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Wagner - - 5 Ein kleiner Beitrag zur baierſchen Flora aus der Gegend von Roſenheim; vom Herrn Spital- Benefieiaten Joſeph Schmidt zu Roſenheim - . - 49: 73. Abhandlung über die in Deutſchland wild— wachſenden Arten des Wollgraſes (Eriopho- rum L.) von dem Herausgeber — Beſchreibung einiger botaniſchen Exeurſionen in der Grafſchaft Ravensberg, und vorzüg⸗ lich in der Gegend um Bielfeld; vom Hrn. Dr. Consbruch - - 2 Meine Nachtraͤge zur Salzburgiſchen Flora; von dem Herausgeber = 5 100. 112. a Seite VII. Abhandlung über die in Deutſchland wach⸗ ſenden Arten des Widerthons (Polytrichum Linn.); von dem Herausgeber I 141. VIII. Bericht uͤber meine diesjaͤhrige botaniſche Reiſe; vom Herausgeber - = 160. IX. Ueber einige Linneiſche Trivialnamen; von dem Herausgeber — — — 198. X. Vermiſchte botaniſche Bemerkungen; von dem Herausgeber — - - 206. XI. Guͤnſtige Ausſichten fuͤr Botanik, und fuͤr reiſende Botaniker * — 214. XII. Auszüge aus botaniſchen Briefen an den Herausgeber. 1. Vom Herrn Prof. Kuchle in Mem⸗ mingen. — 223. 2. Vom Herrn Apotheker Korte in Eſſen an der Ruhr — - 216. 3. Vom Herrn Bergwerksbeamten Mie⸗ lichhofer zu Huͤttſchlag 3 XIII. Botaniſche Litteratur — - 230. XIV. Vermiſchte Nachrichten - — 243. XV. Ankündigung 5 8 - 249. — —— * Ueber die Abſtufungen der Vegetation im Salzburgiſchen Gebirge; vom Herrn Heinrich Floͤrke. — 3 ́ ͤ Gꝗ——— 1 y Keine Gegend auf unſerer Erde iſt fuͤr den Pflanzenforſcher gan; unintereſſant, weil keine, fo gleichfoͤrmig fie dem erſten Anblicke nach auch ſcheinen moͤchte, ganz arm an Pro⸗ dukten iſt, die nach der beſondern Beſchaffen⸗ heit des Bodens und des Klima's auch be⸗ ſonders modificieet find, Sogar die ausge⸗ dehnten flachen Sandfelder haben ihre eiger . | 4 N 1 \ 2 — nen Gewaͤchſe, die auf einem gluͤcklicheren Boden nicht gedeihen, weil ihre ganze Oeko— nomie auf den Sand berechnet iſt. Mit mehr Wohlgefallen verweilt der Pflanzenforſcher indeß in Gegenden, deren Boden allerley Abwechſelungen zeigt, wo man Wieſen, Fruchtfelder, Gebuͤſche und waldreiche Huͤgel findet; beſonders in Ge— genden, die ihrer Unebenheiten wegen nicht ganz angebauet werden konnten, wo der alles veraͤndernde Menſch einen Theil den unge— ſtoͤhrten Wirkungen der großen unerſchoͤpf— lichen Natur uͤberlaſſen mußte. Da bringen die Niederungen eine Menge Graͤſer hervor; die uͤppigeren Gefilde duften von Blumen und entzuͤcken das Auge durch die bunte Farben pracht; die Felſen an den Seiten der Huͤgel, die Staͤmme der Baͤume und oft der groͤßte — Theil des Waldbodens find mit einer Man- nigfaltigkeit von Flechten, Laub- und Leber— mooſen bekleidet, und tief im ſchattigen Dickicht trift man ganze Legionen Pilze an. Noch anzuͤglicher für jeden Freund der Natur, ſo wie fuͤr jeden denkenden Geiſt, iſt aber die Gegend eines hoͤheren Gebirges, * Tu f 3 deſſen koloſſaliſche Maſſen weit uͤber den Horizont, ja über die Wolken empor geho— ben ſind. Hier wirkten große Kraͤfte und ließen große Spuren zuruͤck. Hier iſt die Erde bis auf ihr Felſengerippe entbloͤßt, und bietet die Mannigfaltigkeit der Beſtandtheile ganzer Laͤnder, und die Abſtufungen des Kli— ma's bis zum ſtarrenden Pole dar. Hier ſind die Waſſermagazine und die nie verſie— genden Quellen, die ſich in Bäche und reißen. de Stroͤme ſammeln, tiefe Thaͤler durchs Gebirge ſchneiden, und ſich bis ans Meer hin einen großen Weg zu bahnen wiſſen. Die Thaͤler prangen mit der Vegation der gluͤcklicheren Gegenden. An den Seiten der Berge ſieht man dichte Waldungen, Berg— wieſen, oder reitzende Alpen, wo das fried— liche Alpenvieh weidet, deſſen Gelaͤute ſanft von den anliegenden Felſen wiederhallet. Auf den hoͤheren Ruͤcken entdeckt man neue Wunder der Natur; alles hat eine veraͤn⸗ derte Geſtalt. Pflanzen, die man weiter un- ten ſelten oder gar nicht erblickte, bedecken den Boden; wogegen die alten Bekannten faſt ganz verſchwinden. So wie man aber endlich noch hoͤher ſteigt, ſieht man das Pflan⸗ zenreich kuͤmmerlicher und immer kuͤmmerli⸗ ö 4 4 — f cher werden, ſelbſt die ſo unempfindlich ſchei⸗ nenden Flechten an den nackten Felſen neh— men an Groͤße, Zahl und Vollkommenheit ab, bis endlich der ewige Schnee auch die letzte organiſche Kraft erdruͤckt. — Zu dem Range eines ſolchen Gebirges erheben ſich die Salzburgiſchen Alpen, deren untere Regionen mit einer reitzenden Man⸗ nigfaltigkeit von Gewaͤchſen prangen, deren Felſenhaͤupter aber weit uͤber den Strich des ewigen Schnees empor gehoben, und daher nach und nach immer kahler und 9 leerer ſind. Da ich im verfloſſenen 1798ſten Some mer einige Monate in dieſem Gebirge zu— gebracht, und beſonders auf dieſe anziehen⸗ den Abſtufungen der Vegation nach Beſchaf— fenheit der verſchiedenen Höhe und des ver⸗ ſchiedenen Standortes geachtet habe: ſo will ich einige von meinen Bemerkungen nieder- ſchreiben, um denen, die das Gebirge nicht naͤher kennen, eine kurze Ueberſicht von dem botaniſchen Charakter deſſelben zu geben. Ich wuͤnſchte, ſo weit es auf ein paar Blaͤttern moͤglich iſt, es anſchaulich zu machen, welche — * — 1 . 5 Standoͤrter und welche Höhen ſich vor ans dern aus zeichnen, und wo und wie das Reich der Vegetabilien Abaͤnderungen leidet, und nach und nach ganz zu erſterben beginnt. — Die Gebirgskette, wozu das ſalzburgi⸗ ſche Gebirge gehoͤrt, iſt bekanntlich weit aus⸗ gedehnt und haͤngt mit andern zum theil be— ruͤhmten Gebirgen zuſammen. Durch die Bank genommen ſteigt die Gegend von Nor⸗ den nach Suͤden bis an die oberkaͤrnthenſche und tyroliſche Grenze immer hoͤher an, wo eine von Dften nach Weſten laufende Glet⸗ ſcherkette iſt, die in der Gegend von Gaſtein naßfelder Tauern, weiter gegen Abend hin rauriſer Tauern, dann fuſcher Tauern u. ſ. w. heißt, und die hoͤchſten Gipfel zwi⸗ ſchen der Drau und Salza enthaͤlt. Alles Waſſer, welches ſich auf der noͤrdlichen Seite dieſer Gletſcherkette aus den großen Schnee⸗ magazinen erzeugt, ſammelt ſich in Baͤche und rauſcht dem Thale der Salza zu, das einen ſehr betraͤchtlichen Theil des Erzſtiftes von Weſten nach Oſten durchſchneidet und ſich dann nach Norden wendet. Bey Salz⸗ burg iſt der Spiegel des Fluſſes etwa 1100 Suß uͤber dem Meere erhaben; hoͤher im Ge⸗ N A 3 6 . birge hinauf ſind es zum theil verſchiedene hundert Fuße mehr. Die mehrſten Berge erheben ſich big. auf 5 - 6000 Fuß. Der Watzmann bey Berchtesgaden hat 8800. Verſchiedene andere an der oberkaͤrnthenſchen und tyroliſchen Grenze ſteigen noch hoͤher an. Die Oberfläche dieſes Gebirges bietet nun natuͤrlich ſehr große Ungleichheiten, aber auch viele anderweitige Abſtufungen dar. Man erblickt eine Menge tief ausgehoͤhlter Thaͤler von verſchiedenen Richtungen; große Weitungen beym Zuſammentreffen dieſer Thaͤler; jaͤhe oder ſanfter aufſteigende Erd— und Felſenwaͤnde, die den großen Gebirgs— rücken zur Unterlage dienen; auf dieſen Nuͤ⸗ cken hier und da koloſſaliſche Felſengipfel, krumm und ſchief und von jeder moͤglicher Verzerrung, zuweilen indeß faft ganz in Schnee und Eis verhuͤllt; in der Nähe die ſer Gipfel bergartige Anhaͤufungen von großen Truͤmmern, die vor grauen Jahren ein Theil derſelben geweſen ſind, und ſich nach und nach von ihnen abgeloͤſet haben. — Ein großes Werk der Natur, das den großen Kraͤften des ſich bildenden Planeten feine erſte Entſtehung, und dem viel tau⸗ 22 7 ſendjaͤhrigen Traͤufeln, Rieſeln und Rauſchen des Waſſers, fo wie den Einwirkungen der Luft und der Wärme und Kalte feine gegen— waͤrtige Geſtalt zu danken hat. Acht bis zehn Stunden von Norden nach Suͤden ins Gebirge hinein ſieht man nichts als Kalk- und Marmorfelſen „ zwiſchen denen der Boden indeß oͤfters ſehr thonhaltig iſt. Dann folgen die Chlorit⸗Talk- und Glim⸗ merſchiefergebirge, und dieſe verlieren ſich endlich in Quarz, Gneuß und Granit. Ders ſteinerungen hat man nur auf einigen Huͤ⸗ geln an dem Umfange des Gebirges entdeckt. In den hoͤheren Gegenden ſieht man die Muſcheln und andere Seeprodukte nicht. Deſto merkwuͤrdiger ſind dieſe indeß ihrer, zum theil edleren Metalle und anderen Berg⸗ produkte wegen, zu deren Gewinnung viele Bergwerke angeleget ſind. | | Die Verſchiedenheit der Beſtandtheile des Bodens hat nun eine große Mannigfaltigkeit von Gewaͤchſen zur Folge, welches bis auf die kleinſten Abſtufungen ſichtbar iſt, indem zum Beyſpiele die haͤrteren Felſen ihre eig⸗ nen kleinen Flechten, der Marmor, der Gyps ö a 4 % und der Sand immer wieder andere haben. Von noch allgemeinerem Einfluſſe für die Vegetation iſt indeß die verſchiedene Hoͤhe des Gebirges und die davon abhangende mils dere oder rauhere Temperatur einer jeden Stelle. In den Thaͤlern hat alles ein ſchlau⸗ kes, uͤppiges Anſehen. Hoͤher hinauf ſtellen. ſich Arten ein, die mehr zuſammen gedraͤngte Theile zeigen, und dieſe verlieren ſich nach manchen abweichend und zwergartig ſcheinen— den Formen, die gleichwohl ein vollendetes Ganze bilden, am Ende gleichſam in das reine Nichts, obſchon der Boden im Thale mit dem anf der beſchneiten Hoͤhe von glei⸗ ai Beſchaffenheit war. Um die einzelnen Stufen der Vegetation nun aber deſto naͤher beſtimmen zu koͤnnen, muß man das Gebirge vielleicht in mehrern Regionen theilen, die durch ihre Eigenthuͤm⸗ lichkeiten am meiſten ausgezeichnet ſind. Ich glaube daß ſich in dieſer Hinſicht vorzuͤglich vier Regionen ausheben laſſen, wenn man bey jeder auch wieder auf beſondere Um⸗ fände Ruͤckſicht nehmen muß. Ich unter⸗ ſcheide die Gegend des kultivirten Landes, dann die Waldregion, die Alpen- und — A ne m a 9 * endlich die Schneeregion von einander, von denen die erſte ſich etwa bis auf 2000 Fuß, an der Mittagſeite mehr, an der noͤrdlichen vielleicht etwas weniger, uͤber dem Meere erſtreckt. Die Waldregion faßt die Seiten der Berge bis auf die Hoͤhe in ſich, wo die hochſtaͤmmigen Baͤume, Pinus Cembra ausge nommen, verſchwinden, welches nach mei— ner Schaͤtzung und nach mir bekannt gewor⸗ denen wirklichen Meſſungen durch die Bank genommen die Hoͤhe von beynahe 4000 Fuß ſeyn mag, wobey es ſich wieder von ſelbſt verſteht, daß hier die Lage gegen die Sonne oder gegen Mitternacht, und andere beguͤn⸗ ſtigende oder beſchraͤnkende Umſtaͤnde in An⸗ ſchlag gebracht werden muͤſſen. Die Alpenre⸗ gion faͤngt zum theil ſchon vor dem Aufhoͤren der Waldungen an, und erſtreckt ſich etwa bis auf 5000 Fuß, wenn gleich in dieſer Hoͤhe ſchon manche Schneelage in den großen Fel⸗ ſenkluͤften liegen bleibt. Zu der letzten oder Schneeregion rechne ich die Gegenden von dem Anfange der haͤufigen Schneelagen im Schatten bis zu dem auch auf der Mittag⸗ ſeite in gewoͤhnlichen Sommern nicht auf⸗ thauenden ſogenannten ewigen Schnee, wels ches etwa die Hoͤhe von 6000 Fuß uͤber dem A 5 10 — Meere iſt. Die größeren Hoͤhen des Gebir- ges kann man in botaniſcher Ruͤckſicht unbe⸗ achtet laſſen, da fie nichts neues mehr lies fern, ſondern wenn ſich noch ein Organis- mus regt; dieſer nur einen Kruͤppel von den Vegetabilien der letzten Region hervorzubrin— gen im Stande iſt. In der Region des kultivirten Landes kommen viele Verſchiedenheiten des Bodens oder des Standortes vor, wo Gewaͤchſe ve— getiren koͤnnen. Da giebt es Baͤche, Fluͤße, kleine Seen, Suͤmpfe, Wieſen, Getreide- felder, Gebuͤſche, Waldungen und Felſen, die alle nach ihrer Art mit Pflanzen verfehen ſind. Genauer betrachtet liefert dieſe niedri— gere Gegend des Gebirges fuͤr den erwar— tungsvollen Kraͤuterforſcher aber noch keine ſehr betraͤchtliche Ausbeute, wenn er auch manche eigenthuͤmliche Gebirgspflanze ent⸗ deckt. Die Gewaͤſſer und die naſſen Gegen⸗ den wenigſtens haben faſt nichts ausgezeich⸗ netes, was ſie nicht auch in andern deutſchen Laͤndern hätten, da die Gewaͤßer überhaupt eine uͤbereinſtimmendere Vegetation als die von dem Einfluße der e abhaͤngigen Stellen zu zeigen pflegen. —— 11 Die Baͤche und Fluͤße ſind oft ganz pflan⸗ zenleer, da ſie einen zu reißenden Schuß ha— ben, als daß ſich Pflanzen in ihnen halten koͤnnten. Auf ruhigeren Stellen kommen un⸗ ter andern einige Potamogeta hervor, von denen ich das denfum nennen will, das man zuweilen in großer Menge findet. Die Suͤmpfe und die ſtehenden Gewaͤſſer, deren die Landſchaft Pinzgau ſehr viele hat, weil das Beet der Salza durch das Geſchiebe, welches die Wildbaͤche bey großen Ausbruͤ⸗ chen hinein fuͤhren, ſo ſehr erhoͤhet wird, daß das Waſſer uͤbertreten und die feucht baren Gefilde des Thales uͤberſchwemmen und fortdauernd unter Waſſer halten muß, bringen Nymphaea alba, lutea, und auf et⸗ was mehr bewachfenen Stellen Arundo Phrag- mites, Scirpus lacuftris, Typha latifolia und anguſtifolia beſonders haufig. hervor, wie dieß bekanntlich auch anderwaͤrts der Fall iſt. Die kleine Typha minima Hoppe, die man ihrer großen ſcheidenartigen Deckblaͤt— ter wegen lieber Typha bracteata nennen ſollte, obgleich man an den groͤßeren Arten auch kleine Deckblaͤtter findet, die wenigſtens ei- nen Theil der männlichen Aehre in der er Y 2 b * — — ſten Jugend beſchuͤtzen, habe ſch im Gebirge nicht geſehn. In großer Menge fand ich ſie aber am Zuſammenfluß der Saale und Salza etwa 1; Stunde unterhalb Salzburg auf einem mit M oorerde untermiſchten fans digen Boden, der oͤfteren Ueberſchwemmun⸗ gen ausgeſetzt war. Die Carices der Suͤm⸗ pfe ſind groͤßtentheils auch gemeine Arten. An den etwas moorhaltigen Ufern, zum Bey ſpiele der Alme in der Naͤhe von Salzburg, zeichnet ſich die Carex acuta ihrer 12 we⸗ gen aus. Die ſonſtigen Ufer der Baͤche und Fluͤße haben oft eine gemiſchte Vegetation, indem das Waſſer manche Saͤmereyen von den Al⸗ pen bringt und hier und da ans Ufer wirft. Sogar auf dem Gries bey Salzburg kann man Gypfophila repens, Antirrhinum alpinum, Chryfanthemum atratum und mehrere andere Alpenpflanzen neben Hippophae Rhamnoides und Tamarix germanica blühen ſehen, als wenn dieß ihr eigenthuͤmlicher Wotufthe waͤre. 8 Die etwas naſſen Wieſen buten aden Ueberfiuß von Feſtuea fluitans, Scirpus paluſtris | 1 — 13 und andern gemeinen Wieſenpflanzen. Auf an⸗ dern Wieſen, die einen weniger waſſerhaltigen Boden haben, ſchießen mehrere große Graß— arten mit vieler Ueppigkeit auf, als Feltuca elatior, Dactylis glomerata, Bromus mollis, Avena elatior, flaveſcens, Aira caefpitofa, Avena pubeſcens, zwiſchen denen ſehr häufig Heracleum ſphondylium, Crepis biennis, Son- chus arvenfis, Carum Carvi, nebſt vielen an⸗ dern gefundeß werden. Auch die Getreidefelder zeichnen ſich, noch ſehr wenig von dem uͤbrigen ei lande aus. Man findet ſogar auf den hoͤch ſten Aeckern gewoͤhnlich nur die hen Unkraͤuter unter den Saaten, die dem Men⸗ ſchen auch nach den Bergen gefolget ſind, ſo wie ſie ihn nach weit entlegenen Colonien jenſeit des Meeres begleitet haben. Sehr uͤberraſcht wird der ſaͤchſiſche Bo⸗ taniker aber, wenn er ſich, ſelbſt im nie⸗ drigſten Thale, nach einer felfigen Stelle wendet, beſonders wenn dieſe durch Erdla⸗ gen unterbrochen wird und abwechſelnd von Gebuͤſch beſchattet, oder der Sonne ausge⸗ ſetzt iſt. Da gewinnt die Vegetation mit 14 D einem Mahle einen ganz neuen Character, den man dem Einfluße des Gebirges zuſchrei- ben muß. Selbſt an den felſigen Huͤgeln, die die Stadt Salzburg einſchließen, kann man eine ganze Reihe ſonſt fuͤr ſelten geach— teter Pflanzen in Menge bluͤhen ſehen, von denen ich hier unter andern Dentaria ennca- phylla, Veronica urticacfolia , Erica herbacea, Polygala chamaebuxus, Centaurea montana, Carex alba, Doronicum Bellidiaftrum, Hyo- ſeris foetida, Anthericum calyculatum, Poly- podium robertianum Hoffm. Aſplenium viride, I,ycopodium radicans, Grimmia osmundacea, Bartramia gracilis, Pinguicula flayefcens *) ) Von dieſen drei leztern neuen Pflanzen, fo wie von mehreren neuen und ſeltenen Gewaͤchſen des Ge birges werde ich naͤchſtens in einem eignen Werke weitere Nachricht geben. Die Pinzuicula fla- veſcens hat man bisher fuͤr die Linneiſche Pin- guicula alpina gehalten. Dem Herrn Profeſſor Wildenow in Berlin find indeſſen beym Vers gleichen mit der Linneiſchen P. alpina ſogleich ſolche Unterſchiede aufgefallen, daß er ſie zu ei⸗ ner beſonderen Species erhoben hat. In dem zweiten Bande der neuen Schriften der Berlinis ſchen Geſellſchaft naturf. Freunde iſt fie unter * — * . 15 nennen will, welche zum Theil von Mefpilus Amelanchier und Crataegus Aria befchattet werden. An den Mauern der Stadt iſt nichts gemeiner als Potentilla cauleſcens und Mar- chantia quadrata, auch die Marchantia trian- dra Scop. trifft man wiewohl ſeltner an. Sind die Felſen der Sonne ausgeſetzt, fo wohnen viele Seda als album, rubens, da- ſyphyillum und eine neue Art, nebſt Semper- vivum arachnoideum, Saxifraga eee etc, auf ihnen. Sind ſie von herabtraͤufelndem Waſſer benaͤßt, oder durch uͤberhangendes Gebuͤſch, dumpfig und feucht, ſo findet man haͤufig Jungermannia tomentofa und Tomentella Hoffm. auch Hypnum Halleri und Mnium laterale an ihnen; letzteres indeß nur wenn es Schie— dem Namen Pinguicula purpurea beſchrieben und abgebildet, weil die gelblich weiße Blume im trocknen roͤthlich oder vioſett zu werden pflegt, und der Herr Proſeſſor Wildenow fie nur getrocknet geſehen hatte. Da die Pflanze im friſchen Zuftande aber die eben erwähnte Farbe hat, fo habe ich fie Ping, flaveſcens genannt. 16 — fer⸗ oder noch haͤrtere Felſen ſind, da ich mich nicht entſinne es in Kalkgebirgen ge⸗ ſehen zu haben. Sind es einzelne an den Wegen herum liegende Marmortruͤmmer, ſo ſind ſie zum theil nur wenig mit Vegetabilien beſetzt. Das kleine Collema nigrum findet man am oͤfter⸗ ſten auf ihnen, auch die Verrucaria citrina, immerſa, rufefcens, cupularis, Lobaria radio- fa und andere “). Auf Sandſtein, Schie— fer⸗ und Granittruͤmmern in aͤhnlichen La⸗ gen zeichnet man indeß mehrere kleine Ge— waͤchſe an, als Verrucaria oblitterata, au- rantiaca, vitellina, geographica **), flavo- vireſeens, atro- alba, atra, fufca, polytropa, * Die Cryptogamiſten find alle nach dem Sof manniſchen botanischen Tae von 17 795 benann g *) Der Lichen geographieus waͤchſt 5 an Kalk⸗ felien, wie ich es neulich in einer botaniſchen Schrift über das Gebirge des ſuͤdlichen Deutſch⸗ landes angegeben fand. Wenigſtens habe ich ihn immer nur auf Granit, Schiefer, Sandſtein ze. geſebn. 4 — | 17 * ferupofa, Lobaria ſaxicola, muralis, (welche beide indeß auch zuweilen auf Kalk vorkom⸗ men) caeſia, centrifuga, ſaxatilis, Pſora mi- crophylla, Stereocaulon corallina etc. auch zu⸗ weilen ſchon Bryum capillaceum, caneſcens, lanuginoſum, 2 Re Hedwigia und 5 andere. nds ne f Die land Gebuſche hie und da in Sen! Thaͤlern und an den Ufern der Bäche beſtehen, wie man es vermuthen kann, aus manchen Baumarten, von denen ich indeß nur ein paar, naͤmlich Pinus Larix und Betula incana nennen will, weil e bern ut häufig RAN 2 Dleerptdham hen . der a ſtaͤmme ſind zum theil ziemlich zahlreich und intereſſant, enden wenn man ſich nach bejahrten Eichen, Buchlinden, Eſchen und wilden Kaſtanienbaͤumen wendet, woraus zum Exempel verſchiedene große Alleen in den: Naͤhe von Salzburg und Berchtesgaden be⸗ ſtehn. In der Allee zwiſchen Salzburg und Hellbrunn zeichnete ich eines Nachmittags fol⸗ gendes an, ohne gerade ein vollſtaͤndiges Verzeichniß aufſetzen 25 wollen, weil es 1 18 — i ohnehin blos im Vorbeygehen geſchahe. Lo- baria pulverulenta, caperata, Lichen pertu- ſus Linn. Hypnum ſciuroides, Lobaria ciliata, auch die Varietaͤt obteura, Lobaria concolor candelaris, beide mit Scutellen, welches mei? nes Wiſſens etwas ungewoͤhnlich iſt, wenn man nämlich unter dieſem Namen die Hoff- manniſchen Pflanzen verſteht, und nicht den Lichen candelarius Weis, welcher vielleicht nicht exiſtirt, ſondern wohl nur ein Gemiſch von mehreren andern gelbea Lichenen iſt. Feruer Opegrapha pulverulenta Perſoon, Or- thotrichum affine, Verrucaria orbiculata, Col- lema tomentoſum, Lobaria. hifpida, Verruca- ria aurantiaca, Lobaria aipolia, Verrucaria cerina, Lobaria tiliacea, Jungermannia dila- tata, Lobaria perlata, Hypnum viticuloſum, ſericeum etc. * Oefters ſetzte ich mich an den Ufern der Baͤche oder ſonſt um die Beſtandtheile der vegetabiliſchen Decke des Bodens bis auf die kleinſten Pflanzenarten zu unterſuchen. Sehr haͤufig fand ich nichts, was nicht auch ein Erdfleckchen ſelbſt an den Kuͤſten der Oſtſee hervorgebracht haben wuͤrde. Die mehrſten kleinen Grasblaͤtter gehoͤrten zur Poa annua, * — 19 oder zur Carex praecox Jacq. zwiſchen wel⸗ chen Hieracium Piloſella, Bellis perennis, Le- ontodon Taraxacum und andere gemeine Pflan- zen fanden. Die kleinen Kalkſteinchen hat— ten hier und da Anſaͤtze von Verrucaria con- torta, cupularis und rufeſcens, auch kleine ſchwarze Fleckchen, welches das Collema nig- rum geweſen war. Hin und wieder auch Spuren von Pfora veſicularis. — Oefters miſchte ſich indeß eine Eigenthuͤmlichkeit des Gebirges ein, als Globularia nudicaulis, cor- difolia, Dryas octopetala, Lycopodium radi- cans, Carex alba, Anthericum calyculatum und dergleichen. Wenn die Region des kultivirten Landes nun überhaupt genommen in Ruͤckſicht der Vegetation mit flacheren Gegenden auch ziem- lich uͤbereinſtimmend iſt: ſo muß ich es doch noch einmal wiederhohlen, daß alles ein uns gemein uͤppiges und bluͤhendes Anſehen hat, welches der Fruchtbarkeit des Bodens und der vielen Naͤſſe des Gebirges susufrei ben iſt. Alle Stellen an den Seiten der Berge, die gus zuſammenhangenden Felſen, oder aus B 2 20 f — wild uͤbereinander er Truͤmmern beſtehen, de bis auf die vorhin angege⸗ bene Hoͤhe zur Waldregion. Solche Stellen in dieſer Region, die flacher und gleichfoͤr⸗ miger waren, hat der Gebirgsbewohner von Waldungen gereiniget und ſie auf eine ihm zuträglichere Art zu benutzen geſucht, theils noch zum Getreidebau, theils zu Bergwie⸗ ſen, hier Aſten genannt, auf die ich weiter unten 1 werde. Die e Stellen „die jetzt mit Wald uͤberzo⸗ gen find, wuͤrden großentheils aber ganz nackt geblieben ſeyn, wenn der Natur nicht ſo viele dienſtbare Weſen zu Gebote ſtuͤnden, die zur Erreichung ihrer großen Zwecke mit vereinten Kräften wirkſam ſeyn muͤſſen. Die Bildung der Thaͤler iſt zwar ſehr langſam durch immerwaͤhrendes Wegſpuͤhlen des Waſ— ſers geſchehen, und die Thaͤler nehmen noch jetzt von Jahr zu Jahr, wiewohl faſt unmerk⸗ lich, immer einige Umbildungen an. In mans chen Gegenden haben ſie indeß gleichwohl ſchon ſeit Jahrtauſenden, der Hauptſache nach, vielleicht eben die Beſchaffenheiten gehabt, die man jetzt an ihnen bemerkt. Manche felſige Bergſeite war gewiß ſchon vor Jahrtauſenden - / 7 5 = 1 + bis auf die hoͤckerigen Felſen entbloͤßt und trat ſeit dem Zeitpuncte gleichſam in den Stand der Ruhe, wo das herabrieſelnde Waſ— fer nicht mehr fo raſche Umaͤnderungen auf ihre Oberflaͤche bewirken, hoͤchſtens hier und da noch etwas von den nach und nach ver⸗ witternden Theilen wegſchwemmen, und an— derwaͤrts damit kleine Luͤcken wieder ausfuͤllen konnte. Das Herabſtuͤrzen der ſich zuweilen von jaͤhen Seiten oder von hohen Gipfeln ab⸗ loͤſenden Truͤmmer iſt zwar nicht ungewoͤhn⸗ lich, gleichwohl aber nicht haͤufig genug, als daß es in Jahrhunderten von betraͤchtli⸗ chem Einfluſſe fuͤr die Umaͤnderung der Berg⸗ ſeiten und der davon abhängigen ruhigen oder geſtoͤhrten Anſiedelung der Vegetabilien ſeyn ſollte. Genug, in dem ganzen Gange der Bildung der Thaͤler und Bergſeiten gab es einen Zeitpunkt, wo die Felſen, die jetzt mit Baͤumen bewachſen ſind, einſt noch wie nackte Truͤmmer hervorragten, fo ungleich zeitig die⸗ ſes auch bey verſchiedenen Bergſeiten der Fall geweſen ſeyn muß, und ſo viele Abſtufungen und Umaͤnderungen bey einer jeden Stelle insbeſondere auch nach und nach ſtatt gefun⸗ den haben moͤgen. Auf nackten Felſen koͤn⸗ nen keine Bäume wachſen, Viele Heine Ve⸗ 5 3 N — 1 22 „ - HR * getabilien, deren Saamen der Wind um⸗ her treibt, ſiedelten ſich indeß zuerſt an Dies fen Felſen an, da fie nur ein wenig Feuch— tigkeit zum Keimen und Wachſen bedurften. Sie breiteten ſich allmaͤhlig aus und bildeten durch ihr Vermodern eine kleine vegetabili— ſche Kruſte, die immer dicker wurde, ſo wie ſich noch allerley Staubtheilchen mit ihr ver⸗ banden. Auf die Verrucarien folgten bald groͤßere Lichenen, Jungermannien und Laub— mooſe, welche nach und nach einen beträcht- lichen polſteraͤhnlichen Ueberzug uͤber die Fel— ſen bildeten. In dieſem Polſter vegetiren ſchon Farnkraͤuter, Vaccinia, Rhododendra und andere ſtrauchartige Gewaͤchſe. Nach und nach finden ſich einige Baͤume aus der Fami⸗ lie der Nadelhoͤlzer ein, die gleichſam mit ganz eigenthuͤmlichen Inſtinkt zur Bewohnung eines felſigen Bodens ausgeruͤſtet ſind. Ihre Wur⸗ zeln kriechen oft mehrere Ellen an den nackten Seiten der Felſentruͤmmer hin, bis fie wie⸗ der einen feuchten Moospolſter finden, der ihnen Schatten und etwas Nahrung gewaͤhrt, oder bis fie auf eine Felſenſpalte treffen, des ren dumpfe Temperatur ihnen zutraͤglich iſt, und wo ſie ſich zur Aufrechthaltung ihres Stammes befeſtigen koͤnnen. Nach vielen — 6 23 Generationen wird der vegetabiliſche Ueber⸗ zug endlich ſo betraͤchtlich, daß faſt nichts mehr von den Unebenheiten der Felſen zu ſe— hen iſt. Unten beſteht er aus dicken Lagen von vegetabiliſcher Erde, die nach und nach aus den vermoderten Mooſen und abgefalle— nen Baumblaͤttern, ja ganzen niedergeſtreck— ten Baͤumen entſtanden iſt, die ſich hier in friedlicher Ruhe aufloͤſen konnten, da die Be⸗ wohner des Gebirges ohnehin Holz genug hat— ten, als dieſes mit vielen Beſchwerlichkeiten von den jaͤhen Bergſeiten hohlen zu duͤrfen; oben wuchern verſchiedene groͤßere Mooſe, die unaufhoͤrlich geſchaͤftig ſind, auf die ange⸗ zeigte Art die Oberflaͤche der Erde wirthlicher und freundlicher zu machen, damit ſie den belebten Weſen immer zutraͤglicher werde, von denen ich hier nur Hypnum parietinum, proliferum, loreum, cupreſſiforme, ſtriatum, tri- quetrum, Bryum fcoparium, rugoſum, glaucum, Sphagnum intermedium, und lungermania fur- cata, tomentofa und Tomentella als die ge- mein verbreitetſten nennen will, ohne auf die minder haͤufigen Ruͤckſicht zu nehmen. Die Baͤume, die man an den Bergſeiten gewoͤhnlich findet, ſind unten an den Thaͤ⸗ | 8 4 i * — —— lern, und wenn der Boden nicht ſehr rauh iſt, oͤfters noch einige Laubhoͤlzer als Buchen und Eichen; weiter hinauf trift man gewoͤhn⸗ lich aber nur Nadelhoͤlzer, und zwar am haͤu⸗ figſten Pinus Abies, Larix und picca, ſeltener ſylveſtris an. In den niedrigeren Gegenden und wenn der Boden ſchon eine dicke vegeta⸗ biliſche Decke hat, oder wohl ganz aus Erde beſteht, erreichen dieſe Baͤume eine ſtolze Hoͤhe und bieten mit ihren praͤchtigen Wi⸗ pfeln den Stuͤrmen Trotz. Iſt der Boden noch ſehr rauh, oder ſteigt man bis zu der Hoͤhe von etwa 3000 Fuß hinauf, ſo hat der Wald ein kuͤmmerlicheres Anſehn. Man er⸗ blickt kleine verkruͤppelte Individuen, die mit dem Mangel an Nahrung oder mit der Un⸗ freundlichkeit des Klima's derjenigen Stelle kaͤmpfen, die ihnen der ſogenannte Zufall zum Wohnplatze angewieſen hat. Bey einem ho⸗ hen Alter, das ſich aus der Menge der Jah— resringe im Querdurchſchnitte berechnen laͤßt, erreichen ſie gleichwohl nur eine kuͤmmerliche Hoͤhe. Der Stamm hat einen unordentlichen krummen Wuchs und das Haupt. ſieht halb verdorret aus. A Je mehr die Baͤume indeß zuweilen zu 2 5 | — 9 866925 kraͤnkeln ſcheinen, deſto groͤßer iſt die Zahl der Schmarotzer⸗Flechten, die an ihren duͤr⸗ ren Aeſten wohnen. Ich habe einige Mahle ſogar Schutz vor Regenſchauern unter ihnen gefunden, da ſie einen undurchdringlichen Schirm bildeten. Beſonders trift man viele Haarflechten unter ihnen an, die ſich in eins ander verwirren und die Maſſe noch dichter machen, unb unter dieſen zum Theil Indivi⸗ duen von monſtroͤſer Größe. Von der Ufnea barbata, die man anderwaͤrts etwas von der Kaͤnge einer Spanne oder eines Fußes findet, fand ich Exemplare von 6-7 und eins von 9 Fuß. Dieſe beſtanden aus einem mehren⸗ theils einfachen Hauptfaden mit vielen kurzen, unter einem rechten Winkel davon abſtehen⸗ den einfachen Nebenaͤſtchen. Gehe häufig waren uͤbrigens verſchiedene andere Usneen, als die plicata, flaccida, birta, implexa, juba- ta, chalybeiformis, welche leztere drey ziemlich nahe verwandt zu ſeyn ſcheinen; nicht ſo haͤufig ſahe ich die dichotoma und bicolor, welche letztere dafuͤr auf hohen Felſen neben andern, weiter unten anzufuͤhrenden Arten aber deſto gemeiner iſt. Von den ubrigen Lichenen, die in den Nadelhoͤlzern der Gebirge vegetiren, will ich nur die Lobaria Pinaſtri, und deren B 3 a 7 26 —— getreue Geſellſchaſterin „die Lobaria ambigua nennen, die man ſehr viel erblickt. Auch die Peltigera chlorophylla Schrad. kommt ſehr haufig, fo wie faſt in allen Nadelwaldungen Deutſchlandes, fo weit ich dieſe kennen zu lernen Gelegenheit gehabt habe, vor. Ein paar Mal fand ich ſie auch mit Schildchen, welche auf einer ſtielartigen Verlaͤngerung des Blattes ſitzen. Ob man ſie aber zu den Hoffmanniſchen Peltigeren rechnen dürfe, be⸗ zweifle ich, da das Schildchen ungefaͤhr nur das Anſehn wie die Schildchen von Lobaria calycaris, und nicht wie die der andern Pel⸗ tigeren hat. Zu den kleinern Bewobnern der Rinde der Nadelhoͤlzer gehoͤrt die Verru— caria macu'iformis und eine unanſehnliche kleine Varietaͤt von Verrucaria pallida, die faſt auf jedem Baume ein anderes Anſehen hat. Die meiſte Rinde der Pinus picea iſt oft mit einigen ſchoͤnen Opegraphen, als der rufeſcens, pulverulenta und einigen andern, die vielleicht noch nicht beſchrieben find, be⸗ ſetzt, da man erſt ſeit wenigen Jahren auf die vielen Formen des ehemaligen Lichen feriptus und rugoſus, wozu man die Opegra⸗ phen gewoͤhnlich rechnete, aufmerkſam gewor⸗ den iſt, ſo auffallend verſchieden ſie auch ſind, wenn man ſie naͤher betrachtet. \ F * —.— 27 Der Boden der Waldungen iſt großen- theils mit den oben genannten Mooſen be— deckt, die wenig andere Pflanzen aufkommen laſſen. Iſt er nur halb beſchattet, ſo bringt er neben ihnen noch viele Cladonien hervor, die indeß auf groͤßeren Höhen zwiſchen Aza- lea und Rhododendron noch lieber vegetiren. Auf ſolchen Stellen, die von den groͤßeren und mehr wuchernden Laubmooſen und June germannien ziemlich frey waren, habe ich oͤf— ters Bryum ſimplex, Bryum Weiſſia, Mnium Pohlia, trichodes, caeſpititium, nutans, Or- thotrichum hercynicum etc. gefunden. An den Schuppen der Frucht von Pinus Abies ſahe ich oft Hyſterium Pini Perf. Die aufge- haͤuft liegenden Kiefernadeln ſind gewoͤhnlich, wie anderwaͤrts, mit Usnea hippofrichodes be⸗ wachſen, zwiſchen denen ſich auch noch der kleine Agaricus androſaceus zeigt. Pilze habe ich ſonſt im Gebirge wenig, und auf hohen Alpen, die keine Waldungen mehr hatten, gar nicht geſehen. Die gemeinſten, die mir aufſtießen, waren ſonſt Agaricus afferculorum . Schrad. Fimetarius, Lycogala miniata Perf. Tremella mefenterica, Auricula, Noftoc, Me- i rulius cantarellus, Tremella arborea, Bole-. tus luteus, perennis, Lycoperdon arrhizon a | 25 Zr \ 2 Batf ch, Peziza ‚inquinans,Perf. Sphaeria Avel- lanae Perſ. ſiſſivela Tode, ſtigma Hoffm, bul- lata Hoff.