Estate of Dr. Herman Knoche California Academy of Sciences Library By action of the Board of Trustees of the Leland Stanford Junior University on June 14, 1974, this book has been placed on deposit with the California Academy of Sciences Library. Nolaniſt alten Griechen und Römer, deutſch in Auszügen aus deren Schriften, nebſt Anmerkungen Dr. Harald Othmar Lenz, Lehrer an der Erziehungsanſtalt zu Schnepfenthal. ER Gotha, Ser ba g. e o n E. F. Thienemann. 1859. 1 N 7 . Di 2 * * Re N 4 De Vorrede. Die freundliche Aufnahme, welche meine „Zoologie der alten Griechen und Römer, Gotha, 1856", bei Denen gefunden, welche ſich fürn Naturwiſſenſchaft, für Philologie, für die Geſchichte menſchlicher Kenntniſſe intereſſiren, hat mich veranlaßt, auch Das ind eln und nach einem etwas erweiterten Plane auszuarbeiten, was ich ſeit Jahren für die Botanik der Alten geſammelt habe. — Ich gebe Aus⸗ züge aus deren Schriften, und begleite ſie mit wenigen Bemer— kungen, weil der Umfang des Buches zu groß werden würde, wenn ich mehr aufnehmen wollte. Mit großer Sorgfalt haben die Alten jede ihnen bekannte Pflanze in Hinſicht auf die Wirkung geprüft, welche ſie als Speiſe, oder als Arznei, oder in andrer Art auf den menſchlichen Körper äußern kann; und die von ihnen in dieſer Hinſicht geſam— melte Keuntniß iſt, ohne bedeutend erweitert zu werden, viele IV 7 Vorrede. Jahrhunderte hindurch bis auf unſre Zeit von Aerzten und Apo⸗ thekern treu bewahrt und für's Beſte der leidenden Menſchheit verwendet worden. — An der den Alten ſchon bekannten Behand— lung der für die Landwirthſchaft und Küche nöthigen Pflanzen, ferner der Oel-, Gerbe-, Färbe- und Gefpinnft-Pflanzen, an der 5 Behandlung des Holzes iſt in ſpäteren Zeiten ebenfalls nur ſehr wenig geändert oder gebeſſert worden. — Unendliche Mühe und Sorgfalt haben die alten Römer und Griechen auf die Vered— lung der Obſtarten verwendet, und wir verdanken ihnen offenbar nicht nur den Weinſtock und deſſen Kultur, ſondern auch unſre edlen Obſtſorten faſt ſammt und ſonders. Wie die Vered⸗ lung einzelner Fruchtarten vielfältige, Jahrhunderte hindurch fort— geſetzte Verſuche erforderte, wie die Weintrauben dahin gebracht wurden, kernloſe Beeren zu tragen, wie bittre Mandeln in ſüße, bitter⸗ſaure Orangen in lieblich ſchmeckende Früchte ver— wandelt wurden u. ſ. w., darüber gibt unſer Buch genügende Auskunft. Für jeden Abſchnitt gebe ich die Auszüge aus den alten Schriften nach deren chronologiſcher Reihenfolge. — Von den wichtigſten Schriften für Botanik der Alten ſind ſchon in der Vorrede zu deren Zoologie Cato, Nikander, Varro, Virgilius, Columella, Strabo, Plinius, Athe näus, Palladius genannt. Ich muß aber hier noch einige Namen hinzufügen: Hippokrates (Imonodtue), von der Inſel Kos, lebte um's Jahr 400 vor Chriſto, ein großer Arzt, legte den Grund Vorrede. V zur wiſſenſchaftlichen Arzneikunde, hinterließ viele treffliche, in griechiſcher Sprache verfaßte Schriften, in denen jedoch die Pflanzen in der Regel nur ganz kurz genannt ſind. Theophraſtus (Ossponoros), aus Ereſos auf Lesbos, um's Jahr 320 v. Chr., Schüler des großen Ariſtoteles, ſchrieb | in griechiſcher Sprache ein jehr wichtiges Werk über die Pflanzen. | Cornelius Celſus, um's Jahr 10 n. Chr., hinterließ ein lateiniſch geſchriebnes, gutes Werk über die Mediein; in ihm ſind in der Regel die Pflanzen nur genannt, nicht beſchrieben. Dioskorides (HAiogrogiò ng) von Anazarba in Cilicien, um's Jahr 60 n. Chr., hinterließ ein Werk „„ITeoı ö ue lr hj- (de materia medica), welches für uns dadurch ſehr wichtig iſt, daß der Verfaſſer mit großer Sachkenntniß ſchrieb, die Pflanzen Griechenland's, Aegypten's, Italien's (borzüglich des nördlichen), Gallien's, Spanien's kannte, von vielen die Synonymen erwähnt und viele kurze Beſchreibungen gibt. Arrianus (A0 ; aus Nikomedien in Bithynien, um's Jahr 140 n. Chr., gibt in ſeinen griechiſch geſchriebenen Werken über Alexander's Feldzüge, über Indien, und namentlich in dem vom Rothen Meere handelnden ſehr ſchätzbare Nachrichten über afrikaniſche, arabiſche und indiſche Pflanzen und Pflanzenſtoffe. Galenus (Ls) aus Pergamon, um's Jahr 190 n. Chr., berühmter Arzt, welcher die in Griechenland, Italien und andern Ländern um's Mittelmeer wachſenden Pflanzen ſehr gut kannte, und vielfach in ſeinen griechiſch geſchriebenen Werken über ſie ſpricht. VI | Vorrede. Geoponika (Lemma) heißt eine, wahrſcheinlich um's Jahr 912 n. Chr. veranſtaltete, Sammlung von Auszügen aus alten guten griechiſchen Schriften über die Land⸗ und Garten⸗ wirthſchaft. Schnepfenthal, am 1. Januar 1859. H. O. Lenz. Neberſicht. I. Bäume, Werkholz. S. 1. — II. Wunderwerke aus Holz. S. 19. — III. Feuerzeug. S. 23. — IV. Heizung. S. 24. — V. Räuchern. S. 26. — VI. Kohlen. S. 27. — VII. Gras und Heu. S. 28. — VIII. Landwirth⸗ ſchaft. S. 32. a. Allgemeines. S. 32. b. Pflug. S. 52. e. Düngung. S. 53. d. Benennung der Theile an der Getreide-Pflanze. S. 56. e. Hülſenfrüchte. S. 57. f. Ernte. S. 57. g. Tenne, Dreſchen, Speicher. S. 60. — IX. Mühle. S. 64. — X. Maza, Puls, Brod, Kuchen. S. 72. — XI. Gärten. S. 78. a. Allgemeines, Gemüſe, Gewürze. S. 78. b. Obſt- und andre Gartenbäume. S. 118. c. Veredlung. S. 129. — XII. Aufbewahrung des Obſtes und Gemüſes. S. 136. — XIII. Kunſtgärtnerei. S. 150. — XIV. Botaniſche Gärten. S. 153. — XV. Blumen, Kränze, Schmuck in Freud und Leid. S. 154. a. Allgemeines. S. 154. b. Ehrenkränze. S. 169. c. Hoch⸗ zeitkränze. S. 175. d. Kränze bei Gaſtmählern. S. 176. e. In Krankheit. S. 176. f. Schmuck der Leiche. S. 176. g. Schmuck des Leichenhauſes, der Bahre. S. 177. h. Schmuck des Scheiterhaufens. S. 178. i. Scheiterhau- fen. S. 179. k. Löſchen des Feuers, Urne. S. 180. 1. Bäume, die das Grab beſchatten. S. 181. m. Schmuck des Grabes und Opferwein. S. 183. n. Lei⸗ chenſchmaus. S. 184. o. Bekränzung des Herdes, der Laren. S. 184. — XVI. Künſtliche Blumen und Früchte. S. 184. — XVII. Garten der Hefpe- riden. S. 185. — XVIII. Zaun. S. 186. — XIX. Heilige Haine. S. 187. — XX. Prophetiſche Bäume. S. 189. — XXI. Unglücksbäume. S. 190. — XXII. Den Göttern geheiligte Pflanzen. S. 190. — XXIII. Verbena, sagmen. S. 191. — XXIV. Beſchwören, Behexen. S. 193. — XXV. Arznei. S. 196. — XXVI. Oel und Salben. S. 198. a. Allgemeines. S. 198. b. Brennöl. S. 209. e. Oel zum Salben der Haut. S. 210. d. Oelmagazin. S. 211. e. Oel beim Fiſchfang. S. 211. — XXVII. Balſam. S. 212. — XXVIII. Harze und Gummiharze. S. 213. — XXIX. Ruß, ſchwarze Tinte, ſchwarze VIII ueberſicht. Farbe. S. 219. — XXX. Gummi. S. 221. — XXXI. Pflanzenfarben. S. 222. — XXXII. Schminke. S. 222. — XXXIII. Handel mit Indien. S. 224. — XXXIV. Pflanzen Pompeji's. S. 224. — XXXV. Der Bota⸗ niker. S. 227. — XXXVI. Bilderwerke. S. 228. Es folgen die einzelnen Pflanzen nach Klaſſen und Familien ge⸗ ordnet: XXXVII. Klaſſe: Scheidenkeim-Pflanzen. S. 229. a. Fa⸗ milie Gras⸗Pfl. S. 229. b. Fam. Riet⸗Pfl. S. 269, u. ſ. w. — XXXVIII. Klaſſe: Lappenkeim- Pflanzen. S. 355. a. Fam. Nadel-Pfl. S. 355. b. Fam. Pfeffer⸗Pfl. S. 390, u. ſ. w. — XXXIX. Klaſſe: Keimloſe Pflanzen. S. 737. — ————E—— — J. Bäume, Werkholz. Theophrast., Historia plantarum 4, 16. Das ſogenannte Köpfen ſemmomi der Bäume [d&vdoor] ift der Kiefer [reizn] )), der Weißtanne [Adrn], der Pinie [nirvs]) und der Dattel— palme [ee] verderblich, auch, wie Einige behaupten, dem Wach— holder ie?) und der Cypreſſe [runderros]. Sie ſterben nämlich ab, und ſchlagen nicht wieder aus, wenn man ihnen das Obertheil abhaut; eben ſo gehen ſie in der Regel ein, wenn ſie abge— brannt werden. Andre Bäume ſchlagen wieder aus, wenn man ſie des Wipfels und der Aeſte beraubt [reoızönrew]; ja es gibt welche, die dadurch noch ſchöner werden, wie z. B. der Olivenbaum le Adel. — Wenn der Stamm loreexoe] geſpalten wird, fo gehn wohl alle Bäume zu Grunde, mit Ausnahme des Weinſtocks [auneros], des Feigenbaums [of], des Granatbaums [00a] und Apfelbaums [uridal. Große und tiefe Wunden find vielen Bäumen tödtlich; einige leiden aber nicht davon, wie die Kie— fer [reden], die Weißtanne [Adrr], der Terpenthinbaum lreπ,“m G og]! ?), wenn man fie anhaut, um Harz aus ihnen zu gewin— nen; ja die genannten Bäume beginnen nach der Verwundung Früchte zu tragen, wenn ſie vorher unfruchtbar waren, oder tragen doch mehr, wenn ſie vorher wenig trugen. Zu Antandros iſt es vorgekommen, daß eine Platane [mAaravos], welche der Wind niedergeworfen hatte, ſich über Nacht wieder aufrichtete, nachdem man ihr die Aeſte 1) Ueber die verſchiednen in Griechenland und Italien wachſenden Kies fern vergleiche man, was unten bei der Familie der Nadelpflanzen von ihnen geſagt wird. 2) Man vergleiche das bei der Gattung Wachholder Gefagte. 3) Pistacia Terebinthus, Linné. 1 2 Botanik der alten Griechen und Römer. abgehauen und ihr ſo die Laſt abgenommen hatte; auch die Rinde wuchs an den zwei Seiten wieder, wo man den Stamm behauen hatte. Dieſe Platane war über 10 Ellen hoch und ſo dick, daß vier Männer ſie kaum umſpannen konnten. Zu Philippi richtete ſich eine Weide [rea] eben fo wieder auf, nachdem man fie von den Aeſten befreit, die Rinde aber nicht beſchädigt hatte. Ein Wahrſager rieth den Leuten, dieſe Weide heilig zu halten, weil ſie Glück prophezeite. Auch im Muſeum zu Stagira hat ſich eine Silberpappel [eV, welche umgeſtürzt war, wieder aufgerichtet. Daraus, daß viele große Bäume noch friſches Leben heben, obgleich fie hohl find, erſieht man, daß das Mark [urjzon]*) zu ihrer Erhaltung nicht durchaus nothwendig iſt. Die Arkadier behaup- ten übrigens, man könne dem Baume das Mark nur bis zu einem gewiſſen Grade nehmen, ohne ihn zu tödten; nehme man es ganz, ſo ſterbe er. — Es gehn auch alte Bäume aus, wenn man ihnen alle Wurzeln [oa] oder doch die meiſten und größten und zum Leben nöthigſten raubt. Schüttet man Oel auf Baumwurzeln, ſo ſterben ſie ab; man tödtet daher mit ihm zuweilen abſichtlich Ueberbleibſel von Wurzeln. Vorzüglich ſtark wirkt das Oel auf junge Bäume, denn dieſe ſind ſchwächer. Theophrast. Hist. plant. 5, 1. Baumſtämme (ö, Su], welche rund bleiben und geſchält werden [pAorowög] ſollen, fällt [rduvew] man am beſten, wenn fie in vollem Safte ſtehn Hννεν]; denn die Rin de [pAosos] löſt ſich zu dieſer Zeit leicht ab, weil Saft [öyedrng] unter ihr ſteht. Späterhin löſt ſich die Rinde nur ſchwierig ab, und das Holz nimmt eine dunklere Farbe an. — Was vierkantig behauen werden ſoll, fällt man nach der Zeit des Safttriebes. Kommt es darauf an, daß Holz recht dauerhaft wird, jo fällt man es, wenn der Safttrieb [PAuornoıs] ganz aufge- hört hat und die Früchte [xuonög] reif find. Stämme, welche im Safttriebe gefällt und gleich geſchält werden, reifen noch nach, wenn man fie rund läßt. Die Weißtanne [urn], Kiefer neun und Pinie [zirvs] pflegt man zu ſchälen, und fällt fie deswegen im Frühling. Eichen [doös]) werden erſt im Spätherbft gefällt, ) Mnroa bedeutet das Mark, zuweilen jedoch auch das ganze Kernholz, welches auch an dieſer Stelle vielleicht gemeint iſt. - I. Bäume, Werkholz. 3 weil ihr Holz, wenn es im Safttrieb gefällt ift, leicht fault, man mag die Rinde dran laſſen oder nicht. Holz, welches nach deem — Reifen der Früchte gefällt iſt, bleibt gut, auch wenn es nicht geſchält wird; nur ſchleicht ſich bei ihm zuweilen Gewürm unter der Rinde ein, und nagt das Holz oberflächlich an, ſo daß daſelbſt Figuren entſtehn. Solche Stücke ſchneiden manche Leute aus, und gebrauchen ſie als Siegel. Iſt Eichenholz zu rechter Zeit gefällt, ſo wird es weder von Fäulniß, noch von Gewürm zerſtört, und erlangt die Härte von Horn. Nur die Korkeichen [ce haben immer ſchlechtes Holz. — Uebrigens gilt für alle Bäume die Regel, daß ſie beſſeres Holz haben, wenn ſie erwachſen und kräftig, als wenn ſie jung oder abgelebt ſind. Das nützlichſte Holz hat?) die Weißtanne und Kiefer, auch geben ſie die ſchönſten und längſten Stämme. Das Holz der Kie— fer iſt lockerer, kieniger, das der Weißtanne fafriger, weißer. Die Kiefer hat mehr Aſtwurzeln [Gos] e), die Weißtanne hat aber härtere, ja die härteſten von allen Bäumen. Bei beiden ſind die Aſtwurzeln dicht, hornfeſt, gelblich, kienig fo goa sl. Werden fie angeſchnitten, ſo fließt aus ihnen geraume Zeit hindurch eine Flüſſigkeit. Die Weißtanne iſt unſer höchſter und geradeſter Baum, dient daher zu Stangen und Maſten. Anfangs wächſt ſie nur in die Höhe, bis fie von der Sonne beſchienen wird, bleibt dabei dünn und aſtlos ). Nach jener Zeit treibt ſie Aeſte und wächſt in die Dicke. Alles Holz, das an der Nordſeite gewachſen, iſt größer, ge— rader, ſchöner, und wirft ſich weniger. Auch am einzelnen Baume iſt das Holz au ſeiner nach Norden gewandten Seite dichter. Diejenigen Bäume, welche frei im Winde ſtehn, haben ein gedrehtes Kernholz. Solche Stämme ſind feſt, ſo lange ſie ganz ſind; werden ſie aber behauen, ſo zeigen ſie ſich ſchwach, weil die Richtung der Faſern nicht gerade iſt; man pflegt ſie deswegen nur in kurzen Stücken an— zuwenden. — Im Allgemeinen iſt Holz von Stellen, die feucht, vor Winden geſchützt, ſchattig und dicht bewachſen ſind, ſchlechter zum Bauen und Brennen. 5) In Attika, wo Theophraſt lebte. 6) Unter Aſt wurzel iſt hier der Theil des Aſtes zu verſtehn, welcher im Stamme ſteckt. 1) Wenn ſie nämlich im Dickicht ſteht. i 1 4 Botanik der alten Griechen und Römer. Theophrast. Hist. plant. 5, 4, 2 seqq. Von Natur widerſteht der Fäulniß das Holz der Ente ke [xurragırrog], des Baum⸗Wachholders [xddoos], des Ebenholzbaums [Eee des Celtis [Awros]?), des Buchsbaums [nv&og], des zahmen Olivenbaums [Ada], des wilden Olivenbaums [xorwog], das kienichte der Kiefer [neixn], das des Mehlbeerbaums a? o), der Eiche [doög], der Kaftanie [xupia evßoixn]. An Dauer ſteht aber wohl kein Holz dem der Cypreſſe gleich; das, woraus neulich die Thüren des Tempels zu Epheſus gemacht wor— den, hatte ſchon vier Menſchenalter aufbewahrt gelegen; es nimmt auch allein einen Glanz an, und man gebraucht es daher au wichtigen Arbeiten. — Nächſt dem Holz der Cypreſſe und des Lebens— baums [O¼⁰ν e] ſoll das des Schwarzen Maulbeerbaums [ovxawıvos] der Fäulniß am beſten widerſtehn, auch ſehr feſt und gut zu bearbeiten ſein; im Alter wird es auch ſchwarz wie das des Celtis. Einige Hölzer widerſtehen der Fäulniß unter beſtimmten Um— ſtänden; fo das der Ulme [zreida] in der Luft, das der Eiche unter Erde und Waſſer; deswegen macht man die Fahrzeuge aus ihm, welche für Flüſſe und Seeen beſtimmt ſind. Im Meere fault es 1). Auch das Holz der Rothbuche lössy] ift unter Waſſer ſehr dauerhaft 12), eben ſo die Kaſtanie. Man ſagt, die Kiefer werde mehr als die Weißtanne von der Bohrmuſchel [reondwr] 13) beſchädigt; übrigens verſchone dieſe Muſchel kein Holz, als das des wilden und zahmen Oliven— baums. Sie treibt übrigens ihr Weſen nur im Meere; im Trocknen wird Holz von Thierchen zerfreſſen, die man Skolex und Thrips nennt 1%). Gegen die letzteren ſichert man die Schiffe dadurch, daß 8) Diospyros Ebenum, Retz. 9) Celtis australis, Linné. 10) Sorbus Aria, Crantz. 11) Jetzt wird das Gerippe der Seeſchiffe in Europa größtentheils aus Eichenholz gemacht, auch werden ſie meiſt mit Planken von Eichenholz be— kleidet. — Unter den griechiſchen Eichen mögen wohl welche ſein, die für See— ſchiffe nicht taugen. 12) Man macht aus ihm den Kiel der Schiffe gern. 13) Teredo navalis, Linne. 14) Crelne und Holy bedeuten die Schiffswerftkäfer, Cantharis I. Bäume, Werkholz. 5 man ſie theert und in's Meer bringt; gegen die Bohrmuſchel gibt es aber kein Mittel. — Von den Holzwürmern entſtehn einige aus eigenthümlicher Fäulniß, andre aber ſtammen von ihres Gleichen ab 15. Hierher gehört auch der ſogenannte Ceraſtes 10), welcher das Holz mit Löchern durchbohrt, die ſich wie Mauſelöcher hin und her wen— den; er meidet übrigens das ſtark riechende, das bittre und harte Holz, z. B. das des Buchsbaums, weil er es nicht durchnagen kann. Man ſagt auch, daß Weißtannenholz unter Waſſer nicht fault, wenn die Stämme im Safte gehauen und gleich geſchält wer— den. Das ſoll man zuerſt in der arkadiſchen Stadt Pheneos beob— achtet haben: Die dortige Flur hatte ſich, weil der Abzug verſtopft war, in einen See verwandelt. Nun wurden Brücken aus Tannen— holz gebaut, und wie das Waſſer höher ſtieg, mußten neue und wie— der neue über die alten gebaut werden. Wie dann endlich das Waſſer zum Durchbruch kam und abfloß, fand man das Holz unverſehrt. Auf der Inſel Tylos bei Arabien ſoll ein Baum wachſen, aus deſſen Holz man Spazierſtöcke ſchneidet, die ausgezeichnet ſchön und wie ein Tigerfell gefleckt ſind; dabei ſollen ſie ſchwer ſein, und wie Töpferwaare brechen, wenn man damit gegen etwas Hartes ſchlägt 17. Theophrast. Hist. plant. 5, 7. Ueber die Benutzung der einzelnen Holzarten iſt Folgendes zu ſagen: Das der Weiß— tanne, der Kiefer und des Baum-Wachholders paßt ſich vorzugsweis zum Schiffbau. Die dreirudrigen und langen Schiffe 19 fertigt man aus Tannenholz, wegen der Leichtigkeit; die gerun— deten 19) aus Kiefernholz, weil es nicht fault; zuweilen baut man auch aus ihm Dreirudrer, wenn es an Tannenholz fehlt. Die Bewohner Syriens und Phöniciens bauen ihre Schiffe aus Baum— navalis, Linné, die Bohrkäfer, Ptinus, Linné, die Holzweſpen, Sirex, Linné, u. ſ. w. Die Larven aller dieſer Thiere pflegt man Holzwürmer zu nennen. 62 15) Letzteres ſetzt man jetzt von allen voraus. 16) Wahrſcheinlich werden die Bockkäfer, Cerambyx, Linné, gemeint. 17) Vielleicht künſtlich gefärbte Stöcke. Das ſchöne Zebraholz, welches jetzt in Handel kommt, und auf welches die Beſchreibung der Farbe paßt, ſtammt wohl meiſt aus dem heißen Amerika; doch hat mir ein Freund auch welches aus Oſtindien mitgebracht. 18) Alſo die Kriegsſchiffe. 19) Die Laſtſchiffe. 6 Botanik der alten Griechen und Römer. Wachholder holz 20), weil fie wenig Kiefern haben. Auf Cypern macht man die Schiffe aus Pinien, denn dieſe wachſen dort, und ſollen zu dem benannten Zwecke beſſer ſein als die Kiefer. — Die Hauptmaſſe der Schiffe wird aus den genannten Hölzern gebaut; der Kiel der Dreirudrer aus Eichen holz, damit er aushält, wenn das Schiff an's Land gezogen wird; der Kiel der Laſtſchiffe aus Kiefer, auch beſohlt man ihn noch mit Eichen holz, wenn man das Schiff auf's Land ziehn will. An kleineren Fahrzeugen macht man den Kiel und die Beſchalung 2) aus Rothbuchen. Was das Schiff an Drechſelwerk 22) bedarf, wird aus Schwar— zem Maulbeerbaum [ovxduwos), Manna-Eſche [ae, Ulme [rredo] und Platane [mIaravog] gefertigt; es muß glatt und feſt ſein; das ſchlechteſte Holz iſt das der Platane, denn es fault ſchnell. An Dreirudrern macht man das Drechſelwerk auch aus Pi— nien holz, wegen feiner Leichtigkeit. Das Gerippe des Schiffes, an welchem die Beſchalung befeſtigt werden muß, und die Lager für die Ruder macht man aus Manna-Eſche, Schwarzem Maul⸗ beer und Ulme, denn ſie müſſen feſt ſein. Zum Hausbau benutzt man Weißtanne, Kiefer, Cy⸗ preſſe, Eiche, Baum-Wachholder [xddoog] ??) und Cypreſ⸗ ſen-Wachholder [aoxevdog] 2). Ueberhaupt werden im Haufe die meiſten Holzarten, theils zum Bau ſelbſt, theils zu Geräthſchaften, verwendet. Zu den meiſten Dingen iſt das Holz der Weißtanne brauch— bar, auch zu Schreibtafeln. — Zu Zimmerwerk iſt das älteſte Holz das beſte, wenn es nur nicht faul iſt. Zum Schiffsbau iſt feuchteres nöthig, weil es gebogen werden muß. — Linde [pävon] ift zu Verdecken der Kriegsſchiffe, zu Käſtchen und Maßſtäben tauglich; ihre Rinde [e] 25) zu Flechtwerk. Ahorn [opevdauvog] und Zygia c,,] 25, zu Bettſtellen und Jochen für's Zugvieh; Eibe 20) Hier kann auch die Ceder vom Libanon, Pinus Cedrus, Linné, mit gemeint ſein. | 21) Die Beſchalung nur fo weit fie immer unter Waſſer, es ſei denn, daß paſſenderes Holz gänzlich fehlte. 22) Die zum Takelwerk gehörigen Hölzer. 23) Juniperus excelsa, Bieberstein. 24) Juniperus phönicea, Linné. 25) Baſt. 255) Feldahorn? Weißbuche? I. Bäume, Werkholz. 7 — ue] zu Fußbänken und Dergleichen; Jlex-Eiche fue zu Achſen der Karren und zu den Jochen der Lyra und des Pfalter- inſtruments; Rothbuche l[ôSu] zu Frachtwagen und wohlfeilen Reiſewagen; Ulme zu Thüren und Wieſelfallen, bisweilen auch zu Frachtwagen; Felſenkirſche [ee 26) zu Wagenachſen und zu den Zugbäumen der Pflüge. Das Holz des Cypreſſen-Wach— holders iſt zum Haus- und unterirdiſchen Bau anwendbar, weil es nicht fault; eben ſo das der Kaſtanie, welches unter der Erde noch länger dauert. Buchsbaum dient zu Allerlei; jedoch iſt der vom Olymp zu kurz und äſtig. Vom Terpenthin baum (reges BowFos] werden nur die Früchte [xuonos] ??) und das Harz 9 zivn) gebraucht. Die Apharke [apdoxn] 28) dient zu Pfählen und Brennholz; die Breitblättrige Phillyrea [xluoroog]??) und Semyda 30) zu Spazierſtöcken. Lorbeer [daprn] liefert leichte Spazierſtöcke, namentlich für alte Leute. Weiden [frdu] verwendet man zu Schilden, Kiſten, Körben u. ſ. w. — Die beſten Häm— mer und Bohrergriffe werden aus wildem Olivenholz gemacht; doch nimmt man dazu auch Buchsbaum⸗, Ulmen- und Manna⸗ Eſchen holz, zu den großen Hämmern Pinienholz. Cato de re rust. 30. Gib den Ochſen Laub von Ulmen, Pappeln, Stieleichen, Feigen [frons ulmea, populnea, quernea, ficulnea], ſo viel du haſt; auch den Schafen gib grünes Laub, ſo viel du haſt. Halte das trockne Futter, das du eingeſcheuert, zu Rathe, und bedenke, wie lang der Winter iſt. Cato de re rust. 31, 2. Will man Werkholz [mate ries] ausgraben, jo thue man es bei abnehmendem Monde, Nach— mittags, und wenn kein Südwind weht. Das Holz iſt reif, wenn der Same ſsemen] des Baumes reif iſt. Man hüte ſich, das Holz im Thau abzufahren oder zu behauen ). Vitruvius de architectura 2, 9. Das Bauholz [ma- teries] muß vom Beginn des Herbſtes bis Ende Winters gefällt wer— 26) IImdos iſt mit Felſenkirſche überſetzt, in der Vorausſetzung, daß es mit zaddos, Prunus Mahaleb, Linné, einerlei ſei. 27) Die Früchte ſind eßbar, auch preßt man Oel daraus. 28) Phillyrea angustifolia, Linné. —? — 29) Phillyrea latifolia, Linné. 30) Cereis Siliquastrum, Linné. — ? — 31) Zu den angegebnen Vorſichts-Maßregeln iſt kein Grund vorhanden. 8 Botanik der alten Griechen und Römer. den. Man haut von der Einen Seite des Stammes bis zum Mark [medulla], und läßt den Stamm ſtehn, bis er ausgetrocknet iſt, wor— auf er vollends umgehauen wird. 7 | Die Weißtanne Jabies] hat ein leichtes Holz, wird nicht leicht von einer Laſt gebogen, ſondern hält ſich in der Balkenlage gerade, fault leicht. In Brand geräth ſie ſchnell und mit heftiger Flamme. Die Eiche ſquercus] hat in Werken unter der Erde eine end— loſe Dauer; wenn ſie aber von Feuchtigkeit berührt wird, krümmt ſie ſich und macht, daß Bauwerke, in welchen ſie verwendet wird, Riſſe bekommen. — Die Speiſeeiche [esculus] gibt ausgezeichnet gutes Bauholz, fault jedoch im Feuchten leicht. — Die Zirneiche [cerrus] und die Rothbuche [fagus] gehn leicht in Fäulniß über. Die Weiß⸗ und Schwarzpappel |populus alba et nigra], die Weide [salix], die Linde [tilia], die Müllen [vitex] haben ein hellfarbiges, lockeres Holz, welches bei Schnitzarbeiten leicht zu behandeln iſt. Die Erle lalnus] wächſt an Flußufern und hat vortreffliche Eigenſchaften, denn ſie gewinnt, wenn ſie an ſumpfigen Orten unter den Fundamenten der Gebäude eingerammt wird, unvergängliche Dauer, trägt gewaltige Laſten von Mauerwerk und erhält ſie ohne Schaden. Zu Ravenna ruhen alle Bauwerke auf eingerammten Erlenſtämmen. Im Trocknen dauert dagegen Erlenholz nur kurze Zeit. Das Holz der Ulme [ulmus] und Eſche [fraxinus] 22) krümmt ſich, wenn friſch, leicht; iſt es aber gehörig ausgetrocknet, ſo zeigt es ſich hart und zäh. | Das Holz der Weißbuche [carpinus] bricht nicht leicht, und iſt, weil es ſich leicht bearbeiten läßt, ſehr brauchbar. Die Griechen nennen dieſen Baum Zygia [Ci], weil fie aus feinem Holz das Joch [Cvyov] des Zugviehs machen. Das Holz der Cypreſſe [eupressus] und Pinie [pinus] biegt ſich, wenn friſch, ſehr leicht, zeigt aber eine ewige Dauer, da es weder Fäulniß noch ſchädliche Thierchen eindringen läßt. — Der Cypreſſen-Wachholder [cedrus]??) und der Wachholder 32) Fraxinus excelsior, Linné. 33) Juniperus phönicea, Linné. I. Bäume, Werkholz. 9 [juniperus] ?*) haben gleiche Vorzüge und gleiche Brauchbarkeit. Aus der Cypreſſe und Pinie gewinnt man Harz; aus dem Cypreſ— ſen⸗Wachholder ein Oel, welches Cedernöl heißt. Tränkt man mit dieſem Oele Bücher oder andre Gegenſtände, ſo werden fie weder von Gewürm [tinea], noch von Fäulniß beſchädigt. Die Blätter dieſes Baumes ſind denen der Cypreſſe ähnlich; die Adern [vena] des Holzes laufen gerade. Im Tempel der Diana zu Ephe— ſus ſteht ein daraus gefertigtes Bild der Diana; auch ſind in jenem Tempel ſo wie in andren Tempeln Decken damit getäfelt, welche eine ewige Dauer haben. Der Baum wächſt vorzugsweis in Kreta, Afrika und in einigen Gegenden von Syrien. Der Lärchenbaum [larix] ift nur den Städten bekannt, welche an beiden Ufern des Po und an den Küſten des Adriatiſchen Meeres liegen. Sein Holz wird nicht nur weder von Gewürm, noch von Fäulniß beſchädigt, ſondern nimmt auch vom Feuer keine Flamme an; nur wenn man es in einen Kalkofen zwiſchen andres Holz legt, verglimmt es in der Gluth allmälig, aber ohne ſelbſt zu brennen und ohne Kohle zu hinterlaſſen ?). Es iſt jo ſchwer, daß es vom Waſſer nicht getragen wird, muß alſo auf Schiffen oder auf Flößen von Tannenholz transportirt werden. — Uebrigens iſt die Art und Weiſe, wie die Römer die Vorzüge dieſes Holzes kennen gelernt haben, ſehr merkwürdig: Als der vergötterte Cäſar mit einem Heere an den Alpen ſtand, widerſetzten ſich die Bewohner einer kleinen Feſtung, welche Lärchenburg [Larignum!] hieß, feinen Befehlen. Der Feldherr gab Befehl, die Burg zu ſtürmen. Vor ihrem Thore ſtand ein Thurm, der aus lauter Lärchenholz gebaut war, und von deſſen Höhe die Vertheidiger Lanzen und Steine warfen. Cäſar ließ an den Thurm Reiſigbündel und brennende Fackeln ſchleudern; bald lo— derte die Flamme gen Himmel; die Römer erwarteten, daß der Thurm mit verbrennen und einſtürzen würde; er blieb aber ganz unverſehrt 50). Cäſar ließ nun die Burg außer der Schußweite mit einem Walle 34) Juniperus communis, Linné. 3) Das Lärchenholz brennt im Gegentheil fo gut wie andres Holz, gibt auch vortreffliche Kohlen. Daß Holz von erwachſenen Lärchenbäumen im Trock— nen und Naſſen äußerſt dauerhaft iſt, leidet keinen Zweifel. 6) Wahrſcheinlich war das Holz mit einem gegen Feuer ſchützenden Stoffe getränkt oder überzogen. 10 Botanik der alten Griechen und Römer. umgeben; die Einwohner unterwarfen ſich aus Furcht, und zeigten auf Befragen die Lärchenbäume, an denen die Gegend ſehr reich war. — Seitdem wird das Lärchenholz auf dem Po nach Ravenna und weiter geführt und vielfach benutzt. Wäre der Transport nach Rom leichter, ſo ſollte es auch in dieſer Stadt vielfach gebraucht werden. Es iſt auch gut für Tiſchlerarbeit. Sein Harz hat die Farbe atti— ſchen Honigs und iſt für Schwindſüchtige heilſam; ſeine Blätter glei— chen denen der Pinie. Virgil. Georgica 2, v. 110 seqq. An Flüſſen wächſt die Weide [salix], an Sümpfen die Erle lalnus], an Felſen die Manna-⸗Eſche [ornus] ); an Ufern wächſt die Myrte |myr- tus! am ſchönſten, an ſonnigen Hügeln der Weinſtock [Bacchus], an kalten Stellen die Eibe [taxus]. Nur in Indien wächſt das ſchwarze Ebenholz ſebenus] ), nur in Saba der Weihrauchſtrauch [turea virga] 30). In jenen Ländern ſchwitzt Balſam [balsamum] aus wohlriechendem Holze 40), und gedeihen die Beeren der immer— grünen Mimoſe [acanthus] 4). Die Serer 2) kämmen zarte Wolle [vellus] von Bäumen 53). In Indien gibt es Bäume, deren Wipfel kein Pfeil erreichen kann *“). Medien bringt den geſegneten Apfel [malum] hervor, deſſen Saft [succus] auf lange Zeit einen jämmer— lichen Geſchmack in den Mund bringt, der aber ein herrliches Mittel gegen Gift und Behexung bietet. Der Baum [arbos] iſt groß, dem Lorbeer ſehr ähnlich, hat aber einen andren Geruch. Der Wind ver— mag ſeine Blätter [folium] nicht abzuwerfen; die Blume [flos] wird von den Medern gebraucht, um dem Munde Wohlgeruch, dem ſchwa— chen Athem der Greiſe Kraft zu geben *)). 37) Fraxinus Ornus, Linné. 38) Diospyros Ebenum, Retz. 39) Die Beſchreibungen, welche die Alten vom Weihrauch-Baum oder Strauch geben, find äußerſt ſchwankend. Jetzt kommt Weihrauch von Amyris serrata (Boswellia serrata, Roxb.) aus Oſtindien. 40) Z. B. aus Amyris gileadensis, Linénin Arabien. 41) Iſt wohl die Mimosa nilotica, Linné, gemeint. Ihre Früchte nennt man jetzt Hülſen. 42) Chineſen. 3) Iſt Seide gemeint. a 24) Der Banyanenbaum, Ficus indica, Linné, wird 200 Fuß hoch. 25) Bezieht ſich auf Citrone und Pomeranze; die füße Apfelſine kannte man I. Bäume, Werkholz. . 11 Columella de re rust. 6, 3, 6. Im Sommer gebe man dem Rindvieh Laub zu freſſen, ſo viel es will, jedoch iſt das Laub erſt zu dieſem Behufe gut, wenn es reif iſt; am meiſten lobt man das von Ulmen, Eſchen, Pappeln [frons ulmea, fraxinea, populnea], am wenigſten das von Ilex- und Stiel-Eichen und von Lorbeer [frons ilignea, quernea, laurea], doch gibt man es nach dem Sommer, wenn andres fehlt. Man kann auch Feigen laub [frons fieulnea] verfüttern, wenn man es in Ueberfluß hat oder es ohne Schaden von den Bäumen ſtreifen kann. Blätter, welche Sta— cheln [spina] haben, taugen nicht für's Vieh; fo frißt es z. B. fei- nen Wachholder [Juniperus], weil die Blätter ſtechende Spitzen ſaculeus] haben. | Strabo 4, 6, 2 (tom. 2, pag. 74 ed. Tzschucke): An der Südſeite der Alpen ftehn im Lande der Ligurier Berge, die ſehr viel Schiffsbauholz [oö vavanyroıuog| liefern; die Stämme find groß [N ueyaröderdoog], und man findet dabei welche von 8 Fuß Durchmeſſer. Plinius, Hist. nat. 7, 2, 2. In Indien ſollen die Bäume ſo hoch werden, daß man nicht mit Pfeilen über ſie hinweg ſchießen kann; Das kommt von der Fruchtbarkeit des Bodens, von der Wärme und Feuchtigkeit. Unter einem einzigen Feigenbaume [ficus] 40) ſollen, was kaum glaublich, ganze Schwadronen von Reitern Platz finden; Rohrarten [arundo, harundo] ſollen dort fo hoch wer— den, daß aus Stücken, die von einem Knoten [internodium] des Stammes zum andern reichen, Kähne gemacht werden, welche drei Menſchen tragen). f Plinius 12, 12. Bäume waren die erſten Tempel der Götter, und noch jetzt weiht ländliche Einfalt vorzüglich ſchöne Bäume der Gottheit. Wir beten die Bildniſſe der Götter, welche von Gold und Elfenbein ſtrahlen, nicht ehrerbietiger an, als die ſtillen Haine [lucus]. Einzelne Bäume find beſtimmten Gottheiten geweiht; fo die Speiſeeiche [äsculus] dem Jupiter, der Lorbeer dem zu Virgils Zeit in Europa noch nicht, eben fo wenig die Kunſt, aus Citronen— ſaft und Zucker Limonade zu bereiten. ) Ficus indica, Linné; die Größe wird nicht übertrieben angegehen. 47) Bezieht ſich auf das Bambusrohr, Bambusa arundinacea, W., das man jetzt zwar noch 50 Fuß hoch, aber nur 1 Fuß dick findet. 12 Botanik der alten Griechen und Römer. Apollo, der Olivenbaum der Minerva, die Myrte der Venus, die Pappel dem Herkules. Ja wir glauben ſogar, daß vom Him— mel herab eigne Schutzgottheiten, Sylvane, Faune, und ganze Schaa— ren von Göttinnen den Wäldern gegeben ſind. — Bäume machten durch den Saft ihrer Früchte, die wohlſchmeckender ſind als die Feld— früchte [frux], den Menſchen milder von Sitten; von ihnen ſtammt das die Glieder erquickende Oel [olei liquor], der ſtärkende Wein [vinum], die vielen Früchte für den Nachtiſch. Tauſendfach iſt übri— gens die Anwendung der Bäume, ohne die wir jedenfalls nicht leben könnten. Mit (zu Schiffen verarbeiteten) Bäumen durchfurchen wir das Meer und bringen uns ferne Länder nahe; aus Bäumen bauen wir unſre Häuſer; aus Bäumen hat man die erſten Götterbilder ge— ſchnitzt. Man erzählt auch, daß Bäume daran ſchuld geweſen, daß die Gallier Italien überſchwemmt haben. Es hätte nämlich der hel— vetiſche Gallier Heliko zur Zeit, wo die Alpen noch für unüberſteig— lich galten, in Rom ein Handwerk gelernt, und dann trockne Feigen [ficusf, Trauben [uva], Oel und Wein bei feiner Rückkehr mitgenommen, und ſolche Herrlichkeiten hätten dann die Gallier zum Kriege gereizt, was man ihnen auch gar nicht verdenken kann. Plinius 12, 1, 5. Bei Veliträ, im Gebiete der Volſker, ſteht ein Baum, welcher mit ſeinen gewaltigen Aeſten verſchiedne Stockwerke und Bänke bildet, ſo daß Kaiſer Cajus auf ihm mit 15 Gäſten und der Dienerſchaft ſpeiſen konnte. Den Schatten gab der Baum ſelbſt, und der Kaiſer nannte dieſen Speiſeſaal ſein Neſt. Plinius 10, 16, 15. Die beſten Schindeln [scandula] liefert die Steineiche [robur] “), auch die von andren Eichenarten und von Rothbuchen [fagus] find gut. Am bequemſten iſt es freilich, die Schindeln aus Harzbäumen [quä resinam ferunt] zu machen, aber ſolche Schindeln ſind nicht dauerhaft, die von der Pi— nie [pinus] ausgenommen. Cornelius Nepos verſichert, Rom ſei 470 Jahre lang, bis zum Kriege gegen Pyrrhus, mit Schindeln ge— deckt geweſen. Jedenfalls haben einzelne Plätze Roms von Wäld— chen ihren Namen; ſo z. B. der Tempel des Jupiter Fagutalis von einem Buchenhain, der dort geſtanden hat, die Porta Quer- quetulana von Eichen, der Hügel Viminalis von Weidenzweigen [vimen], die man daſelbſt holte, und fo auch viele Haine [lucus], 48) Quercus sessiliflora, Sm. I. Bäume, Werkholz. 13 deren einige ſogar doppelt vorhanden find. Als das Volk [plebs] auf den Janikulus⸗Hügel ausgewandert war, machte der Diktator Quintus Hortenſius in einem Speiſeeichen-Haine [äsculetum] den Vorſchlag, daß Alles, was das Volk verordnen würde, für alle Quiriten verbindlich ſein ſollte. Plin. 16, 22, 35. Jede Art von Bäumen hat nur Blätter von Einer Geſtalt, ausgenommen die Pappel, der Epheu [hedera], der Wunderbaum [eroton, cici] *?). Es gibt 3 Arten von Pa p— peln, die weiße, die ſchwarze und die ſogenannte libyſche 50), welche letztere die kleinſten und dunkelſten Blätter hat, und wegen der an ihr wachſenden Schwämme ſehr geſchätzt wird 5). Das Blatt der Weiß pappel iſt oben weiß, unten grün 52). Bei der Weiß- und Schwarzpappel und beim Wunderbaum ſind die jungen Blätter kreisrund, die älteren eckig; dagegen werden die eckigen Blätter des Epheu ſpäter rundlich 53). Von den Blättern der Pappeln fliegt ein langes Wollhaar ab, das bei der Weißpappel weiß iſt 57). Die Blätter des Granat-[granatum] und Mandelbaums [amy- gdalus] find röthlich. Plin. 16, 38, 74. Auf die Güte des Holzes hat der Mond einen unendlich großen Einfluß, inſofern es, wie Alle glauben, am beften iſt, wenn es bei Neumond gefällt [sternere] wird. Jeden— falls hat Kaiſer Tiberius, als die Brücke auf dem für Luſtgefechte beſtimmten See abgebrochen war, befohlen, daß die Lärchenbäume [larix] zum Bau der neuen Brücke in Rhätien zur Neumondzeit ge— fällt [eädere] werden ſollten. Einige behaupten, wenn Holz am kürzeſten Tage des Jahres, bei Neumond, und zwar wenn der Mond unter der Erde ſei, alſo natürlich zur Nachtzeit, gefällt würde, da wäre es von ewiger Dauer. Einige verlangen auch, es ſolle zur Zeit des Aufgangs des Hundsſterns gefällt werden, und dieſe Vor— ſchrift ſoll beobachtet worden ſein, wie das Holz für den Marktplatz des Auguſtus beigeſchafft wurde. Als eine Merkwürdigkeit aus alter Zeit mag erwähnt werden, 49) Ricinus communis, Linns. 50) Unſre Weiß⸗, Schwarz- und Zitterpappeln. 51) Jetzt nicht mehr. ö 52) Iſt oben grün, unten weiß. 53) Die den Blüthen nahe ſtehenden. 54) Verwechslung mit der abfliegenden Samenwolle. 14 Botanik der alten Griechen und Römer. daß im erſten Puniſchen Kriege das Holz zur Flotte des Duillius 60 Tage, nachdem das Holz gefällt worden, ſchon auslief. Dagegen aber erzählt Lucius Piſo, daß gegen Hiero, König von Syrakus, binnen 45 Tagen 220 Schiffe gebaut worden ſind; und im zweiten Puniſchen Kriege iſt die Flotte Piſo's 40 Tage nach der Zeit, wo die Axt an die Bäume gelegt worden, unter Segel gegangen. Plin. 16, 40, 79. Für das dauerhafteſte Holz gilt Eben— holz, Cypreſſen holz, und das Holz des Baum-Wachhol— ders ſcedrus]. Sie haben ſich im Tempel der Diana zu Epheſus glänzend bewährt. An dieſem baute ganz Klein-Aſien 4 Jahrhun— derte; das Dach wurde aus Baum-Wachholderbalken gemacht. Aus was für Holz das Bild der Göttin geweſen, iſt nicht entſchieden. Die übrigen Schriftſteller behaupten, es ſei aus Ebenholz verfertigt geweſen; Mucianus, welcher dreimal Konful geweſen, und zu Denen gehört, die zuletzt und nach eigner Anſicht darüber geſchrieben, be— hauptet, es ſei aus Rebenholz [Ignum vitigineum] geweſen, und trotz der ſiebenmaligen Wiederherſtellung des Tempels nie gewech— ſelt worden. Die Thüren ſeien aus Cypreſſenholz, und trotz ihres vierhundertjährigen Alters noch wie neu. Cypreſſenholz wurde des— wegen gewählt, weil es von allen am längſten ſeinen Glanz bewahrt. — Auch auf der Burg zu Rom ſteht das cypreſſene Standbild des Vejovis noch, welches im Jahre der Stadt 661 geweihet wor— den. Merkwürdig iſt auch ein Apollotempel zu Utika, deſſen Balken aus Gegliedertem Lebensbaum [cedrus numidica] ss) ſich ſeit Gründung dieſer Stadt, alſo 1178 Jahre lang erhalten haben. Auch zu Sagunt in Spanien ſteht ein Tempel mit dem Standbild der Diana, das mit den Erbauern jener Stadt von der Inſel Zakyn— thus kam, und zwar, wie Bocchus angibt, 200 Jahre vor der Zer— ſtörung Troja's. Hannibal ſchonte dieſen Tempel aus heiliger Scheu, und die Wachholderbalken [juniperi trabs] halten ſich noch. — Im Allgemeinen kann man behaupten, daß ein Holz deſto längere Dauer hat, je ſtärker es riecht. Plin. 16, 42, 81. Bei uns bekommen manche Stämme, wenn ſie gefällt ſind, von ſelbſt Sprünge. Unſre Baumeiſter laſſen ſie daher mit Miſt beſtreichen, damit ſie während des Trocknens nicht von der Luft berührt werden. — Weißtanne ſabies] und Lärche 55) Thuja articulata, Vahl. I. Bäume, Werkholz. 15 [larix] vermögen auch wagrecht liegend eine Laſt zu tragen; Stein— eiche und Olivenbaum beugen ſich dagegen wagrecht liegend un— ter der Laſt. Alle Balken krümmen ſich, wagrecht gelegt und bela— ſtet, nach unten, die Dattelpalme dagegen nach oben 8). Wallnuß— holz [juglans] beugt ſich leicht. Will es brechen, fo knarrt es erſt; dadurch wurden in Antandrus die Badenden gerettet, denn ſie gewan— nen noch Zeit zum Entfliehen. — Zu Waſſerleitungen bohrt man Pinien [pinus], Rothtannen [picea] und Erlen hohl, und ſie dauern viele Jahre, wenn ſie unter Erde liegen, und immer auch von außen naß ſind. Unbedeckt verfaulen ſie bald. Plin. 16, 43, 84. Zu Furnieren [lamna], mit denen andre geringere Hölzer belegt werden, gebraucht man vorzugsweis den Gegliederten Lebensbaum [eitrus], den Terpenthinbaum [terebinthus], die Ahornarten laceris genus], den Buchs— baum [buxus], die Dattelpalme [palma], Stechpalme aquifolium], JIlex-Eiche ſilex], die Wurzel des Holunders [sambucus], die Pappel. Erlen ſalnus], Gegliederter Le— bensbaum und Ahorn liefern Maſerknollen [tuber] zu Furnie— ren; andre Maſern ſind werthlos. Je näher der Wurzel, je mehr und je feiner gewunden ſind die Maſerfiguren. Man furniert übri— gens auch Holz mit gefärbten Hornplatten, Elfenbein, Schildkrot. Unter Nero's Regierung ſind ſogar einige abenteuerliche Geiſter auf den Einfall gekommen, Schildkrot dem Holze durch Färben ähnlicher, ſomit theurer, aber freilich auch eigentlich ſchlechter zu machen. Plin. 16, 44, 85 bis 89. Die Lebensdauer einiger Bäume ſcheint unermeßlich. Von denen, deren Geſchichte man genau kennt, leben die von Scipio Africanus bei Liternum eigenhändig ge— pflanzten Olivenbäume noch jetzt, und eben dort eine Myrte von anſehnlicher Größe; darunter iſt eine Höhle, worin eine Schlange ſeine abgeſchiedene Seele bewachen ſoll s'). — Zu Rom ſteht ein Celtis [lotos] 5%) auf dem freien Platze vor dem Tempel der Lu— 56) Siehe bei der Dattelpalme die Anm. | 7) Die genannten, von Scipio gepflanzten Bäume müßten zu Plinius' Zeit etwa 4 Jahrhunderte alt geweſen ſein. Von einigen uralten, von einem Mäuer— chen umgebnen Olivenbäumen am Oelberg zu Jeruſalem, behaupten, wie Dr. Bagge erzählt, die dortigen Mönche, ſie ſtammten noch aus der Zeit des Heilands. 58) Celtis australis, Linné. „Zu Aix in der Provence“, ſagt F e, „ſteht 16 Botanik der alten Griechen und Römer. cina, der im Jahre Roms 379 gebaut wurde, und der Baum iſt jedenfalls älter als der Tempel, da die Göttin eben von dem Haine [lucus] den Namen Lucina führt. Dieſer Tempel iſt jetzt etwa 450 Jahre alt. Ein andrer Celtis am Tempel Vulkan's, den Romulus aus dem Zehnten der Beute erbaute, muß nach Maſſurius' Angabe ſo alt wie Rom ſelbſt ſein. Neben ihm ſtand eine eben ſo alte Cy— preſſe [cupressus], welche zu Ende der Regierung Nero's umge— fallen iſt. Aelter als Rom 59) iſt die Ilex-Eiche auf dem Vatikan; an ihr befindet ſich eine mit etruſkiſchen Buchſtaben aus Erz abgefaßte Inſchrift, welche beweiſt, daß der Baum ſchon damals heilig gehalten wurde. — Die Stadt Tibur iſt viel älter als Rom. Bei ihr ſtehen 3 Ilex-Eichen, die älter ſind als Tiburnus, der Gründer von Tibur, denn er ſoll neben ihnen zum Prieſter geweihet worden ſein. Der Sage nach ſoll die Platane [platanus] zu Delphi von Agamemnon's Hand gepflanzt ſein, eben ſo eine andre in dem arka— diſchen Haine Kaphyä. — Am Strande des Hellesponts, Ilium ge— genüber, ſtehn auf dem Grabmal des Proteſilaos Bäume, welche ſeit jener Zeit jedesmal, wenn fie fo hoch gewachſen find, daß fie Ilium ſehen, vertrocknen, dann aber wieder emporwachſen. — Neben der Stadt Ilium ſtehn auf dem Grabhügel des Ilus Eichen, welche damals gepflanzt worden fein ſollen, als man anfing, die Stadt Ilium zu nennen. Zu Argos ſoll noch jetzt der Olivenbaum ſtehn, an welchen dereinſt Argus die in eine Kuh verwandelte Jo gebunden hat. Im Pontus bei Heraklea ſind Altäre des Jupiter Stratios, und neben ihnen zwei von Herkules gepflanzte Stieleichen. In derſelben Gegend liegt der Hafen von Amykus, bekannt durch die Ermordung des Königs Bebryx. Deſſen Grabhügel wird ſeit der Zeit ſeines Todes von einem Lorbeerbaum beſchattet, den man den wahnſin— nigen nennt, weil auf jedem Schiffe, auf das ein Zweig davon ge— bracht wird, Zänkerei entſteht, die ſo lange dauert, bis der Zweig weggeworfen wird. In der Landſchaft Aulokrene, durch welche der Weg von Apamea nach Phrygien führt, wird eine Platane gezeigt, ein Celtis australis, der wenigſtens 500 Jahre alt iſt.“ (Siehe Bibliothèque latine — francoise, Pline par Ajasson de Grandsagne, liv. 16, page 327.) 59) Rom wurde 8 Jahrhunderte vor Plinius' Zeit gegründet. I. Bäume, Werkholz. 17 an welcher Apollo den von ihm beſiegten Marſyas aufgehängt, und ſchon damals ihrer Größe wegen gewählt haben ſoll. Eine Palme zu Delos ſoll aus der Zeit deſſelben Gottes ſtammen 0). Zu Olym— pia ſteht ein wilder Olivenbaum, von welchem Herkules den erſten Kranz erhalten, und den man noch jetzt deswegen heilig hält. Auch zu Athen ſoll der Olivenbaum noch ſtehn, welchen Minerva bei ihrem Wettſtreite gegen Neptun erſchaffen haben ſoll ). Eine kurze Lebensdauer haben dagegen die Granat— bäume [punica] 2), Feigen- und Apfelbäume, und zwar von letzteren die Frühſorten [präcox] eine kürzere als die Spätſorten [serotinus], die ſüßen [dulcis] eine kürzere als die ſauern [acutus]; das Letztere gilt auch für Granaten und Weinſtöcke. Gräcinus nennt Weinſtöcke, die 60 Jahre gelebt haben 52). — Es ſcheint auch, als ob am Waſſer wachſende Bäume ſchneller ſtürben. — Lorbeer-, Apfel- und Grauatbäume wachſen neu aus den Wurzeln, wenn ſie alt geworden. f Plin. 16, 44, 91. Auf dem Hügel Korne bei Tuſfkulum ſteht ein Buch en hain, der ſeit alter Zeit der Diana heilig iſt, und deſſen Zweige wie künſtlich beſchnitten ausſehn. Einen ausgezeichnet ſchönen Baum dieſes Haines hat noch in unſrer Zeit der Redner Paſſienus Criſpus, welcher zweimal Konſul war, ſo lieb gehabt, daß er ihn zu küſſen und mit Wein zu begießen pflegte. — In der Nähe dieſes 60) Indem Plinius von der Zeit des Apollo ſpricht, betrachtet er ihn offen- bar als einen alten Heros, den dann der Aberglaube der Menſchen vergöttert hat. 61) Wir erſehen aus den Angaben des Plinius, daß das Alter vieler Bäume weit über die ſichere Zeitrechnung hinausging. Die Verehrung, welche man da— mals manchen Bäumen erwies, ſchützte ſie Jahrtauſende hindurch. — In unſrer Zeit berechnet man das Alter der Bäume nach der Art ihres Wachsthums und nach ihren Jahresringen. So weiſt man nach, daß Affenbrodbäume am Senegal über 6000 Jahr alt ſind, Sabinobäume in Mexiko über 5000, der Drachenbaum auf Teneriffa 5000, der Eibenbaum zu Braburn in Schottland 3000, die Eiche bei Saintes, Departement de la Charente in- férieure, 2000 Jahr u. ſ. w. 62) Fe erwähnt, daß Granatbäume der Orangerie zu Verſailles mehrere Jahrhunderte alt ſind, und daß es ähnliche in Spanien gibt. 63) Ich habe in Ungarn Weinſtöcke geſehn, die 100 Jahr alt geworden, und dann als Merkwürdigkeit an der Hauswand aufgehängt waren. — Tee führt Beiſpiele von Weinſtöcken an, die 3 bis 4 Jahrhunderte gelebt. (S. Biblioth. lat.-frane., Pline l. 14, page 282.) 2 18 Botanik der alten Griechen und Römer. Haines ſteht eine Jlex-Eiche, deren Stamm 34 Fuß im Umfang hat 64). Plin. 17, 1, 1. Auch durch Geſetze iſt für die Erhaltung der Bäume geſorgt worden. In den Geſetzen der 12 Tafeln ſteht ausdrücklich, daß Derjenige, welcher ohne Fug und Recht fremde Bäume fällt, für einen jeden 25 Pfund Erz als Strafe erlegen muß. Tacitus, Germania 16. Die Germanen wenden beim Hausbau weder Bruchſteine, noch Ziegelſteine an; ſie bauen nur mit rohem Gebälk, ohne die geringſte Rückſicht auf Schönheit zu neh— men. Jedes Haus umgeben ſie mit einem Raum zum Schutz gegen Feuersgefahr. Palladius de re rust. 12, 15. Bauholz muß im No- vember und bei abnehmendem Monde geſchlagen werden. Die galli— ſche Weißtanne [abies] ift im Trocknen von ewiger Dauer. Die Lärche [larix] iſt äußerſt nützlich, da ſie weder angebrannt, noch in Kohle verwandelt werden kann 65). Pappel-, Weiden- und Linden holz werden zu Schnitzarbeit verwendet. Die Erle taugt gar nicht zu Bauten, dagegen vortrefflich zu Pfählen, die in naſſen Boden geſchlagen werden, um Gebäude zu tragen [si humidus locus ad accipienda fundamenta palandus estl. Die Pinie taugt im Feuchten nichts; doch habe ich erfahren, daß man in Sardinien die Pinienbalken [trabs]!, um fie im Voraus gegen Näſſe dauerhaft zu machen, 1 Jahr lang in einen Teich verſenkt, oder ſo am Mee— resufer im Sand eingräbt, daß jede Fluth über ſie wegrollt. Hesychius 1, 1734. Die Lacedämonier gebrauchten Holz⸗ ſtücke, die von Gewürm angenagt waren, zu Siegeln. Dieſe Kunſt ſoll Herkules erfunden haben. Nachtrag zum Werkholz. In Pompeji war das un— terſte Geſchoß der Häuſer maſſiv aus Stein gebaut; dagegen waren die oberen Geſchoſſe faſt aller Häuſer aus Holz, eben ſo die De— cken der Stockwerke, fo wie auch die Dachſparren und Thüren. Faſt 64) Mehrere jetzt noch ſtehende Eichen von 20 bis 47 Fuß Umfang habe ich in meiner Naturgeſchichte, Band 4, Seite 587 dritter Ausgabe, ange⸗ führt. Die älteſten davon werden auf 1500 bis 2000 Jahre geſchätzt. 65) Es iſt unbegreiflich, wie der irrige Glaube, daß Lärchenholz unver: brennlich ſei, den wir ſchon bei Vitruv gefunden, ſich bis auf Palladius, alſo mehrere Jahrhunderte hindurch, erhalten konnte. II. Wunderwerfe aus Holz. 19 alles zu dieſen Zwecken gebrauchte Holz iſt durch die Länge der Zeit verſchwunden; was noch übrig, iſt Holz von Nadelbäumen. II. Wunderwerke aus Holz. Herodot. 7, 90 u. 97. Als Xerxes gegen Griechenland zog, hatte feine Flotte 1207 Dreirudrer [roımonc] °%), im Gan⸗ zen aber, die Transportſchiffe hinzugerechnet, 4207 Fahrzeuge. Diodorus Siculus 20, 49 u. 50. Als. Demetrius dem Ptolemäus die Seeſchlacht bei Salamis lieferte, waren ſeine Schiffe auf's beſte mit Balliſten und Katapulten 67) ausgerüſtet; die größten Schiffe hatten 7 Reihen von Ruderbänken über einan— der, viele auch 6, oder 5, oder 4. a Plin. 16, 40, 76. Eine ungeheure Weißtanne [abies], welche 4 Klaftern im Umfang hatte, war auf dem Schiffe zu ſehn, auf welchem Kaiſer Cajus 68) den Obelisk und 4 große Blöcke, die als Unterlage dienen ſollten, aus Aegypten in den Vatikaniſchen Cirkus nach Rom hat ſchaffen laſſen. Nie hat man wohl auf dem Meere ein größeres Wunder geſehn als dieſes Schiff. Der Ballaſt allein beſtand aus 120,000 Scheffel Linſen [lens] 69). Die Länge des Schiffs betrug faſt eben ſo viel als die Länge der ganzen linken Seite des Hafens von Oſtia; dort ließ es Kaiſer Claudius verſenken. Plutarch., vita Demetrii 43. Ptolemäus Philopator hat ein Kriegsſchiff gebaut, das 280 Ellen lang und 48 Ellen hoch war; auf ihm befanden ſich 400 Matroſen, 4000 Ruderer, gegen 3000 Soldaten. Uebrigens war der ungeheure Bau ſchwerfällig und von geringer Brauchbarkeit. 0 Athenäus, Deipnosophistä 5, 37 seqq. Ptolemäus Philadelphus hat viele Könige an Reichthum, an Menge der Schiffe aber alle übertroffen. Er beſaß Schiffe von ungeheurer Größe, zwei, die 30 Reihen Ruderbänke über einander hatten, eins 66) Kriegsſchiffe mit 3 Reihen von Ruderbänken über einander. 7) Geſchützen. 68) Caligula. 69) Der römiſche Scheffel, modius, etwa 3 eines braunſchweiger Sinplens 2 * 20 Botanik der alten Griechen und Römer. mit 20 Reihen, vier mit 13, zwei mit 12, vierzehn mit 11, ſieben und dreißig mit 7; im Ganzen beſaß er über 4000 Schiffe. — Ptolemäus Philopator hat ein Schiff gebaut, welches 40 Rei— hen Ruderbänke über einander hatte [reooogezorrnong). Es war 280 Ellen lang, 38 breit, 48 hoch; es hatte 4 Steuerruder, jedes 30 Ellen hoch; die größten Ruder waren in der oberſten Reihe und 38 Ellen lang, und doch konnten ſie leicht bewegt werden, weil ſie am inneren Ende ſo viel Blei hatten, daß ſie mit ihrem Schwerpunkt auflagen. Das Vorder- und Hinterende des Schiffes theilte ſich in 2 Theile; es hatte 7 Schnäbel, der mittelſte war am längſten, die andren waren ſtufenweis kürzer. Das Ganze war ausgezeichnet gut und ſchön gebaut. Am Vorder- und Hintertheil hatte es Figuren von 12 Ellen Höhe. Das ganze Schiff war mit Bildern bemalt, die mit Wachsfarben aufgetragen waren. Der ganze Raum zwiſchen den Ruderbänken, bis zum Kiel hinab, war mit Epheulaub [xo- o ονοννν,]! und Thyrſusſtäben verziert. Bemannt wurde das Schiff mit 4000 Ruderern, 400 Matroſen, 2850 Soldaten; außerdem wa— - ren noch eine Menge andrer Menſchen und Proviant in großer Menge da. Das Gerüſt, welches dazu diente, das Schiff zu bauen und vom Stapel zu laſſen, war aus ſo viel Holz gebaut, daß man aus ihm 50 fünfrudrige 70) Schiffe hätte machen können. Das Schiff wurde von einer ungeheuren Menſchenmenge unter Geſchrei und Trom— petenklang in's Meer gezogen. Später erfand ein gewiſſer Phönix die Docks, d. h. künſtliche Baſſins, in welchen das Schiff auf einem Gerüſt ſtehen kann, wenn ſie waſſerleer ſind, dagegen flott wird, ſo— bald man durch die Thür Waſſer einläßt. f Derſelbe Ptolemäus Philopator hat auch ein Schiff für den Gebrauch auf dem Nile gebaut, welches 300 Fuß lang, 30 Ellen breit, faſt 40 Fuß hoch war, wobei das Zelt auf dem Verdeck mit gerechnet iſt. Das Schiff war unten flach, damit es nicht ſo leicht den Grund berühren möchte. Es hatte 2 Vorder- und 2 Hin— tertheile, und ragte hoch aus dem Waſſer hervor. Um das Schiff herum gingen 2 zum Spazierengehen eingerichtete Gallerieen. Im Innern des Schiffes und auf dem Verdeck waren zahlreiche Säle und andere Räume angebracht, alle reich geſchmückt mit Säulen, die zum Theil aus indiſchem Stein beſtanden, mit Gold, Elfenbein, Holz von 70, Mit 5 Reihen von Ruderbänken über einander, nAoio» nevrnpınor. II. Wunderwerke aus Holz. 21 Wachholder, Cypreſſe, Lebensbaum, marmornen Bildſäulen, pur— purfarbigen Tüchern, Gemälden u. ſ. w. Der Maſtbaum war 70 Ellen hoch, das Segel daran von Baumwolle (H 40, mit purpurfarbiger Kante. Athenäus, Deipn. 5, 40. Hiero, König von Syrakus, der treueſte Freund der Römer, hat ein Laſtſchiff bauen laſſen, das äußerſt merkwürdig war. Es wurde zu deſſen Erbauung auf dem Aetna ſo viel Holz gefällt, daß man 60 Dreirudrer daraus hätte machen können. Zu den Keilen, Rippen, Streben u. ſ. w. ſchaffte er noch andres Holz aus andren Theilen Siciliens und aus Italien bei; zu dem Tauwerk Spartgras Deuuνẽω '), Hanf [zavvapıg] und Pech [rirra] vom Rhonefluß u. ſ. w. Der Bau wurde vom korinthiſchen Baumeiſter Archias geleitet; der König war immer ganze Tage lang gegenwärtig und munterte die Leute auf. Binnen 6 Mo— naten war die Arbeit zur Hälfte vollendet, und jeder Theil des Schiffes ward, ſobald er fertig war, mit dünnen Bleiplatten über— zogen. Nun gab der König Befehl, das ſo weit fertige Schiff vom Stapel zu laſſen. Es wurde viel hin und her überlegt, wie Das an— zufangen, und der Mechaniker Archimedes brachte die ſchwere Aufgabe zu Stande, indem er mit Hülfe eines Flaſchenzugs, deſſen Erfinder er iſt, das Schiff durch wenige Leute in's Meer ziehn ließ. Dort ward das Uebrige in 6 Monaten vollendet, und das Ganze durch eherne Nägel feſtgemacht. Die meiſten ſolcher Nägel wogen 10 Pfund, viele waren aber auch um die Hälfte größer. An den Seiten waren die Ruderbänke, und zwar zwanzig Reihen über einan— der. Vom Innern des Schiffes war das unterſte Drittel für die Laſten beſtimmt, und mehrere Treppen führten hinab; das übrige Schiff war in Zimmer und Säle getheilt, deren Boden mit viereckigen Steinen aller Art belegt, und worauf die ganze Geſchichte der Iliade wunderbar künſtlich dargeſtellt war. Geräthe, Decken, Thüren waren ebenfalls ausgezeichnet künſtlich gemacht. Auf dem Oberdeck war ein Turnplatz und waren Promenadenwege, letztere umgeben von Ge— wächſen, die in irdnen und bleiernen Töpfen ſtanden. Auch ſtanden da Lauben lonr¹ñ von weißem Epheu [rröc Aevxög] 72) und 71) Stipa tenacissima, Linné. 72) Der weiße Epheu war Abart des gewöhnlichen und mochte wohl vor- zugsweis zum Vergnügen und Schmuck gezogen werden. 22 Botanik der alten Griechen und Römer. Weinſtöcken [anelos], deren Wurzeln [oda] in bleiernen Kübeln ſtanden, die mit Erde gefüllt waren, und wie die Blumen— töpfe begoſſen wurden. Das Zimmer, welches Aphrodiſion hieß, war mit Achat und den andren werthvollſten Steinen Siciliens gepflaſtert, ſeine Wände und Decken aus dem Holz von Cypreſſen, die Thü— ren aus Elfenbein und Gegliedertem Lebensbaum [Ivior]; auch war es prachtvoll mit Gemälden, Bildſäulen, Trinkgeſchirren ausgeſchmückt. Im Studirzimmer waren die Wände und Thüren aus Buchsbaum l[abos]; in ihm ſtand die Bibliothek [Pıufduodrzn]. In jeder Seite des Schiffes waren 10 Pferdeſtälle. Der Waſſer— behälter war aus Holz gemacht und gepicht; daneben befand ſich ein Behälter, der aus Holz und Blei gebaut, mit Meereswaſſer gefüllt und mit vielen Fiſchen bevölkert war. Auch an Küchen, Mühlen u. ſ. w. fehlte es nicht. Das ganze Schiff war mit ſchönen Ge— mälden geſchmückt. — Auf dem Schiffe ſtanden 8 Thürme; jeder derſelben wurde mit 6 Soldaten beſetzt, welche mit Steinen und Pfei— len kämpfen konnten, denn mit beiden waren die Thürme gefüllt. Um das Schiff lief eine Vertheidigungsmauer; auch war ein von Archimedes gebautes Geſchütz da, welches Steine von 3 Centner Schwere und Spieße von 12 Ellen Länge auf die Entfernung von 600 Fuß warf. An jedem der 3 Maſten waren 2 Geſchütze ange— bracht, welche mit Widerhaken verſehene Speere und Bleiklumpen gegen die Feinde ſchleuderten. Rings um das Schiff liefen eiſerne Spitzen, über die kein Feind leicht eindringen konnte. Ueberall waren Enter— haken, welche von Maſchinen in feindliche Schiffe geſchlagen werden konnten. An der Mauer des Schiffes, an den Geſchützen, ſelbſt in den Maſtkörben, die von Erz waren, ſtanden Bewaffnete. Den Maſt— körben wurden die Steine und Geſchoſſe in Körben vermittelſt Rollen und Winden überliefert. — Beladen wurde das Schiff mit 60,000 Scheffeln Getreide [orros], 10,000 Töpfen mit ſicilianiſchem Pökel— fleiſch, 20,000 Centnern Wolle und eben ſo viel andrer Waare, au— ßerdem mit dem Proviant der Mannſchaft. — Wie nun Alles fertig war, bemerkte Hiero, daß das Schiff für alle Häfen der Welt zu groß war, und beſchloß, es dem Ptolemäus, König von Aegypten, zu ſchenken, denn in deſſen Reiche war gerade Mangel an Getreide. So wurde es denn nach Alexandria geſchafft und dort auch unterge— bracht. — Hiero beſchenkte auch den Dichter Archimelas, welcher ein Gedicht auf das bewußte Schiff machte, mit eintauſend Scheffeln III. Feuerzeug. 23 Getreide, trug auch die Koſten des Transports in den Piräus. — Das Gedicht lautete aber folgendermaßen und alſo: „Wer hat auf Erden dies ungeheure Fahrzeug gebaut? Wel— cher Fürſt hat es mit unzerreißlichen Tauen vom Stapel gelaſſen? Wie iſt der Kiel auf eichenen [devoyos] Stützen gezimmert, mit welchem Beile iſt die Maſſe bearbeitet worden, die ſich ſo hoch er— hebt wie das Haupt des Aetna, und an Breite einer eykladiſchen Inſel gleich kommt? Gewiß haben Giganten den Bau vollführt, um auf ihm gen Himmel zu ſteigen; denn die Maſtkörbe erheben ſich bis zu den Sternen. — Eine auf den gewaltigen Schultern des Schiffes ſtehende Inſchrift bezeugt, daß Hiero, Sohn des Hierokles, Be— herrſcher Siciliens, dem ganzen Griechenland das Schiff und die Fracht als Geſchenk überſendet. — Du, Neptun, en es auf den Wogen des Meeres.“ III. Feuerzeug. Theophrast. Hist. plant. 5, 9, 6. Feuerreibzeug [rvoetov] macht man aus vielerlei Holz, am beſten aber aus Epheu [zerrös] und aus Waldrebe [aIoaydvn] s); die letztere iſt ein Strauch, der dem Weinſtock ähnelt und auch eben ſo an Bäumen emporkletteft. Von dem genannten Holze fertigt man die Unterlage [Eoyaoa], das Reibholz [TO ον] aber aus Lorbeer. Zuweilen nimmt man auch die Unterlage und das Reibholz von gleichem Holze. Auch Wegdorn [oc] iſt namentlich zur Unterlage paſſend; zum Reibholz ebenfalls Wegdorn, ferner Jlex-Eiche 19, Linde [αον²¾²ð ] und faſt jedes Holz, das vom Olivenbaum ausge— nommen. Alle dieſe Hölzer fangen leichter bei Nordwind Feuer als bei Südwind, und leichter auf Höhen als in Tiefen. Seneca, Naturales quästiones 2, 22. Feuer bekommt man auf zweierlei Art: entweder man ſchlägt Funken aus einem Steine '), oder man reibt zwei Stücke Holz gegen einander. Es paßt jedoch für dieſen Zweck nicht ein jedes, aber jedenfalls iſt Lor— beer- und Epheuholz dazu paſſend. 13) Clematis Vitalba, Linné, und Clematis eirrosa, Linné. 74) S. Virgil. Aen. 1, v. 178. 24 Botanik der alten Griechen und Römer. Plin. 16, 40, 77. Kundſchafter im Lager und Hirten haben die Entdeckung gemacht, daß man, wenn's an Feuerſtein fehlt, Holz als Feuerzeug ſigniarium] brauchen kann. Man reibt nämlich Holz gegen Holz, am beſten Lorbeer gegen Epheu, und fängt dann das Feuer mit einem trocknen Zunder [fomes] auf, wozu ſich Schwamm [fungus] und trockne Blätter am beſten eignen. IV. Heizung. — — Für die Küche [eulina] ſchreibt Columella de re rust. 1, 6, 3 vor, „daß ſie groß und hoch ſein ſoll, hoch aus dem Grunde, damit die aus Balken beſtehende Dede [contignatio] nicht anbrennt“. — Horatius, Od. 1, 9, läßt im Winter die Stube gehörig heizen, und ſagt: „Siehſt du, wie der Berg hoch mit Schnee be— deckt iſt, wie die Bäume ſich unter der Laſt beugen, wie Eis die Flüſſe deckt? Heiz' ein! Lege einen tüchtigen Haufen Holz auf den Herd [focus], und wärme uns auch von innen mit altem Sabiner— wein!“ — Virgil, Eel. 8, v. 49, läßt ſeine Hirten im Winter am Herde ſitzen und dort luſtig ſingen: „Hier iſt der Herd, hier fetter Kien [täda] und ein tüchtiges Feuer; die Pfoſten find vom ewigen Rauche ſchwarz; um die Kälte des Nordwinds kümmern wir uns hier nicht im geringſten.“ — Plinius der Jüngere, Epist. 2, 17, läßt in ſeiner laurentiniſchen Villa einen Raum heizen, und von dieſem aus die Wärme nach Belieben in verſchiedene Zimmer leiten und verbreiten. — Seneka, Ep. 90, p. 577, behauptet, die Erfindung, verſchiedene Zimmer durch in den Wänden angebrachte Röhren zu heizen, ſei neu. — Man vergleiche auch Statius, Sylvä 1, 5, 17; Pallad. de re rust. 1, 20. — Plutarch, Apophth. reg. t. 1, p. 717 W., läßt im Winter während des Schmauſes eine Kohlpfanne [Lcd], auf welcher ein Feuerchen brennt, in's Zimmer tragen, und erzählt, „daß Alexander der Große auch Weihrauch [Aßovwrog] in das Feuerchen geworfen haben wollte“. — Plutarch erzählt auch, Sympos. 6, 7, pag. 692, „daß Ana⸗ charſis die griechiſche Sitte, Zimmer mit Kohlen, alſo ohne Rauch, zu heizen, gelobt habe“. 7 IV. Heizung. . 25 Von der Einrichtung, welche Plinius der Jüngere er— wähnt, Wärme von einem geheizten Raume aus zu verbreiten, findet ſich bei den Griechen wohl keine Spur. Von Schornſteinen findet man in den Schriften der Alten, in ihren noch vorhandenen Bildern, in den aus ihrer Zeit ſtammen— den Ruinen feine beſtimmte Spur. — Im Allgemeinen beſtand jeden- falls die Sitte, den Rauch, der ſich jedesmal von ſelbſt gegen die Decke erhebt, durch ein unter dieſer und über dem Herde angebrach— tes Fenſter (zonvodorn, Rauchfang, Herodot. 8, 137) abziehn zu laſſen. Dieſer Rauchfang wird auch mit dem Worte Fenſter, 9 oc, bezeichnet, z. B. Anthol. lib. 2, cap. 32, pag. 229. Dabei kann man ſich für die Küche auch eine in's Freie gehende Thür, wenn der Rauch bei Gegenwind läſtig werden ſollte, geöffnet denken. — Dieſelbe Einrichtung findet man noch jetzt in den Sennhütten; ferner ſind z. B. ſeit Menſchengedenken die zum Theil ſehr großen Häuſer der Holſteiner Bauern ſo eingerichtet, daß der Küchenherd ſammt Zu— behör ſich in der großen Hausflur befindet, und ein offnes Feuer hat, deſſen Rauch ſich an der Decke der Hausflur verbreitet und durch deren Ritzen empor in die Stroh- und Heuvorräthe zieht. Erſt in neuerer Zeit iſt hier und da mitten durch dieſe Vorräthe hindurch ein Schornſtein gebaut worden. — Ländlich, ſittlich. In Wohnzimmern mußte natürlich der Rauch, welchen man im Winter durch auf dem Herde brennendes Holz erzeugte, oft läſtig werden. Daher ſagt Vitruv 7, 3: „In Zimmern, worin Feuer und wo viele Lichter gebrannt werden, müſſen glatte [purae] Geſimſe ſein, die man leicht vom Ruße reinigen kann; Zimmer und Säle, die für den Sommer beſtimmt ſind, wo kein Feuer ge⸗ brannt wird, kein Rauch [fumus] iſt, wo kein Ruß [fuligo] ſcha⸗ den kann, find mit Stuckatur zu verzieren [cälatä sunt facien- dae].“ — In der Halle [atrium] des Hauſes war der Rauch ganz einheimiſch, und die daſelbſt aufbewahrten Bilder der Vorfahren wur— den von ihm geſchwärzt. Cicero in Pison. 1; Seneca, Ep. 44; Juvenal. Sat. 8, 6. Ueber Das, was man in alten ausgegrabenen Gebäuden in Hinſicht auf Heizung der Zimmer beobachtet hat, ſagt Winkelmann in ſeinen Anmerkungen über die Bäder der Alten Folgendes: 1) Von Kaminen findet ſich in Zimmern keine Spur. In einigen Zim— mern der Stadt Herkulanum fanden ſich Kohlen, woraus man ſchließen 26 Botanik der alten Griechen und Römer. kann, daß daſelbſt kein andres als Kohlenfeuer, ſich zu erwärmen, üblich geweſen iſt. Man trifft auch jetzt in den gewöhnlichen Bür— gerhäuſern in Neapel keinen Kamin an, und Diejenigen, die ſowohl hier als in Rom, auch unter Perſonen von Stande, eine genaue Re— gel der Geſundheit beobachten, heizen auch nicht durch Kohlen. In den Villen aber, welche außer Rom auf erhabnen Orten lagen, hat— ten die Alten die hypocausta 's). So fanden ſich unter den Zim:- mern einer tuſkulaniſchen Villa, die bei dem Graben des Grundes zum jetzigen Gebäude entdeckt wurden, unterirdiſche Kammern in der Höhe eines Tiſches, allezeit zwei und zwei unter einem Zimmer. Dieſe Kammern waren von Ziegeln und mit Leimen gemauert. In ihrer oberen Decke waren viereckige Röhren von Thon eingemauert, welche in das Zimmer über dieſelben ihre Oeffnung hatten. Solche Röhren waren auch innerhalb der Mauern dieſes Zimmers fortge— führt, und hatten in einem andern Zimmer über jenes, d. i. im zwei— ten Geſtock, ihre Oeffnung vermittelſt eines Löwenkopfes von gebrann— ter Erde. In die Kammern wurden durch ein viereckiges Loch Koh— len geſchüttet, deren Hitze durch beſagte Röhren hinaufzog.“ Der gelehrte Johann Beckmann hat die erſten zuverläſſigen Zeugniſſe von Schornſteinen im Jahr 1347 gefunden. Siehe deſſen Beiträge zur Geſchichte der Erfindungen, Band 2, Stück 3, S. 441. V. Räuchern. Hesio d., Opera et dies, v. 627, und Virgil., Georg. 1, v. 175, hängen Holzwerk in den Rauch [xanvös, fumus], um es dauerhafter zu machen; — Cato de re rust. 162 räuchert [suspen- dere in fumo] Schinken. — Colum ella de re rust. 8, 3, 1 glaubt, der Rauch ſei den Hühnern ſehr gedeihlich, legt alſo den Hühnerſtall neben dem Backofen oder der Küche an, ſo daß der Rauch hinein ziehen kann. — Plin. 19, 5, 24 räuchert [fumo siccare] die zu Kalabaſſen beſtimmten Kürbiſſe [eucurbital; — Palladius de re rust. läßt den Rauch auf die Böden [granarium] ziehn, wo Lupinen [lupinus] aufbewahrt werden. Er räuchert auch mit ſtin— 15) Von unten heizende Räume. V. Räuchern. 27 kenden Dingen gegen Schlangen und böſe Geiſter. — Virgil., Georgic. 3, v. 414, räuchert mit wohlriehendem Wachholder [cedrus] und Galbanum [galbanum] 7e) gegen Schlangen. — Columella 7, 8, 7 räuchert [fumo colorare] Käſe ??); — er ſtellt ferner 1, 6, 19 u. 20, wie auch Martial. 10, 36, 1, die mit Wein gefüllten Gefäße in den Rauch, trocknet auch friſches Brenn— holz in der Räucherkammer [fumarium]. — Kaiſer Heliogabal heizte und räucherte [vaporare], wie Aelius Lampridius 31 erzählt, ſeine Zimmer ohne Holzkohlen, nur indem er indiſche wohl— riechende Stoffe verbrannte. Theophrast. 5, 9, 5 ſagt über den Rauch, den die Höl— zer geben: „Friſch gehauenes Holz gibt viel Rauch; Hölzer, die überhaupt viel Rauch geben [dvszanvos], find Platane, Weide, Pap— pel, Weinſtock, Dattelpalme; Chäremon nennt die letztere einen Erz— rauchverbreiter [dvszanvöraros). Am ſchärfſten ift der Rauch vom zahmen und wilden Feigenbaum und von allen Bäumen, die wie die— ſer Milchſaft enthalten [Guo ng]. Schält man aber ſolche Hölzer, legt ſie in fließendes Waſſer und trocknet ſie dann, ſo geben ſie durch— aus keinen Rauch [axunvorerog] und eine ſehr milde Flamme.“ Cato de re rust. 130 räth, Holz mit Abgang vom Olivenöl [mit amurca] zu tränken, damit es beſſer brenne und weniger rauche. — Plin. 15,3, 8 erwähnt gleichfalls dieſen von Cato gegebenen guten Rath. — Ulpian ſagt, Digest. lib. 32, 1, 55, 7: „Sollen wir gebrannte Scheite oder andres Holz, welches, damit es keinen Rauch mache, von Feuer ausgedörrt worden iſt [alia ligna cocta, ne fu- mum faciant], zu dem Holz, oder zu den Kohlen rechnen, oder für etwas Beſonderes? Letzteres iſt paſſender.“ Solche ligna cocta wa- ren wohl bis zum Braunwerden geröſtete Scheite. VI. Kohlen. Theophrast. Hist. plant. 5, 9. Die beſten Kohlen [@v$oa5] kommen von dem feſteſten Holze, wie vom Mehlbeer- 1) Bubon Galbanum, Linné, oder Ferula Ferulago, L. 77) Die Schweizer Sennen räuchern den Zieger. 28 Botanik der alten Griechen und Römer. baum [aela] is), der Eiche [oops] “?), dem Erdbeerbaum [zouaoos] e). Ihre Kohlen find ſehr feſt, geben daher das dauer— hafteſte und kräftigſte Feuer; man ſchmilzt daher mit ihnen die Sil— bererze. — Die ſchlechteſten Kohlen find die eichenen [dosiwog]*®). Kohlen von älterem Holz ſind geringeren Werthes als die von jün— gerem, am geringſten die von halbabgeſtorbenem [yeodrdgvor]; dieſe ſpringen namentlich leicht. Die beſten Kohlen liefern Bäume, die in voller Kraft ſtehn. — Beſſer ſind die Kohlen von ſonnigen, trocknen, nach Nord geneigten Stellen, als die von ſchattigen, feuchten, nach Süd gelegnen. Uebrigens braucht man zu verſchiednen Zwecken auch verſchiedne Kohlen. Zu manchen ſucht man weiche, wie zu den Eiſenarbeiten die der Kaſtanie [xooda evßoixn], in Silberhütten die von Pinien [av900& nırdivos). Auch werden dieſe von Handwerkern gebraucht. Die Schmiede ziehen die der Kiefer [ardou& neixıvog] denen der Eichen [avIoa& Ögviwog] vor, denn, obgleich an ſich ſchwä— cher, halten ſie ſich doch vor dem Gebläſe beſſer, indem ſie nicht ſo leicht verlöſchen. Zum Kohlenbrennen ( i] ſucht man gerades und glattes Holz aus, denn man muß es ſo dicht als möglich auf ein— ander ſchichten, damit es nur ſchwelt e mv zanvısw). Sit der Ofen [rauwog] rings zugeklebt, jo bringt man Feuer hinein [E80 r], und ſticht von Zeit zu Zeit mit dünnen Spießen Löcher. ** VII. Gras und Heu. Cato de re rust. 9. Steht dir Waſſer zu Gebote, fo lege recht viele Wieſen [pratum] an, die bewäſſert werden können [pra— 78) Sorbus Aria, Crantz. 79) Wahrſcheinlich iſt die Ziegen-E iche, Quercus Aegilops, Linné, gemeint, welche nach Sibthorp's Zeugniß jetzt in Griechenland Be beften Kohlen gibt. S. Walpole, Mem. p. 237. 80) Arbutus Unedo, Linné. 81) Ob hier die Kohlen von Eichen durch einen Schreibfehler (jedoch weicht kein gutes Manuffript ab) für ſchlecht erklärt werden, während fie kurz vorher als gut angegeben waren, oder ob hier eine andre Eichenart gemeint ſei, iſt nicht VII. Gras und Heu. 29 tum irriguum]; fehlt es an Waſſer, ſo lege wenigſtens recht viele trockne an. Varro de re rust. 1, 49. Hört das Gras [herba] der Wieſen [pratum] auf zu wachſen und beginnt vor Hitze dürr zu werden, ſo muß es mit Sicheln abgeſchnitten, dann mit Gabeln ge— wendet werden, bis es dürr iſt, endlich in Bündel gebunden und in die Villa gefahren werden. Nun kratzt man die Stoppeln [stipula] von der Wieſe mit Harken und legt fie dem Heuvorrath [fönisicia] bei. Iſt Dies geſchehn, fo werden die Wieſen noch geſichelt [sicilire], d. h. es wird Dasjenige noch mit Sicheln weggeſchnitten, was die Heumäher [fönisex] beim erſten Schnitt haben ſtehn laſſen, nach wel— chem die Wieſe noch ganz höckrig ausſieht 92). b Columella de re rust. 2, 16. Der Landmann bedarf für ſein Vieh mancherlei Futter, namentlich aber auch Heu [fönum!. Daher muß er auch ſeine Wieſen, denen die alten Römer den erſten Rang in der Landwirthſchaft einräumten, gehörig hegen und pflegen. Marcus Porcius 83) hebt beſonders hervor, daß die Wieſe keinen Schaden durch Wetterſchlag leidet wie die Feldfrüchte, daß ſie einen ſehr geringen Aufwand erfordert und doch jährlich ihren Ertrag gibt, und zwar einen doppelten, indem ſie eben ſo viel friſches Gras zur Trift [pabulum], als Heu für die Scheuer liefert. — Wir unter— ſcheiden trockne Wieſen [siccaneum pratum] und Bewäſſerungswie— jen [riguum pratum]. Iſt der Boden fruchtbar und fett, fo be- darf er keine Bewäſſerung, und das Heu gilt für beſſer, wenn es auf einem von Natur fruchtbaren Boden gewachſen, als wenn es durch Waſſer hervorgelockt iſt. Das Letztere muß jedoch auf magrem Boden geſchehn, und wo Waſſer zu Gebote ſteht, kann auch der ma— gerſte als Wieſe benutzt werden. Uebrigens darf man weder eine Vertiefung wählen, wo ſich das Waſſer ſammeln, noch einen ſteilen Abhang, an dem es ſchnell herabſtürzen kann. Ein ſanfter Abhang zu ſagen. Jedenfalls hat man die Kohlen unſrer Stein- und Stieleiche für Schmelzöfen gern. 82) Die Beſchreibung der Heuernte kann man ſich nur dadurch erklären, daß man annimmt, die Sicheln hätten dicke Klingen, wie krumme Meſſer, ge— habt, und man hätte immer nur Das abgeſchnitten, was man mit der linken Hand gepackt, wie es jetzt noch bei der Getreideernte geſchieht. — Senſen hat— ten die Alten nicht. 83) Cato. 30 Botanik der alten Griechen und Römer. ſchadet nicht. Am liebſten hat man aber doch eine Fläche, die ſich ein wenig ſenkt, ſo daß Regen und künſtlich darauf geleitetes Waſſer ganz allmälig abzieht. An ſumpfigen Stellen muß das Waſſer in Gräben geleitet werden; denn Uebermaß an Waſſer iſt eben ſo ſchlimm für das Gras wie Mangel. Co lum. de r. r. 2, 17. Die Kultur der Wieſen erfordert mehr Sorgfalt als Anſtrengung. Erſtlich darf man daſelbſt weder Strünke von Bäumen oder Sträuchen, noch Dornen, noch allzu ſtarkes Gras dulden. Dergleichen muß im Herbſt ausgerottet werden, z. B. Brombeeren [rubus], Geſträuch ſvirgultum], Binſen [jun- cus], oder im Frühjahr, wie Cichorien ſintubum]. Schweine dürfen auf der Wieſe nicht weiden, weil ſie den Boden aufwühlen; auch darf ſchweres Vieh auf ihnen nur gehn, wenn der Boden trocken iſt, weil ſonſt die Hufe zu tief einſinken und die Wurzeln des Gra— ſes beſchädigen. — Magre Abhänge müſſen im Februar bei zuneh— mendem Monde 85) mit Miſt gedüngt werden. Alle Steine und ſon— ſtige Dinge, die der Sichel im Wege ſein könnten, müſſen abgeleſen werden. Alte, mit Moos [muscus] überzogene Wieſen befreit man von dieſem, indem man es auskratzt und dann Grasſamen aus der Scheuer aufſtreut, oder indem man Miſt auffährt; jedoch iſt Aſche das beſte Mittel, um Moos auszurotten. Das Geſagte bezieht ſich auf Wieſen, die ſchon als ſolche vor— handen ſind. Kommt es dagegen darauf an, neue anzulegen, oder verdorbene neu in Stand zu ſetzen, ſo iſt es oft vortheilhaft, den Boden erſt zu pflügen, denn eine alte Wieſe gibt, wenn ſie umge— pflügt ift, oft einen hohen Ertrag. Es wird alſo ein ſolcher zur Wieſe beſtimmter Boden im Sommer mehrmals mit dem Pfluge ge— wendet, dann im Herbſt mit Rüben [rapum], Reps [napus], oder Bufbohnen [faba] beſät; im folgenden Jahre mit Getreide. Im dritten wird er ſorgſam gepflügt, und mit Wicken [vicia], die mit Heuſamen [semen föni] gemengt find, beſät. Dann werden die Schollen [gläba] mit Hacken [sarculus] klein geſchlagen, mit Eggen lerates] geebnet, auch werden die kleinen Hügel, die ſich da bilden, wo die Egge ſich wendet, dem Boden gleich gemacht, damit gar nichts bleibt, woran die Sichel des Mähers [könise ] ſich ſtoßen könnte. Die Wicke bleibt ſo lange ſtehn, bis ſie ganz reif iſt, 84) Die Berückſichtigung des Mondes hilft nichts. VII. Gras und Heu. 31 und ſchon eine Anzahl Samen auf den Boden hat fallen laſſen. Dann wird ſie ſammt dem Graſe gemäht, gebunden und weggeſchafft. Iſt der Boden feſt, ſo kann man ihn nun wäſſern, wenn Waſſer zu hä— ben iſt. Iſt er aber locker, ſo darf man nicht eher eine etwas große Maſſe Waſſer darauf laſſen, als bis er dicht mit Graswurzeln durch— zogen iſt; ſonſt würde das Waſſer die Erde mitnehmen und die Wur— zeln des Graſes bloß legen. Auch das Vieh darf nicht auf die junge Wieſe gehn; dieſe wird gemäht [faleibus desecare], jo oft das Gras emporgewachſen iſt. Erſt im zweiten Jahre geſtattet man dem kleinen Vieh nach der Heuernte [fönisicium], auf eine ſolche Wieſe zu gehn, wenn ſie trocken und zur Trift günſtig gelegen iſt. Im dritten Jahre kann auch das große Vieh auf ihr weiden, wenn ſie feſt und dauerhaft iſt. Noch iſt darauf zu ſehen, daß die magerſten und die höchſten Stellen der Wieſe im Februar mit Heuſamen und Miſt beworfen werden. Iſt die Höhe gedüngt, ſo führt Regen oder Bewäſſerung die Kraft auch auf die tiefer liegenden Theile. Aus eben dem Grunde düngt man die Höhen der Aecker ſtärker als die Tiefen. Colum. de r. r. 2, 18. Das Heu wird am beſten zur Zeit gemäht, wo es erwachſen, aber noch nicht dürr iſt; man be— kommt dann mehr, und es gibt ein wohlſchmeckenderes Futter für das Vieh ab. Beim Dörren hat man darauf zu ſehn, daß es weder zu trocken, noch zu friſch eingefahren wird. Das allzu trockne iſt ſtroh— artig, das allzu friſche geht in der Scheuer [tabulatum] in Fäulniß über, erhitzt ſich auch oft ſo, daß Feuer und Flamme emporſchlägt. Wird gemähetes Heu auf der Wieſe vom Platzregen durchnäßt, ſo läßt man es ruhig liegen, bis es obenweg wieder von der Sonne abgetrocknet iſt. Erſt dann wird es gewendet [convertere], und wenn es auf beiden Seiten trocken iſt [siccare], wird es auf Schwa— den [striga] gebracht und in Bündel [manipulus] gebunden. Nun bringt man es ſo bald als möglich unter Dach und Fach, oder baut, wenn Das nicht möglich iſt, Schober [meta] aus ihm, die ſo ſpitzig als möglich ſind. So wird das Heu am beſten vor Regen geſchützt; auch haben die Schober, abgeſehn von dem Schutz gegen Regen, das Gute, daß das Heu in ihnen ſchwitzt und ſo die noch vorhandne Feuchtigkeit verdunſten läßt. Auch wenn man Heu unter Dach bringt, thut man wohl, es erſt nur auf gut Glück aufzuſchichten, und es ſpäter, nachdem es geſchwitzt hat, da feſtzubanſen, wo es bleiben ſoll. — 32 Botanik der alten Griechen und Römer. Palla d. de r. r. 1, 32. Die Scheuern [repositio], wo Heu, Spreu [palea], Holz, Rohr [canna] aufbewahrt wird, müſſen trocken, luftig und weit von der Villa gelegen ſein, damit die Feuers— gefahr vermindert wird. a x Pallad. de r. r. 9, 4. Im Auguſt muß man die Triften [pascuum] in Brand ſtecken, damit die Sträuche [frutex] bis auf den Strunk [stirps] abbrennen, und die Gräſer [herba] nach dem Brande deſto freudiger wachſen [lätius succederel. VIII. Landwirthſchaft. a. Allgemeines. Cato de r. r. 141 88). 5 Cicero de senectute 15, 51. Die Freuden der Landwirth— ſchaft haben einen unglaublichen Reiz, können ſelbſt von Greiſen ge— noſſen werden, und ſind zugleich diejenigen, welche ſich für den Wei— ſen am beſten paſſen. Die Erde iſt dem Landmann immer gehorſam, und gibt, was ihr gegeben wird, immer mit Zins, und oft mit gro— ßem, zurück. Uebrigens ſind es nicht bloß die Früchte, welche Ver— gnügen gewähren; auch die Beobachtung der Art und Weiſe, wie ſie wachſen und gedeihn, gewährt eine herrliche Unterhaltung. Iſt der Boden gepflügt [subigere] und aufgelockert [mollire], ift der Same [semen] geſtreut, fo wird geeggt [occare], dann öffnet ſich all— mälig das warm und feucht liegende Korn und treibt ein grünes Pflänzchen [herbescens viriditas]; dieſes befeſtigt ſich nach unten durch die Wurzelfaſern fibra stirpis], wächſt allmälig empor [adole- scere], treibt einen durch Knoten in Abtheilungen gebrachten [geniculatus] Halm [culmus], verſteckt ſich in Scheiden [va- gina], ſteigt endlich aus dieſen heraus, entfaltet die Aehre [spi- cum] und Frucht [frux], und ſchützt ſich durch Grannen [arista], wie wenn es Paliſaden wären, gegen das Anpicken kleiner 85) Cato ſchreibt vor, wie man opfern und beten ſolle, um Segen für feine Landwirthſchaft zu erflehn. Die Stelle iſt ſchon in meiner Zoologie der alten Griechen und Römer, Seite 188, gegeben. * VIII. Landwirthſchaft. a. Allgemeines. 33 Vögel. — Eben ſo intereſſant iſt die Entſtehung, die Pflanzung, das Gedeihen des Weinſtocks, wunderbar die Entſtehung großer Bäume aus winzigen Kernen [granum], die Vermehrung der Pflanzen durch Ableger [propago]. — Es iſt höchſt merkwürdig, wie der Weinſtock, welcher ſich ſelbſt nicht zu tragen vermag, mit ſeinen Wickelranken ſelavicula], wie mit Händen, die Stützen packt und emporrankt, und wie dann der Winzer kommt, und ihn künſtlich fo beſchneidet, daß er nicht verwildern [silvescere] kann; es iſt fer- ner ein wahrer Genuß, zu beobachten, wie im Frühjahr an den Gliedern [articulus] des Weinſtocks die Knoſpe [gemma] ent- ſteht, aus welcher ſich die Traube [uva] entwickelt, wie dieſe nun durch den Saft der Erde, durch die Sonnenwärme wächſt, anfangs ganz ſauer ſchmeckt, dann aber reif und ſüß, dabei aber durch das Laub [pampinus] vor allzu großer Sonnengluth geſchützt wird. — Auch das Bewäſſern ſirrigatio], das Graben [fossio], das abermalige Umgraben [repastinatio], das Düngen gewährt Un- terhaltung; auf Saatfeldern und Wieſen, in Weinbergen und Ge— büſchen, in Gärten und Obſtpflanzungen, bei den Heerden, bei den Bienen, bei den bunten Blumen, beim Säen [consitio] und beim Pfropfen ſinsitio] iſt Freude und Luft. Cicero de senect. 16, 55. Der Landbau erhält das ganze Menſchengeſchlecht, und gewährt Dem, der ihn betreibt, Alles was zum Leben und zur Verehrung der Götter gehört. Denn eines wackern und fleißigen Gutsherrn Weinkeller, Oelkeller, ſo wie auch die Speiſekammer iſt ſtets gefüllt; auf dem ganzen Landgut herrſcht Wohlſtand; an Schweinen, Böckchen, Lämmern, Hühnern, Milch, Käſe und Honig iſt reichlicher Vorrath; den Garten nennen ja die Land— leute ſelbſt ihre andere Speckſeite 8%). Vogelfang und Jagd, die eine Beſchäftigung der Mußeſtunden ſind, vermehren noch die vorhandenen Herrlichkeiten. Dabei weidet ſich das Auge an dem reizenden An— blick grüner Wieſen, an der Pracht der Baumreihen, der Weinberge, der Olivenpflanzungen; kurz die Landwirthſchaft gewährt das Gute und Schöne in reichſter Fülle. Diodorus Sic. 1, 74. Im Lande der Aegyptier bilden die Bauern eine eigne Kaſte. Sie pachten vom Könige, von den 86) Weil, wie eine Speckſeite, fo auch der Garten ſich durch vielfältigen Nutzen für den Haushalt auszeichnet. 3 34 Botanik der alten Griechen und Römer. Prieſtern und Soldaten das urbare Feld für eine geringe Summe, und beſchäftigen ſich beſtändig mit deſſen Bearbeitung. Und weil ſie von Kindheit an bei den Geſchäften des Ackerbaues erzogen ſind, ſo ſind ſie auch durch lange Erfahrung in ihrem Geſchäfte weit klüger als die Bauern andrer Nationen. Die Natur des Landes, die Ueber— ſchwemmung, die Zeit der Saat und Ernte, alles Das kennen ſie ganz genau. 0 Dio d. Sic. 1, 36. In Aegypten beginnt der Nil zur Zeit der Sommer-Sonnenwende zu ſchwellen, wächſt bis zur Herbſt-Nacht— gleiche, und bewäſſert das Land, welches zu dieſer Zeit theils brache liegt, theils beſät oder bepflanzt iſt, wobei er zugleich immer neuen Schlamm anſetzt. Das Ueberſchwemmungswaſſer fließt ſehr ſanft, und kann nach Belieben, und ſo oft man will, durch kleine Dämme von einem Felde abgehalten oder darauf geleitet werden. Sind die Felder wieder trocken, ſo wird meiſt der Samen ohne Weiteres dar— auf geworfen, und dann durch Viehheerden eingetreten. Nach Ver— lauf von 4 oder 5 Monaten wird dann geerntet, ohne daß in der Zwiſchenzeit eine neue Arbeit vonnöthen. Einige pflügen auch den überſchwemmt geweſenen Boden ganz flach. Bei andren Völkern wird der Ackerbau mit großen Koſten und großer Mühe betrieben. Dio d. Sic. 2, 37. Wenn andre Länder von Feinden über— ſchwemmt werden, bleiben die Aecker unbeſtellt. In Indien dage— gen, wo die Bauern für heilig und unverletzlich gelten, bearbeiten dieſe neben den feindlich einander gegenüber ſtehenden Heeren ganz ruhig das Feld. Die Soldaten bringen nur Soldaten um's Leben, fügen aber den Bauern, als den gemeinſchaftlichen Wohlthätern, kein Leid zu. Eben fo ſchonen fie alle Wohnungen und Wälder. Dio d. Sic. 2, 40. In Indien bilden die Bauern eine eigne Kaſte, und zwar bei weitem die zahlreichſte. Sie ſind von Kriegsdienſt und jeder andren Leiſtung für den Staat frei, und be— ſchäftigen ſich nur mit dem Ackerbau. Sie werden von Freund und Feind für gemeinſchaftliche Wohlthäter gehalten und von niemand beleidigt. Sie wohnen mit Weib und Kind immer auf dem Lande, und kommen gar nicht in die Stadt. Dem Könige geben ſie Pacht für das Land; denn ganz Indien iſt königliche Domäne, und kein Privatmann darf Land beſitzen. Plin. 18, 2, 2. Romulus ſetzte vor allen Dingen $lur- priefter [arvorum sacerdos] ein, die Söhne ſeiner Amme Acca 0 VIII. Landwirthſchaft. a. Allgemeines. 35 Larentia, und machte ſich ſelbſt zum zwölften Bruder unter ihnen. Er gab ihnen als Auszeichnung einen Aehrenkranz [spicea corona, der von einer weißen Binde zuſammen gehalten wurde. Das war der erſte Kranz bei den Römern. Die Ehre dieſes Prieſterthums endet nur mit dem Leben, und geht ſelbſt dann nicht verloren, wenn die Flurprieſter des Landes verwieſen oder in Gefangenſchaft ſind. Damals genügten jedem Römer 2 Morgen Landes, und keinem wurde mehr zuertheilt; dagegen iſt in neuer Zeit den Sklaven des Nero ein ſolches Maß für ihre Luſtgärten zu klein geweſen. Auch die Fiſchteiche ſollen ja jetzt größer ſein, als 2 Morgen Landes. — Numa gebot, den Göttern Feldfrüchte [frux] zu opfern, beim Beten geſalzenes Mehl [mola salsa] zu ſtreun, und, wie Hemina angibt, das Getreide [far] zu röſten, weil er es ſo für geſünder hielt. Er erreichte dieſen Zweck jedoch nur dadurch, daß er erklärte, nur gerö— ſtetes Getreide gäbe ein reines Opfer. Er ſtiftete auch die Forna— kalien, ein Feſt zum Röſten |torrere] des Getreides; zugleich ftif- tete er das eben fo heilige Feſt für die Ackergrenzen [terminus agrorum]. Man kannte damals vorzugsweis ländliche Gottheiten; jo die vom Säen [serere] benannte Göttin Seja, und die von der Saat [seges] benannte Segesta. Wir ſehen deren Standbilder noch im Cirkus. Die dritte dieſer Gottheiten innerhalb eines Hauſes zu nennen, gilt für Sünde. — Niemand koſtete damals neue Feldfrüchte oder neuen Wein, bevor die Prieſter die Erſtlinge davon geopfert hatten. 2 Plin. 18, 3, 3. Ein Joch [jugerum] Landes nannte man jo viel, als man in Einem Tage mit Einem Geſpann [jugum] Ochſen umadern ſexarare] konnte. Aktus lactus] nannte man ein Stück, das die Ochſen mit dem Pfluge in Einem Zuge 8”) pflügen konnten; dies waren 120 Fuß. Das Doppelte machte ein jugerum. — Das reichſte Geſchenk, das man Feldherrn und tapfern Bürgern gab, beſtand in ſo viel Land, als Jemand in Einem Tage pflügend mit einer Furche umgeben kann; auch gab jeder Römer ihnen ein Geſchenk, das aus einem Quartarius oder einer Hemina Getreide beſtand. Aus der Landwirthſchaft ſtammen die erſten Beinamen der Römer; Pilumnus z. B. hieß Derjenige, welcher die Mörſerkeule 7) Ohne daß ſie ausruheten und gefüttert wurden. 36 Botanik der alten Griechen und Römer. [pilum] erfunden hatte, Piſo Der, welcher das Stampfen des Ge— treides erfunden. Die Familie Fabius hat von Bufbohnen [faba], die Familie Lentulus von Linſe [lens], die Familie Ci— cero von Kicher [eicer] ihren Namen. Von der Familie der Ju— nier hieß einer Bubulcus, weil er das Rindvieh vorzüglich gut zu behandeln wußte. — Unter den gottesdienſtlichen Gebräuchen galt keiner für heiliger als diejenige Vermählung, bei welcher ein Opfer von Spelt gebracht wurde [confarreatio] 8%); der neu vermählten Frau trug man einen Speltkuchen [farreum] vor. — Wer feinen Acker ſchlecht beſtellte [colere], wurde vom Cenſoͤr getadelt, wogegen es, wie Cato ſagt, für das größte Lob galt, wenn der Cenſor Je— manden für einen guten Landwirth erklärte. — Wer bei Nacht auf Ackerland ſtehende Früchte diebiſch abgeweidet oder abgeſchnitten hatte, wurde nach den Geſetzen der 12 Tafeln, wenn er erwachſen war, mit dem Tode beſtraft, und der Ceres 8“) zu Ehren gehängt; ein Unmündiger ſollte dagegen, je nach dem Ausſpruch des Prätors, ge— peitſcht werden, oder einfachen oder doppelten Schadenerſatz geben. — Bei der Eintheilung des Volkes galten die Ländlichen Tribus [tribus] für die beſten, und umfaßten diejenigen römiſchen Bürger, welche Land beſaßen. In eine Städtiſche Tribus verſetzt zu werden, galt für ſchimpflich, weil damit der Vorwurf der Trägheit verbunden war. — Früherhin ſchlief und ruhte man auf Stroh [stramentum]. — Sogar der Ruhm wurde dem Spelt [ador] zu Ehren adorea 90) genannt. N Plin. 18, 3, 4. Unter ſolchen Umſtänden war Getreide zur Gnüge vorhanden und, ohne daß eine Provinz Italien zu ver— ſorgen brauchte, unglaublich wohlfeil. — Nach Vertreibung der Kö— nige wurde jedem Bürger erlaubt, bis 7 Joche Landes zu beſitzen; ſpäter durch das Geſetz des Licinius Stolo bis 500. Er ſelbſt wurde übrigens nach ſeinem eignen Geſetze zur Strafe gezogen, weil er im Namen ſeines Sohnes mehr beſaß. ) Daher war die auf dieſe Art in Gegenwart des Pontifex Maximus, des Flamen Dialis und von zehn Zeugen vollzogene Ehe auch die vollgültigſte und ſtrengſte, hatte aber auch große Vorrechte. Sie konnte nur durch eine ähn— liche Handlung (diffarreatio) gelöſt werden. 89) Göttin der Feldfrüchte. 9%) „A farris honore adoream appellabant”, ſagt Plin. — Far und ador ſind gleichbedeutend. VIII. Landwirthſchaft. a. Allgemeines. 37 In alter Zeit bebauten unſre Feldherrn mit eigner Hand ihre Felder; und man darf wohl annehmen, daß ſich die Erde ſelbſt über den mit Lorbeer bekränzten Pflug und über den durch Triumphe be— rühmten Pflüger gefreut habe. Dem Serranus wurden ſeine Ehren— ftellen übertragen, wie er gerade mit Säen |serere] beſchäftigt war, und ſo erhielt er jenen Namen. Dem Cincinnatus überbrachte der Staatsbote die Diktatur, wie er ſeine 4 Joche Landes am Vatikan pflügte; fie heißen jetzt noch die Quintiſchen Wieſen ?). — Heut zu Tage wird das Land von Sklaven bearbeitet, deren Füße gefeſſelt, deren Hände verdammt 2), deren Geſichter gebrandmarkt find. — Das kann die Erde doch nur mit Widerwillen dulden. Plin. 18, 3, 5. Auch bei den Ausländern hat es für eine paſſende Beſchäftigung für Könige und Feldherrn gegolten, über den Landbau zu ſchreiben. Das haben z. B. die Könige Hiero, Phi— lometor, Attalus und Archelaos, die Feldherrn Xenophon und Mago der Punier gethan. Als das römiſche Heer Karthago erobert hatte, ſchenkte unſer Senat die dortigen Bücherſammlungen den kleinen Für— ſten Afrika's; die 28 Schriften des Mago 9°) hielt er aber in Ehren, und ließ ſie in's Lateiniſche überſetzen, obgleich der ältere Cato da— mals ſchon über den Landbau geſchrieben hatte. — Auch unter den Weltweiſen, den ausgezeichneten Dichtern, den berühmten Schriftſtel— lern ſind tüchtige Landwirthe geweſen. Ich habe deren Namen in der Einleitung zu meinem Buche genannt, erwähne aber ganz beſon— ders den Marcus Varro, welcher ſich noch in ſeinem ein und acht— zigſten Lebensjahr entſchloß, über die Landwirthſchaft zu ſchreiben. Plin. 18, 4, 5. Bei den Römern iſt der Ackerbau weit älter als der Weinbau [vitium cultural. Plin. 18, 5, 6. „Willſt du ein Landgut [prädium] kau⸗ fen“, ſagt Cato, „ſo übereile dich nicht. Bei der Landwirthſchaft darfſt du keine Mühe ſcheun, am wenigſten bei dem Ankauf von Län— derei fager]. Einen ſchlechten Kauf bereut man jedesmal. Wer Land 91) Er hieß Lucius Quinctius Cineinnatus. 92) „Verdammt“, weil fie ſich durch Diebſtahl, Mord u. ſ. w. verſündigt hatten. 9) Dieſer Mago lebte wohl um's Jahr 520 vor Chriſtus. Seine von den alten Römern viel geprieſenen und viel benutzten Schriften ſind verloren gegangen. 38 Botanik der alten Griechen und Römer. kaufen will, der hat ſich vor Allem nach dem Waſſer, den Wegen, dem Nachbar umzuſehn.“ — Jeder dieſer Ausſprüche hat ſeinen wich— tigen und unzweideutigen Gehalt. — Uebrigens gibt Cato den Rath, darauf zu achten, ob ſich die Nachbarſchaft in glänzendem Zuſtand befindet; „in einer guten Gegend“, ſagt er, „glänzt Alles.“ — At— tilius Regulus, der im Puniſchen Kriege zweimal Konſul war, that den Ausſpruch, „auch in der fruchtbarſten [fecundus] Gegend dürfe man kein ungeſundes Landſtück kaufen, und eben ſo wenig ein kerngeſundes in einer ausgeſogenen [effetus])”. — Ob ein Land un- geſund ſei, kann man nicht jedesmal nach der Farbe der Einwohner beurtheilen, weil dieſe ſich mit der Zeit auch an die verderblichen Einflüſſe gewöhnen. Uebrigens ſind manche Gegenden nur in ge— wiſſen Jahreszeiten geſund; allein man kann nur diejenige für geſund erklären, die es das ganze Jahr hindurch iſt. — Schlecht iſt jedes Land, mit dem der Beſitzer immerfort zu kämpfen hat. — Cato räth auch, „darauf zu ſehn, daß genug Arbeitsleute zu haben, und daß eine volkreiche Stadt in der Nähe ſei, daß die Ausfuhr zu Schiff und zur Achſe leicht ſei, daß die Gebäude und Einrichtungen in gutem Stande ſeien“. Hierin täuſcht ſich, wie ich ſehe, gar Mancher, in— dem er glaubt, die Nachläſſigkeit des früheren Beſitzers komme ihm, dem neuen Käufer, zu Gute; aber nichts bringt mehr Schaden, als ein verwahrloftes Grundſtück. Daher ſagt Cato, „man kaufe von einem guten Beſitzer vortheilhafter, und dürfe die von ihm getroffe— nen Einrichtungen nicht auf gut Glück verwerfen“. Für das Ein— träglichſte auf einem Landgut hält Cato den Weinſtock, und zwar mit Recht, weil dieſer wenig Ausgaben verurſacht; nächſtdem hält er be— wäſſerte Gärten [riguus hortus] für das Beſte, und auch Das mit Recht, wenn nämlich eine Stadt in der Nähe. — Von den Wieſen [pratum] ſagten die Alten, fie wären ſtets fertig [paratus]. — Derſelbe Cato antwortete ferner auf die Frage: „wovon man den reichlichſten Gewinn hätte?“ „von gut benutzten Triften.“ „Und weiter?“ „Von mittelmäßig benutzten.“ — Der Sinn dieſer Aus— ſprüche geht dahin, daß da am meiſten zu gewinnen, wo am we— nigſten aufgewendet wird. — Nach den verſchiedenen Verhältniſſen kann ſich's natürlich auch anders geſtalten. — Cato ſagt ferner, ſäen und pflanzen müſſe man von vorn herein immer darauf los, mit dem Bauen dürfe man ſich nicht übereilen. Plin. 18, 6, 7. Jedes Landgut [fundus] muß mit der VIII. Landwirthſchaft. a. Allgemeines. 39 auf ihm ſtehenden Villa [villa] in richtigem Verhältniß ſtehn. — Nach dieſem Grundſatz haben freilich Lucius Lucullus und Quintus Scävola nicht gehandelt. Die Villa des Scävola war zu klein für die Ernte, das Landgut des Lucullus zu klein für die Villa. — Ca— jus Marius, der fiebenmal Konſul war, hat im Miſeniſchen eine Villa mit ſo viel Geſchick gebaut, daß Sulla erklärte, mit ihm ver— glichen wären alle Andren blind geweſen. An Sümpfen und Flüſſen darf man ſein Haus nicht baun. Ho— mer erklärt mit Recht, die Aab iking der Flüſſe vor Anbruch des Morgens ſei ſchädlich. Plin. 18, 6, 8. Als Merkwürdigkeit muß ich doch auch einen Fall erzählen, wo das römiſche Volk über einen die Landwirthſchaft betreffenden Streit abgeurtheilt hat. Cajus Furius Chreſimus ge— wann von ſeinem kleinen Gute weit mehr als ſeine Nachbarn von ihren großen; und ſo klagten ihn denn neidiſche Menſchen an, als ob er durch Hexerei fremde Früchte auf ſeinen Grund und Boden verſetzte. Er wurde vor den Curuliſchen Aedil Spurius Albinus geladen, und mußte ſeine Verurtheilung gewärtigen, da die Tribus entſcheiden ſollten. Er brachte denn all ſein Ackergeräth nach Rom auf den Marktplatz, auch ſein rüſtiges, gut verpflegtes und gut ge— kleidetes Geſinde, ſeine vortrefflich gearbeiteten eiſernen Werkzeuge, ſchwere Hacken, ſchwere Pflugſcharen, und ſeine gut gefütterten Ochſen. Dann ſprach er: „Dies, ihr Quiriten, ſind meine Hexenkünſte; die Anſtrengung, mit der ich bei Tag und Nacht gearbeitet, und den Schweiß, den ich vergoſſen, kann ich euch freilich nicht vorzeigen und mit auf den Markt bringen.“ — Er wurde einſtimmig freigeſprochen. Plin. 18, 7, 10. Je nach der Zeit der Ausſaat unterſcheidet man Winter⸗ und Sommerfrucht [frumentum hibernum et ästivum]. — Einen Theil der Weizenarten [tritici genus! ſäet man zu Grünfutter für's Haarvieh, eben ſo von den Hülſenfrüch— ten [legumen] die Wicken [vicia]; gemeinſchaftlich für Vieh und Menſchen die Lupinen. Der Samen [fructus]! aller Feldfrüchte [satum] ſitzt entweder in Aehren [spica], wie bei dem Weizen [tritieum] und der Gerſte [hordeum], und wird auch noch durch Grannen [arista] wie durch Paliſaden vor Vögeln und kleinen Säugethieren geſchützt; oder er iſt in Hülſen [siliqua] eingeſchloſſen, wie bei den Hül— ſenfrüchten; oder in Kapſeln [vasculum], wie bei Seſam 40 Botanik der alten Griechen und Römer. [sesima, sesama] und Mohn [papaverl. — Gemeiner Hir⸗— f „ ) und Welſcher Hirſen [panicum] 9s) werden den kleinen Vögeln leicht zur Beute, weil ihr Samen ohne Schutz und nur von Spelzen [membrana] umſchloſſen iſt. Der Welſche Hirſen ſpanicum] hat feinen Namen von den Riſpen [pani- cula] “e) an der ſchlaffen, ſchwankenden Spitze; feine Samen [gra- num] drängen ſich dicht zuſammen und bilden einen faſt fußlangen Kolben [phobal. — Beim Gemeinen Hirſen krümmen ſich die den Samen tragenden Fäden wie gewimpertes Haar. — Vom Wel⸗ ſchen Hirſen gibt es mehrere Sorten, theils indem ſich der Kol— ben verſchieden verzweigt, theils indem die Samen weiß, oder ſchwarz, rothbraun, purpurfarbig ſind. — Aus Gemeinem Hirſen bereitet man auf verſchiedene Weiſe Brod d), aus Welſchem ſelten. Aber keine Getreideart [frumentum] iſt ſchwerer, und keine quillt beim Kochen ſo ſehr. — Der vor etwa 10 Jahren aus Indien einge— führte Hirſen [milium] 9%) iſt dunkelfarbig, großkörnig, hat einen Stamm wie Rohr [arundineus culmus]; er wird bis 7 Fuß hoch, hat ſehr große Kolben [phobal, und gibt von allen Feldfrüchten den reichſten Ertrag. Er verlangt feuchten Boden. Plin. 18, 7, 11. Von Gerſte |hordeum] wiegt der Mo- dius 15 Pfund, von Bufbohnen 22; ſchwerer ift Spelt [far] und noch ſchwerer der Weizen [triticum]. — In Aegypten dient Olyra ſolyra] 9) als Getreide [far]. Plin. 18, 7, 12. In den verſchiednen Ländern werden ver- ſchiedene Sorten [genus] von Weizen [triticum] gebaut. Der beſte Weizen möchte aber wohl in Hinſicht auf die weiße Farbe und das Gewicht der italiäniſche ſein. Schon Sophokles hat in ſeinem Trauerſpiele Triptolemos das weiße italiäniſche Getreide geprieſen. 94) Milium, es, ift der Gemeine Hirſen, Panicum miliaceum, Linné. 95) Panicum, &Avuos, weklvn, ift der Welſche Hirſen, Panicum ita- licum, Linné. 96) Wahrſcheinlich hat die Riſpe ihren Namen von panicum, und dieſes den ſeinigen von panis. 97) Jetzt nicht mehr. g 98) Dieſer indiſche Hirſen iſt der Sorgho, Holcus Sorgho, Linné (An- dropogon Sorgho). 99) Wahrſcheinlich eine Weizen- oder Speltforte. — VIII. Landwirthſchaft. a. Allgemeines. 5 41 — Von dem Weizen, welcher aus Gallien und aus dem Cherſonnes nach Rom gebracht wird, wiegt der Modius 20 Pfund, der ſardi⸗ niſche iſt um 4 Pfund, der alexandriniſche um 8 Pfund ſchwerer. — Von jeder Getreideart wiegt das Soldatenbrod [panis milita- ris, Kommißbrod] den dritten Theil mehr als die Körner. — Das Mehl mit Seewaſſer zu kneten, was in vielen Küſtenländern geſchieht, iſt ſchädlich, denn der Körper wird dadurch für Krankheiten empfäng— lich. — In Spanien und Gallien macht man aus Getreide ein Getränk [potus] 100), und wendet den dicken Schaum [spuma concreta] 10) als Gährungsmittel [fermentum] an. Das Brod iſt deswegen dort leichter als anderswo. Plin. 18, 7, 13 u. 14. In Indien wird Gerſte [hordeum] gebaut, wächſt aber auch wild. Man macht aus ihr vorzüglich gutes Brod [panis] und Graupen [alica]. — In Indien hat man auch beſonders viel Reis [oryza], und macht daraus eben fo ein Ge— tränk [tisana], wie andre Leute aus der Gerſte. Die Blätter des Reiſes find fleiſchig, dem Lauch [porrum] ähnlich, aber breiter; der Halm iſt eine Elle hoch, die Blüthe purpurfarbig, die Wurzel rund wie ein Edelſtein 102). Plin. 18, 7, 14 — 16. Geſchrotene Gerſte [polenta] ziehen die Griechen dem aus andrem Getreide gemachten Schrote vor. Sie übergießen die Gerſte mit Waſſer, trocknen ſie dann eine Nacht hindurch, röſten [frigere] fie am folgenden Tage und ſchroten [fran— gere] ſie auf der Mühle. Manche röſten die Gerſte ſtärker, beſpren— gen ſie dann nochmals mit Waſſer, und trocknen ſie wieder, bevor ſie dieſelbe auf die Mühle bringen. Zu 20 Pfund Gerſte werden 3 Pfund Leinſamen [semen lini], 4 Pfund Koriander [corian- drum] und ein Acetabulum Salz geſetzt; das Alles wird geröſtet und in der Mühle mit der Gerſte gemengt. — In Italien wird die Gerſte nicht angefeuchtet, nur geröſtet, und dann zu feinem Mehl [farina] gemahlen [molere]; man gibt ihr dieſelben Zuſätze und fügt noch Hirſen [milium] bei. — Die Alten aßen Gerſtenbrod; jetzt dient es faſt nur noch zu Viehfutter; dagegen wird Gerſtenbier 100) Bier. 101) Hefen. 102) Die Beſchreibung, welche Plinius von der Reispflanze gibt, iſt falſch, und beweiſt, daß man ſie zu ſeiner Zeit in Italien noch nicht kannte. 42 a Botanik der alten Griechen und Römer. [tisana] für ſtärkend und heilſam angeſehn 10). Der berühmte Arzt Hippokrates hat dem Ruhme des Bieres ein eignes Buch gewidmet. Das beſte Bier wird zu Utika gebraut. In Aegypten wird Bier aus einer Gerſte gebraut, die 2 Ecken hat. Uebrigens weiß Jedermann, wie man Bier braut. — Auf ähnliche Weiſe braut man aus Weizen Weizenbier [tragum], wenigſtens in Kam— panien und Aegypten. a Plin. 18, 7, 17 u. 18. Stärkemehl [amylum] bereitet man aus allen Sorten Weizen und Siligo 103). — Gerſten— mehl wird auch als Heilmittel angewendet; es dient auch geröſtet und zu Klößen geformt für das Laſtvieh, welches davon kräftiger und fleiſchiger wird. — Es gibt eine Gerſtenart, deren Aehren [spica] 2 Körnerreihen [ordo] haben; andre haben deren mehr, bis zu 6. Auch die Körner ſind in mancher Hinſicht verſchieden. Die Gerſte iſt die weichlichſte Getreideart, erfordert einen trocknen, lockren und guten Boden. Ihre Spreu [palea] gehört zu den beſten, und mit dem Stroh [stramentum] iſt kein andres zu vergleichen. Die Gerſte iſt dasjenige Getreide, welches den wenigſten Unfällen ausgeſetzt iſt, denn fie wird eher geerntet, als der Weizen vom Brand [robigo] ergriffen wird. Kluge Landleute ſäen nur ſo viel Weizen, als zur Speiſe nöthig iſt. Gerſte ſäet man, wie das Sprüchwort ſagt, für den Geldbeutel, weil ſie die Ausgaben am ſchnellſten erſetzt. Am einträglichſten iſt die Gerſte zu Karthago in Spanien. Sie wird dort im April geerntet, gleich wieder geſät, und ſo gibt ſie in Einem Jahre 2 Ernten. — Sobald die Gerſte zu reifen beginnt, erntet man fie ſchnell ein, weil ihr Halm [stipula] ſehr zerbrechlich iſt, und weil das Korn in einer ſehr dünnen Spelze [palea] liegt. Auch ſoll das Schrot von der Gerſte beſſer werden, wenn ſie bei der Ernte noch nicht todreif iſt. Plin. 18, 8, 19. In verſchiedenen Gegenden werden ver— ſchiedne Getreidearten gebaut, und dieſelbe Art führt auch nicht überall denſelben Namen. Die gemeinſten ſind Spelt [far], frü— 103) Wir haben (Plin. 18, 7, 14) geſehn, daß auch eine tisana aus Reis gemacht wurde. — Da das Wort Tiſane bis jetzt für ſolche Tränkchen ge— blieben, ſo könnte dieſes Wort auch in unſrer Ueberſetzung ſtehn bleiben. 104) Siligo bedeutet wohl eine beſondre, zartere Weizenſorte. Siehe Plin. 18, 9, 20. VIII. Landwirthſchaft. a. Allgemeines. 43 herhin auch adoreum genannt, ferner siligo und Weizen. Arinka 105) wird in Gallien, jedoch auch in Italien gebaut; in Aegypten, Syrien, Cilicien, Klein-Aſien und Griechenland vorzugsweis Spelt ſzea], Olyra 10) und Einkorn [tiphe] 17). — Aegyp⸗ ten liefert ein feines Weizenmehl [similago], das jedoch dem italiä— niſchen an Güte nachſteht. Die Römer haben lange Zeit kein Brod [panis], ſondern Puls puls] gegeſſen; und noch jetzt wird an Feſten, die aus alter Zeit ſtammen, namentlich an Geburtstagen, Puls geopfert. Griechen— land ſcheint die Puls nicht gekannt zu haben 108). Plin. 18, 9, 20. Der Weizen ſaugt das Land am gierig— ſten aus. — Die siligo möchte ich eine zarte Weizenſorte nennen; ſie iſt weiß, kraftlos, leicht, und eignet ſich für feuchten Boden. Jen— ſeit der Alpen hält ſie ſich nur im Lande der Allobroger und Me— miner, in den andren geht ſie nach 2 Jahren in Weizen über. Spelt und Siligo haben keine Grannen. Plin. 18, 10, 21. In der Bygzakiſchen Landſchaft Afrika's gibt ein Maß ausgeſäeten Weizens bei der Ernte 150 Maß zu— rück. Der dortige Prokurator hat dem Kaiſer Auguſtus eine Weizen— ſtaude geſchickt, welche aus Einem Korne gewachſen war, ſich aber in faſt 400 Halme theilte. Das klingt kaum glaublich; aber die darüber gewechſelten Briefe ſind noch vorhanden. Er hat auch dem Nero eine Weizenſtaude mit 360 Halmen aus Einem Korne geſchickt. Hundertfältigen Ertrag geben auch die Felder in Sicilien, Bätika, 105) Arinca möchte, wie siligo, eine Weizenſorte fein. 106) Siehe S. 40, Anm. 99. 107) Triticum monococcum, Linns. 108) Der Deutſche nennt die durch Kochen des Mehles oder Schrotes in Waſſer oder Milch entſtandene Maſſe, wenn ſie flüſſig iſt, Brei, wenn ſie feſt iſt, Kloß; der gemeine Italiäner lebt heut zu Tage vorzugsweis von in Waſ— ſer zu Kloß gekochtem Maismehl, den er Polenta nennt. — Wo der alte Lateiner dem durch Backen entſtandenen Brode (panis) oder Kuchen den durch Kochen entſtandenen Brei oder Kloß, was er dann beides puls nennt, entgegenſetzt, mußte ich das Wort Puls gebrauchen, weil oft das Wort Brei und oft das Wort Kloß falſch ſein würde. Ich hätte ohne Weiteres das Wort puls immer mit Polenta überſetzt, da dieſe von den jetzigen vornehmen Italiänern auch oft ſehr weich gegeſſen wird, konnte jedoch das Wort deswegen nicht brauchen, weil polenta bei den alten Lateinern das rohe Schrot bedeutet. — Uebrigens vergleiche man den vom Brod handelnden Abſchnitt dieſes Buches. 44 Botanik der alten Griechen und Römer. Aegypten. — Man hat auch einmal einen Bufbohnenſtengel [scapus] gefunden, welcher 100 Bohnen [fabae] hatte. Plin. 18, 10, 24 u. 25. Gemeiner Hirſen [milium] gedeiht vorzüglich in Kampanien; man kocht dort aus ihm eine weiße Puls [puls] und bäckt aus ihm ein recht ſüßes Brod. Die ſar— matiſchen Völker leben vorzugsweis von Hirſebrei, miſchen auch rohes Mehl mit Pferdemilch oder mit Blut aus den Schenkeladern der Pferde, und eſſen es ſo. Die Neger kennen keine andre Feld— frucht als Hirſen und Gerſte. — Welſcher Hirſen [pani— cum] ift in ganz Gallien gebräuchlich; in Italien zieht man ihn in der Landſchaft, welche der Po durchfließt, und miſcht Bufbohnen hinzu, ohne welche man dort überhaupt nichts zubereitet. Die pon— tiſchen Völker ziehen den Welſchen Hirſen jeder andren Speiſe vor. Plin. 18, 12, 30. Was die Hülſenfrüchte [legumen] betrifft, ſo nimmt unter ihnen die Bufbohne [faba] den erſten Rang ein. Das Mehl von ihr heißt lomentum, und vergrößert das Gewicht andrer Mehlſorten, was auch die übrigen Hülſenfrüchte thun. Die Bufbohne wird vielfach für Menſchen und Vieh als Nah— rung gebraucht, und deswegen in Handel gebracht. Bei den meiſten Völkern wird ſie unter das Getreide, beſonders den Welſchen Hirſen, gemiſcht; nach alter Sitte wird auch Bufbohnenbrei [fabata] bei Opfern verwendet. Uebrigens glaubt man, daß der Genuß der Buf— bohnen die Sinne abſtumpft und Schlafloſigkeit verurſacht. Aus die— ſem Grunde hat Pythagoras ihren Genuß verboten, oder, wie Andre meinen, weil er glaubte, in ihnen ſtäken die Seelen Verſtorbener. Jedenfalls braucht man fie um dieſes Glaubens willen bei Leichen feierlichkeiten. Varro gibt an, der Prieſter der Schutzgottheiten eſſe erſtens deswegen keine Bufbohnen, weil Seelen in ihnen ſtecken, und zweitens deswegen, weil auf ihren Blüthen Trauerbuchſtaben ſtehn. — Es gilt übrigens für ein gutes Vorzeichen, wenn mau vom Felde eine Bufbohne mit nach Hauſe bringt, und ſie wird deshalb auch referiva genannt. Bei Auktionen ſteckt man ſie ebenfalls zu ſich, um einen guten Kauf zu thun. Jedenfalls iſt ſie die einzige Feld— frucht, welche ſich bei zunehmendem Monde wieder füllt, wenn ſie hohl genagt iſt 10). In Seewaſſer oder andrem geſalznen Waſſer kocht ſie ſich nicht weich. Man ſäet ſie entweder im Herbſte, oder 109) Allerlei Aberglauben. VIII. Landwirthſchaft. a. Allgemeines. 45 im Frühling, doch glauben die meiſten Landleute, die Herbſtſaat gebe Hülſen und Stengel, die das Vieh lieber frißt. Während der Blüthe— zeit iſt ihr viel Waſſer gedeihlich, nachher nicht. — In Macedonien und Theſſalien pflügt man ſie, ſobald ſie zu blühen begonnen, als Düngung unter. Auf den nordiſchen Inſeln wächſt ſie wild, und jene heißen deswegen Fabarıä. Auch in Mauretanien wächſt fie hier und da wild, iſt dann aber ſo hart, daß ſie nicht weich gekocht werden kann. | In Aegypten wächſt eine Bohne mit dornigem Stamme, weshalb ſie von den Krokodilen gemieden wird 110); ihre Blüthe iſt roſenfarbig und der des Mohnes ähnlich; ſie bringt gegen 30 Boh— nen. Die Wurzel wird roh und noch lieber gekocht von den Einge— bornen gern gegeſſen. Die Pflanze wächſt auch in Syrien, Gilicien, und in dem See Torone auf Chalcidice. 7 Plin. 18, 12, 31 u. 32. Die Linſe [lens] hat einen mag- ren Boden lieber als einen fetten, trockne Luft lieber als naſſe. — Erbſen [pisum] werden an. ſonnigen Stellen nur im Frühjahr in leichten, lockren Boden geſät. — Die Kicher [eicer] 11) hat etwas Salziges an ſich, und wird am Tage vor der Ausſaat eingeweicht. Es gibt nach Größe, Farbe, Geſtalt und Geſchmack verſchiedene Sor— ten; eine davon ſieht aus wie ein Widderkopf, daher fie cicer arie— tinum heißt. — Von den Platterbſen [eicereula] 112) iſt die dunkelfarbige Sorte härter gegen die Witterung als die weiße. Plin. 18, 12, 33. Die Kicher hat runde Hülſen [sili- qua]; die andren Hülſenfrüchte haben lange; die der Schminkboh— nen [faseolus, phasiolus] ißt man mit den Samen. Man kann die Schminkbohnen in jedes beliebige Land von Mitte Oktober bis Anfang November ſäen 113). — Sind Hülſenfrüchte reif, jo müſſen ſie bald geerntet werden, weil ſonſt die Samen leicht ausfallen und verloren gehn. 110) Es iſt die Nelumbo, Nelumbium speciosum, Willdenow, gemeint. 111) Cicer arietinum, Linné. 112) Lathyrus sativus, Linné. 113) Schminkbohnen, welche man bei uns im Herbſt ſät, gehn ſicher zu Grunde. Uebrigens läßt fie auch Colum. 11, 2, 72 im Herbſte ſäen. In Griechenland kann man die Gartenbohnen nicht im Herbſte ſäen, wie Fraas in feiner Synopsis plantarum florä class., München 1845, S. 52 bemerkt. 46 Botanik der alten Griechen und Römer. Plin. 18, 12, 34. Die Rüben |[rapum] kommen vorzüg⸗ lich dem Vieh zu Gute, und namentlich wird mit ihnen, beſonders wenn ſie gekocht ſind, das Geflügel auf dem Lande gefüttert. Das Haarvieh frißt auch die Blätter gern, und der Menſch verzehrt eben— falls Rüben. Hebt man ſie in ihrer eignen Erde auf und trocknet ſie dann, ſo halten ſie ſich beinahe, bis es neue gibt, und beugen ſo dem Mangel vor. Jenſeit des Po iſt die Rübe die wichtigſte Frucht nach dem Wein und dem Getreide. Dabei iſt ſie in Betreff des Bodens genügſam, und wächſt wo man beinah nichts Andres ſäen kann. Bei Nebel, Reif und Froſt wächſt ſie zu einer ungeheuren Größe, und ich habe ſelbſt welche geſehn, die über 40 Pfund wogen. — In Senf gelegt hält ſich die Rübe, bis es wieder neue gibt; auch iſt ſie die einzige menſchliche Speiſe, die man zu färben pflegt, und zwar in ſechſerlei Art, ſogar purpurroth. — Manche Rüben dehnen ſich in die Breite, andre geſtalten ſich kugelförmig, andre deh— nen ſich in die Länge. Durch Froſt ſollen ſie ſüßer und größer werden; bei Wärme wachſen ſie mehr. in die Blätter. Plin. 18, 13, 35. Die amiterniſche Kohlrübe [napus] hat ungefähr dieſelben Eigenſchaften wie die Rübe [rapum], und liebt ebenfalls ein kälteres Land. Man ſäet ſchon vor Anfang März. Sorgfältige Landwirthe geben den Kohlrüben fünfmal gepflügtes, den Rüben viermal gepflügtes Land, beiden gedüngtes. Rüben ſollen am beſten gerathen, wenn man ſie mit Spreu ſät, auch, wie man be— hauptet, wenn man beim Säen für ſich ſelbſt betet, aber dabei ſagt, man ſäe für die Nachbarn. Die rechte Saatzeit für Rüben und Kohlrüben fällt zwiſchen die Feſte für Neptun und Vulkan. Plin. 18, 14, 36. An Nutzbarkeit ſtehn die Lupinen [Iu- pinus] jenen ſehr nahe, und dienen ſowohl dem Menſchen als dem huftragenden Vieh. Damit ſie nicht während der Ernte ausfallen, bringt man ſie gleich nach einem Regen ein. Sie haben übrigens mancherlei wunderbare Eigenſchaften: ſie drehn ſich nämlich täglich nach der Sonne, und zeigen den Landleuten ſelbſt bei umwölktem Himmel die Stunden an; ferner blühen fie jährlich dreimal, lieben den Boden und wollen doch nicht von ihm bedeckt ſein. Man ſäet ſie auf ungepflügtes Land, was bei keinem andren Samen geſchieht. Sie haben gern einen kieſigen und ſandigen trocknen Boden, und ver— langen keine beſondre Pflege. Wirft man ſie auf Blätter und Dor— nen, ſo arbeiten ſich ihre Wurzeln doch bis zum Boden durch. Ge— VIII. Landwirthſchaft. a. Allgemeines. 47 düngt werden ſie nicht, düngen aber ſelbſt den Boden, wenn man ſie grün unterpflügt. Am beſten hebt man die Samen der Lupinen in Rauch auf, weil an feuchten Orten leicht Würmer den Keim aus— beißen. Iſt auf dem Felde ihr Laub abgefreſſen, ſo pflügt man die Stengel gleich unter. Plin. 18, 15, 37, 38 u. 39. Auch die Wicke düngt, grün untergepflügt, das Land und macht wenig Mühe. Der Boden wird für ſie nur Einmal gepflügt, geeggt, weder gejätet, noch gedüngt. Man kann ſie im December abweiden laſſen, und dann doch noch Samen bekommen. Driſcht man dieſen aus, ſo gibt die Wicke eine Spreu, die andrer vorgezogen wird. Den Weinſtöcken entzieht ſie den Saft, fo daß fie welken, wenn Wicken zwiſchen ihnen ſtehn 110. — Die Erve ſervum] 15) macht wenig Mühe. Sie beſitzt auch Heilkräfte; wenigſtens wurde der Kaiſer Auguſtus durch ſie wieder— hergeſtellt, wie ſeine Briefe bezeugen. Die im März geſäete Erve ſoll dem Rindvieh ſchädlich ſein; die Herbſtſaat ſoll Kopfweh machen, die Frühlingsſaat aber geſund fein 116). — Der Bocks-Hornklee [fenum gräcum] 115), welcher auch silicia heißt, wird in flache Furchen geſät, und gedeiht deſto beſſer, je weniger Mühe man ihm widmet; ein ſeltner Fall. Plin. 18, 16, 40. Der Roggen [secale] 118), welchen die Tauriner am Fuße der Alpen asia nennen, iſt das geringſte Ge— treide, kann nur zur Stillung des Hungers dienen, gibt übrigens viele Körner, hat einen dünnen Halm, eine dunkle Farbe und wiegt ſehr ſchwer. Um ſeinen herben Geſchmack zu verbeſſern, miſcht man ihn mit Spelt, aber dennoch iſt er dem Magen im höchſten Grade zuwider. Er wächſt in jedem Boden, trägt etwa das hundertſte Korn, und ſchont den Boden 11). Plin. 18, 16, 41 u. 42. Farrago nennt man zu Grün⸗ futter beſtimmten, dicht geſäeten Ausſchuß von Spelt, wozu man auch 114) Nicht wahrſcheinlich. 115) Ervum Ervilia, Linné. 116) Noch jetzt wird die Erve im Süden für's Vieh gebaut, jedoch traut man ihr auch nicht viel Gutes zu. 117) Trigonella Fönum gräcum, Linné, ee Heu, Siebenzeiten. 118) Secale cereale, Linne. 119) Bekanntlich ſchont er den Boden fo wenig wie andres Getreide, und thut dem Magen ſehr wohl, wenn aus ihm Brod nach jetziger Art gebacken wird. 48 Botanik der alten Griechen und Römer. Wicken miſcht. In Afrika ſäet man zu demſelben Zwecke Gerſte. Man fügt auch noch die Vogelwicke ſeracca] 120) hinzu; dies iſt eine Ausartung andrer Hülſenpflanzen, deren Samen die Tauben ſo gern freſſen, daß ſie den Schlag, wie man behauptet, nicht verlaſſen, wenn man ſie damit füttert. — Man hat auch in älterer Zeit ſoge— nanntes Oeimum [ocimum] gebaut und als Grünfutter gebraucht. Sura Mamilius ſagt, es habe aus einer im Herbſt geſäeten Mi— ſchung von Bufbohnen, Wicken und Kicher-Platterbſen [ervilia] 12) beſtanden; es werde beſſer, wenn man noch Griechi— ſchen Hafer ſavena gräca], dem der Samen nicht ausfällt, zu— ſetzt. Varro ſagt, das Ocimum habe davon ſeinen Namen, der grie— chiſch iſt, bekommen, weil es ſchnell, e ο e, wächſt. | Plin. 18, 16, 43. Der Luzern [medica] 122) ift wohl von den Medern in den von Darius geführten Kriegen nach Griechen— land gebracht worden, dauert 30 Jahr, und iſt ſo wichtig, daß Am— philohus über ihn und den Baum-Schneckenklee ine 122) ein Werk geſchrieben hat. , Plin. 18, 17, 44. Ein Hauptverderb des Getreides ift der Hafer ſavenal, welcher durch ausartende Gerſte entſteht. Die Völker Germaniens ſäen ihn geradezu, und eſſen keinen andren Brei [puls] als Haferbrei. — Die Ausartung der Gerſte in Hafer ent— ſteht hauptſächlich durch die Feuchtigkeit des Bodens und der Luft. Die zweite Urſache liegt in der Schwäche des Samens, wenn dieſer zu lange in der Erde liegt, bevor er aufgeht. Man erkennt die junge Pflanze gleich als Hafer, wenn ſie hervorkommt, ein Beweis, daß der Fehler ſchon in der Wurzel liegt. Ein anderer Fehler am Ha— fer iſt der, wenn das Korn, welches groß und voll zu werden be— ginnt, durch nachtheiligen Luftzug hohl und leer wird und ſomit ein— ſchwindet 12%), — Es ſchaden aber die Winde dem Getreide, nament— lich der Gerſte, zu 3 verſchiedenen Zeiten, nämlich wann ſie blüht, 120) Vicia Cracca, L. Iſt nicht ausgeartet, ſondern eine ächte Art. 121) Lathyrus Cicera, Linné. 122) Medicago sativa, Linné. Iſt wohl in Süd- und Mittel-Europa heimiſch. 123) Medicago arborea, Linne. 124) Hier liegt der Gedanke zu Grunde, der Windhafer, Avena fatua, Linné, entſtehe durch Verderbniß aus gutem Hafer (Avena sativa), was nie der Fall iſt. Den Griechen und Römern war die Avena sativa faum bekannt; daher die falſchen Begriffe. — Aus Gerſte entſteht weder Avena sativa noch fatua. VIII. Landwirthſchaft. a. Allgemeines. 49 unmittelbar nach der Blüthe, und wenn ſie zu reifen beginnt; in den 2 erſten Fällen verhindern die Winde die Bildung der Körner, im letzteren vertrocknen die Körner. Auch die Sonne thut Schaden, wenn ſie zu oft durch Wolken ſcheint. Folgen gleich nach der Aus— ſaat Regengüſſe, und auf dieſe heißer Sonnenſchein, der den Boden feſt macht, jo erzeugen ſich Würmer an der Wurzel; auch entſtehn im Korne ſelbſt Würmer, wenn der Regen in der Aehre heiß wird. Es gibt auch einen kleinen Käfer [scarabäus], cantharis genannt, der die Körner zernagt. Alle dieſe Thiere verſchwinden, ſobald ihnen die Nahrung fehlt. 5 Oel ſoleum], Pech [pix] und Fett ſchaden jedem Samen, und man muß ſich hüten, Samen, die mit ihnen in Berührung gekom— men, zu ſäen. Starker Regen iſt dem Getreide nur gedeihlich, ſo lange es empor wächſt; ſobald es aber blüht, iſt er ihm ſchädlich, den Hülſenfrüchten dagegen nicht, ausgenommen den Kichern. Wäh- rend des Reifens ſchadet der Regen dem Getreide, vorzugsweis der Gerſte. Es erzeugt ſich auch auf dem Felde ein weißes Kraut, dem Welſchen Hirſen [panicum] ähnlich, überzieht die Felder, tödtet das Vieh 128). Tollkorn [lolium] 120), Burzeldorn [tribulus] 12), Diftel [carduus], Klette [lappa] 128), Brombeerſträuche [rubus] find jedenfalls den Saatfeldern ſchädlich. Für Feldfrüchte und Weinberge iſt aber nichts ſchädlicher als der Brand [ro- bigo]; er entſteht durch die Witterung, und findet ſich am häufigſten an Stellen, die reich an Thau ſind, tief liegen, keinen Luftzug haben. An windigen, hochgelegenen kommt er nicht vor. Ein Fehler der Saat iſt auch zu üppiger Wuchs, wobei ſie ſich durch die Laſt der Körner lagert. Saaten und Weinbergeu ſind auch die Raupen [urica] verderblich; fie gehen ſelbſt die Kichern an, wenn der Re⸗ gen deren Salzgeſchmack abgewaſchen und ſie ſo ſüßer gemacht hat. — Eine Pflanze, welche die Kicher und Erve durch Umwicklung tödtet, iſt die Kleben [orobanche] 129); den Weizen erſtickt das 125) 2 126) Lolium temulentum, Linné. 127) Tribulus terrestris, Linné. 128) Arctium Lappa, Linné. Es kann auch das Klebkraut, Galium Aparine, Linne, gemeint fein. 129) Hier iſt die linnéiſche Gattung Cuscuta gemeint. \ 50 Botanik der alten Griechen und Römer. * Tollkorn [ära] 180), die Gerſte ein Gras [festuca], welches Aegilops [aegilops] 18) heißt; der Linſe [lens] wird das Beil⸗ kraut [securidaca, securiclata], welches die Griechen pelecinos nennen, verderblich 132). — Bei Philippi gibt es die Pflanze atera- mos, welche die Bufbohnen auf fettem Boden tödtet; auch eine andre, teramos, welche fie auf magrem erſtickt 133). Das Tollkorn J[ära] hat einen kleinen Samen in einer ſtach⸗ ligen Spelze. Iſt es im Brod, ſo erregt es ſogleich Schwindel. In Aſien und Griechenland ſollen die Badewärter Tollkornſamen auf Kohlen werfen, wenn ſie den allzu großen Zudrang abhalten wollen. — Unter der Erve [ervum] entſteht die Solpuga 13%), ein fpin- nenähnliches Thier; unter den Wicken [vieia] entſtehn nackte Schne- cken [limax], auch kommen kleine Gehäusſchnecken [coclea] aus der Erde, welche tüchtig an den Wicken freſſen. Plin. 18, 17, 45. Unkraut [herba] vertilgt man auf Aeckern durch die Hacke, oder indem man mit dem Samen Aſche ſtreut. Die Krankheiten der Samen und Wurzeln müſſen durch vor— gängige Sorgfalt verhütet werden. Man glaubt, daß der Samen beſſer gedeiht, wenn er vor der Ausſaat mit Wein befeuchtet iſt. Virgil räth, die Bufbohnen mit Soda [nitrum] und Oelabgang [amurca] zu befeuchten, und verſpricht, daß fie dadurch größer wer— den. Manche glauben, ſie gedeihen beſſer, wenn ſie vor der Ausſaat 3 Tage in Urin und Waſſer geweicht werden. Die andren Samen ſollen vor Wurmfraß ſicher ſein, wenn man ſie mit geſtoßnen Cy⸗ preſſenblättern mengt, auch wenn man ſie bei Neumond ſät. Viele rathen, zur Sicherung des Gemeinen Hirſens [milium] eine Feuerkröte [rubeta] 135) bei Nacht um den Acker zu tragen, und ſie dann in einem Topfe mitten im Acker zu vergraben; ſo wäre der 130) Ara, nach dem griechiſchen al, Lolium temulentum, Linné. Er kann den Weizen nur dadurch erſticken, daß er ihm die Nahrung nimmt. Daß er ihn umſchlinge, ſagt Plinius nicht. 5 131) Aegilops ovata, Linné. 1382) Biserrula Pelecinos, Linné, eine Hülſenpflanze. 133) Dieſer Satz iſt dadurch entſtanden, daß Plinius die Worte des Theo- phrast. de causis 4, 14 falſch deutete. 134) phalangium, solifuga, solpuga, ein ſpinnenähnliches Thier, welches die Alten wegen ſeines Giftes ſehr fürchteten. 135) Unbeſtimmte Frofch- oder Krötenart. VIII. Landwirthſchaft. a. Allgemeines. 5¹ Hirſen vor Sperlingen und Würmern geſchützt. Die Kröte müſſe man aber vor der Ernte wieder ausgraben, ſonſt werde der Hirſen bitter. Es ſollen auch Samen reichlicher tragen, die mit dem Fuße eines Maulwurfs berührt worden ſind. Demokritus empfiehlt, alle Samen mit dem Safte des Mauerpfeffers [aizoon] 130), welcher auf Ziegeln und Bretern wächſt, und lateiniſch sedum und digitellum genannt wird, zu befeuchten. Schadet Roſt den Pflanzen, oder kom— men Würmer an die Wurzeln, ſo wendet man dagegen gewöhnlich reinen Oelabgang ohne Salz an, indem man ſie damit beſprengt und dann behackt. Bekommt der Halm der heranwachſenden Saat Kno— ten, jo iſt es Zeit zu jäten, damit das Unkraut [herba] nicht die Oberhand bekommt. Den Schaden, welcher von ſchaarenweis einfallen— den Staaren 135) und Spatzen angerichtet wird, wendet man, wie ich be— ſtimmt weiß, durch eine Pflanze ab, deren Namen mir unbekannt iſt; man gräbt ſie an allen vier Ecken des Ackers ein. Mäuſe vertreibt man, indem man den Samen mit aufgelöſter Aſche von Wieſeln und Katzen beſprengt, oder mit Waſſer, worin dieſe Thiere gekocht ſind. Dann riecht aber das Brod noch nach Wieſeln und Katzen, und man befeuchtet daher die Samen lieber mit Ochſengalle. Ein großer Ver— derb für die Saaten iſt der Brand [robigo]; man kann ihn aber wegſchaffen, wenn man Lorbeerzweige in das Feld ſteckt, denn er geht auf dieſe über 138), Das allzu üppige Wachsthum der jungen Saat beſchränkt man durch Abweiden, was man ohne Nachtheil wiederholen kann. Bei Babylon ſichelt man die Saat erſt zweimal ab, dann weidet man ſie noch ab, ſonſt würde ſie nur Blätter geben. So aber gibt ſie das Funfzig⸗, ja Hundertfache an Körnern. Uebrigens bewäſſert man am Euphrat und Tigris die Felder ſo lange als möglich, jedoch gibt das Waſſer dieſer Flüſſe keinen Schlamm. Pli n. 18, 18, 47. In Aegypten vertritt der Nil die Stelle des Landmanns. Er beginnt gleich nach der Sonnenwende über die Ufer zu treten, und zwar mit dem Neumond, rückt anfangs langſa⸗ 136) Sedum acre, Linné. 1370 2 — Hier mag wohl ein Irrthum obwalten. Heut zu Tage find die Staarenſchaaren wahre Wohlthäter der Felder, indem ſie die Erdſchnecken und andres Ungeziefer wegfreſſen, aber keinen Samen anrühren. 135) 2 — Es braucht kaum bemerkt zu werden, daß die angegebenen Maß⸗ regeln unnütz ſind. 4 * 52 Botanik der alten Griechen und Römer. mer, ſpäter ſtärker vor, ſo lange die Sonne im Sternbild des Löwen ſteht. Tritt ſie in's Zeichen der Jungfrau, ſo läßt er nach, und ſinkt im Sternbild der Wage in ſeine Ufer zurück. Steigt er nicht über 12 Ellen, ſo folgt ſicher Hungersnoth; ſie folgt aber auch, wenn er über 16 Ellen ſteigt. Er ſinkt nämlich um ſo langſamer, je höher er geſtiegen iſt, und verzögert dadurch die Ausſaat. Ge— wöhnlich meint man, daß die Aegyptier gleich ſäen, ſobald er zurück— getreten iſt, und daß ſie den Samen durch aufgetriebne Schweine— heerden in den Boden treten laſſen. Ich glaube gern, daß ſie Dies in alten Zeiten gethan haben; allein heutigen Tages pflügen ſie be— ſtimmt den Samen in den Schlamm, und zwar zu Anfang Novem— bers. Wenige jäten dann noch; das Jäten nennt man Botauismos; die Meiſten gehn nach der Ausſaat nicht eher wieder in die Felder, als bis die Ernte beginnt, was im April geſchieht. Im Monat Mai wird die Ernte beendigt. Am ergiebigſten an Getreide iſt die The— bais, Unter⸗Aegypten ift ſumpfig. — Bei dem babyloniſchen Seleu— cia, wo Euphrat und Tigris übertreten, wird das Waſſer durch Grä— ben geregelt, und die Fruchtbarkeit iſt größer als am Nil. — Auch in Syrien wird nur flach gepflügt, während in Italien oft 8 Ochſen an Einem Pfluge keuchen. Jeder Boden muß nach den vorhandenen Umſtänden bearbeitet werden. Tacitus, Germania 15. Bei den Germanen iſt die Beſorgung der Haus- und Landwirthſchaft den Weibern, Grei— ſen und Sklaven zugewieſen. b. Pflug. 1 Hesiodus, Opera et dies, v. 430 seqd. Den Pflug [agoroov] baue im eignen Haufe; den Pflugbaum mache aus dem Holze des Lorbeer- [dapvn] oder Ulmenbaums [rreAdn], den Scharbaum aus Eichenholz [doös], die Sterze aus Ilex-Eiche [zei- vos). Vor den Pflug ſpanne 2 ſtarke Ochſen, und laß fie von einem Manne führen, der 40 Jahr alt iſt, der ein viertheiliges Brod le org] 139) gegeſſen hat, der es verſteht, eine gerade Furche zu ziehn, und der die Gedanken bei ſeiner Arbeit hat. Laß von dieſem auch die Samen ſäen; er wird ſeine Sache ſo gut machen, daß nicht 139) Das Brod, welches man in Pompeji gefunden hat, war kreisrund, achttheilig. VIII. Landwirthſchaft. b. Pflug. 53 zweimal geſät zu werden braucht. Beim Pflügen bete zu dem in der Erde wohnenden Zeus, zur heiligen Demeter [Ceres], daß die heilige Brod frucht [axrn] wachſen und gedeihen möge. Während des Pflügens laß einen Diener hinter dir hergehn, der die Vögel mit der Hacke verjagt und die Samen einſcharrt. Iſt Alles ordent— lich beſorgt, ſo werden die Aehren ſich vor Fülle zur Erde neigen, wenn der Olympiſche Zeus ſeinen Segen verleiht; ſo wirſt du aus den Räumen die Spinnen jagen und ſie mit Frucht füllen, und wirſt bis zum nächſten Frühjahr gehörigen Mundvorrath beſitzen. Cato de r. r. 131 u. 132. Wenn der Birnbaum blüht, gib dem Opferſchmaus⸗Jupiter [Jupiter dapalis] zu Ehren einen Schmaus, bete dabei und dann beginne zu pflügen [arare]. Erſt pflüge die kieſigen und ſandigen Aecker, zuletzt den ſchwerſten und naſſeſten Boden. Plin. 18, 18, 48 u. 49. Es gibt verſchiedne Arten von Pflügen [vomer]. Pflugmeſſer [eulter] nennt man den Theil des Pflugs, der einen Schnitt in die Erde macht, welchem die Pflugſchar [vomer] dann folgt und die Scholle wendet. Oft hat man als Pflug nur einen Balken, der in einen Schnabel endet. An andren Pflügen iſt die Pflugſchar breit und ſpitzig, durchſchneidet den Boden und mit der Schärfe ihrer Seiten die Wurzeln der Kräuter. Neulich iſt im galliſchen Rhätien die Erfindung gemacht worden, dem Pfluge 2 kleine Räder zu geben; dieſe Pflüge wenden die Scholle, es wird dann gleich geſät und die Egge ſerates dentata] über das Feld geführt. Was auf dizſe Weiſe geſät iſt, braucht nicht gejätet zu werden. Ue⸗ brigens bedarf man vor fo einen Pflug 2 bis 3 Paar Ochſen. — Wird zwiſchen Baumpflanzungen und Weinſtöcken gepflügt, ſo hängt man den Ochſen einen Maulkorb um, damit ſie die jungen Zweige nicht abbeißen. An die Pflugſterze hängt man ein kleines Beil, mit dem man feſte Wurzeln durchhaut, an die der Pflug ſtößt. 0. Düngung. Cato de r. r. 5, 7. Sammle fo viel Dünger [stercus] als möglich, ſorge, daß er gut aufbewahrt wird, breite ihn, wenn er auf's Feld geſchafft iſt, gut aus. Colum. de r. r. 2, 14. Taubenmiſt iſt ausgezeichnet gut; Miſt von Hühnern und andrem Geflügel ſteht ihm an Güte nach, nur von Gänſen und Enten taugt er wenig, ja er kann ſogar 54 Botanik der alten Griechen und Römer. ſchaden. Den Abtrittsdünger miſcht man mit andren Abfällen des Hofes. Läßt man Menſchenurin 6 Monate alt werden, und düngt dann Weinſtöcke und Obſtbäume damit, ſo kann man auf keine andre Art eine größere Fruchtbarkeit erzeugen; ſelbſt Geruch und Geſchmack des Weines und Obſtes wird durch dieſes Mittel beſſer. Man kann auch alten, ungeſalzenen Oelabgang damit vermiſchen, um mit der Miſchung Obft- und Olivenbäume zu begießen; auch kann man den Oelabgang für ſich anwenden. Am beſten düngt man mit den beiden genannten Flüſſigkeiten im Winter. Den dritten Rang hat der Miſt des Haarviehs, und auch bei dieſem iſt ein Unter— ſchied. Für den beſten gilt der von Eſeln, dann der von Schafen, dann der von Ziegen, und nach dieſem folgt der von Pferden und Kühen. Für den ſchlechteſten gilt der von Schweinen. — Aſche düngt auch gut, eben fo die Lupine, wenn man das Obertheil ab- ſchneidet, das Untertheil aber einpflügt. Kann man auf einem Land⸗ gute weder Haar- noch Federvieh halten, ſo läßt man Laub, Schlamm u. ſ. w. ſammeln und in einer Grube aufbewahren, wo es immer naß liegen muß, damit die darin enthaltenen Unkrautſamen verfaulen. — Gut aufbewahrter Dünger iſt für die Saatfelder vortrefflich; wenn er ein Jahr auf der Miſtſtätte gelegen hat, ſo hat er noch volle Kraft und bringt kein Unkraut hervor. Auf Wieſen wirft man ihn dagegen ganz friſch, und zwar im Februar bei zuneh— mendem Mond. Colum. de r. r. 2, 15. Will Jemand im Herbſt Getreide ſäen, ſo fährt er im September mäßige Miſthaufen auf's Land; für die im Frühjahr zu beſtellende Saat fährt er die Miſthaufen im Winter bei abnehmendem Monde hinaus. An ebnen Orten gibt man dem Joche Landes 18 Fuder Miſt, an hügligen 24. Hat man übri⸗ gens aus irgend einer Urſache nicht früh genug düngen können, ſo ſtreut man Miſt aus Vogelhäuſern, oder, wenn dieſer fehlt, Ziegenmiſt aus, und bringt ihn mit Hacken in die Erde. — Ein Acker, den man nicht düngt, wird kalt; ein Acker, der zu ſtark ge— düngt wird, verbrennt; demnach iſt es beſſer, oft, als ſelten und dann zu reichlich zu düngen. Ein naſſer Acker verträgt mehr Miſt als ein trockner; der naſſe iſt an ſich kalt, und wird durch den Miſt er— wärmt; der trockne iſt an ſich warm, und die Hitze des Miſtes ſcha— det ihm leicht. — Hat man gar keinen Miſt, ſo kann man mit gro— ßem Vortheil das Mittel anwenden, deſſen ſich mein Onkel Marcus VIII. Landwirthſchaft. c. Düngung. 95 Columella zu bedienen pflegte; er brachte auf ſandigen Boden Mer- gel, auf mergligen und allzu feſten Sand. So ſtanden nicht bloß ſeine Saaten, ſondern auch ſeine Weinpflanzungen vortrefflich. Er behauptete auch, man ſollte die Weinſtöcke nicht mit Miſt düngen, weil ſonſt der Geſchmack des Weins verdorben würde; als die beſte Düngung für Wein ſah er eine aus verfaulten Dornen und Der— gleichen entſtandene Maſſe, ſo wie auch jede fruchtbare Erde, die ſich beiſchaffen läßt, an. — Sollten alle die genannten Hülfsmittel feh— len, ſo kann ſich der Landmann doch noch mit Lupinen helfen. Er ſäet ſie im September, bringt die Samen mit dem Pflug in die Erde, pflügt ſie, ſobald ſie blühen, unter, ſo geben ſie eine ausgezeichnete Düngung. Plin. 17, 6, 4. In Gallien und Britannien hat man eine Erdart, die Mergel [marga] genannt wird. Sie ift, fo zu ſagen, das Fett der Erde, und die Fruchtbarkeit in ihr zuſammengedrängt. Auch die Griechen haben den Mergel nicht unbeachtet gelaſſen, denn die haben ja Alles durchſtöbert. Sie nennen die weiße Thonart largilla], welche in der Landſchaft Megaris für feuchten und kalten Boden benutzt wird, leucargillos. — Der Mergel trägt zum Wohl— ſtand Galliens und Britanniens bei; darum wollen wir ihn etwas genauer beſprechen. In früherer Zeit kannte man nur 2 Mergel— ſorten, jetzt hat man aber in Folge weiterer Entdeckungen noch meh— rere zu brauchen begonnen, weiße, braune, taubenfarbige, thonartige largillaceus], tufartige [tofaceus], ſandige [arenosus, harenosus)]. Die Maſſe iſt entweder rauh oder fettig anzufühlen; fie wird ge- braucht, um Getreide und Futterkräuter zu düngen. Für das Ge— treide nimmt man den tufartigen Mergel; der weiße iſt, wenn er ſich zwiſchen Quellen findet, unendlich fruchtbar, verſengt aber den Boden, wenn man zu viel aufträgt. Die braunrothe Art enthält kleine Steine. Man ſtreut ſie nur dünn auf, und glaubt, ſie enthalte Salz. Die Wirkung beider Sorten zeigt ſich 50 Jahre hindurch in Vermehrung des Getreides und Futters. Plin. 17, 8, 4. Von den fettig anzufühlenden Mergel- ſorten iſt die weiße die beſte. Eine Sorte heißt weiße Silber— kreide [alba creta argentarial. Man holt ſie aus der Tiefe, in- dem man Schachte |puteus] treibt, die oft 100 Fuß tief find. Die Silberkreidegänge verengern ſich oben, und erweitern ſich unten, wie die Erzgänge [vena] in Bergwerken [metallum]. Dieſen Mergel 56 Botanik der alten Griechen und Römer. wendet man beſonders in Britannien an; er hält 80 Jahre vor, und es gibt kein Beiſpiel, daß Jemand ihn in feinem Leben zweimal auf denſelben Acker geworfen. — Die Mergelſorte, welche gliso- marga genannt wird, iſt eine Art Walkererde [fullonia creta], mehr für Futterbau als für Getreide anwendbar. Sie hält 30 Jahre vor. Zu dick aufgeſtreut, bildet ſie auf der Oberfläche des Bodens eine dichte Kruſte wie Kitt. — Der taubenfarbige Mergel, welchen die Gallier Eglekopala nennen, wird wie Stein in feſten Stücken gebrochen, zerfällt aber durch Sonne und Kälte in kleine Stücke. Er paßt für Futterbau und Getreide. — Der ſandige Mer— gel wird angewendet, wo man keinen andren hat, für ſumpfigen Bo— den jedoch auch da, wo andrer zu Gebote ſteht. Die Ubier find, fo viel ich weiß, das einzige Volk, welches, ob— gleich ſein Boden fruchtbar iſt, ihn doch überall 3 Fuß tief auf— gräbt, und die hierdurch gewonnene Erde fußhoch auf die Oberfläche wirft. Dies hält jedoch nicht länger vor als 10 Jahre. Die He— duer und Piktonen haben ihre Felder mit Kalk [calx| ſehr fruchtbar gemacht; er iſt auch den Weinſtöcken und Olivenbäumen ſehr zuträg— lich. Aller Mergel muß auf gepflügtes Land geſtreut werden, auch bedarf er eines Zuſatzes von etwas Miſt. Plin. 17, 9, 5. Die jenſeit des Po wohnenden Landleute ziehen die Aſche dem Vieh miſt vor, und verbrennen den letzteren, um ihn in Aſche zu verwandeln. Man wendet die Aſche jedoch für Baumpflanzungen nicht an, auch nicht für manche Feldfrüchte. Plin. 17, 9, 6. Die Anwendung des Miſtes iſt ſehr alt. Schon bei Homer finden wir erwähnt, daß ein König 140) fein Land mit eigner Hand düngt. Der griechiſche König Augias ſoll die Kunſt zuerſt erfunden, und Herkules ſie den Bewohnern Italiens mitge— theilt haben. Dieſes Land vergöttert feinen König Ster cutus, einen Sohn des Faunus, wegen der genannten Erfindung. Varro hält den Miſt der in Vogelhäuſern befindlichen Droſſeln für den be— ſten, und empfiehlt ihn ſogar als Futter für Rind- und Schweine— vieh 14). d. Benennung der Theile an der Getreidepflanze. Varro de r. r. 1, 48. Jedes Feldgewächs [seges], das einen hohen Halm [eulmus] treibt, der eine Aehre [spica] trägt, 140) Laërtes. — 141) Varro de r. r. 1, 38. VIII. Landwirthſchaft. e. Hülſenfrüchte. k. Ernte. 57 heißt Getreide [frumentum]. Die Aehre befteht bei Gerſte und Weizen aus drei Theilen, dem Korn [granum], der Spelze [gluma! und der Granne Jaristal. Zur Zeit, wo die Aehre erſcheint, iſt fie in eine Scheide [Vagina] 12) gehüllt. Das Korn iſt der innerſte Theil, es iſt in die Spelze gehüllt, und die Granne iſt eine feine, lange Nadel, welche aus der Spelze hervorragt. — So viel ich weiß, kommt das Wort gluma nur in der Ueberſetzung vor, welche Ennius von den Büchern des Euhemerus geliefert hat, und ſcheint von glubere [ſchälen] abzuſtammen, weil die Spelze vom Korn ab— geſchält wird. — Die Granne heißt wohl arısta von arescere, weil ſie zuerſt dürr wird. Das Korn heißt granum vom Worte gerere, weil es geſäet wird, damit die Aehre Samen trage, und nicht der Spelzen und Grannen wegen. Die Aehre wird von den Bauern nicht spica, ſondern speca genannt, wahrſcheinlich von spes [Hoffnung], denn es wird in der Hoffnung, Aehren zu bekommen, geſät. Eine Aehre ohne Grannen heißt spica mutica. — Die oberſten, verkrüppelten Körner der reifen Aehre werden frit genannt; die unterſten, welche ebenfalls zu klein ſind, urruncum. e. Hülſenfrüchte. Plut. de Iside et Osiride 5, 6 u. 8. Die ägyptiſchen Prieſter genießen manche Hülſenfrüchte nie, trinken im Tempel des Sonnengottes keinen Wein, haben auch vor Pſammetich's Zeit weder Wein getrunken, noch geopfert. Vor Zwiebeln haben ſie einen Abſcheu. f. Ernte. Hesiod. Opera et dies, v. 570 seqq. Sobald die Zeit der Schneidernte [Zunros]) da iſt, wetze [yapdooer] die Sicheln loͤgnyſ, wecke das Geſinde, verlaß die ſchattigen Sitze und den Mor- genſchlaf. Eile, die Frucht nose nach Haufe zu ſchaffen, damit es dir nicht an Nahrung [Plos] fehlt. Stehe früh auf! denn die Morgenröthe nimmt ein Drittel der Arbeit in Anſpruch, die Mor— genröthe fördert jede Arbeit. Wenn die Artiſchocke [oxöAvuog] blüht, die Cikade auf den Bäumen ihren ſchwirrenden Geſang ertö— nen läßt, die Zeit des arbeitsvollen Sommers da iſt, die Hitze Kopf, Glieder und Leib austrocknet, dann ſetze dich in eine ſchattige Höhle, 142) Ein ſcheidenförmiges Blatt. 58 Botanik der alten Griechen und Römer. labe dich an Wein, Maza [uale], Milch und Rindsbraten, und be— fiehl den Knechten, die heilige Frucht der Ceres H] auf der gut geebneten Tenne [An] im Luftzuge zu dreſchen [diver]. Die ausgedroſchenen Körner miß ſorgfältig ab, und verwahre ſie gut. Cato de r. r. 10. Der Landwirth muß Sicheln vorrä— thig haben, mit denen man Gras ſchneidet [falx fönaria], andre, mit denen man Getreide ſchneidet |falx stramentaria], und andre, mit denen man Bäume ausputzt [falx arboraria]. Cato de r. r. 134. Bevor die Ernte [messis] beginnt, mußt du ein Schwein opfern. Ehe Spelt, Weizen, Gerſte, Buf— bohne, Rübſamen [rapicium semen] eingebracht werden, opfre der Ceres ein Schwein weiblichen Geſchlechts, aber dem Janus, dem Jupiter und der Juno Weihrauch [thus] und Wein. Ehe das Schwein geſchlachtet wird, lege dem Janus ein Häuflein Opferkuchen hin [struem commovere], und ſprich alſo: „Vater Janus, ich lege dir Opferkuchen vor und bete gute Gebete, auf daß du mir, meinen Kindern, meinem Hauſe und meinem Geſinde gnädig ſein wolleſt.“ Auch dem Jupiter bringe Opferkuchen [ferctum] dar, und bete [mactare] alſo: „Jupiter, ich lege dir dieſen Opferkuchen vor und bete gute Gebete, auf daß du mir, meinen Kindern, meinem Hauſe und meinem Geſinde gnädig ſein wolleſt. Laß dir dieſe Opferkuchen geſegnet ſein.“ Darauf bringe dem Janus Wein dar und ſprich: „Vater Janus, wie ich dir bei Darbringung des Opferkuchens gute Gebete gebetet, ſo laß dir auch dieſen Opferwein geſegnet ſein.“ Ferner bete auch zum Jupiter ſo: „Jupiter, laß dir den Opferkuchen, laß dir den Wein geſegnet ſein.“ — Sodann ſchlachte das Schwein. Sind deſſen Eingeweide zerſchnitten, ſo bringe, wie vorher, dem Ja— nus und Jupiter Opferkuchen dar, gib dem Janus und Jupiter aber— mals Wein, und endlich bringe der Ceres die Eingeweide des Schwei— nes und Wein dar. Varro de er. r. 1, 50. Der Name Ernte ſ[messis] kommt von Ernten [metere] her, und wird insbeſondere vom Getreide [frumentum! gebraucht. Letzteres wird aber auf dreierlei Weiſe ge- erntet: 1) Die Schnitter faſſen ein Bündel Halme mit der linken Hand, ſchneiden ſie mit der Sichel [falx] nahe an der Erde ab, und legen jedes abgefchnittne Bündel auf die Erde. Sind deren nun viele vorräthig, ſo nehmen ſie dieſelben vor und ſchneiden die Aehren ab. Die Aehren [spica] werden in Körbe geworfen und VIII. Landwirthſchaft. k. Ernte. 59 auf die Tenne geſchafft, das Stroh [stramentum]| wird auf dem Felde gelaſſen und in Schobern aufgebanſt. — Anders wird z. B. im Piceniſchen geerntet. Dort haben die Schnitter einen krummen hölzernen Stab, an deſſen Ende ſich eine kleine eiſerne Säge befindet. Mit der Säge wird ein Bündel Aehren gefaßt und abgeſchnitten; die Halme bleiben ſtehn, und werden erſt ſpäter unten abgeſchnitten [subsecare]. — Auf die dritte Art wird bei Rom und in den mei— ſten Gegenden geerntet [meterel. Man faßt die Halme oben mit der linken Hand und ſchneidet ſie mitten durch. Das auf dieſe Weiſe ſtehen bleibende Stroh wird erſt ſpäter abgeſchnitten. Das obere Theil, welches mit der Aehre abgeſchnitten iſt, kommt mit auf die Tenne, wohin es in Körben getragen wird. Hier wird es offen [palam] hingelegt, und mag wohl deswegen palea heißen. — Das Wort stramentum [Stroh] leitet man von sternere [ftreuen] her. Sobald das Getreide reif iſt, muß zur Ernte geſchritten werden. Die abgeſchnittnen Aehren werden in Körben auf die Tenne getragen. Colum. de r. r. 2, 20. Iſt die Saat reif, ſo muß man die Ernte rüſtig beginnen, ſonſt thun Vögel und andre Thiere Scha— den, oder die Körner, ja ſelbſt die Aehren fallen von den ausgetrock— neten Halmen; tritt vollends Sturm oder Wirbelwind ein, ſo fällt das Meiſte zu Boden. Den Anfang der Ernte macht man in der Zeit, wo die Körner noch nicht ganz hart ſind, und läßt die Körner auf der Tenne oder im Schober noch nachwachſen. — Es gibt aber verſchiedne Arten, das Getreide zu ſchneiden. Viele ſchneiden den Halm in der Mitte mit Sicheln ab, die entweder einen Schnabel oder Zähnchen haben; Viele reißen die Aehre mit einem kammförmigen Werkzeug ab, was ſehr leicht iſt, wenn die Halme einzeln, aber ſchwer, wenn ſie dicht ſtehn. — Sind nun die Aehren mit einem Theile des Halmes abgeſchnitten, ſo bringt man ſie ſogleich in einen Haufen oder unter ein auf dem Felde errichtetes Dach, und driſcht ſie, ſobald die Sonne ſie ausgetrocknet hat. Sind aber die Aehren allein weggenommen, ſo kann man ſie in eine Scheuer bringen, und dann im Winter mit Stöcken [baculus] ausdreſchen, oder die Ar- beit vom Vieh verrichten laſſen. Wird auf der Tenne gedroſchen, ſo geht Das beſſer mit Pferden als mit Ochſen, wobei man auch eine Dreſchwalze [tribula] oder Schleife [traha] in Anwen⸗ dung bringen kann; beide machen die Halme mit Leichtigkeit klein. Die Aehren ſelbſt werden lieber mit Stöcken [fustis] geſchlagen, 60 Botanik der alten Griechen und Römer. und dann mit Futterſchwingen ſvannus! gereinigt. Iſt das Getreide mit Spreu |palea] gemiſcht, fo benutzt man zur Reini⸗ gung einen gelinden und gleichmäßig wehenden Wind. Uebrigens iſt es nicht rathſam, auf einen ſolchen zu warten, weil der harte Win— ter oft früher kommt, als der gewünſchte Wind. Man benutzt dem— nach lieber den erſten beſten Wind. Herrſcht mehrere Tage Wind— ſtille, fo reinigt man mit der Futterſchwinge, um nicht am Ende durch Mangel an Wind um den ganzen Ertrag der Ernte zu kom— men. Soll nun das Getreide für mehrere Jahre aufbewahrt werden, ſo muß es nochmals gereinigt werden, denn je reiner es iſt, deſto weniger wird es von Kornwürmern angegriffen. Soll es bald ver— than werden, ſo reinigt man es nicht wieder, ſondern kühlt es im Schatten, und bringt es dann in den Kornſpeicher. Plin. 18, 30, 72. Es gibt auch Gegenden, wo man die ganzen Halme mit der Wurzel ausreißt, damit das Stroh ſo lang als möglich bleibt, und zum Decken der Häuſer dienen kann. — Die Halme [culmus] des Welſchen Hirſens [panicum] dienen nicht zum Dachdecken; die des Gemeinen Hirſens [milium] werden in der Regel verbrannt. Das Gerſten ſtroh [hordei stipula] bekommen die Ochſen zu freſſen; es iſt ihnen ſehr willkommen. — In Gallien werden die Riſpen des Welſchen und Gemeinen Hirſens einzeln mit einem Handkamm geerntet. g. Tenne, Dreſchen, Speicher. Varro de r. r. 1, 51. Die Tenne [area] wird im offnen Felde auf einer Höhe angelegt, die der Wind beſtreicht. Sie muß kreisrund ſein, in der Mitte etwas erhaben, damit das Regenwaſſer ablaufen kann. Der Boden muß von Natur feſt ſein und noch feſter geſtampft werden, beſonders wenn er aus Thon beſteht, damit ſie im Sommer keine Ritzen bekommt, in die dann Körner fallen, in die ſich Waſſer zieht, und die den Mäuſen und Ameiſen Gelegenheit zur An— ſiedelung geben. Man pflegt deswegen die Tenne mit Oelabgang zu begießen; dieſer läßt kein Unkraut aufkommen, und iſt Gift für Mäuſe und Maulwürfe. Manche machen die Tenne aus Steinen oder aus einer feſtgeſchlagenen Kittmaſſe. In Ländern, wo zur Dreſch— zeit oft heftige Regen fallen, gibt man der Tenne auch ein Dach. Iſt ſie dachlos und die Gegend heiß, da macht man neben ſie ein Dach, unter dem ſich die Arbeiter in der Mittagshitze ausruhen können. VIII. Landwirthſchaft. g. Tenne, Dreſchen, Speicher. 61 Varro de r. r. 1, 52. Um zur Ausſaat den beſten Sa— men [semen] zu haben, driſcht man die ſchönſten Aehren für ſich. Das Dreſchen geſchieht oft mit der Schleife [tribulum], vor welche Zugvieh geſpannt iſt. Sie beſteht aus einem Brete, das durch Steine oder Eiſen rauh gemacht iſt, und auf dem eine ſchwere Laſt liegt oder der Dreſcher ſitzt, während das Vieh zieht und ſo die Körner aus den Aehren reibt. Man braucht auch einen von Bre— tern gebauten ſogenannten Puniſchen Wagen, auf dem der Dreſcher ſitzt, und der auf gezähnten Walzen geht; er iſt z. B. im dieſſeiti— gen Spanien und anderwärts in Gebrauch. Man läßt auch in man- chen Gegenden die Körner vom Vieh austreten, und jagt es zu die— ſem Zwecke mit Stöcken darauf herum. Sind die Körner aus den Aehren gedroſchen, ſo wirft man ſie mit Wannen oder Wurfſchaufeln bei gelindem Winde in die Höhe. So fällt die Frucht ſelbſt wieder gerade nieder und wird in Körbe gepackt; die Spreu [acus] fliegt beim Wurfeln [evannitur] bis über die Tenne hinaus. Varro de r. r. 1, 57. Der Weizen wird in hohen Spei— chern [granarium] aufbewahrt, durch welche der Nord- und Oſt— wind ſtreicht, wohin aber keine feuchte Luft dringen kann. Wände und Boden bekommen einen feſten Ueberzug von marmorähnlichem Stuck, oder wenigſtens von Thon, der mit Spreu und Oelabgang durchknetet iſt. Ein ſolcher Ueberzug ſchützt gegen Mäuſe und Wür— mer, macht auch die Körner feſter. Manche beſprengen die Körner ſelbſt mit Oelabgang, Andre mit andren Dingen. In manchen Ländern, wie in Kappadocien und Thracien, wer— den unterirdiſche Höhlen, die man Seiren nennt, als Korn— ſpeicher benutzt; in Spanien haben die Leute zu dieſem Zwecke Schachte [puteus]. Deren Boden wird mit Spreu belegt, und es wird dafür geſorgt, daß weder Näſſe noch Luft eindringen kann. Wo es an Luft fehlt, da fehlt auch der Kornwurm [eureulio]. In die⸗ ſen Schachten hält ſich der Weizen wohl 50 Jahre gut, der Gemeine Hirſen aber 100. Im dieſſeitigen Spanien und in Apulien bauen die Landleute auch hohe Kornſpeicher [granarium]; fie find fo eingerichtet, daß ſie von der Seite aus durch Fenſter und auch durch Oeffnungen, die in ihrem Boden ſind, gelüftet werden können. Varro de r. r. 1, 58. Bufbohnen und Hülſenfrüchte können lange in Oelgefäßen aufbewahrt werden. 62 Botanik der alten Griechen und Römer. Varro de r. r. 1, 63. Beginnt der Korn wurm auf dem Speicher Schaden zu thun, ſo nimmt man das von ihm ange— gangene Getreide, legt es an die Sonne, ſetzt auch Waſſergefäße da— neben, in welchen ſich die Kornwürmer von ſelbſt ſammeln und ſter— ben. — Wer fein Getreide in Schachten liegen hat, muß dieſe, wenn er es herausholen will, vorher öffnen, denn es iſt gefährlich, gleich nach der Oeffnung hinunter zu ſteigen, und man hat Beiſpiele, daß Leute dabei erſtickt ſind. — Spelt [far], den man in Aehren aufbewahrt hat und dann zum Verſpeiſen anwenden will, nimmt man im Winter vom Speicher, ſtampft ihn und röſtet ihn dann. Plin. 18, 30, 72. Der Spelt läßt ſich nicht gut aus den Hülſen dreſchen, wird daher in ihnen aufbewahrt. — Die Spreu vom Getreide wird wie Heu verfüttert; am beſten ift die vom Ge— meinen Hirſen, nächſtdem von der Gerſte, am ſchlechteſten die von Weizen. — Um Stroh [eulmus] zu verfüttern, driſcht man es mürbe, beſprengt es mit Salzwaſſer, trocknet es, und wirft es dann dem Rindvieh bündelweis vor. — Die Stoppeln [stipula] zünden Manche auf dem Felde an, und Virgil preiſt dieſes Verfah— ren ſehr hoch; ſein wichtigſter Grund iſt, daß dabei das Unkraut mit verbrennt. Plin. 18, 30, 73. Die Speicher [horreum] wollen Ei- nige mit 3 Fuß dicken Backſteinmauern erbaut wiſſen; man ſoll fie nach ihrer Meinung von oben füllen, keinen Luftzug geftatten, keine Fenſter dran haben. Andre wollen Fenſter, die aber nur nach Nord— oſten oder Nord gerichtet ſind; ſie verlangen auch, daß beim Bau kein Kalk verwendet wird, indem ſie meinen, er ſei dem Getreide ſehr ſchädlich. Cato ſchreibt vor, den Eſtrich der Speicher mit Delabgang. zu tränken. Manche Landleute legen hölzerne Kornſpeicher [grana— rium] an, die auf Säulen ruhn und von allen Seiten her, auch von unten, Luftzug haben. Andre behaupten dagegen, daß das Getreide in ſolchen hölzernen Speichen zuſammenſchrumpfe, und daß es ſich erhitze, wenn es unter Ziegeln liege. Viele verbieten das Umſtechen des Getreides, und ſagen, der Kornwurm dringe nicht über 4 Fin— ger tief ein, und ſo ſei Alles, was tiefer liegt, ſicher. Columella glaubt auch, der Weſtwind [favonius] ſei den Getreidevorräthen zu— träglich, worüber ich mich wundre, da er doch zu den trockenſten Winden gehört. Manche geben den Rath, man ſolle eine Feuer— kröte [rubeta] an einem Hinterbein im Eingang der Scheuer auf- VIII. Landwirthſchaft. g. Dreſchen, Speicher. 63 hängen. — Mir ſcheint, es komme vorzugsweis darauf an, daß das Getreide zu rechter Zeit aufgeſpeichert wird; denn wird es feucht und unreif eingebracht, oder warm ee ſo iſt man gewiß nicht vor Schaden ſicher. — Einige beſprengen den Weizen, der größeren Haltbarkeit wegen, mit Oelabgang; Andre nehmen dazu chalcidiſche oder kariſche Kreide, oder Wermuth [absinthium, apsinthium]. Auch zu Olynth und bei Cerinth auf Eubäa gibt es eine Erdart, welche das Verderben des Getreides verhindert. In den Aehren auf— bewahrt leidet es ebenfalls nicht leicht. Die vortheilhafteſte Anſtalt für feine Aufbewahrung beſteht in Gruben [serobs], die man Siren nennt, und die z. B. in Kappadocien, Thracien, Afrika gebräuchlich ſind. Man legt ſie in trocknem Erdreich an, deckt ihren Boden mit Spreu, und wirft die vollen Aehren hinein. Varro behauptet, daß ſich in einer Höhle bei Ambracia Buf— bohnen von der Zeit des Königs Pyrrhus bis zu dem Kriege er— halten haben, welchen Pompejus der Große gegen die Seeräuber ge— führt, alſo ungefähr 220 Jahre lang. — In Kichern erzeugen ſich auf Kornböden keine Würmer. — Manche ſchütten die Hülſen— früchte über Krüge, die mit Eſſig gefüllt und oben mit Pech ver— ſtrichen find, und die auf! Aſche ſtehn. Hierdurch glauben ſie die Würmer abzuhalten. Andre thun ſie in Salzfäſſer und verſtreichen dieſe mit Gyps. Noch Andre beſprengen die Linſen mit Eſſig, der mit Saft von Silphium-Thapſia [laserpitium] 143) angemacht iſt, und befeuchten ſie, wenn ſie wieder trocken ſind, mit Oel. Das kürzeſte Verfahren beſteht aber darin, daß man Alles, was ſich lange halten ſoll, bei Neumond ſammelt 144). Sammelt man dagegen bei zunehmendem Mond, ſo nehmen auch die Körner noch an Größe zu 145), und man profitirt alſo in dem Falle, daß man fie verkau— fen will. Palla d. de r. r. 1, 19. Der Speicher [horreum] muß hoch und weit von aller Feuchtigkeit, namentlich von der Miftftätte und den Ställen entfernt liegen, muß kühl und luftig ſein. Sein Boden muß mit Backſtein gepflaftert fein, und, wo große Ernten zu erwarten, wird der ganze Raum in Abtheilungen gebracht. Wo we— 143) Thapsia Silphium, Linné. 144) Hilft ſo wenig wie die Feuerkröte. 145) Nehmen nicht zu. 64 Botanik der alten Griechen und Römer. nig zu erwarten, werden die verſchiednen Körnerarten nur durch Flechtwerk getrennt, oder in Körben untergebracht. Die Wände der Kornböden [granarium] werden mit Lehm überzogen, dem Oelab— gang beigemiſcht, und der mit Blättern von wilden und zahmen Oel— bäumen, ſtatt mit Spreu, gemengt iſt. Eine ſolche Wand ſchützt gegen Kornwürmer und andre ſchädliche Thiere. Zu demſelben Zwecke miſcht man auch dem Getreide Korianderblätter bei. Das Wichtigite, was man zur Erhaltung des Getreides im Voraus verfügen kann, beſteht übrigens darin, daß es von der Tenne, ehe es auf den Spei— cher kommt, erſt an einem beſondren Orte abgekühlt wird. — Auch das Klebrige Berufskraut [conyza] 14%) ſoll, wie die Griechen verſichern, getrocknet unter das Getreide gelegt, ſeine Erhaltung für lange Zeit ſichern. | IX. Mühle. Homer., Odyssea 20, v. 105 seqq. Im Palaſte des Odyſ— ſeus auf Ithaka ſtanden Mühlen, und mit dieſen bereiteten 12 Mülle— rinnen e n Schrot [ärgıror]‘ und Mehl [also] aus Weizen [rvoög], den fie ſchroteten [are]. Die ſchwächſte der Müllerinnen arbeitete noch fleißig, wie die übrigen ihr Tagewerk vollendet hatten, ſtellte aber, wie fie bei heitrem Himmel gewaltigen Donner hörte, ihre Mühle hin ( ονονẽjica] und betete zum Zeus: „Erhöre mich! tödte die Freier, für die ich immer mahlen [Agpıra redyev) und mich zu Tode arbeiten muß.“ Cato de r. r. 10, 4. Der Landmann muß eine Mühle haben, die von einem Eſel bewegt wird [molä asinariä], und eine andre, die von Menſcheuhänden gedreht wird [molä trusatiles]. Virgil., Aeneis 1, v. 178 seqd. Als Aeneas mit feinen Gefährten gelandet war, zündeten dieſe Feuer an, röſteten das Ge— treide und ſchroteten es zwiſchen Steinen [frangere saxol. Servius ad Virgil. Aen. 1, 179. Die Alten hatten keine eigentlichen Mühlen, ſie röſteten das Getreide und zerſtießen es dann im Mörſer [in pilas missa pinsere], und Denjenigen, welcher dieſes Geſchäft beſorgte, nannte man pinsor, jetzt heißt er pistor. 146) Erigeron viscosum, Linné. IX. Mühle. 65 Ovid. Fast. 6, 318. Das Eſelchen treibt die aus Trachyt gebaute Mühle Enniven mol]. Ovid. Medic. fac. 72. Laß Lupinen und Bufbohnen zwiſchen ſchwarzen Mühlſteinen mahlen 14). Vitruv. de architectura 10, 10. An Flüſſen baut man Rä⸗ der [rota], deren Kranz [frons] Schaufeln [pinna] hat, gegen welche das Waſſer ſtößt, fo daß die Räder ſich drehen müſſen 14). Bei der Mühle trägt die Welle [axis] des Waſſerrads an ihrem andren Ende [in uno capite] 140) ein gezähntes Rad [tympanum dentatum], welches ſenkrecht läuft wie das Waſſerrad. Dieſes ge- zähnte Rad treibt ein andres wagrechtes [planus] Rad, deſſen Axe ein Eiſenſtab [subscus] iſt, der den Läufer hält [qua mola con- tinetur] 150). Ueber dem Läufer [in qua machina] fteht ein Trich⸗ ter [infundibulum], aus dem das Getreide zwiſchen die Mühlſteine [molä im Plural] läuft, woſelbſt es durch die drehende Bewegung in Mehl verwandelt wird. Plin. 18, 10, 23. Das Stampfen [pistura] des Getrei⸗ des, des Hirſens, Seſams u. ſ. w. iſt nicht immer leicht. In Etru— rien ſtampft [pisere] man die Aehren des Speltes, nachdem fie geröſtet [torrere] find, vermittelſt einer mit Eiſen beſchlagenen Mör- ſerkeule [pilum präferratum] in einen engen gezackten Mörſer [fistula serrata] 151). Stampfen die Leute unvorſichtig, fo werden 147) Ebenfalls Trachyt gemeint. 128) Es iſt hier von unterſchlächtigen Waſſerrädern die Rede. Der Kranz (Umfang) derſelben hat Schaufeln (Querbreter), gegen welche das Waſſer ſtößt, indem es den unten befindlichen Theil des Rades berührt. 149) An dem im Innern des Gebäudes befindlichen Wellende, woſelbſt unſre Mühlen das Kammrad tragen, welches das Getriebe in Umlauf ſetzt. Die Axe dieſes Getriebes (Drillings) trägt den Läufer. 150) Man denke ſich, daß der Läufer in der Mitte das Auge (Loch) hat, durch welches das Getreide fällt, um zwiſchen Läufer und Bodenſtein zu kom— men. Mitten durch das Auge geht wagrecht ein eiſerner Stab (subscus), der ſich nach 2 Seiten hin verlängert und eine Speiche des um den Läufer gelegten Ra⸗ des vorſtellt. Die Mitte dieſes Eiſenſtabes trifft in die Mitte des Auges, iſt die Mitte des Läuferrads und Läufers, und wird von einer unbeweglichen Eiſen— ſpitze getragen, die aus der Mitte des Bodenſteins hervorragt. 151) Bei Cato de r. r. 10, 3 bedeutet fistula farraria ebenfalls einen engen Mörſer. - 9 66 Botanik der alten Griechen und Römer. die Körner zerſtoßen und das Eiſen kann brechen 152). Der größte Theil Italiens wendet eine rauhe Mörſerkeule [ruidum pilum] 153) an, läßt auch wohl die Arbeit durch ein Räderwerk beſorgen, deſſen Bewegung vom Waſſer ausgeht. — Uebrigens will ich hier noch anführen, wie man nach Mago's Meinung ſtampfen ſoll. Er räth, den Weizen erſt ſehr naß zu machen, dann die Spelzen abzuſtampfen [evallere] '5%), dann ihn an der Sonne zu trocknen und nun noch— mals zu ſtampfen. Eben ſo ſolle man mit der Gerſte verfahren. Linſen ſolle man erſt röſten, dann mit Kleie [furfur] leicht ſtampfen, auch könne man ſtatt der Kleie Backſtein oder Sand nehmen. Die Kicher-Platterbſe [ervilia] 158) ſolle man wie die Linſen be- handeln, den Seſam aber erſt in heißem Waſſer einweichen, dann ausbreiten, dann reiben, und ferner in kaltes Waſſer werfen, ſo daß die Spreu obenauf ſchwimmt; endlich ſolle man ihn abermals auf einem Leinwandtuche in der Sonne ausbreiten, und zwar ſchleunig, damit er nicht mißfarbig und ſchimmlig werde [mucescerel. Plin. 18, 11, 29. Gries [alica] iſt eine ganz vortreffliche und ſehr geſunde Speiſe. Den beſten bereitet man in Italien, und namentlich berühmt iſt der kampaniſche. In Kampanien wird das ganze Jahr hindurch geſät, Einmal welſcher Hirſen, zweimal Spelt, und doch blühen im Frühling zwiſchen den Saaten, die in- deſſen geruhet haben, Roſen, die an Wohlgeruch die Gartenroſe übertreffen. Man pflegt zu ſagen, Kampanien erzeuge mehr Wohl— gerüche als andre Länder Oel. Der kampaniſche Gries wird aus Spelt |zea], den ich auch Korn [semen] nenne, bereitet. Er wird in einem hölzernen Mörſer geſtampft, denn harter Stein würde ihn zu Staub zermalmen. Das Stampfen beſorgen gefeſſelte Skla— ven. Das Unterende der Mörſerkeule iſt mit Eiſen belegt. Iſt durch Stampfen die Schale [tunica] abgelöſt, ſo wird der von ihr 152) Es iſt hier vom Spelt die Rede, und gemeint, daß von ihm nur die Spelzen abgeſtoßen werden ſollen. Mehl würde man in einem Mörſer, deſſen Inneres Zacken hätte, nicht zu Stande bringen. 3 153) Der Gegenſatz ſcheint zu fein: Bei den Etruffern ift das Innre des Mörſers zackig, die Keule aber nicht; bei den andren Italiänern iſt der Mörſer glatt, die Keule aber rauh. — Die ganze Darſtellung iſt nicht klar; das ganze Kapitel hat jedenfalls im Laufe der Zeit viele Fehler aufgenommen. 154) Hier iſt wie beim Spelt anzunehmen, daß die ganzen Weizenähren, ohne vorhergehendes Dreſchen, geſtampft werden. — 155) Lathyrus Cicera, L. IX. Mühle, | 67 befreite Kern [medulla] klein geſtoßen [concidere]. Auf dieſe Weife erhält man 3 Sorten von Gries, eine feinere, mittlere und gröbere. — Iſt man ſo weit, ſo iſt die Waare ſchon beſſer als die alexan⸗ driniſche, jedoch fehlt ihr noch die ſchöne weiße Farbe, durch welche fie ſich auszeichnet. Erſt durch die Beimiſchung von Kreide [ereta] wird der kampaniſche Gries weiß und zart, was allerdings wunder— bar klingt 5%). Man findet dieſe Kreide zwiſchen Putroli und Nea⸗ pel auf dem ſogenannten Weißerdigen Hügel [collis Leucogäusl. Es iſt noch jetzt ein Dekret des Kaiſers Auguſtus vorhanden, durch welches er, als er eine Kolonie nach Kapua führte, befahl, es ſollten den Neapolitanern jährlich 20,000 Seſtertien für den beſagten Hügel aus feiner kaiſerlichen Kaſſe gezahlt werden. Als Grund dieſer Be- ſtimmung wurde angegeben, daß die Kampaner behaupteten, ohne jenes Mineral [metallum] keinen Gries fertigen zu können. — Un⸗ ächter Gries wird meiſt aus einem Spelt gemacht, der in Afrika ausgeartet ift [degenerare]. Seine Aehren find breiter, dunkler, und ſtehn auf einem kurzen Halm [stipula]. Man ſtampft die Kör⸗ ner mit Sand, aber die Schale geht denonch nicht leicht ab. So— dann wird der vierte Theil Gyps [gypsum] zugeſetzt, und die Mi- ſchung durch ein Mehlſieb [farinarium cribrum] geſiebt. Das Gröbſte bleibt im Siebe zurück und heißt Rückſtandsgries [alica excepticial. Was durchgegangen iſt, wird in einem feinen Siebe geſiebt, und auf dieſe Weiſe entſteht die zweite Griesſorte [alica secundaria]; beim dritten Sieben in einem noch feineren Siebe geht faſt nur der Sand durch, und was im Siebe bleibt heißt Siebgries ſalica eribrarial. — Man fertigt auch aus Weizen unächten Gries, indem man ihn halbgar kocht, an der Sonne trocknet, leicht anfeuchtet, und endlich zwiſchen Mühlſteinen [molä im Plural] mahlt. Plin. 36, 18, 29 u. 30. Varro gibt an, die beweglichen Mühlſteine ſeien in Volſinii erfunden worden; einige ſolche Steine ſollen ſich von ſelbſt bewegt und dadurch ihren Beruf angedeutet haben. — Nirgends kommt ein Stein vor, der ſo brauchbar für Mühlen wäre, wie der italiäniſche. In manchen Provinzen findet ſich gar kein brauchbarer. Juvenal. 8, 66. Abgelebte Gäuler zerren am Wagen; 156) Es iſt noch zu bemerken, daß creta nicht bloß Kreide, ſondern auch weißen Thon bedeuten kann. 5 * 68 Botanik der alten Griechen und Römer. fie würden ſich beſſer zum Drehen des Mühlſteins paſſen [ver— sare molam]. 5 Pausanias, Lacon. 3, 20, 2. Man ſagt, daß Myles, Sohn des Lelex, von allen Menſchen zuerſt die Müh le [unn] er— funden, und zu Aleſia Getreide gemahlen [areır, νον, habe. Aulus Gellius, Noctes atticä 3, 3. Varro und viele andre Schriftſteller ſagen, der Komödiendichter Plautus habe die Luſtſpiele, welche Saturio und Aditus heißen, und noch eins, deſſen Name mir nicht gleich einfällt, in der Stam pfmühle [pistrinum] geſchrieben; er habe nämlich all ſein durch ſeine Schriften verdientes Geld in kaufmänniſchen Unternehmungen verloren, ſei arm nach Rom zurückgekehrt, und habe ſich daſelbſt an einen Bäcker [pistor] ver- miethet, bei dem er an der Handmühle [molä trusatiles] gear- beitet. Palla d. de r. r. 1, 42. Iſt Waſſer zur Gnüge vorhan- den, ſo muß man es auch benutzen, um Waſſermühlen [aqua- ri molä] anzulegen, wo das Getreide, ohne daß ein Vieh oder ein Menſch ſich anſtrengt, gemahlen [frangere] wird. Eustathius 1571, 38. Müllerinnen heißen yoralzes deri , auch u und uuimdoides. Eustath. 1885, 9. Die Müllerin heißt Merole yvrn von d ο oder οσ , wovon auch das Mahlen &eròg heißt. — Zu Athen gab es auch, wie man im Rhetoriſchen Lexikon findet, Jungfrauen, die Müllerinnen [aleroides xoou1] hießen, weil fie die zu Opfern nöthigen Opferkuchen [röravov] verkauften. Dieſe Müllerinnen ſtanden in hohen Ehren, und es gab in Athen auch heilige Mühlen i — Pauſanias ſagt, jene attiſchen Mülle— rinnen hätten das heilige Mehl gemahlen [arerov are). Nachtrag zur Mühle. Die Zeit, wo Waſſermühlen erfunden worden, betreffend, ſo hat Salmasius gezeigt, es ſei höchſt wahrſcheinlich, daß Dies zu Cicero's Zeit geſchehn. Salmasius hat die von Aelius Lampridius verfaßte Lebensbeſchreibung des Kaiſers Heliogabal herausgegeben. Es findet ſich in dieſer (Kap. 24) eine Stelle, wo erzählt wird, „Heliogabal habe ſich öfters den Spaß ge— macht, ſeine Freunde an ein Waſſerrad binden und dieſes dann in Bewegung ſetzen zu laſſen, ſo daß ſie abwechſelnd gehörig getaucht und dann wieder an die Luft gebracht wurden.“ Zu dieſer Stelle macht nun der gelehrte Herausgeber folgende Bemerkung: „Antipater, IX. Mühle. 69 welcher nach meinem Dafürhalten zu Cicero's Zeit gelebt, hat ein Epigramm hinterlaſſen, aus dem wir erſehn, daß die Anwendung der Waſſerräder zu jener Zeit eine neue Erfindung geweſen. Es lautet aber beſagtes Epigramm alſo: „Laſſet die mahlende Hand (7 uανð˖ ]! nun ruhen, ihr Müllerinnen, ſchlaft ruhig weiter, wann der Haushahn die Morgenröthe verkündet. Ceres hat den Najaden be— fohlen, eure Arbeit zu verrichten. Sie ergreifen den Kranz [rooyen] des Rades, drehen die Radwelle, und dieſe dreht mit ihren Speichen [einem Stirnrad] die hohle Laſt von 4 Mühlſteinen 0 157). Die zwei alten römiſchen Mühlſteine, welche man zu Anfang des vorigen Jahrhunderts zu Adel in Porkjhire gefunden, und von welchen Thornsby in den Philosophical transactions n. 282, p. 1285, Nachricht gegeben, waren ſo beſchaffen: Der eine Stein war 20 Zoll breit, oben gewölbt, alſo ohne Zweifel der Bodenſtein; der andre hatte eine auf jene Wölbung paſſende Vertiefung, an wel— cher Einkerbungen zu erkennen waren, ſtellte alſo ohne Zweifel den Läufer dar. S. Beckmann's Geſchichte der Erfindungen, Bd. 2, Stück 1, Seite 10. Zur Zeit, wo Pompeji unterging, waren die Mühlen ſchon zu ziemlicher Vervollkommnung gediehn. Sie wurden in beſagter Stadt nicht von Waſſer getrieben, weil weder ein Bach, noch ein Fluß zu Gebote ſtand. An's Retten der Mühlſteine haben bei her— einbrechender Noth wohl nur Wenige gedacht, und ſo fehlt es denn jetzt dort nicht an Mühlſteinen, durch welche man einen deutlichen Begriff von der Art und Weiſe, wie damals gemahlen wurde, be— kommt. Der Bau einer ſolchen pompejaniſchen Mühle iſt, was die Steine betrifft, folgender. Ein kreisförmiger, großer Stein bildet die Grundlage; ſein Rand iſt erhaben; das fertig gemahlene Mehl fällt auf den genannten Stein, ſammelt ſich auf deſſen Rande und wird mit der Hand hinweg genommen. Auf der Mitte dieſes Steines er— hebt ſich ein aus rauhem Trachyt geformter, am Oberende wagrecht abgeſtutzter Kegel; aus der Mitte dieſes Oberendes ragt ein kurzer Eiſenzapfen hervor. — Der beſchriebene Kegel bildet den ſogenannten 157) Da nur der Läufer hohl iſt, fo iſt hier von einer Mühle mit 4 Läu— fern, alſo 4 Gängen, die Rede. Denken wir uns die damaligen Mühlſteien noch klein, wie die der Handmühlen, ſo konnte Ein Waſſerrad bequem deren 4 treiben. “ 70 Botanik der alten Griechen und Römer. Bodenſtein der Mühle; ihn muß der Läufer umſchließen und ſich ſo um ihn drehn, daß in dem zwiſchen Bodenſtein und Läufer befind— lichen engen Raume die Körner gemahlen werden. — Der Läufer hat die Geſtalt einer Sanduhr, iſt aber oben und unten offen, bildet alſo einen Doppeltrichter. In ſeine Mitte iſt eine eiſerne Scheibe eingeſetzt, welche in der Unterſeite ihrer Mitte eine Höhle hat, die auf den Eiſenzapfen des Bodenſteins paßt. Senkt man nun den Läufer über den Bodenſtein, ſo wird dieſer von dem unteren Trich— ter des Läufers umfaßt. In den oberen Trichter wird das Getreide geſchüttet; dieſes läuft durch 4 Löcher, von welchen die Eiſenſcheibe durchbohrt iſt, abwärts, geräth zwiſchen Bodenſtein und Läufer, und wird zermalmt, wenn der letztere ſich dreht. Auch die alten Deutſchen haben ihr Getreide zwiſchen Hand— mühlſteinen gemahlen. In den Gräbern zwiſchen Wittenberg und Schlieben findet man ſolche Mühlſteine. Siehe Wagner' s „Aegyp— ten in Deutſchland, Leipzig, Hartmann, 1833.“ f Daß man das Getreide noch viele Jahrhunderte nach Erfindung der Mühlſteine auch in Mörſern geſtampft hat, beruht wohl theils darauf, daß das Stampfen wohlfeiler und einfacher war, theils darauf, daß man wahrſcheinlich durchaus nicht im Stande war, den Spelt zwiſchen Mühlſteinen von den Spelzen zu befreien, dieſes Ge— ſchäft alſo durch Stampfen verrichten mußte, und es dann bequemer fand, nachdem man die Spelzen abgeſondert, auch das Schroten noch im Mörſer zu beſorgen. — Noch in unſrer Zeit pflegen Oelmüller, deren Mühle mit Stampfen geht, unter dieſen ihr für's Vieh be— ſtimmtes Getreide in Schrot zu verwandeln. Daß ſich die Waſſermühlen nur ſehr langſam verbreitet, iſt ebenfalls natürlich, da jede Haushaltung von jeher ihren Mörſer und ihre Mühlſteine hatte, und an Sklaven großer Ueberfluß war. — In Sardinien hat noch heutiges Tages faſt jede Haushaltung ihren Eſel, der die Mühle beſorgt. „Daß namentlich die Zahl der Roßmühlen“, ſagt Beck— mann in ſeiner Geſchichte der Erfindungen, Bd. 2, Stück 1, S. 18 folg., „noch langehin ſehr groß geblieben, kann man aus vielen Stel- len ſchließen. Als z. B. Caligula, ungefähr 23 Jahre nach dem Tode des Auguſtus, zur Fortbringung von allerlei Sachen Pferde und Ochſen aus den Mühlen wegnahm, entſtand in Rom Brodman- gel, Sueton., vita Caligulä, cap. 39, woraus der Schluß zu IX. Mühle. | 11 ziehn, daß damals nur wenige Waſſermühlen vorhanden geweſen. — Auch in den Geſetzen iſt ihrer und der Handmühlen noch lange Zeit nachher gedacht worden. Der Juriſt Paulus, welcher ungefähr um's Jahr 240 nach Chriſto lebte, nannte, wo er die zum Ver— mächtniß eines Bäckers und eines Landwirths gehörigen Stücke be— ſtimmte, den Müllereſel, asinus molendarius, und die Mühle, mola. Digestorum lib. 33, tit. 7, 18, cum de lanionis. — Verordnungen über die Mühlenſklaven kommen noch unter Va— lentinian vor. Cod. Theodos. lib. 14, tit. 3, 7 oder L. 7. Post quinquennii. C. Th. de pistoribus. — Als die Einführung des Chriſtenthums die Sitten verbeſſerte, wurden die Sklaven ſeltner, und Auſonius, der unter Theodoſius dem Großen, gegen Ende des dritten Jahrhunderts, lebte, meldet ausdrücklich, daß man zu ſeiner Zeit aufgehört, Sklaven zu halten und Mühlen von Menf Wen reiben zu laſſen.“ „Oeffentliche Waſſermühlen kommen inzwiſchen erſt un— ter Honorius und Arcadius vor, und die älteſten Geſetze, die der— ſelben (aquä molarum) gedenken, um's Jahr 398, zeigen deutlich, daß ſie damals noch eine neue Anſtalt geweſen, die man durch öffent— lichen Schutz ſichern mußte. Befehle wurden in dieſer Abſicht noch gegen Ende des fünften Jahrhunderts von Zeno erneuert und ge— ſchärft. Cod. Theodos. lib. 14, tit. 15, 4; und Cod. Justin. lib. 2, tit. 42, 10. — Die Mühlen Rom's waren an den Kanälen, welche Waſſer nach Rom führten, angelegt; und weil dieſes von vie— len Handwerkern und zu mancherlei Gebrauch benutzt ward, ſo war verordnet, daß bei Vertheilung des Waſſers die Mühlen allemal vor— gehen ſollten. Die meiſten lagen unten am Berge Janikulus. Pro— copius, Gothicorum lib. 1, 19. Prudentius contra Symmachum, lib. 2, v. 948. — Da ſie von ſo wenig Waſſer getrieben wurden, ſo werden ſie vermuthlich ſehr wenig gefördert haben.“ „Als Vitiges, König der Gothen, im Jahre 536 nach Chriſtus den Beliſar in Rom belagerte, und die 14 großen Waſſerleitungen der Stadt verſtopfen ließ, gerieth dieſer in große Verlegenheit, nicht wegen Waſſermangels überhaupt, denn dawider ſicherte ihn die Tiber, ſondern wegen Verluſtes desjenigen Waſſers, welches die Mühlen trieb, die alle an dieſen Kanälen lagen. Pferde und Ochſen, die man hätte zum Mahlen brauchen können, fehlten; aber Beliſar gerieth auf den kühnen Gedanken, Fahrzeuge auf die Tiber zu bringen, und 12 Botanik der alten Griechen und Römer. die Mühlen auf dieſe zu legen, um ſie vom Strome treiben zu laſſen. Der Verſuch glückte vollkommen, und es wurden ſolcher Mühlen ſo viele, als nöthig waren, gebaut. Um dieſe zu zerſtören, warfen die Belagerer ſtarke Balken in den Strom; aber die Belagerten ſchützten ſich durch vorgezogene Ketten. Dies ſcheint die Erfindung der Schiffs— mühlen geweſen zu ſein.“ Windmühlen werden im Alterthum nicht erwähnt. X. Maza, Puls“), Brod, Kuchen. Plato de republica 2, p. 372. Die Hauptnahrung der Republikaner ſoll, nach Sokrates' Anſicht, aus Gerſtenſchrot [x0:I0v arApırov] und Weizenmehl [nvowv ürevoov] beſtehn, welche eingemengt [udooeıv], gekocht E, gebacken lauch rEooeıv] werden, fo daß tüchtige Maz a ld] oder Brod [&oros] entſteht, und beides in Körben oder auf reinen Blättern aufgetragen werden kann. Cato de r. r. 74. Willſt du Brod [panis] backen, fo waſche die Hände und den Mörſer [mortarium] recht rein, thue das Mehl [farina] in den Mörſer, allmälig Waſſer hinzu, knete [subigere] es tüchtig. Haſt du es gut geknetet, ſo gib ihm die richtige Brodgeſtalt und backe es unter einer irdenen Schüſſel [testu] 159). Cato 75. Einen Opferkuchen [Iibum] 160) backe in fol⸗ gender Weiſe: Nimm 2 Pfund Käſe, zerreibe ſie gut im Mörſer, und wenn du ſie fein zerrieben haſt, ſo ſchütte 1 Pfund Mehl von Siligoweizen [farina siliginea] hinzu, oder wenn das Gebäck zarter werden ſoll, fo nimm nur 2 Pfund feinſten Weizenmehls [similago]; auch füge ein Ei hinzu und knete es gut hinein. Gib der Maſſe die Brodform, lege Blätter unter, und laß ſie auf einem heißen Herde unter einer Schüſſel [testu] langſam backen [coquerel. Cato 76. Einen Kuchen [placenta] backe alſo: Nimm 2 Pfd. Mehl von Siligoweizen [farina siliginea], und mache fie naß, knete 158) Siehe S. 43, Anm. 108. 159) Man hat fi zu denken, daß das Brod auf den heißen Herd gelegt, mit der Schüſſel bedeckt, und dieſe mit heißer Aſche und Kohlen dick belegt wurde. 160) Dieſer wurde von den Menſchen gegeſſen, nachdem er den Göttern angeboten war. X. Maza, Puls, Brod, Kuchen. 73 fie [eondepsere], und mache daraus den Boden des Kuchens. Dann nimm 2 Pfund Graupen lalica], thue fie in Waſſer, laß fie weich werden, ſchütte ſie dann in einen Mörſer und gieße das Waſſer ab. Knete [depsere] fie dann mit der Hand, und wenn ſie tüchtig durch— gearbeitet [subigere] find, jo füge 4 Pfund Mehl hinzu, knete Grau— pen und Mehl zuſammen und mach aus dem ſo gewonnenen Teige die Zwiſchenböden [tractum] für den Kuchen. Lege dieſe Zwiſchen— böden einſtweilen in einen Korb [qualum], laß fie da trocken wer— den, und beſtreiche ſie überall mit Oel. — Iſt die Arbeit ſo weit gediehn, jo heize den Herd [focus] und die irdne Schüſſel |testum]. — Nun nimm 14 Pfund Schafkäſe, der nicht ſauer, ſondern recht friſch iſt, waſch ihn in dreimal zu erneuerndem Waſſer tüchtig ab. Trockne ihn dann und bringe ihn in den Mörſer, knete ihn darin mit den Händen ſo gut wie möglich. Nimm ihn dann heraus, reib ihn durch ein Mehlſieb, thu ihn in den Mörſer zurück. Füge nun 42 Pfund Honig hinzu und menge es gut mit dem Käſe. — Jetzt lege den Kuchenboden auf ein reines Bret, biege den Rand des Bodens in die Höh, lege mit Oel beſtrichne Lorbeerblätter unter. Auf den Kuchenboden lege einen Zwiſchenboden, beſtreiche ihn mit der Mi— ſchung von Käſe und Honig, lege dann wieder einen Zwiſchenboden, und auf dieſen wieder die Käſemiſchung u. ſ. w., bis Alles verthan iſt. Endlich ſetze den Kuchen auf dem Herde unter die Schüſſel, decke dieſe ganz mit glühenden Kohlen zu, und laß das Ganze lang— ſam, aber gehörig durchbacken. Zwei- bis dreimal wird die Schüſſel abgehoben und nachgeſehn, ob der Kuchen gar iſt. Iſt er wirklich gar ſcoctus], jo wird er vom Herde genommen, und mit Honig beſtrichen. Cato 77. Eine Brezel [spira] backe fo: Mach Alles zurecht wie beim Kuchen, lege aber die Zwiſchenböden nicht wie bei jenem auf, ſondern drehe ſie wie ein Seil und lege ſie ſo auf den Kuchenboden. | Cato 78. Die Torte [scriblita] mache wie den Kuchen, aber ohne Honig. Cato 79. Schmeerkräpfel [globus] backe fo: Knete Käſe und Graupen zuſammen, forme daraus Kräpfel von der er— wünſchten Größe. Thue Schmeer [unguen] in einen heißen Keſſel, thue jedesmal 1 oder 2 Kräpfel hinein, koche ſie, wende ſie öfters mit Rührhölzern, nimm ſie heraus, ſobald ſie gar ſind, reibe ſie mit Honig und Mohn [papaver] ein, und trage fie auf. Cato 80. Spritzkuchen ſenchytus] mach wie Schmeer— 74 Botanik der alten Griechen und Römer. kräpfel, treib aber den Teig durch eine Röhre in den ſiedenden Schmeer, und richte es ſo ein, daß er ſich dabei dreht und windet. Iſt er gar, ſo wird er beſtrichen, gefärbt, und mit Ho nig oder Meth aufgeſetzt. Cato 81. Napfkuchen [erneum] mach wie den Kuchen aus Mehl, Graupen, Käſe und Honig, miſche das Alles in einer Mulde, thue es dann in einen irdnen Napf [hirnea], ſetze dieſen in einen ehernen, mit heißem Waſſer gefüllten Topf, und koche ihn auf dem Feuer. Iſt er gar, fo ſchlag den Napf entzwei und ſetz den Kuchen auf. Cato 82. Kugelkuchen [sphärica] mach wie die Brezel, jedoch ſo, daß du aus den Zwiſchenböden, dem Käſe und Honig Ku— geln formſt, und dieſe dicht zuſammen auf den Kuchenboden ſetzeſt. Cato 84. Süßkuchen [savillum] mach fo: Nimm 4 Pfund Mehl, 24 Pfund Käſe, miſche dieſe Beſtandtheile, als ſollte ein Opfer— kuchen [libum] gebacken werden; füge 4 Pfund Honig und ein Ei hinzu. Streich einen irdenen Tiegel ſcatinus] mit Oel aus, thue die Maſſe hinein, den Tiegel unter die Schüſſel, decke dieſe zu, ſieh darauf, daß der Kuchen in der Mitte, wo er am höchſten iſt, recht gar werde [percoquere]. Iſt er gar, fo nimm ihn heraus, beſtreich ihn mit Honig, reibe Mohn ein, ſetze den Kuchen wieder ein wenig unter die Schüſſel, nimm ihn ſpäter wieder heraus und trage ihn im Napfe auf, und gib Löffelchen [lingula] dazu. Cato 85. Puniſchen Brei [puls punica] backe ſo: Thu ein Pfund Graupen [alica] in Waſſer, laß fie gut durchweichen. Thue ſie darauf nebſt 3 Pfd. friſchem Käſe, 2 Pfund Honig, einem Ei, in eine reine Mulde, miſche Alles gut und ſchütte es in einen neuen Topf. Cato 86. Körnerbrei [granea] aus Weizen koch jo: Schütte 2 Pfund reinen Weizen in einen reinen Mörſer, waſche ihn fein, reibe die Schalen ab und ſpüle ſie weg. Sodann thue den Weizen in einen Topf [aula], gieße reines Waſſer hinzu und koche. Iſt er gar, ſo gieß allmälig ſo viel AR zu, bis ein dicker Brei [eremor] entſtanden iſt. Cato 87. Kleiſterbrei koche fo: Reinige Siligoweizen [siligo] gut, ſchütte ihn in eine Mulde, gieß täglich zweimal Waſſer auf. Am zehnten Tage ſchütte das Waſſer ab, und rühre die Maſſe in einem Troge, bis fie wie Hefen [fäx] wird. Thue dann die Maſſe in ein neues Leinentuch, drücke den Brei durch das Tuch in X. Maza, Puls, Brod, Kuchen. 75 eine neue Schüſſel [patina] oder in einen Mörſer, rühre ihn aber- mals. Setze die Schüſſel in die Sonne, bis der Brei darin trocknet; iſt er getrocknet, ſo bring ihn in einen neuen Topf und laß ihn darin mit Milch kochen. Cato 121. Moſtkuchen [mustaceus] backe fo: Nimm einen Modius Mehl von Siligoweizen, feuchte es mit Moſt an, thue Anis [anisum], Kreuzkümmel [cuminum] 16), 2 Pfund Schmalz ſadeps], 1 Pfund Käſe, abgeſchabte Krümchen von einem Lorbeerzweig hinzu. Haſt du den Kuchen geformt, ſo lege Lor— beerblätter unter und backe ihn. | Cicero, Tuscul. 5, 34. Als einmal dem König Ptole- mäus hausbacken Brod ſeibarius panis] in einer Hütte gege— ben wurde, war es ihm zu Muthe, als hätte er nie etwas Wohl— ſchmeckenderes gegeſſen. Cicero, Div. 2, 35. Die jungen Hühner, welche zur Wahrſagerei gehalten werden, füttert man mit Puls [puls]. Fällt, während fie freſſen, ein Biſſen [offa] aus ihrem Schnabel, was man tripudium nennt, ſo gilt Das für eine gute Vorbedeutung. Valerius Maximus 2, 5, 5. Die alten Römer lebten ſehr mäßig, genoſſen mehr Puls [puls] als Brod [panis]. Von ihnen ſtammt auch noch der Gebrauch des Opferſchrots [in sa- erificiis mola], welcher aus Spelt mit Zuſatz von Salz gemacht wird, und womit man die Eingeweide beſtreut. Die jungen Hüh— ner [pullus], welche wahrſagen, werden mit Puls gefüttert. Seneca, epist. 90, 22 u. 23. Die Mühlen ſind ſo ein⸗ gerichtet, daß ein rauher Stein feſt liegt, während ein andrer rauher ſich über ihm bewegt. Durch dieſe Reibung wird das zwiſchen ihnen befindliche Getreide zermalmt, und durch mehrmaliges Einbringen zwiſchen die Steine fein gemahlen. Das Mehl wird dann mit Waſ— ſer geknetet, das Brod wird geformt und unter heißer Aſche gebraten. Später briet man es unter einer irdnen Schüſſel [testa], und endlich hat man zu dieſem Zwecke auch den Backofen [furnus] erfunden. Colum. de r. r. 8, 11, 14. Die jungen Pfauen werden mit Puls [pulticula] gefüttert, die aus irgend einer Getreideart gekocht [coquere] ift. 161) Cuminum Cyminum, Linne. 76 Botanik der alten Griechen und Römer. Strabo 17, 2. Was Herodot von den Aegyptiern erzählt, daß ſie nämlich den Lehm mit den Händen, den Brodteig aber mit den Füßen kneten, hat ſeine volle Richtigkeit. Plin. 18, 8, 19. Die Römer haben lange Zeit von Puls [puls], nicht von Brod [panis] gelebt; daher nennt man auch jetzt noch Das, was man zum Brode ißt, pulmentarium; ein Biſſen ſolcher Puls hieß offa, wie man z. B. aus Ennius erſieht. — Noch jetzt wird bei manchen Opfern, namentlich an Geburtstagen, eine Puls bereitet, die man puls fritilla nennt. Plin. 18, 10, 24. Aus Gemeinem Hirſen [milium] berei- tet man in Kampanien weiße Puls und wohlſchmeckendes Brod. Plin. 18, 11, 26. Der Gemeine Hirſen iſt vorzüglich brauchbar zu Gährungsmitteln [fermentum], und ein ſolches hält ſich, mit Moſt geknetet, ein Jahr lang. Ein ähnliches Gäh— rungsmittel bereitet man auch aus der feinſten und beſten Weizen— kleie [tritici furfur], indem man fie mit Moſt, der 3 Tage alt iſt, knetet und dann an der Sonne trocknet. Will man Brod backen, ſo nimmt man Stücke vom Hefenſtück, macht ſie nebſt Speltmehl heiß, miſcht ſie unter das Brodmehl, und glaubt, ſo das beſte Brod zu bekommen. — Uebrigens wird ſolcher Gährſtoff nur zur Zeit der Weinleſe bereitet. Will man ihn zu andrer Zeit anfertigen, ſo macht man aus Waſſer und Gerſte zweipfündige Klöße [offa], röftet fie auf dem heißen Herde oder in einer irdnen Schüſſel unter Aſche und glühenden Kohlen, bis ſie roth werden, läßt ſie dann in bedeckten Gefäßen, bis ſie ſauer werden, und gebraucht ſie, um Brodteig in Gährung zu verſetzen, nachdem man ſie zuvor mit Waſſer verdünnt. — Als noch Gerſtenbrod in Gebrauch war, wurde es durch Zu— fa von Erven ſervum] und Platterbſen [eicercula] geſäuert, und 2 Pfund davon genügten für 5 halbe Modius. Jetzt macht man den Sauerteig [fermentum] aus dem Brodmehl ſelbſt; man knetet es nämlich, ehe Salz hinzukommt, kocht es dann wie Puls ab, und läßt es nachher ſtehn, bis es ſauer wird. Noch gewöhn— licher iſt es aber, von jedesmaligem Backen Teig aufzuheben, und ihn beim folgenden Backen als Sauerteig zu brauchen. N Plin. 18, 11, 27. Es ſcheint mir überflüſſig, die verſchiede— nen Arten von Brod |panis] ausführlich abzuhandeln. Manches hat ſeinen Namen von der Fleiſchſpeiſe, die man dazu ißt, wie z. B. das Auſterbrod [panis ostrearius]; andres von feinem Wohl— X. Maza, Puls, Brod, Kuchen. 77 geſchmack, wie das Kuchenbrod [artolaganus]; andres von der Schnelligkeit der Zubereitung, wie das Schnellbrod [speusticus], oder von der Art, wie es gebacken wird, wie das Ofenbrod [fur- naceus], oder das Topfbrod [artopticus], oder Pfannenbrod [in celibanis coctus]. Vor nicht gar langer Zeit haben wir auch durch die Parther eine Brodſorte kennen gelernt, welche Waſſer— brod oder parthiſches Brod heißt, weil ſeine feinen, ſchwamm— artigen Höhlungen Waſſer einſaugen. — Es gibt auch Völker, die Butter in den Brodteig kneten. — Den Picentinern verdanken wir das Graupenbrod. Neun Tage läßt man die Graupen Jalica] weichen, am zehnten knetet man die Maſſe mit Roſinenſaft [uvä passä succus] zur Geſtalt eines Kuchens, dann bäckt [torrere] man fie im Backofen [furnus] in Töpfen [olla], die im Ofen platzen ſollen. Man verzehrt ſolches Graupenbrod nur, nachdem es einge— weicht iſt, was gewöhnlich in ſüßer Milch geſchieht. Plin. 18, 11, 28. Bäcker [pistor] hat es zu Rom bis zum Kriege gegen den Perſeus, alſo bis zum Jahre 580 nach Er— bauung der Stadt, nicht gegeben. Die Römer bereiteten ſich ihr Brod ſelbſt, und dies Geſchäft lag insbeſondre den Weibern ob, was noch jetzt bei den meiſten Völkerſchaften Sitte iſt. Für Leckermäuler pflegten Köche [coquus], die man aus den Garküchen miethete, das Brod zu bereiten. Damals nannte man nur die Leute, welche das Getreide ſtampften, pistores, nicht die Bäcker. — Die aus Pferde— haar geflochtenen Siebe ſeribrum] find in Gallien erfunden, die Mehl- und Staubbeutel ſexcussorium und pollinarium] aus Leinen⸗Gewebe [Iinum] in Spanien, die aus Papyrum [papyrum] und Binſen juncus] in Aegypten. Martial. 5, 78, 9. Komm zu mir, lieber Turanius, und nimm vorlieb mit einem Würſtchen [botellus], das auf ſchneeweißer Puls liegt. Plutarch. Apophth. Lac. t. 1, p. 919 W. Nach der Schlacht bei Platää rief Pauſanias, wie er die mit Leckerbiſſen be— ſetzten perſiſchen Tafeln ſah: „Wahrhaftig, die Perſer ſind merkwür— dige Leckermäuler! Sie haben ſo vielerlei und ſpüren doch ein Ge— lüſte nach unſfrer Maz a .“ Athen. 3, 73 (p. 109). Polemo erzählt, in Böotien ſei dem Gotte Megular ins [Meyakogros] und dem Gotte Meg a— lomazos [Meyarouolos) eine Bildſäule errichtet worden, und der 78 Botanik der alten Griechen und Römer. Dichter Alexis ſagt: „Wie viel Schlingen ſtellen die unglückſeligen Sterblichen auf, um Brod zu erhaſchen 14162). N Geoponica 2, 33. Einige backen Brod [ügros] ohne Gährungsſtoff 88, u aber Soda ] hinzu. Dieſe macht Brod und auch Fleiſch mürber. — Andre machen Brod [agron ole ohne Gährungsſtoff ſo: Am Tage vor dem, an welchem das Brod gebacken werden ſoll, werfen fie Trauben [orayvr7] in Waſſer, drü- cken ſie am folgenden Tage aus und gebrauchen den ausfließenden Saft als Gährungsſtoff; ſo wird das Brod wohlſchmeckender und ſchöner. — Will man einen Gährungsſtoff für's ganze Jahr haben, ſo miſcht man den Schaum, der aus gährenden Weinfäſſern kommt, mit Mehl von Gemeinem Hirſen [x&yxoog], reibt beides ſorgfältig zuſammen, und formt Teigklumpen [uala] daraus, die man an der Sonne trocknet, dann aber an einem feuchten Orte aufbewahrt, und nun allmälig verbraucht. Nachtrag zum Brode. In Pompeji hat man zwei wohl erhaltne Brode gefunden, jedes kreisrund, 1 Fuß im Durchmeſſer, überall 5 Zoll hoch, beide durch Schnitte vom Mittelpunkt aus in 8 gleiche Theile getheilt. Auf dem einen iſt der Name des Bäckers in erhabner Schrift abgedrückt. Beide liegen jetzt im Muſeum zu Neapel. Die Backöfen Pompeji's ſind allemal mit den Mühlen in Einem Hauſe, und beſtehn, wie die unfrigen, aus einer ſtark um⸗ mauerten Höhlung, welche unten wagrecht und eben, oben halbkreis— förmig gewölbt iſt. XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. Homer., Odyssea 7, v. 112 seqq. Im Lande der Phäaken fand Odyſſeus vor dem Palaſte des Königs Alcinous einen großen, umzäunten Garten [doxarog], der vier Acker Landes umfaßte. In ihm ſtanden hohe, prangende Bäume, Birnbäume [öyxvn, Gera⸗ 182) Es folgt nun im Athenäus eine endloſe, mit vielen Stellen aus Dich— tern und Proſaikern gewürzte Reihe von verſchiednen Broden und Kuchen, die ich nach der Regel „ne quid nimis“ übergehe. XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 79 natbäume [60], Apfelbäume u mit herrlichen Früchten [aykaoxaonos], ſüße Feigenbäume love] und ſproſſende Del- bäume lea. Nie fehlte es in dieſem Garten an Früchten, we— der im Winter, noch im Sommer. Birnen [s, Aepfel [umdov]), Weintrauben [orayvın] und Feigen [oöxov] reiften das ganze Jahr. Dort hatte Alcinous auch einen reichlich tragenden [rorvzoonos]) Weinberg [mr]; ein Theil deſſelben lag frei der heißen Sonne ausgeſetzt und war für Erzeugung der Roſinen be— ſtimmt [HeAorredor hieß der Roſinenplatz!; die Trauben wurden theils geſammelt [rovyder], theils gekeltert [rowuneuır]. Dort waren auch ſchmucke Gemüſebeete [roaoın] aller Art. Im Garten ſpru— delten auch zwei Quellen; die eine verbreitete ſich durch den ganzen Garten, die andre floß nach der andren Seite hin zum Palaſte und verſorgte die Leute mit Waſſer. Homer., Odyss. 24, v. 222 seqq. Als Odyſſeus, feinen Vater Laörtes ſuchend, in deſſen großen Garten [öoyaros] Tan, waren deſſen Diener nicht da, weil fie Dornen [aiooın] ſammel⸗ ten, von denen ein Zaun um den Weinberg län gemacht wer— den ſollte. So fand denn Odyſſeus ſeinen Vater allein, wie er die Pflanzung [Y uro] behackte [Arorosver]; er hatte Stiefeln [ernuic] von Rindsleder und auch Handſchuhe [yeois]) an, um ſich vor Dor— nen [Grog] zu ſchützen. Odyſſeus trat zu ihm hin und ſprach: „Alter Mann, deine Feigenbäume, Weinſtöcke, Olivenbäume, Birn— bäume und Gemüſebeete beſorgſt du, wie ich ſehe, mit Sachkenntniß und Sorgfalt.“ Xenophon, Oeconomicus, 4, 13. Ueberall, wo der Kö— nig von Perſien wohnt oder nur zu Beſuch kommt, ſorgt er eifrig für die Anlegung von Gärten lng], welche man dort Parks [raoadeıoog] nennt. In ihnen wird jedes Gewächs gezogen, das ſchön oder nützlich iſt. In ſolchen Gärten hält ſich der König ſelbſt ſehr viel auf. Xenophon, Oecon. 4, 20. Als Lyſander nach Aſien zum König Cyrus kam, und ihm von ſeinen Bundesgenoſſen Geſchenke brachte, wurde er ſehr freundlich aufgenommen, und Cyrus zeigte ihm auch feinen Park [zuoadeoos] bei Sardes. Lyſander ſprach ſeine Verwunderung darüber aus, daß die Bäume [devdoov] fo ſchön, ſo regelmäßig vertheilt, und in ſo geraden Reihen gepflanzt wären, und daß überall zwiſchen ihnen wohlriechende Blumen ſtänden. „Du 80 Botanik der alten Griechen und Römer. mußte, ſagte er zu Cyrus, „wahrhaftig einen ausgezeichnet guten Gärtner haben, der dir Alles da ſo ſchön abgemeſſen und geord— net hat.“ — Dieſe Bemerkung freute den Cyrus, und er antwor— tete: „Das Alles, Lyſander, habe ich ſelbſt ausgemeſſen und geord— net; gar Manches habe ich auch mit eigner Hand gepflanzt.“ — Lyſander betrachtete bei dieſen Worten die prachtvollen, von Wohl— gerüchen duftenden Kleider des Cyrus, ſo wie das koſtbare Geſchmeide, mit dem er reich geſchmückt war, und ſprach: „Wie? Cyrus, du hätteſt mit eigner Hand gepflanzt?“ „Ja“, antwortete der König, „ich ſchwöre dir beim Mithres, daß ich ſelbſt fleißig in meiner Land— wirthſchaft arbeite.“ Da reichte ihm Lyſander die Hand und ſprach: „Cyrus, du biſt ein braver und glücklicher Mann.“ Cato de r. r. 3. In der Nähe der Stadt iſt jede Art von Garten [hortus] einträglich. Man zieht da Kranzblumen [coronamentum] aller Art, megariſche Zwiebeln |bulbus], die verſchiednen Sorten von Myrte [murtus], delphiſchen und cypri- ſchen Lorbeer [laurus] 163), Laurustin [laurus silvatica] 16, kahle Nüſſe, Haſelnüſſe [nux avellana], präneſtiniſche und griechiſche Nüſſe 165). Diodorus Siculus 16, 41. Als die Phönicier ſich gegen den perſiſchen König Artaxerxes empörten, begannen ſie die Feind— ſeligkeiten damit, daß ſie im großen königlichen Park, in welchem die perſiſchen Könige ihren Aufenthalt zu nehmen pflegten, die Bäume umhieben, und das Heu verbrannten, wovon die Satrapen für ihre Kavallerie ein Magazin angelegt hatten. Vitruvius de architectura 5, 9, 67 ed. Utinensis 1827 (5, 9 [10], 5 ed. Schneid.): Um für die Geſundheit der Städter zu ſorgen, muß man in der Nähe des Theaters, zwiſchen Säulen— hallen, ſchöne Parkanlagen [viridia, als Plural] einrichten, wo die Leute ſich unter freiem Himmel ergehen und ihre Augen an dem friſchen Grün laben können. Horat., Od. 3, 10, v. 5 seqq. Hörſt du, wie der Sturm— wind in den Bäumen heult, die auf dem Raume gepflanzt Nub, den dein ſchönes Haus umſchließt? 163) Beides Laurus nobilis, Linné. — 164) Viburnum Tinus, Linné. 10) Was Cato hier für Nüſſe meint, iſt, mit Ausnahme der Haſelnuß, ungewiß. XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 81 Cornelius Nepos 5, Cimon 4, 1. Der athenienſiſche Feldherr Cimon beſaß an verſchiednen Stellen Landgüter und Gär— ten [hortus], ließ aber die Früchte nie von Wächtern ſchützen, ſon— dern erlaubte Jedermann, nach Belieben zuzugreifen. Corn. Nepos 25, Atticus, 13, 2. Atticus beſaß in Rom auf dem Quirinal ein Haus, deſſen Anmuth nicht im Gebäude, ſon— dern in einem dazu gehörigen Lu ſtwäldchen lag. Colum. de r. r. 3, 8, 4. An mehreren Stellen Rom's ſieht man grünende [frondens] Kaſſia [casia] 1%), die Weihrauch— Pflanze [turea planta] 16“), Myrrhen [myrrha] 168) und Safran [erocus] 10). Man ſieht aus dieſen Beiſpielen, daß ſich die meiſten ausländiſchen Pflanzen, wenn ſie gehörig gepflegt werden, in Italien eingewöhnen laſſen. Colum. de r. r. 11, 3. Demokritus ſagt in dem Buche, das er über die Landwirthſchaft geſchrieben, Diejenigen thäten nicht wohl, welche ihre Gärten mit einer Mauer umgäben; denn wäre ſie von Backſtein, ſo dauerte ſie nicht ewig, und wäre ſie von natürli— chem Stein, ſo käme ſie zu theuer. — Ich will nun angeben, wie man es am beſten anzufangen hat, wenn man den Garten gegen Menſchen und Vieh ſichern will: Die älteſten Schriftſteller halten einen lebendigen Zaun [viva sepes] für beſſer als einen todten structilis], weil er wohlfeiler iſt und ewig dauert. Sie geben fol- gende Art und Weiſe an, wie man einen Dornenzaun [vepres] aus geſäeten Dornen [consita spina] ziehen fol. — Sobald der Platz, welcher umzäunt werden ſoll, nach der Herbſt-Nachtgleiche von Regen durchnäßt iſt, wird er mit 2 Furchen umgeben, die 3 Fuß weit von einander entfernt find; jede von ihnen iſt 2 Fuß tief, 2 166) Laurus Cassia, Linné; casia bedeutet wohl auch öfters den eigent— lichen Zimmt, Laurus Cinnamomum, Linné. Beide gedeihn in Europa nicht im Freien, müßten alſo in Kübeln geſtanden und in der kalten Jahreszeit künſt— liche Wärme bekommen haben. Während des Sommers habe ich im pariſer Jardin des plantes einen Zimmtbaum im Freien ſtehen ſehn, welcher ſich dabei recht wohl befand, — 167) Unter turea planta iſt jedenfalls ein ſüdaſiatiſcher Baum oder Strauch gemeint; den meiſten Weihrauch lieferte wohl der Weih— rauchbaum, Amyris serrata. — 168) Amyris Myrrha — Weihrauch⸗ baum und Myrrhe würden in Rom den Winter jedenfalls nicht unter freiem Himmel ertragen können. — 169) Der Aechte Safran, Crocus sativus, Linné, welcher hier gewiß gemeint iſt, ſtammt ebenfalls aus Südaſien, verträgt aber das Klima Süd⸗Europa's ſehr gut, und wird dort jetzt viel gebaut. i 6 * 82 Botanik der alten Griechen und Römer. breit. Man läßt dieſe Furchen leer überwintern, bereitet aber indeß die Samen zur Ausſaat vor. Man nimmt die Samen von den ſtärkſten Dornen [spinal], namentlich von Brombeeren [rubus] 79, von Paliurus [paliurus] ) und von Hundsroſen [rwuriche- rog, sentis canis] 172). Die Samen der genannten Dornſträuche ſrubus] werden geſammelt, mit Ervenmehl gemiſcht, welches naß gemacht und mit ihnen an alte Seile geſtrichen wird. Man hebt dieſe Seile trocken auf Bretern auf, füllt Mitte Februar die vorbe— nannten Furchen halb zu, legt die Seile hinein, und bedeckt ſie nicht gar hoch mit Erde, damit die Samen durchbrechen können. Die jun— gen Pflänzchen kommen ſchon nach etwa 30 Tagen aus der Erde hervor [prorepere], und werden, wenn ſie etwas höher ſind, ſo ge— wöhnt, daß ſie ſich nach der Höhe hinneigen, welche beide Furchen trennt. Auf dieſer Höhe ſteht ein Ruthenzaun, an welchen ſie ſich anlehnen, und an dem ſie einigen Schutz finden. Ein auf ſolche Weiſe entſtandener Zaun [vepres] kann nicht wieder ausgerottet werden, es ſei denn, daß man ihn ſammt den Wurzeln ausgräbt. Brennt man ihn weg, ſo ſchlägt er dann deſto freudiger wieder aus. — Dieſe Art, den Garten einzuzäunen, hielten die Alten für die beſte. Zum Garten wählt man übrigens, wenn es gngeht, den Platz neben der Villa, mit fettem Boden, mit einem Bach, von dem er bewäſſert werden kann, oder man nimmt, wenn fließendes Waſſer fehlt, einen Ziehbrunnen [fons putealis] zu Hülfe. Um ſicher zu fein, ob der Ziehbrunnen [puteus] zu jeder Zeit Waſſer liefern kann, gräbt man ihn im Herbſt, wenn die Erde von der Sommerhitze recht trocken und lange Zeit hindurch kein Regen gefallen iſt. Der Brun— nen darf nicht ſo gelegen ſein, daß Spreu und Staub von der Dreſch— tenne dahin geweht werden kann, denn beide ſchaden dem Gemüſe [olus]. Die Zeit, den Garten in Ordnung zu bringen [ordinare] und umzugraben [pastinare], iſt theils im Herbſt, theils im Früh— 170) Brombeere taugt bei uns nicht, weil ſie zu breit wächſt, und die Schafe zu ſehr anlockt, die ſehr gierig nach den Blättern ſind. 171) Rhamnus Paliurus, Linné (Paliurus australis, Gärtner). Wächſt in Süd⸗Europa, hat je 2 Stacheln neben einander, wovon der eine gerade, der andere krumm. — 17?) Bei uns find die Hundsroſen, Rosa canina, Linné, diejenigen Dornen, welche die Zäune am ſicherſten undurchdringlich machen. Sie ſollten mit Weißdorn u. ſ. w. abwechſelnd gepflanzt werden. Ihre krummen Stacheln laſſen keinen Feind vorwärts. 0 XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 83 jahr, denn in beiden wird Gemüſe [olus] geſät [satiol. Wo Waſſer zu Gebote ſteht, ſäet [serere] man das Meiſte im Frühjahr; dann keimen die Samen [semen] bei milder Witterung [anni clementia], und tritt Dürrung ein, fo kann man bewäſſern oder begießen [sitim restinguere fontibus]. Iſt weder Quell- noch Brunnenwaſſer zu haben, ſo muß man ſich mit dem begnügen, welches die Winterregen liefern; auch iſt es gut, an trocknen Stellen volle 3 Fuß tief zu graben 173), wodurch der Boden ſich durch Auflockerung 4 Fuß über die vom Grabſcheit nicht erreichte Fläche hebt. Wo es an Waſſer nicht fehlt, genügt es, 2 Fuß tief mit dem Doppelſpatenſtich [bipalium] zu gehn. Es iſt dafür zu ſorgen, daß die Beete, welche im Früh— jahr beſät werden ſollen, ſchon im Herbſt um den erſten November gegraben werden; was im Herbſt beſtellt werden ſoll, wird dagegen im Mai gegraben; im erſteren Falle wird der Boden durch die Win— terkälte, im zweiten durch die Sommerhitze mürbe, und die Wurzeln [radix] des Unkrauts [herba] werden getödtet. Gedüngt wird nicht lange vorher; und wenn die Zeit der Ausſaat nahet, wird gejätet ſexherbare], nochmals gedüngt [stercorare] und nochmals gegraben [fossione iterare], wobei ſich der Miſt [fimus] gehörig mit der Erde miſcht. Am beſten für Gärten iſt Eſelsmiſt, weil er das we— nigſte Unkraut erzeugt; nächſt ihm Rinder- und Schafmiſt, wenn er ein Jahr alt iſt; den Dünger aus Abtritten, welcher für den ftärk- ſten gilt, braucht man nur auf durchaus kieſigen oder ſandigen Boden, dem es ganz an eigner Nahrung fehlt. — Das Erdreich wird ſo in Beete [area] getheilt, daß die Hände der Leute, welche jäten [runcare], leicht bis zur Mitte reichen, die Jätenden [qui pro- sequuntur herbas] alſo die junge Saat |semen] nicht zertreten, ſon— dern in den Wegen [semita] bleiben und von jeder Seite jedes Beet bis zur Hälfte vom Unkraut reinigen [eruncare]. Zuerſt will ich von den Gartengewächſen ſprechen, die ſowohl im Herbſt als im Frühjahr geſät werden können, nämlich Kohl [brassical, Salat [lactuca], Artiſchocke [einara], Rokka ſeruca] 17), Kreſſe [nastureium] 178), Koriander [coriandrum], Kerbel [chärephyllum], Dill [anethum], Pa- 173) Ohne Zweifel, damit die Wurzeln im aufgelockerten Boden recht tief gehn und dort Feuchtigkeit ſuchen können. 174) Brassica Eruca, Linné. — 175) Lepidium sativum, Linné. 6 * a 84 Botanik der alten Griechen und Römer. ſtinak [pastinaca], Zucker wurzel [siser] 176), Mohn [papaver]; alle genannten Kräuter kann man zwar vor dem erſten September ſäen, beſſer jedoch nimmt man die Ausſaat Ende Februar vor. In recht trocknen, warmen Gegenden, wie z. B. an der Küſte Kampa⸗ niens und Appuliens, kann man die Samen der genannten Pflanzen um die Mitte Januars in die Erde bringen. Was nur im Herbſt geſät wird, wenn nämlich der Garten in der Nähe des Meeres oder recht ſonnig [apricus] liegt, iſt etwa Folgendes: Knoblauch [allium], Küchenzwiebel [cepa]l, Porré [capitulum] 11), Ulpikum [ulpieum] :e), Senf [sinapi]. Nach dem erſten Januar ſäet man die Breitblättrige Kreſſe [lepidium] 179); im Februar die Raute [ruta], den Spar⸗ gel ſasparagus], und zum zweitenmal Küchenzwiebel [cepa] und Porré [porrum]. — Man kann auch jetzt folgende Pflanzen ſäen, wenn man ſie im Frühling und Herbſt genießen will: ſyriſche Radieschen [radix], Rüben [rapal, Kohlrüben [napus]; — für Knoblauch [allium] und Ulpikum iſt es jetzt die höchſte Zeit. Um den erſten März kann man Porré, wenn er ſchon hübſch gewachſen iſt, an ſonnigen Stellen verſetzen; eben fo die Panace [panaces] 180) Ende März. Um den erſten April wird wieder Porré gefät, auch Alant [mula] 181) und Raute [rutal. Man kann jetzt auch eine Frühſaat von Gurke l[cucumis], Kürbis [eueurbita] und Kappern [capparis] 182) verſuchen. — Der Same der Runkelrübe [beta] wird am liebſten geſät, wenn der Gra— natapfel [punicum malum] blüht. Porrézwiebeln [porri caput] können allenfalls noch bis Mitte Mai verſetzt werden. — Nachher ſäet [obruere] man im Vorſommer nichts mehr, als Selle— rie [apium], jedoch nur an Stellen, die man bewäſſern kann. — Im Auguſt ſäet man Radieschen [radix], Rüben [rapa], Kohlrü⸗ ben [napus], Zu derwurzellsiser], Olusatrum ſolus atrum] 189). 176) Sium Sisarum, Linné. — 177) Capitulum bedeutet hier wohl, wie bei Plinius 20, 6, 22 capitatum, den Porré (Winterlauch), Allium Porrum, Linné. — 178) Eine Knoblauchſorte. — 17°) Lepidium latifolium, Linné. — 180) Hier mag Pastinaca Opopanax, Linné, gemeint fein, die man als Arznei, vielleicht auch wegen ihres Knoblauchgeſchmacks als Gewürz bauen konnte. — 181) Inula Helenium, Linné, als Zuſatz zu andren Speiſen. — 182) Cap- paris spinosa, Linné. — 183) Smyrnium Olusatrum, Linné, ſchmeckt ge: würzhaft, iſt eßbar. XI. Gärten. a. Allgemeines, Gemüſe, Gewürze. 85 Nun will ich noch einige Worte über diejenigen Garten-Gewächſe ſagen, denen man einige Sorgfalt widmen muß. Was ich übergehe, bedarf keiner namhaften Pflege, muß nur gejätet werden, denn das Jäten darf im Garten nie verabſäumt werden. Das Ulpikum, welches Manche puniſchen Knoblauch [allium punicum], die Grie— chen aber Schaumlauch [apoooxogodor] nennen, wächſt viel ſchnel— ler als Knoblauch [allium]. Man nimmt um den erſten Oktober die Zwiebel [caput] des Ulpikums, ehe man ſie in's Land pflanzt [deponere], und theilt fie, denn fie beſteht, wie die des Knoblauchs, aus mehreren zuſammenhängenden Zwiebelchen [spical. Hat man letztere abgenommen, fo pflanzt man fie auf die Höhe |pulvinus] erhabner Streifen [Ira], damit fie durch das Winterwaſſer nicht leicht Schaden leiden. Jene Erdſtreifen [lira! find aber den Erd— ſtreifen [porca] ähnlich, welche der Pflug aufwirft. In Gärten macht man dieſe Streifen ſchmaler, und ſetzt auf deren Rücken, je eine Querhand von einander entfernt, die Zwiebelchen [spica] von Ulpikum und von Knoblauch, denn dieſer wird eben ſo geſteckt. Die Furchen zwiſchen jenen Erdſtreifen ſind von einander 2 Fuß weit entfernt. Haben nun die Zwiebelchen [spica] drei Würzelchen [fibra] getrieben ſemittere], jo werden fie behackt [sarrire]; denn die Zwie— belchen [semen] wachſen deſto beſſer, je öfter fie behackt werden. Ehe fie dann einen Stengel [caulis] treiben [facere], muß man alles Grüne, was aus ihnen über der Erde gewachſen iſt, drehen und auf die Erde niederdrücken, damit die Zwiebeln [caput] ſelbſt deſto größer werden. In Gegenden, wo die Erde im Winter oft bereift iſt, darf man Ulpikum und Knoblauch nicht im Herbſte ſtecken [serere], denn fie gehn ſonſt im Winter zu Grunde. Mitte Ja- nuars wird gewöhnlich die Witterung milder, daher iſt in kalten Gegenden die beſte Zeit, jene Zwiebelgewächſe zu ſtecken, die Mitte Januars. Mag man ſie aber ſtecken, oder wenn ſie reif ſind, ernten, ſo müſſen ſie in einem Augenblicke geſteckt oder geerntet werden, wo der Mond unter der Erde ſteht. Beachtet man dieſe Regel, ſo ſollen ſie weder einen ſehr ſcharfen Geſchmack haben, noch dem Hauche Derer, die fie kauen, einen unangenehmen Geruch mittheilen 189. Hat die junge Kohlpflanze [brassica] Blätter getrieben, und ſoll verſetzt werden, ſo beſtreicht man ihre Wurzel mit flüſſigem 2 86 Botanik der alten Griechen und Römer. Miſt, und legt 3 Streifen von Seetang darum, ehe man fie ein- pflanzt [pangere]; hierdurch wird bewirkt, daß ſpäter die Blätter beim Kochen, auch ohne Zuſatz von Soda, grün bleiben 185). In kalten Gegenden und in denen, wo es oft regnet, verpflanzt man den Kohl am beſten [est positio ejus optima] um Mitte April. Iſt die Pflanze eingeſetzt [deprimere] und haftet [tenere], jo wächſt fie um deſto kräftiger, je öfter fie der Gärtner ſolitor] behackt und düngt, deſto dicker werden die Stengel [coliculus] und Sproſſen [eyma] 180). In wärmeren Gegenden verpflanzt man den Kohl auch nach dem erſten März; dann wächſt er aber ſchnell in die Sproſſen, und wenn man dieſe abſchneidet, ſo wird der für den Winter beſtimmte Sten— gel [caulis] nicht dick. Uebrigens kann man ſelbſt die ſtärkſten Sten- gel dieſer Kohlart zweimal verſetzen |transferre], und fie ſollen dann deſto mehr und beſſeren Samen tragen. | Der Salat |lactuca] wird auch verſetzt, ſobald er einige Blät— ter hat. Auch ſeine Wurzel muß mit Miſt beſtrichen werden, ver— langt auch mehr Waſſer, und durch ſolche Behandlung wird das Blatt zarter. Uebrigens gibt es mehrere Sorten von Salat, und jede hat ihre eigenthümliche Ausſaatszeit. Die Sorten mit brauner, faſt pur— purrother, oder auch grüner Farbe und krauſem Blatt, wie die cäci— lianiſche, werden am beſten im Januar ausgeſät [disserere]. Der kappadociſche Salat, welcher ein bleiches, kammförmig⸗-eingeſchnittenes, dickes Blatt trägt, wird im Februar geſät; der weiße, ſehr kraus— blättrige aus der Provinz Bätika und aus der Nähe der Stadt Ga— des im März; der cypriſche, röthlichweiße, mit glattem, ſehr zartem Blatt bis Mitte April. Uebrigens kann an ſonnigen Stellen, wo es nicht an Waſſer fehlt, das ganze Jahr hindurch Salat geſät wer— den. — Damit der Salct nicht leicht einen Stamm in die Höhe treibt, ſetzt man auf die Mitte der Pflanze, ſobald ſie ziemlich groß iſt, eine Scherbe; durch dieſe Laſt wird ſie gedrückt, und wächſt nun mehr in die Breite. Wie mit dem Salat, ſo verfährt man auch mit der Endivie lintybus]; doch erträgt letztere den Winter beſſer, und kann ſelbſt in kalten Gegenden mit Beginn des Herbſtes geſät werden. Artiſchocken [einarä soboles] ſäet man am liebſten um den erſten März, und verſetzt die Pflanzen um den erſten April, wobei 185) — 186) Siehe unten Anm. 223, XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 87 ſie ſtark mit Aſche gedüngt werden, denn dieſe gibt ihnen die beſte Düngung. Senf [sinapil, Koriander [coriandrum], Rokka [eruca], Baſilie ſoeimum] 187) bleiben wo fie geſät find, und werden nicht verſetzt. Sie werden nur gedüngt und gejätet, können übrigens nach Belieben im Herbſt oder Frühjahr geſät werden. i Will man den Porr é [porrum] von Zeit zu Zeit abſchneiden sectivum facere], jo behaupten andre Schriftſteller, man müſſe ihn dicht ſäen und abſchneiden, ſo wie er gewachſen iſt. Ich weiß aber aus langer Erfahrung, daß es viel beſſer iſt, wenn man ihn vier Fingerbreit von einander ſetzt, und ſchneidet, ſobald er ſtark genug iſt. Hat man aber die Abſicht, den Porré zu zwingen, recht große Zwiebeln [caput] zu machen, jo ſchneidet man ihm beim Verſetzen alle Würzelchen ab, und legt unter jede Zwiebel [semen] eine Scherbe oder Muſchel. — Der Porré, welchen man Kopf-Porré [eapitatum] nennt, wird recht fleißig gehackt und gedüngt. Soll er abgeſchnitten werden, jo wird er nach jedesmaligem Abſchneiden [de- metere] bewäſſert, gedüngt und behackt. Sein Samen wird an warmen Orten im Januar, an kalten im Februar geſät. Damit er deſto ſtärker wächſt, bindet man mehrere Samen in loſe gewebte Leinwand, und bringt ſie ſo unter die Erde. Den Sellerie ſapium] kann man aus Samen ziehn und ver— pflanzen. Er hat das Waſſer ſehr gern, und ſteht daher am beſten an einer Quelle hin. Will Jemand ihn recht breitblättrig haben, ſo muß er ſo viel Samen, als er mit drei Fingern faſſen kann, in locker gewebte Leinwand binden, und ſo unter die Erde bringen. Will ihn Jemand lieber mit krauſen Blättern [erispa frons], jo muß er den Samen in einen Mörſer thun, daſelbſt mit einer Keule von Weiden— holz [saligneum pilum] ſtampfen, und ihn dann eben ſo in Lein— wandläppchen binden. Man kann ihn auch ohne dieſe Bearbeitung kraus machen, wenn man, nachdem er auf gewöhnliche Art geſät und dann aus der Erde gekommen iſt, eine Walze auf ihm hin und her rollt. Man ſäet ihn von Mitte Mai bis zur Sommer-Sonnen= | wende, denn er liebt die Wärme. Zu derſelben Zeit bringt man die Samen der Baſilie ſoci— mum! in den Boden, und ſchlägt dieſen mit Schlägeln, oder walzt 137) Ocimum Basilicum, Linné. ug 88 Botanik der alten Griechen und Römer. ihn mit Walzen feſt, denn unter lockrer Erde verderben dieſe Samen gewöhnlich. Paſtinak [pastinaca], Zucker wurzel a und Alant [inula] wachſen kräftig in einem tief gegrabenen, gut gedüngten Bo— den, werden aber ſo wenig als möglich verſetzt, damit ſie beſſer wachſen. Der Alant wird drei Fuß weit von einander geſät, denn er bildet große Sträuche, und ſeine Wurzeln kriechen unter der Erde wie die des Schilfrohrs. Die eben genannten Pflanzen werden übri— gens ohne weitere Sorgfalt gezogen, nur daß man ſie behackt und jätet. Das Olusatrum [atrum olus] 188), welches einige Griechen innoodAıvov, andre ouvgviov nennen, wird in gegrabenem Boden aus Samen gezogen, vorzüglich neben einer Mauer, weil es den Schatten gern hat, und übrigens mit jedem Platze vorlieb nimmt. Hat man es einmal geſät, vottet es nicht mit der Wurzel aus, und läßt nur wechſelnd einen Stamm zum Samentragen empor gehn, ſo dauert es ewig, und braucht nur behackt zu werden. Die Minze [mental] hat naſſen Boden gern, der nicht kai ift, wird deswegen an's Waſſer, und zwar im März geſät. Fehlt es zufällig an Samen, ſo kann man auch von Brachfeldern wild wachſende Minze [silvestre mentastrum] ſammeln, und verkehrt ſo einpflanzen, daß das nach unten kommt, was oben war; hierdurch legt ſie die wilde Natur ab, und verwandelt ſich in die zahme Minze. Die Raute [ruta], welche im Herbſt geſät ift, muß man im März an eine ſonnige Stelle verpflanzen [differre], fie auch mit Aſche uyigeben, und dafür ſorgen, daß fie nicht von Unkraut getödtet wird. Man darf die junge Raute nicht mit bloßer Hand anfaſſen 180), weil ſie ſonſt gefährliche Geſchwüre verurſacht. Iſt die Raute zum Strauch herangewachſen, ſo kann man ſie ohne Gefahr anfaſſen. Der Kopf-Thymian [thymus] 190), der Thymbra-Sa— turei [transmarina eunila] 1) und Feld-Thymian |serpyl- lum] 192) werden mehr von Leuten, die für ihre Bienen ſorgen, als von Gemüſegärtnern angeſät. Doch glaube ich, daß man ſie auch 188) Smyrnium Olusatrum, Linné. — 189) Die rings um's Mittelmeer wachſende Ruta montana, Linné, erregt, äußerlich aufgelegt, heftige Entzün— dung und Blaſen. An unſrer Gartenraute bemerkt man Dergleichen nicht. — 190) Satureja capitata, Linné, Thymus capitatus, Link. — 1%) Satureja Thymbra, Linné. — 1°?) Thymus Serpyllum, Linné. XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 89 als Gewürz für manche Speiſen, für die ſie ſich herrlich paſſen, in Gärten ziehn kann. Sie verlangen eine ſonnige Stelle, die weder fett, noch gedüngt iſt. Wild wachſen ſie auf ganz magrem Boden, vorzüglich in der Nähe des Meeres. Man jüet und pflanzt fie [semine et plantis serere] um die Frühlings-Nachtgleiche; vom Kopf⸗Thymian verſchafft man ſich gewöhnlich junge Pflanzen, ſetzt fie in bearbeiteten Boden, und läßt, damit fie bald feſtwachſen [com- prehendere], getrockneten Kopf-Thymian klein ſtampfen, thut ihn in Waſſer, und begießt mit dieſem die neu geſetzten Pflänzchen tüchtig. Hat man Breitblättrige Kreſſe [lepidium] vor dem erſten März gepflanzt, ſo kann man die Blätter wie beim Porré abſchnei— den, doch ſeltner, denn ſie ſtirbt, wenn ſie bei Kälte verletzt wird. Sonſt dauert ſie 2 Jahre, wenn ſie fleißig behackt und gedüngt wird. An vielen Orten bleibt ſie bis in's zehnte Jahr am Leben. Die Runkelrübe [beta] wird geſäet, wenn der Granatapfel blüht, und verſetzt, ſobald ſie fünf Blätter hat, wenn nämlich der Garten bewäſſert werden kann. Iſt er aber trocken, ſo darf man ſie erſt im Herbſt verſetzen, wenn die Regen begonnen haben. Kerbel ſehärephyllum] und Gartenmelde [olus atripli- eis], welche die Griechen Aroupa&vg nennen, werden um den erſten Oktober an einem nicht kalten Orte geſät, an kalten Stellen erſt Mitte Februar. Daſſelbe gilt für Mohn und Dill [anethum]. Die Samen des Garten-Spargels [sativus aspara- gus] 1 und die des Dünnblättrigen Spargels, welchen die Bauern corruda nennen 193), werden faſt 2 Jahre lang vor— bereitet. Man ſteckt ſie Mitte Februar in fetten, gedüngten Boden, und zwar ſo viel Samen in eine kleine Grube, als man mit 3 Fin— gern faſſen kann. Etwa nach dem vierzigſten Tage keimen ſie und verflechten ſich ſo mit einander, daß ſie nur Eine Maſſe zu bilden ſcheinen. Die Gärtner nennen dieſe verwickelten Maſſen Spargel— ſchwämme [spongia], und man verpflanzt ſie nach 24 Monaten in ein ſonniges, feuchtes, gedüngtes Beet. Man zieht zu dieſem Zwecke Furchen, die einen Fuß weit von einander entfernt, aber nur eine Spanne tief ſind. In dieſe ſetzt man die ſogenannten Schwämme, bedeckt ſie mit Erde, und ſie ſproſſen dann leicht hervor. Im näch— ſten Jahre muß man die Spargelſtämme, welche empor wachen, 123) Asparagus officinalis, Linné. — 14) Asparagus tenuifolius, Lam. 90 Botanik der alten Griechen und Römer. einknicken, denn wollte man ſie herausreißen, ſo lange die Wurzeln noch zart und ſchwach ſind, ſo würden die ganzen Schwämme mit heraus kommen. In den übrigen Jahren darf man die Stämme nicht abbrechen, ſondern muß ſie von den Wurzeln abreißen; denn thäte man Das nicht, ſo würden die ſtehen bleibenden Stammſtücke den neu treibenden im Wege ſein. Uebrigens darf derjenige Stamm, welcher zuletzt im Herbſte wächſt, nicht weggenommen werden, ſon— dern muß zum Samentragen übrig bleiben. Hat man die Samen abgenommen, fo verbrennt man die Stämme [scopio], wie fie find, an Ort und Stelle, hackt, jätet, und wirft Aſche oder Miſt auf das Beet, ſo daß der Regen im Winter die düngende Kraft hinab zu den Wur— zeln ſpült. Im Frühjahre werden die Beete, bevor der Spargel zu wachſen beginnt, mit einer zweiſpitzigen Hacke aufgelockert, damit die Stämme leicht in die Höhe können, und in dem lockren Boden recht dick werden. Rettig [raphanı radix] wird zweimal im Jahre geſät; im Februar, wenn wir ihn noch im Frühjahr eſſen wollen; die zweite Ausſaat wird im Auguſt vorgenommen. Die Behandlung beſteht darin, daß er in gedüngte, gut bearbeitete Erde geſät wird, daß er dann, wenn er eine Zeit lang gewachſen iſt, mit Erde bedeckt wird, denn er wird hart und ſchwammig [fungosus], wenn er über fie hervorragt. Gurke [eucumis] und Kürbis ſeucurbita] bedürfen nicht gar viel Pflege, wenn ſie an einer feuchten Stelle ſtehn. Weiſt man ihnen aber eine trockne an, die man nicht bewäſſern kann, ſo gräbt man im Februar einen Graben von 12 Fuß Tiefe. Nach Mitte März füllt man den Graben bis zu einem Drittel ſeiner Höhe mit Stroh aus, ſpäter bis zur Hälfte mit gedüngter Erde, legt die Sa— men hinein, und hält fie feucht, bis fie aufgehn ſenasei]l. Während nun die Pflanzen wachſen, häufelt man die Erde an ſie, bis ſich all— mälig der Graben füllt. Verfährt man in dieſer Weiſe, ſo bedürfen die Gurken und Kürbiſſe den ganzen Sommer hindurch keine Bewäſſe— rung, und geben ſchmackhaftere Früchte als bewäſſerte. — An waſ— ſerreichen Stellen legt man die Samen nach dem erſten März je eher je lieber, damit man die Pflänzchen nach der Nachtgleiche ver— ſetzen kann. — Den Samen der Kürbiſſe wählt man aus der Mitte einer Frucht, und legt ihn mit nach unten gewendeter Spitze, damit er deſto kräftiger wächſt. Die alexandriniſchen Kürbiſſe kann XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 9 man, wenn fie ausgetrocknet find, ſehr gut zu Flaſchen und Derglei— chen benutzen. Sollen aber die Kürbiſſe als Eßwaare dienen, ſo legt man Samen, die eine gerade Spitze haben und aus dem Halſe der Frucht genommen find, damit die Früchte deſto länger und dünner werden, denn ſolche werden am beſten bezahlt. — Uebrigens hat man dafür zu ſorgen, daß an Orte, wo Gurken oder Kürbiſſe ſtehn, keine Weiber kommen, denn die jungen Pflanzen verwelken, wenn ſie von ihnen berührt werden, ja fie können unter gewiſſen Umſtänden ſchon dadurch abſterben, daß fie von Weibern angeſehn werden 195). — Die Gurken werden am zarteſten und wohlſchmeckendſten, wenn man ihre Samen vor der Ausſaat in Milch einweicht; Einige wei— chen ſie auch in Honigwaſſer, um deſto mehr Süßigkeit zu erzielen. Wer recht frühzeitig Gurken eſſen will, der füllt nach dem kürzeſten Tage Körbe mit fetter Erde, ſteckt die Kerne hinein ſobserere], hält fie mäßig feucht, ſtellt die Körbe, wenn die Samen gekeimt haben, an lauen Tagen neben dem Hauſe in's Freie an die Sonne, behält ſie dagegen bei Kälte und ſchlechtem Wetter unter Dach und Fach, und fährt ſo fort, bis die Frühlings-Nachtgleiche vorbei iſt. Nach dieſer ſetzt man die Körbe in die Beete ein, und bekommt ſo frühzeitig Früchte. Man kann auch, wenn es der Mühe werth iſt, die Körbe auf kleine Wagen ſtellen, um ſie deſto leich— ter in's Freie und wieder zurück in's Haus fahren zu können; auch kann man fie mit Fenſterglimmer [speculare] decken, um ſie ſelbſt in kalten Tagen an die Sonne ſtellen zu können. Auf ſolche Weiſe bekam Kaiſer Tiberius faſt das ganze Jahr hindurch Gurken. — Bolus aus Mendes in Aegypten ſagt, die Aegyptier zögen auch in der kalten Jahreszeit Gurken, und zwar in folgender Art und Weiſe: ſie pflanzten an einem ſonnigen, gut gedüngten Platze des Gartens Ferula [ferula] 1% und Brombeeren [rubus], ſchnitten dieſe nach der Nachtgleiche ein wenig unterhalb der Oberfläche des Bo— dens ab, erweiterten mit einem Hölzchen die Markhöhle der Ferula und der Brombeeren, ſteckten Miſt hinein, und in dieſen die Gurken— ſamen. Dieſe verwüchſen feſt mit den Stämmen, in die ſie einge— ſetzt wären, würden von deren Wurzeln [radix] mit Nahrung ver— ſorgt, und trügen fo ſelbſt in der kalten Jahreszeit Frucht !