. Lichterfelde bei Eberswalde 45 km 3. 5 20. Scharmútzelsee 25 km 136 | A2666 - 3.3 e 5. Lübz/Mecklenburg 165 km 139 | A2707} — 3. y 7 Linaberg bei Drossen 75 km 140 | 42710 3 E 0. Eberswalde (Wochenstube) 45 km 142 | A2833 3.3: E 4 Steinbeck 30 km 143 | A2900} 2 HEY a 0. Gartow über Küstrin 70 km 145 |A2959| 2 ‚3.3 ñ 0. Eberswalde (Wochenstube) 45 km 146 | A3025) 2 | 233 3 Trebbin (Wochenstube) 50 km 149 | A3597] 9 30.5.43 | Chorin (Wochenstube) - E Rüdersdorf 50 km 150 |A3600) 2 | 30,5.43 + 3 = Rüdersdorf 50 km 154 | A6730) 2 | 21.2.39 Rüdersdorf 15, 11, 39 Wriezen 35 km 155 |A6748| 2 | 21.239 2 = Altranft bei Oberbarnim 160 |A2457| — | 23.39.35 : = 5.4.35 | Fürstenwalde 163 | A1077|S iuv.| 1.7.35 | Trebbin (Wochenstube) = Rudersdorf 164 | Al088| 2 iuv.| 1.7.35 > 5 = Rudersdorf A1089/ 9 iuv.| 1.7 5 . = E Rüdersdorf A3580| © | 30.5. Chorin (Wochenstube) _ Rüdersdorf zool. Beitr. E Eisentraut M. 116 UNO WY S77 wu 09 UN 08 ws 79 u G9 UNO WO WY GL UA OTT u O un O u 0 u 0 WY ST WSO WO-Bulieg woA Sunursyug Opfemualaıl] UITSOTWS/UFFOSYOWUDS Hinquaruelo UILOYD DIMSOD Taq OyUsIz umdws], nepueds Hinquaruelo 9P]2MU9]S1NJ op pn 19q 99QIIPOY (SqnjsuswoM) ULIOYUY (qn4suswoM) ULOYY (sgqnjsuswoM) ULOYY (aqn3suayom) ULOYIY usfoA Jeqn ursned ulloyD HO Bunppwuypny Tv GS € SH 9P|PLMUSIII1H VO SSOOTy | ZST LE" ‘7 E i e Le '9'S7 |'ANLO| ZIBVV | EST DENT ox $ es, SE '9'E $ P60EV | 8rl 900197 ra á e € '£"T ö LV81V | Ic GE '6 STZ == (sanysuswoM) urgqsıL | se'Z 1 [| 'Anto| T60IV | 071 ge 7 ET So N S€ 'T '8T a BOG Vi 10566 EL ur nepueds se 1:81 é COGN E26 GES “97 = i CE TUE $ eIz V | 96 ge 7 "TI — HinquotuelO Coe ES é VG ve SS S€ P61 cs > GERIGZ 5 GLE: Va |; 76 vE'9"£T Fer ' ve “E “ST é V6EE v9 ve gl SE B VE “E ST ? 98€€ €9 ve '9'£T = “ ve “E ‘STZ $ EIEE 19 ve '9"£T == ulloyD VE “€ ST ö Z9€€ 09 ce 9urmog| SET "Z & BEI $ CLE 6 VEN OIL) |S Glick nepueds RATEN) $ OTE 8 A loo a we punj yrosbunbutrog osa ö fan aie -19P9IM ; x ; DE: 19197edS op uostes u9puaßfoF (raryıenbsßunßunisg USmre]ó Wt punJlopaIM usıo}eds U9p iapo) Bunßurisg orp ¡ne Jap pusıyem usIgosneja Us}Hulieq U9IHTIEND Usilopue UT UOA SPUNJISPITM / 7 9TSqR.L 11/1960 Die Mausohren der Mark Brandenburg 1217. Sonderheft Bei der Auswertung der uns hier interessierenden Rückmeldungen sind zunächst einmal die Fälle herausgegriffen, bei denen der Wiederfund wäh- rend der unmittelbar auf die Beringung folgenden Saison gemacht wurde. Soweit sie das Winterquartier Rüdersdorf betreffen, sind sie in Tabelle i und auf der Karte (Abb. 1) eingetragen. Sie zeigen uns unmittelbar die Wanderrichtung, die das betreffende Mausohr entweder vom Winterquar- tier Rüdersdorf zum Sommeraufenthaltsort oder von einer Wochenstube zum Winterquartier Rüdersdorf gewählt hat. Aus Tabelle 1 ist zu jedem Wiederfund das Datum zu entnehmen. Es ist dabei zu berücksichtigen, daß bei Rückmeldungen im zeitigen Frühjahr oder im Frühherbst die Möglich- keit besteht, daß sich das betreffende Tier beim Zeitpunkt des Wieder- Abb. 1: Wanderwege der Mausohren vom Winterquartier Rüdersdorf (Frühjahrswande- rungen) bzw. von einem Sommerquartier (Wochenstube) nach dem Winterquartier Rüdersdorf (Herbstwanderungen). R. — Rüdersdorf, Tr. — Trebbin, E. — Eberswalde, Ch. — Chorin, ® — Winterquar- tier, © — Wochenstuben. An einigen Orten wurden mehrere Wiederfunde ge- macht, die auf der Karte nicht eingetragen, aber in Tabelle 1 enthalten sind: zu Nr. 10 kommen noch hinzu die Nummern 22, 26, 30, 37, 49, 56, 82, 84, 149, 150, 166; zu Nr. 29 die Nummern 38, 40, 59, 73, 77, 78, 79, 81, 87, 90, 127, 140, 145; zu Nr. 34 die Nummern 35, 57, 72; zu Nr. 43 die Nummern 52, 70, 154; zu Nr. 41 die Nummer 44; zu Nr. 39 die Nummer 132; zu Nr. 74 die Nummern 128, 146; zu Nr. 104 die Nummer 160. 118 M. Eisentraut ES zool. Beitr. fundes noch nicht oder nicht mehr an seinem Sommeraufenthaltsplatz be- funden hat, also sich auf dem Wanderweg befand (in der Karte [Abb. 1] gestrichelt gezeichnet). Wie die Karte (Abb. 1) zeigt, wird von den in Rüdersdorf überwintern- den Mausohren in überwältigender Mehrzahl während des Sommers ein Raum besiedelt, der sich in einem Halbkreis von SO über O und N bis nach NW erstreckt, und zwar mit einer besonderen Konzentrierung auf den Sektor O bis N. Nur ein einziges Sommerquartier (Wochenstube in Trebbin) befindet sich in SW-Richtung. Es hat also den Anschein, daß bei den in Rüdersdorf überwinternden Mausohren eine Frühjahrswanderung nach süd- lichen bis westlichen Richtungen zu den Ausnahmen gehört, andernfalls wäre es kaum zu erklären, daß aus diesen Räumen keine weiteren Rück- meldungen eingegangen sind. Daß das Winterquartier in Rüdersdorf geradezu magnetisch die Fleder- mäuse aus weiter Entfernung anzieht, hat zweifellos darin seinen Grund, daß es das einzige ausgedehnte Höhlenquartier im weiten Umkreis ist und, wie alle Kalkhöhlen, für Fledermäuse zur Überwinterung besonders geeignet sein dürfte. Deshalb sind die hier gemachten Feststellungen über Wanderrichtung und Wanderentfernung nicht ohne weiteres auf das Ver- halten der Mausohren in anderen Gegenden zu übertragen. Von den in den übrigen Quartieren beringten Mausohren (Tab. 2 und Abb. 2) liegen entsprechend den geringeren Beringungszahlen weit we- niger Rückmeldungen aus der unmittelbar folgenden Saison vor. Von dem Winterquartier in Spandau sind es 4, die eine Wanderrichtung nach NO (zweimal), NNO (einmal) und NW (einmal) erkennen lassen. Die eine Rückmeldung eines im Winterquartier in Oranienburg beringten Maus- ohres zeigt eine SO-Wanderrichtung an. Von den in der Wochenstube Trebbin beringten Tieren liegen 4 Rückmeldungen vor, von denen 2 im Winterquartier gemacht wurden und in nördliche (Oranienburg) bzw. nordnordöstliche (Chorin) Richtung weisen; sie gehören also bezüglich der Wanderrichtung zu den Ausnahmefällen. Die 2 anderen Meldungen stammen aus südwestlicher bzw. südöstlicher Richtung. Bei beiden handelt es sich um junge Mausohren, die in dem betreffenden Jahr in der Wochen- stube Trebbin geboren wurden; sie hatten also noch keine feste Bindung an ein bestimmtes Quartier und haben die am meisten bevorzugten Wan- derrichtungen eingeschlagen. Nicht in die Karten eingezeichnet, aber in den Tabellen aufgenommen sind die Wiederfunde, die besagen, daß das betreffende Tier keine Wan- derung vom Winter- zum Sommerquartier oder umgekehrt unternommen hat, sondern am gleichen Ort geblieben ist. Es sind im Vergleich zu den anderen nur sehr wenige Fälle und betreffen die in Tabelle 2 aufgeführten Wiederfundmeldungen Nr. 60, 61, 63, 64, 96, 157 (ferner Tabelle 3 Nr. 122, 123). Als Erläuterung hierzu sei erwähnt, daß sich z. B. in Chorin eine Wochenstube in dem Dachgeschoß eines Hauses befindet, von wo aus Die Mausohren der Mark Brandenburg 119 Sonderheft 11/1960 . ont", » Abb. 2: Wanderwege der Mausohren, die in den Winterquartieren Spandau und Oranien- burg und der Wochenstube Trebbin beringt wurden, — Wiederfunde vor dem 15. April und nach dem 1. September sind gestrichelt eingezeichnet. einige Mausohrweibchen für den Winter Kellerräume aufgesucht hatten, die in einem Nachbargelände gelegen sind. Die bei den Wanderungen (Tabelle 1 und 2, Abb. 1 und 2) zurückgeleg- ten Entfernungen vom Winterquartier sind sehr unterschiedlich. Abgesehen von den acht oben erwähnten Fällen, bei denen die Tiere am Ort ge- blieben sind und nur einen rein örtlichen Quartierwechsel vorgenommen haben, schwanken die Entfernungen von 8 bis 225 km. Summarisch zu- sammengefaßt verteilen sie sich zahlenmäßig in folgender Weise: 8 bis 26 km = 10mal, 25 bis 50 km = 62mal, 60 bis 85km==17mal, 100 bis 110 km = 4mal, 165 km = 1mal, 225 km = Imal. In die dritte Karte (Abb. 3, vgl. auch Tabelle 3) sind all die Rúckmel- dungen eingezeichnet, bei denen zwischen Beringung und Wiederfund ein längerer Zeitraum vergangen ist. Sie sind daher für ein Erkennen der Wanderrichtung und Entfernung nur von bedingtem Wert, da wir die in der Zwischenzeit bezogenen Quartiere nicht kennen. Wir wissen nicht, um nur ein Beispiel herauszugreifen, wo sich das am 12. 10. 1936 in Nennt- Uy 06 WOT WI 081 wy 08 ws 0 Wy O ws OZI ws] SZ Uy 07% wu SZ u ge u OF Wy SL Wy GOT u SE WI GE UL OS wu OS UA 06 WH] Sy UN Sp un Sp un 06 ws OG UN SZ UY 09 ws OT u OS ug OF wu 08 u GY us Sp Wy SE u 097 ws OS UY OF u 08 wy OS ws] OS 310-'Burıag UIOA Sunu1lsjjug Hioqshiuoy story *9AP1L10b9Z]911-11 Y Bınqus]paW 'Z}]214S-Z1]914SNnON (usgna1d3s9M-U9S04) JIEWZU9IHY ‘ZN J, ZOLA (aqn3suaydo AA) UNOUYJ (vqnjsuswoM) ULIOYD BinqusfwawjpaießaeIs bing Bıaqsne1]S Hroqsneys teq ejynunobaH Bıoqsneus teq Jeyyuownig neulog teq TeYunıdD unureg1ogo tq YJUPLTV 99suUerINY 19qN JIODSWLUTOH b19Q91194 ura q. 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Chorin (Wochenstube) Chorin (Wochenstube) erswalde Rüdersdorf Spandau Spandau Spandau Rüdersdorf Rüdersdorf Rüdersdorf Rüdersdorf Rüdersdorf Rüdersdorf Rüdersdorf Chorin Chorin Rüdersdorf 23) 3.35 Rüdersdorf 23. 3.35 Rüdersdorf 23. 3.35 Rüdersdorf LONA SSSe2aq45 1 ——————— ps Ms ringung weet vergangen ist Rückmeldung Entfernung Ort Trebbin 50 km Trebbin 50km Vierraden, Kreis Angermünde 80 km Bernau, Stadtforst 30 km Trebbin 50 km Machnitz bei Trebnitz 260 km Wriezen 35 km Eberswalde 45 km Dollgow 85km Klosterwalde, Kreis Templin 80km Jahnsfelde (Müncheberg) 30 km Quast bei Seehausen/Prenzlau 50km Hoppegarten 10km Alt-Lietzeqoricke/Neumark 50 km Neuendorf ber Furstenwalde 25 kin Trebbin 50 km Trebbin 50 km Rüdersdorf 45km Rüdersdorf 45km Rüdersdorf : 45km Rüdersdorf 50km Rüdersdorf 50 km Chorin 50km Trebbin 35 km Perleberg Heinrichsdorf über Gransee Altranít bei Oberbarnim Blumenthal bei Strausberg 25km Hegermühle bei Strausberg 20 km Strausberg 25 km Burg Stargard/Mecklenburg 120 km Chorin (Wochenstube) Okm Chorin (Wochenstube) 0km Vietz 80 km Tútz, Grenzmark (Posen-Westpreußen)| 180 km Neustrelitz-Streltz, Mecklenburg 110 km Alt-Lietzegöricke, Kreis Königsberg “50 km 137 2 23. 3.35 Rüdersdorf Juni 36 Hammer, Post Liebenw: 138 A2681 2 23. 3.35 Rúdersdorf 16. 5, 38 Crossen/Oder ; ae 141 A2797 ? 23.731895 Rüdersdorf 12. 10, 36 Nenntmannsdorf, Post Liebstädt 144 | A2909 2 23. 3.35 Rüdersdorf 10. 7. 36 Altenhol/Werbellinsee 147 A3083 2 30. 5.35 |Eberswalde (Wochenst.) 5.3.39 Freienwalde 156 | A7042 ES 5, 3.39 Freienwalde 22.5. 42 Groß-Wudicke bei Rathenow 158 | A17010 2 15. 12. 48 Rüdersdorf Sommer 54 Chorin 159 | A17021 2 15,12. 48 Rüdersdorf Sommer 54 Chorin 161 A3404 2 9.2736 Freienwalde 22, 4.39 Müncheberg 162 A4850 2 4. 10.37 Freienwalde 30, 5. 43 Chorin " Tabelle 4 Zusammenstellung der Wiederfunde, die einen mehrmaligen Wechsel zwischen Winter- und Sommerquartier erkennen lassen Rúd- * N melde- Ring- 9 Bering.- Ort der 1. Wieder- | 2. Wieder- | 3. Wieder- | 4. Wieder- | 5. Wieder- | 5, Wieder- Nr. r. 2 Datum Beringung fund fund fund fund fund fund 6 175 4.2.33 | Rüdersdorl | 17.2, 33 26, 11.34 26.1,35 Lindwerder | Rüdersdorf | Rüdersdorf 75km 10 745 > 11.3, 33 | Rüdersdorf | 17.6, 34 26.1.35 Chorin Rudersdorf 33 2031 2 1.3.94 | Rüdersdorf | 2 8.34 13, 3.38 Garzaw/Reh-| Rüdersdorf a felde 18 2277 2 1.3.34 | Rüdersdorf | 17.6, 34 30, 5.35 17.1.36 + Eberswalde | Eberswalde | Rüdersdorf 40 2292 2 1.3,34 | Rüdersdorf | 30. 5.35 17. 1.36 17.1.36 17.12.38 21. 2.39 15. 11.39 Eberswalde | Rüdersdorf | Rüdersdoıf | Rüdersdorf | Rüdersdorf | Rüdersdorf 51 2923 1.3,34 | Rüdersdorf | 23. 3.35 ? 8,35 17. 1, 36 17, 1.37 21, 2739 Rüdersdorf | Altbassin | Riidersdorf |Rüdersdorf | Rüdersdorf 57 3088 o 1.3.34 | Rüdersdorf | 2.7, 34 17, 1.36 Herzfelde Riidersdorf 73 3822 9.4.34 | Rüdersdorf | 23, 3.35 30, 5.35 21.2.37 17.12.37 Rüdersdorf |Eberswalde | Rüdersdorf | Rüdersdorf 78 3883 Y 17.6.34 | Eberswalde | 23, 3,35 30. 5, 35 17.1,36 Rüdersdorf |Eberswalde | Rüdersdorf 129 A2319 2 23.3.35 | Rüdersdorf | 4. 5.35 17.1,36 Gamengrund| Rüdersdorf 145 2959 2 1.3.34 | Rüdersdorf | 23. 3, 35 30, 5.35 17. 1,36 17. 1.36 Rüdersdorf gh ‚Rüdersdorf . 6. Trebbin Eberswalde 13. 3,38 Rüdersdorf Rüdersdorf | Rüdersdorf vom Bering.-Ort Trebbin 35 km 105 km 75km 40km Grüntal bei Bernau 35 km » ee Bonn. 122 M. Eisentraut Ea mannsdorf gefundene Mausohr (Ruckmeldung Nr. 141) im Sommer 1935 aufgehalten hat, und ferner bleibt es ungewif, ob das Tier die weite Strecke vom Beringungsort bis zum Ort des Wiederfundes in einer Wandersaison zurúcklegte. Immerhin ist die Annahme berechtigt, und zwar auf Grund der festgestellten Ortstreue der Tiere, daB viele der in Tabelle 3 aufgenommenen Mausohren in dem dem Wiederfund: voraus- gehenden Winter ihr Ausgangswinterquartier wieder aufgesucht hatten. Auch die in Karte 3 eingezeichneten Wiederfunde lassen erkennen, daß von den Winterquartieren aus eine sommerliche Ausbreitung nach öst- licher bis nördlicher Richtung bevorzugt erfolgt. Die weiteste hier fest- gestellte Entfernung beträgt 260 km (Nr. 24). Abschließend sollen noch die naturgemäß nur selten zur Beobachtung gekommenen Fälle zusammengestellt werden, bei denen ein mehrmaliges e I 02 \ 148. |Ch. AS, 83x 2 ® ’ ir 3137, So AE N 07 I 106 e TN x a \' y EN : A 25 125 Y (08 Cee ee R re 68 I I 14) Abb. 3: Rückmeldungen von Mausohren, bei denen zwischen Beringung und Wiederfund ein langerer Zeitraum verflossen ist. An einigen Orten wurden mehrere Wieder- funde gemacht, die auf der Karte nicht eingetragen, aber in Tabelle 3 enthalten sind: Zu Nr. 2 kommen die Nummern 3, 13, 69, 71, 92, 93; zu Nr. 27 die Nummern 75, 76, 80; zu Nr. 83 die Nummern 85, 89, 158, 159, 162. Wiederfunde vor dem 15. April und nach dem 1. September sind gestrichelt ein- gezeichnet. 11/1960 Die Mausohren der Mark Brandenburg 123 Sonderheft Hin- und Herwandern zwischen Winter- und Sommerquartier festgestellt wurde. Sie sind in Tabelle 4 zusammengestellt. Besonders hervorzuheben ist der Wiederfund 78, der besagt, daB ein in der Wochenstube Eberswalde beringtes Mausohr den folgenden Winter in Rudersdorf verbrachte, im darauffolgenden Sommer die gleiche Wochen- stube und dann wieder das gleiche Winterquartier aufgesucht hatte. Daß solches mehrmalige Wechseln zwischen Sommer- und Winterquartier nicht noch häufiger zur Beobachtung gekommen ist, hat seinen Grund zweifellos darin, daß es sich bei den Sommerrückmeldungen meist um verunglückte oder verendet aufgefundene Tiere handelt, die nun für eine weitere Be- obachtung ausscheiden; und weiterhin muß berücksichtigt werden, daß ja bei weitem nicht sämtliche Tiere in einem Quartier erfaßt werden können. Fassen wir die in der Mark Brandenburg gemachten Beobachtungen über Saisonwanderungen bei Mausohren noch einmal kurz zusammen, so lassen sie folgendes Verhalten erkennen: 1. Von den Winterquartieren, in denen sich die Tiere in mehr oder we- niger großer Zahl zusammenfinden, verteilen sich die Mausohren im Früh- jahr über einen weiten Raum. Nur wenige beziehen schon in der nächsten Umgebung ein Sommerquartier, führen also nur einen rein örtlichen Quar- tierwechsel aus. Meist werden kürzere oder längere Wanderstrecken zu- rückgelegt, die bis weit über 100 km betragen können. 2. Die Ausbreitung geschieht nicht gleichmäßig nach allen Seiten, viel- mehr lassen die Sommerrückmeldungen und -wiederfunde erkennen, dab ein Raum besiedelt wird, der sich halbkreisformig von SO über O und N nach NW erstreckt, wobei östliche und nördliche Wanderrichtungen be- vorzugt eingeschlagen werden. Ein Wandern in entgegengesetzter Rich- tung kommt vor, gehört jedoch zu den Ausnahmen. 3. Die Beobachtungen weisen mit aller Deutlichkeit darauf hin, daß im Herbst ein Zurückwandern und ein Wiederaufsuchen des alten Winter- quartiers erfolgt. Die Mausohren sind weitgehend ortstreu. Das Aufsuchen eines neuen Winterquartiers gehört zu den Ausnahmen. Das gleiche gilt in entsprechender Weise für die Wochenstuben. Erterattiurverzerchnts Eisentraut, M. (1934): Markierungsversuche bei Fledermäusen. Z. Morph. Okol., 28, 553-560. — (1936): Ergebnisse der Fledermausberingung nach dreijähriger Versuchszeit. Z. Morph. Okol., 31, 1-26. — (1937): Die deutschen Fledermause, eine biologische Studie. Leipzig, Verlag Dr. P. Schops. — (1943): Zehn Jahre Fledermausberingung. Zool. Anz., 144, 20-32. -— (1947): Die Bedeutung von Temperatur und Klima im Leben der Chiropteren. Biol. Zentralbl., 66, 236-251. —- (1949): Beobachtungen über Lebensdauer und jährliche Verlustziffern bei Fleder- mäusen, insbesondere bei Myotis myotis. Zool. Jahrb., Syst., 78, 133-216. — (1957): Aus dem Leben der Fledermäuse und Flughunde. Jena, Verlag Gustav Fischer. Bonn. 124 | zool. Beitr. Beringungsergebnisse an der Grofen Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum Schreb.) in Bayern Von BRIGITTE und WILLI ISSEL, Augsburg (Mit 2 Abbildungen) Untersuchungsgebiet Das Hauptverbreitungsgebiet der GroBen Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum Schreb.) für Deutschland ist — soweit wir bis heute wis- sen — Bayern. Ein weiteres sicher nur sehr locker besiedeltes Gebiet ist das klimatisch milde Rheintal vom Kaiserstuhl bis nordwarts zum Mainzer Becken. Jedoch muß für Bayern nach unserer Kenntnis des süddeutschen Raumes einerseits und der Lebensansprüche dieser besonders wärme- liebenden Fledermausart andererseits ein zahlreicheres Vorkommen nur in verhältnismäßig kleinen Arealen angenommen werden. Schon Jaeckel (1860) wußte in seiner Schrift über die bayerischen Chiropteren nur wenige Fundplätze anzugeben, wo sie in größeren Mengen regelmäßig anzutreffen waren. Der allgemein bekannte sehr starke Rückgang wohl aller Fledermausarten in Deutschland in den letzten hundert Jahren ist auch für die Große Hufeisennase festzustellen. So findet man heute in den Höhlen der Fränkischen Schweiz bei Streitberg und Muggendorf nur noch vereinzelte Tiere, während Jaeckel noch von einem sehr häufigen Vorkommen berichtet. Im Winter 1940/41 begann W. Issel mit seinen Beringungen an der Großen Hufeisennase im Altmühltal. Obwohl seit 1950 verschiedene Mit- arbeiter unserer Arbeitsgemeinschaft für Fledermausforschung auch in Bayern Fledermäuse markieren und wir in ständigem Kontakt mit einigen Vereinen süddeutscher Höhlenforscher stehen, ist uns seither in Bayern kein weiteres größeres Vorkommen dieser Art bekannt geworden. Die in vorliegender Arbeit behandelte Population bewohnt das sehr warme, wald- und höhlenreiche Gebiet des unteren Altmühltales zwischen Rieden- burg und Kelheim. Beringungen an Großen Hufeisennasen, die von einem Mitarbeiter unserer Arbeitsgemeinschaft, H. Frank, Laichingen/Alb, in jugoslawischen Höhlen um Postojna in den letzten Jahren vorgenommen wurden, erbrachten bisher noch zu geringe Ergebnisse, um sie vergleichs- weise mit auswerten zu können. > deca Rhinolophus ferrumequinum in Bayern 125 Sonderheft Beztiglich der Verbreitung der Art in Bayern verdient ein Fund vom 27.12.1957 von H. Preuß, Walchensee, im Kiensteinloch bei Kochel am Walchensee Erwähnung (Ringnummer: Zool. Mus. Bonn AA 66 Ö ad.). Es ist dies der einzige Nachweis, der unserem Arbeitskreis bisher in Ober- bayern glückte. Die Planskizze (Abb. 1) gibt eine Übersicht über die Lage der wich- tigsten Fundplätze in unserem Arbeitsgebiet. Es sind im Winter Karst- höhlen im Juradolomit beiderseits der Altmühl und im Sommer auf dem linken Ufer des Flusses auf einer steilen Felsbastion das Schloß Prunn Schloß Prunn ılb h Hen >" erlod E Neuessing Mohrenlech QS Altmiis, Schulerloch N Klausen Abb. 1 Planskizze des Untersuchungsgebietes. (frühes Mittelalter), dessen Dachboden regelmäßig die einzige uns be- kannte Wochenstube dieser Art in Bayern beherbergt. Die größte Zahl der überwinternden Tiere wurde bis vor wenigen Jahren regelmäßig im Großen Schulerloch, einer berühmten Schauhöhle, angetroffen, wo alle Fledermäuse schon immer den besonderen Schutz der Höhlenbesitzer, Familie Gruber, Oberau, genießen. Leider wurde diese Höhle vor einigen Jahren mit vielen Neonleuchten und einer Lautsprecheranlage versehen und zudem der Einflugschacht aus Sicherheitsgründen soweit abgedeckt, daß er für Hufeisennasen, die nicht — wie andere Arten — unter Um- ständen auch manchmal „zu Fuß“ gehen, kaum mehr passierbar ist. Das „Fledermausloch“ beim Eingangstor scheint uns kein vollwertiger Ersatz 126 W. Issel | bo Beitr. zu sein, da es für den freien Einflug mit zu eng gesetzten Gitterstäben versehen ist. So ist auch hier die Zahl der überwinternden Fledermäuse und besonders die der Kleinen und Großen Hufeisennasen in den letzten Jahren stark zurückgegangen, eine Beobachtung, die man in fast allen beleuchteten und stark besuchten Schauhöhlen machen kann. Daß die ein- malige Störung durch unsere jährliche Winterkontrolle bestimmt nicht der Grund für den Rückgang der Besiedelung ist, wird bei den Kleinen Huf- eisennasen deutlich, die wir im ganzen Gebiet seit 1955 nicht mehr stören, sondern nur noch durchzählen; auch sie haben in gleicher Weise gerade in dieser Höhle stark abgenommen. — Die anderen Winterquartiere sind offene, frei zugängliche Horizontalhöhlen von weit geringeren Ausmaßen als das Große Schulerloch. Hier dürften Störungen durch Kinder gelegent- lich eine Rolle spielen. Unsere ursprüngliche Absicht, nämlich eine Populationsstatistik zu er- stellen, wurde außerdem durch die in den letzten Jahren mehrfach er- folgte Entnahme einer uns leider nicht bekannten, aber immerhin beträcht- lichen Zahl von Tieren zu physiologischen Untersuchungen zunichte gemacht. Arbeitsmethode Wir halten es für nützlich, über einige methodische Erfahrungen bei unseren Arbeiten mit der Großen Hufeisennase zu berichten. In den Winter- quartieren wurden die Tiere, die bekanntlich niemals in Felsspalten sitzen, sondern immer frei hängen, mit bis zu einer Höhe von etwa 12 Metern zusammensteckbaren Metallstäben abgehängt und im Fallen aufgefangen. Hoch hängende Tiere finden beim Fallen fast immer Zeit, ihre Flügel aus- zubreiten und erreichen in schnellem Rotieren — ähnlich fallenden Ahorn- früchten —, ohne Schaden zu nehmen, den Boden. Verhältnismäßig niedrig hängende Exemplare sollten unbedingt von einer zweiten Person mit einem Netz oder dergleichen aufgefangen werden. Es empfiehlt sich, zu- nächst alle Tiere einer Höhle einzusammeln, damit nicht die schon wieder freigelassenen die noch schlafenden Fledermäuse durch Anfliegen vorzeitig aufwecken. Die erwachten Großen Hufeisennasen sind meist sehr bissig, auch gegenüber ihren Artgenossen; und die besonders langen, dolchförmig gebogenen Eckzähne können leicht die Schädeldecke oder Extremitäten- knochen ihrer Artgenossen durchbeißen. Aus diesem Grunde sollte man sie nie mit anderen Arten und nur in genügend großen, luftigen Behält- nissen unterbringen, wo die einzelnen Tiere Abstand voneinander nehmen und sich frei pendelnd an der Decke aufhängen können. Wir benutzten dazu einen tragbaren engmaschigen Drahtkäfig. ee | Rhinolophus ferrumequinum in Bayern 127 Der Fang der Tiere in der Wochenstube ist nicht immer leicht. Wir benutzten dazu einen selbstgefertigten leichten Netzkáscher von 1 Meter Durchmesser mit einem ziemlich tiefen Netzsack. Der Káscherstiel ist mit Metallstaben beliebig zu verlangern. Auf diese Weise kann man die Ko- lonie im Dachwinkel überraschend schnell von unten mit dem Käscher überdecken, ohne selbst zu nahe an die Tiere heranklettern zu müssen, was sie nur an ganz kalten Tagen gelegentlich aushalten. Hierbei ent- kommen oft einzelne Exemplare. Der Fang aller Tiere der Sommerkolonie glückte uns immer nur dann, wenn die Gesellschaft an ihrem Vorzugsplatz hing; das ist ein kleines, leeres und ziemlich dunkles Speicherzimmer ohne Tür, dessen schadhafte Decke den Tieren genügend Möglichkeiten zum Anhängen bietet. Wir brauchten nur die Türöffnung mit einem Netz zu verschließen. Die Tiere versuchen dann durch die Türöffnung aus dem Raum zu entkommen und fliegen ans Netz, wo man sie ziemlich mühelos greifen kann. Die Güte und das sorgfältige Anlegen der Markierungsklammern hal- ten wir bei der Großen Hufeisennase für besonders wichtig. Eine Klam- mer, die die Flughaut nur geringfügig klemmt oder durch scharfe Kanten oder Ecken reizt, wird unablässig benagt, wodurch häßliche, im weiteren Verlauf oft eiternde Wunden entstehen. Aber auch gut sitzende Fleder- mausringe werden von einzelnen Tieren anfangs stark zerbissen. Ist nun das Metall zu weich und die Prägung zu wenig tief, so ist die Aufschrift bald unleserlich. Außerdem vermögen die Großen Hufeisennasen leichter als andere Arten zu weiche Ringe zusammenzubeißen, was dann gleich- falls üble Verletzungen der Tiere zur Folge hat. Der größte Teil der Tiere wurde mit Ringen markiert, die wir unter Berücksichtigung der obigen Er- fahrungen selbst hergestellt hatten. Diese Ringe haben sich bei allen von uns markierten Arten — besonders aber bei der Großen Hufeisennase — sehr gut bewährt. Wenn es zur Klärung bestimmter Fragen nötig ist, kleine Jungtiere zusammen mit ihren Müttern zu markieren, so kann man das nach unse- ren Erfahrungen ohne Schaden für Mutter und Junges mit vorsichtiger Behandlung der Tiere etwa schon in der ersten Juliwoche; dann haben die Jungen meist ein Gewicht von 11 bis 13 Gramm. Mitte August halten wir jedoch für den günstigsten Fangtermin in den Wochenstuben; dann sind bei normaler Witterung die Jungen kurz vor dem Selbständigwerden. Markierungen, Wiederfunde und Rückmeldungen Wie aus der Tabelle 1 ersichtlich ist, nehmen die Großen Hufeisen- nasen unter unseren Gesamtberingungen seit 1937 zahlenmäßig die dritte Stelle ein. zool. Beitr. 128 W. Issel ar Tabelle 1 Von B. und W. Issel durchgeführte Markierungen von 1937 bis 1959 Anzahl der Fledermausart markierten Tiere Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros Bechst.) 2009 Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum Schreb.) 671 Mausohrfledermaus (Myotis myotis Borkh.) 3237. Teichfledermaus (Myotis dasycneme Leisl.) 1 Wasserfledermaus (Myotis daubentoni Leisl.) 435 Gefranste Fledermaus (Myotis nattereri Kuhl) 151 Gewimperte Fledermaus (Myotis emarginatus Geoffroy) 138 Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteini Leisl.) Th, Bartfledermaus (Myotis mystacinus Leisl.) 1937, Großohrfledermaus (Plecotus auritus L.) 372 Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus Schreb.) 412 Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus Schreb.) 54 Rauhhäutige Fledermaus (Pipistrellus nathusii Keys. et Blas.) 10 Abendsegler (Nyctalus noctula Schreb.) 475 Rauharmige Fledermaus (Nyctalus leisleri Kuhl) 90 Zweifarbige Fledermaus (Vespertilio murinus L.) Sl Spatfliegende Fledermaus (Eptesicus serotinus Schreb.) 81 Langflugelige Fledermaus (Miniopterus schreibersi Kuhl) 59 Summe 8440 Zusammen mit 56 Tieren, die in einzelnen Hohlen nordlich von Regens- burg von einem unserer Mitarbeiter, F. Stegerer, Regensburg, im Winter markiert wurden, belauft sich die Zahl der hier ausgewerteten Markierun- gen auf 701 (26 von uns in Italien beringte Tiere wurden in dieser Arbeit nicht berücksichtigt); Tabelle 2 gibt hiervon eine Übersicht, aufgeschlüs- selt nach Geschlecht und Jahreszeit. Tabelle 2 Übersicht über die vorgenommenen Beringungen an Großen Hufeisennasen Jahreszeit 6) o Summe Winter 338 226 564 Sommer 5D 82 137, Summe 393 308 701 Rhinolophus ferrumequinum in Bayern 129 Sonderheft 11/1960 Die Anzahl der von uns selbst wiedergefundenen Tiere sowie die der rück- gemeldeten beläuft sich insgesamt auf 278 (vergleiche hierzu Tabelle 3). Tabelle 3 Zahl der Wiederfunde und Rückmeldungen von Großen Hufeisennasen e) Q Summe % aller Tiere selbst wiedergef. Tiere 143 99 242 34,6% rückgemeldete Tiere 22 14 36 51% Summe 165 113 278 397% Die Verteilung der Beringungen auf die einzelnen Jahre sowie die An- zahl der wiedergefundenen Tiere wird aus Tabelle 4 deutlich. Gleich- zeitig zeigt sie die Verteilung der Wiederfunde auf die einzelnen Jahre. Die Zahl der in jedem Jahr vorgenommenen Markierungen ist nicht unbedingt ein Maßstab für die Populationsstärke. Da wir alle diese Ar- beiten nur in unserer Freizeit durchführen können und zudem dieses Ge- _biet über 100km — in früheren Jahren mit anderem Wohnsitz sogar mehr als 200 km — von unserem Wohnort entfernt liegt, war es nicht immer möglich, die Kontrollen zum günstigsten Zeitpunkt und mit der gleichen Gründlichkeit vorzunehmen. Es können also aus der Tabelle keine Populationsschwankungen abgelesen werden. Als Wiederfunde wurden nur solche Funde gewertet, die bei einer späteren Gebietskon- trolle getätigt wurden, also nicht Funde von Tieren, die infolge der Störung etwa am nächsten Tag in einer Nachbarhöhle hingen. Wie aus der Tabelle weiterhin ersichtlich ist, wurden die 278 wiedergefundenen Tiere im Laufe der Jahre insgesamt 599mal wiedergefangen. Die Häufig- keit der Wiederfunde von Einzeltieren hierbei ist in Tabelle 5 zusammen- gestellt. Tabelle 5 Häufigkeit der Wiederfunde von Einzeltieren Häufigkeit der Wiederfunde 1x 2x 3x 4x 5x 6x 7x 8x 9x 10x Summe Zahl der Tiere See ee 278 Gerade die Tatsache, daß eine größere Anzahl von Tieren im Laufe ihres Lebens häufiger wiedergefunden wurde, gab uns die Möglichkeit, Angaben über Quartiertreue im Winter wie im Sommer, Altersfeststel- lungen und den Eintritt der Geschlechtsreife bei den 22 machen zu kön- nen; sie beweist weiterhin, daß eine sachgemäß vorgenommene Be- ringung den Tieren in keiner Weise schadet und sie nicht vergrámt werden, wodurch falsche Ergebnisse zustande kämen. GC cl apuny ~IopolMm 19p 9UIUINS l I 0961 6561 8561 ¿4661 96561 SS6I PS6I ES6I TS6l IS6l 0561 Gr6l y o119qP.L 8v6! £v6! VET Er6l (557 (55 0 (850 + (660 + (85 7 5511 + (54 TZ + (Sd £ 55 £0 + ($600 + (5581 + (555 + ($7 + (857 + a 9191] USu3Spunjob -19P91M 19P [Yezuy (550, --000)0 +220)7 +91 )1 °020)0 MN +p9r)9 29 OF) TZ 22 07) Tv 22 VI) TZ 29 £0) VS 29 LE) 6v PP 87) 9v po TT) 91 299 ) 01 096 )6 ( + 99€)9 ( TOR (4617 + 29 ($54 + 99€ )OT (6467 + 99€ JS (5501 + 22 61) 67 ($5 0€ + PP 08) 09 (55 €€ + PP SH) 8 (5581 + Pp 0€) 87 55 8S + PP ZS) OTT (55 €Z + 29 09) €8 (6507 + PP 0S) 06 (85 IT + 99 61) O€ (55 81 + 22 91) VE ¿5 Tv + PP 9S) 86 9191], U9]PbUut19qQ lop [yezuy J9ıyprf USU[OZULO oIpP Jne 9sPuuastojnf] UogoID UOA opunjioporpAA pun usbunburiog Jap Hunley, 0961 6561 8561 £S6! 956! SS6! vS6l Es6l cS6L IS61 OS6I 6V6l Br6l zV6l Iv6l Iyer - Purr -98 S . . . ee | Rhinolophus ferrumequinum in Bayern 131 Außerdem konnten wir bei 64 Großen Hufeisennasen hierdurch nach- weisen, daß dieselben Tiere sowohl die Höhlen im unteren Altmühltal als Winterquartiere als auch im Sommer die Wochenstube auf Schloß Prunn beziehen. Dies ist belegt durch insgesamt 96 einzelne Wiederfunde, wor- über Tabelle 6 eine Übersicht gibt. Tabelle 6 Wechselbeziehungen zwischen Winter- und Sommerquartieren im Untersuchungsgebiet 6 @ Wiederfunde Im Winter beringte u. auf Prunn wiedergef. Tiere 10218 39 Auf Prunn beringte u. im Winter wiedergef. Tiere VA 22 57 Summe 24 40 96 Gemessen an der Zahl aller im Gebiet markierten Tiere erscheint uns das Maß dieser Wechselbeziehungen recht gering. Wir halten es daher für be- rechtigt anzunehmen, daß noch weitere, uns bisher unbekannte Sommer- bzw. Winterquartiere im Gebiet vorhanden sein müssen, worauf an anderer Stelle noch hingewiesen wird. Dies wird außerdem durch die Tatsache unterstrichen, daß die Große Hufeisennase bei uns sowohl im Sommer als auch im Winter demselben Gebiet treu bleibt, wobei zu er- - wähnen ist, daß der Lebensraum der Tiere bei uns ein Gebiet von nur wenigen Kilometern Ausdehnung umfaßt. Dieses erhellt ebenfalls durch die Tatsache, daß uns von den markierten Tieren Fernfunde im eigent- lichen Sinne nicht vorliegen; von den 36 durch Dritte rückgemeldeten Tieren stammen 25 Funde aus demselben Gebiet, nur 11 Rückmeldungen ergaben Entfernungen von mehr als 10km. Die weiteste Entfernung be- trug nur 27 km vom Beringungsort. In Abb. 2 sind diese 11 Wiederfunde eingezeichnet. Feststellung der Altersklassen Zu Anfang unserer Arbeiten konnten wir noch keine sicheren Alters- feststellungen bei der Großen Hufeisennase treffen, sofern es sich nicht um eben flügge Jungtiere oder tráchtige YY handelte. Erst die Erfahrung im Laufe der Jahre ermöglichte es ‘uns auf Grund der Fellfärbung — und bei den 22 je nach der Ausbildung der Haftzitzen neben der Genital- öffnung — eine Einteilung in Jungtiere, semiadulte und adulte Tiere vor- zunehmen. Ähnlich wie bei der Kleinen Hufeisennase ist das Fell der Jungtiere bis zum Ende ihres ersten Winterschlafes auf dem Oberkopf und Rücken mehr aschgrau und deutlich schütterer als das Alterskleid. Ein- und zweijährige Tiere zeigen im Haarkleid einen Übergang zum Altersfell, der sich darin äußert, daß zunächst Oberkopf und Schulter- partie einen gelblich-braunlichen Anflug bekommen, während auf dem 132 W. Issel : ES zool. Beitr. Tischnerhöhle a wl ee ; Durrloch = N ae Y oe ri a 5771 Mn A 1/ ff Regensburg => 5) AN Hohle bei 5 Jacenha Riedenburg Khe K. Altmannsstein (18.5. Y) y 194 £ O Q „Neustadt | O A O | 0 24 8 12 16 20km Abb. 2 Wiederfunde von Großen Hufeisennasen aus mehr als 10 km Entfernung. Rücken noch die graue Tönung des Jugendfelles vorherrscht. Dieses tritt bei den einjährigen Exemplaren noch deutlicher in Erscheinung als bei den zweijährigen, bei denen sich die Färbung des Haarkleides dem gelb- lich- bis rötlichbraunen Altersfell mehr nähert. Die Tiere sind hierdurch bei einiger Erfahrung mit Sicherheit in juvenile, semiadulte und adulte zu trennen, wobei die Unterscheidung zwischen ein- und zweijährigen Tieren nicht zu jedem Zeitpunkt exakt möglich ist. Wenn wir bereits früher beringte Tiere wiederfingen, protokollierten wir am Beringungs- ort auch dann immer wieder ihr Alter nach diesen Kriterien; die Nach- prüfung an Hand der früheren Aufzeichnungen ergab nur in seltenen Fällen eine Fehlbestimmung der semiadulten Exemplare. — Die £% mit großen Haftzitzen können immer einwandfrei als adult angesprochen werden, weil die Haftzitzen ja bekanntlich erst nach der Geburt eines Jungen ihre volle Größe erlangen. Am Rande sei hier erwähnt, daß bei den YY der Arten, die keine Haftzitzen besitzen, die Größe bzw. Lange der Brustzitzen in gleicher Weise bei der Alterseinstufung gewertet wer- den kann. earner Rhinolophus ferrumequinum in Bayern 133 Alterseinstufungen, wie sie oben beschrieben wurden, müßten bei Populationsanalysen, Gewichtsangaben und systematischen Daten wie Maßen und auch Fellfärbung mehr als bisher berücksichtigt werden. Altersangaben auf Grund von Wiederfunden Es ist uns bisher nicht möglich, ein Durchschnittsalter für die unter- suchte Population anzugeben. Hingegen seien einige festgestellte Höchst- alter ab 10 Jahren angeführt. 