‘ miniata Hoffin. iragaeformis, Ta- lus Tode, diſciformis Hoffm. und mehrere ehe malige Byflus Arten, von denen ich nur ein paar, die an Felſen wachſen, nennen will, naͤmlich das Racodium rupeftre, Perf. und den Byffus Jolithus, welcher letztere beſonders in unglaublicher Menge im Zillerthale und in der Jem gefunden wird. Die Felſentruͤmmer an den Ufern der Zem ſind uͤber und uͤber mennigroth davon und verbreiten einen lieb- lichen Veilchengeruch. Schade, daß dieſes Heine zarte Gewaͤchs feine Farbe nicht be haͤlt, wenn man es in Sammlungen auf bewahrt. } | Unter den flechtaͤhnlichen Gewaͤchſen zeich⸗ net ſich, übrigens noch der Lichen miniatus Hudſon ſeiner Menge wegen aus, da man ihn an den mehrſten freyſtehenden Kalkfel⸗ ſen findet, es mag in den Thaͤlern oder auf den Alpen ſeyn. Zuweilen habe ich ihn in⸗ deß auch am Schieferfelſen geſehn, wo er neben der Umbilicaria ſpadochroa wuchs, der einzigen ihrer Familie, die auch in Thaͤlern waͤchſt, da alle anderen Umbilicarien einen \ — hohen Standort lieben, und nur zuweilen als kuͤmmerliche Fremdlinge an den Felſen der Thaͤ— ler gefunden werden. Lichen Icmadophila, Baeomyces, Endocarpon pulillum, Calicium fa- licinum, pallidum find uͤbrigens an der Erde, oder am trocknen Holze, je nachdem es die Natur einer jeden Art erfordert, im Gebirge eben ſo gemein, als in flacheren Gegenden. Bevor ich die Region verlaſſe, wo der Hauptſitz der Laubmooſe 'iſt, die bekanntlich feuchte, beſchattete, felſige Huͤgel und Berg⸗ ſeiten lieben, muß ich es noch bemerken, daß ich im Gebirge nirgends Phasca geſehen habe, welches der Herr Rath Bridel in ſei⸗ ner Muſcologia auch von den ſchweitzeriſchen Alpen ſagt; auch daß ich mich nicht entſinne eine Stelle gefunden zu haben, die auf er⸗ nem gleichen Raume eine ſo große Mannich⸗ faltigkeit geliefert haͤtte, als man etwa bey Braunlage, Schierke und anderwaͤrts auf dem Harze findet, ſo hoch die Zahl der von mir auf meinen Wanderungen d urch das Ge⸗ biege e Laubmooſe auch im Gan⸗ zen ſteigt “). ö — — *) Ich habe während meines 7 bis 8 wöchentlichen Aufenthalts im Gebirge, einer vorlaͤußgen Auf 8 30 a N Solche Stellen der Bergſeiten, die ſchon zu hoch ſind, als daß ſie zum Getreidebau benutzt werden koͤnnten, werden moͤglichſt ge— ebnet und bleiben unter dem Namen Aſten zur Heuwerbung liegen. Gewoͤhnlich hat der fleißige Gebirgsbewohner fie mit kleinen Fur— chen durchzogen, damit das herabrieſelnde Waſſer ſie deſto gleichfoͤrmiger bewaͤſſern koͤnne. Zuweilen traͤgt er auch ein paar Koͤrbe voll Dung hinauf, wenn ſie nicht zu weit von ſeiner Wohnung ſind. Gewoͤhnlich iſt es eine Luſt dieſe Bergwieſen zu ſehn, da ſie dicht mit Gras und Kraͤutern bedeckt ſind. Die eigentlichen Alpenpflanzen findet man zwar noch nicht auf ihnen, aber doch ſchon viel mehr intereſſantes, als auf den Getreide⸗ zaͤhlung zu Folge, über 140 Species von Laub⸗ mooſen gefunden, worunter mehrere neue, und viele anderwaͤrts in Deutſchland ſeltene ſind. Die Zahl der Lichenen und Jungermannien ſteigt jede nach ihrer Art gleichfalls betraͤchtlich hoch. Schade, daß meine Exeurſionen durch anhaltens des, unleidliches Regenwetter fo ſehr beſchraͤnkt wurden; meine Beute moͤchte bey guͤnſtigerer Witterung vielleicht noch viel bedeutender aus⸗ gefallen ſeyn⸗ —— 31 — — ſtuͤcken, wenn dieſe, nachdem fie einige Saa⸗ ten von Rocken, Gerſten, Hafer ꝛc. getra— gen haben, um ein paar Jahre zum Gras: wuchſe liegen bleiben. Auf den Aſten giebt es reizende Orchiden, als die odoratiſſima, fainbucina , conopſea, Satyrium nigrum, viride und andere; auch habe ich das ſchoͤne Phy- teuma nigrum Schmidt, und neben demſel— ben Carduus heterophyllus haͤufig geſehen. Auch einige ſchoͤne Pedicularis Arten ſteigen zu ihnen herab. Die Graͤſer der Aſten ha— ben nicht viel beſonderes. Alles hat indeſſen gewoͤhnlich noch einen uͤppigen Wuchs und liefert eine reichliche Menge Heu, das in den mehrſten Faͤllen in eigenen, daſelbſt erbaue⸗ ten Heuſtaͤllen bis zum Winter aufbewahrt wird, nachdem es auf einer Menge 6-7 Fuß hoher aͤſtigen Stangen, die reihenweis aufgeſtellt werden, gehoͤrig getrocknet ift *). *) Der Gebrauch, das Heu auf Stangen zu trock⸗ nen, iſt im Salzburgiſchen, Tyroliſchen, in der Schweiß ꝛc. gemein, weil das Heu, der vielen Regen und feuchten Nebel wegen, die in Ges birgsgegenden find, auf dem Boden vermodern würde. Eine ſolche, mit Heuſtangen beſteckte 32 u \ Die Aſten werden uͤbrigens im Fruͤhlinge bis auf eine gewiße Zeit von dem Viehe ab⸗ geweidet, ſo lange die Alpen noch zu kalt und futterleer ſind. Auch bleiben ſie gegen Ende des Sommers, nachdem ſie gemaͤhet find, wieder zur Weide liegen, wenn das ra die Alpen verlaſſen Muß Die eigentliche Alpenregion, die ar bie Aſten folgt, und hier und da ſchon etwas vor dem Aufhoͤren der hochſtaͤmmigen Baͤume beginnt, erſtreckt ſich eigentlich ſo weit, als die Vegetation noch etwas fuͤr das Vieh ge⸗ nießbares hervorzubringen im Stande iſt. Manche Plaͤtze innerhalb derſelben wuͤrden ſich wie Vergwieſen benutzen laſſen, wenn die ewigen Wolkenzuͤge fie micht zu feucht get, ‚lg daß man das Heu trocknen koͤnnte. Manche ſind indeß der vielen Fel⸗ ſen, und 5 er größeren Höhe wegen fo 55 merlich mit gruͤnblaͤtterigen Vegetabilien ve ſehen, daß ſie nur fuͤr Ziegen, (hier of genannt) beſtimmt bleiben muͤſſen. Groß iſt Aſte ſieht in einiger Entfernung en aus. Eben ſo auch die Aecker, wenn das Getreide zur Zeit der Erndte an Stangen befeſtiget iſt. auf jeden Fall indeß die Mannigfaltigkeit der Gegenſtaͤnde, die der 1 hier zu bewundern hat. Auf den niedrigeren und fruchtbaren Al— pen trift man noch ganz den uͤppigen Wuchs der Graͤſer, aber ſchon vermiſcht mit neuen Arten an, die man 1000 Fuß tiefer nicht er⸗ blickte, wohin vorzuͤglich die Poa badenfis ), Phleum alpinum, und auf den Alpen des Zil⸗ lerthals auch Phalaris alpina Gmelin, Avena verſicolor Willd, und ein Juncus gehoͤren, der wahrſcheinlich der Juncus glabrefcens der * Dieſe Poa, die auf den ſaliburgiſchen und tyroli⸗ ſchen Alpen ſehr gemein iſt, ward ſonſt wohl für die Poa alpina L gehalten. Nach der Bes ſtimmung mehrerer Botaniſten, die die achte Poa alpina L. kennen, ſoll es aber nicht dieſe, ſondern Poa badenfis Haente feyn , welche S⸗ 392. des erſten Bandes der Willdenowſchen Ausgabe der Spec. Plantar. beſchrieben iſt. Da die Poa badenſis aber 11 Bluͤmchen in jedem Aehrchen haben ſoll, ſo merke ich es an, daß dieſe Pflanze im Salzburgiſchen immer nur mit 5, hoͤchſtens 6 Blümchen in jedem Aehrchen ge⸗ funden wird. f C * 34 N ſalzburgiſchen Flora iſt. Oft ſieht man fich aber von ganz gemeinen Arten umgeben als Poa annua, trivalis. pratenſis, Aira ceſpitoſa, Juncus vernalis, albidus; campeſtris und der⸗ gleichen, zwiſchen denen ſich indeß ein Geum montanum „ Pedicularis roftrata, tuberoſa, re- cutita, verticillata , foliofa, &) Apargia au- rea, haſtilis, alpina, nebſt vielen andern Al⸗ penpflanzen zeigen. Rumex alpinus ſteht ge— woͤhnlich nur um die Alpenhuͤtten. Die Ca- rices, die man unter dieſen üppigen Gemäch- fen findet, ſind außer einigen gemeinen Arten vorzuͤglich Carex atrata, brachyſtachys Schrank alpina Schrank etc. etc. Von den Saxifra⸗ gen, die hernach an Felſen fo gemein wer— den, erblikt man hier, und zwar gewoͤhnlich an kleinen Baͤchen, die aizoides und ſtellaris. Von Primeln kommt vorzuͤglich die farinofa vor, die indeß auch haͤufig in Thaͤlern ange— troffen wird Die Baumarten die ſich in die— ſer Hoͤhe auf feuchtem Grunde zeigen, ſind Betula ovata Schranck , die ſchon ein zwergar⸗ tiges Anſehen hat, die kleine Salix arbuſcula, Rhododendron hirſutum und beſonders das *) Und eine neue, die ich vorlaͤufig Pedicularis ſalisburgenſis genannt habe. EIS IE 4 35 ferrugineum, welches auf Alpen und auch fchon tiefer herunter unendlich gemein iſt. Schade, daß manche Alpen mit dem unleidli— chen Krummholze, Pinus Pumil» Haenke ſo dicht uͤberwachſen ſind, daß kaum das Vieh ſich einen Steig durcharbeiten kann. Man hat dieſen Baum lange blos fuͤr eine vom Schnee und durch die Rauhigkeiten des Kli— ma's niedergedruͤckte Varietaͤt von Pinus fyl- veſtris gehalten. Mehrere Botaniſten, vor— züglich Haͤnke haben indeß feine Unterſchei— dungszeichen aufgeſucht, und unter dieſen bes ſonders das beſtaͤndige Niederliegen und das Einwurzeln ſeines Stammes und ſeiner Aeſte als characteriſtiſch ausgehoben, welches lez⸗ tere dieſen Baum nicht verlaͤßt, auch wenn er ſich nach dem tiefſten Thale verlohren hat. Ich habe ihn in den Hohlwegen zwiſchen Saalfelden und Lofer, im Berchtesgadenſchen, bey Reichenhall und anderwaͤrts mehrmals neben Pinus fylveftris gefunden, und mich voͤllig überzeugt, daß dieſe beyden ſpeciſiſch verſchieden ſind. Sonderbar iſt es indeß, daß man im Ge⸗ birge noch von mehrern Baumarten ſolche Fries chende Verwandten findet. Beym Dorfe a C2 26 v Cr Brandberg im Zillerthal habe ich zum Exem⸗ pel auch einen Juniperus geſehn, der im Blät- terwuchſe mit der einen Varietaͤt von J. Sa- bina eine Aehnlichkeit zeigt, uͤbrigens aber mit Stamm und Aeſten niederliegt und wur— zelt, ſo daß die Nebenaͤſte kaum die Hoͤhe von 1 — 2 Fuß erreichen koͤnnen. Von Juniperus communis kommt auf Al- pen eine Varietaͤt mit breiteren und einwaͤrts gekruͤmmten Blättern vor, die daher beym An⸗ greifen nicht ſtechen koͤnnen. Ich bin indeß nicht geneigt hieraus eine eigene Art zu machen, da ich auch Uebergaͤnge gefunden habe, deren Blaͤtter ſich nur erſt ein wenig gekruͤmmt hats ten. Der Einfluß der Alpen» Temperatur muß dieſe Verſchiedenheit vielleicht erzeugen, wenn man es auch nicht ſagen kann, wie es geſchieht. Als Ueberlaͤufer trift man auf Alpen zu— weilen noch einen Stamm von Pinus Larix an, welcher auch zuweilen noch eine groſſe Hoͤhe vertraͤgt. Aber der eigenthuͤmliche Baum der hoͤhern Alpen iſt noch die Pinus Cembra, die hier ganz zu Hauſe gehoͤrt, und neben groſſen Schneelagen, die ſchon an — 37 ſchattigen Bergſeiten übrig bleiben, blüht und Fruͤchte traͤgt. Der Stamm erreicht die Dicke von mehreren Fuͤſſen im Durchmeſſer und eine angemeſſene, wenn gleich keine uͤppige Hoͤhe. Die Aeſte breiten ſich etwas unor⸗ dentlich aus, da wenigſtens ich keine dichte Waͤlder von Pinus Cembra geſehen habe, wo die gedraͤngt ſtehenden Staͤmme ſich gegen⸗ ſeitig haͤtten erziehen koͤnnen. Das Holz iſt ſehr feinringig, weil die kurze Sommerzeit keinen groſſen Anſatz der Jahresringe geſtat⸗ tet. Es wird uͤbrigens zu den feinſten Ar— beiten geſucht / da es ſich ſehr duͤnn ſpalten laͤßt. RN | Die Stämme dieſer Zemberfichte fand ich, vorzüglich auf der Elsalpe im Zillerthal, mit der ſchoͤnen Usnea vulpina uͤberzogen, die zum Theil 8 Zoll hoch wurde und viele Schild- chen hatte. Die Schildchen ſind tief nußbraun und haben einen etwas unordentlichen Rand, wenn dieſer gleich nicht geſtrahlt iſt. Sie ſitzen an den Seiten oder Enden der Aeſte. Die Ge⸗ birgsbewohner nennen dieſeFlechteZirmroock.“) *) Ziem iſt der Nahme von Pinus Cembra, und Roock heißt Babe er 38 ur Eine ganz neue Vegetation erblift man aber an den Felſen der Alpen, wenn es nur keine Marmorfelſen ſind, die auch in der groͤß— ten Höhe ſich wenig von denen in den Thaͤ— lern auszeichnen. Es erſcheinen ganze Rei— hen von Flechten, von denen man unten keine Spur ſahe, vorzuͤglich Umbilicarien und Ver— rucarien. Die gemeinſte Umbilicarie, die man im ganzen ſalzburgiſchen Schiefer- und zranit-Gebirge finder, iſt die locculoſa, die auch oͤfters Scutellen hat. Dann folgt, in Ruͤckſicht der Menge, die crinita, welche von der corrugata nach meinen Bemerkungen viel— leicht nur dem Alter nach verſchieden iſt. Man findet wenigſtens ſo viele Uebergaͤnge, daß man nicht weiß, zu welcher von beyden man ſie rechnen ſoll. Auch die hyperborea kommt noch ziemlich haͤufig vor, ſo wie die polyphylla und ihre Varietaͤt, die anthracina. Seltener ſieht man die eroſa. Die hirſuta wird zuweilen 4 Zoll im Durchmeſſer groß, die ſpadochroa iſt hier und da ſchon in Thaͤlern gemein, wofuͤr ſie aber auf Alpen vergebens geſucht wird. Die puſtulata und vellea habe ich im Gebirge nicht geſehn, wenn ich uͤbri— gens auch noch einige andere fand, uͤber die ich noch in Ungewißheit bin. f Von den Verrucarien, die man vorzüglich nur an Felſen auf hohen Bergen findet, will ich hier folgende anführen; Verrucaria glau- coma, badia, Oederi, confluens, cruenta, co- racina, polytropa. Neben dieſen wachſen verſchiedene, die man auch haufig ſchon in Thaͤlern ſieht, als atro- alba, petraea, ſeru- pofa , geographica , flavo - vireſcens, fuſca, ferruginea, atra, diſperſa, punctata mit ver⸗ ſchiedenen Abaͤnderungen, cinereo - atra, cae- ruleſcens, faginea auf Stein. Unter den Lobarien zeichnet ſich beſonders die pulla ihrer unbeſchreiblichen Menge we⸗ gen aus, womit ſie allenthalben an hohen Felſen zum Vorſchein kommt; dann die rigida, ſtygia, fahlunenſis, leztere indeß nicht ſehr häufig, faxatilis und die Varietaͤt davon, die manche Lichen omphalodes nennen, centri— fuga , olivacea etc. etc. Bon Usneen ſieht man am haͤufigſten die lanca , womit zum Theil ganze Felſentruͤm⸗ mer auf Alpen bedeckt ſind; ſo auch die bico- lor, welche auf Felſen viel zuſammengedraͤng— ter als an Baumaͤſten waͤchſt. Die kleine in- tricata habe ich nur einmahl, und zwar bey C 4 U 40 | — 1 Boͤckſtein gefehn-, (fo wie ich fie auf dem Harze auch nur an den Felſen am Rehberger Graben gefunden habe.) Sehr gemein aber iſt neben und auf den Felſen, wenn fie mit ein we⸗ nig Erde und der Azalea procumbens bedeckt ſind die Usnea ochroleuca. Ich habe ſie auch mit Scutellen geſehn, welche an den Seiten der Aeſte ſitzen, glattraͤndig ſind und eine graublaue Farbe haben, gerade die Farbe, die man an den Spitzen der Aeſte bemerkt. Die uͤbrigen gemeinſten kryptogamiſchen Bewohner der hohen Felſen des ſalzburgiſchen Gebirges find vorzüglich noch: Stereocaulon fragile, Corallina, welches indeß auch tiefer im Thale gefunden wird, Jungermannia jula- cea nebſt verſchiedenen andern mir bis jezt noch unbekannten Jungermannien, Andraea petrophila, Pſora microphylla auch pezizoides, wenn die Felſen eine etwas feuchte vegetabi- liſche Kruſte haben; ferner Bryum crifpatum, eribroſum, rigidulum etc etc. Dieſes alles gilt aber nur auf dem Fall wenn man auf einer Alpe im Schiefer- oder Granit» Gebirge iſt. Die Kalkgegenden ha— ben eine ganz andere Vegetation, auch wenn — 4 Fi ihre Gebirge weit über die Wolken er» heben. Ein hoher Kalkfelſen bringt keine einzige Umbilicarie hervor, und von Verrucarien fine det man nur wenige Arten an ihm, die dazu auch ſchon in Thaͤlern find, wohin zum Bey— ſpiel die Verr. contorta, immerſa, atroſangui- nea, rufefcens „ cupularis, calcaria, purpu- raſceus und andere gehoͤren. Usneen und die oben genannten Lobarien, die Andreaͤa ıc. fehlen ganz. Die Kalkfelſen wetteifern in andern Stuͤcken gleichwohl mit den Granit und Schiefer-Gebirgen. Die vielen Gebirggs Saxifragen wachſen faſt noch zahlreicher in ihren Ritzen und auf ihren verwitternden Theilen, als neben haͤrteren Felſen. Mit ei— nem Blicke kann man die Saxifraga oppoſiti- folia, bryoides „ caeſia, androfacea, caeſpi- toſa uͤberſehn, und noch uͤberdem die Cherleria fedoides, Aretia alpina, Primula minima, glu- tinoſa, und vor allen die nirgends auf Alpen fehlende unendlich gemeine Soldanella alpina, die ſonſt vorzuͤglich ſolche Stellen liebt, wo der Schnee etwas ſpaͤt wegzuthauen pflegt. Auch die kleinen Graͤſer der hohen Felſen fcheie nen ohne Unterſchied der Steinarten zwiſchen ; en / ihren Ritzen hervorzukommen. Ich habe we— nigſtens auf mehrern Bergen die Poa diſticha, Feftuca pumila, Agroſtis alpina, Juncus trifi- dus, (welchen ich von monanthos in nichts als der zufälligen Zahl der Blumen von 1 — 4 verſchieden halte,) Carex mucronata Allioni, juncifolia All., refracta Roth etc etc. geſehn. Letztere iſt uͤbrigens auch in den Thaͤlern des Gebirges ſehr gemein, und wird da viel groͤſ— fer, als man fie auf hohen Alpen findet. In der Alpenregion gibt es uͤberhaupt aber fo groſſe Verſchiedenheiten der Lage, und des Einfluſſes der Witterung, und der davon ab— haͤngigen verſchieben modificirten Vegetation, daß man mit wenigen Worten kein getreues Bild davon entwerfen kann. Man mag ſich hinwenden, wohin man will, man wird im— mer durch neue Gegenſtaͤnde uͤberraſcht, wenn die Vegetation auf den mehrſten Stellen auch nicht mehr den üppig empor ſtrebenden Cha- rakter hat. In einer Viertelſtunde zeichnete ich an einer Seite einer kleinen Erhoͤhung auf der Elsalpe im Zitterthale zum Beyſpiele einft folgendes an: Hedyſarum obſcurum Cacalia alpina, (die Cac. albifrons fand ich im Thale) Bartſia alpina, Tozzia alpina, Primula minima, 5 U . — \ 43 Soldanella alpina, Pedicularis recutita, Tuſſi- lago alpina, Silene acaulis, Saxifraga andro- ſacea, caeſpitoſa, Satyrium nigrum, viride, Cherleria ſedoides, Arnica glacialis, Salix re- ticulata, retuſa, Epilobium alpeſtre Schmidt, Saxifraga rotundifolia, Lepidium alpınum , Sa- lix arbuſcula, Thefium alpinum, Chryſanthe- mum alpinum, Achillea atrata, Aſter alpinus, Filago Leontopodium, Artemiſia glacialis. Als ich ein wenig hoͤher ſtieg, wo ich einen der Sonne mehr ausgeſetzten Boden fand, war alles mit der Azalea procumbens überzogen, zwiſchen welcher Cladonia ſubulata, rangife- rina, rangiformis, uncialis, beſonders aber die Lobaria cucullata und nivalis und die Us- nea ochroleuca wuchſen. Auf einer andern Stelle fand ich wieder alles mit Laubmooſen beſezt, und zwar mit den lezten, die in einer groſſen Hoͤhe noch gefunden werden. Dieß waren unter andern Bryum ſtrumiferum, und alle deutſchen Polytricha, bis auf das ericoi- des, welches ich im Salzburgiſchen nicht ge— ſehen habe, wofür ich aber eine neue Art ent« deckte, die ich der 5 — 6 eckigen Kapſel wegen Polytrichum ſexangulare nannte. Die mehrſten Laubmooſe verſchwinden 0 b übrigens nach und nach in der Alpenhoͤhe. Das ehrliche Bryum fcoporium ,„ glaucum, purpureum, lanceolatum, Hypnum cupreſſi- forme, rugoſum halten noch am laͤngſten aus. Manche andere nehmen etwas fremdartiges in ihrer Bildung an, daß man ungewiß bleibt, ob man in ihnen die alten Bekannten der flacheren Länder und der Thaͤler begruͤſſen foll oder nicht. Das Mnium pomiforme zum Bey⸗ ſpiel, was ich ein paar Mahl auf Alpen fand, hat weniger geſaͤgte Blaͤtter, die dazu auch im trocknen Zuſtande gerade aufgerichtet blei— ben, da die Blätter das Mnium pomiforme ſich ſonſt ſehr zu kruͤmmen pflegen. 5 Ueberhaupt werden, ſo wie die Laubmooſe und Jungermannien, auch die gruͤnblaͤtteri⸗ gen Sexualiſten immer ſeltener, ſo wie man in der Schnee-Region hoͤher ſteigt und ſich der Region des ewigen Schnees naͤhert. Hin und wieder blühen noch einige Androſace- Ars ten auch Saxifragen; beſonders bleiben zulezt aber nur die uͤbrig, die dicke harte Blaͤtter ha⸗ ben, worauf die Kaͤlte vielleicht nicht ſo ſehr wirken kann. Am Ende ſieht man faſt nichts als Kryptogamiſten mehr, beſonders die Lo- baria cuculata, nivalis. islandica major et mi- — 45 nor, Usnea ochroleuca, Cladonia ſubulifor- mis, ) Lobaria juniperina, und an Felſen die vorhin genannten Umbilicarien, Verruca— rien und andern Kryptogamiſten. Hier und da kommt noch ein kuͤmmerlicher Halm von Poa diſticha oder Carex juncifolia hervor, und wenn ſich noch einſt eine Saxifraga oder Solda- nella zeigt, ſo iſt ſie gewoͤhnlich erſt im Be⸗ grif ihr Koͤpfchen unter einer Schneelage em— por zu richten, um in der Wärme des Augu⸗ ſtes zu bluͤhn und ihr Geſchlecht fortzupflan— zen, obgleich man eben dieſe Arten tiefer un— ten ſchon vor Monathen mit reifenden Saa— men fand. Alles erliegt endlich unter der ſtarrenden Kaͤlte. Das Auge des Botanikers macht keine neuen Entdeckungen mehr. Was ihm fremd⸗ artig ſcheint, find nur Verkruͤppelungen ſonſt bekannte Formen. Auch die Flechten nehmen an Größe und Schönheit ab. *) Ich kann die Cladonia taurica nicht ſpecifiſch von der ſubuliformis unterſcheiden. Im ſalzburgi⸗ ſchen Gebirge wenigſtens habe ich viele Uebergaͤnge von der einen zur andern geſehn, ſo daß ſie zuſam⸗ men zu flieſſen ſchienen. 46 | 7 x Der Naturforſcher, der gern einſam auf die hohen Felſen ſteigt, um durch das uner— traͤgliche Eilen und Treiben und Gefaͤhrlich⸗ machen der Wegweiſer nicht in feinen Unter- ſuchungen geſtoͤhrt zu werden, wirft ſeinen Blick, der vergebens nach Pflanzen ſpaͤht, endlich einſt auf die Gegend um ſich her. Al— lenthalben ragen ſchroffe Felſengipfel, wie die Giebel einer ungeheueren Stadt, aber nach einem groͤßeren Maaßſtabe und in einem grotesken wilden Style gearbeitet, uͤber die Wolken empor, und ſind mit Schnee und Eis belaſtet. Hier und da erhebt ſich von falberer Farbe der Gletſcher einer entfernteren Kette mit einem leichten Wolkenkranz. — Stille, tiefe Stille herrſcht auf der großen Hoͤhe. Kein Inſect ſchwingt ſeine Fluͤgel. Das ſanfte Laͤuten des Alpenviehes iſt lange verhaͤllt. Nur der Wind ſaͤuſelt um die ſcharfen Ecken und das tobende Brauſen des Waͤſſers im Thale ſteigt zuweilen noch wie ein leiſes Mur— meln !in die Höhe. Sanft ſenkt die Sonne ſich an dem dunkelblauen Himmel und erinnert den Fremdling, daß er ein Nachtlager ſuchen muͤſſe. Waͤhrend er zu einer friedlichen Als penhuͤtte herunter ſteigt, wo er ein kleines Feuer, ſchoͤne Alpenmilch, und um ſeine — e Glieder auszuſtrecken ein Lager von Gras oder Heu zu finden hofft, verlaͤngern ſich die Schatten der hohen Berge immer mehr. Die Thaͤler werden in Duft und Dunkelheit ge— huͤllt, während auf den Alpen noch eine lieb liche Daͤmmerung herrſcht. Zulezt ſieht man nur die hoͤchſten Spitzen der Gletſcher noch von den gebrochnen Strahlen der Sonne gluͤ— hen und einen ſchwachen Schimmer um ſich her verbreiten, Aber nicht immer kann man ſich auf den Alpen ſo ruhig der großen Natur erfreuen. Unerwartet erzeuget ſich an dem heiterſten Tage eine Menge heller Puncte in der Wald— region, breiten ſich mit Schnelligkeit aus, fließen in einander und werden zu den Gipfeln der Berge empor gehoben. Es wird finſter um einen her, fo daß man ſich faſt buͤcken muß, um die Stelle genauer zu ſehen, wo der Fuß hintreten fol, ob es auch eine halb— verdeckte Felſenſpalte iſt. Man ſpuͤrt endlich ein gelindes Troͤpfeln auf der Hand, das immer merklicher wird, ſo wie die Wolke oberhalb an Ausdehnung gewinnt. Alle Merkmahle zur Bezeichnung des Ruͤckweges find von dem undurchdringlichen Nebel vers 48 m huͤllt, durch den man keine zwanzig Schritte zu ſehen vermag. Der Regen und. der reife fende Sturm nöthigen den armen Alpenſtei— ger endlich, unter Klippen Schutz zu ſuchen, wo er unter ſtundenlangem Schaudern, daß die Zaͤhne klappern, uͤber die Natur der Lan⸗ genweile philoſophiren kann. Gluͤcklich iſt er, wenn das ſo unerwartet entſtandene Ungewitter noch zeitig genug vor— uͤber geht, daß er einen wirthlicheren Zu— fluchtsort vor Anbruch der Nacht erreichen koͤnne. Wagt er es im Nebel herab zu ſtei— gen, ſo ſezt er ſich der Gefahr aus, auf ab— ſchuͤſſige Felſen zu gerathen, oder ſich zwiſchen groſſen Schneelagen zu verirren. . 49 II Botaniſche Reiſe nach dem Thuͤringer Walde im May 1799. Vom Herrn Dr. C. F. Wagner. — — — Wenn man den Zuſtand der Vegetation des vorigjaͤhrigen Frühlings mit dem des gegen- waͤrtigen vergleicht, ſo wird jeder Botaniker geſtehen muͤſſen, daß die Natur in dieſem Jahre ungewoͤhnlich weit zuruͤcke ſey. Der weiche Winter des vorigen Jahres beguͤn⸗ ſtigte nicht nur die Kryptogamie in einem vor⸗ zuͤglichen Grade, fo daß man zu allen Zeis ten Laubmooſe in Menge mit reifen Kapſeln fand; ſondern hatte auch den guͤnſtigſten Ein⸗ fluß auf das fruͤhe und uͤppige Hervorkei⸗ men der Sexualiſten. In dieſem Fruͤhlinge ſchien die Vegetation ſich von dem langen und herben Winter indeß gar nicht erhohlen zu koͤnnen. Wohin man blickte ſah alles noch halb erſtarret aus, und manche Stellen, die ſonſt mit Vegetabilien ne waren, ſchie⸗ 30 — nen durch das herabrieſelnde Waſſer des ſchnell aufgethauten Schnees nn und von Pflanzen entbloͤßt zu ſeyn. U Unter dieſen Umſtaͤnden durfte man im gegenwaͤrtigen Fruͤhlinge auf keine große Aus: beute bey botaniſchen Excurſionen Rechnung machen. Deſſen ungeachtet unternahm ich mit meinem ſchaͤtzbarſten Freunde Herrn Floͤrke eine Wanderung nach dem Thuͤringer Walde. Er wollte ihn vor ſeinem Abgange von Jena nach Berlin gern noch einmal beſuchen, und ich wuͤnſchte dieſes Gebirge, daß ich vor ei— nigen Jahren nur flüchtig geſehen hatte, et— was naͤher kennen zu lernen, um es mit den anzuͤglichen Alpen des füdlichen Deutſch⸗ lands vergleichen zu koͤnnen. Nach einigen noͤthigen Zuruͤſtungen, ſo wie ſie zu einer etwas ausgedehnten Excur⸗ ſion erforderlich ſind, wo man nicht bloß auf Sexualiſten ſondern auch auf das ganze Feld der Kryptogamie Ruͤckſicht nimmt), machten ) Wenn man Kryptogamiſten ſammeln will, muß man nothwendig mit einer hinlaͤnglichen Anzahl Pa⸗ — —— 51 wir uns am 25. May des Nachmittags auf den Weg, und erreichten noch den Abend, wiewohl etwas ſpaͤt, Rudolſtadt. Der Tag war ganz fuͤr den Botaniker gemacht, indem uns abwechſelnd kleine Regenſchauer uͤber— fielen, die die Luft abkuͤhleten, die Vegeta— tion erfriſchten, und was uns beſonders lieb war, die Lichenen, die bey trocknem Wetter gewoͤhnlich ſo ſproͤde und zerbrechlich ſind, erweichten. 1 Unterweges, beſonders hinter Kahla nah— men wir, um doch etwas aufzunehmen, das Thlaspi perföliatum, Rumex Acetofella mit, auch Carex montana, diſtans, Phaſcum cuſpida- tum, und piliferum, welches leztere meiſt ganz unbeſchaͤdigte Haare an den Blaͤttern hatte, die ſonſt oͤfters abgefreßen ſind. Fer⸗ pierkapſeln von verſchiedener Groͤße verſehen ſeyn, um Mooße, Lichenen, Schwaͤmme ze. ꝛc. ſogleich einkapſeln und einwickeln zu konnen, weil fie ſonſt in dem Behaͤltniße, wo man ſie auf der Excurſion verwahrt, durcheinander geſchuͤttelt werden und verderben. Auch muß man Hammer und Meißel bey ſich haben, um die kleineren Li⸗ chenen von Felſen abzuſchlagen. D 2 52 — ner Encalypta lanceolata Rot), E. vulgaris, Lo- baria caefia, radioſa, muralis, Hypnum murale, ſerpens, Verrucaria oblitterata. Wir hielten uns uͤberhaupt aber nirgends auf, da uns die Gegend bekannt war, und wir eigente lich nicht viel neues zu finden hoffen durften. Ein paarmal ſtanden wir indeß ſtill, um das ſchoͤne Thal der Saale zu betrachten, das gewiß jeder mit Wohlgefallen ſehen wird, wenn ſein Auge auch an Alpengegenden ge— woͤhnt ſeyn ſollte. Tages darauf erwachten wir fruͤhe an einem der ſchoͤnſten Morgen. Die Sonne gieng heiter auf. Nur die Berge des Thü- ringer Waldes, von denen wir einige von dem Gaſthauſe aus erblickten, waren in ei— nem falben Morgenduft verhuͤllt, welches ihnen ein entfernteres Anſehen gab, wodurch auch ihre Hoͤhe in der Vorſtellung durch eine Art von Taͤuſchung gewann. Das Vorge⸗ fuͤhl von dem Vergnuͤgen Gebirge zu beſtei— gen, worauf ich ſeit meiner Abreiſe von Salz⸗ burg hatte Verzicht thun muͤſſen, belebte uns, und erweckte zugleich die Hoffnung, auch Ge— birgsſchaͤtze einſammeln zu koͤnnen, die aus ſo vielen Ruͤckſichten fuͤr den Pflanzenforſcher — 53 intereſſant find, Uuſere Verabredungen über den Weg, den wir an dieſem Tag nehmen wollten, waren bald in Richtigkeit. Wir verließen vergnuͤgt unſer Quartier und gien- gen auf das Dorf Schwarze zu, von wo wir uns nach dem felſenreichem Schwarzthale zu wenden die Abſicht hatten. Die Gegend, durch die wir wanderten, gewaͤhrte uns ihrer abwechſelnden Ausſichten wegen, angenehme Unterhaltung. Die Berge haben hier nicht mehr das kahle Anſehn, was ſie in der Naͤhe von Jena mehrentheils haben. Sie ſind nicht ſo hoch und jaͤhe, und deshalb mehr cultivirt, oder auch mit Wal dungen von verſchiedener Art bewachſen. Die Felder und Wieſen haben ein ungemein bluͤhendes Anſehen, und die Ordnung, die allenthalben hervorblickt, faͤllt ſehr angenehm ins Auge. Beſonders iſt dieſes letztere nahe bey Rudolſtadt der Fall, wo die Gegenwart des Fuͤrſten manche Verſchoͤnerung veranlaßt zu haben ſcheint, ſo wie uͤberhaupt die Reſi— denzen ſich vor den mehrſten Landſtaͤdten durch manche loͤbliche und geſchmackvolle Einrich⸗ tungen RN pflegen. 