“). 195) So gefährlich find zum Glück die Weiber nicht. 126) Ferula communis, Linné. — 197? 92 Botanik der alten Griechen und Römer. Die Kapper [capparis] wächſt in mehreren Provinzen von ſelbſt auf Brachfeldern [novale]. Fehlt fie aber irgendwo, und man will ſie anſäen, ſo muß es an einem trocknen Orte geſchehn, und dieſer muß vorher mit einem kleinen Graben umgeben werden, der mit Steinen und Kalk oder puniſchem Thon ausgefüllt wird, und als Schutzwehr dient, daß die Wurzeln der Kappern nicht durch— brechen; denn ſie verbreiten ſich ſonſt im ganzen Acker. An ſich wäre Das freilich noch kein großes Unglück, da man ſie ausreißen kann; aber fie haben etwas Giftiges [virus] an ſich, das den Boden un— fruchtbar macht. — Die Kapper bedarf wenig Pflege, oder auch gar keine, denn ſie wächſt ja auch auf wüſt liegenden Aeckern von ſelbſt. Man ſüet ſie in der Herbſt- und in der Frühlings-Nachtgleiche. Das Zwiebelfeld [cepina] verlangt einen Boden, der oft, aber nicht gar tief aufgelockert wird. Anfangs November wird es gepflügt, damit es durch die Winterkälte mürbe wird [putrescerel. Nach 40 Tagen wird das Pflügen wiederholt [iterare], 21 Tage ſpäter wird zum dritten Mal gepflügt [tertiare] und dann ſogleich gedüngt. Sodann wird das Feld mit einer zweizinkigen Hacke [bi— dens] gleichmäßig durchgearbeitet und in Beete getheilt, nachdem alle Wurzeln vertilgt ſind. Um den erſten Februar ſäet man an einem heitren Tage die Samen, und miſcht unter dieſe auch etwas Samen von Saturei [satureja], damit es auch an dieſem in der Wirth— ſchaft nicht fehlt, denn er kann friſch und trocken als Gewürz dienen. Das Zwiebelfeld muß übrigens wenigſtens viermal gehackt werden. Will man Samen ziehn, ſo ſetzt man die ſtärkſten Zwiebeln [caput] von der aſkaloniſchen Sorte, welche die beſte iſt, in's Land, jede 4 bis 5 Zoll von der andern entfernt. Haben fie ſpäter einen Sten- gel getrieben [caulem facere], jo ſchlägt man Stäbe [canteriolus] ein, verbindet dieſe durch Rohrſtangen [arundo] und befeftigt an dieſen die Zwiebelſtengel, damit fie der Wind nicht knickt, und damit er den Samen nicht aus den Kapſeln ſchlägt. Dieſen darf man nicht eher ſammeln, als wenn er zu reifen beginnt und ſchwarz iſt. Man darf nicht warten, bis der Samen auf dem Beete ganz dürr wird, denn dann fällt er aus. Man muß die ganzen Stengel ausreißen und an der Sonne trocknen. Kohlrüben [napus] und Rüben [rapa] werden zweimal im Jahre und zwar zu denſelben Zeiten geſät, wie der Rettig, am beſten jedoch im Auguſt. Damit aber bei der Sommerſaat die jungen, 9 * XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 93 zarten Blätter nicht von Erdflöhen [pulex| gefreſſen werden, ſammelt man den Ruß, welcher über den Herden an den Decken hängt, miſcht ihn am Tage vor der Ausſaat mit den Samen, feuch— tet die Miſchung an, und läßt ſie ſo bis zum Gebrauche ſtehn. Manche alte Schriftſteller, wie Demokritus, ſchreiben vor, die Samen mit dem Safte des Mauerpfeffers [sedum] 198) zu tränken, und hierdurch die ſchädlichen Thierchen abzuhalten. Auch meine Er— fahrung ſpricht für dieſes Verfahren, doch wende ich öfter den Ruß an, weil er leichter zu haben iſt. — Hyginus behauptet, man ſolle den Rübenſamen gleich auf's Feld ſäen, wenn es abgeerntet und die Dreſcharbeit vollendet iſt; die Rüben [caput], ſagt er, würden grö— ßer, wenn ſie unter ſich harten Boden hätten und alſo in dieſen nicht eindringen könnten. Ich habe Das öfters verſucht, aber vergeb— lich, und halte es für beſſer, Rüben, Rettige und Kohlrüben in ge— pflügten oder gegrabenen Boden zu ſäen. — Landleute, welche noch auf alte Sitte halten, beten, wenn ſie jene Samen ſäen, ſie möchten für ſie und für die Nachbarn gedeihn. — An kalten Stellen, wo die Herbſtſaat [autumnalis satio] durch den Winterfroſt Schaden leiden könnte, ſchlägt man niedrige Rohrpfähle ein, verbindet ſie durch Stäbe, und legt Stroh auf dieſe, wodurch die Saat vor dem Reife geſchützt wird. — Finden ſich an ſonnigen Stellen nach Regen ſchäd— liche Thiere 190) ein, welche von den Römern eruca, von den Grie— chen i genannt werden, jo müſſen fie entweder mit der Hand abgeleſen werden, oder man ſchüttelt früh Morgens die Kohlſtauden; die Raupen fallen herab, weil ſie durch die nächtliche Kälte noch halb erſtarrt ſind, und kriechen dann nicht wieder hinauf 200). Alle dieſe Mühe hat man jedoch nicht, wenn die Samen vor der Ausſaat, wie vorhin geſagt, mit dem Saft des Mauerpfeffers getränkt ſind; dann thun die Raupen auch an den Blättern keinen Schaden 20). Plin. 19, 4, 19. Die Gärten ſind jedenfalls einer näheren Betrachtung würdig; ſchon das Alterthum hat die Gärten der Heſpe— riden, die des Königs Adonis und Aleinous, und die berühmten ſchwebenden Gärten zu Babylon, mag ſie Semiramis oder ein ande— rer König angelegt haben, bewundert. Die römiſchen Könige pflegten ihre Gärten ſelbſt. Die Geſetze der 12 Tafeln ſprechen nirgends 198) Sedum acre, Linné. — 1%) Raupen. — 200) Sie kriechen wieder hinauf. — 201) ? 94 Botanik der alten Griechen und Römer. von einer Villa; ſie brauchen in dieſem Sinne immer das Wort Garten. Man ſtellt in Gärten, um ſie vor Behexung ſicher zu ſtel— len, Bilder von Satyrn auf; Plautus behauptet aber, die Gärten. ſtänden unter dem Schutze der Venus. Heutiges Tages beſitzen manche Leute ſelbſt in Rom Luſtgärten, Landgüter und Villen. In Athen hat Epikur, jener Lehrer des Müßiggangs, dieſe Sitte einge— führt; bis auf ſeine Zeit hatte man in den Städten keine Landſitze. In Rom war früherhin der Garten das Landgut des Armen; aus ſolchen Gärten wurde der Gemüſemarkt verſorgt. So unſchuldig war damals die Lebensart. — Jetzt hält man's für klüger, mit Gefahr des Schiffbruchs in die Tiefe des Meeres zu tauchen, und dort Au— ſtern aufzuſuchen, Geflügel 202) jenſeit des verrufenen Phaſisfluſſes zu holen, und andres Geflügel aus Numidien und von den Gräbern der Neger 203), oder mit reißenden Thieren zu kämpfen, und ſich von Beſtien freſſen zu laſſen, die man zur Speiſe für andre Leute fangen wollte 204). In unſrer Zeit hat die Schwelgerei Alles auf's Aeu— ßerſte geſteigert: Der Reiche will beſſere Früchte eſſen als der Arme; er will Weine trinken, die gewachſen ſind, ehe er gelebt hat; er will von vielen Feldfrüchten nur das Mark genießen; er will andres Brod eſſen als das Volk, und das Getreide wird in allen Schichten der Geſellſchaft, bis zum ganz gemeinen Mann hinab, verſchieden zubereitet. Auch in Gemüſen macht man einen Unterſchied, ſelbſt in ſolchen, die man für ein As kaufen kann. Mancher Stengelkohl [caulis] wird jest fo groß gezogen, daß ihn der Mittelſtand nicht brauchen kann, weil er für ſeinen Tiſch zu groß iſt. Den Spar— gel [eorruda] läßt die Natur wild wachſen, damit ihn Jeder nach Belieben ſtechen kann; jetzt aber ſtellt man künſtlich gezogenen Spar— gel asparagus] zur Schau, und in Ravenna wiegen 3 Stück zu— ſammen ein Pfund. Solche Ungeheuer werden für den Bauch gezo— gen! — Wollte Jemand dem Vieh verbieten, Diſteln zu eſſen, ſo klänge Das ſonderbar; es gibt aber Diſteln 208), deren Genuß ſich bei armen Leuten von ſelbſt verbietet, weil ſie zu theuer ſind. — Selbſt im Waſſer liegt ein Unterſchied. Der Reiche trinkt im Som— 20 2) Faſanen. — 23) Sind Perlhühner gemeint. — 2) Bezieht ſich wohl auf Bärenjagd. Daß man Bärenfleiſch zu eſſen pflegte, geht aus Dem hervor, was auf Seite 87 u. 88 meiner Zoologie der alten Griechen und Römer zu leſen. — 205) Artiſchocken. XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 95 mer Schnee oder Eis, und läßt ſich Dinge wohl ſchmecken, die den Gebirgen läſtig ſind. Plin. 19, 4, 20. Daß man nahe bei den Villen Gärten haben und bibfe wo möglich bewäſſern müſſe, bezweifelt niemand. Steht kein Fluß zu Gebote, von dem man Waſſer ableiten kann, ſo fördert man aus einem Ziehbrunnen das Waſſer n ein Rad, eine Pumpe, oder einen Hebel zu Tage. Plin. 19, 5, 23. Kaiſer Tiberius aß täglich Gurken ſeu— cumis]; fie a in Gefäßen gezogen, die auf Rädern ſtanden, bei rauhen Wintertagen in's Haus, bei ſonnigen Tagen in's Freie gefahren wurden, und mit Fenſterglimmer gedeckt waren. Man kann den Gurken jede beliebige Geſtalt geben, wenn man eine Form um ſie legt, während ſie wachſen. In Italien ſind ſie grün und ſehr klein, in den Provinzen ſehr groß, wachsgelb und dunkelfarbig. Vor— züglich beliebt ſind die reichtragenden afrikaniſchen und möſiſchen, welche Peponen 200) heißen. Sie find ſehr ſchwer zu verdauen, liegen bis zum folgenden Tage im Magen, ſchaden jedoch nicht leicht. Das Waſſer lieben ſie ſehr, und wachſen nach dieſem hin, wenn es in der Nähe iſt, krümmen ſich auch, um zu Waſſer zu gelangen, um Dinge herum, die ihnen im Wege ſind. Stellt man Waſſer in einer Entfernung von vier Fingerbreit unter ſie, ſo tauchen ſie ſich ſchon am folgenden Tage hinein; Oel dagegen fliehen ſie. Steckt man die Blüthe in eine Röhre, ſo bekommen ſie in dieſer eine merkwür— dige Länge. In Kampanien wachſen jetzt welche in Geſtalt einer Quitte. Anfangs ſoll nur eine einzige ſolche da geweſen, dann aber aus den Samen derſelben die neue Art entſtanden ſein, welche man Melopeponen 207) nennt. Dieſe hängen nicht, ſondern kriechen nur an der Erde hin. Sie haben die Eigenthümlichkeit, daß ſie, ſobald ſie reif ſind, ſich von ihrem Stiele trennen. Plin. 19, 5, 24. Den Gurken find die Kürbiſſe l(eucur— bita] ähnlich; ſie ſcheuen wie jene die Kälte, lieben feuchten Boden und Miſt. Sie kriechen, wie die Gurken, mit ihren Ranken gern an rauhen Wänden und bis auf's Dach, klettern überhaupt gern in die Höh, können ſich aber nicht ſelbſt tragen. Ihr Wachsthum iſt ſehr raſch, und man benutzt ſie, um Zimmer mit ihnen auszukleiden, oder Lauben mit ihnen zu decken. Man hat 2 Sorten: Die letztere 206) Melonen. — 207) d. h. Quitten⸗Melonen. 96 Botanik der alten Griechen und Römer. kriecht auf der Erde hin, bei der erſteren hängt die ſchwere Frucht an einem dünnen Stiele. Auch den Kürbiſſen gibt man allerlei Ge— ſtalten, vorzüglich in geflochtenen Formen, in die man ſie nach dem Verblühen ſteckt. Sie nehmen dann beim Wachſen die Geſtalt der Form an, und dieſe ſtellt gewöhnlich eine gewundne Schlange vor. Läßt man ſie frei hängen, ſo hat man ſie ſchon 9 Fuß lang werden ſehn. Die Anwendung der Kürbiſſe iſt verſchieden. Beim Verſpeiſen wird die Schale weggeworfen. Die Kürbiſſe gelten übrigens für eine geſunde und leichte Speiſe. Die Kerne, welche an beiden Enden der Frucht liegen, geben lange Früchte, die in der Mitte liegenden runde. Man trocknet die Kerne im Schatten, weicht ſie aber, wenn man ſie legen will, erſt in Waſſer. Die längſten und dünnſten hat man zum Verſpeiſen am liebſten. Diejenigen Kürbiſſe, von welchen man die Samen zur Ausſaat gebrauchen will, ſchneidet man gewöhn— lich erſt mit Eintritt des Winters ab, trocknet ſie dann im Rauch, und gebraucht ſie, um in ihrem Innern Sämereien, Wein u. Dergl. aufzubewahren. Man hat auch ein Verfahren erfunden, nach dem man die Kürbiſſe wie Gurken zum Verſpeiſen aufbewahren kann, ſo daß ſie ſich faſt bis zu der Zeit halten, wo es wieder friſche gibt. Die Aufbewahrung geſchieht in Salzbrühe. Man ſoll ſie auch an einem ſchattigen Orte in einer Grube, deren Boden mit Sand be— legt iſt, aufbewahren können, indem man ſie von oben mit trocknem Heu und dann mit Erde zudeckt. Plin. 19, 5, 25 u. 26. Von Rüben [rapum] gibt es ſehr verſchiedene Sorten; ſie dringen meiſt in die Erde ein. — Manche Rettig- [raphanus] Sorten haben eine Schale, die jo did iſt wie Baumrinde, auch gibt es welche, die inwendig holzig ſind. Genoſ— jene Rettige bewirken übel riechendes Aufſtoßen, jedoch iſt Dies we- niger der Fall, wenn man reife Oliven hinterher ißt. In Aegypten ſteht der Rettig wegen des vielen Oels, das ſeine Samen geben, in großem Anſehn. — Der Rettig verlangt lockren, feuchten Boden, will keinen Miſt, und nimmt mit Spreu vorlieb. Ju kalten Gegen— den gedeiht er ſo gut, daß er in Germanien die Größe neugeborner Kinder erreicht. Er wird zu verſchiedner Zeit geſät. Wenn er größer wird, deckt man ihn ſelbſt und ein Blatt um's andre mit Erde zu, denn der Theil, welchen man unbedeckt läßt, wird hart und ſchwam— mig. Ariſtomachus empfiehlt, ihm mit einbrechendem Winter die Blätter zu nehmen, und ihn dann mit Erde zu bedecken; er ſagt, XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 97 daß der Rettig dann im Winter fortwachſe. Salz iſt für ihn ein guter Dünger; daher begießt man ihn mit Salzwaſſer, und beſtreut ihn in Aegypten mit Soda, wodurch er einen vortrefflichen Geſchmack erhält. Ueberhaupt benimmt ihm Salz die Bitterkeit. Gekocht wird er milder, und kann wie Kohlrüben [napus] gegeſſen werden. Der Saft des Rettigs ſoll für die Bruſt heilſam ſein. Im Tempel zu Delphi hat man dem Apollo einen Rettig von Gold, eine Runkel— rübe von Silber und eine Rübe von Blei als Weihgeſchenk darge— bracht. Daraus erſieht man, daß unſer Feldherr Manius Curius nicht in Delphi geboren iſt, denn der ſaß, wie die Jahrbücher erzäh— len, an ſeinem Herde und war damit beſchäftigt, Rüben zu braten, als Geſandte der Samniten kamen und ihm Gold boten, das er aber zurückwies. — Der Grieche Moſchion hat ein beſondres Werk über den Rettig geſchrieben. Man glaubt, daß dieſer im Winter am ge— ſündeſten als Speiſe iſt; aber für die Zähne iſt er nachtheilig 209), weil er dieſelben anfrißt; jedenfalls braucht man ihn, um Elfenbein zu glätten. — Der Weinſtock ſcheut ſich vor Rettig, und zieht ſich vor ihm zurück, wenn er neben ihm ſteht 209). Plin. 19, 5, 27. Die Möhren [pastinaca] find mehr hol— zig und haben einen auffallend ſcharfen Geſchmack [vehementia sa- poris]; fie wachſen auch wild und werden von den Griechen staphy- linos genannt; eine andre Art 210) ſchmeckt eben ‚fo ſchlecht, doch ſpürt man den abſcheulichen Geſchmack [virus intractabile] weniger, wenn man ſie im Herbſt, und zwar aus offnen Schüſſeln, genießt. Die Althee [hibiseum]| 21) wird nicht als Speiſe, wohl aber als Arznei gebraucht. Plin. 19, 5, 28. Die Zucker wurzel leiser] 212) hat Kai⸗ ſer Tiberius dadurch zu Ehren gebracht, daß er ſie alle Jahre aus Germanien kommen ließ. Gelduba heißt eine am Rhein gelegene Burg, bei der die Zuckerwurzel in beſter Sorte wächſt. Man erſieht daraus, daß ſie ſich für kalte Länder eignet. Im Innern der Wur— zel befindet ſich ein Strang, den man bei gekochten herauszieht, der aber immer noch einen großen Theil ſeiner Bitterkeit zurückläßt, die man jedoch durch Honig dämpft und ſo in Wohlgeſchmack verwandelt. % En Dieſe unbegründete Behauptung ſtellen die Griechen, von denen fie entlehnt iſt, vom Kohl auf, nicht vom Rettig. — 210) Pastinaca sativa, L., Paſtinake. — 211) Althäa officinalis, L. — 212) Sium Sisarum, L. 0 7 98 Botanik der alten Griechen und Römer. Plin. 19, 5, 29. Kürzer, runder und bittrer als die genann⸗ ten Wurzeln iſt der Alant ſinula] 213), an ſich dem Magen nad)- theilig, aber durch Zuſatz von Süßem ſehr heilſam. Man trocknet den Alant, ſtößt ihn zu Pulver, thut dann eine Süßigkeit hinzu, oder man kocht ihn in einer Miſchung von Eſſig und Waſſer 219) und verſetzt fie dann noch mit eingekochtem Moſt [defrutum], oder mit Honig, Roſinen [uva passa] und ſaftigen Datteln [caryotal. Man genießt fie auch mit Quitten [cotoneum malum], Spier- lingsfrüchten [sorbum] 21), Pflaumen, wozu man auch wohl Pfeffer ſpiper] und Thymian [thymus] fest; der Alant dient in dieſer Weiſe als Magenſtärkung, und es iſt bekannt, daß Julia, Tochter des Kaiſers Auguſtus, ihn in benannter Weiſe täglich ge— geſſen hat. Man braucht den Alant nicht zu ſäen, denn er pflanzt ſich wie Rohr leicht durch Wurzelknoſpen fort. Plin. 19, 5, 30. Von den Zwiebeln [bulbus] iſt die Meerzwiebel bella! 210) am bekannteſten, obgleich fie nur zu Heil- zwecken und zur Schärfung des Eſſigs paßt. Sie iſt von allen Zwiebeln die größte und ſchärfſte. Von den Sorten der Meerzwie— bel, welche zu Arznei dienen, unterſcheidet man die männliche mit hellen, und die weibliche mit dunklen Blättern 217); es gibt auch eine dritte Sorte, die gut ſchmeckt, ſchmalere und minder rauhe Blät⸗ ter hat und Epimenides-Scilla genannt wird 21 . Alle tragen vie⸗ len Samen, wachſen aber ſchneller, wenn man die aus den Seiten hervorkommenden Nebenzwiebeln ſteckt; man biegt auch, um ihr Wachs- thum zu befördern, ihre breiten Blätter nieder und deckt ſie mit Erde zu; dann zieht die Zwiebel ſelbſt allen Saft an ſich. Wild wächſt die Meerzwiebel vorzüglich auf den Baliariſchen Inſeln, Ebuſus und in Spanien. Der Philoſoph Pythagoras hat ein Buch über ſie ge— ſchrieben, worin er alle ihre Heilkräfte abhandelt. Die andren Zwiebelarten [genera bulborum] find an Farbe, Größe und Wohlgeſchmack ſehr verſchieden, und auf dem Tauriſchen Cherſones ißt man ſogar eine Art roh. 213) Inula Helenium, Linné. — 214) Dieſe Miſchung heißt posca. 215) Sorbus domestica, Linné. — 21%) Scilla maritima, Linné. 217) Die Alten bezeichneten in vielen Fällen die verſchiednen Sorten man— cher Pflanzen auf gut Glück mit der Benennung männlich oder weiblich. 218) Jetzt kennt man keine wohlſchmeckende Sorte der Meerzwiebel mehr. XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 99 Zu den Zwiebelgewächſen gehört auch die Pflanze, welche in Aegypten Aron heißt; fie wird faſt eben fo groß wie die Scilla und hat Blätter, die denen des Ampfers [lapathum] 219) ähnlich ſind, einen 2 Ellen hohen, geraden Stamm von der Dicke eines Stockes, und eine zarte Wurzel, die man auch roh eſſen kann 220). Es gibt ſehr verſchiedne Arten von Zwiebeln [bulbus]. Das Zeichen ihrer Reife iſt das Gelbwerden der Blätter von unten auf. Am liebſten hat man die röthlichen, runden und größten. Viele ſind an der Spitze bitter, dagegen in der Mitte ſüß. | | Plin. 19, 6, 32. Bei Knoblauch ſallium] und Küchen— zwiebel [cepa] ſchwört man in Aegypten jo heilig, wie wenn es Götter wären. Der Geruch dieſer Zwiebeln erregt Thränen. Plin. 19, 6, 33. Der Porré |porrum] hat dadurch ein hohes Anſehn erlangt, daß ihn Kaiſer Nero ſeiner Stimme wegen in jedem Monat an beſtimmten Tagen mit Oel aß, und dabei gar nichts Andres, nicht einmal Brod, genoß. — Es geht ferner die Sage, der römiſche Ritter Mela, welcher wegen ſchlechter Verwal— tung ſeiner Provinz vor den Kaiſer Tiberius gefordert wurde, habe ſich in der Verzweiflung dadurch vergiftet, daß er fo viel Porrefaft getrunken, wie 3 Silberdenare wiegen, und ſei dann auf der Stelle und ohne Schmerzen geſtorben. Ein größeres Maß dieſes Saftes ſoll nicht ſchaden. | Plin. 19, 6, 34. Knoblauch ſallium, alium] wird oft als Arznei angewandt, insbeſondre auf dem Lande. Seine Zwiebel iſt von vielen Häutchen umgeben, die man nicht benutzen kann, und theilt ſich in mehrere Zwiebelchen [nucleus] 22), die alle wieder ihre beſondren Häutchen haben. Der Knoblauch ſchmeckt gewaltig ſcharf [asperi saporis], und deſto ſchärfer, je mehr Zwiebelchen ver— eint ſind. Ißt man ihn ungekocht, ſo gibt er dem Athem einen ſehr unangenehmen Geruch. Der Schriftſteller Menandros behauptet, man 219) Lapathum iſt die Gattung Rumex, Linné. — 220) Aron bedeutet die Gattung Arum, Linné. Dieſe Pflanzen, wovon es in Süd-Europa meh— rere Arten gibt, haben im Allgemeinen eine knollige, mehlreiche, giftige Wurzel, die aber ihr Gift durch Trocknen oder Braten verliert. Ob noch eine dieſer Wurzeln roh gegeſſen wird, iſt wohl unbekannt. Jedenfalls wird das in Ae— gypten heimiſche Arum Colocasia, Linné, häufig in heißen Ländern gebaut, um die Wurzel zu röſten und zu eſſen. — 221) Hier und da nennt man dieſe Zwiebelchen im Deutſchen auch Knoblauchszehen. 100 Botanik der alten Griechen und Römer. könne den Knoblauchsgeruch dem Munde benehmen, wenn man ge— röſtete Runkelrüben hinterdrein kaue. — Will man Knoblauch und Küchenzwiebel lange aufbewahren, ſo befeuchtet man ſie mit lauem Salzwaſſer; aber zur Fortpflanzung ſind ſie dann unbrauchbar. Andre ſuchen die zum Aufbewahren beſtimmten Zwiebeln dadurch da— hin zu bringen, daß ſie keine Blätter und Wurzeln treiben, daß ſie ſie anfangs über glühende Kohlen hängen. Wendet man dergleichen Vorſichtsmaßregeln nicht an, ſo treiben die Zwiebeln, obgleich ſie mit keiner Erde in Berührung ſtehn, dennoch einen Stengel und zehren ſich ab. Manche heben den Knoblauch in Spreu auf. Auf Feldern gibt es auch wilden Knoblauch, den man alum nennt. Man kocht ihn, und wirft ihn hin, wo Vögel an der Saat Schaden thun. Diejenigen, welche davon freſſen, werden ſo— gleich betäubt, ſo daß man ſie mit den Händen greifen kann; wartet man etwas länger, ſo ſchlafen fie feſt eiu 22). Plin. 19, 7, 36. Baſilie Jocimum] fol man, jo lautet die Vorſchrift, unter Flüchen und Schimpfreden ſäen, damit ſie deſto beſſer aufgeht, auch ſchlägt man nach der Ausſaat die Erde feſt, und betet, ſie möge nicht aufgehn. » Plin. 19, 7, 37. Raute [ruta] fol beſſer wachſen, wenn ſie geſtohlen iſt; dagegen ſollen geſtohlene Bienen ſehr ſchlecht gedeihn. Plin. 19, 7, 38. Es gibt verſchiedene Sorten von Salat llactuca]; alle ſollen den Schlaf befördern; jedoch hat eine helle Sorte dieſe Eigenſchaft in höherem Grade, und wird deswegen Mohnſalat |meconis] genannt. Bei den alten Bewohnern Ita— liens war nur dieſe Art beliebt. Von feinem Milchſaft hat der Sa— lat den Namen lactuca. Man ißt ihn wegen feiner kühlenden Ei- genſchaft, vorzugsweis im Sommer; er hat auch die gute Eigenſchaft, daß er Appetit macht. Dem Kaiſer Auguſtus ſoll in einer Krank— heit die Klugheit ſeines Arztes Muſa das Leben gerettet haben, in— dem dieſer Salat verordnete, welchen der vorige Arzt Cajus Aemi— lius aus allzu großer Aengſtlichkeit verboten hatte. Nach dieſer glanzvollen Heilung ſtieg das Anſehn des Salats ſo hoch, daß man ſogar die Erfindung machte, ihn in ſaurem Honig aufzubewahren, bis es wieder friſchen gibt. Plin. 19, 8, 39. Auch die Endivie ſintubum] wird wie 222) 7 XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 101 Salat in Krügen eingemacht, und ſpäter gekocht, als ob ſie friſch wäre. Beide werden das ganze Jahr hindurch in gutes, feuchtes, wohlgedüngtes Land geſät. Man beſtreicht auch beim Verſetzen ihre Wurzeln mit Miſt, ſucht fie ferner, wenn fie + Fuß hoch find, da— durch zu ſtärkerem Wachsthum zu zwingen, daß man ſie beſchneidet und mit friſchem Schweinemiſt beſtreicht. Will man die Blätter blei— chen, ſo wählt man aus weißem Samen gezogene Pflanzen, beſtreut ſie, ſobald ſie groß ſind, in der Mitte mit Küſtenſand, und bindet die Blätter am Stengel zuſammen. Plin. 19, 8, 40. Die Runkelrübe [beta] wird in Rom nach der Zeit unterſchieden, in der ſie geſät wird, was im Frühjahr und Herbſt, zum Theil auch im Juni zu geſchehen pflegt. Man verpflanzt fie, beſtreicht dabei ihre Wurzeln gern mit Miſt, auch liebt, ſie feuchten Boden. Man genießt ſie mit Linſen und Bufbohnen, ſetzt auch, um ihren matten Geſchmack zu beſſern, Senf hinzu. Die Aerzte haben übrigens die Meinung aufgeſtellt, ſie ſei weniger zu— träglich als Kohl. Manche wollen ſie nicht eſſen, und behaupten, fie ſeien eine Speiſe, die nur Starken gut bekomme. Sie wächſt entweder wie Kohl, oder als aus der Erde hervorſtehende Rübe; je breiter dieſe iſt, deſto ſchöner. Man kann ſie dadurch breit machen, daß man etwas Schweres auf ſie legt, ſobald ſie anfängt, ſich zu färben. In günſtigem Boden, wie bei Circeji, kann ſie 2 Fuß breit werden. Plin. 19, 8, 41. Den Kohl ſolus, caulis, brassica], wel- cher bei den Römern eine ſehr wichtige Rolle ſpielt, und deſſen me— diciniſche Eigenſchaften Cato für ſehr wichtig hält, finde ich bei den Griechen nicht ſonderlich geſchätzt. Man ſät und pflanzt und ſchnei— det ihn das ganze Jahr. Nach dem Frühjahrsſchnitt treibt er gleich wieder, und dieſe Triebe ſind noch wohlſchmeckender und zarter als die Stengel ſelbſt. Dem Schwelger Apicius und dem von ihm ver— leiteten Prinzen Druſus behagte der Kohl freilich nicht, aber Druſus bekam deswegen von ſeinem Vater Tiberius Vorwürfe. Nach dem erſten Triebe wachſen aus demſelben Stamme noch Sommer-, Herbſt— und Wintertriebe, und dann wieder Frühlingstriebe, ſo daß die Pflanze von keiner andern an Fruchtbarkeit übertroffen wird, bis ſich endlich ihre Kraft erſchöpft. — Vorzüglich wohlſchmeckend und groß wird eine Sorte, die man insbeſondre Stengelkohl [caulis] nennt, und die man in mehrmals gegrabnen [repastinatus] Boden ſetzt, dann 102 Botanik der alten Griechen und Römer. die ſich über die Erde erhebenden Stengel [cauliculus| behäufelt, ſpäter abermals das Hervorſproſſende behäufelt, ſo daß immer nur die Spitzen hervorſtehn. Hat dieſer Kohl auf ſolche Weiſe doppelte Koſten und doppelte Mühe gemacht, jo heißt er Tritia ner 223), Es gibt auch noch viele andre Kohlarten. Bei dem Kumaner ſchließen die Blätter den Strunk ein, und der Kopf iſt breit 22); der Ariciſche wächſt nicht hoch, und hat deſto mehr Blätter, je zarter dieſelben ſind; man hält dieſe Sorte für die beſte, weil ſie faſt neben jedem Blatte beſondre Sproſſen hat 225). Der Pom pe— janer wächſt ſchlanker; fein Strunk iſt an der Wurzel dünn, und wird erſt zwiſchen den Blättern ſtärker; letztere ſtehn zwar einzelner und ſind ſchmaler, aber ſie halten ſich lange, obgleich ſie von der Kälte leiden. Der Bruttiſche hat große Blätter, einen dünnen Strunk, ſcharfen Geſchmack, verträgt aber die Kälte gut. Die Blät— ter des Sabelliſchen find wunderlich kraus 220); er ſoll von allen am beſten ſchmecken. Der Lakuturriſche ſtammt aus einem ari— ciſchen Thale, woſelbſt ehemals ein See war und noch jetzt ein Thurm ſteht. Er bildet große Knollen [caput] 22), und hat zahlloſe Blätter. — Alle Sorten werden durch Reif viel wohlſchmeckender, jedoch iſt ihnen derſelbe ſehr ſchädlich, wenn ihr Mark nicht durch einen ſchie— fen Schnitt geſchützt iſt 220. — Zu Samen hr Kohl ſchnei— det man nicht ab. Eine Art Kohl, welche an den Seeküſten wächſt und Halm y⸗ ridion 22) heißt, hat die gute Eigenſchaft, daß man ihn auf lan— gen Seereiſen grün erhalten kann, wenn man ihn ſo abſchneidet, daß er die Erde nicht berührt, und dann in Oelfäſſer thut, die kurz vor— her getrocknet ſind und ſo feſt geſchloſſen werden, daß durchaus keine Luft eindringt. Plin. 19, 8, 42. Dem Spargel [asparagus] wird in Gärten eine ganz ausgezeichnete Sorgfalt gewidmet. Es gibt auch eine eigne Sorte von ihm, die in Ober-Germanien ganze Felder be— 223) Wahrſcheinlich bildeten ſich bei dieſer Behandlung keine Blätter, ſon— dern nur Aeſte und Zweige, die weiß, zart und wohlſchmeckend waren, und weil man alſo nur Stengel aß, hieß die Sorte insbeſondre caulis. 224) Kopfkohl. — 225) Roſenkohl. — 226) Krauskohl. 227) Kohlrabi. — 228) — 229) Wohl der Meerkohl, Crambe maritima, Linné. XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 103 deckt, was ſchon Kaiſer Tiberius richtig bemerkt hat. Der Spargel tritt anfangs als grüne Sproſſe hervor, und breitet ſich mit der Zeit buſchig aus. Er kann aus Samen gezogen werden. Cato handelt ihn im letzten Buche ab, woraus man erſieht, daß ihm die Kenntniß dieſer Pflanze noch völlig neu war. — Unter corruda verſtehe ich den wilden Spargel, welchen die Griechen dgrwvor und uναν,q3 / nennen, oder auch durch andre Namen bezeichnen. Wie ich finde, erzeugt ſich der wilde Spargel aus geſtoßnen und vergrab— nen Widderhörnern 220). Plin. 19, 8, 43. Es gibt eine Diſtel [carduus] 23), von der zu ſprechen man ſich eigentlich ſchämen muß, denn es iſt leider reine Wahrheit, daß man beſonders bei Groß-Karthago und Korduba 6000 Seſtertien auf einem kleinen Felde von einer Diſtel gewinnt; ſo lüſtern ſind wir Menſchen nach den wunderlichen Erzeugniſſen der verſchiednen Länder, und ſelbſt nach ſolchen, denen das liebe Vieh abſichtlich ausweicht. Anfangs März ſäet man den Samen der Ar— tiſchocken, und verſetzt die davon erhaltenen Pflanzen vor Mitte No— vember, oder in kalten Gegenden mit beginnendem Frühling. Man düngt ſie auch, und dann wachſen ſie deſto kräftiger. Sind ſie ge— erntet, ſo macht man ſie auch in einer Miſchung von Waſſer und Honig ein, thut die Wurzel von Silphium-Thapſia [laser] 232) und von Kreuzkümmel [cuminum] 233) hinzu, damit man ſich nur alle Tage an Artiſchocken laben kann. Plin. 19, 8, 44. Die Gartentreiie 238 heißt Naſen— quäler er a narium tormento|, weil ihre Schärfe bis in die Naſe hinein verſpürt wird. In Arabien ſoll ſie außerordent— lich groß werden. Plin. 19, 8, 45. Die Raute [ruta] will mit Aſche gedüngt werden, und man miſcht ſchon die Samen mit Aſche, um die Pflan— zen vor Raupen zu ſchützen. Bei den Alten ſtand ſie hoch in Ehren; denn ich finde, daß Cornelius Cethegus, welcher mit Quintus Fla— minius zugleich Konſul war, nach der Wahlverſammlung dem Volke Moſt austheilte, der mit Raute gewürzt war. Sie wächſt nirgends ſo gut wie unter Feigenbäumen. Man vermehrt ſie am beſten durch 230) Vielleicht wo der Boden mit Hornſpänen gedüngt wird. 231) Artiſchocke. — 232) Thapsia Silphium, Viv. 233) Cuminum Cyminum, Linné. — 234) Lepidium sativum, Linné. 104 Botanik der alten Griechen und Römer. Stecklinge, die man in eine durchbohrte Bufbohne ſteckt, welche ihr anfangs Nahrung geben muß. Ihre Zweigſpitzen ſchlagen auch von ſelbſt Wurzel, wenn ſie die Erde berühren. Plin. 19, 8, 46. Dem Sellerie ſapium] erweiſt man in Achaja die Ehre, daß man mit ihm Diejenigen bekränzt [coro- narel, welche in den heiligen Spielen zu Nemea geſiegt haben. Plin. 19, 8, 47. Die Minze |menta], von der eine wilde Art mentastrum heißt, wird wegen ihres angenehmen Geruches von den Griechen Hedyosmon genannt; vorher hieß ſie bei ihnen mintha, woraus unſre Vorfahren menta gemacht haben. — Mit dem Wohl— geruch der Minze füllt man die Zimmer bei ländlichen Mahlen. Iſt fie einmal irgendwo gepflanzt, fo hält fie ſich viele Jahre; eben fo die Polei-Minze [pulegium] 235), welche auch die Eigenſchaft hat, daß fie in Fleiſchkammern wieder aufblüht 286). Minze [men- ta], Polei-⸗Minze [pulegium] und Katzenminze [nepeta]??”), welche ſämmtlich zu derſelben Gattung gehören, bewahrt man auf. Unter allen würzigen Kräutern, die gegen Magenbeſchwerden helfen, iſt jedoch der Kreuzkümmel [euminum] 238) das angenehmſte. Plin. 19, 8, 48. Das Olusatrum [olusatrum], welches die Griechen hipposelinum, Andre smyrnium nennen, hat ganz wun— derbare Eigenſchaften. Es entſteht aus den Tropfen ſeines Stam— mes 2860), wird aber auch aus der Wurzel gezogen. Leute, welche den Saft davon ſammeln, behaupten, er ſchmecke wie Myrrhe [myrrha, murra], und Theophraſt behauptet, das Olusatrum ent— ſtehe aus geſäeter Myrrhe 240). Plin. 19, 8, 49. Aus dem Auslande ſtammt der Kümmel [careum], und hat feinen Namen von feinen Vaterlande Karien. Man benutzt ihn vorzugsweis für die Küche; er gedeiht in jedem Boden, der beſte kommt jedoch aus Karien und nächſtdem aus Phrygien 2). 235) Mentha Pulegium, Linné. — 236)? — 237) Nepeta Cataria, L. 238) Cuminum Cyminum, Linné. — 23) Entſteht nicht daraus. 240) Entſteht auch nicht aus Myrrhe. 241) Jetzt iſt der Kümmel in Nord-Italien überall nicht ſelten, und man genießt daſelbſt die jungen Sproſſen und die Samen. In Griechenland hat ihn, wohl noch kein Botaniker gefunden. Die Annahme, er ſtamme aus Karien, gründet ſich wohl nur auf die Aehnlichkeit des Namens. XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 105 Plin. 19, 8, 50 u. 52. Der Liebſtöckel [ligusticum] 247 wächſt in Ligurien wild, wird aber jetzt überall gebaut; es ſchmeckt dann beſſer als das wilde, jedoch ſchwächer. Manche nennen es panax, die meiſten aber conyza, das heißt cunilago. Den Schwarzkümmel [git] 24) brauchen die Bäcker; Anis lanisum, anesum] und Dill Janethum, anetum] werden für Küchen und Aerzte gezogen; das Sagopenium [sacopenium] 24%, womit man das laser 245) verfälſcht, wird ebenfalls in Gärten ge— zogen, aber nur als Arznei. Plin. 19, 8, 53. Vom Garten-Mohn [papaver sati- vum] 24%) gibt es 3 Sorten, 1) eine weiße, deren Samen bei den Alten geröſtet, mit Honig gemiſcht und als Deſſert aufgetragen wurde; jetzt ſtreut man ihn auf Landbrod, das mit Ei beſtrichen iſt, woran er feſtklebt, während die untre Schicht des Brodes durch Sellerie lapium] und Schwarzkümmel [git] den ländlichen Wohlgeſchmack bekommt [cereali sapore condiril. 2) Aus dem ſchwarzen Mohn gewinnt man durch Schnitte, die man in den Stamm macht, einen Milchſaft [succus lacteus] 247). Der wilde Mohn, welchen die Griechen rhöas nennen 21:9), wächſt auf Feldern, vorzüglich zwiſchen Gerſte, wird eine Elle hoch, und hat rothe, leicht abfallende Blüthen— blätter, woher er auch feinen griechiſchen Namen 20) hat. — Daß die Römer ſchon in alter Zeit Mohn im Garten gebaut, erſieht man aus der Geſchichte des Tarquinius Superbus. Plin. 19, 8, 54. Der Senf [sinapi| ſchmeckt ſcharf, er- hitzt, bekommt aber gut. Er wird gebaut und wächſt auch wild. Auch die Blätter werden gekocht. Am beſten iſt der ägyptiſche Sa— men. Die Athenienſer nannten den Senf napy, thlaspi, saurion. Plin. 19, 8, 55. Von Thymian [serpyllum] find ganze Berge voll, vorzüglich in Thracien. Man reißt auch Büſche davon aus und verpflanzt ſie in Gärten, was z. B. in Sicyon und Athen geſchieht; nach der letzteren Stadt bringt man ſie vom Hymettus. — 242) Wahrſcheinlich iſt unter ligusticum das Ligusticum Levisticum, Linné, gemeint; es wächſt noch jetzt in Ligurien wild. In Deutſchland zieht man es in Gärten zum Arzneigebrauch. 243) Nigella sativa, Linné. — 244) Ferula Ferulago, Linne. 245) Thapsia Silphium, Viv. — 24) Papaver somniferum, Linné. 247) Opium. — 248) Papaver Rhöas, Linné. 24%) rhöas heißt hinfällig. 106 Botanik der alten Griechen und Römer. Die Brunnenkreſſe [sisymbrium] 250) pflanzt man an Brunnen, Teiche und Seeen. Plin. 19, 9, 56. Der Hanf [cannabis] iſt äußerſt wich⸗ tig, weil aus ihm Bindfäden, Stricke und Taue gefertigt werden. Man ſäet ihn mit eintretendem Frühling; je dichter er geſäet wird, deſto feiner wird er. Sobald der Samen reif iſt, wird er nach der Herbſt⸗Nachtgleiche abgeſtreift, und an der Sonne, oder im Luftzug, oder im Rauche getrocknet. Die Pflanze ſelbſt wird nach der Wein- leſe [vindemia] aus der Erde gerauft [vellere], und Abends bei Licht von der Rinde befreit [decorticare] und gereinigt. Der beſte iſt der alabandiſche; er wird hauptſächlich zu Netzen gebraucht. Die Schicht, welche der Rinde [cortex], und die, welche der Markröhre [medulla] zunächſt liegt, hält man nicht für gut; die geſchätzteſte liegt zwiſchen beiden und wird mesa genannt. — Was den Wuchs betrifft, jo erreicht der roſeiſche Hanf im Sabinerlande Baumes— höhe 28). — Den Samen der Ferula [ferula] 252) ißt man in Italien. Man macht ihn auch ein, und er hält ſich dann in Krügen ein Jahr lang. Plin. 19, 10, 57. Die Baſilie ſocimum! artet allmälig in Thymian [serpyllum] aus, die Brunnenkreſſe [sisym- brium] in Minze [menta] 253). Der Kreuzkümmel [cumi- num] wird, wenn man ihn nicht jätet, von Sommerwurz [hä- modorum]| 253) erſtickt; dieſe Pflanze treibt nur Einen Stamm [est unicaule], und die Wurzel ift knollig [bulbo similis]; fie wächſt nur auf magrem Boden. Außerdem leidet der Kreuzkümmel auch an der Räude, und die Baſilie wird bei Aufgang des Hundſterns bleich. — Uebrigens werden die Gartenpflanzen von Erdflöhen, Raupen, Würmern und haustragenden oder hausloſen Schnecken geplagt. Sabinus Tiro verſichert in einem Gartenbuche [cepuricon], welches er dem Mäcenas gewidmet hat, daß es der Raute, dem Thymbra— Saturei [eunila|, der Minze und der Baſilie ſchädlich ſei, wenn fie mit Eiſen berührt werden. Plin. 19, 10, 58. Gegen die Ameiſen, welche für Gärten, 250) Sisymbrium Nasturtium, Linné. — 251) Ich habe in Italien Hanf— ſtengel von Zolldicke geſehn. Sie waren einzeln und auf ſehr gutem Boden gewachſen. — 252) Ferula communis, Linné. 253) Iſt Beides nie der Fall. — 254) Art der Gattung Orobanche, L. XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 107 die nicht bewäſſert werden, ſehr verderblich ſind, hilft nach Angabe deſſelben Schriftſtellers Seeſchlamm oder Aſche, womit mau ihre Lö— cher verſtopft; am ſicherſten werden fie aber durch Heliotrop [he- liotropium] 235) getödtet. Manche glauben, daß man ſie auch durch Thon, wie man ihn zum Ziegelbrennen braucht, vertilgen kann, wenn man ihn mit Waſſer anrührt. Kohlrüben [napus! ſchützt man dadurch, daß man Erven [ervum] zwiſchen ſie ſät, den Kohl ſolus] durch Kichern [eicer], denn fie halten die Raupen ab. Hat man dieſe Mittel in Anwendung zu bringen verſäumt, ſo macht man einen Abſud von Wermuth [absinthium, apsinthium], fer: ner von Mauerpfeffer [sedum], der auch aeiLwov heißt. Durch Befeuchtung des Kohlſamens mit dem Safte des Mauerpfeffers ſoll der Kohl im Voraus vor allen Thieren geſchützt werden; aber ganz ſicher ſollen die Raupen ſterben, wenn man den Schädel eines Thie— res aus dem Pferdegeſchlecht auf einem Pfahl im Garten aufſtellt. Gegen die Raupen ſoll auch ein Flußkrebs helfen, den man mitten im Garten aufhängt. Manche berühren auch die Pflanzen, welche ſie vor Raupen ſchützen wollen, mit Zweigen von Hartriegel [sanguinea virga] 28). In Gärten, die bewäſſert werden, machen ſich auch die Mücken ſehr läſtig; man vertreibt ſie, indem man mit Galbanum [galbanum] 287) räuchert. Plin. 19, 12, 60. Das Bewäſſern [rigare] nimmt man am beſten in den Morgen- und Abendſtunden vor; nur für die Ba— ſilie eignet ſich die Mittagsſtunde. Das Verpflanzen [trans- ferre, translatio] bewirkt ein ſtärkeres Wachsthum und dient oft kränkelnden Pflanzen als Heilmittel. — Der in Gärten gezogene Ampfer [lapathum], welchen man rumex [over rumix] nennt, wächſt außerordentlich kräftig, und geht, wo er ſich einmal angeſie— delt hat, beſonders in der Nähe des Waſſers, nie wieder von ſelbſt aus. Mit Gerſtengrütze [tisana] gekocht und gegeſſen, ſchmeckt er milder und angenehmer. Der wildwachſende Ampfer dient als Arznei. 0 Plin. 20, 5, 16. In Syrien wendet man ſo viel Fleiß auf 255) Heliotropium europäum, Linné. Ob es gegen Ameiſen hilft? 26) Cornus sanguinea, Linné. — 257) Das Galbanum iſt ein Gummi— harz, welches aus Afrika und Süd-Aſien kommt, und von einer Doldenpflanze, wahrſcheinlich Zubon Galbanum, Linné, ſtammt. 108 Botanik der alten Griechen und Römer. Gärten, daß ein griechiſches Sprüchwort ſagt: „Die Syrer haben vielerlei Kohl.“ Plinius (des Jüngeren) epistolä 2, 17. Meine laurentiniſche Villa, lieber Gallus, macht mir ſehr viel Freude. Von dem einen Speiſeſaal aus hat man weithin die Ausſicht auf's Meer, auf das Ufer und die reizendſten Villen. Ein andrer Speiſeſaal liegt dagegen ſo, daß man in ihm vom Meere nichts ſieht, und ſelbſt bei toſendem Sturm das Brauſen der Wogen kaum hört. Dieſer Saal hat aber die Ausſicht auf den Garten und auf den ihn umgebenden Weg [gestatio] für Wagen und Sänften. Dieſer iſt mit Buchs baum und ſtellenweis mit Rosmarin eingefaßt 258). Denn der Buchs— baum gedeiht nur da üppig, wo er von Häuſern geſchützt wird; wo er dagegen frei ſteht und vom Winde getroffen wird, verdorrt er 250). An der einen Seite des Weges zieht ſich eine ſchattige Reben— pflanzung hin, in der man auch mit bloßen Füßen weich und be— quem gehn kann. — Der Garten iſt dicht mit Maulbeer- und Feigenbäumen bepflanzt, denen dieſer Boden ganz beſonders zu— ſagt, während andre Bäume nicht ſonderlich gedeihn. Mitten im Garten ſteht ein Speiſeſaal, von dem man landeinwärts eine herr— liche Ausſicht hat. Man hat auch von hier die Ausſicht nach der Villa und nach einem Wirthſchafts garten. An das Gebäude ſtößt ein bedeckter Gang, der an beiden Seiten Fenſter hat, welche bei heiterem, ruhigem Wetter alle geöffnet werden, bei windigem aber nur auf derjenigen Seite, wo es windſtill iſt. Vor dem Gange iſt eine von Veilchen duftende Terraſſe. | Plin., epistolä 5, 6. Mein tuſeiſches Landgut, lieber Apollinaris, liegt in einer ſehr geſunden Gegend am Fuße der Apen— ninen. Im Winter iſt zwar die Luft fo rauh und kalt, daß My r— ten, Oelbäume und andre Gewächſe, die eine anhaltende Wärme 258) Wüſtemann bemerkt in feinem „Vortrag über die Kunſtgärtnerei bei den alten Römern, Gotha 1846“, daß v. Bonſtetten den Rosmarin bei * ſtum 16 Fuß hoch geſehn. 259) Dieſe Bemerkung iſt ſehr richtig. Aller ſchöne Buchsbaum, den ich in Italien und Frankreich geſehn, ſtand im Schutze von Wänden, Felſen, dichtem Gebüſch. Auch in Deutſchland habe ich nur an ſolchen Stellen, den kleinen, ver— krüppelten Rabattenbuchsbaum ausgenommen, ſchöne Stämmchen geſehn, und be— ſitze deren ſelbſt, die von 3 Seiten hohe Wände, nur von einer freie Luft und Sonne haben, und dabei trefflich gedeihn. XI. Gärten. a. Allgemeines, Gemüſe, Gewürze. 109 verlangen, abſterben; doch gedeiht der Lorbeer ganz vortrefflich, und leidet nur zuweilen vom Froſt, jedoch nicht mehr als bei Rom. Der Sommer iſt dagegen ſehr mild und die Luft faſt immer von ſanften Winden bewegt. Die ganze Gegend iſt höchſt reizend. Stelle dir ein ungeheures Amphitheater vor, wie nur die Natur es ſchaffen kann. Eine ſich weithin dehnende Ebne wird von Bergen umringt; die Berge tragen auf ihrem Rücken hohe, alte Wälder, in denen die Jagd reiche Beute gewährt. An dem Gebirgshang herab ziehen ſich Schlaghölzer, und zwiſchen dieſen erheben ſich Hügel mit gutem, ur— barem Boden. An der ganzen Wand läuft eine ununterbrochne Reihe von Weinbergen hin; unten ſind ſie von Buſchwerk eingefaßt, und dann kommen Wieſen und tiefgründige Felder. Die Wieſen ſind dicht mit Blumen und wie mit lauter Edelſteinen überſät; der Klee und die andren Kräuter ſind ſtets ſaftig, denn das Ganze wird durch nie verſiegende Bäche bewäſſert, und dabei iſt doch nirgends ein Sumpf. Mitten durch die Fluren fließt die Tiber und führt auf Schiffen die Erzeugniſſe des Bodens zur Stadt. Meine Villa liegt am Fuße eines ſanft anſteigenden Hügels. Vor der Hauptfronte zieht ſich eine Säulenhalle hin, und vor dieſer eine Terraſſe mit vielen, von Buchsbaum eingefaßten Beeten. Tiefer kommt eine größere Rabatte, und auf beiden Seiten derſelben ſteht Buchsbaum, der ſo geſchnitten iſt, daß er Geſtalten von ver— ſchiednen Thieren vorſtellt. Weiter unten, wo der Boden eben iſt, wächſt weicher, zarter Akanthus Jacanthus] 200). Rings herum zieht ſich ein Heckengang mit niedrigem und mannichfach geſchnittenem Gebüſch. Gleich daran ſtößt eine Allée in Geſtalt eines Cirkus mit niedrig gehaltenem und in verſchiedne Geſtalten zugefchnittnem Buch s— baum. Das Ganze iſt von einer Mauer umgeben, welche treppen— förmig gezogener Buchsbaum dem Auge entzieht. In einiger Ent— fernung liegt ein Wieſenplan, von Natur eben ſo ſchön wie die eben beſchriebenen Kunſtanlagen; weiterhin Felder und viele andre Wieſen und Gehölze. Aus dem Speiſeſaal überſieht man die Terraſſe, die Wieſe, das Feld und den Wald. Es iſt eine Rennbahn, ein Säulengang und weiter rückwärts ein Sommerhaus vorhanden, welches einen kleinen, von vier Platanen beſchatteten Platz einſchließt. Auf ihm ſpringt 260) Acanthus mollis, Linné, auch Bärenklau genannt. 110 Botanik der alten Griechen und Römer. aus einem Marmorbecken ein Brunnen, der die Platanen und den unter ihnen befindlichen Grasplatz beſprengt und erfriſcht. Weiter unten im Garten ſprudelt eine kleine Quelle hervor, welche in ein Becken fließt und lieblich murmelt. Es iſt auch im Garten ein Teich, deſſen Waſſer in ein Marmorbecken ſtürzt und ſich dabei in lauter Schaum auflöſt. Die Rennbahn, welche zu der Villa gehört, dehnt ſich weit— hin aus, iſt von Platanen umgeben, in der Mitte aber ganz frei. Die Platanen ſind von Epheu umrankt, alſo unten von fremdem Laube grün, oben vom eignen. Der Epheu windet ſich guirlan— deuartig von einer Platane zur andern. Unten ſteht Buchsbaum zwiſchen den Platanen; er iſt nach außen von Lorbeer eingefaßt, deſſen Schatten mit dem der Platanen zuſammenfällt. Die Rennbahn läuft eine Strecke gradaus, bricht am Ende im Halbkreis ab, iſt dort von Cypreſſen eingefaßt, durch deren dichteren Schatten kühl und finſter. In den inneren Kreiſen und Gängen dagegen wechſelt küh— ler Schatten mit Sonnenſchein, und dort ſteht auch das Roſen— gebüſch. Aus dieſen ſich mannichfaltig krümmenden Gängen kommt man wieder auf gerade Wege, deren mehrere, von Buchsbaum eingefaßt, neben einander hinlaufen. Dort findet ſich auch ein kleiner Grasplatz, dort zu tauſend Geſtalten geſchnittener Buchsbaum, und hier und da iſt er ſelbſt ſo geſchnitten, daß er Buchſtaben bildet, welche den Namen des Herrn und den des Gärtners darſtellen. Dazwiſchen ſtehen kleine, zu Pyramiden geſchnittne Obſt bäume. Dieſer ſchöne Platz iſt auch mit niedrig gehaltenen Platanen ge— ſchmückt; hinter ihm ſteht glatter 261), ſich ringelnder Akanthus, und auf dieſen folgen wieder verſchiedne Geſtalten und Namen. Am Ende des Ganzen ſteht eine halbkreisförmige Bank von weißem Marmor, beſchattet von Weinreben, die ſich um 4 Säulen aus karyſtiſchem Marmor ſchlingen. In der Bank ſind Röhren 264) Glatt heißt der Acanthus mollis hier wohl im Gegenſatz zu dem Stachligen Acanthus, Ac. spinosus, Linné. In der Gegend, wo das beſchrie— bene Landgut des Plinius lag, wächſt heut zu Tage der Ac. mollis hier und da wild oder von alten Zeiten her verwildert. In Griechenland hat man ihn nicht wild gefunden; dagegen iſt dort, wie Fraas S. 185 ſagt, der Ac. spino- sus auf allen dürren Feldern ein ſehr läſtiges Unkraut. XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 111 angebracht, und aus dieſen fließt Waſſer; es fließt in ein niedliches Marmorbaſſin, das immer voll bleibt, ohne überzufließen. Will man auf der Bank ſpeiſen, ſo werden die Schüſſeln und ſchweren Gerichte auf den breiten Rand des Beckens geſtellt; die leichteren ſchwimmen auf Schiffchen oder künſtlich gebauten Schwimmvögeln, und können ſo zu jedem Gaſte gelangen. Dem Marmorbaſſin gegenüber ſteht ein Springbrunnen, deſſen Waſſer in die Höhe getrieben, dann aber in Röhren aufgefangen und weiter geleitet wird. Nicht weit von der Bank ſteht ein Pavillon, um den ſich bis auf's Dach hinauf Reben freundlich emporranken. Man ruht hier wie im Walde, iſt aber in voller Sicherheit vor Regen. Auch hier iſt ein Springbrunnen, deſſen Waſſer gleich weiter fließt. Hier und da findet man Marmorbänke, welche den Müden zu ſanfter Ruhe einladen. An jedem Ruheplatz iſt ein kleiner Brunnen, und die Ein— richtung iſt überhaupt ſo getroffen, daß der ganze Garten bewäſſert werden kann. Pli n. epist. 8, 18. Domitius Tullus, der kürzlich geſtorben, iſt ein reicher Mann geweſen, hat ganze Scheuern voll Bildſäulen gehabt, und hat z. B. gewaltig große Gärten, die er gekauft, noch an demſelben Tage mit einer großen e alter Bildſäulen ausgeſchmückt. Suetonius de Julio Cäsare 83. Als Julius Cäſar er— mordet war, wurde ſein Teſtament gerichtlich eröffnet, und es fand ſich darin, daß er ſeine an der Tiber gelegenen Gärten dem römi— ſchen Volke zu freiem Gebrauche vermachte. Plutarchus de Alcibiade 24. Der perſiſche Satrap Tiſſaphernes, zu welchem Alcibiades ſich geflüchtet, ehrte dieſen ſo hoch, daß er ſogar ſeinem ſchönſten Parke, der mit Springbrunnen, anmuthigen Wieſen und mit königlicher Pracht ausgeſchmückten Par- tieen geziert war, den Namen Alcibiades gab, welchen der Park auch ſeitdem behalten hat. Plutarchus de Lucullo 39. Nachdem Lucullus ein berühmter Staatsmann und Feldherr geworden und ungeheure Reich— thümer gewonnen hatte, verwendete er dieſe auf Luſtbarkeiten, Schmau— ſereien, Maſkeraden, Fackeltänze, prunkende Gebäude, prachtvolle Allsen und Bäder, auf Gemälde, Bildſäulen und andre dergleichen Dinge, namentlich auf ſeine Gärten, ſo daß noch zu unſrer Zeit, wo doch die Pracht und Verſchwendung auf's Höchſte geſtiegen iſt, 11 Botanik der alten Griechen und Römer. die luculliſchen Gärten unter den kaiſerlichen für die allerprächtigſten gelten. — Er ließ auch am Meere und bei Neapel gewaltige Bau— ten aufführen, die größten Berge durchſtechen, Kanäle und Seeen, in die das Meereswaſſer geleitet wurde, rings um ſeine Häuſer graben, ließ auf dem Meere ſelbſt Paläſte bauen, ſo daß ihn der Stoiker Tubero den römiſchen kerxes nannte. Bei Tuſkulum hatte er eine Menge Villen; ſie hatten hohe Warten mit weit in die Ferne rei— chender Ausſicht, hatten zahlreiche ſchöne Alleen und Pavillons. Dabei hatte er die Einrichtung getroffen, daß er, wie er ſelbſt äußerte, gleich einem Kranich oder Storche zu jeder Jahreszeit eine andre Wohnung beziehen konnte. Pausanias 1, 21, 9. Zu Athen hatte Apollo einen wun— derſchönen Hain anoogl, der aus Bäumen, die man in Gärten zu ziehen pflegt, und aus allen möglichen Pflanzen beſtand, welche, auch ohne Frucht zu tragen, lieblich duften oder lieblich anzuſehen ſind. Palla d. de r. r. 1, 34. Die Gärten [hortus] und Obſt— plantagen |pomarium] müſſen dem Hauſe fo nah als möglich fein, der Garten wo möglich nahe bei der Düngergrube, damit fein Boden von dieſer aus mit Fruchtbarkeit durchdrungen wird; von der Tenne muß er aber fern liegen, weil der Spreuſtaub ihm ſchadet. — Zum Schutze umgibt man den Garten mit einer Mauer von Lehm, den man in Backſteinformen gepreßt hat, oder mit einer aus Lehm und Stein beſtehenden Mauer, oder mit Steinquadern, die ohne Lehm die Mauer bilden. Mauche umgeben den Garten mit einem Graben, was aber nur an naſſen Stellen vortheilhaft fein kann, denn an trocknen entzieht er dem Garten zu viel Feuchtigkeit, Andre ziehen aus jungen Dornſträuchen oder aus Samen der Dornſträuche einen lebendigen Zaun. — Die Gartenbeete macht man 12 Fuß lang, 6 breit. Iſt der Boden trocken und ſoll regelmäßig bewäſſert werden, ſo umgibt man die Beete mit ſchmalen Dämmen, die ſo ein— gerichtet ſind, daß man von oben Waſſer kann hereinfließen laſſen, das aber wieder auf andre Beete weiter fließt, ſobald man den Damm unten öffnet. — Jede Ausſaat wird bei zunehmendem Monde aus— geführt, jede Ernte bei abnehmendem. Palla d. de r. r. 1, 35. Gegen Nebel und Roſt ſchützt man den Garten durch Rauch, den man erzeugt, indem man Spreu und andres Geniſte anbrennt. Um den Hagel abzuwehren, droht man dem Himmel mit blutigen Beilen, oder umgibt den ganzen XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 113 Garten mit Zaun rüben [vitis alba] 262), oder ſchlägt eine Eule mit ausgebreiteten Flügeln an, oder beſtreicht die eiſernen Garten⸗ werkzeuge mit Bärenfett. Manche miſchen auch Bärenfett mit Oel und beſtreichen damit die Sicheln und Hippen, wenn ſie damit ſchnei⸗ den wollen; Das muß aber unter der Decke des tiefſten Geheimniſſes geſchehn, ſoll aber fo wirkſam fein, daß dann kein Nebel und kein einziges Thier mehr ſchadet; bleibt die Anwendung des Mittels nicht geheim, ſo verliert es augenblicklich ſeine ganze Kraft. — Ganze Weinberge ſchützt man gegen Hagel, indem man in deren Mitte das Fell eines Seehunds [vitulus marinus] über einen kleinen Weinſtock deckt. Alle Samen ſollen in Gärten und Feldern vor jedem Unheil ſicher ſein, wenn man ſie vor der Ausſaat mit dem Saft der Wur— zeln der Spring gurke [cucumis agrestis] “) tränkt. Eben fo ſicher ſollen ſie ſein, wenn man den Schädel einer Stute oder Eſelin im Garten oder Felde aufitellt; ein ſolcher Schädel fol Segen über Alles bringen, was er anguckt 26%), Palla d. de r. r. 9, 8. Fehlt es im Garten oder ſonſt wo an Waſſer, ſo muß man es im Monat Auguſt ſuchen, was in folgender Art und Weiſe geſchieht. Vor Sonnenaufgang legt man ſich der ganzen Länge nach auf die Erde, und zwar ſo, daß man dieſe mit dem Kinn berührt. Nun richtet man den Blick nach Oſten, und wenn man irgendwo einen zarten Nebel emporſteigen ſieht, da macht man ſich an einem Buſch oder Baum ein Zeichen; denn an ſolchen Stellen enthält der Boden beſtimmt Waſſer, wenn rings Alles trocken iſt. — Kann man nicht auf die beſagte Weiſe beobachten, ſo wird man doch da auf Waſſer ſchließen können, wo Binſen, Wei— den, Erlen, Müllen [vitex], Rohr, Epheu und andre Pflan— zen ſtehn, welche die Feuchtigkeit lieben. — Hat man nun eine Stelle gefunden, wo man Waſſer vermuthet, ſo gräbt man eine Grube von 3 Fuß Breite, 5 Fuß Tiefe, und ſtellt kurz vor Sonnenuntergang einen reinen ehernen oder bleiernen Topf, der inwendig mit Fett aus— geſtrichen iſt, verkehrt auf den Boden der Grube. Dann gibt man der Grube eine Decke von Stöcken, Reiſern und Erde, ſo daß ſie von oben gut geſchloſſen iſt. Am folgenden Morgen öffnet man die Grube; und wenn man nun findet, daß der Topf inwendig überall 26) Bryonia alba, Linné. — 263) Momerdica Elaterium, Linné. 264) Lauter wirkungsloſe Mittel. 8 114 Botanik der alten Griechen und Römer. von Waſſertröpfchen naß iſt, ſo kann man auch ſicher ſein, daß im Boden Waſſer zu finden iſt. — Statt des metallnen Topfes kann man auch einen von Thon geformten in die Grube ſtellen, der trocken, aber nicht gebrannt iſt. Enthält der Boden Waſſer, ſo iſt ein ſol— cher Topf am folgenden Tage fo feucht, daß er zerfällt. — Man kann auch ein wolliges Stück Schaffell in die Grube legen; iſt es am andern Morgen ſo naß, daß Waſſer herausgedrückt werden kann, ſo gräbt man den Brunnen ebenfalls mit Zuverſicht. — Einen vierten Beweis kann eine brennende Oellampe geben, die man in die Grube ſtellt, wenn man ſie nämlich am folgenden Morgen erloſchen findet, ohne daß Oel und Docht verzehrt ſind. — Einen fünften Beweis kann man haben, wenn man an der bewußten Stelle ein Feuerplätzchen zurecht macht, und die Erde, wenn ſie heiß iſt, einen feuchten, nebelartigen Rauch ausſtößt. — Hat man nun auf irgend eine Weiſe Waſſer gefunden, ſo gräbt man den Brunnen und ſucht nach der Quelle. Sind deren mehrere, ſo vereinigt man ſie. Am waſſerreichſten iſt der Boden am nördlichen Abhang der Gebirge. Palla d. de r. r. 9, 9. Beim Graben der Brunnen⸗— ſchachte ſtoßen die Arbeiter oft auf Schwefel [sulfur], Alaunſtein ſalumen] und Aſphalt [bitumen], und aus dieſen erzeugen ſich Gaſe [spiritus], welche tödtlich fein können und augenblicklich Er— ſtickung drohen, wenn die Leute nicht eilig die Flucht ergreifen. Ehe man alſo in die Tiefe ſteigt, ſenkt man eine brennende Laterne hinab; erlöſcht dieſe nicht, ſo iſt auch für Menſchen keine Gefahr; erlöſcht ſie aber, ſo hat man die Tiefe zu meiden, die mit dem tödtlichen Gas gefüllt iſt. Kann man nun in ſolchem Falle an keiner andren Stelle Waſſer finden, ſo gräbt man neben dem einmal vorhandenen Schachte mehrere bis zu dem in der Erde befindlichen Waſſerſpiegel, und treibt von deren Boden aus Löcher, durch die das giftige Gas verfliegen kann, worauf man denn die Seitenwände der Brunnen ausmauert. Man gräbt einen ſolchen Brunnen 8 Fuß weit, wovon jedoch die Wand, welche man aus Tuff [lapis tofacius] oder Quarz⸗ ſtein [silex] baut, je 2 Fuß wegnimmt. — Iſt das Waſſer ſchlam⸗ mig, ſo wird es durch Zuſatz von Salz verbeſſert. — Iſt der Bo— den von Natur locker und ſtürzt während des Grabens nach, ſo ſchalt man die Wände während des Grabens mit Bretern aus, und ſtemmt dieſe mit quer liegenden Hölzern, damit die Arbeiter nicht ver— ſchüttet werden. XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 115 Palla d. de r. r. 9, 10. Neues Waſſer probirt man jo: Man ſpritzt es auf glänzendes Erz, und hält es für gut, wenn es da beim Verdampfen keinen Fleck hinterläßt. Es iſt auch brauchbar, wenn man es in einem ehernen Topfe kocht, und dann am Boden weder Sand noch Schlamm ſieht. Ein ſehr gutes Zeichen gibt auch der Umſtand, wenn ſich Hülſenfrüchte in ihm gut kochen. Jedenfalls muß es übrigens klar ſein, und weder Moos noch andre Unreinig— keit enthalten. Es gibt auch Höhen, auf denen man Brunnen gra— ben kann, in welchen das Waſſer emporſteigt, und aus welchen es dann überfließt, wenn man nämlich bis zu einer Tiefe gegraben hat, welche der des benachbarten Thales gleich kommt 265). Will man Waſſer weiter leiten, ſo geſchieht Das entweder in einem gemauerten Kanal, oder in bleiernen Röhren, oder hölzernen Rinnen, oder in irdnen Röhren. Läuft das Waſſer in einem Kanal, ſo müſſen deſſen Wände ſo dicht ſein, daß kein Waſſer durch ſie ent— weichen kann. Fließt es auf ebner Fläche, ſo ſorgt man dafür, daß es auf je 60 bis 100 Fuß 14 Fuß Fall hat, damit es raſch laufen kann. — Iſt ein Berg im Wege, jo muß es entweder an deſſen Seiten hingeführt werden, oder man führt einen Stollen durch den Berg. — Iſt dagegen ein Thal im Wege, ſo führt man das Waſſer entweder über Pfeiler und Bogen hin, oder man läßt es in bleiernen Röhren der Vertiefung des Thales folgen, und an deſſen andrer Seite wieder aufwärts ſteigen. — Geſunder und beſſer iſt übrigens das Waſſer, wenn man es in irdnen Röhren leitet, welche 2 Finger dick ſind. Man richtet ſie ſo ein, daß ſie an der einen Seite dünner ſind als an der andren, ſo daß man eine in die andre eine Quer— hand tief ſtecken kann. Die Ritzen verſtreicht man mit friſch ge— branntem Kalk, der mit Oel zu einem Kitt geknetet iſt. Ehe das reine Waſſer durch dieſe Röhren läuft, läßt man erſt leichte, mit wenig Waſſer gemiſchte Aſche hindurch, welche etwa vorhandene Lö— cherchen oder Ritzchen verſtopft. — Bleierne Röhrenleitungen geben immer ein Waſſer, das dem Menſchen ſchadet. Longus 2, p. 36. Ich habe einen Garten [xjnosg], den ich mit eigner Hand beſorge, und der zu jeder Jahreszeit ſeinen Ertrag liefert: im Frühling Roſen [oodor], Lilien [xoivor)], Hyacinthen [ödzıwFog) und beiderlei Veilchen (70% 260); im 265) Jetzt nennt man ſolche Brunnen Arteſiſche. — 208) Nämlich 8 * 116 Botanik der alten Griechen und Römer. Sommer Mohn ſ(ανοðνi, den Weidenblättrigen Birnbaum [axoas] 2e) und alles mögliche O bſt [una zuvra). Geoponica 10, 1. Der Garten [napadsoog]) muß jo liegen, daß man ihn von der Villa aus ſehen, ſich an feinem An- blicke laben, und die durch den Blumenduft gewürzte und dadurch geſündere Luft athmen kann. Er muß von einer Mauer [Horyyög] oder einer andren Umzäunung eingefaßt fein. Die Pflanzen [pvror] ſelbſt dürfen nicht unordentlich gemiſcht gepflanzt werden [purevew], als wenn gerade die Verſchiedenheit angenehm in's Auge fiele; ſon— dern ſie müſſen nach den verſchiednen Arten getrennt ſtehn, damit nicht die kleinen von den großen gedrängt oder der Nahrung beraubt werden. Die Räume zwiſchen den Bäumen (oo gor] müſſen mit Roſen [Godoy], oder Lilien [xeivor], oder Veilchen 40%, oder Safran [xooxog] ausgefüllt fein; fie gewähren einen lieblichen An⸗ blick, Wohlgeruch, ſind auch ſonſt zu brauchen, vermehren auch die Einkünfte, und geben den Bienen Nahrung. Die Bäume müſſen von Bäumen ſtammen, die in voller Kraft ſtehn; doch muß man im Voraus wiſſen, daß die aus Samen [om] gezogenen in der Regel ſchlechter find, als die von Ablegern [usoyevua] ſtammen⸗ den. Noch beſſer als dieſe find aber die veredelten [&yxevroilew], nicht bloß in Betreff der Schönheit der Früchte [xaddızaorie], ſon⸗ dern auch an Fruchtbarkeit [roAvxagria] und baldigem Ertrag [ra- etu Yooa TOv zagııWv]. | Geoponica 12, 2. Die Gärtnerei [xyronoide] ift für das menſchliche Leben von der größten Wichtigkeit. Wer Gemüſſe— gärtnerei Aoxavmv gvreia] treibt, hat darauf zu ſehn, daß der Samen gut, der Boden paſſend, Waſſer und Miſt vorhanden iſt. Aus gutem Samen zieht man gute Pflanzen; paſſender, fruchtbarer Boden gibt Gedeihen; Waſſer gibt dem Gemüſe ſeine gehörige Größe; der Miſt macht die Erde mürbe, ſo daß ſie das Waſſer leichter aufnimmt und den Wurzeln mittheilt. Geopon. 12, 3. Zur Gärtnerei [xyneveodaı] eignet ſich vorzugsweis eine Erde, welche weder ſehr rauh iſt, noch im Sommer große Riſſe bekommt. Reiner Thon, der im Winter feſt zuſammen— Veilchen, Viola odorata, Linné, oe ro elan, und Levkoien, Cheiran- thus incanus, Linné, Asvxorov, viola alba, Plin, 21, 6, 14. 267) Pyrus salicifolia, Linné. XI. Gärten. a. Allgemeines. Gemüſe, Gewürze. 117 friert, im Sommer aber ganz austrocknet, tödtet entweder das in ihm Gepflanzte, oder macht es ſchwach und dünn; und man kann ein ſolches Erdreich kaum durch Beimiſchung von Dünger auflockern. Durch die Ritzen, die es im Sommer bekommt, wird es vollends unbrauchbar. — Ein allzu rauher Boden 268) kann weder die Pflan— zen ernähren, noch Waſſer behalten. — Um die Erde zu probiren, wäſcht man ſie mit Waſſer, und hält ſie für gut, wenn ſie vielen lockren Schlamm als Bodenſatz gibt; dagegen für ſchlecht, wenn ſie ſich wie Wachs kneten läßt. Geopon. 12, 4. Den beſten Dünger nos] für Ge— müſe gibt jedenfalls die Aſche; ſie iſt von Natur warm und tödtet die Erdflöhe, Würmer und ähnliche Thierchen. An Güte folgt dann der Taubenmiſt, der ebenfalls die Thierchen tödtet, und in geringer Menge Daſſelbe leiſtet, was eine große Menge andren Miſtes. Manche ziehen den Eſelsmiſt dem Taubenmiſt vor, und behaupten, er mache die Gemüſe ſüßer. Ausgezeichnet gut iſt jedenfalls auch der Ziegen— miſt. Fehlt es an den eben beſprochnen Miſtarten, ſo kann man auch andren brauchen, jedoch ſoll er wo möglich nicht friſch ſein, weil er dann Gewürm erzeugt; hat er ein Jahr gelegen und iſt oft gewen⸗ det worden, ſo iſt er gut. Geopon. 12, 5. Um an Orten, wo Waſſermangel iſt, den⸗ noch gutes Gemüſe zu ziehn, gräbt man die Erde 1 Fuß oder 1 Elle tief weg, belegt den Grund der ſo entſtandenen Grube mit Backſtein, bringt dann die Erde wieder drauf, nachdem man ſie ge— reinigt, geſiebt, und mit ganz trocknem Miſt gemiſcht hat, und pflanzt [pvreveww] oder ſäet [oreioeıw] dann die Gemüſe. Manche legen den Grund der Grube, ſtatt mit Backſtein, mit einem Kalkeſtrich aus. Man gibt auch ſolchen Beeten Seitenwände von Backſtein oder Eſtrich, damit Waſſer, welches vom Regen oder künſtlich hinein kommt, ſich nicht ſeitwärts wieder verliert. Viel Waſſer brauchen ſolche Beete jedenfalls nicht, weil ſie das ihnen zukommende nicht wieder verlieren. Manche Leute haben auch einen Wintergarten, der anders gelegen und namentlich dem Regen mehr ausgeſetzt iſt, als der Sommergar— ten, welcher letztere ſchattig und nach Norden liegt. Geopon. 12, 6. Das Gedeihen des Gartens beför— dert man dadurch, daß man geſchnittnen Lot us-Weg— 268) Iſt wohl kieſiger gemeint. 118 Botanik der alten Griechen und Römer. dorn [Awrög] 209, oder zerriebnes Fönum gräkum (rue in Waſſer thut, und mit dieſem gießt, oder daß man mitten im Garten den Schädel eines Eſels aufſtellt. Geopon. 12, 7. Die Gemüſe werden nicht von Erd— flöhen zerfreſſen los yivaraı Aayavo ıyvAroßowra], wenn man bei der Ausſaat die Samen mit einigen Erven [öooßos] miſcht; na- mentlich hilft dieſes Mittel den Rettigen [oapmis]) und Rüben [yoyyvits]; Andre ſäen oder pflanzen, vorzüglich mit dem Kohl lzoaußn], ROE Ka [evcwuog] e, denn die genannten Pflanzen wer- den mehr von den Erdflöhen angegangen. — Gegen alle die kleinen nagenden Feinde hilft das Tränken der Samen oder Pflanzen mit dem Saft [ywAös] des Mauerpfeffers [Gνοοονν 271), Alle Gar⸗ ten⸗ und Feldſämereien oεαοννẽỹ xmnalov zal a00vEuIlor| find vor jedem Thiere ſicher, wenn man ſie vor der Ausſaat im Saft der zerſtoßnen Wurzel der Springgurke [ayoros olxvos] einweicht. Derſelbe Zweck wird auch erreicht, wenn man die Samen aus einer Schildkrötenſchale ſät 272). N Geopon. 12, 8. Um die Raupen [xcurn] an Gemüſen und Bäumen zu vertilgen, läßt man eine Miſchung von Waſſer und Rebenaſche [xovia E] ] drei Tage lang ſtehn, und beſpritzt dann die Gemüſe damit; oder man räuchert unter den Gemüſen und Bäumen mit Aſphalt und Schwefel. Auch eine Miſchung von Waſſer und Feigenholz-Aſche [ovxzivn repoo] ſchützt die damit benetzten Samen. An den Blättern kann man auch die Raupen tödten, wenn man ſie mit einer Miſchung von gleich viel Urin und Oelabgang (αονν, die man einmal am Feuer hat aufwallen und dann wie⸗ der verkühlen laſſen, beſpritzt. Zu demſelben Zwecke kocht man auch Raupen aus einem fremden Garten nebſt Dill [avn7F0r] in Waſſer. Auch das Räuchern mit Schwämmen laune], die unter Wall— nuß bäumen [xooda] wachſen, hilft; eben jo der Rauch von Fle— dermausmiſt, oder von Knoblauchſtengeln (o q οο) Evkor], jo daß der Qualm den ganzen Garten durchzieht. b. Obſt⸗ und andre Gartenbäume. Theophrast. Hist. plant. 1, 14. Die Bäume unter- 269%) Rhamnus Lotos, Linné. — 27) Brassica Eruca, Linné. 271) Ledum acre, Linné. — 27) Schwerlich. XI. Gärten. b. Obſt⸗ und andre Gartenbäume. 119 ſcheiden ſich in Hinſicht des Fruchtanſatzes [xuonoroxie] folgen⸗ dermaßen: Einige tragen die Frucht an heurigen Trieben [vor Biaoröv], andre an vorjährigen 6 BAaorov], und andre an allen beiden. An den heurigen Trieben trägt der Feigenbaum [ovx«f] und der Weinſtock [aunetos]); an den vorjährigen der Oliven— [ice], Granat [ode], Apfel- [um], Man del⸗ [auvydarn] und Birnbaum [ang], die Myrte [udogwog] und die meiften ſolcher Bäume. Es kommt jedoch auch vor, daß bei einigen dieſer Bäume, z. B. der Myrte, der Blüthen- und Fruchtanſatz an heu— rigen Trieben erſcheint, beſonders an Trieben, die nach Aufgang des Arkturs 273) erſcheinen. Dergleichen Blüthen bringen jedoch Früchte, die nicht reif werden. — Bei Apfelbäumen und andren Frucht— bäumen νοι ,], welche zweimal im Jahre blühen, kommen die erſten Blüthen aus den vorjährigen Trieben, die zweiten aus den heurigen. Auch die Olynthus-Feige 274) kommt aus den heurigen und reift nach. Vom Sykomorenbaum [ovxauıvog] in Aegypten behauptet man, er habe die merkwürdige Eigenſchaft, daß er die Früchte aus dem Stamme lorezexos] ſelbſt treibt. Bei dem Jo— hannisbrodbaum [xeowrie] ſollen die Früchte, welche man ägyp— tiſche Feigen j00x0v alyinrıov| nennt, aus den Zweigen [axge- uus] kommen. — Bei manchen Bäumen und andren Pflanzen kom— men die Früchte aus den Spitzen der Triebe, bei andren aus den Seiten, und noch bei andren aus den Seiten und Spitzen zugleich. — Bei der Dattelpalme [porivız] kommen die Früchte, die Blät— ter, die Triebe aus der Spitze des Stammes, denn bei ihr drängt ſich die ganze Lebenskraft nach oben. Theophr. 2, 2, 2. Die meiſten krautartigen Pflanzen ver— mehren ſich durch Samen [ordouo] und Wurzel [or] zugleich, und einige aus Sproſſen [GTοννν Roſe [oodwvıc] und Lilie (o- vovia] werden auch durch zerſchnittne Stengel [xuvAog] vermehrt, wie Himmelsſchwaden [ayeworıs] 275). Eigenthümlich iſt die Ver— mehrung durch Knöllchen [daxevor], denn durch dieſe ſcheint ſich die Feuerlilie [xodvov] zu verbreiten; daſſelbe jagt man von dem Olusatrum Er οEV½m y, denn auch dieſes gibt etwas den Knöllchen 273) Ende Februars. — 274) Sorte der Feige, Ficus Carica, Linne. 275) Panicum Dactylon, Linné; iſt ein Gras, hat weit kriechende Wur— zeln wie unſre Quecke, iſt in Süd-Europa häufig. 120 Botanik der alten Griechen und Römer. der Feuerlilie Aehnliches von ſich 276). Auch das Rohr [xaAauog] 27?) wächſt fort, wenn man es durchſchneidet, und die ſeitwärts gehenden Triebe mit Dünger und Erde bedeckt. Pflanzen, deren Wurzeln Knollen oder Zwiebeln tragen [xeparoopoıda], pflanzen ſich durch dieſe fort. Auch die Vermehrung der Bäume (oe ]] geht auf verſchiedne Weiſe vor ſich; bei einigen nur durch Samen, wie bei der Weiß— tanne [Adın), Schwarzkie fer nenn], Pinie [rirvs) und überhaupt allen Nadel⸗Pflanzen [xwvogooor] 7s); Dies gilt auch von der Dattelpalme, es ſei denn, daß man ſie in Babylon, wie Einige behaupten, aus den Zweigen [od4ßdog] 270) zieht. Die Cy⸗ preſſe [xurragırrog] wird in allen Ländern nur durch Samen ver- mehrt, in Kreta aber auch durch Theilung junger Stämme, wie die Bergeypreſſe in Tarrha. Dort wird nämlich die Cypreſſe beſchnitten IxovoiCew], und fie treibt [PAuoraveır]) nach dem Schnitt [roun] auf alle mögliche Weiſe neue Zweige, fie mag unten, oder in der Mitte, oder oben durchgeſchnitten ſein. Zuweilen treibt ſie auch aus der Wurzel, jedoch kommt Das nur ſelten vor. Ueber die Eiche laͤhös] find die Meinungen getheilt; Einige ſagen, ſie wachſe nur aus Samen, Andre, ſie könne auch aus der Wurzel gezogen werden, aber nicht leicht; Andre wollen behaupten, auch Stücke des zerſchnitenen Stammes ſchlügen Wurzel. Was Wurzelſproſſen treibt [ruooßluoravev], kann auch durch dieſe vermehrt werden, denn ſie wachſen ſehr leicht, beſonders wenn ſie aus der Hauptwurzel kommen. Was aus Wurzelſproſſen gezogen wird, ſcheint auch immer eben ſolche Früchte [R nòoc zu geben, wie die Mutterpflanze. Viele Pflanzen gerathen, wenn man ſie aus den Früchten zieht, faſt immer ſchlecht, und manche arten ganz aus, wie z. B. der Weinſtock, Apfel-, Feigen-, Granat⸗ und Birnbaum. Was man aus Feigenſamen [xeyyoouis] zieht, wird gar keine edle Feige, ſondern eine der wilden Feigenſorten [Eoweog oder oyola ovx7], ja aus der ſchwarzen Feige wird eine weiße, aus der 276) Das Smyrnium Olusatrum, Linné, gibt wohl nur zufällig Saft: tropfen von ſich, durch die es ſich jedenfalls nicht vermehrt. 2712) Gattung Arundo, Linné, und ähnliche Pflanzen. 278) Kovopogor bedeutet eigentlich Zapfenträger. 279) Die Blätter find hier Zweige genannt. XI. Gärten. b. Obſt⸗ und andre Gartenbäume. 121 weißen eine ſchwarze. Samen des edlen Weinſtocks geben Wildlinge, und bisweilen ganz andre Sorten. Manche auf ſolche Art entſtan⸗ dene Sorten blühen nur, ſetzen aber keine Frucht an. — Aus den Kernen [vo] des zahmen Olivenbaums [Ada] wächſt ein wilder [Gοννν,ẽLe, und aus den Kernen [xoxxos] des Granat— baums wachſen Wildlinge; von den Granatäpfeln, die faft kernlos [arvonvog] find, kommen harte Früchte, die auch nicht ſelten ſauer ſind. Aus den Kernen der edlen Birne wächſt die elende Holz— birne [ages]; aus denen der guten Gartenäpfel kommen ſchlechte, ſaure Apfelſorten; aus der edlen Quitte lorgov 9 kommt eine geringere [xvdwrıos). Auch die aus Kernen gezogne Mandel wird ſchlechter an Geſchmack und härter, deswegen räth man, fie zu veredeln [eye r eu], oder Ableger [uooyevun] von ihr zu machen, und dieſe öfters zu verpflanzen [uerapvrevev]. Lorbeer [(daprn] und Myrte [uvooivn] arten meift aus [EStoroodaı], und die ſonſt rothen Früchte werden ſchwarz, wie in Antandrus. Oft ändert ſich auch die weibliche Cypreſſe in eine männliche 280). — Die Dattelpalme zeichnet ſich dadurch aus, daß ſie aus Kernen ſehr gut geräth. Manche Pflanzen verbeſſern oder verſchlechtern ſich, wenn ſie in eine andre Gegend verſetzt werden. — Manche behaupten, es fei. vorgekommen, daß Gerſte 9 ſich in Weizen [rvoos], und Weizen fi in Gerſte verwandelt habe 285), und zwar auf derſelben Wurzel [rvIunv). Das klingt jedoch wie Fabel. Theophr. 2, 6, 12. Die Stecklinge [pvrevrrjoor] von manchen Gewächſen ſteckt man verkehrt, wie z. B. die Weinreben E.; jedoch behaupten Leute, es würde dadurch nichts gebeſſert, am wenigſten bei den Reben; Andre behaupten das Gegentheil, na— mentlich für Granat⸗ und Feigenbäume. 8 Cato de r. r. 48. In der Baumſchule [pomarium] werden Stecklinge [talea] der verſchiednen Obſt- und Nutzbäume geſteckt und deren Samen geſät. Den Boden grabe tief, die Beete mach 5 Fuß breit, lege kurzen Miſt darauf, ſchlag die Erdklumpen klein. 280) Durch weiblich und männlich werden hier, wie oft bei den Alten, nur verſchiedne Sorten bezeichnet. — 281) Dergleichen iſt öfters vermuthet, aber wohl nie nachgewieſen, auch an ſich nicht wahrſcheinlich. 122 Botanik der alten Griechen und Römer. Cato de r. r. 133. Um Ableger zu machen [propagatio], biege Schöß linge [pullus], welche unten an der Erde aus Obſt— und andren Bäumen kommen, in die Erde nieder, bedecke ſie ſo mit Erde, daß nur die Spitze hervorſteht, und warte, bis ſie Wurzel geſchlagen haben. Dann hebe ſie aus und verpflanze ſie. — Soll ein Zweig am Baume ſelbſt Wurzel ſchlagen, ſo nimm einen Topf, der im Boden eine Oeffnung hat, oder ein Körbchen, ſtecke den jun- gen Zweig hindurch, fülle das Gefäß mit Erde, drücke dieſe feſt, und laß es am Baume. Hat der Zweig 2 Jahre in dieſer Erde geſteckt, ſo ſchneide ihn unter dem Gefäße ab, und pflanze ihn ſammt dem Körbchen, wenn er in einem ſolchen ſteht, in den Garten. So kann man mit allen Bäumen verfahren. Werden dergleichen Ableger von Weinſtöcken gemacht, ſo ſind ſie ſchon nach Verlauf eines Jahres ſo weit, daß ſie abgeſchnitten und ſammt dem Körbchen verſetzt wer— den können. Varro de r. r. 1, 2, 6. Ganz Italien iſt ſo mit Wein⸗ ſtöcken, Olivenbäumen und Obſtbäumen aller Art bepflanzt, daß es ein einziger großer Obſtgarten [pomarium] zu ſein ſcheint. Varro de r. r. 1, 23, 4. Die Obſtpflanzungen nennt man pomaria, die Fenn floralia. Colum. de arboribus 17, 4. Alle Bäumchen am müſſen, wenn man ſie verſetzen will, mit Röthel gezeichnet werden, damit ſie an ihrem neuen Standorte eben ſo nach den Himmelsge— genden gerichtet werden können, wie ſie vorher geſtanden. Beobachtet man dieſe Vorſchrift nicht, ſo wird ihre urſprüngliche Nordſeite von der Hitze, ihre Südſeite von der Kälte zu leiden haben. Colum. de arb. 18. Bevor man den Obſtgarten [poma- rium] anlegt, umgibt man den Platz mit einer Mauer oder einem Gra⸗ ben, ſo daß weder Menſch noch Vieh eindringen kann, ausgenommen durch die Thür; denn die jungen Bäume verderben für immer, wenn ihre Spitzen öfters abgebrochen oder abgefreſſen werden. Die verſchiede— nen Baumarten ſäet und pflanzt man abgeſondert, damit die kleinen nicht von den großen unterdrückt werden. — Ein Boden, der für Weinſtöcke gut iſt, paßt auch für die Baumſchule. Colum. de arb. 19. Ein Jahr, bevor man den Obſt— garten einrichten will, gräbt man die für die Bäume beſtimmten Gruben; ſo wird der Boden durch Sonne und Regen mürbe, und Alles treibt in ihm ſchnell Wurzel. — Kann man kein Jahr lang XI. Gärten. b. Obſt⸗ und andre Gartenbäume. 123 warten, ſo gräbt man die Gruben wenigſtens 2 Monate vorher, füllt ſie dann mit Stroh und zündet dieſes an. Je größer die Gru— ben, deſto reichlicher wird der Ertrag an Obſt ausfallen. Man gräbt ſie ſo, daß ſie unten weiter ſind als oben, ſo daß die Wur— zeln freieren Raum haben, und im Winter die Kälte, im Sommer die Hitze nicht ſo leicht eindringt; auch ſpült an Abhängen der Regen die lockre Erde nicht ſo leicht aus ihnen weg. — Die Bäume wer— den in gehöriger Entfernung von einander gepflanzt, damit ſie, wenn ſie größer werden, Raum genug zum Ausbreiten ihrer Aeſte haben. Stellt man ſie zu dicht, ſo kann man keine andren Gewächſe unter ihnen ziehn, und ſie ſelbſt müſſen beſchnitten werden, wenn ſie tragen ſollen. Ich halte für's Beſte, die Reihen je 40 oder doch wenig— ſtens 30 Fuß von einander entfernt zu halten. Colum. de arb. 20. Die jungen Stämmchen [semen] dürfen nicht dicker ſein, als der Stiel einer Hacke, müſſen gerade, glatt, ſchlank, ohne ſchadhafte Stellen ſein und eine unbeſchädigte Rinde [liber] haben. Solche wachſen ſchnell und gut. — Will man Samen [semen] legen, jo muß er vorzugsweis von ſolchen Bäu- men genommen werden, die ſchon viele Jahre lang gute und reich— liche Früchte tragen. Jeder Baum, der mit Wurzeln gepflanzt wird, gedeiht ſchneller, als einer, der aus Stecklingen oder Samen gezogen wird. Veredelte Bäume [arbos insita] pflegen fruchtbarer zu fein, als nicht veredelte. Wo möglich verſetzt man die Bäume von einem höheren, trockneren, magreren Orte an einen tiefer gelegnen, feuchteren, fruchtbareren. Man jest gern dreiſpaltige Bäumchen. Kommen meh- rere in Eine Grube, ſo dürfen ſie ſich nicht berühren. Beim Pflan— zen ſteckt man neben jedes Bäumchen links und rechts ein armsdickes Bündel von Reiſern, das ein wenig über die Oberfläche des Bodens hervorragt; an dieſen Bündeln kann im Sommer Waſſer, das man dem Baume zuführt, leicht bis an die Wurzeln kommen. — Bäum⸗ chen, die Wurzeln haben, pflanzt man um die Mitte Oktobers, Steck— linge [talea et ramus] dagegen im Frühjahr, bevor die Bäume treiben. Plin. 17, 10, 10. In der Vermehrung der Bäume durch Samen iſt die Natur ſelbſt unſre Lehrmeiſterin geweſen, indem wir ſehn, daß der fallende Samen zum Leben erwacht [vivescere], ſo— bald er von der Erde aufgenommen iſt. Einige kommen nur auf dieſe Weiſe, z. B. die Kaſtanien ſcastanea] und Wallnüſſe 124 Botanik der alten Griechen und Römer. [juglans]. Bei der Kaſtanie und Wallnuß wird die ganze Frucht geſät, bei andren, wie beim Wein, dem Apfel, der Birne, nur ein einzelner Kern, nicht die ganze Frucht. Auch Miſpeln [mespi- lum] können aus Samen gezogen werden. Die Anzucht aus Sa— men geht jedoch nur langſam von Statten, die Bäume arten dabei leicht aus, fo daß man durch Veredeln [insitum] nachhelfen muß. Plin. 17, 10, 11. Vom Lorbeer [laurus] ſammelt man die Beeren [bacca, baca] im Januar, wenn der Nordwind fie getrocknet hat, und breitet ſie aus, weil ſie ſich erhitzen, wenn ſie auf Haufen liegen. Dann werden ſie durch Rauch zur Ausſaat vor- bereitet, und von Einigen auch noch mit Urin befeuchtet. Man tritt ſie auch in fließendem Waſſer in einem Korbe, bis die Schale [eutis] abgegangen, weil dieſe das Keimen verhindert, wenn fie in Fäulniß übergeht. Im März legt man je einen Haufen von etwa 20 Stück zuſammen etwa eine Querhand tief in friſch gehackte Erde. Man pflanzt fie auch durch Ableger [propago] fort, den Triumph: Lorbeer [triumphalis laurus]282) nur durch Stecklinge [talea] 285). Alle Sorten von Myrten werden in Kampanien nur aus Beeren gezogen, in Rom aber aus Ablegern [propago]. Demokri⸗ tus lehrt, die Tarentiniſche Myrte zu ziehn, indem man die Beeren ſo zerquetſcht, daß die Kerne nicht leiden, dann mit dieſem Brei ein Seil beſtreicht, und es in die Erde legt. Eben ſo werden die Dor— nen zu Zäunen geſät. Lorbeer⸗ und Myrtenſtämmchen kann man im dritten Jahre verpflanzen. Mandeln Jamygdalum] ſollen nach Mago's Vorſchrift vor der Ausſaat 3 Tage lang in verdünntem Miſt eingeweicht, oder den Tag, bevor ſie in die Erde gebracht, in Honigwaſſer gelegt werden; die Spitze ſoll in der Erde abwärts, die ſcharfe Kante nach Norden gerichtet werden; immer ſollen Z und 3 zuſammen in einem Dreieck ſein, jede handbreit von der andern, auch ſollen ſie da alle 10 Tage begoſſen werden, bis fie groß find. Die Wallnüſſe [juglans nux] ſteckt man fo, daß fie auf ihrem Spalte liegen, und thut zu ihnen etwa 7 Pinienkerne in die durchlöcherten Töpfe 280, oder man 282) Abart des Laurus nobilis, Linné. 283) Propago iſt der Ableger, wo der Zweig am Stamme bleibt, und dadurch bewogen wird, Wurzel zu ſchlagen, daß man ihn bis gegen die Spitze hin mit Erde umgibt; — talea iſt der Steckling, d. h. ein abgeſchnitt— ner und dann geſteckter Zweig. — 283)? XI. Gärten. b. Obſt⸗ und andre Gartenbäume. 125 behandelt fie wie den Lorbeer, der durch Beeren vermehrt wird. Orangen [eitreum] werden aus Kernen oder aus Ablegern [pro— pago] gezogen; Spierlingsbäume [sorbus] aus Samen oder Wurzelſproſſen [radicis plantal. Orangen verlangen einen war— men, Spierlingsbäume einen kühlen Standort. Plin. 17, 10, 12. Viele Bäume, deren Wurzeln flach unter der Oberfläche hinkriechen, treiben aus dieſen eine Menge Wurzel— ſproſſen [radieibus pullulans soboles], welche der Menſch zur Vermehrung der Bäume benutzt. Er verſetzt ſie in Baumſchulen [seminarium], und von da erſt ſpäter an den Platz, wo fie bleiben ſollen. Eine ſolche Behandlung veredelt die Bäume. Plin. 17, 10, 13. Auch die an der Baſis des Stammes ſitzenden Sproſſen ſstolo] werden mit einem Stücke des Mutter⸗ ſtammes, das man perna nennt, abgeriſſen und verpflanzt. Dadurch lernte man Stecklinge [surculus abscisus] machen, welche man ſogar verkehrt in die Erde ſetzen kann. Plin. 17, 10, 14. Die Samen der Cypreſſe ſind ſo klein, daß man ſie kaum ſieht, und doch entſtehen aus ſo kleinem Anfang große Bäume, entſteht Holz, das der Axt Widerſtand leiſtet, entſteht die ungeheure Gewalt der Preſſen, kommen die Maſten der Schiffe, die Sturmböcke zur Erſchütterung der Thürme und Mauern. Das iſt die Kraft, das die Macht der Natur! Die Zapfen [pilula] der Cypreſſe werden an der Sonne getrocknet, worauf ſie ſich öffnen und den Samen fallen laſſen, nach dem die Ameiſen ſehr begierig ſind. Er wird im April dicht auf gut geebneten Boden geſtreut, und dann noch einen Finger dick Erde darauf geſiebt. Liegt zu viel Erde über ihm, ſo kann er nicht durch. Man drückt übrigens die aufgeſiebte Erde mit den Füßen feſt. Nach der Ausſaat wird er alle 3 Tage lang, ſobald die Sonne unterge— gangen, ſanft begoſſen. Nach Jahresfriſt werden die etwa 9 Zoll hohen Stämmchen [filum] auseinander gepflanzt, was nur bei heitrem Himmel und Windſtille geſchehen darf. Der geringſte Regen oder Wind ſchadet ihnen an dieſem Tage 285). Die Kerne des Judendorns [ziziphum] 286) werden im April geſät; den Tuber [tuber, Plural tuberes] 287) bringt man 285) 7 — 286) Rhamnus Zizyphus, Linné. 287) Scheint eine Sorte Judendorn. 126 Botanik der alten Griechen und Römer. am beſten durch Veredlung auf Pflaumenſtämme, auf Quitten [malum cotoneum] und Kalabrix [ealabrix] 288); letztere ift ein wilder Strauch [spina silvestrisl. Die Myxa [myxa] 280) und der Spierlingsbaum [sorbus] kommen durch Veredlung auf allen möglichen Bäumen fort. Die jungen Bäumchen aus der Baumſchule an eine andre Stelle zu verſetzen, bevor ſie für immer an ihren Platz kommen, halte ich für vergebliche Mühe, obgleich Manche behaupten, die Blätter wür- den dadurch größer. Plin. 17, 11, 15. Den Samen [samara] der Ulmen [ul- mus] ſammelt man um den erſten März, ehe noch die Blätter den Baum bekleiden 290), wenn er gelblich zu werden beginnt. Man trock— net ihn 2 Tage im Schatten, ſäet ihn dicht in gegrabenes Land, und bedeckt ihn eben ſo wie den Cypreſſenſamen mit geſiebter Erde. Kommt kein Regen, ſo muß der Samen begoſſen werden. Von den Saatbeeten verſetzt man die jungen Bäumchen in eigne Ulmenſchulen ſulmaria, Plural], und zwar ſo, daß jedes rings 1 Fuß Platz hat. — Um die zu Stützen der Weinſtöcke beſtimmten Ulmen [marita ulmus] zu ziehn, macht man im Herbſte Stecklinge ſe plantis se- runtur], denn dieſe Ulmen tragen keine Samen. Sind fie 5 Jahr alt, ſo verpflanzt man ſie in die Weingärten, oder, wie Andre vor— ſchreiben, wenn fie 20 Fuß hoch find 291). Man pflanzt ſie daſelbſt in ſogenannte Neuner-Gruben [suleus novenarius], welche 3 Fuß tief, 3 Fuß und drüber breit find; auch häuft man rings die Erde noch 3 Fuß hoch an; in Kampanien nennt man dieſe Anhäufungen Altärchen. Pappeln [populus] und Eſchen [fraxinus] werden im Fe⸗ bruar gepflanzt, da ſie zeitig treiben. Bäume, Sträuche Jarbustum] und Weinſtöcke pflanzt man im Quincunx [quincunx] 22). Solche Pflanzungen geſtatten 288) Vielleicht Färber-Wegdorn, Rhamnus infectoria, Linné. 289) Cordia Myxa, Linné. — 29°) Bei uns blüht die Ulme im März und April, der Same reift Ende Mai. Ulmen waren bei den Römern ein wich— tiger Gegenſtand der Gärtnerei, weil man die Weinſtöcke vorzüglich gern an ihnen emporzog. — 291) Die Ulme verträgt das Verſetzen ganz vorzüglich gut, ſelbſt wenn fie ſchon bedeutend groß iſt. — 292) So daß man überall eine wie auf Würfeln geſtellte Fünf :.: zählen kann. Die erſte, dritte, fünfte Reihe ſind ſich ganz gleich; die zweite, vierte, ſechſte u. ſ. w. ſtehn ſo, daß ihre Bäume XI. Gärten. b. Obſt⸗ und andre Gartenbäume. 127 der Luft freien Durchzug, und gewähren einen ſchönen Anblick, weil man immer gerade Reihen ſieht, man mag ſtehen wo man will. Pappeln kann man eben ſo aus Samen ziehn wie Ulmen, verpflanzt ſie auch eben ſo, man mag ſie aus Baumſchulen oder aus Wäldern holen. Pli n. 17, 10, 18. Viele glauben, man müſſe die Bäume fo verpflanzen, daß jede ihrer Seiten genau wieder nach derſelben Him— melsgegend gerichtet wird, wie vorher; Andre dagegen thun wenig— ſtens mit dem Weinſtock und dem Feigenbaum gerade das Gegen— theil, indem ſie deren Südſeite nach Norden richten, weil ſie glauben, ſo gepflanzt belaubten ſie ſich dichter, ſchützten dadurch ihre Früchte beſſer, ließen dieſe ſeltner fallen, und namentlich wäre ein ſolcher Feigenbaum leichter zu beſteigen. — Viele beobachten nur die Vor— ſicht, daß ſie die Schnittwunde des verſtutzten Baumes nach Süden richten; Dies iſt aber fehlerhaft, denn ſie bekommt dann durch die Hitze um ſo leichter Riſſe. — Die Wurzeln darf man beim Ver— pflanzen nicht trocken werden laſſen; vorzüglich leicht werden die Bäume zum Abſterben gebracht, wenn ein Wind ſie berührt, der zwiſchen Nord und Südoſt ſteht. Man läßt auch beim Verſetzen ſo viel Erde als möglich an den Wurzeln, und Cato hält es für vortheilhaft, wenn man ſie beim Verſchicken ſammt dieſer Erde in Körbe ſtellt, gewiß eine nützliche Maßregel. Fruchtbäume ſollen bald tragen, wenn man eine Meerzwiebel [seilla] unter ihre Wurzel legt. Man hat auch jedenfalls die zu verpflanzenden Bäume ſorgfältig auszugraben, nicht auszureißen, und nach dem Einpflanzen die Erde an ihre Wurzeln feſt zu drücken. Cato ſchreibt auch vor, die Wunde, durch welche der Stamm verkürzt wird, mit Miſt zu verſtreichen und mit Blättern zu umbinden. Plin. 17, 13, 21. Die Kunſt, Ableger [propago] zu ma- chen, hat uns die Natur ſelber gelehrt, indem wir ſehen, wie die Brombeerſträuche [rubus] ihre dünnen, langen Ranken [caput] zwiſchen je 4 Bäume der andren Reihen kommen, wodurch eben die ;-: entſteht. Auch jetzt pflanzt man immer ſo. 128 Botanik der alten Griechen und Römer. in die Erde ſenken, aus der ſie dann wieder hervortreiben, ſo daß ſie Alles überziehen würden, wenn der Menſch ihrer Verbreitung nicht Einhalt thäte. — Man macht aber die Ableger fo, daß man einen Zweig in die Erde biegt, ihn nach 2 Jahren von der Mutter- pflanze trennt und nun verpflanzt. Soll er weit weg gebracht oder geſchickt werden, ſo biegt man den Zweig gleich von vorn herein in einen in der Erde ſtehenden, mit Erde gefüllten Korb oder Topf, hebt ihn dann, wenn er Wurzel hat, ſammt dem Korbe oder Topfe aus, und verſchickt ihn in dieſem. Man macht auch Ableger, indem man höher am Baume Zweige durch Körbchen oder Töpfe ſteckt, welche mit Erde gefüllt ſind. So verſchafft man ſich auf einem Baume einen Baum. Den Sadebaum [sabina herba] 2932) zieht man durch Able⸗ ger [propago] und abgeriſſene Zweige [avulsio]; man ſagt, Wein⸗ hefen oder zu Mehl geſtoßner Backſtein gebe für ihn eine treffliche Düngung. Der Rosmarin ſrosmarinum!] wird aus Zweigen [ramus] gezogen, der Oleander [rhododendrum] 295) aus Able- gern und aus Samen. Plin. 17, 17, 27. Die Kunſt, vom Stamme getrennte Aeſte zu pflanzen [defractos serere ramos], mag wohl daher ſtammen, daß man eingeſchlagene Pfähle wachſen ſah. Bei der Feige ge— lingt die Sache am allerbeſten, wenn man einen ſtarken Aſt pfahl— artig zuſpitzt, tief in die Erde ſchlägt, ſo daß nur noch ein kleines Ende hervorragt, und auch dieſes mit Sand zudeckt. Durch ſolche Aeſte wird auch die Granate [punicum]| vermehrt, jedoch im Vor— aus das Loch mit einem Pfahle gemacht; auch die Myrte. Man nimmt Aſtſtücke, die 3 Fuß lang und nicht ganz armesdick find, ſpitzt ſie unten zu, und ſchont die Rinde ſorgfältig. Plin. 17, 17, 28. Die Myrte wird auch aus Stecklin— gen [talea]295) gezogen; der Maulbeerbaum [morus] nur aus Stecklingen, weil man ihn nicht durch Veredlung auf Ulmen bringen will, indem man fürchtet, er würde dort vom Blitze getroffen werden. Die Stecklinge nimmt man von fruchtbaren [ferax] Bäumen, 293) Juniperus Sabina, Linné. 29 4) Nerium Oleander, Linné. 295) Talea iſt hier der Gegenſatz zu dem faſt armsdicken Pfahl, alſo ein dünner Aſt oder Zweig. XI. Gärten. e. Veredlung. 129 ſieht darauf, daß ſie nicht krumm, nicht rauh, nicht gabelſpaltig ſind, daß die Rinde unverſehrt bleibt. 5 Palla d. de r. r. 12, 16. Im November kann man auch große Bäume verpflanzen, wenn die Aeſte abgehauen, die Wurzeln unverſehrt gelaſſen werden, und hinterdrein durch Düngung und Bewäſſerung nachgeholfen wird. Geoponica 10, 2. Im Allgemeinen iſt es viel vortheil— hafter, wenn man Bäume im Herbſte verpflanzt, als wenn es im Frühling geſchieht. 0. Veredlung. Colum. de r. r. 5, 11. Jeder Zweig [surculus] 290 kann auf jeden Baum verſetzt [inserere] werden, wenn nicht etwa ſeine Rinde [cortex] der des Baumes unähnlich iſt. Am ſicherſten ge- deiht der Zweig, wenn die Früchte beider Bäume einander ähnlich ſind und zu gleicher Zeit reif werden. — Man kennt von Alters her drei Arten der Veredlung: 1) Der Stamm des Baumes wird durchſchnitten, geſpalten, und in den Spalt ein abgeſchnittnes Reis |resectus sureulus] geſteckt; 2) der Stamm wird eben fo be- handelt, das Reis [semen] aber zwiſchen Baſt [liber] und Holz [materia] geſteckt; 3) man ſchneidet ein Stückchen Rinde weg, und ſetzt in dieſe Stelle eine Knoſpe [gemma], die ein eben ſolches Stückchen Rinde an ſich hat; dieſes Verfahren nennen die Landleute emplastratio, auch inoculatio. — Die 2 erſtgenannten Veredlungs— arten wendet man im Frühling an, die letzte am beſten im Sommer. — Eine vierte Veredlungsart habe ich ſelbſt erfunden, und will ſie weiter unten mittheilen. Alle Bäume werden bei wachſendem Monde veredelt. Die Ver- edlungsreiſer [surculus ad insitionem] müſſen von einem reich— lich tragenden Baume genommen werden, der viele Knoten hat. Man nimmt fie, ſobald die Knoſpen [germen] ſchwellen, von einjährigen Zweigen [ramus anniculus] und von der Oſtſeite des Baumes; fie müſſen die Dicke des kleinen Fingers haben und 2- oder ztheilig ſein 297). 296) Das Reis, Pfropfreis, Veredlungsreis. 297) Die Vorſchrift, einjährige Reiſer, die fingersdick und 2- oder Zſpaltig ſind, zu nehmen, paßt nicht zuſammen, da einjährige Zweige dünn und einfach find. — Die Geoponica 10, 74 ſchreiben beſtimmt vor, zweijährige Reiſer zu nehmen, wozu dann die angegebne Dicke u. ſ. w. paßt. — Wahrſcheinlich haben die Abſchreiber in den Columella das einjährig ſtatt des zweijährig gebracht. 9 130 Botanik der alten Griechen und Römer. — Der zu veredelnde Baum wird an einer Stelle, die recht ſchmuck und ohne Narben iſt, mit der Säge [serra] behutſam durchgeſchnitten, wobei man ſich namentlich hütet, den Baſt zu zerreißen 29%. Die Wunde [plaga] glättet man [levare] mit einem ſcharfen Meſſer. Nun treibt man recht vorſichtig, ſo daß die Rinde nicht reißt, einen dünnen eiſernen oder knöchernen Keil ſeuneus] zwiſchen Rinde und Holz drei Querfinger tief. Iſt Dies geſchehn, ſo ſchneidet man die Reiſer, welche man einſetzen will, mit einer ſcharfen Hippe [falx] an ihren Unterende ſo zurecht, daß dieſes Ende die Geſtalt des Keils annimmt, dabei aber das Mark des Reiſes und deſſen Rinde, ſo weit es nicht eingeſenkt wird, keine Verletzung bekommt. Iſt man ſo weit fertig, ſo zieht man den Keil heraus, und ſenkt ſogleich die Reiſer in die Löcher, welche der Keil zwiſchen Rinde und Holz gemacht hat. Einen halben Fuß hoch oder auch noch mehr müſſen die Reiſer her— vorſtehn, und es können 2, auch wohl, wenn der Baum ſtärker, mehr Reiſer [calamus] eingeſetzt werden, jedoch muß eins vom andren we— nigſtens 4 Querfinger weit entfernt ſein. Iſt die Sache ſo weit gediehn, ſo umbindet man die Stelle mit Ulmenbaſt, oder Binſen, oder Weidenruthen, und verſtreicht die ganze Wunde mit Lehm, der mit Spreu gemiſcht und gut geknetet iſt, und zwar ſo dick, daß die Reiſer um 4 Querfinger hoch hervorſtehn. Oben auf den Lehm legt man Moos und bindet es ſo feſt, daß es bleibt. Manche ſetzen die Reiſer [semen] nicht, wie eben geſagt, zwi— ſchen Rinde und Holz, ſondern machen von außen mit der Säge Schnitte, glätten [levare] fie mit einem feinen Meſſer [scalpellum], und paſſen die Reiſer genau in die Schnitte ein. Zarte Bäume ſchneidet man tief unten ab, ſo daß der Stamm nur 12 Fuß hoch bleibt, glättet die Wunde, ſpaltet den Stamm mit einem Meſſer bis zur Tiefe von 3 Querfingern, ſteckt einen Keil in den Spalt, ſenkt die von beiden Seiten zugeſchnittnen Reiſer hinein, und zwar ſo, daß ihr Baſt mit dem des Stammes in Berührung ſteht. Iſt Das fertig, ſo zieht man den Keil aus dem Spalt, und verbindet die Wunde in der beſchriebnen Art. Die Erde wird dann um den Stamm bis zur Veredlungsſtelle angehäuft; Dies ſchützt am beſten gegen Wind und Hitze. Ich habe eine andre Art der Veredlung erfunden, die jedoch 298) Nämlich Baſt und Rinde des ſtehen bleibenden Theiles zu verletzen. . XI. Gärten. c. Veredlung. 131 ſo fein iſt, daß man ſie nicht bei jedem Baume in Anwendung bringen kann; am beſten paßt ſie für Bäume, die einen feuchten, ſtarken Baſt haben, wie die Feige. An dem edleren Baume ſucht man junge, glänzende Aeſte, und wählt an dieſen ein recht kräftiges Auge [gem— mal. Man zeichnet um dieſes herum einen Kreis, der 2 Querfinger breit iſt, und in deſſen Mitte das Auge ſteht. Es wird dann auf dem Kreiſe hin ein ſcharfer Schnitt geführt, und das Auge ſammt ſeinem aus Rinde beſtehenden Schilde behutſam abgelöſt. Dann wird an dem Baume, den man veredeln [emplastrare] will, ein recht glän— zender Aſt geſucht; es wird ein Rindenſchild weggenommen, das ge— nau jo groß wie das des edlen Auges iſt, und letzteres [emplastrum] - auf die Wunde geſetzt. Das Schild wird nun gut angebunden, wo— bei man ſich vor Verletzung des Auges ſehr zu hüten hat, dann wird das Ganze mit Lehm beſtrichen, doch ſo, daß das Auge frei bleibt. Vom veredelten Baume werden die oberen Aeſte abgeſchnitten, damit fie den Saft nicht an ſich ziehn 299). Die vierte Art zu veredeln lehre ich, wo vom Weinſtock die Rede iſt. Nun will ich auch noch lehren, wie man es dahin bringen kann, daß ein jeder Baum mit jedem andren verwächſt, auch wenn beide gar keine Verwandtſchaft mit einander haben. Als Beiſpiel ſoll ein Feigen⸗ und Olivenbaum genannt werden, die Sache aber für alle andren Bäume gelten: Man gräbt eine Grube von 4 Fuß Weite in jeder Richtung, und zwar ſo weit vom Olivenbaum entfernt, daß deſſen Zweigſpitzen ſie erreichen können. In dieſe Grube pflanzt man ein Feigenbäumchen, und bemüht ſich, es zu kräftigem Wachs— thum zu bringen. Nach 3 Jahren, wenn es tüchtig gewachſen iſt, biegt man einen Olivenaſt abwärts, und bindet ihn unten an den Feigenbaum. Nun ſchneidet man vom Olivenaſt alle Zweige, die man nicht brauchen kann, weg, ſchneidet den Feigenſtamm quer durch, glättet die Wunde, ſpaltet ſie in der Mitte mit dem Keil, nimmt dann von den übrig gelaſſenen Olivenzweigen, die noch mit dem Mutterſtamme zuſammenhängen, ſeitlich ſo viel mit dem Meſſer 299) Was hier beſchrieben wird, iſt von der oben genannten emplastratio, inoculatio, inſofern verſchieden, als Columella das Auge mit einem größeren _ Schilde abnimmt, während man es früherhin mit wenig Rinde und oft an die Stelle eines weggenommenen Auges ſetzte, wie wir unten aus Plin. 17, 14, 23 erſehn. 9 * 132 Botanik der alten Griechen und Römer. weg, als nöthig iſt, ſteckt ſie in den Spalt, nimmt den Keil heraus, und bringt einen guten Verband an. Auf dieſe Weiſe wird binnen drei Jahren der Feigenſtamm mit den Oelzweigen verwachſen, und endlich wird man im vierten die Olivenzweige von ihrem Mutter— ſtamme ganz trennen. Plin. 15, 15, 17. In der Veredlung der Bäume haben die Menſchen längſt das Höchſte erreicht; und ſchon Virgil ſagt, der Erdbeerbaum [arbutus] 300) werde auf Nuß bäume, Platane auf Aepfelbäume, Ulme auf Kirſchbäume verſetzt 0). — Uebrigens würde man eine Sünde begehn, wenn man Alles auf gut Glück durcheinander veredeln wollte, denn Dornſträuche [spina] darf man nicht pfropfen, weil ſich ſonſt die Blitze nicht leicht ſühnen laſſen, und jeder Blitzſchlag mit 2, 3- oder 4facher Gewalt ein— ſchlägt, wenn man 2, 3⸗ oder Afach verſchieden veredelt hat 507). Plin. 17, 14, 22. Auf die Veredlung [inserere] mag wohl die Natur ſelbſt den Menſchen aufmerkſam gemacht haben, in— dem durch Vögel oder Winde öfters Samen auf Bäume gebracht werden und auf dieſen gedeihen. So habe ich z. B. einen Kirſch— baum auf einer Weide, eine Platane auf einem Lorbeer, einen Lorbeer auf einem Kirſchbaum und allerlei der Art ge— ſehn. Auch Kerne, die von Dohlen als Vorrath in Ritzen alter Mauern geſteckt werden, geben Veranlaſſung zu dergleichen Erſchei— nungen. Plin. 17, 14, 23. Das Okuliren [inoeulatio] beſteht darin, daß man von einem Baume ein Auge mit etwas Rinde ab— ſchneidet, und in einen andren Baum einſetzt, von dem man ein eben ſolches Stück Rinde weggeſchnitten. Virgil lehrt auch, in dem Kno— ten, auf dem eine Knoſpe ſitzt, ein Loch zu machen, und eine fremde Knoſpe in dieſes zu ſetzen. Beim Pfropfen [insitio] ſchneidet man den Stamm mit ber Säge durch, glättet [levigare] die Wunde mit der Hippe, ſchiebt das Pfropfreis zwiſchen Holz und Rinde, wie es von Alters her 300) Arbutus Unedo, Linné. — 3%) In unſeren Ausgaben ſagt Virgil in den Georgieis 2, 68 seqq.: „Erdbeerbäume werden durch Veredlung gezwungen, Nüſſe zu tragen; unfruchtbare Platanen müſſen Aepfel, Ka ſta— nien müſſen Bucheckern tragen; die Manna-Eſche lornus] trägt Birnen⸗ blüthen, von den Ulmen fallen Eicheln.“ — 302) Aberglauben. XI. Gärten. c. Veredlung. 133 geſchieht, oder ſpaltet den Stamm und ſetzt die Reiſer in den Spalt. Nach Cato's Vorſchrift ſoll man die Wunde mit einer Miſchung von Thon, Kreide, Sand und Kuhmiſt verſtreichen. Plin. 17, 15, 25. Den Weinſtock will Cato auf dreierlei Art veredeln: 1) Er ſchneidet eine Rebe durch, ſpaltet ſie bis zum Mark, ſteckt in den Spalt ein zugeſchnittnes Reis ſo, daß Mark auf Mark paßt. 2) Wenn zwei Reben ſich berühren, gibt er jeder einen Einſchnitt bis auf's Mark, und bindet dann beide ſo zuſammen, daß Mark auf Mark paßt. 3) Man bohrt eine Rebe von der Seite bis auf's Mark an, ſetzt in das Bohrloch ein Reis, verbindet und ver— ſchmiert das Ganze gut. Für dieſe Art der Veredlung bedient man ſich jetzt eines eignen Bohrers, welcher der galliſche heißt. Iſt das Reis bis zur Länge von 2 Fuß gewachſen, ſo öffnet man den Ver— band, damit es auch in die Dicke wachſen kann. Will man eine edle Rebe auf einen wilden Weinſtock ſetzen, ſo darf es nur in die Wur— zel geſchehn, denn in den Stamm eingeſetzt, artet ſie aus. Plin. 17, 16, 26. Ich habe einmal bei Tiburtes Thuliä einen Baum geſehn, der mit vielen andren veredelt war und eine Menge verſchiedner Früchte trug; an dem einen Aſte hingen Nüſſe, an dem andren Beeren, an andren Weintrauben, Birnen, Feigen, Granaten und allerlei Apfelſorten; jedoch lebte er nicht lange. Für den Baum, den man mit den meiſten andren veredeln kann, gilt die Platane, nächſtdem die Steineiche [robur] ; aber beide verderben den Geſchmack der Früchte. Einige Bäume laſſen jede Art der Veredlung zu, wie z. B. die Feigen und Granaten; der Wein— ſtock und jeder Baum, deſſen Rinde riſſig iſt, läßt das Okuliren nicht zu. Pli n. 17, 17, 26. Als eine Merkwürdigkeit mag hier Fol- gendes erwähnt werden: Der römiſche Ritter Corellius, aus Ateſte gebürtig, veredelte einmal im Neapolitaniſchen einen Kaſtanien— baum mit deſſen eignem Reiſe, und aus dieſem erwuchs eine vor— treffliche Kaſtanienſorte, die noch jetzt nach jenem Ritter die corellia- niſche heißt. Später veredelte ſein Freigelaſſener Namens Eterejus dieſe Kaſtanie wieder, und nun zeigte ſich der Unterſchied, daß die corellianiſche reichlicher, die eterejaniſche beſſere Früchte trug. Geoponica 10, 74. Es find 3 Arten der Veredlung [&yzevroiouös]) in Gebrauch. Veredelt [&yzerroilew] man jo, daß man den Stamm durchſchneidet, von der Wunde aus einen Keil [ruo- 134 Botanik der alten Griechen und Römer. gνονντe! zwiſchen Rinde [pAosoc| und Holz [SUον] treibt, und in die dadurch entſtandene Höhlung das Reis 879ασα ſetzt, fo nennt man dieſes Verfahren Zupvidrouog. Spaltet [oyıLaıv] man aber den Stamm, nachdem er quer durch— geſchnitten iſt, in der Mitte, und ſetzt das Reis in den Spalt, ſo heißt dieſes Verfahren insbeſondre /e ονναEEnd. In beiden genannten Fällen der Veredlung muß man raſch zu Werke gehn, damit weder die Wunde des Stammes, noch das Reis austrocknet. — Die Reiſer, welche man einſetzt, müſſen 2jährig ſein, und die Dicke eines kleinen Fingers haben, und ſich in 2 oder 3 Enden theilen; die einjährigen wachſen zwar leicht an, ſind aber un— fruchtbar 30%). — Die Reiſer werden 10 oder mehr Tage vor der Ver— edlung von ihrem Baume geſchnitten, und in einem gut zugedeckten Topfe aufbewahrt, damit ſie nicht zu ſehr trocknen. Die Knoſpen müſſen an ihnen noch geſchloſſen ſein, an dem zu veredelnden Baume aber eben aufbrechen wollen, wenn man die Reiſer einſetzt, und eben deswegen müſſen die Reiſer ſchon vorher abgeſchnitten ſein; es zeigt auch die Erfahrung, daß ſie weit leichter anwachſen, wenn ſie nicht mehr friſch ſind. Der Grund dieſer Erſcheinung iſt darin zu ſuchen, daß ſie im ganz friſchen Zuſtande, weil voll Saft, auch dicker ſind, als nach dem Einſetzen, wo ſie in der erſten Zeit, ehe ſie anwachſen, noch einſchwinden, wodurch denn Ritzen entſtehn, in welche die Luft eindringen kann. — Werden Reiſer in die Ferne verſchickt, ſo thut man ſie in einen Topf, deſſen Boden mit feuchtem Thon bedeckt iſt, in welchen man ſie ſteckt, worauf der Topf geſchloſſen und an den noch vorhandenen Riſſen gut verſtrichen wird. Geopon. 10, 76. Die Feige [ovxäj] wird auf den Maul⸗ beerbaum [ovxauwos]) und die Platane gepfropft [EvIeuariev] ; — Maulbeere auf Kaſtanie [xdoravov]) und auf Speiſe-Eiche Ipnyös] 304), auf Apfelbaum ], auf Terpenthinbaum 140 Hos] 305), auf wilden Birnbaum lags], auf Ulme [r ενj—e, auf Silberpappel [Revxn], auf welcher die Maulbeerfrüchte weiß werden; — Birne [annidıov] auf Granate [Go], Quitte [avdavıor], Maul- beere, Mandel Gννοναοοννν] und Terpenthinbaum. Auf Maulbeerbaum wachſende Birnen werden roth. — Aepfel [unov] werden ge- 303) Jetzt wendet man immer einjährige an. 304) Quercus Asculus, Linné. — 3085) Pistacia Terebinthus, Linné. XI. Gärten. c. Veredlung. 135 pfropft auf wilden Birnbaum la, auf Quitte, und auf dieſer werden ſie am ſchönſten und in Athen Honigäpfel JueAlundov] ge- nannt, ferner auf Pflaume [daunoxıvor] (fo wie dieſe auf Aepfel), auf Platane, wodurch die Aepfel roth werden. — Wallnuß (4 ovov] wird nur auf Erdbeerbaum [xoruoos] 30%) gepfropft; — Gra— natäpfel [ooddıor] auf Weide lere; — Lorbeer [dayrn] auf Manna⸗Eſche e] — Duracin-Pfirſiche [dwoaxwor] 30%) auf Pflaume und Mandel; — Pflaumen [dauuoxıvor]| werden auf wilden Birnbaum, auf Quitte und Apfel gepfropft; — Kaſta— nie [xuoravov] auf Wallnuß, Stiel-Eiche [deös] 08), Speiſe-Eiche ,; — Kirſche [zeocorov] auf Terpenthinbaum, Pfirſiche [re001z0v| und umgekehrt; — Quitte (voͤ⁰ν˙.”¹] auf Weißdorn o Su παœανν e ο; — Myrte αονοοπ auf Weide [Iren]; — Apri— koſe |Beoixoxzov| auf Pflaume o αιννννπi t] und auf thaſiſche Man— del [I&010r] 30%), — Die Orange |xireıov| läßt ſich nicht wohl in die Rinde pfropfen, weil dieſe zu dünn iſt; man pfropft daher in den Spalt, und zwar Orange auf Orange. Pfropft man ein Apfelreis auf Orange, was oft geſchehn iſt, ſo wächſt es zwar, geht aber ſpäter wieder ein. Wird dagegen ein Orangenreis auf Maul— beerbaum geſetzt, ſo trägt es rothe Orangen. — Quitte und wil— der Feigenbaum [Eoweov] nehmen Reiſer aller andren Bäume an [zuvrös ddvögov Öerriza]|, können alſo mit allen gepfropft werden. — Orange |[xiroov| wächſt leicht auf Granate, wenn fie darauf gepfropft wird, wie Didymus in feinen Georgicis ſagt. — Floren⸗ tinus ſagt in ſeinen Georgicis, daß Weinreben gut auf Kirſch— bäumen gedeihn und im Frühling Trauben tragen; daß Oliven auf Weinſtöcken Früchte tragen, welche Oliventrauben [Amoora- pvAov]| genannt werden. — Die Salbenbirne [uvoenmidıor] d 10) läßt ſich leicht auf Apfelbäume pfropfen. Geopon. 10, 77. Das Okuliren [vopdarruouös] wird im Frühjahr von der Nachtgleiche bis zur Sonnenwende vorgenom— men. Es beſteht darin, daß man an einem Baume ein Stückchen Rinde abhebt, und in die Wunde ein Auge [ö ; von einem andren ſammt einem Rindenſtück, an dem es feſtſitzt, einſetzt. — 306) Arbutus Unedo, Linné. — 307) Pfirſichſorte. 30) Es kann auch die Stein- und die Ilex-Eiche gemeint fein. 309) Mandelſorte. — 310) Birnenſorte. 136 Botanik der alten Griechen und Römer. Man kann auch das Auge an dem jungen Reiſe laſſen, dieſes auf der Seite, die vom Auge abgewendet iſt, ſchief abſchneiden und mit der Wunde auf den zu veredelnden Zweig ſetzen 51). XII. Aufbewahrung des Obſtes und Gemüſes. Cato de r. r. 143. Die Wirthſchafterin, welche das Hausweſen in der Villa beſorgt, darf keine Schwätzerin ſein, darf ſich nicht mit den Nachbarinnen umhertreiben, darf ohne Befehl des Hausherrn oder der Hausfrau nicht opfern, muß reinlich ſein, muß auch die Villa reinlich halten, muß täglich, bevor ſie zu Bette geht, den Herd fegen, muß an Feſten den Herd bekränzen und an dieſen Tagen dem Hausgott opfern. Sie muß für alle Bewohner der Villa kochen, viele Hühner halten, Eier in Vorrath haben. Sie muß ge— trocknete Birnen, Früchte des Spierlingsbaums [sorbush, Feigen, Roſinen, ferner in eingedicktem Moſt liegende Spier— lingsfrüchte, auch Birnen und Trauben in Fäſſern, und auch Quitten [malum strutheum] vorräthig haben; fie muß Trauben haben, die in Weintreſtern [vinaceum], in Krügen und in der Erde aufbewahrt werden. Außerdem muß ſie friſche präneſtiniſche Nüſſe [nux] im Kruge unter der Erde haben, ſkantianiſche Aepfel in Fäſſern, und andre Obſtarten, die man aufzubewahren pflegt, auch wilde. Alles Genannte muß ſie jährlich vorräthig haben. Sie muß auch die Kunſt verſtehn, Mehl und Schrot zu machen. Varro der. r. 1, 59. Beide Sorten von Quitten [ma- lum strutheum et cotoneum], ferner die dauerhaften Apfel ſor— ten müſſen an einem trocknen, kühlen Orte auf Spreu liegend auf— bewahrt werden. Beim Bau der Obſtkammer [oporotheca] muß gleich dafür geſorgt ſein, daß ihre Fenſter nach Norden ſtehn, und daß der Nordwind eindringen kann; jedoch müſſen die Fenſter für gewöhnlich mit Läden geſchloſſen ſein, weil allzuviel Wind das Obſt austrocknet und welk macht. Man gibt auch der Decke, den Wän- den, dem Boden der Obſtkammer einen marmorartigen Ueberzug, da— mit ſie deſto kühler iſt. Manche richten die Obſtkammer ſo ein, daß 311) Unſer Kopuliren finde ich nicht beſchrieben. XII. Aufbewahrung des Obſtes und Gemüſes. 137 ſie darin ſpeiſen, und ſich dabei an der Pracht der dort lagernden Früchte weiden können. Es gibt freilich Leute, die kaufen das Obſt, ſtatt es ſelbſt zu ziehn, in Rom, und ſchmücken ihre Obſtkammer damit; Das ſollte man nicht nachahmen. — Die Aepfel legt man in der Obſtkammer auf Breter, oder auf Stroh, oder auf Wollflo— cken; die Granatäpfel in Fäſſer, welche mit Sand gefüllt ſind; die Quitten werden ſchwebend aufgehängt; Birnen werden in eingedickten Moſt gelegt; Spierlings früchte und Birnen wer⸗ den auch zerſchnitten und an der Sonne getrocknet, die erſteren halten ſich auch an jedem trocknen Orte lange friſch. Rüben werden in Senf, Wallnüſſe in Sand gelegt, reife Granatäpfel in Sand, eben ſo unreife, die noch am Zweige hängen. Thut man die letzteren in einen Topf ohne Boden, ſetzt dieſen in Erde und deckt ihn mit dieſer ſo gut, daß keine Luft hinein kann, ſo findet man ſie darin ſpäterhin nicht bloß unverſehrt, ſondern ſogar größer, als fie am Baume gehangen haben. Varro de r. r. 1, 60. Cato ſchreibt, man könne die Oli— ven in Salzwaſſer aufbewahren, oder könne ſie 5 Tage mit Salz einreiben, dann vom Salze gereinigt 2 Tage der Sonne ausſetzen; auch könne man ſie ohne Salz in eingekochtem Moſt gut erhalten. Varro de r. r. 1, 68. Obſt, welches hängend aufbewahrt wird, wie Trauben, Aepfel, Spierlingsfrüchte, zeigt von ſelbſt, wann es zum Verſpeiſen gehörig reif iſt; es ändert dann die Farbe, beginnt einzuſchrumpfen, und verdirbt, ſofern man es nicht bald verthut. Spierlingsfrüchte, die man reif geſammelt hat, müſſen eher verbraucht werden, als ſolche, die vor der völligen Reife vom Baume genommen ſind, und unter Dach und Fach noch nachreifen ſollen. | Colum. 12, 7. Um die Zeit der Frühlings-Nachtgleiche fam- melt man Blumenkohl ſcyma], Stengelkohl [caulis], Kap- pern [capparis], Sellerie-Knollen [api coliculus], Raute, junge, noch nicht aus ihrer Scheide hervorgetretne Blüthenknoſpen des Olusatrum, zarte Blüthenknoſpen [silens flos] der Ferula mit dem dazu gehörigen Stengelſtück [coliculus], Blüthenknoſpen der wilden oder zahmen Paſtinake; ferner Weiße Zaunrübe [vitis alba]l, Spargel ſasparagus], Mäuſedorn [ruscus] 312), 312) Ruscus aculeatus, Linné. 138 Botanik der alten Griechen und Römer. Tamnus [tamnus] 18), Haus wurz ([4digitellus] 31), Polei— Minze [pulejum] 18), Katzenminze [nepeta] 31, Grauen Senf [lapsana] 1), Strand-Krithmum [battis] 1), Mila- nenfuß [milvinus pes] 19) und zarte Fenchelſtengel [colieu- lus föniculil. — Alle dieſe Dinge werden in einer Miſchung von 3 Eſſig und 3 Salzlake eingemacht [conditura servarel. — Je⸗ doch die Weiße Zaunrübe, der Mäuſedorn, Tamnus, Spargel, der Graue Senf, Paſtinak, die Katzenminze, das Strand-Krithmum wer— den auch jedes für ſich in Töpfe geſteckt, mit Salz beſtreut, 2 Tage lang im Schatten gelaſſen, bis ſie ſchwitzen; dann, wenn ſie ſo viel Feuchtigkeit haben, daß man fie in ihrer eignen Brühe [jus] abwa- ſchen kann, eingemacht [condire]. Haben fie keine eigne Brühe, fo wäſcht man ſie mit Salzlake, und preßt ſie unter einem Gewichte wieder aus. Das Einmachen geſchieht hernach in beſondren Töpfen, worin ſie mit der oben genannten Miſchung von Eſſig und Salz— lake [muria] begoſſen werden. Obenauf wird eine dichte Lage [spissa- mentum!] von Fenchel gelegt, der im vorigen Jahre geſammelt iſt. Die Brühe im Topfe [fidelia] muß bis an deſſen Rand reichen. — Olusatrum, Ferula und Fenchel werden, wenn ſie geſammelt ſind, unter Dach und Fach gelegt, bis ſie welken, dann wird von allen ihren Stengelchen die Rinde abgezogen. Sind die Stengel dicker als ein Daumen, ſo ſpaltet man ſie mit einem ſcharf zuge— ſchnitenen Rohr ſarundo] in 2 Theile; auch die Blüthendolden theilt man, wenn ſie ſich ſperren, thut nun Alles in Töpfe, gießt die Miſchung von Eſſig und Salzlake über, fügt wenige Wurzeln der Silphium-Thapſia laser, quod gräci 0/10» vocant] 20) bei, und deckt das Ganze dicht mit Fenchel, doch ſo, daß Brühe über Allem ſteht. — Blumenkohl, Stengelkohl, Kapper, Milanen fuß, Polei-Minze, Hauswurz werden mehrere Tage unter Dach und Fach getrocknet, bis ſie welken, und dann eben fo eingemacht [condire] wie Ferula, Raute, Saturei, Thymbra— Saturei [eunila] 220. — Manche machen auch die Raute mit bloßer Salzlake ohne Eſſig ein, waſchen ſie dann, wenn ſie gebraucht werden 313) Tamnus communis, Linné. — 314) Sempervivum tectorum, L. 315) Mentha Pulegium, Linné. — 316) Nepeta Cataria, Linné. 317) Sinapis incana, Linné. — 318) Crithmum maritimum, Linné. 319) 7 — 320) Thapsia Silphium, Viv. — 321) Satureja Thymbra, L. XII. Aufbewahrung des Obftes und Gemüſes. 139 ſoll, mit Waſſer oder Wein ab, und eſſen ſie mit Oel. — Dieſelbe Art des Einmachens [conditura] kann auch bei grünem Saturei und grünem Thymbra-Saturei in Anwendung kommen. Colum. 12, 9. Um Salat [laetuca] einzumad en [con- dire], reinigt man deſſen Stengel [caulis], jo weit als fie mit zar— ten Blättern beſetzt find, ſalzt [salire] fie in einem Gefäße ein, läßt ſie einen Tag und eine Nacht ſtehn, bis eine Salzlake an ihnen ent— ſtanden; dann wäſcht man ſie ab, breitet ſie auf Flechtwerk aus, bis ſie zu trocknen beginnen. Nun miſcht man ſie mit etwas trocknem Dill [anethum], Fenchel [föniculum], Raute [ruta] und gehacktem Porré [porrum], und trocknet das Ganze noch beſſer. Sodann ſchrei— tet man zum Einmachen [componere] ſelbſt. Man legt [condere] nämlich den Salat ſo in Töpfe, daß er lagenweis mit grünen Garten— bohnen [faseolus] wechſelt, welche vorher einen Tag und eine Nacht in Salzlake gelegen haben und dann getrocknet worden ſind. Das Ganze begießt man mit der aus 3 Eſſig und 3 Salzlake beſtehenden Brühe. Obenauf kommt eine dichte Lage Fenchel, jedoch ſo, daß die Brühe noch überſteht. So oft man oben keine Brühe mehr ſieht, wird neue nachgegoſſen, jo daß das Eingemachte |salgama] nie tro— cken ſteht [sitirel. Von außen werden die Gefäße oft mit einem reinen Schwamm [spongia] abgewiſcht und mit recht friſchem Quell— waſſer gekühlt. — Auf dieſelbe Weiſe wird die Endivie [intu- bum] 22), werden die Spitzen [eacumen] der Brombeeren [ru- bus], die blühenden Spitzen von Thymian [thymus], Saturei [saturejal, Doſten [origanum] 223) und Meerrettig [armora- cium] ?2*) eingemacht. Alles Das geſchieht im Frühjahr. Colum. 12, 10. Im Sommer zur Zeit der Getreideernte [messis] oder auch nach deren Beendigung wird Folgendes geſam— melt und eingemacht ſreponerel. Man nimmt die pompejaniſche oder aſkaloniſche Sorte der Küchenzwiebel [cepal, oder auch die einfache marſiſche, welche die Landleute unio nennen, weil ſie keine Nebenzwiebeln treibt, trocknet ſie erſt an der Sonne, kühlt ſie dann im Schatten, legt ſie in einen Topf, deſſen Boden mit Thymian oder Thymbra⸗Saturei [cunila] bedeckt iſt, gießt eine Miſchung von 3 Eſſig und 4 Salzlake auf, deckt mit Thymbra-Saturei, gießt neue 22) Cichorium Endivia, Linné. — 323) Gattung Origanum, Linné. 324) Cochlearia Armoracea, Linné. 140 Botanik der alten Griechen und Römer. Brühe nach, wenn die alte eingeſogen iſt. — Zu derſelben Zeit wer— den Kornelkirſchen ſcornum], Nagel-Pflaumen [prunum onychnium] 2), Hafer-Pflaumen [prunum silvestre] 20, auch verſchiedne Sorten von Birnen und Aepfeln eingemacht [condirel. — Die Kornelkirſchen, welche ſtatt der Oliven gegeſſen werden, die Hafer- und Nagel-Pflaumen werden geſammelt, wenn fie weder überreif [maturissimus], noch allzu unreif [erudus] find. Sie werden dann einen Tag lang im Schatten getrocknet und dann mit einer Miſchung von gleich viel Eſſig und eingedicktem Moſt [sapa und defrutum] übergoſſen. Es iſt auch etwas Salz beizufügen, da— mit kein Würmchen oder andres Thierchen in der Maſſe entſteht. Noch beſſer iſt es übrigens, 3 eingedickten Moſt, 3 Eſſig zu nehmen. — Die Birnen ſammelt man, wenn ſie der Reife nahe ſind, un— terſucht ſie genau, daß ſie weder Fehler noch Würmer haben, legt fie in einen irdnen, ausgepichten Topf, gießt Sekt [passum] 525 oder eingedickten Moſt über, ſo daß der Topf voll und jede Birne bedeckt iſt, verſchließt den a mit einem Deckel und verſtreicht den Ritz mit Gyps. Noch muß ich im Allgemeinen bemerken, daß jede Obſtfrucht [pomum!] in Honig aufbewahrt werden kann; ich rathe wenigſtens ſo viele in Honig zu legen, daß ſie für Fälle vorräthig ſind, wo ſie Kranken nützlich ſein könnten. Mit anders eingemachten darf man ſie nicht miſchen, ſonſt verdirbt eins das andre. Colum. 12, 13. Gegen die Zeit der Weinernte macht man ebenfalls einige Kräuter ein, wie Portulak [portulaca] 28), jpä- ten Kohl [olus cordum], den Einige auch zahme battis nennen. Dieſe Kräuter werden ſorgſam gereinigt und im Schatten ausgebrei— tet. Am dritten Tage wird Salz auf den Boden der Töpfe geſtreut, dann wird jedes der genannten Kräuter für ſich hinein gelegt, Eſſig übergegoſſen, und wieder Salz aufgeſtreut. Salzlake darf man für dieſe Kräuter nicht in Anwendung bringen. Colum. 12, 14. Zu eben dieſer Zeit oder auch Anfangs Auguſt werden Aepfel und Birnen von recht ſüßem Geſchmack, die aber noch nicht ganz reif ſein dürfen, ausgeſucht, mit einem aus 325) Gewiß Sorte der Garten-Pflaumen. — 326) Prunus insititia, L. 327) Wein aus halb eingetrockneten Trauben. 328) Portulaca oleracea, Linné. XII. Aufbewahrung des Obſtes und Gemüſes. 141 Rohr oder Knochen gefertigten Meſſer zerſchnitten, und an die Sonne gelegt, bis ſie eintrocknen. Hat man recht viel ſolche gedörrte Apfel⸗ und Birnenſchnitzchen in Vorrath, ſo ſind ſie nebſt getrockneten Feigen für den Winter ein ſehr wichtiger Theil der länd— lichen Nahrung. Colum. 12, 15. Die Feigen [ficus] ſammelt man weder überreif [nimium vietus], noch unreif, und breitet fie jo aus, daß ſie den ganzen Tag von der Sonne beſchienen werden. Man ſchlägt Pfähle [palus] 4 Fuß von einander entfernt ein, verbindet fie durch Stangen [pertical. Auf dieſe Stangen [jugum] legt man ſodann Rohrgeflecht ſoanna], welches 2 Fuß hoch über dem Erdboden liegen muß, damit es bei Nacht nicht durch deſſen Ausdünſtung feucht wird. Auf dieſes Rohrgeflecht legt man die Feigen; bei Nacht und bei Regen deckt man ſie aber von der Seite und von oben mit Hür— den, die aus Riet-Pflanzen ſcarex], Stroh [eulmus], oder Farn⸗ Pflanzen [Alix] geflochten find, denn Thau ſowohl als Regen verdirbt die Feigen. Sind dieſe endlich trocken, ſo legt man ſie, wenn ſie von der Mittagsſonne recht heiß ſind, in gut ausge— pichte [picatus] Fäſſer [orca], und tritt fie darin feſt zuſammen. Auf dem Boden der Fäſſer muß trockner Fenchel liegen, und ſolcher muß auch oben über die Feigen geſtreut werden. Iſt das Faß voll, ſo wird es alsbald zugeſchlagen, verſtrichen und in die trockenſte Scheuer gethan, wo ſich der Inhalt lange gut erhalten kann. Manche nehmen den Feigen, wenn ſie vom Baume gepflückt find, die Stiele ſpediculus], breiten die Feigen an der Sonne aus, thun ſie jedoch, wenn ſie ein wenig eingeſchrumpft, aber noch nicht trocken ſind, in irdne oder ſteinerne Gefäße, zertreten ſie da mit gewaſchenen Füßen, miſchen getrockneten Seſam [sesamum] 329), ägyptiſchen Anis, Fenchel und Kreuzkümmel [oyminum] 320) bei. Iſt die ganze Maſſe gut mit den Füßen durchgeknetet, ſo wird ſie zu mäßig großen Klöſen geformt, dieſe werden in Feigenblätter gewickelt, mit Binſen⸗ oder Grashalmen umwunden, auf Hürden gelegt und müſſen da trocknen. Sind ſie ganz dürr, ſo werden ſie in ausge— pichten Gefäßen aufbewahrt. Manche thun auch die geknetete Feigen- maſſe ohne Weiteres in irdne, bauchige Töpfe [orca], die nicht aus- gepicht ſind, ſchließen dieſe gut und trocknen ſie in einem Welkofen 929) Sesamum orientale, Linné. — 330) Cuminum Cyminum, Linné. 142 Botanik der alten Griechen und Römer. ſelibanus] oder Backofen [furnus] aus. Dieſe Töpfe werden dann auf Stellagen geſtellt, und zerſchlagen, wenn man den Inhalt benutzen will; denn auf andre Weiſe kann man die verhärtete Feigenmaſſe nicht heraus bekommen. ö Andre ſuchen die fetteſten friſchen Feigen aus, theilen ſie mit einem aus Rohr gemachten Meſſer oder mit den Fingern, laſſen ſie an der Sonne welken [viescere], und kneten fie dann zur Mittags— zeit, wenn ſie vom Sonnenſchein durchwärmt ſind, nach Sitte der Afrikaner und Spanier, in Maſſen zuſammen, die Sterne, Blumen oder Brode darſtellen, trocknen ſie dann vollends in der Sonne und legen ſie endlich in Gefäße. Colum. 12, 16. Mit ähnlicher Sorgfalt behandelt man die Weintrauben [uva]. Man wählt ſolche, deren Beeren [acinus] recht ſüß, weiß, groß und weich ſind, ſchneidet ſie bei abnehmendem Monde und heitrem Wetter in der fünften Tagesſtunde ab, legt ſie ein wenig auf Breter, damit ſie einander nicht durch Druck beſchädi— gen, ſtellt ſodann in einem ehernen Keſſel, oder in einem großen, neuen, thönernen Topfe, Lauge von Reiſigaſche auf's Feuer, und wenn ſie ſiedet, rührt man etwas vom beſten Oel hinein. Dann bindet man 2 bis 3 Trauben, je nach ihrer Größe, zuſammen, ſenkt ſie in die ſiedende Lauge, und läßt ſie ein wenig drin, bis ſie ſich entfärbt haben. Iſt Dies geſchehn, ſo nimmt man ſie ſogleich heraus, und legt ſie ſo einzeln auf Hürden, daß keine die andre berührt. Nach 3 Stunden wendet man jede Traube, und legt ſie auf ein neues Fleck, damit die auf dem alten befindliche Feuchtigkeit fie nicht ver— dirbt. Bei Nacht müſſen ſie, wie die Feigen, mit Hürden gedeckt werden, damit ſie vor Thau und Regen ſicher ſind. Sobald ſie mä— ßig trocken geworden, werden ſie in neue Gefäße gethan, die nicht gepicht, aber mit einem Deckel verſehn und mit Gyps verſtrichen find, und an einen trocknen Ort geſtellt. Manche wickeln halbwelke Trauben [uva passa] in Feigen- blätter [folium fieulneum], und trocknen fie vollends; Andre bedecken halbwelfe [semivietus] Trauben mit Weinblättern [folium vitigineum] oder Platanenblättern |folium plataninum] und legen fie fo in große Töpfe. — Andre verbrennen Bufbohnenſtengel [culmus fabä] und machen aus der Aſche eine Lauge, verſetzen dieſe mit Salz und Oel, erhitzen ſie auf dem Feuer und verfahren wie oben geſagt. In derſelben Jahreszeit ſammelt man Spierlingsfrüchte XII. Aufbewahrung des Obſtes und Gemüſes. 143 * [sorbum] mit der Hand, legt fie ſorgfältig in ausgepichte Krüge, thut mit Pech beſtrichne Deckel drauf, verſtreicht ſie mit Gyps, ſetzt die Krüge verkehrt in Gruben von 2 Fuß Tiefe, die ſich unter einem Hauſe in trocknem Boden befinden, deckt ſie mit Erde zu, und tritt dieſe mäßig feſt. Am beſten iſt es, mehrere Gruben zu machen und in jede wenige Gefäße zu ſetzen, die etwas von einander entfernt ſind; denn die Spierlingsfrüchte verderben in den ſtehen bleibenden Töpfen ſchnell, wenn ſie beim Herausnehmen anderer geſtoßen werden. — Manche heben die Spierlingsfrüchte in Sekt [passum], Manche in eingedicktem Moſt [defrutum] auf, geben den Früchten eine dichte Decke [spissamentum] von trocknem Fenchel, ſehen darauf, daß die Flüſſigkeit auch noch bis über den Fenchel herauf ſteht, und verſtrei— chen die Deckel, welche gepicht fein müſſen, mit Gyps, jo daß fie luftdicht ſchließen. Colum. 12, 17. Es gibt Gegenden, die Mangel an Wein und alſo auch an Eſſig leiden. In ſolchen muß man die Feigen ſo reif als möglich ſammeln, namentlich wenn ſchon Regen eingetre— ten ſind und ſie von ſelbſt vom Baume fallen. Man thut ſie in Fäſſer oder große Töpfe und läßt fie da gähren ſibi sinitur fer- mentari]. Iſt die Gährung fo weit vorgeſchritten, daß die Feigen ſauer geworden [exacescere], wird alle Flüſſigkeit, die nun aus Eſſig beſteht, ſorgſam gefeiht [colare], und in ausgepichte, wohlrie— chende Gefäße gegoſſen. Solcher Eſſig iſt ausgezeichnet gut und ſcharf, und wird nie trübe oder ſchimmlig [situm aut mucorem contrahere], wenn er nicht an einem feuchten Orte ſteht. — Manche Leute, die recht viel Eſſig haben wollen, miſchen Waſſer unter die Feigen, und thun von Zeit zu Zeit noch recht reife friſche Feigen hinzu, bis der entſtandene Eſſig recht ſcharf ſchmeckt. Dann ſeihen fie durch Körbchen [fiscella], die aus Binſen oder Spartgras ge— flochten find [junceus vel sparteus], und kochen nun den Eſſig, bis ſie den Schaum und alle Unreinigkeit weggenommen haben; end— lich ſetzen ſie auch noch etwas geröſtetes Salz zu, damit keine Würm⸗ chen oder andre Thierchen entſtehn. Colum. 12, 44. Um Trauben ein Jahr lang friſch zu erhalten, verpicht man ihren Stiel ſogleich, wenn man ſie vom Stocke geſchnitten. Dann füllt man ein neues irdnes Gefäß mit recht trock— ner Spreu, die man durch Sieben vom Staube gereinigt, und legt die Trauben darauf. Alsdann bedeckt man das Gefäß mit einem 144 Botanik der alten Griechen und Römer. = andren, verftreiht den Ritz mit Lehm, der mit Spreu vermiſcht ift, ſtellt das Gefäß auf ein recht trocknes Geſtell, und bedeckt es mit trockner Spreu. Man kann auch jede Traube gut erhalten, wenn man ſie bei abnehmendem Monde und heiterem Himmel nach der vierten Tages— ſtunde, ſobald ſie ſchon von der Sonne erwärmt und vom Thaue frei iſt, vom Stamme ſchneidet, und gleich den Stiel in ſiedendes Pech ſteckt. Eine andre Art, Trauben friſch zu erhalten, iſt folgende: In ein Faß wird eingedickter Moſt gegoſſen; über dieſem werden Stöcke in die Quere eingeklemmt, die jedoch den Moſt nicht berühren dürfen. Auf dieſe Stöcke werden neue irdne Schüſſeln geſetzt, und in dieſe die Trauben ſo gelegt, daß ſie einander nicht berühren. Dann wer— den Deckel auf die Schüſſeln gelegt und verſtrichen. Nächſtdem ſetzt man neue Stöcke über den Schüſſeln ein, und auf die neuen Stöcke neue Schüſſeln, und fährt ſo fort, bis das ganze Faß voll iſt. End— lich ſetzt man den Deckel auf, der inwendig gut gepicht iſt und aus— wendig tüchtig mit eingedickten Moſt beſtrichen wird, worauf man die Ritzen noch mit Aſche verklebt. | Andre thun nur eingedickten Moſt in das Faß, ſtemmen Stöcke hinein, hängen die Trauben an die Stöcke, ſo daß ſie den Moſt nicht berühren, legen den Deckel auf und verſtreichen ihn. Andre ſammeln die Trauben wie oben angegeben, trocknen neue, ungepichte Fäſſer in der Sonne, kühlen ſie dann im Schatten, thun Gerſtenkleie [furfur hordeaceus] hinein, legen Trauben fo auf dieſe, daß keine die andre drückt, decken dieſe mit Gerſtenkleie, legen eine neue Schicht Trauben u. ſ. w., bis das Faß voll iſt. Es wird dann mit einem Deckel verſehn, verſtrichen und an einem recht trock— nen, kühlen Ort auf eine Stellage geſetzt. — Statt der Gerſtenkleie bedient man ſich auch der Sägeſpäne von Pappeln oder Tannen, oder des Gypsmehls. — Andre ſchneiden die ſchadhaften Beeren mit einer Scheere weg, und hängen dann die Trauben auf den Korn— boden; dort werden fie runzlig und faft fo ſüß wie Roſinen [uva passa]. Mein Onkel Marcus Columella that die Trauben in große Töpfe, die in- und auswendig ſtark gepicht waren; fie durften ein— ander nicht berühren und von jeder war der Stiel in ſiedendes Pech getaucht. War der Deckel aufgelegt und der Ritz mit Gyps ver— ſtrichen, ſo wurde auch der Gyps noch tüchtig gepicht, ſo daß durch— aus keine Feuchtigkeit eindringen konnte. Nun wurden die Töpfe in XII. Aufbewahrung des Obſtes und Gemüſes. 145 Quell- oder Brunnenwaſſer geſtellt, und fo mit einem Gewichte be— ſchwert, daß ſie ganz unter der Oberfläche blieben. Auf ſolche Weiſe halten ſich die Trauben vortrefflich, müſſen aber, wenn ſie heraus— genommen ſind, gleich gegeſſen werden, weil ſie ſonſt ſauer werden [acescere]. Am ſicherſten halten ſich die Trauben lange gut, wenn man Töpfe machen läßt, die in- und auswendig gut verpicht find, in de— ren jedem eine Traube reichlich Platz hat, und deren jeder vier Hen— kel hat, mit denen er an den Weinſtock da, wo eine Traube hängt, gebunden wird. Iſt die Traube in den Topf geſteckt, ſo daß ſie am Weinſtock bleibt, ſo wird der Deckel auf den Topf gelegt; er iſt aber aus 2 Hälften zuſammengeſetzt, welche ſo aufgelegt werden, daß ſie ſich in der Mitte berühren, und den Stiel der in den Topf hinein hängenden Traube zwiſchen ſich nehmen. Nun wird Alles gut mit Lehm verſtrichen, der mit Spreu gemiſcht iſt. Dieſes Einſchließen der Trauben geſchieht zur Zeit, wo das Wetter noch trocken iſt, und die Trauben noch nicht eingeſchrumpft ſind. Als allgemeine Regel muß noch die aufgeſtellt werden, daß man Aepfel und Trauben nicht an demſelben Orte aufbewahren darf, ja daß der Geruch der Aepfel nicht einmal aus einiger Entfernung die Trauben erreichen darf, denn er verdirbt ſie. Colum. 12, 46. Manche Leute binden die Granatäpfel, wenn ſie noch am Baume hängen, an größere Aeſte, damit ſie der Wind nicht verdirbt, decken auch den Baum mit einem Netze aus Spartgras, damit weder Raben, noch Krähen, noch andre Vögel die Früchte verletzen. — Einige ſtecken die am Baume hängenden Gra— natäpfel in Töpfchen, worein ſie gerade paſſen, verſtreichen ſie gut mit Lehm, und laſſen ſie ſo am Baume hängen; — Andre wickeln jeden Granatapfel in Heu oder Stroh, beſtreichen ihn außerdem mit Lehm, und binden ihn an einen größeren Aſt, damit ihn der Wind nicht hin und her wirft. — Alles Das ſchadet jedoch den Bäumen leicht, darf alſo nicht alle Jahre geſchehn, und es iſt überhaupt beſſer, die Früchte aufzubewahren, wenn ſie ſchon vom Baume genommen ſind. Man zieht nämlich unter Dach und Fach Gräben von 3 Fuß Tiefe an einer durchaus trocknen Stelle, deckt deren Boden mit lock— rer Erde, jest in dieſe Aſtſtücke von Holunder [sambucus], pflückt dann die Granatäpfel bei heitrem Himmel, ſteckt jeden Apfel mit ſei— nem Stiel in das Mark eines Holunderſtabes, und zwar ſo, daß ſie 10 146 Botanik der alten Griechen und Römer. einander nicht berühren, und auch überall von der Erde 4 Querfin⸗ ger breit entfernt find. Dann legt man Deckel auf die Gräben, ver⸗ ſtreicht ſie mit Lehm, und häuft über ſie noch die aus den Gräben genommene Erde. — Man kann auch in eine Tonne trockne Erde oder Flußſand thun, übrigens wie bei den Gräben verfahren. Der Karthaginienſer Mago ſchreibt vor, Seewaſſer bis zum Sie— den zu erhitzen, dann die an einen Faden gebundnen Granatäpfel ein wenig hinein zu tauchen, bis ſie entfärbt ſind, ſie dann 3 Tage lang an der Sonne zu trocknen, ſie hierauf an einen kühlen Ort zu hängen, und ſie, ſobald man ſie verzehren will, erſt eine Nacht hin— durch und am folgenden Tage bis zu der Zeit, wo ſie verbraucht werden ſollen, in kaltes ſüßes Waſſer zu legen. — Er ſagt auch, man könne die friſchen Granatäpfel mit Töpferthon ſereta figularis] dick beſtreichen, und fie, ſobald der Thon largilla] trocken, an einen kühlen Ort hängen, bevor ſie dann gebraucht werden ſollen, den Thon mit Waſſer ablöſen. So bleibt die Frucht durchaus friſch. — Mago ſchreibt auch vor, in einen neuen Krug Sägeſpäne von Pap— pel oder Ilex-Eiche zu legen, auf die Späne Granatäpfel, dann wie— der Späne u. ſ. w., bis der Krug voll iſt, der dann zu ſchließen und gut mit Lehm zu verſchmieren iſt. Bei allem Obſt, das für lange Zeit friſch erhalten werden ſoll, iſt darauf zu ſehn, daß es mit dem Stiele gepflückt wird; ja, wenn es geſchehen kann, ohne daß der Baum dabei leidet, ſo muß man ſelbſt den Zweig mit abſchneiden, denn dadurch wird es noch weit dauerhafter. ̃ Colum. 12, 47. Viele heben die Quitten eben jo wie die Granatäpfel in Gruben oder in Fäſſern auf; Andre binden ſie in Feigenblätter und beſtreichen ſie daun mit Lehm, der mit Oelabgang geknetet iſt. Iſt dieſer Ueberzug trocken, ſo werden die Quitten an einem kühlen, trocknen Orte auf Breter gelegt. Man hebt ſie auch in neuen Töpfen auf, worin ſie ſo in trocknem Gypsmehl liegen, daß fie einander nicht berühren. — Als die beſte Art, Quitten auf- zubewahren, kann ich aus eigner Erfahrung folgende empfehlen: Es werden ganz reife, unverſehrte, fleckenloſe, bei heitrem Himmel und abnehmendem Mond geſammelt, der filzige Ueberzug, welcher ihnen eigen iſt, wird abgewiſcht, dann werden ſie in eine neue Flaſche, deren Mündung ſehr weit iſt, ſauft eingelegt, ſo daß ſie einander nicht ſtoßen. Iſt die Flaſche voll, ſo werden oben Weidenſtäbchen XII. Aufbewahrung des Obſtes und Gemüſes. 147 quer eingeſtemmt, daß ſich die Quitten nicht heben können, wenn eine Flüſſigkeit zwiſchen ſie kommt. Endlich wird die Flaſche mit dem beſten und flüſſigſten Honig bis zum Rande gefüllt, jo daß alle Früchte von ihm gedeckt ſind. In dieſem Honig halten ſie ſich vor— trefflich, die Flüſſigkeit nimmt allmälig einen andren Geſchmack an, kann ſelbſt an die Speiſen der Fieberkranken gethan werden, und heißt Quittenhonig [melomelil. — Legt man Früchte unreif in Honig, wovor man ſich ſehr zu hüten hat, ſo werden ſie darin ſo hart, daß man ſie nicht mehr brauchen kann. — Die Früchte mit einem knöchernen Meſſer zu theilen, um die Kerne heraus zu nehmen, was Viele in der Meinung, die Kerne ſchadeten, zu thun pflegen, iſt unnütze Mühe. Verfährt man nach der von mir angegebnen Art, ſo ſchadet nicht einmal ein Wurm, der in der Frucht ſitzt; denn der Honig bringt deren etwa vorhandene Fehler zum Stillſtand, wie man bekanntlich ſelbſt todte Menſchen viele Jahre hindurch in Honig vor Verweſung ſchützen kann. In Honig kann man auch die andren apfelähnlichen Früchte [malum] einmachen; jedoch werden fie da für viele Leute zu ſüß, verlieren auch ihren eigenthümlichen Geſchmack; und ſo legt man ſie denn lieber in aus Buchenholz oder Lindenholz gemachte Kiſten larcula faginea vel tiliaginea], und ftellt dieſe auf Geſtelle an einem recht kühlen und trocknen Ort, wohin weder Rauch, noch ekelhafter Geruch dringen kann. Im Innern der Kiſte liegt zu unterſt eine Lage Papier [charta], und auf dieſer die Aepfel fo, daß von allen der Blüthenreſt nach oben, dagegen der Stiel nach unten gekehrt iſt; auch darf keiner den andren berühren; ſie werden durch Sägeſpäne [scobs] von Pappeln oder Tannen getrennt. Jede Sorte muß für ſich in beſondren Kiſten liegen; verſchiedne Sorten verderben einander leicht. Iſt übrigens eine ſolche Aepfelkiſte gefüllt, ſo wird der Deckel aufgelegt, und der Ritz ſo gut mit Lehm verſtrichen, daß keine Luft einzudringen vermag. Colum. 12, 48. Die Wurzel des Alant [inula] 331) wird im Oktober, wo ſie ganz reif iſt, aus der Erde genommen, mit einem Tuche abgewiſcht und von aller anhängenden Erde befreit, dann mit einem recht ſcharfen Meſſer oberflächlich abgeſchabt, und, wenn ſie zu dick iſt, in 2 bis 3 Theile geſpalten und dieſe fingerslang geſchnitten. 334) Inula Helenium, Linné. 19° 148 Botanik der alten Griechen und Römer. | Alsdann wird fie in einem ehernen Gefäße in Eſſig gekocht, bis die Stücke durch und durch gar ſind. Dieſe werden nun 3 Tage lang im Schatten getrocknet, dann in einen gepichten Topf gethan, mit eingedicktem Moſt übergoſſen, ſo daß dieſer über ſie emporſteigt. Obenauf kommt eine dichte Lage von Thymbra-Saturei[cunila], dann wird das Gefäß mit Blaſe zugebunden [pelliculare] 332). Colum. 12, 49. Oliven ſoliva] ſtößt man im September oder Oktober, begießt ſie mit etwas Waſſer, läßt ſie einige Zeit da— mit ſtehn, drückt fie dann aus, vermiſcht fie mit Samen von Fen— chel und Maſtixbaum [lentiscus] 2s). Schon am dritten Tage kann man ſolche Oliven eſſen. Man ſtößt auch Oliven, taucht ſie in kalte Salzlake, belegt den Boden des Topfes mit trocknen Fenchelſtielen, drückt die Oliven aus, miſcht ſie mit friſchem Samen von Fenchel und Maſtixbaum, legt ſie in den Topf; iſt dieſer faſt voll, ſo legt man trockne Fen— chelſtiele oben drauf, und gießt dann auf das Ganze eine Miſchung von 3 friſchem Moſt und 4 Salzlake. So erhalten ſich die Oliven das ganze Jahr gut, und können zu jeder Zeit verthan werden. — Einige ſtoßen die Oliven nicht, ſondern geben ihnen nur einen Schnitt mit einem aus Rohr gefertigten Meſſer; dies Verfahren iſt mühſa— mer, aber beſſer, denn ſolche Oliven bleiben weißer als diejenigen, deren Farbe durch Stoßen häßlich wird. Andre ſtoßen Oliven oder ſchneiden ſie nur an, vermiſchen ſie mit mäßig viel gekochtem Salz und den vorbenannten Samen, und gießen dann eingedickten Moſt oder Honigwaſſer [mella] darüber. Man ſucht ferner ſchöne, mit der Hand gepflückte Oliven aus, deckt den Boden des Topfes mit trocknem Fenchel, legt ſie, ge— miſcht mit Fenchel- und Maſtixbaumſamen, hinein, bis der Topf voll iſt, gießt dann Salzlake drauf, deckt mit Schilfblättern, und füllt den Topf bis zum äußerſten Rande mit Salzlake. Solche Oliven ſchmecken an ſich nicht beſonders gut, paſſen aber vortrefflich als Zuſatz zu Eingemachtem, das auf die Tiſche der Reichen kommt. — Viele eſſen aber ſolche Oliven mit Porré, Raute, Sellerie und Minze, die ſämmt— lich klein geſchnitten werden, thun ein wenig gepfefferten Eſſig und ziemlich viel Honig oder Honigwaſſer nebſt etwas friſchem Oel 332) Columella beſchreibt ferner noch andre Arten, Alant einzumachen, die ich übergehe. — 333) Pistacia Lentiscus, Linné. XII. Aufbewahrung des Obſtes und Gemüſes. 149 ſoleum viride] hinzu, und decken das Gericht mit grünem Sellerie. — Andre miſchen die friſchen Oliven mit Salz, thun Samen vom Maſtixbaum hinzu, legen Fenchel unter, füllen den Topf bis zum Rande mit Oliven, gießen vom ſchärfſten Eſſig auf, decken mit einer Lage Fenchel, gießen nochmals Eſſig auf, bis er den Rand erreicht, ſchütten am vierzigſten Tage alle Brühe aus, und füllen den Topf mit einer Miſchung von 4 eingedicktem Moſt und 4 Eſſig. Man ſammelt auch Oliven kurz vor der Reife, läßt die Stiele daran, und hebt ſie in Oel auf. So ſchmecken ſie noch nach einem Jahre wie friſch; ja man merkt kaum, daß ſie alt ſind, wenn ſie herausgenommen und mit zerſtoßnem Salz beſtreut werden. In Griechenland ſchlägt man meiſtentheils folgendes Verfahren ein, deſſen Erzeugniß man Epityrum nennt: Es werden Oliven, die zu reifen beginnen, mit den Händen abgeſtreift [destringere], auf Rohr [canna] einen Tag lang im Schatten ausgebreitet, und Alles, was noch an Stielen, Blättern oder kleinen Zweigen zu finden iſt, weggeworfen. Am folgenden Tage werden die Oliven in einen neuen Korb [liscus] gelegt, und in der Preſſe jo gepreßt, daß aller Abgang ſamurca] herausfließt. Zuweilen läßt man fie eine ganze Nacht und einen Tag unter der Preſſe. Darauf werden ſie geſchält [cortieulis eximere], mit gekochtem Salz begoſſen, mit Fenchelſamen, Raute, im Schatten getrockneten, dann klein geſchnittnen Fenchelblät— tern gemiſcht, und 3 Stunden in Ruhe gelaſſen. Sodann wird ſo viel wohlſchmeckendes Oel übergegoſſen, daß es bis über die Oliven ſteigt. Dieſe werden mit trocknen Fenchelſtielen gedeckt, doch ſo, daß die Brühe noch über dieſer Decke ſteht. Die Gefäße, deren man ſich zum Einmachen der Oliven bedient, müſſen irden und neu ſein, werden nicht gepicht, ſondern mit flüſſigem Gummi getränkt, und vor dem Gebrauch getrocknet. Co lum. 12, 50 u. 51 53%. Plin. 15, 15, 17. Wenn man Aepfel, oder Birnen, oder Quitten mit Zuſatz von Wein und Waſſer kocht, ſo geben ſie ein Muß, das man zum Brode ißt; andre Früchte geben kein Müß. Plin. 17, 1, 1. Es gibt Obſtbäume, deren Ertrag in manchen Jahren für zweitauſend Seſtertien 335) verpachtet wird. 334) Auch dieſe zwei Kapitel enthalten Vorſchriften über die Kunſt, O li⸗ ven einzumachen. — 335) Etwas über 100 Thaler. 150 Botanik der alten Griechen und Römer. XIII. Kunſtgärtnerei. Theophrast. Hist. plant. 6, 7, 3. Die Stabwurz [@ßoorovov] wird öfters in Blumentöpfe [doroaxov] gepflanzt wie die Adonis-Gärten [Adwvıdos ,HL,· :.] im Sommer 530). Diodorus Siculus 2, 10. Den ſogenannten Hängen— den Garten [xoeunorös / zu Babylon hat nicht Semira— mis gebaut, ſondern ein ſpäterer König des Landes. Dieſer hatte nämlich eine aus Perſien ſtammende Geliebte, welche eine Sehnſucht nach den Bergwieſen ihres Vaterlandes empfand, und den König bat, durch einen künſtlichen Garten ihrem Wunſche zu entſprechen. Der Garten [ruoaderoos|, welcher in Folge dieſer Bitte vom König er— richtet wurde, iſt 4 Morgen lang, 4 Morgen breit, und beſteht aus lauter maſſiven Bauten, wovon der eine immer auf dem andren ſteht. Der oberſte Bau, welcher den Garten ſelbſt trägt, iſt 50 Ellen hoch. Die Wände, welche mit großem Aufwand ſo feſt als möglich gemauert ſind, haben eine Dicke von 22 Fuß; jede Thür iſt 10 Fuß breit. Die ſteinernen Balken, welche die Decke tragen, ſind, ihre Köpfe mit— gerechnet, je 16 Fuß lang, 4 Fuß breit. Auf dieſen Balken liegt Rohr, das mit vielem Aſphalt verbunden iſt; auf dieſer Schicht liegen zwei andre, die aus gebrannten, mit Gyps verbundnen Backſteinen beſtehn; dieſe ſind mit Blei belegt, und auf dieſem Blei ruht die Erde, von welcher alſo keine Feuchtigkeit nach unten kann. Die Erde liegt ſo hoch angehäuft, daß die höchſten Bäume in ihr wurzeln kön— nen. Dieſer Boden iſt denn auch wirklich mit großen, ſchönen Bäu— men verſchiedner Art beſetzt, welche einen reizenden Anblick gewähren. In den Bauten, welche unter dem Garten ſtehn und ihn tragen, be— finden ſich viele Zimmer verſchiedner Art. Das Waſſer, welches zur Bewäſſerung des Gartens dient, wird durch ein Pumpwerk, deſſen Röhren durch die verſchiednen Etagen ſteigen, aus dem Fluſſe in die Höhe gepumpt. 336) Aus den vielen, aber nirgends genügenden Stellen der Alten über die Adonis-Gärten, welche man in Henrici Stephani Thesaurus gräck lingua bei dem Worte 40 s geſammelt findet, geht, wie daſelbſt geſagt iſt, hervor, daß es Blumentöpfe waren, in denen Pflanzen ſtanden, die, durch Wärme ge— trieben, ſchnell wuchſen, z. B. Weizen, Fenchel, Salat, Gerſte. XIII. Kunſtgärtnerei. 151 Strabo 16, 1, 5. Der Hängende Garten [xosuuorög znros) zu Babylon wird unter die ſieben Wunderwerke der Welt gerechnet. Er iſt viereckig gebaut; jede Seite hat die Länge von 4 Morgen Landes. Das Ganze iſt aus Backſtein und Aſphalt ge— mauert, und beſteht aus Schwibbögen, die ſich über einander empor— thürmen. Zwiſchen den Schwibbögen ſind überall mit Erde gefüllte Vertiefungen, welche mit großen Bäumen bepflanzt ſind. Zu der oberſten Plattform gelangt man durch Treppen, und an dieſen befin— den ſich Waſſerſchrauben, welche von Arbeitern gedreht werden und beſtändig Waſſer aus dem Euphrat emporſchaffen 33). Flavius Josephus, A. J. 10, 11. Beroſus 338) ſagt, weder Semiramis noch Cyrus habe den Hängenden Garten zu Babylon gebaut, ſondern Nabuchodonoſor; dieſer habe die in Judäa gemachte Beute dazu verwendet, in Babylon den Tempel des Belus zu errichten, die Stadt mit einer Backſteinmauer zu umgeben, und den Hängenden Garten zu bauen. Das Letztere habe er zu Ehren ſeiner Gemahlin gethan, welche in den Gebirgen Mediens er— zogen war, und ſich nach Bergen und Wäldern ſehnte. Seneca, Epistolä 122. Es gibt Leute, die ſelbſt im Winter Roſen haben wollen, die durch laues Waſſer und künſtliche Wärme im Winter Lilien zum Blühen bringen, obgleich deren Blüthen nach den Geſetzen der Natur erſt im Frühling erſcheinen. — Es gibt Leute, die hoch oben auf Thürmen Bäume pflanzen, die auf den Dächern der Häuſer ganze Wälder haben, deren Wurzeln in einer Höhe ſtehn, wo eigentlich nur ihre Gipfel hinreichen ſollten. Martial. 6, 80. Als aus dem ſtolzen Nilland mitten im Winter ein Schiff nach Rom kam, um den Kaiſer mit friſchen Ro— ſen zu erfreuen, fand der ägyptiſche Schiffskapitän, als er die Stadt betrat, daß die Winterblumen ſeines Vaterlandes als gering gegen die Pracht der zu Rom im Winter blühenden und duftenden Blumen 337) Die Waſſerſchraube (Waſſerſchnecke), noyAras, deren Erfindung gewöhnlich dem Archimedes zugeſchrieben wird, beſteht aus einer Walze, die ſchraubenförmig ausgehöhlt iſt. Wird ſie ſchief in Waſſer geſtellt und gedreht, ſo ſteigt das Waſſer in ihr empor und fließt oben aus. 335) Beroſus war um's Jahr 280 vor Chriſto Prieſter des Belus zu Babylon, und ſchrieb ein Buch, Baß vl ind nad Xaldaizu, von dem noch einige Bruchſtücke vorhanden ſind. 152 Botanik der alten Griechen und Römer. erſchienen; denn er erblickte ſie überall, wohin er Schritt und Blick lenkte, in reicher Fülle 339). Martial. 8, 14. Mein Stübchen, guter Freund, iſt im Win⸗ ter eiſig kalt, hat nicht einmal einen ganzen Fenſterladen, und Bo— reas ſelbſt würde ſich vor einer ſolchen Wohnung bedanken. Beſſer als ich find deine Obſtplantagen dran; die ſtehen hinter Schei— ben von Fenſterglimmer, und freundlich ſcheint vom Süden die Sonne hinein. | Martial. 8, 68. Damit die Winterkälte den purpur⸗ farbigen Trauben, dem Geſchenke des Bacchus, nicht ſchade, werden fie von durchſichtigen Edelſteinen 240) geſchützt. Martial. 11, 19. Der Garten, lieber Lupus, den Du mir unter der Stadt geſchenkt haſt, iſt bedeutend klein, faſt kleiner als das Gärtchen in meinem Fenſter. 5 Suetonius de Caligula. Kaiſer Caligula baute ſich Schiffe mit 10 Reihen von Ruderbänken über einander; ſie waren mit Edel— ſteinen beſetzt, die Segel waren buntfarbig, es waren große Bäder, Säulenhallen und Speiſeſäle vorhanden, Weinſtöcke und Obſt— bäume aller Art ſtanden in Menge auf dem Verdeck; unter dieſen lagerte ſich der Kaiſer, und fuhr mit ſchallender Muſik an den Küſten Kampaniens herum. Geopon. 11, 18. Frühzeitige Roſen [oodor zewWiuor] nennt man diejenigen, welche in Körben [re ! oder Töpfen [xeo&uıov] ſtehn, und eben jo wie Kürbiſſe und Gurken behandelt *! werden. Im Freien ſtehende treibt man, wenn man will, dadurch, daß man 2 Händebreit um ſie herum einen Graben zieht, und täg— lich zweimal warmes Waſſer in dieſen gießt. Nachtrag. Was ſich über die Dachgärten der Römer in alten Schriftſtellern zerſtreut findet, hat Klotz in feinen Opuse. var. argum. p. 174 — 191 und im Palaſt des Scaurus S. 155 ff. zuſammengeſtellt, und Wüſtemann gibt in ſeinem „Vortrag über die Kunſtgärtnerei bei den alten Römern, Gotha, 1846“, folgende Ueberſicht: „Zum Unterbau der Anlage wählte man das Lärchen— holz. Dann wurde ein Fußboden von Buchenbretern aufgelegt. Die- 339) Jedenfalls in Töpfen, Kübeln u. dgl. gezogne Blumen. 340) Fenſterglimmer. — 34 Nämlich im Winter bei kaltem Wetter in ſonnigen Räumen geſchützt, bei mildem in's Freie getragen oder gefahren werden. XIV. Botaniſche Gärten. 153 fer wurde mit Farnkraut und Stroh bedeckt, damit nicht die unmit— telbare Berührung des Kalkes dem Holze ſchaden könnte. Hierauf kam ein Lager von Bimsſteinen in der Größe einer Fauſt, dann eine fußdicke Lage von Mörtel, der aus 3 Theilen klarem Schutt und einem Theil Kalk beſtand. Dieſes Lager wurde tüchtig geſchlagen und etwas ſchräg gehalten, damit das Waſſer ablaufen konnte. Noch kam ein neuer Ueberzug von 6 Zoll Dicke darüber, welcher aus 3 Theilen geſtoßnen Scherben und einem Theil Kalk beſtand. Endlich wurde ein Pflaſter von Backſteinen, Marmor und Moſalk aufgelegt. — Auf dieſen Fußboden wurden nun große, mit Erde gefüllte Kä— ſten geſetzt, und es entwickelte ſich da eine reiche Vegetation. Man zog Blumen und Pflanzen aller Art. Orangen ſtanden in irdenen Töpfen und bleiernen Gefäßen, die zum Theil feſt eingelaſſen waren. Beſonders liebte man, Lauben von Weinſtöcken anzulegen, welche die Terraſſe anmuthig beſchatteten und ihr den Namen der Weinlauben, pergulä, gaben. Auch große Bäume wurden in folder Menge ge— zogen, daß die alten Schriftſteller von förmlichen Luſthainen auf den Dächern reden. Durch Pumpen hinauf geleitetes Waſſer ſprang aus dem marmornen Becken eines Springbrunnens, oder floß in geräu— mige Fiſchbehälter, trug zur Verſchönerung und Pflege des Gartens bei, und diente, rund um das Haus geleitet, zu Sicherung deſſelben bei Feuersgefahr. — Den meiſten Bewohnern Rom's war es übri— gens ſchon des Koſtenaufwands wegen verſagt, ſolche Gärten auf den Dächern zu haben. Sie begnügten ſich mit einem grünen Platze in den Höfen ihrer Wohnungen, welchen ſie mit Bäumen, Strauch— werk und Blumen ſchmückten. — Aber ſelbſt der geringſte Bürger wollte ſeinen beſcheidnen Antheil an den Gaben der Flora haben, und zog ſich deshalb einige Blumen in den Fenſtern ſeiner Wohnung in Töpfen.“ XIV. Botaniſche Gärten. Plin. 25, 2, 5. Um die Pflanzen kennen zu lernen, bin ich bei Antonius Caſtor in die Lehre gegangen, welcher zu unſrer Zeit in dieſer Wiſſenſchaft das größte Anſehn genoß. Ich beſuchte ihn nämlich oft in ſeinem Gärtchen, in welchem er die meiſten Pflan— zen zog. Dabei war er ſchon über 100 Jahr alt, hatte nie eine 154 Botanik der alten Griechen und Römer. Krankheit gehabt, und durch ſein hohes Alter weder an ſeinem Ge— dächtniſſe, noch an ſeiner körperlichen Munterkeit eine Abnahme erfahren. * N Diogenes Laärtius 5, 53. Theophraſt hatte zu Athen einen botaniſchen Garten angelegt, und unterhielt ihn mit Hülfe des Demetrius Phalereus. Durch ſein Teſtament vermachte er ihn ſeiner Schule als Fideikommiß, und ernannte zu deſſen Verwaltern den Strato, Kalliſthenes, Neleus, Hipparchus, Demaratus, Melantas, Demotimus, Pankreon, Nikippus und Kallinus. XV. Blumen, Kränze, Schmuck in Freud und Leid. a. Allgemeines. Theophrast. Hist. plant. 6, 6. Es gibt Kranzge⸗ wächſe lorepyarwuarızdv, orepovrwuea] verſchiedner Art. Von man- chen wird nur die Blume (os benutzt, und dieſe iſt entweder wohlriechend [evoouog], wie beim Veilchen %, oder geruchlos [üvoouos], wie die Nelke [dıogevFog] ?*2) und Silene [YA08] 45). — Bei manchen ſind die Zweige [Amv] und die Blätter [puAAor] und alle Theile wohlriechend, wie beim Feld-Thymian [Eonvi- ros] 340, beim Grauen Thymian [eAdvıov] ), der Waſſer⸗ minze [owowuPorov| und andren. — Das Wohlriechende Veilchen i οννο ] iſt ganz ohne Aeſte [axAwr], treibt Blätter aus der Wurzel, und hat immer Blätter [roosgıloyvidog za aeipvlkog]. Einige ſagen, es blühe auch beſtändig, wenn es richtig behandelt werde. Das wäre eigenthümlich. Theoerit. 2, v. 122. Ich hatte auf dem Haupte einen aus Silberpappel [ehen], dem heiligen Baume des Herkules, mit Purpurbändern geflochtenen Kranz. Cato de r. r. 8. Wer einen Garten bei der Stadt hat, der ziehe Kranzblumen [coronamentum]| aller Art. Varro de r. r. 1, 23, 4. Auf dem Landgut müſſen außer den Wieſen, den mit Getreide oder Futterkräutern beſtellten Aeckern, 342) Gattung Dianthus, Linné. — 343) Gattung Silene, Linné. 344) Thymus Serpyllum, Linné. — 345) Thymus incanus, Sibth. XV. Blumen, Kränze, Schmuck in Freud und Leid. a. Allgemeines. 155 den Wäldern u. ſ. w. auch Obſtgärten [pomarium] und Blu⸗ mengärten [florale] angelegt werden. Plin. 16, 3, 3. Von jeher ſind die Bäume, welche Eicheln tragen [glandiferi generis], bei den Römern hoch in Ehren gehalten worden. Von ihnen nahm man die Bürgerkronen ſcivica corona], das rühmlichſte Ehrenzeichen für kriegeriſche Tapferkeit. — Jetzt ſchmücken ſich die Kaiſer mit ſolchen Bürgerkronen, wenn ſie ſich's zum Verdienſt anrechnen, daß fie römiſche Bürger nicht getödtet haben 34600. — Für geringer als die Bürgerkronen werden die Mauerkronen [muralis corona], Wallkronen [vallaris corona] und goldnen Kronen [aurea corona! geachtet, obgleich letztere mehr Geldwerth haben, für geringer ſelbſt die Schiffs— kronen [rostrata corona], obgleich dieſe bis auf die neuere Zeit dadurch in hohem Anſehn ſtanden, daß dem Marcus Varro eine von Pompejus dem Großen nach dem Seeräuberkriege zuerkannt worden war, eine zweite dagegen dem Marcus Agrippa nach dem Siciliſchen Kriege, der ebenfalls gegen Seeräuber geführt wurde, vom Kaiſer Auguſtus. Plin. 16, 4, 4. In alten Zeiten wurden nur Göttern Kränze [eorona] gegeben, und deswegen ſpricht fie Homer keinem ſeiner Helden zu. Vater Liber?!) ſoll der Erſte geweſen fein, der einen Kranz trug; ſelbiger ſoll von Epheu geweſen ſein, und er ſoll ihn ſich ſelbſt auf's Haupt geſetzt haben. — Späterhin ſetzten die Opfernden zu Ehren der Götter Kränze auf ihr Haupt, und kränzten zugleich die Opferthiere. — Endlich ſind ſie auch bei den heiligen Kampfſpielen in Gebrauch gekommen, werden aber daſelbſt eigentlich nicht dem Sieger, fondern dem Vaterlande des Siegers zugeſprochen. — Daraus iſt denn die Sitte entſtanden, ſie den Triumphirenden zu geben, um ſie als Weihgeſchenke in Tempeln aufzuhängen, und endlich hat man ſie auch noch für die Spiele eingeführt, die zur Beluſtigung des Volkes gegeben werden. — Anfangs kannte das römiſche Volk nur Kränze, die durch Kriegesthaten erworben wurden; jetzt hat es aber mehr Arten von Kränzen, als alle andren Völker zuſammen. 346) Appianus, bell. eiv. 2, p. 494, ſtellt die Sache anders dar, indem er ſagt: Dem Julius Cäſar wurde nach Beendigung der Bürgerkriege ein Ei— chenkranz [oreparos Er Ögvös] zuerkannt, weil er das Vaterland ge rettet hatte. — 347) Bacchus. 156 Botanik der alten Griechen und Römer. Plin. 16, 4, 5. Romulus ſetzte dem Hoſtus Hoſtilius einen aus Laub geflochtenen Kranz auf [frondea coronare], weil er zuerſt in Fidena eingedrungen war; er war der Großvater des Kö— nigs Tullus Hoſtilius. — Als der Kriegstribun Publius Decius im Samnitiſchen Kriege ein Heer gerettet hatte, bekränzte dieſes ihn eben- falls mit Laub [frondea donarel. — Die Bürgerkrone ward anfangs aus dem Laube der Ilex-Eiche geflochten; fpäter- hin wand man ſie aus der dem Jupiter heiligen Speiſeeiche. Man nahm auch das Laub von der erſten beſten Eiche, aber es mußte doch immer eine Eiche ſein. Die Griechen hatten die Sitte, zu Ehren desjenigen ihrer Mitbürger, dem zu Olympia unter den Augen des Jupiter der Siegerkranz aufgeſetzt worden war, ein Stück Mauer einzureißen, damit er bei feiner Rückkehr durch dieſe Breſche einziehen könnte 19). Die römiſchen Geſetze ſprechen die Bürgerkrone nur Dem- jenigen zu, der unter ſchwierig zu erfüllenden Bedingungen geſiegt hat. Er ſoll nämlich einen Bürger gerettet und dabei einen Feind getödtet haben; letzterer müſſe dann den ganzen Tag auf der Stelle, wo er getödtet worden, liegen geblieben 3*9) fein, der Gerettete müſſe ſelbſt eingeſtehn, daß er gerettet worden ſei, ſonſt ſind alle andren Zeugniſſe unnütz; und endlich müſſe der Gerettete wirklich römiſcher Bürger ſein. — Durch bloße Hülfe verdient ſich kein Römer die Bürgerkrone, wenn er die genannten Bedingungen nicht erfüllt, und hätte er einem Könige geholfen. — War der Gerettete ein Feldherr, ſo wird deswegen noch keine höhere Belohnung gegeben, denn die Geſetze ſtellen alle römiſche Bürger als ſolche gleich. — Wer die Bürgerkrone empfangen, darf ſie fortwährend tragen, und ſelbſt der Senat erhebt ſich von ſeinen Sitzen, wenn ein mit ihr Bekränzter eintritt. Derſelbe iſt auch frei von allen Staatslaſten, und eben ſo ſein Vater und deſſen Vater. Siccius Dentatus hat 14 Bürger⸗ kronen empfangen; Marcus Manlius Capitolinus ſechs, und unter 348) Plutarch, Symp. 2, 5, p. 639, erklärt dieſe griechiſche Sitte fo: In der Sitte, daß man ein Stück Mauer einriß und ſo einen Weg bahnte, auf dem der Sieger von Olympia ſeinen feierlichen Einzug triumphirend zu Wagen halten konnte, lag der Sinn: „daß Städte, deren Bürger ſiegreich zu kämpfen wüßten, keiner Mauern bedürfen“. 349) Alſo vom Feinde nicht weggetragen worden und auch wirklich todt fein, XV. Blumen, Kränze, Schmuck in Freud und Leid. a. Allgemeines. 157 dieſen ſechs war eine für Rettung ſeines Feldherrn Servilius. Scipio weigerte ſich, die Bürgerkrone anzunehmen, als er ſie durch Rettung ſeines Vaters in der Schlacht an der Trebia verdient. Plin. 21, 1, 1. Viele Dinge hat die Natur des Gebrauchs und der Nahrung wegen geſchaffen, und ihnen deswegen die Dauer von Jahrhunderten oder wenigſtens mehrerer Jahre verliehn; die Blumen und Wohlgerüche aber hat fie nur für Tage geſchaffen. Selbſt die Malerei vermag nicht, ihre Farben und deren mannichfal— tige Miſchung richtig nachzuahmen. Man verflicht ſie übrigens in vielfachem Wechſel zu Kränzen und Guirlanden, und durchflicht ſelbſt Kränze mit Kränzen. Plin. 21, 2, 2. Die Alten hatten weit einfachere Kränze, und nannten ſie struppus oder strophiola. Der Name corona verbreitete ſich erſt in ſpäterer Zeit; er war früher nur für die Kränze in Gebrauch, die man bei Opfern oder als Ehrenzeichen für Kriegsthaten in Anwendung brachte. Der Name sertum [Gewinde] wird von serere [winden] abgeleitet. Plin. 21, 2, 3. Anfangs war es Sitte, daß für die heiligen Spiele Kränze von Baumzweigen geflochten wurden; erſt ſpäter begann man, ſie durch bunte und wohlriechende Blumen zu verſchö— nern. In Sicyon wetteiferte die Kranzflechterin [coronaria] Glycera durch immer ſchönere natürliche Kränze mit dem Maler Pau— ſias, der ihre Kränze malte, ſo daß Natur und Kunſt ſich gegenſeitig zu übertreffen ſuchten. Auf dem berühmten Bilde, welches die Kranz— flechterin [stephanoplocos] heißt, und welches noch heutiges Tages vorhanden iſt, hat er die Glycera gemalt. Dies geſchah nach der hundertſten Olympiade 35%). — Wie man nun einmal angefangen hatte, Blumen in die Kränze zu flechten, wurden auch die Winter— kränze [hiberna corona] Mode, deren Blumen, weil die Jahres— zeit keine natürlichen liefert, aus Hornſpänen beſtehn, welche künſtlich gefärbt ſind. In Rom ſchlich ſich auch allmälig für die Kränze, wegen ihres zarten Weſens, der Name corolla, und dann der Name corollarıum für Kränze aus vergoldetem oder verſilbertem Kupferblech ein. Plin. 21, 3, 4. Zuerſt ließ der reiche Craſſus die Blätter aus Gold nachbilden, und verſchenkte die daraus gemachten Kränze 80) 380 Jahre vor Chriſto. 158 Botanik der alten Griechen und Römer. bei den Spielen, die er gab. Es kamen dann noch zur Erhöhung der Schönheit der Kränze Bänder [lemniscus] hinzu, und an den etruſkiſchen durften nur goldne Bänder angebracht werden. Lange Zeit hindurch waren ſie einfach; dann ließ ſie Publius Claudius Pulcher in getriebner Arbeit darſtellen, und brachte ſelbſt an dem Baſte [philyra], womit die Kränze gewunden wurden, Goldblättchen an. Plin. 21, 3, 5. Jedenfalls haben die Kränze, ſelbſt die bei öffentlichen Spielen errungenen, immer in hohem Anſehn geſtan— den. Die Römer kämpften entweder im Cirkus ſelbſt, oder ſchickten doch ihre Sklaven und Pferde. Daher jenes Geſetz der 12 Tafeln: „Wer ſich durch eigne Kraft oder durch ſein Geld einen Kranz ver— dient, dem ſoll derſelbe zum Lohne gegeben werden.“ Mit dem durch Geld verdienten Kranze war der durch Sklaven oder Pferde errun— gene bezeichnet, und die Ehre beſtand darin, daß er dem Sieger, wenn er todt war, oder auch deſſen Eltern aufgeſetzt werden durfte, ſo lange die Leiche noch im Hauſe ſtand, oder wenn ſie zur Beerdi— gung aus der Stadt getragen wurde; übrigens wurden die in Spie— len gewonnenen Kränze nicht leicht gebraucht. — In ſolchen Dingen hat bei den Römern immer große Strenge geherrſcht. Als ſich z. B. im zweiten Puniſchen Kriege der Geldwechsler Lucius Fulvius unter— fing, bei hellem Tage aus ſeiner Bude mit einem Roſenkranze auf dem Kopfe auf das Forum hinaus zu ſehn, wurde er kraft eines Senatbeſchluſſes in's Gefängniß geführt, und erſt am Ende des Krie— ges wieder in Freiheit geſetzt. — Als Publius Munatius von der Bildſäule des Marſyas einen Blumenkranz [corona e floribus] ge- nommen und aufgeſetzt hatte, ließen ihn die Triumvirn feſſeln und in's Gefängniß führen. Er bat zwar die Tribunen, ihm beizuſtehn, aber dieſe thaten keinen Einſpruch. — Ganz anders war es in Athen, wo Jünglinge noch vor der Mittagsſtunde die Verſammlungen weiſer Männer mit einem Kranze auf dem Kopfe beſuchten. Plin. 21, 3, 7. Mit Blumen hat das römiſche Volk nur einen Scipio, der den Beinamen Serapio hatte, geehrt. Er ſtarb als Tribun, und war bei dem Volke ſehr beliebt. Da er kein Ver— mögen hinterließ, ſo beſorgte das Volk auf eigne Koſten, indem Je— der das Seine beitrug, das Begräbniß, und warf ihm überall, wo der Leichenzug vorbeiging, Blumen zu. Plin. 21, 3, 8. Schon in alter Zeit ehrte man die Götter, die Schutzgottheiten des Staates und der Familien, die Grab— XV. Blumen, Kränze, Schmuck in Freud und Leid. a. Allgemeines. 159 mäler und die abgeſchiedenen Seelen mit Kränzen. — Später ging man auf Roſenkränze über, und legte denen den höchſten Werth bei, welche nur aus zuſammengehefteten Roſenblättern beſtanden. — Endlich nahm man den Stoff zu Kränzen aus Indien oder aus Ländern, die jenſeit Indien liegen; für die herrlichſten gel— ten die aus Nardenblättern 351), oder die mit bunten, von wohlrie— chenden Salben triefenden Seidenſtoffen durchflochtenen. So weit geht jetzt die Verſchwendung der Weiber! Plin. 21, 3, 9. Zwei griechiſche Aerzte, Mneſitheus und Kallimachus, haben eigens über die Kränze geſchrieben, welche dem Kopfe und ſomit der Geſundheit ſchaden. Bei Wein und Fröhlich— keit kann der Blumengeruch ſchaden, ohne daß man daran denkt. Daß auch abſichtlich durch die Kränze, welche man bei Gaſt— mählern zu tragen pflegt, Unheil geſtiftet werden kann, erſieht man aus folgendem Beiſpiel: Vor der Schlacht bei Aktium begann An— tonius den Verdacht zu faſſen, Kleopatra möchte einmal den Verſuch machen, ihn durch Gift aus dem Wege zu räumen, und genoß nichts mehr, bevor es von Andren gekoſtet war. Dies merkte die Königin. Sie ſetzte nun bei einer luſtigen Mahlzeit einen Kranz auf, deſſen Blumen ſie mit Gift beſtrichen hatte, und that im Laufe des mun— teren Geſpräches den Vorſchlag, die Blumen des Kranzes mit zu trinken. Antonius ahnete nichts Böſes, ließ die Blumen in ſeinen Becher werfen, ſetzte an, und wollte trinken. Da hielt Kleopatra ſchnell die Hand vor, und fagte: „Sieh, Antonius, du denkſt dich dadurch zu ſchützen, daß du alle deine Speiſen und Getränke erſt koſten läſſeſt; aber das würde dir Alles nichts helfen, wenn ich nicht wüßte, daß ich ohne dich nicht leben kann.“ Sie ließ nun, um zu beweiſen, wie ſie über Tod und Leben gebiete, einen Menſchen aus dem Gefängniß kommen, und befahl ihm, aus dem Becher zu trinken. Er that's, und ſank auf der Stelle todt nieder. Plin. 21, 8, 23. Der Amarant [amarantus] 252) kommt in ſchönſter Sorte aus Aegypten. Man pflückt ihn vor Eintritt des Winters, bewahrt ihn auf, befeuchtet ihn, wenn alle andren Blumen fehlen, mit Waſſer, gibt ihm dadurch das Anſehn, als ob er friſch wäre, und benutzt ihn zu Kränzen. 51) Was hier unter Narden zu verſtehn, läßt ſich nicht ſagen. 352) Hier wohl Celosia eristata, Linné. 160 Botanik der alten Griechen und Römer. Pollux, Onomasticon 6, 106. Die Blumen, welche man zu Kränzen verwendet, find Roſen [Goos], Veilchen [70 %é, Lilien Izotvov] ,! Minze LoονανινννονjðẽEů, Anemone LAvsεñ, Feld ⸗Thy⸗ mian fe νονο, Safran [xo0xos]), Hyacinthe locke] 353), Stöchas-Gnaphalium [ERiyovoog] ), Hemerokallis [nusooxer.- Ae] 355), Grauer Thymian [EAdveiov] 25%), Königskerze Yes), Oeſtlicher Kerbel |avHoioxog] ss), Narciſſe [raoxıooos], Steinklee [uAdwror], Anthemis le, ?5%), Mutterkraut . 360) und andre Blumen, die entweder ſchön oder wohlriechend ſind. Athenäus, Deipnosophistä 1, 33. Homer erwähnt den Gebrauch der Kränze nirgends. Athenäus, Deipn. 5, 22. Bei einem feierlichen Umzuge, den der König von Syrien, Antiochus der Tolle PEruerng] hielt, befanden ſich 3000 leichtbewaffnete, in Purpur gekleidete, mit gol- denen Kränzen geſchmückte Cilicier, 2000 Reiter in Purpurklei— dern, wovon die meiſten goldne Kränze trugen; hinter den Sol— daten folgten 800 Jünglinge mit goldnen Kränzen. Athenäus, Deipn. 5, 25. Bei dem großen Feſte, welches Ptolemäus Philadelphus zu Alexandria in der Mitte des Winters gab, war ſein Prachtzelt von Lorbeer, Myrte und andren Bäumen umſchattet, der ganze Boden war mit Blumen aller Art beſtreut; Aegypten bringt nämlich ſowohl durch ſein mildes Klima, als durch die Kunſt ſeiner Gärtner zu jeder Jahreszeit Blumen in Ueberfluß, fo daß man z. B. Roſen, Levkoien [Aevxdiov] 3%) u. ſ. w. zu jeder Zeit in beliebiger Menge haben kann. Bei dieſer Gelegenheit war in einer Jahreszeit, wo in einer andren Stadt kaum zu Einem Kranze Blumen aufzutreiben geweſen wären, bei dieſem Feſte in Alexandria Ueberfluß an Blumenkränzen für die ungeheure Menge der Gäſte, und der Boden war ſo dick mit Blumen beſtreut, daß er wirklich einer göttlichen Wieſe glich. — Bei dem feierlichen Umzug, der bei dieſer Gelegenheit gehalten wurde, kam auch Alles zur Schau, was ſich auf die Geſchichte der einzelnen Gottheiten bezieht. Im Gefolge 353) Hyacinthus orientalis, L. — 354) Gnaphalium Stöchas, Linné. 355) Gattung Hemerocallis, Linné. — 356) Thymus incanus, Sibth, 357) Verbascum limnense, Fraas. — 38) Scandix australis, Sibth. 359) Gattung Anthemis, Linné, und Matricaria, Linné. %) Matricaria Parthenium, Linné. — 31) Cheiranthus incanus, L. XV. Blumen, Kränze, Schmuck in Freud und Leid. a. Allgemeines. 161 des Bacchus erſchienen 40 Satyrn, um deren Lampen von Gold ſtrahlende Epheublätter [zoo οοννν gewunden waren; Bif- torienbilder trugen Räucherpfannen von 6 Ellen Länge, die mit Epheu— ranken und goldnen Zweigen umgeben waren; ein Altar von 6 Ellen folgte, geſchmückt mit goldnem Epheulaub und einem Kranze von gold— nem Weinlaub. Dem Altare folgten 120 Knaben, in Purpur ge— kleidet, Weihrauch [Abavwrös), Myrrhe [owvora] und Safran in goldnen Gefäßen tragend. Nach ihnen kamen 40 Satyrn, mit gold— nen Epheukränzen geſchmückt; ſie trugen auch einen großen Kranz, der aus goldnen Wein- und Epheuranken beſtand. Es folgte ferner ein ausgezeichnet großes, reich und ſtattlich mit Gold geſchmücktes Weib, das in der einen Hand einen Kranz aus Myxa [reooute] ?62), in der andern einen Stab von Dattelpalme [powıE] trug. Es gingen hinter ihr wieder Räucherpfannen mit goldnen Epheuguirlanden, Sa— tyrn mit goldnen Epheukränzen einher. Ihnen folgte ein von 180 Menſchen gezogener Wagen, welcher die Bildſäule des Bacchus trug; dieſe goß aus einem goldenen Becher Wein, und hatte neben ſich noch ein großes Weingefäß, ferner eine Räucherpfanne nebſt 2 Schalen, die mit Kaſſia [xaooie] e und Safran [xooxos] ge- füllt waren. Ueber dem Bacchus wölbte ſich eine Laube [oxucg], die aus Epheu, Wein und andren Bäumen gebildet war; rings hin— gen auch Kränze [o re, Bänder [ruwvia], von Epheu und Wein umrankte Stäbe [9v0005]; hinter dieſem Wagen gingen Bacchantin— nen einher, mit fliegendem Haar, bekränzt mit Schlangen, oder Ballota⸗Eiche fardag] 363) und Wein und Epheu. Es folgte ein von 300 Mann gezogner Wagen, 20 Ellen lang, 16 breit; auf ihm eine mit Trauben [orayvin] gefüllte Kelter se, welche 24 Ellen lang, 14 breit war. Sechzig Satyrn traten die Trauben, ſangen unter Flötenſpiel ein Kelterlied, und der Moſt floß auf den ganzen Weg hin. Der nachfolgende, von 60 Mann gezogne Wagen war 25 Ellen lang, 14 breit, und trug einen ungeheuern, aus Pan— ther fellen genähten Schlauch [aoxds], aus welchem auf den gan— zen Weg allmälig auslaufender Wein floß, u. ſ. w. u. ſ. w. Athenäus, Deipn. 12, 17. Die Sybariten ſtellen recht oft öffentliche Schmauſereien an, und ehren diejenigen Leute, welche 962) Cordia Myxa, Linné. — 363) Laurus Cassia, Linné. %) Quercus Ballota, Desf. 11 162 Botanik der alten Griechen und Römer. die reichlichſten Beiträge dazu liefern, mit goldnen Kränzen; ja ſie bekränzen auch diejenigen Köche, welche die Speiſen am velifateften zubereiten. Athenäus, Deipn. 12, 79. Die Sitte, einen Strauß von Blumen und Aepfeln e] in den Händen zu tragen, kann aus verſchiednen Urſachen entſtanden ſein; vielleicht ſollen ſie, wie die Kränze, Dem, der ſie trägt, zum Schmucke dienen. Athenäus, Deipn. 15, 9 bis 14. Wenn der Kranz, den Jemand auf dem Kopfe trägt, auseinandergeht, ſo pflegt man zu ſagen, er ſei verliebt. — Es iſt auch Sitte, daß man die Thüren Derjenigen, die man liebt, mit Kränzen ſchmückt. Plato gibt eine eigenthümliche Aufgabe, nämlich eine gewiſſe Anzahl Aepfel oder Kränze unter mehrere Leute, deren Zahl aber immer kleiner wird, ſo zu vertheilen, daß Jeder, der bekommt, immer eben ſo viel bekommt als die Andren. Dieſes Räthſel würde ich ſo löſen: Ich würde ſechzig Aepfel oder Kränze nehmen und ſechs Gäſte laden. Ich gäbe nun Dem, der zuerſt kommt, 60 Stück; dieſer gibt Dem, welcher nach ihm kommt, die Hälfte, ſo hat Jeder 30. Sie theilen alle Kränze mit dem Dritten, ſo hat Jeder 20; dann mit dem Vierten, ſo hat Jeder 15; ferner mit dem Fünften, ſo hat Jeder 12; endlich mit dem Sechſten, ſo behält Jeder 10. Es fragt ſich ferner, wie man die Worte des lieblichen Dichters Anakreon erklären ſoll, wo er von einem Naukratiten-Kranze ſpricht, indem er ſagt: Ein Jeder hatte 3 Kränze, zwei aus Roſen, und der dritte war ein „Naukratiten-Kranz“, und warum derſelbe Dich— ter von Kränzen ſpricht, die aus Müllen [Avöyog] 365) geflochten ſind; denn ein ſolcher Kranz ſcheint doch ein albernes Ding zu ſein, indem man die Müllen eigentlich nur zum Binden und Flechten an— wendet. — Die Sache erklärt ſich recht gut aus einem Buche des Samiers Menodotus, welches von der Inſel Samos handelt: „Ad— meta“, ſo erzählt er, „Tochter des Euryſtheus, floh aus Argos, ge— langte nach Samos, und übernahm dort die Sorge für den noch jetzt auf Samos ſtehenden Junotempel. Einſt kamen bei Nacht tyrrheni- ſche Seeräuber, ſtiegen an's Land, gingen in den Tempel, der nach damaliger Sitte offen ſtand, ſtahlen die Bildſäule der Juno und tru⸗ gen fie auf ihr Schiff. Bald aber merkten fie, daß dieſes nun feſt— 365) Vitex Agnus, Linné. XV. Blumen, Kränze, Schmuck in Freud und Leid. a. Allgemeines. 163 ſtand und mit keiner Gewalt vom Flecke zu bringen war. Das kam ihnen doch bedenklich vor, und weil ſie glaubten, die zürnende Gott— heit ſtrafe ſie, trugen ſie die Bildſäule wieder an's Land, legten ihr Opferkuchen hin, und eilten voller Angſt und Noth von dannen. Am folgenden Morgen bemerkte Admeta, daß die Bildſäule im Tempel fehlte. Es wurde geſucht; die Leute fanden ſie am Ufer, dachten in ihrer Dummheit, ſie wäre ſelbſt weggelaufen, ſchoben ſie an einen Müllenzaun [Adyov Iwodzıov], und banden fie da mit deſſen längſten Zweigen Add os] überall recht feſt. Admeta befreite fie ſpä— ter von den Feſſeln, brachte ihr Sühnopfer, und ſchaffte ſie wieder in den Tempel. Seit jener Zeit wird nun aber jene Bildſäule jähr— lich Einmal an's Ufer geſchafft, und unter Darbringung von Opfer— kuchen ihr Befreiungsfeſt gefeiert. — Uebrigens hätten die Karier zur Zeit, wo fie das Unglück gehabt, die Göttin an den Zaun zu bin- den, eine Geſandtſchaft an das Orakel des Apollo geſchickt, und voller Gewiſſensbiſſe um guten Rath gebeten. Dieſer hätte ihnen denn an— befohlen, von Stund an nur noch Müllenkränze, aber nie andre Kränze zu tragen; trügen ſie dieſe aber regelmäßig bei jeder Mahl— zeit, ſo garantire er, daß ihnen Gnade für Recht angedeihen werde. Nur Denjenigen, welche die Göttin bedienten, wolle er die Erlaubniß geben, Lorbeerkränze zu tragen. — Seit jenem Orakelſpruch trügen alſo die Samier, mit Ausnahme der Juno-Prieſter, nur Müllen⸗ kränze.“ Athenäus, Deipn. 15, 14. Den eben beſprochnen Mül— lenkranz [7 zara ımv Avyov oreporwoıg) ſcheint auch der von Samos gebürtige epiſche Dichter Nicänetus zu meinen, indem er ſagt: „Ich will heute nicht in der Stadt, ſondern auf dem Lande ſchmauſen; dort ſäuſelt der Weſt, dort lagre ich mich auf Müllen, auf den Zwei— gen, woraus die Samier von Alters her Kränze flechten; dort laß ich mir Wein bringen, und beſinge beim Klange der Lyra die berühmte Gemahlin des Zeus, die Beherrſcherin unſrer Inſel.“ Athen. Deipn. 15, 16 u. 17. Die Lacedämonier bekrän⸗ zen ſich an dem Feſte der Promachien mit Rohr [raiuuog]; Dies erfährt man aus einem Buche des Soſibius über die Feſte der Lace— dämonier, worin er ſagt: „Bei dieſem Feſte bekränzen ſich die jun— gen Landleute mit Rohr; die jungen Leute dagegen, welche der Staat erziehen läßt, folgen ohne Kranz.“ Ariſtoteles ſagt in dem zweiten Buch ſeiner Erotica: „Die 2 H 164 Botanik der alten Griechen und Römer. Alten glaubten, es wäre beim Weintrinken gut, wenn man ſich etwas um den Kopf bände, und nahmen dazu das Erſte Beſte; ſpäter be⸗ dienten ſich die Leute zu dieſem Zwecke des Kranzes, indem ſie das Schöne mit dem Nützlichen verbinden wollten. Es iſt ja auch ver— nünftiger, weil doch die Vernunft im Kopfe ihren Sitz hat, dieſen während des Trinkens zu bekränzen, als ihn mit der Mütze zu bedecken, oder mit ſonſt etwas feſt zu umbinden.“ Man hat auch den Kranz ſo aufgeſetzt, daß er die Stirn deckte, wie denn Anakreon ſingt: „Wir wollen den Sellerie— kran z [oAlvwv orepavioxog] auf die Augenbraunen ſetzen, und das frohe Feſt des Bacchus feiern.“ Man bekränzte auch die Bruſt und ſalbte ſie, weil in ihr das Herz ſitzt. — Die Kränze, welche man um den Hals legte, nannte man Hypothymiaden Naſenräuchrer, drosvuag], wie denn z. B. Alcäus ſagt: „Legt aus Dill [avinrov oder üvnzor] geflochtne Hypothymiaden um den Hals“, und Sappho: „Viele ge— flochtene Hypothymiaden um den ſchönen Hals“, und Anakreon: „Sie legten um die Bruſt aus Lotos geflochtne Hypothymiaden Awrivn u nονν¹i, “ 36%). Aeſchylus ſagt in ſeinem Prometheus lyomenos ganz deutlich, „wir trügen die Kränze als Andenken an die Feſſeln des Prome— theus“; er ſagt auch in der Sphinx, „Kränze wären die beſten Feſſeln“. Eine andre Urſache der Bekränzung gibt Sappho an, indem ſie ſagt: „Bekränze dein Haupt, indem du Dillzweige mit den zarten Händen verflichtſt. Was grünt und blüht [eb 9e], iſt den Göt— tern angenehm; von Unbekränzten [ore οονν wenden ſie ſich ab.“ Sie mahnt, beim Opfern Kränze aufzuſetzen, weil Das ſchön aus— ſieht, und den Göttern gefällt. Wenn wir einen Todten betrauern, legen wir unſern Schmuck ab, wir ſchneiden nämlich unſer Haar ab, und nehmen den Kranz vom Haupt. Philonides ſagt in ſeinem Buche über die Salben und Kränze: „Bacchus hat vom Rothen Meere her den Weinſtock nach Grie— chenland verpflanzt; und wie nun die Leute gleich unmäßig Wein, dem kein Waſſer beigemiſcht war, zu trinken begannen, wurden ſie 366) Lotus bedeutet hier wohl Klee. XV. Blumen, Kränze, Schmuck in Freud und Leid. a. Allgemeines, 165 wie, toll, oder begannen zu ſchwindeln, und fielen wie todt zu Boden. That ihnen dann der Kopf weh, ſo banden ſie das erſte beſte Band um ihn, und kamen fo von ſelbſt auf den Epheukranz [xioowos or&porog], weil er in Menge zu haben war, hübſch ausſieht, wenn er mit ſeinen grünen Blättern und Blüthendolden die Stirn umſchat— tet, weil er ſich gut winden und binden läßt, weil er kühlt, und keinen dem Kopfe beſchwerlichen Geruch hat. Der Epheukranz ward denn bald als etwas dem Bacchus Geweihetes angeſehn, und man begann allmälig, auch den Myrtenkranz [uvoowns or&pavog] anzuwenden, als welcher den Weinrauſch hemmt; ferner den Roſen— franz [oodıwog or&pavos], der kühlt und einigermaßen das Kopfweh lindert; den Lorbeerkranz [daprwogs or&pavog], der auch beim Trunk nicht unpaſſend ſchien. Aber den Levkoienkranz [Asvxolog or&povog] und den Majorankranz [auagazıwos orepavos] und alle, die betäuben oder doch den Kopf beſchweren, muß man meiden. Athen. Deipn. 15, 18. Ueber den Naukratiten-Kranz habe ich Aufſchluß in dem Buche des aus Naukratis ſtammenden Polycharmus gefunden, welches von der Venus handelt, und folgende Stelle enthält: „In der dreiundzwanzigſten Olympiade reiſte Hero— ſtratus, Bürger von Naukratis, in die Fremde, kam weit umher, und kaufte zu Paphos auf Cypern ein Bild der Venus, das eine Spanne hoch und uralt war, um es mit nach Naukratis zu nehmen. Auf der Rückreiſe, wie das Schiff in die Nähe Aegyptens kam, trat plötz— lich ein ſolches Unwetter ein, daß man das Land nicht mehr ſehen konnte, und Keiner von der Bemannung des Schiffes wußte, wo er war. In der Noth nahmen ſie Alle ihre Zuflucht zu dem kleinen Bilde der Venus, und fleheten um Rettung. Da ließ die Göttin plötzlich auf dem ganzen Schiffe Myrten [uvsowe] emporwachſen, und das Schiff füllte ſich mit Wohlgeruch, während die Manufchaft eben noch in Verzweiflung geweſen war, an Seekrankheit ſtark gelitten und entſetzlich geſpieen hatte. Jetzt hörte das Speien auf, die Sonne zeigte ſich wieder, und das Schiff gelangte glücklich nach Naukratis. Dort ſprang Heroſtratus mit dem Bilde der Göttin und mit Zweigen von Myrten an's Land, opferte der Venus, berief ſeine Verwandten und Freunde in den Tempel ſelbſt zum Gaſtmahl, gab jedem Gaſte einen Myrtenkranz, und nannte einen ſolchen: Naukratiten-Kranz.“ Anakreon ſpricht von Myrtenkränzen, die mit Roſen durchwebt waren; Theopompus erzählt im dritten Buche ſeiner Helle- 166 Botanik der alten Griechen und Römer. nica, die Aegyptier hätten dem Ageſilaus, als er in ihr Land ge— kommen, unter andren Geſchenken auch Papyrus zu Kränzen geſchickt. — Uebrigens weiß ich recht gut, daß Viele behaupten, der Naukratiten-Kranz werde aus Majoran [oauwyvuyor] geflochten, der in Aegypten ſehr häufig iſt. Athen. Deipn. 15, 20 u. 21. Ariſtophanes ſpricht in dem Stück, welches Tegenistä heißt, von Iſthmiſchen Kränzen. In dem ſchönen Alexandria gibt es auch Kränze, die man An— tinoeios nennt; fie werden aus der Aegyptiſchen Seeroſe [Arg] gefertigt. Dieſe Blume wächſt in Sümpfen und zeigt ſich in der Mitte des Sommers. Sie hat zweierlei Farbe, iſt nämlich entweder roſa s“), und dann nennt man den Kranz eigentlich An- tinoeios stephanos, oder die Farbe iſt himmelblau 68), und dann heißt der Kranz Lotinos stephanos. — Ein ägyptiſcher Dichter Namens Pankrates hatte den Einfall, dem römiſchen Kaiſer Adrian, wie er in Alexandria war, die roſenfarbne Seeroſe zu zeigen, ſie für ein Wunder auszugeben, und zu ſagen, ſie wäre aus dem Blute des mauruſiſchen Löwen entſproſſen, den Adrian in Libyen, nicht ſehr weit von Alexandria, auf einer Jagd mit eigner Hand er— legt hatte. Dieſer Löwe war ein ungeheures Thier, und hatte lange ſo arg in Libyen gehauſt, daß ein Theil des Landes von den Be— wohnern hatte verlaſſen werden müſſen. Adrian fand ſeinen Spaß an der Erfindung des Pankrates, und befahl, daß er auf Staats- koſten im Muſeum leben ſollte. — In dem Gedichte, welches Pan— krates dem Adrian übergab, kam auch folgende Stelle vor: „Ehe die Blume des Antinous [e πινννιον% Avrwooıo, der Lotos] von der Erde erzeugt war, dienten haariger Feld-Thymian [Eonvi- doe, weiße Lilie [Aewxov zoivor], purpurrothe Hyacinthe [vazıv$os] und Blätter [nErndov]) des Weißen Schwalb en— krauts [Aevxöv zerıdövıov] 36% und Roſen, die ſich beim Zephyr des Frühlings öffnen, zu Kränzen.“ 30) Die Lotos-Seeroſe, Nymphäa Lotus, Linné, hat roſafarbne Blüthen; eben fo die Nelumbo-Seeroſe, Nymphäa Nelumbo, Linné (Nelumbium speciosum, W.). — 368) Die Blaue Seeroſe, Nymphäa cörulea, Sav., welche ebenfalls in Aegypten wächſt, hat blaue Blüthen. 369) Xelıdorıov bedeutet Chelidonium majus und Ranunculus Ficaria des Linné, die aber beide gelb blühn. — Was unter dem weißen zu verſtehn, iſt mir unbekannt. XV. Blumen, Kränze, Schmuck in Freud und Leid. a. Allgemeines. 167 Athen. Deipn. 15, 22. Die Sicyonier führen auch eine Kranzſorte, welche fie Jaccha [Taxyu] nennen, wie denn Phile- tas ſchreibt: „Jaccha, der duftende Kranz in Sicyon.“ Seleukus jagt in feinen Gloſſen, Ellotis [EM re] heiße ein Myrtenkranz von 20 Ellen Umfang, welcher bei dem Feſt getragen wird, das man zu Korinth feiert und Ellotenfeſt nennt. In dieſem Kranze ſollen die Gebeine der Europa liegen, welche auch Ellotis heißt. Soſibius ſagt in einem Buche über die hohen Feſte, „in Lace— dämon trügen die Chorführer Dattelpalmenkränze bei einem Feſte, welches zum Andenken an den Sieg bei Thyrea gefeiert wird. Dabei tanze ein Chor von Knaben, ein andrer von Männern, und ſie ſängen dabei Schlachtgeſänge.“ Steinkleekränze [ucAımrwog orcpavog]) erwähnt Alexis in der Krateua. Nach Seleukus heißen alle Kranzſorten [oreparwuau], welche von Weibern getragen werden, Epithymis [Errıdvuis, Parfümerie]; nach Alcäus und Anakreon heißen diejenigen, welche man am Halſe trägt, Hypothymis und Hypothymias. Philetas ſagt, bei den Leſ— biern heiße Hypothymis ein Myrtenzweig, der mit Veilchen und ande— ren Blumen umwunden iſt. — Es gibt auch eine Kranzſorte, die Hypoglottis genannt wird. Athen. Deipn. 15, 23 u. 24. Bei den Komikern iſt auch von Wickelkrän zen [xvAıorog or&parog] die Rede; Nikander ſagt in ſeiner Erklärung attiſcher Wörter, ſie ſeien aus Roſen gewickelt. Den Seifenkraut⸗Kranz [oreods1og gregdνçσ, welcher z. B. in den Kranzhändlerinnen [Irepavonwiıdes] des Eubulus er- wähnt wird, flicht man aus der Blume des Seifenkrauts [oroov- Hov ardos] se), welches Theophraſt in ſeiner Pflanzenkunde [purızn Torogia] beſchreibt. Galena aus Smyrna nennt dieſelbe Pflanze Strythion oro. Pothus [roFog] heißt, wie Nikander von Kolophon in feinen Gloſſen ſagt, ein Kranz aus der Blume Pothos [r0Fog] 37). Athen. Deipn. 15, 25. Kenarchus erwähnt in feinem Sol— daten auch Lindenkränze [puAvoıwos oreparog). — Der Tragiker 70) Saponaria officinalis, Linné. — 371) Wohl eine Silene, Linné, oder die Feuernelke, Lychnis chalcedoniea, Linné. 15 168 Botanik der alten Griechen und Römer. Chäremon nennt auch aus Epheu und Nareiſſen geflochtene Wickelkränze [oriparog Eıxrog]. Hellanikus erzählt, daß Amaſis, welcher urſprünglich ein Menſch aus gemeinem Stande war, durch einen Kranz König von Aegypten geworden. Er hatte nämlich den Kranz aus den prächtigſten Früh— lingsblumen geflochten, und dem damaligen Könige Aegyptens Pa— tarmis geſchickt, als dieſer ſeinen Geburtstag feierte. Dieſer freute ſich ſehr über den herrlichen Kranz, lud den Amaſis zur Tafel, be— handelte ihn ſeitdem als Freund, und ſchickte ihn einſtmals mit einem Heere gegen rebelliſche Truppen. Dieſe wählten aber den Amaſis zum König. Athen. Deipn. 15, 26. Apion ſagt in dem Buche über den römiſchen Dialekt, „Tänzer und Sänger hätten im Theater, wenn ſie im Chor erſchienen wären, Kränze aufgehabt; daher nännten die Römer den Kranz corona, was alſo bei ihnen von dem Worte chorus käme“. Auch Simonides nennt in griechiſcher Sprache die Kränze Cho— ronen [x00wrog]. Der Arzt Andron ſagt, daß ein aus Berg-Thymian [axırog] 372) geflochtener Kranz axirıog heißt ?73). Athen. Deipn. 15, 33. Es iſt eine alte Sitte, den Gäſten vor dem Nachtiſch Kränze und Salben herumzugeben. Iſt ein Gaſt ſo betrunken, daß er nicht mehr hört und ſieht, jo ſetzt man ihm Sudelkränze [vo cos or&yarvog, auch Avon errheyrevog] auf. Anthol. Pal. 5, 74. Hier ſchicke ich dir einen Kranz [or&gog], den ich mit eignen Händen aus ſchönen Blumen gewunden, aus Lilien [xowor]), Roſenknoſpen [ooden zarve, Anemo⸗ nen [avreuovn], Narciſſen [raoxıooog] und glänzendblauen Veil⸗ chen [zvaravyeg tor). Anthol. Pal. 5, 147. Ich will Levkoien [Azvxoior], zarte Myrten [ama uvorog), Narciſſen und lächelnde Li- lien winden, ich will ſüß duftenden Safran [zedxog] , purpurrothe Hyacinthen (och dog roogvgen]) und liebliche Roſen winden, und damit das lockige Haar der Heliodora bekränzen [arFoßoAsir]. 372) Thymus Aeinos, Linné. — 373) Aehnliches über Kränze folgt noch im Athenäus bis 15, 33; doch übergehe ich es. XV. Blumen, Kränze, Schmuck in Freud und Leid. b. Ehrenkränze. 169 Nachtrag. Eine kurze Ueberſicht griechiſcher Sitte gibt Kurt Sprengel zu Theophraſt's Naturgeſchichte der Gewächſe, Theil 2, S. 237, Altona, Hammerich, 1822: „Wer eine frohe Botſchaft brachte oder empfing, bekränzte ſich. (Aristoph. Eccles. 131. Chäremon apud Athenäum 15, p. 464.) — Bei Gaſtmählern und Trinkgelagen gehörten Kränze zu den nothwendigſten Erforder— niſſen. (Aristoph. Plut. 1042. Acharn. 1090. 1144. Eccles. 687. 839. Plutarch. Sympos. 3, 1, p. 626. Athen. 15, p. 459.) — Alle die opferten, waren gekränzt, auch das Opferthier, und die Kränze wurden den Göttern dargebracht. (Athen. 15, p. 457. Aristoph. Nub. 253. Pax 1044. Plut. 1090.) — Die Liebhaber hingen Kränze an die Thüren der Geliebten. (Athen. 15, p. 441.) — Die Sie ger kränzten ſich. (Aristoph. Eq. 500.) — Sieger in den öffentlichen Kampfſpielen zu Olympia wurden mit Lorbeer bekränzt. (Paus. 8, 48. Aelian. var. hist. 3, 1.) — In den Iſthmiſchen Spielen war ein Kranz von Pinien des Sieges Preis. (Plutarch. Sympos. 5, 3, p. 765. Lucian. Anach. p. 261. Paus. 8, 48.) — In den Nemeiſchen Spielen erhielt der Sieger einen Kranz von Sellerie. (Lucian. Anach. p. 261. Paus. 8, 48.) — Palmenzweige wurden allen Siegern zuerkannt. (Plutarch. Symp. 8, 4, p. 981. Paus. 8, 48.) — Selbſt die Todten kränzte man. (Aristoph. Eceles. 534.) | b. Ehrenkränze. Cicero, Tusculan. disp. 1, 35. Als Pompejus ein- mal in Neapel ſehr krank geweſen war, und ſich dann erholte, ſetzten die Leute in Neapel und Puteoli Kränze auf und kamen in Maſſe, um zu gratuliren. Das iſt ſo die alberne griechiſche Sitte. Virgil., Aenöis 8, v. 682. Auf dem Schilde waren die römiſchen Helden und Heldenthaten abgebildet, auch Agrippa mit ſeiner Flotte, auf dem Haupte ein ſtolzes Siegeszeichen, den Schiffs— kranz [navalis corona], tragend. Livius 10, 46. Als Papirius die Samniten bei Sepi- num überwunden und die Stadt erobert hatte, kehrte er nach Rom zurück, und hielt daſelbſt einen für die damalige Zeit prachtvollen Triumph, bei welchem man auch viele Bürgerkronen, Wall⸗ fronen und Mauerkronen civica, vallarıs et muralis co- rona] ſah. 170 Botanik der alten Griechen und Römer. Li v. 30, 28 med. Als Hannibal Italien verlaſſen hatte, und der Krieg in Afrika fortgeſetzt werden mußte, meinten die Rö— mer, ſie würden dort einen ſchweren Kampf zu beſtehen haben, ſie würden unter den Karthagern Viele finden, die römiſche Prätoren, Feldherrn, Konſuln niedergeſtoßen hätten, Viele, die mit Mauer— und Wallkronen geſchmückt wären, u. ſ. w. Liv., Epit. libri 129. Als Agrippa den Sextus Pom— pejus in einer Seeſchlacht beſiegt hatte, gab ihm Julius Cäſar eine Schiffskrone [navalis corona]; dieſe Ehre war damals noch niemanden zu Theil geworden. Valerius Maximus 1, 8, 6. Als die Bruttier und Lu— kaner alle ihre Kräfte aufboten, um der Stadt Thurii den Unter- gang zu bereiten, wetteiferten die Bemühungen des Konſuls Cajus Fabricius Luſcinus zur Rettung dieſer Stadt mit der Anſtrengung ihrer Feinde. Beide Heere ſtanden ſich gegenüber: die Römer ge— trauten ſich nicht, den Angriff zu eröffnen. Da hielt ein rieſengroßer Jüngling eine Anrede an die Römer und ſprach ihnen Muth ein. Noch zeigte ſich keine Entſchloſſenheit, als er eine Leiter ergriff, die Linie der Feinde durchbrach und auf ihr gegenüberſtehendes Lager eindrang. Hier legte er die Leiter an und erſtieg den Wall. Hier— auf zog er mit dem Rufe: „Ein Schritt zum Siege iſt gemacht!“ die Römer heran, welche nach hartem Kampfe das Lager eroberten. Am folgenden Tage wollte ihm der Konſul eine Wallkrone als Ehrenzeichen aufſetzen; allein der Jüngling war verſchwunden, es fand ſich nur ein mit 2 Federn geſchmückter Helm, den er in der Schlacht getragen, und man überzeugte ſich, daß er kein Menſch, ſondern der Gott Mars in eigner Perſon geweſen. So wurde ihm denn ein Dankfeſt gefeiert, bei dem die Soldaten mit Lorbeerkränzen erſchienen. Plin. 7, 28, 29. Durch feine Tapferkeit iſt der Römer Lu- cius Siccius Dentatus berühmt. Er kämpfte in 120 Schlachten, ſiegte achtmal im Zweikampf, verdiente ſich 26 Kränze, nämlich 14 Bürgerkronen, 8 goldne Kränze, 3 Mauerkronen und eine Belagerungskrone. Plin. 15, 4, 5. Der Olivenbaum ſteht beim römiſchen Volke hoch in Ehren. Mit feinen Zweigen kränzen ſich die Ritter— ſchaaren am 15. Juli, mit ihm die Sieger bei Triumphen zweiten Ranges. In Athen werden die Sieger mit Olivenzweigen * XV. Blumen, Kränze, Schmuck in Freud und Leid. b. Ehrenkränze. 171 bekränzt; zu Olympia die Sieger mit den Zweigen des wilden Olivenbaums [oleaster]. Plin. 15, 11, 9. Bei den Iſthmiſchen Spielen werden die Sieger mit einem Pinienkranze geſchmückt. Plin. 19, 8, 46. Zu Nemea in Achaja werden die Sieger in den heiligen Kampfſpielen mit Sellerie [apium] bekränzt. Plin. 22, 3, 4. Von allen Kränzen iſt keiner ſo ehrenvoll wie die Graskrone [corona graminea]; fie wird vom römiſchen Volke, welches den Erdkreis beherrſcht, als Belohnung ruhmvol— ler Thaten zuertheilt. Kränze, die mit Edelſteinen beſetzt find, goldne Kränze, Wall-, Mauer-, Schiffsſchnäbel⸗ ſrostrata corona], Bürger- und Triumphkränze ſtanden von jeher der Graskrone nach, und ſtehen auch jetzt noch tief unter ihr. Alle andren Ruhmeskränze wurden von Heerführern, von ſiegreichen Feldherrn, oder vom Senate zuerkannt, die Graskrone aber nur von ganzen Heeren, die gerettet worden waren. Man nennt ſie auch Belagerungskrone [obsidionalis corona], wenn ein im Lager ſtehendes Heer von der Belagerung oder von ſchimpflichem Abzuge befreit worden. — Iſt die Bürgerkrone ehrenvoll und heilig, in— dem ſie zeigt, daß der Inhaber einen einzelnen Bürger gerettet, ſo iſt die Rettung eines ganzen Heeres durch die Tapferkeit eines Ein— zigen noch tauſendmal ehrenvoller. Man flocht ſie aus grünem Graſe, welches da gepflückt war, wo die Rettung vollbracht wurde. Plin. 22, 5, 5. Lucius Siccius Dentatus, welcher ſich 14 Bürgerkronen verdient hatte, erhielt doch nur Eine Graskrone. Einige Feldherrn bekamen übrigens deren zwei, z. B. der Kriegs— tribun Publius Decius Mus, welcher die eine von ſeinem Heere, die andre von der geretteten Beſatzung erhielt. Zugleich gab ihm das gerettete Heer einen weißen Stier und 100 braune Rinder, und dieſe brachte er ſämmtlich dem Mars als Dankesopfer dar. Die Graskrone iſt auch einmal vom Senate und vom römi— ſchen Volke verliehen worden, eine Ehrenbezeigung, der keine andre an Erhabenheit gleich geſtellt werden kann; ſie wurde dem Fabius zu— erkannt, wie er im zweiten Puniſchen Kriege den ganzen Staat ge— rettet hatte; aber er wurde erſt dann mit ihr geſchmückt, als Han— nibal ganz aus Italien vertrieben war. Das iſt aber auch die ein— zige Krone, welche vom römiſchen Staate, welche von gauz Italien verliehen worden iſt. * 172 Botanik der alten Griechen und Römer. Plin. 22, 6, 6. Außer dem Siccius und Fabius erhielten die Graskrone nur noch der Kriegstribun Marcus Calpurnius Flamma in Sicilien; ferner Cnäus Petrejus aus Atina im Cim— briſchen Kriege. Er diente als Centurio unter Catulus; er ermu— thigte ſeine vom Feinde abgeſchnittne Legion, ſtach den Tribun, wel— cher den Muth verloren, nieder, und ſchlug ſich glücklich durch die Feinde. Auch der Diktator Sulla bekam im Marſiſchen Kriege, als Legat, von ſeinem Heere bei Nola die Graskrone, und hatte in ſeiner tuſkulaniſchen Villa, die fpäterhin dem Cicero gehörte, ein Ge— mälde, welches die Thatſache bezeugte. Hat er damals ein Heer ge— rettet und die Krone verdient, jo hat er ſich ſpäterhin ihrer ganz un- würdig gezeigt, indem er viel mehr Bürger gemordet, als er früher— hin gerettet. Nach Varro's Angabe bekam auch Scipio Aemilianus in Afrika unter dem Konſul Manlius die Belagerungskrone, nachdem er 3 belagerte Kohorten und 3 zu deren Rettung herbeigeführte ge— rettet hatte. Dies ſchrieb auch der Kaiſer Auguſtus unter deſſen Bildſäule auf feinem Marktplatze. Dem Kaiſer Auguſtus ſelbſt ſprach der Senat eine Belagerungskrone zu, weil er glaubte, die ihm früher verliehene Bürgerkrone wäre für ſeine Verdienſte zu gering. — Außer den Genannten finde ich niemand, der die Graskrone er— halten hätte. f Plin. 22, 6, 7. Zu der Graskrone gehörten übrigens keine beſtimmten Arten von Gräſern oder Kräutern; man nahm die, welche gerade auf dem Platze der Gefahr ſtanden, wenn ſie auch an ſich ganz werthlos und unbekannt waren. Curtius 9, 10, 20 seqq. Als Alexander der Große aus Indien zurückkehrte, machte er in Karmanien Halt, ließ das Heer ruhen, rüſtete es neu mit Allem aus, was nöthig war, und zog dann in ſeinem Uebermuthe, wie wenn ſein Zug ein Triumphzug wäre, weiter. In den Dörfern, durch welche das Heer marſchirte, mußten Blumen und Kränze geſtreut werden; an jeder Haus⸗ thür mußte ein großer Krug voll Wein ſtehn. Voran zog der Kö— nig mit ſeinen Freunden und Garden, alle zu Wagen, mit bunten Blumen und Kränzen geſchmückt, unter dem Schalle der Flöten und Lyren; dann folgte das ganze Heer, ebenfalls auf Wagen, die in ähnlicher Art geſchmückt waren, und auf denen die Soldaten luſtig in Saus und Braus ſchmauſten und tranken. Sieben Tage lang ward das Leben in dieſer Art fortgeführt. XV. Blumen, Kränze, Schmuck in Freud und Leid. b. Ehrenkränze. 173 Tacitus, Hist. 2, 55. Als im Jahre der Stadt 823 die. Nachricht nach Rom kam, daß Otho todt ſei, trug das Volk das Bild des früher verſtorbenen Galba, mit Lorbeeren und Blu— men geſchmückt, von Tempel zu Tempel, und häufte am See des Curtius, wo des ſterbenden Galba Blut gefloſſen war, einen ganzen Grabhügel von Kränzen auf. Arrian., Indica 36. Als Nearch, Alexander des Großen Admiral, nach langer Abweſenheit und tauſend Gefahren das Heer wieder erreicht hatte, warf dieſes von allen Seiten her Bänder und Blumen auf ihn. Pausanias 3, 26. Als ich zu Thalamä in Lakonien war, konnte ich im Tempel der Ino die Göttin ſelbſt nicht ſehn, ſo dick war ihre Bildſäule mit Kränzen behangen. Man ſagte, ſie wäre aus Erz gegoſſen. Paus an. 8, 48. Den Siegern zu Olympia wird ein Kranz vom wilden Oelbaum [xörwog] zu Theil, zu Delphi von Lorbeer loch], in den Iſthmiſchen Spielen ein Kranz von Pinien [irvg], in den Nemeiſchen von Sellerie (oe „0%. Es gibt auch viele Kampfſpiele, bei denen ein Kranz von Dattelpalmen ([e] der Preis iſt, und allerwärts wird dem Sieger ein Blatt der Dattelpalme in die Hand gegeben. Dieſe Sitte rührt vom Theſeus her: Wie er von Kreta zurückkam, ſtellte er zu Ehren des Apollo auf der Inſel Delos ein Kampfſpiel an und krönte die Sieger mit Palmenzweigen. Schon Homer gedenkt der Dattel— palmen zu Delphi, indem er erzählt, wie Ulyſſes bei der Tochter des Alcinous Hülfe ſuchte. Gellius, Noctes atticä 5, 6. Die Kränze zur Beloh— nung der Heldenthaten im Kriege ſind ſehr verſchieden; es gehören dahin die Triumphkrone, die Belagerungs-, Bürger-, Mauer⸗, Lager-, Schiffskrone, auch die Ovationskrone [ovalis corona] 7). Die Olivenkrone [oleaginea corona] wird von Denjenigen getragen, die nicht an der Schlacht Theil ge— nommen, aber den Triumph beſorgen. — Die Triumphkronen ſind jetzt von Gold, und werden den Feldherrn zum Gebrauche beim Triumphe geſchickt; früherhin waren ſie von Lorbeer. — Die Be— lagerungskrone geben die von einer Belagerung Befreiten ihrem 974) Ovatio iſt ein kleiner Triumph. 174 Botanik der alten Griechen und Römer. Retter; ſie iſt von Gras, und zwar von Gras, das von dem Platze genommen iſt, wo die Mannſchaft eingeſchloſſen war. Im zweiten Puniſchen Kriege hat der Senat und das Volk zu Rom dem Quin— tus Fabius Maximus die Graskrone zuerkannt, weil er Rom gerettet hatte. — Bürgerkrone heißt diejenige, welche ein Bürger dem Bürger, welcher ihn in der Schlacht gerettet hat, als Zeugniß dieſer Rettung gibt. Sie wird aus Eichenlaub geflochten. Urſprüng⸗ lich mußte Derjenige, welcher der Bürgerkrone würdig ſein ſollte, den Feind getödtet und den Platz behauptet haben. Als ſpäter Kai— ſer Tiberius befragt wurde, ob Der die Bürgerkrone bekommen dürfe, der einen Bürger gerettet, 2 Feinde getödtet, dann aber ſich vom Platze hätte verdrängen laſſen, ſchrieb er zurück, auch ein Solcher wäre ihrer würdig. Als Cicero die für den Staat höchſt gefährliche Verſchwörung des Catilina entdeckt und vereitelt hatte, wurde im Senat der Vorſchlag gethan, ihm eine Bürgerkrone zu verleihen. — Die Mauerkrone [muralis corona] gibt der Feldherr Dem, wel⸗ cher zuerſt über eine feindliche Stadtmauer eingedrungen iſt. Daher iſt fie fo geſtaltet, als ob fie Mauerzinnen trüge. — Die Lager— krone ſcastrensis corona] bekommt Derjenige, welcher zuerſt käm— pfend in's feindliche Lager eingedrungen iſt. Sie iſt ſo geſtaltet, daß fie einen Paliſadenzaun vorftellt. — Die Schiffskrone [navalis corona] wird Demjenigen zugeſprochen, welcher in einer Seeſchlacht zuerſt kämpfend ein feindliches Schiff betreten. An ihr ſind gewiſſer— maßen Schiffsſchnäbel dargeſtellt. — Die Mauer-, Lager- und Schiffskrone pflegen aus Gold gemacht zu werden. — Die Ova— tionskrone wird aus Myrten geflochten, und wurde von Feld— herrn getragen, die eine Ovation zu Rom hielten. Die Ovation wird gehalten, wenn der Krieg gering, der Sieg leicht oder über verächtliche Feinde, wie Sklaven und Seeräuber, erfochten war. Des— wegen trägt der Feldherr dann nur die Myrte, welche der Venus, aber nicht dem Mars heilig iſt. — Als Marcus Craſſus den Krieg gegen die unter Spartacus fechtenden Sklaven beendet hatte und eine Ovation halten wollte, erlangte er durch beſondre Gunſt die Exlaub— niß, dabei einen Lorbeerkranz ſtatt des Myrtenkranzes zu tragen. — Als Marcus Fulvius ſeinen Soldaten wegen ganz geringer Lei— ſtungen Kränze zuerkannt hatte, z. B. wenn ſie fleißig am Wall ge— arbeitet, fleißig am Brunnen gegraben hatten, ſo wurde er deswegen von Marcus Cato gehörig getadelt. XV. Blumen, Kränze, Schmuck in Freud und Leid. e. Hochzeitkränze. 175 Lucian., Anacharsis 9. Unſre Kampfpreiſe beſtehn in Olympia aus einem Olivenkranz, auf dem Iſthmus aus einem Pinienkranz, in Nemea aus einem Selleriekranz, in Pytho sts) aus den heiligen Aepfeln des Gottes 376), in den Panathenäen aus Oel vom Baume der Minerva 377). Herodian. 3, 8, 6. Das Volk hatte ſich mit Lorbeer bekränzt, und empfing ihn mit allen möglichen Ehren. Diogenes Laörtius 2, 54. Als Xenophon einſtmals mit einem Kranze auf dem Haupte [Eoreuuevog] opferte, wurde ihm verkündet, daß ſein Sohn in der Schlacht bei Mantinea gefallen wäre. Bei dieſer Nachricht ſetzte er den Kranz ab [anooreparw- oooHoı]; als er aber erfuhr, daß ſein Sohn tapfer kämpfend gefallen, ſetzte er den Kranz wieder auf. Aelian., var. hist. 3, 1. Als Apollo den Drachen Py— thon, welcher Delphi bewachte, getödtet, ging er, auf Befehl des Zeus, in das Thal Tempe, badete ſich dort, bekränzte ſich mit Lor— beer, nahm auch einen Lorbeerzweig in ſeine Rechte, ging dann nach Delphi, und übernahm das dortige Orakel. Jetzt ſteht ein Al— tar auf der Stelle, wo er ſich bekränzt und den Zweig abgebrochen hat. Noch jetzt ſchicken die Delphier alle 9 Jahre eine Geſandtſchaft von Jünglingen in das Thal Tempe. Dieſe opfern da, und gehen erſt wieder von dannen, nachdem ſie ſich Kränze von Lorbeer in's Haar geflochten haben. — Auch bei den Pythiſchen ?“?) Spielen werden den Siegern Kränze von dieſem Lorbeer zuertheilt. c. Hochzeitkränze. Bei den Griechen waren die Thüren der beiden hochzeitlichen Häuſer feſtlich mit Laubgewinden geſchmückt; die Braut, der Bräuti- gam und deren Begleiter trugen Kränze. Siehe Böttiger, Kunſt— mythol. S. 253; Schol. zu Aristoph. Pax 869; vgl. Av. 159; Liban. Or. 36, p. 325 R.; Plutarch. Amat. 10, p. 27; W. A. Becker, Charicles, Theil 2, S. 467. Bei den Römern waren ebenfalls Hochzeitkränze gebräuch— lich, wie denn z. B. Festus ſagt: Corolla bedeutet einen kleinen 375) Delphi. — 376) Apollo. — 377) Olivenöl. 378) Die Pythiſchen Spiele wurden bei Delphi gehalten. 176 Botanik der alten Griechen und Römer. Kranz; ein ſolcher wird von der Neuvermählten getragen, und muß aus Blumen und Kräutern beſtehn, die ſie ſelbſt gepflückt. d. Kränze bei Gaſtmählern. Die Kränze wurden erſt nach der Mahlzeit, ehe das Trinken begann und das Trankopfer gebracht wurde, gereicht. S. Athenäus 15, 33; Plutarch. VII Sap. conv. 5. t. I. p. 593 W. Symp. III, 1%, 625 e. Ju Krankheit. Diogenes Laärtius de vitis philosophorum 4, 57. Der Kranke hängt Wegdorn loch]; und Lorbeer an feine Thür. f. Schmuck der Leiche. Die Bekränzung der Leiche wird bei den Griechen aus folgenden Stellen nachgewieſen: Aristoph. Eccles. 538 u. 1032; Lysistr. 602; Alciphr. epist. 1, 36 (Becker, Charicles, Bd. 2, S. 172.) — Ferner ſagt Valerius Flaccus, Argonaut. 5, v. 1 segg.: „Als auf dem Schiffe der Argonauten der Wahrſager Idmon geftorben war, wurde fein Haupt mit weißem Laub 379) und Bändern umwunden, dann wurde er auf die Bahre gelegt.“ A el., var. hist. 6, 6: „Lacedämonier, die tapfer kämpfend in der Schlacht gefallen waren, wurden mit Oliven- und andren Baumzweigen bekränzt.“ | Bon dem karthagiſchen Feldherrn Hannibal erzählt Vale- rıus Maximus 5, 1, 6: Als der römiſche Feldherr Marcus Mar— cellus im Lande der Bruttier kämpfend gefallen war, ließ ihn Hanni— bal mit einem Lorbeerkranze ſchmücken und ſtandesgemäß be— graben. | Bei den Römern ſchrieb ein Geſetz der 12 Tafeln vor, daß ein durch Sieg in Kampfſpielen oder im Krieg erworbener Kranz [corona virtute parta, ſagt Cicero] ſowohl Dem, der ihn erwor— ben, als auch deſſen Vater im Tode aufgeſetzt werden dürfe. Cicero de Legibus 2, 24; Plin. 21, 3, 5. Fulvius Ursinus, welcher im Jahr 1530 zu Rom ge— boren wurde, jagt, jenes Geſetz habe alſo gelautet: „Quei. coronam. — mn 70) Wohl von Silberpappel. XV. Blumen, Kränze. g. Schmuck des Leichenhauſes, der Bahre. 177 paret. ipsius. pecuniäve. eius. virtutisve. diditor. ipseique. mortuo. parentalibus. eius. quom. entus. positos. est. quom- que. foris. exfertor. impositad. se. fravde. estod. Suidas, welcher um's Jahr 1000 nach Chriſto lebte, fagt: „Den Todten gab man einen Kranz, weil ſie den Kampf des Lebens beſtanden hatten.“ g. Schmuck des Leichenhauſes, der Bahre. Virgil., Aeneis 11, v. 64 seqd. Als Turnus in der Schlacht den Pallas getödtet, beſchloß Aeneas, dieſen mit großen Ehren zu begraben. Er ließ eine Bahre [feretrum] aus Zweigen des Erdbeerbaums Jarbuteä virgä] und der Eiche [vimen quernum] flechten, mit Stroh [stramen] belegen, und das jo ent- ſtandene Lager [torus] mit friſchem Laube beſchatten [obtentu fron- dis inumbrare]. € Horatius, Od. 2, 14, v. 21 seqq. Der Todte muß die Erde und Alles was ihm lieb iſt, verlaſſen; ihm folgt nur die trau— rige Cypreſſſe. Pli n. 16, 10, 18. Die Rothtanne [picea] wird bei Lei⸗ chenbegängniſſen gebraucht, theils zur Anzeige des Todesfalls vor die Hausthür geſtellt, theils grün auf den Scheiterhaufen gelegt. Plin. 16, 33, 60. Die Cypreſſe iſt dem Gott der Unter— welt heilig [Diti sacra], und wird als Zeichen eines Todesfalls an die Thür der Häuſer geſtellt. Lucanus 3, v. 442. Die Cypreſſe iſt das Zeichen der Trauer. Statius, Thebais 6, v. 54 seqq. Das Lager des Todten, die Bahre, wird aus traurigen Zweigen und zarter Cypreſſe ge— flochten. Auf das Geflecht wird eine Lage Stroh gelegt, auf dieſe eine Lage von Gras guirlanden, dann eine Schicht bunter, dem Flammentode geweiheter Blumen, und dieſe werden mit morgenlän— diſchem Weihrauch und mit Zimmt ſeinnamum! belegt. Plut., Philopömen 21. Als Philopömen begraben ward, trug der Sohn des achäiſchen Feldherrn, Polybius, die Aſchenurne lu ql], aber fie war vor der Menge der Bänder und Kränze kaum zu ſehn. 0 Artemidorus, Oneirocritic. 4, 59. Beim Leichenzuge die— nen Olivenzweige als Schmuck. 12 178 Botanik der alten Griechen und Römer. Festus, Exc. p. 48 L. Man ſtellte aus dem Grunde Cypreſſenzweige an die Thüren der Verſtorbenen, weil dieſer Baum nicht wieder wächſt, wenn er einmal gefällt iſt, ſo wie der Menſch, wenn er geſtorben, nicht wieder zum Leben gelangt. Die Cypreſſe war demnach auch dem Gotte der Unterwelt heilig. Servius zu Virgil. Aen. 3, 64. Es war römiſche Sitte, daß Cypreſſen vor die Hausthür der Todten geſtellt wurden, weil dieſe Bäume abſterben, ſobald fie gefällt ſind. h. Schmuck des Scheiterhaufens. Virgil., Aeneis 6, v. 211 seqq. Als Aeneas den Miſenus begraben wollte, weinten die Trojaner, bauten einen ungeheuren Scheiterhaufen [pyra] aus fettem Kienholz [täda] und geſpaltnem Eichenholz [robur sectum], belegten deſſen Seiten mit dunkel be- laubten Zweigen, ftellten vor ihm als Zeichen der Trauer Cy— preſſen [feralis eupressus] auf, und ſchmückten ihn mit glänzen- den Waffen. Die Leiche ſalbten [ungere] fie alsdann, ſeufzten, legten fie auf das Lager [torus] 380), deckten fie mit Purpurgewän⸗ dern, zündeten die Bahre an, und verbrannten ſie ſammt dem bei der Leiche liegenden Weihrauch, den Opferkuchen und dem in großen Krügen gegebenen Zuſatz von Olivenöl [olivum]. Plin. 12, 18, 41. Als Kaiſer Nero feine Gemahlin Pop— päa beſtattete, verbrannte er bei dieſer Gelegenheit ſo viel Weih— rauch, daß man berechnete, Arabien könnte in einem ganzen Jahre nicht ſo viel hervorbringen. Dabei muß man auch noch berechnen, wie viel Weihrauch jedes Jahr bei den zahlloſen Leichenbegängniſſen maſſenweis verbrannt und außerdem noch in einzelnen Krümchen den Göttern dargebracht wird. Statius, Sylvä 5, 1, v. 209 seqq. Als Abaſcontius feine Gemahlin Priſcilla beſtattete, wurden, zur Verbrennung beſtimmt, im langen Leichenzuge alle Blumen getragen, die Arabiens und Cili— ciens Frühling erzeugt, auch die Blumen des Sabäerlandes, die Ge— würze Indiens, auch Weihrauch und paläſtiniſcher Balſam. 380) Wie wir oben aus Virgil., Aen. 11, 64, erſehn, befand ſich das La⸗ ger, torus, auf der Bahre, feretrum. Beides wurde, wie wir hier aus Virgil., Aen. 6, v. 211 seqq., ſchließen, die Leiche tragend, auf den Scheiter— haufen gelegt und mit verbrannt. XV. Blumen, Kränze. i. Der Scheiterhaufen. 179 Herodianus, Histor. 4, p. 88 ed. Henr. Stephani, 1581. Man legte alle möglichen Gewürze, wohlriechende Früchte und Kräuter, ſo viel deren die Erde erzeugt, maſſenweis auf den Scheiterhaufen. Man kann hier noch vergleichen: Servius zu Virgil. Aen. 6, 216; Juvenal., Sat. 14; Persius, Sat. 14; Ovid. ad Liviam Augustam, v. 188; Lucanus, Phars. 8, 729; Propertius 4, 8, 32; Statius, Sylvä 3, 3, 33; 2, 4, 33; 2, 1, 157; 2, 6, 86; Martialis, Epigr. 5, 11. i. Der Scheiterhaufen. Daß der Scheiterhaufen in der Regel aus Holz aufgebaut wurde, welches die in der Nähe wachſenden Bäume lieferten, ver— ſteht ſich wohl von ſelbſt. Daß man, wo ſich reichliche Auswahl bot, wohlriechendes oder beſonders gut brennendes wählte, iſt auch natürlich. Wir wollen nur einige hierher gehörige Stellen der alten Schriftſteller näher betrachten. | Virgil., Aeneis 6, v. 175 segg. Als Aeneas ſeinen tapfe- ren Waffengefährten Miſenus, den der Meeresgott Triton am Ufer gepackt, erſäuft, und dann wieder auf's Trockne geworfen hatte, be— ſtatten wollte, erhoben die Trojaner erſt ein großes Jammergeſchrei, dann rüſteten ſie ſich weinend, einen ungeheuren Scheiterhaufen zu errichten. Sie gingen in den alten Wald, die Behauſung wilder Thiere, fie fällten mit Aexten die Rothtannen [piceah die Sler- Eichen, die Eſchen [fraxinus] ?®'), die Steineichen [robur], und wälzten rieſige Manna-Eſchen [ornus] von den Bergen herab. Statius, Thebais 6, v. 98 seqq. Als Archemorus be— ſtattet werden ſollte, beſchloſſen deſſen Gefährten, einen hoch in den Himmel ragenden Scheiterhaufen aufzuthürmen. Sie gingen in den alten Wald; es fielen unter den Hieben der Aexte die alten Roth— buchen [fagus], die Eichen [chaonium nemus], die immergrü— nen Cypreſſen, die Rothtannen [picea], die Manna-Eſchen, die Jlex⸗Eichen, die giftigen Eiben [taxus], die blutgie— rigen Eſchen 82), die unverweslichen Steineichen, die hohen 381) Fraxinus excelsior, Linné. 382) Blutgierig, weil man die Schäfte der Speere aus ihnen zu machen pflegte. 12 * 180 Botanik der alten Griechen und Römer. Weißtannen [abies], die waſſerliebenden Erlen [alnus], die den Weinreben befreundeten Ulmen. Aelian., Variä historıä 5, 6. Als der indiſche Weiſe Ka⸗ lanus freiwillig den Entſchluß gefaßt hatte, ſich lebend dem Feuer— tode zu weihen, nahm er feierlich von Alexander, von den Macedo— niern und dem Leben Abſchied, ließ ſich in der ſchönſten Vorſtadt Babylons einen Scheiterhaufen aus trocknem, ſorgfältig gewähltem und wohlriechendem Holze von Cypreſſen-Wachholder ( o 588), von Lebens baum [Ivo] s), Cypreſſe, Myrte und Lorbeer errichten, ſetzte einen Kranz von Rohr auf das Haupt, beſtieg den Scheiterhaufen, ließ ihn anzünden, und wankte nicht, bis er verſchied. Man kann ferner vergleichen: Euripides, Hercules furens, v. 241; Sophocles, Trachin., v. 1202; Virgil., Aeneis 11, 134; Silius Italicus 10, v. 529. Manilius, Astronomica 4, 50 seqq., erzählt, die Leiche des Pompejus ſei auf einem Scheiterhaufen verbrannt worden, der aus den Trümmern eines geſtrandeten Schiffes gebaut war. k. Löſchen des Feuers. Urne. Homer., Ilias 23, 237 seqq. Als der Scheiterhaufen, auf welchem die Leiche des Patroklus lag, abgebrannt war, ſprach Achilles: „Löſcht nun alle Ueberbleibſel des Feuers, ſo weit ſie rei— chen, mit funkelndem Wein; dann wollen wir die Gebeine des Pa— troklus ſammeln; ſie ſind leicht zu erkennen, weil ſie auf der Mitte des Scheiterhaufens gelegen haben; die Pferde und die 12 geſchlach— teten Trojaner haben am Rande gelegen. Wir wollen die Gebeine in eine goldne Urne und fetten Talg legen.“ Homer., Odyssea 24, v. 65 seqq. Als die Leiche des Achilles dem Feuer übergeben ward, wurden rings viele fette Schafe und Rinder geſchlachtet; die Leiche war in ein göttliches Gewand, in vielen Talg und ſüßen Honig gehüllt. Wie dann das Ganze verbrannt und über Nacht verkühlt war, wurden die weißen Gebeine des Achilles geſammelt, und in eine Urne gelegt, die mit einer Mi— ſchung von Wein und Talg gefüllt war. Virgil., Aeneis 6, 226. Als der Scheiterhaufen eingeſunken 383) Juniperus phönicea, Linné. — 384) Thuja articulata, Vahl. XV. Blumen, Kränze. J. Bäume, die das Grab beſchatten. 181 war, und die Flamme ruhete, löſchten ſie die glimmende Aſche mit Wein. Ovid., Tristium 3, 3, 65. Bin ich todt, fo lege meine Gebeine mit Blättern und Pulver von Amomen s) in eine kleine Urne, und begrabe fie in- der Vorſtadt Rom's. Tibullus 3, 2, v. 17 segqg. In ſchwarzem Trauergewande mögen ſie meine Gebeine ſammeln, ſie mit Wein und dann mit Milch abwaſchen, ſie mit Tüchern wieder abtrocknen, in ein Marmor— gefäß thun, und die Zwiſchenräume mit morgenländiſchen Gewürzen füllen. Propertius 1, 17, v. 22. Wäre ich geſtorben, und legte Jemand meine Gebeine in zarte Roſenblätter, ſo würde mir die Erde leicht ſein. Plin. 35, 12, 46. Marcus Varro hatte den Wunſch gehabt, nach pythagoriſcher Art und Weiſe in einem thönernen Sarge, ge— hüllt in Blätter von Myrten, Olivenbäumen und Schwarz— pappeln, begraben zu werden. Plutarchus de Lycurgo 27. Lykurg ſchaffte alles aber⸗ gläubiſche Weſen und alles unnütze Gepränge bei Begräbniſſen ab, und befahl, dem Todten nichts mit in's Grab zu geben, als ein rothes Kleid, in das er gehüllt, und Olivenzweige, mit denen er be— deckt wurde. Ausonius, Epitaphia Heroum 36. Beſprenge die Ge— beine mit Wein und mit Del [unguen] der lieblich duftenden Narde [bene olens nardus] 28e), füge purpurfarbige Roſen und Bal- ſam hinzu. f Quintus Smyrnäus, Derelictor. lib. 5, v. 651. Als das Feuer die Leiche verzehrte, löſchten ſie die Gluth mit Wein. I. Bäume, die das Grab beſchatten. Euripides, Electra, v. 323. Das Grab des Agamemnon wird verächtlich behandelt, und niemand hat bei ihm den Göttern ein Opfer von Wein gebracht, oder Myrten gepflanzt. Euripides, Electra, v. 512. Ich habe das Grab mit Myrten umgeben. ) Was amomum geweſen, läßt ſich nicht beſtimmen. Noch jetzt geht verſchiedne Gewürzwaare unter dem Namen Amomen. 386) Die Indiſche Narde, Valeriana Jatamansi, Roxb. — * 182 Botanik der alten Griechen und Römer. Theophrast., Hist. plant. 4, 13, 2. Die Speiſe⸗ Eichen [hw o] s:) auf dem Grabmale des Ilus bei Troja haben ein ſehr hohes Alter. Virgil., Aeneis 3, v. 22. Auf dem Grabhügel des Poly- dorus wuchſen Kornellen [cornea virgulta] und Myrten. Virgil., Aen. 5, v. 561. Um das Grab des Anchiſes wurde ein großer heiliger Hain gepflanzt. Virgil., Aen. 11, v. 850. Der Grabhügel des alten Iauren- tiſchen Königs Dercennius war mit ſchattenden Ilex-Eichen bedeckt. Horat., Epod. 5, v. 15. Die Giftmiſcherin Canidia holt von Gräbern wilde Feigenbäume [caprificus] und trauernde Cypreſſen [eupressus funebris]. Propertius 3, 14, v. 25. Mögen die Götter dafür for- gen, daß ich nicht an einem Wege begraben werde, wo die Menſchen immer hin und her laufen. Weit vom Wege möchte ich im Schatten der Bäume ruhen [me tegat arborea comal. Strabo, Geograph. 5, 3, p. 236 ed. Casaub. Bei Rom, in der Nähe des Marsfeldes, ſteht das prachtvolle Mauſoleum des Auguſtus. Es bildet einen aus weißem Marmor aufgeführten Hügel, der bis zur Spitze mit immergrünen Bäumen [auda- Jeg devô gor] beſetzt iſt. Obenauf ſteht das eherne Bildniß des Kai— ſers; unter dem Hügel ſind die Grabgewölbe für ihn, ſeine Ver— wandten und Freunde, hinter ihm liegt ein großer Hain lalcog mit herrlichen Gängen, in deſſen Mitte eine Erhöhung iſt, wo die Leiche des Auguſtus verbrannt wurde. Dieſe Erhöhung iſt mit Schwarzpappeln [aryegog] bepflanzt, von einer Mauer aus wei⸗ gem Marmor umgeben, und hat rings ein eiſernes Geländer. Suetonius de Octaviano 100. Das Mauſoleum, wel- ches ſich Kaiſer Auguſtus zwiſchen der Flaminiſchen Landſtraße und dem Ufer der Tiber gebaut hatte, war von Wäldern und Spa— zierwegen umgeben, und Auguſtus erlaubte Jedem, dort nach Be— lieben herumzugehn. Plin. 16, 44, 88. Noch jetzt ſtehen Ilium gegenüber am Hellespont Bäume auf dem Grabe des Proteſilaus aus der alten Zeit her, und bei der Stadt ſtehen Eichen [quercus] auf dem 387) Quercus Esculus, Linné. * XV. Blumen, Kränze. m. Schmuck des Grabes und Opferwein. 183 Grabhügel des Ilus, welche damals gepflanzt ſein ſollen, als man die Stadt Ilium zu nennen begann. Martialis 1, 89. Auf dem Grabe des lieben Knaben ſoll kein Denkmal aus Pariſchem Marmor ſtehn; es ſoll von zerbrech— lichem Buchsbaum, von dicht beblätterten Reben [palmes] be— ſchattet, und mit grünem, von meinen Thränen befeuchteten Graſe bewachſen ſein. f Silius Italicus, Punicorum 1, v. 81. Mitten in der Stadt Karthago ſtand das mit heiliger Scheu verehrte Grab der Eliſſa im dichten Schatten der Eiben [taxus] und Tannen [picea] 380). Arrian., Expeditio Alexandri 6, 29. Das Grabmal des Cyrus, welches Alexander zu Paſargadä fand, lag in dem könig— lichen Parke, von allerhand Bäumen umgeben. m. Schmuck des Grabes und Opferwein. Sophocles, Electra, v. 896. Als ich an das alte Grab des Vaters kam, ſah ich, daß auf die Mitte friſche Milch gegoſſen, und daß der Rand mit Blumen aller Art rings belegt war. Virgil, Aeneis 5, v. 77. Als Aeneas das Grab feines Vaters Anchiſes wieder beſuchte, goß er zwei Becher Weines, zwei mit friſcher Milch und zwei mit heiligem Blute gefüllte aus, und ſtreute purpurfarbige Blumen drauf. Virgil., Aeneis 6, v. 883. Streut mit vollen Händen Li⸗ lien und purpurfarbige Blumen auf das Grab. Tibullus 2, 4, 47. Biſt du gut geweſen, jo werden Thrä— nen bei deiner Beſtattung fließen, und biſt du alt geworden, ſo wer— den alte Freunde jährlich deinen Grabeshügel mit Blumenguirlan- den ſchmücken, und ſagen: „ſchlummre ſanft den Todesſchlummer.“ Plutarchus de Timoleonte. Als Timoleon mit dem Heere einen Hügel hinan ging, begegneten ihm Mauleſel, welche Selle— rie [o&ıwov] trugen. Das hielten die Soldaten für eine üble Vor— bedeutung, weil es Sitte 389) iſt, die Denkmäler der Todten mit Selle— rie zu bekränzen. Suetonius de Nerone 57. Es gab doch Leute, die noch viele Jahre lang Nero's Grab mit Blumen ſchmückten. 388) Picea iſt hier allgemein für die Bäume der linnéiſchen Gattung Pinus zu nehmen. — 389) Bei den Griechen. 184 Botanik der alten Griechen und Römer. Man kann hier noch vergleichen: Propertius 3, 14, 23; Po- lyänus, Strategemat. 