4 64 und 422 wurden mindestens 10 Jahre, 1 6 12 Jahre und 1 Y mindestens 17!/2 Jahre alt, ein Alter, das auch van Heerdt und Sluiter bei einem Tier in Holland feststellten. Eintrittder Geschlechtsreife Entgegen den Feststellungen an anderen Fledermausarten in Deutsch- land, bei denen die Geschlechtsreife im 2. Lebensjahr eintritt, muß auf Grund unseres — bisher allerdings noch kleinen — Materials diese bei den ?2 der Großen Hufeisennase erst mit Vollendung des 3. Lebensjahres angesetzt werden. 3 29°, die als Jungtiere markiert und im Sommer des 3. Lebensjahres wiedergefunden wurden, hatten noch kein Junges. Ein weiteres, ebenfalls als Jungtier beringtes $ verunglückte im Winter nach Vollendung des 3. Lebensjahres; bisher hatte es noch nicht geboren, die Sektion ergab jedoch, daß es jetzt begattet war. Die Daten sind folgende: Ringnummer: Zool. Mus. Bonn L 263, Y, beringt am 25. 7.1951 als Junges; wiedergefunden am 14.11.1953; das Tier hatte nicht geboren; wiederge- funden am 18.7.1954, das Tier hatte immer noch nicht geboren. Am . 31.12. 1954 verunglückte es und war begattet. Auf Grund unserer Beobachtungen an: lebenden Tieren können wir über den Eintritt der Geschlechtsreife bei den 4 4 keine Angaben machen. Geschlechtsverhältnis Die Angaben über das Geschlechtsverhältnis bei der Großen Hufeisen- nase weichen bei den verschiedenen Autoren stark voneinander ab; sie schwanken vom Uberwiegen der 66 bis zum Uberwiegen der $. Wir glauben jedoch, daß diese Differenzen zum Teil nicht das wahre Bild wiedergeben, sondern sich aus der unterschiedlichen Auswertung ergeben. Unser Gesamtmaterial beläuft sich auf 701 Tiere oder 393 44 und 308 2°, das sind 561% 464 zu 439% LY. Dieses Material besteht aus allen Altersklassen, wobei zu bedenken ist, daß durch die Sommerfänge in den Wochenstuben das Verhältnis sich zwangsläufig zugunsten der YY verschiebt, da die Chancen zum Fang der vereinzelt hängenden dd ver- hältnismäßig gering sind. Zur Erarbeitung des echten Geschlechtsverhält- nisses einer Population muß man jedoch für beide Geschlechter gleiche Fangchancen voraussetzen. Dies ist unserer Meinung nach bei uns nur während des Winterschlafes gegeben. 134 Wis s'sceal Bonn. zool. Beitr. Wie aus Tabelle 2 ersichtlich ist, ergibt sich aus den Winterfängen dann ein Geschlechtsverháltnis von 599% ¿4 zu 401% 29°. Zur Klärung dieses an sich anomalen Geschlechtsverhältnisses erschien es uns wichtig, dieses einmal getrennt für Jung- und Alttiere zu ermitteln. Wie zu er- warten, ist das Geschlechtsverhältnis aller Jungtiere (das sind alle Tiere, die das 1. Lebensjahr noch nicht überschritten haben) 115 86 zu 110 99, also annähernd 1:1. Hingegen ist das Geschlechtsverhältnis aller siche- ren Alttiere im Winter 161 44 zu 622° oder 722% 466 zu 27,8% 22. Es verschiebt sich also das Geschlechtsverhältnis mit zunehmendem Alter der Tiere stark zugunsten der 4d. Dies wird durch die Tabelle 7 ver- deutlicht. Tabelle 7 Erreichtes Lebensalter jung markierter Tiere Jahre 6) 2 1 28 24 2 20 11 3 16 6 4 1. 1 S) 9 -- 6 6 =- 7 3 -— 3 2. == 9 2 — 10 1 u el 1 —- Es ließen sich hier nur Daten von 28 ¿4 und 24 Y, die jung markiert und später wiedergefunden wurden, verwerten. Angegeben wird die An- zahl der Tiere, die jeweils das volle 1. bis volle 11. Lebensjahr erreicht hatten. Es ergibt sich, daß von der annähernd gleichen — wenn auch klei- nen — Ausgangszahl an ¿4 und £% wesentlich mehr 4d in höheren Lebensaltern wiedergefunden werden, während die Wiederfundrate bei den 2? nach dem 3. Lebensjahr — also nach erfolgter Geschlechtsreife — rapid abfällt. Die Ursache hierfür muß eine erhöhte Sterblichkeit der YY nach erfolgter Geschlechtsreife sein. Durch die wachsende Behinderung während der Trächtigkeit und der Aufzucht des Jungen sowie durch die auffällige Zusammenballung in der Wochenstube sind verständlicherweise die 27 viel stärker gefährdet als die in dieser Zeit einzeln hängenden adulten dd. Populationsstarke Wie schon bei Tabelle 4 erwähnt, ergeben die jährlichen Fangziffern kein Maß für die wahre Stärke der Population. Es dürfte auch bei inten- siverem Erkunden von Quartieren in dem an Höhlen und alten Gebäuden 11/1960 Rhinolophus ferrumequinum in Bayern 135 Sonderheft ] reichen Gebiet sehr schwierig sein, in einem Jahr die gesamte Population zu erfassen. Um jedoch eine reale Zahl zu erarbeiten, haben wir in Ta- belle 8 alle im Sommer 1951 und die im darauffolgenden Winter 1951/52 gefangenen Tiere sowie alle diejenigen, die auf Grund spáterer Wieder- funde während dieser Zeit am Leben sein mußten, erfaßt. Die Tabelle ergibt also eine Zahl, die die tatsáchliche Stárke auf dem jáhrlichen Hóhe- punkt der Population wiedergibt; wir setzen allerdings voraus, daf alle im Sommer 1951 gefangenen Tiere den Winter noch erlebt haben. Zu- sammen mit 5 im Sommer nur beobachteten, aber entkommenen Exem- plaren bestand die Population zu jener Zeit aus mindestens 200 Tieren. Tabelle 8 Mindestpopulationsstárke 1951 $ ? juv. 1- u. 2jährige adulte juv. 1- u. 2jahrige adulte 23 17 71 20 22 42 111 (56,9%) 84 (43,1%) 195 plus 5—> = 200 Tiere Wir glauben jedoch mit Sicherheit annehmen zu kónnen, daf der Bestand noch größer sein mußte, da wir vermuten, daß noch mehr uns nicht be- kannte Winterquartiere im Gebiet von den Großen Hufeisennasen benutzt werden und sicherlich noch eine weitere Wochenstube im Umkreis vor- handen sein muß. Letzteres schließen wir aus der Tatsache, daß viele unse- rer jährlich im Winter gefundenen alten YY niemals im Sommer auf Prunn angetroffen wurden und andererseits von einem Großteil der auf Prunn markierten und dort auch später wiedergefangenen Tiere uns bis- her kein Winterquartier bekannt wurde. Verhalteninden Quartieren In den Höhlen wie in der Wochenstube auf Schloß Prunn konnten wir im allgemeinen die gleichen Feststellungen wie J.H.D. und W. M. Hooper in Südengland machen. Im Winterquartier hängen die Tiere entweder einzeln oder in geräumigeren Höhlen mitunter auch in Pulks beieinander. Letztere kón- nen sowohl lockere Gesellschaften mit Abstand zwischen den Einzeltieren als auch Klumpen sein, in denen die Tiere eng aneinandergedrängt hän- gen. Sicher sind für letzteres Verhalten u. a. auch klimatische Bedingun- gen maßgebend, was von uns im Einzelfall aber nicht nachgewiesen werden konnte. Es ist jedenfalls kein starres Verhalten nur einzelner Individuen, da die gleichen Tiere eines Pulks vom Vorjahr in späteren Jahren oft einzeln hängend in der gleichen Höhle angetroffen wurden, obwohl andere Tiere sich wieder zu einem Pulk zusammengefunden hatten. Die Zahl der Tiere eines Pulks betrug zuweilen 50 bis 60. 136 Wo Tssel bos Auffallend ist, daß die Zahl der 44 in den Pulks beträchtlich höher ist als die der 2, eine Beobachtung, die man gleichermaßen nicht bei den einzeln hängenden Exemplaren machen kann. Als Beispiel für diese Tat- sache sind in Tabelle 9 die Fangzahlen unserer Höhlenkontrollen am 28.12.1950 zusammengestellt und in Tabelle 10 alle Zahlen aus dem Großen Schulerloch vom 16. 12. 1951. Tabelle 9 Unterschiedliches Geschlechtsverhältnis bei gesellig und einzeln hängenden Großen Hufeisennasen am 28. 12. 1950 Geschlecht Í 2 Alter juv. sa. ad. juv. sa. ad. Summe 088.99 Pulk (Klammhöhle) 4 62.419 2 —= =8 34 29°: 5 Pulk (Schulerloch) 2 18722 1,2206 2 51 42:9 Einzeltiere (Schulerloch) 1 4 8 — 62746 25 AZ (in and. Hohlen) á—l] — — 1 288 A 011 Summe 7 28 49 4 14 19 121 84 : 37 Tabelle 10 Unterschiedliches Geschlechtsverhaltnis bei gesellig und einzeln hängenden Großen Hufeisennasen am 16. 12. 1951 (Schulerloch) Geschlecht $ 2 Alter juv. sa. ad. juv. sa, ad. „Summer oo. Pulk 7 6:37 5 28 60 50:10 Einzeltiere — 2 6 — 7 5 20 8:12 Summe 7 B43 5 98 80 58:22 Diese Beobachtung ist von den Engländern Hooper nicht erwähnt und steht im Gegensatz zu den Angaben von B. Dulic an Großen Hufeisennasen in Kroatien, wo für den 23.1.1955 ein Geschlechtsverhältnis eines Pulks von 78 63 zu 10722 angegeben wird. Ähnliches Uberwiegen der 66 in be- stimmten Winterquartieren konnten wir beim Abendsegler (Nyctalus noctula (Schreb.)) feststellen. — Es wurden übrigens niemals andere Fledermausarten in diesen Pulks von uns angetroffen. Generell bevorzugen die Großen Hufeisennasen innerhalb einer Höhle bestimmte Bezirke; zweifelsohne sind es die wärmeren und Temperatur- schwankungen weniger unterworfenen Teile. Die Pulks werden jedes Jahr an denselben Hangplätzen gebildet, unter denen meist eine größere Menge Guano zu finden ist, ein Zeichen dafür, daß diese Plätze schon einige Zeit vor Beginn des eigentlichen Winterschlafes als Tiagschlafplätze benutzt werden. Im Schulerloch besitzt übrigens der Pulk mehrere Hangplätze, 4 aah y y } To vid Vi all | Rhinolophus ferrumequinum in Bayern 7, Sonderheft 11/1960 die in Abhängigkeit von den Außentemperaturen besetzt werden. Wah- rend eines Winters wird oft ohne äußere Störung ein Platz verlassen und ein anderer weiter im Innern der Höhle aufgesucht. Häufig fanden wir mitten im Winter einzelne vollkommen wache Tiere bei den Pulks. Auf Grund jahrelanger Beobachtung behauptet die Höhlenführerin vom Großen Schulerloch, daß der Pulk schon immer einige Tage vor einem größeren Kälteeinbruch seinen Hangplatz weiter ins Höhleninnere verlegt. Über Ankunfts- bzw. Abzugstermin in den Winterquartieren haben wir keine Beobachtungen, auch wissen wir nicht, ob sich Ankunft und Ab- zug geschlossen oder allmählich vollziehen. Wir waren im Winter niemals vor dem 10.10. und nach dem 27.3. in den Höhlen des Beobachtungs- gebietes; an beiden Daten fanden wir einzelne tief schlafende Tiere. Im Sommerquartier konnten wir folgende Beobachtungen machen: Die Zahl der Alttiere wechselt in den Jahren etwa zwischen 30 und 50 Exemplaren. Ankunfts- und Abzugsdaten für die Wochenstube auf Schloß Prunn fehlen uns ebenfalls. Die Gesellschaft besitzt auch hier mehrere bevorzugte Hangplätze. Einer davon ist das oben erwähnte Dach- zimmer. Die Temperatur ist hier viel ausgeglichener als unmittelbar im Firstwinkel des Daches, was wir als Hauptgrund für die Bevorzugung an- sehen. Man kann die Gesellschaft auf ,Tuchfúhlung” dicht beieinander hangend finden, meist an kühleren Tagen, oder aber auch aufgelockert mit Abstand zwischen den einzelnen Tieren. Der Geburtstermin ist in nor- malen Jahren um den 15.6. herum. Zwillingsgeburten haben wir niemals gefunden. Im Kot unter der Wochenstube findet man immer wie bei der Mausohrfledermaus (Myotis myotis (Borkh.)) eine relativ große Zahl toter Jungtiere aller Altersklassen, auch wenn die Gesellschaft in der ganzen Zeit ihres Sommeraufenthaltes nicht gestört wurde, eine Beobachtung, die auch Hooper und Hooper für englische Tiere erwähnen. Abseits von der Wochenstubengesellschaft in einem benachbarten Dachbodenraum oder im dunklen Aufgang zum Schloßturm findet man fast immer einzeln hängende Tiere, meist dd. Auch mitten in der ?P-Gesellschaft werden fast immer — wie auch bei der Kleinen Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros (Bechst.)) — ¿4 ge- funden, was gelegentlich Anlaß gegeben hat, die Sommergesellschaften der Hufeisennasen nicht mehr als echte Wochenstuben zu bezeichnen. In diesem Zusammenhang erscheint es uns aufschlußreich, eine Altersanalyse aller Sommertiere von Schloß Prunn zu geben. Insgesamt wurden im Laufe der Jahre 101 22 und 67 46 gefangen. Es stehen 150 Einzelfunde von 2° 71 Wiederfängen von 46 gegenüber. Da es sich — natürlich abge- sehen von den Jungtieren — bei cen einzelnen Fängen häufig um Wieder- funde in früheren Jahren beringter Tiere handelte, war in den meisten Fällen eine sichere Altersfeststellung möglich. Die 71 6 d-Funde setzen sich zusammen aus 46 Jungtieren (wovon später 4 Exemplare auch auf zool. Beitr. 178 W. Issel En Prunn wiedergefangen wurden), 16 Funden immaturer Tiere (nicht álter als 2 Jahre), 6 Funden von dreijährigen 4d, 1 Fund eines nicht sicher adulten 4 und 2 Funden eines vier- bzw. später sechsjährigen Tieres. Zur Zeit dieser beiden Fánge hing das Tier zwar auf dem gleichen Speicher, aber nicht mehr — wie frúher zweimal als immatures Tier — innerhalb der 29-Gesellschaft. Wenn man bei den 44 den Eintritt der Geschlechts- reife analog wie bei den 22 nach Vollendung des 3. Lebensjahres an- setzen kann, so haben wir demnach mit Sicherheit niemals ein geschlechts- reifes ¢ innerhalb der Wochenstube angetroffen. Die 150 P??-Funde bestanden aus 43 Jungtieren, 20 Funden nicht ge- schlechtsreifer ?? und 87 Fängen geschlechtsreifer 99. Es erscheint uns wichtig, ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß sich auch eine Anzahl im- maturer 2? in der Wochenstube fand, deren Anwesenheit genausoviel Anlaß zur Diskussion gäbe wie bisher die der 4 4 in den Wochenstuben. Vergleicht man die Anzahl der Funde von immaturen 4d zu immaturen 9, so ergibt sich für Prunn ein Verhältnis von 23 44 zu 20 $$. Die eigentlichen Träger der Wochenstube scheinen uns also die geschlechts- reifen Y zu sein; die immaturen Tiere beiderlei Geschlechts, die sich aus Geselligkeitstrieb den adulten °° anschließen, werden von diesen noch geduldet, während die geschlechtsreifen alten 4 4 die Wochenstube mei- den. Der Grund für die Trennung der Geschlechter bei den adulten Tieren im Sommer ist unserer Ansicht nach im sexuellen Bereich zu suchen. Inter- essant wären hier Parallelbeobachtungen in anderen Gebieten und unter Umständen experimentelle Verhaltensstudien an gekäfigten Tieren. Die geschlechtsreifen alten 44 findet man im Sommer sehr schlecht. Sie hängen über das Gebiet verteilt in Einzelquartieren und sind meist sehr schwer zu fangen. Einige Einzeltiere beobachteten wir zu dieser Zeit auf Kirchenspeichern des Untersuchungsgebietes. — Über die Aufenthalts- orte der Großen Hufeisennasen — und ebenfalls unserer anderen Fleder- mausarten — im frühen Frühjahr und im späten Herbst weiß man bis heute kaum etwas. Auf Grund unserer Befunde an einzelnen Mausohr- fledermäusen (Myotis myotis (Borkh.)) nehmen wir an, daß sie zumindest im Herbst über das gesamte Gebiet verteilt hausen, und zwar meist einige reife 2° in den versteckten Einzelquartieren der alten dd. Bei den Maus- ohren fanden wir im Herbst solche Verhältnisse vor, und wir halten diese Quartiere auch für die eigentlichen ,Hochzeitskammern”. Onbartrertreue a) al omi Winter: Zur Feststellung der Bindung des Einzeltieres an das Winterquartier ließen sich insgesamt die Daten von 181 Tieren auswerten. Es wurde für jedes. Tier nur der 1. Wiederfund aus jedem Winter gerechnet, da ein späterer Wiederfund in einem anderen Quartier durch die Störung unserer- 11/1960 Rhinolophus ferrumequinum in Bayern 139 Sonderheft seits verursacht sein kénnte. Bei unseren oft mehrere Tage andauernden Kontrollen im Gebiet machten wir nämlich häufig die Beobachtung, daß die durch uns gestörten Tiere ihren Winterschlaf in einer Nachbarhöhle fort- setzten. 111 Tiere waren absolut quartiertreu, nachgewiesen durch 315 Einzel- funde, wobei etliche Tiere bis zu 8mal in späteren Wintern im selben Quartier angetroffen wurden. 36 Tiere müssen als bedingt quartiertreu be- zeichnet werden; sie wurden 107mal im selben Quartier (bis zu 8mal pro Tier) und 56mal in anderen Quartieren (im Höchstfalle — nur bei 2 Tieren — bis zu 3mal) wiedergefunden. 34 Tiere erwiesen sich bisher nicht als quartiertreu; 30 Exemplare hiervon wurden nur je einmal in einem anderen Winterquartier wiedergefangen, 4 je 3mal in 3 verschiedenen Quartieren. — Im großen und ganzen kann man also die Große Hufeisen- nase in diesem Gebiet im Winter als vorwiegend quartiertreu bezeichnen. b) ImSommer: Zunächst ist die Frage zu klären, ob die adulten 2° als Träger der Sommergesellschaft eine Quartiertreue zur Wochenstube zeigen. Es wurde ermittelt, daß von 49 auf Prunn gefangenen alten ?? sich 21 Tiere durch 62 Einzelfunde in späteren Jahren als wochenstubentreu erwiesen; hierbei wurden 8 Tiere in 2, 6 Tiere in 3 und 7 Tiere in 4 späteren Sommern auf Prunn wieder festgestellt. Angaben über eventuell erfolgten Quartier- wechsel können wir nicht machen, da uns bisher keine 2. Wochenstube bekannt ist. . Zur Klärung der Frage, ob die in der Wochenstube geborenen Jung- tiere und die dort erstmalig als immatur markierten Exemplare auch in späteren Sommern dorthin wieder zurückkehren, ließen sich die Daten von 55 Tieren auswerten. Von diesen wurden nur 4 Exemplare je einmal — noch immatur — in späteren Jahren in der Wochenstube wiedergefun- den. 1 auf Prunn geborenes $ wurde erstmalig nach 4 Jahren dort wieder- gefunden; es hatte offenbar geboren, aber kein Junges bei sich. Demnach ist es nicht sicher, ob es in dieser Wochenstube geboren hat oder aber nach Verlust des Jungen etwa aus einem anderen Quartier hierher über- wechselte. 2 erstmalig als immatur auf Prunn gefundene 22 wurden im darauffolgenden Jahr als Mütter dort wieder angetroffen. Aus den oben angeführten Befunden schließen wir, daß die Tiere, so- lange sie noch nicht geschlechtsreif sind, noch keine ausgesprochene Bin- dung an ein bestimmtes Sommerquartier haben und mehr oder weniger „Streuner” sind. Dies gilt sowohl für die 66, die erst als geschlechtsreife Alttiere im Sommer Einzelquartiere beziehen, als auch für die immaturen 22, die sich erst mit Beginn der ersten Schwangerschaft für ein festes Quartier entscheiden. ee eth ASE ee > 3) EN » x 140 W. Issel : ES zool. Beitr. Wir konnten bisher in keinem Fall sicher nachweisen, daB ein auf Schloß Prunn geborenes Y diese Wochenstube später als Quartier fiir die Geburt des eigenen Jungen wieder benutzte. Wir vermuten, daß die ge- schlechtsreif werdenden YY in der Regel die Geburtswochenstube nicht wieder beziehen; aber im gleichen Gebiet bleiben sie, was uns die Wie- derfänge dieser Individuen im Winter beweisen. Man könnte hier an Be- funde aus der Ornithologie denken, daß nämlich bei verschiedenen Vogel- arten der einmal gewählte spätere Brutplatz immer wieder beibehalten wird, jedoch mit dem Geburtsort nicht identisch ist. Gewichte Zum Schluß seien noch einige Gewichtsangaben vermerkt: Wintergewichte liegen uns von 75 Tieren aus derselben Höhle vor; sie wurden am 1.3.1941 gewogen. Damals konnten wir noch keine Trennung in Altersklassen vornehmen. Es wogen: 38 64 im Durchschnitt 19,3 g (Min. 16,6g, Max. 22,5 g) 37 22 im Durchschnitt 19,69 (Min. 16,3g, Max. 23,2 g). Im Sommer haben wir Wägungen an 50 Tieren vorgenommen. Es wogen: am 9..7.21.997 Suv S 1159 2 sa. 66 20,6g und 21,4g ad. 8 234g 6 juv. 2° im Durchschnitt 11,3 g (Min. 9 g, Max. 13,8 g) 8 ad. 2? im Durchschnitt 24,2 g (Min. 21,8g, Max. 25,5 g). am 14.8.1955 12 juv. 646 im Durchschnitt 15,2 g (Min. 13,3 g, Max. 17,3 g) 2 sa. 4d 19,2g und 20,5 g 2 ad. 93 beide 19,9 g 2 juv. $2 beide 16,1 g 2 sa. 2° 20g und 18,9 g 12 ad. 22 im Durchschnitt 21,1 g (Min. 19,8 g, Max. 24,3 g). Am 5. 7. 1957 waren die Jungen noch verhältnismäßig klein, etwa 3 Wochen alt, während die Jungen am 14.8.1955 schon fast selbständig waren. Zusammeniassung 1. Gebiet: Untersucht wurde eine Population von Rhinolophus fer- rumequinum (Schreb.) im unteren Altmühltal von 1941 bis 1960. e ae 7 aten | Rhinolophus ferrumeguinum in Bayern 141 2. Arbeitsmethode: In diesem Kapitel werden Arbeitsmethoden beim Fang und der Beringung in den Sommer- und Winterquartieren beschrieben. 3. Markierungen, Wiederfunde, Rückmeldungen: Es wurden insgesamt 701 Große Hufeisennasen markiert, von denen im Laufe der Jahre 278 wiedergefunden bzw. rückgemeldet wurden. Die größte Entfernung betrug 27km vom Beringungsort. 4. Feststellung der Altersklassen: Auf Grund der Erfah- rungen an Hand der Wiederfunde war es möglich, an äußeren Merk- malen junge, ein- und zweijährige und alte Tiere zu unterscheiden. 5. Altersangaben auf Grund von Wiederfunden: Bei einem $ wurde ein Höchstalter von mindestens 171% Jahren fest- gestellt. 6. Eintritt der Geschlechtsreife: Nach den vorliegenden Ergebnissen wurde eine Geschlechtsreife der 22 erst nach dem voll- endeten 3. Lebensjahr festgestellt. 7, Geschlechtsverhältnis: Bei der Gesamtpopulation und noch mehr bei der alleinigen Betrachtung der Alttiere überwiegen die 66. Bei den Jungtieren ist das Verhältnis etwa 1:1. 8 Populationsstärke: Die Populationsstärke wurde auf min- destens 200 Tiere berechnet. 9. Verhalten in den Quartieren: In diesem Kapitel werden biologische Beobachtungen aus der Wochenstube und den Winter- quartieren gebracht. Die in den Wochenstuben gefangenen 4 6 waren - niemals geschlechtsreife Alttiere. 10. Quartiertreue: Die Mehrzahl der wiedergefundenen Tiere er- wies sich im Winter als quartiertreu. Auch für die 22 in der Wochen- stube konnte Quartiertreue nachgewiesen werden. 11. Gewichte: Gewichte werden von 125 Tieren aller Altersstufen angegeben. Eiteratur Anciaux de Faveaux, Dom F, (1952): Observations sur les Chiropteres de la Grotte de la Baume-Granet a Roquefort-les-Pins (Alpes-maritimes); Mam- malia XVI, 148-156. Caubere, B. (1951): Interessantes captures de Chiropteres dans la Sarthe; La Feuille des Naturalistes, N.S. VI, 37-39. Dulic, B. (1957): Report and some results obtained by the first bat-banding in P.R. Croatia; Ornitoloskog Casopisa ,Larus” IX-X, 208-215. Eisentraut, M. 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Ein Beitrag zur Kenntnis der Lebensweise und der geographischen Verbreitung der deutschen Fleder- mause; Abh. d. Zool. Min. Ver. Regensburg, Kappus, A. und Rüggeberg, T. (1952): Die langflügelige Fledermaus im Kaiserstuhl; Mitt. d. bad. Landesver. f, Naturkd., N.F. V, 310-318. Kolb, A. (1950): Beitrage zur Biologie einheimischer Fledermáuse; Zool. Jahrb. Syst: 28, 947-922. Sluiter, J.W. Heerdt, P.F. van und Smidt, Th.de (1956): Bescherming van Vleermuizen in Nederland; Arnheim. Topal, G. (1956): The Movements of Bats in Hungary; Annales Historico-Natu- rales Musei nationalis Hungarici, S.N. VII, 477-489, Anschrift der Verfasser: Dr. Brigitte und Dr. Willi Issel, Augsburg, Naturwissen- schaftliches Museum, Fuggerhaus, MaximilianstraBe 36. Sonderheft 11/1960 ] 143 Beobachtungen an Fledermäusen in Höhlen der Schwäbischen Alb unter besonderer Berücksichtigung der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) (Gemeinschaftsarbeit der Höhlenforschungsabteilung des HHV Laichingen) Von HELMUT FRANK, Laichingen (Mit 3 Abbildungen) Seit dem Jahre 1951 beschäftigt sich die Höhlenforschungsabteilung des Höhlen- und Heimatvereins (HHV) Laichingen mit der Beobachtung und Beringung von Fledermäusen. Sie hat es sich zur Aufgabe gestellt, die in der Schwäbischen Alb vorkommenden Arten zu erfassen, ihre jähr- lichen Zu- und Abgänge zu untersuchen und mit Hilfe der Markierungs- methode einmal die Saisonwanderungen und zum anderen das erreichbare Lebensalter festzustellen. Folgende Fledermausarten kommen in den Schwäbischen Albhöhlen vor: Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros Bech.) Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus Schreb.) Langohr (Plecotus auritus L.) Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus Schreb.) Mausohr (Myotis myotis Borkh.) Bechstein-Fledermaus (Myotis bechsteini Leis.) Wasserfledermaus (Myotis daubentoni Leis.) Fransenfledermaus (Myotis nattereri Kuhl) Bartfledermaus (Myotis mystacinus Leis.) Die Beobachtungen erstrecken sich in der Hauptsache auf Fledermause in den Hohlen der mittleren Schwabischen Alb, und zwar zwischen Laichin- gen und Sigmaringen, Neckar und Donau. Die Hohlen in diesem Gebiet sind recht unterschiedlich besiedelt. In Schauhohlen findet man z. B. nur vereinzelte Tiere, wahrend Hohlen in abgelegenen Gegenden und vor allem solche, bei denen der Eingang im Walde liegt, viele Tiere beherber- gen können. In aktiven Wasserhohlen sind die Bedingungen am ungün- stigsten, so daß hier nur wenige Mausohren und gelegentlich noch ganz vereinzelte Kleine Hufeisennasen anzutreffen sind. In Schachthöhlen finden wir die beiden letztgenannten Arten sehr häufig. Dabei konnte beobachtet werden, daß die Tiere in strengeren 144 H. Frank = Beitr. Wintern in tieferen Räumen schlafen als in milderen. Bemerkenswert ist die Feststellung, daß bei einem plötzlichen Kälteeinbruch die Tiere schon drei bis fünf Tage vorher einen besser geschützten Platz aufsuchen. In Nischenhöhlen, kleineren Höhlen und Höhlen mit weiten Portalen, also in Räumen, in denen der Außentemperatureinfluß noch eine gewisse Rolle spielt, finden wir Plecotus auritus, verschiedentlich auch Eptesicus serotinus und in ganz wenigen Fällen Myotis bechsteini. Diese Arten bil- den nie Kolonien, sondern sind immer einzeln in engen Spalten oder Löchern anzutreffen, und das nicht selten bei einer Temperatur von — 5°C. Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt den vom Verkehr abgelegenen Horizontalhöhlen. Im folgenden wollen wir uns darauf beschränken, eine von diesen, die Sontheimer Höhle, genauer zu beschreiben. Abb. 1 Grundriß der Sontheimer Höhle (Maßstab 1 : 800). Hangplatz der Arten: 1 — Eptesicus serotinus, Plecotus auritus, Myotis bechsteini. 2 — Barbastella barbastellus. 3— Myolis nattereri, Myotis daubentoni, Myotis mystacinus. = Myotis myotis, Rhinolophus hipposideros Diese Hohle liegt stidlich von Laichingen in einem ausgedehnten Wald und ihr Eingang am Steilhang eines Trockentales, etwa 4km von der nächsten Siedlung entfernt. Den Grundriß zeigt Abb. 1. Im Eingangs- gebiet finden sich nur vereinzelte Tiere, und zwar Plecotus auritus, Epte- sicus serotinus und Myotis bechsteini. Die Raumtemperatur ist hier sehr stark dem Wechsel der Außentemperatur ausgesetzt. Die Tiere wurden gelegentlich bei einer Temperatur von — 5°C angetroffen; allerdings ziehen sie sich bei stärkeren Kälteeinbrüchen in die inneren Höhlenräume zurück. In dem vorderen Raum halten sich auch Eulen (Waldohreule oder Waldkauz?) auf. Ob diese den Fledermäusen nachstellen, konnte nicht sicher beobachtet werden; in den eingesammelten Gewöllen wurden nie- mals Fledermausknochen gefunden. Etwa 70m vom Eingang entfernt befindet sich in einer kleinen Halle an der Wand eine Kolonie von Barbastella barbastellus. Diese umfaßt et Die Fledermäuse der Schwäbischen Alb 145 schon seit Jahren 450 bis 500 Exemplare !). Es ist die größte in Súddeutsch- land bekannte Kolonie, der wir verständlicherweise unsere besondere Aufmerksamkeit zuwandten. Nach einer Verengung der Höhle kommen wir in langgestreckte Räume mit gleichbleibender Temperatur von + 7 bis 8°C. Dort finden wir dann hoch in den Schächten etwa 600 Myotis myotis und, auf die ganzen Raum- lichkeiten verteilt, Rh. hipposideros, M. nattereri, M. daubentoni und M. mystacinus (vgl. Abb. 1). stuttgart O Abb. 2 Wanderwege von Barbastella barbastellus vom Winterquartier Sontheimer Hohle aus. 2 In der Sontheimer Höhle war die Besiedlung im Winter 1959/60 etwas ver- schoben. Infolge der milden Witterung und geringer Schneefälle kamen nur wenige Mopsfledermäuse zu ihrem alten Hangplatz. Gleich daneben, also im nahezu käl- testen Teil der Höhle, wurden in Deckenspalten einige 100 Mausohren festge- stellt. Im hinteren Teil der Höhle hielt sich demgegenüber nur etwa ein Drittel des Bestandes früherer Jahre auf. (, UY Y UsInaqnelg 19q Of M OIC E Y e CoG UG 2 8EET ST um 8€ u9SSST}1O]]] 65 '01 91 i x CELL EG ö 6/11 Z 124 Wy £Z W]1Q-N/UesoyueTIey LG'S ‘87 k y 95 'T '9 2 £9071 Z ez WY ZY S1NqZUNO/19[I9MS]19J19 Y LOG ALC ñ ‘ GERT REG é 99L11 Z 77 way ES neßıng/uosneyuro]y EL LI y f COL TAY 5 6I6IT Z ve ws 97 tpeioqig/usbuyelig LG ‘OT "TZ i A ECHT TV ? LI6II Z 07 wa SZ wersgrg/wioygneT 95 4 “91 i E ESTI ES $ 9T81T Z 61 wy GC WWesloqry/Uloyqne'T 9572,91] i 3 VS ‘°C “0% ö 9/611 Z 8l wy Tp Ye13q1g/[[92491N) C87 08 i i CURSING > SCES £l UA EZ wepolineuog EQU. ¿87 E 2 1S ‘ZI “0€ ? GETZ 91 UA ZE uoburddoy/tpequeyjO 95 “01 '07 x E ES TIE 2 SI8II Z ST Wy GT uaburyg/usbul;gnojsiayio MM VS ‘OT ‘07 7 E CET 2 9877 71 wy GT S[YOYSTO]IOYDS vS'8 '07 á R UG TOS é GLEI el UA ge uosneys}iodwueT VS Laz e f BSHTLHEZ ö gesll Z (All UY 87 spo, L/ueburjjoq vS'9 “y i RE 2 S9811 Z IT WY LP wpeiaqig/ypequepy 7S 8 ‘Ol i 6 Cor TUN ET é 79811 Z ol WY 81 uoburyg ES 4 “Ol N ‘ Co eG $ £8£1T Z 6 Wy BE usHurqa/uemaqsjobbo vS'9 7% : pa cS TL EZ o ISZIT Z 8 Wy LP {pequmiy/p9Lıusyolg 0S y ‘ST 4 ‘ cS ‘TT “EZ ö £0811 Z £ wyg usınogneg es '8 “91 < i ARTE 2 6€811 Z 9 WY py 61nqzuno) cS ‘ A A OS ? GANG S WY 8y Smqzuno/qyequaymnuyps EOS 5 5 CORREN ? ATA v wy € UIOyuogtaM ENG a = 1S ‘ZI '0€ 5 EITT € WY ZZ uoburyy 1eq 1pe3susbsen CO MEG x £ Coan ie 2 28811 Z C UA Y USInaqnelg dq 19119M ESPE NEC OJYOH “sure qjuos ERAN 5 GES WZ I Ei SIPUNJISPITM. SIP WO ee jıosßbunßuriog ER: ; ı9wumußurg | an 'PJT (sn[[a]spqing D[[9ISD(IDJ sneullapeysdoyy 19p Ba MÄNTLIOUUIOS 1 OTIOqeL um 98 uebuydog/tporumeld So. Vasil 9]149H 19UTOUFUOS ESAS 2 6092 X 61 Wy OF BAINAZUND/USN9ISUUoW SCAG eG STYOYTeT [LS GS GM (XG $ 7769 X 8l wy 07 S]yOH 19B1NASPOL AS Ah STYOYLe] [pS VG Gah 2 LVLLX ZU wy CP ueburqn 1 LESS. 61 IS ATRAS) 5 878£ X 91 UN Sy 118831n38 OVA at jews 19bINASPOL VSEAGV VE 2 06££ X SI ES Gl zz WLSY19}S9\ um 9] STYOUIOTIIDS sneH SOUIOUTOIS TR $ TOT W a} um OF ueburddoy/nepuine,f SG'S “8 SIYQUISIITPS 75 “TV LT 2 BIELX el wy pp! JANJUSstpO/ng 95 "01 7Z O[yUOH 1SU1TSYyuOS SAS 5 EAS cl wa Ty (UpH) U9119IS[SBISN 95 '£ 61 2[YOH 19WIOUJUOS CTRA 7 8ce N i! UW CC usbursunw/ussneyfopuf OSO 9TYOH Jewteyyuos el o CISZ X OT uly OT Uosneys[ouuler) CSV G 214YOH Ioßınqspo,L VGaG) ALE 5 18££ X 6 wy ES ne5ing/uesnequegolo vc '8 ‘61 9]Y 9H T9UIOUJUOS EAST 2 6974 X 8 uly £8 UUOIAJIOH/UNTSUPION VS EC o[y0H I9WIOUJUOS eg ao $ 6192 X £ wy col uebuemjtpne,f/[[eZIaples (AF peu) ne}! STYOULE[ [IS GS “CVa£e 6 c769 X 9 wy 6 USHUISUNIA VSG ei) SIYOYIOTIIIDS GS “CV GLC $ 90€£ X SG Wy CC neuoq/umn vs € OF ¿ P[YOH 1SUITSYJUOS 2 2 ¿SvV£ X v wu 6 usworuyDs SEHE N 9]Y40H 1SUITSUYUOS GG EG ? sse N € UA 07 (ypH) U9119ISTSBIIN EGESE CH oryoyusTo}oewSs ORI 2 686 I C wy 97 499 L/UOPUUO TREO woy}uUos U9OTSITOM OGRE GC 2 SLE N I nn | sapunJIlapaIM sop 10 a yaosbunbutiog ee E Jowwnubury | ‘IN 'PFT (srjoAur syoAj) USIyosneM 19p ehbambniy1ww08S c a11eqe.L i 148 HrFrank Bonn zool. Beitr. Die Beobachtungen an der erwähnten großen Kolonie von Barbastella barbastellus brachten folgende Ergebnisse: 1. Seit dem Jahr 1951 ist der Bestand gleichgeblieben. 2. Jährlich kommen etwa 10% Alttiere nicht vom Sommerquartier zurück, dafür aber etwa die gleiche Anzahl Jungtiere. 3. Auf ein weibliches Tier kommen etwa 2,5 männliche Tiere; die Männ- chen sind also bei weitem in der Überzahl. 4. Der Einfluß der Außentemperatur macht sich in diesem Raum noch stark bemerkbar; ein Rückgang auf — 4°C ist keine Seltenheit. So ist es schon des öfteren vorgekommen, daß die Wassertropfen auf dem Fell der Tiere gefroren waren. Stuttgart O 18 45 Tubingen 6 ie yes | A A Sontheimer Höhle 19 5 x x B Wolfsloch € Schillerhohle D Schertelshohle E Steinernes Haus ler F Todsburger Höhle G Todsburger Schacht oBiberach Abb. 3 Wanderwege von Myotis myotis von den verschiedenen Winterquartieren aus. Soa Die Fledermäuse der Schwäbischen Alb 149 5. Der Winterschlaf beginnt erst, wenn außerhalb der Höhle Schnee liegt, und wird bereits beendet, wenn die Schneeschmelze einsetzt, eine Fest- stellung, die für die übrigen Arten nicht zutrifft. 6. Auf Grund der Wiederfunde in den Sommerquartieren (Tabelle 1) konnten wir feststellen, daß sich die Tiere für die warme Jahreszeit in die Gegenden von Burgau, Krumbach und Günzburg (Schwaben) oder Ehingen und Bieberbach (Oberschwaben) begeben. Dies bedeutet also, daß die Mopsfledermäuse, die in der Sontheimer Höhle überwintern, einen Sektor besiedeln, der sich von O nach S erstreckt (Abb. 2). Die Sommerquartiere liegen in Gegenden mit Wasser- und Sumpflandschaft und dementsprechend mit einem reichen Insektenleben. 7. Die Mopsfledermäuse kommen dann im Winter nicht nur in die gleiche Höhle zurück, sondern sogar an die gleiche Wand. (Vereinzelt kam es auch vor, daß ein Mausohr mitten in der Kolonie der Mopsfledermäuse gefunden wurde.) Die von uns festgestellten Wanderwege der Mausohren von ihren winterlichen Höhlenquartieren aus sind auf der Karte in Abb. 3 einge- tragen (vgl. auch Tabelle 2). Bei ihnen können wir keine bestimmten Flugrichtungen erkennen, vielmehr scheinen die Tiere sich nach allen Rich- tungen auszubreiten. Die Albhochfläche wird jedoch nur vereinzelt über- flogen; die Tiere aus den Höhlen am nördlichen Albrand bevorzugen die Gegend von Neckar und Fils, die Tiere aus Höhlen am südlichen Albrand die Gebiete Donau/lller/Riß. Ferner konnten wir beobachten, daß verschie- dene Tiere in den folgenden Wintern die Höhlen wechselten. Die Sommer- flugwege von Rh. hipposideros sind in keiner Karte festgehalten, da sich die Tiere im Sommer in der näheren oder weiteren Umgebung ihres Winter- auartieres aufhalten. Die größte Entfernung betrug 15 km. Es ist bemerkenswert, daß wir in den Höhlen der Schwäbischen Alb keine Vertreter der Großen Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum) antrafen, obwohl die Art im Fränkischen Jura vorkommt und beide Ge- biete sich hinsichtlich ihrer klimatischen und geographischen Verhältnisse gleichen. Daß diese Art jedoch vor noch nicht langer Zeit auch auf der Schwäbischen Alb vorgekommen ist, beweisen verschiedentlich gemachte rezente Knochenfunde in einigen Höhlen. Anschrift des Verfassers: Helmut Frank, Laichingen/Württ., Hindenburgstraße 26. 