2 3 54 2— In der Naͤhe des Flußes entdeckten wir noch einige Spuren von den Verwuͤſtungen des Eisganges in dieſem Fruͤhlinge, die be— ſonders auch in Rudolſtadt betraͤchtlich gewe— ſen ſind, da das Waſſer ungewoͤhnlich hoch geſtiegen iſt, und ſehr große Eisſchollen in ſeinem Strome gefuͤhret hat. Bey Jena ſtand es am 24. Febr. 12 Fuß uͤber dem mittleren Waſſerſtande, und die Eisſchollen waren 28 Zoll dick, und zum Theil von betraͤcht— licher Laͤnge und Breite. Man darf ſich nicht wundern, wenn dadurch Baͤume und Haͤuſer beſchaͤdigt oder weggeriſſen worden. Die betriebſame Hand der Einwohner hatte indeß ſchon allenthalben die Schaͤden wieder aus— zubeſſern geſucht. Man vergißt im allgemei— nen die Verwuͤſtungen, die das Waſſer an— richtet, auch bald wieder, da das uͤberge— tretene Waſſer anderntheils die Wieſen duͤngt, ſo daß die Nachtheile durch die Vortheile im Ganzen vielfach uͤberwogen werden. Ja wenn das Waſſer nicht etwa alle 4 Jahre betrachte lich uͤbertritt, ſo faͤllt die Heuwerbung im ganzen Thal der Saale immer kaͤrglicher aus. In der rudolſtaͤdtiſchen Gegend fiel uns noch der ſtarke Hopfenbau auf. Bey Jena — | 55 baut man viel Braſſica Napus, hier find die Felder, ſo wie in Bayern mit Humulus Lu- pulus bepflanzt. Die Art den Hopfen zu pflanzen iſt indeß von der in Bayern etwas verſchieden. Man behauft ihn hier ſehr we— nig oder gar nicht und ſteckt nur kurze ſchwa— che Stangen dabey. In Bayern macht man große Haufen um jedes Wurzelneſt und rich— tet Stangen von 30 Fuß Hoͤhe dabey auf. Man ſieht uͤberhaupt, daß man in letzterm Lande viel mehr Sorgfalt auf dieſen zum Bier ſo nothwendigen Artickel wendet, und kann zum Theil ſchon daraus ſchließen, daß das Bier in Bayern als ein Gegenſtand von groͤßerer Wichtigkeit als in Thuͤringen be— trachtet wird. Daß es in Bayern durch die Bank genommen allenthalben um vielles beſſer als in Thuͤringen ſey, iſt bekannt. In dem Dorfe Schwarze verſahen wir uns mit einigen kleinen Proviantvorraͤthen, da man in dem langen Schwarzthale, wo wir den Tag uͤber zuzubringen willens wa— ren, kein Wirthshaus findet, und giengen auf die Papiermuͤhle, an der Muͤndung des Thales zu. Unterwegs erblickten wir das alte Bergſchloß Blankenburg, auf einem Berge \ \ D 4 56 — neben dem Staͤdtchen gleichen Namens. Es find nur noch einige alte Mauern und ver- fallne Thuͤrme da, die von der Bauart man⸗ cher anderer alten Bergfeſten aus den Rit⸗ terzeiten ſind. In botaniſcher Ruͤckſicht ſoll die Hoͤhe, worauf es ſteht, eben nicht merk— wuͤrdig ſeyn, wie mir mein Freund ſagte, der vor einigen Jahren da geweſen iſt. Sie beſteht groͤßtentheils aus Kalk und iſt etwas duͤrre. An der mittaͤglichen Seite hat man viel Lavandula ſpica angepflanzt, welche in dichten Buͤſchen waͤchſt, die reihenweiſe ne— ben einander ſtehn. Der Berg, der ſich gleich noͤrdlich an Schwarze erhebt, und mit Pinus abies bewachſen ift, beſteht aus Sand- felſen. Da findet man verſchiedene Verru— carien von einigen Intereſſe. Unſern Plan gemaͤß beſuchten wir ihn dieſesmal aber nicht, obgleich er ſich 1 etwas imponirend dar⸗ ſtellte. Zwischen Schwarze und der Papiermuͤhle kommt man durch ein kleines Gebuͤſch, das verſchiedene Kryptogamiſten enthaͤlt. Wir ſahen hier Polytrichum aloides, Mnium po- miforme, Hypnum tenue Schraderi, Mnium crudum, und andere gemeine Arten. An Sexualiſten, die gerade bluͤheten, zeichneten wir Stellaria Holoſtea, Anthoxanthum odora- tum, Orobus tuberofus, Saxifraga granulata, Juncus vernalis und VALID Ce an. Juncus albidus bluͤhete noch nicht. Jetzt naͤherten wir uns dem Fuß der Berge, die zu dem eigentlich ſogenannten Thuͤringer Walde ge⸗ hoͤren, immer mehr. Am mehrſten hefteten wir unſere Blicke auf das Schwarzthal, das ziemlich enge und tief eingeſchnitten iſt. Von ſeinen Felſen erblickt man aber in der Ferne faft nichts, da dieſe nicht, wie es bey hoͤ— hern Gebirgen fo gewöhnlich iſt, iſolirt auf den Bergruͤcken da ſtehen, ſondern nur auf den Seiten des Thales hervorragen. Alle Berghoͤhen die man erblickt, haben ein run⸗ des ſich ins flache ziehendes Anſehen. Die mehrſten fi ſind bewachſen, oder mit Getreide beſaͤet. Kahle Bergſeiten giebt es nicht viele. Nur hier und da am Schwarzthale beſtehn einige Stellen ganz aus loſem Steingeroͤlle. Die Papiermuͤhle hat eine angenehme Lage am Ausgange des Thales neben dem rauſchen⸗ den kryſtallklaren Waſſer. Eine kleine Laube unter einem Baume gewaͤhrt einen lieblichen Sitz, und ein Fremder findet die Bewohner D 5 58 — der Papiermuͤhle gewiß beneidenswerth. Wir legten hier einige Sachen ab, da wir zuerſt die an der ſuͤdoͤſtlichen Seite des Flußes ge— legenen Berge zu beſteigen, und dann nach der entgegengeſetzten Seite zu gehen wuͤnſch⸗ ten, auf welchem Wege wir doch wieder nach der Muͤhle mußten, um den Fluß zu paßiren, uͤber dem weiter hinauf im Fo fein Steg ift. Die Höhe der Berge am Schwarzthale be- trägt vielleicht nicht viel über 1200 Fuß und fie beſtehen faſt ohne Ausnahme aus Horn⸗ ſteinſchiefer. Ohne mich hier bey jeder ein- zelnen Stelle, die wir unterſuchten, gufzu⸗ halten, will ich lieber einige von den Vege— tabilien nennen, die man ziemlich haͤufig fin⸗ den kann, und zwar an beyden Seiten des Flußes, wie mich mein Freund verſicherte, der die Hoͤhen auf der nordweſtlichen, die ich nicht beſtieg, einigemale unterſucht hat. Unten, wo es etwas ſchattig und feucht iſt, waͤchſt Onoclea ſtruthiopteris, mehrere gemeine Polytricha, als commune, juniperifo- lium, aloides, Polypodium dryoptéris in Men- ge, Bryum undulatum, ſcoparium etc. An — [4 Felſen findet man Lichen miniatus, Dianthus arenarius, letzterer bluͤhete noch nicht, Colle- ma veſpertilio, Pſora pezizoides, Racodium rupeſtre Perſoon, verſchiedene Jungermannien z. B. Jungermannia aſplenioides, complanata etc. Höher hinauf findet man haufig Mefpi- lus Amelanchier, welcher den erſten Anblicke nach etwas verſchieden von den Salzburgi— ſchen zu ſeyn ſcheint, da er hier nicht ſo groß als im ſuͤdlichen Deutſchlande wird. Bey ge— nauerer Vergleichung entdeckt man indeß keine bedeutenden Abweichungen. Die Blumen— blaͤtter ſind ein geringes ſchmaͤler. Umriß und Bekleidung der Blaͤtter ſind bey beyden voͤllig gleich, wobey es zu bemerken iſt, daß der linneiſche Ausdruck: Folia ſubtus hirſuta nicht paßt, indem die Blätter auf der Unter- ſeite nur mit einer weichen Wolle uͤberzogen ſind, die im Alter abfaͤllt. — Auch waͤchſt hier Cytiſus nigricans, Aira montana (die Ab» art von Aira flexuoſa,) Poa trivialis, compreſſa, nemoralis, Melica nutans und andere gemeine Graßarten, Aſplenium ſeptentrionale, Tri- chomanes, Ruta muraria, alle 3 wie bekannt auf Felſen, Cardamine hirſutä. Die hoͤher liegenden Felſen liefern vorzuͤglich folgende Cryptogamiſten in Menge: Verrucaria atra, 50 — glaucoma, geographia, ſulphurea, Gymno- ſtomum Hedwigia, Bryum pulvinatum, Lo- baria ſaxatilis, Verrucaria badia, Oederi, Lo- baria ſtygia, letztre iſt indeß ein, wenig ab⸗ weichend von den Harz⸗ und Fichtelbergi⸗ ſchen Exemplaren, die ich von meinem Freun⸗ de Floͤrke beſitze. Die kleinen Lappen beu⸗ gen ſich nicht ſo deutlich um, und haben nicht den Glanz, den man an den vorhin ge— nannten bemerkt. Die Exemplare am Schwarz— thal ſind gleichſam Mittelgeſchoͤpfe zwiſchen ſtygia, und fahlunenfis. Cladonia gracilis, un- cialis, Papillaria, wo die Felſen mit etwas Erde bedeckt find, auch macilenta, coccinea, und eine große Varietaͤt von uncialis. Fer⸗ ner Cladonia rangiferina beſonders haufig, ran- giformis, furcata, criftata, radiata, hybrida, Pfora microphylla, Bryum virens, glaucum, caneſcens, lanuginoſum, Pfora lactea, wenn dieß nicht vielmehr eine Varietaͤt von Verru- caria faginea auf Stein if. Mnium andro- gynum, hygrometricum, crudum, Hypnum compreſſum, parietinum, proliferum, abieti- num, purum, fquarrofum, triquetrum und cu- preſſiſorme. Die Holzarten, die am Schwarzthale — 61 am haͤufigſten vorkommen find Pinus Abies und picea, Betula alba. U Zwiſchen dieſen findet ſich viel Geſtruͤppe von Vaccinium Myrtillus und Vitiſidaea. Es wird jetzt am Schwarzthale aber viel Holz geſchlagen und auf dem Fluße weggefloͤßt. Wir ſahen große Reviere, die abgetrieben waren, und wo das gefaͤllte Holz in Klaf— tern ſtand. Von der verwuͤſtenden Tannen— raupe (Phalaena Monacha Linn.) fielen uns hier keine Spuren auf. Als wir von dem Berge am rechten oder ſuͤdoͤſtlichen Ufer des Flußes nach der Wapier- muͤhle zuruͤkkamen, fanden wir da Geſell— ſchaft aus Rudolſtadt vor. Wir wurden mit vieler Freundlichkeit aufgenommen, und be— wirthet, verplauderten bey den guten Leu— ten eine oder ein paar Stunden, wie man ſich ſo leicht vergißt, wenn es einem an ei⸗ nem Orte gefaͤllt, giengen dann uͤber den Fluß, und auf Schwarzburg zu. Der Weg lauft immer laͤngs dem linken Ufer fort und iſt groͤßtentheils im beſten Zuſtande, indem er erſt ſeit einem Jahre betraͤchtlich ausge: beſſert iſt. Man hat viele Felſen wegge— 62 ; — ſprengt, die ihn beengten, und ihn an der Waſſerſeite geſichert. R Das Thal iſt für N der noch keine Ge⸗ birgsgegenden geſehen hat, ſehr anzuͤglich und mancher wird die jaͤh aufgethuͤrmten Felſenmaßen zum Theil etwas grauſend fin⸗ den, die beſonders auf einigen Stellen den Herabſturz drohen, und theilweiſe auch ſeit kurzen herabgeſtuͤrzt ſind, wie dieſes! mehrere unten liegende Truͤmmer beweiſen. Im Gan⸗ zen gehoͤrt das Schwarzthal aber nur zu den kleineren Gebirgsparthien. Der Fluß rauſcht zwar auf einem Felſenbeete und zum Theil zwiſchen Schieferbloͤcken dahin; ſein Getoͤſe iſt aber nirgends betaͤubend und ſeine Waſſer— maße wird nirgends in Schaum aufgeloͤßt. Das Thal verenget ſich hier und da zwar merklicher und ſeine Felſenmaßen ſind von Jahrtauſenden vom ſtroͤmenden Waſſer durch— ſchnitten. Aber nirgends verdunkelt es ſich, auch hangen die Felſen nirgends uͤber dem rauſchenden Waſſer. Wie ſtark wirken da⸗ gegen Aublicke, wie die am Paſſe Lueg im Salzburgiſchen, und anderwaͤrts auf den Wan⸗ derer, wo man von ſchroffen Felſenwaͤnden, die ſich bis zu den Wolken erheben, einge⸗ Mi — a 63 ſchloſſen iſt, und tief unter ſich den weiß ſchaͤumenden Fluß toben hoͤrt. Waͤhrend wir in dem Thale fortgiengen, merkten wir noch mancherley Vegetabilien an, die nicht ganz zu den gemeinen gehoͤrten, als: Bryum apocarpum, Gymnoftomum Hed- wigia in beſten Zuſtande und großer Menge, Orthotrichum anomalum, Mnium Pohlia, nu- tans, Hypnum dendroides, ſciuroides, albi- cans, Jungermannia dilatata Hoffmanni, Cla- donia racemoſa, gracilis, Usnea flaccida Hoff- manni, Lobaria centrifuga. Lichen miniatus, der hier ſehr ſchoͤn, und in Menge wohnte, Collema veſpertilionis. | Im ganzen genommen fanden wir aber herzlich wenig, was uns haͤtte befriedigen koͤnnen, wovon die Urſachen vielleicht dem, herben Winter zuzuſchreiben ſind, und wir fiengen an von der Ausbeute unſerer Reiſe uns nicht die beſten Erwartungen zu machen. Von Sexualiſten bluͤhete aͤuſſerſt wenig und die Cryptogamiſten ſchienen zum Theil ver— ſchwunden, zum Theil ganz verkuͤmmert zu ſeyn, obgleich das Schwarzthal ſonſt in die⸗ fer. Ruͤckſicht eine ziemlich reichhaltige Ge— 64 We gend ſeyn mußte. — Eine kleine Freude hatten wir indeß an einigen Opegraphen, die an der weißen Rinde der Pinus picea wuchſen, und von denen eine, die dazu ſehr gut ins Auge faͤllt, nach Perſoons Urtheil, noch ganz neu, das heißt, unbeſchrieben iſt. »- Sie hat Aehnlichkeit mit der pulverulenta und Perſoon gab ihr einſtweilen den Namen Opegrapha vulgaris. Am haͤufigſten kommt hier auſſer dieſer die Opegrapha rufeſcens, und TLychnoides vor. Auch findet man an eben den Baͤumen die huͤbſche Verrucaria albella und limitata, die der weißen Rinde wegen ein ſauberes Anſehen haben. So wie man ſich Schwarzburg naͤhert, er— weitert ſich das Thal ein wenig, und man trifft wieder etwas Ackerwerk an, was man einige Stunden hindurch nicht ſahe, weil das Thal zu enge, und die Bergſeiten zu rauh und jaͤhe waren. Noch etwas weiter wird man endlich durch den Anblick des Schloſſes uͤber⸗ raſcht, das zwar alt, rißig, und zum Theil verfallen iſt, gleichwohl zwiſchen den felſigen und waldigen Bergen aber ſehr romantiſch ins Auge faͤllt. Der Fuͤrſt von Rudolſtadt haͤlt ſich hier zuweilen im Sommer auf, und man — — 65 muß ſagen, daß die anzuͤgliche Gegend dieſe Aufzeichnung verdient. Das Schloß ſelbſt liegt auf einem Felſen, um den ſich die Schwarze windet. Am Fuße des Felſen liegt auf der einen Seite das Dorf Schwarzburg, auf der andern iſt eine Wieſe, die ſich laͤngs der Schwarze aufwaͤrts zieht, und die Ausſicht ſehr verſchoͤnert. Zur Rechten ſtehen hohe Baͤume hinter denen ſich die Berge erheben. Zur Linken ſteigt ein lieblicher Huͤgel mit Laub und Nadelholz bewachſen auf, der eine ſehr mahleriſche Lage hat. Ueber dieſen Huͤ⸗ gel ragen die hinterwaͤrts gelegenen hoͤheren Berge hervor. Der Standpunct, wo man die Schoͤnheiten von Schwarzburg am beſten uͤberſehen kann, iſt in dem Tanzſaale neben dem Wirthshauſe. Von hier erblikt man das Schloß und den anzüglichen Theil des Thales. Schade, daß neben dem Schloſſe auch ein Ge⸗ baude liegt, deſſen Nähe ſich nicht ganz zu eis nem angenehmen Sommeraufenthalte ſchickt, ich meyne das Zuchthaus. Zwar iſt die Lage, der natürlichen Befeſtigung wegen, dazu paſ⸗ ſend; die Idee des Zuchthauſes bey einem Schloſſe hat, wenigſtens nach meinem Gefühle, aber etwas unangenehmes. E 66 — Am 2rten machten wir eine Excurſion nach dem Trippſtein. Dieſes iſt ein kleines Haͤuschen auf der Spitze eines hochliegenden Felſen, wo man eine ſehr ſchoͤne Ausſicht nach Schwarzburg und einem Theile des Tha-⸗ les hat. Man kann zwar auf einem ziemlich kurzen Wege nach dem Trippſtein kommen, wenn man die jaͤhe Seite des Berges, von der Schwarze an, erklimmt. Dieſe iſt aber eines Theils etwas beſchwerlich zu erſteigen, da ſie ganz aus loſem Geroͤlle beſteht, andern Theils auch ſehr unfruchtbar fuͤr unſern Zweck. Wir waͤhlten deshalb den Fuhrweg, der zwar einen groſſen Umweg nimmt, den Botaniker dafuͤr aber auf der anderen Seite wieder ent⸗ ſchaͤdigt. Seltene Sachen fanden wir in den Waldungen, die wir hier zu unterſuchen Ge— legenheit hatten, zwar nicht; uͤbrigens aber doch manches, was wir im Schwarzthale noch nicht geſehen hatten. Wir bemerkten noch in dem Hohlwege nach Trippſtein nahe bey Schwarzburg Buxbaumia aphylla, Con- vallaria bifolia, Aira montana, Hieracium murorum, Peltigera venoſa, canina, hori- zontalis, Hypnum abietinum, proliferum, parietinum, Jungermannia afplenioides major et minor, - Die Felſen des Trippſteins zeichnen ſich durch den Beſitz einer Umbilicaria, nemlich der polyphylla aus, welche indeß auch an» derwaͤrts zuweilen noch ziemlich niedrig vor— kommt. Die uͤbrigen Kryptogamiſchen Bewoh— ner des Trippſteins ſind ungefaͤhr dieſelben, die anderwaͤrts am Schwarzthale gefunden werden, als; Orthotrichum criſpum, Polypo— dium Phegopteris, Hypnum complanatum, ru- goſum, cupreſſiſorme, Usnea flaceida Hoff: florida, Cladonia ſpinoſa, fuſca, Papillaria, Ste- reocaulon Corallina, Verrucaria badia, Oederi, ſulphurea, geographica, punctata, albella. Li- chen microphyllus Schrader, Lichen fungifor- mis Weber, Baeomices roſeus. Auch kam hier der Agaricus Aſerculorum Schrader vor. Auf den von Walde entblößten Stellen in der Nähe des Trippſteins ſtanden Poly trichum commune, juniperifolium und pilife- rum in unbeſchreiblicher Menge. Anderwaͤrts giebt es wieder viele Cladonien, als uncialis, uncinata, rangiferina, racemoſa, furcata etc. die ganze Raſen bilden. Stellweiſe wuchert das Bryum purpureum in dieſer Gegend. An Sexualiſten iſt es hier freylich etwas arm. Am haͤufigſten fanden wir Carex mu- | E 2 68 10 —— ricata, montana, caeſpitoſa, pilulifera, re- curva Goodenough oder flacca Hoffmanni, acuta und zwar die kleine Varietaͤt, die Roth nigra nennt, diſtans, Juncus vernalis, cam- peſtris, albidus, Arenaria ſerpillifolia Sam- bucus racemoſa, Nardus ſtricta, Trollius eu- ropaeus, Stellaria Holoſtea. Die Gegend um Schwarzburg iſt überhaupt aber nicht reich— haltig an Sexualiſten, weil ſie zu waldig iſt. Auch hat ſie keine ſeltene Pflanzen. Was man etwa dahin rechnen möchte wäre vielleicht ae thuſa Meum, Teucrium Scorodonia, Digitalis purpurea, Circaea alpina, die hier herum ge— funden werden, jetzt aber noch nicht bluͤheten. Nach unſerm Plane wollten wir von Schwarzburg nach dem Schneekopf hinter Ilmenau, um eine von den beyden groͤßten Hoͤhen des Thuͤringer Waldes zu beſteigen. Wir brachen daher den 28ten auf und gien⸗ gen über Koͤnigsſee und Langenwieſe nach Il— menau. Eine halbe Stunde von Schwarzes burg beſahen wir einen Alabaſterbruch, wo weiſſer, und bandfoͤrmig weiß und roth ge— ſtreifter Alabaſter bricht, den die Zuͤchtlinge in Schwarzburg zu allerley Platten und der- gleichen verarbeiten muͤſſen. . — — In der Gegend des Alabaſterbruches kommt man ganz aus dem Walde heraus. Das Land iſt frey, und mit Dörfern bedeckt. Der Ho— rizont iſt ziemlich gleichfoͤrmig, ohne die jaͤhen Felſenhaͤupter, die man in Bayern und in den oͤſtreichiſchen Staaten ſo haͤufig am Horizonte emporſteigen ſieht. Etwas zeichnet ſich indeß eine allmaͤhlich ſich erhebende ausgedehnte Hoͤhe aus, die man die Kaiſerskuppe nennt, weil die kaiſerlichen Truppen hier im 30jäh- rigen Kriege beynahe ein Jahr verſchanzt geſtanden haben. Auch den Singerberg, den Kuͤckelhahn, den Burzelberg bemerkt man vor andern. Der Weg, den wir zu nehmen hatten, führte uns mehrentheils durch Aecker und an- dere angebaute Gegenden, wo wir wenig be— merkenswerthes anzeichnen konnten. In ei⸗ nem etwas ſumpfigem Gehoͤlze nahmen wir die Viola paluſtris auf, und weiterhin in eini- gen Pfuͤtzen fanden wir die Chara flexilis, Cal- litriche intermedia, Mnium paluſtre, Hypnum uncinatum, und am etwas ſandigen Rande eines nahen Teiches das Phaſcum ſubulatum. In Ilmenau giengen wir am Abend nach E 3 a. — dem fogenannten neuen Haufe, eine Viertel— finde vor der Stadt, wo wir verſchiedene Herren, und auch den Herrn Bergrath Voigt, den wir ſuchten, anzutreffen das Vergnuͤgen hatten. Hier finden ſich die Ilmenauer oͤf— ters gegen Abend ein, um ſich geſellig zu unterhalten. Am andern Morgen giengen wir nach er— haltener Einladung nach dem Herrn Berg— rath, um ſeine zahlreiche Sammlung von Mineralien zu ſehen. Sie iſt nach den kar⸗ ſtenſchen Tabellen geordnet, und es fehlen ihm in allem nur 8 Species, um dieſe voll⸗ ſtaͤndig zu beſitzen. Er hat ſehr ausgezeich— nete Stuͤcke; beſonders vollſtaͤndig findet man die Producte der Thuͤringiſchen Gegend bey ihm, wie man dieſes ſchon ohnehin vermuthen darf. Als Botaniker achteten wir auch auf die kleinen Pflanzen, die hier und da noch an manchen Steinen befindlich waren. An einem Stuͤck verhaͤrteten Talg mit Granaten aus dem ſalzburgiſchen Zillerthale waren noch Ueberbleibſel von der Andraea petrophyla. An einem anderen Stuͤcke eben daher ſaß Verrucaria geographica, und an einem Stuͤcke Stein von Ufer des Delawar Fluſſes aus — 71 Penſylvanien das Orthotrichum anomalum. Kapſeln hatte es aber nicht. 8 Unſerm Plane, den Schneekopf zu beſu— chen, waren wir aber ſchon vor unſerer An⸗ kunft in Ilmenau ungetreu geworden. Wir fanden die Pflanzenloſigkeit allenthalben wirk⸗ lich noch groͤſſer, als wir ſie vermuthet hat⸗ ten, und zwar zu groß, als daß wir auf dem Schneekopfe eine Belohnung fuͤr unſere Muͤhe einzuerndten hoffen durften , da dieſer, wie wir wuſten, ganz mit Vaceinjium und Spha- gnum uͤberzogen iſt, wo keine dichteren Wal⸗ dungen ſind. Wir hatten daher den Entſchluß gefaßt nach Gotha zu gehen, und den Herrn Rath Bridel zu beſuchen. Auf dem Wege da⸗ hin wurden wir auſſer dem Herrn Bergrath Voigt noch von dem Herrn Doctor Schlegel begleitet, welche die Guͤte hatten uns erſt nach der Porzellan⸗Fabrike und dann nach dem al⸗ ten Ritterſchloſſe Elgersberg zu fuͤhren, das noch jezt von der von Witzlebenſchen Familie bewohnt wird, deren Wappen mit der Jahr⸗ zahl 1088. an der einen Seite eingemauert iſt. Wir fanden hier noch manches, was an jene Zeiten des Fauſtrechts und an die ſo oft beſchriebenen Eigenheiten des Ritterweſens E 4 72 — erinnerte, wohin ich unter andern auch einen Saal rechne, der ganz mit Gemaͤhlden der Fa— milie und einiger Fuͤrſtlichen Perſonen behan— gen war. Intereſſanter für uns waren in- deß die jetzigen Bewohner, da ſie mit den, den alten Rittern geruͤhmten Tugenden, auch den aufgeklaͤrten gebildeten Geiſt unſerer Ta— ge verbinden ). Unſer Weg führte uns jetzt immer neben dem eigentlichen Thuͤringer Walde hin, bis auf eine Hoͤhe, von wo wir mit einem Male eine weite Ausſicht nach dem ganzen noͤrdli⸗ chen und oft weſtnoͤrdlichen Horizonte haften. Von hier ſahen wir das huͤbſche Gotha mit der Sternwarte auf dem Seeberge dabey, in einer Entfernung von etwa 6 Stunden. Wenn das Wetter ganz heiter geweſen waͤre, haͤtten wir gewiß auch Langenſalza und Muͤhlhauſen ſehen koͤnnen, da dieſe Oerter nicht hinter Anhoͤhen verſteckt liegen, fo wie Erfurt und Weimar, von denen wir daher auch nichts ge, wahr wurden. Ja man muß bey ganz heite⸗ rer Luft uͤber Thuͤringen hinweg den ganzen ) Herr von Witzleben iſt Major in Koͤnigl. Preuſ⸗ ſiſchen Dienſten. — 73 Harz erblicken, da man dieſen ſogar von meh» reren Stellen in der Ebene bey Erfurt und Weimar und anderwaͤrts in aͤhnlicher Entfer⸗ nung ſieht. Unſer Beſuch beym Herrn Rath Bridel war leider von kurzer Dauer, da er gleich nach Hofe gerufen wurde, ſo wie wir ihn auch ſchon Tages zuvor verfehlt hatten. Er zeigte uns unter andern die Zeichnungen zu den Kupferſtichen, die in Tom. II. pars II. ſeiner Mufeologia vorkommen werden. Dieſer Theil wird etwa Oſtern 1800 erſcheinen, und die Hypna enthalten. Dann folgt noch ein Theil mit den übrigen Mooſen und einer Menge von Nachtraͤgen, wozu ſchon jetzt mancher vorraͤthig liegt. Der Herr Rath Bridel hat in feinen Herbarium beſonders viele Schweizeriſche Pflanzen. Die Mooſe, von denen er eine betraͤchtliche Anzahl zuſammen gebracht hat, bewahret er uneingekapſelt in Bogen von weiſ⸗ ſen Papier auf. Den Herrn Hofrath Grimm, den Ver⸗ faſſer der Eiſenachſchen Flora verfehlten wir, da er nicht zu Hauſe war. Er ſoll eine ſehr E 5 | 74 22 zahlreiche Sammlung von Monadelphiſten in ſeinem Garten ziehen. Den Herrn Doctor Bieber, der die Giftpflanzen herausgiebt, beſuchten wir auch. Bis jetzt hat er etwas über 100 Exemplare abgeſezt, und man muͤſte wuͤnſchen, daß ſein Werk beſonders in viele ſolche Haͤnde kaͤme, die auf keinen andern Wege eine genaue Kenntniß der ſchaͤdlichen Pflanzen erlangen koͤnnen. Schade indeß, daß die Pflanzen ſo ſchlecht aufgelegt ſind, und daher zum Theil etwas unkenntlich werden. Abends ſezten wir unſere Reiſe nach Er⸗ furt fort. Wir wollten da den Herrn Do- ctor Naumburg beſuchen, allein die trau- rige Nachricht von ſeinem Tode beraubte uns des Vergnuͤgens. Die Wiſſenſchaft verlohr an dieſem vortreflichen Gelehrten ſehr viel. Seine Stelle wurde an den wuͤrdigen Herrn Doctor Bernhardi uͤbertragen, von wel— chen wir in der Botanik manche Verbeſſerung und genauere Beſtimmung zu hoffen haben. Nachdem wir die beyden botaniſchen Gaͤrten be ſucht hatten, giengen wir uͤber Weimar nach Jena zuruͤck, wo wir den aten Juni eintraffen. ' III. Ein kleiner Beitrag zur baierſchen Flora aus der Gegend von Roſenheim; vom Herrn Spital-Beneficiaten Jo⸗ ſeph Schmidt zu Roſenheim. D ie baierſche Flora vom Herrn Prof. Schrank befindet ſich ohnſtreitig in den Händen aller deutſchen Botaniker, und fie iſt fuͤr den baierſchen Kraͤuterforſcher um ſo unentbehrlicher, da ſie die Pflanzen ſeines Landes abhandelt, und wir außer dieſem Buche faſt gar kein Week über Baierns Pflan⸗ zen beſitzen. Eine wahre und oͤftere Klage iſt freilich dieſe; daß die Flora noch zu un⸗ vollſtaͤndig ſeye, und ſehr viele Pflanzen darinn nicht angefuͤhrt ſind. Ueber dieſen Umſtand hat ſich Herr Schrank ſelbſt in der Vorrede erklaͤrt, daß kein Buch dieſer Art gleich an- fangs vollſtaͤndig ſeyn koͤnne, und daß es ſolches erſt durch Nachtraͤge werden muͤſſe. * x 76 — Es ſind ſeit der Herausgabe des genann⸗ ten Werks in manchen Gegenden Baierns von fleißigen Botanifern viele neue Pflanzen ent- deckt worden, die, wenn fie aus den zerſtreu⸗ ten Werken worinnen ſie angezeigt find, ge- ſammelt und beſchrieben wuͤrden, einen drit— ten Band dieſer Flora liefern koͤnnten. Moͤchte doch Herr Prof. Schrank ') oder irgend ein anderer ) baierſcher Botaniſt dieſe Muͤhe auf ſich nehmen und uns bald mit einem drit⸗ 0 *) Herr Prof. Schrank iſt vor einiger Zeit von In⸗ golſtadt nach München berufen, um daſelbſt eine andere Stelle zu bekleiden, und nun wird er ohn⸗ ſtreitig keine Zeit mehr auf die Vollſtaͤndigma⸗ chung feiner balerſchen Flora wenden konnen. H. * ͤ Schon feit ein paar Jahren habe ich mich mit dem Herrn Prof. Duval vereiniget um den gten Band einer baierſchen Flora zu liefern, wozu ſchon viele Materialien geſammelt ſind. Nur meine Reiſen die ich ſeit ein paar Sommer in auswaͤrtige Gegenden machte, verhindern es jetzo bald zu thun. Sobald die obgedachten Reiſen vollendet find, werde ich auch die baierſchen Ge⸗ birge bereiſen, und ſonach hoffe ich ſollen Baierns Pflanzen nach und nach vollſtaͤndig verzeichnet werden. H. | — 77 ten Bande der baierſchen Flora erfreuen. Zu dieſer Abſicht habe ich auch jene, zwar nur wenige neue Pflanzen die ich in der Gegend um Roſenheim gefunden habe, der Bekaunt— machung wuͤrdig gehalten, wozu mir dieſes botan. Taſchenbuch, worinnen ſchon mehrere Nachtraͤge vorkommen, am ſchicklichſten ſchien. Hier folgen ſie alſo nach Ordnung der Linnei⸗ ſchen Claſſen. Zweite Claſſe. Gratiola ofieinalis. Baierſche Sir 8 392. Da dieſe Pflanze nach der heine Verſicherung des Herrn Hoppe bei Abach gar nicht mehr vorhanden iſt; ſo wird es nicht uͤberfluͤßig ſeyn, hier anzuzeigen, daß ſolche auf feuchten Stellen bei Roſenheim ſehr haͤu⸗ fig waͤchſt. Sollten daher einige Apotheker oder Aerzte in Baiern dieſe Pflanze in fri- ſchen oder getrocknetem Zuſtande benoͤthiget ſeyn; ſo erbiete ich mich gerne ihnen ſolche zu verſchaffen. Pinguicula faveſcens Flörke. Da nach neuern Beobachtungen die Pin- guicula alpina unſrer Gebirge nicht die b. al- 73 — — pina Linn. ſondern die vorſtehende iſt, ſo muß die anſtaͤtt jener aufgeführt werden. Sie kommt in den hieſigen benachbarten Ge— birgen vor. Dritte Claſſe. Schoenus Mariſcus. Großes Knopfgras. Der Halm rund, die Blätter am Rande und auf der Ruͤckenſeite ſtachlicht. Wohnort: Herr Hoppe hat dieſe ſchoͤne und ſeltene Grasart zuerſt in Baiern bei Rei— chenhall gefunden und ſolche in dem botam, Taſchenbuche 1799. S. 99. als Nachtrag zur baierſchen Flora angegeben. Im letztern Sommer fand ſie Hr. Hoppe auch an Weihern zwiſchen Chiemſee und Roſenheim, in dieſer Ruͤckſicht, hat ſolche auch hier ihren Platz. Bluͤhezeit: Julius. Anmerkung. Die Pflanze hat nur 2 Staubfaͤden, wie man an der friſchen ſowohl, als an der trock— nen Pflanze mit bloßen Augen ſehen kann. Sie erreicht eine anſehnliche Hoͤhe, und kann. — m daher eben fo wie die Nohrarten in der Oeko— nomie angewandt werden. 7 Leerfia Oryzoides. Reisartige Leerſie. Die Rispe weitſchweifig, die Aerchen of— fen, dreimaͤnnig, die Blumenſpelzen gefranzt. Wohnort: bey Felokirchen in einem G am Fußſteige nach Kloſter Roth. Bluͤhezeit: September, October. Am 10. Sept. dieſes Jahrs bluͤhete dieſe Pflanze noch nicht, vermuthlich ruͤhrt dieſes von dem heuer erfolgten ſpaͤten Fruͤhjahre, und dem frühen Herbſte her ). Fuͤnfte Claſſe. uni ach Alpen-Vergißmein⸗ nicht | \ *) Ich habe dieſes Jahr in der Gegend um Regeus⸗ burg das naͤmliche bemerkt. Ueberhaupt kommt die Pflanze ſpaͤth zur Blüche, und entwickelt ſich ſehr ſelten ganz vollkommen, vielmehr bleibt die Rispe oft in der Scheide ſtecken, und vielleicht wurde fie auch deswegen von Wiggers mit dem Namen Ehrhartia clandeſtina belegt. 9. J 80 | 7 Der Stengel faſt einfach ſteifborſtig; die Blaͤtter rauchhaar ig, gleichbreit⸗lanzetfoͤr⸗ mig, die Wurzelblaͤtter elliptiſch, lang a Die Saamen glatt. Wohnort: auf den Hohenaſchauer Ge⸗ birgen. Bluͤhezeit: Julius. Anmerkung. Dieſe Art befindet ſich ſchon in der baier⸗ ſchen Flora, aber nur als Abart von Myo- ſotis perennis. Da ſie aber nach neuern Bo⸗ tanikern z. B. vom Hrn. Schmidt in Prag, und vom Hrn. Hoppe als eigene Art erkannt worden, ſo habe ich ſie als ſolche hier an⸗ gefuͤhrt. Rhamnus pumilus. Niedriger Wegdorn. Kriechend, ſtachellos, die Blumen in Zwit⸗ tern, die Blaͤtter ſaͤgeartig. Wohnort: Am 6. May 1798 traf ich ihn auf einem Felſenſtuͤcke auf dem Birken⸗ ſtein an. Am 16. May 1799 habe ich ihn noch häufiger auf den Felſen des Schloßber⸗ ges zu Hohenaſchau gefunden. Etwas meh⸗ “ * — 81 reres von ihm findet man im botan. Taſchen⸗ buche 1799. S. 194. Chenopodium urbicum. Stadt-Gaͤnſefuß. Die Blaͤtter dreywinklicht, faſt gezaͤhnt, die Aeſte dicht, grade aufſtehend, ſehr lang und dem Stengel genaͤhert. Wohnort: Auf dem Schloßberge an ei- nem Stadl des Wirths, und zu Pfaffenhofen am Inn nicht weit von der Feldkapelle am Wege nach Mariaberg und Kloſter Roth. Bluͤhezeit: Julius, Auguſt. Sechſte Claſſe. Juncus maximus. Die groͤſte Binſen. Die Blaͤtter flach, haarig, die Rispe am Ende ſehr aͤſtig, die Bluͤthen buͤſchelfoͤrmig. Wohnort. Auf der Hochrieß bey Ho— henaſchau, an der ſogenannten Wand. Bluͤhezeit: Jun. Julius. Anmerkung. Die Pflanze kommt wohl in Hrn. Schranks Flora, aber uur als Abart, unter dem Na⸗ 82 ven men Juncus falcicularis vor. Den oben ange- führten Namen hat fie ſchon lange vom Hrn. Reichard erhalten, auch fuͤhrt fie dieſen Na⸗ men in den deutſchen Floren von Hoffmann und Roth. Herr Abt v. Wulfen hat ſie un⸗ ter den Namen Juncus latifolius bekannt ge⸗ macht, wie aus Hoppens Herbario vivo Pl. alp. zu erſehen. Daß dieſe Pflanze eine ſelbſt⸗ ſtaͤndige Art ausmache, daran iſt gar nicht su zweifeln. Juncus vernalis. Fruͤhlings Binſen. Die Blaͤtter flach, harig, die Bluͤthen— ſtiele einfach, die unterſten zuruͤckgeſchlagen. Wohnort: In den benachbarten Wal— dungen und andern ſchattigen Orten. Bluͤhezeit: April, May. Anmerkung. Auch von dieſer Art gilt das was bey der vorigen angefuͤhrt iſt: ſie wurde bisher fuͤr Abart von J. piloſus angeſehen, muß aber als eigene Art aufgefuͤhrt werden. Die Blaͤt⸗ ter ähneln der vorigen Art, find aber we— der fo breit noch fo haarig, und die Bluͤthen⸗ aͤſte find nicht fo zuſammengeſezt. Die Pflanze een 2 . 83 kommt auch fruͤher zum Voeſchein und waͤchſt lieber in den Ebenen, Jene Rn 770 in Hehnen vor. Juncus W Weißlichte Binſen. Die Blaͤtter flach, haarig, etwas ſpitzig, der Straus kuͤrzer als das Stutzblatt, die Bluͤ | thenſtiele meiſtens dreybluͤthig. Wohnort: Auf dem Schloßberge bei Roſenheim in der Gegend des Schinder⸗ grabens. Bluͤhezeit: Junius, Julius. Anmerkung. Dieſe Pflanze kommt in der Baierſchen Flora unter dem Namen Juncus niveus Linn. vor, welches aber eine ganz andere Pflanze iſt, die kaum in Baiern waͤchſt, und die vom Hrn. Hoppe in feinem Herbar. viv. pl. alp. vor⸗ koͤmmt, welcher ſie bisher nur allein in Tyrol gefunden hat. Achte Claſſe. Fpilobium vosmarinifolium. Rosmarin⸗ blaͤttericher Weidrich. F 2 —— 84 N g Die Bluͤthen ungleich, die Staubfaͤden und das Piſtill zuruͤckegebogen; die Blätter aufrecht, zerſtreut, ſchmal-linienfoͤrmig, mit einer ſchwielichten Spitze. Wohnort: im Uferſand des Simsba⸗ ei zwiſchen der Monauer Mühle und dem nn. i Bluͤhezeit : Auguſt. Anmerkung. Nach der Aeußerung des Freyherrn von Senus ſind diejenigen Exemplare welche er in Tyrol ſammelte mit den meinigen nicht ganz uͤbereinſtimmend. Die Blaͤtter an den Tyroler Pflanzen ſollen noch ſchmaͤler ſeyn, und der Stengel derſelben eine Hoͤhe von 2 — 3 Fuß erreichen. So hoch waͤchſt die hieſige Pflanze nie. Vielleicht iſt das Tyros ler Epilobium das E. anguſtiſſimum Aiton. Hort. kew. 2. p. 5. 2) *) Das Epilobium rösmarinifolium Haenke und E. anguſtiſſimum Aiton. find völlig einerlei Ge; waͤchſe. Auch find die Tyroler und baierfchen Pflanzen nicht ſpecie verſchieden. Die Tyroler Pflanze waͤchſt in der Aue an der Iſel bey Lienz ER 85 Ericatetralix. Vierreihiges Heidekraut. Die Staubbeutel gegrannet, die Blume eyfoͤrmig, der Griffel eingeſchloſſen, die Blaͤt— ter vierreihig gefranzt, die Bluͤthen Kopf⸗ foͤrmig. — Wohnort: Auf dem Moos (Moor) bei Tann in Geſellſchaft des Pinus Pumilio und Vaccinium uliginoſum. Bluͤhezeit: Auguſt, October. Anmerkung. Das Daſeyn dieſer noͤrdlichen Pflanze in im Puſterthale; aber die Ufer des Fluſſes ſind mit Vollwerken dergeſtalt verwahrt, daß daſelbſt keine Ueberſchwemmung ſtatt finden kann, was bei den baierſchen Pflanzen oͤfters geſchiehet — und hierauf beruhet allein die zufaͤllige Verſchie⸗ denheit. Aus der obigen Urſache iſt auch die Iſelaue gegenwaͤrtig ſehr leer an Alpenpflanzen, die ehemals dort fo haufig vorhanden waren, daß P. Mayer dieſe Aue nur ſeinen botan. Garten nannte und ſelbſt die Wulfenia catinthiaca in dieſer Aue zuerſt entdeckt hat. Vergl. botan. DTaſchenbuch 1799. S. 119 und Reiners und Ho⸗ henwarths bot, Reiſe. 5 23, Anm. d. H. 3 86 — unſern ſuͤdlichen Gegenden iſt allerdings be- merkenswerth; ſo wie auch der Umſtand, daß die Pflanze hier im Herbſte, in den noͤrdli⸗ chen Gegenden aber im Fruͤhjahre bluͤhet, wie mich lezteres Herr Hoppe verſichert, wel⸗ cher ſie ſchon im May bluͤhend fand. Zehnte Claſſe. Ceraftium latifolium. Breitblaͤttriges Hornkraut. . Die Blaͤtter eyfoͤrmig, etwas filzig, die Aeſte einbluͤthig, die Kapſeln kugelfoͤrmig. Wohnort: In den Gebuͤrgen bei Ho— henaſchau. Bluͤhezeit: Junius. Dreyzehnte Claſſe. Cſſtus oelandicus. Oelandiſche Ciſtroſe. Strauchartig, niederliegend, ohne Stutz⸗ blaͤttchen, die Blaͤtter entgegenſtehend laͤng⸗ licht, auf beiden Seiten glatt, die Blatt⸗ ſtiele gefranzt, die Blumenblaͤtter ausge⸗ randet. — | 87 Wohnort: Auf dem Wechſel bei Ho- henaſchau. Bluͤhezeit: Jul. Auguſt. Ranunculus reptans. Kriechender Hah— nenfuß. Die Blaͤtter gleichbreit, der Stengel kriechend. Wohnort: Am ufer des Chiemſees in der Gegend von der Kreuzcapelle bis zum Fiſchbehaͤlter. Bluͤhezeit: Julius. Anmerkung. Der Stengel kriechend, an allen Gelen— ken wo Blätter und Bluͤthen hervorkommen wurzelſchlagend; die Blaͤtter linienfoͤrmig, kaum breiter als der Stengel und Blattſtiel. Herr Prof. Schrank zweifelt freilich, ob er wirklich eine von Ranunculus Flammula ver⸗ ſchiedene Art, und der wahre R. repens (ſoll reptans heißen; denn der Ranunculus repens wird nachher Nr. 850. von ihm ſelbſt be⸗ ſchrieben) des Linné feye. d Vierzehnte Claſſe. Euphraſia e, 5. Salzburgiſcher Augentroſt 5 Ä 4 88 — Die ganze Pflanze rauh, aͤſtig, die Blaͤt— ter faſt lanzetfoͤrmig zugeſpizt, ſcharf gezaͤhnt, die Bluͤthen ſehr klein. 