5, 12. n. Der Leichenſchmaus. Cicero de legibus 2, 2. In Athen hat ſeit der Zeit des Cekrops die Sitte geherrſcht, daß der Todte bald in ein Grab ge— legt wurde, daß die Verwandten ihn mit Erde bedeckten, und daß dieſe dann mit Getreide beſät wurde. Darauf folgte ein Schmaus, bei welchem die Verwandten bekränzt erſchienen. Plin. 18, 12, 30. Manche glauben, in den Bufbohnen [faba] ſtäken die Seelen der Verſtorbenen, und deswegen bedient man ſich ihrer bei Leichenfeierlichkeiten. Pli n. 20, 11, 44. Chryſippus und Dionyſius ſtimmen darin überein, daß es Unrecht ſei, den Sellerie ſapium] an Speiſen au thun, weil er nur zum Leichenſchmaus gehöre. Plutarchus, Quaest. roman. 95 (p. 286). Beim Lei⸗ chenſchmauſe [reoideımevor] bedient man ſich vorzugsweis der Buf⸗ bohnen [oonoıor). b o. Bekränzung des Herdes, der Laren. Cato de r. r. 143, 2. Die Haushälterin fege täglich den Herd, und lege an jedem Feſttage einen Kranz darauf. Plautus in Trinummo, act. 1, sc. 2, v. 1. Ich wünſche, daß unſer Lar 390) mit einem Kranze geſchmückt werde. Juvenal., Satır. 9, v. 137. Ihr Laren, die ich mit Weih- rauch, oder mit Getreide, oder mit einem Kranze zu verehren pflege. XVI. Künſtliche Blumen und Früchte. Plin. 21, 2,3. Im Winter, wo die Erde keine Blumen bie- tet, trägt man künſtlich aus gefärbten Hornſpänen gemachte. Plin. 35, 12, 45. Marcus Varro verſichert, daß er in Rom einen Mann Namens Poſſis gekannt, welcher Früchte, Trauben und Fiſche künſtlich ſo vollkommen nachbildete, daß man ſie von N nicht unterſcheiden konnte. 390) cn, XVII. Garten der Heſperiden. 185 Arrianus, Dissertationes Epictet. 4, 5, und Dioge- nes Laörtius erwähnen aus Wachs gemachte Früchte; — Ae- lius Lampridius de Heliogabalo 25 erzählt, der Kaiſer He- liogabal habe ſeinen Gäſten oft als Deſſert nur aus Wachs, oder Elfenbein, oder gebranntem Thon, oder Marmor, oder andrem Stein gefertigte Speiſen lalſo wohl vorzüglich Früchte vorgeſetzt; fie hätten fi) alſo damit begnügen müſſen, dieſe Herrlich— keiten anzuſehn, während er ſich eben dieſelben in natura auftragen und vortrefflich ſchmecken ließ. XVII. Garten der Heſperiden. Der Garten der Heſperiden gehört der Fabel an, und es läßt ſich nichts Näheres über ihn ermitteln. Varro de r. r. 2, 1, 6. In Libyen wohnten vor alten Zeiten die Heſperiden; von dieſen holte Herkules Ziegen und Schafe, und man fagte, er hätte da aurea mala geholt. Darunter ſind aber nicht goldne Aepfel, ſondern, wie geſagt, goldne Ziegen und Schafe zu verſtehn. Golden heißen aber die Schafe, weil ihre Wolle einen hohen Werth hat; und mala iſt nur eine Abändrung des Wortes mela, welches Schafe bedeutet; bei uns heißen ſie bela; das kommt daher, weil die Griechen die Stimme des Schafes durch me ausdrücken, während wir Römer bee ſagen, und davon auch das Blöken belare nennen. Ovid. Metamorph. 11, v. 113. Die Aepfel, welche Mi⸗ das berührte, verwandelten ſich in pures Gold, und ſahen aus wie die Aepfel der Heſperiden. Plin. 5, 1, 1. In Mauretanien, nicht weit von der vom Kaiſer Claudius gegründeten Kolonie Lixus 39), iſt ein Ort, an den ſich viele Sagen knüpfen. Dort ſoll nämlich die Königsburg des Antäus, dort der Kampf mit Herkules, dort der Garten der Heſpe— riden geweſen ſein. 391) Jetzt Larache. 186 Botanik der alten Griechen und Römer. XVIII. Der Zaun. Varro de r. r. 1, 14. Es gibt vier Arten von Einhe- gungen, womit man ganze Güter oder einzelne Theile derſelben ſchützt: 1) Man zieht einen lebendigen Zaun [sepes] von Sträuchen [virgultum] oder Dornbüſchen [spina]; ein folder kann von alber- nen Menſchen nicht in Brand geſteckt werden. — 2) Man ſchlägt Pfähle dicht neben einander ein, und durchflicht ſie quer mit Aſtwerk; oder man ſetzt dicke Pfähle weit von einander, durchbohrt ſie, und ſetzt 2 oder 3 Querſtangen ein, oder man bildet einen Zaun von ſtarken Paliſaden. — 3) Oder man zieht einen Graben, und bildet an ihm hin einen Erdwall. Der Graben kann auch zur Aufnahme von Waſſer dienen, und zu deſſen Ableitung, wenn er Fall hat. An Heerſtraßen und an Flüſſen ſind dergleichen Gräben beſonders brauch— bar; im letzteren Falle geben ſie Schutz gegen Ueberſchwemmung. — 4) Man baut eine Mauer, die entweder aus Bruchſteinen beſteht, oder aus Backſteinen, oder aus ungebrannten Lehmſteinen, oder aus Erde, die mit Steinchen gemiſcht und in Formen gepreßt wird, wie man's in Spanien und bei Tarent ſieht. Geopon. 5, 44. Will man einen gut ſchützenden Zaun [poayuos] haben, jo zieht man einen Graben, der eine Elle tief iſt, ſchlägt Pfähle hinein, und befeſtigt an dieſe eine aus Binſen gefloch— tene Schnur [oyowior], jo daß dieſe im Graben ausgeſpannt tft. Dann nimmt man Mehl von Erven [öooßos] 52), Früchte * nôg] von Brombeeren [Parog], von Paliurus [zeAtovoog] ?9?) und von Weißdorn [öfvaxavdo] 39%), knetet Alles zuſammen, bis es die Dicke von Honig hat, beſtreicht die Schnur mit der Miſchung, begießt die Sohle des Grabens, und läßt dieſen noch einige Zeit offen. Dann ſchüttet man ihn mit der herausgeworfnen Erde wieder zu. Nach 28 Tagen gehen die Samen ſchon auf, und ſind bald einen Fuß hoch. Man bekommt auch bald einen Zaun, wenn man ohne Weite- res eine Binſenſchnur mit Brombeerfrüchten reibt, in die Erde gräbt, ſtarke Rohrſtücke 59s), die aber ſchief zu ſtehn kommen, mit einpflanzt, und das Ganze mit Dünger deckt. 392) Ervum Ervilia, Linné. — 393) Rhamnus Paliurus, Linne. 394) Cratägus Oxyacantha, Linne. 395) Vom Pfahlrohr, Arundo Donax, Linné. XIX. Heilige Haine. 187 Andre legen den Zaun ſo an: Sie ſchneiden Brombeer— zweige in Stücke, legen ſie eine Querhand tief in die Erde, und begießen ſie, bis ſie treiben. XIX. Heilige Haine. Xenophon, Anabasis 5, 3. Als Xenophon mit ſei⸗ nem Heere glücklich aus Aſien nach Griechenland zurückgekehrt war, kaufte er für das aus der Kriegesbeute gelöſte Geld ein Stück Landes in der Landſchaft Elis, und baute daſelbſt nach dem Muſter des Dia⸗ nentempels zu Epheſus, jedoch weit kleiner, einen Tempel und einen Altar für die Diana. Der zum Tempel gehörige Platz ent- hielt eine Wieſe, ferner mit Wald beſtandene Berge, ſo daß der Ertrag hinreichte, Schweine, Ziegen, Schafe und Rinder zu nähren, auch Pferde zu füttern, die mit Wagen zu den Feſten kamen. Ein fiſchreiches Flüßchen mit Namen Selinus floß durch die Beſitzung. Selinus hieß auch der Fluß beim Dianentempel zu Epheſus. — Um den Tempel herum ward ein Hain [GAcos] von Obſtbäumen gepflanzt, und neben dem Tempel ward eine Säule aufgerichtet, wor— auf geſchrieben ſtand: „Dieſe Stelle iſt der Diana heilig. Wer ſie beſitzt und benutzt, muß jährlich den Zehnten opfern; von Dem was übrig bleibt, muß er den Tempel in Stand 95 Thut er Das nicht, ſo wird die Göttin es ahnden.“ Cato de r. r. 139. Will man einen heiligen Hain lucus] lichten [conlucare], jo ſchreibt die römiſche Sitte Folgendes vor: Bringe ein Schwein als Sühnopfer dar, und ſprich dabei die Worte: „Biſt Du der Gott oder die Göttin, denen dieſer Hain geweihet iſt, und denen ein Schwein geopfert werden muß, wenn dieſer Hain gelichtet wird, ſo opfre ich hiermit dieſes Schwein als Sühnopfer, und flehe mit guten Gebeten, daß Du mir, meinem Hauſe, meinem Geſinde und meinen Kindern Wohlwollen und Gnade erweiſen mögeſt. Nimm dieſes, Dir zu Ehren dargebrachte eu opfer gnädig auf.“ Lucanus, Pharsalia 3, v. 399 seqq. Als Julius Cäſar die Stadt Maſſilia 5e) zu belagern begann, fand er in deren 396) Jetzt Marfeille, 188 Botanif der alten Griechen und Römer. Nähe einen Hain, der ſeit Menſchengedenken von keiner Axt berührt worden, deſſen Aeſte, dicht verwachſen, den Boden mit undurchdring— lichem Schatten deckten. In dieſem Haine wurden nicht die milden römiſchen Gottheiten, Pane, Sylvane und Nymphen, verehrt; die Al— täre waren dort zu grauſamen, barbariſchen Opfern aufgebaut, und jeder Baum mit Menſchenblut gedüngt. Vögel wagten es nicht, ſich auf den Zweigen niederzulaſſen; das Wild vermied den ſchauerlichen Ort; kein Wind, kein aus den Wolken zuckender Blitz wagte, die Bäume anzutaſten. Regungslos ſtand in ſchauerlicher Stille das Laub. Aus Quellen floß ein dunkelfarbiges Waſſer. Die im Haine ſtehenden Götzenbilder waren roh und kunſtlos aus alten Baumſtäm⸗ men zugehaun, und flößten den Soldaten Cäſar's um ſo mehr Schre— cken ein, je ſchmutziger, bleicher und unbekannter ſie waren. Auch ging die Sage, „in dem Haine wären Höhlen, die oft ein die Erde erſchütterndes Brüllen hören ließen; umgeſtürzte Eiben richteten ſich von ſelbſt wieder auf; oft ſchiene der Wald zu brennen, ohne daß Feuer vorhanden wäre; Drachen hätte man um Eichen ſich winden ſehn“. — Auch die Bewohner des Landes wagten ſich nicht in den furchtbaren Hain, der ganz in der Gewalt der ihn bewohnenden Götzen war. Selbſt der Prieſter der Götzen wagte ſich nur zagend hinein, und ſchauderte bei dem Gedanken, daß ſie ihm begegnen könnten. — Dieſen Hain befahl Cäſar zu fällen, denn er bedurfte zu ſeinen großen Belagerungsarbeiten Maſſen von Holz, und die Gegend bot kein andres. — Bei dem Befehle zitterten die tapfren Hände ſeiner Soldaten; ſie fürchteten die Heiligkeit des ſchrecklichen Ortes, und glaubten, wenn ſie Hand anlegten, würden die Aexte ſich gegen ihr eignes Haupt wenden. — Als Cäſar die Kohorten in banger Augſt zaudern ſah, ergriff er rüſtig ſelbſt eine zweiſchneidige Axt, begann eine hohe Eiche zu fällen, und ſprach, wie die Hiebe kräftig eingedrungen waren: „Fürchtet euch nicht, haut ohne Scheu den Wald nieder, und wiſſet, daß ein Unglück, das daraus entſtehn könnte, doch nur mein eignes Haupt treffen würde.“ — Noch zagten die Leute; aber der Zorn Cäſar's ſchien ihnen verderblicher als der Zorn der Götter, und ſo begannen ſie die gewaltige Arbeit. Es ſtürzten die Manna-Eſchen [ornus], die knotigen IJlex-Eichen ſilex], die Bäume Dodona's 3), die waſſerliebenden Erlen 397) Eichen. — Zu Dodona in Epirus war ein berühmtes Orakel in XX. Prophetiſche Bäume. 189 [alnus], die Trauer bedeutenden Cypreſſen; von den Aeſten ge— fällter Steineichen [robur] ward der gefällte Wald getragen. — Nun wurden die Wagen und Stiere der Landleute mit Gewalt ge— nommen, und das Holz zu ſeiner Beſtimmung abgefahren. Pausanias 5, 10 u. 21. Der heilige Hain [Moog des Jupiter zu Olympia wird von jeher Altis genannt, und auch Pindar gebraucht dieſen Namen in ſeinen Geſängen, mit welchen er die Olympiſchen Sieger verherrlicht. — In dieſem Haine ſtehn Altäre, Bildſäulen und Geſchenke, welche den Göttern geweihet ſind, auch ſtehen da die Bildſäulen, durch welche die Sieger in den Wettkämpfen belohnt werden. Plin. 12, 1, 2. Bäume waren die erſten Tempel der Götter, und noch jetzt weiht ländliche Einfalt vorzüglich ſchöne Bäume der Gottheit. Wir beten die Bildniſſe der Götter, welche von Gold und Elfenbein ſtrahlen, nicht ehrerbietiger an, als die ſtillen Haine. XX. Prophetiſche Bäume“). Plin. 17, 25, 38. Wichtige Ereigniſſe werden prophezeit [prodigio fiunt poma], wenn ſüßes Obſt ſich in ſaures ver— wandelt, oder ſaures in ſüßes, wenn aus einem wilden Feigen— baum ein zahmer wird, oder umgekehrt. — Böſes wird prophe— zeit [grave ostentum], wenn die Bäume ſchlechter werden. Das Geſagte gilt auch von der Verwandlung zahmer Oelbäume in wilde, weißer Trauben oder Feigen in dunkelfarbige, oder wenn ſich eine Platane in einen Olivenbaum verwandelt, was zu Laodicea geſchehen iſt, als Xerres dahin kam. Ich könnte dieſe Beiſpiele in's Unendliche vermehren, denn ein ganzes von Ari— ſtandros geſchriebnes griechiſches Buch iſt damit angefüllt, und eben ſo ein römiſches, von Cajus Epidius verfaßtes, in welchem auch zu leſen iſt, das Bäume geſprochen haben. — Kurz vor den Bürgerkriegen Pompejus' des Großen iſt im Kumaniſchen ein Baum ſo verſunken, daß nur noch wenige Zweige hervorragten; das einem Eichenhain. Siehe Claudius Claudianus, Panegyricus in tertium eonsulatum Honorii 117. — 39) Aberglaube. 190 Botanik der alten Griechen und Römer. war eine ſchlimme Vorbedeutung, und man fand auch in den Sibylli— niſchen Büchern die Weiſſagung, daß Mord und Todtſchlag erfolgen würde. — Es iſt auch ein Zeichen hereinbrechenden Unheils, wenn Bäume an ganz unpaſſenden Stellen wachſen, wie z. B. auf den Häuptern der Bildſäulen, auf Altären, oder auf einem Baume. So wuchs z. B. zu Kyzicus kurz vor der Belagerung ein Feigen— baum aus einem Lorbeerbaume hervor; und zu Tralles ſproßte aus dem Fußgeſtell, worauf die Bildſäule des Diktators Cäſar ſtand, um die Zeit ſeiner Bürgerkriege eine Palme. — Während des Krieges gegen Perſeus wuchs in Rom auf dem Kapitolium aus dem Haupte Jupiter's eine Palme, und verhieß Sieg und Triumph. Sie ward durch Stürme herabgeworfen; aber an ihrer Stelle erſchien ein Feigenbaum. Piſo, ein bedeutender Mann, begleitet dieſes Ereigniß mit der Bemerkung, daß ſich von dieſer Zeit an die guten Sitten der Römer verloren haben. Merkwürdiger aber als Alles der Art, wovon man ſeit Menſchengedenken gehört, iſt eine prophe— tiſche Erſcheinung, die ſich im marruciniſchen Gebiete, und zwar in unſrer Zeit, vor dem Sturze des Kaiſers Nero zugetragen; es ver— ſetzte ſich nämlich der ganze Olivengarten des Vectius Marcel— lus, eines der angeſehenſten Männer aus dem Ritterſtande, auf die andre Seite der Landſtraße, und die Felder, welche jenſeit gelegen geweſen, wanderten auf deſſen frühere Stelle herüber. XXI. Unglücksbäume. Plin. 16, 26, 45. Für Unglücksbäume [infelix arbor] und für unbrauchbar bei jeder heiligen Handlung [damnata religione arbor] gelten alle, die weder geſät noch gepflanzt werden und auch keine Früchte tragen. XXII. Den Göttern geheiligte Pflanzen. Da wir im Verlaufe unſrer Betrachtungen nicht ſelten auf hier— her gehörige Andeutungen ſtoßen, ſo mögen, um Weitläuftigkeit zu vermeiden, hier zwei Stellen genügen, welche eine kurze Zuſammen— ſtellung enthalten: XXIII. Verbena, sagmen. 191 Virgil., Eelogä 5, v. 16. Die Pappel iſt dem Herkules, der Weinſtock dem Bacchus, die Myrte der Venus, der Lor— beer dem Apollo lieb und werth. 4 Plin. 12, 1, 2. Die Speiſeeiche [äsculus] ift dem Jupiter, der Lorbeer dem Apollo, der Olivenbaum der Minerva, die Myrte der Venus, die Pappel dem Herkules geweiht. XXIII. Verbena, sagmen. Wir finden das Wort verbena in vielen Stellen der alten römiſchen Schriftſteller von Pflanzen gebraucht, die getragen wurden, wo vom römiſchen Staate ein Bündniß geſchloſſen, Krieg angekün— digt, Genugthuung gefordert, ferner wo auch ohne Rückſicht auf den Staat Verzeihung erfleht, geopfert, oder ſonſt eine religiöfe Hand— lung vollführt wurde. — Nähere Angaben über die einzelnen zu die— ſem Zwecke gebrauchten Kräuter fehlen bei jenen Schriftſtellern, und wir müſſen uns daher mit Dem begnügen, was die älteſten Erklärer derſelben, Servius und Acro, ſagen: Servius, welcher um's Jahr 380 nach Chriſto lebte, ſagt zu Virgil's Aeneide 12, Vers 120, wo erzählt wird, Aeneas habe mit Turnus ein feierliches Bündniß ſchließen wollen, und dabei ſeien die Betheiligten mit Verbena bekränzt geweſen [verbena tempora vinctil, Folgendes: „Verbena bedeutet an ſich ein heiliges Kraut [herba sacra], namentlich, wie Viele glauben, den Rosmarin [rosmarinus], den man auch Libanotis [Außavwrig] nennt, wenn er nämlich von der heiligen Stelle des Kapitols genommen wurde, und die Fetialen und der Pater patratus 399) ſich damit bekränzten, wenn ſie Bündniſſe ſchließen, oder Krieg ankündigen wollten.“ — Es hat ſich dann der Mißbrauch eingeſchlichen, daß man auch alle heiligen Pflanzen Verbenen nennt, z. B. Lorbeer, Olive, Myrte. Ser vius ſagt ferner zu dem Verſe in Virgil's Eklogen 8, 65, welcher lautet: „Verbrenne Verbenen und Weihrauch“, Fol— gendes: „Verbenen ſind immergrüne wohlriechende Zweige; Andre 399) Fetiales und pater patratus hießen die im Namen des Staates der: gleichen Verhandlungen führenden Prieſter. 192 Botanik der alten Griechen und Römer, ſagen, es ſeien überhaupt zu heiligen Handlungen dienende Zweige; Andre, es ſeien vorzüglich Olivenzweige zu verſtehn; Andre beziehn es auf den Rosmarin“ Immer kommt's aber darauf hinaus, daß es grüne Zweige ſind.“ Horatius ſagt in der neunten Ode des vierten ene V. 7: „Mein Altar iſt mit Verbenen geſchmückt, und ein Lamm ſoll ge— opfert werden.“ — Hierzu bemerkt Aero: „Verbenen find alle Pflanzen, die bei feſtlichen Gelegenheiten zur Bekränzung der Altäre gebraucht werden; das Wort hat urſprünglich herben geheißen, iſt aber durch veränderte Ausſprache des h in verbenä übergegangen, wie man auch ſtatt Heneti Veneti und ſtatt hesperus vesperus ſagt.“ Livius 1, 24, 4 erzählt, daß der römiſche Fetial Marcus Valerius bei Abſchließung des Bündniſſes zwiſchen dem König Tullus und den Albanern „sagmina, nämlich reine Kräuter aus der Burg“, geholt habe, und daß der Fetial alsdann den Spurius Fuſius zu ſeinem Gehülfen [pater patratus] erwählt, indem er deſſen Haupt und Haar mit der verbena berührt. Plin. 22, 2, 3 fagt: „Von jeher haben ſich die Römer der sagmina bedient, wo es auf religiöſe Feierlichkeiten ankam, durch die dem Staate aufgeholfen werden ſollte, zugleich auch bei Opfern und Geſandtſchaften der verbenä. Jedenfalls bedeuten beide Wörter Daſſelbe, nämlich ein ſammt ſeinem Erdballen auf der Burg ausgeriſſenes Kraut, und immer hieß einer der an die Feinde ge— ſchickten Geſandten verbenarius.“ | Festus gibt über sagmen folgende Erklärung: „Sa— gmina heißen die Verbenen, d. h. reinen Pflanzen, welche an einem heiligen Orte vom Konſul, Prätor, oder abreiſenden Geſandten, welche ein Bündniß ſchließen oder Krieg verkünden wollten, geholt waren.“ Verbenen wurden auch bei Opfern gebraucht, die man der Venus darbrachte, wie aus Virgil., Eel. 8, v. 65, aus Horat., Od. 1, 19, aus Calpurn. 11, 63 erhellt. XXIV. Beſchwören, Beheren. | 193 XXIV. Beſchwören, Behexen“ ). Plin. 25, 2, 5. Schon längſt hat man die Kunſt erfunden, für Sonnen- und Mondfinſterniſſe Tag und Stunde im Voraus zu beſtimmen; aber doch hegt immer noch ein großer Theil des Volkes den Aberglauben, daß dieſe Finſterniſſe durch menſchliche Zauberkunſt und durch Zauberkräuter hervorgerufen werden, und daß die Weiber in ſolchen Hexenkünſten mächtiger find als die Männer. Je— denfalls iſt die ganze Welt voller Sagen von der Medea aus Kol— chis und von andren Hexen, namentlich auch von der Italiänerin Circe, die man ſogar göttlich verehrt. Mit Bezug auf die Circe mag auch wohl Aeſchylus behaupten, Italien ſei reich an den wirk— ſamſten Kräutern, und mögen Viele glauben, ſolche Kräuter wüchſen beſonders um Circeji, wo Circe gewohnt. Dieſer Glaube wird noch dadurch beſtärkt, daß die Marſer, jene bekannten Schlan— genbändiger, von der bewußten Hexe abſtammen. Auch Homer ſpricht mit großer Bewunderung von der Circe, gibt aber doch in Hinſicht auf den Reichthum an Zauberkräutern Aegypten den Vorzug, und erzählt, wie die Gattin des dortigen Königs der Helena ſolche Kräu— ter gegeben, namentlich das berühmte Nepenthes 0), welches Ver— geſſen alles Aergers und Haſſes bewirken und allen Sterblichen ge— reicht werden ſollte. Von Allen, deren Namen die Geſchichte nennt, hat Orpheus zuerſt etwas Genaueres über die Pflanzen geſagt. Nach ihm haben Muſäus und Heſio dus dem Kraute Poli om 02) hohe Bewunde— rung gezollt. Orpheus und Heſiodus empfahlen, mit Polium zu räuchern. Homer erhebt auch noch andre Pflanzen mit Lobeserhe— bungen. Nach ihm ſchrieb der große Philoſoph Pythagoras zuerſt ein Buch über die Wirkſamkeit der Pflanzen, worin er deren Entdeckung und Urſprung dem Apollo, dem Aeſkulap und überhaupt den unſterblichen Göttern zuſchreibt. Ein ähnliches Buch ſchrieb Demokritus, aber beide hatten vorher die Weisheit der Perſer, Araber, Neger und Aegyptier durchforſcht. Jene alte Zeit war übri— gens ſo feſt von der unermeßlichen Wichtigkeit der Sache überzeugt, 00) Alles auf Aberglauben gegründet. — 401) 2 02) Teuerium Polium, Linné. 13 194 Botanik der alten Griechen und Römer. daß ſie ſelbſt Unglaubliches für wahr ausgab. So hat z. B. der Geſchichtſchreiber Xanthus in der erſten ſeiner Erzählungen die Angabe, daß ein getödteter junger Drache von dem alten durch das Kraut Ballis 303) wieder lebendig gemacht, auch ſei mit demſelben Kraute Tylo, den ein Drache getödtet, gerettet worden. Auch Juba erzählt von einem Menſchen, der in Arabien durch die Kraft eines Krautes vom Tode zum Leben erwachte. Demokritus hat ge— ſagt, und Theophraſt hat's geglaubt, es gebe ein Kraut, deſſen ſich ein Vogel bediene, um durch bloße Berührung Keile, die von hinten in Bäume geſchlagen worden, wieder herauszuziehn. — Das Daſein ſolcher Wunderkräfte iſt allerdings nicht erwieſen; jedoch fühlt man ſich zu dem Geſtändniß genöthigt, daß Vieles über das Ge— wöhnliche hinausgeht; und daher kommt es denn auch wohl, daß Viele der Meinung ſind, man könne mit Pflanzenkräften Alles aus— richten, nur kenne man die Wirkungen der meiſten noch nicht. Zu Denen, welche dieſem Glauben huldigen, gehörte auch Herophilus, ein berühmter Arzt; er that den Ausſpruch, daß manche Pflanzen vielleicht ſchon helfen können, wenn man fie nur mit der Fußſohle berührt. Jedenfalls iſt es Erfahrungsſache, daß ſich Wunden und Krankheiten verſchlimmern, wenn Jemand, der einen Weg zu Er gemacht hat, zu dem Patienten kommt. Plin. 25, 2, 6. Für viele Pflanzen haben wir leider gar keine Namen, z. B. für diejenige, welche man in die Ecken der Saat— felder eingräbt, und welche die merkwürdige Eigenſchaft hat, dann alle Vögel von dem Felde zu verſcheuchen. — Das Auffinden der in Pflanzen verborgenen Kräfte hängt oft nur vom Zufall ab, auch ſcheint es, als ob in manchen Fällen eine Gottheit ſie abſichtlich ver— mittelte, wie denn z. B. die höchſt wichtige Entdeckung, daß die Wurzel der Hundsroſe das einzige gute Mittel gegen den Biß toller Hunde gibt, dadurch gemacht worden, daß die Mutter eines Soldaten, der gebiſſen worden und ſchon waſſerſcheu war, bei Tage einen Ro— ſenbuſch ſah, der ihr zuzulächeln ſchien, und bei Nacht im Traume wieder auf daſſelbe Mittel hingewieſen wurde. Es gibt auch eine wie Vipernhaut gefleckte Pflanze Namens Drakunkulus +%%), die ich ſelber geſehn habe, und die gegen jede Art von Biſſen gut iſt. Sie hat dabei die wunderbaren Eigenſchaften, daß ſie aus der Erde 403) 2 — +04, Es kann Arum Dracunculus, Linné, gemeint ſein.— XXIV. Beſchwören, Beheren. 195 zu der Zeit emporſteigt, wo im Frühjahr die Schlangen erſcheinen, und daß fie im Herbſt verſchwindet, ſobald die Schlangen ſich ver— kriechen. Sie gleicht demnach einer Warnungstafel, welche die gütige Natur zur Zeit der Gefahr für uns aufſteckt. Theocritus, Idyll. 2. Die Liebe des Delphis hat ſich von mir gewendet; ſchon zwölf Tage lang läßt er ſich nicht mehr bei mir ſehn, und fragt nicht danach, ob ich todt bin oder lebe. — Aber der Wendehals (19%8] fol feinen Sinn mir wieder zuwen— den; und ich werfe Gerſtengrütze [aAgızor] in's Feuer, und werfe Lorbeer [dapvo] hinein; und wie der Lorbeer laut kniſtert (1 reti und hoch auflodert [zurmveiLev], jo ſoll auch die Liebe ſich wieder in ſeinem Herzen entflammen. Ich werfe Kümmel (z ag in's Feuer, und wie er breunt, fo fol auch Delphis wieder von Liebe zu mir entbrennen. Ich werfe Kleie [nirvoov] in's Feuer und Hippomanes 05), das in Arkadien die Pferde raſend macht; ich zerreibe eine Eidechſe [o], und bereite aus ihr einen Zaubertrank. | Virgil., Eelog. 7, v. 27. Bekränzt ſein Haupt mit Ha⸗ ſelwurz [baccar] 0), damit ihm das Beſchreien nicht ſchadet. Virgil., Eclog. 8, v. 94 seqq. Mit einem Zauberliede und mit Zauberkräutern [herbal] will ich den Daphnis zu mir zurückbringen. Die Zauberkräuter hat mir Möris gegeben; ſie ſind im Pontus geſammelt, und ich habe oft mit eignen Augen geſehn, wie ſich Möris durch ihre Zauberkraft in einen Wolf verwandelt und ſeinen Wohnſitz in Wäldern aufgeſchlagen, wie er ferner Seelen aus den Gräbern heraufbeſchwoern, wie er Saaten auf andre Felder verſetzt hat. | | In Ovid's Metamorphoſen, z. B. dem ſiebenten Buche, kom— men lange Beſchreibungen vor, wie Medea durch die Kraft ihrer Hexenkräuter den Greis Aeſon in einen Jüngling, einen alten Widder in ein Lamm verwandelt habe, u. dgl. Tibullus 1, 2, 43 seqq. Ich kenne eine alte Hexe [saga], die allein, wie man behauptet, die Hexenkräuter [mala herbä] der Medea kennt; ich habe oft geſehn, wie fie durch Zauber— lieder die Sterne vom Himmel zur Erde gezogen, reißende Flüſſe 05) Unbeſtimmtes, fabelhaftes Kraut. 06) Asarum europäum, Linné. 13 * 196 Botanik der alten Griechen und Römer. von ihrem Laufe abgelenkt, den Boden geſpalten, die Seelen aus den Gräbern gerufen, die Gebeine von der Brandſtätte des Scheiterhau— fens verſetzt hat. Sie vermag die Seelen in Schaaren aus der Unterwelt heraufzulocken, ſie bei ſich feſtzubannen, oder durch Beſpren— gung mit Milch zurückzutreiben; ſie vermag vom trüben Himmel die Wolken zu verjagen, und mitten im Sommer ein Schneegeſtöber zu erregen. — Dieſe Hexe hat auch mich einige Zauberlieder gelehrt; ſie werden dreimal geſungen, dreimal wird ausgeſpuckt, ſo iſt die Wirkung da. Dioscorides de materia medica 3, 95. Das Alyſſum [&Avooov] +07) wirdin Häuſern aufgehängt, um Menſchen und Vieh vor Behexung zu ſichern. Dioscorid. de mat. med. 4, 131. Das Löwenmaul ‚x [avziögıvov] +08) wird als Amulet [avrınadEs] gegen Gifte getragen. XXV. Arznei. Das hierher Gehörige findet ſich in ungeheuren Maſſen, Wah— res mit Falſchem bunt gemiſcht, in den Werken des Hippokrates, Theophraſt, Nikander, Celſus, Dioskorides, Plinius, Galenus und Vegetius angehäuft. Um nicht in's Endloſe zu gerathen, muß ich mich auf kurze Auszüge beſchränken, wie wir ſie weiter unten bei den meiſten Pflanzen finden werden. — Hier nur etwas Allgemeines: Plin. 25, 1, 1. Viele Pflanzen hat Mutter Erde nur zum arzneilichen Gebrauche geſchaffen; viele Pflanzen ſind durch ihre arzneilichen Kräfte berühmt; und wir müſſen die Thätigkeit und Sorgfalt bewundern, mit der unſre Vorfahren Alles durchforſcht, Alles geprüft, und dann auch alle ihre Entdeckungen zum Beſten der Nachwelt bekannt gemacht haben. Manche ſind durch ihre Entdeckun— gen unſterblich geworden; Manche hat man dadurch geehrt, daß man Pflanzen nach ihnen benannte. Sie haben nicht bloß Beobachtungen über diejenigen Gewächſe angeſtellt, welche zum Vergnügen oder zur Nahrung gezogen werden; ſie haben auch unwegſame Bergeshöhen, 407) Alyssum clypeatum, Linné. — 4%) Antirrhinum majus, Linn. XXV. Arznei. 197 entlegene Einöden, und das Innere des Bodens ſelbſt erforſcht, und jo die Kräfte der Wurzeln, der Faſern, und ſelbſt die Heilkräfte der- jenigen Pflanzen aufgefunden, welche vom weidenden Vieh unberührt gelaſſen werden. Plin. 25, 2, 2 u. 3. Weniger als die Griechen haben die Römer ſich mit den Arzneikräften der Pflanzen befaßt; doch hat Marcus Cato, jener Meiſter in allen nützlichen Künſten, von der Anwendung der Pflanzen in der Thierheilkunde geſprochen; und der berühmte Gelehrte Cajus Valgius hat den Verſuch gemacht, über die dem Menſchen ſelbſt dienenden Heilkräfte der Pflanzen zu ſchrei— ben; ſein Werk war dem Kaiſer Auguſtus gewidmet, blieb aber unvollendet. Vor ihm hatte, ſo viel ich finden kann, unter den Römern nur Lenäus, ein Freigelaſſener des großen Pompejus, über die Arz nei— pflanzen geſchrieben, auch war erſt in jener Zeit dieſe Wiſſenſchaft nach Rom verpflanzt worden. Damals war aach Mithridates, der größte König ſeiner Zeit, welcher vom Pompejus beſiegt wurde, damit beſchäftigt geweſen, Alles, was zum menſchlichen Leben gehört, gründlicher, als je geſche— hen, zu erforſchen. Er kam auch auf den Gedanken, täglich ein Gift einzunehmen, nachdem er vorher ein Gegengift genommen. Er erfand auch ſelbſt eine ganze Anzahl von Gegengiften, wovon eins noch jetzt ſeinen Namen führt. Auch ſtammt von ihm die Erfindung, den Gegengiften das Blut pontiſcher Enten beizumiſchen, weil dieſe von Giften leben. Er bewog ferner den berühmten, zu Rom lebenden Arzt Aſklepiades, die noch jetzt vorhandenen Schriften über die Heil— kunſt zu verfaſſen. — Mithridates iſt auch der einzige Sterbliche ge— weſen, der 22 Sprachen geſprochen; auch hat er in den 56 Jahren ſeiner Regierung nie mit einem Menſchen aus den ihm unterworfenen Völkerſchaften durch einen Dolmetſcher geredet. — Er beſaß außer ſeinen großen Geiſtesgaben eine beſondre Liebe zur Heilkunſt, forſchte in dieſer Hinſicht überall in ſeinen weiten Ländern ſeine Unterthanen aus, und hinterließ ein großes Konvolut von Abhandlungen über die Arzneikunde, Belege dazu und Krankheitsgeſchichten. Sie fielen als Beute dem Pompejus in die Hände. Dieſer ließ ſie durch ſeinen Freigelaßnen Lenäus in die römiſche Sprache überſetzen, und erwarb ſich dadurch ein großes Verdienſt. Galenus de antidotis 1, 1. Gegenmittel [avridorog] nennen 198 Botanik der alten Griechen und Römer. 5 wir diejenigen Stoffe, welche gegen Leiden aller Art, und namentlich auch gegen Gifte, innerlich angewendet werden. Mithridates 400) und Attalus 10) ſuchten die Wirkung aller einfachen Arzneien ken— nen zu lernen, welche Gegenmittel gegen gefährliche Gifte ſind; zu dieſem Zwecke ſtellten ſie Verſuche an zum Tode verurtheilten Ver— brechern an. Auf dieſe Weiſe fand denn Mithridates auch wirklich Mittel gegen mehrere gefährliche Gifte, und ſetzte aus allen den ihm ſo bekannt gewordenen Gegengiften ein einziges Mittel zuſammen, indem er hoffte, durch dieſes gegen alle tödtlichen Gifte geſichert zu ſein. Späterhin ſetzte Andromachus, erſter Leibarzt des Nero, Eini— ges hinzu, ließ Andres weg, und brachte auf dieſe Weiſe den ſoge— nannten Theriak zu Stande, in welchem viel Vipernfleiſch enthalten iſt, wovon das Mithridatium nichts enthielt. XXVI. Oel und Salben. a. Allgemeines. Dioscorides de materia medica 1, 29. Das Oel aus unreifen Oliven [EAuov wuorgıßes], welches man auch Ompha⸗ kion [Ougyazıov) nennt, iſt das beſte für die Geſundheit, vorzüglich wenn es friſch, und dann noch ohne ſcharfen Geſchmack und wohl— riechend iſt. Solches Oel dient zur Anfertigung der Salben [an or], und bekommt auch dem Magen gut. Hält man es eine Zeit lang im Munde, ſo zieht es das Zahnfleiſch zuſammen, und befeſtigt die Zähne. Es hemmt auch die Schweiße. Diosc. de mat. med. 1, 30. Das gemeine Olivenöl paßt ſich für Arzneien am beften, wenn es alt und recht fett iſt. Im Allgemeinen wärmt jedes Oel, erweicht das Fleiſch, ſchützt vor Kälte und regt die einzelnen Theile zu ihren Verrichtungen an. In Arz— neien mäßigt es als Zuſatz die Schärfe andrer Stoffe. Gegen tödt⸗ liche Gifte, die in den Magen gekommen, wird es fleißig getrunken und wieder ausgeſpieen. Gegen Bauchgrimmen wird es mit Raute nyuro] gekocht und eingenommen; fo vertreibt es auch die Wür— +09) König von Pontus. +10) Mit Zunamen Philometor, König von Pergamus. XXVI. Oel und Salben. a. Allgemeines. 199 mer. — Hat man kein altes Del, jo nimmt man friſches, und kocht es ein, bis es dick wie Honig iſt. Diosc. de m. m. 1, 31. Das Oel vom wilden Oliven— baum [Auov e rie Ayolug Ehatag]) nimmt als Mittel zur Be— förderung der Geſundheit den zweiten Rang ein. Man braucht es gegen Kopfweh ſtatt Roſenöls [oodwor). Es hemmt den Schweiß, hindert das Ausfallen der Haare, und bewirkt, daß ſie nicht bald grau werden. N Diosc. de m. m. 1, 32. Um weißes Oel [EAαιον Aevxor] zu bekommen, nimmt man hellfarbiges Olivenöl, das noch nicht über 1 Jahr alt iſt, thut es in ein neues irdnes Gefäß, das eine weite Mündung hat, ſetzt es in die Sonne, und rührt es täglich bis zum Schäumen um. Am achten Tage miſcht man es mit Bocks-Horn— klee [ ru⁰ν,⁰% ), welches man mit warmem Waſſer erweicht, aber von dieſem nicht wieder durch Ausdrücken befreit hat. Darauf fügt man dem Gewichte nach eben ſo viel recht fettes, dünn geſpalteues, kiefernes Kienholz loch mırvivng] hinzu, und läßt das Ganze wieder 8 Tage ruhig. Sodaun gießt man das Oel in ein neues Gefäß, welches vorher mit altem Wein ausgeſpült iſt, und auf deſſen Boden Kränzchen von Steinklee % orepariozog] und Iris (ige! liegen. Diosc. de m. m. 1, 37. Oelhonig [E=] fließt bei Palmyra in Syrien aus den Stämmen der Olivenbäume, iſt dicker als Honig, und wird als Arznei gebraucht. Diosc. de m. m. 1, 38. Das Ricinusöl [xzizwvor &Aouov] #12) wird jo gemacht: Man nimmt reife Samenkapſeln, trock— net ſie an der Sonne, bis fie platzen und die Schale abfällt, nimmt dann die Samen, ſtößt ſie im Mörſer recht klein, bringt ſie in einen mit einem Zinndeckel verſehenen Keſſel, der mit Waſſer gefüllt iſt, und macht Feuer drunter. Hat das Waſſer genügend gekocht, ſo nimmt man es vom Feuer, ſchöpft das Oel ab, und bewahrt es auf. Die Aegyptier, welche das Ricinusöl in großer Menge ver— brauchen, bereiten es anders: Sie reinigen die Samen, mahlen ſie in einer Mühle recht klein, und preſſen das Oel vermittelſt einer Preſſe aus. — Die Reife der Samen erkennt man daran, daß ſie 11) Trigonella Fönum gräcum, Linné. 412) Vom Rieinus communis, Linné, Wunderbaum. 200 Botanik der alten Griechen und Römer. ſich von den fie umgebenden Kapſeltheilen ablöſen. — Das Ricinusöl wird äußerlich und innerlich vielfach als Arznei gebraucht. Diosc. de m. m. 1, 39. Das Mandelöl [auvydarwor i, welches auch Metopion [uerwzuor]) heißt, wird folgender— maßen bereitet: Man ſtößt bittre Mandeln l VννοðjhEs zoo], nachdem ſie gereinigt und getrocknet ſind, leicht in einem Mörſer mit einer hölzernen Keule, gießt ſiedendes Waſſer auf, und wartet eine halbe Stunde, bis es eingeſogen iſt. Nun reibt man ſtärker, gießt wieder Waſſer zu, und reibt, wenn es ebenfalls eingeſogen, noch— mals. Das Oel wird aus dieſer Maſſe durch Preſſen gewonnen, und äußerlich und innerlich gebraucht. Diosc. de m. m. 1, 40. Das Behenöl [Buravwor Ehaıov] #13) wird wie Mandelöl bereitet, äußerlich und innerlich angewandt. Diosc. de m. m. 1, 41. Das Seſamöl [oyoauwor d αάẽỹM und das Wallnuß öl [xueviwov Durov] werden ebenfalls wie Mandelöl bereitet ). Diosc. de m. m. 1, 42. Das Bilſenöl [vogzvauıvor SA ,,“) wird fo gewonnen: Der friſche, weiße Same wird ge— trocknet, geſtoßen, mit warmem Waſſer geknetet, wie beim Mandelöl vorgeſchrieben, dann an die Sonne geſtellt, und die trocknenden Theile immer wieder mit der Maſſe gemiſcht, was ſo lange wiederholt wird, bis ſie dunkelfarbig wird und ſtark riecht. Dann wird ſie in ein Tuch geſchlagen, das Oel ausgepreßt, und als Arznei gebraucht. Dios c. de m. m. 1, 43 bis 47. Aus der Frucht des Gni— dium⸗Seidelbaſts wird das Gnidiumöl 10), aus der des Saflors [evixos] i:) das Safloröbl [xrizwor Aaıov] gemacht; — das Rettig öl [oonparırov EAnıov] aus den Samen des Ret— tiges [OGοα⁰αe; es wird als Arznei gebraucht, bei den Aegyptiern aber auch an Gemüſe gekocht. — Das Schwarzkümmelöl (e Aννοοονν Erouov) +18) hat die arzueilichen Eigenſchaften des Rettigöls; #13) Aus den Samen der Moringa, Guilandina Moringa, Linne. #14) Kaovor Paoıınov iſt die Wallnuß. 5) Tosavauos, Bilſenkraut, Gattung Hyoseyamus, Linne. 416) Krvıdelarov heißt das Oel aus den Früchten des Gnidium-Sei⸗ delbaſts, Daphne Gnidium, Linné; die Frucht ſelbſt heißt * eros Aonnos. 41) Carthamus tinctorius, Linne. 416) Vom e, -d, Nigella sativa, Linné. XXVI. Oel und Salben. a. Allgemeines. 201 — das Senföl [owanırov Hair] wird gegen anhaltende Schmerzen angewendet. Dios c. de m. m. 1, 48. Das Myrtenöl [uvgoivıwor kA,] wird folgendermaßen gewonnen: Man ſtößt zarte Blätter der Myrte [7usoog uvgoivn], oder des Mäuſedorns [ayol« uuνονLſ˙,M˙t, und preßt fie aus. Dem gewonnenen Safte miſcht man eben ſo viel Oel aus unreifen Oliven bei, kocht die Maſſe, und ſchöpft was obenauf ſchwimmt ab. Das beſte Myrtenöl ſchmeckt etwas bitter, iſt grün, durchſichtig, und riecht nach Myrte. Man braucht es vorzugsweis auf Narben, die heilen ſollen. Diosc. de m. m. 1, 49. Das Lorbeeröl [dapreiuor, oder daprıvov EV,, wird aus ganz reifen Früchten [dapris] des Lorbeerbaums gemacht, die in Waſſer gekocht werden; ſie ſchwitzen dann eine Art Fett aus ihrer Schale, das man abſchöpft. — Manche nehmen Oel von unreifen Oliven, das ſie mit Cyperngras [xörzeigog] ), Schönus [oyoivog] ) und Kalmus f“ ̈ 42!) eingekocht haben, und kochen es nochmals mit zarten Lorbeerblättern. Man thut auch Lorbeerfrüchte hinzu, bis der richtige Geruch da iſt; auch Stor ax [orvoag] 22) und My rte [uvoown] werden beige— miſcht. — Das beſte Lorbeeröl bekommt man von der auf Bergen wachſenden und der breitblättrigen Sorte. Friſch iſt es grün, ſehr bitter, und ſchmeckt ſcharf. Es wird nur äußerlich angewendet, wärmt, erweicht, kräftigt. Innerlich genommen erregt es Ekel. Diosc. de m. m. 50 u. 51. Das Lentiſkusöl [oywe- haov] 23) wird aus den reifen Früchten des Maſtixbaums (G7 eben ſo wie das Lorbeeröl gekocht, dann eingedickt und gegen die Räude des Haarviehs gebraucht. — Eben ſo wird das Terpen— thinöl [reosßivdwor οννjð-s] bereitet 2). — Das Maſtixöl [uaorixıvov &.aıov| wird aus geriebnem Maſtixharz [uuoriyn] ge- macht, und als Arznei verwendet. Das beſte kommt von der Inſel Chios 125). N 419) Gattung Cyperus, Linné. — *?°) Andropogon Schönanthus, L. 421) Acorus Calamus, Linné. — 422) Storax officinalis, Linne. 423) Aus den Früchten des Maſtixbaums, Pistacia Lentiscus, L. 23) Hier iſt das aus den Früchten des Terpenthinbaums, zeoeßır οe, Pistacia Terebinthus, Linné, gewonnene Oel gemeint, welches, wie Fraas ſagt, auch jetzt noch in Griechenland zeowrFelarov heißt. 25) Der Maſtix wird durch Einſchnitte aus dem Maſtixbaum gewonnen. 202 Botanik der alten Griechen und Römer. Dios c. de m. m. 52. Was in den folgenden Ka pi— teln beſchrieben wird, begreift man unter dem Namen der Salben [39]. Diosc. de m. m. 53. Roſenöl [o0dıwor EAαιẽ 2] wird fo bereitet: Es werden 5 Pfund und 8 Unzen Schönus [oyowog] 20 klein geſchnitten, in Waſſer geweicht, in 20 Pfund und 5 Unzen Oel 12) gekocht, und zuweilen umgerührt. Hierauf wird das Oel durchgeſeiht, und es werden ihm die Blumenblätter [rdrarov] von eintauſend Roſen zugeſetzt; dieſe dürfen nicht naß ſein, werden aber vorher mit wohlriechendem Honig geſalbt, und im Oele einen Tag lang zu wiederholten Malen mit den Händen gedrückt und umgerührt. Hat ſich nun etwas Hefenartiges zu Boden geſetzt, ſo kommt die Maſſe in einen mit Honig ausgeſtrichenen Miſchkrug; die Roſenblät— ter werden aus dem Oele genommen, ausgedrückt, in ein andres Gefäß gethan, mit 8 Pfund 3 Unzen eingedickten Oeles übergoſſen, und wiederum ausgedrückt. Das letztere Verfahren gibt die geringere Sorte Roſenöl. Man kann auch das Verfahren noch zweimal wie— derholen, wodurch man eine dritte und vierte Sorte Oel bekommt. Bei jedem Male wird das Gefäß erſt mit Honig ausgeſtrichen. — Will man alle dieſe Roſenölſorten recht ſtark machen, ſo wirft man in das zuerſt gewonnene Oel wieder eben ſo viel friſche Roſenblätter, rührt ſie mit Händen, die mit Honig geſalbt ſind, um, drückt ſie aus, und ſetzt dieſelben dann auch noch eben ſo zur zweiten, dritten und vierten Sorte. So kann man ſiebenmal neue Roſen in's Oel bringen, dann aber muß man aufhören. Auch die Preſſe wird übri— gens mit Honig beſtrichen, und endlich wird das Oel ſorgfältig von dem Safte der Roſenblätter getrennt, denn bleibt von dieſem nur das Geringſte, ſo verdirbt das Oel. — Manche Leute zerſtampfen die Roſen, ſtellen die Maſſe an die Sonne, werfen ſie dann in Oel und ſtellen dieſes in die Sonne. — Manche dicken vorher das Oel mit einem Zuſatz von Kalmus [x@lauos]) und Langdornigem Ginſter [donarodFog] 2s) ein; Andre thun, um die Farbe ſchön zu machen, Färbende Ochſenzunge [ayyovoo] hinzu, oder um die 26) Andropogon Schönanthus, Linné. 237) Wo bei den Griechen Oel ohne weiteren Zuſatz ge nannt wird, iſt Olivenöl zu verſtehn. 428) Genista horrida, Decandolle. XXVI. Oel und Salben. a. Allgemeines. 203 Haltbarkeit zu befördern, Salz. — Das Roſenöl wird innerlich und äußerlich vielfach gebraucht 29). Diosc. de m. m. 1, 54. Um Palmenöl [Aurıwor Zuıor] zu gewinnen, nimmt man die Riſpenſcheide [ear] der Palmen, ſtößt fie klein, gießt Oel von unreifen Oliven drüber, läßt die Mi- ſchung 3 Tage ſtehn, ſondert das Oel durch Preſſen, und bewahrt es in einem reinen Gefäße zum Gebrauch auf. Es wirkt äußerlich faſt wie Roſenöl. Diosc. de m. m. 1, 55. Um Quittenöl [uriwor H zu bekommen, miſcht man 6 Maß Oel mit 10 Maß Waſſer, thut 3 Unzen zerſtoßne Riſpenſcheide ond] von Palmen hinzu, eine Unze Schönus, läßt die Miſchung einen Tag ſtehn, und kocht ſie dann. Das Oel wird ſodann durchgeſeiht, es werden Quitten [zudsrıov ν,νν] hineingeſenkt, welche in ein Rohrgeflecht geſchlagen ſind, und dieſe bleiben darin, bis das Oel die Kraft der Quitten gehörig angenommen und wo möglich auch deren Geruch hat. Es wird äußerlich und innerlich gebraucht. Dios c. de m. m. 1, 56. Wenn man wohlriechende Blüthen der Weintraube [ed olwardn 7 e αννοανν ] trocknet, in Oel von unreifen Oliven wirft, fleißig umrührt, 2 Tage ſtehn läßt, dann auspreßt und aufbewahrt, ſo hat man das Weinblüthenöl loivardıvov D.uov], welches am beſten iſt, wenn es nach Weinblüthen riecht. Sein Gebrauch iſt dem des Roſenöls ähnlich. Diosc. de m. m. 1, 57. Um Oel aus Bocks-Hornklee rie 0) zu gewinnen, nimmt man davon 9 Pfund, ferner 5 Pfund Oel, 1 Pfund Kalmus [xurlauog), 2 Pfund Cyperugras euntigog] ), läßt die Miſchung gegen 7 Tage ſtehn, rührt ſie täglich dreimal um, und preßt ſie dann aus. — Manche nehmen ſtatt des Kalmus Kardamomen (va qοονiνẽjx] 432), ftatt des Cypern- graſes Balſamholz [Evioßaroauor) ); Andre dicken das Oel erſt mit dieſen Stoffen ein, und ſetzen dann erſt Bocks-Hornklee zu. 220) Wir ſehen, daß das Roſenöl der Alten nur ein mit Roſensl par: fümirtes Olivenöl iſt. Was wir Roſenöl nennen, iſt rein aus Blüthenblät— tern der Roſen gewonnen, und nur in geringer Menge vorhanden. 430) Trigonella Fönum gräcum, Linné. 31) Gattung Cyperus, Linné. — 32) Amomum Cardamomum, L. 33) Holz des Balſamſtrauchs, Amyris gileadensis, Linné. 204 Botanik der alten Griechen und Römer. Das nach den genannten Verfahrungsarten gewonnene Oel dient als Arznei. Diosc. de m. m. 1, 58. Um Majoranöl [oauwiywor Aoıov| zu bekommen, nimmt man Feld-Thymian [Eonvidor], Kaſſia Iruooie] , Stabwurz [aßoorovor] #35), Minze [oıoVußoıov] *?%), Myrte [uvootn), Majoran [oampvyor], ſtößt Alles klein, gießt genügend viel Oel von unreifen Oliven zu, und preßt nach 4 Tagen das Oel wieder aus. Nimmt man dann nochmals eben ſo viel von den genannten Pflanzenſtoffen, läßt ſie auch wieder 4 Tage in dem ſchon fertigen Oele, und preßt dieſes dann wieder aus, ſo wird es bedeutend beſſer. Man wählt Majo— ran, der recht dunkelgrün, recht wohlriechend, aber von nicht gar ſcharfem Geſchmack iſt. Man braucht das Majoranöl als Arznei. Diosc. de m. m. 1, 59. Man nimmt 20 Pfund Oel, 11 Pfund und 8 Unzen Baſilien [oxıuor] ), miſcht beides, und läßt die Miſchung einen Tag und eine Nacht ſtehn, dann preßt man das Oel aus, thut wieder eben ſo viel Oel auf die Baſilien, preßt wieder, und bekommt ſo eine geringere Oelſorte. Man kann dann in beide Oelſorten noch dreimal neue Baſilien thun. Das Baſilienöl wirkt faſt wie Majoranöl, aber ſchwächer. Diosc. de m. m. 1, 60 u. 61. Stabwurzöl [aßooro- ' yıwov &oıov]) und Dilldl [avrndworv Aaov] werden beide ebenfalls gewonnen, indem man Theile der genannten Pflanzen in Oel legt und dann auspreßt. Sie dienen als Arznei. Diosc. de m. m. 1, 62. Lilienöl οεRον ονν,s, auch covowov Ehouov] s) wird fo bereitet: Man nimmt 8 Pfund und 3 Unzen Oel, 5 Pfund 3 Unzen Kalmus AdNανννοε, 5 Unzen Myrrhen [ouvorn], die in wohlriechenden Wein eingeweicht ſind, und kocht die Miſchung. Darauf ſeiht man das Oel durch, und jest 3 Pfund 6 Unzen geſtoßne Kardamo men [xuodaumwuor] hinzu, die in Regenwaſſer erweicht ſind. Man läßt die Maſſe eine Zeit lang ſtehn, und preßt ſie dann aus. Nun dickt man das Oel ein, nimmt davon 34 Pfund, legt die Blumenblätter von tauſend Lilien [xowov| in eine breite, ziemlich flache Schüſſel, gießt das Oel drüber 434) Laurus Cassia, Linné. — 435) Artemisia Abrotanum, Linné. +36) Gattung Mentha, Linné. — 437) Ocimum Basilicum, Linns. +38) Die Lilie heißt 2% und auch vodvor. - XXVI. Oel und Salben. a. Allgemeines. 205 und knetet, nachdem man die Hände mit Honig beſtrichen. Hat die Maſſe einen Tag und eine Nacht ruhig geſtanden, ſo preßt man ſie aus. Das Oel, welches an die Oberfläche kommt, wird ſogleich von dem Waſſer getrennt, denn letzteres würde dem Oele verderblich fein, indem es bald in Gährung und Fäulniß geräth. Das Oel wird fer— ner oft in neue, mit Honig ausgeſtrichne Gefäße übergegoſſen; es wird dabei fein geſtoßenes Salz hinein geſtreut, jede Unreinigkeit entfernt, u. ſ. w. Zuletzt fügt man noch Myrrhen, Safran [x06x05] und Kardamomen hinzu. — Das beſte Lilienöl kommt aus Phönicien und Aegypten, und riecht nach Lilien. Es wird äu— ßerlich und innerlich gebraucht. Diosc. de m. m. 1, 63. Bereitung des Narciſſenöls [vapxioowov E.aıov) und deſſen Gebrauch 22%). Diosc. de m. m. 1, 64. Um Safranöl [xo0xwov Auıorv] darzuſtellen, wird erſt Oel eingedickt; von dieſem nimmt man 33 Pfund, thut 8 Drachmen Safran [xo0xos] hinein, rührt die Maſſe täglich mehrmals um, und fährt ſo 5 Tage lang fort. Am ſechſten Tage trennt man das Oel vom Safran, gießt wieder eben ſo viel Oel auf dieſen, und rührt 3 Tage lang um. Man gießt es dann ab, ſetzt 40 Drachmen geſtampfte und geſiebte Myrrhe [oureorn] hinzu, rührt es gut um, und bewahrt es ſo auf. — Das beſte Sa— franöl riecht ſtark nach Safran, und dient vorzugsweis zum Arz— neigebrauch. Die geringere Sorte riecht nach Myrrhe. Das Safranöl erwärmt, macht ſchläfrig, reinigt Geſchwüre u. ſ. w. Dios c. de m. m. 1,65. Das Henna öl e D.aıov] 4 wird aus Oel von unreifen Oliven mit Zuſatz verſchiedner Gewürze und der Blüthen des Hennaſtrauches gemacht, und gegen aller— lei Leiden gebraucht. Diosc. de m. m. 1, 66. Das Iris öl [orsiwıg down] **'). Diosc. de m. m. 1, 68. Das Majorandl [auaodzırov SN,, 42). 439) Die Beſchreibung des Verfahrens fo wie das von der Anwendung Geſagte übergehe ich hier und im Folgenden mehrmals. 240) Hat feinen Namen vom Hennaſtrauch, Lawsonia alba, Lam., welcher xüxbos heißt, in Aegypten und Süd-Aſien wächſt. +41) Jois iſt die Gattung Iris, Linné. 4 Audoaxos iſt der Majoran, Origanum Majorana, Linné. 206 Botanik der alten Griechen und Römer. Diosc. de m. m. 1, 71. Das Metopion [uerwzuor] ift eine ägyptiſche Salbe und trägt einen ägyptiſchen Namen, weil es mit Galbanum [yaAßarn] **?) gemiſcht iſt; denn das Holz, aus welchem das Galbanum fließt, heißt Metopion. Diosc. de m. m. 1, 73. Stakte [oraxrn] heißt eine fet⸗ tige Flüſſigkeit, die aus friiher Myrrhe kommt, wenn dieſe mit wenig Waſſer geſtampft und dann ausgepreßt wird. Die Stakte riecht ſehr angenehm, iſt theuer, und dient ohne weiteren Zuſatz als Salbe. Durch Beimiſchung von Oel wird ſie ſchlechter. Diosc. de m. m. 1, 74. Das Zimmtöl kwrauduwor Haıov) iſt Olivenöl mit Zuſatz von Zimmt und verſchiednen Ge— würzen, auch thut man oft Honig hinzu. Es muß gut riechen, und bitter, aber nicht ſcharf ſchmecken. Dios c. de m. m. 1, 75 u. 76. Die Nardenſalbe [vao- divov q Gon] wird aus Olivenöl mit verſchiednen Zuſätzen, wozu auch Narde [vuodos] *?*) gehört, bereitet. — Das Malabathrinon [uadaßasoıvorv) ift wie das Nardenöl, enthält aber mehr Myrrhe). Pli n. 13, 1, 1. Wer der Erfinder der Salben [unguentum] geweſen, wiſſen wir nicht. Zur Zeit, wo Ilion ſtand, kannte man ſie noch nicht. Jedenfalls verdanken ſie ihre Erfindung den Perſern, denn dieſe ſchmieren ſich bis zum Triefen damit ein. Das erſte Sal— benkäſtchen [serinium unguentorum] hat, fo viel mir bekannt, Alexan— der nach der Beſiegung des Darius unter den Sachen vorgefunden, welche dieſer König mit ſich führte. Später hat ſich der Gebrauch der Salben auch bis zu uns verbreitet; man ſchätzt ſie hoch, man glaubt, ſie gehörten zu den Annehmlichkeiten des Lebens, ja man geht ſo weit, daß man die Leute noch einſalbt, wenn ſie ſchon todt ſind. * Plin. 13, 1, 2. Die Namen der Salben ſind theils von ihrem Urſprung, theils von ihren Beſtandtheilen, theils von andren Veranlaſſungen genommen. Bald hat man der einen, bald der an— deren den Preis zuerkannt; bald hat man die einzelnen Salben am liebſten aus dem einen, bald aus dem andren Lande bezogen. 243) Das Galbanum oder Galbanumharz kommt wahrſcheinlich von der Doldenpflanze Bubon Galbanum, Linné. 444) Gattung Valeriana, Linné. — 45) Das νσαu,ͥ αάονον“iſt et von der Kaſſia, Laurus Cassia, Linné, nicht verſchieden. XXVI. Oel und Salben. a. Allgemeines. 207 Im Allgemeinen bedarf man für jede Salbe zweierlei, näm— lich eine Flüſſigkeit [sucus], die gewöhnlich aus Oel beſteht, und einen Riechſtoff [corpus]. Hierzu kommt oft noch ein Drittes, nämlich ein Färbeſtoff [color], wozu vorzugsweis Drachenblut [einnaba- ris] %) und Färbende Ochſen zunge [anchusa] **?) dient. Ein geringer Zuſatz von Salz erhält das Oel friſch; man läßt aber das Salz weg, wenn die Salbe mit Ochſenzunge gefärbt iſt. Thut man Harz [resina] oder Gummi [gummi] hinzu, jo bewirkt man dadurch, daß ſich der Riechſtoff nicht ſo ſchnell verflüchtigt. — Ver— fälſcht werden die Salben auf vielerlei Art. Plin. 13, 3, 4. Es gibt Leute, welche die Salben lieber dickflüſſig als dünnflüſſig haben, die ſich alſo mit ihnen lieber be— ſchmieren als begießen laſſen. Marcus Otho hat ſogar den Kaiſer Nero dahin gebracht, daß er ſich die Fußſohlen ſalben ließ, was doch wohl baarer Unſinn iſt. Man hörte auch von einem einfachen Bürger, der die Wände ſeiner Bäder ſalben ließ. Der Kaiſer Ca— jus 19) ließ die Badeſeſſel ſalben, und ſpäter machte ſich auch ein Sklave des Nero dieſes kaiſerliche Vergnügen. — Die Liebhaberei für Salben hat ſich ſogar in die römiſchen Feldlager eingeſchlichen, und an feſtlichen Tagen werden die Adler der Legionen und andre beſtäubte, von Lanzenſpitzen umſtarrte Feldzeichen geſalbt. Plin. 13, 3, 5. Wann die Salben ſich unter den Rö— mern verbreitet, wage ich nicht zu ſagen; jedenfalls iſt es aber ge— wiß, daß im Jahre der Stadt 565, nach Beſiegung des Antiochus und Aſiens, die Cenſoren Publius Licinius Craſſus und Lucius Ju— lius Cäſar das Geſetz gaben, daß niemand ausländiſche Salben ver— kaufen dürfe. Jetzt aber iſt es längſt ſo weit gekommen, daß gar Manche ſie ſogar in die Getränke thun und ſich auch inwendig par— fümiren. Es iſt auch eine Thatſache, daß Lucius Plotius, Bruder des Konſuls und Cenſors Lucius Plancus, als er von den Trium— virn geächtet war und ſich im Salermitaniſchen verborgen hatte, durch ſeinen Salbengeruch verrathen wurde. Wird ein ſolcher Menſch todt geſchlagen, ſo erleidet die Welt eben keinen großen Verluſt. Athen., Deipn. 5, 21. König Antiochus Epiphanes pflegte ſich in öffentlichen Bädern unter der Menge des badenden 446) Vom Blut-Rotang, Calamus Draco, Willdenow, der in Oſtindien wächſt. — 47) Anchusa tinctoria, Linné. — 448) Caligula. 208 Botanik der alten Griechen und Römer. Volkes mitzubaden, und ließ jedesmal ganze mit den koſtbarſten Sal— ben gefüllte Fäßchen mitbringen. Bei dieſer Gelegenheit ſagte ein- mal Jemand zu ihm: „Ihr Könige ſeid doch recht glücklich, daß ihr ſo herrliche Salben führt und einen ſo angenehmen Wohlgeruch ver— breitet.“ Der König gab keine Antwort, kam aber am andren Tage wieder, brachte ein gewaltiges Gefäß mit, das mit der koſtbaren Myrrhenſalbe, welche Stakte heißt, gefüllt war, und ließ es über dem Kopfe Deſſen, der ihn glücklich geprieſen hatte, ausgießen. So— bald Dies geſchehn war, ſprangen Alle, die ſich im Badehauſe be— fanden, ſchaarenweis auf, rannten herbei, um auch etwas von der Salbe zu erwiſchen und ſich damit einzuſchmieren. Auch der König rannte in derſelben Art herbei, und wie nun der Boden ſchlüpfrig war, und Einer über den Andern herfiel, ſo gab es ein laut ſchallen— des Gelächter. Athen., Deipn. 5, 23. Bei einem großen, feierlichen Auf- zuge, welchen derſelbe König bei Gelegenheit der Daphniſchen Spiele hielt, befanden ſich auch 300 Weiber, welche aus goldnen Urnen Salben umherſpritzten. Weiteres über Oele und Salben findet man bei Athen 5 Deipn. 2, 74; 9, 77; 12, 78; 15, 34. — Um zu zeigen, wie ſich ein ächter Stmtzer ſalbt, iſt Bi z. B. 12, 78 eine Stelle aus der Alceſtis des Dichters Antiphanes angeführt, wo es heißt: „Wenn er ſich gebadet hat, läßt er ſich aus einem goldnen Becken Hände und Füße mit ägyptiſcher Salbe einreiben, mit phöniciſcher Salbe Wangen und Bruſt, mit Minzenſalbe [orovuPßgwor] die Arme, mit Majoranſalbe [aumodzırov] die Augenbraunen und das Haupthaar, mit Thymianſalbe Kniee und Hals.“ — Es wird auch ebenda aus dem Gedichte Prokris eine Stelle angeführt, wo vorgeſchrieben iſt, wie der Schooshund der Prokris abgewartet werden ſoll: A. „Mach dem Hündchen ein weiches Lager von mileſiſcher Wolle zu— recht, und lege eine hübſche Purpurdecke über.“ — B. „Du lieber Gott!“ — A. „Koch ihm Weizengraupen mit Gänſemilch!“ 9) — B. „Alle Tauſend!“ — A. „Salbe ihm die Füße mit megalli- ſcher Salbe!“ — 449) Gänſemilch ift wohl die mit Honig gemischte Milch, worin Gänſe— lebern eingeweicht werden. Ich habe davon in der Zoologie der Alten, Seite 405, geſprochen. XXVI. Oel und Salben. b. Brennöl. 209 Bei Athenäus 15, 34 werden nach der Mahlzeit Salben in goldnen Gefäßen herumgegeben, und man macht fid den Spaß, einem ſchlafenden Gaſte das Geſicht tüchtig damit einzuſchmieren. b. Brennöl. Die Beleuchtung im Hauſe geſchah bei Griechen und Römern in der Regel mit Oel und Lampen; das Oel war wohl mit wenigen Ausnahmen Olivenöl. — Es ſind noch ſehr viele Lampen aus dem hohen Alterthum vorhanden, namentlich hat man viele in Grä⸗ bern, denn den Todten gab man eine Lampe mit, viele auch in Her⸗ kulanum und Pompeji gefunden. Sie ſind theils aus Thon gebrannt, theils aus Bronze gegoſſen, theils ganz einfach, theils mit allen möglichen Zierathen geſchmückt. Das Weſentliche iſt natürlich immer die Höhlung für's Oel, und die Dille [us, rostrum] zur Auf⸗ nahme des Dochtes. Das letztere war nur ſchwach, durfte auch nicht weit herausgezogen werden, weil ſonſt unangenehmer Rauch entſtanden wäre. Man mußte alſo, wenn man helleres Licht brauchte, Lampen anwenden, die mehrere Dillen hatten #50), oder mehrere Lam⸗ pen mit einfacher Dille. Man hat in Sammlungen Lampen mit 1 bis 14 Dillen. Siehe Antich. di Ercol. 8, t. 14 bis 16. Viele Lampen hatten die Einrichtung, daß man ſie aufhängen konnte, und man hatte eigens zu dieſem Zwecke beſtimmte, aus Bronze, Marmor u. ſ. w. gefertigte Geſtelle, deren jedes für mehr oder we⸗ niger Lampen eingerichtet war. Auch die Laternen waren ſo eingerichtet, daß in jeder eine Lampe zu ſtehn kam. Statt des Glaſes dienten bei ihnen in der Regel durchſichtige Hornplatten. — Im Freien bediente man ſich ſtatt der Laternen auch der Fackeln. Herodot erzählt 2, 62, „daß die Aegyptier allemal in der Nacht, wo in Salis das Opferfeſt gefeiert wurde, ſowohl in Sails als in ganz Aegypten die Nacht hindurch alle Lampen unter freiem Himmel um die Häuſer herum haben brennen laſſen. Man nannte daher dieſes Feſt das Lampenfeſt.“ Von einer nächtlichen Erleuchtung in den Straßen der Städte Griechenlands und Italiens findet man keine beſtimmten Spuren in den alten Schriftſtellern. In Rom ward jedoch bei nächtlichen Spielen 450) Daher lucerna polymyxos (zolvuv£os), Martial. 14, 41 in lemm. 14 210 Botanik der alten Griechen und Römer. der Markt erleuchtet, ſ. Nonius, p. 206. Caligula ließ bei ſol— chen Gelegenheiten die ganze Stadt erleuchten, ſ. Sueton. de Caligula 18. Als Cicero, nach Dämpfung der Catilinariſchen Unruhen, in ſpäter Nacht nach Hauſe ging, wurden ihm zu Ehren in allen Stra— ßen Lampen und Fackeln angezündet, ſ. Plutarch. de Cicerone p. m. 871. Kaiſer Conſtantin ließ am Abend des Oſterfeſtes ganz Konſtautinopel mit vielen Lampen und Wachslichtern erleuchten, f. Eusebii Pamphili lib. 4 de vita Constantini, cap. 22. — Die Kirchenväter der erſten Jahrhunderte haben oft dawider geeifert, daß die Chriſten bei öffentlichen Feierlichkeiten der Nichtchriſten, dieſen zu Gefallen, auch ihre Häuſer beleuchteten, ſ. Tertullian. de idolola- “tria, cap. 15, p. 523. — An Geburtstagen erleuchtete man die Häuſer dadurch, daß man Lampen bei Nacht an Ketten aushing, und in Rom ließ man dieſe Lampen ſogar den Tag über brennen, ſ. Justi Lipsii Electorum lib. 1, cap. 3. Zu Antiochia in Syrien hat man zu Anfang des vierten Jahrhunderts nach Chriſto Straßenbeleuchtung gehabt. Libanius, welcher zu der genannten Zeit lebte, ſagt vol. 2, p. 387, ed. Lutetiä apud Morellum: „Iſt das Licht der Sonne erloſchen, fo brennen bei uns andre Lichter, und zwar ſo hell, daß die Nacht ſich nur durch die Verſchiedenheit des Lichts, aber nicht an Helligkeit vom Tage unterſcheidet, und daß ſich ein Jeder nach Belieben auch bei Nacht mit Arbeiten, Lachen, Singen u. ſ. w. beſchäftigen kann. Zur Zeit des byzantiniſchen Kaiſers Juſtinian, welcher vom Jahr 527 bis 565 nach Chriſto regierte, muß die Beleuchtung in Städten ſchon ziemlich weit verbreitet geweſen ſein, denn Proco— pius erzählt, dieſer Kaiſer habe die Kaſſen dergeſtalt erſchöpft, daß ſie weder die Aerzte und Lehrer beſolden, noch die Erleuchtung un— terhalten konnten. (Beckmann, Geſchichte der Erfindungen, Bd. 1, S. 62 ff., u. Bd. 2, S. 520 ff.) c. Oel zum Salben der Haut. Daß die alten Griechen und Römer ihre Haut fleißig mit blo— ßem Olivenöl oder mit Salben ſalbten, welche letztere in der Regel aus Olivenöl mit gewürzhaften und wohlriechenden Zuſätzen beſtanden, iſt theils ſchon bei den Salben beſprochen, theils noch aus vielen dort nicht genannten Stellen alter Schriftſteller zu erweiſen. — Hier ſoll nur noch hinzugeſetzt werden, daß man beim Baden, XXVI. Oel und Salben. d. Oelmagazin. e. Oel beim Fiſchfang. 211 bevor man ſich neu ſalbte, erſt die alte Salbe von der Haut ab— kratzte, und daß man ſich zu dieſem Zwecke eigner Inſtrumente be— diente, deren man noch viele in den Bädern Pompeji's gefunden hat; die Römer nannten ſie strigilis. Sie beſtehn aus einer Klinge, die hakenförmig ſeitwärts gebogen und mit einem Griffe verſehn iſt. Die Klinge iſt an der Innenſeite ihrer Biegung etwas rinnenförmig ge— bogen, ſo daß ſich das Abgeſchabte in dieſer Rinne ſammelt. Als Gründe zur Einölung der Haut hat man ſich zu denken, daß das Oel im Sommer das Schwitzen, im Winter das Frieren mäßigen, zu jeder Zeit die Glieder ſchmeidigen, und namentlich auch den Reiz der wollnen Kleidung auf die Haut mindern ſollte. Den Gebrauch des Einölens gegen die Kälte erſieht man na— mentlich recht gut aus der Erzählung des Livius 21, 54 u. 55: „Hannibal ſtand am Trebiafluſſe den Römern gegenüber, lockte an einem kalten Wintertage durch abgeſchickte Reiter die Römer früh morgens aus dem Lager, brachte ſie durch Neckereien dahin, daß ſie durch den Fluß wateten, dann halb erſtarrt vor Kälte und matt vor Hunger das Ufer beſtiegen, auf dem er ſelbſt ſein Lager aufgeſchlagen hatte. In dieſem war indeſſen bei jedem Zelt ein Feuer angemacht, die Soldaten wärmten ſich daran in aller Ruhe, rieben ſich tüch— tig mit Oel ein, frühſtückten ganz gehörig, rückten dann den Römern entgegen, und brachten ihnen eine entſetzliche Niederlage bei.“ d. Oelmagazin. In dem Laden eines Oelhändlers zu Pompeji hat man, nebſt andren Oelbehältern, auch 8 irdene gefunden, welche in den Ladentiſch eingelaſſen waren, und zum Theil noch Oliven und verdicktes Oel enthielten. Vitruv. de archit. 6, 9 ſchreibt für die Oelkammer vor, daß ſie ihre Fenſter nach Süden haben und warm liegen muß. e. Oel beim Fiſchfang. Wir haben in der Zoologie der alten Römer und Griechen, Seite 515, aus Oppian erſehn, daß die Taucher, welche Badeſchwämme am Grunde des Meeres holten, Oel im Munde mit hinunter nahmen, und es in der Tiefe ausſpritzten, um das Waſſer durchſichtiger zu machen. Plutarchus ſtellt in feinen Quästiones naturales 12, 14 * 212 Botanik der alten Griechen und Römer. t. IV, p. 698 W., eine Unterſuchung darüber an, warum Oel das Meer durchſichtig und ruhig macht. Auch jetzt noch gießen Fiſcher, wenn ſie die am Meeresgrunde liegenden Fiſche beſſer ſehen wollen, Oel oder Thran auf die Ober— fläche. XXVII. Balſam. Theophrast., Hist. plant. 9, 6. Der Bal ſam [Buioo- 110] wird in der Niederung Syriens gewonnen, und zwar, wie man ſagt, nur aus zwei großen Gärten. Der Baum ſoll die Größe eines großen Granatbaums [oc] haben und ungemein äſtig fein. Die Blätter ſollen denen der Raute ] ähnlich, aber weiß— lich und immergrün ſein; die Frucht ſoll der des Terpenthinbaums re ] an Größe, Geſtalt und Farbe gleichkommen, dabei auch ſehr angenehm riechen. Der Saft [daxovor] werde durch Einſchnitte geſammelt; man mache die Einſchnitte mit eiſernen Nägeln während der Hundstage bei erſtickender Hitze in den Stamm und die oberen Theile. Das Einſammeln daure den ganzen Sommer hindurch; es fließe nicht viel aus, und ein Mann ſammle in einem Tage eine Muſchelſchale voll. Der Geruch ſei ausgezeichnet und ſtark, ſo daß man ihn weithin rieche. Uebrigens kommt der Balſam nicht rein, ſondern gemiſcht mit allerlei Zuſätzen in Handel. Auch die ruthen— förmigen Zweige ſind ſehr wohlriechend, kommen deswegen in Han— del, werden theuer bezahlt, und des Gewinnſtes wegen vom Baume geſchnitten. Die Bäume werden in Syrien ſorgſam gepflegt und bewäſſert. — Wilden Balſam ſoll es nirgends geben. — Der reine Balſam iſt doppelt ſo theuer, als der gemiſchte, und letzterer in Hin— ſicht auf Wohlgeruch verſchieden. | Diodorus Siculus 2, 48. In einem Thale Syriens wächſt der Balſam, und liefert bedeutenden Gewinn, weil das Gewächs außerdem in der ganzen Welt nicht gefunden, und dennoch der Bal— ſam von den Aerzten ſehr geſucht wird. Strabo 16, 2. In der Nähe von Jericho iſt in einer gut bewäſſerten Gegend der Balſamgarten und ein königliches Schloß. Der Balſam wird aus einem Strauche gewonnen, in deſſen Rinde man Einſchnitte macht; den ausfließenden ſchleimigen Saft fängt XXVII. XXVIII. Balſam; Harze und Gummiharze. 213 man in Gefäßen auf. Er heilt Kopfſchmerzen wunderbar ſchnell, thut den Augen wohl, und iſt um ſo theurer, weil er hier allein gewonnen wird. N Dioscorides de mat. med. 1, 1845). XXVIII. Harze und Gummiharze ). Diosc. de m. m. 1, 77. Die Myrrhe [ouvora] tropft aus einem in Arabien heimiſchen Baume, welcher der Nil-Mi— moſa [eiyvrruoxn axcvsn] +5?) ähnlich iſt. Schneidet man den Myrrhenbaum an, ſo fließt der Saft in Tropfen auf untergelegte Matten, während ein Theil am Baume ſelbſt hängen bleibt und ver— härtet. — Eine Sorte, die man Feldmyrrhe nennt, iſt fett und gibt ausgepreßt die Stakte 8); eine andre heißt gabirea, wächſt an fruchtbaren Stellen und gibt auch viel Stakte. Die beſte Sorte heißt die troglodytiſche von dem Lande, das ſie erzeugt; ſie iſt grünlich, durchſcheinend, und ſchmeckt beißend. Es gibt noch mehrere andre Sorten, die geringer und magrer ſind. — Verfälſcht wird die Myrrhe mit Gummi [du], das man in Waſſer einweicht, worin Myrrhe gelegen hat. Gute Myrrhe muß noch friſch, zerreiblich, leicht, überall von gleicher Farbe ſein, und beim Zerbrechen inwendig weiße Flecken zeigen, die wie ein Händenagel ausſehn und glatt ſind, ſie muß fer— ner aus kleinen Klümpchen beſtehn, bitter und ſcharf ſchmecken, gut riechen. Die ſchwere und pechfarbige gilt für ſchlecht. — Die Myrrhe wird äußerlich und innerlich vielfach als Arznei gebraucht. Man verbrennt fie auch, ſammelt den Ruß [ele], wie vom Weihrauch, und benutzt ihn auch eben ſo. ö Diosc. de m. m. 1, 78. Böotiſche Myrrhe heißt die 451) Auch Dioskorides gibt an, der Balſam komme aus Syrien, und ſpricht viel von ſeiner Anwendung als Heilmittel. — Der Balſam, von welchem die eben angeführten Schriften ſprechen, iſt der Gilead-Balſam (Mekka-Bal⸗ ſam); er kommt von einem kleinen Baume, Amyris gileadensis, Linné, der heutiges Tages im Glücklichen und Steinigen Arabien wächſt. 252) Ueber das Harz der Nadelbäume vergleiche man, was bei der Familie der Nadel-Pflanzen geſagt wird. #53) Mimosa nilotica, Linné. — 44) Fit ſchon bei den Salben genannt. 214 Botanik der alten Griechen und Römer. klein geſchnitene Wurzel einer in Bbotien wild wachſenden Pflanze 55). Am brauchbarſten iſt ſie, wenn ſie den angenehmen Geruch der ächten Myrrhe hat. Man braucht ſie als Heilmittel und zum Räuchern. Dios c. de m. m. 1, 79. Der Storax lorboas] tröpfelt [duxovov Eotıv] aus einem Baume, welcher dem Quittenbaume ähnlich iſt. Man hat ihn am liebſten fett, harzig, gelb mit weißlichen Klümpchen, auch muß er ſeinen angenehmen Geruch recht lange be— halten, und, wenn er erweicht wird, eine honigartige Feuchtigkeit von ſich geben. Schlechter iſt der ſchwarze, zerreibliche, kleienartige. Man verfälſcht ihn mit ſogenanntem Wurmmehl, das man aus Stellen ſeines Holzes nimmt, die von Gewürm zerfreſſen ſind, oder miſcht Honig oder andre Dinge hinzu. Dios c. de m. m. 1, 80. Das Bdellium [BdAA:ov] #56) nennen Einige Madelkon [uaderAxov], Andre Boryov. Es tröpfelt aus einem arabiſchen Baume. Das beſte iſt bitter, durchſcheinend, wie Leim anzuſehn, fett, in der Mitte leicht erweichend, ohne Bei— miſchung von Holztheilen oder andren Unreinigkeiten; auf glühende Kohlen geſtreut, gibt es einen angenehmen Geruch. — Eine zweite Sorte iſt ſchmutzig und ſchwarz, bildet größere Klumpen und kommt aus Indien. — Es kommt auch eine Sorte von Petra; ſie iſt tro— cken, harzig, bläulich, hat die Güte zweiten Ranges. — Man ver- fälſcht das Bdellium mit Gummi; dann iſt es aber nicht mehr ſo bitter und riecht beim Räuchern nicht ſo angenehm. Es wird inner— lich und äußerlich angewandt. N g Diosc. de m. m. 1, 81. Der Weihrauch [ανο #57) kommt aus dem Theile Arabiens, welcher das Weihrauchland [Aßavo- pooog] heißt. Der beſte heißt Stagonias, kommt in walzigen Stück— chen vor, läßt ſich nicht zerſchneiden, wohl aber zerbrechen, iſt inwen— dig fett, und brennt gleich an, wenn er auf glühende Kohlen kommt. — Es gibt auch eine indiſche Sorte; fie iſt weingelblich, in's Bläu- 455) Dürch Vergleichung der Stelle des Theophraſt, Hist. plant. 7, 6, ſtellt ſich heraus, daß hier das Olusatrum, Smyrnium Olusatrum, Linné, innooelıvov, gemeint iſt. 456) Das Bdellium iſt ein balſamiſches Harz, welches jetzt aus Aegypten, Arabien und Oſtindien bezogen und als Zuſatz zu Räucherpulvern oder Pflaſtern gebraucht wird. 4257) Der Weihrauch vom Weihrauchbaum, Amyris serrata (Boswellia serrata, Roxb.), iſt ein aus Harz, Gummi ſund flüchtigem Oele beſtehender Stoff. XXVIII. Harze und Gummiharze. 215 liche ziehend. Um walzige Stückchen daraus zu machen, ſchneidet man ſie erſt vierkantig zu, thut ſie in ein Gefäß, und dreht dieſes ſo lange, bis ſich von allen Stückchen die Kanten weggeſchliffen haben. Es gibt auch mehrere andre Sorten. Verfälſcht wird der Weihrauch mit Pinienharz und Gummi. Der Betrug iſt jedoch leicht zu er— kennen, weil das Gummi nicht brennt, das Pinienharz ſich in Rauch verwandelt, der Weihrauch aber klar brennt. Auch der Geruch gibt ein fichres Merkmal. Die Anwendung des Weihrauchs als Arznei iſt ſehr mannichfaltig. Man verbrennt ihn auch zu gewiſſen Zwecken ſo, daß er ſich zum Theil in Ruß verwandelt, welchen man auffängt, oder man thut ihn in einen gut geſchloſſenen und verſtrichenen Topf und glüht ihn darin aus. Dann kann man die aus ihm entſtandene Kohle leicht in Staub verwandeln. Dios c. de m. m. 1, 82. Die Weihrauchrinde [pAous A ονον *5°) iſt am beſten, wenn fie did, fett, wohlriechend, friſch, glatt und nicht mit Flechten bewachſen iſt. Im Handel miſcht man betrügeriſcher Weiſe die Rinde des Weihrauchs mit der von Arven [pAoıös oreoßilıwog] und von Pinien [plowg zurdivog). Man fin⸗ det aber den Unterſchied leicht im Feuer, denn die zuletzt genannten Rinden geben viel Ruß und keinen Wohlgeruch, die Weihrauchrinde dagegen verbrennt mit Wohlgeruch. Sie wird wie Weihrauch als Arznei gebraucht, wirkt aber zuſammenziehender. Diosc. de m. m. 1, 83. Die Weihrauch-Manna [udvvo Aıßavov] +59) iſt am beſten, wenn fie weiß, rein und in kleine Bröckchen vertheilt iſt. Sie wird gebraucht wie Weihrauch, hat aber etwas geringere Wirkung. Man verfälſcht ſie mit klein geſtoßnem Pinienharz und geſtoßner Weihrauchrinde. Diosc. de m. m. 1, 84. Weihrauchruß [eiIan dı- Aavwroo] bekommt man ſo: Man nimmt einzelne Weihrauchſtückchen mit der Zange, brennt ſie an einer Lampe an, und legt ſie in einen neuen irdnen Topf. Auf dieſen ſetzt man einen verkehrten ehernen Topf, der in der Mitte ein Loch hat. Zwiſchen beide Töpfe legt man ein paar Steinchen, ſo daß ein Ritz entſteht, durch welchen man bequem hineinſehn und beobachten kann, ob der Weihrauch wirklich 458) Rinde des Weihrauchbaums, Amyris serrata. 259) War wohl nur dadurch von dem im 81. Kapitel genannten Weihrauch verſchieden, daß ſie in Krümchen, nicht in walzigen Stückchen, verhandelt wurde. FIG - Botanik der alten Griechen und Römer. brennt, und durch welchen man auch neuen Weihrauch hinein werfen kann, bevor der früher hinein gethane ganz erloſchen iſt. So fährt man fort, bis man genug Ruß zu haben glaubt. Während des Brennens kühlt man immerfort das eherne Gefäß mit einem in kal— tes Waſſer getauchten Schwamm, denn der Ruß hängt ſich feſter an, wenn der Deckel kalt iſt; wenn dieſer im Gegentheil warm wird, ſo fällt der Ruß leicht ab und miſcht ſich mit der Aſche des Weihrauchs. Die letztere wird beſonders aufgehoben. Der Weihrauchruß dient zur Reinigung der Geſchwüre u. ſ. w. | Diosc. de m. m. 1, 85. Auf dieſelbe Weiſe gewinnt man Ruß [us! aus Myrrhe, Pech [onrivn], Storar und ande— ren harzigen Stoffen. | Diose. de m. m. 1, 9. Der Maſtix [uooriyn] iſt ein Harz lohn] aus dem Maftirbaum [oyivr] % Dem Magen be- kommt er gut; er wird zu Zahnpulvern und zu Stoffen gethan, mit denen man die Haut des Geſichtes glänzend macht; man kaut ihn auch, um das Zahnfleiſch zu ſtärken und den Hauch angenehm zu machen. Der beſte kommt von der Inſel Chios; er iſt glänzend, hat die Farbe tyrrheniſchen Wachſes, iſt trocken, zerreiblich, wohlrie— chend; den grünen hat man weniger gern. Im Handel wird er durch Weihrauch und Arvenharz verfälſcht. Diosc. de m. m. 1, 92. Aus der Pinie [rirvs] und Kiefer [rzeuxn] 6) kommt ein flüſſiges Harz; man bringt es aus Gallien und Etrurien, früher wurde es auch von Kolophon gebracht und deswegen Kolophonium [zoAogwria] genannt. Es kommt auch vom Fuße der Alpen aus dem Baume, welchen die Leute dort Larix [Adels, Lärche! nennen. An Farbe ſind ſie verſchieden, denn es gibt rein weißes, ölfarbiges, honigfarbiges, wie das vom Lärchenbaum. Auch die Cypreſſe gibt ein flüſſiges Harz. — Trocknes Harz kommt von der Arve [orgoßAln onrbn], der Weißtanne [Aozrivn Gmhenl, der Schwarzkiefer [newxirn ourlynl, der Pinie ſαπτι . Ni Man wählt von allen das, was am beſten riecht, durchſichtig, weder zu trocken noch zu naß, ſondern wie Wachs iſt und ſich zerreiben läßt. Am beſten iſt das von Pinien und Weißtannen, denn ſie riechen gut und faſt wie Weih— 460) Pistacia Lentiscus, Linné. 461) Pinus Laricio, Poiret, und andre Kiefern. XXVIII. Harze und Gummiharze. 217 rauch; vorzüglich ſchätzt man das von der Inſel Pityuſa 2), welche bei Spanien liegt. Diosc. de m. m. 1, 93. Gekocht wird das flüſſige Harz in einem Gefäße, wovon nur der vierte Theil von der hinein getha— nen Maſſe gefüllt wird; letztere beſteht aus 1 Maß Harz, 2 Maß Regenwaſſer. Sie wird langſam über einem Kohlenfeuer gekocht, und nur ſo lange, bis das Harz, wenn es kalt iſt, nicht mehr riecht, aber zerreiblich und trocken iſt, und vom Finger keinen Eindruck mehr annimmt. Vorher wird es aber durchgeſeiht, um es von jeder Un— reinigkeit zu befreien. — Man kocht das flüſſige Harz auch ohne Waſſer, und zwar anfangs nur langſam auf Kohlenfeuer, ſpäter ſtär— ker, und zwar 3 Tage und 3 Nächte hindurch. — Iſt das Harz ſchon vorher trocken, fo wird es nur Einen Tag lang gekocht. Ausgeglühtes Harz wird als Zuſatz zu wohlriechenden, erweichenden Pflaſtern, zu ſtärkenden Arzneien und zum Färben der Salben gebraucht. Den Ruß gewinnt man aus dem Harze wie aus dem Weih— rauch. Er dient vorzugsweis zum Färben der Augenlieder, ſo wie zur Heilung ihrer Krankheiten. — Aus Ruß wird auch die ſchwarze Tinte [70 far] gemacht, mit der wir ſchreiben. Dios c. de m. m. 1, 94. Flüſſiges Pech [niooa vyoa] bekommt man aus dem fetteſten Holz der Kiefer und Pinie. Das beſte iſt glänzend, glatt, rein. Es wird innerlich und äußerlich viel— fach als Arznei gebraucht. Dios c. de m. m. 1, 95. Pechöl [motor] wird aus Pech bereitet, indem man die wäſſerigen Theile deſſelben auffängt. Man kocht zu dieſem Zwecke das Pech, breitet reinliche Schafpelze darüber aus, und drückt dieſe, wenn ſie von dem Dampfe durchzogen find, in ein Gefäß aus. Das Pechöl wird ungefähr fo angewendet, wie das flüſſige Pech. | \ Diosc. de m. m. 1, 96. Aus flüſſigem Pech macht man auch Ruß [ue] in folgender Art: In eine neue, mit einem Docht verſehene Lampe thut man Pech, brennt den Docht an, ſetzt die Lampe in einen Topf, der unten weiter iſt als oben, und unten Löcher hat, deckt ihn zu und läßt die Lampe fortbrennen. Iſt das Pech in der Lampe abgebrannt, ſo thut man neues hinein, und fährt fort, bis +62) Hervobon, d. h. Pinieninſel, jetzt Yviza. 218 Botanik der alten Griechen und Römer. man genug Ruß hat. Man braucht ſolches Ruß zu Farben, mit welchen die Augenlieder ſchön ſchwarz gefärbt werden, auch als Heil— mittel für die Augenlieder. Plin. 16, 11, 21. Das flüſſige Pech [pix liquida] zum Betheeren der Schiffe und zu vielerlei andrem Gebrauch wird in Eu— ropa aus Kiefernholz [täda] 469) geſchweelt. Man ſpaltet das Holz, thut es in einen Ofen, ſchließt dieſen und umgibt ihn rings mit Feuer. Zuerſt geht eine dünnflüſſige Feuchtigkeit aus und wird durch eine Rinne abgeleitet. Dieſe Flüſſigkeit heißt in Syrien Ce— drium [cedrium], und fie iſt fo kräftig, daß man in Aegypten Leichen durch ſie unverweslich macht. Plın. 16, 11, 22. Was ſpäter ausfließt iſt dicker und gibt Pech [pix]. Man thut es in kupferne Keſſel und ſiedet es darin mit Eſſig. Es wird auch bruttiſches Pech genannt, dient zum Ver— pichen der Tonnen und andrer Gefäße, und unterſcheidet ſich von andren Pechſorten durch ſeine Zähigkeit, durch röthliche Farbe und größere Fettigkeit. — Das Alles wird auch aus der Rothtanne [picea] gemacht, wobei man, wenn man nicht anders kann, das Holz in Meilern, wie wenn man Kohlen brennt, ausſchweelt. — Das Pech ſetzt man, nachdem es zu Staub geſtoßen worden, dem Weine zu. — Man reinigt auch unreines Pech, indem man es mit Waſſer leicht abkocht und dann durchſeiht; es erſcheint darauf braunroth und zäh, und heißt dann Tropfenpech [stillaticia]. Wenn man die zuerſt ausfließenden Harztropfen und etwas von der Rinde, woran ſie hängen, nimmt, Alles bis zum Durchſieben klein ſchneidet, dann Waſſer übergießt, die Maſſe in's Kochen bringt, und endlich das Harz durch Auspreſſen abſondert, ſo bekommt man einen für die Aerzte ſehr brauchbaren Stoff. Manche laſſen die Maſſe ohne Waſſer einen Tag lang in einem Gefäße aus hellfarbiger Bronze kochen, und eben ſo das Harz vom Terpenthinbaum [terebinthus] in einem Tiegel, der in glühender Aſche ſteht. — Das Harz aus dem Maſtixbaum [lentiscus] ſteht dem des Terpen- thinbaums nahe. 483) Täda iſt die Gemeine Kiefer, Pinus sylvestris, Linné. — Hier iſt aber jedenfalls unter täda auch die Schwarzkiefer, Pinus Laricio, Poiret, die Aleppokiefer, Pinus halepensis, Miller, und die in Griechen— land heimiſche Strandkiefer, Pinus maritima, Lambert, mitbegriffen. XXIX. Ruß, ſchwarze Tinte, ſchwarze Farbe. 219 Plin. 16, 11, 23. Wenn man das Pech, womit die See— ſchiffe beſtrichen find, abkratzt und mit Wachs zuſammenſchmilzt, jo bekommt man eine Miſchung, die Zopiſſa [zopissa] heißt; man hält fie für weit wirkſamer zu arzneilihen Zwecken als andre Pech— ſorten, indem wahrſcheinlich das Seeſalz die Wirkung verſtärkt. Will man Harz aus der Rothtanne [pic za] gewinnen, jo reißt man an der Sonnenſeite des Baumes einen Streifen Rinde ab, der höchſtens 2 Fuß lang iſt, und ſo, daß die Wunde etwa eine Elle von der Erde entfernt bleibt. Hat das Harz aufgehört, aus dieſer Wunde zu fließen, ſo macht man eine zweite, und ſpäter eine dritte. Später haut man den Baum ganz ab, und ſchweelt auch das Kernholz [medulla] aus. In Syrien werden auf dieſelbe Art Rindenſtreifen vom Ter— penthinbaum geriſſen, jedoch nicht bloß vom Stamm, ſondern auch von Aeſten und Wurzeln. — In Macedonien ſchweelt man auch Pech aus dem Holze des Lärchenbaums (larixl. Das beſte Pech gewinnt man an ſonnigen Stellen, aber in nördlicher Lage. Nach einem kalten Winter iſt es ſchlechter, an Menge und Anſehn geringer. Einige behaupten, in Gebirgen fließe es reichlicher, habe eine ſchönere Farbe, beſſeren Geſchmack und Ge— ruch, gebe aber beim Abkochen weniger Pech, weil man mehr Schaum abſchöpfen müſſe. Bei heiterem Wetter gäben die Bäume weniger Ertrag. Manche Bäume liefern ſchon im nächſten Jahre nach dem Anreißen reichliche Ausbeute, andre erſt im zweiten, wieder andre erſt im dritten. Die durch das Anreißen entſtandene Wunde bleibt für immer offen, überzieht ſich nicht wieder mit Rinde, und gibt immer— fort Harz. XXIX. Ruß, ſchwarze Tinte, ſchwarze Farbe. N Vitru v. de architectura 7, 10, 59. Um Ruß zu gewin- nen, wird eine Kammer gebaut, deren Wände, Boden und Decke mit glattem Marmor belegt ſind. Vor dieſer Kammer wird ein kleiner Ofen gebaut, deſſen Ausgang in die Kammer mündet, und deſſen Ein— gang gut geſchloſſen werden kann, ſo daß die Flamme nicht zurück— ſchläht. In den Ofen legt man Harz [resina], brennt es an, und jo zieht der Ruß [fuligo] in die Kammer und hängt ſich daſelbſt 220 Botanik der alten Griechen und Römer. an die Wände und die Decke. Dort wird er geſammelt, dann mit Gummi zuſammengerieben, und gibt ſo die Schreibtinte [atra- mentum librarium]. — Den übrigen Ruß gebrauchen die Stucka— turarbeiter ſtector] bei ihren Malereien an den Wänden; fie reiben ihn zu dieſem Zwecke mit Leim [glutinum] zuſammen. Vitruv. de arch. 7, 10, 60. Hat der Stuckaturarbeiter keinen Ruß, ſo bereitet er ſich auf folgende Weiſe eine ſchöne ſchwarze Farbe: Er verbrennt Reiſig [sarmentum] oder Kienſpähne [tädä schidiä], bis fie zu Kohle werden, löſcht dieſe ſodann, und reibt ſie in einem Mörſer mit Leim. — Eine gute ſchwarze Farbe gibt auch Weinhefen [fex vini], welche getrocknet, in einem Ofen geglüht, und dann mit Leim gemiſcht wird. Diosc. de m. m. 5, 181 u. 182. Der Ruß [AHG deſſen ſich die Maler bedienen, wird aus den Glashütten [öe Tov yeiov) bezogen, weil er da am beſten iſt. Er wird auch als Arznei gebraucht. — Die ſchwarze Tinte [ua], mit der wir zu ſchrei— ben pflegen, wird aus dem Ruß von Kienholz logon] gemacht. Man miſcht 3 Unzen Ruß mit 1 Unze Gummi. — Man macht auch Tinte aus dem Ruß von Harz, oder aus dem, welcher ſich in Glas— hütten anſetzt. Im letzteren Falle ſetzt man zu dem Ruß Gummi [zog und Rupfervitriol [yaizavdor]. Dieſe Tinte wird auch auf Wunden geſtrichen, welche durch ſiedendes Waſſer entſtanden ſind. Plin. 27, 7, 28. Unter die Tinte miſcht man eine Abkochung von Wermuth, damit die Mäuſe ſie nicht angehn. Pli n. 35, 6, 25. Schwarze Tinte und Farbe Jatra- mentum] wird aus Ruß [fuligo] von verbranntem Harz [re- sina] und Pech [pix] gemacht, und man hat zu dieſem Zwecke auch geſchloſſene Kammern, in welchen ſich der Ruß ſammelt. Die beſte ſchwarze Tinte und Farbe kommt von Kiefern [teda] 46). Sie wird übrigens mit dem Ruß aus Oefen und Bädern verfälſcht. Man macht fie auch aus geglühter Weinhefe [vini fäx]. Die berühm- ten athenienſiſchen Maler Polygnotus und Mikon machten ihre ſchwarze Farbe auch aus Weintreſtern [vinaceum]. Apelles erfand die ſchwarze Farbe aus verkohltem Elfenbein, und man nennt ſolche Elephantinon. Es wird auch ſchwarze Farbe aus In— dien gebracht, deren Zuſammenſetzung mir aber unbekannt iſt. Es 464) Pinus sylvestris, Linné. XXX; Gummi. 221 wird auch welche aus dem feinen Ruß [flos niger] gemacht, der ſich an ehernen Keſſeln anſetzt, oder aus Kiefernkohle, die man in einem Mörſer ſtößt. — Alle ſchwarze Farbe wird an der Sonne fertig gemacht, die Schreibtinte mit Zuſatz von Gummi [gummi], die Malerfarbe mit Zuſatz von Leim [glutinum]. Macht man ſie mit Eſſig flüſſig, ſo läßt ſie ſich nicht leicht wieder auswaſchen. Nachtrag. Das Tintenfaß nennt Pollux 4, 18 u. 10, 59 zv&lov und uelavodoyor; bei den alten römiſchen Schriftſtellern ſcheint kein Name dafür vorzukommen; doch nennt es die lateiniſche Ueberſetzung der Bibel, welche man Vulgata zu nennen pflegt, atra- mentarium, Ezech. 9, 2. ö XXX. Gummi. Theophr., Hist. plant. 4, 3, 8. Die Mimoſa [üxor- Io] 465) in Aegypten liefert das Gummi [rowu]; es fließt von ſelbſt aus, oder aus Wunden, die man abſichtlich macht. Diosc. de m. m. 1, 133. Aus einem in Aegypten wach— ſenden, ſtachligen Strauche, den man Akazie [axaxia] ) nennt, fließt das Gum mmi, welches vielfach als Arznei angewendet wird. Plin. 13, 11, 20. Dasjenige Gummi [gummi], welches ein in Aegypten heimiſcher, dorniger Baum liefert, iſt beſſer als andre Gummiſorten. Es kommt in wurmförmig gedrehten Stücken in Handel, hat eine dunkle Farbe, iſt ohne fremdartige Beimiſchung, und klebt an den Zähnen. Das Gummi vom bittren Mandel— baum und vom Kirſchbaum iſt geringer, und das vom Pflau— menbaum iſt das ſchlechteſte. Zuweilen fließt auch Gummi aus - Weinſtöcken und Oelbäumen; das aus den Ulmen auf dem Berge Korykus in Cilicien fließende und das der Wachholdern iſt unbrauchbar 07). — Von dem Baume, welchen man Sarkokolla #65) Mimosa nilotica, Linné. 466) ft ebenfalls die Nil-Mimoſa, Mimosa nilotica, Linné. 467) Aus Weinſtöcken, Oelbäumen, Ulmen und Wachholdern kommt wohl kein eigentliches Gummi. — Am Wachholder wächſt bei naſſem Wetter ein gal— lertartiger, orangefarbner Schwamm, Tremella juniperina, Linné (Gymno- sporangium juniperi, Link), den man leicht für Gummi anſehn kann. 222 Botanik der alten Griechen und Römer. [sarcocolla] les) nennt, kommt ein Gummi 160), deſſen ſich Maler und Aerzte mit Vortheil bedienen; es gleicht dem Weihrauchſtaube. Das weiße iſt beſſer als das rothe. XXXI. Pflanzenfarben. Daß Ruß und Kohle zu ſchwarzer Farbe gebraucht werden, haben wir ſchon unter dem Abſchnitt XXIX. geſehn. — Hier möge noch ein Auszug aus Vitruv folgen: Vitruv. de arch. 7, 14. Um für Wandgemälde eine Pur— purfarbe zu bekommen, färbt man Kreide mit Krapp [rubia] 470) und Hysginum ). — Man zieht auch andre Farben aus Blumen: Um z. B. ein Ochergelb zu bekommen, wirft man trockne Veilchen [viola] in ein Gefäß, gießt Waſſer auf, und läßt die Miſchung ko— chen. Iſt ſie wieder abgekühlt, ſo ſchüttet man ſie in ein leinenes Tuch, drückt ſie aus, und thut das von den Veilchen gefärbte Waſſer in einen Mörſer, und reibt es mit eretriſcher Kreide zuſammen. — Man macht auch eine ſchöne Purpurfarbe aus Heidelbeere ſvac— cinium] 72), indem man fie eben jo behandelt und Milch hinzu— thut. — Ein ſchönes Grün bekommt man, wenn man etwas blau Gefärbtes mit der gelben Farbe des Wau [luteum] +7?) tränkt. — Fehlt es an Indigo [color indieus] ““), fo wendet man Waid [vitrum] 478) an. XXXII. Schminke. W. A. Becker hat im Charicles, Leipz. 1840, Band 2, S. 232, aus vielen Stellen griechiſcher Schriftſteller nachgewieſen, daß es bei den griechiſchen Damen ganz allgemeine Sitte war, das 468) Penäa Sarcocolla, Linné. — 40) Was der Sarkokollabaum lie⸗ fert, iſt ein Gummiharz. — 470) Rubia tinctorum, Linné. 471) Kermosfarbe. — 472) Vaceinium Myrtillus, Linné. 473) Reseda Luetola, Linné. Sie färbt gelb, und das Gelb geht durch Vermiſchung mit Blau in Grün über. 474) Indigofera tinctoria, Linné. — *75) Isatis tinetoria, Linns. XXXI. XXXII. Pflanzenfarben; Schminke. 223 Geſicht zu ſchminken, und daß die dazu erforderliche weiße Farbe Bleiweiß [wıuvdror]) war, während das Roth von der Färbenden Ochſenzunge 9%, von nudeowg ,, von Maulbeeren [ovxduwor), von Phykos [pozog] 's) genommen ward. : An die Einwendungen, welche kluge Leute gegen das Schmin— ken machten, haben ſich die Griechinnen nicht im Geringſten gekehrt. — So ſagt z. B. Xenophon in feinem Oekonomikus 10, 2 u. 8: „Wenn ich ſo eine Dame ſehe, die ſich dick mit Bleiweiß angeſtrichen hat, um weißer zu erſcheinen, als ſie wirklich iſt, und die ſich auch dick mit Färbender Ochſenzunge angepinſelt hat, um röther zu erſcheinen, als ſie wirklich iſt, und die Schuhe mit hohen Abſätzen trägt, um höher zu erſcheinen, als ſie wirklich iſt: dann muß ich doch bemerken, daß dergleichen Betrug wohl mitunter Fremde täuſchen kann, aber Diejenigen gewiß nicht, welche die Dame näher zu beobachten Gelegenheit haben; denn ſie ſieht früh Morgens, ehe ſie ſich geſchmückt hat, ganz anders aus, als wenn die Toilette ge— macht iſt; und iſt ſie angepinſelt, ſo verräth doch jeder Schweiß— tropfen, jede Thräne, jeder Waſſertropfen den Pinſel.“ Athen. 13, 6 (p. 557, f.) führt folgende Stelle des Dich— ters Eubulus, in dem Stück, welches die Kranzverkäuferinnen [Irepovonwlıdes] heißt, an: „Die Baden find mit Bleiweiß und Maulbeerſaft beſchmiert; und geht nun die Dame im Som— mer aus, ſo fließen von den Augen her zwei ſchwarze Tinten— bäche auf die Backen, von den Backen aber rothe Streifen auf den Hals, und die Haare der Stirn reiben ſich am Bleiweiß grau.“ Was die ſoeben genannten Tintenſtriche bedeuten, wiſſen wir von unſren Unterſuchungen über den Ruß (Diosc. de m. m. 1, 93 u. 1, 96), nämlich daß die Damen, und ohne Zweifel die römiſchen ſo gut wie die griechiſchen, ſich die Augenlieder mit Tinte ſchwarz färbten; ja ſie färbten ſich auch damit die Augenbrau— nen, wie man z. B. aus Athen. 13, 23 (p. 568, c.) erſieht, wo er ſagt: „Hat eine Dame blonde Augenbraunen, ſo färbt ſie ſie 476) Anchusa tinctoria, Linné. 477) Haròsgos bedeutet hier eine rothe Farbe, deren Zuſammenſetzung wohl nicht bekannt; als Pflanze heißt es ſo viel wie Kerbel. +78) Lackmus⸗Flechte, Roccolla tinetoria, Ach. 224 Botanik der alten Griechen und Römer. mit Ruß.“ — Man hatte auch für die Augenlieder eine ſchwarze, Spießglanz enthaltende Farbe, welche orius Öuueroyoapog hieß, ſ. Pollux 5, 101. XXXIII. Handel mit Indien. Strabo 17, 1. Früherhin wagten ſich kaum 20 Schiffe aus dem Arabiſchen Meerbuſen *) hinaus; jetzt aber ſegeln große Flotten nach Indien und bis an's äußerſte Ende von Aethio— pien 180), und bringen die theuerſten Waaren nach Aegypten, von wo ſie wieder nach andren Ländern ausgeführt werden. In Alexandria iſt die Hauptniederlage für jene Waaren, denn die Lage dieſer Stadt iſt für den Handel äußerſt günſtig. XXXIV. Pflanzen Pompeji's. „Für die Kenntniß der den Pompejanern bekannten Pflan- zen“, jagt J. F. Schouw, welcher ſeine Unterſuchungen in Pom— peji ſelbſt angeſtellt, in ſeinem Buche: die Erde, die Pflanzen und der Menſch, Leipzig, Lorck, 1851, „bieten ſich zwei Hauptquellen, theils nämlich die in Pompeji und den beiden untergegangenen Städten gefundenen Malereien und andre Darſtellungen von Pflan— zen, theils Pflanzenreſte ſelbſt. Hinſichtlich des erſten Hülfsmittels muß einige Vorſicht angewendet werden. Natürlich ſind viele Pflan— zendarſtellungen ſo wenig kenntlich, daß ſie nicht beſtimmt werden können. Und wenn auch die Pflanze kenntlich iſt, ſo iſt es dennoch nicht ausgemacht, daß ſie bei Pompeji vorkam, denn oft wurde die Vegetation fremder Länder dargeſtellt. So z. B. findet man häufig die Nilnatur abgebildet: moraſtige Gegenden mit dem Lotus und der ägyptiſchen Bohne [Nelumbium], das Nilpferd, das Kro— kodil, das Ichneumon, Enten, und am Ufer des Waſſers die Dat— telpalme, z. B. in dem Fußſtück des berühmten Moſalks, von dem man glaubt, daß es Alexander und Darius vorſtelle. Oft ſind 270) Dem Rothen Meere. — 480) Afrika. XXXIV. Pflanzen Pompeji's. 225 auch die Darſtellungen Phantaſiegemälde, z. B. ein Lorbeerbaum, der aus einer Dattelpalme wächſt, ja als Wurzelſchößling aus derſelben hervorkommt.“ „Zu den Bäumen, welche jetzt beſonders dazu beitragen, der Landſchaft in Italien Charakter zu geben, gehören die Pinie und Cypreſſe. Beide fanden ſich bei den Alten; davon geben die Schriftſteller und auch die Abbildungen in Pompeji Zeugniß, denn der Pinienzapfen wird mehrmals dargeſtellt angetroffen, und in Her— kulanum hat man verkohlte Pinienkerne gefunden. Die Cypreſſe fin- det man ſehr häufig in den Landſchaften, welche die Wände in den Zimmern der Pompejaner ſchmücken, und zuweilen im Verein mit der Pinie. Ein dritter, den Ländern des Mittelmeeres eigenthüm— licher Nadelbaum, die Aleppiſche Föhre, findet man auch in Pom— peji wiedergegeben. Der Oleander, welcher jetzt die Flußufer ſchmückt, der Epheu, welcher Mauern und Baumſtämme bedeckt, ſind beide in Pompeji dargeſtellt.“ „Dagegen gibt es zwei Gewächſe, welche jetzt eine bedeutende Rolle in den Landſchaften ſpielen, im Alterthume aber nicht in Ita— lien wuchſen; die ſogenannte Aloe (richtiger Agave), welche durch ihre großen, fleiſchigen Blätter und ihren hohen, kandelaberartigen Blumenſtengel bei den Landſchaftsmalern ſo beliebt geworden iſt, und welche rings um das Mittelmeer, ſowohl augebaut als verwildert, ſich vorfindet, verdankt man Amerika; ſie konnte folglich den Pom— pejanern nicht bekannt ſein. — Die Indiſche Feige aus der Gruppe der Kakteen, auffallend durch ihr beſondres Ausſehen, haupt— ſächlich durch ihre flach gedrückten, blattähnlichen Zweige, eine Pflanze, welche jetzt in den Ländern des Mittelmeers eben ſo allgemein als die Aloe iſt, und ebenfalls verwildert gefunden wird, iſt auch aus Amerika gekommen. Man findet in Pompeji eben ſo wenig Spu— ren einer Darſtellung dieſer ſo eigenthümlichen Pflanzenform, als von der Aloe.“ 0 „Dattelpalmen ſieht man häufig in Pompeji dargeſtellt, aber in der Regel in Verbindung mit ägyptiſchen Gegenſtänden, oder in ſymboliſcher Bedeutung. — Die Zwergpalme hat ohne Zwei— fel dieſelbe Rolle wie jetzt geſpielt, denn Theophraſt berichtet, daß ſie ſehr allgemein auf Sicilien war; Daſſelbe iſt jetzt der Fall, wäh— rend ſie nur ſpärlich an der Bucht Neapels auftritt.“ „Wenden wir den Blick auf die angebauten Pflanzen, 19 226 Botanik der alten Griechen und Römer. ſo machen die meiſten Reiſenden, wenn ſie Pompeji beſuchen, die erſte Bekanntſchaft mit der Baumwollenkultur. Dicht bei Pompeji's Ruinen finden wir Baumwollenfelder, und hier iſt die Nordgrenze der Baumwollenſtaude in Italien. Von dieſer wichtigen Kleidungs— pflanze finden wir keine Spuren in den Denkmälern des Alterthums. Aus andren Quellen wiſſen wir, daß ſie dem Alterthum nur als eine indiſche, und nach den ſpäteren Verfaſſern zugleich als eine ägypti— ſche Pflanze bekannt war, und daß erſt die Araber ſie in den Län— dern des Mittelmeers verbreiteten. — Ein andres Gewächs, welches mittelbar jetzt eine wichtige Kleidungspflanze in Italien iſt, nämlich als Nahrung für die Seidenraupe, iſt der Weiße Maulbeer— baum. Auch dieſer war den Pompejanern unbekannt. In jener Zeit ward Seide als ein ausländiſcher Luxusartikel von der größten Koſtbarkeit angeſehn.“ „Unter den Getreidearten war bei den alten Römern der Weizen die vorherrſchende, auch die Gerſte war allgemein; da— gegen fehlten die mehr nordiſchen Arten Hafer und Roggen. Verkohlte Weizen- und Gerſtenkörner find in Pompeji gefunden wor⸗ den. Eine ſchöne Abbildung einer Wachtel, welche Gerſtenkörner aus einer Aehre pickt, findet man an einer Wand. Ein Seitenſtück dazu ſtellt eine Wachtel dar, welche an einer Hirſenähre (Pani- cum italicum) zupft, welche alſo damals ebenfalls bekannt war. — Dagegen vermiſſen wir Zeichnungen der durch ihre Form ſo kennt— lichen Kornart Mais, aber wir wiſſen auch, daß man dieſen Ame— rika verdankt. Jetzt iſt ſein Anbau in der Umgegend Pompeji's ver— breitet. Auch den Reis vermißt man; er war damals auf Oſtin— dien beſchränkt. Er wird auch jetzt nicht bei Pompeji angebaut, aber wohl fonft in Italien. Ob die Durra (Sorghum) den Bompeja- nern bekannt war, darüber geben die pompejaniſchen Abbildungen keine Aufklärung. — Von Hülſenfrüchten finden wir Sauboh— nen im verkohlten Zuſtand, welche vollkommen den jetzigen gleichen.“ „Auf Gemälden, Küchengegenſtände darſtellend, findet man ein Bund Spargel abgebildet, ferner Zwiebeln, Rettige, Rü— ben, und eine Art kleiner Kürbiſſe. — Unter den Küchengewäch— ſen haben die Alten die Liebesäpfel (Solarum Lycopersicum) nicht gekannt, als welche von Amerika eingeführt ſind.“ „Der Oelbaum hat zur Zeit der Pompejaner dieſelbe wichtige Rolle wie jetzt geſpielt, davon zeugen die Schriftſteller. Oelbaumzweige XXXV. Der Botaniker. 227 findet man häufig dargeſtellt, und in einem zu Pompeji ausgegrabnem Glas hat man eingemachte Oliven gefunden, welche mit den jetzi— gen vollkommen übereinſtimmen, und die noch ihren Geſchmack beſaßen, als ſie ausgegraben wurden.“ „Die Obſtſorten, welche in der gegenwärtigen Zeit in jener Gegend am meiſten gegeſſen werden, ſind Weintrauben und Fei— gen; dieſe ſind es auch, welche am häufigſten auf den vielen Obſt— ſtücken, die man an den pompejaniſchen Wänden findet, gezeichnet ſind. Die Weinrebe ſpielte ohnedies eine wichtige Rolle, da ſie dem Bacchus geheiligt war; und in der Verbindung mit der Verehrung dieſes Gottes finden wir ſie in vielen Darſtelluſſzen. — Häufig treffen wir auch auf Obſt⸗ und Thiergemälden Birnen, Aepfel, Kir— ſchen, Mandeln, Pflaumen, Pfirſichen, Granatäpfel und Miſpeln. — Der Gegenſtand, welchen Einige für eine Ana— nas gehalten haben, und welcher auf eine Schale geſtellt iſt, iſt nach Tenore's ohne Zweifel richtiger Vermuthung die Spitze einer jungen Zwergpalme, welche auch jetzt in Sicilien gegeſſen wird.“ „Die Abbildung von Orangen-Pflanzen vermißt man in Pompeji gänzlich; ſie waren zur Zeit, wo es verſchüttet wurde, noch nicht in Europa verbreitet. Italien war damals noch nicht das Land, wo die Citronen blühn, im dunklen Laub die Gold-Orangen glühn.“ XXXV. Der Botaniker. Bei Plin ins 20, 17, 73, u. 25, 13, 109, u. 27, 8, 43, heißen die Leute, welche für die Aerzte und Salbenhändler Kräuter ſammelten, herbarii; bei Galenus Antidot. 1, 424 bis 434 heißen fie Aoravızoı dvoͤgeg. Zu feiner Zeit unterhielten die römiſchen Kaiſer Marcus Antoninus und Marcus Aurelius in Kreta, welche für vorzüglich reich an Arzneipflanzen galt, ſolche Botani— ker, welche die geſammelten Kräuter und Wurzeln nach Rom ſchicken mußten. Sie ſchickten ſie vorzugsweis in Papier gewickelt, auf welchem der Name des Inhalts ſtand. 15 * 228 Botanik der alten Griechen und Römer. XXXVI. Bilderwerke. Plinius 25, 2, 4 erwähnt, daß die griechiſchen Schriftſteller Krateuas, Dionyſius und Metrodorus Werke herausgegeben, in denen die Pflanzen abgebildet und deren Wirkungen unter die Bilder geſchrieben waren. Er fügt jedoch hinzu, daß ſolche Abbildungen leicht irre führten und in den verſchiednen Exemplaren der Bücher auch oft ſehr verſchieden ausfielen, daß auch die Abweichungen, welche das verſchiedne Alter der Pflanzen mit ſich bringt, in den Bildern nicht ausgedrückt waren. Für unſre Zeit iſt zu 3 daß nicht ein einziges botani- ſches Bilderwerk aus dem höheren Alterthum ſich erhalten hat. Das älteſte, welches man kennt, ſtammt von dem Kremoneſer Odon, und führt den Titel: Aemilius Macer de viribus plantarum. Das Buch wurde zuerſt in Neapel im Jahr 1477 gedruckt, dann wieder in Mailand 1482, und endlich mehrmals vom Jahre 1506 bis 1590. Die Bilder waren ſchlechte Holzſchnitte. XXXVII. Klaſſe: Scheidenkeim⸗Pflanzen, Endogenen. a. Familie Gras⸗Pflanzen, Gramineen. 1) Reis, Oryza sativa, Linné; gvLe und gi der Neugriechen; riso der jetzigen Jtaliäner. — Jetzt wird er, wie Fraas ſagt, in Griechenland um Lebadia und Meſolonghi gebaut, doch dürfen die Reisfelder der Geſundheit halber nur in 3 Stunden Entfernung von bewohnten Orten ſein. — In Nord-Italien findet man Reisfelder an mehreren Stellen; in größter Ausdehnung habe ich ſie bei Pavia geſehn. — Die alten Griechen und Römer bauten ihn nicht, kannten ihn aber durch den Handel von Oſtindien her, wo ſein Vaterland iſt. Aristoteles, Hist. anim. 8, 25. Wenn die Elephanten von einem eiſernen Geſchoß verwundet ſind, ſo gibt man ihnen Oel zu ſaufen; wollen ſie dieſes nicht, ſo gibt man ihnen eine abgekochte Miſchung von Oel und Reiswein (og ögvins] s. Theophrast., Hist. plant. 4, 4, 10. Die Indier bauen den ſogenannten Reis [äovdor] in Menge und machen und kochen daraus Brei [Fvnuol. An ſich ſieht er dem Spelt [Lau] ähnlich, enthülſt [zeoınrıodFeis] aber den Graupen [v voͤgog]. Er wird leicht verdaut leöbnentog]. Die Pflanze ſieht dem Tollkorn [ara] ähn— lich, muß lange Zeit hindurch in Waſſer ſtehn, bildet aber keine Aehre [orayvs], ſondern eine Riſpe [hy] wie der Gemeine Hirſen [x&yyoog] und der Welſche Hirſen [EAvuog). 81) Nach jetzigem Sprachgebrauch Arak. Dieſer wird aus einer Miſchung von Zuckerrohr- und Palmenſaft mit Reis gewonnen. 230 Botanik der alten Griechen und Römer. Horat., Satir. 2, 3, v. 155. Iſt dein Magen leer, ſo füll' ihn doch mit Reisbrei [ptisanarium oryzäl, der ift nicht theuer; für 8 Dreier [as] bekommſt du eine ee mit der du den Bauch gehörig füllen kannſt. Strabo 15, 1, 18. Ariſtobulus ſagt, der Reis [öovde] ſtehe in Indien ai Beeten, die eingedämmt und mit Waſſer be— deckt ſind; die Höhe dieſer Pflanze betrage 4 Ellen; ſie trage viele Aehren [roAdorayvs] und viele Körner [ToAdzogrog], reife zur Zeit, wo die Plejaden untergehn 282), und werde durch Stampfen enthülſt [rriooeıw] wie Spelt. Er wachſe auch in Baktriana, Babylonien, Suſis und im untren Syrien. — Megillus ſagt, der Reis werde vor der Regenzeit geſät, bedürfe aber doch der künſtlichen Bewäſſerung. Strabo 15, 1, 53. Die Indier find ſehr mäßig, trinken nur bei Feſten Wein, und dieſer iſt aus Reis gemacht ſtatt aus Gerſte. Ihre Hauptſpeiſe iſt Reisbrei [dgvla gogyrneij). Diosc. de m. m. 2, 117. Der Reis iſt eine Getreideart, die an naſſen Stellen wächſt und mittelmäßig nahrhaft iſt. Plin. 15, 7, 7. Die Indier ſollen aus Kaſtanien, Seſam und Reis Oel machen, die Ichthyophagen ſogar aus Fiſchen 89). Plin. 18, 7, 13. In Indien baut man den Reis [oryza], verfertigt auch aus ihm ein Getränk, ſtatt aus Gerſte. Die Blät— ter des Reiſes find fleiſchig u. |. w.“ 89 Galenus de alimentorum facultatibus 1, 17. Der Reis wird gekocht, iſt ſchwerer zu verdauen als Graupen [yordoog], nährt weniger und ſchmeckt nicht ſo gut. Aelian., Hist. anım. 13, 8. Die gewöhnlichen zahmen Ele— phanten werden mit Waſſer getränkt, die Kriegselephanten aber mit Wein; doch wird dieſer nicht aus Weintrauben, ſondern aus Reis, auch aus Rohr [je, ss) gemacht. 5 Athen., Deipn. 4, 39. Megaſthenes ſchreibt in ſeinem von Indien handelnden Buche, daß dort bei Gaſtmählern einem Jeden ein Tiſch vorgeſetzt, auf dieſen eine goldne Schüſſel mit gekochtem 462) Beginn des Winters. — 488) Aus Kaſtanien und Reis kann kein Oel gezogen werden. Das Fiſchöl nennen wir jetzt Thran. +54) Die Beſchreibung, welche Plinius dann vom Reife gibt, iſt falſch. 293) Zuckerrohr. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pfl. Fam. Graspfl. (Reis, Himmelsſchwaden). 231 Reis geſtellt, und dann noch eine Zugabe von allerlei guten Spei— ſen gereicht wird. 2) Himmelsſchwaden (Bermudagras), Panicum Dactylon, Linné (Digitaria Dactylon, Allion.; Cynodon Dactylon, Persoon); ayoıada der Neugriechen; grami-, gna, gramegna und capriola der jetzigen Italiäner. — In Grie— chenland iſt dieſes Gras, deſſen Wurzeln weit umherkriechen, ſehr verbreitet, während unſre Quecke, Triticum repens, Linné, dort ſelten iſt. In den Apotheken braucht man in Griechenland den Him— melsſchwaden wie bei uns die Quecke. — In Nord-Italien iſt der Himmelsſchwaden an trocknen, ſandigen Stellen, an Wegen, Mau— ern u. ſ. w., in Uebermaß vorhanden, und wird wie Quecken, unter dem Namen gramen, in Apotheken gebraucht. Uebrigens iſt daſelbſt auch die Quecke ſehr häufig, auf ſandigen Feldern läſtig, und wird eben ſo in den Apotheken als gramen verbraucht. Theophrast., Hist. plant. 4, 10, 6. Der Himmels: ſchwaden [ayoworis]) wächſt aus Gelenken [yorv], denn feine Wur- zeln [Oise] find durch Gelenke in Abtheilungen gebracht [yorarwdng]; aus jedem Gelenk wächſt nach oben eine Sproſſe [BAuorov], nach unten eine Wurzel. Diosc. de m. m. 4, 30. Das Gras [ayoworıs] hat ge— kniete Triebe Au yorarmdes]) 486), die an der Erde fortkriechen ee] und aus den Sproſſen [eAados]) Wurzeln [Gee] treiben, die ſüß und gekniet ſind. Die Blätter ſind ſpitzig, hart, breit, wie bei dem kleinen Schilf; ſie dienen dem Haarvieh zur Nahrung. Die Wurzel wird zerrieben, auf Wunden gelegt, oder in Abkochung gegen Bauchweh und Blaſenleiden gebraucht. Pli n. 24, 19, 118. Das Gras [gramen] iſt das gemeinfte Kraut ſherba!], kriecht mit geknieten, knotigen Sproſſen [geniculatis serpit internodiis], und treibt von dieſen und von der Spitze [ca- cumen] aus neue Wurzeln #3). — Ueberall auf Erden hat dieſes Gras fein zugeſpitzte Blätter [folia in exilitatem fastigantur]; nur auf dem Parnaß bilden ſie dichte, epheuartig ausſehende Büſche, 86) Kriechende Wurzelſproſſen. 87) Unter Spitze, cacumen, muß man den „ados des Dioskorides ver— ſtehn, und ſich die Sache ſo denken, daß gemeint iſt, unter jedem neu hervor— ſproſſenden Stamme [xAddos, cacumen] ſtänden auch neue Wurzelfaſern. 232 Botanik der alten Griechen und Römer. und haben dort auch wohlriechende, weiße Blüthen 188), — Auf Wun⸗ den legt man die Abkochung des Graſes, oder man zerquetſcht dieſes nur für den benannten Zweck. Man fügt auch zu der Abkochung [decoctum] Wein und Honig, auch wohl Weihrauch, Pfeffer, Myrrhe, und kocht die Miſchung in einem neuen Gefäße. Die in Wein abgeſottne Wurzel wird gegen Bauchweh und Blaſenkrankheiten gebraucht; die Samen haben gleichfalls arzneiliche Kräfte. — Manche Leute nehmen von Einer Graspflanze, oder von zweien oder dreien zuſammen fo viel, daß neun Knoten [geniculum] daran find, laſſen ſie in friſch abgeſchorne ſchwarze Wolle wickeln, und gebrauchen ſie ſo gegen Kropf und Drüſengeſchwulſt. Sie verlangen, daß Der, welcher die neun Knoten ſammelt, nüchtern ſei, in Abweſenheit Deſſen, der geheilt werden ſoll, in deſſen Haus geht, und wenn dann der Patient kommt, zu ihm ſagt: „ich bringe nüchtern dem Nüchternen ein Heilmittel.“ Er ſoll es ihm dann umbinden, und Dies 3 Tage hinter einander thun. — Ein Gras, das ſieben Knoten hat, hilft, um den Kopf gebunden, gegen Kopfweh. 3) Hirſen. Wir handeln hier die zwei in Betracht kommenden Hirſen— arten gemeinſchaftlich ab, nämlich o) Gemeiner Hirſen, Panicum miliaceum, Linné; xeyyei der Neugriechen; miglio, miglio bianco o giallo, miglio nero, mi- glio rosso der jetzigen Italiäner, in Nord-Italien auch mejo, megio, mei. — In Griechenland wird er, ſagt Fraas, in feuchten Gegenden gebaut. — In Nord-Italien baut man ihn, ſagt Cyrus Pollini, zur Hühnermaſt. | 5) Der Welſche Hirſen, Panicum italicum, Linné; panico italiano, panico der jetzigen Italiäner, in Nord-Italien auch pa- nizzo und panig. — In Griechenland wird er nach Fraas gar nicht gebaut. — In Nord-Italien baut man ihn, ſagt Pol— lini, mehr für Tauben und Hühner, als für Menſchen. Einhei— miſch ſcheint er nicht, jedoch kommt er einzeln verwildert vor. Theophrast., Hist. plant. 8, 1, 1 u. 4. Den Gemei⸗ nen Hirſen ( und den Welſchen [Ayuos] kann man zum Getreide lottros] rechnen. Man vermehrt fie auch durch Aus— ſtreuen des Samens [ondoua], und ſäet fie im Sommer. 48) Dieſe Beſchreibung der auf dem Parnaß wachſenden Pflanze iſt aus Diosc. de m. m. 4, 32 genommen, und nicht zu ermitteln, welche gemeint iſt. * © XXXVII. Kl. Scheidenfeim Pflanzen. Fam. Graspflanzen (Hirſen). 233 Cato de r. r. 6, 1. Iſt ein Acker neblig, jo ſäet man auf ihn Rüben, Rettige, Gemeinen Hirſen [milium], Wel— ſchen Hirſen [panicum]. Varro de r. r. 1, 57, 2. In den Erdgruben, die man in Spanien zur Aufbewahrung des Getreides anlegt, hält ſich der Ge— meine Hirſen [milium] mehr als hundert Jahre lang gut. Colum. de r. r. 2, 9, 17. Zum Getreide kann man auch den Welſchen Hirſen [panicum] und den Gemeinen Hir— ſen [milium] rechnen. Sie verlangen einen leichten, lockren Boden, und gedeihen ſelbſt auf magrem Sand, wenn er nur feucht iſt und feuchte Witterung hat; trocknen und thonigen Boden ſcheuen fie. — Vor dem Frühjahr darf man ſie nicht ſäen, weil ſie die Wärme lie— ben; die beſte Zeit der Ausſaat iſt Ende März. Die Ausſaat iſt an ſich wohlfeil, weil man dem Maß nach nicht viel ſtreut; ſpäter macht ſich aber ein oftmaliges Behacken [sarritio] und Jäten [run- catio] nöthig. — Die Ernte geſchieht, bevor die Samen ausfallen, indem man die Samenriſpen [spica] mit der Hand abpflückt. Man hängt ſie alsdann in die Sonne, trocknet ſie, hebt ſie dann auf dem Kornboden auf, und ſo halten ſie ſich länger als andres Getreide. — Aus dem Gemeinen Hirſen bereitet man Brod, das ſich gut eſſen läßt, ſo lange es noch warm iſt. Der Welſche Hirſen wird durch Stampfen von der Schale befreit, und gibt dann, vor— züglich mit Milch gekocht, einen Brei, der nicht übel ſchmeckt, Der Gemeine Hirſen kann eben ſo zu Brei gekocht werden. Strabo 12, 15 (p. 81 ed. Tzschucke). Das Thal des in's Schwarze Meer [ITovrızov eds fließenden Thermodon iſt feucht, mit friſchem Grün bedeckt, ernährt Heerden von Rindern und Pferden, und die meiſten Felder ſind mit Welſchem Hirſen [Avuos] und Gemeinem Hirſen e beſtellt. Noch nie haben die Leute in dieſem Thale Hungersnoth erlebt. Strabo 17, 2, 2 (p. 622 ed. Tzschucke). Im Neger: land leben die Leute von Gemeinem Hirſen (e] und von Gerſte (99, und machen aus beiden ihren Trank. Dios c. de m. m. 2, 119. Der Gemeine Hirſen (* xooe] hat, wenn er in Brod verwandelt wird, weniger Nahrungs— kraft als andres Getreide. Als Brei wird er arzneilich gebraucht, auch legt man ihn geröſtet in Säckchen auf ſchmerzende Stellen. Diosc. de m. m. 2, 120. Der Welſche Hirſen [AvwoSs] 234 Botanik der alten Griechen und Römer. * heißt auch ern, iſt ein dem Gemeinen Hirſen ähnliches Ge— treide, wird eben ſo zu Speiſe und Arznei gebraucht, hat aber we— niger Nahrungskraft. Plin. 18, 10, 24. In Kampanien wird viel Gemeiner Hirſen |milium] gebaut, und für die Sarmaten iſt er ein Haupt⸗ Nahrungsmittel. Galenus de aliment. facult. 1, 15 (p. 523 ed. Kühn). Aus Gemeinem und Welſchem Hirſen αανπνοοο zui EAvwog], welchen letzteren man auch ueAl'yn nennt, wird Brod lägros] ge— macht, wenn es an andrem Getreide dazu fehlt. Das Hirſenbrod iſt aber arm an Nahrungsſtoff und ſehr trocken. Die Landleute eſſen alſo den Hirſen lieber gemahlen und mit Schweineſpeck oder Oel gekocht. — Der Gemeine Hirſen iſt übrigens wohlſchmeckender, verdaulicher und nahrhafter als der Welſche. Die Landleute eſſen auch das Mehl von beiden mit Milch gekocht, und bei dieſem Brei muß die Milch das Beſte thun. 4) Spartgras 89), N (Spart⸗Pfriemengras), Stipa tenacissima, Linné. — Wächſt jetzt weder in Griechenland noch in Italien, iſt auch wohl in beiden nie heimiſch geweſen. Die älteren Griechen kannten das Spartgras ent— weder nicht, oder bekamen die daraus gefertigte Waare von den Phö— niciern oder Karthagern, ohne von der Pflanze nähere Nachricht zu haben. — Die Römer lernten Waare und Pflanze wohl vorzugs— weis durch die Karthager kennen, die es aus dem ſüdlichen Spa— nien bezogen, wo das Spartgras in Menge wild wächſt. Es über— zieht daſelbſt dürre, öde, baumloſe Stellen, bildet Blätterbüſchel, die meiſt fußweit von einander entfernt ſind; die Zwiſchenräume füllt gewöhnlich Thymian und Lavendel. Die vorjährigen, 20 bis 30 Zoll langen, fadenförmigen Blätter benutzt man noch jetzt, ohne weitere Vorbereitung, zu Schuhen, Matten, Körben, Schnüren, Seilen, An— kertauen u. ſ. w., weil ſie zäh ſind und gar nicht durch Näſſe lei— den; oft verwendet man ſie auch als Feuerſtoff. Cato de r. r. 3, 5 u. 11, 2. Der Landmann muß Win⸗ den mit Seilen von Spartum [funis sparteus] haben, auch aus Spartum geflochtene Töpfe [urna und amphora spartea]. 280) Man vergleiche weiter unten Spartium junceum, Linné. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Graspfl. (Spartgras). 235 Varro de r. r. 1, 23, 6. Der Landmann muß Hanf [cannabis], Lein [linum], Binſen [juncus] 4%) und Spartum [spartum] anſäen und anpflanzen, um daraus Schnuren [linea], Stricke [restis], Seile [funis] zu drehn. Co lum. de r. r. 6, 12, 2. Wenn die Zehen eines Ochſen an Entzündung leiden, ſo ſchützt man ſie durch eine aus Spar— tum geflochtene Schuhſohle [solea spartea]. Livius 22, 20. Während die Römer in Italien gegen Han— nibal kämpften, ſchickten ſie eine Kriegsflotte nach Spanien; dieſe ver— wüſtete die Gegend um Neu-Karthago, und fand nicht weit von da zu Longuntika eine gewaltige Menge von Spartum, welches Has— drubal dort für den Bedarf ſeiner Schiffe angehäuft hatte. Die Römer nahmen von dieſer Beute, ſo viel ſie brauchen konnten, und verbrannten das Uebrige. N Colum. de r. r. 12, 50, 8. Bei der Olivenernte braucht man außer vielen andren Dingen auch Seile von Hanf und von Spartum. Plin. 19, 1, 6 u. 19, 2, 7 u. 8. Die Gelehrten ſind der Mei⸗ nung, zu Homers Zeit ſei das Tauwerk der Schiffe von Lein [linum] geweſen, und wenn er von Spartum ſpricht, jo meine er Lein, denn Spartum heißt eigentlich das Geſäete. Der Gebrauch des Spartum iſt erſt viele Jahrhunderte nach Homer aufgekommen, jedenfalls erſt von der Zeit an, wo die Pu— nier 10) mit Spanien Krieg zu führen begannen. — Die Pflanze wächſt wild, läßt ſich nicht anſäen, iſt eine Binſe [juncus], wächſt auf trocknem Boden, und verdirbt dieſen, weil neben ihr keine andre Pflanze auflrommt. Außer in Spanien kommt ſie auch in Afrika vor, jedoch nur klein und unbrauchbar. Ihre Heimath beſchränkt ſich faſt nur auf denjenigen Theil Spaniens, welcher früherhin im Beſitze der Karthager war; aber auch da ſteht ſie nicht überall. Wo ſie ſich aber feſtgeſetzt, da überzieht ſie ganze Berge. Sie dient den daſigen Landleuten zu Betten, zu Feuer und Fackeln, zu Schuhen und Hir— tenmänteln; den Thieren, die davon freſſen, ſchadet ſie, die zarten Spitzen ausgenommen. — Zum Gebrauche wird ſie mühſam ausge— riſſen, wobei die Hände mit Handſchuhen bekleidet ſind. Ehe man *90) Unter juncus verſtanden die Römer mehrere binſenartige Pflanzen. +1) Karthager. 236 Botanik der alten Griechen und Römer. zieht, wickelt man das Spartum um Knochen oder Stöcke, damit man es feſter packen kann. Die Zeit ſeiner Reife und ſomit auch der Ernte fällt von Mitte Mai bis Mitte Juni. Was ausgeriſſen worden, wird in Bündel gebunden, auf Hau— fen geworfen, und 2 Tage lang der Luft ausgeſetzt. Am dritten Tage löſt man die Bündel, breitet die Halme an der Sonne aus, trocknet ſie, vereinigt ſie wieder zu Bündeln, und bringt ſie unter Dach. Späterhin werden ſie in Seewaſſer gelegt, oder, wenn dieſes nicht zur Hand iſt, in ſüßes; darauf werden ſie an der Sonne ge— trocknet und nochmals naß gemacht. Braucht man ſie eilig, ſo über— gießt man ſie mit heißem Waſſer in einer Wanne, trocknet ſie wieder, und erſpart ſo einige Arbeit. Bevor das Spartum verarbeitet wird, klopft man es noch. Von ſüßem Waſſer und von Seewaſſer wird es durchaus nicht angegriffen. Für den Gebrauch im Trocknen gibt man den Hanfſeilen den Vorzug. Obgleich auf trocknem Boden ge— wachſen, zieht es, in Näſſe gebracht, das Waſſer gierig ein. Die aus ihm verfertigte Waare läßt ſich gut ausbeſſern, und das älteſte läßt ſich ohne Nachtheil mit dem friſcheſten miſchen. — Die Maſſe, in der es verbraucht wird, iſt ungeheuer groß; man mag ſie danach bemeſſen, daß es in allen Ländern zum Tauwerk der Schiffe, ferner an den bei Bauten dienenden Maſchinen und zu allerlei andren Zwe— cken verwendet wird. Und zu all dieſem Bedarf muß ein Stück Land von weniger als 30,000 römiſchen Schritten Breite 492) und weniger als 100,000 Schritt 452) Länge den Stoff liefern. Es liegt bei Neu⸗Karthago 19). Pli n. 19, 2, 9 u. 10. Daß die Griechen Seile aus Bin- fen [juncus] geflochten haben, ſchließen wir aus dem Umſtand, daß bei ihnen oyowog Binſe und zugleich auch Seil heißt; ſpäterhin ha- ben ſie wohl zu dieſem Zwecke Palmblätter und Lindenbaſt verwen— det, und erſt in ſpäterer Zeit iſt ihnen das Spartum von den Puniern zugeführt worden. Theophraſt verſichert, an den Flußufern wachſe eine Zwiebel, 586 492) 30,000 römiſche Schritt kommen 6 deutſchen Meilen gleich. #93) 20 deutſche Meilen. 104) Noch jetzt iſt der Verbrauch zu Ankertauen, zu Schnuren, worauf Wäſche oder Papier getrocknet wird u. ſ. w., ſehr groß. Auch jetzt ſammelt man nur wild wachſendes Spartgras. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pfl. Fam. Graspfl. (Hirſen, Schilfrohr). 237 bei der zwiſchen der Schale und dem eßbaren Fleiſch eine Art Wolle ſtecke, aus welcher man Filzſocken und Kleider bereite; er bezeichnet aber nach den Handſchriften exemplar], die mir zugänglich geweſen, weder das Vaterland noch die ſonſtigen Eigenſchaften dieſer Pflanze, nennt fie jedoch Eriophorus 95). Er erwähnt auch das Spartum durchaus nicht, obgleich er alles Uebrige mit großer Sorgfalt behan— delt. Er hat 390 Jahre vor mir geſchrieben, und man ſieht, daß das Spartum erſt nach ſeiner Zeit in Gebrauch gekommen. Vegetius de arte veterinaria 1, 26, 3, und 3, 45, 3, u. 5, 17, 2, u. 3, 57, 3. Dem kranken Fuß des Rindviehs gibt man einen Schuh von Spartum [sparteä caleiarel. Nachtrag zum Spartgras: Pli n. 11, 8, 8 nennt die Stellen in Spanien, wo viel Spartgras wächſt, spartaria, bezeichnet auch 31, 8, 43 die ſpaniſche Stadt Karthago durch das Beiwort Spar— taria. — Den Reichthum Spaniens an Spartgras bezeugen auch Pomponius Mela 2, 6, Strabo 3, 41, Justinus 44, 60; Letz⸗ terer ſagt: „es gibt dort eine ungeheure Menge Lein und Spartum. | 5) Schilfrohr, Arundo Phragmites, Linné (Phragmites communis, Trinius); dοονi Lei, der Neugriechen; canna palustre, cannuccia, spazzola di padule der jetzigen Italiäner. — Wächſt in Grie— chenland und Italien ſehr häufig im Waſſer. Theophrast., Hist. plant. 4, 11, 1. Eine Art von Rohr [x&hauos] nennt man Flechtrohr [mAoxıuog] %%. Dios c. de m. m. 1, 114. Das Rohr [xaiauog], welches auch Phragmites [poaywirns] heißt, iſt dünn, weißlich, aller Welt bekannt. Wurzeln und Blätter davon werden von Aerzten gebraucht. Plin. 16, 36, 64 u. 65. Das Rohr [arundo] dient den nordiſchen Völkern zum Decken der Häuſer, und ſolche Dächer halten lange Zeit. In den übrigen Ländern gibt man damit den Zimmern eine leichte Decke. Zum Schreiben gebraucht man hauptſächlich ägyptiſches Rohr; und das bei Knidus und im Anaiti- ſchen See in Aſien wachſende iſt noch beſſer. 495) Wollträger. Dieſe Pflanze läßt ſich nicht beſtimmen, iſt auch wohl nie vorhanden geweſen. — 4%) Es dient noch jetzt, um Matten zum Decken der Miſtbeete u. ſ. w. zu bereiten. 238 Botanik der alten Griechen und Römer. Unſer Rohr kann nicht gut zum Schreiben verwendet werden, weil es zu ſchwammig iſt, die Feuchtigkeit einſaugt, und auf ſeiner Oberfläche holzartig eintrocknet; auch ſpaltet es leicht und hat immer eine dünne Spitze. Es iſt hohl, ſein ſchlanker Stamm iſt durch Knoten in Glieder getheilt, wird nach oben allmälig dünner, und trägt einen haarigen Büſchel, den man recht gut brauchen kann. Man ſtopft nämlich mit ihm in Schenken Betten aus, oder ſtampft ihn wie in Belgien, und verſtopft damit an Schiffen die Ritzen, welche es ſichrer als Pech ausfüllt. — Zu Pfeilen iſt das belgiſche Rohr nicht fo brauchbar, wie das in Italien bei Bononia*) wachſende. Bei allen Rohrarten wachſen immer mehrere Stämme aus Einer Wurzel, und wachſen ſtets reichlicher nach, wenn man ſie ab— ſchneidet. Die Wurzel hat viel Lebenskraft, und theilt ſich gleich dem Stamme in Glieder. Bei allen Arten wachſen die Blätter aus den Knoten, und umſchließen den ganzen Stamm mit einer dünnen Haut. An jedem Rohrſtamm kann man 2 Seiten unterſcheiden, in— dem die Blätter abwechſelnd ſo hervortreten, daß an einem Knoten eins rechts, am nächſten dann eins links erſcheint u. ſ. w. Aus den Knoten kommen auch zuweilen Aeſte, die jedoch nur dünn ſind. Galenus de simpl. med. 7, 3. Das Schilfrohr [xd- Nαν˖,q9 pooyulong) ſoll in feiner Wurzel die Kraft beſitzen, Dornen und Splitter auszuziehn. Ich habe darüber keine eigne Erfahrung. Es wird übrigens von Aerzten vielfach angewandt. Seine Blüthen [erI7%n] find den Ohren gefährlich, wenn fie hineinkommen. 6) Pfahlrohr, | Arundo Donax, Linné; ⁊d naht der Neugriechen; canna comune, canna montana, canna domestica der jetzigen Ita li ä— ner. — Wächſt in Griechenland am Waſſer, in Gärten, theils angepflanzt, theils wild; dient zu Hirtenpfeifen, auch zu Zäunen. — In Italien ebenfalls am Waſſer, aber auch auf Hügeln, theils wild, theils angepflanzt, um zu Weinpfählen zu dienen. In Gärten kommt es mit bunten Blättern vor. Die Abkochung der Wurzel dient als Arznei. Herodot. 7, 61. Im Heere des Kerxes führten die Perſer, 497) Jetzt Bologna. — Man ſehe Anm. 506. XXXVII. Kl. Scheidenkeim-Pflanzen. Fam. Graspfl. (Pfahlrohr). 239 Ciſſier, Baktrier, Indier Bogen von Rohr und Pfeile, die eben— falls aus Rohr gemacht waren [r0&0v zuraumwor zul 0lorög x0- kauuıvog] 408). Theophr., Hist. plant. 4, 11, 1 seqq. Das ſtärkſte und dickſte Rohr nennt man Pfahlrohr ſναõο.4, yopazilac). Es wächſt gern auf Inſeln, deren Erde fruchtbar iſt, und man nennt ſolche Plätze Komys. Es wächſt auch zuweilen mit dem Flötenrohr ννιiοe ανν LẽM ] zuſammen; letzteres iſt länger und wird leichter von Gewürm angegriffen [o«wAnz0ßewrog] ). — Im Kopais-Gee wächſt das Flötenrohr alle I Jahre, wie man behauptet; damit verhält ſich's aber ſo: Es wächſt nur, wenn der See anſchwillt, und da Dies in früheren Zeiten in der Regel alle 9 Jahre geſchah, ſo bemerkte man, daß auch alle 9 Jahre das Rohr emporwuchs, und hielt Das für ein Naturgeſetz. Jedenfalls wächſt es reichlicher und ſchöner, wenn das Waſſer nach Platzregen bis in's zweite Jahr hinein hoch ſteht, und heißt dann Zeugites; bleibt aber das Waſſer nicht ſtehn, ſo nennt man es Bombykias. Manchen Stämmen des Zeugitesrohrs fehlen die Blüthenriſpen, und aus ſolchen Stämmen macht man die beſten Doppelflöten [dcs yog], aber viele mißra- then bei der Arbeit. Jetzt ſchneidet man das Rohr zu Flöten kurz vor der Sommer-Sonnenwende, und ſagt, es müſſe, um brauchbar zu ſein, dreijährig ſein, bedürfe auch einer kurzen Einübung. Die Zungen der Flöte müſſen Schieber haben 500), wenn man künſtlich blaſen will. Die Behandlung des Rohrs iſt aber beim Verfertigen der Flö— ten folgende: Iſt es abgeſchnitten, jo bleibt es in feinen Blattſchei— den über Winter im Freien. Im Frühjahr wird es gereinigt, abge— rieben, und in die Sonne gelegt. Im Sommer wird es in den Knoten quer durchgeſchnitten und wieder an die freie Luft gelegt. Die gemeinſte Rohr ſorte iſt der Donax [dövus]; fie iſt zu— gleich am meiſten buſchig, und wächſt vorzugsweis an Flüſſen und 49) Aus was für Rohr, läßt ſich nicht beſtimmen; die indiſchen nament: lich mochten nicht aus eigentlihem Rohr, ſondern aus Rotang, Calamus Rotang, Linné, ſein. 499) Pfahl: und Flötenrohr find als verſchiedne Sorten derſelben Pflan— zenart zu betrachten. — Alles Rohr fällt nach der geringeren oder größeren Waſſermenge, bei der es wächſt, verſchieden aus, namentlich in ſeinem Inneren. 500) Um ihren ſchwingenden Theil beliebig zu verlängern oder zu verkürzen. 240 Botanik der alten Griechen und Roͤmer. Seeen. — Am meiſten Verſchiedenheit ſoll Rohr zeigen, je nadie es auf trocknem Boden oder im Waſſer gewachſen iſt. Eine eigne Sorte bildet ferner das Pfeilrohr [dj ro&ızog], welches auch kretiſches , 501) heißt. Es hat wenige Knoten [öAıyoyovaros eονν und mehr Fleiſch [oagzwddore- 005 Eorıw] als alle andren, und läßt ſich nach Belieben biegen, wenn man es erwärmt. Das Rohr iſt auch an Blättern ſehr verſchieden, nicht nur in Rückſicht auf ihre Menge und Größe, ſondern auch auf ihre Farbe. So iſt z. B. das lakoniſche bunt. Alles Rohr iſt dauerhaft. Wird es abgeſchnitten ie abge⸗ brannt, ſo ſchlägt es deſto ſchöner wieder aus. Es hat viele dicke Wurzeln und iſt ſchwer zu vertilgen. Die Wurzel ift knotig wie beim Himmelsſchwaden [&yowerig]. Cato de r. r. 6, 3. Beſitzt der Landmann eine feuchte Stelle, jo möge er daſelbſt Pappeln und Rohr pflanzen [arundinetum]. Für das letztere gräbt er die Erde tief um, und legt die Augen 502) des Rohrs je 3 Fuß von einander. Colum. de r. r. 4, 32. Das Rohr wird oft in Boden gepflanzt, der nicht tief aufgelockert iſt, jedoch iſt es beſſer, ihn tief umzugraben. Es hat eine große Lebenskraft, gedeiht überall, jedoch beſſer in lockrem als in zähem Boden, in feuchtem als in trocknem, im Thal als am Hügel, auch ſetzt man es lieber an Pfade oder zwiſchen Gebüſch als mitten auf die Aecker. Man ſetzt entweder einen Wurzelknoten [bulbus radicis], oder einen Steckling [talea], der vom Stamm [calamus] genommen iſt; zuweilen legt man auch den ganzen Stamm in die Erde. — Hat man Wurzelknoten gelegt, was in Zwiſchenräumen von 3 Fuß geſchieht, ſo bekommt man um ein ganzes Jahr eher ſtarke Stämme [pertica], als wenn man Steck— linge oder ganze Stämme in die Erde gebracht hat. Die beiden letzteren müſſen übrigens mit ihren Spitzen aus der Erde hervorra— gen, weil ſie ſonſt ganz verfaulen. — Wird die Pfahlrohrpflanzung [arundinetum] allmälig durch Vernachläſſigung ſchlecht, oder wächſt 501) Von der Inſel Kreta, welche durch ihre Pfeile und ihre Bogenſchützen berühmt war. 502) Mit Augen find wohl die Knoten der Wurzeln gemeint, und ſomit die geſetzten Wurzelſtücke ſelbſt, deren jedes nur Ein Auge zu haben braucht. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Graspflanzeu (Pfahlrohr). 241 das Pfahlrohr fo dicht, daß es dünn wird wie Schilfrohr [canna], ſo gräbt man den ganzen Boden wieder um, und verjüngt die Pflanzung. Colum. de r. r. 12, 7, 4; 12, 14. Man macht aus Rohr [arundo] Meſſer, mit denen man Aepfel, Birnen u. ſ. w., die man trocknen oder einmachen will, zerſchneidet. Diosc. de m. m. 1, 114. Eine Sorte von Rohr led ha- nog] heißt die maſſive [vooros], und dient nur, Pfeile daraus zu machen; eine andre heißt die weibliche, und gibt die Zungen für Flöten; eine dritte heißt Pfeifenrohr [overyylag], iſt flei- ſchig, hat viele Knoten, gibt Schreibrohr [es Aıßkıoyoopiar ereırndeiog]; eine vierte Sorte iſt dick, hohl, wächſt an Flüſſen, heißt auch Don ax [dövas] und eypriſches Rohr [xdrreıogxarauog] 509). — Als Arznei leiſtet das cypriſche Rohr dieſelben Dienſte wie das Schilfrohr [pooywirng]. Plin. 16, 36, 65 seqq. Mit Rohr [calamus] machen die Völker des Morgenlandes ihre Kriege ab 503); an Rohr befeſtigen ſie ihre Pfeilſpitzen, deren Widerhaken nicht wieder herausgezogen werden können, wenn ſie eingedrungen ſind. Sie beflügeln den Tod mit Federn, die ſie am Rohre befeſtigen; ſie geben ſelbſt dem Rohr, das an der Wunde abgebrochen iſt, eine neue Spitze, und verwan— deln es ſo in einen neuen Pfeil. Mit ſolchen Waffen verfinſtern ſie ſogar die Sonne. Um der Pfeile willen wünſchen ſie ſich für ihre Kämpfe heitre Tage und ſcheuen Wind und Regen, denn dieſe hin— dern fie am freien Gebrauch ihrer Waffen. Die Neger, Aegyptier, Araber, Indier, Scythen, Baktrer, Sarmaten, Parther, andre öſt— liche Völker, und ſomit etwa die Hälfte der Menſchen, ſind mit Rohr bewaffnet. Das Rohr von Kreta iſt zu Pfeilen vorzüglich gut, daher liefert dieſe Inſel ausgezeichnete Bogenſchützen. Uebrigens hat Italien doch auch in dieſer Hinſicht den Vorzug, indem es kein beſſe— res Rohr zu Pfeilen gibt, als dasjenige, welches im Rhenus 505) bei Bononia wächſt; es hat viel Mark, fliegt trotz feines Ge— wichtes gut, und läßt ſich auch vom Winde nicht ſtark treiben. Das 503) Daß das cypriſche Rohr von dicker Art war, erhellt auch aus Athe— näus 2, 62. 504) Wir haben oben aus Herodot. 7, 61 geſehn, daß Bogen und Pfeile von Rohr geführt wurden. 505) Jetzt Rheno bei Bologna. 16 242 Botanik der alten Griechen und Römer. belgiſche iſt nicht fo brauchbar 50%). Alles kretiſche Rohr be— ſitzt dagegen die genannten Eigenſchaften; dem indiſchen gibt man aber doch den Vorzug; es ſcheint auch zum Theil andrer Art zu ſein, indem man es zu Lanzen braucht, nachdem man ihm Spitzen eingeſetzt hat 507). Früherhin machte man die Flöten mit vieler Mühe aus Rohr, und glaubte, bei Doppelflöten eignete ſich der unterſte Theil des Rohrſtamms für die linke Flöte, der obere für die rechte, wobei man die im Waſſer des Cephiſus gewachſenen allen andren bei wei— tem vorzog. — Jetzt werden die Opferflöten der Tuffer aus Buchs⸗ baum gemacht, die für den Gebrauch der Theater beſtimmten aus Celtis [lotos] 508) oder Eſelsknochen, oder Silber. Für den Vogelfang iſt Rohr von Panormos am beliebte— ſten 500), zum Fiſchfang 510) das von Abaris in Afrika. 506) Iſt das belgiſche Rohr zu Pfeilen verwendet worden, fo muß es Schilfrohr, Arundo Phragmites, Linné, geweſen fein. — Im Rheno bei Bologna findet man jetzt ein Rohr, welches außerdem faſt nur in Mauretanien vorzukommen ſcheint, und wohl das von Plinius erwähnte Pfeilrohr von Bononia fein kann. Turra hat dieſe Art Arundo Pliniana genannt, Witt⸗ mann Arundo Plinii, Tenore Arundo collina, Desfontaines Arundo mauri- tanica, Lamarck Arundo mierantha. Es ift nahe mit dem Pfahlrohr, Arundo Donax, Linné, verwandt, vom Schilfrohr, Arundo Phragmites, Linné, aber ſicher verſchieden. 50 7) Iſt unter in diſchem Rohr unſer Rotang, Calamus Rotang, ge: meint, fo iſt es jedenfalls zu Pfeilen beſſer als alles europäiſche, weil es in langen Stücken keine merklichen Knoten und dabei ganz gleiche Dicke hat. — Was zu Lanzen gebraucht wurde, war wohl das Bam busrohrz; dieſes wird bei den Alten am öfterſten indiſches genannt, und iſt jedenfalls zu den ſtärkſten Lanzen ſtark genug. 508) Celtis australis, Linné. 509) Aus Martial. 14, 216 u. 9, 54 kann man ſchließen, daß manche Vögel gefangen wurden, indem man ſie mit Leimruthen berührte, die auf einer langen Stange ſteckten, welche aus mehreren auf einander befeſtigten Stämmen des Pfahlrohrs zuſammengeſetzt war. „Aut crescente levis traheretur arundine präda, Pinguis et implicitas virga teneret aves.“ — Auch Petro- nius, Satir. 40, 6, ſagt: „Parati aucupes cum arundinibus fuerunt”, und 109, 7: „Ecce! etiam per antennam pelagiae consederant volucres, quas textis arundinibus peritus artifex (nämlich auceps) tetigit.” 510) Zu Angelruthen iſt das Pfahlrohr wegen ſeiner Leichtigkeit vor- trefflich. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Graspflanzen (Hafer). 243 Plin. 16, 36, 67. Das italiäniſche Rohr wird größten— theils in den Weinbergen verwendet 1). Plin. 24, 11, 50. Das Pfahlrohr [donax] wird gleich dem Schilfrohr [vulgaris arundo] von den Aerzten zu Heilungen benutzt. Nachtrag zum Rohr. Auch die Geoponica 5, 53 be— handeln die Anzucht des Pfahlrohrs in der von Cato und Colu— mella angegebnen Art. — Ueber das zum Schreiben dienende Rohr habe ich weitläuftig in der Zoologie der alten Grie— chen und Römer, Seite 407 ff., gehandelt. 7) Hafer. a) Gemeiner Hafer, Avena sativa, Linné; Boöwog der Neugriechen; avena coltivata, avena und vena der jetzigen Italiäner. — Der Gemeine Hafer wird jetzt, wie Fraas be— richtet, im Königreich Griechenland nirgends angebaut, findet ſich aber wild oder verwildert nicht ſelten. Man glaubt, die Samen ſeien für die Pferde zu hitzig, und fürchtet den Hafer ſelbſt als Grünfutter. — In Nord- Italien wird er gebaut, wächſt auch auf Saatfeldern verwildert. Man hält ihn dort für das beſte Pferde— futter, kocht auch die enthülſeten Körner für Kranke. 5) Windhafer, Avena fatua, Linné; ayoıoyerrnuo, und oyoıwößgouo der Neugriechen; avena salvatica der jetzigen Ita⸗ liäner. — Er iſt in Griechenland und Italien auf Feldern ein verhaßtes Unkraut. Theophrast., Hist. plant. 8, 9. Unter den Pflanzen, welche dem Weizen und der Gerſte ähnlich find, wie Spelt [Lug, olvoo], Einkorn [r, Hafer [Boduos), Aegilops [aydway], iſt der Spelt am kräftigſten, und ſaugt den Boden am meiſten aus; ſeine Frucht iſt bei Menſchen und Vieh am beliebteſten. Nach dem Spelt iſt von den genannten der Hafer am ſtärkſten, und ſaugt auch den Boden nach jenem am ſtärkſten aus, denn er hat viele Wurzeln und Halme. Hafer und Aegilops wachſen faſt wild, und find kaum als Kulturpflanzen zu betrachten [woreo ayor ürru za u 2). 511) Zu Pfählen, woran die Reben gebunden werden, wie noch jetzt. 512) Es iſt wohl die Avena sativa, Linné, gemeint. 16 * 244 . Botanif der alten Griechen und Römer. Cato de r. r. 37, 5. Das Getreide muß man zweimal be— hacken [sarrire] und jäten [runcare], dabei den Hafer 1) aus⸗ rupfen. Virgil., Eclogä 5, v. 35 seqq. Meine Felder liegen öde; wo ich Gerſte geſät, wächſt das unglückſelige Tollkorn [lolium] und unfruchtbarer Hafer ſsterilis avena] 51%). Virgil., Georg. 1, 77. Lein, Hafer s!) und Mohn ſaugen, wenn man ſie ſäet, das Land aus. Virgil., Georg. 1, 226. Gar Mancher ſäet zu früh, ſeine Saat verdirbt und fein Feld trägt dann nichts als Windhafer [vana avenal. Horat., Satir. 2, 80 seqq. Ein armes, ſparſames Felo- mäuschen bekam einmal vornehmen Beſuch von einer ſtolzen Stadt— maus, und ſetzte ihr das Beſte vor, was ihre Speiſekammer bot, Kichern [cicer] 51%), langen Hafer 1), getrocknete Weinbee— ren ſacinus], Stückchen Speck, und ſuchte fo die Stadtmaus, die ſich vor aller ländlichen Koſt ekelte, zum Eſſen zu bewegen. Co lum. de r. r. 2, 10, 32. Hafer ſavena] wird geſät, um grün oder als Heu verfüttert zu werden; man läßt auch welchen ſtehn, um wieder Samen zu bekommen 519). Diosc. de m. m. 2, 116. Der Hafer [fowuos] iſt 900 Weizen an Halm riowos] und Blatt [por] ähnlich, und fein Stamm iſt durch Knoten [ye abgetheilt. Er trägt die Samen an dem Oberende des Halms, und ſie ſehen aus wie kleine zweigliede— rige Heuſchrecken [axoidıor du,. Sie find zu Pflaſtern [ord- zr)oo0o] brauchbar wie die Gerſte. Man braucht den Brei (6 ros] gegen Leiden des Unterleibs, und die dünne Abkochung [yvAög] gegen Huſten. Diosc. de m. m. 4, 138. Der Hafer iſt dem Aegilops ähnlich; man kocht ihn ſammt der Wurzel, ſetzt der Abkochung Honig zu, fügt auch wohl Alos bei, und braucht die Miſchung als Arznei. 513) Avena fatua, Linné. — 514) Avena fatua, Linné. 515) Avena sativa, Linné. — 516) Cicer arietinum, Linné. 517) Avena sativa, Linné. 518) Wahrſcheinlich nur Samen, um neue Ausſaat zu Grünfutter machen zu können. — Es iſt nicht zu erſehn, ob Columella zu Grünfutter Avena sa- tiva oder fatua geſäet hat. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Graspflanzen (Hafer). 245 Gegen unangenehmen Geruch des Mundes kocht man ihn in Wein mit Zuſatz von trocknen Roſen. Plin. 18, 17, 44. Der Hafer iſt ein unter dem Getreide vor- kommendes Unkraut, und entſteht durch eine Ausartung der Gerſte. Die germaniſchen Völker ſäen ihn und eſſen keinen andren Brei als Haferbrei sd). — Oft wird der Same des Hafers durch nachtheilige Witterung hohl und leer 520). Plin. 22, 25, 67. Zur Vertreibung der Muttermale legt man in Eſſig gekochtes Hafermehl auf. Plin. 22, 25, 79. Bromos ift der Samen einer Gras- hen . w. Galenus de alimentorum facult. 1, 14. Der Hafer [Bodwuog] wird in großer Menge in Aſien gebaut, beſonders in My- ſien, welches über Pergamum liegt. Er dient zu Futter für das Zugvieh; von Menſchen wird nur zur Zeit der Hungersnoth aus Hafer gebackenes Brod gegeſſen; außer der Hungersnoth wird er aber doch in Waſſer gekocht und mit ſüßem Wein oder eingekochtem Moſt, oder Honigwaſſer gegeſſen. Er gibt nicht gar viel Nahrung, und das aus ihm gemachte Brod ſchmeckt nicht angenehm, bekommt aber gut. Galenus de simpl. med. 6, 17. Der Hafer [Boowos] iſt eine Hülſenfrucht [oorzeıorv] 522), und thut als Arznei ziemlich dieſelben Dienſte wie Gerſte [x0:97]. Geopon. 18, 2, 6. Man füttert die Schafe mit Luzern Li,, Bockshornklee [e, Hafer [Boouos] 523) u. ſ. w. Nachtrag zum Hafer. Aus Allem, was ſich bei den alten 519) Hier iſt von Avena sativa, Linné, die Rede. Daß er aus Gerſte entſtehe, iſt Irrthum. Zwiſchen Schlieben und Wittenberg, an der Schwarzen Elſter, zählt man 1022 ger maniſche Gräber, welche wohl theils aus Plinius' Zeit ſtammen, theils älter und jünger ſind. Man hat deren viele geöffnet, und Weizen, Roggen, Hirſen, Erbſen, Eicheln, Haſel nüſſe und Ku⸗ geln gefunden, die aus grobem Haferſchrot, weniger aus andrem Getreide— ſchrot beſtanden. Siehe Dr. med. Fr. Aug. Wagner: „Aegypten in Deutſch— land, mit 6 Steintafeln u. 1 Charte. Leipzig, Hartmann, 1833.“ — Gerſte wird merkwürdiger Weiſe nicht erwähnt. 520) Bezieht ſich auf Avena fatua, Linné. 521) Iſt aus Diosc. de m. m. 2, 116 genommen, alſo der Hafer. 522) Iſt keine. — 5283) Hier iſt jedenfalls Grünfutter oder Heu gemeint. 246 Botanik der alten Griechen und Römer. Schriftſtellern vorfindet, geht hervor, daß der Saathafer in Grie⸗ chenland wenig bekannt und wenig geachtet war. — Es iſt nur noch zu bemerken, daß man aus den Halmen des Hafers, und vielleicht, vorzugsweis des Windhafers, Pfeifchen machte, die aus einer Reihe mit einander verbundener Röhrchen von verſchiedner Länge beſtanden, wie z. B. aus Virgil. Eclog. 1, v. 2, Ovid. Met. 2, v. 677, u. 8, v. 191, Tibull. 3, 4, v. 71 zu erſehn. 8) Bambus, Bambusa arundinacea, Willdenow; Arundo Bambos, Linné. Den alten Griechen und Römern wenig und nur von Oſtindien her bekannt. Herodot. 3, 98. In Indien gibt es Leute, die am Strome wohnen, und ſich vom Fiſchfang ernähren. Ihre Kähne ſind aus Rohr [adια⁰αS /s] gemacht, und dieſes iſt fo groß, daß jedes Glied [yorv] einen ganzen Kahn gibt 52). Ctesias de Indicis rebus nach Photius in Bibliotheca 73, p. 144. Das indiſche Rohr [iwdıxög zarauog] wird fo did, daß es zwei Männer eben mit ausgebreiteten Armen umſpannen können, und ſo hoch wie der Maſt des größten Laſtſchiffs; eine Sorte davon, welche man die männliche nennt, ſoll gewaltig ſtark und dabei ohne Mark ſein, das weibliche dagegen Mark haben. Theophrast., H. pl. 4, 11, 13. Das indiſche Rohr iſt von dem europäiſchen ſehr verſchieden und bildet eine ganz andre Art. Es wachſen viele Stämme aus Einem Wurzelſtock [rvIurr], doch find fie nicht buſchig [Aoxuwdns). Das Blatt iſt klein und dem der Weide ähnlich 525). Die Stämme find bedeutend groß und feſt, ſo daß ſie auch zu Wurfſpießen benutzt werden. Dieſes Rohr wächſt am Fluſſe Aceſines 520. Diodorus Siculus 2, 17. Als ſich Semiramis zum 524) Th. Stolz, welcher neulich Java genau durchſucht hat, fand die ſtärkſten Bambusſtämme ſo dick wie ein vollwüchſiger Mann. Dicker werden ſie jetzt wohl nicht. 525) An Wuchs iſt das Bambusrohr unſren Rohrarten ähnlich; es treibt aber faſt aus allen Knoten Aeſte. — Die Blätter find verhältnißmäßig kürzer als bei unſren Rohrarten, doch immer ziemlich lang. Sie verſchmälern ſich an der Baſis ſtark, und ſind in dieſer Hinſicht jedenfalls denen der Weiden ähnlich. 526) Der Aeeſines iſt ein Nebenfluß des Indus, und heißt jetzt Dſchenab. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pfl. Fam. Graspfl. (Bambus, Taumel⸗Lolch). 247 Kriege gegen Indien rüſtete, ließ der indiſche König Stratobates 4000 Flußſchiffe aus Rohr bauen; in Indien wächſt nämlich an Flüſſen und in Sümpfen Rohr in großer Menge, und iſt ſo dick, daß ein Menſch es kaum umſpannen kann. Dieſes Rohr ſoll im Waſſer nicht faulen und daher Schiffe von großer Dauer liefern. Plin. 16, 36, 65. Das indiſche Rohr [arundo indica] wird baumhoch, und wir ſehen es überall in Tempeln 527. 9) Taumel-Lolch (Tollkorn), Lolium temulentum, Linné; io der Neugriechen; loglio und loglio inebbriante der jetzigen Italiäner. — In Griechenland und Italien ein verhaßtes Unkraut auf Feldern, giftig für Menſchen und Vieh; doch wird der Same, wie Pollini ſagt, von Hühner⸗Vögeln ohne Schaden gefreſſen. | Theophrast., H. pl. 2, 4, 1. Wenn man den Acker nicht ſorgfältig pflegt, jo verwandelt ſich der Weizen [zvoög] in Tau⸗ mel⸗Lolch [aioo] 528). Theophr., H. pl. 8, 4, 6. Rein von Taumel-Lolch [ce ift der pontiſche, ägyptiſche, und meiſt auch der ſiciliſche Wei— zen, namentlich der von Agrigent. Theophr., H. pl. 8, 47. Weizen und Gerſte ſollen ſich beide in Taumel⸗Lolch verwandeln, namentlich nach Platzregen. Uebrigens geht der Lolch nicht im Frühjahr, ſondern gleich im Herbſte auf, und iſt daran kenntlich, daß er ſchmale, dichtſtehende und glatte Blätter hat, das letztere Merkmal iſt aber das wichtigſte. Er ſoll übrigens auch aus Flachs ] entſtehn. Plautus, Miles 2, 3, 50. — Sc. „Ich wundre mich, daß du von Lolch [lolium] lebſt, der iſt doch ein erbärmliches Futter.“ — Pa. „Wie jo?“ — Sc. „Du biſt ja halbblind, und daran muß doch wohl der Lolch ſchuld ſein.“ 529) Varro 3, 10, 20. Hühner mäſtet man mit Nudeln [turunda] aus Gerſtenmehl, dem man auch Lolchmehl [farina loliacea] 530) und Leinſamen beimiſcht. 527) Ueber die Aufbewahrung des Bambusrohrs in den Tempeln Griechen— lands und Italiens finde ich weiter nichts. — 528) Verwandelt ſich nicht. 29) Man hatte die Bemerkung gemacht, daß ſein Genuß den Augen ſchade, wie wir auch weiter unten finden werden. 530) Wahrſcheinlich benutzte man auf dieſe Weiſe den beim Reinigen des 248 Botanik der alten Griechen und Römer. Ovid., Fast. 1, v. 691. Der Lolch ſchadet den Augen. Virgil., Georg. 1, v. 153. Der unglückſelige Lolch über- zieht die Felder. Colum. de r. r. 8, 4, 1. Den Hühnern kann man gekoch⸗ ten Lolchſamen als Futter geben. Colum. de r. r. 8, 5, 16. Um den Lolch vom Getreide zu ſcheiden, bedient man ſich eines Lolch⸗Siebes [eribrum loliarium]. Diosc. de m. m. 2, 122. Der Lolch lara], welchen Einige Thyaros [Sao] nennen, wächſt auf Weizenfeldern, wird gemahlen, mit Rettig und Salz auf Geſchwüre gelegt, manchen Räuche— rungen zu arzneilichen Zwecken beigefügt u. ſ. w. Plin. 22, 25, 77. Der Lolch iſt eine Peſt für die Saaten, und Virgil nennt ihn eine unglückſelige Pflanze. Als Arznei ge— braucht, kann er jedoch in verſchiednen Fällen gute Dienſte leiſten. Plutarch., Sympos. 3 in fine, p. 658 E. Die guten Markt- meiſter erlauben nicht, daß man in die Oefen der Bäder Lolch wirft, denn der Lolchrauch macht den Badenden Kopfſchmerz und Schwindel. Galenus de alım. facult. 1, 37. Unter dem Weizen [zvoög] trifft man den Lolch [von] häufig an; er wächſt auch unter der Gerſte 99 *], jedoch weniger; dagegen iſt der Aegilops νναονν] weit häufiger unter Gerſte. — Als mein Vater alterte, begann er viel Vergnügen an der Landwirthſchaft zu finden, und machte einſtmals folgenden Verſuch: Er ſäete Weizen, nachdem er vorher jeden andren Samen ſorgfältig ausgeſchieden, um ſicher zu erfahren, ob ſich Weizen wohl in Lolch verwandeln könnte, oder ob Lolch eine eigenthümliche Pflanzenart wäre. Der Erfolg belehrte ihn, daß Lolch aus Weizen entſteht, denn er wuchs in Menge mit dieſem empor. — Er machte einen eben ſolchen Verſuch mit Gerſte, und fand, daß ſich nur wenig von dieſer in Lolch, dagegen ſehr viel in Aegilops verwandelte. — An dieſe Verſuche knüpfte mein Vater auch andre, und fand, daß ſich Linſen [paxos] in harte, runde Vogelwicken [&ooxos] 531) und in Beilhülſen [el vos] 532), deren Samen nicht eßbar find, verwandeln, ja daß aus Getreides abfallenden Lolchſamen, ſiehe Columella. — Wir haben oben geſehn, daß auch Pollini den Lolchſamen als für's Hühnervieh unſchädlich betrachtet. 531) Vicia Cracca, Linné. — 53?) Coronilla Securidaca, Linné. * XXXVII. Kl. Scheidenkeim-Pfl. Fam. Graspfl. (Taumel⸗Lolch, Weizen). 249 Linſen Klebkraut [anaoivn] 533) entſteht, welches einerſeits nicht eßbar iſt, und andrerſeits ſogar die Linſen packt, erſtickt und erwürgt. Er fand auch, daß noch mancherlei andre Samen Pflanzen geben, welche von ihrer Stammpflanze ganz verſchieden find 5). Mein Vater hat ſchon damals darauf aufmerkſam gemacht, daß man auf die ſchädlichen Samen im Getreide achten und ſie ausſon— dern, nicht aber drinne laſſen muß, wie die Bäcker zu thun pflegen, welche Brod feil haben. Es kam z. B. vor, daß in einem Jahre, deſſen Wetter ungünſtig war, eine große Menge Lolch im Weizen wuchs. Die Bauern reinigten ihr Getreide nicht gehörig mit den Lolchſieben, und die Bäcker ließen ihn auch drin, weil nicht gar viel Weizen da war. Die Folge davon war, daß gleich viele Leute an Kopfweh litten, und daß im nächſten Sommer bei Vielen, welche die ſchlechte Nahrung genoſſen hatten, Geſchwüre und andre Anzeichen ſchlechter Säfte zu Tage kamen. Basilius, Hexaëm. hom. 5, p. 59 ed. Front. Duc. : Der ſogenannte Lolch [area] und alle Unkrautſamen (7 oe. welche ſich unter dem Getreide vorfinden, entſtehen nicht dadurch, daß ſich Getreide in ſie verwandelt, ſondern bilden von jeher eigne Pflan— zenarten. Geopon. 2, 43. Der Lolch [ıcarıov], welcher auch ara genannt wird, verdirbt das Getreide, wenn er damit gemiſcht iſt, und ſchwächt die Sehkraft Derer, die ihn eſſen. 5 10) Weizen, Triticum vulgare, Vill. (Triticum ästivum und hybernum, Linné); onde, der Neugriechen; frumento, formento der Italiäner. — Im Königreich Griechenland, ſagt Fraas, iſt Weizen die vorherrſchende Getreideart; man ſäet ihn vom November 533) Galium Aparine „Linné. 34) Solche Verſuche zeugen von einem ſehr eifrigen Forſchen nach Wahr— heit. Die Verſuche haben jedoch dadurch ein falſches Ergebniß geliefert, daß die dazu verwendete Erde nicht erſt mit Waſſer geſotten oder bis zur Hitze ſiedenden Waſſers eine Zeit lang trocken erwärmt worden war, um etwa vorhandene wilde Samen zu tödten; ferner hätte auch bei jeder keimenden Pflanze, die anders als Weizen und Gerſte ausſah, bald das Samenkorn, welches noch an ihr ſitzen und kenntlich ſein mußte, durch leiſes Wegnehmen der oberen Erdſchicht unterſucht werden müſſen. — 250 Botanik der alten Griechen und Römer. bis Januar, in Gebirgen bis zum Februar, in Theſſaliens Hochlan— den auch wohl im März; es iſt immer nur Eine Sorte, nämlich grannenloſer Winterweizen, der mit wenigen örtlichen Ausnah— men Ende Juni reif wird. In Nord-Griechenland, in Macedonien und im Pontus wird auch ein begrannter Sommerweizen gebaut. — In Italien iſt Weizen nebſt Mais das Hauptgetreide; der Som— merweizen heißt grano grosso, frumento marzuolo o trime- stre, civitella; der Winterweizen siligine, calbigia, grano gentile. Homer., Ilias 8, v. 186 seqq. „Wohlauf, ihr meine Roſſe“, ſprach Hektor, „zeigt euch dankbar für die gute Pflege, die euch Andromache hat angedeihen laſſen, indem ſie euch köſtlichen Weizen [ucipowr t wd s] und Wein vorſetzte, fo oft ihr nach Futter und Trank verlangtet.“ Homer., Ilias 10, v. 568 seqq. An der Krippe ſtanden die ſchnellfüßigen Roſſe des Diomedes und fraßen lieblich iin Weizen [ej /e zevoos] =). Homer., Odyssea 19, v. 536. Penelope hatte in ihrer Behauſung zwanzig Gänſe, die mit Weizen und Waſſer gefüt- tert wurden. Herodot. 1, 193. Aſſyrien iſt ſo übermäßig fruchtbar, daß das Getreide Au zognög) einen zweihundertfachen, ja in den beſten Jahren einen dreihundertfachen Ertrag gibt, und daß die Blätter des Weizens [rzvoös] und der Gerſte 9 reichlich vier Finger breit werden [ro are yiveraı TEVOEEWV ED ννοε q A]; Hirſen bees! und Seſam ſehen dort aus wie Bäume. Theophr., H. N 8, 4,3. Es gibt viele Sorten von Weizen. 535) Statt des bei uns gewöhnlichen Hafers bekommen und bekamen die Pferde in Griechenland und im Morgenland Gerſte; relche Helden wie Hektor und Diomedes konnten natürlich auch, wenigſtens zur Abwechslung, Weizen geben. Ich kenne auch einen reichen Bauer, der in einem Jahre, wo der Weizen vorzüglich gut gerieth, während alles andre Getreide mißrieth, ſeinen Pferden Weizen ſtatt Hafer gab, wobei ſie ſich ganz vortrefflich befanden. — Zur Zeit, wo der Weizen reift, leben Hirſche, wo ſie können, faſt ganz von den vol— len Weizenähren, und befinden ſich ſehr wohl dabei. — Was den Wein be trifft, ſo geben ihn auch jetzt die Leute in Weinländern den ſtark angeſtrengten Pferden gern auf Brod, wie unſre Kutſcher Bier und Schnaps. XXXVII. Kl. Scheivenfeim- Pflanzen. Fam. Graspflanzen (Weizen). 251 Sie haben ihre Namen von ihrem Vaterlande oder von andren Din— gen, und unterſcheiden ſich in der Farbe, Größe, Geſtalt und andren Eigenheiten, ſind auch an Wirkung und Nahrungskraft verſchieden. Mancher Weizen wird im Herbſt, mancher dagegen im Frühjahr ge— ſät. Es gibt auch eine Sorte, die in drei, eine, die in zwei Monaten reif wird; in Euböa ſoll er von der Ausſaat bis zur Reife nur 40 Tage brauchen. An Nahrungskraft ſind manche Sorten ſo verſchie— den, daß Kämpfer, die in Böotien kaum 3 Pfund verzehren, deren faſt 5 brauchen, wenn ſie nach Athen kommen. Der Grund ſolcher Verſchiedenheiten liegt im Boden und in der Luft. Theophr., H. pl. 8, 7, 4. In fruchtbaren Gegenden wird der Weizen, wenn er noch jung iſt, abgeſichelt [E ]‘ oder abgeweidet, damit er nicht zu üppig in die Blätter wächſt [pvAdo- uovew). In Babylon ift man ſogar genöthigt, ihn zweimal abzu— ſicheln, zum dritten Mal mit Schafen abzuweiden, und kann ihn erſt dann in den Halm wachſen laſſen, weil er ſonſt zu üppig in die Blätter treibt. Er gibt dort 50- bis 100fältigen Ertrag. Die große Fruchtbarkeit erlangt der babyloniſche Boden durch Bewäſſerung. Cato de r. r. 34 u. 35. Weizen [triticum] und Si⸗ lige [siligo] 530) ſäe man an hoch gelegenen, recht ſonnigen Stellen. Varro de r. r. 1, 2, 6. Italien bringt Alles, was der Menſch bedarf, in beſter Güte hervor; kein Spelt [far] übertrifft den kampaniſchen, kein Weizen [triticum] den appuliſchen, kein Wein den falerner, kein Oel das venafrifche. Colum. de r. r. 2, 6, 1 u. 2. Die wichtigſten und dem Menſchen nützlichſten Getreidearten find Weizen [triticum] und Spelt [semen adoreum]. Wir kennen mehrere Weizenſorten [tritiei genus]; für den Anbau eignet ſich aber diejenige am beſten, welche robus genannt wird, weil ſie ſich durch Gewicht und Glanz auszeichnet. Den zweiten Rang nimmt der Siligoweizen [si- ligo] ein; er gibt ein köſtliches Brod, wiegt aber leicht. Die dritte Sorte ift der Dreimonatsweizen [triticum trimestre]; er iſt bei den Landleuten ſehr beliebt, denn er hilft aus, wenn Regen, Ueberſchwemmung oder eine andre Urſache die zeitige Ausſaat ver— hindert hat; er iſt übrigens eigentlich eine Siligoſorte. — Alle übri— gen Weizenſorten kann man recht gut entbehren, es ſei denn, daß 536) Eine Weizenſorte. 252 Botanik der alten Griechen und Römer. man ſeine Freude daran hat, recht Vielerlei zu beſitzen und zur Schau zu ſtellen. N Colum. de r. r. 2, 8, 1 seqq. Virgil gibt die Vorſchrift, „man ſolle Spelt [adoreum] und Weizen [triticum] nicht eher ſäen, als bis die Vergilien 537) untergegangen find“. Dieſe gehn aber 32 Tage nach der Herbſtnachtgleiche unter, welche etwa auf den 23. September trifft. Auch ich gebe zu, daß dieſe Zeit die richtige für einen warm gelegenen und trocknen Acker iſt. Dagegen iſt es beſſer, feuchte und kalt gelegene Aecker um den erſten Oktober zu be— ſäen, wenn der Boden trocken genug zur Ausſaat iſt; dann haben die Wurzeln des Getreides noch Zeit, ſich vor dem Eintritt der Winterregen und Fröſte zu kräftigen. Jedenfalls hat man aber da— für zu ſorgen, daß Waſſerfurchen da ſind, durch welche jede über— mäßige Näſſe von den Feldern abgeleitet wird. — Manche alte Schriftſteller haben vorgeſchrieben, man ſolle das Land nur zu einer Zeit beſäen, wo es vom Regen naß ſei. Ich gebe zu, daß dieſe Maßregel nützlich iſt, wenn ſie frühzeitig ausgeführt werden kann. Treten aber die ſtarken Regen ſpät ein, ſo ſäe man immerhin in den ganz ausgetrockneten Boden, wie Das auch für gewöhnlich in den Provinzen geſchieht, in denen die Herbſtregen erſt ſpät einzutreten pflegen; denn die Körner, welche in trocknen Boden gepflügt und geeggt ſind, bleiben darin eben ſo gut aufbewahrt wie in der Scheuer, und gehen ſogleich auf, wenn ein Regen gefallen iſt. — Tremellius verſichert, daß die Samen, bevor ſie ein Regen getroffen, und ſo lange der Acker noch ſommertrocken iſt, weder von Vögeln, noch von Ameiſen 53%) angefeindet werden. Nach meinen eignen Erfahrungen halte ich dieſe Regel für falſch. — Uebrigens iſt es zweckmäßiger, Aecker, die von Natur feucht ſind, mit Spelt als mit Weizen zu beſäen, weil das Speltkorn in ſeinen Spelzen der dauernden Näſſe mehr Widerſtand entgegenſetzt. Colum. de r. r. 2, 9. Ein Joch fetten Landes 530) verlangt in der Regel 4 Modius Weizen 40), ein Joch mittel» mäßigen Landes 5 Modius. — Von Spelt verlangt das Joch 597) Siebengeſtirn, Plejaden. — 539) Man glaubte, die Ameiſen trügen die Getreidekörner zu ihrer Nahrung ein, was ſie jedoch nicht thun. 539) Jugerum agri, Juchart, Morgen Landes, 240 Fuß lang, 120 F. breit. 540) Etwa 63 Modius machen einen berliner Scheffel. XXXVII. Kl. Scheidenfeim: Pflanzen. Fam. Graspflanzen (Weizen). 253 fetten Landes 9 Modius, während man für mittelmäßigen Boden 10 Modius braucht 55). — Nach meiner eignen Erfahrung find die angegebnen Verhältniſſe die richtigen; doch können ſie auch nach Ver— ſchiedenheit des Bodens, der Lage, der Jahreszeit, des gerade vor— handenen Wetters Abweichungen erheiſchen. Jedes Getreide gedeiht am beſten auf frei liegenden, ſich gegen die Sonne neigenden Feldern, deren Boden locker iſt. Hügel geben etwas ſtärkere Körner, aber dem Maß nach weniger Weizen. — Auf dichtem, thonigem, naſſem Boden [densa eretosaque et uliginosa humus] gedeiht Siligo-Weizen [siligo] und Spelt [faradoreum] nicht übel. Die Gerſte will aber durchaus lockren und trocknen Boden. Siligo-Weizen und Spelt kann man im Nothfall nach anhaltendem Regen in ſchmierigen Boden ſäen, ohne daß ſie Schaden leiden; Gerſte aber ſtirbt unter ſolchen Umſtänden. Iſt der Boden mittelmäßig thonig oder feucht, ſo nimmt man zur Ausſaat 5 Modius Siligo-Weizen oder gemeinen Wei— zen. Iſt aber der Boden trocken und locker, ſo nimmt man, er mag fett oder mager ſein, 4 Modius. Die Urſache, warum man auf magren Boden eben ſo viel Samen ſtreut, wie auf fetten, iſt folgende: Säet man dicht, ſo bekommt man leere und kleine Aehren; ſäet man aber die Samen ſo, daß ſie fern von einander liegen, ſo bilden ſich aus jedem mehrere Halme, und man bekommt doch auch eine dicht ſtehende Saat. So weit habe ich von der Herbſtſaat geſprochen, denn dieſe halte ich für die beſte. Es gibt aber auch eine andre, die im Noth— fall angewandt wird; die Landleute nennen ſie die dreimonatliche; ſie paßt ſich für kalte, ſchneeige Stellen, wo der Sommer feucht iſt; für andre kann ſie nicht empfohlen werden. Man muß ſie vor der Frühlings⸗Nachtgleiche vornehmen, und zwar, wenn es die Gegend und das Wetter erlaubt, je eher je lieber. Von Natur gibt es ei— gentlich keinen dreimonatlichen Samen, obgleich Viele Das glauben; es wird zur Frühlingsſaat derſelbe Samen gebraucht, den man für gewöhnlich im Herbſte ſät, und der dann auch beſſer gedeiht. 541) Die Körner des Weizens fallen beim Dreſchen aus den Spelzen, nehmen dann alſo weit weniger Raum ein, als die des Speltes, welche in den Spelzen bleiben. Den Spelt ſäet man, wie er gedroſchen iſt, alſo ſammt ſei— nen Spelzen, und braucht daher von ihm dem Gemäß nach weit mehr als vom Weizen. 254 Botanik der alten Griechen und Römer. Zuweilen treibt die Erde einen ſalzigen, bittren Schlamm empor, der die Saaten verdirbt, ſelbſt wenn fie ſchon reif find. So können denn ganz kahle Stellen [glabretum] entſtehn, die man bezeichnet, um ſie zu rechter Zeit wieder in guten Stand ſetzen zu können. Zuerſt verſucht man, ob mit Taubenmiſt oder mit eingepflügten Cy- preſſenzweigen zu helfen iſt. Alles Das hilft aber nicht, wenn man nicht das Waſſer vermittelſt eines Grabens ableitet. Einige über— ziehen das Maß, worin ſich das Saatgetreide befindet, mit einem Hyänenfell, und ſäen es erſt, nachdem es eine Zeit lang darin gele— gen; ſie verſprechen ſich von dieſem Verfahren einen ganz ſichren Erfolg. Es gibt auch unter der Erde Ungeziefer [subterranea pestis], welches der erwachſenen Saat die Wurzeln abbeißt und ſie auf dieſe Weiſe tödtet. Dagegen hilft man ſich, indem man die zur Ausſaat beſtimmten Körner eine Nacht hindurch in Waſſer weicht, das mit dem Safte des Mauerpfeffers [sedum] 542) gemiſcht iſt. — Manche befeuchten die Samen eben ſo mit dem aus den Früchten und Wurzeln der Schlangengurfe [cucumis anguinus] 548) gewonnenen Safte. — Einige begießen die Furchen, ſobald ſich die unterirdiſchen Feinde an der Saat zeigen, mit dem genannten Waſſer oder mit Oelabgang, der nicht geſalzen iſt, und vertreiben ſie auf dieſe Weiſe. Ich will auch noch die Vorſchrift geben, daß man ſchon gleich nach der Ernte auf der Tenne für gutes Saatkorn zu ſorgen hat. Man muß nämlich, wie ſchon Celſus richtig bemerkt, wenn man Ge— treide von mittelmäßiger Güte geerntet hat, die guten Aehren ein— zeln ſammeln, und ſomit für die Zukunft ſorgen. Hat man aber beſſere Frucht geerntet, ſo rüttelt man die Körner in einem Gefäße, und bewahrt die großen, ſchweren, die ſich beim Rütteln zu Boden ſenken, für die Ausſaat auf. — Solche Vorſichtsmaßregeln find ſehr wichtig, denn das Getreide artet ohne ſie leicht aus, am leichteſten auf feuchtem Boden, jedoch mit der Zeit auch auf trocknem. — Na⸗ türlich kommt von einem kraftvollen Samen eine kräftige Saat, von kraftloſem eine ſchwächliche. — Virgil gibt viele wichtige Vorſchriften für die Saaten, und ſagt auch insbeſondre: „Ich habe geſehn, wie 542) Sedum acre, Linné. N 543) Wahrſcheinlich Cucumis flexuosus, Linné, welche jetzt Schlangen gurke heißt und mitunter zum Eſſen gebaut wird. XXXVII. Kl. Scheidenfeim- Pflanzen. Fam. Graspflanzen (Weizen). 255 Getreide bei der größten Sorgfalt ausartete, wenn nicht jährlich die beſten Körner mit der Hand einzeln gewählt wurden.“ Ein Weizenkorn, das auswendig eine röthliche Farbe, und das dieſelbe auch inwendig hat, kann ohne Weiteres für vortrefflich gehalten werden **); was aber auswendig weißlich, inwendig ſchnee— weiß iſt, das muß für leicht und gering angeſehn werden. — Auch vom Siligo-Weizen läßt ſich nichts Gutes ſagen; er iſt eigent— lich ein ausgearteter Weizen, inwendig ſchön weiß, aber ohne die nöthige Schwere. Er paßt nur für naſſe Länderei und für ein feuch— tes Klima. Uebrigens braucht man ſich für ſolche Länderei nicht ängſtlich und in weiter Ferne nach Siligo-Samen umzuthun; man kann da gewöhnlichen Weizen ſäen, und er artet dann ſchon nach der dritten Ausſaat in Siligo-Weizen aus. f Strabo 15, 3, 11 (p. 218 ed. Tzsch.): Bei Babylon trägt Gerſte und Weizen hundertfach, zuweilen zweihundertfach. Die Körner werden dort weit von einander geſät, weil jede Pflanze mit ihren Wurzeln viel Raum einnimmt. Diosc. de m. m. 2, 107. Für die geſündeſte Weiz en⸗ ſorte gilt diejenige, welche friſch und vollkommen reif quittengelb iſt [unkılewv]; nach dieſer folgt an Güte die dreimonatliche, welche auch bei Einigen Sitanios [orzarıog] heißt. — Wird Weizen roh gegeſſen, fo erzeugt er Eingeweidewürmer [Aus]; gekaut und auf den Biß eines tollen Hundes gelegt, heilt er 545). Das aus dem feinſten Weizenmehl [osuldurız]) gebadne Brod nährt beſſer, als das aus Mehl und Kleie gebackne [groe ovyzouiorög). Brod aus Som— merweizen loerdiog] iſt leichter, geht aber leicht in Kraft und Saft über. Weizenmehl mit Bilſenkrautſaft [Hooxvauov yvAöc] wird zu Pflaſtern verwendet; es wird auch mit Eſſig aufgelegt, und zu andren Zwecken die in Eſſig gekochte Kleie. Sauerteig (z e d de οο Coun) wird mit Salz auf verhärtete Stellen u. dergl. ge- legt. Das Mehl des Sommerweizens wird auf vergiftete Wun— den mit Eſſig oder Wein gelegt. Zu Kleiſter gekocht, wird es von Denen genoſſen, die Blut auswerfen. Gegen Huſten und rauhen Hals wird es mit Minze und Butter gekocht. Das feine Mehl 544) Denſelben Ausſpruch findet man bei Plin. 18, 24, 54; Galenus de alim, facult. 1, 2, und de victu attenuante cap. 6; Geoponica 2, 16. 9 2 0 256 Botanik der alten Griechen und Römer. „dos! des gemeinen Weizens wird mit Honigwaſſer oder Oel— waſſer gekocht, und auf entzündete Stellen gelegt. Auch rohes oder gekochtes Brod, mit Honigwaſſer aufgelegt, heilt Entzündungen auf eine gelinde Weiſe, und wird auch zu dieſem Zwecke noch mit ge— wiſſen Kräutern oder Säften verſetzt. Der Kleiſter Me, wel⸗ chen die Buchbinder aus dem feinſten Mehle kochen, um ihn beim Zuſammenkleben der Bücher [7 zwv Pıßılov z6Mmoıs] zu brauchen, hilft Denen, welche Blut auswerfen, wenn er mit Waſſer verdünnt und lau löffelweis eingenommen wird. Plin. 18, 18, 47. Prophetiſche Erſcheinungen ſind, ſo viel ich weiß, nur Einmal am Getreide bemerkt worden, nämlich unter den Konſuln Publius Aelius und Cnäus Cornelius, als Hannibal beſiegt wurde. In dieſem Jahre ſoll Getreide auf Bäumen gewach— ſen ſein 54%. Palladius de r. r. Sept. 2 und Oct. 1, 1. Galenus de aliment. facult. 1, 2 seqq.; Galenus de med. meth. ad Glauconem 2, 9 u. ſ. w. | Geoponica 2, 12, 1 und 2, 14, 3. Nachtrag 1 zum Weizen. Ueber das Amylon, welches bei uns im Handel Stärkemehl heißt, früherhin aus Weizen gemacht wurde, jetzt von Kartoffeln genommen wird, ſchreibt Dios- corıdes de mat. med. 2, 123 Folgendes: „Das Amylon hat feinen Namen davon, daß es ohne Mühle bereitet wird. Das beſte kommt von Sommerweizen, und zwar aus Kreta und Aegypten. Man nimmt zu ſeiner Bereitung ganz reinen Weizen, übergießt ihn fünfmal des Tags und wo möglich auch noch des Nachts mit Waſſer, und gießt letzteres, wenn die Körner erſt weich ſind, recht langſam ab, damit keine nutzbaren Theile verloren gehn. Haben ſie endlich den höchſten Grad der Weiche erreicht, ſo gießt man das Waſſer nochmals ab, zertritt die Maſſe mit den Füßen, und zerreibt ſie dann, nachdem wieder Waſſer aufgegoſſen iſt. Auf dieſem ſchwimmt alsdann die Kleie, und wird mit einem Siebe abgeſchöpft. Was am Boden bleibt, bringt man in ein Seihetuch [uRcorye], reibt es durch dieſes hindurch [o cy gen, dwällew], und trocknet dann das Stärkemehl, welches auf dieſe Weiſe ausgeſondert iſt, in recht heißer 546) Ohne Zweifel ſtand das Getreide auf der Holzerde kernfauler Bäume, was an ſich nicht wunderbar und nicht prophetiſch iſt. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Graspfl. (Weizen, Spelt). 257 Sonne auf Backſteinen, denn es wird ſauer, wenn es im Geringſten feucht bleibt. Das Amylum dient mit Milch gekocht oder andren Gerichten zugeſetzt als Speiſe, wird aber auch bei manchen äußeren und inneren Leiden angewandt.“ — „Man bereitet auch Amylon auf ähnliche Weiſe aus Spelt [Cee], kann dieſes aber nicht zu arzneilichem Gebrauche verwenden, obgleich es im Uebrigen eben fo benutzt werden kann, wie das von Weizen.“ Nachtrag 2 zum Weizen. Noch mag hier eines Umſtands gedacht werden, der für den Zuſtand Rom's zur Zeit der Kaiſer ſehr bezeichnend iſt. Dieſe erhielten ſich bekanntlich ſo lange, als es dem Heere, dem Volke, oder Einzelnen beliebte, ihnen das Leben zu laſſen; und daher kam es denn einerſeits, daß die meiſten Kaiſer Jeden, der ihnen verdächtig ſchien, grauſam verfolgten, und andrerſeits, daß ſie ſich um jeden Preis die Gunſt der Armee und des Volkes zu erhalten ſuchten. Das Letztere geſchah vorzüglich durch Getreidevertheilung und durch öffentliche Spiele; „duas tantum res anxius populus optat, Panem et Circenses”, ſagt Jnvenalis in feinen Sa⸗ tiven 10, 80. — Von den Spielen iſt, ſoweit fie die Thierhatz en betrafen, ſchon in meiner Zoologie der alten Griechen und Römer genügend gehandelt. — Das Getreide betreffend, ſo erſehen wir aus einer Stelle im Aelius Spartianus de Alexandro Se- vero, cap. 23, welch ungeheure Menge die Kaiſer täglich vertheilen ließen: „Als Kaiſer Severus ſtarb, hinterließ er einen auf 7 Jahre ausreichenden Vorrath von Getreide, d. h. ſo viel, daß jeden Tag fünf und ſiebenzigtauſend Modius ausgetheilt werden konn— ten. An Oel hinterließ er ſo viel, daß davon nicht bloß die Stadt Rom, ſondern ganz Italien 5 Jahre lang verſorgt werden konnte.“ Aus dieſer Angabe hat der gelehrte Guilielmus Budäus und nach ihm Isaacus Casanbonus berechnet, daß ſich die Zahl Derer, die ſich vom Kaiſer mit Getreide ernähren ließen, auf 600,000 belaufen hat. 11) Spelt, Triticum Spelta, Linné; spelta, farro und grano farro der jetzigen Italiäner. — Wird nach Fraas jetzt nur ausnahmsweiſe in Griechenland gebaut; in Italien ſieht man ihn dagegen häufig. Homerus, Ilias 5, 196, u. 8, 560. Die Roſſe ſtehen da und freſſen weiße Gerſte [xor Aevxov] und Spelt [Au. 17 258 Botanik der alten Griechen und Römer. Homer., Odyssea 4, 41. Den Roſſen wurde Spelt vorgeworfen und mit weißer Gerſte vermiſcht. Homer., Od. 4, 594 seqd. „Sohn des Atreus “, ſagte Telemach, willſt du mir RR Geſchenk machen, ſo möge dies lein und werthvoll ſein; die Roſſe, welche du mir ſchenken willſt, möchte ich lieber nicht annehmen; ſie bleiben beſſer bei dir, denn du herr— ſcheſt über weite Gefilde, wo viel Klee [Amrös]) wächſt und Cy— pergras 9 Weizen [zvoös), Spelt [öctd] und weiße Gerſte l(xot]; Ithaka dagegen iſt nicht für Roſſe paſſend, wohl aber für Ziegen. Herodotus 2, 36. Andre Völker leben von Weizen avoòs] und Gerſte (*], aber bei den Aegyptiern gilt es für Schimpf und Schande, davon zu eſſen; dagegen machen ſie ihre Speiſe von Spelt [Avon], der auch Zea [Lau] heißt. Sie kneten den Teig [orais] mit den Füßen, dagegen den Lehm und den Miſt mit den Händen. Co lum. de r. r. 2, 6. Die wichtigſten Getreidearten [fru- imentum für den Menſchen find Weizen [triticum] und Spelt [semen adoreum]. Man bauet vom Spelt 4 Sorten, welche ſich durch Farbe, Güte, Gewicht unterſcheiden. — Für trocknen Boden eignet ſich der Weizen beſſer, für feuchten der Spelt s“). Dios cor. de m. m. 2, 111 bis 115. Es gibt 2 Sorten von Spelt [Cesc], die eine iſt einfach “*), die andre heißt zweikör— nig; der Samen liegt in 2 Spelzen. Er iſt nahrhafter als Gerſte, ſchmeckt gut, nährt aber, wenn er in Brod verwandelt iſt, weniger als Weizen. — Aus Spelt und Weizen bereitet man ein derbes Mehl, welches xoluvov heißt und gewöhnlich die Puls [udrog] gibt. Sie nährt gut und wird leicht verdaut. — Die Olyra [ö dt?) gehört zu derſelben Pflanzenart wie der Spelt [x ro avrod yEvovg Eorı vue, bei], nährt aber etwas weniger als dieſer. Sie wird aber eben jo zu Brod verwendet [ao rαοτν tr. — Athera [49 /e] heißt ein dünner Brei [roAragıor 57% %] aus fein gemahlenem Spelt; er wird zur Fütterung der 547) Beim Weizen haben wir ſchon Einiges aus Columella und Diosco- rides über den Spelt gehabt. 548) Wahrſcheinlich das Einkorn, Triticum monococeum, Linné. 549) Wohl eine Speltſorte. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pfl. Fam. Graspfl. (Quecke, Roggen, Gerſte). 259 Kinder und zu Pflaſtern gebraucht. — Was man Tragos [roayog] nennt, ſieht aus wie Graupen [vavo gos], nährt aber nicht ſtark, weil es viel Kleientheile [ayvowdes] enthält; es wird auch deswegen nicht ſo leicht verdaut. 12) Quecke, Triticum repens, Linné. — Man vergleiche das oben beim Him— melsſchwaden Geſagte. 13) Roggen, Secale cereale, Linné; Hol und oizadı der Neugriechen; segale und segala der jetzigen JItaliäner. — „Erſt ſeit Galen's Zeiten“, ſagt Fraas, „aus Thracien eingewandert, wird der Rog— gen nur im theſſaliſchen Gebirgslande und in Aetolien hie und da gebaut, auch in den Ebnen neben Weizen und Gerſte als Bindemittel. Das Mehl wird im Brode für ſchädlich gehalten.“ — In Nord⸗Italien wird der „Roggen hier und da auf kieſigen Feldern gebaut. Plin. 18, 16, 40. Das geringſte Getreide iſt Roggen [secale] , en die Tauriner am Fuße der Alpen asia nennen. Man kann ihn nur zur Stillung des Hungers brauchen; doch gibt er viele Körner, wiegt ſehr ſchwer, hat dabei einen dünnen Halm und eine dunkle Farbe. Man miſcht ihn, um den herben Geſchmack zu mildern, mit Spelt; aber dennoch bekommt er dem Magen nicht ſonderlich. Er wählt übrigens in jedem Boden, bringt etwa hun- dertfachen Ertrag, und dient dem Acker zur Erholung 550). Galenus de alim. facult. 1, 13. Auf vielen Aeckern Thra⸗ ciens und Macedoniens habe ich eine Getreideart geſehn, die der Granne und dem ganzen Aeußeren nach unſrer aſiatiſchen Tiphe ri 551) ähnlich war. Ich fragte die Leute nach dem Namen, und ſie antworteten, die ganze Pflanze und auch der bloße Samen hieße Briza [Golda]. Das daraus gefertigte Brod riecht unangenehm und iſt ſchwarz. 14) Gerſte, 4) Vierzeilige Gerſte, Hordeum vulgare, Linné; 5) Sechs 550) Dieſes Kapitel haben wir ſchon bei den allgemeinen Betrachtungen gehabt. Ich kann einige Wiederholungen nicht vermeiden, wenn ſich's an zwei verſchiedenen Stellen um Vollſtändigkeit handelt. 551) Die aſiatiſche Tiphe iſt wahrſcheinlich das Einkorn, Triticum monococcum, Linné. 17 260 Botanik der alten Griechen und Römer. zeilige Gerſte, Hordeum hexastichon, Linné; ) Zweizei⸗ lige Gerſte, Hordeum distichon, Linné. Bei den Neugrie— chen heißt die Gerſte 20) ο; bei den jetzigen Italiänern heißt die Vierzeilige Gerſte orzo, und die Sorte, deren Samenkörner aus den Spelzen fallen, orzo celeste und orzo mondo; die Sechszei— lige orzo maschio; die Zweizeilige orzola und scandella; auch von dieſer wird eine Sorte gebaut, deren Samen aus den Spelzen fallen, und heißt orzo nudo, orzo di Siberia. — In Griechen— land fand Fraas nur die Gemeine und Sechszeilige Gerſte, und zwar ſehr häufig auf trockneren, mageren Ebnen mit mehr lockerem Boden, während in den fetten Niederungen der Weizen vorherrſcht. Die Gerſte dient in Griechenland grün für Pferde, der Samen für Pferde und Menſchen. — Auch in Nord-Italien wird viel Gerſte gebaut, die Gemeine und Sechszeilige vorzugsweis des Samens we— gen, der zu Bier, Eſſig und Branntwein verwendet wird; die Zwei— zeilige wird mehr auf Hügeln gezogen, und dient, oft mit Wicken gemiſcht, meiſt zu Grünfutter für das Haarvieh. Homerus, Ilias 20, 496. Auf der Tenne [own] wird die weiße Gerſte [xol Aevxov] leicht von den Füßen der Ochſen aus— gedroſchen TO. Homer., Odyssea 3, 439 seqq. Als Neftor einen Ochſen opfern wollte, brachte Aretos in einem Becken Weihwaſſer herbei, und hielt in der andren Hand einen Korb voll Gerſtenſchrot [obν,l̊,t¶ĩ auch Thraſymedes nahete mit einer ſcharfen Axt in den Hän— den, um den Ochſen zu ſchlagen; und ſo begann denn der alte Ne— ſtor die feierliche Handlung, indem er ſeine Hände wuſch und Ger— ſtenſchrot auf das Thier ſtreute. ob νοντντν οννννν noedyvoıg hieß dieſe Handlung.) Homer., Odyssea 12, v. 35 segg. Die Gefährten des Odyſſeus ergriffen auf den Rath des Eurylochus einige dem Son— nengott gehörige Rinder, und da es ihnen, wie ſie dieſelben ſchlachten und dabei den Göttern ein Opfer bringen wollten, an Ger ſte lot j,, ·! fehlte, beſtreuten fie wenigſtens die Thiere mit Eichenblättern. Herodotus 2, 77. Die Aegyptier eſſen Brod, das aus Spelt l[övoe] gemacht iſt; ihren Wein [oivog] 552) machen fie aus Gerſte , denn in ihrem Lande wachſen keine Reben. a XXXVI Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Graspflanzen (Gerſte.) 261 Theophr., H. pl. 8, 4, 1 seqd. Der Weiz en [mvoog] hat ſchmalere Blätter [orevopvAAdreoog], einen glatteren, dichteren, zäheren und weniger zerbrechlichen Halm [ D als die Gerſte 6209ö; zugleich fit fein Korn in mehreren Spelzen Tr, wäh— rend das Korn der Gerſte nackt y d ] iſt 553). — Der Halm bedD⁰jEe½5! des Weizens iſt höher als bei der Gerſte, und die Aehre [orcyvs] ſteht weiter vom Blatt ab. Die Weizenſpreu ſchmeckt beſſer als die Gerſtenſpreu, denn ſie iſt ſaftiger und zarter. — Auch darin liegt ein Unterſchied, daß die Gerſte ihre Körner in Zeilen trägt, der Weizen aber nicht. — Von beiden gibt es übrigens ver— ſchiedne Arten, bei denen die Körner, die Aehren, die Formen und ſelbſt die Wirkungen verſchieden ſind. Von der Gerſte gibt es eine zweizeilige Art, jedoch auch eine drei-, vier-, fünf⸗ und ſechszeilige. Die indiſche Gerſte macht Seitentriebe. Bei eini— gen Arten ſind die Aehren groß und ſchlaff, bei andern kleiner und dichter. Auch die Gerſtenkörner ſelbſt ſind entweder runder und klei— ner, oder länglicher und größer. Einige ſind weiß, andre röthlich. Diodorus Siculus 4, 2. Dionyſius 555) ſoll der Erfin- der des Weins geweſen ſein und die Menſchen in der Anpflanzung des Weinſtocks unterrichtet haben. Er durchzog faſt die ganze Welt, belehrte die Leute, und wurde überall hoch in Ehren gehalten. Er erfand auch das Getränk aus Gerſte [ro e 5e zoıFüig zu- taoxevalöuevov rröuo), welches von Manchen Zythos [Fos] 555) genannt wird, und dem Wein an Wohlgeſchmack nicht viel nachſteht. Er lehrte die Bierbrauerei in den Ländern, wo der Weinbau nicht möglich iſt. Colum. de r. r. 2, 9, 14. Dem Spelt und Weizen ſteht an Nutzen die Gerſte [hordeum] nah, welche die Bauern ſechszeilig ſhexastichum], manche auch Pferdegerſte [can- therinum] nennen, weil fie für alle Thiere des Landwirths ein beſſe— res Futter als Weizen gibt; auch für den Menſchen iſt ſie geſünder als ſchlechter Weizen. Jedenfalls iſt ſie die Nahrung, welche zur Zeit der Noth am beſten durchhilft. Man füet fie in lockren, trocknen 553) Beim Dreſchen fällt das Weizenkorn aus feinen Spelzen heraus; das Korn der meiſten Gerſtenſorten iſt von den Kronſpelzen wie von einer Schale dicht umgeben, ſchien daher den Alten gar keine Spelzen zu haben. 554) Bacchus. — 555) Bier. 262 Botanik der alten Griechen und Römer. Boden, der entweder ſehr kräftig oder auch mager iſt, weil man weiß, daß ſie den Boden ſtark ausſaugt. Iſt der Boden ſehr fett, ſo kann ihm die Gerſte nicht ſchaden; iſt er mager, ſo ſchadet ſie auch nicht, weil man doch nichts Andres auf ihm bauen könnte. Man fäet die Gerſte nach der Nachtgleiche, und zwar 5 Modius auf ein Joch Landes. Iſt ſie nur einigermaßen reif, ſo wird ſie eiliger als an— dres Getreide geerntet; denn weil der Halm ſeulmus! zerbrechlich, und der Samen ohne Spelzen iſt [nulla vestitum palea granum], ſo fällt der letztere leicht aus, läßt ſich aber deswegen auch leicht dreſchen [tererel. Nach der Ernte läßt man das Land [novale] am beſten ein Jahr lang brache liegen, oder düngt es recht fett, und vernichtet fo den ſchädlichen Einfluß. — Es gibt auch eine andre Gerſtenart, die Zweizeilige, welche auch Galatiſche heißt; ſie zeichnet ſich ſehr vortheilhaft durch Gewicht und weiße Farbe aus, und gibt mit Weizen gemiſcht eine herrliche Speiſe. Man ſäet fie in recht fetten Boden, der an einer kühlen Stelle liegt, im März, oder, wenn das Wetter günſtig, ſchon Mitte Januar. Auf das Joch Landes rechnet man ſechs Modius. Colum. de r. r. 6, 30, 1. Sind geſunde Pferde mager, ſo kommen ſie ſchneller durch geröſteten Weizen als durch Gerſte zu Kräften; auch gibt man ihnen Wein zu trinken. Später geht man allmälig von dieſer Fütterung ab, und gewöhnt ſie an Buf— bohnen und reine Gerſte. Strabo 3, 3 ad fin. Die Luſitanier trinken Bier und nur ſelten Wein; ſtatt des Oels brauchen ſie Butter. Bei Trinkgelagen tanzen ſie nach dem Takt der Flöte oder Trompete, und ſpringen dabei in die Höhe. | Strabo 4, 6, 2 (tom. 2, p. 74 ed. Tzschucke). Die Ligurier wohnen an der Südſeite der Alpen, leben großentheils vom Ertrag ihrer Heerden, von Milch, von Gerſtenbier [zo/dvor nouo). Strabo 17, 2 (17, 2, 5 ed. Tzschucke). Die Aegyptier bereiten ihr Gerſtenbier [Fügog] auf eigenthümliche Art; dies Getränk iſt auch bei vielen andren Völkern in Gebrauch, und bei allen iſt die Art, wie es gebraut wird, verſchieden. Diosc. de m. m. 2, 108. Die Gerſte iſt am Nee wenn ſie weiß und rein iſt. Sie enthält weniger Nahrungsſtoff als Wei— zen. Der aus Gerſtenſchrot gekochte Trank [rzıoavn] ernährt aber doch ſtark, weil ſich beim Kochen viele Theile der Gerſte auflöſen. XXXVIL Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Graspflanzen (Gerſte). 263 Man braucht übrigens die Gerſte in verſchiednen Zubereitungen und Miſchungen innerlich und äußerlich. Diosc. de m. m. 2, 109 u. 110. Aus Gerſte wird Bier [Cg] gebraut; dieſer Trank hat aber ſchädliche Folgen und verdirbt die Säfte. Uebrigens kann man das Bier gebrauchen, um Elfenbein darin zu erweichen und dann leichter zu bearbeiten. — Man bereitet auch aus Gerfte einen Trank, welcher Kur mi [zoögee) heißt und wie Wein getrunken wird; er macht jedoch Kopf— weh, verſchlechtert die Säfte, wirkt ſchädlich auf die Nerven. — Aus Weizen macht man ähnliche Getränke, z. B. im weſtlichen Spa— nien und in Britannien 550). Plin. 8, 7, 7. Friſch gefangne Elephanten macht man mit Gerſtenbier [hordei succus] bald zahm. Plin. 14, 22, 29. Die Gallier und Spanier brauen ſich ein berauſchendes Getränk aus naſſem Getreide; Bereitungsart und Name des Getränks ſind verſchieden, aber der Zweck iſt immer derſelbe. In Spanien braut man ſogar ein Bier, welches ſich lange hält. Auch in Aegypten braut und trinkt man Bier. Beim Trin⸗ ken wird das Bier nicht wie bei den Römern der Wein mit Waſſer verdünnt. Die Länder, wo man Bier trinkt, ſind ſo beſchaffen, daß ſie viel Getreide tragen, aber keine Weinſtöcke. Tacitus, Germania 23. Das Getränk der n wird aus Gerſte oder andrem Getreide gebraut und iſt weinartig. Die am Rheinufer wohnenden kaufen auch Wein. Sie trinken ſo gierig, daß man ſie eben ſo gut durch Lieferung berauſchender Ge— tränke wie durch Waffengewalt überwinden kann 557). Athen., Deipn. 10, 67. Ariſtoteles ſchreibt in dem Buche über die Trunkenheit, daß Leute, welche ſich in Gerſtenwein e owog], den man auch Bier [zivov] nennt, betrinken, im- mer rückwärts fallen. Seine Worte ſind folgende: „Es iſt eine 556) Da das Bier, wie Strabo ſagt, bei verſchiednen Völkern verſchieden gebraut wurde, ſo mag auch ſeine Güte und Wirkung ſehr verſchieden geweſen fein. — Von Zösimus aus Panopolis in der ägyptiſchen Thebais, welcher in ungewiſſer Zeit lebte, iſt noch eine Abhandlung über Bierbrauerei [zeol gö— Io» αοννjðõGH4Vs] vorhanden worin Folgendes vorgeſchrieben: „Man ſoll Gerſten— mehl in einem Keſſel kochen, dann zu kleinen Broden oder Kuchen formen, dieſe mit einem Gährungsſtoffe in Waſſer legen, und letzteres durch Seihen abtrennen, ſobald die Gährung vollendet. 57) Siehe Anmerkung 519. 264 Botanik der alten Griechen und Römer. Eigenthümlichkeit der durch Bier erzeugten Trunkenheit, daß der Be— trunkene immer rückwärts fällt, während man bei einem durch andre Mittel erzeugten Rauſche eben ſo gut links wie rechts, vorwärts wie rückwärts fallen kann.“ Manche nennen übrigens das Bier auch Brytos [Bovrog], wie z. B. Archilochus, wo er von Thraciern und Phrygiern ſpricht, die ganze Ströme Bieres ausſpeien. — Hellanikus ſpricht auch von Bier, das aus Wurzeln gebraut wird, wie das der Thracier aus Gerſte. — Hekatäus ſagt im zweiten Buche ſeiner Geographie, daß die Aegyptier Gerſte mahlen, um ein Getränk daraus zu brauen. Er ſagt auch, daß die Päonier Gerſtenbier oder ein aus Gemei— nem Hirſen gebrautes Bier again] trinken, und daß ſie ſich mit aus Milch gewonnenem Oel 5889) ſalben. Juliani imperatoris epigramma: Der Rebenwein riecht wie Nektar, der Gerſtenwein ſtinkt wie Bock; der Reben— wein ſtammt vom Bacchus, dem Sohne der Semele, der Gerſten— wein ſtammt von Semmelmehl [simila]. Pallad. de r. r. 7, 1 u. 12. Die Gerſtenernte fällt in den Juni, und wird vorgenommen, bevor die Körner ganz trocken ſind und von ſelbſt ausfallen. — Man kann auch einen Theil der Gerſte ernten, während die Körner noch halbreif ſind, die Aehren zuſammenbinden, in einem Ofen dörren, und dann die Körner mit Zuſatz von etwas Salz mahlen. Palla d. de r. r. 10, 8. Um die Herbſt-Nachtgleiche ſäet man Pferdegerſte [hordeum cantherinum] 55%), damit fie noch vor dem Winter kräftig wird. Man läßt ſie dann bis in den Mai vom Vieh abweiden. Soll ſie aber auch noch Samen tragen, ſo muß das Abweiden mit dem erſten März aufhören. Galenus de alım. facult. 1, 9. Die Gerſte iſt bei den Menſchen überall in Gebrauch, hat aber ganz andre Eigenſchaften als der Weizen; denn dieſer erwärmt ganz offenbar, die Gerſte aber kühlt, man mag fie als Brod [üozos], als Graupe [rrı- oavn] gekocht, oder zu Schrot [aAyırov] gemahlen genießen. Der Weizen erzeugt in uns dicke und zähe Säfte, die Gerſte dagegen dünne und reinigende. Das aus geröſteter Gerſte gefertigte Schrot hat trocknende Kraft; die Graupen dagegen feuchten an, wenn ſie 558) Butter. — 959) Zweizeilige Gerſte. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Graspflanzen (Gerſte). 265 nämlich gehörig, d. h. bis zum vollen Aufquellen, gekocht, und dann noch bei gelindem Feuer ganz allmälig aufgelöſt worden ſind. Eſſig kommt erſt hinzu, wenn ſie ganz gequollen ſind, Salz erſt, wenn ſie fertig gekocht ſind; Oel kann man gleich anfangs hinzu thun, ohne daß es auf den Verlauf des Kochens einen ſchädlichen Einfluß hat. Außerdem darf nichts hinein, es ſei denn, daß man gleich anfangs etwas Knoblauch oder Dill beimiſche. Ich ſehe leider, daß die Köche überall die Graupen ganz falſch behandeln. Statt ſie durch langſames Kochen aufzulöſen, zer— ſtoßen ſie ſie im Voraus im Mörſer und werfen auch wohl noch Stärkemehl hinzu, damit ſich ein rechter Kleiſter bildet. Eine ſolche Speiſe muß natürlich ſchwer verdaulich ſein und ſtark blähen. — Ich muß demnach hinzufügen, daß die Graupen erſt, wenn ſie noch roh ſind, in Waſſer geweicht werden müſſen; dann hat man ſie in einen Mörſer zu werfen, und darin mit den Händen zu reiben, in welchen man zugleich etwas Rauhes, wie z. B. Spartgras, woraus man Schuhe [solea] für Pferde macht, hält; das Reiben iſt fo lange fortzuſetzen, bis die Schale [Au] abgelöſt ift, denn die feine Frucht— ſchale [6 e ẽꝭ;uie og v], z0ıIN i,, entrôg] geht beim Stampfen nicht ganz ab 60), weswegen das eben beſchriebene Einweichen und die Bearbeitung im Mörſer noch erforderlich iſt. Bleibt übrigens noch etwas von der Fruchtſchale an den Graupen, ſo wird dadurch die Speiſe nicht gerade ſchlechter und wirkt mehr reinigend. — Manche Köche behandeln die Graupen ganz falſch, indem ſie dieſelben roh im Mörſer mit Waſſer ſtoßen, dann einige Zeit kochen, dann einge— kochten Moſt hinzuſetzen. Manche fügen auch Honig und Kreuz— kümmel [zöuwvor] 56) hinzu, wodurch ein elender Miſchmaſch ſtatt eines geſunden Trankes entſteht. — Sind die Graupen richtig zu— bereitet und namentlich beim Kochen ſo viel als ihnen möglich aufge— quollen, ſo ſind ſie, wie ſchon Hippokrates bemerkt, eine für Geſunde und Kranke ſehr gedeihliche Speiſe. Galen. de al. fac. 1, 10. Gerſtenbrod wird eben fo zubereitet wie Weizenbrod, hat aber weit weniger Zähigkeit, 5 Beim erſten Stampfen [zzlooeıw] löſen ſich die zwei Kronſpelzen der Gerſte nebſt dem größten Theil der Fruchtſchale ab, und das ſo weit bearbeitete Korn nennt Galenus zzıodvn, was ich durch Graupe überſetzt habe. 61) Cuminum Cyminum, Linné. 266 Botanik der alten Griechen und Römer. bricht leichter, gibt weniger Nahrung. — Die beſte Gerſte iſt die— jenige, welche nach dem Stampfen ſchön weiß erſcheint und dabei ſo dicht und ſchwer iſt, wie es Gerſte ſein kann. Auch ſind die vollen, glatten Körner beſſer als die ſchmalen und runzligen. Gerſten- und andre Samen haben anfangs, wenn ſie geerntet ſind, noch viel Feuchtigkeit in ſich, und werden zum Gebrauche beſſer, wenn dieſe Feuchtigkeit durch Aufbewahrung an einem trocknen Orte verdunſtet iſt. Läßt man ſie allzu lange liegen, ſo verlieren ſie eben— falls an Güte; daß dieſer Zeitpunkt da iſt, zeigt ſich dadurch, daß aus ihnen, wenn man ſie theilt, ein feiner Staub fällt. Galen. de al. fac. 1, 11. Aus friſcher Gerſte, die mäßig gedörrt iſt, wird das beſte Schrot [aApırov] bereitet. Es gibt Völ— ker, welche das Gerſtenſchrot ſtatt Brodes gebrauchen, was ich z. B. bei den Bauern auf der Inſel Cyprus geſehn habe, obgleich es dieſen— nicht an andrem Getreide fehlt. Die Alten gaben auch den Soldaten Gerſtenſchrot; bei den römiſchen Soldaten iſt es aber nicht mehr in Gebrauch, weil ſie es für zu kraftlos halten. Es ernährt nämlich Leute, welche ſich viel Bewegung machen, nicht genügend, während es Denen, die wenig Bewegung haben, hinreichende Nahrung gibt. Galen. de alim. fac. 1, 12. Mehl [arsvoor], welches von jedem Kleienbeſtandtheil [mırvoWdng ovola] frei und dabei fein und rein iſt, gibt Speiſen, die viel leichter verdaut werden und ſchneller ernähren, als Mehl, welches Kleientheile enthält, denn dieſe letzteren werden weder aufgelöſt, noch verdaut, noch zur Ernäh— rung des Körpers von den Gefäßen ausgeſogen. Athen., Deipn. 1, 61. Dion der Akademiker ſagt, daß Die- jenigen Aegyptier, welche keinen Wein kaufen können, Gerſten— bier trinken, und dabei wie betrunken ſingen und ſpringen. Geopon. 2, 30. Um Gerſte lange unverdorben aufzubewahren, wendet man Blätter von einem fruchttragenden Lorbeerbaum an, oder Aſche jeder Art, am beſten jedoch von Lorbeerholz. Daſſelbe leiſtet der Mauerpfeffer [deiiwog Boravn], welcher getrocknet und mit Minze ] und Gyps unter die Körner gemiſcht wird. Manche ſetzen auch ein zugedecktes, mit Eſſig gefülltes Gefäß in die aufgeſpeicherte Gerſte. — Uebrigens muß man wiſſen, daß alle Gerſte bitter wird, wenn ſie alt iſt. 15) Aegilops, Aegilops ovata, Linné; uuxgoyerrı und aygiooitago der Neu— XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pfl. Fam. Graspfl. (Aegilops, Zuckerrohr). 267 griechen; egilope, cerere, grano delle formiche der jetzigen Italiäner. — Dieſes Gras iſt jetzt in Griechenland ſehr häu— fig; in Nord-Italien kommt es nur hier und da vor. Dieſe Pflanze ſcheint unter dem Namen oiyiioy bei Theo- phrastus de causis 4, 16 und Hist. plant. 7, 13, 5 gemeint zu fein; ferner bei Dios c. de m. m. 4, 137, wo fie als Arznei dienen fol, und bei Galenus, wo ſie de alim. fac. 1, 37 als lä⸗ ſtiges Unkraut unter der Gerſte, und de simplic. medicam. 6, 9 als Arznei genannt wird. Die Geoponica nennen 2, 43 den Aegilops als ein der Gerſte verderbliches Unkraut. 16) Zuckerrohr, Saccharum officinarum, Linné. — Die Geſchichte dieſer im ſüd— lichen Aſien heimiſchen, für unſre Zeit äußerſt wichtigen Pflanze hat der berühmte Verfaſſer der Erdkunde, Carl Ritter, in der Schrift: „Ueber die geographiſche Verbreitung des Zuckerrohrs, Berlin, 1840, nach allen Seiten hin mit gewohnter Gründlichkeit beleuchtet. — Wir betrachten hier nur die Stellen der alten Griechen und Römer, in welchen wir deren Bekanntſchaft mit dem Zuckerrohr vorfinden. Isidorus Hispalensis, Origines 17, 7. In Indien ſollen Rohr arten [arundines calamique] wachſen, aus deren Wurzeln man einen ſehr lieblich ſchmeckenden Saft [suavissi- mus succus] preßt, den man trinkt. Deswegen ſagt auch Varro: „In Indien wächſt ein Rohr von mittelmäßiger Baumeshöhe, aus deſſen zähen Wurzeln man einen Saft [humor] preßt, der dem Honig an Süßigkeit gleichſteht. [Indica non magna nimis arbore cre- scit arundo; Illius e lentis premitur radicibus humor, Dulcia cui nequeunt succo concedere mella.]” Seneca, Epist. 84. In Indien ſoll in den Blättern einer Rohrart ein Honig gefunden werden, der entweder vom Thaue jenes Himmels, oder aus dem ſüßen Safte des Rohres ſtammt. Strabo 15, 1. Megaſthenes ſpricht von einem in Indien wachſenden großen Rohr, welches ſüß iſt, und er glaubt, dieſe Süßigkeit ſei Folge der Sonnenhitze, welche den Saft der dortigen Pflanzen einkoche. Er ſpricht auch von einem Rohr, welches ohne Zuthun der Bienen Honig gibt. Dios c. de m. m. 2, 104. Eine Art Honig, die man Saccharon [o«zyagor| nennt, findet ſich in Indien und dem 268 Botanik der alten Griechen und Römer. Glücklichen Arabien auf Rohr; die Maſſe gleicht dem Salze, und kaut ſich auch zwiſchen den Zähnen wie Salz. Löſt man ſie in Waſſer auf, fo iſt fie dem Magen, der Blaſe und den Nieren ge ſund; ſie reinigt auch die Pupille von einem verdunkelnden Ueber— zuge, wenn ſie auf's Auge gebracht wird. Plin. 12, 8, 17. Das beſte Saccharon [saccharon] er- zeugt Indien; es kommt aber auch in Arabien vor. Es iſt eine Art Honig, der ſich in einer Rohrart ſammelt, weiß wie Gummi iſt, zwiſchen den Zähnen bricht, höchſtens in Stücken von Haſelnuß— größe vorkommt, und nur als Arznei dient. Lucanus, Pharsalia 3, 237. In Indien trinken die Leute den ſüßen Saft eines zarten Rohres. Arrianus, Periplus maris Erythräi pag. 9, Geographiä veteris ed. Oxon. Aus Barygaza in Indien wird nach den weſtlich vom Vorgebirge Aromatum an der afrikaniſchen Küſte ge— legenen Handelsplätzen Malao, Moſſylon, Tabä, Opo Honig aus Rohr, welcher Sacchari heißt . To zuAdumwor TO Aeyousvov odzyagı], gebracht. Galen. de simpl. medie. 7, 9. Das ſogenannte Sacchar ode], welches aus Indien und dem Glücklichen Arabien gebracht wird, iſt, wie man ſagt, eine ſich an Rohr findende verhär— tete Maſſe, eine Art Honig, doch nicht ſo ſüß wie unſer Honig, hat jedoch ungefähr dieſelben arzneilichen Eigenſchaften, bekommt aber dem Magen beſſer. Aelian., Hist. anım. 13, 8. Das eigentliche Getränk der indiſchen Elephanten iſt Waſſer; der für den Krieg beſtimmte bekommt aber Wein, der nicht aus Trauben, ſondern aus Reis und aus Rohr bereitet iſt 52. 17) Wohlriechendes Bartgras, Andropogon Schönanthus, Linné (Cymbopogon Schönanthus, Sprengel). — Dieſes Gras wächſt in Oſtindien und Arabien. Seine Blätter riechen angenehm, wenn ſie gerieben werden. Theophr., H. pl. 9, 7. Kalmus fd und Wohl— riechendes Bartgras [oyowog]| wachſen jenſeit des Libanus, zwiſchen dieſem Gebirge und einem andren kleineren, welches jedoch 5 0 Awak. XXXVIL Kl. Scheidenkeim⸗Pfl. Fam. Graspfl. (Wohle. Bartgras, Sorgho). 269 nicht der Antilibanus iſt. Ihr Standort iſt ein trockner Sumpf bei einem großen See. Sie erfüllen die ganze Gegend mit Wohlgeruch; dieſen bemerkt man jedoch an ihnen erſt, wenn ſie getrocknet find 569). Diosc. de m. m. 1, 16. Eine Art Schönus [oyoivog] wächſt in Afrika, eine andre in Arabien, und zwar die beſte im Lande der Nabatäer 564); der afrikaniſche iſt unbrauchbar. Man wählt friſchen, röthlichen, vielblüthigen, der während des Spaltens roth und weiß wird, und mit der Hand gerieben einen Roſengeruch ver— breitet, auch gekoſtet auf der Zunge heftig brennt. Blüthe, Stamm und Wurzel werden vielfach als Arznei angewandt. 18) Sorgho, Holcus Sorghum, Linné (Sorghum vulgare, Persoon; Andro- pogon Sorghum); zarpumozı und xeyygi der Neugriechen; sorgo, melica, saggina der jetzigen Italiäner. — Stammt, wie das ihm ähnliche Andropogon cernuum (Holcus cernuus, Will- denow, Sorgum cernuum, Willd.) aus Oſtindien, und beide wer— den jetzt in Griechenland und Nord-Italien gebaut; in leß- terem auch das Sorghum saccharatum, Persoon, welches gleich- falls indiſchen Urſprungs iſt. Die Samen von allen dreien dienen zur Ernährung oder Mäſtung des Geflügels, die bn Riſpen zu Beſen. | Plin. 18, 7, 10. Vor etwa 10 Jahren iſt in Italien eine aus Indien ſtammende Hirſenart [milium] eingeführt worden, welche dunkelfarbig und großkörnig iſt, und einen rohrartigen Halm hat [arundineum culmo]. Sie wird bis 7 Fuß hoch; ihre Blü— thenriſpe wird Mähne [phoba] genannt, fie gibt von allen Getreide— arten den höchſten Ertrag, von einem einzigen Korne 3 Sexptarien. b. Familie Riet⸗Pflanzen, Cypereen. Zu den linnéiſchen Gattungen Carex, Schönus, Scirpus, zum Theil auch zu der nicht zu den Riet-Pflanzen gehörigen Linneifchen 563) Curt Sprengel bemerkt im zweiten Bande der Ausgabe des Diosko— rides, Leipzig, 1830, S. 354: „Ich habe den Andropogon Schönanthus lange ſelbſt gezogen. Er riecht ſehr gut, ſo lange er friſch iſt, und zwar mehr nach Citronen als nach Roſen. Iſt er getrocknet, ſo hat er einen ziemlich kampher— artigen Geruch.“ — 564) Arabia Peträa. 270 Botanik der alten Griechen und Römer. Gattung Juncus, gehören jedenfalls die Pflanzen, welche die Alten unter dem Namen carex, schönus, oyoivos, oxyschönus, 6&00%01- vos, holoschönus, 0%00%o:v0g, juncus, seirpus, ueAnyxowvis an- führen; jedoch werden eben dieſe Namen zum Theil auch mit für Pflanzen ganz andrer Familien angewandt. Wir betrachten nur diejenigen hierher gehörigen Pflanzen, welche ſich einigermaßen ſicher beſtimmen laſſen. 1) Langes Cypergras, Cyperus longus, Linné; % A¹n,μj,ju der Neugriechen; cipero der jetzigen Italiäner. — An feuchten Stellen Grie— chenlands und Nord-Italiens häufig. Die kriechenden Wur— zelſproſſen dienten früherhin als Arznei. Homer., Ilias 21, v. 350. Vulkan ſchleuderte loderndes Feuer in's Gefilde; die Fläche verbrannte, und die Gluth wälzte ſich bis zum Fluſſe fort. Da verbrannten die Ulmen [ren], die Weiden [iren], die Tamariſken uνανn 56s), der Klee [Ac 100], das Thryon [Hovor] 566%) und das Cypergras bruntigorſ, welche alle am Ufer des Fluſſes in Menge wuchſen. Homer., Odyssea 4, 594 seqq. [xuneıor]. Tr Hist. pier, 8 u. 10, 5. P 21, 18, 70. Das Cypergras [cyperus] iſt eine Riet⸗Pflanze [juncus], kantig, an der Erde weiß, am Oberende dun— kelfarb. Die unterſten Blätter ſind ſchmaler als die vom Lauch; die oberſten ſind klein, und zwiſchen ihnen ſitzt der Same. Die Wurzel ſieht einer dunklen Olive ähnlich, heißt, wenn ſie länglich iſt, Cy— peris, und wird vielfach als Arznei verwendet. Am meiſten wird das hammoniſche Cypergras gerühmt, nächſtdem das rhodiſche, drit— tens das von der Inſel Thera, und endlich das ägyptiſche; das letz— tere iſt hart und riecht kaum; die andren Sorten riechen faſt wie nardum. b 2) Rundes Cypergras, Cyperus rotundus, Linné; xuzegı der Neugriechen. — Iſt, wie Fraas ſagt, in den fa en Niederungen Griechen— lands ein unvertilgbares Unkraut auf Ackerland. Die ſchwach ge— würzhaft riechenden und ſchmeckenden Wurzelknollen werden von armen Leuten gegeſſen, auch als Heilmittel benutzt. 565) Gattung Tamarix, Linné. — 5686) 2 * XXXVII. KI. Scheidenk.⸗Pfl. Fam. Riet⸗Pfl. (Eßbares Cypergras, Papyrus). 271 Theophr., H. pl. 4, 10, 5. Das Cypergras ( oo und Himmels ſchwaden [ayoworıg] s) find ſchwer zu ver- tilgen. Die Wurzel des Cypergraſes iſt von der Wurzel andrer ähnlicher Pflanzen dadurch ſehr verſchieden, daß an ihr dicke, flei⸗ ſchige Stellen mit dünnen, holzigen wechſeln. Aus dem Wurzelſtock [mosuvodeg] entfteht zur Seite eine dünne Wurzel, an welcher ſich der fleiſchige Knollen ausbildet; auf dieſem Knollen befindet ſich ein Keim [acrdg], und aus dieſem erhebt ſich ein Stamm [zavAög]. Eben ſo ſchickt der Wurzelſtock auch Wurzeln in die Tiefe, und daher kommt es, daß die Pflanze nur mit vieler Mühe vertilgt werden kann. Theophr., H. pl. 9, 7, 3. Das Cypergras wird als Gewürz benutzt. 3) Eßbares Cypergras, Cyperus esculentus, Linné; dolcichini und bacicci der jetzigen Italiäner; wurde weder von Sibthorp, noch von Fraas in Griechenland gefunden. — Die Pflanze wächſt hier und da in Süd— Europa und Nord⸗Afrika wild, wird zuweilen gebaut, um die Wur⸗ zelknollen, welche Erdmandeln heißen, zu genießen. Theophr., H. pl. 4, 8, 12. In der Nähe der Flüſſe Ae⸗ gyptens wächſt auf ſandigem Boden das ſogenannte Eßbare Cy- pergras ld zardiru uawascıırn], rund von Geſtalt, an Größe der Miſpel [uconıov] gleich, ohne Kern laue! und ohne Schale [aprorog]?°%). Aus dieſer Maſſe kommen Blätter wie beim Cypergraſe (æuneigoy] hervor. Die Leute ſammeln die Knollen, kochen fie in Gerſtenbier oro 0 ano wor ο,,¶d], und fie werden auf dieſe Weiſe ſehr ſüß. Sie werden auch allgemein zum Nachtiſch gegeſſen. Plin. 21, 15, 52. In Aegypten wächſt das Anthalion ſanthalion], hat die Größe und Rundung einer Miſpel, weder Kern noch Schale, aber Blätter wie Cypergras. Es wird gegeſſen, nachdem es durch Feuer zubereitet iſt. 4) Papyrus, Cyperus Papyrus, Linné (Papyrus antiquorum, Willdenow). 567) Panicum Dactylon, Linné. 568) Sind die Wurzelknollen gemeint, welche jedoch eine Schale haben, die aber in Vergleich mit der Schale der Miſpeln dünn iſt. =” 272 Botanik der alten Griechen und Römer. — Dieſe Pflanze findet ſich jetzt, jedoch nicht häufig, in den Ge— wäſſern Aegyptens, Syriens, Siciliens, Kalabriens, und es wird gar kein Gebrauch von ihr gemacht oder doch nur ein geringer. In unſren Warmhäuſern gedeiht fie, und wird namentlich neben die Vi- ctoria regia gepflanzt, wo ſie ſehr nett ausſieht. Homer., Odyss. 21, v. 390. Im Hauſe des Odyſſeus lag ein aus Papyrus gefertigtes Schiffstau πον OmAov veoc ougıerioong], mit welchem Philötius die Thür feſt zuband. Herodotus 2, 37. Die ägyptiſchen Prieſter dürfen nur leinene [A] Kleider und von Papyrus gemachte [AdPAwog] Schuhe tragen. Herodot. 2, 92. Die Bewohner des ägyptiſchen Marſch— landes reißen den Papyrus [6g], welcher alljährlich nachwächſt, aus dem Schlamm, ſchneiden das Obere ab, um es ſonſt zu verwen— den; das ellenlange Wurzelſtück dagegen eſſen oder verkaufen ſie. Soll es recht gut ſchmecken, ſo wird es in einer Bratpfanne geſchmort. Herodot. 2, 96. Die Aegyptier haben auf dem Nil viele Fahrzeuge, deren Fugen mit Papyrus [6Nog] ausgeſtopft, und deren Segel von Papyrus gefertigt ſind. Herodot. 5, 58. Bei den Joniern heißen die Bücher von Alters her Leder [o ονοα, weil fie urſprünglich keinen Papy— rus hatten, und ſtatt deſſen Ziegen- und Schafsleder brauchten. Auch zu meiner Zeit ſchreiben noch viele Barbaren auf ſolches Leder. Herodot. 7, 25 u. 34. Als Xerxes die Schiffbrücke über den Hellespont bauete, mußten ihm die Phönicier dazu Taue von Weißem Flachs [eunνναννq:¹Z 569), die Aegyptier Taue von Papyrus [rarzvoog) liefern. — Als die Brücke fertig war, fiel ein gewaltiger Sturmwind ein, und zerbrach und zerriß das ganze Werk. Kerxes ließ nun dem Hellespont zur Strafe 300 Peitſchen— hiebe geben, ließ Ketten in ihn werfen, und ließ den Leuten, welche den Brückenbau geleitet hatten, die Köpfe abhauen. Die neuen Brü— ckenbaumeiſter verfuhren nun mit den Tauen anders. Statt zu Einem Theile der Brücke nur Taue von Weißem Flachs, zum andren nur ſolche von Papyrus zu verwenden, nahmen ſie jetzt immer zu 2 Tauen von Weißem Flachs 4 von Papyrus. Der Dicke und dem 569) 2 — Wahrſcheinlich iſt eunGνœονποοτα die Faſer des Hanfs, xar- vaßıs. XXXVII. Kl. Scheidenkeim Pflanzen. Fam. Riet-Pflanzen (Papyrus). 273 Anſehn nach waren dieſe Taue einander gleich; aber die flachſenen waren verhältnißmäßig ſchwerer, und die Elle wog ein Pfund. Herodot. 8, 20. Vor Ausbruch des Krieges mit Kerxes hatten die Euböer einen Orakelſpruch bekommen, welcher alſo lautete: „Treibt von Eubba hinweg die Heerden der meckernden Ziegen, Wenn der Barbar auf die Fluth die Papyrus - Brücke geleget.“ Theophr., H. pl. 4, 8, 2. In Aegypten kommen zahl— loſe Waſſerpflanzen vor; im Allgemeinen ſind dieſelben ſüß und eßbar. Der Papyrus [ndrvoos]| wächſt nicht in tiefem Waſſer, ſondern nur etwa 2 Ellen oder auch wohl weniger tief. An Dicke kommt die Wurzel der Handwurzel eines ſtarken Mannes gleich, und dabei wird ſie über 10 Ellen lang. Sie tritt über den Boden hervor, ſchickt ſeitlich viele dünne Wurzeln nach unten, nach oben aber drei— ſeitige Stämme, die man insbeſondere Papyrus nennt [roög za- uo πνοννꝓο τνναπαεονον roıywvovg], welche 4 Ellen hoch wachſen, eine unbrauchbare, ſchlaffe Riſpe 4, aber durchaus keine Frucht Ro- nog] tragen. Solche Stämme treibt die Wurzel überall in Menge. — Der Wurzeln bedient man ſich ſtatt Holzes, nicht bloß zum Bren— nen, ſondern auch um allerlei Geräthſchaften zu fertigen, denn ſie enthalten viel ſchönes Holz. — Die Stämme [namvgos] find zu vie- lerlei Zwecken brauchbar. Man macht aus ihnen Fahrzeuge, und aus dem Baſte 61g]! werden Segel, Matten, Kleider, Teppiche, Seile und viele andre Dinge geflochten. Im Ausland iſt das Pa— pier [ra Gt allgemein bekannt. Für die Eingebornen iſt die Nahrung, die ſie aus dem Papyrus ziehn, am wichtigſten. Sie kauen ihn roh, gekocht und geröſtet, verſchlucken den Saft, und ſpucken das Uebrige aus. Der Papyrus wächſt übrigens auch in dem Sumpfe, wo der Kalmus [xalauog evwdns]) ſteht. Von dieſem ſyriſchen Papyrus nahm Antigonus die Taue für feine Schiffe. Colum. de r. r. 6, 6. Hat man dem Ochſen zur Ader ge— laſſen, jo verbindet man die Stelle mit Papyrus [papyrus] und jagt das Thier tüchtig herum. Strabo 17, 1. In den ägyptiſchen Seeen und Sümpfen wächſt der Papyrus, deſſen Stämme etwa 10 Fuß hoch werden, dünn find und oben einen Haarbuſch [yarz] e) tragen. Am häufigſten iſt der Papyrus in den unteren Theilen des Delta; den beſten 570) Blüthenriſpe. 18 274 5 Botanik der alten Griechen und Römer. nehmen die Prieſter in Anſpruch. Manche haben übrigens mit ächt jüdiſcher Schlauheit den Papyrus hier und da ganz ausgerottet, damit dieſe Waare ſelten und daher theuer wird, wobei natürlich die allgemeine Anwendung leidet. Diosc. de m. m. 1, 115. Alle Welt kennt den Papyrus landnvoog], aus welchem das Papier [ö yaorng] bereitet wird. Dem Arzt iſt er beſonders wichtig, um die Mündungen der Fiſteln zu öffnen, zu welchem Zwecke er beſonders vorbereitet wird. Er wird zu einem Pfropfe gedreht, in die Fiſtel geſchoben, ſchwillt daſelbſt durch Aufnahme von Feuchtigkeit, und öffnet jo die Fiſtel. Die Wur- zel des Papyrus enthält auch Nahrungsſtoff; die Aegyptier kauen ſie, ſaugen ſie aus, und ſpucken die feſten Theile weg. Sie benutzen auch die Wurzeln ſtatt Holzes. Verbrennt man Papyrus, fo gibt die Aſche ein Heilmittel für freſſende Geſchwüre im Munde und an andren Stellen; doch leiſtet die Aſche von verbranntem fertigen Pa— pier noch mehr. Plin. 6, 22, 24. Erſt durch den Kriegszug Alexander's des Großen hat man erfahren, daß Taprobaned?!) eine Inſel iſt. Früher ſuchte man dieſes Land nur mit Schiffen auf, die aus Pa— pyrus geflochten [papyraceus], mit Tauen und Segeln von Pa— pyrus ausgerüſtet waren; jetzt gebrauchen unſre Schiffe zur Reiſe dahin 7 Tage. Plin. 13, 11, 21. Sprechen wir von Aegypten, ſo müſſen wir den Papyrus |papyrum] erwähnen, denn die menſchliche Bil— dung oder doch jedenfalls die menſchliche Erinnerung hängt genau mit dem Gebrauche des Papieres [charta] zuſammen. — Marcus Varro behauptet, die Auffindung des Papyrus ſei eine Folge der Kriegeszüge Alexander's des Großen und der Gründung Alexandria's in Aegypten; früher ſei der Gebrauch des Papiers unbekannt gewe— ſen. Man ſchrieb anfangs auf Palmblätter, dann auf den Baſt [über] einiger Bäume; ſpäter begann man öffentliche Denkwürdig⸗ keiten in Bleiplatten zu ſchneiden, dann ſchrieb man zum Privat- gebrauch auf Leinwand oder auf Wachs. Wir erſehen aus dem Homer, daß Schreibtafeln ſchon vor ſeiner Zeit in Gebrauch gewe— ſen 572). — In ſpäterer Zeit entſtand einmal zwiſchen dem ägyptiſchen 1) Ceilon. — 572) Die Worte lauten in der Iliade, Buch 6, V. 169, ſo: „Der König Prötus ſandte den Bellerophon nach Lycien, und gab ihm einen XXXVII. Kl. Scheidenkeim-Pflanzen. Fam. Riet⸗Pflanzen (Papyrus). 275 König Ptolemäus und dem pergameniſchen König Eumenes eine Eifer— ſucht wegen der Bibliotheken, und Ptolemäus verbot die Ausfuhr des Papiers [charta]; ſo kam es denn, daß in Pergamum das Perga— ment erfunden und zum Schreiben verwendet wurde 373). Seit dieſer Zeit hat man ſich zum Schreiben nach Belieben des Papyrus oder des Pergaments bedient. Auf beiden beruht die menſchliche Unſterblichkeit. Plin. 13, 11,22. Der Papyrus [papyrum] wächſt in den Sümpfen Aegyptens oder im ruhig ſtehenden Nilwaſſer, wo dieſes nicht mehr als 2 Ellen Tiefe hat. Die Wurzel liegt ſchräg, iſt ar— mesdick; der Stamm iſt dreikantig, höchſtens 10 Ellen hoch, oben ſchlank und ſpitz; obenauf ſteht die Blüthenriſpe [thyrsus]; Samen trägt er nicht, aber die Blüthe dient zu Kränzen für die Götter. Die Wurzeln brauchen die Einwohner wie Holz zur Feuerung und zu allerlei Hausgeräthe. Aus den Stämmen |papyrum] flechten fie Fahrzeuge, und aus dem Baſte [liber] Segel, Teppiche, Kleider, Decken, Taue. Sie kauen auch den rohen oder gekochten Stamm, verſchlucken jedoch nur den Saft. — Der Papyrus wählt auch in Syrien um den Sumpf, wo der Kalmus [odoratus calamus! ſteht. König Antigonus hat ſich des ſyriſchen Papyrus zu Schiffstauen bedient, weil damals in jene Gegend noch fein Spartgras [spar- tum] gebracht wurde. — Neulich hat man gefunden, daß der bei Babylon im Euphrat wachſende Papyrus ebenfalls gutes Papier gibt; aber die Parther verwenden ihn lieber zu Kleidern. Plin. 13, 12, 23. Um Papier [charta] zu bereiten, theilt man den Papyrusſtamm mit einer Nadel in ganz dünne, mög— lichſt breite Platten [philyra] 57). Die beſten Platten gibt die Mitte 575), und von dieſer aus nehmen ſie ſtufenweis an Güte ab. verderblichen Brief [onuara Avuypa] an feinen Schwager mit, indem er auf eine zuſammengefaltete Tafel [mivag] den Auftrag ſchrieb, „daß der Ueberbringer um's Leben gebracht werden ſollte“. Der Schwager las den Brief“ u. ſ. w. 573) Ohne Zweifel ward jetzt in Pergamum das eigentliche Schreib: pergament erfunden. Daß man ſchon früher auf Leder geſchrieben, ſieht man aus der vorher betrachteten Stelle des Herodot 5, 58. 574) Man muß ſich den Papyrusſtamm ſo denken, daß man von außen beginnend und nach innen fortſchreitend rings eine dünne Schicht nach der an— dern abheben kann. Dieſe Schichten bezeichne ich, da ſie, ſobald ſie abgehoben ſind, platt hingelegt werden, mit dem Namen Platten. 575) Nämlich der mittelſte Ring im Querdurchſchnitt. 18 * 276 Botanik der alten Griechen und Römer. Die Mittelplatten hießen in alter Zeit die hieratiſchen und wurden nur zu heiligen Schriften gebraucht; aus Schmeichelei nannte man ſie ſpäter die Platten des Auguſtus, und die zweite Sorte Platten der Livia, ſeiner Gemahlin; und nun hieß erſt die dritte Sorte die hieratiſche. Die dieſer zunächſt ſtehende Schicht heißt die amphithea— triſche; aber Fannius fertigt in Rom aus dieſer Sorte ein ſo vor— treffliches Papier, daß das Erzeugniß ſeiner Fabrik fürſtliches Papier heißt. Die auf die amphitheatriſche Schicht folgende heißt die faiti- ſche von der Stadt Salis, woſelbſt eine ſchlechte Papyrusſorte verar- beitet wird. Das täniotiſche Papier kommt von den Schichten, welche der Rinde noch näher liegen, hat ſeinen Namen von einer Stadt, und wird nicht nach der Güte, ſondern nach dem Gewichte verkauft. Das Packpapier [emporetica charta] taugt nicht zum Schreiben, ſondern bloß zum Einwickeln des guten Papiers und andrer Waaren. — Sind alle dieſe Schichten abgelöſt, ſo bleibt nur noch die binſen— artige Maſſe 57), welche nicht einmal zu Tauen brauchbar iſt, ſolche ausgenommen, die in's Naſſe kommen. Alles Papier wird auf Bretern gemacht, die mit Nilwaſſer befeuchtet find, denn dieſe trübe Flüſſigkeit dient ſtatt Kleiſters 577). Zuerſt deckt man das Bret mit neben einander gelegten Papyrus— platten [scheda], dann deckt man dieſe erſte Lage mit einer Quer— lage von Platten, preßt beide Lagen zuſammen, und trocknet-den ſo entſtandenen Papierbogen [plagula] an der Sonne. Zwanzig Papierbogen heißen im Handel ein Skapus [scapus]. Plin. 13, 12, 24. Der Breite nach find die Papierbogen ſehr verſchieden; die beſten ſind 13 Querfinger breit, die hieratiſchen 11, die fannianiſchen 10, die amphitheatriſchen 9, die faitifchen find noch ſchmäler. Das Packpapier iſt nicht über 6 Finger breit. Außer— dem kommt beim Papier die Feinheit, Dichtigkeit, Weiße und Glätte in Anſchlag. Das auguſtiſche Papier widerſtand, wie es anfangs zubereitet wurde, wegen ſeiner allzu großen Feinheit dem Schreibrohr nicht ge— 576) Die Mitte, das Mark. 577) Daß das Nilwaſſer wie Kleiſter wirken könne, iſt ganz anat. lich. Ohne Zweifel ſitzt der klebende Stoff im Papyrus ſelbſt. — Die Fabrik des Fannius und viele andre, welche in Rom bis in's elfte Jahrhundert Papy— rus zu Papier verarbeitet, haben gewiß kein Nilwaſſer kommen laſſen. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Riet⸗Pflanzen (Papyrus). 277 hörig, ließ auch die Schrift durchſcheinen, ſo daß die Schrift auf der Hinterſeite an Lesbarkeit litt; es war auch ſo durchſichtig, daß es nicht gut ausſah. Dieſen Fehlern hat Kaiſer Claudius dadurch abgeholfen, daß er die erſte Lage auf dem Brete aus Platten zweiter Güte legen ließ, und dieſe mit Querplatten erſter Güte deckte. Er vergrößerte auch die Breite der Bogen. Plin. 13, 12, 25. Rauhes Papier wird mit einem Zahn oder einer Muſchel geglättet; aber die Schrift haftet dann nicht ſo gut. — Auch dadurch kann das Papier ſchlecht werden, wenn es an— fangs zu viel Waſſer bekommen hat. Man entdeckt den Fehler durch den Hammer oder durch den Geruch. — Flecken entdeckt man mit dem Auge, aber das Vorhandenſein des Papierſchwamms [fun- gus papyri] zwiſchen den Lagen faſt nur, wenn die Schrift durch— ſchlägt [lltera fundente sel. Man hat dann die Mühe, das Ganze noch einmal zuſammenzukleben [texere] 57%). Plin. 13, 12, 26. Der gewöhnliche Kleiſter [glutinum] wird bereitet, indem man ſehr feines Mehl in Waſſer kocht, und ein wenig Eſſig zuſetzt; Tiſchlerleim und Gummi find zu ſpröde. Wer recht ſorgfältig verfahren will, bereitet ſich Kleiſter, indem er heißes Waſſer mit Sauerteig mengt und durchſeiht; mit dieſem Kleiſter kann. man Papier weicher machen als Leinwand. Uebrigens darf keine Kleiſterſorte älter oder jünger ſein als einen Tag. Das mit Kleiſter beſtrichene Papier ſchlägt man mit einem Hammer, beſtreicht es wie— der mit Kleiſter und hämmert es wieder. Auf ſolches Papier ſind die Denkwürdigkeiten des Tiberius und Cajus Gracchus geſchrieben; ich habe ſie etwa 200 Jahre, nachdem ſie verfaßt waren, bei dem berühmten Dichter Pomponius Secundus geſehn; auch ſehe ich ſehr oft die auf eben ſolches Papier geſchriebenen Werke des Cicero, des vergötterten Auguſtus und des Virgil. Plin. 13, 13, 27. Varro's Angaben über den Gebrauch des Papiers [charta] werden durch gültige Zeugniſſe widerlegt. So ſagt Caſſius Hemina, der älteſte Verfaſſer von Jahrbüchern, im vier— ten Buche derſelben, „daß der Schreiber Cnäus Terentius bei Umar— beitung ſeines Landes auf dem Janiculus einen Sarg gefunden, worin Numa, weiland König von Rom, begraben geweſen, und worin ſich 576) Wahrſcheinlich legte man ſolches Papier in Waſſer, löſte die Platten von einander und verband ſie dann wieder. 278 Botanik der alten Griechen und Römer. auch deſſen Bücher befanden. Dies jet unter dem Konſulat des Pu— blius Cornelius Cethegus, Lucius' Sohn, und des Marcus Bäbius Tamphilus, Quintus' Sohn, geſchehn, alſo 535 Jahre nach Numa's Tode. Die Schriften hätten aus Papier [charta] beſtanden, wobei es um ſo wunderbarer iſt, daß ſie ſich ſo lange in der Erde gut er— halten.“ Doch ich will die eignen Worte Hemina's anführen: „Gar Manche wunderten ſich, daß dieſe Bücher ſo viele Jahre hindurch gut erhalten waren; aber Cnäus Terentius erklärte die Sache in folgender Art: Ungefähr mitten im Sarge hätte ein ſteinerner Kaſten und in dieſem die Bücher gelegen; der Kaſten aber wäre viereckig und in Schnuren gewickelt geweſen, die mit Wachs überzogen waren; dadurch wären die Bücher vor Verweſung geſchützt worden. Ueber— dies wären die Bücher mit Wachholderöl getränkt [cedratus] und dadurch auch vor Wurmfraß ſicher geweſen. Jene Bücher Nu— ma's enthielten Lehrſätze Pythagoriſcher Philoſophie; der Prätor Quintus Petilius ließ ſie verbrennen, weil ſie Philoſophie enthielten.“ — Der geweſene Cenſor Lucius Piſo erzählt die Sache eben ſo im erſten Buche ſeiner Denkwürdigkeiten; er ſetzt aber hinzu, 7 Bücher hätten das Prieſterrecht, 7 Pythagoreiſche Philoſophie enthalten. Tu— ditanus gibt an, alle 14 Bücher hätten Geſetze des Numa enthalten. Varro ſelbſt ſagt im ſiebenten Buche ſeiner Menſchlichen Alterthümer, es wären 12 geweſen. Antias jagt im zweiten Buche, 12 lateiniſche Bücher hätten vom Prieſterweſen, 12 griechiſche von Philoſophie ge— handelt; in ſeinem dritten Buche gibt Antias den Senatsbeſchluß, nach welchem die Bücher verbrannt werden ſollten. — Ein andres Beiſpiel von alten Büchern liegt in folgender allgemein bekannter Thatſache: Sibylla brachte dem Tarquinius Superbus drei Bücher, verbrannte aber ſelbſt zwei davon; das dritte ging jedoch erſt zur Zeit der Sullaniſchen Kriege zugleich mit dem Kapitol in Flammen auf. — Ferner verſichert Mucianus, welcher dreimal Konſul geweſen, „er habe neulich, als Präſident der Provinz Lycien, in einem Tem— pel einen Brief geleſen, welchen Sarpedon in Troja auf Papier ge— ſchrieben“. Dabei wundert's mich nur, daß man in jener alten Zeit noch ſo häufig auf Blei und Leinwand geſchrieben, wie ſich nachweiſen läßt, wenn das Papier ſchon in Gebrauch war; auch ſpricht Homer nicht von einem Briefe auf Papier, den Bellerophon nach Lycien bringen mußte, ſondern von Schreibtafeln. Es gibt Jahre, wo der Papyrus mißräth. Unter Tiberius XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Froſchlöffel⸗Pfl. (Froſchlöffel). 279 trat fo großer Mangel an Papier [charta] ein, daß eigne Beamte vom Senat mit Vertheilung des Papiers beauftragt wurden, weil ſonſt die ganze Verwaltung in Verwirrung gekommen wäre. Martial., Epigramm. 8, 44 u. 10, 97579). Plutarchus de Agesilao, cap. 36, pag. 617 init. Theo- phraſtus erzählt, Ageſilaus habe in Aegypten an nichts als an dem zu Kränzen verwendeten Papyrus [orepavwreis Pißkog] ſeinen Gefallen gefunden; er habe ſich daher beim Abſchied ſolchen Pa py— rus vom König ausgebeten und ihn mit nach Griechenland genommen. Flavius Vopiscus de Firmo 3. Firmus, welcher Ale- randria eine Zeit lang in Beſitz hatte, war unermeßlich reich, und äußerte öfters, er habe jo viel Papier [charta] und Kleiſter [glutinum], daß er eine ganze Armee damit füttern könnte 580). Pallad. de r. r. 3, 33. Man bindet bei Veredlung eines Weinſtocks mit weichem Papyrus. 5) Das Sari⸗Cypergras, Cyperus comosus, Linné; ra odgın in Griechenland, wo es, wie Fraas ſagt, häufig um Lebadia an Ufern wächſt. Theophr., H. pl. 4, 8, 5. Das Sari [oagı] wächſt in Aegypten an ſumpfigen und ſolchen Orten, die der Nil überſchwemmt. Seine Wurzel iſt hart und krumm; die Stämme ſind etwa 2 Ellen hoch und ſo dick wie der Mittelfinger; ſie ſind wie beim Papyrus dreikantig und haben auch eine Riſpe wie dieſer. Man kaut ſie eben⸗ falls, verſchluckt aber nur den Saft. Die Wurzel iſt hart und gibt gute Kohlen für die Eiſenſchmiede. c. Familie Froſchlöffel⸗Pflanzen, Helobien. 1) Froſchlöffel, Alisma Plantago, Linné; idm der Neugriechen; alisma, erba alisma, barba silvana, piantaggine aquatica der jetzigen Italiäner. — In flachem, ſtehendem Waſſer Griechenlands und Italiens häufig. 579) Aus dieſen zwei Stellen geht hervor, daß man den Papyrus auch als Feuerſtoff bei Verbrennung der Leichen benutzte. 580) Bezieht ſich darauf, daß ſowohl das Kleiſtermehl als der Papyrus— ſaft zu Nahrung dienen können. 280 Botanik der alten Griechen und Römer. Diosc. de m. m. 3, 15, 9. Der Froſchlöffel [adoue)] wird auch G,, daunowvıor, due und Adgov genannt, hat Blätter wie die des Wegerichs [aevöyAwooov], einen einfachen, ſchlanken Stamm, der über eine Elle hoch wird, weiße, gelblich wer— dende Blüthen; die Wurzeln ſind dünn, wohlriechend, ſchmecken ſcharf. Die Pflanze wächſt im Waſſer, wird innerlich als Arznei gebraucht. 2) Pfeilkraut, Sagittaria sagittifolia, Linné. — Wächſt in ganz Italien in Gewäſſern, heißt daſelbſt saettaria. Pli n. 21, 17, 68. Mago ſagt, das Sumpfkraut, welches die Römer sagitta nennen, heiße bei den Griechen pistana; er gibt auch Anweiſung, wie es zu ſchälen und zu trocknen iſt. 3) Blumenbinſe, Butomus umbellatus, Linné; V% der Neugriechen; biodo, giunco fiorito, giunco florido der jetzigen Italiäner. — Wächſt häufig in den flachen Waſſern Griechenlands und Italiens. Bei Theophr. 1, 8, 1, heißt die Pflanze Sovrouos; Dios- cor. 4, 21 nennt fie onaeyarıov. Der Letztere wendet fie gegen den Biß giftiger Thiere an. * d. Familie Simſen⸗Pflanzen, Junceen. 1) Simſe, Juncus, Linné. — Die Arten dieſer linnéiſchen Gattung ſind in Griechenland und Italien häufig. — Namentlich kann man den oyowog des Homer, Odyss. 5, 463, den oxoiwog Süss des Theophraſt, H. pl. 4, 12, 1, den oSdoyowog des Dioskori— des 4, 52, den oxyschönus des Plinius 21, 18, 69 auf den Juncus acutus, Linné (Juncus maritimus, Moric.) beziehn. — Man vergleiche das zur Familie der Riet-Pflanzen Geſagte. e. Familie Lilien⸗Pflanzen, Liliaceen. 1) Germer, | Veratrum, Linné. — Es gibt zwei Arten dieſer Gattung, welche einander ſehr ähnlich ſind und gleiche arzneiliche Eigenſchaften haben; o) der Weiße Germer (Weiße Nieswurz), Veratrum album, Linné; 6) der Schwarze Germer (Schwarze Nieswurz), Vera- trum nigrum, Linné. — Man findet jetzt beide Arten auf den XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lilien⸗Pflanzen (Germer). 281 Gebirgen Mittel⸗Europa's. Die jetzigen Italiäner nennen ſie veladro, veratro. In Griechenland find dieſe Pflanzen zu un- ſerer Zeit nicht gefunden worden. Im Alterthum hat man die Wurzeln der zu den linneiſchen Gattungen Veratrum und Helleborus gehörenden Pflanzen, welche häufig als Arznei gebraucht wurden und an Wirkung und Anſehn einander ähnlich ſind, unter dem gemeinſchaftlichen Namen NH, helleborus, begriffen, jo wie ſie auch jetzt noch unter dem Namen Nieswurz, jedoch weit weniger, angewandt werden. — Es kommen vorzugsweis in Betracht: o) Der Weiße Germer, Veratrum album, Linné, hat einen walzigen, hohlen Stamm, der 1 bis 4 Fuß hoch wird; die Blätter ſind einfach, oval oder oval-länglich; die Blüthen bilden eine lange, endſtändige, reichblüthige Riſpe, ſind weiß, auswendig grün, haben 6 Staubgefäße. — Unſre Apotheken führen die Wurzel unter dem Namen Radix Veratri sive Hellebori albi, Weiße Nieswurz; man braucht ſie jetzt in der Regel nur äußerlich. 6) Der Schwarze Germer, Veratrum nigrum, Linné, iſt kaum vom vorigen verſchieden; ſeine Blüthen ſtehn weiter offen und ſind dunkelpurpurroth. — Die Wurzel wird ſtatt der des Weißen Germers gebraucht und hat dieſelben Eigenſchaften. y) Die Morgenländiſche Nieswurz, Helleborus orien- talis, Lam. (Helleborus officinalis, Sibthorp), ſieht, mit Aus— nahme der Wurzel, ganz anders aus als die zwei vorher genannten Pflanzen; ihre Blätter ſind durch tief eindringende Einſchnitte ge— theilt; ſie trägt nur wenige, purpurröthliche Blüthen, und dieſe haben mehr als 19 Staubgefäße. Man findet dieſe Pflanze jetzt nur in Griechenland und Kleinaſien. d) Die Schwarze Nieswurz, Helleborus niger, Linné. Hat durch tiefe Einſchnitte getheilte Blätter, mehr als 19 Staubge— fäße, weiße Blüthen. Wächſt auf den Alpen. Auch die Wurzeln von Helleborus viridis und fötidus ſind ohne Zweifel oft angewandt worden. Theophr., Hist. pl. 9, 1058). Der Schwarze und Weiße Helleborus [MNHoο αμνeꝰ vt Aevaog| führen einerlei 81) Der Text dieſer Stelle iſt offenbar verdorben; daher gebe ich fie nur abgekürzt. 