150 ES zool. Beitr. Beringungsergebnisse an der Langflügelfledermaus (Miniopterus schreibersi Kuhl) im Kaiserstuhl Von WOLFGANG SCHNETTER, Wurzburg (Mit 1 Abbildung) Die Langflügelfledermaus (Miniopterus schreibersi Kuhl) ist eine aus- gesprochen südliche Art. Ihre Verbreitung reicht von Südeuropa über Afrika, Südasien bis nach Neuguinea und Australien. In Europa lebt diese wärmeliebende Art in den Balkanländern, in Italien, Spanien, Portugal, Süd- und Mittelfrankreich, in der Südschweiz und im Schweizer Jura. Die Nordgrenze ihrer Verbreitung verläuft durch Ungarn und die Steiermark, wird dann durch die Alpen gebildet, um schließlich in der Schweiz und in Frankreich weiter nach Noden vorzustoßen (Baumann 1949). Winterquartiere sind aus der Gegend von Chur (1904), St. Gallen (1905), dem Schweizer Jura bei Genf und Neuchätel (Aellen) bekannt. Häufig ist die Langflügel- fledermaus in dem Gebiet zwischen Französischem Jura und Saöne, süd- westlich der Burgundischen Pforte (Constant 1958). So ist es eigentlich nicht überraschend, daß diese Art auch bei uns in Deutschland vorkommt. I. Die Langfliigeliledermaus in Deutschland Im Jahre 1890 berichteten Ballowitz und Hilgendorf von Miniopterus- Funden in Altbreisach, wo die Fledermaus regelmäßig in einem Felsen- keller zu finden war. Zwei Tiere kamen von dort in die Berliner Zoolo- gische Sammlung. Es war der erste Nachweis für diese Art in Deutsch- land. Aber erst 60 Jahre spater wurde erneut ein Miniopterus-Quartier von Freiburger Studenten entdeckt. Kappus und Rüggeberg berichteten 1952 ausführlich über ihre ersten Beobachtungen an Miniopterus. Im Sommer 1949 fand Kappus bei Sasbach am Kaiserstuhl in einem verlassenen Basaltstollen mehrere Fledermauskothaufen. Bei seinem näch- sten Besuch im Dezember 1951 stellte er in der Höhle ca. 60 Fledermäuse fest, die dicht gedrängt in einer Gruppe an der Decke hingen. Er nahm einige Tiere mit nach Freiburg, die Rüggeberg als Langflügelfledermäuse (Miniopterus schreibersi Kuhl) bestimmte. In der Folgezeit besuchten Kappus und Rüggeberg sowie Herr B. Blase, später dann Kappus und der Verfasser das Fledermausquartier recht häufig und konnten im Laufe von neun Jahren 500 Miniopterus beringen. Die Beringung brachte eine große Zahl von Wiederfunden, die im folgenden nach verschiedenen Gesichts- punkten ausgewertet werden sollen. ; a ESE 0 ee Miniopterus schreibersi im Kaiserstuhl 151 Beringt wurde teilweise in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemein- schaft für Fledermausforschung in Augsburg (Dr. W. Issel). Den oben ge- nannten Herren möchte ich hiermit für die Überlassung ihres Beobachtungs- materials danken. Herrn Dr. W. Issel gebührt besonderer Dank für die stete Unterstützung der Beringungsarbeit. Gleichzeitig gilt mein Dank auch Herrn P. Constant vom Spéléo-Club de Dijon und Herrn B. de Loriol vom Centre Regional de Baguage de Dijon, die mir freundlicherweise immer direkt über ihre Beobachtungen und Funde von Fledermäusen mit deutschen Ringen berichteten. II. Beschreibung des Fundortes Sasbach (180 mü.M.), liegt an einem nordwestlichen Ausläufer des Kaiserstuhls, 12km nördlich von Altbreisach, dem ersten Fundort der Langflügelfledermaus in Deutschland im Jahre 1890. Der Kaiserstuhl be- steht größtenteils aus tertiärem Ergußgestein, das durch eine mehr oder weniger mächtige Lößdecke überlagert wird. Seine Fauna und Flora zeichnet sich durch zahlreiche wärme- und trockenheitliebende Arten aus. Der von Kappus entdeckte ca. 100m lange Stollen gehört zu einem ehemaligen kleinen Steinbruchbetrieb am Südhang des Litzelberges (Oli- vinnephelinit). Auf halber Länge verzweigt er sich, nach links geht ein nach 25m blind endender Gang ab, nach rechts führt eine inzwischen zu- gefallene Offnung in einen kleinen Steinbruch. Während der vordere Teil nur zwei Meter hoch ist, erweitert sich die Höhle im hinteren Teil und erreicht stellenweise eine Höhe von fünf Metern. Wie die Verteilung der Fiedermauskothaufen und unsere Beobachtungen zeigten, bevorzugten die Langflugelfledermause die höchsten Teile der Höhle. Seit 1952 ist die Höhle durch eine Gittertür vor Störungen durch Unbefugte geschützt. Die Temperatur im Stollen scheint ziemlich konstant zu sein. Kappus stellte im Winter 1951/52 fest, daß die Temperatur fast gleichmäßig über 5°C blieb. Über die Luftfeuchtigkeit liegen keine besonderen Messungen vor, doch beobachteten wir auch in regenarmen Wintern meist noch etwas Tropfwasser, ein Zeichen, daß es im Stollen nie sehr trocken war. Im Gegensatz dazu ist ein benachbarter alter Bierkeller ausgesprochen trocken. Wir fanden dort niemals Fledermäuse. Trotz mehrfachem Suchen in den wenigen bekannten Höhlen im Kaiserstuhlgebiet konnten wir nur an einer weiteren Stelle noch Mini- opterus finden. Es handelt sich auch um einen alten Basaltstollen bei Sas- bach, 13km vom Litzelberg-Stollen entfernt. Dieser Eichert-Stollen ist 60 m lang und dient als Kartoffelkeller. Von 1955 bis 1960 beringte ich dort vier Langflügelfledermäuse. III. Beobachtungsergebnisse Der Zeitpunkt der Besiedlung des Sasbacher Stollens durch Miniopterus läßt sich heute nicht mehr genau fesstellen. 1927 soll zuletzt im Stollen 152 gearbeitet worden sein. Wie die fast 10 cm hohen Kothaufen beweisen, die Kappus bereits im Sommer 1949 fand, muß die Höhle schon längere Zeit vor der Entdeckung als Quartier benutzt worden sein. In Tabelle 1 sind die Miniopterus-Funde im Sasbach in einer Über- WW. S Chen et tiem sicht nach Datum, Anzahl und Geschlecht zusammengestellt. | Bonn. zool. Beitr. Übersicht über die Beobachtungsergebnisse an der Langflügelfledermaus Datum 16912251 13.2.1252 183-2, 52 LES NOD 12443452 191773292 2923.52 DONA O 13100092 30. 8.52 1.6252 19851253 SUSO DN EL op BOYS} 13.241583 11°. 10458 16:12:53 DA roe: 10.74.54 Gonos 18..10.54 8212.04 DASS ADO, DAS 4255 17.12.55 212331550 843.50 19. 4.56 16.-- 5:56 17.1156 26.11.97 NOMS O 6, 4,9% 29.2.3338 DA,=A,58 7.210238 28. 2.59 LADS 59 30.73.59 25. 10.59 26,422.59 10. 3.60 Tabelle 1 in Sasbach Verteilung Gesamtzahl der der Tiere Geschlechter exe) 22 ca. 60 — — 19 7 11 44 A 2: ca. 60 17 ZA Ga. 350 148 102 ca. 350 == — 250-280 = ale 120-130 — — 60- 80 6 2 2 3 — ca. 190 —- — 480-500 7 5 200-250 142 56 ? 10 23 ? 18 14 1 1 — 38 24 6 60 40 18 ca. ~ 50 2 19 2 16 11 ca; 40 — 5 2 15 3 14 6 8 2 5 7 3 2 1 41 18 29 ca... 45 4 1 19 8 9 11 7 A 14 7 7 Bi ee 1 1 3 ks 1 1 — Zahl der Wieder- Neube- funde ringungen = 18 8 3 20 33 28 15 o 3 -— 12 16 182 D ol 10 22 8 30 De 32 3 19 4 23 2 3 13 6 2 12 dal 1 — 3 16 22. ® 3 6 11 5 8 A eel en ee Miniopterus schreibersi im Kaiserstuhl 531 Von 1951 bis 1960 besuchten wir an 42 Tagen die Sasbacher Höhle. Die groBten Miniopterus-Ansammlungen beobachteten wir im Winter und Fruhjahr 1952 und 1953. In den folgenden Beringungsperioden waren es weit weniger, schließlich fand ich in den letzten zwei Jahren (1958-1960) nur noch einzelne Tiere, zwei im Litzelberg-Stollen und vier im Eichert- Stollen. Waren viele Tiere vorhanden, so hingen sie größtenteils in dich- ten Gruppen, z. B.: am 18.2.1952 je eine Gruppe zu 16 und 21 sowie 7 einzelne Ex. am 31.1.1953 200, 150, 40, 40, 30, 20 und einzelne Ex. Bei warmem Wetter waren die Fledermäuse meist recht lebhaft, und es war dann unmöglich, alle Tiere zu erfassen. 1952 und 1953 hatten wir z.T. nicht genügend Zeit und Ringe, um alle anwesenden Tiere mar- kieren zu können. Tabelle 2 Übersicht über die jahreszeitliche Verteilung der Kontrollen in Sasbach und die jeweils festgestellten Langflügelfledermäuse (— — keine Kontrolle) Monat VA WATT aD x XIX I u IT IV V VI 1951/52 60 19 44 350 120 60 0 1952/53 190 480'---— 1-31 — 2 1953/54 23 o 0 1 — — 38 61 — 1954/55 — — — 50 ao 27, — — 40 19 — — 1955/56 — ee — — 14 12 _- 3 41 45 — 1956/57 — 19 —- 0 — 12 15 — — 1957/58 eee lo 0 1 — — 1958/59 u — — 1 3 O — — — 1959/60 Zl] — — 0 — VI 1 Sr. re Leider erstreckten sich die Kontrollen, wie besonders deutlich Tabelle 2 zeigt, nicht auf die Sommermonate. Daher läßt sich nicht mit Sicherheit sagen, inwieweit die Höhle auch als Sommerquartier oder Wochenstube gedient hat. Viele Tiere können es nicht gewesen sein, da die Kothaufen über den Sommer, abgesehen von 1954, nie sichtbar größer wurden. Für den Sommer 1954 ist eine Benutzung der Höhle durch Langflügelfleder- mäuse damit wahrscheinlich, ob als Wochenstube, bleibt aber unklar. Im übrigen spricht die starke Abnahme von März bis Mai (1952 und 1953) gegen eine Dauerbenutzung. In den Jahren 1952 bis 1960 beringten wir insgesamt 500 Langflügel- fledermäuse. 36 Tiere benutzten wir für einen Verfrachtungsversuch. Von den übrigen 464 Tieren wurde im Laufe der Jahre ein großer Teil wieder- gefunden: 60 Ex. (35 66, 25%?) =13% bei der nächsten Kontrolle innerhalb einer Beringungsperiode in Sasbach (im folgenden werden sie kurzfristige Wiederfunde genannt). zool. Beitr. 154 W. Schnetter Es 88 Ex. (darunter 61 646, 26 Y?) =19% während einer späteren Berin- gungsperiode in Sasbach, davon 10 Ex. zweimal und 2 Ex. drei- mal (Tabelle 3). 46 Ex. (darunter 17 44, 26 2?) 10% Fernfunde (Tabelle 4 und Abb. 1). Außerdem gelangten 4 in Frankreich markierte Tiere in unsere Hand (Ta- belle 4, Nr. 126-129). Einige weitere Fernfunde Sasbacher Fledermäuse sollen im März 1959 in St. Hippolyte (35 km südlich von Belfort, 112 km SW) kontrolliert worden sein. Es fehlen aber bis jetzt die näheren Angaben. Außer Miniopterus schreibersi beobachteten wir in der Litzelberg-Höhle noch folgende andere Fledermausarten: Rhinolophus ferrumequinum (Schreber) 39 Ex., Myotis myotis (Borkhausen) 12 Ex., Barbastella bar- bastellus (Schreber) 6 Ex., Plecotus auritus (Linne) 4 Ex., Myotis emargi- natus (E. Geoffroy) je ein ö vom 18. 2. bis 19. 3. 1952 und am 25. 10. 1959. Von diesen Arten erwies sich die Große Hufeisennase als ortstreu. Manche Hufeisennasen waren über mehrere Jahre hinweg fast jeden Winter an- wesend: 1 d von 1952-1959 sechsmal, 2 Y? von 1954-1959 fünfmal, 1 € von 1952-1956 durchgehend und 1 4 von 1955-1959 viermal. Auch bei den eben aufgeführten Fledermausarten machte sich in den letzten Jahren ein deutlicher Rückgang bemerkbar. Tabelle 3 Wiederfunde beringter Langflügelfledermäuse am Beringungsort nach vorüber- gehender Abwesenheit (hierher gehören auch Nr. 81, 83, 86, 98, 103, 111, 116 und 121 aus Tabelle 4) Nr Ringnummer beringt am kontrolliert in Sasbach am 1. Bonn.) 2957 o eh wey 1275325257°18.9.922907. 2359 Ds Bonn 2261 ? 1921,92 1.2 3,925, 2702 SS lo 3: Bonn 2265 2 1 DIDI 4. Bonn 2267 3 oz 1.235 52) 12.3552 DOS 5. Rad. 2 11277. > hss), OY 27.28 293, 19:.4998 6. Rad. Z 11280 ö 13:92 LAIA IL 29.0298 eb Rad. Z 11281 q its Shs BY DEDOS 8. Rad. Z 11283 6) 12392 27. 2293 9 Rad. Z 11296 ö 1963,92 127.37527.27.,2553 10. Rad:Z 11311 3 12989732 DILO 11. Rad.:2.11313 ö LINES OZ 27.2393 12. Rad. Z 11318 3 1993792 LTD ADO 193 Rad. Z. 11320 ö 103792 DELI DA 14. Rad. Z 11323 $ 1253852 Dif DS 19. Rad. Z 11286 ö 1192792 10. 4.54 16. Rad. Z 10827 ö PM i 2.53 11.10.53; 10. 4,54 17. Rad. Z 10843 o 27.82.5983 10.=4..54; 9.5254 tot ger 18. Rad. Z 10865 3 27.2 2.593 10. 4.54 19. Rad. Z 10883 3 27.7293 10. 4.54 20. Rad. Z 10892 ö Dios 10. 4.54 218 Rad. Z 10967 3 27. 2.753 11.10.53; 10.4. 54; 9.5.54; 2444.53 720% Rad. Z 11676 ö 121.210293 10. 4.54 Miniopterus schreibersi im Kaiserstuhl Sonderheft 11/1960 Nr. Ringnummer beringt am kontrolliert in Sasbach am 23: Bonn 2759 $ 18142032 ig on ZE IL AS ZOO. DA 24. Rad. Z 11287 2 A 99594 23: Rad. Z 11290 q 19203252 9. 5.54; 18.10.54 24.4.55 26. Rad. Z 11602 ö 30249892 See Do DR: Rad. Z 10844 ö DIAZ OS 929594 28. Rad. Z 10851 2 Dies OR 9. 5.54 tot gef. 29. Rad. Z 10859 ö 27729583 9. 5.54 tot gef. 30. Rad. Z 10879 e) 252299 9. 5.54 tot gef. 31. Rad. Z 10881 6) US DS OA Ze Rad. Z 10890 ö Diy eel OS 9. 5. 54 oo: Rad. Z 10898 ö DIR Deo 1110593525923, 34 34. Rad. Z 10927 ö A 53 IE 9234 39. Rad. Z 11613 ö 27.8.2493 OF OF 94,2 194756 36. Rad. Z 11618 ö 27.2893 994 37. Rad Zl 1673 $ LOROS 9. 5.54 tot gef. 38. Rad. Z 11681 ES 14. 10253 9, 5.54 33: Rad. Z 10860 e) PA ANS 24. 4.55 40. Rad. Z 10896 $ N) 24. 4.55 41. Rad. Z 11607 ö ARES LESS 24. 4.55 42. Rad. Z 11684 ? 11.210,58 27.232399 43. Bonn; 2577 6) GERA 24. 4.55 44. Bonn :2697 2 3212754 24. 4.55 45. Bonn 2628 2 8. 12. 54 DE 3.90 17.12.59, a 12:56 46. Bonn 2630 q 8. 12.54 DA A, 53% 17.312799, 2 lOO: 8. 3.56 tot gef. AF. Rad. Z 10823 3 27.2298 10% Su One Os vo? 48. Rad. Z 10864 $ PEAD 99 24, 4.55; 6.4.57 49. Rad. Z 10867 ö DT ANOS AS ML An S0. Rad. Z 10933 3 DADAS 10.8397 Sl Rad. Z 10989 ö DE DOS NOs Be Sie 52. Bonn 2595 E 9. 9. 54 6. 74.97 oo: Bonn 2614 2 18. 10. 54 DOLO O 54. Bonn 2643 : DP SOSA 6. 74297 SS Bonn 4156 2 19. 4, 56 O SO 56. Rad. 7. 10801 6) TRI 8212254, 1994256 DR. Rad. Z 10820 2 Dy eS 19. 4.56 58. Rad. Z 10841 Se a 1974,56 29 Rad. Z 10871 2 27.2093 19, 4556 60. Rad. Z. 10875 ? DD 3 19% P4256 Oils Rad. Z 10977 ö Die ZAS 1924556 62. Bonn, ~ 2555 ö 10. 4.54 OT 3048 2454997 216.5.. 36 63. Bonn 2587 3 E29 94 19. 4.56 64. Bonn 2594 ? 9. 9.94 19724256 65. Bonn 2634 $ 8. 12. 54 Wy ESO: 11256 66. Bonn 2648 ö 24. 4.55 IA 56 67. Rad. 211325 ö 12.2 3,92 MOROS 68. Rad. Z 10858 9) DTD SS bike 10), 3} 69. Rad. Z 10976 o 27.253 11.1053 70. Rad. Z 10985 o 2723 11210553 #ls Rad. Z 11619 ö IM fe: OS) is elO5 53" tot ger: 72, Rad. Z 10942 o) Jae IOS 18. 10. 54 3. Rad. Z 11668 ö (hale HO; SS) 8.12754 74. Rad. Z 11669 6) ROTOS 8. 12. 54 Go: Rad. 711322 6) ie, ashe SS 76. Bonn 7582 ö e SS hie Bonn, 4156 = 19. 4756 172141256 78. Bonn 4152 ö 19924756 dal. SS 79: Rad. Z 10937 $ DER 258 13710553,27.#102587Eichert En ¿> = MA zool. Beitr. 156 Wees Cala mye fatiesi ll IV. Beringungsergebnisse 1. Bestandsschwankungen während des Jahres In keiner Beobachtungsperiode konnten wir über einen längeren Zeit- raum hinweg eine konstante Zahl von Fledermäusen in der Höhle ver- folgen. Von Kontrolle zu Kontrolle wechselte der Bestand in auffälliger Weise (Tabelle 1 und 2). Anfangs vermuteten wir noch weitere Miniop- terus-Quartiere in der näheren Umgebung von Sasbach, doch entdeckten wir nur das unbedeutende Vorkommen im Eichertstollen. Diese Tatsache läßt den häufigen Bestandswechsel noch rätselhafter erscheinen, muß man doch annehmen, daß die zu- und abwandernden Tiere größere Strecken zurücklegen. Besonders überrascht der häufige Quartier- wechsel während des Winters. Die Langflügelfledermaus wandert also auch in der ungünstigen Jahreszeit. Entsprechende Beobachtungen machten auch französische Fledermausberinger (Constant 1958). Die winterlichen Orts- veränderungen werden sicher durch das sehr milde Klima der südlichen Oberrheinebene begünstigt, das selbst im Januar oft Temperaturen über 10°C aufweist. Als eigentliche Überwinterungsperiode kann man vielleicht die Zeit von Mitte Dezember bis Ende Januar oder Anfang Februar bezeichnen. Je nach Witterung setzt zu Beginn des Februar ein verstärkter Quartier- wechsel ein (besonders 1952 und 1953), durch den im Sasbach erhebliche Fledermausmengen zuwandern können. Die Zuwanderung kann bis An- fang Mai andauern. Ein Großteil der Wiederfunde sind solche Zuwanderer: 32 466 und 17 92 (Nr. 15-38, 47-66, 83, 86, 103, 116, 121) sind nachweislich erst in den Monaten Februar, März und April zurückgekehrt, da sie bei der voran- gegangenen Kontrolle nicht in Sasbach waren. Bei 21 44 und 10 YY (1953 und 1955) steht der Zeitpunkt ihrer Rückkehr nicht fest. Diese Tiere haben den Winter somit in anderen Höhlen verbracht. Wo diese Winterquartiere sind, ist nicht bekannt. Sie können in Frankreich südwestlich der Burgun- cischen Pforte liegen, wie einige Fernfunde vermuten lassen, ebenso aber auch in der weiteren Umgebung von Sasbach. So sind unter den Wieder- fängen während des Frühjahrs 3 44 und 1 Y (Nr. 16, 21, 33, 55), die be- reits im vorhergehenden Spätherbst in Sasbach waren (Wiederfänge im Spätherbst insgesamt 17 64 und 49). Für diese 4 Tiere möchte man annehmen, daß sie in der Oberrheinebene überwintert haben. Als Quar- tiere kommen am ehesten Höhlen in der Randzone von Schwarzwald und Vogesen in Betracht. Genaues läßt sich nicht sagen, da diese Gebiete von uns noch nicht systematisch durchsucht worden sind. Nur kleineren Miniopterus-Gruppen hat die Sasbacher Höhle als Winterquartier gedient: Am 21.1.1956 waren nach längerer kalter Zeit 11 von 14 am 17.12.1955 beringten Tieren noch anwesend. Etwas zahl- ee Miniopterus schreibersi im Kaiserstuhl 157 reicher haben Langflügelfledermäuse in den Wintern 1951/52 und 1952/53 überwintert. In den Beringungsperioden 1953/54 und 1956/57 waren im Winter keine Miniopterus in Sasbach. Die Höhle wird zu klein und nicht genügend frostsicher sein, um größeren Fledermausmengen — in Frank- reich in zentralen Winterquartieren oft zu Tausenden (Constant) — eine Überwinterung zu gestatten. Während die Zuwanderung im Frühjahr bis Mai andauert, beginnt ab April oder etwas früher ein Teil der Tiere nach kürzerem oder — wie 46 kurzfristige Wiederfänge aus dieser Zeit zeigen — längerem Aufenthalt in Sasbach bereits wieder abzuwandern. Dabei verlassen überwiegend die Y das Quartier, weil sie in die Wochenstuben umsiedeln (s. Kap. IV, 4). Als Wochenstube hat die Sasbacher Höhle, abgesehen vielleicht vom Sommer 1954, wohl keine Rolle gespielt (s. Kap. IIT). Sommerbesuche kleinerer Gruppen sind aber durchaus denkbar. Die Bestandsschwankungen geben ein typisches Bild von dem häufigen Quartierwechsel der Langflügelfledermaus im Laufe des Jahres, besonders nach Verlassen des Winterquartiers, sofern man überhaupt bei dem un- steten Verhalten dieser Art von einer festen Überwinterungsperiode sprechen kann. Sie zeigen auch die Bedeutung, welche der Sasbacher Höhle im jährlichen Lebenszyklus der Langflügelfiedermaus zukommt. Die Höhle ist mehr oder weniger Zwischenstation während der Zeit der häufigen Ortswechsel im Herbst und im Frühjahr. 2. Wanderungen Schon während der ersten Beringungsperiode fanden Kappus u. Rügge- berg eine Miniopterus, die an der oberen Saöne bei Vesoul (Nr. 126) be- ringt worden war. Dieser Fund wies auf eine mögliche Beziehung der Sasbacher Kolonie zu den französischen Miniopterus-Vorkommen jenseits der Burgundischen Pforte hin. Tatsächlich brachten die folgenden Jahre eine große Zahl von Fernfunden, die diese Annahme bestätigten (Tab. 4). Auf Abb. 1 erkennt man deutlich, wie eng die Verbindung zwischen dem Vorkommen am Kaiserstuhl und dem französischen Verbreitungsgebiet ist: 46 Funde führen von Sasbach nach Frankreich, 5 in umgekehrter Rich- tung. Nur ein Wiederfund (Nr. 125) macht eine Ausnahme, indem er weit außerhalb des von Miniopterus bekannten Verbreitungsgebiets liegt (wie- dergefunden bei Frankfurt a. M., s. unten). Die Richtung nach SW bis WSW überwiegt eindeutig. Sie steht in engem Zusammenhang mit der seit 1957 verstärkten Beringungstätigkeit in Frankreich im Gebiete südwestlich der Burgundischen Pforte, wie die zahlreichen Rückmeldungen seit 1957 beweisen. Die geringe Zahl der Funde in umgekehrter Richtung ist durch das Seltenwerden der Lang- flugelfledermaus in Sasbach zu erklären. Die Fernfunde in Frankreich ver- teilen sich hauptsächlich auf zwei Fundorte: Tabelle 4 Fernfunde beringter Langflügelfledermäuse (darunter 4 Tiere mit Ringen des Musée Paris) Nr. Ringnummer beringt am kontrolliert am 80. Rad. Z 11612 — 27.2.53 Sasbach 3.4.55 Conflandey (Ports. S.) 130km WSW 81. Bonn, 2264 2100 19452 A 27.2.53 Sasbach, 23. 6. 57 Chaux 130 km WSW- 82. 2 Rad= Z 112895 13:92 5 19.5.57 Chaux 837 1 RadeZ 1083750 2972253 i 11; 10:53, 24. 4.597 1924-56. 3° 16°5.56.Sas bach, 19. 5.57 Chaux SARA Rad 7.108388 OA OS z= 1255257 Chair 85: Rad. Z 108472, 2 = 27-2553 236,07 Chaux 86. _ Rad3Z 10874 2 2752.53 2 19. 4.56 Sasbach, 19.5.57 Chaux Of Rady 108805 20 = 742.93 E A Chaux 885 Rad. 2010882720 2d. 2055 : 19.5.57 Chaux 389: “Rad: Z 1083882 272.253 A 19.5.57 Chaux 90% Rad+Z 10897 32 9772253 E 195257. Chair O1;> Rad-Z 10935. -6: = 27-2553 E 23.6.57 Chaux, 28.2.59 Sasbach 92. Rad 2107 592 2371204: DEE DSB + 23.6.57 Chaux DIE Rad: 21075902 31,100 27.4.2853 A 23.06.57. Chaux 94. Rad. 2.204 687-1273. 52:0d 2720293 E 23:0 07, Chaux 952 RAIZ AO er 22770, 53 23. 6.57% Chaux 22. 2.59 Laissey (Besancon) 144 km SW 064 Rad ZA 1030 108273) Soe 19. 5. 57 Chaux : 972 Rad.Z 111664. 205, Hd 10453 ; 8.5, 57 a1. 1925, 575 Chau 03 Rad. 211670207 11210753 fi 24. 4.55 Sasbach, 12. 5.57 Chaux 99. Rad. Z 11682 111..10.53 5 8: 3252. @haux 100 Bonn 255220 2029454 19.5.57 Chaux 1012 Bonn... 2563 22.107. 4254 : 9.5.54 Sasbach, 19.5.57 Chaux 102==Bonn: 22524 022 9 a 23.6.57 Chaux 1032, Bonn *2578 20% 95 5 51225 19.4.56 Sasbach, 19.5.57 Chaux 1047 Bonn 2601 722.18. 1052. 12.5.57 Chaux 105: Bonn 2610: 2 AS10254, ses 23.6.57 Chaux 06.7 Bonnt, 2617 2 2718510541 F 8.5.57 Chaux 10724 Bonn LOLAS DARAS ee 23. 6.57 Chaux NOSE Rada7 21948 22797023 5.5 e 1225: 072 Chaux: HOOT sad. iZ 2195850 2a A pee 23. 6257) Chaux 110... Rad. 7109807527272 2.5327, 19.5.57 Chaux, 19.4.59 Chaux NT, Rad Zz11301 777. 21.935525, 27.2.53 Sasbach, 19.4.59 Chaux 12.2 Rad. Z 1082-2 2° 27.9 2.53 x 19.4.59 Chaux 113. ¿Radi Zol088Os eae IE 2553 : 19. 4,59 Chaux 1347=2Bonn, 2611: 722 MB O > 19.4.59 Chaux 145. Rad 721965 ON 24.2458 3: 19. 4. 59 Chaux 116. Bonn 4140 ? 19. 4.56 „ 10. 3.57 u. 6. 4.57 Sasbach, 3.11.59 Chaux (17. Rad. 7 10934 27. 295305, 12. 6.57 Macornay (Jura) 231 km SW 119 ss Rad: ZAS) 21 207 3.5.59 Azé (Macon) 285 km SW 1192 ZRad27 OUR 3 53er 22.2.59 Laissey (Besangon) 144 km SW 1205 Rad: 7, 6 262-0— 227. poser, 22. 2.59 Laissey 191. Rad: iZ 11680! 2 18.105323, 18.10.54 Sasbach, 22.2.59 Laissey 122.2 Rad iZ 11689772210, 4541 47 9.5.54 Sasbach, 8.2.59 Laissey 123. Bonn 2633 6 8.12.54 , 26. 3.55 Badenweiler 38 km S 124 Bona “4154 719456 2, 28. 5. 57 Ile-Napoleon (Mülhausen) 44km SSW 125. Rad. 210940 — 27. 2.53 : 22. 4.54 Neu-Isenburg (Frankfurt a. M.) 126. Paris ZA 4230 — 12.2.50 Calmoutier 12 3.52 Sasbach, 117 km ENE (Vesoul) 127. Paris ZA 4291 — 12.2.50 Calmoutier 27.2.53-Sasbach, 117 km ENE 128. Paris ZH 4510 — 17.8.57 Azé (Macon) 4. 1.58 lebend in Freiburg, 14. 1.58 ebenda tot gef. 129. Paris ZJ 3364 25 12 557A Chaux 28.2.59 Sasbach 130 km ENE > 19, 4.59 Chaux *) Ziffern teilweise unleserlich. op ie Miniopterus schreibersi im Kaiserstuhl 159 Abb. 1. Wanderbewegungen der Langflügelfledermaus: in Sasbach beringte Tiere (46 Ex.). ---------- in Frankreich beringte Tiere (4 Ex.), die in Deutschland wiederge- funden wurden. Abkürzungen: B.— Badenweiler, Ca. — Calmoutier, Ch. — Chaux-les-Port, Fr. — Freiburg i. Br., H. — St. Hippolyte, L. — Laissey, Ma. — Macornay, M. — Mühlhausen/Elsaß, Ne. — Richtung Neu-Isenburg, Sa. — Sasbach. Chaux-les-Port (Ch.) 13km NW von Vesoul, 130 km WSW. Wochenstube, in der allein zwischen dem 8.5. und 23.6.57 29 Ex. (13 66, 1629) unter ca. 1000 Min. kontrolliert wurden. (Geburt der Jungen nach Constant, briefl., zwischen 20.6. und 10. 7.) Laissey (L.) 12km NE von Besancgon, 144km SW. Winterquartier. 5 Ex. 22.2.59 unter ca. 1200 Min., davon 1 Y aus Chaux. Bei der Mehrzahl der Fernfunde (38, darunter 14 565, 2429) handelt es sich um Wiederfänge in großen Wochenstuben (Chaux, Macornay, Aze). Diese Tiere sind zumindest teilweise erst kurzfristig von NE her in die Wochenstuben zugewandert, wie drei Wiederfunde zeigen: Nr. 108, 109 und 129 nach 42, 78 und 51 Tagen in Chaux. Nr. 124 verunglückte vermutlich auf dem Weg in die Wochenstube. In zwei Fällen gelangten in 160 W. Schnetter ee Chaux kontrollierte Tiere (Nr. 91 und 129) auf ihren Winter- bzw. Früh- jahrswanderungen wieder in unser Gebiet. Man kann daher annehmen, daß die Wochenstuben der bei uns beobachteten Langflügelfledermäuse wenigstens zu einem Teil, wenn nicht größtenteils, südwestlich der Bur- gundischen Pforte liegen. Nur wenige Funde (Nr. 95, 119 bis 122 in Laissey, Nr. 126 und 127 in Calmoutier) geben uns einen Hinweis auf die unbe- kannten Winterquartiere. Diese Quartiere können demnach in Frank- reich liegen. Andererseits sprechen die winterlichen Bestandsschwankun- gen in Sasbach sowie der eine Januar-Fund in Freiburg (Nr. 128) für Quartiere in der näheren Umgebung von Sasbach. Nr. 123 und 125 befanden sich auf der Frühjahrswanderung, als sie verunglückten. Besonders interessant ist Nr. 125 (tot gef. Neu-Isenburg, 224km NNE, Ring hat It. briefl. Mitt. bei W. Issel vorgelegen). Die Lang- fiügelfledermaus kann also auf ihren Wanderungen in der Oberrheinebene noch weiter nach Norden vorstoßen, wenn auch sicher sehr selten so weit wie Nr. 125. Das Fehlen entsprechender Nachweise direkt nördlich von Sasbach beruht wahrscheinlich auf der geringen Beobachtungstätigkeit in diesem Gebiet. Beachtlich sind die Entfernungen, welche die Langflügelfledermaus auf den Wanderungen zurücklegt. Doch andere Arten, wie Mausohr (Myotis myotis) und Abendsegler (Nyctalus noctula) (Eientraut 1936) können durch- aus konkurrieren. Die Langflügelfledermaus ist — der Name sagt es ja bereits — eine geschickte Fliegerin, die nach Untersuchungen von Constant und Cannonge (1957) eine Fluggeschwindigkeit von 50 bis 55 km/h (ge- messen auf einer Strecke von 300 m) entwickeln kann. Geht man von dieser Tatsache aus, so sind die Wanderleistungen nicht sehr erstaunlich. Die kürzeste Wiederfundzeit für 130 km beträgt immerhin 51 Tage, auch sind die meisten Rückmeldungen erst nach mehreren Jahren eingetroffen. Leider blieb ein im April 1953 von M. Schnetter unternommener Ver- frachtungsversuch über 800km nach Banjuls (Südfrankreich) ohne ein- deutigen Erfolg. Die Rückkehr eines Tieres nach 1% Jahr ist nicht sicher, da der Ring nicht mehr einwandfrei zu entziffern war und jetzt nicht mehr vorliegt. Vermutlich war die Entfernung für eine Rückkehr nach Sasbach zu weit. Vergleicht man die einzelnen Wanderstrecken mitein- ander, so lassen sie sich klar in drei Entfernungsklassen einordnen: wiedergefunden in einer Entfernung bis 50km DEN wiedergefunden in einer Entfernung von 100—150km 44 Ex. wiedergefunden in einer Entfernung uber 200 km 4 Ex. Entsprechendes kann man auch auf Abb. 1 erkennen. Nur drei Fernfunde (Nr. 117, 118, 128) stellen eine Verbindung her mit dem Gebiet zwischen Dijon, Lyon, Chambéry und Neuchatel, auf das sich die französischen Un- tersuchungen an Miniopterus konzentrieren (Constant 1958). Man könnte eigentlich weit mehr Wiederfunde aus diesem Gebiet erwarten. Daraus möchte ich entnehmen, daß die Langflügelfledermäuse im allgemeinen nicht Cena Miniopterus schreibersi im Kaiserstuhl 161 weiter als 150 bis 200 km wandern. Die zwei Funde über 285 km (Nr. 118 und Nr. 128) sind die größten bisher bekannten Wanderleistungen von Miniopterus. Die Beringungsergebnisse zeigen nun folgendes Bild: Das Sasbacher Miniopterus-Vorkommen ist ein nordöstlicher Vorposten des ostfranzösi- schen Verbreitungsgebiets der Art. Er wird — wie wahrscheinlich noch weitere unbekannte Quartiere in der südlichen Oberrheinebene — von Miniopterus während der ausgedehnten Wanderungen im Herbst und im Frühjahr, aber auch im Winter aufgesucht. Im April und Mai siedeln viele Tiere, vor allem die 2%, in Richtung SW—WSW in die Wochenstuben um. Dieser Quartierwechsel geht selten weiter als 150 km. Zumindest ein Teil der Tiere kehrt später im Verlauf der häufigen Ortsveränderungen an den Beringungsplatz zurück. Über die Winterquartiere läßt sich nichts Endgültiges sagen. Sie liegen vermutlich sowohl diesseits als auch jen- seits der Burgundischen Pforte. 3. Bestandsveränderungen im Laufe der Jahre Den Rückgang der Miniopterus-Funde in Sasbach läßt die Zusammen- stellung in Tabelle 1 und Tabelle 2 deutlich erkennen. Nur in den ersten zwei Beobachtungsperioden trafen wir große Mengen Fledermäuse (max. 500 Ex.) in der Höhle an. Seit dem Winter 1957/58 fanden wir fast keine mehr. Fragen wir uns nach den Ursachen für diese Bestandsveränderung. Liegt hier eine allgemeine Populationsschwankung bzw. speziell eine Po- pulationsverschiebung nach SW vor, oder ist der Rückgang eine Folge der häufigen Störungen durch die Beringung? Ganz klar läßt sich das vorerst nicht entscheiden. Die einseitig bevorzugte SW-Richtung bei den Fern- funden läßt zwar eine solche Populationsverschiebung vermuten, doch ist sie auch durch die seit 1957 verstärkte Beringungstätigkeit in Frankreich zu erklären, während gleichzeitig in Sasbach durch das Ausbleiben von Miniopterus die Wiederfundchancen für Tiere mit französischen Ringen sanken. Nachweislich sind ja mindestens zwei Tiere aus Chaux nach Sas- bach zurückgekommen. Ich glaube daher, daß die dauernden Störungen die Langflügelfledermäuse veranlaßt haben, die Höhle zu meiden. So sind parallel mit dem Rückgang dieser Art auch die anderen Fledermausarten selten geworden. Constant (briefl.) hält auf Grund seiner Beobachtungen gewisse Populationsverschiebungen für möglich, die vielleicht im Zu- sammenhang mit der Ernährung von bestimmten Insekten stehen. Leider ist aber über die Ernährung der Langflügelfledermaus nichts Genaues bekannt. A Gesehlechtsverhaltnis Unter 867 auf ihr Geschlecht hin untersuchten Tieren (s. Tabelle 1) waren 511 44 (58,9%) und 349 2° (41,1%). Es liegt also bei den in Sas- bach kontrollierten Langflügelfledermäusen nicht ein Geschlechtsverhält- 162 W. Schnetter ae nis von 6:2? —1:1 vor, sondern ein Verhältns von 3:2. Entsprechen- des fand Eisentraut (1936, 1950) beim Mausohr in den Winterquartieren. Dabei konnte er zeigen, daß das Geschlechtsverhältnis bei der Geburt 1:1 ist, sich aber später durch die höhere Verlustziffer der 22 in den ersten Lebensjahren zugunsten der ¿d verschiebt. Auffallenderweise über- wiegen bei den Wiederfängen nach längerer Abwesenheit in Sasbach die $6 noch mehr (61 66, 26 Y), während bei den kurzfristigen Wieder- funden das oben errechnete 3:2-Verhältnis (35 66, 25 Y) bestehen- bleibt. Bei den Fernfunden sind naturgemäß durch die Funde in den Wochenstuben die $2 in der Überzahl. Wenn auch die geringen Zahlen noch keine eindeutigen Schlußfolgerungen zulassen, so kann man doch wenigstens vermuten, daß das starke Uberwiegen der 66 bei den Wie- derfängen auf höheren YY-Verlusten beruht. Vielleicht sind aber auch irgendwelche Verhaltensunterschiede der beiden Geschlechter dafür ver- antwortlich. So könnten z. B. die 464 mehr wandern als die 2°, oder es könnten hauptsächlich nur junge 2° aus dem französischen Verbreitungs- gebiet nach NE Wanderungen unternehmen. Betrachten wir das Geschlechtsverhältnis getrennt nach den verschie- denen Jahreszeiten (Tabelle 5), dann bemerken wir eine deutliche Ver- schiebung des Verhältnisses zugunsten der ¿4d vom Herbst bis zum Frühjahr hin. Tabelle 5 Geschlechtsverhältnis in den verschiedenen Jahreszeiten Spätherbst Oktober bis 15. Dezember 29.8.0, 4222 Winter 15. Dezember bis 15. Februar 12.008 =-42 22 Frühjahr 15. Februar bis 15. April 371 66, 249 29 15. April bis Mai 69 66, 22492 Während im Herbst die Zahl der YY sogar überwiegt, wird im ersten Frühjahr zu der Zeit häufiger Ortsveránderungen das 3:2-Verhältnis er- reicht. Ab Mitte April sinkt der Prozentsatz der 22 noch mehr, weil die Abwanderung der Y% einschließlich eines Teils der 66 in die Wochen- stuben einsetzt. Bei den bleibenden 2° handelt es sich wohl zum Teil um noch nicht fortpflanzungsfähige einjährige Tiere. Zwei am 13.5.1952 ge- sammelte YY waren nach Feststellung von M. Eisentraut nicht trächtig. Das im Spätjahr und Winter für die 2° günstige Geschlechtsverhált- nis kann zwar rein zufällig zustande kommen, doch weist es, genauso wie die größeren 6 4-Wiederfange auf mögliche Unterschiede in den Wandergewohnheiten der Geschlechter hin. A OS Als Hóchstalter bei der Langfltigelfledermaus ermittelte Aellen (1952) durch Beringung 6*/3 Jahre. Die neunjáhrige Beringungstátigkeit in Sas- bach ergab fúr mehrere Tiere ein noch hóheres Alter. In Tabelle 6 habe Miniopterus schreibersi im Kaiserstuhl 163 Sonderheft 11/1960 ich das durch Beringung nachgewiesene Mindestalter von 108 Tieren zu- sammengestellt. Als Geburtsdatum wurde immer der 1. Juli vor dem Tag der Beringung angenommen. Ein Großteil der Tiere war aber sicher schon älter. Tabelle 6 Mindestalter von 108 Miniopterus schreibersi Alter in Jahren (— 3, + 9 Monate) 1 2 3 4 9 6 7 8 Anzahl der Tiere bei Fernfunden 2 5 6 8 16 6 4 1 bei Wiederfangen 31 1) 12 14 1 1 — — e amtzahı Pee a, 2018 7 A 1 Geschlechtsverháltnis (soweit bekannt) 4d | 24 15 9 12 7 Be re 20229 6 7 9 9 2 Ha m Zweierlei kommt in der Tabelle klar zum Ausdruck und muß bei einer Deutung berücksichtigt werden: Die Zunahme der Fernfunde seit 1957, wodurch plötzlich viele 1953 beringte Tiere, also fünfjährige, auftreten. In umgekehrter Weise macht sich der Rückgang in Sasbach seit 1958 be- merkbar. In den jungen Altersklassen sind die 46 infolge ihrer höheren Rückkehrrate in der Überzahl, später dann mehr oder weniger die Pe durch die Wochenstubenfunde. Immerhin zeigt die Tabelle, daß ein Alter von 5 und 6 Jahren bei Miniopterus nicht selten ist. Ein höheres Alter erreichen wohl die Y?. Ein Tier wurde im Alter von 7%/4 Jahren in einer Wochenstube kon- trolliert. Zusammeníassung 1. Die Langflügelfledermaus (Miniopterus schreibersi Kuhl) ist eine warmeliebende súdliche Art, die erstmals 1890 in Deutschland (Altbreisach) nachgewiesen wurde. Seit 1951 ist ein neues Vorkommen am Kaiser- stuhl (Sasbach) bekannt. 2. Wáhrend neun Jahren stand das Miniopterus-Quartier von Oktober bis Mai unter mehr oder weniger regelmäßiger Kontrolle. In den ersten zwei Beobachtungsperioden waren max. 500 Tiere (Februar, März) an- wesend, in den späteren Jahren waren es weit weniger. Von 1958 an trat Miniopterus nur noch vereinzelt auf. Das Quartier wurde vermutlich in- folge der Störungen bei der Beringung aufgegeben. 164 W. Schnetter E zool. Beitr. 3. Außer Miniopterus fanden wir in der Sasbacher Höhle noch weitere Fledermausarten: Rhinolophus ferrumequinum (Schreber), Myotis myotis (Borkhausen), Barbastella barbastellus (Schreber), Plecotus auritus (Linné) und Myotis emarginatus (E. Geoffroy). 4. Die Beringung von 500 Langflügelfledermäusen ergab zahlreiche Wiederfunde, sowohl Wiederfänge am Beringungsort als auch Fernfunde. 5. Die Fernfunde weisen fast ausschließlich nach SW—WSW in das ostfranzösische Verbreitungsgebiet südwestlich der Burgundischen Pforte. Die Rückmeldungen aus Frankreich stammen hauptsächlich aus Wochen- stuben. Auch Wanderungen in Richtung NE von Frankreich in die Ober- rheinebene zurück konnten festgestellt werden. Die zurückgelegten Ent- fernungen liegen überwiegend bei 100 bis 150 km. Zwei Tiere wander- ten 285 km. 6. In Sasbach überwintern entweder keine oder nur relativ wenige Langflügelfledermäuse. Im Anschluß an die sehr undeutliche Überwinte- rungsperiode setzt oft schon Anfang Februar eine Zuwanderung zahl- ıeicher Tiere aus unbekannten Winterquartieren ein. Im April—Mai wandern die ?