5 Wohnort: Auf der Hochries an der Wand. Bluͤhezeit: Jul. Aug. — Anmerkung. Dieſe Pflanze hat mehr Aehnlichkeit mit E. triscuspidata als mit der E. officinalis, aber in Vergleichung mit der Beſchreibung die Hr. Murray in Linneés Pflanzenſyſtem (deutſche Ueberſetzung von Lippert) von der E. tricus- pidata macht, beſonders wenn man auf die Ausmeſſung der Blaͤtter und auf die Zahl der Zaͤhne ſieht, weicht ſie in mehrern Stuͤcken davon ab. Murrays Beſchreibung iſt fol gende E. tricuspidata mit linienfoͤrmigen 3 mal gezaͤhnten Blaͤttern, die Blaͤtter haben von beiden Seiten einen Zahn, die Blumen⸗ Krone iſt Jener von den gemeinen Augen⸗ troſte ahnlich. — Aber an meinen und an den Salzburgiſchen Exemplarien find die Blät- ter nicht linienfoͤrmig, ſondern faſt lanzett— foͤrmig, und die Zahl der Seitenzaͤhne erſtrek⸗ r 1 \ i 89 ket ſich auf vier bis ſechs. Die Blumen ſind kleiner als an der E. officinalis. Funfzehnte Claſſe. Dentaria „pentaph Jos. Fuͤnfblaͤttriges Zahnkraut. 5 Die untern Blätter fuͤnfzaͤhlich, die obern | dreyzaͤhlich: die Blaͤttchen lanzettfoͤrmig, zu: geſpizt, ſaͤgeartig. Wohnort: Im Hofwäldchen und in der Badwieſe zu Hohenaſchau, am Wege nach em Petersberge. Bluͤhezeit: Junius. Cardamine amara. ee Schaum⸗ kraut. Die Blaͤtter lber „die Wurzelfprof ſen aus den Gelenken. Wohnort: Im Graben bei Bergham . naͤchſt Hirnsberg. Bluͤhezeit: April, May. 0 Anmerkung. Dieſe Pflanze waͤchſt an mehrern Orten in Baiern und iſt wahrſcheinlich nur wegen . 90 — b der Aehnlichkeit die ſie mit mehrern Pflanzen hat, uͤberſehen worden. Ihre purpurrothen Staubbeutel characteriſiren ſie auf dem en Anblick. Brafica alpina. Alpenkohl. | Die Stengelblaͤtter herzförnig > pfeilartig den Stengel umfaſſend; die Wurzelblaͤtter eifoͤrmig, die Blumenblaͤtter aufrecht. Wohnort: Bey Riedering an einem Zaune zwiſchen dem Fahrwege und dem Sub wege. Bluͤhezeit: May, Julius. Anmerkung. Ich war lange unſchluͤßig, ob ich dieſe Pflanze fuͤr Br. alpina oder auſtriaca erklaͤren ſollte, weil die Wurzelblaͤtter fehlten, indeſ— fen beſtimmten mich die Stengelblaͤtter für erſteres. Kuͤnftiges Jahr wird mir daruͤber Gewißheit geben. Sechszehnte Claſſe. Geranum fuſcum. Dunkler Storch⸗ ſchnabel. — 91 Anmerkung. Ich bin unſchluͤßig ob es G. phaeum oder fufcum feye. Einige Umſtaͤnde erklaͤren ihn aber mehr fuͤr das leztere. Hier iſt die Be— ſchreibung: Die Fruchtſtiele zweybluͤthig; die Kelche behaart, und die Kelchſtuͤcke, die von den langen Haaren faſt gefranzt ſcheinen, mit einer ſehr kurzen Granne; die io Staub- faͤden am Grunde ſtark behaart, und alle Staubbeuteltragend. Die Blumenblaͤtter vollkommen ganz, und wie die verbluͤheten Spitzen der Staubfaͤden ſchwarzbraun ge— faͤrbt; die Wurzelblaͤtter lang geſtielt, faſt bis auf die Hälfte fuͤnftheilig, die faſt keil— foͤrmigen Theile mehrmals eingeſchnitten und die Einſchnitte haben an der ſtumpfen Spitze eine Druͤſe. Die Stengelblaͤtter drey und viertheilig, ungeſtielt, den Fruchtſtielen ge— genuͤber, und kleiner als die Wurzelblaͤtter; alle Blaͤtter von anliegenden Borſten rauh. Ich hatte dieſen Storchſchnabel vor einigen Jahren ein einzigesmal uͤber der Inbruͤcke an der Hofleite auf dem Schloßberge entdeckt, und habe ihn ſeit der Zeit nicht mehr finden koͤn— nen. Vermuthlich ſind die Saamen davon bei einem Hochgewaͤſſer, wo der Inn oͤfters 92 — bis an dieſe Stelle hinaufſteigt dahier ge⸗ ſchwemmt worden. Er 400 im Julius. 3 Neunte Elaffe. Carduus heterophylus. Verſchiedenblaͤt⸗ trige Diſtel. Die Blätter umfaſſend, lanzettfoͤrmig, ge— franzt, einige ganz, andere zerſchliſſen, auf der untern Seite weiß, der Stengel meiſt einbluͤthig, die Kelche unbewerth. - Wohnort: Dieſe Diſtelart wächft zwar in meinem Garten, wo ſie ſchon mehrere Jahre hindurch ohne weitere Pflege ſich durch ihre wuchernde Wurzeln ſehr ſtark vermehrt hat. Wenn nun nach dem Urtheile eines Recenſenten in der mediciniſch-chirurgiſchen Zeitung von Salzburg Zzter Ergaͤnzungsband S. 37. — alles in eine Flora gehoͤrt, was in der Gegend ſeine Nahrung und ſeinen Wachsthum findet, für welche man eine fo- genannte Flora ſchreibt, alſo nicht nur alle verjaͤhrten einheimiſchen, ſondern auch ſolche Pflanzen die aus andern Welttheilen gebracht ſind, aber die Saͤfte des neuen Bodens ſich aſſimilirt haben, wird man dieſer Diſtelart — 93 das baierſche Buͤrgerrecht nicht abſprechen koͤnnen. Ich habe einige Wurzelſproſſen von derſelben auf den hieſigen Schloßberg ver⸗ pflanzt, wo ſie gut fortkommt. Hieracium ſtaticaefolium. Meergrasblaͤt⸗ triges Habichtkraut. Der Stengel faſt aͤſtig, faſt nackt, die Blätter linienfoͤrmig flach, glattrandig. Die Kelche zottig. | Wohnort: Auf dem Grieß des Sim⸗ mesbaches in Geſellſchaft von Lotus ſiliquoſus und Epilobium rosmarinifollum. 1 Bluͤhezeit: Sommer. Anmerkung. Hieracium ſtaticaefolium porrifolium und ſaxatile muͤſſen, wenn ſie wirklich verſchieden ſind, ſehr nahe an einander graͤnzen. Meine Pflanze ſtehet allerdings in Schranks Flora unter dem Namen porrifolium, und in Hrn. von Braune Salzburger Flora heiſt fie H. ſaxatile. Herr Hoppe gibt fie in ber ofen Centurie ſeines Herbarii unter dem Namen ſta— ticaefolium aus, und mehrere andere Bota— niker bekraͤftigen dieſe Beſtimmung. Aber 94 — ich kann die Jaquiniſchen Werke nicht ver⸗ gleichen. Unſere Pflanze waͤchſt immer auf dem Grieſe der Fluͤſſe, zuweilen in den Stadt— mauern; auf Alpen iſt ſie mir noch nicht vor · gekommen. Die Wurzel iſt holzigt von va Dicke eis ner Schreibfeder, ganz einfach. Die Blätter liegen auf der Erde in der Runde roſenfoͤrmig ausgebreitet, ſind ganz glatt, 2 Zoll lang und bis 4 Linien breit, gleich breit, und nur fel- ten mit einem Seitenzahn verſehen. Die Stengel ſind einfach, oft auch aͤſtig; oft fin— den ſich einfache und aͤſtige Stengel an einer Pflanze. Die Stengel ſind Schuhhoch, ge— ſtreift, nacket, oder doch nur mit einem kur⸗ zen und ſehr ſchmalen Blatte beſezt. Die Kelchſtuͤcke ſind gleichlang, ſehr ſchmal und wie mit Schimmel uͤberzogen. Die Blumen⸗ blaͤtter ſind nach Verhaͤltniß ziemlich breit, und an der Spitze tief gezaͤhnt. Die Farbe iſt eitronengelb, geht aber an den getrockne— ten Exemplaren mit der Zeit in eine grasgruͤne Farbe uͤber. Es iſt eine Apargia der Neuern ?). * Dieſe Bemerkungen find mir ganz aus der Seele — 95 Cineraria cordifolia, Herzblaͤttrige Aſchen⸗ pflanze. Die Bluͤthen in ſparſamen Riſpen; die Blaͤtter am Stengel geſtielt, herzfoͤrmig, ſcharf ſaͤgezaͤhnig, glatt, (auf der untern Seite fil- zigt) der Stengel eckigt. Wohnort: Bei Fraßdorf am Graben beim Aigner ober den Sackberg. Bluͤhezeit: Jul. Aug. Arnica ſcorpioides. Scorpionsförmnigkr Wolverley. Die Kelchſchuppen breirelhig, die Blaͤtter wechſelsweiſe gezähnt, die Wurzelblaͤtter ge⸗ ſtielt. geſchrieben, und auch ich bin nicht im Stande hier zu entſcheiden, da mir auch die Igequint— ſchen Werke fehlen. Doch kann ich hinzufügen, daß ich eine Art dieſer Pflanzen in der Roßecke auf dem Untersberge gefunden habe, die von der auf dem Gries wachſenden dadurch verſchieden iſt, daß die Stengel mit mehrern Blaͤttern, dit ganz mit den ziemlich langen linienfoͤrmigen fla⸗ chen Wurzelblaͤttern uͤbereinkommen, beſezt find. A. d. Herausg. 1% OR. — Wohnort: Bei Hohenaſchau von der Veitlahne in die Talſen herab. Bluͤhezeit: Julius, Auguſt. Ein und zwanzigſte Claſſe. Urtica pilulifera. Pillentragende Neſſel. Die Blätter ſaͤgeartig, eyfoͤrmig, gegens uͤberſtehend, die Fruͤchte kugelfoͤrmig. Wohnort: Zu Herrn Chiemſe hinter der Kreuzcapelle. Bluͤhezeit: Julius. Zwey und zwanzigſte Claſſe. Juniperus montana. Bergwachholder. Die Blätter einzeln, breit, aufwaͤrts ge—⸗ kruͤmt, nicht ſtechend. Auf der untern Seite weißlicht. Wohnort: Auf der Kampen und dem Wechſel bet Hohenaſchau. Bluͤhezeit: Jun. Jul. Anmerkung. x Dieſer Bergwachholder wird von einigen als eigene Species anerkannt, andere hal⸗ | . } 7 g — 97 ten ihn fuͤr Abart des gemeinen Wachholders. Dieß Gewaͤchs verhaͤlt ſich zu dem gemeinen Wachholder wie der Pinus Pumilio zum Pinus ſylveſtris. Die Stengel liegen ganz am Bo— den, die Nadeln ſind viel breiter wie beim gemeinen Wachholder, auch ſtechen ſie nicht im friſchen Zuſtande, obwohl ſie eine Spitze haben, weil ſie ganz weich ſind. Die Bee— ren ſind groͤßer und werden deswegen, und auch weil die Blaͤtter nicht ſtechen, vielmehr nachgeſucht und eingeſammelt, als die Bee— ren des gemeinen Wachholders. Rufeus hypophylium,. Der Alexandriniſche Lorbeer. Die Bluͤthen unter den Blättern nackt. Wohnort: In Bergwaͤldern. Bluͤhezeit: Jul. Aug. Anmerkung. Die Entdeckung dieſer Pflanze die einen Beitrag zur Baierſchen und ſelbſt zur Deut— ſchen Flora abgiebt, ruͤhrt von einem Bauer her, welcher zu Noſenheim in die Apotheke kam, um etwas zu kaufen, und dabei den Zweig von dieſer Pflanze auf dem Hute ſtek— 98 „5 5 ken hatte, wie das bei den Bergbewohnern ſehr gebraͤuchlich iſt. Auf das Befragen des Proviſors, woher er dieſe Pflanze habe, ants wortete er, es wachſe bei ihm genug, man vergaß aber den Wohnort des Bauern. Die Pflanze kam nachher in meine Haͤnde, und ich erkannte ſie fuͤr Ruscus hypophyllum. Der teutſche Name Alexandriniſche Lorbeer wird von neuern Schriftſtellern der obigen Pflanze mit Recht beigelegt. Matthiolus ver⸗ ſteht darunter die Uvularia amplexifolia. Vier und zwanzigſte Claſſe.“ Equiſetum eburneum. Elfenbeinartiger Kandelwiſch. Der Bluͤthenſchaft dicht mit Scheiden be— ſezt; die unfruchtbaren Wedel aͤſtig gequirlt. Wobnort: Bei Leonhartspfunzen, und auf der Inſel Herrenchiemſee. Bluͤhezeit: May. | Applenium viride. Grüner Strichfarrn. Die Blaͤtter gefiedert ; die Blaͤtter ge» kerbt, rundlicht, an der Baſis abgeſtuzt, die Stengel gruͤn, am Grunde braun. EEE ee * 99 Wohnork: In der Hofaue bei Nofen heim, zu Hohenaſchau, auf der Hochrieß und faſt auf allen Gebuͤrgen zwiſchen, und auf Felſenſtuͤcken. Bluͤhezeit: May. Poly podium cynapifolium. Gleißblaͤttri⸗ ger Duͤpfelfarrn. Das Blatt doppelt gefiedert, die Blaͤtt— chen keilfoͤrmig, eingeſchnitten, gezaͤhnt, adrig. f Wohnort: Auf Felſen in der Badwieſe zu Hohenaſchau. i Bluͤhezeit: Jul. Aug. Polypodiun anthriſcifolium. Koͤrbelblaͤt⸗ triger Duͤpfelfarrn. Das Blatt doppelt gefiedert, die Blaͤtt— chen gefiedert zerſchnitten, eingeſchnitten — gezaͤhnt. ö Wohnort: Bei dem vorigen. Bluͤhezeit: Jul. Aug. 100 . > IV. Abhandlung fiber die in Deutſchland wildwachſenden Arten des Wollgraſes (Eriophorum Linn); von dem Her⸗ ausgeber. Dieſe Gattung fuͤhrt in der franzoͤſiſchen Sprache den Namen Linaigrette; ſie heißt auf Daͤniſch Uldgraes, auf Hollaͤndiſch Wullgras. In Deutſchland werden ihr die verſchiedenen Namen Dungras, Wollgras, Wieſenwolle beigelegt. Von den Botaniſten hat dieſe Gattung ſeit den aͤlteſten Zeiten verſchiedene Namen erhalten, die bekannteſten ſind folgende: Li- nagroſtis, Schoenolagurus, Gramen tomento- ſum, Juncus bombycinus und Eriophorum. Der leztere Name ſtammt vom Dodoneus her, und wurde auch vom Linné beibehalten. Er bezeichnet dieſe Grasgattung ganz characteri⸗ ſtiſch, indem alle Arten deſſelben nach dem — 11 Verbluͤhen eine ſehr feine weiße Wolle tra- - gen und jener Name der aus dem Griechi⸗ ſchen herſtammt, ſo viel als Wolletraͤger be⸗ deutet. Die N der Gattung beſtehen in ſpreuartigen Kelchbaͤlglein, welche dach— ziegelartig uͤber einander liegen, und einem ein⸗ zigen mit langer Wolle bekroͤnten Saamen. Der Blumenbalg fehlt. Die Geſchlechter ſind zwitterbluͤtig, obwohl fie auch mannigmal polygamiſch vorkommen. Die Geſchlechts⸗ theile beſtehen aus 3 Staubgefaͤßen und ei⸗ nem Griffel, und aus dieſer Urſache gehört fie in die erſte Ordnung der dritten Claſſe, und wird in dem natuͤrlichen Syſteme zu den Halbgraͤſern (Calamariis) gerechnet. In Deutſchland ſind 6 Arten einheimiſch, welche fuͤglich unter folgender Abtheilung auf⸗ gezaͤhlt werden koͤnnen. ) Mit einer Aehre. 1. Eriophorum alpinum Linn. 2. E. vaginatum Linn. 3. E. Scheuchzeri Hopp. G 3 102 — ze) Mit mehrern Aehrern. 4. Eriophorum triquetrum Hopp. 5. E. anguſtifolium Reichard. 6. E. latifolium Hopp. ) Mit einer Aehre. (ſpica unica). 1. Eriophorum (alpinum) culmis triquetris, ſuperne nudis, foliis triquetris breviſſi- mis, ſpica feminifera cylindrica „ Herb. viv. pl. rar. p. alp. Cent. III. Nr. 3. Linagroſtis juncea alpina, capitulo par- vo, tomento rariore Scheuchz. Agroſt. p. 305. append. Tab. 8. optima. Wohnort: Auf den Alpen in der Schweiz, Oeſtreich, Schleſien und Tyrol, auf mooſig— ten Wieſen bei Saalfelden und Glaneck im Salzburgiſchen, bei Polling und Bodenmais in Baiern, und bei der Eppendorfer Muͤhle zu Hamburg. Es ſoll auch bei Hannover und im Holſteiniſchen wachſen. Bluͤhezeit: in den Ebenen im April, die Fruchtwolle erſcheint im May. Beſchreibung: Die Wurzel des Alpen- wollgraßes kriecht und iſt mit ſehr feinen — — 103 weißlichten Faſern verſehen; aus ihr entſprin— gen mehrere Halme, welche dichte Raſen bil— den. Am Grunde des Halms ſitzen ſehr kurze dreikantige Blaͤtter, die mit einer haͤutigen Scheide den Halm umfaſſen. Der Halm ſelbſt iſt ganz einfach, fadenfoͤrmig, oberhalb nakt, dreikantig und hoͤchſtens einen Fuß lang. Die einzelne Aehre iſt nur einige Linien lang, und hat nur wenig Bluͤthen. Die Kelchbaͤlg— lein ſind eyfoͤrmig mit einer ſtumpfen Spitze, am Rande haͤutig, hellbraun und glaͤnzend. Die Saamenwolle wird einen halben Zoll lang, ſtehet aufrecht, und ſtellet einen fei— nen weißen Pinſel vor. 2. Eriophorum (vaginatum) culmis trique- tris vaginatis, foliis triquetris, fpica ovata fcariofa. Herb. viv. pl. r. p. a. Cent. III. Nro. 4. ' Juncus alpinus capitulo lanuginofo, ſeu Schoenolagurus Scheuchz. Agroſt. 302. ap- pend. Tab. VII. Hg. ſiniſtra. Wohnort: In den Suͤmpfen auf den Alpengebuͤrgen, beſonders auf dem Brocken, auf ſumpfichten Heideplaͤtzen in den Ebenen an mehrern Orten Deutſchlands. BR | 64 104 — Bluͤhezeit: Maͤrz und April. Die Frucht⸗ wolle erſcheint im May (in den Ebenen.) Beſchreibung: Das ſcheidenartige Woll— gras, welches im Salzburgiſchen den Namen Moosfedern fuͤhrt, hat eine zaſerichte Wur— zel, aus welcher Blaͤtter und Halme raſen— artig hervorkommen. Die Blaͤtter haben am Grunde eine roͤthliche haͤutige Scheide, ſind dreikantig, und werden einen Schuh hoch; der Halm iſt etwas dreikantig, blaͤtterlos und nur mit 2 oder 3 haͤutigen und nezar⸗ tigen Scheiden umgeben; unter der Scheide iſt der Halm gewoͤhnlich purpurroch; die Höhe beträgt über einen Schuh. Die Kelch— baͤlglein ſind zuruͤckgeſchlagen und beſtehen aus lanzettfoͤrmigen ſcharfzugeſpizten haͤuti— gen Schuppen in welchen anfangs viele laͤng— lichte Staubbeutel und weißlichte Griffel, zu— letzt aber der Saamen eingeſchloſſen find, dieſer iſt dreiſeitig und mit kurzer und dichter Wolle begabt, die ein eyfoͤrmigs Köpfchen - darſtellt. 3. Eriophorum (Scheuchzeri) culmis tereti- bus vaginatis, inferne folioſis, foliis cana- — 105 7 liculatis, fbica ſubrotunda. Herb. viv. pl. rar. p. 2 Cent: III. Nro. 5. N Juncus alpinus capitulo tomentoſo ma- jori Scheuchz. Agroft. p. 304. Append. Tab. 7. fig. deætra. Wohnort: Auf ener Sumpfwieſe am Fuſcher Tauern. Bluͤhezeit: Junius, die Fruchtwolle er⸗ ſcheint im Julius. Beſchreibung: Das Scheuchzeriſche Wollgras hat eine zaſerichte Wurzel, aus wel⸗ cher die Halme einzeln hervorkommen. Die Wurzelblaͤtter ſitzen gewoͤhnlich buͤſchelfoͤrmig, am Grunde mit haͤutigen Scheiden umge⸗ ben; ſie werden einen halben Fuß lang und ſind rinnenfoͤrmig, ſehr ſchmal. Der Halm iſt am Grunde mit kurzen Blaͤttern beſezt, die mit einer Scheide den Halm umgeben, die obere Scheide iſt blattlos; der Halm wird über einen Schuh hoch, iſt rund, ge ſtreift, und oberhalb nakt. Die Kelchbaͤlg⸗ lein ſtehen aufrecht, ſind lanzetfoͤrmig, braun, am Rande haͤutig. Die ſehr zarte Samen⸗ wolle ſizt am Ende des Halms in einer rund⸗ lichten Aehre. G 5 106 — **) Mit mehrern Aehren (ſpicis pluribus.) 5 Eriophorum (triquetrum) culmis ſubtri- quetris foliofis, foliis triquetris, ſpicis ere- ctis fimplicibus. Herb. v. pl. rar. p. & Cent. III. Nro. 6. Wohnort: auf der Sumpfwieſe bei Un⸗ tergebraching ohnweit Regensburg, in Ge ſellſchaft von Carex limoſa, C. diandra und reflexa. Bluͤhezeit: May, die Samenwolle erſcheint im Junius. | 0 Beſchreibung: Das dreiſeitige Woll⸗ gras hat eine mit Gelenken verſehene krie— chende Wurzel, die der Queckenwurzel ſehr aͤhnlich iſt. Die Blaͤtter der jaͤhrigen Pflanze wachſen in Buͤſcheln, werden einen halben Schuh hoch, find vollkommen dreieckigt, hell⸗ gruͤn und am Grunde mit breiten haͤutigen Scheiden verſehen. Die Halmblaͤtter ſind gewöhnlich vorjaͤhrig und verdorben, dreiſei—⸗ tig, am Grunde haͤutig, die untern einen halben Fuß lang; das obere ſtandhaft nur ein Zoll lang; der Halm iſt ſchlank, einen Fuß hoch, oberhalb nackt, etwas dreiſeitig. — ö 107 An der Spitze deſſelben fißen 3 hoͤchſtens 4 Aehren, die mit dem untern Deckblaͤttchen von gleicher Länge find; die Aerchen ſtehen auf— — 7 recht, und ſind ganz einfach. Die Kelchbaͤlg⸗ lein find eyfoͤrmig, hellgruͤn, am Rande haͤu⸗ tig. Die Staubfaͤden ſind ſehr lang, weiß durchſichtig und unterſtuͤtzen laͤnglichte citron- gelbe Staubbeutel. Die Fruchtaͤhren ent⸗ halten eine zarte Wolle und werden hoͤch— ſtens einen halben Zoll groß. Sie ſtehen alle aufrecht, nur die untere iſt etwas zu⸗ ruͤck gebogen. 5. Eriophorum (anguſtifolium) culmis tere- tibus folioſis, foliis canaliculato - trique- tris, fpicis fubpendulis fimplicibus Herb. viv. pl. r. p. a. Cent. III. Nro. 7. | | Eriophonum polyjtachion Linn. g. Li- nagroſtis paluftris anguſtifolia, panicula Jparfa pappo rariore Scheuch. Agroft. p. 308. Wohnort: Auf Sumpfwieſen im gan zen ſuͤdlichen Deutſchlande. Bluͤhezeit: April. Die Saamenwolle erſcheint int May. | Beſchreibung: Das ſchmalblaͤttrige \ 108 * Wollgras hat eine kriechende, mit Gelenken und Zafern verſehene Wurzel. Die Blätter der jaͤhrigen Pflanze wachſen in Buͤſcheln, werden faft einen Schuh hoch, ſind flach, ſchmal, am Grunde mit einer haͤutigen Scheide, am Ende mit einer langen dreieckigten Spitze verſehen, und von hellgruͤner Farbe. Die Halmblaͤtter ſind gewoͤhnlich vorjaͤhrig und verdorben, am Grunde mit einer Scheide ver— ſehen / die untere Haͤlfte rinnenfoͤrmig, die obere Haͤlfte dreieckigt, und erreichen die Hoͤhe eines halben Fußes. Der Halm iſt rund, kurz, und dicht mit Blaͤttern beſezt. An der Spitze deſſelben ſitzen 5 bis 6 Aeh— ren, die viel kuͤrzer find als das untere Deck blaͤttchen. Die Aehren find ganz einfach, ei- nige ſtehen aufrecht, einige find zuruͤck gebo- gen. Die Kelchbaͤlglein ſind laͤnglicht eyfoͤr— mig und faſt ganz haͤutig. Die Staubfaͤden find weiß und unterſtuͤtzen laͤnglichte mache: gelbe Staubbeutel. Die Fruchtaͤhren wer— den in Verhaͤltniß des ganzen Gewaͤchſes, das kaum einen Schuh hoch wird, ſehr groß, (über einen Zoll lang) einige ſtehen aufrecht, andre ſind zuruͤck gebogen. 6. Eriophorum (latifolium) culmis tereti- —— 109 bus ſolioſis, foliis planis, apice trique- tris, ſpicis pendulis ſubramoſis Herb. viv. pl. r. p. a. Cent. III. Nr. 8. Eriophorum polyſtachion Linn. æ. Lina- groſtis panicula ampliore Scheuchz. Agroft. P. 306. a Wohnort: Auf naſſen Wieſen uͤberall i in Deutſchland. 4 N Bluͤhezeit: May, die Saamenwolle er⸗ ſcheint im Jun. Beſchreibung: Das breitblaͤttrige Woll⸗ gras hat eine mit vielen roͤthlichen Zaſern verſehene Wurzel. Die Blätter der jährigen Pflanze wachſen in Buͤſcheln, werden einen Schuh hoch, ſind breit, flach, am Grunde ſcheidenartig, am Ende mit einer ſehr kur— zen dreieckigten Spitze verſehen und hellgruͤn. Die Halmblaͤtter find allzeit friſch, und hell⸗ gruͤn; ſie umfaſſen mit der Baſis den Halm, ſind vollkommen flach, und an der Spitze dreieckigt, und ſind nach Verhaͤltniß nur kurz, (hoͤchſtens vier Zoll lang). Der Halm iſt rund, ſehr lang und dicht mit Blaͤttern be— ſetzt. An der Spitze deſſelben ſitzen 12 und 110 — i mehrere Aehren, die viel laͤnger ſind als das untere Deckblaͤttchen. Die Aehren haͤngen alle unterwaͤrts, einige ſind lang geſtielt und aͤſtig, andere find kurz geftielt und einfach. Die Kelchbaͤlglein find eyfoͤrmig, ganz braun, am Rande haͤutig. Die Staubfaͤden ſind weiß und ſehr fein, die Staubbeutel hellgelb. Die Fruchtaͤhren ſind in Verhaͤltniß des gan— zen Gewaͤchſes das oft anderthalb Ellen hoch wird, ſehr kurz, und nur hoͤchſtens einen halben Zoll lang, und ſind alle uͤberhangend. Allgemeine Anmerkung. | Das Eriophorum Scheuchzeri *) iſt ver⸗ muthlich bis jezt fuͤr vaginatum angeſehen worden, aber die angegebenen Unterſchei— dungszeichen, und die natürlichen Exemplare werden das Gegentheil darthun. Eriopho— rum triquetrum ſcheint gar noch nicht beſchrie— ben zu ſeyn. Anfangs wurde es von mir fuͤr E. anguſtifolium angeſehen; da ich aber leztres erſt kuͤrzlich genauer unterſuchte; ſo fand ich das erſteres eine neue Art ſey, die *) Vergleiche botan. Taſchenb. 1799, S. 109. — 111 ſich ſchon durch bie jährigen Blätter deut— lich auszeichnet, die bei triquetrum ganz dreieckigt, bei E. anguſtifolium ganz flach, und nur an der Spitze dreieckigt find. Meh⸗ rere Verſchiedenheiten finden ſich in der Be— ſchreibung. Wenn man die Arten dieſer Gattung ins Herbarium bringen will; ſo muͤſſen davon, wie bei den Caricibus blühende und Saamen— tragende Exemplare geſammelt werden. Die bluͤhende Pflanze hat ein ganz anderes An— ſehen als die Saamentragende, und ich er— innere mich noch ſehr gut, daß ich einſt ei⸗ nem berühmten Botaniker ein bluͤhendes Exem⸗ plar von Eriophorum polyſtachion L. zur Be⸗ ſtimmung vorlegte, welcher es fuͤr einen Carex anſah. Alle Arten dieſer Gattung werden von keinem Viehe gefreſſen, weil ſie zu hart ſind; die Saamenwolle iſt ſogar dem Viehe ſehr ſchaͤdlich, wenn ſie unter das Heu gebracht wird, was nicht immer zu vermeiden iſt. Dahingegen wird die Saamenwolle in der Oekonomie gebraucht. In den Nordlaͤndern wird fie zur Ausſtopfung der Betten gebraucht. \ 112 — Mit verſchiedenen andern Subſtanzen z. B. Wolle, Seide vermiſcht, wird ſie zu Tuͤchern und Seidenzeugen angewandt. Auch hat man ſolche zur Papiermachung, und zu Ver— fertigung von Huͤten empfohlen. V. Beſchreibung einiger botaniſchen Excur⸗ ſionen in der Grafſchaft Ravensberg, und vorzuͤglich in der Gegend um Biel⸗ feld; von Herrn Dr. Consbruch. Es war ſchon laͤngſt unſer Vorſatz, die Schaͤtze, womit Flora unſere Gegend beſchenkt hat, bekannter zu machen, und der vereh— rungswuͤrdigen botaniſchen Geſellſchaft, die uns unter ihre Mitglieder aufzunehmen ge- wuͤrdigt hat, einen kleinen Beweiß zu geben, daß auch hier in dem verſchrieenen Weſtpha⸗ len aͤchte enthuſiaſtiſche Liebhaber der Botanik wohnen. Ein gluͤcklicher Zufall hat hier ein Kleeblatt ſolcher botaniſchen Freunde in der Perſon des hochwuͤrdigen Pater Guardian des hieſigen Franziskaner Kloſters, Hrn. Fir- matus Wiemann, des Herrn Apotheker Aſchoff und des Dr. Consbruch vereinigt. Die beyden erſtern Maͤnner haben es ſich vorzuͤglich angelegen ſeyn laſſen, unſre Flora zu unterſuchen, und lezteren war es nur nicht immer möglich, an ihren botaniſchen Excur⸗ fionen Antheil zu nehmen. Er wird es jezt verſuchen, uͤber einige dieſer Streiffereyen ins Gebiet der Flora Rechenſchaft abzulegen. Unſre kleine Grafſchaft iſt zwar keine Schweitz, und unſre Berge find keine Als pen; aber warlich die gute Mutter Natur hat ſie herrlich ausgeſtattet, mit Schoͤnheit und Fruchtbarkeit. Wehe dem Menſchen, dem's nicht wohl und leicht ums Herz wird, wenn er da oben von unſern Bergen hinab lachende froͤhlige Ebene, und die darinn zerſtreute Menge der Wohnplaͤtze eines glücklichen und genüg- ſamen Voͤlkgens uͤberſieht. Ich moͤchte we⸗ nigſtens mit ihm nicht Pflanzen ſuchen. Denn weſſen Herz ſich nicht erheben kaun bey einem | H \ 114 — fo groſſen erhabenen Anblicke, wie will der ſich freuen koͤnnen, uͤber die unbedeutenden Weſen, die ſo prunklos und ſo beſcheiden ihr kleines Leben im Schatten wilder Geſtraͤuche oder an einſamen entfernten Plaͤtzen verhau— chen. Er kann dein Freund nicht ſeyn, du lieber freundlicher Pater, und nicht der dei— nige mein guter Aſchoff, und ihn umſchlinge nie das Band, welches von Regensburgs herrlichen Gefilden aus, fo manches von reinen Gefuͤhle fuͤr die Natur durchdrungene Herz umfaßt. So bald die Sonne im Maͤrz den Schnee zerſchmolzen hatte, fiengen wir unſre botani— ſchen Spaziergaͤnge an, und wiederholten dieſe von Zeit zu Zeit. Im Maͤrz und April fanden wir hier, guſſer den aller Orten haͤufi— gen Pflanzen, deren ich hier uͤberhaupt nicht erwaͤhnen werde: Anemone Hepatica mit blauen und rothen Blumen in groſſer Menge Daphne Mezereum an mehreren ſchattigten Bergen ſehr haͤufig. Adoxa Moſchatellina, Fumaria bul- bofa mit rothen und weißen Blumen, Chry- ſoſplenium alternifol. und oppofitifol Viola hirta, odorata, und canina, Ornithogalum lu- teum und minimum; Veronica agreſtis, hede- — raefol. und triphyllos. Ribes alpinum am al- ten Berge ziemlich haͤufig. Im Man blühete Ulex europaeus am Wege nach der Pottenau. Man ſieht ihn hier faſt mitten im Winter mit ſchoͤnen Bluͤthen prangen. Auſſer dieſer Stelle findet man ihn hier herum faft nirgend. An der Mauer um den Stadtgraben und an mehreren Mauern in der Stadt ſelbſt kroch das uͤberaus ſchoͤne bluͤ⸗ hende Antirrhinum Cymbalaria in Menge her- um. Viola paluſtris fanden wir auf einer ſum⸗ pfigten Haide, woſelbſt auch die Arnica mon- tana in einer unbeſchreiblichen Menge hervor— kam, aber noch nicht bluͤhete. Arenaria fer- pyllifolia und Saxifraga tridactylites häufig auf alten Mauern. Am Berge in Schatten ſtand Paris quadrifolia, Melica uniflora, Ophrys ni- dus avis, Ophrys ovata, Orchis bifol. Allium urſinum in ungeheurer Menge, ſo daß man es ſchon am Geruch wittert, ehe man es ſieht; Arenaria trinervia und Aren. rubra Phyteu- ma ſpicata in ſchattigten Thaͤlern; Ciſtus Heli- anthemum haͤufig auf dem Altenberg. In der Sonne, einer groſſen theils aus Torfmohr theils aus groſſen unwirthbaren Sandſtellen beſtehenden Haide fanden wir Vaccinium H 2 116 22 Myrtillus, Vacc. uliginoſum V. Oxycoccus. V. Vitis Idaea. Eriophorum polyſtachion, Erio- phor. anguſtifolium; Osmunda regalis; Calla paluſtris, Comarum paluſtre, Hottonia palu- ſtris, Callitriche verna et intermedia. Im Junius bluͤhete am Joſtberge Oro- bus vernus und tuberoſus, Aſclepias Vince- toxicum; am Johannisberge Galium harcv- nicum, Ophrys monorchis, und Ophr. inſe- ctifera Myodes; Osmunda Lunaria; Anthyllis vulneraria ſehr häufig. In einigen Wäldern Bromus afper, Pyrola minor fehr häufig; Py- rola rotundifolia ziemlich felten. Am 2gſten Jun. nahmen wir unfern Weg uͤber den Sparenberg nach den Spiegelſchen Bergen. Wir fanden gleich am Sparenberge Hedyſarum Onobrychis, Anthyllis vulneraria und Ciſtus Helianth. in Menge; hin und wieder Tragopogon pratenſe. Wir beſchloſſen den hoͤchſten unter den Spiegelſchen Bergen trotz der groſſen Hitze zu beſteigen. Weil uns hier keine Alpenſendinn mit Milch und Kaͤſe erqui⸗ ken konnte, ſo hatten wir einige Flaſchen Wein mitgenommen, um unſere ermatteten Glieder zu ſtaͤrken, und den Durſt zu loͤſchen. — 117 Als wir den ſteilen Berg beinahe bis an den Gipfel mit groſſer Beſchwerde erklimmt hat- ten, entdeckte unſer Pater Guardian eine bey: nah 5 Fuß hohe noch nicht völlig blühende Atro- pa Belladonna! — Voll Freude uͤber dieſen herrlichen Fund vergaſſen wir aller Muͤhſe⸗ ligkeiten des Weges, klimmten mit raſchen Schritten den Gipfel hinan, und fanden da eine groſſe Menge unbeſchreiblich ſchoͤner 6 bis 7 Fuß hoher mit unzaͤhligen praͤchtig ſchauerlichen Blumen prangender Belladonnen. Gluͤcklichere Menſchen ſah wohl in dieſer Stunde der Himmel nicht, als uns drey bo⸗ taniſirende Pilger auf dem Gipfel eines ſchoͤs⸗ nen hohen belaubten Berges, voll Entzuͤcken von der einen Belladonnen zur andern huͤpfend. Die groͤßte und praͤchtigſte unter dieſen Pflan⸗ zen waͤhlten wir zu unſerm Obdach, ſetzten uns traulich in den Schatten ihrer Zweige und Blaͤtter, ſchenkten unſre Becher voll, und tranken dann von den Gipfel des Berges auf das Wohl der Regensburger botaniſchen Ge⸗ ſellſchaft und aller Verehrer der Botanik. Auſſerdem fanden wir noch ziemlich haͤu⸗ fig an den Hecken und in Wäldern Malva mo- fchata, Dieſe ſchoͤne Pflanze dene wegen 9 3 118 — er ihres Geruchs fo wohl, als wegen ihrer an— genehmen Blume in den Blumengaͤrten ge— wiß einen vorzuͤglichen Platz. Sie waͤchſt nicht allein in der Nähe von Bielfeld, ſon— dern auch in andern Gegenden unſrer Graf— ſchaft ſehr haͤufig. Ferner Hypericum qua— drangulare, dubium, perforatum, humifu- ſum, montanum, hirſutum und pulchrum in ziemlicher Menge; etwas ſelten aber das Hypericum elodes. Im Julius ſtand an den Wurzeln der Fichten und Buchen ſehr haufig die Mono- tropa Hypopithys mit ihren ſtrohgelben durch— ſichtigen Stengeln, Blumen, und kleinen Blaͤttchen. Die Staubfaͤden wechſeln zwiſchen zehn, 7, und 8 ab; am haͤufigſten fanden wir die lezte Zahl. Der Blumenblaͤtter waren bald 6, bald 7. Bekanntlich koͤmmt dieſe Pflanze nicht alle Jahr, ſondern nur vorzuͤg— lich nach anhaltend feuchter Witterung her— vor. Schade daß ſie beym Einlegen und Trocknen ihre eigenthuͤmliche Farbe in eine ſchwarzbraune veraͤndert. Der Hr. Pater Guardian witterte ploͤzlich einen ungewoͤhn⸗ lich ſtinkenden Duft, bey deſſen genauer Nachforſchung er auf ein wunderbar gebaue⸗ — 119 tes vegetabiliſches Geſchoͤpf — den Phallus impudicus ſtieß. Aus einem einer kleinen Fauſt dicken ſchneeweißen nicht voͤllig runden, aͤuſſerlich mit einer glatten weichen Haut um— gebenen, inwendig mit einer gelblichen zaͤhen Eyweisartigen Gallerte angefuͤllten Ey, ſteigt ein bis 2 Zoll dicker und einer Spanne ho— her coniſcher Stengel hervor, deſſen Spitze ein weißer lockerer, aus groſſen unfoͤrmlichen Zellen gewebter Ueberzug in Geftalt einer Nachtmuͤtze bedeckt. Der ganze Stengel hat aͤuſſerlich das eben beſchriebene lockere un— foͤrmliche Zellgewebe, und liegt in dem Eye feſt. Ich wuͤßte die ganze Form dieſes Ge— ſchoͤpfes mit nichts beſſer zu vergleichen, als mit einem in voller Erection begriffenen Mem— bro virili. Mit doppelten Rechte verdient er daher den Namen Phallus impudieus, denn fein Geſtank iſt fo unerträglich und fo durch— dringend, daß man ihn in jeder Ecke des groͤß⸗ ten Hauſes riecht, und daß man in feiner Naͤ⸗ he auch mit derben Nerven ohnmaͤchtig wer— den moͤgte. Ein anders Ey, woraus der Stengel noch nicht hervorgeſchoſſen war, nahm der P. Guardian mit in ſeinen Garten, wo er es frey auf die Erde hinlegte. Am folgenden Morgen gr ganze groſſe Sten⸗ 4 gel mit allem Zubehör herausgeſchoſſen. Für die widrige Empfindung, welche dieß Ges waͤchs unſrer Naſe machte, entſchaͤdigte uns eine andre uͤberaus ſchoͤne Pflanze, welche Hr. Aſchoff in dieſer Gegend am Berge im Schatten fand. Es war das Satyrium Epi- pogium, wovon jedoch nur ſehr wenig Exem— plare zu finden waren. Man kann nichts zar⸗ teres ſehen, als dieſe Pflanze, die aus Wachs kuͤnſtlich geformt zu ſeyn ſcheint. Der Sten- gel iſt weiß und durchſichtig, einer guten Spanne hoch, hin und wieder mit einer zar— ten Scheide umgeben. Er traͤgt 3 bis 4 ein« zeln ſtehende geſtielte nachenfoͤrmige Blu— men, von einer ſehr feinen durchſichtigen Structur. Das hodenfoͤrmige Nectarium iſt von einer ſanften Purpurroͤthe gleichſam an— gehaucht; die obere Lippe iſt inwendig mit eben ſolchen, doch etwas dunklern purpurnen Punkten beſprengt, und die 3 aufſtehenden und 2 an beiden Seiten herabhaͤngenden ſchmalen Blaͤttgen haben eine lichtgelbe Farbe. An der Sonne betrachtet, ſcheint die Blume mit einem feinen gefaͤrbten Gold— ſtaube beſtreut zu ſeyn. Eine von mir nach der Natur gemachte Zeichnung, welche je— doch nur eine unvollkommne Nachbildung bleibt, wird die hier gemachte Beſchreibung mehr verſinnlichen. . Ferner fanden wir Serapias microphylla latifolia und longifolia. Auf einem Felde am Berge ſtand unter der Saat Euphorbia exigua und Caucalis daucoides, welches jedoch ſchon mit feinen ſtachelichten Saamen-⸗ Capſeln prangte Auſſer den hier angefuͤhrten beſitzen wir noch eine Menge anderer ſonſt eben nicht haͤufig wachſender Pflanzen, deren Verzeich— niß mit Ausſchluß der allergemeinſten hier un⸗ ten folget. Wir hoffen bey unſern fernern Excurſionen noch manche ſchoͤne Entdeckung zu machen, wovon wir in dem botaniſchen Taſchenbuche zu ſeiner Zeit fernere Rechen⸗ ſchaft ablegen werden. 