282 Botanik der alten Griechen und Römer. Namen, find aber dem Anſehn nach ganz verſchieden 582). — Der Schwarze ſoll Pferde, Kühe und Schweine tödten, auch ſoll ihn kein Thier freiwillig freſſen; den Weißen dagegen ſollen die Schafe freſſen, und da er bei ihnen als Arznei wirkt, ſo ſoll dieſer Umſtand als ein Wink für die Menſchen betrachtet worden fein 588). — Im Herbſt iſt die Wurzel reif, im Frühjahr nicht. Die Bewohner des Oeta 583) ſammeln fie zur Zeit der Pyläiſchen Verſammlung; am Oeta wächſt der meiſte und beſte Helleborus, jedoch nur bei der Brand— ſtätte des Herkules. Um das Erbrechen leichter zu machen, wird der Aufguß des Helleborus mit den Samen eines kleinen Krautes ge— miſcht, welches Helleborine [EAdeßogivn] heißt 585). Der Schwarze Helleborus wächſt allenthalben, in Böotien, Euböa u. ſ. w. Der beſte kommt vom Helifon, der überhaupt reich an Arzneipflanzen if. Der Weiße Helleborus iſt ſelten. Die beſten Sorten, deren man ſich auch am meiſten bedient, kommen vom Oeta, vom Pontus, von Elea und vom Maliſchen Meerbuſen. Der eleatiſche ſoll auch in Weinbergen wachſen und dadurch dem Wein ſchädliche Eigenſchaften mittheilen. Der beſte ſoll auf dem Oeta wachſen; der parnaſſiſche und ätoliſche iſt hart und trocken, wird aber dennoch ſtark in Handel gebracht. | Den Schwarzen Helleborus nennen Einige auch Ekto— mon⸗Melampodion [Sr ueldurodıov] ; dieſer Name ſchreibt ſich daher, daß Melampus ihn zuerſt gefunden und gegraben haben ſoll. Man benutzt den Helleborus auch, um Häuſer und Schafe durch ihn vor Behexung ſicher zu ſtellen, wobei man einen Zauber— ſpruch ſingt; auch wird er noch zu andren Zwecken verwendet. Valer. Max. 8, 7, ext. 5. [Elleborus candidus.] Celsus 3, 23, u. 6, 7, 5. Gegen die Epilepſie muß man, wenn andre Mittel nicht anſchlagen, Weißen Germer [album veratrum] brauchen. — Sind Würmer in den Ohren, jo tödtet man 582) Unter dem ſchwarzen Helleborus hat man hier wohl Helleborus orientalis, Lam., unter der Weißen Veratrum album, L., zu verſtehn. — Von beiden kannte Theophraſt wohl nur die Wurzel durch eigne Anſicht. 533) Daß Ziegen die Blätter von Helleborus niger, Linné, nicht ungen und jedenfalls ohne Schaden freſſen, weiß ich aus Erfahrung. 584) Am Fuße des Oeta, am Maliſchen Meerbuſen, lag eine Stadt Namens Anticyra, woſelbſt, wie Strabo ſagt, der beſte Helleborus wuchs, deswegen viele Kranke dahin reiſten. — 588)? XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lilien⸗Pflanzen (Germer). 283 fie mit einer Miſchung von zerrieb nem Weißen Germer und Eſſig. Celsus 5, 8, u. 5, 22, 8. Weißer und Schwarzer Germer [veratrum album et nigrum] haben ätzende Eigenſchaften. — Um Nieſen zu erregen, bringt man gepülverten Weißen Ger— mer in die Naſe. Colum. de r. r. 6, 38, 3. Bei einer Krankheit der Beine gibt man den Maulthieren die Pflanze zu freſſen, welche die Bauern veratrum nennen. Diosc. de m. m. 4, 148. Der Weiße Helleboruss80) hat Blätter wie Wegerich [aovoyAwooorv] 587) oder wilde Run— kelrübe [oeörkor aygıov]; doch find fie kürzer, dunkler und röth- lich; der Stamm wird handhoch 588), iſt hohl, verliert beim Trocknen die Oberhaut. Die Wurzeln ſind zahlreich, dünn, gehen von einem kleinen, länglichen Wurzelkopfe, wie von einer Zwiebel, aus, und ſind zuſammengewachſen. Die Pflanze wächſt in rauhen Gebirgen. Die Wurzeln müſſen zur Zeit der Weizenernte ausgegraben werden. Derjenige Helleborus gilt für den beſten, welcher mäßig geſtreckt, weiß, zerbrechlich und fleiſchig iſt; er darf nicht ſpitzig und binſen— artig, oder inwendig wollig ſein; er muß ein ſchmales Mark haben, darf beim Koſten nicht zu arg brennen, den Speichel nicht zu ſtark beiziehn, kein Gefühl des Erſtickens bewirken. Der beſte kommt von Cyrene. Der galatiſche und kappadociſche iſt weißer, binſenähnlich, und bringt das Gefühl des Erſtickens deutlicher hervor. — Der Weiße Helleborus erregt Erbrechen und dient vielfach als Arz— nei; die Naſe reizt er zum Nieſen; Mäuſen iſt er tödtlich, wenn er mit Honig und Schrot gemiſcht iſt; Fleiſch, mit dem er gekocht wird, löſt er auf. — Man nimmt ihn nüchtern ein, und zwar entweder Hohne Zuſatz, oder mit Seſam [ojoauov] 38%), oder mit einer Ab— kochung von Gerſten- oder Spelt graupen [rriodvng gurös e d- unos], oder mit Honigwaſſer, oder mit Linſenbrei [noArog paxı- vos], oder mit einem andren Trank. Er wird auch in den Brodteig geknetet und mit ihm gebacken. Die näheren Angaben findet man in Schriften, welche dieſen Gegenſtand ausſchließlich behandeln, und unter 86) Veratrum album, Linné. — 587) Gattung Plantago, Linne. 585) Wird 1 bis 4 Fuß hoch. 589) Sesamum orientale, Linné. 284 Botanik der alten Griechen und Römer. dieſen iſt nach meiner Meinung die des Philonides von Enna in Sicilien die beſte. Plin. 25, 5, 215%). Es hat fonft einen berühmten Wahr- ſager mit Namen Melampus gegeben, von welchem eine Art Helle— borus den Namen Melampodion führt, wogegen jedoch Andre be— haupten, dieſer Name ſtamme von einem Hirten, der die Pflanze entdeckt; er habe bemerkt, daß ſich die Ziegen durch Genuß dieſer Pflanze reinigten, und habe dann wahnſinnige Leute mit ihr geheilt. — Am beſten wird es ſein, wenn ich hier gleich von allen Hellebo— rus⸗Arten ſpreche: Es gibt deren zwei, die weiße und die ſchwarze, worunter meiſt nur die Wurzel verſtanden wird. Die Blätter der ſchwarzen Art ſollen den Platanenblättern ähnlich, aber kleiner, dunkler, und in mehr Theile geſpalten ſein; die der weißen Art ſollen jungen Runkelrübenblättern ähnlich, jedoch dunkler und auf den Rippen röthlich fein. Beide haben einen ſpannenhohen, röhrigen Stamm, der in Häute wie eine Zwiebel gehüllt iſt, auch eine zwie— belartige, mit Wurzelfaſern verſehene Wurzel hat. N Mit der ſchwarzen Art räuchert und reinigt man die Häuſer, beſprengt auch die Schafe damit, und ſagt dabei feierliche Gebete her. Dieſe Art wird auch mit großer Feierlichkeit geſammelt: Erſt ſchneidet man um ſie herum mit dem Schwert einen Kreis; dann blickt man nach Oſten, fleht, „daß die Götter gütigſt die Erlaubniß ertheilen mögen, die Pflanze zu nehmen“, und beobachtet dabei den Flug des Adlers. Ein ſolcher befindet ſich in der Regel in der Nähe, und fliegt er näher heran, ſo iſt Dies ein Zeichen, daß Der, welcher ge— ſchnitten hat, noch in demſelben Jahre ſterben muß. Auch das Sam— meln der weißen Art hat ſeine Schwierigkeiten; denn ſie macht dabei den Kopf ſchwer, beſonders wenn man nicht vorher Knoblauch ißt, von Zeit zu Zeit Wein trinkt, und ſchnell gräbt. Der Helleborus iſt anfangs gefürchtet worden, dann aber ſo allgemein in Gebrauch gekommen, daß viele Gelehrte ihn öfters 590) Man muß hier, wie bei Theophraſt, annehmen, daß der Schwarze Helleborus die linneifhe Gattung Helleborus, und wenn von Griechenland die Rede, namentlich den Helleborus orientalis, Lam., bedeutet; der Weiße Helleborus dagegen die linneifhe Gattung Veratrum, wobei ebenfalls zu beachten, daß auch Plinius beide weder genau kannte, noch das ſie Betreffende richtig zu ſcheiden vermochte. XXXVII. Kl. Scheidenfeim- Pflanzen. Fam. Lilien⸗Pflanzen (Germer). 285 eingenommen haben, wenn ſie recht eifrig ſtudiren und recht ſcharf— finnig denken wollten. Als Karneades die Bücher Zeno's beantworten wollte, nahm er Helleborus ein, und der berühmte römiſche Volkstribun Druſus, dem die Schuld des Marſiſchen Krieges beigemeſſen wird, heilte ſich in Anticyra durch dieſes Mittel von der Epilepſie. In der eben ge— nannten Stadt geht dieſe Kur am ſicherſten von Statten, weil da— ſelbſt Seſamoldes 59) beigemiſcht wird. In Italien nennt man den Helleborus veratrum. Von beiden Helleborus-Arten erregt das Pulver Nieſen und Schlaf; man ſetzt dem Pulver auch Seifenkraut [radieula] 592) zu. Für den Menſchen ſammelt man nur die dünnſten Wurzeln, und zwar die kurzen, gleichſam abgeriſſenen, unterſten; den oberen Theil der Wur— zel, welcher einer Zwiebel ähnlich iſt, benutzt man für Hunde. Die alten Aerzte wählten die Wurzel mit recht fleiſchiger Rinde, und be— haupteten, aus ihnen könnte man ein feineres Mark nehmen; ſie be— deckten die Wurzel mit feuchten Badeſchwämmen, und ſpalteten ſie, ſobald ſie aufquoll, mit einer Nadel. Dann trockneten ſie die Faſern im Schatten zum Gebrauche. Die beſten Wurzeln ſchmecken ſcharf und brennend, und geben beim Zerbrechen Staub. Sie ſollen ihre Wirkſamkeit 30 Jahre lang behalten. Plin. 25, 5, 22. Der Schwarze Helleborus heilt Läh— mungen, Wahnſinn, Waſſerſucht, altes Podagra und Gliederkrankhei— ten, führt Galle und Schleim ab, u. ſ. w.; er heilt die Schleimkrank— heiten der Schafe, Pferde und Kühe, wenn man eine kleine Wurzel durch das Ohr ſteckt, und am nächſten Tage zu derſelben Stunde wieder herausnimmt; die Räude der Säugethiere heilt er mit Zuſatz von Weihrauch, Pech, oder mit Wachholderöl [pisseläon]. Plin. 25, 5, 23. Die beſte Weiße Helleborus- Art iſt diejenige, welche am ſchnellſten Nieſen erregt; aber es wird Einem angſt und bange, wenn man lieſt, was die Alten für Zurüſtungen für Diejenigen machten, welche ſo ein Tränkchen ſchlucken ſollten. Sie gebrauchten es gegen Fieberſchauer, Athmungsbeſchwerden, Schlaf— ſucht, unaufhörliches Schluchzen oder Nieſen, Magenſchwäche, Er— brechen, wobei ſie gewöhnlich noch andre Dinge nebenbei eingaben, und dann den Helleborus wieder durch andre Arzneien oder durch 591) 2 — 59?) Saponaria officinalis, Linné. 286 Botanik der alten Griechen und Römer. Aderlaß aus dem Körper zu ſchaffen ſuchten. Die Kur iſt ſo ver— rufen, daß der Patient ſchon im Voraus große Angſt ausſteht; und geht ſie dann auch wirklich glücklich ab, ſo iſt doch immer noch Zeh— nerlei zu beobachten. — Die Alten haben den Fehler begangen, daß ſie aus den angegebenen Gründen zu wenig eingaben; es gilt aber die Regel, daß er deſto ſchneller durchſchlägt, je mehr man davon nimmt. Themiſon gab nie mehr als 2 Drachmen; die folgenden Aerzte ſteigerten die Gabe bis auf 4, und folgten dabei dem berühm- ten Ausſpruche des Herophilus, welcher den Helleborus mit einem recht tapfren Feldherrn verglich, welcher ſelbſt zuerſt ausrückt, wenn er das Zeichen zum Aufbruch gegeben. Man hat auch die Erfindung gemacht, die Helleborus-Wur— zeln mit Scheeren klein zu ſchneiden, die Rinde durch Sieben ab— zutrennen und zu andren Zwecken als das Mark zu verwenden. Plin. 25, 5, 24. Selbſt ein Glücklicher muß die Vorſicht gebrauchen, daß er an einem nebligen Tage keinen Helleborus einnimmt, weil ſonſt unerträgliche Schmerzen entſtehn. Ferner muß man den Körper 7 Tage lang durch ſcharfe Speiſen und Enthaltung von Wein vorbereiten; am vierten und dritten Tage vorher muß man Erbrechen bewirken, und am letzten Tage faſten. Neulich iſt man auch darauf gekommen, den Helleborus zwiſchen Rettigſchei— ben zu ſtreun und ihn ſo einzugeben. Die ganze eigentliche Kur iſt in 7 Stunden abgemacht. Plin. 25, 5, 25. Greiſen, Kindern, weichlichen und ſchwachen Menſchen ſoll man keinen Helleborus geben. Die Gallier erlegen das Wild mit Pfeilen, die mit Helleborus beſtrichen ſind, und ver— ſichern, daß dadurch das Wildpret viel zarter werde, nur müſſe man die Wunde ausſchneiden. Der Weiße tödtet, wenn er gerieben und mit Milch gemiſcht wird, die Fliegen, heilt auch die Läuſeſucht. Pli n. 26, 13, 86. [Veratrum.] Lucretius de rerum natura 4, v. 644. Für Menſchen iſt der Germer [veratrum] ein ſcharfes Gift, Ziegen und Wach— teln dagegen mäſten ſich damit 595). Gellius, Noctes atticä 17, 15 599. 593) Meinen Ziegen habe ich ziemlich viel Blätter von Helleborus niger, Linné, gegeben, und ſie ſind ihnen ſehr gut bekommen. 594) Handelt ziemlich weitläuftig vom helleborus. XXXVII Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lilien⸗Pflanzen (Zeitlofe, Lilie). 287 Galen. de alim. facult. 2, 6. Wachteln freſſen Helle— borus [Se ohẽi und Staare Schierling [xwveor] ohne Schaden, wie Ochſen Erven [oooPos] freſſen 39). 2) Zeitlofe, Gattung Colchicum, Linné. — In Griechenland wachſen meh— rere Arten dieſer Gattung, auch unſer deutſches Colchicum autumnale, Linné; in Nord- Italien wächſt faſt nur das letztgenannte. — Fraas iſt der Meinung, das von Dioskorides Geſagte beziehe ſich auf Colchicum variegatum, Linné, welches namentlich in Meſſe— nien zu finden. Diosc. de m. m. 4, 84. Die Zeitloſe [x0X%%xor], welche auch Ephemeron [Egprueoor] 59) und von den Römern Wilde Zwie— bel [BoAßog ayoros] genannt wird, treibt gegen Ende des Herbſtes eine weißliche Blume; erſt ſpäter erſcheinen die Blätter, welche denen der Zwiebelgewächſe ähnlich, aber glänzender ſind, auch ein ſpan— nenhoher Stamm mit röthlicher Frucht. Die Wurzel hat eine dun— kelfarbige Schale, iſt aber inwendig weiß, zart, ſaftig, und ſchmeckt ſüß 597). Die Zwiebel hat in ihrer Mitte einen Spalt, aus welchem die Blüthe hervorbricht. — Die Zeitloſe wächſt vorzugsweis in Meſſenien und Kolchis. Ißt man die Wurzel, ſo ſtirbt man, wie wenn man giftige Schwämme gegeſſen. Ich habe dieſe Pflanze nur beſchrieben, damit ſie niemand ſtatt der Küchenzwiebel zu verzehren ſucht; ſie lockt Unwiſſende durch ihren lieblichen Geſchmack an. Nach Vergiftung durch Zeitloſen hat man übrigens wie bei Schwamm— vergiftung zu verfahren, namentlich recht viel Milch zu trinken. 3) Lilie, Gattung Lilium, Linné; xowos der Neugriechen; giglio der jetzigen Jtaliäner. — Jetzt findet man in Griechenland Li- lium candidum, Linné, in Gärten, Lilium bulbiferum, Linné, 595) In der Freiheit freſſen gewiß die Wachteln keine Nieswurz, und noch viel weniger die Staare Schierling. — Galenus handelt übrigens noch an zehn verſchiednen Stellen vom Helleborus. 596) Nikander ſpricht in feinen Alexipharmaeis, v. 849, von einem der kolchiſchen Medea zu Giftmiſcherei dienenden Ephemeron, und meint damit wahrſcheinlich die Zeitloſe. 597) Die Wurzel unſrer Herbſtzeitloſe ſchmeckt ſcharf und ekelhaft. 288 Botanik der alten Griechen und Römer. chalcedonicum, L., und Martagon, L., wild; in Nord-Ita- lien Lilium candidum ebenfalls nur in Gärten, Lilium bulbi— ferum und Martagon häufig, pomponium und chalcedonicum nur an wenigen Stellen wild. Homer gebraucht Iliad. 13, v. 830 von der Haut des Men- ſchen den Ausdruck 7010 6e, wie Lilien, womit gewiß weiß gemeint und alſo vorauszuſetzen iſt, daß er die Weiße Lilie gekannt. Er nennt ferner die Lilie 70 in der Hymne auf die Ceres, V. 427, neben andren ſchönen Blumen, und bezeichnet ſie nur mit dem Beiſatz „wunderſchön“, Haduo 1dEoFaı. — Da er fie an dieſer Stelle neben der Narciſſe [v&oxıooog] nennt, jo glaube ich, daß man zu Anfang derſelben Hymne, V. 8, das Wort vagzıooog auch mit Nareiſſe, und nicht mit Lilie überſetzen muß. Dieſe Phantaſie-Naxciſſe war, ſo behauptet Homer in ſeiner dichteriſchen Begeiſterung, von der Mutter Erde bloß zu dem Zwecke geſchaffen worden, die Tochter der Ceres zu verführen; ſie war ein wahres Wunderwerk, wie Götter und Menſchen noch keins geſehn, ſie hatte auf Einer Wurzel 100 Blumen, und von ihrem lieblichen Geruche dufteten Himmel, Erde und Meer. Bei Ariſtophanes, Nubes, v. 911, werden aus Lilien l, Dat. plur. xe] gefertigte Kränze genannt; — Theo— phraſt ſagt, Hist. plant. 2, 2, 1, man könne die Lilien [xeww- vio] eben fo wie Roſenſträuche [oodwvıa] durch Zerſchneiden der Stämme vermehren; beide wüchſen auch, wenn der ganze Stamm in die Erde gelegt würde. Aus der Lilie [xoWwor] flöſſen auch thrä—⸗ nenartige Tropfen [daxgvor anodgviv], welche ſpäter trockneten und ebenfalls zur Fortpflanzung zu dienen ſchienen 59%). — Theophraſt ſagt ferner 6, 6, 3 u. 8, die Lilien [xoivov] ſeien an Farbe ver- ſchieden, einige ſollten ſogar roth ſein; ſie hätten in der Regel nur Einen Stamm, ſelten zwei, wovon wahrſcheinlich Boden und Witte— rung die Urſache ſeien; ſie trügen ferner auf Einem Stamme Eine Blume oder mehrere, und zwar aus der Spitze; mehrere Blumen ſeien jedoch ſeltner; die Wurzeln ſeien zahlreich, fleiſchig und rund; die Lilien, welche man aus Samen ziehe, ſeien kleiner; der thränen— artige Ausfluß [Oo ² - ov6gon] werde ebenfalls gepflanzt >99), 598) Hier iſt die Feuerlilie, Lilium bulbiferum, Linné, gemeint. 5%) Man möchte wohl annehmen, Theophraſt habe die Blumen der Lilien XXXVII. Kl. Scheidenkeim-Pflanzen. Fam. Lilien-Pflanzen (Lilien). 289 Bei Virgil, Eclog. 10, v. 25, trägt der Gott Sylvan einen Kranz von großen Lilien [lilium]; und Aen. 6, v. 709 ſummen die Bienen um weiße Lilien [candidum lilium!. Bei Propertius 4, 4, V. 25 wird das Wohlwollen der Nymphen durch weiße Lilien [argenteum lilium] gewonnen. — Bei Columella 9, 4, 4 werden weiße Lilien ea e lilium] für Bienen in Gärten gezogen. Dioskorides, de m. m. 1, 62, läßt für e e Oli⸗ venöl mit der Kraft der Lilien 9 durchziehn; — 3, 106 läßt er mit Hülfe der Königslilie [xolvov Baoıırov] 60%), welche auch deigton genannt wird, eine Salbe anfertigen, welche Lilienſalbe [zoioue Asigıwov] oder auch Suſinum [oodowor] genannt wird. Er legt auch die Lilienblätter auf Schlangenbiß, auf Brandwunden, und mit Eſſig auf andre Wunden, braucht die gebratne und mit allerlei Stoffen gemiſchte Wurzel und ſelbſt die Samen zu allerlei arzneilichen Zwecken. Er fügt hinzu, manche Leute behaupteten, es gebe auch purpurfarbige Lilien. — Welche Pflanze Dioskorides 3, 127 He— merokallis [jueooxaArig] nennt, möchte nicht zu entſcheiden fein. Plin. 21, 5, 11. Faſt ſo edel wie die Roſe iſt die Lilie, wird auch eben ſo zu Salbe und Oel benutzt, welches letztere lirinon heißt. Die Lilie beginnt in der Zeit zu blühen, wo die Roſen in voller Blüthe ſtehen, und gewährt dann, zwiſchen ihnen ſtehend, einen herrlichen Anblick. Der Stamm, auf dem die Blume ſteht, hat oft 3 Ellen Höhe, die Blume ſelbſt aber ſteht auf einem ſchwachen Stiele, der nicht im Stande iſt, ſie aufrecht zu tragen. Sie iſt blendend weiß, auswendig geſtreift, an der Baſis ſchmal, nach außen allmälig becherförmig erweitert, mit zurückgebogenen Rändern. Der Stem— pel |pilum] iſt dünn, die Staubgefäße [stamina] haben die Farbe des Safrans [erocus]. Der Geruch der Blumenkrone [ealyx] iſt von dem der Staubgefäße etwas verſchieden; bei Bereitung der Salbe und des Oels werden aber auch die Blätter nicht verachtet. Athen., Deipn. 15, 27. Die Lilien [xeivor] kommen nach Angabe des Theophraſt auch mit purpurrother Blüthe vor. Phili— nus ſagt, daß fie auch Leirion [Aeloıov] und Jon [707] genannt werden. in Kränzen oder ſonſt wo geſehn, das Uebrige aber nie genau betrachtet und ver— glichen. 600) Wohl die Weiße Lilie, Lilium candidum, Linné. 19 290 Botanik der alten Griechen und Römer. Nikander behauptet in ſeinen Gloſſen, ſie würden auch Ambroſia [@ußoooto] genannt. Palla d. de r. r. 3, 21 u. 6, 14. Im Februar bringt man die Lilienzwiebeln [hlii bulbus] in die Erde, oder behackt fie, wenn ſie ſchon drin ſind, mit großer Sorgfalt, damit die jungen Zwie— belchen nicht verletzt werden, welche man von der Mutterzwiebel ab— löſen, verpflanzen, und auf ſolche Weiſe neue Lilienbeete [lülietum] in Stand ſetzen kann. — Um Lilienöl [oleum liliaceum] zu machen, gießt man 1 Pfund Olivenöl auf 10 Lilien, die ſich in einem Glaſe befinden, und ſtellt dieſes 40 Tage an die Sonne. Geopon. 11, 19. Als Alkmena den Herkules geboren hatte, welcher eigentlich ſterblich war, wollte Jupiter ihm die Unſterblichkeit verleihen, und legte ihn zu dieſem Zwecke heimlich an die Bruſt der ſchlafenden Juno. Der Knabe trank ſich da tüchtig ſatt, aber wie er abließ, floß noch Milch in Strömen aus, und was davon an den Himmel kam, bildete dort die Milchſtraße; was auf die Erde lief, brachte die Lilie hervor, die demnach die milchweiße Farbe trägt. Geopon. 11, 20. Will man Lilien von Purpurfarbe haben, ſo reißt man 10 oder 12 blühende Lilienſtämme aus, und hängt ſie in Rauch. Aus den Stämmen wachſen kleine zwiebelförmige Wur— zeln hervor. Iſt dann die Zeit des Pflanzens da, ſo legt man die Stämme in Hefen von rothem Wein, bis ſie durch und durch roth ſind. Nun legt man ſie in Erde und begießt ſie auch noch gehörig mit Hefen. Die Lilien, welche aus ſolchen Stämmen wachſen, blühen roth 0. Um Lilien das ganze Jahr hindurch friſch zu erhalten, ver— fährt man folgendermaßen: Man nimmt die Blüthen, ehe ſie ſich öffnen, ſammt den Blüthenſtielen [xAwrior] ab, und legt fie in neue irdne, nicht ausgepichte Töpfe, deckt dieſe zu, und ſo bleiben die Blüthen das ganze Jahr friſch. So oft man welche brauchen will, nimmt man ſie heraus, ſetzt ſie der Sonne aus, und ſie öffnen ſich, ſobald ſie warm werden. Um zu recht verſchiedner Zeit Lilienblüthen zu haben, pflanzt man einige Zwiebeln 12 Zoll tief, andre 8 und andre nur 4. Eben ſo kann man mit manchen andren Blumen verfahren. Florentinus behauptet, man könne die Lilien roth färben, 601) Dieſe Vorſchrift kommt ſchon bei Plinius 21, 5, 13 vor. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lilien⸗Pflanzen (Aloe). 291 wenn man zwiſchen die Schuppen der Zwiebel die Farbe ſtreut, welche Cinnabari heißt 502). Mit andren Farben kann man die Lilien an- ders färben 603), 4) Aloè, Gattung Aloe, Linné. Dieſe Pflanzen find in Afrika, Süd-Aſien, wenige auch in Süd-Amerika heimiſch. Schon Celsus (1,3 u. 2, 12) verwendete ſie als Arznei; und ihre Bitterkeit kommt bei Juvenal. 6, 180 in dem Sprüchwort vor: „mehr Aloe als Ho— nig enthalten, plus aloös quam mellis habere.” Dios c. de m. m. 3, 22. Die Alo é [aAon] hat Blätter, welche denen der Scilla [oxAAn] ähnlich find; fie find dick, fett, rückwärts gebogen, an den Rändern mit kurzen Dornen bewaffnet. Der Stamm iſt dem des Affodill [rFEoıxos heißt der Stamm des Affodill] 60%) ähnlich; die Blüthe iſt weiß, die Frucht wie beim Affodill [Gel. Die ganze Pflanze riecht ſtark und ſchmeckt ſehr bitter. Sie hat nur Eine Wurzel, welche wie ein Pfahl in die Erde geht. Die meiſte Alos wächſt in Indien, und von dort kommt auch ihr Saft [özıoua] in Handel. Uebrigens kommt fie in Arabien und Kleinaſien vor, ſo wie auch auf einigen Inſeln, wie z. B. An⸗ dros; an den letztgenannten Orten wird ihr Saft nicht geſammelt, aber man legt die zerquetſchten Blätter auf Wunden 505). Man hat zweierlei Sorten von Alosſaft; die eine iſt wie ſandig, und ſcheint der Bodenſatz der reineren Sorte zu ſein; die andre iſt leberfarbig. Man wählt die reine, ächte, fette, ſteinloſe, glänzende, zerbrechliche, leberbraune, welche leicht feucht wird und ſehr bitter ſchmeckt. Ver— fälſcht wird der Aloejaft mit Gummi, was ſich jedoch durch den Geſchmack und durch den Mangel an Bitterkeit und Geruch verräth, auch läßt ſich der verfälſchte zwiſchen den Fingern nicht zu feinem Staube zerreiben. Es gibt auch Leute, die unter den Aloéſaft Mi- moſen ſaft [axaxia] miſchen. — Innerlich wird der Alosſaft viel- fach als Arznei gebraucht, äußerlich in Pulverform auf Wunden. Soll er als Augenmittel angewandt werden, ſo wird er zuvor in einer 602) Hier iſt ohne Zweifel das ſogenannte Drachenblut vom Blut: Rotang, Calamus Draco, W., einem oſtindiſchen Baume, gemeint. 603) — 604) Asphodelus ramosus, Linné. 605) Zu dieſem Zwecke ziehen die Leute jetzt Häufig die Alos vulgaris, Willd., in Töpfen, nennen ſie aber gewöhnlich Kaktus. Ber 292 Botanik der alten Griechen und Römer. reinen Schale geröſtet. Auch muß er vor dem Gebrauch durch Wa— ſchen von allen ſandigen Theilen befreit werden, ſo daß nur die fetten und glatten übrig bleiben. Plin. 27, 4, 5. Man bedient ſich der friſchen Aloe und des von ihr geſammelten Saftes, um Wunden damit zu heilen. Manche pflanzen fie daher wie das große Aeizo on 606) in Blumentöpfe. Um den Saft zu ſammeln, ſchneidet man den Stamm und die Blätter vor der Reife des Samens an, jedoch tritt er auch von ſelbſt in Tropfen hervor, und man legt Tafeln unter, welche die fallenden Tropfen auffangen. Nachtrag. Nach Arrian's Periplus maris Erythräi, pag. 16 Geogr. vet. ed. Oxon., wurde Aloe nebſt Weihrauch u. ſ. w. von Kane an der Südküſte Arabiens in Handel gebracht. — Kane heißt jetzt Hisn Ghorab. 5) Hyazinthe, Gattung Hyacinthus, Linné. — War den Alten gewiß bekannt, läßt ſich aber aus Mangel genügender Beſchreibung nicht beſtimmt nachweiſen; jedoch kann man annehmen, daß Colum. de r. r. 9, 4, 4, wo er die himmliſch leuchtende Hyacinthe ſcölestis luminis hyacinthus], wo himmliſch leuchtend wohl ſo viel heißt als glän— zend blau, und 10, v. 100, wo er die ſchneeweiße oder blaue Hy a— cinthe [niveus vel cöruleus hyacinthus] als Gartenblumen nennt, unſre aus dem Orient ſtammende Gemeine Hyacinthe, Hya- einthus orientalis, Linné, meint. — Die Hyacinthe hat jeden⸗ falls ihren Namen überall, namentlich auch in Italien, wo ſie giacinto heißt, beibehalten. | 6) Doldige Vogelmilch, Ornithogalum umbellatum, Linné; jetzt in Griechenland häu- fig und uovrırlıa oder @yoıog os genannt; in Nord-Italien ebenfalls häufig und latte di gallina genannt. In Griechenland und im Orient werden die Zwiebeln dieſer Pflanze von armen Leuten gegeſſen. Diosc. de m. m. 2, 173. Die Vogelmilch [öorıJoyaror] 606) Hauswurz, Sempervivum tectorum, Linné, wird auch jetzt noch zu demſelben Zwecke gezogen. * - XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Bam. Lilien⸗Pflanzen (Meerzwiebel.) 293 hat einen zarten, dünnen, weißlichen Stamm [xavAlov], der 2 Span— nen hoch wird, und ſich oben in 3 oder 4 Theile ſpaltet, an welchen die Blüthen ſitzen. Dieſe ſind auswendig grün, inwendig milchweiß. Die Wurzel bildet eine Zwiebel [o/ s ôA³s]! und wird ſowohl roh als gekocht gegeſſen. 7) Meerzwiebel, Scilla maritima, Linné; onuννðõq Lui der Neugriechen. — Wächſt jetzt am Seeſtrand Süd-Europa's, iſt in Griechenland häufig, und, wie Fraas ſagt, oft weit im Innern zu finden. In Nord-⸗Italien fehlt fie, oder kommt nur als Seltenheit bei Nizza vor. Die Zwiebel dient als Arznei. Theophr., H. pl. 1, 6, 7, u. 2, 5, 5. Die Meerzwie⸗ bel fox] hat gleich der Küchenzwiebel [xoouvor] und ähn- lichen Gewächſen eine Wurzel, welche ſchuppig iſt; dieſe Zwiebel [xzepaAn] bildet jedoch die eigentliche Wurzel nicht, treibt auch keine Wurzelfaſern ſeitwärts, ſondern nur abwärts, und dieſe ſind es, welche die Nahrung einſaugen. Will man, daß ein Steckling vom Feigenbaum [ovx7] ſchnell wächſt und nicht leicht von Würmern angegangen wird, ſo ſteckt man ihn in eine Meerzwiebel. Ueberhaupt gedeiht Alles, was man in eine ſolche Zwiebel ſteckt, beſſer und ſchneller. Diosc. de m. m. 2, 202. Die Meerzwiebel [ ννν hat ſcharfe und brennende Eigenſchaften. Sie dient gebraten zu ver— ſchiedenen Zwecken. Um fie zu braten, wickelt man ſie in Teig oder Lehm, legt ſie in einen bauchichten Topf, und umgibt dieſen mit glü— henden Kohlen, oder man bringt ſie ohne Topf unter Kohlen. Iſt ſie ſo weit, daß ihre Schale geröſtet iſt, ſo zieht man dieſe ab, und das Innere muß nun ganz zart ſein. Sollte Dies noch nicht der Fall ſein, ſo wird die Zwiebel nochmals eingewickelt und nochmals gebraten. Sieht man nicht darauf, daß ſie vollkommen gar wird, ſo ſchadet fie, wenn fie gegeſſen wird. Man kann ſie übrigens auch geradezu in einem zugedeckten Topfe röſten, welchen man in den Back— topf ſetzt. Man kocht ſie auch mit Waſſer, und erneut dieſes ſo oft, bis man weder Bitterkeit noch Schärfe mehr verſpürt. Endlich kann man ſie auch friſch in Stücke ſchneiden, dieſe an Fäden reihen, jedoch ſo, daß eins das andre nicht berührt, und ſie ſo trocknen. Solche Stücke werden dann in Wein, Oel oder Eſſig gelegt, welche als Arznei dienen ſollen. Man kocht die Meerzwiebel auch in Honig, — 294 Botanik der alten Griechen und Römer. und ihre Anwendung iſt in der Arzneikunde ſehr mannichfach. Selbſt der Same wird zerrieben, mit trocknen Feigen [doyas] oder Honig gemiſcht und als Heilmittel gegeſſen. Wird die ganze Meerzwiebel vor die Thür gehängt, ſo iſt ſie ein Mittel gegen Vergiftung. Plin. 19, 5, 30. Unter den Zwiebeln [bulbus] ſteht die Meerzwiebel [scilla], obgleich fie nur als Heilmittel und zur Schärfung des Eſſigs dient, im höchſten Anſehn. Sie zeichnet ſich durch Größe und ſcharfen Geſchmack aus. — Unter den Meerzwie— beln, welche man als Arznei anwendet, unterſcheidet man männliche mit hellen und weibliche mit dunklen Blättern 60%). Eine dritte Sorte ſchmeckt angenehm, heißt Epimenides-Seilla, und hat ſchmälere Blätter, die weniger rauh ſind. Alle ſind ſehr reich an Samen; jedoch vermehrt man ſie am liebſten durch Zwiebelchen, welche aus den Seiten der Hauptzwiebel kommen. — Um ſie zu ſtärkerem Wachs— thum zu zwingen, biegt man die breiten Blätter nach unten und be— deckt fie mit Erde; dann ziehen die Zwiebeln [caput] allen Saft an ſich. Die Meerzwiebeln wachſen vorzugsweis auf den Baliariſchen Inſeln, auf Ebuſus 60%) und in Spanien. Der Philoſoph Pytha— goras hat ein Buch über dieſe Pflanze geſchrieben, in welchem er ihre Heilkräfte zuſammenſtellt. Plin. 20, 9, 39. Um Meerzwiebel⸗Eſſig zu bereiten, ſchneidet man eine friſche Zwiebel, nachdem man die trocknen Hüllen abgeriſſen, in Stücke, trocknet dieſe an Fäden, und hängt fie dann in einen Krug, der mit dem ſchärfſten Eſſig gefüllt iſt. Dies geſchieht in den 48 Tagen vor der Sonnenwende. Darauf verſtreicht man den Ritz am Deckel mit Gyps, und ſetzt das Gefäß unter ein Ziegel— dach, welches den ganzen Tag von der Sonne beſchienen wird. Nach 48 Tagen nimmt man den Krug von dem benannten Platze weg, entfernt die Meerzwiebeln aus dem Eſſig, und ſeiht dieſen durch. Er macht die Augen hell, iſt bei Magenſchmerz und Seitenſtechen heil- ſam, wenn man alle zwei Tage davon einnimmt. Uebrigens iſt er ſo ſtark, daß man von ihm auf kurze Zeit halb ohnmächtig werden kann, wenn man zu ſchnell davon trinkt, u. ſ. w. 8) Gattung Allium, Allium, Linné. — Bei den Alten kommen vorzugsweis der Kno b- 4 607) Jetzt kennt man nur eine Sorte mit weißen und eine andre mit rothen Schuppen. — 68) Iviza. 0 XXXVI. Kl. Scheidenkeim⸗Pfl. Fam. Lilien⸗Pflanzen (Gattung Allium). 295 lauch, der Porré und die Küchenzwiebel in Betracht; auch andre Arten oder Spielarten dieſer Gattung werden genannt, jedoch weniger deutlich bezeichnet. Hier einige Bemerkungen über diejenigen Arten, welche ſicher genannt ſind, oder doch gemeint ſein können: eo) Knoblauch (Schlangenlauch, Rockambolle), Allium sati- vum, Linné. Vaterland unbekannt. Wird jetzt noch in Griechen— land und Italien gebaut, heißt im erſteren 0x000dov, in letzterem aglio und aglio sativo. Die Brutzwiebeln (Zwiebelchen, welche gemeinſchaftlich die ganze Zwiebel bilden) heißen in Griechenland aykidıa und yayıdın. Findet ſich in beiden Ländern auch hier und da verwildert oder vielleicht urſprünglich wild. 6) Sandlauch, Allium Scorodoprasum, Linné (Allium arenarium, Sm). Wächſt auf Andros und Cypern wild, eben ſo in Piemont. Wird auch in Italien mitunter zum Eſſen gebaut und agliporro genannt. 5) Der Porré (Lauch, Winterlauch), Allium Porrum, 55 Vaterland unbekannt. „Wird jetzt“, ſagt Fraas, „in Griechen land am häufigſten aus dieſer Gattung zur Speiſe kultivirt, und rd n0000 (Pluralis) genannt.“ — In Italien wird er unter dem Namen porro, porro commune, porretta gebaut. J) Die Küchenzwiebel, Allium Cepa, Linné. Vaterland unbekannt. Wird jetzt in Griechenland häufig gebaut und xoou- ud und zostuödı genannt; in Italien unter dem Namen cipolla. e) Schalotte, Allium ascalonicum, Linné. Soll aus dem Morgenland ſtammen. Wird in Griechenland und Italien gebaut, von den Italiänern ascalonia und scalogno genannt. 8) Die Winterzwiebel (Schnittzwiebel), Allium fistulosum, Linné. Vaterland unbekannt. Wird jetzt in Griechenland unter dem Namen rızoa xoouuvdın gebaut. „) Der Schnittlauch, Allium Schönoprasum, Linné. Wächſt in kühlen und kalten Gegenden wild, kommt in Griechen— land, wie Fraas ſagt, äußerſt ſchwer fort; wird in Nord-Ita— lien unter dem Namen erba cipollina und porro settile gezogen. 9) Der Zauberlauch, Allium magicum, Linné, hat einen walzigen Stamm, Blätter, die mehr als zollbreit ſind, weiße Blü— then, die auch röthlich vorkommen. Wächſt in Süd-Europa wild, kann das %αοοο̃ SHomer's fein. Homer., II. 11, v. 628 seqq. Neſtor ließ feinen Gäſten 4 296 Botanik der alten Griechen und Römer. einen Tiſch vorſetzen, auf dem ſich eine eherne Schüſſel befand, welche Küchenzwiebeln [xoouvor] enthielt, die zum Trunke trefflich mun- den ro Je], ferner friſchen Honig und Brod aus heiligen Mehle. Dabei ſtand ein mit Wein gefüllter Krug, in welchen noch Ziegenkäſe auf einem Reibeiſen gerieben und weißes Mehl geſtreut wurde. Homer., Odyss. 10, v. 302 seqq. Als Odyſſeus zu der Zauberin Circe gehen wollte, gab ihm der Gott Merkur ein ſicheres Mittel gegen Behexung; er zog nämlich ein Kraut aus der Erde, deſſen Wurzel ſchwarz, deſſen Blume weiß wie Milch war; Moly %,] nannten es die Götter; Menſchen können es nicht gut gra— ben; Göttern iſt aber Alles möglich 609). Theophr., H. pl. 7, 4, 7 seqq. Die Küchenzwiebeln [xeguvor] 619) unterſcheiden ſich als Art vom Knoblauch [ox000dor]. Den Knoblauch pflanzt man kurz vor oder nach der Sonnen— wende, indem man die Brutzwiebeln [y&Ayız] vor den Mutterzwiebeln nimmt. Man kann ihn auch durch Samen vermehren; er ſetzt dann erſt im zweiten Jahre Brutzwiebeln an. Geſchmack, Geruch und Größe der Knoblauchzwiebeln hängen von dem Boden und der Behandlung ab. Theophr., H. pl. 9, 15, 7. Das Moly ſfaνονñ; fol am Pheneus und bei Cyllene wachſen, mit dem homeriſchen Moly einer- lei fein, eine der Küchenzwiebel [xoouvor] ähnliche Wurzel und ein der Meerzwiebel [oxiM«] ähnliches Blatt haben. Man ſoll es als Gegengift und zu Hexereien graben; doch ſoll es nicht ſchwer auszugraben ſein, obgleich Homer das Gegentheil behauptet. Nicander, Theriac. v. 879. Porré [ngaoıng xAosoov n0000r]. | Plautus, Most. 1, 1, 38. Menſch, dich ſoll der Teufel holen, du ſtinkſt nach Knoblauch [allium obolere]. 609) Man mag ſich unter dem Moly beliebig den Zauberlauch oder eine andre Pflanze denken. Wahrſcheinlich iſt's freilich, daß das gegen Behexung ſichernde Kräutchen nur Erzeugniß der Dichterphantaſie iſt. Die Worte, „daß Menſchen es nicht gut graben können“, weiſen deutlich genug auf die letzte Er— klärung hin. 610) Unter xpouvo» verfteht Theophraſt hier die Küchen zwiebel, Al- lium Cepa, Linné, und andre ähnliche Arten. Er ſagt dann, wie letztere ſich unterſcheiden, jedoch ſo undeutlich, daß ich die Angaben lieber übergehe. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Bam. Lilien⸗Pfl. (Gattung Allium). 297 Varro, Sat. Menipp. 11, 6 ed. Oehler (aus Non. pag. 201, 5 ed. Merc.). Unſre Großväter und Urgroßväter waren recht brave Leute, obgleich ihre Worte einen derben Knoblauchs- und Zwiebelgeſtank hatten [allium et cepe olerel. Horat., Epod. 3. Du haft mich, mein verehrter Gönner Mäcenas, mit einem Futter bewirthet, das giftiger iſt als Schier— ling [eicuta] und tödtlicher als Vipernblut; du haft mir Knob— lauch [allium] zu eſſen gegeben, dieſes Teufels zeug, das die harten Eingeweide der Schnitter vielleicht verdauen können, das aber in mei— nem Leibe wie ein wüthendes Ungeheuer tobt, dieſes Teufelsgift, womit Medea dereinſt den Jaſon ſo gräßlich beſchmiert hat, daß ſelbſt die feuerſpeienden Stiere ſich nicht an ihn wagten. — Wart, verehrter Gönner, wenn du dir wieder ſo ein Knoblauchsſpäßchen mit mir erlauben willſt, ſo werde ich dir meinerſeits alles mögliche Unheil an den Hals wünſchen 51). Colum. de r. r. 6, 10, 6. Hat das Rindvieh den Huſten, ſo gibt man ihm Oel ein, das mit Porréſaft [porri succus] ge— miſcht iſt, oder zerriebnen und mit Gerſtenmehl gemiſchten Porré, oder mit Weizen zuſammengeſtampfte Porréwurzeln 612). Diosc. de m. m. 2, 178. Der Porré [nodoov i, auch zeparwror] bläht, macht ſchlechte Säfte, ſtört den Schlaf, führt etwas ab, macht mager, ſchwächt die Augen, löſt den zähen Schleim der Lunge und befördert deſſen Ausſonderung. Als Speiſe bekommt er beſſer, wenn man ihn kocht, das Waſſer zweimal abgießt und ihn dann in kaltes legt. Der Dampf der in Seewaſſer oder Eſſig ge— kochten Dolde [x0un] wird ebenfalls benutzt. Die Winterzwiebel [r0600v zagror] 613) ift ſchärfer, hat 11) Einer kräftigen Verdauung bekommt der Knoblauch gut; iſt die Verdauung aber ſchwach, ſo gibt der im Knoblauch enthaltene Schwefel Veran— laſſung zur Entwickelung eines giftigen Gaſes, welches man Schwefel-Waſſer— ſtoffgas nennt. Daſſelbe entwickelt ſich bei ſchwacher Verdauung auch aus allen andren ſchwefelhaltigen Nahrungsmitteln oder Arzneien, als da z. B. ſind: die übrigen Arten der linnsiſchen Gattung Allium, die Hülſenfrüchte, Rettig. Senf, Eier, Bitterwaſſer, Glauberſalz, Schwefelleber; in den ſogenannten Schwefel— waſſern iſt das Gas fchon fertig vorhanden und gibt ihnen den bekannten un— angenehmen Geruch. 612) Was Columella 11, 3 ſagt, iſt ſchon bei den allgemeinen Bemer— kungen über Gärten abgehandelt. — 613) Hat den Namen xagzov von xelgeır, abſchueiden, weil man die Blätter oft zum Gebrauch abſchneidet. 298 Botanik der alten Griechen und Römer. auch etwas Zuſammenziehendes, wird mit Eſſig und Weihrauch Mıßarwrös 7 ucvvn, Manna iſt der zerbröckelte Weihrauch! gegen Blutflüſſe, vorzüglich wenn ſie aus der Naſe kommen, gebraucht, dient für ſich oder mit Honig zum Reinigen der Lunge und Luft— röhre, ſchadet aber, wenn ſie öfters gegeſſen wird, den Augen und dem Magen. Gegen den Biß giftiger Thiere trinkt man den mit Honig gemiſchten Saft. Man legt auch die Pflanze äußerlich als Heilmittel auf. Gegen Blutſpucken bereitet man einen Trank aus den Samen der Winterzwiebel und Myrtenbeeren. Diosc. de m. m. 2, 179. Der Wein lauch [aurelöngo- oo 61%) ift dem Magen noch mehr zuwider als der Po rré [rodoor)], wärmt aber mehr, und dient auch gegen den Biß giftiger Thiere. Diosc. de m. m. 2, 180. Die lange Küchenzwiebel [xodumvor] iſt ſchärfer als die runde, die gelbe ſchärfer als die weiße, die trockne als die friſche, die rohe als die gekochte oder eingeſalzene. Sie haben jedoch ſämmtlich einen beißenden Geſchmack, blähen, erre— gen Appetit, machen mager, erregen Durſt, reinigen die Eingeweide und ſind ihnen geſund. Der mit Honig vermiſchte Saft wird gegen Augenübel angewandt. Man gießt auch den Saft in die Naſe, um den Kopf zu reinigen. Auf Biſſe von Hunden legt man eine Mi- ſchung von Zwiebel, Salz, Raute [zijyavov]) und Honig. Auf wunde, durch Druck der Schuhe verurſachte Stellen der Füße legt man eine Miſchung von Zwiebel und Hühnerfett. Man braucht auch die Zwiebel gegen Ohrenleiden, beſtreicht Stellen des Kopfes, wo die Haare ausgegangen, mit ihrem Safte; gekocht und mit Roſinen [lorogpis]) und Feigen [oöxov] aufgelegt, zeitigt und öffnet fie Geſchwüre. ’ Diosc. de m. m. 2, 181. Der Knoblauch [0x60000»] ift eine zahme Gartenpflanze. Die Zwiebel ift aus Zwiebelchen e zuſammengeſetzt. Es gibt auch eine wilde Sorte, die man Schlan— genlauch [öpıooxöoodor] 615) nennt. — Der Knoblauch hat einen beißenden, ſcharfen Geſchmack, wärmt, ſtört die Verdauung, erregt 614) Kann das in Griechenland und Italien wild wachſende Al- lium Ampeloprasum, Linné, ſein. Unterſcheidet ſich als Art kaum von Allium Porrum, Linné. 615) Möchte wohl die Abart des Knoblauchs fein, welche man Rock a m— bolle (Allium Ophioscorodon, Reichenbach) nennt. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lilien⸗Pfl. (Gattung Allium). 299 Durſt und verurſacht Geſchwüre. Er tödtet die Eingeweidewürmer, iſt das beſte Mittel für Leute, die von Vipern gebiſſen ſind, jedoch muß immer fleißig Wein dazu getrunken werden. Man legt ihn auch mit großem Nutzen auf die von tollen Hunden verurſachten Bißwun— den. Er iſt ferner Denen nützlich, welche ungewohntes Waſſer trinken müſſen, reinigt auch Lunge und Luftröhre. Trinkt man eine Abko— chung von Knoblauch und Doſten [öolyavor] 616), fo ſterben die Läuſe und deren Eier. Verbrannt und dann mit Honig gemiſcht, wird er auf Stellen geſtrichen, wo die Haare ausgegangen ſind, auch gegen andre Hautübel benutzt. Auf den giftigen Biß der Spitzmäuſe wird er als Pflaſter mit Feigenblättern und Kreuzkümmel [zuvor] gelegt. Diosc. de m. m. 2, 182. Das Skorodopraſum [oxo- eodonoaoor] 1?) hat die Größe des Porré's und vereint in ſich die Eigenſchaften des Knoblauchs und Porré's. Wie Porré gekocht, wird es eßbar. Diosc. de m. m. 3, 47. Das Moly fu] hat gras- artige Blätter [Pia ayoworsı duora], die an der Erde liegen; die Blüthen find denen der Levkoien [Asvxoior] ähnlich, milchweiß, aber kleiner; der Stamm iſt dünn und endet nach oben wie der des Knoblauchs. Die Wurzel iſt klein, zwiebelartig [PoAßosıdrjg], und dient als Arznei. Plin. 25, 4, 8. Das berühmte Moly [moly] des Homer ſoll noch jetzt am Pheneus und zu Cyllene in Arkadien wachſen. Die griechiſchen Schriftſteller haben die Blüthe der Pflanze gelb gemalt, Homer beſchreibt fie aber als weiß. — Ich kenne einen Arzt, wel— cher ein tüchtiger Botaniker iſt, und behauptet, das Moly komme auch in Italien vor; er wollte mir auch eine vor wenig Tagen in Kam— panien aus ſchwierigem Felsboden gegrabne Wurzel, welche 30 Fuß lang und nicht einmal vollſtändig, ſondern abgeriſſen wäre, ſchicken 618), Martial. 13, 15. Haft du ſtinkigen Porré [porrum] gegeſ— ſen, ſo ſchließe wenigſtens den Mund, wenn du Jemanden küſſen willſt. Palla d. de r. r. 3, 24. Die Küchenzwiebeln [cepa] verlangen einen fetten, tüchtig durchgearbeiteten, bewäſſerten, mit Miſt 616) Gattung Origanum, Linné. 617) Vielleicht Allium Scorodoprasum, Linné. — 618) ? — Plinius ſagt nicht, daß er dieſe fabelhaft lange Wurzel wirklich geſehn. 300 Botanik der alten Griechen und Römer. gedüngten Boden, der in Beete getheilt und gänzlich von Unkraut [herbä] und Wurzeln gereinigt iſt. Man ſäet die Samen im Fe— bruar an einem milden, heiteren Tage. Geſchieht Dies bei abneh— mendem Monde, ſo werden die Zwiebeln dünn, aber ſchärfer; ge— ſchieht es bei wachſendem, ſo werden ſie ſtark und ſchmecken wäßrig. Man jätet [runcare] und behackt [sarculare] fie öfters. Sollen die Zwiebeln [caput] groß werden, ſo nimmt man ihnen alle Blätter. Diejenigen dagegen, welche Samen tragen ſollen, werden an Stäbe gebunden, ſobald ſie einen Stamm zu treiben beginnen. Sind die Samen ſchwarz, ſo beweiſt dieſe Farbe, daß ſie reif ſind. Man reißt die ſamentragenden Pflanzen aus, wenn ſie erſt halbwelk ſind, und trocknet ſie vollends im Schatten. Palla d. de r. r. 12, 6. Im November wird Knoblauch lallium] und Ulpikum [ulpieum] 61%), am liebſten in weißen, tüch— tig durchgearbeiteten, aber nicht friſch gedüngten Boden, geſät. Man zieht Furchen auf den Beeten hin, und ſteckt die Samen [semen] 620) auf die zwiſchen den Furchen liegenden Höhen je 4 Fingerbreit von einander, und nicht tief. Behackt man ſie fleißig, ſo wachſen ſie beſſer. Will man, daß die Zwiebel recht groß wird [capitatum facere], ſo tritt man den Stamm nieder, und zwingt ſo den Saft, zu den Zwiebelchen [digitus] zurückzukehren. Der Knoblauch ſoll von dem häßlichen Geſtanke frei bleiben, wenn man ihn ſäet [serere] 62), während der Mond unter der Erde verborgen iſt, und ihn auch aus— reißt, während der Mond unter der Erde ſteht. Um Knoblauch lange aufzubewahren, legt man ihn in Spreu, oder hängt ihn in den Rauch. Geopon. 12, 29. Sotion gibt den Rath, die Erde, ſobald der Porré [roaoor] geſäet ift, feſtzutreten, nicht zu begießen, 3 Tage trocken zu laſſen, und erſt dann zu begießen; auf dieſe Weiſe gediehen die Pflanzen ganz vortrefflich. Die Zwiebel wird übrigens am ſtärkſten werden, wenn der Boden mit Sand gemiſcht iſt. — Eben ſo kann man es erzwingen, daß ſie groß wird, wenn man, ſo wie ſie verſetzt wird, eine Scherbe oder flachen Stein unterlegt und nicht gießt. — Denſelben Zweck erreicht man, wenn man beim Ver— ſetzen in die Mitte der Zwiebel e mit einer Spitze, die aber nicht von Eiſen ſein darf, einen Stich macht und in dieſen einen 610) Unbeſtimmte Lauchart. — 620) Kann auch Zwiebelchen, welche geſteckt werden, bedeuten. — 521) Kann auch heißen „hſteckt“. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lilien⸗Pfl. (Gattung Allium). 301 Porréſamen ſteckt. Dieſer vereint ſich mit der Zwiebel und bewirkt, daß fie viel dicker wird. — Manche ſtecken auch in die Porrézwiebel einen Samen von Rüben [yoyyvAis|, und auch dieſer wächſt mit ihr zuſammen und vergrößert ſie. — Noch viel größere Zwiebeln bekommt man jedoch, wenn man ſo viele Samen, als man mit 3 Fingern faſſen kann, in ein morſches Stückchen Leinwand bindet, dann mit Miſt umgibt und ſogleich begießt. Auf dieſe Weiſe vereint ſich die ganze Samenmaſſe zu Einer großen Zwiebel. — Eben ſo kann man mit Sellerie [o&dwor] verfahren. — Verzehrt Jemand, bevor er Porré kaut, Kreuzkümmel [, jo ſtinkt dann fein Mund nicht nach Porré. — Den Biß der Schlangen [&ozerov] und Solpu— gen [parayyıov] 622) heilt aufgelegter Porré ſchneller als irgend ein andres Mittel. Mit Honig gekochter Porré und mit ſüßem Wein gemiſchter Porréſamen dient als Arznei. Oft als Speiſe genoſſen, ſtumpft er den Geſichtsſinn ab, und ſchadet dem Magen. Gegen den Biß giftiger Thiere wird eine Miſchung von Porré und Honigwaſſer getrunken. Geopon. 12, 30. Der Knoblauch [ox00dov] gedeiht am beſten in weißer Erde. Als Speiſe genoſſen, tödtet er die Einge— weidewürmer, auch hilft er, innerlich und äußerlich gebraucht, gegen den Biß der Vipern und toller Hunde. Wer Knoblauch gegeſſen hat, iſt vor Schlangen und andren giftigen Thieren ſicher. Der Garten— Knoblauch iſt verſchieden von dem wilden, den man auch Schlan— genlauch [öpısoxoodor] 623) nennt. Der letztere iſt als Arznei kräf— tiger. — Der Geſchmack des Knoblauchs wird milder, wenn man in die Grube, worein man ihn pflanzt, auch Oliventreſtern [ore pvro, ov E&oivov)] legt. Geruchlos wird die Pflanze, wenn fie geſäet und geerntet wird, während der Mond unter der Erde iſt. Auch behaupten Einige, der Knoblauchsgeſtank vergehe im Munde, wenn man hinterdrein eine rohe Bufbohne []; kaut. Geopon. 12, 31. Wenn man Küchenzwiebeln [xodu- vor] verpflanzt und ihnen dabei die Wurzeln [ovoo] und Spitzen [&x00v] wegſchneidet, werden fie größer. Zwanzig Tage vor der Verpflanzung gräbt man die Erde um und trocknet ſie, ſo daß alle Feuchtigkeit verſchwindet; auch dieſe Behandlung trägt zu ihrer Ver⸗ 622) Skorpionsſpinnen. Siehe meine Zoologie der alten Griechen und Römer. — 23) Siehe Anmerkung 615. * 302 Botanik der alten Griechen und Römer. größerung bei; eben ſo wenn man beim Verpflanzen die Zwiebeln [xzeparn] ringsum von den Häuten befreit. Die beſten werden in rother Erde gezogen, wie der Knoblauch in weißer. — Um Küchen— zwiebeln ſo aufzubewahren, daß ſie nicht faulen, wirft man ſie in heißes Waſſer, trocknet ſie darauf an der Sonne, und legt ſie dann ſo in Gerſtenſpreu, daß ſie einander nicht berühren. Eine Miſchung von geriebenen Küchenzwiebeln und Honig legt man auf alle Arten von Wunden, u. ſ. w. 9) Affodill. Der Aeſtige Affodill, Asphodelus ramosus, Einné, iſt noch jetzt in Griechenland überall verbreitet, und wird daſelbſt opsodoviuxa, Onodgdoxko und Orovgdazvia genannt; in Italien wächſt er hier und da und heißt asfodillo. — Die Wurzelknollen ſchmecken ſcharf und ſind in früherer Zeit als Arznei gebraucht wor— den; fie können, auch, wenn fie erſt gedörrt, dann zubereitet werden, als Nahrungsmittel dienen; ihr Gehalt an Stärkemehl iſt bedeutend groß. — In Griechenland wird der Affodill, wie Fraas ſagt, auf Gräber gepflanzt, aber nicht mehr gegeſſen. Bei Homer, Odyss. 11, 539 u. 24, 13, wandeln die Seelen der Verſtorbenen in der Unterwelt auf Affodill-Wieſen [aopo- eg At], auf denen auch große Jagden abgehalten werden, Odyss. 11, 573. — Bei Heſiodus, Opera et dies, v. 41, wer⸗ den Malve [undayn]) und Affodill als reichliche Nahrung ge— bende, aber wenig benutzte Pflanzen genannt. — Porphyrius erzählt in feinem „Leben des Pythagoras“ [IlvIayogov Bios], daß dieſer Philoſoph gern Affodill gegeſſen. — Auch ſagt Porphyrius beim Euſtathius zu Homer's Odyſſee 11, 573, daß die alten Griechen den Affodill heilig gehalten und auf Gräber gepflanzt. Diosc. de m. m. 2, 199. Der Affodill [aopoderog] ift allgemein bekannt. Seine Blätter find denen des Porré [roaoov] ähnlich; der Stamm iſt glatt; deſſen Spitze trägt die Blüthe 62%), welche man Antherikon [arIeoıx0v] nennt. Die Wurzeln find ziemlich lang, walzig, Eicheln ähnlich, ſchmecken ſcharf, erwärmen. Sie werden vielfach als Arznei gebraucht. Plin. 21, 17, 68. Der Affodill ſasphodelus] hat ein 624) Die Blüthen bilden mehrere dichte Trauben. XXXVIL Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lilien⸗Pfl. (Affodil, Spargel). 303 ſchmales Blatt; man ißt den Samen und die Wurzel, nachdem man ſie geröſtet, was bei der letzteren in Aſche geſchieht, worauf man Salz und Oel hinzufügt, und ſie auch noch mit Feigen zuſammen— ſtampft, ein Gericht, welches Heſiodus für vorzüglich wohlſchmeckend hält. — Der Affodill ſoll auch ein vorzügliches Mittel gegen Ver— giftungsverſuche ſein, wenn man ihn vor dem Thore der Villa pflanzt. — Auch Homer nennt den Affodill. — Seine Wurzel gleicht einer mittelmäßigen Kohlrübe [napus], und keine Pflanze hat mehr Knollen [bulbus], denn es ſind deren oft 80 zu gleicher Zeit vor— handen. — Theophraſtus und faſt alle griechiſchen Schriftſteller, na— mentlich Pythagoras, geben die Länge des Affodillſtamms auf 1 bis 2 Ellen an, finden die Blätter denen des wilden Porré [porrum] ähnlich, nennen den Stamm anthericum, die Wurzelknollen [bulbus! asphodelus. Die römiſchen Schriftſteller nennen den Stamm al- bucus, den Aſphodelus aber Königslanze [hastula regial. Plin. 22, 22, 32. Heſiodus ſagt vom Affodill, einer der berühmteſten Pflanzen, welche deswegen auch heroum heißt, ſie wachſe auch an Flüſſen. Es iſt eine ausgemachte Sache, daß mit Gerſten— grütze gekochte Affodillknollen abgezehrten und ſchwindſüchtigen Leuten ſehr gut bekommen, und daß ſie, mit Mehl geknetet, ein ſehr geſundes Brod geben. Nikander braucht Stamm, Samen und Knollen gegen Schlangen und Skorpione, legt ſie auch als Schutzmittel gegen die genannten Giftthiere unter das Kopfkiſſen. In Kampanien gehn die Schnecken dem Stamme dieſer Pflanze ſehr nach und ſaugen ihn aus. Man heilt übrigens mit Affodill eine Menge Krankheiten, verjagt und tödtet auch Mäuſe damit, indem man deren Löcher verſtopft. 10) Spargel, Asparagus, Linné. — Unſer gewöhnlicher Gartenſpargel, Asparagus officinalis, Linné, welcher in Deutſchland an man- chen ſandigen Stellen in Menge wild wächſt, iſt, wie Fraas ſagt, jetzt in Griechenland weder wild noch in Gärten zu finden. Der Spitzblättrige Spargel, Asparagus acutifolius, Linné, kommt dort dagegen häufig zwiſchen Gebüſch und Geſtrüpp vor, und heißt dνννννt. — In Italien wächſt der Asparagus offici- nalis wild, wird auch häufig als Eßwaare gezogen und asparago oder sparaggio genannt. Auch der Asparagus acutifolius wächſt in Italien häufig wild, und ſeine jungen Stämme werden wie die 304 Botanik der alten Griechen und Römer. des Asparagus officinalis gegeſſen; er wird sparaghella und asparago selvatico genannt. | Cato de r. r. 161. Das Land, wo man Spargel [aspa- ragus] ſäen will, muß tüchtig gegraben werden, feucht und fett fein. Iſt es zurecht gemacht, ſo theilt man es in Beete, die ſo beſchaffen ſind, daß man links und rechts jäten kann, ohne darauf zu treten. Ehe man ſäet, zieht man Linien, macht mit einem Pflocke Löcher, die nach jeder Seite einen halben Fuß von den andren entfernt ſind, legt in jedes 2 bis 3 Samen, deckt ſie vermittelſt deſſelben Pflockes mit Erde, und belegt dann die Beete mit Miſt. Wenn der Spar— gel nach der Frühlings-Nachtgleiche aufgegangen iſt, ſo reinigt man ihn oftmals von Unkraut ſherba], und ſieht ſich wohl vor, daß man ihn nicht ſammt dem Unkraut ausreißt. Im Winter muß er mit Stroh [substramentum] zugedeckt werden, damit er nicht erfriert. Mit Beginn des Frühlings wird die Decke weggenommen, gehackt und gejätet. Im dritten Jahre nach der Ausſaat brennt man im Frühjahr die Pflanzung ab, und hackt dann nicht eher, als bis die jungen Sproſſen aus der Erde kommen, damit man die Wurzeln nicht verletzt. Im dritten oder vierten Jahre reißt man die Sproſſen von der Wurzel; denn bricht man ſie durch, ſo entſtehen Stummel, und die Pflanzen ſterben 25). Man kann die Sproſſen fo lange aus— reißen, bis man ſieht, daß ſie in Samen gehn. Dieſer wird gegen den Herbſt reif. Hat man den Samen geerntet, ſo brennt man die Pflanzen ab, und hackt und düngt. wieder, wenn fie neu treiben. Nach 8 oder 9 Jahren, wenn die Spargelpflanzen alt ſind, verpflanzt man ſie, und gräbt und düngt vorher den Boden, in welchen ſie kommen, gut. Man ſetzt hier die Wurzeln ſo ein, daß ſie wenig— ſtens einen Fuß von einander entfernt ſind. Die beſte Düngung für Spargel iſt Schafmiſt; andrer Miſt erzeugt Unkraut. Diosc. de m. m. 2, 151. Der Felſen-Spargel [aond- oayog nergoiog), welchen man auch Mauſedorn [uvazvogIa] nennt, iſt aller Welt bekannt. Die jungen Sproſſen [xavAtov] werden leicht gekocht verſpeiſt und haben, wie auch die gekochten Wurzeln und Samen, arzueiliche Kräfte. Man ſagt, die Hunde ſtürben, wenn ſie Spargel fräßen. Manche behaupten auch, aus klein gehackten Widderhörnern, die man in die Erde gräbt, könnte Spargel wachſen; mir ſelbſt ſcheint 625) Jetzt ſticht man fie mit dem Meſſer ab. XXXVI Kl. Scheidenfeim- Pflanzen, Jam. Lilien⸗Pflanzen (Spargel). 305 Das unglaublich. — Der Garten-Spargel iſt ein äſtiger Strauch mit vielen Zweigen und Blättern, welche denen des Fenchels [udou- 9 ähnlich find. Die Wurzel iſt walzig, groß, knollig. Die jungen Sproſſen ſind eßbar und wie die Abkochung der Wurzel arz— neilich. Die Wurzel dient auch, wenn man ſie umhängt, als Amulet. Plin. 20, 10, 42. Der Genuß des Spargels [asparagus] ſoll dem Magen wohl thun; auch genießt man ihn bei Bauchweh mit einem Zuſatz von Kreuzkümmel [cuminum], oder kocht ihn mit Wein. — Den wild wachſenden Spargel nennen Manche corruda, Andre libycum, die Attiker orminon. Er iſt als Arznei wirkſamer als der zahme, und um ſo mehr, je hellfarbiger er iſt. Suetonius de Octaviano 87. Wollte Kaiſer Auguſtus Wagen, es müßte etwas ſchnell fertig werden, ſo pflegte er den Aus— druck zu brauchen: „ſchneller, als Spargel kochgar wird“. | Athen., Deipn. 2, 62. Man unterſcheidet den Sumpf- Spargel vom Berg-Spargel [aondonyos zog zul 00810g]; der ſchönſte wird nicht geſät und dient gegen alle möglichen inner— lichen Krankheiten. Der im Garten gezogene erreicht eine erſtaunliche Größe. In der libyſchen Gegend Gätulien ſoll er ſo dick werden wie cypriſches Rohr [uluuos] und 12 Fuß hoch, im Gebirge und am Meeresſtrand aber jo dick wie die Ferula [vraoInE] 62”) und gegen 20 Ellen hoch. — Kratinus und Theopompus ſchreiben den Namen der Pflanze Aſpharagos [οοανοονο. Palla d. de r. r. 4, 9, 10. Um Spargel zu bekommen, ſäet man die Samen in feuchten, fetten, gut bearbeiteten Boden um den erſten April; für die Küche kann aber von einer ſolchen Pflan— zung erſt nach 3 Jahren auf Ertrag gerechnet werden. Leichter kommt man auf folgende Weiſe zum Ziele: Man macht nach der Mitte des Februar in einem fetten, gedüngten Boden Gruben, ſteckt in jede ſo viel Spargelſamen, als man mit drei Fingern faſſen kann, und deckt ſie leicht zu. Sie vereinigen ſich im Wachſen zu einer Wurzelmaſſe, welche man Spargelſchwamm [spongia] nennt. Auch mit dieſen muß man Geduld haben, denn ſie bleiben 2 Jahre lang auf dem Samenbeet, woſelbſt man ſie fleißig düngen und jäten muß. Sodann verſetzt man fie nach der Herbſt-Nachtgleiche, und nun erſt geben fie im Frühjahr Ertrag. Uebrigens thut man beſſer, den Spargelſchwamm 627) Ferula communis, Linné. 20 306 Botanik der alten Griechen und Römer. zu kaufen, als ihn mühſam ſelbſt zu ziehn. Die erſten eßbaren jun⸗ gen Sproſſen, welche man erntet, müſſen abgebrochen werden, damit der noch ſchwache Spargelſchwamm nicht mit ausgeriſſen wird; in den ſpäteren Jahren reißt man die Sproſſen aus, wodurch der Platz auf dem Schwamme für neue Stämme frei wird, was nicht der Fall ſein würde, wenn man die Ueberbleibſel der alten ſtehn ließe. Zur Speiſe nimmt man, was im Frühjahr wächſt; zu Samen läßt man die Stämme, welche im Herbſte aus der Erde kommen, ſtehn, brennt ſie, nachdem der Samen abgeerntet, nieder, und düngt noch mit Miſt und Aſche. Geopon. 12, 18. Will man recht viel Spargel haben, ſo ſchneidet man die Hörner von wilden Widdern in recht kleine Stücke, bringt dieſe in den Boden und bewäſſert fie. Andre behaup— ten, man müſſe die ganzen Widderhörner in die Erde ſtecken und nur vorher durchbohren. Will man das ganze Jahr hindurch Spargel ernten, ſo muß man, ſo oft man ihn abgeerntet hat, ſogleich die an der Oberfläche verbreiteten Wurzeln behacken, worauf gleich wieder neue Sproſſen treiben. Uebrigens hat man den Spargel vor Näſſe zu ſchützen, da er ſich in trocknem Boden beſſer befindet. Nur im Herbſt thut das Begießen oder Bewäſſern ihm wohl, und er treibt danach zartere und kräftigere Sproſſen. | 11) Drachenbaum, Dracäna Draco, Linné. Wächſt auf den Kanariſchen Inſeln und in Oſtindien, liefert eine braunrothe Farbe, die wir Drachenblut nennen. Man kann annehmen, daß Arrian in ſeinem Periplus maris erythräi, pag. 18 Geographiä veteris, ed. Oxon., dieſes Drachenblut unter dem Namen zwraßagı TO Asyousvov Wvdızöv ver- ſteht; er ſagt, „dieſer indiſche Zinnober werde auf der Inſel des Dioskorides von Bäumen, aus denen er tröpfele, geſammelt“. Dieſe Inſel heißt jetzt Sokotora, und liegt nordöſtlich von der Weſt— ſpitze Afrika's. 12) Vielbküthige Maiblume, Convallaria multiflora, Linné. Kommt jetzt in Griechenland, wie auch Convallaria majalis, Linné, wenig oder gar nicht vor; in Nord-Italien wächſt Convallaria majalis, verticillata, Polygonatum, multiflora, bifolia. Die Convallaria multiflora heißt daſelbſt Sigillo di Salomone und Sigillo di S. Maria; dieſelben italiäniſchen Namen führt Convallaria Polygonatum. „ XXVXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pfl. Fam. Lilien⸗Pfl. (Maiblume, Smilax). 307 Diosc. de m. m. 4, 6. Die Vielblüthige Maiblume [morvyövarov]| wächſt auf Bergen und wird höher als eine Elle. Die Blätter ſind denen des Lorbeers ähnlich, aber breiter und glatter. Der Geſchmack erinnert an Quitten [ujlov zuvdawıor]) und Gra⸗ natäpfel [oo]. Aus allen Blattachſeln [yvoıs Tov οννννπ kommen weiße Blüthen, und die Zahl der Blüthen übertrifft die der Blätter. Die Wurzel iſt weiß, weich, lang, vielgliedrig, haarig, fin- gersdick, und hat einen ſtarken, unangenehmen Geruch. Man legt ſie auf Wunden und braucht ſie gegen Sommerſproſſen. 13) Quirlige Maiblume, Convallaria verticillata, Linné. Diosc. de m. m. 4, 85. Die Quirlige Maiblume [Eprusoov], welche auch Wilde Iris [foıs d heißt, hat Stamm und Blätter wie eine Lilie e, aber ſchmaler; die Blüthen ſind weiß und klein; die Frucht iſt weich; die Wurzel iſt einfach, fingersdick, lang, wohlriechend, hat zuſammenziehende Kräfte. Die Pflanze wächſt in Wäldern und an ſchattigen Stellen. Sie dient als Arznei. 14) Der Rauhe Smilax, Smilax aspera, Linné. Heißt bei den Neugriechen owitag, 0rvMBOTOS, 00x0vF6ßaros, S, bei den jetzigen Italiä— nern smilace, smilace aspra, rogo cervione. — Wächſt in Griechenland und Italien wild, wird als Arznei gebraucht. Theophr., H. pl. 3, 18, 11. Der Smilax (%⁹¹ν wächſt wie der Epheu an andren Stämmen empor [iradddxuviov ori]; fein eigner Stamm iſt aber dornig [axerdWdng] und die Dornen ſtehen gerade [oosdzardös erl. Das Blatt iſt klein, epheuartig [pVAAov zırrwdes], ohne Ecken, hat Oehrchen am Blatt- ftiel [zara nv wioyov nodogvow i]. Es iſt eigenthümlich, daß mitten durch das Blatt ein dünner Nerv geht, und daß die Adern nicht von dieſem, ſondern von den Oehrchen am Blattſtiel ausgehn. An den Gelenken des Stammes und an der Baſis der Blätter ent— ſteht ein dünnes, gewundenes Kätzchen [ov zog]. Die Blüthe iſt weiß, wohlriechend, lilienartig. Die Frucht iſt faſt wie beim Strychnos or Use 628) und beim Melothron [usAw3oov] 629), am meiften — 628) Zrovyvos iſt hier der Schwarze Nachtſchatten, Solanum nigrum, Linné. — 2) Bryonia alba, Linné. 50 20˙* 308 Botanik der alten Griechen und Römer. aber gleicht fie der wilden Traube [orayvAn ayolo]. Die Frucht iſt roth, und hat gewöhnlich 2 Kerne [ug], jedoch wenn fie groß iſt, 3, wenn ſie klein iſt, nur Einen. Die Kerne ſind ſehr hart und auswendig ſchwarz. Diosc. de m. m. 4, 142. Der Rauhe Smilax [ouMa: rooxeio] wird als ein wichtiges Mittel gegen Gifte gebraucht. Plin. 16, 35, 63. Der Smilax [smilax] ſtammt urſprüng⸗ lich aus Cilicien, iſt in Griechenland häufig, hat kleine, nicht ausge⸗ ſchnittne, übrigens denen des Epheu's ähnliche Blätter; die Blüthen find weiß und riechen wie Lilien. Er iſt bei allen Opfern und Krän⸗ zen ein Unglückszeichen, weil er Trauer bedeuten ſoll, indem ein un- glückliches Mädchen Namens Smilax in dieſen Strauch verwandelt worden. Der großen Maſſe des Volks iſt dieſer Umſtand nicht be— kannt; es entheiligt daher ſeine Feſte oft dadurch, daß es ihn ſtatt des Epheu's verwendet, wiewohl doch eigentlich Jedermann wiſſen ſollte, daß die Dichter dem Vater Bacchus und dem Silenus Epheu— kränze zuschreiben. Aus dem Holze des Smilax macht man auch Schreibtäfelchen, und es hat die Eigenthümlichkeit, daß es, an's Ohr gehalten, einen leiſen Ton gibt. Plin. 21, 9, 28. Werden Blätter zu Kränzen verwen⸗ det, jo find es vorzugsweis die des Smilax und des Epheu’s. | 15) Mäuſedorn, Gattung Ruscus, Linné. — Von den drei europäiſchen Arten ift 4 Ruscus aculeatus, Linné, weit im ſüdlichen Europa ver- breitet, heißt bei den Neugriechen Auyounled, x0004.0x00T0ov, ouvordzavda, bei den jetzigen Jtaliänern pugnitopo, ruschio, spruneggio. — ) Ruscus Hypoglossum, Linné, wächſt in Italien und heißt daſelbſt bislingua, bonifacia, lauro ales- sandrino. — ) Ruscus Hypophyllum, Linné, kommt in Griechenland und Italien hier und da vor. Ruscus aculea- tus wird als Arznei gebraucht, auch werden die jungen, bitter ſchme— ckenden Sproſſen von manchen Leuten wie Spargel gegeſſen. Theophr., H. pl. 3, 17, 4. Der alexandriniſche Lorbeer [aleiordoeta daprn] e hat die Eigenthümlichkeit, daß 630) Iſt Ruscus Hypophyllum, Linné. Seine Blüthen ſitzen an der Unterſeite der Blätter. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lilien⸗Pflanzen (Mäuſedorn). 309 feine Frucht am Blatte ſitzt, wie bei der Centromyrrhine * Toouvooln] 631); bei beiden kommt fie nämlich aus der Mittelrippe des Blattes. Diosc. de m. m. 4, 130. Das Hypogloſſum (ons- yAwooov] 632) iſt ein kleiner Strauch, welcher Blätter hat wie die wilde Myrte [uvooivn d os). Sie haben aber Auswüchſe wie kleine Zungen und neben den Blättern kleine Anhängſel 5350. Ein Kranz von den Blättern gilt für ein Amulet gegen Kopfweh; auch haben Wurzel und Saft arzneiliche Kräfte. Dios c. de m. m. 4, 144. Die wilde Myrte 535) [uvo- olyn öyolo], welche auch Myrtakantha [uvoraxorte], Hieromyrton [ieoouvorov] und Oxymyrſine [öSvuvootn] heißt, hat Blätter, welche denen der wirklichen Myrte [uvoolvn] gleichen, aber breiter, lan— zettlich [Aoyyoadns] und ſpitzig find. Die Frucht iſt rund, ſitzt auf der Mitte des Blattes [zEradov]|,‘ wird bei der Reife [ro enutve- odd] roth, enthält einen Steinkern [dorwdes]. Die Zweige KAw- vor] find geſchmeidig [Avyosıdrs], kommen in Menge aus derſelben Wurzel, ſind ſchwer zu zerbrechen, ellenlang, ſtark beblättert. Die Wurzel iſt der des Himmels ſchwadens [&yomworıs] 636) ähnlich, ſchmeckt aber ſcharf und etwas bitter. Die wilde Myrte wächſt an rauhen und ſteilen Orten. Sie dient als Arznei, auch verſpeiſt man die jungen Sproſſen [xavAög veoFarng] als Gemüſe Auyarevouevog]; ſie ſchmecken etwas bitter. Diosc. de m. m. 4, 145. Der alexandriniſche Lor- beer [daprn arssovdgeia] 637), welchen man auch Idäa [due], Danas lo αν, Hypoglotton [ördyAwrrov], Zaleia [lisa] und Stephane [oreparn] nennt, hat Blätter wie Orymyrſine 639), fie find aber größer, weicher, hellfarbiger, die Frucht ſitzt auf der Mitte des DBlat- tes und hat die Größe einer Erbſe legende. Die Zweige [xAwv] liegen auf der Erde hin, find ſpannenlang oder länger; die 631) Iſt Ruscus aculeatus, Linné, welcher die Frucht auf der Oberſeite des Blattes trägt. — 532) Ruscus Hypoglossum, Linné. 633) Die wilde Myrte iſt wie die Centromyrrhine Ruscus aculeatus, L. 634) Die Blüthen ſtehn auf der Mitte der Blätter unter einem ſpitzen, ei⸗ lanzettlichen, aus dem Blatte kommenden Blättchen. Neben dem Blattftiel ſtehn trockne, lanzettliche Nebenblätter. — 35) Ruscus aculeatus, Linné. 636) Panicum Dactylon, Linné. — 37) Ruscus Hypophyllum, Linné. 638) Iſt Ruscus aculeatus, Linné. 310 Botanik der alten Griechen und Römer. Wurzel iſt der der wilden Myrte 639) ähnlich, jedoch größer, wohlriechend und weicher. Die Pflanze wächſt in Gebirgen. Die Wurzel dient als Arznei. Plin. 15, 30, 39. In der Kunſtgärtnerei [topiarium opus] kommt auch die Tara [taxa] 4) in Anwendung. Bei ihr wächſt aus der Mitte jedes Blattes ein kleineres, wie ein Anhängſel, hervor. — Der alexandriniſche Lorbeer“) heißt auch idäa, hypoglottion, dana&, carpophyllon und hypelate. Er dient der Kunſtgärtnerei und zum Kranzflechten [coronarium opus]. Er wächſt in größter Menge am Ida und bei Heraklea im Pontus, aber nur auf Gebirgen. 16) Gemeiner Tamus, Tamus communis, Linné; hebe der Neugriechen; tamaro, vite nera, smilace liscia der jetzigen Italiäner. — Wächſt in Griechenland und Nord-Italien häufig wild. Die jungen Sproſſen werden hier und da gegeſſen. Diosc. de m. m. 4, 180. Der Tamus [üureog ayeie) treibt lange Ranken Æνẽꝭ'] wie der Weinſtock; fie find holzig, rauh, haben eine riſſige Rinde. Die Blätter ſind wie beim Garten— Strychnos [orgögvog dog] 1), aber breiter und kleiner. Die Blüthen find wie mooshaarig 643). Die Früchte find rund, bilden kleine Trauben [Borevdıor] und find bei der Reife roth. Wurzel und Früchte dienen als Arznei, die jungen Sproſſen als Speiſe. 17) Nareiſſe, Gattung Narcissus, Linné. — Es kommen hier drei Arten in Betracht: 0) Die Weiße Nareiſſe, Narcissus poëticus, Linné. Sie wächſt in Griechenland nach Sibthorp's Angabe am Helikon; in der ſüdlichen Schweiz und Nord-Italien wächſt fie auf man— chen Wieſen, namentlich der Gebirge, in großer Menge wild. Sie wird von den Italiänern giracapo, narciso poëtico, tazzette selvatiche genannt. 639) Ruscus aculeatus, Linné. — 640) Ruscus Hypoglossum, Linné. 641) Ruscus Hypophyllum, Linné. 642) Der Garten-Strychnos iſt wohl der Schwarze Nachtſchatten, Solanum nigrum, Linné. Die Blätter des Tamus ſind herzförmig, ganzrandig; die des Schwarzen Nachtſchatten find eiförmig, gewöhnlich buchtig-gezähnt, kommen aber auch ganzrandig vor. — 943) ? f XXVXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lilien Pflanzen (Narciſſe). 311 6) Gemeine Nareiſſe, Narcissus Pseudo-Narcissus, L. — Wächſt in Mittel⸗Europa wild, in Nord-Italien nur an ſehr einzelnen Stellen, in Griechenland wohl gar nicht. Wird von den alten Griechen und Römern vielleicht nicht erwähnt. y) Die Ta zette, Narcissus Tazetta, Linné. — Wächſt in Griechenland, wie Fraas ſagt, ſehr häufig auf feuchtem, tief— gründigem Boden in Niederungen unter der Saat, und wird rovu- zoxıu genannt. In Nord-Italien wächſt fie nach Allioni's Angabe bei Nizza wild, auch wird ſie als auf der Inſel Oſero und St. Andrea bei Rovigno wild wachſend angegeben. 0) Die Späte Nareiſſe, Narcissus serotinus, Linné. — Iſt nach Fraas auf den mittleren Gebirgen Griechenlands nicht gerade ſelten, iſt auch in Nord⸗Afrika heimiſch, unterſcheidet ſich von den vorigen weſentlich dadurch, daß ſie regelmäßig im Herbſte blüht. Der Stamm trägt 1 bis 3 weiße Blumen. Theophr., H. pl. 6, 6, 9. Die Narciffe [v&oxıooog] wird von Vielen auch Leirion [Aelorov] genannt, hat ihr Blatt nur an der Erde, und es iſt wie beim Affodill geftaltet [Ropodaawdng], jedoch viel breiter wie bei der Lilie kowwria]. Der Stamm iſt blattlos, krautartig [rowdrg], und trägt die Blume an der Spitze. In einem häutigen Behältniß liegt die große, ſchwarze, längliche Frucht. Fällt dieſe ab, ſo wächſt aus ihr eine neue Pflanze. Man ſammelt ſie aber auch abſichtlich zum Pflanzen oder pflanzt die Wur— zel. Dieſe iſt fleiſchig, rund und groß. Die Blüthe erſcheint erſt ſpät, nach dem Aufgang des Arkturs und zur Zeit der Herbſt-Nacht—⸗ gleiche “). Virgil., Eclog. 4, 34 seqd. Seit Daphnis tobt iſt, haben 644) Es iſt wahrſcheinlich, daß hier der Narcissus serotinus, Linné, ge: meint iſt, welcher im Herbſte blüht und wegen ſeiner weißen Blüthe auch recht wohl Leirion, d. h. Lilie, heißen konnte. Seine Blätter ſind pfriemenförmig, ſomit denen einiger Affodillarten ähnlich. Was von ihrer Breite geſagt iſt, paßt ſchon deswegen nicht, weil fie vorher mit denen des Affodills verglichen find, Es ſcheint, als ſei die Stelle fehlerhaft, oder als habe Theophraſt nicht nach eigner Anſicht beſchrieben. — Buch 7, Kap. 13, ſagt Theophraſt richtig: „Die Narciſſe hat viele, ſchmale Blätter.“ Es wird dann, im Widerſpruch mit 6, 6, 9 hinzugeſetzt: „Bei der Nareiſſe erſcheint der Stamm gleich mit der Blüthe. Dieſe vergeht mit dem Stamm, ohne daß eine deutliche Frucht da iſt, und die Blätter erſcheinen erſt, wenn Stamm und Blüthe vertrocknet ſind.“ 312 Botanik der alten Griechen und Römer. Pales 645) und Apollo die Felder verlaſſen, und in den Furchen, denen ſonſt die großen Gerſtenkörner anvertraut wurden, wächſt jetzt das unglückſelige Tollkorn [lolium] 64%) und der unfruchtbare Windhafer |sterilis avena]; ſtatt des zarten Veilchens [viola] und der purpurfarbigen Narciſſe [purpureus narcissus] 7 ſteht dort die Diſtel [carduus] und der Paliurus [paliurus] 646 mit ſpitzigen Dornen. Virgil., Georg. 4, v. 118 seqq. Gern möchte ich die üppig prangenden Gärten beſingen, die zweimal im Jahre blühenden Ro— ſenbeete [rosarıum] zu Päſtum, die bewäſſerten Endivien [in- tubum], den am Ufer grünenden Sellerie [apium], die ſich im Graſe dahinſchlängelnde Gurke ſeucumis]! mit ihren ſchwellenden Früchten, die ſpät in reichlicher Fülle blühende Narciffe [sera comans nareissus] 4%, die gebogenen Akanthusblätter [acanthus] 650), den bleichen Epheu [hedera], die den Strand lie⸗ benden Myrten |myrtus]. Virgil., Georg. 4, v. 160. Die Bienen legen den Grund zu ihren Waben mit den Thränen [lacrima] der Nareiſſe [nar- eissus] und klebriger Ausſchwitzung der Rinde 651), Ovid., Metamorph. 3, v. 407 seqq. Ein ſchöner Knabe hatte ſich an einer ſilberklaren Quelle gelagert, ſah ſein Bild im Waſſerſpiegel, blieb, von deſſen Schönheit bezaubert, am Ufer, ver- ſchmachtete, und mitleidige Götter verwandelten ihn in eine Blume, die ſafrangelb und von weißen Blättern umgeben iſt 652%). Diosc. de m. m. 4, 158. Die Narciffe [r&exıcoog] 653) wird auch von Manchen wie die Lilie [xoiwov] Leirion [Aetoıov] ge⸗ nannt; ihre Blätter ſehen denen des Porré ſdοανονν‘ ähnlich, find aber weit kleiner und ſchmaler. Der Stamm [xovAog] iſt hohl, blatt⸗ los, über ſpannenhoch; er trägt eine weiße Blume, welche in der 645) Ländliche Göttin. — 646) Lolium temulentum, Linné. 67) Wahrſcheinlich iſt die Weiße Nareiſſe, Narcissus poëticus, Linné, gemeint, deren Beikrone mit Purpur geſäumt iſt. 648) Rhamnus Paliurus, Linné. — 64) Wohl Narcissus serotinus, L. 650) Acanthus mollis, Linné. 651) Hier iſt jedenfalls das Vorwachs gemeint, welches aus dem an Pap- pelknoſpen, Tannen u. ſ. w. befindlichen Harze bereitet wird, und zu welchem wohl die Nareiſſen nichts beitragen. — 652) Tazette. 653) Hier iſt offenbar Narcissus poëticus, Linné, gemeint. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lilien⸗Pflanzen (Narciſſe). 313 Mitte eine Art Becher [xoidov] hat, der ſafranfarbig, öfters auch purpurfarbig iſt. Die Wurzel iſt gerundet, zwiebelartig [BoAPo«udrg], inwendig weiß. Die Frucht [xuorzos] ſitzt wie in einer Haut o, iſt ſchwarz, geſtreckt. Die Nareiſſe wächſt am ſchönſten in Ge— birgen und iſt wohlriechend. Andre Arten ſehen porréartig aus 1 ol] und riechen grasartig Horαννονν nv Anopooov Eye. Die gekochte Wurzel bewirkt Erbrechen, wird aber mit Honig zuſammen— gerieben auf Brandwunden gelegt und ſonſt als Arznei gebraucht. Diosc. de m. m. 1, 63. Narciſſenöl [vaoxtooıwor EAoıov]| wird zu arzneilichem Gebrauche bereitet, verurſacht aber Kopf— weh. Man kocht Aſpalathus [aozaradFog] 5) in Olivenöl, fügt Kalmus [xarauos]) und ein Krümchen Myrrhe [owudora] und wohlriechenden Wein hinzu, kocht nochmals, ſeiht die Flüſſigkeit durch, legt dann ſo viel Narciſſenblumen als möglich hinein, rührt die Miſchung 2 Tage lang um, und preßt ſie dann aus. Plin. 21, 5, 12. Es gibt auch purpurfarbige Lilien [purpureum lilium], deren Stamm zuweilen doppelt, deren Wurzel eine einzige große Zwiebel [bulbus] iſt; man nennt fie Narciſſen [narcissus]. Die eine Art hat eine weiße Blüthe mit purpurfarbigem Becher [ealyx] 655). Sie unterſcheidet ſich dadurch von den eigentlichen Li- lien [lilium], daß fie nur an der Wurzel Blätter hat. Die beſten Narciſſen wachſen auf den Gebirgen Lyciens. Bei einer dritten Art iſt Alles eben fo, nur der Becher iſt krautartig 65%). Alle blühen ſpät, nämlich nach dem Aufgang des Arkturs und während der Herbſt— Nachtgleiche 657). 0 Geopon. 11, 24. Die Geſchichte des Noreiſſus iſt wirk⸗ lich wunderbar. Er war ein wunderſchöner Jüngling, lagerte ſich durſtend an eine Quelle, ſah im Waſſerſpiegel ſein Bild, verliebte ſich ſterblich in das Bild, war vor Seligkeit und Sehnſucht ganz außer ſich, wollte das Bild umarmen, ſtürzte dabei in's Waſſer, er— trank, und hatte nichts davon, als daß er in eine Blume feines Na— mens verwandelt wurde. Geopon. 11, 25. Die Narciffe [r&oxıooos] wird aus der Wurzel gezogen [avroogıLog pureverau). 654) Langdorniger Ginſter, Genista horrida, Decand. 655) Mit Becher iſt die Beikrone bezeichnet. Hier iſt wohl Nareissus poëéticus, L., gemeint. — 56) — 657) Verwechslung mit Narcissus se- rotinus. Ueberhaupt die Beſchreibung nicht nach eigner Beobachtung. 314 Botanik der alten Griechen und Römer. f. Familie Iris⸗Pflanzen, Irideen. fore Gattung Iris, Linné. — Im ſüdlichen Europa wachſen ziem⸗ lich viele Arten dieſer Gattung wild, und nicht ganz wenige werden in Gärten gezogen, deren Vaterland man nicht kennt. — Die kurzen Angaben der Alten laſſen ſelten auf eine beſtimmte Art ſchließen. Vorzugsweis möchten jedoch folgende in Betracht kommen: ) Deutſche Iris, Iris germanica, Linné, von welcher Iris pallida, Lam., und Iris florentina, Linné, wohl nicht als Arten unterſchieden ſind. Sie findet ſich in Griechenland häufig in der Nähe menſchlicher Wohnungen, vielleicht nur verwildert, und wird oog genannt. — In Nord-Italien wächſt fie häufig wild, und wird iride pavonazza und auch giaggiolo genannt. 5) Die Gemeine Iris, Iris Pseudacorus, Linné, wächſt in Griechenland, ohne häufig zu ſein, in allen Meeresniederun— gen, iſt in ganz Italien an Gewäſſern gemein, heißt daſelbſt iride gialla, acoro falso, acoro adulterino. y) Die Stinkende Iris, Iris fötidissima, Linné. Sib⸗ thorp hat dieſe Pflanze bei Byzanz auf feuchten Triften gefunden. In Nord- Italien wächſt fie hier und da wild, heißt spatula fetida, ricottaria. Die Blätter riechen ſchlecht, wenn ſie zerrieben werden. Theophr. de causis pl. 6, 13. Es gibt eine wohlriechende Iris [ieıs], welche in Illyrien beſſer iſt als in Macedonien; in Thracien und kälteren Ländern hat fie gar keinen Geruch 65%). Theophr., H. pl. 4, 5, 1. Im Norden wächſt, fo viel man weiß, gar keine merkwürdige Pflanze außer den gemeinen Bäu- men, welche die Kälte lieben und auch bei uns vorkommen, wie die Kiefer nebyl, Eiche [doög), Tanne [eddy], der Buchs baum [zv&og], die Kaſtanie [duosßaravog], Linde [pivoa] u. dgl. m.; es gibt dort auch einige niedrige Gewächſe, welche die Kälte lieben, wie das Tauſendgüldenkraut (e], die Wermuth lapivHıov]; auch einige Pflanzen, deren Wurzeln [Gg oder Säfte 65s) Die Blüthen der Iris sambueina, Linné, riechen gewöhnlich ange— nehm, zuweilen nicht; die Wurzeln der Iris florentina, Linné, riechen getrocknet wie Veilchen. Andre Irisarten haben keinen merklichen Geruch, jedoch Iris fötidissima, L., einen unangenehmen, wenn ihre Blätter zerrieben werden. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Iris⸗Pflanzen (Iris). 315 [örrög] Arzneikraft haben, wie der Helleborus [eo s), die Springgurke [durrjoor], die Purgirwinde [oxauum- via) 66%) u. ſ. w. Von wohlriechenden [edwdng) Gewächſen findet ſich im Norden nichts 56), außer der Iris (e] in Illyrien und am Adriatiſchen Meere; dieſe nützliche Pflanze hat aber ihren Wohl— geruch davon, daß fie an warmen, gegen Süd geneigten Stellen wächſt. Theophr., H. pl. 9, 7. Die Iris iſt nach ihrem ver: ſchiednen Standort an Güte verſchieden, wird gereinigt, getrocknet, und bedarf weiter keiner Zubereitung. Theophr., H. pl. 9, 8, 7. Die Apotheker [pagueronw- Me] und Wurzelgräber [o«Lorouog] geben die Vorſchrift, man ſolle beim Ausgraben der Riris 662) einen aus Mehl von Sommerweizen und Honig gebacknen Kuchen der Erde zur Belohnung geben; man ſolle ferner drei Kreiſe mit einem zweiſchneidigen Schwerte beſchrei— ben, das zuerſt abgeſchnittene Stück der Wurzel in die Höh' halten, und dann erſt das Uebrige ausgraben. Nicander, Theriac. v. 607. [Teıs.] Diosc. de m. m. 1, 1. Die Iris [los] hat Blätter wie Gladiolus [Euptov], jedoch find fie größer, breiter, glänzender. Die Blüthen [o] find geſtielt e Awviwv], gekrümmt, verſchie— den gefärbt, nämlich entweder weiß, oder blaßgelb, oder quittengelb, oder purpurfarb, oder blau, und wegen dieſer vielen Farben heißt eben die Pflanze Iris 663). Die Wurzeln find in Gelenke getheilt yovarwdng], feſt, wohlriechend. Man zerſchneidet fie, trocknet fie im Schatten, reiht die Stücke an Fäden, und hebt ſie ſo auf. Die beſte Iris kommt aus Illyrien und Macedonien, und von dieſer ſind diejenigen Wurzeln am beſten, welche dicht, zäh, blaßgelb, ſehr wohl— riechend und von brennendem Geſchmack ſind, auch müſſen ſie, während ſie geſtampft werden, Nieſen erregen. Die libyſche iſt kraftloſer, weiß, von bittrem Geſchmack. Alle werden, wenn ſie altern, von Wür— mern durchritten [7eondorilsoHa, riechen aber dann noch beſſer. Man gebraucht ſie gegen vielerlei Leiden. 659) Gattung Helleborus und Veratrum, Linné. 660) Die Springgurke iſt Momordica Elaterium, Linné; die Purgirwinde Convolvulus Scammonia, Linné. Beide wachſen nicht in nördlichen Ländern. 661) Den Norden kannten die Griechen nicht genau. 662) Iris fötidissima, Linné. 63) Iris iſt eigentlich der Regenbogen oder die auf ihm wandelnde Göttin. 7 316 N Botanik der alten Griechen und Römer. Dios c. de m. m. 1, 66. Um Jris öl ſord⁰ινẽ O tzu bereiten, ſchüttet man klein geſchnittne Blüthenſcheiden orgy von Palmen mit Olivenöl und Waſſer in ein ehernes Gefäß, kocht die Maſſe, ſeiht die Flüſſigkeit in einen mit Honig ausgeſtrichnen Topf, legt zerſchnittne Iriswurzeln hinein, läßt fie 2 Tage und 2 Nächte darin, und preßt ſie dann tüchtig aus. Dieſes Oel wird vielfach als Arznei verwendet. Dios c. de m. m. 4, 22. Die Xyris [Evois] 66%), welche man auch wilde Iris [dos ayola] und Kakos [xaxög] nennt, welche bei den Römern Gladiolus [yAudlorovs] und wilde Iris (7018 Ge- orie] heißt, hat Blätter wie die Iris, doch find fie breiter und ſpitzig. Zwiſchen den Blättern ſteht der ellenhohe Stamm, welcher ziemlich dick iſt, und dreikantige Samenkapſeln [Aoßog] trägt. Ueber dieſen ſitzt die purpurfarbne Blüthe, welche in der Mitte hellroth iſt. Der Samen ſitzt in kleinen Schläuchen, iſt bohnenähnlich, gerundet, röthlich, ſchmeckt ſcharf. Die Wurzel iſt vielgliedrig, groß, röthlich, dient als Arznei. Plin. 21, 6, 19. Iris ſiris] und Saliunka [saliunca] 665) riechen zwar vortrefflich, werden jedoch nicht zu Kränzen gebraucht. Uebrigens empfiehlt ſich die Iris nur durch ihre Wurzel und dient zu Salben und Arzneien. Die berühmteſte wächſt in Illyrien, nicht an der Küſte, ſondern in den Wäldern bei Drilo und Narona. An Güte ſteht ihr die macedoniſche nah, welche eine ſehr lange, weiß— liche, ſchmale Wurzel hat. Den dritten Rang hat die afrikaniſche, welche am größten iſt und am bitterſten ſchmeckt. Auch die piſidiſche iſt brauchbar. Leute, welche Iriswurzeln ſammeln, begießen fie drei Monate vorher mit Honigwaſſer, um durch dieſe Schmeichelei die Erde zu verſöhnen. Dann ziehn ſie um die Iris mit der Spitze eines Schwertes einen dreifachen Kreis, und haben ſie dieſelbe her- ausgenommen, ſo heben ſie ſie ſogleich gen Himmel. Sie iſt von Natur hitzig, und erregt angegriffen eine Art Brandblaſen. Früher⸗ hin wurde das beſte IJrisöl [irinum] in Leukas und Elis bereitet, woſelbſt man die Iris ſeit langer Zeit zu dieſem Zwecke zieht. Jetzt bekommt man auch vortreffliches aus Pamphylien, aus Cilicien und aus dem Norden. 664) Wahrſcheinlich Iris fötidissima, Linné. 665) Valeriana celtica, Linne. XXXVIL Kl. Scheidenfeim- Pflanzen. Fam. Iris⸗Pflanzen (Iris, Siegwurz). 317 Plin. 21, 20, 83. Man bindet den Kindern zum Schutz gegen Krankheit eine Iris wurzel um, vorzüglich wenn ſie Zähne bekom— men, oder am Huſten leiden; auch kaut man die Wurzel, um den Geruch des Athems zu beſſern, braucht ſie ferner gegen viele Uebel. Beim Sammeln wird die Vorſchrift beobachtet, daß man ſie mit der linken Hand ausreißt, und daß man dabei ſagt, welchen Menſchen und welche Krankheit man damit heilen will. Die Kräuterſammler verfahren übrigens beim Sammeln der Iris und einiger andrer Pflan— zen, z. B. des Wegerichs [plantago], ganz heimtückiſch. Sie be- halten nämlich einen Theil der Pflanze zurück, und graben ihn wie— der am Fundorte ein, wenn ſie ſchlecht bezahlt worden ſind, gewiß um ſo die Krankheit, welche durch die Pflanze geheilt iſt, wieder zum Ausbruch zu bringen. Geopon. 11, 21. Die illyriſche Iris % MAvow] wird vom Januar bis zum April im Garten gepflanzt, indem man Wurzelſproſſen von alten Stämmen trennt und einſetzt. 2) Siegwurz, Gladiolus communis, Linné; onasoyogrov der Neugriechen; gladiolo und pancaciulo der jetzigen Jtaliäner. — In Grie⸗ chenland kommt dieſe Pflanze (als deren Abarten man wohl den Gladiolus segetum, Gawl, Gladiolus triphyllus, Sibth., betrach- ten kann) allenthalben, jedoch, wie Fraas ſagt, nur in geringer Menge vor. — In Nord- Italien fteht fie häufig auf Saat⸗ feldern. Diosc. de m. m. 4, 20. Die Siegwurz [Ce] heißt „Kiphion, weil die Blätter wie kleine Schwerter ausſehn; fie find denen der Iris ähnlich, jedoch kleiner, ſchmaler, ſpitzig und nervig. Der Stamm iſt ellenhoch, trägt purpurrothe Blumen, welche in einer Reihe und von einander entfernt ſtehn. Der Same iſt rund. Es ſind 2 Wurzeln da, wovon die eine auf der andren ſitzt; ſie ſehn aus wie kleine Zwiebeln [60%]. Die Pflanze ſteht vorzugsweis auf Fel— dern. Die Wurzel dient zu Arznei. Plin. 21, 17, 68. Der Gladiolus hat feinen Namen da- von, weil fein Blatt wie ein kleines Schwert [gladiolus] ausſieht. Plin. 25, 11, 89. Das Xiphion und Phasganon [xiphion et phasganon] 6e) wächſt an feuchten Orten, gleicht, 666) Bedeutet Beides Schwert, und hier wohl Beides die Siegwurz. 318 Botanik der alten Griechen und Römer. wenn es aufgeht, einem Schwerte, treibt einen Stamm von 2 Ellen Höhe und hat eine gewimperte Wurzel von Geſtalt einer Haſelnuß. Man gräbt fie vor der Ernte aus und trocknet fie zum Arzneige— brauch im Schatten. 3) Safran, Crocus sativus, Linné; x06x05 der Neugriechen; zafferano der jetzigen Jtaliäner. — In Griechenland hächſt er jetzt, wie Fraas ſagt, nicht ſelten an Bergabhängen, auf felſigen Ebnen, in trocknem, kalkhaltigem Boden; — in Italien wird er auf Fel⸗ dern gebaut, wächſt auch hier und da wild oder vielmehr verwildert. Auch Safranarten, welche nur wild wachſen und nicht in An— wendung kommen, waren den Alten bekannt; namentlich iſt Crocus vernus, Linné, in Griechenland, wo er jetzt & ο #06x06 heißt, und in Nord-Italien, wo er castagnola und N gola genannt wird, gemein. Daß der Safran bei den Alten ſehr hoch in Ehren geſtanden, werden wir aus den ſogleich anzuführenden Zeugniſſen erſehn. In neuer Zeit iſt ſein Gebrauch durch andre Gewürze, Farben und Par— füms ſehr beſchränkt worden. Homer., II. 8, 1. Die Morgenröthe trägt ein fafran- farbiges Gewand [705 *οꝭueννð½e Homer., II. 14, v. 346. Als Zeus ſich auf dem Berge Ida lagerte, ließ die Erde unter ihm friſches Gras reodnANg h,], bethauten Klee [reg], Safran ſobrog] und Hyacinthen [cli gog] dicht und weich emporwachſen. Theophr., H. pl. 6, 6, 10. Der Safran [xooxos] iſt grasartig [mowdng], ſeine Blätter find ſchmal. Er blüht nach dem Untergang der Plejaden 66%), aber nur wenige Tage. Seine Blüthe erſcheint mit dem Blatte zugleich. Die Wurzeln ſind zahlreich, flei— ſchig, dauerhaft. Er hat es gern, wenn man auf ihn tritt, und er wird ſogar ſchöner dadurch 668), gedeiht daher auch am ſchönſten an We- gen und auf viel betretnen Stellen. Man vermehrt ihn durch die Wurzel. Theophr., H. pl. 7, 7, 4. Der Safran blüht nicht lange, was ſowohl vom wohlriechenden 665) als vom geruchloſen gilt, wozu der weiße und der dornige gehört 670). vor) Anfang Novembers. — 968) Er wählt, wie Fraas beobachtete, in Griechenland gern an Wegen. — 669) Crocus sativus, L. — 70) Unter dem XXXVD. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Iris⸗Pflanzen (Safran). 319 Varro de r. r. 1, 35. Im Herbſte pflanzt man im Garten Lilien [lilium] und Safran [erocus]. Virgil., Georg. 4, 180 segg. Abends kehren die arbeit⸗ ſamen Bienen zum Stocke zurück; ihre Beine find belaſtet mit Thy⸗ mian [thymus], auch ſuchen fie Nahrung am Erdbeerbaum [arbutus], an den grauen Weiden [salix], Kaſia [casia] ©”), röthlichem Safran 72), fetten Linden [tilia], roſtbraunen Hy a— einthen [hyacinthus]. Seneca, Epist. 90. Heut zu Tage hat man fogar die Er— findung gemacht, in verborgnen Röhren Waſſer, das mit Safran gemiſcht iſt, bis zu einer ungeheuren Höhe empor zu pumpen, um die Leute im Theater zu beſpritzen und zu parfümiren; man hat die Kunſt erfunden, Teiche im Theater plötzlich mit Waſſer zu füllen oder trocken zu legen; die Kunſt erfunden, bei Schmauſereien dem Speiſe— ſaal bei jedem Gericht eine neue Decke zu geben. Colum. de r. r. 3, 8, 4. Myſien, Libyen, Apulien, Kam⸗ panien find durch ihr herrliches Getreide [seges] berühmt; der Tmolus und Korykus durch Safran [crocus] 678); Judäa und Arabien durch koſtbare Wohlgerüche [pretiosi odores]; übrigens werden jetzt ſogar in Rom Kaſſiabäume [casia] 7) und Weih- rauch [turea planta] gezogen, auch ſieht man ganze Gärten mit Myrrhen [myrrha] und Safran [erocus] beſtellt. Hierin liegt der Beweis, daß Italien das Land iſt, wo bei gehöriger Pflege die Gewächſe faſt aller Erdſtriche gedeihen können. Colum. de r. r. 9, 4, 4. In den Gärten ſuchen die Dies nen Nahrung an weißen Lilien [candidum lilium], auch pflanzt man für fie Zwiebelknollen [bulbus] von koryciſchem und ſiciliſchem Safran. Dios c. de m. m. 1, 25. Der beſte Safran [xo0xog] iſt der koryciſche aus Cilicien; der zweite an Güte iſt derjenige, welcher auf dem Olymp in Lycien wächſt; der dritte kommt aus Aegä in weißen Safran kann man ſich den Crocus vernus, Linné, denken, welcher öfters mit weißer Blüthe vorkommt. — Der dornige hat wohl ſeinen Namen nur von den dünnen, ſpitzigen Blättern. Fraas nimmt an, es ſei Crocus minimus, Decandolle, gemeint, welcher in Griechenland wild wächſt. 671) Vielleicht Daphne Guidium, Linné. 672) Crocus rubens von der Farbe der Narben. — 678) Tmolus ein Gebirge Lydiens; Korykus eine Hafenſtadt Ciliciens. — 674) Laurus Cassia, L. 320 Botanik der alten Griechen und Römer. Aeolien; der aus Cyrenaika und aus Sicilien iſt ſchwächer, obgleich ſaftreich und leicht auszupreſſen; er täuſcht daher Viele. Zum Arz- neigebrauch hat derjenige den Vorzug, welcher friſch und gut gefärbt iſt, dabei eine Beimiſchung von Weiß hat, ziemlich lang, ganz und voll iſt, beim Reiben gut riecht, beim Befeuchten die Hand färbt, nicht verſchimmelt iſt, und etwas ſcharf ſchmeckt. Derjenige Safran, welcher die genannten Eigenſchaften nicht hat, iſt entweder unreif, oder zu alt, oder durch Feuchtigkeit verdorben. Man verfälſcht ihn auch mit Safranteig, oder mit eingedicktem Moſt und mit pulvriſirtem Zinnober oder Mennige. Die Verfälſchung verräth ſich dadurch, daß er, mit Waſſer begoſſen, einen Bodenſatz oder den Geruch von ein— gedicktem Moſt gibt, oder daß er beim Befeuchten keinen reinen Sa— frangeruch gibt. — Theſſalus behauptet, der Safran ſei das einzige wirklich gut riechende Ding; Andre ſagen, drei Drachmen mit Waſſer eingenommen ſeien tödtlich. So viel iſt übrigens gewiß, daß er in— nerlich genommen arzneiliche Kraft hat, und äußerlich in manchen Fällen heilſam wirkt. Diosc. de m. m. 1, 26. Der Safranteig [xo0xdueyue] wird aus Safranſalbe [xooxırov uvoov] gemacht, indem man die gewürzhaften Theile auspreßt und in Formen bringt. Er hat einen angenehmen Geruch, gibt, mit Waſſer gehörig gerieben, Safranfarbe, und färbt die Zunge ſtark und für viele Stunden. Er hat ungefähr dieſelben arzneilichen Eigenſchaften wie der bloße Safran. Plin. 21, 6, 17. Der wild wachſende Safran [crocum] iſt der beſte. In Italien bringt der Safranbau keinen Vortheil. Der angepflanzte Safran wird breiter, größer, glänzender, iſt aber weit ſchwächer und artet überall aus. Mucianus gibt an, man verpflanze in Lycien den Safran im ſiebenten oder achten Jahre auf einen be— arbeiteten Boden, und fo werde der Ausartung vorgebeugt. Zu Krän- zen braucht man den Safran nirgends, denn ſeine Blätter ſind faſt haardünn; dagegen iſt Safran ein herrlicher Zuſatz für Wein, ins— beſondre ſüßen; gerieben dient er, um die Theater mit Wohlgeruch zu füllen. Die Ernte fällt in die Zeit des kürzeſten Tages, und das Trocknen geſchieht im Schatten. Dieſe Blume hat ſchon zu Homer's Zeit in Ehren geſtanden. Plin. 21, 20, 81. Der Safran löſt ſich in Honig und andren ſüßen Flüſſigkeiten nicht auf, dagegen in Wein oder Waſſer ſehr leicht. Man bewahrt ihn in hölzernen Büchſen auf. Er dient XXXVIL Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Iris⸗Pflanzen (Safran). 321 als Arznei, hat auch die Eigenſchaft, daß man nach ſeinem Genuſſe von Wein nicht trunken werden kann, und daß ſelbſt ein Kranz da— von die Berauſchung hindert. Lucanus, Pharsalia 9, 808. In Afrika ward ein junger Römer von der Schlange Hämorrhois gebiſſen. Da drang aus allen Poren ſeiner Haut Blut hervor, wie mit Safran parfümirtes Waſſer aus den Poren hervorgepreßt wird, mit denen man künſtlich die ganze Oberfläche hohler Bildſäulen durchbohrt hat. Petron., Satir. 60. Bei einem Gaſtmahl war die Veran- ſtaltung ekroffen, daß aus jedem Kuchen und Bo Obſt bei der geringſten Berührung Safran °?5) floß. Aelius Spartianus de Adriano 19. Kaiſer Adrianus theilte zu Ehren feiner Schwiegermutter Gewürze ſaroma] unter das Volk aus; zu Ehren des Trajanus ließ er über die Stufen des Theaters Balſam [balsamum] und Safran fließen. Aelius Lampridius de Heliogabalo 19. Kaiſer Helio⸗ gabal ließ die Polſter, auf welchen er mit ſeinen Gäſten bei Tiſche lag, oder die Betten, mit Roſenblättern füllen, ließ die Säulen⸗ hallen mit Roſenblättern beſtreun, und ging auf dieſen ſpazieren, oder er brauchte ſtatt der Roſen allerlei Blumen, Lilien, Veilchen, Hyacinthen und Nareiſſen. Er badete ſich nur in Teichen, deren Waſſer mit edlen Salben oder mit Safran gemiſcht war. Die Polſter, auf welchen er gewöhnlich bei der Mahlzeit lag, waren mit Haſenhaar oder Rebhuhnsfedern ausgeftopft. Ael. Lampridius de Heliog. 28. Einſt lud Heliogabal die vornehmſten Herren zu Gaſt, wies ihnen als Sitz ein Sopha an, welches mit Safran gepolſtert war. Palla d. de r. r. 3, 21. Im Monat Februar verpflanzt man Veilchen viola] und die Zwiebelknollen [bulbus] des Safrans. Geopon. 11, 26. Der Safran wird durch Wurzelbrut vermehrt [avroggıLos pureseru], wenn feine Blüthe vertrocknet iſt. Seine Blüthe kommt eher hervor als das Blatt. Sie wird geſam⸗ melt, wenn fie eine ſchöne Farbe hat; man zieht die Narben Av aus der Mitte der Blüthe, trocknet ſie 2 bis 4 Tage lang, nimmt dann das Weiße von ihnen weg, und ſtopft ſie recht feſt in einem Gefäße zuſammen. Diophanes ſagt, das Trocknen müſſe im Schatten geſchehn. 675) Waſſer oder Wein, mit Safran gefärbt und parfümirt. 21 322 Botanik der alten Griechen und Römer. g. Familie Ragwurz⸗Pflanzen, Orchideen. 1) Ragwurz, Gattung Orchis, Linné; oz und gen der Neugriech en; fiore del cuculio der jetzigen IJtaliäner. — Sowohl in Örie- chenland als in Italien wachſen ſehr viele Arten dieſer Gattung. Theophr., H. pl. 9, 18. Die Ragwurz [öoxıs] hat 2 Wurzelknollen, einen großen und einen kleinen; der große ſoll kräftig machen, wenn man ihn in Milch von einer auf Bergen weidenden Ziege kocht, der kleine ſoll aber die Kraft mindern. Das Blatt der Ragwurz iſt wie bei der Meerzwiebel [νοον i eg &yeı], jedoch glatter und kleiner. Diosc. de m. m. 3, 131. Die Ragwurz [öoxıs] hat ihre Blätter an der Erde um den Stamm; ſie ſind wie bei dem weichen Olivenbaum, aber ſchmaler, glatt, länger. Der Stamm iſt eine Spanne hoch und trägt purpurrothe Blüthen. Die Wurzel iſt knollig, länglich, doppelt, ſchmal, olivenförmig; die eine ſteht höher, die andre tiefer; dieſe iſt voll, jene weich und runzlig. Sie werden zum Ver- ſpeiſen gekocht. Die Pflanze wächſt in ſteinigem und ſandigem Boden. * Familie Bauanen⸗Pflanzen, Scitamineen. 1) Ingwer, Zingiber officinale, Rosc. (Amomum Zingiber, Linné). — Wächſt in Oftindien und dem ſüdöſtlichen Arabien, welches bei Dios- corides als troglodytiſches Arabien genannt wird. Heißt bei den jetzigen Italiänern zenzere, zenzevero. Die Wurzel dient als Gewürz. Dios c. de m. m. 2, 189. Der Ingwer [C Yο⁰⁰BjH]çiſt ein eigenthümliches Gewächs, welches im troglodytiſchen Arabien ſehr häufig wächſt. Das friſche Kraut der Pflanze wird gekocht zu vielen Dingen, wie bei uns die Raute [zyyovov] gebraucht, indem man es zu Tränken und gekochten Speiſen miſcht. Die Wurzeln ſind klein wie beim Cypergras [xureıpog] 67%), weißlich, wohlriechend, von pfefferartigem Geſchmack [rereoilwr). Man wählt zum Gebrauche die Wurzeln, welche nicht von Würmern zerfreſſen find [areg y- orogl. Von manchen Leuten werden fie eingemacht, weil ſie ſonſt 676) Cyperus rotundus, Linné. XXXVI. Kl. Scheidenk.⸗Pfl. Fam. Bananen⸗Pfl. (Gilbwurz, Kardamome). 323 leicht verderben, und werden in irdnen Gefäßen nach Italien gebracht; ſie ſind dann zum Verſpeiſen fertig und werden ſammt ihrer Brühe verbraucht. Der Ingwer erwärmt, befördert die Verdauung, iſt dem Magen geſund, wird auch Gegengiften zugeſetzt, und hat in ſei— ner Wirkung im Allgemeinen Aehnlichkeit mit dem Pfeffer (nenen. Plin. 12, 7, 14. Der Ingwer, welchen man zimpiberi oder auch wohl zingiberi nennt, hat einen pfefferartigen Geſchmack, wächſt in Arabien und in Troglodytika. — Das Pfund koſtet 6 Denare 677). | 2) Gilbwurz, Curcuma longa, Linné. — Wächſt in Oſtindien, dient als Gewürz und zum Gelbfärben. Diosc. de m. m. 1, 4. Es gibt eine Art Cypergras beuncigog], welches in Indien wächſt, dem Ingwer [Lyyißeoıs] ähnlich iſt, aber beim Kauen ſafrangelb οëονον wird und bitter ſchmeckt. Streicht man es auf ein behaartes Fleck, ſo gehn die Haare daſelbſt aus. 3) Kardamome, Amomum Cardamomum, Linné; cardamomo der jetzigen Jta— liäner. — Wächſt auf den oſtindiſchen Inſeln, iſt wohlriechend, dient als Gewürz. Diosc. de m. m. 1, 5. Die beſte Kardamome ad- uouor| wird über Komagene, Armenien und den Bosporus nach Ita— lien gebracht, ſtammt aber aus Indien und Arabien. Man gibt der— jenigen den Vorzug, welche nicht leicht bricht, voll und geſchloſſen iſt, einen angreifenden Geruch und ſcharfen, etwas bittren Geſchmack hat. Sie erwärmt und dient als Arznei. Plin. 12, 13, 29. Die Kardamome [cardamomum] iſt der Amome [amomum] 67%) dem Namen und Wuchſe nach ähnlich, hat länglich-runde Samen 679), wird in Arabien geſammelt. Man unterſcheidet davon 3 Arten: eine ſehr grüne und fette mit ſcharfen Kanten, ſchwer zerreiblich, was man vorzüglich ſchätzt. Die zweite Art iſt röthlich⸗weiß; eine dritte iſt kürzer und dunkler gefärbt; noch ſchlechter iſt die gefleckte, leicht zerreibliche, ſchwach riechende. Der Geruch der ächten Kardamome muß dem der Koſtwurz [costus] 677) Der Denar 6 Sgr. 4 Pf. — 678) Unbeſtimmt. 670) Sind wohl die in Handel kommenden Samenkapſeln gemeint. * 324 Botanik der alten Griechen und Römer. gleichkommen. Dieſe Sorte wächſt auch in Medien. Das Pfund koſtet 3 Denare 689), . 4) Koſtwurz, Costus speciosus, Smith (Costus arabicus, Linné). — Dieſe Pflanze wird bei uns jetzt zur Zierde im Warmhaus gezogen, kommt aber auch als Arzneimittel in Handel. Theophr., H. pl. 9, 7. Die Koſtwurz [xdoros] gehört zu den Gewürzen. Diosc. de m. m. 1, 15. Der beſte Koſtus [Gorog] kommt aus Arabien; er iſt weiß und leicht, riecht ſtark und angenehm. Ihm folgt an Güte der indiſche, welcher dunkelfarbig und leicht wie Ye- rula [vaosnE]) 681) iſt. Die dritte Sorte iſt der ſyriſche, welcher ſchwer, buchsbaumgelb [ xodor nu&wdns]) und von ſtechendem Geruch iſt. — Man gibt derjenigen Koſtwurz den Vorzug, welche friſch, weiß, nirgends hohl, dicht, trocken, nicht von Würmern durch— ritten, ohne verdächtigen Geruch, von beißendem, brennendem Ge— ſchmack iſt. Man gebraucht ſie als Arznei. Sie wird auch durch Beimiſchung der ſtärkſten Wurzeln des Alants [NE] von Kom⸗ magene 682) verfälſcht. Der Betrug iſt aber leicht zu entdecken, weil der Alant nicht brennend ſchmeckt, und keinen kräftigen, ſtechenden Wohlgeruch hat. Arrianus, Periplus maris erythräi, pag. 22 et 28 Geo- graphik veteris, ed. Oxon. Von Minnagara am Ausfluß des Indus und von Barygaza, welches ſüdöſtlich von da liegt, wird Koſtwurz [xdoros] in Handel gebracht. i. Familie Najaden⸗Pflanzen, Najadeen. 1) Laichkraut, Gattung Potamogeton, Linné. — In Griechenland und Ita⸗ lien gibt es nicht wenige Arten dieſer Gattung, namentlich auch die in unſern Gewäſſern ſehr häufigen P. natans und crispus, Linné. P. natans heißt jetzt in Griechenland „Oe, (f. Fraas, S. 271), in Italien verniera; P. crispus wird noch iest in Italien potamogeto genannt. 630) Es kommen auch jetzt noch mehrere Sorten oder Arten von Karda— momen in Handel. — Die Koſtwurz iſt Costus speciosus, Smith. 681) Ferula communis, Linné. — 682) In Syrien. XXXVI. Kl. Scheidenfeim- Pflanzen. Fam. Najaden⸗Pfl. (Waſſerlinſe). 325 Dios c. de m. m. 4, 99. Das Laichkraut [rorauoyarwv] hat Blätter wie die Runkelrübe oer], fie find dick und erheben ſich nur wenig über das Waſſer. Seinen Namen hat es daher, daß es im Waſſer wächſt 68). Plin. 26, 8, 32. Von dem Laichkraut [potamogeton], welches Blätter wie Runkelrübe [beta] hat, werden nur die Blät⸗ ter in der Heilkunde gebraucht. Kaſtor ſpricht auch von einem Laich— kraut mit dünnen Blättern wie Roßhaar. — Das Potamogeton iſt den Krokodilen zuwider; daher tragen es die Krokodiljäger bei ſich 584). 2) Waſſerlinſe, Lemna, Linné. — In Griechenland, wo man fie jest wa- oopazı nennt, hat man in neuer Zeit Lemna minor und trisulca, Linné, jedoch nur wenig, gefunden. — In Italien wachſen die in Deutſchland gemeinen Arten häufig; man nennt ſie daſelbſt lente palustre. Diosc. de m. m. 4, 87. Die Waſſerlinſe [yuxos o en rehuarov) findet ſich in ſtehenden Gewäſſern, ift ein Moos [#ovov|, welches wie Linſen [paxös] ausſieht, und wird als küh— lendes Mittel gebraucht. Plin. 22, 25, 70. Die Waſſerlinſe (lens palustris wächſt wild in ſtehenden Waſſern. Anmerkung. Den zu der Familie der Najadeen gehörigen Waſſerriemen, Zostera marina, Linné, werde ich bei den Al- gen⸗Pflanzen mit abhandeln. k. Familie Kolben⸗Pflanzen, Spadicifloren. 1) Piſtia, Pistia Stratiotes, Linné. — Wächſt zwiſchen den Wendekreiſen in Afrika, Aſien, Amerika, wird noch jetzt als Arznei gebraucht. 683) Der Name bedeutet Flußnachbar; es wächſt maſſenweis im Waſſer. — Die Vergleichung mit Runkelblättern paßt einigermaßen auf Potamogeton natans, Linné. — Im Tert ſteht eigentlich, das Blatt ſei haarig, daov. Hier: durch würde die Beſchreibung auf gar kein Potamogeton paſſen. Man muß alſo entweder annehmen, dag bedeute: dicht beiſammen, oder man muß denken, es ſei durch Abſchreiber aus zayd entſtanden. 654) Wo Potamogeton natans, Linné, welcher auch in den Gewäſſern Afrika's häufig iſt, in dichten Maſſen wächſt, verwickelt ſich jedes große ſchwim⸗ mende Thier und kann nicht fort. Die Pflanze iſt daher den Krokodilen gewiß zuwider, nur nicht, wenn ſie ſich in der Taſche des Jägers befindet. 326 Botanik der alten Griechen und Römer. Diosc. de m. m. 4, 100. Der Stratiotes [orourıw- | ins] entſteht auf dem Waſſer 88), und heißt hier und da Fluß-Stra⸗ tiotes, weil er an der Oberfläche des Waſſers ſchwimmt und keine Wurzel hat. Die Blätter find wie bei Haus wurz [aelmor]ı686), aber größer. Dient als Heilmittel. 2) Weon, Gattung Arum, Linné. — In Griechenland wachſen, nach Fraas' Beobachtung, 7 Arten dieſer Gattung: Arum Dracunculus, Linné, und Arum Arisarum, L., in ganz Griechenland, Arum orientale, Schott, und Arum maculatum, L., in Attika und Eu⸗ böa, Arum (Biarum) tenuifolium hier und da, Arum italicum, Mill., am Taygetus bei Miſitra, Arum Dioscoridis, Sibth., auf Euböa. — In Nord⸗Italien iſt Arum maculatum „Linné, und Arum italicum, Lam., nicht ſelten; letzteres heißt zu Verona aro und lengua de bo. — Friſch ſind die Wurzelknollen der Arum⸗ arten ſcharf und gefährlich, ſtark gekocht oder geröſtet dagegen eßbar. Theophr., H. pl. 1, 6, 6. Die Wurzel des Rettigs [oapavis], der Kohlrübe yo,], des Aron [&gov] und des Safrans [x00xo05] find fleiſchig. Theophr., H. pl. 7, 12, 2. Die Wurzel des Aron und deſſen Blätter ſind eßbar, wenn ſie in Eſſig gekocht ſind; jene ſchmeckt ſüß und heilt Zerreißungen. Um ſie zu ſtärkerem Wachsthum zu bringen, reißt man erſt die Blätter, welche ſehr groß ſind, ab, gräbt ſie aus und kehrt ſie um; ſo ſchlägt ſie nicht wieder aus und zieht alle Nahrung zum eignen Gebrauche ein. Die Drachenwurz [donxorreov] 637) iſt eine Art Aron, von den Flecken an ihrem Stamme benannt, hat eine ungenießbare, aber heilkräftige Wurzel. Nicander, Theriac. v. 882. Drachenwurz le, öuoxinto dodxovrog]. Virgil., Eclog. 4, v. 18. Dir wird die Erde ohne dein Zuthun rankenden Epheu [ederal, Haſelwurz [baccar] 88), 685) Er ſchwimmt frei im Waſſer, hat büſchelförmige Wurzeln. 686) Sie find keilförmig-länglich, und ſtehn wie bei der linneifchen Gat— tung Sempervivum [deiSoor] in Roſetten zuſammen. 687) Arum Dracunculus, Linne. 685) Asarum europäum, Linné. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Kolben⸗Pflanzen (Aron). 327 Kolokaſia [colocasium] 69%) und glänzenden Akanthus [acan- in Darbringen. | iosc. de m. m. 2, 19. Die große Dradenmwurz [doazovria] 69") wächſt in der ſchattigen Nähe der Zäune, hat einen glatten, aufrechten, faſt 2 Ellen hohen Stamm, der beinahe ſo dick wie ein Wanderſtab und fo bunt wie ein Drache iſt, wobei purpur— farbne Flecken vorherrſchen. Die Blätter find ampferähnlich [An Fosdng) und umfafjen einander. An der Spitze des Stammes ſteht die traubenförmige Frucht [xugmos Borgvoadns], anfangs aſchgrau, bei der Reife aber ſafran⸗ oder ſcharlachfarb. Die Wurzel iſt groß, gerundet, weiß, hat eine dünne Rinde. Man ſammelt ſie zur Zeit, wo die Frucht ſich färbt [meoxuler], preßt den Saft aus, und trock— net ſie im Schatten. Die Zeit des Sammelns fällt in die Wei⸗ zenernte ue]; fie wird gewaſchen, zerſchnitten, mit Riemen gebunden und dann im Schatten getrocknet. Sie dient vielfach als Heilmittel, auch ſoll Derjenige nicht von einer Viper gebiſſen werden, der ſich mit dem Samen der Drachenwurz die Hände gerieben, oder die Wurzel ſelbſt in der Taſche hat. Diosc. de m. m. 2, 196. Die andre Drachenwurz [dooxovria &r£oa] 692) hat epheuartige [uooosdng] Blätter, die groß und weiß⸗gefleckt ſind. Der Stamm iſt gerade, 2 Ellen hoch, bunt wie eine Schlange, hat Purpurflecken, iſt ſo dick wie ein Spazierſtock. An der Spitze ſteht die traubenartige Frucht, welche erſt grün iſt, bei der Reife aber ſafranfarbig wird [xooxiLev], und einen beißenden Geſchmack hat. Die Wurzel iſt ziemlich gerundet, zwiebelförmig, der des Aron 99) ähnlich, hat eine dünne Rinde. Man benutzt die Pflanze als Arznei, wickelt auch die Käſe in ihre Blätter, weil ſie hierdurch vor Fäulniß geſchützt werden. Auch bekommt die Wurzel gefunden Leuten gut, fie mag roh 595) oder gekocht verzehrt werden. Die Bewohner der Baleariſchen Inſeln gebrauchen bei Schmauſereien die gekochte, in Honig gelegte Wurzel ſtatt Kuchens. Diosc. de m. m. 2, 197. Das Aron lago 695), welches in Syrien Lufa [Joni] heißt, hat Blätter wie die Drachenwurz, aber kleiner und weniger gefleckt. Der Stamm iſt ſpannenlang, etwas 689) Arum Colocasia, Linne. — ) Acanthus mollis, Linné. 691) Arum Dracuneulus, Linné. — 62) Arum italicum, Lam. 3) Arum maculatum, L. — 6%) ? — 608) Arum maculatum, L. 328 Botanik der alten Griechen und Römer. purpurfarb, wie eine Mörſerkeule geſtaltet. Er trägt an der Spitze die Frucht, welche ſafranfarbig iſt. Die Wurzel iſt weiß, faſt wie die der Drachenwurz geſtaltet, iſt ebenfalls eßbar, und dabei weniger ſcharf. Die Blätter werden zum Verſpeiſen eingemacht, auch getrocknet und dann als Speiſe gekocht. Im Ganzen hat die Pflanze alle Ei— genſchaften der Drachenwurz. Diosc. de m. m. 2, 198. Das Ariſarum [aoloagor] 69%) iſt eine kleine Pflanze, hat eine Wurzel von Olivenform und arznei— liche Eigenſchaften. Plin. 21, 15, 51. In Aegypten ſteht die Kolokaſia [colocasia] 67), welche Manche auch cyamos nennen, in hohem An— ſehn. Man holt ſie aus dem Nil, und kaut den Stamm, welcher ſpinnenwebartige Faſern hat, wenn er gekocht iſt 69%). Zwiſchen den Blättern kommt eine anſehnliche Blüthenähre [thyrsus] hervor. Die Blätter ſind ſehr breit, nämlich in Vergleich mit Baumblättern, denen der Klette ſpersonata] ähnlich. Die Aegyptier haben übrigens die Erzeugniſſe ihres Landes ſo lieb, daß ſie die Blätter der Kolo— kaſia auf verſchiedne Art ſo biegen, daß ſie als Trinkbecher benutzt werden können. Jetzt pflanzt man die Kolokaſia auch in Italien 699), Galenus de alim. facult. 2, 63. Die Wurzel des Aron o 700) wird wie Kohlrüben [yoyyvAis] gegeſſen. In manchen Gegenden hat fie mehr Schärfe, jo daß fie der Drachenwurz 059) nahe ſteht. In dieſem Falle muß man das Waſſer, worin ſie zuerſt gekocht iſt, abgießen, und ſie in andres heißes legen, wie man auch mit Kohl [ii und Linſen [paxn] verfährt. — Bei Cyrene hat die Pflanze andre Eigenſchaften als hier zu Lande 702); denn fie iſt dort weder heilkräftig noch ſcharf, ſo daß ſie ſelbſt brauchbarer zur Speiſe iſt als Kohlrüben. Deswegen bringt man auch ihre Wurzel von Cyrene nach Italien, was dadurch erleichtert wird, daß ſie lange ohne zu faulen oder zu keimen gut bleibt. Als Speiſe iſt dieſe Art natürlich die beſte; will aber Jemand zähen Schleim aus— 696) Arum Arisarum, Linné. — 67) Arum Colocasia, Linné. 698) In dem Worte cyamos und dem Auskauen des Stammes liegt wohl eine Verwechslung mit den Seeroſen des Nil's. 5 699) Auch das aron Plin. 19, 5, 30 gehört zu Arum Colocasia, Linné. — Was Plin. 24, 16, 91, 92, 93 u. 94 ſagt, übergehe ich abſichtlich. 700) Arum maculatum, Linné. — 71) Arum Dracunculus, Linné. 702) Es iſt Arum Colocasia, Linné, gemeint. | XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Kolben⸗Pfl. (Aron, Kalmus). 329 huſten, ſo muß er einer ſchärferen und heilkräftigen Art den Vorzug geben. Man verzehrt die Wurzel in Waſſer gekocht, das mit Senf van] gewürzt iſt, oder in Eſſig ſösd] gekocht, mit Oel und Fiſch⸗ ſülze [y&oov], auch mit allerlei Brühen und Salz und mit irgend einer aus Käſe gefertigten Speiſe. Galen. de al. fac. 2, 64. Die Wurzel der Draden- wurz [doaxovrıov] ) kann wie die des Arons als Speiſe ge- noſſen werden, wenn man ſie zwei- bis dreimal gekocht hat, um ihr alle Arzneikraft zu benehmen. Palla d. de r. r. 3, 24, 14. Im Februar pflanzt man die Knollen [bulbus] der Kolokaſia 0); fie lieben einen feuchten, fetten. Standort, der bewäſſert werden kann, gedeihen daher am beſten bei Quellen und Bächen. Die Pflanze kann immer Blätter haben, wenn fie, wie die Orangengärten ſeitretum], durch Bedeckung vor Froſt geſchützt wird. ö 3) Kalmus, Acorus Calamus, Linné. — Fraas hat dieſe Pflanze in Grie⸗ chenland nicht gefunden, ſagt auch, deren Gebrauch ſei jetzt dort unbekannt. — In Nord- Italien wählt fie jetzt an mehreren Stellen in fließendem und ſtehendem Waſſer verwildert, und heißt daſelbſt acoro, acoro vero, calamo aromatico. Stammt aus Süd⸗Aſien. f Theophr., H. pl. 9, 7. Der Kalmus fονE,jjõGe! wächſt jenſeit des Libanon in einem großen Sumpfe, und erfüllt, wenn er trocken iſt, die Luft mit Wohlgeruch. Dios c. de m. m. 1, 2. Der Kalmus [azooor]) hat Blät⸗ ter wie die Iris [its], aber ſchmäler, auch ähnliche, aber mehr ver- wickelte Wurzeln, welche nicht gerade in die Tiefe gehn, ſondern an der Oberfläche bleiben; ſie haben Gelenke, ſind weißlich, ſchmecken ſcharf und riechen nicht unangenehm. Man zieht zum Gebrauche die- jenigen vor, welche dicht, weiß, nicht zerfreſſen und voller Wohlgeruch ſind. Die Wurzel erwärmt den Magen und iſt gegen viele innere Leiden gut 705). Pli n. 25, 13, 100. Die Wurzel des Kalmus [acoron] 703) Arum Dracunculus, Linné. — ) Arum Colocasia, Linné. 705) Dioskorides ſpricht noch 1, 17 vom Kalmus unter dem Namen di auos dEWuatıRds, 330 Botanik der alten Griechen und Römer. ſchmeckt ſcharf, riecht angenehm, kommt in beſter Sorte aus dem Pon- tus, nächſtdem aus Galatien und Kreta; der meiſte Kalmus wächſt in Kolchis, ſowohl am Fluſſe Phaſis, als auch überall in den Ge— wäſſern. Friſch hat die Wurzel mehr Kraft als alt. Die kretiſche iſt weißer als die pontiſche. Man ſchneidet ſie in fingerlange Stücke, legt ſie in Schläuche, trocknet ſie im Schatten. — Manche Leute nennen auch die Wurzel des Mäuſedorns [oxymyrsine] acoron; deswegen nennen Andre den Kalmus lieber acorion. 4) Rohrkolben, Gattung Typha, Linné. — In den Gewäſſern Griechenlands ſind Typha angustifolia, Linné, Typha latifolia, Linné, und Typha angustata, Bory, häufig, — in Nord-Italien Typha latifolia, angustifolia und Typha minima, Funck. Man nennt fie daſelbſt tifa, mazza sorda, sala. Theophr., H. pl. 1.4, 3. Der ee 2 ον und einige andre Sumpf- ey AR Pflanzen haben keine Scheide— wände im Stamm, und ſo iſt er ganz gleichförmig. Theophr., H. pl. 4, 10, 4 u. 7. Der Stamm des Rohr⸗ kolbens ift blattlos 70%), — Die zarten Wurzeltriebe werden von Kindern gegeſſen. Dios c. de m. m. 3, 123. Der Rohrkolben rü] hat | Blätter, welche denen des Cypergraſes [xvneois] 707) ähnlich | find, hat einen glatten, gleichen Stamm, der an feinem Ende von dichten, haarigen [&xzrannovuevos]) Blüthen umgeben iſt, was man Anthele [In] nennt. Die Pflanze wächſt in Sümpfen und fte- henden Waſſern. l. Familie Palmen⸗ Pflanzen, Palmä. 1) Dumpalme, Hyphäne crinita, Gärtner (Hyph. thebaica, Martius; Hyph. cucifera, Persoon; Corypha thebaica, Linné; Cucifera the- baica, Delile; Douma thebaica, Poir.). — Dieſe Palme wächſt in Ober⸗Aegypten, wird etwa 30 Fuß hoch, 3 dick, und zeichnet ſich dadurch vor andren Palmen aus, daß ſich ihr Stamm, ſobald er mehrere Jahre alt iſt, in 2 Wipfel theilt, und daß dieſe ſich wieder 706) Die Blätter find tief unten angewachſen. 707) Gattung Cyperus, Linné. XXXVII. Kl. Scheidenk.⸗Pfl. Fam. Palmen⸗Pfl. (Dumpalme, Zwergpalme). 331 zweifach in Aeſte und dieſe wieder zweifach in Zweige theilen. Die Früchte werden, wie Alexander Ziegler in feiner an vielen: Beobachtungen reichen „Reiſe im Orient, Leipzig, 1855“, bemerkt, zu zwei verſchiednen Jahreszeiten geerntet, ſind reif gelbbraun, ſo groß wie kleine Birnen, ſchmecken ſüß und gut, dienen als Speiſe und Heilmittel, kommen viel nach Unter-Aegypten zu Markt. Theophr., H. pl. 4, 2, 7. Der Baum, welchen man Ku⸗ kiophoron [xovxiopdoor] nennt, iſt der Dattelpalme [porrıE] an Stamm [or&isgos] und Blättern [pVAAov] ähnlich; doch liegt darin ein Unterſchied, daß der Stamm der Dattelpalme einfach iſt; die Kukiophoron⸗Palme aber ſich zweiſpaltig [dixoovg] theilt und auch zwei— ſpaltige Aeſte hat. Die Endzweige [o&ßdos] find kurz und ruthen— förmig. Die Blätter werden wie bei der Dattelpalme zu Flechtwerk benutzt; die Frucht iſt eigenthümlich, an Größe, Geſtalt und Saft von der Dattel ſehr verſchieden. Die Größe betreffend, ſo füllt ſie kaum die Hand; ſie iſt ferner gerundet, nicht in die Länge gedehnt. Die Farbe iſt gelblich; der Saft ſchmeckt ſüß und lieblich. Die Früchte ſitzen einzeln, nicht wie bei der Dattel in Menge zuſammen. Der Kern [nvorv] ift groß und ſehr hart. Man drechſelt daraus Ringe für bunte Decken. Das Holz iſt vom Dattelholz ſehr ver— ſchieden; dieſes iſt locker, faſerig und grün, jenes aber dicht, ſchwer und fleiſchig, geſchnitten ſehr kraus und hart. Die Perſer ſchätzen es ſehr zu Bettgeſtellen. Nachtrag. Wahrſcheinlich iſt der Korx [cars] des Theophraſt mit feiner Kukiophoron⸗Palme, alſo mit der Dumpalme, einerlei. Theophr., H. pl. 2, 6, 10. 2) Zwergpalme, Chamärops humilis, Linné, hat fächerförmige, geſtielte Blätter, dicht in einem Kolben beiſammen ſtehende Blüthen, olivenförmige Früchte. Der Stamm erhebt ſich meiſt kaum über den Boden. Die Wurzeln und jungen Triebe werden gegeſſen, die Blätter zu Flecht— werk verwendet. — In Griechenland findet man heutiges Tages die Zwergpalme nicht; dagegen iſt fie in Sicilien häufig, über⸗ zieht im ſüdlichen Spanien große Landſtrecken, wächſt auch an den wärmſten Stellen Italiens. Theophr., H. pl. 2, 6, 11. Die Zwergpalme [yauar- ie! iſt eine von der Dattelpalme ganz verſchiedne Palme. 332 Botanik der alten Griechen und Römer. Sie lebt fort, wenn man ihr den Gipfeltrieb nimmt, und treibt aus der Wurzel, wenn man den Stamm am Boden weghaut. Auch Frucht und Blätter ſind ganz anders als bei der Dattelpalme. Ihre Blätter ſind breit und biegſam, und werden gebraucht, um Körbe und Matten zu flechten. Auch in Kreta wachſen viele Zwergpalmen und mehr noch in Sicilien. Colum. der. r. 3, 1, 2. Die Zwergpalme palma campestris] ift ein Strauch [frutex], und wird durch ihre Sproſſen [surculus] vermehrt. Diosc. de m. m. 1, 149. Die Kerne [vo] der Pal⸗ men [ig] 708) werden in einem ungebrannten Kruge ausgeglüht, dann, wenn fie erloſchen find, mit Wein gewaſchen, in Pulver ver— wandelt, und zu Salbe verwendet, mit welcher die Ränder der Au— genlieder ſchön ſchwarz gefärbt werden. Sind ſie beim erſten Glühen noch nicht gut geworden, fo wiederholt man das Glühen. Das Pul- ver folder Kohle hat die Eigenſchaft, zuſammenzuziehn, die Po— ren der Haut zu verſtopfen, heilt auch mit Zuſatz von Baldrian ruodosg] 70) Bläschen, welche im Auge entſtehn, Fehler der Horn— haut, das Ausfallen der Augenwimpern. Mit Wein gemiſcht wird das Pulver gebraucht, um Fleiſchauswüchſe zu hemmen und Grind auf Wunden zu erzeugen. — Zu allen dieſen Zwecken ſind die Kerne der Datteln von Theben in Aegypten und die der Zwergpal— men [yauoilnAos ute] am brauchbarſten. 3) Dattelpalme, Phönix dactylifera, Linné. Die eigentliche Heimath dieſes pracht⸗ vollen, äußerſt nützlichen Baumes ſind die Landſtrecken, welche die Sahara im Norden und Süden begrenzen, ferner Nubien, Ober-Ae⸗ gypten, Arabien, das ſüdliche Perſien. Zu vollem Gedeihen bedarf ſie feuchten, ſalzigen Boden und eine von Wüſtengluth erhitzte Luft. — Im ganzen nordafrikaniſchen Küſtenſtriche fehlt die Dattel- palme nicht, jedoch find ihre Früchte im Vergleich mit den ſüdlicher wachſenden ſehr gering, was auch von ſämmtlichen in Süd-Europa reifenden gilt. „In Griechenland wird“, wie Fraas ſagt, „der Baum überall zur Zierde gezogen, trägt aber allein bei Kalamata 708) Hier iſt pocvıg der allgemeine Name der Palmen. 709) Gattung Valeriana, Linné. i De ee m;, ᷑éůt en En 8 XXVXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Palmen⸗Pflanzen (Dattelpalme). 333 reife Früchte. Man nennt ihn zovguadın, auch Yolvızo, die Früchte rd der u und ou eg. — In Italien gedeiht die Dattelpalme an den heißeſten Stellen. Das an den Apenninen gelegene Dorf Bordighiera zieht ſo viele Datteln, daß ihm der Verkauf der Früchte bedeutenden Gewinn bringt; auch bei Nizza, San Remo und Genua werden wohlſchmeckende Datteln gezogen. Die Italiäner nennen den Baum palma, die Frucht dattero. Im ſüdlichen Frankreich find bei Hisres, im ſüdlichen Spanien z. B. bei Valencia, Se- villa, Mallaga Dattelbäume mit wohlſchmeckenden Früchten häufig, ja zu Elche bei Alicante ſteht ein Dattelwäldchen von mehreren tau— ſend Stämmen, über welches z. B. Alexander Ziegler in ſeiner ſehr leſenswerthen „Reiſe in Spanien, Leipzig, 1852“, berichtet. In Portugal ſtehn nicht wenige Dattelpalmen mit eßbaren Früchten bei Liſſabon. Die alten Griechen und Römer hatten ſchon eine große Vorliebe für dieſen herrlichen Baum; daher gebe ich die ihn betref— fenden Stellen der Schriftſteller in bedeutender Anzahl. Homer., Od. 6, 162. Auf Delos, ſo ſprach Odyſſeus, habe ich bei dem Altare des Apollo einen jungen Dattelpalmen-Stamm [poivızog veov Eovos] geſehn 10). Homer., Hymn. in Apoll. v. 117. Als Latona auf die Inſel Delos kam, legte ſie ſich auf weichem Raſen nieder, und ſchlang ihren Arm um eine Dattelpalme. | Herodot. 1, 19. In Aſſyrien, zwiſchen dem Euphrat und Tigris, regnet es nur ſelten; allein der Boden wird überall künſtlich von den Flüſſen aus bewäſſert, und iſt unvergleichlich fruchtbar, ins— beſondre an Getreide. Bäume fehlen faſt ganz, und namentlich ſieht man keinen Feigenbaum, keinen Weinſtock, keinen Oli— venbaum. Nur Dattelpalmen [powız) wachſen überall, und tragen Früchte, aus welchen man Speiſen, Wein und honigſüßen Saft gewinnt. Die Leute hegen und pflegen ihre Palmen ſehr gut, und binden die Blüthenriſpe ende] der männlichen Stämme [powıE om] an die fruchttragenden [Parorngpooog], damit die Gallweſpe Vn] von jenen auf dieſe übergeht und fie zur Reife bringt. Ge— ſchieht Dies nicht, ſo fallen die Früchte ab. Es tragen nämlich die 10) Auf Delos wachſen auch in unſrer Zeit, wie Fraas berichtet, Dat: telpalmen. 334 Botanik der alten Griechen und Römer. männlichen Dattelbäume in ihren Riſpen Gallweſpen wie die Fei— genbäume [ö sg 71). Herodot. 1, 194. Die Leute, welche oberhalb Babylon wohnen, kommen nach dieſer Stadt großentheils mit Kähnen zu Markt, welche theils groß, theils klein find, und immer von 2 Ruderern ge- lenkt werden, bei denen auf kleinen Fahrzeugen ſich Ein Eſel befin- det, während deren auf größeren mehrere ſind. Die Fahrzeuge ſind aus Weiden (1e gebaut, welche aus dem Lande der oberhalb Aſſyriens wohnenden Armenier kommen, und das Weidengeflecht iſt auswendig mit Häuten überzogen. In Babylon wird die Waare ſammt dem Weidengeflecht verkauft; die Häute werden von den Eſeln wieder zurückgetragen. Uebrigens beſteht die Ladung in der Regel aus Krü— gen, die mit Palmwein [powıriog owos] gefüllt find 12), Herodot. 4, 172, 182 u. 183. Geht man von der Oaſe der Ammonier zehn Tagereiſen weit auf dem Sandſtreifen 713) hin, welcher ſich vom ägyptiſchen Theben bis zu den Säulen des Herku— les 71 erſtreckt, jo kommt man zu einer andren Oaſe, welche Au— gila 15) heißt, woſelbſt es Waſſer, Menſchen und eine Menge frucht— tragender Dattelpalmen gibt. Hieher wandern die Naſamonen jedes Jahr im Herbſt, um ſich mit Datteln zu verſorgen. — Zehn Tage⸗ 711) Die Dattelpalmen find theils männlich, theils weiblich. Stehn die männlichen fern von den weiblichen, ſo nimmt man die Riſpen von jenen ab, und bindet ſie an die weiblichen Riſpen, damit der Blüthenſtaub die Stempel ſicher berührt. Gallweſpen ſind nicht vorhanden. 112) Carl Ritter, der berühmte Verfaſſer der Erdkunde, zeigt in feiner Abhandlung über die geographiſche Verbreitung der Dattelpalme, daß das weinartige Getränk, welches man aus dem Saft des Stammes oder der unauf⸗ gebrochnen Blüthenriſpe gewinnt, nicht als Handelswaare dienen kann, weil es ſich ſchon binnen 24 Stunden in Eſſig verwandelt, und weil es nirgends in großer Menge gewonnen werden kann, indem das Abzapfen die Bäume ruinirt. Dagegen läßt ſich derjenige Wein leicht ein Jahr oder einige Jahre aufbewahren, welchen man aus der Abkochung der Dattelfrüchte gewinnt. Die gewonnene Flüſſigkeit läßt man 10 bis 12 Tage in irdnen Krügen gähren. Heutiges Ta⸗ ges wird ſolcher Wein namentlich in Nubien bereitet, und der Nubier pflegt ſich tagtäglich in ihm zu berauſchen. — 713) Wüſte Sahara. 714) Das heißt bis zur Straße von Gibraltar, wie man ſie jetzt nennt. Säulen des Herkules hießen ſonſt der an der benannten Straße in Afrika bele— gene Berg Abyla und der ihm in Europa gegenüber liegende Namens Kalpe. 715) Nach Carl Ritter im ſüblichſten Theile der Cyrenalka. XXXVI. Kl. Scheidenfeim- Pflanzen. Fam. Balmen Pflanzen (Dattelpalme). 335 reifen von Augila iſt wieder eine Oaſe, welche Waſſer, Salz, und gleich den übrigen Oaſen fruchttragende Dattelpalmen in Menge hat. Hero d. 7, 69. Die in dem Heere des Kerxes dienenden Neger ſtammten aus dem hinter Aegypten liegenden Lande, waren in Leo— parden⸗ und Löwenfelle gekleidet, und führten lange Bogen, welche aus Stielen der Palmblätter [powızos InaIn] gefertigt und nicht unter 4 Ellen lang waren 160). Ihre Pfeile waren von Rohr [zarduıvog diorös] gemacht, und deren Spitze beſtand nicht aus Eiſen, ſondern aus Stein. Die Spitze ihrer Spieße beſtand dagegen aus einem Gazellenhorn [eg oανσj˖Wa]; auch führten fie beſchlagene Keulen. Gingen ſie in die Schlacht, ſo färbten ſie ihren Leib vorher zur Hälfte mit Gyps, zur Hälfte mit Mennige. Xenophon, Anabasis Cyri 2, 3, 10 u. 14. Als ſich Xenophon mit dem griechiſchen Heere zwiſchen Babylon und Sitace befand, kam er an verſchiedne mit Waſſer gefüllte Kanäle, über die er ohne Brücken nicht gehen konnte. Er baute daher Brücken aus Dattelpalmen [porvıE], und quartierte dann feine Leute in Dör⸗ fer ein, wo großer Vorrath von Getreide, von Dattelwein ol powixwv) und Datteleſſig [dEos Aynröov ano T@v Sh xov| war. Die Datteln [Barovog powizwv] felbft, welche dem Ge- finde gegeben wurden, waren fo wie die, welche man in Griechen— land ſieht; diejenigen aber, welche für die Herrſchaft beſtimmt waren, hatten eine wundervolle Schönheit und Größe. Der Farbe nach waren fie dem Bernſtein gleich. Auch wurden fie getrocknet zum Ver— ſpeiſen aufbewahrt. Aß man die getrockneten zum Trank, ſo ſchmeck— ten ſie zwar ſüß, bewirkten aber Kopfweh. Dort aßen die Soldaten auch zum erſten Mal das Palmenhirn [e οννονν Tod ꝙ oog] 717); ſie bewunderten das Anſehn und den eigenthümlich angenehmen Ge— ſchmack dieſer Speiſe; aber ſie bewirkte ebenfalls ſtarkes Kopfweh. Uebrigens ſtirbt jede Palme ab, wenn ihr das Hirn genommen iſt. Xenophon, Cyropädia 7, 5, 11. Als Cyrus der Aeltere vor Babylon über einem Waſſergraben Thürme bauete, legte er erſt über den Graben Stämme von Dattelpalmen, und ſtellte die Thürme auf dieſe. Die Dattelpalmen haben aber die Eigenſchaft, daß ſie ſich, 716) Unter onddn iſt her die Mittelrippe des Blattes zu verſtehn, welche man jetzt bei uns als Spazierſtock benutzt. 717) Gipfeltrieb. 336 Botanik der alten Griechen und Römer. wenn ſie wagrecht gelegt und mit einer Laſt beſchwert werden, gleich dem Rücken laſttragender Eſel aufwärts biegen 718), Theophr., H. pl. 1, 13, 5. Die männliche Dattelpalme [ev gowizwv 6 d ſoll wirkliche Blüthen haben, die weibliche r ν powiwv 6 Y aber nicht [odx arFeiw], ſondern ohne Wei⸗ teres Frucht tragen [ed dd oopaivew Tov ni 710). Theophr., H. pl. 1, 14, 2. Bei der Dattelpalme drängt ſich alle Lebenskraft nach oben; ſie treibt aus dem Gipfel alle Blätter und Früchte 720), Theophr., H. pl. 2, 2, 2. Die Dattelpalme wird durch Samen vermehrt, bei Babylon auch, wie Einige behaupten, indem man aus Zweigen [odo] Stecklinge macht [uooyevcır] 72). Theophr., H. pl. 6, 6. Zucht und Pflege der Dattel— palme ſind ganz eigenthümlich. Man ſteckt nämlich 4 Kerne in Ein Loch, und legt davon 2 unten hin und die 2 andren drauf, alle ſo, 718) Jetzt iſt die oberhalb Babylon gelegene, ehedem reich bevölkerte, von vielen Kanälen bewäſſerte, herrlich angebaute, äußerſt fruchtbare, überall mit Pal⸗ men geſchmückte Ebne faſt menſchenleer, eine baumloſe Wüſte. S. Carl Ritter's Erdkunde, Bd. 10, S. 18. 719) Die männlichen Blüthen bilden große Riſpen; jede Riſpe iſt in eine Scheide gehüllt; jede Blüthe hat einen dreizähnigen Kelch und drei Kronblätter. — Alles Das gilt aber auch von den weiblichen Blüthen. — Die Bemerkung des Theophraſt, „daß nur die männliche Dattelpalme wirkliche Blüthen habe“, mag alſo wohl daraus entſtanden ſein, daß nur die männlichen Blüthen deut⸗ lich in die Augen fallende Staubgefäße haben. — 720) Die Bemerkung iſt rich⸗ tig; die Blüthenriſpen ſitzen über der Baſis der Blätter. 721) Siehe Theophr., Hist. plant., ed. Wimmer, Vratisl. 1842, p. 51. — Kurt Sprengel gibt im zweiten Bande ſeiner Ausgabe von Theophraſt's Naturgeſch. der Gewächſe, Altona, 1822, Seite 63, folgende Erläuterung: „Kämpfer bezeugt (amön. exot. p. 675), daß die Dattelpalme an ſehr frucht⸗ baren Orten in Perſien Ausläufer bilde, welche in zwei Jahren oft Mannshöhe erreichen, wo ſie dann in Baumſchulen verpflanzt werden. Auch gibt es, ſagt er, noch andre Sprößlinge, die oben in der Krone der Palme, bisweilen auch in der Seite hervortreiben, aber gleich weggeſchnitten werden müſſen, weil ſie der Mutterpflanze die Nahrung entziehn. Herrera ſagt, daß ſich die Palmen durch Kerne und Zweige fortpflanzen, und daß es bisweilen auch Ausläufer gebe. La— gafca und Cabeza y Mora ziehn die Vermehrungsart durch Ausläufer vor. Agricult. 2, 373 u. p. 375 u. p. 381.“ — Ferner ſagt See (Bibliotheque latine-frangoise, publide par Panckoucke, Hist. nat. de Pline, tome 9, p. 113): „Ich habe in Spanien bei Elvas einen Dattelſtamm geſehn, der ſich deutlich in 7 Aeſte theilte, welche alle aus derſelben Stelle kamen.“ - XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Palmen-Pfl. (Dattelpalme). 337 daß die gewölbte Seite nach oben kommt; denn aus dieſer treibt der Keim [&xpvoıs], nicht aus der gefurchten Seite. Man legt übrigens die 2 obern Kerne ſo auf die 2 untren, daß ſie an letzteren die Stelle nicht verdecken, aus welcher der Keim hervorbricht. Dieſe Stelle kennen erfahrene Leute recht gut. Der Zweck, warum man mehrere Kerne in Ein Loch legt, beſteht übrigens darin, daß ſich die Wurzeln und Stämme ſo verflechten ſollen, daß ein einziger Baum daraus entſteht, welcher dann ſehr kräftig wird, während ein einzelner Kern nur einen ſchwächlichen Trieb gibt. — Will man die Dattel- palme durch den Stamm vermehren, ſo nimmt man ihr den Gipfel— trieb, in welchem das ſogenannte Gehirn ſteckt. Nun ſchneidet man vom Stammende ein 2 Ellen langes Stück ab, gibt ihm von unten einen Spalt, ſteckt es in feuchte Erde. — Dieſer Baum liebt übri— gens ſalzigen Boden; deswegen düngen ihn die Leute mit Salz, wenn dieſes im Boden fehlt. Es wird aber nicht unmittelbar um die Wurzeln geſtreut, ſondern in einiger Entfernung vom Stamme, und zwar etwa achtehalb Pfund. Der Beweis dafür, daß Salz der Dattelpalme zuträglich iſt, liegt darin, daß der Boden überall ſalzig iſt, wo ſie in Menge gedeiht, wie in den dattelreichen Ländern Ba— bylonien, Libyen, Aegypten, Phönicien; in Cöleſyrien ſollen nur an drei ſalzreichen Orten Datteln wachſen, die man lange aufbewahren kann; die dort an andren Orten gewachſenen ſollen zwar friſch ſchmack— haft und eßbar ſein, ſich aber nicht lange halten. Auch die Bewäſſerung liebt dieſer Baum außerordentlich. — Was die Düngung mit Mift betrifft, jo iſt man verſchiedner Mei— nung. Einige ſagen, er wolle keine und ſie ſei ihm ſchädlich. Andre behaupten im Gegentheil, er gedeihe danach vortrefflich, nur müſſe man ihn dabei ſtark bewäſſern, wie man es in Rhodus macht. Iſt die junge Dattelpalme ein Jahr alt, ſo verpflanzt man ſie, und ſtreut auch gleich Salz auf den Boden. Nach 2 Jahren wird ſie wieder verſetzt, denn Das iſt ihr ſehr gedeihlich. In der Regel verpflanzt man die Dattelpalmen im Frühjahr, in Babylon aber zur Zeit, wo der Hundsſtern aufgeht; ſie ſollen dann leichter anwachſen. So lange der Baum noch jung iſt, beſchneidet man ihn gar nicht, bindet aber die Blätterkrone zuſammen, ſo daß ſie nicht herabhängt. Später, wenn der Stamm eine gewiſſe Stärke erreicht hat, ſchneidet man von den untren Blättern ſo viel weg, daß von jedem nur ein ſpannenlanges Stück bleibt. — So lange der Baum jung iſt, trägt 22 338 Botanik der alten Griechen und Römer. er kernloſe Früchte; ſpäter enthalten ſie einen Kern. — In Syrien ſoll man an den Dattelpalmen gar nichts thun, als daß man ſie ausputzt und bewäſſert. Das Quellwaſſer lieben fie weit mehr als das Regenwaſſer. Die Dattelpalmen ſind verſchieden, und zwar vorzüglich darin, daß es welche gibt, die fruchtbar, und andre, die unfruchtbar ſind. Aus den letzteren macht man in Babylonien Betten und andre Geräthſchaften. Unter den fruchtbaren unterſcheidet man wieder die männlichen und die weiblichen; die männlichen treiben zuerſt Blüthen aus der Scheide, die weiblichen aber ohne Weiteres längliche Früchte. — Auch die Früchte ſelbſt ſind verſchieden. Manche haben gar kei— nen Kern [zugmös anvonvog], andre einen weichen [xaonög uora- ro⁰νοεν⁰ i Der Farbe nach gibt es weiße, ſchwarze, gelbe. Auch die Geſtalt iſt ſehr verſchieden, und es gibt einige, die rund wie Aepfel ſind. Einige haben eine ſo bedeutende Größe, daß vier auf die Elle kommen 722); andre find jo klein wie Kichern [e. Auch im Geſchmack liegt ein großer Unterſchied. Die vorzüglichſte Sorte unter den weißen und ſchwarzen iſt die ſogenannte Königs— dattel; ſie zeichnet ſich durch Größe und Güte aus, ſoll aber ſelten fein und faſt nur in dem Garten des alten Bagoas 723) bei Babylon vorkommen. — In Cypern wächſt eine eigenthümliche Sorte von Dat— telpalmen; ihre Früchte werden zwar nicht reif, ſchmecken aber doch, während ſie noch unreif ſind, ungemein lieblich und ſüß, und dieſe Süßigkeit iſt von ganz beſonderer Art. — Es gibt auch eine Sorte, die nicht groß und hoch wird, dagegen ſchon im dritten Jahre Früchte trägt, und ſich dann ferner durch Fruchtbarkeit hervorthut. Von dieſer Sorte wachſen viele auf Cypern. In Syrien und Aegypten wachſen Dattelpalmen, welche im vierten und fünften Jahre, wenn ſie erſt mannshoch ſind, Früchte tragen. Auf Cypern kommt auch eine Sorte vor, welche breitere Blätter hat, auch größere, eigenthümlich geſtal— tete Früchte trägt. Letztere gleichen an Größe den Granatäpfeln [000], find aber länglich. Dem Geſchmack nad) find fie geringer als andre, und den Granatäpfeln ähnlich. Man kaut ſie demnach nur aus, und ſpuckt die feſteren Theile weg. Die Dattelpalme iſt eigentlich ein Baum mit einfachem und 722) Herodot. 2, 149 gibt die Elle zu 14 Fuß an. 723) Bagoas war ein mächtiger Mann zu Babylon. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Palmen⸗Pfl. (Dattelpalme). 339 ungetheiltem Stamm ονονντειννντννε π,l½,‚/ ue]; jedoch kommen in Aegypten auch welche vor, deren Stamm ſich in zwei Theile ſpal— tet 2%), und bis zur Theilung 5 Ellen hoch wird. Auch in Kreta ſollen ſich einzelne in zwei, andre in drei Theile ſpalten; in Lapäa gibt es ſogar welche mit fünf Wipfeln. Natürlich kommt in frucht— baren Gegenden die Theilung und überhaupt eine Verſchiedenheit der Sorten leichter vor. 5 Theophr., H. pl. 2, 8, 4. Um es dahin zu bringen, daß die Früchte der Dattelpalmen am Baume bleiben und reif werden, verfährt man ſo: Man ſchneidet von dem männlichen Stamme die Blüthenſcheide onen] ab, und ſchüttelt ſogleich Alles, was von ihr abgeht, Blüthentheile und Samenſtaub [xovıeoros], auf die Früchte der weiblichen Blüthenſcheide; weiblich nennt man aber die frucht— tragenden Stämme. Theophr., H. pl. 3, 3, 5. In Babylonien zeigt die Dat- telpalme eine wunderbare Fruchtbarkeit; in Griechenland dagegen kommt die Frucht nicht zur Reife, ja es zeigt ſich in einigen Gegenden nicht einmal eine Spur von Frucht. Theophr., H. pl. 4, 3, 1 u. 5 u. 7. In Libyen wächſt die Dattelpalme in der Gegend, wo die Naſamonen wohnen, beim Tempel des Ammon und anderwärts. — Wo es in Libyen niemals regnet, der Boden aber ſalzig und zugleich in geringer Tiefe von ſüßem und ſalzigem Waſſer naß iſt, da wachſen ſchöne, große Dattelpalmen. Hieraus geht hervor, daß die Palmen ihre Nahrung aus dem Boden und zum Theil auch aus dem Thau beziehn. Theophr., H. pl. 4, 4, 13. Im Lande Gedroſien bringt der Genuß roher Datteln Erſtickung hervor. Theophr., H. pl. 5, 3, 6. Das Holz der Dattelpalme iſt leicht, gut zu bearbeiten, weich wie das der Korkeiche [ee], jedoch beſſer, denn es iſt zäh, das der Korkeiche dagegen brüchig. Deswegen macht man jetzt die Götterbilder lieber aus Palmen- als aus Korkeichenholz. i Theophr., H. pl. 5, 6, 1. Dattelſtämme tragen, wag— u) Kann eine Verwechslung mit der Dumpalme fein, welche Theophraſt unter dem Namen xovxeopogo» beſchreibt, Hist. plant. 4, 2, 7. — Wahrſchein⸗ lich iſt aber die eigentliche Dattelpalme gemeint, welche auch zuweilen im Wipfel Seitentriebe macht, worüber Anm. 721 zu ſehn. 22 * 340 Botanik der alten Griechen und Römer. recht liegend, große Laſten, und biegen ſich dabei nicht, wie andre Hölzer, nach unten, ſondern nach oben 729). Theophr., H. pl. 5, 9, 5. Das Holz der Dattelpalme ſoll beim Verbrennen vorzüglich viel Rauch geben. Artemidorus, Geographumena, fragm. An der Süd— küſte der Sinai-Halbinſel 720) ſteht ein waſſerreicher Dattelwald [gowızıov evvdoos]) in hohen Ehren, weil ringsum alles Land ver— brannt, ohne Waſſer und ohne Schatten iſt. Die große Fülle der trefflichen Früchte, welche dieſer Wald trägt, erregt Staunen. Die Aufſicht über den Wald führt ein Mann nebſt ſeiner Frau; ſie gehn in Thierfelle gekleidet, leben von den Dattelfrüchten, und ſchlafen bei Nacht, um vor den vielen dort hauſenden wilden Thieren ſicher zu ſein, auf den Bäumen. Varro de r. r. 1, 22, 1 u. 2. Was man auf dem Land⸗ gut ſelbſt verfertigen kann, darf nicht gekauft werden; dahin gehören auch Dinge, die aus Hanf [cannabis], Flachs [Inum], Simſen [juneus], Palmen [palma], Binſen d le geflochten werden, wie Stricke, Seile, Decken. Diodorus Siculus 2, 55. In Afrita 727) tragen die Dat⸗ telpalmen dürre, kleine, bittre Früchte; in Cöleſyrien dagegen ſind ſie ausgezeichnet ſüß, groß und ſaftig. Noch weit größere wachſen aber in Arabien und Babylonien, wo ſie 6 Querfinger lang werden, und theils gelb, theils ſcharlachroth, theils purpurfarbig ſind, ſo daß ſich das Auge eben ſo wohl an ihnen ergötzt als der Mund. Die Stämme der Dattelpalmen wachſen hoch empor, und haben bis zum Gipfel keine Aeſte. Der Wipfel beſteht aus Zweigen 728), welche ſich entweder im Kreiſe ausbreiten, während am Stamme zwiſchen ihnen die Fruchtriſpen aus der durchbrochenen Rinde hervorkommen; oder 725) Die Eigenſchaft der Dattelſtämme, ſich nach oben zu biegen, von wel— cher ſchon bei Xenophon, Cyr. 7, 5, 11 die Rede geweſen, muß jedenfalls durch die Einwirkung von Feuchtigkeit kommen, die von der einen Seite eindringt, während auf der andern das Holz trocken wird; es muß alſo ein ſogenanntes Werfen des Holzes Statt finden. 726) Die von Artemidor bezeichnete Stelle iſt nach Carl Ritter („die geogr. Verbreitung der Dattelpalme S. 241“) das bekannte Ras Mohamed am Eingang des Golfs von Aila, dem in Weſten der heutige Hafen von Tor (Ben— der Tor) vorliegt, und deſſen Umgebung bis jetzt durch Palmenpflanzungen merk— würdig iſt. — 727) Dem nördlichen Küſtenſtrich. — 128) Blättern. XXXVII. Kl. Scheidenkeim-⸗Pflanzen. Fam. Palmen⸗Pfl. (Dattelpalme). 341 alle Aeſte des Wipfels legen ſich nach Einer Seite hin, wie das Feuer einer geblaſenen Fackel; bei andren richten ſich die Aeſte nach zwei entgegenſtehenden Seiten, ſo daß ſie ein doppeltes Laubendach bilden, was höchſt maleriſch ausſieht. Diodor. Sic. 3, 40. Südlich von Ptolemais in Aegypten, wo ſich beim Vorgebirge Taunus die Küſte oſtwärts wendet, und zur Zeit der Sommer-Sonnenwende 2 Stunden lang der Schatten nach Süden ſtatt nach Norden fällt, gibt es Datteln von unglaublicher Größe und verſchiedne andre, bei uns unbekannte Früchte von fadem Geſchmack. Diodor. Sic. 3, 41 u. 42. Auf der arabiſchen Küſte des Rothen Meeres finden wir, wenn wir von der Spitze beginnen, eine Gegend, die ihres Nutzens wegen hoch in Ehren ſteht, das Dat— telland 729) genannt wird, und überreich an köſtlichen Datteln tft. Sie iſt von kühlen Quellen und Bächen bewäſſert, grün und äußerſt lieblich, während um ſie her Alles von fließendem Waſſer leer, heiß und unfreundlich iſt. Dort ſteht ein ſehr alter, von feſtem Stein gebauter Altar, deſſen Inſchrift mit unbekannten Buchſtaben geſchrie— ben iſt. Der Tempeldienſt wird von einem Manne und einem Weibe verſehn, die ihr Lebelang das Prieſterthum verwalten. Die dort wohnenden Leute ſchlafen aus Furcht vor wilden Thieren auf den Bäumen. — In dem genannten Palmenwald ward früherhin alle 5 Jahre ein großes Feſt gefeiert, welches die Leute aus der ganzen Umgebung zu beſuchen pflegten, um in dem dortigen Tempel den Göttern große Opfer von fetten Kameelen zu bringen, und zugleich von dem dortigen Waſſer, welches für ſehr geſund galt, mit in die Heimath zu nehmen. Diodor. Sic. 19, 98. Die Gegend um den Aſphalt— ſee 780) in der Provinz Idumäa iſt glühend, übelriechend, macht die Einwohner kränklich und geſtattet ihnen nur eine kurze Lebenszeit. Uebrigens iſt ſie an allen Stellen, wo ſie von Flüſſen oder Quellen bewäſſert wird, ſehr fruchtbar und mit vielen Dattelpalmen bepflanzt. Horat., Satir. 2, 4, v. 83. Der mit buntem Marmor ge— pflaſterte Fußboden des Speiſezimmers wird mit Beſen gekehrt, die aus Palmenfaſern gemacht ſind. 2) Hier iſt die Anm. 726 bezeichnete Gegend gemeint. 130) Das Todte Meer. 342 Botanik der alten Griechen und Römer. Colum. de r. r. 11, 2, 90. Auch in den langen Winter: abenden kann ſich der Landmann recht nützlich beſchäftigen. Beſitzt er Weingärten, ſo kann er Pfähle glätten und ſpitzen; iſt die Gegend reich an Ferula [ferula] und Kork [cortex], jo muß er Bienenſtöcke machen; ift fie reich an Palmen [palma] und Spart— gras [spartum], fo flicht man allerlei Körbe. Colum. de r. r. 5, 5, 15. Mein Onkel Marcus Colu⸗ mella, ein ausgezeichneter Landwirth in der Provinz Bätika 73), ſchützte in der heißeſten Jahreszeit ſeine Weinſtöcke gegen die aus— dörrende Hitze mit aus Palmen geflochtenen Decken [palmea teges]. Strabo 15, 2, 2 (pag. 720). In der von den Ichthyopha— gen bewohnten Landſchaft Ariana's ſieht man keinen Baum mit Aus— nahme der Dattelpalme, ferner eines ſtachligen Strauches und der Tamariſke [uvein] 2). Ihre Netze machen die Eingebor— nen aus dem Baſt der Dattelpalme [yAoıs poırizıvog]. Strabo 15, 2, 5 u. 7 (p. 722 u. 723). Als Alexander durch Gedroſia, eine Landſchaft Ariana's, zog, mußte er in den Wü— ſten Hunger und Kummer erdulden, und das Heer konnte nur mit Datteln und Dattelhirn s)) gerettet werden. — Er wendete ſich ſodann der Küſte zu, fand dort genügend viel trinkbares Waſſer, und marſchirte dann wieder landeinwärts. Dort wuchs eine Pflanze, die dem Lorbeer [dayrn] ähnlich ſah, die Laſtthiere aber, welche davon fraßen, unter Zuckungen und Schaumerguß tödtete. Eine ſtach— lige Pflanze, deren ſaftige Früchte wie Gurken auf dem Boden lagen, hatte die Eigenſchaft, daß jeder Tropfen des Saftes, der auf das Auge eines Thieres fiel, das Auge durchaus blind machte. Viele Soldaten ſtarben auch an dem Genuſſe unreifer [ Datteln. Strabo 15, 3, 1 (p. 727). Die Küſte Perſiens iſt an dem von ihm den Namen führenden Meerbuſen hin heiß, windig, arm an Früchten mit Ausnahme der Datteln. Strabo 15, 3, 10 (p. 731). Die perſiſche Landſchaft Su- ſis hat eine glühend heiße Luft; deswegen belegen die Leute ihre Dächer 2 Ellen hoch mit Erde. Dieſen Druck halten die Dattel— ſtämme, welche als Dachbalken dienen, gut aus, denn ſie werden 731) Im ſüdweſtlichen Spanien. 732) Gattung Tamarix, Linné. 133) Gipfeltrieb der Dattelpalme. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Palmen-Pfl. (Dattelpalme). 343 je älter je härter, und krümmen ſich unter der Laſt nicht abwärts, ſondern aufwärts 73%), Strabo 16, 1, 5 (p. 739). Wegen Mangels an andrem Bauholz gebraucht man in Babylon Dattelſtämme beim Haus— bau, zu Balken, zu Pfoſten. In Babylonien wächſt zwar Strauch— werk, aber kein Baum mit Ausnahme der Dattelpalme, welche dort häufig vorkommt, wie auch i in Suſiana, an der perſiſchen Küſte und in Karmanien. Strabo 16,1, 14 (p. 742). Babylonien trägt mehr Gerſte, als irgend ein andres Land; die übrigen Bedürfniſſe befriedigt die Dattelpalme, denn ſie liefert Brod, Wein, Eſſig, Honig, Mehl und allerlei Flechtwerk; die Kerne dienen dem Schmid als Kohle, eingeweicht zum Mäſten der Ochſen und Schafe. Strabo 16, 2, 41 (p. 763). In Syrien liegt die Ebne Jericho, von einem Gebirge faſt theaterartig umgeben; in dieſer Ebne ſteht ein Dattelwald [yowızwv], welcher aus Dattelpalmen und andren Obſtbäumen beſteht, ſich 100 Stadien 35) weit hinzieht, gut bewäſſert und überall bewohnt iſt. — Nur in dieſem Walde, ferner in Babylonien und dem öſtlich davon liegenden Landſtrich wächſt die Nuß dattel [xuovwrogs polvız) 730). Strabo 16, 4, 25 (p. 782). Im Wee en Gewürz⸗ land [9 eee e wird der Wein vorzugsweis aus Dat⸗ telpalmen gewonnen. Strabo 17, 1, 51 (p. 818). In ganz Aegypten iſt die Dattelpalme von ee Sorte, und trägt um das Delta und um Alexandria Früchte, die nicht gut ſchmecken; in der Thebais da— gegen wachſen ausgezeichnet gute Datteln. Es gibt übrigens in der Thebais wie in Judäa außer der gemeinen Dattel auch die Nu ß— dattel [xuovmrog], doch iſt die thebalſche härter und wohlſchmecken— der. Die allerbeſten Datteln wachſen dort auf einer Inſel. Strabo 17, 2, 2 (p. 821). Die jenſeit Aegyptens woh— nenden Neger leben von Hirſen [ und Gerſte 95, bereiten ſich auch aus beiden Getränke. Statt Olivenöls dient bei ihnen Butter und Talg. Sie haben ferner keine Baumfrüchte mit Ausnahme weniger Datteln in den königlichen Gärten. Einige — 1) Siehe Anm. 725. — 135) Das Stadium beträgt 625 Fuß. 36) Eine ſeltene Dattelſorte. 344 Botanik der alten Griechen und Römer. eſſen auch Gras [ud], zarte Sproſſen, Lotus [Arg] 757) und die Wurzeln von Rohr [αννeiοj. Die Häuſer der Städte wer— den aus Palmenholz und Backſtein gebaut. Von Gewächſen iſt die Dattelpalme häufig, ferner die My xa [rreooda] iss), das Eben- holz [Bev] und der Johannisbrodbaum [xeouria] in Menge vorhanden. * Strabo 17, 3, 23 (p. 838). Im Lande der Libyer, hinter der Syrte und Cyrenalka, liegt ein waſſerreicher, mit Datteln be— wachſener Ort, welcher dem Ammonium ähnlich iſt. Diosc. de m. m. 1, 148 u. 149. Die Dattelpalme wächſt in Aegypten. Man ſammelt von ihr im Herbſte grünlich- gelbe, unreife Früchte, welche wie Quitten riechen und Pomen [röuo) heißen. Läßt man fie reif werden, fo heißen fie Phöniko— balanen [yowızoßararog]. Beide können in gewiſſen Fällen als Heilmittel wirken, eben ſo die Sorte, welche man ene [za0v0- 11g] nennt. Auch die Datteln, welche man aus der Thebais bezieht, können gekocht und roh als Arznei dienen; ſie geben auch einen Wein, wel— cher wie ſie ſelber wirkt. Diosc. de m. m. 1, 150. Die Hülle der Blüthenriſpen heißt bei den Dattelpalmen Elate [dry] oder Blüthenſcheide loroIn). Man braucht fie, um Salben einen Wohlgeruch zu geben, und als Arznei. Sie gilt für gut, wenn ſie wohlriechend, zuſam— menziehend, ſchwer, geſchloſſen und inwendig fettig iſt. Die Frucht, welche in der Scheide verborgen liegt, heißt ebenfalls Elate oder auch Boraſſus Foονννσ]; fie kann wie die Scheide benutzt werden, je— doch nicht um Salben wohlriechend zu machen. Eben ſo wie der Boraſſus wirkt das weiße Mark des Stammes, wenn man es roh oder gekocht verzehrt. | Plin. 5, 25, 21. Die Stadt Palmyra iſt berühmt durch ihre Lage, den Reichthum ihres Bodens, ihre anmuthige Bewäſſerung, und liegt in der Mitte einer Sandwüſte 739). 737) Hier mag die Lotos-Seeroſe, Nymphäa Lotos, Linné, gemeint fein, vielleicht aber auch Klee. — 738) Cordia Myxa, Linné. 739) Das Wort Palmyra fo wie der hebräiſche Name derſelben Stadt Tha— mar (Tadmor) bedeutet „Palmenſtadt“. Daß Palmen dort geſtanden, er— wähnt Plinius zwar nicht; allein Carl Ritter bemerkt, daß noch in neuer Zeit um die Ruinen der Stadt Palmen geſehen worden, und verweiſt auf W. = XXXVII. Kl. Scheidenkeim-Pflanzen. Fam. Palmen-Pfl. (Dattelpalme). 345 Plin. 6, 27, 31, S. 131. Am Tigris find Chalonitis und Kteſiphon berühmt durch ihre Dattelwälder [palmetum], ihre Olivenbäume, Obſt und andre Bäume. Plin. 6, 32, 37. Jenſeit Gades 740) liegen im Meere die Glücklichen Inſeln *.), über welche Juba Folgendes mittheilt: „Die erſte heiße Ombrios, habe keine Spur von Häuſern, trage in einem zwiſchen Bergen liegenden Sumpfe rohrähnliche Bäume, von denen die ſchwarzen einen bittren Saft hätten, während aus den weißen ein wohlſchmeckender gepreßt werde. Die zweite Inſel heiße Juno— nia; auf ihr ſtehe nur ein kleiner Tempel, und neben ihr liege eine kleinere Inſel gleiches Namens. Dann folge Capraria, voll von Eidechſen. Ninguaria habe beſtändig Schnee und Nebel; Canaria habe ungewöhnlich große Hunde und Spuren von Häuſern. Alle ſeien reich an Obſt und Geflügel, Canaria aber ſei insbeſondre reich an datteltragenden Palmwäldern [palmetum caryotas ferens] und an Piniennüſſen [nux pineal. In den Flüſſen wachſe auch der Papyrus [papyrus] und lebe der Wels [silurus!. Plin. 13, 3, 6. Judäa iſt durch ſeine Dattelpalmen [palma] berühmt. Dieſe wachſen freilich auch in Europa, nament— lich häufig in Italien, ſind aber daſelbſt unfruchtbar. Nur an der Küſte Spaniens tragen fie Früchte, allein dieſe ſchmecken nicht ſüß. Die afrikaniſchen find ſüß, verderben aber bald. Im Morgenlande - iſt das Alles anders; man bereitet dort Wein, und bei manchen Völkern auch Brod daraus, verfüttert jedoch die meiſten an das Haar— vieh. In Italien wächſt keine Dattelpalme von ſelbſt; überhaupt wächſt ſie nur in warmen Ländern und trägt nur in heißen Früchte. Pli n. 13, 3, 7. Die Dattelpalme wächſt in leichtem, ſan— digen, ſalzigem, naſſem Boden 712). In Aſſyrien glaubt man, Dün— Halifax, Relation from a voyage from Aleppo to Palmyra, in Philosophie. Transactions, 1695, p. 85. — 740) Jetzt Cadix. 741) Fortunatä insulä, jetzt Kanariſche Inſeln. 742) Nitrosa terra, ſagt Plinius, das heißt eigentlich: ſodahaltigem Boden, was wohl nicht genau zu nehmen. Das Salz, welches in dem Waſſer enthalten iſt, durch welches die Dattelpalmen in ihrem Vaterlande gedeihn, iſt jedenfalls vorzugsweis Kochſalz, meiſt mit Beimiſchung von Glauberſalz und Bitterfalz, hier und da auch von Soda. — Ich habe folgende Verſuche gemacht: In zwei Blumentöpfe ſteckte ich Dattelkerne in feinen, von Natur mit Thonerde und Eiſenorxydhydrat gemiſchten Bachſand; in einen dritten großen 7 Kerne in eben * 346 Botanik der alten Griechen und Römer. gung mit Miſt ſchade ihr, wenn man nicht zugleich wäſſere. Es gibt vielerlei Sorten von Dattelpalmen. Die eine erreicht nur die Höhe eines Strauchs, trägt nur an wenigen Orten Früchte, ihre Blätter ſind kurz und bilden einen Kreis. An manchen Orten pflanzt man ſie ſo, daß ſie Wände vor Regenſchlag ſchützt. Eine andre, wild ſcheinende Sorte bildet an ſich eine Art Wald, indem am ganzen Stamme Blätter ſtehn. Sie miſchen ſich übrigens aus einem uner— klärbaren Naturtriebe zwiſchen die zahmen. Die übrigen Sorten ſind hoch und ſchlank, mit dicht- und ſtufenweiſe hervorſtehenden Vor— ſprüngen oder Ringen an der Rinde 78), wodurch im Morgenland den Leuten das Emporklettern leicht wird; dieſes Klettern geſchieht mit wunderbarer Schnelligkeit, und fie haben dabei um ſich und den Baum ein Seil geſchlungen. Die ganze Blattmaſſe [coma] befindet ſich im Wipfel [cacumen], und hier befinden ſich auch die Früchte ſolchen Sand, hielt alle feucht, gab aber dem dritten Topf gleich anfangs zwei Theelöffel Kochſalz, die ich obenauf ſtreute, nach einem Monat noch einen. Die Kerne gingen genau nach Verlauf zweier Monate auf, und ich gab nun den ſchon geſalzenen noch einen Theelöffel Glauberſalz, einen Monat ſpäter eben ſo viel Bitterſalz. Die ſieben geſalzenen Pflanzen wuchſen die erſten zwei Jahre genau doppelt ſo kräftig und hoch als die ungeſalznen. Nach Verlauf der zwei Jahre füllte ich den Unterſatz der geſalznen mit Holzaſche, dann mit Waſſer. Am folgenden Tage waren ſie ſämmtlich todt. Als ich ſie heraus nahm, fand ich, daß ſie ſämmtlich vom Anfang an alle ihre Wurzeln am Bo— den des Topfes, alſo in der Tiefe hatten, weshalb die in der Aſche befindliche Potaſche natürlich um ſo ſtärker, aber auch verderblicher auf ſie gewirkt hatte. — Uebrigens möchte aus dieſem Verſuche noch Folgendes zu entnehmen ſein: a) Daß die Dattelpalmen gewiß auch in ihrem Baterlande ihre Wurzeln tief hinab treiben, theils um in dem lockren Boden bei Stürmen feſt zu ſtehn, theils um bei glühend heißer Luft und Austrocknung der Oberfläche des Bodens doch im— mer um die Wurzeln herum genügend viel Waſſer zu haben. b) Daß auch in Gewächshäuſern die Gefäße, worin die Dattelpalmen ſtehn, ſehr hoch und lieber weniger breit ſein ſollten; wenigſtens könnte man ſie nach oben ſtark verſchmä— lern und da Raum für kleine Gefäße gewinnen. — Nach dieſen Verſuchen habe ich wieder elf Dattelkerne ganz auf dieſelbe Weiſe gepflanzt und geſalzen, wobei fie ebenfalls viel ſchöner gediehen find, als alle, die ich früherhin ohne Salz ge— zogen. — 748) Die vorher genannten wilden find diejenigen, an welchen man aus Bequemlichkeit alle Blätter läßt; die letztgenannten ſind die unter guter Pflege ſtehenden, von denen man alle alten Blätter ſo wegſchneidet, daß nur noch von jedem ein Stummel bleibt, und letztere erleichtern das Klettern, welches ſich bei der Ernte der Früchte nicht vermeiden läßt. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Palmeu⸗Pfl. (Dattelpalme). 347 [pomum]. Dieſe Früchte wachſen nicht zwiſchen den Blättern [fo— lium] 7), wie bei andren Pflanzen, ſondern zwiſchen den Aeſten an eignen Zweigen [ramus], an welchen fie riſpenartig [racemosus] ſtehn. Sie haben alſo die Natur der Traube und des Apfels zu— gleich. Die Blätter 745) haben eine meſſerförmige Spitze [cultratus mucro|, ſtehn den zwei Seiten des Aſtes entlang, und ſehn daher aus wie eine Doppelreihe von Soldaten, wo die eine Reihe mit ge⸗ zücktem Schwert ndd Einer Seite Front macht, während die andre eben fo nach der andren Seite gewendet ſteht. Man fpaltet die Blätter, und benutzt ſie ſo zu Seilen, Flechtwerk und leichten Son— nenſchirmen. | Bei den Bäumen, und, wie ſorgfältige Beobachter gefunden ha— ben, bei allen Pflanzen und Thieren, ſind zwei Geſchlechter vorhan— den, was bei keinem Baume deutlicher in die Augen fällt, als bei der Dattelpalme. Der Samenfern [semen] der Dattelfrucht iſt länglich, nicht wie bei der Olive kugelrund. Außerdem hat er auf dem Rücken eine wulſtige Furche, an der Unterſeite 740) meiſt eine nabelförmige Erhö— hung, aus welcher die Wurzel zuerſt hervortritt 17). Man legt die Kerne fo, daß die Unterſeite nach unten kommt [pronus], und zwar zwei Kerne neben einander und noch zwei drauf, ſo daß die vier zu Einer Pflanze verwachſen; von Einem Kerne würde ſie zu ſchwach werden. Der holzige Kern [lignum] iſt vom Fleiſche [caro] der Frucht durch mehrere weiße Häute [tunica] getrennt, wovon einige mit ihm ſelbſt zuſammenhängen; nur ſeine Spitze hängt vermittelſt eines Fadens mit dem Fleiſche zuſammen. Das Fleiſch der Frucht erlangt ſeine Reife in der Zeit eines Jahres; an manchen Orten, wie auf Cypern, reift die Frucht nie, ſchmeckt aber dennoch gut und ſüß. Die Blätter find dort breiter, die Früchte ſind runder als anderwärts. Man kaut übrigens die cypriſchen Datteln nur aus, und ſpuckt die feſten Theile weg. Auch in Arabien ſollen die Datteln nur eine geringe Süßigkeit haben; 144) Die bis 18 Fuß langen Blätter find hier als Aeſte betrachtet, die Fiederblättchen dagegen als die eigentlichen Blätter. 145) Eigentlich Blättchen. — 746) Der gewölbten Längsſeite. 747) Die Angabe über die kleine Erhöhung und das Hervortreten der Wur— zeln aus ihr iſt richtig, ſo wie faſt Alles, was Plinius über die Dattelpalme ſagt. 348 Botanik der alten Griechen und Römer. doch ſagt Juba, bei den Zelt-Arabern gebe es eine Sorte, die Dabla genannt werde, und alle andren an Wohlgeſchmack übertreffe. Weibliche Dattelpalmen ſollen in einem Walde, wo männliche fehlen, nicht tragen, und ſollen, wo ſie einer männlichen nahe ſtehn, ſich dieſer zuneigen. Die männliche ſoll die weiblichen durch ihren Hauch, durch den bloßen Anblick und durch ihren Staub befruchten, und die weiblichen ſollen wieder unfruchtbar werden, ſobald die männ— lichen weggehauen ſind. Die Menſchen haben auch auf eine künſt— liche Befruchtung gedacht, und bringen die Blüthen, die Wollhaare und den Blüthenſtaub [pulvis seminis] der männlichen Stämme mit den weiblichen Blüthen in Berührung. Plin. 13, 4, 8. Die Vermehrung der Dattelpalmen wird bewirkt, indem man ein zwei Ellen langes Stück unter dem Gipfeltrieb [cerebrum] abſchneidet, ſpaltet und eingräbt; theils glückt auch die Vermehrung durch Wurzelſproſſen, die man abreißt, und durch ganz zarte Aeſte. In Aſſyrien ſchlägt auch ein in feuchten Boden gelegter Baum überall Wurzeln, bildet aber nur Gebüſch, feine Baumſtämme. Man legt daher Baumſchulen [plantarium] an, verſetzt die jungen Triebe nach Einem Jahr und dann wieder nach zweien. Ueberhaupt liebt die Dattelpalme das Verſetzen, was in Aſſyrien um den Aufgang des Hundsſterns, anderwärts aber im Frühjahr geſchieht. Dort berührt man auch die jungen [novellus] Stämme nicht mit dem Eiſen, ſondern bindet ihre Wipfelblätter [coma] zuſammen, damit ſie in die Höhe gehn. Sind die Bäume erſtarkt, ſo ſchneidet man die unnützen Blätter ab [deputare], damit die Stämme mehr in die Dicke wachſen. Von den Aeſten ?*3) läßt man ein 6 Zoll langes Stück ſtehn, weil der Baum ſtirbt, wenn ſie ganz weggeſchnitten werden. ö Da ſie einen ſalzreichen Boden lieben, ſo ſtreut man Salz aus, wo es daran fehlt, aber nicht an die Wurzeln, ſondern in einiger Entfernung davon. In Syrien und Aegypten theilen ſich manche Stämme in zwei Theile, in Kreta ſogar in drei bis fünf. Manche tragen ſchon vom dritten Jahr an; in Cypern, Syrien, Aegypten vom vierten, einige vom fünften, wenn ſie mannshoch ſind. So lange der Stamm noch jung iſt, haben ſeine Früchte keinen Kern, und man nennt fie dann Spadonen [spado]. 748) Blattſtielen. XXXVII. Kl. Scheidenfeim- Pflanzen. Fam. Palmen⸗Pfl. (Dattelpalme). 349 Plin. 13, 4, 9. Es gibt viele Sorten von Dattelpalmen. Die unfruchtbaren benutzt man in Aſſyrien und ganz Perſien zu Bau— holz und feiner Arbeit. Es gibt auch Wälder, die man fällt und aus den Wurzeln neu treiben läßt. Das Mark [medulla] am Gipfel, welches man Hirn [eerebrum] nennt, ſchmeckt ſüß, und der Baum bleibt am Leben, wenn man es wegnimmt. Kohlen von Palmenholz glühen lange. Der Samenkern [lignum] der Frucht iſt bei einigen kürzer, bei andren länger, bei einigen weicher, bei andren härter, bei manchen knochig und mondförmig; ſolche polirt man mit einem Zahne und braucht fie gegen Behexung. Manche Kerne find von vielen Häuten umgeben, andre von wenigen, einige von dicken, andre von dünnen. So könnte man 49 Sorten zuſammenrechnen, wenn man die verſchiednen Namen und die verſchiednen aus Datteln bereiteten Weine aufzählen wollte. Die berühmteſten von allen ſind die ſoge— nannten königlichen zu Babylon. Im Süden ſind ferner die Syagren und Margariden berühmt. Letztere ſind kurz, weiß, rund, und mehr den Weinbeeren [acinus] als den gewöhnlichen Datteln [bala— nus] ähnlich, weswegen fie auch ihren Namen von Perlen [marga— rita] bekommen haben. In Chora 40) ſoll ein einziger Baum dieſer Sorte und auch ein einziger Syagros ſein, von welchem, wie vom Vogel Phönix, der von ihm den Namen haben ſoll, die wunder— bare Sage geht, daß er von Zeit zu Zeit ſterbe und aus ſich ſelbſt ſich wieder verjünge. Zur Zeit, wo ich dieſe Zeilen ſchrieb, trug er ge— rade. Seine Frucht iſt groß, hart, rauh, und unterſcheidet ſich von andren Datteln durch einen wilden Geſchmack, welcher dem des wil— den Schweines ähnelt, woher auch gewiß der Name Syagros 750), Den vierten Werth haben die Sandaliden, von ihrer Aehnlichkeit mit Sandalen ſo genannt. An der Grenze des Negerlandes ſoll es höchſtens fünf Bäume dieſer Sorte geben, die eben ſo wohl durch ihre Seltenheit, als durch ihre Güte ausgezeichnet ſind. Nächſt dieſen haben die Karyoten den größten Werth, ſowohl als Speiſe, wie we— gen ihres Saftes. Aus dieſer Dattelſorte werden die meiſten Weine im Morgenlande gemacht, doch erzeugen ſie Kopfweh, wovon die Frucht den Namen hat 's). Vorzugsweis iſt Judäa durch feine 490) 2 — 750) Wildſchwein. ) Von vdo oder „dea, Kopf. — Wohl eher von „do vos, Nuß, wie die Datteln auch Paravos hießen, was urſprünglich Eichel bedeutet. 350 Botanik der alten Griechen und Römer. Palmen berühmt, und zwar beſonders die Gegend um Jericho, ob— gleich auch Archelals, Phaſelis und Livias in den Nebenthälern die— ſes Landes ihrer Datteln wegen geprieſen werden. Ihr Hauptwerth beſteht in dem fetten Safte mit weinartigem, ſüßem Honiggeſchmack. Die weniger ſaftreichen dortigen Datteln heißen Nifolaen, und find ungemein groß, ſo daß vier davon zuſammen die Länge einer Elle haben. Weniger anſehnlich, aber durch ihren Geſchmack den Karyo— ten verſchwiſtert find die Adelphiden 752), deren Geſchmack faſt eben jo gut iſt. Die dritte hierher gehörige Sorte bilden die Pateten 753), welche zu viel Saft haben, deswegen noch am Stamme platzen und dann wie zertreten ausſehn. Eine eigenthümliche, zu den trockneren gehörige Sorte machen die Daktylen, die ſehr lang, ſchlank, und zu— weilen gekrümmt ſind. Die zu dieſer Sorte gehörigen, welche wir den Göttern weihen, nennen die Juden, welche ſich durch Verachtung der Götter auszeichnen, Chydäen 75%). Die Datteln aus der Thebais und Arabien find im Allgemeinen trocken, ſchmächtig, mager, von der beſtändigen Hitze ſo geröſtet, daß ſie mehr mit einer Schale, als mit einer Haut überzogen ſind. — Ja im Negerland ſind die Datteln ſo trocken, daß man ſie zerreiben und wie Mehl zu Brod verbacken kann. Sie wachſen dort auf einem Strauche mit ellenlangen Zweigen, breiterem Blatt, die Frucht iſt rund, etwas größer als ein Apfel, wird Koir genannt, reift erſt im dritten Jahre 755), doch hat der Strauch ſtets Früchte, indem fort— während neue nachwachſen. — Die Datteln, welche man in der The— bais erntet, thut man ſogleich, während fie noch heiß find, in Fäſſer. Wird Dies verſäumt, ſo verliert ſich mit der Wärme zugleich auch der Geruch, und ſie verderben, wenn ſie nicht in einem Ofen gerö— ſtet werden. Von andren Sorten gelten auch diejenigen für ziemlich gering, welche man Tragema 756) nennt. Aus Phönicien und Cilicien kom— men auch Datteln zu uns, die wir Balanen 757) nennen, wovon es ebenfalls mehrere Sorten gibt, die ſich durch Rundung oder Länge unterſcheiden; auch haben ſie bald eine dunklere, bald eine mehr röth— liche, bald eine weiße Farbe, und dieſe ſind am beliebteſten. Sie ſind 752) Schweſtern. — 753) ITarnrös, zertreten. — 154) Ausſchuß. 755) Vielleicht iſt hier die Dum palme gemeint. Siehe S. 331. 756) Naſchwerk. — 757) Eicheln. ö — XXXVII. Kl. Scheidenkeim-Pflanzen. Fam. Palmen⸗Pfl. (Dattelpalme). 351 auch an Größe verſchieden, und es gibt welche, die ſo klein wie Bufbohnen [faba] find. — Wenn von einer Dattel die weiße Warze abgefallen iſt, mit welcher ſie an der Traube geſeſſen, ſo iſt Das ein Zeichen, daß ſie verdorben oder zu alt iſt. — Manche Sol— daten Alexander's des Großen find an dem Genuß der Datteln ge— ſtorben; im Gedroſiſchen waren ſie an ſich ſchädlich; anderwärts aßen die Leute zu viel, weil ſie köſtlich ſchmeckten. a Plin. 14, 16, 19. Parther, Inder und alle Bewohner des Morgenlandes trinken Palmwein. Dieſer wird aus der Flüſſig— keit bereitet, welche man bekommt, wenn Datteln in Waſſer einge⸗ weicht und dann ausgepreßt werden. Plin. 16, 24, 27. Im Morgenland werden aus den Blät— tern der Dattelpalme ſtarke Seile gemacht, welche im Naſſen ſehr brauchbar ſind. Auch bei uns ſchneidet man die Palmenblätter gleich nach der Erntezeit ab. Am beſten ſind die, welche ungeſpalten geblieben ſind. Man trocknet ſie 4 Tage lang im Schatten, breitet ſie dann an der Sonne aus, läßt ſie Nachts im Freien, bis ſie dürr und gebleicht ſind, und ſpaltet ſie nun zu weiterer Verwendung. Plin. 23, 1, 26. Der Palmwein macht Kopfweh, kann aber auch in wenigen Fällen als Arznei gebraucht werden. Plin. 23, 4, 51. Die Dattelpalme iſt nach dem Wein— ftode und Olivenbaum der edelſte Baum. Friſch genoſſen be— rauſchen die Datteln und machen Kopfſchmerz, getrocknet weniger. Dem Magen ſcheinen ſie nicht zuträglich zu fein. Den Huſten ver— mehren ſie, dem Körper geben ſie aber viel Nahrung. Den Saft abgekochter Datteln gaben die alten Aerzte ſtatt Honigwaſſers zur Belebung geſunkener Kraft und Stillung des Durſtes, und gaben zu dieſem Zwecke den thebaifchen den Vorzug. Als Speiſe genoſſen ſind ſie Denjenigen nützlich, welche Blut ſpucken. Man legt ſie auch mit Quitten, Wachs und Safran äußerlich auf. Die in einem neuen irdnen Gefäße verkohlten Dattelkerne [nucleus palmarum] werden zu Augenſalben gemiſcht, und mit einem Zuſatz von Ba l— drian [nardus] zum Schwarzfärben der Augenbraunen ver— wendet. Martial., Epigr. 14, 82. Früherhin kehrte man (das Speife- zimmer) mit Beſen aus Palmenfaſern, jetzt verſieht der Bro— ckenaufleſer [analecta] die Stelle des Beſens. | Tacitus, Hist. 5, 6. In Judäa kommen die Erzeugniſſe 352 Botanik der alten Griechen und Römer. unſres Bodens vor, und außer dieſen auch Balſam [balsamum] 7589 und hohe, prachtvolle Palmen [palma, palmetum]. Arrian., Expeditio Alexandri 3, 4. Der Ort, auf wel— chem der Ammonstempel in Libyen ſteht, hat rings um ſich her nichts als waſſerloſe Sandwüſte, hat in ſeiner größten Ausdehnung höch— ſtens 40 Stadien 759) Durchmeſſer, iſt waſſerreich und mit zahmen Bäumen, namentlich Olivenbäumen und Dattelpalmen, be— ſetzt. Im Boden liegt Steinſalz und wird auch da gegraben. Es wird in Körbchen, die aus Palmblättern geflochten ſind, nach Aegypten gebracht. g Galen., de alim. facult. 2, 26. Die Datteln [H ο q oi’, ru], ꝙ oh werden in unſrer Zeit auch bei den Griechen allgemein wie der ganze Baum Phönix [pyomız) genannt. Die verſchiednen Sorten weichen in ihren Eigenſchaften nur wenig von einander ab. Manche ſind trocken und zuſammenziehend, wie die ägyptiſchen; andre weich, ſaftig, ſüß, wie die ſogenannten Karyoten, von denen die beſten in Syrien bei Jericho wachſen. Alle andren Sorten halten zwiſchen den genannten die Mitte. Im Ganzen ſind ſie ſchwer zu verdauen und verurſachen Kopfweh; am ſchlimmſten wirken die friſchen, wenn man ſie in einiger Menge genießt. In Gegenden, welche nicht heiß ſind, werden die Datteln nicht recht reif und halten ſich nur kurze Zeit. Man verzehrt ſie deswegen nur friſch, und bekommt von ihnen verdorbne Säfte und allerlei Leiden. Athen., Deipn. 14, 16. Die Datteln, welche jetzt den Namen Nikolaen tragen und aus Syrien kommen, haben dieſen Na— men dem Kaiſer Auguſtus zu verdanken. Er aß ſie nämlich außer— ordentlich gern, und ſie wurden ihm von ſeinem Freunde Nikolaus, der aus Damaskus ſtammte, regelmäßig zugeſchickt. Dieſer Nikolaus war ein ftoifcher Philoſoph und ſchrieb ein dickes Geſchichtswerk. Palla d. de r. r. 11, 12. Wer für Jahrhunderte ſäen will, der möge darauf denken, Palmen [palma] zu ſäen. Man legt im Oktober friſche Kerne [os] von friſchen, fetten Datteln [dactylus], und miſcht Aſche 760) mit der Erde. Will man lieber einen Schöß— ling [planta] ſetzen, fo geſchieht Dies im April oder Mai. Die 758) Gilead-Balſam von Amyris gileadensis, Linné. 759) Alſo etwa 2 deutſche Meilen. 06) Möchte nicht räthlich fein; lieber Salz. XXXVII. Kl. Scheidenkeim⸗Pflanzen. Fam. Palmen⸗Pfl. (Dattelpalme). 353 Dattelpalme liebt ſonnige, warme Stellen, und verlangt zu ihrem Wachsthum Näſſe, ferner einen lockren Boden, der auch grobkieſig ſein kann; doch gibt man dem Bäumchen, wenn es gepflanzt wird, an die Wurzeln oder unter ſie fetten Boden. Ein oder zwei Jahr alt wird es im Juni oder Anfang Juli verpflanzt, der Boden fleißig aufgelockert, auch bewäſſert, damit die Sommerhitze nicht ſchadet. Dat— telpalmen haben dasjenige Waſſer am liebſten, welches etwas geſalzen iſt, daher bedient man ſich des natürlichen Salzwaſſers, oder ſetzt ſüßem Waſſer ſelber Salz hinzu. Iſt der Baum krank, ſo begießt man ihn, wenn er behackt iſt, mit Hefen von altem Wein, oder ſchnei— det die überflüſſigen haarfeinen Wurzeln weg, oder ſchlägt einen 105 von Weidenholz in die aufgegrabnen Wurzeln. Ammianus Marcellinus 24, 3. Als Kaiſer Julian nach Chaldäa [Mesene, das heutige Irak Arabi] vordrang, und zu der Stadt Maogamalcha gelangte, fand er in dieſer Gegend viele Weinſtöcke und Obſtbäume, und die Dattelpalmen bildeten bis zum Meere hinab endloſe Wälder, aus deren Früchten auch große Maſſen Weines und honigſüßen Saftes gewonnen wurden, fo daß das römiſche Heer in Ueberfluß ſchwelgte, während die Pferde in Palmenwäldern [lucus palmaris] weideten 761). Geopon. 10, 3 u. 4. Die Dattelpalme wird durch Sa— men l[onο , und junge Triebe [rauouorag] vermehrt. — Das Ste— cken des Dattelkerns hat man nach Leontinus' Vorſchrift folgender— maßen auszuführen: Man gräbt eine zwei Ellen tiefe und eben ſo breite oder noch breitere Grube, und füllt ſie dann wieder ſo mit der ausgegrabnen Erde, die man mit Ziegenmiſt vermiſcht hat, daß ſie oben noch eine halbe Elle leer bleibt. Nun legt man den Kern [au- on] der Dattel [Puravos] in die Mitte, und zwar fo, daß feine Spitze nach Oſten gerichtet iſt, bedeckt ihn mit einer Miſchung von Erde, Ziegenmiſt und Salz, und begießt ihn täglich, bis er hervor— keimt [PRuoravev]. Manche verſetzen das Bäumchen ſpäter, Andre laſſen es lieber an Ort und Stelle. Jedes Jahr muß man die Erde auflockern und mit Salz düngen, ſo wird das Wachsthum befördert. Noch kräftigeres Gedeihen wird durch Hefen von altem Wein bewirkt. 1) Libanius, Epitaph. 265, bemerkt, daß Kaiſer Julian, um Rache an den Perſern zu nehmen, die Palmen und Weinſtöcke ausrotten ließ. Siehe Carl Ritter's Erdkunde, Theil 10, S. 150. 23 354 Botanif der alten Griechen und Römer. — Man legt auch die Kerne [ö ore] der Datteln, ehe man fie in's Freie bringt, in Töpfe und verſetzt fie dann aus dieſen. — Floren— tinus ſagt, daß die weibliche Palme die männliche liebt, ſich zu ihr hinneigt, ihre Wurzeln nach ihr hintreibt. Der Landmann berührt demnach mit ſeiner Hand bald die eine, bald die andre, um Gruß und Kuß hinüber und herüber zu bringen. Die Hauptſache iſt aber, daß er die Blüthenriſpe [a9 aus der Blüthenſcheide on der männlichen Palme nimmt und auf das Haupt der weiblichen legt, welche nun hoch erfreut die herrlichſten Früchte trägt. Geopon. 10, 6. Didymus ſchreibt vor, daß man die zum Flechten von Matten und Körben beſtimmten Blättchen [d es] der Dattelpalmen noch grün von den Aeſten [Fs] 762) reißt, vier Tage unter Dach und Fach legt, dann vier Tage in Thau, Regen und Sonnenſchein trocknet und bleicht. Nachtrag zur Dattelpalme. Wie groß die Entfernung iſt, in welcher die männliche Dattelpalme durch ihren Blüthenſtaub bei günſtigem Winde die weibliche befruchten kann, hat ſich recht deutlich gezeigt, als eine ganz einſame männliche Palme zu Brindiſi (ſonſt Brunduſium) und zugleich eine eben ſo einſame weibliche zu Otranto emporwuchs, und letztere, als beide groß geworden, von jener jähr— lich befruchtet wurde, obgleich die Entfernung 72 deutſche Meilen be— trug. Dieſe höchſt merkwürdige Erſcheinung hat der Dichter Fonta— nus in folgenden Verſen verherrlicht (ſiehe Fée in Bibliotheque lat.-frane. publiée par Panckoucke, Pline, livre 13, p. 112): Brundusii latis longe viret ardua terris Arbor, Idumäis usque petita locis 763) Altera Hydruntinis 764) in saltibus ämula palmä, Illa virum referens, häce muliebre decus. Non uno crevere solo, distantibus agris Nulla loci facies nec socialis amor. Permansit sine prole diu, sine fructibus arbor Utraque, frondosis et sine fruge comis. Ast postquam patulos fuderunt brachia ramos, Cöpere et cölo liberiore frui, Frondosique apices se conspexere, virique Illa sui vultus, conjugis ille suä, 762) Blattſtielen. — 763) D. h. die Palme ſtammte von einer Dattel aus Paläſtina. Idume oder Idumäa iſt eine Landſchaft Paläſtina's. 764) Otranto hieß ſonſt Hydruntum. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. F. Nadel-Pfl. (Wachholder). 355 Hausere et blandum venis sitientibus ignem, Optatos fötus sponte tulere sua. Ornarunt ramos gemmis, mirabile dictu! Implevere suos melle liquente favos. 4) Kokospalme, Cocos nucifera, Linné. — Cosmas Indicopleustes, ein Mönch, der um's Jahr 550 nach Chriſtus gelebt, das Negerland, Arabien und Indien bereiſt hat, gibt ſchätzbare Nachrichten über In— dien und Ceilon. Die Kokospalme nennt er % —νi, und ſagt, ihren ſüßen, weinichten Saft nenne man 00y%0000g0. Für das Rei⸗ fen der Frucht braucht er den Ausdruck 1% i. (S. Kurt Spren- gel, Geſchichte der Botanik, Leipzig 1817, Seite 189.) XXXVIII. Klaſſe: Lappenkeim⸗ Pflanzen, ECEuxogenen. A. Ordnung: Rronloſe. a. Familie Nadel⸗Pflanzen, Koniferen. Von den hierher gehörigen Pflanzen iſt ſchon im Anfang un— ſres Werkes, namentlich unter Nr. I vielfach die Rede geweſen. 1) Stech-Wachholder, Juniperus Oxycedrus, Linné. — Hat ſpitzige, ſtechende Blätter, bildet einen Strauch, der nicht leicht über 6 Fuß hoch wird, wächſt jetzt auf beiden Seiten des Mittelmeers von der Meerenge von Gi— braltar bis zum Schwarzen Meere. — Dieſer Art iſt die Juni- perus macrocarpa, Sibthorp, ſehr ähnlich, wächſt in Griechenland, Sicilien, Iſtrien, — Eben jo ähnlich iſt Juniperus rufescens, Link, wächſt in Süd⸗Europa von Portugal bis Macedonien, Thra— cien, wächſt auch jenſeit in Bithynien. Die Neugriechen nennen dieſe Art „& 08. — Uebrigens führten wohl alle 3 Arten bei den Alten den Namen x&doog. 2) Gemeiner Wachholder, Juniperus communis, Linné. — Liebt kalte und kühle Standorte, iſt auf den Hügeln und Bergen Nord-Italiens häufig, in Grie— 23 * 356 . Botanik der alten Griechen und Römer. chenland auf die höchſten Berge, wie den Athos und Olymp, be— ſchränkt. Heißt in Italien ginepro. — Die alten Griechen hatten für ihn keinen beſondern Namen, ſondern bezeichneten ihn als kleine Ceder, Kei wuzod. 3) Der Sadebaum, Juniperus Sabina, Linné. — Wächſt vorzugsweis am nördlichen und ſüdlichen Abhang der Alpen, kommt in Griechenland auf den nördlichen und höheren Gebirgen als Seltenheit vor, heißt in Ita— lien jetzt sabina, wurde von den Alten 509, herba sabina genannt. 4) Der Baum-Wachholder, Juniperus excelsa, M. Bieberstein. — Wächſt jetzt in Taurien, Klein⸗Aſien, Arabien, Syrien, auf einigen griechiſchen Inſeln, wie z. B. auf Taſſos. — Dieſer mittelgroße Baum iſt wahrſcheinlich im Verlaufe der Jahrtauſende, um ſein vortreffliches Holz zu Bauten u. dgl. zu benutzen, ſo ſtark in Anſpruch genommen worden, daß ſich ſeine jetzige Seltenheit in Griechenland leicht erklären läßt. Auch er hieß bei den alten Ceder, und zwar zum Unterſchied von andren Wachholderarten xddoog devdgov. 5) Cypreſſen-Wachholder, Juniperus phönicea, Linné, deſſen Abart Juniperus lycia, L., iſt. — Wächſt im Orient und um das Mittelmeer, iſt in Nord— Italien ſelten, in Griechenland, wie Fraas ſagt, die häu— figſte Wachholderart, ſteht namentlich auf felſigen, dürren, an's Meer grenzenden Vorbergen, und iſt daſelbſt das häufigſte Brennmaterial. Sie bildet Bäume, deren Höhe und Dicke jedoch nicht bedeutend iſt, und ſieht der Cypreſſe weit mehr ähnlich, als die andren genannten Arten. Die Neugriechen nennen den Baum xevdoog, xEvroog, »Evroovg. Die Alten begriffen ihn mit unter x2ögog und d oπεο . Nun noch einige außer den unter Nr. I genannten, bei den Alten vorkommende Bemerkungen über die Wachholder-Arten. Homer., II. 24, v. 191. Die Bettſtelle des Priamus war aus Wachholderholz gefertigt Oos] und duftete lieblich. Homer., Od. 5, v. 60. In der Wohnung der Göttin Ka— lypſo brannte ein Feuer von Wachholder [x&doos] und Lebens- baum [%, und verbreitete weithin über die Inſel Wohlgeruch. Rings um die Wohnung ſtanden Erlen [Ar7den], Schwarzpap— XXXVIL Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. F. Nadel-Pfl. (Wachholder). 357 peln [aiyeoos]) und wohlriechende Cypreſſen [zurdeıooog]. Auf den Bäumen niſteten Käuzchen [oxwıy], Falken [078], und Raben- krähen [zoowrn]. ; Theophr., H. pl. 3, 3, 8. Einige Beobachter ſtellen die Behauptung auf, es gebe zweierlei Sorten Wachholder [&gzev- Jog]; die eine blühe nur, trage aber keine Früchte; die andre blühe zwar nicht, zeige aber ſogleich Früchte, wie die Feigenbäume. Auch bleiben die Wachholderfrüchte 2 Jahre am Stamme. Derglei— chen muß jedoch noch genauer unterſucht werden 765). Theophr., H. pl. 3, 12, 3. Manche behaupten, es gebe vom Kedros 760) zwei Arten, die lyciſche und die phöniciſche 767); Andre, wie die Bewohner des Ida, kennen nur Eine Art, welche dem Arkeuthos gleich iſt. Es liegt aber ein Unterſchied im Blatt. Dieſes iſt beim Kedros hart, ſpitzig, dornartig, beim Arkeuthos aber weicher. Auch ſcheint der Arkeuthos höher zu werden 769%). Es gibt übrigens auch Leute, welche den Arkeuthos eben ſo gut Kedros nennen, wie den eigentlichen Kedros; oder vielmehr ſie nennen den Arkeuthos Kedros, den eigentlichen Kedros dagegen Oxykedros G SνẽEqοrem. Beide haben viele Aeſte [noAvuauoyurov eννν] und knorriges Holz [Ereorguunevovr Evrov|. Das Kernholz leπαοðſnο des Kedros widerſteht der Verweſung [aoanes 2Zorıw]; bei beiden iſt das Kernholz röthlich [EovFooxdodın EE,; bei dem Kedros iſt es wohlriechend, beim Arkeuthos nicht. Die Frucht des Kedros iſt gelbbraun [8% 0g] 769), hat die Größe der Myrtenfrucht, riecht 765) Männliche und weibliche Blüthen ſtehn bei den Wachholderarten auf verſchiedenen Stämmen getrennt. Die Früchte reifen wenigſtens bei unſrem Wach— holder erſt im zweiten Sommer; daher hat er gewöhnlich grüne heurige und ſchwarze vorjährige zugleich. — 766) Hier iſt unter „& gos wohl der Stech— Wachholder, Juniperus Oxycedrus, Linné, nebſt Juniperus macrocarpa, Sibth., und Juniperus rufescens, Link, gemeint. 767) Es iſt hier zu bemerken, daß Linné mit dem Namen Juniperus lyeia die Abart ſeiner Juniperus phönicea bezeichnet, welche beduftete, weiche Früchte hat. — Hier iſt übrigens, wie ſchon geſagt, wohl Juniperus Oxycedrus, Linné, gemeint, was aus der Bemerkung hervorgeht, daß das Blatt ſteif und dornig iſt (es ſticht in der That ſtärker als das des Gemeinen Wachholders), und daß der xEögos kleiner iſt als der Ks. 768) Dieſe zwei Bemerkungen deuten darauf, daß unter Arkeuthos der Cypreſſen⸗Wachholder gemeint iſt. 769) Die Früchte der Juniperus Oxyce- drus, Linné, ſind braun, die der Juniperus rufescens, Link, roth. 358 Botanik der alten Griechen und Römer. und ſchmeckt angenehm. Die Frucht des Arkeuthos iſt ähnlich, aber ſchwarz, herbe, faſt ungenießbar 770). Sie bleibt ein Jahr lang und fällt ab, wenn die neuen heranwachſen. Die Arkadier ſagen, es ſeien immer dreierlei Früchte da, die vorjährigen noch nicht reifen, die vorvorjährigen reifen, und die heurigen jungen. Satyrus er— zählt, daß ihm die Holzhauer beide Wachholderarten ohne Blüthe ge— bracht haben ??). Die Rinde iſt wie bei der Cypreſſe, aber rau- her; beide haben lockre, flach gehende Wurzeln. Sie wachſen am liebſten an felſigen, kalten Stellen. Virgil., Aen. 7, v. 178. In der alten Burg des Königs Latinus ſtanden der Reihe nach die Bilder der Ahnen aus Wach— holderholz [cedrus] geſchnitzt. Virgil., Aen. 7, v. 13. Circe erleuchtete ihren ſtolzen Pa- laſt bei nächtlicher Weile mit wohlriechendem Wachholder [odo- rata cedrus|. Strabo 4, 4, 5 (p. 61 ed. Tzsch.). Die Gallier balſa— miren die Köpfe berühmter Leute mit Wachholderöl ein [zedoden], zeigen ſie den Fremden, und geben ſie nicht her, wenn ſie auch Je— mand mit Geld aufwiegen will. Diosc. de m. m. 1, 103. Es gibt einen großen und klei— nen Arkeuthos 7). Beide haben etwas Scharfes, Erwärmendes, und verſcheuchen, wenn ſie verbrannt werden, die ſchädlichen Thiere. Bei der einen Art 7s) iſt die Frucht fo groß wie eine Kaſtanie [x&gvor], bei der andren ?7%) wie bei der Haſelnuß [xdovor nov- rudy]; fie iſt rund, wohlriechend, ſchmeckt beim Kauen ſüß und etwas bitter und heißt Arkeuthis [aoxevIis). Sie wirken mäßig erwär- mend und zuſammenziehend, bekommen dem Magen gut. Man be— reitet aus ihnen einen Trank gegen Bruſtübel, Huſten, Aufblähung, Bauchgrimmen und Biſſe giftiger Thiere. Diosc. de m. m. 1, 104. Vom Sadebaum [Fo u, 770) Die Früchte des Cypreſſen-Wachholders find blaßgelb, an Geſtalt un— ſeren Wachholderbeeren ähnlich. 771) Jedenfalls hatte Theophraſt keine eigne Keuntniß von den eben behan— delten Wachholderarten; daher die ſchwankenden Angaben über die Zeit, während der die Frucht des Arkeuthos am Stamme bleibt, über deren Eßbarkeit ꝛc. 772) Der große iſt wohl Juniperus macrocarpa, Sibth., der kleine Juni- perus Oxycedrus, Linné. — 173) Juniperus macrocarpa, Sibth. 774) Juniperus Oxycedrus, Linné. ud XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. F. Nadel⸗Pfl. (Wachholder). 359 welchen Manche auch Barathron A νν ] nennen, kennt man zwei Sorten 775). Die eine hat Blätter, welche denen der Cypreſſe ähnlich, aber ſtechender ſind, riecht ſtark und unangenehm, enthält Schärfe und hat erhitzende Eigenſchaften. Dieſe Sorte iſt niedrig und breitet ſich ſeitwärts aus. Manche gebrauchen die Blätter zu Räucherungen. Die andre Sorte hat Blätter, welche denen der Ta— mariſke [zevoin] ähnlich find. Beide Sorten werden als Arznei gebraucht. Diosc. de m. m. 1, 105. Der Kedros (s 770) iſt ein großer Baum, von welchem das ſogenannte Cedernharz [xedoia] geſammelt wird. Die Frucht iſt wie bei der Cypreſſe, aber viel kleiner 777). — Es ſoll auch eine andre, kleine Art von Ke— dros [@An xEdoog αμpw,b d] geben 7%), welche ſtachlig wie der Ar- keuthos iſt, eine runde Frucht von Größe der Myrtenbeeren trägt. Das beſte Cedernharz (co ola] iſt dick, durchſcheinend, riecht ſtark und unangenehm. Gießt man es wohin, ſo bleibt es in Tro— pfen ſtehn, und breitet ſich nicht aus. Es hat die Kraft, Lebendiges in Fäulniß zu verſetzen, dagegen Todtes zu erhalten, weswegen es auch Todtleben [vexooö Lwn] genannt wird. Es verdirbt übri— gens auch Kleider und Pelze. Man braucht es als Zuſatz zu Heil— mitteln für Augen, Ohren, Zähne. Es tödtet Läuſe und Niſſe, wird mit Salz gegen den Biß der Hornviper gebraucht, u. ſ. w. Aus dem Cedernharz wird auch das Cedernöl gewonnen, welches ebenfalls Cedria [zedora] heißt, indem man das Cedernharz kocht, über ihm einen Pelz ausſpannt, die aufſteigenden Dämpfe im Pelze auffängt, und aus dieſem dann herausdrückt. — Man benutzt das Cedernöl eben jo wie das Cedernharz, jedoch auch um es in krätzige Stellen des Haarviehs einzureiben, um die Zecken [zoorwr], welche an ihnen ſitzen, zu tödten, und Wunden zu heilen, die bei der Schafſchur geſchnitten werden. Man gewinnt aus dem Cedernharz, wie aus andrem Harze, 75) Jetzt unterſcheidet man die dicht verzweigte, pyramidenförmig aufwärts ſtrebende Sorte von der niedrigen, deren Stamm und Aeſte niederliegen. 776) Hier iſt 1e ò· do Juniperus excelsa, M. Bieberstein, alſo der Baum: Wachholder. — 777) Der Text ift an dieſer Stelle unſicher, und jedenfalls die Vergleichung mit der Cypreſſeufrucht nicht paſſend. 78) Scheint der Gemeine Wachholder, Juniperus communis, L., zu fein. 0 8 360 Botanik der alten Griechen und Römer. Ruß [üs], und es hat auch eben ſolche Eigenſchaften. Die Früchte des Kedros heißen Kedris eint. Sie erhitzen, bekommen dem Magen nicht gut, helfen gegen den Huſten u. ſ. w. Plin. 13, 5, 11. Dem Wachholder [juniperus] 77e) ähn⸗ lich iſt der in Phönicien wachſende kleine Cedrus [cedrus mi— nor] 78). Die Art mit hartem, ſtechendem Blatte heißt o xy c e- dros 78). Es gibt auch große Cedern 782, welche auch cedre- late genannt werden, und das beliebteſte Cedernharz geben. Ihr Holz hat ewige Dauer, und deswegen macht man aus ihm gern Göt— terbilder. So z. B. iſt der zu Rom in einem Tempel aufgeſtellte Soſianiſche Apollo, welcher aus Seleucia 78?) gebracht worden, aus Cedernholz [cedrinus est]. Plin. 16, 39, 76. Die beſten Cedern leedrusl 780 wach⸗ ſen auf Kreta, in Afrika und Syrien. Holz [materies], das mit Cedernöl [cedri oleum] getränkt iſt, wird weder von Würmern, noch von Fäulniß angegriffen. Wachholder [juniperus] 788) hat dieſelben guten Eigenſchaften wie der Cedrus. Er wird in Spa— nien 786), und insbeſondre im Lande der Vaccäer, ſehr groß, und fein Kernholz iſt noch dichter als das der Cedern. Plin. 16, 40, 79 789. ; Plin. 23, 1, 26. Wachholderwein [vinum e junipero] ift von Aerzten Denjenigen als beſonders wohlthuend empfohlen wor— den, welche durch Waffenübungen oder Reiten ermüdet find 789), 779) Gemeiner Wachholder, Juniperus communis, Linné. 780) Wohl Juniperus phönicea, Linné. — 781) Junip. Oxycedrus, L. 782) Juniperus excelsa, M. B. Es kann auch Pinus Cedrus, Linné, mit gemeint fein. — 783) In Syrien. — 783) Juniperus excelsa, M. B. Unter den ſyriſchen kann Pinus Cedrus, Linné, mit inbegriffen ſein. 785) Juniperus communis, Linné. — 786) Hier iſt wohl der in Portu⸗ gal und Spanien wachſende Weihrauch-Wachholder, Juniperus thuri- fera, Linné, gemeint. — 787) Siehe zu Anfang des Buchs unter Nr. I. 758) Dioskorides ſagt 5, 46, daß der Wachholderwein bereitet wird, indem man Traubenmoſt mit zerſtoßnen Wachholderbeeren an der Sonne gähren läßt und dann durch Filtriren reinigt. — Heutiges Tages werden aus den Nie— derlanden jährlich viele tauſend Fäſſer Wachholderbranntwein, der für vorzüg— lich geſund gilt, in Handel gebracht. Man gewinnt ihn, indem man aus einer Miſchung von Roggen- und Gerſtenmalz Branntwein erzeugt, dieſen mit Wach— holderbeeren und etwas Kochſalz miſcht und nochmals deſtillirt. — Die Alten kannten die Kunſt der Deſtillation noch nicht, behalfen ſich demnach damit, XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. F. Nadel-Pfl. (Wachholder). 361 Plin. 24, 5, 11 u. 12. Die große Ceder, welche auch Cedrelate heißt [cedrus magna, quam cedrelaten vocant|, gibt ein Harz, welches Cedria [cedria] heißt 785). Aus ihm ge— winnt man das Cedernöl [cedri succus], welches 790) in Syrien cedrion heißt, und in Aegypten zum Beſtreichen der Leichname ver— wendet wird, da es die Kraft hat, dieſe auf Jahrhunderte vor Ver— weſung zu ſchützen. — Das Sägemehl des Cedernholzes gibt ein ſicheres Mittel, um Schlangen zu vertreiben, auch iſt man vor dieſen Thieren ſicher, wenn man ſich mit den in Oel zerriebnen Früchten der Ceder geſalbt hat. Plin. 24, 8, 36. Der Wachholder hat die Eigenſchaft, ſtark zu erwärmen, zu verdünnen, gleicht übrigens dem cedrus. Ver— brennt man ihn, fo kann man hierdurch die Schlangen verſcheuchen. Die Frucht [semen] gebraucht man gegen Schmerzen des Magens, der Bruſt und der Seiten; ſie vertheilt Aufblähungen, hebt Froſt— ſchauer, erweicht den Huſten und Verhärtungen. Man legt ſie auch auf Geſchwülſte u. ſ. w., und ſalbt ſich mit ihnen, um vor Schlan— genbiß ſicher zu ſein. Plin. 24, 11, 61. Der Sadebaum [herba sabina], wel⸗ chen die Griechen Brathy nennen, witd in verſchiedner Art als Arz— nei für Menſchen verwendet, und verbrennt man ihn, ſo ſollen durch ſeinen Rauch die Hühner vom Pips befreit werden können. Pausanias 5, 17, 2. In Olympia befindet ſich ein be— rühmter Kaſten aus Cedernholz [AuovaS zedoov nenointai ; er iſt mit Bildern bedeckt, welche theils aus Gold und Elfenbein, theils aus dem Cedernholze ſelbſt gearbeitet ſind. In dieſem Kaſten iſt Cypſelus, welcher ſpäterhin König von Korinth geweſen, als Kind von ſeiner Mutter verſteckt worden, da er von ſeinen Feinden überall geſucht wurde. Galen. de alim. facult. 2, 15. Die Wachholderbee— ren [agxevFov zugnös) heißen Arkeuthis [ νννοο , haben einige Schärfe, ſind etwas ſüß, haben auch etwas Zuſammenziehendes und daß ſie die Kraft der Gewürze oder Arzneiſtoffe in Wein, die wohlriechenden flüchtigen Oele in Olivenöl übergehen ließen, das Terpenthinöl in Pelzen auf— fingen und aus dieſen wieder auspreßten, u. ſ. w. 789), Mag ſich auf Juniperus excelsa, M. B., und auf Pinus Cedrus, L., zugleich beziehn. Iſt von Dioscorides entnommen, und mit Zuſätzen, die ich meiſt weglaſſe, verſehn. — 79) Siehe über das cedrion Plin. 16, 11, 21. * 362 Botanik der alten Griechen und Römer. Gewürzhaftes. Sie erwärmen, reinigen Leber und Nieren, verdün— nen die dicken, zähen Säfte, und werden deswegen den Geſundheits— mitteln zugeſetzt. Viel Nahrung gewähren ſie dem Körper nicht. In allzu großer Menge genoſſen fallen ſie dem Magen und Kopfe be— ſchwerlich. Geopon. 11, 1. Immergrüne Bäume [au Iurzs ÖEvöoor], welche nie die Blätter verlieren [und&zore pv).ogooeiv], find an Zahl 14: Dattelpalme [e, Orange ννν , Arve [oroopßı- dos], Lorbeer [daprr], Olivenbaum [duale], Cypreſſe [xv- 710910005], Johannisbrodba um [xegorda], Pinie [zirug] 91), Ilex-Eiche [zewos), Buchsbaum [rüösos], Myrte [uvoorn], Baum⸗ Wachholder [xddoos] 9%), Weide [ira] 793), Wach hol— der [aoxevdog] 79%). 6) Gegliederter Lebensbaum, Thuja articulata, Vahl (Callitris quadrivalvis, Vent.). — Die⸗ ſer Baum, der unter günſtigen Umſtänden eine gewaltige Größe er— reicht, unter ungünſtigen aber nur ein buſchiger Strauch bleibt, hat kleine, ſchuppenförmige, immergrüne Blätter, ſieht aus, wie eine Cy— preſſe ausſehen würde, wenn ihre Aeſte ſparrig abſtänden, wächſt heut zu Tage nur auf dem Atlas und den Hügeln der Berberei, woſelbſt Desfontaines ganze Wälder davon geſehn hat. Aus ihm ſchwitzt ein gelblich-weißes, zerreibliches, geſchmackloſes Harz, welches als Sandarakharz in Handel kommt, jetzt aber meiſt durch den Ma— ſtix erſetzt wird. — Das Holz iſt feſt, wohlriechend, oft ſehr ſchön gemaſert. 8 Homer., Od. 5, v. 60. Kalypſo brannte Wachholder neo go; und Lebensbaum [93], und dieſe verbreiteten weithin lieblich duftenden Rauch. Theophr., H. pl. 4, 1, 3. Auf Bergeshöhen und an kalten 791) Hier bedeutet tus offenbar die ganze linné'ſche Gattung Pinus. 792) Hier find wohl alle baumartigen Wachholderarten gemeint. — 13) ? 794) Wahrſcheinlich der Gemeine Wachholder und andre niedrige Arten ge: meint. — Es iſt hier noch zu bemerken, daß die ſogenannten immergrünen Blät— ter nicht für immer, ſondern für einige Jahre am Stamme, an Aeſten und Zwei— gen bleiben. So z. B. bleibt jedes einzelne Blatt unſres Wachholders 3 Jahre, dann fällt es ab; das der Kiefer bleibt ebenfalls 3 Jahre, das der Rothtanne 6 bis 9, das der Weißtanne 8 bis 11 Jahre. 7 * XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. F. Nadel-Pfl. (Lebensbaum). 363 Orten wächſt der Lebensbaum [Oe] hoch empor; der Wach— holder [aoxevdog] aber wird nicht hoch. ‚Theophr., H. pl. 5, 3, 7. Der Lebensbaum, welcher Thyon 930%, von Einigen auch Thya [9a] genannt wird, wächſt beim Tempel des Ammon und im Gebiet von Cyrene. Der Baum gleicht an Geſtalt, Zweigen, Blättern, Stamm und Frucht der Cy— preſſe [zunagırrog], beſonders der wilden Cypreſſe ids). In großer Menge ſtand der Baum früherhin da, wo jetzt die Stadt ſteht, auch ſollen dort noch einige alte Dächer aus ihm gebaut ſein. Sein Holz widerſteht der Fäulniß für immer, und beſonders die Wur— zel iſt gemaſert; man macht aus ihr die herrlichſten Kunſtwerke. — Bildſäulen ſchnitzt man aus Wachholder (qe, Cypreſſe [zunogırrog], Lotos-Wegdorn [wroc), Buchs baum [zvEog], die kleineren aus Oliven wurzeln, denn dieſe bekommen keine Riſſe und ſind gleichmäßig fleiſchig. Strabo 4, 6. Die Ligurier leben meift von dem Fleiſch ihrer Heerden, von Milch, Gerſtenbier. Ihre Berge liefern viel Schiff— bauholz und haben einzelne Bäume von 8 Fuß Durchmeſſer. Man— ches dortige Holz iſt wegen ſeiner ſchönen Mafern [mowxıia] eben jo gut zu Tiſchen wie Lebensbaumholz [983 799. Strabo 17, 3. Mauruſien ) iſt ein geſegnetes Land, hat nur wenige Einöden, dagegen einen Reichthum an Flüſſen und Seeen. Namentlich liefert es den Römern die größten Tiſche aus Einem Stück, die auch herrlich bunt ſind. Plin. 5, 1, 1. Das Atlasgebirge iſt noch ſehr wenig bekannt, obgleich ſchon öfters römiſche Feldherrn dahin vorgedrungen ſind, ob— gleich ſich fünf römiſche Kolonieen in dieſer Provinz befinden, obgleich dort die Wälder nach Elfenbein und Lebensbäumen [eitrus], und alle gätuliſchen Klippen nach Purpurſchnecken durchſucht werden. Plin. 13, 15, 29. In der Nähe des Atlas wohnen die Mau— 5) Jedenfalls iſt die Cupressus horizontalis, Miller, gemeint, welche jetzt auf Kreta, in Bithynien, Perſien wächſt. Sie breitet ihre Aeſte ſeitwärts aus, heißt auch bei den europäiſchen Gärtnern Cupressus expansa und orien- talis. — 6) Vellejus Paterculus erzählt 2, 56, „Julius Cäſar habe, als er über Gallien triumphirt, galliſche Geräthe aus Citrus, als die Hauptmerkwürdigkeit dieſes Landes, zur Schau tragen laſſen.“ — Es waren wohl die von Strabo genannten Maſern, vielleicht von verſchiednen Baumarten. 197) Mauruſien, auch Mauritanien genannt, jetzt Fez und Marokko. 364 Botanik der alten Griechen und Römer. ren, in deren Lande der Lebensbaum J[eitrus] in Menge wächſt, aus deſſen Holze Tiſche gemacht werden, nach deren Beſitz die römi— ſchen Männer eben ſo unſinnig gierig ſind, wie die römiſchen Weiber nach Perlen. Es iſt noch jetzt ein ſolcher Tiſch vorhanden, welchen Cicero zu jener Zeit, wo doch das Geld noch gar nicht in Ueberfluß vorhanden war, mit einer Million Seſtertien 798) bezahlt hat. Es wird auch ein andrer erwähnt, der dem Gallus Aſinius gehörte und 1,100,000 Seſtertien koſtete. Es ſind ferner zwei vom König Juba, verſteigert worden, von welchen der eine 1,200,000 Seſtertien, der andre etwas weniger koſtete. Noch kürzlich iſt ein ſolcher Tiſch, der von den Cethegen ſtammte und 1,400,000 Seſtertien gekoſtet hatte, durch eine Feuersbrunſt verloren gegangen. Für einen ſolchen Preis könnte man die ſchönſten Landgüter kaufen. Der größte bis jetzt be— kannte Tiſch von Lebensbaumholz ſtammt von dem mauritaniſchen Könige Ptolemäus; er iſt aus zwei Halbkreiſen zuſammengeſetzt, hat 44 Fuß Durchmeſſer, + Fuß Dicke. Das Wunderbarſte an ihm iſt der Umſtand, daß er ſo zuſammengefügt iſt, daß man hiervon durch— aus keine Spur ſieht. Ein andrer derartiger Tiſch, welcher von einem Freigelaßnen des Kaiſers Tiberius den Namen hat, beſteht aus einem einzigen Stücke, iſt faſt 4 Fuß breit, faſt 2 Fuß dick. Der, welchen Kaiſer Tiberius ſelbſt beſaß, hatte 4 Fuß 24 Zoll Durchmeſſer, je— doch nur 12 Zoll Dicke. — Solche Prachttiſche werden aus dem an— geſchwollnen Wurzelſtock gemacht, und werden um ſo höher geſchätzt, wenn dieſer unter der Erde geweſen. Dergleichen Wurzelmaſern ſind ſeltner, als die am Stamm oder an den Aeſten. Uebrigens ſind alle dieſe Maſern eigentlich ein Erzeugniß der Krankheit der Bäume [ar- borum vitium est], deren Dicke man natürlich nach dieſen Quer— ſchnitten beurtheilen kann. — Die Lebensbäume ſind der wilden Cy— preſſe 79), was Blätter, Geruch und Stamm betrifft, ähnlich. — Der Berg im dieſſeitigen Mauretanien, welcher ſonſt das berühmteſte Lebensbaumholz geliefert hat, jetzt aber erſchöpft iſt, heißt Ankorarius. Plin. 13, 15, 30. Die Hauptſchönheit dieſer Tiſche beſteht darin, daß die Maſern wie von gekräuſeltem Geäder oder von kleinen Wirbeln bunt find. [Mensis präcipua dos in venam .cri- spis vel in vertices parvos.] Jenes Geäder bildet in die Länge gedehnte Streifen, und das ſie tragende Holz heißt getigert [tigrinusl. 798) 51,500 Thaler. — 799) S. Anm. 795. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl O. Kronloſe. F. Nadel-Pfl. (Lebensbaum). 365 Beſtehn die Figuren aus geſchloſſenen Wirbeln, ſo heißt es gepan— thert [pantherinus]. Manches Lebensbaumholz iſt auch wel— lenförmig gekräuſelt und wird deſto mehr geſchätzt, je mehr die Fi— guren den Augen des Pfauenſchweifes ähneln. Nächſt den genannten Maſern ſtehn diejenigen im höchſten Preiſe, welche wie dicht mit Kör— nern beſäet ausſehn; man nennt fie Bienenholz [apiatus]. Bei allen Sorten kommt es übrigens vorzugsweis auf Schönheit der Farbe an. Hier zu Lande gefällt diejenige am beſten, welche wie Meth ausſieht und glänzende Adern hat. — Auch auf die Größe des Stammes kommt viel an, und man hat die Tiſche gern, die aus ei— nem einzigen großen Stücke beſtehn, jedoch auch ſolche, die aus meh— reren Stücken von großen Stämmen zuſammengeſetzt ſind. Fehlerhaft ſind diejenigen Lebensbaumtiſche, welche nicht wie Maſern, ſondern wie gewöhnliches Holz ausſehn, ferner wenn Ritzen oder haarförmige Schrammen vorhanden ſind, wie Das durch Ein— wirkung von Hitze und Wind leicht vorkommt. Fehlerhaft iſt ferner ein ſchwarzer, muränenartiger Streif, überhaupt jede ſchwarze oder ſonſt unangenehme Farbe. Die Barbaren beſtreichen die friſch gefällten Stämme mit Wachs und vergraben ſie in die Erde; Künſtler legen ſie dagegen wieder— holt 7 Tage lang auf Getreidehaufen, und nehmen ſie wechſelnd 7 Tage herunter, wodurch ſie merkwürdig viel an Gewicht verlieren. Neulich iſt man durch Schiffbrüche auf die Entdeckung gekommen, daß auch dieſes Holz durch Seewaſſer ausgetrocknet und ſo dicht, hart und unverwüſtlich wird, wie auf keine andre Weiſe. Reibt man ſolche Tiſche mit trockner Hand, beſonders nach dem Bade, ſo fördert Das ihre Schönheit. Wein ſchadet ihnen nicht, und man braucht ſie be— ſonders gern bei Trinkgelagen. Plin. 13, 16, 30. Der Lebensbaum iſt bei Leuten, welche die Pracht lieben, außerordentlich beliebt; deswegen will ich noch ein wenig bei ihm verweilen. Schon Homer kannte den Baum; er heißt bei den Griechen Thyon und Thya. Homer erwähnt ihn unter den Dingen, welche Circe, die er für eine Göttin ausgibt, verbrannte, um Wohlgeruch zu verbreiten. Theophraſt, welcher kurz nach Ale— rander's des Großen Zeit geſchrieben, erwähnt dieſen Baum mit vie— lem Lobe, ſagt, das Gebälk mancher Tempel beſtehe aus ihm, ferner ſei er als Bauholz unter allen Umſtänden unverwüſtlich, kein Baum habe ſo maſrige Wurzeln, aus keinem könne man ſo herrliche Ge— 366 Botanik der alten Griechen und Römer. räthe machen. Er wachſe vorzüglich in der Umgegend des Ammons— tempels und in dem untren Theile von Cyrenalka. Daß Tiſche aus dieſem Holz gefertigt worden wären, ſagt er nicht. Der des Cicero iſt der älteſte von allen, die genannt werden, muß alſo damals ze ganz Neues geweſen fein. Plin. 15, 7, 7 u. 23, 4, 45. Das Oel, welches man vom Lebens baum es gewinnt, hat die Eigenſchaften des Myr— tenöls. N Plin. 16, 43, 84. Zu dünnen Platten, womit man andres Holz überzieht o), verwendet man vorzugsweis Lebens baum [eitrum], Terpenthinbaum [terebinthus], die Ahornarten, Buchsbaum, Palme, Stechpalme [aquifolium], Ilex-Eiche, Holunderwurzel, Pappel; auch die Erle liefert, wie Lebens— baum und Ahorn, Knorren zum Furnieren. Lucan., Phars. 9, v. 426 seqd. In die Wälder des ent⸗ legenen Mauruſiens ſind die römiſchen Aexte eingedrungen, und dort werden für die Römer Tiſche geholt. Lucan., Phars. 10, v. 144. Kleopatra beſaß große, ſcheiben⸗ förmige, aus den Wäldern des Atlas ſtammende Tiſche. Martial., Epigr. 2, 43, v. 9; 9, 22, v. 5; 9, 59, v. 10; 10, 80; 10, 98, v. 6; 14, 88; 14, 89; 14, 136 80). Statius, Sylvä 3, 3, v. 94 802). Petronius, Satirä, p. 422. 7) Cypreſſe. Es kommen hier zwei Arten in Betracht: 4) Die Pyramidale Cypreſſe, Cupressus sempervi- rens, d, Linné (Cupressus fastigiata, Decandolle; Cupr. sem- pervirens stricta, Ait.). Ihre Aeſte ſind aufwärts gerichtet, ſo daß ſie die Geſtalt unſrer Italiäniſchen Pappeln hat; ihre Zweige ſind vierkantig, ihre Blätter auf dem Rücken gekielt. Ihr Vaterland iſt nach Stephan Endlicher's Unterſuchungen (Synopsis Conife— 500) Zu Furnieren. — 801) Die angeführten Stellen Martial's (nach der Mannheimer Ausgabe von 1782 citirt) bezeugen ſämmtlich den hohen Werth, welchen die Römer ſeiner Zeit auf die Lebensbaumtiſche legten, und daß man ihnen wo möglich Füße von Elfenbein gab. 802) Bei Statius find die Lebensbäume massylla robora genannt, robur in der Bedeutung feſten Holzes. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. Fam. Nadel-⸗Pfl. (Cypreſſe). 367 rarum, p. 57) Griechenland und Kleinaſien. Sie wird jetzt um das ganze Mittelmeer herum gezogen, und iſt bei uns oft in Blumentöpfen oder Kübeln zu ſehn. 5) Die Horizontale Cypreſſe, Cupressus horizontalıs, Miller (Cupressus sempervirens, f, Linné; Cupr. expansa und orientalis der Gärtner; Cupr. Tournefortii, Audibert). Ihre Aeſte ſtehen ſeitwärts, ihre Zweige ſind walzig, ihre Blätter auf dem Rücken nicht gekielt. Auch hat man in Gärten eine Sorte mit hän— genden Aeſten. Ihr Vaterland iſt nach Stephan Endlicher's Un— terſuchungen Kreta, Bithynien, Perſien. Die kleinen Blätter der Cypreſſen ſind ſchuppenförmig, decken einander, legen ſich dicht an die Zweige an, und jedes einzelne bleibt 5 Jahr am Stamm. Von dem Gebrauche des Cypreſſenholzes iſt ſchon unter Nr. I, zu Anfang unſres Buches, mehrfach die Rede geweſen. „Heut zu Tage bildet in Griechenland“, ſagt Fraas S. 257, „die Cypreſſe, 10 zuragiooı genannt, und zwar die Py— ramidale nur im ſüdlichſten Peloponnes und auf Kreta, dünne Haine, kaum Wälder. In den nördlicheren Gegenden ift fie nur an— gepflanzt, ſelten wild, am Parnaß nur ſtrauchartig. — Die Cypreſſe iſt noch jetzt im Morgenlande der Baum der Trauer; namentlich lie— ben ihn die Türken an Grabesſtätten.“ In Italien ſieht man jetzt die Pyramidale Cypreſſe ſehr häufig an Wegen, auf Hügeln u. ſ. w. gepflanzt. Man nennt fie eipresso, und wenn man fie von der Horizontalen Cy— preſſe unterſcheiden will, cipresso maschio, d. h. männliche. Letz— tere ſieht man ſeltner gepflanzt; fie wird cipressa oder cipresso femina genannt. Homer., Od. 5, v. 64. Um die Grotte der Kalypſo ſtanden Erlen [xA79on], Pappeln [aiyaoos] und wohlriechende Cypreſ— jen [eoWdng νον νj gl. Homer., Od. 17, 340. Odyſſeus fette ſich, als Bettler verkleidet, auf die eſchene Thürſchwelle e oddog], und lehnte ſich an die cypreſſene Thürſäule [oraduög zunapioowog]. Thucydides 2, 34. Bei den Athenienſern iſt es Sitte, die Gebeine der in einer Schlacht Gefallenen erſt öffentlich zur Schau zu ſtellen, und ſie dann in Särgen zu begraben, die aus Cypreſ— ſenholz gemacht find [Adovas zurugıooivn]. 368 Botanik der alten Griechen und Römer. Plato de legibus 4, init. Es iſt ein rechtes Glück, wenn ein Staat weder Cypreſſen, noch andres zum Schiffsbau taug— liches Holz hat, weil die Schifffahrt keinen Segen bringt. Theophr., H. pl. 2, 2, 2. Die Cypreſſe [zurdgızrog] wird in der Regel nur aus Samen gezogen, in Kreta aber auch aus dem Stamm [or&lsyog], wie z. B. auf den Bergen in Tarrha, denn dort wird fie auch beſchnitten [zovoiLer]. Dieſe macht immer neue Triebe, ſie mag an der Erde weg, oder in der Mitte, oder im Wi— pfel durchgehauen [r£urew, row] fein. Bisweilen treibt fie auch aus der Wurzel 809). Theophr., H. pl. 4, 1, 3 u. 4, 3, 1. Auf dem idäiſchen Gebirge Kreta's ſoll die Cypreſſe ſogar auf den ſogenannten Wei— ßen Bergen vorkommen, welche mit ewigem Schnee bedeckt ſind. Ue— berhaupt bildet die Cypreſſe vorzugsweis die Wälder dieſer Inſel auf den Bergen und in den Ebnen. — In Afrika wachſen um Cyrene ſehr ſchöne Cypreſſen. Cato de r. r. 28. Will man Olivenbäume, Ulmen, Feigenbäume, Apfelbäume, Weinſtöcke, Pinien oder Cypreſſen [eupressus] verpflanzen, ſo nimmt man fie jo aus der Erde, daß recht viel Erde an den Wurzeln bleibt, umbindet dieſe und läßt ſie in einer Wanne oder einem Korbe tragen. Bei Wind läßt man ſie weder ausgraben noch verpflanzen, denn der Wind iſt dabei ſehr ſchädlich. Pflanzt man ſie in eine Grube, ſo legt man die Erde, welche oben geweſen, zu unterſt. Sind dann die Wurzeln ganz mit Erde zugedeckt, ſo tritt und ſchlägt man dieſe feſt. Sind die Bäume dicker als ein Finger, ſo ſchneidet man ſie kurz, verſtreicht die Wunde mit Miſt, und verbindet ſie mit Blättern. Cato de r. r. 48. Willſt du Cypreſſen ſäen, ſo grabe das Beet tief um, ſäe im Frühjahr, mache die Beete je 5 Fuß breit, wirf kurzen Miſt darauf, hacke ihn ein, ſchlage die Erdklumpen ent— zwei, ebne das Beet, jedoch ſo, daß es ſich in der Mitte ein wenig vertieft. Den Samen ſäe ſo dicht wie Lein, ſiebe einen Querfinger hoch Erde darauf. Dann ebne die Erde mit einem Brete oder den Füßen, ſtich Gabeln ein, lege Stangen auf dieſe, und decke dieſe mit Reiſig oder Flechtwerk, um die Samen vor Kälte und Sonne zu 803) Von unſren Gärtnern wird die Cupressus sempervirens, Linné, durch Samen und Ableger vermehrt; eben ſo die andren Cypreſſen. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. Fam. Nadel-Pfl. (Cypreſſe). 369 ſchützen. Die Decke muß ſo hoch ſein, daß ein Menſch darunter — gehen kann. Ziehe alles Unkraut aus, ſobald es zu wachſen beginnt; denn wird es alt, ſo ziehſt du die Cypreſſen mit heraus. — Eben ſo werden die Samen von Birnen und Aepfeln geſät und be— deckt, auch die der Pinien, jedoch geſchieht bei dieſen das Säen ſelbſt wie beim Knoblauch. Cato de r. r. 151. Manius Percennius aus Nola hat ge— zeigt, wie man Cypreſſenſamen ſammeln und ſäen muß, und wie man Cypreſſen⸗Pflanzungen [cupressetum] anlegt. Bei trocknem Wetter ſoll man die Samen gießen. Statt der vorhin beſchriebnen Decke kann man auch Stroh auf die Samenbeete legen, und es weg— nehmen, ſobald die Samen aufgegangen ſind. Varro de r. r. 1, 15. Die Grenzen der Grundſtücke wer— den oft durch Bäume bezeichnet, damit kein Streit entſteht. Manche Leute pflanzen zu dieſem Zwecke Pinien, was meine Gemahlin im Sabinerlande gethan hat, Andre Cypreſſen, wie ich am Veſuv gethan, Andre Ulmen, wie häufig im Kruſtuminiſchen zu ſehn. Varro de r. r. 1, 26. In jedem Weinberg wird ſorg— fältig darauf geſehn, daß jeder Weinſtock auf der Nordſeite von ſei— nem Pfahle geſchützt wird. Werden ſtatt der todten Pfähle lebende Cypreſſen gepflanzt, ſo läßt man dieſe nicht höher werden als die Pfähle. Varro de r. r. 1, 40, 1. Die Cyprefjen- Zapfen [gal- bulus!], welche kleine rindenartige Kugeln bilden, find nicht die Sa— men dieſer Bäume, ſondern die Samen ſehr kleine, kaum ſichtbare, in ihnen ſitzende Körnchen. Dio dor. Sic. 19, 58 (p. 702). Als Antigonus ſich mit ſeiner Heeresmacht in Syrien befand, bedrohten ihn viele mächtige Feinde, welche auch über große Flotten geboten und die See beherrſch— ten. Um ihnen Widerſtand leiſten zu können, entbot er die Könige und Statthalter Syriens zu ſich, und forderte ſie auf, ihm zur Er— bauung einer Flotte behülflich zu ſein. Darauf ſammelte er eine Menge Holzhauer und Schiffs-Zimmerleute von allen Seiten her, und ließ Bauholz vom Libanon nach dem Meere führen, ſo daß acht tauſend Mann mit Fällen und Zerſägen und tauſend Paar Laſtthiere mit dem Transport beſchäftigt waren. Der Libanon zieht ſich an Tripolis, Byblia und Sidon hin, und iſt mit Cedern [SD x&dor- 24 370 Botanik der alten Griechen und Römer. „o 800), Pinien uαννν ) und Cypreſſen [S Hον zuragloor- „0% von wunderbarer Größe und Schönheit bedeckt. In Phönicien legte er drei große Schiffswerfte an, ein viertes in Cilicien, wo Holz vom Taurus verarbeitet wurde, ein fünftes auf der Inſel Rhodus, wohin das Holz aus der Ferne geſchafft wurde. Virgil., Eel. 1, v. 26. Die Stadt Rom erhebt ihr Haupt ſo hoch über andre Städte, wie die Cypreſſen ihre Wipfel über den Schlingbaum 806) zu erheben pflegen. Virg., Georgic. 2, v. 440 seqq. Selbſt die Bäume der ſturmumweheten Höhen des Kaukaſus geben uns nutzbares Holz, zu Schiffen Pinien [pinus], zu Häuſern Cedern [cedrus] 807) und Cypreſſen [eupressus]. Von dort beziehn wir Speichen [radius] für die Räder, Holzſcheiben [tympanum] zu Rädern 80%), und Kiele für Schiffe. Virg., Aen. 2, v. 713 seqq. Vor der Stadt Troja war ein Hügel; auf ihm ein alter Tempel der Ceres, und daneben eine alte Cypreſſe, die ſchon von den Voreltern viele Jahre hindurch heilig gehalten worden. Dieſen Ort bezeichnete Aeneas ſeinen flüch— tenden Gefährten als Sammelplatz. Virg., Aen. 3, 62 seqq. Auf dem Grabe des Polydorus wurde ein großer Erdhügel aufgeſchüttet, wurden mit dunkeln Binden umwundne Altäre gebaut, und daneben ſchwarze Cypreſſen geſetzt, Weiber mit aufgelöſtem Haare hingeſtellt, wurde ſchäumende Milch und heiliges Blut ausgegoſſen. Virg., Aen. 3, v. 680. Die Cyklopen ſtanden da wie hoch in die Lüfte ragende Eichen oder zapfentragende [oonifer! Cy- preſſen. Virg., Aen. 6, v. 509. Bei der Beſtattung des Miſenus bauten die Trojaner einen ungeheuren Scheiterhaufen aus fettem Kien— und aus Eichenholz, bedeckten deſſen Seiten mit ſchwarzem Laube, 804) Pinus Cedrus, Linné, zugleich wohl auch der Baum-Wachhol— der, Juniperus excelsa, M. Bieberstein, und andre Wachholderarten gemeint. 805) Wohl nicht bloß die Pinie, Pinus Pinea, L., ſondern alle die kiefern⸗ ähnlichen Nadelbäume jener Gegenden gemeint, wie Pinus Laricio, Poiret, P. halepensis, Miller, P. maritima, Lambert. 806) Viburnum Lantana, Linné. — 807) Siehe Anm. 804 u. 805. 9%) Wo nämlich das ganze Rad nur Eine, durch den Querſchnitt eines dicken Stammes gewonnene Scheibe iſt. e Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. Fam. Nadel⸗Pfl. (Cypreſſe). 371 und ſtellten davor als Zeichen der Trauer Cypreſſen [feralis. cupressus] auf 800). Horat., Od. 2, 14, v. 21 seqq. Im Tode mußt du Alles, was dir auf Erden theuer iſt, verlaſſen, und von den Bäumen, die du gepflegt, folgt dir nur die verhaßte Cypreſſe. Horat., Epod. 5, v. 16 seqq. Als Canidia ihre Hexen⸗ künſte betrieb, umwand ſie ihr Haupt mit Vipern, ließ von den Grä— bern wilde Feigen bäume [caprificus] und trauerverkündende Cypreſſen [cupressus funebris] holen, nahm mit Krötenblut be— ſchmierte Euleneier, nahm Eulenfedern und giftige, aus Jolkus und Iberien gebrachte Kräuter, und machte mit alle Dem ein Feuer an. Ovi d., Metamorph. 10, 106 seqq. Ein Knabe, den Apollo liebte, hatte das Unglück, unverſehens einen den Nymphen geheiligten, prächtigen Hirſch zu tödten, war untröſtlich, flehte die Götter an, ihn wenigſtens in Ewigkeit trauern zu laſſen, und wurde durch das Mitleid der Götter in den Cypreſſenbaum verwandelt, der hoch den ſchlanken Wipfel in den Himmel hebt, von den Göttern betrauert und das Unglück der Menſchen betrauernd. Strabo 16, 1, 11 (p. 741, oder p. 261 seqq. ed. Tzsch.). Ariſtobulus erzählt, daß Alexander zu Babylon den Entſchluß faßte, Arabien zu erobern, und Alles zu deſſen Ausführung vorbereitete. Er ließ zu dieſem Zwecke Schiffe in Phönicien und Cypern bauen, welche auseinandergenommen und wieder zuſammengeſetzt werden konnten, und ſo in Stücken über Land nach Thapſakus an den Eu— phrat gebracht, dort zuſammengeſetzt und auf dem Fluß nach Baby— lon geſchickt wurden. Er ließ auch welche in Babylonien ſelbſt bauen, wozu die in Hainen und Parks ſtehenden Cypreſſen verwendet wurden, weil es dort an andrem Bauholz fehlte. Diosc. de m. m. 1, 102. Die Cypreſſe hat zufammen- ziehende und kühlende Kräfte, wird als Zuſatz zu andren Mitteln innerlich und äußerlich verwendet. Plin. 16, 33, 60. Die Cypreſſe iſt ein ausländiſcher Baum, der anfangs nur mit großer Mühe gezogen wurde, weswegen 809) „Noch jetzt“, ſagt Fee, „find Cypreſſen in Griechenland und Kon: ſtantinopel die Bäume, welche man auf Gräber pflanzt, und auch in Frankreich iſt dieſer Gebrauch an vielen Orten zu finden.“ — In Spanien ſah Alexander Ziegler Cypreſſen auf Gräbern u. ſ. w. 24 * 372 Botanik der alten Griechen und Römer. * Cato über ihn weitläuftiger ſpricht als über alle andren. Sie wächſt ſehr langſam, gewährt nicht den geringſten Nutzen 910), hat widerliche [torvus] Früchte [bacca], bittre Blätter, einen betäubenden Geruch, keinen angenehmen Schatten, lockres Holz 1). Die Cypreſſe iſt dem Dis 817 geweiht, und wird deswegen an die Häuſer geſtellt, in wel— chen ſich ein Sterbefall ereignet hat. Ihr ſäulenförmiger Wuchs empfiehlt fie zur Abwechslung mit Pinien-Alléen; jetzt beſchneidet man fie [tonsilis fit! auch jo, daß fie mauerdichte Zäune gibt, auch bringt man ſie durch Beſchneiden dahin, daß ſie Jagden, Flotten und andre Bilder vorſtellt, welche mit ihren zarten, kurzen, immergrünen Blättern bekleidet ſind. g Es gibt zwei Arten von Cypreſſen; die eine, welche man die weibliche nennt, wächſt dicht und ſäulenförmig 813); die männ- liche verbreitet ihre Aeſte ſeitwärts 813), wird beſchnitten [depu— tare], und dient auch als Stütze für Weinſtöcke. Beiden Arten ſchneidet man auch die Seitenäſte weg, und zieht ſie auf dieſe Weiſe zu Stangen oder Latten 815), welche, wenn der Stamm dreizehnjäh— rig, Stück für Stück einen Denar koſten. Es geht hieraus hervor, daß ein ſolcher Cypreſſenwald ſehr einträglich iſt; daher nannten die Alten ſolche Pflanzungen die Ausſteuer ihrer Töchter 81). 310) Nämlich an Früchten. 511) Warum die Früchte widerlich genannt werden, iſt nicht zu ſagen, es ſei denn gemeint, daß ſie nicht wohlſchmeckend ſind. — Der Geruch der Blätter iſt angenehm harzig, der Geſchmack nicht angenehm, aber auch nicht widerlich. Der Schatten hat nur den Fehler, daß er zu ſchmal iſt, wenn der Baum ſeine eigentliche Geſtalt hat. Das Holz ift äußerſt dauerhaft. Fe bemerkt zu dieſer Stelle des Plinius: „Die Thüren der Peterskirche zu Rom waren früherhin von Cypreſſenholz, und noch gauz geſund, nachdem ſie 11 Jahrhunderte geſtan— den; da ließ Eugen IV. ſie wegnehmen, um ſie durch eherne zu erſetzen. Man hat auch vor nicht gar langer Zeit ein, Schiff zu Tage gefördert, welches 13 Jahrhunderte hindurch unter Waſſer gelegen, und deſſen Cypreſſenplanken noch ganz gut waren (Leon Alberty, 5, 12).“ 812) Gott der Unterwelt. — 813) Cupressus sempervirens, a, fastigiata, Linné. — 314) Cupressus horizontalis, Miller. 815) Fe beſtätigt die große Dauer der Cypreſſenpfähle, und fügt hinzu: „Man erwähnt einen ſolchen, der noch in ſehr gutem Zuſtand war, nachdem er 56 Jahre gedient.“ — 816) Fee ſagt: „Der Name, welchen die Cypreſſe heutiges Tages auf Kreta führt, bedeutet Ausſteuer der Tochter. Aehn— liches findet man in Frankreich: Man pflanzt bei der Geburt eines Kindes einige Tauſend Pappeln, und ſchenkt ſie ihm, ſobald es erwachſen iſt.“ XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. O. Kronloſe. F. Nadel⸗Pfl. (Cypreſſe, Kiefer). 373 Das Vaterland der Cypreſſe iſt Kreta. Auf Aenaria 817) ſchlägt ſie wieder aus, wenn ſie abgehauen iſt. In Kreta entſteht überall, wo Jemand den Boden auflockert, durch Naturkraft ein Cy— preſſenwald 818). Auf den kretenſiſchen Höhen des Ida und der Wei— ßen Berge wächſt ſie auch, wo der Boden nicht bearbeitet iſt, neben dem ewigen Schnee, was allerdings wunderbar iſt, da ſie viel Wärme verlangt und auch in Rückſicht des Bodens ſehr ſpröde thut. Plin. 23, 4, 45 u. 24, 4, 10. Das Cypreſſenöl wirkt wie Myrtenöl. — Auch werden die verſchiednen Theile der Cypreſſe vielfach als Heilmittel gebraucht. Arrian., Expedit. Alexandri 7, 19 8109. Aelius Spartianus de Severo Imperatore 22. Dem Kaiſer Severus begegnete kurz vor ſeinem Tode ein Neger, der zu— gleich als Soldat und als Hanswurſt diente, mit einem Cypreſ— ſenkranze auf dem Kopfe. Der Kaiſer erſchrak über die böſe Vor— bedeutung, die in der ſchwarzen Farbe des Menſchen und in der Cypreſſe lag, und befahl, den Menſchen ſogleich aus ſeiner Nähe zu entfernen. 8) Die Kiefern. Den Alten mochten folgende Arten bekannt ſein: 4) Die Gemeine Kiefer, Pinus sylvestris; Linné. Be— wohnt vorzugsweis das mittlere und nördliche Europa, kommt jetzt in Griechenland, wie Fraas angibt, nur einzeln im nördlichen Lande, namentlich in Nord-Eubba, Theſſalien, am Othrys vor; häu— fig iſt ſie auf den bedeutendſten Höhen Nord-Italiens, wo ſie pino montano, pino selvatico heißt. 6) Die Schwarzkiefer, Pinus Laricio, Poiret (Pinus ma- ritima, Ait.; Pinus nigricans, Host); wächſt jetzt in Griechen— land auf den Höhen des Athos, des Taßgetus, des kretenſiſchen Ida, heißt bei den Neugriechen 4% 40 neöxos. — In Italien findet man ſie auf den Apenninen, in Kalabrien, ferner iſt ſie auf Sicilien heimiſch, in Spanien, Korſika, Kärnthen, Steiermark. y) Die Aleppokiefer, Pinus halepensis, Miller, wohnt 17) Inſel an der Weſtküſte Italiens. 818) Die Samen find klein, haben auf jeder Seite einen häutigen Rand, können vom Winde weit getrieben, alſo leicht in der Ferne angeſät werden. e) Beſtätigt das von Strabo über den Transport zerlegter Schiffe über Land und vom Fällen der Cypreſſen zum Schiffsbau bei Babylon Geſagte. 374 Botanik der alten Griechen und Römer. jetzt an der Nord- und Oſtſeite des Mittelmeers von Spanien bis Syrien, iſt namentlich in den ſüdlichen Theilen Griechenlands häufig, wird daſelbſt, wie Fraas ſagt, ſelten über 30 bis 40 Fuß hoch, gibt vorzugsweis Harz. 0) Die Strandkiefer, Pinus maritima, Lambert, jetzt in Griechenland auf den Bergen Attika's, am Iſthmus, in Achaia vom Seeſtraud bis zur Höhe von 1200 Fuß, heißt ned“ und nreöxoc. e) Die Pinaſterkiefer, Pinus Pinaster, Soland., wächſt auf den Apenninen, an den Küſten Frankreichs, Spaniens, Por— tugals, war den Römern gewiß bekannt. C) Auch die Krummholzkiefern, Pinus Pumilio, Hänke, und Pinus uneinata, Ramond, auf bedeutenden Höhen und auf dem Moorboden der Ebnen wachſend, mußten manchen Römern be— kannt ſein. Homer., II. 1 v. 494. Wie der vom Platzregen geſchwellte Bergſtrom ſich von den Höhen herab in die Tiefe ſtürzt, und Eichen o obs] und Kiefern [redxn] mit ſich fortreißt, fo tobte Ajax ge— waltig unter den Trojanern. Homer., II. 23, v. 328. Als Ziel iſt ein Pfahl aus Ei⸗ chen⸗ oder Kiefernholz eingeſchlagen. Theopär., H. pl. 3, 7, 1. Die meiſten Bäume ſchlagen wieder aus, wenn man den Stamm abhaut, es ſei denn, daß die Wurzeln vorher gelitten hätten. Die Kiefer neh] und Weiß— tanne [ddr] aber ſterben noch in demſelben Jahre ſammt der Wurzel ab, wenn man auch nur den Wipfel abgehauen hat. Theophr., H. pl. 3, 9, 1. Von der Kiefer [nen] nimmt man eine zahme und eine wilde Art an. Auch die wilde theilt ſich wieder in die idäiſche und die am Strande wachſende. Die idäi— ſche iſt gerader, höher, und hat derbere Blätter; die Strandkiefer hat ſchmalere, zartere Blätter, eine glattere, zum Gerben brauchbare Rinde, was bei der idäiſchen nicht der Fall iſt. Der Zapfen [oreo- Gino] der Strandkiefer iſt rund und öffnet fi) bald; der Zapfen der idäiſchen iſt länger, grün, öffnet ſich weniger. Das Holz der Strandkiefer iſt feſter. — Solche Unterſchiede muß man ſich bei nahe verwandten Gewächſen einprägen, u. ſ. w. Theophr., H. pl. 9, 2, 1. Harz [eye] gewinnt man auf folgende Weiſe: Man reißt die Kiefer [zevxn] fo an, daß auch ein Stück vom Kienholz [os]! mit heraus kommt; dann ſammelt ſich XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. Fam. Nadel-Pfl. (Kiefer). 