% in die Wochenstuben ab. Auch die 66 verschwinden. Die Wochenstuben liegen wahrscheinlich größtenteils südwestlich der Bur- gundischen Pforte in Frankreich. Im Herbst und besonders im Frühjahr kehrt ein Teil der Tiere, vor allem die 6 4, wieder zurück. 7. Von 500 beringten Tieren erreichten in der neunjährigen Beobach- tungszeit mehrere ein beträchtliches Mindestalter: 1 € fast 8 Jahre, 4 2° 7 Jahre, 5 66 und 2 2° 6 Jahre usw. 8. Das Geschlechtsverhältnis von 867 untersuchten Tieren ist 64: 2 9. Das Miniopterus-Vorkommen am Kaiserstuhl stellt einen nordöst- lichen Vorposten des ostfranzösischen Verbreitungsgebietes in der klima- tisch günstigen Oberrheinebene dar. Er wird von Miniopterus vorwiegend bei den ausgedehnten Wanderungen während des Herbstes und des Früh- jahrs aufgesucht, teilweise aber auch während des Winters. Als Wochenstube hat die Sasbacher Höhle wohl nur ausnahmsweise gedient, Genaues ist nicht bekannt. Vermutlich gibt es noch andere Miniopterus- Quartiere in der südlichen Oberrheinebene. ber arte Veen Ze ichn Es Aellen, V. (1949): Les chauves-souris du Jura neuchätelois et leurs migrations. Bull. Soc. neuch. Sciences nat, 72. -— (1949): Les chauves-souris du Musée d'Histoire naturelle de Neuchatel. Bibl. et Musée ville Neuchatel. — (1952): Baguagement des chauves-souris dans le Jura suisse. Orn. Beob. 49, 8-17, Ballowitz, E. (1890): Uber das Vorkommen des Miniopterus schreibersii Nat- terer in Deutschland nebst einigen Bemerkungen tber die Fortpflanzung deut- scher Chiropteren. Zool. Anz, 13, 531-536. Be Miniopterus schreibersi im Kaiserstuhl 165 Baumann, F., (1949): Die freilebenden Säuger der Schweiz. Bern. Blasius, J. H. 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Beitr. 166 be Fledermaus-Beringung im Rhein-Main- Lahn-Gebiet 1950 — 1959 Von HEINZ FELTEN und KONRAD KLEMMER, Forschungs-Institut Senckenberg, Frankfurt am Main (Mit 5 Karten) Herrn Prof. Dr. H. Giersberg zum 70. Geburtstag am 14. Dezember 1960 gewidmet. Im Herbst 1950 wurde von uns mit der Fledermaus-Beringung im weiteren Rhein-Main-Gebiet begonnen, die bis 1956 ziemlich regelmäßig durchgeführt wurde. Die Karte 1 zeigt das Arbeitsgebiet. In den späteren Jahren konnten — bedingt durch Forschungsreisen und andere Arbeiten — nur nach gelegentliche N A e) a BONN ES O 4 OGIESSEN 2 A Lahn m) oO KOBLENZ re = o) A l Or DA most Ao A Why A an © A e IESBADENO a FRANKFURT MAINZ A Zn a Rs xe A Moin A A A N E DI) MANNHEIM)O NE Ol KAISERSLAUTERN á N Karte 1 Arbeitsgebiet der Fledermaus-Beringung. A — Sommerquartiere; [_] — Winter- quartiere; 1-—Stollengebiet Dill; 2— Stollengebiet untere Lahn; — Stollen- gebiet Wispertal; 4 — Stollengebiet Mittelrhein, ae Fledermäuse des Rhein-Main-Lahn-Gebietes 167 Sonderheft 11/1960 Beringungen vorgenommen werden. Daraus erklärt sich großenteils auch das Ab- sinken der Zahlen in den Jahren ab 1956, das also nicht aus einer Bestands- abnahme resultieren muß. Als Helfer bei Beringungen haben wir vor allem Herrn Dr. H. E. Krampitz zu danken; unser Dank für tatkräftige Mitarbeit gilt ferner den Herren A. Epple, W. Greuelsberg und Dr, C. König. Für mannigfache Unterstützung danken wir außerdem den Ehepaaren W. Kiener, Dillenburg, und W. Wissenbach, Herborn. — Verwendet wurden zunächst die Ringe des Zoologischen Museums Berlin, später die üblichen Fledermausringe der Vogelwarte Radolfzell. Bisher wurden nur kürzere Mitteilungen über zwischenzeitliche Ergeb- nisse veröffentlicht (Felten, 1953; Klemmer, 1954). Dort wurde auch bereits auf die durch die Vielzahl vor allem der Winterquartiere bedingten Schwierigkeiten der Beringung in unserem Gebiet hingewiesen. Seit der Veröffentlichung von zwei genauen Kartenskizzen (Felten, 1953) sind von uns zahlreiche weitere Winterquartiere aufgefunden worden. Wir sehen uns jedoch nicht mehr in der Lage, auch diese genau auf einer Skizze an- zuführen, da die früheren Karten von anderer Seite zum Aufspüren von Fledermäusen benutzt wurden. Dabei wurden leider auch beringte Tiere zu Untersuchungszwecken gefangen. Die folgende Tabelle bringt eine Gesamtliste der von uns im Arbeits- gebiet beringten Fledermäuse. Aert 86 DOT sex? "Total Rh. hipposideros 501 318 8 822 Rh. ferrumequinum 4 3 _ 7 P. auritus 128 100 =- 228 P. pipistrellus 3 4 — 7 P. nathusii 2 7 — 9 N. noctula 9 6 — 15 E. serotinus 1 — = 1 B. barbastellus 300 98 1 399 M. bechsteini 38 11 — 49 M. mystacinus Sil 87 1 239 M. nattereri | 55 27 1 83 M, myotis LU SUS — 2780 12 Arten DSS © ASS: 11 4639 Bevor wir zur Schilderung der Situation bei den einzelnen Arten kom- men, geben wir hier noch die immer wiederkehrenden Abkurzungen an: WF = Wiederfund NF=Nahfund So=Sommer Wi= Winter gesamt —=Zahl der beringten Tiere total —= Zahl der beringten und wiedergefundenen Tiere a EL E e SER WERE 6 mi er Dr Ka ee 3 7 eg , a - PR re PO ~~ we A RY = oO E ess ZR I EI MAINZ A DARMSTADTO 127 kin KREUZNACHO 2 Nape Karte 2 Belegte Wanderstrecken vom Sommerquartier (A) zum Winterquartier (||) und umgekehrt nach Wiederfunden im gleichen oder in späteren Jahren. ~----- — Rhinolophus hipposideros; --:-----— Plecotus auritus; — —— — Barbastella barbastellus; ------ — Myotis mystacinus. 221 Tiere wurden in Winterquartieren beringt, 7 in Sommerquartieren. Wiedergefunden wurden 22 Nummern (= 10%). 20 Nahfunden stehen 4 Fiernfunde gegenüber. Alle Wiederfunde erfolgten im Winter, und es handelt sich jeweils um in Winterquartieren beringte Tiere; lediglich ein Exemplar wurde im April — allerdings tot — rückgemeldet. Die 4 Fern- funde sind (vgl. Karte 2): Nr. sex. beringt 1. WF mitkm u. Richtung 14861 3 Wi 52/53 So 54 Wispertal Koblenz | 37 km, NW. 15702 3 Wi 53/54 Wi 54/55 Herborn Herbornseelbach 4km, NO, 15713 ö Wi 53/54 Wi 55/56 Dillenburg Merkenbach 9 km, $, 15980 ö Wi 53/54 Wi 55/56 St. Goar Pfalzfeld 11km, SW. 172 H. Felten und K. Klemmer ae Von den 221 im Winter beringten Langohren liegen 21 eigene Wieder- funde von 17 Nummern im Winterquartier vor. 15mal hingen die wieder- gefundenen Tiere in den folgenden Wintern in den Stollen der Beringung und 6mal in dicht beim Beringungsort gelegenen Winterquartieren. 2 Tiere wurden dabei in 2 verschiedenen Wintern am Ort der Beringung ange- troffen. Im Winter wurde das Langohr in Stollen, natürlichen Höhlen, Kellern, Kasematten und Brunnenschächten angetroffen. Sommerquartiere waren hohle Balken von Dachkonstruktionen, Nistkästen und Stollen. Pipistrellus pipistrellus Beringt: 7 Tiere: 3 66, 4 2. Drei der beringten Exemplare wurden im Winterquartier (Burgruine) beringt. Vier flogen im September abends in ein Zimmer. Wiederfunde liegen nicht vor. Pipistrellus nathusii Beringt: 9 Tiere: 2 868,792. Es handelt sich um Tiere aus einer Winterkolonie in einem Astloch (vgl. Klemmer, 1953: 177). Wiederfunde sind nicht bekannt. | Nyctalus noctula Beringt: 15 Tiere: 9 46, 6 L?. Die Tiere wurden Ende Oktober in einer hessischen Großstadt offen- bar bei Abbrucharbeiten gefunden, uns gebracht und von uns beringt frei- gelassen. Wiederfunde liegen nicht vor. Eptesicus serotinus Von dieser Art konnte bisher erst 1 Tier (4) in einem Winterquartier (Burgruine) beringt werden; es wurde bisher nicht wiedergefunden. Barbastella barbastellus Beringt: 399 Tiere: 300 66, 98 22, 1 sex?. In den einzelnen Jahren wurden beringt, wiedergefunden oder rück- gemeldet: Jahr gesamt ¿3d QQ sex? WEF total 1951 17 14 3 _— — 17. 1952 69 SR) 13 1 a 69 1953 112 88 24 — 7 119 1954 £33 88 45 = 40 173 1955 49 41 8 — 33 82 1956 15 10 5 — 19 34 1957 2 2 — — 2 4 1958 1 1 — — -— 1 1959 1 1 — -- 1 2 Summe 399 300 98 pana 102 501 ee Fledermäuse des Rhein-Main-Lahn-Gebietes 173 386 Tiere wurden in den Winterquartieren beringt, 13 in Sommer- quartieren. Wiedergefunden wurden insgesamt 81 Nummern (= 20%), ausschließ- lich Winterberingungen. 66 Nummern wurden einmal wiedergefunden, 9 Nummern zweimal, 5 dreimal und eine Nummer viermal. 95 Nahfunden (bis auf 1 alle in Winterquartieren) stehen 7 Fernfunde gegenüber. Nah- funde: 47 nach einem Jahr, 28 nach zwei Jahren, 13 nach drei Jahren, 3 nach vier Jahren, 3 nach fünf Jahren und 1 nach acht Jahren. Bei den Fernfunden handelt es sich im einzelnen um folgende Fälle (vgl. Karte 2): Nr. sex. beringt 1.WFmitkm 2.WFmitkm 3.WFmitkm u. Richtung u Richtung u. Richtung all ö Wi 51/52 Wi 52/53 Wi 53/54 So 57 Königstein Königstein Königstein Oberhöchstadt NF NF lm, ©} 14441 ö Wi 52/53 Wi 55/56 Dillenburg Wilgersdorf 13km, NW. 14495 e) Wi 52/53 Wi 53/54 Landstuhl Ramstein 4km, N. 14735 2 Wi 53/54 So 55 Königstein Dörtel 27km SO) 14907 6) Wi 52/53 So 53 Kaub Ellern 18km, SW, 14980 ö Wi 52/53 So 55 Balduinstein Helferskirchen 22km, NNW. 15948 2 Wi 53/54 So 55 Nied.-Erbach Elz A km. SO: 74 im Winterquartier beringte Mopsfledermäuse wurden in späteren Wintern 93mal von uns wiedergefunden. Davon waren 77 Wiederfunde am Ort der Beringung und nur 16 an anderen Plätzen, allerdings nahe beim Beringungsort. 3 Tiere wurden dreimal und 9 Tiere zweimal in verschie- denen Wintern am Beringungsort wiedergefunden. Mopsfledermäuse wurden nur in zwei Fällen von uns in einem Sommer- quartier entdeckt. Eine Kolonie (12 ad. 2°, 1 juv. ö, 2 weitere Tiere ent- kamen) befand sich hinter einem Fensterladen, während 3 einzelne Exem- plare auf dem Dachboden einer Burg hingen. Als Winterquartiere erwiesen sich Stollen, natürliche Höhlen, Burg- keller und -gewölbe, helle und sehr kalte Burggänge (z. T. schliefen die Tiere in Ritzen zwischen Steinen, an denen Eiszapfen hingen) und still- gelegte Kleinbahntunnel. >. iy a er pled _ a See eo - 5 = d x E r E ee e 3 - zool. Beitr. 174 H. Felten und K. Klemmer ES Myotis bechsteini Beringt: 49 Tiere: 38 44, 11 29. In den einzelnen Jahren wurden beringt, wiedergefunden oder riick- gemeldet: Jahr gesamt dd QQ WF total 1952 23 3 = = 3 1953 13 9 4 — 13 1954 13 11 2 1 14 1955 12 10 2 1 13 1956 5 3 2, — 5 1957 — — -=— =- --- 1958 3 2 1 — 3 Summe 49 38 11 2 Su Nur ein Tier wurde im Sommerquartier gefunden und beringt, alle anderen im Winterquartier. Wiedergefunden wurden 2 Nummern (= 4%) (Winterberingungen), beide nach jeweils einem Jahr am oder nahe beim Beringungsort. Als Winterquartiere wurden Stollen und Kellerräume festgestellt. Das im Sommer beringte Tier stammt aus einem Nistkasten. Myotis mystacinus Beringt: 239 Tiere: 151 46, 87 29,1 sex?. In den einzelnen Jahren wurden beringt, wiedergefunden oder rück- gemeldet: Jahr gesamt 66 QQ sex? WE total 1951 % > 2 — -— 7 1952 41 pap) 19 =- — 41 1953 64 40 24 — 3 67 1954 54 35 19 — 7 61 1955 92 35 17 — =) 57 1956 18 12 5 1 1 19 1957 — — — — - =- 1958 3 2. 1 -— — 3 Summe 239 151 87 1 16 239 215 Tiere wurden in Winterquartieren beringt, 24 im Sommerquartier. Wiedergefunden wurden 16 Nummern (= 7%), davon 14 einmal und 2 zweimal. Es liegt nur ein Fernfund vor (vgl. Karte 2). Alle Wiederfunde stammen von im Winterquartier beringten Tieren und wurden auch im Winterquartier gemacht. Nur bei einer Rückmeldung aus dem Monat April ist die Art des Quartiers zweifelhaft. Der einzige Fernfund lautet (vgl. Karte 2): Nr.. sex. beringt 1. WF mit km u. Richtung 14855 ö Wi 52/53 So 53 Wispertal Hattenheim 14km, SO. et Fledermäuse des Rhein-Main-Lahn-Gebietes 175 Von den 14 im Winterquartier beringten und in späteren Wintern von uns wiedergefundenen Tieren wurden 11 im gleichen Winterquartier wie- dergefunden (eines zweimal); die übrigen 3 hingen in Winterquartieren nahe am Beringungsort. Als Winterquartiere dienten vorzugsweise Stollen; daneben auch natür- liche Höhlen und Burgkeller. Im Sommer wurde eine Kolonie hinter einem Fensterladen gefunden. Myotis nattereri Beringt: 83 Tiere: 55 64, 27 29, 1 sex?. In den einzelnen Jahren wurden beringt, wiedergefunden oder ruck- gemeldet: Jahr gesamt de QQ sex? WE total 1952 30 22 7 1 —- 30 1953 15 10 5} -— — 15 1954 14 10 4 — 1 15 1955 14 9 5 — 2 16 1956 3 3 — =- 1 4 1957 — = _ == — = 1958 6 — 6 — -— 6 1959 1 1 — -— =- 1 Summe 83 55 27, 1 4 87 77 Tiere wurden in Winterquartieren beringt. 4 Tiere (= 5%) wurden wiedergefunden, alle im Winter ein Jahr nach der Beringung. Drei der wiedergefundenen Tiere hingen am Beringungsort, eines in einem nahe dem Beringungsort gelegenen Winterquartier. 6 Weibchen wurden im Sommer in einem Nistkasten entdeckt und beringt. Myotis myotis Beringt: 2780 Tiere: 1167 46, 1613 2. In den einzelnen Jahren wurden beringt, wiedergefunden oder rück- gemeldet: Jahr gesamt ¿4 QQ WF total AA IR A es EUR eo ae eS 1951 73 44 29 -— 23 1952 248 122 126 -— 248 1953 750 309 441 A5 795 1954 695 256 439 146 841 1955 845 349 496 172 1018 1956 123 67 56 101 224 1957 E E ES a an 1958 41 19 22 ¿E 41 1959 5 1 4 En 5 u A TE o RT Y AL a en AN Summe 2780 AGA 1613 464 3244 176 H. Felten und K. Klemmer Ee zool. Beitr. 1360 Tiere wurden in den Sommerquartieren beringt, 1420 in Winter- quartieren. Wiedergefunden bzw. rückgemeldet wurden insgesamt 420 Nummern (= 15%), davon 347 Nummern einmal *), 63 Nummern zweimal, 10 Num- mern dreimal und 1 Nummer viermal. 388 Nahfunden stehen 107 Fern- funde gegenüber. Die 388 Nahfunde lassen sich wie folgt aufschlüsseln: beringt im Sommer Winter Wiederfund Anzahl WFimSo. WFim Wi. WF im Wi. WFim So. im gleichen Jahr 3 — — 1 2 nach 1 Jahr 255 82 1 172. — nach 2 Jahren 86 6 — 80 -— nach 3 Jahren 37 3 =- 33 1 nach 4 Jahren 2 — 2 — nach 5 Jahren 3 2 — 1 — nach 6 Jahren 2. 1 — 1 — Summe 388 94 1 290 3 Die 107 Fernfunde ergeben folgendes Bild: beringt im Sommer Winter Wiederfund Anzahl WF im So. WE im Wi. WF im Wi. WFim So. im gleichen Jahr 21 6 -- 4 11 nach 1 Jahr 49 12 18 9 10 nach 2 Jahren 25 2 8 5 10 nach 3 Jahren 6 2 2 1 1 nach 4 Jahren 4 u 3 1 — nach 5 Jahren 1 — 1 — -— nach 6 Jahren — — — — — nach 7 Jahren 1 — =- 1 a Summe 107 22 32 21 32 Die wichtigsten Fernfunde sind in ihren Einzeldaten in der folgenden Übersicht und in den Karten 3—5 zusammengestellt. Nr. sex. beringt 1.WFmitkm 2.WFmitkm 3. WE mit km u. Richtung u. Richtung u. Richtung 12691 8 Wi 50/51 Wi 52/53 Wispertal Kaub 12 km, W. 5349 ö Wit 1/52 Wi 52/53 Nied.-Erbach Holzhausen 29 km, NO. 5483 3 So 52 Wi 52/53 juv. Lorsbach Eppstein 3km, NW. 6628 ? So 52 Wi 52/53 So 55 Idstein Kaub Idstein 38km, WSW. 38km, ONO. *) dazu kommen noch zwei Funde von Ringen in Eulengewöllen 2 bzw. 5% Jahre nach der Beringung. CN | Fledermause des Rhein-Main-Lahn-Gebietes VTA Nr. sex. beringt 1. WFmitkm 2. WFmitkm 3. WF mit km u. Richtung u. Richtung u. Richtung 6634 2 S0,92 Wi 52/53 Idstein Wispertal 31 km, WSW. 6697 2 Wi 54/55 Wi 55/56 Wispertal Baybachtal 38km, W. 6787 2 Wi 54/55 Wi 55/56 Kaub Dellhofen 3km, W, 6791 2 Wi 54/55 So 55 Kaub St. Goar 7km, NNW. 6806 ö Wi 54/55 Wi 55/56 Herborn Bechlingen TS km -©OS®; 6817 ö Wi 54/55 5099 Oberscheld Waldernbach 26km, SSW. 6868 2 SODIO So 55 juv Idstein Camberg 9km, N. 6876 ö SON) Wi 55/56 juv Idstein Wispertal 31 km, WSW. 8526 2 Wi 52/53 Wi 52/53 So 55 Oberursel Oberursel Idstein NF 19km, W. 8531 $ Wi 52/53 Wi 52/53 Wi 52/53 Wi 53/54 Konigstein Konigstein Wispertal Wispertal NF 40km, WSW. NE 8534 2 Wi 52/53 So 55 Konigstein Idstein 15km, WNW. 8548 o Wi 52/53 So 54 Konigstein Eppstein 7 km, SW. 8556 2 Wi 52/53 50:03 So 54 Wi 54/55 Konigstein Lorsbach Eppstein Konigstein 8km, SSW. 4km, NW, 7 km, NO, 8563 > Wi 52/53 So 53 Eppstein Lorsbach Akm,. SO. 8642 2 Wi 52/53 So 53 Wi 53/54 Wispertal Lorsbach Wispertal 36 km, O. 36 km, W. 8666 ö Wi 52/53 So 55 Wispertal Wiesbaden 23km, ©. 8673 e) Wi 52/53 Wi 53/54 Wispertal Nauroth 6km, NNO, 8678 6) Wi 52/53 SOMO Wispertal Oberrod 40km, ONO, Wa 8720 8748 8750 8780 8883 8998 9011 9037 9073 9105 9159 9165 9173 9205 9220 9231 sex. Os +0 Os Os Os H. Felten ind K. Klemmer beringt Wi 52/53 Wispertal Wi 52/53 Wispertal Wi 52/53 Wispertal Wi 52/53 Wispertal Wi 52/53 Wispertal Wi 52/53 Wispertal Wi 53/54 Königstein Wi 52/53 Wispertal Wi 52/53 Wispertal Wi 52/53 Kaub Wi 52/53 Kaub Wi 52/53 Balduinstein So 53 Idstein So 53 Idstein So 53 Idstein So 53 Lorsbach S@o3 Lorsbach So 53 Lorsbach 1. WF mit km u. Richtung Wi 55/56 Kaub 11km, W. So 53 Frankfurt/M. 63-km; 0: So 55 Niederheimbach 10km, SSW. Wi 53/54 Wispertal NF So 55 Niederheimbach 10km, SSW. Wi 53/54 Wispertal NF Wi 54/55 Königstein NF So 53 Wiesbaden 23km 10: Wi 52/53 Kaub 11km, W. Wi 53/54 Kaub NF So 54 Idstein 38km, ONO. Wi 59/60 Niedermendig 50 km, W. Wi 55/56 Kaub 38 km, WSW. So 54 Idstein NF Wi 57/58 Eschenau 25km, NNW. Wi 54/55 Königstein 8km, NNO, Wi 54/55 Kaub 47 km, W. Wi 55/56 Wispertal 34 km, W. ES Beitr. 3. WF mitkm - u. Richtung 2. WF mit km u. Richtung So 54 Frankfurt/M. Wi 54/55 Wispertal NF 63 km, W. $055 Niederheimbach 10km, SSW. So 55 Niederheimbach 10 km, SSW. Wi 55/56 Wispertal 40 km, WSW So 55 St. Goar 8km, NNW. So 55 Idstein NF Wi 57/58 Dausenau 37 km, WNW. bis Sees ] Fledermáuse des Rhein-Main-Lahn-Gebietes Nr. sex beringt 1. WFmitkm 2. WE mit km u. Richtung u. Richtung 9240 2 So 53 Wi 53/54 So 54 juv. Lorsbach Wispertal Eppstein 36km, W. SA ome): 9301 2 So 53 Wi 58/59 Lorsbach Ulm (Wetzlar) 53 km, N. 9307 9 So 53 So 54 gef. Eppstein, Eppstein freigelassen in 18km, WNW. Frankfurt/M. 9331 ? So 53 So 54 Wi 54/55 Frankfurt/M. Frankfurt/M. Blessenbach NF 45 km, NW. 9352 2 S0.93 Wi 53/54 juv Frankfurt/M. Dillenburg 80 km, NNW. 9393 2 So 53 Wi 53/54 juv Marburg Mardorf 12km, OSO! 9393 ö So 53 So 54 juv Marburg Allendorf 25km, NNW. 9399 2 So 53 Wi 53/54 juv. Marburg Dillenburg 36km, WSW. 9855 3 So 53 So 55 juv. Marburg Allenbach sikm, WNW. 9871 ö 5053 Wi 54/55 juv Marburg Dillenburg 36 km, WSW. 9875 2 So 53 So 53 juv Marburg Oberasphe 18km, NNW, 9904 2 SOS Wi 54/55 juv. Marburg Blasbach , 28 km, SW. 9929 2 5053 Wi 57158 juv Marburg Eschenau 60 km, SW. 9946 3 So 53 Wi 54/55 juv Marburg Weilmünster 51 km, SSW. 10012 ? Wi 53/54 So 54 Bensheim- Pfungstadt Auerbach 12km, NNW. 10021 ? Wi 53/54 So 55 Wispertal Niederheimbach 10km, SW. 10025 2 Wi 53/54 Wi 54/55 Wispertal Kaub 10km, W. 10028 2 Wi 53/54 SO 993 Wispertal Niederheimbach 10km, SW. 179 3. WF mit km u. Richtung 180 Nr. 10042 10047 10055 100058 100070 100111 100151 100192 100530 100614 100700 100804 100807 100845 100854 100868 100871 100884 un _ pd +0 LO LO, +O O) +© tO H. Felten und K. Klemmer beringt Wi 53/54 Wispertal Wi 53/54 Wispertal Wi 53/54 Wispertal Wi 53/54 Wispertal Wi 53/54 Wispertal Wi 53/54 Wispertal Wi 53/54 Balduinstein Wi 53/54 Steinau So 54 Egelsbach Wi 54/55 Wispertal So 55 Idstein So 55 St, Goar 5039 St. Goar 50.39 St. Goar So 55 St. Goar So 55 St. Goar 50593 St. Goar $0.55 Tao a E A IA ee ee Bonn. zool. Beitr. 3. WF mit km u. Richtung 1. WF mit km u. Richtung 2. WF mit km u. Richtung 5033 Niederheimbach 10km, SW. So 54 Eppstein 34 km, O. 5057 Hofheim 38km, O. Wi 55/56 Kettenbach 19km, NO. So 55 Niederheimbach 12km, SW. So 55 Niederheimbach 10km, SW, So 54 Idstein 22km, SO, So 58 Elm 8km, ONO Wi 54/55 Weitengesäß 40 km, SO. So 55 Niederheimbach 12km, SW. Wi 57/58 Kettenbach 14km, WNW. Wi 55/56 Wispertal 15km, OSO. Wi 55/56 Wispertal 15km, OSO. Wi 55/56 Wispertal 13km, OSO. Wi 55/56 Weisel 7km, OSO. Wi 55/56 Wispertal 17 km, OSO Wi 55/56 Wispertal 15km, OSO. Wi 57/58 Wi 54/55 Hofheim 7km, SO. NiederheimbachNiedermendig 53 km, NW. Sonderheft | 11/1960 Fledermause des Rhein-Main-Lahn-Gebietes 181 Nr. sex. beringt 1.WFmitkm 2.WFmitkm 3.WFmitkm u. Richtung u. Richtung u. Richtung 100989 2 50:35 Wi 55/56 juv. St. Goar Lorch 18.km, SO; 100994 2 So 55 Wi 55/56 juv. St. Goar Wispertal t7 km, OSO: 103062 2 Sooo: Wi 55/56 Niederheimbach Wispertal 12km, NO, 103176 2 Wi 55/56 Wi 55/56 Kaub Wispertal 10km, O. 103332 ö Wi 55/56 So 56 Wispertal Rüdesheim 13km 38: 103530 2 Wi 57/58 So 58 Wi 58/59 Dausenau Nassau Dausenau 37km ADOS 3km, WNW. 232 im Winter beringte Mausohren wurden von uns selbst in spáteren Wintern wiedergefunden; davon 179 Tiere einmal, 44 zweimal, 7 dreimal und 1 viermal. Von diesen insgesamt 292 Wiederfunden lagen 182 am Beringungsort (dabei wurden 25 Mausohren je zweimal, 3 je dreimal und 1 in vier spáteren Wintern dort wiedergefunden); 104 Wiederfunde lagen nahe beim Beringungsort, und nur 6 wurden in Winterquartieren wieder- gefunden, die in erheblicher Entfernung vom Beringungsort lagen. Von zwei Mausohren ist bekannt, daB sie im Beringungswinter nach der Beringung in Winterquartiere überwechselten, die in beträchtlicher Entfernung vom Beringungsort lagen. Ein Männchen wurde am 27. Januar beringt und von uns bereits am 29. Januar in 11 km Entfernung W. wie- dergefunden. Das zweite Exemplar, ebenfalls ein Männchen, wurde am 15. November im Winterschlaf beringt, hing am 22. November noch im gleichen Winterquartier und wurde am darauffolgenden 24. Januar in einem Winterquartier in 40km Entfernung WSW. angetroffen. Im dar- auffolgenden Winter wurde dieses Tier wieder im gleichen Stollen des zweiten Winterquartiers gefunden. Zwei weitere Mausohren hingen in jeweils zwei verschiedenen Win- tern in weit auseinanderliegenden Winterquartieren. Ein Weibchen fand sich ein Jahr nach der Beringung in einem Winterquartier 38 km westlich des Beringungsortes. Ein Männchen fand sich sieben Jahre nach der Be- ringung in einem Winterquartier 50 km westlich des Beringungsortes. 99 im Sommerquartier beringte Mausohren wurden von uns selbst im Sommerquartier wiedergefunden, und zwar 89 einmal, und 1 zweimal am Beringungsort; 9 Tiere wurden je einmal in einem fremden Sommer- zool. Beitr. 182 H. Felten und K. Klemmer | quartier angetroffen. Von den erwähnten 89 Mausohren waren 28 als Jungtiere beringt worden. Ein hier berücksichtigtes adultes Weibchen wurde am 16. Juli einer Wochenstube entnommen, nach Frankfurt/M. ge- bracht und hier 14 Tage in Gefangenschaft gehalten. Am 28. Juli wurde es beringt und in Frankfurt freigelassen. Im nächsten Sommer wurde es in der gleichen Wochenstube (18km WNW. von Frankfurt) wiedergefunden. Auf Karte 3 sind die belegten Wanderstrecken dargestellt, die adulte Mausohren von drei Sommerquartieren im mittleren Taunus zu ihren Winterquartieren zurückgelegt haben. Alle Winterquartiere liegen im Um- kreis von weniger als 100 km. Weitaus der größte Prozentsatz der Tiere wurde jedoch nicht wiedergefunden, während in den Winterquartieren wiederum ein hoher Prozentsatz von Tieren hing, deren Sommerquartiere uns nicht bekannt wurden. I f O GIESSEN N N O f KOBLENZ u FRANKFURT Karte 3 Belegte Wanderstrecken von adulten 22 des Mausohrs (Myotis myotis) von drei Wochenstuben (A) im mittleren Taunus zu ihren Winterquartieren (_]) bzw. um- gekehrt nach Wiederfunden im gleichen oder in späteren Jahren. Fledermause des Rhein-Main-Lahn-Gebietes 183 Sonderheft 11/1960 Auf Karte 4 sind die Wanderstrecken dargestellt, die die in den regel- mäßig kontrollierten Stollengebieten Wispertal und Mittelrhein überwin- ternden Tiere zu ihren Sommerquartieren zurückgelegt haben. N N O Y KOBLENZ TON FRANKFURT Karte 4 Belegte Wanderstrecken von adulten Mausohren (Myotis myotis) vom Winter- quartier (_]) zu ihren Sommerquartieren (A) bzw. umgekehrt nach Wiederfunden im gleichen oder in spáteren Jahren. 3 = Stollengebiet Wispertal; — Stollengebiet Mittelrhein. Auf Karte 5 schlieBlich sind die Wanderungen junger Mausohren von den Wochenstuben ihrer Geburt zu Winterquartieren aufgezeigt (diese Wanderungen sind nicht in Karte 3 enthalten). | Die größten belegten Wanderstrecken stammen von den als Jungtieren beringten Mausohren. Die in den Karten dargestellten Wanderstrecken resultieren aus Wie- derfunden im gleichen oder in späteren Jahren; es kann daraus also nicht immer gefolgert werden, daß diese Strecken bei dem der Beringung fol- genden Quartierwechsel zurückgelegt wurden. Die entsprechenden Daten finden sich jeweils in der Liste der Fernfunde. Mehrfach belegte Wander- strecken sind stets nur einmal eingezeichnet. Artbestandin einigen Quartieren Zum Schluß bringen wir noch die zahlenmäßige und artmäßige Zusam- mensetzung einiger ausgewählter und regelmäßig kontrollierter Sommer- und Winterquartiere im Laufe der Jahre. Die Arten sind mit den ersten 4 Buchstaben ihres Artnamens gekennzeichnet. Das Geschlechtsverhältnis ist wie folgt angegeben: 5 6:2 : sex? (s. folgende Tabellen). 'USpunjaob ssneUllope],{ SUIS :3191[[01JUO0A 15/0561 193ULM WI ypne epinm (, A TC O ONES JOA y =a Ouse 1.0 joAu 9 OE LO AU 7, 0, 92€ yoAur 23 os IS Xul 0:0:7 js Aur — Is Xul — js Aur 0703] ys Au UeT[O}S 0:20:72 IDA == qipq O20 e 6 q1Dq 0:0:1 q1Dq 00T q1Dq [eyiodsi Coes joAum 6 =0'€£:€ LOWE NO as joAu 92 007.0 10Aur2 Ge 2 jOAU — jsAul — 1s Aur 0:0:7 ¿Ss Xur 0:T:E ¿sur 0:0:T SAUL 9 a 0:0:C q1Dq 0:0:T qinq ORUCRES qipq Oo 20) qipg Oe eae g1pq us][0}S — rnp 0:0:7 rınD a rnp ORO IND — LIND jey1odsıM TI=0:S5'€ 10Au 6 =0:Vb:€ LOMUG 79520202 C joAU € =0:Z:0 JOAUL OA i OI Jo Xul () BOI ısAur — IS Xul eae ¿s Xul — js Aur — ısAur — ou = jy] DU E Du OA O Du aie }]DU 00] yood Tr woq 0205-71 yq e yood = ywod Ga -- LIND 0507 rnp ae LIND == Linp — 1mD u9][0]S 0:0:1 ddry 0:0: 7 ddıy 0:0:1 ddry == ddry 0.027 dary [ey 1adsiIM Y =0'0'€ LOAUK 2 Oi OOO) LORUD HS OE RO 10Aur2 © — 0-1 7 joAu y —0:0:7 j0Aul va 0:0: 1 js Aur OT 1sAur = ¡Ss Aur — psAur — IS Aur U911018 — q1Dq — qinq 030° 1 qipq _- q1Dq —— q1Dq je19dsıM 0 = — joAU 0 = — joAu ik a= ee JOUR 02:0] 10Aun ca 00 00, JO Xul = qipqd fase q.1Dq eT q1Dq 001 qipqd ze q1Dq Le a -— LIND — IND 0:0:] LND OE TIND OSTs" LIND ueT[OIS a ddry Sn ddry = ddry 0:0:1 ddry 0:0:1 ddry eyrodstM 95/5961 9YULM CS/VS6I ISJUIM VS/EG6T 194UIM €S/CS61 TOFU 7S/1S6T I9JUTAA HO :3191J1enNb19]UIM uspoqweg Hol[[orjuoy Jypru OL TOHUoS pur 26 5 2 u „er OCI 9, 28°27:20 dam J19H[[OJUOY IyDTu jeytodsıM 19[[9M-'ZI9H HeT[TOUOA you JISI[JOXJUOA yu ZpI—09:2£6:S€ ddiy g61—06:S58:€z ddiy J1O1][0174uoN JUOTU 10713 Iyezuy 19]3Uuuey jayung 41ofomuoy Jyıu 0 cag LOAUL |. 06 TE 465 0 . 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Winter 1953/54 hipp auri barb myot barb myst myot fi: hipp 1 auri bech 1 natl myst myol 2 auri barb Da myst 2 myot barb 22 myst myot Bjlejor| »| |eloc so > alas Il a o o > i = nicht kontrolliert “Sommer 1955_ myot nicht kontrolliert myot = nicht kontrolliert nicht kontrolliert Winter 1954/55 hipp = auri barb myot = barb myst myot hipp auri bech natl = myst myot ddry 0:1:0 ddry 0:€£'0 ddıy 1:0:0 ddry gzeq “Op | SONG 8 TORU Me AR ar agra MOUSER. 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Aus eigenen Wiederfunden und aus Rückmeldungen lassen sich innerhalb des Arbeitsgebietes keinerlei einheitliche jahreszeitliche Wanderrichtungen erkennen. Nach unseren Erfahrungen wandern die Bonn. 188 H. Felten und K. Klemmer Ea Beitn Fledermäuse im Herbst bevorzugt in solche Gebiete, in denen eine große Anzahl geeigneter Winterquartiere zur Verfügung steht. Daraus erklärt sich wohl auch, daß keine Wanderungen zur Wetterau und der Rhein- Main-Ebene belegt sind, wo kaum geeignete Stollen oder Höhlen vor- handen sind. Rückmeldungen aus den dem Arbeitsgebiet benachbarten Landschaften fehlen fast ganz. Auffallend gering ist auch der Prozentsatz der im Sommer beringten und im Winter wiedergefundenen, bzw. der im Winter beringten und im Sommer wiedergefundenen Tiere (8% gegenüber 23% Gesamt- wiederfunden bei der Kleinen Hufeisennase, 2,5% gegentiber 15% Gesamt- wiederfunden beim Mausohr). Keine der belegten Wanderstrecken ist größer als 100km (ausge- nommen eine Mopsfledermaus, S.d.). = Literatur Felten, H. (1953): Beobachtungen an winterschlafenden Fledermäusen im Rhein- Main-Gebiet. — Säugetierkdl. Mitt., 1: 8-13. Klemmer, K. (1953): Ein bemerkenswertes Vorkommen von Zwergfleder- mäusen. — Natur u. Volk, 83: 177-182. — (1954): Fledermäuse und ihre Wanderungen im Rhein-Main-Gebiet, — Natur u. Volk, 84: 413-421. Anschrift der Verfasser: Dr. H. Felten und Dr.K. Klemmer, Frankfurt/M., Sencken- berg-Anlage 25, Forschungs-Institut Senckenberg. 189 Sonderheft 11/1960 Wiederfunde einiger in Marburg/Lahn beringten Mausohren (Myotis myotis) Nach den Angaben des Beringers E. Mäder zusammengestellt von M. EISENTRAUT, Bonn (Mit 1 Abbildung) Auf dem Dachboden der Elisabethkirche in Marburg befindet sich eine alljahrlich besiedelte Wochenstube von Mausohren (Myotis myotis Bork- hausen). Als ich im Mai 1950 zusammen mit einigen Fledermausfreunden dieses Sommerquartier besuchte, schatzten wir den Bestand der hier ver- sammelten Tiere auf 1000 Stück. Im Jahre 1937 markierte in dieser Wochenstube Herr E. Mäder, seinerzeit cand. rer. nat. an der Universität Marburg, eine größere Anzahl von Exem- plaren mit Berliner Ringen. Auf Grund der der Beringungsstelle mitge- teilten Angaben wurden am 10. und 11. Mai, also noch vor dem Termin der Niederkunft, 298 adulte Exemplare beringt. Es waren 294 99 und 4 36. Ob letztgenannte schon geschlechtsreif oder aber vorjährige junge Tiere waren, muß dahingestellt bleiben. Ihre Anwesenheit bestätigt die auch sonst gelegentlich gemachte Beobachtung, daß in seltenen Ausnahme- fällen auch einmal ein 4 in einer Wochenstube von Mausohren ge- funden wird. Am 1.7.1937 wurden weitere Beringungen ausgeführt. Die YY hatten inzwischen geboren. Die Angaben Mäders besagen, daß einige wenige Jungtiere noch an den Zitzen ihrer Mütter saugend gefunden wurden. Diese besonders vermerkte Feststellung dürfte besagen, daß die Mehrzahl der Jungtiere ihre enge Verbindung mit der Mutter bereits gelöst hatte und schon selbständiger geworden war. Unter 94 neu mit einer Ring- klammer versehenen Mausohren befanden sich 12 alte 29 und 82 Jung- tiere. Diese Zahl setzt sich zusammen aus 47 ?9, 27 4664 und 8 auf ihr Geschlecht nicht näher untersuchten Jungen. In den folgenden Jahren liefen bei der Beringungsstelle 13 Rückmel- dungen ein; dies sind 3,32% von der Gesamtzahl der Beringten. 4 Wieder- funde wurden in Marburg selbst gemacht: Wiederfund Nr. 169, Ring-Nr. 5697, ? ad,, am 5.4.38 verendet gefunden. Wiederfund Nr. 177, Ring-Nr. 5726, 2 ad,, am 14.6.38 verendet gefunden. Wiederfund Nr. 180, Ring-Nr. 5846, ? ad,, am 6.8.38 Ring einem Eulengewölle (Käuzchen) entnommen. Wiederfund Nr. 199, Ring-Nr. 5682, ? ad,, am 14.8.39 auf Bodenraum d. Elisabeth- kirche verendet gefunden. Aus diesen Rückmeldungen geht lediglich hervor, daß sich 3 Exemplare in dem auf die Beringung folgenden und eins im übernächsten Jahr wieder £: Flle oe E ¡A 190 M. Eisentraut er 165 Berleburg . 0203 Frankenberg N x SS N La Biedenkopf Marburg 0144 eae een "64 193 Se ge Dillenburg De ET Se E 223 5 0 25 Abb.1: Wiederfunde in Marburg/Lahn beringter Myotis myotis. (Die Zahlen geben die Wiederfundnummer an. Erklärung im Text.) in Marburg befanden und davon 1 Y die gleiche Wochenstube aufgesucht hatte. (Ob vom Beringer selbst oder von anderer Seite 1938 eine Kontrolle in der Wochenstube vorgenommen wurde und wie viele beringte Tiere sich im gegebenen Falle dabei wiederfanden, wurde der Beringungsstelle nicht bekannt.) Von den weiteren Wiederfunden stammen 2 aus der nächsten Um- gebung von Marburg: Wiederfund Nr. 144, Ring-Nr. 5703, ? ad,, am 19.5.3? in Schröck (5km OSO von Marburg) verendet gefunden. Wiederfund Nr. 175, Ring-Nr. 5890, $ iuv., am 1.6.38 bei Moischt (ca.5kmSO von Marburg) lebend gefunden. Beide Orte liegen nahe bei Marburg und dürften noch zu dem nächtlichen Flugbereich der Marburger Mausohren gehören. Die Funde besagen also nichts über irgendwelche Wanderrichtungen, zumal sie noch in die Zeit der sommerlichen Seßhaftigkeit der Tiere fallen. Die übrigen 7 Wiederfunde stammen aus größerer Entfernung vom Beringungsort (vgl. Abb. 1). 2 davon fallen ebenfalls in die sommerliche Aktivitátsperiode: - + Fert Myotis myotis in Marburg/Lahn 191 Sonderheft 11/1960 Wiederfund Nr. 203, Ring-Nr. 5653, ? ad., am 1.9.39 in Elsoff bei Berleburg ver- endet gefunden. Wiederfund Nr. 234, Ring-Nr. 9637, ? ad., am 3.5.42 in Wolfgruben bei Biedenkopf verendet gon In beiden Fállen war mehr als ein Jahr vom Zeitpunkt der Beringung (1937) vergangen, nämlich 214 und 5 Jahre (daher in der Karte gestrichelt eingezeichnet). Wir wissen also nicht, wo diese 22 in den inzwischen ver- flossenen Sommern ihre Wochenstuben hatten. In dem einen Fall (5653) besteht durchaus die Möglichkeit, daß das Tier in die Marburger Wochen- stube zurückgekehrt war und sich beim Zeitpunkt des Wiederfundes (Sep- tember) auf der Wanderung zu einem Winterquartier befunden hatte. Im zweiten Fall (5637) müssen wir mit Rücksicht auf den Zeitpunkt (Mai) annehmen, daß das Mausohr in oder bei Wolfsgruben eine neue Wochen- stube bezogen, also einen Quartierwechsel vorgenommen hatte, wie sol- ches auch sonst gelegentlich beobachtet wird. Die letzten 5 Wiederfunde stammen sämtlich aus Winterquartieren in Bergwerksstollen. Wiederfund Nr. 161, Ring-Nr. 5676, ? ad., am 26. 11.37 b. Roth b. Biedenkopf gefund, Wiederfund Nr. 164, Ring-Nr. 5574, 2 ad., am 26.2.38 b, Wissenbach b. Dillenburg gefunden. Wiederfund Nr. 193, Ring-Nr. 5822, ö iuv., am 14.4.38 b. Wissenbach b. Dillenburg gefunden. Wiederfund Nr. 165, Ring-Nr. 5851, 2 iuv.,am 5. 