2 Da ich keine Gelegenheit habe zu dem botan. Ta⸗ ſchenb. Kupfer zu liefern, ſo werde ich die fuͤrtref⸗ liche Zeichnung von Satyrium Epipogium dem Hrn. Sturm und Hrn. Römer mittheilen, das mit erſterer ſie in ſeine Deutſchl. Flora, lezterer in der Flora europaea den Botanikern mitthei⸗ len kann. H. — — Utricularia vulgaris. Y Cyperus flavefcens. Von allen Gräfern in der Hofmann⸗ ſchen Flora haben wir wenigſtens mehrere Species. Dipfacus ſylveſtris. A — — pilofus. Sherardia arvenſis. Cornus ſanguinea. Alchemilla vulgaris. — — Aphanes. llex aquifolium, ein ſehr ſtarker Baum hatte ſtachelloſe Blaͤtter wie Lau- rus nobilis. | Potamogetom natans. — — lucens. — — criſpum. Cynogloſſum officinale. Symphytum oOfficinale. Lycopſis arvenſis. Echium vulgare. Verbaſcum nigrum. — — Thapfus, Hyoſcyamus niger. Datura Stramonium, Phyſalis Alkekengi. Solanum villoſum. — 11 — Solanum Dulcamara. Rhamnus catharticus. — Frangula. Evonymus europaeus. Illecebrum verticillatum. Vinca minor. Herniaria glabra. Ulmus campeſtris. Gentiana pneumonanthe. — — verm. — — Centaureum. — — Amarella. — — ciliata, Sanicula europaea. Bupleurum rotundifolium. Tordylium Anthriſeus. - Sifon inundatum. Oenanthe fiſtuloſa. Phellandrium aquaticum. Chaerophyllum bulboſum. Pimpinella Saxifraga. Digitalis purpurea. Myoſurus minimus. Trientalis europaea. Sedum acre. — — Telephium. — — reflexum — 8 album. 1 124 Sempervivum montanum. — — globiferum. — — tectorum, Oxalis corniculata. — — acetoſella. Agrimonia Eupatoria. Reſeda luteola. Roſa villoſa. Rubus caefius. Delphinium Confolida. Viſcum album. Tuſſilago Farfara. — — Petafites. Holoſteum umbellatum. Potentilla verna, alba, reptans, Scandix pecten Veneris. — — Cercfolium. a Cheiranthus Cheiri. Aquilegia vulgaris. Eryfimum Alliaria et barbarea.. Arum maculatum, Montia fontana. Peplis portula. Acer campeſtre. — platanoides. | — pſeudoplatanus. Lonicera Xyloſteum. — a 125 Lonicera Peryclimenum, Menyanthes trifoliata, Hydrocotyle vulgaris. Pollichia Galeobdolon. Sambucus racemoſa. Stellaria arvenſis. — paluſtris. — Alſine, Holoſtea, nemorum. Lithoſpermum arvenſe. — — officinale, Scleranthus perennis. — — annuus. Gnaphalium dioicum. — — arenarium. Ranunculus arvenſis. — — auricomus. — — bulboſus. Polygala vulgaris. — — amara. Mercurialis perennis. Convallaria bifolia. — — polygonatum, — — multiflora. — — majalis. Primula veris elatior, — — officinalis. Orchis Morio. 126 Pulmonaria offlcinalis. Actea fpicata. Valeriana dioica. Scabioſa arvenſis. — — Succif. — — columbaria. Thymus Acinos. Berberis vulgaris. Orobanche major. Epilobium anguſtifolium. — — rofeum. — — hirſutum. Lycopus europaeus. Dianthus arenarius. Cuſcuta europaea. — Epithymum. Teucrium Scorodonia. Cucubalus Behen. Lythrum Salicaria. Circaea lutetiana. Turritis glabra. Geniſta tinctoria. — — pilofa. — — germanica. Picris hieracioides. Apargia autumnalis, Sonchus arvenfis, — Prenanthes muralis. Hieracium Auricula. — — paludoſum. — — chondrilloides, — — pilofella. — — umbellatum. Lapſana minima. Hypochaeris glabra. — — radicata. Cichoreum intybus ‘ Arctium Lappa maj. et min. Carduus nutans. — — crifpus. Cnicus paluſtris. — — lanceolatus. — — acaulis. Carlina vulgaris. Serratula arvenſis. Eupatorium cannabinum. Conyza ſquarroſa. Erigeron acre. — — canadenſe. Senecio viſcoſus. — — Jacobaea. Solidago Virgaurea. Inula Helenium. — — Pulicaria. Inula dyſenterica. Chryfanthemum Leucanthemum. — — ſegetum. Matricaria parthenium. — — Chamomilla. Anthemis arvenſis. — — Cotula, Achillaea Ptarmica. Centaurea Scabioſa. — — acea. — — humilis. Filago arvenſis. — — montana. Jaſione montana. Impatiens nelitangere. Verbena officinal. Onopordum acanthium. Polygonum anguſtifolium. Campanula Rapunculus. — — rapunculoides. — — perſicifolia. — — Trachelium. Samolus Valerandi. Stratiotes aloides. Triglochin paluſtre. Athamantha Oreoſelinum. Geranium paluſtre. nee Geranium pratenfe, Liguſtrum vulgare. Pinguicula vulgaris. Clematis Vitalba. Trollius europaeus, Nepeta Cataria. Ballota nigra. Marrubium vulgare. Le onurus Marrubiaſtrum. Clinopodium vulgare. Scutellaria galericulata. Iberis nudicaulis. Althaea hirſuta. — — officinalis. Lathyrus pratenſis. — — tuberoſs Aſtragalus glyciphyllos. Trifolium Melilotus offig. Sparganicum erectum. Sagittaria ſagittifolia. Amaranthus Blitum. Poterium Sanguisorba. Bryonia dioica. Myrica Gale. Parietaria officinalis. Erica vulgaris. — — Tetralix. J 129 130 Saponaria officinalis. Equiſetum ſylvaticum. — — arvenſe. — — fluviatile, — — hbyemale. Osmunda regalis. — — Spicant. — — Lunariz. Ophiogloſſum vulgatum. Pteris aquilina. Aſplenium Trichomanes. — Ruta. muraria Polypodium vulgare. — Phegopteris, Filix mas. aculeatum. Thelipteris. fragile. Dryopteris. Oreopteris. dentatum. crenatum. Pilularia globulifera. Lycopodium clavatum. — — inundatum. — — Selago. — — annotinum, EE ELA — " 131 Lycopodium complanatum. Polytrichum commune. Marchantia polymorpha. — —ſtellata. Tremella meſenterica. — — Juniperina, — — crifpa. — —I Noſtoc. Chara flexilis. — — vulgaris, 5 VI. Meine Nachtraͤge zur Salzburgiſchen Flora; von dem Herausgeber. Erſte Lieferung. Der berühmte Freyhere von Moll war in neuern Zeiten der erſte, welcher das Erz— ſtift Salzburg in botaniſcher Hinſicht berei⸗ 2 132 — ſete, und ſeine Entdeckungen in den Natur⸗ hirsrifchen Briefen bekannt machte. Der verſtorbene Fraſeck hatte bei feinen Gebirgs— reiſen Gelegenheit viele Pflanzen zu ſammeln, und Hr. Pr. Schrank war der erſte, wel cher das bisher entdeckte in der Primit. Flor. Salisburgenſis zuſammen ſtellete. Zu dieſem Werke lieferten bereits Herr von Braune?) und Herr Funk **) Nachtraͤge. Mehrere eifrige Botaniker bemuͤheten ſich ebenfalls ſolche Pflanzen zu entdecken, welche man big- her im Salzburgiſchen uͤberſehen hatte, und nun unternahm es der unermuͤdete Braune eine eigentliche Salzburgiſche Flora in deut— ſcher Sprache herauszugeben, wozu die H. H. v. Helmreich, Gebhardt, Pabitzki, Wagner, manche Beitraͤge lieferten. Nach Erſcheinung dieſer Schrift wurde der Eifer fuͤr Botanik in Salzburg rege gemacht. Be— ſonders beſtrebten ſich die oben genannten Männer, fo wie die H. H. Gebhardt, Mies lichhofer, Michl, Kracher u. ſ. w. die *) Botan. Taſchenb. 1795. ©. 213. r) Roͤmers Archiv für die Botanik, erſtes Stuͤck. S. 39. | — 1 * Salzburgiſchen Pflanzen mit Enthuſtasmus aufzuſuchen, wozu mehrere von ihnen, durch Herrn von Molls Anordnung, auf Gebirgs⸗ reiſen Gelegenheit hatten. Dadurch iſt der groͤſſeſte Theil von den botaniſchen Schaͤtzen Salzburgs bekannt ge— worden, und die Wiſſenſchaft hat dadurch ſehr viel gewonnen. Vor zehen Jahren wußte man ſehr wenig von Salzburgs Pflanzen und die erſten Ausgaben von den verſchiede— nen Pflanzenverzeichniſſen Deutſchlands ent— halten auch kein einziges eigenthuͤmliches Gewaͤchs aus dem Salzburgiſchen. Selbſt der beruͤhmte Hoffmann ſchrieb ohnlaͤngſt „Salzburg iſt in der Botanik ein ganz neu entdecktes Land.“ | Jene Schaͤtze wirkten indeß nicht blos auf Inlaͤnder, ſondern auch Auslaͤnder fien⸗ gen an, die ſeit ſo kurzer Zeit bekannt gewor⸗ denen ſeltenen Salzburgerpflanzen zu bewun⸗ dern, und vermutheten noch mehrere unent⸗ deckete, in den ungeheueren Gebuͤrgen. In dieſer Ruͤckſicht wagten ſie es Jene Gefilde ſelbſt zu bereiſen. 33 134 — A Herr Floͤrke unternahm im Jahr 1798. eine Reiſe dahin, und hielt ſich mehrere Sommermonathe in den Gebuͤrgen des Zil— lerthals auf. Er hat ohnſtreitig den groͤſſe— ſten Nachtrag zur Salzburger Flora aufge— ſucht, und wird ſolchen in einer eigenen Schrift liefern. Auch ich hielt mich in den Jahren 1798. und 1799. einige Monathe auf dem Unters⸗ berge und deſſen Gegenden auf, und ob es wohl ganz außer meinem Plane lag, gefliſſent⸗ lich Nachtraͤge zur Flora zu ſammeln; ſo konnte es doch nicht fehlen, daß ich Pflanzen finden muſte, die man bisher daſelbſt uͤberſehen hatte. Ich liefere hier jetzo dasjenige was ich in meinen ſehr beſchraͤnkten Nebenſtun— den zu Papier bringen konnte, und behalte mir vor ein mehrers kuͤnftig nachzuliefern. Dieß Verzeichniß folgt in ſyſtematiſcher Ordnung, doch fuͤhre ich des Raums wegen nur die Pflanzen nach ihren Trivialnamen an, und fuͤge den Wohnort bei. Herr von Braune wird ohnehin bald Materialien ge— nug zu einem vierten Bande ſeiner Flora vorfinden, und dann von den Pflanzen ſelbſt — ah 135 die Charaktere, Gebrauch, Beſchreibung u. ſ. w. hinzufuͤgen. — 2 x %* Schoenus nigricans. Auf den Wieſen zwiſchen Glanegg und der Torfſtecherei mit Eriophorum anguſtifolium und Fedicularis Sceptrum Carolinum. Eriophorum Scheuchzeri. In einer ſum⸗ pfichten Wieſe auf dem Fuſchertauern am Wege nach dem Fuſcherthore. Agroſtis alpina auf dem Untersberg an felſichten Stellen, daher auf dem hohen Throne; am haͤufigſten aber auf dem Stockfall. Poa prolifera auf dem Untersberge überall an felſichten Stellen. Cynofurus ovatus, auf dem Fuſcher Tauern zwiſchen dem Fuſcher- und Mittelthor, am Mittelthore ſehr haͤufig. Feſtuca pumila. Auf dem Untersberge an felſichten Stellen, alſo uͤberall in Ge⸗ ſellſchaft von Agroſtis alpina, Poa alpina u. m. Plantago atrata. Auf dem Untersberge: an den Quellen beim Hirſchanger, an den 34 — — 136 d — Grasplaͤtzen um den Jungfraubruͤnl ſehr haͤufig. . Myoſotis alpeſtris. Auf der Hoͤhe des Unterberges in allen Gegenden. Liguſticum auſtriacum. Auf dem Unters⸗ berge in der Roßeck. Juncus ſudeticus. Auf dem Fuſchertauern. Juncus maximus Reichard (J. latifolius Wulfen) auf dem Untersberge über dem Hoff- nungsbrunnen haͤufig. - Juncus glabreſcens. Auf dem Untersberge auf Felſen, neben dem Stockfalle. Juncus ſpadiceus. Auf dem Fuſcher Tauern, am Mittelthore. Juncus albidus. An ſchattigen Orten, auf dem Moͤnchsberge, enlarge und Ka⸗ pucinerberge. Epilobium paluſtre. An feuchten Orten bei Zell im Pinzgau. 5 Saxifraga biflora. Auf dem Fuſchertauern, am Fuſcherthore in Geſellſchaft von Primula minima und Arnica glacialis. Euphorbia Eſula. An ſchattigen Orten am Wege zwiſchen Salzburg und Lauffen. Potentilla Brauniana. Auf den Hoͤhen des Untersberges auf der Klingleralpe, und um den Jungfraubruͤnnel in Geſellſchaft von Jun- cus ſpicatus. ö Anemone apiifolia. An Felſen auf dem Untersberge. | ‘ Pedicularis incarnata. Auf den Höhen des Untersberges, um den Jungfraubruͤnnel und dem Steinhuͤgel. Phaca frigida. Auf dem Zwing am Hierz⸗ bache. Trifolium hybridum. Auf dem Mooſe bei Salzburg. | Hieracium ſtaticaefolium. Auf dem Une ee bei dem zten Marmorbruche. Leontodon alpinum (Apargia) auf dem hohen Throne am Untersberge. Leontodon haftile, Auf den Wieſen bei Glanegg. NER J 5 138 — Cacalia albifrons. In der Roßeck am Un⸗ tersberge. N Tuſſilago glabrefeens, An Baͤchen bei Zell im Pinzgau. Senecio aquaticus. Am See bei Zell im Pinzgau. Carex refexa. Auf dem Moos bei Salz burg. Carex echinata. Ebendaſelbſt. — muricata. Am Kapucinerberge. — diandra. Auf dem Moos bei Salz⸗ burg. | — Bellardi. Auf dem Fuſchertauern. — juncifolia. Mit der vorigen. — ſempervirens. Ueberall an Felſen des Untersberges. Carex pendula. Am Untersberge beim Marmorbruch. ö Polypodium rigidum. An ſteinigen Orten auf dem Untersberge. Polypodium montanum. An Quellen auf dem Untersberge. } —— 139 Polypodium alpinum. In der Roßeck an dem heiligen Brunnen auf dem Untersberge. Polypodium alpeſtre. Auf dem Unters⸗ berge an ſteinigten Orten. Polypodium anthriſcifolium. An Mauern auf dem Untersberge. b Polypodium tenue. An Felſen auf dem Untersberge. Polytrichum aurantiacum. Auf dem Moos bei Salzburg mit Eriophorum alpinum. Polytrichum alpinum. Auf dem Zwing am Hierzbache, auf dem Fuſchertauern. Polytrichum urnigerum. Auf dem Thon⸗ grunde bei Lauffen. Encalypta contorta (Wulfen). Auf dem Untersberge an ſteinigen Orten am Wege nach dem Fuͤrſtenbrunn. Bartramia lanceolata. (Mnium gracile Flör- ke). Auf dem Untersberge zwiſchen den Fels fen aus welchen der Fuͤrſtenbrunn hervor⸗ quillt. | Bryum ftrumiferum, An den Felſen bes Fuͤrſtenbrunns. 8 140 — 1 Bryum capillaceum. Am Untersberge in den Waldungen neben dem Marmorbruche. Bryum crifpatum. An feuchten Orten bei der Kugelmuͤhle. | Mnium pfeudotriquetrum. Mit der vo⸗ rigen. Mnium turbinatum. In Waldungen am Marmorbruche des Untersberges. Hypnum polyanthes. An Baumſtaͤmmen beim Marmorbruche. | Hypnum commutatum. Bei ber Kugel: muͤhle an Felſen über welche die Quelle her— unterſtuͤrzt. Hypnum recognitum. Am Untersberge in Waldungen. Hypnum ſtellatum. Am Untersberge in den Waldungen am Marmorbruche. Hypnum patens. Mit dem vorigen an gleichen Orten. | Jungermannia emarginata, An feuchten dunkeln Orten beim Fuͤrſtenbrunnen. Lichen nivalis (Cladonia). Auf der Hoͤhe des Fuſchertauerns. ame, | 141 Kr. oo. Lichen cuenllatus (Cladonia). Ebendaſelbſt. Lichen polyphyllus (Umbilicaria). Auf den hohen Felſen in der Fuſch. Lichen pezizoides (Pfora). Ebenbaſelbſt. Andraea petrophila. Ebendaſelbſt. VII. Abhandlung uͤber die in Deutſchland wach⸗ fenden Arten des Widerthons (Poly- trichum Linn.); von dem Heraus⸗ geber. Dieſe Gattung führt in der franzoͤſtſchen Sprache den Namen Perce- Mouffe, auf Daͤ⸗ niſch wird fie Mykjyhaering genannt. In Deutſchland werden ihr die Namen Wider— thon, Haarmoos, golden Frauenhaar u. ſ. w. beigelegt. 142 — 9 Die aͤltern Botaniker fuͤhrten die Arten dieſer Gattung unter dem allgemeinen Nas men Mufcus auf, Linns errichtete den Gat— tungsnamen Polytrichum, und zielte damit auf die haarige Kappe, die dieſer Gattung faſt durchaus zukommt. Die Kennzeichen der Gattung beſtehen nach Linné in einem Staubbeutel, der mit einem Deckel verſehen iſt, auf einem Anſatze ruht, und eine haarige Kappe traͤgt. Die richtige Characteriſtik beſtehet nach Hoff- mann im folgenden: Die Kapfel ſitzt bei einigen Arten auf einem vierkantigen An— ſatze, die Kappe iſt abwaͤrts haarig, das Peri⸗ ſtom iſt einfach, hat mehr als 30 Zaͤhne, die an der Spitze mit einer Haut verbunden ſind. Nach Hedwig hat die Kapſel ein figurir tes Periſtom in einfacher Reihe, die 32 Zaͤhne ſind ungetheilt, und auf ihrer Spitze mit einer Membrane vereinigt. Die maͤnn⸗ liche Infloreſcenz iſt ſcheibenfoͤrmig. Die Geſchlechter ſind ganz getrennt. Im Syſteme ſtehet die Gattung in der sten Drd- nung der erſten Claſſe, und im natürlichen Syſteme unter den Laubmooſen. — 143 Was die Arten dieſer Gattung anbetrift, fo hatte Sinne nur zwey deutſche Arten auf— genommen, weil er mehrere fuͤr Abarten hielt, andere zu andern Gattungen rech— nete. Gegenwärtig find 9 deutfche Arten be— kannt, die fuͤglich unter folgender Abthei— lung ſtehen: *) Die Kapſel mit einem Anſatze. 1. Polytrichum yuccaefolium Ehrh. 2. P. juniperifolium Hoff. 3. P. piliferum Schreb. 4. P. ſexangulare Flörk. 5. P. aurantiacum Hopp. *) Die Kapſel ohne Anſatze. 6. Polytrichum alpinum Linn. 7. P. urnigerum Linn. | 8. P. aloides Hedw. 9. P. nanum, Hoffm. *) Die Kapſel mit einem Anſatze. a. Polytrichum (yuccaefolium) furculo ſim- . 144 — plict, foliis amplexicaulibus Ineni2 lan- ceolatis acuminatis ferratis, capſula te- traëdra. Icon. Sturm. Deutſchl. Fl. Cryptog. ates Heft, Nro. I. Polytrichum commune majus Linn. poly- trichum commune Hoffm. Deutfchl. Flora Crypt. p. 23. Nro. 1. Roth, germ. Tom. III. p. 346. Polytrichum yuccaefolium Erhart. plant. Crypt. Nro. 214. Schrader. Crypt. Nro. I. Polytrichum ſerratum Schrank. Baierſche Flora Nro. 1371. Wohnort: Mooſichte Waldungen. Bluͤhezeit: Fruͤhling. Beſchreibung: Die Wurzel iſt ſehr lang, fadenfoͤrmig, kriechend und mit Faſern be⸗ deckt. Die Staͤmmchen werden eine Spanne lang, ſind ganz einfach, am Grunde blatt⸗ los, oberhalb mit Blaͤttern beſezt, und ſtehen in dichten Raſen neben einander. Die Blaͤt⸗ ter ſitzen zerſtreuet, umfaſſen den Stengel, ſind gleichbreit⸗lanzetfoͤrmig, zugeſpizt, ſtark⸗ ſaͤgezaͤhnig, abſtehend und hellgruͤn, im 2 145 trockenen Zuſtande liegen fie mehr an, und haben eine dunkelbraune Farbe. Die Frucht— ſtiele werden einige Zoll lang, entſpringen einzeln aus den Enden der Staͤmmchen, ſind einfach, fadenförmig und purpurroth. Am Grunde deſſelben befindet ſich das aus haͤu— tigen bleichfärbigen laͤnglichten Blaͤttchen bes ſtehende Perichaͤtium. An der Spitze ſitzt die Kapſel auf einen braͤunlichten viereckig— ten Anſatze. Die Kappe iſt ſehr groß, und haͤngt im juͤngern Zuſtande weit uͤber die Kapſel herunter, ſie hat eine goldgelbe Far— be, und beſtehet ganz aus feinen Haaren welche an der Baſis loſe zuſammen haͤngen; an der Spitze aber dicht zuſammen gewebt ſind. Die Kapſel iſt vierkantig, in der Ju— gend gruͤn, im Alter braunroth. Der De— ckel iſt am Grunde flach, oben mit einer kurzen ſtumpfen Spitze verſehen. Das Pe— riſtom beſtehet aus 64 kurzen braunrothen Zaͤhnen, die durch eine Membrane mit ein⸗ ander verbunden ſind. Die Staͤmme der maͤnnlichen Pflanze ſind kuͤrzer als die der weiblichen, auch ſind ſie mit kuͤrzern Blättern beſezt, und oͤfters pro⸗ liferirend; die maͤnliche Bluͤthe erſcheint an K | 146 Marien der Spitze in Geſtalt eines blaͤttrichten Roͤschens. Dies Gewaͤchs war bei den Alten ſehr beruͤchtigt, und wurde als aberglaͤubiſches Mittel angewandt. Auch wurde es ehemals in Apothecken gebraucht und „führte den Na⸗ men Herb. Adianthi aurei. Jetzt iſt eg aber außer dem Gebrauche. Nur an einigen Or— ten werden noch kleine Kehrbeſen davon verfertiget. 9 2. Polytrichum juniperifolium, furculo fub- ramofo, foliis ſeſſilibus lineari-- lanceola- tis mueronatis integerrimis, capſula ob- longa teeraëdra. Icon. Sturm Deutſchl. Flor. Crypt. 48 Heft Nro. 2. Polytrichum commune minus Linn, >» — Polytrichum juniperifolium Hoffm. Deutfchl, Flor. l. c. p. 24. Nro. 2. Roth. I. c. p. 348. Wilden. berol. p. 305. (P. juniperinum.) Polytrichum commune Schrank. Baierſche Flora Nro. 1369. — 147 Wohnort: Auf naſſen Weiden und Hei: deplaͤtzen. Bluͤhezeit: Im Fruͤhlinge. Beſchreibung: Die Wurzel iſt kurz, fa— denfoͤrmig, zaſericht. Die Staͤmmchen were den einige Zolle lang, ſind zuweilen aͤſtig, am Grunde blaͤttlos, oberhalb dicht mit Blaͤt— tern beſetzt. Die Blaͤtter ſitzen gedraͤngt, find ſtiellos, gleichbreit lanzettfoͤrmig, glatt: randig, mit einer ziemlich langen Spitze, und einer gelbgruͤnen Farbe. Die Fruchtſtiele werden 1 bis 2 Zoll lang, entſpringen aus den Spitzen der Staͤmmchen und der Aeſte, ſind einfach, fadenfoͤrmig und purpurroth. Das Perichaͤtium beſtehet aus haͤutigen an der Spitze in ein Haar auslaufenden Blaͤtt— chen. Der Anſatz iſt ſehr klein, eckigt, und purpurroth. Die Kappe iſt groß, glockenfoͤr⸗ mig, haaricht, und von gelblicht weißer Far- be. Die Kapſel iſt laͤnglicht, vierkanntig, in der Jugend gruͤn, im Alter gelblicht. Der Deckel iſt an der Baſis etwas flach, und mit einer kurzen etwas gekruͤmten Spitze ver- ſehen. Das Periſtom hat 64 Zähne die durch eine Membram zuſammen gewachſen find, K 2 \ 1 148 a 3. Polytrichum piliferum ſurculo fimplici, foliis fefilibus lineari - lanceolatis integer rimis, apice piliferis, capfula oblonga tetraödra. Icon. Sturm. Deutfchl. Flor. Crypt. 4. Heft Nro. 3. Polytrichum commune piloſum Linn. Polytrichum piliferum Schreb. Spic. Lipſ. p. 74. Hoffm. I. c. p. 24. Nro. 3. Roth. I. c. p. 348. Nro. 3. Wildenow. I. c. Ni o. 912. Polytrichum pilofum Schrank. I. c. Nr.1370. Wohnort: Bergichte Waldungen, Hei⸗ deplaͤtze. GBluͤhezeit: Fruͤhling. Beſchreibung: Die Wurzel iſt kurz, fa- denfoͤrmig. Die Staͤmmchen werden kaum einen Zoll lang, ſind ganz einfach, unter— halb ganz naft, oberhalb dicht mit Blaͤttern beſetzt. Die Blaͤtter ſitzen an der Spitze des Staͤmmchens in einem gedraͤngten kurzen Bü: ſchel uͤbereinander liegend. Sie ſind ſehr kurz, ſtiellos, gleichbreit lanzettfoͤrmig, glatt⸗ S 149 randig, am Ende mit einem langen weißem Haare gekroͤnt. Im trockenen Zuftande er— ſcheinen die Blaͤtter pfriemenfoͤrmig und ha— ben eine braunrothe Farbe. Die Blaͤtter des Perichaͤtiums ſind an der Spitze mit den laͤng— ſten Haaren begabt. Die Fruchtſtiele wer— den einen Zoll lang, entſpringen aus der Spitze des Stamms, ſind einfach und pur— purroth. Der Anſatz iſt klein und purpur- roth. Die Kappe iſt glockenfoͤrmig und be— ſteht aus hellgelben Haaren. Die Kapſel iſt laͤnglicht, vierkantig, in der Jugend hellgruͤn, im Alter braunroth. Der Deckel iſt purpur— roth, ganz flach, mit einer geraden ſtumpfen Spitze. Das Periſtom hat 64 durch eine Membrane zuſammenhaͤngende Zaͤhne. Anmerkung. Die 3 vorſtehenden Arten kommen in manchen Stuͤcken mit einander uͤberein, man findet aber auch mehrere Unterſcheidungszei— chen, die hauptſaͤchlich an den Blaͤttern leicht in die Augen fallen. Die Blaͤtter von Poly- trichum yuccaefolium ſind ſehr deutlich ſaͤge— zaͤhnig. Die Blätter von P. juniperifolium ſind glattrandig, am Ende mit einer Spitze verſehen. Die Blätter von P. piliferum find RN K 3 — 150 — glattrandig, an der Spitze in ein langes weißes Haar auslaufend. Mehrere Unter- ſcheidungszeichen finden ſich in Groͤße, 8 Deckel u. ſ. w. 4. Polytrichum fexangulare ſurculo fimplici, foliis linearibus rigidiuſculis integerrimis acutis, ficcitate incurvis Subfecundis, cap- ſula compreffo - ſubſexangulari. ‘ Icon. Sturm. I. c. Nro. 4. Wohnort! Auf dem Wechſelberge am Zillerthale; auf der Schleinitz am Puſterthale. Bluͤhezeit: Sommer. Beſchreibung: Die Wurzel kriecht, iſt ganz einfach und fadenfoͤrmig. Die Staͤmm⸗ chen wachen rafenartig, find einfach, unten nakt, oberhalb mit einem dichten Blaͤtter— buͤſchel beſetzt. Die Blaͤtter liegen dachzie— gelartig am Stamm, ſind gleichbreit-lanzet— foͤrmig, etwas ſteif, zugeſpitzt, glattrandig; im trockenem Zuſtande etwas gekruͤmmt, und nach einer Seite ſtehend, auch von braun— rother Farbe. Der Fruchtſtiel entſpringt aus der Spitze des Staͤmmchens, iſt ganz ein- * — 151 fach, einen Zoll lang und purpurroth. Die Haube beſtehet aus gelblichten Haaren welche unten loſe zuſammen haͤngen. Die Kapſel iſt gelblichtroth, in der Jugend etwas zuſam⸗ men gedruͤckt 5 oder beckigt; der Deckel iſt gewoͤlbt und hat eine etwas gekruͤmmte Spitze. Das Periſtom beſtehet aus weißen etwas gekruͤmmten Zaͤhnen die mit einer Haut verbunden ſind. hu Anmerkung. Dieſe neue Art entdeckte Herr Floͤrke im Jahre 1798 auf dem Wechſelberge im Ziller— thale. Ich fand ſolche in dem nemlichen Jahre auf der Schleinitz bei Lienz im Puſter— thale in Tyrol unter der hoͤchſten Spitze, nicht weit von den Seen, woſelbſt ſie große Stre— cken uͤberzieht, die davon ganz roth erſchei⸗ nen. Vergl. botan. Taſchenb. 1799. S. 126. 5. Polytrichum aurantiacum, ſurculo ſub- ramoſo erecto, foliis lineari - lanceolatis acuminatis ſerratis, adpreſſis, ſetis termina- libus, capſula ovata, erecta. Icon. Sturm. I. c. Nro, 5, K 4 Wohnort: Auf dem Moos bei Salz⸗ burg in Geſellſchaft von Eriophorum alpinum und Scirpus ceſpitoſus. — Bluͤhezeit: Fruͤhling. Beſchreibung: Die Wurzel gehet grade in die Erde, iſt fadenfoͤrmig und mit vielen filzigten Faſern verſehen. Die Staͤmmchen ſind einem Zoll lang, oberhalb dicht mit Blaͤttern beſezt, aufrecht und zuweilen aͤſtig. Die Blaͤtter ſind gleichbreit-lanzettfoͤrmig zugeſpizt, fügezähmg, anliegend, hellgruͤn, mit einer roͤthlichen Spitze. Die Fruchtſtiele kommen aus den Enden der Staͤmme, wer— den 2 Zoll lang, ſind fadenfoͤrmig, einfach, am Grunde roͤthlicht, oberhalb roͤthlichtgelb. Die Kappe iſt glockenfoͤrmig und beſtehet aus hellgelben Haaren, die am Grunde nur loſe zuſammen haͤngen. Der Anſatz iſt ſehr klein und cylindriſch. An der Spitze ſitzt die Kaps ſel. Sie iſt in der Jugend etwas eckigt, wird aber im Alter vollkommen eyfoͤrmig, biegt ſich dann etwas ſeitwaͤrts, und iſt von hellgelblichter Farbe. Der Deckel iſt ge— woͤlbt, hat an ber Baſis einen aufgeworfe— nen roͤthlichen Rand, und oben eine ziem— | — 153 lich lange Spitze. Die Zaͤhne des Periſtoms ſind weiß, einwaͤrts gekruͤmmt und durch eine Haut verbunden. Anmerkung. Ich habe dieſe neue Art im Sommer 1799 am erwaͤhnten Wohnorte entdeckt, wo— ſelbſt ſolche auf aufgeworfenen Huͤgeln ſehr haufig waͤchſt, fo daß dieſe davon ſchon in der Ferne ganz gelb erſcheinen. zen) Die Kapſel ohne Anſatz. 6. Polytrichum alpinum, furculo ramofo procumbente, foliis amplexicaulibus lan- ceolatis acuminatis ferratis recurvis, fetis terminalibus, capfula cylindrica inelinata. Icon. Sturm. I. c. Nro. 6. Polytrichum alpinum Linn, Syft, veg. p. 946. Hoffm. I. c. p. 24. Roth. I. c. p. 349. Wohnort: Auf Alpengebuͤrgen, auf dem Brocken bei den Hirſchhoͤrnern, und auf den Fuſchertauern. K 5 - 14 — I Bluͤhezeit: Frühling. Beſchreibung: Die Wurzel iſt kriechend, lang, duͤnn und gegliedert. Die Staͤmm⸗ chen werden 2 bis 3 Zoll lang, ſind eckigt, roͤthlicht, niederliegend, aͤſtig. Die Blaͤtter umfaſſen den Stengel, find nachenfoͤrmig, lan— zettfoͤrmig, zugeſpizt, ſaͤgezaͤhnig, zuruͤckge— kruͤmmt, hellgruͤn mit einer roͤthlichten Spitze, die untern rothbraun. Die Fruchtſtiele kom⸗ men aus den Enden der Staͤmmchen, wer⸗ den einen Zoll lang, ſind einfach, roͤthlich. Die Haube iſt glockenfoͤrmig, gelblicht, haa— rigt, mit einer langen Spitze. Die Kapſel iſt in der Jugend etwas eckigt, im Alter vollkommen cylindriſch und hellgruͤn, zuletzt ganz braun, ſie biegt ſich ſeitwaͤrts, je aͤlter ſie wird. Der Deckel iſt etwas gewoͤlbt, mit einem roͤthlichten Rande und einer langen gekruͤmmten Spitze. Die Zaͤhne des Peri— ſtoms ſtehen etwas aufrecht, ſind gruͤnlicht und mit einer Haut verbunden. | 7. Polytrichum urnigerum, furculo ramoſo erecto, foliis imbricatis lanceolatis ſerra- tis adpreſſis, ſetis axillaribus, capſula ey- lindrica erecta. 155 — Icon. Sturm. 1. c. Nro. 7. Polytrichum urnigerum Linn. I. c. p. 946. Hoffm, I. c. p. 24. Roth. I. c. p. 350. Wohnort: In Waͤldern auf leimigten Boden. Bluͤhezeit: Frühling. Beſchreibung: Die Wurzel iſt gerade, kurz und dünn. Die Stämmchen find 2 Zoll lang, aͤſtig, und ſtehen aufrecht, die Blaͤtter umfaſſen den Stengel, find lanzettfoͤrmig, zu⸗ geſpitzt, ſaͤgezaͤhnig, anliegend, hellgruͤn mit einer roͤthlichten Spitze. Die Fruchtſtiele ent⸗ ſpringen aus den Seiten der Staͤmmchen, werden faſt 2 Zoll lang, ſind einfach und roͤthlich, oben gedreht, die Haube iſt laͤng— licht und beſtehet aus gelben Haaren. Die Kapſel iſt cylindriſch, aufrecht, hellgruͤn, im Alter roͤthlicht. Der Deckel iſt ge— woͤlbt, und hat eine gleichbreite gerade Spitze. Die Zaͤhne des Periſtoms ſind gelblicht und durch eine ant verbunden. 0 8. Polsgtrichun aloides, ſureulo mee mo erecto, foliis incuxvis lineari- lanceo- 156 22 latis, planis, undique ferratis, capſula cy- lindrica erecta. Icon. Sturm. I. c. Nro. 8. Mnium polytrichoides g. Linn. Polytrichum aloides Hedwig. Muſc. Tab. 14. Hoffm. 1. c. p. 24. Roth. I. c. p. 352. Wilden. I. c. Nro. 914. Schrank. I. c. Nro. 1372. Wohnort: An ſchattigen Orten auf thonigten Boden. Bluͤhezeit: Fruͤhling. Beſchreibung: Die Wurzel beſtehet aus einem ſehr kurzen Haarbuͤſchel. Die Staͤmm— chen wachſen rafenartig, ſind; Zoll lang, ober- halb mit Blaͤttern beſetzt. Die Blaͤtter ſind flach, faſt lanzetfoͤrmig, auf beiden Seiten deutlich gezaͤhnt, und beſonders im trockenen Zuſtande einwaͤrts gekruͤmmt, zuſammen ge— rollt und dunkelgruͤn. Der Fruchtſtiel ent- ſpringt aus der Spitze des Staͤmmchens, iſt 2 Zoll lang, purpurroth und oberhalb ges dreht. Die Haube beſteht aus gelblichtrothen Haaren, welche unten nur loſe zuſammen haͤngen. Die Kapſel ſitzt an der Spitze, iſt — 157 cylindriſch, aufrecht, hellgruͤn, im Alter braun. Der Deckel iſt gewoͤlbt und mit einer kurzen gekruͤmmten Spitze verſehen. Die Zaͤhne des Periſtoms ſind aufrecht, braͤunlicht und mit einer Haut verbunden. 