375 der Saft [öyoorng] in der Wunde. Bei der Weißtanne [urn] und Pinie lupe] nimmt man die Rinde fo weg, daß man das Holz nur wenig verletzt. Beim Terpenthin baum [re e 820) verwundet man ſowohl den Stamm [or&Asyog] als die Aeſte [ange- uov]; jedoch fließt mehr und beſſeres Harz aus dem Stamm als aus den Zweigen. Das beſte Harz kommt vom Terpenthinbaum; iſt es feſt geworden, ſo hat es einen ſehr lieblichen leichten Geruch. Nach ihm folgt an Güte das Tannen- und Pinienharz; beides iſt leichter als Kiefernharz. Das letztgenannte iſt das ſchwerſte und pechartigſte rr], denn die Kiefer iſt am kienreichſten 870 dos). — Das Harz wird flüſſig in Schläuchen weggetragen und verdickt ſich erſt ſpäter. — Uebrigens ſoll auch der Terpenthin— baum in Syrien zum Pechſchweelen benutzt werden [mırroxovrei- oFaı], denn dort iſt ein ganzer großer Berg mit großen Terpen— thinbäumen bewachſen. Einige ſagen, man benutze auch die Pinie und die phöniciſche Ceder [e)] zum Pechſchweelen; doch mag Dies nur ſelten geſchehn. Die Macedonier brauchen nur die männ— liche Kiefer, ſo nennt man diejenige, welche keine Früchte trägt 82), zum Pechſchweelen. Von der weiblichen nehmen ſie zuweilen Wurzeln, denn jede Kiefer hat kienige Wurzeln. Das ſchönſte und reinſte Pech wird aus Bäumen gewonnen, welche der Sonne und dem Nordwind recht ausgeſetzt ſind; an ſchattigen Stellen bekommt man unreines, ſchlammiges. Im vollen Schatten wächſt nicht einmal eine Kiefer. Auch die Jahrgänge ſind in Rückſicht auf Menge oder Selten— heit des Peches ſehr verſchieden. In mäßigen Wintern entſteht vieles, ſchönes Pech, welches ſich auch durch weißere Farbe auszeich— net; nach ſtrengeren Wintern gewinnt man weniger und ſchlechteres. Hiernach alſo richtet ſich die Menge und die Schönheit des Pechs, nicht nach der Menge der Früchte. Bei Regenwetter ſoll aus demſelben Kien mehr Pech gewonnen werden als bei trocknem, doch ſoll es bei letzterem weniger wäſſerig ſein; winterliche und ſchattige Stellen ſollen mehr liefern als ſonnige und heitre. So berichten die Bewohner Macedoniens und des Ida. Bei guten Kiefern füllen ſich die zum Behufe des Harzſchar— 20) Pistacia Terebinthus, Linné. — 21) ? 376 Botanik der alten Griechen und Römer. rens gemachten Wunden in Jahresfriſt wieder dergeſtalt, daß man wieder eine Harzernte bekommt; bei mittelmäßigen dauert es 2, bei ſchlechten 3 Jahre. Wird der Baum des Harzſcharrens wegen öf— ters angehauen, ſo wird er endlich morſch und durch die Gewalt der Winde umgebrochen. Dann benutzt man noch das Kernholz und die Wurzeln zum Pechbrennen. — Uebrigens tragen die Kiefern nur Früchte, ſo lange ſie jung ſind; im Alter geben ſie keine Früchte mehr, ſind aber kienreich [dadopogen]. Theophr., H. pl. 9, 3, 1. Will man in Macedonien Pech ſchweelen, ſo richtet man den Platz wie eine Tenne zu, doch ſo, daß er in der Mitte eine Vertiefung hat. Dieſe ſchlägt man recht feſt, ſpaltet dann die Stämme [xoguög], und jest die Scheiter [oyıLCn] wie zum Kohlenbrennen [] zuſammen, nur nicht fo hohl, ſondern aufrecht neben einander. Ein recht großer Meiler hat einen Umfang von 180 Ellen, eine Höhe von 50 bis 60 Ellen. — Iſt der Meiler aufgebaut, ſo deckt man ihn mit Reiſig und dieſes mit Erde ſo dicht, daß nirgends Feuer durchleuchtet; denn tritt dieſer Fall ein, ſo verzehrt ſich das Pech. Nun zündet man den Meiler in dem gelaſſenen Durchzug an, verſtopft aber auch dieſen ſpäterhin mit Holz und Erde. Sodann beobachtet man den Meiler immerfort, und wirft, indem man auf eine Leiter ſteigt, da neue Erde auf, wo Rauch her— auskommt, ſo daß nirgends Flamme hervorbrechen kann. Schon im Voraus iſt übrigens im Boden des Meilers eine Abzugsrinne zu— recht gemacht, durch welche das flüſſige Pech in eine Grube fließt, die etwa 15 Ellen vom Meiler abſteht, und in welcher es ſich kühlt. — Das Schweelen dauert gewöhnlich 2 Tage und 2 Nächte. So lange wachen auch die Arbeiter, und bringen die Zeit damit hin, daß ſie den Meiler vor dem Ausbruch von Flamme ſchützen, und daß ſie opfern und beten, um dadurch vieles und gutes Pech zu erzielen. Theophr. de causis plant. 3, 5. Die Kiefer [ev] ſcheint für alle andre Gewächſe unſchädlich zu fein, wovon der Grund darin liegt, daß ſie nur Eine und zwar in die Tiefe gehende Wur— zel hat. Unter ihr gedeiht die Myrte [auge, der Lorbeer [dern] und vieles Andre vortrefflich, obgleich die Kiefer einen dich— ten Schatten wirft. | Strabo 13, 1, 44 (p. 602, oder p. 356 ed. Tzsch.). Bei Troja muß man ſiebenmal über den Fluß Heptaporus, wenn man aus der Gegend der Schönen Kiefer [xuAn ein] nach dem XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. Fam. Nadel-Pfl. (Kiefer). 377 Dorfe Celänä und dem Tempel des Aeſkulap geht, welchen Lyſima— chus erbaut hat. Ueber die Schöne Kiefer ſchreibt aber Attalus, der erſte König, alſo: „der Umfang betrage 24 Fuß, die Höhe von der Wurzel an ungefähr 67 Fuß; dann theile ſich der Stamm in drei gleich weit von einander abſtehende Theile, die ſich wieder zu Einem Gipfel vereinen, der dann die ganze Höhe mit 2 Plethren und 15 Ellen vollendet 822). Plin. 16, 10, 16. In alten Zeiten galten Pinie [pinus] und Weißtanne [abies] und alle harzgebenden Bäume in Rom für ausländiſch, weil ſie nicht in der Nähe der Stadt wuchſen. Wir ſprechen von ihnen ausführlicher, damit man die Gewächſe kennen lernt, welche die Hauptwürze des Weines 829) liefern. Die in Kleinaſien und dem Morgenland wachſenden Harz tragenden Bäume erwähnen wir anderwärts; in Europa liefern es ſechs mit einander verwandte Baumarten. Hierher gehört die Pinie [pinus] und die Kiefer ſpinaster], welche beide ſchmale, lange, ſpitzige Blätter tra— gen. Die Pinie gibt das wenigſte Harz, zuweilen auch etwas aus den Samen [nux], fo daß fie kaum zu den Harzbäumen gerechnet werden kann. Plin. 16, 10, 17 bis 19. Die Kiefer |pinaster] iſt eigentlich nichts Andres als eine wilde Pinie [pinus], wird außerordentlich hoch, und iſt von der Mitte an äſtig, während bei der Pinie nur der Wi— pfel äſtig iſt. Sie gibt weit mehr Harz, und wächſt auch in Ebnen. Manche ſind der Meinung, die an der Küſte Italiens wachſenden Bäume, welche man tibulus nennt, ſeien von dem Pinaſter nicht verſchieden; ſie ſind aber jedenfalls ſchlank, bis zu bedeutenderer Höhe - aftlos, daher zum Schiffsbau dienlich, übrigens faſt harzlos. — Der Lärchenbaum [larix] gibt mehr Harz als Rothtanne [picea] und Weißtanne ſabies]. Die eigentliche Kiefer [täda proprie dicta] gibt mehr und flüſſigeres Harz als die Rothtanne [picea], und man gebraucht ſie auch gern zu Feuern und zu Leuchten bei Opfern. N Alle dieſe harzigen Bäume geben, wenn ſie angezündet werden, 922) Die ganze Höhe betrug demnach 230 Fuß. — Auf dem Thüringer Wald kommen, wie ich in meiner G. Naturgeſchichte, Bd. 4, S. 599 u. 605, nachgewieſen, Kiefern von 150 Fuß und Weißtannen von 160 Fuß Höhe vor., 23) Harz galt bei den Römern für einen wichtigen Zuſatz für Wein. 378 Botanik der alten Griechen und Römer. unmäßig viel Ruß, und ſprühen die Funken ihrer Kohlen mit Kniſtern um ſich her, mit Ausnahme der Lärche [larix], welche weder brennt noch Kohlen gibt, und höchſtens ganz auf dieſelbe Art im Feuer ver— zehrt wird wie die Steine 24). — Alle die genannten Harzbäume find immergrün 825) und fo nahe mit einander verwandt, daß ſelbſt Ken— ner fie nicht leicht an den Nadeln [frons] unterſcheiden 820). Bei den einzelnen Arten der Harzbäume bildet auch das Ge— ſchlecht Unterſchiede 2%). Der männliche Baum iſt kleiner und härter; der weibliche höher, hat auch fettere, einfachere, weichere Nadeln. Das Holz der männlichen Bäume iſt hart, zeigt ſich bei der Bearbeitung gedreht, läßt die Axt nicht ſo leicht eindringen, ſpal— tet mit lauterem Schall, läßt die Axt nicht fo leicht wieder los. 9) Pinie, Pinus Pinea, Linné, zovxxovvogio der Neugriechen, pino, oder pino de pinocchi, oder pino domestico der jetzigen Italiäner, die Samen heißen pinocchi und pignoli; fie werden überall gern gegeſſen, und kommen auch nach Deutſchland unter dem Namen Pi— niolen in Handel. — Heut zu Tage iſt die Pinie nach Dr. Fraas' Beobachtung vorzugsweis in Arkadien gemein, auch werden von dort aus viele Piniolen in Handel gebracht. Auch in Italien wächſt ſie wild. Uebrigens findet ſie ſich, meiſt abſichtlich angeſät, um das ganze Mittelmeer, ſteigt aber, nach Stephan Endlicher's Unterſuchung, nirgends über 1500 Fuß Meereshöhe. Homer., II. 13, v. 389 seqq. Vom Idomeneus getroffen ſtürzte Aſius es eine Eiche [doös), Silberpappel [ayeowig] oder hochſtämmige Pinie [rug], welche die Zimmerleute auf den Bergen mit friſch geſchliffenen Aexten gefällt haben, um Schiffe zu bauen. Herodot.7, 37. Als Miltiades von den Lampſacenern ge— fangen genommen worden, ward er durch die Freundſchaft des lydi— . 824) Sie brennt gut und gibt gute Kohlen. N 825) Die Lärche iſt nur ſommergrün, verliert im Herbſt die Blätter. N 926) Das Folgende übergehe ich. Es liegt in ihm der Beweis, daß Pli— nius die verſchiedenen Arten der Nadelbäume ſelbſt nicht unterſcheiden konnte. 827) Die alten Griechen und Römer ſprechen ſehr häufig auch da vom Un— terſchied männlicher und weiblicher Pflanzen, wo, wie bei den Harzbäumen, durch— aus keiner vorhanden iſt. Ich habe in der Regel derartige Bemerkungen über— gangen. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. Fam. Nadel⸗Pfl. (Pinie). 379 ſchen Königs Kröſus gerettet. Dieſer ließ nämlich den Lampſacenern entbieten, „ſie ſollten den Miltiades freigeben, widrigenfalls wolle er fie ausrotten wie eine Pinie [nirvg|. — Die Lampſacener über- legten hin und her, was wohl der Sinn dieſer Drohung ſein möchte; endlich trat einer der Aelteren auf, und erklärte, die Pinie ſei der einzige Baum, der, wenn er gefällt iſt [&xxorrrew], keinen Stockaus⸗ ſchlag gibt [PAuorov ο²σον,ν e, fondern ganz und gar abſtirbt.“ — Als nun die Lampſacener den Sinn der Drohung begriffen haften, ließen ſie den Miltiades frei. Virgil., Ecl. 8, v. 65. Der ſchönſte Baum der Wälder iſt die Eſche [fraxinus], der ſchönſte der Gärten die Pinie [pinus], der ſchönſte der Flüſſe die Pappel [populus], der ſchönſte der Hoch— gebirge die Tanne [abies]. Ovid., Metam. 10, v. 103 5285). Dios c. de m. m. 1, 86. Die Pinie [zizvs] iſt ein allbe- kannter Baum, gehört zu derſelben Gattung wie die Kiefer [mevxn], unterſcheidet ſich aber von ihr durch das Anſehn. Zu arzneilichen Zwecken verwendet man von beiden die Rinde, welche zuſammenzie— hende Kräfte hat; auch der Rauch der Rinde wird benutzt. Die zer— riebnen Blätter werden auf entzündete Stellen gelegt und ſchützen Wunden vor Entzündung. Zerriebene, mit Eſſig gekochte Blätter werden warm auf ſchmerzende Zähne gelegt. Eben ſo wird eine Ab— kochung der Blätter gegen Leberleiden getrunken. Dieſelbe Wirkung zeigen die Rinde und die Blätter der Arve [orooßıos). Auch das Kienholz logo lor] dieſer Bäume wird in feine Späne zerſchnitten, in Eſſig gekocht, und die Abkochung bei Zahnſchmerz in den Mund genommen. Aus dem Holze der genannten Bäume gewinnt man auch einen Ruß, welcher zur Verfertigung der ſchwarzen Tinte [uftar yoagpıxov] und zur Verſchönerung der Augenwimpern gebraucht wird; man gebraucht ihn auch für angefreſſene Augenwinkel, gegen das Ausfallen der Augenwimpern und gegen das Thränen der Augen. Diosc. de m. m. 1, 87. Die Samen [xaoros], welche in den Zapfen [xwvog] der Pinien [zirvs] und Kiefern [nei«n] ſitzen, werden Pityis rue] genannt. Sie befördern die Verdauung und erwärmen etwas, ſind auch für ſich oder mit Honig gegen Hu— ſten und Bruſtübel brauchbar. — 26) Dieſe Stelle ſehe man bei der Haſel. 380 Botanik der alten Griechen und Römer. Plin. 15, 10, 9. Sehr groß ift der Zapfen [fructus], wel: cher die Piniolen [pinea nux] trägt, deren Kern [nucleus] in eine gewölbte Samenſchale [lacunatus torus] eingeſchloſſen und außerdem in ein roſtfarbiges Häutchen [ferruginis tunica] gehüllt iſt, denn die Natur bettet die Samen ſo ſorgſam und weich als möglich. Eine Sorte der Piniolen ſind die Terentiniſchen, deren Schale [pu— tamen] ſo dünn ift, daß man fie mit dem Finger zerbrechen kann 29); ſie werden deswegen ſchon am Baume leicht von Vögeln gefreſſen. Eine dritte Sorte iſt die Sappinia, die von einem angepflanzten Harzbaume [picea] 880) ſtammt, deren Kernſchale [nucleorum puta- men] eigentlich nur eine weiche Haut [eutis] ift, fo daß man fie ſammt dem Kerne verzehrt. Eine vierte Sorte, zu der Schwarz⸗ kiefer [pinaster] 83) gehörig, wird Pityis [pityis] genannt, und liefert ein vortreffliches Mittel gegen den Huſten. Die Tauriner 932) nennen die in Honig gekochten Kerne [nucleus] derſelben Aquicelen. — Die Sieger in den Iſthmiſchen Spielen werden mit einem Pinie n- kranze geſchmückt. Plin. 16, 26, 44. Die Pinie [pinus] hat 1 ſehr wun⸗ derbare Eigenſchaft, daß ſie zu gleicher Zeit reifende Früchte und ſolche hat, welche im folgenden Jahre reifen ſollen, ja auch ſchon welche für das dritte Jahr 83%). Kein Baum gewährt ſo große Liefe— rungen. In demſelben Monate, wo man einen Zapfen von ihm pflückt, reift ſchon wieder ein andrer, und in keinem Monat fehlen reifende. Zapfen, welche ſich am Baume ſelbſt öffnen, heißen Aza— nien, und ſie verletzen, wenn ſie nicht abgenommen werden, die andren. Plin. 23, 8, 74. Die Piniolen [nux pinea] enthalten Harz, werden leicht geſtoßen, mit Waſſer eingekocht, getrunken, und heilen ſo das Blutſpucken. Gegen Leibſchmerzen trinkt man eine Ab— kochung der Rinde in Wein. Die Kerne [nucleus] der Piniolen i 829) Noch jetzt zieht man eine Pinienſorte, deren Samenſchale dünn und zerbrechlich iſt, wie man von der Wallnuß die weichſchalige Sorte der Butternuß, von der Mandel die weichſchalige Bruchmandel hat. 830) Picea bedeutet in der Regel die Rothtanne, zuweilen überhaupt einen Nadelbaum, hier wohl nichts Andres als pinus, Pinie. 831) Pinus Laricio, Poiret. — 832) Jetzt Piemonteſen. 933) Die Pinienzapfen reifen erſt im vierten Jahre, hängen mit ihren ſtar— = Stielen ſehr feſt, und man fieht daher auf den Bäumen Zapfen von 3 und 4 verſchiednen Jahrgängen. XXXVII Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronlofe Fam. Nadel-Pfl. (Pinie). 381 ſtillen den Durſt und helfen gegen Magenſäure und Krankheit der Nieren. Die Mundhöhle und den Huſten ſcheinen ſie rauh zu machen. Mit Waſſer, Wein oder Sekt oder einer Abkochung von Datteln [balanus] getrunken, führen fie die Galle ab. Gegen heftigeren Ma— genſchmerz und Nierenübel miſcht man Gurkenſamen ſeucumeris semen] und Saft von Portulak [poreilaca] hinzu. Palla d. de r. r. 12, 7, 9. Die Pinie [pinus] gilt für einen Baum, der allen unter ihm ſtehenden Gewächſen nicht ſchadet. Man füet deſſen Samen [nucleus] an warmen, trocknen Stellen im Monat Oktober und November, an kalten, naſſen im Februar und März. Die Pinie liebt einen magren Boden und die Nähe des Mee— res. Will man Berge oder andre Stellen beſäen, ſo weiſt man der Pinie diejenigen an, wo kein andrer Baum gedeiht. Man pflügt und reinigt erſt den Boden ſorgfältig, ſtreut die Samen wie Getreide und läßt ſie leicht einhacken; tiefer als Handbreit dürfen ſie nicht unter die Oberfläche kommen. Die jungen Stämmchen müſſen vor dem Vieh geſchützt werden, deſſen Tritt ihnen ſchaden würde. Es iſt gut, wenn man die Samen vor der Ausſaat 3 Tage in Waſſer weicht. Manche Leute glauben, die Piniolen würden durch Verſetzung der Bäumchen wohlſchmeckender, und ſie verfahren daher wie folgt: Sie legen viele Samen in Blumentöpfchen [ealieulus], die mit Erde und Miſt gefüllt ſind. Erſcheinen dann die Bäumchen, ſo laſſen ſie nur das ſtärkſte ſtehn und nehmen die übrigen hinweg. Iſt jenes drei— jährig, ſo gräbt man eine Grube in's freie Land, ſetzt es hinein, zerbricht das Töpfchen, und nun können die Wurzeln frei wachſen. Die Erde miſcht man vorher mit wechſelnden Lagen von Stutenmiſt. Beim Einſetzen iſt darauf zu ſehn, daß die einfache, gerade Pfahl— wurzel bis zu ihrer Spitze unverletzt bleibt 829). Ich habe übrigens die Erfahrung gemacht, daß die jungen Pinien, wenn ſie richtig be— ſchnitten werden [putatio], doppelt fo kräftig wachſen. Die Piniolen können reif oder überreif vom Baume genommen werden, doch muß es geſchehn, bevor ſich die Zapfen öffnen. Die Kerne haben nur Dauer, wenn fie gereinigt find 835). 934) Pinienkerne, welche ich in gewöhnliche Blumentöpfe legte, trieben ihre lange Pfahlwurzel nach einigen Monaten durch das Bodenloch; die herausge— triebene Spitze verdarb und bald darauf das ganze Bäumchen. Man würde demnach wohl ungewöhnlich hohe oder unten ganz geſchloſſene, in dieſem Falle aber ſehr poröſe Töpfe nehmen müſſen. — 835) Die Kerne nehmen, wenn fie 382 Botanik der alten Griechen und Römer. Geopon. 11, 10. Die Pinie [rirvs] war einſt eine Jung⸗ frau, und ward zu gleicher Zeit vom Pan und vom Boreas geliebt. Sie gab dem Pan den Vorzug, und Boreas, hierüber ergrimmt, ſtieß ſie von einem Felſen, ſo daß ſie ſtarb. Die Erde fühlte Mit— leid mit der Jungfrau, und verwandelte ſie in einen Baum gleiches Namens. Noch jetzt hegt dieſer die Liebe zum Pan und bekränzt ihn mit ſeinen Zweigen; den Boreas aber haßt er und weint, wenn er von ihm angehaucht wird. Geopon. 11, 11. Die Piniolen [orooßıog Hu ] wer⸗ den wie Mandeln [auvydarz]) vom Monat Oktober bis zum Januar ausgeſät, dagegen im Juni geerntet, bevor die Eteſien 83%) zu wehen beginnen, und die Samen [Gun] ausfallen, indem ſich die Schuppen [xarvnroa] öffnen. 10) Arve, Pinus Cembra, Linné. — Wächſt jetzt nicht in Griechenland, da— gegen auf den Höhen der Alpen. Heißt italiäniſch cembro, pino cembro, pino zimbro. Diosc. de m. m. 1, 88. Werden die Arveunüſſe [oroo- Birog] 837) von der Schale befreit gegeſſen, oder mit ſüßem Wein und Gurkenſamen ſoπ i οο or£guo] getrunken, ſo reinigen fie die Blaſe und die Nieren. Mit dem Safte des Portulaks [ardoayrn] eingenommen lindern ſie den Magenſchmerz, ſtärken den Körper, rei— nigen die Säfte. Man bedient ſich auch der Arvenzapfen [öRos orooßıog], wie fie friſch vom Baume genommen und in ſüßem Wein gekocht worden, gegen alten Huſten und Schwindſucht. 11) Ceder, Pinus Cedrus, Linné. — Dieſer wegen ſeines wohlriechenden, äu— ßerſt dauerhaften Holzes geprieſene, von Salomo zur Erbauung des prächtigen Tempels benutzte Baum findet ſich jetzt auf dem Libanon und Taurus. — Da die alten Griechen und Römer nicht bloß dieſen Baum, ſondern auch die Wachholderbäume Cedern nannten, ſo bleibt es öfters ungewiß, was von beiden gemeint iſt. in ihrer Samenſchale bleiben, bald einen ranzigen Geſchmack an. Man befreit ſie alſo von der harten Samenſchale und von dem darunterliegenden zarten Häut— chen, und trocknet fie gut. — 836) Paſſatwinde. — 937) Den Samen der Nadelbäume nennt Diosc. 1, 87 wre, den Zapfen derſelben 1s. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. F. Nadel⸗Pfl. (Arve, Ceder). 383 Theophr., H. pl. 4, 5, 5. In Syrien wächſt die Ceder ee oe, welche zu dreirudrigen Schiffen benutzt wird 838). Theophr., H. pl. 5, 8, 1. Auf den Gebirgen Syriens wachſen gewaltig hohe und dicke Cedern; es gibt einzelne, die von drei Männern nicht umſpannt werden können, und in den Parks wer— den ſie noch größer und ſchöner. Plin. 16, 40, 76. Die Könige von Aegypten und Syrien ſollen in Ermangelung von Tannen ſabies]! Cedern zu ihren Flotten verwendet haben. Die größte davon ſoll auf der Inſel Cy— pern geſtanden haben; Demetrius ließ ſie zu einem Schiffe verwenden, das 11 Lagen von Ruderbänken über einander hatte; ſie war 130 Fuß hoch und fo dick, daß fie gerade von drei Mann umklaftert werden konnte. 1 Nachtrag. Wir haben bei den Wachholdern aus Dios— corides 1, 105 erſehn, daß die Alten aus Wachholdern ſoge— nanntes Cedernöl bereiteten, damit todte Dinge einbalſamirten und dadurch ſicher vor Verweſung ſchützten. — Plinius 24, 5, 11 u. 12 ſagt, das Cedernöl heiße in Syrien cedrion und werde in Ae— gypten zum Einbalſamiren der Todten verwendet. Er beſchreibt aber den Baum, aus welchem das Oel gewonnen wurde, nicht genauer. Daß Diodorus Siculus 1, 91 ſagt, „die Aegyptier balſamirten die Leichen 30 Tage lang mit Cedernöl und andren Dingen ein“, habe ich in meiner Zoologie der Alten S. 147 erwähnt. — Jeden- falls iſt es wahrſcheinlich, daß man ſowohl aus Wachholdern als aus Pinus Cedrus, Linné, Oel gezogen und, ohne Rückſicht auf den Urſprung, unter dem Namen Cedernöl in Handel gebracht hat. — Es mögen hier noch einige, jenes Oel erwähnende Stellen folgen: Plin. 13, 13, 27 ſagt: „Caſſius Hemina, der älteſte Verfaſſer von Jahrbüchern, ſagt, daß Numa's Bücher 535 Jahre nach deſſen Tode in ſeinen Sarge gut erhalten gefunden worden; ſie ſeien mit Cedernöl getränkt geweſen [cedratos fuisse] 889). — In des Horatius Ars poötica 332 bedeutet carmina linenda cedro: „die Gedichte ſind der Unſterblichkeit werth“; — bei Persius 1, 42 833) Da die dreirudrigen (mit drei über einander ſtehenden Lagen von Ru— derbänken verſehenen) Schiffe ſehr groß waren, alſo das ſtärkſte Schiffsbauholz verlangten, ſo iſt hier wohl Pinus Cedrus, Linné, gemeint. 30) Es geben auch Handſchriften eitratos und ceratos. 384 Botanik der alten Griechen und Römer. cedro digna loqui: „Worte ſprechen, die der Unſterblichkeit werth ſind“. — 8 12) Tanne. o) Die Weißtanne, Pinus Picea, Linné (Pinus Abies, du Roi; Pinus pectinata, Lam.; Abies pectinata, Decandolle), bildet auf den griechiſchen Bergen in 2500 bis 4000 Fuß Mee— reshöhe faſt überall bedeutende Wälder, heißt jetzt Aura und Na ros. — Sie iſt auch auf den Höhen der Apenninen und Alpen heimiſch, wächſt jetzt weder in Sicilien noch in Spanien, die nörd— lichen Pyrenäen ausgenommen, wild. Die jetzigen Italiäner nen— nen ſie abeto, abeto comune, abeto bianco, abezzo, die jetzigen Lombarden peccia, pescia, pezzaa.“ 5) Die Rothtanne, Pinus Abies, Linné (Pinus Picea, du Roi; Pinus excelsa, Lam.; Abies Picea, Miller), kommt jetzt in Griechenland, nach Fraas, ſüdlich vom Pindus nicht vor; — iſt jetzt auf den Apenninen, im ſüdlichen und öſtlichen Frankreich, in Spanien nicht wild zu finden, dagegen auf den Alpen häufig, heißt bei den jetzigen Italiänern abeto rosso, abeto di Germania, bei den jetzigen Lombarden pezzo. Homer., II. 5, v. 560. Die Kämpfer wurden von der Hand des Aeneas wie hohe Weißtannen [ur] gefällt. Homer., Il. 14, v. 287. Als Juno dem Gott des Schla— fes befohlen, den Jupiter einzuſchläfern, ſetzte ſich jener heimlich auf die höchſte Weißtanne lend] des Berges Ida. Homer., Od. 2, v. 424. Der Maſtbaum des Schiffes, welches Telemach beſtieg, war von Weißtannenholz (org eilatıvoc]. Homer., Od. 5, v. 239. Auf der Inſel der Kalypſo ftan- den Erlen (i, Schwarzpappeln [aiyeoos]) und in den Himmel ragende Weißtannen [dry]. Aus dieſen Bäumen zim- merte ſich Odyſſeus ein Fahrzeug. ? | Theophr., H. pl. 3, 7. Die meiften Bäume treiben, wenn man den Stamm abhaut, ſofern die Wurzeln noch geſund ſind, Stock— ausſchlag [rueaußruoravev); aber Kiefern neun] und Weiß⸗ tannen [dar] ſterben ſammt der Wurzel, wenn man auch nur den Wipfel abhaut. Uebrigens hat die Weißtanne eine merkwürdige Eigenſchaft: Wenn nämlich der glatte Theil des Stammes abgehauen oder vom Winde abgebrochen wird (fie iſt aber bis zu einer gewiſſen XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. Fam. Nadel⸗Pfl. (Tanne). 385 Höhe glatt und aſtlos), ſo wächſt eine Wulſt um die Wunde, welche man Amphauxis oder Amphiphya nennt. Sie iſt ſchwarz und ſehr hart, ſo daß die Arkadier ſie zu Bechern verwenden. Je ſtärker und ſaftreicher der Stamm, deſto ſtärker wird die Wulſt 840). Theophr., H. pl. 3, 9, 6. Man unterſcheidet nach den Blättern männliche und weibliche Tannen. Dieſe ſind bei dem männlichen Baumes!) ſpitziger, ſtechender, ſparriger, jo daß der ganze Baum ſtruppiger erſcheint. Es liegt übrigens auch ein Unterſchied im Holze, denn das des weiblichen Baumes iſt weißer, weicher, leichter zu bearbeiten, auch iſt der ganze Stamm länger; das Holz des männlichen Baumes iſt bunter, breiter, härter, ker— niger, und hat fein fo gutes Anſehn. In dem Zapfen [xwvos] des männlichen Baumes find in der Spitze wenige Kerne [xuovor]; in den Zapfen des weiblichen find gar keine, wie die Macedonier ſagen 84). — Die Zapfen der Tannen ſind ſo dichtſchuppig, daß weder Schnee noch Regen durchdringt. Im Ganzen hat der Baum ein ſchönes Anſehn und wird viel höher als bei der Kiefer [nebel]. Das Holz der Tannen iſt faſerig, weich und leicht; das der Kiefern [revxn] kienig, ſchwer, fleiſchiger. Die Kiefer hat mehr Aeſte [ö dog], die Tanne härtere. N Theophr., H. pl. 5, 5, 1. Weißtannen leAdναν)˙ und Kiefern [revxn] tragen wagrecht liegend ſchwere Laſten, beſſer als Eichenholz. Pli n. 16, 10, 18. Die Rothtanne [picea] liebt die Ge⸗ birge und die Kälte. Man braucht ſie bei Leichenfeierlichkeiten [fera- lis arbor], indem man ſie als Zeichen eines Todesfalls vor die Thür ſtellt und mit ihren friſchen Zweigen den Scheiterhaufen ſchmückt. Uebrigens nimmt man ſie jetzt auch in die Häuſer 8“) auf, weil fie fi gut beſchneiden läßt [tonsili facilitate]. Sie liefert ſehr viel Harz, unter welchem ſich auch weiße Tropfen [gemma] finden, welche dem Weihrauch ſo ähnlich ſind, daß man ſie in der Miſchung nicht mit den Augen unterſcheiden kann; deswegen wird auf dem Markte zu Kapua Betrug mit dieſen Tropfen getrieben. Alle Nadelbäume 840) Die genannte, die Weißtanne ſehr auszeichnende Eigenſchaft zeigt ſich bei uns, wenn fie etwa arms⸗- oder ſchenkelsdick iſt. 821) Der männliche Baum iſt jedenfalls die Rothtanne, der weib— liche die Weißtanne. — 842)? — 843) Pflanzt fie in die Höfe. 25 386 Botanik der alten Griechen und Römer. * haben theils kurze, borſtenartige Blätter, theils dickere und härtere wie die Cypreſſe. — Die Aeſte der Rothtanne [picea] begin⸗ nen gleich über der Wurzel, ſind mäßig lang, und hängen an den Seiten wie Arme. Eben fo iſt es bei der Weißtanne [abies], die man zum Schiffsbau ſucht. Dieſe ſieht aus wie die Rothtanne, wächſt aber, als ob ſie das Meer flöhe, auf den Bergeshöhen. Sie liefert vortreffliches Holz zu Bauten und vielen andren Zwecken. Harz iſt bei der Weißtanne ein Fehler 84%, bei der Rothtanne die Hauptſache; fie ſchwitzt auch zuweilen durch die bloße Sonnenhitze etwas aus. Das Holz der Weißtanne iſt ausgezeichnet ſchön; das der Fichte wird zu Schindeln, Faßdauben und einigen andren Dingen geſpalten. Plin. 16, 39, 76. Werden Lärchen [larix] und Weiß⸗ tannen [abies] gefällt, jo fließt noch lange Saft aus ihnen. Sie haben von allen Bäumen den höchſten und geradeſten Stamm. Zu Maſten und Segelſtangen gibt man der Leichtigkeit wegen der Wei ß— tanne den Vorzug. Der untere Theil des Weißtannenſtammes iſt aſtlos. Man ſchält [decorticare] und flößt [fluviare] ihn, und nennt ihn dann Sapinus; der obere Theil iſt äſtig, härter, und heißt Knüppelholz [fusterna]. An den Stämmen ſelbſt iſt die Nord⸗ ſeite die ſtärkſte; die von feuchten, ſchattigen Standorten ſtammenden find ſchlechter; die von fonnigen find feſter und dauerhaft. Deswe— gen zieht man in Rom die Tannen von der Weſtſeite der Apenninen denen von der Oſtſeite vor. Auch das Land ſelbſt macht einen Un— terſchied. Beſonders werden die Tannen der Apenninen und Alpen geſchätzt, in Gallien die des Jura und der Vogeſen, auch ſind die von Korſika, Bithynien, dem Pontus und Macedonien vortrefflich. Schlechter find die äneatiſchen 845) und arkadiſchen; am ſchlechteſten find die vom Parnaſſus und von Eubba, weil fie äſtig und gedreht ſind, und leicht faulen. Plin. 16, 40, 76. Eine gere Weißtanne [abies] habe ich auf dem Rieſenſchiffe geſehn, welches auf Befehl des Kai— ſers Cajus 840) den Obeliſken für den Vatikaniſchen Cirkus aus Ae⸗ gypten nach Rom gebracht hat. Sie hatte einen Umfang von 4 844) Das Holz der Weißtanne iſt in der Regel ganz harzlos; nur ihre Rinde enthält Harz; bei der Rothtanne, Kiefer, Lärche, Eibe, Cypreſſe, dem Wachholder enthält das Holz Harz. — 848) — 846) Caligula. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. F. Nadel⸗Pfl. (Lärchenbaum). 387 Klaftern. Ein ſolcher Maſt hat den Preis von 80,000 Seſtertien oder mehr 81). 13) Lärchenbaum, Pinus Larix, Linné. — Dieſer Baum wächſt auf den Alpen und andren hohen Bergen Mittel-Europa's, in Griechenland gar nicht, dagegen auf den Bergeshöhen des nördlichen Italien's, wo er larice heißt, häufig. — Von ihm iſt ſchon unter Nr. I viel die Rede geweſen. Pli n. 16, 10, 19. Die Lärche [larix] liebt ungefähr dieſelben Standorte wie die Roth- und Weißtanne, hat ein ganz vortreffliches, faſt unvergängliches Holz, welches röthlich iſt und ſtärker riecht. Sie gibt auch etwas mehr Harz, und dieſes iſt honiggelb, zäher, wird niemals hart 84. Plin. 16, 40, 76. Für den größten Baum, der je in Rom geſehn worden, gilt der Lärchenbaum, welchen Kaiſer Tiberius auf der Seegefechts-Brücke als ein Wunder hatte aufſtellen laſſen, und der ſich bis zur Erbauung des Amphitheaters Kaiſer Nero's er⸗ hielt. Es war ein Stamm von 120 Fuß Höhe, gleichmäßig 2 Fuß dick, woraus man ſchließen kann, was er für eine unglaubliche Höhe bis zum Wipfel gehabt haben mußte. Noch zu meiner Zeit war ein ähnlicher Wunderſtamm in den Hallen der Schranken des Marcus Agrippa zu ſehn. Er war 100 Fuß hoch, 12 Fuß dick. Pin 24, 6, 19. Die ee und in Eſſig abgekochten Blätter der Rothtanne [picea] und Lärche [larix] find gut gegen Zahnweh; die Blätter der Rothtanne ſ werden in Honigwaſſer gegen Leberleiden getrunken. Uebrigens iſt es eine ausgemachte Sache, daß nur ſolche Wälder, welche des Harzſcharrens wegen angehauen ſind, den Schwindſüchtigen und Denen ſehr zuträglich ſind, welche ſich von langwierigen Krankheiten nicht erholen können, und daß die friſche Luft ſolcher Wälder wohlthätiger wirkt, als eine Seereiſe 829) nach 847) 80,000 Seſtertien betragen nach jetziger Rechnung etwa 4000 Thaler in Gold. — 348) Sie liefert noch jetzt aus der ſich von ſelbſt öffnenden oder ab— ſichtlich verwundeten Rinde den Venetianiſchen Terpenthin, und dieſer gibt durch Deftillation Terpenthinöl. 849) Noch jetzt empfehlen die Aerzte Denen, welche auf trocknen Höhen wohnen, wenn ſie an der Lunge leiden, die Seeluft am Strande oder auf dem Schiffe, dagegen Denen, die am Seeſtrand oder in Niederungen wohnen, die reine leichte, trocknere Luft der Bergeshöhen. * 388 Botanik der alten Griechen und Römer. Aegypten, und wohlthätiger als die Kräutermilch auf der Sommer— ſeite der Berge. 14) Eibe, Taxus baccata, Linné, uavgdioros der Neugriechen, tasso, albero della morte, libo der jetzigen Italiäner. — In Grie— chenland iſt der Baum, wie Fraas berichtet, jetzt ſehr ſelten und meiſt nur ſtrauchartig auf den höchſten Gebirgen; — auf den Ber— gen Nord-Italiens kommt er noch an vielen Stellen vor. Friſch ſind alle Theile giftig, die Früchte jedoch am wenigſten. Manche Aerzte benutzen ihn noch jetzt zu Heilzwecken. Theophr., H. pl. 3, 10, 2. Von Eiben gibt es nur eine einzige Art [uovoyerns 7 νjjq el. Sie hat einen geraden, ſchönen Wuchs, ſieht der Weißtanne lenz] ähnlich, wird aber nicht fo hoch und hat mehr Aeſte. Auch das Blatt iſt dem der Weißtanne ähnlich, aber glänzender und weicher. Das Holz iſt in Arkadien dunkelfarbig, purpurbraun, am Ida gelb und dem Wachholderholz [x2doos] ähnlich, weswegen es die Holzhändler für letzteres ausgeben ſollen. Es ſoll ganz Kernholz ſein, wenn man die Rinde abgelöſt hat 850). Die Rinde [ag] ſoll fo rauh und auch fo gefärbt fein wie beim Wachholder; die Wurzeln ſollen aber klein, dünn und ober— flächlich ſein. Am Ida iſt der Baum ſelten, dagegen häufig in Ma— cedonien und Arkadien. Die Frucht iſt rund, ein wenig größer als eine Bufbohne, weich, an Farbe roth. Man ſagt, daß Pferde, Eſel und Maulthiere ſterben, wenn ſie von den Blättern der Eibe freſſen, die wiederkauenden Thiere aber nicht 85). Die Frucht wird von manchen Menſchen gegeſſen, iſt ſüß und unſchädlich 852). 850) Bei uns iſt das Kernholz der Eibe purpurbraun, das junge Holz gelblich-weiß wie beim Gemeinen Wachholder. 851) Ich habe in meiner Gem. Naturgeſch. Bd. 1, S. 635, 3. Ausg. bemerkt, daß auf den Kalkbergen bei Schnepfenthal, wo Eibenbüſche häufig ſind und wo viele Kühe, Schafe, Hirſche, Rehe weiden, die Spitzen der Eiben immer abge— biſſen und wahrſcheinlich als eine Art Gewürz in kleinen Portionen verzehrt ſind, ohne daß man den geringſten Nachtheil an der Geſundheit jener Thiere be— merkt; daß dagegen ein geſunder Ziegenbock, dem ich im Stalle zur gewöhnlichen Futterzeit die Raufe mit friſchen Eibenzweigen ſtatt mit Heu füllte, nachdem er ſich's hatte gut ſchmecken laſſen, einige Stunden nachher ſtarb. 852) Auch in Deutſchland werden die Früchte oft von Kindern ohne Scha— den genoſſen. In Italien ſollen fie nach Dioscorides giftig fein, und auch Pollin i gibt in feiner Flora veronensis an, daß ſie giftig find. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. Fam. Nadel⸗Pfl. (Eibe). 389 Cäsar de bello gall. 6, 31. Als Cäſar in Gallien den Ambiorix beſiegt hatte, tödtete ſich Kativolkus, welcher über die eine Hälfte der Eburonen regierte, durch das Gift der Eibe [taxus]; dieſer Baum iſt in Gallien und Germanien häufig. Virgil., Eel. 9, v. 30. Möchten deine Bienen die korſiſche Eibe [eyrnea taxus] meiden, möchten deine Kühe ſich recht fatt an Baum⸗Schneckenklee [eytisus] freſſen und recht viel Milch geben! Virgil., Georg. 2, 448. Die ityräiſchen Schützen führen Bogen von Eibenholz [taxus]. Colum. de r. r. 9, 4, 3. Von den Bäumen iſt nur die Eibe den Bienen ſchädlich. Diosc. de m. m. 4, 70. Die Eibe [ouilod], welche auch Thymalos [Hvuodog], bei den Römern Taxus [ra£og] heißt, iſt ein Baum, welcher der Weißtanne [Aarn] an Blatt und Wuchs ähnelt. Er wächſt in Italien und in der narbonenſiſchen Provinz Galliens. Junge Hühner, welche die Früchte der italiäniſchen Eibe freſſen, ſterben; Menſchen, welche ſie verzehren, bekommen Durchfall. Die narbonenſiſche Eibe wirkt ſo kräftig, daß Leute, die in ihrem Schatten einſchlafen, Schaden leiden, ja oftmals ſterben. Dies ſei geſagt, damit man ſich in Acht nehmen möge 88). Plin. 16, 10, 20. Zu den Nadelbäumen gehört auch die Eibe [taxus], hat aber weder ein friſches Grün, noch eine ſchlanke Geſtalt, ſieht traurig und düſter aus, hat keinen Saft 880), und iſt der einzige, welcher Beeren trägt. Die Frucht des männlichen Bau- mes iſt ſchädlich 855), und namentlich hat man in Spanien beobachtet, daß ſie ein tödtliches Gift enthält. In Gallien hat man bemerkt, daß aus Eibenholz gefertigte Weinbecher den Tod bringen können. Sextius gibt an, daß die Griechen dieſen Baum Smilax nennen, und daß er in Arkadien ſo gefährlich iſt, daß Leute, welche unter ihm ſchlafen oder eſſen, ſterben. Manche glauben, das Pfeilgift, welches wir Toxrikon nennen, habe urſprünglich Taxikon geheißen. Uebrigens hat man die Erfahrung gemacht, daß der Baum ſein Gift verliert, wenn man einen ehernen Nagel in ihn ſchlägt 880). 53) Es läßt ſich ſehr wohl denken, daß die Ausdünſtung der Eibe, wenn ſie friſch beſchnitten iſt, ſchadet. Siehe meine Gem. Naturgeſch. Bd. 4, S. 635. 84) Iſt wohl gemeint, ſie habe kein Harz, was jedoch nicht ganz richtig wäre, denn es iſt Harz vorhanden. 855) Sollte heißen: die Frucht des weiblichen Baumes. — s50) 2 390 Botanik der alten Griechen und Römer. Galen. de simpl. med. 8, 29. Die Eibe [ouMoE 7 ra&os] iſt ein Baum, der tödtliches Gift enthält. Nachtrag. Die Eibe wird von Lucanus 6, v. 645, und Silius Italicus 13, v. 595, als ein den Göttern der Unterwelt geweiheter Baum genannt; bei Silius Italicus 13, v. 210, auch als ein Baum, aus deſſen Holze Lanzenſchäfte gefertigt wurden. 15) Zerbrechliche Ephedra, Ephedra fragilis, Linné. — Ein Strauch mit dünnen, geglieder⸗ ten, mit Scheiden verſehenen, blattloſen Aeſten; Blüthen in Kätzchen, welche aus den Achſeln der Scheiden hervorbrechen. Wächſt an den griechiſchen und ſüd-italiäniſchen Ufern. Dios c. de m. m. 4, 46. [Irnovo«g.] Plin. 26, 13, 83. Dasjenige equisetum, welches auch hip- puris, ephedron und anabasis heißt. 16) Gemeine Ephedra, Ephedra vulgaris, Rich. (Ephedra distachya, Linné). — Ein rings um das Mittelmeer wachſender Strauch. Diosc. de m. m. 4, 51. Der Tragos ſrocyog], welcher auch Skorpios und Traganos genannt wird. f b. Familie Pfeffer⸗Pflanzen, Pipereen. 1) Gemeiner Pfeffer, Piper nigrum, Linné, urögov reregı der Neugriechen, pepe der jetzigen Ftaliäner. — In Oſtindien heimiſch. Theophr., H. pl. 9, 20, 1. Der Pfeffer [rizeoı] iſt eine Frucht und kommt von zweierlei Art os] vor; die eine 857) iſt rund wie eine Erve (600 Bos], hat eine Schale e] und röthliches Fleiſch oog] wie Lorbeeren [oe 58). Die andre Art 859) iſt länglich, ſchwarz, hat Samet wie Mohn [oreoucrıov unovıxov|. Dieſer Pfeffer iſt viel kräftiger als der erſtgenannte. Beide haben erhitzende Eigenſchaften, und werden gegen Vergiftung durch Schierling [xwreor] gebraucht. 857) Piper nigrum, Linné. — 858) Die reife Frucht iſt, wenn noch friſch, rothbraun. — 859) Bezieht ſich wohl auf die Paprika, Capsicum annuum, Linné, wovon Theophraſt nur die getrockneten, ſchwärzlichen Früchte kennen mochte. Jetzt wird die Paprika in Süd⸗Europa viel gebaut. XXXVII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. O. Kronloſe. Fam. Pfeffer⸗Pfl. (Pfeffer.) 391 Dios c. de m. m. 2, 188. Der Pfeffer [rdzeoı] ſoll ein niedriger, in Indien heimiſcher Baum ſein, deſſen Früchte anfangs länglich find wie Erbſenhülſen [Aoßos). Solcher Pfeffer hat in⸗ wendig Samen wie Gemeiner Hirſen (αονννν, und dieſer Sa⸗ men wird allmälig zum vollkommnen Pfeffer. Zur rechten Zeit öffnet ſich die Frucht, und es dringen Trauben (Grove! aus ihr hervor, welche die allgemein bekannten Kerne [x0xx05] tragen. Die ſauern [öupaxwdng] Kerne, welche weißer Pfeffer [Azvxov νSE A é. ſind, dienen vorzüglich gegen Augenübel und gegen Vergiftung. Der ſchwarze Pfeffer ſchmeckt beſſer, aber ſchärfer als der weiße, weil er reifer iſt, und gibt deswegen ein beſſeres Gewürz. Man wählt zum Gebrauche den Pfeffer, welcher recht ſchwer, voll, ſchwarz, nicht ſehr runzlig, dagegen friſch und ohne kleienartigen Staub iſt. Jeder Pfef— fer wärmt, befördert die Verdauung, iſt gut für die Bruſt u. ſ. w. 60). Plin. 12, 7, 14. In Indien wächſt die Pflanze, welche den Pfeffer [piper] erzeugt. Seine Körner ſehn aus wie Wachhol— derbeeren, ſtehn aber nicht wie dieſe frei an den Zweigen, ſon— dern liegen in kleinen Hülſen [siliqua], wie wir fie an den Schmink— bohnen [faseolus] ſehn. Werden dieſe Hülſen, bevor ſie ſich öff— nen, abgepflückt, an der Sonne gedörrt, ſo geben ſie den ſogenannten langen Pfeffer; läßt man ſie aber reif werden, ſo platzen ſie, und in ihrem Innern zeigt ſich der weiße Pfeffer, welcher dann an der Sonne dürr und runzlig wird und ſeine Farbe ändert. Durch ſchlechtes Wetter kann er verderben, verkohlen und leer werden, und heißt dann Brechma, was ein indiſches Wort iſt. Dieſes Brechma iſt ſchärfer und leichter als der gute Pfeffer, auch von blaſſer Farbe. Beſſer ſchmeckt der ſchwarze, milder der weiße 861). Das Pfund lan— gen Pfeffers kauft man für 15 Denare, während das Pfund des weißen 7, des ſchwarzen 4 Denare koſtet. Es iſt ſonderbar, daß der Pfeffer ſich beliebt gemacht hat. Andre Dinge empfehlen ſich durch Süßigkeit, wieder andre durch Schönheit; der Pfeffer aber 560) Was Dioskorides von den Pfefferfrüchten fügt, beweiſt, daß man zu ſeiner Zeit über dieſelben in Europa noch falſche Nachrichten hatte. 861) Was in der vor. Anm. von Dioskorides geſagt iſt, gilt auch von Pli— nius. Er glaubt, der lange Pfeffer (Capsicum annuum, Linné) ſei die eigentliche Pfefferfrucht; werde ſie reif, ſo fänden ſich in ihr die Pfefferkörner, welche als ſchwarzer und weißer Wente in Handel kommen, alſo die Körner von Piper nigrum, Linné. 392 Botanik der alten Griechen und Römer. konnte nur durch ſeinen ſcharfen Geſchmack und dadurch gefallen, daß er aus Indien kommt. Dort wächſt er wild; bei uns wird er für Gold und Silber gekauft. — Verfälſcht wird er mit Wachholderbee— ren, welche merkwürdiger Weiſe ſeinen Geſchmack annehmen; im Ge— wicht wird auch auf mancherlei Art betrogen. Arrianus, Periplus maris Erythräi, p. 31 Geographiä veteris, ed. Oxon. Nach der Handelsſtadt Nelecynda am ſüdweſt— lichen Ufer Indiens kommen viele Schiffe, weil dort vortrefflicher Pfeffer [rdreoı) in Menge zu haben iſt. Nachtrag. Der Pfeffer wird auch noch mehrfach als Arz— nei, Gewürz und Handelswaare genannt, z. B. von Hippokrates, Horatius, Celſus, Perſius, Martialis, Athenäus, vielfach von Ga— lenus, Apicius. c. Familie Kätzchen⸗-Pflanzen, Amentaceen. 1) Gemeine Birke, Betula alba, Linné. — Iſt in Griechenland noch nicht wild gefunden worden, gedeiht auch, wie Fraas ſagt, nicht, wenn man fie pflanzt. — In Nord-Italien wächſt fie auf der Nordſeite hoher Berge wild, heißt betula, bedollo. Plin. 16, 18, 30. Der Spierlingsba um [sorbus] und die Birke [betulla] lieben einen kalten Standort. Die Birke iſt eigentlich ein galliſcher Baum; ihre Rinde iſt blendend weiß und da— bei ſehr dünn. Die Obrigkeiten gebrauchen ihre Ruthen zu Strafen; ſie dienen auch zu Reifen und Korbrippen. In Gallien kocht man aus Birken auch Theer [bitumen]. 2) Gemeine Erle, Betula Alnus, Linné (Alnus glutinosa, Gärtner); M ον,-and rh ον der Neugriechen; alno, ontano der jetzigen Italiäner. — Jetzt in Griechenland ſehr ſelten, an den Gewäſſern It a— liens häufig. Homer., Od. 5, v. 64. Auf der Inſel der Kalypſo wuch— ſen Erlen , Schwarzpappeln la” und wohlrie— chende Cypreſſen [rvuraeıooog]. Theophr., H. pl. 3, 14, 3. Die Erle νννοοαi kommt nur in Einer Art vor, wächſt gerade, hat ein weiches Holz. Das Blatt iſt dem des Birnbaums [mog] ähnlich, jedoch größer und adriger. Die Rinde iſt rauh, inwendig röthlich, dient zum Färben XXXVII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Kätzchen⸗Pfl. (Gem. u. Hopfen⸗Weißbuche). 393 des Leders 62). Die Wurzeln find oberflächlich. Sie wächſt am Waſſer, ſonſt nirgends. | Plin. 16, 36, 67. Pflanzt man Erlen [alnus] an Ufer, ſo wehren fie da dem Durchbruch des Waſſers wie eine Mauer, ge- ben auch, wenn ſie abgetrieben werden, reichlichen Stockausſchlag und großen Gewinn. Nachtrag. Was Vitruvius und Plinius über das Erlenholz ſagen, haben wir ſchon unter Nr. I geſehn. Sie wird auch ſonſt noch mehrfach erwähnt, z. B. bei Cicero, einigemal bei Virgil, ferner bei Lucanus, Juvenalis, Silius Italicus, Statius. 3) Gemeine Weißbuche, Carpinus Betulus, Linné; yaögog der Neugriechen; carpine, carpine bianco o commune, carpino der jetzigen Italiäner. — In Griechenland hat Fraas den Baum nur bei Kapſa in Arkadien, und auch da ſelten, gefunden. In ganz Italien wächſt er auf Hügeln und Bergen. NMtruy. 2 98). Colum. de r. r. 11, 2, 92. Die beſten Griffe für ländliche Werkzeuge werden aus Ilexeiche, ferner aus Weißbuche, end— lich aus Eſche gemacht (manubrium iligneum, carpineum, fra- xineum). 4) Hopfen-Weißbude, Carpinus Ostrya, Linné (Ostrya vulgaris, Ostrya carpinifo- lia). — Wächſt noch jetzt in Griechenland wild, heißt dort oorova; iſt in Italien häufiger als die Gemeine Weißbuche, heißt carpine nero, carpino, carpinella, ostria. Theophr., H. pl. 3, 10, 3. Die Hopfen-Weißbuche loorovs], welche von Manchen auch doroda genannt wird, bildet nur Eine Art, und ſieht dem Wuchs und der Rinde nach aus wie die Rothbuche [6547]; die Blätter ſehn aus wie Birnblätter [pir- A Gdiοheĩheg!, find aber viel länger, ſpitziger, größer; fie haben viele Adern, welche von dem geraden, ſtarken Mittelnerven auslaufen. Zwiſchen jenen Adern iſt das Blatt runzlig, am Rande iſt es fein— geſägt. Das Holz iſt feſt, farblos, weißlich; die Frucht iſt klein, 562) Wird noch zum Färben und Gerben gebraucht. 863) Schon unter Nr. I abgehandelt. — Bei Plinius wird die carpi- nus an mehreren Stellen kurz erwähnt. 394 Botanik der alten Griechen und Römer. gedehnt, gelb, der Gerfte (499) ähnlich. Der Baum hat ober- flächliche Wurzeln, wächſt an Gewäſſern und in Schluchten. In Häuſer ſoll man ihn nicht bringen, weil er bewirken ſoll, daß die Bewohner deſſelben einen ſchweren Tod haben. Cato de r. r. 31. Das beſte Holz für Oelpreſſen iſt das der Hopfen-Weißbuche [carpinus atral. Plin. 13, 20, 37 80%. 5) Haſel, Corylus Avellana, Linné; Asproxagvd, q οανονονν,, q der Neu- griechen; nocciolo, nocciuolo, avellano der jetzigen Italiä— ner. — Wächſt noch jetzt in Griechenland, auch häufig in Ita— lien wild; es werden da auch edlere Sorten in Gärten gezogen. Theophr., H. pl. 3, 15. Die Haſel jealewrunn & eva] wächſt wild, und die Früchte der wilden find fo gut oder doch faſt eben ſo gut wie die in Gärten gezogenen. Sie hält den Win— ter gut aus, wächſt häufig auf Bergen, und trägt reichlich. Sie macht keinen Stamm [unde oreAsyodes|, fondern iſt ſtrauchartig 9e des], und treibt lange, dicke Ruthen [oaßdos], welche weder junge Triebe noch Zweige haben [avev uaoyarov ai dðννο — Die Blätter der wilden und zahmen Haſeln ſind geſägt, ſehn denen der Erle e ſehr ähnlich. Die Haſeln tragen reichlicher, wenn man ihnen immer die Ruthen abſchneidet. Man hat zwei Sorten, die eine mit runden, die andre mit langen Nüſſen Eονοοο]; die Nüſſe der zahmen Haſel ſind weißer. Die ſchönſten Früchte trägt fie [xuwAdr- xooneiv uakıoro] an naſſen Stellen. Pflanzt man wilde Stämme in Gärten, ſo nehmen ſie die Eigenſchaften der zahmen an. Die Oberhaut der Haſel iſt glatt, dünn, hat eigenthümliche weiße Flecke. Das Holz iſt ſo zäh, daß man aus den geſchälten dünnen Zweigen und den geſpaltnen dickeren Körbe licht. Eigenthümlich find die Kätz— chen [iovAog] der Haſel. | Cato de r. r. 9, 2. In einem Garten, der bei der Stadt liegt, pflanze unter Andrem Haſel nüſſe [nux avellana]. Virgil., Eel. 1, v. 14; 5, v. 3; 5, v. 21; Georgic. 2, v , . 299 2, vi 395 0. 864) Plinius wiederholt das von Theophraſt Geſagte. 865, Virgil nennt die Haſel corylus, erwähnt fie an den genannten Stel- XXXVIII. Kl. Lappenfeim- Pflanzen. Fam. Kätzchen⸗Pflanzen (Haſel.) 395 Ovi d., Metamorph. 10, v. 86 seqq. Der göttliche Sänger Orpheus hatte ſich auf einem Hügel niedergelaſſen, deſſen Rücken eine ebne Fläche bildete und mit grünem Graſe [graminis herba] be- deckt war. Es fehlte der Schatten; aber wie der Sänger in die Saiten griff, da kamen von allen Seiten die Bäume, ſeinen Tönen zu lauſchen. Es kam die Eiche [Chaonis arbos] 866), die Pa p⸗ pel [nemus Heliadum] 86%), die hohe Speiſeeiche [esculus], die weiche Linde [tilia], die Buche [fagus], der unvermählte Lor— beer [innuba laurus] 868), die zerbrechliche Haſel [corylus], die hohe, Speerſchäfte gebende, aſtloſe Weißtanne [abies], die von der Laſt ihrer Früchte gebeugte IJlex-Eiche [ilex], die feſtlich pran⸗ gende Platane [platanus genialis], der bunte Ahorn [acer] 869), die an Flüſſen heimiſche Weide [salix], der am Waſſer wachſende Lotos [lotos] 870), der immergrüne Buchsbaum [buxus], die dünne Tamariſke [myrica], die zweifarbige Myrte [bicolor myrtus] 87), der gebogene Epheu ſhedera], der rankende Wein— ſtock |pampinea vitis], die von Weinreben umwundene Ulme [ul- mus], die Manna⸗Eſche ſornus], die Rothtanne [picea], der Erdbeerbaum [arbutus] mit rothen Früchten, die zähe, Sieger belohnende Palme [palma]. Es kam auch die Pinie [pinus] mit haarigem Wipfel, aus einem Menſchen, dem von der Göttin Cybele geliebten Attis, durch Verwandlung entſtanden; es kam die ſäulen— förmige Cypreſſe ſcupressus], in welche einft der Jüngling Cy— pariſſus verwandelt worden. Colum. de r. r. 5, 10, 14. Die Mandel [nux gräca] und die tarentiniſche Haſelnuß [nux avellana] kann man auf fol⸗ gende Weiſe ſäen: Man gräbt eine Grube, füllt ſie einen halben Fuß hoch mit feiner Erde, und ſetzt einen Samen der Ferula len nur kurz, betrachtet ſie als wild wachſend, gebraucht an der letztgenannten Stelle das Adjektivum „colurnus“. 866) Chaonia iſt ein Theil von Epirus, wo die heiligen Eichen des Ju— piter zu Dodona wuchſen. — 367) Die Heliaden, Töchter des Sonnengotts He— lios, Schweſtern des Phasthon, wurden in Pappeln verwandelt. 868) Der Lorbeer ſollte, der Sage nach, aus einer Jungfrau entſtanden fein. 869) Der Ahorn kommt oft mit bunten Blättern vor. 870) Hier wohl der Celtis, Celtis australis, Linné, gemeint. 971) Vielleicht heißt die Myrte zweifarbig, weil die jungen Blätter auf⸗ fallend lichter grün find als die alten. 396 Botanik der alten Griechen und Römer. [ferula] hinein. Iſt die Ferula hervorgewachſen, fo wird fie ge— ſpalten, und in ihr Mark eine Mandel oder Haſelnuß ohne Schale geſteckt und dann mit Erde zugedeckt. Dies thut man Ende Aprils oder in der erſten Hälfte des März. 2 Colum. de r. r. 7, 9, 6. Zu den Bäumen und Sträuchen, deren Früchte den Schweinen Nahrung geben, gehören auch die Ha— ſeln [corylusl. Dios c. de m. m. 1, 179. Die Haſelnüſſe [x«ovor zovrızov], welche Manche auch dünne Nüſſe [Aerroxaovor] nennen, ſind ſchwer zu verdauen. Uebrigens trinkt man ſie zerrieben und mit Honigwaſſer gemiſcht gegen alten Huſten, auch geröſtet mit etwas Pfeffer [rereoı] zur Zeitigung des Katarrhs. Ganz verkohlt und mit Schmeer oder Bärenfett gemiſcht dienen ſie, um neues Wachs— thum der Haare zu bewirken, wo dieſe ausgefallen ſind. Es gibt auch Leute, die behaupten, daß die verkohlten Schalen e der Haſelnüſſe mit Oel zuſammengerieben und in den Vorderkopf einge— rieben die blaue Iris der Kinder ſchwarz machen. Plin. 15, 22, 24. Die Haſelnüſſe [nux avellana, nux abellana] hießen ſonſt von ihrem Vaterlande Abellinen 872). Nach Vorderaſien und Griechenland ſind ſie aus dem Pontus gekommen und heißen deswegen auch pontiſche Nüſſe 872). Die Nüſſe find in eine weiche Hülle gekleidet. Der Keim ſitzt in der Mitte des Kerns 87). Man pflegt ſie auch zu röſten. Plin. 23, 8, 78. Die Haſelnüſſe [aux avellana] bewirken Kopfſchmerz, blähen den Magen, bewirken aber eine auffallend ſchnelle Zunahme des Fettes im Körper. Geröſtet heilen fie den Schnupfen, gerieben und in Honigwaſſer getrunken alten Huſten. Manche werfen einige Pfefferkörner [granum piperis] hinzu, Andre trinken fie in Sekt. 872) Die Stadt Abella, auch Avella genannt, lag in Kampanien; eine Stadt Abellinum lag im Lande der Hirpiner, eine andre im Lande der Lukaner. — Uebrigens ſagt Servius zu Virgil, Georgic. 2: „Avellanä ab Avellano Campaniä oppido, ubi abundant, nominatä sunt.” 873) Der Haſelſtrauch ift wohl in ganz Europa fo wie Nord- und Mittels Aſien heimiſch; aber gute Sorten ſind jedenfalls aus einer Gegend in die andre verpflanzt worden. 874) Die Schale öffnet ſich beim Keimen in zwei Hälften. Der Kern be: ſteht aus zwei dicken Keimblättern, die nicht mit einander, ſondern nur mit dem Keim verwachſen find, welcher am ſpitzen Ende des Kerns zwiſchen ihnen fißt. XXXVIII. Kl. Lappenfeim- Pflanzen. Fam. Kätzchen-Pfl. (Haſel, Eiche). 397 Galen. de alim. facult. 2, 28. Die Wallnuß [Poouı- x0v xagvov| wird jetzt auch allgemein nur Karyon genannt; fie tft von der Haſelnuß [Aenroxagvor] verſchieden; letztere iſt viel klei— ner, und wird von Manchen auch pontiſche Nuß genannt. Beide ſind überall in Gebrauch, geben dem Körper wenig Nahrung, jedoch gibt die Haſelnuß mehr als die Wallnuß. Die meiſten Aerzte behaupten, man könne ſich vor Gift ſicher ſtellen, wenn man im Voraus die ge— nannten Nüſſe mit Raute [niyavov] verzehrt. Palla d. de r. r. 3, 25, 31. Den Haſelſtrauch zieht man aus Haſelnüſſen [avellana nux] und legt dieſe 2 Querfinger tief in die Erde. Er kann jedoch nach meiner Erfahrung auch ſehr leicht durch junge Wurzeltriebe vermehrt werden. Der Februar iſt die Zeit, wo Haſeln geſäet oder gepflanzt werden. Sie lieben einen magren, feuchten, ſandigen Boden und kühlen Standort. 6) Die Eichen, Gattung Quercus, Linné. — Die verſchiednen Arten dieſer Gat— tung ſind ſich zum Theil einander ſehr ähnlich, und es würde eben ſo vergeblich ſein, wenn man in allen Stellen alter Schriftſteller ſicher nachweiſen wollte, welche Art ſie meinen, als wenn man in deutſchen ſich abmühen wollte, überall zu beſtimmen, ob unter Eiche Quercus ses— siliflora oder pedunculata gemeint ſei. — Als allgemeiner Name für Eichen iſt bei den alten Griechen gde, für Eicheln PGNνο, bei den Römern für Eichen quercus, für Eicheln glans anzunehmen. Wir betrachten erſt die vorzugsweis in Griechenland und Nord— Italien vorkommenden Eichenarten nach Gruppen, die ſich nach äuße— rer Aehnlichkeit bilden laſſen. Die neugriechiſchen Namen werden nach Fraas angegeben. Gruppe 1: a) Die Steineiche, Quercus sessiliflora, Smith (O. sessi- lis, Ehrh., Q. Robur 5, Linné, Q. Robur, Willdenow. — Wächſt jetzt in Griechenland nicht häufig, wird dort ego ge- nannt. — Wächſt in ganz Nord-Italien und heißt daſelbſt querce commune, quercia, rovere. 6) Die Stieleiche, Q. pedunculata, Ehrh. (Q. Robur, Linné). Als Abart iſt Quercus pubescens und apennina zu be- trachten. — Wächſt in Griechenland, wo fie ebenfalls oe heißt, nicht häufig; — in Nord-Italien iſt fie häufig und heißt 398 Botanik der alten Griechen und Römer. 0 ü eschio, querce, quercia, querce gentile, rovere. Im Gebrauche wird fie, wie bei uns, von der vorigen nicht unterſchieden. In Kalabrien wächſt die Quercus brutia, Tenore, und die Q. Thomasii, Tenore. Die Früchte der letzteren werden von Men⸗ ſchen gegeſſen. Gruppe 2: y) Die Ziegeneiche, Q. Aegilops, Linné. Blätter abfällig; Früchte für Menſchen genießbar. — „Iſt“, ſagt Fraas, „jetzt die ſchönſte Eiche Griechenlands, vorzüglich die häufigſte hochſtämmige, heißt Aararıdıa.” In Italien wohl nicht urſprünglich heimiſch. ) Die Zerreiche, Q. Cerris, Linné. Blätter abfällig; Früchte für Menſchen eßbar, erſt im zweiten Jahre reifend. — Wächſt in Nord- Griechenland, woſelbſt, wie Fraas berichtet, die gallä turcicä von ihr geſammelt werden. — In Nord-Italien an einzelnen Stellen, heißt da cerro, die Frucht cerra. e) Die Speiſeeiche, Q. Esculus, Linné. Früchte für Men- ſchen eßbar. — Fraas zweifelt an ihrem Vorkommen in Griechen— land. — In Italien iſt ſie noch jetzt häufig, heißt querce esculo und rovero. 5) Die Falſche Korkeiche, Q. Pseudosuber, Santi. Blät⸗ ter immergrün. — In Italien. Gruppe 3: „) Die Ilexeiche, Q. Ilex, Linné, wovon Q. Smilax, L., eine Abart, hat immergrüne Blätter, iſt der Korkeiche ſehr ähn⸗ lich, trägt jedoch keinen Kork. — In Griechenland, wo fie dovs, auch zovordgı und doe heißt, nicht ſelten; — in Italien iſt ſie häufig, heißt leccio und elice. 9) Die Ballotaeiche, Q. Ballota, Linné, mit eßbaren Früch⸗ ten, jetzt in Griechenland ziemlich ſelten, zrowagı genannt; in Nord⸗Afrika, Spanien, Portugal heimiſch, in Italien, wie es ſcheint, nicht. ) Die Kermeseiche, Q. coccifera, Linné. Blätter immer- grün. Jetzt in Griechenland häufig, zowdgı genannt. Von ihr ſammelt man die zum Rothfärben dienenden Schildläuſe, welche unter dem Namen Kermeskörner in Handel kommen. „Die mei— ſten“, jagt Fraas, „werden im Gouvernement Parnaſſis und Man⸗ tinea geſammelt; fie heißen zowoxovxxı. x) Die Gallapfel-Eiche, Q. infectoria, Oliv. — Wächſt ir in XXXVIII. Kl. Lappenfeim- Pflanzen. Fam. Kätzchen⸗Pflanzen (Eiche). 399 Kleinaſien und gibt die vielfach zum Schwarzfärben benutzten le⸗ vantiſchen Galläpfel. Gruppe 4: V Die Korkeiche, Q. Suber, Linné, hat immergrüne Blätter; ihre dicke, leichte, elaſtiſche Rinde gibt den Kork. Der Baum iſt jetzt in Spanien und Portugal häufig, kommt auch in Nord⸗ Afrika, Kleinaſien, Arkadien, an mehreren Stellen Italiens vor, heißt bei den Neugriechen ee und eben fo die Rinde, bei den jetzigen Jtaliänern sovero, sughero, suvero. Homer., Od. 9, v. 184 seqq. Die Höhle des Cyklopen war von Lorbeer dog umſchattet, der Hof von einer Wand umſchloſſen, die aus Steinen, langen Pinien l[ulrvg] und hochwipfe⸗ ligen Eichen [doös vwixouog] gebaut war. Homer., Od. 10, v. 241. Circe gab den in Schweine ver— wandelten Gefährten des Odyſſeus Ilex-Eicheln lav 875), andre Eicheln [!, und Früchte der Kornelle [xoaven]. Homer., Od. 13, v. 400. Die Schweine des Hirten Eu- mäus ernähren ſich von wohlſchmeckenden Eicheln [Fa und Waſſer; bei ſolcher Maſt werden Schweine fett. Homer., Od. 14, v. 10 seqq. Eumäus hatte den Schweine⸗ hof mit Steinen und Dornen [aeg os] umgeben, und dieſen Zaun noch mit dicht ſtehenden Paliſaden aus Eichen-Kernholz [uftov dovog]. Homer., Od. 14, v. 327. In Dodona hört man den Wil- len des Zeus aus einer hochwipfligen Eiche [deög]. Homer., Od. 21, v. 43. Die Thürſchwelle des Gemaches der Penelope war von Eichenholz [dovivog). Homer., II. 5, v. 93. Als Sarpedon ſchwer getroffen nieder— ſank, legten ihn ſeine Gefährten unter eine ſchöne, dem Zeus ge— weihete Speiſeeiche [pnyos] 879). Homer., II. 6, v. 237. Hektor kam an das Skäiſche Thor Troja's und an die dort ſtehende Speiſeeiche [pnyog]. Homer., II. 7, v. 60. Minerva und Apollo ſetzten ſich auf eine dem Jupiter geheiligte Speiſeeiche [ynyog]. 875) Plinius ſagt 16, 6, 8, Homer verſtehe unter Avros Ilex-Eicheln. 876) Daß unter pnyos bei Homer auch jede andre Eichenart gemeint fein kann, läßt ſich nicht leugnen, fo wie wir im Gegentheil bei Heſiodus ſehn wer: den, daß die Eichen, deren Früchte den Menſchen Nahrung geben, unter deös mit begriffen ſind. 400 Botanik der alten Griechen und Römer. Hesio d., Opera et dies, v. 228 seqd. Wo gerechte Men⸗ ſchen wohnen, 5 iſt die Hungersnoth unbekannt. Ihnen geben die Götter reichlichen Lebensunterhalt, Eichen [deög], die mit Eicheln Gναe e] beladen find, Honig, Schafe. Hes io d., Op. et d., v. 434. Aus Eichen [deög] mache das Scharholz des Pfluges, aus Prinos [reivog] die Sterzen 87). Herodot. 1, 66. Nach dem Tode des Lykurgus wurden die Spartaner bald mächtig, bekamen Luſt zu Eroberungen, und fragten in Delphi an, „ob fie wohl Arkadien erobern könnten“. Die Pythia antwortete: „In Arkadien wohnen viel eichelverzehrende Män— ner |Bararıpayoı Gvöges], die werden euch zurückſchlagen“ 878). Theophr., H. pl. 3, 4, 6. Die Arkadier jagen, daß an der Prinoseiche [zoWwog] die Frucht ein ganzes Jahr bis zum Reifwerden bedarf [vrunvro reAzıodr], denn fie reift [renatvew] zu⸗ gleich die vorjährige [/s], während die heurige (es] wächſt; da— her hat dieſe Eiche beſtändig Früchte 879). Theophr., H. pl. 3, 7, 3 seqq. Die Prinoseiche Izoivog] 889) trägt das Kermes korn [roy πεονν,α 881), — Unter den Bäumen zeichnet fi) die Eiche [dog] 882) durch ihre vielen Auswüchſe aus. So trägt fie den kleinen Gallapfel [xnxis], auch den harzigen, ſchwarzen, ferner den maulbeerartigen, harten, zähen, jedoch ſeltener, und einen, der bei der Reife einem Ochſenkopfe eini- germaßen ähnlich iſt und im Innern einen Kern hat, welcher dem der Olive ähnelt. An Eichen wächſt auch der ſogenannte Pilos, ein wolliges, weiches, einen harten Kern einſchließendes Kügelchen, deſſen man ſich zu Dochten bedient, denn es brennt, gleich dem ſchwarzen Gallapfel, gut. Auch tragen die Eichen Kügelchen, welche einen Schopf und im Frühjahr einen Saft haben, der ſich wie Honig an— 877) Das Adjektivum moivıvos braucht Heſiodus V. 427. — Vielleicht iſt mit moivos die Zerreiche, vielleicht auch die Kermeseiche gemeint. 878) „Noch jetzt“, ſagt Fraas S. 252, „eſſen die Arkadier Eicheln, und werden deswegen Palavcagpoyoı genannt. 879) Da nur die Zerreiche, Quercus Cerris, Linné, die genannte Ei⸗ genſchaft der Früchte hat, ſo muß ſie hier unter Prinoseiche gemeint ſein, falls keine Verwechslung Statt findet, welche ſehr möglich. 880) An dieſer Stelle iſt die Prinoseiche ohne Zweifel die Kermeseiche, Quercus coceifera, Linné. — 881) Die Kermes⸗Schildlaus. 882) Jess iſt hier als allgemeine Bezeichnung der Eichen zu nehmen. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Kätzchen⸗Pflanzen (Eiche). 401 fühlt und wie Honig ſchmeckt. In den Zweigwinkeln wächſt auch ein buntes, hohles Kügelchen mit weißen oder ſchwarzen Fleckchen, in der Mitte iſt es ſcharlachroth und glatt; öffnet man es, ſo zeigt es ſich ſchwarz und verdorben. Zuweilen wächſt auch ein bimsſteinartiges „Steinchen an Eichen. Auf den Blättern wachſen an der Rippe weiße Kügelchen, welche, ſo lange ſie noch zart ſind, durchſcheinend und wäſſe— rig ſind; ſie enthalten zuweilen Fliegen in ſich; werden ſie reif, ſo verhärten ſie ſich wie Galläpfel. Auf den Wurzeln der Eichen und um fie herum wachſen Schwämme 88°), auf den Aeſten Loranthen [Ei] 88%. Nach Heſiodus erzeugt die Eiche auch Honig und Bie— nen 885). Dieſer Honig kommt zwar aus der Luft 886), lagert ſich aber vorzugsweis auf Eichen ab. Die Aſche des verbrannten Eichen— holzes, ſoll Potaſche [Aroov, eine andre Lesart hat r geben). | Theophr., H. pl. 3, 8. Man unterſcheidet verſchiedne Ar- ten von Eichen. Manche Arten werden zahm, andre wild genannt, ohne daß man dabei auf den Wohlgeſchmack der Frucht Rückſicht nimmt, denn die Speiſeeiche [uc] sss) hat die wohlſchmeckendſte und heißt dennoch wild. Zahm nennt man diejenigen, welche auf kulturfähigem Boden wachſen und ein glatteres Holz haben; aber die Speiſeeiche hat rauhes Holz und wächſt auf Bergen. Manche Leute nehmen 4 Arten von Eichen an, andre 5, auch werden die Benen— nungen verwechſelt. So nennen Manche die Eiche, welche ſchmack— hafte Früchte trägt, Hemeris (ene, Andre Etymodrys [irv- uödovs] 88e), und fo geht's auch bei andren Eichen. — Die Bewoh— ner des Ida unterſcheiden die Hemeris, Aegilops [oyiww), Breitblättrige [nAardpvArog] 899), Speiſeeiche [pnyög), Kork— 883) Unſre Eichen tragen ebenfalls ſehr viele Galläpfel von verſchiednem Anſehn, auch mehrere Arten von Schwämmen. — 884) Lorantbus europäus, L. 885) Die Blätter unſrer Eichen ſchwitzen in manchen Jahren vielen Honig aus. — 886) Kommt aus den Blättern. 887) Man vergleiche Plin. 16, 8, 11. 888) Es iſt, wie ſchon gefagt, nicht nachzuweiſen, daß ss der alten Griechen der esculus der Römer ſei; im Deutſchen paßt jedenfalls der Name Speiſeeiche, weil yyy oͤs gewiß von gayeiv, eſſen, wie esculus von esca, Speiſe, kommt. — 88°) Als für Menſchen eßbar haben wir die Früchte der Ziegeneiche, Zerreiche, Speiſeeiche, Ballotaeiche kennen gelernt. — Welche Eichenart unter Hemeris zu verſtehn, iſt ungewiß. 390) Auch die Breitblättrige läßt ſich nicht beſtimmen. 26 402 . Botanik der alten Griechen und Römer. eich e [üripAorog], welche auch Euthyphloios [evIspAoıog] heißt. Die ſchmackhafteſten Früchte trägt die Speiſeeiche, nach ihr folgen an Wohlgeſchmack die der Hemeris, dann die der Breitblätt- rigen, endlich der Korkeiche; die Aegilops 89) trägt Früchte von ſchlechtem Geſchmack. Es kommt auch vor, daß eine Eichenart an einem Orte gut⸗, am andern ſchlecht-ſchmeckende Früchte trägt. Auch ſind die Eicheln an Größe, Geſtalt und Farbe verſchieden. Eine Eigenthümlichkeit findet ſich ferner bei der Speiſe- und Korkeiche, daß nämlich theils an den Eicheln, theils an den Fruchtbechern ſteinige Auswüchſe vorkommen. Sie unterſcheiden ſich auch an den Blättern, Stämmen, dem Holz, der ganzen Geſtalt. — Die Hemeris wächſt weder gerade und lang, noch wird ſie glatt, ſondern iſt ſparrig, äſtig, niedrig. Das Holz iſt feſt, jedoch weniger dauerhaft als bei der Speiſeeiche [pnyös], deren Holz am längſten dauert und am we— nigſten fault. Auch ſie wächſt nicht gerade, obgleich ihr Wuchs ge— rader iſt als bei der Hemeris. Der Stamm der Speiſeeiche iſt ſehr dick, das Ganze kurz, dabei hat ſie viele Zweige. — Die Aegi— lop8 [aydww] hat den geradeſten, höchſten und glatteſten Stamm und ein ſehr feſtes Holz. Auf kulturfähigem Boden wächſt ſie nicht oder ſelten. — Die Breitblättrige [mAurvgvidog] ſteht ihr an Geradheit und Höhe des Stammes am nächſten, iſt aber nebſt der Korkeiche [ces]! zu Bauholz am ſchlechteſten, fo wie beide auch weder zum Brennen taugen, noch brauchbare Kohlen geben; auch iſt die Breitblättrige nächſt der Korkeiche dem Wurm— fraß am meiſten unterworfen. — Die Korkeiche hat einen dicken Stamm, jedoch iſt dieſer locker und wird hohl, ſobald er dick wird. Zu Bauholz iſt er unbrauchbar und fault am leichteſten. Nur dieſe Eichenart ſoll, obgleich ſie nicht hoch wird, vom Blitze getroffen wer— den, und deswegen brauchen die Aeolier das Holz nicht bei Brand— opfern. Alle Arten von Eichen tragen Galläpfel [xnzis], doch iſt zum Gerben nur die Hemeris (ele! brauchbar. Die Galläpfel der Aegilops [eiyiwwy] und der Breitblättrigen [Marvgvi- Jog] ſehen aus wie die der Hemeris, find aber glatter und unbrauch— bar. Sie trägt auch ſchwarze Galläpfel, mit denen man Wolle färbt. Was Einige Phaskon [paoxor] nennen, iſt ein zerfetzter Aus⸗ 891) Ziegene iche, Quereus Aegilops, Linné. XXXVIIL Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Kätzchen⸗Pflanzen (Eiche). 403 wuchs, den die Aegilops allein trägt; er iſt eisgrau, und hängt oft ellenlang wie ein Lumpen herab 892). Dieſer Auswuchs kommt aus der Rinde der Zweige. — Auch die Korkeiche [arpAoıos] hat ſchwärzliche, kurze e — So unterſcheiden die Bewohner des Ida die Eichen. Die Macedonier nennen 4 Arten: 1) Etymodrys [er- dovs], welche die wohlſchmeckenden Früchte trägt; 2) die Breit blättrige [mAarögpvAdog] mit bitteren; 3) die Speiſeeiche [- yös] mit runden; 4) die Aſpris [aoneıs] 89%). Dieſe letztere halten manche Leute für ganz unfruchtbar, andre ſagen nur, ihre Frucht ſei ſo ſchlecht, daß kein Vieh ſie freſſe, das Schwein ausgenommen, und auch dieſes rühre ſie bloß bei Mangel an andrer Nahrung an, und bekomme darauf einen kranken Kopf. Auch das Holz der Aſpris iſt ſchlecht, und behauen ganz unbrauchbar, weil es dann zerreißt und zerfällt. Unbehauen iſt es beſſer und wird ſo auch in Gebrauch ge— nommen. Zum Verbrennen und Verkohlen taugt es nicht. Die Kohle platzt und wirft Funken, doch kann ſie von dem Schmid gebraucht werden. Er brennt ſie lieber als andre Kohlen, weil ſie ſchnell ver— liſcht, wenn das Blaſen aufhört, und weil ſie ſich daher nicht ſchnell verzehrt. — Das Holz der Korkeiche [adiyAoog] ift nur zu Wa— genachſen und ähnlichen Dingen brauchbar. Dies find die Unterſchiede der Eichenarten [deög). Theophr., H. pl. 3, 16. Der Prin os (7e 84) hat ein Eichenblatt ανοννονν dovmdes], doch iſt es kleiner und am Rande ſtachlig; die Rinde iſt glatter als an der Eiche [doög). Der Baum wird ſo groß wie eine Eiche, wenn Standort und Boden günſtig ſind. Das Holz iſt dicht und feſt; es ſind viele, tief gehende Wurzeln vor— handen. Auch die Frucht iſt eichelartig [Burrlwwdng], aber die Eichel Gd Mo ift klein. Die neue Frucht erſcheint, wenn die vorjährige noch da iſt, denn letztere wird ſpät reif; daher ſagen Einige, ſie trage zweimal 898). Außer den Eicheln trägt der Baum auch rothe Kör— 892) Jedenfalls eine Flechte gemeint, namentlich die Haarflechte, Parmelia plicata, Sprengel (Lichen plie., Usnea plic.). 893) Alle vier nicht ſicher beſtimmbar. 894) Prinos muß hier, wie Theophr. 3, 7, 3, die Kermeseiche fein. 895) Die Eigenſchaft, die alten Früchte zu behalten, bis neue da find, kennt man jetzt nur an der Zerreiche. — Faſt möchte man übrigens glauben, Theo— 26 * 3 404 Botanik der alten Griechen und Römer. ner 890). Er trägt auch den Loranthus [ka] und die Miſtel [ö qpeοο] 897), fo daß der Baum zuweilen zu gleicher Zeit viererlei Früchte hat, zweierlei eigne nämlich und zweierlei fremde, die vom Loranthus und von der Miſtel. Der Loranthus wächſt auf der Nord— ſeite des Baums, die Miſtel auf der Südſeite. Die Arkadier nennen einen Baum Smilax [oudad]; er ift dem Prinos ähnlich, hat aber ſtachelloſe, weichere Blätter, auch iſt ſein Holz nicht, wie beim Prinos, feſt und dicht, ſondern bei der Bearbeitung weich. Der Baum, welchen die Arkadier Korkeiche [peAAodevg] nen⸗ nen, wird von den Doriern Aria [apio] genannt; fein Holz iſt wei- cher und lockerer als das des Prinos, aber härter und dichter als das der Eiche [doöc). Hat man den Baum geſchält [re, jo zeigt ſich das Holz weißer als beim Prinos, dunkler als bei der Eiche [doös). An Blättern gleicht die Korkeiche beiden, doch find fie grö— ßer als beim Prinos, kleiner als bei der Eiche. Die Frucht iſt klei— ner als beim Prinos, ſo klein wie die kleinſten Eicheln, ſchmeckt beſſer als beim Prinos, bitterer als bei der Eiche. Einige nennen die Frucht des Prinos und der Korkeiche Akylos [axvXog], die der Eiche Balanos [Baravog]. _ Theophr., H. pl. 3, 17. Die Korkeiche [nde] 898) wächſt in Tyrrhenien 899), hat einen einfachen Stamm, wenig Aeſte, iſt hoch und hat ein feſtes Holz. Die Rinde iſt ſehr dick, zerriſſen wie bei der Pinie [zirvs], jedoch in größere Stücke. Das Blatt iſt wie bei der E ſche [urn], dick und länger; der Baum ift nicht immergrün, ſondern läßt die Blätter fallen [os de, d pvlAoßorovv|. Die Frucht iſt eichelartig [Paravnoos] wie bei der Aria [01 000. Man ſchält die Rinde ab, und behauptet, ſie müſſe phraſt denke ſich Zerr- und Kermeseiche als einerlei. Siehe oben Theophr. 3, 4, 6, u. 3, 7, 3. 896) Kermeskörner. — 897) Viscum album, Linné. 898) Die Blätter der Korkeiche find immergrün. Theophraſt beſchreibt fie anders, wahrſcheinlich weil er hierüber falſche Nachrichten hatte. Unter Efchen- blättern meint er wahrſcheinlich die einzelnen Blättchen des Eſchenblattes. — Sein tyrrheniſcher Phellos iſt wohl mit dem griechiſchen Phellodrys einer— lei, aber der tyrrheniſche lieferte beſſeren Kork. 899) Etrurien. — 900) Von der Ariaeiche iſt eben in Theophr. 3, 16, 3 die Rede geweſen. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Kätzchen⸗Pflanzen (Eiche). 405 ganz abgeſchält werden 90), widrigenfalls leide der Baum. Die Rinde erſetzt ſich in etwa 3 Jahren. Theophr., H. pl. 4, 15, 1. Es gibt Theile der Bäume, die man nicht wegnehmen kann, ohne Schaden zu thun. Faſt alle Bäume gehen aus, wenn man die Rinde ringförmig wegnimmt, aus— genommen die Andrachne [ardodyvn, ardodyın] ?%2), nur darf man nicht tief in ihr Fleiſch ſchneiden oder den Gipfeltrieb wegneh— men. Auch die Korkeiche [peng] ift ausgenommen, welche noch beſſer als zuvor gedeihen ſoll, wenn man ihr die Rinde ganz nimmt. Auch den Kirſchbaum [οαοοe, den Weinſtock [one] und die Linde [pÄAvon] ſchält man 903). — Man ſucht auch Bäume, denen Rindenſtücke genommen worden, dadurch zu retten, daß man die Wunde mit Schlamm beſtreicht und dieſen mit Rinde, Rohr u. ſ. w. umwi⸗ ckelt. Der Prin os [zoivos]) und die Eiche [doös] widerſtehn, wenn ein Stück Rinde abgeſchält iſt, noch lange. Ueberhaupt wird das Wegnehmen der Rinde nur tödtlich, wenn die Wunde groß iſt; im Gegentheil ſchadet ſie natürlich nicht. Cato de r. r. 5, 7 u. 8. Fehlt es an Stroh, ſo ſtreue man den Schafen und Rindern Ilex-Laub [frons ilignea] 90%). — Im Herbſt ſammle man Laub von Pappeln, Ulmen, Eichen [frons populnea, ulmea, quernea], trockne es, und gebe es den Schafen im Winter. * Varro de r. r. 3, 16. Die beſten Bienenſtöcke * die aus Kork ſcortex] gemachten. Virgil., Georgic. 2, v. 14 seqq. Aus Samen zieht man Kaſtanienbäume [castanea], die hohen, dem Jupiter heiligen Speiſeeichen [aesculus], und die bei den Griechen orakelſpenden— den Eichen [quercus] 905). 01) Man läßt beim Schälen eine dünne Rindenſchicht ſtehn. Der Baum leidet aber, wenn man ihn nicht alle 4 bis 8 Jahre ſchält. f 902) Arbutus Andrachne, Linné. 903) Von der Andrachne, dem Weinſtock, dem Jelängerjelieber nimmt man die ſich von ſelbſt immer ablöſende äußere Rindenſchicht weg. — Warum der Kirſchbaum hier genannt wird, weiß ich nicht. Das Abnehmen eines 2 Linien breiten Rindenrings ſchadet ihm allerdings nicht, macht kräftige Bäume ſogar mitunter noch fruchtbarer. — Die Linde ſchält man, um den Baſt zu benutzen, und der ringförmig geſchälte Stamm ſtirbt dann. 904) Quercus Ilex, Linne. 905) Bezieht ſich auf das Orakel zu Dodona. 406 Botanik der alten Griechen und Römer. Vitruv. de archit. 2, 9 900%). Colum. de r. r. 6, 3, 6. Vom erſten Juli bis zum erſten November muß man das Rindvieh vorzugsweis mit Laub füttern, wozu ſich am beſten das von Ulmen, Eſchen und Pappeln paßt; von geringerer Güte iſt für dieſen Zweck das Laub von Ilex— eiche [frons ilignea], von der gemeinen Eich e [frons quernea] 90?) und vom Lorbeer. Hat man genug Feigenblätter, ſo können fie ebenfalls zur Fütterung dienen. Die IJlex-Blätter ſind beſſer als die der gemeinen Eiche, aber man muß ſie von der Ilexſorte nehmen, welche keine Stacheln hat 908); auch den Wachholder frißt das Vieh wegen ſeiner ſtechenden Spitzen nicht. Im November und December, zur Saatzeit, müſſen die Ochſen tüchtig gefüttert werden; fie bekommen dann Eicheln [glans] mit Spreu [palea], oder ein- geweichte Lupinen [lupinus], oder eingeweichte Erven [ervum]?09) mit Spreu, oder eingeweichte Saat-Platterbſen ſcicercula] 10 mit Spreu, oder Weintreſtern ſvinacea] mit vieler Spreu, oder, wenn alles Das fehlt, Heu. Colum. de r. r. 7, 9, 6. Für Schweine paſſen ſich vor- zugsweiſe Wälder aus Eichen ſquercus], Korkeichen [suber], Rothbuchen [fagus], Zerreichen ſcerrus], JIlexeichen [ilex], wilden Oelbäumen loleaster], Haſeln [eorylus], Weißdorn [alba spina]“ )), Johafhisbrod [gräca siliqua], Wach hol— der [juniperus], Celtis [lotus] 1), Pinie [pinus], Kornelle [cornus], Erdbeerbaum ſarbutus], Pflaumen [prunus], Ba- liurus [paliurus] 9 13), wilden Birnen ſachras piril. — Den Schweinen ſind auch Grasplätze gedeihlich, auf welchen verſchiedenes Obſt [pomum], wie Aepfel [malum], Pflaumen [prunum], Birnen [pirum], verſchiedene Nüſſe [nux] und Feigen [ficus] wachſen. — Fehlt es im Freien an Futter, ſo muß man es von den 0) Schon zu Anfang des Buches unter Nr. I abgehandelt. 907) Unter quercus iſt die Stein- und Stieleiche zu verſtehn; ich habe beide gemeinſchaftlich als gemeine Eichen bezeichnet. 908) Man hat noch jetzt Ilexeichen, deren Blätter ſtachelſpitzig— Be find, und andre mit glattem Rande. 909) Ervum Ervilia, Linné. — 91) Lathyrus sativus, Linné. 911) Ueber alba spina in der Bedeutung Weißdorn vergleiche man Varro de vit. pop. rom. 2, 340 bei Nonius. 912) Oeltis australis, Linné. — 913) Rhamnus Paliurus, Linné. XXXVIII. Kl. Lappenfeim: Pflanzen. Fam. Kätzchen⸗Pflanzen (Eiche). 407 aufbewahrten Vorräthen nehmen, z. B. von den unter Waſſer oder auf Bretern im Rauche aufbewahrten Eicheln [glans]. Colum. de r. r. 9, 6, 1. Die Bienenſtöcke baut man aus einem Stoff, welcher leicht aus der Nähe zu beziehen iſt. Sind viele Korkeichen [suber] vorhanden, fo macht man jedenfalls die beiten Bienenſtöcke aus Kork [cortex], weil fie im Winter die Kälte, im Sommer die Hitze abhalten. Dios c. de m. m. 1, 142 bis 146. Jede Eiche [doös] hat zuſammenziehende und trocknende Kräfte, und dieſe haben ihren Haupt— ſitz in der Haut, welche zwiſchen Rinde und Holz ſitzt, auch in der Schale der Eichel [Gdαννꝙ , jo weit dieſe im Fruchtkelch [x&Avgpog] ſteckt. — Die Eicheln verurſachen, wenn man fie iſſet, Kopfweh und blähen. Um vergiftete Wunden zu heilen, verzehrt man entweder Eicheln, oder trinkt die Abkochung der Rinde mit Kuhmilch. Roh gerieben braucht man ſie auch allein oder mit geſalzenem Schweine— ſchmeer zuſammengerieben. Die Ilexeicheln u, PBarovog] find wirkſamer als die gemeinen [dovivn Paluvos] . Die Speiſeeiche [pnyos] und Ilexeiche [zewos] find Ei- chenarten [&dn dovög] und haben gleiche Kräfte. Man legt die zerſchnittnen und zerriebnen Blätter aller auf Geſchwüre, und ſie ſtär— ken ſchwache Glieder. 1 Der Gallapfel [xnxis] ift eine Frucht der Eiche [doög] 15). Die eine Art, welche Omphacitis heißt, ift klein und höckerig, feſt, nicht durchlöchert; die andre iſt glatt, leicht und durchbohrt. Beide haben etwas ſehr Zuſammenziehendes und werden vielfach zu arznei— lichen Zwecken verwendet. Dios c. de m. m. 4, 48. Kermeseiche [ Bay] heißt ein kleiner, äſtiger Strauch [Iduvog pyovyarodng], an welchem Körner [röxxos]| wie Linſen [paxos] hängen, welche geſammelt und aufbewahrt werden. Die beſten kommen aus Galatien und Armenien, geringere aus Aſien und Cilicien, die geringſten aus Spanien. Man gebraucht ſie, mit Eſſig gerieben, äußerlich als zuſammenziehendes Mittel. ö Plin. 16, 1, 2. Ganz Germanien iſt von Wäldern bedeckt, und ſo kommt dort zur Kälte auch noch der Schatten. Die höchſten 914) Auch hier iſt unter dohs vorzugsweis die Stein- und Stieleiche zu verſtehn. — 915) Er entſteht durch Inſektenſtich. 408 Botanik der alten Griechen und Römer. Wälder gibt es im Lande der Chauken 910) vorzüglich um zwei Seeen herum. Die Ufer find mit Eichen ſquercus] bedeckt, welche dort herrlich gedeihen. Werden ſie vom Waſſer unterwühlt, oder von Stürmen losgeriſſen, ſo bilden ſie mit ihren weit verzweigten Wur— zeln ganze Inſeln, ſchwimmen ſtehend, tragen ihre Aeſte wie Schiffe ihr Takelwerk, und haben ſchon oft römiſche Flotten erſchreckt, wenn ſie, von den Wogen getragen, bei Nacht gegen die vor Anker liegen— den ſtießen und ſie zwangen, ein Seegefecht gegen Bäume zu liefern. In demſelben nördlichen Landſtrich liegt auch der Hercyniſche Wald, aus ungeheuren Eichen [robur], die, im Laufe der Jahrhun— derte nie angetaſtet, ſo alt wie die Welt ſind und durch ihre ewige Dauer Staunen erregen. Man erzählt von dieſem Walde allerlei unglaubliche Dinge; aber Das iſt gewiß, daß durch den Druck gegen einander treffender Wurzeln ganze Hügel gebildet werden, oder daß da, wo ſich die Erde nicht mit gehoben hat, thorartige Gewölbe ent— ſtehn, die bis zu den Aeſten hinaufreichen, und ganze Reiterſchwadro— nen hindurchlaſſen. Die Eichen [glandiferi generis arbor], ſtehen bei den Rö⸗ mern von jeher hoch in Ehren, und namentlich hat man von ihnen die Bürgerkronen genommen, mit welchen kriegeriſche Tapferkeit ge— ehrt wird. Plin. 16, 5, 6. Eicheln [glans] machen den Reichthum vieler Völker aus. Bei Getreidemangel werden ſie getrocknet, ge— mahlen und zu Brod verbacken; in Spanien werden auch Eicheln zum Nachtiſch aufgetragen. In Aſche gebraten ſchmecken ſie beſſer. g In einem Geſetze der 12 Tafeln iſt verordnet, daß man vom Baum gefallene Eicheln auch auf fremdem Gebiet aufleſen darf. — Die ver— ſchiednen Eichenarten unterſcheiden ſich durch die Frucht, den Stand— ort, das Geſchlecht, den Geſchmack. Den Namen nach kann man ſie nicht gut unterſcheiden, weil dieſe an verſchiednen Orten verſchieden find. — Die Steineiche [robur]| 91) und die quercus 918) ſehn wir überall, die Speiſeeiche ſesculus] ſchon ſeltner; die Zerr— eiche [cerrus] iſt an vielen Stellen Italiens nicht einmal bekannt. Plin. 16, 8, 13. Die Korkeiche [suber] iſt klein, trägt 916) Zwiſchen dem Ausfluß der Ems und Elbe. 917) Wohl Quercus sessiliflora, Smith. »18) Wohl Quercus pedunculata, Ehrh. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. F. Kätzchen⸗Pfl. (Eiche, Rothbuche). 409 nur ſchlechte Eicheln und auch nicht viel. Die Rinde wird ſehr dick, wächſt, wenn ſie abgeſchält wird, wieder nach, wird an Ankertaue und Fiſchernetze befeſtigt, zu Faßſtöpſeln und zu Winterſchuhen für Weiber gebraucht. | 7) Rothbuche, Fagus sylvatica, Linné. — Dieſer in Mittel-Europa heimiſche Baum kommt, nach Hawkins' Angabe, in Griechenland am Pindus, Pelion und Athos vor, und iſt ſüdlicher in neuer Zeit nicht gefunden worden; — auf den Höhen Nord-Italiens ift er häufig und wird dort faggio genannt. Theophr., H. pl. 3, 10, 1. Von der Rothbuche [ö&en] gibt es nur Eine Art. Sie hat einen geraden, glatten, aſtloſen Stamm, iſt faſt fo dick und hoch wie die Weißtanne [Adrn], wel— cher ſie überhaupt ähnlich iſt. Sie hat ein ſchön gefärbtes, feſtes, fajriges Holz, eine glatte, dicke Rinde, ein ungetheiltes Blatt, welches länger als das der Birne [Amos] und ſtachelſpitzig iſt, ferner weder viele noch tief gehende Wurzeln. Die glatte, eichelartige Frucht ſitzt in einem ſtachligen Gehäuſe [Ev xx, und ſchmeckt wie die der Kaſtanie [duooßarorvog). Auf Bergen wächſt fie weiß und hat ein zu vielen Zwecken brauchbares Holz, beſonders zu Wagen, Betten, Seſſeln, Tiſchen und Schiffen. In Ebnen wächſt ſie dunkelfarbig und iſt zu den genannten Zwecken nicht brauchbar; die Frucht iſt aber bei beiden einerlei 919). Plin. 16, 6, 7. Die Frucht der Rothbuche [fagus] iſt einem Nußkern [nucleus] ähnlich und ſteckt in einer dreikantigen Schale. Das Blatt des Baumes iſt dünn, ſehr glatt, dem der Pa p— pel [populus] ähnlich, und wird ſehr ſchnell gelb. Mitten auf der Oberfläche des Blattes erzeugt ſich häufig eine grüne, ſpitzige Beere 20). Die Buchecker [fagi glans] wird von den Mäuſen ſehr gern gefreſſen, und dieſe Thiere erſcheinen, wo jene Frucht ſich zeigt. Sie mäſtet auch die Siebenſchläfer und wird von Droſſeln gern gefreſſen 921), Faſt alle Bäume tragen nur ein Jahr um's andre; dieſe Regel gilt beſonders von der Rothbuche. 919) In der Beſchreibung der Buche, welche Theophraſt gibt, trifft gar Manches nicht zu, wahrſcheinlich weil er den Baum nie ſelbſt geſehn. 920) Erzeugniß der Buchen-Gallſchnake. 21) 2 — Vielleicht in den zur Mäſtung der Vögel beſtimmten Häuſern, geſchält, geſtampft, mit andren Dingen gemiſcht. 410 Botanik der alten Griechen und Römer. Plin. 16, 43, 84. Das Holz der Rothbuche läßt ſich leicht bearbeiten, obgleich es zerbrechlich und zart iſt. In dünne Blätter geſchnitten läßt es ſich leicht biegen und gibt die beſten Kap— ſeln und Käſtchen. 8) Kaſtanie, Fagus Castanea, Linné (Castanea vesca, W.), xuorave& der Neugriechen, castagno und marone der jetzigen Italiäner. — Dieſer herrliche Baum, deſſen Heimath die Gebirge des ſüdlichen Europa's und des ganzen ſich von da aus in der Richtung des Tau— rus durch Aſien bis nach China hinziehenden Striches ſind, ſo weit nämlich der Boden kalkfrei, bildet auf den griechiſchen und ita liä— niſchen Bergen große Wälder, wird auch vielfach abſichtlich gepflanzt. Xenophon, Anab. 5, 4, 29. Als Kenophon ſich mit feiner Armee am Schwarzen Meere bei Trapezunt im Lande der Moſynöker befand, ſah er unter den Dächern der Häuſer große Vorräthe von Kaſtanien [xdovor ro ,s], welche durchaus keinen Einſchnitt hatten 922). Dieſe Früchte bildeten die wichtigſte Mehlſpeiſe [otros der Einwohner, und wurden theils gekocht, theils zu Brod verbacken. Dio d. Sic. lib. 2, cap. 50 (pag. 93). In Arabien wird gediegenes Gold in Stücken gefunden, welche die Größe einer Ka— ſtanie [xdovovr zaorevammov] haben. Dio d. Sic. lib. 3, cap. 18. Im Lande der Ichthyophagen wachſen viele Olivenbäume, deren Frucht einer Kaſtanie ähnlich iſt. Virgil., Eel. 1, v. 81. Wir haben ſchmackhaftes Obſt, weiche Kaſtanien [castanea] und Vorrath von Käfematten. Virgil., Eecl. 2, v. 52. Ich will dir Kaſtanien [casta- nea nux] und wachsgelbe Pflaumen [prunum] geben. Colum. de r. r. 4, 33. Der Kaſtanienbaum [castanea] iſt der Steineiche ſrobur] ähnlich, und deswegen zu Weinpfählen ſehr brauchbar. Die Frucht [nux] keimt in doppelt gegrabenem Bo— den ſchnell, der Stamm kann nach 5 Jahren wie Weidengebüſch [salictum] gehauen werden und gibt dann Stockausſchlag [recreatur]. Die Pfähle, welche man auf dieſe Weiſe bekommt, dauern faſt bis zum nächſten Hiebe [cäsio]. — Der Kaſtanienbaum verlangt einen 922) Aus der Benennung der Kaſtanien „breite Nüſſe“ und aus der Be— merkung, daß ſie keinen Einſchnitt oder Ritz gehabt, ſcheint hervorzugehn, daß Xenophon fie früher nicht geſehn und keinen Namen für fie kannte. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Kätzchen⸗Pflanzen (Kaſtanie). 411 dunkelfarbigen, lockren Boden, verachtet auch feuchten Kies und zer— bröckelten Tuff nicht, liebt ſchattige, nach Norden geneigte Abhänge, ſcheut dichtes und rothes Erdreich. Man ſäet die Samen vom No— vember an den ganzen Winter hindurch in trocknen, zweimal gegrabe— nen Boden. Neben jede Kaſtanie ſteckt man einen kurzen Rohrſtab, um beim Jäten zu wiſſen, wo ſie liegt. Sobald die Stämmchen zweijährig ſind, verpflanzt man ſo viele, daß die bleibenden je 2 Fuß von einander ſtehn, damit ſie einander nicht ſchaden. Der Samen ſelbſt wird deswegen dichter gelegt, weil er durch verſchiedne Zufälle am Keimen gehindert werden kann, z. B. durch Dürrung, durch Ue— bermaß der Näſſe, durch Mäuſe und Maulwürfe. Diosc. de m. m. 1, 145. Die Kaſtanie hat verſchiedne Namen: ſardianiſche Eichel [oangdıarn Parurvos]|, Lopimon [Admınor], Kaſtanon [xdoravor], auch Moton [uörov], Zeus-Eichel [Aug Pa- d. Sie find der Wirkung nach den eßbaren Früchten der Ei— chenbäume ähnlich; beſonders haben die Häute zwiſchen Schale und Fleiſch zuſammenziehende Eigenſchaften. Plin. 15, 23, 25. Auch die Kaſtanien ſcastanea] werden Nüſſe [aux] genannt, obgleich es paſſender wäre, fie Eicheln [glans] zu nennen. Sie ſind mit Stacheln bedeckt, wozu ſich bei den Eicheln nur der Anſatz findet. Obgleich ſie die Natur unter ihrer Stachel— ſchale verſteckt hat, ſind ſie doch ſehr häufig. Zuweilen ſtecken in einer einzigen Schale drei Kerne. Die Haut, welche zwiſchen Schale und Kern liegt, verſchlechtert, wie bei den Nüſſen, den Geſchmack. Man verſpeiſt ſie lieber geröſtet als roh. Sie werden auch gemah— len und können dann eine Art Brod geben. Urſprünglich ſind ſie in Sardes heimiſch, und deswegen nennen ſie die Griechen auch ſardi— ſche Eicheln [sardianus balanus], denn Zeus-Eicheln [Dios bala- nus! ſind ſie erſt ſpäter genannt worden, wie ſie durch gute Pflege veredelt waren. Jetzt gibt es mehrere Arten von Kaſtanien; die ta= rentiniſchen ſind flach, die ſogenannte Balanitis iſt runder, die Pura geht leicht aus der Schale, die Salariana iſt flach; die Korelliana iſt gut, eben ſo die von ihr gezogene Etereiana, doch ſtellt nur ihre rothe Schale ſie über die dreikantigen, gemeinen ſchwarzen, welche auch Kochkaſtanien [coctiva] heißen. Die beſten Kaſtanien wachſen um Tarent und Neapel. — Bei den geringen Kaſtanienſorten zieht ſich die Schale bis in den Kern; ſie ſind daher ſchwer verdaulich und dienen nur zu Schweinefutter. 412 Botanik der alten Griechen und Römer. Athen., Deipn. 2, 43. Der Athenienſer Mneſitheus ſagt in feinem Buche über die eßbaren Dinge: „Die Kaſtanien [xuore- „0% heißen auch euböiſche Nüſſe e xugvor], find ſchwer zu verdauen, machen aber Diejenigen, welche ſie gut verdauen können, fett. Uebrigens find fie gleich andren Rüſſen gekocht oder geröſtet eine viel geſündere Speiſe als roh.“ — Diphilus nennt die Kaſta— nien auch ſardianiſche Eicheln [ooo 0 Buravos], ſagt, fie ſeien ſehr nahrhaft und geſund, doch ſchwer zu verdauen, aeg wenn fie roh wären. Gargilius Martialis 4, 6 (ſ. Seebode, Neues Archi für Philologie, Juli 1830). Celſus ſchließt aus dem Umſtand, daß die Kaſtanien [castanea] bei Neapel vorzüglich gut gedeihn, daß ſie auch in Afrika vortrefflich gedeihen müſſen; er fügt jedoch hinzu, man könne ſie auch an kühlen Stellen pflanzen, und darin ſtimmen ihm die meiſten Schriftſteller bei. Julius Atticus ſagt, ſie gediehen am beſten an nördlichen Abhängen; Columella und Plinius ſind der— ſelben Meinung; die Quintiller weiſen ihr ebenfalls kühle Höhen an, fügen aber hinzu, man müſſe, wenn man ſie in der Ebne pflanze, einen magren, fandigen Ort wählen, bei Flüſſen aber einen, der nicht ſchlammig ſei. Palla d. de r. r. 12, 7, 17. Verſetzt man Kaſtanien⸗ bäumchen [castanea], die irgendwo von ſelber gewachſen find, fo gedeihen ſie ſo ſchlecht, daß man oft 2 Jahre lang nicht weiß, ob ſie am Leben bleiben oder nicht. Man thut jedenfalls beſſer, die Samen im November, December oder Januar zu legen, wozu man friſche, große, reife wählt. Geſchieht die Ausſaat im November, ſo gedeihen ſie leicht; ſoll ſie aber im Februar geſchehn, ſo muß man ſie, damit ſie bis zu dieſem Zeitpunkt nicht verderben, ſo behandeln: Erſt breitet man ſie im Schatten aus, bis ſie trocken ſind; dann macht man aus ihnen an einem trocknen Orte einen Haufen und be— deckt dieſen mit Flußſand. Nach 30 Tagen entfernt man den Sand und wirft die Kaſtanien in kaltes Waſſer; dort ſinken die geſunden unter, die kranken ſchwimmen obenauf. Nun werden die gut befun— denen wieder auf einen Haufen gelegt und mit Sand zugedeckt, und nach 30 Tagen wieder in Waſſer probirt. Dieſes Verfahren wieder— holt man zum dritten Mal, und ſäet nun diejenigen, welche auch dann noch geſund ſind. — Will man die jungen Bäumchen verſetzen, ſo muß es geſchehn, wenn ſie zweijährig ſind. — Das Pfropfen geſchieht, XXXVIII. Kl. Lappenfeim: Pflanzen. Fam. Käschen: Pflanzen (Ulme). 413 wie ich ſelbſt probirt, im Monat März oder April in die Rinde; doch kann man fie auch okuliren. Man pfropft Kaſtanien auf Kaſta— nien oder auf Weiden [salix], doch reift in letzterem Falle die Frucht ſpäter und ſchmeckt weniger angenehm. — Man hebt die Ka— ſtanien auf Hürden auf, doch ſo, daß ſie nicht auf einander liegen; oder man legt ſie ſo einzeln in Kies, daß ſie einander nicht berühren; oder man thut ſie in neue irdne Töpfe und vergräbt dieſe an einem ziemlich trocknen Orte; oder man bewahrt ſie in Körben auf, die luftdicht mit Lehm beſtrichen ſind, oder unter feiner Gerſtenſpreu, oder in Gefäßen, die dicht aus Binſen [ulva] geflochten ſind. 9) Ulme. Die Feld⸗Ulme, Ulmus campestris, Linné, findet ſich jetzt in Griechenland faſt überall, doch nirgends in großer Menge, heißt praiea; — in Italien iſt fie ebenfalls heimiſch, heißt olmo, wird noch, wie in alten Zeiten, vielfach gebraucht, um Weinſtöcke an ihr hinauf ranken zu laſſen. — Die Abart mit korkiger Rinde, Kork⸗Ulme genannt, iſt ebenfalls in Italien heimiſch, in Grie— chenland aber, wie es ſcheint, nicht. Homer., II. 6, v. 420. Auf das Grab des Eetion zu The— ben in Cilicien pflanzten die Nymphen Ulmen [rel. Homer., II. 21, v. 242. Als Achilles Gefahr lief, in den Fluthen des Skamander's zu ertrinken, packte er eine am Ufer ſte— hende gewaltige Ulme (urehen] und ſchwang ſich mit ihrer Hülfe empor. n Hesio d., Opera et d., v. 433. Den Pflugbaum mache aus Lorbeer [dayvr]) oder Ulme [rreEn). Theophr., H. pl. 3, 14, 1. Es gibt zwei Sorten von Ulmen [rra&£o]; die eine iſt ſtrauchartig, die andre, welche auf Ber— gen wächſt, wird weit höher. Das Blatt der Ulme iſt einfach [aoyı- one], fein geſägt [e νετνmuοhοͥeLο, länger als das der Birne [@rıos], rauh, nicht glatt. Der Baum erreicht eine bedeutende Höhe und Stärke. Um den Ida wächſt er nur einzeln. Er liebt naſſen Boden. Das Holz iſt gelblich, feſt, faſerig und zäh, lauter Kern— holz. Es wird vorzugsweis zu Thüren verwendet, läßt ſich friſch leicht ſpalten, trocken aber nicht. Der Baum gilt für unfruchtbar, trägt aber in Bläschen Gummi iel und mückenartige Thierchen 923). 23) Die Früchte find ſehr klein und geflügelt. — Die Blaſen auf den 414 Botanik der alten Griechen und Römer. Theophr., H. pl. 5, 3, 5. mne wirft ſich gar nicht, dient daher zu hg Colum. de r. r. 5, 6, 2. Es gibt zwei Arten von Ulmen [ulmus], die galliſche und die inländiſche; jene heißt Atinia, dieſe die italiäniſche. Die Atinia trägt ſelten Samen, und wird daher von manchen Leuten für unfruchtbar gehalten, um ſo mehr, da ſich die Samen zwiſchen den Blättern verſtecken. Kein Menſch erzieht ſie aus Samen; immer wird fie durch Wurzelſproſſen [sobolesſz ver⸗ mehrt. Dieſe Ulme wächſt weit üppiger als die italiäniſche, und ihr Laub wird vom Rindvieh lieber gefreſſen. Füttert man dieſes immer damit, und bietet ihm dann andres Laub an, ſo ekelt es ſich vor dieſem. Es iſt daher am beſten, nur atiniſche Ulmen zu pflanzen; hat man nicht genug, ſo läßt man ſie wenigſtens in gleicher Zahl mit italiäniſchen wechſeln, und füttert das Laub gemiſcht. — Die Ulme wird ſehr oft deswegen gezogen, weil ſie ſich vortrefflich dazu paßt, Weinſtöcke an ihr emporwachſen zu laſſen, ferner weil ſie ein herrliches Futter für Rindvieh gibt, endlich weil ſie auf verſchiednem Boden gedeiht. — Will Jemand eine Baumſchule von Ulmen und Eſchen [fraxinus] zu den genannten Zwecken anlegen, jo arbeitet man eine fette, mäßig feuchte Stelle tief und tüchtig durch, und-theilt ſie im Frühjahr in Beete. Auf dieſe ſäet man den Samen, nachdem man ihn zuvor einige Tage an die Sonne gelegt, ohne ihn jedoch ganz auszudörren, ſo dick, daß er die ganze Erde bedeckt, und ſiebt dann lockre Erde zwei Querfinger hoch darüber, begießt das Ganze mäßig und bedeckt es mit Stroh, damit die Vögel die friſch keimen— den Pflänzchen nicht beſchädigen. Sind alle heraus, ſo nimmt man das Stroh weg, reißt das Unkraut [herba] behutſam mit den Hän⸗ den aus, und hütet ſich, die Wurzeln der Bäumchen dabei zu be— ſchädigen. Die Beete müſſen ſo ſchmal ſein, daß man die Mitte leicht mit der Hand erreichen kann, ohne darauf zu treten. Im Som— mer müſſen dieſe Saatbeete entweder vor Sonnenaufgang oder vor Abend mit Waſſer beſprengt werden, was beſſer iſt als volle Be— wäſſerung. Sind die Bäumchen 3 Fuß hoch, ſo verſetzt man ſie in eine andre Baumſchule. Damit fie daſelbſt ihre Wurzeln nicht zu tief treiben, was ſpäterhin das nochmalige Verſetzen erſchweren würde, Blättern werden von Blattläuſen bewirkt und bewohnt. Der in ihnen befindliche ſchleimige Saft iſt als Arznei gebraucht worden. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Kätzchen⸗Pflanzen (Ulme). 415 gräbt man nur kleine Gruben, die einen Fuß weit von einander ent— fernt ſind, biegt die Wurzeln kreisförmig, beſtreicht ſie mit Rinder— miſt, ſetzt ſie ein, deckt ſie mit Erde, und tritt dieſe ſorgſam feſt. — Die atiniſche Ulme wird, wie ſchon geſagt, nicht aus Samen gezogen, aber die geſammelten Wurzelſproſſen werden auf dieſelbe Weiſe be— handelt. Man pflanzt dieſe Ulmenſorte lieber im Herbſt als im Frühjahr, biegt allmälig ihre Aeſte mit der Hand abwärts, weil ſie in den erſten zwei Jahren das Beſchneiden nicht gut vertragen, und ſchneidet ſie endlich im dritten Jahre mit einer ſcharfen Hippe ganz ab. Das weitere Verſetzen geſchieht vom Herbſt bis zum Frühjahr zu einer Zeit, wo der Boden durch Regen weich iſt. An den Stellen, wo die Ulmen ſpäter für immer bleiben ſollen, gräbt man dann Gru— ben von 3 Fuß Durchmeſſer in jeder Richtung. Kommen die Ulmen auf fruchtbaren Boden zwiſchen die Getreidefelder 92%), jo müſſen fie 40 Fuß von einander entfernt ſtehn; auf unbebautem, geringem Bo— den läßt man nur 20 Fuß Zwiſchenraum. Werden die Ulmen groß, ſo beſchneidet man ſie mit der Hippe, ſo daß ſich Stockwerke bilden, wie es die Landleute nennen; ſo nennt man nämlich die ſtehen blei— benden Aeſte; dieſe hält man auf geringem Boden kurz, auf fettem läßt man ſie lang, damit ſich die Reben beſſer ausbreiten können. Jeder Stockwerksaſt muß wenigſtens 3 Fuß über dem unter ihm be— findlichen und in andrer Richtung ſtehn, damit der untre Aſt die vom obern herabhängenden Reben nicht beſchädigt. — Iſt übrigens die Ulme an ihren Platz gepflanzt, ſo darf ſie zwei Jahre lang nicht be— ſchnitten werden. Fängt ſie dann an zu wachſen, ſo nimmt man ihr den Gipfeltrieb [decacuminare], wählt einen ſchönen Aſt, läßt das geköpfte Stammende noch 4 Fuß über dieſem ſtehn, bindet den Aſt an dieſem Stammende empor, und bewirkt dadurch, daß er nun ſelbſt den Gipfeltrieb bildet. Nach einem Jahre ſchneidet man dann das alte Stammende ganz weg. — Zeigt der junge Baum zur Zeit, wo ihm der Gipfeltrieb genommen werden ſoll, keinen Aſt, der fähig iſt, einen guten neuen Gipfel zu bilden, ſo ſchneidet man ihn dennoch 9 Fuß hoch über dem Boden mit Einem Schnitte quer durch. In 24) Ich habe in Italien die Einrichtung fo geſehn, wie ſie Columella hier beſchreibt, nämlich die Ulmen einzeln auf Rainen, durch welche die Saatfelder geſchieden waren, und an den Ulmen die emporrankenden Reben. Statt der Ul— men ſah ich auch oftmals Kirſchbäume. d 416 Botanik der alten Griechen und Römer. dieſer Höhe iſt ſein Stammende vor Beſchädigung durch Vieh ſicher. Iſt der Stamm ſchon ſo dick, daß man ihn nicht mit der Hippe durchſchneiden kann, ſo vollführt man den Schnitt vermittelſt der Säge, glättet die Wunde mit der Hippe, und deckt ſie mit Lehm, der mit Spreu gemiſcht iſt, damit Sonne und Regen nicht ſchaden. Nach ein oder zwei Jahren, wenn ſich oben kräftige Aeſte gebildet haben, ſchneidet man die ſchwächſten davon weg. — Iſt nun eine Ulme an ihrem Standorte zur vollen Kraft gediehn, ſo nimmt man den ober— ſten Aeſten die Zweige, doch ſo, daß von jedem noch ein kurzer Zapfen ſtehn bleibt. Später ſchneidet man auch dieſe Zapfen mit der Hippe weg, doch ſo, daß die Wunde nicht ganz knapp an den Stamm kommt, und daß ſie recht glatt iſt. Iſt die Ulme noch jung, ſo muß ſie folgendermaßen zugeſchnitten werden 925): Auf fettem Boden nimmt man ihr bis zur Höhe von 8 Fuß alle Aeſte, auf magrem bis zur Höhe von 7 Fuß. In bie- ſer Höhe läßt man drei Aeſte im Kreiſe ſtehn, deren jeder gleich weit vom andren entfernt iſt. Sie bilden das erſte Stockwerk. Drei Fuß höher läßt man wieder einen Kreis von drei Aeſten, deren jeder aber ſo ſteht, daß er über einen Zwiſchenraum hinragt, den die drei unter ihm ſtehenden laſſen. So richtet man allmälig immer neue Stock— werke über einander ein. Man hat ſich ferner beim Beſchneiden in Acht zu nehmen, daß die Zapfen, welche als Reſte abgeſchnittner Ruthen bleiben, nicht zu lang werden, und daß dieſe Zapfen ſpäter nicht ſo kurz weggeſchnitten werden, daß die Rinde des Stammes (oder Aſtes) dabei verletzt wird, denn eine ſolche Verletzung iſt der Ulme immer ſchädlich. Auch hat man ſich zu hüten, daß zwei Wun— den nicht zu Einer werden, weil ſich eine ſolche Doppelwunde nicht leicht mit neuer Rinde überzieht. — Um ſolche für Weinſtöcke be— ſtimmte Ulmen muß übrigens jährlich rings der Boden aufgelockert werden, auch muß ihnen ein Jahr um's andre alles Laub durch Weg— ſchneiden oder Abſtreifen genommen werden, damit der Weinſtock nicht zu ſtark beſchattet wird. — Iſt endlich eine ſolche Ulme alt geworden, ſo macht man in ſie in der Nähe der Erde eine Höhlung, die bis auf's Mark geht und die von oben kommende Feuchtigkeit abführt. Ehe die Ulme zu groß wird, muß der Weinſtock neben ſie 925) Warum hier die ſchon beſprochne Sache nochmals abgehandelt wird, iſt ſchwer zu ſagen; jedenfalls wird hier die Abtheilung in Stockwerke deutlicher. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Kätzchen⸗Pflanzen (Ulme). 417 gepflanzt werden. Wird der Weinſtock an eine Ulme gepflanzt, welche noch zu jung iſt, ſo wird dieſe der Laſt unterliegen; dagegen wird eine Ulme, die zu alt iſt, einen jungen Weinſtock tödten. So hat man denn dafür zu ſorgen, daß beide ſich an Alter gleich find. Soll die Ulme mit dem Weinſtock vermählt [maritare] wer- den, ſo gräbt man neben der erſteren eine Grube von 2 Fuß Breite und Tiefe, 5 bis 6 Fuß Länge; fie muß wenigſtens 14 Fuß von der Ulme entfernt ſein. Dieſe Grube gräbt man wo möglich im Herbſte, damit das Erdreich während des Winters durch Regen und Froſt locker wird. Gegen die Frühlings-Nachtgleiche ſetzt man ſo— dann zwei junge, ſchon bewurzelte Weinſtöcke [viviradix], einen Fuß von einander, in die Grube; das Setzen darf nicht bei Nordwind geſchehn, auch müſſen die Weinſtöcke trocken und namentlich nicht vom Thaue naß ſein. Dieſe Vorſchrift gebe ich übrigens nicht bloß für Weinſtöcke, ſondern auch für Ulmen und andre Bäume; auch daß man die Stämmchen eben ſo einſetzen ſoll, wie ſie in der Baumſchule geſtanden haben, weswegen man ſie auf Einer Seite mit Röthel zeich— net. Es iſt ſehr wichtig, daß jede Seite wieder nach der Weltgegend hin gerichtet zu ſtehn kommt, wie ſie vorher geſtanden. — An ſon— nigen Orten, wo das Klima weder zu kalt noch zu naß iſt, pflanzt man Bäume und Weinſtöcke im Herbſte nach der Nachtgleiche. Beim Pflanzen legt man unter die Wurzeln 2 Fuß hoch Erde, die bisher obenauf gelegen hat und tüchtig durchgearbeitet iſt, breitet auf ihr alle Wurzeln aus, bedeckt ſie dann mit gedüngter oder doch jeden— falls gut durchgearbeiteter Erde, und tritt dieſe um den Stamm herum feſt. Den Stamm des Weinſtocks zieht man an der Ulme empor, und ſchützt ihn durch eine Umzäunung gegen das Vieh. In ſehr heißen Gegenden pflanzt man den Weinſtock auf die Nordſeite der Ulme, in kalten auf die Südſeite, in Gegenden, die weder ſehr warm noch ſehr kalt ſind, entweder auf die Oſt- oder auf die Weſtſeite. Diosc. de m. m. 1, 112. Die Blätter, die Zweige und die Rinde der Ulme [urehed] haben zuſammenziehende Kräfte, wer— den äußerlich und innerlich zu Heilzwecken gebraucht; die Feuchtigkeit, welche ſich in den Gallen der Blätter befindet, wendet man als Schön— heitsmittel an; wird ſie in der Galle trocken, ſo verwandelt ſie ſich in mückenähnliche Thierchen. Uebrigens genießt man die gekochten friſchen Ulmenblätter als Gemüſe. 27 418 Botanik der alten Griechen und Römer. Plin. 16, 31, 57. Es kommt öfters vor, daß Bäume vom Winde umgeworfen werden, und daß ſie dann doch fortleben, wenn man ihnen die Aeſte beſchneidet, die Wurzeln wieder an ihren alten Platz bringt und gut mit Erde bedeckt. Am häufigſten werden Pla- tanen umgeworfen. Man kennt auch einzelne Fälle, wo Bäume ohne allen Sturm und ohne alle ſonſtige Veranlaſſung umgefallen ſind und ſich ſelbſt wieder aufgerichtet haben 926), um dadurch irgend ein großes Ereigniß zu prophezeien. So hat z. B. eine Ulme [ulmus] wäh- rend des Cimbriſchen Krieges dem römiſchen Volke den Sieg prophe— zeit. Sie ſtand zu Nuceria im Hain der Juno, fiel um, man hieb ihr ſogar den Wipfel ab, welcher auf dem Altar lag. Sie richtete ſich aber von ſelbſt wieder empor und trieb auch gleich Blüthen. Von dieſer Zeit erhob ſich das römiſche, durch Ne ſchwer gebeugte Volk wieder zu Glanz und Würde. 10) Celtis (auch Zürgelbaum genannt), Oeltis australis, Linné, wächſt um das Mittelmeer, iſt ein Baum, trägt eßbare Steinfrüchte von der Größe einer kleinen Kirſche; ſie ſind erſt gelb, dann roth, endlich ſchwarz. — Die Neugriechen nennen ihn ²⁴/̊-οõMmʒ, 1U1x00x0VxRovAı, un i, ned u, die Italiäner perlaro, bagolaro, giracolo. Dios c. de m. m. 1, 171. Der Lotos 927) Awrog] iſt ein großer Baum, deſſen Frucht größer als Pfeffer [zzeoı], ſüß, ge⸗ nießbar und geſund iſt, auch als Arznei und zum Gelbfärben der Haare und gegen das Ausfallen derſelben angewandt wird. Plin. 13, 17, 32. In Afrika wächſt ein ausgezeichneter Baum, welcher Lotos [lotos] und zugleich Celtis [celtis] heißt; er iſt auch in Italien heimiſch, daſelbſt aber durch den Einfluß des Bodens verändert. In Afrika wächſt er beſonders in der Gegend der Syrten und im Lande der Naſamonen. Er wird ſo groß wie ein Birnbaum, obgleich Nepos Cornelius ſagt, er ſei klein. Die Blätter find denen der Ilexeiche [ilex] ähnlich. Nach den Früchten unterſcheidet man verſchiedne Sorten. Sie haben die Größe einer Bufbohne [faba], wechſeln aber vor der Reife die Farbe bedeu— tend. Sie ſitzen an den Zweigen dicht wie die der Myrten, und ſind in Afrika ſo ſüß, daß ſie dem Volke der Lotophagen den Namen 926) Gewiß nicht. — 27) Hier iſt wohl Celtis australis, L., gemeint. XXXVII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Kätzchen⸗Pfl. (Celtis, Maulbeerbaum). 419 gegeben, und daß Fremde dort bei ihrem Genuſſe ihr Vaterland ver- geſſen konnten 928). Man ſagt, daß Leute, welche Lotosfrüchte eſſen, keine Unterleibskrankheiten bekommen. Diejenigen Früchte, welche in— wendig keinen Kern haben, ſind beſſer als die, welche einen Stein— kern [nucleus osseus] haben. Man preßt auch aus ihnen einen Wein, der dem Meth ähnlich iſt, ſich aber, nach Angabe des Nepos, nicht über 10 Tage hält; Nepos jagt auch, man bewahre die mit Graupen geſtampften Beeren in Fäſſern auf. Ich habe ſogar gehört, daß ſich ganze Heere, die in Afrika hin und her zogen, von ihnen genährt haben. Das Holz iſt ſchwarz und zu Flöten geſucht; aus der Wurzel fertigt man Meſſergriffe und andre kleine Geräthe. 11) Maulbeerbaum. Schwarze Maulbeerbäume, Morus nigra, Linné, und Weiße Maulbeerbäume, Morus alba, Linné, wachſen jetzt in Griechenland, heißen dort uwosa und ovzaumreo, ſtammen aber ohne Zweifel aus Aſien; — in Italien werden ſie in Menge für die Seidenraupen gezogen, kommen daſelbſt auch vielfach ver— wildert vor; der Schwarze heißt moro nero, der Weiße gelso und moro bianco. Colum. de r. r. 5, 10, 20. Maulbeerbäume [morus] ſäet man von Mitte Februar bis zur Frühlings-Nachtgleiche. Diosc. de m. m. 1, 180. Der Maulbeerbaum [uooe], welcher auch Sykaminea [ovxuumea] heißt, iſt ein bekannter Baum, deſſen Frucht dem Magen ſchlecht bekommt, dagegen friſch und ge— trocknet, ſo wie auch die Rindenwurzel, die Blätter, der Wurzelſaft, als Arznei dient. Plin. 15, 24, 27. Die Maulbeeren [morum] haben einen weinigen Saft, auswendig aber dreierlei Farbe, denn fie find anfangs weiß, dann roth, endlich bei der Reife ſchwarz. Sie blühen faſt zu— letzt, werden aber doch mit zuerſt reif. Sind ſie reif, ſo färben ſie die Hand mit ihrem Safte; ſind ſie unreif, ſo vertilgen ſie die Farbe an der Hand. Die Gärtnerkunſt hat an dieſem Baume nicht viel 928) Die Früchte von Celtis australis, Linné, und von Rhamnus Lotus, Linné, gaben gewiß beide gemeinſchaftlich die Veranlaſſung zu der übertriebenen Beſchreibung von der Herrlichkeit der Lotos-Früchte in Afrika. — Was Plinius hier von den Früchten ſagt, bezieht ſich vorzugsweis auf die des Rhamnus Lotos, Linné. 27 420 Botanik der alten Griechen und Römer. ausgerichtet, auch durch Veredeln nicht; doch zeigen die Früchte ſich an Größe verſchieden. — Die Frucht des Brombeerſtrauchs [rubus] iſt wie die des Maulbeerbaums, hat aber eine ganz andre Haut [callum]. Athen., Deipn. 2, 36. Nikander ſagt in ſeinem Buche über die Landwirthſchaft, daß der Maulbeerbaum [uoodn To devöoor] Früchte trägt, an welchen ſich die Kinder im Herbſte zuerſt laben. Palla d. de r. r. 3, 25, 28. Die Maulbeerbäume [morus] können aus Samen gezogen werden, dann arten aber ihre Früchte und Stämme aus. Deswegen zieht man ſie lieber aus Steck— lingen [talea] oder Zweig-Enden [cacumen]. Am beſten find Sted- linge von 12 Fuß Länge, die auf beiden Seiten geglättet und mit Miſt beſtrichen ſind. Man ſchlägt für ſie mit einem Pflocke ein Loch, ſetzt ſie hinein, und deckt ſie mit Erde, welche mit Aſche vermiſcht iſt, jedoch nicht über 4 Querfinger hoch. Man wählt einen mäßig warmen Standort, und pflanzt von Mitte Februar bis Ende März, an wärmeren Stellen vom November bis gegen Ende März. Der Maulbeerbaum liebt einen warmen Stand, ſandigen Boden, die Nähe des Meeres, kommt in Tuffſtein und Thon nicht leicht. Stehende Näſſe ſoll ihm ſchädlich ſein. Wird er öfters behackt und gedüngt, ſo gedeiht er vorzüglich gut. Alle 3 Jahre ſchneidet man die todten Theile weg. Das Verſetzen geſchieht im Oktober und November, bei zarten Stämmchen im Februar und März. Die Gruben macht man tief, die Zwiſchenräume groß, damit kein Baum dem andern zu nahe kommt. Manche Leute behaupten, der Maulbeerbaum werde fruchtbarer und wachſe üppiger, wenn man hier und da in den Stamm Löcher bohre, und Keile vom Terpenthin baum |terebinthus] 29) und Maſtixbaum [lentiscus] 0) hineinſchlage. Um den Anfang Oktobers lockert man die Erde um die Maulbeerbäume auf, und be— gießt ſie mit recht friſcher Hefen alten Weines. Man pfropft Maul⸗ beerreiſer auf Feigenbäume oder auf andre Maulbeerbäume, aber immer unter die Rinde. Sie wachſen auch auf Ulmen an, tragen da aber ganz erbärmliche Früchte. Geopon. 10, 69. Pfropft oder okulirt man Maulbeeren [ovx&uwov]) auf Silberpappel [le, fo bekommt man weiße Früchte. Am längſten laſſen ſich Maulbeerfrüchte in einem Glas⸗ 90) Pistacia Terebinthus, Linné. — 0) Pistacia Lentiscus, Linné. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Kätzchen-Pflanzen (Feige). 421 gefäße aufbewahren. Die Vermehrung geſchieht vorzugsweis durch abgeſchnittne Zweige, die man entweder im Herbſt oder im Frühjahr einſetzt. Die Bäume gedeihen am beſten, wenn man die Erde um ſie herum fleißig behackt, jedoch nicht tief, ſondern nur bis auf die unter der Oberfläche befindlichen Wurzeln. Uebrigens kann man auch die Samen ſäen, zu welchem Zwecke man die Früchte zerquetſcht, die Körner hervorholt, in die Erde bringt und begießt. Die Veredlung geſchieht auf Kaſtanien [xuoravor]) und Rothbuchen [Mν. 12) Feige, Ficus Carica, Linné; cu,, der Neugriechen; fico, ficajo, ficaja der jetzigen Italiäner, welche die Frucht fico nennen. — Sowohl in Griechenland als in Italien wird der Feigenbaum ſeiner köſtlichen Früchte wegen in vielen Sorten abſichtlich gezogen; er wächſt aber auch, namentlich in Felsſpalten und ſelbſt auf altem, zerklüftetem Gemäuer, häufig wild. Den wilden nennen die Neu— griechen aygıovxıd, , 00v805, Ogeivın, die jetzigen Italiä— ner caprifico, auch fico selvatico. Seine Früchte ſind nich ſchmackhaft. Homer., II. 6, v. 433; 11, v. 167; 21, v. 35; 22, v. 145. Vor Troja ſtand ein großer wilder Feigenbaum (eG eds. Homer., Od. 12, v. 103. Ueber der Charybdis ſtand ein großer wilder Feigen baum [&oweög]. Homer., Od. 7, 116. Im Garten des Alcinous ſtanden nebſt andren Fruchtbäumen auch ſüße Feigen bäume [owxn Yhvxson)]. Theophr., H. pl. 2, 7, 6. Trägt ein Baum keine Früchte und treibt nur in's Holz [eis PAuornow ro&neoFau], jo ſpaltet man ſeinen Stamm in der Nähe der Erde, und ſteckt einen Stein in die Wunde, um ſie offen zu halten. Man hilft ſich auch, z. B. bei Weinſtöcken, durch Beſchneiden der Wurzeln; bei den Feigen— bäumen lovri] beſchneidet man nicht nur die Wurzeln, ſondern ſtreut auch Aſche um ſie her, und verwundet den Stamm. In den Mandelbaum [auvydorn]) ſchlägt man einen eiſernen Pflock, zieht ihn wieder heraus, und ſteckt ſtatt ſeiner einen von Eichenholz hinein, worauf die Wunde mit Erde zugedeckt wird. Eben ſo verfährt man bei Birn⸗ und andren Bäumen. Theophr., H. pl. 2, 8, 1. Dem Abfallen der Früchte 422 Botanik der alten Griechen und Römer. des Feigenbaums [ovx7] beugt man durch die Kaprifikation [Eowoouos] vor. Man hängt nämlich an den zahmen Baum wilde Feigen [ee , aus denen Gallweſpen n] hervorkommen, welche in die zahmen Feigen von deren Außenende aus hineinkriechen 93). Uebrigens fallen die Feigen ohne die Kaprifikation nicht überall ab; in Italien z. B. ſollen ſie hängen bleiben, und deswegen wird dort jenes künſtliche Mittel nicht angewendet; auch in den nördlichen Ge— genden und auf magrem Boden Griechenlands ſoll die Kaprifikation nicht nöthig ſein, wie bei Phalykus im megariſchen Gebiete und an einigen Stellen des korinthiſchen. Auch die Winde haben bedeutenden Einfluß, und die Feigen fallen leichter bei Nord- als bei Südwind ab; ſie fallen auch leichter, wenn ſie in großer Menge vorhanden ſind. Auch Frühſorten werfen leichter ab als Spätſorten, weswegen man auch letztere nicht kaprificirt. Die Gallweſpen kommen nur aus wilden Feigen, und zwar aus den Kernen [eννοοννj]d. Den Be- weis dafür liefert der Umſtand, daß die Kerne fehlen, wenn die Gall— weſpen ausgeſchlüpft ſind. Viele laſſen beim Ausſchlüpfen ein Bein oder einen Flügel zurück. Es gibt auch noch eine andre Art Gall— weſpen, welche Centrinen heißen 932). Sie find träge wie die Bienen- drohnen, tödten die in die Feigen ſchlüpfenden ächten Gallweſpen und ſterben dann darin. — Unter den wilden Feigen gibt man den ſchwar— zen aus felſigem Boden den Vorzug, denn dieſe haben viele Kerne. Daß eine Frucht kaprificirt iſt, wird daran erkannt, daß ſie roth, bunt und derb iſt; die nicht kaprificirte iſt weiß und kraftlos. Man hängt die wilden Feigen zu den der Kaprifikation bedürftigen zahmen, wann es geregnet hat. — Wo der meiſte Staub iſt, da wachſen die meiſten und ſtärkſten wilden Feigen [Eowor]. Man fol auch das Kaprificiren durch Polei uns) verrichten können, eben fo durch Heuhechel [adyizvoog] 34), wo dieſe Gewächſe häufig find; auch die Gallen [xdrraoog] der Ulme reed] find zu dieſem Zwecke brauchbar. Eine Art kleiner Ameiſen eg, plur.] verzehrt, wenn ſie ſich an den Feigen einfindet, die Gallweſpen. Durch Krebſe, die 931) In der Mitte des nach außen gerichteten Endes der Feige iſt ein enger Eingang, durch welchen die kleinen Gallweſpen in's Innere eindringen. 932) Dieſe Centrinen find? Schlupfweſpen, zur linne’fhen Gattung Ichneumon gehörig. — 933) Teucrium Polium, Linné. 934) Ononis antiquorum, Linné. — Fraas fagt, daß auf Teucrium Polium und Ononis antiquorum eine Menge Feigengallweſpen gefunden werden. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Kätzchen-Pflanzen (Feige). 423 man an die Bäume bindet, ſoll man die Ameiſen von den Gallweſpen abhalten können, indem ſie ſich lieber an die Krebſe machen. Varro de r. r. 1, 41, 4. Die Samen der Feigen (ficus! ſind ſo klein, daß kaum Pflänzchen aus ihnen entſtehen können. Man jest daher in der Baumſchule [seminarium] lieber junge Reiſer [sureulus] von Feigenbäumen [ficetum], als daß man Kerne fät. Letztere wendet man nur an, wo man keine friſchen Reiſer haben kann, wie z. B. wenn man ſich ausländiſche Feigenſorten über das Meer will kommen laſſen. In dieſem Falle werden reife Feigen an Bindfäden geſchnürt, getrocknet, verſchickt, und ſo in die Erde gelegt. Auf dieſe Weiſe ſind die Feigenſorten, welche jenſeit des Meeres heimiſch ſind, nach Italien gekommen. Colum. de r. r. 5, 10, 9. Den Feigenbaum [fieus] darf man bei Kälte nicht pflanzen. Er liebt ſonnige, ſteinige, kie— ſige, auch wohl felſige Stellen. Er gedeiht ſchnell, wenn man ihn in eine weite Grube ſetzt. Alle Feigenſorten werden, obgleich ſie ſich durch Geſchmack und Anſehn unterſcheiden, auf einerlei Weiſe gepflanzt. An kalte Standorte, die im Herbſte waſſerreich ſind, bringt man Frühſorten, damit die Ernte vor eintretendem Regen eingebracht werden kann. An warmen Stellen pflanzt man Spätſorten. Will man eine Frühſorte künſtlich in eine Spätſorte umwandeln, ſo bricht man die erſten Früchte, wenn fie noch klein find, ab [grossulos de- euterel, worauf der Baum andre treibt, welche dann erſt im Winter reifen. Zuweilen iſt es nützlich, den Feigenbäumen, wenn das Laub hervorbricht, die Spitzen abzuſchneiden, und hierdurch die Fruchtbar— keit zu fördern. Jedenfalls bekommt es dem Baum ſehr gut, wenn man ihn zur Zeit, wo die Blätter treiben, mit rothen Thon nebſt dem Abgang vom Olivenpreſſen und Menſchenmiſt, ſo weit ſeine Wurzeln reichen, begießt. Hierdurch werden die Feigen größer, fleiſchiger [faretus plenior], beſſer. | Strabo 13, 1, 34 ed. Tzschucke. Auf dem troiſchen Felde, wo der Simois und Skamander fließt, zeigt man noch jetzt den vom Dichter Homeros genannten wilden Feigenbaum (e g⁰ eg]. Strabo 13, 1, 35 ed. Tzsch. Wo Homer den Feigen— baum bei Troja nennt, da iſt noch jetzt eine rauhe, mit wilden Fei— genbäumen beſetzte [&oıwewdng] Stelle. Diose. de m. m. 1, 183. Reife Feigen [oöxov] find, ſo lange ſie friſch, dem Magen ſchädlich, erregen Ausſchlag und 424 Botanik der alten Griechen und Römer. Schweiß, beſchwichtigen Durſt und Hitze. Trocken ſind ſie nahrhaft, erwärmen auch, erregen Durſt, bekommen dem Magen gut. Der Speiſeröhre, der Luftröhre, der Blaſe und den Nieren thun ſie wohl, ſind auch Leuten zuträglich, welche nach langer Krankheit elend aus— ſehn, auch Denen, die keuchen, die an der Epilepſie oder Waſſerſucht leiden. Mit YHſop [ö o οnnο gekocht und getrunken reinigen fie die Bruſt. Bei altem Huſten und alten Fehlern der Lunge ſind ſie heilſam, mit Soda und Safran [xoöxog] geſtoßen und dann ge— geſſen erweichen ſie den Leib. Eine Abkochung von Feigen wird zum Ausſpülen des Mundes gebraucht, um Entzündung der Luftröhre und der Mandeln zu beſchwichtigen. Mit Mehl gemiſcht dienen ſie als Pflaſter, mit Raute [amyavov] gekocht gegen Bauchgrimmen. Ge— rieben, gekocht und dann aufgelegt zertheilen ſie Verhärtungen, er— weichen die Ohrendrüſen und kleine Blutgeſchwüre, bringen Drüſen— geſchwülſte zur Reife, vorzüglich wenn man Iris [79e], Soda, oder ungelöſchten Kalk hinzufügt. Auch roh mit den vorbenannten Dingen geſtoßen bewirken ſie Daſſelbe, u. ſ. w. Diosc. de m. m. 1, 184. Der Saft [yvXög] der zarten Zweige [xAddog] des wilden Feigenbaums [aον ovxn] wird als Heilmittel angewandt. Werden die Zweige (q y] mit Rind- fleiſch gekocht, ſo wird dieſes dadurch verdaulicher; auch bekommt Milch eine mehr auflöſende Kraft, wenn ſie während des Kochens mit einem aus wildem Feigenbaum geſchnitzten Rührholze in Bewe— gung geſetzt wird. Plin. 15, 18, 19. Die Feigen [ficus] werden öfters fo groß wie Birnen [pirum]; man hat davon ſehr verſchiedene Sor— ten. Durch Kunſt erzwingt man es auch, daß Feigen im Frühling zu der Zeit reif werden, wo ſie eigentlich blühen. Zu dieſem Zwecke benutzt man eine niedrige Sorte, bedeckt ſie im Herbſt, wo ſie un— reife Früchte trägt, mit Miſt, entfernt dieſen bei Rückkehr der milden Jahreszeit, und ſo reifen denn die Früchte im zweiten Jahre, und noch dazu in einem kalten Himmelsſtriche. Plin. 15, 18, 20. Bekanntlich war Cato voll tödtlichen Haſſes gegen Karthago, und drang in jeder Sitzung des Senates darauf, daß Karthago zerſtört werden müßte. Einſt brachte er eine frühreife [Ppräcox] Feige aus Karthago mit in die Kurie, zeigte fie den Senatoren und ſprach: „Ich frage euch, wann, glaubt ihr, daß dieſe Frucht vom Baume gebrochen ſei?“ Wie nun Alle ſie für XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Kätzchen⸗Pflanzen (Feige). 425 friſch anerkannten, fuhr er fort: „So wiſſet denn, daß ſie vorgeſtern in Karthago gepflückt worden; ſo nah an unſren Mauern haben wir den Feind.“ Als er dieſe Worte geſprochen, ward der Krieg gegen Karthago beſchloſſen, welcher mit der Zerſtörung jener Stadt endete. Auf dem Marktplatz zu Rom ſteht ein Feigenbaum, welcher wegen der Blitze verehrt wird, welche ihn getroffen, und mehr noch, weil er an den Feigenbaum erinnert, unter welchem Romulus und Remus von der Wölfin geſäugt worden ſein ſollen. Dieſer Feigen— baum ſoll auf Verwendung des Attus Navius auf den Marktplatz verſetzt worden ſein, und das Andenken an dieſes Wunder wird durch ein ehernes Denkmal, welches neben ihm ſteht, erhalten. Verdorrt der Baum, ſo deutet er dadurch jedesmal auf bevorſtehendes Unglück, und es wird dann von den Prieſtern ein neuer gepflanzt. — Es ſteht auch ein von ſelbſt gewachſener Feigenbaum auf der Stelle des Marktes, wo einſtmals Curtius den römiſchen Staat gerettet hat, in— dem er ſich in den daſelbſt entſtandenen Abgrund ſtürzte. An der— ſelben Stelle ſteht auch ein Weinſtock und ein Oelbaum. Plin. 15, 19, 21. Wo es Feigen von vorzüglicher Güte gibt, trocknet man ſie und bewahrt ſie in Käſtchen auf. Die Inſel Ebuſus 925) liefert ausgezeichnete Waare, auch das Land der Marru— einer 936). Wo ſie in größerer Menge vorhanden ſind, füllt man große Fäſſer damit, wie in Aſien; in der afrikaniſchen Stadt Ruſpina füllt man ſie in kleinere. Getrocknete Feigen werden ſtatt Brodes gegeſſen. — Die kauniſchen Feigen haben einmal dem Marcus Craſſus, als er gegen die Parther zu Felde ziehn und an Bord des Schiffes gehen wollte, Verderben prophezeit, indem ein Feigenverkäufer kau— niſche Feigen mit dem Geſchrei cavneas ausbot, worin die Worte „cave ne eas, gehe nicht!“ lagen. Plin. 23, 7, 63. Der milchichte Saft der Feigen bringt Milch zum Gerinnen. Er wird vor dem Reifen der Frucht [pomum] geſammelt und im Schatten getrocknet, um ihn gegen allerlei Uebel äußerlich anzuwenden, oder den Stich der Horniſſen, Weſpen und ähnlicher Thiere, beſonders aber den Stich der Skorpione zu heilen. Mit Fett wird er zur Vertilgung der Warzen angewandt. Die Blätter und unreifen Früchte legt man auf Kröpfe und auf Alles, was erweicht oder zertheilt werden ſoll. Der Genuß friſcher Feigen 93) Jetzt Iviza. — 936) Im Latinerland. 426 Botanik der alten Griechen und Römer. ift der Geſundheit nicht zuträglich. — Von keinem Baume ift die Aſche ſo ſcharf wie vom Feigenbaum; ſie wird auch arzneilich gebraucht. Plin. 23, 7, 64. Der wilde Feigenbaum [caprificus] iſt zu Heilzwecken weit kräftiger als der zahme [ficus]. Der getrock— nete Milchſaft gibt dem Fleiſche einen angenehmen Geſchmack, u. ſ. w. — Eine wunderbare Eigenſchaft des Baumes iſt die, daß die wilde— ſten Stiere unbeweglich ſtille ſtehn, wenn man n einen Kranz von den Zweigen um den Hals gelegt hat. Athen., Deipn. 14, 67. Die attiſchen Feigen oyde] haben immer in ſehr hohem Werthe geſtanden. Bei den Königen der Perſer herrſchte die Sitte, daß nur Speiſen aus ihrem eignen Lande auf die Tafel kommen durften. Einſtmals hatte ein Diener dennoch attiſche Feigen beim Nachtiſch aufgetragen; aber der König fragte, woher ſie wären? und wie er hörte, ſie wären aus Attika, wollte er ſie nicht eſſen, und ſagte, er hätte genug an Dem zu eſſen, was er umſonſt haben könnte. — Der Diener hatte aber wohl dem König die attiſchen Feigen vorgeſetzt, um ihn zum Kriege gegen Athen zu reizen. Julius Capitolinus de Clodio Albino 11. Clodius Albinus, welcher von dem in Gallien ſtehenden römiſchen Heere zum Kaiſer ausgerufen wurde, war, wie Cordus in ſeinem Werke erzählt, ſo gefräßig, daß man es kaum für möglich halten ſollte. So z. B. verzehrte er nüchtern 500 getrocknete [passarius] Feigen von der Sorte, welche die Griechen Kalliſtruthia nennen, oder hundert kam— paniſche Pfirſichen [persicum], oder zehn hoſtienſiſche Melonen [melo], oder 20 Pfund lavikaniſche Trauben, oder hundert Fliegen— ſchnäpper [ficedula], oder 400 Auſtern. Geopon. 10, 45. Die beſte Zeit, den Feigenbaum zu pflanzen, iſt im Frühjahr, auch, nach meiner eignen Erfahrung, im Juli. Nach dem Pflanzen wird er begoſſen, ſpäter jedoch nicht be— wäſſert, denn Ueberfluß an Waſſer iſt ſeinen Früchten ſchädlich. — Man kann auch die Samen zur Vermehrung benutzen. Zu dieſem Zwecke weicht man Feigen in Waſſer ein, beſtreicht mit dem Brei einen Strick, legt ihn in Erde, begießt ihn, und ſo wachſen viele Pflänzchen empor, die man ſpäter verſetzt. — Verpflanzt man bewur⸗ zelte [adrosgıLos] Feigenſtämmchen, fo muß man fie in eine Meer- zwiebel [or] einſetzen. Manche benetzen auch die Pflanze mit Salzwaſſer und ſetzen ſie dann ein. Will man Zweige ſtecken, ſo iſt 1 XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Kätzchen⸗Pfl. (Feige, Banyanenbaum). 427 es gut, wenn man ſie zuvor mit Rindermiſt beſtreicht. Andre werfen friſch gebrannten Kalk auf den Boden, ſobald die Pflanze geſetzt iſt, Andre Aſche oder rothen Thon. — Will man einen Feigenbaum haben, der niedrig bleibt, ſo zieht man ihn aus einem dicken Aſtſtück, das man verkehrt in die Erde ſetzt. Geopon. 10, 46. Die Feigen bekommen keine Würmer ſoανννE, wenn man den Zweig, welchen man pflanzen will, in eine Meerzwiebel ſteckt. Sind aber an einem Feigenbaume Würmer, ſo vertilgt man ſie, indem man Staub auf die Wurzeln und die Ritzen und Höhlungen des Stammes [zoduror] ſtreut. Geopon. 10, 48. Der Feigenbaum läßt die Blätter nicht fallen, wenn man feinen Stamm mit Maulbeeren [oονννᷣ beſtreicht, oder um den Stamm Salz oder Seepflanzen wirft, oder bei Vollmond den Stamm mit rothem Thon überzieht, oder Feigen, die fi) vor Ausbruch der Blätter angeſetzt haben 37), an ihn hängt. Manche pflegen auch, um den Zweck zu erreichen, jeden Aſt einzeln zu veredeln. Die Feigen fallen auch nicht ab, wenn man um die Zeit der Plejaden die Erde um den Baum herum auflockert und mit Waſſer begießt, das mit eben jo viel Oelabgang gemiſcht iſt. Geopon. 10, 52. Die Feige wird auf Maulbeerbäume und Platanen gepfropft, und zwar nicht bloß, wie andre Bäume, im Frühjahr, ſondern auch im Sommer bis zur Winter-Sonnenwende. 13) Banyanenbaum, Ficus indica, Linné. Wächſt in Oſtindien, erreicht eine unge— heure Größe, treibt wagrechte Aeſte und aus ihnen Zweige, welche ſenkrecht zur Erde gehn und dort Wurzel ſchlagen. Man ſammelt von ihm Gummilack, aber die Früchte werden nicht gegeſſen. Theophr., H. pl. 4, 4, 4. In Indien wächſt ein Fei⸗ genbaum [ovx7], welcher jedes Jahr aus den Zweigen Wurzeln herabſenkt, aber nicht aus den heurigen, ſondern aus den vorjährigen und älteren. Auf dieſe Weiſe bildet der Baum eine Art Zelt, unter welchem ſich die Eingebornen aufzuhalten pflegen. Uebrigens unter— ſcheidet man die genannten Wurzeln leicht von den Zweigen, denn fie find weißer, rauher, gebogener und blattlos. Der Wipfel des Baumes iſt ſchön belaubt, das Ganze ſchön gerundet, und er ſoll 7) Solche Feigen heißen öruyhos. 428 Botanik der alten Griechen und Römer. ſeinen Schatten auf 2 Stadien werfen 538). Die Dicke des Stammes ſoll bei einigen 60 Schritt übertreffen, bei andren 40 939). Das Blatt hat die Größe eines kleinen Schildes 9%). Die Frucht iſt fo klein wie eine Kicher lege oe, ), einer gewöhnlichen Feige ähn⸗ lich; übrigens trägt der Baum deren nur ſehr wenig 52). Der Baum wächſt am Aceſines 949). Strabo 15, 1, 21 (p. 694 ed. Tzsch.). Oneſikritus ſagt, daß in dem ſüdlichſten Theile Indiens große Bäume wachſen, deren Zweige 12 Ellen lang werden, dann abwärts zur Erde wachſen, dort Wur— zeln treiben, von da aus wieder einen Stamm machen, deſſen Zweige ſich wieder eben ſo niederſenken, ſo daß ein einziger Baum ein großes Schattendach bildet, welches einem auf vielen Säulen ruhenden Zelte gleicht. Er erzählt auch von Bäumen, die ſo groß ſeien, daß fünf Menſchen ihren Stamm kaum umfaſſen können. Ariſtobulus ſagt, am Aceſines gebe es große Bäume mit abwärts hängenden Aeſten, daß unter einem einzigen 50 Reiter ihre Mittagsruhe halten können; Oneſikritus ſagt 400 Reiter. Plin. 12, 5, 11. Der indiſche Feigenbaum [fieus] hat kleine Früchte [pomum], pflanzt ſich aber dadurch fort, daß er feine Zweige weit ausbreitet, wovon ſich die unterſten zur Erde ſenken, und binnen Jahresfriſt feſtwurzeln, worauf ſie um den Mutterſtamm [parens] her rings ein emporſproſſendes Wäldchen [propago] bilden, als würde da Kunſtgärtnerei [opus topiarium] getrieben. In ſolchen Umzäunungen lagern ſich die Hirten in der Sommerhitze, denn die Stämme gewähren Schatten und Schutz, wobei ſie ein Gewölbe bilden, das ſich von unten und von außen herrlich anſieht. Die oberſten Aeſte ſteigen gleich einem Walde hoch gen Himmel, der Stamm hat eine ungeheure Größe, und ſo nimmt ein ſolcher Baum öfters einen Raum von 300 Fuß Umfang ein. Die breiten Blätter haben die Geſtalt eines Amazonenſchilds, bedecken die Früchte und hindern deren Wachsthum. Letztere ſind in geringer Menge vorhan— 938) Das Stadium iſt 625 Fuß lang. 939) Dieſe Angabe bezieht ſich ohne Zweifel ursprünglich auf die Ausbrei⸗ tung des ganzen Baumes; dann iſt die Stelle durch Abſchreiber verändert worden. 940) Sollte wohl 1 hat die Geſtalt eines Schildes; das Blatt iſt breitzeirund, bis 8 Zoll lang. 941) Sie iſt kugelförmig, zollgroß. — 942) Er trägt ſehr viele. 943) Nebenfluß des Indus, jetzt Dſchenab genannt. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Kätzchen⸗Pfl. (Sykomorenbaum). 429 den, und übertreffen die Größe einer Bufbohne [faba] nicht. Sind ſie unter dem Schutze der Blätter in der Sonnengluth gehörig gereift, ſo haben ſie einen ſehr ſüßen Geſchmack und ſind des wun— derbaren Baumes würdig. Dieſer wächſt um den Fluß Aceeſines. 14) Sykomoren baum, Ficus Sycomorus, Linné. Ein großer, in Aegypten und Palä— ſtina heimiſcher Baum mit eßbaren Früchten, faſt unverweslichem Holze. Theophr., H. pl. 4, 2. Der Sykomorenbaum les Alyinro ovrduwos) ift dem Maulbeerbaum 94) an Blättern, Größe und Anſehn ziemlich ähnlich; er trägt aber eine eigenthüm— liche Frucht, denn dieſe kommt weder aus den Zweigen, noch aus den Spitzen, ſondern aus dem Stamme ſelbſt. An Größe, Geſtalt und Wohlgeſchmack gleicht fie der Feige, und hat keine Kerne [xeyyoa- zus). Sie wird nicht reif, wenn man ſie nicht oberflächlich ſchabt; daher ſchabt man ſie mit eiſernen Nägeln, worauf ſie in vier Tagen reif wird. Hat man die reifen abgenommen, ſo wachſen dreimal oder öfter wieder neue aus derſelben Stelle. Der Baum iſt ſaftreich [roAvonos], und das Holz zu vielen Zwecken brauchbar. Iſt der Baum friſch gefällt, ſo wirft man das Holz in's Waſſer; dort ſinkt es zu Boden, durchzieht ſich erſt mit Waſſer, trocknet dann aber aus, ſteigt in die Höh, ſchwimmt obenauf, iſt leicht, locker, unverweslich. Strabo 17, 2, 4 (p. 823 ed. Tzsch.). In Aegypten gibt es einen Maulbeerbaum [ovxauwog], deſſen Frucht Sykomore [ovx0uogorv] genannt wird; fie iſt einer Feige ähnlich, ſchmeckt aber nicht ſonderlich gut. Dios c. de m. m. 1, 181. Die Sykomore [ovxöuogor), welche von Manchen auch Sykamine oui]! genannt wird, und deren fade ſchmeckende Frucht ebenfalls Sykomore heißt, iſt ein gro— ßer Baum, dem Feigenbaum ähnlich, ſehr ſaftreich, hat Blätter, welche denen des Maulbeerbaumes [οοο ähnlich find, und trägt drei⸗ bis viermal des Jahrs Früchte, welche aus dem Stamme ſelbſt kommen; ſie ſind denen des wilden Feigenbaums ähnlich, haben keine Kerne, und werden nicht reif, wenn ſie nicht mit den Fingernägeln oder mit Eiſen gekratzt werden. Die meiſten Bäume dieſer Art wach— ſen in Karien, auch Rhodus, überhaupt an Orten, welche arm an 4) Den Maulbeerbaum bezeichnet Theophraſt als J dvraüda ovadumvos, 430 Botanik der alten Griechen und Römer. Weizen ſind; ſie geben dort einigen Schutz gegen Hungersnoth. Die Frucht gibt übrigens nur wenig Nahrung. Die Rinde des Baumes verwundet man abſichtlich, fängt den ausfließenden Saft mit einem Badeſchwamm (ongyyog] oder mit Wolle auf, trocknet ihn, und braucht ihn innerlich und äußerlich zu Heilzwecken. Plin. 13, 7, 14. Die Blätter des Sykomorenbaums [ficus aegyptia] ſind denen des Maulbeerbaums ähnlich. Seine Früchte werden nicht reif, wenn ſie nicht mit eiſernen Häkchen geritzt ſind; ſo können ſie in Einem Sommer 7 Ernten geben. Werden ſie nicht geritzt, ſo ſtoßen die neuen die alten ab, während letztere noch unreif find, was in Einem Sommer viermal geſchieht 95). 15) Neſſeln, Gattung Urtica, Linné. i ) Große Neſſel, Urtica diöca, Linné, in Griechen— land jetzt nicht ſo häufig wie die zwei andren Neſſeln, in Italien häufig und ortica genannt. 6) Kleine Neſſel, Urtica urens, Linné, in den griedi- ſchen Gärten als Unkraut ſehr häufig, 4% % rLızvido genannt, in Italien ebenfalls ſehr er ortica genannt. 5) Pillen-Neſſel, U. pilulifera, Linné, in Griechen— land die häufigſte, / 7 und bei Athen / MI genannt, in Nord— Italien ſelten. Hippocrates de victu, pag. 688 ed. Kühn. Die Neſ— ſel [eridıov] gehört zu denjenigen Speiſen, welche den Leib reinigen. Theophr., H. pl. 7, 7. Will man Neſſeln [dαναον, duανν n] eſſen, jo brüht man fie vorher ab. Catullus 44, v. 15. Ich habe tüchtig am Stockſchnupfen und am Huſten gelitten, bin aber durch Baſilie [ocimum] und Neſſel [urtiea] kurirt worden. Horat., Epist. 1, 12, v. 8. Man kann ganz einfach von Kräutern [herba] und Neſſeln [urtica] leben. O vid., Ars am. 1, 417. Es gibt Leute, welche eine Mi- ſchung von Pfeffer feiner] und Samen von beißiger Mal ſel [mordax urtica] als Reizmittel genießen. 945) Das vom Ritzen der Früchte u. en w. Geſagte 3 auch die Rei⸗ ſenden unſrer Zeit. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Jam. Kätzchen⸗Pflanzen (Neſſel). 431 Ovi d., Remed. am. 45. Die Erde trägt zu gleicher Zeit heilſame und ſchädliche Kräuter; Neſſeln [urtica] und Roſen [rosa] ſtehen oft nahe beiſammen. Diosc. de m. m. 4, 92. Von der Neſſel [axursgn], welche auch Knide [ ν¹ον⁰] genannt wird, gibt es zwei Arten; die eine iſt wilder, hat rauhere, breitere, dunklere Blätter, die Frucht iſt dem Leinſamen [Arsorzeouor] ähnlich, jedoch kleiner 6); die andre Art 9?) hat kleine Samen und iſt nicht fo rauh. Die Samen und Blätter werden äußerlich und innerlich zu Heilzwecken gebraucht. Plin. 15, 7, 7. Aus der Neſſel [urtica] zieht man ein Oel 948). | Plin. 21, 15, 55. Die Neſſel [urtica] iſt allgemein be- kannt; fie hat an den Blüthenkelchen eine purpurfarbige Wolle und wird oft über 2 Ellen hoch. Man unterſcheidet mehrere Arten, eine wilde, die man auch die weibliche nennt, und eine mehr zahme. Alle haben vielen, dunkelfarbigen Samen. Eigentliche Stacheln haben ſie nicht, aber ſie richten mit ihren Haaren Schaden an, und erzeugen bei gelinder Berührung Jucken und eine Art Brandblaſen, gegen welche man überall Olivenöl anwendet. Die jungen Frühjahrstriebe gewähren eine nicht unangenehme Nahrung, auf deren Gebrauch manche Leute gewiſſenhaft halten, weil ſie glauben, dadurch für das ganze Jahr jede Krankheit abhalten zu können. Die Wurzel der wilden Neſſel bewirkt auch, daß Fleiſch, mit dem ſie gekocht wird, zarter wird. a Plin. 22, 13, 15. Die Neſſel dient in ſehr verſchiedner Art zu Heilzwecken, worüber namentlich der Naturforſcher Phanias geſchrieben hat. Ihr Samen muß zur Erntezeit geſammelt werden, und man bezieht den beſten von Alexandria. Galen., de alim. facult. 2, 54. Die Neſſel laxurrign], welche auch “vidy genannt wird, hat nur geringe Kräfte, wird aber von Leuten gegeſſen, die Hunger haben, und bekommt ihnen gut. Apicius 4, 2, 169. Man five Neſſeln, ſeihe das Waſſer ab, wiege ſie, dämpfe das Gewiegte auf heißer Aſche mit Olivenöl, füge Fiſchſülze und geſtoßenen Pfeffer hinzu, rühre die Miſchung mit Zuſatz von Eiern um, und beſtreue das Gericht mit Pfeffer. 946) Die Pillen-Neſſel gemeint. — 947) Wohl die Große und Kleine Neſſel zuſammen gemeint. — 48) Die Samen der Pillen-Neſſel enthalten Del, 432 Botanik der alten Griechen und Römer. 16) Glaskraut, Parietaria officinalis, Linné (P. erecta und diffusa); heißt jetzt in Griechenland, wo es häufig wild wächſt, Avußadı, v rd, nregdızarhoddu, ai e in Italien, wo es ebenfalls häufig, parietaria. Dios c. de m. m. 4, 86. Das Glaskraut [Ar, wel⸗ ches auch Parthenion [zuodEvıor], Sideritis [owdnoirıs), Heraklea [joazreo], Aſyria [eoveia], wilde Hygiene [öyıewr], Klibadion [xABadıov] und Polyonymon [roAvwvvuor] heißt, wächſt auf Wänden und Mauern, hat dünne, röthliche Stämmchen, haarige, denen des Bingelkrauts Awolworıs) ähnliche Blätter; an den Stengeln ſitzen kleine, ſamenartige, rauhe Körperchen, die ſich an die Kleider hängen. Die Pflanze dient zu Arznei 90. a 17) Hundskohl, Thelygonum Cynocrambe, Linné, wächſt im ſüdlichen Europa, heißt bei den Neugriechen Zuryazı, fehlt in Nord-Italien. Diosc. de m. m. 4, 189. Der Hundskohl [xvria, zuro- »odußn, Awrölworıs ayola agenv] ift eßbar, und die Abkochung führt Galle und wäſſerige Säfte ab. 18) Hanf, Cannabis sativa, Linné, zuvvaßı der Neugriechen, canape, canapa der jetzigen Italiäner. — Stammt aus dem Morgen— land, wird in Europa u. ſ. w. häufig angebaut. Hero d. 4, 73, 74 u. 75. Im Lande der Seythen wächſt Hanf Ixdvraßıs), welcher dem Lein ſehr ähnlich, jedoch viel dicker und höher iſt. Er wird theils angeſät, theils wild wachſend vorge— funden. Aus ihm machen die Thracier Kleider, welche ganz ſo aus— ſehn wie leinene [1s], fo daß Leute, die ſich nicht genau darauf verſtehn, ſie nicht von einander unterſcheiden können. Wollen die Seythen baden, ſo ſtellen ſie drei Stangen gegen einander, ziehen wollene Decken darüber, ſchließen Alles recht feſt, legen glühende Steine unter dieſes Zelt, und ſtreuen Hanfſamen auf die Steine, worauf ein Rauch und Dampf entſteht, als wenn es ein 940) Celsus de med. 2, 33 erwähnt die Pflanze als herba muralis, naoerıov, neodinıor; — Plinius 21, 30, ai als parthenion, leucanthes, amaracum, perdicium, muralis. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Kätzchen⸗Pflanzen (Hanf). 433 helleniſches Schwitzbad wäre; den Seythen iſt aber das ihrige fo angenehm, daß ſie vor Wohlbehagen brüllen. — Wollen die Weiber baden, jo zerreiben fie Cypreſſen-, Cedern- und Weihrauch— holz zwiſchen rauhen Steinen, miſchen die Maſſe mit Waſſer, ſo daß ein Teig entſteht, womit ſie ihren ganzen Leib ſammt dem Ge— ſicht beſtreichen. Dieſer Ueberzug gibt ihnen einen Wohlgeruch, hin— terläßt auch, wenn er am folgenden Tage abgenommen wird, die Haut rein und glänzend. Varro der. r. 1, 23, 6. Hanf cannabis], Lein [li- num], Simſen [junceus] und Spartgras [spartum] werden auf Feldern gezogen, um aus ihnen Stricke und Seile zu fertigen. Colum. de r. r. 2, 10, 21. Der Hanf (cannabis! ver- langt einen fetten, gedüngten, bewäſſerten oder doch von Natur feuchten, tief bearbeiteten Boden. Auf den Quadratfuß pflanzt man Ende Februars 6 Körner. Diosc. de m. m. 3, 155. Der Hanf [zavvaßız nueoog], welcher auch Kannabion, Schönoſtrophon und Aſterion heißt, ift ein Gewächs, welches durch die ſtarken Stricke, die man aus ihm bereitet, ſehr großen Nutzen gewährt. Die Blätter ſind denen der Eſche Auehla] ähnlich, haben aber einen unangenehmen Geruch. Die Stämme werden hoch, ſind leer, die Samen ſind rund. Der aus ihnen ge— preßte Saft dient gegen Ohrenleiden. Plin. 19, 9, 56. Der zu Seilen äußerſt brauchbare Hanf cannabis] wird mit Beginn des Frühlings geſät, und wächſt um ſo feiner, je dichter er geſät iſt. Den Samen ſtreift man im Herbſt ab, ſobald er reif iſt, und trocknet ihn an der Sonne, an der Luft, oder im Rauch. Die Stengel rauft man nach der Weinleſe aus, und nimmt ihnen Abends bei Licht den Baſt. Zu Netzen benutzt man vorzugsweis den alabandiſchen 950), welcher für den beſten gilt. Uebrigens ſcheidet man die Faſern in 3 Sorten: Die der Rinde und die dem Marke zunächſt liegenden gelten für geringer; die zwiſchen beidem liegende wird am höchſten geſchätzt, und heißt mesa. Im Sabinerland erreicht der roſeiſche Hanf Baumhöhe 95). Gellius, Noctes att. 17, 3. Marcus Varro ſagt im 25. Buche humanarum, bei Homer bedeute Sparton [ordorov] nicht 0) In Karien. — 951) Ich habe in Italien einen Spazierſtock von Hanf geſehn, der 12 Zoll dick, übrigens häßlich anzuſehn war. 28 434 Botanik der alten Griechen und Römer. das ſpaniſche Spartgras, weil dieſes zu jener Zeit noch nicht aus Spanien dorthin gekommen, ſondern Hanf ſeannabus], Werg [stuppa] und Dergleichen, was damals Sparton a genannt wurde, weil es durch Ausſaat gewonnen ward. Athen., Deipn. 5, 40. König Hiero bezog den Hanf, welchen er bei Ausrüſtung ſeines Rieſenſchiffes verbrauchte, vom Rhonefluß. i 19) Hopfen, Humulus Lupulus, Linné. — Iſt jetzt in Griechenland ſelten, heißt daſelbſt ayoıov e oder ayoıöxiımua; — in ganz It a- lien iſt er in Zäunen und Gebüſch häufig, und wird luppolo genannk. | Plin. 21, 15, 50. Den Hopfen [lupus salictarius] kann man eher eine Naſchwaare als eine eigentliche Speiſe nennen. 20) Platane, Platanus orientalis, Linné. — Dieſer im Morgenland, Grie— chenland und der Türkei heimiſche prachtvolle Baum wächſt vor— zugsweis an ſüßen Gewäſſern, iſt in Griechenland häufig, wird dort drag genannt; — wird in Italien häufig gepflanzt und pla- tano genannt. Homer., II. 2, v. 307. Wir hatten uns an einer Quelle unter einer ſchönen Platane [Iarovog] gelagert. Herodot. 7, 31. Auf dem aus Phrygien nach Lydien füh— renden Wege fand Kerres eine Platane [nAurarıorog], welche fo ſchön war, daß er ihr einen goldnen Schmuck ſchenkte, und einen be— ſondren Wächter für ſie einſetzte. Theophr., H. pl. 1, 9, 5. Auf Kreta ſoll bei Gortyna eine Platane [mAaravog] ſtehn, welche ihr Laub nicht abwirft [pvA- A0, i, während alle benachbarten es abwerfen. Eine ähnliche ſoll auf Cypern ſtehn. Theophr., H. pl. 4, 5, 6. Am Adriatiſchen Meere ſollen keine Platanen wachſen, ausgenommen beim Heiligthum des Dio— medes 952); in ganz Italien ſoll ſie ſelten ſein, obgleich es reich an Flüſſen iſt; das dortige Klima iſt ihr nicht günſtig. Der ältere 952) Auf der Inſel Diomedea an der apuliſchen Küſte. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Kätzchen⸗Pfl. (Hopfen, Platane). 435 Dionyſius, der Tyrann, hat welche in einen Garten bei Rhegium gepflanzt, wo man ſie jetzt in der Kampfſchule ſieht; aber ſie ſind zu keiner bedeutenden Größe gelangt. In Griechenland wächſt die Pla— tane an einigen Stellen ſehr häufig. Dios c. de m. m. 1, 107. Blätter, Rinde und Früchte der Platane werden in einigen Fällen zu Heilzwecken gebraucht. Die feinen Härchen der Blätter und Früchte ſchaden den Augen und Ohren, wenn ſie hinein kommen. Plin. 12, 1, 3 bis 2, 6. Die Platane [platanus] iſt wun⸗ derbarer Weiſe nur ihres Schattens wegen aus weiter Ferne ver— pflanzt worden. Erſt wurde ſie über das Joniſche Meer auf die Inſel des Diomedes gebracht, um des Helden Grab zu beſchatten; von da wanderte ſie nach Sicilien, und von dort wieder nach Ita— lien. Jetzt ſteht fie ſogar im Lande der Moriner 985), alſo auf zins- pflichtigem Lande, ſo daß auch für ihren Schatten Abgabe entrichtet werden muß. — Dionyſius der Erſte, Tyrann von Sicilien, hat ſie zuerſt nach der Stadt Rhegium verpflanzt, woſelbſt ſie ſein Haus zieren ſollte; ſpäter wurde dieſe Stelle in eine Kampfſchule verwan— delt. — Noch ſpäter ſind die Platanen zu ſo hohen Ehren gekommen, daß fie jetzt ſogar mit reinem Weine begoſſen werden. Die Erfah- rung lehrte, daß der Wein den Wurzeln gut bekam, und ſo hat man ſie denn in der Kunſt des Weintrinkens unterrichtet. In früherer Zeit waren die Platanen der Akademie zu Athen berühmt, deren 33 Ellen lange Wurzeln noch über die Zweige hin— aus gingen. Jetzt iſt eine Platane in Lycien berühmt; ſie ſteht bei einer lieblichen, kühlen Quelle, neben einer Straße; ihr Inneres gleicht einem Hauſe, denn ſie iſt hohl, und die Höhlung mißt 81 Fuß; ihr Wipfel gleicht einem Haine, ihre langen Aeſte gleichen Bäumen und erſtrecken ihre Schatten weithin über die Felder. Ihre Höhlung gleicht einer Felſengrotte, enthält auch rings eine Bank von bemooſtem Tuffſtein. Sie iſt ſo wunderbar, daß Licinius Mutianus, welcher dreimal Konſul geweſen und noch neulich in Lycien Legat war, für die Nachwelt die Bemerkung hinterlaſſen, daß er mit 18 Begleitern in dem Baume einen Schmaus gehalten; die Polſter hätten aus dem Laube des Baumes beſtanden; vor jedem Windhauch wäre die Geſell— ſchaft ſicher geweſen; dann hätte er auch noch in dem Baume geruht, 53) In Belgien. 28 * * 436 Botanik der alten Griechen und Römer. und beſſer als in Säälen mit ſchimmernden Marmorwänden, bunten Gemälden, vergoldeten Prachtdecken. Zu Gortyna auf der Inſel Kreta ſteht eine Platane, die in griechiſchen und lateiniſchen Schriften beſprochen wird, und unter der, nach Angabe der griechiſchen Fabelmacher, ſelbſt Jupiter dereinſt ſein Lager aufgeſchlagen haben ſoll. Sie verliert ihre Blätter nie. Junge Platanen, die man von ihr auf Kreta gezogen, haben dieſen Fehler ihres Stammbaums beibehalten, denn es iſt ja ein Vorzug jedes Bau— mes, wenn er im Winter die Sonnenſtrahlen durchläßt. Unter der Regierung des Kaiſers Claudius hat Aeterninus, der Freigelaſſene des Marcellus, dieſe Platanenſorte auf ſeine Güter bei Rom ver— pflanzt. Dieſe ausländiſchen Wunder ſtehn noch jetzt in Italien nebſt andren, die in Italien ſelbſt durch Kunſt erzeugt worden. Plin. 12, 2, 6. Man erzwingt auch, durch eigenthümliche Fortpflanzung und Beſchneidung, die unglückſelige Verkrüppelung, wo— durch die Zwergplatanen [chamäplatanus] entſtehn. Ganze ſolche Krüppelwälder [nemus tonsile] ſtammen von ihrem Erfinder, dem Ritter Cajus Matius, einem Freunde des Kaiſers Auguſtus. Galen. de simpl. med. 8, 25. Die verſchiednen Theile der Platane [mAaravos| werden zu Heilzwecken gebraucht. Dagegen muß man ſich vor dem auf den Blättern ſitzenden Staube hüten, er ſchadet eingeathmet der Luftröhre und Stimme, auch den Augen und Ohren, wenn er in dieſe kommt. 21) Weide, Gattung Salix, Linné; red der Neugriechen, salcio der jetzi⸗ gen Italiäner. — Als jetzt in Griechenland heimiſch, jedoch nicht in bedeutender Menge vorhanden, führt Fraas folgende Arten an: Salix fragilis, amplexicaulis, alba, Helix, triandra, glauca, neben welchen noch einige andre hier und da vorkommen. — Als im nördlichen Italien heimiſch gibt Pollini 31 Arten an, als: Salix alba, vitellina, amygdalina, triandra, Caprea, monan- dra u. ſ. w. — Die Trauerweide, Salix babylonica, ſtammt aus dem Morgenland. f Homer., II. 21, v. 350. Am Ufer des Skamander wuchſen Ulmen [free], Weiden lerer, Tamariſken [uvein], Cek tis Awrög), Simſe [Hovor]) und Cyperngras (αι⁰l. Homer., Odyss. 10, v. 510. An der Küſte ſtehen hohe XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Kätzchen⸗Pflanzen (Weide). 437 Schwarzpappeln [eaiyeoos]) und Weiden mit hinfalligen Früch— ten lr WAsoizugnog]. b - Theophr., H. pl. 3, 1. Am Waſſer wachſen Platanen [Marovog), Weiden [rea], Weiß pappeln [eu], Schwarz— pappeln [aryeaoos] und Ulmen [area]. Alle dieſe zieht man ſehr leicht aus Wurzelſproſſen [raupooras], die ſelbſt ſchon Baumes— größe haben können. 1 Theophr., H. pl. 3, 13, 7. Die Weide [irda] wächſt am Waſſer und kommt in vielen Arten vor. Die ſchwarze s) hat dieſen Namen wegen ihrer ſchwärzlichen oder purpurfarbigen Rinde, die weiße 955) wegen ihrer weißlichen. Die Ruthen der ſchwarzen ſind ſchöner und zu Flechtwerk beſſer. — Die Arkadier nennen die Weide nicht Itea, ſondern Helike [Ad]. Theophr., H. pl. 5, 3. Weiden⸗ und Weinſtockholz [EvRov u ⁰ον zal αẽse ]] find zäh, und dienen deswegen zu Schilden; die verletzten Stellen ziehen ſich an ihnen gleich wieder zuſammen. Uebrigens gibt man zu Schilden dem Weidenholz den Vorzug, weil es leichter und lockerer iſt. Cato de r. r. 9. Weidenpflanzungen [salietum] müſ— ſen an waſſerreichen, ſchattigen Stellen bei Flüſſen angelegt werden; die Weiden werden entweder im Hauſe verbraucht oder verkauft. Cato de r. r. 33, 5. Hat man die jungen Weidenſtämme gefällt, ſo ſchäle man ſie, und hebe den Baſt auf. Braucht man ihn in den Weinplantagen, ſo weicht man ihn in Waſſer und bindet als— dann damit. Die zum Flechten tauglichen Ruthen hebt man auf, um Körbe daraus zu machen. Colum. der. r. 4, 30. Für die Weiden [salix] wählt man einen Platz, der bewäſſert werden kann, oder der von Natur naß iſt; auch ſagt ihnen ein ebner, fetter Boden zu. Dieſen gräbt man, nach der Vorſchrift der Alten, 23 Fuß tief um, und bepflanzt ihn mit einer recht zähen Weidenart. Man fest entweder Stangen von mäßiger Dicke, oder 12 Fuß lange Stecklinge. Sie werden im Quincunx geſetzt, und zwar auf naſſem Boden die Reihen je 6 Fuß von einander, auf trocknem nur 5 Fuß, wobei die Arbeiter noch 94) Wahrſcheinlich Salix purpurea, Linné. ) Wahrſcheinlich Salix alba, Linné. 438 - Botanik der alten Griechen und Römer. bequem hinzu können. Zwiſchen den einzelnen Pflanzen der Reihen läßt man 2 Fuß Raum. Das Setzen geſchieht zur Zeit, wo die Blattknoſpen ſich noch nicht geöffnet haben, auch werden nur Aeſte oder Zweige geſetzt, welche zu einer Zeit gehauen ſind, wo ſie weder vom Thau, noch vom Regen naß waren. In den erſten 3 Jahren lockert man in den Weidenpflanzungen den Boden öfters durch Gra— ben auf; ſpäterhin begnügen ſie ſich mit dreimaligem Graben. Wird dieſes unterlaſſen, ſo verkümmern ſie bald. Selbſt bei ſorgfältiger Pflege gehen oft viele Weiden aus; man erſetzt ſie durch Ableger [mergus], indem man den Zweig einer benachbarten Weide fo krümmt, daß er unter die Erde kommt. Nach einem Jahr ſchneidet man ihn vom Mutterſtamme los, worauf er ſich durch die Wurzeln, welche er getrieben hat, ſelbſt ernähren muß. Colum. de r. r. 11, 2, 92. In den langen Nächten des Decembers hat der Landmann für Geſchäfte zu ſorgen, die ſich bei Licht ausführen laſſen. Dahin gehört das Ausputzen der Weiden— ruthen, welche zum Binden der Weinſtöcke gebraucht werden ſollen. Man nimmt ſolche, die am Tage zuvor abgeſchnitten ſind. Iſt deren Zähigkeit nicht genügend, ſo legt man ſie, wenn ſie ausgeputzt ſind, 15 Tage lang in Miſt, wodurch ſie zähe werden; und ſind ſie ſchon vor langer Zeit abgeſchnitten und ausgetrocknet, jo erweicht man fie . im Waſſer eines Teiches. Diosc. de m. m. 1, 135. Die Weide [irda] iſt allgemein bekannt, hat in der Frucht, dem Blatt, der Rinde, dem Safte zu— ſammenziehende Kräfte, die zu Heilzwecken dienen. Plin. 16, 37, 67 u. 68. Cato empfiehlt die Anpflanzung der Weiden [salix], und nennt fie die nützlichſten aller Waſſer⸗ gewächſe. — Uebrigens gibt es verſchiedne Arten von Weiden; die einen liefern Stangen für Weinberge und durch ihre Rinde Stoff zum Binden; andre geben Ruthen, welche durch ihre Biegſamkeit und Zähigkeit zum Binden tauglich ſind; andre liefern zarte Ruthen zu feinem Flechtwerk, und wieder andre ſtarke Ruthen zu Körben und andrem Gebrauche in der Landwirthſchaft. Werden die Weiden— ruthen durch Schälen weiß und werden ſie fein behandelt, ſo geben ſie Körbe, die nachgiebiger ſind, als wenn ſie aus Leder gemacht wären, liefern auch die beſten Lehnſtühle. Geköpfte [cäduus] Wei- den treiben neue Aeſte, und dieſe wachſen ſogar aus den Köpfen [brevis pugnus] deſto dichter. Jedenfalls iſt die Weide ein Baum, XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Kätzchen⸗Pfl. (Weide, Pappel). 439 deſſen Anpflanzung bei geringen Koſten einen ſicheren, auch von jeder Witterung unabhängigen Ertrag gibt. Plin. 16, 37, 69. Cato hält die Weidenzucht für einen der wichtigſten Theile der Landwirthſchaft. Außer ihr dienen zum Binden das Binſen-Pfriemenkraut [genista] 580), die Pa p⸗ pel, Ulme, der Hartriegel [sanguineus frutex] 93), die Birke [betulla], geſpaltenes Rohr larundo], Rohrblätter, Weinreben, Brombeerranken [rubi], gedrehte Haſeln [corylus]. Ueber⸗ haupt iſt es merkwürdig, daß manches Holz erſt durch Drehen zum Binden tauglich wird, was jedoch ganz vorzüglich von der Weide gilt. 22) Pappel, Gattung Populus, Linné. — Es kommen folgende Arten in Betracht: %) Die Zitterpappel, P. tremula, Linné, in Griechen— land ſehr ſelten, im nördlichen Italien hier und da, und heißt daſelbſt tremola, tremula, tremolo, populo libico, populo mon- tano, albarella. 5) Schwarzpappel, P. nigra, Linné, in Griechenland wild und zaßdzı genannt, in Italien ebenfalls wild und albaro, pioppa, pioppo nero genannt. | y) Silberpappel, P. alba, Linné (Weißpappel, P. cane- scens), in Griechenland häufig wild, jetzt Aedar und Jeurd ge- nannt, in Italien ebenfalls wild und gattero, gattice, pioppo bianco genannt. — Die P. gräca, Aiton, betrachtet Fraas als Abart. Homerus. (Der Baum, welchen Homer unter dem Namen alyeigog ſiebenmal in der Odyſſee und einmal in der Jliade nennt, iſt jedenfalls die Schwarzpappel; im Lande der Phäaken ſtand um eine Quelle ein aus ihr gebildeter, der Minerva geheiligter Hain, Od. 6, 291. — Die ayeowis, welche in der Iliade 13, 389 und 16, 482 genannt wird, iſt ohne Zweifel die Silberpappel, und ein Scholiaſt erklärt, der Name Acherols komme daher, daß Herkules den Baum aus dem Acheron (ayEowr, der Unterwelt) in die Ober— welt gebracht habe. (Sprengel, Geſchichte der Botanik, S. 40.) »56) Spartium junceum, Linné (Genista juncea, Lam.). 7) Cornus sanguinea, Linne. * 440 Botanik der alten Griechen und Römer. Theophr., H. pl. 3, 14, 2. Die Silberpappel eue und die Schwarzpappel [aiyegos] wachſen beide gerade in die Höh, doch wird die Schwarzpappel viel höher und iſt glatter. Die Blätter ſind an Geſtalt ziemlich gleich, auch haben beide ein weißes Holz. Beide ſcheinen weder Frucht noch Blüthe zu haben 958), Virgil., Eclog. 7, 61. Die Pappel [populus] iſt dem Herkules angenehm, der Weinſtock dem Bacchus. Diosc. de m. m. 1, 109. Von der Silberpappel [ev co Ödvögov] werden Rinde, Blätter und Knoſpen zu Heil— zwecken verwendet; auch ſagt man, es wüchſen auf gedüngten Beeten eßbare Schwämme [uvzrg], wenn man klein gehackte Rinde von Silber- und Schwarzpappeln aufſtreue. Diosc. de m. m. 1, 110. Auch die Schwarzpappel [atyeroog] liefert heilſame Theile. Am Po-Fluſſe ſoll fie Tropfen fallen laſſen, welche hart werden und den Bernſte in [7Asxroov] geben, welcher auch Chryſophoron [xovoogyogov] heißt; er iſt wohl- riechend, wenn er gerieben wird, und hat die Farbe des Goldes 959). Plin. 16, 22, 35. Es gibt 3 Arten von Pappeln, die weiße, ſchwarze und die ſogenannte libyſche, welche die kleinſten und dunkelſten Blätter hat, und wegen der an ihr wachſenden Schwämme [fungus] geſchätzt wird 00). Pausanias 5, 13. Im Haine Altis zu Olympia liegt das Pelopium, ein Platz, der heilig gehalten wird und vom Herkules dem Pelops gewidmet worden ſein ſoll. Das Holz, welches daſelbſt bei Opfern gebraucht wird, kauft man für einen beſtimmten Preis, und es darf nur von der Silberpappel [enn fein. 23) Wallnuß, Juglans regia, Linné. Stammt aus Perſien, wird jetzt in Eu- ropa häufig gezogen, heißt in Griechenland xupvdıs, während die Frucht mit andrem Accente zuovdın genannt wird; in Italien heißt Baum und Frucht noce. Varro de r. r. 1, 16, 6. Neben einem Eichenwald [querquetum] gedeiht der Olivenbaum ſchlecht; neben Kohl 95) Theophraſt ſah alſo die ſogenannten Kätzchen nicht für Blüthen an. 959) Der Bernſtein ſtammt von Nadelbäumen der Vorwelt. 60) Die libyſche iſt wohl die Zitterpappel. XXXVIII. Kl. Lappenfeim- Pflanzen, Fam. Kätzchen-Pflanzen (Wallnuß). 441 [olus] der Weinſtock, der ſich ſogar von jenem abwärts neigt; auch die Wallnußbäume [juglans] machen rings um ſich her das Erdreich unfruchtbar. Varro de r. r. 1, 67. Hat man Wallnüſſe [nux ju- glans], Datteln [palmula] und ſabiner Feigen [ficus] einge- macht, ſo ſchmecken ſie deſto beſſer, je eher man ſie verzehrt; denn die Dattel wird durch das Alter blaß, die Feige morſch, die Wall— nuß trocken. Varro de lingua latina 4, 21. Dieſe herrliche, große Frucht heißt glans, weil fie in ihrer grünen Schale einer Eichel [glans] ähnlich ſieht; juglans heißt ſie ab Jove et glande. Sie heißt auch nux, weil fie den Körper ſchwarz färbt, wie die Nacht [nox] die Luft. Cicero, Tuscul. quäst. 5, 20, 58. Der ſyrakuſaniſche Tyrann Dionyſius war ſo mißtrauiſch, daß er ſich vor dem Raſir— meſſer fürchtete, und ſich den Bart von ſeinen Töchtern mit glühen— den Wallnußſchalen [juglandium putamen] wegbrennen ließ. Diosc. de m. m. 1, 178. Die Wallnüſſe [xdovor Pa- orızov], welche auch mitunter perſiſche Nüſſe genannt werden, find ſchwer zu verdauen, ſchaden dem Magen, erzeugen Galle, machen Kopfweh, ſind namentlich bei Huſten zu vermeiden. Dagegen iſt ihr Genuß Nüchternen, welche Erbrechen bewirken wollen, nützlich. Mit Feigen und Raute gemiſcht, gibt man ſie als Vorbeugungsmittel gegen Gift, vertreibt mit ihnen, wenn man ſie in Menge verzehrt, die Bandwürmer, benutzt ſie noch ſonſt innerlich und äußerlich, ſetzt auch die verkohlten Schalen und Kerne einigen äußerlich anzuwenden— den Mitteln bei. Aus den zerſtampften Nüſſen preßt man Oel. Uebrigens bekommen friſche dem Magen weit beſſer als alte. Plin. 15, 22, 24. Die Wallnüſſe [nux juglans] haben keinen großen Werth, obgleich ihr Gebrauch bei Hochzeitfeierlichkeiten eingeführt iſt. Die Natur hat dieſe Frucht dadurch ausgezeichnet, daß fie den in einer holzigen Schale liegenden Kern noch in eine weiche Schale eingeſchloſſen hat. Daß ſie von den Königen Perſiens ſtammt, beweiſt der Umſtand, daß ſie bei den Griechen Königsnuß heißt; auch nennt man noch jetzt die beſte Sorte persicon und ba— silicon. Kopfnuß [caryon] heißt eine Sorte wahrſcheinlich deswegen, weil ſie durch ihren ſtarken Geruch Kopfweh verurſacht. Die Schale dient zum Färben der Wolle, die ganz jungen Nüſſe dienen zum 442 Botanik der alten Griechen und Römer. Braunfärben der Haare. Im Alter werden die Wallnüſſe ölig. Die Sorten unterſcheiden ſich nur nach der Schale, welche feſt oder zer— brechlich, dünn oder dick, in Fächer getheilt oder einfach iſt. Die Schale zerfällt in zwei Theile, der Kern ſelbſt iſt durch Zwiſchen— häute viertheilig. Plin. 17, 12, 18. Der Schatten der Wallnußbäume iſt von großem und ſchädlichem Einfluß, tödtet, gleich dem der Pinien, Roth⸗ und Weißtannen, alle andren Pflanzen 81), verurſacht ſogar dem Menſchen Kopfweh. Palla d. de r. r. 2, 15, 14. Die Wallnuß [nux juglans] ſäen wir Ende Januar oder im Februar. Sie liebt feuchte, kühle, ſteinige Höhen, kommt aber auch an wärmeren fort. Man zieht ſie aus den Nüſſen ſelbſt, und trocknet dieſe, wenn ſie im November gelegt werden ſollen, zuvor in der Sonne, weicht dagegen diejenigen, welche im Januar oder Februar gelegt werden, zuvor einen Tag lang in Waſſer. Unter die Nuß legt man einen Stein oder Backſtein, damit ſie keine einfache Pfahlwurzel, ſondern getheilte Wurzeln treibt. Das Bäumchen gedeiht beſſer, wenn es öfters verſetzt wird; an küh— len Stellen verſetzt man es zweijährig, an warmen dreijährig. Die Wurzeln dürfen dabei nicht beſchnitten werden; man beſtreicht ſie aber mit Rindermiſt, ſtreut auch Aſche in die Grube. Man macht die Gruben recht tief, auch weit von einander entfernt, weil ein Wall— nußbaum ſelbſt dem andren durch ſeine Traufe ſchadet. Man lockert die Erde rings um den Stamm zuweilen auf, damit dieſer im Alter nicht ſo leicht hohl wird. Iſt er aber doch hohl geworden, ſo haut man ihn von einer Seite bis zur Höhlung auf, damit Sonne und Wind eindringen und die Fäulniß hemmen können. Werden die Nüſſe zu hart oder knotig, ſo muß man einen Schnitt rings in die Rinde machen, um die ſchlechten Säfte abzuführen; Andre ſchneiden in dieſem Falle die Wurzelſpitzen weg, oder bohren ein Loch in die Wurzel und ſchlagen einen Pflock von Buchsbaumholz hinein. Will man gemeine Wallnüſſe in die tarentiniſche Sorte verwandeln, ſo ſteckt man nur den von der harten Schale befreiten fleiſchigen Kern, wickelt ihn aber zuvor zum Schutz gegen die Ameiſen in Wolle. Will man einen ſchon tragenden Baum in einen tarentiniſchen ver— — — —ꝗe 961) Unter einzelnen Wallnußbäumen wächſt, wenn ſie nicht gar zu groß und dicht ſind, gutes Gras. Dem Vieh iſt der Genuß der Blätter nachtheilig. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Käschen Pflanzen (Wallnuß). 443 wandeln, ſo begießt man ihn ein ganzes Jahr lang monatlich drei— mal mit Lauge. Die Reife der Nuß erkennt man daran, daß ſich ihre äußere Schale ablöſt, und eher darf man ſie auch nicht pflanzen. Die Aufbewahrung geſchieht entweder unter Spreu, oder Sand, oder trocknen Wallnußblättern, oder in einem Kaſten von Wallnußholz, oder zwiſchen Küchenzwiebeln, denen ſie zugleich den ſcharfen Ge— ſchmack benehmen. Man kann nach Angabe vieler Gärtner Wallnuß— reiſer im Februar auf Erdbeerbäume [arbutus] pfropfen, am beſten in den Stamm, eben fo auf Pflaumen- oder auf Wall- nußbäume. Geopon. 10, 65 u. 66. Pfropfreiſer des Wallnuß— baums [x«ovor] wachſen nicht leicht an, jedoch gelingt die Vered— lung, wenn man ſich nicht gleich abſchrecken läßt und ſorgfältig zu Werke geht. Einige Gärtner heben zwei- oder dreijährige Wallnuß— bäumchen aus, pfropfen die Wurzeln und ſetzen ſie wieder ein. — Um Nüſſe zu ziehn, denen die harte Schale fehlt, nimmt man dieſe von dem Kern einer reifen Nuß behutſam ab, wickelt ihn in Wolle oder friſche Wein⸗ oder Platanenblätter, und pflanzt ihn ſo. Auf dieſelbe Weiſe ſoll man nach Florentinus' Angabe hartſchalige Man- deln oder andre hartſchalige Samen in dünnſchalige verwandeln können, wobei man auch fleißig mit Aſche düngen muß. Nachtrag zur Wallnuß. Baſſus ſagt in des Makro— bius Saturnalien 2, 14: „Juglans bedeutet ſo viel als Jovis glans. Dieſe Benennung kommt daher, daß die Wallnüſſe beſſer als Eicheln [glans] ſchmecken; deswegen haben die Alten den Baum, der ſolche Götterſpeiſe trägt, Jovis glans 62) genannt; jetzt zieht man die zwei Wörter in juglans zuſammen.“ Cloatius Verus leitet ebenda den Namen aus dem Griechiſchen ab, und ſagt, „er ſei aus Dios balanos [Fıög Paravos] entſtanden, indem man vorn das Di weggelaſſen. Die Griechen nennen den Baum auch den Königli— chen [basilica]l.“ Makro bius ſelbſt fügt hinzu, „manche Gelehrte ſeien der Meinung, daß der Baum ſeinen Namen von Erfreuen [ju— vare] und Eichel [glans] habe“. (Forcellini, totius latinitatis lexicon, ed. Schumann, Schneeberg 1831, tom. 2, p. 601.) „Die Wallnuß wird bei den Lateinern oft nur nux genannt. Bei den Hochzeiten ſtreute man Wallnüſſe, worauf ſich z. B. die 962) Jupiters⸗Eichel. 444 Botanik der alten Griechen und Römer. Worte Virgil's beziehn: Sparge marite nuces, Ecl. 8, 30. Die Urſache dieſer Sitte gibt Servius an, indem er die Worte des Varro anführt: Es ſoll nämlich die Hochzeit unter dem Schutze des Jupiter gefeiert werden, und die Braut ſoll eine Ehefrau werden wie Juno. Denn die Wallnüſſe ſtehn unter Jupiter's Schutz und heißen eben deswegen juglans. Andre Schriftſteller, unter welchen auch Feſtus iſt, behaupten, die Wallnüſſe würden deswegen bei Hochzeiten hingeworfen, weil ſie dabei ein tripudium solistimum machen, was beim Beginn der Ehe Segen verſpricht 963). — Ser— vius erwähnt auch noch die Sage von der Karya, einer Tochter des lakoniſchen Königs Dio, welche Bacchus in einen Wallnußbaum verwandelt haben ſoll, während er deren Schweſtern in Stein um— wandelte.“ (Forcellini, ed. Schumann, tom. 3, p. 197.) d. Familie Gänſefüß⸗Pflanzen, Chenopodieen. 1) Gartenmelde, Atriplex hortense, Linné; H und onovdzıon der Neugrie— chen; atriplice, bietolone, spinacione der jetzigen Italiäner. — Wird in Griechenland und Italien, wie bei uns, hier und da als Gemüſe gebaut, ſtammt aus der Tartarei. Theophr., H. pl. 7, 1,24. 3: „„, Sm ne Gamelion 96%) wird die Gartenmelde [adeayasvs, nach andrer Schreibart auch avapasıs und avdgagyasıs, A, aroapasız, ovdoayo&vs, |. Theophr., Hist. plant., ed. Wimmer, Vratisla- vıiä 1842, p. 231] geſäet; fie geht in 8 Tagen auf; — ihre Wur- zel iſt holzig. Diosc. de m. m. 2, 145. Die Gartenmelde [aro«- ges], welche auch Chryſolachanon [yovooAdyaror )] heißt, iſt ein bekanntes Gemüſe, welches eine wilde [es! und eine zahme lznnevrög]) Art bildet 0. Sie dient gekocht zum Eſſen, hat auch einige Heilkraft. 963) Man ſehe S. 329 und 330 meiner Zoologie der alten Grie— chen und Römer. — 964) Begreift die letzte Hälſte Januars und erſte Februars. — 965) Bedeutet Gold-Gemüſe. 966) Unter der wilden Art könnte wohl Chenopodium album, Linné, ge: meint ſein, welches in Griechenland und Italien gegeſſen wird; oder es wäre die grüne Gartenmelde als wild, die rothe als zahm bezeichnet; oder unter XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Gänſefüß⸗Pfl. (Portulak⸗Melde, Mangold). 445 Plin. 20, 20, 83. Die Gartenmelde [atriplex] kommt wild [silvester] und zahm [sativus] vor. Pythagoras behauptet, ſie erzeuge Waſſerſucht, Gelb- und Bleichſucht, ſei auch ſchwer zu verdauen, auch wüchſen alle andren Pflanzen im Garten nur küm— merlich neben ihr. Dionyſius und Diokles fügen hinzu, ſie erzeuge viele Krankheiten, auch müſſe beim Kochen das Waſſer mehrmals ge— wechſelt werden; ſie ſchade dem Magen, erzeuge Sommerſproſſen und Hitzblattern 967). Beim Solon von Smyrna finde ich die wunder— bare Angabe, „die Gartenmelde gedeihe in Italien nicht“. Hippo— krates, der Neapolitaner Lykos und Andre verwenden die Pflanze zu Heilzwecken. Palla d. de r. r. 4, 3, 3. Im April ſäet man die Gar⸗ tenmelde ſatriplex] an Stellen, die man wäſſern kann; fie wird auch vom Juli bis zum Herbſte geſäet und wo möglich naß gehalten. Der Samen wird gleich nach der Ausſaat mit Erde zugedeckt, es wird von Zeit zu Zeit gejätet, das Verſetzen iſt nicht nöthig, dagegen Düngung [lätamen] und oftmaliges Abſchneiden gut, wobei fie un- aufhörlich nachwächſt. 2) Portulak⸗Melde, Atriplex portulacoides, Linné (Atr. Halimus, L.), wächſt an den Küſten Süd⸗Europa's wild, heißt in Griechenland aluvoss, in Italien alismo, porcellana marina. Dios c. de m. m. 1, 120. Die Portulak⸗ Melde [adı- nog] ift ein Strauch, der zu Zäunen dient, weißlich, dornlos; feine Blätter ſind denen des Olivenbaums ähnlich, aber breiter und wei— cher. Er wächſt an den Küſten, die Blätter werden als Gemüſe ge— kocht, die Wurzeln als Heilmittel benutzt. 3) Mangold (Bete, Salatrübe, Runkelrübe), Beta vulgaris, Linné (B. Cicla, Linné). — Wächſt, wie Fraas ſagt, jetzt in Griechenlands feuchten Meeresniederungen häufig wild und führt den Namen ayoıa αοůꝓuνj,j,õ die rothe Sorte wird unter dem Namen 40 wild wäre die in Gärten verwilderte Gartenmelde zu verſtehn, welche oft vor— kommt. — 967) Jetzt bemerkt man weder in Gärten noch an Menſchen Schaden, den dieſes Gemüſe thäte, wovon jedoch die Samen, wenn ſie genoſſen werden, eine Ausnahme machen. 446 Botanik der alten Griechen und Römer. yodkıa häufig kultivirt, die weiße der Blätter halber zu Gemüſe zuweilen, und odozovia oder pEoxovia genannt. — In Italien kommt die wilde (B. maritima, M. Bieberst.) ebenfalls an den Küſten vor; die kultivirte Pflanze heißt barba, barba bietola, bietola, und zwar mit rother Wurzel bietola rossa, die mit gelber bietola gialla, die mit weißer bietola bianca. Theophr., H. pl. 7, 2, 6. Der Mangold [revrAlor] hat eine lange, dicke, gerade Wurzel, wie der Rettig [oaporig]; ſie iſt fleiſchig, ſchmeckt ſüß und angenehm, ſo daß ſie von Einigen roh verzehrt wird. Die Rinde iſt nicht dick, wird auch nicht wie bei den Rettigen abgeſchält. Dios c. de m. m. 2, 149. Der Mangold [reörior] wird als Speiſe genoſſen und inner- und äußerlich zu Heilzwecken verwendet. Sue ton. de Octav. 87. Wenn Kaiſer Auguſtus einen ſchlaffen Menſchen bezeichnen wollte, ſo verglich er ihn mit (gekochtem) 9 gold [betizare dicebatl. Galen. de alim. facult. 2, 43. Der Mangold [reνον wächſt nicht wild. Genoſſen gibt er, wie andre Gemüſe, wenig Nah- rung, bekommt auch in reichlicher Menge nicht gut. Dagegen öffnet er, mit Senf oder Eſſig gegeſſen, die verſtopfte Leber, iſt auch bei Milzkrankheiten heilſam. Athen., Deipn. 9, 11 (p. 171). Diphilus ſchreibt, der Mangold [oevritov] bringe beſſere Säfte hervor als der Kohl, gebe auch mehr Nahrung; in Waſſer gekocht und mit Senf gegeſſen, tödte er die Würmer. Palla d. de r. r. 3, 24, 10. Im Februar ſäen wir den Mangold, obgleich er auch den ganzen Sommer hindurch geſät werden kann. Er liebt ein mürbes, feuchtes, fettes Erdreich, wird verſetzt, wenn er 4 oder 5 Blätter hat, nachdem ſeine Wurzeln mit friſchem Miſt beſchmiert worden ſind. Gedeiht am beſten, wenn er öfters behackt und gedüngt wird. Geopon. 12, 15. Will man den Mangold los größer und weißer haben, ſo taucht man ſeine Wurzeln in friſchen Rindermiſt und legt ſpäterhin auf die Wurzel, nachdem man die Blät— ter auseinander gelegt, einen Stein oder Backſtein. Gekocht und mit Oel, Fiſchſülze und etwas Soda gegeſſen erweichen und reinigen ſie den Leib. Mit dem friſchen Saft tödtet man die Läuſe; mit Wachs zuſammengeſchmolzen wird er auf Geſchwülſte gelegt. XXXVI Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Amarant⸗Pfl. (Deutſcher Amarant, Celoſia). 447 4) Trauben⸗Gänſefuß, Chenopodium Botrys, Linné, iſt, nach Fraas, in Griechen— land nur in den nördlichen Gebirgen und ſelten gefunden worden; dagegen iſt er in Italien, wo er botri heißt, ziemlich häufig. Dios. de m. m. 3, 120. Der Trauben⸗Gänſefuß [ßorovs oa] ift ganz gelb, ſtrauchartig, ausgebreitet. Die Samen ſitzen rings um die Zweige; die Blätter ſind denen der Cichorie [xıyworor]) ähnlich. Die ganze Pflanze riecht angenehm und wird deswegen zwiſchen die Kleider gelegt. Sie wächſt beſonders an ſteilen Bachufern und wird mit Wein als Heilmittel benutzt. Die Kappa⸗ docier nennen fie Ambroſia [@ußoootie], Andre Artemiſia [roreuıoie). e. Familie Amarant⸗Pflanzen, Amaranteen. I) Deutſcher Amarant, Amarantus Blitum, Linné. — Wächſt in Griechenland wild, wird daſelbſt auch als Gemüſe kultivirt und Hur genannt; — in Italien häufig wild und blito oder biedone genannt. Lheophr., H. pl. 7, 1, 2 u. 7, 2, 8. Das Blitum [AArrov] wird im Sommer geſät, — und hat holzige Wurzeln. Dios c. de m. m. 2, 143. Das Blitum o] wird als Gemüſe gegeſſen, bekommt dem Leibe gut, hat gar keine arznei— liche Eigenſchaft. Plin. 20, 22, 93. Das Blitum [blitum] hat weder Wir⸗ kung, noch Geſchmack, noch Schärfe, daher dient ſein Name bei Me— nander als Schimpfwort. Dem Magen iſt es nicht zuträglich, er— zeugt leicht die Gallſucht, wird mitunter als Arznei gebraucht. Palla d. de r. r. 4, 9, 17. Der Blitus [blitus] wird im März geſät; der Boden muß umgegraben ſein, kann übrigens ſehr verſchiedne Beſchaffenheit haben. Dieſes Gemüſe wird nicht gejätet und behackt, und ſetzt ſich, wo es einmal ſteht, ſo feſt, daß man es kaum wieder vertilgen kann. 2) Celoſia (Hahnenkamm), Celosia cristata, Linné. Stammt aus Süd⸗Aſien. Plin. 21, 8, 23. Die Pracht der Farbe der Celoſia ſama- rantus] haben wir in Kleidungsſtoffen noch nicht erreichen können. Sie trägt keine einzelne Blüthe, ſondern eine Aehre, und dieſe iſt ganz geruchlos. Beſchneidet man die Pflanze, ſo wächſt ſie deſto üppiger 448 Botanik der alten Griechen und Römer. nach. Die Blüthenzeit dauert vom Auguſt bis zum Herbſt. Am ſchönſten iſt die alerandriniihe Sorte. Man ſchneidet die Blüthen— ähre ab, bewahrt ſie auf, befeuchtet ſie zur Zeit, wo alle Blumen fehlen; ſie lebt dann wieder auf und liefert Winterkränze. Der Name Amarant bedeutet unverwelklich, bezeichnet alſo die Haupteigenſchaft der Pflanze. f. Familie Knöterich⸗Pflanzen, Polygoneen. 1) Rhabarber, Gattung Rheum, Linné. Die verſchiednen Rhabarberarten ſind in Mittelaſien heimiſch. Diosc. de m. m. 3, 2. Der Rhabarber (64, auch 6710 wächſt in den Gegenden oberhalb des Bosporus, und wird von dort aus in Handel gebracht. Die Wurzel iſt auswendig ſchwarz, inwendig röthlich, geruchlos, weder hart noch ſchwer. Am liebſten hat man diejenige, welche nicht von Gewürm durchritten iſt, etwas klebrig und zuſammenziehend ſchmeckt, beim Kauen blaßgelb und gelbröthlich färbt. Man gibt ſie Denen, die kein Fieber haben, in Honigwein, den Fie— berhaften in Honigwaſſer, den Schwindſüchtigen in Sekt, den Milz— kranken in Honigeſſig. Sie hilft, eingenommen, gegen ſehr viele Uebel, wird auch in einigen Fällen äußerlich gebraucht. Plin. 27, 12, 105. Der Rhabarber [rhacoma]| kommt aus den jenſeit des Pontus gelegenen Ländern, hat eine braunrothe Wurzel, die keinen Geruch hat, erwärmend und zuſammenziehend ſchmeckt. Sie wird äußerlich und innerlich vielfach zu Heilzwecken verwendet. | Ammianus Marcellinus 22, 8, 28. In der Nähe des Fluſſes Don [Tanais] fließt die Wolga [Rha], an deren Ufern eine Wurzel wächſt, welche gegen vielerlei Krankheiten gebraucht wird. 2) Waſſerpfeffer, Polygonum Hydropiper, Linné. — Wächſt in Griechenland wild und heißt %% Hj; u; — in Italien ebenfalls wild und idropepe oder erba pepe genannt. Dios c. de m. m. 2, 190. Der Waſſerpfeffer o nentol] wächſt an ſtehendem und langſam fließendem Waſſer, hat einen geknieten, maſſiven, mit Scheiden umgebenen Stamm. Die Blätter find wie bei der Pfefferminze [jdvoowog], aber größer, XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Knöterich⸗Pfl. (Waſſerpfeffer, Ampfer). 449 zarter, weißer; ſie ſchmecken ſcharf wie Pfeffer, doch nicht gewürzhaft. Die Früchte ſtehn an kleinen Aeſten, die neben den Blättern hervor— brechen, in dichten Trauben, ſind ebenfalls von ſcharfem Geſchmack. Friſch werden die Blätter und Früchte auf Geſchwülſte und Verhär— tungen gelegt; getrocknet und gepülvert dienen ſie ſtatt Pfeffers. Die Wurzel iſt klein und nutzlos 969). 3) Ampfer, Gattung Rumex, Linné. — Fraas ſagt, daß alle in Griechen— land wachſende Arten Jann o genannt werden, und führt fol— gende an: Rumex Patientia, L.; R. crispus, L.; R. bucephale- phorus, L.; R. Acetosa, L.; R. aquaticus, L.; R. scutatus, L.; R. maritimus, L. — In Italien iſt der allgemeine Name für die Rumex⸗Arten romice; Pollini führt in feiner Flora vero- nensis, Veronä 1822, folgende als in Nord-Italien heimiſch an: Rumex Patientia, L., italiäniſch romice domestica, lapazio, pazienza genannt; R. crispus, L.; R. Nemolapathum, L. fil.; R. acutus, L.; R. obtusifolius, L.; R. pulcher, L.; R. aqua- ticus, L., in den italiäniſchen Apotheken erba britannica genannt; R. scutatus, L., italiäniſch acetosa romana o tonda genannt; R. alpinus, L., italiäniſch rabarbaro alpino o bastardo o sel- vatico genannt; R. tuberosus, L.; R. multifidus, L.; R. Ace- tosella, L., italiäniſch acetosa minore, acetosella, ossalide mi- nore genannt; R. Acetosa, L., italiäniſch acetosa, acetina, ossa- lida; R. arifolius, Allion.; R. maritimus, L.; R. bucephale- phorus, L.; R. digynus, L. Theophr., H. pl. 7, 2, 7. Der Ampfer MMdzaFor] hat eine einzige Hauptwurzel und nur zarte Nebenwurzeln. Jene geht bis 12 Fuß tief in den Boden. Beim wilden Ampfer iſt ſie jedoch kürzer. Der zahme hat viele Stämme und Aeſte, und gleicht, wenn er ausgewachſen, dem ganzen Anſehn nach dem Mangold [revr . Der zahme Ampfer dauert länger als der wilde, und, faſt länger als alle andre Gemüſepflanzen, auf unbeſtimmte Zeit. Die Wurzel iſt fleiſchig, ſaftig, und lebt noch 1 fort, wenn ſie aus der Erde genommen iſt. »68) Was Plin. 27, 12, 91 vom polygonon ſagt, bezieht ſich auf ver— ſchiedne Arten der linné'ſchen Gattung Polygonum. 29 450 Botanik der alten Griechen und Römer. Diosc. de m. m. 2, 140. Eine der Ampferarten [Ad nav] nennt man Spitzampfer [öSvAanasor]; fie wächſt in Sümpfen, iſt oben hart und ziemlich ſpitzig. Eine andre Art iſt der Gartenampfer [x7zevror], und jenem nicht ähnlich. Die dritte Art ift wild [es], klein, dem Weger ich [agvoyAwooor] 969) ähnlich, weich, niedrig. Es gibt auch eine vierte Art, die von Manchen Oxalis, Anaxyris oder Lapathon genannt wird; ihr Stamm iſt nicht groß, die Frucht iſt ziemlich ſpitzig, roth, von ſcharfem Geſchmack, ſteht an den Spitzen. Alle Arten erweichen, als Gemüſe gekocht, den Leib. Alle Theile werden auch innerlich und äußerlich als Arz— nei gebraucht; auch fühlt Derjenige, welcher Ampfer genoſſen hat, keinen Skorpionsſtich. Plin. 20, 21, 85. Vom Ampfer [lapathon] heißt eine Art Oxalis, bei den Römern auch Rumex [rumex] und Roßampfer [lapathon cantherinum]; eine andre Art heißt Oxylapathon, eine am Waſſer wachſende Hydrolapathon; eine größere Hippolapathon. Man gebraucht alle Theile der Ampferarten als Arznei, namentlich gegen Kropf, Magenleiden, Hautausſchläge. g. Familie Lorbeer⸗Pflanzen, Laureen. 1) Edler Lorbeer, Laurus nobilis, Linné; dag der Neug riechen; alloro und lauro der jetzigen Jtaliäner. — In Griechenland wächſt er auf Hügeln und in ſchattigen Schluchten wild, bildet namentlich im phthiotiſchen Theſſalien ganze Haine. — In Italien iſt er ebenfalls, und zwar auch in hügelreichen Gegenden, häufig, wird auch in Gär— ten gezogen, um Blätter und Früchte als Gewürz zur Hand zu haben. Homer., Od. 9, 183. Die Wohnung des Cyklopen auf Sicilien war von Lorbeer loc] beſchattet 570). Hesio d., Theogon. 30. Die Muſen, Töchter des großen Zeus, haben mir, dem Heſiodus, ein prachtvolles Scepter, einen friſchen Lorbeeraſt [dayvns 209 dog i, gegeben. 969) Plantago, Linné. — 970) Homer nennt den Lorbeer in der Odyſſee weiter nicht, in der Iliade gar nicht; dagegen einigemal in den Hymnen: ad Apoll. v. 396; ad Mercur. v. 149; ad Bacchum v. 9. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lorbeer Pfl. (Edler Lorbeer). 451 Cato de r. r. 8, 2. In bei großen Städten gelegenen Gär— ten zieht man delphiſchen, eypriſchen und wilden Lorbeer [laurusl. Ovid., Metamorph. 1, v. 352 seqq. Daphne, Tochter des Peneus, vom Apollo geliebt, ward in einen Lorbeer baum [laurus] verwandelt. Da ſprach Apollo: „Meine Gattin kannſt du nicht ſein, aber mein Baum ſollſt du wenigſtens ſein. Immergrün ſei dein Laub; an dir hänge meine Cither, mein Köcher; du ſollſt die Triumphe der Römer, du ſollſt die Thore der römiſchen Kaifer- paläſte ſchmücken.“ Diosc. de m. m. 1, 49. Das Lorbeeröl [dagyvıwor Aouov] wird aus reifen Lorbeerfrüchten gewonnen, die man in Waſſer kocht. Das gute muß friſch, grün, ſehr bitter und ſcharf ſein. Es wird äußerlich zur Erweichung und gegen Mattigkeit eingerieben; innerlich genommen erregt es Uebelkeit. Diosc. de m. m. 1, 106. Es gibt eine Lorbeerſorte mit ſchmalem Blatte, eine andre mit breitem. Beide werden zu arz— neilichen Zwecken verwendet. Plin. 15, 7, 7. Aus den Früchten und Blättern des Lor⸗ beers preßt man, mit Zuſatz von halbreifen Oliven, auch wohl mit Zuſatz von Wohlgerüchen, ein Oel. Am beſten eignet ſich hierzu die breitblättrige, wilde Sorte mit ſchwarzen Beeren. Plin. 15, 30, 39 u. 40. Der Lorbeer dient vorzugsweis bei Triumphen, wird aber auch vor die Thüren der Kaiſer und Prie- ſter, ſowie an die Eingangsthür und in den Hof andrer Leute ge— pflanzt. Cato nennt zwei Lorbeerſorten, die delphiſche und cypriſche; Pompejus Lenäus nennt noch eine dritte, welche Muſtax heißen ſoll, weil ſie unter die Moſtkuchen gelegt wird. Der Muſtax habe die größten, ſchlaffſten und hellſten Blätter; der delphiſche ſei grüner und habe ſehr große, röthlich-grüne Beeren. Aus dieſer Sorte wür— den die Kränze für die delphiſchen Sieger und die römiſchen Trium— phatoren geflochten. Die cypriſche Sorte habe ein dunkleres, an den Rändern gezähneltes und krauſes Blatt. Der Lorbeer iſt ein Friedenszeichen, ſo daß man ihn vor ſich hält, wenn man von bewaffneten Feinden Waffenſtillſtand fordert. Namentlich wird er bei den Römern als Sinnbild der Freude und des Sieges an Briefen und Lanzen befeſtigt, ſchmückt auch die Ru— thenbündel der Feldherrn. So oft ein neuer Sieg errungen, wird er von jenen Bündeln abgenommen und auf dem Schooße Jupiter's ö 29 * 452 Botanik der alten Griechen und Römer. niedergelegt. Dieſe Sitte iſt nicht darauf gegründet, daß der Lor— beer immergrün und daß er ein Friedenszeichen iſt, denn hierin hat der Olivenbaum den Vorzug; der Grund liegt vielmehr darin, daß der Lorbeer am herrlichſten auf dem Parnaſſus gedeiht, und deswegen der Liebling Apollo's iſt. Nach Delphi ſchickten ſchon, wie Lucius Brutus beweiſt, die römiſchen Könige Geſchenke und baten dort um Orakel. Auch hat Brutus dort die Freiheit Rom's begründet, indem er, dem Ausſpruche des Gottes gemäß, den lorbeertragenden Boden küßte. Auch muß der Lorbeer dem Jupiter deswegen heilig ſein, weil er unter den von Menſchenhand gepflanzten und in die Häuſer aufgenommenen der einzige iſt, welcher nie vom Blitze getroffen wird. — Mir iſt es jedenfalls wahrſcheinlicher, daß er aus den benannten Gründen bei Triumphen getragen wird, als weil er, wie Maſſurius meint, als Räucherwerk zur Sühne für die Tödtung der Feinde die— nen kann. Es gilt ſogar für Frevel, den Lorbeer- und Oliven— baum für weltliche Zwecke zu mißbrauchen; ja ſie dürfen nicht ein— mal zur Verſöhnuung der Götter auf Altären verbrannt werden. Der Lorbeer gibt auch ſeinen Widerwillen gegen das Feuer durch Kniſtern laut zu erkennen? 7). Kaiſer Tiberius fol aus Furcht vor Blitzen immer bei Gewittern einen Lorbeerkranz getragen haben. Auch in der Geſchichte des Kaiſers Auguſtus ſpielt der Lorbeer eine merkwür— dige Rolle. Als Livia Druſilla, welche ſpäterhin als Kaiſerin Au— guſta hieß, ſeine Braut war, ließ ihr ein Adler aus hoher Luft eine ſchneeweiße Henne in den Schooß fallen; und als ſie nun das ihr auf ſo wunderbare Weiſe zugeſchickte Thierchen näher betrachtete, fand ſie mit Staunen, daß es einen mit Beeren beladenen Lorbeerzweig im Schnabel trug. Die Wahrſager verordneten, daß der Vogel ſammt ſeiner Nachkommenſchaft aufbewahrt werden, der Zweig aber gepflanzt und ſorgfältig gepflegt werden ſollte. Die eben erwähnte Thatſache ereignete ſich bei der kaiſerlichen, an der Tiber gelegenen Villa, beim neunten Meilenſteine der Flaminiſchen Straße, welcher noch jetzt der Hühnerſtein heißt; und jener Zweig iſt wunderbar ſchnell zu einem Walde herangewachſen. Von demſelben Lorbeer trug ſpäterhin Kaiſer Auguſtus jedesmal bei Triumphen einen Zweig in der Hand und einen Kranz auf dem Haupt. Dieſe Sitte befolgten auch die ſpäteren 971) Lorbeerblätter brennen ſelbſt ganz friſch mit heftiger Flamme und lautem Gekniſter. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lorbeer Pl, (Edler Lorbeer). 453 Kaiſer; auch ward jedesmal der Zweig, welchen der Kaiſer in der Hand gehalten, angepflanzt, und aus ihm ein Wäldchen gezogen, deſſen Namen an die Thatſache erinnert. Der Lorbeer iſt wohl der einzige Baum, von deſſen Namen ein römiſcher Männername entlehnt wird 972), desgleichen der einzige, deſſen Blatt eine beſondere Benennung hat; es heißt laurea. Vom Lorbeer hat auch ein Platz in Rom auf dem Aventinus, wo früher ein Lorbeerwald geſtanden, den Namen Loretum. Auch bei Ent— jühnungen wird der Lorbeer angewandt. Uebrigens muß ich noch beſonders bemerken, daß er fi) durch Stecklinge vermehren läßt [ramo seri], weil Demokritus und Theophraſtus Dies bezweifelt haben 975). Plin. 23, 8, 80. Die Theile des Lorbeers dienen in vie— len Fällen als Arznei; namentlich dient das Oel zu Wachsſalben, zur Beſeitigung der Erkältungen, Erweichung der Sehnen u. ſ. w. Suetonius de Galba 1. Man hatte bemerkt, daß jedes- mal, wenn ein Kaiſer ſtarb, auch der Lorbeerbaum abſtarb, wel— cher aus dem Lorbeerzweige, mit welchem der Kaiſer triumphirt hatte, gewachſen war. Im letzten Jahre des Nero erſtarb aber der ganze Lorbeerwald ſammt den Wurzeln, auch kamen alle dort lebenden Hüh— ner um; gleich darauf wurde der Kaiſerpalaſt vom Blitze getroffen, allen Bildſäulen fielen zugleich die Köpfe ab, und aus der Hand des Auguſtus fiel das Scepter. Aus alle Dem zog man den Schluß, daß der Stamm der Cäſaren ſeinem Erlöſchen nahe wäre. Dem Nero folgte als Kaiſer Galba, der in keiner Hinſicht mit jenem ver— wandt war. 8 1 Festus. Die Soldaten folgten lorbeerbekränzt [lau- reatus] dem Wagen des triumphirenden Feldherrn, um gleichſam von Mord und Todtſchlag gereinigt in die Stadt Rom zu ziehn. Man hatte die Gewohnheit, bei allen Gelegenheiten, wo ein Räuchern nöthig ſchien, den Lorbeer zu dieſem Zwecke zu verwenden, und wollte viel— leicht damit bewirken, daß der Staat immer grünen und blühen möchte, wie der Lorbeer immer grünt. Servius ad Virgil. Ecl. 8. Die Urſache, warum ſich Triumphirende mit Lorbeer ſchmücken, liegt darin, daß der Lorbeer 72) 31, 2, 3 ſpricht Plinius von einem ſchönen Gedichte, welches der Frei— gelaſſene Cicero's, Laurea Tullius mit Namen, gemacht. 73) Bezieht ſich auf Theophr., H. pl. 2, 1, 3. 454 Botanik der alten Griechen und Römer. bei den Alten vom Ruhme [laus] feinen Namen hatte und lau- dus hieß. art, > Servius ad Virg. Aen. 1, 398. Der Blitz ſoll keinen Adler und keinen Lorbeer treffen; deswegen wird der Adler für den Vogel Jupiter's gehalten, und deswegen bekränzt man das Haupt des Jupiter mit Lorbeer. Palla d. de r. r. 2, 19. Aus den Früchten des Lorbeer⸗ baums macht man folgendermaßen Oel: Man läßt eine große Maſſe ganz reifer, voller Beeren in heißem Waſſer recht lange kochen, und bringt dann das ſich an der Oberfläche ſammelnde Oel allmälig in ein dazu beſtimmtes Gefäß. Palla d. de r. r. 23, 2. Im Februar legt man die Früchte der Myrten und Lorbeerbäume in die Saatbeete. Geopon. 11, 1. Immergrün find folgende Bäume: Palme, Orange, Arve [orooßaog], Lorbeer, Olive, Cypreſſe, Johannisbrod [zesordo], Pinie, Kermes eiche [zowog], Buchsbaum, Myrte, Ceder, Weide [ira]? und Wach⸗ holder [aoxevFog]. Geopon. 11,2. Daphne war die ſchöne Tochter des Fluß— gottes Ladon; Apollo war im fie verliebt; aber die Mutter Erde ver wandelte ſie in einen Lorbeerbaum, welchem Apollo nun den Namen Daphne gab, und von deſſen Zweigen er fi) einen Kranz flocht. Seit jener Zeit iſt der Lorbeer das Zeichen des Prophetenthums. Die Alten glaubten auch deswegen, der Lorbeerbaum ſei dem Apollo heilig, weil die Pflanze voller Feuer und Apollo der Gott des Feuers iſt, denn er iſt der Sonnengott. Uebrigens zündet man Lorbeerzweige an, wenn man prophezeien will, und glaubt dadurch prophetiſche Ge— danken zu wecken. Man ſagt auch, der Lorbeer mache die Menſchen geſund; daher gab das Volk am erſten Januar den Behörden Lor— beerblätter und Feigen. Wo ein Lorbeer iſt, da bleibt jedenfalls Epilepſie und Blitzſchlag fern, und kein Teufel wagt da ſeine Teufe⸗ leien zu treiben. — Es gibt auch einen Palaſt, der Daphne heißt; er ſteht an der Stelle, wo Latinus, Sohn der Circe, Schwiegervater des Aeneas, als er die Burg bauete, einen Lorbeerbaum fand. Geopon. 11, 3. Quintilius ſagt, Lorbeer werde auf 974) Der Name der Weide iſt wohl durch den Fehler eines Abſchreibers in das Verzeichniß gekommen. XXXVIIL Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Lorbeer Pfl. (Lorbeer, Zimmtbaum). 455 Lorbeer gepfropft, ferner auf Spierlingsbäume [odor] 975) und Eſchen. Diophanes ſagt, der Same des Lorbeers werde um den erſten December geſammelt. Man ſäet ihn nach Mitte März; man verſetzt die Bäumchen im Oktober. Die Römer nennen den Lorbeer einen edlen Baum. Man benutzt ihn auch zu Weinpfählen. 2) Zimmtbaum, Laurus Cinnamomum, Linné (Cinnamomum ceilanicum; Per— sea Cinnamomum). Auf Ceilon heimiſch, von wo die Rinde der Zweige in Handel kommt. — Heißt jetzt in Griechenland xu- „Ma, in Italien canella und cinnamomo. Die alten Naturforſcher hatten über den Zimmtbaum keine zu— verläſſigen Nachrichten, und wenn ſie vom Zimmt ſprechen, ſo mag namentlich oft auch die Zimmt-Kaſſie mit gemeint ſein. Herodot. 3, 111. Die Araber ſind nicht im Stande an— zugeben, in welchem Lande der Zim mt [zwrvauwuor] wächſt; doch muthmaßen Einige, er wachſe in den Ländern, in welchen Diony— ſos 976) erzogen worden. Große Vögel brächten die Späne herbei, welche die Phönicier Cinnamomum nennen, welchen Namen wir von ihnen entlehnt haben. Die Vögel trügen den Zimmt in ihre an un— zugängliche Felſen gebauten Neſter. Um ihn nun von da zu bekom— men, legten die Araber große Stücke Fleiſch von krepirten Rindern, Eſeln u. ſ. w. unter die Felſen und verſteckten ſich dann. Die Vögel trügen die Fleiſchſtücke in ihre Neſter, und überlüden ſie damit ſo ſehr, daß ſie herunterſtürzten, worauf der Zimmt geſammelt und nach den andren Ländern hin verhandelt würde. Aristot., Hist. an. 9, 14, 2. Das Zimmtvögelchen r zıwrauouor ogveov| ſoll in den Gegenden, wo es heimiſch iſt, Zim mt [wraumuor] zuſammentragen und fein Neſt daraus auf den Zweigen hoher Bäume baun. Die Bewohner des Landes ſollen es von da mit Pfeilen, deren Kuppe von Blei iſt, herabſchießen, und ſo den Zimmt gewinnen. Theophr., H. pl. 9, 5. Ueber Zimmt [xwvauwuor] und Kaſſia [race] e:) berichtet man Folgendes: Beide ſollen Sträuche [9auvog] von unbedeutender Größe, dabei der Müllen [4% og] 78 »75) Sorbus domestica, Linné. — 976) Bacchus. 77) Laurus Cassia, Linné. — 978) Vitex Agnus castus, Linné. 456 Botanik der alten Griechen und Römer. ähnlich ſein, und viele holzige Zweige haben. Wenn man den ganzen Zimmtbaum fällt, ſo ſoll man ihn in fünf Theile theilen. Was den jungen Trieben zunächſt ſteht, ſoll das Beſte ſein, und man ſchneidet davon eine Spanne lang oder wenig länger. Was folgt, gibt die zweite Sorte und wird kürzer geſchnitten; dann folgt die dritte und vierte. Die letzte Sorte iſt der Wurzel am nächſten und die ſchlech— teſte, denn da iſt wenig Rinde; überhaupt wird nur die letztere ge— braucht, nicht das Holz; deswegen ſind eben die Zweige am beſten, denn ſie haben die meiſte Rinde. Andre behaupten ebenfalls, es ſeien Sträuche [Yuuvwdng wer u Erı νντνꝓον Yovyarodns], aber es gebe eine weiße und ſchwarze Sorte. Es geht auch die Sage, daß ſie in Schluchten wachſen, worin viele Schlangen leben, deren Biß tödtlich iſt. In dieſe Schluch— ten gehe man zum Sammeln des Zimmtes mit geſchützten Händen und Füßen. Das Gewonnene theile man in drei Theile, beſtimme den einen für den Sonnengott, und entſcheide durch das Loos, wel— chen er bekommen ſolle. Gehen die Leute fort, ſo ſoll der dem Son— nengott zu Theil gewordne Zimmt ſogleich verbrennen; Das iſt aber natürlich nur Fabel. 5 Von der Kaſſia ſagt man, ſie habe dickere Ruthen, deren Rinde man nicht abſchälen könne. Deswegen verfahre man, da man auch von ihr nur die Rinde will, folgendermaßen: Man ſchneide die Ruthen in Stücke, welche 2 Finger lang oder etwas länger; dieſe nähe man in friſch abgezogene Haut; es erzeugten ſich dann aus der Fäulniß der Haut und des Holzes Würmer, die das Holz weg— fräßen, die Rinde aber, wegen ihres ſcharfen Geruchs und ihrer Bit— terkeit, nicht anrührten. Dio d. Sic. 2, 49. In Arabien wachſen Koſtwurz, Kaſ— ſia, Zimmt und andre Herrlichkeiten in ſolcher Maſſe, daß man dort Dinge, die man bei uns nur ſparſam auf die Altäre der Götter legt, zum Heizen der Oefen verwendet, und daß Dinge, die man anderwärts nur in kleinen Proben ſieht, dort als Streu für die Leute gebraucht werden. Namentlich wächſt in Arabien der ſogenannte Zimmt, ein ausgezeichnet nützlicher Stoff, nebſt Gummi und wohl— riechendem Terpenthin, in unermeßlichem Ueberfluß. Strabo 16, 4. Im arabiſchen Gewürzland fol Weihrauch und Myrrhe von Bäumen, Kaſſia aber von Sträuchen kommen, die meiſte Kaſſia jedoch, wie Manche behaupten, aus Indien. Es XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lorbeer⸗Pfl. (Zimmtbaum). 457 wächſt in dieſem Gewürzland auch Zimmt und Narde?’%); den meiſten Wein gewinnt man dort von Palmen. Strabo 17, 1, 5 (p. 487 ed. Tzschucke). Daß der Nil zu der Zeit ſchwelle, wo das oberhalb Aegyptens liegende Negerland von Platzregen überſchwemmt wird, hat man von Leuten erfahren, welche in dem Arabiſchen Buſen bis zum Zimmtlande [zuwvaum- «opooos] geſchifft find, oder von ſolchen, die von den Ptolemäern auf Elephantenjagd ausgeſchickt worden. Diosc. de m. m. 1, 13. Vom Zim mt [kwrdumuorv] gibt es verſchiedene Sorten, welche man je nach ihrer Heimath mit Namen unterſcheidet. Am beſten iſt das ſogenannte Moſylon [uoovior], welches Aehnlichkeit mit der Kaſſia [zuooie] hat, welche man Mo— ſylitis nennt. Am liebſten hat man das Moſpylon friſch, dunkelfar— big, aus dem Weinfarbigen in's Aſchgraues ziehend, die Stäbchen dünn, glatt, mit vielen Zweignarben, ſehr wohlriechend; der eigen— thümliche Wohlgeruch iſt die Hauptſache; denn man findet auch neben der beſten Sorte Stücke, welche wie Raute [mmyarilerv] oder wie Kardamome [xueddıumıor] riechen. Die beſte Sorte muß ferner ſcharf und faſt beißend, faſt ſalzig und erhitzend ſchmecken, gerieben nicht leicht in faſrige Stücke zerfallen, beim Zerbrechen eine flaumige Bruchfläche zeigen. Der Zimmt iſt als Arznei, als Parfüm für Salben, und ſonſt zu gar mancherlei Zwecken tauglich. Plin. 12, 18, 41 u. 42. Zimmt ſeinnamomum] und Kaſſia [easia] trägt Arabien nicht. — Uebrigens haben die alten Schriftſteller und namentlich Herodot über den Zimmt allerlei Fabeln; ſo z. B. daß der Zimmt in der Heimath des Bacchus von unzu— gänglichen Felſen und Bäumen aus dem Neſte des Vogels Phönix theils durch das Gewicht hinein getragenen Fleiſches herabgeſtürzt, theils mit Pfeilen herabgeſchoſſen werde; ferner müſſe man an den dortigen Sümpfen, um die Kaſſia zu gewinnen, gegen die Krallen gräßlicher Fledermäuſe und gegen geflügelte Schlangen kämpfen; Das ſind aber lauter Erdichtungen, durch welche man den Preis der Waare zu ſteigern geſucht hat. Es ſchließt ſich an die genannte Sage noch eine zweite, daß nämlich durch die Hitze der ſüdlichen Sonne auf der ganzen Halbinſel ein unbeſchreiblicher Wohlgeruch erzeugt werde, in welchem ſich die Würz- und Balſamdüfte ſo vieler Pflanzen ver— »7») Valeriana Jatamansi, Roxb. 458 Botanik der alten Griechen und Römer. einten, daß z. B. die Flotte Alexander's des Großen auf hohem Meere die Nähe Arabien's zuerſt durch den Geruch entdeckt habe. Lauter Fabel! Denn der Zimmt [cinnamomum idemque einna- mum! wächſt im Lande derjenigen Neger, welche mit den Troglodyten verſchwägert ſind. Die Troglodyten kaufen den Zimmt von ihren Nachbarn, und verhandeln ihn weithin über das Meer auf Flößen, welche weder durch Steuerruder gelenkt, noch durch Ruder oder Segel in Bewegung geſetzt, ja nicht einmal durch den Verſtand der Men- ſchen regiert werden, ſondern nur auf gut Glück drauf los fahren 980). Sie gehen übrigens Mitte Winters in See, wo vorzüglich Südoſt— winde wehen. Dieſe treiben fie geradeswegs durch die Meerbufen hin, und nach der Fahrt um das Vorgebirge führt ſie der Weſtſüd— weft in den Hafen der Gebaniter, welcher Ocilia heißt 58). So kau⸗ fen denn die Gebaniter-vorzugsweis den Zimmt auf, und fagen, die Zimmtverkäufer kämen in 5 Jahren kaum Einmal, und viele von ihnen verunglückten. Für den Zimmt tauſchen die Troglodyten gläſerne oder eherne Waaren, Kleider, Spangen und Geſchmeide ein. Der Zimmtſtrauch wird höchſtens 2 Ellen, mindeſtens aber eine Hand hoch, und ſieht wie vertrocknet aus. So lange er grün iſt, hat er keinen Wohlgeruch; er hat Blätter wie Doſten [origa- num], ſteht gern trocken, wächſt bei ſtarkem Regen ſchlecht, verträgt den Schnitt gut. Er wächſt in Ebnen, aber zwiſchen dichtem Dorn— gebüſch, ſo daß man ihm ſchwer ankommt. Die Ernte wird nur vorgenommen, wenn es ein Gott erlaubt, welchen die Eingebornen Aſſabinus nennen, Manche aber für den Jupiter halten. Die Er— laubniß zur Ernte gibt der Gott nur gegen ein Opfer von 44 Rin- dern, Ziegen und Widdern. Vor Aufgang der Sonne und nach deren Untergang darf nicht geſchnitten werden. Der Prieſter theilt die Zweige mit einer Lanze, ſondert den Antheil des Gottes aus; das Uebrige verpackt der Kaufmann. Nach andren Angaben bekommt der bewußte Gott ein Drittel, ein andres die Sonne, ein drittes der Kaufmann. Ueber die drei Theile ſoll zweimal gelooſt werden; der Antheil der Sonne ſoll von ſelbſt in Flammen aufgehn. Am höchſten im Preiſe ſtehn die Zweigenden, welche in Stücke von Handlänge geſchnitten ſind; für geringer gelten die hinter jenen ſtehenden, kürzer — — — I \ 980) 2 — 981) Ocilia (oder Ocelis) war eine Handelsſtadt an der Süd— weſtſpitze Arabien's, etwas nördlich vom Eingang in den Arabiſchen Meerbuſen. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Lorbeer⸗Pfl. (Zimmtbaum, Kaſſiabaum). 459 geſchnittenen Stücke u. ſ. w. Am wenigſten werden die der Wurzel zunächſt ſtehenden Theile geſchätzt, denn ſie haben die wenigſte Rinde, und gerade in der Rinde liegt der Werth. Das Holz des Zimmt— ſtrauchs wird verachtet, weil es ſcharf und nach Doſten riecht; man nennt es kylocinnamomum und bezahlt das Pfund mit 10 Denaren. Manche geben 2 Sorten von Zimmt [ecinnamum] an, eine hellere und eine dunklere. Früher gab man der erſteren den Vorzug; jetzt gilt die dunkle und ſogar die gefleckte für beſſer. Am ſicherſten kann man den Zimmt für gut erklären, wenn er nicht rauh iſt, und wenn gegen einander geriebene Stücke ſich nur langſam zerbröckeln. Weiche oder mit loſer Oberhaut überzogene Stücke achtet man gar nicht. Den Preis des Zimmtes beſtimmt einzig der König der Ge— baniter; das Pfund galt ſonſt eintauſend Denare; jetzt iſt er um die Hälfte im Preiſe geſtiegen, weil die Barbaren, wie man erzählt, ganze Wälder abgebrannt haben; aus welchem Grunde, weiß man nicht ſicher. Es gibt auch Schriftſteller, welche behaupten, daß die Südwinde in dem Zimmtlande ſo heiß wehen, daß ſie im Sommer die Wälder verſengen. Kaiſer Veſpaſian iſt der Erſte geweſen, welcher in allen Tem— peln des Kapitols und im Friedenstempel in Gold gefaßte Zimmt— kränze aufgehängt hat. Ich habe auch eine ſehr ſchwere Wurzel des Zimmtſtrauchs im Palatiniſchen Tempel geſehn, welchen Auguſta ihrem Gemahl Auguſtus erbaut hat. Die Wurzel lag auf einer gold— nen Schale; Jahr für Jahr drangen Tropfen aus ihr hervor und ver— härteten, bis der Tempel von einer Feuersbrunſt verzehrt wurde. Arrian., Ind. 32. Im Rothen Meere 982 fand Alexander's des Großen Flotte das Vorgebirge Maceta 933), von wo der Zimmt nebſt ähnlichen Waaren nach Aſſyrien verhandelt wurde. 0 3) Kaſſiabaum (Zimmt⸗Kaſſie), Laurus Cassia, Ait. (Cinnamomum aromaticum; Persea Cassia). Iſt in China, Vorder- und Hinter-Indien, Java, Ceilon, Borneo heimiſch, gedeiht auch, was beim Zimmt nicht der Fall, in vielen heißen Gegenden, wo ſie nicht heimiſch, gut, iſt daher an viele Orte verpflanzt. 982) So heißt hier der Perſiſche Meerbuſen. »83) Jetzt Kap Muſſendom. S. Carl Ritter's Erdkunde, Th. 10, S. 39. 460 Botanik der alten Griechen und Römer. Beim Zimmt iſt ſchon genügend von der ihm ähnlichen Kaſ— ſia geſprochen. Hier möge nur noch eine Stelle aus Plinius nebſt einer aus Arrian beigefügt werden. Plin. 12, 19, 43. Die Kaſſia ſcasia] iſt ein Strauch, welcher auf Ebnen neben dem Zimmte wächſt, auf Bergen aber ſtärkere Triebe bildet. Die Schale iſt dünn, keine eigentliche Rinde, und wird um ſo höher geſchätzt, je zarter ſie iſt, was ſich beim Zimmt gerade umgekehrt verhält. Der Strauch wird 3 Ellen hoch und hat 3 verſchiedne Farben. Schlägt er aus, ſo iſt er einen Fuß hoch weiß, einen halben Fuß höher roth, weiter hinauf dunkelfarbig. Dieſer Theil wird am höchſten geſchätzt, der rothe geringer, der weiße gar nicht. Am werthvollſten iſt die friſche Kaſſia, welche einen ſanften Geruch und mehr einen brennenden, als allmälig erwärmen— den und ſanft beißenden Geſchmack hat, an Farbe purpurbraun, an Gewicht leicht iſt, und kurze, nicht zerbrechliche Röhrchen bildet. Man nennt dieſe Sorte mit einem ausländiſchen Namen Lada; eine andre heißt von ihrem balſamiſchen Geruch balsamodes; ſie iſt aber bitter, wird mehr von Aerzten gebraucht, wie die dunkelfarbige zu Salben. Keine Waare hat ſo verſchiedne Preiſe. Das Pfund beſter Kaſſia koſtet 50 Denare, geringerer nur 5. Arrian., Periplus maris Erythräi, Geographiä veteris ed. Oxon. p. 6 et 7 et 8. Kaſſia wird aus den ſüdlich vom Ausgang des Arabiſchen Meerbuſens, an der Küſte Afrika's liegenden Handelsplätzen Malao, Mundu, Moſyllon, Tabä und Opo in Han— del gebracht. Nachtrag. Ueber das Malabathron oder Malobathron, welches in den Geoponicis 6, 6 πνντννοντν uadaßdIgov genannt wird, kann man aus den von Diosc. 1, 11, von Plin. 12, 26, 59 gege— benen Beſchreibungen feinen beſtimmten Schluß ziehn. Es möge hier“ alſo die Bemerkung genügen, daß es jedenfalls eine ſüdaſiatiſche Pflanze war, von der man einen koſtbaren, wohlriechenden Stoff ge— wann, und daß Chriſtian Laſſen glaubt, unter malabathron ſeien die Blätter von Laurus Cassia, Linné, zu verſtehn. — Arrianus ſagt im Periplus maris Erythräi, p. 31 Geogra- phiä veteris ed. Oxon., daß viele Schiffe nach dem am ſüdweſt— lichen Ufer Indien's gelegenen Handelsplatz Nelecynda gehn, weil dort Pfeffer und Malabathron in Menge und beſondrer Güte zu haben ſeien. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Suntel- u. Seidel⸗Pfl. (Oſyris, Seidelbaſt). 461 h. Familie Santel⸗Pflanzen, Santaleen. 1) Santelbaum, Santalum album, Linné. Wächſt in Oſtindien. Das Holz dient zum Räuchern, in Aſien auch als Arznei. Gewiß meint Arrian in feinen Periplus maris Erythräi das Santelholz, indem er das SD oavralıvoy unter den Waa— ren nennt, welche von Barygaza aus verhandelt wurden. 2) Oſyris, Osyris alba, Linné, iſt ein in Süd-Europa heimiſcher Strauch, jetzt in Griechenland Aevgorosvior, vevgorosvAor, in Italien casia poetica, osiride, ginestrella genannt. — Wird von Dios— korides m. m. 4, 141 unter dem Namen 30 v9 beſchrieben; bei Plinius 27, 12, 88. i. Familie Seidel-Pflanzen, Daphneen. 1) Gattung Seidelbaſt, Daphne, Linné. Die griechiſchen Arten dieſer Gattung können, ſagt Fraas, in 3 Gruppen zuſammengefaßt werden: 1) D. Gnidium (jetzt zaöo« und Kd genannt), D. Laureola, pontica; 2) D. oleoides, von welcher wohl buxifolia, jasminea und sericea von den Alten nicht unterſchieden wurden; 3) D. Tartonraira mit diöca und argentea. In Nord-Italien wachſen wild: «) D. Mezereum, L., jetzt mezereo und camelea genannt; — 6) D. Thymelaä, L.; — D. alpina, L., olivella genannt; — d) D. Laureola, L., laureola genannt; — ©) D. Cneorum, L., neoro genannt; — &) D. Tartonraira, L.; — ») D. Gnidium, L.; — 9) D glandulosa, Bertoloni. Theophr., H. pl. 6, 2, 2. Es gibt 2 Arten von Kne— 0108 [xv&woog], eine weiße und eine ſchwarze. Der weißes! hat ein häutiges, längliches, gewiſſermaßen dem des Olivenbaums ähnliches Blatt; der ſchwarze ss) hat, wie die Tamariſke, ein fleiſchiges Blatt. Der weiße Kneoros liegt mehr auf der Erde und iſt wohlriechend; der ſchwarze iſt geruchlos. Beide haben tief hinab gehende Wurzeln und viele dicke, holzige Aeſte, die ſich unmit— »84) Daphne Tartonraira, L. — °°5) Passerina hirsuta, L. 462 Botanik der alten Griechen und Römer. telbar am Boden oder etwas höher theilen. Die Zweige ſind ſo zäh, daß man fie wie die der Müllen [oroog] 986) zum Binden braucht. Der Kneoros wächſt und blüht nach der Herbſt-Nachtgleiche, und blüht lange Zeit. Die ſchwarze Art iſt unfruchtbar 987), die weiße trägt Früchte. Theophr., H. pl. 9, 20, 2. Die Knidiſchen Körner yo iog x0#x05] ss) find rund, roth, größer als Pfeffer und viel ſtärker erwärmend; daher knetet man ſie, wenn ſie als Arznei ein- gegeben werden, in Brod oder Weizenmehl ein, weil ſie ſonſt im Schlunde brennen. Virgil., Georg. 2, 213 u. 4, 30 989). Diosc. de m. m. 4, 169. Die Chameläa [yaudia] 90) heißt auch Feuerſpreu [rvoos ayrn], Akneſtos [dπννπσανοe und Knidi⸗ ſches Korn [adxxog del. Wird als Arznei gebraucht. Diosc. de m. m. 4, 170. Die Thymeläa [Ivuddta] 900 heißt auch Chameläa, Feuerſpreu, Kneſtron [xvjoroor], Kneoron [xv&weov] ; ihre Früchte ſammelt man und nennt fie Knidiſches Korn. Sie dienen, wie auch die Blätter, zu Arznei. Plin; 13, 21, 35; 18 7, 7; 27, 9, 46. 2) Paſſerina, Passerina hirsuta, Linné, wild in Griechenland, jetzt 1e y:00x)0.do genannt. Siehe beim Seidelbaſt Theophr. 6, 2, 2. k. Familie Oſterluzei⸗Pflanzen, Ariſtolochieen. 1) Gattung Oſterluzei, Aristolochia, Linné. — Von griechiſchen Arten kommen in Betracht: c) Aristolochia pallida, Willdenow, jetzt rızgovrıa genannt; — 6) Ar. parvifolia, Sibthorp, jetzt zuxgöggıLa; — y) Ar. bätica, L.; — von italiäniſchen, aristolochia, stalla- 986) Vitex Agnus castus, Linné. 987) Der männliche Stamm der Paſſerina trägt keine Früchte. 988) Von dem Gnidium-Seidelbaſt, Daphne Gnidium, Linné. 989) Die an dieſen Stellen von Virgil genannte casia kann man für Daphne Cneorum, L., halten, welche in Italien wild wächſt, aber auch wegen ihrer ſchönen, wohlriechenden Blumen in Gärten gezogen wird. 990) Daphne oleoides, Linné. — 9%) Daphne Gnidium, Linné. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Oſterluzei⸗Pfl. (Oſterluzei, Haſelwurz). 463 gio, stallogio genannt: c Ar. rotunda, Matth.; — ) Ar. pallida, Willd.; — ) Ar. Clematitis, Linné. Theophr., H. pl. 9, 13, 4. Die Oſterluzei [agıoro- Jolie] iſt von Geruch angenehm, von Geſchmack bitter, von Farbe ſchwarz, wächſt auf Bergen, wird gegen Krankheiten und gegen den Biß kriechender Thiere gebraucht. Die Farbe der Wurzeln iſt ſehr verſchieden. Diosc. de m. m. 3, 4 u. 5 u. 6. Es gibt 3 Arten von Oſterluzei [agıororoyie], wovon die eine die runde oder weib— liche, die zweite die lange, oder männliche, oder fingrige [(duxrvrizıg], die dritte Klematitis [Anuearirıs]) heißt. Sie werden gegen Gift, gegen Schlangenbiß, zur Reinigung des Körpers u. ſ. w. gebraucht. Pli n. 25, 8, 54. Die Oſterluzei [aristolochia] ift eine berühmte Pflanze, ſcheint davon ihren Namen zu haben, weil ſie den Wöchnerinnen wohl thut [agiorr Asyovoaıg]; die Römer nennen ſie ma- lum terrä, und unterſcheiden 4 Arten: Die erſte hat runde Wurzel— knollen, ihre Blätter find halb wie Malven-, halb wie Epheublätter, nur dunkler und weicher. Die zweite Art heißt die männliche, ihre Wurzel iſt 4 Finger lang und ſo dick wie ein Stock. Die dritte iſt lang und dünn wie ein junger Weinſtock, ſoll die kräftigſte fein, heißt auch Klematitis oder die Kretiſche. Eine vierte Art wird Plei— ſtolochia genannt, hat dichte, haarförmige Wurzeln, die Dicke einer ſtarken Binſe. Manche nennen fie auch die Vielwurzlige [polyrrhi- zos|. Alle haben einen würzigen Geruch, und wachſen auf fettem und ebnem Boden. Man gräbt ſie zur Erntezeit, reinigt ſie und bewahrt ſie auf. Die beſte kommt aus dem Pontus. Man braucht ſie als Heilmittel, namentlich auch gegen Schlangenbiß. — Die kam⸗ paniſchen Fiſcher nennen die runde Wurzel Erdgift [venenum terrä!), ſtoßen ſie, miſchen ſie mit Kalk, und werfen ſie, wie ich ſelbſt geſehn, in's Meer. Die Fiſche eilen mit ungeheurer Gier herbei, ſchwimmen aber gleich nachher todt an der Oberfläche. Plin. 26, 13, 86. [Aristolochia.] 2) Haſelwurz, Asarum europäum, Linné. — In Griechenland ift fie nur von Sibthorp, und zwar in Lakonien, gefunden worden. — In Nord-⸗Italien wächſt fie hier und da, heißt asaro, bei Verona auch bacchera und baccara. (S. Pollini, Flora veronensis, tom. 2, p. 91.) 464 Botanik der alten Griechen und Römer. Diosc. de m. m. 1, 9. Die Haſelwurz [&oaoor], welche auch wilde Narde [vaodos ayola] heißt, hat Blätter, welche denen des Epheu's hg] ähnlich, aber kleiner und viel runder find. Die Blüthe ſitzt zwiſchen den Blättern an der Wurzel. Die Wurzeln ſind zahlreich, den Graswurzeln ähnlich, riechen gut, haben einen ſehr beißenden Geſchmack. Sie wirken wie Nieswurz. Die Pflanze wächſt auf ſchattigen Bergen, häufig im Pontus, in Phrygien, Illyrien, und im Lande der Veſtiner in Italien. Pin. 21; 6, 165 21,21, 78. 3) Hypociſtis, Cytinus Hypocistis, Linné. Dieſe auf den Wurzeln der Ciſtrös— chen und der Erica arborea wachſende Schmarotzer-Pflanze kommt in Griechenland und Italien vor, heißt bei den jetzigen Ita— liänern ipocisto, ipocistide. Diosc. de m. m. 1, 127. Die Hypociſtis [önomorig] wächſt auf den Wurzeln der Ciſtröschen [xiorog], heißt auch hier und da Thrybethron [Hedßr7I00r], auch Cytinus, weil fie dem Kelche bebrtvos] des Granatapfels ähnlich iſt. Blätter hat die Pflanze nicht, iſt auch theils gelblich, theils weißlich. Sie dient als Arznei. B. Ordnung mit einßblältriger Krone. a. Familie Wegerich⸗Pflanzen, Plantagineen. 1) Gattung Wegerich, Plantago, Linne. Bon griechiſchen Arten kommen in Betracht: a) Pl. asiatica, Linné, jetzt nevrdvevoov; — 5) Pl. lagopus, Linné; — ) Pl. Psplliorn „Linné, jetzt wuriöyoorov. — In Nord-Italien find häufig: «) Pl. major, L., jetzt piantaggine maggiore; — 6) Pl. media, L., jest piantaggine media, pe- tacciola; — ) Pl. lanceolata, L., jetzt lanciola, piantaceine longa, agnoglosso; — d) Pl. maritima, L., jetzt piant. maritima; — 9 Pl. Coronopus, L., jetzt piant. coronopo; — ) Pl. are- naria, L., jetzt piant. arenaria. | Diosc. de m. m. 2, 152. Es gibt 2 Arten von Wege— rich [aovoyAwooor], eine kleinere und eine größere 992). Die 92) Für die kleinere kann man Pl. lagopus, für die größere Pl. asiatica halten. XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Wegerich⸗,Bleiwurz⸗,Baldrian⸗Pfl. (Baldrian). 465 kleinere hat ſchmalere Blätter, welche länger, weicher, glatter, zar— ter ſind; die Stämme ſind eckig, zur Erde geneigt, die Blüthen bleich, die Samen an den Stammſpitzen. Die größere iſt kräftiger, hat breitere Blätter, hat einen kantigen, röthlichen, ellenhohen Stamm, der von der Mitte bis zur Spitze mit Samen bedeckt iſt. Die Wur— zeln ſind zart, haarig, weiß, fingersdick. Der Wegerich wächſt an naſſen oder feuchten Stellen und in Zäunen; wird vielfach als Arz— nei benutzt. Die große Art iſt beſſer als die kleine. Dios c. de m. m. 4, 70. Das Pſyllium 99) hat haa⸗ rige Blätter, die Aeſte ſind ſpannenlang, die ganze Pflanze iſt wie dürr, je 2 oder 3 Blüthenköpfe ſitzen zuſammen; der in ihnen be— findliche Samen iſt Flöhen ähnlich, ſchwarz und hart. Die Pflanze wächſt auf Feldern und wüſtem Boden, wird zu Heilzwecken geſammelt. Pli n. 25, 8, 39; 26, 14, 87. Der Wegerich [plantago] ift eine ganz gemeine Pflanze, welche in 2 verſchiednen Arten vorkommt. Der Arzt Themiſon hat ſie in einem beſondren Werke geprieſen. Plin. 25, 11, 90. Das Pſyllium heißt auch Cynoides, Kryſtallion, Sikelikon und Cynomyia, hat Samen, der wie Flöhe (Pſylla) ausſieht, u. ſ. w. b. Familie Bleiwurz⸗Pflanzen, Plumbagineen. 1) Bleiwurz, Plumbago europäa, Linné. Wächſt in Süd⸗Europa, heißt jetzt in Griechenland Asmıddyogrov. Plin. 25, 13, 97. Die Bleiwurz [molybdäna, id est plumbago] wächſt überall, hat Blätter wie Ampfer [lapathum], und eine dicke, haarige Wurzel. Man kaut ſie, um damit einen Augenfehler, den man Blei nennt, zu vertreiben. 6. Familie Baldrian⸗Pflanzen, Valerianeen. 1) Gattung Baldrian, Valeriana, Linné. — Die alten Griechen nannten die zu dieſer Gattung gehörigen Pflanzen s οσ, die Römer nardus. Co lum. de r. r. 12, 20, 5. [Nardi folium et nardum gallicum 99). 993) Plantago arenaria u. Pl. Psyllium, Linns. 90) Nardi folium iſt von Valeriana Jatamansi, Roxb.; — nardum gallicum ift Valeriana celtica, Linné. 30 466 Botanik der alten Griechen und Römer. Diosc. de m. m. 1, 6. Es gibt 2 Arten von Baldrian Doe], die indiſche ds) und die ſyriſche doc). Die letztere hat ihren Namen nicht davon, daß ſie wirklich in Syrien wächſt, ſondern nur deswegen, weil die Seite des Gebirges, auf welchem ſie wächſt, nach Syrien zu liegt, während die entgegengeſetzte Seite ſich nach Indien hinneigt. — Der ſyriſche Baldrian iſt am beſten friſch, leicht, haarig, gelb, von ſtarkem Wohlgeruch, doch neigt er ſich zu dem des Cypergraſes [xvzeoiLev]; die Aehre iſt dicht, der Ge— ſchmack bitter und die Zunge austrocknend, wobei ihr Wohlgeruch lange bleibt. — Zur indiſchen Art gehört diejenige, welche Gan— gitis [yayyirıg]) nach dem Fluſſe Ganges heißt, welcher an dem Ge— birge hinfließt. Dieſe Pflanze iſt kraftloſer, weil ſie auf naſſen Stellen wächſt; ſie iſt auch höher und hat mehr Aehren, die ſich mit einander verflechten und einen ſtinkenden Geruch verbreiten. — Es gibt auch noch einen Berg-Baldrian, der dunkler gefärbt und wohlriechender iſt, u. ſ. w. — Wird Baldrian gebraucht, ſo ſcheidet man vorher die ſtaubartigen Theile durch Sieben ab, und kann ſie zum Waſchen der Hände verwenden. Uebrigens dient die Pflanze zu Arznei. Diosc. de m. m. 1, 7. Der celtiſche Baldrian [ver vagdos] 507) wächſt auf den liguriſchen Alpen, wo er Saliunka lo Aıovyza] genannt wird; auch kommt er in Iſtrien vor. Es iſt ein kleiner Strauch [Haunrloxog wıxoög], welcher ſammt den Wurzeln ge— ſammelt und in Bündelchen gebunden wird. Die Blätter ſind läng— lich, gelblich, die Blüthen quittengelb. Nur die Stämme und Wur⸗ zeln ſind wohlriechend und in Gebrauch. | Diosc. de m. m. 1, 8 Der Berg-Baldrian log „q og], welcher auch hier und da Thylacitis [HvAozizıs] und Neris ole] heißt, wächſt in Cilicien und Syrien 998). Von ihm wird nur die Wurzel benutzt. Diosc. de m. m. 1, 75. Die Nardenſalbe [vaodıror 995) Valeriana Jatamansi, Roxb. und Jones (Patrinia Jatamansi, Don.). Wächſt in Indien, iſt ſehr wohlriechend. — 99) Vielleicht die im ſüdlichen Sy⸗ rien heimiſche V. sambucifolia (Patrinia sambueifolia, Fisch.). 997) Valeriana celtica, Linné, nicht in Griechenland heimiſch, wohl aber in Italien, wo er jetzt nardo celtico und spica celtica heißt. Er riecht ftarf nach Pfeffer und wird wie Valeriana officinalis, L., gebraucht. 998) Valeriana tuberosa, Linné. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen Fam. Karden⸗Pflanzen (Karden). 467 voor] wird auf verſchiedne Weiſe aus Baldrian q oe] und allerlei Zuſätzen bereitet. Arrian., Expeditio Alexandri 6, 22. Als Alexander durch eine Wüſte gegen das Land der Gedroſier vorrückte, fand er viele wohlriechende Narden wurzeln 99), welche von den Phöniciern geſammelt, von dem Heere aber in ſolcher Menge zertreten wurden, daß die ganze Gegend danach roch. d. Familie Karden⸗Pflanzen, Dipſaceen. 1) Gattung Karden, Dipsacus, Linné. — Die Wilde Karden, Dipsacus sylvestris, Linné, findet ſich in Griechenland nur ſelten, und heißt dort 0xovATagag und vegonod te; — die Weber-Karden, D. fullo- num, L., wird daſelbſt nicht als wildwachſend erwähnt, kann aber wohl in neuerer Zeit daſelbſt durch den Verbrauch ausgerottet wor— den fein. — In Italien iſt D. sylvestris nicht häufig, heißt verga del pastore, verga pastore, cardo selvatico; — D. fullonum iſt wild ſelten, wird aber auf Feldern gebaut, um zum Kardätſchen des Tuches zu dienen, heißt dissaco, cardo da lana- joli, cardo da cardare, labbro di Venere. Diosc. de m. m. 3, 11. Die Karden [dAvaxos] iſt ſtach⸗ lig; der Stamm iſt hoch, hat Blätter, die ihn umfaſſen, an jedem Knoten [yovv] zwei; fie find denen des Salates [doc] ähnlich. Stamm und Blätter ſind ſtachlig. Wo die Blätter am Stamme ſitzen, bilden ſie eine Höhlung, worin ſich Regenwaſſer ſammelt; daher der Name ). An der Spitze jedes Aſtes [arzopvors] fizt ein ein- zelner Blüthenkopf [zeyar7], welcher ſtachlig iſt und igelartig aus- ſieht. Zerſchneidet man ihn, fo findet man in feiner Mitte Würm⸗ chen. Man braucht das Gewächs und auch die Würmchen in wenigen Fällen als Arznei 2). Plin. 27, 9, 47. [Dipsacus.] 900) Valeriana Jatamansi, Roxb. — !) Er bedeutet durſtig. 2) Die Alten haben, wie wir in der fie betreffenden Zoologie geſehn, das Tuch mit Igelsfellen gerauht; vom Kardätſchen mit Karden kommt keine Spur vor. Was Plinius 24, 13, 68 von der vulgaris spina ſagt, bezieht ſich jedenfalls nicht auf die Karden. 30 * 2 468 Botanik der alten Griechen und Römer. e. Familie Vereinblüthige Pflanzen, Syngeneſiſten. 1) Gemeiner Huflattich, Tussilago Farfara, Linné. — In Griechenland jetzt 1e deux, genannt, und nur am attiſchen Cephiſſus häufig; — in ganz Italien häufig, farfaro genannt. Diosc. de m. m. 3, 116. Der Huflattich % hat Blätter, welche denen des Epheu's hοαò s] ähnlich, aber größer, oben grün, unten weißlich ſind. Der Stamm wird ſpannenlang, die Blüthe erſcheint im Frühjahr und iſt blaßgelb. Blüthe und Stamm verſchwinden bald, weswegen manche Leute glauben, ſie fehlten ganz. Die Wurzel iſt dünn. Die Pflanze wächſt an Stellen, welche vom Regen überſchwemmt werden oder von ſelbſt feucht ſind. Die ge— riebnen, mit Honig gemiſchten Blätter legt man auf entzündete Stellen; bei trocknem Huſten verbrennt man getrocknete Huflattichblätter oder Wurzeln, und fängt den Rauch mit dem Munde auf ). Plin. 24, 15, 85. Der Huflattich [chamäleuce] )) heißt bei den Römern farkugium, wächſt an Flüſſen, hat Blätter, die wie bei der Pappel geſtaltet, aber breiter ſind. Man legt die Blätter auf Cypreſſen kohlen, und athmet den Dampf bei altem Huſten durch einen Trichter ein. Pli n. 26, 6, 16. Der Huflattich [bechion] heißt auch tussilago, und kommt in 2 Arten vor. Leute, die auf's Waſſer⸗ ſuchen geübt ſind, halten den Wilden Huflattich für ein Zeichen vor— handenen Waſſers ). Die Blätter find größer als Epheublätter, weißlich, wenn ſie aus der Erde kommen; Blüthe, Stamm und Sa— men fehlen, die Wurzel iſt dünn. Die Chamäleuce ſoll von dieſer Pflanze nicht verſchieden ſein. Trocknet man die Pflanze ſammt der Wurzel und ſaugt deren Rauch durch ein Rohr ein, ſo ſoll alter Huſten geheilt werden, wenn man nach jedem Schluck Rauch einen Schluck Sekt [passum] trinkt. 2) Peſtwurz, Tussilago Petasites, Linné. — In Griechenland ſehr ſelten; — in Nord- Italien an naffen Stellen häufig, jetzt PARSE und tussilagine maggiore genannt. 3) Der griechiſche Name kommt von egen, huſten, der lateiniſche von tussis, Huſten. — ) Chamäleuce bedeutet kleine Silberpappel. 