3, 38 bei Ramsbeck gefunden. Wiederfund Nr. 223, Ring-Nr. 5600, Y ad., am 29.3.41 bei Oberscheld gefunden. Von diesen Wiederfunden wurden die ersten 4 während des unmittelbar auf den Beringungssommer folgenden Winters gemacht. Aus ihnen können wir die Richtung der herbstlichen Wanderungen entnehmen und die Ent- fernung zwischen Sommer- und Winterquartier feststellen (vgl. Abb. 1 aus- gezogene Linien). Danach waren 3 adulte Tiere direkt nach Westen ge- wandert und hatten ca. 30km zurückgelegt. Das jungberingte Y (5851) hatte eine NNW-Richtung eingeschlagen und ein Winterquartier aufge- sucht, das ca. 60 km von der Geburtswochenstube entfernt liegt. Bei dem letzten Wiederfund (5600) sind seit der Beringung 33/4 Jahre vergangen, so daß über den Verbleib des Tieres in der Zwischenzeit nichts bekannt ist (in der Karte gestrichelt eingezeichnet). Würden wir annehmen, daß es während des letzten Sommers wieder die Elisabethkirche in Mar- burg als Wochenstube aufgesucht hatte — was auf Grund der uns be- kannten Ortstreue der Mausohren und dem weitgehenden Beibehalten eines einmal gewählten Quartieres durchaus wahrscheinlich ist — so wäre auch dieses Tier im Herbst in westlicher cua gewandert und hátte 32 km zuruckgelegt. Wenn auch ihre Zahl nur gering ist, so deuten doch die vorliegenden Winter-Wiederfunde darauf hin, daß bei den herbstlichen Wanderungen zum Winterquartier eine westliche bis nordwestliche Richtung bevorzugt eingeschlagen zu werden scheint. Ein Jungtier war nach NNW gewandert. Bonn. 192 = Beitr. Beringungsergebnisse in einem Winterquartier der Mopsfledermäuse (Barbastella barbastellus Schreb.) in Fulda | Von EDUARD HOEHL, Fulda (Mit 2 Abbildungen) In der Stadt Fulda ist der Waidesbach, der in die Fulda mündet, an zwei Stellen überbaut, so daß er im Stadtgebiet großenteils einen unter- irdischen Verlauf nimmt. Bevor er in seinem letzten Stück offen dem Fiuß zustrebt, legt er eine Strecke von etwa 500 Metern unter der Erde zurück, überwölbt von einem rund 2 Meter hohen Stollen, der im 2. Weltkrieg einen Bombentreffer erhielt und stellenweise ausgebessert wurde. Abfluß- rohre, Kanalschächte und ein verzweigtes seitliches Kanalisationsnetz ent- leeren ihre Abwässer in das Bächlein, das bei Hochwasser eine Tiefe von knapp einem halben Meter erreicht, bei normaler Witterung aber nicht tiefer als 20cm und nicht breiter als 2m wird. Im. Winter vereist die Waides nur bei strengem Frost weiter als 30m von den beiden Aus- gangen ins Innere hinein, so daß die dort überwinternden Fledermäuse die Möglichkeit haben, sich frostgeschützte Stellen für ihren Schlaf aus- zusuchen. Seit Generationen ist die überbaute Waides im Volksmund als „Fledermaustunnel” bekannt (Abb. 1), obwohl sich nur selten einmal eine Gruppe von Jugendlichen dort hineinwagt oder ein städtischer Beauftragter seine Runde macht. Im Jahre 1943 setzte sich mein Vater, Oskar Hoehl, der als Biologe an Fuldas höheren Schulen tätig war, mit Prof. Dr. Eisentraut in Verbin- dung und begann am 6. März 1943 erstmals in Fulda mit der Beringung von Fledermäusen im oben geschilderten Winterquartier, in dem sich übrigens im Sommer so gut wie keine Fledermäuse aufhalten. Es stellte sich heraus, daß die „Besatzung“ dieses Quartiers zu über 90 Prozent aus Mopsfledermäusen (Barbastella barbastellus Schreb.) bestand. Dies ist bis auf den heutigen Tag so geblieben, wenn auch die Gesamtzahl in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Da mein Vater im Dezember 1944 einem Bombenangriff zum Opfer fiel, wurde seine Beringungsarbeit be- reits in ihren Anfängen abgebrochen. Bis dahin waren — mit Ringen des Zoologischen Museums Berlin — im Winter 1942/43 7 Mopsfledermäuse (die Masse hatte bei Beginn der Beringung das Winterquartier bereits verlassen), im Winter 1943/44 79 Mopsfledermäuse und im Dezember 1944 17 Mopsfledermäuse markiert worden. Auf die wenigen Exemplare ande- ee Barbastella barbastellus in Fulda 193 rer Arten, die stets nur vereinzelt auftraten (in jedem Winter etwa 10 bis 15 Myotis myotis Borkh. und höchstens 2 Plecotus auritus L.) und von denen keine bemerkenswerten Wiederfunde vorliegen, will ich im vor- liegenden Bericht nicht näher eingehen. Abb. 1: Osteingang zum Winterquartier der Mopsfledermäuse in Fulda Als ich nach meiner Heimkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft (September 1949) eines Tages einen Besuch im Winterquartier der Mops- fledermäuse machte, entdeckte ich unter der großen Anzahl der dort hän- genden Tiere (es waren mindestens 390 Mopsfledermäuse und 13 Maus- ET AAA E EEE BIER z a AS A e ot ; 194 E. Hoehl EA ohren) ein paar beringte, die mich veranlaßten, die Arbeit meines Vaters von neuem aufzugreifen und möglichst regelmäßig weiterzuführen. Durch einen Fledermausartikel in einer Illustrierten kam ich mit der „Arbeits- - gemeinschaft für Fledermausforschung” (Dr. Willi Issel) in Verbindung, Gie mich als Mitarbeiter aufnahm. Die Zahl der von mir beringten Mops- fledermäuse schwankte seit dem Winter 1950/51 folgendermaßen: Winter 1950/51: 313; 181 8 8,132 22 Winter 1955/56: 55; 30 66, 25 22 Winter 1951/52: 12; 1166, 12 Winter 1956/57: 15; 11 646, 422 Winter 1952/53: 201; 135 64, 66 22 Winter 1957/58: 11; 6 dd, 592 Winter 1953/54: 196; 137 64, 592° Winter 1958/59: keine Beringung. Winter 1954/55: 81; 5166, 3022 Winter 1959/60: 35; 2936, 622 Das ergibt eine Summe von 919 Mopsfledermäusen, davon 591 Männchen und 328 Weibchen. Zusammen mit den 103 in den Jahren 1943 und 1944 beringten Mopsfledermäusen wurden demnach in demselben Winterquartier insgesamt 1022 Tiere dieser Art mit Ringklammern markiert. Hier muß hinzugefügt werden, daß die angeführten Zahlen kein vollständiges Bild der jeweils anwesenden Tiere darstellen, da immer etwa ein Zehntel der überwinternden Fledermäuse in unerreichbaren Ritzen versteckt und ferner nicht in jedem Winter eine regelmäßige und systematische Erfassung mög- lich war. So war die Belegung des Quartiers im Winter 1951/52 mindestens ebenso stark wie in den beiden Jahren danach. Die Mopsfledermäuse erwiesen sich zum Teil als sehr unempfindlich gegen niedrige Temperaturen, denn einige wurden in unmittelbarer Nähe mächtiger Eiszapfen, also bei Temperaturen unter 0 Grad, wohlbehalten angetroffen. Ganze Trupps hingen in der Frostzone über dem zugefrorenen Bach in geringer Entfernung vom Ausgang, obwohl sie ins wärmere Innere des Stollens hätten ausweichen können, wo sich auch die Mehrzahl der Quartierbewohner aufhielt. Die zahlenmäßige Zusammensetzung der Trupps innerhalb des Quartiers war sehr verschieden. Die größte Traube, die ich jemals fand, vereinigte 57 eng beieinander schlafende Tiere. Einmal waren es 45, nicht selten 10 bis 16 Mopsfledermäuse, Am häufigsten wurden kleinere Trupps festgestellt, oft aber auch einzeln versteckte Exemplare. Ein Zusammenhängen mit anderen Arten innerhalb einer Traube wurde nicht beobachtet. Wiederfunde am Beringungsort Von den wahrend des Krieges von meinem Vater beringten 103 Mops- fledermausen fand ich wieder: nach 6 Jahren 3 Mopsfledermause nach 9 Jahren 5 Mopsfledermause (erste Kontrolle) nach 10 Jahren 1 Mopsfledermaus nach 7 Jahren 9 Mopsfledermause nach 11 Jahren 1 Mopsfledermaus nach 8 Jahren keine Kontrolle nach 12 Jahren 1 Mopsfledermaus Heft 2-4 Barbastella barbastellus in Fulda 195 Sonderheft Mit den Wiederfunden der am 28. 2.1944 beringten Mopsfledermaus nach 10, 11 und 12 Jahren (es handelte sich jedesmal um dasselbe Tier) wurde ein Höchstalter dieser Art von wenigstens 12 Jahren 7 Monaten nachge- wiesen, da ja bei der ersten Beringung, Ende Februar, bereits ein Lebens- alter von 7 bis 8 Monaten vorausgesetzt werden muß. Ob es sich hierbei um einen Ausnahmefall handelt oder nicht, kann sich erst in 3 Jahren her- ausstellen, da im Winter 1950/51 313 Mopsfledermäuse neu beringt wur- den. Von diesen wurden bisher folgende Wiederfunde am Beringungsort registriert: nach 1 Jahr (1951/52) keine Kontr. nach 6 Jahren (1956/57) 12 nach 2 Jahren (1952/53) 59 nach 7 Jahren (1957/58) 10 nach 3 Jahren (1953/54) 43 nach 8 Jahren (1958/59) keine Kontr. nach 4 Jahren (1954/55) 39 nach 9 Jahren (1959/60) 5 nach 5 Jahren (1955/56) 34 Im Winter 1951/52 wurden wegen Mangels an Ringen nur 12 Mopsfleder- mäuse beringt. Von diesen wurden am Beringungsort wiedergefunden: nach 1 Jahr (1952/53) nach 2 Jahren (1953/54) nach 3 Jahren (1954/55) nach 4 Jahren (1955/56) nach 5 Jahren (1956/57) 1 nach 6 Jahren (1957/58) 1 nach 7 Jahren (1958/59) keine Kontr. nach 8 Jahren (1959/60) 3 Dr ¿q Ol Von den im Winter 1952/53 beringten 201 Mopsfledermáusen fanden wir am Beringungsort wieder: nach 1 Jahr (1953/54) 44 nach 5 Jahren (1957/58) 6 nach 2 Jahren (1954/55) 46 nach 6 Jahren (1958/59) keine Kontr. nach 3 Jahren (1955/56) 30 nach 7 Jahren (1959/60) 12 nach 4 Jahren (1956/57) 14 Eine Zusammenstellung der Wiederfunde der im Winter 1953/54 beringten 196 Mopsfledermáuse ergibt folgendes Bild: nach 1 Jahr (1954/55) 36 nach 4 Jahren (1957/58) 8 nach 2 Jahren (1955/56) 44 nach 5 Jahren (1958/59) keine Kontr. nach 3 Jahren (1956/57) 15 nach 6 Jahren (1959/60) 8 Auf die Wiederfunde der spáter beringten Tiere soll im Rahmen dieser Arbeit nicht náher eingegangen werden, da ihnen z.Z. noch keine beson- dere Bedeutung zukommt. Dafúr sind die Rúckmeldungen aus fremden Orten um so bedeutungsvoller, da sie wichtige Hinweise fúr die Wande- rungen zwischen Winter- und Sommerquartier geben. zool. Beitr. 196 E.Hoehl . Ee Rückmeldungen aus den Sommerquartieren Tabelle 1 Wiederfunde in Fulda beringter Mopsfledermäuse (Barbastella barbastellus) Beringt am Rückmeldung aus am Himmelsricht. [in () = Wiederfund Entfernun am gleichen Ort] en 4.2.51 Riebelsdorf Kr. Ziegenhain 21.9.51 NW 44 km 1 2. 4.2.51 (7.1.56) Schenksolz Kr. Hersfeld März 56 NNO 29 km 3.60) 2551 Tratzhof Kr. Fulda 119835532 NM 4km 4, 10.2.51 (7.1.56) Grebenau Kr. Alsfeld Sept. 56 NW 25 km of VALS 53 Hünfeld 7.6.53 NN© 15 km 6.2.14.214093 Beiershausen Kr. Hersfeld 26,3. 58 N 30 km 7. 10.2.53 (4.1.55) Einbeck/Hannover er INT 145 km A OS Wehrda Kr. Hunfeld 6.8.54 N 20 km 9. 6.2.54 (7.1.56) Stallberg bei Hünfeld 10.5.56 NO 22 km LO 1022453 Mackenzell Kr. Hunfeld Sommer 56 NO 14 km AOS Schenklengsfeld Kr. Hersfeld NNO 25 km .7 Abb. 2 Fernfunde in Fulda beringter Mopsfledermäuse (vgl. Tab. 1) Barbastella barbastellus in Fulda 197 Sonderheft 11/1960 Ferner liegt noch eine Ruckmeldung vom 30. November 1957 aus Armenhof, Kr. Fulda, vor (Entfernung 9,5 km! ostwarts). Diese Mops- fledermaus war am 10. 2.1953 in Fulda beringt worden. Es ist bemerkenswert, daß sämtliche 11 außerhalb des Winterquartiers gemachten Wiederfunde (vgl. Abb. 2) in einem Sektor liegen, der von NW über N nach NO reicht. Es scheinen demnach die in Fulda über- winternden Mopsfledermäuse beim Aufsuchen ihrer Sommerquartiere eine bestimmte Richtung zu bevorzugen. Die zurückgelegten Entfernungen je- doch sind sehr unterschiedlich, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß die im März wiedergefundenen Tiere vielleicht noch nicht ihr endgültiges Ziel erreicht haben (z.B. Nr. 3). Es bleibt zu hoffen, daß das Winterquartier der Mopsfledermäuse in Fulda erhalten bleibt, wenn eines Tages — wie geplant — bauliche Ver- änderungen am überbauten Teil des Waidesbaches selbst oder in unmittel- barer Nähe vorgenommen werden. Wenn die Beringung regelmäßig weitergeführt werden kann, dürften auch Wiederfunde und Rückmeldun- gen, die besonders im Hinblick auf Lebensalter und Wanderungen von Interesse sind, in Zukunft nicht ausbleiben. Anschrift des Verfassers: Eduard Hoehl, Fulda, Wörthstraße 10. Bonn. 198 E Beitr. Fledermausberingung im Hunsriick Von M. SCHMAUS, Kastellaun (Mit 1 Abbildung) Seit dem Jahre 1937 werden von mir im Hunsrück Fledermäuse beringt. Es handelt sich dabei ausschließlich um Markierungen von Tieren in Win- terquartieren, und zwar in verlassenen Schiefer- und Erzstollen. Diese Höhlen liegen in der weiteren Umgebung von Kastellaun, und zwar in kleinen bewaldeten Bachtalern und im Bereich einer Ruine, z. T. dicht bei- einander. Die Zahl der in den Stollen überwinternden Fledermäuse ist nicht sehr hoch (Tab. 1). Von den 7 angetroffenen Arten nimmt das Mausohr (Myotis myotis) die erste Stelle ein, als zweite folgt die Kleine Hufeisennase (Rhi- nolophus hipposideros). Die übrigen Arten: Langohr (Plecotus auritus), Bartfledermaus (Myotis mystacinus), Fransenfledermaus (Myotis nattereri), Tabelle 1 Übersicht über die in Winterguartieren beringten Fledermäuse 38 SE 2 > SER SR er Ow n Y n Y no oo > 3 3 3 Sn = Y = o Sen Be 138 (55> SS) se, Be Ae ame, 2. See 1937/38 1 15 1938/39 2 1939/40 6 7 1 24 7 1940/41 14 2 1 26 26 2 1941/42 1 2. 11 1 1942/43 13 3 A 14 We 1943/44 4 4 13 3 1 1 1945/46 1 1948/49 13 1 14 4 2 1 1949/50 2 2 3) 7 1 1950/51 6 9 1i ie 1 1951/52 2, 2 2 2 3 1952/53 16 22 4 28 11 3 1953/54 14 6 4 4 3 1 1954/55 5 6 3 11 3 1 1 1955/56 1 6 1 19 1 1956/57 2. 10 8 2. 1957/58 A 10 6 13 9 1 1958/59 4 1 3} 14 2 1 an Zusammen: ZO 104 55 88 41 48 13 7 IAN Sonderheft a A ape 11/1960 Fledermause im Hunsrtick 199 Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und Bechstein-Fledermaus (Myotis bechsteini) erreichen zusammen nur etwa den Bestand von Myotis myotis in diesen Stollen. Auch hier zeigt sich die bekannte Erscheinung des verstarkten Auftretens einzelner dieser Arten in bestimmten Jahren, für die eine befriedigende Erklärung bislang noch fehlt. Während z.B. die Populationsdichte der Fransenfledermaus in den Stollen des Unter- suchungsgebietes in den Kontrollwintern bei 1 bis 2 Tieren lag, überwin- terten dort 1940/41 26 und 1952/53 11. Ebenso bezog das Langohr im letzt- genannten Winter die Stollen in überdurchschnittlicher Anzahl. Den Grün- den für diese Populationsschwankungen nachzugehen, unter Berücksichti- gung aller hierfür in Frage kommenden Faktoren, wäre eine dankens- werte Aufgabe. Eine Zusammenstellung sämtlicher vorgenommenen Beringungen zeigt Tabelle 1. Aus naheliegenden Gründen war es leider nicht möglich, in den letzten Kriegs- und dann folgenden Nachkriegswintern die Quartiere regel- mäßig zu kontrollieren. Tabelle 2 gibt einen Überblick über die Wiederfunde von Mausohren, die teils bei Kontrollen der Quartiere in den folgenden Wintern ge- macht, teils von anderer Seite gemeldet wurden. Danach sind von 237 beringten Tieren insgesamt bisher 42 Wiederfunde erzielt worden. Bis- weilen wurde ein und dasselbe Tier in mehreren Wintern registriert, wodurch sich die Zahl der überhaupt wiedergefundenen Individuen 2 Wetzlar Koblenz BL 0 20 Nx 4 — A x Kastellaun 12 Abb. 1 Fernfunde von im Raume Kastellaun beringten Mausohren (Nr. 2 und 4) und Kleinen Hufeisennasen (Nr. 8 und 12) — Einzelheiten vgl, Tab. 3, S. 201. zool. Beitr. 200 M. Schmaus Es Tabelle 2 Wiederfunde der beringten Mausohren in den Winterquartieren. (Uber der Stufenlinie Anzahl der beringten, unter der Stufenlinie Anzahl der Wiederfunde in den folgenden Jahren.) 1937/38 | 15 1938/39 | 1 jee 1939/40 1 [24 1940/41 | 1 1 1 1941/42 1 1942/43 1 2l; 1943/44 14 1 [13 1945/46 1948/49 1,1 1949/50 2 “Sis 1950/51 1 lr 1951/52 1952/53 1 1953/54 3 1954/55 1 2 1955/56 1 10220119 1956/57 1 i athe 1957/58 1 1 | 13 1958/59 1 | 14 etwas verringert. 19 Mausohren kehrten zum gleichen Überwinterungs- platz zurück und 16 zum gleichen Stollensystem — oft nur wenige 100 Meter vom Beringungsort entfernt. Damit wird eine weitgehende Ortsgebundenheit bestätigt. Dagegen haben nur zwei Versuchstiere nachweislich einen Standortwechsel vorgenommen und Stollen aufgesucht, die 3 bzw. 33km vom Beringungsort entfernt sind (Tab. 3 Nr. 1 und Nr. 5). Ein weiterer Fernfund bezieht sich auf ein Mausohr, das am 30. 1.1955 von Dr. Felten in Espenschied/Taunus beringt und am 17.12. des Jahres im Raume Kastellaun, ca. 30 km W, wiedergefunden wurde (Tab. 3 Nr. 3). Nur 2 Rückmeldungen geben uns Hinweise über den Sommeraufenthalt dieser Mausohren und damit über ihre Migrationsrichtung. Es sind dies Nr. 17525 (Tab. 3 Nr. 2), beringt am 31.1.1953, wiedergefunden am 16. 6. desselben Jahres zwischen Ulm und Allendorf, Kr. Wetzar (76 km NO), und Nr. 17536 (Tab. 3 Nr. 4), beringt am 28. 12. 1954, wiedergefangen am 12. 8.1956 in. Dichtelbach (24km SO) (vgl. Karte). Wenn auch die Zahl die- ser Sommerwiederfunde nur gering ist, so verdient doch hervorgehoben 201 UVA 19 |[9MIO( 19 APIPILAM Pumy ¡eyipeqAeg OV ‘OL "0€ soloprsoddry YY 66801 Fledermäuse im Hunsrück J Sonderheft | 11/1960 yonasunyy OS WY 07 ‘APTI VW 'n UYRET 'MZ U9]OIS poc 'zopuj Y11198 peg soloprsoddiy ‘yy 08051 Z Z| OS UN €7 [91 peq Áeg wur 911018 WE E66 [eyypeqArg io AL soloprsoddry ‘yy 21501 11 MS UY 9 UISNPYsITZ AD AS [eye quung 07 "TI 9 so1oprsoddry yy 29501 Ol OS wy EZ peyyeqArg tur u9]1038 IC I 'zz [eyyeq Avg 6b 'z “ez SOL9pISOÍAIY UY 76901 6 MN WA 1 Z\q bang 678 00 [eytpeqArg BY zZ “CZ solgprsoddry ‘yy 19901 9 191) 1enb19JULAA UT SU9TLOIS | M tus € -sbunburtog "PD "1I59.M IONES cy Hy arg ¡eyypegAeg OV : LI de so1spısoddry ‘UM LOCO] £ S UN Ss U9SNPUYSIDISPIA 19 UOLTOIS IC 'T 6 sPnasunpj/pipegquundg e6'7 “47 soropısoddry ‘yy OFSZ1Z 9 Mwye | usjojssbunbunisg woA "11S9M | 8e'Zl p [eJpeqArg | 82 'z ‘9 STTOAUI "| 0108 G OS WY pz PNASUNET/YpeqyoyypId OG Or ari [enpeqAeg | pS ‘ZI '87 STLOAUL “IN OSSLI 7 snune yf, '[eJ19dsIM O UY 8€ [e1peq Avg SS "EL Al um porypsuods: CONTADOS STLOAU 'W 4699 X € ON UX 94 IRTZJOM, "IM “WP -JLOPUIT|VY £9 9 '9T SPIUISUNET/TR}yPpeqArg Sou ALS STLOAUL 'W SATA G MNN UM €s [9114/1198 OVRCIRG PNISUNH/IPIPeaqÁAeg | zp ‘zl 07 srjoAur 'W E46 | ]10-buniog WO uned N RR wınJed “Tar “7 “A BusoypJug \1O-sbunburiog “sbunbunse JIV IN IM N punjJ1opsIM J9WWOS WI pun 193UTA WI USSPUUOSIOTNF] USULIJA pun usryosnepy UOA OpunJu1d] € OLOR. Bonn. 202 M. Schmaus Es Beitr. zu werden, daß die beiden Mausohren ein Sommerquartier in nordöstlicher bzw. sudostlicher Richtung vom Winterquartier aufgesucht haben. Es ist dies eine Wanderrichtung, die auch bei myotis in anderen Gebieten - Deutschlands bevorzugt eingeschlagen zu werden scheint. Die Kleine Hufeisennase kann als ebenfalls regelmäßiger Uberwinterer in den Stollen des Hunsrucks angesehen werden. Einzelheiten tiber die Zahl der in den verschiedenen Jahren beringten und wiedergefundenen Stücke sind in Tabelle 4 zusammengefaßt. Danach ergaben 104 Beringun- gen bisher 54 Wiederfunde (in dieser Zahl sind auch die mehrmaligen Wiederfunde ein und desselben Tieres enthalten). Auch diese Untersuchun- gen belegen eindeutig die Quartiertreue von hipposideros, da weitaus die meisten den gleichen Stollen bzw. das gleiche Stollensystem aufgesucht hatten. Auf eine detaillierte Darstellung soll hier verzichtet werden. Tabelle 4 Wiederfunde der beringten Kleinen Hufeisennasen in den Winterquartieren. (Über der Stufenlinie Anzahl der beringten, unter der Stufenlinie Anzahl der Wiederfunde in den folgenden Jahren.) 1939/40 | 6 1940/41 | 1 14 1941/42 = 1942/43 1 lis 1943/44 1 2 la 1948/49 113° 1949/50 1 3 BR 1950/51 IR hes 1951/52 1 3 Es 1952/53 3 1 lie 1953/54 16 1|14 1954/55 1 2 1 1 hoe 1955/56 1 1 1 Ey. 1956/57 1 1 1 1 112 1957/58 144 1 1 | 4 1958/59 1 1 ES Erwahnt sei nur, daf 5 einen Quartierwechsel vorgenommen und einen maximal 6 km entfernten Stollen aufgesucht hatten (vgl. Tab. 3, Nr. 6, 7, 9, 10 und 11). In einigen Fállen liegen mehrere Jahre zwischen der Berin- gung und dem Wiederfund der gekennzeichneten Tiere. Ein Wiederfund !äßt Rückschlüsse auf Entfernung und Richtung vom Sommer- zum Winter- N. Fledermäuse im Hunsrück 203 quartier zu. Es handelt sich um ein Weibchen (Tab. 3 Nr. 12), das am 27.5.1953 von Dr. Klemmer in Bad Bertrich im Sommerquartier beringt und Ende Februar 1954 in einem Stollen bei Altlay/Hunsrück im Winter- guartier wiedergefangen wurde. Ferner sei erwähnt, daß eine Hufeisen- nase (Tab. 3 Nr. 8) am 23. 2. 1949 im Baybachtal beringt und am 22.3. des gleichen Jahres bei Burg Eltz (12 km NW) tot gefunden wurde (Karte Nr. 8). Es muß dahingestellt bleiben, ob sich das Tier auf dem Wege zum Som- merquartier befunden oder wahrend des Winters einen Quartierwechsel vorgenommen hatte. Ein anderes Tier (Tab. 3 Nr. 13) hat ein Sommer- guartier 2km vom Beringungsort aufgeschlagen. Von den ubrigen Fledermausarten, die ich in den Stollen fand, liegen keine Sommer-Fernfunde vor, wohl aber einige Wiederfunde im Winter- quartier. Es wurden wieder festgestellt: von 88 beringten Langohren 4 (2 im gleichen, 2 im benachbarten Stollen), von 55 Bartfledermausen 1 (im gleichen Stollen), von 41 Mopsfledermäusen 6 (4 im gleichen, 2 im benach- barten Stollen) und von 13 Bechstein-Fiedermausen 1 (im gleichen Stollen). Auch in diesen Fallen gibt die Zahl der Wiederfunde ebensowenig wie bei Mausohr und Kleiner Hufeisennase ein Bild von der wirklichen Zahl der in den folgenden Wintern noch vorhandenen bzw. in die Winter- quartiere zuruckgekehrten Tiere, da, wie erwähnt, nicht in allen Wintern mit gleicher Regelmäßigkeit die Kontrollen durchgeführt wurden. Abschließend sei noch ein Hinweis auf das durch die Beringung festge- stellte Lebensalter gegeben. Beim Mausohr liegen 2 Befunde von minde- stens 9% Jahre alten Individuen vor und ein Befund von mindestens 12% Jahren; von der Kleinen Hufeisennase erreichten 2 Tiere ein Alter von mindestens 14% Jahren. Anschrift des Verfassers: Martin Schmaus, Kastellaun, Hasselbacher Str. 6. zool. Beitr. 204 Es Untersuchungen an rheinischen Fledermauspopulationen — Von HANS ENGLANDER und ANNA GISELA JOHNEN =) Aus dem Zoologischen Institut der Universitat Koln Zu den biologisch interessantesten Säugetiergruppen gehören die Fledermäuse, die, bedingt durch den Erwerb des Flugvermögens, hochspezialisierte Anpassungs- einrichtungen entwickelt haben. Eine Reihe von biologischen Problemen, die hier- aus resultieren, konnten in den letzten Jahren besonders durch die Arbeiten von Eisentraut (1937, 1957) einer Lösung zugeführt werden. Im Rahmen von ókolo- gisch-faunistischen Arbeiten haben wir begonnen, populationsdynamische Unter- suchungen an Fledermäusen durchzuführen, deren erste Ergebnisse im folgenden dargelegt werden. 1. Fundplätze und Zusammensetzung der Eleder- mauspopulationen In den Wintern 1950/51, 1957/58, 1958/59 und 1959/60 wurden Winter- quartiere von Fledermäusen kontrolliert und ab 1957/58 auch Markierun- gen durchgeführt. Die Untersuchungen erstreckten sich auf Höhlen oder Stollen im Bergischen Land, im Siebengebirge, im Maifeld, in der Eifel, im Hunsrück und im Saargebiet. Im Bergischen Land wurden Winterquartiere hauptsächlich in der Umgebung von Ründeroth aufgesucht. Es handelt sich dabei um eine größere und vier kleinere Naturhöhlen, sämtlich devonischen Ursprungs. Die Ofenkaulen des Siebengebirges sind durch Tuffabbau entstanden und stellen ein verschlungenes, zum Teil mehrstöckiges Gangsystem dar, das bis zu 100m in den Berg hinein- reicht. Im Maifeld sind die bevorzugten Winterquartiere aufgelassene, unter- irdische Basaltbrüche, die durch senkrechte Schächte mit der Oberfläche in Ver- bindung stehen. Durch den Abbau des Basaltes ist ein ausgedehntes Stollensystem mit großen Hallen entstanden, die teilweise 6 bis 7m hoch sind. Die besuchten Winterquartiere im Hunsrück und im Saargebiet sind langgestreckte, meist manns- hohe Gänge, die zur Schiefer- bzw. Steinkohlengewinnung in den Berg getrieben waren. Der Fundort bei Hausen/Eifel ist eine enge, verhältnismäßig trockene Spalte in den dort vorhandenen Buntsandsteinfelsen. Folgende Fledermausarten konnten nachgewiesen werden: Myotis myotis (Borkhausen, 1797) Myotis nattereri (Kuhl, 1818) Myotis mystacinus (Leisler, 1819) Myotis daubentoni (Leisler, 1819) Myotis dasycneme (Boie, 1825) Myotis bechsteini (Leisler, 1818) Plecotus auritus (Linne, 1758) Rhinolophus hipposideros (Bechstein, 1800) *) Unser Dank gilt Herrn Dr. Michels, Niedermendig, ftir das großzügige Ent- gegenkommen, jederzeit seine Basaltbrüche zu besuchen, Herrn Dr, Kammel, Köln, für unerläßliche Hilfe bei der Markierung, und Herrn Dr. Roer, Bonn, für zur Ver- tügung gestellte Daten. Sonderheft 11/1960 Fledermause des Rheinlandes 205 Die Verteilung dieser Arten auf die einzelnen Fundorte ist in Tabelle 1 zusammengestellt. Tabelle 1 Zahlenmäßige Zusammensetzung der Fledermauspopulationen n YN le el EE e Ss SS 5 aS Y ag eaten eres OF a Ey nee ae Oia AR YP Sie, ES 30 = 39 SS So Sa os 920 o RSG sel) Sal es iS il o an sala Bergisches Land (Rúnderoth) 1950/51 10 > 22 1 u u 2 39 1957/58 4 2 9 = a u 5 a Siebengebirge (Ofenkaulen) 1950/51 13 — 1 — = = 9 1957/58 22. 3 3 = 1 1 — — 1958/59 S — == en ei ules is un 1959/60 25 — 1 o — -- 1 = Maifeld (Niedermendig) 1950/51 94 5 6 =— ote as 5 1957/58 52 17 2 2 u zen Bin el 1958/59 95 31 12 — == Liesl mis aii 1959/60 97 18 9 1 PEA an BEE Br Eifel (Hausen bei Nideggen) 1950/51 — == ee er us EN m 10 Hunsrück (Gemünden) 1957/58 5) — = ae EE ea Be ue 1959/60 1 o 1 — pa en au 2% Saargebiet (St. Wendel) 1950/51 7 1 1 — E eo is dade 1957/58 S 1 1 — = Bo HER a 1958/59 2 — ee mr HE a Ele de" In den kleineren Hohlen oder Stollen des Bergischen Landes bzw. des Hunsrticks wurden oft nur wenige Tiere gefunden, wahrend der Niedermendiger Basaltbruch ein Massenquartier, besonders fur Myotis myotis darstellt. Im Gegensatz zu den Zusammenballungen, wie sie von Eisentraut (1937, 1957) für die Berliner Höhlen nachgewiesen wurden, hin- gen die hier überwinternden Myotis myotis fast immer einzeln frei an der Decke, zum Teil in mehr oder weniger weiten Spalten. Nur selten fanden wir mehrere, höchstens jedoch 4 Tiere, dicht beieinander. zool. Beitr. 206 H. Englander und A. G.Johnen E Uber die im Rheinland vorkommenden Fledermausarten liegen ver- gleichbare Angaben von Wolf (1937, 1938) und von Issel (1948) vor. Wolf und Issel bezeichnen Myotis myotis und Rhinolophus hipposideros als die - háufigsten Arten. Von Myotis nattereri, Myotis mystacinus und Plecotus auriius wurden von Issel in jedem Jahr einige gefunden. Das gleiche wird fur Barbastella barbastellus (Schreber, 1774) angegeben, fur die wir keinen Nachweis erbringen konnten. Myotis bechsteini und Myotis dasycneme gehören nach Wolf zu den selteneren Arten, während Myotis daubentoni etwas häufiger vorkommt. Auf Grund unserer Funde können wir diese Angaben für die meisten Arten bestätigen. In fast allen von uns besuchten Winterquartieren dominiert Myotis myotis. Es folgen mit schwankender Häufigkeit Myotis nattereri, Myotis mystacinus, Plecotus auritus und Myotis daubentoni. Nur in den Höhlen bei Ründeroth standen 1950/51 Rhinolophus hipposideros und 1957/58 Myotis mystacinus an erster Stelle. Ausschließlich im Siebengebirge wurden gefunden Myotis dasycneme und Myotis bechsteini. Da fur die Fundplätze bei Niedermendig das größte Zahlenmaterial vorliegt, wurde die Artenzusammensetzung der dort überwinternden Fledermauspopulation prozentual berechnet (Tab. 2). Tabelle 2 Prozentuale Zusammensetzung der Fledermauspopulation in Niedermendig 7 1950/51 1957/58 1958/59 1959, 60 Anzahl der registrierten Tiere 110 73 138 TAS) Myotis myotis 85,0% 71,0% 69,0% 78,0% Myotis nattereri 4,5% 23,0% 22,0% 14,0% Myotis mystacinus 6,0% 3,0% 9,0% 7,0% Myotis daubentoni — 3,0% = 1,0% Rhinolophus hipposideros 4,5% = a owt Bei einem Vergleich der alteren Angaben (Wolf, 1937, 1938; Issel 1948; eigene Beobachtungen 1950/51) mit der von uns seit Winter 1957/58 fest- gestellten Häufigkeit der einzelnen Arten fällt besonders der Rückgang von Rhinolophus hipposideros auf, die 1950/51 sowohl im Siebengebirge als auch in Niedermendig und besonders im Bergischen Land in größerer Zahl gefunden worden war. Sie scheint in den untersuchten Winterquar- tieren jetzt vollkommen verschwunden zu sein. Eine starke Abnahme dieser Art konnten auch Sluiter und van Heerdt (1957) in den Limbur- gischen Höhlen (Holland) in dem Zeitraum von 1945 bis 1956 feststellen. Über die Ursachen dieser Bestandsverminderung können keine Aussagen gemacht werden. Markierungen von Rhinolophus hipposideros wurden, soweit uns bekannt ist, im Beobachtungsgebiet nicht durchgeführt, so daß diese den Rückgang der Population nicht bewirkt haben können, wie dies von Bopp (1958) und von Sluiter und van Heerdt (1957) vermutet wurde. oh 3 en | Fledermäuse des Rheinlandes 207 Tabelle 3 Geschlechtsverhältnis der drei häufigsten Arten a) Myotis myotis Anzahl der registr. Tiere 55% 22% Siebengebirge 1957/58 22 50 50 1959/60 DS 56 44 47 a) 47 Niedermendig 1957/58 52 71 29 1958/59 95 66 34 1959/60 97 62 38 244 66 34 b) Myotis nattereri Anzahl der registr. Tiere 868% 2.299 Niedermendig 1957/58 17 47 83 1958/59 31 55 45 1959/60 18 66 34 66 56 44 c) Myotis mystacinus Anzahl der registr. Tiere 535% OY Runderoth 1957/58 9 44 56 Niedermendig 1958/59 12 67 33 ‚ 1959/60 9 55 45 Dal 62 38 Das Geschlechtsverhältnis für die Arten mit den höchsten Fundzahlen (Myotis myotis, Myolis nattereri, Myotis mystacinus) geht aus Tabelle 3a-c hervor. Auffällig ist das 6 4-Ubergewicht bei Myotis myotis in den Winterquartieren bei Niedermendig in allen Untersuchungs- jahren. Ein starkes Uberwiegen der 4 ¿4 fanden van Heerdt und Sluiter (1958) in den Limburgischen Höhlen für Myolis mystacinus und Myotis nattereri. Auch Eisentraut (1950) stellte in einigen der von ihm unter- suchten Winterquartieren bei Myotis myotis ein 6 ¿-Ubergewicht fest. Er weist jedoch darauf hin, daß das Geschlechtsverhältnis in den verschiede- nen Jahren und in den einzelnen Höhlen wechselt, so daß eine allgemein gültige Aussage nicht gemacht werden kann. 2. Ergebnisseder Markierung Seit 1957/58 wurden an den in Tabelle 1 angegebenen Fundorten Fledermäuse markiert: 1957/58 131 Tiere, 1958/59 135 Tiere, 1959/60 112 Tiere. Da die meisten Fledermäuse in den Winterquartieren bei Nieder- mendig markiert wurden, sollen im folgenden die von dort erhaltenen 208 H. Englander und A. G. Johnen Petes Markierungsergebnisse an Myotis myotis und Myotis nattereri mitgeteilt werden: Myotis myotis Im Winter 1957/58: markierte Tiere 52, davon im Winter 1958/59: wiedergefangen 14—27% und im Winter 1959/60: wiedergefangen 815%. Myotis myotis Im Winter 1958/59: markierte Tiere 81, davon im Winter 1959/60: wiedergefangen 12=15%. Myolis nattereri Im Winter 1957/58: markierte Tiere 17, davon im Winter 1958/59: wiedergefangen 2=12% und im Winter 1959/60: wiedergefangen keine. Drei im Winter 1957/58 markierte Mvotis myotis wurden in jedem der beiden darauffolgenden Jahre wieder im gleichen Winterquartier ange- troffen. Nr. X 110587 4 markiert 17. 3.58; wiedergef. 6.3.59, 8.12.59, 5. 3. 60. Nr. X 112045 Y markiert 17. 3.58; wiedergef. 6.3.59, 8.12.59, 5. 3. 60. Nr.X 112055 4 markiert 17.3.58; wiedergef. 24.1.59, 8. 12. 59. Um Ortsveranderungen der Fledermause innerhalb des Winterquartieres festzustellen, wurden am 24.1.1959 13 Myotis myotis ohne eine Störung der übrigen Fledermäuse markiert. Von diesen 13 wur- den bei einer genauen Nachsuche am 6. 3. 1959, wobei möglichst alle Tiere des Höhlensystems erfaßt werden sollten, 5= 33% wiedergefunden. Dieser Prozentsatz deutet darauf hin, daß ein großer Teil der Tiere während des Spätwinters keine Ortsveränderung innerhalb des Winterquartieres durch- geführt hat. Ein anderes Resultat brachten die Untersuchungen des nächsten Jahres. Am 8.12.1959 wurden 47 Myotis myotis markiert, wobei darauf geachtet wurde, möglichst alle zu diesem Zeitpunkt im Stollen überwintern- den Tiere zu erfassen. Von diesen 47 Tieren wurden am 95.3.1960 nur 7 = 15% wiedergefangen. Zur gleichen Zeit befanden sich aber noch 50 Tiere in dem Höhlensystem, die am 8.12.1959 nicht registriert worden waren. Diese müssen also während des Winters zugewandert sein. Aus diesem Befund kann geschlossen werden, daß zu Beginn des Winterschlafes noch größere Ortsveränderungen vorgenommen werden. In den nächsten Jahren sollen solche Veränderungen innerhalb des Winterquartieres von uns noch genauer untersucht werden. 3. Fremdfunde Bei der Kontrolle der Winterquartiere konnten folgende Wiederfunde von Fledermäusen gemacht werden, die nicht von uns markiert wurden: ~ eS Se E a Sonderheft Fledermäuse des Rheinlandes 209 11/1960 a) Myotis myotis Y X 100884 Markiert: 16. 8.1955 Niederheimbach/Kr. St. Goar durch Dr. Felten; Wiedergefangen: 17. 3.1958 Niedermendig. Entfernung ca. 58 km. Min- destalter: 2% Jahre. b) Myotis myotis ö X 9105 Markiert: 15. 2.1953 Balduinstein/Unterlahn durch Dr. Klemmer Wiedergefangen: 8. 12.1959 Niedermendig. Entfernung ca. 56 km. Min- destalter: 7% Jahre. c) Myotis myotis 6 Zool. Mus. Bonn D 60 Markiert: Winter 1949/50 Siebengebirge durch Herrn Kloeser Wiedergefangen: 31.1.1960 Siebengebirge. Mindestalter: 10% Jahre. d) Myotis mystacinus <6 Zool. Mus. Bonn 485 Markiert: 11. 2.1950 Siebengebirge durch Herrn Kioeser Wiedergefangen: 8. 2. 1858 Siebengebirge. Mindestalter: 8% Jahre. Bei dem unter b) genannten Tier ist hinzuweisen auf die verhaltnis- mäßig weite Entfernung zwischen den von ihm aufgesuchten Winterquar- tieren, wobei aber die dazwischenliegende Zeitspanne von 7 Jahren zu berücksichtigen ist. Die aus den Funden hervorgehenden Daten über das Mindestalter der Tiere, für Myotis myotis 10% Jahre und Myotis mysta- cinus 8% Jahre, liegen innerhalb der auch von anderen Autoren (Eisen- traut 1950; van Heerdt und Sluiter 1955) gemachten Angaben. Literatur Bopp, P. (1958): Zur Lebensweise einheimischer Fledermduse (1. Mitteilung). Säugetierkundliche Mitteilungen 6, 1. Eisentraut, M, (1937): Die deutschen Fledermduse. Monographien der Wild- säugetiere Bd. II. Verlag Dr. Schops, Leipzig. — (1950): Beobachtungen über Lebensdauer und jährliche Verlustzifiern bei Fle- dermäusen, insbesondere bei Myotis myotis. Zool. Jahrb. 78, Abt. f. Syst. — (1957): Aus dem Leben der Fledermäuse und Flughunde. VEB G. Fischer Ver- lag, Jena. Heerdt, van, P.F. and J. W. Sluiter (1955): Longevity in bats. Het Natuur- historisch Maandblad 44, No. 3-4, -— (1958): The results of bat banding in the Netherlands in 1957. Het Natuur- historisch Maandblad 47, No. 3-4. Issel, W. (1948): Über die Verbreitung und Lebensweise unserer Fledermäuse. Rundbrief Nr. 1/1948 der Arbeitsgemeinschaft für Zoologische Heimatforschung in Niedersachsen. Sluiter, J, W. and P.F. van Heerdt (1957): Distribution and decline of bat populations in S. Limburg from 1942 till 1957. Het Natuurhistorisch Maandblad 46, No, 11-12. | W olf, H. (1937): Die Chiropteren der mittleren Rheinprovinz, Vorkommen und Lebensweise. Decheniana 94. — (1938): Die Fledermáuse des Rheinlandes. Rheinische Heimatpflege 10, 1. Anschrift der Verfasser: Priv.-Doz. Dr. H. Englánder, Dr. Anna Gisela Johnen, Köln-Lindenthal, Kerpener Str. 13, Zoologisches Institut. | Ben Bonn. 210 = Beitr. Fledermausberingung im siidlichen Westfalen Von REINER FELDMANN, Bosperde i. W. (Kr. Iserlohn) Seit dem Winter 1952/53 werden in den Winterquartieren Südwestfalens von Mitarbeitern des Senckenberg-Museums (Frankfurt/M.) Fledermäuse beringt. 