9. Polhtrichum nanum, ſurculo fimplicifimo erecto, foliis lanceolatis carinatis, apice ſubſerratis, capſula ſubovata, demum in- clinata. Icon. Sturm l. c. Nro. 9, Mnium polytrichoides Linn. a. Polytrichum nanum Hedw. Muſc. Tab. 13. Roth. I. c. p. 351. Wilden. I. c. Nro. 913. Schrank. I. c. Nro. 1374. Polytrichum ericoides Hoffm. I. c. p. 24. Wohnort: Auf Heideplaͤtzen. Bluͤhezeit: Frühling. Beſchreibung: Die Wurzel beſtehet aus feinen Faſern. Die Staͤmmchen ſind ſehr kurz, und nur mit wenigen Blättern beſetzt. Die Blaͤtter liegen faſt an der Erde, ſind 158 — etwas concav, lanzettfoͤrmig, am Grunde breiter, und am Ende kaum merklich gezaͤhnt, im trockenen Zuſt ande faſt flach und hellgruͤn. Der Fruchtſtiel entſpringt aus der Spitze des Staͤmmchens, iſt ganz einfach z Zoll lang, gelblicht, und oberhalb gedreht. Die Haube beſteht aus gelblichten loſe zuſammenhaͤngen⸗ den Haaren. Die Kapſel iſt faſt rundlicht, becherartig, gelblicht, aufrecht, im Alter et— was uͤberhaͤngend. Der Deckel iſt gewoͤlbt, und mit einer kurzen gekruͤmmten Spitze ver— ſehen. Die Zaͤhne des Periſtoms ſtehen faſt aufrecht. Bemerkung. Auſſer dieſen angeführten Arten des Wie- derthons giebt es noch einige Mooſe, welche von einigen Schriftſtellern zu den Arten des Wiederthons gerechnet werden, z. B. das Bryum undulatum Linn. und das Okthotri— chum harcynicum Hoffn. Da aber die erſte Art eine glatte Kappe traͤgt, und bei der letztern die Haare aufwärts ſtehen; fo koͤn⸗ nen fie wohl nicht fuͤglich zu Polytrichum ge— rechnet werden, weil ſolches ausſchließlich eine Calyptra deorſum piloſa behauptet, und — 459 auch noch in andern Fruktificationstheilen abweicht. Die maͤnnliche Pflanze beſtehet bei jeder Art für ſich, iſt ganz einfach, oft proliferi- rend und die Infloreſcenz ſitzt an der Spitze in einer blaͤttrichten Roſe. Die Kappe iſt bei allen Arten uͤberein— ſtimmend. Sie iſt glockenfoͤrmig, beſtehet aus gelblichten Haaren, die am Grunde nur loſe zuſammen haͤngen. Wer ſich eine anſchauliche gruͤndliche Kennt— niß von dieſer ſchoͤnen Gattung machen will, der ſchaffe ſich die citirten Sturmiſchen Ab— bildungen — 2te Abtheilung Cryptogamie, Ates Heft an, und er wird feine Erwartung gewiß nicht getaͤuſcht finden. . m. — — 160 | — VIII. Bericht über meine diesjährige botani— ſche Reiſe; vom Herausgeber. \ EEE Ich weiß daß viele meiner Leſer und alle meine botaniſchen Freunde auf Nachrichten von meiner neueſten botaniſchen Reiſe begie- rig ſind. Ich will daher einen kurzen Be— richt über dieſelbe nicht vorenthalten, ob— wohl ich aus mehrern Urſachen weder eine vollſtaͤndige Reiſebeſchreibung, noch ein or: dentliches Tagebuch liefern kann. Abreiſe. deine Abreiſe von Regensburg begann an dem nemlichen Tage, und mit dem nem⸗ lichen Schiffe wie das vorigemal, und da dieſesmal das Wetter guͤnſtig und die Schiffs— geſellſchaft angenehm war, wir auch die erſte Nacht in Straubingen ein ordentliches Nacht- quartier hatten; ſo wurde die Reiſe bis mm 161 Paſſau in den erften beiden Tagen vergnüge zuruͤck gelegt. Zwey Geſellſchaften von Mu— ſikanten machten vollends eine angenehme Un- terhaltung. Alle Morgen um 3 Uhr, da kaum der Tag grauete, gieng das Schiff ab, und jedesmal ſpielten die Muſikanten ein Morgenlied, anftutt die andere Geſell chaft ein Vater unſer ic. betete. Die Muſikma— cher wiederhohlten ihr Spiel waͤhrend des Tages ſehr oft, und beſonders wenn wir ein Dorf oder Flecken vorbeipaßirten, bei welcher Gelegenheit allemal Alt und Jung zuſammen lief. Paſſau. Ich hoffte hier die Soldanella alpina noch in der Bluͤthe anzutreffen, weil, wenigſtens bei Regensburg, die Flora um 4 Wochen ſpaͤ⸗ ter ihr feſtliches Kleid anlegte, als im vo⸗ rigen Jahre, aber ich fand jene Pflanze lange verbluͤhet, und die Jahrszeit ſchon weit vor⸗ gerückt — Hier ſtand ſogar Veronica oflici- nalis in voller Bluͤthe, und Lycopodium cla- vatum ſtaubte ſchon den Saamen von ſich. Beilaͤufig fand ich hier ein paar Rekruten zur baierſchen Flora, die ſelbſt an dieſem L. 162 mn u Orte ) den ſcharfſichtigen Augen des Herrn Prof. Schranks entgangen waren, nem— lich Polypod. Oreopteris, das auf dem Mar, riahuͤlfsberge ſowohl, als in der ganzen Ge⸗ gend haͤufig waͤchſt, und Marchantia quadrata welche in der Mauer die den Kapuciner⸗ garten umgiebt, genug vorkam. Salzburg. Mein erſter Gang war zu meinem vor treflichen Freunde Herrn von Braune, und meine erſte Frage war, was macht Eriopho- rum alpinum. Mit Leidweſen mußte ich ver- nehmen, daß Herr von Braune dieſe Pflanze gar nicht gefunden hatte, und noch mißmu— thiger wurde ich, als ich dieſes Gewaͤchs an dem Orte wo ich es voriges Jahr ſparſam geſehen hatte, gar nicht antraf. Ich hatte doch hauptſaͤchlich wegen dieſer Pflanze meine Reiſe ſo fruͤh angetreten, fruͤher wenigſtens als es zur Beſteigung der Alpen noͤthig ger weſen waͤre. *) Naturhiſtoriſche Reiſe von Herrn von Moll und Schrank ır Band, botan. Taſchenbuch 1794. S. 66. \ 4 — * * Pr — 163 Ich verfolgte meinen Weg über das Moos und war ohngefehr eine halbe Stunde wei— ter gekommen, als ich an der linken Seite des Weges Eriophorum alpinum in Menge antraf. Ganze Strecken waren damit uͤber— zogen, und als ich einen ganzen Nafen aus— hob, hatte ich wenigſtens ein hundert Exem— plare in Haͤnden. Meine Freude kann man ſich vorſtellen. Alle meine eingelegten Exem— plare ſind mit Wurzeln verſehen, und ent— halten 5 bis 10 Halme, mit feſtſitzender Saa⸗ menwolle verſehen. Ich fand nachher dies Gewaͤchs auch in andern Gegenden des Moo— ſes, und es ſahe aus, als ob ein dichter Nebel aufgeſtiegen waͤre, ſo taͤuſchte die ſchneeweiße Wolle dieſe Pflanze von ferne. Meine Wohnung. Ich nahm mein Abſteigequartier in dem nemlichen Hauſe am Steinbruche, auf dem Untersberge, wo ich im vorigen Jahre ge— wohnt hatte. Obwohl der alte Vorgeher noch anweſend war, ſo zog er doch nach ei— nigen Wochen ab, weil er Alters halber in den Ruheſtand verſetzt wurde. Ein anderer junger Mann kam an deſſen Stelle, und auch 0 L 2 1 — 164 | — Pr bei dieſem erhielt ich eine bleibende Stätte. Sonach hatte ich wieder eine bequeme Her— berge, von wo aus ich meine nothwendigen Beduͤrfniſſe leicht aus Salzburg ziehen, auch eben ſo leicht den Untersberg erſteigen, und die noͤthigen Pflanzen leicht und friſch in meine Stube bringen konnte. Wieſen bei Glanegg. So lange der Junius dauerte, war der Untersberg, fuͤr einen Botaniker, kaum mit Nutzen zu beſteigen. Der im vorigen Winter haͤufig gefallene Schnee, war wegen dem ſpaͤth erfolgtem Fruͤhjahre noch lange nicht weggethauet, und ſelbſt in den unterſten Re— gionen ſahe man ihn noch haͤufig genug. Ich wußte aus Erfahrung, daß ich dasjenige was ich bei einer jetzigen Beſteigung des Untersberges etwa erobern wuͤrde, auch noch nach 4 und 6 Wochen, wenn gleich in einer etwas hoͤhern Gegend, haben koͤnnte; hinge— gen war mir bekannt, daß die volle Flora die jezt im Thale prangte mit Macht davon eilen wuͤrde, wenn auch die Senſe des Land— manns noch einige Zeit ruhen ſollte. Ich begnuͤgte mich alſo waͤhrend des ganzen Ju— — 165 nius, die ſchoͤnen Wieſen zwiſchen Salzburg und dem Untersberge zu beſuchen und da ſam— melte und ſahe ich nach und nach Pat Pflanzen: Eriophorum alpinum, E. vaginatum, E. an- guſtifolium, E. latifolium, Scirpus cefpito- ſus, Primula farinoſa, Gentiana acaulis, Gen- tiana verna, Gentiana utriculoſa, G. pneumo- nanthe, Linum viſcoſum, Salvia verticillata, Aftrantia major, Gladiolus communis, Thefium pratenſe, Hypochaeris maculata, Orchis conop- ſea, O. odoratifima ). Ophrys monophyl- los, Anthericum calyculatum, Orchis globofa, Pedicularis Sceptrum Carolinum, P. paluftris Laſerpitium prutenicum, Thalictrum anguſti- folium, Apargia haftilis, Buphthalmum gran- diflorum 39) u. ſ. w. *) Dieſe beiden Orchisarten haben große Aehnlich⸗ keit miteinander, man kann ſie aber dadurch beim erſten Anblicke unterſcheiden, daß der Sporn bei Orchis odoratiflima viel kleiner, aber der Geruch weit ſtaͤrker und angenehmer iſt, indem er dem Balſ. peruvianum und dem Satir. nigrum _ wenig nachſtehet. **) Ich habe dieſe 1 in meinem Herbario 3 166 — a Untersberg. Dieſes Gebirg iſt gegenwaͤrtig durch Hrn. Funke, Herrn von Braune und meinen Nachrichten bereits bekannt genug geworden; man weiß das es 2 Stunden von Salzburg entfernt liegt, daß es ein Kalchgebirge iſt und daß es eine Hoͤhe von 8000 Fuß uͤber der Meeresflaͤche erreicht. Aber den unge— heuern Umfang dieſes Gebirges und die zahl— reichen Pflanzen die auf ihn wachſen, lernte ich erſt dies Jahr kennen. Ich machte einſt eine 3tägige Excurſion in Hrn. von Braunes Geſellſchaft uͤber den ganzen Umfang dieſes Gebirges; aber wir hätten noch 6 Tage nd» thig gehabt, wenn wir jeden Winkel und je— den betraͤchtlichen Felſen haͤtten erſteigen wollen. Es mögen daher noch viele Plans vivo pl. alp. unter obigem Namen ausgegeben, ehemals hielt ich fie für B. falicifolium, Der Chargeter beider Pflanzen im Syft. vegetab. p. 780. iſt faft gleichlautend, der ganze Unterſchied iſt daſelbſt folgender: B. ſalicifolium foliis ſub- ſerratis villofis, bei B. grandiflorum foliis ſub- denticulatis glabris, das leztere paßt am mei⸗ ſten zu meiner Pflanze. 2 167 zen auf dieſem Gebirge wachſen, davon man jetzt noch nicht unterrichtet iſt !). Erſte Excurſion auf dem Unters— berge. Erſt im Anfange des Jul. beſtieg ich die Hoͤhe des Untersberges. Ich hatte nicht wenig Vergnuͤgen als ich alle Wege und Stege wieder ſah, auf welchen ich im vori— gen Jahre ſo oft in ſtiller Einſamkeit ge— wandert hatte. Ich war unendlich erfreuet als ich alle Bekannte des Pflanzenreichs wie— der fand, die ich meiſtens im vorigen Jahre *) Ich fand dieſes Jahr eine Menge Pflanzen, de⸗ ren Auweſenheit auf dieſem Gebirge bisher uns bekannt war. Einige die meine Vorgänger fan⸗ den, habe ich noch nicht finden koͤnnen z. B. Saxifraga Burſeriana und Ophrys Corallorhiza. Wahrſcheinlich finden ſich alſo noch mehrere, die man jetzt gar noch nicht weiß, und ſonach koͤnnte leicht die Zahl der Alpenpflanzen die auf dem Untersberge vorkommen, auf 300 anwach⸗ fen. Eine anſehnliche Zahl auf einem einzigen Gebirge das vor zehn Jahren den Botanikern kaum den Namen nach bekannt war. L 4 168 Gaumen ' 0 P erſt kennen lernte. Solche Empfindungen kann man nicht beſchreiben. Schon in nied— rigen Gegenden traf ich noch Schnee an, und auf der Hoͤhe waren noch viele und große Schneefelder vorhanden, die auch am 15. Auguſt noch nicht weggeſchmolzen waren. Die Erſtlinge der Flora waren folgende: Ranunculus alpeſtris und nivalis ) Saxi- fraga androſacea, ſtellaris, Soldanella alpina, Atragene alpina, Anemone apiifolia, Carex ca- pillaris, C. alpina, C. ſempervirens, C. atra- ta, Gentiana acaulis, G. verna, Globularia cordifolia und nudicaulis, Androſace villoſa, Veronica alpina, V. aphylla, Pedicularis ver- ticillata und P. recutita, Dentaria enneaphylla, Valeriana tripteris, Doronicum bellidiaſtrum, Saxifraga rotundifolia, Campanula alpina, Si- lene acaulis u. m. gemeine Pflanzen. Aber man kann alle dieſe Erſtlinge auch noch im ſpaͤten Herbſte ſammeln. Die Jahrs⸗ *) Ich nenne ihn hier der Kürze wegen, und weil er unter dieſen Namen allgemein bekannt iſt, ſo, mehrers wird weiter unten von ihm vor⸗ kommen. — 169 zeiten ſind auf den Hoͤhen lange nicht ſo ab⸗ gemeſſen wie in den Ebenen. Im May iſt es auf der Hoͤhe noch Winter, und im Sep⸗ tember iſt ſehr oft der neue Winter ſchon wieder da. Es bleiben alſo kaum 3 Monate für Fruͤhjahr, Sommer und Herbſt. Die Bluͤhezeit der Alpenpflanzen iſt daher nie⸗ mals mit Sicherheit beſtimmt anzugeben, und ſo gut ſolches auch in den Ebenen ſtatt findet, und von großen Nutzen iſt, fo unzu⸗ verlaͤßig iſt ſolches in Gebirgen. Hier be— ruhet alles auf die Auſtoͤſung des Schnees. Wenn an einem Felſen in einer Niedrigung des Gebirges der Schnee im May wegzu— ſchmelzen anfaͤngt; ſo kommen Ranuneulus alpeſtris, R. nivalis, Soldanella alpina, Den- taria enneaphylla, Saxifraga androfacea u. ſ. w. zahlreich und geſchwind mit ihren Bluͤthen hervor; und wenn das nemliche Wegſchmel⸗ zen des Schnees im Auguſt auf einer hoͤhern Region ſtatt findet, fo find alle vorhin ge— nannte Pflanzen ebenfalls wieder da, wenn auch in böhern Gegenden eine und andere Fremde z. B. Silene acaulis und Campanula alpina hinzukoͤmmt. Dies alles wird noch einleuchtender wenn ich verſichere, daß ich am 15. Aug. auf dem Untersberge Daphne L 5 1 70 — Mezereum, Primula elatior und den Cynoſurus coeruleus, nebſt allen ſogenannten Alpen⸗ fruͤhlingspflanzen in vollem Flora angetroffen habe. Nun läßt ſich auch denken, daß meh- rere Pflanzen der hoͤchſten Gegenden in manchen Jahren gar nicht zum Vorſchein kommen, wenn nemlich der Schnee gar nicht wegthauet. Wuͤrklich iſt dies der Fall, Herr Mielichhofer ſchrieb mir ohnlaͤngſt „ich habe dies Jahr die Aira ſubſpicata nicht ſammeln koͤnnen, weil der Ort wo ſie waͤchſt nicht ſchneelos geworden ift.! Herr Baron von Hohenwarth erwaͤhnt in den Schriften der Berliner naturforſchender Freunde, daß man die Schleiniz in Tyrol kaum vor dem Sep— tember beſteigen koͤnne. Freilich fand ich auf derſelben am 3. Aug. keine Spur von Schnee mehr, und viele Pflanzen ſchon im defloriren, aber das war auch in dem bekann⸗ ten fruͤhzeitigen Jahr 1798. Die verkehrte Welt. In den Salzburgiſchen Gebirgen, und be> ſonders in der niedern Waldregion am Fuße des Untersberges waͤchſt die wahre offici— nelle ſchwarze Nieswurz (Helleborus niger ‚ — 171 Linn.) in großer Menge, fo daß alle Apor theken Deutſchlands damit verſorgt werden koͤnnten; aber kein deutſcher Apotheker oder Materialiſt denkt daran ſich dieſe Wurzeln aͤcht aus dem Salzburgiſchen zu verſchaffen; ſondern man wendet ſich nach Thuͤringen oder nach dem Harze, vielleicht auch nach Ungarn um ſich von dorther die Wurzel der falichen ſchwarzen Nieswurz (Adonis vernalis Linn.) zu verſchreiben. Die wahre und aͤchte rothe Enzianwurz (Gentiana lutea Linn.) waͤchſt in den Salz burgiſchen Gebiegen nur ſparſam, und wenige ſtens am ganzen Umfange des Untersberges gar nicht, gleichwohl wird auf dem Unters— berge von Maͤnnern und Weibern rothe En— zianwurzel gegraben, und ein großer Theil Deutſchlands damit verſehen. Aber dieſe Aelpler graben die Wurzeln von Gentiana punctata und G. pannonica und liefern mit⸗ hin die unaͤchten Wurzeln, anſtatt daß viel⸗ leicht in andern Gegenden die wahre Gen- tiana lutea alljaͤhrlich in ungeſtoͤhrter Ruhe fort vegetirt. In einigen Gegenden Deutſchlands iſt — — 1 72 a ein Oleum Plumbaginis coct. in neuern Zei⸗ ten officinell geworden, was fuͤr die Kraͤtze ſehr heilſam ſeyn ſoll. Man verſchreibt dazu die Wurzel aus Salzburg und erhaͤlt Rad. Dentariac enneaphyllae, da fie doch vermuth⸗ lich von Plumbago europaea genommen wer⸗ den ſollte *). Ungluͤcksfälle. Daß die botaniſchen Reiſen Feine Luſt⸗ wandlungen ſind, vielmehr oͤfters mit Un⸗ gluͤcksfaͤllen verknuͤpft werden, iſt aus den Auf⸗ fügen von Funcke, Herr von Braune, Bes *) Als ich dieſe Anekdoten einen meiner Freunde erzaͤhlte, antwortete er mir „machens doch die Botaniker nicht beſſer. Herr Borkbauſen laͤßt den Anfang der Flora von einer gewiſſen Graf⸗ ſchaft (Katzenellenbogen) im Rheiniſchen Maga: zin abdrucken, und Herr Seim liefert den An⸗ fang einer Flora Deutſchlands in der compen⸗ didſen Bibliotheck. Erſterer laͤßt in der Folge die cattiſche Flora in der compendiöſen Biblio⸗ theck auftreten / und lezterer liefert die Fortſetzung ſeiner Florg Deutſchlands in einem eigenen Werke.“ e — 173 neficiat Schmidt, Floͤrke und aus meinen eigenen Nachrichten bekannt genug. Auch mir mußten leider mehrere uͤberkommen. Ich uͤbergehe das ſchlechte Wetter (ich zahlte lei⸗ der in 2 ganzen Monaten kaum 4 Tage an welchen es nicht regnete) obwohl es mei⸗ ſtens die erſte Grundurſache war. Ich hatte einmal die ganze Woche keine Excurſion machen koͤnnen, weil es beſtaͤn— dig regnete, und ſahe mich daher genoͤthi— get es auf einen Sonntag *) zu thun, weil das Wetter ertraͤglich wurde. Ich nahm meinen Weg, den ich gut wußte, ganz allein, gerade nach dem hohen Throne zu. Unter: weges verirrte ich mich durch ein aͤuſſerſt ger ringes Verſehen, in den Latſchen (Pinus Pu- milio). Da ich nicht zuruͤck gehen wollte, mußte ich mich ſeitwaͤrts durcharbeiten, um einen Felſen zu erreichen, der vor mir, in ei⸗ ner, mir nicht ganz unbekannten Gegend, *) Riepel der Wegweiſer, war ſehr ſelten zu bewe⸗ gen am Sonntage das Geſchaͤft eines Fuͤhrers zu übernehmen, weil er ſich Suͤnden fürchtete. Auch ich blieb lieber am Sontage zu Haufe, ob: wohl aus einem andern Grunde. 174 — lag. Das war ein muͤhſames hinunterklet⸗ tern, wozu ich eine halbe Stunde brauchte, und einigemale weder vor noch ruͤckwaͤrts kommen konnte. Als ich endlich mit vieler Muͤhe den Felſen erreichte, fiel ein dicker Nebel ploͤzlich ein. Ich botaniſirte anfangs fort, ohne zu wiſſen in welcher Gegend ich waͤre; aber zulezt ſank mir doch der Muth, und ich ſtieg eilends vorwaͤrts. Auf ein⸗ mal fahe ich mich auf dem mir wohlbefann- ten hohen Throne, das Ziel meiner Reiſe, verſetzt. Ich kann die Freude nicht mahlen, die ich bei dieſer Entdeckung hatte; aber ſie dauerte nicht lange. Eine ungeſtuͤme Wit⸗ terung erhob ſich. Die Kaͤlte auf dieſer be— trächtlichen Höhe war aͤuſſerſt empfindlich. Der entſetzliche Windſtoß noͤthigte mich, mich auf die freie Erde niederzulegen, oder ge— buͤckt weiter zu kriechen, wenn ich nicht in den Abgrund hinabgeſchleudert werden wollte. Zum Gluͤcke regnete es nicht, ſondern Dies ſer verwandelte ſich der Kaͤlte wegen mei— ſtens in Schnee und Hagel. Am meiſten aͤngſtigte mich der dicke Nebel, der mir gar keine Ausſicht ließ, und es ſchlechterdings unmoͤglich machte den Ruͤckweg zu finden. Ich verkroch mich eine halbe Stunde lang, — 175 aber es wurde alles aͤrger, und die naſſe Kaͤlte noͤthigte mich zur Bewegung. — Aber mohin — ich war in einer kritiſchen Lage. Eine kleine viertel Stunde unter dem hohen Throne liegt der Jungfraubruͤnnel, und wenn ich dieſen erreichen konnte; ſo wußte ich den Weg ſehr genau, und haͤtte ihn bei Nacht finden koͤnnen. Es blieb mir alſo nichts uͤbrig als dieſen Brunnen aufzuſuchen, aber wohin ſollte ich mich wenden? vorwaͤrts oder ruͤckwaͤrts, rechts oder links, der Ne— bel benahm mir ja alle Gegenſtaͤnde. Ich ſtieg alſo aufs gerathewohl hinab, kam auf viele mir unbekannte Schneefelder, fand den . k 5 Jungfraubruͤnnel nicht, und war am Ende froh, daß ich nur wieder den hohen Thron erreichte. Siebenmal wiederhohlte ich das Hinabſteigen nach verſchiedenen Richtungen, und eben ſo oft mußte ich wieder hinauf, um nur nicht ganz in unbekannte Gegenden zu gerathen. Endlich erblickte ich durch den Nebel eine mir bekannte Felſenſpitze, wandte mich dem zu Folge links, ſtieg hinab, und er— reichte glücklich den geſuchten Brunnen. O wie froh war ich. Hier herum bluͤheten die ſeltenſten Gewaͤchſe, um derentwillen ich die Excurſion unternommen hatte; aber ich 176 — nahm keine einzige, eilte zuruͤck, und traf gluͤcklich gegen Abend in meiner Wohnung an. Ein anderesmal erſtieg ich einen abhaͤn⸗ gigen Felſen um die Anemone apiifolia einzu⸗ ſammeln. Die ſchoͤnſten Exemplare wuchſen an einem ſteilen Abhange, und ich hätte die wenigſten erreichen koͤnnen, wenn nicht ein ſtarker abgeſtorbener Baumſtamm in die Querre gelegen waͤre, an welchen ich mich halten konnte; allein beim Ausgraben der Pflanzen gliſchte ich auf dem Schneelager aus, der Baumſtamm wankte, und ich fuhr zugleich mit ihm in die Tiefe hinab, gluͤcklich genug, daß ich faſt ganz ohne Schaden davon kam. Ein anderesmal hatte Riepel ein paar Schatzgraͤber ) auf die Hoͤhe zu führen, und *) Schon Herr von Braune bezeugte in den Al: tern bot Taſchenb. daß der Untersberg auch von Schazgraͤbern heimgeſucht wuͤrde, Dies Jahr war ich Augenzeuge davon. — Ein Muſ kant und ein Bauer waren die Helden. Der erſte war der eigentliche Schatzgraͤber, und der zweite mußte einſtweilen die Koſten tragen. Der zu hoffende große Gewinn ſollte zuletzt in gleiche — 177 ich nahm dieſe Gelegenheit wahr, um in Ge> ſellſchaft hinaufzuſteigen, damit ich der Vers irrung im Nebel nicht noch einmal ausge⸗ ſetzt wuͤrde. | Auf dem Ruͤckwege eileten jene mit ſtar⸗ ken Schritten nach Haufe zuruͤck, und ich eis lete mit ihnen, weil der Abend hereinbrach; da mir aber oͤfters noch Pflanzen vorkamen, die ich ſammelte, ſo blieb ich immer hinten, und um fie einzuhohlen, mußte ich zuweilen nachlaufen. Bei ſolcher Eile that ich einen ſehr boͤſen Fall von einer doch nur niedri⸗ gen Felſenklippe. Meine blechene Buͤchſe die ich um die Schultern trug, ſtemmete ſich mir waͤhrend des Falles entgegen, wodurch fie ganz zuſammen gedruͤckt wurde, ich be— kam einen Stoß in die linke Seite, wodurch Theile gehen. Der Hauptgegenſtand des Schaz⸗ graͤbers war das Jungfraubruͤnnerl; hier wurde die Erde tief ausgegraben — geſchlemmet, und ein großer Theil mit nach Hauſe genommen. Acht Tage nachher kam der nemliche Schatzgraͤber noch einmal, er hatte aber jetzt einen andern Sekundanten bei ſich, der die Zeche bezahlen mußte. | M 178. — . ich 3 Wochen lang einen heftigen innerlichen Schmerz empfand, der mich beſonders im Schlaf ſtoͤhrte. Durch Einreibung von Lini- mentum volatile ward es beſſer, aber bis auf dieſe Stunde hat ſich der ee noch nicht ganz verlohren. Als ich in Geſellſchaft des Herrn von Braune eine ztaͤgige Excurſion uͤber die ganze Laͤnge des Untersbergs machte, hatten wir den 2ten Tag die ſtaͤrkſte Tour, da wir 13 Stunden nacheinander fortkletterten. Waͤh⸗ rend dieſer Zeit hatten wir auſſerordentlich mit Durſt zu kaͤmpfen. Wir kamen weder an Sennhuͤtten, noch an Quellen, da letztere zum Theil noch unter den Schneefeldern vers borgen waren, uͤber welche wir oft ganze Strecken lang gehen mußten. Hätten wir Trinkgeſchirr bei uns gehabt, ſo wuͤrden wir Schnee darinn geſchmolzen haben, und dann waͤre uns laͤngſt geholfen geweſen; aber daran hatten wir bei unſerer Abreiſe gar nicht gedacht ) und wir wußten lange aus — * Man iſt zu enthuſiaſtiſch, und denkt an ſolche Sachen nicht ehr, als bis man gewitzigt wor⸗ der Erfahrung, daß der rohe Schnee, wenn man ihn im Munde zergehen laͤßt, den Durſt vermehrt, anſtatt ihn zu loͤſchen. In dies ſer Noth blieb uns nichts uͤbrig, als uns am Rande des Schnees auf dem Bauch zu legen, und das wenige Waſſer was ſich von dem ſchmelzenden Schnee etwa gefammelt hatte aufzulecken. den: denn auf allen folgenden Ereurfionen die ich in Herrn von Brauns Geſellſchaft machte, war immer die erſte Sorge Trinkgeſchirr mitzu⸗ nehmen. Meine Beherberger auf dem Unters⸗ berge litten es nie, daß ich, ohne Brod mitzu⸗ nehmen, auf die Hoͤhe ſtieg, und oft haben ſie es mir in die Taſchen oder in die Buͤchſe mit Gewalt hineingelegt, vermuthlich waren auch ſie gewitziat worden Als ich in Geſellſchaft des Herrn Dr. Rauſchenfels in Lieuz den Führer beſtellte, fragte dieſer „Was nehmen wir denn zu eſſen mit“ dieſe Frage kam mir fo unerwor⸗ tet, daß ich ganz heſtimmt antwortete, nichts! Aber der Führer war vorſichtiger als ich, und fein mitgenommenes Butter, Brod und Brann⸗ tewein that uns fo gute Dienſte, daß ich der⸗ gleichen mitzunehmen nachher nie unterlaſſen babe. 4 M 2 180 5 9 Ahndungen. Unter meinen ſonderbaren Vorfaͤllen auf dem Untersberge muß ich auch die Ahndun⸗ gen aufzaͤhlen, wovon Herr von Braune meiſtens Zeuge war. Als ich jene große Excurſion in ſeiner Ge⸗ ſellſchaft machte, kam mir auf einmal das Theſium alpinum ins Gedaͤchtniß, zugleich fragte ich meinen Freund ob er noch kein Theſium alpinum geſehen, und er hatte kaum Nein ge⸗ antwortet, ſo ſtand es wuͤrklich vor uns. Das nemliche mit der nemlichen Pflanze be⸗ gegnete uns am folgenden Tage abermals. Als wir auf die Klingleralpe, die ich vorher nie geſehen hatte, ankamen, fragte ich die Sendin: „wie heiſſeſt . Lieſel?“ Ant wort: Lieſel.) \ *) Man wolle darüber keine Gloſſen machen daß ich die Sendin um ihren Namen fragte, es hatte dies ſeine guten Urſachen. Wenn man in eine Alphuͤtte kommt, hat man gewoͤhnlich Hunger und Durfi, und für Geld bekommt man nicht leicht etwas, wie in Wirthshaͤuſern, denn die Sendinnen — 181 Als wir an eben dieſem Orte botaniſirt hatten, und nach ein paar Stunden wieder in die Hütte zuſammen kamen, klagte mir Herr von Braune, daß er ſeinen Bergſtock verlohren, und ihn mit Riepel ſchon lange vergebens geſucht haͤtte. Ich ließ mich in die Gegend fuͤhren, wandte mich auf einmal rechts und ſagte: hier muß er liegen, und da lag er. Am erſten Tage unſerer großen Excur⸗ ſion ſagte ich zu Herrn von Braune: da iſt Salix reticulata. Aber ich irrete mich, es war Vitis Idaea. Nicht lange nachher rief ich das nemliche, aber ich hatte mich wie der geirrt, es war Rhododendron hirſutum. Bald nachher geſchahe daffelbe, aber es ma ren Blätter der Tufilago alpina. Ey rief ich endlich aus, die salix reticulata werde ich ganz gewiß noch finden. Am dritten achten das Geld eben nicht, wenigſtens fällt ihnen nicht ein ſich bei dieſer Gelegenheit ers was zu verdienen. Man kommt daher mit freundlichen Worten beſſer zurechte, und in die: ſer Ruͤckſicht entwiſchte mir jene Frage, die ja ohnehin durch eine Ahndung veranlaßt wurde. „ A POUR, 152 — Tage, da wir ſchon voͤllig im Hinabſteigen begriffen waren, fand ich wuͤrlich Salix reticu- lata, obwohl nur eine einzige weibliche Pflanze. Nun rief Herr von Braune voller Erſtaunen aus, „wenn Sie mir in dieſem Augenblick meinen Tod prophezeiheten, ſo wuͤrde ich ſo— gleich in Ohnmacht fallen, weil ich gewiß wuͤßte daß es eintreffen wuͤrde.“ f Als ich meine Ruͤckreiſe vom Untersberge nach Regensburg antrat, ſtieg mir auf ein⸗ mal der Gedanke auf, noch uͤber den Tauern nach Kaͤrnthen zu gehen. Eine große Ahn— dung riß mich faſt ganz hin, und ich wuͤrde ohne Zweifel derſelben gefolgt haben, wenn ich meine Ruͤckkunft nach Hauſe nicht be- reits angezeigt, und auch Herrn Beneficiat Schmidt meinen Beſuch nicht verſprochen haͤtte. Die Ahndung war nicht leer gewe— ſen, wie dieſes aus einem Schreiben des Herrn von Hohenwarth erhellen wird, wel— ches ich nachher mittheilen werde. Botaniſche Bemerkungen. Es iſt Zeit einmal die unbotaniſchen Er⸗ zaͤhlungen einzuſtellen, und zu eigentlichen te 2 183 botaniſchen Bemerkungen uͤberzugehen. Ich bin genoͤthiget ſolche ohne Ordnung, und wie fie mir unter die Feder kommen, vorzu⸗ tragen, da ich davon nichts aufgezeichnet habe. | 0 pPoa alpina L. Nach der Aeußerung des Herrn Floͤrke in dem obigen vortreflichen Aufſatze, fol die auf den Salzburgiſchen Al pen ſehr gemeine, bisher für Poa alpina ge— haltene Pftanze, die Poa badenſis Haenke ſeyn. Was die Pflanze, welche in der hoͤhern Re— gion des Untersberges ſehr gemein iſt, anbe- rift; fo muß ich ſolche für die aͤchte Poa al- pina erklaͤren, unter welchen Namen ich ſie auch in dem Herb: viv. plant. alp. ausgege⸗ ben habe. Linné und Wildenow fuͤhren bei Poa alpina das Scheuchzerſche Synonym Gramen paniculatum alpinum majus, Ari Speciofa variegata, Agroſt. in apendice Tab. III. an, und wer meine Pflanze mit jener vor⸗ treflichen Abbildung vergleichen will, der wird wohl keinen Augenblick an die voͤllige Uebereinſtimmung zweifeln. Auch ich habe die Poa badenſis, in Mansfeldia geſammelt; aber auf meiner Alpenreiſe iſt ſie mir weder im Salzburgiſchen noch in Tyrol vorgekom⸗ M 4 a 184 — men. Auch jene Bemerkung daß die Poa baden- ſis 11 Bluͤmchen, und die Salzburger Pflanze 4-5 - 6 Bluͤmchen in jedem Aerchen traͤgt, macht doch gewiß einen merklichen Unter⸗ ſchied. Poa alpina hat eine ausgebreitete Rispe, und P. badenſis eine zuſammenge— draͤngte, ſo daß leztere im Habitus der Poa diſticha nahe kommt, aber wie wenig kommt dies alles mit der Salzburger Pflanze uͤberein! Cacalia albifrons iſt auch ein Bewohner des Untersberges, und waͤchſt haͤufig in der Hoͤhe auf der ſo gefaͤhrlich zu erſteigenden Mose. Ich hatte fie bisher mit C. alpina fuͤr einerlei gehalten, denn Bluͤthenſtraus und Blaͤtterform kommen gaͤnzlich uͤberein; aber es finden ſich auch hinlaͤngliche Unterfchei- dungen. Die Blattzaͤhne an Cacalia albi- frons ſind viel laͤnger als an der andern Art, und die untere Blattſeite iſt filzigt; auch ha— ben die untern Stengelblaͤtter der erwaͤhn⸗ ten Pflanze Blattanſaͤtze, die bei Caealia al- pina ſtandhaft fehlen. | In Wildenows Spec. plantarum Font: men neben Ranunculus nivalis noch R. mon- tanus eine neue Art, und R. Gouani (R. py- — 185 renaeus Gouani) vor. Der Ranunculus nivalis ſoll nur allein in den noͤrdlichen Laͤndern wachſen *), und alles was in den ſuͤdlichen Gebirgen vorkommt, und was die Herren Scopoli, Jacquin und Schrank u. ſ. w. fir Ranunculus nivalis Linn, gehalten haben, foll ein anderes Gewaͤchs ſeyn. Freilich, der Unterſchied ſcheint ſehr gering zu ſeyn, und ganz allein in den Wurzelblaͤttern zu liegen, die zwar bei beiden fuͤnflappig, aber bei der nördlichen Pflanze glattrandig, und bei der fuͤdlichen gezaͤhnt find. Ich kann nicht ent⸗ ſcheiden in wiefern hier die Wahrheit auf der einen oder andern Seite ſeyn mag, da ich weder die lapplaͤndiſche Flora nachſchlagen kann, als auch kein trocknes Exemplar der noͤrdlichen Pflanze beſitze; ich muß aber be- kennen daß die Alpenranunkeln aufferordent- lich abaͤndern, wie ſolches beſonders aus dem folgenden mit erhellen wird. unter dem Namen RNanuneulus montanus begreift Herr Wildenow die obengedachte ſuͤdliche Pflanze, und unterſcheidet davon den g * Wildenow. Spec. plant. Tom. II. p. 1337. M 5 186 m Ranunculum Gouani, weil diefer in allen Thei⸗ len groͤßer iſt, und die Stengelblaͤtter deſſel⸗ ben gezaͤhnt ſind. Schon vor mehrern Jah⸗ ren ſchickte mir Herr Funck aus den Salz⸗ burgiſchen Gebirgen beide Arten zu, mit der Anfrage, ob ſie verſchieden waͤren. Da⸗ mals konnte und wollte ich aus bloßen tro⸗ ckenen Exemplaren kein Urtheil faͤllen; aber bei meinen nachherigen Reiſen habe ich dieſe Pflanze viel beobachtet, und mancherlei Exem⸗ plare geſammelt, aus welchen ich deutlich darthun kann, daß beide Pflanzen nicht ver⸗ ſchieden ſind. Die ganze Verſchiedenheit ruͤhrt von dem mehr oder minder fruchtba⸗ ren Standorte her. Folgendes ſind meine Bemerkungen daruͤber: Wenn die Pflanze an einem trockenen unbeſchatteten Orte, wie zum B. auf dem Ofenlochberge bei Salzburg, auf dem Unters⸗ berge hinter dem Muckenbrunnen u. ſ. w. beſonders im erſten Fruͤhjahre hervorkommt; fo beträgt ihre ganze Hoͤhe nur 2 — 3 Zoll: die Wurzelbaͤtter ſind tief dreytheilig, und die Theile eingeſchnitten; am Stengel befin- det ſich nur ein einziges Blatt, dieſes iſt ſtiellos, fingerfoͤrmig, die Theile glattrandig — — 187 und gleichbreit-lanzettfoͤrmig: die Blume hat eine verhaͤltnißmaͤßige Groͤße, ohngefehr wie die von R. bulboſus. Hat aber die Pflanze ihren Wohnplatz an einem feuchten beſchatte⸗ ten Orte, und kommt fie erſt im Jul. und Aug. zum Vorſchein, wie z. B. auf dem Un⸗ tersberge uͤber dem Hoffnungsbrunnen unter den Geſtraͤuchen von Betula ovata, fo wer⸗ den die Wurzelblaͤtter allmaͤhlich fuͤnfſpaltig, und ihre Lappen breiter; die Stengelblaͤt— ter, die anfangs fuͤnffingerig und ſchmal ſind, werden ſiebenfingerig, zuletzt handfoͤrmig; die Theile werden breiter und endlich gezaͤhnt. Noch mehr verſchieden ſind die groͤßeſten Exemplare dieſer Art. Der Stengel von den Wurzelblaͤttern iſt eine Hand lang. Die Wurzelblaͤtter ſelbſt ſind der breiten Lappen wegen faſt nicht getheilt, ſondern nur viel- fach eingeſchnitten: die Einſchnitte ſehr breit. Die untern Stengelblaͤtter ſind kaum mehr handfoͤrmig, fie werden vielmehr den Wurzel⸗ blaͤttern aͤhnlich, ſind fuͤnfſpaltig mit brei⸗ ten Lappen, die an der Spitze gezaͤhnt ſind: die folgenden Stengelblaͤtter werden hand» foͤrmig, ungezaͤhnt: endlich die obern Sten⸗ gelblaͤtter fingerfoͤrmig, gezaͤhnt. Die gan⸗ ze Pflanze wird uͤber einen Schuh hoch, 188 — aͤſtig (mit drei Blumen) und die erſte Blume hat die Groͤſſe der Blume von Ranunculus Lingua. Unter dieſer leztern Geſtalt erhaͤlt die⸗ ſer Hahnenfuß den Namen Ranunc. monſpe- liacus *), denn ſein Caulis villoſus macht keine große Verſchiedenheit; da derſelbe bei al⸗ len vorhergehenden Arten Haare hat; denn ſchon Scopol. *) ſagt: caulis hirſutus. Es kommt mir alſo gar nicht unwahrſchein⸗ lich vor, daß alle 4 genannte Pflanzen von einerlei Art ſind; ich leite ihre Verſchieden⸗ heit blog vom Standorte her; fo wenig ich auch ſonſt an Abaͤnderungen zu glauben ge⸗ neigt bin. Auf den noͤrdlichen Alpen bleibt die Pflanze ſehr klein, der Stengel glatt, und die Blaͤt— ter ohne alle Einſchnitte — Ranunc. nivalis, Auf trocknen ſonnereichen Orten in den ſuͤdlichen Alpen, werden die Lappen der Wur⸗ zelblaͤtter gezaͤhnt. R. montanus. *) Wilden, Linn. Syſt. pl. p. 1323. Nro. 37. **) Fl. carn. 2. Nr. 686. R. nivalis. — 189 An feuchtern und ſchattigen Orten zei⸗ gen ſich auch an den Stengelblaͤttern einzelne Zaͤhne, und der Stengel ſelbſt wird haari— ger R. Gouani, und monfpeliacus. Man kann aͤhnliche Umwandlungen an mehrern andern Alpen Ranunkeln wahrneh— men. Ranunculus alpeftris hat oft im kuͤm⸗ merlichen Zuſtande einen blattlofen Stengel, dann erſcheint ein einziges ſehr kleines Blatt. Andere Individua werden groͤßer, habe 2 Sten— gelblaͤtter, und zulezt gar 2 Blumen. Ra- nunculus pyreneus und glacialis aͤndern auf ähnliche Art ab, daher heißt es auch in den Definitionen, fo unbeſtimmt, caule ſubbifloro. Vom R. glacialis beſitze ich Exemplare mit einer, mit 2 und mit drei Blumen; der Un— terſchied der erſten von der leztern iſt auffal— lend, und die Blume der erſtern iſt um vie⸗ les kleiner, als die der leztern. Solidago minuta iſt von der S. Virgaurea nicht specie verſchieden. Wenn die Pflanze auf hohen unbeſchatteten Gebirgen wächft, fo ſind die Bluͤthenſtiele nur einbluͤthig; aber in den Waldungen der Ebene gehen dieſe ein— bluͤthige Stengel in buͤſchelfoͤrmige Aeſte 190 — uͤber, und dies iſt der ganze Unterſchied; denn der Stengel der erſten Art iſt eben ſo eckig und oft gebogen, wie an den leztern Pflanzen. Pinguicula alpina der Salzburgiſchen und Baierſchen, vermuthlich auch aller andern füds lichen Gebirge, ſoll, wie aus Hrn. Floͤrkens Aufſatze erhellet, nach Hrn. Wildenows Meinung, nicht die Linneiſche Pflanze dieſes Namens, ſondern eine andere Art ſeyn, die Hr. Floͤrke P. faveſcens, Hr. Wildenow aber P. Purpurea nennt. Um die Finder in den Stand zu ſetzen die friſche Pflanze mit den Charakteren zu vergleichen; ſo will ich ſolche hier e Pin gu icula alpina nectario conico gib- bo adfcendente, labio ſuperiore emarginato, infe-- rioris laciniis truncatis. Pinguicula flavefcens nectario conico, corolla breviore, labio fuperiore bilobo, in- ferioris laciniis lateralibus obtufis, interme- dia emarginata. Dieſe leztere Pflanze macht die erſte Nro. — 29T: in der zten Centurie meines Herb. v. pl. r. p. alp. aus. | Salvia verticillata hat Blätter, welche an der Baſis eingeriſſen ſind. Bei den Wurzel— blättern iſt dieſes fo ſtark, daß ſich die Theile! ganz vom Blatte abſondern, wodurch der; Blattſtiel zwei gefiederte Nebenblaͤttchen er- haͤlt. Der Stengel und die Blaͤtter ſind nicht villoſi ſondern hirti. ’ Veronica urticaefolia hat folia ovato lan- ceolata, nicht cordata. Von einigen Arten des Ehrenpreißes er- zaͤhlt Schmidt in der Flora Boemica daß die Blaͤtter beim auftrocknen ſchwarz werden. Dieß laßt ſich bei allen mir bekannten Arten, durch. gehoͤrige Behandlung vermeiden. Doch iſt die Veronica aphylla hierin am allerhart⸗ naͤckigſten. Androface chamaejafme in Herrn von Braune Salzb. Flora Nro. 158 iſt Andro- face villofa Linn. und Androface Halleri Neo. 160. ebendaſelbſt iſt Androface chamaejaſme. Theſium pratenſe, intermedium et montas; 192 — | num ſollen nach Wildenow nur Abarten von Th. linophyllum ſeyn: es ſind aber wenig⸗ ſtens 2 verſchiedene Arten. Hippion longe pedunculatum Schmidt iſt Gen- tiana glacialis Wulf. Sie waͤchſt mit Swertia carinthiaca an den nemlichen Orten. Z. B. auf der Knappenleite am Zwing im Hierz⸗ bachthale in der Fuſch. Gentiana plicata Schmidt, iſt keine Abart von G. aſclepiadea ſondern eine eigene Art, die auch auf dem Untersberge vorkommt. Gentiana utriculoſa oͤfnet ihre Blumen, die Morgens und Abends, auch bei naſſen Wetter zugehen, vollkommen, wenn man ſie in ein Gefaͤß mit Waſſer in die warme Stube bringt. Sie laſſen ſich alsdenn gut einlegen, da man die Blume ſehr leicht von einander biegen kann. Bei den Arten aus hoͤhern Regionen z. B. Gent. bavarica, G. nivalis fin⸗ det jenes nicht ſtatt. Dieſe muͤſſen alſo bei heiterem Wetter geſammelt und gleich an Ort und Stelle eingelegt werden. Die Blaͤtter des Allium Victorialis wer⸗ den ganz gelb wenn man ſie auf gewoͤhnliche Art einlegt. Durchs anbruͤhen kann man ſolche ganz gruͤn erhalten. Junceus monanthos und J. trifidus fole len Abarten, oder was einerlei iſt, ſollen nur eine Species ſeyn. Auch ganz neuere Schriftſteller behaupten dieß. Ich muß ih⸗ nen laut widerſprechen, und die Verſchieden— heiten darthun. Juncus monanthos. Juncus trifidus. Die Halme zuſam⸗ Die Halme rund, mengedruͤckt, ſtandhaft ganz nackt, und nur dreiblaͤttrig, einen Fuß oben mit den Deck— hoch. Die Blätter flach, blaͤttchen verſehen, 2 am Grunde mit haari-Fuß hoch. Die Blaͤt⸗ gen Scheiden, die ter pfriemenfoͤrmig mit Bluͤthen einzeln, lang haarigen Scheiden, die geſtielt, mit einem Bluͤthen zu drey, kurz Oeckblaͤttchen verſe-geſtielt, mit Deckblaͤtt⸗ hen. chen verſehen. Die Kelchblaͤttchen Die Kelchblaͤttchen eyrund, lanzettfoͤrmig, eyrund, zugeſpitzt; fo laͤnger als die Kapſeln. lang als die Kapſeln. Wohnort auf Kalch⸗ Wohnort: auf Gra⸗ gebirgen. 