5) In Deutſchland wächſt er auch auf trocknen Höhen. XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Vereinblüthige Pfl. (Peſtwurz, Amellus-Aſter). 469 Diosc. de m. m. 4, 106. Die Peſtwurz ergo hat einen Stamm [, der über elleuhoch und daumensſick iſt, und an feiner Spitze, gleich einem Pilze [uvxns], das Blatt trägt, welches wie ein Hut mit großer Krempe ausſieht νον reruowndzg]. Zerrieben wird es auf Geſchwüre gelegt. 3) Amellus-Aſter, Aster Amellus, Linné. — Wächſt noch jetzt in Griechenland, wo ſie Burroxgarng, — und in ganz Italien, wo fie 2 astro, astere attico heißt. Virgil., Georgic. 4, v. 271 seqq. Auf den Wieſen ſteht die Blume Amellus Jamellus], welche in dichter Menge wächſt, ſelbſt aber goldgelb und von dunkel-violetten Blättchen umgeben iſt. Sie hat einen ſcharfen Geſchmack, dient aber zu Kränzen, und ihre in Wein gekochte Wurzel als Arznei für kranke Bienen. Colum. de r. r. 9, 4, 4; 9, 13, 8. Die Blumen des Amellus ſamellus] find den Bienen angenehm; die Wurzel wird mit altem Wein gekocht, und das Dekokt kranken Bienen vorgeſetzt. Diosc. de m. m. 4, 118. [4orye artızög.] D 5 1 800 4) Gattung Berufskraut, Erigeron, Linné. — Bei Theophr. 6, 2, 6 iſt vielleicht unter zövvla agonv Erigeron viscosus, L., zu verſtehn; unter zovvLa 9. Erig. graveolens, L. Beide wachſen in Süd-Europa wild. — Bei Diosc. de m. m. 3, 126 heißt jener xovula ueilor, DER x0vvLa (1R00. 5) Gänſeblümchen, Bellis perennis, Linné. — In Griechenland häufig und jetzt GongolovAovtn genannt; — in Italien überall, jetzt bellide, bellide minore, bellide pratajuola, pratolina, margheritina, primo fiore genannt. Plin. 26, 5, 13. Das Gänſeblümchen [bellis] wächſt auf Wieſen, die Blüthe iſt weiß und ſpielt in's Rothe. 6) Goldhaar, Chrysocoma Linosyris, Linné. — Wächſt nach Sibthorp bei Konſtantinopel; — iſt in Nord-Italien nicht gar ſelten, heißt jetzt spilli d'oro di foglia stretta. 470 Botanik der alten Griechen und Römer. Diosc. de m. m. 4, 55. Das Goldhaar [yovooxoum] iſt ein kleiner Strauch 9e] von Spannenlänge u. ſ. w. Plin. 21, 8, 26. Das Goldhaar heißt griechiſch chryso- come und chrysitis, hat aber keinen lateiniſchen Namen. Die Blu⸗ menſträuße ſind gelb, die Pflanze ſteht auf ſteinigen, ſchattigen Stellen. 7) Wahrer Alant, Inula Helenium, Linné. — Wächſt in Italien wild, wird jetzt daſelbſt elenio, enula campana genannt. Colum. de r. r. 11, 3, 35, u. 12, 48. Den Alant [inula] pflanzt man in einen fetten, tief gegrabenen Boden, läßt 3 Fuß Zwiſchenraum, weil die Pflanze groß wird und ihre Wurzel wie die des Schilfrohrs kriecht. — Sie wird auf verſchiedne Weiſe für die Küche eingemacht. Diosc. de m. m. 1, 27. Der Alant [eneh⁰] hat Blätter, welche denen der ſchmalblättrigen Königskerze [pAouos] ähnlich, aber rauher ſind. Der Stamm iſt haarig, 2 Ellen hoch oder höher, kantig, die Blätter ſtehn nicht weit von einander entfernt. Aus jeder Achſel [uaoyarn] kommen gelbe Blüthen. An einigen Stellen treibt die Pflanze keinen Stamm, aber eine wohlriechende, große, etwas ſcharf ſchmeckende, ſich weich anfühlende Wurzel, welche Sproſſen treibt, die man verpflanzen kann. Der Alant wächſt in Gebirgen an ſchattigen, feuchten Stellen. Man gräbt die Wurzel im Sommer, zerſchneidet und trocknet ſie. Sie hat erwärmende Eigenſchaften, und wird gegen Huſten, ſchweres Athmen, ſchwache Verdauung u. ſ. w. gebraucht. Auch die Blätter werden arzneilich verwendet. Die Wur— zel gibt auch, mit ſüßen Stoffen eingemacht, eine angenehme Speife. Zu dieſem Zwecke wird ſie etwas getrocknet, dann gekocht, in kaltes Waſſer gebracht, in dickgekochten Moſt gelegt, und ſo zum Gebrauche aufbewahrt. Plin. 19, 5, 29. Der Alant [inula] ſchmeckt bitter, iſt an ſich dem Magen nachtheilig, bekommt ihm dagegen, mit irgend etwas Süßem gemiſcht, vortrefflich, ſchmeckt dann auch gut. Man trocknet die Wurzel, ſtößt ſie zu Mehl, miſcht ſie mit einer ſüßen Flüſſigkeit, oder macht ſie auf andre Weiſe ein, und vermiſcht ſie dann mit dickgekoch— tem Moſt, oder knetet ſie mit Honig, Roſinen, oder ſaftigen Dat— teln. Man gibt ihr auch einen Zuſatz von Quitten [cotoneum malum], Spierlingsfrüchten [sorbum], Pflaumen, auch XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Vereinbl. Pfl. (Alant, Spitzklette, Anthemis). 471 wohl von Pfeffer oder Thymian; eine ſolche Miſchung gilt für magenſtärkend, und es iſt bekannt, daß Julia, Tochter des Kaiſers Auguſtus, ſie täglich genoſſen. Die Fortpflanzung geſchieht nicht durch Samen, da ſich die Pflanze wie Schilfrohr durch abgeſchnittne Wurzelaugen [oculus ex radice excisus] vermehren läßt, was im Frühjahr oder Herbſt geſchieht. Palla d. de r. r. 3, 24, 13. Im Februar pflanzt man den Alant [inula], indem man Wurzelſtücke mit Augen abſchneidet und nur leicht mit Erde bedeckt. Vegetius de arte veterinaria 5, 69, 3. Gegen den Hu⸗ ſten des Viehs ſammelt man die Wurzel eines Krautes, welches inula, auch von Vielen inula campana genannt wird, trocknet ſie im Schatten, ſtößt ſie zu Pulver, miſcht dieſes mit altem Wein, und gibt drei Tage nach einander von dieſer Miſchung ein. 8) Spitzklette, Xanthium strumarium, Linné. — Wächſt in Griechenland wild, und heißt jetzt dort e ο ν,⁰iI dd] — in ganz Italien ebenfalls wild, bardana minore, lappola minore, lappolone, sanzio genannt. Diosc. de m. m. 4, 138. Die Spitzklette [S4 ο̃, welche man auch Phasganon, Antitheſion, Chaskanon, Choirolethron, zuweilen auch Aparine nennt, wächſt auf fruchtbarem Boden und in ausgetrockneten Sümpfen. Der Stamm iſt ellenhoch, kantig, hat viele Achſeln. Die Blätter find denen der Gartenmelde [are«- pasıs) ähnlich, haben Einſchnitte, riechen wie Kreſſe [xdgdauor]. Die Frucht iſt rund, wie eine große Olive, dabei dornig und hängt ſich an die Kleider. Man braucht ſie, um den Haaren eine blonde Farbe zu geben, legt ſie auch auf Geſchwülſte. 9) Gattung Anthemis, Anthemis, Linné. — Auf dieſe Gattung kann vielleicht Das be— zogen werden, was Plin. 22, 21, 26 über anthemis ſagt, wovon er 3 Arten unterſcheidet, welche auch Leukanthemis, Leukanthemon, Eranthemis, Chamämelon und Melanthion genannt werden. — Auch Diosc. de m. m. 3, 144 unterſcheidet 3 Arten von Anthemis [erden]. — Ob unter nöoedeov, Diosc. 3, 78, Anthemis Pyrethrum, Linné, zu verftehn, möchte ſehr zweifelhaft fein. 472 Botanik der alten Griechen und Römer. 10) Gattung Garbe, Achillea, Linné. — Von den in Betracht kommenden Arten wachſen jetzt Achillea tomentosa, Linné, A. magna, Allion., A. Mille- folium, L., in Griechenland wild; — dieſelben nebſt A. Ptar— mica, L., in Nord-Italien. Die Schafgarbe, A. Mille- folium, L., heißt daſelbſt achillea, millefoglie, millefoglio; die Bertram-Garbe (Nies-Garbe), A. Ptarmica, L., heißt sternu— tella, tarmica. Diosc. de m. m. 2, 191. Die Nies⸗Garbe [nrapum] ©) iſt ein kleiner Strauch mit vielen dünnen Aeſten, zahlreichen, denen des Olivenbaums ähnlichen Blättern. Das kleine Blüthenköpf— chen riecht ſcharf, erregt Nieſen, und davon kommt der Name. Diosc. de m. m. 4, 36. Die Garbe [ayiddeıog] heißt auch Sideritis [owdrotzig], ihre Blätter ſchmecken etwas bitter, riechen nicht unangenehm; an der Spitze ſteht eine Dolde [oxıadıov], deren Blüthen weiß, oder purpurroth, oder gelb ſind. Die Pflanze dient als Arzuei. Diose. de m. m. 4, 101. Die Schafgarbe [oroarıWrrg xuıöpvrkog) iſt ein kleiner Strauch, deſſen Blätter wie Federn aus— ſehn. Die Lappen [&xypvors] der Blätter find kurz und eingeſchnitten. Die Blüthen der Dolde ſtehn dicht, find klein und weiß. Die Pflanze, wächſt auf etwas rauhen Aeckern und vorzüglich an Fußſteigen. Sie leiſtet gegen Blutflüſſe, Geſchwüre und Fiſteln treffliche Dienſte. Pli n. 25, 5, 19. Achilles, Schüler des Chiron, hat eine Pflanze entdeckt, mit welcher er Wunden heilen wollte, weswegen ſie achilleos genannt wird. Zuerſt ſoll er damit den Telephus herge— ſtellt haben. Manche nennen die Pflanze auch panaces heracleon, Andre sideritis; bei den Römern heißt fie millefolium. 11) Gattung Santolina, Santolina, Linné. — Es kommen hier 5 in Süd-Europa hier und da wild vorkommende Arten in Betracht, die Cypreſſen-San— tolina, Sant. Chamäcyparissus, L., welche die bekannteſte und auch bei uns oft in Gärten zu ſehn iſt; ferner 8. viridis, Willd.; S. Squarrosa, Willd.; S. rosmarinifolia, L.; S. leucantha, Bertolon. 6) TTrapuınn heißt Nieſen erregend. XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Vereinbl. Pfl. (Kamille, Mutterkr., Wermuth). 473 Dios c. de m. m. 3, 26. Die Santolina [aßeorovor), welche man weibliches Abrotonon nennt, iſt ein baumartiger Strauch, weißlich, mit Blättern, die, wie bei dem See-Beifuß loνοαοοον, fein eingeſchnitten ſind. Die Blüthen ſind goldfarbig und ſtehn dol— denartig [xoovußwdes] an der Spitze. Sie erſcheinen im Sommer, haben einen angenehmen, etwas beſchwerenden Geruch, ſchmecken bitter. Das Geſagte ſoll von der ſicilianiſchen Santolina gelten. Diosc. de m. m. 3, 122. Die See-Santolina (- parıov] ?) hat weiße, weiche Blätter, die man ſtatt kurzer Wolle [zvoaparor, yroparov] gebraucht. Plin. 27, 10, 61. Die See-Santolina [gnaphalion, chamäzelon] hat weiße, weiche Blätter, welche man zum Ausſtopfen der Polſter gebraucht. Plin. 21, 21, 92. [Abrotonon.] 12) Kamille, Matricaria Chamomilla, Linné. — In Griechenland häufig wild, jetzt yauounded genannt; — in Italien ebenfalls ſehr häufig und camamilla, camomilla genannt. — Vielleicht iſt der Ide wog des Hippocrates de mul. morb., p. 722, tom. 2, ed. Kühn, die Kamille; und eben fo die @rdesuig mit weißen Strahlenblüthen bei Diosc. 3, 144; ferner die anthemis des Plin. 22, 21, 26. 13) Mutterkraut, Chrysanthemum Parthenium, Persoon (Matricaria Parth., L.). — In Griechenland häufig, jetzt donοννε genannt; — in Italien häufig wild und in Gärten, matricale doppio genannt. — Vielleicht iſt dieſe Pflanze gemeint, wo Theophr., Hist. pl. 7, 7, 2, und wo Diosc. 3, 145 vom zagsEevıov ſpricht. — Plin. 21, 30, 104 ſagt vom parthenion: „Einige nennen es auch Leu— kanthes, Andre Amarakum, Celſus nennt es Perdicium und Muralis. Es wächſt in Gartenzäunen, blüht weiß, riecht wie ein Apfel, ſchmeckt bitter, dient als Heilmittel.“ 14) Wermuth, Artemisia Absinthium, Linné. — Wächſt in Griechenland, in Italien und im Pontus wild, heißt in Griechenland jetzt *) Santolina maritima, Huds. (Athanasia mar., L.). 474 Botanik der alten Griechen und Römer. d , in Italien assenzio und assenzio romano. — Wo bei den Alten Wermuth im Pontus erwähnt wird, kann auch die unſrer Wermuth ſehr ähnliche Artemisia pontica, L., gemeint ſein. Theophr., H. pl. 9, 17, 4. Manche Leute behaupten, daß die Schafe bei uns keine Wermuth [awirdror] freſſen; im Pontus thun ſie es aber, werden davon fetter und ſchöner, und verlieren, wie Einige ſagen, die Galle 9. Cato de r. r. 159. [Absinthium ponticum.] Co lum. de r. r. 12, 35. [Ponticum absinthium.] Diosc. de m. m. 3, 23. Die Wermuth [awirdror] iſt äußerſt bitter, allgemein bekannt. Die beſte wächſt im Pontus und in Kappadocien auf dem Taurus-Gebirge. Sie erwärmt, zieht zu— ſammen, befördert die Verdauung, und iſt in vielen Fällen ein wich— tiges Heilmittel. Man verſetzt auch die ſchwarze Schreibtinte mit Wermuth, weil ſich dann die Mäuſe nicht dran wagen. Plin. 27, 6, 28. Es gibt mehrere Arten von Wermuth 1 Si auch apsinthium geſchrieben]; die ſogenannte fanto- niſche kommt aus einer galliſchen Landſchaft “), die pontiſche aus dem Pontus, wo die Schafe ſich damit mäſten, aber die Galle verlieren. Die pontiſche Wermuth iſt die beſte, weit bitterer als die italiäniſche, hat aber ein ſüßes Mark. Dieſes äußerſt nützliche Kraut iſt allge— mein bekannt und zu ſehr vielen Heilzwecken in Gebrauch. Es wird auch bei den Latiniſchen Feſten in Rom verwendet, wo vierſpännige Wagen am Kapitolium um die Wette fahren. Wer da den Sieg errungen hat, trinkt Wermuth, wahrſcheinlich weil unſre Vorfahren geglaubt haben, Geſundheit wäre eine recht ehrenwerthe Belohnung. Aeli an., Hist. an. 5, 27. Aly dior. 15) Eberreiß, Artemisia Abrotanum, Linné. — Wird jetzt in Griechenland und Nord-Italien nicht wild gefunden, dagegen oft in Gärten gezogen, zuız00Favog und abrotano genannt. Theophr., H. pl. 6, 1, 1. Zu den holzigen, kleinblättrigen 6) 2 — 9) Die Santoner wohnten in Aquitanien. Daß die ſantoni⸗ ſche Wermuth eine von der Artemisia Absinthium verſchiedne Art ſein konnte, geht aus Diosc. 3, 25 hervor, er fagt, „ſie ſei der Wermuth ähnlich, aber nur etwas bitter“. XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Vereinbl. Pfl. (Eberreiß, See⸗ u. Feldbeifuß). 475 Reiſern [povyarızov], welche zu Kränzen gebraucht werden, gehört auch der Eberreiß [aßoorovor]. Colum. de r. r. 6, 7, 3. Das Bauchweh verliert ſich beim Haarvieh, vorzüglich bei Maulthieren und Pferden, augenblicklich, wenn es ſchwimmende Enten ſieht 10); als Arznei thut ihm aber ein Trank von zarten Lorbeer blättern und Eberreiß [abrotanum] ſehr wohl. Diosc. de m. m. 1, 60. Eberreiß öl [Eνõ apooro- „%] wird bereitet, indem man in Olivenöl, welches mit Gewürzen verſetzt iſt, auch Eberreißblätter thut, und dann durch Seihen abtrennt. Dios c. de m. m. 3, 26. Das Ebereiß [aßodrovor αι hat dünne Reiſer [Anuarwdes, Aenrözuggor], wächſt häufig in Kappadocien, dem aſiatiſchen Galatien, und bei Hierapolis in Syrien, dient als Arznei. 16) See-Beifuß, Artemisia maritima, Linné. — In Griechenland und Ita— lien hier und da am Seeſtrande wild. Diosc. de m. m. 3, 24. Der See-Bei fuß [awivdor Fohaooıorv|, von Manchen auch Seriphos genannt, wächſt häufig in Kappadocien auf dem Taurus-Gebirge, auch bei Taphoſiris 1) in Aegypten. Die Leute gebrauchen dort die Pflanze ſtatt der Oliven— zweige. Man benutzt fie auch als Arznei, und in Kappadocien zur Viehmaſt. Plin. 27, 7, 29. Eine Art Wermuth [absinthium] wächſt am Meere und wird von Manchen Seriphon genannt. Der beſte findet ſich bei Tapoſiris in Aegypten, und die Prieſter der Iſis pflegen einen Zweig davon feierlich vor ſich her zu tragen. 17) Feld-Beifuß, Artemisia campestris, Linné. — Von Sibthorp in Karien und Myſien, in Griechenland aber noch von niemand gefunden; — in ganz Nord-Italien heimiſch. Dios c. de m. m. 3, 117. A ,uufu Eyovoo Aentorspu pÜrde.) 18) Gold-Immortelle (Amarant, Stöhas-Önaphalium, Immortelle, Goldblume), Gnapha- 10) ? — 19 Ohnweit Alexandria. 476 Botanik der alten Griechen und Römer. lium Stöchas, Linné. — Wächſt in Griechenland häufig wild, wird daſelbſt jetzt , d. h. Unverwelklich, genannt, und ſeine lieblichen, gelben, oft roth gefärbten, erbſen- bis nußgroßen Blüthenköpfe kommen als eine Zierde für Kränze und Sträuße als Immortelle vielfach in Handel. — In Italien wächſt die Pflanze hier und da wild. Theophr., H. pl. 9, 19, 3. Es gibt Quackſalber, re behaupten, man erlange einen guten Ruf, wenn man ſich mit der Gold-Immortelle [&soygvoog] bekränzt, und ſich dabei mit Salbe aus einem Gefäße von gediegnem Golde einreibt. Jene Pflanze hat aber eine goldfarbne Blume, ein weißliches Blatt, einen weiß— lichen, harten Stamm, eine oberflächliche, dünne Wurzel. Theoerit., Idyll. 1, v. 30. Der Becher iſt von Epheu und Gold-Immortellen [eAlyovoog] umkränzt. Theoerit., Idyll. 2, v. 78. Ihr Haar war goldiger als Gold- e b eld [Adxovoog] , ihre Bruſt glänzender als der Mond. Nicander, Ther., v. 625. [Eiiyovoor.] Diosc. de m. m. 4, 57. Die Gold- Immortelle en x9voov) wird auch Chryſanthemon [yovoavIeuor] und Amaran⸗ ton [dudgavrov]| genannt, und dient zur Bekränzung der Götter— bilder. Die Pflanze bildet ein hartes, aufrechtes, weiß-grünes Rüth- chen; die Blätter ſind ſchmal, von einander entfernt, denen der San— tolina [aßeozovov]) ähnlich. Die Dolden [oxıadıov] 12) find glän- zend⸗goldgelb, gerundet, trocknen Trauben [xoovuPos] gleich; die Wurzel iſt dünn. Die Pflanze wächſt an rauhen Stellen und an den Ufern der Gießbäche. Man gebraucht ſie als Arznei, legt ſie auch zwiſchen die Kleider, um dieſe vor freſſendem Gewürm zu ſchützen. Plin. 21, 11, 38; 21, 25, 96. Die goldglänzenden, büſchel⸗ weis hängenden Blüthen der Gold-Immortelle [helichrysos, heliochrysos, chrysanthemon] welken nie, dienen zur Bekränzung der Götterbilder, und namentlich hat Ptolomäus, König von Aegyp— ten, dieſe damit ſehr ſorgfältig geſchmückt. 19) Gemeines Kreuzkraut, Senecio vulgaris, Linné. — In ganz Griechenland und 12) Riſpen. —_ XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Vereinbl. Pfl. (Kreuzkr., Feldringelbl., Klette). 477 Italien häufig, dort 0yAnyooas, hier senecione, calderugia, erba calderugia, solleccione genannt. Pkeophr., H. pl 7, 7, 1; 7, 7, 4; 7, 10, 2, He yes. Diosc. de m. m. 4, 95. Das Gemeine Kreuzkraut [noıyEowv|, welches auch Erechthites [EO ν ονννν heißt, hat einen ellenhohen, röthlichen Stamm mit vielen, tief eingeſchnittenen Blät— tern, gelben Blüthen, welche ſich bald ſpalten und im Verblühen [2EavIeiv] in ſogenannte Haarkronen [ranmos] übergehn. Die Pflanze heißt bei den Griechen deswegen Erigeron, weil die Bfüthen im Frühjahr [70] wie altersgraue Haare ausſehn [royosdos o oFaı] 1). Die Pflanze wächſt vorzugsweis auf Mauern und um die Städte, dient als Arznei. Plin. 25, 13, 106. Das Erigeron heißt bei den Römern Senecio [senecio]. Umzieht man dieſe Pflanze mit einem Schwerte, gräbt ſie dann aus, berührt damit einen Zahn, ſpuckt dreimal aus, und ſetzt ſie dann wieder ſo an ihrer Stelle ein, daß ſie leben bleibt, ſo ſoll der berührte Zahn ſpäterhin nie weh thun. Die Pflanze iſt jo weich und ſieht fo aus wie der Edel-Gamander ſtrixago] 1%; die Stämme ſind röthlich; ſie wächſt auf Ziegeldächern und Mauern. Die Griechen haben ſie Erigeron genannt, weil ſie ſchon im Früh— jahr altersgrau wird. 20) Feld-Ringelblume, Calendula arvensis, Linné. — In Griechenland heimiſch und jetzt be Y drr! genannt. — In Italien unter dem Namen fior rancio selvatico und fiorrancio campestre wild wachſend. Virgil, Eelog. 2, v. 50. [Luteola caltha.] Colum. de r. r. 10, v. 97. [Flaventia lumina calthä.] Colum. de r. r. 10, v. 307. [Flammeola caltha.] Plin. 21, 6, 15. [Caltha.] 21) Klette, Arctium Lappa, Linné. — In Griechenland felten, nAuren und zAarvuavrvida genannt. — In ganz Italien häufig, bar- dana genannt. 13) Der Name kommt von 70 und yeowv, Greis. 14) Teuerium Chamädrys, Linné. 478 Botanik der alten Griechen und Römer. Diosc. de m. m. 4, 105. Die Klette [doxeıov], welche auch Proſopis und Proſopion heißt, hat Blätter wie ein Kürbis eoοννeαν, jedoch größer, härter, dunkler und haarig. Der Stamm iſt weißlich, die Wurzel groß, inwendig weiß, auswendig ſchwarz. Sie dient zu Heilzwecken. Plin. 24, 18, 16. Die Klette [lappa canaria] wird mit Wegerich ee und Garbe ſmillefolium] in Wein abge- rieben, und dieſe Miſchung heilt Krebsgeſchwüre, wenn man alle 3 Tage den Verband löſt. Um Schweine damit zu heilen, muß man ſie ohne Eiſen ausgraben, in's Saufen thun, und muß, wie Manche vorſchreiben, beim Ausgraben ſagen: „Dies iſt das Kraut Argemon, von Minerva für die Sach mäng welche davon freſſen, zum Heilmittel beſtimmt. Plin. 25, 9, 66. [Persolata, arcion.] Galen. de simpl. med. 6, 59. ["Ereoov “oxruor, d o/ r ng00WrElda xul0Voır.] 22) Maſtixdiſtel, Atractylis gummifera, Linné (Acarna gummifera, Willd.).— Jetzt in Griechenland ſelten wild, xzepalıa genannt. — Dieſe Pflanze liefert ein maſtixähnliches Gummiharz, welches ärmere Leute ſtatt Maſtix kauen. Theophr., H. pl. 6, 4, 3. [IEHh⁰N.] 9, 1, 3. [TS &v Kontn.] Diosc. de m. m. 3, 8. Die Maſtixdiſtel [yauadsorv Mevröc) heißt auch Ixia [787 15), weil ſich an den Wurzeln eine Maſſe findet, die zäh iſt wie Vogelleim. Die Weiber gebrauchen ſie wie Maſtix. Die Pflanze dient als Arznei, kann dagegen, mit Ge— treideſchrot, Waſſer und Oel zuſammengeknetet, Hunde, Schweine und Mäuſe tödten. Plin. 22, 18, 21. Manche nennen die Maſtixdiſtel [cha- mäleon] auch ixia. Es gibt davon 2 Arten. Die hellere hat rau- here Blätter, kriecht auf der Erde hin, richtet ihre Stacheln wie ein Igel empor 10), hat eine ſüß ſchmeckende Wurzel und einen ſehr ftar- ken, unangenehmen Geruch. In manchen Gegenden erzeugt die Pflanze in den Blattachſeln eine klebrige Maſſe, weswegen fie auch Jxia 15) Jeòs heißt Vogelleim. — 16) Dieſe Beſchreibung iſt richtig. XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Vereinbl. Pfl. (Kornbl., Centaurenkr., Saflor). 479 heißt. Die Frauen benutzen die genannte Maſſe wie Maſtix. Cha⸗ mäleon heißt die Pflanze davon, daß ihre Blätter die Farbe je nach dem Boden, auf dem ſie ſteht, wechſeln, ſo daß ſie hier ſchwarz, da grün, dort blau, anderwärts ſafrangelb oder in andrer Farbe erſcheinen. 23) Kornblume, Centaurea Cyanus, Linné. — In Griechenland jetzt ſehr ſel⸗ ten; — in Italien häufig unter der Saat, fioraliso, fiordaliso, fior d’aliso, battisecola und ciano genannt. Plin. 21, 8, 24. Die Kornblume ſcyanus] hat den Na- men cyanus von ihrer Farbe 1). Plin. 21, 11, 39. Die Kornblume [eyanus] dient zu Kränzen. 24) Centaurenkraut, Centaurea Centaurium, Linné. — Auf den Höhen der ſüdlichen Alpen und der Gebirge Italiens wild. Diosc. de m. m. 3, 6. Das Centaurenkraut [xzevrav- O¹ο¼ ueya] nennen Einige auch Narce [vdoxn], u. ſ. w. 25) Saflor, Carthamus tinctorius, Linné. — Dieſe Pflanze iſt wohl aus Oſtindien nach Aegypten und von da nach Europa gewandert, um in der Färberei und Heilkunde zu dienen. — In Griechenland iſt ſie, wie Fraas ſagt, in neuerer Zeit nur verſuchsweiſe gebaut worden und heißt aogoögı und oaypAmwvörı; — in Italien wird ſie nicht wenig gebaut, und cartamo, grogo, zaffrone, zafferano falso o saracinesco genannt. Dioscor. de m. m. 4, 187. Der Saflor [evixos] hat längliche, eingeſchnittne, rauhe, dornige Blätter; die Stämme werden 2 Ellen hoch und tragen olivengroße Köpfe. Die Blüthen ſind ſafran— gelb; die Samen find weiß und rothbraun, länglich und kantig. Die Blüthe wird gegeſſen; die Samen dienen als Arznei, ihr Saft bringt auch die Milch zum Gerinnen. Plin. 21, 15, 53. [Cnicus, auch enecos geſchrieben.] 26) Doldentraubiger Karthamus, Carthamus corymbosus, Linné. — In Griechenland häufig wild, jetzt zauodEov und oußodiko genannt. 17) Kvaveos, eyaneus, dunkelblau. 480 Botanik der alten Griechen und Römer. Theophr., H. pl. 9, 12, 2. [Xouadewv ν] g. Diosc. de m. m. 3, 9. [X ααννννiιαοτ n. 27) Wolliger Karthamus, Carthamus lanatus, Linné. — In Griechenland häufig wild, jetzt ie yvvalixag 7 aroayrı genannt; — in Nord-Italien ebenfalls häufig, ceceprete, scardiccione genannt. Theophr., H. pl. 6, 4, 6. [Aroaxrviis und dv. Diosc. de m. m. 3, 97. [ArooxrvAks.] Plin. 21, 16, 56. [Atractylis und phonos.] 28) Eſelsdiſtel, Onopordon Acanthium, Linné. — In Griechenland häufig wild, jetzt ayrasınz — in ganz Nord-Italien ebenfalls häufig und scardiccione genannt. Dios c. de m. m. 3, 16. Aud or.) Plin. 24, 12, 66. [Acanthion.] 29) Artiſchocke, Cynara Cardunculus, Linné (als deren Abart Cynara Scoly- mus, Linné, zu betrachten). — In Griechenland, wo ſie jetzt oyrvvaga heißt, nicht wild, wohl aber für die Küche gebaut; — eben fo in Nord-Italien, wo fie cardo, carcioso domestico und mazzaferrata heißt. Theophr., H. pl. 6, 4, 10. Die Artiſchocke [x«xrog] ift nur in Sicilien, aber nicht in Griechenland zu finden. Sie ift übrigens ein ganz eigenthümliches Gewächs, denn es kommen unmit— telbar aus der Wurzel Stämme, die ſich auf die Erde legen; das Blatt iſt breit und dornig. Solche Stämme nennt man eigentlich Kakten [xaxros]. Schält man fie, jo find fie dann eßbar, ſchmecken jedoch etwas bitter. Man bewahrt fie in Salzwaſſer auf. Die Pflanze treibt auch einen andren Stamm, der aufrecht emporſteigt und Pternix [rzeorıd] heißt. Auch dieſer iſt eßbar, wird jedoch nicht aufbewahrt. Das Fruchtbehältniß [reoıxdorıov], worin der Samen liegt, iſt feiner Geſtalt nach diſtelartig [axarIWdrg]; nimmt man aber die mit Haarkrone verſehenen [rm ne] Samen weg, fo bleibt eine eßbare Maſſe, welche dem Palmenhirn [yrdparor tod Sonos] ähnlich iſt; man nennt fie Skalias [oxuN/ag]. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Vereinbl. Pfl. (Eſelsdiſtel, Artiſchocke). 481 Colum. de r. r. 11, 3, 14 u. 28. [Cinara.] Plin. 19, 8, 43, u. 20, 23, 99. [Carduus.] Galen. de al. fac. 2, 51 (tom. 6, pag. 656, ed. Kühn). Die Artiſchocke wird vom Volke rund, von vornehm thuenden Leuten yd genannt. Sie erzeugt, wenn ſie genoſſen wird, ſchlechte Säfte, vorzüglich wenn ſie ſchon zu holzig geworden, denn ſie ent— hält alsdann ſchon von ſelbſt einen galligen Saft. Am beſten iſt es, ſie gekocht zu eſſen, wobei man Olivenöl, Fiſchſülze, Wein und Koriander zuſetzt. . Athen., Deipn. 2, 83 (t. 1, p. 271, ed. Schw.). Phänias nennt im fünften Buche ſeines über die Pflanzen handelnden Werkes eine dornige Pflanze ſiciliſchen Kaktus [xaxrog omerıxn] !®), welche auch Theophraſtus im ſechſten Buche ſeiner Pflanzenkunde erwähnt. — Dieſe Pflanze, welche beide Kaktus nennen, iſt dieſelbe, welche bei den Römern, die nicht weit von Sicilien wohnen, cardus [x«odog] heißt, bei den Griechen aber Cinara [rwagu]. — Ueber dieſe Pflanze ſpricht Epicharmus 10), der fie zu den eßbaren Gemüſen zählt: „Mohn, Fenchel und dorniger Kaktus“ [urmwv, udoaFov, Toutes qe udαν,ðjẽ3H „gut mit Fett geſchmelzt und mit Gewürzen verſetzt, ſchmeckt er angenehm; kommt er aber allein auf die Tafel, ſo weiſe ich ihm die Thür.“ Epicharmus nennt den Kaktus noch an zwei andren Stellen. Athen., Deipn. 2, 84. Sopater von Paphos, welcher zur Zeit Alexander's, Sohns des Philippus, und bis zur Zeit des zweiten ägyptiſchen Königs gelebt, nennt die Pflanze Cinara [wage]. — Ptolemäus Euergetes, König von Aegypten, Schüler des Philo— ſophen Ariſtarch, ſagt im zweiten Buche ſeiner Schriften: „In der Gegend von Berenice in Libyen iſt der Fluß Lethon, in deſſen Um— gebung die Artiſchocke [xwago] ſehr häufig wächſt. Alle Soldaten, die ich bei mir hatte, ſammelten ſie, reinigten ſie von Stacheln, ver— zehrten ſie, und boten auch mir davon an.“ Palla d. de r. r. 3, 24, 2; 4, 9, 1. Im Februar oder März ſäet man die Artiſchocke [carduus]; fie liebt einen gedüng— ten, lockren Boden, iſt aber in einem feſten ſicherer gegen Maulwürfe 18) Artiſchocke. — 19) Auf Kos geboren, ſpäter aber in Syrakus woh— nend, in doriſcher Mundart ſchreibend, auch Epicharmus Siculus genannt, und hier als ſicilianiſcher Zeuge aufgeführt. 5 31 u 482 Botanik der alten Griechen und Römer. und andre feindliche Thiere. Man legt die Samen bei zunehmendem Mond in ein ſchon vorbereitetes Beet, je + Fuß weit von einander entfernt. Verkehrt darf man die Samen nicht legen, denn ſie geben ſonſt ſchwache, krumme, harte Stämme; auch tief dürfen ſie nicht in die Erde kommen. Man faßt ſie daher mit 3 Fingern, treibt dieſe bis zum erſten Gelenk in die Erde, und deckt dann die Samen nur leicht zu. Später muß fleißig gejätet, auch, im Falle großer Hitze, gewäſſert werden. — Bricht man den Samen, bevor man ſie legt, die Spitzen ab, fo bekommen die Pflanzen keine Stacheln. — Be— feuchtet man die Samen 3 Tage lang mit Lorbeeröl, Nardenöl, Opo— balſamum 20), Roſenſaft, Maſtixöl, trocknet ſie und legt ſie dann, ſo entſtehen Pflanzen, welche den Geſchmack des angewandten Mittels haben. — Jedes Jahr trennt man die jungen Triebe vom alten Stocke, und läßt ihnen dabei etwas Wurzel. Die Blüthenköpfe, deren Samen man zur Ausſaat ſammeln will, muß man mit einer Decke verſehn, damit Sonne und Regen die Samen nicht verdirbt; auch muß man ſolchen Samenpflanzen alle jungen Triebe nehmen. Palla d. de r. r. 11, 11, 1. Im Oktober werden die Ar- tiſchocken [carduus] gepflanzt. Dabei ſchneidet man den Wurzeln die Spitzen ab, taucht fie in Miſt, pflanzt fie je 3 Fuß von einan- der, damit ſie ſich ausbreiten können, ſteckt 2 bis 3 zuſammen in eine fußgroße Grube, und düngt ſie gegen den Winter oft an trocknen Tagen mit Aſche und Miſt. Geopon. 12, 39. Pflanzt man die Artiſchocken [zwage] im November, ſo geben ſie ſchon im Frühjahr Frucht; pflanzt man ſie aber im Frühjahr, ſo geben ſie dieſelbe erſt im nächſten Jahre, wobei zugleich die Pflanzen dünner, die Früchte kleiner ausfallen. Um neue Pflanzen zu bekommen, ſchneidet man Sproſſen von alten mit einer ſcharfen Hippe ab, nimmt ihnen die Wurzelſpitzen, und ſetzt ſie in friſch gegrabenes, mit altem Miſt gedüngtes Land, das dann im Sommer fleißig bewäſſert wird. Die Pflanzen werden wohlrie— chend, wenn man ſie aus Samen zieht, der 3 Tage in einer wohl⸗ riechenden Flüſſigkeit gelegen. Um dornenloſe Pflanzen zu haben, reibt man die Spitzen der Samen an einem Stein ab. Einen Lor⸗ beergeſchmack nimmt die Artiſchocke an, wenn man eine Lorbeerfrucht durchbohrt, in die Höhlung den Artiſchockenſamen ſteckt, und die Frucht 20) Mekkabalſam. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Vereinbl. Pfl. (Diſtel, Golddiſtel, Cichorie). 483 dann in den Boden bringt. Ohne Dornen wachſen die Artiſchocken, wenn man eine Salatwurzel [G Ioıdazivng] hält, klein hackt, den Samen in der Maſſez verbirgt und mit ihr in den Boden bringt. Die Mäuſe ſind ſehr begierig nach Artiſchockenwurzeln, und kommen weit her, um ſie zu freſſen. Man hält ſie ab, indem man die Wur⸗ zeln mit Wolle umwickelt, oder fie mit Schweinsmiſt oder Feigen— holzaſche bedeckt. Um ſüß ſchmeckende Artiſchocken zu ziehn, weicht man die Samen, bevor ſie gelegt werden, in Honig. 30) Gattung Diſtel, Carduus, Linné. — Diſteln dieſer Gattung und ähnlicher werden bei den Alten häufig unter dem Namen axovIa, carduus u. ſ. w. genannt; aber es iſt mir keine Stelle bekannt, wo mit Gewißheit angegeben werden könnte, welche Art gemeint ſei. 31) Golddiſtel, Scolymus, Linné. — Von zwei hierher gehörigen, um das Mit- telmeer wachſenden Arten, Scolymus maculatus, Linné, und Sc. hispanicus, L., werden noch jetzt die jungen Triebe gegeſſen. Hesio d., Opera et dies, v. 580. In der heißen Jahres⸗ zeit blühet die Golddiſtel o und ſingt die Cikade. Theophr., H. pl. 6, 4, 7. Die Wurzel der Golddiſtel [oxoAvuos] =iſt gekocht und roh eßbar, und merkwürdiger Weiſe zu der Zeit, wo die Pflanze blüht, am beſten. Wird ſie trocken, ſo gibt ſie einen Saft von ſich. Die Blüthezeit fällt in die Sonnenwende. Dios c. de m. m. 3, 14. [ eνον. Plin. 22, 22, 43. [Scolymus.] 32) Cichorie, Cichorium Intybus, Linné. — In ganz Griechenland ſehr häufig wild, zıxorlda und gadixın genannt, und die friſchen Blätter daſelbſt, wie Fraas berichtet, ein äußerſt beliebtes Gemüſe. — In ganz Italien ebenfalls wild, auch auf Feldern gebaut, cicoria und radiechio genannt. — Haben die Alten ſchon die aus Oſtindien ſtammende Endivie, Cichorium Endivia, Linné, gekannt, ſo iſt ſie jedenfalls in den Beſchreibungen und Benennungen nicht deutlich von der Cichorie geſchieden. Jetzt wird ſie in Griechenland ſelten gebaut und 0a gadixın genannt; in Italien wird 8 31 * 484 Botanik der alten Griechen und Römer. unter dem Namen endivia, endivia maggiore in Gärten für die Küche gezogen. Theophr., H. pl. 7, 11, 4. Die cichorienartigen Ge— wächſe ſind alle ſommergrün und haben wurzelſtändige Blätter [r« rio qô&A ndert Enereiöogvlia za νναννοννjẽ Die Cichorie ix j,u] ſelbſt hat einen großen Stamm und viele Aeſte; er iſt zäh, ſchwer zu theilen, und dient zum Binden. Die Wurzel iſt lang, ſchwer zu vertilgen, auch kommen aus ihr Seitentriebe, und ſo iſt ſie ſchwer auszurotten. Hat man die Cichorie abgeblattet [ExrAaxarile- oFoı], fo treibt fie von Neuem, und bis in den Herbſt pflegt ein Trieb nach dem andren zu blühen. Varro de r. r. 3, 10, 5. Man ſäet für die Gänſe Cicho⸗ rien [herba quä vocatur seris], treibt fie aber nicht darauf, weil ſie die Blätter theils zertreten, theils ſo viel freſſen würden, daß ſie ſtürben. Man ſchneidet deswegen die Blätter ſelbſt für ſie ab und gibt ihnen davon ihre richtige Portion. Virgil., Georgic. 4, v. 120. [Intubum.] Horat., Od. 1, 31, 17. [Cichoreum.] Colum. de r. r. 8, 14, 2. [Genus intubi, quod o&ow Gräci appellant.] Colum. de r. r. 10, 111. Cichorie ſintybum], die dem überſättigten Gaumen behagt. | Dios c. de m. m. 2, 159. Es gibt 2 Arten von Cich o- rien [oe], die wilde, welche man auch Pikris [mixgis] oder Ci- chorie [xıywgıor] nennt, und die zahme, welche breitere Blätter hat und beſſer ſchmeckt. Auch von dieſer in Gärten gebauten zahmen hat man 2 Sorten: die eine iſt breitblättrig und dem Salat ähn⸗ licher [Houdaxwdeoregog], die andre ſchmalblättrig und ziemlich bitter. Alle haben etwas Zuſammenziehendes, erfriſchen, ſind dem Magen zuträglich, was ganz beſonders von den wilden Pflanzen gilt. Man gebraucht ſie auch äußerlich zu Umſchlägen. Plin. 19, 8, 39. [Intubum.] Plin. 20, 8, 29 u. 30 u. 31. Die Cichorien [intubum] haben Heilkräfte. Manche nennen die wild wachſenden ambula; in Aegypten heißen die wilden cichorium, die zahmen seris; letztere ſind kleiner und ſaftiger. — Die Magier behaupten, wer ſich mit dem Safte einer ganzen Cichorie ſeichorium] und Olivenöl einreibe, der werde anmuthiger und erreiche ſeine Wünſche leichter. Aus dieſem XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Vereinbl. Pfl. (Löwenzahn, Bocksbart). 485 Grunde nennen Manche die Pflanze auch Chreſton 2), Andre Pan— kration 22). — Die wild wachſende Cichorie heißt auch Hedypnois 23). Palla d. de r. r. 11, 11, 1. Im Monat Oktober ſäet man die Cichorien ſintybum]. Sie lieben einen feuchten, lockren Bo⸗ den, und man weiſt ihnen ein ebnes Beet an, damit die Wurzeln nicht durch Regengüſſe entblößt werden. Geopon. 12, 28. Die Cichorie lobte] iſt, mit Eſſig ge- geſſen, dem Magen geſund, heilt auch allerlei Uebel, ſichert auch vor Zahnweh, wenn man am Tage nach dem Neumond, indem man ſie anſieht, ſchwört, man wolle weder Cichorien noch Pferdefleiſch eſſen. 33) Löwenzahn, Leontodon Taraxacon, Linné. — In Griechenland ſehr ge— mein, jetzt mızgapaxn; — in Italien überall, tarassaco genannt. e 5129,80, 0, 31,0 8. 2 De Löwenzahn [aparn, auch andre und Andnn geſchrieben 2*)] ift bitter, läßt ſich nicht eſſen, blüht früh Irowiavgrg], altert ſchnell, und die Haarkrone fliegt davon [anonannovosa]. Es folgt jedoch den ganzen Winter und das Frühjahr hindurch bis zum Sommer Blume auf Blume. N Plin. 21, 15, 52. Der Löwenzahn [aphace] wird bei den Aegyptiern gegeſſen; er treibt im Winter und im Frühjahr im- mer neue Blumen, aber jede welkt ſchnell dahin. 34) Safranblättriger Bocksbart, Tragopogon crocifolius, Linné. — Sibthorp fand ihn auf Cypern; — er wächſt auch an mehreren Orten Italiens wild. Theophr., H. pl. 7, 7. Zu den Gemüſen rechnen Einige den Bocksbart [reayorwywr], welcher auch Kome [x0un] heißt, deſſen Wurzel lang und ſüß iſt, deſſen Blätter denen des Safrans gleichen, jedoch länger ſind. Der Stamm iſt kurz; auf ihm ſteht ein großer Kelch |xuAvE], und die Spitze bildet die graue Haarkrone lednnog], von welcher die Pflanze Bocksbart [roayorwywv] heißt. Dios c. de m. m. 2, 172. Der Bocksbart [reayorwywr] 21) Brauchbar. — 22) Alles beherrſchend. — 23) Wohlriechend. 28) Der Zweifel an der Richtigkeit der Schreibart apann iſt dadurch ent: ſtanden, daß dieſes Wort bei Theophraſt auch die Pflanze bedeutet, welche Linne Lathyrus Aphaca nennt. 486 Botanik der alten Griechen und Römer. heißt auch Tetrapogon und Kome. Der Stamm iſt kurz, die Blätter ſind wie bei dem Safran, die Wurzel iſt lang, ſüß; an der Spitze ſteht ein großer Kelch, und aus dieſem kommt eine große Haarkrone, von welcher der Name dieſer eßbaren Pflanze ſtammt. 35) Bitterkrautartiger Bocksbart, Tragopogon picroides, Linné (Arnopogon picroides, W.). — Wächſt jetzt in Griechenland und Italien wild. Dios c. 3, 65. [Teoazıov To jd. Plin. 21, 15, 52. [Come, tragopogon.] 36) Gänſediſtel, Sonchus oleraceus, Linné. — Wächſt in Griechenland und heißt jetzt o0%os; — wächſt auch in Italien, wo fie cicerbita und sonco heißt, und jung gegeſſen wird. Dios c. de m. m. 2, 158. Es gibt 2 Arten von Gänſe— diſteln [og]; die eine iſt mehr wild und ſtachlig, die andre zar- ter und eßbar. Der Stamm iſt ziemlich hohl, zuweilen röthlich; die Blätter ſind am Rande hier und da eingeſchnitten. Der Saft thut dem kranken Magen wohl u. ſ. w. Pli n. 22, 22, 44. Die Gänſediſtel [sonchus], welche He⸗ kale in den Schriften des Kallimachus dem Theſeus vorſetzt, wird gegeſſen, und zwar ebenſowohl die hellfarbige als die dunkelfarbige Sorte. Beide wären dem Salat [lactuca] ähnlich, wenn ſie nicht dornig wären. Ihr Stamm iſt ellenhoch, kantig, inwendig hohl, und läßt bei Verletzung reichlich Milch fließen. Als Speiſe iſt die Pflanze geſund, wird auch gegen allerlei Krankheiten empfohlen. · 37) Gartenſalat, ne sativa, Linné. — Vaterland unbekannt. Wird in Grie— chenland unter dem Namen uogovdAıov und uagoviı, — in Ita⸗ lien unter dem Namen lattuga und lattuca häufig in Gärten gezogen. Hippocrates de diäta 2, pag. 686 ed. Kühn. Der Salat [Oo] kühlt ſehr, bevor er faftig iſt, und ſchwächt den Körper etwas. Theophr., H. pl. 7, 4, 5. Die weiße Sorte des Sa— (ats [ON ift ſüßer und zarter als die dunkle; übrigens kennt man noch 3 Sorten. * XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Vereinbl. Pfl. (Gänſediſtel, Gartenſalat). 487 Theophr. de causis plant. 2, 20, tom. 1, p. 426, ed. Schneider. [Oo. Horat., Satir. 2, 4, v. 59. [Lactuca.] | Celsus de med. 2, 32. Salat [lactuca] bewirkt im Som- mer, wenn fein Stamm von Milch ſtrotzt, ruhigen Schlaf. Colum. de r. r. 11, 3, 25. [Lactuca.] Diosc. de m. m. 2, 164. Der Gartenſalat [Ioidas nusoos] behagt dem Magen, bewirkt ruhigen Schlaf, erzeugt Milch. Gekocht gibt er mehr Nahrung als roh. Wer am Magen leidet, thut wohl, ihn ungewaſchen zu verzehren. Zu oft gegeſſen ſchwächt er die Augen. Man bewahrt ihn auch in Salzwaſſer auf. Hat er einen Stamm getrieben, ſo bekommt ſein Saft Eigenſchaften, die denen des Wilden Lattichs 25) ähnlich ſind. Pli n. 19, 8, 38. [Lactuca.] Martial., Epigr. 11, 53, v. 5. Ich lade dich hiermit, lie⸗ ber Julius, zum Abendeſſen, und dieſes wird mit Salat [lactuca] beginnen. Martial., Epigr. 13, 11. Unſre Vorfahren pflegten ihr Abendeſſen mit Salat zu ſchließen; ich möchte wiſſen, warum wir es damit beginnen. | Sueton. de Octaviano 77. Wenn Kaiſer Auguſtus durftig war und doch kein Getränk zu fih nehmen wollte, fo kaute er ein Stück Gurke, oder eine Salatſtaude [lactuculä thyrsus], oder eine friſche, weinſaure Obſtart. Galen. de alim. facult. 2, 40 (tom. 6, p. 624, ed. Kühn). Viele Aerzte haben den Gartenſalat [O αννν allen andren Gemüſen vorgezogen, weil er beſſere Säfte erzeugt. Gewöhnlich ver— zehrt man ihn, ſo lang er noch jung iſt, roh; ſobald er aber im Sommer in Samen gehn will, pflegt man ihn zu kochen, und mit Olivenöl, Eſſig und andren Zuſätzen zu genießen. Hat man ſchlechte Zähne, ſo kocht man ihn auch ſchon, bevor er Stengel treibt. Als ich älter zu werden begann und das richtige Maß der Zeit ſchlafend hinbringen wollte, war ich theils durch die Gewohnheit, Nachts zu wachen, theils weil im Alter der Schlaf von ſelbſt oft fehlt, nur da— durch im Stande, mir den nöthigen Schlaf zu verſchaffen, daß ich Abends eine Portion gekochten Salates verſpeiſte. 25) Lactuca virosa, Linné. * 488 Botanik der alten Griechen und Römer. Athen., Deipn. 1, 12 (tom. 1, pag. 26, ed. Schweigh.). Ariſtoxenus, der Philoſoph von Cyrene, war ein entſetzlicher Schwel— ger, begoß auch Abends feinen Salat [OO mit Meth, holte ihn dann am andren Morgen, und ſagte, er zöge in ſeinem Garten grüne Honigkuchen. Athen., Deipn. 2, 80 u. 81. [Oo. Flaps Weisen de Tacito imperatore 11. Kaiſer Tacitus trank und ſpeiſte ſehr mäßig; nur Salat aß er viel, um ſich einen recht ſanften Schlaf zu verſchaffen. Palla d. de r. r. 2, 14. Den Gartenſalat [lactuca] kann man das ganze Jahr hindurch ſäen, wenn der Boden fett und gedüngt ift und bewäſſert werden kann. Ehe man die Pflanzen ver- ſetzt, beſchneidet man die Wurzeln und beſtreicht ſie mit flüſſigem Miſt. Zwiſchen den Salatpflanzen darf man nicht mit der Hacke jäten, ſondern muß es mit der Hand thun. Sie werden breiter, wenn man ſie entfernt von einander ſetzt, oder wenn man, ſo wie ſie beginnen, einen Stamm zu treiben, dieſem einen leichten Einſchnitt gibt, und einen Erdklumpen oder ein Ziegelſtück darauf legt. Sie ſollen weiß werden, wenn man feinen Sand auf die Blätter ſtreut, und ſie dann zuſammen bindet. — Wird Salat durch die Schuld des Wetters, oder des Samens ſchnell hart, ſo zieht man ihn aus, und pflanzt ihn neu, worauf er zart wird. Um dem Salat einen gewürzhaften Geſchmack zu geben, ver— fährt man ſo: Man höhlt eine von den kleinen Kugeln des Schaf— miſtes aus, legt in die Höhlung einen Samen von Salat, Kreſſe ſnasturtium], Baſilienkraut ſocimum], Rokka [eruca] und Rettig ſradix, raphanus], wickelt dann die Kugel in Miſt, und gräbt ſie nur flach in recht guten Boden. Keimen die Samen, ſo treibt der Rettig gleich eine ſtarke Wurzel, die andren wachſen nach oben, und der Salat nimmt ihren Geſchmack an. — Andre erreichen denſelben Zweck folgendermaßen: Sie ziehen eine Salatpflanze aus dem Boden, rupfen die Wurzelblätter ab, bohren an jeder Stelle, wo ein Blatt geſeſſen, ein Löchlein, ſetzen einen der genannten Sa— men, den des Rettigs ausgenommen, hinein, überſtreichen das Ganze mit Miſt, und pflanzen die Salatpflanze wieder. — Uebrigens iſt zu bemerken, daß der Salat feinen Namen lactuca von der vielen Milch [lac] hat, die er enthält. Geopon. 12, 13 u. 14. Der fleißige Genuß des Garten— * XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Vereinbl. Pfl. (Gartenſalat, Gift⸗, Lederlattich). 489 ſalats [Ioidas] wirkt der Augenſchwäche entgegen, auch ſchützt der Salat, vorher gegeſſen, auf Reiſen gegen die böſe Wirkung des ver— ſchiednen Waſſers, verhindert auch, vor Wein genoſſen, die Trunken— heit. — Der Salat wird wohlriechend, wenn man auf das Samen— korn, woraus man ihn zieht, einen Orangenkern [xıroiov ανενν legt. Genießt man Salatſamen in Waſſer, ſo bewirkt er einen ru— higen Schlaf. Daſſelbe thun die genoſſenen, oder die heimlich unter das Bett gelegten Blätter; dieſe müſſen in letzterem Falle ſo liegen, daß die vom Stamme geriſſenen Stellen nach den Füßen des Kranken hin gerichtet find 26). Geopon. 12, 14. Man nehme eine Kugel von Ziegen- oder Schafmiſt, höhle ſie aus, ſchiebe einen Samen von Salat, einen von Sellerie [o, von Rokka [evlwuor], von Bafilien- kraut [oxıuov]| oder von andren Küchenpflanzen fo in die Höhle, daß ſie dicht zuſammen liegen, ſtecke die Kugel in eine Grube, die 8 Querfinger tief und mit lockrem Miſt ausgelegt iſt, werfe lockre Erde darauf, gieße allmälig Waſſer zu, fahre mit Beſprengen fort, wenn die Samen aufgegangen ſind, und ſo bekommt man einen Salat, der mit den übrigen Pflanzen feſt verwachſen iſt. — Andre Gärtner ver— fahren fo, daß fie 2 oder 3 Ziegen- oder Schafmiſtkugeln klein ſtoßen, die Samen der Maſſe beimiſchen, die Maſſe in ein feines Tuch ſchlagen, und dieſes in den Boden bringen. 38) Giftlattich, Lactuca virosa, Linné (wovon L. Scariola, L., nur Abart). — In Griechenland ſelten; — in Italien an vielen Orten wild, lattuga velenosa, lattuga selvatica, scariola genannt. Diosc. de m. m. 2, 165. Der wilde Lattich [ayoia Foidos] ift dem Gartenſalat e o nz] ähnlich, hat aber einen ſtärkeren Stamm, hellere, größere und rauhere Blätter, ſchmeckt bitter. An arzneilicher Kraft kommt er dem Mohn [urxwv] nahe, weswegen auch Manche feinen Saft dem Opium [urxwrıor] bei— miſchen. - 39) Leder-Lattich, Lactuca coriacea, Schultz. — In Oſt- Griechenland häufig, und @ygıa ννeνν,u½ genannt. 20) 2 490 Botanik der alten Griechen und Römer. Galen. de alım. facult. 2, 40 (tom. 6, p. 626, ed. ene Der wilde Salat [Yoıdazyn Aayavov üygıor.] 40) Knorpelſalat, Chondrilla juncea, Linné. — In Griechenland nicht ſelten, jetzt oro boͤs genannt; — in ganz Italien häufig, lattugaccio, lattajola genannt. | Theophr., H. pl. 1 11, 4. [X o . Diosc. de m. m. 2 160. Der Knorpelſalat [xov- dein], welchen man auch Cichorie [xuyweror] und Seris lots nennt, trägt an den Zweigen bohnengroße Klümpchen einer maftir- ähnlichen Maſſe, welche zu Heilzwecken gebraucht wird, wozu auch die ganze Pflanze dient. — Es gibt auch noch eine andre Art von Knorpelſalat, die man kocht 2). Plin. 22, 22, 45. [Condrion, chondrylle, auch chondrille geſchrieben.] f. Familie Kürbis⸗Pflanzen, Kukurbiteen. 1) Gattung Zaunrübe, Bryonia, Linné. — Es kommen hier 3 Arten in Betracht: «) die Schwarzfrüchtige Zaunrübe, Br. alba, L., welche jetzt in Griechenland felten iſt und ayouxinum heißt, in ganz Ita— lien dagegen häufig vorkommt und vite bianca, zucca selvatica genannt wird. — 6) Die Rothfrüchtige Zaunrübe, Br. diöca, L., hier und da in Italien zu finden. — y) Die Kretiſche Zaunrübe, Br. cretica, L., im ſüdlichen Peloponnes und auf den griechiſchen Inſeln häufig, ayoın xoAoxvxıan und dνοννννν˖jãꝶ genannt. Nicander, Theriac., v. 858. [Bovwris.] Colum. de r. r. 6, 4, 3; 12, 7, 1. [Vitis alba.] 10, v. 250. [Bryonia.] Diosc. de m. m. 4, 180. Die Rothfrüchtige Zaun- rübe [d uẽͤnͥog le,, welche auch Bryonia [Povwria], Ophioſta⸗ phylos [opıoorapvrog], Chelidonium [yeAıdovıov]), Melothron [u7- d ], Pfſilothron , Archezoſtis [aoy&worıs], Eche⸗ troſis [&yerowoıs] und Kedroſtis [rEdoworıs]) heißt, hat faſt eben 8 27) Chondrilla ramosissima, Smith, nach Fraas, Seite 199. - XXXVIL Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Kürbis⸗Pfl. (Zaunrübe, Springgurke). 491 ſolche Zweige, Blätter und Wickelranken [278] wie der zahme Wein— ſtock, aber Alles iſt haariger. Der Strauch ſchlingt ſich in die be— nachbarten Sträuche, und packt ſie mit ſeinen Wickelranken. Die Frucht iſt rothgelb, ſteht in Trauben, und dient, um Felle von Haaren zu befreien. Die jungen Triebe [Gννοσνie! und die übrigen Theile der Pflanze werden vielfach als Arznei angewandt. Diosc. de m. m. 4, 181. Die Schwarzfrüchtige Zaun- rübe [&unelos lie heißt auch Schwarze Bryonia und Chiron's Weinſtock [XE αννοεννẽ0 de, hat ebenfalls in Trauben ſtehende Früchte, die anfangs grün find, ſpäter aber ſchwarz werden. Die ganz jungen Sproſſen können als Speiſe gekocht werden. Die Wur— zel wirkt wie die der Rothfrüchtigen Zaunrübe. Plin. 23, 1, 16. Die Rothfrüchtige Zaunrübe [vitis alba] heißt auch bei den Griechen Ampeloleuke, Staphyle, Melo- thron, Pſilothron, Archezoſtis, Kedroſtis und Mados. Die große, weiße, rettigähnliche Wurzel treibt ſpargelartige Sproſſen, die man als Speiſe kochen kann. Die Pflanze wird vielfach in der Heilkunſt verwendet. Pli n. 23, 1, 17. Die Schwarzfrüchtige Zaunrübe [vitis nigra, quam proprie bryoniam vocant], heißt auch Chiro⸗ nia, Gynäkanthe und Apronia, iſt der vorigen bis auf die Farbe ähnlich, u. ſ. w. 2) Spring gurke, Momordica Elaterium, Linné (Ecbalium Elaterium, Rich.); oygıoyyovgıa und yandagayyovgın der Neugriechen; cocomero asinino und elaterio der jetzigen Jtaliäner. — In Griechen— land und Italien wild. Theophr., H. pl. 7, 6, 4. [CH ο˖ ayouog.] Theophr., H. pl. 9, 14, 1. Von allen Arzneien behält das Elaterion [EAazroıov] feine Kraft am längſten, und iſt je älter je beſſer. Ein Arzt, der weder Prahler noch Lügner war, hat verſichert, er hätte zweihundertjährige von wunderbarer Heilkraft zum Geſchenk erhalten. Die Urſache der langen Dauer iſt die Feuchtig— keit. Man legt die frisch zerſchnitene Springgurke in feuchte Aſche; ſie trocknet da nicht, ſondern iſt noch nach funfzig Jahren im Stande, Lichter auszulöſchen. Keine Arznei ſoll ſo ſicher Erbrechen bewirken wie dieſe. Nicander, Theriac., v. 866. I[Fixvos ayooreoog.] 492 Botanik der alten Griechen und Römer. Diosc. de m. m. 4, 152. Die Springgurke [oixvg 4% 0400 e sy ſich nur dadurch von der zahmen Gurke [7uso0g olxvs], daß ihre Früchte viel kleiner und länglichen Eicheln ähnlich ſind; die Wurzel iſt weiß und groß. Die Pflanze ſteht auf Schutt und Sand, bildet einen Buſch von bittrem Geſchmack, und wird vielfach als Arznei verwendet. — Das ſogenannte Elaterium [eAarojgıov] bereitet man aus der Frucht * οu o] der Pflanze folgen- dermaßen: Man wählt Früchte l[oπν s, die aufſpringen, fo wie fie berührt werden, pflückt ſie, und läßt ſie eine Nacht lang ruhig liegen. Am folgenden Tage legt man einen Durchſchlag mit kleinen Löchern über ein Gefäß, befeſtigt ein Meſſer über dieſem ſo, daß die Schneide nach oben ſteht, faßt die Früchte mit beiden Händen, zerſchneidet ſie, drückt den Saft aus, und reibt das Uebrige ſo auf dem Durchſchlag, daß die fleiſchigen Theile hindurch gehn. Was oben bleibt, wird mit ſüßem Waſſer befeuchtet, ausgepreßt und dann weggeworfen. Der gewonnene Saft wird nun gequirlt, mit Leinwand bedeckt, und an die Sonne geſtellt. Er verdickt ſich da, und man gießt die obenauf ſchwim— mende Feuchtigkeit ab. Man verfährt auch noch anders. Plin. 20, 1, 2 u. 3. Die Arznei, welche man aus der Spring gurkeſeucumis silvestris] bereitet, heißt Elaterium, u. ſ.w. 3) Gurke, Cucumis sativus, Linné. — Vaterland Süd-Aſien. — Wird jetzt in Griechenland häufig gezogen und orxva oder ayyovgıa genannt; in Italien ebenfalls häufig und unter den Namen cetriolo, cetri- uolo, eitriuolo, treciolo bekannt. Von der Gurke, der Melone, dem Kürbis iſt ſchon bei der Gärtnerei viel die Rede geweſen; deswegen werden ſie hier nur kurz abgehandelt. Hippocrat. de diät. 2 (tom. 1, pag. 689, ed. Kühn). [Fixvoc.] Theophr., H. pl. 7, 4, 1. [Zivog.] Virgil., Georg. 4, v. 122. [Cucumis.] Colum. de r. r. 10, v. 234. [Cucumis.] Colum. de r. r. 11, 3, 48. [Cucumis.] Dios c. de m. m. 2, 162, u. 4, 152. Die Gurke en Nusoog und Olxvor Nuegov] gibt eine geſunde, kühlende Speife. — Ihre Wurzel kann gerieben als Brechmittel dienen. XXVXVVIII. Kl. Lappenfeim⸗Pflanzen. Fam. Kürbis⸗Pflanzen (Gurke). 493 Plin. 19, 5, 23. [Cucumis.] Galen. de al. facult. 2, 6 (p. 567 ed. Kühn). [Fwsve.] Athen., Deipn. 3, 4. [Tue, oizus, owzödıor.] ian de r. r. 4, 9, 7. Im März ſäet man die Gur— fen [cucumis], und zwar fern von einander. Man ziehet für fie Furchen von 13 Fuß Tiefe, 3 Fuß Breite, und läßt zwiſchen dieſen Furchen einen Raum von 8 Fuß wüſt, damit fie ſich auf ihm aus- breiten können, denn die dort wachſenden Unkräuter ſchaden ihnen nicht. Weicht man die Kerne, bevor ſie gelegt werden, in Schafs— milch und Honigwaſſer, ſo bekommt man ſüß ſchmeckende, weiße Gur— ken. Lang und zart werden ſie, wenn man ein offnes Gefäß mit Waſſer ſo ſtellt, daß es 2 Handbreit tiefer als die Pflanzen kommt; ſie treiben eilig nach dieſem Waſſer hin. — Manche ſchieben eine Gurkenblüthe mit einem Stückchen der Ranke [viticula], worauf fie ſteht, in ein Stück Pfahlrohr, dem ſie zuvor alle Knoten durchbohrt haben, und fo entſteht eine Gurke von ungeheurer Länge 2). — Die Gurkenpflanze hat ſolche Furcht vor Olivenöl, daß ſie ſich wie ein Haken biegt, um einem neben ihr ſtehenden Gefäß voll Oel auszu— weichen. So oft es donnert, wendet ſich die Gurke, als wäre ſie erſchrocken 22). — Schließt man eine am Stamme ſtehende Gurken— blüthe in eine irdne Form, deren Inneres das Geſicht eines Men— ſchen oder Thieres vorſtellt, ſo wird auch die Gurke in ihr dieſelbe Geſtalt annehmen, wie Gargilius Martialis behauptet. Geopon. 12, 19. Will man Kürbiſſe [20%0x%r9n] und Gurken love] ziehn, welche keinen Samen in ſich tragen, fo ver— fährt man alſo: Man bedeckt ein friſches Rankenende [Anueris 7 roı arg&uwv] der Pflanze fo mit Erde, daß es nur noch mit der Spitze herausſieht; und wenn dieſe wieder gewachſen iſt, gräbt man ſie wieder ein, und ſo zum dritten Mal. Zugleich ſchneidet man, außer dem genannten Endtrieb, alle ſich über die Erde erhebenden Ranken ab; ſo werden die Früchte, die man bekommt, keine Samen enthalten. — Man kann auch dadurch ſamenloſe Früchte erzielen, daß man Samen, bevor man ſie in die Erde ſteckt, 3 Tage lang in Se— ſamöl legt. — Um früh Früchte zu bekommen, thut man mit Dünger vermiſchte, geſiebte Erde die feucht iſt, gegen Beginn des Frühlings 26) Die Ranke bleibt an ihrer Pflanze, die Gurke wächſt in die Höhlung des Rohrs. — 29) Thut's nicht. 494 Botanik der alten Griechen und Römer. nebſt Samen in Töpfe, ſtellt dieſe, ſo oft die Sonne ſcheint, die Luft warm iſt, oder ein lauer Regen fällt, in's Freie, trägt fie vor Sonnen⸗ untergang wieder in's Haus, begießt ſie ſo viel als nöthig, und gräbt die Töpfe, ſobald die Jahreszeit warm iſt, in ein Gartenbeet. Man bekommt eher Früchte, wenn man die Zweigſpitzen abſchneidet. — Um die Gurken dahin zu bringen, daß ſie ſich lang ſtrecken, ſetzt man 5 bis 6 Querfinger breit von ihnen ein Gefäß voll Waſſer hin. Um dieſes zu erreichen, dehnen ſie ſich. Hat aber das Gefäß kein Waſſer, ſo wenden ſie ſich wieder rückwärts. So gierig ſind ſie nach Näſſe, und ſo ſehr ſcheuen ſie die Trockenheit. — Die Früchte nehmen auch jede beliebige Geſtalt an, wenn man ſie in irdne Formen bindet. Eben fo füllen Gurken und Kürbiſſe ein Stück Pfahlrohr [ada log] aus, welches man der Länge nach theilt, aushöhlt, und um die junge Frucht bindet. — Will man Gurken haben, die nicht wäſſerig ſind, ſo füllt man vor dem Legen der Kerne die untre Hälfte der für ſie beſtimmten Grube mit Spreu oder trocknem Reiſig aus, füllt die Grube vollends mit Erde und gießt nicht. Um Gurken friſch zu erhalten, legt man ſie in ſüße, nicht veränderte Hefen weißen Weines, füllt das Gefäß ganz, legt den Deckel auf und verſtreicht ihn. Auch in Salzlake halten ſie ſich gut. Eben ſo kann man ſie in ein Gefäß thun, an deſſen Boden ſich etwas Eſſig befindet, der ſie jedoch nicht berührt; das Gefäß wird dann ſo verſtrichen, daß vom Inhalt nichts verdampfen kann. — Kürbiſſe kann man dadurch vor dem Verderben ſchützen, daß man ſie abnimmt, während fie noch zart find, klein hackt, mit ſiedendem Waſſer über- gießt, über Nacht in's Freie ſtellt, dann in ſtarke Salzlake bringt. 4) Schlangengurke, Cucumis anguinus, Linné. — Vaterland unbekannt. Varro de r. r. 1, 2, 25. Um Wanzen zu vertreiben, be— ſtreicht man die Betten mit Waſſer, worin Seen enen [eucumis anguinus] liegen. Colum. de r. r. 2, 9, 10. Um den auszuſäenden Weizen vor Ungeziefer zu ſchützen, befeuchtet man ihn vorher mit Waſſer, das mit dem Saft und der zerriebnen Wurzel der Schlangen— gurke [eueumis anguinus! gemiſcht ift. Colum. de r. r. 7, 10, 5. Krankes Vieh läßt man einen Tag lang durſten und hungern, und gibt ihm dann zerriebne Wur— zeln der Schlangengurke in's Waſſer. XXXVIIL Kl. Lappenk.⸗Pfl. Fam. Kürbis: Pfl. (Melone, Koloquinte, Kürbis). 495 5) Melone (Zuckermelone), Cucumis Melo, Linné. — Stammt aus Süd⸗ Aſien, wird in Süd⸗Europa häufig im Freien gezogen, heißt in Griechenland jetzt zenwvin, in Italien popone, melone, mellone. Hippocrat. de diät. 2 (tom. 1, pag. 689, ed. Kühn). [IIerwv.] Diosc. de m. m. 2, 163. [IIenor. Plin. 19, 5, 23. [Pepo und melopepo.] Galenus de alim. facult. 2, 5 (pag. 566, ed. Kühn). |Mnlonenwv.) Athen., Deipn. 2, 78 (p. 263 ed. Schweigh.). IIe, omvög oneguoriog, und O1rvög rev.) Pallad. de r. r. 4, 9, 6. Im März werden die Kerne der Melonen [melo] gelegt, und zwar je 2 Fuß von einander ent⸗ fernt; das Erdreich muß gut bearbeitet ſein, und ſandiges hat den Vorzug. Vor dem Legen werden die Samen 3 Tage lang in Meth und Milch geweicht, dann erſt getrocknet. Hierdurch bekommen die Früchte einen lieblichen Geſchmack. Wohlriechend werden ſie, wenn die Samen viele Tage lang zwiſchen trocknen Roſenblättern gelegen haben. Geopon. 12, 20. [Mmontnwr.] 6) Koloquinte, Cucumis Colocynthis, Linné. — In Süd-Afien heimiſch, äußerſt bitter, als Arznei heftig wirkend. Diosc. de m. m. 4, 175. Die Koloquinte [ οονονeον lg heißt auch Ziegen-Kürbis [roA0xvrIa wlyos], Bittergurke [oda zuı- 4d], alexandriniſcher Kürbis. Die Blätter find denen der zahmen Gurke ähnlich; die Frucht iſt wie ein mittelmäßiger Ball, ſehr bitter, dient als Arznei. Plin. 20, 3, 8. [Colocynthis.] 7) Kürbis, Cucurbita Pepo, Linné. — Aus Süd⸗Aſien. Jetzt in Griechen— land xoloxvrı und xoloxdrıo, in Italien zucca genannt. Hippocrat. de diäta 2 (p. 687 ed. Kühn). [KO αοντνν. Theophr., H. pl. 1, 11, ferner 7, 1. [Koioxvdvrn.] Colum. de r. r. 11, 3, 48. [Cucurbita.] 496 Botanik der alten Griechen und Römer. Diosc. de m. m. 2, 161. [Koroxvv Fa.) Plin. 19, 5, 24. [Cucurbita.] Athen., Deipn. 2, 53 (tom. 1, pag. 225, ed. Schweigh.). Der Athenienſer Euthydemus nennt in feinem Buche über die Ge— müſe den Kürbis [xoAoxvvrn] indiſche Gurke [oda won], weil die Samen aus Indien bezogen worden. Die Bewohner von Mega— lopolis nennen den Kürbis Sicyonia [oızvwria]; Theophraſt behaup— tet, es gebe verſchiedne Kürbisſorten [ovx eivou &v ν⁰οο⁰Dᷣeνẽt4 und davon wären die einen beſſer, die andren ſchlechter. Menodorus, Schüler des Eraſiſtratos, jagt, eine Sorte von Kürbiſſen [roAoxvvrn] werde indiſche, aber auch Sikya [o] genannt, und dieſe werde vorzugsweiſe gekocht, der Gemeine Kürbis aber werde auch gebraten. Bei den Knidiern werde der Kürbis bis auf den heutigen Tag In— dike genannt. Die Hellespontier nennen die langen Sikya, die run— den aber Kolokynte. Diokles ſagt, die ſchönſten und beſten Kürbiſſe wüchſen bei Magneſia. Diphilus ſagt: „Der Kürbis οοαννιννnl gibt wenig Nahrung, iſt leicht zu verdauen, erzeugt geſunde Säfte, bekommt am beſten mit Waſſer und Eſſig, macht beſſere Säfte, wenn er eingemacht iſt, verdaut ſich gekocht am beſten.“ Auch Mneſitheus hält es für gerathen, den Kürbis gekocht zu verzehren. — Die At— tiker nennen den Kürbis nur Kolokynte, wie z. B. Hermippus ſagt: „Du fragſt, wie groß ſein Kopf iſt? — Er iſt ſo groß wie eine Kolokynte.“ a Athen., Deipn. 2, 78 (tom. 1, 1, p. 264, ed. Schw.). Phä⸗ nias ſagt: „Die Gurke [oixvog] und die Melone [rerwr] werden, wenn ſie noch zart ſind, ſammt dem Fruchtſtiel, jedoch ohne die Sa— men gegeſſen; von den reifen ißt man nur das Fleiſch. Der Kür- bis [xoAoxövrn] iſt roh nicht eßbar, wohl aber gekocht oder gebraten.“ Athen., Deipn. 9, 14 (t. 3, p. 376 ed. Schw.). Nikander von Kolophon ſagt im zweiten Buche der Landwirthſchaft, man könne die Kürbiſſe in Streifen zerſchneiden, dieſe an Fäden reihen, an der Luft trocknen, und ferner im Rauche hängend aufbewahren, um für die Dienerſchaft gekocht zu werden. Palla d. de r. r. 4, 9, 16. Im März ſäet man die Kür⸗ biſſe [eucurbita]; fie lieben einen fetten, feuchten, gedüngten, lockren Boden. Es iſt eine Eigenthümlichkeit der Kürbiſſe, daß die Samen, die in ihrem Halſe ſitzen, lange, ſchmale Früchte geben; die im Bauche ſitzenden geben dickere, die im Grunde ſitzenden breite, wenn — XXX VII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Krapp⸗Pfl. (Klebkraut, Labkraut, Krapp). 497 ſie mit einwärts gekehrter Spitze gepflanzt werden. Werden die Pflanzen groß, fo gibt man ihnen Stützen. Die Früchte, deren Sa- men man ſammeln will, läßt man bis zum Winter an ihrem Stamme [vitis] hängen, nimmt fie alsdann ab, legt fie in die Sonne oder in den Rauch. Verfährt man anders, ſo verderben die Samen durch Fäulniß. —— £ g. Familie Krapp⸗Pflanzen, Rubiaceen. 1) Klebkraut, Galium Aparine, Linné; neugriechiſch xodAnrlada, italiä- niſch attacamani und appicamani. — In Süd⸗Europa wie bei uns ein läſtiges Unkraut. -Diosc. de m. m. 3, 94. Das Klebkraut [anaoivn], welches auch Weinfrucht [aumerozugnos]), Nabelfrucht [öuparsxap- nog], Menſchenfreund [yAavIownos] und Kleber [Eos] heißt, hat viele lange, vierkantige, rauhe Zweige, quirlförmig [xvxAoreowg] wie beim Krapp leo vo, ſtehende Blätter, weiße Blüthen, harte, weiße, runde, in der Mitte nabelartig vertiefte Samen, und hängt ſich an die Kleider. Die Hirten legen das Kraut ſo zuſammen, daß ſie die Milch durchſeihen können; es dient auch als Arznei. Plin. 24, 19, 116; 27, 5, 15. [Aparine, omphalocarpos, philanthropos.] 2) Wahres Labkraut, Galium verum, Linné. — Wächſt in Griechenland an feuchten Stellen, in Italien an trocknen, heißt in letzterem gallio vero, gallio giallo. Diosc. de m. m. 4, 94. Das Labkraut [yaAıov] heißt auch Gallerion [yarAdoıov] und Galation [yararıov], und hat dieſe Namen, weil es die Milch [yaro] zum Gerinnen bringt. Die Pflanze ſieht dem Klebkraut ähnlich, hat aber gelbe Blüthen. Sie dient als Arznei. 3) Krapp, Rubia tinctorum, Linné. — In Griechenland und Italien wild und angebaut, dort jetzt ouldoı, hier robbia genannt. Diosc. de m. m. 3, 150. Der Krapp [dovdoodavor] heißt auch Ereuthodanon, Teuthrion, Drakanos, Kinnabaris, bei den Rö— mern Rubia paſſiva [oovPla zaoo/ßa], bei den Tuſkern Lappa minor As ulvwo], bei den Aegyptern Sophobi [owpoßi]. Die Wurzel iſt roth und dient zum Färben. Es gibt eine wilde und eine zahme i 32 498 Botanik der alten Griechen und Römer. Sorte, wie z. B. bei Ravenna in Italien. Man ſäet den Krapp in Karien zwiſchen Olivenbäumen. Sein Anbau bringt ſehr großen Gewinn. Die Stämme ſind vierkantig, lang, rauh, denen des Kleb— krauts ſanαονeν ähnlich, aber in jeder Hinſicht größer und ſtärker. Die Blätter ſtehn ſternförmig [Gone aoreges]| um die Knoten des Stammes. Die Frucht iſt rund, anfangs grün, ſpäter roth, endlich bei der Reife ſchwarz. Die Wurzel iſt dünn, lang, roth, dient auch als Arznei. Plin. 19, 3, 17. Der Krapp [rubia] iſt zum Färben der Wolle und des Leders unentbehrlich, und ſein Anbau bringt viel Ge— winn. Für vorzüglich gut gilt der bei Rom gezogene, jedoch wird er auch faſt in allen Provinzen angebaut. Man fäet ihn wie die Kicher-Platterbſe ſervilia], doch wächſt er auch wild. Der Stamm iſt ſtachlig, gegliedert, die Blätter ſitzen zu fünf im Quirl um die Knoten. Der Samen iſt roth. Plin. 24, 11, 56. Der Krapp [rubia] heißt auch Erythro— danus und Ereuthodanus, dient zum Färben der Wolle, zum Gerben, zu Arznei. h. Familie Geisblatt⸗Pflanzen, Lonicereen. 1) Jelängerjelieber. In Griechenland und Italien wachſen die 2 Arten wild, welche man bei uns häufig in Gärten ſieht, das Italiäniſche Je— längerjelieber, Lonicera Caprifolium, Linné, und das Deut- ſche Jelängerjelieber, L. Perielymenum, L.; fie heißen beide jetzt in Griechenland ayorxinun; in Italien heißt die erſt⸗ genannte Art caprifolio und madreselva, die zweite periclimeno. Daß ſich das zeoıxAöusvor, Diosc. de m. m. 4, 14, das elymenon des Plin. 25, 7, 33, deſſen periclymenos 27, 12, 94 auf dieſe Pflanzen beziehen ſolle, iſt durchaus unwahrſcheinlich. Noch weniger können fie mit dem e des Diosc. 4, 13 gemeint ſein. — Auch die zuaAduvog Ergo des Diosc. 2, 194 paßt nicht hierher. | 2) Schlingbaum (Wolliger Schneeball), Viburnum Lantana, Linné, in ganz It a⸗ lien häufig, viburno, lantana, lentaggine genannt; die Ruthen wegen ihrer Zähigkeit ſehr geſchätzt, noch mehr aber in Italien die Wurzeln, weil die Leute dort aus ihnen (wie aus den Früchten des XXX VII. KI. Lappenk.- Pf. F. Geisbl.⸗Pfl. (Laurustin, Zwerg⸗, G. Holunder). 499 Loranthus europäus) den Vogelleim kochen. Aus der Miſtel, Viscum album, L., kochen fie keinen. Virgil, Eclog. 1, v. 26. [Lentum viburnum.] 3) Laurustin, Viburnum Tinus, Linné; an verſchiednen Orten Italiens wild, auch oft in Gärten gezogen, jetzt tino und lauro tino genannt. Plin. 15, 30, 39, u. 17, 10, 11. Den Laurustin [tinus] halten Manche für einen wilden Lorbeer, Andre aber für einen be- ſondren Baum; jedenfalls iſt er an Farbe ganz vom Alien Lorbeer verſchieden, denn er hat blaue Beeren. 4) Zwerg⸗-Holunder, Sambucus Ebulus, Linné. — In den Thälern des griechiſchen Hochgebirges wild und jetzt Ford genannt; — in Italien häufig, ebbio, sambuco erbale genannt. Virgil, Ecl. 10, v. 27. Das Geſicht des Gottes Pan war mit den blutigen Beeren des Zwerg-Holunders [ebulus] ge- färbt 50). Colum. de r. r. 10, v. 10. [Ebulus.] Diosc. de m. m. 4, 172. Der Zwerg⸗Holunder u] παœνe ift eine Art Holunder [ax77], aber niedrig, klein, faſt krautartig; der Stamm iſt vierkantig und gegliedert. Die Blätter haben einen ſtarken, unangenehmen Geruch. An der Spitze des Stam⸗ mes ſteht eine Dolde [oxıadıov], welche ſammt ihren Blüthen und Früchten denen des Gemeinen Holunders [dr] gleicht. Die Wur- zel iſt lang, fingersdick. Wird als Arznei gebraucht. Plin. 24, 8, 35. [Chamäacte, heleios.] 5) Gemeiner Holunder, Sambucus nigra, Linné. — In Griechenland nicht gar häufig, z0vpoSvAea und bei den Albaneſen ouußooxo genannt; — in den Thälern Italiens häufig, sambuco, sambuco arboreo o montano. Theophr., H. pl. 1, 6, 1; 3, 13, 4. Der Holunder 30) Der rothe Saft der Beeren des Zwerg- und Gemeinen Holun- ders diente auch Menſchen, um Hände und Kopf zu färben. Siehe beim Ge— meinen Holunder Theophr., H. pl. 3, 13. und Plin. 24, 8, 35. 32 500 Botanik der alten Griechen und Römer. lr] wächſt vorzugsweis am Waſſer und an ſchattigen Stellen, je— doch auch anderwärts. Er iſt ein Strauch, deſſen heurige Ruthen G q og 2nbreiog] bis zum Abfallen der Blätter in die Länge, ſo— dann aber in die Dicke wachſen; ſie können bis 6 Ellen lang werden. Alte Stämme können ſo dick ſein, wie ein Kopf ſammt dem Hute. Aus den Ruthen kann man das Mark [Evreoıwvn] ftoßen; fo macht man ſich leichte Spazierſtöcke. Getrocknet iſt das Holz feſt und dauer— haft. Die einzelnen Blätter 8) find weich, geſtreckt, denen des breit- blättrigen Lorbeers ähnlich, aber größer; nach der Spitze verdünnen fie ſich, und am Rande find fie geſägt e &%0v zapayuor). Das ganze Blatt hat einen gemeinſchaftlichen Stiel 4νο 32), an deſſen Seiten die einzelnen Blätter paarweis ſtehn, und außerdem befindet ſich am Ende noch ein unpaariges. Das ganze zuſammengeſetzte Blatt fällt im Herbſt zugleich ab. Die einzelnen Blüthen ſind weiß, und ſtehn auf getheilten Stielen; ihr Geruch iſt angenehm, ſtark, lilienartig. Die Früchte ſehen unreif röthlich, reif dagegen ſchwarz aus. Ihr Saft [öyoooia] ift weinfarbig, und dient den Leuten, um ſich Hände und Kopf zu färben. Plin. 24, 8, 35. Der Gemeine Holunder E dient gleich dem Zwerg-Holunder [chamäacte] vielfach als Arznei. Die Beeren wirken ſchwächer als die andren Theile, und werden auch zum Färben der Kopfhaare benutzt. i. Familie Oelbaum⸗Pflanzen, Oleaceen. N 1) Olivenbaum (Oelbaum), Olea europäa, Linné. — Der wilde Olivenbaum wächſt in Griechenland überall an dürren Abhängen, iſt der Stammvater des zahmen, wird von den Neugriechen Agroelaia genannt; der zahme wird in reichlicher Menge gezogen, und gedeiht am beften an den Küſten. — Auch in Italien wächſt der Dliven- baum vielfach wild, wird auch an günſtigen Stellen in bedeutender Menge gezogen. Der Baum heißt olivo, die Frucht oliva. Bei der großen Wichtigkeit, welche der Olivenbaum für die alten Griechen und Römer hatte, ſprechen ſie von ihm ſehr oft und 31) Hier find nur die Blättchen gemeint, deren das ganze Blatt 3 bis 7 hat. 32) Jetzt Mittelnerv genannt, die mitten hinlaufende Fortſetzung des Blatt— ſtiels. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Oelbaum⸗Pfl. (Olivenbaum). 501 viel. Uns intereſſirt er weniger; daher möge hier ein kurzer Aus— zug genügen. nen Homer., Odyss. 5, v. 236; 7, v. 116; 9, 320; 23, 190 u. ſ. w. [eIνe. Der Stiel der Axt war von Olivenholz lorνEßmdu e; im Garten des Alcinous ſtanden reichlich tra- gende Olivenbäume; die Keule des Cyklopen Polyphemus war aus Olivenholz und ganz entſetzlich groß; das Bett, welches ſich Odyſſeus in ſeiner Heimath eigenhändig gebaut, beſtand aus Olivenholz, und war mit Gold, Silber und Elfenbein verziert. Homer., Iliad. 23, v. 20; Odyss. 2, v. 339; 3, 466 u. ſ. w. Patroklus ſalbte die Mähnen ſeiner Streitroſſe, wenn ſie gewaſchen worden, mit Olivenöl [Auov]; die Schatzkammer des Odyſſeus enthielt Gold, Silber, Kleider, Oel und Wein; Telemachus ward gebadet, mit Oel geſalbt, und dann mit ſchönen Kleidern be— kleidet, ſo daß er wie ein unſterblicher Gott ausſah. Theophr. variis locis. EAG. Cato de r. r. 44 u. 45. Das Beſchneiden der Oliven— plantage ſolivetum] beginne 15 Tage vor der Frühlings-Nacht⸗ gleiche, und du kannſt damit 45 Tage lang fortfahren. — Willſt du Stecklinge von Olivenbäumen [talea oleaginea] ſetzen, jo ſchone deren Rinde ſorgfältig, und bringe ſie in tief gegrabnes Land, mache aber vorher kein Loch für ſie mit einem Pflocke, ſondern treibe ſie lieber mit einem Hämmerchen hinein. Zu Stecklingen dienen dreijäh— rige Aeſte. Aus der Erde dürfen ſie nicht über vier Querfinger hoch hervorſtehn. | | Varro de r. r. 1, 55. Bei der Olivenernte muß man diejenigen Früchte [olea], welche man mit der Hand erreichen kann, mit dieſer pflücken; denn werden ſie geſchlagen, ſo welken ſie dann bald und geben wenig Oel. Was ſich aber nicht mit der Hand er— reichen läßt, muß lieber mit einem Rohre [arundo]| s), als mit einer Stange abgeſchlagen werden, damit die Wunden nicht zu arg werden. Bei dieſer Arbeit darf man auch nicht von vorn gegen die Zweige ſchlagen, damit man dieſe nicht abbricht. Uebrigens werden die Oliven zu zweierlei Behuf geerntet, theils nämlich zum Verſpeiſen, theils um Oel zu gewinnen, mit dem man ſich auswendig und inwendig zu ſalben pflegt. 33) Arundo Donax, Linné. 502 Botanik der alten Griechen und Römer. Die zu Oel beſtimmten Oliven läßt man erſt einige Tage auf Haufen liegen, damit ſie mürbe werden; dann zerreibt man ſie in der Oelmühle unter einem rauhen, harten Stein. — Hat man die Haufen zu lange liegen laſſen, ſo bekommt man ſtinkiges Oel; man muß ſie alſo lüften und wenden, wenn man ſie nicht gleich verthun kann. Aus den Oliven gewinnt man Zweierlei, erſtens das Allen bekannte Oel ſoleum], und zweitens den Oelabgang lamurcal. Viele Leute kennen den Nutzen dieſer Flüſſigkeit gar nicht, und laſſen ſie auf den Acker laufen, wodurch die Stelle ſchwarz und wegen des Uebermaßes unfruchtbar wird. Im rechten Maße angewandt, ift fie zu vielen Zwecken und beſonders beim Ackerbau ſehr nützlich, denn man begießt damit die Wurzeln der Bäume, vorzüglich der Oliven— bäume, auch überall die Aecker da, wo das Unkraut läſtig wird. Virgil., Georgic. 2, v. 420 seqq.; 3, v. 21. Der Oli⸗ venbaum |olea] bedarf keiner beſondren Pflege, iſt dem Frieden geheiligt. — Bei Feſten bekränzt man ſich mit Olivenzweigen. Virgil., Aen. 8, v. 115. Als Aeneas den König Euander um freundliche Hülfe bat, hielt er einen Olivenzweig in der Hand. Livius 21, 54 u. 55. Als Hannibal an der Trebia den Römern gegenüber ſein Lager aufgeſchlagen, ließ er das feindliche Heer an einem kalten Morgen durch ſeine Reiter aus dem Lager und dann durch den Fluß locken. Indeſſen ließ er im Lager ſeine Soldaten ein gutes Frühſtück genießen und ſich tüchtig mit Olivenöl [oleum] ſalben; dann überfiel er mit ihnen die hungrigen und vor Kälte und Näſſe halb erſtarrten Römer, und brachte ihnen eine fürch⸗ terliche Niederlage bei. | Colum. de r. r. 5, 8. Von allen Bäumen iſt der Oli⸗ venbaum am Rang der erſte, und erfordert dennoch den geringſten Aufwand. Für gewöhnlich trägt er nur ein Jahr um's andere; aber ſeine Früchte verdoppeln ſich, wenn man ihn gut pflegt; anderſeits bringt er doch auch dann einigen Nutzen, wenn man ihn viele Jahre lang vernachläſſigt, und läßt ſich durch beſſere Pflege binnen Jahres- friſt wieder in guten Stand ſetzen. Es gibt viele Oli venſorten, und gilt bei ihnen im Allgemei⸗ nen die Regel, daß die großen beſſer zum Verſpeiſen, die kleinen beſſer zu Oel ſind. Große Hitze und große Kälte iſt allen Sorten ſchädlich. Man XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Oelbaum⸗Pfl. (Olivenbaum). 503 pflanzt daher in heißen Gegenden dieſe Bäume am beſten an nach Norden gelegenen Abhängen, in kälteren Gegenden gegen Süden. Tiefe Thäler und hohe Berge paſſen nicht für ſie, ſondern mäßige Hügel, wie man fie im Sabinerlande und im ganzen ſüdlichen Spa- nien antrifft. Die beſte Erde für Olivenbäume beſteht aus einer Miſchung von Thon und Sand mit kieſigem Untergrund. Auch ein feſterer Boden iſt brauchbar, aber reiner, namentlich naſſer Thon, oder ganz magerer Sand und Kies ſind dieſen Bäumen zuwider. Auf Ge— treideboden oder ſolchem, wo Erdbeerbäume ſarbutus] oder Jlexeichen [ilex] geſtanden haben, gedeihen fie gut. Dagegen hinterlaſſen die hohen Eichenarten Wurzeln im Boden, welche auf die Olivenbäume wie Gift wirken. Colum. de r. r. 5, 9. Der Boden, worin man junge Oli— venbäume ziehen will [seminarium olivetil, wird 3 Fuß tief gegraben. Zu Stecklingen [talea] wählt man ſtarke Zweige, ſägt fie recht behutſam ab, gibt ihnen dann mit der Säge die Länge von 12 Fuß, glättet oben und unten den Schnitt mit der Gartenhippe, zeich— net ſie auch mit Röthel, damit ſie ſpäterhin richtig eingeſetzt werden; denn verkehrt eingeſetzt ſchlagen ſie nicht leicht Wurzel; und thun ſie es dennoch und wachſen dann freudig fort, ſo bleiben ſie doch für immer unfruchtbar. Ä Man beſtreicht jeden Steckling an feinem Ober- und Unterende mit einer Miſchung von Miſt und Aſche, und legt ihn dann ganz in die Erde, ſo daß er 4 Finger breit lockre Erde über ſich hat. Iſt Dies geſchehn, ſo ſteckt man hinter jedes Ende des Stecklings einen Stab, bindet die Spitzen beider Stäbe zuſammen, jo können die Ar- beiter immer wiſſen, wo der Steckling liegt, und ihn beim Hacken und Jäten leicht ſchonen. — Das Setzen der Stecklinge geſchieht nach der Frühlings⸗Nachtgleiche. Im erſten Jahre wird fleißig gejätet, im zweiten und dritten fleißig gehackt. In den zwei erſten Jahren be— ſchneidet man die jungen Bäumchen nicht; im dritten aber nimmt man jedem alle Aeſte bis auf zwei, und von dieſen ſchneidet man im vier- ten Jahre den ſchwächſten weg. Bei ſolcher Abwartung ſind die Stämmchen im fünften Jahre zur Verpflanzung geſchickt. Sie wird im Herbſt vorgenommen, zu einer Zeit, wo das Land trocken, oder im Frühjahr, wenn es naß iſt, und zwar kurz bevor das Laub aus— ſchlägt. 504 Botanik der alten Griechen und Römer. Die Gruben für die jungen Bäume macht man ſchon ein Jahr vorher und zwar 4 Fuß breit und tief. Muß man ſie kurz vorher machen, ſo brennt man ſie wenigſtens mit Stroh aus. Auf fettem Boden muß der Raum zwiſchen den Hauptreihen 60 Fuß, zwiſchen den Querreihen 40 Fuß betragen; auf magerem genügen 25 Fuß. Die Hauptreihen müſſen von Oſt nach Weſt gerichtet ſein, damit ſie der Weſtwind im Sommer kühlen kann. Beim Verpflanzen der Olivenbäume verfährt man folgen⸗ dermaßen: Erſt zeichnet man den Stamm mit Rothſtein an der Süd— ſeite, damit man dieſe beim Einſetzen wieder nach Süden bringen kann. Man ſticht dann in einer Entfernung von 1 Fuß rings um den Stamm in die Erde, zieht um die Stiche einen Graben, bindet den an den Wurzeln gebliebenen Erdballen mit dünnen Ruthen zu= ſammen, ſo daß er feſt bleibt, hebt ihn dann aus, umbindet ihn auch von unten, und bringt ihn in die Grube, in welche er gepflanzt wird. Bei trocknem Wetter muß man die verpflanzten Bäume begießen, und in den zwei erſten Jahren darf man ſie nicht beſchneiden. Dann nimmt man ihnen die unteren Aeſte ſo weit weg, daß der größte Ochſe ſich an keinen ſtoßen kann. Zwiſchen den Reihen der Olivenbäume wird jährlich ge— pflügt; allein man theilt die ganze Plantage ſo in zwei Theile, daß jeder nur ein Jahr um's andre mit Getreide beſäet wird, während der andre brache liegt. Nur derjenige Theil trägt Oliven, welcher auch Getreide trägt; die Bäume des brache liegenden Theiles treiben nur in's Holz, und fo bekommt der Beſitzer jedes Jahr eine Dliven- ernte, während jeder einzelne Baum nur ein Jahr um's andre trägt, was ohnedem ſeiner Natur gemäß iſt. Alle 3 Jahre werden die Olivenbäume mit Miſt und Oelabgang gedüngt. Alte überziehen ſich in der Regel mit Moos [muscus] 35), und tragen, fo lange dieſes nicht weggeſchafft wird, weder Früchte noch gute Blätter. — Das Beſchneiden alter Bäume iſt etwa alle 8 Jahre vorzunehmen. Es kommt auch vor, daß kräftig wachſende Bäume keine Früchte tragen. Man bohrt dann ein Loch in ſie, und ſchlägt in dieſes ein friſches Zweigſtück vom wilden Oelbaum loleasterl. — Zu- weilen liegt die Urſache der Unfruchtbarkeit im Erdreich; in dieſem Falle lockert man den Boden rings auf, und bedeckt ihn mit Kalk. 34) Sind Mooſe und Flechten gemeint. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Oelbaum⸗Pfl. (Olivenbaum). 505 Hilft dieſes Mittel nicht, ſo muß man verſuchen, ihn durch Pfropfen zu beſſern. Wächſt ein Aſt des Olivenbaums zuſehends beſſer als alle andren, ſo muß man ihn wegſchneiden, weil ſonſt der ganze Baum verdirbt. Diosc. de m. m. 1, 29. Olivenöl [Au]. Diosc. de m. m. 1, 136. Der wilde Oelbaum [ayoı- Aula, xotTwog, alFıorızn ei,. Diosc. de m. m. 1, 137. Der zahme Delbaum le A] Diosc. de m. m. 1, 138. Eingemachte Oliven [eG 40—bνα. ö Diosc. de m. m. 1, 139. Oel vom wilden Dliven- baum [ro e rig dye &oilag ELaıor). Dios c. de m. m. 1, 140. Oelabgang [audoyn] iſt der Bodenſatz des aus Oliven gewonnenen Oeles. Diosc. de m. m. 1, 141. Unſre zahmen und wilden Olivenbäume ſchwitzen verhärtende Tropfen loch uo] aus, welche dunkelfarbig ſind, keinen beißenden Geſchmack haben und nicht ge— braucht werden. Die äthiopiſchen ſchwitzen ähnliche Tropfen aus, die einen beißenden Geſchmack haben und zu Arznei dienen?“). Plin. 12, 17, 38. In Arabien trägt der Olivenbaum [olea] ein Harz, das auf Wunden gelegt und von den Griechen En- haimon genannt wird. Pli n. 14, 22, 29. Es gibt zwei Flüſſigkeiten, welche dem menſch— lichen Körper ſehr willkommen ſind, innerlich der Wein, äußerlich das Olivenöl; beide ſtammen von Bäumen, aber der Wein iſt je- denfalls entbehrlicher als das Oel. Plin. 15, 1, 1. Theophraſtus behauptet, der Olivenbaum wachſe nirgends über 40,000 Schritt vom Meere 30). Feneſtella 37) 35) In Italien nennt man dieſe Tropfen jetzt gomme de lecce. 36) Jedenfalls iſt die Umgebung des Mittelmeeres ſeine Heimath, wo er denn auch am beſten gedeiht. — An einzelnen Stellen wächſt er allerdings auch in bedeutender Ferne von dem genannten Meere, wie ſchon Columella 5, 8, 5 behauptet, wie Fse in der Bibliothèque latine-frangoise, par Panckoucke, tome 9, p. 439, beweiſt, ſo wie ich auch ſelbſt eine gut gedeihende Olivenplan— tage am Monte Salvadore bei Lugano geſehn. Auch auf den Hügeln bei Ve— rona ſtehen bedeutende Plantagen. — 37) Feneſtella ſtarb unter der Regierung 506 Botanik der alten Griechen und Römer. ſagt, zur Zeit des Tarquinius Priſcus habe es in Italien, Spanien und Afrika noch keine Olivenbäume gegeben, während ſie doch jetzt in Gallien und bis in die Mitte Spaniens zu finden ſind. — Im Jahre Rom's 505, unter dem Konſulat des Appius Claudius und Lucius Junius, koſteten 12 Pfund Olivenöl nur ein As 38), und 22 Jahre ſpäter, unter des Cnäus Pompejus drittem Konſulat, hatte Italien einen ſolchen Ueberfluß daran, daß noch welches in die Provinzen ausgeführt wurde. Zur Zeit des Heſiodus muß man's mit der Oli— venzucht noch nicht weit gebracht haben, denn er behauptet, kein Menſch hätte von ſeinen Olivenplantagen Nutzen. Jetzt hat man dagegen für dieſe Bäume eigne Baumſchulen, und erntet ſchon 2 Jahre nach- dem man ſie aus ihnen herausgenommen, Früchte. Plin. 15, 1, 2. Es gibt verſchiedne Sorten von Oliven. Virgil nennt die Orchites, Radius und Poſia. Die Olivenernte folgt auf die Traubenernte, und die Behandlung des Oeles iſt anfangs ſchwieriger als die des Moſtes. — Je reifer die Qlive [bacca], deſto fetter iſt ihr Saft, aber deſto ſchlechter ſchmeckt er. Die Zeit, wo Güte und Menge des Oels am beſten in ihr vereinigt ſind, wo man ſie alſo am liebſten erntet, iſt die, wo ſie anfangen, dunkel zu werden, wo die Römer ſie drupa, die Griechen drypetis nennen. Plin. 15, 2, 3. Oel, das über ein Jahr alt iſt, ſchmeckt ſchlecht, was beim Weine nicht der Fall iſt 39. Plin. 15, 3, 4. Gleich nach Beginn des Herbſtes erntet man die frühreifen Oliven ſorten; die dickſchaligen läßt man bis zum März hängen, und mehrere von dieſen fangen nicht einmal vor dem achten Februar an, eine dunkle Farbe zu bekommen. — Vom Baume genommene Oliven darf man nicht lange liegen laſſen, da jeder Ver⸗ zug die Oelmaſſe in ihnen vermindert, dagegen die Schleimmaſſe vermehrt. Plin. 15, 4, 5. Das Olivenöl hat die Eigenſchaft, in die Haut gerieben den Körper zu erwärmen, gegen Kälte zu ſchützen, und die Hitze des Kopfes zu kühlen. Bei den Griechen ſteht auf den für — des Kaiſers Tiberius. Seine Behauptung bezog ſich wohl nur auf den zahmen Olivenbaum. — 38) Iſt das damalige As gemeint, jo möchte es etwa 9 Sil⸗ bergroſchen betragen haben; zu Plinius' Zeit galt es etwa 4 Pfennige. 30) Für den Handel reinigt man das Oel jetzt künſtlich, verſchließt es dann auch luftdicht, ſo daß es ſich lange gut erhält. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Oelbaum⸗Pfl. (Olivenbaum). 507 Gymnaſtik beſtimmten Plätzen Oel, mit welchem ſich ein Jeder um⸗ ſonſt ſalben darf. Auch der römiſche Staat erweiſt dem Olivenbaum hohe Ehre, indem ſich die Ritter-Schaaren am 15. Juli mit deſſen Zweigen kränzen, was auch die ſiegreichen Feldherrn bei Ovationen thun. Plin. 15, 8, 8. Dem Oelabgang [amurca] ertheilt Cato ganz beſondre Lobſprüche. Er räth, die Oelfäſſer damit zu tränken, damit ſie hernach nichts vom Oel ſelbſt einſaugen; auch ſoll man die Tennen, auf welchen gedroſchen werden ſoll, damit tränken, um ſie vor Ritzen und vor Ameiſen zu ſchützen. Man ſoll auch den Lehm der Wände, das Dach, den Eſtrich der Getreideſpeicher, und den Klei— derſchrank mit Oelabgang beſtreichen, um Holzwürmer und andres Ungeziefer abzuhalten. Er räth auch, die Samen der Feldfrüchte da— mit zu beſprengen, einige Krankheiten der Thiere und der Bäume damit zu heilen, auch Lederwerk und Achſen damit zu beſtreichen, eher— nen Gefäßen damit einen Schutz gegen Roſt und eine ſchönere Farbe zu geben, auch die hölzernen Gefäße und diejenigen thönernen, in welchen etwas aufbewahrt werden ſoll, damit zu tränken. Er ſagt auch, Holz, das mit Oelabgang getränkt ſei, brenne ohne allen wi— drigen Geruch. * Pli n. 16, 40, 76. Es kommen Fälle vor, wo ein Stein oder der Aſt eines andren Baumes in die Holzmaſſe eines Baumes ge— räth, und mit ihr verwächſt. In Megara hat lange auf dem Markte ein wilder Oelbaum loleaster] geſtanden, an welchen tapfre Männer Waffen genagelt hatten, welche dann im Verlaufe vieler Jahre ſo überwachſen wurden, daß ſie zuletzt ganz von der Rinde bedeckt waren. Plin. 23, 3, 24 bis 39. Die verſchiednen Theile des O li— venbaums dienen zu Heilzwecken. Pausanias 5, 15. Zu Olympia ſteht neben dem Tempel ein wilder Olivenbaum, welcher der Olivenbaum der ſchönen Kränze heißt, weil von ſeinen Zweigen die 15 5 für die olympi⸗ ſchen Sieger geflochten werden. Athen., Deipn. 2, 47 (tom. 1, p. 214, ed. Schweigh.). Palla d. de r. r. 5, 2. Will man ſtatt eines wilden Oli— venbaums einen zahmen haben, ſo biegt man einen Zweig des wilden in die Erde einer neben dem Stamm angebrachten Grube, die in der Mitte noch hohl gelaſſen wird. Aus dieſer Höhlung ragt die Spitze des Zweiges hervor. Hat der Zweig Wurzel geſchlagen, 508 Botanik der alten Griechen und Römer. ſo ſchneidet man ſeine in die Höhlung ragende Spitze ab, pfropft ihn, und füllt ſo viel Erde nach, daß das Unterende des Pfropfreiſes in die Erde kommt. So bekommt man einen Stamm, der bis zur Wur— zel edel iſt. Palla d. de r. r. 7, 16 bis 22 40). Festus, pag. 305, ed. Dacerius. Die Diener der Trium⸗ phirenden bekränzten ſich mit Olivenzweigen, weil Minerva für die Göttin des Krieges galt ). Aelius Spartianus de Severo imperatore, c. 23. Kaiſer Severus hinterließ bei feinem Tode einen Getreide vorrath, durch welchen der Bedarf auf 7 Jahre gedeckt war, ſo daß täglich 75,000 Scheffel [modius] 42) verausgabt werden konnten; von Oli— venöl hinterließ er ſo ungeheure Vorräthe, daß ſie auf 5 Jahre nicht bloß für den Bedarf der Stadt Rom, ſondern für ganz Italien genügten. Geopon., lib. 9). — 9, 1. Die Erde war anfänglich ganz mit Waſſer bedeckt. Zuerſt tauchte Attika aus dem großen Meere empor, und es entſtand ein Streit zwiſchen Neptun und Minerva, nach weſſen Namen die da zu gründende Stadt benannt werden ſollte. Jupiter entſchied, ſie ſollte Dem gehören, der ihr das beſte Geſchenk gäbe. Neptun gab der Stadt einen Hafen und Schiffswerfte; Mi- nerva aber erſchuf auf der Burg einen an Blüthen und Früchten reichen Olivenbaum, bekränzte ſich mit deſſen Zweigen, ward für die Siegerin erklärt, und nach ihrem Namen ward die Stadt Athen be— nannt. In Folge dieſer Begebenheit werden die Sieger in öffent— lichen Wettkämpfen mit Olivenzweigen bekränzt. Uebrigens hat ſich noch gefunden, daß ein Olivenblatt auch anderweitig gute Dienſte leiſten kann; ſchreibt man nämlich darauf 19a, und bindet es um den Kopf, jo vergeht das Kopfweh 5). . 40) Wie man Oel preßt und behandelt, und wie man Oliven einmacht. 41) Minerva ſollte den Olivenbaum erſchaffen haben, wie Ovid Metamorph. 6, v. 80 seqq. erzählt. Siehe auch Geopon. 9, 1. > 42) Der römiſche Modius enthielt 8 Chöniken (chönix, chönica) und eine Chönix reichte hin, einen Menſchen für den Tag reichlich zu verſorgen. Daraus geht hervor, daß, wenn täglich 75,000 Modii ausgetheilt wurden, wenigſtens 600,000 Menſchen von dem kaiſerlichen Getreide lebten. 43) Das ganze Buch handelt nur von den Olivenbäumen, deren Früchten und Ertrag. — 4 ? XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Oelbaum⸗Pfl. (Phillyrea, Liguſter, Eſche). 509 Geopon. 9, 8. Iſt ein Olivenbaum unfruchtbar, ſo bohrt man quer durch ihn hin ein Loch, ſchneidet von einem frucht— baren Olivenbaume zwei Zweige ab, ſteckt von jeder Seite einen mit der Spitze durch das Loch, zieht auf beiden Seiten ſo ſtark an den hervorkommenden Spitzen, daß die Zweige wie zwei Keile in dem Loche feſt ſtecken, ſchneidet dann Alles, was aus dem Loche hervor— ſteht, weg, und beſtreicht beide Oeffnungen mit Lehm, der mit Spreu vermiſcht iſt; ſo wird der Baum bald viele und vortreffliche Früchte tragen. 5 2) Phillyrea, Phillyrea latifolia, Linné. — In Griechenland unter dem jetzigen Namen πνποννναο, — in Italien unter dem Namen fillirea wild wachſend. Diosc. de m. m. 1, 125. [®uAveeo). 3) Liguſter, Ligustrum vulgare, Linné. — Wächſt in Griechenland und Italien wild, in letzterem ſehr häufig, und wird jetzt noch ligustro genannt. Virgil., Eel. 2, v. 18. [Album ligustrum 45). Colum. de r. r. 10, v. 300. [Nigrum ligustrum 400. Plin. 16, 18, 31. Der Liguſter [Igustrum] kommt gut am. Waſſer fort, und fein Holz ift das beſte für Marken. Martial. 1, 117. [Candidum ligustrum.] E. che, Fraxinus, Linné. — In Griechenland wachſen jetzt unter dem Namen uelıög drei Arten: ) Gemeine Eſche, Fr. excelsior, Linné, auf den Gebirgen Macedoniens; 6) Manna-Eſche, Fr. Ornus, Linné; )) Rundblättrige Eſche, Fr. rotundifolia, Aiton. — Am ſüdlichen Abhang der Alpen wächſt die Gemeine Eſche unter dem Namen frassine, frassino; ſüdlicher kommt die Manna⸗Eſche mehr vor, und heißt orno, avornio, ornello, orniello. | Homer., II. 2, v. 543; 4, 47; 16, 767; 13, 178; Odyss. 17, 339. Die Eſche Juedn] *”) wächſt in Gebirgsthälern, dient zu Speerſchäften und Schwellen. 25 Weiß wegen der weißen Farbe der Blüthen. 40) Schwarz wegen der Farbe der Beeren. 510 Botanik der alten Griechen und Römer. Theo phr., H. pl. 3, 11, 3. [Meuld und Povusde s). Virgil., Eclog. 6, 71; Georgic. 2, 111; Aen. 2, 626. Manna⸗Eſche ſornusl. Virgil., Ecl. 7, 65; Georg. 2, 66. Gemeine Eſche [fraxinus]. Colum. de r. r. 5, 6,5. Die Gemeine Eſche gibt ein Laub, welches Schafen und Ziegen ſehr angenehm, und auch für Rindvieh recht brauchbar iſt. Man zieht ſie deswegen in eigenen Plantagen ). Diosc. de m. m. 1, 107. [Made] Plin. 16, 13, 24. Die Eſche [fraxinus] 3%) iſt nur ihres Holzes wegen geſchaffen. Ihr Wuchs iſt hoch und ſchlank; ihre Blätter find gefiedert [pinnatus], und fie iſt durch Homer und des Achilles Lanze berühmt geworden. Das Holz iſt jedenfalls zu vie— lerlei Gebrauche gut. Das Holz der auf dem Ida in der Landſchaft Troas wachſenden Eſchen iſt dem Cedernholze ſo ähnlich, daß es kaum davon unterſchieden werden kann, wenn es geſchält iſt. Grie— chiſche Schriftſteller behaupten, Eſchenlaub ſei Pferden und Maul- thieren tödtlich “); in Italien iſt es jedenfalls nicht ſo. Dagegen iſt der aus ihnen gepreßte Saft getrunken und auf die ſchwellende Stelle des Biſſes gelegt das beſte Mittel gegen Schlangengift. Die Wirkung iſt ſo groß, daß jede Schlange den Eſchenbaum von Weitem flieht, und ſeinen Schatten ſelbſt dann vermeidet, wenn er früh und Abends am längſten iſt. Ich habe ſelbſt geſehn, daß eine Schlange, welche in einen Kreis zwiſchen Eſchenblätter und Feuer gelegt wird, ſich lieber in's Feuer ſtürzt, als die Blätter berührt 52). Es iſt eine 47) Bei Homer nur die Manna⸗Eſche zu verſtehn. 18) Mella die Manna-Eſche, Bou lia die Gemeine Eſche. 49) Das Weitere ſehe man oben bei der Ulme. 50) Hier find die Gemeine und Manna⸗Eſche unter Einem Namen gemeint. 51) Eine ſolche Stelle läßt ſich wohl nicht mehr nachweiſen. 52) Daß ſich die deutſchen Schlangen vor den Blättern unfrer Eſche gar nicht ſcheuen, weiß ich aus eignen Verſuchen. — Laufen Schlangen, die halb von Eſchenblättern, halb von Feuer eingeſchloſſen ſind, in's Feuer, ſo hat es andre Gründe, namentlich daß ſie der Wärme oder dem Lichte folgen. So habe ich z. B. geſehn, daß drei mit verſchnittnen Flügeln in eine Stube gelaſſene Roth- kehlchen Abends, wie Feuer im Ofen angebrannt wurde, luſtig in dieſes hinein- ſprangen und verbrannten. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Sinngrün⸗Pfl. (Immergrün, Oleander). 511 große Wohlthat der Natur, daß die Eſchen früher blühn, als die Schlangen erſcheinen, und daß ſie nicht eher die Blätter abwerfen, als bis die Schlangen zur Winterruhe gegangen ſind. 5 Plin. 24, 8, 30. k. Familie Sinngrün⸗Pflanzen, Apocyneen. 1) Immergrün, Vinca minor, Linné; neugriechiſch c οιitaliäniſch per- vinca, in den Apotheken vinca pervinca. — Wächſt in Grie- chenland auf den Vorbergen der Hochgebirge, in Italien ſehr häufig in Gebüſch und Zäunen. — Auch Vinca major, L., wächſt in Italien wild, jedoch nicht ſo häufig. Diosc. de m. m. 4, 7. Das Immergrün [eAnueris] heißt auch Philetärion, Daphnoeides, Myrſinoeides und Polygono— eides, wächſt auf gutem Boden, treibt kleine Ranken von der Dicke eines Schönus [oyowos). Das Blatt iſt an Geſtalt und Farbe dem Lorbeerblatt ähnlich, aber viel kleiner. Das Pflänzchen wird als Heilmittel gebraucht, wächſt auf unbebautem Boden. Plin. 21, 11, 39. Das Immergrün [vincapervinca] iſt das ganze Jahr hindurch grün [semper viret], die Blätter ſitzen wie an einer Schnur um die Knoten der Ranken. Die Pflanze dient in der Kunſtgärtnerei [est topiaria herba], dient auch ſtatt andrer Blumen als Schmuck, und heißt bei den Griechen Chamädaphne. 2) Oleander, Nerium Oleander, Linné a ⁰ der Neugriechen; lean- dro, oleandro, alloro indiano der jetzigen Italiäner. — In Griechenland überall äußerſt häufig an Flußufern, auch an trock— nen Waſſerriefen, in der Maina bis 16 Fuß hoch. — In Italien ebenfalls wild, im nördlichen ſeltner, im ſüdlichen häufig. Dios c. de m. m. 4, 82. Der Oleander ], wel⸗ cher auch Rhododaphne [oododagprn] und Rhododendron [Goos e- oo heißt, iſt ein bekannter Strauch, deſſen Blätter länger und dicker ſind als die des Mandelbaums, und deſſen Blüthe roſenartig ausſieht. Die Früchte ſehen wie Hörner aus, ſind inwendig mit wolligem Stoffe gefüllt, welcher den Haarkronen der Diſteln ähnelt [öuouog T Hm i ο’ nannor). Die Wurzel iſt ſpitzig, lang, ‚512 Botanik der alten Griechen und Römer. holzig, ſchmeckt ſalzig. Der Oleander wächſt in Luſtgärten, in der Nähe des Meeres und an Flüſſen. Blüthen und Blätter wirken auf Hunde, Eſel, Maulthiere und faſt alle Säugethiere tödtlich; beim Menſchen dienen fie nebſt Raute [zriyavor]) in Wein gethan als Mittel gegen Schlangenbiß. Schwächere Thiere, wie Ziegen und Schafe, ſterben ſchon, wenn ſie nur Waſſer trinken, worin Oleander— blätter gelegen haben. ö Pli n. 16, 20, 33; 24, 11, 33. Der Oleander [rhodo- dendron] ſtammt, wie ſchon der Name zeigt, aus Griechenland, und heißt auch Nerion und Rhododaphne. Er iſt ein Strauch mit immergrünen Blättern und roſenähnlichen Blüthen. Für Zugvieh, Ziegen, Schafe iſt er giftig, dem Menſchen kann er als Arznei gegen Schlangenbiß dienen. Palla d. de r. r. 1, 35, 9. Manche Leute tödten die Yeld- mäuſe dadurch, daß fie ihre Löcher mit Oleanderblättern [rhodo- daphnes folium] verſtopfen. Vegetius de arte veterinaria 3, 48, 5; 5, 70, 7. [Rhododaphne.] l. Familie Schwalbwurz⸗Pflanzen, Aſklepiadeen. . 1) Gattung Schwalbwurz, Asclepias, Linné. — In Griechenland wachſen jetzt: ) Asel. Dioscoridis, Fraas; 5) Ascl. erecta; 5) Ascl. monspeliaca. — Im nördlichen Italien wachſen zwei Arten wild: c) Die Ge— meine Schwalbwurz, Asclepias Vincetoxicum, Linné (Cy- nanchum Vinc., R. Br.), jetzt vincetossico und vincitossico genannt, häufig; 6) Die Schwarze Schwalbwurz, A. nigra, Linné, ſelten. Dios c. de m. m. 3, 9. [Aonlummidg.] Plin. 27, 5, 19. [Asclepias.] Diosc. de m. m. 4, 81. [4ndxvvor, zUvayyor, nagdalıay- eg, nurdſiogor, Kvvoxodußn.) Plin. 24, 11, 58. [Apocynum.] m. Familie Enzian⸗Pflanzen, Gentianeen. 1) Gelber Enzian, Gentiana lutea, Linné. — Wächſt auf den Alpen, namentlich XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Enzian⸗„Lippen⸗Pfl. (Tauſendgültenkr., Baſilie). 513 auch auf den ſüdlichen, häufig wild, heißt italiäniſch gentiana maggiore. Dios c. de m. m. 3, 3. Der Enzian hyerανανi¹ fol vom illyriſchen König Gentis zuerſt gefunden worden, und nach ihm be— nannt ſein, u. ſ. w. Plin. 25, 7, 34; 26, 14, 87. [Gentiana.] 2) Tauſendgüldenkraut, Gentiana Centaurium, Linné (Erythräa und Chironia Cen- taurium). — In Griechenland, wo es YAovoxovvı und 9e 4öx00T0v heißt, und in Italien häufig, centaurea minore genannt. Diosc. de m. m. 3, 7. Das Tauſendgüldenkraut [xevraVgıov TO νEe Gu πνj¼ det dy], welches auch Limneſion und Lim— naion heißt, weil es feuchte Orte liebt, hat einen Stamm, der über ſpannenhoch wird und kantig iſt; die Blüthen ſind roth, die Blätter klein, länglich, die Wurzel iſt klein, ſchmeckt bitter. Die Pflanze dient vielfach als Arznei. Plin. 25, 6, 31. [Centaurium lepton.] n. Familie Lippen-Pflanzen, Labiaten. 1) Baſilie. Die zwei Arten, welche wir ihres Wohlgeruchs wegen in Töpfen ziehn, auch als Gewürz gebrauchen, Oeimum Basilicum, Linné, und Oc. minimum, Linné, ſtammen aus Oſtindien, werden heuti— ges Tages in Griechenland häufig unter dem Namen Face in Gärten gezogen, in Italien ebenfalls viel und bassilico genannt. Hippocr. de diäta 2 (pag. 687, ed., Kühn); de affect. pag. 423, ed. Kühn. POLO v. Theophr., H. pl. 7, 3, 3 u. 4 [oxıuov]; de causis N um 5, 7, 2. Celsus de med. 2, 22. [Ocimum.] Colum. de r. r. 11, 3, 29. Senf [sinapil, Koriander [eoriandrum], Rokka [eruca] und Baſilikum [ocimum] wer- den im Garten von der Stelle, wo ſie geſetzt find, nicht verſetzt. Die Pflege, welche man ihnen angedeihen läßt, beſteht nur in Düngen und Jäten. Diosc. de m. m. 1, 59; 2, 170. Baſilienöl wird 33 514 Botanik der alten Griechen und Römer. bereitet, indem man die Pflanze in Olivenöl thut, dieſes abſeiht, dann nochmals Baſilien hineinthut, und wieder ſeiht. — Uebrigens iſt die Baſilie [wxıuor] allgemein bekannt. Sie ſchadet den Augen, wenn ſie in allzu großer Menge verzehrt wird. Man braucht ſie auch innerlich und äußerlich zu Heilzwecken. In die Naſe gebracht erregt ſie Nieſen, und man muß beim Nieſen die Augen ſchließen. Manche Leute fürchten ſich, Baſilie zu eſſen, weil ſich in ihr, wenn man ſie kaut und dann ausſpuckt und in die Sonne legt, Würmchen erzeugen. Die Afrikaner ſetzen noch die Behauptung hinzu, wer Baſilie gegeſſen und dann von einem Skorpion geſtochen worden, müſſe ſterben. Galen. de alim. facult. 2, 56 (p. 640, ed. Kühn). Die Baſilie [oxıuor] wird von Vielen mit Olivenöl und Fiſchſülze [garum] gegeſſen, iſt aber nicht geſund. Pa lad de r. r , e Im April 825 die Baſilie [ocımum] geſät. Sie ſoll ſchnell aufgehn, wenn man die Samen gleich nach der Ausſaat mit warmem Waſſer begießt. Martial er⸗ zählt etwas Wunderbares von der Baſilie, ihre Blüthen ſeien näm⸗ lich bald purpurroth, bald weiß, bald roſa. | 2) Stöchas-Lavendel, Lavandula Stöchas, Linné. — In Griechenland wild und xouorißovo, uovgorporo, AeßovIa genannt; — in Nord-Ita⸗ lien bei Nizza wild. Diosc. de m. m. 3, 28. Die Stöchas [oroıyos]) hat ihren Namen von den Inſeln, welche Stöchaden heißen und an der Küſte Galliens Maſſalia gegenüber liegen 52); fie find die Heimath der Pflanze, welche als Heilmittel in Gebrauch iſt. Plin., 26, 7, 7 „ . 3) Gattung Minze, Mentha, Linné. — Die Waſſerminze, Mentha aquatica, L., wächſt in verſchiednen Sorten häufig in Griechenland und Ita— lien wild, heißt in Griechenland ndvoouogs und o dοονeο, in Italien menta. Sie iſt wohl vorzugsweis von den Alten gemeint, 53) Die Stöchaden heißen jetzt Iles d’Hyeres, Maſſalia, bei den alten Rö⸗ mern Maſſilia, jetzt franzöſiſch Marseille. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Lippen⸗Pfl. (Minze, Polei⸗Minze). 515 wenn ſie von der wohlriechenden Minze ſprechen. — Von der Po— lei⸗Minze werden wir unter Nr. 4) beſonders handeln. Theophr., H. pl. 3, 4, 1. Die wilde Minze [oοαα Hotor] ſcheint ſich leicht in zahme Minze [ha] zu verwandeln. Nic and., Theriac. v. 896. [3iovußoor.] Colum. de r. r. 11, 3, 37. Die Minze [mental pflanzt man im März an's Waſſer. Kann man keine Gartenminze haben, jo nimmt man wilde Minze [silvestre mentastrum] vom Brachfeld, und pflanzt Stecklinge davon mit dem Oberende nach unten ein, wo— durch ſich die wilde in zahme verwandelt. Diosc. de m. m. 2, 154. [ Cioαν .] Dios c. de m. m. 3, 36 u. 37. Die Minze [ndvoouog] heißt auch Minthe e 9] und Kalaminthe [kdlauwdr], und iſt ein allgemein bekanntes Pflänzchen Fordαπ⁹⁰⁷“,ο¹i. Sie hat erwärmende, zuſammenziehende, austrocknende Kräfte, dient als Arznei, hat auch die Eigenſchaft, daß der Käſeſtoff in Milch, worin ihre Blätter liegen, nicht feſt werden kann, iſt dem Magen zuträglich, und gibt ein paſ— ſendes Gewürz. — Die wilde Minze [ayoıov» ndvoouor], welche die Römer Menthaſtrum [uerIuoroovu] nennen, iſt an den Blättern ſtärker behaart, hat einen mehr widerlichen Geruch, und taugt we— niger zu Arznei. ö Plin. 19, 8, 47. Die zahme Minze [menta], die wilde [mentastrum], heißt jetzt bei den Griechen Hedyosmon, hieß früher Mintha. Plin. 20, 14, 52. Das Mentaſtrum iſt eine Sorte wilder Minze [mental, und wird vielfach als Heilmittel gebraucht. Geopon. 12, 24. [Hovoouor.] 4) Bolei-Minze, Mentha Pulegium, Linné. — In Griechenland wild, u und Booumdvaouo genannt; — in Italien gleichfalls wild, pu— legio genannt. Hippocrates de diät. 2 (p. 688, ed. Kühn). LN ο. Nicander, Theriac. v. 877. Lu. Dios c. de m. m. 3, 30. Die Polei-Minze [yArxwr] iſt allgemein bekannt, verdünnt, erwärmt, befördert die Verdauung, dient gegen viele Krankheiten, heißt auch Blechon [BArxwr], weil das Vieh, wenn es blühende Polei-Minze gefreſſen hat, fleißig blökt [AAnyns νπ]lpunνõοοuνi. 33 * 516 Botanik der alten Griechen und Römer. 5) Gattung Salvei, Salvia, Linné. — Von den in Griechenland wild wachſenden Arten werden, wie Fraas glaubt, vorzugsweis von den alten Grie— chen unter den Namen oypaxog und Aeilopaxog begriffen: ) Der Apfel-Salvei, Salvia pomifera, Linné, die häufigſte Salvei- Art in Griechenland, auch vielfach zu Thee verwendet, jetzt Paoxo- und, Povoroumko und aινẽ)αν. genannt; PB) der Kelch-Sal— vei, S. calycina, L., auch häufig, @yoıa alıoyazıa; Y) Gemei— ner Salvei, S. officinalis, L., jetzt felten. — Dagegen iſt wohl o) der Horminum-Salvei, S. Horminum, L., in Griechen— land häufig wild, ſonſt auch gebaut, jetzt ongxoroogyı, das ö des Dioskorides. — ) Der Aethiopis-Salvei, S. Aethiopis, L., in Griechenland nicht ſelten wild, jetzt 7ueoa YAoooa, iſt wohl die ane des Dioskorides. In Nord-Italien wachſen von deu genannten Arten wild: S. officinalis, L., jetzt salvia genannt; S. Horminum, L.; S. Aethiopis, L. Theophr., H. pl. 6, 1, 4; 6, 2, 5. [Tce und EA opuxog.] Theophr., H. pl. 8, 1, 4. ["Oouwor.] Nicand., Theriac. v. 84 [Astlogoxog]; v. 893 [öguıvor]. Diosc. de m. m. 3, 35. Der Salvei [Aadlopaxog] heißt auch Elaphoboſkon, Kiosmis, Phagnon, Bekion, bei den Aegyptiern Apuſi, bei den Römern Salbia [o@Pßıa], hat auch den Namen Ko— falon. Er bildet einen ziemlich hohen, äſtigen [roAd«Amvog] Buſch Nd. e, deſſen Zweige [oc os]! vierkantig und weißlich find. Die Blätter find denen des QOuittenbaums ähnlich, jedoch mehr in die Länge gedehnt, auch rauher und dicker, filzig-behaart, weißlich, ſehr angenehm und doch wie giftig riechend. Die Frucht ſitzt an den Spitzen wie beim wilden Horminum. Die Pflanze wächſt an rauhen Stellen, und dient als Arznei. 5 Dios c. de m. m. 3, 135. ["Oguwor.] Dios c. de m. m. 4, 103. [Alt onig.] Plin. 22, 25, 71. [ Elelisphacos, sphacos, salvia.] Plin. 18, 10, 22; 22, 25, 76. [Horminum.] Plin. 26, 4, 9; 27, 4, 3. [Aethiopis.] 6) Rosmarin, Rosmarinus, Linné, devdgoAßavor der Neugriechen, ramerino XXXVII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Lippen⸗Pfl. (Salvei, Rosmarin). 517 und rosmarino der jetzigen Ftaliäner. — In Griechenland wie in Italien wild, auch viel in Gärten. Virgil., Georg. 2, v. 213. An unfruchtbaren, kieſigen Hügeln wächſt für die Bienen kaum Kaſia s) und Rosmarin [ros]. Virgil., Aen. 6, v. 230. Auf die Stätte, wo der Leichnam verbrannt worden, ſtreuten fie Rosmarin [ros] und Zweige des ſegensreichen Oliven baums. Horat., Od. 3, 23, v. 15. Die kleinen Götterbilder werden mit Rosmarin [marinus ros] und Myrten bekränzt. Ovi d., Metam. 12, v. 410. Bald kränzt er ſich mit Ros- marin [ros maris|, bald mit Veilchen oder Roſen. Ovi d., Ars am. 3, v. 690. Es duften Rosmarin [ros maris], Lorbeer und Myrte. Colum. de r. r. 9, 4, 2 u. 6. Rosmarin [rosmarinus und marinus ros] ift ein gutes Bienenfutter, Diosc. de m. m. 3, 79 (89). Der Rosmarin 15 vorig], welchen die Römer rosmarinus [ooguagivovs]) nennen, und deſſen man ſich zu Kränzen bedient, hat dünne Zweige und rings um ſie dicht ſtehende, kleine, ſchmale Blätter, die unten grau, oben grün ſind und ſtark riechen. Er hat erwärmende Eigenſchaften, und dient als Arznei. Plin. 17, 13, 21; 24, 11, 59. [Rosmarinum.] Galen. de simpl. med. 7, 14 (p. 61, ed. Kühn). [A eg roùòg OTEpavovg xonolun hıßavotis, 7v Po]: D e ονν Hοον uaoivor.] Geopon. 11, 15. Es lebte einmal ein Jüngling Namens Libanos, der die Götter fromm verehrte, und den neidiſche Menſchen eben deswegen tödteten. Aber da brachte die Erde zur Ehre der Götter eine Pflanze hervor, welche nach dem Namen des Ermordeten Dendrolibanon [devdooAlßaror] genannt wird. Die Götter freuen ſich mehr, wenn man ihnen einen Kranz von dieſem Libanos [Aıßarosg], als wenn man ihnen einen von Gold aufſetzt. Geopon. 11, 16. Der Rosmarin [devdooAlßaror] wird durch Wurzelſproſſen und Stecklinge vermehrt, die man im Monat März in die Erde ſetzt. Er hat einen angenehmen, ſtarken Geruch, und iſt gut gegen Ohnmacht. 54) Casia wird an dieſer Stelle für eine Art Seidelbaſt, Daphne, L., gehalten. Ss Botanik der alten Griechen und Römer. 7) Gemeiner Doften, Origanum vulgare, Linné; @yooptyarı der Neugriechen; ori- gano und regamo der jetzigen Italiäner. — In Griechen⸗ land und Italien häufig wild. Nicander, Ther. v. 65. [’Ooıyavosooa yaırr.] Colum. de r. r. 9, 4, 2. Der Doſten [origanum] gibt den Bienen guten Honig. Diosc. de m. m. 3, 31. Der Gemeine Doſten ([- otyavog] heißt auch Panakes Herakleion und Konile, dient gegen den Biß giftiger Thiere. Pallad der.r , 2% 0-10. zer 5. Ameiſen vertreibt man durch Schwefel, der mit Doſten [origa- num] zuſammengerieben iſt. — Im März wird der Doſten im Gar⸗ ten verſetzt. — Im September wird der Samen des Doſten geſät. — Die Zweige der Pflanze werden den Oliven beim Einmachen als Würze beigegeben. 8) Kretiſcher Doſten, Origanum creticum, Linné. — In Griechenland und Ita⸗ lien wild. Nicander, Alexipharm. v. 56. [’Ovizıc.] Diosc. de m. m. 3, 30. FOvzrıc.] Plin. 20, 17, 67. [Onitis.] 9) Majoran, Origanum Majorana, Linné, wovon Or. majoranoides, Willd., Abart. — Kommt in Griechenland nicht wild vor, wird aber in Gärten gezogen und uorrlıvgara genannt; — in Italien eben- falls nur in Gärten, amaraco, maggioraua, persa und samsuco genannt. Theophr., H. pl. 6, 7, 4. Der Majoran (c οεο wird aus Wurzelſproſſen [roooonos], und aus Samen [onαοννjG ge⸗ zogen. Er iſt reich an Samen [noAvdorreouog], und dieſer hat einen ſanften Wohlgeruch. Man kann den Majoran auch verpflanzen. Seine Wurzeln ſind oberflächlich, vielfach zertheilt und verflochten. Nicander, Ther. v. 575. [Yudeaxoc.] V. 503. Alu 00208000 yaltn.] Catullus, carm. 61, v. 6. Komm herab, Gott Hymen, XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Lippen⸗Pfl. (Majoran, Doſten). 519 und umkränze deine Schläfe mit der Blüthe des ſüß duftenden M a- jorans [amaracus]. Virgil., Aen. 1, v. 695. Venus legte den Knaben Aſkanius in einem Haine Idalia's auf einem Polſter von weichen Majoran— blüthen nieder. Colum. de r. r. 10, v. 171. Der wohlriechende Majo— ran [sampsucum] ſtammt aus Aegypten. — V. 296 [Amaracus.] Diosc. de m. m. 1, 58. Das Majoranöl [oauwoyırov Adee] wird bereitet, indem man Majoran nebſt andren wohlriechen— den Pflanzen zerſtößt, mit Olivenöl miſcht, und dieſes nach einiger Zeit abſeiht. Diosc. de m. m. 3, 41. Der beſte Majoran [oduwvyor] kommt von Cyzikus und Cypern, dann folgt an Güte der ägyptiſche. Er heißt in Cyzikus und Sicilien Amarakon [audooxor|. Die Pflanze iſt wohlriechend, hat erwärmende Eigenſchaften, dient zu Kränzen und zu Arznei. Plin. 21, 11, 35 u. 39. |Amaracum, sampsychon.] Galen. de simpl. med. 6, 1, 26 (pag. 823, ed. Kühn). Adu. — 8, 18, 2 [Iawwvgor.] 10) Herakleotiſcher Doſten, Origanum heracleoticum, Linné. — In Oſt⸗ Griechenland wild, heißt, wie alle Doſten-Arten, jetzt %%. — Wächſt auch in Italien. Nicander, Ther. v. 627. [‘Hoazısıov ögiyavor.) Diosc. de m. m. 3, 29. [Oeiyavos Hoandlewrırn, xorikn.) Plin. 20, 16, 62. [Cunila gallinacea, origanon hera- cleoticon.] 11) Diptam-Doften, Origanum Dictamnus, Linné. — Auf Kreta wild, orouazo- xoorov genannt. — Wird in Nord-Italien in Töpfen gezogen, und dittamo cretico, dittamo di Creta o di Candia genannt. Theophr., H. pl. 9, 16, 1. [firauvor.] Virgil., Aen. 12, v. 412. [Dietamnum.] Dios c. de m. m. 3, 34. Der Diptam [dixrauvog], wel⸗ chen man auch wilden Pole i [yArywv ayodo]| nennt, wächſt auf Kreta, ſchmeckt ſcharf, dient zu Heilzwecken. Auf Kreta ſollen die wilden Ziegen, wenn fie angeſchoſſen find, den Pfeil dadurch zum 520 Botanik der alten Griechen und Römer. Herausfallen bringen, daß ſie dieſe Pflanze freſſen. Jedenfalls heilen von Eiſen geſchlagene Wunden leicht, wenn man ihren Saft hinein- tröpfelt und auch von ihm trinkt. Plin. 25, 8, 52; 26, 14, 87. [Dietamnus.] 12) Feld⸗, Garten⸗ und Kopf- Thymian. 4) Der Feld-Thymian (Quendel), Thymus Serpyllum, Linné. — Wächſt in Griechenland und Italien häufig wild und bildet daſelbſt, wie bei uns, zahlreiche Abarten, welche von man- chen jetzigen Botanikern mit beſondren Namen bezeichnet werden; zu ihnen gehört auch Thymus glabratus, Link. Neugriechiſch heißt er yauodoovumı, italiäniſch serpillo und sermollino sel- vatico. Er unterſcheidet ſich vom Thymus vulgaris, L., unter Anderem auch dadurch, daß ſeine Stämme an der Baſis niederliegen, auch daſelbſt leicht Wurzel ſchlagen. Bei den Alten hieß er daher eo οοννðο und serpyllum, was Beides eine kriechende Pflanze be— deutet. — Wuchs und wächſt namentlich in Menge auf dem durch ſeinen Honig berühmten Berg Hymettus bei Athen. 6) Garten-Thymian, Thymus vulgaris, Linné, wächſt in Griechenland und Italien wild, jedoch in geringerer Menge als Th. Serpyllum. Der Garten-Thymian heißt noch jetzt in Italien timo, und hatte bei den Alten feinen Namen Iduor, Y wos, thymum, thymus, was Alles Räucherkraut bedeutet, davon, daß er immer einen ſtarken, ſehr angenehmen Geruch hat, während der Geruch des Th. Serpyllum, L., zwar auch bei vielen Exem⸗ plaren vortrefflich, im Ganzen aber ſehr verſchieden und oft ſehr un— bedeutend iſt. | y) Kopf-Thymian, Thymus capitatus, Link (Thymus creticus, Brot., Satureja capitata, Linné). Iſt in Griechen⸗ land häufig, wächſt namentlich auch auf dem Hymettus, heißt jetzt Ivudoı und euν e., wächſt auch in Kalabrien, Sicilien, an den Südküſten Spaniens. Bei Thymus vulgaris, L., ſind die Blätter länglich, bei Th. Serpyllum, L., vom faſt Kreisrunden bis zum Lanzettlichen; bei Th. capitatus, Link, ſind ſie lineal. — Der Unterſchied, welcher uns hier vorzugsweis angeht, liegt darin, daß Th. vulgaris und Serpyllum röthliche Blüthen haben, während ſie bei Th. capitatus nur weiß ſind. XXXVIII. Kl. Lappenk⸗Pfl. F. Lippen⸗Pfl. (Feld⸗, Garten u Kopf⸗Thymian). 521 Der weiße Thymian des Theophraſt 6, 2, 3 iſt ohne Zwei— fel der Kopf-Thymian; der ſchwarze iſt gewiß der Gemeine Thymian, als welcher düſter gefärbte Blätter hat. Die Römer dachten wohl, wenn ſie von thymus ſprachen, nur an Th. vulgaris, L., indem ſie den Th. capitatus, Link, gar nicht oder doch nur wenig kannten. — Auch Lonuο, serpyllum, mag bei Griechen und Römern, ſeines Wohlgeruchs wegen, oft in dem Namen 93⁹ , thymus, mit begriffen geweſen fein. — Die Thymian⸗Arten werden vorzugsweis da genannt, wo davon die Rede iſt, daß ſie den Bienen vielen und vortrefflichen Honig geben. Alle Stellen anzuführen, würde viel zu weitläuftig ſein. Theophr., H. pl. 6, 2, 3. Vom Thymian [Iduor] gibt es eine weiße und eine ſchwarze Art; er blüht ſehr ſchön und zwar um die Zeit der Sommer-Sonnenwende. Aus den Blüthen ſaugen die Bienen vielen Honig. Theophr., H. pl. 6, 6, 2. Der Feld⸗Thymian leo zevAAog] dient zu Kränzen, und iſt in allen Theilen wohlriechend. Theophr., H. pl. 6, 7, 2 u. 5. Der Feld ⸗Thymian e ο⁰νο¹i ͤwächſt wild; allein man ſammelt auch feinen Samen auf den Bergen, und ſäet ihn, z. B. bei Sicyon und bei Athen. Bei der letztgenannten Stadt holt man den Samen vom Hymettus. Ueber— haupt ſind in vielen Gegenden, wie z. B. in Thracien, die Berge und Hügel mit Feld-Thymian bedeckt. Eine Eigenthümlichkeit des Feld⸗Thymians iſt die leichte Vermehrung durch Ausläufer [HIuoror] ; namentlich ſchlagen ſie in der Nähe einer Quelle ſehr leicht Wurzel. Vom zahmen gibt es keine verſchiednen Sorten; vom wilden ſoll es aber welche geben, die auch dem Geruche nach verſchieden ſind. Der Feld⸗Thymian nimmt auch mit ganz trocknem Boden vorlieb, hat aber in Gärten den Dünger, namentlich von Pferden, Eſeln und Maul— thieren, gern, und ſoll durch oftmaliges Verpflanzen an Schönheit gewinnen. Cato de r. r. 73. Jährlich, wenn die Trauben ſich zu fär⸗ ben beginnen, gib dem Rindvieh, damit es geſund bleibe, folgende Arznei ein: Eine Schlangenhaut (denn jede, die du findeſt, haſt du ſorgſam aufzuheben) reibe mit Spelt [far], Salz und Feld-Thy— mian [serpyllum] zuſammen, gieß Wein über die Miſchung, und gib den Trank dem Rindvieh. Nicand., Ther. v. 67. Der Feld⸗-Thymian [eon 522 Botanik der alten Griechen und Römer. wird vom weidenden Vieh gefreſſen, hat ein zähes Leben, ſchlägt auf feuchtem Boden Wurzel, und hat immer haarige Blätter. Virgil., Eel. 2, v. 11. Den von der Hitze ermüdeten Schnit- tern wird Knoblauch ſallium] und Feld-Thymian [serpyllum] geſtoßen und als Würze an die Speiſen gethan. Colum. de r. r. 11, 3, 39. Thymian [thymum] und Feld⸗Thymian [serpyllum] werden für Bienen und als Küchen- gewürze geſät oder in den Garten verpflanzt. Diosc. de m. m. 3, 38. Den Garten-Thymian [93 zog] kennt alle Welt. Es iſt ein kleiner, faſt dürrer Buſch mit klei— nen, ſchmalen Blättern, der an den Spitzen purpurröthliche Blüthen- köpfe trägt [Hauvioxıov povyurosdis Eyov e 0x00v uανν]νανσ Uv- Fovg noopvoiLovro]??). Die Pflanze wächſt vorzugsweis in felſigem oder fonft magrem Boden. Sie bekommt als Arznei den Kranken, als Gewürz den Geſunden gut. | Diosc. de m. m. 3, 40. Vom Feld-Thymian [Eonvi- Jog] gibt es eine Sorte, welche in Gärten gezogen wird, an Geruch dem Majoran ähnelt oοινονανποα], und oft zu Kränzen verwendet wird. Er hat feinen Namen von &orzew 5°), weil er aus allen Thei- len, welche den Boden berühren, Wurzeln treibt. An Blättern und Zweigen iſt er dem Doſten [oo/yarov] ähnlich, feine Farbe iſt aber weißer. Sammelt man ihn zwiſchen Dorngebüſch und ſetzt ihn von da in den Garten, ſo gedeiht er am beſten. — Es gibt ferner eine wilde Sorte, welche auch Zygis heißt, keineswegs kriecht, ſondern in die Höhe ſteigt, zarte, dürre Aeſte treibt, und Blätter hat, welche denen der Raute ähnlich, aber ſchmal, länger und härter ſind. Die Blüthen dieſer Sorte ſchmecken ſcharf, riechen gut; die Wurzel iſt unbrauchbar. Sie wächſt auf Felſen, iſt kräftiger und zu arzneilichem Gebrauche paſſender als die im Garten gezogene. Plin. 20, 22, 90. Feld⸗Thymian [serpyllam a ser- pendo dietum]. Plin. 21, 10, 31. Der Thymian [tbymon] blüht um die Zeit der Sommer-Sonnenwende. Die Bienen fliegen nach der Blüthe, und iſt dieſe in reichem Maße vorhanden, ſo hoffen die Bienenwärter auf eine gute Honigernte. Durch Regen wird der Thymian beſchädigt 55) Die röthlichen Blüthen deuten auf Thymus vulgaris, Linné. 56) Kriechen. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Lippen⸗Pfl. (Berg⸗Thymian, Saturei). 523 und verliert feine Blüthen. Seinen Samen kann man nicht gut ſam— meln, ſo verborgen ſteckt er in der Blüthe. Man ſäet alſo die ganze Blüthe, denn der Menſch macht alle möglichen Verſuche. Nament— lich holte man Blüthen zur Ausſaat aus Attika, behauptete übrigens, die Pflanze gediehe in Arkadien nicht. — In Gallien find die Stein- felder 5%) in der Narbonenſiſchen Provinz mit Thymian bedeckt, und dieſe Pflanze gibt jener Gegend faſt den einzigen Ertrag, indem jähr— lich Tauſende von Schafen dahin auf die Trift geſchickt werden. Plin. 21, 21, 89. [Thymon.] Athen., Deipn. 1, 50 (p. 106, ed. Schweigh.). Eubulus nennt den Honig vom Hymettus als ein Erzeugniß, das dem Lande Attika zur Ehre gereicht. Palla d. de r. r. 4, 9, 17. Im Monat März wird der Feld⸗Thymian [serpyllum] als Pflanze oder als Samen in's Land gebracht. 13) Berg-Thymian, Thymus Acinos, Linné (Calamintha Acinos, Clairv.). — Wächſt in Griechenland und ganz Italien wild. Diosc. de m. m. 3, 43. Der Berg-Thymian ([G g, dovog] iſt ein Kraut mit dünnen Zweigen, wird zu Kränzen ge— braucht 5%), iſt der Baſilie [wxıuov] ähnlich, aber haariger, riecht angenehm, wird auch in Gärten gezogen, dient zu Heilzwecken. Plin. 21, 27, 101. Die Aegypter ſäen den Berg-Thy⸗ mian [acinos] zu Kränzen und zur Speiſe. 14) Gattung Saturei, Satureja, Linné. — Es kommen vorzugsweis 4 Arten in Betracht: ) Der Garten-Saturei, Satureja hortensis, Linné, welcher in Italien wild wächſt, auch wie bei uns häufig als Gewürz in Gärten gezogen wird, und den vom alten Namen Satureja ftam- menden santoreggia, santoreggia domestica, ferner den Namen cunila (der ſchon bei Plinius eine Saturei-Art bezeichnete), endlich den Namen peverella führt, wie auch wir die Pflanze Pfefferkraut nennen. — 6) Julianiſcher Saturei, 8. Juliana, L. In Griechenland und Italien wild. — ) Berg-Saturei, 8. ) Lapidei campi, jetzt la Crau in der Gegend von Marſeille. 58) Wegen feines Wohlgeruchs. 524 Botanik der alten Griechen und Römer. montana, L., welcher in Italien wild wächſt, ebenfalls santo- reggia heißt, auch bei Verona isopo, welcher Name eigentlich dem wirklichen Yfop, Hyssopus officinalis, L., zukommt, ſtatt deſſen man den Berg-Saturei brauchen kann. — o) Thymbra-Satu- rei, 8. Thymbra, L., der in Griechenland und Italien wild wächſt, und in erſterem noch jetzt Hodumı und Foodunı ge- nannt wird. Theophr., H. pl. 7, 1, 2 u. 3. Im Monat Munydion wird die Thymbra [Idußoov, Idußoa] geſät. Sie geht, wie der Doſten [öolyavos], nach mehr als 30 Tagen auf. Virgil., Georgic. 4, v. 30. [Graviter spirans thymbra.] Colum. de r. r. 9, 4, 2 u. 6. Die Thymbra [thym- bra] oder die römiſche Kunila [cunila], bei den Bauern Saturei [satureja] genannt, gibt, wo fie in Menge wild wächſt, ein gutes Futter für Bienen. Colum. de r. r. 10, v. 233. Der Saturei [satureja] hat den Geſchmack des Thymians [thymus] und der Thymbra [thymbral. Colum. de r. r. 11, 3, 57. Anfangs Februar miſcht man unter die auszuſäenden Samen auch etwas Samen von Saturei [satureja], denn dieſes Kraut ſchmeckt friſch recht gut, und kann auch getrocknet als Gewürz dienen. Diosc. de m. m. 3, 39. Die Thymbra [Hdußoo] wächſt auf magrem, ſteinigem Boden, iſt dem Thymian ähnlich, aber klei— ner und zarter, trägt eine volle, grünliche Blüthenähre. Sie iſt wie der Thymian für Geſunde ein Gewürz, für Kranke ein Heilmittel. Wird ſie im Garten gezogen, ſo hat ſie weniger Arzneikraft als der Thymian, ſchmeckt aber an Speiſen milder. Plin. 19, 8, 50. Die Thymbra, welche mit cunila einer- lei fein ſoll, heißt bei den Römern satureja und dient als Gewürz. Man ſüet fie im Februar. Sie hat dieſelben Eigenſchaften wie der Doſten ſoriganum]; daher gebraucht man beide nicht zugleich. Geopon. 10, 42; 12, 1, 2. Beim Einmachen der Kir— ſchen [xeoaoıor] dient die Thymbra [d als Gewürz. — Bei Konſtantinopel wird die Thymbra im Januar geſät. 8 15). 9 | Hyssopus officinalis, Linné. — Wächſt in Griechenland nicht XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Lippen⸗Pfl. (Saturei, Yſop, Meliſſe). 525 wild, wohl aber in Italien, woſelbſt er noch jetzt isopo heißt und auch in Gärten gezogen wird. Diosc. de m. m. 3, 27. ["Yoownog ],. Colum. de r. r. 12, 35. Man macht einen mit Yſop ge— würzten Wein und nennt ihn vinum hyssopiten. 16) Meliſſe, %) die Hohe Meliſſe, Melissa altıssima, Sibth., wächſt in den Ebnen Griechenlands und heißt neugriechiſch weiroooyogror; — ) die Citronen-Meliſſe, M. officinalis, L., wächſt in Griechenland nur auf den Hochgebirgen; in Nord-Italien iſt ſie an verſchiednen Stellen wild zu finden, heißt melissa und cedronella. Theocritus, Idyll. 4, v. 25, u. 5, v. 130. [Evwdns uieklreio.] Nicand., Ther. v. 554. Bei den Hirten heißt die Me- liſſe deswegen Meliphyllon [uelipvrdov]) und Meliktaina [uerr- xtawvo), weil die Bienen [u&ıo0o] ſauſend um ihre Blätter zu fliegen und in ihrem Dufte zu ſchwelgen pflegen. Nicand., Ther. v. 677. HeAοοονοννν?. Varro der. r. 3, 16, 10. Meliſſe [apiastrum] wird auch Meliphyllon, Meliſſophyllon und Melinon genannt, und in Spa— nien abſichtlich für Bienen gepflanzt. Virgil., Georg. 4, v. 63. Die Bienen lockt man mit Me- liſſe [melisphyllum.!] Colum. de r. r. 9, 8, 13; 9, 9, 8. Mit Meliſſe [apia- strum, melisphyllum, melissophyllum] reibt man Bienenſtöcke aus, in welche man die Schwärme locken will. — Auch beſtreicht man die Hand mit Meliſſe, wenn man mit ihr einen Weiſel mitten aus einem Bienenſchwarme hervorholen will. Dios c. de m. m. 3, 108. Die Meliſſe [ueiısoopvANor] heißt auch Melittaina, und zwar deswegen, weil ſie von den Bienen geliebt wird. An Stamm und Blättern iſt fie der Ballota [60 Aorn]) >?) ähnlich, aber die Meliſſe iſt größer und riecht wie Ci— trone [xroounov). Man braucht fie als Arznei. Pli n. 21, 12, 41; 21, 20, 86. [Melissophyllon, melittäna.] Geopon. 15, 5, 4. [Meurrewv.] 50) Ballota, Linné. 526 Botanik der alten Griechen und Römer. 17) Wirbeldoſte, Olinopodium vulgare, Linne. — In Nord- Italien häufig, kann die Pflanze ſein, welche Dios e. 3, 99 #Awonodıov nennt, und von welcher Plin. 24, 15, 87 ſagt: „Das Klinopodion wird auch Kleonikon, Zopyron und Okimoeides genannt, iſt dem Feld— Thymian [serpyllum] ähnlich, hat rund um den Stamm ſitzende Blätter, wodurch eine Aehnlichkeit mit Bettfüßen entſteht 50). Die Pflanze dient zu Arznei.“ 18) Katzenminze, Nepeta Cataria, Linné. — Wächſt in Nord-Italien wild, heißt cataria, erba gattaria. Colum. de r. r. 7, 5, 18. Wenn die Naſe des Schafes verſchleimt iſt, jo ſchiebt man ihm einen kleinen Zweig der Katze n— minze [nepeta sylvestris] mit Wolle umwickelt hinein, und dreht ihn darin herum, bis das Thier nieſt. 19) Gattung Taubeneſſel, Lamium, Linné. — In Italien heißen dieſe Pflanzen noch jetzt lamio, und L. maculatum, L., L. album, L., L. purpureum, L., L. amplexicaule, L., find, wie bei uns, gemein. — Die Ge— fleckte Taubeneſſel hat von ihren Flecken und von dem neſſel— artigen Anſehn den Namen lamio macchiato und ortica morta. Plin. 21, 15, 55; 22, 14, 16. Es gibt eine Neſſel, die durchaus nicht brennt und Lamium [lamium] heißt. Auf der Mitte des Blattes befindet ſich ein weißer Fleck. Einige Römer unter— ſcheiden nach der Blüthezeit mehrere Arten. Sie dienen zu Arznei. 20) Deutſcher Zieſt, Stachys germanica, Linné. — In Griechenland nur im Hod- gebirge und ſelten; — in ganz Nord-Italien nicht Naeh und heißt salvia selvatica. Diosc. de m. m. 3, 110. [Trävus.) 21) Betonie, % Betonica officinalis, Linné. — Wächſt in Lakonien und in 60) Jedenfalls muß es möglich fein, dieſe Aehnlichkeit zu finden, denn die Pflanze heißt auch auf Deutſch Bettfuß. XXXVIIL Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Lippen⸗Pfl. (Andorn, Betonie, Ballota,). 527 Nord-Italien wild, heißt noch jetzt italiäniſch betonega und betona. — 6) B. Alopecuros, L., wächſt am Parnaſſus und in Italien wild. | ! Plin. 25, 8, 46; 26, 11, 67 u. 70 u. 72. Die Bettonen in Spanien haben eine Pflanze entdeckt, die in Gallien vettonica, in Italien serratula, in Griechenland Keſtros und Pſychotro— phos genannt und für eine vortreffliche Arznei gehalten wird. 22) Gattung Andorn, Marrubium, Linné. — Das nodowv des Theophr. 6, 2, 5 kann ein Marrubium, L., fein; das o@oıov nowdes, M. vulgare, L., welches in Griechenland und Italien wächſt; das roaoıov Fre- oo, M. creticum, L., welches ebenfalls in beiden Ländern vor— kommt. — Das zodowov des Dios c. 3, 109 iſt wohl Marrubium vulgare, L. Er ſagt, es wachſe auf Schutt, und diene vielfach zu Heilzwecken. — Plin. 20, 22, 89 nennt die Pflanze marrubium, wie Marrubium vulgare, L., auch jetzt noch in Italien marobbio heißt, und ſagt, „daß die Griechen ſie Praſion, Linoſtrophon, Philo— pais, Philochares nennen, und ſie ſei zu bekannt, als daß ſie einer Beſchreibung bedürfe.“ | 5 Der Pſeudodiktamnus, wevdodizrauvov, wevdodixtauvog, des Theophr. 9, 16, 2, des Diosc. 3, 34 (39), das pseudo- dictamnon des Plin. 25, 8, 53 kann Marrubium Pseudodi- ctamnus, L., fein; dieſe Pflanze iſt in Oſt-Griechenland ſehr gemein. 23) Ballota, Ballota nigra, Linné. — Wächſt jetzt in Griechenland unter dem Namen zizegırla; — iſt in ganz Italien gemein, und heißt daſelbſt noch ballota, ballota nera, auch cimiciotto und marrubio bastardo. Diosc. de m. m. 3, 107. Die Ballota [SN ονν heißt auch ſchwarzer oder großer Andorn [zouoıov], hat übelriechende, an Geſtalt denen der Meliſſe ähnliche Blätter, weswegen man die Pflanze auch Meliſſophyllon nennt. Sie dient als Arznei. Plin. 27, 8, 30. [Ballote.] 24) Strauch-Filzkraut, Phlomis fruticosa, Linné. — Wächſt jetzt in Griechenland 528 Botanik der alten Griechen und Römer. unter dem Namen yaıdapsopaxa häufig wild; — in Italien hier und da. Dios c. de m. m. 4, 102. [Diouog &. Pli n. 25, 10, 74. [Phlomis.] 25) Lampen⸗Filzkraut, Phlomis Lychnitis, Linné. — Wächſt in Süd⸗Europa. Diosc. de m. m. 4, 102. Das Lampen-Filzkraut [pAouis Avyvirig], welches auch Thryallis heißt, hat haarige Blätter, die als Lampendocht dienen. Plin. 25, 10, 74. [Phlomis lychnitis, thryallis.] 26) Knoblauch-Gamander, Teucrium Scordium, Linné; oxoodıa und 0x0g0Ö6y00T0v der Neug riechen; scordio der jetzigen Italiäner. — In Grie— chenland und Italien heimiſch. Diosc. de m. m. 3, 115. Der Knoblauch-Gamander [odo tor] wächſt an ſumpfigen Stellen, riecht gewiſſermaßen nach Knoblauch [oxopodiLer], ſchmeckt zuſammenziehend und bitter, hat vierkantige Stämme, röthliche Blüthen, und dient gegen mancherlei Uebel. ö 27) Gelber Gamander, Teucrium flavum, Linné; zauavdova der Neug riechen. — In Griechenland und Italien heimiſch. 5 Diosc. de m. m. 3, 101. Der Gelbe Gamander [re- 4̃ heißt auch Chamädrys und Teukris, wächſt auf den Gebirgen Ciliciens in Menge, dient als Arznei. 28) Heller Gamander, Teuerium lucidum, Linné. — In Griechenland und Ita— lien heimiſch. Dios c. de m. m. 3, 102. Der Helle Gamander (Na- noidovs] heißt auch Chamädrops, oder Linodrys, bei den Römern trixago minor [rgı&dyo Y ν⁰‚οοοσ. Es gibt auch Leute, welche ihn Teukrium nennen, weil er mit dieſer Pflanze Aehnlichkeit hat “). Er wächſt an rauhen, ſteinigen Orten, iſt ein kleiner Strauch (96e onog] mit kleinen Blättern, welche übrigens ganz ausſehn wie Eichen— 61) Man ſehe die vorige Pflanze. - XXXVIIL Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lippen⸗Pfl. (Gamander). 529 blätter 2) und bitter ſchmecken. Die Pflanze iſt gegen mancherlei ee brauchbar. 1 29) Polei-⸗Gamander, | Teuerium Polium „ Linné. — Wächſt in Griechenland und Italien. i Diosc. de m. m. 3, 114. [IIoAıor.] 30) Kopf-Gamander, Teucrium capitatum, Linné. — Wächſt ebenfalls in Griechen— land und Italien. Heißt in Griechenland, wie der vorige, a, Ae , in Attika zooror. Diosc. de m. m. 3, 114. [IIorıov To Hauvwdtoregor.] 31) Katzenkraut, Teucrium Marum, Linné. — Wird in Griechenland und in Italien nur in Gärten gezogen, heißt in Italien maro. Plin. 12, 24, 53. Das in Lydien wachſende Katzenkraut [maron] That kurze, kleine, wohlriechende Blätter. 32) IJva⸗Günſel, Ajuga Iva, Schreber (Teucrium Iva, L.). — In Griechen land und Italien heimiſch. Diosc. de m. m. 3, 165. Der Iva-Günſel [yauumi- zus] heißt auch Pityoryſis und Orizelos, im Pontos Olokyron, wilde Bryonia, zu Athen Jonia, auf Eubba Sideritis, bei den Propheten Minervablut [ein M itt, bei den Römern Cypripum [xvrroı- zrodu), bei den Daciern Dochela, u. ſ. w. E 33) Chiiſcher Günſel, Ajuga chia, Schreber. — In Griechenland heimiſch. Dios c. de m. m. 3, 166. [Toirn yauaınirvs, A uU Aovuevn.] o. Familie Verbena⸗Pflanzen, Verbeneen. N 1) Verbena | (Eiſenkraut, Eiſenhart), Verbena officinalis, Linné. — In Grie— chenland heimiſch und in Menge vorhanden, jetzt Oravooyogrorv 62) Chamädrys heißt kleine Eiche. 34 530 Botanik der alten Griechen und Römer. und yo yaudvdgvo genannt. „Noch jetzt“, jagt Frans, „gehört bei den Griechen (wie ja auch bei uns noch z. B. die Wurzelbüſchel, die geweiht werden) dieſe Pflanze zu den Glückspflanzen, wird nebſt Knoblauch und Sellerie an die Ställe oder Seidenwurmhürden u. ſ. w. angebunden; zuruyel o dh heißt es dann.“ — In ganz Italien ift die Verbena häufig, und heißt noch heutiges Tages verbena. Die alten Römer verſtanden unter verbena alle die Pflanzen, welche beim Schließen der Bündniſſe, beim Opfern u. dgl. gebraucht wurden; Plinius unterſcheidet unfre Verbena officinalis, L., durch die Benennung verbenaca. Diosc. de m. m. 4, 61. Die Verbena [regıoregswr drrrıog] heißt auch Heilige Pflanze [eo Bord], Erigenion, Cha- mälykon, Sideritis, Kuritis, Perſephonion, Zeus-Rohr [1g MAa- 4], Kalleſis, Hipparſion und Demetrias, treibt Zweige, die ellen— lang oder länger werden und kantig ſind. Um ſie herum ſtehen in einiger Entfernung von einander Blätter, welche denen der Eichen ähnlich, aber ſchmaler, kleiner, rings eingeſchnitten und ziemlich grau⸗ grün ſind. Die Wurzel iſt lang, dünn, die Blüthen ſind roth, dünn. Die Pflanze wird gegen Schlangenbiß und allerlei Krankheiten ge— braucht; man ſagt auch, bei Gaſtmählern würden die Gäſte luſtiger, wenn man ſie mit Waſſer beſprengt, worin Verbena gelegen hat. Heilige Pflanze heißt ſie aber, weil ſie, bei Reinigungs-Ceremonien als Amulet angehängt, vortreffliche Dienſte leiſtet. Plin. 25, 9, 59. Bei den Römern ſteht keine Pflanze ſo hoch in Anſehn, wie die Hierobotane, welche auch Periſtereon und latei— niſch Verbenaka heißt. Dies iſt die Pflanze, mit welcher unſre Geſandten zu den Feinden gehn, mit welcher der Tiſch des Jupiter abgeſtäubt wird, unſre Häuſer gereinigt und vor Unglück geſchützt werden. Man unterſcheidet von der Verbenaka 2 Arten; die eine, welche man für weiblich hält, hat viele Blätter, die männliche we- niger. Beide Arten haben mehrere dünne, ellenlange, kantige Zweige. Die Blätter ſind kleiner als die der Eiche, ſchmaler, ſtärker getheilt; die Blüthe iſt graugrün 63), die Wurzel lang, dünn. Die Pflanze wächſt in feuchten Ebnen überall. Manche Leute unterſcheiden die zwei Arten nicht, weil ſie einerlei Wirkung haben. Die Gallier looſen und weiſſagen mit allen beiden, die Magier preiſen aber die Verbe— 63) Iſt's nicht. XXXVII Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Verbena⸗, Kugelblum⸗Pfl. (Mülle, Kugelbl.). 531 naka bis zum Unſinn: Sie ſagen, wer ſich mit Verbenala geſalbt, erlange Alles, was er wolle, vertreibe Fieber, ſtifte Freundſchaften, heile alle möglichen Krankheiten; übrigens müſſe ſie beim Aufgang des Hundsſterns, jedoch ſo geſammelt werden, daß weder Mond noch Sonne zuſehen, auch müſſe man vorher der Erde ein Sühnopfer von Wachs und Honig gebracht haben. Beim Ausgraben müſſe man erſt mit einem eiſernen Werkzeug einen Kreis um ſie ſchneiden, dann mit der linken Hand graben, endlich ſie ausheben. Blätter, Stamm und Wurzeln müßten von einander getrennt im Schatten getrocknet wer— den. Gegen Schlangen zerreibt man ſie in Wein. Geopon. 15, 1, 19. Die Krähen ſchützen ihr Neſt dadurch, daß fie Verben a [neoıoreoewv vrrıog] hinein legen. 2) Müllen, Vitex Agnus castus, Linné. — In Griechenland und Ita- lien heimiſch, dort Aryagız, hier agno casto genannt. Nicander, Ther. v. 63 u. 71. Ayo nolvardng und üyvog.] Diosc. de m. m. 1, 134. Die Müllen [ayvog] heißt auch Lygos [%s], iſt ein baumartig werdender Strauch [Iauvos dev- domdng], der an naſſen Stellen wächſt. Er hat zähe, lange Zweige; ſeine Blätter gleichen denen der Olive, ſind aber größer und zarter. Es gibt zwei Arten: die eine trägt weiße, etwas röthliche Blüthen, die andre rothe; der Same ſieht aus wie Pfeffer nenen. Die Pflanze dient als Arznei. Plin. 24, 9, 38. Die Müllen [vitex] wird wie die Weide zum Flechten gebraucht, hat auch ähnliche Blätter, aber einen ange: nehmeren Geruch. Bei den Griechen heißt ſie Lygos und Agnos. Die athenienſſichen Frauen legen während des Feſtes der Thesmo— phorien Müllenzweige in ihr Bett. Uebrigens dient die Pflanze gegen verſchiedne Krankheiten; auch ſoll ſie Diejenigen, welche eine Ruthe davon in der Hand oder im Gürtel tragen, vor dem Wundreiten ſchützen. Galen. de simpl. med. temp. 6, 1, 2 (p. 807, ed. Kühn). [Ayvos 9 M. p. Familie Kugelblum⸗Pflanzen, Globularieen. 1) Alypum-Kugelblume, Globularia Alypum, Linné. — In Griechenland und Ita— 34 532 Botanik der alten Griechen und Römer. lien heimiſch. — Bei Diosc. 4, 177 und Plin. 22, 4, 7 Alypon genannt. q. Familie Kordia⸗Pflanzen, Kordiaceen. 1) Schleim-Kordia a (Myra), Cordia Myxa, Linné. — Aus Süd⸗Aſien ſtammend, feit alter Zeit auch in Aegypten gezogen. - Diodor. Siculus 1, 34. [To Hd zarovusvo W FP 18, 9, 10919, 19, I ee Pallad. de r. r. 3, 25, 32. [Myxa.] r. Familie Borretſch-Pflanzen, Borragineen. 1) Gattung Heliotrop (Sonnenwende), Heliotropium, Linné. — Die Griechen haben wohl mit dem Namen Heliotrop das Heliotropium villosum, Desf., und das Heliotropium supinum, L., bezeichnet (ſiehe Prag Synopsis, p. 161), die Römer das in Nord⸗ Italien 5 jel- tene Heliotropium europäum, Linné. Theophr., H. pl. 7, 3, 1. HννGu;n.nuov. Nicander, Ther. v. 678. Das Heliotrop [reAroıo Y dg Towvvuov Eovog], deſſen Blätter [rerorov] denen des Dliven- baums ähnlich ſind, und das der wandelnden Sonne folgt. | Diosc. de m. m. 4, 191 u. 192. Das große Selio- trop [nAtoreonıov udya] ) haben Einige auch wegen der Geſtalt des Blüthenſtandes Skorpionsſchwanz [oxogrrioveov| genannt, Andre Heliotrop, weil feine Blätter [puANov]| der Bewegung der Sonne folgen. — Es dient, wie das kleine Heliotrop), als Arznei. Plin. 2, 41, 41. Die Pflanze, welche man Heliotrop [heliotropium] nennt, dreht ſich, wie Jedermann täglich ſieht, den ganzen Tag mit der Sonne, ſelbſt wenn dieſe hinter Wolken fteht. Plin. 22, 21, 29. Das Heliotrop, welches ſich bei Tage nach der Sonne wendet, ſchließt bei Nacht, wie aus Sehnſucht, feine | blaue Blüthe. Gekocht ſchmeckt es, wie ich finde, nicht übel. Der mit Salz verſetzte Saft der Blätter vertreibt die Warzen; deswegen nennen die Römer die Pflanze Warzenkraut [verrucaria 60]. 64) Heliotropium villosum, Desf. — 65) Heliotropium supinum, Linné. 66) Das Heliotropium europäum, L., iſt bis auf unſre Zeit in Apotheken als verrucaria geführt worden. XXXVIII. KI. Lappenkeim⸗Pfl. F. Borretſch⸗Pfl. (Wachsblume, Steinſamen). 533 2) Wachsblume, Cerinthe minor, Linné. — In Griechenland und Italien heimiſch. Virgil, Georg. 4, v. 63. [Cerinthe °%).] Plin. 21, 12, 41. [Cerinthe.] 3) Onosma, Onosma echioides, Linné. — In Griechenland und Ita— lien heimiſch. Dios. de m. m. 3, 137. Das Onosma [d] heißt auch Osmas, Phlonitis, Ononis, u. ſ. w. Plin. 27, 12, 86. [Onosma.] 4) Gattung Natterkopf, | Echium, Linné. — Das % / des Dios c. 4, 27, und der echios des Plin. 25, 9, 58 bezieht ſich auf die Gattung Echium, Linné, wohl vorzugsweis auf Echium vulgare, L., welches in Nord⸗Italien gemein, in den nördlichen Theilen Griechen— lands von Theſſalien an heimiſch iſt. — Auch das 1e, Ni- cander, Ther. v. 65 u. v. 637, und der 60% dee Nbg v. 840 wird auf die Gattung Echium, L., bezogen; eben fo die oo ayyovoa des Dios c. 4, 24, und der lycapsos des Plin. inn ns. 5) Perl-Steinfamen (Perlkraut), Lithospermum officinale, Linné. — In Griechen⸗ land und im ganzen nördlichen Italien heimiſch. Seine glatten, weißen, harten, wie Perlen ausſehenden Samen (Nüſſe) haben ſchon früh die Aufmerkſamkeit der Menſchen auf ſich gezogen; man hat daher die Pflanze Steinſamen und, was Daſſelbe bedeutet, lithosper— mum genannt, die jetzigen Italiäner nennen ſie litospermo, auch miglio al sole; auch hat man ſie lange, jedoch vergeblich, gegen das Leiden angewandt, welches man den Stein nennt. Diosc. de m. m. 3, 148. Der Steinſamen [AıIooneo- 140, welcher auch Aegonychon, Exonychon, Leontion, leontiſcher Stein, Gorgonion, Tantalitis, Diosporon, bei den Römern columba [xo- A0 ⁰νᷣ, bei den Dakern Gonoles, auch Herakleia heißt, hat einen 67) Wegen feines wachsartigen Anſehns von cera (Wachs) benannt. 534 Botanik der alten Griechen und Römer. ſehr harten Samen, woher er eben Steinſamen heißt. Die Blätter find wie beim Olivenbaum, jedoch länger und breiter, die unter- ſten liegen am Boden. Die Zweige ſind gerade, ſchlank, von der Dicke einer Binſe, hart, holzig, nach oben zweiſpaltig, und dort ſitzt neben kleinen Blättern der runde, weiße Samen, der die Größe einer kleinen Erve [600 0] hat. Die Pflanze wächſt auf rauhen, erha- benen Stellen. Der Samen hat, mit Wein getrunken, die Kraft, den Stein zu zerbrechen. Plin. 27, 11, 74. Die wunderbarſte Pflanze iſt wohl der Steinſamen [lithospermum], welcher auch Exonychon, Diospo— ron und Herakleos heißt. Dieſe Pflanze trägt neben Blättern je ein Bärtchen, wenn ich's jo nennen darf, und an deſſen Spitze Stein— chen, die ſo weiß und rund ſind wie Perlen, die Größe einer Kicher [eicer] haben und felſenfeſt find. Wo fie an den Stielchen [pedi- culus] hängen, da haben fie kleine Vertiefungen, und inwendig ſitzt der Samen. Die Pflanze wächſt in Italien, die ſchönſte Sorte aber auf Kreta; und ich habe wirklich unter den Pflanzen nichts geſehn, was ſo wunderbar wäre, als die prächtigen, wie durch die Kunſt des Goldſchmids zwiſchen den Blättern angebrachten und ſchimmernden Perlen, die ſeltſame Erſcheinung aus einer Pflanze hervorgewachſe— ner Steine. Ich ſelbſt habe die Pflanze nicht in der Erde ſtehend, ſondern nur ausgeriſſen geſehn 's). — Uebrigens iſt es eine ganz ausgemachte Sache, daß eine Drachme dieſer Steinchen in weißem Wein getrunken Blaſenſteine zerſtört und abtreibt; ſolche Steinchen ſind ohne alle Anweiſung leicht zu erkennen, und zeigen ſchon durch ihr Anſehn ganz deutlich, zu welchem Zwecke die Natur fie geſchaf⸗ fen hat. 6) Ochſenzunge, 4) Italiſche Ochſenzunge, Anchusa italica, Retz., in Grie⸗ chenland heimiſch und AoudoyAmooa, in Italien ebenfalls hei— miſch und buglossa genannt. — P) Gemeine Ochſenzunge, Anchusa officinalis, Linné, in Nord-Italien heimiſch, dort noch jetzt buglossa und buglossa volgare, in den Apotheken bu- glossum genannt. ö Dios c. de m. m. 4, 126. Die Ochſen zunge [fovuyAwooor] 68) Wahrſcheinlich hatte die Kunſt zur Ausſtaffirung dieſes e mehr gethan als die Natur. XXX VII. Kl. Lappenk⸗Pfl. F. Borretſch⸗ Pfl. (Fürb. Ochſenzunge, Igelſamen). 535 hat niederliegende, ſtachlig-rauhe, dunkelfarbige Blätter, von denen man behauptet, ſie machten die Leute luſtig, wenn ſie in Wein liegen. Plin. 25, 8, 40. Die Ochſenzunge [buglossos] gleicht einer Rindszunge, und zeichnet ſich dadurch aus, daß ſie, in Wein geworfen, die Leute luſtig macht, weswegen ſie auch Euphroſynon heißt. 7) Färbende Ochſenzunge, Anchusa tinctoria, Linné. — In Griechenland ſehr häufig und jetzt PapoggiLo (Schminkwurz) genannt; — in Italien eben⸗ falls wild, aber auch hier und da wegen der roth färbenden Wurzel gebaut. Theophr., H. pl. 7, 9, 3. Die Anchuſa [aygovon] hat eine rothe Wurzel wie der Krapp [EosvIEdaror, auch &oevFodurorv nach andren Handſchriftenl. | Theophr. de odor. 31. Die Anchuſa färbt roth. Nicander, Ther. v. 838. [4yyovon οοhνοỹuis.] Diosc. de m. m. 4, 23. Die Anchuſa [ayyovoe], welche auch Kalyx und Onokleia heißt, hat Blätter wie ſpitzblättriger Salat [Hoidad], fie find aber haarig, rauh, ſtachlig, dunkelfarbig, in Menge vorhanden, liegen rings am Boden. Die Wurzel iſt fingersdick, faſt blutroth, und färbt auch im Sommer die Hände. Man benutzt fie als Arznei und thut ſie in Salben. Plin. 22, 20, 23. Die fingersdicke Wurzel der Anchuſa [anchusa] fpaltet ſich wie das Papyrum, färbt die Finger. blut- roth, und bereitet die Wolle für koſtbare Farben vor. Auch wird ſie als Arznei gebraucht. Hesychius. Sich anchuſiren [ayyovorLcodaı] heißt: die Wangen mit Anchuſa ſchminken. 8) Igelſamen, Myosotis Lappula, Linné (Echinospermum Lappula). — In Nord⸗Italien überall. Pli n. 25, 8, 41. Es gibt eine Pflanze, welche der Hunds— zunge ſeynoglossos] 6) ähnlich iſt, aber Früchte wie Klebkraut [lappa] 7e) trägt. 60) Cynoglossum officinale, Linné. 0) Galium Aparine, Linné. 536 Botanik der alten Griechen und Römer. 9) Gemeiner Beinwell, Symphytum officinale, Linné. — In Griechenland hier und da, in Nord⸗-Italien häufig, daſelbſt sinfito consolida und con- solida maggiore genannt. Diosc. de m. m. 4, 10. Diejenige Art Sb wp [ovugpvror), welche Manche en Pekte πẽ und die Römer So— lidago [| Pouoioı ooAdayırau) ?') nennen, treibt einen Stamm, der 2 Ellen hoch und höher wird, leicht, dick, kantig und hohl iſt; um ihn herum ſtehn in nicht gar großen Zwiſchenräumen die haarigen, ſchmalen, ziemlich langen Blätter, welche denen der Ochſenzunge [ßovyAwooo»] 72) ähnlich find. Auf den Kanten des Stammes läuft eine Verlängerung der Blätter [LS % ννσνον] hin. Aus jeder Blattachſel [uaoyarn] kommen Blüthen von weißer oder gelber Farbe 5). Die Wurzeln find auswendig ſchwarz, inwendig weiß, klebrig. Man reibt und gebraucht ſie gegen Blutauswurf, legt ſie auf Wunden, die durch ihre Einwirkung zuſammenwachſen. Auch Fleiſchſtücke, mit welchen ſie gekocht werden, kleben aneinander. 10) Gemeine Hunds zunge, Cynoglossum officinale, Linné. — In Griechenland und Nord-⸗Italien häufig, bei den jetzigen Italiänern noch aan und lingua canina genannt. Diosc. de m. m. 4, 127. Die Hunds zunge [xvv0y%wo- 00) hat Blätter wie der breitblättrige Wegerich laoαον 0 οννõ, ſie ſind aber ſchmaler, kleiner und flaumhaarig. Die Pflanze hat keinen Stamm 74), liegt an der Erde, wächſt auf ſandigem Boden, wird in der Heilkunde gebraucht. 11) Scharfkraut, Asperugo procumbens, Linné. — In Griechenland und Ita— lien häufig. | Diosc. de m. m. 2, 214. [Mvös dr Ereoa, auch uvög Gig. Plin. 26, 10, 65. [Asperugo.] 1) Bei Apulejus, H. 59, heißt die Pflanze consolida, wie noch bei den jetzigen Italiänern. — 72) Anchusa officinalis, Linn. 73) Wie bei uns, fo kommt auch in Italien die Pflanze mit blaß-weißer, oder gelber, oder blauer Blüthe vor. — 7) Im erſten Jahre hat fie keinen. XXVVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Winden⸗Pfl. (Kreſſa, Winde). 537 8. Familie Winden⸗Pflanzen, Konvolvuleen. 1) Kreſſa, Cressa eretica, Linné. — In Griechenland nicht häufig, außerdem im ſüdlichen Europa hier und da. | Diosc. de m. m. 3, 143. [4v9viAds, 7 par magankn- 0 YÜlia E. Plin. 21, 29, 103. [Anthyllium herba, quam alii anthyl- lum vocant, foliis lenticulä similis.] 2) Zaun-Winde, Convolvulus sepium, Linné. — In Griechenland und Ita⸗ lien häufig, dort, wie alle Winden, zreoındoxoda, in Italien campanelle, vilucchio, viluechio maggiore, smilace liscia genannt. Dios c. de m. m. 4, 143. Die Zaunwinde Lπνi Nele hat Blätter, die denen des Epheu's ähnlich ſehn, aber weicher, glat— ter und dünner ſind. Die Pflanze windet ſich um Bäume, hat überall weiße, runde Blüthen. Im Sommer bildet fie ganze Lauben [oαπ⁹⁷1. Plin. 21, 5, 11. [Convolvulus.] 3) Ader- Winde, en arvensis, Linné. — In Griechenland häufig; — eben fo in Italien und viticchio, vilucchio, vilucchio mi- nore genannt. Dios c. de m. m. 4, 39. Die Acker⸗Winde [e %% hat Blätter, die denen des Epheu's ähnlich, aber kleiner ſind, und lange Zweige, mit welchen ſie ſich um Alles, was ſie erreichen kann, ſchlingt. Sie wächſt in Zäunen, Weinbergen und auf Saatfeldern. 4) Doryknium-Winde, Convolvulus Doryenium, Linné. — An den griechiſchen Küſten. Dios c. de m. m. 4, 75. [HJogunviov.] 5) Skammonia-Winde, Convolvulus Scammonia, Linné. — Wächſt in Klein-Aſien und auf Rhodus, liefert das Skammonien-Harz, welches durch Einſchnitte in die Wurzel gewonnen wird. — Wird in den Schriften der Alten öfters als oxaumwvıov, oxouuwvia, scammonia, scammonium 538 Botanik der alten Griechen und Römer. genannt, und bei Dios c. 4, 168, und Plin. 26, 8, 38, weit— läuftig abgehandelt. 6) Soldanella-Winde, Convolvulus Soldanella, Linné. — Am Strande Griedhen- lands und Italiens. Dios c. de m. m. 2, 148. KO Hokoooio.) Plin. 20, 9, 38. [Brassica marina.] | 7) Altheen-Winde, Convolvulus althäoides, Linné. — In Griechenland. Diosc. de m. m. 4, 18. [Mid ion. Plin. 27, 12, 79. [Medion.] 8) Thymian-Kleben, Cuscuta Epithymum, Smith. — In Griechenland in Menge an verſchiedenen Lippen-Pflanzen, z. B. an Thymus capitatus, Satureja Thymbra, wird e MAwnod To uerası (Fuchsſeide) ge- nannt. — In Italien häufig an Thymian⸗Arten, cuscuta, epi- timo und epitimbra genannt. Diosc. de m. m. 4, 176. Die Thymian⸗Kleben len Fvuov] ift eine Blüthe, die auf hartem Thymian wächſt. Sie bildet ſchmale, leichte Köpfe mit haarförmigen Schwänzen, und wird als Arznei benutzt. Plin. 26, 8, 35. Das Epithymon [epithymon]| iſt die Blüthe eines Thymians, doch geben Manche an, es wachſe ohne Wurzel, bilde einen dünnen Ueberzug und ſei roth. t. Familie Nachtſchatten⸗Pflanzen, Solaneen. 1) Gattung Bilſenkraut, Hyoscyamus, Linné. — o) Gemeines Bilſenkraut, Hyos- cyamus niger, L. In Griechenland nicht häufig, in ganz Italien nicht ſelten; dort ydows, hier giusquiamo, josciamo nero und dente cavallino genannt; — 6) Weißes Bilſenkraut, H. albus, L.; — ) H. aureus, L., beide ebenfalls in Grie— chenland und Italien heimiſch. N Colum. de r. r. 6, 38, 3. Der Samen des Bilfen- krauts (oo gebatog] wird zerrieben, und dient in Wein zur Hei— lung kranker Maulthiere. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Nachtſchatten⸗Pfl. (Bilſenkraut, Schlutte), 539 Diosc. de m. m. 1, 42; 4, 69. Das Bilſenkraut [öogzvauos]) hat dicke Stämme, breite, längliche, eingeſchnittne, haa— rige Blätter. Man unterſcheidet 3 Arten: 1) mit faſt purpurrothen Blüthen 75), ſchwarzen Samen; 2) mit gelben Blüthen 7e), zarteren Blättern und Früchten, gelblichem Samen. Die beiden genannten Arten erregen Wahnſinn und Schlafſucht, ihre Anwendung iſt miß— lich. 3) Die dritte Art d') hat ganz milde Eigenſchaften, iſt zu Arz— nei für viele Uebel vortrefflich, dabei fettig, zart, flaumhaarig, Blü— then und Samen ſind weiß. Dieſe Art wächſt am Seeſtrand und auf Schutt. Fehlt ſie, ſo muß man die gelbe gebrauchen, die ſchwarze taugt aber durchaus nichts. Plin. 23, 4, 49; 25, 4, 17. Das Bilſenkraut [apolli- naris] ſoll vom Herkules zuerſt gefunden worden fein; es heißt bei den Arabern altercum, bei den Griechen Hyoscyamus. Es gibt davon 3 Arten, welche ſämmtlich Betäubung und Schwindel bewirken. Alle drei werden erſt geſammelt, wenn ſie trocken ſind. Den Samen wendet man entweder ſo an, wie er iſt, oder man gebraucht den aus ihm gepreßten Saft. Man preßt auch den Saft der Stämme und Blätter für ſich aus. Man bringt die Wurzel gleichfalls in Anwen— dung, was nach meiner Anſicht ein gefährliches Mittel iſt, denn ſchon vier Blätter ſind im Stande, wenn ſie getrunken werden, den Geiſt zu verwirren. Die alten Aerzte haben ſie in Wein gegen das Fieber gegeben. Das aus den Samen gewonnene Oel betäubt, wenn es in's Ohr gegoſſen wird. | 2) Gattung Schlutte, Physalis, Linné. — 4) Gemeine Schlutte, Ph. Alkekengi, Linné. Wächſt nach Sibthorp auf dem Parnaß, auf dem bi— thyniſchen Olymp und bei Konſtantinopel; iſt in ganz Nord-Ita— lien häufig, und wird alcachenghi, palloneini, solatro alicacabo genannt. — 6) Einſchläfernde Schlutte, Ph. somnifera, L. Nach Sibthorp auf Cypern und Eubda. — ) In Italien baut man auch eine in Oſtindien heimiſche Art, Ph. pubescens, L., in Gärten und Töpfen der wohlſchmeckenden Früchte wegen, die man frutti d'ananas nennt. Vielleicht war dieſe Art ſchon den Alten bekannt. 5) Hyoseyamus niger, Linné. — 76) Hyoscyamus aureus, Linné. 77) Hyoscyamus albus, Linne. 540 | Botanik der alten Griechen und Römer. Theophr., H. pl. 7, 7, 2. Manche eſſen die Schlutte [or ,L ͤauch roh, und nennen fie auch Garkenſchlutte ir cbrijneurog]. Theophr., H. pl. 7, 15, 4. Es gibt eine Art Strych⸗ nos, der eßbar und wie zahm und deſſen Frucht einer n e ähnlich iſt. Theophr., H. pl. 9, 11, 5. Eine Art von Strychnes heißt die einſchläfernde farben ar nsch xel. Getrocknet iſt die Wur⸗ zel roth wie trocknes Blut, friſch aber iſt ſie weiß; die Frucht iſt röther als Scharlach. Das Blatt iſt geſtaltet wie bei einer Wolfs— milch r ονννEẽ g] oder beim ſüßen Apfelbaum [undda], dabei haarig und ſpannenlang 78). 5 Diosc. de m. m. 4, 72. Die Gemeine Schlutte loroöyvor 2ölwg alızdzußor) ) heißt auch Phyſalis [pvooriz]. Die Stämme legen ſich nieder, wenn ſie ausgewachſen ſind. Die Frucht ſteckt in einem runden Schlauche [IvAdzıov], iſt rothgelb, rund und glatt wie eine Weinbeere. Sie wird von Kranzwindern [orepavo- nuοαõο in Kränze geflochten. Man ißt ſie nicht, braucht fie aber als Arznei. | Diosc. de m. m. 4, 73. Die Einſchläfernde Schlutte [oroVyvov vunvorızov] so), welche ebenfalls Halikakabon heißt, hat viele dichte Zweige, die nicht leicht brechen und voll fetter, denen der Quitte ähnlicher Blätter find; die Blüthe iſt roth, ſehr groß 8). Die Frucht ſteckt in einer Hülle und iſt ſafranfarbig. Die Wurzel iſt groß und hat eine rothe Rinde. Die Pflanze wächſt an felſigen Stellen, nicht weit vom Meere. Die Rinde der Wurzel macht, in Wein getrunken, ſchläfrig; Waſſerſüchtigen gibt man etwa 12 Früchte; nehmen ſie mehr ein, ſo folgt Geiſtesverwirrung. Anmerkung. Was Dioskorides unter dem tollen Strych— non, auch Perſion und Thryon genannt, verſtehe, iſt ſehr ungewiß. Die Beſchreibung der Frucht, die haarig und der Platanenfrucht ähnlich, 78) Die Angabe, daß die Blätter haarig find, weiſt auf Physalis somni- fera, L., hin, bei welcher ſie unten weißzottig ſind; bei Ph. Alkekengi bedeckt fie nur ein zarter Flaum. — 9) Physalis Alkekengi, Linné. 80) Physalis somnifera, Linne. 81) Die Blüthe iſt klein und bleich. Wahrſcheinlich hatte fie Dioskorides nicht ſelbſt geſehn; man hatte aber den großen, blaſenförmig werdenden Kelch für die Blüthe angeſehn, und ihm dieſen auch als Blüthe beſchrieben. XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. Fam. Nachtſchatten⸗Pfl. (Paprika, Nachtſchatten). 541 oder (wohl bei einer andren Art) wie bei den Epheudolden ſein ſoll, paßt nicht auf die Pflanzen, auf welche man den Namen hat beziehen wollen. — Theophr. fagt 7, 15, 4, und 9, 11, 6, der Strych⸗ nos manikos [orodyvog un bs] heiße auch Thryoron und Peritton; man gebe davon einem Menſchen, den man dahin bringen wolle, daß er allerlei Späßchen mache und ſich einbilde, er ſei der Schönſte, eine Drachme. Wenn er aber toll werden und phantaſiren ſolle, ſo bekomme er 2 Drachmen. Dagegen bewirkten 3 Drachmen immer— währende Tollheit und 4 Drachmen den Tod. Das Blatt ſei ge— ſtaltet wie das der Rokka [veCwuor], aber größer, der Stamm klaf— terhoch, die Frucht rund, haarig, der Platanenfrucht ähnlich. 3) Paprika (Spaniſcher Pfeffer), Capsicum annuum, Linné, und C. longum, L. — Von dieſer oſtindiſchen Pflanze, welche die Neugriechen unter dem Namen e und rersgouıe, die jetzigen Italiäner als peperone, pepe indico anbauen und als Gewürz verbrauchen, haben wir ſchon beim Pfeffer, Piper nigrum, L., geſprochen, und die Stellen des Theophr. 9, 20, 1, jo wie des Plin. 12, 7, 14 betrachtet. a 4) Gemeiner Nachtſchatten, Solanum nigrum, Linné. Aendert ſehr ab, iſt haarlos oder haa— rig, blüht weiß, zuweilen lila; die Beeren ſind anfangs grün, bei der Reife ſchwarz, zuweilen mennigroth, gelb, weißlich, grünlich. Die Abarten kommen bei Botanikern auch unter dem Namen Solanum villosum, S. miniatum vor. — Die Pflanze iſt in Griechen— land häufig; — in Italien ebenfalls, und heißt daſelbſt solano und solatro. j Daß Dioskorides 4, 71, den Gemeinen Nachtſchatten unter dem Namen orohyvog meine, ſcheint mir keineswegs der Fall. Die Bezeichnung durch xryrzatrog ließe ſich allenfalls dadurch erklären, daß dieſe widerliche Pflanze gern auf Schutt, alſo in der Nähe der Häuſer wächſt; daß fie aber auch eßbarer Strychnos [orodyvos 2dwdıuog] ſolle geheißen haben, ſcheint ganz unwahrſcheinlich. — Ich glaube, daß er die aus Süd-Aſien ſtammende Eierpflanze, Solanum Melongena, Linné, meint, deren Früchte eßbar, an Farbe weiß, oder gelb, oder violet, oder purpurroth ſind. In Italien wird die Eierpflanze oft in Gärten gebaut, und melanzana, petronciano 542 Botanik der alten Griechen und Römer. genannt. — Dagegen kann man ſicher annehmen, daß Oels us de med. 2, 33, unter solanum, quam ozovxvov Gräci vocant, und Plinius 27, 13, 108, ebenfalls unter solanum den Gemeinen Nachtſchatten verſtanden habe. 5) Alraun, | Atropa Mandragora, Linné (Mandragora officinalis, Willd.). — Dieſe ſüdeuropäiſche Pflanze iſt in Griechenland häufig und trägt daſelbſt den Namen uovdoaydooos; — in Nord-Italien iſt fie ſelten, heißt aber auch bei den jetzigen Italiänern mandra- gora. Es gibt eine Sorte, welche im Frühjahr und zwar weißgrün blüht; ſie heißt männliche, mandragora maschio; die andre blüht im Herbſt, violet, hat ſchmalere Blätter, heißt weibliche, mandragora femina. — Die Wurzel dieſer Pflanze ſpaltet ſich oft in zwei Theile, welche man mit Beinen und zwar mit menſchlichen verglichen hat; dabei iſt ſie giftig, und hat zu allerlei Aberglauben und Mißbrauch Anlaß gegeben. Colum. de r. r. 10, v. 19. Der tolle Alraun [man- dragoras] iſt halb Menſch, halb Pflanze. Diosc. de m. m. 4, 76. Der Alraun [uardoaydoas] heißt auch Antimelon, Dirkäa, Circäa, weil man glaubt, die Wurzel ſei zu Liebestränken brauchbar. — Es gibt eine Sorte, welche die weibliche, auch die ſchwarze und Thridakias heißt; ſie hat kleinere, ſchmalere Blätter, die unangenehm und giftig riechen und an der Erde liegen. Zwiſchen den Blättern ſtehn die Aepfel [ujAov] 82), welche blaßgelb und wohlriechend ſind. Die Wurzeln ſind ſehr groß, je 2 oder 3 um einander geſchlungen, auswendig ſchwarz, inwendig weiß, ſie haben eine dicke Rinde. Der Stamm fehlt. — Die zweite Sorte heißt die männliche, iſt weißer, heißt auch Norion, hat große, weiße, breite, glatte Blätter wie die Runkelrübe (reör zo]. Die Früchte dieſer Sorte ſind doppelt ſo groß als von der vorigen; Hirten, welche davon eſſen, werden wie betäubt. — Die Pflanze dient vielfach als Arznei. Plin. 25, 13, 94. [Mandragoras.] 82) Die Blätter kommen aus der Wurzel; der Stamm fehlt; die nur 1 bis 2 Zoll langen Blüthenſtiele kommen ebenfalls aus der Wurzel, und jeder trägt eine gelbliche Beere von Pomeranzengröße. N XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Maſken⸗Pfl. (Königskerze). 543 6) Die Tollkirſche, * Belladonna, Linné. — In Griechenland am Athos und Oeta, aber ſehr ſelten; — in Nord-Italien e ſelten, belladonna und solano maggiore genannt. Theophr., H. pl. 6, 2, 9; 9, 8, 8. Die Tollkirſche uovdoayöoag] hat einen hohen Sum wie die Ferula e], 9°); die Frucht ift ſchwarz, einer Weinbeere ähnlich und voll weinfarbigen Saftes. — Beim Ausgraben ſoll man die Pflanze dreimal mit einem Schwerte umſchreiben und das Antlitz gegen Weſten wenden. Dabei ſoll ein Anderer im Kreiſe herumtanzen. u. Familie Maſken⸗Pflanzen, Perſouaten. 1) Gattung Königskerze, Verbascum, Linné. — Von den Arten mit wolligen Blättern kom⸗ men hier in Betracht: c) Gemeine Königskerze (Wollkraut), V. Thapsus, L. (nebſt ſeinen Abarten und Baſtarden, z. B. V. phlomoides, L.); in Griechenland ſelten, — in Nord-Ita⸗ lien häufig und verbasco, tasso barbasco, tasso barbasso, bar- barastio genannt.— 6) Buchtige Königskerze, V. sinuatum, L., in Griechenland und Nord-Italien heimiſch, von den jetzigen Jtaliänern guaraguasco genannt. — )) Gefaltete Königskerze, V. plicatum, Sibth., die in Griechenland häufigſte Art, deren Blätter als Docht gebraucht werden. Hat heu— tiges Tages den Namen yAvooa. Dios c. de m. m. 4, 102. Die Königsker ze [pAouog] kommt in zwei Arten vor: die eine heißt die weiße, und ſcheidet ſich wieder in die männliche und weibliche. Die weibliche hat Blätter wie Kohl lzosußn], aber fie find viel haariger, breiter und weiß; der Stamm iſt ellenhoch oder größer, weiß, ziemlich haarig; die Blüthen ſind weiß oder blaßgelb; der Samen iſt ſchwarz; die Wurzel iſt lang, ſchmeckt herbe, hat die Dicke eines Fingers. Die Pflanze wächſt auf Ebnen. Die männliche Art hat weiße, längliche, ſchmalere Blätter und einen dünneren Stamm. Die ſchwarze Art iſt im Ganzen der weißen ähnlich, aber die Blätter ſind breiter und dunkelfarbiger. Die Arten der Königskerze werden gegen einige Krankheiten in Anwen— dung gebracht. 33) Ferula communis, Linné. 544 Botanik der alten Griechen und Römer. Plin. 25, 10, 73; 26, 4, 11; 26, 9, 60. Die Königs⸗ ker ze [verbascum] heißt bei den Griechen phlomos. — Ge— ſchwollne Drüſen heilt man ſo damit, daß man ſie, ſammt der Wurzel geſtoßen, mit Wein benetzt, in das Blatt gewickelt, in Aſche warm macht und ſie ſo noch warm auflegt. Leute verſichern aus eigner Erfahrung, dieſes Mittel wirke am allerbeſten, wenn eine Jungfrau es nüchtern dem Nüchternen auflege, es mit der oberen Handfläche berühre, und dabei ſage: „Apollo ſagt, jedes Uebel werde gehemmt, dem eine Jungfrau entgegentritt.“ Sie muß ſodann die Hand umwenden, dreimal ſo ſprechen, und beide müſſen dreimal ausſpucken. 2) Großes Löwenmaul, Antirrhinum majus, Linné. — In Griechenland ſelten wild, jetzt 6% povoxoörı; — in Nord-Italien häufiger und mit verſchieden gefärbten Blüthen, jetzt antirrino und bocca di leone genannt. Colum. de r. r. 10, v. 98. Die Blume mit grauſigem Löwenmaul. | Anmerkung. Die Beſchreibung, welche Theophr. 9, 19, 2, Dios c. 4, 131, Plin. 25, 10, 80, vom Antirrhinon, wel- ches auch Anarrhinon und wilde Lychnis heiße, geben, paßt inſofern auf das Löwenmaul, als geſagt iſt, die Frucht gleiche einer Kalbs— naſe; die übrige Beſchreibung trifft nicht recht zu. — In Griechen— land wachſen einige Arten der Gattung Antirrhinum, L., wild, in Italien ziemlich viele. Die Elatine [Aurivn] des Diosc. 4, 40, kann Antıirrhi- num Elatine, Linné, (Linaria Elatine, Desf. ) ſein. Dieſe Pflanze wächſt in Griechenland und Italien wild. 3) Zahntroſt, Euphrasia Odontites, L. — In Nord⸗Italien nicht ſelten. Plin. 27, 12, 84. [Odontitis.] 4) Stähelina, Stähelina Chamäpeuce, Linné. — Wächſt auf Kreta und in Klein⸗Aſien, und kann vielleicht bei Dios c. 4, 125, unter Chamä⸗ peuce |yauaeien] verſtanden fein. 5) Klappertopf, Rhinanthus Crista galli, Linné. — In Nord-Italien häufig und noch eresta di gallo genannt. 5 XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Maſken⸗Pfl. (Klappertopf, Akanthus). 545 Plin. 27, 5, 23. Der Klappertopf ſalectoros lophos, nach andren Manuffripten alectorolophos], welcher bei den Römern erista lauch crista galli geſchrieben! genannt wird, hat Blätter wie ein Hahnenkamm [gallinacea crista], einen dünnen Stamm, einen ſchwarzen Samen in Hülſen. Bei Augenverdunklung ſchiebt man den ganzen Samen unter die Augenlieder, wo er weißlich wird, auf— ſchwillt und von ſelbſt wieder ausfällt. 6) Akanthus (Bärenklaue), Acanthus, Linné. — Es kommen hier zwei Arten in Betracht, die einander jedoch ähnlich find: c) Weicher Akanth, A. mollis, L., mit dornloſen Blättern. In Nord-Italien wird er häufig in Gärten gezogen, wächſt auch hier und da wild oder nur verwildert, heißt noch jetzt acanto, auch brancorsina. In Grie— chenland ſcheint die Pflanze nicht wild vorzukommen. — 6) Stach— liger Akanthus, A. spinosus, L., iſt in Griechenland ein läſtiges Unkraut der Felder und heißt jetzt uovrlovivo, rlovradirle. Nicander, Ther. v. 645. Blumenreicher Akanthus ( “ d, . N 45. Ein Becher, an dem der weiche Afan- thus [mollis acanthus] als Zierde dargeſtellt iſt. ö Virg., Georgic. 4, v. 123 u. v. 137. Der Akanthus bildet eine Zierde der Gärten. Vitruv. 4, 1, 8 seqq. Das Kapital der Korinthiſchen Säule iſt ſchlank und mit Akanthusranken geziert. Der Gedanke, dieſe Verzierung anzubringen, ſoll folgendermaßen entſtanden ſein: Eine Jungfrau war geſtorben; ihre Amme hatte die Sachen, an welchen die Jungfrau im Leben ihre Freude gehabt, in einen Korb gethan, dieſen auf das Grab geſetzt, und einen irdnen Deckel darauf gelegt. Zufällig war aber unter dieſem Korbe eine Akanthuswurzel. Dieſe trieb im Frühjahr Blätter und umſchlang mit ihnen den Korb. Der durch ſeine Geſchicklichkeit ausgezeichnete Bildhauer Kallimachus be— merkte dieſen Korb, bewunderte die ihn ſo zart und ſchön umgeben- den Blätter und bildete nun nach deſſen Muſter die Kapitäle der Säulen. Colum. de r. r. 9, 4, 4. Der Akanthus [caulis acan- thinus] gibt den Bienen eine willkommene Ausbeute an Honig. Diosc. de m. m. 3, 17. Der Akanthus ſaαανοοα ˙s= ) Acanthus mollis, Linné. 35 546 Botanik der alten Griechen und Römer. heißt auch Herpakantha, Melamphyllon und Päderos. Er wird in Gärten gezogen, wächſt aber auch an felſigen und naſſen Stellen wild. Seine Blätter ſind viel breiter und länger als die des Salats [Hoidag], eingeſchnitten wie die der Rokka [evlowuor], dunkelfarbig, glänzend, glatt, auch der Stamm iſt glatt, 2 Ellen hoch, fingersdick; oben an ihm ſitzen in Zwiſchenräumen kleine, dornige Blättchen, zwiſchen welchen die weiße Blüthe erſcheint. Der Samen iſt läng— lich und gelb. Die Wurzeln enthalten Schleim, ſind röthlich, lang, und dienen als Arznei. — Der wilde Akanthus [ayola Hαο N ν,ν) iſt dornig, kleiner als der vorbenannte; die Wurzel hat dieſelbe Wirkung. Plin. 22, 22, 34. Der Akanthus dient den Gärten der Städter zur Zierde [acanthus topiaria et urbana herbal], hat ein breites und langes Blatt, und wird an den Rand erhabener Beete gepflanzt. Die eine Art 860) hat Dornen und krauſe Blätter, iſt auch kleiner. Die andre Art ®”) iſt glatt, heißt auch Päderos und Me: lamphyllon. Die Wurzeln derſelben thun bei Verbrennung und Ver— renkung ausgezeichnet gute Dienſte, werden bei Zerreißungen und bei drohender Schwindſucht unter die Speiſen gekocht, bei Podagra und auf entzündete Stellen warm aufgelegt. 7) Seſam, Sesamum orientale, Linné, ein bis 5 Fuß hohes oſtindiſches Kraut, deſſen Samen ein mildes Oel enthalten. Der Name sesamo iſt noch jetzt in Italien gebräuchlich, wie bei uns der Name Seſam. Herodot. 1, 193. In Aſſyrien hat man kein Olivenöl; dagegen gebraucht man das Oel, welches man vom Seſam loro uo] gewinnt, welcher dort baumeshoch wird. Colum. de r. r. 2, 10, 18. Seſam [sesama, orum, n.] wird auf trocknen Boden von der Herbſt-Nachtgleiche bis Mitte Ok— tobers geſät, auf bewäſſerungsfähigen Boden früher. Er verlangt einen morſchen, dunkelfarbigen Boden, oder fetten Sand, oder Schutt. In Cilicien und Syrien habe ich ihn im Juni und Juli ſäen ſehn, worauf er ſchon im Herbſt reif und geerntet wurde. Colum. de r. r. 12, 15, 3. Feigen, welche man feſt einſtampft, würzt man mit Seſam u. ſ. w. 85) Acanthus spinosus, Linné. — 86) Acanthus spinosus, Linné. 87) Acanthus mollis, Linné. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Maſken⸗Pfl. (Sefam, Sommerwurz). 547 Strabo 16, 1. Das Del, deſſen man ſich in Babylon vor— zugsweis bedient, iſt Seſamöl, auch waſchen ſich die Leute in jener Gegend damit. Dios c. de m. m. 1, 41; 2, 121. Das Seſamöl [on0d- zuwov Ehowov] wird aus Seſam bereitet und von den Aegyptiern gebraucht. Uebrigens ſchadet der Seſam dem Magen, und gibt dem Hauche einen unangenehmen Geruch, wenn er gekaut und zum Theil zwiſchen den Zähnen geblieben iſt. Plin. 18, 7, 10; 23, 4, 49. Der Seſam [sesamum, auch sesama und sesima, ae, f.]. Palla d. de r. r. 11, 1, 3. [Sisamum.] Schol. zu Arist. Pax, v. 869 (834). Bei Hochzeiten war es Gebrauch, mit Seſam gemengten Kuchen zu geben. 8) Gattung Sommerwurz, Orobanche, Linné. — Als in Griechenland ſehr häufig führt Fraas die Or. grandiflora, Bory, jetzt Nos genannt, als ſelten die Or. cruenta, Bertol., an. — Als in Nord-Italien nicht ſelten nennt Pollini Or. major, L., jetzt succiamele und erba lupa; ferner Or. caryophyllacea, Smith; Or. cruenta, Bertol.; Or. elatior, Sutton; Or. ramosa, L. Diosc. de m. m. 2, 171. Die Sommerwurz [öoo- Gd] bildet einen röthlichen Stamm, der 2 Spannen hoch, auch wohl höher iſt, keine Blätter hat, ziemlich glänzt, etwas haarig iſt und weißliche oder gelbe Blüthen trägt. Die Wurzel iſt fingersdick, und, wenn der Stamm trocken iſt, durchbohrt. Die Sommerwurz ſoll an einigen Hülſen-Pflanzen wachſen und ſie ausſaugen, woher ſie auch den Namen Orobanche 8°) hat. Man kann ſie übrigens roh und gekocht eſſen, und mit Hülſenfrüchten gekocht ſoll ſie das Gar— werden derſelben befördern. Anmerkung. Daß das Hämodoron des Theophr. 8, 8, 5 eine Art Sommerwurz ſei, kann man annehmen, doch bei der Unſicherheit des Textes nicht mit Gewißheit. — Die orobanche, von welcher Plin. 22, 25, 80 fagt, fie heiße auch cynomorion, habe einen fetten Stamm, rothe Blätter, werde roh und gekocht ge— geſſen, iſt ſicher eine Art Sommerwurz; ſeine orobanche 18, 88) Ervenwürger. 35* 548 Botanik der alten Griechen und Römer. 17, 44 iſt aber Lathyrus Aphaca, Linné, oder Ervum hirsu- tum, L., welche beide in Nord-Italien wachſen und überhandnehmend Getreide und Hülſenfrüchte erſticken können. — Die 300 09%, des Theophr. ift nur auf Lathyrus Aphaca, L., zu beziehn, wenn Ervum hirsutum, L., in Griechenland nicht heimiſch iſt. v. Familie Primel-Pflanzen, Primuleen. 1) Gattung Erdſcheibe, g Cyclamen, Linné. — d) In Griechenland ift die Griechiſche Erdſcheibe, Cyel. gräcum, Link, jetzt roıwlaumwog und r da genannt, die häufigſte Art; — 6) in Nord-Italien iſt die Europäiſche Erdſcheibe, C. europäum, L., häufig, und heißt noch jetzt ciclamino, auch artanita, pamporcino. — ) Auch C. hederäfolium, L., wächſt in Nord-Italien. Hippocrates de morb. mulier. 1 (p. 682, ed. Kühn). Kurd. Nicander, Ther. v. 945. Kunde Y. Theophr., H. pl. 9, 9, 3. Die Wurzel der Erdſcheibe e uiνE¹o ! wird als Arznei und auch zu Hexerei gebraucht. Im letztgenannten Falle verbrennt man ſie, befeuchtet die Aſche mit Wein, und formt daraus kleine Scheiben. Diosc. de m. m. 2, 193. Die Erpfheibe [ruxAauıvog] hat epheuartige, unten und oben weißlich gefledte Blätter, einen 4 Querfinger hohen Stamm, der blatt- und haarlos iſt, und roſenähn— liche Blüthen trägt. Die Wurzel iſt ſchwarz, einer Rübe [yoyyvais] ähnlich, ziemlich platt. Die Pflanze wächſt an ſchattigen Orten, namentlich unter Bäumen, dient gegen vielerlei Krankheiten, auch, wie man ſagt, zu Hexerei. Plin. 21, 11, 38. Die Erdſcheibe [cyclaminon] blüht zweimal, im Frühling und Herbſt, aber nicht im Sommer und Winter 89). a Plin. 25, 9, 66. Die Erdſcheibe [cyclaminos!] hat Blät⸗ ter, die kleiner, dunkelfarbiger, dünner ſind als die des Epheu, auch feine Buchten am Rand, aber weiße Flecke haben. Der Stamm iſt klein, hohl, die Blüthen ſind purpurroth, die Wurzel iſt breit, einer 80) Sie blüht in Nord-Italien den Sommer und Herbſt hindurch, auf den Alpen ſchon vom April an. XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Primel⸗Pfl. (Erdſcheibe, Lyſimachia, Gauchheil). 549 Rübe ähnlich, hat eine ſchwarze Rinde, dient gegen alle Schlangen. Die Pflanze wächſt im Schatten, und wird von den Römern Erd⸗ knollen [tuber terrä] genannt. Sie ſollte bei allen Häuſern gezogen werden, wenn es wahr iſt, daß da, wo ſie ſteht, kein Zaubermittel wirkſam iſt, weswegen fie auch Amulet [amuletum] heißt. Wein, worin ſie liegt, ſoll ſogleich berauſchen. Die Wurzel wird zerſchnitten und getrocknet, oder bis zur Honigdicke eingekocht aufbewahrt. Für die Schweine iſt ſie ein Gift. 2) Gemeine Lyſimachia, Lysimachia vulgaris, Linné. — In Nord ⸗Italien häufig, noch jetzt lisimachia genannt. Dios c. de m. m. 4, 3. Die Lyſimachia [Avouudzıor] heißt auch Lytron, hat ellenhohe oder höhere Stämme, die ſchmal und buſchig ſind, und aus den Knoten Blätter treiben, die denen der Weiden ähnlich und von zuſammenziehendem Geſchmack ſind. Die Blüthe iſt feuergelb oder goldgelb. Die Pflanze ſteht an naſſen Stellen, dient als Heilmittel, der Rauch des verbrannten Krautes zur Vertreibung der Schlangen und Tödtung der Fliegen. Anmerkung. Die Pflanze, welche nach Plin. 25, 7, 35 von Lyſimachus entdeckt fein ſoll, iſt Lythrum Salicaria, Linné. 3) Gauchheil, Anagallis arvensis, Linné. — In Griechenland häufig, 204 qu und xooy7orga genannt; — in Italien gemein, anagal- lide, centonchio und erba grisettina genannt. Diosc. de m. m. 2, 209. Es gibt 2 Sorten von Gauch— heil [avayaddis). Der Unterſchied liegt in der Blüthe; bei der einen, welche man die weibliche nennt, iſt ſie blau; bei der andren iſt ſie ſcharlachroth, und dieſe heißt die männliche. Beide ſind kleine Büſchchen [Iauviov], die am Boden liegen; die Stämme find vier— kantig und tragen die kleinen Blätter, welche rundlich ſind; auch die Früchte ſind rund. Beide dienen als Arznei. Plin. 25, 13, 92. Manche nennen den Gauchheil [ana- gallis Korchorus u. ſ. w. 4) Lotos-Diospyros, Diospyros Lotos, Linné. — Ein ſchöner Baum mit faſt kirſch— großen, eßbaren Beeren, der im Morgenland, in Nord-Afrika und 550 Botanik der alten Griechen und Römer. Italien heimiſch iſt. Im letzteren Lande heißt er noch jetzt loto africano, auch guajacana, albero di S. Andrea. — Im ſüdlichen Griechenland wächſt er jetzt, wie Fraas ſagt, nicht. Co lum, de r. r. 7, 9, 6. Für das Schweinevieh find Wäl— der ſehr erwünſcht, worin Eichen, Buchen, Lotos [lotus] und andre Bäume mit nährenden Früchten wachſen. Plin. 16, 30, 53. Der Lotos [lotos], welcher auch Grie— chiſche Bohne [faba gräca] heißt, iſt ein Waldbaum, und hat davon den Namen Lotos, weil die Frucht kirſchenartig ſüß ſchmeckt. Der Stamm iſt aſtlos, nicht gar hoch, die Krone aber hat üppige, weit— hin ſchattende Aeſte; deswegen hat man ihn gern bei Häuſern, und um ſo lieber, weil ſeine Blätter im Herbſte fallen, und die Sonne im Winter frei durch die Zweige ſcheinen kann. Die Rinde hat ein ausgezeichnet ſchönes Anſehn; ſie dient, um Felle, die Wurzel dient, um Wolle zu färben. 5) Ebenholz. Dieſes von jeher ſehr beliebte, ſchwarze, ſchwere, feſte, eine herr— liche Politur annehmende Holz kommt aus Oſtindien, auch aus Afrika, vorzugsweis von Bäumen der linnéiſchen Gattung Diospyros, na— mentlich D. Ebenum, L.; auch liefert Maba Ebenus, Sprengel, auf den Molukken Ebenholz. Bei den jetzigen Italiänern heißt das Holz legno d’ebano. Herodot. 3, 97 u. 114. Die Abgaben, welche die an Ae— gypten grenzenden Neger dem Perſerkönig Darius alle 2 Jahre ent— richteten und noch entrichten, beſtehn in Gold, 200 Stämmen (c 40% 5] Ebenholz [E He voe, 5 Negerknaben und 20 großen Elephanten— zähnen. — Ueberhaupt iſt das Negerland reich an Gold, Elephanten und Ebenholz. Theophr., H. pl. 4, 4, 6. Ein eigenthümlicher Baum In⸗ diens ift der Ebenholzbaum [e. Uebrigens gibt es davon 2 Arten, wovon die ſeltnere, mit glattem Stamm 90), ſchönes, die häufige 9), ein Strauch, ſchlechtes Holz liefert. Die ſchöne Farbe des Ebenholzes iſt von Natur vorhanden, und erſcheint nicht erſt beim Aufbewahren. Virgil., Georgic. 2, v. 117. In Indien wächſt das ſchwarze Ebenholz ſebenum!. 90) Diospyros Ebenum, Linné. — 9) Anthyllis eretica, Linné. € XXXVIII. KI. Lappenkeim⸗Pfl. F. Primel⸗Pfl. (Ebenholz, Storaxbaum). 551 Strabo 15, 1; 17, 2. In Indien wächſt das Ebenholz; — auch pflegen die Indier ſich mit glatten Walzen von Ebenholz zu ſtreichen, weil ſie Das für geſund halten. — Auch in dem an Ae— gypten grenzenden Negerlande wächſt Ebenholz nebſt Palmen u. ſ. w. Diosc. de m. m. 1, 129. Für das beſte Ebenholz [e vos] gilt das aus dem Negerland ſtammende ſchwarze, aderloſe, das ſo glatt iſt wie polirtes Horn, und zerbrochen wie eine dichte Maſſe erſcheint. Gekaut ſchmeckt es beißend und ſchwach zuſammenziehend. Auf Kohlen gelegt brennt es mit Wohlgeruch und ohne Rauch. Friſch an's Feuer gebracht brennt es, wegen ſeines Oelgehaltes, an; an dem Wetzſtein gerieben wird es blaßgelblich. Es gibt auch indiſches Ebenholz, welches weiße und gelbliche Striche und Flecke hat, aber das ſchwarze iſt beſſer. Manche Leute verkaufen Holz vom Maul— beerbaum [SD ovxdumov]| oder von Mimofen [Sονν axav- wor] ftatt Ebenholzes, weil es durch feine Aehnlichkeit täuſcht. Das Ebenholz wird gegen einige Krankheiten in Anwendung gebracht. Plin. 6, 30, 35, $. 197. Im ſüdlich von Aegypten gelege- nen Negerland bildet vorzüglich der Ebenholzbaum [ebenus, hebenus] die Wälder. i Plin. 12, 4, 8 u. 9; ferner 25, 11, 52. Virgil preift In⸗ dien als die Heimath des Ebenholzes; Herodot ſagt, daß die Neger Ebenholz als Abgabe nach Perſien bringen. — In Rom hat zuerſt Pompejus der Große, und zwar bei dem Triumphe über Mi— thridates, Ebenholz gezeigt. — Dieſes Holz wird auch als Arznei verwendet. 6) Storaxbaum, EN Styrax officinalis, Linné. — Wächſt in Syrien, Slein-Afien, Griechenland, wo er jetzt ayoın qô , heißt, liefert das Sto— rax⸗Harz. — Letzteres heißt jetzt italiäniſch storace. Theophr., H. pl. 9, 7, 3. Der Storax [orbocz] dient als Gewürz. Strabo 12, 3 (pag. 196, ed. Tzschucke). Hoch auf dem Rücken des Taurus⸗Gebirges, bei der Stadt Selge, wächſt der Sto— raxbaum [orvoad] in großer Menge. Von ihm kommen die Sto— rax⸗Lanzenſchäfte, welche denen von Kornellen [dxivrıoun zo0- veivor) ähnlich find. In den Stämmen dieſer Bäume wohnt eine Art Holzwürmer. Dieſe bohren ſich Gänge bis durch die Rinde, und aus dieſen fällt dann das Wurmmehl, welches ſich an der Wurzel 552 Botanik der alten Griechen und Römer. ſammelt. Danach tröpfelt auch eine Flüſſigkeit heraus, welche wie Gummi leicht zuſammenbäckt. Sie vermiſcht ſich am Boden mit dem Wurmmehl und mit Erde; ein Theil aber bleibt am Stamme und rein. Auch der am Boden liegende unreine Storax wird geſammelt; er riecht beſſer als der reine, iſt aber in andrer Hinſicht ſchwächer. Er wird insbeſondre zum Räuchern gebraucht. Diosc. de m. m. 1, 79. Der Storax lorbocz] tröpfelt aus einem Baume, welcher dem Quittenbaum [xvdorie] ähnlich iſt. Für den beſten gilt der gelbe, fette, harzige, welcher weißliche Klümp— chen enthält, recht lange wohlriechend bleibt, und beim Erweichen eine honigartige Feuchtigkeit ausſchwitzt. So iſt der ſyriſche aus Gabale, ferner der aus Piſidien und Cilicien. Der dunkelfarbige, zerreibliche, kleienartige taugt nichts. Selten iſt der durchſichtige, gummi- und myrrhenartige [xdunsı Eoızwsg, oαννοννονν Man verfälſcht den Sto- rax mit dem aus dem Baume kommenden Wurmmehl, dem man Ho— nig, Bodenſatz von Iris und ſonſt Allerlei beimiſcht. Es gibt auch Leute, welche Wachs und Talg mit Gewürzen und Storax an der heißen Sonne kneten, dann durch ein weites Sieb in kaltes Waſſer treiben, wodurch wurmartige Stücke entſtehn, die als Wurmſtorax verkauft werden und bei Unerfahrenen für ächten Storax gelten. — Der Storax hilft gegen mancherlei Uebel; man verbrennt ihn auch ſo, daß man viel Ruß gewinnt, den man ebenfalls braucht. Von Syrien wird auch die Storaxſalbe in Handel gebracht. Pli n. 12, 17, 40; 12, 25, 55; 24, 6, 15. Syrien erzeugt in der oberhalb Phöniciens gelegenen Gegend den Storax |sty- rax]; auch wird der von Piſidien, Sidon, Cypern und Cilicien ge— rühmt, nicht aber der von Kreta. Der beſte iſt der braunrothe, fet— tigzähe aus dem ſyriſchen Amanus. Verfälſcht wird der Storax mit Cedernharz und Gummi, auch mit Honig und bittren Mandeln. Vom beſten koſtet das Pfund 17 Denare. Der Storax wird innerlich und äußerlich gebraucht. Plutarch. de Lysandro 28. W. Familie Heide-Pflanzen, Ericeen. 1) Gattung Heide, Erica, Linné. — Als in Griechenland heimiſch gibt Fraas die Er. multiflora, L., Er. verticillata, Er. mediterranea, L., Er. arborea, L., an, wovon die erſtgenannte Art am häufigſten, * XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. F. Heide⸗Pfl. (Heide, Erdbeerbaum). 553 keine aber ganze Strecken dicht überziehend anzutreffen iſt. Die Baum⸗ Heide, Er. arborea, L., wird bis 10 Fuß hoch, und heißt noch jetzt Zoe und gelen. — In Nord-Italien finden ſich dicht mit der Gemeinen Heide, Er. vulgaris, L., bewach— jene große Strecken, und fie heißt noch erica, auch brentoli, crec- chia, scopa. An vielen Orten wächſt auch die Er. herbacea, L., und die Baum⸗-Heide, Er. arborea, L., letztere unter dem Na— men scopa arborea. Nicander, Ther. v. 610, und Alexipharm., v. 451. [Tavipvidog Eoeixn und ardFeudeoon e ,Zet Diosc. de m. m. 1, 117. Die Heide leg l iſt ein bu⸗ ſchiger Baum [d&vdo0v Fauvndeg] 2), der Tamariſke [uvor«n] ??) ähnlich, aber weit kleiner. Aus ihren Blüthen holen die Bienen einen Honig, der gar nicht beliebt iſt. Plin. 24, 9, 39. Erice nennen die Griechen einen Strauch, welcher der Tamariſke [myrice] ähnlich, wie Rosmarin gefärbt iſt, faſt eben ſolche Blätter hat, die Schlangen verſcheuchen ſoll. 2) Erdbeerbaum, Arbutus Unedo, Linné. — In Griechenland heimiſch und oi genannt; — in Italien ebenfalls wild und arbuto, albatro, corbezzolo, rossello, K Verona fraghe de montagna genannt. * Theophr., H. pl. 3, 16, 4. Der Erdbeerbaum [xo- 10905], welcher die eßbare Frucht trägt, die man Memaikylon [ue- uoizv)ov) nennt, iſt nicht gar groß, hat eine glatte Rinde; das Blatt hält die Mitte zwiſchen Eichen- und Lorbeerblatt. Er blüht im Pyanepſion ?). Die Blüthen hängen in Trauben an den Zweig— ſpitzen. An Geſtalt und Größe gleicht jede Blüthe einer länglichen Myrtenblüthe, dabei iſt ſie geſtaltet wie eine halbirte Eierſchale. Hat fie abgeblüht, jo erſcheint ihre Baſis [zeospvors] durchlöchert, und der Fruchtknoten [70 G νονe, wie eine kleine Säule. Die Frucht reift nende u ein Jahr lang, jo daß fie oft noch da iſt, wenn die neuen Blüthen erſcheinen. Virgil., Eel. 3, 82; Georg. 1, 148 et aliis locis. [Arbutus.] 92) Erica arborea, Linné. — 93) Tamarix, Linné. ) Im November. 554 Botanik der alten Griechen und Römer. Varro de r. r. 2, 1, 4. Die Erdbeerbaumfrucht [ar- butum] hat zu den erſten Speiſen des Menſchengeſchlechtes gehört. Colum. de r. r. 7, 9, 6; 8, 10, 4. Der Erdbeerbaum [arbutus] ift in Wäldern willkommen, in welchen Schweine weiden; — ſeine Frucht dient in Vogelhäuſern den Droſſeln als Nahrung. Dios c. de m. m. 1, 175. Der Erdbeerbaum [xduagog] iſt dem Quittenbaum [xvdwrie] ähnlich, aber ſchmalblättrig, die Früchte ſehn aus wie Schlehenpflaumen [Eνννν] ], haben keinen Stein- kern, und heißen Mimaikyla. Reif ſind ſie gelblich oder röthlich. Sie ſchmecken nicht ſonderlich, bekommen dem Magen ſchlecht, verur— ſachen Kopfweh. Plin. 15, 24, 28. Die Erdbeeren [terrestre fragum] ſind ganz anders gebaut als die mit ihnen verwandte Erdbeer— baumfrucht ſunedo], welche an einem Strauche wächſt. Die Frucht bedarf ein ganzes Jahr, um reif zu werden, und bleibt, bis die neuen Blüthen erſcheinen [subnasci]. Sie ſteht nicht in Ehren, und hat davon ihren Namen, daß man's ſatt hat, wenn man Eine gegeſſen [unum edere]. Bei den Griechen heißt die Frucht Koma— ron und Memekylon; die Römer nennen den Strauch auch Arbutus. Nach Juba's Angabe wird er in Arabien 50 Ellen hoch. Athen., Deipn. 2, 35 (p. 194, ed. Schweigh.). Aſkle⸗ piades ſagt von der Erdbeerbaumfrucht [marizviov], daß man Kopfweh bekommt, wenn man 7 Früchte davon ißt, u. ſ. w. 3) Andrachle, Aeta Andrachne, Linné. — In Griechenland heimiſch, jetzt ayorozovuagıa genannt. Theophr., H. pl. 3, 16, 5. Die Andrachle [avdodyın, auch Gyoͤccyyn geſchrieben] hat Blätter und Früchte wie der Erdbeer— baum, iſt nicht gar groß, die Rinde iſt glatt und zerriſſen. Plin. 13, 22, 40. Das Wort Andrachne bezeichnet ein Kraut, welches auch Porcillaca heißt; — dagegen bezeichnet das nur um einen Buchſtaben verſchiedne Wort Andrachle einen Waldbaum, der nicht in der Ebne wächſt und dem Erdbeerbaum ſunedo] ähn⸗ lich iſt; ſeine Blätter ſind kleiner als beim letzteren, zugleich immer— grün. 4) Heidelbeere, Vaccinium Myrtillus, Linné. — Wächſt nach Sibthorp's XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Heide⸗Pfl. (Heidelbeere, Pontiſche Azalea). 555 Angabe am bithyniſchen Olymp. — Auf den bedeutenden Höhen Nord-⸗Italiens iſt fie häufig, und heißt mirtillo, baccole. Theophr., H. pl. 3, 17, 4. Der Weinſtock des Ida [aureros zog Jong] wächſt um Phalakrä, iſt ſtrauchartig und hat kleine Zweige [Haurodng gußdloıs wuzoois], die ellenlang werden. An dieſen hängen zur Seite ſchwarze Beeren [oa], jo groß wie Bufbohnen [xdauos]) und ſüß. Inwendig find fie weich. Das Blatt iſt rund, ungetheilt, klein. Virgil., Eelog. 2, v. 18; 10, v. 39. Schwarze Heidel- beer en [vaccinium nigrum!. Vitruv. de archit. 7, 14. Die Färber bedienen ſich der Heidelbeere [vacinium], um eine ſchöne Purpurfarbe zu ge— winnen 95). Ovi d., Tristium 1, 1, v. 5. Der Purpurſaft der Heidel— beere [vaccinium] paßt nicht für ein Buch, deß Inhalt nur Jam⸗ mer iſt. Plin. 16, 18, 31. Die Heidelbeere [vaccinium] ſäet man in Italien in der Nähe des Waſſers und nur für Sklaven an; in Gallien gibt man damit ſelbſt den Sklavenkleidern eine Pur— purfarbe. 5) Pontiſche Azalea, Azalea pontica, Linné. — Wächſt an den ſüdlichen und öſtlichen Ufern des Schwarzen Meeres in Menge, dient unſren Gärten zur Zierde, riecht balſamiſch, iſt aber giftig. Man ſchreibt dieſer Pflanze die betäubende Eigenſchaft des pontiſchen Honigs zu (Tournefort in act. acad. paris. 1704, p. 345; iter gall. 2, p. 101; Lambert, Recueil de voy. au Nord 7, p. 137; Schriften der berl. Natur- forſchenden Geſellſch. 1732, vol. 3, p. 475; Klaproth, iter cau- cas. 1, p. 455; Diosc., ed. Sprengel, tom. 2, pag. 453); auch hat man beobachtet, daß am Kaukaſus Ziegen, welche davon gefreſſen, nicht ſelten ſterben. — Das Rhododendron ponticum, Linné, iſt wohl unſchädlich. Von dem erſchrecklichen Unheil, welches der pontiſche Honig un— ter ſeiner Armee angerichtet, ſpricht Lenophon, Anabasis 4, 8, 19; deſſen giftige Eigenſchaften erwähnen ferner Aristot., Mirab. 95) Sie werden auch noch jetzt, z. B. von den Bewohnern des Thüringer Waldes, zum Färben benutzt. 556 Botanik der alten Griechen und Römer. auscult., c. 17, p. 43, ed. Beckm.; Diodorus Siculus, lib. 14, p. 663, ed. Wesseling. — Strabo 12, 18 (p. 88, ed. Tzschucke) erzählt, daß am Pontus das wilde Volk der Hepta— kometen wohne, und daß dieſe dereinſt ſogar 3 Kohorten des Pom— pejus niederhieben, nachdem ſie dieſelben mit dem giftigen Honig trak— tirt. — Dios c. de m. m. 2, 103 gibt als Hauptſitz des giftigen Honigs Heraklea im Pontus an. — Plin. 21, 13, 45 ſagt, „die giftige Eigenſchaft des pontiſchen Honigs ſolle vom rhododendron kommen“. — Dieſer Name bedeutet ſonſt den Oleander, Nerium Oleander, und man kann an dieſer Stelle beliebig annehmen, daß Plinius dieſen oder die Azalea pontica, L., oder das Rhododen- dron ponticum, L., gemeint. , Jedenfalls kann man annehmen, daß Plin. 21, 13, 44, §. 74 die Pontiſche Azalea unter dem Namen aigolethron (Ziegentod) meint, wobei zu bemerken, daß ſchon Antigonus Carystius um's Jahr 270 vor Chriſto das wlyoleFoov nennt. C. Ordnung mit mehrßlättriger Rrone. a. Familie Dolden⸗Pflanzen, Umbelliferen. 1) Gattung Mannstreu, s Eryngium, Linné. — In Griechenland kommt die Strand— Mannstreu, Er. maritimum, Linné, vor, ferner Er. viride, Link, und Er. gräcum. Sie heißen jetzt ayzadıa und Yıdayzada, auch ißt man von den 2 letztgenannten Arten die jungen Wurzel— blätter. — In Nord-Italien wächſt die Feld-Mannstreu, Er. campestre, L., und heißt noch jetzt eringio, auch calcatreppo. Nicander, Ther. v. 645 u. 849. [’Heovyyog.] Diosc. de m. m. 3, 21. Die Mannstreu /] ift dornig. Ihre ganz jungen Blätter werden in Salzlake gelegt und gegeſſen; ſpäter werden ſie zu dornig. An der Spitze der Zweige ſtehn kugelrunde Köpfchen, um welche ſpitzige, harte Dornen ſternför— mig ſtehn. Die Farbe der Köpfchen iſt grün, oder blaßgelb, oder weiß, mitunter auch blau. Die Wurzel iſt lang, äußerlich ſchwarz, innerlich weiß, daumensdick, wohlriechend und würzig. Die Pflanze wächſt in Ebnen und an rauhen Stellen. Sie dient als Heilmittel. Plin. 21, 15, 54; 22, 7, 8; 22 80 Die Mann gitrei XXXVIIL Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Dolden⸗Pfl. (Mannstreu, Sellerie). 557 ſerynge und eryngion] iſt gegen Schlangen- und andre Gifte ſehr wirkſam und dadurch berühmt, wird auch ſonſt vielfach als Arznei gebraucht, hat ferner zu albernen Behauptungen Anlaß gegeben. Bei den Griechen wird die Pflanze roh und gekocht verzehrt. 2) Sellerie, Apium graveolens, Linné. — Wächſt in Griechenland häufig an feuchten Stellen wild, und wird dann aygıoosiıwov genannt. In Gärten wird der Sellerie, wie Fraas ſagt, häufig unter dem Namen odıwa als pluralis) kultivirt und gebraucht, nicht aber der wilde, welcher ſehr bitter und ungenießbar iſt. Der Sellerie iſt fer— ner noch heut zu Tage bei den Griechen eine Glückspflanze, und wird nebſt Knoblauch und Zwiebel in Zimmern aufgehängt, an Sei— denwurmhürden gebunden, kleinen Kindern angehängt, u. ſ. w. — In Nord-Italien wird der an naſſen Stellen wild wachſende Sellerie von den Landleuten gern gegeſſen, heißt apio, apio palu— stre, sedano, sellero, seleno, senelo, core, cuore. Der in Gär— ten für die Küche gezogne heißt sedano, sellero, seleno. Homer., Odyss. 5, v. 72. Auf der Inſel der Kalypſo prangten mit Veilchen [70% und Sellerie [o&dwor] bedeckte Wie- ſen, ſo weich und ſchön, daß ſie ſelbſt den Göttern wohlgefielen. Theophr., H. pl. 7, 6, 3. ENTeοαανẽ]̃ov. Theocritus, Idyll. 13, v. 42. [OaMMov o&kıvov.] Nicander, Ther. v. 597. T’EAs6Ioenrov . Virgil., Eclog. 6, v. 98. Der göttliche Sänger Linus ſchmückte fein Haupt mit Blumen und bitterem Sellerie [apium]. Virgil., Georg. 4, v. 121. Die Ufer grünen von Selle— rie [apium]. Colum. de r. r. 11, 3, 33. [Apium.] Diosc. de m. m. 3, 67 u. 68. Der Garten-Sellerie [o&ıvov zynaiov] wird in mehreren Fällen als Arznei gebraucht; — und der wilde Sellerie [EAzoodlıwor 9%] hat dieſelben Kräfte, dieſelbe Anwendung. Plin. 19, 7, 37; 19, 8, 37; 19, 8, 46. Eine Sorte Sel— lerie [apium] wächſt an feuchten Orten und heißt Helioſelinon 9°). 96) Bedeutet eigentlich Sumpf: Sellerie. 97) Siehe die vorige Anmerkung. 558 Botanik der alten Griechen und Römer. Der Garten-Sellerie hat theils dichtere und krauſere, theils einzelne und glatte Blätter, dünnere oder dickere, heller oder purpurn gefärbte oder gefleckte Stämme. — In Achaia kränzt man die Sieger in den Nemeiſchen Spielen mit Sellerie. Plutarchus, Timol. 26. Wir RR. Grabmäler mit Sellerie [odAwor] zu ſchmücken. Galen. de alim. facult. 2, 52 (p. 657, ed. Kühn) et aliis locis. [I&ıvor.] Palla d. de r. r. 5, 3, 1. Im April wird der Sellerie [apium] an Stellen geſät, welche warm oder kalt, fett oder mager, jedenfalls aber feucht ſind. Im Nothfall ſäet man ihn auch auf trocknen Boden, und faſt in jedem Monate. Man kann es dahin bringen, daß die Selleriepflanzen [apius] größer werden, wenn man ſo viel Samen, als 3 Finger faſſen können, in ein loſe gewebtes Stückchen Leinwand thut, und dieſes in einer Grube unter Erde bringt. Es verbinden ſich dann die Keime aller Samen zu einer feſten Maſſe [caput]. Um krauſen Sellerie zu bekommen, ſtampft man die Sa⸗ men vor der Ausſaat, oder treibt über die hervorſproſſenden Pflan— zen eine Walze, oder tritt fie mit den Füßen nieder. Alte Sellerie ſamen keimen ſchneller als friſche. Geopon. 12, 23. [Idwor.) 3) Peterſilie, Apium Petroselinum, Linné. — Wächſt in Theſſalien und Macedonien wild, wird in Griechenlands Gärten jetzt unter dem Namen qui, uudoro, uvomdın rero008Lıvo, gezogen. — In Sardinien wild, in Nord-Italien nur an ſehr einzelnen Stellen, daſelbſt in Gärten als apio ortense, prezzemolo, petro- selino. Diosc. de m. m. 3, 70. Die Peterſilie [odıwov ro r 7ret0008)ıvov] wächſt an ſteilen Abhängen in Macedonien. Der Sa— men ift wie beim Ammi [arg], aber angenehmer, ſcharf und ge— würzhaft riechend. Er wird gegen Verdauungsfehler u. dgl. gebraucht. Plin. 20, 12, 47. [Petroselinon.] 4) Großes Ammi, Ammi majus, Linné. — Wächſt in Griechenland und in Ita- lien wild, hat Samen, welche ein ſchwaches Gewürz bilden, heißt XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Dolden⸗Pfl. (Ammi, Kümmel, Anis). 559 bei den jetzigen Italiänern ammi und comino nostrale. — Sit wohl das ammi des Plin. 20, 15, 58. 5) Kümmel, Carum Carvi, Linné. — In Griechenland nicht heimiſch; — auf den Höhen Nord-Italiens häufig, caro, carvi und comino tedesco genannt. Man ißt dort die jungen Pflanzen als Gemüſe, und die Samen werden wie bei uns gebraucht. Co lum. de r. r. 12, 51, 2. Kümmel [careum] dient als Gewürz. Dios c. de m. m. 3, 59. Der Kümmel [zaoos] ift ein kleiner, allbekannter Samen, welcher ein gutes Gewürz gibt; auch die Wurzel wird zur Speiſe gekocht. Plin. 19, 8, 49. [Careon.] 6) Anis, Pimpinella Anisum, Linné. — Dieſe morgenländiſche Pflanze wird jetzt in Griechenland wenig gebaut, heißt daſelbſt yAvzar- Inc, der Same yAvzavıoov und dπναν⁰νe — In Italien werden die Körner als granelli d’anice verhandelt; Apulien liefert fie von vorzüglicher Güte. Nicander, Ther. v. 650. [A4vvnoov, auch hat eine Hand- ſchrift @vvıooor.] Colum. de r. r. 12, 51, 2. Beim Einmachen der Oliven dient Anis ſanisum ägyptium] als Gewürz. Diose. de m. m. 3, 58. Der Anis [avıoov] iſt als Ge— würz und als Arznei geſund. Der beſte iſt friſch, voll, ohne Staub, hat einen ſtarken Geruch. Dem kretiſchen gibt man den Vorzug, ihm zunächſt dem ägyptiſchen. Plin. 20, 17, 72. Der Anis ſanisum, auch anesum ge- ſchrieben! gehört zu den Speiſen, welche Pythagoras beſonders em- pfohlen, und zwar ſowohl roh als gekocht. Jedenfalls iſt er grün und getrocknet an allen Speiſen, die gewürzt werden, gut; er wird auch an die Bodenrinde der Brode gethan. Er gibt dem Athem einen guten Geruch, dem Geſichte ein jugendlicheres Anſehn, und erleichtert, über dem Kopfkiſſen ſo hängend, daß der Schlafende ihn riecht, ſchwere Träume. Er bewirkt auch tüchtige Eßluſt, und ſo hat man ihn denn auch wegen ſeiner vortrefflichen Eigenſchaften den Unüber— trefflichen [aniceton] genannt. 560 % Botanik der alten Griechen und Römer. Palla d. de r. r. 3, 24, 14; 4, 9, 17. Im Februar ode März wird der Anis lanisum] auf gut bearbeiteten, gedüngten Boden geſät. > 7) Zweihäuſige Pimpinella, Pimpinella diöca, Linné (Trinia diöca, Gaud.). — In Grie⸗ chenland und Italien heimiſch. Dios c. de m. m. 4, 123. [Pevdoßodvior.] 8) Kleine Pimpinella, Pimpinella Saxifraga, Linné. — Wächſt in Griechenland und Italien wild, wird dort zuvxzaAldon genannt, und die jungen Wur- zelblätter werden als Gemüſe gegeſſen. (S. Fraas, S. 149.) Theophr., H. pl. 7, 7, 1. Die Kaukalis [zavxarig] wird als Gemüſe gegeſſen. Diosc. de m. m. 2, 168. Die Kaukalis [xovzorig] heißt auch Kaukon und wildes Daukon, wird roh und gekocht gegeſſen, wirkt etwas arzneilich. Plin. 22, 22, 40. Die Kaukalis [caucalis] ſieht dem Fenchel ähnlich, wird gegeſſen, hat aber auch arzneiliche Kraft. 9) Waſſer-Merk, Sium latifolium, Linné. — In Griechenland und Italien wild, dort veooodAıva, hier erba cannella genannt. Homer., Odyss. 5, v. 72. [3tov.] Diosc. de m. m. 2, 153. [/. 16 &v vdaow.) Plin. 22, 22, 41. Das Kraut Sion [sion, sium] iſt brei- ter als Sellerie Japium], auch fetter und dunkler, wächſt am Waſſer, trägt vielen Samen, ſchmeckt wie Kreſſe [nasturtium], hat arzneiliche Kräfte. Galen. de alim. facult. 2, 52 (pag. 637, ed. Kühn). 10) Zuderwurzel, Sium Sisarum, Linné. — Stammt aus dem öſtlichen Aſien, wird jetzt in Griechenland, wie Fraas S. 144 ſagt, nirgends gebaut, in Italien dagegen wie bei uns für die Küche und noch sisaro genannt. Colum. de r. r. 10, v. 114; 11, 3, 18 und 35. Die Zuckerwurzel [siser] wird im Auguſt auf tief gegrabenen, ge— düngten Boden geſät. Diosc. de m. m. 2, 139. Die Zuckerwurzel [odoaoov] * ec, XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Dolden⸗Pfl. (Haſenohr, Oenanthe, Fenchel). 561 iſt allgemein bekannt; die Wurzel ſchmeckt gekocht gut, bekommt dem Magen gut, vermehrt den Appetit. 11) Gattung Haſenohr, Bupleurum, Linné. — Fraas nennt 2 Arten, welche in Ste chenland wild wachſen und von den Alten genannt ſein können; — in Nord- Italien kommen nach Pollini 14 Arten der linné'⸗ ſchen Gattung Bupleurum vor, und unter dieſen heißt das auch bei uns häufige B. rotundifolium, L., noch jetzt bupleuo, auch ein- quefoglio giallo. Die Stellen der Alten, welche man hierher ziehn kann, ſind: Hippocr., morb. mul. p. 619, ed. Genev. [fovneonorıc] ; Theophr. 7, 7, 3 [foöneyorig]; Nieander, Ther. v. 585 Go,; Dios c. 3, 5, 4 f ονοj, , o8oelıl; Plin. 22, 22, 35 [bupleuron]; Plin. 22, 22, 36 [buprestis]. | 12) Pimpinell⸗Oenanthe, | Oénanthe pimpinelloides, Linné. — Wächſt in Nord-Italien wild, heißt jetzt filipendula aquatica. Auf ſie kann man die önanthe bei Plin. 21, 24, 95 beziehn. 13) Fenchel, Föniculum officinale, All. (Ahum Föniculum, Linné). — In Griechenland häufig wild, bis 8 Fuß hoch werdend, noch jetzt uoado0ov genannt; — in Italien ebenfalls wild, auch auf Feldern angebaut, jetzt finocchio nnd bei Verona fenocio genannt. Theophr., H. pl. 6, 1, 4. M ονν . Colum. de r. r. 12, 51, 2. Beim Einmachen der Oliven dient Fenchel ſamen [semen föniculi] als Gewürz. Diosc. de m. m. 3, 74. Von Feuchel [usoasoor]| wird das Kraut oder der Samen gegeſſen, um die Milch zu vermehren. Der letztere bekommt dem Magen gut. Man zieht auch aus der Pflanze und deren Samen den Saft, um ihn für ſchwache Augen anzuwenden. Plin. 8, 27, 41; 19, 9, 56; 20, 23, 95. Die Schlange bekommt im Winter eine neue Haut, und ſtreift die alte durch Hülfe des Fenchels [feniculum] “s) ab. — Den Menſchen dient der 98) Bedarf zur Häutung des Fenchels nicht. 36 562 * Botanik der alten Griechen und Römer. Fenchel als Gewürz; — auch wird er zur Stärkung ſchwacher Augen gebraucht, worauf man durch die Beobachtung, daß ihn die Schlangen zu dieſem Zwecke verwenden, gekommen. Galen. de alim. facult. 2, 57 (p. 641, ed. Kühn). Der Fenchel [udengoor] ͤwächſt wild, wird aber auch angeſät, und nicht bloß als Gewürz, ſondern auch als Speiſe benutzt, zu welchem Zwecke man die Pflanze für's ganze Jahr in Eſſig oder eine Miſchung von Eſſig und Salzwaſſer legt. Palla d. de r. r. 3, 24, 9. Den Fenchel [föniculum] ſäet man im Februar auf einer ſonnigen und etwas ſteinigen Stelle. Geopon. 19, 29. Oliven, welche eingemacht werden, würzt man mit Fenchel [udondoor]. 14) Gattung Seſel, Seseli, Linné. — Das maſſaliſche Seſeli o To unooul.w- tıxöv| des Dios c. 3, 53, und das seselis des Plin. 8, 32, 50 kann man auf den Gewundnen Seſel, Seseli tortuosum, L., welcher in Albanien und in Piemont wächſt, beziehn. — Das zweite Hippomarathron [Ere0ov inmouapodoor]| des Dios c. 3, 75 kann man auf Seseli Hippomarathrum, L., beziehn, welches gleich— falls in Griechenland und Piemont wächſt. 15) Kretiſathamanta, Athamanta cretensis, Linné. — Wächſt auf den Höhen Nord— Italiens, kann die erſte Art des Daukus lohn] bei Dios c. 3, 76 ſein. i 16) Bärwurz, Meum athamanticum, Jacquin (Athamanta Meum, L.), wächſt ebenfalls auf den Höhen Nord-Italiens, iſt wohl das athaman⸗ tiſche Meum [u7ov agauavrızov]) des Dios c. 1, 3; eben nr das meum athamanticum des Plin. 20, 23, 94. 17) Strand-Krithmum, Crithmum maritimum, Linné. — Wächſt in Griechenland, wo es %, heißt, — und in Nord-Italien, wo die in Eſſig eingelegten Blätter zur Speiſe dienen, und finocchio marino (See— fenchel) heißen. | Colum. de r. r. 12, 7, 1 u. 2; 12, 13, 2. [Battis, olus cordum.] Wird zum Verſpeiſen eingemacht. XXXVIII. Kl. Lappenfeim- Pflanzen. F. Dolden⸗Pfl. (Liebſtöckel, Ferula). 563 Diosc. de m. m. 2, 156. [Koisuov, xolrauov.) Wird roh, gekocht, oder in Salzwaſſer eingemacht gegeſſen. Plin. 26, 8, 50. [Orethmon, auch chretmon, eretamon nach andren Handſchriften.] 18) Liebſtöckel, Angelica Levisticum, All. (Ligusticum Levisticum, Linné). — Auf Höhen Nord-Italiens hier und da wild, auch in Gärten als Arznei gezogen, levistico und ligustico genannt. Colum. de r. r. 12, 59, 5. [Ligusticum.] Wird nebſt andren gewürzhaften Kräutern für die Küche eingemacht. Plin. 19, 8, 50. Der Liebſtöckel [ligusticum] wächſt in Ligurien wild und hat davon den Namen. Uebrigens wird er überall in Gärten gezogen, heißt auch panax. 19) Gemeine Ferula, Ferula communis, Linné. — In Griechenland heimiſch, * Aa und avagsnzog genannt; — in Süd-Italien ebenfalls hei— miſch, noch ferula genannt, im nördlichen faſt gänzlich fehlend. — Die Ruthen dieſer Pflanze ſind ſehr zäh, deren Mark wird, wenn es trocken iſt, als Zunder gebraucht. Theophr., H. pl. 6, 2, 7. [NGO NS. Diosc. de m. m. 3, 81. [NG S. Plin. 7, 56, 57, S. 198. Prometheus fol die Kunſt erfun— den haben, Feuer in einer Ferula [ferula] aufzubewahren. Plin. 13, 22, 42; 20, 23, 98. Die Ferula heißt bei den Griechen Narthex, hat einen knotigen, auswendig feſten, inwendig mit lockrem Mark gefüllten Stamm; die Blätter kommen aus den Knoten. Keine Pflanze gibt ſo leichte Stöcke; deswegen dienen dieſe alten Leuten als Stütze. — Gekocht oder eingemacht iſt die Pflanze eßbar, auch dient ſie als Arznei. 20) Knotenblüthige Ferula, Ferula nodiflora, Linné. — In Griechenland und Italien wild. — St wohl die Narthekyia rapdrzvia] des Theophr. 6, 2, 7, die narthecyia des Plin. 13, 22, 42. 21) Galban-Ferula, Ferula Ferulago, Linné. — Wächſt auf Kreta, in Nord-Afrika, 36 * 564 Botanik der alten Griechen und Römer. Klein⸗Aſien. Liefert ein en das Galban um, welches als Arznei dient. Theophr., H. pl. 9, 1, 2. [XoAßarn.] Nicander, Ther. v. 938. [Xu Bavis Ge. Diosc. de m. m. 3, 87. Das Galbanharz [yaAßarn] ift der Saft [örrög] einer in Syrien wachſenden Ferula ne, welche von Einigen auch Metopion genannt wird. Das beſte ift dem Weihrauch ähnlich [Arßevoaudrg], knorplig, rein, fett, nicht holzig, hat auch eine kleine Beimiſchung des Ferulaſamens; der Geruch iſt ſtark. Man verfälſcht das Galbanum mit gemeinem Harz [onrivn], geſchrotnen Hülſenfrüchten [2e] und Ammoniak-Gummi [auuw- yıoaov]. Es hat erwärmende, anziehende und zertheilende Eigenſchaf— ten, wird äußerlich und innerlich gebraucht. Will man es reinigen, ſo ſchmilzt man es in ſiedendem Waſſer, wo dann die ſchmutzigen Theile obenauf ſchwimmen. Auch bindet man das Galbanum in ein reines, loſe gewebtes Stückchen Leinwand, hängt dieſes ſo in ein eher— nes oder irdnes Gefäß, daß es die Wände nicht berührt, deckt das Gefäß zu, und ſenkt es in kochendes Waſſer. Nun fließt das reine Galbanum aus dem Säckchen, während die unreinen Theile zurückbleiben. Plin. 12, 25, 56; 24, 5, 13. Das Amanus-Gebirge in Syrien liefert das Galbanum [galbanum], ein Harz, welches, wie die Staude, von der es ſtammt, auch Stagonitis heißt. Es dient als Heilmittel, das Pfund koſtet 3 Denare. 22) Perſiſche Ferula, Ferula persica, Linné. — Wächſt in Perſien, gibt wahrſcheinlich das Sagapenum, ein knoblauchartig riechendes Gummiharz. Diosc. de m. m. 3, 85. Das Sagapenum [oaydrınvor] iſt der Saft einer der Ferula ähnlichen Pflanze und kommt aus Me- dien. Das beſte iſt durchſcheinend, auswendig gelblich, inwendig weiß, der Geruch hält die Mitte zwiſchen Teufelsdreck [oiAgıov] und Galbanum; der Geſchmack iſt ſcharf. Plin. 12, 25, 56. [Sacopenium, nach einer Handſchrift auch sagapenum.] 23) Stink⸗Aſand, Ferula Asa fötida, Linné. — In Perſien bei Herat und Disgun wachſend; liefert den knoblauchartig riechenden Teufelsdreck. Diosc. de m. m. 3, 84. Der vom mediſchen und ſyri⸗— a XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Dolden⸗⸗Pfl. (Ferula, Haarftrang). 565 ſchen Silphion [oAgıov] kommende, feſt gewordene Saft hat einen durchdringenden Geruch, und wird gegen ſehr viele Leiden ange— wandt 99). Plin. 19, 3, 15. Aus Perſien, Armenien und Medien kommt der dem cyrenalſchen Silphium ähnliche eingedickte Saft, welchen man laser nennt. 24) Opopanax⸗Ferula, Ferula Opopanax, Sprengel. — In Griechenland heimiſch, jetzt moAdxoorov, Aumeröva, zoprıa genannt. Diosc. de m. m. 3, 48. Das Panakes Herakleion [Indvuxss Hoaxısıov], aus welchem ein Saft gewonnen wird, den man Opopanax ſonon dvds] nennt und gegen viele Uebel gebraucht, wächſt vorzüglich in Böotien und dem arkadiſchen Pfophis, wird aber auch, weil der Saft mit Gewinn verkauft werden kann, in Gärten gebaut. Uebrigens wächſt die Pflanze auch in Macedonien und dem libyſchen Cyrene. 8 Pli n. 20, 24, 100. [Opopanax.] 25) Gemeiner Haarſtrang, Peucedanum officinale, Linné. — In Griechenland ſehr ein- zeln; — in Nord-Italien an verſchiednen Stellen, noch jetzt peucedano, auch finocchio porcino genannt. Theophr., H. pl. 9, 14, 1. Ieuned uno. Nicander, Ther. v. 76 u. 82. [IIæunso Dios c. de m. m. 3, 82. Der Haarſtrang [revxedavog] hat einen ſchlanken Stamm wie der Fenchel ννννοον Um die Wurzel hat er einen tüchtigen Schopf [xöun]; die Blüthe iſt gelb, die Wurzel ſchwarz, riecht ſtark und iſt voller Saft. Die Pflanze wächſt auf ſchattigen Bergen. Man gewinnt den Saft [ame] fol⸗ gendermaßen: Man ſchneidet die zarte Wurzel ab, und läßt den Saft im Schatten hervorquellen, denn in der Sonne ſchwindet er bald. Beim Sammeln bewirkt er Kopfweh und Schwindel, wenn man nicht vorher Naſe und Kopf mit Roſenöl geſalbt hat. Eine Wur— zel, aus welcher der Saft gefloſſen, iſt dann unbrauchbar. Der Stamm gibt auch Saft, jedoch wirkt dieſer nicht ſo kräftig. Zuweilen hängen 90) Das cyrenaifhe Silphium deſſelben Kapitels im Dioskorides iſt Thapsia Silphium, Vivian. 566 Botanik der alten Griechen und Römer. auch an den Stämmen oder Wurzeln von ſelbſt ausgefloſſene und verhärtete Tropfen. Der beſte Saft kommt aus Sardinien und Sa— mothracien, riecht ſtark, iſt gelblich, ſchmeckt brennend. Er dient gegen allerlei Leiden. Pin: 28, 9, 70. Dees 0 26) Hirſchwurz, Peucedanum Cervaria, Lapeyrouse (Athamanta Cervaria, L.); — wächſt in Griechenland und ganz Italien, könnte der zweite Daukus [daöxos] des Diosc. 3, 82 fein. 27) Ammoniaf-Dorena, Dorema ammoniacum, Don. — Der Saft dieſer in Armenien und Nord-Perſien wachſenden Dolden-Pflanze liefert ein Gummiharz, welches unter dem Namen Ammoniakgummi in die Apotheken kommt. — Es wird auch jetzt noch Ammoniakgummi von Alexandria aus in Handel gebracht, auch eine ſchlechte Sorte davon in Marokko gewonnen, ſo daß es wahrſcheinlich it, daß verſchiedne Pflanzen es liefern. Plin. 12, 23, 49; 24, 6, 14. Die Sandmwüſten des unter⸗ halb des Negerlandes gelegenen Afrika's liefern uns das Ammo— niakgummi [Hammoniaci lacryma], Es kommt von einem Baume, der beim Orakel des Jupiter Hammon wächſt, heißt auch metopion, und quillt wie andres Harz oder Gummi in Tropfen hervor. Es gibt zwei Sorten; die beſte iſt zerbrechlich, die andre fett und harzig, und heißt auch Phyrama. Das Pfund des beſten koſtet 40 As. — Es erwärmt, zertheilt, löſt auf, dient gegen allerlei Leiden. 23) Dill, Anethum graveolens, Linné. — In Griechenland und Ita- lien wild, in letzterem noch aneto genannt. Virgil., Eclog. 2, v. 48. Angenehm riechender Dill [anethum]. Diosc. de m. m. 3, 60. Vom Dill [avn9or To &oIıu- uevov] braucht man die Dolde und den Samen als Mittel, die Milch zu vermehren, die Verdauung zu verbeſſern; zu viel und zu oft ge— noſſen ſchwächt er jedoch. Plin. 20, 18, 74. [Anetum.] Pallad. de r. r. 3, 24, 5. Im Februar ſäet man den XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Dolden⸗Pfl. (Paſtinak, Bärenklau, Tordylium). 567 Dill [anethum]; er verträgt jedes Klima; allein das laue iſt ihm am liebſten. Fehlt es an Regen, ſo gießt man. Man darf ihn nicht dicht ſſen. Manche bedecken den Samen gar nicht mit Erde, weil ſie glauben, kein Vogel gehe daran. 29) Gemeiner Paſtinak, Pastinaca sativa, Linné. — In Griechenland jedenfalls ſehr ſelten; — in Nord- Italien noch pastinaca, auch pastinaca domestica genannt, häufig wild, aber auch nicht ſelten für die Küche gebaut. (Die Möhre heißt in Italien pastinaca selvatica.) Diosc. de m. m. 3, 73. Der Paſtinak [e iſt eine Doldenpflanze mit Blättern, die 2 Finger breit und dabei ſehr lang, zurückgebogen, und etwas rauh ſind. Der Stamm hat mehrere Aeſte, welche Dolden tragen, welche denen des Dills ähnlich ſind, gelbliche Blüthen und Samen wie Dill haben. Die Wurzel iſt etwa 3 Finger lang, einen dick, weiß, ſüß, eßbar. Auch der junge zarte Stamm wird als Gemüſe gegeſſen. Man ſagt, die Hirſchkühe fräßen die Paſtinakwurzel als Schutzmittel gegen Schlangenbiß, und gibt deswegen zu gleichem Zwecke auch den Menſchen die Samen in Wein. Plin. 19, 5, 27. Die zweite Art von pastinaca. Plin. 22, 22, 37; 25, 8, 52. [Elaphoboscon.] 30) Gemeiner Bärenklau, Heracleum Sphondylium, Linné. — In Griechenland ſehr ſelten; — in Nord-Italien häufig, panace und panace erculeo genannt. — Auf dieſe Pflanze bezieht man folgende Stellen: Diosc. 3, 80 [ogordvrıov]; Plin. 12, 26, 58; 24, 6, 16 [spondylion]. 31) Tordylium, Tordylium officinale, Linné. — Iſt in Griechenland und im ſüdlichen Italien häufig, wird andren Gemüſen beigemiſcht. Dios c. de m. m. 3, 56. Tod hνjõ, Togdvlor, o8oekı zontıxov.] Plin. 24, 18, 17. [Tordylos.] 32) Kuminum (Römiſcher Kümmel), Cuminum Cyminum, Linné. — Die Sa: men dieſer Pflanze find in Griechenland unter dem Namen zuzuıvo 568 Botanik der alten Griechen und Römer. als Gewürz ſehr gebräuchlich, und werden meiſt aus Smyrna bezogen. In Italien werden ſie gleichfalls ſtark verhandelt und unter den Namen comino und cymino verkauft. Theophr., H. pl. 7, 3, 2 u. 3. Das nm 11 „on] trägt ſchmale, geſtrichelte Samen in reichlicher Menge, wird für die Küche gebaut, und vorgeſchrieben, daß man bei der Ausſaat fluchen und ſchimpfen ſoll. Nicander, Ther. v. 601. [Kyuwor.] Colum. de r. r. 12, 51, 2. [Cyminum.!] Dient als Gewürz. Diosc. de m. m. 3, 61. Das Kuminum [zuuworv To jucoor] ſchmeckt gut, vorzüglich das äthiopiſche, welches Hippokrates das königliche nennt; nach ihm folgt an Güte das ägyptiſche, und dann die übrigen Sorten. Es wächſt im aſiatiſchen Galatien, in Ci— licien, bei Tarent und an mehreren andren Orten. Es dient als Gewürz und als Heilmittel 100). 33) Garganiſche Thapſia, Thapsia garganica, Linné. — In Griechenland häufig, noch jetzt d genannt, auch moAdzognos, vyAnyooa; in Nord -Afrika ebenfalls heimiſch. Theop hr H. pl, 9, 9, 1. Tee Nicander, Ther. v. 529; Alexiph. v. 570. [Od wos. Celsus de med. 6, 4. [Thapsia.] Diosc. de m. m. 4, 154. Die Thapſia [S hat ihren Namen davon, daß man ſie zuerſt auf der Inſel Thapſus gefunden haben ſoll. Sie ſieht einer Ferula ähnlich, hat Blätter wie Fenchel, dient vielfach als Arznei. Plin. 13, 22, 43. Die Thapſia [thapsia] ift der Ferula ähnlich, hat einen hohlen Stamm, die Höhe eines Stockes, Samen wie die Ferula und eine weiße Wurzel. Macht man Einſchnitte in ſie, ſo kommt ein Milchſaft [lac] heraus; ſtößt man ſie, ſo bekommt man Saft [succus, in den beſten Handſchriften sucus geſchrieben!. Auch die Schale wird benutzt. Alle dieſe Theile ſind giftig, und für die Leute, welche dieſe Wurzeln graben, gefährlich. Weht ihnen näm— lich die Luft die Ausdünſtung derſelben nur im Geringſten zu, ſo ſchwillt der Körper und im Geſicht bekommt man die Roſe, wovor 100) Wie das cuminum des Plin. 20, 14, 57 zu erklären, bleibt ungewiß. 2 * * XXXVII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Dolden⸗Pflanzen (Thapſia). 569 man ſich jedoch dadurch zu ſchützen ſucht, daß man es im Voraus mit Wachsſalbe überzieht. Dennoch wird dieſe giftige Pflanze als Heilmittel verwendet. Am heftigſten wirkt die afrikaniſche Thapſia. Manche machen zur Erntezeit Einſchnitte in den Stamm, höhlen auch die Wurzel aus, ſo daß ſich Saft anſammelt, den ſie wegnehmen, wenn er trocken iſt. Andre ſtoßen die Blätter, den Stamm, die Wurzel in einem Mörſer, trocknen den Saft an der Sonne, und bil- den aus ihm kleine Kuchen. Kaiſer Nero hat dieſen Saft im Anfang ſeiner Regierung zu einer Art von Berühmtheit gebracht. Wenn näm— lich ſein Geſicht bei ſeinen nächtlichen Streifereien zerprügelt worden war, jo beſtrich er daſſelbe mit Thapſiaſaft, der mit Weihrauch und Wachs gemiſcht war, und zeigte ſich am folgenden Tage, allen Ge— rüchten zum Trotz, mit heiler Haut. — Uebrigens iſt es eine aus— gemachte Sache, daß man in den Thapfiaftengeln glimmendes Feuer am leichteſten aufbewahrt, und daß zu dieſem Zwecke die ägyptiſchen den Vorzug haben. 34) Silphium-Thapſia, Thapsia Silphium, Viviani. — Wächſt in Nord⸗Afrika, beſonders um Tripolis. — Bei den Alten ſtand die Pflanze hoch in Ehren; jetzt iſt ſie kaum noch zu finden, wahrſcheinlich weil man ſie durch die Jahrtauſende hindurch fortgeſetzte Verfolgung faſt ausgerottet hat. Herodotus 4, 169. In Libyen erſtreckt ſich das Sil— phium [ogıov] von der Inſel Platea bis zur Mündung der Syrte. Hippocrates de morbis 4 (p. 327, ed. Kühn). Es haben ſich ſchon viele Leute vergeblich bemüht, in Jonien oder im Peloponnes Silphium [oAgıor] zu ziehn, während es in Libyen von ſelbſt wächſt. g Aristophanes, Aves, v. 534. [CTA Theophr., H. pl. 6, 3, 1. Das Silphium [or] hat viele dicke Wurzeln; der Stamm iſt dem der Ferula [vdodnE], das Blatt, welches Maſpeton heißt, dem des Sellerie's [o&Awor] ähnlich; der Samen iſt breit und blattartig, und heißt deswegen Blatt [pvAAov]. Durch den Genuß der im Frühjahr erſcheinenden Silphiumblätter werden die Schafe gereinigt, ungemein fett, und ihr Fleiſch bekommt einen unvergleichlich guten Geſchmack. Nachher wächſt der Stamm empor und ſchmeckt gekocht oder geröſtet vortrefflich. Der Milchſaft lonos] der Pflanze iſt im Stamme anders als in der Wur— zel; jener kommt als Kaulia, dieſer als Rhizia in Handel. Die 570 Botanik der alten Griechen und Römer. Wurzel hat eine ſchwarze Rinde, welche man abſchält. Der Saft wird durch Einſchnitte, die man nach beſtimmten Vorſchriften macht, gewonnen. Die Leute, welche ihn nach dem Piräus bringen, miſchen ihn zuvor mit Mehl, und ſchütteln ihn damit, wovon er die Farbe bekommt und vor Fäulniß geſchützt wird. — Uebrigens wächſt das Silphium in Libyen auf einer Fläche, die mehr als 4000 Stadien lang ſein ſoll, das meiſte bei der Syrte von den Euheſperiden an. Dabei hat es die Eigenſchaft, daß es jeden angebauten Boden meidet. — Die Wurzel des Silphiums ſoll eine Elle lang oder etwas länger ſein, und ihr Kopf ſich faſt bis über den Boden erheben. Der Sa— men (das ſogenannte Phyllon) wird vom Winde zerſtreut, geht noch in demſelben Jahre auf und treibt Wurzel und Stamm. Man gräbt die Pflanze ſchon im erſten Jahre, und verſpeiſt die Wurzeln mit Eſſig. Nicander, Alexiph. v. 204, v. 309, v. 369. Colum. de r. r. 6, 17, 7. Die Wurzel, welche bei den Griechen Silphion heißt, wird bei den Römern laserpitium ge— nannt. ö Strabo 17, 3 sub fin. Hinter Eyrenaifa liegt gegen Süden der Strich Landes, welcher das Silphium liefert; er iſt gegen Oſten etwa 1000 Stadien lang, dabei etwa 300 breit. Diosc. de m. m. 3, 74. [CH ονõν Ev rois xara Hi, 1d u¹g.] Plin. 19, 3, 15. Die Pflanze, welche wir Römer laserpi- tium lauch laserpicium geſchrieben] nennen, heißt bei den Griechen Silphion. Es iſt in der Provinz Cyrenaika entdeckt worden. Sein Saft heißt laser, wird als ein treffliches Heilmittel vielfach gebraucht und mit Silber-Denaren aufgewogen. Seit vielen Jahren findet man es in ſeiner Heimath nicht mehr, weil die Pächter der dem Staate gehörigen Triften für vortheilhafter finden, es von ihrem Vieh ab— freſſen zu laſſen. Zu unſrer Zeit iſt nur noch ein einziger Silphium⸗ ſtamm gefunden und an den Kaiſer Nero geſchickt worden. Hat ein— mal ein Schaf eine aufkeimende Pflanze gefunden, ſo verräth ſie ſich dadurch, daß das Schaf gleich, nachdem es davon gefreſſen, einſchläft, während in gleichem Falle die Ziege nur nieſt. Alles Laſer, das ſeit langer Zeit bei uns noch in Handel kommt, ſtammt aus Perſien, Medien und Armenien 10); es iſt dort in Menge vorhanden, 101) Iſt Teufelsdreck von Ferula Asa fötida, Linné. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Dolden⸗Pfl. (Möhre, Gingidium). 571 jedoch weit ſchlechter als das chrenaifhe, wird auch mit Gummi, Sagapenum, und geſchrotnen Bufbohnen verfälſcht. — Als eine Merkwürdigkeit muß ich noch erwähnen, daß der römiſche Staat unter dem Konſulat des Cajus Valerius und Marcus Herennius aus Cy— rene 30 Pfund Laſer hat kommen laſſen, und daß der Diktator Cäſar im Anfang des Bürgerkrieges, außer Gold und Silber, auch 1500 Pfund Laſerpitium aus dem Staatsſchatze genommen hat. Galenus, comm. in Hipp. de vict. acut. 4 (pag. 877, ed. Kühn). 35) Möhre, Daueus Carotta, Linné. — In Griechenland wild, jetzt dav- rid und gd r genannt; — in ganz Italien iſt ſie ebenfalls häufig wild und wird als ſolche pastricciano und pastinaca sel- vatica, kultivirt dagegen carota und bei Verona carata genannt. Diosc. de m. m. 3, 52. Die wilde Möhre [oragvii- vos di,]! hat Blätter wie das Gingidium [yyyidıor] 1), fie ſind jedoch breiter und etwas bitter. Der Stamm iſt aufrecht, rauh, die Dolde iſt wie beim Dill [], aber die Blüthen find weiß, und in der Mitte der Dolde ſteht ein purpurrothes Ding. Die Wur— zel iſt fingersdick, ſpannenlang, wohlriechend, gekocht eßbar. Sie dient, wie auch der Samen, als Arznei. Wird die Pflanze im Garten gezogen, ſo ſchmeckt ſie beſſer, hat aber weniger Arzneikraft. Plin. 19, 5, 27; 20, 5, 15; 25, 9, 64. Die Art Paſti⸗ naka, welche von den Griechen Staphylinos genannt wird. Athen., Deipn. 9, 12 (pag. 369, ed. Schweigh.). Die Möhre [orapviivog]) bekommt dem Magen, wie Diphilus ſagt, mittelmäßig gut. — Diokles nennt im erſten Buche der Geſundheits— lehre die Pflanze nicht Staphylinos, ſondern Aſtaphylinos, und jagt, daß die Karotte [xuowror], welche eine große, wohlbe— leibte Möhre iſt, beſſer ſchmeckt und verdaulicher iſt als dieſe. Apicius 3, 21. [Carota.] 36) Gingidium, Daucus Gingidium, Linné. — Wächſt in Griechenland und hier und da in Italien. Dios c. de m. m. 2, 166. Das Gingidium [e%οöLey heißt auch Lepidium, wächſt häufig in Cilicien und Syrien, iſt der 102) Daucus Gingidium, Linné. 572 Botanik der alten Griechen und Römer. wilden Möhre [oragvrmwog ayoıos]| ähnlich, wird roh, gekocht oder eingemacht verzehrt. Pli n. 20, 5, 16. [Gingidion.] Galen. de alim. facult. 2, 55 (p. 640, ed. Kühn). 37) Kammdolde (Venuskamm), Scandix Pecten, Linné. — In Griechenland häufig, jetzt ayoıw zavzorldon; — in Nord-Italien ebenfalls häufig, pettine di Venere, spillettone. — Daß dieſe Pflanze in folgenden Stellen unter oxavdık, oxardvs gemeint ſei, iſt nicht wahr⸗ ſcheinlich: Aristoph., Acharn. v. 478; Theophr. 7, 8, 1; Diosc. 2, 167; Plin. 22, 22, 38; — dagegen iſt die Kammdolde offen- bar in folgender Stelle des Plinius bezeichnet: Plin. 24, 19, 114. Der Venus kamm [pecten Veneris] hat feinen Namen von feiner Aehnlichkeit mit einem Kamme. Seine mit Zuſatz von Malven geſtoßene Wurzel zieht Alles aus, was im Körper haftet. 38) Kerbel, Scandix Cärefolium, Linné (Chärophyllum sativum, Lam.). — In Griechenland weder wild noch kultivirt; — in Nord— Italien ſehr ſelten wild, in Gärten für die Küche gebaut, mach jetzt cerfoglio genannt. Colum. de r. r. 11, 3, 14 u. 42. Der Kerbel 1 phyllum] wird im Anfang Septembers oder Oktobers, in kälteren Gegenden um die Mitte Februars geſät. Plin. 19, 8, 54. Der Kerbel [cärefolium]| wird um die Herbſt-Nachtgleiche geſät. Palla d. de r. r. 3, 24, 9; 10, 13, 3. [Cärefolium.] 39) Oeſtlicher Kerbel, Scandix australis, Linné. — In Attika ſehr häufig, auch in Argolis, Megara heimiſch, jetzt Töıuorıdıa und zovzoAtdon genannt. Theophr., H. pl. 7, 7, 1. [4v9o10xog.] Plin. 21, 15, 52. [Anthriscus.] Athen., Deipn. 7, 102 (p. 161, ed. Schweigh.). E. $ovoxoc.] 15, 32 (p. 498). AY ονοp‚/ͥͤp. 40) Myrrhenkerbel (Aniskerbel), Scandix odorata, Linné (Myrrhis odorata, Sco- XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Dolden⸗Pfl. (Haſenkümmel, Kachirys). 573 poli). — Wächſt nach Sibthorp in Klein-Aſien wild; — iſt in Nord-⸗Italien heimiſch, wird daſelbſt mirride genannt. Dios c. de m. m. 4, 114. Der Myrrhenkerbel [uvgois] heißt auch Myrrha und Konila, gleicht an Stamm und Blättern dem Schierling [xwreor] 10), dient als Arznei. Plin. 24, 16, 97. Der Myrrhenkerbel [myrris, auch myris und murris geſchrieben! heißt auch myriza und murra, iſt an Stamm, Blättern und Blüthen dem Schierling [eicuta] 03% ſehr ähnlich, ſchmeckt nicht übel, dient als Arznei. 41) Haſenkümmel, Lagöcia cuminoides, Linné. — In Griechenland häufig, jetzt Laywxvuwo genannt. Diosc. de m. m. 3, 62. [Kvumwov Gi. 42) Echinophora, Echinophora tenuifolia, Linné. — In Griechenland wild, jetzt BaAroxooror. e de m. m. 3, 49, [IIavuxes Goxınmıor.| 43) Kretiſche Kachrys, Cachrys cretica, Linné. — Auf Kreta, Cypern. Theophr., H. pl. 9, 11, 10. [4 8avwri«.] Nicander, Ther. v. 40 [kaxovssooa] ; v. 850 [xuxev- do 44) Weihrauch-Kachrys, Cachrys Libanotis, Linné. — Wächſt in Sicilien und Nord-Afrika. Dios c. de m. m. 3, 79. Diejenige Art Libanotis [Aı- Bavoris], welche auch Zea und Kampſanema, deren Samen aber Kachrys heißt. Die Blätter find denen des Fenchels d ähnlich, riechen angenehm; die Wurzel iſt weiß, groß, riecht wie Weihrauch I Pee. Die Pflanze dient als Arznei. 45) Gefleckter Schierling (Landſchierling), Conium maculatum, Linné. — An den kälteren und feuchteren Stellen Griechenlands wachſend, jetzt Aowuoxoo- 10%, bei den Albaneſen wgxoöra genannt; — in ganz Italien häufig, noch jetzt wie bei den alten Römern cicuta genannt. 