1952 übernahm ich die Beringungsarbeit; sie konzentrierte sich vornehmlich auf eine Gruppe von Höhlen im devonischen Massenkalk der Landkreise Iserlohn, Arnsberg, Meschede, Brilon und Lippstadt. Sommer- quartiere sind uns bislang nicht bekannt geworden. Ältere, früher besie- delte Mausohrwochenstuben sind nicht mehr besetzt. Die Tabelle 1 gibt einen Überblick über die beringten Arten und über das Verhältnis der Geschlechter. Tabelle 1 Beringte Fledermäuse 1952—1959/60 % der Ge- Art Ex: $ 2 8% 2% samtzahl Rhinolophus hippcsideros 36 24 12 66,7 33,2 WD De Myotis myotis 58 42 16 70,6 29,4 19,3 Myotis daubentoni 9 5 4 55,6 44,4 3,0 Myotis dasycneme 22 12 10 54,5 45,5 7,4 Myotis mystacinus 41 33 8 80,5 19,9 137. Myotis nattereri 23 16 7 69,1 30,9 77 Plecotus auritus 50 29 ZA 58,0 42,0 16,7 Barbastella barbastellus AF 34 13 223 DI. 15,8 Pipistrellus pipistrellus 11 9 2 81,8 18,2 IE Eptesicus serotinus 2 2 — 100,0 — 0,7 299 206 93 Deutlich ist das Uberwiegen der mánnlichen Tiere; insgesamt waren 68,9 % der gefundenen Fledermáuse mánnlichen und nur 31,1% weiblichen Ge- schlechts. Eine Bevorzugung bestimmter Hohlen durch einzelne Arten konnte nicht festgestellt werden. Die Tiere hángen in der Regel einzeln; nur in je einem Fall überwinterten 3 Mausohren (1959/60), 1 3, 2 22, 2 Teich- fledermäuse (1959/60), 2 2°, und 2 Mopsfledermáuse (1958/59), 1 3, 1 Y, in korperlichem Kontakt. Treen Fledermausberingung in Westfalen 211 Sonderheft Sehr auffällig ist das zahlenmäßige Zurückgehen von Rhinolophus hip- posideros; weniger deutlich, aber spürbar, das von Plecotus auritus. Ob es sich nun um eine vorübergehende Populationsschwankuna handelt. wird man erst nach einigen Jahren beurteilen können. Eine genaue Feststellung der tatsächlich im Gebiet überwinternden' Fledermáuse ist deshalb schwierig, weil ein nicht geringer Prozentsatz in den stark zerklüfteten Höhlen zwangsläufig und unvermeidbar übersehen wird; zudem werden auch Spalten und unzugängliche Hohlräume besiedelt, so daß in ungünstigen Fällen nur ein Bruchteil der Gesamtpopulation ge- zeichnet und kontrolliert werden kann. Ortswechsel innerhalb eines Winters wurde im Bereich derselben Höhle mehrfach von mir festgestellt; solche Fälle waren zumeist dann gegeben, wenn man bei mehrfachen Besuchen unberingte Tiere an völlig übersicht- lichen Stellen vorfand. Das Mausohr X 103858 (© 31.12.1959) wechselte von der Reckenhóhle in die ca. 1km entfernte Feldhofhöhle über (W 2722..1960). Die nachfolgende Tabelle 2 gibt einen Überblick über die Beringungen in den einzelnen Jahren. (1952/53 wurde auch in anderen Kreisen als den oben genannten beringt; auch wurden mehr Tiere als in späteren Jahren gefunden.) Tabelle 2 Die Beringungen in den einzelner Jahren n Se © 85 n Y 3 0 Pa e as sal lesl=e 22 23 | 33 | St] Se [33 a en Se (Se So SS e o es IA SER O ll Se AR ey 1952/53 4 4|10 3[— —/|— —]| 6 2]11 9] 5 2| — —|— —]17 12 1953/54 A SA ee Dee 577126, 20T 1—]| 4 — 1954/55 E A + SS O A AS E A E 1955/56 SA th pT O SS O A A TO 1956/57 2 =| 2 —|— —| 1 2|— —| 5 —!| 4 1l— 1|— —| 1 — 1957/58 4 2| 4—] 2 —| 5-—]| 3 1] 2 1p 2—] 7 —|— —]|— — 1958/59 ?—-| 2 —| 1 2] 2—] 2 -—|— 1] 6 4] 2 —| — —]| — — 1959/60 12 6| 7 3| 1 17) 1 2| 3 2] 1 11 7 3l— —|— —|— — Summe: | 58 | 41 | 9 | 22 | 23 | 50 | 47 | 11 | 2 | 36 3 : ‚Bonn. 212 R. Feldmann [Et ae Die Tabelle 3 gibt die Wiederfunde im selben (bzw. in zwei Fallen im unmittelbar benachbarten) Quartier wieder. Die Ortstreue ist (z.T. über mehrere Jahre) mehrfach belegt. Tabelle 3 Wiederfunde im selben Quartier a) Rhinolophus hipposideros Ort der Beringung (0) - Leitzw.Ou.W Ring-Nr. Daten bzw. des Wiederfundes (W) Jahre Mon. Zool. Mus. Bonn 465 (=Z 14664) © 8. 1.50 Prinzenhöhle b. Sundwig, Kr. Iserlohn ó ad. W307 424 abide 3 2 Z 16706 O 30.12.54 Prinzenhöhle b. Sundwig 6 ad. W 3. 1.56 ibid., gleicher Höhlenraum 1 =- Z 14532 O 30.12.52 Reckenhóhle im Hónnetal i. W. 2 ad. W 14. 1.54 ibid. 1 — Z 14552 O 6, 1.53 Bilsteinhóhle b. Warstein, Kr, Arnsb. 36 ad. W-15: 1:54 “ibid: 1 — 7214554 Oo 6. 1.53 Bilsteinhöhle b. Warstein pe ad W: 152-4. 542 ibid, il — 7214556 O 6. 1.53 Bilsteinhöhle b. Warstein 2 ad. W152 E54 ibig. 1 — Z 14566 oO 6, 1.53 Bilsteinhöhle b. Warstein 6 ad. W=lo; 1. 542 ibid: 1 — b) Myotis myotis Zeitzw.Ou.W Ring-Nr. Daten Ort d. Bering. bzw. d. Wiederfunds Jahre Mon. Oo 30.12.52 Reckenhohle im Honnetal i. W. X 8805 1.W 2.1.54 ibid., gleicher Hohlenraum 1 — 6 ad. 2. W 4.1.56 ibid., anderer Hohlenraum 3 — c) Myotis mystacinus _Zeitzw.Ou.W Ring-Nr. Daten Ort d. Bering. bzw. d. Wiederfunds Jahre Mon. Z 14515 © 30.12.52 Feldhofhóhle im Hónnetal i. W. | é ad. W 31.12.54 ibid. 2 == Wen Gere le Een ae Sonderheft 11/1960 Fledermausberingung in Westfalen d) Plecotus auritus Ring-Nr. 14530 ad. 14684 ad. 16722 ad. 17559 ad. ON +t+ON BON aN Daten 2002 7 2820 N 0 Re NO NS Rea Ra D ee ae) => e) Barbastella barbastellus Ring-Nr. 16717 ad. OsN 17551 ad. 17556 ad. 17943 ad. OsN +N OWN 17333 ad. 17335 ad. 17338 ad. ON aN aN 17345 ad. Os N f — Ring-Nr. Z 16954 d ad. Daten On 3 1. 12. Wee 31.12: Per epee DD Pipistrellus pipistrellus Daten No NN Se DD 52 . 96 94 OS) 54 . 06 56 . 56 54 99 ¿06 . 96 . 56 oo . 56 wow, . 58 59 . 60 SON) 60 sg . 60 159 1. 60 Ort d. Bering. bzw. d. Wiederfunds Reckenhohle im Honnetal i. W. ibid. Werl i, W., Kr. Soest ibid. Reckenhöhle im Honnetal ji. W. ibid. Gr. Burghöhle im Hönnetal i. W. ibid. Ortd. Bering. bzw. d. Wiederfunds Kl. Burghöhle im Honnetal i. W. Gr. Burghöhle im Honnetal i. W, ca, 50m v. O-Ort entfernt Schultenhöhle b.Sundwig, Kr.Iserlonhn ibid., im gleichen Höhlenraum Feldhofhöhle im Hönnetal i.W. ibid. Feldhofhohle im Hönnetal i. W. ibid. ibid. Veledahohle b. Velmede, Kr. Meschede ibid. Veledahohle b. Velmede, Kr. Meschede ibid., gleicher Hohlenraum Veledahohle b. Velmede, Kr. Meschede ibid., gleicher Hohlenraum 1 Etage tiefer Veledahohle b, Velmede, Kr. Meschede ibid., gleicher Hohlenraum Ort d. Bering. bzw. d. Wiederfunds o 27.12.57 Kl.Burghóhle im Hönnetal i. W. 527.12. 58 ibid. Drei Rickmeldungen liegen vor: a) Plecotus auritus ead: Zi 14512 213 Zeitzw.0u.W Jahre Mon. Zeit zw.Qu.W Jahre Mon. Zeit zw.Qu.W Jahre Mon. © 30.12.1952 in der Feldhofhöhle im Hönnetal i. W., Kr. Arnsberg; W tot rückgemeldet 12, 5. 1953 in Eineckerholsen über Werl (Kr. Soest), also nach 4% Monaten, 25,5 km NO vom Beringungsort. r zool, Beitr. 214 R. Feldmann Es b) Rhinolophus hipposideros % ad. Z 14534 Oo 30.12.1952 in der Reckenhohle im Honnetal; W 14, 7.1954 auf SchloB Melschede i. W., Kr. Arnsberg, also nach 1 Jahr 6 Monaten, 6km SO vom Beringungsort. c) Myotis myotis ö ad. X 103379 O 26.3.1958 in der Nebenhöhle der Bilsteinhöhle b. Warstein i. W., Kr. Arnsb.; W 23.5.1958 in Arnsberg i, W. (Ring entfernt), also nach 2 Monaten, 17km O vom Beringungsort. Tabelle 4 Prozentsatz der rückgemeldeten und wiedergefundenen Tiere Verhältnis der W zu den O Tieren % der Art O Tiere Wiederfd. % 08 _%0%2 Summe Rhinolophus hipposideros 36 8 16,7 333 222 Myotis myotis +58 2 4,8 == 3,4 Myotis daubentoni 9 ~~ — — — Myotis dasycneme 22 = — ~~ o Myotis mystacinus 41 1 3,0 — 2,4 Myotis naltereri 23 -— — — — Plecotus auritus 50 5 10,3 9,5 10,0 Barbastella barbastellus 47 8 20,6 7: 17,0 Pipistrellus pipistrellus 11 1 111 — 9,1 Eptesicus serotinus 2, — — — — Gesamtzahl 299 25 8,7 79 8,4 Abkürzungen: O — beringt oder Beringung — wiedergefunden oder Wiederfund ibid. = W in der gleichen Höhle, aber ggf. in ein. and. Raum Anschrift des Verfassers: Studienreferendar R. Feldmann, Bösperde, Kr Iserlohn, Friedhofstraße 22. Sonderheft 11/1960 | 215 Beobachtungen an Fledermäusen im Weserbergland und Westharz Von E, RÜHMEKORF, Springe, und K. TENIUS, Hannover Seit Frühjahr 1950 beobachten und beringen wir Fledermäuse in der weiteren Umgebung der Stadt Hannover in enger Zusammenarbeit; Rühmekorf mit Radolf- zeller Ringen, Tenius als Mitglied der Isselschen Arbeitsgemeinschaft mit deren Ringen. Unsere Tätigkeit konzentriert sich auf die Wintersaison, Im Sommerhalb- jahr haben wir auch in Mausohrwochenstuben beringt, uns sonst aber nur auf Beringungen einiger Gelegenheitsfunde beschränkt. In den zehn Jahren haben sich gewisse Beobachtungen ergeben, über die wir hier berichten möchten. Unser Beringungsgebiet reicht von der Weser (Stolzenau) über das Steinhuder Meer — Hannover — Hildesheim — Goslar — Zonengrenze — Südharz — Nordtheim bis zum Solling einschließlich. Innerhalb dieses Ge- bietes haben sich einige Schwerpunkte im Deister bei Springe, in Calen- berg bei Schulenburg/Leine, bei Goslar und im oberen Sösetal im Harz von selbst dadurch ergeben, daß wir dort größere Erfolge hatten als an den vielen Stellen, wo wir nichts oder so wenig fanden, daß sich der Aufwand an Mühe und Zeit nicht lohnte. Der Hilfe eines Dritten bedienten wir uns lediglich im Solling, wo stud. forest. Ulrich Meyer in Neuhaus/Solling in unserem Auftrag bei der som- merlichen Nistkastenkontrolle 3 Myotis bechsteini beringte. Dr. H. Felten, Frankfurt/M., hat uns die Angaben über seine Myotis myotis-Beringungen im Schloß in Wolfenbüttel zur Verfügung gestellt. Wir beringten stets weisungsgemäß am Unterarm. Außer dem Ge- schlecht stellten wir regelmäßig die Länge des Unterarmes fest, die mit ziemlicher Sicherheit schon das Erkennen der Art zuläßt. Altersfeststellun- gen haben wir nur getroffen, wenn der Abnutzungsgrad der Zähne sichere Schlüsse zuließ. Verletzungen durch die Beringung haben wir bei Wiederfunden nicht festgestellt außer bei 2 Exemplaren von Myotis myotis, bei denen die Ringe in die Flughaut hineingewachsen waren. Nur selten war die Beschriftung der Ringe durch Beißen oder Knabbern der Tiere undeutlicher geworden. Nach Möglichkeit haben wir die Quartiere in jedem Winter zwei- bis dreimal in der Zeit von Ende September bis Mitte April besucht. Beringungsorte Bei den von uns kontrollierten Winterquartieren handelte es sich um drei ihrer Entstehung nach verschiedene Ortlichkeiten: US Aaa o NA ee | E ay", et E : e & 3 216 E. Rihmekorf und K. Tenius | a) Natürliche Felshöhlen im Juragestein vom Deister, Ith und Süntel. Diese sind in waagerechten und senkrechten Spalten entstanden, zeigen im Innern mehr oder weniger feuchte Wände, Decken und Böden sowie Tropf- steinbildungen. Sie haben zum Teil nur so kleine Eingänge, daß sich ledig- lich schlanke Menschen hineinschieben können, erweitern sich im Innern manchmal, um sich dann wieder bis in nicht mehr zugängliche senkrechte 2 oder waagerechte Spalten zu verengen. Vom Höhleneingang an sind Wände und Decken in Löcher, Spalten, Ritzen und Kammern zerklüftet, deren Ende oft auch mit Hilfsmitteln unerreichbar ist. Das Auffinden der Fledermäuse in diesen Verstecken ist meist schwierig. b) Künstliche Bergwerksstollen im Harz, und zwar zum Teil aufgegebene Versuchsstollen von einer Länge bis zu 50m, meist durch Sickerwasser sehr feucht; auf dem Boden steht oft fußhohes, langsam fließendes Wasser. Die Stollen sind etwa mannshoch und haben mehr oder weniger glatte Wände. Das Auffinden der Fledermäuse ist hier bedeutend leichter, weil Ritzen und Spalten in der Regel fehlen, die Tiere daher besser sichtbar hängen. c) Ausgemauerte Keller, z.B. in Calenberg. Diese Quartiere sind trockener als die Stollen, andererseits durch offene Fensterschächte luftiger. Da die Ausmauerung verwittert ist, befinden sich auch kleine Ritzen, Mörtelfugen und Löcher in der Decke, die von den Fledermäusen bevorzugt werden, ohne daß sie sich ganz dem Blick entziehen können. Da die Keller etwa 3 bis 10m hoch sind, bedarf es entweder einer Leiter oder einer Fang- stange, um an die Tiere heranzukommen. Während in den Ortlichkeiten zu a) auch bei größter Sorgfalt nur ein Teil der Tiere entdeckt werden kann, ist in den zu b) und c) Gewähr für die — mindestens fast — vollständige Erfassung gegeben. Im Gegensatz zu den aus der Literatur bekannten Massenwinterquar- tieren in Süddeutschland oder z.B. bei Rüdersdorf bei Berlin haben wir in Niedersachsen bislang nirgends Massenquartiere gefunden. Die Höchst- zahl der in einem Quartier, bestehend aus drei nahe beieinanderliegenden Felshöhlen, gefundenen Tiere beträgt 18 Exemplare. Davon saßen nur in ganz vereinzelten Fällen bis höchstens 4 Exemplare auf Tuchfühlung zu- sammen. Wir haben bei der vergeblichen Suche nach Massenwinterquar- tieren auch die großen bekannten Höhlen im Südwesten unseres Bezirkes kontrolliert, z.B. die Martha-, Jetten-, Htibichen-Hohle, die Große und Kleine Trogsteinhöhle, die Steinkirche. Diese Höhlen erwiesen sich durch Zugluft als Winterquartiere ungeeignet. So glauben wir, vermuten zu dürfen, daß es Massenquartiere in Niedersachsen nicht gibt. Fledermausarten und ihr Geschlechtsverhältnis Das Gesamtergebnis unserer Winterberingung sowie die Prüfung des Geschlechtsverhältnisses der beringten Tiere haben wir in der folgenden Tabelle niedergelegt: i aa Fledermäuse im Weserbergland 217 Gesamtzahl der Wiederfunde im gleichen beringt. Wied.- Winterquartier nach Fledermausart Tiere funde 1 2 3 4 Jahr. Rhinolophus hipposideros 41,20 8,5 42 2,0 — — Barbastella barbastellus 6,6 pe, 02 — — == Plecotus auritus 18:41 DA 1,0 — -— — Myotis daubentoni 18,11 12 0,1 — 0,1 Myotis myotis 15,24 3,8 0,2 02 0,1 0,1 Myotis mystacinus 48,24 6,2 — 1,0 Myotis nattereri 17,3 del — — — = 163,99 DUDN Opt 2,2 1192 0,1 (Die Zahl vor dem Komma gibt die Anzahl der 44, die Zahl hinter dem Komma die der 22 an.) Die Gesamtzahl der Wiederfunde muß nicht gleich der Anzahl der Wiederfunde im Winterquartier sein. Einerseits wurden Wiederfunde auch außerhalb der Winterquartiere gemacht, andererseits wurden einige be- ringte Tiere in mehreren Wintern wiederholt angetroffen. Wurde ein. Tier in einem Winter mehrmals gefunden, so wird es in obiger Tabelle für diesen Winter nur einmal gezählt. Einige Arten wurden von uns beringt, ergaben aber bislang noch keine Wiederfunde. Es handelt sich um 1,0 Eptesicus serotinus, 1,0 Myotis bech- steini und 1,1 Myotis dasycneme. Schlüsse auf die absolute Häufigkeit dieser Arten in unserem Bezirk können wir aus diesen Beobachtungen nicht ziehen. Bei Myotis bechsteini ist zu berücksichtigen, daß sie in unse- rem Bezirk häufiger ist, als sich aus unserem einzigen Fund in einer Fels- höhle schließen läßt. Der Großteil dieser Art überwintert offensichtlich nicht in den von uns kontrollierten Quartieren. Hinsichtlich des Geschlechtsverhältnisses der Arten fällt auf, daß in den Winterquartieren nur bei Myotis myotis die Zahl der Weibchen die der Männchen übertrifft, während sonst die Männchen überwiegen, und zwar bei Rhinolophus hipposideros und Myotis mystacinus um das Doppelte und bei Myotis nattereri sogar fast um das Sechsfache. Gemeinsames Vorkommen verschiedener Arten sowieihre Abhängigkeit von Umweltbedingungen Alle von uns gefundenen Arten kamen gemeinsam, aber stets. getrennt hängend in den Beringungsörtlichkeiten vor, mit folgenden Ausnahmen: Rhinolophus hipposideros wurde von uns in den Bergwerksstollen des Harzes nicht gefunden. In den Felshöhlen und Kellern des Weserberglan- des und vorgelagerten Tieflandes wurde sie stets an den trockeneren und wärmeren Stellen angetroffen, so daß wir sie für die empfindlichste Art halten. Barbastella barbastellus gehört zu den härteren Arten. Wir fanden sie meist als alleinigen Bewohner eines besonders luftzugängigen und daher kühlen Mauerwerkes eines früheren Pulverturmes. Myotis mysta- 218 E. Rihmekorf und K, Tenius ES cinus gehört offenbar ebenfalls zu den härteren Arten. Wir trafen sie wie- derholt dicht am Eingang der Höhle oder des Kellers an. Oft waren die Tiere am ganzen Rumpf von Tautropfen bedeckt. Myotis myotis behagte selbst tropfende Feuchtigkeit, z.B. im Sösetalstollen. Soweit wir die Temperatur an den Winterschlafplätzen gemessen haben, betrug sie durchschnittlich + 6°C, gleichgültig, ob die Außentemperatur höher oder tiefer lag. Bei längerem schweren Frost, der sich auch durch Eisbildungen in dem kontrollierten Keller Calenberg offenbarte, hatten sich die Tiere an mehr versteckten und damit auch besser geschützten Stellen aufgehängt. Der Gesamtbestand war auch wesentlich geringer als bei Normaltemperatur. Die Luftfeuchtigkeit des Winterquartiers zu messen, bot sich nur ein- mal Gelegenheit. Sie betrug im Keller von Calenberg 89% bei 71% Außenluftfeuchtigkeit. Ortstreueund Abwandern Weitaus die meisten Wiederfunde wurden in denselben Winterquar- tieren gemacht, in denen die Tiere beringt worden waren. Einige Indivi- duen wurden wiederholt dort angetroffen. Die Anzahl der Wiederfunde in demselben Winterquartier in den auf die Beringung folgenden Jahren ergibt sich aus der Tabelle. Als besonders ortstreu erwies sich Myotis myotis Y X 2610, das, am 27.9.1953 beringt, in 5 aufeinanderfolgenden Wintern seinem Quartier, dem Bergwerksstollen im Sösetal, treu blieb. Das daselbst am 17. 2. 1952 beringte Myotis myotis Y X 2606 blieb 3 aufeinanderfolgende Winter stand- orttreu. Die im Keller von Calenberg am 9.12.1956 beringte Myotis daubentoni Y 3964 wurde daselbst am 13. 12.1959 wiedergefunden, also im dritten Winter nach der Beringung. Ein aus besonderem Anlaß bedingtes Abwandern während der Winter- zeit konnten wir nirgends feststellen. Die Quartiere blieben in den zehn Jahren unserer Tätigkeit ungestört und unverändert. Auffallend aber war für uns ein häufiger Wechsel des Hangplatzes im Laufe der Wintersaison, den wir bei den verschiedenen Besuchen während ein und desselben Winters beobachteten. Die bekannte und auch von uns festgestellte Ortstreue in den Winterquartieren beschränkt sich nach unse- ren Beobachtungen oft nur auf das Quartier an sich, erstreckt sich dagegen nicht auf den Hangplatz. Der Winterschlaf entbehrt also der Stetigkeit. An milden Tagen sahen wir einige Male Tiere im Freien im Umkreis des Höhleneinganges herumflattern. Im Deister liegen 3 Höhlen nebeneinander in einem Abstand von 30 bis 50 m. Wir beobachteten mehrfach, daß die Tiere im Laufe eines Winters von der einen in die andere Höhle gewechselt waren, ohne daß äußere Störungen dafür gefunden wurden. Es werden 3a Br 11/1960 Fledermause im Weserbergland 219 Sonderheft | meist besondere Witterungsbedingungen sein, die die Tiere zu kleinen Ausflügen ermuntern, ohne daß ihnen daran gelegen ist, ihren alten Hang- platz wieder einzunehmen. Wechsel der Quartiere im Laufe der Jahreszeiten Nach unseren Feststellungen werden die Winterquartiere im Herbst sehr uneinheitlich bezogen, frühestens in der zweiten Septemberhälfte. Bei milden Herbsttemperaturen erwiesen sich unsere Beringungsgänge erst nach der ersten längeren, harten Frostperiode erfolgreich, also in der Regel erst von der zweiten Dezemberhälfte ab. In manchen Jahren waren aber die Harzstollen schon Ende September — wenigstens teilweise — angenommen. Der Abzug aus den Winterquartieren im Frühjahr erfolgt ebenfalls zeit- lich recht uneinheitlich zwischen Anfang März und Mitte April. Rhinolophus hipposideros wurde bereits am 21. und 22.3. in weiter Entfernung von dem Winterquartier im Freien wiedergefunden. In einem anderen Jahr da- gegen wurden mehrere Exemplare derselben Art noch am 15.4. im Win- terquartier schlafend angetroffen. Fernfunde Von Fernfunden der von uns selbst beringten Fledermäuse können wir kaum sprechen. 3 im Ith beringte Rhinolophus hipposideros wurden ein- zeln etwa Akm Luftlinie vom Beringungsort in westlicher Richtung ent- fernt im Sommerhalbjahr gemeldet. Ein weiteres im Calenberger Keller beringtes Stück wurde im nächsten Frühjahr 1km vom Beringungsort überfahren wiedergefunden. Bei Myotis myotis wurden im Sommerquartier (Wochenstuben) be- ringte Exempare im Winter in südlich gelegenen Quartieren festgestellt, d.h. diese Tiere suchten für den Winterschlaf die Gebirge auf. Ein 1955 in Wildeshausen i. O. in seiner Geburtswochenstube von Have- kost beringtes Jungtier von Myotis myolis fanden wir am 7.1.1956 in einer Deisterhöhle lebend im Winterquartier (Luftlinienentfernung 105 km). Weitere Fälle: Myotis myotis $, beringt am 26. 8. 1956 Schloß Hagen- burg/Steinhuder Meer, Wiederfund: 19. 12. 1956 Barsinghausen/Deister tot (Luftlinienentfernung 18km). Myotis myotis 4 iuv., beringt am 11.8. 1957 Schloß Hagenburg, Wiederfund: 13. 1.1958 Deiserhöhle lebend. (Luftlinien- entfernung 30km). Myotis myotis 6, beringt am 27.12.1959 in Deister- höhle, Wiederfund: 8.3.1960 in Hodenhagen, Kr. Fallingbostel, lebend (Luftlinienentfernung 67 km). | Erwähnt werden sollen auch noch folgende Fernfunde von Myotis myolis, die H. Felten am 10. 7. 1952 im Wolfenbütteler Schloß beringt hatte, weil sie in unserem Bezirk östlich benachbarten Orten gemacht sind: Ein Exemplar wurde am 15.10.1952 in Klein-Stöckheim bei Braunschweig ge- = A 220 E. Rihmekorf und K. Tenius ee zool. Beitr. funden, ein anderes am 13.4.1955 bei Bad Grund/Harz und ein drittes am 4. 9. 1956 in Ottbergen bei Hildesheim. Die weiteste Entferung betrug 45 km Luftlinie vom Beringungsort in westlicher bzw. südwestlicher Richtung. Wir danken Herrn Dr. Felten für die freundliche Überlassung dieser Daten. Aus der Literatur ist schließlich der Fernfund einer in der Frauen- kirche zu Dresden im Winterquartier im März 1935 beringten Nyctalus noctula bekannt, der am 26.5. 1935 in Handorf, Kr. Peine (östliche Grenze unseres Bezirkes), 280 km vom Beringungsort in nordwestlicher Richtung entfernt gemacht wurde. Bestandsschwankungen wahrend der Jahre Eine uns sehr bemerkenswert erscheinende Feststellung betrifft Rhino- lophus hipposideros. Bei Beginn unserer Beringungstatigkeit war sie die relativ häufigste Art, die wir in den Felshöhlen und Kellern des Weser- berglandes und des ihm vorgelagerten Flachlandes antrafen. Schon damals war die Nordgrenze unseres Bezirkes vermutlich auch ihre Verbreitungs- nordgrenze in Deutschland. Wenigstens ist uns in den zehn Jahren unserer Beobachtungstatigkeit kein Fundort nördlich dieser Linie bekannt geworden. Aus früheren Jahrzehnten befindet sich 1 Exemplar im Landesmuseum in Hannover angeblich aus Celle und 1 anderes im Naturhistorischen Mu- seum in Braunschweig aus der Stadt Braunschweig. Nach H. Löns (1905) soll die Art auch in Ostfriesland vorgekommen sein. Nach Blasius (1857) war sie seinerzeit die einzige Art der Hufeisennasen, die bis zu den Küsten der Nord- und Ostsee herauf in Deutschland anzutreffen war. Seitdem hatte sie also offensichtlich die Nordgrenze ihrer Verbreitung in Deutsch- land schon über 150 km weiter südlich verlegt. Ihre jetzige nordostliche Verbreitungsgrenze verläuft dann östlich von unserem Bezirk über den Ostharz (Höhlen bei Rübeland nach F. Schuster, brieflich) und der Umgebung von Halle/Saale (nach W. Schober, brieflich), aber erreicht schon nicht mehr Leipzig (nach R. Gerber, brieflich). Auf die Verbreitungskarte in van den Brink wird verwiesen. Wir trafen sie an: im Winter 1949/50 auf 1 Exkursion in 0,1 Exemplaren im Winter 1950/51 auf 5 Exkursionen in 7,4 Exemplaren im Winter 1951/52 auf 3 Exkursionen in 0,1 Exemplaren im Winter 1952/53 auf 4 Exkursionen in 4,2 Exemplaren im Winter 1953/54 auf 6 Exkursionen in 4,2 Exemplaren = im Winter 1954/55 auf 6 Exkursionen in 7,3 Exemplaren < 5 im Winter 1955/56 auf 10 Exkursionen in 17,8 Exemplaren 3 = im Winter 1956/57 auf 8 Exkursionen in 15,2 Exemplaren (32 im Winter 1957/58 auf 10 Exkursionen in 0,2 Exemplaren 3 3 im Winter 1958/59 auf 5 Exkursionen in 0,0 Exemplaren | % Y im Winter 1959/60 auf 2 Exkursionen in 0,0 Exemplaren 3 ee - 11/1960 Fledermäuse im Weserbergland 221 Sonderheft | Ein starker Rückgang wurde von uns erstmalig nach dem harten Winter 1955/56 beobachtet. Die relativ hohe Zahl von 15,2 angetroffenen Tieren im Winter 1956/57 kommt durch die Funde von 13 männlichen (!) Tieren in den beiden erstmalig untersuchten Ith-Höhlen zustande. Alle beringten Exemplare, die tot gefunden wurden (3,0 Tiere), verendeten im Winter bzw. Frühjahr 1956/57. Auch in den Sommern ist sie seitdem nicht in unse- rem Gebiet von uns beobachtet worden. Ebenso wurde die Kleine Hufeisennase in der Ofenkaule im Sieben- gebirge/Rhein im Winter 1958/59 nicht mehr beobachtet, obwohl sie früher zu den regelmäßigen Wintergästen dort zählte (J. Niethammer, brieflich). In Süddeutschland wurde sie in den letzten Wintern stark dezimiert ge- funden (W. Issel, brieflich). Dagegen wurde sie in den Rübelander Höhlen im Winter 1958/59 noch angetroffen, aber am 24.1.1960 in der Bielshöhle bei Rübeland nicht, auch in der Försterhöhle/Südharz Ende Januar 1960 nicht mehr, obwohl dort in jedem Jahr vorher 3 bis 4 Exemplare zu finden waren (F. Schuster, brieflich). Bei Halle fand sie sich am 29.3.1959 und auch im Winter 1959/60 in ihren Winterquartieren unverändert (W. Schober, brieflich). Wir warten nun mit Spannung darauf, ob Rhinolophus hipposideros eines Tages wieder bei uns auftaucht. Literatur Blasius, J. H. (1857): Naturgeschichte der Sdugethiere Deutschlands. Verlag Fr. Vieweg u. Sohn, Braunschweig. Eisentraut, M, (1937): Die deutschen Fledermäuse. Verlag Dr. P. Schöps, Leipzig. Haagen, G. und J. Arnold (1955): Zur Überwinterung von P. p. pipistrellus. Säugetkdl. Mitt., 3, S 122. Lons, H. (1905-1906): Beitrdge zur Landesfauna. III, Hannovers Sdugetiere. Jahrb. d. Prov.-Mus. zu Hannover. Meise, W. (1951): Der Abendsegler. Neue Brehm-Biicherei, Heft 42, Akad. Ver- lagsges. Geest u. Portig K,G., Leipzig. Brink, van den (1956): Die Säugetiere Europas. Verlag P. Parey, Hamburg- Berlin. Anschrift der Verfasser: Dr. Ernst Rühmekorf, Springe/Deister, Friedrichstraße 21; Dr. Karl Tenius, Hannover, Eichstraße 30 A, III. zool. Beitr. 222 E Die Beringung der Breitfligelfledermaus (Eptesicus serotinus Schreber) im Oldenburger Land (Mit 1 Abbildung) | Von H. HAVEKOST, Oldenburg Seit dem Jahre 1951 werden Fledermäuse im Oldenburger Land planmäßig beringt, und zwar in überwiegender Zahl Breitflügelfledermäuse. Die an dieser Art gemachten Beobachtungen sollen im folgenden mitgeteilt werden. Fang der Fledermäuse in den Wochenstuben . Die Beringung wurde hauptsächlich während der Monate Juli und August in Wochenstuben durchgeführt, in denen sich die 92 mit ihren Jungen tagsüber aufhalten. Diese Sommerquartiere, die bisweilen von über hundert Tieren besiedelt werden, fanden sich bisher nur auf Dach- böden,. vorzugsweise unter Ziegeldächern. Die Tiere liegen hier gern unter der hochgewölbten Firstpfanne auf den beiden obersten fast aneinander- stoßenden Dachlatten und kriechen beim Fangversuch in dem so gebildeten überwölbten Gang sehr gewandt außer Reichweite. Beliebt ist auch der Hangpatz an zwei aneinanderstoßenden Sparren, besonders in der Nähe eines nach Süden gerichteten Giebels, in dessen Hohlwand sich die Tiere bei Beunruhigung zurückziehen können. Die jeweils senkrecht unter dem First über die Mitte des Bodens sich hinziehenden Kothäufchen sind das sicherste Zeichen für das Vorhandensein einer Wochenstube. Bei mehrfachen Störungen verkriechen sich die Tiere nicht selten ganz in eine solche Hohl- wand, und da von dort aus gewöhnlich mehrere Öffnungen ins Freie füh- ren, ist es dann selbst mit Hilfe eines Netzes kaum möglich, der Tiere zwecks Beringung habhaft zu werden. | Das Fangergebnis ist also weitgehend von den jeweiligen baulichen Gegebenheiten abhängig. Darüber hinaus können Wetterverháltnisse großen Einfluß auf den Beringungserfolg haben. An bedeckten, kalten Tagen sind die Tiere wegen ihrer dann relativ geringen Körpertemperatur nicht fähig, schnell genug wegzukriechen, während bei klarem, sonnigem Wetter unter dem First Temperaturen von über 30° auftreten können, bei denen die Fledermäuse sehr rege sind und sogleich aus der Gefahrenzone verschwinden. Dabei ist der Fang in Wochenstuben, die bereits in frühe- ren Jahren besucht wurden, merklich schwieriger und weniger ergiebig als in erstmalig aufgesuchten Quartieren, in denen die Tiere die für sie naturgemäß unangenehme Prozedur des Fangens und Beringens noch nicht kennen. oil aa Eptesicus serolinus in Oldenburg 223 Übersicht über die Gesamtzahl der Beringungen und Wiederfunde Tabelle 1 Beringungen und Wiederfunde in den Jahren 1951 bis 1959 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 | 1951759 Beringungen 4 2 96 93 Pee AO) as SUPA ies SKS ls 42 938 EA A) 877 da) O (tS) 06) (5) Wiederfunde — — — 8 14 41 50 58 19 190 (Die Angaben in Klammern nennen die Zahl der Wochenstuben, in denen die Beringungen vorgenommen wurden.) In den ersten beiden Jahren wurden noch keine Wochenstuben ge- funden; die Zahlen fúr 1951 und 1952 geben also nur gelegentliche Einzel- funde an. Das starke Anschwellen der Beringungszahl im Jahre 1955 er- klárt sich aus der Entdeckung der besonders kopfstarken Kolonien in Sandkrug, Lohne und Holdorf, wáhrend die geringe Erfolgszahl des Jahres 1959 einmal auf den frühen und warmen Sommer zurückzuführen ist, in dem die Jungtiere früher geboren wurden und sich schneller entwickelten. Hinzu kam, daß widriger Umstände wegen erst drei Wochen später als in den übrigen Jahren mit der Beringung begonnen werden konnte, so daß die meisten Wochenstuben bereits ganz oder weitgehend geräumt waren. Die Anzahl der Beringungen in den einzelnen Jahren gibt also keinen Hinweis auf etwa vorgekommene Populationsschwankungen. Anzahl und Geschlechtsverhältnis der Jungen Tabelle 2 In den Wochenstuben durchgeführte Beringungen und Wiederfänge 19532 1954 71955. 1956. 1957 19587 195921 71953/59 Beringungen v. Jungtieren 47 44 130 74 116 293 Sil Oily Beringungen v, einjährigen 49 44 197 44 70 42 10 396 und alten Tieren Wiederfänge ; — 5 15 36 40 40 11 147 Gesamtzahl d. gefangenen einjährigen u. alten Tiere 49 49 152 80 110 82 21 543 Ein Vergleich der Anzahl der Jungtiere mit der der älteren Fleder- mäuse, zu denen neben den Neuberingungen auch die Wiederfunde der in früheren Jahren Beringten zu zählen sind, ergibt mit 517 :543 ein geringes Überwiegen der älteren. Da in deren Zahl auch die noch nicht geschlechts- reifen, aber in die Wochenstube zurückgekehrten 22 vom Vorjahre ent- halten sind, verschiebt sich das Verhältnis noch etwas zugunsten der Jung- tiere, so daß mit weitgehender Sicherheit angenommen werden kann, daß die Breitflügelfledermaus in der Regel nur ein Junges im Jahr zeitigt. Im Beringungsgebiet wurde bisher auch erst einmal ein altes Y mit zwei an ihm hängenden Jungen beobachtet. 224 H. Havekost LS jit’ zool. Beitr. 3 Bei vorstehender Überlegung wurde vorausgesetzt, daß junge und alte Tiere etwa im gleichen Verhältnis zu ihrer Gesamtzahl gefangen werden. Dies dürfte auch weitgehend der Fall sein, da die Erwachsenen bei der Störung nicht etwa abfliegen, sondern meist in gleicher Weise wie die darin sehr geschickten Jungen mit erstaunlicher Geschwindigkeit unter den Firstpfannen entlangkriechen und sich in Sicherheit zu bringen suchen. Tabelle 3 Das Verhältnis der Geschlechter bei den in den Wochenstuben beringten Jungtieren 1953. 1954) 1953719562 195721958 1959 | 1953/59 3d 28 26 99 33 61 33 11 251 22 19 18 71 41 55 42 20 266 Unter insgesamt 517 in den Wochenstuben gefangenen Jungtieren be- | fanden sich 251 44 und 266 @&. Diese Verteilung entspricht einem Ver- haltnis von 48,5 ::51,5, also einem Prozentsatz, der weitgehend dem zu erwartenden Geschlechtsverhältnis 50:50 angenähert ist. Quartiertreue und Abwandern a) Verhalten der &&. Tabelle 4 Aufgliederung der Wiederfunde der °° in den auf die Beringung folgenden Jahren auBerhalb der Wochenstube in der gleichen Nahfund = Wiederfunde = ahfunde (aus ein. Wochenstube Entfernung bis zu Fernfunde 3 km) von jung 28 22 3290 ANS beringten von einjáhrig od. 88 22 GS 12 erwachsen beringt. Tabelle 5 Mehrmalige Wiederfunde von beringten °°? in der gleichen Wochenstube in 2 Jahren | in 3 Jahren | in 4 Jahren 29-92 MALS 2.99 Aus den Tabellen 4 und 5 ergibt sich, daß die erwachsenen 2¢ weit- gehend an der einmal gewählten Wochenstube festhalten. Wenn die Zahl der Wiederfunde im Vergleich zur Gesamtzahl der Beringungen vielleicht auch gering erscheinen mag, so ist dabei zu berücksichtigen, daß sich in- folge der oben dargelegten Fangschwierigkeiten viele Wochenstubeninsassen der Kontrolle entziehen. Es zeigt sich weiter, daB auch viele der jungen 2° Oe ] Eptesicus serotinus in Oldenburg 225 11/1960 „ihrer“ Wochenstube treu bleiben, und zwar sowohl in dem auf die Be- ringung folgenden Sommer, in dem sie noch nicht geschlechtsreif sind, als auch in den spáteren Jahren, in denen sie selbst wieder Junge haben. Die folgende Uberlegung soll dazu dienen, das Verhaltnis der bleibenden zu den fortziehenden jungen 9° genauer zu ermitteln. Die in einem Umkreis von 3km um ihre Wochenstube aufgefundenen Fledermäuse — das dürfte die äußerste Entfernung auf ihrem Jagdflug sein — sind in Tabelle 4 als Nahfunde aufgeführt. Es handelt sich um 3 jungberingte und 6 altberingte 2°. Wenn man sie als ihrer Wochenstube zugehörig und auf dem Jagdflug verunglückt ansieht, könnte man sie zu den Wochenstubenfunden hinzurechnen. Damit ergäbe sich das Verhältnis von 31 jungen zu 94 alten ?®, die frühestens nach einem Jahr als ihrer Wocenstube noch zugehörig wiedergefunden wurden. Da Alt- und Jung- tiere nach Tabelle 2 in annähernd gleicher Zahl gefangen wurden und die Jungtiere eines Sommers etwa gleich viele 464 wie ?% aufweisen, könnte man die abgewanderten jungen 6 4 in gleicher Zahl hinzurechnen und er- hielte dann 62 Jungtiere. Die nun an der theoretischen Gleichzahl von je 94 Alten und Jungen noch fehlenden 32 Jungtiere — wieder je zur Hälfte 36 und 22 — ergäben 16 2°, die demnach als abgewandert den 31 orts- treuen jungen ?? gegenüberstünden. Zieht man aber weiter die im ersten Lebensjahr sicher hohe Verlustrate in Betracht, so ergibt sich, daß weitaus die meisten der jungen Y ihre eigenen Jungen wieder in der gleichen Wochenstube großziehen, in der sie selbst aufwuchsen. Den 88 Wiederfunden alter 22 in den Ausgangswochenstuben, denen wohl zwanglos die im Jagdbereich der Tiere liegenden 6 Nahfunde hinzu- gerechnet werden konnen, steht ein Sommer-Fernfund gegenuber. Das Tier (Nr. 3 in Tabelle 6) wurde, mindestens einjahrig, im Juli 1955 in Lohne beringt, im August 1956 in der gleichen Wochenstube wieder- gefangen und im Juli 1958 in Berlin-Falkensee (330 km O) in einem Wohn- haus in gutem Kräftezustand gefangen und am nächsten Tage wieder in Freiheit gesetzt. Bei der sonst beobachteten außerordentlich festen Bin- dung der $ an ihre Wochenstube möchte ich mit ziemlicher Sicherheit an- nehmen, daß dieses Tier durch einen Zufall, etwa in einem geschlossenen Güterwagen oder vielleicht in einem Möbelwagen, eingesperrt wurde und so die weite Reise unfreiwillig hat machen müssen. Ein nochmaliger Wie- derfund könnte bei einer so weiträumigen Verfrachtung sehr aufschluß- reich sein. Die 4 Fernfunde junger 2° wurden in der Zeit zwischen September und März gemacht, fallen also in die Winterschlafperiode bzw. in die Zeit der möglichen Wanderungen. Sie sind in Tabelle 6 aufgeführt (Nr. 6, 9, 10 und 11) und können uns Aufschluß über die eingeschlagenen Wanderungen geben. Ob die Tiere bereits ihr Winterquartier erreicht hatten, muß aller- dings dahingestellt bleiben. Die Funde sind zusammen mit den übrigen 226 H Fliawzserkost a zool. Beitr Fernfunden in die Karte (Abb. 1) eingetragen. Die Entfernungen vom Be- ringungsort schwanken zwischen 8 und 45 km. Oldenburg Abb. 1 Fernfunde im Lande Oldenburg beringter Eptesicus serotinus Erläuterungen Tab. 6, S. 227). b) Verhalten der 4 6. Wesentlich schwieriger als das Verhalten der PY ist das der 44 zu ergründen. Die alten 46 scheinen durchweg einzeln auf Dachböden und in sonstigen Verstecken zu hängen und fallen dort so wenig auf, daß sie nur in den seltensten Fällen entdeckt werden. Erst 1956 konnte ich erst- malig ein altes Y auf einem großen Dachboden in Nethen feststellen, den es, wie die geringe Kotmenge auswies, als einzige Fledermaus bewohnte. Es war wohl die gleiche, die auch bereits im Vorjahre von den Haus- bewohnern festgestellt worden war. 