0 | 194 — Wer demohngeachtet die Pflanzen noch als Abarten betrachten will, der vergeſſe nicht zu erklaͤren wie es zugehe, daß die kleinern Pflanzen 3 Bluͤthen, die groͤßern aber nur eine Bluͤthe tragen. Im ganzen vegetabiliſchen Reiche pflegt allemal das Gegentheil ſtatt zu finden. Juncus pediformis Villars. iſt von Juncus ſpicatus ſehr verſchieden, und muß als eigene Art aufgefuͤhrt werden. Ich werde ſolchen in meinem Herb. mittheilen, wenn ich hinlaͤng⸗ liche Exemplare finde. Er waͤchſt auf dem Heiligenblutertauren in Geſellſchaft von Jun- | cus ſpadiceus, und J. ſudeticus. Saxifraga oppoſitifolia und S. biflora ſind ganz gewiß ſehr von einander verſchieden, und muͤſſen als eigene Arten angeführt wer⸗ den. Thalictrum aquilegiſolium hat in den Ebenen weiße Staubfaͤden, im Gebirge find ſolche meiſtens fleiſchfarbig. Tozzia alpina iſt nach dem Houttoiniſch⸗ Linneiſchen Pflanzenſyſtem ein aͤußerſt ſelte— 4 4 | | | | nes nur mit Lebensgefahr zu pfluͤckendes Ge waͤchs. Ich kann das Gegentheil bezeugen: denn dieſe Pflanze waͤchſt an den Gebirgs— baͤchen ſehr haͤufig, und ſteigt ſogar mit ſolchen in die Ebene herab. Wenn irgend eine Pflanze beim einlegen ſchwarz wird, ſo iſt es dieſe, und ich darf es als ein Meiſterſtuͤck anruͤhmen daß ich dieſe Pflanze mit gruͤnen Blättern, und gelben Blumen, in dem hers ausgegebenen Herbario dargeſtellt habe. Ein Nachbar von dieſer Pflanze iſt die Bartſia alpina ſowohl im Syſteme als in der Natur, aber wenn jene mit ihren hellgruͤnen Stengeln und Blaͤttern ſchon von weitem das Auge ergoͤzt; fo bewirkt dieſe durch ihr dun- keles berußtes Anſehen, wodurch ſie ſich von allen Alpenpflanzen auszeichnet, das Gegen⸗ theil. Eine ſehr merkwuͤrdige Alpenpflanze iſt die Dentaria enneaphylla. Sie waͤchſt auf ſehr hohen Stellen im Gebirge, ſteigt aber auch ganz in die Ebene herab. Man findet fie z. B. haufig am Jungfraubruͤnnl unter dem hohen Throne — eine Hoͤhe von Sooo Schuh. Aber fie waͤchſt auch in den Ebenen bei Salz f N 2 burg 196 ,— burg z. B. in dem Waͤldchen bei Glaneck in ſehr großer Menge. An lezterm Orte bluͤhet ſie im April, am erſtern Wohnplatze im Au⸗ guſt. Es iſt eigentlich eine Schneepflanze, wie Soldanella alpina, fie bluͤhet dann, wenn der Schnee wegthauet. Vor dem Aufbluͤhen Hänge der Blumenſtengel über, und die Bluͤ . then ſtecken verborgen im Schnee, und ſo wie dieſer wegthauet, erheben ſich jene. Die Blumen find ſtandhaft ſchwe felgelb, und ich glaube kaum daß eine andere Farbe exi⸗ ſtirt; ſolte es aber wuͤrklich der Fall ſeyn, wie Herr Roth im dritten Theile der Plora germ. ſagt, daß die Blumen roͤthlich ſeyen, (Flores rubelli) ſo waͤre das eine ſehr merk⸗ wuͤrdige Abart. Ob dieſe Pflanze wohl noch gegenwaͤrtig auf dem Moritzerberge und um Sulzbuͤrg, wie Volckammer und Mauritius. Hoffmann behaupten, waͤchſt, daruͤber koͤnn⸗ ten uns Altdorfer Botaniſten am en be⸗ lehren. Arnica ſcorpioides iſt eine ſehr variirende Pflanze. Bey vielen Exemplaren ſind die un⸗ tern Blattſtiele gefluͤgelt, bei andern fehlt dieſes ganz. Die untern Blaͤtter ſind ar die obern nur ſchwach gezaͤhnt. — | 197 Bei Arnica glacialis find die untern Blaͤt⸗ ter ſchwach, die obern ſtark gezaͤhnt. Doronicum auſtriacum iſt eine Arnica. Sie hat außer den Gattungskennzeichen auch noch den ganz eigenthuͤmlichen Geruch von Arnica montana. Doronicum Bellidiaſtrum iſt nach Schranck auch eine Arnica; es duͤrften alſo die Arten von Arnica in der Flora Deutſchlands einen ziemlichen Zuwachs erhalten. Arnica Mollii Sch. iſt mix noch eine zwei⸗ felhafte Pflanze; wer mir ein Exemplar da- von vorlegen, und den Wohnort ſo angeben koͤnnte, daß ich die Pflanze ſelbſt zu ſammeln im Stande waͤre, der wuͤrde ein gutes Werk thun, und auf einen kleinen Umweg von 25 - 30 Stunden ſoll es mir dabei nicht ankom⸗ men. Es wird mir Belohnung genug ſeyn, Deutſchlands Flora zu berichtigen, denn die davon vorhandenen Beſchreibungen treffen in vielen Stuͤcken mit Arnica glacialis uͤberein. Bey den Kaͤrnthiſchen Pflanzen von Arte- miſia ſpicata ſind die obern Stengelglaͤtter N 3 ganz, 198 — ganz, an den Schweitzer Exemplaren ſind alle Blätter gefiedert, an divertae ſpecies 2 Carex diſticha hat zwey ſehr merkwuͤrdige Abarten (Conf. Herb. viv. pl. r p. a) die eine hat eine ſpica gracilis, die andere eine fpica compacta. Carex nitida iſt eine neue Art welche an der Sonnenwendſtatt auf der Schweigmuͤhler⸗ alpe am Untersberge waͤchſt. Es iſt eine Ca- rex ſpicis ſexu diſtinetis, foemineis ſeſſilibus ap- proximatis, ſquamis ovatis fpadiceis nitidis, - nervo dorfali praeditis, capfulis longioribus, culmo nudo, foliis fetaceis. IX. Te Ueber einige Linneiſche Trivialnamen; von dem Herausgeber. Di aͤlteſten Botaniker gaben den Pflan- zen allerdings ſchon eigene Namen; aber dieſe e —— | 199 Namen waren allzu unbeſtimmt, und arteten oͤfters in kurzen Beſchreibungen aus. Wenn es damals ſchon Mode war, ſich mit dem Tauſch der getrockneten Pflanzen abzugeben, ſo weiß ich nicht wie ſie dabei zu Werke ge— gangen ſeyn moͤgen, und wie ihre Pflanzen⸗ kataloge ausgeſehen haben. Um dem Uebel, das hieraus entſtand, abzuhelfen, bezeichnete Herr von Haller die Arten mit Nummern, wodurch jene Weitlaͤuftigkeit allerdings ver— mieden, aber ein eben ſo großes Uebel wie— der in Anſchlag kam, nemlich daß man alle— mal das Hallerſche Buch erſt nachſchlagen mußte. Sinne half allen dieſen Unbequem⸗ lichkeiten dadurch ab, daß er denen Pflan- zen, ſogenannte Trivialnamen, beilegte. Dieſe Namen wurden ſehr oft ſo paſſend gewaͤhlt, daß auch der ſtrengſte Kritiker nichts dage⸗ gen einwenden konnte. Manchmal aber fie— len dieſe Namen gar nicht gut aus; ſondern ſtanden oͤfters mit der Pflanze ſelbſt im Wis derſpruche. Ob und wie man ſolche uͤbel gewaͤhlte Namen verbeſſern koͤnne, davon hat Herr Prof. Moͤnch mehrere ſchoͤne Proben geliefert. Aber iſt dieſe Namenveraͤnderung nothwendig, iſt ſie nuͤtzlich und rathſam? Es iſt meine Abſicht jetzo nicht, dieſe Frage N14 zu 200 5 2 zu beantworten, doch ſcheinet mir die Veraͤn⸗ derung der Trivinialnamen voͤllig unnoͤthig zu ſeyn, da man ſich jenes Namens nicht be⸗ dient, um die Pflanze zu beſtimmen, als wobei man ſich ganz an die weitlaͤuftigere Characteriſirung halten muß, ſondern nur um ſie mit ein paar Worten zu bezeichnen, weil die Zahlen dazu nicht brauchbar genug find. Aus dieſem geſagten erhellet nun freis lich, wie wichtig die Verbeſſerungen der Cha⸗ raktere ſind, und wie ſehr man ſich bemuͤhen folle, eine jede Pflanze mit dem entworfe⸗ nen Charakter zu vergleichen und das Noͤ— thige zu verbeſſern. Doch ich komme auf meinen Gegenſtand zuruͤck, und will nur ei⸗ nige Pflanzen anführen bei welchen der Linnei⸗ ſche Name nach meiner Meinung veraͤndert, oder wenn man will verbeſſert werden muß. Bekanntlich hatte Linne bei Beſtimmung der Pflanzen die beſondere Methode ſehr viele Abarten zu bilden, und dieſe neben dem Tri⸗ vialnahmen noch mit Griechiſchen Buchſtaben zu bezeichnen. Neuere Botaniker ſahen ſich genoͤthiget aus vielen ſolchen Abarten eigene Arten zu machen, und alſo auch neue Bei— namen zu verfertigen, aber ich glaube ſie waͤhlten dabei nicht immer den beſten Weg, =-——— — welches aus folgenden Beiſpielen erhellen mag: Unter dem Namen Fumaria bulbofa begriff Linné 2 Varietäten, die von nachfol⸗ genden Botanikern als 2 wahre Arten aner> kannt wurden. Dieſe beide Arten hatten alſo gleiche Rechte auf den Namen Fumaria bul- bofa, und wuͤrklich war der Name paſſend, da beide Pflanze eine Zwiebelwurzel haben. Roth und Hoffmann erkannten beide Pfian- zen als wahre Arten und ſahen ſich alſo ge— nöthiget die Namen zu aͤndern. Von bei⸗ den Botanikern wurde der Name Fumaria bulboſa voͤllig unterdruͤckt, Roth ſchuff eine Fumaria major und F. minor, und Hoffmann wählte die Namen Fumaria cava und F. fo- lida, Thaten ſie hieran Recht? allerdings, denn der Name Fumaria bulboſa kam ja beiden Pflanzen mit allem Rechte zu, nicht blos weil beide eine Zwiebelwurzel hatten, ſon⸗ dern auch weil beide Pflanzen vom Sinne mit obigem Namen belegt waren. Ehe man ſich alſo lange befinnt welcher Art man den obigen Namen laſſen ſoll, iſt es beſſer man waͤhlt fuͤr beide Arten neue Namen, und in dieſer Ruͤckſicht verfuhren Roth und Hoff— mann beſſer als Schrank, welcher den Nas men Fumaria bulbofa, der großen Art ließ, N 5 und 202 — und die kleinere eine andere Benennung (F. digitata) gab. Bei Anagallis arvenſis Linn. waͤhlte Schrank fuͤr die 2 Abarten den Namen A. phoenicea und A. coerulea, und that hierin beſſer als Wildenow, der die erſtere Art unter dem Namen A. arvenfis ſtehen ließ, lez⸗ tere A. coerulea nannte. Der Name A. ar- venſis kam ja beiden Pflanzen zu, nicht nur weil Linné beide damit belegte; ſondern weil beide auch auf Aeckern wachſen. Sind wir aber einmal bei Namenbeſtimmungen: ſo machen wir ſolche lieber gleich ſo beſtimmt als moͤglich. Polytrichum commune Linn, faßte 3 ſo⸗ genannte Abarten in ſich, nemlich majus, mi- nus, und piliferum. Als dieſe Pflanzen aber zu eigenen Arten erhoben wurden, bekamen ſolche auch verſchiedene und beſtimmtere Na⸗ men und behaupten ſolche noch jetzt mit Recht; nemlich das Pol, comm. majus wird jetzt P. yuccaefolium, das P. e, minus, P. ju- niperifolium, und das P. c. piliferum, wird P. piliferum genannt. Mit Recht hat man gegen dieſe Benennungen nichts einzuwen⸗ — 203 den. Gleichwohl behalten Hoffmann, Wil⸗ denow und andere den Namen P. eommune bei, und bezeichnen damit das P. com. ma- jus. Auch Schrank ließ den Namen Poly- trichum commune ſtehen, bezeichnete damit aber das P. c. minus. Wie, wenn nun ein dritter dem P. com. pilifero den Namen P. commune geben wuͤrde, was wuͤrde ſolches fuͤr eine Confuſion unter den Polytrichis ma⸗ chen. Ich wiederhohle, was ich ſchon oben geſagt habe, man ſoll ſich an die Namen nicht, ſondern an die Arten Charaktere halten, aber freilich iſt man ſchon ſehr daran gewoͤhnt, ſonſt wuͤrde man nicht ſo viele Klagen hoͤren daß dieſe und jene Pflanze keinen paſſenden Trivialnahmen habe. Ich behaupte feſt daß die Namen Juncus monanthos und Juncus tri- fidus Schuld ſind, daß man beide fuͤr einer— lei Pflanze haͤlt, weil man bei beiden oft eine, 2 oder 3 Bluͤthen bemerkte. Haͤtte man die erſte Art den Namen Juncus folio- ſus, und die lezte Art den Namen Juncus nudus beigelegt; ſo wuͤrde kein Menſch auf den Gedanken gekommen ſeyn, daß beide Ar⸗ ten nur eine Pflanze ausmachten. Mit Recht exiſtirt der Name Myoſotis fcorpioides nicht mehr. Bei Roth und Hoff⸗ mann findet man M. paluſtris und M. arven- ſis, Schrank waͤhlte M. perennis und annua. Auch die Linneiſche Benennung Primula veris iſt nicht mehr vorhanden. Schranck und Roth waͤhlten P. officinalis und P. ela- tior, und bei Hoffmann findet man P. offi- cinalis und P. inodora. 195 Aehnliche Beiſpiele giebt es mehrere, wenn man nur z. B. in Hoffmanns Taſchenboche Valeriana Locuſta, Crocus ſativus, Juncus articulatus, J. pilolus, Epilobium hirfutum, Tilia europaea, Ophrys infectifera, und fo weiter nachſehen will, wo man alle dieſe Pflan⸗ zen in mehrere Arten vertheilt, und mit an⸗ dern Namen belegt, finden wird. Aber wenn man in einem Falle ſo gruͤnd⸗ lich verfaͤhrt, warum thut man es nicht auch bei andern Faͤllen. Man darf ſich nur in den neueſten botaniſchen Schriften umſehen, um meine Behauptung wahr zu finden. Doch will ich nur bei Hoffmanns Flora ſtehen bleiben. Hier findet man noch Campanula zotundifolia, Ulmus campeftris, Gentiana Cen- — 205 taurium, Galeopfis tetrahit, Rhinanthus crifta galli, Hieracium murorum, Viola tricolor, Ca- rex acuta, Polytrichum comune u. ſ. w. Auch bei dieſen Faͤllen ſollte man fo wie oben ver- fahren, ſollte z. B. wenn man die Tilia eu- ropaea nicht mehr dulden will, auch den Ul mus campeſtris den Abſchied geben. | Möchte doch ein kuͤnftiger Herausgeber einer Deutſchlands Flora auch auf dieſen Um⸗ ſtand Ruͤckſicht nehmen, und ſolche Namen waͤhlen die der Natur der Sache angemeſſen find. Ich nenne mit Fleiß einen Sloren- ſchreiber, denn in den Linneiſchen Spec. plan- torum werden wir eine ſolche Verbeſſerung kaum eher zu hoffen haben, als bis einmal der Titel ſelbſt verbeſſert worden, und der Name Linné von einem Buche wegbleibt, woran der verſtorbene Ritter faſt keinen Buch⸗ ſtaben Antheil mehr hat. 206 — — — X. Vermiſchte botaniſche Bemerkungen; von dem Herausgeber. 1. 8 radicans Schk. wird noch immer von den meiſten Botanikern fuͤr eine Abart von Sc. fylvaticus angeſehen. Wahrlich dies macht den Herrn, die doch Schkuhrs Zergliederung und Beſchreibung von dieſer Pflanze geſehen haben muͤſſen, wenig Ehre. Wer auch den Habitum der Pflan⸗ ze, den Wohnort, Bluͤhezeit, das Wur⸗ zelſchlagen u. ſ. w. nicht ſelbſt an Ort und Stelle ſehen kann, der vergleiche doch nur die Aehrchen die an dieſer Pflanze eyfürs mig, am Sc. fylvaticus aber ganz rund ſind. Und daß dieſe Kennzeichen allein einen wahren Unterſchied abgeben, lehren ja deutlich die differentias fpecificas aliorum ſcirporum. e. g. 1. Scirpus paluſtris, culmo tereti nudo ſpi- ca ſubovata terminali. Wildenow. ſpec. plantar. p. 291. N — 207 2. Scirpus geniculatus, culmo tereti nudo fpica oblonga terminali, Wilden, I. e. 3. Scirpus capitatus, culmo tereti nudo ſetiformi fpica Jubglobofa ter minali. I. c. 4. Scirpus acicularis, culmo tereti mido ſetiformi, ſpica ovata bivalvi ſeminibus nudis. I. c. Liegt nicht der ganze Unterſchied dieſer Pflanzen in der Figur der Aehren? Man antworte nicht, daß dieſe Pflanzen gleich- wohl noch in andern Stuͤcken abweichen, denn das fehlt bei Scirpus radicans und Sc. ſylvaticus ebenfalls nicht. 2. Juncus trifidus iſt eine wahre Alpenpflanze die nur auf Alpwieſen vorkommt, und Fi- lago Leontopodium waͤchſt nur an den ſteil— ſten Felſenſpitzen auf den hoͤchſten Alpen; erſtere Pflanze ſoll auch in paludoſis bei Tuͤbingen, und letztere in pratis bei Tuͤbin⸗ gen wachſen. Beides gehoͤrt platterdings unter die Unmoͤglichkeiten; denn die Natur laͤßt ſich nicht zwingen. 3. Hieracium foetidum nenne ich eine neue 208 3 — —. Species welche Herr Mielichhofer auf einer naturhiſtoriſchen Reiſe in den Salz⸗ burgiſchen Gebirgen auf der Weichſelbach— höhe entdeckte. Friſch iſt die Pflanze ganz gruͤn; aber dabei mit einem ſehr ſtinken⸗ den fetten Oele uͤberzogen, wodurch ſol⸗ che beim Einlegen alle gruͤne Farbe ver⸗ liert, und ganz fleckigt wird. Sie gehoͤrt zu den groͤßern Arten, und kann auf fol⸗ gende Weiſe definirt werden: Hieracium foetidum caule ramoſo fo- lioſo, foliis ſeſſilibus ovato - lanceolatis den- tato- ſinuatis, pilis glanduliferis. Habitat in alpibus Salisburgi auf der Weichfelbachhöhe Dom. Mielichhofer. 4. Symphitum cordatum iſt ebenfalls eine neue Art welche Herr Dr. Generſich in den Karpathiſchen Gebirgen entdeckt hat. Dieſe Pflanze ähnelt in vielen Stücken dem Sym⸗ phito tuberoſo, aber ihre lang geſtielten, ſehr großen herzfoͤrmigen Blaͤtter unter⸗ ſcheiden ſie davon hinlaͤnglich. Die Blu⸗ men ſind an meinen Exemplaren abgefal⸗ len, vermuthlich ſind ſolche gelb. Ihre Diagnoſe iſt folgende: — — Symphitum cordatum, folis omni- bus alternis: inſerioribus longe petiolatis cordatis: ſuperioribus ſemiamplexicaulibus. Habitat in montibus carpathicis, Dom, Generfich, * * Aus der Vergleichung dieſer Definition mit den 3 bekannten Arten von symphi— tum wirb ihre Verſchiedenheit deutlich er— hellen. | . Hermefia fpicata iſt eine ganz neue Gat⸗ tung aus den Carpathiſchen Gebirgen. Herr Dr. Generfich iſt der Entdecker da⸗ von, und ich habe ihr obigen Namen zu Ehren des bekannten Pagenhofmeiſter Herrn Hermes in Berlin beigelegt. Dieſe neue Gattung gehoͤrt in die Decandria di- gynia und muß im Syſtem dicht neben Saxifraga ſtehen. Sie hat fuͤnf ſehr kleine roͤthlichte lanzettfoͤemige Blumenblaͤtter, welche mit den fuͤnf Kelchabſchnitten wech— ſelsweiſe ſtehen. Der Kelch iſt groͤßer als die Blume, und zuruͤckgeſchlagen. Das Gewaͤchs iſt ein fußhohes Kraut mit ſtielloſen Blättern, N Stengel und \ 210 Eu aͤhrenfoͤrmigen Blumen. Die Frucht kenne ich noch nicht. Dr‘ 6. Schon vor 10 Jahren fand ich auf den Winzer Bergen bei Regensburg eine Achil- laea, die mir nicht A. Millefolium zu ſeyn ſchien. Ich war damals geneigt ſie fuͤr A. odorata zu halten. Um mich uͤber die Wahrheit belehren zu laſſen, ſandte ich ein Exemplar an Herrn Dr. Panzer in Nuͤrnberg; allein dieſer aͤußerte daß es eine bloße Varietaͤt von A. Millefolium ſeye. Kuͤrzlich geſchahe von einen andern Botaniker bei mir die Anfrage, ob die Achillaea magna bei Regensburg haͤufig, oder nur ſparſam wachſe. Dieſe Frage kam mir ganz unerwartet, und nach naͤhe⸗ rer Erkundigung erfuhr ich, daß Herr Funk ehemals eine Achillaea in den Win⸗ zerbergen gefunden, die Herr Profeſſor Schrank fuͤr A. magna erklaͤrt habe. Da es nun eine neue Pflanze für Deutſch⸗ lands Flora iſt; fo will ich zu deren noch⸗ maligen Aufſuchen die Regensburger Bo— taniker auffordern, weil ich ſelbſt den bevorſtehenden Sommer ru abweſend ſeyn werde. - TE 211 7. In dem botan. Taſchenb. 1791. p. 204 habe ich zu beweiſen geſucht, daß Cam— phorosma monfpeliaca L. und C. acuta L. welche Pollich in ſeiner Pfaͤlzer Flora auf— führt, nicht zu Deutſchlands Flora gehoͤ— ren, weil Pollich falſch beſtimmt habe. Mehrern Botanikern leuchtete dies ein, und Herr Dr. Roth wurde dadurch bewo— gen beide Camphorosma in ſeiner Flora Deutſchlands auszuſtreichen. Kaum war dieſes geſchehen, fo behauptete Hr. Borck⸗ hauſen in der Obercattiſchen Flora *) die wuͤrkliche Exiſtenz jener beiden Pflanzen in Deutſchland, behauptete daß Pollich ganz richtig beſtimmt habe. Ich verfehlte nicht die Botaniker abermals hierauf aufmerk ſam zu machen *), um in jener Sache wegen 2 deutſchen Pflanzenarten zur Ges wißheit zu kommen. Der Streit iſt nun entſchieden; indem die Flora der Wetterau erklaͤrt, daß Pollichs Camphorosma mon- ſpeliaca ein neues Chenopodium (Cheno- podium arenarium Gärtn. Salfola arenaria * Rheiniſches Magazin S. Sas. u. f. **) Botan. Taſchenb. 1297. S. 11. 8 O 2 212 — Maerklini) und Pollichs C. acuta das Po- lyenemum arvenfe L. ſeye. 8. Herr Borckhauſen behauptet, daß Po- Iygala monfpeliaca, P. amara und P. vul- garis nur Varitaͤten von einer einzigen Art ſeyen. Wenn dieſes wahr waͤre; ſo haͤtten die Aerzte, die den Apothekern vor⸗ warfen daß ſie faͤlſchlich die P. vulgaris anſtatt der amara einſammelten, einen ſehr unnoͤthigen Streit gefuͤhrt, aber ohnmoͤg⸗ lich koͤnnen die Botaniker die obige Be- hauptung zugeben, und ich kann nicht um⸗ hin Herrn Brahms Ausrufungen bei ei- nem Kaͤfer, hier bei den Pflanzen anzu⸗ wenden. „Wenn man ſolche auffallende Unterſcheidungsmerkmahle als bei P. amara und P. vulgaris vorkommen, nicht fuͤr be⸗ zeichnete Charaktere einer eigenen Art an- nehmen will, ſo wird es wahrſcheinlich um einen großen Theil unſerer Pflanzen⸗ arten ſehr ſchlimm ausſehen u. ſ. w. ). Ueber P. monſpeliaca kann ich mich nicht erklaͤren, da ich ſie nicht kenne. *) Rheiniſches Magazin S. 658. —— 213 9. Daß die Polypodia, und namentlich p. Thelipteris und fragile Linn. im verſchiede⸗ nen Alter auch ein verſchiedenes Ausſehen haben, und alſo merklich variiren, habe ich ſchon laͤngſt geäußert *), und ob ich wohl die Hoffmanniſchen Arten von Poly- podiis fragile, cynapifolium, anthriſcifolium, fumarioides, tenue cetr. ſelbſt beſitze und alle am natuͤrlichen Standorte geſammelt habe; ſo bin ich doch nicht geneigt Herrn Dr. Bernhardi zu widerſprechen, welcher alle dieſe Pflanzen nebſt P. alpinum Wul- fen u. a. m. für Abarten erklärt *). Wenn aber Herr Dr. Bernhardi an dem⸗ ſelben Orte auch Polypodium Lonchitis und P. aculeatum fuͤr Abarten haͤlt, und auch Polypodium Callipteris Ehrh. P. Filix mas L. P. rigidum Hoffm. und P. criftatum Schreb. fuͤr Varietaͤten von einerlei Art anſehen will, ſo iſt das offenbar zu weit gegan⸗ gen. In einem fliegenden Blatt kann man ſich wohl auch noch ſolche botaniſche Spe⸗ 0 *) Botan. Taſchenbuch. 1793. S. 147. Fr) Schraders Journal für die Botanik, ir Band S. 308. 23 214 — culationen gefallen laſſen; ſollten ſie aber in claßiſchen Werken, in Syſtemen oder Floren aufgenommen werden; ſo wuͤrde ich keinen Anſtand nehmen das Buch ohne Umſtaͤnde den Flammen zu opfern. g \ XI. g Guͤnſtige Ausſichten für Botanik, und fuͤr reiſende Botaniker. Die Unternehmung von Alpenreiſen iſt ſeit wenigen Jahren ſtark Mode geworden, und die wichtigen Reſultate davon, für die Na- turgeſchichte, und insbeſondere für die Bota⸗ nik, werden ſich bald zeigen, wenn die auf jenen Reiſen gemachten Entdeckungen erſt mehr bekannt werden. Zu den gluͤcklichſten Ereignißen, die fuͤr Botanik beſonders wich⸗ tig find, rechne ich einen botaniſchen Con⸗ — 215 greß ), der im Auguſt 1800 auf der Pa— ſterze, am Fuße des Großglockners in Kaͤrn⸗ then gehalten, und wobei unſer ehrwuͤrdi— ger verdienter Greiß Wulfen praͤſidiren wird. Um die Botaniker in den Stand zu ſetzen uͤber dieſes Ereigniß vollkommen urtheilen zu koͤnnen, ſehe ich mich genoͤthiget, hier etwas aus meiner Privatkorreſpondenz mitzutheilen, was ich freilich ſonſt nicht gerne thue; in— deſſen hoffe ich um ſo mehr Verzeihung daruͤ— ber, weil ich meine botaniſche Freunde zu— gleich dadurch benachrichtigen kann, wohin im naͤchſten Sommer mein botaniſcher Wan- derſtab gerichtet ſeyn wird. Schreiben des Herrn Baron Siegmund von Hohenwarth“) an den Herausgeber. d. d. Klagenfurt den 9. Jul. 1799. Sie haben V. H. die heil. Bluter Alpen wo Sie ſich im vorigen Jahre eine Zeit lang *) Ich nehme keinen Anſtand mich dieſes Ausdrucks zu bedienen; haben ja die Aſtronomen auch ei⸗ nen Congreß in Gotha gehalten. +) Wer unter den Naturforſchern kennt nicht die: - fen, berühmten Namen, den unermuͤdeten Ber gleiter, Wulfens und Reiners. 4 216 — aufhielten, nach zwei Jahren wieder zu be— ſuchen ſich vorgenommen. Moͤchten Sie ſich zu dieſer Reife nicht dieſen Sommer ent- ſchließen. Der Fuͤrſtbiſchoff von Gaͤrk läßt dieſes Jahr, zur groͤßten Bequemlichkeit der Botaniker und andern Reiſenden, eine Huͤtte am Fuße des Glockners, oder auf der Pa⸗ ſterze bauen, und wird ſelbſt zu Anfang des kuͤnftigen Monats eine Reiſe dahin machen. Er laͤßt Sie demnach durch mich in unſre Geſellſchaft einladen. Sie werden da keine ſo finſtre Geſichter ſehen als in Saalfelden und ob Sie ſchon in Ihrem Alpenanzuge er ſcheinen, wird man Sie doch — zu ſchaͤtzen wiſſen. Die Gegenwart des Fuͤrſten darf Sie nicht abſchrecken, denn Sie werden Ihn als einen freundlichen Herrn finden, der die Wiſſenſchaften ſchaͤtzt und unterſtuͤtzt. Und wenn Sie alles dieſes zur heurigen Alpen— reiſe nicht bewegen kann; ſo ſoll Sie doch die Bekanntſchaft mit unſerm liebſten und beſten Wulfen, der auch dieſe Reiſe mit machen wird, und der Ihre perſoͤnliche Be— Fanntfchaft zu machen wuͤnſcht, dazu bewe— gen. Wir werden vermuthlich die erſten Tage des kuͤnftigen Monats Auguſt von Klagenfurt abreiſen. Entſchließen Sie ſich doch dieſe — 1 Reiſe um ein Jahr fruͤher zu machen, als Sie ſonſt geſonnen waren. Wir werden Sie mit vielem Vergnuͤgen erwarten, und ich und Wulfen wollen emſig auch fuͤr Ihr Her⸗ barium ſammeln helfen. Siegmund von Hohenwarth. Als dieſes verbindliche Schreiben in Re⸗ gensburg eintraf, befand ich mich auf dem Untersberge, und da ich keine Verfuͤgung getroffen hatte, daß mir die eintreffenden Briefe nachgeſchickt wurden; ſo blieb auch dieſer un- entſiegelt liegen. Ende Auguſts traf ich in degensburg ein, und nun war es zu ſpaͤt den obigen freundlichen Ruf zu folgen. Mei⸗ nen Schmerz hieruͤber, kann man ſich den⸗ ken. — Ich entſchuldigte mich ſogleich in einem Schreiben an Herrn Baron von Hohen— warth, bedauerte das unvermuthete Hinder- niß welches mich von einen ſo gluͤcklichen Er⸗ eigniße ausgeſchloſſen hatte; und hoffte noch kuͤnftig meine Aufwartung am Glockner ma⸗ chen zu koͤnnen. Ich erhielt darauf fol⸗ gende Antwort: | 4. d. Klagenfurt den 25. Sept. 1799. Unendlich war es der ganzen Geſellſchaft leid, daß wir E. E. nicht in unſrer Mitte O 3 218 — hatten; der Fuͤrſt ſowohl, der ſich Ihnen empfehlen laͤßt, und vorzuͤglich unſer beſter Baron Wulfen, und ich, haben Ihre naͤhere und perſoͤnliche Bekanntſchaft ſehr gewuͤnſcht. Allein was dieſen Sommer wegen deren un⸗ vermutheten Hinderniſſen nicht ſeyn konnte, kann doch, wie ich ſicher hoffe, kuͤnftiges Jahr geſchehen. Unſere fuͤrſtliche Caravane zu dem Glockner, beſtand in 30 Perſonen, und 13 Pack⸗ und Reitpferden. Nur Schade daß wir ſo ein uͤbles Wetter und faſt immerwaͤh⸗ rendes Schnee» und Regengeſtoͤber bei der Huͤtte hatten. Es gab demnach bei dieſem Wetter nicht viel zu botaniſiren. Die Huͤtte iſt uͤbrigens bequem, und an einem guten Orte, grade gegen uͤber der Paſterze, gegen die Tyroler Seite erbauet, und der Fürft verfchafte uns alle nur mögliche Bequemlich- keit. Nur der Glockner war immer in dichte Nebel gehuͤllt. Den 24. Auguſt, nachdem ſchon die ganze übrige Geſellſchaft weg war, da ich wiederzuruͤckkehrte, und ſich der Glock— ner auf einmal ganz enthuͤllte, gelang es mir, und meinen 4 Wegweiſern, den Glock ner ganz zu erklettern. An dieſem Tage iſt auch das eiſerne Kreutz, welches der Fuͤrſt zu dieſem Ende machen ließ, an die Spitze \ — 219 des Berges geſetzt, und wenigſtens der End⸗ zweck des gaͤnzlichen Erkletterns fuͤr dieſes Jahr erreicht worden. Kuͤnftiges Jahr reiſet der Fuͤrſt gewiß wieder dahin, und da werde ich Sie fruͤher avertiren, und in unſere Geſellſchaft ein⸗ laden. Der Barometerſtand war am Berge 17 Grad und 2 — 3 Linien, aus dieſem koͤnnen Sie leicht die Hoͤhe des Glockners, der noch bis jetzt niemals erſtiegen war, abnehmen. Kuͤnftiges Jahr wollen wir in der neuen Alphuͤtte am Glockner recht froͤhlich ſeyn. Siegmund von Hohenwarth. Alſo ſoll ich noch das Gluͤck haben jene verehrungswuͤrdige Geſellſchaft — anzutref⸗ fen; ſoll mit jenen wuͤrdigen Maͤnnern in einer der pflanzenreichſten Gegend des Erd— bodens, die noch ſo wenig unterſucht wor— den, ſoll mit einen von Wulfen und von Hohenwarth an ewigem Schnee botaniſi⸗ ren — Freunde, kann ſich ein Botaniker 220 — / was beſſers wuͤnſchen „ als ſolches unvermu⸗ thete Ereigniß? 