103) Conium maculatum, Linné. — 104) Conium maculatum, Linns. 574 Botanik der alten Griechen und Römer. Anmerkung. Der Waſſerſchierling, Cicuta virosa, L., gehört dem mittleren und nördlichen Europa an, und fehlt im ſüdlichen. Theophr., H. pl. 9, 8, 3; 9, 15, 8. Bei vielen Pflanzen iſt der Saft der Wurzel nicht ſo kräftig, als der Saft der Frucht; bei dem Schierling [xwverorv] jedoch iſt er kräftiger; er wirkt in ge- ringer Menge tödtlich. — Der beſte Schierling wächſt an den kälte— ſten Orten. | Horat., Epist. 2, v. 2, 43; Sat. 2, v. 1, 56; Epod. 3, 3. [Cicuta.] Orid, A. 17a WE Persius 5, v. 145. Diosc. de m. m. 4, 79. Der Schierling [xwreor] hat einen hohen, gegliederten Stamm wie der Fenchel [u«ongoor], die Blätter find denen der Ferula 5409 1e] ähnlich, aber ſchmaler und von unangenehmen Geruch. An den Spitzen ſtehn die Dolden mit weißlichen Blüthen. Der Samen ift wie beim Anis [voor], aber weißer. Die Wurzel geht nicht tief. — Er iſt ein tödtliches Gift, das durch Erkältung dem Leben ein Ende macht; deswegen braucht man ſtarken Wein als Gegenmittel. — Uebrigens cab die Dolden, bevor die Samen trocken werden, preßt den Saft aus und dickt ihn an der Sonne ein, worauf er ein ſehr kräftiges Heilmittel gibt. Am wirkſamſten iſt der von Kreta, Megara und Attika in Handel kommende, dann der aus Chios und Gilicien. Seneca, Epist. 13 (pag. 40, ed. Lips. 1702). Sokra⸗ tes iſt durch ſeinen Tod berühmt geworden, den er durch Schier— ling [eicuta] erlitt. Plin. 25, 13, 95. Der Schierling leicuta] iſt ein Gift, um ſo verhaßter, weil er in Athen gebraucht wird, um die Staats— gefangnen hinzurichten; dagegen iſt er auch ein treffliches Heilmittel für viele Leiden. Samen und Blätter tödten durch ihre erkältende Kraft, und das Froſtgefühl beginnt an den Enden der Glieder. Der ausgepreßte und eingedickte Saft wird zu kleinen Paſten geformt, und bringt verſchluckt das Blut zum Gerinnen. An dem Körper der Ver— gifteten bemerkt man Flecken. Als Heilmittel dient der Schierlings⸗ ſaft vorzugsweis äußerlich. Diogenes Laörtius, lib. 2. | 46) Olusatrum, Smyrnium Olusatrum, Linné. — In Griechenland wild, r XXVXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Dolden⸗Pfl. (Smyrnium, Koriander). 575 uavgoo&kıvov, ποννοõiννεον; in Italien gleichfalls wild, mace— rone und smirnio genannt. Theophr., H. pl. 1, 9, 1; 2, 2, 1; 7, 6, 3. Das Olusatrum [innoodAwor] hat Blätter wie Sellerie EUνοEQuMvuL ro, einen großen Stamm, eine ſchwarze, dicke Wurzel, ſchwarze Früchte. Beide ſollen als Heilmittel dienen. Die Pflanze wächſt überall. Der hervorquellende Saft gerinnt und wird wie Myrrhe, weswegen auch der Name Smyrnion für dieſe Pflanze gebraucht wird. Diosc. de m. m. 3, 71. Das Olusatrum [innoodwor] heißt auch Grielon, Agriofelinon und Smyrnion. Es wird als Ge— müſe gegeſſen, die Wurzel auch roh. Colum. de r. r. 12, 58. [Olusatrum.] Plin. 20, 11, 46. [Olus atrum.] 47) Smyrnium, Smyrnium perfoliatum, Linné. — In Griechenland und Italien wild. Diosc. de m. m. 3, 72. [Suvovior], in Cilicien Petroſe— linon genannt. PIin. 2, 13, 109. [Smyrnion, auch zmyrnion geſchrieben.] ? 48) Koriander, Coriandrum sativum, Linné. — Scheint aus der Tatarei zu ſtam⸗ men, wird in Griechenland ſelten und unter dem Namen xovs- gad kultivirt; — in Italien wird er öfter in Gärten und auf Feldern gebaut, noch jetzt coriandro und coriandolo genannt, wächſt auch an einigen Stellen, wohl urſprünglich verwildert, von ſelbſt. — Den Namen hat er davon, daß die Pflanze, ſo lange ſie 1 friſch iſt, ſtark nach Wanze, 6016, riecht. Theophr., H. pl. 7, 1, 1; 7, 5, 4. [Koodavvor.] Colum. de r. r. 11, g, 29. Der Koriander [corian- drum] kann im Frühjahr und Herbſt geſät werden, wozu ein ge⸗ düngter Boden gehört. Diosc. de m. m. 3, 71. Der Koriander [xögıov] heißt auch Koriannon [xoglavvor] und iſt allgemein bekannt, wird äußerlich und innerlich zu Heilzwecken benutzt. Plin. 20, 20, 82. Den Koriander [coriandrum] findet man nicht wild. Der beſte kommt aus Aegypten. Er dient als Arz— nei, auch räth Marcus Varro, Fleiſch im Sommer mit Eſſig, worin 576 Botanik der alten Griechen und Römer. ſich zerſtoßner Koriander und cuminum 105) befindet, vor Fäulniß zu ſchützen. b. Familie Aralia-Pflanzen, Aralieen. 1) Epheu, Hedera Helix, Linné. — In Griechenland häufig, noch jetzt xı0005 genannt; — in Italien gleichfalls häufig, noch jetzt edera, edera arborea, ellera. Homer., Hymnus in Dionyson, v. 40. Als der Gott Dionyſos 19%) gefangen auf dem Schiffe der Seeräuber ſaß, floß auf demſelben plötzlich ambroſiſch duftender Wein, und traubenſchwere Reben rankten überall um den Maſt empor; den Maſtbaum ſelbſt aber umwand dunkelblättriger, mit Blüthen und Ne prangender Epheu [wooog]. Theophr., H. pl. 3, 18, 6. Es gibt viel Sorten von Epheu [xırrög]; die eine kriecht an der Erde, die andre wächſt hoch, und von letzterer gibt es wieder mehrere Sorten, die weiße, die ſchwarze und die, welche den Namen Helix führt. Bei der wei- ßen ſieht man dieſe Farbe entweder bloß an den Früchten, oder auch an den Blättern, und manche Leute nennen den weißen Epheu mit großen, dichten Fruchttrauben Korymbia, die Athener nennen ihn, wenn die Früchte reif ſind, Acharnikon. Der ſchwarze Epheu zeigt nur geringere Verſchiedenheiten. Der Helix-Epheu bildet vorzugs— weis drei offenbar von einander abweichende Sorten. — Alle Sorten haben viele, dicht ſtehende Wurzeln, die holzig und dick ſind, aber nicht tief gehn. Geht der Epheu an Bäumen empor, ſo iſt er ihnen ſchäd— lich, indem er ſie ausſaugt. Er wird ſelbſt zuweilen baumartig groß, wächſt aber ſelten für ſich empor, ſondern an einem fremden Stamme oder an Mauern, wozu er von Natur zwiſchen ſeinen Blättern Wur— zeln hervorſchickt, mit denen er ſich anklammert. Wird er dann unten abgehauen, ſo kann er doch noch mit ſeinen in einem Baum oder einer Mauer haftenden Wurzeln fortleben. — Mancher Epheu hat ſüßliche Früchte, andrer dagegen ſehr bittre, welche letztere nicht von Vögeln gefreſſen werden. Theocrit. 3, v. 23. Kränze von Eph eu [xıoodg]. Cato de r. r. 111. Willſt du wiſſen, ob Wein mit Waſſer verſetzt ift, ſo gieße ihn in ein aus Epheuholz [materia ederacea] 105) Cuminum Cyminum, Linné. — 19) Bacchus. — XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Aralia⸗Pflanzen (Epheu). 577 gefertigtes Gefäß; der Wein fließt durch deſſen Poren, das Waſſer aber, wenn nämlich welches vorhanden, bleibt zurück. Horat., carm. 4, 11, v. 4. Kränze von Epheu [hedera]. Colum. de r. r. 11, 2, 30. Es wird vorgeſchrieben, hoch— wachſenden Epheu ſorthocissus! und gemeinen Epheu ſedera] in der letzten Hälfte des Februars zu pflanzen. Dios c. de m. m. 2, 210. Vom Epheu unterſcheidet man vorzugsweis 3 Sorten; die weiße trägt weiße Früchte; die ſchwarze, welche meiſt Dionyſia heißt, ſchwarze oder gelbliche; die Helix trägt gar keine, hat dünne Ranken, kleine, eckige Blätter. Alle Theile der Pflanze haben arzneiliche Kräfte. Pli n. 16, 34, 62. Theophraſt behauptet, der Epheu wachſe in Indien auf dem Berge Meros; in Medien habe ſich Harpalus vergebens bemüht, ihn anzupflanzen; Alexander aber habe, aus Indien zurückkehrend, ſein Heer mit Epheu, als mit etwas Seltenem, be— kränzt, indem er zugleich auf ſolche Weiſe dem Vater Liber 107 nachahmte. Noch jetzt werden die Thyrſusſtäbe jenes Gottes mit Epheu geſchmückt, auch ziert der Thracier bei feierlichen Opfern Helm und Schild damit. Bei alle Dem muß man ſich über die ihm er— wieſene Ehre wundern, da er den Bäumen ſchadet, Grabmäler und Mauern zerſprengt, den Schlangen einen kühlen Zufluchtsort bietet. — Diejenige Epheuſorte, welche minder dunkle Blätter hat, dient den Dichtern zu Kränzen; fie wird auch nysia und bacchica genannt. Die am Boden hinkriechende Sorte nennt man auch chamäcissus. Plin. 21, 9, 28. Epheu gehört jedenfalls zu den beliebteſten Kranzſtoffen. 5 Tacitus, Histor. 5, 5. Die Prieſter der Juden blieſen die Flöte, ſchlugen die Trommel, umwanden ſich mit Epheu, hatten auch im Tempel einen goldnen Weinſtock, wodurch der falſche Glaube entſtanden, ſie verehrten den Vater Liber. 5 Arrian., Expeditio Alexandrı 5, 2. Als Alexander in Indien die Stadt Nyſa, welche von Bacchus gegründet worden, be— ſetzte, beließ er die Bewohner im Genuſſe ihrer Freiheit und Unab— hängigkeit, ließ ſich auch die Denkmäler des Bacchus zeigen, und be— ſtieg den Berg Meros, woſelbſt er Epheu, Lorbeer und andres Strauchwerk in Menge fand. Der Anblick des Epheu's machte den 107) Bacchus. 37 578 Botanik der alten Griechen und Römer. Macedoniern große Freude, da ſie lange keinen geſehn. Sie machten ſich denn mit vielem Eifer Kränze daraus, ſetzten dieſe auf, und ſangen Loblieder zu Ehren des Gottes, worauf denn auch geopfert und wacker geſchmauſt wurde. N Geopon. 11, 29. Kittos hieß dereinſt ein Jüngling, mwel- cher dem Bacchus als Tänzer folgte. Einſtmals machte er in Gegen— wart des Gottes ſo große Sprünge, daß er ſtürzte und ſtarb. Die Erde ſchuf denn zu Ehren des Bacchus eine Pflanze, welche den Na— men des Jünglings führt und noch treu den dem Gotte geweiheten Weinſtock zu umſchlingen pflegt. 0. Familie Wein⸗Pflanzen, Ampelideen. 1) Weinſtock, Vitis vinifera, Linné. — Wächſt überall in Gai ſagt Fraas, in Bergwaldungen, an Bächen und feuchten Stellen wild, heißt jetzt Y, der Weingarten dundlı; auch wird er in großer Ausdehnung kultivirt. — In Italien wächſt er häufig an Zäunen und in Gebüſchen wild, dringt in den ſüdlichen Alpen aus den Felſenritzen u. ſ. w. hervor. Der wilde Weinſtock heißt jetzt in Italien abrostine, lambrusca, vite selvatica; der zahme, wel— cher in großer Ausdehnung gezogen wird, heißt vite, ceppo di vite; die Weintraube grappolo, grappo d'uva, raspo, racimolo; die Beere uva, acino d'uva; der Kern vinacciuolo, granello d'uva; die Rebe sermento, sarmento; das Blatt pampano, fo- glia di vite; der Weinberg vigna; der Wein vino. Die alten Römer und Griechen haben den Weinſtock und den Wein ſehr hoch in Ehren gehalten, und ſo viel über beide geſchrieben, daß man ein ziemlich dickes Buch reichlich damit füllen könnte. — Für unſre Botanik der Alten müſſen wir uns gehörige Schranken ſetzen. Homer., Odyss. 7, v. 21. Der König der Phäaken beſaß einen großen Weingarten [Aw], wo Traube an Traube reifte [yrodoxei]. Homer., Odyss. 24, v. 341. Odyſſeus hatte von feinem Vater Laörtes als Kind im Garten 50 Reihen [deyos] von Wein— ſtöcken bekommen, woran allerlei Trauben hingen. Hesi o d., Opera et dies, v. 568. Wenn der Frühling be- ginnt und die Schwalbe kommen will, dann mache dich an's Be— ſchneiden [negıräuvew] der Weinſtöcke [own]. XXXVI Kl. Lappenfeim: Pflanzen. Fam. Wein⸗Pflanzen (Weinſtock). 579 Hesiod., Opera et dies, v. 607. Wenn der Orion und der Sirius bis zur Mitte des Himmels ſteigen, dann iſt die Zeit da, wo du die Trauben [Aorevg] abſchneiden πο%οꝓοαινεν] und nach Hauſe bringen mußt. Hesio d., Op. et d., v. 722. Du darfſt am Morgen weder dem Jupiter Be andren Göttern mit ungewaſchnen Händen funfeln- den Wein opfern [Nee ardone / Herodotus 4, 66. In Scythien beſteht die Sitte, daß jährlich einmal jeder Kreisoberſt für ſeinen Kreis einen Miſch— krug mit Wein miſcht ονναν zoncijoo j, aus welchem alle ſeine Leute trinken, die im Kriege Feinde erſchlagen haben. Wer kei— nen erlegt hat, muß mit Schimpf und Schande dabei ſitzen; wer aber viele erlegt hat, der trinkt aus zwei Bechern auf Einmal. Theophr., H. pl. 4, 13, 5. Weinſtock [aumelog]. Theophr., H. pl. 9, 20. Mit dem Saft der Wurzel des wilden Weinſtocks [aundlov Tg aygios Ci,, macht man die Haut des lebenden Menſchen, mit den Früchten die zu Leder beſtimm— ten Häute glatt. Plautus, Menächm. 5, 5, v. 17. Weißer und rother Wein [vinum album et atrum]. Varro de r. r. 1, 13, 6. Es ift gut, wenn die Wein- kammer [cella vinaria] einen Boden hat, der ſich nach einem Kü— bel hinſenkt, weil die Gährung [fervor] des Moſtes [mustum] oft⸗ mals die Fäſſer [dolium] ſprengt. Varro de r. r. 1, 26. In jedem Weingarten [vinea] iſt ſorgfältig zu en daß jeder Weinſtock ſvitis] von ſeinem Pfahle [ridica] auf der Nordſeite geſchützt werde. Braucht man le— bende Cypreſſen als Pfähle, ſo läßt man ſie nicht über Pfahlhöhe empor wachſen. Auch darf in der Nähe der Weinſtöcke kein Kohl [olus] ſtehn, denn fie find einander feind 108), Varro de r. r. 1, 31. Im Monat Juni werden die neu angelegten Weis wich [vinea novella] gegraben [fodere], oder gepflügt [arare] und dann geeggt [occare], wodurch die Erdklumpen zertheilt werden. Jetzt werden auch durch ſachverſtändige Leute dem Weinſtock die überflüſſigen Sproſſen genommen [pampinare], ein Geſchäft, das wichtiger iſt als das Beſchneiden [pntare]; es geſchieht 106) An die Feindſchaft zwiſchen Kohl und Weinſtock glaubt man jetzt nicht mehr. 375 580 Botanik der alten Griechen und Römer. aber nur in den Weingärten [vinea], nicht da, wo die Weinſtöcke an Bäumen empor ranken [non in arbustol. Pampinare heißt, von den jungen, aus den Ruthen [sarmentum] hervorbrechenden Sproſſen [colis] eine, auch wohl zwei oder drei ſtarke ſtehn laſſen, die übrigen aber abbrechen [decerpere]. Ließe man alle Sproſſen wachſen, Io würden fie die Ruthe ausſaugen. In der Rebſchule [vitiarium] pflegt man die jungen Wein— ſtöcke, ſobald ſie zu wachſen beginnen, am Boden wegzuſchneiden [resecare], damit der Stock ſtärkere Ruthen [sarmentum] treibt, und an dieſen auch kräftigere Sproſſen [colis] erſcheinen. Binſenartig dünne Ruthen ſejuncidum sarmentum] find wegen ihrer Schwäche unfruchtbar, können auch keinen richtigen Stamm abgeben. Ein kleiner Weinſtock heißt flagellum und flabellum; ein großer, tragbarer heißt palma. — Capreolus nennt man eine feine Sproſſe des Weinſtocks [eolieulus viteus!, die ſich lockenartig dreht, und mit der ſich der Weinſtock feſthält [locum capere], wovon eben der Name capreolus. Varro de r. r. 1, 34; 1, 36. Die Weinleſe ſuvas legere et vindemiam facere] fällt zwiſchen die Herbſt-Nachtgleiche und den Untergang der Vergilien. Nachher beginnt man auch, die Weinſtöcke zu beſchneiden [putare] und Ableger zu machen [propa- gare], was jedoch in Gegenden, wo frühzeitig ſtarke Fröſte eintreten, beſſer im Frühjahr geſchieht. — Vom kürzeſten Tage bis zur Zeit, wo fi) die laue Frühlingsluft einſtellt, jätet [sarrire] man die Wein- gärten, und beſchneidet die an Bäumen emporrankenden Reben [ar- bustum]. Varro der. r. 1, 54. Die Weinleſe |vindemia] beginnt in den Weingärten [vinetum] da, wo frühzeitige [präcox] Trauben eher als andre reifen [coqui], und wo die meiſte Sonne iſt. Man ſcheidet ganz ſorgfältig die zum Getränk und die zum Verſpeiſen be— ſtimmten Trauben. Die ſchönſten werden in leere Fäſſer gehängt; die folgende gute Sorte wird in kleine Töpfe vertheilt, welche in Fäſſer geſetzt und dicht mit Weintreſtern [vinaceum] umgeben wer: den; andre kommen in ausgepichte Krüge, welche in einen Teich ein— geſenkt werden; noch andre kommen in eine trockne Vorrathskammer. Die Fruchtſtiele [scopus] und Schalen [folliculus] derjenigen Trauben, aus welchen man die Hauptmaſſe des Saftes durch Treten XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Wein⸗Pflanzen (Weinſtock). 581 [ealcare] entfernt hat, kommen in die Kelter [prelum] 100), um allen Moſt [mustum], der noch darin ſitzt, herauszupreſſen; man läßt ihn in daſſelbe Kübel [lacus] fließen, worin der ausgetretene Saft ge— ſammelt iſt. — Fließt kein Saft mehr aus der Kelter, ſo kann man die Treſtern noch mit einer ſcharfen Klinge zerſtampfen und nochmals preſſen. Der ſo gewonnene Moſt ſchmeckt nach Eiſen, wird beſon— ders aufbewahrt, und heißt eircumeisitum 110). Die ausgepreßten Schalen [expressus folliculus] der Weinbeeren [acinus] werden in Fäſſer geworfen und mit Waſſer begoſſen, welches dann lora 11 heißt und im Winter den Arbeitern ſtatt Weines gegeben wird. Varro de r. r. 1, 65. Der Moſt [mustum], welcher ſich im Faß in Wein [vinum] verwandeln ſoll, darf während der Gäh— rung nicht angeſtochen [promere] werden; auch nach ihr wo möglich nicht eher, als bis die Flüſſigkeit ein Jahr alt iſt, wo ſie dann alter Wein [vetus vinum] heißt. Nur derjenige Wein ſollte vor Ver— lauf der Jahresfriſt getrunken werden, welcher aus Trauben gemacht iſt, die ſchnell ſäuern [eoacescerel. Es gibt übrigens Weine, wie z. B. der Falerner 112), welche deſto theurer werden, je länger ſie gelegen haben [condi]. Horat., Od. 3, 8, v. 9. Beim heutigen Feſte ſoll der auf— gepichte Deckel von dem Weinkruge genommen werden, der 13 Jahre lang im Rauche geſtanden hat. Horat., Satir. 2, 4, v. 51. Wenn man den Maſſiker Wein 113) bei reinem Himmel in's Freie ſtellt, ſo wird die Nachtluft ihn ver— dünnen und ihm den betäubenden Geruch nehmen; ſeihet man ihn dagegen durch Leinwand, ſo verliert er ſeinen eigenthümlichen Wohl— geſchmack. — Hat man Surrentiner Wein 11) durch Zuſatz von Hefe des Falerner Weins verbeſſern wollen, fo ſchönt 115) man ihn durch Taubenei, deſſen Dotter alle Unreinigkeit an ſich nimmt und mit ihr zu Boden ſinkt. Vitruv. de archit. 6, 9, 44. Neben der Oelkammer hat der Baumeiſter die Weinka mmer [cella vinaria] anzubringen. 100) Kelter iſt die Preſſe. — 110) Von eircumcidere. 111) Jetzt Lauer, Lurke. 112) Aus dem Falerner-Gebiet in Kampanien. 113) Berühmter Wein vom mons massicus in Kampanien. 114) Von Surrentum in Kampanien. — 115) Klärt. 582 Botanik der alten Griechen und Römer. Ihre Fenſter müſſen nach Nord gerichtet ſein, ſonſt würde die Son— nenwärme den Wein verderben. Co lum. de r. r. 3, 1 seqq. 110) Colum. de arboribus 1, 1. Wer einen Weingarten [vinea] 17) oder eine Plantage an Bäumen empor laufender Wein- ſtöcke ſein arbustum] anlegen will, der muß zuerſt Rebſchulen [se- minarium] anlegen, und darauf ſehen, daß er in dieſen nur gute, für ſeinen Boden paſſende Sorten zieht. Am beſten legt man die Rebſchule ganz nah an der künftigen Weinplantage an, damit ſich die Pflanzen ſchon ganz jung an den Boden gewöhnen, in welchem ſie ſpäter ſtehn ſollen. Der zur Rebſchule beſtimmte Platz wird über 12 Fuß, aber weniger als 2 Fuß tief gegraben [pastinare, repa- stinare]. | Colum. de arb. 2. Iſt Alles gut gegraben, jo werden im Februar oder in den erſten Tagen des März die Stecklinge [semen] gewählt. Um dieſe von guten Stöcken zu bekommen, zeichnet man zur Zeit der Weinleſe diejenigen Stöcke, welche große, fehler— loſe, reife Früchte haben, mit einer Miſchung von Eſſig und Röthel, welche der Regen nicht abwäſcht, und ſetzt dieſes Verfahren 3 oder mehr Jahre lang fort, wenn der Stock ſich fortwährend gut zeigt. Man hat dann den genügenden Beweis, daß die Sorte ſelbſt vor— trefflich, und die Güte und Menge der Beeren nicht zufällig durch einen günſtigen Jahrgang erzeugt iſt. Colum. de arb. 3. Man nehme die Stecklinge von einer Weinſorte, deren Beere [acinus] groß, dünnſchalig [tenui folli- culo], wenige Kerne [vinaceum] enthaltend und von ſüßem Ge— ſchmack iſt. Ruthen, die keine Frucht angeſetzt haben, [pampinarium sarmentum] fol man nicht zu Stecklingen gebrauchen, da fie un— fruchtbar ſind. — Jede Sorte hält man von den andren abgeſondert, weil jede ihre beſondre Zeit für das Beſchneiden und für die Trau— benernte |vindemiare] hat. — Man muß die Stecklinge fo bald als 116) Dieſe Abhandlung über den Weinbau iſt ſehr weitläuftig, nimmt in der von Joh. Gottlob Schneider beſorgten Ausgabe 127 Dftavfeiten ein; daher ziehe ich vor, die von Columella in dem Liber de arboribus gegebene kürzere Abhandlung über die Weinſtöcke für unſren Zweck zu benutzen. 117) In der vinea wird jeder Weinſtock niedrig gehalten und hat einen Pfahl zur Stütze. — Im arbustum läuft er hoch an Bäumen empor. — XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Wein⸗Pflanzen (Weinſtock). 583 möglich in die Erde bringen; kann man ſie aber nicht gleich ſtecken [serere], fo muß man fie recht ſorgfältig an einem vor Regen und Wind ſichren Orte in die Erde legen, ſo daß ſie ganz darin verbor— gen ſind. Beim Stecken der Stecklinge wähle man eine Zeit, wo kein kalter Wind weht. — Es genügt, wenn um jeden Steckling ein fußgroßer Raum frei iſt. Treiben ſie [cum comprehenderint], jo werden ihnen alle überflüſſigen Knoſpen genommen [pampinare], damit ſie nicht zu viel Ruthen zu ernähren bekommen. Dabei wird die Erde recht oft um ſie aufgelockert, aber mit dem Meſſer werden ſie nicht berührt. — Sind ſie 24 Monate alt, ſo ſchneidet man ſie zurück [resecare]; find fie 36 alt, jo verſetzt man fie [transferre]. Den Weingarten hat man an einem Drte anzulegen, wo in den letzten 10 Jahren kein Wein gewachſen, was man geruheten Boden ſager requietus] nennt. Am beſten ſteht der Weinſtock in einem Boden, deſſen Oberfläche von Natur ziemlich locker, der aber da, wo ſich die Wurzeln ausbreiten, dicht iſt. An Abhängen kommen die Weinſtöcke ſchwer zu Kraft, geben aber einen haltbaren [firmus], gut ſchmeckenden Wein; an feuchten, ebnen Stellen werden die Stöcke ſehr ſtark, aber der Wein ſchmeckt matt und hält ſich nicht lange. Co lum. de arb. 3, 4. Es liegt in der Natur der Wein- ſtöcke, daß ſie gern an Bäumen emporranken, wobei auch ihr eigner Stamm ſtärker wird, und ihre Frucht gleichmäßiger reift [fructum äqualiter percoguunt]. Solche Weinſtöcke nennen wir arbuſtive [genus vitium arbustivum]; von dieſen ſoll weiter unten die Rede ſein. Es gibt 3 Arten von Weingärten [vinea 118]: 1) die vinea jugata, wo für die Weinſtöcke ſenkrechte Pfähle eingeſetzt, und mit Querſtangen verbunden find 119); 2) die humi projecta, wo die Reben niederliegen, die Trauben alſo dem Boden nahe ſind 120); 3) die Plantage, wo jeder Weinſtock ſelbſtſtändig und aufrecht daſteht 12). 118) Vinea bedeutet, wie ſchon oben bemerkt, den Weingarten, wo die Stöcke niedrig gehalten werden, als Gegenſatz von arbustum. 119) Varro 1, 8 beſchreibt dieſe Art, den Wein zu ziehn, weitläuftiger, und ſagt, ſolcher Art ſeien die meiſten italiäniſchen Weingärten. 120) Als Feinde ſolcher Trauben nennt Varro 1, 8 die Füchſe und Mäuſe, läßt Fallen ſtellen und unter die traubenſchweren Ruthen Gabeln von 2 Fuß Höhe, um ſie zu heben. Pfähle haben ſolche Weingärten nicht. Sie waren in Spanien beſonders gebräuchlich. — 121) Varro 1, 8 gibt den in der vinea 584 Botanik der alten Griechen und Römer. Am beſten iſt es, den Weingarten auf überall tief umgegrabe— nem Lande anzulegen; doch gibt es auch Umſtände, unter welchen man die Stöcke in furchenweis gegrabenes Land oder in einzelne Gruben pflanzt; die Furchen macht man 2 Fuß tief, den Gruben gibt man in jeder Richtung einen Durchmeſſer von 3 Fuß. Doch iſt zu beachten, daß die Weinſtöcke an trocknen Stellen und an Ab— hängen tiefer als an feuchten und ebnen zu pflanzen find. Die Fur⸗ chen und Gruben werden am beſten ein Jahr vorher gemacht. — Setzt man die Weinſtöcke eng, ſo gibt man jedem rings 5 Fuß Raum; ſetzt man ſie weitläuftiger, ſo gibt man 7 bis 8 Fuß; will man zwiſchen den Reihen pflügen, ſo gibt man 10. Ein ſolcher, zum Pflügen eingerichteter Weingarten nimmt zwar den meiſten Raum in Anſpruch, gedeiht aber am kräftigſten und gibt den höchſten Ertrag. Beim Pflanzen wird der Weinſtock an die Südſeite ſeines Pfahles geſetzt. Vorher legt man Steine auf den Boden der Grube, jedoch ſo, daß ſie die Wurzeln nicht drücken, aber ſie doch berühren. Außerdem wirft man ein Nöſel [hemina] Weintreſtern [vinacea] in die Grube, für rothen [niger]! Wein von weißem [albus], für wei— ßen von rothem. Iſt der junge Stock eingeſetzt, ſo füllt man die Grube oder Furche bis zur Hälfte mit gedüngter Erde. In den folgenden 3 Jahren füllt man allmälig die Grube oder Furche bis hinauf; ſo gewöhnen ſich die Weinſtöcke, ihre Wurzeln in derjenigen Tiefe zu treiben, woſelbſt ſie auf den Steinen hinlaufen. Colum. de arb. 5. An dem neu gepflanzten Weinſtock [vinea novella] läßt man alle Knoſpen [gemma] treiben; haben ſich dieſe dann in Sproſſen [pampinus] von 4 Zoll Länge verwan- delt, dann nimmt man fie weg [pampinare] und läßt nur 2 ſtehn, die eine, um den Stock zu bilden, die andre als Reſerve, wenn jene etwa verunglücken ſollte; die Reſerveruthe nennen die Bauern custos. Wird im folgenden Jahre der Stock beſchnitten [putare], fo läßt man die beſte Ruthe ſtehn und ſchneidet die andre weg. Im dritten Jahre gibt man dem Stock die Form, die er behalten ſoll. — Will jugata und den ſelbſtſtändig und aufrecht (d. h. ohne daß ihre Zweige an Quer: ſtangen gebunden find) ſtehenden Stöcken die Höhe eines Mannes. — Die Plan: tage mit ſelbſtſtändigen Weinſtöcken war nach Varro in Italien ebenfalls ſehr gebräuchlich; in ihr bekommt jeder einen Pfahl, der pedamentum oder ridica heißt, wenn er ſtark iſt, palus, wenn er ſchwächer iſt; oder man nimmt ſtatt des Pfahles Pfahlrohr, arundo. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Wein⸗Pflanzen (Weinſtock). 585 man die Aefte des Weinſtocks an wagrechte Stangen binden [juga- tam facere], jo läßt man Eine Ruthe als Stamm in die Höh gehn ſunam materiam submittere], nimmt ihr die 2 unterſten Knoſpen [gemma] mit einer ſcharfen Hippe [falx] weg, läßt die 3 nächſten ſtehn, und ſchneidet [amputare] über dieſen die Ruthe [virga] ab. — Soll der Stock ſelbſtſtändig ſtehn [in se consistere] 22), fo läßt man feine Aeſte wie bei einem Baume wachſen [sicut arbori brachia submitti], und ſorgt nur dafür, daß fie ſich rings kreisartig runden, wobei das Ganze beſſer ausſieht und feſter ſteht, weil überall Gleich— gewicht Statt findet. Bei beginnendem Wachsthum genügt es übri- gens für einen ſolchen Weinſtock, wenn man an jeder Ruthe [sar- mentum!] nur Eine Knoſpe [gemma] läßt; es würde ſonſt die Laſt für ihn zu groß werden. Iſt das Beſchneiden des Weingartens vollendet, ſo räumt man die an der Erde liegenden Ruthen weg, und hackt oder pflügt. Von Mitte Oktober beginnt man, den Weinſtöcken die Thau— wurzeln 129) wegzuſchneiden, womit man bis zum kürzeſten Tage fertig ſein muß. Um die letztgenannte Zeit läßt man den Weinſtock in Ruhe [vitem non colere], wenn man nicht etwa die größeren Wur— zeln [radix], welche ſich beim Wegnehmen der Thauwurzeln gezeigt haben, verfolgen will. Das Wegſchneiden derſelben muß ſo geſchehn, daß der Stamm [codex] des Weinſtocks ſelbſt nicht verletzt wird; man läßt ein zolllanges Stück der Wurzel an ihm. Schneidet man die Wurzel knapp am Stamme [mater] ab, ſo ſchadet einerſeits die Wunde, und anderſeits wachſen um dieſe herum mehrere neue Wurzeln hervor [proreperel. Man kann auch um dieſe Zeit aus den Wurzeln aufgewachſene Sproſſen [soboles] ausrotten, denn wenn Dies bei kaltem Wetter geſchieht, ſo wachſen nicht leicht neue. — Um die Zeit des kürzeſten Tages düngt man auch gern jedes dritte Jahr mit verrottetem Miſt. Colum. de arb. 6. Hat ein alter Weinſtock [vetus vinea] ſeine großen Wurzeln [radix 124)] gleich unter der Oberfläche des Bodens, ſo taugt er nichts, darf aber doch nicht ohne Weiteres ab— 122) Wobei er jedoch, wie wir geſehn, einen Pfahl zur Stütze bekommt. 123) D. h. die oberflächlich verlaufenden Wurzeln. Dieſe wegſchneiden heißt ablaqueare, das Geſchäft ablaqueatio. 124) Radix iſt hier Gegenſatz gegen die kleinen Thauwurzeln. 586 Botanik der alten Griechen und Römer. gehauen werden, weil die neu aus dem alten Strunke empor gehenden Triebe den alten Fehler beibehalten würden. Iſt der alte Weinſtock biegſam genug, ſo beugt man ihn ganz nieder, bringt ſeine Aeſte ſo unter die Erde, daß nur die Spitzen hervorſehn, und benutzt ſpäter die aus dieſen aufſproſſenden Stämme. — Iſt er aber ſchon zu ſteif, ſo nimmt man ihm im erſten Jahre nur die Thauwurzeln, düngt ihn gut, und beſchneidet ihn ſo, daß er nur wenig Holz [materia] behält. Beginnt er dann im Frühjahr zu wachſen, ſo nimmt man ihm die meiſten jungen Sproſſen, ſo daß er nicht gar viele, aber recht lange und derbe Aeſte treibt. Dieſe beugt man im nächſten Jahre nieder, ſo daß ſie in Gruben kommen, die zwiſchen den Reihen ſtehn. Hier bedeckt man ſie ſo mit Erde, daß nur die Spitze her— vorragt, worauf ſie Sproſſen emportreiben. Um den alten Stamm kümmert man ſich indeß nicht; ſind aber die jungen Sproſſen zum Verpflanzen reif, ſo rottet man ihn ſammt den Wurzeln aus. Iſt ein Weinſtock von guter Sorte, deſſen Wurzeln tief genug liegen, zu alt, ſo nimmt man ihm, wenn man ihn verjüngen will, vor Anfang März die Thauwurzeln, und ſchneidet ihn 4 Zoll über den Wurzeln mit einer kleinen Säge [serrula], wo möglich über einem Knoten, ab, glättet die Wunde mit einem recht ſcharfen Meſſer, und deckt ſie wenigſtens 3 Zoll hoch mit feiner, mäßig gedüngter Erde. — Iſt aber ein alter Weinſtock von ſchlechter Sorte, be— ginnen ſeine Spitzen abzuſterben, liegen aber ſeine Wurzeln tief genug, ſo ſchneidet man ihn am beſten eben ſo ab, ſetzt Pfropfreiſer in die Wunde, und bedeckt ſie mit Erde. f Colum. de arb. 7. Ableger werden von Weinſtöcken vorzugsweis auf dreierlei Art gemacht [propagationum tria general: 1) Man biegt eine Ruthe [virga] vom Mutterſtamm [mater] in die Erde; 2) man legt den Mutterſtamm ſelbſt nieder, und bringt ſeine Zweige unter die Erde; 3) man ſpaltet den Mutterſtamm in 2 oder 3 Theile, und bringt deren Ruthen unter die Erde; ſo behandelt er— holt er ſich nur langſam. — Doch wir wollen die drei Arten, Ableger zu machen, genauer betrachten: 1) Will man eine Ruthe vom Mutter— ſtock in die Erde bringen, ſo macht man zuvor eine Grube, die in jeder Richtung 4 Fuß Weite hat; dann läßt man der Ruthe da, wo ſie am tiefſten zu liegen kommt, 4 Augen [gemma], an welchen die Wurzeln hervorbrechen ſollen; von dem Theile, welcher zwiſchen dieſen Knoſpen und dem Mutterſtock iſt, nimmt man alle Knoſpen weg, weil XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Wein⸗Pflanzen (Weinſtock). 587 hier keine Ruthen wachſen dürfen. Die Spitze, welche aus der Erde hervorſehen ſoll, behält 2 bis 3 Augen, und alle zwiſchen dieſen und den genannten 4 mittelſten werden weggenommen; ſie würden bewir— ken, daß die Ruthe in der Nähe der Oberfläche Wurzeln triebe, und dieſe würden ſchädlich ſein. Iſt die Ruthe auf die beſchriebne Art behandelt und in die Erde gebracht, ſo wird ſie daſelbſt bald erſtar— ken, und im dritten Jahre vom Mutterſtock getrennt werden können. — 2) Will man den ganzen Weinſtock niederlegen [sternere], ſo gräbt man ſorgfältig die Erde an der Wurzel auf, ohne dieſe zu ver— letzen, und ſtürzt dann den Stock jo um [supplantare], daß die Wurzel nicht bricht. Liegt er, und ſieht man, wie weit er reichen kann, ſo zieht man für den Stamm einen Graben, in welchen er ge— ſenkt wird, und macht Seitengräben, welche die Aeſte aufnehmen; dann deckt man Alles mit Erde. — 3) Man ſpaltet den Stamm mit einem ſehr ſcharfen Meſſer, welches man da anſetzt, wo er ſich gabel— förmig theilt [qua bifurca est vitis], und ſorgt dafür, daß der Spalt ganz regelmäßig verläuft. Dann biegt man jedes Theil für ſich nieder und bringt es unter die Erde. — Ich ſelbſt habe auch eine vierte Art, Ableger zu machen, erfunden, welche da ſehr gut an— zuwenden iſt, wo keine Ruthe ſo lang iſt, daß man ſie durch die Erde ziehn und mit ihrer Spitze fern vom Stamme hervorragen laſſen kann. Man biegt in dieſem Falle die erſte beſte Ruthe, welche mit ihrer Spitze den Boden der Grube erreichen kann, in dieſe hinab, füllt die Grube mit Erde, läßt der Ruthe alle Knoſpen; die in der Erde befindlichen ſchlagen Wurzel, die zwiſchen der Erde und dem Mutterſtamm befindlichen läßt man emporwachſen [gemmas submit- tere] und den zukünftigen Weinſtock bilden. Nach drei Jahren ſchnei— det man den Zweig vom Mutterſtock. — Die Grube, worin ein Ab— leger gemacht wird, füllt man immer erſt in den 3 Jahren allmälig aus, ſchneidet alle hochſtehenden Wurzeln ab, gräbt häufig um. Colum. de arb. 8. Will man einen Weinſtock pfropfen [inserere], fo ſchneidet man Fruchtruthen [sarmentum fructuarium] beſter Art zur Zeit, wo ihre Knoſpen zu treiben beginnen, bei Süd— wind ab. Eine ſolche Ruthe muß aus der Spitze eines Weinſtocks genommen, ferner rund ſein, und viele gute Knoten [nodus] 125) 125) Es find die Knoten (Verdickungen) gemeint, wo die Knoſpen ſitzen; viele Knoten heißt alſo ſo viel wie viele Knoſpen. 588 Botanik der alten Griechen und Römer. haben. Drei Knoten läßt man. Unter dem unterſten ſchneidet man mit einer ſehr dünnen Klinge das Reis 2 Querfinger lang keilförmig zu, wobei man das Mark nicht verletzen darf 126). Nun ſchneidet man den zu pfropfenden Weinſtock quer durch [resecare], glättet die Wunde [plagam levare], und ſchlägt einen Spalt hinein. In dieſen ſteckt man die bereit gehaltnen Pfropfreiſer [surculus], fo weit als ſie zugeſchnitten [adradere] find, und zwar fo, daß die Rinde des Pfropfreiſes genau an die Rinde des Stammes paßt. Man verbin— det [ligare] nun die Pfropfſtelle ſorgfältig mit Weidenruthen [vimen] oder Ulmenbaſt [ulmi liber]; dann verſtreicht man die Wunde mit Lehm, in welchen Spreu geknetet iſt, deckt dieſen mit Moos, und legt einen zweiten Verband an. So hat die Wunde Schutz und kann nicht austrocknen. Unter der Pfropfſtelle und unter dem Verbande verwundet man mit einer ſcharfen Hippe den Stamm an beiden Sei— ten, damit aus dieſen Wunden der überflüſſige Saft abfließen kann; ohne dieſe Vorſicht würde er ſchaden, und das Anwachſen der Pfropf— reiſer verhindern. — Ich bediene mich auch beim Pfropfen eines Bohrers, der ein glattes Loch bohrt, welches ich reinige, und in welches ich das paſſend zugeſchnittne Reis ſetze, und verſtreiche [eir- cumlinere] die Stelle. Ein fo geſetztes Reis wächſt ſehr leicht an. Zur Zeit der Frühlings-Nachtgleiche muß das Pfropfen beendet ſein. Gibt ein Weinſtock wenig Frucht, ſo begießt man ihn mit Eſſig, der mit Aſche vermiſcht iſt, und beſtreicht mit eben der Mi— ſchung den Stamm [codex]. — Andre Weinſtöcke, die zwar Früchte zeigen, ſie aber nicht zur Reife bringen, ſondern eintrocknen laſſen, bevor ſie ſüß werden, verbeſſert man folgendermaßen: Wenn die Beeren Jacinus] die Größe einer Erve [ervum] haben, ſchneidet man den Stamm bis zur Wurzel ab, beſtreicht die Wunde mit ſcharfem Eſſig und mit Erde, die von altem Urin durchzogen iſt, begießt auch die Wurzeln oft mit derſelben Maſſe, und gräbt oft. So bringt man es dahin, daß bald ein neuer kräftiger Stamm wächſt, der gute Früchte trägt. | Colum. de arb. 9. Man kann auch Weinſtöcke, welche Beeren von verſchiedner Sorte, verſchiednem Geſchmack, verſchiedner Farbe tragen, ziehn, was auf folgende Weiſe bewirkt wird: Man nimmt 4 oder 5 oder mehr Ruthen von verſchiednen Sorten, legt 126) Iſt ohne Verletzung des Markes unmöglich, auch ſchadet dieſe nicht. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Wein⸗Pflanzen (Weinſtock). 589 ſie recht genau an einander, bindet ſie zu einem Bündel zuſammen, und ſchiebt dieſes in eine Röhre von gebranntem Thon oder von Horn, und zwar ſo, daß ſie auf beiden Seiten hervorſtehn. Von den hervorſtehenden Enden nimmt man den Verband ab. Dann ſetzt man das Bündel in eine Grube, deckt es mit gedüngter Erde zu, und be— gießt es, bis Knoſpen erſcheinen. Nach Verlauf von 2 bis 3 Jahren ſind die Ruthen in Eine Maſſe verwachſen. Man zerbricht dann die Röhre, ſchneidet den durch Verwachſung entſtandenen Stamm da, wo die Mitte der Röhre geweſen, mit einer Säge quer durch, glättet die Wunde, bedeckt fie 3 Zoll hoch mit feiner Erde, und wenn nun aus dieſem Stamme Sproſſen [colis] hervorkommen, läßt man die 2 beſten wachſen und entfernt die übrigen. So bekommt man Beeren von verſchiedner Sorte. Um Beeren ohne Kerne [vinaceum] zu bekommen, ſpaltet man einen hammerförmigen Stedling [malleolus 12 7)] fo, daß die Knoſpen nicht verletzt werden, wogegen das ganze Mark entfernt wird 129. Darauf legt man die 2 Hälften wieder zuſammen, bindet ſie an einander, ſchont die Knoſpen, ſetzt den Steckling in gedüngte Erde, begießt ihn, und gräbt die Erde, wenn Sproſſen emporgewachſen ſind, oft und tief. Iſt der Stamm erwachſen, ſo wird er Früchte ohne Kerne liefern. Colum. de arb. 10. Sobald die Weinleſe [vindemia] vorüber iſt, beginnt man ſogleich das Beſchneiden [putare] der Wein— ſtöcke, wozu man recht gute und ſcharfe ſtählerne Inſtrumente [ferra- mentum! bedarf; ſolche ſchneiden glatt weg, wogegen ſich auf rauhen Wunden Waſſer feſtſetzt, welches dem Weinſtock an ſich ſchadet, auch allerlei Ungeziefer, welches an ihnen nagt, erzeugt. Die Wunden macht man kreisrund, denn ſolche vernarben ſchneller. Alle breiten, alten, krüppligen, verdrehten Ruthen ſchneidet man weg; die jungen Fruchtruthen [novellum et fructuarium sarmentum] läßt man ſtehn, zuweilen auch günſtig ſtehende Wurzelſproſſen [soboles], wenn der alte Stamm kraftlos wird. 127) Malleolus iſt ein Steckling, der ſo abgeſchnitten iſt, daß ſein Unter— ende links und rechts ein kurzes Stück Zweig hat, ſo daß hier die Geſtalt eines Hämmerchens entſteht. 128) Wahrſcheinlich wird deswegen ein malleolus zu dieſem Experiment ge: wählt, weil das Hämmerchen, welches wohl nicht mit geſpalten wird, die zwei getrennten Theile wenigſtens unten zuſammenhalten muß. 590 Botanik der alten Griechen und Römer. Colum. de arb. 11. So ſorgfältig man den Weinſtock beſchneiden muß, ſo ſorgſam muß man auch beim Wegnehmen der überflüſſigen jungen Sproſſen 129) verfahren. Denn erſtlich gedeihen an dem in dieſer Hinſicht richtig behandelten Stocke die Früchte beſſer, anderſeits wird das künftige Beſchneiden im Voraus erleichtert, fer— ner bekommt der Stock weniger merkliche Narben, und jedenfalls reifen auch die Trauben beſſer. Zehn Tage vor dem Aufbruch der Blüthen muß die beſagte Arbeit abgethan fein. Man ſchneidet [demutilare] dabei auch die Spitzen der Ruthen ab. Diejenigen Sproſſen, welche die an der Süd- oder Weſtſeite hängenden Trauben beſchatten, dürfen nicht weggenommen werden, weil ſonſt die Trauben durch die Hitze leiden [peruri]. Colum. de arb. 12. Das Umgraben des Weinbergs iſt im Allgemeinen beſſer als das Pflügen; zugleich gilt die Regel, daß der Weinberg deſto fruchtbarer wird, je öfter man ihn umgräbt. Colum. de arb. 13. Im Frühjahr muß man zwiſchen den Reihen des Weingartens Spreuhaufen in Bereitſchaft haben, um ſie anzuzünden, wenn etwa wider Erwarten Froſt und kalte Nebel eintreten. Colum. de arb. 14. Um die Ameiſen abzuhalten, macht man unten um die Weinſtöcke einen Ring von Oelhefen [fraces], die mit Lupinenmehl gemiſcht iſt, oder von Aſphalt, der mit Olivenöl gekocht iſt. Colum. de arb. 16. Will man eine Plantage anlegen, wo die Weinſtöcke an Bäumen emporranken [arbustum], fo iſt Folgendes zu beachten: Der wichtigſte Baum für dieſen Zweck iſt die Pappel [populus], dann folgt die Ulme, dann die Eſche. Der Feldahorn ſopulus] 130) iſt weniger beliebt, weil fein Laub für den Zweck nicht paßt. Diejenige Ulme [ulmus] 13), welche die Landleute atinia nennen, iſt die edelſte, wächſt kräftig und hat vieles Laub. Man ſollte ihr auf fettem und mittelmäßigem Boden den Vor— zug geben. Wenn aber rauhe, dürre Stellen zum Arbuſtum beſtimmt ſind, ſo iſt weder der Feldahorn noch die Ulme ſo paſſend als die Manna⸗Eſche [ornus]; fie iſt eine wilde Eſchenart, hat aber breiteres Laub als andre Eſchen, das an Güte dem der Ulme nicht 129) Bei der pampinatio. — 130) Acer campestre, Linné. 131) Die in Italien wild wachſende und noch jetzt zur Stütze der Wein— ſtöcke kultivirte Ulme iſt Ulmus campestris, Linné. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Wein⸗Pflanzen (Weinſtock). 591 nachſteht. Ja die Ziegen und Schafe freſſen es noch lieber. — Wer alſo ein Arbuſtum anlegen will, der muß ſchon ein Jahr, bevor die Bäume gepflanzt werden, Gruben, die 4 Fuß Durchmeſſer in jeder Richtung haben, zurecht machen. Dann wird um Anfang März in dieſelbe Grube eine Ulme, eine Pappel und eine Eſche ge— pflanzt, damit, wenn etwa die Ulme ausgehn ſollte, die andren Bäume ſie erſetzen können; bleibt ſie aber am Leben, ſo nimmt man die andren Bäume wieder heraus. — Im Arbuſtum läßt man zwiſchen den Bäumen je 40 Fuß Raum; ſo gedeihen die Bäume beſſer, der Wein wächſt kräftiger und gibt beſſere Früchte, auch wird das zwi— ſchen den Bäumen ſtehende Getreide weniger beſchattet. — Um jeden friſch geſetzten Baum wird die Erde öfters durch Graben aufgelockert, damit er deſto freudiger gedeiht, auch wird er in den 3 erſten Jahren nicht mit dem Meſſer berührt. — Sind 36 Monate verfloſſen, fo wird der Baum ſo beſchnitten, daß er die für den Weinſtock paſſende Geſtalt bekommt. Man nimmt nämlich alle überflüſſigen Aeſte weg, und läßt nur wechſelnd fo viel Arme [brachium] ſtehn, daß eine Art Leiter entſteht. Das Beſchneiden wird ſpäter ein Jahr um's andre fortgeſetzt. Im ſechſten Jahre, wenn der Baum alsdann ſchon ſtark genug erſcheint, wird er folgendermaßen mit dem Weinſtock ver— mählt [maritare]: Am Unterende [crus] des Stammes läßt man den Boden ſchuhbreit unberührt, zieht von da an einen Graben, der 4 Fuß lang, 3 tief, 22 breit iſt, und hält ihn wenigſtens 2 Monate lang für die Einwirkung des Wetters offen. Um den erſten März nimmt man dann aus der Rebſchule einen Weinſtock, der wenigſtens 10 Fuß hoch iſt, und pflanzt ihn an den Baum. Im folgenden Jahre wird er gar nicht beſchnitten; im dritten Jahre läßt man ihm nur Eine Ruthe ſvirga] und wenige Augen [gemma], damit er nicht emporſteigt [in altitudinem repere], bevor er zu Kraft gekommen. Später, wenn er gewaltig zu wachſen beginnt lamplum ineremen— tum habere], vertheilt man ſeine Zweige durch alle Stufen des Baums, läßt aber doch dem Weinſtock nur die ſtärkſten Ruthen [fla- gellum]. — Die Sorgfalt beim Beſchneiden und Anbinden [alligare] iſt von großer Wichtigkeit und jährlich zu wiederholen. Colum. de r. r. 1, 6, 20. Den Rauch der Küchen, Bäder u. ſ. w. leitet man gern in Weinkammern [apotheca], weil der Wein im anhaltenden Rauche eine frühzeitige Reife erhält. Iſt er genug geräuchert, ſo muß er wieder entfernt werden. 592 Botanik der alten Griechen und Römer. Colum. der. r. 3, 1, 3 u. 10. Den Weinſtock zieht man mit Recht allen andren Bäumen und Sträuchen vor, nicht bloß weil er eine lieblich ſchmeckende Frucht hat, ſondern auch, weil er mit Leichtig— keit faſt in jeder Gegend, die allzu kalten und allzu heißen ausgenommen, ſowie in Ebnen und auf Hügeln, auf feſtem und lockerem, fettem und magrem, trocknem und naſſem Boden gedeiht. Uebrigens iſt trocknes Wetter ihm günſtiger als naſſes, trockner Boden gedeihlicher als naſſer. Mäßiger Wind iſt ihm nützlich, Sturm leicht ſchädlich. Colum. de r. r. 3, 2, 29; 3, 8, 5. Wie man, wie der Dichter 132) ſagt, die Sandkörner der Wüſte Sahara [libycum äquor] nicht zählen kann, ſo ſind auch die Namen der verſchiednen Wein— ſorten zahllos. Denn jede Gegend und faſt jeder kleine Ort hat ſeine beſondren Sorten und für dieſe beſondre Namen. Manche haben auch ihren Namen geändert, indem ſie anderswohin verſetzt worden ſind; manche haben in ihrer neuen Heimath ihre Eigenthümlichkeit verloren, jo daß fie der Urſorte gar nicht mehr ähnlich find. — Es bleibt übrigens bei Dem, was ſchon Celſus und vor ihm Marcus Cato geſagt haben: „Man ſolle nur Weinſorten pflanzen, die in gutem Rufe ſtehn, und ſolle ſie nur in dem Falle behalten, daß ſie ſich als gut bewähren.“ Für einen recht günſtigen Standort müſſen wir recht edle Sorten wählen; für einen ungünſtigen diejenigen Sorten, welche große Maſſen von Trauben zu geben pflegen. Uebrigens find ohne Zweifel der Maſſiker, Sur— rentiner, Albaner und Cäkuber Wein die edelſten Weine der Welt 133). Colum. de r. r. 12, 35, 36, 37 u. 38. Der Wein wird vielfach mit gewürzhaften und arzugilihen Stoffen verſetzt. | Colum. de r. r. 12, 39. Zur Bereitung des Sektes [passum] gibt Mago folgende Vorſchrift, die ich aus eigner Erfah— rung als gut empfehlen kann: Man wählt frühzeitige [präcoquus], recht reife Trauben, wirft die verſchimmelten oder ſonſt ſchlechten Bee— ren [acinum] weg, fest Pfähle 4 Fuß von einander ſenkrecht in die Erde, verbindet ſie wagrecht durch Stangen, legt Rohr auf die Stan— gen, und die Trauben auf das Rohr, wo ſie bei Tage die Sonne haben, bei Nacht gegen den Thau durch Decken geſchützt werden. 132) Virgil., Georg. 2, 104 sed. — 133) Die zwei erſtgenannten wuchſen in der Nähe Neapel's, die zwei andren in der Nähe Rom's. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Wein⸗Pflanzen (Weinſtock). 593 Sind ſie eingetrocknet, ſo pflückt man die Beeren ab, wirft ſie in ein Faß, gießt über fie fo viel vom beſten Moſt, daß die Beeren [gra- num] ganz von ihm »bedeckt find, thut fie am ſechſten Tage in ein geflochtnes Säckchen [fiscella], dieſes in die Preſſe [prelum], wo denn der ausfließende Saft den Sekt gibt. — Einen geringeren Sekt bekommt man, indem man die in der eben genannten Art ge— preßten Treſtern nochmals mit ganz friſchem Moſt aus Trauben mengt, die 3 Tage an der Sonne gelegen haben, ſie mit dieſem Moſte knetet, und die ſo entſtandene Maſſe [brisa] auspreßt. Co lum. de r. r. 12, 40. Lauer [lora] zu machen und aufzubewahren. Colum. de r. r. 12, 41. Honigwein [mulsum] wird bereitet, indem man Moſt mit Honig miſcht, den Deckel ſogleich mit Gyps aufklebt, nach 31 Tagen das Gefäß wieder öffnet, den geklärten [eliguatum] Moſt in ein andres Gefäß thut, deſſen Deckel feſt mit Gyps verſtreicht, und es in den Rauch ſetzt. Colum. de r. r. 12, 44 u. 45. Aufbewahrung friſcher Trauben. Diosc. de m. m. 5, 1 13). Blätter, Wickelranken [FE] u. ſ. w. vom zahmen Weinſtock [aurerog otvoyooos] haben arz- neiliche Kräfte. — 5, 2. Die Blüthe des wilden Weinſtocks [aunelos ayole], welcher keine Frucht zur Reife bringt [os reoxakeı 7 νν orapvrrv]), heißt Oenanthe [ovavIn]. Eine andre Sorte bringt reife Früchte [reAeopogeiv], dieſelben find aber Hein απάναο , dun⸗ kelfarbig, und haben zuſammenziehende [orvunrızög] Kräfte. — 5, 3. Der Genuß friſch gepflückter Trauben [nag αααν,ꝛñ—rαννοννν] ſtört die Verdauung; dagegen bekommen ſolche, die eine Zeit lang aufge— hängt worden und ein wenig eingewelkt ſind, ſehr gut. Man be— wahrt auch welche in Krügen auf, worin ſich Weintreſtern [or&ugvrov] befinden, oder in Mo ſt [yAeöxog], oder in dickgekochtem Moſt [Fynua], oder Sekt yAvxis). Man bewahrt auch vorher eingetrocknete Trauben [orapvioi ngooragıdwderonı] in Regenwaſſer auf und gibt fie bei großem Durſt oder in hitzigen Fiebern. — 5, 4. Roſine [oragıs). — 5, 5. Omphakion iſt der Saft der un— reifen Traube [öugyes]; er wird als Arznei benutzt. Dios c. de m. m. 5, 7. Alter Wein [owos marauos] iſt 134) Ich gebe hier nur ganz kurze Auszüge. " 38 594 Botanik der alten Griechen und Römer. für den gewöhnlichen Gebrauch zu ſtark, ſchmeckt aber am beſten. Er wird dadurch unſchädlich, daß man ihn mit Waſſer miſcht. Junger sees] Wein ſtört die Verdauung; der von mittlerem Alter iſt das gute Getränk für Geſunde und Kranke. — 5, 8. Der weiße deunòg] Wein weicht in feiner Wirkung etwas von dem rothen e ab; der braungelbe [xıSoös] iſt an Farbe und Wirkung ein Mittelding. Im Allgemeinen bekommt der weiße Geſunden- und Kranken am beſten. — 5, 9. Mit Seewaſſer gemiſchter Wein bekommt in den meiſten Fällen nicht gut. Der Sekt [yAvxös] wird aus Trauben gemacht, die eingewelkt ſind. Dickgekochter Moſt [oeioıos nie] iſt am Feuer eingekocht. Mit Gyps verſetzter Wein bekommt ſchlecht, wird aber gegen Gifte angewandt. Mit Pech oder Harz verſetzter Wein wärmt, befördert die Verdauung, taugt aber nicht für Leute, die Blut ſpucken. Wein, dem kein Waſſer, wohl aber dickgekochter Moſt beigemiſcht iſt, macht den Kopf ſchwer und bekommt dem Magen nicht gut. Omphacitwein [öugpaxirng] wird auf Leſbos aus Trauben gemacht, die noch nicht ganz reif ſind, die man aber 3 bis 4 Tage lang in der Sonne hat welken laſſen. Er hat etwas Zuſammenziehendes, bekommt aber dem Magen ſehr gut. — 5, 13. Wenn man über ausgepreßte Treſtern [orfugvAor] Waſſer gießt, und nochmals preßt, ſo bekommt man einen ſchwa— chen Wein, der Deuterias [devrep/as] oder auch Potimos [zorı- nog] heißt. Man muß die durch Preſſen gewonnene Flüſſigkeit bis auf ein Drittel einkochen, mit Salz verſetzen, und erſt nach Verlauf des Winters in Fäſſer bringen. Länger als ein Jahr hält er ſich nicht. — 5, 14. Man macht auch Wein aus den Früchten des wil— den Weinſtocks; er wird als ein ſtark zuſammenziehendes Mittel getrunken. — 5, 15. Melititwein [owog uälırlcng] entſteht aus einer Miſchung von herbem Moſt mit Honig und Salz; er bildet ſich unter heftiger Gährung. — Honigwein [owouedı] wird aus altem Wein und Honig gemacht. Diosc. de m. m. 5, 26. Meerzwiebelwein [ rinòg ofvog] entſteht, wenn man getrocknete, zu Staub zermalmte Meerzwiebel [oπ˙νονν² 138) mit Moſt vermiſcht. Er dient getrunken als Heilmittel. — 5, 27. Seewein [ö qi Iadarıng oe ent⸗ ſteht aus einer Miſchung von Traubenſaft mit Meereswaſſer. Er 138) Scilla maritima, Linné. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Wein⸗ Pflanzen (Weinſtock). 595 reinigt die Eingeweide, bekommt übrigens nicht gut. — 5, 45. Ceder⸗ wein [xdowos], Wein mit geſtoßnen Beeren wachholderartiger Bäume gewürzt. — 5, 46. Wachholderwein [agxevIudirng], mit Bee⸗ ren des Gemeinen Wachholders gewürzt. — 5, 47. Cedritwein [zedoirns], aus Moft und xedeia, d. h. Harz von wachholderartigen Bäumen. — 5, 48. Pechwein [owog zuooirns] entſteht aus Moſt, der mit Pech gemiſcht und gekocht iſt. — 5, 49. Wermuthwein l ,, mit Wermuth verſetzter Wein, als Mittel, die Ver— dauung zu ſtärken. — 5, 50. YHſopwein [doowzirng], mit Yſop gewürzter Wein. — 5, 59. Thymianwein [O., mit Thy⸗ mian gewürzt. — 5, 64. Gewürzwein [owos aowuarirng], mit verſchiednen Gewürzen — u. ſ. w. u. ſ. w. 139) Plin. 144%), 2. Der Wein Italiens übertrifft wohl an Güte den Wein aller übrigen Länder. — Unſre Vorfahren haben den Weinſtock unter die Bäume gerechnet, weil er eine bedeutende Größe erreichen kann. In der Stadt Populonium ſieht man eine Bildſäule des Jupiter, welche aus einem einzigen Stamme verfertigt iſt und ſich ſeit vielen Jahren unverdorben erhalten hat; eben ſo zu Maſſilia eine Schüſſel; zu Metapontum ruhte der Tempel der Juno auf Wein— ſtockſäulen [vitiginea columna]; noch jetzt beſteigt man das Dach des Dianentempels zu Epheſus auf Stufen, die in einen einzigen Weinſtock von der Inſel Cypern gehauen ſind. Jedenfalls hat das Holz des Weinſtocks eine ewige Dauer. Plin. 14, 2, 3. In Kampanien werden die Weinſtöcke an Pappeln jo hoch emporgezogen, daß Winzer [vindemiator, auch vindemitor geſchrieben], welche die Weinleſe daran beſorgen, ſich im Voraus für den Fall, daß ſie herabſtürzen und ſterben, Scheiter— haufen und Grab ausbedingen. Einzelne Weinſtöcke überziehn mit ihren Reben [palmes] und ſchmiegſamen Ruthen [sequax lorum] ganze Häuſer. Zu Rom deckt ein einziger Weinſtock die Promenaden in den offnen Säulenhallen der Livia mit einer ſchattigen Laube ſumbrosis pergulis opacat], und gibt jedes Jahr 12 Amphoren 1150 Moſt. An den Ulmen wachſen die Weinſtöcke überall bis über deren 139) Es find noch viele mit Gewürz- oder Arzneipflanzen verſetzte Weine angeführt. — 140) Diefes ganze Buch handelt vom Weinſtock und Wein, wovon hier nur ein ſehr kurzer Auszug! 141) Die amphora zu 283 dresdner Kannen. 38 * 596 Botanik der alten Griechen und Römer. Spitze hinaus. — Manche Trauben halten ſich den Winter hindurch gut, wenn ſie an Fäden in einem Zimmer aufgehängt werden; andre erhalten ſich in irdnen Gefäßen durch ihren eignen Dunſt gut, aber die Gefäße müſſen in Fäſſern ſtehn und von Weintreſtern umgeben ſein; andren wird durch Holzrauch ein beſondrer Wohlgeſchmack ver— liehen, und Kaiſer Tiberius aß die afrikaniſchen geräucherten Trauben ganz beſonders gern. — Im römiſchen Lager führt die Rebe als Stock in der Hand der Centurionen die Herrſchaft, treibt die trägen Soldaten zu den Adlern, und iſt ſo die e des römiſchen Reichs. Plin. 17, 21, 35 seqq. 2) Plin. 23, 2 seqq. 0 M etc. 144) d. Familie Kornellen-Pflanzen, Korneen. 1) Kornelle (Korneliuskirſche), Cornus mascula, Linné. — In Griechen— land jetzt nur an einzelnen Stellen und ſelten, 29 genannt; — in Nord-Italien hier und da, auch einzeln in Gärten gezogen, corniolo, bei Verona cornal und corna genannt. Homerus, II. 16, v. 767; Odyss. 10, v. 242. [Kouveio.] Theophr., H. pl. 3, 12, 1. [Kouveia.] Virgil., Georg. 2, v. 447. Die Kornelle [cornus] iſt gut zum Kriege 9). Bolum. de r. u 12, 10,3. Die Kornellenkirſchen können für den Winter eingemacht werden. Diosc. de m. m. 1, 172. Die Kornelle [xoovie] iſt ein feſter Baum, der längliche Früchte von Olivengeſtalt trägt; ſie ſind erſt grün, dann wachsgelb, endlich roth, eßbar, zuſammenziehend, können auch eingemacht werden. Pli n. 15, 26, 31; 16, 18, 30; 16, 26,43. Die Kornellenkir⸗ 142) Es folgt die Beſchreibung der Behandlung des Weinſtocks. 143) Arzneiliche Kräfte des Weinſtocks und Weins. 144) Die kurzen, den Wein betreffenden Andeutungen bei Martialis, die Vorſchriften des Galenus, die mannichfaltigen Angaben bei Athenäus, fo wie die vielen Vorſchriften, welche von Palladius und von den Geoponi- cis über die Behandlung des Weinſtocks und Weins gegeben werden, muß ich gänzlich übergehen. — 18) Zu Lanzenſchäften. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Kornellen⸗, Miſtel⸗Pfl. (Kornelle, Miftel). 597 ſchen [eornum] werden zur Speiſe gezogen. — Das Holz des männlichen Baumes gehört zu den härteſten, das des weiblichen 14% iſt ſchwammig. 2) Rother Hartriegel, Cornus sanguinea, Linné. — In Griechenland ſelten; — in ganz Italien häufig, sanguine, verga sanguigna und sangui— nello genannt. Plin. 16, 18, 30. [Frutex sanguineus.] 24, 10, 43. Der Rothe Hartriegel [virga sanguinea] gilt für eine Unglücks— Pflanze. e. Familie Miſtel⸗Pflanzen, Lorantheen. 1) Miſtel, Viscum album, Linné. — Kommt, ſagt Fraas, in Griechen— land vorzugsweis auf Tannen, alſo auf Höhen von 3000 Fuß und darüber vor, heißt jetzt, wie auch der Loranthus, 7808. — Auf den Tannen des Taurus hat Th. Kotſchy die Miſtel häufig gefunden. — „In ganz Italien wächſt ſie“, ſagt Pollini, „auf Obſtbäu— men, Mandeln, Weißdorn, Linden, Silberweiden, Schwarzpappeln, Kiefern, und ſelbſt auf Loranthen, welche doch ſelber Schmarotzer— pflanzen ſind, niemals aber auf Eichen. Man bezeichnet jetzt in Ita— lien die Miſtel mit dem Namen visco albo.“ — In nördlichen Gegenden kommt die Miſtel, nach Ausſage glaubwürdiger Zeugen, auch jetzt wie in alter Zeit zuweilen auf Eichen vor. Theophrast. de causis plant. 2, 17. Die Bemerkung, daß einige Samen in der Erde nicht keimen können, ſcheint wunder— bar und faſt unglaublich. Die Pflanze, welche man auf Eubba Stelis [ori], und diejenige, welche man in Arkadien Hyphear [öpeoo] nennt, wächſt auf Tannen und Kiefern )); die Ixia [Sta] wächſt auf der Eiche, auf dem Terpenthinbaum 19. Alle drei wachſen übrigens zuweilen auf demſelben Baume 119). Es 146) 2 — 147) Man erſieht aus dem Umſtand, daß Stelis und Hy phear auf Tannen und Kiefern wachſen, daß beide unſre Miſtel, Viscum album, Linné, ſind. 148) Die Angabe, daß die Ixia auf der Eiche wächſt, und der Umſtand, daß der Vogelleim, welcher in Süd-Europa aus dem Loranthus (nicht aus der Miſtel) gemacht wird, esos heißt, beweiſt, daß die Ixia der Loranthus iſt. 140) Ich habe ſchon oben bemerkt, daß die Miſtel zuweilen ſogar auf dem Loranthus ſelbſt wächſt. 598 Botanik der alten Griechen und Römer. wird auch verſichert, die Geſtalt und die Frucht dieſer Pflanzen ſei verſchieden, und bleibe es auch an verſchiednen Orten. Daß eine Art der Ixia 150) ihr Blatt im Winter behält, die andre es fallen läßt, iſt eben kein Wunder, denn die eine ſteht auf immergrünen Bäumen 15), die andre auf ſolchen, die ihre Blätter im Winter ver- lieren 12). — Jedenfalls iſt es ein Wunder, daß dieſe Pflanzen, welche doch eine tüchtige Frucht haben, durchaus nicht in der Erde keimen. Sie wachſen nur auf Bäumen, und entſtehen allemal aus Samen, welche von Vögeln verſchluckt worden, und mit deren Miſt auf die Bäume gekommen find 152). — Alle die drei genannten Pflan- zen gelten übrigens für kräftig und nahrhaft, ſo daß man Rinder und Pferde nach der Ernte damit füttert und erquickt 15. Plin. 16, 44, 92. Es iſt eine ausgemachte Sache, daß Bäume durch Epheu getödtet werden können. Auf ähnliche Weiſe kann auch das vis cum 159) wirken. Dieſe Pflanze kann wunderbarer Weiſe nicht auf der Erde, nur auf Bäumen wachſen. Pli n. 16, 44, 93. Es gibt 3 Arten von viscum 80); die auf der Tanne und die auf der Lärche wachſende nennt man in Euböa Stelis, in Arkadien Hyphear 15); das eigentliche viscum aber wächſt auf der Stiel- und Steineiche, dem wilden Pflaumen- baum, dem Terpenthinbaum, am häufigſten jedoch auf der Eiche und heißt da adasphear. Das vis cum wird nicht über eine Elle hoch, iſt immer buſchig 150) Ixia iſt hier gemeinſchaftlicher Name für Miſtel und Loranthus. 151) Die auf Tannen und Kiefern wachſende Miſtel iſt immergrün, ändert übrigens weder nach der Gegend, noch nach der Baumart, die fie bes wohnt, ab. — 152) Der Loranthus verliert im Winter die Blätter. 153) Die von Droſſeln verſchluckten Miſtelkerne bleiben keimfähig, wie auch z. B. die von Menſchen verſchluckten Kirſchkerne. Uebrigens keimt Miſtelſamen, den man gegen das Frühjahr mit dem Schleim der Beere an Baumrinde klebt, daſelbſt ziemlich leicht, und dringt mit ſeinem Würzelchen durch die Rinde, ſo daß die Hülfe der Vögel jedenfalls nicht für jeden Fall nöthig. Nur würde ſich die Miſtel ohne die Vögel in der Wildniß nicht von Baum zu Baum verbreiten können, da ihre Beeren zur Erde fallen und da ſpurlos verſchwinden würden, weil ihr Samen in Erde durchaus nicht keimt. 154) Unſre Hirſche, Rehe, Ziegen, Schafe freſſen die Miſtel ſehr gern. 155) Hier iſt viscum gemeinſchaftlicher Name für Miſtel und Loranthus. 156) Wieder gemeinſchaftlicher Name. 157) Beides Miftel, Viscum album, Linné. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Miſtel⸗Pflanzen (Loranthus). 599 [frutectosus] und grün. Das Männchen iſt fruchtbar, das Weibchen unfruchtbar 159). Pli n. 16, 44, 95. Wenn in Gallien eine Miſtel [viscum] auf einer Steineiche [robur] fteht, jo zollen die Prieſter, welche man Druiden nennt, der Miſtel und der Eiche die tiefſte Verehrung. 2) Loranthus, Loranthus europäus, Linné. — In Griechenland auf Laub— bäumen nicht ſelten; die meiſten ſah Fraas bei Stheni am Delphi auf alten Kaſtanienbäumen. — In Mähren, Oeſtreich, Steiermark und Krain wächſt er vorzugsweis auf Quercus pubescens, Cerris und austriaca. — In Griechenland heißt er jetzt, wie die Miſtel, 7869. In Italien wächſt der Loranthus auf den Apenninen häufig und zwar vorzugsweis auf den verſchiednen Eichen-Arten und auf Kaſtanienbäumen. Er heißt jetzt visco quereino und in den Apo— theken viscum quernum. Ueber die Bereitung des Vogelleims aus dem Loranthus ſagt Pollini in ſeiner Flora veronensis, tom. 3, pag. 176, Folgendes: „Die Früchte der Miſtel, Viscum album, werden in Italien nicht zu Vogelleim (visco, vischio, pania) verwendet; — er wird in ganz Italien aus den Früchten des Loranthus, Loranthus europäus, bereitet; nur in der Gegend von Venedig macht man ihn aus der Rinde der Wurzel von Viburnum Lantana.” Die jetzt in Italien übliche Bereitungsart des Vogelleims beſchreibt George Sanci in feiner „Voyage dans le Siennois, 1791”, wie folgt: „Die armen Bewohner des Montamieta bereiten den Vogelleim im Großen aus den Früchten der Loranthen, die auf Kaſtanienbäumen wachſen: Man läßt die reifen Beeren einige Tage welken; dann legt man fie 1 oder 2 Tage in warmes Waſſer. Dar- auf nimmt man einige Pfund heraus, thut ſie in einen Keſſel, ſo viel Waſſer hinzu, bis ſie ganz bedeckt ſind, läßt ſie einmal auf— wallen, nimmt den Keſſel vom Feuer, gießt das Waſſer aus, legt die Beerenmaſſe auf einen Tiſch, ſchlägt ſie mit einem platten Holz, bis alle Beeren zermalmt und in eine teigartige Maſſe verwandelt 156) Immergrün iſt von beiden nur die Miſtel; dagegen unterſcheiden auch wir an Miſtel und Loranthus männliche und weibliche Stämme, nennen aber die fruchttragenden weiblich. 600 Botanik der alten Griechen und Römer. ſind. Dieſe wäſcht man dann in fließendem Waſſer aus, wobei man fie fortwährend zwiſchen den Händen reibt, und fo iſt der Vogelleim bald fertig.“ Der Vogelleim der Thüringer Vogelſteller beſteht immer aus Leinöl, welches dick eingekocht iſt. Uebrigens findet man bei dieſen Leuten und in Büchern ſehr häufig die Behauptung, daß man auch aus Miſtel ſehr guten Vogelleim kochen könne. — Ich glaube, daß da ein Irrthum obwaltet, der aus der Verwechslung des Loranthus mit der Miſtel entſpringt. — Jedenfalls ſind alle meine eignen Ver— ſuche, aus Miftel-Beeren oder Zweigen einen auch nur zum Fliegen— fang tauglichen Leim durch Kochen oder durch bloßes Reiben zu be— reiten, mißlungen. Die ſtark eingekochte Maſſe klebt nicht beſſer, als ſtark eingedickter Obſtſaft. Die von Laub- und die von Tannen— bäumen genommenen Miſteln unterſcheiden ſich in dieſer Hinſicht nicht weſentlich. Auch meine Verſuche, Miſteln mit Leinöl zu Einer Maſſe zuſammenzukochen, ſind gänzlich mißglückt, weil durchaus keine Mi— ſchung erfolgte. Das Oel ſchwimmt obenauf. — Eingedickter Miftel- ſaft brennt nicht; es fehlt ihm an harzigen und öligen Theilen. Theophr. de causis plant. 2, 17159). Diosc. de m. m. 3, 93. Der befte Vogelleim [i&os] ift der friſche, inwendig lauchgrüne [roaoilov ro yowuarı], auswendig gelbliche, auch darf er nichts Rauhes oder Kleienartiges haben. Er wird aus der runden Frucht eines Strauches bereitet, der an der Eiche wächſt, und deſſen Blätter dem Buchsbaum [rvSos] ähnlich ſind. Die Frucht wird geſtoßen, dann gewaſchen und in Waſſer ge— kocht. Manche machen den Vogelleim auch kurzweg durch Kauen der Frucht. Der Strauch wächſt auch auf Apfel-, Birn- und andren Bäumen, findet ſich auch auf den Wurzeln einiger Sträuche. Der Vogelleim wird allein oder mit Zuſätzen äußerlich als vertheilendes, erweichendes, zeitigendes Mittel aufgelegt. Pli n. 16, 44, 93 1%) u. 94. Der Vogelleim wird aus den Beeren des viscum bereitet, die man zur Erntezeit ſammelt, wo ſie noch unreif ſind, denn bei ſpäter erfolgenden Regengüſſen wachſen fie zwar noch, abeg der Leimſtoff nimmt ab. Man trocknet fie, ſtößt ſie, weicht ſie dann wieder etwa 12 Tage in Waſſer ein. Sodann ſtößt man die Maſſe in Bachwaſſer mit einer Mörſerkeule, wobei das 150) Siehe bei der Miſtel. — 160) Siehe bei der Miſtel. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Fett⸗Pfl. (Nabelkraut, Hauswurz). 601 innere Fleiſch zähe wird, während die Schalen ſich ausſondern. Die zähe Maſſe gibt den Vogelleim [viscum], der feſt an den Federn der Vögel haftet, jedoch, bevor man ihn zum Vogelfang verwendet, mit Nußöl zuſammengeknetet wird. | Plin. 24, 4,6. Der befte Vogelleim kommt von dem viscum der Steineiche [robur]l. Manche ſtoßen es und kochen es in Waſſer, bis nichts mehr obenauf ſchwimmt; Andre kauen die Bee— ren ſacinus] und ſpucken dabei die Schalen weg. Der beſte und klebrigſte Vogelleim hat keine Beimiſchung von Rindentheilchen, hat eine glatte Oberfläche, iſt nach außen gelblich, innerlich lauchgrün [porraceus]. Er wird zu erweichenden Pflaſtern verwendet, und Manche glauben, das viscum werde durch religiöſe Einwirkung kräf— tiger, wenn man es nämlich bei Neumond und ohne Eiſen von der Steineiche ſammle. Es ſei dann auch in andren Fällen wirkſam, ſo— fern es die Erde nicht berührt habe 18). f. Familie Fett⸗Pflanzen, Kraſſuleen. 1) Nabelkraut, Cotyledon Umbilicus, Linné. — In Griechenland, jetzt Loouega und oaunodvı genannt. Diosc. de m. m. 4, 90. Das Nabelkraut [xorvindor] heißt auch Scytalion und Cymbalion, u. ſ. w. Plin. 25, 13, 101. [Cotyledon.] App., H. 43. [Umbilicus Veneris.] | 2) Gattung Fettehenne, Sedum, Linné, und 3) Gattung Haus wurz, Sempervivum, Linné. Bei Theophr. 1, 10, 4, ferner 7, 15, 2 wird eine Pflanze unter dem Namen Aeizoon [aelwor, d. h. immerlebend] genannt, und geſagt, ſie bleibe immer ſaftig und grün, habe fleiſchige, glatte, längliche Blätter, wachſe am Boden, aber auch auf Ziegeln, wenn daſelbſt nur geringe Maſſen von Erdkrümchen zuſammengeſchwemmt ſeien. — Dios c. 4, 88 ſpricht vom großen Aeizoon, das 16) Der Vogelleim wird bei den Scriptores rei rusticä öfters genannt, und iſt immer auf den Loranthus zu beziehn. 602 Botanik der alten Griechen und Römer. — immergrüne, fette zungenförmige Blätter und ellenhohe Stämme hat, auf Bergen wächſt, aber auch in irdne Näpfe gepflanzt und ſo auf Dächer geſtellt wird, während Blätter und Saft als kühlendes, zufammenzie- hendes Mittel auf Brandwunden ac. gelegt werden. Er nennt dann ein kleines Aeizoon, das auf Mauern und Felſen wächſt, viele Stämmchen mit kleinen, gerundeten, ſpitzigen Blättern und blaßgelbe Blüthen trägt. — Plin. 18, 17, 45 ſagt, daß Demokritus vor— ſchreibt, „Getreideſamen vor der Ausſaat mit dem Safte von Aiz oum, welches auf Dachziegeln wächſt und lateiniſch Sedum ſind Digi— tellum heißt, zu befeuchten“. Ferner ſagt Plin. 25, 13, 101: „Vom Aeizoon gibt es zwei Arten, eine größere, die auf Dä— chern wächſt, die man auch in kleinen irdnen Gefäßen zieht, und welche auch Buphthalmos, Zoophthalmos, Stergethron, Hypogeiſos, Ambroſia, Amerimnos, bei den Römern aber Sedum, Okulus, Digi— tillus heißt. Die zweite, weit kleinere Art von Aeizoon heißt auch Erithales, Trithales, Chryſothales, Iſostes, in Italien aber nur Sedum, während die Griechen beide Arten Aeizoon nennen. Das große Aeizoon wird über ellenhoch und über daumensdick; feine Blätter ſind an der Spitze zungenähnlich, dabei fleiſchig, fett, ſaft— reich, daumenbreit, einige wenden ſich nach unten, andre nach oben, ſo daß ſie eine Art augenförmiger Kugel bilden. Das kleinere wächſt auf Mauern, Wänden und Dachziegeln, iſt von der Wurzel an bu— ſchig, und hat ſchmale, ſpitzige, ſaftreiche Blätter, ſpannenhohe Stämme. Beide werden als Heilmittel angewandt.“ — Colum. 2, 9, 10; 10, 356; 11, 3, 61, und Palla d. 10, 3, 2, rathen, das Getreide vor kleinem, in der Erde lebenden Ungeziefer dadurch zu ſchützen, daß man es vor der Ausſaat mit dem Safte des Sedum befeuchtet. Was die Schriftſteller, welche in Italien geſchrieben haben, alſo Columella, Dioscorides, Plinius und Palladius betrifft, ſo iſt anzunehmen, daß fie unter dem großen aeizoon vorzugsweis unſre Hauswurz, Sempervivum tectorum, L., verſtehn. Dieſe Pflanze wächſt noch jetzt in ganz Italien auf Mauern, Dächern, Felſen und Bergen, wird auch noch als kühlend innerlich gegen Fie— ber, äußerlich auf Warzen und Leichdorne gebraucht. Die Pflanze heißt jetzt in Italien semprevivo maggiore (was die Ueberſetzung von aeizoon majus iſt), ferner sopravvivolo, erba da cali. — Unter dem kleinen Aeizoon, sedum, iſt jedenfalls vorzugsweis unſer Mauerpfeffer, Sedum acre, L., zu verſtehn, welcher in XXVXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Ramunkel⸗Pfl. (Teufelszwirn, Thaliktrum). 603 Italien ebenfalls häufig iſt, und jetzt noch semprevivo minimo (was die Ueberſetzung von aeizoon minus iſt), auch borracino heißt. Das Telephium der Alten, Me des Diosc. 2, 217, telephion des Plin. 27, 13, 110, iſt für unſfre Gemeine Fette— henne, Sedum Telephium, L., zu halten; dieſe Pflanze iſt in Italien nicht ſelten, heißt zwar italiäniſch fava grassa (fette Bohne), in den italiäniſchen Apotheken aber Telephium, auch Crassula major. g. Familie Ranunkel⸗ Pflanzen, Ranunkuleen. 1) Teufels zwirn, Clematis Vitalba, Linné. — Wächſt in Griechenland, — iſt auch in Italien häufig, und heißt daſelbſt noch jetzt elematitide, auch vitalba. Diosc. de m. m. 4, 179. Der Teufelszwirn [rAnue- rirıg] ſendet röthliche, zähe Zweige aus, die ſich um Bäume ſchlingen. Sein Blatt ſchmeckt ſehr ſcharf, u. ſ. w. Plin. 24, 10, 49. [Clematis.] 2) Gattung Thaliktrum, Thalietrum, Linné. — In Griechenland wächſt das Thalı- etrum flavum und minus, Linné; in Nord-Italien Thal. aquilegifolium, minus, elatum, angustifolium, flavum, simplex, fötidum. Diosc. de m. m. 4, 96. [OdνEdᷓ o. Plin. 27, 13, 112. [Thalictrum.] 3) Anemone, Anemone, Linné. — Es kommen hier die 2 prächtigen Anemonen in Betracht, welche in Griechenland und in Italien wild wachſen, die Kron-Anemone, An. coronaria, L., und die Garten- Anemone, An. hortensis, L., welche auch einen Schmuck unſrer Gärten bilden. — In Griechenland heißen ſie jetzt beide 4 zorugodvo; — in Italien, wo ſie auch häufig in Gärten kulti— virt werden, heißen fie beide anemone, anemolo, die Garten-Ane⸗ mone auch fiore stella. Theophr., H. pl. 6, 8, 1. [Avsuwvn.] Diosc. de m. m. 2, 207. Man unterſcheidet die wilde 604 Botanik der alten Griechen und Römer. Anemone [aveuwvn] von der zahmen; die zahme hat ſcharlachrothe Blüthen, die wilde weißliche, oder milchweiße, oder Rei, u. ſ. w. Beide dienen als Arznei. Plin. 21, 11, 38; 21, 23, 94. Die Anemonen [anemone] dienen zu Kränzen und Ka 4) Herbſt-⸗Adonis, Adonis autumnalis, Linné. — Wächſt in Griechenland häufig unter der Saat; — in Nord-Italien ebenfalls, und heißt da— ſelbſt noch Adonide, fior d’Atone, camomilla di fior rosso. Plin. 21, 10, 34. Das Adonion ſadonion] wird zu Kränzen gebraucht. 5) Gattung Hahnenfuß, Ranunculus, Linné. — Mancherlei in Griechenland wild wach— jende Arten tragen dort jetzt den Namen oyovodazıa; — in Ita⸗ lien wachſen ebenfalls viele wild, und tragen meiſt den Namen ranunculo. Diosc. de m. m. 2, 206. Es gibt mancherlei Arten von Hahnenfuß [Hargdior]l, welchen man auch wildes Selinon [021 vov oyoıov] nennt. Alle beſitzen einen ſehr ſcharfen Saft. Diosc. de m. m. 2, 212. [XeAıdovıov To νx de 16 ). Plin. 25, 13, 109. Bei den Römern heißt die Pflanze, welche die Griechen Batrachion nennen, ranunculus. Es gibt davon verſchiedne Arten. 6) Gattung Nies wurz, Helleborus, Linné. — Wir haben ſchon bei der Gattung Germer, Veratrum, L., viel von der Gattung Helleborus, L., gehandelt, wovon hier Folgendes wiederholt werden ſoll: 1) Die Wurzeln der Pflanzen der Gattung Veratrum und Helleborus, L., wurden unter dem gemeinſchaftlichen Namen Noos und helleborus als Arznei gebraucht. 2) Die in Griechenland und Klein-Aſien wachſende Art . der Gattung Helleborus, L., iſt Helleborus orientalis, Lam. (Helleborus officinalis, Sibth.). 3) Durch den Handel bekamen vielleicht die Griechen, jedenfalls aber die Römer die Wurzel des auf den Alpen wachſenden Helleborus niger, L. 162) Sit Ranunculus Ficaria, Linné. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Ranunkel⸗Pfl. (Nieswurz). 605 Ich führe hier noch einige Stellen an, die ſich wohl vorzugs— weis auf die Gattung Helleborus, L., beziehn: Theophr., H. pl. 9, 8, 6 u. 8. Leute, welche Helle— boros graben, pflegen vorher Knoblauch zu eſſen, und hinterher unvermiſchten Wein zu trinken, weil ihnen ſonſt der Kopf ſchwer und das anhaltende Graben unmöglich wird. — Man ſoll auch beim Graben des Helleboros einen Kreis ziehn, ſich gegen Morgen richten und beten; auch ſoll man darauf achten, daß weder zur Rechten noch zur Linken ein Adler fliege, denn nahet dem Wurzelgräber bei ſeiner Arbeit ein Adler, ſo ſtirbt er noch in ſelbigem Jahre. Solche Re— geln klingen jedoch wie Lug und Trug. Theophr., H. pl. 9, 9, 2. Man kann vom Helleborus Frucht und Wurzel zu gleichem Zwecke verwenden; erſtere ſieht aus wie Seſam. Plautus, Pseudolus 4, 7, v. 89. Die Leute müſſen mit Helleborus [helleborus] kurirt werden. Horatius de arte poötica, v. 300. Den verrückten Kopf kann eine dreifache Anticyra-Kur nicht kuriren. Horat., Satir. 2, 3, v. 82. Geizhälſe muß man nach An- ticyra ſchicken, und mit tüchtigen Portionen Helleborus [helle- borus] zur Vernunft bringen. O vid., Ep. ex Ponto 4, 3, v. 53. Geh hin, reinige deinen Verſtand mit Kräutertränkchen, geh nach Anticyra und trink dort alle Flaſchen aus. Diosc. de m. m. 4, 149. Der ſchwarze Helleborus EN οοο udras] heißt auch Melampodion, Ektonion, Polyrrhizon, Proition, Koiraneion, Melanorrhizon. Den Namen Melampodion hat er davon, daß ein Ziegenhirt Namens Melampus der erſte ge— weſen ſein ſoll, der damit glücklich kurirt hat, indem er die verrückt gewordenen Töchter des Protus damit heilte. Die Blätter des ſchwar— zen Helleborus ſind grün, denen der Platane ähnlich, jedoch kleiner, ſtärker geſpalten, dunkelfarbiger, ziemlich rauh. Der Stamm iſt kurz, die Blüthen ſind purpurroth, wie Roſen geſtaltet, und in ihnen ſteht die Frucht, welche der des Saflors se ähnlich iſt. Die Be— wohner von Anticyra nennen ihn Seſamoeides, und gebrauchen ihn zur Reinigung des Körpers. Die Wurzeln ſind dünn, ſchwarz, hän— gen wie an einer Zwiebel [olorei ano zeyarlov zgouuvoWdovg], werden zu Arznei verwendet. Die Pflanze wächſt an rauhen, hügligen, 606 Botanik der alten Griechen und Römer. trocknen Stellen. Am beſten iſt fie bei Anticyra Man wählt fleiſchige, volle Stücke mit dünnem Mark, ſcharfem, brennendem Ge— ſchmack. Solch guter Helleborus wächſt auch auf dem Helikon, Par— naſſus und Oeta; der vom Helikon iſt aber unter den 3 genannten Sorten am beſten. Der Helleborus reinigt den Leib von Schleim und Galle, wird gegen Epilepſie, Melancholie, Tobſucht, Gicht u. ſ. w. gegeben. Man pflanzt ihn auch zwiſchen die Wurzeln der Weinſtöcke, weil in dieſem Falle der Wein von ihm reinigende Eigenſchaften an— nimmt; auch beſpritzt man mit ſeinem Safte die Häuſer, indem man glaubt, daß er auch da reinige und ſühne. Diejenigen, welche ihn ausgraben, beten ſtehend zum Apollo und Aeſkulap, beobachten dabei auch den Flug des Adlers; denn ſie behaupten, der Helleborusgräber ſei des Todes, ſo wie ihn ein Adler ſieht. Die Pflanze muß auch ſchnell ausgegraben werden, weil ihr Hauch den Kopf beſchwert; des— wegen ſchützen ſich die Leute dadurch, daß ſie vorher Knoblauch eſſen und Wein trinken. 7) Schwarzkümmel, Nigella sativa, Linné. — In den Ebnen Gwie chen at häufig wild, ſelten gebaut, obgleich die Samen dort im Handel ſind. Der Name iſt jetzt :e und uavgoxodxovI. — In Italien wird er gebaut, nigella, cominella, melanzio domestico genannt. Nicander, Ther. v. 43. [M&uv$eor.] Cato de r. r. 102. [Melanthium.] Colum. de r. r. 6, 34,1. [Semen quod git appellatur.] Co lum. de r. r. 10, v. 245. [Melanthium.] Diosc. de m. m. 3, 83. Der Schwarzkümmel [end- 9] ift ein Büſchchen [Hauvioxog] mit dünnen Zweigen [7rd xaopog], hat kleine, dünne Blätter, an der Spitze ein kleines Köpfchen [zeparıov] wie Mohn, es iſt länglich, hat inwendig Scheidewände [(dıapooyua], zwiſchen welchen der ſchwarze, ſcharf ſchmeckende, wohl— riechende Samen liegt, der in's Brod geknetet wird, aber auch als Heilmittel dient. Plin. 20, 17, 71. Der Schwarzkümmel [git] heißt bei einigen Griechen Melanthion, bei andren Melaſpermon. Je ſtärker er riecht, je ſchwärzer er iſt, deſto beſſer. Er wird gegen vielerlei Uebel gebraucht. 5 3 Palla d. de r. r. 10, 13, 3. Ende Septembers wird der Schwarzkümmel [gith] geſät. XXXVIII. Kl. Lappenfeim: Pflanzen. Fam. Ranunkel⸗Pfl. (Ritterſporn). 607 8) Gattung Ritterſporn, Delphinium, Linné. — Die Form eines Delphins iſt bei dem bei uns und in ganz Italien ſo häufigen Feld-Ritterſporn an den Blüthenknoſpen ſo auffallend, daß der Name ſich leicht erklärt. — In Griechenland kommt unfer Feld-Ritterſporn, Delphi- nium Consolida, L., auch der Fremde Ritterſporn, Del- phinium peregrinum, L., ferner der Zarte Ritterſporn, Del- phinium tenuissimum, Sibth., mit zarteren Blättern, vor. — In ganz Italien iſt der Feld-Ritterſporn, D. Consolida, L., häufig, und heißt jetzt consolida regale, fior capuccio selvatico, fior di campo, speronelle salvadeghe. — Daß der Garten-Ritter⸗ ſporn, D. Ajacis, L., von den alten Griechen und Römern ſchon zur Zierde gezogen worden, läßt ſich nicht beweiſen. Diosc. de m. m. 3, 77. Der Ritterſporn [deadpmıor] treibt aus Einer Wurzel Aeſte von 2 Spannen Länge oder länger. Um dieſe ſtehen zerſchnittne, ſchmale, in die Länge gedehnte Blättchen [pvrrdgior). Die Blüthe iſt purpurfarb, hat die Geſtalt eines Del— phins, und davon hat die Pflanze ihren Namen. Der Samen ſitzt in Schoten [70 og] und ift dem Hirſen [x&yyoos] ähnlich. Er wird mit Wein gegen Skorpionsſtich getrunken, auch ſollen die Skorpione, wenn man ihnen die Pflanze nahe bringt, in Ohnmacht fallen, und ſich erſt wieder erholen, wenn man ſie entfernt. — Es gibt auch eine andre Art von Delphinium, welches dem genannten ähnlich iſt, aber weit zartere Blätter und Stämme, übrigens dieſelben Kräfte hat. 9) Läuſe⸗Ritterſporn, Delphinium Staphis agria, Linné. — Hier und da in Griechen— land wild, ayoın orapida jetzt genannt. — In den wärmſten Ge— genden Italiens ebenfalls wild. Nicander, Ther. v. 943. [4yoor&on orapis.] Colum. de r. r. 6, 30, 8. [Herba pedicularis.] Diosc. de m. m. 4, 153. Der Läuſe-Ritterſporn [Irogis di,] hat Blätter, die ſolche Einſchnitte haben wie die des wilden Weinſtocks; die Stämme ſind aufrecht, weich, dunkelfarbig; die Blüthe iſt gefärbt wie bei'im Waid [focrygl. Der Samen ſitzt in grünen Schoten wie bei der Erbſe [eo ho], iſt dreikantig, rauh, ſchwarzgelblich, inwendig weiß, ſchmeckt ſcharf. Er dient als 608 Botanik der alten Griechen und Römer. Arznei, iſt aber gefährlich. Man ſtreicht ihn auch gepülvert und mit Olivenöl gemiſcht auf, um Läuſe und Krätze zu vertilgen. Plin. 23, 1, 13; 26, 13, 86. Der Läuſe⸗Ritterſporn [astaphis agria] heißt auch bloß staphis fo wie pituitaria, und wird von Einigen fälſchlich uva taminia genannt, denn er gehört gar nicht zur Gattung des Weins, u. ſ. w. Scribonius Largus de compositione medicamentorum 166. Die staphis agria wird auch von Einigen pedicularia ge- nannt, weil ſie die Läuſe tödtet. 10) Eiſenhut, Aconitum Napellus, Linné. — Dieſe ſchöne, aber giftige Pflanze wächſt in Griechenland nicht, wohl aber auf den bedeutenden Höhen der nord-italiäniſchen Berge und der Schweizer Alpen, wo ſie z. B. an den Rändern des ewigen Schnee's auf dem Stilfſer Joch in großer Menge üppig gedeiht. Die Italiäner nennen ſie noch jetzt aconito, auch napello. Diosc. de m. m. 4, 78. Eine Art von Akonit [axövıror), welche auch Cynoktonon und Lykoktonon heißt, wächſt in Menge auf den in Italien gelegenen Veſtiniſchen Bergen. Seine Blätter ſind denen der Platane ähnlich, aber tiefer eingeſchnitten, viel kleiner und dunkler gefärbt. Der Stamm iſt ellenhoch und höher, der Samen ſitzt in länglichen Schoten. Die Wurzeln ſind ſchwarz, wie die fafrigen Theile der Seekrebſe ois, und dienen zur Vertilgung der Wölfe, zu welchem Zwecke man ſie in rohes Fleiſch ſteckt, welches jene Raubthiere freſſen und ſterben. | Plin. 27, 2, 2. Durch die forgfältigen Beobachtungen, welche unſre alten Vorfahren gemacht haben, weiß man, daß Akonit ſaco— niton] von allen Giften am ſchnellſten wirkt. Marcus Cäcilius hat behauptet, daß Calpurnius Beſtia ſeine ſchlafenden Frauen bloß da— durch getödtet habe, daß er ſie mit dieſem Gifte berührte. Die Fabel— dichter erzählen, das Akonit ſei aus dem Geifer des Cerberus ent— ſtanden, als Herkules ihn aus der Unterwelt herauf ſchleppte, auch ſoll es im Pontus bei Heraklea, wo jener Eingang zur Unterwelt gezeigt wird, wachſen. Höchſt merkwürdiger Weiſe wirkt dieſes ge— waltige Gift ſehr wohlthätig, wenn es gegen Skorpionsſtich einge— nommen wird, indem es deſſen Gift vernichtet, ohne dabei ſelbſt zu ſchaden. Seine Wirkung auf die Skorpione ſelbſt iſt ſo heftig, daß XX VII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. F. Ranunkel⸗Pfl. (Eiſenhut, Aktäa). 609 ſie erſtarren, ſo wie ſie von ihm berührt werden. Berührt man ſie dann mit weißem Helleborus 1032), jo werden fie wieder munter, ſo daß in dieſem Falle das Gift des Akonits einem andren Gifte unter— liegt. Man braucht auch mit Akonit vergiftetes Fleiſch, um Panther zu tödten, weswegen man es auch Pardalianches nennt. Alte Aerzte haben das Akonit als Zuſatz für Augenmittel in Anwendung gebracht, woraus man ſieht, daß jedes Uebel auch ſeine guten Dienſte leiſten kann. Seine Blätter ſehn aus wie die der Erdſcheibe ſeyelaminos] 10) oder der Gurke [eucumis]; es find deren nicht mehr als 4, und die der Wurzel nahe ſtehenden ſind ſchwach behaart. Die Wurzel ift mäßig groß, den Seekrebſen [cam- marus] ähnlich, daher man die Pflanze auch cammaron nennt. Bei Andren heißt es, weil es Frauen tödtet, thelyphonon. Da ſich die Wurzel faſt ſkorpionsartig krümmt, ſo heißt es auch scorpios. Manche bezeichnen es lieber mit dem Namen myoctonon, weil es, und zwar durch den bloßen Geruch, die Mäuſe ſchon von Weitem tödtet. Es wächſt an nacktem Fels, und da dieſer acone heißt, ſo ſtammt hiervon die Benennung Akonit. Andre behaupten, es habe ſeinen Namen vom Schleifſtein [ax0v7], weil es den Tod ſo ſicher bewirkt, wie der Schleifſtein die Schärfung des Eiſens. Anmerkung. Eine Menge Stellen der Alten, worin das Akonit erwähnt wird, ſind hier abſichtlich weggelaſſen, weil ſich die in ihnen gemeinte Pflanze nicht beſtimmen, ja als gewiß vorausſetzen läßt, daß an keine dem Schriftſteller wirklich bekannte Pflanze ge— dacht iſt. 11) Aktäa, Actäa spicata, Linné. — In Italien wild, jetzt barba di capro genannt. Plin. 27, 7, 26. [Actäa.] 12) Korallen-Päonie, Päonia corallina, Retzius. — In Griechenland wild, jetzt uaros; — in Italien gleichfalls wild, jetzt peonia oder peonia maschia, d. h. männliche Päonie. — Fraas ſagt, ſie blühe in Griechenland weiß; in Italien blüht ſie roth, woher auch wohl der Beiname corallina von Retzius gewählt worden. — Ueberhaupt iſt 163) Veratrum album, Linné. — 163) Cyclamen europäum, Linné. 39 610 Botanik der alten Griechen und Römer. ſie der folgenden ähnlich, aber ihre Blattlappen ſind eiförmig und ganzrandig. Als Arznei hat ſie dieſelben Eigenſchaften. Theophr., H. pl. 9, 8, 6. Es wird, aber wohl ohne Grund, vorgeſchrieben, man ſolle die Päo nie [zumwria], welche auch Glykyſide heißt, bei Nacht graben; denn wenn man bei Tage grübe und dabei von einem Spechte geſehn würde, ſo erlitte man ein Unglück. Nicander, Ther. v. 940. [I%vxvoidn.] Diosc. de m. m. 3, 147. Die Päonie [ruovia] heißt auch Glykyſide, Pentoborion, Orobelion, Orobax, Haimagogon, Pai— ſaide, Menogenion, Menion, Panthikeratos, Daktylos idaios, Aglao— photis, Theodonion, Selenion, Selenogonon, Phthiſi, bei den Römern Kaſta. Der Stamm wächſt 2 Spannen hoch und hat viele Aeſte. Die männliche Art hat Blätter wie die Wallnuß [daodızn zapvo). Im Herbſte trägt die Pflanze an der Spitze Schoten, welche Man— deln ähnlich ſehn, inwendig aber 5 bis 6 rothe, kleine Kerne, welche wie die des Granatbaums [oo] ausſehn. Die Wurzel iſt etwa fingersdick, ſpannenlang, weiß, von zuſammenziehendem Geſchmack. Sie dient als Arznei. Plin. 25, 4, 10; 27, 10, 60. [Glyeyside, päonia, pen- torobos, die männliche Pflanze.] Galen. de facult. simpl. med. 6, 10 (p. 858, ed. Kühn). [IIvxvoldn, zıevroooßog, mrauovic.] 13) Gemeine Päonie (Pfingſtroſe), Päonia officinalis, Linné. — In Griechenland heimiſch, ſeltner als die vorige, heißt ebenfalls hg. — In Nord⸗ Italien auf Hügeln wild, oft auch in Gärten gezogen und da ge— füllt. Sie heißt noch wie in alten Zeiten weibliche Päonie, peonia femina. Diosc. de m. m. 3, 147. Weibliche Päonie [ruorvie.] Plin. 27, 10, 60. Weibliche Päonie [glycyside, päonia, pentorobos.] h. Familie Sauerdorn⸗Pflanzen, Berberideen. 1) Leontice, Leontice Chrysogonum, Linné. — Wächſt am Hellespont. Diosc. de m. m. 4, 56. [Xevooyovor.] XXXVIIL Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Sauerdorn⸗, Mohn⸗Pfl. (Schöllkraut). 611 2) Gemeiner Sauerdorn, Berberis vulgaris, Linné. — In Griechenland nicht gefunden, — in ganz Nord-Italien wild, berberi, berbero, crespino, trespino genannt. f Plin. 24, 13, 70. [Spina appendix.] i. Familie Mohn⸗ Pflanzen, Papavereen. 1) Gemeines Schöllkraut, Chelidonium majus, Linné. — In Griechenland ſehr ſelten; — in ganz Italien häufig, celidonia, chelidonia maggiore genannt. : ? Diosc. de m. m. 2, 211. Das Schöllkraut |yeAuorıov gıeyo] treibt einen ellenhohen oder höheren, ſchlanken Stamm, deſſen Aeſte beblättert ſind; fie find den Blättern des Hahnenfußes [Baroozıor] ähnlich, aber weicher und etwas bläulich. Der Saft [yvRös] iſt ſafranfarb [xooxwdrs], ſchmeckt ſcharf, beißend, etwas bitter, riecht unangenehm. Die Wurzel iſt oben einfach, unten ge— theilt. Die Frucht iſt lang und ſpitzig, die Samen darin ſind größer als die des Mohns. Die Pflanze dient als Arznei, und ſoll des— wegen Schwalbenkraut [yeAdorıov] heißen, weil fie bei der An- kunft der Schwalben aus der Erde hervorbricht, und bei deren Weg— zug dahinwelkt. Manche behaupten ſogar, wenn eine junge Schwalbe blind geworden, ſo werde ſie von der Mutter durch dieſes Kraut wieder zum Sehen gebracht. Plin. 25, 8, 50. Von den Schwalben iſt die Kraft des gro— ßen Schöllkrauts [chelidonia] entdeckt worden, denn fie geben mit ihrer Hülfe blinden Jungen im Neſte die Sehkraft wieder, und, wie manche Leute behaupten, ſelbſt in dem Falle, wo ihnen die Augen ausgeſtochen ſind. Die Blüthen der Pflanze ſind gelb, und erſcheinen bei Ankunft der Schwalben, bei deren Wegzug die Pflanze verwelkt. Der Saft wird vorzugsweis zu Augenkuren gebraucht, und die Augen— waſſer tragen den Namen chelidonia. 2) Großblüthiges Schöllkraut, Chelidonium Glaucium, Linné (Glaucium luteum, Scop., Glaucium flavum, Allion.). — In Griechenland wild, jetzt voronizga; — in Italien gleichfalls wild, jetzt papavero cor- nuto, papavero marino genannt. 39 * 612 Botanik der alten Griechen und Römer. Theophr., H. pl. 9, 12, 3. [Mic xeoarirıg.] Diosc. de m. m. 4, 66. Das Großblüthige Schöll— kraut [urxwv zegarirıg] heißt auch Paralion, wilder Mohn, Tha— laſſion, hat weißliche, rauchhaarige Blätter, blaßgelbe Blüthen; die Frucht iſt lang, wie ein Horn gekrümmt, woher der Name xeoarizıc. Der Samen iſt klein, wie beim Mohn. Die Pflanze wird von Aerzten angewandt. Manche glauben auch, jedoch mit Unrecht, aus ihr werde das ſogenannte Glaucium bereitet. Plin. 20, 19, 78. Eine Art wildwachſenden Mohns, welche ceratitis heißt, u. ſ. w. 3) Klatſchroſe, Papaver Rhöas, Linné. — Iſt von den Alten wohl nicht von Papaver dubium, L., auch ſelten von P. Argemone, L., unter- ſchieden worden. Das Papaver hybridum, L., iſt eine Baſtard— form. — Alle drei wachſen jetzt in Griechenland unter dem ge— meinſchaftlichen Namen zaragoöva; — in Italien find ebenfalls alle drei heimiſch, vorzüglich P. Rhöas, L., durch ganz Italien auf Saatfeldern in Menge, jetzt papavero selvatico, papavero erratico, rosolaccio genannt. Theophr., H. pl. 9, 12, 4. [’Pouce.) Diosc. de m. m. 4, 64. Die Klatſchroſe [urxwv g010g] hat den Namen goas von der Hinfälligfeit ſeiner Blumen. Sie wächſt im Frühjahr auf Ackerland, wo man ſie auch ſammelt. Die Blätter ſind getheilt und rauh. Der Stamm iſt binſenartig, ſtraff, rauh, ellenhoch; die Blume ſcharlachroth, zuweilen weiß, der der Garten-Anemone [ayola aveuvn] ähnlich. Die Kapſel [xp] iſt länglich 165). Die Wurzel iſt lang, weißlich, ſo dick wie ein kleiner Finger, bitter. Kocht man die Kapſeln in Wein, ſo bekommt dieſer eine ſchläfrig machende ER Man braucht auch Samen und Blätter zu Heilzwecken. Plin. 19, 8, 53; 20, 19, 77. Den auf Feldern wildwach⸗ ſenden Mohn nennen die Griechen Rhoias. 4) Mohn, Papaver somniferum, Linné. — Nirgends wild. — Wird in 165) Die Beſchreibung der Kapſel ift von Papaver dubium oder Argemone genommen, . XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Mohn⸗Pflanzen (Mohn). 613 Griechenland bei Argos, doch in geringer Menge, kultivirt, heißt nατi αιοοναννονν und Agıorı. In Aegypten zieht man deſto mehr. — In Italien wird er mit einfachen und gefüllten Blüthen in Gärten gezogen, papavero genannt. Homer., Ilias 8, v. 306. [Min. e H. pl. 9, 8, 2. Opium [unzovıov.] Virgil., Georgic. 1, v. 78; 1, v. 212; 4, v. 545. Mohn [papaver, cereale papaver, lethäum papaver] wird zur Zeit der Nachtgleiche geſät; er ſaugt das Land ſtark aus [campum urunt lethäo perfusa papavera somno]. Diosc. de m. m. 4, 65. Der Samen des Mohnes [ur- z0v MUEO0OS, U¹ẽ, , Rν uri] wird von Gefunden in's Brod gebacken, auch wird er wie Seſam mit Honig verzehrt. Die Sorte mit großem Kopfe und weißen Samen nennt man Thylacitis. Die Ab— kochung der Blätter und Köpfe macht ſchläfrig, was auch bei der Klatſchroſe [ayoia urzwv, go] der Fall iſt. Letztere hat den Namen gold davon, daß Milchſaft [öros] aus ihr fließt [Ge,]. Der Milchſaft der Mohnarten 16%), in der Größe einer Erve [ögoßos] eingenommen, beſchwichtigt Schmerzen, bringt Schlaf, befördert die Verdauung. In größerer Gabe iſt er gefährlich, kann Schlafſucht und Tod bewirken. Der beſte Mohnſaft iſt dick, riecht ſtark, macht ſchon durch den Geruch ſchläfrig, ſchmeckt bitter, löſt ſich leicht in Waſſer auf, iſt glatt, weiß, weder rauh noch krümlig, ſchmilzt an der Sonne, brennt hell, wenn er von Flamme berührt wird, behält auch, wenn man ihn gelöſcht hat, ſeinen Geruch. Man verfälſcht ihn mit Glaucium, Gummi und dem Saft des wilden Salats [9 dase. Iſt er mit Glaucium verfälſcht, fo gibt er, mit Waſſer gemengt, gelbe Farbe; enthält er Salatſaft, ſo iſt der Geruch ſchwach und rauher; Gummi macht ihn ſchwach und durchſcheinend. Manche treiben den Unſinn ſo weit, daß ſie ihn mit Fett verfälſchen. — Die Art, den Saft zu gewinnen, iſt folgende: Einige ſtampfen die Köpfe und Blätter, preſſen ſie aus, reiben den gewonnenen Saft im Mörſer und bilden kleine Paſten daraus, die Mekoneion [urzwreor] heißen, aber viel ſchwächer find als das Opium [nde]. Will man Opium gewinnen [örziLev], jo muß man, wenn der Thau abgetrocknet iſt, den Stern oben auf der Mohnkapſel mit einem Meſſerſchuitt 166) Opium. 614 Botanik der alten Griechen und Römer. umgeben, der aber nicht in's Innre dringt, dann auch an der Seite der Kapſel ſenkrecht hinab ſolche Schnitte machen, darauf die hervor— quellenden Tropfen mit dem Finger in eine kleine Schale bringen, und das Sammeln von Zeit zu Zeit wiederholen. Endlich reibt man das Opium im Mörſer, bringt es in kleine Paſten und hebt dieſe auf. Pli n. 19, 8, 53. Vom Mohn [papaver sativum] gewinnt man durch Einſchnitte den einſchläfernden Saft [sopor gignitur], welchen man Opium ſopion] nennt. In größeren Gaben genom— men wirkt er tödtlich, wie denn bekanntlich der Vater des geweſenen Prätors Publius Licinius Cäcina ſich damit um's Leben gebracht hat, was auch gar manche Andre gethan. In kleinen Portionen mit andren Stoffen gemiſcht dient er innerlich und äußerlich gegen manche Uebel. Galen. de alim. facult. 1, 31 (pag. 548, ed. Kühn). Der Samen des Mohnes ue urzwv] iſt ein gutes Gewürz für Brod, der weiße Samen beſſer als der ſchwarze. Er macht ſchläfrig, gibt wenig Nahrung, iſt in großer Menge genoſſen ſchwer zu ver— dauen. 5) Hypekoum, Hypecoum procumbens, Linné. — In Griechenland bene Diosc. de m. m. 4, 68. [Vo Plin. 27, 11, 68. Mypeeobn.] 6) Gemeiner Erdrauch, Fumaria officinalis, Linné. — In Griechenland ſehr häufig, jetzt zunvıd, dug, xonvoyogrov, rute] — in Nord-Ita⸗ lien ebenfalls häufig, jetzt fumosterno und fumaria genannt. Dios c. de m. m. 4, 108. Der Erdrauch [xunvög] iſt ein buſchiges, zartes Kräutchen mit vielen weißgraulichen Blättern, pur— purrothen Blüthen. Der Saft iſt ſcharf, reizt wie der Rauch zu Thränen, daher die Pflanze Rauch [xanvosg] heißt. Pli n. 25, 13, 99. [Capnos foliis coriandri, eineracei colo- ris, floribus purpureis ; nascitur in hortis et segetibus.] 7) Kleinblüthiger Erdrauch, Fumaria parviflora, Lamarck. — In Nord-Italien heimiſch. Plin. 25, 13, 99. [Capnos fruticosa.] XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Schoten⸗Pfl. (Levkoie, Lack). 615 8) Rankender Erd rauch, Fumaria capreolata, Linné. — In Griechenland heimiſch, jetzt ebenfalls Kmÿic; — auch in Italien wild. Diosc. de m. m. 4, 119. [Ioorvgor, paoıokor.] In 2U, e 9) Hohler Erdrauch, Fumaria bulbosa, Linné (Corydalis bulbosa, Willd.). — In Nord-⸗Italien heimiſch, jetzt fumaria bulbosa daſelbſt genannt. Plin. 25, 13, 98. [Capnos, quam pedes gallinaceos appellant, nascens in parietibus et säpibus, flore purpureo, viridis. ö k. Familie Schoten⸗Pflanzen, Kruciferen. . 1) Levkoie, Cheiranthus incanus, Linné (Matthiola incana, Dec.). — Wächſt in Griechenland wild, wird aber auch häufig kultivirt, Hide genannt; — in Italien gleichfalls wild, auch häufig gefüllt in Gärten, violacciocche, leucoio bianco, fior bianco genannt, in der Lombardei auch viole bianche, das heißt „weißes Veilchen“. Theophr., H. pl. 6, 8, 1; 6, 8, 5. Die Levkoie [ev 4%, das heißt „weißes Veilchen“], erſcheint von den ſchöneren Blumen zuerſt, und zwar ſchon im Winter, wenn die Luft mild iſt. — Die Levkoie [iwria Aevxn] dauert gewöhnlich 3 Jahre, wird im Alter kleiner und bringt dann weißere Blumen. Virgil., Eclog. 2, v. 47. [Pallens viola.] Colum. de r. r. 9, 4, 4; 10, v. 97. _ [Leucoium.] Diosc. de m. m. 3, 128. Die Levkoie [Asvxdior] ift all⸗ gemein bekannt, hat verſchieden gefärbte Blüthen, weiße, gelbe, blaue, purpurrothe. Die gelbblüthige iſt als Arznei in Gebrauch 167), Plin. 21, 6, 14. [Viola purpurea, viola alba. PA Cheiranthus Cheiri, Linné. — In Griechenland hier und da wild, zirowa genannt; — in Italien wild und oft in Gärten, 167) Die gelbblüthige ift der Lack, Cheiranthus Cheiri, Linné. 616 | Botanik der alten Griechen und Römer. noch jetzt gelbe Levkoie, leucoio giallo, auch cheiri, violacciocca gialla sempia genannt. Iſt, wie wir geſehn, die gelbe Levkoie des ee 5 auch die gelbe Viole des Plin. 21, 6, 14. 3) Brunnenkreſſe, Nasturtium officinale, R. Br. (Sisymbrium Nasturtium, L.). — In Griechenland häufig, jetzt veooxaodauor; — in It a⸗ lien gleichfalls häufig, jetzt crescione, nasturzio aquatico, sisem- bro aquatico. f Diosc. de m. m. 2, 155. Die zweite Art Siſymbrium [oıovußoıor], welche auch Kardamine und Sion heißt, iſt eine Waſſer— pflanze, und wird deswegen auch Kardamine genannt, weil ſie wie Kardamon 168) ſchmeckt. Die Blätter erſcheinen anfangs rund, ſpäter aber geſpalten. Man ißt die Pflanze roh, gebraucht ſie auch als blutreinigend und gegen Sommerſproſſen. 4) Meerrettig, Cochlearia Armoracia, L. — In Griechenland nicht vorhanden oder doch ſehr ſelten; — in Nord-Italien hier und da wild, auch in Gärten gezogen, noch jetzt armoraccio und rafano rusti- cano genannt. Co lum. de r. r. 9, 4, 5. [Armoracia.] Plin. 19, 5, 26; 20, 4, 13. Es gibt eine Art Rettig [raphanos], welcher in Griechenland der wilde [agrios], im Bon- tus aber Armos, anderwärts Weißer [leuce], in Italien aber armoracia heißt; er hat mehr Blätter als Körper. 5) Hirtentäſchchen, Thlaspi Bursa pastoris, Linné (Capsella B. p., Mch.). — In Griechenland heimiſch; dort fand Sibthorp den Namen IAdozı, Fraas do, und roayıdc. — In Italien häufig, borsa Pastore. Diosc. de m. m. 2, 185. Das Hirtentäſchchen [con] iſt ein Pflänzchen [Poravıov] mit ſchmalen, fingerlangen Blättern, die an der Erde liegen, am Ende zerſchnitten und ziemlich glänzend ſind. Es treibt einen dünnen, 2 Spannen hohen Stamm, 168) Kreſſe. XXXVIII. KI. Lappenk.⸗Pfl. F. Schoten⸗Pfl. (Nachtviole, Iberis, Ranke, Kreſſe). 617 an welchem nur wenige Aeſte [Gre pude] ſitzen. Rings um ihn ſtehn die Früchte, die oben ziemlich breit find, und in welchen der ſcheiben— förmige Samen ſitzt, welcher wie zerbrochen ausſieht, woher der Name Thlaſpi. Die Blüthen ſind weißlich. Es wächſt an Wegen, an Zäunen, auf Mauern, der Samen ſchmeckt ſcharf und dient zu Arznei. Plin. 27, 13, 113. [Thlaspi.] 6) Nachtviole, Hesperis tristis, Linné. — Vielleicht meint Plin. 21, 7, 18 diefe in Unteröſtreich (nicht in Griechenland und Italien) heimiſche Pflanze unter dem Namen hesperis. 7) Iberis, Iberis amara, Linné. — In Griechenland wild; — in Ita— lien ebenfalls nebſt der ihr ähnlichen Iberis umbellata, L., welche jetzt tlaspi a mazetti heißt. Dieſe Pflanzen kann Dios c. 2, 205 unter Iberis 5e, welche auch Kardamantike heißt, gemeint haben. 8) Gattung Rauke, Sisymbrium, Linné. Das 2ovoruov des Theophr. 8, 1, 4 und an andren Stellen kann Sisymbrium polyceratum, L., 5 welches in Öriedhen- land und Italien wächſt; eben 8 das Eryſimon des Diosc. 2, 187 dieſelbe Pflanze oder eine ähnliche, z. B. das ebenfalls in Italien wachſende Sisymbrium Irio, L., auf welches auch irio bei Plin. 22, 25, 75 bezogen werden kann. 9) Garten-Kreſſe, Lepidium sativum, Linné. — In Griechenland nur auf Cy⸗ pern gefunden, jetzt auch bei den Griechen nirgends kultivirt; — in Italien nicht ſelten in Gärten geſät, nasturzio ortense, agretto genannt. Dieſe Pflanze kann ſehr wohl mit Lepidion [Aemidıov] bei Diosc. 2, 205 gemeint fein. Er ſagt, das Pflänzchen [Aoravıov] heiße auch Gingidion, ſei allgemein bekannt, werde mit Waſſer, Salz und Milch gegeſſen, die Blätter beſäßen eine eigenthümliche Schärfe. — Eben fo kann unter dem Kardamon des Diosc. und Plin. die Garten-Kreſſe verſtanden werden, worüber bei Erucaria aleppica, Gärtn., geſprochen wird. 618 Botanik der alten Griechen und Römer. 10) Draba-Kreſſe, Lepidium Draba, Linné. — In Griechenland ein ſehr häu— figes Unkraut in Gärten, jetzt PowuoAayavov und uapovidzı. Die ooch des Dios c. 2, 186 kann dieſe Pflanze fein. 11) Breitblättrige Kreſſe, Lepidium latifolium, Linné. — In Griechenland auf Meeres- niederungen häufig, aygın Aadyava genannt; — auch in Italien heimiſch. Kann die zodußn ayola des Dios c. 2, 147 fein, — eben ſo das lepidium bei Plin. 19, 8, 51, u. 20, 17, 70. 12) Waid, Isatis tinctoria, Linné. — In Griechenland auf den ER gebirgen Arkadiens wild, jest nirgends kultivirt; — in Italien an einzelnen Stellen wild, auch auf Aeckern gebaut, heißt jetzt isatide, guado, glasto. Cäsar de bello gallico 5, 14. Alle Britannier färben ſich mit Waid [vitrum] blau, und ſehen daher in der Schlacht ganz gefährlich aus. Pomponius Mela de situ orbis 3, 6, 55. Die Bri- tannier färben ſich über und über mit Waid [vitrum], und man weiß nicht, aus welchem Grunde. Dios c. de m. m. 2, 215. Der Waid odrig], deſſen ſich die Färber bedienen, hat Blätter, die denen des Wegerichs [apv0yAwo- Oo] ähnlich find, doch find ſie fetter und dunkler; der Stamm iſt mehr als ellenhoch. Man legt die Blätter auf Geſchwülſte, Ge— ſchwüre, Wunden. Plin. 22, 1, 2. [Glastum.] 13) Leindotter, Camelina sativa, Crantz (Myagrum sativum, Linné). — In Griechenland heimiſch, aber nicht häufig; — in ganz Nord— Italien unter der Saat wild, auch zur Oelgewinnung kultivirt. Heißt noch jetzt miagro, auch camellina, dorella. Diosc. de m. m. 4, 115. Der Leindotter [usayoog] heißt auch Melampyron, iſt ein dürres Gewächs von 2 Ellen Höhe, hat Blätter wie Krapp [&ovdoodarog] 169), die Blüthen find blaß⸗ 160) Solche hat er nicht. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. F. Schoten⸗Pfl. (Leindotter, Kohl). 619 gelb; der Samen ſieht dem des Bockshornklee's [ru ähnlich und iſt ölig. Man ſtampft fie, nachdem man ſie heiß gemacht, beſtreicht damit Stäbchen und braucht ſie als Leuchte. Das Oel wird auch auf rauhe Stellen der Haut geſtrichen. Plin. 27, 12, 81. [Myagros.] 14) Kohl, Brassica oleracea, Linné. — Wächſt an den Seeküſten Italiens wild. — Kultivirt werden in Griechenland, wie Fraas be— richtet, jetzt nur: a) Kopfkohl, Adyava, als plural.; b) Kohl- rabi, you-⁰⁰α,; c) ſehr ſchöner Blumenkohl, 10 hee. — In Italien heißt der wilde Kohl, der aber jedenfalls ſelten iſt, cavolo selvatico. Gebaut werden in Italien vorzugsweis: a) Blattkohl, cavolo arboreo, cavolo di pastura, c. nero, c. nero primaticcio. b) Wirſing, verza, cavolo verzotto. c) Kopfkohl, capuccio, cavolo capuccio. d) Blumenkohl, cavolo fiore. e) Spargelkohl (Brokoli), broccoli, broccoli pavonazzi. f) Kohlrabi, cavol rapa. Von Kohl und Rüben iſt ſchon vielfach bei dem Abſchnitt von der Gärtnerei u. ſ. w. die Rede geweſen; hier folgen nur noch kurze Angaben. Theophr., H. pl. 7, 4, 4. Man unterſcheidet drei Arten von Kohl [oapovos]), den krausblättrigen [ovAopvAdog], den glattblättrigen [A und den wilden. Cato de r. r. 156 u. 157 u. 158. Der Kohl biste iſt das allerbeſte Gemüſe [olus]. Iß ihn gekocht oder roh. Willſt du ihn roh eſſen, ſo tauche ihn in Eſſig, dann iſt er der Verdauung förderlich und geſund. Etwas Kohl mit Eſſig vor der Mahlzeit und wieder etwas nach der Mahlzeit genoſſen thut wohl. — Gekochter Kohl dient mit Zuſätzen vielfach als Arznei. — Als Speiſe für Kranke wird er erſt eine Zeit lang in Waſſer gelegt, dann in einem Topfe tüchtig gekocht; darauf wird das Waſſer abgegoſſen, Olivenöl, etwas Salz, Kreuzkümmel [cuminum] und Mehl hinzugethan und wieder tüchtig gekocht, u. ſ. w. Colum. de r. r. 11, 3, 23 u. 24. [Brassica.] Diosc. de m. m. 2, 146. Der Kohl [xoduprn] ift geſünder, 620 Botanik der alten Griechen und Römer. wenn er nur warm gemacht, als wenn er eigentlich gekocht oder gar zweimal gekocht wird. Er wird auch zu mancherlei Kuren verwendet. Palin. 19,8, 41. Plin. 20, 9, 33 u. 34 u. 35. [Brassica.] Athen., Deipn. 1, 61 (pag. 128); 9, 9; 9, 10 (p. 363, ed. Sele [Kodußn.) Galen. de alim. facult. 2, 44 (pag. 630, ed. Kühn). Geopon. 12, 17. [Kedußn.] 15) Reps, Brassica Napus, Linné. — In Italien wild, ravizzone, rapaccione, napo silvestre, navone selvatico genannt; wird auch viel zur Oelgewinnung gebaut. — Die alten Römer und Griechen haben die Pflanze entweder nicht kultivirt, oder von ähnlichen nicht beſtimmt unterſchieden. 16) Kohlrübe, Brassica Napus Napobrassica. — Wird auf den rauheren Höhen Griechenlands gebaut; — in Nord-Italien wird ſie nicht wenig gebaut und napo, navone, napone, navone domestico genannt. Diosc. de m. m. 2, 136. Die Wurzel der Kohlrübe Goν⁰νj,j]k 170) wird gekocht und gegeſſen, bläht aber und gibt wenig Nahrung. Man macht ſie auch in Salzwaſſer ein. Co lum. de r. r. 2, 10, 23 u. 24; 12, 56. [Napus.] Plin. 18, 13, 35. [Napus.] — Plin. 20, 4, 11. [Napus, bei den Griechen bunion und bunias.] Athen., Deipn. 9, 8 (p. 361, ed. Schw.). [Bovvıgc.] 17) Rübe (Turnip), Brassica Rapa, Linné (Brassica campestris, Linné). — In Griechenland jetzt wenig gebaut, Hees genannt; — in Nord-Italien viel für Menſchen und Vieh gebaut; die Sorte mit dicker, runder Wurzel heißt rapa tonda, rapa domestica, rapa schiacciata, turnepi; die mit langer rapa longa. Theophr., H. pl. 7, 2, 5. Rettig [oaparig] und Rübe 170) Hat ihren Namen Fords offenbar von Povros, Anhöhe, denn fie iſt die Rübe, welche vorzugsweis auf Höhen und rauhem, ſteinigem Boden kulti— virt wird. XXXVIII. Kl. Lappenkeim Pflanzen. Fam. Schoten⸗Pflanzen (Rübe). 621 [yoyyvAis] werden den Winter über von den Gärtnern mit Erde be— deckt, wachſen auch unter dieſer Decke, ohne Blätter zu treiben. Theophr., H. pl. 7, 4, 3. Die Rübe [yoyyvAis] liebt, wie der Rettig, kaltes Wetter, und man glaubt, daß ſie dadurch nicht nur ſüßer werde, ſondern auch eine dickere Wurzel und weniger Blätter treibe. Bei Südwind und warmer Luft ſchießt ſie bald in den Stengel [&xxavie]. Colum. de r. r. 2, 10, 22; 12, 56. Rüben [rapum] geben dem Menſchen und dem Vieh Nahrung; beſonders werden ſie in Gallien in bedeutender Menge für das Vieh gebaut. — Um Rüben [rapum] und Kohlrüben [napus] einzumachen, verfährt man folgendermaßen: Von Rüben nimmt man die rundeſten, rei— nigt ſie, ſchabt die Außenhaut ab, macht mit einem krummen Meſſer einen Kreuzſchnitt, ohne die Rübe ganz durchzuſchneiden, ſtreut Salz, das nicht ganz fein iſt, in die Schnitte, legt die Rüben in ein Gefäß, und läßt ſie, mit ziemlich viel Salz beſtreut, 3 Tage ſchwitzen. Nach dieſen 3 Tagen koſtet man etwas Fleiſch aus der Mitte, ob das Salz gehörig eingedrungen iſt. Iſt Dies der Fall, ſo nimmt man ſie heraus, wäſcht jede mit der Salzlake ab, legt alle Rüben in einen aus ſtarken Weiden geflochtenen Korb, oben ein Bret auf ſie und auf dieſes ſchwere Gewichte. So läßt man ſie einen Tag und eine Nacht trocknen. Darauf legt man ſie in ein irdnes, ausgepichtes Faß oder ein gläſernes Gefäß, und gießt ſo viel Senf und Eſſig auf, daß ſie ganz gedeckt ſind. Kohlrüben [napus] können eben fo eingemacht werden, und zwar ganz, wenn ſie klein ſind, eingeſchnitten, wenn ſie groß ſind. — Rüben und Kohlrüben macht man jedoch nur ein, ſo lange ſie zart ſind, ehe ſie Stamm und Blüthen treiben. Dios c. de m. m. 2, 134. Die gekochte Rübe [yoyyuAn] iſt nahrhaft, bläht, macht ein wäſſeriges, ſchlaffes Fleiſch. Man macht ſie auch in Salzwaſſer ein, und braucht ſie gegen einige Leiden. Plin. 18, 13, 33 u. 34 u. 35; 20, 3, 9. [Rapum.] Galen. de alim. facult. 2, 62. Die Rübe [yoyyvAis] gibt ſehr wenig Nahrung, und muß, wenn fie gut bekommen ſoll, zwei— mal gekocht ſein. Athenäus, Deipn. 9, 8 (pag. 360, ed. Schweigh.). ToyyvAig.] Palla d. de r. r. 15, 15. [Rapum.| 622 Botanik der alten Griechen und Römer. 18) Rokka (Rauke), Brassica Eruca, Linné. — In Griechenland wild und kultivirt, jetzt alouuaros, aeWuerog und Gon, genannt; — in Nord-Italien hier und da wild oder verwildert, öfters in Gärten gezogen, eruca, ruca, ruchetta, ruchetta domestica genannt. Theophr., H. pl. 1, 6, 6. [Evlwuor.] Colum. de r. r. 10, v. 123. [Olus pullum]).— Colum. 12, 7, 1. [Olus atrum.] Diosc. de m. m. 2, 169. Die Rokka [evCouorv] ift eine aufregende Speiſe; der Samen hat dieſelben Eigenſchaften, wird als Gewürz gebraucht, zu welchem Zweck man ihn auch mit Eſſig oder Milch knetet, in kleine Paſten formt, und ſo aufhebt. Die Pflanze wächſt auch wild. Plin. 19, 8, 44; 20, 13, 49. [Eruca.] Galen. de alim. facult. 2, 53. [EUS οανj˖ . Geopon. 12, 26. [E UC. 19) Senf, % Weißer Senf, Sinapis alba, Linné. — In Griechen⸗ land häufig, jetzt olvanı, vanı, aygıoßgoößa; — in Italien hier und da wild, auf Feldern gebaut, jetzt senape bianca genannt. — 5) Schwarzer Senf, Sinapis nigra, Linné. Ebenfalls in Italien heimiſch und kultivirt, auch senape und senapa genannt. Theophr., H. pl. 7, 1, 2. Der Senf lyanv] wird im Herbſt geſät. Nicand., Ther. v. 878. Ct.] — Alex., v. 533. [Thnmnb.] Co lum. de r. r. 11, 3, 29; 12, 57. Senf [sinapi] kann im Herbſt und Frühling geſät werden. — Den Samen reinigt man ſorgfältig, ſiebt ihn, wäſcht ihn mit kaltem Waſſer, läßt ihn noch 2 Stunden im Waſſer, nimmt ihn mit den Händen heraus, drückt ihn mit den Händen aus, wirft ihn in einen neuen, wohl gereinigten Mörſer, und ſtößt ihn klein. Darauf zieht man die ganze zerriebene Maſſe in der Mitte des Mörſers zuſammen, drückt ſie feſt, legt einige glühende Kohlen darauf, gießt mit Soda verſetztes Waſſer darüber, wodurch der bittre Geſchmack vertilgt wird, läßt ſodann das Waſſer wieder abfließen, gießt weißen, ſcharfen Eſſig zu, rührt die Maſſe um und ſeiht ſie durch. Die ſo gewonnene Flüſſigkeit iſt vorzüglich zum Einmachen der Rüben dienlich. Diosc. de m. m. 1, 47; 2, 183. Senföl [owanıwov XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Schoten⸗Pfl. (Senf, Rettig u. Radieschen). 623 LAd,⁰] bereitet man aus Senfſamen, die man fein zerreibt, eine Zeit lang in Waſſer weicht, dann mit Olivenöl miſcht, und dieſes wieder durch Preſſen abſondert. Man reibt es in ſchmerzende Stellen ein. — Der Senf [obonı] heißt auch Napy [van], und iſt am beſten, wenn er nicht zu trocken, dabei voll, inwendig grün und wie ſaftig iſt. Er erwärmt, und zieht, wenn er gegeſſen wird, den Schleim an ſich. Gepülvert und an die Naſe gebracht erregt er Nieſen. Er wird äußerlich als Reizmittel verwendet, und auch innerlich gebraucht. Plin. 19, 8, 54; 20, 22, 87. [Sinapi.] Palla d. de r. r. 8,9. Zum Gebrauche pülvert man den Senf— ſamen [sinapis semen], miſcht ihn mit Honig, Olivenöl und Eſſig. Palla d. de r. r. 11, 11, 2. Im Oktober wird der Senf [sinapis] geſät, und zwar am beſten in gepflügten, lockeren Boden, obgleich er auch mit andrem vorlieb nimmt. Man muß ihn ſo be— hacken, daß er ſtaubig wird, denn ſo gedeiht er am beſten, auch liebt er die Feuchtigkeit. Derjenige, welcher der Ausſaat wegen gebaut wird, bleibt ſtehn, wo er geſät iſt; der zur Speiſe beſtimmte wird ſtärker, wenn man ihn verſetzt. Alter Senfſamen taugt weder zur Ausſaat, noch zu andrem Gebrauch. Iſt der Samen inwendig grün, ſo iſt er noch friſch und gut; iſt er inwendig weiß, ſo iſt er auch zu alt. Athen., Deipn. 9, 2 (pag. 352, ed. Schweigh.) . [CI- „inn, olvnnu, vdnv.] 20) Rettig und Radieschen, Raphanus sativus, Linné. — In Griechenland gibt es, wie Fraas beobachtet, wilde Radieschen, jetzt ν H ge⸗ nannt; kultivirt werden lange Radieschen und Sommer-Rettige, Ga zovıa. — In Italien kommen beide nicht wild vor, werden aber in Gärten als Eßwaare gezogen, die Rettige radice, rafano, 1 ramolaccio, die Radieschen radicine genannt. — uch der Oel⸗Rettig mit kleiner Wurzel, aber ölreichen Samen wird auf Aeckern gezogen, um Oel aus den Samen zu ſchlagen, und trägt den Namen rafano oleifero, rafano della China. Theophr., H. pl. 7, 2, 5; 7, 4, 1 u. 2. Es gibt ver⸗ ſchiedne Sorten von Rettig [oaparis] und Kohl [odo]. Der korinthiſche Rettig wächſt am ſtärkſten und bildet ſeine Wurzelmaſſe über der Erde aus, nicht wie die übrigen abwärts. Der liothaſiſche, welcher auch thraciſcher heißt, iſt am unempfindlichſten gegen die 624 - Botanik der alten Griechen und Römer. Winterkälte. Der böotiſche ſchmeckt am beſten, iſt rund, der kleonäiſche dagegen lang. Je glatter die Blätter, deſto lieblicher iſt der Geſchmack; je rauher die Blätter, deſto ſchärfer der Geſchmack. Colum. de r. r. 11, 3, 16 u. 18 u. 59. [Radix, ra- phanus.] Diosc. de m. m. 1, 45; 2, 137. Aus den Samen des Rettigs wird Rettigöl [onyavırov E&ouov] bereitet, und von den Aegyptiern auch gegeſſen. — Der Rettig [ouyearis] ſelbſt ſchmeckt gut, iſt aber ſchwer zu verdauen und bläht. Er dient auch, ſo wie ſein Samen, als Arznei. Plin. 15, 7, 7. In Aegypten baut man den Rettig, um aus den Samen Oel zu gewinnen. Plin. 19, 5, 26; 20, 4, 13. [Raphanus.] Galen. de alim. facult. 2, 70 (p. 656, ed. Kühn). Den Rettig [ouyaris] verzehrt man roh mit Salz oder Eſſig. Arme Leute kochen auch den Stamm und die Blätter. Palla d. de r. r. 9, 5. Ende Auguſt ſäet man Rettige [radix], die im Winter gegeſſen werden ſollen. Sie lieben einen fetten, lockren, tüchtig gegrabenen Boden, und ſcheuen Tuff und Kies. Sie ſtehen gern da, wo Nebel häufig ſind. Man legt die Samen fern von einander, nach einem friſchen Regen, oder begießt oder be— wäſſert ſie. Miſt gibt man ihnen nicht; dagegen düngt man ſie mit Spreu. Sie bekommen einen beſſeren Geſchmack, wenn man ſie öfters mit Salzwaſſer beſprengt. Die Samen ſammelt man von ſolchen, die weniger ſcharf ſchmecken. a f Geopon. 12, 22. [Pagavic.] 21) Aleppiſche Erukaria (Orientaliſche Kreſſe), Erucaria aleppica, Gärtner (Bunias myagroides, Linné, Condylocarpus lävigatus, Willd.). — Wächſt in Aegypten, Syrien, Klein-Aſien, und häufig in Griechen— land, woſelbſt fie jetzt noch zupdauorv und zaodaua heißt. (Siehe Fraas, Synops. p. 124.) Xenophon, Cyri päd. 1, 2, 11. Was die Perſer zum Brode eſſen, beſteht entweder aus dem Fleiſche ſelbſterlegten Wildes, oder, wenn dieſes fehlt, bloß aus Kardamon [xueduuov]; ihr Ge⸗ tränk beſteht aus Waſſer, und alles Das ſchmeckt ihnen gut, weil ſie nur eſſen, wenn ſie Hunger, und trinken, wenn ſie Durſt haben. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Kapper- Pflanzen (Kapper). 625 Diosc. de m. m. 2, 184. Das beſte Kardamon [xdo- S ,ẽZ. ] iſt das babyloniſche. Ueberall hat aber der Samen dieſer Pflanze die Eigenſchaft, daß er ſcharf iſt, erhitzt, dem Magen nicht gut bekommt, die Eingeweidewürmer tödtet, u. ſ. w. Das Kraut ſelbſt hat dieſelben Eigenſchaften, aber ſchwächer. Appulejus, H. 20. [Cardamum.] Geopon. 12, 27. [Kagdauor.] Anmerkung. Das nasturtium des Plin. 19, 8, 44 und 20, 13, 50 ift vom Kardamon des Dioscorides nicht verſchieden, enthält aber gewiß auch die Garten-Kreſſe, Lepidium sativum, Linné, worauf ſich namentlich die Angabe bezieht, 4 es 2 Arten von Nasturtium gebe. E J. Familie Kapper⸗Pflanzen, Kapparideen. 1) Kapper, Capparis spinosa, Linné. — In Griechenland zwiſchen Stei— nen, auf Felſen, auf trocknen Aeckern häufig, die Pflanze jetzt & oid, die Frucht Kanndgd genannt; in Italien namentlich gern auf alten Mauern wild, auch auf ſolchen abſichtlich gepflanzt. Man macht ſowohl die Blüthenknoſpen als die Früchte zur Speiſe ein. Der Name der Pflanze iſt jetzt cappero. Theophr., H. pl. 1, 3, 6; 6, 4, 1. Die Kapper lan- e] iſt der Verbeſſerung durch Kultur nicht fähig. — Sie hat Dornen an Stamm und Blättern. i r. 0,80, 10,102. 118; YPRL 3,770. D4: Die Wurzel der Kapper [capparis] dient als Vieharznei. — Man kann die Pflanze zu Anfang Aprils ſäen. — In mehreren Provinzen wächſt ſie auf Aeckern von ſelbſt. Will man ſie aber da anſäen, wo ſie fehlt, ſo muß man trocknen Boden wählen. Dieſen umgibt man vorher mit einem ſchmalen Graben, der mit Steinen und Kalk ge— füllt iſt u. ſ. w. Dios c. de m. m. 2, 204. Die RE ednet] iſt ein kleiner, dorniger Strauch, der ſich rings auf dem Boden aus— breitet. Die Dornen ſind krumm, die Blätter rundlich; er trägt Früchte 17), die ausſehn wie Oliven, und, wenn ſie ſich öffnen, eine weiße Blume geben. Iſt dieſe abgefallen, ſo bleibt etwas ſtehn, das 171) Blüthenknoſpen. 40 626 Botanik der alten Griechen und Römer. ausſieht wie eine lange Eichel, und kleine, rothe Samen enthält. Die Wurzeln ſind holzig, groß und zahlreich. Die Pflanze wächſt vor— zugsweis an rauhen Stellen. Stamm und Frucht werden als Speiſe eingemacht, ſind roh ſchwer zu verdauen, gekocht N Sie dienen auch als Arznei. Plin: 13, 23, 44; 15, 28, 35, F. 7; 19 8, 48; 20, 15, 59. Die ausländiſche Kapper [cappari] taugt nicht zu Speiſe; die italiäniſche iſt beſſer. Man ſäet ſie an trocknen Stellen, umzieht ſie mit einem Graben, der mit Steinen gefüllt iſt, damit ſie ſich nicht über dieſen hinaus verbreitet. Sie blüht im Sommer, blüht bis zum Untergang der Vergilien, liebt ſandigen Boden. Galen. de alım. facult. 2, 34. [Karnagız.) Palla d. de r. r. 10, 14, 2. [Capparis.] m. Familie Reſeda⸗Pflanzen, Reſedeen. 1) Gattung Reſeda, Reseda, Linné. — Sprengel bezieht das große und kleine Seſa— moeides [ononuoedes]) des Dios c. 150 u. 151 auf Arten der Gattung Reseda, L. — Es wachſen deren ziemlich viele in Grie— chenland und Italien; auch das Phyteuma ([rev⁰νẽEi; des Diosc. 4, 128 hält er für eine Reſeda-Art. g n. Familie Seeroſen⸗Pflanzen, Nymphäaceen. 1) Weiße Seeroſe, Nymphäa alba, Linné. — In Griechenland nicht ſelten, jetzt ve00x0A0xvFıa, — in Nord-Italien häufig, jetzt ninfea, ninfea bianca, carfano femina genannt. Theophr. „ H. pl. 4, 10, 3. Die Weiße See, [oi] wächſt im Orchomeniſchen See, hat eine Blume wie der Mohn lurjxwv], doch iſt ihre Frucht verhältnißmäßig größer, jo groß wie ein Apfel. Sie wird von weißen Häuten umgeben, um welche aus— wendig krautartige Blätter ſtehn, wie die Kelchblätter bei der Roſe. Im Innern der Frucht liegen rothe Samen, die an Geſtalt den Sa— men des Granatbaums [Ga 172) nicht ähnlich, ſondern rund, und nicht viel größer als die des Hirſens [xeyyoos] find. Sie ent- 172) Dieſer Baum heißt auch 6% y. XXXVII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Reſeda⸗, Seeroſen⸗Pfl. (Seeroſe). 627 halten wäſſerigen Saft. Blume und Blatt ſchwimmen auf dem Waſſer; die Frucht ſoll ſich aber, ſobald die Blüthe verwelkt iſt, mehr unter Waſſer ſenken, zuletzt aber bis an's Land reichen und da die Samen ausſchütten 173). 5 Theophr., H. pl. 9, 13, 1. [Nyugpei«, bei den Böotiern uodwvois, auch uadwria gefchrieben.] Diosc. de m. m. 3, 138. Die Weiße Seeroſe vu- polo) wächſt in Sümpfen und ſtehendem Waſſer, hat Blätter mie die Nelum bo [ußweıov] 176), jedoch kleiner und länglicher; e . men mehrere aus derſelben Wurzel, und manche ſteigen übek' die Waſſerfläche empor, andre nicht. Die Blüthe iſt weiß, einer Lilie ähnlich, in der Mitte ſafrangelb. Iſt ſie abgeblüht, ſo bleibt etwas zurück, das einem Mohnkopf ähnlich ſieht und ſchwarz iſt; darin ſteckt der ſchwarze, breite, dichte Samen, der gekaut klebrig erſcheint. Der Stamm iſt glatt, nicht dick, ſchwarz, wie bei der Nelumbo. Die Wurzel iſt ſchwarz, rauh, keulenförmig. Man ſammelt ſie im Herbſt, trocknet ſie, und verwendet ſie, wie auch die Samen, zu Arzuei. Plin. 25, 7, 37. Die Nymphäa [nymphäal fol aus einer Nymphe entſtanden ſein, welche aus eiferſüchtiger Liebe zum Herkules ſtarb, weswegen die Pflanze auch Herakleios heißt. Sie wird auch Ropalon genannt, weil ihre Wurzeln keulenförmig find. Die Bho— tier nennen ſie Madon und eſſen den Samen. N 2) Blaue Seeroſe, Nymphäa cörulea, Sav. — Hat blaue Blüthen, eßbare Samen, wächſt im Nil. Athen., Deipn. 15, 21 (pag. 467, ed. Schweigh.). Der Lotos im Nil, welcher blaue Blumen trägt [zvardor Eywv raw A,], wird nebft dem Lotos, der roſafarbige Blüthen hat, zu Kränzen verwendet. 3) Gelbe Seeroſe, Nymphäa lutea, Linné (Nuphar luteum, Dec.). — Sibthorp hat fie in Theſſalien gefunden, wo fie vodrgaou und vırodpago heißt; — in ganz Nord-Italien iſt ſie häufig, heißt jetzt ninfea, ninfea gialla, nannunfero, carfano maschio. 173) Die Frucht der Nymphäa alba verſenkt ſich unter Waſſer, wächſt aber nicht dem Lande zu. — 176) Nymphäa Nelumbo, Linné. 40 * 628 Botanik der alten Griechen und Römer. Diosc. de m. m. 3, 139. Es gibt auch eine Nymphäa rvupoio], deren Blätter wie bei der weißen geſtaltet, deren Wur— zeln aber weiß und rauh, deren Blüthen gelb, glänzend und wie Roſen ſind. Man findet ſie in Theſſalien am Fluſſe Peneos. Plin. 25, 7, 37. [Nymphäa capite luteo.] 4) Lotos-Seeroſe, Nymphäa Lotos, Linné. — Wächſt im Nil. erodotus 2, 92. Im Nil wachſen, wenn er die Felder n, viele Lilien [zewor], welche die Aegyptier Lotos Awroög] nennen. Dieſe ſammeln die Leute, dörren fie an der Sonne, zerſchroten das mohnkopfartige Ding, welches in der Blüthe ſteckt, und backen mit Hülfe des Feuers Brod daraus. Auch die Wurzel iſt eßbar und ſchmeckt nicht übel; ſie iſt rundlich und von der Größe einer Quitte. Theophr., H. pl. 4, 8, 9. Der Lotos [Awros]) wächſt in Aegypten auf den Feldern, wenn ſie der Nil überſchwemmt. Sein Stamm ift wie der der Nelumbo [xdauos), auch die ſchirmähn— lichen Blätter [rdraoog] find faſt eben fo, jedoch kleiner und ſchmaler. Die Blume [Ncorôg] ſitzt eben jo auf dem Stamme wie bei der Ne— lumbo; ſie iſt weiß und die Blumenblätter ſind ſo ſchmal wie die der Lilie, liegen aber dicht gedrängt und zahlreich auf einander. Bei Sonnenuntergang ſchließt ſich die Blüthe und verbirgt die Frucht. Mit Sonnenaufgang tritt ſie wieder über das Waſſer und öffnet ſich. Dies wiederholt ſie, bis die Frucht reif iſt und die Blumenblätter abgefallen ſind. Die Frucht [xwdde] ift fo groß wie der größte Mohnkopf und eben ſo in Fächer [xararoun] getheilt. In dieſen liegt der Samen dicht und ſieht aus wie Hirſen ëν ,h Im Euphrat ſoll Frucht und Blüthe von Abend bis Mitternacht ſo tief untertauchen, daß man ſie nicht mit der Hand erreichen kann. Mit anbrechender Morgendämmerung ſollen ſie wieder aufwärts ſteigen, ſo daß bei Sonnenaufgang die Blüthe über dem Waſſer ſteht und ſich öffnet. Die Aegyptier legen die Früchte in Haufen zuſammen, und laſſen ſie liegen, bis die Schale gefault iſt, worauf die Samen herausgenommen werden. Dieſe trocknet und ſtößt man ſodann und bäckt Brod daraus. — Die Wurzel des Lotos heißt Korſion (o- oon], iſt rund, fo groß wie eine Quitte, hat eine ſchwärzliche Rinde wie die Kaſtanie [xuorevainov xapvor]; das Innere iſt weiß; gekocht XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Seeroſen⸗Pfl. (Nelumbo). 629 oder gebraten wird es wie Eidotter und iſt ſehr wohlſchmeckend. Man kann ſie auch roh eſſen. Diodorus Sieulus 1, 10 u. 34 u. 43. In Aegypten wächſt der Lotos, aus welchem die Einwohner Brod machen. Den Genuß eßbarer Früchte und namentlich des Lotos haben fie, nach ihrer Behauptung, von der Iſis oder von dem alten Könige Menas gelernt. Dios c. de m. m. 4, 112. [4wrös 6 e Alyinto.] Plin. 13, 17 u. 18, 32. Lotos im Nil und Euphrat. Plin. 22, 21, 28. [Lotometra.] Athen., Deipn. 15, 21 179. 5) Nelumbo, eins Nelumbo, Linné (Nelumbium speciosum, W.). — In den Gewäſſern Süd-Aſiens, wird namentlich in China der mehl- reichen Wurzel und der wohlſchmeckenden Samen wegen viel gezogen. (Siehe Zeyß, Geſchichte der Pflanzenwanderung.) Wuchs Reiher hin auch im Nil. Herodot. 2, 92. Außer dem Lotos haben die Aegyptier auch noch andre im Waſſer wachſende Lilien, deren Frucht einer Weſpenwabe gleicht, worin Samen, ſo groß ee ee in Menge ſitzen; man ißt ſie friſch und gedörrt. Theophr., H. pl. 4, 8, 7. Die Nelum bo [xdauos] wächſt in Sümpfen und ſtehenden Waſſern Aegyptens; ihre Stämme wer— den bis 4 Ellen lang, fingersdick, ſind knotenlos, haben aber inwen— dig Scheidewände, welche quer durchgehn. Auf den Stämmen ſtehn die Fruchtköpfe; ſie ſehn aus wie runde Weſpenneſter, und tragen in jeder Zelle eine Bohne [xdauos], die ein wenig hervorragt. Es ſind in der Regel dreißig Bohnen vorhanden. Die Blume iſt dop— pelt ſo groß als eine Mohnblume, und tief-roſa gefärbt. Die Frucht ſteht über der Waſſerfläche. Neben den Früchten kommen große Blätter hervor, wie breitkrempige Hüte; ihre Stiele ſehn aus wie die der Früchte. Die Wurzel iſt dicker als das dickſte Schilf, und hat eben ſolche Scheidewände wie der Stamm. Sie wird roh, ge— kocht und geröſtet verzehrt. Die Pflanze wächſt häufig wild, wird aber auch geſät, indem man deren Samen in Thon wickelt und mit 175) Siehe S. 166 unſres Buches. 630 Botanik der alten Griechen und Römer. dieſem in's Waſſer ſenkt. Wo die Pflanze einmal ſteht, da dauert ſie ſehr lange. Die Wurzel iſt ſtark, der Schilfwurzel ähnlich, aber dornig. Deswegen vermeidet ſie das Krokodil, weil es fürchtet, ſeine Augen an den Dornen zu verletzen. Die Pflanze wächſt auch in Syrien und Cilicien, trägt dort aber keine reifen Früchte. Sie wächſt auch bei Torone in Chalcidice in einem mäßig großen See, und dieſer bringt ihre Frucht zur Reife [rerrev za Teleoxapneiv). Diodorus Siculus 1, 10; 1, 34. [Kvauog aiyöntuog.) Strabo 17, 1. Die Nelum bo [rdanos alyöntıog) wird etwa 10 Fuß hoch, trägt überall Blätter und Blüthen, und hat Samen, die unſren Bufbohnen ähnlich, aber an Größe und Ge— ſchmack von ihnen verſchieden ſind. Will man zum Vergnügen in einem Nelumbo-Walde ſchmauſen, ſo fährt man mit Kähnen hinein, und läßt ſich von den Blättern beſchatten. Dieſe ſind ſehr groß, haben auch eine Vertiefung, die man als Trinkgefäß oder Schüſſel benutzen kann. Die Landleute haben auf dieſe Weiſe viel Gewinn von den Blättern. Diosc. de m. m. 2, 128. Die Nelumbo [ayvnrıog αον dog], welche auch Pontikos heißt, wächſt in Aegypten in reicher Fülle, findet ſich aber auch in Aſien und Cilicien in ſtehenden Waſſern. Der Samen wird auch Ciborion und Cibotion genannt; die Wurzel heißt Kolokaſia, und wird gegeſſen; auch die Samen ſind eßbar. i Athen., Deipn. 3, 1 (p. 284, ed. Schweigh.). Die Frucht der Nelumbo [rdauog alyvnrıog] heißt Ciborion, die Wurzel Kolokaſion; beide ſind eßbar. 0. Familie Ciſtröschen⸗Pflanzen, Ciſteen. 1) Gattung Ciſtröschen, Cistus, Linné. — Mehrere in Griechenland heimiſche Arten werden jetzt noch daſelbſt Ker genannt; — in Italien find viele Arten heimiſch; ihr gemeinſchaftlicher Name iſt eisto. — Der auf Kreta wachſende Cistus creticus gibt vorzugsweis das unter dem Namen Ladanum in Handel kommende Harz. Herodot. 3, 112. Das Ledanon [νοοοανν oi, welches die Araber Ladanon nennen, hat eine ganz wunderbare Herkunft; es findet ſich nämlich in den Bärten der Ziegenböde, woſelbſt es wie XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Ciſtröschen⸗„Veilchen⸗Pfl. (Ciſtröschen, Veilchen). 631 Harz aus Holze hervorſchwitzt. Es wird zu vielen Salben und von den Arabern vorzugsweis zum Räuchern verwendet 170). Theophr., H. pl. 6, 2, 1. [Klo og, auch zuorög geſchrieben.] Dios c. de m. m. 1, 126. Das Ciſtröschen [xioroc] heißt auch Citharon und Ciſſaron, iſt ein Strauch, der an felſigen Orten wächſt, iſt äſtig, nicht hoch, hat viele runde, haarige Blätter. Die Blüthen der männlichen Art ſind roth, die der weiblichen weiß. Die Pflanzen dienen als Arznei. Diosc. de m. m. 1, 128. Es gibt auch eine Art Ciſtrös— chen vors], welches Ledon [P] heißt, ein Strauch, der eben ſo wächſt wie die andren Ciſtröschen. Von ihm kommt der Stoff, welchen man Ladanum [0] nennt. Dieſer klebt ſich an die Bärte und Schenkel weidender Ziegen, wird von da geſammelt, ge— reinigt und in Form von Brödchen gebracht. Andre ſammeln das Ladanum auch geradezu von den Sträuchen. Das beſte iſt wohlrie— chend, grünlich, wird leicht weich, fühlt ſich fettig an, iſt harzig, rein von Sand und Schmutz. Solches wird auf Cypern gewonnen; das arabiſche und libyſche iſt geringer. Es wird innerlich und äußerlich gegen einige Uebel angewandt. Pli n. 12, 17, 37. Das beſte Ladanum [ladanum] wird auf Cypern geſammelt. Manche nennen es auch Ledanum, und die Pflanze, von der es kommt, Leda. Pli n. 24, 10, 48; 26, 8, 30. Außer dem Ladanon, wel- ches auf Cypern von der Pflanze Ledon geſammelt wird, kommt auch welches aus Arabien, ferner aus Syrien und Afrika eine Sorte, welche auch toxicon heißt; es wird gewonnen, indem man Bogen— ſehnen über die Büſche hinzieht. p. Familie Veilchen⸗Pflauzen, Violeen. 1) Wohlriechendes Veilchen, Viola odorata, Linné. — In Griechenland wild nicht häufig, in Gärten kultivirt ſehr üppig, jetzt Auordro; — in Italien ſehr häufig wild und in Gärten, jetzt viola, viola mammola, auch bloß mammola, mammoletta genannt. 176) Aus den Bärten der Böcke ſchwitzt es nicht, ſondern klebt an ihnen feſt, während ſie von den Ciſtröschen freſſen. * 632 Botanik der alten Griechen und Römer. Homer., Odyss. 5, v. 72; Hymn. in Cererem, v. 6. Jo.] Pin dar., Olympion. 6, 55. [’Tor.] Aristophanes, Acharn. v. 637. Früher nannte man die Athenienſer veilchenbekränzt ooo. Thsophr. , H, pl. 6, 6, 7; 6, 8, Das Veilchen πένεονν ] unterſcheidet ſich in bellt Hinſicht von der Levkoie Ae οον tor]. Die Veilchenpflanze LI] hat breite, fleiſchige, an der Erde liegende Blätter und viele Wurzeln. — Das Veilchen blüht, wenn es gut gepflegt wird, das ganze Jahr hindurch. Varro de r. r. 1, 35, 1. Veilchenbeet [violarium]. Virgil, Georg. 4, v. 32. Die Veilchenbeete [viola- rium] müſſen naß gehalten werden. Colum. de arbor. 30. Veilchen [viola] werden auf gut gedüngtem und gegrabenem Boden gezogen. Man ſetzt Pflanzen vom letzten Jahre in fußweite Gruben vor Anfang März. Uebrigens ſäet man den Veilchenſamen entweder im Frühjahr oder im Herbſt. Diosc. de m. m. 4, 120. Das Veilchen [iov Hοννρνον hat Blätter, die kleiner ſind als die des Epheu, auch dünner und dunkler, übrigens faſt eben ſo. Aus der Mitte der Wurzel kommt ein Stämmchen [xavAlor], auf welchem ein ſehr wohlriechendes Blüm— chen [ opodon eu@deg] ſitzt, das purpurfarbig iſt. Es wächſt an ſchattigen, rauhen Stellen, und dient als Heilmittel. Plin. 21, 6, 14; 21, 19, 76. Das Veilchen [viola pur- purea] wächſt an ſonnigen und magren Stellen wild, wird aber auch in Gärten aus Pflanzen gezogen. Man ſetzt Veilchenkränze als Schutzmittel gegen Rauſch und Schwere des Kopfes auf, u. ſ. w. Aelius Lampridius de Heliogabalo 21. Kaiſer Helio⸗ gabal ließ mannichmal zum Spaß über Gäſte, die bei ihm ſchmauſten, Veilchen viola] und andre Blumen in ſolcher Menge ſchütten, daß mehrere ſich aus der Maſſe nicht herausarbeiten konnten und erſtickten. Geopon. 11, 22. Das Veilchen hat ſeinen Namen Jon daher bekommen, daß die Erde es zu Ehren der vom Jupiter ge— liebten Jungfrau Jo erſchaffen hat. d. Familie Portulak⸗Pflanzen, Portulaceen. 1) Portulak, 8 Portulaca oleracea, Linné. — In Griechenland häufig wild, * XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Nelken⸗Pfl. (Paronychia, Nelke, Seifenkraut). 633 jetzt awrdoaxio und yAvoroida; — in ganz Italien wild, hier und da auch kultivirt, jetzt porcellana genannt. Diosc. de m. m. 2, 150. Der Portulak [avdgayen] wird als Speiſe genofjen, und gegen allerlei Uebel gebraucht. Galen. de alım. facult. 2, 46 (pag. 634, ed. Kühn). Aro od i.] Geopon. var. locis. [Avdoayvn.] r. Familie Nelken⸗Pflanzen, Karyophylleen. 1) Paronychia, Paronychia serpyllifolia, Decandolle. — In Griechenland häufig, jetzt H ανοννονννο. | Diosc. de m. m. 4, 54. [IIaowvvyia.] 2) Holoſteum, Holosteum umbellatum, Linné. — Auf das holosteum des Diosc. 4, 11 und Plin. 27, 10, 65, hat Tabernämontanus und nach ihm Linns die Pflanze bezogen, welche dieſen Namen jetzt trägt. Sie wächſt hier und da in Nord-Italien. 3) Gattung Nelke, Dianthus, Linné. — Das Diosanthos [Ass dog], welches Theophr. 6, 6, 2 als eine zu Kränzen beliebte Blume nennt, und welches bei Athen. 15, 31 in einem Fragment des Nikander als wohlriechend bezeichnet wird [evwdes Hiog d e, iſt wohl eine Nelkenart. — In Griechenland heißen die Nelken jetzt 7 para, — in Italien garofano, garofolini und viola. — Die Gartennelke, D. Caryophyllus, L., wächſt in Nord⸗-Italien häufig wild, wird auch in vielen Sorten kultivirt. — Auch viele andre Arten der Gattung Dianthus, L., wachſen in Süd-Europa wild. 4) Seifenkraut, Saponaria officinalis, Linné. — An manchen Orten Griechen— lands häufig; die Wurzel dient daſelbſt noch allgemein zum Waſchen, die Pflanze heißt jetzt zuAoorgovgı und oanovvoyoorov (f. Fra as, Synopsis, p. 107). — In ganz Italien iſt das Seifenkraut nicht ſelten, heißt saponaria, und die Wurzel dient ebenfalls ſtatt Seife. Theophr., H. pl. 6, 8, 3. Das Seifenkraut loroov- 91] hat eine ſchöne, aber geruchloſe Blume. 634 Botanik der alten Griechen und Römer. Colum. de r. r. 11, 2, 53. Vor der Schur müſſen die tarentiniſchen Schafe mit Seifenkraut [radıx lanaria] gewaſchen werden. Diosc. de m. m. 2, 192. Das Seifenkraut (oro welches die Walker zur Reinigung der Wolle brauchen, iſt allgemein bekannt. Seine Wurzel beſitzt Schärfe und Arzneikraft. Plin. 19, 3, 18; 24, 18, 104. Das Seifenkraut [ra- dicula, Gräcis struthion; herba lanaria] hat eine große Wurzel, die man in Stücke ſchneidet und zum Waſchen der Wolle braucht, welche dadurch außerordentlich weiß und weich wird. Man kultivirt fie eigens zu dieſem Zwecke, u. ſ. w. 177) 5) Gartenrade, Agrostemma coronaria, Linné (Lychnis coronaria, Lam.) . — Häufig in Thracien, Macedonien, Bithynien; — in Nord-Ita— lien hier und da wild, coronaria, cotonella; auch gefüllt in Gär- ten und dann veludini genannt. Dios. de m. m. 3, 104. Die Blume der Gartenrade Avyris oregavwuarızn] iſt der der Levkoie [Aevzoiov] ähnlich, aber purpurroth; ſie wird zu Kränzen gebraucht. P11n.,21, 411,89. Jluyahrıs.] 6) Kornrade, Agrostemma Githago, Linné (Lychnis Githago, Lam.). — In Griechenland ſelten, %% und anno genannt; — in ganz Italien ſehr häufig, gettajone, gettone. Diosc. de m. m. 3, 105. [4vyris dygld. 7) Gattung Silene, Silene, Linné. — Die Arten dieſer Gattung ſind in Griechen— land und Italien zahlreich heimiſch. — Den Herkuliſchen Mohn, urmov Hoozıeia, hält Lobelius für Silene inflata, Smith (Cucubalus Behen, Linné), und eben fo rzwv ayowdng und Hooxrsla des Dios c. 4, 67. — Das wxıuoeıdes des Diosc. 4, 28 bezieht Fraas auf Silene gallica, L., welche in Griechenland und Italien wächſt. 177) Die Angabe des Plinius, daß die Pflanze Dornen habe, iſt irrig. XXXVI Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Malven⸗Pfl. (Baum⸗Lavatera, Althee, Malope). 635 8. Familie Malven⸗Pflanzen, Malvaceen. 1) Baum-Lavatera, Lavatera arborea, Linné. — In Griechenland wild, auch in Gärten zur Zierde, jetzt oe vo E E. ö Theophr., H. pl. 1, 3, 2. [Malayn d er . Plin. 19, 4, 22. [Malva in Arabia septimo mense ar- borescens 179). Geopon. 15, 5, 4. [Aerq oEwMͤd. 2) Gemeine Althee, Althäa officinalis, Linné. — In Griechenland häufig wild, jetzt veoouoloya; — in ganz Italien häufig, jetzt altea, buon- visco, bismalva genannt. Theophr., H. pl. 9, 15, 5. A Nuε, uardyn d. Virgil., Eclog. 2, v. 30; 10, v. 71. [Hibiscus.] Dios c. de m. m. 3, 153. Die Althäa [AIada] heißt auch Ibiſkus und Althiokon. Sie ift eine Art wilder Malve [A- Ad ννf; ihre Blätter find rund, flaumig; die Blüthe iſt roſa, der Stamm 2 Ellen hoch, die Wurzel ſchleimig, inwendig weiß. Die Pflanze leiſtet innerlich und äußerlich angewendet gegen mancherlei Uebel treffliche Dienſte, und heißt eben deswegen Althäa 179), Pli n. 20, 4, 14. [Hibiscum, moloche agria, nA&oroAogeta.| Plin. 20, 21, 84. [Althäa.] 3) Hanf⸗Althee, Althäa cannabina, Linné. — In Griechenland nicht ſehr häufig; — in Nord-Italien nicht ſelten, daſelbſt noch wilder Hanf, canape selvatico, canapa selvatica genannt. Dios c. de m. m. 3, 156. Die Hanf-Althee [iwvaßıs oyolo) heißt auch Hydraſtina, bei den Römern Terminalis, u. ſ. w. 4) Malope, Malope malacoides, Linné. — In Griechenland wild. Diosc. de m. m. 3, 154. Aid. Plin. 27, 4, 6. [Alcea.] 178) Was die gleich darauf von Plinius genannte mauretaniſche Malve ſei, läßt ſich nicht ſagen. — 179) "Aldeıv, aldailveıv, heilen. b 636 Botanik der alten Griechen und Römer. 5) Malve, Malva, Linné. — Es kommen hier nur 2 Arten in Betracht: %) Die Roß-Malve, Malva sylvestris, L., in Griechenland häufig, noch jetzt als Eßwaare beliebt und uoAdya, uoldya genannt; in Italien ebenfalls überall, jetzt malva, malva selvatica, als Arznei in Gebrauch, als Eßwaare vielleicht nicht mehr. — 6) Ge— meine Malve, Malva rotundifolia, L. (M. vulgaris, Fries). In Griechenland eben fo häufig wie die Roß-Malve, jetzt ayoı« o, genannt; in Italien weniger häufig als jene, jetzt malva genannt und als Heilmittel in Gebrauch. Homer., Batrachom. v. 161. [Meidyn.] Hesio d., Opera et dies, v. 41. Die Malve [uaidyn] iſt eßbar. Hippocrates de morb. mul., pag. 715, ed. Kühn. Moc dyoin. Theophr., H. pl. 7, 8. Der Stamm der Malve [uo- Adν liegt an der Erde 180), Colum. de r. r. 10, v. 247. [Moloche.] Diosc. de m. m. 2, 144. Die im Garten gezogne Malve [uordyn] paßt ſich beſſer zur Speiſe als die wilde. Man braucht auch die Pflanze innerlich und äußerlich als Heilmittel. Plin. 20, 21, 84. [Malva.] Galenus de alim. facult. 2, 42. Md. Athen., Deipn. 2, 52. Die Malve [undayn], welche ſchon Heſiodus als Nahrungsmittel erwähnt, heißt auch Moloche, und Phanias ſagt, daß die Scheiben, welche ihre Samen bilden, Kuchen [Maxoös] heißen. Pallad..de.r. r. 11; 11, 3; 3, 24, 9, Im Oftober ia man die Malve [malva]; fie wird dann durch den hereinbrechenden Winter an zu ſtarkem Wachsthum gehindert. Sie liebt einen fetten, feuchten, gedüngten Boden. Haben die Pflänzchen 4 bis 5 Blätter, ſo verſetzt man ſie, denn iſt ſie größer, ſo wächſt ſie nicht leicht an. Sie ſchmeckt übrigens beſſer, wenn ſie nicht verſetzt wird. Man kann ſie dadurch zwingen, daß ſie nicht ſchnell hoch emporſchießt, daß man auf ihre Spitze ein Steinchen oder Erdklümpchen legt. Sie gedeiht am beſten, wenn ſie fleißig behackt wird, wobei man aber 180) Hier iſt Malva rotundifolia, Linné, gemeint. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Malven⸗Pfl. (Baumwolle). 637 ihre Wurzeln nicht berühren darf. Schlingt man beim Verſetzen an der Wurzel einen Knoten, ſo wächſt dann die Pflanze nur in die Breite [planta sessilis fietl. — Man kann die Malve auch im Februar ſäen. Geopon. 12, 12. [Maiayn.] 6) Baummolle. ) Gemeine Baumwolle, Gossypium herbaceum, L. Wird in heißen Gegenden 3 Jahre lang benutzt, iſt aber in ſolchen, deren Winter Froſt hat, nur einjährig. Wolle weiß. 6) Nanking-Baumwolle, Gossypium religiosum, L. Hat gelbe Wolle. Die Gemeine Baumwolle, in Süd⸗Aſien heimiſch, wird erſt ſeit der Zeit der byzantiniſchen Kaiſer in Klein-Aſien und Grie— chenland gebaut, jetzt auch an der Südſpitze Italiens, in Sici— lien, Süd⸗Spanien. Herodot. 2, 86. Haben die Aegyptier die Leiche gehörig einbalſamirt, fo umwickeln ſie dieſelbe mit Streifen von baum woll— nem Zeug [owdwv Pvooivn]. Herodot. 3, 106; 7, 65. In Indien gibt es wilde Bäume, welche als Frucht eine Wolle [el /] tragen, die an Schönheit und Güte die Schafwolle übertrifft. Die Indier machen aus dieſer Wolle ihre Kleider. Herodot. 7, 181. Als die Perſer ein äginetiſches Schiff eroberten, wehrte ſich ein Mann jo tapfer und fo lange, bis er ganz zerfetzt niederſank. Die Perſer hielten ihn wegen ſeiner Tapferkeit in Ehren, pflegten ſeine Wunden mit Myrrhen und verbanden ſie mit baumwollnem Zeug [owdwr Bvootvn]. Theophr., H. pl. 4, 7, 7. Auf der Inſel Tylos im Ara- bſchen Meerbuſen ſollen viele Baum wollenbäume [d&rdoov e ν i ſtehn, deren Blätter wie Weinblätter, jedoch kleiner find. Statt der Früchte tragen ſie geſchloſſene Behälter von Apfelgröße. Wird ein ſolcher reif, ſo nimmt man die darin befindliche Wolle und webt aus ihr ſowohl geringe als auch ſehr koſtbare Gewänder. Solche Bäume wachſen auch in Indien und Arabien. Virgil., Georgic. 2, v. 120. Im Negerlande gibt es Bäume, die weiche, weiße Wolle tragen. Strabo 15, 1. In Indien ſoll auf einigen Pflanzen Wolle 638 Botanik der alten Griechen und Römer. wachſen, woraus, wie Nearchus ſagt, Kleider gewebt werden. Die Macedonier brauchten fie zum Ausſtopfen der Pferdedecken. — Arifto- bulus ſagt, die Blüthe der wolltragenden Bäume enthalte einen Kern, den man herausnehme und dann das Uebrige kämme. Plin. 12, 10, 21 u. 22. Auf der Inſel Tylos im Perſiſchen Meerbuſen wachſen Bäume, die Wolle tragen [lanigera ar- bor], fie find aber andrer Art als die im Lande der Serer 18). An ihren Blättern iſt keine Wolle; ſie ſehen aus wie Weinblätter, ſind aber kleiner. Ihre Frucht hat die Größe einer Quitte, und aus ihr kommt, wenn ſie bei der Reife aufſpringt, wolliges Haar, aus wel— chem koſtbare Kleider gewebt werden. Man nennt dieſe Bäume Goſſy— pinen [gossypinos], und ſie wachſen auf der kleinen Inſel Tylos häufiger als auf der nahe dabei liegenden großen. — Juba ſagt, die Wolle ſitze an der Rinde der Sträuche. Pli n. 13, 14, 28. In dem an Aegypten grenzenden Neger— land gibt es, wie in Indien und Arabien, wolltragende Bäume, deren Kapſeln etwa ſo groß wie Granatäpfel ſind. Plin. 19, 1, 4. Das baumwollne Zeug [byssinon], welches in der Umgegend von Elis und Achala gewonnen wird, ift bei den Damen ſo beliebt, daß es früher dem Gewicht nach mit dem Gold in gleichem Werth ſtand. Plutarchus de Pythiä orac. 4 (t. 2, p. 623, ed. W.). Baumwollne Gewebe |Pdoowov vpaoıua). Arrian., Indica 1, 16. Die Kleidung der Indier wird, wie Nearchus ſagt, aus dem Lein gefertigt, der auf Bäumen wächſt. Dieſer Lein iſt entweder reiner weiß als jeder andre Lein, oder ſcheint wenigſtens weißer, weil die Indier, die ihn tragen, ſchwarz ſind. | Pausanias 5, 5. Elea iſt das einzige griechiſche Land, wo die Baumwolle [Zoo] gedeiht. Die eleiſche Baumwolle iſt eben ſo zart wie die hebräiſche, aber nicht ſo gelb. Pollux 7, 76. Baumwollne Zeuge [fdoowor] und Baumwolle [Goos] find ein leinartiges Erzeugniß Indiens; auch in Aegypten gewinnt man eine ähnliche Wolle von Bäumen. Philostratus, Vita Apollonii 2, 20. Die Baum⸗ 161) Aus dem Lande der Serer kam die Seide. Siehe meine Zoologie der alten Griechen und Römer. * XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Lindenz, Johanniskraut⸗Pfl. (Johanniskraut). 639 wolle [Bdooos] wächſt in Indien an Bäumen; die vornehmen Leute gehn dort in baumwollnen Kleidern, auch werden ſolche in Menge nach Aegypten an die Prieſter verhandelt. t. Familie Linden⸗Pflanzen, Tiliaceen. 1) Linde. d) Silberlinde, Tilia argentea, Decand. Auf den grie⸗ chiſchen Gebirgen Macedoniens häufig, jetzt PAruovoia genannt. — ) Die Groß- und die Kleinblättrige Linde, Tilia grandifolia und parvifolia, Ehrh. Beide auf Bergen Nord-Ita- liens, jetzt heißen ſie tiglia, tiglio, tiglione. Theophr., H. pl. 3, 10, 4. OY. Plin. 16, 14, 25; 24, 8, 34. Man unterſcheidet bei den Linden [tilia] männliche und weibliche Bäume. Der Saft der Blätter und Rinde iſt ſüß, aber die Frucht rührt kein Thier an. Zwiſchen Rinde und Holz liegt ein häutiges Gewebe, der Baſt, aus welchem man Bänder macht, welche tiliä heißen; die feinſten nennt man Philyrä, braucht ſie zum Binden der Kränze und hält ſie ſeit alter Zeit in Ehren. Das Holz iſt dem Wurmfraß nicht unterworfen, mäßig hoch, aber nützlich. Die Blätter dienen als Arznei. u. Familie Johanniskraut⸗Pflanzen, Hypericeen. 1) Krauſes Johanniskraut, Hypericum crispum, Linné. — In Griechenland und Ita— lien heimiſch. — Kann die Pflanze ſein, welche Dios c. 3, 161 als Hyperikum [ö reg] beſchreibt, und hinzufügt, fie heiße auch Korion und Chamäpitys. Zwiſchen den Fingern gebe ſie blutrothen Saft, woher der Name Androsämum. 2) Gemeines Johanniskraut, Hypericum perforatum, Linné. — In Griechenland und Italien heimiſch, jetzt in Griechenland Faοαοααναν,ĩ)v:, in Italien iperico und perforata genannt. — Iſt wahrſcheinlich das Aſcyron [&0xvgov] des Dios c. 3, 162, welches, wie er ſagt, auch Aſey— roeides und Androsaimon heißt und eine Art Hyperikum iſt. 3) Blut⸗ Johanniskraut, Hypericum Androsämum, Linné. — Wächſt in Italien, wird 640 Botanik der alten Griechen und Römer. daſelbſt noch jetzt vom Volke androsemo, von den Apothekern an— drosämum genannt. — Dios c. 3, 163 ſpricht von dem Andros— ämum (av οονν⁰, welches auch Dionyſias und Aſeyron heißt, ſich aber vom „Hyperikum und vom eigentlichen Aſcyron unterſcheidet“. — Genau paßt ſeine Beſchreibung auf Hypericum Androsämum, Linné, nicht. 4) Koris-Johanniskraut, Hypericum Coris, Linné. — In Griechenland und Stalien heimiſch. — Dieſe Pflanze nennt Diosc. 3, 164 Koris (ois, und ſagt, ſie heiße auch Hyperikon Fe Anmerkung. Das hypericon bei Plin. 26, 8, 53 bedeutet auch die linnéiſche Gattung Hypericum. v. Familie Tamariſken⸗Pflanzen, Tamariſceen. 1) Gattung Tamariſke. ) Afrikaniſche Tamariſke, Tamarix afrıcana, Desf. In Griechenland häufig, jetzt zvorzıd, aguvolzıo. Sie iſt den zwei folgenden ſehr ähnlich. 6) Deutſche Tamariſke, Tam. germanica, Linné. In Nord-Italien, jetzt tamerigio, tamerice, mirice. 5) Galliſche Tamariſke, Tam. gallica, Linné. In Nord-Italien. ) Gegliederte Tamariſke, Tam. articulata, Vahl. Wächſt in Arabien und Ober-Aegypten, wird ſo dick und hoch wie unſre Eichen, hat gegliederte Zweige mit ſchuppenförmigen Blättern. Homer., II. 6, v. 39; 10, v. 466; 21, v. 18; 21, v. 350. Moon.] Theophr., H. pl. 1, 10, 4. — 5, 4, 8. Auf der Juſel Tylos bei Arabien gibt es Tamariſken vote], deren Holz nicht ſchwach wie bei uns, ſondern ſtark wie Eichenholz iſt 182). Nicander, Ther. v. 612. Mvolrn.] Virgil., Eclog. 4, v. 2. [Myrica.] Celsus 2, 33. [Tamarix.] Colum. de r. r. 8, 15, 4. [Tamarix.] Diosc. de m. m. 1, 116. Die Tamariſke [uvorn] ift ein allbefannter Baum, der am Waſſer wächſt und eine Art Kätzchen trägt [&v9og Bovodss οννοννοννẽů/ s)]. Es wächſt auch in Aegypten 182) Pamarix articulata, Vahl.— 183) Bovor heißt das Kätzchen der Haſeln ꝛc. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Tamariſken⸗, Orangen⸗Pfl. (Orange). 641 und Syrien eine zahme Tamariſke, welche der wilden gleicht, aber eine Frucht trägt, die wie ein Gallapfel i] ausſieht, ſchmeckt und wirkt 18%), Aus dem Holze dieſer Tamariſke macht man auch Becher. Plin. 13, 20, 37. Die Tamariſke [myrice] heißt auch tamarice und wächſt in Italien. In Achala nennt man fie wilde brya. Nur die angebaute trägt Früchte, welche den Galläpfeln [galla] ähnlich ſind. Dieſe letztere Art iſt in Syrien und Aegypten häufig. Wir nennen deren Holz Unglücksholz. Plin. 24, 9, 41. Die Tamariffe [myrice], welche auch wohl erice heißt, und von Manchen für einerlei mit der tamarice gehalten wird, heißt beim Volke Unglücksbaum, weil ſie nichts trägt und nirgends gepflanzt wird. W. Familie Orangen⸗Pflanzen, Aurantieen. 1) Gattung Orange, Citrus, Linné. — q) Pomeranze, Citrus Aurantium, Linné, wozu die Bittre Pomeranze und die Apfelſine gehören; — 6) die Citrone, Citrus medica, L., wozu die Gemeine Citrone (Limone), die Bergamotte, die Citronat-Citrone gehören; — )) Pompelnuß, Citrus decumana, L. — Alle dieſe Bäume ſtammen aus Afrika und Süd⸗Aſien. Sehr allmälig, und zuerſt mit ſchlecht ſchmeckenden Früchten, haben fie ſich in Süd⸗Europa verbreitet; ob Pomeranzen oder Citronen, oder Pompelnüſſe, oder alle drei zugleich, iſt nicht zu entſcheiden. Die Bittre Pomeranze heißt jetzt in Griechenland 00 royoled, vegavrlea; in Italien der Baum arancio, melarancio selvatico, arancio forte, die Frucht melarancia. Der Apfelſinenbaum heißt in Italien arancio, mela- rancio domestico, arancio dolce, arancio di Malta, die Frucht melarancia dolce. f Die Gemeine Citrone heißt in Griechenland Auuwrıg; in Italien Baum und Frucht limone. Die Citronat⸗Citrone heißt in Italien, Baum und Frucht, cedro, cedrato. Von der Pompelnuß heißt der Baum in Griechenland jetzt xi, die Frucht xidon und xEdon. In Italien heißen die— 184) Iſt ohne Zweifel keine Frucht, ſondern eine Galle. 41 642 Botanik der alten Griechen und Römer. jenigen Pompelnüſſe, welche einen Eindruck haben, als hätte Adam hinein gebiſſen, pomo d' Adamo. Theophr., H. pl. 4, 4, 2. Medien und Perſien erzeugt unter andren eigenthümlichen Gewächſen auch den mediſchen und perſiſchen Apfel [undızov a zreooıxov νj‚œ' . Das Blatt dieſes Baumes ſieht faſt genau ſo aus wie das der Andrachle [ivdoayın] s), auch hat der Baum Dornen wie der Birnbaum [eriog] und der Weißdorn (öS vdeανᷣ ; fie find glatt, ſehr ſpitzig und ſtark. Der Apfel 186) wird nicht gegeſſen, allein er hat, ſo wie auch das Blatt des Baumes, einen ſehr angenehmen Geruch; und der Apfel ſchützt Kleider, zwiſchen die er gelegt wird, vor Motten. Er dient auch als Arznei. Die Samenkerne ſteckt man im Frühjahr in gut bearbeitete Beete, und begießt ſie dann alle 4 oder 5 Tage. Sind die Bäumchen kräftig genug, ſo verpflanzt man ſie im Früh— jahr auf lockeres, feuchtes, nicht zu mageres Land, denn da gedeihen ſie am beſten. Der Baum hat das ganze Jahr hindurch Früchte. Während man reife abnimmt, ſind auch unreife und Blüthen vor— handen. Diejenigen Blumen, in deren Mitte ein kleines Säulchen ſteht, ſetzen an; fehlt das Säulchen, ſo fällt die Blüthe unfruchtbar ab. Man ſteckt zuweilen die Kerne in durchbohrte Muſchelſchalen, wie man's auch mit Dattelkernen thut. Virgil., Eclog. 3, v. 71. [Aureum malum.] — 6, v. 61. [Hesperidum malum.] Virgil., Georgie. 2, v. 126. In Medien wächſt der Glücksapfel [felix malum], deſſen Saft den jämmerlichen, lang anhaltenden Geſchmack hat, aber ein herrliches Mittel gegen ver— ſchlucktes Gift iſt. Der Baum ſelbſt hat eine gewaltige Größe, ſieht dem Lorbeer ſehr ähnlich, riecht aber ganz anders. Die Blätter werden von keinem Winde abgeriſſen; auch die Blume trotzt dem Sturme. Der Meder nimmt ſie in den Mund, um dem Athem Wohlgeruch zu geben, und Greiſe ſtärken mit ihr die ſchwach wer— dende Bruſt. Diodorus Siculus 4, 26. Die letzte Heldenthat, welche Herkules verrichten ſollte, beſtand in der Aufgabe, die goldnen Aepfel der Heſperiden aus Afrika zu holen. Manche Mytho— logen behaupten, es wären wirklich goldne, von einem Drachen 185) Arbutus Andrachne, Linné. — 180) Die Frucht. XXXVIII. Kl. Lappenfeims Pflanzen. Fam. Drangen-Pflanzen (Orange). 643 bewachte Aepfel geweſen; andre meinen, es wären ſchöne und viel- leicht gar goldgelbe Schafe geweſen 187). — Uebrigens ſteht es Je— dermann frei, ob er an Aepfel oder an Schafe glauben will. Jeden— falls ſchlug Herkules den Wächter der Gärten todt, brachte ſeine Beute zum Euryſtheus, und erwartete nach dieſer That die ihm von Apollo's Orakel verhießene Unſterblichkeit. Diosc. de m. m. 1, 166. Die Orange [undızov ul heißt auch perſiſcher Apfel, Cedromelon [zedesunror], römiſch Citrion [r- 10%, und iſt allgemein bekannt. Der Baum hat das ganze Jahr hindurch Früchte, und dieſe ſind länglich, runzlig, goldfarbig, und haben einen ſtarken, aber angenehmen Geruch. Die Samen ſind denen der Birnen ähnlich. Man legt die Früchte in Wein und braucht dann dieſen gegen Gifte. Auch kocht man ſie, und ſpült ſich mit dem Abſud den Mund aus, um ihn wohlriechend zu machen. Legt man die Früchte in Kleiderſchränke, fo ſollen keine Motten hinein- kommen. Diosc. de m. m. 3, 108. Die Meliſſe [ueAıooo@v}Aor] riecht wie Orange [xırooundor]. Plin. 12, 3, 7. Aus dem Ausland ſtammt der Orangen— baum [malus assyria, malus medica], welchen man gegen Gifte braucht. Das Blatt des Baums gleicht dem des Erdbeerbaums [unedo], und dazwiſchen ſitzen am Orangenbaume Dornen. Als Speiſe genießt man die Frucht [pomum! nicht; aber fie riecht vor— trefflich, und auch die Blätter riechen; dieſer Geruch theilt ſich Klei— dern, zwiſchen welche man die Früchte legt, mit, und ſchützt gegen Mottenfraß. Der Baum hat jederzeit Früchte, reife und unreife zu⸗ gleich. Man hat dieſe Bäume, weil ſie ſo treffliche Arznei geben, in irdne Töpfe, welche Luftlöcher hatten, gepflanzt, und ſie in andre Länder zu verſetzen geſucht; denn jung gedeihen ſie bis jetzt nur in Medien und Perſien. Plin. 13, 16, 31. Ein Baum, den man auch cedrus nennt, trägt Früchte, die von Manchen wegen ihres Geruches und ihrer Schärfe verworfen werden, während Andre ſie gern haben. Dieſer Baum wird zum Schmuck der Häuſer gezogen. Plin. 15, 14, 14; 16, 26, 44; 23, 4, 45; 23, 6, 56. 137) Melon, unkov, heißt griechiſch Apfel und Schaf. Daher die Zweifel über die Mela der Heſperiden. 41 * 644 Botanik der alten Griechen und Römer. Von den Orangen [eitreum malum] iſt ſchon die Rede geweſen. Die Griechen nennen fie mediſche Aepfel, weil ſie aus Medien ftam- men. — Der Orangenbaum [eitreal. — Citronenöl [oleum citreum]. — Orange [citreum]. Galen. de alim. facult. 2, 37. Die Orange [x/roıor] heißt auch mediſcher Apfel. Dieſe Frucht beſteht aus 3 Theilen: dem ſauren, welcher in der Mitte liegt, dem fleiſchigen, welcher den ſauren umgibt, und der wohlriechenden, gewürzhaften Schale. Wird die letztere in Menge genoſſen, ſo iſt ſie ſchwer zu verdauen; klein gerieben und in geringer Menge ſtärkt ſie dagegen die Ver— dauung. Das ſaure, nicht eßbare Mittelſtück legt man in Eſſig, um dieſen zu verſtärken. Die fleiſchige Maſſe, welche weder ſauer noch ſcharf iſt, verdaut ſich wegen ihrer Härte nicht gut, wird daher mit Eſſig und Fiſchſülze gegeſſen. Athen., Deipn. 3, 23 (p. 323, ed. Schweigh.). Tima⸗ chidas ſagt, es gebe Aepfel, die man Heſperiden-Aepfel nennt; und Pamphilus ſagt, man ſetze ſie zu Lacedämon den Göttern als Speiſe vor, ſie ſeien zwar wohlriechend, aber nicht eßbar. — 3, 24. Theophraſt ſpricht von dieſen Aepfeln. Diphilus ſagt: „Die perſi— ſchen Aepfel, welche auch perſiſche Pflaumen [OE ] heißen, haben einen mittelmäßig guten Saft und find nahrhafter als Aepfel. , Athen., Deipn. 3, 25. Juba, König von Mauritanien, ein Mann von hoher Bildung, ſagt, die Orangen [x/roıov] hießen in Afrika Heſperiden-Aepfel ννhον Honeotindy], und fie wären die goldnen Aepfel geweſen, welche Herkules nach Griechenland ge— bracht. — Zur Zeit des Theophraſt und bis auf die Zeit unſrer Großväter hat noch kein Menſch Orangen gegeſſen; ſie wurden da— gegen in Kleiderſchränke gelegt. Athen., Deipn. 3, 27. Aus den Komikern erſieht man, daß der Orangenbaum aus Aſien nach Griechenland verſetzt worden. Athen., Deipn. 3, 28. Daß die Orange ein Mittel gegen Gift iſt, weiß ich von meinem Landsmann, welcher Oberpräſident von Aegypten geweſen. Er hatte einige Verbrecher dazu verurtheilt, im Theater, welches zu Thierkämpfen beſtimmt iſt, von wilden Thieren getödtet zu werden. Als ſie dahin geführt wurden, gab ihnen unter— wegs eine mitleidige Frau eine Orange, die ſie zufällig bei ſich hatte. Die Leute aßen ſie, wurden gleich darauf den wildeſten Beſtien vor— geworfen und auch von Aſpisſchlangen gebiſſen, litten aber gar nicht. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Orangen⸗Pflanzen (Orange). 645 Der Oberpräſident wunderte ſich nicht wenig; und wie er erfuhr, daß ſie eine Orange gegeſſen, ließ er am folgenden Tage dem einen eine Orange geben, dem andren nicht. Beide wurden gebiſſen; jener blieb geſund, dieſer aber ſtarb auf der Stelle. Dieſer Verſuch wurde öfters und immer mit demſelben Erfolge wiederholt. Palla d. de r. r. 4, 10, 11188). Im Monat März nimmt man die Vermehrung des Orangen baums [citri arbor] vor, und zwar auf vierfach verſchiedne Weiſe, nämlich durch Samen, Aeſte, Stecklinge, Keulen. Er liebt einen lockren Boden, ein warmes Klima, fortwährende Näſſe. Will man Samen [granum] legen, fo ver— fährt man ſo: Man gräbt 2 Fuß tief, miſcht Aſche unter die Erde, macht die Beete ſchmal, ſo daß jedes auf beiden Seiten eine Furche hat, in welcher Waſſer laufen kann. Auf dieſen Beeten macht man mit der Hand Gruben von 3 Zoll Tiefe, und legt in jede 3 Kerne ſo, daß ſie an einander liegen und alle die Spitzen nach unten richten. Darauf deckt man ſie mit Erde und begießt ſie täglich. Schneller gedeihen ſie, wenn ſie von langſam rieſelndem Waſſer die nöthige Feuchtigkeit bekommen. Sind die Bäumchen aufgegangen, ſo wird um ſie herum gejätet. Drei Jahr alt können ſie verſetzt werden. — Will man einen Aſt [ramus] pflanzen, jo darf man ihn nicht tiefer als 12 Fuß einſenken, damit ex nicht fault. — Beſſer iſt es, eine Keule [elava] zu pflanzen. Zu dieſem Zwecke nimmt man einen Aſt von der Dicke eines Meſſerſtiels, ſchneidet ihn ellenlang, glättet ihn an beiden Enden, ſchneidet Zweige und Stacheln ab, läßt aber die oberſten Knoſpen unverſehrt, weil ſie wachſen ſollen. Sorgfältige Leute beſtreichen auch beide Enden mit Kuhmiſt, oder verbinden die Enden mit Seegras, oder verſtreichen ſie mit Thon, und ſo wird denn die Keule in gegrabenen Boden gelegt. — Der Steckling [talea] iſt dünner und kürzer als die Keule, wird aber eben ſo eingeſetzt, je— doch ſo, daß er 2 Handbreit über die Oberfläche ragt, während die Keule ganz unter Erde kommt. — Die Orangenbäume brauchen nicht weit von einander gepflanzt zu werden, und werden nicht an andre Bäume gebunden. Sie ſtehn am liebſten an warmen, bewäſſerten, dem Meere nahe gelegenen Stellen. Will man's aber erzwingen, 186) Pallad ius ſchrieb um's Jahr 380 nach Chriſtus, wo, wie wir aus ſeinen Worten erſehen, der Orangenbaum ſchon weiter verbreitet, und die Frucht ſchon ſo weit gebracht war, daß ſie ſüßen Saft enthielt. 646 Botanik der alten Griechen und Römer. daß ſie in einem kalten Klima wachſen ſollen, ſo müſſen ſie von Wänden geſchützt und auf der Südſeite ſtehn, müſſen auch den Winter über eine Decke von Stroh bekommen. — Stecklinge und Keulen können in den wärmſten Gegenden auch im Herbſte geſetzt werden; in kalten habe ich auch ſolche, die im Juli und Auguſt geſetzt und dann täglich bewäſſert worden waren, zu ſtarkem Wachsthum und zum Fruchttragen gebracht. — Man glaubt, die Orange [eitreum] gedeihe beſſer, wenn in ihrer Nähe Kürbiſſe [eucurbita] gepflanzt werden, deren Ranken ſvitis] man auch verbrennt, um eine Aſche zu bekom— men, die dem Orangenbaum willkommen iſt. Um größere Früchte zu erzielen, gräbt man die Erde um den Baum fleißig. Man darf ihm, außer dürren Aeſten, faſt nie etwas abſchneiden. — Man pfropft ihn an warmen Stellen im April, an kalten im Mai, nicht in die Rinde, ſondern in den Stamm ſelbſt, den man über der Wurzel ſpaltet. Man kann Orangenreiſer auch, wie Einige behaupten, auf Birn— und Maulbeerbäume pfropfen, aber man muß dann das Pfropf— reis dadurch ſchützen, daß man ein Körbchen oder Töpfchen darüber anbringt. Martialis ſagt, der Orangenbaum habe in Aſſyrien immer⸗ fort Früchte; dieſelbe Erfahrung habe ich auf meinen in Sardinien und bei Neapel gelegenen Gütern gemacht. Dort iſt Boden und Luft lau, genügend feucht; an den auf dieſen Gütern ſtehenden Bäu— men hängen immer unreife Früchte, wenn reife abgenommen werden, und Blüthen, während die unreifen Früchte wachſen. Man ſagt, das Mark der Orange werde ſüß, wenn man die zu legenden Kerne 3 Tage lang in Honigwaſſer weicht, oder in Schafsmilch, was beſſer iſt. Manche bohren im Monat Februar unten in den Stamm ein ſchiefes Loch, das jedoch auf der andren Seite nicht herauskommt. Aus dieſem laſſen ſie Saft fließen, bis die Früchte ſich bilden; dann füllen fie das Loch mit Lehm, und behaupten, durch dieſes Verfahren werde die Mitte der Orange ſüß. — Die reife Orange hält ſich am Baume hängend faſt das ganze Jahr, und jedenfalls beſſer, als wenn man fie in Gefäße legt. Will man fie pflücken und nachher lange aufbewahren, ſo nimmt man ſie in einer mondloſen Nacht ſo ab, daß noch ein beblättertes Zweigſtück bleibt, und legt jede ſo, daß ſie die andren nicht berührt. Manche Leute legen auch jede Orange einzeln in ein beſondres Gefäß, verſtreichen den Deckel mit Gyps, und ſtellen die Gefäße an einen ſchattigen Ort. Die Meiſten heben ſie in XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Orangen-⸗Pflanzen (Orange). 647 Cederſpänen [cedri scobis] 189), oder in Heckerling oder Spreu auf. Palla d. de r. r. 8, 4, 2. Orangenbaum ſeitrus]; — 14, v. 109. Orange [citreum]. Geopon. 10, 7. Florentinus 190) gibt eine Anweiſung, den Orangen baum [xroov] zu behandeln, ſagt auch, daß die Orange lend g rod zırgiov], wenn fie, bevor fie ausgewachſen, mit einer irdnen oder gläſernen Form umgeben wird, die Form ſo aus— füllt, daß ſie deren Geſtalt bekommt; daß ferner die Orangen ſchwarz werden, wenn man ſie auf einen Apfelbaum pfropft; daß ſie ſich das ganze Jahr gut halten, wenn man ſie mit Gyps überzieht; daß die Pflanze vom Froſte leicht ſtirbt; daß reiche Leute Orangenbäume an nach Süd gerichtete Wände pflanzen, und ſie im Winter zudecken; daß auf Maulbeerbäume [ovxawwvos] gepfropfte Orangen roth werden, und daß fie auch auf Granatbäume [gocd] gepfropft werden können. Geopon. 10, 8. Anatolius 9) ſagt, man vermehre die Orangenbäume nicht bloß durch Stecklinge [ndooakog], fon- dern auch durch Keulen [zoovv7], indem man nämlich ein Aſtſtück mit beiden Enden ſo in die Erde ſteckt, daß es in der Mitte bogen— förmig vorragt, und aus dieſem Bogen treibt dann der junge Stamm empor. Manche nehmen auch Stecklinge, und ſetzen ſie ſo in die Erde, daß das geweſene Unterende nach oben kommt. Geopon. 10, 9. Afrikanus 12) ſagt, um zu bewirken, daß eine Orange, ein Apfel, eine Birne, ein Granatapfel u. ſ. w. die Geſtalt eines Thieres u. ſ. w. annehme, umgebe man dieſes mit Gyps oder Lehm. Sei dieſe Hülle trocken, ſo ſchneide man ſie in 2 Hälften, und brenne fie im Töpferofen 192). In eine ſolche Form ſchließe man die Frucht, wenn ſie die Hälfte ihres Wachsthums erreicht hat. 189) Es find die Späne von Wachholder- und Lebensbäumen gemeint. 190) Florentinus hat um's Jahr 218 nach Chriſtus geſchrieben. 191) Wann Ana tolius gelebt, iſt ungewiß. 102) Julius Afrika nuss, ein Chriſt, lebte zur Zeit des Alexander Severus. 103) Wenn ſie von Lehm iſt. 648 Botanik der alten Griechen und Römer. x. Familie Ahorn⸗Pflanzen, Acereen. 1) Vier Ahornarten. 4) Kretiſcher Ahorn, Acer ereticum, Linné. In Grie⸗ chenland heimiſch, allgemein operdaurı genannt. — 6) Acer ob- tusatum, Kit: Ebenfalls in Griechenland. — )) Bergahorn, Acer Pseudoplatanus, Linné. In Nord-Italien nicht ſelten, jetzt acero, acero fico, acero di montagna genannt. — 90) Spitz⸗ ahorn, Acer platanoides, L. Ebenfalls in Nord-Italien, jetzt acero platanoide, acero riccio genannt. Es iſt anzunehmen, daß die in Griechenland heimiſchen Schrift— ſteller die zwei erſtgenannten Arten meinen, wenn ſie von Ahorn ſprechen, die in Italien heimiſchen die zwei letztgenannten. Theophr., H. pl. 3, 11, 1. Vom Ahorn [op&rdauvog] nehmen Einige zwei Arten an, Andre drei. Man nennt die eine Art Sphendamnos, die andre Zygia [C; die dritte heißt bei den Stagiriten Klinotrochon. Der Unterſchied zwiſchen der Zygia und dem Sphendamnos beſteht darin, daß die erſtere ein gelbes, krauſes Holz hat. Bei beiden Arten ſind die Blätter ſehr groß, haben eben ſolche Einſchnitte wie die der Platane, aber ſie ſind dünner und mehr in die Länge gedehnt. Die Rinde iſt wenig rauher als die der Linde, ziemlich grau, dick, fefter als bei der Pinie [nerve] und unbiegſam. Sie wachſen, wie die Bewohner des Ida ſagen, gern am Waſſer, jedoch nicht häufig. Virgil., Aen. 3, v. 112, Ahorn balken [trabes acernä]; — 8, v. 178, Seſſel aus Ahornholz; — 9, v. 87, Ahornbalken. Pli n. 16, 15, 26. Der Ahorn [acer] wird etwa fo hoch wie die Linde, und aus dem Holze werden ſo ſchöne und feine Arbeiten gefertigt, daß man es für das beſte nach dem des Ge— gliederten Lebensbaums [eitrus] hält. Es gibt mehrere Arten von Ahorn. Der weiße Ahorn, deſſen Holz die weißeſte Farbe hat, heißt der galliſche, und wächſt jenſeit des Po und jenſeit der Alpen. Das Holz eines andren Ahorns zeichnet ſich durch ge— kräuſelte Flecken aus; und ſind dieſe vorzüglich ſchön, ſo heißt es Pfauenholz. Dieſer Ahorn wächſt vorzugsweis in Iſtrien und Rhä— tien. Es gibt auch Ahornholz, das dickgeadert heißt. Athen., Deipn. 2, 32. Es gibt Prachttiſche, deren Tafel aus Ahorn [opErdauvog], deren Beine aus Elfenbein gemacht find. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Kreuzblum⸗, Celaſtrus⸗Pfl. (Pimpernuß). 649 2) Feldahorn, Acer campestre, Linné. — In Griechenland von Fraas nur ſelten und zwar bei Carpenitze (3000 Fuß Meereshöhe) und im arkadiſchen Hochgebirge gefunden. — In ganz Italien häufig, noch jetzt oppio, loppo, acero genannt, und noch jetzt angepflanzt, um Weinſtöcke an ihm empor zu leiten. | Varro de r. r. 1, 8, 3. Bei Mailand zieht man die Wein⸗ ſtöcke an Bäumen empor, welche opulus heißen. Colum. de r. r. 5, 7, 1. Will man den Weinſtock an einem niedrigen, nicht ſtark belaubten Baume emporgehn laſſen, ſo paßt ſich dazu der Feldahorn [opulus]. Co lum. de arb. 16, 1. [Opulus.] v. Familie Krenzblum⸗Pflanzen, Polygaleen. 1) Gattung Kreuzblume, Polygala, Linné. — d) Adrige Kreuzblume, Polygala ve- nulosa, Sibth. Auf den griechiſchen Gebirgen. — 6) Gemeine Kreuzblume, Polygala vulgaris, L. (als deren Abart Polygala amara, L., zu betrachten), häufig in Nord-Italien. Diosc. de m. m. 4, 140. Die Kreuzblume [zoAvyaAor] iſt ein kleiner, ſpannenlanger Strauch mit linſenförmigen Blättern und ziemlich herbem Geſchmack. Genoſſen ſoll das Kraut die Milch ver— mehren. Pilın. 27.12, ©. z. Familie Celaſtrus⸗Pflanzen, Celaſtreen. 1) Pimper nuß, Staphylea pinnata, Linné. — Wächſt in Nord-Italien und wird jetzt pistacchio falso, pistacchio selvatico genannt. Plin. 16, 16, 27. Jenſeit der Alpen wächſt ein Baum, deſſen Holz dem weißen Ahornholz ähnlich iſt; er heißt staphyloden- dron, trägt Hülſen, worin ſich Kerne befinden, die wie Haſel— nüſſe ſchmecken. 2) Pfaffenhütchen. a) Breitblättriges Pfaffenhütchen, Euonymus lati— folia, Scopoli. In Griechenlands nördlichen, höheren Gebirgen, aber ſelten. In Italien ſeltner als das folgende. — 6) Euro— 650 Botanik der alten Griechen und Römer. päiſches Pfaffenhütchen, Euonymus europäa, L. In ganz Italien häufig, evonimo, auch fussaggine, fusaro, berretta da prete genannt. Der jetzt noch in Italien gebräuchliche Name, und die wenig— ſtens ziemlich gut paſſende Beſchreibung bei Theophr. 3, 18, 13 und Plin. 22, 38, deutet darauf hin, daß dieſer Baum unter evw- vufflo und euonymos zu verſtehn. a2. Familie Stechpalm⸗Pflauzen, Aquifolieen. 1) Stechpalme, Ilex Aquifolium, Linné. — In Griechenland jetzt ſehr ſelten; — in Nord⸗Italiens Bergwäldern nicht ſelten, noch jetzt aqui- folio, agrifoglio, alloro spinoso genannt. Plin. 15, 24, 29; 24, 13, 72. [Aquifolium, agrifolium, aquifolia.] b?. Familie Wegdorn⸗Pflanzen, Rhamneen. Der Name ramno hat fi in Italien für den Kreuzdorn, Rhamnus cathartica, L., erhalten. Bei den Alten bezeichnete er wohl ebenfalls Arten der linnéiſchen Gattung Rhamnus, jedoch iſt nicht wohl zu beſtimmen, welche Arten Diosc. 1, 119, Plin. 24, 14, 76 unter oaduvos und rhamnus verſtanden. Was Theo- phrast. 1, 9, 4 und 3, 18, 3 vom Rhamnos mit immergrünen Blättern ſagt, kann ſich auf Rhamnus oleoides, L., beziehn. 1) Färber⸗Wegdorn, Rhamnus infectoria, Linné. — Wächſt in Griechenland und Italien. Diosc. de m. m. 1, 132. Der Färber⸗-Wegdorn Av- zıov], welcher auch Pyxakantha genannt wird, ift ein dorniger Baum mit vielen Blättern, welche denen des Buchsbaums ähnlich ſind. Die Frucht iſt dem Pfeffer [rezeoı] ähnlich, ſchwarz und bitter. Der Baum wächſt in Kappadocien, Lycien und andren Ländern. Man gewinnt einen Saft aus den Wurzeln und dem übrigen Baume, einen andren aus den Früchten. Der beſte Saft brennt, ſo wie man ihn anzündet. Er wird als Arznei gebraucht. Plin. 24, 14, 76. [Lyecium.] XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Stechpalm⸗, Wegdorn⸗Pfl. (Wegdorn). 651 2) Alatern⸗Wegdorn, Rhamnus Alaternus, Linné. — In Griechenland wild, jetzt guhkizı; — in Italien ebenfalls wild, jest alaterno. Theophr., H. pl. 1, 9, 3; 5, 6, 2. [Olen Colum. de r. r. 7, 6, 1. [Alaternus.] Pli n. 16, 26, 45. [Alaternus.] 3) Paliurus⸗Wegdorn, Rhamnus Paliurus, Linné (Zizyphus Paliurus, Willd., Pali- urus australis, Gärtner). — In Griechenland häufig, jetzt noch ιτννq,˖j9t; — in Italien ebenfalls häufig, auch wegen der ſtarken Dornen zu Zäunen gebraucht, jetzt paliuro, marruca, marruca nera. Theophr., H. pl. 3, 18, 1. adiovgog. Virgil., Eclog. 5, v. 39. [Paliurus spinis acutis.] Diosc. de m. m. 1, 121. Der Paliurus [ruklovoog] ift ein allgemein bekannter, dorniger Strauch, deſſen Samen ölig wie Leinſamen iſt und als Arznei gebraucht wird. Plin. 13, 19, 33; 16, 30, 53; 24, 13, 71. [Paliurus.] Athen., Deipn. 14, 62 (p. 362, ed. Schweigh.). [Kör- va905, nrak10V00g.) 4) Judendorn, Rhamnus Zizyphus, Linné (Zizyphus vulgaris, Lam.). — Stammt aus Syrien, wird in Griechenland und Italien kul⸗ tivirt, iſt in beiden auch verwildert, vielleicht auch urſprünglich wild. Der wilde iſt in Griechenland nur ein Strauch, der zahme in Gärten ein Baum. Die Früchte des zahmen werden friſch und getrocknet ge⸗ geſſen. In Griechenland heißt der Baum jetzt rirZvugvid, die Frucht rer guq˙iα; in Italien der Baum giuggiolo, die Frucht giuggiula; bei Verona heißt die Frucht zizola und zinzola. Colum. de r. r. 9, 4, 3. [Ziziphus.] Plin. 15, 14, 14. Den Judendorn [ziziphon] hat Sertus Papinius, den ich als Konſul geſehn habe, in den letzten Jahren des Kaiſers Auguſtus aus Syrien gebracht und im Lager angepflanzt. Die Früchte ſind mehr wie Beeren als wie Aepfel; der Baum kann mit ſeinem dichten Laube zur Zierde dienen. Palla d. de r. r. 1, 37, 2; 5, 4. Der Judendorn |zi- ziphum] wird an warmen Stellen im April gepflanzt, an kalten im Mai oder Juni. Er liebt Wärme und Sonne. Man vermehrt ihn 652 Botanik der alten Griechen und Römer. durch Kerne [os], Stecklinge [stipes] und bewurzelte Stämmchen [planta]. Legt man Kerne, jo thut man deren 3 zuſammen in eine kleine Grube, legt unter und über ſie Miſt und Aſche, und jätet, wenn die Bäumchen aufgegangen find. Uebrigens darf die Erde nicht gar fett fein. Im Winter legt man gern um den Stamm des Juden— dorns Steine, und thut ſie im Sommer wieder weg. Wird der Baum traurig, ſo kratzt man ihn mit einer eiſernen Striegel ab, oder düngt die Wurzeln mäßig mit Kuhmiſt. Die reifen Früchte [ziziphum] kann man in einem irdnen Gefäße aufbewahren, deſſen Deckel mit Gyps aufgeklebt iſt, und das an einem trocknen Orte ſteht. Man hebt ſie auch auf, nachdem man ſie mit altem Wein benetzt hat, oder ſchneidet ſie mit ihren Aeſten ab, oder wickelt ſie in ihre eignen Blätter und hängt ſie ſo auf. Geopon. 10, 3, 4. [Zilvgor.] 5) Lotos-Wegdorn, Rhamnus Lotos, Linné (Zizyphus Lotos, W.). — Wächſt in Nord-Afrika, hat ſüße, eßbare Früchte. Homer., Odyss. 1, v. 84. Als Odyſſeus an der Küſte der Lotophagen landete, wurden die Leute, welche er ausfandte, freund— lich aufgenommen, mit den ſüßen Früchten des Lotos [Awrog] be— wirthet, und befanden ſich dabei ſo wohl, daß ſie nicht wieder zum Schiffe zurückkehren, ſondern für Zeit und Ewigkeit bei den Loto— phagen bleiben wollten. Sie mußten mit Gewalt zum Schiffe ge— bracht werden, kamen jammernd dort an, und wurden, damit ſie nicht entweichen könnten, an die Ruderbänke feſtgebunden. Herodot. 4, 177. In Libyen wohnen die Lotophagen auf der Landzunge, welche vom Lande der Gindaner aus ſich in's Meer erſtreckt. Ihre einzige Speiſe iſt die Frucht des Lotos [Awrog]; ſie iſt ſo groß wie die des Maſtixbaums (os, und ſchmeckt ſo ſüß wie Datteln. Die Lotophagen machen auch Wein aus dieſer Frucht. 5 Theophr., H. pl. 4, 3, 1. Die Frucht einer Art Lotos hat die Größe einer Bohne, ändert beim Reifen ihre Farbe, wächſt im Lande der Lotophagen, ſchmeckt ſüß und lieblich, iſt der Ge— ſundheit zuträglich. Es gibt auch eine Sorte ohne Kern. Man macht auch Wein aus der Frucht. Im Lande der Lotophagen iſt der Baum häufig und trägt reichlich; ja das Heer des Ophellas ſoll, XXXVIII. Kl. Lappenfeim- Pflanzen. Fam. Wolfsmilh-Pfl. (Wolfsmilch). 653 wie es gegen Karthago zog, und andre Lebensmittel fehlten, mehrere Tage von der Lotosfrucht gelebt haben. EHu, 7). Athen., Deipn. 14, 65. Ueber den afrikaniſchen Lotos Awrös] ſagt der Megapolit Polybius ziemlich Daſſelbe wie Herodot, nämlich: „Es iſt ein rauher, dorniger Baum von geringer Höhe. Das Blatt ift blaßgrün, dem des Rham nus ähnlich. Die Früchte ſind anfangs etwa ſo gefärbt und ſo groß wie weiße Myrtenbeeren; bei der Reife werden ſie ſcharlachroth und faſt ſo groß wie runde Oliven. Man ſammelt die reifen Früchte, ſtampft ſie mit Graupen zuſammen, und drückt fie in- Gefäße ein, um das Geſinde damit zu ſpeiſen; theils macht man ſie für freie Leute eben ſo zurecht, nimmt aber vorher den Kern heraus. Dieſe Speiſe ſchmeckt faſt wie Fei— gen und Datteln, riecht aber noch lieblicher. Man macht auch einen angenehm ſchmeckenden Wein aus dieſen Früchten; er wird ohne Zuſatz von Waſſer getrunken, dauert aber nicht über 10 Tage; deswegen macht man öfters neuen. Es wird auch Eſſig aus der Lotosfrucht bereitet.“ 02. Familie Wolfsmilch⸗Pflanzen, Euphorbieen. 1) Characias-Wolfsmilch, Euphorbia Characias, Linné. — In Griechenland und Ita- lien heimiſch, in letzterem noch jetzt caracia und titimalo caracıa genannt. Theophr., H. pl. 9, 11, 7. [Tı9duoidog . Diosc. de m. m. 4,162. Characias-Wolfsmild 79 ανν)οeα yaoozios), auch männlicher Tithymalos, Kometes, Amygda— loeides und Kobios genannt. Plin. 26, 8, 39. [Characias.] 2) Myrtenblättrige Wolfsmilch, Euphorbia Myrsinites, Linné. — In Griechenland und Ita— lien heimiſch. Theophr., H. pl. 9, 11, 9. [Mverirng r ονν]ꝛeg.] Diosc. de m. m. 4, 162. Der weibliche Tithymalos, wel— cher auch Myrſinites und Karyites heißt. 194) Siehe bei Celtis australis. 654 Botanik der alten Griechen und Römer. Pli n. 26, 8, 40. [Tithymalus myrtites, caryites.] 3) Strand-Wolfsmilch, Euphorbia Paralias, Linné. — In Griechenland und Ita— lien heimiſch. Theophr., H. pl. 9, 11,7. [Tı9vuordog πuνοẽOͤ̃οαm. Diosc. de m. m. 4, 162. Die Strand-Wolfsmilch [rıIUuoddog agorıog] wird auch Tithymallis und Mekon genannt. Plin. 26, 8, 41. [Paralios.] 4) Schirm-Wolfsmilch, Euphorbia Helioscopia, Linné. — In Griechenland und Italien häufig, in letzterem jetzt noch titimalo elioscopio, auch erba calenzola, erba rogna genannt. Dios c. de m. m. 4, 162. T. ιννqον νννοõẽù“,ͤ]⁴ꝶᷓ og. Plin. 26, 8, 42. [Helioscopion.] 5) Cypreſſen-Wolfsmilch, Euphorbia Cyparissias, Linné. — Im nördlichen Grieden- land; — in ganz Italien häufig, daſelbſt noch titimalo cipres- sino genannt. Diosc. de m. m. 4, 162. [TıIvuorAog zunagıooiag.] Plin. 26, 8, 43. [Cyparissios.] 6) Baum-Wolfsmild, Euphorbia dendroides, Linné. — In Griechenland und Ita— lien an einzelnen Stellen. Diosc. de m. m. 4, 162. T. Oννννο Öerdgosudng.] Plin. 26, 8, 45. [Dendroeides.] 7) Flachblättrige Wolfsmilch, Euphorbia platyphylla, Linné. — In Griechenland und Italien. Dios c. de m. m. 4, 162. T.) ον nAarvpvlAog.| Plin. 26, 8, 44. [Platyphyllos, corymbites, amygdalites.] 8) Euphorbia Chamäsyce, Linné. In Griechenland und Italien. In Griechenland, nach Sibthorp, noch jetzt gaumıovan. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Wolfsmilch⸗Pfl. (Wolfsmilch). 655 Diosc. de m. m. 4, 167. [Xauaovxn.] Plin. 24, 15, 83. [Chamäsyce.] 9 Euphorbia Lathyris, Linné. In Italien; daſelbſt jetzt catapuzia, cacapuzza genannt. Diosc. de m. m. 4, 164. Had vols. Plin. 27, 11, 71. [Lathyris.] 10) Euphorbia Apios, Linne. In Griechenland. f Diosc. de m. m. 4, 174. Amiog, loyd, gauaıßaıavos, 0087, d,, Awößworic.] 11) Euphorbia Pityusa, Linné. In Nord⸗Italien. Diosc. de m. m. 4, 163. Die Pityuſa [mızVovoo] heißt auch Klema, Krambion, Paralion, Kanopikon. Plin. 24, 6, 21. [Pityusa.] 12) Garten-Wolfsmilch, Euphorbia Peplus, Linné. — In Griechenland und Ita— lien. In letzterem heißt fie jetzt fico d’inferno, rogna. Diosc. de m. m. 4, 165. Die Garten-Wolfsmilch Imerrog] heißt auch Syke 195) und Mekon aphrodes 196). Plin. 27, 12, 93. [Peplos.] 13) Euphorbia Peplis, Linné. In Griechenland und Italien in der Nähe des Meeres. Diosc. de m. m. 4, 166. Die Peplis nene] heißt auch Andrachne agria 197), bei Hippokrates Peplion, wächſt vorzugsweis in der Nähe des Meeres. Plin. 20, 20, 81. [Porcillaca, quam peplin vocant.] 14) Euphorbia spinos a, Linné. In Griechenland und Italien. Theophr., H. pl. 6, 5, 1; 9, 15, 6. [Trnögvor, in- eg. 195) D. h. Feige, wie fie jetzt noch fico, Feige, heißt. 196) D. h. Schaumiger Mohn. — 197) D. h. wilder Portulak. 656 Botanik der alten Griechen und Römer. Diosc. de m. m. 4, 159. [ITrngoags.] Plin. 21, 15, 54; 22, 12, 14. [Hippophaös, auch hippo- phyes geſchrieben.] 15) Gebräuchliche Wolfsmilch, Euphorbia officinarum, Linné. — Wächſt in Afrika, wird bis 4 Fuß hoch und armsdick, liefert nebſt einigen andren Wolfsmilch— arten der heißen Zone das heftig wirkende Euphorbienharz, welches der erhärtete Milchſaft iſt. Diosc. de m. m. 3, 86. Das Euphorbion [eöpdoßıor] wächſt auf dem Atlas in Mauruſien 198), ſtrotzt von einem ſehr ſcharfen Milchſaft, welchen die Eingebornen nicht ohne Furcht ſam— meln. Sie binden den gereinigten Magen eines Schafes an den Baum, ſtechen dann von fern mit einer Lanze Löcher in den Stamm, und der Milchſaft fließt gleich, wie aus einem Gefäße, reichlich her— vorquellend, in den Magen, dann auch auf die Erde. Es kommen zwei Sorten dieſes Saftes in Handel; die eine iſt durchſcheinend wie Sarkokolla 199), in erbſengroßen Stücken, die andre iſt in den Mägen, feſt, und ſieht aus wie Glas. Man verfälſcht die Maſſe mit Sarkokolla und mit Leim. Das unverfälſchte erkennt man an ſeiner Durchſichtigkeit und an dem ſcharfen Geſchmack; aber die Unter— ſuchung iſt keineswegs angenehm, denn ſo wie es nur die Zunge be— rührt, ſo brennt es lange und ſo arg im Munde, daß Alles, was man ferner in den Mund bringt, wie Euphorbium ſchmeckt. Uebri— gens iſt es eine ausgemachte Sache, daß das Euphorbium unter der Regierung des Juba in Gebrauch gekommen; es wird äußerlich und innerlich angewandt. Plin. 25, 7, 38. Zur Zeit unfrer Väter hat Juba, König von Mauritanien, eine Pflanze entdeckt und nach dem Namen ſeines Arztes Euphorbia [euphorbia, auch euphorbea geſchrieben] ge— nannt. Dieſer Euphorbos war der Bruder des Arztes Muſa, wel— cher einmal dem Kaiſer Auguſtus das Leben gerettet hat. Von Juba beſitzen wir ein ganzes Buch über die Euphorbia, worin ſie hoch geprieſen wird, u. ſ. w. 16) Einjähriges Bingelkraut, Mercurialis annua, Linné. — In Griechenland häufig, seit 198) Mauritanien. — 199) Von Penäa Sarcocolla, Berg. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. F. Wolfsmilch⸗Pfl. (Wunderbaum). 657 oxvAAolayovov und oxapoAdyarov; — in Italien ſehr häufig, noch jetzt mercuriale, mercorella genannt. Diosc. de m. m. 4, 188. Das Bingelkraut [Ae orig] heißt auch Parthenion, Hermu botanion 200), kann als Gemüſe gegeſſen werden. Plin. 25, 5, 18. Das Bingelkraut [linozostis] heißt auch Parthenion, iſt von Merkur entdeckt worden, und heißt des— wegen bei den Griechen Hermupoa, bei den Römern mercurialis, u. ſ. w. 17) Wunderbaum, Ricinus communis, Linné. — Stammt aus Süd-⸗Aſien, wird in Griechenland und Italien in Gärten, in Italien auch auf Fel- dern kultivirt und jetzt noch rieino, ricino commune genannt. — Sowohl der altgriechiſche Name xoorwv als der lateiniſche ricinus bedeutet urſprünglich Hundszecke (Holzbock), Acarus Ricinus, Linné, weil die reifen Samen einem ſolchen Holzbock, der ſich recht gehörig voll Blut geſogen hat, täuſchend ähnlich ſehn. Herodot. 2, 94. Das Oel, welches die im Marſchland wohnenden Aegyptier gebrauchen, wird aus der Frucht des Wunder— baums [ouAAıxvzoıov] gewonnen, welchen fie Kiki [x] nennen. Sie ſäen den Wunderbaum, welcher in Griechenland von ſelbſt wild 20) wächſt. Dieſer trägt ſeine übel riechenden Früchte ſehr reichlich. Sie werden geſammelt, geſtampft, gepreßt, oder geröſtet, und dann gekocht. So fließt das Oel aus, welches eben ſo gut wie Olivenöl in der Lampe brennt, aber vielen Rauch macht. Theophr., H. pl. 1, 10, 1. [Keorwr.] Nicander, Ther. v. 676. [Koorwv.] Strabo 17, 2. In Aegypten wird der Wunderbaum [zi2ı] auf Feldern gebaut. Er gibt Oel, das faft überall den Land— leuten zum Brennen, und ärmeren Leuten, ſowohl Männern als Wei— bern, zum Salben dient. Diosc. de m. m. 1, 38. Das Ricinus bl αάνο ννjð u wird folgendermaßen gewonnen: Man nimmt die reifen Samen [zodrw»], trocknet fie in der Sonne, bis ihre Schale abfällt; dann wirft man ſie, ohne die Schale, in einen Mörſer, ſtößt ſie ſorgfältig, thut ſie in einen mit Waſſer gefüllten, verzinnten Keſſel und kocht ſie. 200) D. h. Merkurskraut, mercurialis. — 201) 2 42 658 Botanik der alten Griechen und Römer. So geben ſie ihr Oel von ſich, es ſchwimmt auf dem Waſſer und wird abgeſchöpft. — Die Aegyptier, welche deſſen mehr gebrauchen, verfahren anders: Sie reinigen die Samen gut, mahlen ſie dann auf einer Mühle und preſſen das Mehl aus. Die Samen des Wunder— baums ſind übrigens reif, wenn ſie ſich leicht von der ſie umgebenden Kapſel trennen. Das Oel wird äußerlich und innerlich gebraucht. Diosc. de m. m. 4, 161. Der Wun derbaum [x] heißt auch Kroton, wildes Seſamon, cypriſches Seſeli. Der Name Kroton kommt von der Aehnlichkeit mit dem Thier, welches Kro— ton 202) heißt. Der Baum hat die Geſtalt eines kleinen Feigen— baums, Blätter wie die Platane, aber größer, glatter und dunkler; Stamm und Aeſte ſind hohl wie Rohr; die Samen ſitzen in rauhen Trauben, und ſehen, wenn ſie aus der Kapſel kommen, wie Holzböcke aus. Das aus ihnen gewonnene Oel taugt nicht zu Speiſe, wohl aber für Lampen und Pflaſter. Plin. 15, 7, 7; 23, 4, 41. [Ricinus, cici.] 18) Buchsbaum, Buxus sempervirens, Linné. — Im nördlichen Griechenland heimiſch, jetzt zvsaoı; — in Italien theils wild, theils und zwar häufig in Gärten und Parks, jetzt bosso und busso. Homer., Il. 24, 269. Das Joch der Maulthiere des Pria- mus war von Buchsbaum [ndEwor Cvyov) und mit ſchönen Rin⸗ gen geziert. Theophr., H. pl. 3, 15, 5. Der Buchsbaum [rv£og] wird nicht bedeutend groß, ſeine Blätter ſehn aus wie die der Myrte. Er wächſt an kalten, rauhen Stellen, wie am eytoriſchen Gebirge 205), wo er in größter Menge zu finden, ferner am macedoniſchen Olymp, wo er klein bleibt; der größte und ſchönſte wächſt auf Cyrnos 204); dort hat auch der Honig den unangenehmen Buchsbaum-Geruch. Virgil., Georgic. 2, v. 448. Das Buchsbaumholz läßt ſich gut mit dem Meißel bearbeiten [torno rasile buxum|]. Virgil., Aen. 7, v. 382. Der Buchsbaumkreiſel [volubile buxum] tanzt flott unter Peitſchenhieben. Ovi d., Metam. 14, v. 537. Die Triller der Buchs baum⸗— flöte. 202) Holzbock. — 203) In Paphlagonien. — 20%) Korſika. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Wolfsmilch⸗Pfl. (Buchsbaum). 659 Ovi d., Fast. 6, v. 229. Das Haar wird mit dem Bud 8- baum kamme gekämmt. Ovi d., Fast. 6, v. 695. Minerva hat zuerſt aus Buch s— baumholz, das ſie mit Löchern durchbohrte, die Flöte gemacht. Colum. de r. r. 7, 8, 7. Dem Käſe gibt man die Geſtalt entweder durch die Hand, oder durch Formen von Buchs baum— holz [buxea formal. Plin. 16, 16, 28. Das Holz des Buchs baums zeichnet ſich durch Härte aus und wird hoch geſchätzt, obgleich es nur ſelten und nur an den Wurzeln Maſern hat. Es reißt nicht, iſt ſehr hart und hat eine ſchöne helle Farbe. Man unterſcheidet drei Sorten: die galliſche, welche hoch und ſchlank wächſt, wenn man ſie zu Pyramiden zieht; das Oleaſtrum, welches unbrauchbar und von üblem Geruch iſt; die einheimiſche, welche wahrſcheinlich die in Gärten veredelte wilde Sorte iſt. Sie iſt immergrün, läßt ſich zu dichten Wänden ziehn und gut beſchneiden. — Der Buchsbaum wächſt häufig auf den Pyrenäen, auf den cytoriſchen Gebirgen, auch in der Umgegend von Berecyntus 205). In Korſika wird er am dickſten, aber ſeine Blüthe macht dort den Honig bitter. Kein Thier frißt den Samen des Buchsbaums. Er gedeiht an kalten und an ſonnigen Stellen, gibt ſchlechte Flamme und ſchlechte Kohlen. Plin. 16, 40, 76. Ebenholz und Buchs baumholz ſind die dichteſten und ſchwerſten Hölzer, ſinken auch beide im Waſſer. Martial., Epigr. 3, 58, v. 3. Beſchnittnes Buchsbaum— gebüſch ſtonsile buxetum]. Firmicus, Math. 8, 10. Buchsbaum wird ſo beſchnit— ten, daß er die Geſtalt großer Thiere annimmt. Claudianus de raptu Proserpinä 3, 130. Blaſ' ich in die Buchs baumflöte [buxos inflare], fo ſtöhnt fie ein Sterbelied. Geopon. 11, 9. Buchsbaum [nd£og] wird vermehrt durch Stücke, die mit den Wurzeln abgeriſſen find [purevern g ünoon®- qc], ferner aus Keulen [x000v7] ) und Zweigen [azosuwr]. Man pflanzt ihn nach Mitte Novembers. Da er immergrün [aedarng] iſt, ſo liebt er feuchte Stellen. 205) In Phrygien. 206) Dicken Stecklingen. 42 * 660 Botanik der alten Griechen und Römer. d?. Familie Balſam⸗Pflanzen, Terebintheen. 1) Maſtixbaum (Lentiſkus), Pistacia Lentiscus, Linné. — In Griechenland häufig, o genannt; — in Iſtrien; in Italien z. B. bei Nizza. — Gibt auf der griechiſchen Inſel Chios, aber nicht auf dem Feſtland, das Maſtix-Harz, welches jetzt in Italien mastice und mastico heißt; der Baum ſelbſt heißt dort lentiscio, lentischio. Colum. de r. r. 9, 4, 3. Der Maſtixbaum [lentiscus] wächſt wild, und gibt den Bienen viel Honig. Dios c. de m. m. 1, 50 u. 51. Das Lentiſkusöl [Au oybvıwov] wird ungefähr wie Lorbeeröl aus der reifen Frucht ge— macht, und gegen die Räude der Laſtthiere und Hunde u. ſ. w. ge— braucht. — Das Maſtixöl [EAnıov uooriywor] wird aus geriebnem Maſtixharz bereitet und als Arznei gebraucht. Das beſte kommt von der Inſel Chios. Dios c. de m. m. 1, 89. Der Maſtixbaum [oywog] iſt allgemein bekannt, und hat in allen ſeinen Theilen zuſammenziehende Eigenſchaften. Man preßt auch den Saft aus ihm und kocht ihn bis zur Honigdicke ein. Auch aus der Frucht gewinnt man ein zu- ſammenziehendes Oel; die jungen Zweige dienen, ſtatt Rohres, zu Zahnſtochern. Diosc. de m. m. 1, 90. Das Maſtixharz lo -ν)s oxı- vivn), welches aus dem Maſtixbaum gewonnen wird, heißt auch Maſtiche [uaoriyn], dient als Arznei, als Zahnpulver, wird auch in die Haut des Geſichtes gerieben, um ihr Glanz zu geben. Gekaut macht es den Athem angenehm und zieht das Zahnfleiſch zuſammen. Das beſte und meiſte liefert die Inſel Chios; ſolches iſt glänzend, hat die weiße Farbe des tyrrheniſchen Wachſes, iſt zerreiblich, wohl— riechend. Das grüne iſt ſchlechter. Die Verfälſchung geſchieht mit Weihrauch und Zapfenharz. Plin. 12, 17, 36. Es gibt verſchiedne Sorten von Maſtix [mastiche]; am höchſten wird der weiße von Chios geſchätzt, wovon das Pfund 20 Denare koſtet, während der dunkelfarbige nur 12 gilt. Der Maſtix von Chios ſoll wie ein Gummi aus dem Maftir- baum [lentiscus] kommen. Plin. 23, 4, 45. Lentiſkus öl. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Balſam⸗Pfl. Maftirbaum, Piſtazie). 661 Plin. 24, 7, 28. Der Lentiſkus und die aus ihm gewon— nene Maſtiche find vielfach in arzneilichem Gebrauch. Ich weiß auch, daß der Arzt Demokrates der Conſidia, Tochter des Konſularen Mar— cus Servilius, gerathen, Milch von Ziegen zu trinken, die mit Len— tiffus gefüttert wurden, und daß der Erfolg günſtig war. Palla d. de r. r. 2, 20. Lentiſkusöl [lentiscnum oleum] wird folgendermaßen bereitet: Man ſammelt ſo viel reife Samen des Lentiſkus als möglich, läßt fie einen Tag und eine Nacht auf einem Haufen liegen, thut ſie dann in einen Korb, befeſtigt dieſen über einem Gefäß, gießt heißes Waſſer auf die Kerne, ſtößt ſie und preßt ſie aus. Von der Flüſſigkeit, die aus dem Korbe ge— floſſen iſt, ſchöpft man das Oel ab. Bei der Arbeit ſelbſt muß man oft heißes Waſſer nachgießen, damit das Oel flüſſig bleibt. 2) Wahre Piſtazie, Pistacia vera, Linné. — Stammt aus Süd-Aſien, wird ſeit alter Zeit in Süd⸗Europa kultivirt. Heißt jetzt in Griechenland piordzıa und Vr di, in Italien pistacchio, pistacchio verde. — Ein ähnlicher Baum, vielleicht nur Abart, Pistacia trifolia, L., wächſt auf Sicilien wild, heißt pistacchio giallo. Theophr., H. pl. 4, 4, 7. In Indien wächſt ein Baum, welcher dem Terpenthinbaum ähnlich iſt, deſſen Früchte aber wie Mandeln ſind. Er ſoll auch in Baktriana wachſen, die Früchte ſollen beſſer als Mandeln ſchmecken und werden deswegen dort lieber gebraucht als dieſe. Nicander, Ther. v. 891. [Ikorazıa.) Diosc. de m. m. 1, 177. Die Piſtaziennüſſe ord- ron, welche in Syrien wachſen, find den Piniennüſſen [oroo- Hino] ähnlich und bekommen dem Magen gut. Plin. 13, 5, 10. Unter den Bäumen Syriens iſt der, wel— cher die bekannten Piſtaziennüſſe [pistacium] trägt. Plin. 15, 23, 24. Die Piſtazien hat Vitellius zuerſt nach Italien, und Flaccus Pompejus, ein römiſcher Ritter, welcher mit Vitellius Kriegsdienſte that, nach Spanien gebracht. Pli n. 23, 8, 78. Die Piſtaziennüſſe werden wie Pinien- nüſſe gebraucht. Galen. de alim. facult. 2, 30. Die Piſtaziennüſſe [morazıov]) wachſen bei Alexandria in Aegypten, aber noch weit 662 Botanik der alten Griechen und Römer. häufiger bei der Stadt Berrhöa in Syrien. Sie geben wenig Nah— rung, ſind aber geſund. Athen., Deipn. 14, 61. Die Piſtazie heißt Pſittakion, Phittakion, Biſtakion, Piſtakion. Palla d. de r. r. 11, 12, 3. Die Piſtaziennüſſe [pi- stacium] werden im Oktober gelegt. Man wählt einen warmen, ſonnigen Platz, der feucht iſt oder bewäſſert werden kann. Geopon. 10, 12. Die Piſtazien [wırraxıov] werden um den erſten April geſät; zu derſelben Zeit pfropft man ſie auch, und zwar theils auf Piſtazien, theils auf Terpenthinbäume, theils auch, wie ich glaube, auf Mandeln. Paxamus gibt auch Anleitung, wie man fie durch Ableger [udozevuo] vermehren ſoll. 3) Terpenthinbaum (Terebinthe), Pistacia Terebinthus, Linné. — In Griechen⸗ land häufig wild, jetzt rereuwdog und xoxxogerla; — in Ita⸗ lien ebenfalls häufig wild, jetzt terebinto, cornocapra genannt. Theophr., H. pl. 3, 15, 3. Vom Terpenthinbaum re,] og] nennt man die eine Sorte männlich, die andre weiblich. Am Ida und in Macedonien iſt der Baum klein und ſtrauchartig; bei Damaſkus in Syrien ift er aber groß und ſchön. Es ſoll dort ein Berg ſein, der ganz mit Terpenthinbäumen beſtanden iſt. Das Holz iſt zäh, die Wurzeln ſind ſtark und gehn tief. Die Blüthe iſt der des Oelbaums ähnlich, aber roth. Außer der Frucht trägt der Baum auch Gallen, worin kleine Thierchen wohnen. In dieſen ſteckt eine harzige Feuchtigkeit, die man jedoch nicht ſammelt; man gewinnt das Harz aus dem Holze. Die Frucht gibt nicht viel Harz. Virgil., Aen. 10, v. 136. [Terebinthus.] Diosc. de m. m. 1, 50; 1, 91. Das Terebinthenöl [regsfivduvov Eoıov] wird eben fo bereitet wie das Lentiſkusöl. — Die Terebinthe [reouwdog] iſt ein allgemein bekannter Baum; Blätter, Früchte und Rinde haben die Eigenſchaft wie die des Len— tiſkus [oho]; die Frucht iſt eßbar, aber dem Magen ſchädlich. Das Harz des Baumes wird aus dem Steinigen Arabien gebracht, aber auch in Judäa, Syrien, Libyen, auf Cypern und den Cykladen gewonnen. Man gibt dem durchſichtigen, farbloſen, jedoch etwas bläulichen, wohlriechenden den Vorzug, auch muß es den ächten Ter— penthingeruch haben. Das Terpenthinharz [oyrivn reouwshn] iſt XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Balſam⸗Pfl. (Sumach, Weihrauchbaum). 663 das allerbeſte Harz; nach ihm folgt das vom Lentiſkus, dann das von der Pinie und Tanne. Die Harze werden innerlich und in Pflaſtern vielfach angewandt. Plin. 13, 6, 12; 24, 6, 18. [Terebinthos.] 4) Öerber-Sumad, Rhus Coriaria, Linné. — In Griechenland wild, jetzt go und Avoooxkada; — auf den Apenninen häufig, ru und som- maco genannt. Theophr., H. pl. 3, 18, 5. [Poss] Diosc. de m. m. 1, 147. Der Rhus [6 ooös], welchen man auf Speifen ſtreut, ift der Samen des Gerber-Sumachs [7 Hog Bvgoodayızn], welcher feinen Namen davon hat, daß er zum Gerben dient. Es iſt ein kleiner, auf Felſen wachſender, etwa 2 Ellen hoher Strauch, der auch vielfach als Arznei dient. Plin. 13, 6, 13; 24, 11, 54 u. 55. Mit dem griechiſchen Namen rhus bezeichnet man den Gerber-Sumach [frutex cori- arius], deſſen trockne Blätter zum Gerben dienen. Die Aerzte ge— brauchen auch dieſe Blätter [rhoicum folium] zu allerlei Zwecken. Den Samen dieſes Strauches nennt man rhus erythros; er zieht zuſammen, kühlt, und wird wie Salz auf Speiſen geſtreut. 5) Perücken-Sumach, Rhus Cotinus, Linné. — In Griechenland häufig, jetzt yıroio govoosvVAovr ; — in Italien ebenfalls häufig, cotino, scotano. Theophr., H. pl. 3, 16, 6. Der Perücken⸗Sumach [xoxzuy&a] iſt ein kleiner Baum, deſſen Frucht die merkwürdige Eigen— ſchaft hat, daß ſie mit federartigen Anhängſeln wegfliegt. Pli n. 13, 22, 41. [Coccygia.] 6) Weihrauchbaum, Amyris serrata (Boswellia serrata, Roxb.), ein anſehnlicher Baum Indiens, welcher den indiſchen Weihrauch liefert. Wenn bei den Alten von den Reichthümern der Sabäer, von Weihrauch, Myrrhe, Balſam, Zimmt und Kaſſia, die das Sabäer⸗Land erzeugt, die Rede iſt, fo muß man ſich unter dieſem Lande die ganze Südweſtſpitze Arabiens mit den, zum Theil ſehr wichtigen, Handelsplätzen Muza, Ocelis, Arabia eudaimon, Adana 664 Botanik der alten Griechen und Römer. und Kane denken. Auch jetzt liefert jenes Land, das ſogenannte Glückliche Arabien, Myrrhen und Balſam in Menge. Was der Weihrauch geweſen, den es den alten Griechen und Römern ge— liefert, wiſſen wir nicht. — Iſt von Zimmt und Kaſſia aus dem Land der Sabäer die Rede, ſo kann man, da Dergleichen jetzt dort nicht wächſt, denken, dieſe Stoffe ſeien von den Sabäern für hei— miſche Waare eingetauſcht und dann weiter verhandelt worden. Herodot. 3, 97. Die Araber lieferten alljährlich dem Perſer— könig eintauſend Talente Weihrauch [Aıßavwrög]. Herodot. 3, 107. Die Weihrauchbäume [d&vdoeor Jıßavwropogov] in Arabien werden von vielen kleinen, geflügelten Schlangen bewacht. Wollen nun die Leute den Weihrauch ſammeln, jo müſſen fie erſt Storax [orsoas] anbrennen, um die gefährlichen Thiere durch den Dampf zu vertreiben. Theophr., H. pl. 9, 4, 1. Weihrauch [Aıßarwrog], Myrrhe [oudern) und Balſam [Pdroauov]| werden durch Ein- ſchnitte gewonnen, oder quellen von ſelbſt hervor. — Weihrauch . Bißoros), Myrrhe, Kaſſia und Zimmt kommen aus Arabien, und zwar aus der Umgegend von Saba, Adramyta, Kitibaina und Mamali. Weihrauch- und Myrrhenbäume wachſen theils auf dem Gebirge wild, theils auf eignen Feldern am Fuße der Berge kultivirt. Der Weihrauch baum [Aıßorwroö deοοον] fol nur etwa 5 Ellen hoch und ſehr äſtig ſein. Das Blatt ſoll dem des Birnbaums ähnlich ſein, aber viel kleiner und ſehr grün; die Rinde ſoll fo glatt wie beim Lorbeer fein. — Der Myrrhenbaum [louvovo] iſt noch kleiner und ſtrauchartiger, der Stamm ſoll hart, an der Erde hin und her gebogen und dicker als ein Unterſchenkel ſein. Andre beſchreiben dieſe Bäume anders. Seefahrer, welche das Gebirge geſehn haben, berichten, die Bäume ſeien dort durch Ein— ſchnitte verwundet, die Tropfen fielen theils herab und blieben theils am Baume kleben. Man breite aus Baumblättern geflochtene Matten unter, oder ſtampfe den Boden feſt. Der Weihrauch von den Matten ſei klar und durchſcheinend; der vom Erdboden weniger, und der vom Baum geſchabte durch Rindenſtücke verunreinigt. Auf dem Gebirge der Sabäer fanden die Seefahrer keine Wächter, weil dort kein Einwohner dem andren etwas ſtiehlt. Dieſen Umſtand benutzten die Fremden, ſammelten große Maſſen und fuhren damit weg. Uebrigens hörten ſie, daß die Sabäer ihren Weih— XXXVIIL Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Balſam⸗Pfl. (Weihrauchbaum). 665 rauch und ihre Myrrhe in den Sonnentempel bringen, welcher von bewaffneten Wächtern geſchützt wird. Dort thut ein Jeder ſeine Waare auf einen Haufen, und legt auf dieſen ein Täfelchen, worauf der Preis angegeben iſt. Kommen nun die Kaufleute, ſo ſehen ſie nur nach den Täfelchen. Steht ihnen der Preis an, ſo nehmen ſie die Waare und legen dafür das Geld hin. Die Stücke Weihrauch, welche in Handel kommen, ſind ſehr verſchieden, und manche wohl ſo groß, daß ſie die Hand füllen kön— nen. Von der Myrrhe hat man eine Sorte in natürlichen Tropfen, eine andre in künſtlich geſtalteten Stücken. Strabo 16, 4. Im Lande der Sabäer, dem geſegnetſten Arabiens, wächſt Myrrhe, Weihrauch, Zimmt und Balſam. Sie holen auch Gewürze aus dem Negerlande, wohin ſie mit leder— nen Kähnen fahren. Ihr Vorrath an dergleichen Herrlichkeiten iſt ſo groß, daß ſie Zimmt, Kaſſia u. dgl. wie Brennholz verthun, und daß die reichſten von ihnen, die Gerrhäer, alle Geräthe im Hauſe, wie Ruhebetten, Dreifüße, Milchtöpfe, Teller u. ſ. w., von Gold und Silber, und auch die Thüren, Wände, Decken mit Elfen— bein, Gold und Silber und Edelſteinen geziert haben. Virgil., Georgie. 2, v. 117. Nur im Lande der Sabäer wächſt der Weihrauch baum [turea virga]. Diodorus Siculus 3, 45. Die Sabäer wohnen im Glücklichen Arabien, haben zahmes Vieh in unermeßlicher Menge, haben jo viel Balſam, Kaſſia, Weihrauch und Myrrhen, Palmen, Kalmus, Zimmt und andre wohlriechende Gewächſe, daß das ganze Land von einem wahrhaft göttlichen Wohlgeruch über— zogen iſt, den ſelbſt die Seefahrer aus beträchtlicher Entfernung bemer— ken, denen es dann zu Muthe iſt, als röchen ſie die fabelhafte Ambroſia. Colum. de r. r. 3, 8, 4. Judäa und Arabien find be— rühmt durch die koſtbarſten Wohlgerüche; aber auch die Stadt Rom zieht von jenen Herrlichkeiten die Kaſſia, den Weihrauchbaum [turea planta], Myrrhen und Safran 209. Diosc” de m. m. 1, 81. Der Weihrauch [APavoc] wächſt in demjenigen Theile Arabiens, welchen man das Weih— rauchsland [Aı.ßaropooos] nennt. Der beſte iſt der ſogenannte männliche, auch Stagonias genannt, von Natur in walzigen Stückchen; 207) Die drei erſtgenannten jedenfalls nur bei künſtlicher Pflege. 666 Botanik der alten Griechen und Römer. er iſt weiß, inwendig fettig, an Flamme gebracht brennt er ſchnell. Der indiſche iſt bräunlich, und wird abſichtlich zu walzigen Stückchen geformt. Mit der Zeit wird er gelblich und heißt Syagrium. Es gibt auch noch eine geringe dunkler gefärbte und eine geringe weiße Sorte. Man wendet den Weihrauch und den aus verbranntem Weih— rauch gewonnenen Ruß als Arznei an. Plin. 12, 13, 30 u. 31 u. 32. Weihrauch und Myrrhe thus et myrrha, auch tus et murra geſchrieben], find Erzeugniſſe Arabiens, doch wächſt die Myrrhe auch im Lande der Troglodyten, der Weihrauch aber ſonſt nirgends, und nicht einmal in ganz Ara— bien, ſondern nur in der Landſchaft Saba, woſelbſt in einer gebir— gichten Gegend die Weihrauchwälder ſtehn. Der Weihrauch wird von Saba aus auf einer ſchmalen Straße, welche durch das Land der Minäer geht, verführt. — Den Baum ſelbſt kennen wir nicht, ob— gleich die römiſchen Waffen tief nach Arabien hinein vorgedrungen ſind. Die griechiſchen Beſchreibungen weichen ſehr von einander ab. — Als Alexander der Große noch ein Kind war und große Maſſen Weihrauch auf die Altäre warf, hatte ſein Erzieher Leonides geſagt, „er möchte erſt dann ſo viel verthun, wenn er die Weihrauchländer erobert hätte“. Wie nun ſpäter Alexander Arabien erobert hatte, ſchickte er dem Leonides eine ganze Schiffsladung Weihrauch, damit er tüchtig räuchern könnte. — In Rom koſtet jetzt das Pfund des beſten Weihrauchs 6 Denare, das der zweiten Sorte 5, das der dritten 3. Plin. 12, 18, 21. Jährlich wird jetzt eine ungeheure Menge von Weihrauch bei Leichenbegängniſſen verbrannt, und Kaiſer Nero hat an dem Tage, wo er ſeine Gemahlin Poppäa beſtattete, ſo viel Weihrauch verbrannt, daß Sachkundige berechneten, es ſei mehr, als Arabien in einem ganzen Jahre erzeugt. — In alten Zeiten opferte man den Göttern nur etwas Mehl und Salz, und damals waren ſie offenbar gnädiger, als ſie jetzt ſind. Arrian., Indica 41 sub fin. An der Mündung des Eu— phrat fanden die Leute Alexander's das Dorf Diridotis, wohin Kauf— leute Weihrauch und andres Räucherwerk aus Arabien brachten. Arrian., Periplus maris erythräi, p. 15, seqq. ed. Oxon. 205 208) Es iſt wohl zu beachten, daß Arrian der einzige alte Schriftſteller iſt, welcher eine genaue Kenntniß der arabiſchen Küſte hatte. XXVXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Balſam⸗Pfl. (Weihrauch⸗, Balfambaum). 667 An der Südküſte Arabiens liegt der Handelsplatz Kane in der Weihrauch tragenden Gegend T Aıßarwroyöoog]. Landein⸗ wärts von Kane liegt die Hauptſtadt der Gegend, Sabbatha, wo— ſelbſt der König wohnt. Nach Kane wird der Weihrauch, welcher im Lande gewonnen wird, wie in ein gemeinſchaftliches Magazin, gebracht, was theils auf Kameelen, theils auf Kähnen, die aus Fellen gemacht ſind, theils auf eigentlichen Schiffen geſchieht. Von Kane aus wird der Weihrauch weiter verhandelt. Das Weihrauchland er— ſtreckt ſich weiter von Kane oſtwärts an der Küſte hin bis zum Vor— gebirge Syagros und der ſachalitiſchen Handelsſtadt Moſcha, iſt bergig, ſehr ſchwer zugänglich, hat eine dicke, neblige Luft. Die Weihrauchbäume ſind nicht groß; der Weihrauch quillt in Tropfen hervor und erſtarrt an der Rinde, wie bei uns in Aegypten das Gummi. Er wird von den Sklaven des Königs und von verur— theilten Verbrechern geſammelt. Die Gegend iſt ungeheuer ungeſund, ſelbſt für Leute, welche nur vorbeiſchiffen. Die Weihrauchſammler ſind demnach einem ſichren Tode geweiht; dieſer wird oft noch durch Nahrungsmangel beſchleunigt. Auch auf dem Vorgebirge Syagros iſt eine Burg mit einem Weihrauchmagazin und einem Hafen. Oeſtlich vom Vorgebirge Syagros liegt an der Südküſte Ara- biens im ſachalitiſchen Gebiete die Hafenſtadt Moſcha, wohin der ſachalitiſche Weihrauch gebracht wird, welcher von königlichen Be— amten verhandelt wird. Der Weihrauch liegt hier auf einem großen Haufen, der gar nicht bewacht wird, indem die Götter ſelbſt den Ort ſchützen. Denn nimmt ein Schiffer ohne Erlaubniß der königlichen Beamten auch nur ein Körnchen heimlich oder offen, ſo iſt das Schiff, durch Göttermacht gebannt, nicht im Stande, den Hafen zu ver— laſſen 200). 7) Balſambaum (Gilead⸗-Amyris), Amyris gileadensis, Linné. — Ein kleiner Baum mit ſparrig-abſtehenden Aeſten im Glücklichen und Steinigen Arabien; er liefert den Balſam, welchen wir jetzt Gilea d- und Mekkabalſam nennen. Theophr., H. pl. 9, 6. Der Balſam [Adroauor] wird im ſyriſchen Tieflande gewonnen, aber, wie man ſagt, nur aus zwei großen Gärten. Der Baum ſoll die Größe eines Granatbaums 208 ? 668 Botanik der alten Griechen und Römer. [oda] und ſehr viele Aeſte haben. Das Blatt ſoll wie bei der Raute l αe%, jedoch mehr weiß und dabei immergrün fein. Die Frucht ſoll an Größe, Geſtalt und Farbe der des Terpenthinbaums [rdo- unos] gleich ſein. Der Geruch der Frucht ſoll ganz herrlich und noch lieblicher fein, als der Geruch der ausfließenden Tropfen [da- xovov). Um letztere zu gewinnen, ſoll man zur Zeit der größten Hitze mit eiſernen Nägeln Ritzen in den Baum machen. Dann wird bis zum Winter geſammelt. Der Ertrag iſt aber gering, denn ein Mann ſammelt den Tag über nur eine Muſchel voll. Der Geruch iſt ganz ausgezeichnet und ſo ſtark, daß wenig Balſam für einen großen Raum genügt. Uebrigens wird kein reiner Balſam, ſondern nur mit fremdartigen Zuſätzen gemiſchter in Handel gebracht. Auch die Zweige riechen ſehr gut, und werden theuer bezahlt, weswegen man den Baum oft beſchneidet. Damit ſie ſtark treiben, werden ſie gut gepflegt und fleißig bewäſſert. — Wilder Balſam ſoll nirgends vorkommen. Aus dem größeren Balſamgarten ſoll man 36 Pfund gewinnen, aus dem kleineren 6. Diodorus Sic. 19, 98. In einem Thale Syriens wächſt der Balſam, welcher großen Gewinn bringt, weil er ſonſt nirgends gefunden und doch von den Aerzten ſtark begehrt wird. Strabo 16, 4. An der Küſte des Sabäer-Landes wird Balſam gewonnen. Diosc. de m. m. 1, 18. [Baoauor.] Plin. 12, 25, 54. Allen andren Wohlgerüchen wird der Balſam vorgezogen, welchen nur Judäa erzeugt. Dort fand er ſich ſonſt nur in zwei königlichen Gärten. Die zwei Veſpaſiane 210) haben dieſes Bäumchen larbuscula] auch der Stadt Rom gezeigt. Das Land, wo er wächſt, gehört jetzt uns, er iſt aber ganz anders beſchaffen, als ihn römiſche und ausländiſche Schriftſteller beſchrieben haben. Als die Römer Judäa eroberten, wollten die Juden den Balſambaum ausrotten; allein die Römer vertheidigten ihn, und ſo entftand ein Kampf um einen Strauch. Jetzt wird er auf Staats- koſten angepflanzt und iſt zahlreicher und höher als je. Seine Höhe erreicht nicht ganz zwei Ellen. Man unterſcheidet drei Sorten dieſes Strauches. Der friſch aus gemachten Ritzen fließende Saft heißt 210) Kaiſer Veſpaſianus und deſſen Sohn und Nachfolger Titus, welche beide in Judäa Krieg führten. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Balſam⸗Pfl. (Balſam⸗, Myrrhenbaum). 669 opobalsamum, und ſein Geruch iſt ungemein lieblich. Die zarten Tröpfchen [gutta ploratus] werden in Hörner geſammelt und dann in neue irdne Gefäße gegoſſen. Der Balſam gleicht anfangs einem dicken Oel und iſt farblos; ſpäter wird er röthlich und hart. Jeder Strauch wird jetzt im Sommer dreimal geritzt, und ſpäter abgeſchnit— ten. Auch die Theile des abgeſchnittnen Strauches kommen in Han— del, und haben nach der Eroberung Judäa's in weniger als 5 Jahren einen Ertrag von 80 Millionen Seſtertien gegeben. Der Balſam, welchen man aus den abgeſchnittnen Stücken des Strauches kocht, heißt Holzbalſam [xylobalsamum], und wird unter Salben gekocht. — Die Verfälſchung des reinen Balſams wird grob und großartig betrieben, ſo daß ein Gemäß reinen Saftes, welches vom kaiſerlichen Schatze für 300 Denare gekauft wird, dann durch Verfälſchung ver— größert für 1000 Denare zu Markte gebracht wird. Tacitus, Hist. 5, 6. In Judäa wächſt der Balſam— baum [balsamum], der nur eine mäßige Größe erreicht. Aelius Lampridius de Heliogabalo 24. Kaiſer Helio⸗ gabal brannte Balſam in Lampen. 8) Myrrhenbaum (Myrrhen⸗Amyris), Amyris Myrrha (Balsamodendron Myrrha, Nees; Amyris Kataf, Forsk.). — Wächſt in Arabien, liefert die Myrrhe, welche ſeit alter Zeit als Heilmittel für Wunden, als Zuſatz zu Salben, zu Arzneien u. ſ. w. in Gebrauch. Herodot. 3, 107. In Arabien gewinnt man die Myrrhe [ouvorn], und zwar ohne alle Mühe. Theophr., H. pl. 9, 421). Agatharchides ie Rubro mari, pag. 61, ed. Oxon. Die Sabäer find das größte und in jeder Hinſicht glücklichſte Volk Arabiens. Ihr Land bringt Alles hervor, was zur Annehmlichkeit des Lebens gehört. Die Heerden ſind zahllos; das ganze Land duftet von dem herrlichen, unvergleichlichen Geruch, den dort in Menge wachſende Gewürze, Balſam, Kaſſia, Myrrhe [ouvern], Weihrauch, Zimmt, Kalmus, Palmen, aushauchen. Der Wohlgeruch, welcher aus den Wäldern kommt, läßt ſich mit Worten nicht beſchreiben. 211) Siehe beim Weihrauch. 670 Botanik der alten Griechen und Römer. Strabo 16, 4. Die Küſte der Sabäer erzeugt Myrrhe, Weihrauch, Zimmt, Balſam, Palmen, Kalmus. Diosc. de m. m. 1, 77. Die Myrrhe beſteht aus Tropfen, welche von ſelbſt oder aus abſichtlich gemachten Wunden eines ara— biſchen. Baumes fließen. Es gibt verſchiedne, mit verſchiednen Na— men bezeichnete Sorten. Aus den fettigen preßt man das wohl— riechende Myrrhenöl [oraxrn]. Die beſte Myrrhe kommt aus dem Lande der Troglodyten, iſt durchſcheinend, grünlich, ſchmeckt beißend. Die Myrrhe wird oft verfälſcht, namentlich durch Gummi lzomu]. Die ächte, friſche iſt zerreiblich, leicht, überall gleichfarbig, doch zerbrochen inwendig weiß gefleckt; ſie beſteht aus kleinen Stücken, iſt bitter, riecht gut, ſchmeckt ſcharf. Sie erwärmt, macht ſchläfrig, bindet, trocknet, zieht zuſammen, wird innerlich und äußerlich gebraucht. Plin. 12, 15, 33 seqq. Die Myrrhe [myrrha] wächſt an mehreren Stellen Arabiens, namentlich da, wo der Weihrauch wächſt. Auch kommt geſchätzte von Inſeln, und die Sabäer holen ſogar Myrrhen jenſeit des Meeres bei den Troglodyten. Die Bäume ſind dornig, wachſen theils wild, theils abſichtlich gepflanzt; aus ihnen ſchwitzt die Myrrhe, kommt in Beutel gepackt zu uns, und die Salbenhändler ſortiren ſie dann nach dem Geruch und der Fettigkeit. Die Preiſe ſind ſehr verſchieden. — Auch Indien liefert eine Myrrhen— ſorte, jedoch eine ſchlechte. Plutarch. de Iside et Osiride 80 u. 81. Die Aegyptier räuchern zur Mittagszeit mit Myrrhen. Arrıan., Expedit. Alexandri 6, 22. Als Alexander in die Wüſte der Gadroſier 212) kam, ſtanden dort viele ungewöhnlich große Myrrhenbäume, die noch niemand ausgebeutet hatte. Die phöniciſchen Kaufleute, welche dem Heere folgten, führten ganze La— dungen von Myrrhe weg. Arrian., Periplus maris erythräi, p. 6, ed. Oxon. Von Aualites und Malao, Hafenſtädten, welche an der afrikaniſchen Küſte, dem Südweſtende Arabiens gegenüber liegen, wird Myrrhe, welche da— ſelbſt wächſt, in Handel gebracht, zum Theil ſelbſt nach Arabien verführt. Arrian., Peripl. m. erythr. p. 13. Bei Muza, an ber Südweſtküſte Arabiens, wächſt treffliche Myrrhe und wird von da in Handel gebracht. 212) Jetzt Mefrän in Beluͤdſchiſtan. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Balſam⸗Pfl. (Raute, Harmala). 671 Nachtrag 1. Das Kankamon [xayzauor], welches Diosc. 1, 23 nennt, kommt, wie er ſagt, aus Arabien und iſt der Myrrhe ähnlich. — Nach Arrian., Peripl. mar. erythr. pag. 6, ed. Oxon., wird Kankamon auch von Malao ausgeführt, alſo von der Süd⸗Arabien gegenüber liegenden afrikaniſchen Küſte. Nachtrag 2. Das Bdellium, welches noch jetzt in Gebrauch iſt, und in Aegypten von der Palme Hyphäna crinita, Gärtner, in Arabien von Balsamodendron africanum, Arn., in Oſtindien von Balsamodendron Roxburghii, Arn., gewonnen wird, iſt ein balſamiſches Harz, und wird von PIin. 12, 9, 19, von Arrian., Peripl. m. er. pag. 21 u. 22 u. 28, von Vegetius 6, 14, 1 u. 5 genannt. I SRULE, Ruta graveolens, Linné. — In Griechenland häufig wild, jetzt Y., anyarıd,;, — in Italien wild und in Gärten, jetzt ruta. Aristot., Problem., sect. 21, n. 14. Die Raute [ziyo- „] hilft gegen Hexerei. Theophr., H. pl. 7, 6, 2. [Iliyavov.] Nicander, Alexiph. v. 306 u. 607. [‘Purn.] — Alex. v. 413. [Iljyavor.] Colum. de r. r. 11, 3, 38. [Ruta.] Diosc. de m. m. 3, 45. Die Berg- Raute [niyavov 008&ıwvov] heißt auch Evrn G, bei den Römern ruta montana [000 uovravo]. Die Gartenraute heißt bei den Römern ruta hortensis [ooöra oor&vors). Die Bergraute und überhaupt die wilde Raute wirkt viel heftiger als die Gartenraute, iſt deswegen zum Eſſen unbrauchbar, kann, in Menge genoſſen, tödten. Am beſten iſt diejenige Gartenraute, welche neben Feigen wächſt. Die Gartenraute wird als Gewürz und auch ſehr vielfach als Arznei verwendet. Pin. 20, 10, 43. [Ruta .] Athen., Deipn. 3, 29. [IIiyavor.] Geopon. 12, 25. [ILionov. 10) Harmala, Peganum Harmala, Linné. — In Griechenland wild. Diosc. de m. m. 3, 46. Wilde Raute nennen Einige die— jenige Pflanze, welche in Kappadocien und Galatien Moly [u@Av] heißt. Manche nennen ſie auch Harmala, die Syrer Beſaſa. 672 | Botanik der alten Griechen und Römer. 11) Burzeldorn, Tribulus terrestris, Linné. — In Griechenland heimiſch, jetzt roıßords; — in Italien gleichfalls wild, jetzt tribolo und tribolo terrestre. Theophr., H. pl. 6, 5, 3. [To. HO. Dios c. de m. m. 4, 15. [Teißorog gegoaioc.) Virgil., Georgie. 1, v. 153. Der Burzeldorn [tribu- lus] iſt ein böſes Unkraut. Plin. 21, 16, 58. Der Burzeldorn [tribulus], welcher in Italien wächſt, iſt ein läſtiges, ſchwer zu vertilgendes Unkraut auf Aeckern. | e?. Familie Storchſchnabel⸗Pflanzen, Geranieen. 1) Gattung Storchſchnabel (Geranium), Geranium, Linné. — Es wachſen in Griechen— land und Italien viele Arten dieſer Gattung. In Italien heißen fie noch geranio. Der Name kommt von ye, Kranich, weil die Früchte zuſammen eine Figur bilden, die dem Kopfe eines Kra⸗ nichs oder Storches ähnlich iſt. Diosc. de m. m. 3, 121. Das Geranium [yeoavıov] hat ein Blatt wie die Anemone [avsuwvn], aber länger, eine rund- liche, ſüße, eßbare Wurzel 21). — Es gibt auch noch ein andres Geranium, das Blätter wie eine Malve und in den oberſten Achſeln hervorragende Theile hat, die wie ein Kranichkopf ſammt dem Schnabel oder wie ein Spitzzahn ausſehn 21%. Plin. 26, 11, 68. [Geranios.] f2. Familie Lein⸗Pflanzen, Lineen. 1) Lein | (Flachs), Linum usitatissimum, Linné. — Wird von jeher in der warmen, lauen und kühlen Zone gebaut, heißt jetzt in Grie— chenland Awvagı, Avozarauı, in Italien lino. 213) Hier iſt der Knollige Storchſchnabel, Geranium tuberosum, Linné, gemeint, welcher in Griechenland und Süd-Italien wächſt. 214) Die Beſchreibung paßt auf den Malvenblättrigen Storch⸗ ſchnabel, Geranium malachoides, Linné. . * * XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lein⸗Pflanzen (Lein). 673 Homer., II. 2, v. 529 u. 830, ein leinener Panzer D οανονẽE. — II. 9, v. 657. Achilles ließ dem Phönix ein weiches Bett zurecht machen, dem als Decke Schaffelle und zarte Lein wand [Aivoıo Aenrov Kwrov] dienten. — Odyss. 13, v. 73. Odyſſeus ſchlief unter leinenen Decken zg d’ ag Oo voot oropsour OMydg re Alvov el. Herodot. 1, 195. Die Aſſyrier, welche ſtromabwärts Waa— ren nach Babylon bringen, tragen einen leinenen Rock, der bis zu den Füßen reicht [yodwrrau zıdovı nodnvezdi wen]. Herodot. 2, 37. Die Aegypter tragen leine ne Kleider. Herodot. 7, 63. Die Aſſyrier, welche im Heere des Kerxes dienten, trugen leinene Panzer. Theophr., H. pl. 3, 18, 3. Der Leinſamen hat etwas Schleimiges und Oeliges. Virgil., Georg. 1, v. 77. Lein [linum] ſaugt das Feld aus. Livius 4, 13. In die leinenen Bücher 215) war von den römiſchen Behörden der Name des Gewählten eingetragen. Livius 4, 20. Leinene Bücher, von den römiſchen Be— hörden geſchrieben, lagen im Tempel der Moneta. Livius 10, 38. Als die Samniten den Entſchluß gefaßt, auf Tod und Leben gegen die Römer zu kämpfen, warben ſie 40,000 Mann, umzäunten mitten im Lager einen Platz von 200 Schritt Durchmeſſer, zogen über ihn eine Decke von Leinwand [linteis contegere], und ein alter Prieſter las beim Opfer aus einem alten leinenen Buche [über vetus linteus] vor. | Colum. de r. r. 2, 10, 17. Wo der Lein [linum] nicht reichlich gedeiht und gut bezahlt wird, ſollte man ihn nicht ſäen, weil er das Land ſehr ausſaugt. Jedenfalls verlangt er ſehr fetten, etwas feuchten Boden, und wird Anfang Oktober bis Mitte December geſät. Will man recht zarte Fäden, ſo ſäet man ihn auf magrem Land und recht dicht. Man kann die Ausſaat auch im Februar vornehmen. Strabo 15, 1. Die Indier tragen blumige Leinenkleider. Strabo 16, 1. Die Babylonier tragen einen leinenen, bis zu den Füßen gehenden Rock, und darüber einen wollenen. Diosc. de m. m. 2, 125. Der Samen des Leins [Aivor] wird äußerlich und innerlich als erweichendes Mittel gebraucht. 215) Auf Leinwand (leinenes Gewebe) geſchrieben. 43 674 Botanik der alten Griechen und Römer. Pli n. 13, 11, 21. Eine Zeit lang hat man die Staatsſchriften auf bleierne Platten geſchrieben, dann iſt auf Leinwand geſchrieben worden, endlich auf Papyrus und Pergament. Plin. 19, 1. Die Anwendung des Leins [linum] erſtreckt ſich über alle Länder und Meere. Mit Hülfe leinener Segel ſchiffen wir von der Siciliſchen Meerenge in 6 bis 9 Tagen nach Alexan— dria, von Gades 210) in 7 Tagen nach Oſtia, aus Afrika in 2. Die Leinpflanze wächſt aus einem ganz unbedeutenden Samen, und muß, wenn ſie dem Menſchen dienen ſoll, erſt geblaut, gebrecht und bis zur Feinheit der Wolle bearbeitet werden. Plin. 19, 1, 2. Der Lein wird vorzugsweis auf ſandiges, Einmal gepflügtes Land geſät und wächſt ungemein ſchnell. Im Frühjahr geſät, wird er ſchon im Sommer gerauft. Die Aegyptier, Gallier, Germanen weben leinene Segel, und die germaniſchen Wei— ber halten die leinenen Kleider für die ſchönſten. Was Italien be— trifft, jo bemerkt Varro, daß es eine Eigenthümlichkeit der zur Ser- raniſchen Familie gehörigen Weiber ſei, daß ſie keine Leinwand tragen. In Germanien wird die Leinwand in unterirdiſchen Kellern gewebt. Daſſelbe geſchieht im Alianiſchen Gebiet Italiens zwiſchen dem Pa- dus und Ticinus. Der erſte Rang gebührt der Leinwand von Sä— tabis in Spanien; der zweite der Retoviniſchen und Faventiniſchen in Italien, der dritte der Alianiſchen. Letztgenannte kommt immer ungebleicht [erudus] in Handel, die Faventiniſche ſchön weiß. Die Retoviniſche iſt die feinſte und dichteſte, auch eben ſo weiß wie die Faventiniſche; ihr Faden klingt, wenn er mit den Zähnen geprüft wird, und iſt beinah gleichförmiger als ein Spinnenfaden. Die fpa- niſche Leinwand aus der Gegend von Tarraco iſt ausgezeichnet weiß und fein, was von der dortigen Pflanze carbasus herrührt 217). Das Kumaniſche Garn aus Kampanien eignet ſich trefflich zu Fiſch— und Vogelfang, ja zum Fange der Wildſchweine. Die Fäden der Ebergarne ſind aus 150 einfachen Leinfäden zuſammengeſetzt. Zu Lindos, einer den Rhodiern gehörenden Inſel, hat man im Tempel der Minerva einen Bruſtharniſch des ägyptiſchen Königs Amaſis auf— bewahrt, an welchem jeder Faden aus 365 einfachen Fäden zuſammen— 216) Jetzt Cadixr. — 217) Carbasus mochte wohl der ſpaniſche Name für Lein fein. Servius fagt zu Virgil., Aen. 3, 357: „Carbasus iſt eine Sorte Lein, und wir bezeichnen daher auch mit dieſem Worte die Segel.“ XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Lein⸗Pflanzen (Lein). 