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Havekost E Drei weitere alte 466 hingen je in einem Raum, der auch eine Wochen- stube enthielt. Es sind bisher die einzigen, die in der Nähe von Sommer- quartieren der 22 gefunden wurden. Das erste (AB 310) konnte 1957 in der Schule Kleinenkneten auf einem Seitenflügel des ausgedehnten Boden- raumes festgestellt werden, der in seinem Hauptraum eine Wochenstube von etwa 10 bis 20 alten YY enthielt. Das betreffende ö wurde 1958 wie- der am gleichen Platz gefangen. 1959 wurde es nicht wiedergefunden, ein kleines Kothäufchen unter seinem alten Hängeplatz jedoch verriet, daß es noch vor kurzem dagewesen war. Von den beiden anderen 44 wurde eines am 5.8.1959 auf dem ge- raumigen Schulboden in Neuenburgerfeld festgestellt, auf dem sich — unter ganz ähnlichen Verhältnissen wie in Kleinenkneten — ebenfalls eine Wochenstube befindet, und das andere am 6.8.1959 in Sandhatten auf dem Boden eines Wohnhauses, wo es erstmalig in nur 2 bis 3m Ent- fernung von der etwa 4 bis 6 alte 22 mit ihren Jungen umfassenden Wochenstube gefunden wurde. Es ist nicht ausgeschlossen, daß das Vor- kommen dieses 6 in unmittelbarer Wochenstubennähe mit der nach dem frühen Sommer vielleicht bereits eher einsetzenden herbstlichen Brunst- periode zusammenhängt, zumal es bei den früheren Kontrollen nicht fest- gestellt wurde. Das Verhalten der jungen 66 wird durch 4 Nah- und 6 Fernfunde näher beleuchtet: Ein Nahfund wurde im Beringungsjahr Anfang Novem- ber gemacht und betrifft ein frischtot am Beringungsort gefundenes Tier. Drei weitere Nahfunde konnten in dem auf die Beringung folgenden Kalenderjahr gemacht werden: Der erste Fund ist ein Parallelfall zum vorigen und betrifft ein junges 4, das im Januar in noch nicht 100 m Ent- fernung von der Wochenstube tot im Schnee lag. Beim zweiten handelt es sich um ein im Mai gleichfalls in dem Dorf seiner Wochenstube und beim dritten um ein im Juni in einem 3km entfernten Dorf gefundenes Ö. Aufschlußreicher sind die 6 Fernfunde jungberingter 44 (Tabelle 6 NT 1,274,5, 7 und°8): Nr. 4, im Juli 1957 in Sandkrug beringt, wurde am 21.11.1957 in 4km NNW in einer Rolle Dachpappe gefunden, die im Freien stand und als Winterquartier kaum geeignet war. Die übrigen Funde fallen in die Mo- nate April, Mai, Juni, August und September; bis auf zwei (Nr. 2 und Nr. 7) handelt es sich dabei um im Vorjahre beringte Tiere. Das ö Nr. 8 wurde im April 1958 in Oldenburg gefangen, als es sich in einer selten betretenen Rumpelkammer bemerkbar machte, aus der es keinen Ausweg finden konnte und in der es offensichtlich den Winter verbracht hatte. Das Tier war 1957 in Kleinenkneten beringt worden; es hatte demnach 36km NNW zu seinem ersten Winterquartier zurückgelegt. Das ö Nr. 1 wurde am 31.5.1954 in einem Garten in Oldenburg in recht abgefallenem 11/1960 Eptesicus serotinus in Oldenburg 229 Sonderhefl | Zustand tot gefunden. Ob es nach dem Verlassen des Winterquartieres die 16km WNW vom Beringungsort Hude aus unternommen hatte, oder bereits im Herbst, bleibt offen. Das 6 Nr. 5 flog in der Dämmerung eines Augustabends 1958 zwischen Wilhelmshaven und Dargast gegen die Windschutzscheibe eines Omni- busses und wurde tot aufgelesen. Es wird irgendwo an dieser Strecke (eine genauere Ortsangabe war nicht zu erreichen), 40-55 km NNW von seinem Beringungsort Sandkrug, sein Sommerquartier gehabt haben. Das 6 Nr. 2 wurde im Juni 1954, drei Jahre nach seiner Beringung, in Oldenburg gefangen, 11km NNW von seinem Beringungsort Sandkrug entfernt. Das 6 Nr. 7 schließlich wurde, offensichtlich auch ein Verkehrsopfer, Anfang September 1959, zwei Jahre nach seiner Beringung in Holdorf, in Hasbergen/Osnabriick, 42 km SSW, tot aufgefunden. Die Wiederfunde deuten darauf hin, daß sich die jungen 6 4 nach Ver- lassen der Wochenstube offenbar verschieden verhalten, einige bleiben in nächster Nachbarschaft ihres Geburtsortes, während andere abwandern. Die eingeschlagenen Wanderwege sind in der Karte (Abb. 1) eingezeichnet. Die alten öÖ halten sich den Sommer über zumeist einzeln in ihren schwer auffindbaren Verstecken auf. Über ihre Bindung an das Sommer- quartier gaben Verfrachtungen Aufschluß. Verfrachtungen Planmäßige Verfrachtungen wurden nicht unternommen. Manchmal er- gaben sie sich jedoch durch diesen oder jenen Umstand und brachten einige bemerkenswerte Ergebnisse. So wurde z.B. ein 2 ad. (Tabelle 7 Nr. 1) im August 1954 von Sand- krug nach Oldenburg verfrachtet und dort am nächsten Tag freigesetzt. Im Juli 1955 wurde es wieder in seiner Wochenstube gefangen, hatte also aus 11kmNNW wieder zurückgefunden. Über die Zeit, in der solche Entfernungen überbrückt werden, gaben Verfrachtungen Aufschluß, die vorgenommen wurden, als das Haus, in dem sich die Wochenstube befand, im Juli 1958 aufgestockt wurde. Als diese Arbeit am 14. 7. begonnen werden sollte, wurden 18 Y% (semiad. und ad.) in Oldenburg auf dem Hausboden des Verfassers gegen 17 Uhr freigelassen. Sie blieben jedoch nicht hier, sondern flogen trotz hellen Sonnenscheins anscheinend sofort ab. Am 21.7. wurde dann die Bauarbeit in Sandkrug wirklich in Angriff genommen und die erste Dachhälfte ab- gebrochen. Dabei wurden 5 der am 14.7. verfrachteten Tiere (Nr. 2, 5, 6, 8, 10) erneut gefangen. Daraufhin wurden sie mit 20 weiteren Tieren gegen 16 Uhr wieder auf demselben Hausboden in Oldenburg an die Sparren 230 HrHayekest gehängt. Als am nächsten Morgen um 5 Uhr der Rest des Daches abge- rissen wurde, fanden sich 3 der am Vortage nach Oldenburg gebrachten Tiere (Nr. 2, 3, 4) wieder dort an, Sie hatten also in der Zwischenzeit von 12 Stunden die 11km zurückgelegt, und zwar das eine Tier zum zweiten- mal und die beiden anderen zum erstenmal. Nach erneuter Verfrachtung ‘ wurde Nr. 4 im April 1959 noch einmal 2km von der alten Wochenstube entfernt in Streek wiedergefangen und Nr. 8 im September 1958 in Sand- krug hinter einem Fensterladen hängend aufgefunden. Daß auch die Jungtiere bereits die Fähigkeit des Heimfindens über größere Strecken besitzen, zeigt das junge Y Nr. 7, das, Anfang September 1956 in Kleinenkneten beringt, am gleichen Abend in Oldenburg — 36 km NNW — freigelassen und im Juli des nächsten Jahres in seiner Wochen- stube wiedergefangen wurde. All diese Verfrachtungen beweisen einmal erneut die außerordentlich feste Bindung der ??, auch bereits der jungen, an ihre Wochenstube, zeigen zum anderen aber auch die Schwierigkeit, die Tiere umzusiedeln. Das Verhältnis der adulten 44 zu ihrem Sommerquartier ergibt sich aus Verfrachtungen von Nr. 9. Das bereits unter den wenigen in Wochen- stuben gefundenen alten 46 aufgeführte Tier (AB 310) wurde am 18.7. 1957 in der Schule Kleinenkneten beringt. Wegen seiner außergewöhnlich hellen Färbung war es den Töchtern des in der Schule wohnenden Lehrers bereits mehrfach bei seinem abendlichen Flug im Garten unter den dunklen Tieren der Wochenstube aufgefallen. Es wurde nach Oldenburg verfrachtet und am Abend des 19. 7. 1957 freigelassen. Am 23.7. stellten die Mädchen es in Kleinenkneten wieder auf dem Abendfluge fest. Es hatte also die 36km Luftlinie Oldenburg—Kleinenkneten in 5 Tagen bzw. Nächten zu- rückgelegt, wobei naturgemäß offenbleibt, ob es etwa schon eher zurück- gekehrt war, ohne bemerkt zu werden. Im nächsten Jahr wurde es am 18. Juli noch einmal gefangen, zwecks einiger Farbaufnahmen wieder nach Oldenburg mitgenommen und dort am 22. Juli freigelassen. Diesmal wurde es erstmalig am 15. August wieder in Kleinenkneten festgestellt. Die in diesem Jahr so viel größere Zeitspanne zwischen Freilassen und Wieder- beobachtung findet wohl darin ihre Erklärung, daß nicht systematisch, sondern mehr oder weniger zufällig beobachtet wurde. Aus dem Verhalten dieses einen 46 kann vielleicht geschlossen werden, daß den adulten ¿4 eine ähnlich starke Bindung an ihr Sommerquartier eigen ist wie den $% an ihre Wochenstube. Winterfunde Über das Verhalten der Breitflügelfledermäuse während des Winter- halbjahres liegen insgesamt 16 Funde aus den Monaten Oktober bis April vor; von diesen stammen aber nur 4 Funde aus den Winterquartieren selbst. Sonderheft ] 11/1960 J Eptesicus serotinus in Oldenburg 231 Am 11.12.1951 fand sich eine Fledermaus, deren Geschlecht nicht fest- gestellt wurde, auf einem Hausboden unter einer dort liegenden, teilweise mit Kohlen zugeschutteten Ersatzdachpfanne. Sie hatte sich bei jedem Kohlenholen durch hohe Tone bemerkbar gemacht. Offenbar hatte sie auch schon im Vorjahre diesen Uberwinterungsplatz bezogen, wie man aus schon damals vernommenen Lautäußerungen schließen kann. Der zweite Fund betrifft ein altes 4. Es konnte aus einem Kellerraum mit allerlei Gerümpel den Ausweg nicht finden und wurde am 8. 4. 1959 gefangen. Im Herbst des Vorjahres war es durch das damals offene Kellerfenster einge- flogen und hatte in dem Raum den Winter verbracht. Auf den dritten Fund, einen Parallelfall zum eben genannten, wurde bereits bei der Be- handlung des Verhaltens der jungen ÖÖ eingegangen. Es ist das Y Nr. 8 (Tabelle 6), das vor dem Winterschlaf die 36km von Kleinenkneten nach Oldenburg zurückgelegt hatte. Beim vierten Fund handelt es sich um das bei den Fernfunden der jungen 22 erwähnte Tier Nr. 9 (Tabelle 6), das im November 1959 in 45km Entfernung von seiner Wochenstube beim Umbau eines Hauses in einer Hohlwand in tiefem Winterschlaf ange- troffen wurde. Bemerkenswert erscheint einmal die liegende Stellung des zuerst ge- nannten Tieres, die ja auch in den Wochenstuben oft beobachtet wird, und zum anderen die Tatsache, daß einige Tiere die verhältnismäßig große Entfernung von 36 und 45km vom Sommer- zum Winterquartier zurückgelegt haben. 6 weitere Winterfunde betreffen Tiere, die jeweils während oder nach einer längeren Kälteperiode gefunden wurden. Es handelt sich um fol- gende Fälle: Am 3.2.1954 ein 6 ad. in einem Hauskeller — am 1.2. betrug die nied- rigste Außentemperatur — 9.50 C. Am 25.2.1954 ein 6 ad. in einer Turnhalle — eine Kälteperiode mit Temperaturen bis — 10°C hatte bis zum 23.2. gedauert. Am 2.2.1956 ein 6 juv. mit gebrochenem Flügel auf einem Schulplatz — Nachttemperatur — 16°C. Am 21.2.1956 ein ö ad. auf einem Hausboden — der Höchstwert der Tagestemperatur betrug — 10°C, der Tiefstwert — 15°C. Am 2.3.1956 ein 6 ad. mit deutlichen Frostschäden an einer Kopfseite — strenge Kälte den ganzen Februar über bis zum 26. 2., als das Thermo- meter erstmalig + 1°C anzeigte. Am 22.3.1958 ein Y juv. (Tabelle 6 Nr. 6 — 3 Wochen lang hatte die Temperatur zwischen — 8° und + 3°C geschwankt. | a Bonn: 232 H Havekost | | 2201 Beitr, Es ist anzunehmen, daß diese Tiere in ihrem ursprünglichen Winter- guartier nicht genügenden Schutz vor der strengen und allmählich immer tiefer eindringenden Kälte gefunden hatten und auf der Suche nach einem günstigeren Quartier entweder verunglückten oder in bewohnte Räume gerieten und dort gefangen wurden. In ähnlicher Weise werden auch die restlichen 6 Tiere bei aus irgend- welchen Gründen vorgenommenem Quartierwechsel in Gefangenschaft ge- raten oder verunglückt und dann verletzt oder tot gefunden worden sein. Diese Funde stammen aus den Monaten Dezember 1954, November 1957 (Tabelle 6 Nr. 4), Januar und Februar 1959. Schließlich kommen noch zwei Funde aus der Zeit um den 20. Oktober 1956 hinzu, als es noch so milde war, daß die beiden Tiere wahrscheinlich noch auf der Suche nach einem Winterquartier waren. Es handelt sich um 1 @ ad., das im Tagesschlaf hinter einem Fensterladen gefunden wurde, und 1 6 ad., das über Nacht in dem am offenen Fenster stehenden Kleistertopf eines Tapezierers ver- unglückt war. Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die Breitflügelfleder- maus einzeln überwintert. Einige Beobachtungen an beringten Tieren deuten auf Wanderungen bis zu 45 km hin, die vom Sommer- zum Winterquartier unternommen werden. Saisonwanderungen Die bei der Breitflügelfledermaus gemachten Fernfunde wurden bereits besprochen. Sie sind auf der Karte (Abb. 1) eingetragen. Bisher lassen sie noch keine bestimmten Schlüsse über bevorzugte Wanderrichtungen zu. Es müssen somit weitere Beobachtungen abgewartet werden. Zusammeniassung Breitflügelfledermäuse haben ihre Wochenstuben vorwiegend unter Ziegeldächern mit ihren hohen sommerlichen Wärmegraden. Die Tiere liegen vorzugsweise auf den obersten Dachlatten unter den Firstpfannen. Bei Beunruhigungen ziehen sie sich gern in den Hohlraum von Südwänden zurück. Im Oldenburger Land wurden von 1951 bis 1959 insgesamt 938 Breit- flügelfledermäuse beringt, von denen 190 Wiederfunde erzielt wurden. Es wird nachgewiesen, daß Eptesicus serotinus in der Regel jährlich ein Junges zur Welt bringt und daß unter den Jungen männliche und weibliche Tiere in gleicher Anzahl vertreten sind. Die erwachsenen Weibchen halten an der einmal erwählten Wochen- stube fest; einzelne wurden bis zu viermal in verschiedenen Jahren wieder dort festgestellt. 11/1960 Eptesicus serotinus in Oldenburg 233 Sonderheft Die Wochenstuben ergänzen sich in ihrer Kopfzahl wieder aus den dort geborenen jungen Weibchen. Es ist anzunehmen, daß einige Fernfunde, nach denen diese Regel durchbrochen zu werden scheint, Tiere aus dem Winterquartier bzw. vom Hin- und Rückweg betreffen. Der Sommerfern- fund eines erwachsenen Weibchens aus über 300 km Entfernung wird als Zufallsverfrachtung gedeutet. Sommerquartiere adulter Männchen werden sehr selten gefunden. Drei Funde in Wochenstuben geben offenbar nicht das Normalverhalten der Männchen wieder. Junge Männchen werden in. Entfernungen von über 40 km wiedergefunden, die in einem Fall bereits im ersten Sommer zurück- gelegt worden waren. Verfrachtungen ergeben, daß Rückkehr zur Wochenstube aus über 11 km Entfernung in einer Nacht möglich ist. Auch ein junges, im ersten Sommer verfrachtetes Weibchen fand den 36km langen Weg zurück zur Wochenstube; es wurde dort im nächsten Sommer wiedergefangen. Ein altes Männchen wurde im Anschluß an die gleiche Verfrachtung nach 5 Nächten wieder in seinem Sommerquartier festgestellt. Wiederfunde ergeben, daß die Breitflügelfledermäuse einzeln in geeig- neten Verstecken in Gebäuden überwintern. Größere Wanderungen zu den Winterquartieren scheinen vorzukommen. Anschrift d. Verf.: Konrektor H. Havekost, Oldenburg i. O., Winkelmannstraße 29. zool. Beitr. 234 | Bonn. Vorläufige Ergebnisse der Fledermaus-Beringung und Literaturübersicht (Mit 7 Abbildungen) Von H. ROER, Bonn Die Zahl der Veröffentlichungen, in denen Ergebnisse der Fledermaus- Beringung mitgeteit werden, hat in den letzten Jahren einen beträchtlichen Umfang erreicht, so daß es dem einzelnen Beringer vielfach nicht mehr möglich ist, ohne große Mühe einen Überblick über den gegenwärtigen Stand der Untersuchungen zu gewinnen. Um dem abzuhelfen, habe ich auf Veranlassung von Herrn Prof. Eisentraut die einschlägige Literatur zu- sammengestellt und darüber hinaus die Ringfundergebnisse der europä- ischen Arten — soweit sich daraus bereits allgemeine Zusammenhänge abzeichnen — in einem vorläufigen Bericht zusammengefaßt. Damit von dem neuesten Stand unseres Wissens ausgegangen werden konnte, wurden die in diesem Sonderheft publizierten Beiträge der Mit- arbeiter der Beringungszentrale ebenfalls ausgewertet. Zusammenfassung der Ringiundergebnisse an einzelnen Arten Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum) Das europäische Verbreitungsareal der Großen Hufeisennase erstreckt sich über das Mittelmeergebiet und den westlichen Teil unseres Kontinents. Die Nordgrenze verläuft in Westdeutschland etwa auf 51% 45° n. Br. und geht dann über Südlimburg/Holland weiter nach Südwestengland (Devon- shire). Vor allem in diesen nördlichen Randgebieten sind in den letzten beiden Jahrzehnten planmäßige Beringungen vorgenommen worden, die es er- möglichen, allgemeingültige Rückschlüsse auf das Flugverhalten, die Quar- tiertreue und das Lebensalter dieser Art zu ziehen. Planmäßige Beringun- gen wurden von folgenden Autoren vorgenommen: Bels (1952), Hooper (1956), Issel (1960), Kepka (1960) und Topal (1956). Mit Ausnahme der Quartiere im Gebiet von St. Pietersberg/Südlimburg (Bels 1952) liegen Winter- und Wochenstubenquartiere räumlich getrennt. Die in Karsthöhlen des Fränkischen Jura überwinternden Individuen suchen maximal 27km vom Winterquartier entfernte Sommerquartiere auf. 11 von insgesamt 25 ,Fernfunden” liegen mehr als 10km vom Be- ringungsort entfernt (Issel 1960). = eS Ubersicht úber die Fledermausberingung 299 Sonderheft 11/1960. In Devonshire leben die einzelnen Kolonien weitgehend unabhángig voneinander. Der Aktionsradius liegt hier im Durchschnitt zwischen 8 und 16km. Nur gelegentlich werden Einzeltiere am Hangplatz einer benach- barten Kolonie festgestellt (Hooper 1956). Im April lösen sich die Winter- quartiere in Devonshire auf; nur Einzeltiere sind auch im Sommer ge- legentlich an Winterschlafplätzen anzutreffen. Ab September ist mit der Rückkehr der ersten Tiere zu rechnen, aber erst im Oktober/November sind die Hangplátze wieder voll besetzt. Der bei ferrumequinum anscheinend stark ausgeprägten Neigung zum Ortswechsel während der Wintermonate hat Hooper (1956) erhöhte Auf- merksamkeit gewidmet. Es handelt sich bei diesen „winter movements” um mehr oder weniger ausgedehnte Migrationen, die manche Fledermaus- arten mit vornehmlich südlicher Verbreitung während der winterlichen Ruhezeit (November bis März) zwischen verschiedenen Quartieren ihres Biotops durchführen. Nach Anciaux (1952) ist ein ein- bis zweimaliges Unterbrechen des Winterschlafes innerhalb einer Woche bei in belgischen Höhlen kontrol- lierten Fledermäusen keineswegs ungewöhnlich. Dabei kann ein Hangplatz vorübergehend völlig geräumt werden. Es besteht demnach die Möglich- keit, daß die von Dulic 1956 in einer Höhle Jugoslawiens beobachtete Reduzierung des Winterquartierbestandes der Großen Hufeisennase auf 2,9% des Vorjahres auf Quartierwechsel und nicht unbedingt, wie ange- nommen wurde, auf Populationsabnahme zurückzuführen ist. Die Neigung mancher Fledermäuse zum Quartierwechsel während des Winters zwingt dazu, bei Untersuchungen über die Populationsdichte mehrmalige Kon- trollen ein und desselben Quartieres vorzunehmen. Von 181 wiedergefangenen Großen Hufeisennasen einer bayerischen Population waren 34 nicht und 36 bedingt winterquartiertreu. Von den übrigen 111 Individuen wurden einige in späteren Wintern bis zu achtmal am gleichen Ort nachgewiesen (Issel 1960). Nach Hooper haben Große Hufeisennasen in den Wintermonaten in Devonshire maximal 22 bis 25 km zurückgelegt, und Kepka meldet aus der Steiermark einen Ortswechsel zwischen zwei ca. 10 km entfernten Höhlen. Den vorliegenden zahlreichen Rückmeldungen aus verschiedenen Ge- bieten ist zu entnehmen, daß sich der Lebensraum von ferrumequinum im allgemeinen auf wenige km? beschränkt. Rückfunden von Indivi- duen der südlimburgischen Population zufolge erreichen die Jagdflüge eine Ausdehnung von wenigen Kilometern. Nur einzelne Individuen wurden aus größerer Entfernung zurückgemeldet, z.B. ein von Kepka in der Steier- mark beringtes Weibchen aus dem Raum Agram (104kmSE) und ein im Februar 1954 beringtes Tier, das am 9.10. des gleichen Jahres 64km nord- westlich vom Beringungsort nachgewiesen wurde (Hooper 1956). Bonn. 236 H. Roer E Beitr. Issel (1960) fand bei seinen regelmäßigen Kontrollen 59,9% Mánnchen und 40,1% Weibchen. Dieses ungleiche Zahlenverhältnis der Geschlechter wird auf erhöhte Sterblichkeit der Weibchen nach Eintritt in die Geschlechts- reife zurückgeführt. Mehrere Autoren melden ein für europäische Fledermäuse überraschend hohes Lebensalter. Das Höchstalter erreichte eine am 30.12.1936 in der Grotte de Labastide (Hautes Pyrénées) von Casteret beringte Große Huf- eisennase (Geschlechtsangabe liegt nicht vor!). Sie wurde am 16. 1. 1952, 4.2.1955, 6.3.1958, 2.7.1958 und zuletzt am 2.1.1960 am gleichen Ort angetroffen und hat somit ein Alter von mindestens 23,5 Jahren erreicht (Casteret nach brieflicher Mitteilung vom 21.2.1960). Dorst (1957), Issel (1960) und Heerdt & Sluiter (1956) melden aus ihren Versuchsgebieten maximal 17,5 bis 18 und Hooper (1956) 10,5 Jahre. Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) Die Populationsdichte der Kleinen Hufeisennase im mitteleuropäischen Raum hat in den letzten Jahrzehnten ständig abgenommen, wie aus fast allen Beringungsberichten hervorgeht. Die nördliche Verbreiturgsgrenze ver- läuft in Mitteleuropa entlang der Mittelgebirgsrander; in Holland (Bels 1952) und Westdeutschland (Pohle 19361) etwa bis 52% 30' n. Br., sinkt in Sachsen auf etwa 51° 30°, um dann ostwärts entlang der Sudeten weiterzuver- laufen. Eine Abnahme ist vor allem im Weserbergland (Rühmekorf & Tenius 1960), Westfalen (Feldmarn 1960), Rheinland (Engländer 1960), aber auch in Süddeutschland festzustellen (Rühmekorf & Tenius 1960 nach Issel). Über die Ursachen dieser großräumigen Bestandsverminderung lassen sich nur Ver- mutungen angeben. Es wäre denkbar, daß hipposideros, die als thermo- phile Art in den mitteleuropäischen Höhlen immer die wärmsten Stellen aufsucht (nach Abel und Frank liegt die Vorzugstemperatur bei 6 bis 8° C) in den kalten Wintern der letzten Jahre Schäden erlitten hat, denen sie auf die Dauer nicht gewachsen ist. Dafür spricht der nach Rühmekorf & Tenius (1960) starke Rückgang nach dem kalten Winter 1955/56. Es wäre eine dankenswerte Aufgabe, diesem Problem erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen und jährliche Bestandsaufnahmen vor allem in den Grenzarealen vorzunehmen. Bei Planuntersuchungen wurden in verschiedenen Teilen Mitteleuropas über 6000 Tiere beringt (Abel 1960, Bels 1952, Kepka 1960, Felten & Klem- mer 1960, Hooper 1956, Issel 1950 und Kowalski & Wojtusiak 1957). Meh- rere hundert Rückmeldungen ergeben zusammengefaßt folgendes Bild: Die Neigung zum Ortswechsel ist bei der Kleinen Hufeisennase nur schwach entwickelt. Saisonwanderungen zwischen Sommer- und Winter- quartieren von weniger als 10km sind normal. Heerdt € Sluiter geben als durchschnittliche Flugleistung der Südlimburger Population 5 bis 10 km 1) Pohle, H. (1936): Über die Verbreitung der Hufeisennasen in Deutschland Z. Säugetierkunde, 11, p. 344-349, 1 > 11/1960 Ubersicht tiber die Fledermausberingung 237 Sonderheft an; nach Bels belaufen sich von 48 Rückmeldungen 42 auf weniger als 15km. Nur Kepka erhielt von einer steirischen Population Rückfunde aus noch größerer Entfernung, und zwar je ein Drittel aus 2 bis 12km, 12 bis 20km und 20 bis 30km. In einem beobachteten Fall siedelten die In- sassen einer Wochenstube zum Winter vom Dach eines Hauses in den Keller eines benachbarten Hauses über (Furrer 1957). Bevorzugung einer bestimmten Migrationsrichtung läßt sich im allge- meinen nicht nachweisen. In besonders gelagerten Fällen (z.B. Gebirge) können allerdings die Bewohner eines Winterquartieres ein bestimmtes Sommerareal gegenüber anderen bevorzugen, so daß der Eindruck einer gerichteten Migration entsteht (Kepka 1960). Eine Tendenz zum Quartierwechsel während der Wintermonate ist auch bei hipposideros nachweisbar. Von 32 Rückmeldungen aus Devonshire (Hooper 1956) be- zogen sich 4 auf „winter movements”. Eine dieser Rückmeldungen stellt mit 24km die bisher größte Flugleistung der Art in England dar. Weitere diesbezügliche Beobachtungen machten Issel (1948) im Rheinland, Kowalski u.a. (1957) in Polen und Nerinx (1944) in Belgien. Die Rückkehr ins Winterquartier setzt nach Issel (1948) im Rheinland in der zweiten Septemberhälfte, nach Heerdt & Sluiter in Holland aber erst im November ein. Kowalski registrierte in einem polnischen Winter- quartier folgende Ankunftsdaten: am 22.10. 100 Individuen anwesend am 12.11. 120 Individuen anwesend am 2.12. 200 Individuen anwesend max. Bestand des Winters ca. 300 Individuen. Der Termin des Abzuges im Frühjahr schwankt je nach der Witterung von Anfang März bis Ende April. Rühmekorf & Tenius (1960) trafen einzelne hipposideros bereits am 21. und 22.3. weitab vom Winterquartier an, wäh- rend andere noch Anfang Mai in festem Schlaf verharrten. Daraus kann geschlossen werden, daß sich die Saisonwanderungen über längere Zeit hinziehen. Issel (1948) traf die ersten Weibchen im Wochenstubenquartier 1946 am 30.4. und 1947 am 6.4. an und neugeborene Junge 1946 am 12.6. und 1947 am 3.7. Zweifellos beruhen die unterschiedlichen Termine im wesentlichen auf den verschiedenen Witterungsbedingungen in den ein- zelnen Jahren (Eisentraut 1947). Ausgeprägte Ortstreue der Kleinen Hufeisennase zum Winter- und Sommerquartier wird von verschiedenen Autoren bestätigt (Abel 1960, Felten & Klemmer 1960, Issel 1950). Verfrachtungsversuche von Issel und Kowalski & Wojtusiak weisen auf ein gut ausgebildetes Heimkehrvermögen hin. Während aber Issel als äußere Grenze des Heimfindens 8km angibt, verliefen die Versuche von Kowalski € Wojtusiak in Polen noch bei 24 km positiv. Die Flugleistung der von Issel untersuchten hipposideros-Popula- tionen decken sich in etwa mit dem maximalen Heimkehrvermögen der B Be 238 HR oer Es Bie verfrachteten Individuen dieser Herkunfte. Diese unterschiedliche Heim- kehrleistung der deutschen (Issel) und polnischen (Kowalski u.a.) Popu- lationen steht offenbar in ursachlichem Zusammenhang mit der ftir beide Gebiete nachgewiesenen unterschiedlichen Flugleistung bei den Saison- wanderungen. Das nachgewiesene Höchstalter der Kleinen Hufeisennase wird von Schmaus (1960) und Heerdt & Sluiter (1958) mit 14,5, von Abel (1960) mit 12 und von Issel (1950) mit 10 Jahren angegeben. Wasserfledermaus (Myotis daubentoni) Veröffentlichungen über planmäßige ökologisch-faunistische Unter- suchungen an der Wasserfledermaus liegen nicht vor. Soweit Beringungen vorgenommen wurden, beziehen sie sich größtenteils auf im Winterquartier angetroffene Individuen. Eisentraut (1936 und mündlich) fand daubentoni o Amsterdam — > Utrecht a | \ O Nimwegen y Aachen y 0 25 50 kta Karte 1: Fernfunde in Holland beringter Wasserfledermäuse. (W — Winterquartier, S — Sommerquartier) aia Übersicht über die Fledermausberingung 239 in größerer Anzahl in den myotis-Massenwinterquartieren von Rüdersdorf bei Berlin. Von 256 dort beringten Individuen wurden 27 mach 1 Winter 5 nach 2 Wintern 7 nach 3 Wintern 5 nach 4 Wintern 2 nach 5 Wintern 1 nach 6 Wintern im gleichen Winterquartier registriert (Eisentraut mündlich). Auf eine aus- geprägte Ortstreue zum Winterquartier kann demnach geschlossen werden. Der einzige Rüdersdorfer Fernfund bezieht sich auf ein Weibchen, das am 8. 4. 1952 gezeichnet und im folgenden Winter 132 km nordöstlich vom Beringungsort tot gefunden wurde (Kowalski u. a. 1957). Weitere Hinweise geben die Untersuchungen von Bels (1952) sowie Heerdt & Sluiter (1952—1958) an der südlimburgischen Population. Aus den wenigen Rückmeldungen geht zwar nicht eindeutig hervor, wo die im Frühjahr das Überwinterungsgebiet verlassenden Tiere Sommerquartier beziehen, die fast einheitliche nordnordwestliche Migrationsrichtung läßt aber Abwanderung in das wasser- und seenreiche holländische Flachland vermuten. Nachweislich entfernten sich 2 von 10 zurückgemeldeten Ring- tieren mehr als 100 km vom Winterquartier (Karte 1). Nach Heerdt & Sluiter (1958) beträgt das bisher nachgewiesene Höchst- alter von daubentoni 12,5 Jahre. Teichfledermaus (Myotis dasycneme) Die einzigen bisher vorgenommenen Planuntersuchungen an der Teich- fledermaus verdanken wir den Holländern Bels (1952) und Sluiter & Heerdt (1952—1958). Sie wurden vor etwa 20 Jahren in den unterirdischen Tuft- steinbrüchen Südlimburgs, wo dasycneme in größerer Zahl überwintert, begonnen und später auf Wochenstuben in Friesland/Nordholland aus- gedehnt. Nach den vorliegenden Beringungsberichten ergibt sich folgendes Bild: Die in Südlimburg überwinternden Tieichfledermäuse suchen nach Verlassen der Höhlen ihnen zusagende wasser- und seenreiche Gegenden des Flach- landes auf (Karten 2 und 3). 42 Fernfunde weisen auf nordwestlich bis nordöstlich vom Winterquartier gelegene Sommeraufenthaltsorte hin. Sie können 200 bis 260 km vom Winterquartier entfernt sein. Dementsprechend überwinterten in Kollum/Friesland in Wochenstuben beringte Individuen zum Teil mehr als 300 km südlich (Namur 330 km SSW und Prov. Liege 317 km S), während 2 andere südostwärts, in einem Fall sogar bis ins nord- westdeutsche Hügelland wanderten (Bramsche/Osnabrúck 155 km SE und Kreis Lübbecke/Westf. 195 km SE). Bonn. 240 H-Roer E- Beitr. Groninge Amsterdam Nimwegen y O Essen N O Köln 0 Brussé y aastricht Lüttich 0 50 100 Karte 2: Fernfunde in Holland und Belgien beringter Teichfledermäuse. Zwischen Beringungs- und Wiederfundzeitpunkt liegt mehr als eine Wandersaison, (W — Winterquartier, S — Sommerquartier) Die Winterquartiere werden zum mindesten von einigen Tieren bereits im März verlassen; z.B. 1944 vor dem 25. 3., 1948 vor dem 18.3. und 1951 nach dem 2.3. (belegt durch je eine Rückmeldung). Bisher wurden nur tot aufgefundene Ringtiere zurückgemeldet; somit fehlt noch der direkte Nach- weis, daß die Teichfledermaus zum Winterquartier zurückkehrt (Bels 1952). Wiederfunde in den Winterquartieren lassen jedoch den Schluß zu, daß es sich um jahreszeitliche Migrationen handelt. Die Ortstreue der Teichfledermaus zur Wochenstube wird durch Rück- meldungen aus Kollum belegt. Von 68 am 27. 7.1958 kontrollierten Indi- viduen einer Wochenstube waren 7 im Jahre 1957 am gleichen Ort be- ringt, 1 im Jahre 1956, 6 im Jahre 1955 und 1 im Jahre 1954. Das bisher nachgewiesene Höchstalter beläuft sich auf 15,5 Jahre (Sluiter & Heerdt 1958). | Übersicht über die Fledermausberingung 241 Sonderheft 11/1960 O Groningen SES yv CEN AmsteWrdam \\ 50 700 Karte 3: Saisonwanderungen der im Winter- (W) bzw. Sommerquartier (S) be- ringten holiändischen Teichfledermáuse. Bartfledermaus (Myotis mystacinus) Beringungs- und Beobachtungsergebnisse an der Bartfledermaus, die wir Bels (1952) und Heerdt & Sluiter (1953—1959) verdanken, lassen all- gemeine Rückschlüsse auf das Verhalten der Art in Holland zu. Dem- gegenüber führten die Beringungsversuche von Anciaux (1950), Felten & Klemmer (1960) und Kowalski u. a. (1957) bisher nur zu Einzelergebnissen. Einen Überblick über die ,Fernfunde” der südlimburgischen Population vermittelt Karte 4. Danach sucht ein Teil der Bartfledermäuse im Frühjahı vorzugsweise nordnordwestlich gelegene Sommerquartiere auf, wobei Orts- Ag thd einen hee 242 H. Roer = zool. Beitr. wechsel bis zu 45 km vorkommen konnen, wahrend andere das ganze Jahr uber im Südlimburger Raum ansässig sind. Die Hohlenquartiere selbst bleiben aber in den Monaten Mai bis Oktober nahezu unbesetzt. Aus den umfangreichen Beringungen in dem 128 km? umfassenden Höhlengebiet ist zu entnehmen, daß sich der Lebensraum der hier überwinternden Popu- lation über 768 km? erstreckt, und zwar vorwiegend westlich bis nordöst- lich von Maastricht. Einzelheiten über die Sommerquartiere sind nicht bekannt. N «0 Utrecht W Nimwegen y ofertogenbo sch \o Eindhoven o Mönchen - Gladbach O Köln Brüssel O Lüttich O Karte 4: Wanderungen in Holland und Belgien beringter Bartfledermause vom Winter- (W) zum Sommerquartier. (Die unterbrochenen Linien zeigen die Wanderungen innerhalb einer Saison an.) Ortstreue zum Winterquartier ist sowohl in Stidholland (Heerdt & Siuiter 1956) als auch im Rhein-Main-Gebiet (Felten & Klemmer 1960) fest- gestellt worden. Verfrachtungsversuche von Issel (1948) im Rheinland ver- liefen aus 21 km positiv (von 11 Individuen fanden 2 nachweislich zurück). Übersicht über die Fledermausberingung 243 Sonderheft 11/1960 Heerdt & Sluiter (1956) geben als jahrliche Mortalitatsrate adulter mysia- cinus 20% an. Das bisher nachgewiesene Höchstalter beläuft sich nach An- gaben der gleichen Autoren auf 15,5 Jahre (Heerdt & Sluiter 1958). Wimperfledermaus (Myotis emarginatus) Die Verbreitung der thermophilen Wimperfledermaus im mitteleuropa- ischen Raum beschrankt sich nach dem derzeitigen Stand unseres Wissens auf einige wenige, Klimatisch begünstigte Areale. In den letzten Jahren wurde emarginatus für Deutschland von Issel (1950 und 1953) in Bayern, Eisentraut (1957) im Schwarzwald, Kappus & Rüggeberg (1952) und Schnet- ter (1960) am Kaiserstuhl, König und Epple (1957) in der Pfalz und Bels und Sluiter & Heerdt (1952 und 1958) im Rheinland nachgewiesen. Während es sich in Deutschland mit Ausnahme einer Wochenstube in Bayern (Issel 1953) um Einzelvorkommen handelt, wurde in Brunnsee/Süd- steiermark (Bauer 1957) ?) und in der Provinz Limburg/Holland (Bels 1952) eine hohe Besiedlungsdichte festgestellt. In der Wochenstube Brunnsee sind nach Kepka (1950) von 1955 bis 1959 insgesamt 454 Wimperfledermäuse beringt worden; 150 (= 33,0%) davon wurden wiedergefunden, darunter 4 aus 5 bis 16km Entfernung. Nur ein Weibchen hat nachweislich einen größeren Ortswechsel vorgenommen; es wurde .am 9.6. 