5 Endlich muß ich noch ein hiehen gehoͤri⸗ ges Acheter des Herrn von Braune, an mich, im Auszuge mittheilen: d. d. Salzburg den 5. Jan. 1800. Alſo ſoll Ranunculus nivalis, Poa alpina und Pinguicula alpina gar nicht in unſern Ge⸗ birgen wachſen? — Ä In des Herrn Kammerdirektors Baron von Molls Jahrbuͤchern (naͤmlich in der zwei⸗ ten Lieferung des vierten Bandes,) wird die Meife eingeruͤckt erſcheinen, welche Fuͤrſt Salm, die Barone von Hohenwarth, von, Wulfen u. m. nach dem Glockner unternom⸗ men haben. Unter vielen andern Alpenpflan⸗ zen, welche von Heil. Blut bis zur neuer⸗ baueten Huͤtte, und in der Gegend um ſelbe wohnen, ſind folgende die merkwuͤrdigſten: Veronica Bellardi, V. Bellidioides, Aretia al- pina, Primula glutinoſa, P. minima, Phyteu- ma pauciflorum, Campanula pulla und pu- fil!a, Gentiana nivalis und pumila, Laſerpi- tium ſimplex, Sibbaldia procumbens, Jun- — 221 eus Jacquini, Saxifraga bryoides und oppoſi- tifolia, Dianthus alpinus, Arenaria ciliata, Geum reptans, Aconitum tauricum, Ranun- culus glacialis, und pyreneus, Aſtragalus al- pinus und piloſus, Phaca frigida und auſtralis, ‘ Arabis pumila, Cardamine refedifolia, Hiera- cium alpeftre und H. Allioni, Senecio inca- nus, Arnica glacialis, Artemiſia ſpicata und glacialis, Erigeron uniflorum, Salix reticulata, Cladonia taurica, Lobaria rigida und fahlu- nenſis. — Der Fuͤrſt von Gurck wird im kuͤnftigen Auguſt wieder in Geſellſchaft von Naturforſchern den Glockner bereiſen, meh— rere Huͤtten bauen, und fuͤr alle nur moͤg⸗ liche Bequemlichkeit der Reiſegeſellſchaft ſor— gen laſſen. Zu der erwaͤhnten Reiſebeſchrei— bung, koͤmmt auch eine Zeichnung des Glod- ners, welche in Augsburg geſtochen wird. Nach der, auf dieſer Reiſe vorgenommenen Meßung, iſt der Glockner 2105 Klafter oder 12630 Fuß uͤber die Meeresflaͤche erhaben. Er iſt alfo faſt 500 Fuß höher als der Unters⸗ berg, und noch einmal ſo hoch als der Brocken. Fr. Ant. von Braune. Aus allen dieſen iſt nun erſichtlich was die Botanik aus jener Gegend für Erweite⸗ 222 — rung erhalten wird, und wie mancher Bei⸗ trag zu einer europaͤiſchen Flora dort aufge⸗ ſucht werden wird. Ich war ja ſelbſt ein⸗ mal an Ort und Stelle, und habe ſchon da- mals die Menge der Gewaͤchſe auf der Pa— ſterze und deren Gegend bewundert, und man findet bereits ein reichhaltiges Verzeich⸗ niß von jenen Pflanzen im vorjaͤhrigen bota⸗ niſchen Taſchenbuche, und in Reiners und Hohenwarts botanifcher Reiſe. Doch war ren jene Reiſen nur fluͤchtig unternommen, und jene Pflanzen ſtanden ſo zu ſagen am Wege. Was wird ſich nun nicht unter je⸗ ner gluͤcklichen Beguͤnſtigung hoffen laſſen? ö * 1 0 N 10 9 4 \ ö x \ \ | eurer Aa 223 XII. Auszuͤge aus Briefen an den Herausgeber. * 1. Vom Hrn. Prof. Kuchle in Memmingen. Auf meinen botaniſchen Excurſionen im Mai und Juni, habe ich unter andern auf unſerm ſuͤdlich gelegenen, eine Stunde langen und den 4ten Theil fo breiten Sumpfe, oder Riede, die Pinguicula vulgaris ſehr haͤufig angetroffen, die doch zu den ſeltenen deut— ſchen Gewaͤchſen gezaͤhlt wird. Aber außer der Pinguicula vulgaris habe ich auch, mitten unter ihr, eine andere Pinguicula gefunden, die weder bei Linné noch bei Hoffmann vorkommt, und auch in Succows, Beck⸗ ſteins und Roͤhlings Werken nicht ſtehet. Sie koͤnnte dem Sporne nach Pinguicula al- pina ſeyn, allein alpina! und mitten auf ei⸗ nem ſumpfichten Riede, wie reimt ſich das zuſammen. Unſere Pflanze hat, wie die ge— 224 — — 1 8 meine Pinguicula, gehaͤufte am Rande zuruͤck⸗ gerollte roſenfoͤrmig zerſtreuete Wurzelblaͤt⸗ ter. Stengelblaͤtter: keine. Eine rachen⸗ foͤrmige Blumendecke, an welcher die obere Lippe drei, die untere zweiſpaltig iſt; aber ſie iſt von außen nicht gefaͤrbt und haarig, wie die gemeine, ſondern hellgruͤn und glatt. Oie gleichfalls rachenfoͤrmige Krone iſt weiß, und endigt ſich in einem kurzen kegelfoͤrmi⸗ gen ſtumpfen und 7 0 Sporn; der mittlere Lappen der Oberlippe iſt immer mit hochgelben, gegen den Sporn zu weiß aus⸗ laufenden, Härchen beſetzt, die Staubbeutel ſind dottergelb. Die Pflanze waͤchſt einzeln, oder auch gehäuft mit 4 und 5 Blumen. Was mag das nun fuͤr eine Pinguicula ſeyn? vulgaris iſt es ſchlechterdings nicht! alpina kann es eben fo wenig ſeyn, auch nicht lufi- tanica, und villoſa. Ich erwarte hierüber von Ihnen den Aus⸗ ſchlag, welchen Sie um ſo eher geben koͤn⸗ nen, da, nach Beckſtein, die P. alpina vor⸗ zuͤglich auch in Baiern wachſen ſoll. Erlau⸗ ben Sie, daß ich ſolche einſtweilen Pingui- cula alba nenne, bis Sie mir ihren wahren Namen ſagen werden. ; Poren. HR 225 Auf eben dieſem Riede wachſen noch meh- rere Pflanzen ſehr haͤufig, die nach Roͤhling zu Deutſchlands ſeltenen Pflanzen gehoͤren ſollen, z. B. Andromeda poliifolia, Primula farinoſa, deſſen Blumen nicht blau ſind, wie Hr. Beckſtein angiebt, ſondern allzeit roth, welche Farbe aber durchs trocknen blau wird, Vaccinium Vitis Idaea, V. Oxycoccos etc. etc. Ich habe mit dem laufenden Jahre an⸗ gefangen mit Beyhuͤlfe einiger hieſigen und auswaͤrtigen Freunde, ein Herbarium vivum plantarum Sueviae officin. herauszugeben. Die Anzeige davon findet ſich im Intel. der Jen. Litterat. Zeitung Nro. 48. 1799. Ich kann mit noch ger Exemplaren aufwarten, und ich habe mich bemuͤhet die Erwartung der Subſcribenten voͤllig zu befriedigen. Zuſatz von dem Herausgeber. Die Pinguicula alba Kuchl. iſt, wie die Leſer leicht erachten werden, die ſchon oben erwaͤhnte P. Aavefcens Flörkii, und in der That iſt der erſtere Name weit paſſender als der lezte, da die Farbe der Blume voͤllig weiß, und nur mit einigen gelben Haaren, und gelben Staubbeuteln geziert iſt. P — 226 — 2. Vom Herrn Apothecker Korte in Eſſen. Ich habe dieſen Sommer bei der Zer⸗ gliederung des Myriophylli verticillati die Charaktere ganz anders gefunden, als ſolche in den botaniſchen Schriften vorkommen. Hier theile ich Ihnen die Neſultate meiner Unterſuchung mit: Radix ſibroſa. j Caulis bafı repens, adfcendens, erectiuſeulus, teres, ſubramoſus. Folia verticillata quina, ſeſſilia, pinnata, pin- nulis linearibus. Flores fexu diftincti, axillares ſeſſiles. Maſc. rariſimi. Calix quadrifidus acutiuſcu- lus. Petala 4, oblonga, concava, ſeſſilia, caduca, Antherae 8, oblongae, ſeſſiles, ſtriatae, glabrae (forma fere ſeminis Cari Carvi.) Foem. numeroſſiſſimi. Calix nullus, corolla nulla. Germen tetragonum, ſtigmate qua- drifido perſiſtente. Fructus; Pericarpium tetragonum cute coriacea abductum. Se- mina 4, ovata, diſtincta, cortice oſſea. — 227 Planta tota altitudine circiter pedali, glaber- rima, pinguis, obſcure virens. Habitat in Palude eum Hottonia etc. Aug. Es freuet mich ſehr daß die Bielefelder Botaniker ſo fleißig ſind; auch ich will mir Muͤhe geben die Pflanzen der hieſigen Ge— gend, fo viel es mir die Zeit erlaubt, aufs zuſuchen, um dadurch die botaniſchen Schaͤtze Weſtphalens, ſo viel als moͤglich bekannter zu machen. So viele Vorzuͤge auch das ſuͤd— liche Deutſchland für Weſtphalen, in botani— ſcher Ruͤckſicht voraus haben mag; ſo beſitzen wir doch auch Pflanzen, die dort nicht wach⸗ ſen. Dies wiſſen Sie laͤngſt aus dem bo— tan. Taſchenbuche von 1797. S. 78. und koͤn⸗ nen es noch mehr an einigen beikommenden Pflanzen, die ich fuͤr Ihr Herb. viv. plant. 1. p. a. geſammelt habe, ſehen z. B. Juncus Tenageia, Anthericum oſſifragum, Schoenus fu- ſcus, Seirpus Boeothryon, Sc. ceſpitoſus, Oph- rys Loeſelii, Geniſta anglica, Anagallis te- nella u. ſ. w. — 2 228 — 1 3. Vom Hrn Mielichhofer in Huͤttſchlag. Obwohl in dieſem Jahre die Witterung zum botaniſiren nicht leicht unguͤnſtiger, und ſchlechter haͤtte ſeyn koͤnnen, als es wirklich war, fo habe ich doch dieſen Sommer hin⸗ durch mehrere verſchiedene unſerer Alpenge— birge bereiſet, wobey ich aber nicht wenige Beſchwerlichkeiten, und manchesmal ſogar Lebensgefahr auszuſtehen hatte, wie ich z. B. bey der Exkurſion, wo ich den Aſtrag. uralens, entdeckte, und einſammelte, einen Fall that, der mich haͤtte das Leben koſten koͤnnen, aber fo bin ich doch noch mit 3 Ble⸗ ſuren davon gekommen. Ich habe mit allen meinen in dieſem Sommer unternommenen Reiſen einen Weg von beynahe 200 beufs ſchen Meilen zuruͤckgelegt, und trotz des faſt immer geherrſchten ſchlechten Wetters doch eine große Menge theils ſeltener, theils fuͤr mein Herb. und auch fuͤr die ſalzburgiſche Flora ganz neuer Alpenpflanzen geſammelt. Fuͤr die ſalzburgiſche Flora ſind vorzuͤglich neu: Juncus ſpadiceus, Junc. glabreſcens, Juncus — Aſtragalus uralenfis et A. leontinus 2 Stellaria ceraſtoides; Salix herbacea, S. re- pens 2 Sedum dafyphyllum; Avena verfico- rer 229 lor; Epilobium alpinum ; Doronicum auftria- cum; Draba hirta, et Draba alpina; Arena- ria polygonoides, A. proſtrata, et A. auſtria- ca; Carex frigida ; Aira ubſpicata, Phyteu- ma comofum, Phy. nigrum Schmidt, Phaca frigida; Gallium auſtriacum, Teucrium Sco- rodonia etc. und noch über 20 Species, die ich aus Mangel an der gehoͤrigen Zeit noch nicht unterſuchen konnte, indem ich zu ſehr mit Arbeiten von meinem Fache uͤberhaͤuft bin, weſſentwegen ich Ihnen anch die aus⸗ fuͤhrliche Beſchreibung aller meiner in dieſem Jahre gemachten Excurſionen jetzt noch nicht mittheilen konnte, wie ich es zu thun Willens war, weil ich dieſelbe aus Mangel an Zeit noch nicht habe ins Reine bringen koͤnnen. Hier lege ich Ihnen noch eine beſondere Hieracienart bey, die mir ganz unbekannt iſt, und vielleicht neu ſeyn duͤrfte. Die ganze Pflanze iſt ſehr ſtark mit einem widrigrie⸗ chenden Oele überzogen, das aus den druͤ⸗ ſentragenden Haaren hervorkoͤmmt, ſo daß man den uͤblen Geruch und das oͤlichte Weſen von den Haͤnden, das man beym Einlegen bekoͤmmt, nicht einmal gleich mit Waſchen wegzubringen im N iſt; die Blaͤtter 3 | . 230 — ſind ſonſt ſchoͤn gruͤn, werden aber beym Ein⸗ legen wegen der vielen Fettigkeit braun, und laſſen ſich nicht gut einlegen ). XIII. 5 Botaniſche Litteratur. n 1. 1 vivum plantarum rariorum prae- fertim alpinarum etc, Centuria fecunda enthält: Salvia verticillata, Veronica urticaefolia, Schoe- nus Marifcus, S. albus, Poa dura, Globularia cordifolia, Plantago atrata, Myoſotis alpeſtris, Waldfchmidia nymphoides, Androface elon- gata, A. lactea, A. chamaejasme, A. villofa, Azalea procumbens, Rhamnus pumilus, Evo- nymus verrucofus, Glaux maritima, Cheno- *) Es iſt dieſes das oben benannte Hieracium foe- tidum. A. d. Herausg. ——.. 231 podium arenarium, Gentiana acaulis, G. utri- culoſa, G. nivalis, G. germanica, G. cam- peftris, Heracleum auftriacum, Liguſticum au- ſtriacum, Angelica Archangelica, Oenanthe fi- ſtuloſa, Phellandrium Mutellina, Aethuſa Meum, Chaerophyllum hirſutum, Allium vi- ctorialis, Convallaria verticillata, Narthecium anthericoides, Helonias anthericoides, Adoxa moſchatellina, Elatine Alſinaſtrum, Ledum paluſtre, Rhododendron hirſutum, R. chamae- ciſtus, R. ferrugineum, Saxifraga rotundifolia, S. caeſia, Gypſophila repens, Lythrum virga- tum, Crataegus chamaemeſpilus, Sorbus do- meſtica, S. hybrida, Roſa alpina, Potentilla rupeſtris, P. cauleſcens, P. aurea, P. Brau- niana, Poeonia officinalis, Thalictrum aquile- gifolium, Anemone vernalis, A. apiifolia, A. alpina, A. baldenſis, A. narciſſiflora, Ranun- culus aconitifolius, R. alpeſtris, R. nivalis, Tbymus alpinus, Tozzia alpina, Linnea bo- realis, Pedicularis verticillata. P. roftrata, P. Sceptrum carolinum, Lepidium alpinum, Mya- grum ſaxatile, Dentaria enneaphylla, Arabis alpina, Trifolium anguſtifolium, T. rubens, Sonchus alpinus, Leontodon aureum, Hiera- cium ſtaticaefolium, H. villoſum, Cacalia al- pina, Chryfocoma ig "After alpinus, 4 232 — Cineraria cordifolia, Arnica ſcorpioides, A. montana, Buphthalmum grandiflorum, Centau- rea montana, Ophrys monophyllos, Ophrys monorchis, Carex arenaria, diſticha, C. pen- dula, C. ſylvatica, Urtica pilulifera, Salix arbuſcula, Stratiotes aloides, Salvinia natans, Marſilea 4folia, Pilularia globulifera , Aiple- nium Adianthum nigrum, Osmunda regalis. Die dritte Centurie erfcheint zu Michae⸗ lis 1800 und wird alle deutſche Eriophora, worunter 2 neue Species, alle deutſche Tufi- lagines, worunter eine neue Species, viele Al- pen Juncos, Carices, Hieracia, worunter meh⸗ rere neue Arten, Papaver alpinum, Aconita, Aftıagali u. f. w. enthalten. 2. Deutſchlands Flora in Abbildungen nach der Natur mit Beſchreibungen von Ja⸗ kob Sturm. Erſte Abtheilung 7tes Heft. Sturmia minima Hoppii (Agroſtis minima L.) Plantago lanceolata, P. Pfillium, Ilex aqui- 7 ER - — 233 folium, Hyacinthus botryoides, Hemerocallis flava, Saxifraga oppoſitifolia, Anemone Hepa- tica, A. pulſatilla, A. ranunculoides, Helle- borus niger, Orobus vernus, Tuſſilago peta- ſites? Cotula coronopifelia, Orchis latifolia, Valantia cruciata. Dieſes vortrefliche Werk, davon der In⸗ halt der vorhergehenden Hefte in den vori— gen botaniſchen Taſchenbuͤchern angezeigt wor⸗ den, hat ſeinen ununterbrochenen Fortgang, und Herr Sturm faͤhrt fort die vollkommen⸗ ſten Abbildungen ganz nach der Natur, und mit den genaueſten Zergliederungen, die fuͤr die Wiſſenſchaft beſonders intereſſant ſind, zu liefern. Dies Werk verdient daher in den Haͤnden jedes Botanikers zu ſeyn, und es iſt auch dem Anfaͤnger aͤuſſerſt wichtig und von großen Nutzen, da es zur Zergliederung der Bluͤthentheile — das wichtigſte für jeden Botaniker, Gelegenheit giebt. Herr Sum bat bei Malen dieſes Werks den Plan, von allen Gattungen, vors erſte eine Abbildung zu liefern, um ſo bald als moͤglich, ſaͤmmtliche Gattungs kennzeichen in Zergliederungen beizubringen. Dieſer | P 234 in, Plan iſt ſehr gut, doch erſuchen wir Herrn Sturm ſich nicht gar zu genau an dieſe Ord— nung zu binden, und wenigſtens dann da- von abzugehen, wenn er von einer Gattung alle bekannte deutſche Arten zugleich liefern kann, was bei einigen z. B. Pyrola, Conval- laria etc. nicht ſchwer ſeyn wird. Auch wird es ſeinen großen Nutzen haben, wenn oft zwei Pflanzen zugleich geliefert werden, die viele Aehnlichkeit mit einander haben. In Beziehung des vorliegenden Heftes haͤtten wir ſehr gewuͤnſcht, neben Plantago lanceo- lata auch die ihr verwandte Plantago atrata zu ſehen. Neben Saxifraga oppoſitifolia hätte die Saxifraga biflora, neben Anemone pulſa- 1 tilla, die Anemone pratenfis und neben Tufli- lago Petafites, die Fuſſilago hybrida, einen ſchicklichen Plaz verdient. Von der Tufli- lago hätten wir gerne die ſaͤmmtlichen deut⸗ ſchen Arten geſehen. Die hier abgebildete Fuſſilago petaſites iſt ganz gewiß Tuſſilago hybrida wie die Vergleichung mit der Abbil⸗ dung der Tuſſilago Petaſites in Zorns Icones pl. medic. Tab. 68. Hrn. Sturm ſogleich ſelbſt uͤberzeugen wird. Die Beſchreibung gehoͤrt richtig zur T. Petaſites. — 235 Zweite Abtheilung drittes Heft. Buxbaumia aphylla, Encalypta vulgaris, E. ciliata, Andraea petrophila, Marchantia polymorpha, Targionia hypophylla, Anthoce- ros levis, Peltigera polydactyla, P. venoſa, P. crocea, Umbilicaria polyphylla, U. crinita, Lobaria aculeata, L. ciliaris, Pſora pezizoi- des, Verucaria coracina. Bei dieſem Hefte muß ich einige Irrun⸗ gen berichtigen, die durch mein Verſehen vor— gefallen. Die dargeſtellte Encalypta ciliata iſt Bryum (Encalypta) tortuoſum Wulf. Ich hielt beide nicht verſchieden, wie es auch Ehrhart behauptete. Die Targionia waͤchſt nicht im Bayreuthiſchen, wie es Herr Funk berichtet hatte. Das vierte Heft der zweiten Abtheilung wird eheſter Tagen ausgegeben werden. Es enthält alle deutſchen Polytrichs. Hoppe. 3. 7 Flora Europaea inchoata a J. J. Roemer etc. eum Tab. aeneis, Norimbergae in Offi- \ 236 — cina Raſpeana Faſciculus * 4 1 — 99. in 8vo. Wir uͤbergehen den Zweck und die Ein— richtung dieſes Werkes, was wir als bekannt aus der Ankuͤndigung vorausſetzen. Ohne⸗ hin wird daſſelbe in den Händen der Bota— niker ſeyn. Wir wollen alſo nur den An⸗ faͤnger mit dem Inhalte noch bekannt ma⸗ chen, um die Vermoͤgenden die Anſchaffung dieſes nuͤtzlichen Werkes anzurathen. Jedes Heft enthaͤlt 8 in natürlicher Groͤße vorge- ſtellte Pflanzen, die nach der Natur gezeich— net und illuminirt ſind. Bei jeder Pflanze ſind Charaktere, Namen, Synonima, Va⸗ terland, Beſchreibung ꝛc. moͤglichſt vollſtaͤn⸗ dig hinzugefuͤgt, und ganz gewiß wird die⸗ ſes Werk fuͤr die Botanik in der Folge aͤuſſerſt intereſſant werden. Erſtes Heft. Soldanella alpina. Dies Gewaͤchs iſt hier ganz anders abgebildet, als die natuͤrlichen Exemplarien in dem Herb. viv. plant. rarior. nn) : 237 Vielleicht hat doch Herr Schmidt wohl recht, wenn er 2 Arten von Soldanella aufſtellt. Centaurea ceſpitoſa, eine neue Pflanze aus Italien. Trientalis europaea, die Blätter ſind zu dunkel illuminirt; uͤberhaupt duͤrfte die Illumination etwas reiner und natürli- cher ſeyn. Dianthus deltoides. Die Blume iſt zu blaß. Es kommen wohl, wie Herr Roͤmer ſagt viele Varietaͤten in Anſehung der Blumenfarbe vor; doch iſt die hochro the Farbe wie am Dianthus cartuſianorum und D. plumarius, die gewoͤhnlichere, und jene Ba- rietaͤten finden ſich wohl am haͤufigſten nur in den Herbarien. Campanula hederacea, Hypericum elodes, ſchoͤn! Moͤhring entdeckte ſie zuerſt in Deutſchland bei Jever. Er hielt ſie aber fuͤr Hypericum humifuſum. Die Pflanze iſt in Weſtphalen nicht ſelten. Cy— pripedium bulboſum fuͤrtreflich! Aus Lapp⸗ land und Rußland. Saponaria lutea aus der Schweiz und Italien. Ob es wuͤrklich eine Saponaria ſeyn mag? Zweites Heft. Epimedium alpinum, Agaricus decipiens, Juncus filiformis, Holoſteum umbellatum, A) 238 . — — Ophrys Loefelii, ©. monorchis, Sagittaria ſa- gittifolia, Lathyrus niſſolia. Drittes Heft. Alyſſum finuatum aus Spanien, Cortufa Matthioli, fuͤrtreflich. Lycoperdon phalloi- des, Malaxis paludoſa (Ophrys paludoſa Linn.) Valeriana ſupina, ſehr ſchoͤn. Vicia lathyroi- des, Campanula carpatica, Cucubalus Otites, maͤnnliche Pflanze. Viertes Heft. Agrimonia agrimonoides, Erica daboecia, Chlora perfoliata, Adonis vernalis, Cypripe- dium Calceolus, Antirrhinum alpinum. Ra- nunculus parnaſſifolius, Orchis fambucina, Der Fleiß der Botaniker in Aufſuchung der Gewaͤchſe ihrer Gegenden hat gegenwaͤr⸗ tig einen ſehr hohen Grad erreicht, und be⸗ ſonders haben ſich die Kraͤuterforſcher Deutſch—⸗ lands darinn ſehr ausgezeichnet. Erſt neuer⸗ lich ſind folgende Werke erſchienen: 1. Oekonomiſch⸗ techniſche Flora der Wette⸗ — 2839 rau. Herausgegeben von G. Gaͤrtner, Dr. B. Meyer, und Dr. J. Scherbius. Erſter Band, nebſt einer Landkarte, Frank— furt 1799. . Primitiae Florae Werthemenſis, Auctore A. W. E. C. Wibel. M. D. Jena 1799. Beide Werke ſind ſehr interreſſant, und dem deutſchen Botaniker unentbehrlich. Sie zaͤhlen die Pflanzen von Gegenden auf, die bisher faſt gar noch nicht unter— ſucht waren. Viele Arten ſind berichtigt, manche neue Charactere ſchon bekannter Arten, entworfen, und mehrere ganz neue Arten beſchrieben worden. Verzeichniß ſichtbar bluͤhender Gewaͤchſe welche um den Urſprung der Donau, und des Neckars, denn um den untern Theil des Bodenſees vorkommen. Winterthur 1799. f = Auch dieſes kleine Werkchen zählt man⸗ che ſeltene Pflanze auf, und nebenbei ſind einige nicht ganz unwichtige Bemerkungen hinzugefügt. —ͤä — Aber auch auſſer den gedruckten Bei⸗ traͤgen wurden mehrere ſchaͤtzbare Ent⸗ deckungen gemacht. Erſt kuͤrzlich meldete mir Herr Schkuhr. „Ich habe bei Wit⸗ tenberg eine neue Poa, die ich P. glauca nenne, entdeckt, und lege davon ein Exem⸗ plar bei.“ Dieſe Pflanze waͤchſt bei Re⸗ gensburg ſehr haͤufig, und laͤngſt hatte ich ſie bemerkt, weil mir aber ein angeſehener Botaniker dieſelbe bereits für 10 Jahren als Poa criſtata beſtimmt hatte; ſo unter⸗ ſuchte ich ſolche nicht weiter. Herr Apo— thecker Conſtantini zu Rotenburg in Heſſen ſchickte mir das nemliche Gewaͤchs ſchon im vorigen Jahre zu, indem er es eben- falls als eine neue Art anſahe. Herr Schkuhr wird ohne Zweifel die Charak— tere feſtſetzen, und uns ihre Verſchieden— heit von Poa criftata darthun. Ich werde aber ſelbſt dieſe Pflanze in die Zte Cen- turie meines Herb. v. pl. rar. bringen. Noch eine neue Pflanze für Deutſch⸗ lands Flora iſt Carex fulva Goudenough. Sie waͤchſt haͤufig bei Regensburg, und iſt mit Carex diſtans nahe verwandt, aber doch davon verſchieden; die Aehren ſind — 241 laͤnger, faſt ſtiellos, die Narben länger, und die Kapſeln dunkelgruͤn, u. ſ. w. Auch dieſe Pflanze wird in der Zten Centurie vorkommen. Auch Herr Gaͤrtner entdeckte um Has nau eine neue Fumaria (tenuifolia) ein neues Eryſimum, welches im 2ten Band der Wetterauer Flora beſchrieben wird, das Geranium macrorhizon, eine fuͤr Deutſch⸗ land neue Pflanze, die in der Wetterau . wild waͤchſt, und endlich einen neuen Senecio der bisher immer entweder für Senecio ſarracenicus oder S. Doria, oder gar für nemorenſis ausgegeben wurde. Eine bisher uͤberſehene Art von Carex entdeckte Herr Prof. Duval im Sommer 1798. Er fand nemlich bei Einſammlung der reifen Saamen von Carex dioica eine merkliche Verſchiedenheit dieſer Saamen unter ſich ſelbſt. Hiedurch aufmerkſam gemacht, beobachtete er im folgenden Sommer die Pflanzen ſelbſt genauer, und fand nun daß es zwei völlig verſchie— dene Arten von Carex mit getrenntem Ge— ſchlechte gäbe. Beide wachſen bei Ne Q 242 — gensburg auf naſſen Wieſen haufig, und wahrſcheinlich find folche auch in andern Gegenden zu finden. Welches nun die ee dioi- ca Linn. ſeyn mag, iſt ſchwer zu entfchei> den, weil die Beſchreibung uͤberall zu kurz iſt. Dem mag aber nun ſeyn, wie es wolle, fo kann der Name Carex dioica nicht fuͤglich mehr exiſtiren, weil es nun mehrere Arten mit getrenntem Geſchlechte giebt. Wir nennen die eine Art: Carex ſcabra. Dieſe waͤchſt raſenartig, ſo daß 15 — 20 Halme ſowohl an der maͤnnli⸗ chen als weiblichen Pflanze aus der Wur- zel hervorkommen. Der Halm ift rück waͤrts rauh, welches man ſogar an der getrockneten Pflanze bemerkt, wenn man ſie zwiſchen den Lippen ſtreicht. Die rei⸗ fen Saamen ſind lang zugeſpitzt, ſitzen zerſtreuet, und biegen ſich zuletzt zuruͤck: C. ſpica fimpliei dioica, radice ceſpitoſa, culmo retrorfum ſcabro, ſemine mucronato reflexo.. Die 2te Art Carex laevis hat eine kriechende Wurzel, woraus ein oder 2 Halme hervorkommen. Die Halme ſind voͤllig glatt, die reifen Saamen ſitzen ge⸗ N 9 243 draͤngt, aufrecht, und ſind maͤßig zuge⸗ ſpitzt: C. ſpica ſimplici dioica, radice repen- te, culmo glabro, ſemine erecto. V. iR Vermiſchte Nachrichten. Die Regensburgiſche botaniſche Geſellſchaft hat durch den Beytritt des Herrn Caſpar Graf von Sternberg, Hochfuͤrſtl. Biſchoͤfl. Re⸗ gensburg⸗ und Freiſingiſchen geheimen Rath und Domkapitular, ein Mann von auserle⸗ ſenen Kenntniſſen in mehrern gelehrten Faͤ⸗ chern, beſonders in der Kraͤuterkunde, und namentlich in der Forſtwiſſenſchaft, einen neuen Schwung bekommen. Dieſer vortref— liche Mann nahm ſich bald nach erhaltenem Diplome als ordentliches Mitglied, unſerer Angelegenheiten aufs beſte an, gab uns zur Aufbewahrung unſers Eigenthums und zur Erneuerung unſerer Privatfigungen ein eige⸗ Q2 2 a, 7 Ste * nes Zimmer in ſeinem Canonicalhof, und lud die Geſellſchaft nicht nur zu einer Pri— vatſitzung in dieſer feiner Wohnung ein, wel che auch am ı12ten September laufenden Jahrs Statt fand, und durch das, was darin verhandelt, den Namen einer feyer— lichen Sitzung dem Weſentlichen nach gar wohl verdiente, ſondern er machte auch den Heft. des Tages durch feine edle Freygebig⸗ keit faͤmmtlichen ordentlichen Mitgliedern zu einem ihrer angenehmſten und vergnuͤgteſten. In dieſer Sitzung, welche der Praͤſes der Geſellſchaft, mit einer Rede eroͤffnete, die ſich hauptſaͤchlich auf die neuen Verhaͤlt⸗ niſſe mit dem Herrn Grafen von Sternberg, und auf die alten mit dem Hrn. Ritter von ray, der ſeit dem Entſtehungsjahr unſers Inſtituts den ruhmwuͤrdigſten Antheil an dem- ſelben nahm, bezog, las der Hr. Graf eine Abhandlung vor, die von den oben angezeig⸗ ten vortreflichen Eigenſchaften die evidente— ſten Beweiſe giebt. Außer einer, der Ge— ſellſchaft fuͤr die Aufnahme in dieſelbe hoͤchſt verbindlich abgeſtatteten Dankſagung, die, wie das Ganze, in einem ſehr gefaͤlligen Gewand eingekleidet war, zum Beweiſe der — 245 Vertraulichkeit des Verfaſſers mit den ſchoͤ⸗ nen Wiſſenſchaften, ſprach der Herr Graf von den Mannigfaltigkeiten im Reiche der Natur, und von einigen aͤltern und neuern Syſte— men. Beſonders hielt er ſich bei ſeinem Lieblingsſtudium, der Forſtbotanik, auf, wo er beſonders ſeine Meinung von dem An⸗ bau des Acacienbaums, ohne ſich zu der einen oder andern Partey zu ſchlagen, vor: trug, und zugleich die Mittel anzeigte, wie in der Folge einem Holzmangel vorgebeugt werden koͤnnte. Er glaubt, daß unſere Nach⸗ kommen weder uͤber Holzmangel klagen, noch um fremde Beduͤrfniſſe dem Auslaͤnder zins⸗ bar ſeyn werden, noch die Kraͤuterkunde den Namen einer trocknen Nomenclatur verdie— nen werde, wenn einſt die Weyhmouthsfichte, die ſchwarze Lerche, der Zuckerahorn und die Zuckerbirke bei uns einheimiſch geworden, und in ganzen Schlaͤgen mit unſern Hoͤlzern vermiſcht prangen werden; wenn der un⸗ aͤchte Acacienbaum auf eine wohlfeilere und zweckmaͤßigere Art, als bisher, allge- meiner gebaut werden koͤnne; wenn durch ge— nauere Erforſchung des Bodens, durch zweck— maͤßige Cultur, durch Unterricht der Forſt⸗ leute, die Vermehrung unſerer inlaͤndiſchen 2 3 4 246 — & vortreflichen Holzarten mit der Oberfläche im Verhaͤltniß ſtehen werde; wenn unſere Waͤl— der und Pflanzungen gegen die Verheerungen der Inſekten beſſer geſchuͤtzt, durch Austrock— nung der Moorgruͤnde, Anpflanzungen beſſe— rer Grasarten, allgemeinern Kleebau, Ein— fuͤhrung des Spergels und durch gedeihliche Futterkraͤuter die Stallfuͤtterung allgemeiner, geworden; wenn durch die Anpflanzung frem⸗ der pharmacevtiſcher Pflanzen, wie ſchon mit der Rhabarbar geſchehen, die Huͤlfsmittel gegen mancherley koͤrperliche Gebrechen er— leichtert und vervielfacht ſeyn werden, wie z. B. das in Faͤulniß gehende Fleiſch durch Kohlenſtoff, der ſchon der Keimkraft bes raubte Saame durch kochſalzſaures Gas wieder zur Keimung geſchickt gemacht werde u. ſ. w. Beſonders rieth der Herr Verfaſſer auf die Verſchiedenheit des Bodens Ruͤck⸗ ſicht zu nehmen, und beſonders darauf Acht zu geben, welche Pflanzen ein Boden frey- willig hervorbringe. Er fuͤhrte ſein eigenes Beyſpiel an, wie ſehr er dieſe Winke der Natur in einem benachbarten Walde, wovon er den zu ſeiner Diſpoſition ſtehenden Antheil deſſelben zu einer Baumpflanzſchule ange— wandt hat, ſeit mehrern Jahren benutzt habe. a)... 247 Der Herr Graf gieng nun auf die Garten⸗ kunſt über, und ſchilderte die Vortheile eis ner zweckmaͤßigen Cultur des Bodens in Hin⸗ ſicht des angenehmen Lebensgenußes durch Verſchoͤnerung der Pflanzungen, mit vieler Waͤrme und herzlichem Gefuͤhl. Endlich gab er noch Winke aus dem weiten Umkreis der Natur in das verſchwiſterte Gebiet der Kunſt, und rieth bei Pflanzungen, die ſo ſehr mit der Landſchaftsmahlerei verwandt ſeyen, auf aͤſthetiſche Grundſaͤtze Ruͤckſicht zu nehmen; „denn je mehr wir, ſagt er, den Ge— ſchmack des wahrhaft Schönen ausbil⸗ den, deſto mehr erweitern wir die Zwecke der Kunſt, deſto leichter machen wir es dem Geiſt des Landſchaftmahlers, ſeine Wahl zu beſtimmen, und ſich mit Waͤr⸗ me und Intereſſe allmaͤhlig zum hoͤhern Schwung des Ideals zu erheben.“ — Hr. Profeſſor Duval ſchilderte in einer herz⸗ lichen und wohlgeſetzten Rede ſeine dankbare Anhaͤnglichkeit an den Herrn Grafen von Sternberg und Hrn. Ritter von Bray, ſowohl im Blick auf ſich ſelbſt, als auf die Geſellſchaft, die dem letztern ſchon ſo Vieles zu verdanken hat, und dem erſtern, nach dem Anfang ſchon zu urtheilen, noch Vieles 2 4 248 | — zu verdanken haben wird. Herr Ritter von Bray, der zwei Tage hernach eine Reiſe nach den noͤrdlichen Gegenden in wichtigen Geſchaͤften eines benachbarten Hofes ange— treten hat, nahm in einer ruͤhrenden Rede von den verſammelten Mitgliedern den herz⸗ lichſten Abſchied. Möchte feine Anhaͤnglich⸗ keit an unſer Inſtitut, die er auch bei die⸗ ſer Gelegenheit zu erkennen gab, durch ſeine glaͤnzendere Laufbahn als Geſandter nie aus⸗ geloͤſcht werden! — Endlich zum Beſchluß las Herr Dr. Hoppe eine Abhandlung uͤber die Salzburgiſchen Gebirge in botaniſcher Ruͤckſicht, und legte bey dieſer Gelegenheit mehrere getrocknete Alpenpflanzen vor, wor von ſich die Arten der Gentiana und einige andere ganz vorzüglich durch ihre bewunderns⸗ wuͤrdige Schoͤnheit auszeichneten. Merk⸗ wuͤrdig iſt auch eine neue Petafites Mönch., die ſich von allen bekannten Arten ſchon durch die ganz gruͤnen und glatten Blaͤtter unter⸗ ſcheidet. Zwei neue Arten aus der Gattung Eriophorum, wovon die eine (E. triquetrum H.) dem E. anguſtifolio, die andere (E. Scheuch- zeri H.) dem E. vaginato nahe kommt, wird Hr. Dr. Hoppe in der dritten Centurie des Herb. viv. plant. rar. p. a. mittheilen, ſodann — 249 die Abbildungen in Sturm's Deutſchlands Flora liefern, und endlich eine Monographie über Eriophorum in feinem botanifchen Ta⸗ ſchenbuche einruͤcken. ? XV. An k uͤn digung. — — Auf den vielen Exkurſionen, die ich ſeit ein paar Jahren auf das Fichtelgebirg, in deſſen Naͤhe ich wohne, gemacht habe, hatte ich das Vergnuͤgen eine große Anzahl Crypto⸗ gamiſten zu finden, wovon viele unter die ſeltnen gehoͤren, und, auſſer auf dem Harze wohl an wenig Orten im mittlern Deutſch⸗ land vorkommen. Ich habe nun von allen mir vorgekommenen eine betraͤchtliche Anzahl Exemplare geſammelt, und bin willens, eine Sammlung welche den Tittel fuͤhrt: Crypto⸗ gamiſche Gewaͤchſe des Fichtelgebirgs herauszugeben, und fie Liebhabern der Crypto⸗ gamie um einen billigen Preiß zu uͤberlaſſen. N — 250 | — Die Sammlung ſelbſt wird Heftweis in 4. erſcheinen, und Cryptogamiſten aus allen Ordnungen enthalten, die ſo gut als moͤg⸗ lich getrocknet, und meiſt nach dem Hoffmaͤnn⸗ ſchen bot. Taſchenbuch geordnet ſind. Jedes Heft enthaͤlt 25 Stuͤck, wovon allzeit eins auf einen Quartblatt weißen Pa⸗ pier nebſt den Namen befindlich iſt. Der Preis eines Hefts iſt 8 Gr. Saͤchß. oder 36 kr. Rhein. Alle Meſſe wird eines geliefert, und die Herren Liebhaber duͤrfen ſich nur an die Buchhandlung ihres Orts wenden, da die Sammlung ſelbſt Herr G. A. Grau in Hof in Commißion hat, von dem man fie in Leipzig erhalten wird. Daß ein Heft um den geringen Preiß nicht lauter Seltenheiten enthalten kann, brauche ich wohl nicht zu erinnern. Geefrees im Febr. 1800. H. C. Funck. ; Inhalt des erſten Hefte. Nro. I. Lycopodium complanatum. | 2. — — inundatum. — ——— Samen un. Nro. 3. Lycopodium felago, 4. Buxbaumia folioſa. 5. Polytrichum urnigerum. 6. Gymnoftomum Hedwigia. 7. Bryum ftrumiferum, 3. — aciculare. 9. — flagellare. Io. — rugoſum. 11. — undulatum. 12. — heteroſtichum. 13. Mnium laterale. 14. Hypnum bryoides. 185. — pennatum. 16 — undulatum. 15. Peltigera venoſa. 18. Umbilicaria hyperborea. 19. D. ceorrugata. 20. Stereocaulon paſchale. 21. Lobaria furfuracea. 22. — fſaxatilis. 23. Pſora Muicorum, 24. — Hypnorum. 25. Verrucaria tartarea. Das ꝛte Heft fo zu Michaeli erſcheint, wird folgende enthalten. Nr. 26. Aſplenium ſeptentrionale. 252 Nro. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 49. 30. n — Aſplenium germanicum. Polytrichum alpinum. — — aloides. Orthotrichum crifpum, Bryum flexuoſum. — caneſcens. — lanuginoſum. — microcarpum. . Mnium pomiforme. Hypnum crifta caftrenfis, — triquetrum. . Andraea petrophila. . Jungermannia tomentoſa. — — radicans. . Blafia pufilla, Peltigera Papyracea. Umbilicaria polyphylla. — — puftulata. . Usnea. bicolor. Stereocaulon globiferum. „ Lobaria fraxinea. — centrifuga. — ſtygia. Verrucaria varia. UNI Fe - gr 2 8 SR ; RER, 5 - 3 : ; 2 x an RER — — ä ä 3 8 LT N . —— 2 — —— 2 5 7 2 2 N 2 5 ae — BR * 2 ER : Ben — 55 ar