675 geſetzt war, wovon ſich Mucianus, welcher dreimal Konſul war, ſelbſt überzeugt hat. Plin- 19, 1183 Die Reife des Flachſes erkennt man am Schwellen des Samens und am Gelbwerden der Pflanze. Nun wird er gerauft [evellere], in Bündel [fasciculus] gebunden, die man mit der Hand umſpannen kann, und dieſe Bündel werden 6 Tage an die Sonne gehängt, wobei der Samen ausfällt. Dieſer hat Heil— kräfte, wurde auch ſonſt jenſeit des Padus in eine ländliche, ſüße Speiſe gethan, wird jetzt nicht mehr gegeſſen, wohl aber bei Opfern gebraucht. Nach der Weizenernte werden die Flachsſtengel in Waſſer gelegt, das von der Sonne durchwärmt iſt, und durch eine Laſt unter die Oberfläche gedrückt. Ob fie gehörig geröſtet find [macerari], ſieht man daran, daß ſich der Baſt [membrana] abſondern läßt. Man trocknet fie nun an der Sonne, und blaut [tundere] fie dann auf einem Steine mit einem Flachshammer [stupparius malleus]. Was der Rinde am nächſten war, heißt Werg, iſt geringeren Werthes und wird namentlich zu Lichtdochten gebraucht. Es wird aber doch auch auf der Hechel [ferrei hami] gehechelt |pectere], bis es ganz von Rinde befreit ift [decorticari]l. Den inneren Faden [medulla] unter⸗ ſcheidet man noch mehrfach, nach Glanz, Weiße, Weichheit. Die Anchen [cortex decussus] werden zum Verbrennen benutzt. Es iſt eine Kunſt, den Flachs zu hecheln [depectere] und zu ſortiren. Aus funfzig Pfund Flachsbündeln müſſen 15 Pfund reiner Flachsfäden gehechelt [carminare] werden. Auch das geſponnene Garn und das fertige Gewebe wird noch durch Eintauchen in Waſſer und durch Schlagen veredelt. Plin. 19, 1, 4 u. 5. Gezupfte Leinwand, vorzüglich aus Segeln der Seeſchiffe, wird vielfach in der Heilkunſt gebraucht. — Man färbt auch Leinwand, was zu Alexander's des Großen Zeit zu— erſt geſchehn ſein ſoll; ſeine Flotte fuhr mit farbigen Flaggen den Indus hinab. — In der Schlacht bei Aktium trug das Admiralſchiff, worauf ſich Kleopatra und Antonius befanden, purpurfarbige Segel. Pli n. 19, 1, 6. In ſpäterer Zeit find Leinengewebe ver- wendet worden, um den Römern im Theater Schatten zu machen; der Erfinder dieſer Kunſt iſt Quintus Catulus, der ſie bei Einwei— hung des Kapitols zuerſt in Anwendung brachte. Aus carbasus gewebte Tücher [earbasinum velum] ſoll Zuerſt Lentulus Spinther bei den Apollinariſchen Spielen im Theater ausgeſpannt haben. Der 43 * 676 Botanik der alten Griechen und Römer. Diktator Cäſar hat über das ganze Forum, ferner über die Heilige Straße von ſeinem Hauſe an und über den Hügel bis an das Kapitol eine Leinwanddecke gezogen. Auch Marcellus, Schweſterſohn des Augu— ſtus, hat das Forum mit einer Leinwanddecke überzogen. Neulich haben ſogar himmelblaue, mit Sternen überſäte Segeltücher im Amphi— theater des Nero gehangen; die über den Höfen ſeines Hauſes ſind roth. Plin. 20, 22, 92. Der Leinſamen wird zur Linderung oder Heilung vieler Leiden benutzt. Plutarchus de Iside et Osiride 4. Manche glauben, die ägyptiſchen Prieſter trügen leinene Kleidung, weil die Blüthe des Leins die blaue Farbe des Himmels trägt. Pausanias 1, 21. Die Sarmaten verarbeiten die Hufe der todten Pferde zu Schuppen und vereinigen ſie zu Harniſchen, welche ſo ſchön und ſo feſt ſind wie die griechiſchen. Panzer aus Leinwand ſind im Gefechte nicht ſo nützlich, weil ſie der Gewalt der eiſernen Waffe nicht widerſtehn. Dagegen leiſten ſie auf der Jagd ſehr gute Dienſte, weil weder Löwen noch Panther durchbeißen können. In verſchiednen Tempeln, beſonders in dem des Apollo zu Grynium in Aetolien, werden leinene Panzer aufbewahrt. \ Galenus de alim. facult. 1, 32. Landleute pflegen den Leinſamen A oneoue] zu röſten und mit Fiſchſülze oder bloß mit Salz zu eſſen, oder ſie genießen ihn mit Honig oder im Brod. Er iſt jedoch ſchwer zu verdauen. Athen., Deipn. 9, 79. Ein Handtuch aus ungebleichtem Lein [wworwvor] heißt Cheiromaktron. Flavius Vopiscus de Aureliano 1. Kaiſer Aurelian hat Alles, was ſich um ihn täglich ereignet, in ein leinenes Buch [liber linteus] niedergeſchrieben, und dieſes Buch liegt in der biblio- theca Ulpia 217). Pala d- de ri r. 11, 2. gz. Familie Myrteu⸗Pflanzen, Myrtaceeu. 1) Wurzelbaum, Rhizophora, Linné. — Hierher gehörige Bäume wachſen am Gee- ſtrand Süd⸗Aſiens, treiben von den Zweigen herab Wurzeln in den 3 — Man vergleiche Ficus indica, Linné. 217) Nach dem Kaiſer Ulpius Trajanus genannt. XXXVIII. Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Myrten⸗Pfl. (Wurzelbaum, Weidenröschen). 677 Plin. 12, 9, 20. Am Strande des Perſiſchen Meerbuſens ſtehen Bäume, welche polypenartig nackte Wurzeln in den Sand treiben, bei der Ebbe trocken ſtehn, bei der Fluth aber oft ganz vom Waſſer überdeckt werden. Sie erreichen eine erſtaunliche Größe, ſehen aus wie der Erdbeerbaum [unedo]; die Frucht gleicht von außen der Mandel, hat aber inwendig gedrehte Samen. 2) Pfeifenſtrauch, R Philadelphus coronarius, Linné. — Wächſt in Nord- Italien wild. — Kann das piAaderpov des Athen., Deipn. 15, 29, fein. 3) Schmalblättriges Weidenröschen, Epilobium angustifolium, Linné. — Wächſt in Griechenland, — auch in Italien, woſelbſt es epilobio, camenerio und sfenice heißt. | Theophr., H. pl. 9, 19, 7. Die Wurzel des Weiden⸗ röschens [6e macht, in Wein getrunken, mild und luſtig. Das Blatt der Pflanze ſieht aus wie das der Mandel, doch iſt es breiter; die Blume iſt roſa. Die Pflanze iſt ſo hoch wie ein Strauch, die Wurzel roth und groß. Legt man fie in Eſſig und trocknet fie . dann, ſo riecht ſie wie Wein. Sie wächſt auf Bergen. Diosc. de m. m. 4, 116. [’Ovayoa, övosriga, GNνů. Plin. 26, 11, 69. [Onotheras, onear.| 4) Tannenwedel, Hippuris vulgaris, Linné. — In Nord-Italien häufig, jetzt coda di cavallo genannt, was Daſſelbe bedeutet wie hippuris, nämlich Roßſchweif. i Plin. 26, 13, 83. Es gibt eine ſchwärzliche Art Equiſetum, die griechiſch Hippuris heißt und Blätter wie die Pinie hat. Man ſchreibt ihr gewaltige Kräfte zu. 5) Aehriges Tauſendblatt, Myriophyllum spicatum, Linné. — In Griechenland und ganz Italien. Diosc. de m. m. 4, 113. [MvewgvAror.] 6) Henna-Strauch, Lawsonia alba, Lam. — Wächſt in Aegypten und Süd-⸗Aſien; 678 Botanik der alten Griechen und Römer. ſeine Blätter geben die goldgelbe Farbe, womit ſich die Neger, Ae⸗ gyptier, Perſer, Oſtindier, viele Türken, Bosnier und Walachen die Nägel, Weiber auch Hände, Füße und Haare färben. Diosc. de m. m. 1, 124. Die Blätter des Henne Strauches [xungog dev ον färben, wenn fie im Safte des Sei— fenkrautes oro] eingeweicht find, die Haare gelb. Plin. 12, 24, 51; 23, 4, 46. [Cypros.] 7) Waſſernuß, Trapa natans, Linné. — In den Gewäſſern Nord-Griechen⸗ lands und ganz Nord-Italiens, woſelbſt ſie jetzt tribolo ac- quatico, castagna acquatica, castagna di padule heißt. Theophr., H. pl. 4 9. Die Waſſernuß [zeißorog] wächſt nicht in allen Gewäſſern. Im Strymon ſteht ſie bis 5 Ellen tief; es ragen nur die Blätter hervor, ſo daß ſie über der Frucht ſchwimmen und fie verbergen. Das Blatt iſt lang-geſtielt, übrigens dem Ulmenblatt ähnlich. Die Frucht iſt ſchwarz und ſehr hart. Am Stamme ſtehn haarförmige Auswüchſe. Dios c. de m. m. 4, 15. [TeißoAog &vvdgog.] Plin. 21, 16, 58. [Tribulus.] 8) Weiderich, Lythrum Salicaria, Linné. — Wächſt in Griechenland am Sperchius, — in ganz Italien an Waſſern, heißt jetzt riparello, salcerella. — Den Weiderich meint Plin. 25, 7, 35 wahr⸗ ſcheinlich, indem er von einer Pflanze ſpricht, die Lyſimachus ent- deckt hat. 9) Myrte, Myrtus communis, Linné. — Wächſt in Griechenland häufig wild, mit weißen und ſchwarzen Früchten, ſchmalen und breiten Blät— tern, heißt jetzt uvores, ůgrog, uvoown; — fteht in Italien an vielen Stellen wild, und auch in zahlreichen Abarten ſehr häufig in Gärten, jetzt mirto, mortella, mortellina. Herodot. 7, 54. Als Kerxes über den Hellespont gehen wollte, opferte er mit vielem Räucherwerk und ließ die Brücke mit Myrten [ οννlf beſtreuen. Theophr., H. pl. 5, 8. Das Land der Latiner trägt Myrten [uvgoivovs Eye, auch geſchrieben νονοοο und οον. Dort liegt auch das Circäiſche, mit Eichen, Lorbeeren und XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Myrten⸗Pfl. (Weiderich, Myrte). 679 Myrten dicht bewachſene Vorgebirge. Die Eingebornen behaupten, daſelbſt habe Circe gewohnt, auch zeigen ſie das Grabmal des Elpe— nor, aus welchem diejenige Myrtenſorte hervorwächſt, welche zu Kränzen genommen wird. Cato de r. r. 8, 2. Die Myrte [murtus] zieht man in der Nähe der Städte, um ſie zu Kränzen zu verkaufen. Horat., Carm. 1, 38, v. 5 seqq. Zu einem einfachen Trink— gelage paßt ein einfacher, blumenloſer Myrtenkranz für den Die— ner und für den Herrn. Colum. de r. r. 12, 38. Der Myrtenwein [vinum myrtites] wird bereitet, indem man Wein mit ſchwarzen oder weißen Myrtenbeeren würzt. Strabo 15, 3. Wenn die Perſer opfern, fo legen fie das Fleiſch auf Myrten- oder Lorbeerzweige, brennen dieſe an, fingen Zauberlieder, und gießen Oel, mit Milch und Honig gemiſcht, auf den Boden. Diosc. de m. m. 1, 48. Myrtenöl [uvgowwor eνννhe. Dios c. de m. m. 1, 155 u. 156. Die Myrte N wird zu mancherlei arzneilichen Zwecken verwendet. — Das My r— tidanon iſt ein Auswuchs am Stamme der Myrte und wird eben— falls arzneilich gebraucht. Plin. 15, 7, 7 15, 29, 35 u. 36. Die Myrtenbeeren geben Oel und Myrtenwein, auch kommt von der Myrte das Myr— tidanon 218). Ehe man den Pfeffer kannte, vertraten Myrtenbeeren ſeine Stelle, auch gab es einen mit dieſen Beeren bereiteten Lecker— biſſen, welcher Myrtatum hieß, und noch jetzt pflegt man das Fleiſch des Wildſchweins durch Myrtenbeeren zu würzen. — Der Myrten— baum wächſt im ſüdlichen Europa und ſoll zuerſt auf dem Grabe des Elpenor geſehn worden ſein. Als Rom erbaut wurde, ſtand er ſchon in Latium, denn als die Römer und Sabiner wegen der ge— raubten Jungfrauen kämpfen gewollt, ſollen ſie bei dem Verſöhnungs— feſt geweihte Myrtenzweige gebraucht haben. Die Ehe und die Myrte ſtehn beide unter dem Schutze der Venus. Auch vor dem Tempel des Quirinus, d. h. des Romulus, welcher der älteſte in Rom iſt, haben lange Zeit zwei heilige Myrten geſtanden. Plin. 15, 29, 37. Man unterſcheidet die wilde Myrte, 218) Myrtidanon iſt der Auswuchs, welchen auch Dioscorides erwähnt. 4 680 Botanik der alten Griechen und Römer. von welcher die Orymyrſine eine Spielart iſt 21%), von der Gartenmyrte 220). — Von der Gartenmyrte unterſcheiden die Gärtner folgende Spielarten: die tarentiniſche mit ganz kleinem Blatt; die römiſche mit breiterem; die ſechszeilige [hexasticha] mit dicht in 6 Reihen ſtehenden Blättern. Der Myrtenwein wird durch einen Zuſatz von Myrtenbeeren zum Wein gemacht. Ge— pülverte Myrtenblätter ſtreut man auf Geſchwüre. Bei Fußreiſen bedient man ſich gern eines Myrtenſtockes. Plin. 15, 29, 38. Als der Konſul Poſtumius Tubertus nach Beſiegung der Sabiner feierlich ſovans] in Rom einzog, war er mit einem Myrtenkranze der Venus victrix geſchmückt. Auch ſpäter⸗ hin haben alle Feldherrn, welche eine Ovation hielten, den Myrten— kranz getragen, wovon nur Marcus Craſſus eine Ausnahme machte, indem er nach Beſiegung des Spartacus einen Lorbeerkranz aufſetzte. Maſſurius hat die Angabe, es hätten ſich auch die Feldherrn, welche auf einem Wagen triumphirend einzogen, mit dem Myrtenkranze geſchmückt; auch erzählt Lucius Piſo, daß Papirius Maſo, nachdem er die Korſen beſiegt, wenn er als Zuſchauer bei den Circenſiſchen Spielen erſchien, einen Myrtenkranz getragen. Marcus Valerius trug, in Folge eines Gelübdes, einen Myrten- und einen Lorbeer— kranz. Plin. 23, 4, 44. Myrtenöl; — 23, 9, 81. Myrte als Heilmittel. 5 Galen. de alim. facult. 2, 18. Die Griechen nennen die Frucht der Myrte Myrton [uvorov], u. ſ. w. Palla d. de r. r. 2, 17 u. 18. Im Januar macht man Myrtenöl, indem man Myrtenblätter mit Olivenöl und Wein kocht; — den Myrtenwein macht man, indem man Wein mit zerſtoßnen Myrtenbeeren würzt. Geopon. 11, 6. Die Myrte [uvoorn] iſt in Attika ent⸗ ſtanden, wo Minerva eine ſchöne und muthige Jungfrau lieb hatte; dieſe ſtarb, und die Göttin ſchuf zu ihrem Andenken die Myrte. Geopon. 11, 7 u. 8. Die Myrte verbreitet um ſich her einen Wohlgeruch. Man vermehrt ſie theils dadurch, daß man be— wurzelte Seitentriebe verpflanzt; oder man pflanzt einen Zweig aus 219) Die wilde Myrte, Oxymyrſine, iſt der Ruscus aculeatus, Linne. 220) Myrtus communis, Linné. 1 XXXVIIIl. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Myrten⸗Pfl. (Myrte, Granatbaum). 681 der Spitze des Baumes in die Erde und häufelt dieſe bis zum Auf— brechen der Knoſpen noch mehr an; Andre ſetzen dicke, ellenlange Aſtſtücke ein; Andre legen die Samen. Wird der Boden um den Stamm oft gereinigt, ſo wächſt er gerade und hoch, und kann dann entweder zu Flechtwerk oder zu Speerſchäften gebraucht werden. Dün⸗ gung mit Miſtbrühe, namentlich von Schafen, bekommt ihr gut. Begießt man ſie mit warmem Waſſer, ſo bekommen ihre Beeren keine Kerne. Man pfropft die Myrte auf Myrten, z. B. die weiße auf die ſchwarze und umgekehrt, auch auf Birn bäume [öyyrn], Apfel⸗ bäume [unidol, Mifpeln (eονπινονν, Granatbäume [Goch]. Pflanzt man neben Myrten Roſen [o0dor], jo gedeihen beide vor— züglich gut 22). | 10) Granatbaum, Punica Granatum, Linné. — In Griechenland und Italien häufig in Gärten, auch wild oder verwildert in Menge, dort goidıq, hier granato, melagrano, melogranato genannt. Homer., Odyss. 7, v. 115, v. 120; 11, v. 588; 24, v. 340. Birn⸗, Apfel⸗ und Granatbäume 10% in den Gärten des Alcinous und Yaertes. Theophr., H. pl. 1, 13, 5. Die Granatblüthe [ro rie 0005 U kommt gefüllt [ruxvös] vor, fo daß ſich ihre Maſſe [öyxog] wie bei einer gefüllten Roſe ausbreitet. Colum. de arb. 23. Den Granatapfel [malum puni- cum] vermehrt man im Frühjahr bis Anfang April. Trägt er Früchte, die nicht ſüß genug ſind, ſo düngt man ihn gut. Ich habe auch etwas Saft der chrenaifhen Silphium⸗Thapſia [laser] in Wein aufgelöſt, die Spitzen des Baumes damit beſtrichen, und dadurch den Früchten die Säure genommen. Sollen die Granatäpfel nicht am Baume platzen, fo lege man beim Pflanzen deſſelben 3 Steine an die Wurzel, oder iſt er ſchon gepflanzt, fo ſtecke man eine Meer— zwiebel [scilla] an die Wurzeln. Man kann auch die Stiele der Granatäpfel, ſobald die Reife eintritt, drehen, ſo hält ſich die Frucht ein ganzes Jahr lang. I Diosc. de m. m. 1, 151, 152, 153 u. 154. Der Gra⸗ natapfel [oda] ſchmeckt gut, iſt geſund, gibt aber ſehr wenig Nah— 221) Geopon. 10, 76 wird auch angegeben, man könne die Myrte auf Weide ſeréa] pfropfen. 682 Botanik der alten Griechen und Römer. rung. — Die Blume des Granatbaums nennt man Cytinos Ebro, die Fruchtſchale Sidion [oddıor], die Blüthe der wilden Granatbäume Balauſtion [Bruvorwr]. Plin. 13, 19, 34. Bei Karthago wachſen die beſten Gra— natäpfel |punicum malum, granatum malum]; es gibt davon verſchiedne Sorten. Plin. 23, 6, 57 seqq. Der Genuß der Granatäpfel bekommt nicht ſonderlich gut; — die einzelnen Theile des Baumes braucht man als Heilmittel; — die junge Blüthenknoſpe nennt man cytinos. Galen. de alim. facult. 2, 24. Die Attiker ſagen Rhoa, die Jonier Rhoie mit dem i. | Athen., Deipn. 14, 64. Der Granatapfel heißt bei den Böotiern oda. Einſtmals hatten die Böotier mit den Athenienſern einen Rechtsſtreit über die Landſchaft Sidas, woſelbſt Granatäpfel in Menge wachſen, und woher jene Stelle benannt iſt. Epaminon— das führte bei dem Proceſſe die Sache der Böotier, zog unvermuthet einen Granatapfel hervor, und fragte die Athenienſer, wie ſie ihn nennten. Sie antworteten „Rhoa“; — „wir aber“, ſagte Epami⸗ nondas, „nennen ihn Sida.“ — Und ſo gewann er den Proceß. Palla d. de r. r. 4, 10, 1. Den Granatbaum vermehrt man am leichteſten dadurch, daß man aus der Wurzel ſproſſende Stämmchen verpflanzt. Man zieht ihn auch, indem man von dau— mensdicken Aeſten Stücke von Ellenlänge abſchneidet, die zwei Enden mit dem ſcharfen Meſſer glättet und mit Schweinemiſt beſtreicht, und ſolche Stecklinge in die Erde ſetzt. — Die geernteten Granatäpfel taucht man in ſiedendes See- oder Salzwaſſer, ſo daß ſie es ein— ſaugen, trocknet ſie nach 3 Tagen an der Sonne und hängt ſie dann an einen kühlen Ort. Will man ſie eſſen, ſo legt man ſie erſt einen Tag in ſüßes Waſſer. Man hebt ſie auch in Spreu auf, wo ſie ſich nicht berühren dürfen. Man zieht auch einen langen Graben, gibt ihm eine gut paſſende Decke von Kork [cortex], und ſteckt in dieſen die Aepfel mit ihren Stielen ſo, daß ſie frei im Graben hängen, u. ſ. w. Geopon. 10, 29 seqq. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Roſen⸗Pflanzen (Birnbaum). 683 h?. Familie Roſen⸗ Pflanzen, Roſaceen. 1) Weidenblättriger Birnbaum, Pyrus salicifolia, Linné. — Sehr häufig in Griechenland wild, jetzt G, yogırlıa, yovgırdıd. Mh aphir. , H pleid %, 1301, 8, 2; 2, 2,12 tel [Axoas 2270. 2) Birnbaum, Pyrus communis, Linné. — In Griechenland jetzt ſelten wild, auch ſelten in Gärten, und dann nur Frühſorten. Das jetzige trockne Klima iſt den Früchten nicht günſtig. Der wilde heißt neugrie— chiſch q, der zahme ami. — In Italien mwächſt der wilde Birnbaum, pero selvatico, peruggine, in vielen Wäl⸗ dern häufig; der zahme wird in zahlloſen Sorten kultivirt, heißt pero, die Frucht pera. Homer. ['Oyyrn] 225). Theophr., H. pl. 2, 5, 6. 3 [ärıog xal oyvn, auch vn geſchrieben] pflanzt man noch weiter von einander als Apfelbäume. OCato de r. r. 7, 4., Es gibt eine Menge TEN pirum volemum, anicianum, sementivum, tarentinum, musteum, eucurbitinum u. ſ. w. Sie werden gepflanzt und gepfropft [serere et insererel. alu, der. u.; 7,40, 65 10 V. 15 u. 250. Wilder Birnbaum ſachras, te 10 Colum. de arb. 24. Birnbäume [pirus] pflanzt man im Herbſte. Sind ſie erwachſen und tragen nicht, ſo hackt man die Erde um fie herum tief auf [alte ablaqueare], ſpaltet den Stamm über der Wurzel, treibt in den Spalt einen Keil von Kienholz, und läßt ihn darin. Darauf ebnet man den Boden wieder und ſtreut Aſche darauf. a Dios c. de m. m. 1, 167. Alle Birnen [mog], und es gibt deren viele Sorten, haben zuſammenziehende Kräfte. Verzehrt man rohe Birnen nüchtern, ſo ſchaden ſie leicht. 222) Theophr. 2, 2, 5, wo es heißt: „aus den Samen edler Birnen [2rıos] zieht man den elenden dyoas”, muß ayoas als wilder Pyrus communis genommen, und überhaupt vorausgeſetzt werden, daß Theophraſt Pyrus saliei- folia und Pyrus communis nicht als Arten unterſchied. 223) Siehe beim Granatbaum. 64 Botanik der alten Griechen und Römer. Diosc. de m. m. 1, 168. Wilder Birnbaum [ayoag). Diosc. de m. m. 5, 32. Aus Birnen macht man Birn- wein [azirng ovog], wie man auch welchen aus Quitten [evo virng o, aus Miſpeln, Speierlingen und Johannis- brod [xeg@rıov] bereitet. Alle dieſe Weine haben etwas Zuſammen— ziehendes und ſind geſund. Plin. 15, 15, 16 U. 17; 28, 7, 62. Es gibt eine ſehr große Menge von Birnenſorten [pirum].— Roh ſind fie ſämmt⸗ lich ſelbſt für ganz geſunde Leute ſchwer verdaulich, werden daher Kranken verboten; gekocht find fie dagegen ſehr geſund. Die Hol z— bir ne [pirum silvestre] trocknet man auch, um fie als Arznei zu brauchen. Galen. de alim. facult. 2, 26. [Amiog.] Athen., Deipn. 14, 63 (p. 364, ed. Schw.). Die Birnen [c,] find beſonders häufig im Peloponnes, welcher davon auch den Namen Apia führt, wie Iſtros in ſeinen Argolicis ſagt. Palla d. de r. r. 3, 25, 1. Birnbäume [planta piri] pflanzt man [ponere] entweder, wenn man bewurzelte Stämmchen zur Verfügung hat, oder zieht ſie aus Samen, was jedoch ſehr lang— weilig iſt, und wobei ſich auch die Sorte verſchlechtert. Zwiſchen Bäumen läßt man einen freien Raum von 30 Fuß. Dem Birn— baum bekommt das Auflockern der Erde und Feuchtigkeit außerordent— lich gut, auch thut es ihm wohl, wenn er jährlich einmal gedüngt wird. Das Pfropfen geſchieht in die Schale oder in den Spalt [in trunco], und zwar auf wilde Birn bäume [pirus agrestis], Apfelbäume, und, wie Einige angeben, auch auf Mandelbäume, Weißdorn [spmus), Mannaeſchen ſornus], Gemeine Eſchen [fraxinus]), Quittenbäume, Gran atbäume. — Will man Birnen lange aufbewahren, ſo ſucht man mit der Hand gepflückte, ganz unbeſchädigte, noch nicht völlig reife aus, thut ſie in ein ausgepichtes Gefäß, befeſtigt den Deckel, legt es ſo um, daß der Deckel nach unten kommt, und vergräbt es an einer Stelle, um welche Jahr aus Jahr ein Waſſer fließt. Harte Sorten legt man dagegen erſt auf einen Haufen, bis ſie etwas weicher werden, thut ſie dann in ein gut ausgepichtes irdenes Gefäß, klebt den Deckel mit Gyps auf, und vergräbt das Gefäß an einer ſonnigen Stelle. Man hebt auch Birnen in Spreu und Getreide auf. Man ſchneidet ferner Birnen in Stücke und dörrt dieſe. — Wein wird aus zerſtampften, XXXVIIl. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. F. Roſen⸗Pfl. (Birn⸗, Apfelbaum). 685 ausgepreßten Birnen gemacht. — Um Eſſig zu machen, läßt man Holzbirnen [pirum silvestre] oder andre herbe Birnen drei Tage lang auf einem Haufen liegen, miſcht ſie dann in einem Gefäße mit Quell⸗ oder Regenwaſſer, läßt die Maſſe 30 Tage zugedeckt, und gießt dann immer ſo viel Waſſer nach, als man Eſſig herausnimmt. Geopon. 10, 22 bis 10, 25. Man pfropft Birnen lan- zidıov] auf Granat, Quitten-, Mandel-, Terpenth in- und Maulbeerbäume. Imletztern Falle werden die Birnen roth, u. ſ. w. 3) Apfelbaum, Pyrus Malus, Linné. — In Griechenland ſelten wild, auch wenig und faſt nur in Frühſorten kultivirt, weil er jetzt nicht gut gedeiht; heißt urAea, wild ayoın νeèd; — der wilde Apfelbaum findet ſich, mit ſehr ſauren Früchten, an mehreren Stellen Nord— Italiens, heißt meluggino, melo selvatico; der zahme wird in vielen Sorten kultivirt, heißt melo, die Frucht mela, in der Lombardei der Baum pomar, die Frucht pomo. Homer. [MME 220). Theophr., H. pl. 3, 3, 1. Der Apfelbaum [und] wächſt auch wild. Virgil., Georgic. 2, v. 33 u. 70. Man kann Aepfel [malum] auf Birn- und Platanenbäume pfropfen. Cato de r. r. 48. Aepfel [malum] werden in der Pflanz— ſchule geſät. Colum. de r. r. 5, 10, 19; — de arb. 25. Es gibt ſehr verſchiedne Sorten von Aepfeln; ſie ſchmecken gut und beför— dern die Geſundheit. Pli n. 14, 16, 19. Aus allen Apfelſorten bereitet man Wein. Plin. 15, 14, 15; 15, 16, 17. Es gibt ſehr viele Sorten von Aepfeln, die man alle mit verſchiednen Namen bezeichnet, und manche haben den Mann, der ſie erzeugt, andre ihre Heimath be— rühmt gemacht. Die ſogenannten Appianiſchen Aepfel hat ein Mann Namens Appius, aus der Familie des Appius Claudius, dadurch er— zeugt, daß er Aepfel auf Quittenſtämme pfropfte. Sie haben den Geruch der Quitten. Es gibt auch Aepfel, welche blutroth ſind, 224) Siehe beim Granatbaum. 686 Botanik der alten Griechen und Römer. was davon herrührt, daß ſie auf einen Maulbeerſtamm gepfropft worden. Im Allgemeinen röthen ſich die Aepfel auf der Sonnen- ſeite. Die wilden Aepfel haben einen ſauren Geſchmack, und jeder ſaure Apfel iſt im Stande, durch ſeine Säure die Schärfe eines Schwertes ſtumpf zu machen. a Galen. de alim. facult. 2, 21 (pag. 597, ed. Kühn). Unreife Aepfel ſind durchaus ſchädlich; reife dagegen roh, gebraten, gekocht ſehr geſund, letztere auch für viele Kranke ein Labſal. Palla d. de r. r. 3, 25, 13. Aepfel ſäet man an kalten Stellen im Februar und März, an warmen und trocknen im Oktober und November. Es gibt viele Sorten, und wäre es zu weitläuftig, ſie aufzuzählen. Sie lieben einen fetten, kräftigen Boden, der nicht durch Bewäſſerung, ſondern von Natur feucht iſt; beſteht er aber aus trocknem Sand oder Thon, ſo thut die Bewäſſerung gut. An kalten Orten ſetzt man ſie auf die Südſeite der Berge. Man braucht die Erde um ſie herum weder durch Ackern noch durch Graben auf— zulockern; daher paſſen ſie ſich gut auf Wieſen. Miſt verlangen ſie zwar nicht, nehmen ihn aber gern an, auch kann er mit Aſche ge— miſcht ſein. Beim Beſchneiden nimmt man am beſten nur was trocken oder falſch gewachſen iſt, weg. Der Apfelbaum dauert nicht ſo viele Jahre wie der Birnbaum. Läßt er ſeine Aepfel zur Unzeit fallen, ſo ſpaltet man eine Wurzel und keilt einen Stein in den Spalt. Hängen die Aepfel in zu großer Menge am Baume, ſo nimmt man die ſchlechteſten weg. Die Zeit der Veredlung iſt der Februar und März; Apfelreiſer gedeihen auf Apfel- und Birnbäumen, Weißdorn [spinus], Pflaume, Spierling [sorbus], Pfir- ſiche ſpersicum], Platane, Pappel, Weide. — Die Aepfel, welche aufbewahrt werden ſollen, müſſen ſorgfältig ausge— leſen werden. Man legt ſie an einem dunklen, windfreien Orte in abgeſonderten Haufen auf Stroh, und theilt die Haufen oft. Manche ſchließen fie auch in ausgepichte Gefäße, deren Deckel mit Gyps be— feſtigt wird, oder hüllen ſie in Thon, oder beſtreichen nur die Stiele mit Thon, oder legen ſie auf Stellagen, die mit Spreu belegt ſind, und decken ſie von oben mit Stroh. Die ſogenannten Kugeläpfel kann man ohne Weiteres ein ganzes Jahr aufheben. Manche Leute ſenken auch die in gut ausgepichten und verpichten Gefäßen befind— lichen Aepfel unter Waſſer. Andre nehmen die Aepfel einzeln vom Baum, tauchen ihre Stiele in ſiedendes Pech, legen ſie reihenweis * XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Roſen⸗Pfl. (Quittenbaum). 687 auf die Stellagen, und decken ſie mit Nußblättern. Viele legen fie zwiſchen Sägeſpäne von Pappel- oder Tannenholz. Es iſt bekannt, daß man die Aepfel ſo legen muß, daß der Stiel unten iſt, und daß man ſie nicht eher anrühren darf, als bis man ſie braucht. Wein und Eſſig wird aus Aepfeln wie aus Birnen gemacht. Geopon. 10, 18 bis 10, 21. 4) Quittenbaum, Pyrus Cydonia, Linné. — In Griechenland wild und kulti⸗ virt, jetzt xvoch ve; — in Nord-Italien ebenfalls wild und ful- tivirt, jetzt cotogno, melo cotogno, die Frucht cotogna, mela cotogna, pera cotogna. Theophr., H. pl. 2, 2, 5. Aus dem Samen der edlen Birne [Amiog] zieht man die elende wilde [ayoas); aus Samen edler Aepfel zieht man ſchlechte, ſaure; aus Samen der edlen Quitte [oroovFior] zieht man die wilde Quitte [xvdwr.og]. Cato de r. r. 7, 2. [Malum strutheum, cotoneum.] Varro de r. r. 1, 59, 1. [Malum strutheum, cotoneum.| Colum. de r. r. 5, 10, 19. Es gibt 3 Sorten von Quitten ſcydonium], nämlich struthium, chrysomelinum, musteum. | Diosc. de m. m. 1, 55. Um dem Olivenöl den angeneh- men Geruch der Quitten zu geben [EAuıov umıvov oxevalcoFaı], legt man Quitten jo lange hinein, bis der Zweck erreicht ift. Dios c. de m. m. 1, 160; 5, 28 u. 29. Die Quitten ‚[ufAov zudwrvıov] bekommen dem Magen gut, find gekocht milder als roh, u. ſ. w. — Um Quittenwein zu machen, welcher Cydonites und Melites heißt, läßt man zerſtoßne Quitten 30 Tage lang in Moſt, und ſeiht dieſen dann durch. — Um Melomeli, auch Cydono— meli genannt, zu bekommen, legt man Quitten, denen die Kerne ge— nommen ſind, in Honig. | Plin. 15, 11, 10. Die Quitte heißt bei den Römern malum cotoneum, bei den Griechen eydonium, und ſtammt von der Inſel Kreta. Es gibt mehrere Sorten; chrysomelum heißt die eingeſchnittne, in's Goldgelbe ziehende; die mehr weiße heißt einhei- miſche [nostratium], und riecht ausgezeichnet gut; auch die neapo⸗ litaniſche ſteht in Ehren. Das strutheum iſt kleiner und noch 688 Botanik der alten Griechen und Römer. wohlriechender, eine Spätſorte; das musteum iſt eine. Frühſorte. Die mulvianiſche Quitte ift dadurch entſtanden, daß gewöhnliche Quit⸗ ten [cotoneum] auf strutheum gepfropft worden, und die mul- vianiſche Quitte iſt die einzige Sorte, welche roh genoſſen werden kann. Alle Quittenſorten ſieht man jetzt ſelbſt in den Empfangs- zimmern der Männer aufgeſtellt, auch auf die Bildſäulen der Nacht— gottheiten gelegt. In den Zäunen wachſen auch kleine wilde Quitten von vortrefflichem Geruch. Plin. 23, 6, 54. Die Quitten werden vielfach als Heil⸗ mittel verwendet. Galen. de alim. facult. 2, 23. [Kvdwvıor zai oTgoVv- NU. Athen., Deipn. 3, 20 u. 21 u. 22. Gargilius Martialis, c. 1 (Seebode, Neues Archiv, Juli 1830, Nr. 35). [Cydoneum.] Palla d. de r. r. 3, 25, 20; 11, 18, 20. Die Quitten⸗ bäume [eydomius] lieben einen kühlen, feuchten Standort. Man pfropft am beſten Quitten auf Quitten; aber auf dieſem Baume ge⸗ deihen auch Pfropfreiſer von Granaten, Spierlingen und allen apfel— ähnlichen Früchten, welche ſogar dadurch verbeſſert werden. Man hebt die geernteten reifen Quitten auf verſchiedne Weiſe auf, und will man ſie in Honig legen, ſo zerſchneidet man ſie vorher mit einem aus Rohr oder Elfenbein gemachten Meſſer in 4 Stücke. Geopon. 10, 26 seqq.; 10, 76, 7. 5) Spierlingsbaum, Sorbus domestica, Linné (Pyrus Sorbus, Gärtner). — getz hier und da in Griechenland wild und kultivirt; — in Nor d— Italien ebenfalls hier und da wild, in Gärten it birn⸗ und mit apfelförmigen Früchten; heißt jetzt sorbo, die Frucht sorba. Theophr., H. pl. 3, 12, 6. Manche Spierlingsbäume ola, auch da und ova geſchrieben! tragen runde Früchte, andre längliche, auch unterſcheiden ſich die Früchte durch den Geſchmack; im Ganzen ſind die runden wohlriechender und ſüßer. Die Blätter des Baumes ſitzen an einem langen Stiel paarweis, wie wenn fie - zuſammen Ein Blatt bildeten; auch wirft der Baum nicht die einzelnen Blätter, ſondern immer das Ganze zugleich ab. An der Spitze des Ganzen ſteht noch ein einzelnes, unpaariges Blatt, ſo daß die Zahl XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Roſen⸗Pfl. (Spierlingsbaum). 689 der Blätter immer ungerade iſt. Die einzelnen Blätter [Blättchen] haben ziemlich die Geſtalt wie beim ſchmalblättrigen Lorbeer, aber ihr Rand iſt geſägt, und ihre Spitze iſt abgerundet. Die Blüthen ſtehn traubenartig an einem gemeinſchaftlichen Stiel. Die Früchte ſind dem Wurmſtich ausgeſetzt und eben ſo die Bäume ſelbſt. Letz— tere werden hoch, wachſen gerade, und bekommen eine ſchöne Krone. Das Holz iſt feſt und von ſchöner Farbe. Die Vermehrung geſchieht durch Wurzeln, Wurzelſproſſen und Samen. Am beſten gedeiht der Spierlingsbaum an kalten, feuchten Stellen. Cato de r. r. 7, 5. [Sorbum, die Frucht.] Varro de r. r. 1, 68. [Sorbum, die Frucht.] Celsus 2, 30. Die Spierlingsfrüchte [sorbum] haben zuſammenziehende Kräfte. Colum. de r. r. 5, 10, 19; 12, 16, 4. Diosc. de m. m. 1, 173. [O, die Frucht.] Plin. 15, 21, 23; 23, 7, 73. Es gibt Spierlings- bäume [sorbus], welche apfelförmige, andre, welche birnförmige, andre, welche eirunde Früchte tragen. Letztere werden leicht ſauer. An Geruch und Geſchmack zeichnen ſich die runden aus; die andren ſchmecken weinartig. Cato ſagt, man könne die Spierlingsfrüchte in eingedicktem Moſt [sapa] aufbewahren. — Man hebt ſie auch ge- dörrt auf. Palla d. de r. r. 2, 15, 1. Ich habe ſelbſt die Erfahrung gemacht, daß viele aus Kernen gezogne Spierlingsbäume gut wuchſen und gute Früchte trugen. Sie lieben feuchte, kühle Stellen im Gebirge und einen ſehr fetten Boden. Man findet in ihrem Holze oft röthliche, haarige Würmer. Das Pfropfen geſchieht im April, und zwar auf andre Spierlingsbäume, auf Quitten, auf Weißdorn [spina alba]. Man hebt die Früchte in irdnen, gut geſchloſſenen Gefäßen auf, die man an einem trocknen, ſonnigen Orte in die Erde gräbt; auch zerſchneidet man ſie in Stücke und dörrt dieſe an der Sonne; dieſe Schnitzchen kocht man dann, wenn ſie gegeſſen werden ſollen. Man hängt ferner die Früchte einzeln an einem ſchattigen, trocknen Orte auf, ſoll auch Wein und Eſſig aus ihnen machen können. 6) Mehlbeerbaum, Sorbus Aria, Crantz (Cratägus Aria, L.; Pyrus Aria, Ehrh.). — In Griechenland fand ihn Fraas am Thympßhreſt bei 44 690 Botanik der alten Griechen und Römer. Carpenitze; — auf Nord-Italiens Gebirgen iſt er nicht ſelten, heißt lazzerolo montano, lazzerolo di montagna. — Dieſer Baum iſt vielleicht die 40% des Theophr. 3, 4, 2. 7) Elz beerbaum, Sorbus torminalis, Crantz (Cratägus torminalis, L.; Pyrus torminalis, Ehrh.). — Wächſt nicht in Griechenland, dagegen auf den Gebirgen Nord-Italiens, heißt da noch jetzt sorbo torminale, auch ciavardello. Plin. 15, 21, 23. Eine Art sorbus hat den Beinamen tor— minalis, wird nur als Heilmittel gebraucht, trägt fleißig, hat kleine Früchte, Blätter faſt wie die Platane, einen ganz andren Wuchs als der Spierlingsbaum. 8) Gemeine Miſpel, | Mespilus germanica, Linné. — In Griechenland nicht wild, nur felten und unter dem Namen ueoxoviea kultivirt; — in Nor d⸗ Italien wild und kultivirt, der Baum jetzt nespolo, die Frucht nespola. Theophr., H. pl. 3, 12, 5. Die Miſpel wird auf dem Ida ueoniin oaraveıog lauch onraveıog gejchrieben] genannt. Diosc. de m. m. 1, 170. Die Mifpel [udonıkorv], welche in Italien wächſt, heißt auch Epimelis und Setanion, ift dem Apfelbaum ähnlich, aber kleiner. Die Frucht iſt rund, eßbar, hat einen breiten Nabel, zuſammenziehende Kräfte, reift langſam. Plin. 15, 20, 22; 23, 7, 73. [Mespilus setania.] Galen. de alim. facult. 2, 25. [Me&onuor.] Pallad. de r. r. 4, 10, 19. Die Miſpeln [mespilus] gedeihen an warmen Orten gut, aber auch an kalten. Man zieht fie aus Stecklingen [talea], welche man im März oder No- vember einſetzt; dazu wählt man einen gedüngten, gut bearbeiteten Boden, und überzieht beide Enden des Stecklings mit Miſt. Der Baum wächſt ſehr langſam; dabei ſchneidet man die unnützen Aeſte weg und lockert den Boden auf. Man kann auch die Kerne legen [semine serere mespilum], aber damit geht es noch weit lang⸗ ſamer. Man pfropft die Miſpel im Februar auf Miſpel- oder Birn- oder Apfelſtämmchen; dabei nimmt man das Reis aus der Mitte des Baumes, denn von der Spitze taugt es nichts. Im— mer muß in den Spalt gepfropft werden, denn beim Pfropfen in die XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Roſen⸗Pfl. (Azarolbaum, Weißdorn). 691 Rinde gedeiht es nicht. Die Früchte nimmt man vom Baume, bevor ſie eßbar ſind, denn ſie bleiben auch am Baume ſehr lange hart. Man verwahrt ſie in ausgepichten Töpfen, oder hängt ſie einzeln auf, oder legt ſie in eingedickten Moſt; auch legt man ſie ſo in Spreu, daß ſie einander nicht berühren. 9) Feuerdorn, Cratägus Pyracantha, Persoon (Mespilus Pyracantha, L.). — In Italien wild, jetzt piracanto genannt. Theophr., H. pl. 1, 9, 3; 3, 3, 3. [O&vaxorFog dei- u. Diosc. de m. m. 1, 122. |O&wexwso, volvo, nvou- zur.) Plin. 24, 13, 70. [Pyracantha.] 10) Azarolbaum, Cratägus Azarolus, Linné (Mespilus Azarolus, All.). — In Griechenland und Italien wild; in ganz Italien auch der eß— baren Früchte wegen in Gärten, jetzt azzarolo, azzaruolo, lazze- rolo genannt. — Iſt vielleicht der Kratägos, zodramyog (auch »gataıyav) des Theophr. 3, 15, 6, des Pli n. 27, 8, 40. — Athenäus 2, 34 ſagt zwar, der Kratägos des Theophraſt fei der Kirſchbaum; allein Athenäus, deſſen Heimath Aegypten, mochte wohl den Azarolbaum nicht kennen, und daher in dieſem Falle nicht richtig urtheilen. 11) Gemeiner Weißdorn, Cratägus Oxyacantha, Linné (Cratägus monogyna, Jacq.). — In Griechenland hier und da, jetzt weuerövied, uovuov- red, auch Sv ονοονν,; — in Nord-Italien nicht ſelten, auch zu Hecken angepflanzt, jetzt spina bianca, spino bianco genannt, was dem lateiniſchen spina alba gleich iſt. Co lum. de r. r. 7, 7, 2; 7, 9, 6. [Spina alba. Palla d. de r. r. 3, 25. Birnen und Aepfel kann man auf Weißdorn [spinus] pfropfen. 12) Gartenroſen. ) Die Zuckerroſe (Eſſigroſe), Rosa gallica, Linné (Rosa pumila, L.). Wächſt in Griechenland und Italien häufig wild, wird in beiden Ländern, gefüllt und verſchieden gefärbt, in 44 * 692 Botanik der alten Griechen und Römer. Gärten gezogen, heißt in Griechenland nach Fraas, Synopsis, p. 76, yAvxa roievrapvmo, weil fie für Zuckerwerk und eingekochte Früchte benutzt, auch allein mit Honig eingekocht wird. „Die geſchä tz teſten griechiſchen Roſen“, ſagt Fraas, „ſind jetzt die von Andros und Smyrna, beide Zuckerroſen. Die Alten unterſchieden wohl Rosa centifolia und gallica als Arten nicht, aber wild und häufig iſt jetzt nur Rosa gallica in Griechenland.“ In Italien heißt die Zuckerroſe rosa comune, rosa d'orto, d. h. Gartenroſe. Man bedient ſich in Italien der Blumenblätter dieſer Roſe, zugleich auch derer der Centifolie, um Roſenkonſerve, Roſenhonig, Roſenſyrup, Roſenwaſſer zu bereiten. Am meiſten ſchätzt man in Gärten die zu jeder Zeit blühende Monats-Zuckerroſe, rosa d'ogni mese [i. e. rosa omnium mensium]. (Siehe Pollini, Flora veron. tom. 2, p. 143.) ß) Centifolie, Rosa centifolia, Linné. — Nirgends wild, in griechiſchen Gärten jetzt nur roıavragvided, in den italiä⸗ niſchen rosa di cento foglie, rosa à bottoni genannt. Homer., Hymnus in Cererem, v. 6 u. 428. Perſephone pflückte Roſen [oodor]), auch prachtvolle Roſenknoſpen und Lilien [zul 000Eos zarvxag a Aeigın, Foduo, DEF a1). Homer., Ilias 23, v. 186. Den Leichnam des Hektor falbte Aphrodite, Tochter des Zeus, mit Roſenöl [oodoerrı yoiev ui]. Anacreon, Od. 5. Mit ſchön blühenden Roſen [Goo o/ z0AMipvArov] bekränzt wollen wir trinken; die Roſe iſt die herrlichſte Blume; die Roſe iſt bei den Göttern beliebt; mit ihr bekränzt ſich der Sohn Cytherens, wenn er mit den Gratien tanzt. So will auch ich von Roſen bekränzt [oodivorcı orepavioxoıs merrvxzaoudvog] tanzen. Herodot. 8, 138. In einer Landſchaft Macedoniens liegen die ſogenannten Gärten des Midas, Sohns des Gordius. In dieſem Garten wachſen die Roſen (Go or] wild, jede hat 60 Blätter, und ſie riechen beſſer als andre Roſen. Theophr., H. pl. 6, 6, 4. Es gibt verſchiedne Arten von Roſen [G00]; fie haben mehr oder weniger Blätter [puAAor] 225), ſind mehr oder weniger rauh oder glatt, an Farbe und Wohlgeruch 225) Es iſt hier zu bemerken, daß bei Roſen mit u und folium nicht bloß die Laubblätter, ſondern auch und vorzugsweis die Blumenblätter bezeichnet werden. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Roſen⸗Pflanzen (Gartenroſe). 693 verſchieden. Die meiſten ſind fünfblättrig; es gibt aber auch zwölf— und zwanzigblättrige, ja die Zahl der Blätter ſoll bis auf hundert fteigen, und ſolche nennt man Hekatontaphyllen [urovragvi- 0% 22%), Die meiſten Hekatontaphyllen wachſen um Philippi 22), wohin man fie vom Pangäus⸗Gebirge 228), woſelbſt fie in Menge ſind, verpflanzt hat. — Im Allgemeinen richtet ſich bei den Roſen die Schönheit der Farben und der Wohlgeruch nach dem Standort, jedoch kann auch auf demſelben Boden der Geruch verſchieden ſein. Den beſten Geruch haben die Roſen von Cyrene 229); daher wird dort die koſtbarſte Roſenſalbe 4 gemacht. Man kann den Ro- ſenſtrauch [oodwrıa] auch durch Samen vermehren; dieſer liegt unter der Blüthe in der Frucht ,, und iſt mit Wolle umgeben. Da aber das Wachsthum aus den Samen ſehr langſam vor fi geht, ſo pflegt man die Roſen durch Stecklinge zu vermehren. Uebri— gens trägt der Roſenſtock beſſere Blumen, wenn man ihn abgebrannt oder abgeſchnitten hat, dagegen treibt er viele wilde Schößlinge, wenn man ihn nach Belieben wachſen läßt. Auch durch oftmaliges Ver— pflanzen werden feine Blumen ſchöner. Die wilden [dee]! Roſen haben rauhere Zweige und Blätter, minder gefärbte und kleinere Blüthen. Theophr., H. pl. 6, 8, 5. In Aegypten find alle Blumen und Gewürze geruchlos; nur die Myrten haben dort einen aus— gezeichnet angenehmen Geruch. Die dortigen Roſen und Veilchen ſollen um 2 Monate früher blühn als in Griechenland. g Varro de r. r. 1, 35, 1. Um Stecklinge von Roſen zu haben, ſchneidet man Roſenſtöcke an der Wurzel ab, theilt ſie in handlange Stücke, ſetzt dieſe in die Erde, und verpflanzt ſie, wenn fie bewurzelt [viviradix] find. Cicero in Verrem 2, 5, 10, 27. Als unſer Feldherr Verres ſeine Reſidenz in Syrakus aufgeſchlagen hatte, ließ er ſich, ſobald es Roſen gab, in einer Sänfte herumtragen, in welcher das Polſter mit Roſen [rosa] ausgeſtopft war; dabei hatte er einen Kranz auf dem Kopfe, einen andren um den Hals, und vor die Naſe 226) Ob dieſe Hekatontaphyllen, d. h. Hundertblättrige, unſre Gen: tifolien oder gefüllte Zuckerroſen geweſen, läßt ſich nicht ſagen. 227) In Macedonien, jetzt Filibah. — 228) Liegt ohnweit Philippi. 220) In Nord⸗Afrika. 694 Botanik der alten Griechen und Römer. hielt er ſich ein aus ganz zarten Leinfäden geſtricktes, engmaſchiges, mit Roſen gefülltes Netzchen. Virgil., Georgic. 4, v. 119. In Päſtum tragen die Roſen zweimal Blüthen [biferi rosaria Pästi] 239). Seneca, Epist. 122, 8. Es gibt Leute, die ſich durch na- turwidrige Mittel im Winter Roſen zu verſchaffen ſuchen. Colum. de r. r. 11, 2, 29. Roſenbeet [rosarium]. — De arb. 30. Roſe [rosa]. Dios c. de m. m. 1, 130. Roſe [o0dov]; 1, 131. Ro⸗ ſenplätzchen [oodis]; 4, 35. Roſenwein [owog godirng]. Plin. 13, 3, 6. Kein Land ift fo paſſend zur Bereitung wohlriechender Salben, wie Aegypten und dann Kampanien wegen ſeines Ueberfluſſes an Roſen. Plin. 15, 7, 7. Aus Roſen wird das Roſenöl [oleum rhodinum] Wielt EIn 2,83, Dun. 8 , 7,18. Plin. 21, 4, 10. Von den Blumen unſrer Gärten werden faſt nur Roſen und Veilchen zu Kränzen verwendet. Die wilde Roſe ſrubus] hat einen angenehmen, aber ſchwachen Geruch. Jede Roſenblume ſitzt anfangs in einem grünen, flaſchenförmigen, zuge— ſpitzten Kelche [alabaster], röthet ſich dann allmälig, öffnet ſich dann kelchartig [se pandit in calyces], und zeigt in ihrer Mitte die gelben Staubbeutel [apex]. — Mehr Roſen als zu Kränzen werden zu andren Zwecken verthan: Man legt fie in Oel, was ſchon zur Zeit Troja's geſchehn iſt; man verbraucht ſie zu Salben; ſie werden zu Pflaſtern und Augenmitteln verwendet; ſie würzen die Speiſen, l und ſolche Würze ſchadet nicht. — Unſre Gärtner geben den Roſen aus Präneſte 231) und aus Kampanien den Vorzug; Andre rühmen 230) Päſtum in Lukanien heißt jetzt Pesto. — Daß man in Italien jetzt allgemein eine Sorte der Zuckerroſe hat, welche zu jeder Zeit des Jahres im Freien blühen kann, die Rosa d'ogni mese, iſt gewiß, und ſomit iſt es auch nicht wunderbar, daß man auch in Päſtum Roſen hatte, die zweimal im Jahre blüheten, was durch zweckmäßiges Beſchneiden bewirkt wird. — Wunderbar iſt es dagegen, daß Reiſende, die zu unſrer Zeit in der Gegend von Päſtum nach Roſen geſucht, daſelbſt durchaus keine gefunden haben. Dieſe Thatſache beweiſt Wüſtemann in ſeiner trefflichen Abhandlung über die Roſe im zwanzigſten Jahresbericht des Thüringer Gartenbau-Vereins aus folgenden Stellen: Seu: me's Werke, Thl. 3, S. 124; Adolf Stahr, Ein Jahr in Italien, Thl. 1, S. 404, 2. Aufl. — 231) In Latium. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Roſen⸗Pflanzen (Gartenroſe). 695 die mileſiſchen 232), welche die glühendſte Farbe l[ardentissimus color], aber nicht über 12 Blumenblätter [folium] haben. Ueber⸗ haupt unterſcheidet man die Roſen nach der Menge der Blumenblät- ter, nach Farbe und Geruch, und danach, daß ſie mehr rauh oder mehr glatt ſind. Die kleinſte Zahl der Blumenblätter iſt 5; es gibt aber welche mit mehr, und ſelbſt eine mit 100 Blättern [centifolia], wächſt in Kampanien und bei Philippi. Bei der letzteren Stadt iſt ſie nicht einheimiſch, aber ſie wächſt, und zwar mit vielen kleinen Blumenblättern, auf dem benachbarten Berge Pangäos, wird von da nach Philippi verpflanzt und hierdurch edler. Sie zeichnet ſich übri— gens nicht durch Wohlgeruch aus, und Cäpio, welcher unter Kaiſer Tiberius ſchrieb, behauptet, daß man die Centifolie nicht zu Kränzen verwende, höchſtens an das Ende, weil ſie ſich weder durch ihren Geruch noch durch Schönheit empfehle. — Die in Cyrenaifa heimi— ſchen Roſen riechen am beſten und geben daher die beſte Salbe. Die Roſen zu Karthago und in Spanien blühen den ganzen Winter hin— durch. — Nur Eine Roſenart wird gepfropft, nämlich die blaſſe, ſtachlige mit 5 Blumenblättern. — Wer will, daß Roſen frühzeitig blühen, zieht, ſobald die Knoſpen [calyx] zu treiben [germinare] beginnen, einen Fuß von der Wurzel einen Graben, und gießt in dieſen warmes Waſſer. Plin. 21, 18, 73. Die Roſe hat zuſammenziehende und kühlende Eigenſchaften. Man nennt die weißen Theile der Blumen— blätter [folium] Nägel [unguis 283)0]J. — Man preßt die Blumen- blätter entweder für ſich ſammt den Nägeln, oder man legt ſie, nach— dem man die Nägel abgeſchnitten, in Oel oder Wein, läßt ſie ſo an der Sonne ſtehn, und ſondert fie dann durch Preſſen von der Flüſſig— keit. Einige fügen auch Salz bei. Man nimmt auch recht gut rie— chenden Blumenblättern die Nägel, zerreibt ſie, preßt ſie in dichter Leinwand aus, und kocht den Saft bei gelindem Feuer bis zur Ho— nigdicke ein. Oben 23*) iſt geſagt, daß man Roſenwein verfertigt, indem man zerſtoßne Roſenblätter in einem Leinwandſäckchen 3 Mo— nate in Moſt liegen läßt. Der Gebrauch der Blüthen und Samen zu Heilzwecken iſt mannichfaltig. 232) Miletus in Karien. 233) Unguis iſt die ſchmale Baſis der Blumenblätter. 254) Plin. 14, 16, 19. 696 Botanik der alten Griechen und Römer. Martial., Epigr. 4, 22. Lilien und Roſen werden unter Glasſcheiben geſtellt Martial., Epigr. 6, 80. Im Winter ſchickt der Nil Roſen nach Rom, bean mehr und ſchönere ſendet Päſtum. Martial., Epigr. 12, 31. [Non bifero cessura rosaria Pästo.] Tacitus, Hist. 2, 70. Als Vitellius bei Kremona das Schlachtfeld beſichtigte, beſtreuten die Kremonenſer ſeinen Weg mit Lorbeer und Roſen, errichteten ihm Altäre und brachten ihm Opfer dar. Pausan. 9, 41, 6. Auf einem Berge bei Chäronea machen die Leute Salben aus Lilien, Roſen, Nareiſſen und Iris; ſie dienen zur Stillung von allerlei Schmerzen. Beſtreicht man mit der Roſenſalbe hölzerne Bildſäulen, ſo ſind ſie vor Fäulniß ſicher. Lucianus, Lucius sive asinus 7. Bei dem Gaſtmahl waren die Polſter mit Roſen, Roſenblättern und Rofen- guirlanden bedeckt. Florus 2, 8, 9. Als Antiochus, König von Syrien, gegen die Römer Krieg führte, hatte er ſich zur Winterszeit auf Eubßa gelagert, ſeine Zelte beſtanden aus Gold und Seide, von allen Seiten her waren Roſen beigeſchafft, und Flötenſpieler ſorgten 177 gute Unterhaltung. Athen., Deipn. 9, 60 (p. 503, ed. Schw.). Es gibt eine herrlich Dir Speiſe, welche 4 ana [oodwrıa] heißt. Um fie zu bereiten, miſcht man Roſenblätter, die im Mörſer zerrie⸗ ben find, Gehirn von Hühnern und Schweinen, Eidotter, Olivenöl, Fiſchſülze, Pfeffer, Wein, reibt Alles gut durch einander, und kocht es bei gelindem Feuer. Athen., Deipn. 12, 58 (p. 511, ed. Schw.). Der Tyrann Dionyſius ließ die Fußböden ſeines Palaſtes mit Feldthymian und Roſen bedecken und wälzte ſich darauf. Athen., Deipn. 15, 29. Aelius Spartianus de Vero 5. Kaiſer Aelius Verus hatte ein Bett, das mit Roſenblättern, denen das Weiße 235) genommen worden, gefüllt war; ſeine Decke beſtand aus Lilien, und 235) Das album des Blumenblatts der Roſe iſt deſſen Baſis, auch unguis genannt. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Roſen⸗Pflanzen (Gartenroſe). 697 ſein Körper war mit perſiſchen Salben parfümirt. Von eben ſo ge— reinigten Roſenblättern und von Lilien ließ er oft die Polſter machen, worauf beim Schmauſe die Gäſte lagen, auch die Tiſche ſelbſt 230). Aelius Lampridius de Heliogabalo 19 u. 21. Kaiſer Heliogabal ſpeiſte öfters auf Kiſſen, die mit Roſen gefüllt waren, hatte mit Roſen ausgeſtopfte Betten, und ſpazierte in Säulenhallen, deren Boden mit Roſen bedeckt war; er wechſelte auch und brauchte ſtatt der Roſen Lilien, Veilchen, Hyacinthen, Nareiſſen. — Er füllte auch Baſſins oder Wannen mit Roſenwein [rosa- tum] oder Wermuthwein ſabsinthiatum], badete ſich darin, trank ſich dabei an dem Wein, worin er ſaß, dick voll, und lud zu— gleich das Volk ein, mitzutrinken. Trebellius Pollio de Gallienis 16. Kaiſer Gallienus baute öfters im Frühjahr ganze Gemächer von Roſen, baute ganze Burgen aus Obſt, bewahrte Trauben 3 Jahre lang auf, traktirte mitten im Winter mit Melonen, traktirte mit friſchen Feigen und andren Obſtarten in Monaten, wo eigentlich keine zu haben ſind. Claudius Mamertinus Minor, Panegyricus Juliani 11. Es wurden wunderbare Vögel, Fiſche aus fernen Meeren, Obſtſor— ten, die zu ganz andrer Zeit reifen, Schnee im Sommer, Roſen im Winter beim Schmauſe verbraucht. Palla d. de r. r. 3, 21; 12, 11. Im Februar werden die Roſenbeete [rosarium] angelegt, und zwar durch Stecklinge [vir- gultum], oder durch Samen. Nicht die gelben Blüthentheile 237 mitten in der Roſe ſind die Samen; dieſe ſtecken vielmehr in den birnförmigen Beeren, deren Reife man daran erkennt, daß ſie braun und weich werden. Alte Roſenbeete werden im Februar behackt, und alles Trockne [ariditas universa] wird weggeſchnitten. Leere Stellen können mit aus Stecklingen gezogenen jungen Roſenſtöcken ausge— pflanzt werden. Will man Roſen vor der gewöhnlichen Zeit haben, ſo gräbt man um die Stöcke in einer Entfernung von zwei Hand— breit einen Graben, und gießt täglich zweimal warmes Waſſer hinein. — An warmen Stellen kann man auch die Roſenbeete im November anlegen. Hat man nicht Reiſer genug, um Stecklinge zu machen, 236) Gereinigt ſind die vom Weißen befreiten Roſenblätter. Polſter und Tiſch hat man ſich als mit Roſen- und Lilienblättern gefüllte Kiſſen zu denken. 237) Staubbeutel. 698 Botanik der alten Griechen und Römer. ſo ſchneidet man Zweige ab, legt ſie wie Ableger [propago] in die Erde, und hilft mit Miſt und Waſſer nach. Palla d. de r. r. 6, 13 seqq. Roſenwein [rosatum|] ift Wein, in welchem 30 Tage lang Roſenblätter gelegen haben, und der alsdann einen Zuſatz von Honig bekommen. — Um Roſenöl [oleum roseum] zu bekommen, braucht man auf 1 Pfund Olivenöl eine Unze gereinigte Roſenblätter, und hängt die Miſchung 7 Tage lang in Sonnen- und Mondenſchein. — Roſenhonig [rhodomelil entſteht, wenn man Roſenſaft mit Honig miſcht und die Maſſe 40 Tage an die Sonne hängt. — Um Roſenknoſpen lange friſch zu erhalten, macht man in ein grünes ſtehendes Rohr [canna] 238) von der Seite einen Spalt, ſchiebt die Knoſpe hinein, und läßt das Rohr ſich wieder ſchließen. Man ſchneidet dann zur Zeit, wo man die Knoſpe wieder haben will, das Rohr durch. Manche thun auch Roſen in einen weder ausgepichten noch glaſirten Topf, ſchließen ihn gut und vergraben ihn unter freiem Himmel. Latinus Pacatius, Paneg. Theodosii 14. Im Winter blühende Roſen [hiberna rosa]. | Macrobius, Saturn. 7, 5. [Hibernä rosä.] Achilles Tatius 2, 1 (tom. 1, p. 26. Fr. Jac.) 230). Wenn Zeus der Blumenwelt eine Königin hätte geben wollen, fo würde es die Roſe geworden ſein. Sie iſt die Zierde der Erde, der Stolz der Pflanzenwelt, die Krone der Blumen, der Purpur der Wieſen, der Abglanz des Schönen. Sie iſt der Liebe voll, ſie iſt im Dienſte der Aphrodite, ſie prangt mit duftenden Blättern, ſie wiegt ſich auf beweglichem Laube, und erfreut ſich des fächelnden Zephyrs. Geopon. 11, 17 u. 18. Die Roſe, jo erzählt man, war urſprünglich weiß und geruchlos. Einſt ritzte Aphrodite ihren Fuß an einem Roſenſtachel, und von dem hervorquellenden Blute der Göttin nahm die Roſe die rothe Farbe und den Wohlgeruch an. — Will man Roſen haben, die früh blühen, ſo ſetzt man ſie in Blumentöpfe, ſtellt dieſe in der kalten Jahreszeit bei Kälte in ein ſonniges Zimmer, bei Sonnenſchein und warmem Wetter in's Freie, wie man's mit Kür⸗ biſſen und Gurken thut. Hält man Roſen, die ſich eben öffnen, in Schwefeldampf, ſo werden ſie augenblicklich weiß. 238) Pfahlrohr, Arundo Donax, L. 239) Ich gebe die Ueberſetzung dieſer Stelle mit Wüſtemann's Worten. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Roſen⸗Pflanzen (wilde Roſe). 699 13) Wilde Roſen. %) Immergrüne Roſe, Rosa sempervirens, L. Zeichnet ſich durch immergrüne Blätter aus, iſt in Griechenland die häu- figſte wilde Roſe, daher wohl vorzugsweis gemeint, wenn bei Schrift— ſtellern, die dort einheimiſch waren, von ſolchen die Rede iſt; heißt jetzt Para, gauoßara, ayoıo Bara. Sie wächſt auch in Piemont wild. 5) Hundsroſe, Rosa canina, Linné. In Griechenland ſelten, &yoın rouarrapvr.ea genannt. — In ganz Italien häufig, rosa canina, rosa selvatica, rosa di macchia genannt. Noch einige Roſenarten wachſen in Griechenland wild, mehr in Italien. Theophr., H. pl. 3, 18, 4. Es gibt verſchiedne Arten von Batos [Grog], z. B. die Brombeere [yauaißarorv], ferner die wilde Roſe [xvvocßaror] 240). Colum. de r. r. 11, 3, 4. Zu lebendigen Zäunen braucht man Sträuche mit tüchtigen Dornen, wie Brombeeren [rubus] und Hundsroſen [sentis canis], welche bei den Griechen Kynos— baton [zvvosßarov] heißen. Diosc. de m. m. 1, 123. Die Hundsroſe [xurosßaror] heißt auch bei Einigen Oxyakantha. Der Strauch ift viel größer als der Brombeerſtrauch [Grog]; die Blätter 24) find viel breiter als bei der Myrte; an den Zweigen ſtehn ſtarke Stacheln; die Blüthe iſt weiß; die Frucht länglich wie ein Olivenkern, bei der Reife rothgelb, inwendig wollig. Man trocknet die Frucht, nachdem man die Wolle, weil ſie in der Kehle kratzt, entfernt. a Pli n. 8, 41, 63. Neulich iſt ein Mittel gegen den Biß toller Hunde durch einen Orakelſpruch gefunden worden; es iſt die Wurzel der wilden Roſe [radix silvestris rosä], welche cynorrhoda heißt. Plin. 24, 14, 74. Eine Art Rubus [rubus] iſt derjenige Strauch, welcher Roſen [rosa] trägt, und dieſe braucht man als Arznei 24). 240) Der Text der nun folgenden Beſchreibung der wilden Roſe iſt ſehr un: ſicher, deswegen hier abſichtlich nicht überſetzt. 241) Sind die einzelnen Blättchen gemeint. 242) Was hier weiter über eynosbatos u. dgl. geſagt iſt, beruht wohl auf Mißverſtändniß; deswegen habe ich es übergangen. 700 Botanik der alten Griechen und Römer. Plin. 25, 2, 6. Die wilde Roſe [silvestris rosa] heißt cynorrhodon. Galen. de alım. facult. 2, 14. Die Früchte der Hunds⸗ roſe [xvvösßarov] haben mehr zuſammenziehende Kraft als die der Brombeere [Barog). Die Landleute eſſen fie oft. Palla d. de r. r. 1, 34, 5. [Spina, quä rubus caninus vocatur.] 14) Brombeerſtrauch, Rubus fruticosus, Linné, mit ſehr zahlreichen Abarten, als Rubus cäsius, L., R. tomentosus, W., u. ſ. w. — Dieſer Strauch ver- trägt den verſchiedenſten Boden und Standort, Kalk, Thon, Dünen— ſand, Sumpf, trocknen Fels, Schatten, Sonne, Hitze, Kälte. — In Griechenland ift der Brombeerſtrauch [var. tomentosa] häufig, heißt jetzt noch, wie auch die wilde Roſe, Parc, als plural., auch jusoo Para. — In Italien wächſt der Brombeerſtrauch in ver— ſchiednen Abarten häufig, heißt rovo, rovo di macchia, bei den Veroneſen auch russa de mora, bei den Inſubren more. Homer., Odyss. 24, v. 230. Laöértes arbeitete in ſeinem Garten mit ledernen Stiefeln und Handſchuhen, um nicht von Brom— beerſträuchen gekratzt zu werden. Theophr., H. pl. 1, 9, 4. Der Brombeerſtrauch [Grog] iſt immergrün [aedpvirog] 24²). Theophr., H. pl. 3, 18, 4. Derjenige Batos [farog], deſſen Zweige ſich zu Boden ſenken und Wurzel ſchlagen, heißt Chamäbaton. Nicander, Ther. v. 839. [Barog.] Virgil., Georg. 3, v. 315. [Rubus.] O vid., Metamorph. 1, v. 104. Sie ſammelten Früchte des Erdbeerbaums [arbuteus fötus], Erdbeeren [montanum fragum], Kornellen [cornum], auch Brombeeren [morum], die an hartem Brombeergebüſch [rubetum] hingen. f Colum. de r. r. 11, 3, 4 [Rubus.] Diosc. de m. m. 4, 37. Vom Brombeerſtrauch [64 roc] werden die Blätter und Früchte zu Heilzwecken gebraucht. Plin. 15, 24, 27. Maulbeeren [morum] wachſen an 243) Bei uns behalten die Brombeerſträuche in feuchten, ſchattigen Thälern viele Blätter über Winter; eben ſo in Griechenland. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Roſen⸗Pfl. (Brombeer⸗, Himbeerſtrauch). 701 Maulbeerbäumen; es wachſen auch welche [morum] an Brombeer— ſträuchen, jedoch ſind ſie von jenen verſchieden. Pli n. 16, 27, 71. Es gibt eine Rubusart, die Brombee— ren [morum] trägt; eine andre, die Roſen trägt 240); eine dritte, die auf dem Ida wächſt, und daher von den Griechen idäum ge— nannt wird 245). Plin. 24, 13, 73. Die Brombeerſträuche [rubus] geben dem Menſchen die eßbaren Brombeeren [morum], aber auch Arznei. Galenus de alım. facult. 2, 13. Die Frucht des Brom— beerſtrauchs [Adrog] nennen die Leute bei uns Batinon, auch wie die Maulbeeren Moron und Sykaminon. Uebrigens haben die Brombeeren [Parwor]) mehr zufammenziehende Kraft als die Maulbeeren [uooor]. Athen., Deipn. 2, 36 u. 37. Die Maulbeere heißt uög0ov ovadumwor, — die Brombeere uogov H d e; beide find ſehr wohlſchmeckend. Salmonios nennt die Brombeere Bation [darıov], Demetrius Ixion nennt fie Sykaminon und Moron. Palla d. de r. r. 1, 34, 5. Um einen Zaun anzulegen, ſammelt man reife Samen von Brombeeren [rubus] und Hund s— roſen |spina, quä rubus caninus vocatur], miſcht fie mit naſſem Ervenmehl, beſtreicht mit dieſer Miſchung alte, aus Spartum geflochtene Stricke ſo, daß die Samen in's Innere des Strickes kom— men, und legt dieſe Stricke gegen das Frühjahr in die Erde. Palla d. de r. r. 14, 16. Im September ſammelt man Brombeeren [morum agreste], preßt den Saft aus, läßt ihn etwas gähren, miſcht dann ein Drittel Honig hinzu und kocht die Miſchung bis zur Honigdicke ein. 15) Himbeerſtrauch, Rubus idäus, Linné. — In Griechenland nur im Hochgebirge und ſelten, jetzt, wie auch die Brombeere, 7usoo Para (plur.) ge⸗ nannt. — Auf den Bergen Nord-Italiens nicht ſelten, auch in Gärten gezogen, lampone, lampione, ampomelle genannt. Diosc. de m. m. 4, 38. Der Himbeerſtrauch [Gros ro i⁰e hat den Namen batos idäa davon, daß er in Menge auf 243) Hundsroſe. — 245) Himbeere. 702 Botanik der alten Griechen und Römer. dem Ida wächſt. Er iſt viel zarter als der Brombeerſtrauch, hat nur kleine Stacheln und findet ſich auch ganz ohne Stacheln 240). Man benutzt beide Sträuche in gleicher Art. Plin. 16, 37, 71; 24, 14, 75. Es gibt eine Art rubus, welche man, weil fie auf dem Ida wächſt, idäus nennt; er iſt kleiner und zarter als der Brombeerſtrauch, hat ſchwächere Stacheln, wächſt im Schatten. 16) Erdbeere, Fragaria vesca, Linné. — In Griechenland auf den Gebirgen, jetzt yonovlaus genannt. — In Nord-Italien ſehr häufig, jetzt fragola, bei Verona auch fraga genannt. Virgil., Eclog. 3, v. 92. [Humi nascens fragum.] Ovid., Metam. 1, v. 104. [Montanum fragum.] — 13, v. 815. [Silvestri nata sub umbra mollia fraga.] Plin. 15, 24, 28. [Terrestre fragum.] — 21, 15, 50. [Fragum.] 17) Kriechende Potentilla, Potentilla reptans, Linné. — In Griechenland häufig, jetzt nevrapvi)or, nevroödzruna. — In Nord-Italien überall, jetzt cinquefolio. Theophr., H. pl. 9, 13, 5. Das Pentaphyllon (u tog@vAAov| 2%?) heißt auch eh: ert dne rẽg]; feine Wurzel ift friſch gegraben roth, wird aber beim Trocknen ſchwarz und vierkantig. Das Blatt iſt dem Weinblatt ähnlich, aber kleiner. Alle Blätter ſind fünfzählig; daher der Name. Die Stämme ſind zart und liegen an der Erde. Diosc. de m. m. 4, 42. Das Pentaphyllon hat dünne, ſpannenlange Aeſte; die Blätter ſtehn zu fünf auf Einem Stiele, find am Rande geſägt; die Blüthe iſt blaß⸗ oder goldgelb. Es wächſt an naſſen Stellen, wird als Arznei verwendet. Plin. 25, 9, 62. Das Quinquefolium heißt bei den Griechen Pentapetes, Pentaphyllon, Chamäzelon. 18) Odermennig, Agrimonia Eupatoria, Linné. — In Griechenland einzeln, 246) Man hat auch jetzt eine ſtachelloſe Sorte. 27) D. h. Fünfblatt. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Roſen⸗Pfl. (Becherblume, Nelkenwurz). 703 Povoyogrov; — in ganz Italien heimiſch, agrimonia und eupa- torio genannt. Celsus 5, 27, 10. Der Odermennig [agrimonia] wird gegen Schlangenbiß angewandt. Dios c. de m. m. 4, 41. Der Wen [leonaro- oıov] heißt auch Hesel [norwoıor]) und Hepatitis, bei den Römern volucrum majus [ovoAovxzgoyu νjĩI ue]; es iſt ein Kraut, das nur Einen Stamm [odßdog] treibt, der dünn, holzig, gerade, dunkelfarbig, haarig, bis über ellenhoch iſt; die Blätter ſind in 5 oder mehr Lappen zerſpalten, an der Spitze geſägt. Der Samen ſteht in der Mitte des Stammes, iſt borſtig, hängt ſich an die Kleider. Die Pflanze hat arzneiliche Kräfte. Nennt man fie Argemone, fo ift Das nicht richtig. Pin. 25, 29, 18. Die Eupatoria hat ie Namen von einem Könige 249), u. ſ. w. 19) Gemeine Becherblume, Poterium Sanguisorba, Linné. — In Nord- Italien häufig wild, auch als eßbar in Gärten gebaut, jetzt pimpinella, pimpi- nella minore, salvastrella, sorbastrella. Diosc. de m. m. 4, 34. [An owdneirıg.] 20) Dornige Becherblume, Poterium spinosum, Linné. — Ein in Griechenland häufiger, oroıßada und apavo, genannter Strauch; — in Piemont eben- falls heimiſch. Theophr., H. pl. 1, 10, 4; 6, 1, 3. [CT I, eig, el.] Diosc. de m. m. 4, 12. [Tro 5. Plin. 21, 15, 54. [Stöbe.] 21) Nelkenwurz, Geum urbanum, Linné. — In Griechenland fehr ſelten; — in Nord⸗Italien nicht ſelten, cariofillata genannt. Plin. 26, 7, 21. [Geum.] 22) Pfirſiche, Amygdalus Persica, Linné. — Stammt aus Perſien, wird in 248) Vom Mithridates Eupator, welcher auch der Große heißt. 704 Botanik der alten Griechen und Römer. Griechenland mit ausgezeichnetem Gedeihen kultivirt, jetzt Goda- vinid, die Frucht Goòͤcee genannt. — In Italien wird fie in vielen Abarten gezogen, heißt pescanoce, bei den Lombarden perseg nos, wächſt auch in Nord-Italien verwildert in Zäunen. Dios c. de m. m. 1, 164. Die Pfirſiche [reooıxov νo iſt eine geſunde Speiſe, wenn ſie gehörig reif iſt. Plin. 12, 3, 7. Die Pfirſiche [persica] iſt ausländiſch. Plin. 15, 13, 12 u. 13; 15, 28, 34, §. 113. Die Pfir⸗ ſiche [persica] ift aus Perſien gebracht, weder in Italien, noch in Kleinaſien und Griechenland heimiſch. Die Angabe, daß ſie in Per— ſien giftig ſei, iſt unrichtig. — Bei der Pfirſichſorte, die man duracinum nennt, geht das Fleiſch [corpus] nicht vom Kern lignum!. Plin. 23, 7, 67. Die Pfirſiche bekommt beſſer als die Pflaume und als das meiſte andre Obſt. Blätter und Kerne wer— den als Heilmittel gebraucht. Galen. de alim. facult. 2, 19. Die Pfirſiche als Frucht heißt ſowohl Perſikon melon e οᷣ ννõν, als auch bloß Perfi- kon. Sie iſt dem Magen nicht ſehr zuträglich, verdaut ſich aber beſſer, wenn ſie vor der Mahlzeit, als wenn ſie nach ihr gegeſſen wird. Athen., Deipn. 3, 24. [IIeooızör.] Gargilius Martialis 2, 13. Man hat auf mancherlei Weiſe verſucht, Pfirſichen 77 0 lange aufzubewahren, aber ver— geblich. 5 Palla d. de r. r. 2, 15, 20. Die Pfirſichkerne ſossa persicorum] legt man im Januar. Gepfropft wird die Pfirſiche auf Pfirſichen, Mandeln, Pflaumen, Aprikoſen. Palla d. de r. r. 12, 7. Man kann die Pfirſichkerne auch im November legen, und zwar auf tief gegrabne Beete, je 2 Fuß von einander. Sind die Bäumchen groß genug, ſo werden ſie verſetzt. Man legt die Kerne ſo, daß die Spitze nach unten gewen— det iſt, und deckt ſie nicht mehr als 2 bis 3 Querfinger hoch zu. Am beſten werden die Früchte an warmen Stellen, auf ſandigem, feuchtem Boden; an kalten und windigen Stellen gehen die Bäume aus, wenn ſie nicht vor Kälte und Wind geſchützt ſtehn. Im Herbſt wird die Erde um die Bäume aufgehackt, und ſie werden mit ihren eignen Blättern gedüngt. Auch das Beſchneiden [putare] wird im Herbſte vorgenommen; aber es wird nur das Trockne oder Sterbende weggenommen, nicht das Geſunde, wodurch das Verdorren des Baumes XXXVIIl. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Roſen⸗Pfl. (Pfirſiche, Mandelbaum). 705 herbeigeführt werden könnte. Leidet der Baum durch die Sonnen— hitze, ſo wirft man mehr Erde um ihn, begießt ihn Abends und macht ihm Schatten; auch hängt man die Haut an ihn, welche eine Schlange abgeſtreift hat. Gegen die Kälte legt man Miſt um ihn, gießt auch mit Waſſer vermiſchte Weinhefen, oder beſſer Waſſer um ihn herum, worin Bufbohnen gekocht ſind. Um große Früchte zu bekommen, begießt man den Baum zur Blüthenzeit 3 Tage lang mit Ziegenmilch. Das Pfropfen geſchieht an kalten Orten im Januar und Februar, an warmen im November, und zwar vorzüglich auf derbe Stämmchen, die nahe am Hauptſtamm aus der Erde gekommen ſind, denn eine Veredlung in die Spitzen taugt bei Pfirſichen nichts. Man kann auch die Pfirſiche in warmen Ländern im April oder Mai, in Italien auch erſt im Juni okuliren [inoculare], was man auch emplastrare nennt. Pfropft man die Pfirſiche auf Platanen, ſo bekommt man rothe Früchte. — Die Sorte, welche man dura— einum nennt, läßt ſich auf verſchiedene Weiſe eine Zeit lang aufbe— wahren. ö Geopon. 10, 13 seqq. [Ilsoowov, die Duracin-Sorte dwoazxıvor.] 23) Mandelbaum, Amygdalus communis, Linné. — In Griechenland kultivirt, die beſten auf Chios und Naxos. Die ſüße heißt auvydaren, die bittre zıxoonuvydarea, und nur die letztere wächſt, wie Fraas be— obachtet, in Griechenland eigentlich wild. — In Italien werden viele Mandeln in Gärten gezogen, auch wachſen ſie nicht ſelten wild; der Baum heißt mandorlo, mandolo, die Frucht mandorla. Theophr., H. pl. 1, 11, 3 et multis locis. EHνο¹,i̊n. Colum. de r. r. 5, 10, 12. Mandeln [nux gräca] 240) legt man um den erſten Februar; ſie lieben einen harten, warmen, trocknen Boden. Will man, daß der Baum ſchnell gedeiht und ſpäter wohlſchmeckendere Früchte trägt, ſo legt man den Kern, bevor er in die Erde kommt, in mäßig ſüßes Honigwaſſer. Colum. de r. r. 5, 10, 20; 9, 4, 3. Mandelbaum [amygdala]. Diosc. de m. m. 1, 176. Der Mandelbaum [auvyda- Jeu], die Mandelfrucht [Gαοαναοννοοοẽu]; — 1, 39. Mandelöl 240) Nux gräca iſt bei Columella die Frucht, amygdala der Baum. 45 706 Botanik der alten Griechen und Römer. [auvydarıwov ], heißt auch Metopion, wird gewonnen, indem man bittre Mandeln trocknet, ſtampft, ſo viel heißes Waſſer auf den entſtandenen Teig gießt, daß es ſich in einer halben Stunde hinein- zieht, dann wieder ſtampft, wieder heißes Waſſer zuſetzt, und dann das Ganze auspreßt. PIA 1 7; 23, 4, 42. Mandelöl [oleum amygda- linum]. — 23, 8, 75. Bittre und ſüße Mandel lamygdala amara et duleis.| Galen. de alım. facult. 2, 29. Mandel [ausydaror.] Athen., Deipn. 2, 39 u. 40. Tryphon jagt, die Frucht heiße in Attika auvydarn, der Baum aber auvydory. Wir nennen die Frucht auuydoror. Pamphilus ſagt, die Mandel heiße bei den Lacedämoniern Muceros, und der Nußknacker [upvorurazrng] jo wie der Mandelknacker [auvydorozorarrng]) heiße bei ihnen uov- xnoößorog, u. |. w. Gargilius Martialis 3. (Seebode, Archiv, Juli 1830, Nr. 35.) Palla d. de r. r. 2, 15, 6. Der Mandelbaum [amy- gdalus] wird aus Samen gezogen, oder aus Stämmchen, welche aus der Wurzel eines Baumes hervorſproſſen. Ehe man die Man- deln [amygdalum] ſteckt, weicht man fie ein wenig in Honigwaſſer. Setzt man die Bäume an ihren für immer beſtimmten Platz, ſo muß jeder vom andren 20 bis 25 Fuß entfernt ſein. Beſchnitten werden ſie im November, wobei man alles Ueberflüſſige und Dürre weg— nimmt. Werden die Bäume vom Vieh benagt, ſo tragen ſie bittre Früchte. Gräbt man über ihren Wurzeln, während ſie blühn, ſo fallen die Blüthen ab. Im Alter tragen ſie am meiſten. Tragen ſie nicht, ſo bohrt man eine Wurzel an, und ſchlägt einen Pflock von Kienholz in das Loch; oder man ſchiebt einen Stein ſo ein, daß er unter dem Baſt verborgen liegt. Um bittre Mandeln in ſüße zu verwandeln, gräbt man drei Fingerbreit von den Wurzeln rings einen Graben; oder man bohrt mitten in den Stamm ein Loch, und ſchlägt einen in Honig getauchten Pflock hinein, oder man düngt den Boden um den Baum mit Schweinemiſt. Die Mandeln ſind reif, wenn ihre äußere Fruchtſchale [cortex] abfällt. Man kann fie ohne Mühe lange aufbewahren. Wäſcht man ſie, nachdem die äußere Fruchtſchale herunter iſt [decoriari], mit See- oder Salzwaſſer, fo werden fie weiß und ſehr dauerhaft. Man pfropft den Mandelbaum in die XXXVI Kl. Lappenk.⸗Pfl. F. Roſen⸗Pfl. (Aprikoſenbaum, Schlehdorn). 707 Rinde und in den Spalt lin trunco], und zwar auf Mandeln oder Pfirſichen. Macrobius, Sat. 2, 14. Die Mandel [nux gräca] heißt auch amygdale und dass Geopon. 10, 57 seqq. [Ouole, auöydara.] 24) Aprikoſenbaum, Prunus Armeniaca, Linné. — Stammt aus Armenien, wird in Griechenland kultivirt, kommt aber daſelbſt auch, wie Fraas jagt, wild vor und iſt dann dornig. Der Baum heißt jetzt roıxox- rid, Ge νjju)picl. — In Italien wird er ebenfalls in Gärten ge— zogen, jetzt albicocco, arbricocco, armeniaco, armellino, meliaco, umiliaco genannt, die Frucht albicocca, arbricocca, armeniaca. Diosc. de m. m. 1, 165. Die Aprikoſe [aouevınzor unos] iſt kleiner als die Pfirſiche, heißt römiſch Präcocium Ehn], und gibt eine geſunde Speiſe. e 19..19..102 50 Galen. de 1 5 85 20, 20. Die Aprikoſe [40% vı0z0v zul ngerozrov]) iſt der Pfirſiche ähnlich und etwas ge— ſünder. Die Sorte, welche Prekokkion heißt, iſt beſſer als die, welche Armeniakon genannt wird; übrigens nennt man auch beide Sorten Armeniakon oder Armenion. Palla d. de r. r. 12, 7, 6. Im Januar wird die Aprikoſe [armenium et präcoquum] auf Pflaumen gepfropft. Geopon. 10, 76, 6. Die Aprikoſe [Pzoixoxxov] wird auf die damaſcener Pflaume und auf den Mandelbaum (94 oıov| gepfropft. 25) Schlehdorn, Prunus spinosa, Linné. — In Griechenland heimiſch, jetzt tLonovgri&, wauovom; — in Italien ſehr gemein, prugno, prugnolo, susino di macchia, susino selvatico, die Frucht pru— gnola, strigniculi. — Dieſer Strauch kann bei Theophr. 3, 6, 4 mit onodıag gemeint fein. Colum. de r. r. 2, 2, 20. Schlehdorn [prunus silve- strisl. — 12, 10, 2. Schlehe [prunum silvestre]. 250) Die präcox des Plinius kann eine Pfirſichſorte, das armeniacum eine Pflaumenſorte ſein. 45 * 708 Botanik der alten Griechen und Römer. Plin. 18, 6, 7; 23, 7, 68. [Prunus silvestris. Palla d. de r. r. 14, v. 81. [Spinifera prunus.] 26) Pflaumenbaum. Unter dieſer Benennung faſſen wir hier zwei Arten ſammt ihren vielen Abarten zuſammen, nämlich: %) Haferpflaume, Prunus insititia, Linné, mit kugel⸗ runden Früchten, in Europa überall einzeln wild und dann mit ſchwarzvioletten Früchten, die doppelt ſo groß wie eine Schlehe, reif aber ſüß ſind. Als Abarten dieſer wilden Haferpflaume kann man Renekloden, Mirabellen, Prünellen und alle ähnlichen rundfrüchtigen Sorten betrachten. Was zu Prunus insititia gehört, hält, wenn wurzelecht, die ſtrengſten Winter bei uns aus. Alle hier- her gehörigen Sorten laſſen ſich auf einander und auf die Sorten der Prunus domestica pfropfen und umgekehrt. 6) Zwetſche, Prunus domestica, L., mit länglich-eiförmigen Früchten, ſtammt aus dem Morgenland, erfriert bei uns in ſehr kalten Wintern leicht ſammt den Wurzeln, gedeiht am beſten an einem durch Wände u. dgl. geſchützten Standort. Als Abarten ſind die Damaſcener-Pflaume, Eierpflaume u. ſ. w. zu betrachten. In Griechenland heißt jetzt die Prunus insititia, Linné, welche nicht ſelten wild zu finden, 20%, die Frucht x000unAa; die Prunus domestica, L., heißt jetzt daunoxnvea. — In It a⸗ lien heißt Prunus domestica, L.: pruno, susino, susino do— mestico, die Frucht susina. Theophr., H. pl. 1, 10, 10. Pflaumenfrucht [x«e- nog Tov norrvunwv). — 1, 13, 3. Pflaumenbaum (vo ο,jj — 9, 1, 2. Das Gummi, welches aus dem Pflaumen— baum [Y quillt. Virgil., Georgie. 2, v. 34. Pflaume [prunum]. Colum. de r. r. 10, v. 405. Wachsgelbe Pflaumen und damaſcener Pflaumen [cereolum et Damasci prunum]. Diosc. de m. m. 1, 174. Der Pflaumen baum [xomv- undd] iſt allgemein bekannt; er trägt eßbare Früchte, die dem Magen nicht ſehr gut bekommen. Beſſer bekommen ihm getrocknete Pflaumen von Damaffus. Das Gummi [xöuu] der Pflaumenbäume iſt klebrig und wird zu einigen Heilzwecken verwendet. Plin. 13, 5, 10. Die damaſcener Pflaume [prunum XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Roſen⸗Pfl. (Pflaumenbaum). 709 in Damasco monte natum] iſt ein eigenthümliches Erzeugniß Syriens. Pli n. 15, 13, 12; 23, 7, 66. Es gibt eine ungeheure Menge von Pflaumenſorten ſingens turba prunorumh, bunte, ſchwarze, weiße, welche man Gerſtenpflaumen [hordearium prunum] nennt, weil ſie mit der Gerſte reifen. Eine andre eben ſo gefärbte Sorte, welche ſpäter reift und größer wird, heißt Eſelspflaume [asininum prunum], weil fie ſehr wohlfeil iſt. Es gibt auch Pflaumen mit Onyrfarbe, aber beliebter find die wachsgelben und purpurrothen, von den ausländiſchen die wegen ihres Wohlgeruchs geſchätzte arme— niſche 25). Merkwürdig find die auf Wallnußbäume gepfropften Pflaumen; ſie ſehen aus wie Nüſſe, ſchmecken aber wie Pflaumen und heißen Nußpflaumen [nuciprunum]. In Bätika pfropft man Pflaumen auf Apfelbäume und auf Mandelbäume. Der Kern der letztgenannten ift wie ein Mandelkern. — Die damaſce- ner Pflaume [damascenum prunum!] hat ihren Namen von Damaſkus, wächſt auch ſeit langer Zeit in Italien, wo ſie jedoch einen größeren Kern [lignum] und weniger Fleiſch [caro] hat, auch beim Trocknen keine Runzeln bekommt, weil ihr die heimiſche Sonne fehlt. Galen. de alim. facult. 2, 31. Die Pflaumen [xoxxv- unkov) werden faft alle bei der Reife ſüß, geben nicht viel Nahrung, können in Vorrath getrocknet werden. Für die beſten gelten die von Damaſkus, nach dieſen die ſpaniſchen. Galen. de simpl. medic. facult. 7, 35. Die Frucht des Pflaumen baum s [xoxxvuniee]) heißt in Aſien Prumnum [ro0Buvor]. Athen., Deipn. 2, 33. Die Pflaume [xoxxUundor] von Damaſkus gilt für die allerbeſte. Nikander nennt die Pflaume auch umAov xöxrvyog 252). Klearchus jagt, auf Rhodus und Sicilien heiße fie Brabylon [Boaßvrov]. Seleukus fagt in feinen Gloſſen, die Pflaume heiße Brabylon, Elon [, Kokkymelon, Madryon [uadovor]. Pallad. de r. r. 2,15, 20. Im Januar wird die Pflaume auf Pflaumen⸗ [prunus] oder Pfirſichbäume gepfropft. 251) Vielleicht die Aprikoſe. 252) Apfel des Kukuks, was “ornnvunkov ebenfalls bedeutet. 710 Botanik der alten Griechen und Römer. Palla d. de r. r. 12, 7, 13. Steckt man Pflaumenkerne [pruna si ossibus serantur], fo bringt man fie im November in gegrabenes, lockres Land 2 Handbreit tief. Geſchieht es im Februar, ſo weicht man ſie erſt in Aſchenlauge. Man pflanzt auch junge von alten ausgehenden Stämmchen. Ein fetter, feuchter Boden thut ihnen, wohl. Junge aus der Wurzel kommende Stämmchen müſſen aus: gerottet werden, diejenigen ausgenommen, welche weiter verpflanzt werden ſollen. Trägt der Baum wenig, ſo düngt man mit Miſt und Aſche. Das Pfropfen gedeiht beſſer im Spalt als in der Rinde. Es geſchieht am beſten auf Pflaumen; die Reiſer gedeihen auch auf Pfirſich-, Mandel- und Apfelbäumen, aber die Früchte verlieren dabei an Güte. — Die Pflaumen werden auf Horden an der Sonne ge— trocknet; auch taucht man friſch gepflückte Pflaumen in ſiedendes See: oder Salzwaſſer, und trocknet fie dann entweder in einem Backofen oder an der Sonne. Geopon. 10, 39 u. 40. 27) Kirſchbaum. ) Süßkirſchbaum, Prunus avium, Linné. — Wächſt in ganz Europa, ſo weit es nicht gar zu kalt, wild, hält die härteſten Winter aus, wird jetzt in vielen edleren Sorten kultivirt, heißt in Griechenland xeoaoıe, in Italien ciregiolo. P) Der Sauerkirſchbaum, Prunus Cerasus, Linné. — Die kultivirten Sorten ſtammen ohne Zweifel aus Aſien, können bei uns in ſtrengen Wintern ſammt der Wurzel erfrieren, gedeihen am beſten im Schutze von Wänden u. dgl.; hälßen jetzt in Italien amarasco, visciolo. Theophr., H. pl. 3, 13, 1; 9, 1, 2. Der Kirchham [6 x20@00g] s) wird bis 24 Ellen hoch und 1 einen geraden Wuchs. An der Wurzel hat der Stamm bis 2 Ellen Umfang. Man erkennt den Baum ſchon von Weitem. Die Rinde iſt wie bei der Linde, und man kann von ihr die oberſte Schicht abſchälen, ohne dem Baume zu ſchaden. Im Ganzen iſt der Baum nicht ſehr reich an Aeſten; er hat aber viel oberflächliche Wurzeln. Die Blüthe iſt weiß, der Birnenblüthe ähnlich; die Frucht iſt roth, ſo groß wie eine Buf— bohne. Der Kirſchbaum wächſt mit Linden zuſammen vorzüglich an Gewäſſern. — Er ſchwitzt ein Gummi aus. 253) Süßkirſche. XXVXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Roſen⸗Pflanzen (Kirſchbaum). 711 Varro de r. r. 1, 39, 2. Kirſchbäume [cerasus] werden zur Zeit des kürzeſten Tages gepfropft. Oelsus 24, 2. Die Kirſche ſoerasum] iſt dem Magen geſund. | Diose. de m. m. 1, 157. Der Genuß friſcher Kirſchen bee li] hat andre Wirkung als der getrockneter. Das in Wein aufgelöſte Gummi iſt ein gutes Mittel gegen den Huſten und über- haupt geſund. Pli n. 15, 25, 30. Ehe Lucius Lucullus den Mithridates be⸗ ſiegt hatte, wuchſen in Italien keine Kirſchbäume [cerasus|. Im Jahr 680 nach Rom's Erbauung brachte er den erſten aus dem Pon- tus nach Italien, und er hat ſich in weniger als 120 Jahren bis Britannien verbreitet. In Aegypten gedeiht er ſelbſt bei der größten Sorgfalt nicht. Es werden verſchiedne Sorten von Kirſchen gezogen, gute auch in Belgien und am Rhein. Kürzlich iſt auch durch Pfropfen auf Lorbeer eine Sorte erſchaffen worden, die laurea heißt, herbe, aber nicht unangenehm ſchmeckt. Der Kirſchbaum liebt einen kühlen Standort, ſeine Früchte reifen früh, man trocknet ſie auch an der Sonne, bewahrt ſie auch wie Oliven in Fäſſern. Galen. de alim. facult. 2, 12. [Keoasoıor.] Athen., Deipn. 2, 34. [Keoaoıor.] Palla d. de r. r. 11, 12, 4. Der Kirſchbaum [cerasus] liebt einen kalten Standort „an einem warmen bleibt er klein, einen heißen erträgt er gar nicht. Er liebt Berge und Hügel. Junge wilde Kirſchſtämmchen verſetzt man im Oktober oder November in den Garten, und veredelt ſie Anfangs Januar. Man ſüet auch die Früchte, und aus dieſen kommen die Bäumchen äußerſt ſchnell. Ich habe auch ſelbſt erlebt, daß Kirſchzweige, die ich als Stütze im Wein⸗ garten geſteckt hatte, ſchnell zum Baume heranwuchſen. Ich habe es am beſten befunden, zwiſchen Rinde und Holz zu pfropfen. Man pfropft Kirſchreiſer auf Kirſchbäume, Pflaumenbäume, Platanen; Andre ſagen auch, man könne fie auf Pappeln pfropfen. Der Kirſchbaum ſteht gern einzeln, liebt das Behacken, verdirbt aber durch Miſt. Martialis ſagt, wenn man Kirſchen [eerasum] ohne Kern [sine osse] haben wolle, jo müſſe man den Baum auf 2 Fuß zus rückſchneiden, dann bis zur Wurzel ſpalten, das Mark ganz heraus⸗ kratzen, beide Theile wieder zuſammenbinden und die ganze Wunde mit Miſt verſtreichen. Nach Jahresfriſt ift die Wunde feſt verwachſen. 712 Botanik der alten Griechen und Römer. Nun wird der Stamm mit Reiſern [surculus], die noch keine Frucht getragen, gepfropft, und dieſe tragen dann, wie Martialis verſichert, kernloſe Früchte. — Iſt der Kirſchbaum ſo überfüllt mit Saft, daß Fäulniß eintritt, ſo bohrt man ein Loch in den Stamm, damit der Saft ausfließt. — Kirſchen werden nur aufbewahrt, wenn ſie an der Sonne getrocknet ſind. Servius ad Virgilii Georgic. 2, v. 18. Im Pontus liegt die Stadt Cerasus; Lucullus zerſtörte fie, und brachte von da den Kirſchbaum [cerasus] mit, welcher nach jener Stadt benannt wor— den. Uebrigens wuchſen in Italien auch ſchon vor der Zeit des Lucullus Kirſchen, aber harte. Ammianus Marcellinus 22, 8 (p. 299, ed. Bip.). Aus der Stadt Cerasus hat Lucullus den Kirſchbaum geholt. Geopon. 10, 41 u. 42. [Keoaoıor.] 28) Kriechende Pflaume, Prunus prostrata, Labill. — Ein niedriger Strauch. Wächſt, ſagt Fraas, in Griechenland auf allen Felſen höherer Gebirge. Plin. 15, 25, 30. Der chamäcerasus wächſt in Mace- donien, und wird kaum 3 Ellen hoch. 8 Athen., Deipn. 2, 35. Aſklepiades ſagt, in Bithynien wachſe der Chamäceraſus [yaumızeouoos] nicht höher als ein Roſenſtock; die Frucht ſei wie bei andren Kirſchen; wer aber viel davon eſſe, dem werde der Kopf ſchwer. 29) Traubenkirſche, Prunus Padus, Linné. — Iſt in Griechenland nicht wild ge⸗ funden worden, dagegen in den Berggegenden Nord-Italien's hier und da. Seine Heimath iſt das mittlere Europa, auch Sibi— rien ſeiner ganzen Länge nach. Herodot erzählt 4, 23: „Die Argippäer find plattnaſige Leute mit langem Kinn, wohnen nördlich von den Scythen am Fuße hoher Berge, reden eine eigne Sprache, leben von den Früchten eines Baumes, welcher Pontikum genannt wird; er iſt ſo groß wie ein Feigenbaum, die Früchte ſind Bohnen ähnlich, haben jedoch einen Kern. Die Argippäer ſchlagen die reifen Früchte in Tücher, preſſen eine dicke, ſchwarze Flüſſigkeit heraus, welche Aſchy heißt. Dieſe genießen ſie ohne Beimiſchung oder mit Milch. Aus den Trebern XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. Fam. Hülſen⸗Pfl. (Anagyris, Lupine). 713 machen fie Kuchen, welche ihre Speiſe find.” — Die alten Argippäer ſind jedenfalls die Vorfahren der jetzigen Baſchkiren, die von Herodot genannten Berge ſind der Ural, an deſſen ſüdliches Ende ihre Wohn— ſitze grenzen; das Pontikum iſt der Traubenkirſchbaum. Adolf Erman hat auf ſeiner Reiſe durch Sibirien beobachtet, daß die Baſchkiren noch jetzt genau ſo mit den Früchten dieſes Baumes verfahren, wie Herodot es beſchreibt, und daß auch der Saft der Traubenkirſchen bei ihnen den alten Namen behalten, indem er jetzt Atſchui heißt. 12. Familie Hülſen⸗Pflanzen, Leguminoſen. 1) Stinkende Anagyris, Anagyris fötida, Linné. — Dieſer Strauch wächſt in Griechen— land, woſelbſt ihm der Name avoyvor geblieben; — iſt auch in Süd⸗Italien heimiſch. Nicander, Ther. v. 71. [’Ovoyvoos.] Diose. de m. m. 3, 157. Die Anagyris [avayvoısg, auch geſchrieben 6s] heißt auch Anagyron, Akopon, Agnakopon, iſt ein der Müllen [6% os] ähnlicher Strauch, der einen ſehr un— angenehmen Geruch hat. Plin. 27, 4, 13. [Anagyros.] 2) Lupine. 4) Rauhe Lupine, Lupinus hirsutus, Linné. Wächſt in Süd⸗Europa; Fraas fand ſie in Griechenland nur bei Leonidi im Zakonerlande wild, und ſagt, daß ſie jetzt nur in der Maina kultivirt wird, um die Samen zu eſſen, weswegen die Mainotten ſpottweis Lupineneſſer genannt werden. Die Pflanze heißt Jou vid, die Frucht Jo 6 Schmalblättrige Lupine, Lupinus 3 L. Ebenfalls eine ſüdeuropäiſche Pflanze; in Griechenland gibt ſie Fraas an mehreren Orten an, heißt % 1% Aovzıvo, wird nicht kultivirt. 7) Weiße Lupine, Lupinus albus, L. Stammt aus dem Morgenland, wird jetzt in Italien viel gebaut, lupino genannt, friſch zu Viehfutter oder Gründüngung, die reifen Samen zur Nah— rung für Vieh und Menſchen verwendet. Im letzteren Falle muß man ihnen erſt durch fließendes Waſſer die Bitterkeit nehmen. 714 Botanik der alten Griechen und Römer. Theophr., H. pl. 8, 11, 8. Die Lupine [9eοe hat ein ſtarkes Korn, und dieſes muß gleich von der Tenne weg geſät werden, ſonſt wird es ſchlecht; auch bedeckt man es bei der Ausſaat gar nicht mit Erde; ja die Körner treiben oft, wenn ſie ſtatt auf die Erde auf Unkraut fallen, doch Wurzel, erreichen mit dieſer den Boden, und gedeihen dann. Sie lieben ſandiges, ſchlechtes Erdreich, und wollen nicht einmal ein gut bearbeitetes. Cato de r. r. 34 u. 37 u. 54. Auf magrem, trocknem Sande gedeiht die Lupine [lupinusl. Varro de r. r. 1, 13, 3; 1, 23, 3. Neben dem Hofe der Villa muß man einen Teich haben, worin man Lupinen [lupinus] einweichen kann. — Man kann das Land mit Lupinen düngen, wenn man dieſe, bevor fie Hülſen [silieula] anſetzen, einpflügt. Virgil., Georgic. 1, v. 75. [Lupinus.] Colum. de r. r. 2, 10, 1. Unter den Hülſenfrüchten [legumen] iſt die Lupine [lupinus! vorzüglich wichtig, weil fie wenig Mühe macht, ſehr wohlfeil iſt, und den Acker ſehr verbeſſert. Sie gibt eine herrliche Düngung, gedeiht ſelbſt auf ganz erſchöpftem Boden, läßt ſich in der Scheuer faſt ewig gut erhalten. In Hunger⸗ jahren gibt ſie auch den Menſchen eine ſättigende Speiſe. Man ſät ſie gleich von der Tenne weg; ſie gedeiht auch, wenn man ſie nur ganz ſchlecht unter die Erde bringt. Um kräftig zu werden, bedarf ſie laues Herbſtwetter, und ſie leidet durch Froſt, wenn ſie nicht ſtark iſt, bevor er eintritt. Samen, die nicht zur Saat verwendet werden, hebt man am beſten auf einem Breterboden auf, welcher vom Rauche berührt wird; denn ſie werden von Würmern angegriffen, ſobald ſie feucht 5 haben dieſe den Nabel Ya zernagt, ſo kann die Lupine nicht mehr keimen. Dios c. de m. m. 2, 132 u. 133. Die zahme Lupine 9% νẽ,ẽjps] dient zur Speiſe, und hat auch arzneiliche Kräfte. — Die wilde Lupine [9e ayoros] iſt der zahmen ähnlich, aber kleiner, und hat dieſelben Eigenſchaften. Plin. 18, 14, 36. [Lupinus.] Galen. de alim. facult. 1, 23. Die Lupine (90⁰s wird viel gegeſſen, vorher erſt gekocht, darauf in ſüßem Waſſer ge- weicht, bis ſie ihren ſchlechten Geſchmack verloren hat. Sie iſt auch dann ſchwer verdaulich und macht ſchlechte Säfte. Athen., Deipn. 2, 45. Die Lupine [9Eowos] iſt eine XXXVII Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Hülſen⸗Pfl. (Heuhechel, Pfriemenkraut). 715 Speiſe für Hungerleider. Der Dichter Diphilus nannte fie Thermo⸗ kyamos, und ſo heißt ſie noch jetzt. Polemo ſagt, daß die Lacedä— monier fie Lyſilais nennen. — Der Philoſoph Zeno der Kittier war ein flegelhafter, jähzorniger Menſch, pflegte aber galant und zärtlich zu ſein, wenn er eine tüchtige Portion Wein getrunken hatte. Wie er nun gefragt wurde, wie Das möglich wäre, antwortete er: „Mir geht's wie den Lupinen; ſie ſind erbärmlich bitter, ſo lange ſie trocken ſind, dagegen ſüß und lieblich, ſobald ſie ſich recht ſatt getrunken haben.“ Palla d. de r. r. 9, 2; 10, 9. Im Auguſt oder September werden die Lupinen [lupinus], namentlich in magere Weingärten, geſät und untergepflügt, ſobald ſie groß ſind. Geopon. 2, 39. [Oe . 3) Ononis-Heuhechel, Ononis antiquorum, Linné. — In Griechenland und Ita— lien heimiſch, dort jetzt wwreid«, hier anonide und bulimacola genannt. Theophr., H. pl. 6, 5, 3. Die Ononis [ovwvıg] iſt dor⸗ nig, trägt Hülſen ohne Scheidewand, wächſt vorzugsweis auf Acker— land, iſt den Landleuten verhaßt, weil ſie immer wieder aus den Wurzeln treibt, wenn auch von dieſen nur kleine Stücke übrig ſind. Diosc. de m. m. 3, 18. Die Ononis [wwris] hat ſtarke, ſpitzige Dornen, aber die jungen Triebe, welche noch dornlos ſind, geben mit Waſſer und Salz eine ſehr angenehme Speiſe. Pli n. 21, 16, 58; 27, 4, 12. [Anonis, ononis.] Anmerkung. Die natrix des Plin. 27, 12, 83 kann die in Nord-Italien heimiſche Ononis Natrix, L., fein. Sie heißt jetzt erba bacaja. 4) Binſen⸗Pfriemenkraut, Spartium junceum, Linné (Genista juncea, Spartianthus). — Wächſt in Griechenland, heißt jetzt ra ondoru; — in Italien ebenfalls heimiſch, ginestra genannt; wird auch in Italien's Gärten der ſchönen, wohlriechenden Blüthen wegen gezogen. — Die Zweige dieſer Pflanze können, wenn ſie wie Hanf behandelt werden, zähe Faſern für Seile u. ſ. w. geben, doch werden ſie wohl ſelten benutzt. Theophr., H. pl. 1, 5, 2. Die Oberhaut des Binſen⸗ Pfriemenkrauts [Avsoragror] ſondert ſich in Fetzen ab. 716 Botanik der alten Griechen und Römer. Virgil., Georg. 2, v. 12. Zähes Binſen-Pfriemen⸗ kraut [lenta genista] 25). Colum. de arb. 29. Weiden und Pfriemenkraut [genista] pflanzt man Anfangs März, um Ruthen zum Anbinden der Weinſtöcke zu bekommen. Das Pfriemenkraut zieht man auf trocknen Stellen. N Diosc. de m. m. 4, 155. Das Pfriemenkraut [onde- 710% ift ein Strauch, welcher lange Ruthen ohne Blätter hat 255); ſie ſind feſt, zäh, und dienen, die Weinſtöcke anzubinden. Die Hülſen [Aoßög] find wie bei der Schminkbohne [paoioAog], und in ihnen kleine, linſenförmige [paxosdng]) Samen. Die Blüthe ift gelb. Die Pflanze wirkt als Arznei heftig und faſt wie Helleborus. Plin. 24, 9, 40. Das Pfriemenkraut [genista] kann zum Binden dienen und iſt den Bienen ſehr angenehm. 5) Gemeiner Bohnen baum, Cytisus Laburnum, Linné. — Wächſt in Italien wild, heißt jetzt egano, eghelo, mazi. Theophr., H. pl. 3, 17, 2. Der Bohnenbaum [xo- dort] wächſt auf der Inſel Lipara 256), iſt ein hoher Baum, trägt ſeine Samen in Hülſen [40 6s], und fie ſehen aus wie Linſen [- Kg]. Er macht die Schafe erſtaunlich fett, wird aus Samen gezogen, und gedeiht am kräftigſten bei Düngung mit Schafmiſt. Die Zeit des Säens iſt bei Untergang des Arktur. Der Same wird vorher bis zum Keimen in Waſſer gelegt. Das Blatt iſt wie beim Bocks— horn-Klee 25). Man ſchneidet die Stämme in den erſten drei Jahren ab, weil ſie dann neu treiben und brauchbar ſind. Schneidet man den Stamm ab, wenn er erwachſen iſt, ſo ſtirbt der Baum. Plin. 16, 18, 31. [Laburnum.] | 6) Kretiſcher Wundklee, Anthyllis cretica, Lam. (Ebenus cretica, L.). — Wächſt auf 254) Kann eben ſo gut auf das Beſen-Pfriemenkraut, Spartium Scoparium, L., gehn, welches auch in Italien wächſt, ebenfalls ginestra heißt, und namentlich zu Beſen verwandt wird. 255) Es ſind wenige, kleine, lanzettliche Blätter vorhanden. 256) Nordweſtlich von Sieilien. 257) Bei dieſem iſt es dreizählig. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Hülſen⸗Pfl. (Jupiters⸗Bart, Luzern). 717 Kreta, liefert das ſogenannte rothe oder braune Ebenholz, heißt jetzt dανονντνινοννhν. Theophr., H. pl. 4, 4, 6. In Indien wächſt der Eben— holzbaum (266; es gibt aber auch einen andren, häufigen, ſtrauchartigen Baum, welcher eine geringe Sorte Ebenholz liefert und Cytiſos [ærioog] heißt. A 7) Jupiters-Bart, Anthyllis Barba Jovis, Linné. — Wächſt in Italien z. B. an den Felſen bei Nizza, ein Strauch, deſſen Blätter mit ſilberfar— bigem Seidenhaar bedeckt ſind. Plin. 16, 18, 31. Der Jupiters-Bart [Barba Jovis] wächſt nicht gern am Waſſer, läßt ſich vom Gärtner gut beſchneiden, hat ſilberweiße, dicht ſtehende Blätter. 8) Luzern, Medicago sativa, Linné. — In Griechenland wird er jetzt, wie Fraas beobachtet, faſt gar nicht gebaut. — Wächſt in Ita- lien wild, wird auch daſelbſt überall für das Vieh kultivirt, heißt medica, erba medica, bei Verona auch erba spagna, d. h. ſpa⸗ niſches Kraut, wie auch bei uns der einheimiſche Kopfklee (Trifolium pratense, L.) unter dem Namen „ſpaniſcher Klee“ gebaut wird. Die Alten benannten den einheimiſchen Luzern nach dem Lande Me— dien, wie wir ihn nach dem Kanton Luzern benennen, und den überall bei uns auf Kalkboden wild wachſenden Sichelklee (Medicago falcata, L.) ſchwediſchen Luzern nennen. Theophr., H. pl. 8, 7, 7. Der Luzern [undımn] geht, wenn Schafe auf dem Acker lagern, durch deren Miſt zu Grunde. Varro de r. r. 1, 42. Beim Säen des Luzern's [me- dica] wird der Same wie Getreide geworfen. Colum. de r. r. 2, 10, 25. Von außerordentlich hohem Werth iſt der Luzern [medica], denn er dauert, Einmal geſät, 10 Jahre, und kann jährlich in der Regel viermal, ja mitunter ſechs— mal gehauen werden 258), und dann düngt er auch den Acker noch. Magres Vieh macht er fett, krankes geſund. Den für den Luzern beſtimmten Acker pflügt man ſchon Anfangs Oktober, läßt ihn den Winter über liegen, pflügt ihn wieder Anfangs Februar, lieſt alle 256) Fraas ſagt, er werde im Süden zuweilen ſogar ſiebenmal gemäht. 718 Botanik der alten Griechen und Römer. Steine heraus, verkleinert die Schollen; endlich pflügt man gegen den März zum dritten Mal und eggt. Man theilt dann den Acker ſo in Beete, daß man in den Wegen Waſſer kann laufen laſſen und von ihnen aus jäten kann. Nun wirft man alten Miſt auf die Ober⸗ fläche, ſäet, und hackt die Samen ſchnell ein, weil ſie obenauf lie⸗ zend bald verderben. Nach der Ausſaat darf der Luzern nicht mit Eiſen berührt werden, deswegen wird er mit hölzernen Hacken ge— jätet. Den erſten Hieb nimmt man etwas ſpät vor, nämlich wenn ſchon einige Samen ausgefallen ſind. Später kaun man ihn ſo klein als man will hauen, darf aber dem Vieh nicht von vorn herein zu viel geben, ſondern muß es erſt an ihn gewöhnen, ſonſt bläht er. Hat man ihn gehauen, ſo bewäſſert man fleißig. Diosc. de m. m. 2, 176. Den Luzern [uydızn] baut jeder Landmann, der Vieh hält. Plin. 18, 16, 43. [Medica.] Palla d. de r. r. 3, 6; 5, 1. [Medica.] 9) Baum -⸗Schneckenklee, Medicago arborea, Linné. — In Griechenland häufig wild, jetzt TopvAorruda; — in Italien iſt er ebenfalls heimiſch, jedoch im nördlichen weder wild noch kultivirt. Nicander, Ther. v. 617 u. 944. [Kvrıoog.] Theophr., H. pl. 1, 6, 1. [Kvroog.] Colum. de r. r. 5, 12; — de arb. 28. [Cytisus.] Diosc. de m. m. 4, 111. [Kvrıoog.] Plin. 13, 24, 47. Der Baum⸗Schneckenklee [eytisus] iſt ein Strauch, welchen Ariſtomachus als Futter für's Vieh außerordent— lich rühmt; bei keinem Futter ſoll es mehr und beſſere Milch geben. Man ſäet im Frühjahr die Samen, oder ſteckt im Herbſt Stecklinge, am beſten ellenlange. — Dieſer Strauch ſtammt von der Inſel Kyth— nos, iſt von da zum großen Gewinne der Käſebereitung nach Grie— chenland verpflanzt worden, in Italien aber noch ſelten. 10) Bockshorn-Klee (Fönum gräkum), Trigonella Fönum gräcum, Linné. — In Griechenland jetzt häufig wild, aber nicht kultivirt, heißt u. — In Italien hier und da wild oder verwildert, mitunter für das Vieh gebaut, deſſen Fleiſch durch ihn einen unangenehmen Geruch bekommt. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Hülſen⸗Pfl. (Bockshorn⸗, Steinklee). 719 Theophr., H. pl. 8, 8, 5. [Bovxzeoag.] Colum. de r. r. 2, 10, 33. Der Bockshorn-Klee [fönum gräcum], welchen die Landleute siliqua nennen, wird im September geſät, wenn er als Grünfutter dienen ſoll; dagegen Ende Januars, wenn die Samen geerntet werden ſollen. Kommt der Same mehr als 4 Fingerbreit unter die Oberfläche, jo geht er nicht leicht auf. 8 Diosc. de m. m. 1, 57. Man legt Samen von Bocks⸗ horn⸗Klee [rue] in Olivenöl, und preßt die Miſchung aus. — Die zu Mehl geriebnen Samen dienen als Arznei. Plin. 18, 16, 39. [Silicia, hoc est fenum gräcum.] Plin. 24, 19, 120. Der Bockshorn-Klee hat als Arznei einen großen Ruf. Er heißt auch Telis, Karphos, Buceras, Aego— ceras, weil ſein Same wie Hörnchen ausſieht. Bei den Römern heißt er silicia. Galen. de alim. facult. 1, 24. Ihe, Bovxeous, alyixeoag.] Palla d. de r. r. 10, 8. [Fönum gräcum.] Geopon. 7, 12, 6; 12, 1, 1. [TI IIS. 11) Steinklee. ½ Meſſina⸗ Steinklee, Melilotus messanensis, Desf. In Sicilien, Süd-Italien, Griechenland heimiſch. Hat gelbe Blüthen, jetzt in Griechenland eαοον ννννννν, zahmer Klee, genannt. Torpurrı iſt der allgemeine Name für Klee. 6) Gemeiner Steinklee, Melilotus officinalis, Linné; in Griechenland heimiſch, jetzt ropurdı genannt; in ganz Nord— Italien häufig, jetzt noch meliloto, auch loto domestico, tribolo, trifoglio cavallino, trifoglio odorato genannt. Trifoglio ift der gemeinſchaftliche Name für Alles, was wir Klee nennen. Nicander, Ther. v. 897. Ein friſcher Kranz von Stein— flee [ueAıdlwroro veov or&pog] lindert die Krankheiten. Diosc. de m. m. 3, 41. Der beſte Steinklee [uAdm- os] wächſt bei Athen, bei Cyzikus und bei Karthago, und zwar mit ſafrangelber Farbe [xooziLwv]) und Wohlgeruch. Er wächſt auch in Kampanien bei Nola, hat die Eigenſchaften des Bockshorn-Klee's [error], aber fein Geruch iſt ſchwächer. Man braucht ihn gegen Kopfweh und einige andre Uebel. Plin. 21, 20, 87. [Melilotus]. Pallad. de r. r. 11, 14, 8. [Melilotus.] 720 Botanik der alten Griechen und Römer. 12) Gattung Klee, Trifolium, Linné, mit Einſchluß der ähnlichen Pflanzen. — Der gemeinſchaftliche griechiſche Name für dieſe Pflanzen iſt Awrog, der lateiniſche trifolium. Für den Lotos [Awmrög), der bei Homer die Gefilde [col Awreövro] überzieht und von Pferden gefreſſen wird, hat man vor— zugsweis den Erdbeerklee, Trifolium fragiferum, L., zu neh⸗ men, welcher an feuchten Stellen in Kleinaſien und Griechenland äußerſt häufig wächſt. Siehe Fraas, Synopsis, p. 62. Auch auf den feuchten Wieſen Italien's iſt der Erdbeerklee häufig und wird als gutes Futterkraut betrachtet. — Viele andre Arten der Gattung Tri- folium wachſen in Griechenland und Italien ebenfalls. Der Kopfklee, welcher in ganz Europa heimiſch iſt, wird jetzt nament⸗ lich in Nord-Italien in großer Ausdehnung gebaut. Homer., II. 2, v. 576. [fwros.] — 12, v. 283. [IIe / wredvro.)] Virgil., Georgie. 3, v. 394. Man ſäe für das Vieh vielen Klee [lotos!. Colum. de r. r. 6, 17, 2. [Trifolium pratense]. — 8, 14, 2. Für die Gänſe ſäet man Klee [trifolium.] Diosc. de m. m. 4, 109. Der zahme Klee [Awrog Nueoog] heißt auch Dreiblatt [ro/pvidor], und wächſt in Gärten. Dios c. de m. m. 4, 110. Der wilde Klee [Awrög Ge heißt auch der libyſche, wächſt vorzüglich häufig in Libyen, wird bis über 2 Ellen hoch, hat Blätter wie der gewöhnliche Wieſenklee [PM ouoıa Amro νννατ ανν, TO Ev νοννεοναονεαi i yavwulro). Die Frucht ift der des Bockshorn-Klee's ähnlich, aber viel klei— ner, ſchmeckt nach Arznei. Plin. 21, 9, 30. [Trifolium oxytriphyllon; trifolium minutissimum.| b 13) Haſenklee, Trifolium arvense, Linné. — In Griechenland auf Feldern häufig, jetzt Auyovovdoo; — in Italien ebenfalls häufig, jetzt la- gopo und pie di lepre. Diosc. de m. m. 4, 17. Der Haſenklee [Auywzovg] heißt auch Haſenkümmel [Aarywoo xUuwor], iſt allgemein bekannt, wächſt auf Feldern. Plin. 26, 8, 34. [Lagopus.] XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Hülſen⸗Pfl. (Pſoralea, Indigo). 721 14) Harzige Pſoralea, Psoralea bituminosa, Linné. — In Griechenland häufig, jetzt %% rνν;,; — auch in Süd -Italien heimiſch. Sceribonius Largus. [Trifolium acutum, quod 6&v- r ννõe Gräci appellant, Colum. de r. r. 6, 17, 2. Gegen Vipernbiß braucht man den Bergklee erh ihm]; welcher einen ftarfen, un- angenehmen Geruch hat, der dem des Aſphalts [bitumen] ähnlich iſt, weswegen die Griechen die Pflanze Aſphaltion [ropamrıov] nennen; die Römer nennen fie wegen ihrer Geſtalt Spitzklee [acutum trifolium]; ihre Blätter find lang und haarig, ihr Stamm iſt ſtärker als beim Wieſenklee [trifolium pratensel. Diosc. de m. m. 3, 113. Die Pſoralea [reipvidov] heißt auch Oxyphyllon, Menyanthes, Aſphaltion, Knikion, bei den Römern trifolium acutum odoratum [roıpoAtovu axovirovu 000- ocrovu). Dieſer Strauch wird über eine Elle hoch, hat dünne, binſenartige Zweige, purpurrothe Blüthen, riecht jung wie Raute, alt wie Aſphalt, dient gegen Krankheiten und Schlangenbiß. Plin. 21, 9, 30. [Trifolium, quod minyanthes vocant Gräci, alii asphaltion.] — 21, 21, 88. [Trifolium.] 15) Indigo, Indigofera tinctoria, Linné. — In Oſtindien. Der aus der Pflanze bereitete Färbeſtoff heißt jetzt in Italien indaco. Vitruv. de archit. 7, 14, 68. Wenn es an Indigo [color indicus] fehlt, fo nimmt man Selinuſiſchen Thon oder Waid [vitrum, quod Gräci ö«Xov appellant]. Diosc. de m. m. 5, 107. Das ſogenannte Indikon [ivdı- roy] ift eine Art Schaum aus indiſchem Rohr; das beſte hat eine blaue Farbe. Plin. 35, 6, 27. Als Farbe ſteht das indicum in hohem Anſehn; es kommt aus Indien und beſteht aus einer erdigen Maſſe, die an Rohrſchaum hängt. Wird es gerieben, ſo iſt es ſchwarz; wird es aber aufgelöſt, ſo gibt es eine wunderſchöne Miſchung von Purpur und Blau. Das ächte erkennt man daran, daß es auf Kohlen eine herrlich purpurrothe Flamme 259) und einen nach Seewaſſer rie— chenden Rauch gibt. Das Pfund indicum koſtet 20 Denare. 250) Er entwickelt bei raſcher Erhitzung einen purpurrothen Dampf, ver— 46 722 Botanik der alten Griechen und Römer. Anmerkung. Das ſchwarze indicum, nämlich das kohlſchwarze bei Vitruv. 7, 10, 60, das indicum nigrum des Plinius, ferner das von Minnagara (an der Mündung des Indus) nebſt ſeidenen Zeugen und ſeidenen Fäden in Handel kommende Irdı- x0v ν¶Ceu, bei Arria n., Periplus Maris Erythräi, iſt jedenfalls Chineſiſche Tuſche. 16) Süßholz. 4) Glattes Süßholz, Glycyrrhiza glabra, Linné. Wächſt in Griechenland und Italien auf trocknem Thonboden in der Nähe des Meeres, heißt dort yAvxdoıla, gıyoAlrca, hier glieirriza, logorizia, liquirizia, regolizia, wird auch abſichtlich kultivirt. 6) Stachelhülſiges Süßholz, Gl. echinata, Linné, an den ſüdeuropäiſchen Küſten. y) Drüſiges Süßholz, Gl. glandulifera, Kit. In Griechenland. Theophr., H. pl. 9, 13, 2. Die ſeythiſche Wurzel (ou Oise] iſt ſüß und heißt deswegen auch kurzweg Glykeia. Sie wächſt am See Mäotis 260). Sie wird gegen Bruſtbeſchwerden, namentlich Engbrüſtigkeit und trocknen Huſten, gebraucht, auch mit Honig auf Geſchwüre gelegt. Sie kann auch den Durſt löſchen, wenn man ſie im Munde behält. Die Seythen ſollen von dieſer Wurzel und Pferdemilch 12 Tage hinter einander leben können. Celsus de med. 5, 23, 1. [Dulcis radix.] Diosc. de m. m. 3, 5. Das Süßholz urd id wächſt vorzugsweis in Kappadocien und im Pontus, iſt ein kleiner Strauch mit Aeſten von 2 Ellen Länge, um welche die glänzenden, klebrigen Blätter dicht ſtehn. Die Früchte ſind wie bei der Linſe, gelbbraun, klein. Die Wurzeln find lang, wie Buchs baumholz gefärbt, etwas herb, aber ſüß, und man gewinnt den Saft aus ihnen. Er wird gegen den rauhen Hals gebraucht, muß dann aber unter die Zunge gelegt werden; er iſt auch dem Magen, der ganzen Bruſt, der Leber und den Nieren geſund, wird auf Wunden geſtrichen, bei Krankheiten des inneren Mundes in dieſen genommen. Eben ſo braucht man den Abſud der friſchen Wurzeln. brennt, und hinterläßt nur wenig Aſche. — 260) Am Aſow'ſchen Meere. In jener Gegend wächſt das Stachelhülſige Süßholz in großer Menge wild, wird auch viel gebaut. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Hülſen⸗Pfl. (Traganth, Stragel, Kicher). 723 Plin. 15, 21, 54; 22, 9, 11. [Glycyrrhiza.] — 25, 8, 43. [Scythice.] 17) Kretiſcher Traganth, Astragalus creticus, Lam. — Auf Kreta, auf den Hochgebirgen des Peloponnes, am Parnaß, in Macedonien, jetzt vouyazardu und Terocyaodta genannt. | Theophr., H. pl. 9, 1, 3; 9, 15, 8. Aus dem Tra- ganth [reayaxzavrIa] auf Kreta ſchwitzen Tropfen, die gerinnen. Man hat früherhin geglaubt, er wachſe nur auf Kreta; aber es iſt gewiß, daß er auch im Peloponnes und im aſiatiſchen Medien wächſt. Die Tropfen kommen aus den Stämmen und Zweigen. — Das Traganthgummi, welches man in Achaja ſammelt, iſt, wie man ſagt, nicht ſchlechter als das von Kreta, und ſieht jedenfalls beſſer aus. Diosc. de m. m. 3, 20. Der Traganth [ronyazarda] ift ein niedriger, ſich ausbreitender, dorniger Buſch. Man bezeichnet aber auch mit dem Namen Tragakantha den erhärteten Saft, welcher aus Wunden kommt, die man dem Gewächſe an der Wurzel bei— bringt. Der beſte iſt durchſichtig, glatt, faſt ſüß. Er wirkt wie Gummi, wird in Augen-Heilmittel gethan und gegen Bruſtleiden ein— genommen. Plin. 13, 21, 36. Der Traganth [tragacanthe] kommt aus Medien und Achaja; das Pfund koſtet 3 Denare. 18) Glaux-Stragel, Astragalus Glaux, Linné. — In Süd⸗Europa hier und da. Diosc. de m. m. 4, 139. [I%ov&.] 19) Kicher, Cicer arietinum, Linné. — Auf Kreta wild, in Griechen— land allgemein kultivirt, 65¹⁰ v⁸ꝛ genannt, gedörrt und geröſtet aber oroayarınis. — In Italien hier und da wild, häufig gebaut, cece, bei den Lombarden sisaro genannt. Homer., II. 13, v. 589. Auf der Tenne werden Buf— bohnen vas] und Kichern [eee] durch Worfeln [Axun- e &own] und Windzug gereinigt. Theophr., H. pl. 8, 5, 1; 8, 6, 5. [EO ν . Nicander, Ther. v. 894. [’Eo&ßw%oc.] Horat., Satir. 1, 6, v. 115. [Cicer.] Jolhum de r. r. 2, 10, 20; 2, 10, 25. Die Kicher 46 * f 724 Botanik der alten Griechen und Römer. [eicer quod arietinum vocatur 260] kann bei feuchtem Wetter im März geſät werden, verlangt einen fetten Boden und ſaugt ihn ſtark aus, weswegen kluge Landleute ihren Anbau nicht dulden. Dios c. de m. m. 2, 126. [EOD ο 6 xg16g.] Plin. 22, 25, 72. [Cicer arietinum.] Galen. de alım. facult. 1, 22. Die reifen Kichern lege Bw&osg] find ſchwer zu ſchroten. Bei vielen Völkern werden fie ge— kocht von Menſchen verzehrt; ſie blähen, ſind aber ſehr nahrhaft. Manche Leute eſſen ſie auch, ſo lange ſie noch jung und grün ſind, was auch bei den Bufboh nen der Fall iſt. Athen., Deipn. 2, 44. [EO . Palla d. de r. r. 4, 4. [Cicer.] Geopon. 2, 36. [ES ν οο. 20) Erbſe, Pisum sativum, Linné. — In Griechenland jetzt ſelten kulti— virt, zrılddıa genannt. — In ganz Italien häufig in Gärten ge- baut, pisello. Theophr., H. pl. 8, 1, 4; 8, 10, 3. Die Erbſe [zioog] wird ſpät geſät. — Es erzeugen ſich in den Kicher-Platterbſen dos], den Saat-Platterbſen [149 oog] und Erbſen [mi- oog] oft Würmer [oxwAnE]. Colum. de r. r. 2, 10, 4. Die Erbſe [pısum] wird faſt wie die Schminkbohne [phaselus] behandelt, liebt einen lockren Boden, einen lauen Standort, feuchte Luft. Die Ausſaat geſchieht nach der Herbſt-Nachtgleiche. Plin. 18, 12, 31. Die Erbſe [pisum] iſt eine Hülſen⸗ frucht [legumen], welche in Griechenland geſäet wird. Durch Froſt verdirbt ſie leicht; daher ſäet man ſie in Italien und in kälteren Gegenden zur Frühjahrszeit. Galen. de alim. facult. 1, 21. Die Erbſen Pοοοο ſind ihren Eigenſchaften nach den Bufbohnen ähnlich. 21) Linſe, Ervum Lens, Linné (Cicer Lens, W., Lens esculenta). — Wird in den Gebirgen Griechenlands gebaut, jetzt Pax und 201) Der Kicherſame ſieht einem kleinen Widderkopfe ſehr ähnlich, daher arietinum. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Hülſen⸗Pflanzen. (Erbſe, Linfe, Erve). 725 poxeon genannt. — In Italien überall gebaut, wächſt auch wild oder verwildert unter der Saat, heißt lente. Theophr., H. pl. 2, 4, 2. Um Hülſenfrüchte zu be- kommen, die ſich weich kochen, ſoll man die Samen vor der Ausſaat in Waſſer weichen, worin Soda aufgelöſt iſt, und ſie am folgenden Morgen ſäen. Um große Linſen [ s] zu bekommen, ſäet man ſie in Kuhmiſt. Cato de r. r. 34. [Lentim serere.] Colum. de r. r. 2, 10, 15. Die Linſe lens] wird am beſten in lockren, fetten, trocknen Boden geſät, denn ſie verdirbt zur Blüthezeit leicht durch zu üppiges Wachsthum und Näſſe. Soll ſie recht ſchnell aufgehn und kräftig wachſen, ſo miſcht man die Samen vor der Ausſaat mit getrocknetem Miſt, und läßt ſie mit dieſem erſt 4 Tage ruhig liegen. Will man ausgedroſchne Linſen aufheben, ohne daß ſie von Würmern zernagt werden, ſo miſcht man ſie mit Aſche. a Dios c. de m. m. 2, 129. Die Linſe [yaxos]) ſchwächt, wenn ſie oft gegeſſen wird, die Augen, iſt ſchwer zu verdauen, ſcha— det dem Magen, bläht. Geſünder iſt ihr Genuß, wenn ſie tüchtig mit Eſſig gekocht iſt. Plin. 18, 12, 31. Die Linſe lens, lenticula] wird im November geſät. In Aegypten hat man zwei Sorten, wovon die eine runder und dunkelfarbiger iſt, die andre die eigentliche Linſen— geftalt [sua figura] hat. Galen. de alim. facult. 1, 18. [Oandg.] Athen., Deipn. 4, 47. Od. Palla d. de r. r. 7, 3. [Lenticula.] Geopon. 2, 37. [On, poxos.] 22) Erve, | Ervum Ervilia, Linné (Vicia Ervilia, W.). — Wird noch jetzt, ſagt Fraas, in Griechenland allgemein als Futter für Rind— vieh gebaut, heißt 661, 600, GoB ita. Aristot., Hist. animal. 3, 16, 7. Die Erve (5900s vermehrt bei den Wiederkauenden Thieren die Milch, ſchadet ihnen aber, wenn ſie vor dem Kalben gefüttert wird. Theophr., H. pl. 8, 5, 1. Man unterſcheidet bei den Er ven [000ßos] einige Sorten nach Farbe und Geſchmack. 726 Botanik der alten Griechen und Römer. \ Colum. de r. r. 2, 10, 34. Die Erve [ervum] bedarf einen magern Boden, der auch nicht feucht ſein darf; ſie wächſt ſonſt zu üppig und verdirbt. Man kann ſie im Januar und Februar ſäen. Wird ſie im März geſät, ſo ſoll ſie dann ein e Futter für Kühe geben. Dios c. de m. m. 2, 131. Die Erve 2 iſt allge⸗ mein bekannt; ihr Genuß ſchadet dem Menſchen, mäſtet dagegen das Rindvieh. ' Pli n. 18, 15, 38; 22, 21, 73. [Ervum.] Galen. de alim. facult. 1, 29. [’Oo0ßog.] Palla d. de r. r. 3, 7. Die Erve Jervum] muß im Fe⸗ bruar geſät werden, denn im März geſät macht ſie das Rindvieh toll. 23) Vogelwicke, Vicia Cracca, Linné (V. tenuifolia, V. villosa, V. multiflora . find Varietäten). — Häufig in Griechenland, jetzt @youog Pixog ; — in Italien ebenfalls häufig, vezzon genannt. Theophr., H. pl. 8, 8, 3. Ein Unkraut unter den Lin⸗ fen iſt die rauhe, harte Vogelwicke [aooxog]. Plin. 18, 16, 41. Die Vogelwicke ſeracca] iſt eine aus⸗ geartete Hülſenfrucht; ihre Samen werden von den Tauben ſo gern gefreſſen, daß dieſe ſich nicht vom 85 entfernen ſollen, wenn man ſie damit füttert. Galen. de alım. facult. 1, 27. Ad. 24) Bufbohne, Vicia Faba, Linné. — In Griechenland nicht wild, aber all⸗ gemein und zwar als Winterfrucht gebaut, zovxxıa genannt. — In Italien ebenfalls nicht wild, aber häufig kultivirt; die für Men— ſchen beſtimmte größere Bufbohne bloß fava genannt, die kleinere, bei uns Pferde- und Saubohne genannte Sorte fava cavallına, fave mulette. Homer., II. 13, v. 589. Die Bufbohnen [adanos] wer- den auf der Tenne durch Worfeln gereinigt. Theophr., H. pl. 8, 2, 1; 8, 3, 1. [K. Cato de r. r. 27; 35, 1; 37, 2 u. 134. [Faba.] — 37, 2 Stengel der Bufbohnen [fabalia, plar.]. Varro de r. r. 1, 44, 1. [Faba.] XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pflanzen. Fam. Hülſen⸗Pflanzen (Bufbohne). 727 Cicero de divinatione 1, 30, 62; 2, 58, 119. Man glaubt, Pythagoras habe ſeinen Schülern deswegen den Gebrauch der Bufbohnen [faba] verboten, weil fie ſtark blähen und dadurch die Ruhe Deſſen, der ſie genoſſen, ſtören. Virgil. Georgi. 1, v. 215. [Faba.] Horat., Satir. 2, 6, v. 63. Colum. de r. r. 2, 10, 5; 2, 12, 2. Für die Bufbohne [faba] beſtimmt man einen recht fetten oder gut gedüngten Boden, am beſten in einem Thale. Erſt ſtreut man den Samen, dann pflügt und dann eggt man ihn, damit er recht tief kommt. Die Bufbohnen erſchöpfen das Land nicht ſo ſehr wie manche andre Frucht; aber jedenfalls gedeiht das Getreide auf einem Acker, der brache gelegen, beſſer, als auf einem, der jene Hülſenfrucht [siliqua] getragen. Die Zeit der Ausſaat fällt von Mitte Novembers bis gegen den kürzeſten Tag. Nach dieſem zu ſäen, iſt nicht rathſam, noch weniger, es im Frühjahr zu thun. — Das Ausdreſchen der Bohnen hat keine Schwie— rigkeit. Man legt eine mäßige Anzahl von aufgelöſten Bündeln an das eine Ende der Tenne, 4 bis 5 Leute treiben die Bündel mit den Füßen allmälig bis an's andre Ende, und ſchlagen ſie dabei mit Stöcken. Sind ſie an das Ende gelangt, ſo legen ſie das ausge— droſchne Bohnenſtroh auf einen Haufen; die Bohnen ſelbſt liegen auf der Tenne, und über dieſe werden auch die übrigen Bündel hinge— trieben und ausgedroſchen. Um dann die Bohnen noch von der Spreu zu ſondern, bringt man ſie auf einen Haufen, wirft ſie mit der Worfſchaufel weit weg, wobei die Spreu eher niederfällt und ſich dabei abſondert. Diosc. de m. m. 2, 127. Die Bufbohne ινο &n- vızög] iſt ſchwer zu verdauen, fie mag jung oder alt gegeſſen werden, bläht, macht ſchweren Athem, ſtört den Schlaf. Sie bekommt jedoch beſſer, wenn man das erſte Waſſer beim Kochen weggießt. Das Mehl der Bohne wird äußerlich als Heilmittel aufgelegt. 2 Plin. 18, 12, 30. [Fabe] Gellius, Noctes atticä 4, 11, 1. Es hat ſich die falſche Meinung verbreitet und feſtgeſetzt, Pythagoras habe weder Fleiſch noch Bufbohnen [fabulus] gegeſſen. Dieſe Meinung findet man z. B. in den Schriften des Kallimachus und in des Cicero Abhandlung de divinatione ausgeſprochen. Dagegen verſichert der Muſiker Ari— ftorenus, ein ſehr gelehrter Mann und Schüler des Philoſophen 728 f Botanik der alten Griechen und Römer. Ariſtoteles in dem Buche, welches er über den Pythagoras geſchrieben, dieſer habe keine Hülſenfrucht [legumen] fo häufig gegeſſen wie Buf- bohnen [faba], habe auch fleißig ganz kleine Schweinchen und zarte Ziegenlämmer verzehrt. N Gellius, Noctes atticä 10, 15, 12. Der römiſche Flamen dialis darf weder eine Ziege, noch rohes Fleiſch, noch Epheu, noch Bufbohnen berühren, darf auch deren Namen nicht ausſprechen. Galen. de alim. facult. 1, 19. Die Bufbohnen ( nog]! werden als Brei gekocht oder gebacken oder anders zubereitet. Bei uns gibt man ſie vorzüglich den Gladiatoren zu eſſen, ſie be— wirken, daß fie viel Fleiſch anſetzen, dieſes iſt jedoch nicht feſt, jon- dern mehr ſchwammig. Als Speiſe blähen fie, man mag fie zube- reiten wie man will. Das Mehl wird gebraucht, um die Haut beim Waſchen und Baden damit zu reinigen, wozu man auch Soda und Kalkſalpeter braucht; namentlich wird das Mehl der Bufbohnen dem Waſchwaſſer zugeſetzt, um Sommerſproſſen zu vertreiben. Junge, grüne Bufbohnen eſſen manche Leute roh, oder kochen ſie mit Zuſatz von Fett. Ballad de,r 7.2.02: 7. 32.2512, 2. JE Geopon. 2, 35. Bufbohnen [xdauog]) fol man nicht an die Wurzeln von Bäumen legen, weil dieſe ſonſt vertrocknen 262). Man ſäet ſie im Spätherbſt. Damit ſich die Bohnen ſpäterhin gut kochen, ſoll man die Samen, am Tage bevor ſie gelegt werden, in Waſſer thun, worin Soda aufgelöſt if. Beobachter der menſchlichen Natur behaupten, daß der Genuß der Bufbohnen die Sinne abſtumpft. Haushühner ſollen unfruchtbar werden, wenn ſie anhaltend mit Buf— bohnen gefüttert werden. Pythagoras ſchrieb vor, man ſollte keine Bufbohnen eſſen, weil auf ihrer Blüthe traurige Buchſtaben ſtehn. Man ſagt, was die Würmer von einer Bufbohne abgenagt, erſetze fi) bei wachſendem Monde wieder 263). Sie ſollen ſich in ſalzigem Waſſer, alſo auch in Seewaſſer, nicht gar kochen. Der Erſte, wel— cher ſich des Genuſſes der Bufbohnen enthalten, war der Prophet Amphiaraus; er that es, weil ſie den Schlaf ſtören, und er bedurfte zu ſeinen Prophezeiungen ungeſtörte Träume. Man trägt ſich auch mit einem Verſe des Orpheus, welcher ſo lautet: „Ihr Unglückſeligen, 262) Sie haben keinen gefährlichen Einfluß. 203) Erſetzt ſich nicht. XXXVIII. Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Hülſen⸗Pfl. (Futterwicke, Platterbſe). 729 rührt keine Bufbohnen an!“ und einem andern: „Bufbohneneſſerei iſt ſo ſchlimm wie Mord und Todtſchlag.“ 25) Futterwicke, Vicia sativa, Linné. — In Griechenland wild, jetzt allgemein kultivirt und 678 genannt. — In Italien ebenfalls wild und angeſät, veccia. Cato de 2.7. 1 35 N. TViena.] Varro de r. r. 1, 31, 4 u. 5. Die Wicke hat den Na⸗ men vicia von vincire, binden, denn fie hat Wickelranken [capreolus] wie der Weinſtock, mit welchen ſie an Lupinen und andren Pflanzen emporkriecht, und ſich dabei feſtbindet. Colum. de r. r. 2, 10, 29. Die Wicke wird, wenn fie grün verfüttert werden ſoll, um die Herbſt-Nachtgleiche geſät; baut man fie aber der Samen wegen, jo wird die Ausſaat im Januar vorgenommen. Man kann ſie auf ungepflügten Boden ſäen, beſſer iſt's aber, vorher zu pflügen. Man ſäet morgens, jedoch nicht eher, als bis der Thau verſchwunden iſt, auch darf man nicht mehr ſäen, als was an demſelben Tage unter den Boden gebracht werden kann. Die geringſte nächtliche Feuchtigkeit verdirbt ſie. Fin. 18, 15, 37. [Vieia.] Galen. de alim. facult. 1, 36. Die Wide [Pixıov] wird als Viehfutter gebraucht, doch in Hungersnoth auch von Meunſchen, beſonders wenn ſie noch jung iſt, gegeſſen, gibt aber eine ſchlechte Speiſe. Bei uns heißt ſie nur Bikion, bei den Attikern auch Arakos und Kyamos. Palla d. de r. r. 10, 8. [Vicia.] 26) Saat-Platterbſe, Lathyrus sativus, Linné. — Auf den Gebirgen Griechenlands gebaut, jetzt 7], — in Italien ebenfalls gebaut, cicerchia genannt. | Theophr., H. pt. 8, 3, 1; 8, 10, 5. Die Saat⸗Platt⸗ erbſe [Aa9voog] iſt eine Hülſenfrucht, leidet leicht durch Würmer. Colum. de r. r. 2, 10, 19. Die Saat-Platterbſe leicercula], welche der Erbſe [pisum] ähnlich ſieht, muß im Ja— nuar oder Februar geſät werden, und zwar auf guten Boden bei feuchtem Himmel. Sie ſaugt von allen Hülſenfrüchten [legumen] 730 Botanik der alten Griechen und Römer. den Boden am wenigſten aus, entſpricht aber ſelten der Erwartung, weil ihr zur Blüthezeit Trockenheit und Südwind ſchaden, und dieſe treten gerade oft ein, wenn ſie in Blüthe ſteht. Plin. 18, 13, 32. [Cicereula.] Pallad. de r. r. 2, 5; 3, 4. [Cicereula.] Geopon. 3, 10, 5. [Add vos. 27) Kicher-Platterbſe, Lathyrus Cicera, Linné. — Iſt von Sibthorp in Kleinaſien, von Grieſebach in Thracien und Bithynien gefunden worden; — wächſt bei Nizza, in Piemont, bei Trieſt. — Man glaubt, ſie ſei die cicera des Colum. 2, 10, 24; 2, 10, 35; auch die ervilia des Varro 1, 32, des Co lum. 2, 14, des Plin. 18, 7, 10, §. 58. 28) Ocher-Platterbſe, Lathyrus Ochrus, Decand. (Pisum Ochrus, L.). — Wächſt in Süd⸗Europa wild, wird auch daſelbſt für's Vieh gebaut, ſeltner von Menſchen gegeſſen, weil ſie bittter und ſchwer verdaulich iſt. Heißt in Italien jetzt araco nero. Theophr., H. pl. 8, 3, 1; 8, 10, 5; — de causis pl. 4 2, 2 4, , 2 Na 29) Arachidna, Lathyrus amphicarpos, Linné. — Wächſt in Klein-Aſien, auf Rhodus, Cypern, trägt zwar Stämme, Blüthen, Früchte über der Erde, aber auch blattloſe Stämme mit geſchloſſenen Blüthen und ſpäter vollkommnen Früchten unter der Erde. Theophr., H. pl. 1, 1, 7. Die Arachidna [apayidvo] trägt unter der Erde Früchte. Plin. 21, 15, 52. [Arachıdna.] 30) Skorpiurus, Scorpiurus sulcata, Linné. — In Griechenland heimiſch, jetzt uOQLYWY00TOV. Diosc. de m. m. 4, 192. [To eg. 31) Beilhülſe, Coronilla Securidaca, Linné (Securidaca lutea, Mill.). — In Griechenland häufig, — in Nord-Italien bei Nizza. XXXVIIL Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. Hülſen⸗Pfl. (Aeſchynomene, Schminkbohne). 731 Theophr., H. pl. 8, 8, 3. [II eden 2019. Diosc. de m. m. 3, 136. Das Hedyſaron, welches von den Salbenhändlern Pelekinos [melexivog ?2%5)] genannt wird. Plin. 18, 17, 44; 27, 12, 95. Die Sekuridaca [secu- ridaca, auch securiclata gejchrieben], welche auch Pelekinos heißt. Geopon. 2, 43. [eletvog. 32) Gattung Aeſchynomene, Aeschynomene, Linné. — Es gibt mehrere zu dieſer Gattung gehörige Pflanzen, welche bei Berührung die Blätter ſchnell zuſam— menziehn, z. B. die Aeschynomene indica, Linné. Plin. 24, 17, 102, S. 167. Apollodoros, Freund des Demo— kritos, behauptet, es gebe eine Pflanze, welche deswegen aischyno- mene 26% heiße, weil fie bei Annäherung einer Hand die Blätter zuſammenziehe. Anmerkung. Auch 13, 10, 19 erwähnt Plinius einen in Aegypten wachſenden Baum, welcher ſeine gefiederten Blätter bei Berührung ſenkt: [Facies est Spinä (nämlich einer Mimoſa); folia habet ceu pinnas, quä tactis ab homine ramis cadunt pro- tinus et postea renascuntur.] 32) Hahnenkopf⸗Eſparſet, Hedysarum Caput galli, Linné (Onobrychis Caput gallı, Allion.). — In Griechenland, wo Hedysarum Onobrychis, Linné, nicht vorkommt, heimiſch; — in Italien ebenfalls wild. Diosc. de m. m. 3, 160. [’Ovößevyzıc.] Plin. 21, 16, 98. [Onobrychis.] 33) Schminkbohne (Vietsbohne, Gartenbohne, Stangenbohne, Buſchbohne), Phaseolus vulgaris, Linné. — In Griechenland werden jetzt (nach Fraas, Synopsis, p. 52) vorzugsweis Buſchbohnen gebaut, können nicht vor dem Winter geſät werden; der allgemeine Name für die Schmink— bohnen iſt yaooviın. — In Italien werden viele Sorten von Stangen- und Buſchbohnen gebaut, der allgemeine Name iſt fagiolo. 204) Fraas glaubt, dieſe Pflanze des Theophrast könne auch Biserrula Pelecinus, Linné, ſein. 265) Bedeutet Beilkraut, von der Geſtalt der Hülſe. 266) Verſchämte. 732 Botanik der alten Griechen und Römer. Theophr., H. pl. 8, 3, 2. Die Schminkbohne loc oc] iſt eine Hülſenfrucht; fie ſteigt hoch an Stangen empor, die man neben ſie ſetzt, und trägt dann Früchte; fehlt die Stange, ſo mißräth ſie und überzieht ſich mit Mehlthau. Virgil., Georgie. 1, v. 227. [Faselus.] Oolum. dert. 2,10. 5118 2; 12, 0 LE, min bohnen [phaselus] ſäet man auf Brachfelder [veteretum] oder beſſer auf fettes Land, das jährlich beſtellt wird [pinguis et resti- bilis agerl. — Die Schminkbohne [faseolus] ſäet man zur Zeit, wo der Hirſen geerntet wird, wenn nämlich die Hülſen jung von Menſchen gegeſſen werden ſollen. Sollen aber reife Samen gezogen werden, fo ſäet man erſt Ende Oktobers oder Anfang Novembers. — Wenn man Salat einmacht, legt man auch ganze grüne Boh— nenhülſen [faseolus viridis integer] dazwiſchen; fie müſſen vorher einen Tag und eine Nacht in ae geweiht und dann wieder etwas getrocknet ſein. Diosc. de m. m. 2, 130. Die Schminkbohne [puoloAog] iſt ſchwer zu verdauen, bläht, macht ſchweren Athem. Grün gekocht bekommt ſe beſſer. Diosc. de m. m. 2, 175. Der Garten-Smilax [Schminkbohne, ouMeus ν,ꝭÿiu], deſſen Frucht Hülſe [Aoßıov] oder Spargel [aoragoyos]| genannt wird, hat Blätter 26%), die denen des Epheu's ähnlich, aber weicher ſind, windet ſich ſchraubenförmig an Reiſern empor, und kann ganze Lauben bilden. Die Frucht iſt der des Bockshorn-Klee's [r ähnlich, aber länger und fleiſchiger; in ihr ſitzen die nierenförmigen Samen, welche bunt und theilweis roth ſind. Dieſe Frucht wird ſammt den Samen, wie Spargel ge— kocht, als Gemüſe gegeſſen. Plin. 18, 7, 10, 8. 58; 18, 12, 33, 8 125, [Ekasiöis,) Galen. de alim. facult. 1, 28. Dolichos loc hνs] iſt ein Name, der beim Diokles und Hippokrates vorkommt, bezieht ſich wohl auf diejenige Garten-Pflanze, welche jetzt allgemein theils Hülſe A0 He], theils Phaſeole [pauonjorog] genannt wird. Manche be- haupten, das dreiſylbige Phaſelus dagegen bedeute den Lathy— ros 268), oder auch eine beſondre Sorte deſſelben, u. ſ. w. 267) Blättchen. 268) Saat⸗Platterbſe. XXXVIIL Kl. Lappenkeim⸗Pfl. F. HülfenPfl. (Agalloche, Johannisbrodbaum). 733 Palla d. de r. r. 10, 12; 11, 1, 3. Die Schminkbohne [faselus] wird im September oder November geſät. 0 34) Cerecis, Cercis Siliquastrum, Linné. — Dieſer Strauch iſt in Griechen— land und Nord-Italien häufig, heißt dort jetzt % Evio- reo t t, hier albero di Giuda, siliquastro. — Auf ihn bezieht Fraas, Synopsis, p. 65, den Namen onuvda bei Theophr., H. pl. 3, 14, 4, auch könne die xeoxis 1, 11, 2 hierher gehören. 35) Agalloche, Aloëxylon Agallochum, Lour., ein Baum Kochinchina's, welcher das ſehr wohlriechende Agalloche- oder Alosholz liefert. Diosc. de m. m. 1, 21. Der Agallochon [qνναννονατο iſt ein Holz, welches aus Indien und Arabien gebracht wird, dem Holze des Gegliederten Lebensbaums ähnlich [Eoıxos Hvlvo Eilw)], punktirt, wohlriechend; wird gekaut, um dem Munde Wohlgeruch zu verleihen, auch zum Räuchern ſtatt Weihrauchs benutzt, in manchen Fällen als Arznei. 36) Johannisbrodbaum, Ceratonia Siliqua, Linné. — Wächſt in Griechenland häufig wild, heißt jetzt EvAoxeooren, die Früchte SvrAoxdoara, — wird in Süd-⸗Italien kultivirt, heißt carrubo, carrubio, die Frucht caruba, carruba. Theophr., H. pl. 4, 2, 4. Der Johannisbrodbaum heißt bei den Joniern Keronia [xzowria]; er treibt die meiſten Früchte aus dem Stamm, wenige aus den Endzweigen. Es iſt eine Hülſen⸗ frucht, die von Einigen mit Unrecht ägyptiſche Feige 8 oy] genannt wird, denn ſie wächſt nirgends in Aegypten, dagegen in Syrien, Jonien, um Knidos und auf Rhodos. Das Blatt iſt immergrün, die Blüthe weiß und von unangenehmen Geruch. Die Wurzeln treiben Sproſſen aus der Tiefe, an der Oberfläche verdorren ſie. Der Baum trägt vorjährige und heurige Früchte zugleich. Colum. de r. r. 5, 10, 20; 7, 9, 6. Das Johannis- brod [siliqua gräca], welches auch Keration [reoarıov] heißt, wird im Herbſt vor dem kürzeſten Tage geſät. — Man hat es 5 in Wäldern, worin Schweine weiden. Strabo 17, 2. Im Negerland wächſt der Johannisbrod— baum. 734 Botanik der alten Griechen und Römer. Diosc. de m. m. 1, 158. Das friſche Johannisbrod [xeo&rıor] bekommt, wenn es genoſſen wird, ſchlecht; das getrocknete bekommt beſſer, vorzüglich wenn die Schalen und Kerne [ra ore qu nicht mit gegeſſen werden. Plin. 13, 8, 16. [Ceraunia.] — 15, 24, 26. [Präduleis siliqua.] — 23, 8, 79. [Siliqua.] Galen. de alim. facult. 2, 33. Das Johannisbrod [xeoarıov] iſt keine geſunde Speiſe, kommt aus dem Morgenland, ſollte aber nicht geholt werden. Palla d. de r. r. 3, 25, 27. Das Johannisbrod [sih- qua] wird im Februar und im November geſät; es wächſt gern in der Nähe des Meeres, an einer warmen, trocknen, ebnen Stelle, trägt aber an einem warmen Standort nach meiner Erfahrung doch beſſer, wenn man ihm auch Näſſe zukommen läßt. Man kann es auch aus Stecklingen [talea] ziehn. Man glaubt, es könne auf Pflau- men⸗ und Mandelbäume gepfropft werden. Am längſten halten ſich die Früchte, wenn man ſie auf Horden ausbreitet. 37) Moringa, Moringa pterygosperma, Gärtner (Guilandina Moringa, L., Hyperanthera Moringa, Vahl). — Wächſt in Oſtindien, gibt das arzueilich wirkende Behenöl. Theophr., H. pl. 4, 2, 1 u. 6. Der Balanos Gd vos) iſt ein ägyptiſcher, nach feiner Frucht benannter Baum. Das Blatt iſt dem der Tamariſke fuvoten] ähnlich, aber mehr in die Länge gedehnt. Der Baum iſt dauerhaft und groß, wächſt jedoch nicht gerade, ſondern ſparrig [Lee. Die Salbenhändler brauchen die Schale αονονο der Frucht, welche wohlriechend iſt; die Frucht ſelbſt iſt unbrauchbar. Das Holz iſt feſt, zu mancherlei Dingen brauchbar und namentlich zum Schiffbau. Diosc. de m. m. 4, 157. Die Behennuß [G uνοννE0ũd! iſt die Frucht eines Baumes, deren Kern [r Eyre, wie bittre Mandeln geſtoßen, einen Saft gibt, der zu koſtbaren Salben ſtatt Olivenöles gebraucht wird. Der Baum wächſt im Negerland, in Aegypten, Arabien und dem an Judäa grenzenden Petra. Frucht und Oel dienen auch als Arznei. — Dios c. 1, 40. Behenöl ‚[Boravwov EB. Plin. 12, 21, 48. Das Myrobalanum wächſt im Lande XXXVII. KI. Lappenkeim⸗Pfl. F. Hülſen⸗Pfl. (Moringa, Nil⸗Mimoſa). 735 der Troglodyten, der Neger, und dem Theile Arabiens, welcher Judäa von Aegypten trennt. Es dient, wie der Name andeutet, zu Salben, und kommt, wie man ebenfalls aus dem Namen erſieht, von einer eichelartigen Frucht. Dieſe hat die Größe einer Haſelnuß [abellana nux]. Die in Arabien wachſende wird ſyriſche genannt und iſt weiß; die der Thebals iſt dunkelfarbig. Jene hat beſſeres Oel, dieſe hat mehr. Die troglodytiſche iſt die wohlfeilſte. Die Salbenhändler preſſen die Schale aus, die Aerzte aber den Kern [nucleus], den fie zerſtoßen und dabei mit heißem Waſſer brühen. — Pli n. 23, 4, 45. Behenöl [balaninum oleum]. 38) Nil⸗Mimoſa, Mimosa nilotica, Linné (Acacia nilotica, Link; Acacia vera, Richard; Acacia arabica, Decand.). — Ein mittelgroßer Baum Oberägyptens mit zolllangen Dornen, liefert, ſo wie mehrere andre afrikaniſche und indiſche Mimoſen, das arabiſche Gummi. Theophr., H. pl. 4, 2,8. Die Mimoſa [&zarde] in Aegypten hat davon den Namen Akantha, daß ſie in allen Theilen, mit Ausnahme des Stammes, dornig [izerIFwedrg] iſt; ſelbſt an den Blättern hat ſie Dornen. Es iſt ein großer Baum, aus dem man Dachſparren [Eodwınos i] von 12 Ellen Länge ſchneiden kann. Diejenige Art, welche die ſchwarze heißt, hat ein feſtes, unverwes- liches Holz, welches zum Schiffbau dient. Der Baum wächſt nicht leicht gerade ob dοννά ooFogvig). Die Frucht iſt eine Hülſe * nog gos, und wird von den Eingebornen zum Gerben gebraucht. Die Blüthe iſt ſo ſchön, daß man ſie in Kränze flicht; ſie wird auch von Aerzten wegen ihrer Arzneikräfte geſammelt. Aus dieſem Baume kommt das Gummi (q,; es fließt theils aus Wunden, theils von ſelbſt. Wird der Baum gefällt, ſo treibt er nach 3 Jahren Stockausſchlag [wvußiuorerev]). Er iſt häufig, und es ſteht in der Thebais ein großer Wald davon. Virgil., Georgie. v. 2, 119. [Acanthus.] Vellejus Paterculus 2, 56. Als Julius Cäſar alle Welt beſiegt hatte und nach Rom zurückgekehrt war, hielt er fünf Triumphzüge. Die Schauſtücke beim galliſchen Triumph beſtanden aus dem Holz des Gegliederten Lebens baums [eitrus], beim pontiſchen aus Mimoſenholz [acanthus], beim alexandriniſchen aus Schildkrot, beim afrikaniſchen aus Elfenbein, beim ſpaniſchen aus Silber. 736 Beotanik der alten Griechen und Römer. Diosc. de m. m. 1, 133. Die Mimoſe land] wächſt in Aegypten. Man preßt aus den Theilen dieſes Baumes einen Saft, der getrocknet ſchwarz oder braungelblich iſt, und zu Heilzwecken angewandt wird. Aus dieſem Baume fließt auch ein Gummi, welches man am liebſten wurmförmig, glasartig, durchſichtig und ohne Holzſtückchen hat. Die geringere Sorte iſt weiß, die ſchlech— teſte ſchmutzig. Man braucht es z. B., um durch ſeine Beimiſchung Arzneien die Schärfe zu nehmen. Plin. 13, 11, 20 u. 21; 24, 12, 67. Das Gummi [gummi, auch cummi geſchrieben], welches aus Aegypten kommt, ſtammt von dem dortigen Dornbaum [spinal]. Das Pfund koſtet jetzt 3 Denare. 39) Farneſianiſche Mimoſa, Mimosa farnesiana, Linné (Acacia farnesiana, Willd.). — „Wächſt“, ſagt Fraas, „häufig auf Kreta, in Griechenland und Kleinaſien, zu Zäunen angepflanzt und wild, heißt jetzt 7. — In Italien wird ſie häufig wegen der wohlriechenden Blüthen in Gärten gezogen, gaggia und gaggia odorosa genannt. Theophr., H. pl. 4, 2, 8. Die weiße Mimofa [eum duc, iſt ſchwach, und ihr Holz fault leicht. Dios c. de m. m. 1, 133. Es gibt auch eine Mimoſen⸗ art [axaxio], welche in Kappadocien und im Pontus wächſt und der ägyptiſchen ähnlich iſt, jedoch weit kleiner, niedrig und zart. Sie iſt voll ſteifer Stacheln, das Blatt ſieht aus wie bei der Raute ei. Im Herbſte iſt ihr Samen reif, kleiner als eine Linſe [paxög], in gegliederten Hülſen [Ev Furazoıg avvelsvyuzvoıg], welche 3 oder 4 Räume haben, ſitzend. Der ausgepreßte Saft hat zuſam— menziehende Kräfte. Pli n. 24, 12, 67. Das Mimoſeng ummi ſacacia] kommt von der ägyptiſchen Mimoſe [spina], jedoch auch eine ganz ſchlechte Sorte von einem noch dornenreicheren Baume aus Galatien; auch der durch Preſſen gewonnene Saft des galatiſchen Baumes iſt untauglich. 40) Vieldornige Akazie, Mimosa polyacantha (Acacia polyacantha, W.). — In Indien heimiſch, ſenkt bei Berührung ihre gefiederten Blätter. Theophr., H. pl. 4, 2, 11. Ein ganz eigenthümlicher Baum [rn e wächſt bei Memphis in Aegypten. Im feiner XXXIX. Kl. Keimloſe Pflanzen. Fam. Schafthalm-Pflanzen (Schafthalm). 737 Geſtalt liegt nichts Wunderbares; er ſieht aus wie eine Akazie [exarIWdrg eνν, und feine Blätter gleichen den Farnkräutern [areois). Wenn aber Jemand die Zweige berührt, ſollen die Blätter wie verdorrt zuſammenſinken, nach einiger Zeit jedoch wieder friſch und grün werden. | 41) Katehu-Afazte, Mimosa Catechu, Linné (Acacia Catechu). — Wächſt in Oſt⸗ indien, liefert unſern Apotheken den Katechu, welcher als zuſammen— ziehendes Mittel und zum Gerben dient. Seine Dornen ſind krumm. — Das aus Indien kommende Lycium des Dios c. 1, 132 und des Plin. 24, 14, 77 kann ſehr wohl der Katechu ſein; den Baum nennt Plinius pyxacanthos Chironia. — Eben ſo kann die Akantha [azavdo] den Katechubaum bedeuten, von welcher Arrian., Expedit. Alexandri 6, 22 fagt, „dieſe Akantha habe ſo ſtarke Dornen, daß der Reiter, den ſie gepackt, eher vom Pferde geworfen werde, als daß er die Dornen vom Baume reiße“. — — — — XXXIX. Klaſſe: Keimloſe Pflanzen, Kryptogamen. Von dieſer Klaſſe ſagt Phanias von Ereſus, Schüler des Ari— ſtoteles, in ſeinem nur noch in Fragmenten vorhandenen Werke über die Pflanzen: „Es gibt Pflanzen, die weder eine Blüthe [6/9 /, noch eine Spur des Samenſäulchens [orepuarızn) vo jẽig], noch ſonſt etwas von Samenerzeugung [omeguarwoıs] haben; fo z. B. die Schwämme, Farnkräuter, der Epheu“ 269), a. Familie Schafthalm⸗Pflanzen, Equiſeteen. 1) Gattung Schafthalm, Equisetum, Linné. — Als die in Griechenland häufigſte Art bezeichnet Fraas den Schlamm-Schafthalm, Equisetum li- mosum, Linné. — In Nord- Italien iſt o) der Gemeine Schafthalm, Equisetum arvense, Linné, häufig, heißt coda 260) Letzterer gehört nicht hierher. 47 738 Botanik der alten Griechen und Römer. cavallina, coda equina, coda di cavallo (alſo Roßſchweif, wie der Tannenwedel, Hippuris vulgaris, L.); er heißt auch setolone, d. h. Borſtenkraut. — 6) Fluß-Schafthalm, Eq. fluviatile, L., jetzt setola und seola genannt. — )) Wald-Schafthalm, Eq. sylvaticum, L., jest cucitolo selvatico, setolone. — 0) Sumpf⸗Schafthalm, Eq. palustre, L. — 9) Schlamm⸗ Schafthalm, Eq. limosum, L. Diosc. de m. m. 2, 46. Eine Art von Hippuris (7 zovoıg] 270) hat einen geraden, gleichen, mehr als ellenhohen Stamm, der gewiſſermaßen hohl iſt. An den Abſätzen [dısorzue] ſitzen weißliche, nicht gar lange Haare [ou]. Plin. 18, 28, 67, §. 259. Verhaßt ift auf den Wieſen die Equiſetis ſequisetis, auch equisätis geſchrieben], welche ihren Namen von der Aehnlichkeit mit Roßhaar trägt. Plin. 26, 13, 83. Das Equiſetum [equisetum] heißt bei den Griechen hippuris; die von uns ſchon oben beſprochne Art verſchlechtert die Wieſen. Geopon. 2, 6, 26 u. 27. Das Daſein des Schafthalms zurovoie] deutet darauf, daß die Erde ſtehendes Waſſer enthält. Es hat feinen Namen von der Aehnlichkeit mit einem Roßſchweif [eorı yao Öuola rñ Tod inrov οοα; feine Aeſte find haarförmig. Der Stamm ift hohl wie beim Schilfrohr eh], hat deutliche Glieder [o, und aus dieſen Gliedern kommen die haarförmigen Blätter. Man nennt die Pflanze auch, weil ſie hohl iſt, Trom— petchen loaAziyyıor]. b. Familie Farn⸗Pflanzen, Filices. 1) Gemeiner Tüpfelfarn (Engelſüß), Poloypdium vulgare, Linné. — In den Laubwäldern der griechiſchen Hochgebirge, jetzt morvumodı und devögopdFeio. — In ganz Italien heimiſch, jetzt polipodio quereino, felce quer- cina, mosco quercino genannt. Theophr., H. pl. 9, 13, 6. Die Wurzel des Gemeinen Tüpfelfarns [roAvunddıor) hat Saugnäpfchen, wie fie an den Armen der Polypen ſitzen 27). Sie wird als Arznei gebraucht, und 270) Wir haben geſehn, daß die Griechen mit Hippuris auch den Tan— nenwedel und eine Ephedra bezeichneten. — 27) Sind die Narben, welche XXXIX. Kl. Keimloſe Pflanzen. F. Farn⸗Pfl. (Tüpfelfarn, Wurmfarn). 739 wer ſie trägt, den ſoll kein Polyp 272) feſt packen können. Das Blatt iſt dem des großen Farnkrauts [nreois ueyarn]) ähnlich. Dios c. de m. m. 4, 185. Der Gemeine Tüpfelfarn [noAvnödıor]) wächſt auf Felſen, die mit Moos [Bovov] überzogen find, und auf alten Strünken [zosuvor], beſonders von Eichen. Er iſt ſpannenhoch, dem Wurmfarn [rreois) ähnlich, etwas haarig, eingeſchnitten, aber nicht ſo fein zerſchnitten. Die Wurzel iſt haarig, hat Arme wie ein Polyp, und iſt ſo dick wie ein kleiner Finger. Inwendig iſt ſie grünlich; der Geſchmack iſt ver und ſüßlich. Sie dient als Arznei. Plin. 26, 8, 37. Das Polypodion, welches die Römer filicula [aud) Eee und felicula gejchrieben] nennen, hat eine Wurzel wie das Farnkraut [Alıx, auch felix geſchrieben], trägt weder Blüthe noch Samen, u. ſ. w. 2) Lonchitis-Tüpfelfarn, Polypodium Lonchitis, Linné (Aspidium Lonchitis, Sw.) . — Wächſt in Griechenland und Italien. 5 Dios c. de m. m. 3, 152. Es gibt eine Art Lonchitis [Royyirıg], welche Blätter wie die Hirſchzunge [oxolonevdgıor] 273) hat, ſie ſind aber rauher, größer, tiefer eingeſchnitten. 3) Wurmfarn, Polypodium Filix mas, Linné (Aspidium Filix mas, Sw.).— In Griechenland jetzt ſelten, 1108 genannt; — in ganz Nord— Italien häufig, felce maschia, d. h. Farnkraut⸗Männlein. Theophr., H. pl. 9, 18, 8. Der Adlerfarn [9 ⁰e zregis) iſt vom Wurmfarn lurcols] verſchieden. Diosc. de m. m. 4, 183. Der Wurmfarn [zzeois] heißt auch Pterion, Pterineon, Daſyklonon, Anaſphoron, Blechnon, Polyr— rhizon. Er hat Blätter, aber keinen Stamm, keine Blüthen, keinen Samen. Die Blätter kommen aus einer einzigen ellenlangen Ruthe [wöoxos] ?'%) ; fie find eingeſchnitten, federartig ausgebreitet [gefiedert, ονννα’ Avnnkwutvo dg urοονe, haben einen ziemlich unangenehmen die abgefallenen Blätter zurücklaſſen. — 272) Sepia Octopodia, Linné. 273) Asplenium Scolopendrium, Linné. 274) Die Blattrippe iſt hier als Ruthe, die Blättchen ſind als Blätter betrachtet. 47 * 740 Botanik der alten Griechen und Römer. Geruch. Die Wurzel geht an der Oberfläche hin, iſt ſchwarz, ziem— lich lang, hat viele Ausläufer, welche etwas zuſammenziehend ſchmecken. Die Pflanze wächſt auf Bergen und Felſen. Die Wurzel derſelben vertreibt den Bandwurm, wenn man 4 Drachmen mit Honigwaſſer einnimmt. Plin. 27, 9, 55. Es gibt 2 Arten von Flix, aber beide haben weder Blüthe noch Samen; die Griechen nennen die eine Art Pteris oder Blechnon lauch blachnon geſchriebenl. Aus Einer Wurzel kommen mehrere Pflanzen [plures filices] hervor, die über 2 Ellen lang werden und nicht ſtark riechen. Dieſe Art hält man für die männliche Pflanze 275). — Die andre Art heißt bei den Griechen Thelypteris 270), auch Nymphaia Pteris. Die Thely— pteris ſteht einzeln, iſt nicht buſchig, aber kürzer, weicher, dichter, die Blätter haben über der Wurzel eine Rinne. Die Wurzel beider Arten macht die Schweine fett, die Blätter beider ſind an den Seiten gefiedert [folia lateribus pinnata], und daher kommt der griechiſche Name ?:). Beide Arten haben lange, ſchräg wachſende Wurzeln 278), welche, beſonders getrocknet, ſchwarz find. Man muß fie in der Sonne trocknen. Sie wachſen überall, vorzugsweis auf kaltem Boden. Sie müſſen beim Untergang der Vergilien gegraben werden. Erſt nach Verlauf von 3 Jahren ſind ſie brauchbar, weder früher noch ſpäter. Mit Honig gemiſcht führen ſie den Bandwurm ab, mit ſüßem Wein 3 Tage lang genoſſen die andren Eingeweidewürmer. Dem Magen thun ſie durchaus nicht gut. Man braucht ſie auch, weil ſie Wanzen und Schlangen vertreiben, an verdächtigen Orten als Streu. 4) Adlerfarn, Pteris aquilina, Linné. — Jetzt in Griechenland der häufigſte 275) Wurmfarn. — 276) Die Beſchreibung des Plinius geht jedenfalls auf den Adlerfarn, Pteris aquilina, Linné. 277) ]Iteoov, Flügel, Feder. 278) Die Pteris aquilina hat eine kurze, gerade hinab gehende Wurzel; da— gegen hat das Farnkraut-Weiblein, Polypodium Filix femina, Linné, (Aspidium Filix f., Sw.), eine ſolche wie der Wurmfarn. Da nun das Far n⸗ kraut⸗Weiblein in ganz Italien eben fo häufig iſt wie der Adlerfarn, und da es jetzt in Italien felce femina heißt, der Adlerfarn aber nicht, fo läßt ſich wohl denken, daß Plinius hier die Wurzel des Farnkraut-Weibleins in Ge⸗ danken gehabt. XXXIX. Kl. Keimloſe Pfl. Fam. Farn⸗Pfl. (Hirſchzunge, Streifenfarn). 741 Farn, zregıs genannt. — In ganz Italien nicht ſelten, felce imperiale, felce maggiore. — Er iſt jedenfalls die thelypteris des Plin. 27, 9, 55; die Thelypteris des Dioskorides 4, 184 möchte wohl das Farnkraut-Weiblein, Polypodium Filix femina, Linné, ſein. 5) Eichen-Tüpfelfarn, Polypodium Dryopteris, Linné. — In den Gebirgen Nord— Italien's nicht ſelten. — Kann ſehr gut die Dryopteris [devo- regie] des Dios c. 4, 186 ſein, eben fo die des Plin. 27, 9, 48. 6) Hirſchzunge, Asplenium Scolopendrium, Linné (Scolopendrium officinarum, Swartz). — Im griechiſchen Gebirge nicht ſelten, jetzt yAoooa; — in Nord⸗Italien auf Bergen und in der Ebne, jetzt lingua cervina, fillitide genannt. Theophr., H. pl. 9, 18, 2. [SxoAor&vögıor.] Nicander, Ther. v. 684. [IxoAon&vögeıor.] Diosc. de m. m. 3, 111. Die Hirſchzunge [ywAdizıg] hat Blätter wie Ampfer an], aber geſtreckter, mit friſcherem Grün, ſechs oder ſieben zuſammen; ſie ſind auf der Vorderſeite glatt, auf der Hinterſeite liegen wurmförmige Streifen, die einander nicht berühren. Die Pflanze wächſt an ſchattigen Stellen und in Parks. Sie ſchmeckt herbe, hat weder Stamm, noch Samen, noch Blüthe. Dient zu Arznei. 7) Brauner Streifenfarn, Asplenium Trichomanes, Linné. — In Griechenland häufig, jetzt zorlvrolyı; — in ganz Italien häufig, noch jetzt tricomane genannt. Theophr., H. pl. 7, 14, 1. Das Trichomanes [rar- youarss]) hat einen Stamm [zuviög] 279) wie das Frauenhaar [adiavrov ], und viele kleine, einander gegenüber ſtehende Blätter. Die Wurzel fehlt. Es liebt den Schatten. Diosc. de m. m. 4, 135. Das Trichomanes heißt auch Adianton [adiavrov], wächſt mit dieſem 28) an gleichen Orten, iſt 279) Blattrippe. — 280) Adiantum Capillus Veneris, Linné. 281) Dem Adianton, Frauenhaar. 742 Botanik der alten Griechen und Römer. dem Wurmfarn [rreois] ähnlich, aber klein, glatt; die Blätter ſtehn in einer Doppelreihe der Länge nach am Stamm, einander gegenüber, find linſenförmig [paxoadrs]; der Stamm 285 ſelbſt iſt dünn, glänzend, dunkelfarbig, ſchmeckt zuſammenziehend. Es ſcheint dieſelben Kräfte zu haben wie das Frauenhaar. Plin. 27, 13, 111. [Trichomanes.] 8) Cetera ch, Asplenium Ceterach, Linné (Ceterach officinarum, Willd.; Gymnogramma Ceterach, Sprengel). — In Griechenland ſehr häufig, jetzt oxoonidı, oxognidı, yovooyogrov; — in ganz Nord-Italien ebenfalls häufig, jetzt cetracea und erba dorata genannt. Diosc. de m. m. 3, 141. Der Ceterach [donirvor] heißt auch Skolopendrion, Splenion, Hemionion, Pteryx, Lonchitis, Atu— rios, Phrygia, Phrygitos, Philtrodotes, bei den Propheten Wieſel— blut [ai νννẽEl. Er hat Blätter, welche dem Thier, welches Sko— lopender heißt, ähnlich ſind, und deren kommen mehrere rings aus Einer Wurzel. Er wächſt auf Felſen und ſchattigen Steinmauern. Der Stamm fehlt, eben ſo die Blüthe und die Frucht. Die Blätter ſind eingeſchnitten wie beim Gemeinen Tüpfelfarn [roAivunddıor], unten ziemlich braungelb und haarig, oben grün. Die Pflanze dient zu Heilzwecken, muß aber, wie man behauptet, in einer mondloſen Nacht gegraben werden. Plin. 25, 5, 20. Zur Zeit des Achilles hat Teukros die Pflanze 282) entdeckt, die nach ſeinem Namen Teukrios genannt worden; ſie heißt auch hemionios. Sie treibt viele binſenartige Stämme, hat kleine Blätter, wächſt an rauhen Stellen, ſchmeckt herbe, hat weder Blüthe noch Samen. Sie heilt die Milz, und Dies iſt bekanntlich auf folgende Art entdeckt worden: Es waren zufällig Ein— geweide auf ſie geworfen worden, und da hatte ſie ſich an die Milz gehängt und dieſe verzehrt; daher hat ſie denn auch den Namen splenion 280. In Schweinen, welche Wurzeln des Splenion's ge— freſſen haben, ſoll ſich keine Milz finden. Plin. 27, 5, 17. [Asplenum, hemionion.] 232) Blattrippe. — 283) Den Ceterach. i 204) Von splen, Milz, die fie aber ſchwerlich verzehrt. XXXIX. Kl. Keimloſe Pflanzen. Fam. Farn⸗Pflanzen (Frauenhaar). 743 — 9) Frauen haar, Adiantum Capillus Veneris, Linné. — In Griechenland häufig, jetzt moAvreiyı; — in Hügel- und Berggegenden Nord— Italien's ebenfalls häufig, an Größe und Geſtalt der Blättchen ſehr verſchieden; heißt jetzt adıanto, capelvenere. Theophr., H. pl. 7, 14. Das Frauenhaar [adiavzor] hat die Eigenſchaft, daß ſeine Blätter nicht naß werden, wenn man fie in's Waſſer ſteckt, und heißt deswegen Adianton 288). Man un— terſcheidet zwei Arten, das weiße und ſchwarze. Beide werden, mit Oel abgerieben, gegen das Ausfallen der Haare gebraucht. Sie wachſen vorzugsweis an feuchten Stellen. Nicander, Ther. v. 846. [A4diavrorv.] Diosc. de m. m. 4, 134. Das Frauenhaar [adiarror]| heißt auch Polytrichon, Kallitrichon, Trichomanes, Ebenotrichon. Seine Blättchen [pvAAdgıor] find denen des Korianders ähnlich, am Ende geſpalten; die Stämmchen [oaßdior] find ſchwarz, ſehr fein, ſpannenhoch, glänzend; es iſt weder ein eigentlicher Stamm ovros], noch Blüthe, noch Frucht vorhanden. Die Wurzel iſt un— brauchbar. Man benutzt die Pflanze vielfach als Arznei, miſcht ſie auch in's Futter der Haushähner und Wachteln, um ſie kampfluſtiger zu machen. Auch pflanzt man ſie um die Schafſtälle, um das Ge— deihen der Schafe zu fördern. Wild wächſt ſie an ſchattigen Stellen, auf feuchten Mauern, an Quellen. Plin. 21, 16, 60; 22, 21, 30. Das Frauen haar ſadianton] grünt im Sommer, welkt im Winter nicht, paßt auch recht gut zur Zierde der Gärten. Man nennt es auch Kallitrichon, Polytrichon, weil es ſchöne und viele Haare zu erzeugen vermag, auch färbt es die Haare. Zu dieſen Zwecken wird es mit einer Miſchung von Wein, Sellerie [apıum] und Olivenöl gekocht. So verhindert es auch das Ausfallen ſchon vorhandner Haare. Man unterſcheidet die hellere Sorte von der kürzeren dunkelfarbigen, nennt auch die größere Trichomanes. Die Römer nennen es auch, weil es auf Felſen wächſt, saxifraga 2860), u. ſ. w. 285) D. h. was nicht benetzt werden [draiveodaı] kann. 286) Steinbrech. 744 Botanik der alten Griechen und Römer. 0. Familie Laubmoos⸗Pflanzen, Musci. Von den hierher gehörigen Pflanzen finden wir in den Schriften der Alten nicht eine einzige näher bezeichnet. Jetzt nennt ſie der Deutſche im Allgemeinen Moos, der Grieche hoo, der Italiäner muschio und musco; die alten Lateiner nannten ſie muscus, wie wir z. B. aus folgenden Stellen erſehn: Horat., Epist. 1, 10, 7: mit Moos bedeckte Steine; — Ovid., Meta- morph. 8, 563: die feuchte Erde war mit weichem Mooſe bedeckt; — Silius Ital. 15, 778: Grotten, die mit grünem Mooſe ausgekleidet find. — Varro de r. r. 1, 9, 5 ſpricht von moo— ſigen Wieſen ſ[muscosa prata]; — Colum. de r. r. 2, 18, 2 ſpricht ebenfalls von mooſigen Wieſen [situ vetustatis obdu- eta prata], und räth, das alte Moos wegzukratzen [veterem muscum eradere], oder es mit Heuſamen aus der Scheuer oder mit Miſt zu bedecken, oder öfters mit Aſche zu beſtreuen, welche das Moos tödtet [muscum enecarel. — Columella 4, 24, 6 läßt das Unterende des Weinſtocks vom Mooſe befreien; eben fo Palla d. 3, 12, 4. — Colum. 11, 2, 42 läßt Stecklinge mit Moos bedecken, um ſie vor der Sonne zu ſchützen. — Pallad. 3, 18, 1 läßt die zu verſetzenden Olivenbäume kurz ſchneiden, die Wunde mit Lehm verſtreichen, und um dieſen Moos binden. Wie der Deutſche unter dem Namen Moos oft auch die Flechte verſteht, und z. B. die Isländiſche Flechte isländiſch Moos nennt, ſo bedeutet z. B. auch bei Cato 6, 2 muscus eine an Bäumen wachſende Flechte. d. Familie Flechten⸗Pflanzen, Lichenen. Auch von den bei alten Schriftſtellern genannten Flechten läßt ſich keine einzelne mit Sicherheit beſtimmen. Jetzt nennt der Grieche die Flechten im Allgemeinen devdooumlıa Fra as, Synopsis, p. 317); der Italiäner nennt die kruſtenförmig an Steinen wachſenden Flechten rogna de sassi, die buſchig wachſenden Flechten muscio. Theophraſt ſagt 3, 8, 6: „Was Einige Phaſkon [p«oxorv] nennen, hängt wie Lappen an der Ziegene iche [ayilww], tft eis⸗ grau, bis ellenlang, kommt aus der Rinde der oberen Zweige, aber nicht wie die Eichel aus den Endſpitzen, auch nicht aus Knoſpen. An der Korkeiche [üdpAosog] wachſen eben ſolche Lappen, fie find XXXIX.“ Kl. Keimloſe Pflanzen. Fam. Laubmoos-, Flechten-Pflanzen. 745 aber ſchwarz und kurz.“ — Die Flechte an den Ziegeneichen, welche Theophraſt hier beſchreibt, iſt offenbar die Haarflechte, Parmelia plicata, Sprengel (Lichen plicatus, floridus, hirtus, barbatus, artieulatus; Usnea plicata etc., Acharius). Sie ift, wie Sibthorp berichtet, an verſchiednen Bäumen Griechenland's heimiſch. — Die ſchwarze Flechte, welche Theophraſt an Kork— eichen angibt, kann die Mähnenflechte, Parmelia jubata, Achar. (Lichen jubatus, L., Alectoria jubata, Achar.) ſein. Sie iſt faſt ſchwarz, hat zahlreiche fadenförmige, hängende Zweige, findet ſich in Griechenland und Italien. Auch Parmelia plicata, Sprengel, iſt in Italien ſehr gemein, und wird musco arboreo genannt. Dioskorides ſagt de m. m. 1, 20: „Das Bryon 50, welches auch Splachnon [oridyvor] heißt, wächſt auf verſchiednen Bäumen; das beſte und wohlriechendſte iſt weiß, das ſchwärzliche iſt ſchlechter.“ — Hier ſind wohl die großen, buſchigen Flechten im Allgemeinen gemeint. — Diosk. ſpricht ferner 4, 53 von Flech— ten LDeανν auch Povor genannt], welche an naſſen Felſen wachſen und als Arznei dienen. — Welche Art ober Arten er meint, iſt nicht zu beſtimmen. Bei Plinius 12, 23, 50 ſind unter dem Namen sphagnos und bryon an Bäumen wachſende Flechten gemeint, namentlich ſagt er: „es gibt unter dieſem Namen eisgraue, an den Bäumen hängende Haarbüſchel, vorzugsweis an der Eiche [quereus]; fie haben einen guten Geruch. Es gibt auch röthliche von geringerem Werth und ſchwarze vom geringſten. Auch die auf Inſeln und Felſen wachſenden ſind werthlos. — 16, 8, 13 heißen die an der Ziegen— eiche wachſenden Haarflechten „trockne Lappen“, die von mooſigen Haarbüſcheln eisgrau ſind, ellenlang herabhängen, und ſo gut riechen, daß man fie unter Salben thut [panni arentes, muscoso villo cani, dependentes cubitali magnitudine, odorati, inter un- guenta].“ — Plin. 17, 24, 37, 8. 223 u. 225. „Flechten [scabies] find ein Uebel, das alle u. gemein haben. Sie ent- ftehn von zähem Thau.“ — 23, 7, 69. „Au zahmen Pflaumen- bäumen zeigt ſich oft eine W [limus arborum], welche die Griechen lichen nennen, und die man gegen Hautübel braucht.“ — 24, 6, 17. „Sphagnos, sphacos, bryon.“ — 26, 4, 10. „Gegen das Hautübel, welches Flechte [lichen] heißt, hält man 746 Botanik der alten Griechen und Römer. diejenige Pflanze für das beſte Mittel, welche ebenfalls Flechte [lichen] heißt und von der Aehnlichkeit mit der Hautflechte oder von ihrer Wirkung den Namen hat. Die Flechten wachſen an Stei— nen und Felſen, und ſind entweder blattartig, oder bilden nur eine Art Rinde, wie dasjenige Moos [muscus] 287), welches zum Stillen der Blutungen u. ſ. w. gebraucht wird. Die Lackmus-Flechte, Parmelia Roccella, Acharius (Lichen Roccella, L.; Roccella tinctoria, Achar.), müſſen wir hier noch beſonders abhandeln. Dieſe Flechte bildet, ſich in fadendünne Spitzen theilend, grünliche und bräunliche Büſche von 3 Zoll Länge, wächſt an den vom Meere beſpülten Felſen der griechiſchen und Kanariſchen Inſeln, wird jetzt mehr von den letzteren geholt, iſt aber früherhin vorzugsweis und in großer Menge von den griechiſchen Inſeln geholt worden, und, wie es ſcheint, durch den zu ſtarken Verbrauch daſelbſt ſelten gewor— den. Sie wächſt nicht bloß über dem Waſſerſpiegel, ſondern auch, und zwar vorzugsweis, bis zu der Tiefe unter ihm, daß ſie durch Taucher hervorgeholt werden muß. — Die Alten nannten fe eben fo wie die andren Meeresgewächſe pöxog und fucus. Wir kennen heut zu Tage durchaus feinen von Pflanzen, die im Waſſer des Mittelmeeres wachſen, in Handel und Gebrauch kom— menden Färbeſtoff, den der Lackmus-Flechte ausgenommen. Sie gibt, je nach der Behandlung, rothe oder blaue Farbe. Bei den Alten iſt ſie nicht näher beſchrieben, jedoch iſt ſie jedenfalls für das färbende Yee, fucus des Mittelmeeres zu halten. Ueber die von der Lackmus-Flechte ſtammende Farbe iſt noch Folgendes zu bemerken: Sie iſt roth, wenn bei der Bereitung eine Säure eingewirkt und vorgeherrſcht hat; ſie iſt blau, wenn eine chemiſche Baſis, z. B. Ammoniak, Kali, Natron, eingewirkt hat. — Roth mit Lackmus gefärbtes Zeug bekommt ſogleich blaue Flecke, wenn eine chemiſche Baſis daran geſpritzt wird, nimmt auch ſchon die blaue Farbe durch Einwirkung von Stoffen an, die aus Säure und Baſis zuſammengeſetzt ſind, in welchen aber die Baſis ſo zu ſagen vorherrſcht. Zu dieſen letztgenannten Stoffen ge— hört die aus Kohlenſäure und Natron zuſammengeſetzte Soda, mit 237) Flechte. XXXIX. Kl. Keimloſe Pflanzen. Fam. Flechten Pfl. (Lackmus⸗Flechte). 747 welcher die Alten viel zu thun hatten, namentlich auch wuſchen. — Umgekehrt wird blau gefärbtes Zeug, wenn eine Säure einwirkt, augenblicklich roth. — Wir nennen eine ſolche veränderliche Farbe unächt, und daß die Lackmusfarbe der Alten ebenfalls unächt war, zeigen gar manche in ihren Schriften vorkommende Andeutungen. Hierzu kam der Umſtand, daß man ſich mit rother Lackmusfarbe ſchminkte, und da das Schminken als Betrug betrachtet werden kann, jo finden wir, daß fucum facere geradezu fo viel heißen kann, als „Einem blauen Dunſt vormachen“. So bei Q. Ci- cero de petitione consulatus 9: „Si eum, qui tibi promiserit, fucum, ut dieitur, facere audieris.” — Bei Cicero de ami— citia 25: „Secernere fucata et simulata a sinceris et veris.“ — Cicero, Att. 1, 18: „merces fallaces et fucosä.” Wir betrachten nun erſt die Stellen, welche bei Naturforſchern, ſodann einige, die bei andren Schriftſtellern vorkommen: Theophr., H. pl. 4, 6, 5. Der Seetang (Lackmus, zövrıov pöxos], welchen die Schwammtaucher [onoyyıc] aus dem Meere heraufbringen, wächſt auch auf Kreta reichlich und ſchön an den Felſen des Strandes. Mit dieſem färbt man nicht allein Bänder, ſondern auch Wolle und Kleider. So lange die Farbe noch friſch iſt, übertrifft ſie die der Purpurſchnecke bedeutend an Schönheit. Plin. 13, 25, 48; 26, 10, 66. Wie in den Meeren ver- ſchiedne Arten von Tang, den die Griechen phycos nennen, wach— ſen, ſo wächſt auch eine Art an den Felſen Kreta's; ſie wird ge— braucht, um purpurroth zu färben, und wächſt, wie der Badeſchwamm, am beſten an der Nordſeite. Pli n. 32, 6, 22. Die auf Kreta wachſende, ſchon erwähnte Tang⸗Art [alga maris] gibt der Wolle eine Farbe, die man nicht wieder herauswaſchen kann. Plautus, Most. 1, 3, 118. Vetulä, quä vitia corporis fuco occulunt. Horat., Carm. 3, 5, 28. Neque amissos colores Lana refert medicata fuco. Ovid., Metam. 6, 222. Tyrio rubentia fuco tergora 288). Tibullus 4, 2, 15. Cui mollia caris Vellera det fucis bis madefacta Tyrus. 288) I. S. n 748 Botanik der alten Griechen und Römer. Propertius 2, 14, 27. An, si cöruleo quädam sua tempora fuco Tinxerit, ideirco cörula forma bona est? Valerius Flaccus 1, 427. Illis Tänario pariter tremit ignea fuco Purpura. Quintilianus 2, 15. Mangones, qui colorem fuco mentiuntur. 3 Anmerkung. Daß da, wo die Schminke fucus heißt, je— desmal die rothe Lackmusfarbe gemeint ſei, iſt durchaus nicht zu be— haupten. Wir haben geſehn, daß ſich die Alten auch mit der Fär— benden Ochſenzunge, Anchusa tinctoria, Linné, ſchminkten. — Was vom tänariſchen, d. h. lakoniſchen, und vom tyriſchen Purpur geſagt iſt, gilt entweder ganz oder theilweis dem Safte der Purpurſchnecke, wie aus S. 628 meiner „Zoologie der alten Griechen und Römer“ zu erſehn. Natürlich konnten die lakoniſchen und tyri— ſchen Färber auch Lackmusfarbe bereiten. — Daß man beide Farben vereint angewandt, dafür habe ich nirgends einen Beweis finden können. Bei Plin. 22, 2, 3, „infici vestes scimus admirabili fuco“, iſt fucus ganz allgemein für rothe Farbe zu nehmen; eben fo bei Catullus 64, 49: „Pulvinar Divä Tincta tegit roseo conchyli purpura fuco.“ e. Familie Algen- Pflanzen, Algä. 1) Gattung Seetang, Fucus, Linné. — Im Mittelmeer wachſen über 50 zu dieſer Gat— tung gehörige Arten; die Italiäner bezeichnen ſie jetzt mit dem allgemeinen Namen alga. Bei den alten Schriftſtellern iſt keine einzige Art deutlich be— ſchrieben. Ohne Zweifel iſt bei ihnen auch der jetzt zur Familie der Na— jadeen gezählte Waſſerriemen, Zostera marina, Linné, hier- her gerechnet. Er iſt im Mittelmeer häufig, heißt jetzt in Grie— chenland vaAdyoprov und qunëd. Auch pflanzenartig ausſehende Korallen, wie z. B. die See— haide, Gorgonia placomus, Pall., find jedenfalls inbegriffen. Homer., II. 9, v. 7. Die Stürme wühlen das Meer auf und werfen Maſſen von Seetang [ness] an's Ufer. XXXIX. Kl. Keimloſe Pflanzen. Fam. Algen Pflanzen (Seetang). 749 Homer., Il. 23, v. 693. Der Sturm wirft Fiſche auf das mit Seetang bedeckte Ufer [I n puxwerri). Aristot., Hist. anim. 6, 12, 6. Wenn ſich der Pontus mit Beginn des Sommers reinigt, jo ſchwimmt der ſogenannte Tang g uno nach dem Hellespont; er iſt blaßfarbig, und Einige ſagen, er [76 gvxior] ſei eine natürliche Blume. Von ihm leben in jenen Gegenden die Auſtern und kleinen Fiſche. Einige Leute, die am Meere wohnen, behaupten, daß auch die Purpurſchnecke [rogyvon] von dieſem Tang ihre Purpurfarbe [9 og] bekommt. Theophr., H. pl. 4, 6, 1. Die Gewächſe unſres Meeres nennt man Phykos [he und Bryon [Bevor]. Es gibt eine Art Phykos, welche breite, bandförmige, grüne Blätter hat, und von Einigen Lauch [ro«oov] genannt wird, von Andren Gürtel [Ch]. Seine Wurzel iſt auswendig haarig, inwendig ſchuppig, verhältniß— mäßig lang und dick und der Küchenzwiebel ähnlich [zagouor« Tois zg0uvoynretois]) 28). — Das Haarblatt [reıyöpvrdov] iſt wie der Fenchel [ro νον ], nicht grasartig [roWdng), ſondern blaßgelblich; es hat keinen Stamm, ſteht aber doch aufrecht, wächſt auf Muſchelſchalen und Steinen, nicht auf weichem Boden. Im äußeren Meere, ohnweit der Säulen des Herkules 290), wächſt, wie man ſagt, ein Tang von ungeheurer Größe, und breiter als die flache Hand. Er wird auch durch die von außen kommende Strömung in's Mittelmeer getrieben. Man nennt ihn Lauch [noc oo, 2). Er wächſt fo hoch empor, daß er dem Menſchen bis zum Nabel reicht. Er ſoll gegen Eude des Frühjahrs zu wachſen begin⸗ nen, im Sommer ſeine größte Höhe erreichen, im Herbſte abſterben, und im Winter an's Ufer geworfen werden. Es gibt auch einen Tang, welcher dem Himmelsſchwaden ähn— lich iſt [pöxog Gνjẽ,waZ TA aygworeı] 292); er hat nämlich faſt eben ſolche Blätter, auch eine gegliederte [yorurwdrns] Wurzel, die lang 280) Der Beſchreibung der Wurzel nach kann der Fucus bulbosus, Huds. (Laminaria bulbosa, Lamour.) gemeint ſein. 290) Meerenge von Gibraltar. 201) Iſt der Zuckertang, Fucus saccharinus, L. (Laminaria saccha- rina, Lamour.). Der Stamm wird an 12 Zoll lang, die Blätter können 6 Fuß lang, 8 Zoll breit werden. Er iſt im Atlantiſchen Meere nicht ſelten. Die Farbe iſt olivengrün, mit Braun gemiſcht. 202) Himmelsſchwaden iſt Panicum Dactylon, Linné. 750 Botanik der alten Griechen und Romer. iſt und ſeitwärts wächſt. Der Stamm iſt ebenfalls halmartig [xur«- 4⁴⁵ο⁰ wie bei jenem Graſe; das Gras iſt aber viel kleiner als der Tang 299). Die Eiche [doös] und die Tanne [Aurn] wachſen beide in der Nähe des Ufers auf Steinen, ſind an dieſe feſtgewachſen, ohne eine Wurzel zu haben. Beide haben fleiſchige Blätter, welche länger und dicker als Tannenblätter, den Früchten der Hülſenfrüchte nicht unähnlich, inwendig aber hohl und leer ſind. Beide haben eine röth— liche Farbe und werden etwa ellenhoch. Die Weiber gebrauchen die Eiche zum Färben der Wolle [fayn Eolwr]. Aehnliche und zum Theil größere Gewächſe ſoll es im hohen Meere geben. Der Weinſtock neee] wächſt in der Nähe des Strandes und im hohen Meere. Die Feige [ovx7j] iſt blattlos, nicht groß, hat eine rothe Rinde. Die Dattel [ee] wächſt im hohen Meere und iſt roth. Nicander, Ther. v. 845. [PDowiooov aLög Wüxog.] Cäsar de bello africano 24. Als ſich Julius Cäſar an der Küſte Afrika's dem Scipio gegenüber gelagert hatte, fehlte es in ſeinem Lager an Nahrung für Menſchen und Vieh; die Reiter wußten aber ihre Pferde dadurch am Leben zu erhalten, daß ſie am Ufer liegenden Tang ſalga] ſammelten, mit ſüßem Waſſer abſpülten, und dann den hungrigen Thieren gaben. Virgil., Eel. 7, v. 42. [Alga.] Horat., Od. 3, 17, v. 10. [Alga.] Diosc. de m. m. 4, 98. Vom Seetang [yöxos Yurdo- oıov| gibt es eine Art die breit, eine andre die länglich und roth, eine dritte die weiß iſt, auf Kreta am Ufer wächſt, blühend ausſieht und unverweslich iſt. Zum Arzneigebrauch muß man den Tang ver— wenden ſo lange er friſch iſt. Man hat geglaubt, die rothe Tang— art gäbe den Stoff zur Schminke, welche die Weiber anwenden, allein dieſe kommt von einer Wurzel, die man ebeafalls Phykos nennt 293). Plin. 13, 25, 48. [Phycos, alga, prason, zoster etc.] Plin. 26, 10, 66. [Phycos thalassion.] — 32, 6, 22. [Alga maris.] 293) Hier ift wahrſcheinlich Zostera marina, Linné, gemeint. 294) Iſt Anchusa tinetoria, Linné, gemeint. XXXIX. Kl. Keimloſe Pfl. F. Algen⸗Pſt (Salat⸗Ulva, Bach-Konferve). 751 Aeli an. de natura animal. 14, 24. Auf den tiefen Sand⸗ bänken wächſt ein Tang [Grog], der fo groß iſt wie eine Tam a— riſke [avoin], aber eine Frucht trägt, die ausſieht wie ein Mohn— kopf [arzwr]. Die Frucht iſt geſchloſſen und hart wie eine Auſter— ſchale, öffnet ſich aber nach der Sonnenwende wie eine Roſen⸗ knoſpe [oodwmıa zavS. Man ſieht alsdann zwiſchen der harten, gelben, äußeren Schale das blaue Innere, welches locker und durch— ſichtig iſt, einer aufgeſchwellten Blaſe gleicht, und ein gefährliches Gift ausfließen läßt. Des Nachts ſtrahlt ſie einen feurigen Licht— ſchein aus; geht aber der Sirius auf, ſo wird das Gift noch ſchlim— mer. Von dieſer Zeit an nennen es alle Leute, welche Waſſerjagd betreiben, Pankynion [rerzUrıor]. Bei Nacht kommen die Seehunde, angelockt durch das feurige Licht der Blume, zu der Meerestamariſke; das Gift fließt auf ſie, wird theils verſchluckt, theils durch die Kie— men 295) eingeſogen, und fo find fie alsbald des Todes 290). 2) Salat-Ulva (Meerſalat), Ulva Lactuca, Linné. — Im Mittelmeer häufig. Theophr., H. pl. 4, 6, 6. Das Bryon (bei] wächſt im Meere, iſt von dem Tang, der grasartige Blätter hat, verſchieden, hat ein grasgrünes, ſehr breites, den Salatblättern [Houdazivn] ähnlich ſehendes Blatt. Es hat keinen Stamm, treibt aber mehrere Blätter aus derſelben Grundlage. Es wächſt auf Steinen und Mu— ſchelſchalen in der Nähe des Ufers. Diosc. de m. m. 4, 97. [Bovov Jaraooı0v Uu] g. Plin. 27, 8, 33. [Bryon.] 3) Bach-Konferve, Conferva rivularıs, Linné. — Bildet Maſſen, die aus lauter ein- fachen, haardünnen, oft mehrere Fuß langen Fäden beſtehn, iſt in Bächen und Flüſſen Nord-Italien's häufig, heißt daſelbſt noch jetzt conferva, auch lino acquatico (Waſſerflachs). Plin. 27, 8, 45. Eine Eigenthümlichkeit der Alpenflüſſe iſt die Konferve ſconferva], welche ihren Namen von conferrumi- nare 297) hat. Man könnte fie eher den Badeſchwamm [spon- gia] ſüßer Waſſer, als ein Moos [muscus] oder Gras [herba] 295) Haben keine Kiemen. — 296) 7 — 297) Zufammenlöthen. 752 Botanik der alten Griechen und Römer. nennen. Sie bildet einen dichten Pelz und iſt röhrenartig. Es iſt mir ſelbſt ein Beiſpiel bekannt, wo ein Mann durch ſie geheilt wurde, der einen hohen Baum beſchnitten hatte, herabgefallen war, und faſt alle Knochen zerbrochen hatte. Man umwickelte ihn ſogleich über und über mit der Konferve, und beſpritzte dieſe immer mit Waſſer, wenn ſie trocken wurde. Nur ſelten und nur da, wo die Konferve ver— welkte, wurde neue umgeſchlagen, und ſo genas der Kranke ganz un— glaublich ſchnell. | 4) Badeſchwamm, Spongia officinalis, Linné. — Iſt in dem Griechenland um- gebenden Meere heimiſch, heißt jetzt italiäniſch spugna. Aristoteles, Hist. anim. I, I, 8; 5, 14, 2 seqq.; 8, 1, 3; 9, 13. Der Badeſchwamm (onανονννο kommt in drei Sor— ten vor, einer lockeren, einer dichten, und einer dritten, welche die Achilleiſche heißt, und die ſtärkſte iſt. Dieſe letztere legt man gern unter die Helme und Beinſchienen, damit die darauf fallenden Hiebe weniger klingen. Die härteſten und rauheſten Badeſchwämme heißen auch Böcke [roche]. Alle wachſen an Felſen oder Ufern im Meere, und ernähren ſich von Schlamm, was dadurch erwieſen iſt, daß ſie immer damit angefüllt ſind, wenn man ſie holt. Sie ſollen auch Gefühl haben, und ſich zuſammenziehn und feſter ſetzen, wenn man ſie losreißen will, oder wenn Wind und Wogen toben. Daran zwei— feln übrigens z. B. die Einwohner von Torone. In ihnen ſtecken immer allerhand kleine Thiere. Nach dem Abreißen wachſen ſie aus den Reſten wieder bis zur früheren Größe. Die bei Lycien vor— kommenden Schwämme ſind locker, und erreichen den bedeutendſten Umfang. Im Allgemeinen ſind diejenigen am ſchönſten, welche an den Küſten in beträchtlicher Tiefe wachſen. Unausgewachſen und le— bendig ſehen ſie ſchwarz aus. > Theophr., H. pl. 4, 6, 10. [To. Cicero de nat. d. 2, 55. [Spongia.] Dios c. de m. m. 5, 137 u. 162. Die Badeſchwämme [oroyyog] werden ſowohl friſch als gebrannt gegen äußerliche Uebel gebraucht. — Die Steinchen, welche man in ihnen findet, trinkt man in Wein gegen die Krankheit, welche man den Stein nennt. Plin. 9, 45, 69; 9, 46, 70. [Spongia.] 208 298) ER den Kampf der Schwammtaucher gegen Haifiſche ſehe man Seite 521 meiner „Zoologie der alten Griechen und Römer“. XXXIX. Kl. Keimloſe Pflanzen. Fam. Schwamm-Pflanzen (Schwämme). 753 Plin. 11, 37, 46 31, 11, 47. Lucretius 4, 622. |Spongia.] Suetonius de Octaviano 85. Oktavianus begann einmal mit großem Eifer, eine Tragödie mit dem Titel „Ajax“ zu ſchreiben. Wie ihm nun aber die Sache nicht gelingen wollte, wiſchte er das fertig Geſchriebne mit einem Schwamme aus; und wie ihn ſeine Freunde fragten, „wie es denn mit dem „Ajax“ ſtände“, antwortete er: „Ajacem suum in spongiam incubuisse“ (ſein „Ajax“ ſei in den Schwamm gefallen) 290). Suetonius de Vespasiano 16. Kaiſer Veſpaſian pflegte Denjenigen ſeiner Finanzverwalter, welche am raubgierigſten waren, abſichtlich die beſten Stellen zu geben, damit ſie recht bald reich wür— den, worauf er ſie verurtheilte und ihr Vermögen in Beſchlag nahm. Das Volk ſagte, „er brauchte fie wie Badeſchwämme [spongia], ſorgte dafür, daß ſie ſich gehörig vollſögen, und quetſchte ſie dann aus“. Galen. [3n0yyog.] 300) | l. Familie Schwamm-Pflanzen, Fungi. Griechenland iſt arm an Pflanzen dieſer Familie; der allge- meine Name für die Schwämme iſt jetzt dort uowırda. — In Ita- lien ſind ſie häufig, und es werden viele gegeſſen. Der allgemeine Name iſt fungo. Von den Schwämmen kommen vorzugsweis folgende in Betracht: a4) Der Kaiſerſchwamm Kaiſerling), Agaricus cäsareus, Schäffer (Agaricus aurantiacus, Bulliard; Amanita cäsarea, Persoon). Er ift in den Wäldern ganz Italien's auf Bergen, auf Hügeln, in Ebnen heimiſch und eine ſehr beliebte, geſunde Speiſe. Dem Fliegenſchwamm ſieht er ſehr ähnlich, weswegen eine Verwechs— lung leicht möglich. Der Kaiſerſchwamm heißt jetzt uovolo, uovolo ordinario, uovolo commune, uovolo rancio, bei Verona bole, fongo ovo, fongo bolado. 6) Der Fliegenſchwamm, Agaricus muscarius, Linné (Amanita muscaria, Pers.). Kommt auf bewaldeten Hügeln Piemont's vor, fehlt in der Lombardei und wahrſcheinlich faſt im * 209) Komiſche Anſpielung auf den Ausgang der Ajar⸗Tragsdie, zufolge deſſen bekanntlich der Held in ſein Schwert fällt. 300, Galenus handelt an 8 Stellen vom Badeſchwamm. 48 754 Botanik der alten Griechen und Römer. ganzen übrigen Italien. Er heißt italiäniſch uovolo malefico. uovolo rosso, uovolaccio, tignosa, tignosa dorata. y) Der Champignon, Agaricus campestris, L. (Agaricus edulis, Bull.). Auf den Triften Italien's häufig, als Eßwaare ſehr beliebt. Heißt jetzt pratajolo, pratolino. — Auch in Grie⸗ chenland, nach Fraas' Beobachtung, ſehr häufig und uavıragı genannt, was der allgemeine Name für Schwämme iſt. ) Der Steinpilz, Boletus edulis, Linné. In mehreren Gegenden Nord-Italien's häufig, ceppatello, ceppatello buono, porcino, ghezzo genannt, in Piemont bolè porcin. Als Eßwaare ebenfalls ſehr beliebt. N e) Der Zunderpilz, Boletus fomentarius, L. (Polyporus fomentarius, Fries; Boletus ungulatus, Bull.). In ganz Italien an Rothbuchen und Eichen häufig; er wird pan cuculio, lingua di faggio u. ſ. w. genannt; der aus ihm bereitete Zun— der heißt esca. — In Griechenland nebſt ähnlichen Pilzen, nach Fraas' Beobachtung, nicht ſelten, 20x und 70 genannt. 5) Der Feuerpilz, Boletus igniarius, Linné (Polyporus igniarius, Fries), iſt ebenfalls in ganz Italien häufig, heißt lingua cattiva; aus ihm wird ein ſchlechterer Zunder, esca, be— reitet. „) Der Lärchenpilz, Boletus laricis, Jacquin (Boletus Agaricum, Allion.), wächſt an den Lärchenbäumen Piemont's, der Schweizer und Tyroler Alpen, kommt nur als Arzneiwaare in Be— tracht, und als ſolche noch bis auf unſre Zeit aus Aleppo und Nord— Rußland bezogen worden. Er heißt noch jetzt in Italien agarico, auch agarico bianco, agarico officinale o di larice; in den Apo⸗ theken agaricus albus. 9) Die Morchel, Morchella esculenta, Persoon. In ganz Italien heimiſch, spugnolo, sp gnino, spongiole genannt. Be⸗ liebte Speiſe. — In Griechenland nicht gefunden. ) Gattung Boviſt, Lycoperdon, Linné. Mehrere Arten ſind in Italien häufig, und werden jetzt, ſo lange ihr Fleiſch noch friſch und weiß iſt, gegeſſen, jedoch nicht als Leckerbiſſen. Die kleinen Arten, namentlich der Gemeine Boviſt, Lycoperdon gemma- tum, Batsch (Lycoperdon Proteus, Birol.), heißen peto de lovo; die großen, wie der Große Boviſt, Lycoperdon Bovi— sta, Linné (Bovista gigantea, Pers.), und der Haſenboviſt, XXXIX. Kl. Keimloſe Pflanzen. Fam. Schwamm⸗Pflanzen (Schwämme). 755 Lycoperdon areolatum, Schäffer (Lycoperdon cälatum, Bull.), heißen vescia, was dem Sinne nach dem Namen peto gleich ſteht. x) Die Trüffel, Tuber eibarıum, Sibth. (Lycoperdon Tuber, L.). In den Wäldern der nördlichen Hälfte Italien's häufig, ſehr beliebt, jetzt tartufo und trifola genannt. — Als Fund⸗ orte in Griechenland nennt Fraas die Laubwälder auf dem Cyllene und von Kalavryta, als Namen geben Sibthorp und Fraas vdvog und % an. — Die Trüffel wollen wir nach den andren eßbaren oder giftigen Schwämmen beſonders betrachten. Theophr., H. pl. 1, 1, 11. Es gibt Pflanzen, wie z. B. die Schwämme [uöxng )] und die Trüffel [ödvor], die weder Wurzel, noch Stamm, noch Aſt, noch Sproſſe, noch Blatt, Blüthe, Frucht, Rinde, Mark, Faſern oder Adern haben. Bei andren Pflan— zen liegt gerade in den genannten Theilen das Weſentliche. — 1, 5, 3. Der Stamm [xaviög] des Schwammes ſbrnse] hat keine Knoten, Stacheln, Scheidewände, ſondern iſt ganz gleichförmig [öue- körnra Eye). — 1, 6, 5. Manche Pflanzen haben gar keine Wur— zel, z. B. die Trüffel [ödvor]), der Schwamm [udzng], der Boviſt [aebi 302)]J. — 3, 7, 6. Aus den Wurzeln der Eiche [doös] und um deren Wurzeln herum wachſen Schwämme f, eben jo iſt's bei andren Bäumen. — Theophr., ed. Gottlob Schneider, Fragm. 4, 3. Die auf Miſt wachſenden Schwämme ſubnug] ſtinken nicht 302). N Nicander, Alexiph. v. 521 seqd. Wenn ein böſer, der Erde entſproſſener Pilz [vumuo o)], den man auch Schwamm [uunne]! nennt oder mit andrem Namen belegt, und der im Stande iſt, ein Schwellen des Leibes und Beängſtigung zu bewirken, über 301) Monns und fungus iſt als allgemeine Benennung der Schwämme zu betrachten; doch werden einige in der Regel mit beſondren Namen bezeichnet, wie die Trüffel, der Lärchenſchwamm, Boviſt, Kaiſerſchwamm, Steinpilz. 302) Die reges des Theophr. und die peziea des Pli n. 19, 3, 14 find ohne Zweifel die Boviſte. In dem Worte ussts liegt jo ziemlich der Klang und wahrſcheinlich auch die Bedeutung des jetzigen Namens peto und vescia. 303) Die von Theophr., H. pl. 4, 7, 2 erwähnten verſteinerten Sch wäm me [M uuntes d ole oονν ¹ des Erythräiſchen Meeres find Korallen. 30s) Das Wort F Uujũ iſt wie „uu, als allgemeine Bezeichnung der Schwämme zu betrachten. * 48 * 756 Botanik der alten Griechen und Römer. der Höhle einer Viper gewachſen iſt, ſo iſt das Gift, das er von ſich gibt, deſto gefährlicher. Hat Jemand von einem ſolchen Schwamme gegeſſeu, jo hilf ihm mit Rettig [odpavos] oder Raute [our oder Grünſpan [yoAxoto raloı usuoynorog . Horat., Satir. 2, 4, v. 20. Die Champignons find die beſten Schwämme; andren darf man nicht recht trauen. [Pra- tensibus optima fungis Natura est, aliis male creditur 05). Celsus de medicina 5, 27, 17. Hat Jemand giftige Schwämme [fungus inutilis] gegeſſen, fo muß er Seifenkraut [radieula] entweder mit Waſſer und Eſſig, oder mit Salz und Eſſig verzehren. Uebrigens iſt man im Stande, die giftigen von den guten ſchon nach ihrem Anſehn zu unterſcheiden, auch kann man ſie eßbar machen, wenn man ſie entweder in Olivenöl, oder mit Zuſatz eines Birnenzweiges kocht. Diosc. de m. m. 1, 109. Manche Leute behaupten, man könne dadurch, daß man klein geſtoßne Rinde von Weiß- und Schwarzpappeln [Ar zoi αiνE,sͤe] auf gedüngte Beete ſtreue, das ganze Jahr von dieſen eßbare Schwämme [uuns] erhalten. Diosc. de m. m. 3, 1. Der Lärchenpilz [ayaoızov) ſoll die Wurzel einer Art Silphium O, ſein; aber feine Oberfläche iſt nicht ſo dicht wie beim Silphium, ſondern beſteht aus einer mehr lockeren Maſſe. Es gibt übrigens eine männliche und eine weibliche Sorte; man nennt nämlich diejenige weiblich, welche inwendig [Evzög] gerade Faſern (roch! hat 307). Die männliche Sorte erkennt man daran, daß ſie runder und in allen Theilen feſter verwachſen iſt. Beide haben denſelben Geſchmack; anfangs iſt er ſüß, bald darauf, wenn er ſich im Munde verbreitet, bitter 309). 305) Auf Wieſen wächſt kein allgemein bekannter und als Eßwaare beliebter Schwamm als der Champignon; er muß alſo gemeint ſein. Er heißt noch jetzt in Italien pratajolo und pratolino, was Beides ſo viel wie pratensis fungus bedeutet; auch das franzöſiſche Wort champignon ſoll bedeuten, daß er nicht im Walde, ſondern im Freien wächſt. 306) Jetzt Thapsia Silphium, Viv. 307) Es iſt hier bei dem Worte *tyoͤch durchaus nicht an die Lamellen der Gattung Agaricus, Linné, zu denken; es ſind jedenfalls die Faſern gemeint, welche jeder Lärchenſchwamm innerlich zeigt; ſie ſind mit Holzfaſern zu verglei— chen, und dieſe heißen im Griechiſchen roch v. 308) Dieſer Geſchmack iſt am Lärchenpilz ſehr charakteriſtiſch, und man ſieht XXXIX. Kl. Keimloſe Pflanzen. Fam. Schwamm-Pflanzen (Schwämme). 757 Manche ſagen, dieſes Gewächs ſei die Wurzel einer Pflanze; Andre aber, es wachſe gleich Schwämmen (¹h⁰¹ν]; an Baumſtämmen [dv roĩg oreldyscı rov ÖEvdowv|, wo dieſe augefault find. Es wächſt im ſarmatiſchen Agaria, auch im aſiatiſchen Galatien und in Cillicien an Ce dern [x&doog], läßt ſich leicht zerreiben. Es wird gegen vie— lerlei Uebel als Arznei eingenommen. Diosc. de m. m. 4, 83. Die Schwämme [uvzng] find - entweder eßbar oder giftig. Sie werden aber durch verſchiedne Ur— ſachen giftig, nämlich wenn ſie neben verroſteten Nägeln, oder ver— faulten Lumpen, oder Schlangenhöhlen, oder neben Bäumen wachſen, deren Früchte ſchädlich ſind. Auch haben die giftigen Schwämme einen ſchleimigen Ueberzug, und faulen, wenn man ſie ausreißt, ſchneller als eßbare 20%). Diejenigen Schwämme, auf welche das Geſagte nicht paßt, geben eine wohlſchmeckende Suppe, ſchaden jedoch, wenn ſie in allzu großer Menge verzehrt werden, und können ſelbſt die Cholera , bewirken. Als Gegenmittel trinkt man Oli— venöl und Soda, oder Aſche mit einer aus Salzwaſſer und Eifig beſtehenden Brühe, oder eine Abkochung des Thymbra-Saturei [Hdußoe], oder Do ſten [oodyavor|, auch trinkt man in Eſſig auf— gelöſten Hühnermiſt, oder verzehrt viel Honig. Die eßbaren Schwämme ſind zwar nahrhaft, aber ſchwer zu verdauen. Plin. 16, 8, 11. Um die Wurzeln der Eichen wachſen die Kaiſerſchwämme [boletus] und Steinpilze [suillus], dieſe erſt neu in Mode gekommenen Leckerbiſſen 210). Die unter Stiel— eichen [quercus] wachſenden find die beſten; die unter Stein— eichen [robur], Cypreſſen und Pinien [pinus] aber ſchädlich. aus deſſen Angabe um ſo mehr, daß erſtlich dieſer Schwamm gemeint iſt, und daß zweitens nur verſchiedne Sorten unter dem männlichen und weiblichen Pilze zu verſtehn. Der Schwamm kommt an Geſtalt, Größe, Farbe u. ſ. w. ſehr verſchieden vor. — Man bezog ihn ſchon damals aus dem jetzigen Rußland [Faowerızn.] 309) Weder die angegebnen Urſachen, noch die angegebnen Kennzeichen find richtig. 310) Sowohl den Kaiſerſchwamm als den Steinpilz findet man noch jetzt in Italien vorzugsweis in Eichen wäldern. — Wir haben ſchon geſehn, daß der Kaiſerſchwamm noch jetzt bei Verona bole und fongo bo- lado heißt, was offenbar das alte Wort boletus vorſtellt; und daß der Steins pilz jetzt poreino heißt, was dieſelbe Bedeutung hat wie suillus (Saupilz). 758 Botanik der alten Griechen und Römer. Plin. 16, 8, 13. Der Lärchenſchwamm [agaricum]| wählt vorzugsweis an den Eichen [glandiferä arbores] Gal- lien's 1). Es iſt ein weißer, wohlriechender 12), gegen Gifte wirk⸗ ſamer Schwamm, der hoch auf Bäumen wächſt und bei Nacht leuchtet. Deswegen ſucht und holt man ihn zur Nachtzeit 12). Plin. 16, 40, 77. Trockner Schwamm [fungus] und trockne h Blätter geben den Zunder [fomes], mit welchem man Feuer auffängt. Plin. 19, 3, 14. Zu den Schwämmen [fungus] gehören auch diejenigen Gewächſe, welche die Griechen pezicä nennen; fie haben weder Wurzel noch Stamm [pediculus] ?'%). Plin. 22, 22, 46. Unter die Speiſen, die man oft auf gut Glück verzehrt, möchte ich wohl die Kaiſerſchwämme [boletus]?'5) rechnen. Sie ſind jedenfalls eine vortreffliche Speiſe, aber ſind auch ſchon zu einem entſetzlichen Verbrechen benutzt worden, indem der Kaiſer Tiberius Claudius durch Gift um's Leben gekommen iſt, wel— ches ſeine Gemahlin Agrippina unter ein Gericht ſolcher Schwämme gemiſcht hatte. — Manche Giftſchwämme erkennt man an ihrer ver— waſchenen Röthe [dilutus rubor] 29), ihrem widrigen Aublick 217), ihrem inneren Blauwerden [lividus intus color] 21), ihren Riſſen [rimosa stria] 51), dem blaſſen Rand [pallidum per ambitum la- 311) Sollte heißen: „an den Lärchen“. — Daß auf den Gebirgen der franz zöſiſchen Dauphins die Lärchenſchwämme reichlich an Lärchen wachſen, be⸗ zeugt Chorier in der Hist. Delph. 1. 1, p. 58, und Johannes Harduin bezeugt, daß der Lärchenſchwamm dort auch bis auf unſre Zeit den Namen agaric behalten hat. N 312) Friſch riecht er wie friſches Mehl. 313) Er leuchtet nicht. 314) Sind die Bo viſte, Lycoperdon, Linné. S. Anm. 302. 315) S. Anm. 310. 316) Paßt auf den Speiteufel, Agaricus integer, Linné (Agaricus emeticus, Schäffer). Er heißt in Italien rossola, iſt dort ſehr häufig, er⸗ regt genoſſen ſehr üble Zufälle. f 317) Kann ſich auf den in Italien heimiſchen und als giftig gefürchteten Pantherſchwamm, Agaricus pantherinus, Decand., auf den dort vor allen gefürchteten Knollen-Blätterſchwamm, Agaricus phalloides, Fries, welcher zuweilen oben grünlich oder bräunlich ausfteht, vorzüglich aber auf den dort häufigen Hexenpilz, Boletus luridus, Schäffer, beziehn. 318) Bezieht ſich jedenfalls auf den Hexenpilz und feine nächſten Ver⸗ wandten. 319) Die meiſten fleiſchigen Schwämme können an der Oberfläche des Hutes Al 3 XXXIX. Kl. Keimlofe Pflanzen. Fam. Schwamm⸗Pflanzen. (Schwämme). 759 brum]. — Alle dieſe Kennzeichen finden ſich an manchen Giftſchwäm— men nicht; es gibt auch trockne, den ächten Kaiſerſchwämmen ähnliche, mit weißen, tropfenartigen Flecken, welche von der den Schwamm umgebenden Haut ſtammen [veluti guttas in vertice albas ex tunica sua gerunt|. Der Schwamm ſteckt nämlich, wenn er jung iſt, in einer Hülle [volva], wie die Dotter im Ei 320). — Am jun⸗ gen Kaiſerſchwamm [infans boletus] iſt auch die Hülle ſehr ſchmackhaft. Sie platzt erſt, wenn der Schwamm aus der Erde kommt, und verſchwindet, wenn er höher wächſt, in die Maſſe des Stammes [pediculus] 2h). | Der Stoff, woraus die Schwämme entftehn, liegt im Lehm, in der Gährung der feuchten Erde oder der Eichenwurzeln [radix glan- difera]. Erſt zeigt ſich nur ein klebriger Schaum, dann eine Art Haut; endlich kommt der Schwamm ſelbſt hervor. Diejenigen Schwämme ſind giftig und ganz zu verwerfen, bei denen zur Zeit, wo ſie entſtanden, ein Schuhnagel, oder roſtiges Eiſen, oder ein faulender Lumpen gelegen hat; der Schwamm zieht dann gleich den fremden Saft und Geſchmack an ſich und verarbeitet ihn zu Gift. Ob aber jene Dinge bei dem Schwamme gelegen, kann nur Derjenige wiſſen, welcher ihn ſammelt. Auch aus andren Dingen ziehen die Schwämme Gift; iſt z. B. die Höhle einer Schlange neben ihnen, und das Thier haucht ſie, während ſie ſich entfalten, nur an, ſo nehmen ſie gleich das Gift in ſich auf. So lange ſich die Schlangen noch nicht verkrochen haben, muß man daher vorſichtig ſein. — Das Entſtehen und Vergehen der Kaiſer ſchwämme [boletus] beſchränkt ſich auf die Zeit von 7 Tagen. Plin. 22, 23, 47. Die Schwämme [fungi] haben eine zähere Natur als die Boleten, und bilden viele Arten; übrigens entſtehen fie nur aus dem gährenden Safte |pituita] der Bäume 529. Riſſe bekommen, wenn Dürrung nach naſſem Wetter eintritt. Dieſe Ritzen be— weiſen immer, daß der Schwamm nicht mehr friſch iſt, wobei auch ein ſonſt guter durch vorgerücktes Alter ſchädlich ſein kann. 320) Die ganze Beſchreibung bezeichnet den Fliegenſchwamm ſehr deutlich. 321) Aus dieſer Beſchreibung erhellt ganz ſicher, daß der Kaiſerſchwamm der boletus der Alten iſt. 322) Hier iſt wohl nicht bloß an den Stamm, an welchem theils vortreff— liche eßbare, theils holzige Schwämme wachſen, ſondern auch an die Wurzeln zu denken, welche, wie wir eben geſehn, 22, 22, 46 expreß genannt find. 760 Botanik der alten Griechen und Römer— Am ſicherſten kann man diejenigen eſſen, welche eine rothe Oberhaut haben, aber dunkler roth als beim Kaiſerſchwamm [boletus] 323); dann die ſchneeweißen, deren Stamm [pediculus] dem Apex auf der Mütze des Flamen ähnlich ſieht 523); drittens die Steinpilze [suillus], welche aber am leichteſten zu Vergiftungsverſuchen gebraucht werden [venenis accommodatissimi] 228). So find noch vor kurzer Zeit ganze Familien und ganze Tiſchgeſellſchaften um's Leben gekom— men, ſo Annäus Serenus, Oberſt bei der Garde Nero's, ſo Tribunen und Centurionen. Wie iſt es möglich, daß Jemand ſich nach einer ſo gefährlichen Speiſe kann gelüſten laſſen? Manche haben die Schwämme nach den Bäumen, bei denen ſie wachſen, als eßbar oder giftig unterſcheiden wollen; aber dieſer Unterſchied kann Denen nicht helfen, die von fremden Leuten geſammelte Schwämme kaufen. Alle giftigen Schwämme ſehen bläulich aus, und ſie ſind für deſto giftiger zu halten, je ähnlicher der Saft des Baumes, bei dem ſie gewachſen, dem des Feigenbaums iſt. In manchen Fällen können Schwämme auch als Heilmittel ge— braucht werden. So glaubt Glaucias, die Kaiſerſchwämme [boletus] ſeien magenſtärkend. Die Steinpilze [suillus] werden mit einer Binſe durchſtochen, aufgehängt, getrocknet, und kommen ſo von Bithynien aus in Handel. Sie werden gegeſſen, um Rheuma— tismen des Unterleibes zu heilen, dienen auch äußerlich gegen Fehler der Haut. — Ich will hier ferner noch einige allgemeine Bemerkungen 323) Hier kann der in Italien wachſende und dort ſehr gern gegeſſene Agaricus alutaceus, Fries, gemeint ſein, welcher jetzt rossola buona di gambo lungo, rossola mezzara, und bei Verona fungo rossetto heißt; oder der ebenfalls iu Italien wachſende und beliebte Aga rieus Russula, Schäffer. 324) Der Apex [apex] auf der Mütze desjenigen Prieſters, welcher flamen hieß, war, wie aus Servius ad Virgil. Aen. 10, 270, und aus Festus beim Worte albogalerus zu erſehn, ein mit Wolle umwundenes Olivenzweiglein. — Plinius ſpricht hier offenbar vom Champignon, deſſen Stamm den zarten weißen Ring hat. 325) Oben hat Plin. 16, 8, 11 die suilli als einen Leckerbiſſen bezeich⸗ net; hier führt er ſie als eine ſichere Speiſe an, fügt jedoch hinzu, „daß ſie leicht zu Vergiftung Anlaß geben“. Die Urſache dieſer Erſcheinung iſt folgende: ſie ſelbſt ſind jedenfalls eine ſehr geſunde Speiſe; aber ihre nächſten Verwandten, der Hexenpilz und Satans pilz, können ſehr gefährliche Wirkungen herz vorbringen, wenn ſie ſtatt des Steinpilzes aus Unkenntniß oder aus böſem Willen zubereitet werden. XXXIX. Kl. Keimlofe Pflanzen. Fam. Schwamm-Pflanzen (Schwämme). 761 über die Zubereitung der Schwämme geben, weil ſie der einzige Leckerbiſſen find, den die vornehmen Leute eigenhändig zubereiten, wo⸗ bei ſie im Voraus in Erwartung des bevorſtehenden Genuſſes ganz ſelig ſind, und die Schwämme mit Bernſteinmeſſern oder ſilbernen Meſſern zerſchneiden. — Schädlich ſind diejenigen Schwämme, welche beim Kochen härter werden; ſolche werden unſchädlicher, wenn man ſie mit Zuſatz von Soda tüchtig durchkocht. Auch dadurch ſchützt man ſich vor Gefahr, daß man ſie mit Fleiſch oder mit Birnen— ftielen [pediculus piri] kocht. Auch Birnen, welche gleich nach den Schwämmen gegeſſen werden, ſind nützlich; ferner iſt Eſſig ein Mittel, das ihrem Gifte entgegen wirkt. Pli n. 25, 9, 57; 26, 8, 48. Der Lärchenpilz [agaricum] wächſt wie ein Schwamm [fungus] an Bäumen der den Bosporus begrenzenden Länder, iſt rein weiß, wird als Arznei in Eſſig ge— nommen, welcher mit Honig gemiſcht iſt. Der in Galatien wachſende gilt für ſchwächer. Der männliche Lärchenpilz iſt dichter und bitte— rer, verurſacht auch Kopfweh; der weibliche iſt lockerer, ſchmeckt an— fangs ſüß und hinterdrein bitter. Juvenal. 5, 147. Martial., Epigr. 1, 21. Biſt du denn verrückt, Cäcilianus, daß du dich da allein hinſetzeſt und Kaiſerſchwämme [boletus] vor den Augen aller Welt verzehrſt? — Du biſt ein gefräßiges Leckermaul, und ich wünſche dir einen Kaiſerſchwamm in den Hals, wie ihn Kaiſer Claudius gegeſſen hat. Martial., Epigr. 3, 60. Ich begreife wahrhaftig nicht, Poetikus, wie du mich zu Tiſche laden, und doch dabei ſo grob ſein kannſt, mir Mießmuſcheln [mytilus], an denen ich mir die Lippen zerſchneide, mir Steinpilze [suillus], die für die Schweine gehö— ren, mir eine im Käfig krepirte Elſter vorzuſetzen, während du deinen Bauch mit gemäſteten Auſtern, mit Kaiſerſchwämmen [boletus] und gefreckſten Turteltauben anfüllſt. Martial., Xenia 45. Silber, Gold, Kleider entbehrt das Leckermaul leicht, aber Kaiferfhwämme [boletus] wahrhaftig nicht. Suetonius de Tiberio 42. Kaiſer Tiberius gab dem Aſellius Sabinus 200,000 Seſterzien für einen Dialog, worin der Kaiſerſchwamm [boletus], die Bekkafige [ficedula], die Auſter und die Droſſel um den Vorrang ſtritten. Sueton. de Claudio 44. Daß Kaiſer Claudius vergiftet 762 Botanik der alten Griechen und Römer. worden, iſt eine ausgemachte Sache, aber nicht beſtimmt, wo und von wem. Manche behaupten, er ſei vom Halotus, der alle ſeine Speiſen im Voraus koſten mußte, bei einem Gaſtmahl, Andre, er ſei von ſeiner Gemahlin Agrippina ſelbſt vergiftet worden, die ihm das Mit- telchen in einem Kaiſerſchwamm [boletus] beigebracht; nach dieſer Speiſe war er nämlich ſehr gierig. Sueton. de Nerone 33. Wenn auch Kaiſer Nero nicht an der Vergiftung ſeines Stiefvaters Claudius geradezu ſchuld geweſen, ſo hat er doch jedenfalls darum gewußt. Das leugnete er auch gar nicht, und nannte die Kaiſerſchwämme [boletus], denn in dieſen war das Gift dem Claudius beigebracht worden, eine Götterſpeiſe [Deorum cibus] 220%. Galen. de alim. facult. 2, 69. Unter den Schwämmen us haben die Kaiſerſchwämme [PwArrng], wenn fie gut ge— kocht find, jo ziemlich die Eigenſchaft der geſchmackloſen Speiſen 225); übrigens pflegt man ſie nicht ohne Zuſatz zu eſſen, ſondern auf aller— lei Weiſe zu würzen. Dieſe Schwämme machen, wenn man zu viel genießt, ſchlechte Säfte. Jedenfalls ſind ſie jedoch von allen die un— ſchädlichſten. Nach ihnen folgen dem Range nach die Champig— nons [oi auoviraı] 28). Der Sicherheit wegen ſollte man andre Schwämme gar nicht anrühren, denn es ſind ſchon viele Leute durch ſie vergiftet worden. Ich kenne ſogar Jemand, der nach dem reich— lichen Genuß nicht gehörig gekochter Kaiſerſchwämme [PwAirng], die doch für ganz unſchädlich gelten, ſchwere Zufälle, Ohnmacht und kalten Schweiß bekam, und ſich nicht eher erholte, als bis er die Schwämme wieder ausgeſpieen hatte. Galen. de probis pravisque alim. suceis 4 u. 5 (p. 770 u. 785, ed. Kühn). Unter den Schwämmen [uöxyg] ſollen die Kaiſerſchwämme [BwAlrng] die einzigen ſein, an denen noch kein Menſch geſtorben iſt, doch haben ſie, roh genoſſen, zuweilen ſchon die Cholera bewirkt. — Die Leute glauben, in dem Umſtande, daß man Schwämme lo uvxrrng]| nicht zur Aufbewahrung dörren kann, liege der Beweis ihrer Schädlichkeit. 326) Bezieht ſich darauf, daß jeder Kaiſer nach ſeinem Tode als ein Gott betrachtet und verehrt werden ſollte, wobei er den Titel Divus führte. 327) Er erklärt dieſe 6, 64 für ſehr nahrhaft. 5 326) Sie find, wie wir geſehn, in Griechenland und Italien häufig, und heißen noch jetzt warızagı. * ae Zu * 3 Pr, f XXXIX. Kl. Keimloſe Pflanzen. Fam. Schwamm⸗Pflanzen (Schwämme). 763 Galen. pro puero epilept. consilium 4 (pag. 368, ed. Kühn). Der Patient muß ſich aller ſchlechten Speiſen, wohin die Schwämme lars], ferner die Rüben [yoyyvAis] und andres Wurzelwerk gehören, gänzlich enthalten. Galen. de simpl. medicam. 6, 5 (p. 813, ed. Kühn). Der Lärchenpilz [ayaoızor]. Galen. de simpl. medicam. 7, 25 (pag. 79, ed. Kühn); 9, 18 (p. 225). Schwamm (ann,. Galen. de simpl. medicam. 10, 26 (p. 303, ed. Kühn). Ich habe in Myſien einen Arzt kennen gelernt, welcher Denjenigen, die an Schwammvergiftung litten, Hühnermiſt eingab, und ich habe dann ſelbſt Verſuche mit dieſem Mittel angeſtellt, indem ich den Miſt fein zerrieb und in mit Waſſer oder mit Honig gemiſchten Eſſig that. Die Patienten bekamen, nachdem ſie die Miſchung getrunken, als— bald Erbrechen und genaſen ſodann. Dabei iſt zu beachten, daß der Miſt von frei gehenden Hühnern weit wirkſamer iſt als von einge— ſperrten. Galen. de antidotis 1, 14; Isagoge 14. Lärchen⸗ ſchwamm [ayaoızor]. Galen. de antidotis 2, 7 (p. 140, ed. Kühn). Aſklepia⸗ des ſchreibt gegen Schwammvergiftung folgende Mittel vor: Rohen Rettig [odgavos], in Menge zu eſſen; ungemiſchten Wein; Lauge aus Aſche von Weinreben; Miſchung von Soda und Eſſig; Aſche von verbrannter Weinhefen mit Waſſer gemiſcht; Wermuth [awiv- eon] mit Eſſig; Raute [riyavor] mit Eſſig oder bloße Raute. Athen., Deipn. 2, 56 u. 57 (pag. 231, ed. Schweigh.). Ariſtias nennt den Schwamm urn, Poliochos und Antiphanes nen— nen ihn rng. — Die Schwämme wachſen aus der Erde empor [pvorra ον uiznres ynyeveis); nur wenige von ihnen find eßbar [Edwdınog], viele bringen Erſtickungszufälle hervor, wovon z. B. Epicharmus ſpricht, wobei er den Schwamm ue nennt. — Auch Nikander ſpricht in ſeinem Buch über die Landwirthſchaft von giftigen [Haraosıos]) Schwämmen und jagt: „Vom Olivenbaum, Gra— natbaum, der Ilexeiche [nowos), Steineiche [doös] kom⸗ men die gefährlichen, heilloſen, menſchenwürgenden, geſchwollenen, kleiſtrigen Maſſen der Schwämme [ens]. — Ferner ſagt Nikan⸗ der: „Wenn man den Stamm eines Feigenbaums unter Miſt legt und mit fließendem Waſſer feucht hält, ſo entſtehn an ihm 764 Botanik der alten Griechen und Römer. Schwämme [uvzrjs], die eine geſunde Nahrung geben“ 32%), Er fügt daun hinzu: „Du kannſt dir auch Champignons trocknen [uöxnras auorirog apevonıg).” — Ephippus ſagt: „Ich will dich wie ein Schwamm [uvzng] erwürgen.“ — Eparchides erzählt, daß zur Zeit, wo ſich der Dichter Euripides auf der Inſel Ikarus be— funden, dort eine Mutter mit 3 Kindern, nachdem ſie giftige Schwämme [Hardouog ] gegeſſen, geſtorben ſei, und daß Euripides auf dieſes unglückliche Ereigniß ein Epigramm gemacht habe. Athen., Deipn. 2, 59. Diphilus ſchreibt, die Schwämme ſeien zwar nahrhaft, aber ſchwer verdaulich, übrigens gebe es auch viele, die ein tödtliches Gift enthalten, u. ſ. w. . Geopon. 12, 17, 8. Hat Jemand ſchlechte Schwämme Hie paorog] gegeſſen, jo gebe man ihm den Saft von Kohl E ẽ/= ein. | Geopon. 12, 41. Um Schwämme [udzng] zu bekommen ſägt man eine Schwarzpappel [aryeoos] ab, und gießt auf die Schnittfläche des Strunkes in Waſſer aufgelöſten Sauerteig; ſo wer— den alsbald Pappelſchwämme [udznres alyagiraı] hervorwach— ſen 330). Will man aber auch aus der Erde Schwämme [uvxng] haben, ſo wählt man eine lodre Stelle auf Höhen, wo Rohr (4d %auos) wächſt, häuft dort Reiſer und andre brennbare Pflanzentheile an, und ſetzt ſie zu einer Zeit in Brand, wo Regen bevorſteht. Auf dieſer Brandſtätte werden dann Schwämme wachſen. Kommt kein Regen, wenn der Reiſighaufen abgebrannt iſt, ſo ahmt man den Regen durch Begießen mit reinem Waſſer nach, bekommt aber dann Schwämme von geringerer Güte. Geopon. 14, 24. Die Myrtenbeeren ſind ein treffliches Mittel gegen giftige Schwämme [Havaronoög uvxng.] Apicius 5, 1. Die Morchel [spongiolus sive fungu- Is . 175 320) Hier ſind die in ganz Italien und wahrſcheinlich auch in Griechen— land an verweſenden Baumſtämmen maſſenweis wachſenden Stockſchwämme, Agaricus mutabilis, Schäffer, gemeint. Liebhaber dieſer Speiſe ziehen fie noch jetzt abſichtlich an feucht gelegten alten Stämmen. Der Name des Stockſchwamms iſt heutiges Tages in Italien famigliola buona. f 330) Sind die in Anm. 329 genannten Stockſchwämme. 331) Daß hier Morcheln gemeint ſind, iſt daraus zu ſchließen, daß die— ſelben noch jetzt in Italien spongiole heißen. Der Name kommt jedenfalls XXXIX. Kl. Keimloſe Pflanzen. Fam. Schwamm-Pflanzen (Trüffel). 765 Gattung Trüffel, Tuber, Linné. f Ih sah, H. pl F 14 115 1, 6, 5; 1, 6, 9. Die Trüffel (bo vor] hat weder Rinde noch Mark, weder Faſern noch Adern, — auch keine Wurzel 2). Diosc. de m. m. 2, 174. Die Trüffel (bo vo] iſt eine faſt kugelförmige Wurzel ohne Blätter und Stamm, an Farbe gelb— lich 323), Man gräbt fie im Frühling, und fie iſt roh und gekocht eine geſunde Speiſe. Plin. 19, 2, 11. Zu den wunderbaren Dingen hat man je— denfalls die Trüffeln [tuber] zu rechnen; denn ſie entſtehen und wachſen ganz ohne Wurzel. Sie liegen ganz in der Erde, ohne mit ihr in irgend einem Zuſammenhang zu ſtehn und ohne ſie emporzu— treiben. Sie haben eine eigenthümliche Rinde, und finden ſich meiſt in trocknem, ſandigem Boden unter Gebüſch. Sie erreichen die Größe einer Quitte und die Schwere eines Pfundes. Es gibt zwei Arten, eine ſandige, welche den Zähnen ſchadet ??*), und eine reine. Uebri— gens unterſcheidet man ſie nach ihrer braunrothen und ſchwarzen und inwendig weißen Farbe. Am höchſten werden die afrikaniſchen ge— ſchätzt. Wie ſie entſtehen, und ob ſie Leben haben, weiß man nicht, wohl aber, daß ſie zuletzt verfaulen. Dem geweſenen Prätor Lartius Licinius, welcher zu Karthago in Spanien die Rechtspflege verwal— tete, iſt es, wie ich weiß, vor wenig Jahren begegnet, daß er auf einen Denar, der in eine Trüffel eingewachſen war, ſo biß, daß ſich ſeine Vorderzähne ſchief bogen, woraus man auf die Art und Weiſe, wie die Erde ſich zu Trüffeln ballt, ſchließen kann. Als ſicher kann man es jedenfalls anſehn, daß ſie entſtehn, aber auch als ſicher, daß man ſie nicht anpflanzen kann. Plin. 19, 3, 12. Den Trüffeln ähnlich iſt das Mify in der Provinz Cyrenaika; es zeichnet fi durch lieblichen Geruch und daher, weil ſie durch ihre vielen Höhlungen Badeſchwämmen ähnlich ſehn. — 332) Was Joh. G. Schneider's Ausgabe des Theophraſt in 1, 6, 13 noch über die Trüffel enthält, übergehe ich nach den Gründen, die Friedr. Wim mer in ſeiner vortrefflichen Ausgabe (Theophrasti Historia plantarum, Vratisl. 1842, pag. 25) aufgeſtellt hat. 333) Der angegebnen Farbe nach müßte hier die Weiße Trüffel, Tuber album, Bulliard, gemeint ſein, oder der im nördlichen Italien ſehr häufige Tuber Magnatum, Pico. — 334) 2 i RN A A 766 Botanik der alten Griechen und Römer. Geſchmack aus, iſt aber fleiſchiger; auch iſt ihnen in Thracien das Iton, und in Griechenland das Geranion ähnlich 335). Plin. 19, 3, 13. Ueber die Trüffeln hat man noch fol- gende beſondre Angaben. Sie ſollen nach heftigen, im Herbſt ein— tretenden Regengüſſen und Donnerwettern entſtehn, nicht über ein Jahr dauern, im Frühjahr noch ganz zart ſein 336). Bei Mitylenä ſoll es nur Trüffeln geben, wenn von Tiarä, wo ſie ſehr häufig, durch Ueberſchwemmung Trüffelſamen herabkommt. In Kleinaſien finden ſich die beliebteſten zu Lampſakus und Alopekonneſus, in Grie— chenland um Elis. Martial., Epigr. 13, 47. Wir Trüffeln [tuber] brechen aus dem zarten Scheitel unſrer Mutter, der Erde, hervor, und ſtehn an Wohlgeſchmack nur den Kaiſerſchwämmen [boletus] nach. Apollonius, Hist. mir. 8, 46. Die Trüffeln (öoͤyor] werden, wie Theophraſt ſagt, bei anhaltendem Donnerwetter härter. Gale n. de alım. facult. 2, 68; de probis pravisque alim. succ. 4 (p. 765, ed. Kühn); de simpl. medic. 8, 20, 2 (pag. 147). Die Trüffeln [odvor]) muß man zu den Wurzeln oder Knollen zählen; ſie haben an ſich wenig Geſchmack, werden mit Ge— würz gegeſſen, und ſind unſchädlich. Athen., Deipn. 2, 60 (p. 237, ed. Schw.). [To vo. 335) Wohl verſchiedene Arten oder Abarten von Trüffeln. 336) Sie ſind im Frühjahr erbſengroß, wachſen bis zum Winter und ſterben dann ab. Abies, Seite 384. Ableger 127. Acacia 735. Acarna, W. 478. Acer, L. 648. Acereen 648. Achillea 472. Ackern 35. 53. Aconitum, L. 608. Acorus, L. 329. Actäa, E. 609. Adiantum, L. 743. Adlerfarn 740. Adonis, L. 604. Aegilops, L. 266. Aeschynomene 731. Affodill 302. Agalloche 733. Agaricus, L. 753. Agrostemma 634. Ahorn 648. Ajuga, L. 529. Akantha 735. Akanthus 545. Akazie 221. 735. Alant 88. 98. 147. 470. Algen⸗Pfl. 748. Alisma, L. 279. Allium, L. 294. Alnus 392. Aloe 291. Aloexylon 733. Alraun 542. Alter der Bäume 15. Regiſter. Althäa, L. 635. Alyſſum 196. Amanita, Pers. 753. Amarant 475. Amaranteen 447. Amarant⸗Pfl. 447. Amarantus, L. 447. Amentaceen 392. Ammi, L. 558. Ammoniakgummi 566. Amomum, L. 322. 323. Ampelideen 578. Ampfer 449. Amurca 50. Amygdalus, L. 703. Amylon 256. Amyris, L. 663. 667. Anagallis 549. Anagyris, L. 713. Anchusa, L. 534. Andorn 527. Andrachle 554. Andropogon, L. 268. 269. Anemone, L. 603. Anethum, L. 561. 566. Angelica 563. Anis 559. Aniskerbel 572. Anthemis, L. 471. Anthyllis 716. 717. Antirrhinum, L. 544. Apfel 134. 137. 140. 685. Apfelbaum 685. Apium, L. 557. Apocyneen 511. Aprikoſe 707. Aquifolieen 650. Arachidna 730. Aralia⸗Pfl. 576. Arbutus, L. 553. Arctium, L. 477. Ariſarum 328. Ariſtolochieen 462. Arnopogon, W. 486. Aron 99. 326. Artemisia, L. 473. Artiſchocke 86. 103. 480. Arum, L. 326. Arundo, L. 237. Arve 379. 382. Arznei 196. Aſand 564. Asarum, L. 463. Aſche 54. Asclepias 512. Aſklepiadeen 512. Asparagus, L. 308. Asperugo 536. Asphodelus ramosus 302. Aspidium 738. Asplenium, L. 741. After 469. Astragalus, L. 723. Athamanta, L. 562. 566. Atractylis, L. 478. Atriplex, L. 444. Atropa, L. 542. |Avena, L. 243. 1 768 Azalea, L. 555. Azarolbaum 691. Badeſchwamm 752. Baldrian 465. Baldrian-Pfl. 465. Ballota 527. Balſam 212. Balſambaum 667. Balsamodendron 669. Balſam⸗Pfl. 660. Bambus 246. Bambusa, L. 246. Bananen-Pfl. 322. Banpane 427. Bärenklaue 545. 567. Bartgras 268. Bärwurz 562. Baſilie 87. 100. 513. Bäume 1. Baum-⸗Schneckenklee 717. Baumwolle 637. Bdellium 214. 671. Becherblume 703. Behenöl 734. Behexen 193. Beifuß 475. Beilhülſe 730. Beinwell 536. Bellis, L. 469. Berberideen 610. Berberis, L. 611. Bermudagras 231. Berufskraut 469. Beſchwören 193. Beta, L. 445. Betonica, L. 526. Betonie 526. Betula, L. 392. Bier 42. Siehe auch Gerſte. Bilder von Pflanzen 224. 228. Bilſenkraut 538. Bilſenöl 200. Bingelkraut 656. Birke 392. Regiſter. Birnbaum 683. Birne 134. 137. 140. Bleiwurz 465. Bleiwurz-Pfl. 465. Blumen 154. Blumenbinſe 280. Bocksbart 485 Bockshorn-Klee 47. 718. Bohne 731. Siehe auch Bufbohne, Schminf- bohne. Bohnenbaum 716. Boletus, L. 754. Borragineen 532. Borrago, L. 532. Borretſch-Pfl. 532. Boswellia 663. Botaniker 227. Botaniſcher Garten 153. Boviſt 754. Bovista, Pers. 754. Brassica, L. 619. Brennneſſel 430. Brennöl 209. Brod 43. 72. Siehe auch puls und maza. Brombeere 699. 700. Brunnenkreſſe 616. Bryonia 490. Buche 393. 409. Bücher 9. Buchsbaum 109. 110. 658. Bufbohne 44. 63. 184. 726. Bunias, L. 624. Bupleurum, L. 561. Bürgerkrone 174. Burzeldorn 672. Butomus, L. 280. Buxus, L. 658. Cachrys, L. 573. Calamintha 523. Calendula, L. 477. Camelina 618. Cannabis, L. 432. Capparis, L. 625. Capsicum, L. 541. Carduus, L. 483. Carpinus, L. 393. Carthamus, L. 479. Carum, L. 559. Castanea 410. Ceder 382. Siehe auch Wachholder. 5 Cedernharz 359. Cedernöl 7. 359. 383. Celaſtrus-Pfl. 649. Celosia, L. 447. Celtis 15. Celtis, L. 418. ' Centaurea 479. Ceratonia, L. 733. ı Cereis, L. 733. Cerinthe, L. 533. Ceterach 742. Chamärops, L. 331. Champignon 754. Chärophyllum 572. Cheiranthus, L. 615. Chelidonium 611. Chenopodieen 444. Chenopodium, L. 447. Chineſiſche Tuſche 722. Chironia 513. Chondrilla 490. Chrysanthemum, L. 473. Chrysocoma 469. Cicer, L. 723. Cichorie 483. Cichorium, L. 483. Cinnamomum 455. 459. Ciſteen 630. Cistus, L. 630. Citrone 641. Citrus, L. 641. Siehe auch Lebensbaum. Clematis, L. 603. Clinopodium, L. 526. Cochlearia, L. 616. Cocos, L. 355. Colchicum, L. 287. Condylocarpus, W. 624. Conferva, L. 751. | Conium, L. 573. Convallaria, L. 306. Convolvulus, L. 537. Coriandrum 575. Cornus, L. 596. Coronilla, L. 730. Corylus, L. 394. Corypha, L. 330. Costus, L. 324. Cotyledon, L. 601. Cratägus 689. 690. 691. Cressa, L. 537. Crithmum, L. 562. Crocus, L. 318. Cueifera 330. Cucumis, L. 492. Cucurbita, L. 495. Cuminum 567. Cupressus, L. 366. Curcuma, L. 323. Cuscuta, L. 538. Cyclamen, L. 548. Cymbopogon 268. Cynara, L. 480. Cynodon 231. Cynoglossum 536. Cypereen 269. Cypergras 270. 279. Cyperus 270. Cypreſſe 8. 14. 16. 125. 177. 178. 366. Cytinus, L. 464. Cytisus 48. 716. Siehe auch Medicago arborea. Daphne, L. 461. Daphneen 461. Dattelpalme 332. Daucus, L. 571. Delphinium, L. 607. Dianthus 633. Digitaria 231. Dill 566. Diospyros, L. 549. Dipsacus 467. Diſtel 483. Dolden-Pfl. 556. Regiſter. Dorema 566. Doſten 518. Douma 330. Dracäna, L. 306. Drachenbaum 306. Drachenwurz 326. Drakunkulus 194. Dreſchen 59. 60. Dumpalme 330. Düngung 53. 117. Ebenholz 550. Ebenus, L. 716. Eberreiß 474. Eebalium 491. Echinophora, L. 573. Echinospermum 535. Echium, L. 533. Ehrenkranz 169. Eibe 388. Eiche 8. 16. 155. 156. 397. Eiſenhut 608. Eiſenkraut 529. Elzbeerbaum 690. Endivie 86. 100. Engelſüß 738. Enzian 512. Enzian-Pfl. 512. Ephedra, L. 390. Epheu 21. 28. 165. 576. Epilobium, L. 677. Equiſeteen 737. Equisetum, L. 737. Erbſe 724. Erdbeerbaum 553. Erdbeere 702. Erdrauch 614. Erdſcheibe 548. Erica, L. 552. Ericeen 552. Erigeron 469. Erle 392. Ernte 57. Erutaria 624. Erve 47. 725. Ervum, L. 724. 725. Ervum birsutum 548. 769 Eryngium, L. 556. Erythräa 513. Eſche 8. 509. Eſelsdiſtel 480. Eſparſet 731. Eſpe 439. Euonymus 649. Euphorbia, L. 653. Euphorbienharz 656. Euphrasia, L. 544. Faba 726. Fagus, L. 409. Fällen der Bäume 2. 7. 13. 18. Färbende 223. Farn⸗Pfl. 738. Farrago 47. Feige 128. 134. 135. 141. 143. 421. Feldahorn 649. Fenchel 561. . Ferula 563. Fettehenne 601. Fettpflanzen 601. Feuerdorn 691. Feuerpilz 754. Feuerzeug 23. Ficus, L. 429. Filices 738. Filzkraut 527. Flachs 672. Flechte 744. Fliegenſchwamm 753.759. Flötenrohr 239. Föniculum 561. Fönum gräkum 718. Fragaria 702. Frauenhaar 743. Fraxinus, L. 509. Froſchlöffel 279. Froſchlöffel⸗Pfl. 279. Fucus, L. 748. Fucus, fucare, fucum facere, |. Lackmus 746. Ochſenzunge Fumaria 614. a 49 F 770 Fungi 753. Furnier 14. Futterſchwinge 60. Futterwicke 729. Gährungsmittel 76. Galbanum 564. Galium, L. 497. Gallapfel 400. Gamander 528. Gänſeblümchen 469. Gänſediſtel 486. Gänſefuß 447. Gänſefuß⸗Pfl. 444. Garbe 472. Garten 78. Gartenkreſſe 617. 625. Gartenmelde 89. 444. Gartenrade 634. Gartenſalat 486. Gauchheil 549. Geisblatt-Pfl. 498. Gemüſe 78. 117. Gemüſe aufbewahren 136. Genista 715. Gentiana, L. 512. Gentianeen 512. Geranieen 672. Geranium 672. Germanien 18. 48. 52. 245. 263. 407. Germer 280. Gerſte 41. 42. 259. Geum, L. 703. Gewürz 78. Giftlattich 489. Gilbwurz 323. Gingidium 571. Gladiolus, L. 317. Glaskraut 432. Glaucium 611. Globularia, L. 531. Glycyrrhiza, L. 722. Gnaphalium Stöchas 476. Golddiſtel 483. Goldhaar 469. Gossypium 637. Regiſter. Gramineen 229. Granatapfel 137. 145. 681. Granatbaum 681. Gras 28. Graskrone 171. 172. Gras⸗-Pfl. 229. Gries 66. Guilandina, L. 734. Gummi 221. Gummiharz 213. Günſel 529. Gurke 90. 95. 492. Gymnogramma 742. Haarſtrang 565. Hafer 48. 243. Hahnenfuß 604. Hahnenkamm 447. Hahnenkopf 731. Handel mit Indien 224. Hanf 106. 432. Hängende Gärten 150. Harmala 671. Hartriegel 597. Harz 213. 374. 375. Haſel 394. Haſelwurz 195. 463. Haſenklee 720. Haſenkümmel 573. Haſenohr 561. Hauswurz 601. Hedera, L. 576. Hedysarum 731. Heidelbeere 222. 554. Heide-Pfl. 552. Heiliger Hain 187. Heizung 24. Heliotrop 532. Helleborus, L. 281. 604. Helobien 279. Henna 677. Heracleum, L. 567. Heſperiden 185. 642. Hesperis, L. 617. Heu 28. N Heuhechel 715. f Hexenpilz 758. Himbeere 701. Himmelsſchwaden 231. Hippuris 677. 738. Hirſchwurz 566. Hirſchzunge 741. Hirſen 44. 50. 232. Hirtentäſchchen 616. Hochzeitkränze 175. Holcus, L. 269. Holosteum, L. 633. Holunder 499. Hopfen 434. Hordeum, L. 259. Huflattich 468. Hülſenfrüchte 47. 57. Hülſen-Pfl. 713. Humulus, L. 434. Hundskohl 432. Hundsroſe 82. Hundszunge 536. Hyacinthus, L. 292. Hyazinthe 291. 292. Hyoscyamus, L. 538. Hypecoum, L. 614. Hyperanthera 734. Hypericum, L. 639. Hyphäne 330. Hypoeiſtis 464. Hyssopus, L. 524. Iberis, L. 617. Igelſamen 535. Ilex, L. 650. Immergrün 511. Immortelle 475. Indigo 222. 721. Indigofera, L. 721. Ingwer 322. Inula 470. Irideen 314. Iris, L. 314. Iris⸗Pfl. 314. Isatis, L. 618. Jelängerjelieber 498. Johannisbrod 733. Johanniskraut 639. Judendorn 125. 651. Juglans 440. Junceen 280. Juncus, L. 280. Juniperus, L. 355. Jupiters⸗Bart 717. Kaiſerling 753. Kaiſerſchwamm 753. Kalmus 329. Kamille 473. Kammdolde 572. Kankamon 671. Kapper 92. Kapper⸗Pfl. 625. Kardamome 323. Kardamon 617. 624. Karden⸗Pfl. 467. Karyophylleen 633. Kaſſia 459. Kaſtanie 133. 135. 410. Katechu 737. Kätzchen-Pfl. 392. Katzenkraut 529. Katzenminze 526. Keimloſe Pfl. 737. Kerbel 89. 572. Kermes 407. Kicher 45. 63. 723. Kicher-Platterbfe 730. Kiefer 218. 373. Kirſche 710. Klappertopf 544. Klatſchroſe 612. Kleben 538. Kleber 49. Klebkraut 497. Klee 720. Kleiſter 256. Klette 477. Knoblauch 85. 99. 294. Knollen-Blätterſchwamm 758. Knorpelſalat 490. Knöterich-Pfl. 448. Kohl 85. 94. 101. 140. 619. Kohle 27. Königskerze 543. Kruciferen 615. Kryptogamen 737. Regiſter. Kohlrabi 619. Kohlrübe 46. 55. 92. 620. Koix 331. Kokospalme 355. Kolben-Pfl. 325. Kolokaſia 328. Koloquinte 495. Kolophonium 216. Konferve 751. Koniferen 355. Konvolvuleen 537. Köpfen der Bäume 1. Koralle 748. Kordia-Pfl. 532. Koriander 575. Kork 399. Kornblume 479. Korneen 596. Korneliuskirſche 596. Kornelle 140. 596. Kornellen-Pfl. 596. Kornrade 634. Kornſpeicher 60. Kornwurm 62. Koſtwurz 324. Kränze 154. Krapp 222. 497. Krapp⸗Pfl. 497. Kraſſuleen 601. Kreſſe 89. 103. 617. 625. Kreuzblume 649. Kreuzdorn 650. Kreuzkraut 476. Krone 155. Kuchen 72. Küchenzwiebel 295. Kugelblum⸗-Pfl. 531. Kukurbiteen 490. Kümmel 104. 559. 567. Kunſtgärtnerei 150. | Küuſtliche Blumen 184. Kürbis 90. 95. 495. Kürbis⸗Pfl. 490. 771 Labiaten 513. Lack 615. Lackmus-Flechte 746. Lactuca, L. 486. Ladanum 630. Lagöcia, L. 573. Laichkraut 324. Lamium 526. Lampe 209. Landgut 37. 38. Landwirthſchaft 32. Lärche 9. 219. 378. 387. Lärchenpilz 754. Laterne 209. Lathyrus, L. 729. Lathyrus Aphaca 548. Laubmoos-Pfl. 744. Lauch 85. 295. Laurus, L. 450. 455. Laurustin 499. Lavandula, L. 514. Lavatera, L. 635. Lavendel 514. Lawsonia, L. 677. Lebensbaum 14. 362. Leguminoſen 713. Lein 672. Leindotter 618. Lemna, L. 325. Lens 724. Lentiſkus 660. Leontice, L. 610. Leontodon, L. 485. Lepidium, L. 617. Levkoie 615. Lichenen 744. Lichen Roccella 746. Liebſtöckel 105. 563. Liguſter 509. Ligusticum, L. 563. Liliaceen 280. Lilie 287. Lilienöl 204. Lilien-Pfl. 280. Lilium, L. 287. Linaria 544. 772 Linde 639. * Linſe 45. 724. Linum, L. 672. Lippen⸗Pfl. 513. Lithospermum 533. Lolch 247. ; Lolium, L. 247. Lonicera, L. 498. Lonicereen 498. Lorantheen 597. Loranthus 404. 599. Lorbeer 16. 124. 175. 450. Lorbeeröl 201. Lorbeer-Pfl. 450. Lotophagen 652. Lotos⸗Seeroſe 628. Lotos 549. Lotos. S. Klee 720. Lotos-Wegdorn 652. Löwenmaul 196. 544. Löwenzahn 485. Lupine 46. 713. Lupinus, L. 713. Luzern 48. 717. Lychnis 634. Lycoperdon, L. 754. Lysimachia, L. 549. Lythrum 549. 678. Maba Ebenus 550. Mähen 31. Maiblume 306. Majoran 518. Majoranöl 204. Malabathron 460. Malope, L. 635. Malve 636. Malven-⸗Pfl. 635. Mandel 124. 705. Mandelöl 200. Mangold 445. Mannstreu 556. Marrubium, L. 527. Maſern 15. Majten-Pfl. 543. Maßholder. Siehe Feld— ahorn. Regiſter. Maſtix 216. Maſtixbaum 660. Maſtixdiſtel 478. Matricaria 473. | Mauerpfeffer 93. Maulbeerbaum 419. Maulbeere 134. Maulbeerſaft 223. Mäuſedorn 308. Maza 72. Medicago, L. 717. Meerrettig 616. Meerſalat 751. Mehlbeerbaum 689. Mehlſieb 67. 77. Melilotus, L. 719. Melissa, L. 525. Meliſſe 525. Melone 495. Mentha, L. 514. Mercurialis, L. 656. Mergel 55. Merk 560. Mespilus 690. 691. Meum, L. 562. Mimoſa 221. 735. Miſpel 690. Miſt 53. Miſtel 404. 597. Miſtel⸗Pfl. 597. Mohn 105. 612. Mohn-Pfl. 611. Möhre 97. 571. Moly 296. 299. Momordica, L. 491. Moos 744. Morchel 754. Moringa 734. Morus, L. 419. Mühle 64. Müllen 162. 531. Musci 744. Mutterkraut 473. Myagrum, L. 618. Meerzwiebel 98. 293. Minze 88. 104. 514. Myosotis, L. 535. Myriophyllum 677. Myrrhe 213. 669. (Ver⸗ gleiche Weihrauch.) 4 Myrrhenkerbel 572. Myrrhis 572. Myrtaceen 676 Myrte 15. 124. 128. 165. 174. 181. 678. Myrte, wilde 309. Siehe Ruscus. Myrtenöl 201. Myrtus 678. Myxa 532. Nabelkraut 601. Nachtſchatten-Pfl. 538. 541. a © Nachtviole 617. Nadel-Pfl. 355. Najadeen 324. Najaden⸗Pfl. 324. Narciſſe 310. Narcissus, L. 310. Nardus 465. Nasturtium offie. 616. Natterkopf 533. Nelke 633. Nelken⸗Pfl. 633. Nelkenwurz 703. Nelumbium 629. Nelumbo 45. 629. Nepeta, L. 526. Nerium, L. 511. Neſſel 430. Nieswurz 281. 604. Nigella, L. 606. Nymphäa, L. 626. Nymphäaceen 626. Obſt aufbewahren 136. Obftgarten 112. 118. Ocher-Platterbſe 730. Ochſenzunge 534. Oeimum 48. Ocimum, L. 513. Odermennig 703. Oel 198. Oelabgang 50. Oelbaum⸗Pfl. 500. Oenanthe, L. 561. Okuliren 129. Olea, L. 500. Oleaceen 500. Oleander 511. Olive 137. 148. 177. Olivenbaum 15. 16. 452. 500. Olivenöl 198. Olusatrum 88. 104. 574. 622. Onobrychis 731. Ononis, L. 715. Onopordon 480. Onosma, L. 533. Opopanax 565. Orange 10. 135. 641. Orchideen 322. Orchis, L. 322. Origanum, L. 518. Ornithogalum, L. 292. Orobanche, L. 547. Oryza, L. 229. Oſterluzei⸗Pfl. 462. Osyris, L. 461. Paliurus 651. Palmenöl 203. Palmen⸗Pfl. 330. Panicum, L. 231. Panis 43. Pantherſchwamm 758. Päonia, L. 609. Papaver, L. 612. Papavereen 611. Papier 271. Pappel 8. 439. 764. Paprika 541. Papyrus 271. Parietaria, L. 432. Park 79. 80. Parmelia Roccella 746. Paronychia, L. 633. Passerina, L. 462. Pastinaca, L. 567. * Regiſter. Paſtinak 88. Pech 213. 376. Peganum 671. Pelekinos 731. Perlkraut 533. Persea Cinnamomum 455. 459. Perſonaten 543. Peſtwurz 469. Peterſilie 558. Peucedanum, L. 565. Pfaffenhütchen 649. Pfahlrohr 239. Pfeffer 390. Pfeffer⸗Pfl. 390. Pfeifenſtrauch 677. Pfeilkraut 280. Pfirſiche 703. Pflanzenfarben 222. Pflaume 140. 708. 712. Pflug 52. Pflügen 35. 53. Pfriemenkraut 715. Pfropfen 129. Phaseolus, L. 731. Philadelphus, L. 677. Phillyrea 509. Phlomis, L. 527. Phönix, L. 332. Phragmites 237. Physalis, L. 539. Pimpernuß 649. Pimpinella, L. 559. Pinie 9. 378. Pinus, L. 373. Piper, L. 390. Pipereen 390. Pistacia, L. 660. Piſtazie 661. Piſtia 325. Pisum, L. 724. 730. Plantagineen 464. Plantago, L. 464. Platane 16. 434. Platanus, L. 434. Platterbſe 45. 66. 729. . 3 > | 1 465. Plumbago 465. Polygala, L. 649. Polygoneen 448. Polygonum, L. 448. Polypodium, L. 738. Polyporus, Fries 754. Pomeranze 641. Pompeji's Pfl. 224. Pompelnuß 641. Populus, L. 439. Porré 87. 99. 295. Portulaca, L. 632. Portulaceen 632. Portulak 140. Potamogeton, L. 324. Potentilla, L. 702. Poterium, L. 703. Primel⸗Pfl. 548. Prophetiſche Bäume 189. Prunus, L. 707. Psoralea, L. 721. Pſyllium 465. Pteris, L. 740. Puls 43. 72. Punica 681. Pyrus, L. 683. 688. 689. 690. Quecke 259. Quendel 520. Quercus, L. 397. Quincunx 126. Quitte 135. 137. 146. 687. Quittenöl 203. Radieschen 623. Ragwurz 322. Ragwurz⸗Pfl. 322. ‚ Ranuneulus, L. 604. Ranunkel⸗Pfl. 603. Rauch 26. Räuchern 26. Rauchfang 25. Rauke 617. 622. Raute 88. 103. 671. Reis 229. Reps 620. 774 9 Reseda, L. 626. Reſeda-Pfl. 626. Rettig 90. 96. 623. Rettigöl 200. Rhabarber 448. Rhamnus, L. 650. Rheum, L. 448. Rhinanthus, L. 544. Rhizophora 676. Rhus 663. Ricinus 199. Rieinus, L. 657. Riet⸗Pfl. 269. Ringelblume 477. Ritterſporn 607. Roccella 746. Rockambolle 295. Roggen 47. 259. Rohr 163. 237. 239. Rohrkolben 330. Rokka 622. Roſaceen 683. Roſe 82. 152. 691. 699. Roſenöl 202. Rosmarin 191. 516. Rothbuche 409. Rothtanne 177. 218. 219. 384. 385. 387. Rübe 46. 92. 620. Rubia, L. 497. Rubiaceen 497. Rübſamen 620. Rubus 700. Rumex, L. 449. Runkel 89. 101. Ruscus, L. 308. Ruß 217. 219. 223. Ruta 671. Saccharum, L. 267. Sadebaum 128. 356. 359. 361. Saflor 479. Safran 318. Safranöl 205. Sagapenum 564. Sagittaria, L. 280. N # Regiſter. 8 Sagmen 191. Salat 86. 100. 139. 486. Salat⸗Ulve 751. Salben 198. Salix 436. Salvei 516. Salvia, L. 516. Sambucus, L. 499. Santalum, L. 461. Santelbaum 461. Santel⸗Pfl. 461. Santolina 472. Saponaria 633. Satanspilz 760. Saturei 523. Satureja, L. 523. Sauerdorn 611. Sauerdorn-Pfl. 610. Sauerteig 76. Scandix, L. 572. Schafthalm 737. Schalotte 295. Scharfkraut 536. Scheuer 60. Schierling, gefleckter 573. Schilfrohr 237. Schindel 12. Schlehe 707. Schlingbaum 498. Schlutte 539. Schminkbohne 45. 731. Schminke 222. Schminke. S. Lackmus 748, und Anchusa. Schneckenklee 48. 717. Schöllkraut 611. Schößling 122. Schloten-Pfl. 615. Schwalbwurz 512. Schwamm-⸗Pfl. 753. Schwarzkümmel 606. Seilla, L. 293. Scitamineen 322. Scolopendrium 741. Scolymus, L. 483. Scorpiurus, L. 730. “ 0 Secale, L. 259. Securidaca 730. Sedum, L. 601. . Seeroſe 166. Seeroſen-Pfl. 526. Seetang 748. Seidel-Pfl. 461. Seifenkraut 633. Sellerie 87. 104. 183. 184. 557. Sempervivum, L. 601. Senecio, L. 476. Senf 105. 622. Senföl 201. Seſam 546. Sesamum 546. Seseli, L. 562. Siegwurz 317. Silene, L. 634. Siligo. S. Weizen. Silphium 569. Simſen-Pfl. 280. Sinapis 622. Sinngrün⸗Pfl. 511. Sisymbrium, L. 616.617. Sium, L. 560. Skammonia 537. Smilax, L. 307. Smyrnium, 574. Solaneen 538. Solanum, L. 541. Sommerwurz 106. 547. Sonchus 486. Sorbus, L. 688. Sorgho 269. Sorghum 269. Spadieifloren 325. Spaniſcher Pfeffer 541. Spargel 89. 94. 102. 303. Spartgras 234. Spartianthus 715. Spartium, L. 715. Speicher 60. Spelt 43. 62. 252. 257. Spierling 142. Spierlingsbaum 688. Spitzklette 471. Spongia 752. Springgurke 491. Sproſſe 125. Stachys, L. 526. Stähelina, L. 544. Stakte 213. Stampfen des Getreides. Siehe Mühle. Staphylea 649. Stärkemehl 42. 256. Stechpalme 650. Steckling 125. 128. Steinklee 719. Steinpilz 754. Steinſamen 533. Stipa, L. 234. Stockſchwamm 764. Stoppel 62. Storax 214. 551. Storchſchnabel 672. Stragel 723. Straßenerleuchtung 209. Streifenfarn 741. Stroh 62. Styrax, L. 551. Sumach 663. Süßholz 722. Sykomore 429. Symphytum 536. Syngeneſiſten 468. Tamariſke 640. Tamarix, L. 640. Tamus 310. Tang 748. Tannenwedel 677. Taubeneſſel 526. Taumel⸗Lolch 247. Tauſendblatt 677. Tauſendgüldenkraut 513. Taxus, L. 388. Tazette 311. Tenne 60. Terebinthe 662. Terebintheen 660. 7 Trüffel 755. 765. Typha, L. 330. | Ulmus, L. 413. Ulva, L. 751. Vaccinium, L. 554. Valeriana, L. 465. & Regiſter. Terpenthinbaum 218. 219. 662. Terpenthinöl 201. Teuerium, L. 258. Teufelsdreck 564. Teufelszwirn 603. Thalictrum, L. 603. Thapsia, L. 568. Thelygonum, L. 432. Thlaspi 616. Thymbra 524. Thymian 88. 105. 520. Thymus, L. 520. Tilia, L. 639. Tiliaceen 639. Tinte 219. Tollkirſche 543. Tollkorn 50. Tordylium, L. 567. Traganth 723. Tragopogon, L. 485. Trapa 678. Traube 137. Traubenkirſche 712. Tribulus 672. Trichomanes 741. Trifolium, L. 720. Trift 32. Trigonella, L. 718. Triticum, L. 249. Tuber 755. Tüpfelfarn 738. 739. Turnip 620. Tuſche 722. Tussilago, L. 468. Ulme 8. 126. 413. Umbelliferen 556. Unglücksbaum 190. Unkraut 50. 51. Urtica, L. 430. . Valerianeen 465. Veilchen 631. Siehe auch Levkoie. Venuskamm 572. Veratrum, L. 281. Verbascum 543. Verbena 191. 529. Verbena⸗Pfl. 529. Veredlung 129. Vereinblüthige Pfl. 468. Viburnum, L. 4998. Vicia 725. 726. Vinca, L. 511. Viola, L. 631. Violeen 631. Viscum, L. 597. Vitex, L. 531. Vitis, L. 578. Vogelmilch 292. Vogelwicke 48. 726. Wachholder 8. 14. 355. Wachsblume 533. Waid 222. 618. Wallnuß 124. 440. Waſſerlinſe 325. Waſſernuß 678. Waſſerpfeffer 448. Waſſerriemen 748. Wau 222. Wegdorn-Pfl. 650. * = Wegerich 464. Wegerich-Pfl. 464. Weide 436. Weidenröschen 677. Weiderich 678. Weihrauch 178. 214. Weihrauchbaum 663. Weinpflanzen 578. Weinſtock 22. 133. 417. 578. Weintraube 142. 143. Weißbuche 8. 393. Weißdorn 691. Weißtanne 8. 19. 384. Weizen 43. 61. 248. 249. ür u Wr e * 4 N gr n N in EM MR ER bs PR 7 ha u BD a f 8 N Re u. 8 5 7 Bi Re u PR * * Dar: 223 ö e N 3 Regiſter. 80 W 1 SH 4: 5 Waben. Siehe auch Beim Wurmfarn 739. ] Zingiber 322. Winde 537. Mop 524. Zuckerrohr 267. Winden⸗Pfl. en. Zahntroſt 544. Zuckerwurzel 88. 97. 560. Windhafer 243. Zauberkräuter 193. Zunderpilz . Wirbeldoſte 526. Zaun 81. 186. Zwergpalme 1. Wirſing 619. Zaunrübe 490. Zwetſche 708. 1 Wertholz 1. 19. ; 1 Wicke 47. 729. nr Spelt. Wermuth 473. — Wolfsmilch 653. Wunderbaum 656. Wunderwerke ausHolz 19. Wundklee 716. Wurzel 127. 52 Wurzelbaum se Wurzelſproſſe 120. 125. N Xanthium 471. Zeitloſe 287. Zieſt 526. Zimmt 455. 459. Zimmtöl 206. 379 Zizyphus, W. 661. Zostera 748. Zwiebel 92. 98. 99. 139. f Zwiebeln 57. 85. I ‘ 1 S, Sie in Zu iH deb, te 72, Zeile 13 von oben: „ds in uafa. _ Seite 107, letzte Zeile: Ferula Ferulago, L., ſtatt Bubôn Galbanum. 0 Druck der Engelhard⸗Reyher'ſchen Hofbuchdruckerei in Gotha. To avoid fine, this book should be returned on or before the date last stamped below 10M—10-47 f. 2 2 hu . = N 7 8 1 Br c 8 1 % 8 * / . 3 7 5 |e £ © in 8 Pe) 7 0 HH — — 8 82 15 . 8 2 So 7 ae 3 8 * 752595 bes 580.9 762