1957 in Brunnsee beringt und am 26.3.1958 in Lepoglava/Jugoslawien (67 km SE) wieder- gefangen (Kepka 1960). Allgemeingültige Ergebnisse über die Bionomie dieser steirischen Population liegen noch nicht vor. Demgegenüber ver- fügt Bels (1952) auf Grund seiner bereits vor 20 Jahren begonnenen und später von Sluiter & Heerdt fortgeführten Planberingungen über gesicherte Beringungsergebnisse an Súdlimburger Wimperfledermäusen. Wenn diese Beringungen 1957 eingestellt worden sind, so vor allem deshalb, weil die Populationsdichte aus nicht völlig geklärten Gründen in. letzter Zeit so stark abgenommen hat, daß weitere Störungen nicht mehr verantwortet werden können. Nach vorliegenden Rückmeldungen dienen die unterirdischen Tuffstein- brüche Südlimburgs emarginatus nahezu ausschließlich als Winterquartier. Im März/April verlassen sie die Stollen und breiten sich vorzugsweise in nordwestlicher bis nordöstlicher Richtung über ein Gebiet aus, das im Norden bis zum Waal reicht. Im Vergleich zur Teichfledermaus, die eben- falls im Winter diese Höhlen aufsuct, tragen die Wanderungen der Wimperfledermaus zwar mehr lokalen Charakter; die gerichtete Tendenz der Zugbewegungen ist aber unverkennbar (Karte 5). Während 15 im Wirterguartier beringte Weibchen im darauffolgenden Sommerhalbjahr aus 3 bis 106km Entfernung zurückgemeldet wurden, war die Neigung zum Wandern bei den Männchen offensichtlich geringer (6 Männchen aus maximal 47 km zurúckgemeldet). 2) Bauer, K. (1957): Neue Funde der Wimperfledermaus, Myotis e. emargi- natus (Geoffroy, 1806), in Österreich. Sgtkdl. Mitt., V, 97-100, Dit Bonn. 3 3 H. Roer zool. Beitr. o Rotterdam O Nimwegen Bez, OAntwerpen 2 < SI Koln O 5 S N AS iS oe ie o Brüssel o "Maastricht Oi 21 OHO S 50 O Aachen Karte 5: Wanderungen holländischer Wimperfledermäuse, ausgehend vom Winter- quartier in Südiimburg. (Die unterbrochenen Linien zeigen die Wande- rungen innerhalb einer Saison an.) Nach Beis (1952) haben 14 Individuen ein Alter von 7,5 Jahren erreicht; das nachgewiesene Höchstalter beläuft sich auf 14,5 Jahre (Sluiter & Heerdt 1958). Fransenfledermaus (Myotis nattereri) Planuntersuchungen haben Bels (1952) und Heerdt & Sluiter (1953 bis 1959) in Holland vorgenommen, doch ist die Zahl der Rückmeldungen noch zu klein, um daraus allgemeine Schlußfolgerungen ableiten zukönnen. Nach Angaben der Autoren kann angenommen werden, daß nur ein Teil der südlimburgischen Fransenfledermäuse in dem dortigen Höhlengebiet über- wintert. 11 Fernfunde weisen auf Saisonwanderungen zwischen 14 und 52km hin, wobei eine nördliche Ausbreitungsrichtung überwiegt. Südlich der Winterquartiere im Raum Maastricht—Falkenburg haben nach den vorliegenden Ringfunden keine nattereri Sommerquartier bezogen (Karte 6). Die höchste nachgewiesene Flugleistung beläuft sich nach Anciaux/Bel- gien (1950) auf 90km; das maximale Lebensalter beträgt nach Heerdt & Sluiter (1958) 13,5 Jahre. Übersicht über die Fledermausberingung 245 Sonderheft 11/1960 O Amsterdam a, O Rotterdam O Brüssel ‘Maastricht 02202.40°50 100 a SS — AA Karte 6: Wanderungen holländischer Fransenfledermäuse, ausgehend vom Winter- quartier in Südlimburg. (Die unterbrochenen Linien zeigen die Wande- rungen innerhalb einer Saison an.) Mausohr (Myotis myotis) Das Mausohr ist seit Beginn der Fledermausberingung Gegenstand intensiver Untersuchungen, so daß es angebracht erscheint, auf die vor- liegenden Beringungsergebnisse näher einzugehen, als es im Rahmen dieser kurzen Übersicht sonst möglich ist. Innerhalb des mitteleuropäischen Verbreitungsareals lassen sich 2 Po- pulationsgruppen mit unterschiedlichen Migrationsverhältnissen unter- scheiden: 246 H. Roer Es ; zool. Beitr. 1. Nördliche Randpopulationenin Mitteleuropa Nach Bels (1954) handelt es sich bei den Mausohren, die in südlimbur- gischen Tuffsteinbrüchen überwintern, um holländische Grenzpopulationen, deren Verbreitung die Höhe von Amsterdam nicht überschreitet. Die Süd- limburger Mausohren bevorzugen auf ihren Frühjahrswanderungen eine NW- bis NE-Richtung. Bei Maastricht im Winterquartier beringte Tiere bezogen eine Wochenstube in Berlicum (100 km NNW). Die nachgewiesene größte Flugstrecke dieser Population beträgt 123 km. Nach Rühmekorf & Tenius (1960) kommt ein Teil der im Weserbergland und Westharz überwinternden Mausohren im Herbst aus der nördlich vor- gelagerten Tiefebene zugeflogen. In den Kalksteinstollen von Rüdersdorf bei Berlin versammeln sich nach Eisentraut (1937, 1943 und 1960) im Herbst Mausohren aus einem weiten Gebiet, weil hier besonders günstige Überwinterungsmöglichkeiten geboten sind. Für die meisten Individuen ist dieser Ortswechsel vom Som- mer- zum Winterquartier mit ausgedehnten Migrationen verbunden. Die Wanderungen erreichen in der Mark Ausdehnungen, wie sie sonst kaum eine der untersuchten Populationen aufzuweisen hat. Nach den vorliegen- den Rückmeldungen erstreckt sich das Einzugsgebiet bis weit über 100 km (in einem Fall sogar 225 km) halbkreisförmig von SE über E nach NW um das Winterquartier, mit besonderer Betonung des Sektors Nord bis Ost. Nur ausnahmsweise liegt der Sommeraufenthaltsort in entgegenge- setzter Richtung. Die von Hummitzsch (1950) untersuchte Leipziger Population weist nach den vorliegenden Fernfunden ebenfa!ls auf vorwiegend südliche bis westliche Wanderrichtung zum Winterquartier hin. Ein Mausohr bezog 86km westlich der Wochenstube Winterquartier; die weiteste Flug- entfernung beläuft sich auf 154 km. Natuschke (1960) vermutet als Hauptgrund für die bevorzugie südliche Wanderrichtung der in Wochenstuben am Südrand der Norddeutschen Tief- ebene bei Bautzen/Oberlausitz beringten Mausohren das nahezu völlige Fehlen geeigneter Winterquartiere in der Ebene. Schließlich weisen auch die in Wochenstuben von Krakau und Um- gebung beringten Mausohren nach Kowalski u. a. auf eine bevorzugte süd- westliche Zugrichtung zum Winterquartier hin. Ein am 2.8.1952 in Krakau markiertes Männchen wurde am 21.10. des Jahres 253 km SSW vom Be- ringungsort nachgewiesen. 2. Deutsche Mittelgebirgspopulationen Nach eingehenden Untersuchungen von Felten & Klemmer (1960) zeigen die Mausohren des Rhein-Main-Lahn-Gebietes keine einheitliche jahres- zeitliche Wanderrichtung. Sie suchen vielmehr im Herbst bevorzugt solche iy poe pert | Übersicht über die Fledermausberingung 247 Gebiete auf, die ihnen geeignete Höhlenquartiere in ausreichender Anzahl bieten. Saisonwanderungen zwischen Winter- und Sommeraufenthaltsorten liegen im Durchschnitt unter 50 km und erreichen nach 107 vorliegenden Fernfunden höchstens 80 km. Entsprechende Verhältnisse scheinen auch im benachbarten Hunsrück gegeben zu sein (Schmaus 1960). Nach Beringungsergebnissen von Frank (1960) in der Schwäbischen Alb halten sich die im nördlichen Teil der Alb überwinternden Mausohren im Sommer im Gebiet zwischen Neckar und Fils auf, während diejenigen des südlichen Albrandes das Donau-lller-Riß-Gebiet besiedeln. Die Tiere ver- meiden es, die Albhochfläche zu überfliegen (Frank) *). Die bisherigen Berirgungsergebnisse lassen demnach erkennen, daß Länge und Richtung der Saisonwanderungen beim Mausohr, einem ausgesproche- nen Höhlenüberwinterer, weitgehend von den geologischen Gegebenheiten abhängen. In Gebieten, in denen zahlreiche Höhlen-Winterquartiere vor- handen sind (Gebirgsgegenden), lassen sich keine gerichteten Migrationen erkennen, und die Wanderwege sind dort relativ kurz. Die Tiere verteilen sich von ihren Sommerquartieren aus richtungslos auf die einzelnen Win- terquartiere. In höhlenarmen Gebieten (z. B. Norddeutsche Tiefebene) ziehen dagegen die wenigen vorhandenen Stollen die Mausohren aus weiter Entfernung geradezu magnetisch an, und zwar aus winterquartier- ‚armen nördlichen und östlichen Gebieten. Die Wanderungen sind also ge- richtet und können sich mitunter auf weite Entfernungen erstrecken. Die Tatsache aber, daß die Besiedlung der Sommergebiete im Frühjahr — z.B. bei den Mausohren der Mark Brandenburg — nicht gleichmäßig radiar um das Winterquartier erfolgt, sondern bevorzugt nach nördlichen und öst- lichen Richtungen zeigt, läßt sich, wie Eisentraut annimmt, wohl nur mit einem noch erhaltenen ererbten Richtungstrieb erklären, der der Ausbrei- tungsrichtung der Art nach Norden und Osten entspricht. Nahezu alle Beringer bestätigen die weitgehende Ortstreue der Maus- ohren zu ihren Sommer- und Winterquartieren, doch kommt ein Wechsel der Winterquartiere gelegentlich vor (Bels 1952, Felten & Klemmer 1960, Eisentraut 1960). Hangplatzwechsel ohne Aufgabe des Quartieres selbst wird vor allem in milden Wintern beobachtet. Die Frühjahrswanderung setzt je nach der vorherrschenden Wetterlage zwischen Anfang März und Mitte April ein (Eisentraut 1936 und 1947, Rühmekorf & Tenius 1960) und zieht sich dann über mehrere Wochen hin. Wie der Zeitpunkt der Frühjahrswanderung, so ist auch der Rückkehr- termin im Herbst unterschiedlich und von den Witterungsverhältnissen des Jahres abhängig (Kolb 1950). 3) Angaben von Frechkop (1958 p. 100), nach denen von Casteret in der Grotte , Lignahustes“/Hautes Pyrenees beringte Mausohren im Atlasgebirge wiedergefun- den sein sollen, entsprechen nicht den Tatsachen (nach brieflicher Mitteilung von Casteret). Bisher wurde nach mündlicher Mitteilung von Casteret kein dort be- ringtes Mausohr südlich der Pyrenäen nachgewiesen. 248 H. Roer E Den Beringungsberichten zufolge vermischen sich die Insassen eines Winterquartieres im Sommer. Eisentraut (1937) traf in einer Wochenstube Angehórige von 3 verschiedenen Winterquartieren an. Andererseits kón- nen Weibchen von einer Wochenstubengesellschaft zu einer benachbarten überwechseln (Natuschke 1960). Ein Teil der Jungweibchen kehrt nach Erreichen der Geschlechtsreife zum mütterlichen Wochenstubenquartier zurück. Andererseits sind es Jung- tiere, welche die ausgedehntesten Migrationen unternehmen (Felten & Klemmer 1960), eine Erscheinung, die mit dem Aufsuchen neuer Lebens- räume zusammenhängen dürfte, Verschiedene Autoren haben gelegentlich Verfrachtungsversuche an Myotis myotis durchgeführt. Von 74 Tieren, die Issel (1950) im Wester- wald, 21km vom Winterquartier entfernt, aussetzte, kehrten 12 zum Aus- gangsquartier zurück. Verfrachtungsversuche an ,murins” in Südfrank- reich verliefen nach Casteret (1938) zwischen 34 und 200 km positiv *). Die größte Heimkehrleistung erzielte ein Mausohr, das nach 13 Tagen aus 270 km Entfernung zurückkehrte (Laurent 1941). Nach Eisentraut (1937) verliefen Verfrachtungsversuche an Myotis myotis in der Mark Branden- burg bis 150 km erfolgreich. Diese Entfernung entspricht weitgehend dem - Einzugsbereich dieser Population. Weitere Untersuchungen sollten — nach- dem Wechselbeziehungen zwischen Migrationsleistung und Heimkehrver- mögen bei verschiedenen Arten nachgewiesen sind — der Frage gewidmet werden, wieweit sich auch bei den einzelnen myolis-Populationen Heim- kehrleistungen nachweisen lassen, die den jeweiligen Migrationsleistungen entsprechen. Eisentraut (1943) gibt als jährliche Mortalitátsziffer für Myotis myotis ca. 40% an. Danach beläuft sich die Lebensdauer einer Generation auf 12 Jahre. Einzelindividuen haben nach vorliegenden Ringfunden von Heerdt & Sluiter (1957) ein Lebensalter von 14,25 Jahren, nach Bels (1952) 13 Jahren und Schmaus (1960) 12,5 Jahren erreicht. Kleines Mausohr (Myotis oxygnathus) Planuntersuchungen an Myotis oxygnathus wurden von Topal (1954 und 1956) und Bauer & Steiner (1960) seit 1951 bzw. 1955 in der west- ungarischen Tiefebene und in dem nach Westen angrenzenden Nieder- österreich vorgenommen. Dabei ging man von Massenwinterquartieren in Höhlen der westungarischen Mittelgebirge (Topal) und denjenigen am Fuße der Ostalpen aus. Es lassen sich in diesem Gebiet mit Sicherheit 3 Populationen unterscheiden, die eine unterschiedliche Ausbreitungsrich- 4) Nach mündlicher Mitteilung von Herrn N. Casteret wurden bei den in Rede stehenden Markierungsversuchen in der Grotte „Tignahustes“ die beiden dort nebeneinander vorkommenden Mausohren Myotis myotis und oxygnathus nicht unterschieden, so daß die Artzugehörigkeit der verfrachteten Myotis nicht er- wiesen ist. ; stl 11/1960 Übersicht über die Fledermausberingung 249 Sonderheft tung im Frühjahr nach der Überwinterung erkennen lassen. Durch zahl- reiche Rückfunde belegt sind regelmäßige Frühjahrsmigrationen der im ungarischen Mittelgebirge bei Szoplak (Donaubogen) überwinternden Po- pulation sowie diejenigen der 200 km südlich der Abaliget-Höhle ansäs- sigen Population. Während die Kleinen Mausohren von Szoplak großen- teils ost- bis südostwärts in die Ebenen zwischen Donau und Theiß wan- dern, wobei bis 158 km vom Winterquartier entfernte Sommerareale be- zogen werden können, breiten sich die Insassen der Abaliget-Höhle vor- zugsweise nach Norden bis Osten aus. Demgegenüber fliegen die Insassen der dritten, westpannonischen Population nach Bauer & Steiner von ihrem Winteraufenthalt am Rande der Ostalpen in die Kleine Ungarische Tief- ebene. Die hier aufgezeichneten Wanderwege zeigen eindeutig, daß M. oxygnathus im Frühjahr regelmäßig von den Höhlen der Gebirge in die Ebenen abwandert und dort bestimmte Areale besiedelt (Topal 1956). Angesichts der beachtlichen Entfernung, die von einem Teil der Po- pulation jährlich zurückgelegt wird, überrascht es nicht, daß oxygnathus über ein gut entwickeltes Heimkehrvermögen verfügt. Während Lanza (1958) über positiv verlaufene Verfrachtungsversuche aus 40 km berichtet, konnte Dulic (1957) in Kroatien die Rückkehr eines Individuums aus 132 km nachweisen. Langohrfledermaus (Plecotus auritus) Eine mehr solitäre und versteckte Lebensweise der Langohrfledermaus hat dazu beigetragen, daß die Zahl der Beringungen und demzufolge Rückmeldungen noch unbedeutend sind. Wenn aus den Beringungsberichten überhaupt Rückschlüsse gezogen werden können, dann die, daß Plecotus eine nur schwach ausgeprägte Migrationsneigung erkennen läßt. Von 11 vorliegenden ,Fernfunden” mit Flugdistanzangaben beziehen sich 9 auf weniger als 15km. Ein Individuum legte auf seinem Frühjahrszug 25,5 km zurück (Feldmann 1960), und ein anderes wurde nach 1,5 Jahren 37 km vom Beringungsort entfernt festgestellt (Klemmer 1954) °). Ryberg (1947) hat von 9 Langohren, die in Schweden 60 km vom Fang- ort ausgesetzt wurden, 2 nach 2 bzw. 4 Jahren am Ausgangspunkt wieder nachgewiesen. Das durch Ringfunde belegte Höchstalter beträgt 12,5 Jahre (Heerdt & Sluiter 1957). Langflügelfledermaus (Miniopterus schreibersi) Das europäische Verbreitungsgebiet der Langflügelfledermaus erstreckt sich ebenso wie das der thermophilen Großen Hufeisennase vorwiegend über den Mittelmeerraum. In Mitteleuropa verläuft die nördliche Verbrei- 5) Nach Eisentraut (mündlich) kehrte von 3 im Winterquartier bei Rüdersdorf/ Berlin beringten Langohren je ein Tier nach einem, drei und vier Jahren zum Beringungsort zurück. nn nn nn nn A de mr Bonu, 250 H. Roer Ee Beitr. tungsgrenze von Ungarn durch die Slowakei, Steiermark, Schweiz und Südwestdeutschland nach Frankreich. Ergebnisse mehrjähriger Planberin- gurgen an Miniopterus haben Topal/Ungarn (1956), Bauer & Steiner/Oster- reich (1960) und Schnetter/Deutschland (1960) vorgelegt. Darüber hinaus wurden von Dulic in Kroatien (1957), Kepka in der Steiermark (1960), Aellen in der Schweiz (1952), Casteret in den Hautes Pyrénées/Frankreich (1938) und von Astre im Dep. Ariege/Frankreich (1949) Beringungen klei- neren Ausmaßes vorgenommen. Einen durch zahlreiche Rückfunde belegten Überblick über Migrations- gewohnheiten und Quartierwechsel einer Miniopterus-Population gab Schnetter (1960). Diesen Untersuchungen liegen insgesamt 500 Beringungen von Lang- flügelfledermäusen der Oberrheinischen Tiefebene zugrunde, während Constant/Dijon in Zusammenarbeit mit Schnetter südwestlich der Bur- gundischen Pforte Berirgungen an der gleichen Population vornahm. Bisher liegen 46 Fernfunde von Schnetter und 4 von Constant vor (Schnetter 1960). Aus ihnen ergibt sich, daß Wochenstuben dieser Popu- lation vermutlich zu beiden Seiten der Burgundischen Pforte liegen. Durch Rückfunde belegt ist ein Austausch zwischen Individuen einer Wochen- stube in Chaux/Frankreich, der 130km nordöstlich davon gelegenen Sas- bacher Höhle am Kaiserstuhl und dem Höhlenquartier Laissey/Frankreich (SC km SE Chaux und 144km NE Sasbach). Es wird angenommen, daß schreibersi während des Winterhalbjahres keine längere Zeit andauernde Bindung an ein bestimmtes Quartier aufrechterhält. Selbst während der kältesten Jahreszeit wechselt die Bestandsdichte in den Höhlenquartieren, was auf „winter movements” schließen läßt. Ab Februar, vornehmlich aber im März, setzen ausgedehnte Frühjahrswanderungen ein. Quartiere, die bisher nur schwach besetzt waren, erhalten zeitweise starken Zuzug von außerhalb, bis dann der Bestand in diesen ,Ruhequartieren” im Mal mit der Abwanderung der trächtigen Weibchen zu den gemeinsamen Wochenstuben wieder zusammenschmilzt. Über den Verbleib der Tiere vom Zeitpunkt der Auflösung der Wochenstubenverbände bis zum Herbst liegen keine Unterlagen aus diesem Gebiet vor. Bemerkenswert ist die nahezu einheitliche NE- bzw. SW-Flugrichtung dieser Population. Dabei kommt der Sasbacher Höhle die Bedeutung einer von vermutlich mehreren Ruhestationen zu, die vor allem während der Zeit der Frühjahrs- migrationen aufgesucht werden. Die maximale Flugleistung einer Sasbacher Langflügelfledermaus beträgt 285 km SW (Aze)®). Bei der hohen Flug- geschwindigkeit von 50 bis 55km/h, die Miniopterus nach Constant & Cannonge (1957) entwickelt, scheint es nicht ausgeschlossen, daß die Ent- 6%) Dieser Fernfund stellt für Miniopterus noch keinesweis die maximale Flug- leistung dar. Ein am 25. 7. 1948 im Dep. Ariege (Grotte du Queire) beringtes Weib- chen wurde am 13.6.1952 in Gombergean bei Saint-Amand-de-Vendóme (Loir-et- Cher), 550 km NNE vom Beringungsort festgestellt (Caubere 1932). Secs Übersicht über die Fledermausberingung 294 fernungen zwischen den einzelnen Quartieren (137 und 144 km) in wenigen Stunden bewältigt werden können. Ein weiteres, wahrscheinlich ebenfalls geschlossenes Miniopterus-Vor- kommen, das Bauer & Steiner von Niederösterreich und Topal von Ungarn aus durchforschen, erstreckt sich vom Neusiedler See nordwärts bis zu den Kleinen Karpaten und ostwarts bis weit in die Ungarische Tiefebene hinein. Während Bauer & Steiner in den Jahren 1955 bis 1960 1383 Individuen beringten, wobei allein 1265 auf die St. Margarethener Höhle am Neu- siedler See entfallen, markierte Topal von 1951 bis 1955 in Ungarn insgesamt 1795 Stück. Nach dem gegenwärtigen Stand der Untersuchungen ergibt sich hier folgendes Bild: Den zwei bisher bekannt gewordenen Miniopterus-Wochenstuben in diesem Gebiet (1. die Pisznice-Höhle im Gerecse-Gebirge nordwestlich von Budapest, 2. die Görömbölytapolca-Höhle, ca. 125 km NEE von 1) stehen Quartiere gegenüber, die vornehmlich im Winterhalbjahr aufge- sucht werden (1. die St.-Margarethen-Höhle in Niederösterreich, 2. die Ordöglyuk-Höhle bei Szoplak, 141kmENE von 1, 3. die Istvan-Höhle, 137km NEE von 2). Die in der Ordöglyuk-Höhle von Topal beringten Vertreter von Miniopterus begeben sich im Mai teils in die Wochenstube des Gerecse-Gebirges, teils in diejenige der Görömbölytapolca-Höhle (31 Rückmeldungen). Letztere wird aber ebenfalls von einem Teil der Marga- rethener Langflügelfledermäuse aufgesucht. Wo die übrigen Weibchen ihre sungen gebären, ist nicht bekannt. Im ganzen gesehen ist die Zahl der Rückfunde noch zu klein, um detaillierte Angaben von der Lage der Sommer- und Ruhequartiere zu geben, doch lassen die vorliegenden Fern- funde ähnliche Verhältnisse wie bei der von Schnetter untersuchten Popu- lation erkennen. Das trifft vor allem fur die „winter movements” zwischen verschiedenen Quartieren zu. Nachweislich wechselten 3 Langflügelfleder- mäuse von der St.-Margarethen- zur Ordoglyuk-Hohle (171 km E) und 2 von der zuletzt genannten zur 137 km entfernten Istvan-Höhle über. Rück- funde deuten an, daß auch die Osterreichisch-ungarische Population keine festen ,Ruhequartiere” hat (ausgenommen die St.-Margarethen-Höhle?), sondern zwischen verschiedenen Höhlen hin und her pendelt (Bauer & - Steiner 1960). Dabei wird die Migrationsrichtung von der Lage der Höhlen zueinander bestimmt. Von einer einheitlichen Richtung der Frühjahrswan- derungen kann demnach nicht gesprochen werden, wie Topal richtig ver- merkt. (“It was found that the direction of the spring movement of Miniopterus schreibersi specimens banded here — gemeint ist die Ordög- lyuk-Hohle bei Szoplak — are not uniform”, Topal 1956). Daß wiederholte Störungen durch den Menschen oder absinkende Höh- lentemperatur als Folge von Kälteeinbrüchen (Bauer & Stein 1960) die In- sassen eines Quartiers zur Umsiedlung in andere, im Aktionsbereich der 7 Roe E Population gelegene Ruhequartiere veranlassen kann, ist bei der ausge- pragten Neigung zum Ortswechsel verstándlich. Dafur spricht erstens das plötzliche Verschwinden der Langflügelfledermäuse aus der St.-Margarethen- Höhle nach dem Kälteeinbruch des Winters 1955/56 und spätere Wieder- auffinden einiger „vermißter“ Versuchstiere in anderen Quartieren und zweitens die Aufgabe der Sasbacher Höhle am Kaiserstuhl nach voran- gegangenen stärkeren Störungen (Schnetier 1960). Dieser Verhaltensweise von Miniopterus sollte bei zukünftigen Verfrachtungsversuchen zur Er- forschung der Heimkehrfähigkeit Rechnung getragen werden. Bisher vor- genommene Heimkehrversuche verliefen nämlich größtenteils negativ. Nur ein Versuch von Casteret (1938) erbrachte den sicheren Nachweis, daß von 137 am 10.4.1937 von der Wochenstube Tignahustes (Hautes Pyrénées) nach St. Gaudens (16 km N) verfrachteten Individuen 42 zurück- kehrten (Kontrolle 6 Tage später). Zur Frage der Lebensdauer von Miniopterus berichtet Bourliere (1947), daß bei einer näher untersuchten Population 7% ein Alter von 5 bis 6 Jahren) erreichten. Das bisher nachgewiesene Höchstalter beläuft sich nach Dorst (1954) auf 14 Jahre (nach Verschuren, 1956, unter Hinweis auf diese Angabe 14,5 Jahre). Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) Die wenigen bisher vorliegenden Planuntersuchungen an der Mopsfleder- maus gingen von zufällig entdeckten Massenwinterquartieren aus. E. und O. Hoehl (1960) haben seit 1943 an einem zeitweise 200 bis 300 Individuen um- fassenden Schlafplatz in Fulda insgesamt 1022 Beringungen vorgenommen, während Abel vor 24 Jahren damit begann, in Höhlen des Salzburger Landes, wo barbastellus etwa 53,4% der dort überwinternden Fledermäuse ausmacht, zu markieren. Von 492 gezeichneten Tieren wurden 219 (44,5%) wieder- gefunden (Abel 1960). Weitere bemerkenswerte Untersuchungen haben Frank (1960) in der Sontheimer Höhle/Schwäb. Alb, wo 450 bis 500 Indi- viduen regelmäßig überwintern, und Felten & Klemmer (1960) im Rhein- Main-Lahn-Gebiet vorgenommen. Die Mopsfledermäuse der Schwäbischen Alb suchen ihre Winterschlaf- plätze relativ spät auf und verlassen diese bereits wieder, wenn die Schneeschmelze einsetzt (Frank 1960). Abel (1960) fand in einem Winter- quartier in der Tricklhöhle/Salzburger Land am 6. Dezember 7 Individuen, am 28. Dezember 62 und am 11. Januar eine noch größere Anzahl. Quartier- wechsel im Winter wurden nur einmal, und zwar in den Salzburger Alpen, festgestellt (Abel 1960). Barbastellus ist ausgesprochen winterquartiertreu, wie aus Beobach- tungen in Fulda, Salzburg, Rüdersdorf (Eisentraut 1936) und dem Rhein- Main-Lahn-Gebiet (Felten & Klemmer 1960) hervorgeht. 11/1960 Ubersicht uber die Fledermausberingung SR. Sonderheft Sommerquartiere der Salzburger Population liegen zwischen 11 und 78km nordwestlich bis nordöstlich (13 Rückmeldungen), diejenigen der Fuldaer Population 14 bis 44km, in einem Falle sogar 145 km (10 Rück- meldungen) nordwestlich bis nordöstlich vom Winterquartier. Im Gegen- satz dazu wanderten die Sontheimer Mopsfledermäuse 20 bis 55km nach Suden-Osten. Ohne auf die Ursachen dieser unterschiedlichen Ausbreitungs- richtung bei den einzelnen Populationen — wahrscheinlich spielen auch hier geographische Verhältnisse eine Rolle — näher einzugehen, sei nur vermerkt, daß nach Abel die Salzburger Barbastella im Frühjahr die Ebenen des Alpenvorlandes aufsuchen. Zur Vervollständigung dieses Überblickes sei noch auf 2 Fernfunde hingewiesen, aus denen hervorgeht, daß die Mopsfledermaus wohl zu den wanderfreudigen Arten gezählt werden muß. Ein von Kepka (1960) be- ringtes Tier (Z 23120) flog von der Steiermark nach Ungarn (290 km ENE), und eine im Winter 1953/54 in Königstein/Taunus beringte Mopsfledermaus wurde im Sommer des folgenden Jahres 127 km südöstlich des Ausgangs- punktes festgestellt. Bei der Mopsfledermaus erreichen einzelne Individuen ein bemerkens- wert hohes Alter. Als Maximum wurde von Abel (1960) 17 und von Hoehl 12 Jahre 7 Monate angegeben. Frank (1960) beziffert die jährlichen Verluste der Alttiere nach Kontrollen im Winterquartier „Sontheimer Höhle” mit 10%. Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) Unsere Kenntnis über die Biologie der Breitflügelfledermaus ist bisher sehr unvollständig geblieben, obwohl die Art z.B. in Norddeutschland (Mohr 1931 und Havekost 1960) und Süddänemark weit verbreitet ist. Der Grund dürfte vor allem in der versteckten Lebensweise zu suchen sein. Abgesehen von den seit 1951 laufenden Planuntersuchungen von Havekost im Lande Olderburg (938 Markierungen ergaben bisher 190 Wiederfunde) und Untersuchungen von Natuschke (1960) in der Oberlausitz sind nur ge- legentlich einmal Einzelstücke markiert worden, wie aus den Angaben von Eisentraut (1943), Bels (1952), Topal (1956), Kowalski u. a. (1957) und Block (1959) hervorgeht. Nach Havekost leben die Männchen ganzjährig solitär, während die Weibchen sich zur Fortpflanzungszeit in Wochenstuben zusammenfinden. Die Tatsache, daß die Breitflügelfledermäuse des Oldenburger Landes im Bereich menschlicher Siedlungen überall geeignete Winter- und Som- merquartiere vorfinden, würde das Ausbleiben regelmäßiger Wan- derung größeren Ausmaßes erklären. Diese Annahme wird durch die bisherigen Wiederfunde von Havekost bestätigt. Zum gleichen Ergeb- nis kommt auch Topal (1960) in Ungarn. Eine gewisse Wanderfreudigkeit findet man allenfalls bei Jungtieren, die teilweise aus dem Wochenstuben- verband abzuwandern scheinen (Havekost 1960). A 254 H. Roer ee zool. Beitr. Zahlreiche Wiederfunde am Beringungsort beweisen ebenso wie positiv verlaufene Verfrachtungsversuche aus 36km Entfernung eine stark aus- geprägte Heimattreue (Havekost 1960). Zwergfledermaus (Pipistrelius pipistrellus) D'e vorliegenden Einzelrückmeidungen lassen keine Rückschlüsse auf das Migrationsverhalten dieser Art zu. Der von Buresch (1941) gemeldete Fernfund einer am 28.6.1939 in der Provinz Dnjepropetrowsk/Ukraine (490 n. Br. und 45° 20'6.L.) beringten und am 8.9.1939 1150km entfernt in Südbulgarien wiedergefangenen Zwergfledermaus karn im Hinblick dar- auf, daß es sich hier um einen umstrittenen Einzelfall handelt (Meise 1951) noch nicht als Beweis für die Wanderfreudigkeit der Art herangezogen werden. 2 weitere Rückmeldungen liegen aus Berlin vor. Es handelt sich dabei um Individuen, die nach 1 bis 2 Jahren 9km vom Beringungsort wiedergefangen wurden (Eisentraut mündlich). Bemerkenswert für das soziale Verhalten ist eine Beobachtung von Ryberg (1947), nach der es im August/September in Alnarp/Südschweden zu einer Masseninvasior. von pipistrellus gekommen sein soll. Ähnliche Beobachtungen gibt Eisentraut (1957) für Berlin an. Für eine gewisse Ortstreue der Zwergfledermaus spricht die Festsiel- lung von Haagen & Arnold (1955), nach der einige Tiere ein Jahr nach der Beringung im gleichen Winterquartier wiederbeobachtet wurden. Ry- berg (1947) meldet aus Schweden positiv verlaufene Heimkehrversuche aus 11 km Entfernung. Abendsegler (Nyctalus noctula) Das Verbreiturgsareal des Abendseglers erstreckt sich nach Ryberg (1947) über Europa (ausgenommen Irland und NW-Schottland) bis zum 75. Breitengrad. Zum mindesten einzelne Populationen zeigen eine ausge- prägte Migrationsneigung. Haarlemer Ringtiere überwinterten an Orten, die über 400 km südwestlich von ihren Wochenstubenquartieren entfernt waren, während andere auch im Winter am sommerlichen Beringungsort (Baumhöhlen) angetroffen wurden. Demgegenüber wurden 1942 in Basel von Mislin (1945) beringte Tiere nicht aus größerer Entfernung zurück- gemeldet (zahlenmäßig geringes Ausgangsmaterial?). In Südschweden blei- ben nach Ryberg (1947) viele Quartiere das ganze Jahr hindurch besetzt, was jedoch nicht ausschließt, daß ein Teil im Herbst abwandert, wie das Bels (1952) nachweisen konnte. Ausgedehnte Saisonwanderungen sind bei den im kontinentalen Klimabereich beheimateten Populationen bekannt geworden (Eisentraut 1937, Meise 1951, Lawrow 1955 — zitiert nach Ottow 1957 — und Formozov 1927). Hierzu einige Beispiele aus der Literatur: Ein am 12.3.35 in der Dresdener Frauenkirche beringter Abendsegler wurde am 9. 6. des Jahres im Kreis Telsiai, Litauen (750 km NE), wiedergefangen (Eisentraut 1937); ein am 21.8. (?) bei Riga beringtes Tier war einen Monat AS O a eee. A ds e a Sonderheft 11/1960 Ubersicht tiber die Fledermausberingung 255 später im Norden der Tschechoslowakei (ca. 900 km SSW) (Lawrow 1955, zitiert nach Ottow 1957), Weitere 5 Individuen wurden 1 bis 2 Monate nach. Verlassen des Winterquartieres 135 bis 460 km nordostwärts von Dresden festgestellt (Meise 1951). Die Migrationsrichtung dieser Ringtiere deckt sich etwa mit Angaben von Formozow, nach denen Abendsegler 6 Wochen nach Abwanderung aus dem Raum Moskau in Askanija-Nova (Taurische Steppe), 1100 km entfernt, eintreffen. Leider geht aus den An- gaben nicht hervor, ob die russischen Populationen ohne Ausnahme oder nur teilweise zum Winter wärmere Gegenden aufsuchen. Im Herbst vereinigen sich die Abendsegler zu unterschiedlich starken Kolonien zur Überwinterung. Ein Massenquartier von zeitweise 1000 und mehr Individuen in der Dresdener Frauenkirche führte 1934 bis 1939 zu den bereits erwähnten Planberingungen. Nach vorliegenden Rückmeldun- gen liegt das Einzugsgebiet dieser Population vorzugsweise nordostwärts von Dresden und reicht bis in das Baltikum hinein (750 km). Nordnordost- wärts gerichtete Wanderungen zum Sommerquartier sind nach Ringfunden von Bels (1952) auch für die im Raum Haarlem/Holland zur Fortpflanzung kommenden Abendsegler nachgewiesen (Maximal 329km, Karte 7). Ein großer Teil der in Haarlemer Wochenstuben beringten Tiere hat aber schon in Belgien Winterquartier bezogen. Demgegenüber könnte es sich bei den in Soestdijk/Holland untersuchten Abendseglern um eine ostwärts orien- tierte Population handeln (Bels 1952). Pong A a as 2 / Y y 4 I. / SAO Okonigs berg Y oS / Y 72 Y Y O Hamburg aoe % 2 7 Y < Ya IS z / ae Amsterdam ~ © 7 et Su Han Benin re eee 8 A x o anor OB E oWarschau A = A NE yh E A / de SE >= a / eipzig Se / 7 = O SX yh OKöin e oe 1/1 “ I IM Frankfurt ji! o oPrag fale / Paris o Jf) 0 400 Karte 7: Wanderungen europäischer Abendsegler. (Die unterbrochenen Linien zeigen die Wanderungen innerhalb einer Saison an. W — Winterquar- tier, S = Sommerquartier.) — - ee e Bonn. 256 ER Ocak is Beitr. Ruckkehr ins Winterquartier setzte nach Meise (1951) im Jahre 1935 am 1.11. ein; bis zum 20. des Monats war die Kolonie auf 250, einen Monat später auf 420 Tiere angewachsen. Ihre größte Dichte erreichte sie aber erst im Januar/Februar. Je nach dem Witterungsverlauf verlassen die Tiere das Quartier etwa ab Mitte März. Anzeichen sprechen aber dafür, daß noctula bereits vor dem Aufsuchen der Quartiere sich im Gebiet aufhalten und ebenso auch über den Monat März im Überwinterungsquartier ansässig sind (Meise). És Die jahrlichen Verluste wahrend des Winteraufenthaltes in Dresden waren weitgehend witterungsbedingt (Meise 1951). Wáhrend sie z.B. in dem milden Winter 1934/35 kaum 1% überschritten, waren es am Ende des ,Polarwinters” 1928/29 50% (600 Tote). Hinzu kommen die Verluste während der Zugzeit, vor allem im Frühjahr, die erfahrungsgemäß erhöhte Gefahren für die Tiere mit sich bringt. Möglicherweise liegt das Durchschnittsalter im Vergleich zu anderen europäischen Fledermäusen beim Abendsegler infolge langer Wanderwege und weniger geschützter Winterquartiere niedriger, was angesichts seiner höheren Geburtenziffer nicht überraschen würde. Das bisher nachgewiesene Höchstalter beläuft sich nach Bels (1952) auf nur 8 Jahre. Eine gewisse Heimattreue zum einmal gewählten Winter- bzw. Sommer- quartier ist nach den vorliegenden Untersuchungen von Meise (1951) und Kowalski u.a. (1957) unverkennbar. Das wird auch durch einige Verfrach- tungsversuche von Bels (1952) und Ryberg (1947) bestätigt. Einige von Ryberg (1947) in Südschweden in einer Entfernung von 21 bis 45km von der Fundstelle ausgesetzte Abendsegler fanden innerhalb von 24 Stunden den Heimatort wieder; von Bels im Raum Haarlem/Holland ausgesetzte Versuchstiere kehrten aus allen Richtungen zurück. Dabei stellen nach Bels Entfernungen von 125km noch nicht die äußerste Grenze der Heimkehr- fähigkeit dar. Ryberg gibt die Grenze mit etwa 237 km an. Hingewiesen sei noch auf die Feststellung des gleichen Autors, wonach bei Verfrach- tungen von Lund/Schonen nach Kopenhagen über den Sund (Entfernung 38km, davon 23km über See) die Rückkehr «unterblieb. Von den übrigen im europäischen Raum nachgewiesenen Fledermaus- arten liegen keine oder nur so wenige Ringfunde vor, daß von einer Be- sprechung abgesehen werden kann. A ra EA Sonderheft I 11/1960 | 257 Literaturverzeichnis Abdulali, H. (1948): Bat Migration in India and other notes on Bats. J. Bom- bay Nat. Hist. Soc., 47, p. 522-526. Abel, G. (1942/43): Beringung von Fledermäusen in Salzburger Höhlen. Z. f. Karst und Hohlenkunde (3 Seiten). —- (1948): Ringing of Bats in Salzburg. Cave Science 1., p. 142-147. — (1959): Fledermäuse werden in Salzburg beringt. Universum, p. 17-18. — (1960): Eine zwöltjährige Kleine Hufeisennase. „Die Pyramide", Naturw. Zeit- schrift 1, p. 26. — (1960): 24 Jahre Beringung von Fledermäusen im Lande Salzburg. Bonner Zool. Beiträge, 11, p. 25-32. Aellen, V. (1949): Les Chauves-souris de Jura neuchatelois et leurs Migrations. Bull. Soc. Neuchatel. Sci. nat., 72 (3), p. 23-90, — (1952): Baguement des Chauves-souris dans le Jura suisse. 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